Dioxin

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Dioxin
Umweltschutz – Standbein
der Lebensmittelsicherheit
Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
imPrESSUm
IM
Herausgeber:
BundesministeriumfürUmwelt,NaturschutzundReaktorsicherheit(BMU)
ReferatÖffentlichkeitsarbeit·11055Berlin
E-Mail:[email protected]·Internet:www.bmu.de
Redaktion:
MichaelJud,BundesamtfürVerbraucherschutzundLebensmittelsicherheit(BVL)
Dr.GerlindeKnetsch,Umweltbundesamt(UBA)
Dr.ChristaSolbach,ClaudiaVirnich,BundesministeriumfürUmwelt,NaturschutzundReaktorsicherheit
(beideBMU,ReferatIGII7)
Gestaltung:
Druck:
design_idee,büro_für_gestaltung,Erfurt
BonifatiusGmbH,Paderborn
Abbildungen:
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Stand:
Januar2013
5.aktual.Auflage: 10.000Exemplare
2
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
I
Einführung
4
1
Dioxine und PCB
6
2
Verbraucherschutz
7
2.1
LebensmittelvonanLandlebendenTieren
8
2.1.1
HöchstgehalteundAuslösewerte
8
2.1.2
Verbrauchertipp
2.2 Fischereierzeugnisse
2.2.1
3
4
HöchstgehalteundAuslösewerte
10
11
11
2.2.2 Verbrauchertipps
12
Dioxine und PCB in der Umwelt
13
3.1
13
RückgangderEmissionen
3.2 Kontaminationsquellen
15
3.3 UmweltprobenbankdesBundes
17
Übergang von Dioxinen und PCB in die nahrungskette
20
4.1
20
AblagerungausderLuftaufdiePflanze
4.2 EinflüsseaufdieAnreicherungvonDioxinenundPCBimBoden
22
4.3 AufnahmedurchdasNutztier
24
Eintragsquellen für Dioxine und PCB in die Lebensmittelproduktion
25
5.1
ProduktionsketteninderNutztierhaltung
25
5.2 KontaminationsquellenindenProduktionsketten
29
6
Vorsorgende maßnahmen in der Landwirtschaft
31
7
Sanierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft
34
8
Bezugshinweis „Fragebögen für Geflügel-, rinder-, Schaf- und Schweinehalter
zur analyse und Vermeidung einer möglichen Belastung mit Dioxinen und PCB”
35
5
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
3
EinFÜhrUnG
Verbraucherinnen und Verbraucher wollen eine gesunde Ernährung mit hochwertigen Lebensmitteln,
die unter Beachtung des Schutzes von Umwelt und
Natur sowie artgerechter Tierhaltung erzeugt wurden. Umweltschutz ist ein Standbein der Lebensmittelsicherheit. Damit leistet das Bundesumweltministerium einen wichtigen Beitrag zum gesundheitlichen
Verbraucherschutz. Umwelt- und Chemikalienrecht
sowie technischer Fortschritt tragen dazu bei, in Produktionsprozessen, bei der Energieerzeugung und bei
der Entsorgung von Abfällen Neueinträge von Schadstoffen in die Umwelt zu vermeiden beziehungsweise
auf das unumgängliche Maß zu verringern.
Sicher ist: Falsches Essverhalten „zu viel, zu fett, zu
süß“ stellt nach wie vor das größte nahrungsbedingte
Risiko dar, gefolgt von Infektionen und Vergiftungen
durch mangelnde Hygiene und Fehler im Temperaturmanagement beim Umgang mit Lebensmitteln.
Auch natürliche Giftstoffe wie Schimmelpilze stellen
ein nennenswertes gesundheitliches Risiko in Lebensmitteln dar. Gesundheitsschäden durch Umwelteinflüsse auf Lebensmittel sind in Deutschland dagegen
die Ausnahme.
4
Diese Broschüre informiert über die Problemschadstoffe Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB) in
der Umwelt und in Lebensmitteln. Es handelt sich
hierbei um gesundheitsschädliche, giftige Schadstoffe. Der Mensch nimmt Dioxine und PCB im Wesentlichen über fetthaltige, vom Tier stammende
Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Eier sowie Fischereierzeugnisse auf. Obst, Gemüse und Getreide sind bundesweit betrachtet einheitlich gering
mit Dioxinen und PCB belastet und tragen daher nur
wenig zur lebensmittelbedingten Aufnahme dieser
Schadstoffe bei.
Bereits seit Mitte der 1980er Jahre wird der Ausstoß
dieser Schadstoffe in die Umwelt durch eine Fülle
gesetzgeberischer und technischer Maßnahmen erfolgreich unterbunden beziehungsweise vermindert.
Die heute fast überall in der Umwelt gleichwohl vorkommenden Dioxine und PCB stammen größtenteils
aus inzwischen verbotenen Produktionsprozessen beziehungsweise Anwendungen. Das Vorkommen bestimmter PCB in Lebensmitteln wird in Deutschland
zum gesundheitlichen Verbraucherschutz bereits seit
1988 durch Höchstmengen begrenzt.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
Aufgrund ihrer Langlebigkeit sind Dioxine und PCB
nach wie vor allgegenwärtig in der Umwelt vorhanden, wenngleich meist auf einem niedrigen Niveau.
Vor allem Böden und die Sedimente in den Gewässern sind einerseits Schadstoffspeicher, andererseits
durch Remobilisierung wesentliche Quellen für den
Übergang dieser Schadstoffe in die Nahrungskette.
Auch der fahrlässige Umgang mit PCB-haltigen Altprodukten und Altgeräten führt dazu, dass PCB freigesetzt wird und in die Umwelt gelangt.
Der in den vergangenen 20 Jahren deutlich verminderte Neueintrag von Dioxinen und PCB in die Umwelt spiegelt sich insbesondere aufgrund ihrer Langlebigkeit nicht in einer vergleichbaren Verringerung
der Schadstoffgehalte in allen Lebensmittelgruppen
aller Haltungsformen gleichermaßen wider. Nach
wie vor bestehen Wissenslücken beim Übergang von
Dioxinen und PCB aus der Umwelt in die Nahrungskette. So kann bislang nicht zweifelsfrei erklärt werden, warum neben unbelasteten auch belastete Tiere
in Herden identifiziert werden, die auf vergleichsweise unbelasteten Flächen geweidet haben. Die Forschungsarbeiten werden fortgesetzt.
Erheblich belastete Lebensmittel können für die Verbraucherinnen und Verbraucher ein gesundheitliches
Risiko darstellen. Zum gesundheitlichen Verbraucherschutz gelten daher seit dem Jahr 2002 europaweit
stufenweise rechtsverbindliche Höchstgehalte und
freiwillig anzuwendende Auslösewerte für Dioxine
und PCB in verschiedenen Lebensmitteln. Auch hierüber informiert die Broschüre.
Verbraucherinnen und Verbraucher, Landwirtinnen
und Landwirte können nicht warten, bis alle Wissenslücken geschlossen sind. Deshalb ist ein weiteres Ziel
dieser Broschüre, das vorhandene Wissen darüber
zu vermitteln, auf welchen Wegen Dioxin- und PCBAltlasten aus der Umwelt in die Nahrungskette gelangen. Dieses Wissen sollte von der Landwirtschaft
genutzt werden, um die Aufnahme dieser Schadstoffe
insbesondere aus punktuellen oder regionalen Altlasten, aber auch aus ungeeigneten Baumaterialien, Holzschutzmitteln, Farben sowie Reinigungs- und Desinfektionsmitteln durch Nutztiere zu vermeiden. In der Broschüre werden konkrete Hinweise zur Vermeidung von
Dioxin- und PCB-Einträgen im Zuge der Erzeugung insbesondere von Milch, Fleisch und Eiern gegeben.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
5
1
1 DioxinE UnD PCB
Zur Stoffgruppe der Dioxine gehören 75 polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und 135 polychlorierte
Dibenzofurane (PCDF). Polychlorierte Biphenyle (PCB)
sind eine Gruppe von 209 chlorierten Substanzen,
von denen einige in Abhängigkeit von der Anzahl der
Chloratome und ihrer chemischen Struktur dioxinähnliche Eigenschaften zeigen und deshalb eine den
Dioxinen vergleichbare Schädlichkeit aufweisen. PCB
werden daher in dioxinähnliche und nicht dioxinähnliche PCB unterteilt.
Seit 1990 richtet sich der Schwerpunkt der Umweltschutzmaßnahmen erfolgreich auf das „Verstopfen“
der PCB- und Dioxinquellen. Als Emissionsquellen für
Dioxine und PCB dominieren heute Belastungen aus
Anwendungen in der Vergangenheit. Gesundheitsschädliche Dioxine und PCB sind in der Umwelt und
damit auch in der Nahrungskette allgegenwärtig vorhanden – wenngleich meist auf niedrigem Niveau.
Einige Vertreter dieser unerwünschten Stoffe sind
chemisch sehr stabil, besonders toxisch und werden
nur sehr langsam abgebaut. Im Boden bleiben diese
Schadstoffe über Jahrzehnte erhalten. Durch diese
Langlebigkeit und ihre gute Fettlöslichkeit reichern
sie sich im Fettgewebe von Tieren und Menschen an.
Der Mensch nimmt diese Substanzen hauptsächlich
über fetthaltige, vom Tier stammende Lebensmittel
auf. Höher kontaminierte Lebensmittel können für
den Verbraucher ein gesundheitliches Risiko darstellen.
AbnahmederDioxinbelastunginMilchvon1987bis2012
3,50
01.07.2002bis31.12.2011
EU-Höchstgehalt3,0pg/gFett
WHO-PCDD/F-TEQ[pg/gFett]
3,00
01.07.2002bis31.12.2011
EU-Auslösewert2,0pg/gFett
2,50
seit01.01.2012
2,5pg/gFett
seit01.01.2012
1,7pg/gFett
2,00
1,50
1,00
0,50
0,00
87
19
94
19
95
19
96
19
97
19
98
19
99
19
00
20
01
20
02 003 004 005 006 007 008 009 010 2011 012*
2
2
2
2
2
2
2
2
*vorläufig
2
20
Für das am umfangreichsten untersuchte Lebensmittel Milch ist festzustellen, dass die Dioxinbelastung zwischen 1987
und 2000 um rund 80 Prozent von circa 2,3 auf circa 0,4 Pikogramm Dioxinäquivalente je Gramm (pg/g) Milchfett
abgenommen hat und seitdem mit geringen Schwankungen auf niedrigem Niveau stagniert. Damit liegt die durchschnittliche Dioxinbelastung weit unter dem europaweit geltenden Auslösewert beziehungsweise Höchstgehalt.
Quelle:JahresberichtedesehemaligenBundesgesundheitsamtessowiedesChemischenundVeterinäruntersuchungsamtesFreiburg,desChemischen
Landes-unddesStaatlichenVeterinäruntersuchungsamtesMünster,desNiedersächsischenLandesamtesfürVerbraucherschutzundLebensmittelsicherheitOldenburgunddesBayerischenLandesamtesfürGesundheitundLebensmittelsicherheitOberschleißheimunddesBundesamtesfürVerbraucherschutzundLebensmittelsicherheit
6
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
2
2 VErBraUChErSChUtz
Grundsätzliche Forderung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes ist es, besonders giftig wirkende
Stoffe wie Dioxine und polychlorierte Biphenyle (PCB)
in der Umwelt beziehungsweise in der Nahrungskette
so weit wie möglich zu minimieren.
