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Inhaltsverzeichnis Lerneinheit 2 – Physik und Umwelt - Physik und Umwelt – Lerneinheit 2 Wärmelehre in Theorie und Praxis Turbofan-Strahltriebwerk Foto: © Rolls-Royce Dieter Bangert SS 2016 3 Inhaltsverzeichnis Lerneinheit 2 – Physik und Umwelt - Inhaltsverzeichnis Lerneinheit 2 – Physik und Umwelt Vorwort 6 1 Kalorische Größen..................................................................................................... 7 1.1 Spezifische und molare Wärmekapazität ......................................................................... 7 1.2 1.2.1 1.2.2 Spezifische Wärmekapazitäten des idealen Gases ......................................................... 9 Erwärmung bei konstantem Gasvolumen V ................................................................... 10 Erwärmung bei konstantem Druck p .............................................................................. 10 1.3 Latente Wärmen und Aggregatzustandsänderungen .................................................... 14 1.4 Spezifische und molare Schmelz- und Verdampfungswärme ....................................... 18 1.5 Enthalpie ......................................................................................................................... 20 1.6 Enthalpiezunahme beim Schmelzen und Verdampfen .................................................. 21 1.7 Spezifische Zustandsgrößen .......................................................................................... 22 2 Adiabatische oder isentrope Zustandsänderung ................................................. 24 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten ...................................................... 30 3.1 Verdampfen, Verdunsten und Kondensieren ................................................................. 30 3.2 Dämpfe und Dampfdruck................................................................................................ 30 3.3 Phasenübergänge im p-V-Diagramm ............................................................................. 36 3.4 Phasenübergänge und Phasengleichgewichte .............................................................. 38 3.5 Gasgemische und Luftfeuchtigkeit ................................................................................. 41 4 Anwendungen .......................................................................................................... 49 4.1 Wetterkunde als Physik der Atmosphäre ....................................................................... 49 4.2 Die Troposphäre ............................................................................................................. 50 4.3 Heiztechnik: Heiz- und Brennwert .................................................................................. 53 4.4 Biomasse als nachwachsender Energieträger..……….… …..….……………56 4.5 Wärmekraftmaschinen … . ………...... .. … ….……...….…. . ..………….......58 4.6 Gefriertrocknung und "Trockeneis"-Kühlung………………………………………………60 4 Inhaltsverzeichnis Lerneinheit 2 – Physik und Umwelt - 5 Wiederholungstest .................................................................................................. 63 5.1 Testfragen ...................................................................................................................... 63 5.2 Lösungen der Testfragen............................................................................................... 64 6 Zusammenfassung .................................................................................................. 68 7 Übungen .................................................................................................................. 70 7.1 Übungsaufgaben........................................................................................................... 70 7.2 Lösungen der Übungsaufgaben ................................................................................... 70 Anhang .................................................................................................................................. 