In Deutschland gelten bereits seit 1988 Höchstmengen für sechs einzelne und den Gesamt-PCB-Gehalt
repräsentierende nicht dioxinähnliche PCB-Kongenere in Lebensmitteln. Die Werte sind heute in der
nationalen Kontaminanten-Verordnung festgelegt.
Die nationalen Maßnahmen zur Lebensmittelsicherheit werden ergänzt durch eine seit dem 1. Juli 2002
europaweit geltende Höchstgehaltregelung für Dioxine und eine seit dem 4. November 2006 ebenfalls
europaweit geltende Höchstgehaltregelung für die
Summe von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in
Futtermitteln und in zahlreichen Lebensmitteln überwiegend tierischer Herkunft. Seit 1. Januar 2012
werden die nationalen Höchstmengen für nicht
dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln weitgehend
durch europaweit geltende Höchstgehalte abgelöst.
Für den gesundheitlichen Verbraucherschutz ist es
jedoch nach wie vor unerlässlich, die lebensmittelbedingte Dioxin- und PCB-Belastung des Menschen weiter zu senken.
BeitragverschiedenerLebensmittelandermittlerentäglichenAufnahmevonDioxinenundPCB
ObstundGemüse
Rindfleisch
PflanzlicheÖleundMargarine
Geflügelfleisch
6%
12 %
7%
3%
Schweinefleisch
5%
17 %
Fisch
8%
Eier
42 %
MilchundMilchprodukte
Aus der Grafik wird deutlich, dass fast 90 Prozent der über Lebensmittel aufgenommenen Dioxine und PCB aus tierischen Produkten stammen.
Quelle:www.umweltbundesamt.de/chemikalien/dioxine.htm#8,modifiziert
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
7
2
2.1 Lebensmittel von an Land lebenden
tieren
2.1.1 HöchstgehalteundAuslösewerte
Zum gesundheitlichen Verbraucherschutz gelten
rechtsverbindliche Höchstgehalte. Die toxikologische Bewertung eines Schadstoffes setzt den Rahmen,
innerhalb dessen Höchstgehalte festgelegt werden.
Darüber hinaus wird die nicht vermeidbare Belastung der Lebensmittel in einer Lebensmittelkategorie mit Dioxinen und PCB aus der Umwelt, die so
genannte Hintergrundbelastung, bei der Festsetzung
der Höchstgehalte berücksichtigt. Bei Überschreitungen der Höchstgehalte ergreifen die Überwachungsbehörden in den Ländern Maßnahmen, wie
Verkehrsverbote, Sicherstellungen, Veranlassung von
Rücknahmen oder öffentliche Information, um eine
Marktteilnahme von belasteter Ware zu vermeiden.
Dadurch werden jeweils die besonders belasteten
Lebensmittel vom Markt beziehungsweise aus den
Läden ferngehalten. Höchstgehalte für Schadstoffe in
Lebensmitteln dienen in erster Linie zur Minimierung
der Gesamtaufnahme der Verbraucherinnen und Verbraucher mit diesen Schadstoffen, wobei der Lebensmittelunternehmer für die Sicherheit seiner Lebensmittel verantwortlich ist.
Höchstgehalte werden ergänzt durch freiwillig anzuwendende Auslösewerte für die Stoffgruppe der Dioxine und für die der dioxinähnlichen PCB in verschiedenen Lebensmitteln. Auslösewerte liegen unterhalb
der Höchstgehalte und dienen als Frühwarnsystem.
Übersteigt der Schadstoffgehalt in einem Lebensmittel den Auslösewert, so ist dies ein Hinweis auf
eine überdurchschnittlich hohe Belastung; also eine
Seit1.Januar2012europaweitgeltendeAuslösewerte1undHöchstgehalte2fürDioxineund
dioxinähnlichePCB(dl-PCB)inausgewähltenLebensmittelgruppen
Lebensmittel
Geflügel
FleischundFleischerzeugnisse
ÖleundFette
HühnereierundEiprodukte
RindundSchaf
FleischundFleischerzeugnisse
ÖleundFette
MilchundMilcherzeugnisse,
einschließlichButterfett
Schwein
FleischundFleischerzeugnisse
ÖleundFette
TierischeProdukte
LeberundihreVerarbeitungserzeugnisse
vonGeflügel,Rindern,Schafenund
Schweinen
GemischtestierischesFett
EU-auslösewerte
(pg Who-tEQ/g Fett)
EU-höchstgehalte
(pg Who-tEQ/g Fett)
Dioxine
dl-PCB
Dioxine
Dioxine+dl-PCB
1,25
0,75
1,75
3,0
–
–
1,75
3,0
1,75
1,75
2,5
5,0
Dioxine
dl-PCB
Dioxine
Dioxine+dl-PCB
1,75
1,75
2,5
4,0
–
–
2,5
4,0
1,75
2,0
2,5
5,5
Dioxine
dl-PCB
Dioxine
Dioxine+dl-PCB
0,75
0,5
1,0
1,25
–
–
1,0
1,25
Dioxine
dl-PCB
Dioxine
Dioxine+dl-PCB
–
–
4,5
10,0
1,0
0,75
1,5
2,5
Maßeinheit: 1 pg (Pikogramm) = 0,000 000 000 001 Gramm
1
Empfehlung der Europäischen Kommission vom 23. August 2011 zur Reduzierung des Anteils von Dioxinen, Furanen und PCB in Futtermitteln und
in Lebensmitteln (2011/516/EU; Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 218 vom 24. August 2011, Seite 23 bis 25 und Berichtigung Amtsblatt der
Europäischen Union Nr. L 277 vom 22. Oktober 2011, Seite 36)
2
Verordnung (EU) Nr. 1259/2011 der Europäischen Kommission vom 2. Dezember 2011 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 hinsichtlich
der Höchstgehalte für Dioxine, dioxinähnliche PCB und nicht dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln (Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 320
vom 3. Dezember 2011, Seite 18 bis 23)
8
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
N
Belastung, die möglicherweise oberhalb der für den
Lebensmittelerzeuger unvermeidbaren so genannten
Hintergrundbelastung liegt. Schadstoffgehalte oberhalb des Auslösewertes weisen auf mögliche vermeidbare lokale oder regional begrenzte Punktquellen für
mögliche Verunreinigungen hin; diese gilt es ausfindig zu machen und möglichst einzuschränken oder
zu beseitigen, bevor eine Höchstgehaltüberschreitung
eintritt und das Lebensmittel in diesem Fall nicht
verkehrsfähig ist. Auslösewerte dienen sowohl den
Verbrauchern als auch den Erzeugern. Dioxine und
dioxinähnliche PCB werden von unterschiedlichen
Quellen emittiert. Daher wurden Auslösewerte getrennt für jede Stoffgruppe festgelegt.
Die Angaben für die Höchstgehalte und Auslösewerte erfolgen in Dioxin-Toxizitätsäquivalenten gemäß
der Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO-TEQ
genannt. Es handelt sich hierbei um einen Summenwert, in den die Gehalte der einzelnen Verbindungen
aus der Stoffgruppe der Dioxine und der der dioxinähnlichen PCB mit einem ihrer Giftigkeit (Toxizität)
entsprechenden Faktor einfließen.
Die Höchstgehalte für Dioxine und für die Summe
von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB werden seit
1. Januar 2012 durch einen ebenfalls europaweit
geltenden Höchstgehalt in Höhe von 40 Nanogramm
je Gramm Fett (1 Nanogramm entspricht 0,000 000 001
Gramm) für nicht dioxinähnliche polychlorierte
Biphenyle im Fleisch und in der Leber von Geflügel,
Rindern, Schafen und Schweinen sowie in Milch,
Eiern und gemischten tierischen Fetten ergänzt.
ZurbesserenAbschätzungderGiftigkeitvonDioxinenund
dioxinähnlichenpolychloriertenBiphenylen(PCB)wurdedas
SystemderToxizitätsäquivalente,kurzTEQgenannt,eingeführt.AnhanddessenkanneineVielzahlvonKonzentrationen
anStoffenmitgleichemtoxikologischemWirkprofil,jedoch
unterschiedlicherWirksamkeit,zueinemeinzigenWertzusammengefasstwerden.EineSchlüsselrollebeiderBerechnung
derTEQspielendabeidiesog.Toxizitätsäquivalentfaktoren
(TEF).DieGiftigkeitderEinzelsubstanzenwirddabeiaufdas
2,3,7,8-TCDDbezogen,dasalsgiftigsteVerbindungderStoffgruppegiltundauchals„Seveso-Dioxin“bekanntgeworden
ist.AlsReferenzsubstanzerhieltdas2,3,7,8-TCDDdenFaktor1,
andereVerbindungenausderStoffgruppederDioxineund
dioxinähnlichenPCBerhieltenentsprechendihrergeringeren
Giftigkeitabgestufte,niedrigereWerte.Durchunterschiedliche
ToxizitätsäquivalentfaktoreninVerbindungmitdenjeweiligen
MengennehmendieverschiedenenVerbindungenunterschiedlicheAnteileamTEQein.
DieToxizitätsäquivalentfaktorenwerdenimRahmenwissenschaftlicherStudienzumtoxischenPotentialderverschiedenenVerbindungenermittelt.Somitmüssendieseinregel-
mäßigenAbständenunterBerücksichtigungneuerErkennt-
nisseaktualisiertwerden.DieWeltgesundheitsorganisation
(WHO)hat1998eineListemitToxizitätsäquivalentfaktoren
zusammengestellt,aufderenGrundlagedieEU-Höchstgehalte
fürDioxineunddioxinähnlichePCBinLebensmittelnfrüher
festgesetztwurden.ImJahr2005wurdendieToxizitätsäquivalentfaktorenüberprüftundaufgrundvonmathematischstatistischenErwägungenbeiderAuswertungderStudienneue
Wertevorgeschlagen,diedazuführen,dassdieToxizitätvon
DioxinenunddioxinähnlichenPCBjenachLebensmittelzwischen10und20Prozentgeringereingestuftwird,alsunterVerwendungderToxizitätsäquivalentfaktorenausdemJahr1998.
Dieseitdem1.Januar2012geltendeNeuregelungderHöchstgehaltefürDioxineundfürdieSummevonDioxinenunddioxinähnlichenPCBinLebensmittelnnimmtdieToxizitätsäquivalentfaktorenausdemJahr2005inBezug.
Zudem beinhaltet die nationale Kontaminanten-Verordnung die über das EU-Recht hinausgehenden, also
nur in Deutschland bereits seit dem Jahr 1988 geltenden Höchstmengen für nicht dioxinähnliche PCB in
Lebensmitteln wie Fleisch und Fleischerzeugnisse von
Pferden, Ziegen und Kaninchen, Federwild, Haarwild
sowie Wildschweinen.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
9
2
Ergebnisse des bundesweiten
Monitorings über den Gehalt von
Dioxinen und PCB in verschiedenen
Lebensmitteln
Leber und Fleisch von Schafen
Die Untersuchungsergebnisse des Projekts „Dioxine
und PCB in Leber und Fleisch von Schafen“ aus dem
Jahr 2010 bestätigen die von verschiedenen Ländern
im Jahr 2008 beziehungsweise 2009 berichteten
Ergebnisse, dass ein großer Anteil der Schaflebern
bundesweit die EU-Höchstgehalte für Dioxine und für
die Summe aus Dioxinen und dioxinähnlichen PCB
überschreitet und damit nicht verkehrsfähig ist. Die
nicht verkehrsfähigen Produkte wurden vom Markt
genommen.
Um Hinweise auf mögliche Eintragswege oder Ursachen für die belasteten Schaflebern – auch betriebsbedingt – zu erhalten, wurden im Rahmen des
Monitorings folgende ergänzende Angaben zu den
beprobten Tieren erhoben: Alter, Geschlecht, Rasse,
Haltungsform, Herdengröße, Größe der Weideflächen, Futtermittelflächen, zusätzliche Futtermittel
und Tränkesysteme.
Die Auswertung des Monitoringprojekts ergab:
˘ Ein Einfluss von Alter, Geschlecht und Rasse auf
die Höhe der Belastung konnte nicht festgestellt
werden.
Leber und Fleisch von Huhn beziehungsweise Hähnchen
Die Untersuchungsergebnisse aus dem Jahr 2011 haben ergeben, dass Leber und Fleisch von Huhn beziehungsweise Hähnchen nur sehr gering mit Dioxinen
und PCB belastet sind. In keiner Probe wurde eine
Überschreitung der Auslösewerte beziehungsweise
Höchstgehalte festgestellt.
2.1.2 Verbrauchertipp
Aus Vorsorgegründen Verzehr von Schafleber meiden
Unter dem Sammelbegriff Schafleber werden Lamm-,
Schaf- und Hammelleber gefasst. Nach den Untersuchungsergebnissen des Projektes „Dioxine und PCB
in Leber und Muskulatur von Schafen“ sind rund
70 Prozent der im Rahmen des bundesweiten Monitorings untersuchten Lebern von Schafen mit Dioxinen
und PCB oberhalb des EU-Höchstgehalts belastet und
damit nicht verkehrsfähig. Auch auf der Grundlage
der aktuellen Untersuchungsergebnisse lassen sich
keine Erkenntnisse über Möglichkeiten der Vermeidung der Belastung von Schafleber mit Dioxinen und
PCB ableiten. Daher rät das Bundesinstitut für Risikobewertung, aus Vorsorgegründen bundesweit den
Verzehr von potentiell belasteter Schafleber weiterhin
zu meiden.
˘ Eine Abhängigkeit des Belastungsniveaus von Hal-
tungsform und Herdengröße wurde nur in geringem Maß festgestellt.
Es hat sich gezeigt, dass auch eine detaillierte Betrachtung der Produktionsbedingungen der Schafe keine Hinweise auf Faktoren ergibt, die die hohe
Belastung von Schafleber mit Dioxinen und PCB in
besonderem Maße beeinflussen. Einige Länder haben
zudem bereits im Jahr 2009 festgestellt,
˘ dass sich belastete Schafe in Herden finden, die so-
wohl auf relativ unbelasteten wie auch belasteten
Flächen geweidet haben und
˘ dass sich in einer Herde sowohl wenig als auch
hoch belastete Schafe finden.
Die Arbeiten zur Aufklärung der Ursachen für die
Schadstoffbelastung von Schafleber werden fortgesetzt.
10
AndersalsSchafleberkannLamm-,Schaf-oderHammelfleischnachwie
vorbedenkenlosverzehrtwerden.ImMuskelfleischreichernsichDioxine
undPCBinwesentlichgeringerenMengenan.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
2.2 Fischereierzeugnisse
2.2.1 HöchstgehalteundAuslösewerte
Die Höchstgehalte für Dioxine und PCB in Lebensmitteln beziehen sich zum Großteil auf den Fettgehalt
der Lebensmittel, weil sich Dioxine und PCB im Fettgewebe der Tiere, von denen die Lebensmittel stammen, anreichern. Ausnahmen sind das Muskelfleisch
von Fischen und Fischereierzeugnisse, bei denen die
Höchstgehalte auf das Frischgewicht bezogen sind.
Da Fische sehr unterschiedliche Fettgehalte aufweisen, wird hier für die bessere Vergleichbarkeit die Bezugsgröße „Frischgewicht“ gewählt.
Die Höchstgehalte für Dioxine und für die Summe
von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB in Fischereierzeugnissen werden seit 1. Januar 2012 durch ebenfalls europaweit geltende Höchstgehalte – je nach
Hintergrundbelastung des Fischereierzeugnisses – in
Höhe von 75 bis 300 Nanogramm je Gramm Fett
(1 Nanogramm entspricht 0,000 000 001 Gramm) für
die Summe von sechs nicht dioxinähnlichen polychlorierten Biphenylen ergänzt.
Die Untersuchungsergebnisse aus dem bundesweiten Lebensmittel-Monitoringprojekt im Jahr 2011
über den Gehalt von Dioxinen und PCB in Thunfisch
haben ergeben, dass diese Fischart nur gering mit
Dioxinen und PCB belastet ist. In keiner Probe wurde
eine Überschreitung der Höchstgehalte festgestellt.
Die unterhalb der Höchstgehalte festgesetzten Auslösewerte werden nur für diejenigen Lebensmittelgruppen festgesetzt, bei deren Überschreitung eine lokale
oder regional begrenzte Quelle vorliegt, die vom
Lebensmittelunternehmer beschränkt oder beseitigt
werden kann. Daher existieren keine Auslösewerte
für wildlebende Fische mit oftmals langen Wanderwegen wie Lachs und Aal. Auslösewerte für Dioxine
und für dioxinähnliche PCB wurden nur für Zuchtfische aus Aquakulturen und Zuchtfarmen festgesetzt.
Seit1.Januar2012europaweitgeltendeAuslösewerte1undHöchstgehalte2fürDioxineund
dioxinähnlichePCB(dl-PCB)inausgewähltenFischereierzeugnissen
Lebensmittel
EU-Auslösewerte
(pg WHO-TEQ/g Fett)
Fischereierzeugnis
MuskelfleischvonFisch
MuskelfleischvonZuchtfischenundZuchtfischereierzeugnissen
MuskelfleischvonWildaalsowiedessen
Erzeugnisse
EU-Höchstgehalte
(pg WHO-TEQ/g Fett)
Dioxine
dl-PCB
Dioxine
Dioxine+dl-PCB
–
–
3,5
6,5
1,5
2,5
3,5
6,5
–
–
3,5
10,0
Maßeinheit: 1 pg (Pikogramm) = 0,000 000 000 001 Gramm
1
Empfehlung der Europäischen Kommission vom 23. August 2011 zur Reduzierung des Anteils von Dioxinen, Furanen und PCB in Futtermitteln und
in Lebensmitteln (2011/516/EU; Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 218, Seite 23 bis 25; Berichtigung im Amtsblatt der Europäischen Union Nr.
L 277, Seite 36)
2
Verordnung (EU) Nr. 1259/2011 der Europäischen Kommission vom 2. Dezember 2011 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 hinsichtlich
der Höchstgehalte für Dioxine, dioxinähnliche PCB und nicht dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln (Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 320
vom 3. Dezember 2011, Seite 18 bis 23)
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
11
2
2.2.2 Verbrauchertipps
12
Regionale Hinweise für den Verzehr selbst
geangelter Flussfische beachten
Dorschleber in Öl höchstens alle zwei
Monate verzehren
Nicht alle Lebensmittel, die verzehrt werden, unterliegen der amtlichen Überwachung. Zu diesen Lebensmitteln, die nicht gewerbsmäßig in den Verkehr
gelangen, zählen beispielsweise selbst geangelte wild
lebende Flussfische. Insbesondere stabile Verbindungen wie Dioxine und PCB haben sich über Jahre im
Bodengrund der Flüsse angesammelt. Wild lebende
Flussfische können aus diesem Grund über die Nahrung nach wie vor erhebliche Mengen an Schadstoffen wie Dioxine und PCB aufnehmen. Der heute gegenüber früher deutlich verminderte Neueintrag von
Dioxinen und PCB in die Umwelt spiegelt sich nicht
in einer vergleichbaren Verringerung der Schadstoffgehalte in Flussfischen wider. Durch ihre besondere
Langlebigkeit und gute Fettlöslichkeit reichern sich
Dioxine und PCB in Fischen an. Aale sind besonders
fettreiche Fische. Gehalte über dem gesetzlich festgelegten Höchstgehalt für Dioxine und PCB sind bei
Flussfischen vergleichsweise häufig. Angler und ihre
Familien sollten sich deswegen bei den zuständigen
Landesbehörden über die Belastungssituation der Fische insgesamt in den Flussabschnitten informieren.
Untersuchungen belegen, dass Dorschleber-in-Öl-Konserven oftmals hoch mit Dioxinen und polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet sind. Anfang Juli 2008
wurde erstmals EU-weit ein Höchstgehalt (Grenzwert)
in Höhe von 25 Pikogramm je Gramm Frischgewicht
für die Summe von Dioxinen und dioxinähnlichen
PCB in Fischleber und ihre Verarbeitungserzeugnisse
eingeführt. Dieser Höchstgehalt wurde Anfang Januar 2012 durch einen Höchstgehalt in Höhe von
20 Pikogramm je Gramm Frischgewicht ebenfalls für
die Summe von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB
abgelöst. Auch dieser niedrigere Höchstgehalt sichert
den gesundheitlichen Verbraucherschutz bei regelmäßigem Konsum von Dorschleber in Öl nicht, da
bei der derzeitigen Belastungssituation Überschreitungen der maximal tolerablen Aufnahmemenge für
Dioxine und dioxinähnliche PCB für den Menschen
nicht auszuschließen sind. Aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes wird empfohlen,
Dorschleber in Öl in der üblichen Portionsgröße von
150 Gramm höchstens alle zwei Monate zu verzehren.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
3
3 DiOxinE UnD PCB in DEr UmWELT
Dioxine und PCB kommen überall in der Umwelt vor
und werden nur sehr langsam abgebaut. Dioxine
wurden nie gezielt technisch hergestellt. Sie entstehen als ungewollte beziehungsweise unerwünschte
Schadstoffe bei chemischen Prozessen in der „Chlorchemie“, darüber hinaus bei allen Verbrennungsprozessen in Anwesenheit von Chlor und organischem Kohlenstoff unter bestimmten Bedingungen,
zum Beispiel bei Temperaturen zwischen 250 Grad
Celsius und 800 Grad Celsius und bestimmten Verweilzeiten im Verbrennungsbereich der Öfen. Dioxine
können auch als Verunreinigung in Chemikalien und
Produkten enthalten sein, zum Beispiel in Asphalt.
PCB dagegen wurden in großen Mengen hergestellt.
Aufgrund der chemischen und physikalischen Eigenschaften wurde PCB als Kühl- und Isoliermittel in der
Elektroindustrie, als Hydraulikflüssigkeit in der Maschinenindustrie und als Wärmeübertragungsflüssigkeit in zahlreichen Industriezweigen eingesetzt (sogenannte geschlossene Anwendung). Zugleich dienten
PCB auch als Weichmacher und Brandverzögerer für
Lacke, Farben, Klebstoffe, Dichtungsmassen, Kunststoffe und Verpackungsmittel (sogenannte offene Anwendung).
3.1 rückgang der Emissionen
Seit Mitte der 1980er Jahre wird der Ausstoß von
Dioxinen und PCB in die Umwelt durch eine Fülle
regulatorischer und technischer Maßnahmen erfolgreich unterbunden beziehungsweise vermindert. Die
Dioxin-Emissionen aus bekannten Quellen konnten
von 1990 bis 2010 um mehr als 95 Prozent verringert werden. Die Verschärfung der Grenzwerte und
die damit verbundene technische Nachrüstung der
Luftreinhaltesysteme in Industrieanlagen haben eine
starke Abnahme der Emissionen von Dioxinen aus
Müllverbrennungs- und Sinteranlagen sowie aus
Anlagen zur Metallproduktion – ohne Eisen und Stahl
– bewirkt.