70 A1 Griechisches Alphabet .................................................................................................................. 70 A2 Formelzeichen............................................................................................................................... 71 A3 Literaturauswahl ............................................................................................................................ 72 5 Vorwort Vorwort Die vorliegende Lerneinheit „Wärmelehre in Theorie und Praxis“ stellt den zweiten Teil einer elementaren Einführung in die Thermodynamik dar. Die Wärmelehre ist ein klassisches Teilgebiet der Physik, das große Bedeutung für die Ingenieurpraxis besitzt. Die Anwendungsgebiete überdecken einen weiten Temperaturbereich von der Tieftemperaturtechnik über die Kälte- und Klimatechnik bis zur Heiz- und Wärmetechnik. Weitere Anwendungen finden sich in der Energietechnik, die sich mit Verfahren zur Energieumwandlung und Energieübertragung beschäftigt, sowie im Maschinen- und Anlagenbau, bei dem es beispielsweise um die Optimierung der Wirkungsgrade von Wärmekraftmaschinen und Strömungsmaschinen geht. Diese Lerneinheit beschäftigt sich in erster Linie mit der Kalorik. Dazu werden in Kapitel 1 kalorische Größen, latente Wärmen und Aggregatszustandsänderungen beschrieben. Kapitel 2 befasst sich mit den adiabatischen Zustandsänderungen, die ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung erfolgen. In Kapitel 3 werden die thermodynamischen Eigenschaften von Dämpfen und Flüssigkeiten dargestellt. Dabei spielen Gasgemische und insbesondere die Luftfeuchtigkeit eine wesentliche Rolle. Kapitel 4 gibt dann einen Überblick über Anwendungen der Kalorik in Natur und Technik. Zur Selbstkontrolle des Gelernten dienen schließlich Testfragen und einige Übungsaufgaben mit Lösungen. Die Wärmelehre wird in dieser Lerneinheit im Rahmen einer Einführung in die Physik behandelt. Für Studenten der Ingenieurwissenschaften werden zur Vertiefung der thermodynamischen Grundlagen sowie zur detaillierten Beschreibung der vielfältigen wärmetechnischen Anwendungen eigenständige Lehrveranstaltungen über Technische Thermodynamik angeboten. Verbesserungsvorschläge, Fehlermeldungen und sonstige Kommentare oder Hinweise sind erwünscht. Bitte richten Sie diese an folgende E-Mail-Adresse: [email protected] Marburg, März 2016 6 Dieter Bangert 1.1 Spezifische und molare Wärmekapazität 1 Kalorische Größen Kalorische Größen beschreiben den energetischen Zustand eines Systems. Die experimentelle Erfahrung zeigt: Falls keine Aggregatzustandsänderungen stattfinden, ist mit einer Wärmezufuhr stets auch eine Temperaturerhöhung verbunden. 1.1 Spezifische und molare Wärmekapazität Die Wärmemenge ∆Q , die nötig ist, um eine beliebige Substanz der Masse m um ∆T = 1 K erwärmen, wird Wärmekapazität C genannt. C= ∆Q ∆T Die physikalische Einheit der Wärmekapazität ergibt sich zu [C] = [∆Q] = J . [∆T] K Die Wärmekapazität C einer Substanz ist proportional zu ihrer Masse m: C = c⋅m C wird als spezifische Wärmekapazität bem zeichnet, denn spezifische Größen sind massenbezogene Größen. Der Quotient c = Die spezifische Wärmekapazität gibt diejenige Wärmemenge an, die erforderlich ist, um von einer gegebenen Substanz eine Masse von m = 1 kg um ∆T = 1 K zu erwärmen. c= ∆Q m ∆T Für die Einheit der spezifischen Wärmekapazität erhält man: [c]= [Q] J = [ m ] [ ∆T ] kg K Insgesamt gilt also für die Wärmemenge ∆Q , die nötig ist, um die Masse m eines Stoffes mit der spezifischen Wärmekapazität c von T1 auf T2 zu erwärmen: 7 1 Kalorische Größen ∆Q = cm(T2 − T1 ) = cm∆T = C∆T Die Größe der zugeführten Wärmemenge ∆Q ist am Ausmaß der durch sie hervorgerufenen Temperaturerhöhung ∆T erkennbar. Diese Wärme wird daher auch als sensible oder als fühlbare Wärme bezeichnet. Sie ist von der in Abschnitt 1.3 behandelten latenten Wärme oder Umwandlungswärme zu unterscheiden. Für die spezifische Wärmekapazität c fester Stoffe bei ϑ = 20 °C erhält man folgende Messwerte (Tab. 1): Stoff c/(kJ/(kg K)) Diamant 0,50 Eisen 0,45 Quarzglas 0,73 Gold 0,13 Kupfer 0,38 Polyethylen 2,5 Polystyrol 1,3 Teflon 1,0 Uran 0,12 Tab. 1: Spezifische Wärmekapazitäten von