RückgangderDioxin-EmissionenindieUmweltvon1990bis2010
Quelle:Umweltbundesamt2012,modifiziert
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
13
3
Abnahme der Dioxin-Konzentration in der Luft an ausgewählten Standorten im Zeitraum 1990 bis 2010
120
Erfurt
Duisburg-Meiderich
100
Dortmund-Mitte
Essen-Vogelheim
fg/m3 PCDD/PCDF-WHO-TEQ(2005)
Hünefelden
80
60
40
20
0
1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2008
2010
Maßeinheit: 1 fg (Femtogramm) = 0,000 000 000 000 001 g
Quelle: Umweltbundesamt 2012; Eigene Auswertung auf Basis von Daten der Ländermessnetze und der Dioxindatenbank des Bundes und der Länder
Der starke Rückgang der Emissionen findet sich auch
im abnehmenden Trend der Dioxinkonzentration in
der Luft wieder. Bis etwa zum Jahr 1999 ist ein deutlicher Rückgang zu erkennen. Seit 2000 zeigt sich jedoch kein klarer Abwärtstrend.
Herstellung und Anwendung von PCB sind seit 1975
zunehmend zurückgegangen; Produktion, Vertrieb
und Verwendung von PCB sind seit 1989 verboten.
PCB-haltige Abfälle müssen nach der PCB-Abfall-Verordnung aus dem Jahr 2000 ordnungsgemäß und
schadlos entsorgt werden. Gleichwohl können PCB
weiterhin in geringen Mengen in die Umwelt gelangen. Eine Ursache ist die in früheren Jahrzehnten in
offenen Anwendungen, insbesondere als Fugendichtungsmassen im Baubereich, eingesetzten PCB. Diese
gelangen daher weitgehend unbemerkt in den Bauabfall.
Aber auch die sogenannten geschlossenen Systeme
oder Umlaufsysteme lassen, wenn auch in geringerem Umfang, Freisetzungen von PCB in die Umwelt
erwarten. Diese Freisetzung ist insbesondere abhängig vom Umgang mit PCB-haltigen Geräten auf dem
14
Wege zu ihrer Beseitigung. Hierbei erfolgt die Zerstörung der PCB durch thermische oder chemische Verfahren; anschließend erfolgt die Ablagerung kontaminierter Materialien auf zugelassene Deponien. Zur
Entsorgung kann daher auch nur noch ein Teil des
hergestellten und verwendeten PCB kommen. Denn
das meiste PCB aus offenen Anwendungen ist direkt
oder über ungeeignete Entsorgungswege bereits in
die Umwelt gelangt. PCB-haltige Abfälle gelten als
gefährliche Abfälle. Sie dürfen daher nicht mit dem
Hausmüll entsorgt werden.
Aber auch die Verwertung von Klärschlamm als Düngemittel führte in der Vergangenheit zu einem Eintrag
von Dioxinen und PCB in Böden. Die Belastung des
als Düngemittel eingesetzten Klärschlamms mit
Dioxinen und PCB ist im Zeitraum von 1990 bis 2009
um rund 90 Prozent gesunken. Die Aufbringung von
Klärschlamm unter anderem auf Dauergrünland
und forstwirtschaftlich genutzte Böden ist untersagt.
Es wird angestrebt, die Grenzwerte für Dioxine und
PCB im Klärschlamm weiter zu verschärfen. Zudem
soll ein Grenzwert für höchstzulässige Dioxingehalte
in Düngemitteln eingeführt werden.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
VorkommenvonDioxineninderUmwelt
Wasser0,80 %
LuftundStaub0,88 %
SedimentevonGewässern
Lebewesen0,05 %
29,50 %
69,50 %
Boden
Der Boden ist der bevorzugte Speicher für organische Verbindungen wie Dioxine mit rund 70 Prozent und PCB
mit sogar rund 93 Prozent.
Quelle:KAUNE,A.undFIEDLER,H.(1991);EinÜberblicküberEintragundVerhaltenvonPCDD/FinBöden.OrganohalogenCompd.7,275
Die PCB-Emissionen ausgewählter und in der Vergangenheit wesentlicher Verursachergruppen sind von
1990 bis 2010 um mehr als 85 Prozent und damit
ebenso wie die Dioxin-Emissionen in den vergangenen 20 Jahren deutlich gesunken. Aufgrund der noch
relativ unsicheren Datenlage ist es – im Gegensatz
zur Stoffgruppe der Dioxine – derzeit jedoch nicht
möglich, konkrete Aussagen zum Rückgang der PCBGesamtemissionen beziehungsweise zu den Emissionen aus allen Verursachergruppen zu treffen.
Die heute in der Umwelt allgegenwärtig vorhandenen PCB stammen in erster Linie aus früheren, mittlerweile verbotenen Anwendungen. Boden und Sedimente von Gewässern sind die wesentlichen Speicher
für Dioxine und PCB in der Umwelt. Allerdings sind
sie da nicht dauerhaft gebunden, sondern können
remobilisiert werden; das heißt, sie werden aus einer
fest gebundenen chemischen Verbindungsform in
eine weniger stark gebundene Form zurückgeführt.
Dioxine und PCB werden also aufgrund von Remobilisierungsprozessen zwischen Luft, Wasser und Boden immer wieder neu verteilt. Der Transport erfolgt
hauptsächlich über die Atmosphäre.
3.2 Kontaminationsquellen
Die wesentlichen Kontaminationsquellen für Dioxine
und PCB in die Umwelt sind im Folgenden aufgelistet.
Aktuelle Eintragsmöglichkeiten und
Quellen:
˘ Sinteranlagen
˘ Sekundärmetallschmelzen
˘ thermische Verfahren zur Metallrückgewinnung
˘ Brennschneiden beschichteter Metalle (Schrott-
plätze)
˘ luftgetragener Ferntransport
˘ Hausbrand (Heizung)
˘ offene Feuerstellen
˘ verbotenerweise Verbrennen von Kunststoffen und
behandeltem Holz
˘ Verkehr
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
15
3
Frühere wesentliche Quellen:
Einträge, welche die Vorbelastung der Umwelt durch
frühere Anwendungen und industrielle Prozesse begründen:
Da PCB in offenen Prozessen nicht mehr zur Anwendung kommen dürfen, resultieren Emissionen überwiegend aus
˘ Leckagen an Behältnissen, technischen Geräten
und Anlagen
˘
˘
˘
˘
˘
˘
Verbrennungsprozesse in der Industrie
Hausmüll- und Sondermüllverbrennungsanlagen
Klärschlammverbrennungen
Heizkraftwerke und Kokereien
Kabelverschwelanlagen
Produktionen in der Chlorchemie
Bevor die gesundheitsgefährdende Wirkung der PCB
in vollem Umfang erfasst wurde, wurden diese früher
in einer Vielzahl von großtechnischen Produkten
eingesetzt:
˘ Kühl- und Isolierflüssigkeiten in Transformatoren
˘ Kondensatoren
˘ Hydrauliköle
˘ Weichmacher und Flammschutzmittel
˘ dauerelastische Dicht- und Fugenmassen
˘ Anstriche und Beschichtungen
˘ Klebstoffe, Kitte
˘ Kunststoffe
˘ Wachse
˘ Schmiermittel
˘ Kabelummantelungen
16
˘ Ausgasung aus Deponien bei unsachgemäßer
Abfallentsorgung
˘ Austritt bei Sanierungs- oder Abrissarbeiten an
Trafostationen oder Umspannwerken
Obwohl der Dioxin- und PCB-Eintrag in die Umwelt
in den letzten Jahren erheblich reduziert wurde, sind
diese beiden Stoffgruppen auf Grund ihrer Langlebigkeit in geringen Spuren in nahezu allen Umweltmedien vorhanden. Besonders im Boden ist der
Abbau extrem langsam, so dass diese Kontaminanten
über Jahrzehnte erhalten bleiben.
Emissionen von Dioxinen und PCB aus Umweltreservoirs schließen den Wasser- und Luftweg – teilweise
staubgebunden – sowie eine Verteilung über die
Oberfläche von Pflanzen mit ein. Der Übertragungsweg in Lebensmittel ist für beide Stoffgruppen unterschiedlich und hängt auch von der entsprechenden
Emissionsquelle ab.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
3.3 Umweltprobenbank des Bundes
Eine Methodik der Erfassung von Dioxin- und PCBEinträgen in die Umwelt kann durch sogenannte
Bioindikation erfolgen. Sie bietet die Möglichkeit der
Quantifizierung des Eintrags von Chemikalien über
den Luftpfad. Mit Hilfe von pflanzlichen und tierischen Lebewesen, sogenannten Bioindikatoren wie
Fichten- und Kieferntriebe sowie Silbermöwen, kann
die Anreicherung von Dioxinen und PCB nachgewiesen werden. Die Umweltprobenbank des Bundes, die
beim Umweltbundesamt geführt wird, nutzt diese
Bioindikatoren.
Die Untersuchungsergebnisse für Fichten- und Kieferntriebe aus der Umweltprobenbank des Bundes
können als Bioindikatoren für die Luftbelastung betrachtet werden. Zeitreihen von 1985 bis 2004 für Dioxine und für PCB stehen in der Umweltprobenbank
zur Verfügung.
Für Dioxine zeigen die Daten bis 1995 für zwei urbane Standorte einen Rückgang der atmosphärischen
Belastung um bis zu 75 Prozent. Seit 1995 gibt es
keinen gerichteten und damit eindeutigen Trend in
der Abnahme.
Bei den PCB zeigte sich sowohl für nicht dioxinähnliche wie auch für die dioxinähnlichen PCB von 1985
bis 1997 ein Rückgang um circa 75 Prozent. Nach
1997 bleiben die PCB-Konzentrationen praktisch unverändert. Die dioxinähnlichen PCB lassen ab 2000
einen leichten Rückgang vermuten, der aber erst
durch Fortsetzung der Zeitreihe bestätigt werden
könnte. Auch für die nicht dioxinähnlichen PCB kann
in Fichtentrieben seit 1997 kein eindeutiger Trend
abgeleitet werden.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
17
3
Untersuchungsergebnisse von Dioxinen und PCB in Fichten- und Kieferntrieben an zwei
urbanen Standorten von 1985 bis 2004
Dioxine–Trend
NanogrammWHO-Dioxinäquivalent
jekgTrockenmasse
4,5
Fichte
Kiefer
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
1985
1987
1989
1991
1993
1995
1997
1999
2000
2001
2002
2003
2004
dioxinähnlichePCB–Trend
NanogrammWHO-Dioxinäquivalent
jekgTrockenmasse
2,0
Fichte
Kiefer
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
1985
1987
1989
1991
1993
1995
1997
1999
2000
2001
2002
2003
2004
(MW)
NichtdioxinähnlichePCB–Trend
10,0
Fichte
Kiefer
MikrogrammjekgTrockenmasse
9,0
8,0
7,0
6,0
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
1985
1987
1989
1991
1993
1995
1997
1999
2000
2001
Quelle:UmweltprobenbankdesUmweltbundesamtes
18
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
2002
2003
2004
Die Umweltprobenbank des Bundes
BibliothekensindArchivedesWissens:EinSchriftstelleroder
GelehrterhatseinWissenineinBuchgeschrieben–undfortan
wirddiesesWissenalsInformationaufbewahrtundmöglicherweiseerstvielspätervoneinemLeserwiederentdeckt.Auchin
derUmweltwerdenInformationengespeichert.GelangenschädlicheSubstanzenindieUmwelt,werdendiesevonOrganismen
aufgenommen.WenndieseOrganismengesammeltundineinem
Archiveingelagertwerden,solässtsichausihnen–gleichsam
Um einen möglichen Zusammenhang zwischen Lebensmittel- und Bodenbelastung mit Dioxinen und
PCB ableiten zu können, wurden die in der Umweltprobenbank vorhandenen Untersuchungsergebnisse
zu Rehlebern und Böden ausgewertet. Die höchsten
Belastungen mit Dioxinen und PCB wurden in Rehlebern aus dem Pfälzerwald, Saarland, Solling und
dem Harz nachgewiesen. Die parallel untersuchten
Bodenproben erwiesen sich nicht als gleichermaßen
wieauseinemBuch–dieBelastungderUmweltmiteiner
bestimmtenSubstanznochJahrzehntespäterablesen.Diesist
dieGrundideederUmweltprobenbank:SieisteinArchivfürden
Umweltzustand.
DieUmweltprobenbankdesBundesbestehtseitAnfangder
1980erJahreundwirdseit1986unterderGesamtverantwortung
desBundesministeriumsfürUmwelt,NaturschutzundReaktorsicherheitbeimUmweltbundesamtbetrieben
(www.umweltprobenbank.de/de).
hoch belastet. Dieser Befund lässt darauf schließen,
dass hoch kontaminierte Böden nicht zwingend zu
hoch kontaminierten Lebern von Rehen führen und
umgekehrt auch niedrig kontaminierte Böden keine
Gewähr für niedrig kontaminierte Rehlebern sind.
Aus dem Umweltforschungsplan des Bundesumweltministeriums ist mit dem Ziel der pfadbezogenen
Ursachenaufklärung ein Forschungsvorhaben angelaufen.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
19
4
4 ÜBErgAng vOn DiOxinEn UnD PCB in DiE
nAHrUngSKETTE
In der letzten Zeit wurde festgestellt, dass auf Böden,
deren Schadstoffgehalt im Bereich der Hintergrundbelastung und auch unterhalb der zulässigen Grenzwerte liegt, eine Anreicherung von Dioxinen und
PCB in darauf produzierten Futter- und Lebensmitteln
erfolgen kann. Erste Untersuchungsergebnisse zeigen,
dass dies zu Überschreitungen der für die Nahrungskette geltenden Höchstgehalte führen kann. Der derzeitige Wissensstand erlaubt es nicht, die Aussage
zu verallgemeinern. Auch die Transferwege können
noch nicht ausreichend nachvollzogen werden.
Man weiß jedoch, dass Dioxine und PCB auf verschiedenen Wegen in Böden, Nahrungs- und Futterpflanzen sowie über Tiere und tierische Produkte in die
Nahrungskette bis zum Menschen gelangen können.
Die Haupteintragspfade von Dioxinen und PCB in die
Nahrungskette sind die Luft und Bodenpartikel.
Die genaue Herkunft der Belastung der Pflanzen mit
Dioxinen und PCB durch den Übergang aus der Atmosphäre und über den Boden sowie der weitergehende Transfer in die Nahrungskette sind noch nicht
endgültig geklärt. Man weiß aber, dass sich Dioxine
und PCB aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften
in fetthaltigem Gewebe von Mensch und Tier, der tierischen Milch, in Eiern und insbesondere in der Leber
anreichern.
4.1 Ablagerung aus der Luft auf
die Pflanze
PCB werden hauptsächlich über die direkte atmosphärische Deposition in die Nahrungskette eingetragen. Die Schadstoffe liegen vorwiegend an Staubpartikeln gebunden vor und verweilen wenige Tage in
der Atmosphäre. Diese Partikel mit gebundenen PCB
werden aus der Atmosphäre als nasse – das heißt mit
dem Niederschlag – oder als trockene Depositionen
ausgetragen. Dabei gelangen PCB gasförmig oder an
Staubpartikel gebunden in beziehungsweise auf
Böden und Pflanzen. Aus der Luft können PCB auf
Pflanzenoberflächen übergehen.
PCB finden sich in allen Pflanzenteilen. Eine besonders hohe luftgetragene Anreicherung von dioxinähnlichen PCB wurde bei Weidelgras festgestellt.
Weidelgras findet sowohl wegen seines ertragreichen
Wachstums als auch wegen seiner Unempfindlichkeit
in der Weiden- als auch in der Wiesennutzung breite Verwendung. Das Weidelgras wird vom Nutztier
aufgenommen und so kommt es zur Anreicherung in
der Nahrungskette. Es konnte zudem nachgewiesen
werden, dass die PCB-Konzentration in 80 cm hohen
Weidelgräsern höher ist als in bodennahen Weidelgraskulturen. Auch in anderen Futterpflanzen ist
nach derzeitigem Kenntnisstand eine hohe Belastung
mit dioxinähnlichen PCB möglich.
AnreicherungvonDioxinenundPCBinderNahrungskette
Bodenpartikel-undStaubdeposition
Futterpflanzen
Nutztiere
tierischeLebensmittel
Mensch
Muttermilch
gestillterSäugling
Quelle:Henneckeetal.2010nachNauetal.2007
20
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
Im Gegensatz dazu ist der Übergang von Dioxinen
über den Luftpfad auf Pflanzen wesentlich geringer.
Dioxine sind dabei fast ausschließlich an Partikel, vor
allem Russpartikel, gebunden.
Beeinflusst wird der Übergang von der Luft auf die
Pflanze von verschiedenen Faktoren wie
˘ Jahreszeit beziehungsweise Zeitpunkt innerhalb
der Vegetationsperiode,
Auch über Spritzwasser oder Aufwirbelungen können
die Dioxine und PCB an Bodenpartikel gebunden auf
die Pflanzenoberfläche gelangen. Durch Abwaschen
der Pflanzenteile kann die Belastung vermindert werden. Futtermittel wie zum Beispiel Heu und Silage
werden üblicherweise nicht gereinigt. Daher können
die Bodenpartikel am Erntegut haften bleiben und
werden vom Nutztier aufgenommen. Die Schadstoffe
gelangen auf diese Weise in die Nahrungskette.
˘ Pflanzenmorphologie und biochemische Zusam-
mensetzung, vor allem der äußersten Schicht der
Blattoberfläche,
˘ Pflanzenart,
˘ meteorologische Parameter wie Lufttemperatur,
Niederschlag und Wind.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
21
4
4.2 Einflüsse auf die Anreicherung von
Dioxinen und PCB im Boden
Ein bedeutender Eintragspfad von Dioxinen und PCB
in Böden ist die Atmosphäre. Die Dioxin- und PCBGehalte in Böden steigen mit zunehmender Nähe
zu einem Schadstoffemittenten beziehungsweise mit
zunehmender Dichte industrieller Aktivitäten. Durch
den atmosphärischen Ferntransport können jedoch
auch quellenferne Böden belastet werden.
Der Boden nimmt diese Schadstoffe auf und ist damit
ein bevorzugter Speicher für Dioxine und PCB.
Nach der Ablagerung auf der Bodenoberfläche verbleiben die Schadstoffe in der Regel in den oberen
15 cm des Bodens; ihr Übergang zum Beispiel in das
Grundwasser ist aufgrund der Wasserunlöslichkeit
von Dioxinen und PCB vernachlässigbar gering. Auch
über kontaminiertes Pflanzenmaterial, welches auf
dem Boden verbleibt oder untergepflügt wird und
sich anschließend im Boden zersetzt, können organische Schadstoffe in den Boden gelangen.
Dioxine und PCB reichern sich in der humosen Bodenschicht an. Bedingt durch die hohe Bindung an
organischem Material der Böden sind Dioxine und
Gehalt von Dioxinen in Gemüse
Unterirdisches Gemüse
0,3
Oberirdische
bodennahe Früchte
Bodennahes Blattgemüse
Bodenfernes Gemüse
EU-Auslösewert 0,3 Picogramm
je Gramm Erzeugnis seit 01.01.2012
Picogramm Dioxin-Äquivalente
je Gramm Erzeugnis (pg/g)
0,05
0,04
0,03
0,02
0,01
0,00
Kartoffeln
Karotten
Blumenkohl
Kohlrabi
Zucchini
Kopfsalat
Weißkohl
Bohnen
Getreide
Wie aus der Abbildung ersichtlich, liegen alle Analyseergebnisse für Dioxine in Gemüse deutlich unterhalb des
EU-Auslösewertes für Dioxine in Obst, Gemüse und Getreide von 0,3 Picogramm WHO-Dioxinäquivalenten je
Gramm Erzeugnis. Es fällt auf, dass Zucchini zwar die höchsten, aber immer noch gesundheitlich unbedenkliche Gehalte mit Dioxinen aufweisen. Zucchini sind Pflanzen aus der Familie der Kürbisgewächse, die – im
Gegensatz zu anderen Pflanzen – Dioxine systemisch mit den Wurzeln aufnehmen. Alle Analyseergebnisse
haben zudem ergeben, dass auch der Gehalt an dioxinähnlichen PCB deutlich unterhalb des EU-Auslöswertes
für dioxinähnliche PCB in Obst, Gemüse und Getreide von 0,1 Picogramm WHO-Dioxinäquivalente je Gramm
Erzeugnis liegt.
Quelle: BMU-Forschungsvorhaben „Nationale Statuserhebung von Dioxinen und PCB in Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs“ 2004/2005
www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/status_dioxine_pcb.pdf
22
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
tionen von Dioxinen und PCB festgestellt. Die Schadstoffkonzentrationen gehen mit den Gehalten an
organischem Material im Boden einher. Dafür ist der
sogenannte Auskämm-Effekt der Blätter und Nadeln
der Waldbäume verantwortlich. Der Boden unter Nadelwäldern weist im Vergleich zu Laubwäldern eine
höhere Belastung auf.
PCB nur wenig mobil und wenig pflanzenverfügbar.
Ein geringer Transport im Bodengefüge kann durch
die Aktivität von Bodenorganismen wie zum Beispiel
von Regenwürmern erklärt werden.
Auch die Bodennutzungsform wie Wald, Acker und
Grünland hat einen Einfluss auf den Gehalt an Dioxinen und PCB. So wurden in Waldböden, welche in
der Regel nicht bearbeitet werden, höhere Konzentra-
Die Aufnahme von Dioxinen und PCB über die Wurzel in die Pflanzen wird mit einigen Ausnahmen –
zum Beispiel Pflanzen wie Zucchini aus der Familie
der Kürbisgewächse – nach derzeitigem Kenntnisstand insgesamt als eher gering eingeschätzt. Die
Schadstoffe gelangen vorwiegend nur bis in die äußere Schicht der Wurzel. Von dort aus werden sie nicht
weitertransportiert.
Gehalt von Dioxinen in Karotten
0,01
Picogramm Dioxin-Äquivalente
je Gramm Erzeugnis (pg/g)
maximaler Gehalt
0,008
75 Perzentil
0,006
Median
25 Perzentil
0,004
minimaler Gehalt*)
0,002
0
Karotten – Ergebnisse von 10 Proben
) entspricht meist der Bestimmungsgrenze
*
Weitergehende Erläuterungen der statistischen Auswertung beispielhaft anhand der Untersuchungsergebnisse
für Dioxine in Karotten: Der eingezeichnete Wertebereich zwischen dem sogenannten 25. und 75. Perzentil
beschreibt den Konzentrationsbereich, in welchem die Hälfte der Untersuchungsergebnisse liegt. Der Median
ist derjenige Wert, der in der Mitte steht, wenn alle Untersuchungswerte der Größe nach geordnet sind. Alle
Untersuchungsergebnisse belegen, dass Karotten weitestgehend frei von Dioxinen sind.