Festkörpern Die spezifische Wärmekapazität c besitzt folgende Eigenschaften: - - Die spezifische Wärmekapazität c = c(T) hängt im Allgemeinen von der Temperatur ab. Bei kleinen Temperaturänderungen ( ∆T < 100 K) kann jedoch c als konstant angesehen werden. c ist nicht für die Schmelz- und Verdampfungstemperatur eines Stoffes definiert. Bei diesen Temperaturen tritt nämlich ein Phasenübergang auf. Dort wird deshalb die spezifische Schmelzoder Verdampfungswärme angegeben. Die spezifische Wärmekapazität aller Substanzen verschwindet am absoluten Nullpunkt lim c = 0 . T →0 - C eines Gemisches m von n verschiedenen Stoffen ist gleich der Summe der einzelnen Wärmekapazitäten C i = m i c i , geteilt durch die GeDie spezifische Wärmekapazität c = samtmasse m: 8 1.2 Spezifische Wärmekapazitäten des idealen Gases c= m1c1 + m 2 c 2 + m 3 c 3 + ... + m n c n m1 + m 2 + m 3 + ... + m n Unter den festen und flüssigen Körpern besitzt Wasser die höchste spezifische Wärmekapazität. Um 1 kg Wasser um 1 K zu erwärmen, sind 4187 J erforderlich. c H 2 O = c W = 4187 J kg K Die große spezifische Wärmekapazität des Wassers ist für das Klima von besonderer Bedeutung. Die große Wassermenge der Meere mit ihrer Wärmekapazität C stellt ein riesiges Wärmereservoir dar und verhindert große Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sowie zwischen den verschiedenen Jahreszeiten. Mit der Energie von 4187 J, die erforderlich ist um 1 kg Wasser um 1 °C zu erwärmen, kann einerseits 1 kg Wasser um 427 m hoch gehoben werden ( E pot = mgh ) oder andererseits auf eine Geschwin- m 2 v ). Daraus 2 folgt: Energiesparen ist vor allem beim Heizen und der Warmwassernutzung möglich. digkeit von 400 km/h beschleunigt werden ( E kin = Für die molare Wärmekapazität C m einer Substanz mit der Stoffmenge n gilt: Cm = C ∆Q = n n∆T [C m ] = J . mol K 1.2 Spezifische Wärmekapazitäten des idealen Gases Der Zusammenhang zwischen zugeführter Wärmemenge ∆Q und Erwärmung ∆T eines Stoffes der Masse m wird gegeben durch: ∆Q = cm∆T 9 1 Kalorische Größen Bei Erwärmung eines Gases der Masse m um die Temperaturdifferenz ∆T sind zwei Fälle zu unterscheiden, nämlich die Erwärmung bei konstantem Volumen und die Erwärmung bei konstantem Druck. 1.2.1 Erwärmung bei konstantem Gasvolumen V V = konst. p ∆Q Abb. 1: Spezifische Wärmekapazität bei konstantem Volumen Bei isochorer Erwärmung (V = konst.) steigt gemäß der Zustandsgleichung idealer Gase der Druck p an. Bei konstantem Volumen ist nämlich der Druck der Temperatur direkt proportional. Es ist: ∆Q = c V m∆T Oder in differentieller Schreibweise dQ = c V mdT . c V ist die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Volumen. 1.2.2 Erwärmung bei konstantem Druck p Bei isobarer Erwärmung (p = konst.) eines Gases mit gegebener Gasmasse m wächst gemäß der Zustandsgleichung idealer Gase das Volumen V an. Dabei muss ein beweglicher Kolben gegen den äußeren Druck verschoben werden und somit Volumenänderungsarbeit verrichtet werden. Bei konstantem Druck ist das Volumen der Temperatur direkt proportional. 10 1.2 Spezifische Wärmekapazitäten des idealen Gases p p = konst. ∆Q Abb. 2: Spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck Es ist: ∆Q = c p m∆T Oder in differentieller Schreibweise dQ = c p m dT. c p ist die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck. Für die spezifischen Wärmekapazitäten c p und c V von Gasen bei ϑ = 0 °C erhält man die folgenden Messwerte, die in Tab. 2 aufgelistet sind. Die experimentelle Erfahrung zeigt: Die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck c p ist größer als die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Volumen c V . cp > c V Wird dem Gas bei konstantem Druck die Wärmemenge ∆Q zugeführt, so führt dies nicht nur zu einer Erwärmung, sondern auch zu einer Ausdehnung ( V ∝ T ). Dabei muss das Gas gegen den äußeren Druck Volumenänderungsarbeit leisten, die von der zugeführten Wärmeenergie aufgebracht wird. Um eine Gasmasse m bei konstantem Druck p um ∆T zu erwärmen, ist die Wärmemenge ∆Q erforderlich und es gilt: ∆Q = mc p ∆T = mc V ∆T + p∆V 11 1 Kalorische Größen c p /(kJ /(kg K )) Gas c V /(kJ /(kg K)) Ar 0,523 