Quelle: BMU-Internetseite (www.bmu.de)
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
23
4
4.3 Aufnahme durch das Nutztier
Tiere nehmen hauptsächlich bei der Futteraufnahme
über zwei Wege die an Partikel gebundenen Schadstoffe auf:
˘ über mit Dioxinen und PCB belastete Futtermittel
und
˘ durch Aufnahme von kontaminiertem Boden bei
der Futteraufnahme.
Nutztiere, die bei der Nahrungsaufnahme intensiven
Kontakt mit dem Boden haben, zum Beispiel extensiv
gehaltene Schafe, Rinder, Sauen und Hühner, können
selbst bei geringer Bodenbelastung erhöhte Mengen
an Dioxinen und PCB in verschiedenen Gewebeteilen
aufweisen. Die Verunreinigung von Futtermitteln im
Zuge der Ernte ist allerdings eine der bedeutendsten
Ursachen für die Belastung des Futters und damit der
Lebensmittel von an Land lebenden Tieren mit Dioxinen und PCB.
Beim Grasen wird Boden einerseits direkt aufgenommen, andererseits indirekt auch durch erdige Verunreinigungen am Aufwuchs. Zum Beispiel kann eine
Milchkuh beim Grasen pro Tag circa 1 Prozent bis
10 Prozent Bodenanteil am Futter aufnehmen. Schafe und Ziegen fressen die Gräser sehr nah über dem
Boden ab; für diese Tierarten wurde sogar eine tägliche Aufnahme von circa 7 Prozent bis 9 Prozent am
24
Pflanzenaufwuchs anhaftender Boden ermittelt. Der
Verschmutzungsgrad der Futterpflanzen und die Bodenaufnahme durch die Nutztiere schwanken je nach
Tier und Haltungsform und auch je nach Produktions- und Erntebedingungen. Der Verschmutzungsgrad ist zudem auch abhängig vom Wetter: Bei höherer Feuchtigkeit ist die Verschmutzung größer, da der
Tritt der Tiere mehr Boden aushebt. Feuchter Boden
haftet zudem vermehrt an Pflanzen. Hohe Besatzdichte auf der Fläche erhöht ebenfalls die Trittbelastung
und damit den Verschmutzungsgrad des Futters.
Beim Ernteverfahren ist unter anderem die Schnitthöhe ausschlaggebend: Die Verschmutzung nimmt
zu, je tiefer der Schnitt ist. Heu ist in der Regel geringer belastet als Silage, da bei der Trocknung auch
die Bodenpartikel trocknen und abfallen. Auch der
Zeitpunkt des Schnittes im Tages- als auch im Vegetationsverlauf kann Einfluss auf den Verschmutzungsgrad haben.
Alle Maßnahmen, die zu einer geschlossenen, dichten
Grünlandnarbe führen, dienen der Verringerung der
Verschmutzung des Futters durch Bodenpartikel; hierzu gehören zum Beispiel die der Nutzungsintensität
angepasste Düngung, das Anpassen des Viehbesatzes
an die Aufwuchsleistung der Futterpflanzen und das
Abschleppen der Weiden zum Verteilen der Erdhügel
von Maulwurf und Wühlmaus.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
5
5 EINTRAGSQUELLEN FÜR DIOXINE UND PCB IN DIE
LEBENSMITTELPRODUKTION
Dioxine und PCB werden aus unterschiedlichen Quellen freigesetzt. In der Regel ist nur eine Stoffklasse
hauptverantwortlich für die Verunreinigung eines
Lebensmittels. Die nachfolgenden Schaubilder zeigen
mögliche Eintragsquellen von Dioxinen beziehungsweise PCB in ausgewählten Produktionsketten.
Durch die detaillierte Darstellung werden ablaufabhängige Kontaminationspunkte und -quellen
deutlich. Diese sogenannten Punktquellen waren
in der Vergangenheit häufig Ursache für die Verunreinigung von Lebensmitteln. Die aufgeführten
Produktionsketten dienen auch als Grundlage für
die auf der Internetseite des Bundesumweltministeriums zum kostenlosen Herunterladen bereitstehenden Fragebögen zur Betriebsanalyse für Geflügel-,
Rinder-, Schaf- und Schweinehalter zur Analyse und
Vermeidung einer möglichen Belastung mit Dioxinen und PCB.
5.1 Produktionsketten in der
Nutztierhaltung
Futtermittel
Futtermittel haben als Eintragsquelle für Dioxine und
PCB in Lebensmittel tierischen Ursprungs oftmals eine
herausragende Bedeutung. Das Bundeskabinett hat zur
Verbesserung des Verbraucherschutzes in der Futtermittelkette im November 2012 beschlossen, dass bestimmte
Futtermittelunternehmer dazu verpflichtet werden, eine
Haftpflichtversicherung zur Deckung von Schäden abzuschließen, die durch das Verfüttern eines von ihnen
hergestellten Mischfuttermittels entstehen, das den futtermittelrechtlichen Anforderungen nicht entspricht.
Die folgende Abbildung zeigt mögliche Kontaminationsquellen während der Produktion, dem Transport
– auch intern – und während der Lagerung von Futtermitteln.
Produktionskette Futtermittel mit möglichen Kontaminationsquellen (orange) für Dioxine und PCB
Getreide/Kartoffeln/Futterrüben/
Fett/Öl/ Proteine/Aminosäuren/
Spurenelemente
Kontaminationen bei internem
Transport über Schmierstoffe,
Hilfsstoffe, Additive etc.
Rohstoffe
Kontaminationen über unsachgemäße Trocknung von Futtermitteln (direkte Einwirkung von
Verbrennungsgasen)
Wiegen
Kontaminationen über
Boden, Luft, Düngung,
technische Öle etc.
Mahlen/Mischen
Kontaminationen über
technische Öle, Stäube,
Verschleppung etc.
Verpacken/Verladen
Lagerung
Kontaminationen
über belastete Gebinde etc.
Kontaminationen über
Anstriche, belastete Gebinde,
Stäube etc.
Eigenbedarf
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
25
5
Hühnereier
Im Folgenden ist ein Fließschema zur Produktion von
Hühnereiern dargestellt. Dioxine und PCB kommen
unter anderem im Fett des Eigelbs vor.
Sie können somit vom Muttertier auf die Küken übertragen werden. Daher werden auch die Zucht- und
Aufzuchtbetriebe berücksichtigt.
Produktionskette Hühnereier mit möglichen Kontaminationsquellen (orange) für Dioxine und PCB
Zuchtunternehmen
Vermehrungsbetriebe
Kontaminationen bei
internem Transport über
Schmierstoffe etc.
Kontaminationen über Futter-,
Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Boden, Umzäunungen,
Einstreu, Luft, Anstriche, technische Öle, Altlasten etc.
Brüterei
Aufzuchtbetriebe
Legehennenhalter
Erzeugerring
Eiersammelstelle
Handel/Verbraucher
26
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
Produktionskette Geflügelfleisch mit möglichen
Kontaminationsquellen (orange) für Dioxine und PCB
Mastbetrieb
Kontaminationen über Futter-,
Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Boden, Umzäunungen,
Einstreu, Luft, Anstriche, technische Öle, Altlasten etc.
Schlachterei
Kontaminationen über
Reinigungs-, Desinfektionsmittel,
Luft, Schmierstoffe etc.
Geflügelfleisch
Erzeugerring
Geflügelfleisch kann – wie Hühnereier – ebenfalls mit
Dioxinen und PCB kontaminiert sein.
Daher beginnt das Fließschema für die Produktion
von Geflügelfleisch mit der Produktionsstätte Mastbetrieb.
Handel/Verbraucher
Rind- und Schaffleisch
Die Produktion von Rind- beziehungsweise Schaffleisch ist oftmals mit der Produktion von Milch verknüpft. Häufig werden Milch- und Fleischproduktion
in einem Betrieb kombiniert. Mit dem höheren
Schlachtalter von Rindern und Schafen kann bis zum
Erreichen eines Gleichgewichts zwischen aufgenommener Menge und ausgeschiedener Menge von Dioxinen und PCB die unvermeidbare Grundbelastung des
Fleisches ansteigen.
Auch die Haltungsform (zum Beispiel überwiegende Stallhaltung oder extensive Weidehaltung, ortsungebundene Schafhaltung) kann ursächlich für ein
unterschiedliches Belastungsniveau mit Schadstoffen
sein. Dioxine und PCB sind plazentagängig; das heißt,
diese Schadstoffe werden vom Muttertier an die Kälber- beziehungsweise Lämmerföten weitergegeben.
Im folgenden Fließschema wird zwischen Rind- und
Kalbfleisch beziehungsweise Schaf- und Lammfleisch
unterschieden.
Produktionskette Rind- beziehungsweise Schaffleisch mit möglichen Kontaminationsquellen (orange) für Dioxine und PCB
Kontaminationen über Futter-,
Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Boden, Umzäunungen,
Einstreu, Luft, Anstriche, technische Öle, Altlasten etc.
Stall-, Auslauf- und Weidebereich
Rind/Schaf
Kalb/Lamm
Schlachthof
Erzeugergemeinschaft
Fleischverarbeitende Betriebe
Handel/Verbraucher
Kontaminationen über
Reinigungs-, Desinfektionsmittel,
Luft, Schmierstoffe etc.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
27
5
Milch
Fast jeder dritte landwirtschaftliche Betrieb in
Deutschland erzeugt Milch.
Die folgende Produktionskette zeigt mögliche Kontaminationspunkte während der Kuhmilchproduktion.
Produktionskette Milch mit möglichen Kontaminationsquellen (orange) für Dioxine und PCB
Kontaminationen über Futter-,
Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Boden, Umzäunungen,
Einstreu, Luft, Anstriche, technische Öle, Altlasten etc.
Stall-, Auslauf-und Weidebetrieb
Melksystem
Filtration
Kontaminationen über
Reinigungs-, Desinfektionsmittel, Altlasten, Anstriche,
Schmierstoffe etc.
Lagerung
Transport
Erzeugerring
Molkerei
Kontaminationen über
Reinigungs-, Desinfektionsmittel,
Luft, Schmierstoffe etc.
Handel/Verbraucher
28
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
Schweinefleisch
Die folgende Produktionskette für Schweinefleisch
unterscheidet in Schweine-, Läufer- und Spanferkelproduktion.
Produktionsform, Haltungsform und Fütterung können unterschiedliche Belastungen des Fleisches mit
Dioxinen und PCB bewirken.
Produktionskette Schweinefleisch mit möglichen Kontaminationsquellen (orange) für Dioxine und PCB
Kontaminationen über Futter-,
Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Boden, Umzäunungen,
Einstreu, Luft, Anstriche, technische Öle, Altlasten etc.
Kontaminationen über
Reinigungs-, Desinfektionsmittel,
Luft, Schmierstoffe etc.
Stall-, Auslauf- und Weidebereich
Schweineproduktion
Schlachthof
Ferkel- und
Läuferproduktion
Erzeugergemeinschaft
Fleischverarbeitende Betriebe
5.2 Kontaminationsquellen in den
Produktionsketten
Für die Verunreinigung von vom Tier stammender
Lebensmittel können neben Futtermitteln auch Haltungsbedingungen verantwortlich sein; zum Beispiel durch Nutzung von ungeeigneten Weiden und
Materialien zur Befestigung des Auslaufareals, von
kontaminierten Umzäunungen oder verunreinigter
Einstreu. Schadstoffquellen können auch Maßnahmen zur Desinfizierung oder Verbrennungsprozesse
im häuslichen Umfeld sein – auch wenn diese schon
viele Jahre zurückliegen.
In den Boden können Dioxine und PCB unvermeidbar sowohl aus der Luft als auch durch vermeidbare
Leckagen an landwirtschaftlichem Gerät und durch
kontaminierte Düngemittel eingetragen werden.
Spanferkelproduktion
Handel/Verbraucher
Aber auch der vermehrte Einsatz von Holz als Heizmaterial in Kleinfeuerungsanlagen, das unerlaubte
Verbrennen von behandeltem, lackiertem und nicht
ausreichend lange abgelagertem Holz sind Dioxinquellen, die nicht unterschätzt werden sollten. Schadstoffe wie Dioxine und PCB bleiben viele Jahrzehnte
im Boden und werden innerhalb der verschiedenen
Bodenschichten kaum verlagert. Nutztiere, die bei
der Nahrungsaufnahme intensiven Kontakt mit dem
Boden haben, zum Beispiel extensiv gehaltene Schafe,
Rinder, Sauen und Hühner, können selbst bei geringer Bodenbelastung erhöhte Mengen an Dioxinen
und PCB in Muskelfleisch und Leber aufweisen. Die
Verunreinigung von Futtermitteln im Zuge der Ernte
ist allerdings eine der bedeutendsten Ursachen für
die Belastung des Futters und damit der Lebensmittel
von an Land lebenden Tieren mit Dioxinen und PCB.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
29
5
Je nach Zusammensetzung des Brennmaterials und
den Verbrennungsbedingungen können auch die
Aschen beträchtliche Mengen an Dioxinen enthalten
und sollten nicht auf den Boden ausgebracht werden. Die Kontaminationsquelle „Holzfeuerung“ war
für das Umweltbundesamt Anlass zur Herausgabe der
Broschüre „Heizen mit Holz – Ein Ratgeber zum richtigen und sauberen Heizen“. Die Broschüre steht auf
der Internetseite des Umweltbundesamtes zum
kostenlosen Herunterladen bereit
(www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/3151.html).
Die Gehalte von Dioxinen und PCB in Wasser und
Luft sind in der Regel gering. Dioxine in der Luft können sich jedoch auf Pflanzen und Böden absetzen
und auf diese Weise Lebens- und Futtermittel kontaminieren. Liegt eine Kontamination mit PCB vor, so
erfolgt eine Ausdampfung beziehungsweise eine Auswaschung, die eine weitere Verteilung über die Luft
oder das Wasser beziehungsweise Sediment bewirken
kann, zum Beispiel aus alten Mülldeponien oder Gebieten, die häufig überschwemmt werden.
Bei Futtermitteln kann eine Verunreinigung bei Herstellung, Lagerung und Transport – auch innerhalb
des Betriebs – erfolgen; weiterhin durch unsachgemäßen Umgang mit Pestiziden und Düngemitteln sowie
durch Altablagerungen kontaminierter Böden.
schutzmitteln
˘ Anstriche mit Altöl
˘ Verbrennen von Abfällen
˘ Verbrennen von behandeltem, lackiertem beziehungsweise nicht ausreichend lange abgelagertem
Holz in häuslichen Heizern
˘ Ausbringen von Asche oder Schlacke auf Auslauf
oder Weide
˘ Verwendung kontaminierter Lager- und Transportbehältnisse, zum Beispiel Anstriche in Silos, verunreinigte Säcke
˘ Austritt von technischen Ölen, zum Beispiel
Leckagen an landwirtschaftlichem Gerät, oder von
Schmierstoffen, zum Beispiel aus Transporteinrichtungen und Hydraulik
˘ Vorhandensein PCB-haltiger Baustoffe oder Einrichtungen, zum Beispiel alte stabförmige Leuchtstofflampen mit Startern oder Dicht- und Fugenmassen,
die PCB enthalten
Neue Mitteilungspflichten für die gesamte Futtermittel- und
Lebensmittelwirtschaft
Je höher das Schlachtalter der Tiere, desto höher ist
in der Regel deren unvermeidbare Grundbelastung.
Folglich muss insbesondere bei der Haltung von Nutztieren mit hohem Schlachtalter wie Mutterkühe und
Sauen auf die Vermeidung unnötiger Belastungen
aus Punktquellen geachtet werden.
Seit dem 4. August 2011 gilt in Deutschland eine Meldepflicht
für private Labore, welche Analysen bei Lebensmitteln oder
Futtermitteln durchführen: Hat der Verantwortliche eines
Labors Grund zu der Annahme, dass das Lebensmittel oder
Futtermittel nicht sicher ist, so hat er die zuständige Behörde
über das Ergebnis der Analyse unverzüglich zu unterrichten.
Zusätzlich wurden die Lebensmittel- und Futtermittelunternehmer verpflichtet, alle ihnen vorliegenden Untersuchungsergebnisse zu Dioxinen und PCB in Lebensmitteln und in Futtermitteln an die zuständige Behörde zu melden. Die zuständige
Behörde meldet alle ihr vorliegenden Daten zu Gehalten an
Dioxinen und PCB in anonymisierter Form an das Bundesamt
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Die genaue
Reichweite der Mitteilungspflichten beziehungsweise wie und
in welchem Umfang diese Mitteilung in der Praxis konkret zu
erfolgen hat, regelt seit 1. Mai 2012 die „Verordnung zu Mitteilungs- und Übermittlungspflichten zu gesundheitlich nicht
erwünschten Stoffen“.
Folgende – meist in der Vergangenheit liegende Maßnahmen und Ereignisse im Bereich der Geflügel-,
Rinder-, Schaf- und Schweinehaltung – können auch
heute noch Ursachen für den Eintrag von Dioxinen
und PCB in die Lebensmittelproduktion sein:
Die Untersuchungsergebnisse zu Dioxinen und PCB in Futtermitteln und in Lebensmitteln werden in der „Dioxin-Datenbank
des Bundes und der Länder“ gesammelt und vom Bundesamt
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit regelmäßig
ausgewertet und veröffentlicht (www.bvl.bund.de).
In den Stallungen und deren näherer Umgebung
können Kontaminationen durch die Verwendung von
ungeeigneten Lacken, Holzschutzmitteln und Farben,
Reinigungs- und Desinfektionsmitteln erfolgen.
Stroh von Getreide, welches stark mit Erde verschmutzt ist, sollte möglichst nicht als Einstreu oder
Aufbettung verwendet werden.
30
˘ Verwendung von pentachlorphenolhaltigen Holz-
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
6
6 Vorsorgende MassnahMen in der Landwirtschaft
Sind noch keine Überschreitungen von Auslösewerten
für Dioxine und PCB bekannt und ist ein neuer Auslaufbereich für Geflügel, Rinder, Schafe oder Schweine in Planung, so ist es sinnvoll, das ausgewählte Areal auf seine Eignung zu überprüfen. Dasselbe gilt für
die Neuaufnahme von Geflügel-, Rinder-, Schaf- oder
Schweinehaltung.
Weiterhin sollte ermittelt werden, welchen Belastungen das Areal früher ausgesetzt war. Bei folgenden
Vorbelastungen sollten sich in jedem Fall vor Nutzung als Auslauf- und Weideareal weitere Recherchen
anschließen:
˘ Böden, die mit Aschen und Schlacken versetzt
wurden
Als Grundlage für die möglichst vollständige und
systematische Erfassung und damit auch Vermeidung möglicher Quellen für eine mögliche Verunreinigung mit Dioxinen und PCB wurden Fragebögen
zur Betriebsanalyse für Geflügel-, Rinder-, Schaf- und
Schweinehalter erarbeitet, die auf der Internetseite
des Bundesumweltministeriums zum kostenlosen Herunterladen bereitstehen.
Dioxine und PCB bleiben über viele Jahrzehnte im Boden und werden nur sehr langsam abgebaut. Daher
sollte zunächst die frühere Nutzung des Areals über
einen möglichst langen Zeitraum recherchiert werden. Zum Beispiel kann in der Regel beim jeweiligen
Landratsamt erfragt werden, ob in der Nähe der Hofstelle oder Flächen mögliche Kontaminationen durch
Altlasten, zum Beispiel aus stillgelegten Industriebetrieben oder Mülldeponien, bekannt sind.
˘ Böden, auf die in der Vergangenheit größere Men-
gen Bioabfall, Kompost oder Klärschlamm aufgebracht wurden
˘ Auffüllungen und Überdeckungen mit Aushub aus
unmittelbarem Randbereich viel befahrener Straßen oder von Bahndämmen
˘ Böden, die regelmäßig überschwemmt werden
oder wurden
˘ Brandstellen oder Plätze, an denen früher Abfälle,
Holz, Papier, Stroh, Laub etc. verbrannt wurden
˘ Flächen oder kleinräumige Areale, auf denen
Stammholz - mit und ohne Rinde – gelagert wurde
˘ ehemalige Stellplätze für den Maschinenfuhrpark
˘ Areale im Einwirkungsbereich lokaler Emittenten,
wie zum Beispiel Sinteranlagen, Metallschmelzen
etc.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
31
6
Median der Dioxin- und PCB-Belastung von Hühnereiern aus intensiver Auslaufhaltung
differenziert nach Betriebsgröße (2004 und 2005)
12
Dioxine
dioxinähnliche PCB
10
Dioxine und dioxinähnliche PCB
pg TEQ/g Fett
8
6
In Beständen größer als 250 Hühner sind keine Unterschiede zur
Kleingruppenhaltung mehr feststellbar.
4
2
0
< 20
21 – 99
100 – 249
250 – 999
> 999
k.A.
Anzahl der Hühner
Die Grafik verdeutlicht, dass die Dioxin- und PCB-Belastung in Eiern von Hühnern in Auslaufhaltung mit
zunehmender Betriebsgröße sinkt. Als Ursache für den erhöhten Schadstoffgehalt in Eiern aus Kleinstbetrieben
mit Auslaufhaltungen in Baden-Württemberg wurden lokale Verunreinigungen auf dem Betriebsgelände
angenommen.
Quelle: Statusbericht zu Dioxinen in Eiern, Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg, Stand 5. April 2006, modifiziert
Sind die Auslaufareale derart vorbelastet, sollte eine
Nutzung nur nach weitergehender Untersuchung von
für das gesamte Areal repräsentativen Bodenproben
erfolgen. Je nach Analyseergebnis kann durch Abtragen und/oder Aufschütten von Boden eine Sanierung
der Fläche erfolgen. In beiden Fällen sollten mindestens 30 cm humusfreies Bodenmaterial oder Natursand aufgeschichtet werden. Bei Vermutung einer
kleinräumigen Kontaminationsfläche sollte dieses
Areal zunächst ausgegrenzt werden. Auch hier gilt,
dass der Boden überprüft werden sollte.
Zur Vermeidung von Kontaminationen mit Dioxinen
und PCB sollten auch die Haltungsbedingungen überprüft werden. Baujahr und Bauweise der Stallungen
können einen Hinweis auf PCB-haltige Materialien geben, zum Beispiel Baujahr oder Umbau von 1950 bis
1980 oder Gebäude in Elementbauweise.
Die meisten Pflanzen nehmen organische Schadstoffe
wie Dioxine und PCB aus der Umwelt nicht über das
Wurzelwerk aus dem Boden auf. Stattdessen erfolgt
die Aufnahme von Dioxinen und PCB aus der Umwelt
in der Regel über die oberirdischen Pflanzenteile, die
32
in der Luft und an Partikel (Staub) gebundene Schadstoffe aus ihrer Umgebung aufnehmen beziehungsweise die sich anheften.
Selbst hergestelltes Grundfutter sollte nicht auf kontaminierten Böden angebaut werden. Der Bodenanteil
im Erntegut sollte zumindest über eine hoch genug
gewählte Schnitthöhe gering gehalten werden. Die
Herstellung sollte im Sinne der guten fachlichen Praxis in der Landwirtschaft erfolgen (siehe auch Kapitel
4 „Übergang von Dioxinen und PCB in die Nahrungskette).
Um das Risiko einer Kontamination bei der Trocknung von Futtermitteln auszuschließen, sind Herstellerbetriebe, die Grünfutter, Lebensmittelreste oder
andere Produkte zum Zwecke der Herstellung eines
Futtermittels unter direkter Einwirkung von Verbrennungsgasen trocknen, zulassungspflichtig. Ein
„Merkblatt über Anforderungen an Betriebe, die
Grünfutter, Lebensmittel oder Lebensmittelreste unter
direkter Einwirkung der Verbrennungsgase trocknen“
(§ 28 Absatz 2 der Futtermittelverordnung) ist auf der
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
Internetseite des Bundesamtes für Verbraucherschutz
und Lebensmittelsicherheit (www.bvl.bund.de) zu
finden.
Wegen der hohen Kontaminationsgefahr bei direkten
Trocknungsverfahren ist die indirekte Trocknung vorzuziehen, das heißt kein Kontakt von Brenngasen mit
dem Trockengut. Bei der Heutrocknung auf Holzträgern sollte das Holz der Träger nicht mit Holzschutzmitteln behandelt sein.
Mineralstoffe, Bindemittel und Spurenelemente stammen meist aus natürlichen Quellen. Auch diese können einschließlich ihrer Träger erhebliche Konzentrationen an Dioxinen enthalten. Deshalb ist darauf zu
achten, dass diese Ergänzungsfuttermittel, mineralische Einzelfuttermittel oder Futtermittel-Zusatzstoffe
nur von registrierten Firmen bezogen werden. Das
gilt auch für den Zukauf von weiteren FuttermittelZusatzstoffen, wie Aminosäuren und Vitamine, die
vorwiegend durch chemische oder enzymatische Prozesse oder durch Extraktion hergestellt werden.
Transportfahrzeuge für Futtermittel sollten niemals
zuvor für den Transport von kontaminierten Materialien oder Produkten verwendet worden sein. Es ist
auch zu beachten, dass die Farbe und der Anstrich
dieser Fahrzeuge sowie Schmierstoffe nicht als Kontaminationsquelle in Frage kommen.
Bei Einhaltung oder Ausschluss der folgenden Kriterien kann das Risiko einer Kontamination mit Dioxinen
und PCB im Bereich der Geflügel-, Rinder-, Schaf- und
Schweinehaltung deutlich verringert werden:
zusätzliche Aufnahme von mit Erden verunreinigtem Futter, vor allem bei Hühnern.
˘ Keine Holzkohle oder Torf zufüttern.
˘ Keine Recyclingschnitzel aus Gebrauchtholz, Hobelspänen und Sägemehl aus behandeltem Holz
als Einstreu verwenden.
˘ Keine Mühlenstäube oder ähnliche Rückstände
verfüttern.
˘ Kein Stroh mit hohem Anteil an Erde als Einstreu
verwenden.
˘ Stallbauteile und Stalleinrichtungen wie Sitzstangen und Futtertröge, die mit Altanstrichen versehen sind, entfernen.
˘ Keine imprägnierten Eisenbahnschwellen im Stallund Auslaufbereich verwenden.
˘ Baumaterialien, die PCB-haltige Komponenten beinhalten können, entfernen.
˘ Seit Anfang 1984 ist PCB in der Bundesrepublik
Deutschland in Elektrogeräten wie Kondensatoren,
Transformatoren und Vorschaltgeräten verboten.
Einrichtungsgegenstände, zum Beispiel alte Starter
für stabförmige Leuchtstofflampen (auch Leuchtstoffröhren genannt), die PCB-haltige Komponenten beinhalten können, entfernen. Nach aktueller
Einschätzung des Umweltbundesamtes existieren
nur noch in Einzelfällen Altbestände an Leuchten,
die diese alten, induktiven PCB-haltigen Vorschaltgeräte enthalten.
˘ Kein landwirtschaftliches Gerät im Auslauf- oder
Weidebereich stehen lassen oder reinigen.
˘ Saubere Futter- und Strohgewinnung, zum Beispiel
durch angemessene Halmschnittlänge, geeignete
Technik und Beachtung der Witterungsverhältnisse.
˘Freiland- und Auslaufhaltung möglichst auf Boden
mit geschlossener Pflanzendecke.
˘ Keine Schlacke, Asche etc. aus der Hausfeuerung
und keine Materialien mit unbekannter vorheriger
Nutzung zum Trockenlegen der Ausläufe verwenden.
˘ Bei Desinfektion der Auslaufflächen, Stallungen
und Gehege auf chlorhaltige Desinfektionsmittel
verzichten; kein Abflammen.
˘ Keine Feuerstellen im Auslauf- und Weideareal.
˘ Verbrennungsrückstände auf den Auslaufflächen,
Weiden, Stallungen und Gehegen großflächig entfernen.
˘ Insbesondere hofeigene Futtermittel, wie zum Beispiel Rübenblattsilagen sollten möglichst geringe
erdige Verunreinigungen aufweisen.
˘ Vollwertige Fütterung mit allen den Bedarf deckenden Nähr- und Mineralstoffen sowie Spurenelementen in den Stallungen oder mittels geeigneter Futtertröge auch im Auslauf: Dies mindert die
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
33
7
7 sanierungsMassnahMen in der Landwirtschaft
Wird eine Überschreitung des Auslösewertes für
Dioxine und/oder dioxinähnliche PCB von der Behörde festgestellt, so ist der erste Schritt zur Ursachenfindung eine möglichst zeitnahe Begehung des betroffenen Betriebs. Es sollten ausführliche Gespräche mit
den Betroffenen geführt werden, um genauere Umstände zu erfahren, zum Beispiel eventuelle Standortwechsel, Wechsel des Futtermittellieferanten, Brände
oder frühere Emittenten in der Umgebung.
Die Fragebögen zur Betriebsanalyse für Geflügel-,
Rinder-, Schaf- und Schweinehalter, die auf der
Internetseite des Bundesumweltministeriums zum
kostenlosen Herunterladen bereitstehen, können als
Grundlage für die möglichst vollständige und systematische Erfassung und damit auch Vermeidung
möglicher Kontaminationsquellen dienen. Da es sich
in der Regel um Einzelfalluntersuchungen handelt,
muss bei jedem Vorfall von unterschiedlichen lokalen
Ursachen ausgegangen werden. Diese können meist
nur direkt vor Ort ermittelt werden. Durch wiederholte Ortsbegehungen und Analyse relevanter Proben
zur Bestätigung der ermittelten Ereignisse sollten die
Quellen der Verunreinigung ausfindig gemacht und
gezielte Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Die Beseitigung der Quelle sollte durch Nachproben
überprüft werden.
Ist eine Quelle ausfindig gemacht, sollten entsprechende Maßnahmen zu deren Beseitigung erfolgen:
˘ Wechsel des Futtermittels
˘ Austausch der Einstreu
˘ Sanierung des Auslaufareals (Bodenabtrag, Auffül-
len mit humusfreiem Material oder Natursand)
˘ gegebenenfalls Wechsel des Standortes bezie-
den. Werden Futtermittel in beschichteten Behältern
gelagert, sollten bei der Probennahme Teile der Beschichtung abgekratzt und ebenfalls untersucht werden. Zudem sollten die in den Transporteinrichtungen verwendeten Schmierstoffe und technischen Öle
überprüft werden.
Die Probennahme im Bodenbereich sollte zunächst
am Futterplatz erfolgen, da zum Beispiel Hühner bei
Boden- und Freilandhaltung dort am meisten picken
und scharren. Bei Rindern, Schafen und Schweinen
sollte die erste Probennahme an Plätzen erfolgen, an
denen sich die Tiere bevorzugt aufhalten. Zusätzlich
sollten stichprobenartige Bodenproben im gesamten
Auslaufareal, besonders in belastet erscheinenden Bereichen, genommen werden.
Proben von Staub an schwer zugänglichen Stellen,
Anstriche von Wänden, Metallgestellen, Gegenständen im Auslaufareal, wie zum Beispiel alte Autoreifen
und Holzverkleidungen, können Hinweise auf eventuelle Ursachen geben. Luftproben sollten in der Regel
erst nach anderen Untersuchungen vorgenommen
werden und können mit speziellen Luftprobensammlern genommen werden. Eventuelle Kontaminationsquellen in der Umgebung können so eingegrenzt
werden.
Um betriebsspezifische Einflussfaktoren zu bestätigen oder auszuschließen, sollte in Betracht gezogen
werden, Proben der entsprechenden Lebensmittelkategorie bei den nächstgelegenen Produzenten zu
entnehmen. Hält sich ein Teil der Nachzucht oder ein
Teil der Nutztiere an einem anderen Ort oder in einem abgelegenen Stall, Gehege oder Weide auf, sollten auch hier Proben genommen werden.
hungsweise der Weide oder des Auslaufareals
˘ gegebenenfalls Austausch des Tierbestands
˘ Entfernung kontaminierter Holzlatten, Metallteile,
Einbauten etc.
˘ Austausch von Lager- und Transporteinrichtungen
˘ Wechsel von Reinigungs- oder Desinfektions-
mitteln
˘ Wechsel von Schmierstoffen, technischen Ölen etc.
Sollten Futtermittel die Kontaminationsquelle sein,
müssen auch beim Hersteller Proben genommen wer-
34
Eine Sanierung von PCB-haltigen Gebäuden oder
von in Gebäuden verwendeten Materialien wie PCBhaltige dauerelastische Dicht- und Fugenmassen sowie Anstriche und Beschichtungen sollte fachkundig
erfolgen. Kontaminierte Stäube können nach der Sanierung eine Sekundärquelle darstellen; daher sollte
möglichst staubarm gearbeitet werden. Bei geringerer PCB-Belastung und nach einer Sanierung sollte
der Staubeintrag aus belasteten Räumen vermieden
werden.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
8
8 BeZugshinweis „fragebögen für geflügel-, rinder-,
schaf- und schweinehalter zur analyse und Vermeidung
einer möglichen Belastung mit dioxinen und PcB”
Die Fragebögen zur Betriebsanalyse für Geflügel-, Rinder-, Schaf- und Schweinehalter zur Analyse und Vermeidung einer möglichen Belastung mit Dioxinen und polychlorierten Biphenylen von Eiern, Milch und Fleisch
stehen auf der BMU-Internetseite (www.bmu.de) zum kostenlosen Herunterladen bereit.
Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden
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„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen
Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen …“
Grundgesetz, Artikel 20 a
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