0,321 CO2 0,837 0,647 O2 0,915 0,656 N2 1,04 0,74 Luft 1,005 0,715 Ne 1,03 0,628 CH 4 2,22 1,70 He 5,23 3,21 H2 14,3 10,2 Tab. 2: Spezifische Wärmekapazitäten von Gasen Ausgehend von der Zustandsgleichung idealer Gase kann eine Beziehung zwischen c V und c p abgeleitet werden: pV = m RT M Differenzieren der Zustandsgleichung nach der Temperatur T liefert unter Anwendung der Produktregel der Differentiation: d d m (pV ) = ( RT ) dT dT M dp dV m V +p = R dT dT M Vdp + pdV = m RdT M Für eine isobare Zustandsänderung ist p = konst. und damit dp = 0. Damit folgt: pdV = m RdT M Ferner gilt für isobare Zustandsänderung: dQ = c p mdT 12 1.2 Spezifische Wärmekapazitäten des idealen Gases Mithilfe des 1. Hauptsatzes der Thermodynamik dU = dQ + dW = dQ − pdV oder dQ = dU + pdV erhält man für isochore Zustandsänderungen, bei denen das Volumen V konstant bleibt: V = konst. und dV = 0 dQ = dU = c V mdT Aus dem 1. Hauptsatz dQ = dU + pdV folgt durch Einsetzen: c p mdT = c V mdT + m RdT M oder cp − c V = R M Dies ist die Mayersche Gleichung, benannt nach Julius Robert Mayer (1814 – 1878), der das Prinzip der Äquivalenz von Arbeit und Wärme erkannte und damit die Gültigkeit des Energieerhaltungssatz auch für das Gebiet der Wärmelehre begründete. Die isobare Wärmekapazität ist größer als die isochore Wärmekapazität. Denn bei einer isobaren Temperaturerhöhung nimmt nicht nur die innere Energie zu, sondern es wird dabei gleichzeitig Arbeit an den zurückweichenden Kolben abgegeben. Aus der Mayerschen Gleichung folgt durch Multiplikation mit der molaren Masse M des Gases: C m,p − C m,V = R Die Differenz aus der molaren Wärmekapazität C m ,p bei konstantem Druck und der molaren Wärmekapazität C m,V bei konstantem Volumen ist für alle Gase gleich der universellen Gaskonstante R. Hierbei gilt: Cm = C C C = = ⋅M = c ⋅M n m m M 13 1 Kalorische Größen Die molare Wärmekapazität ist die Wärmekapazität eines Stoffes mit der Stoffmenge n = 1 mol. Sie wird in der Fachliteratur gelegentlich auch als Molwärme bezeichnet. Da die Volumenänderung von festen und flüssigen Körpern bei Erwärmung im Gegensatz zu den Gasen äußerst gering ist, kann sie vernachlässigt werden. Für die spezifische Wärmekapazität von festen und flüssigen Körpern gilt daher: c = cp = cV Bei adiabatischen Prozessen mit Gasen als Arbeitsmedium wird häufig der Adiabatenkoeffizient oder Isentropenkoeffizient κ gebraucht. Es handelt sich dabei um eine dimensionslose Größe, die als Quotient der beiden spezifischen Wärmekapazitäten eines Gases definiert ist. κ= cp cV = C m,p C m,V [κ] = 1 Für das ideale Gas gilt: κ = 1 + 2 f f ist dabei die Zahl der Freiheitsgrade. Damit erhält man: κ= 5 , für einatomige ideale Gase (He, Ne, Ar) ist f = 3 und 3 κ= 7 , für zweiatomige ideale Gase ( H2 , N2 , O 2 ) ist f = 5. 5 Bei mehratomigen Molekülen, bei denen nicht alle Atome auf einer Achse liegen, sind Rotationen um drei unabhängige Achsen möglich. Sie besitzen daher f = 6 Freiheitsgrade und für den Adiabatenkoeffi2 4 zient folgt dann κ = 1 + = . 6 3 1.3 Latente Wärmen und Aggregatzustandsänderungen Makroskopische Stoffe treten in den drei Erscheinungsformen fest, flüssig und gasförmig auf. Diese Zustandsformen werden als Aggregatzustände der Materie oder auch als Phasen bezeichnet. Erfährt ein Stoff durch Zu- oder Abfuhr von Wärmeenergie eine innere Strukturumwandlung, dann bleibt während des ganzen Umwandlungsprozesses die Temperatur konstant. Die Wärmemengen, die dabei vom Stoff aufgenommen bzw. freigesetzt werden, heißen la- 14 1.3 Latente Wärmen und Aggregatzustandsänderungen tent oder verborgen, da sie keine Temperaturänderungen verursachen. Latente Wärmen stellen Umwandlungswärmen dar, die mit Änderungen des Aggregatzustandes eines Stoffes verbunden sind. Umwandlungsart Latente Wärme (Umwandlungswärme) fest → fest Umkristallisationswärme fest → flüssig Schmelzwärme Lf flüssig → fest Erstarrungswärme L f flüssig → gasförmig Verdampfungswärme L d gasförmig → flüssig Kondensationswärme L d fest → gasförmig Sublimationswärme L s gasförmig → fest Desublimationswärme L s Tab. 3: Umwandlungsart und Umwandlungswärme Je nach Temperatur des zu untersuchenden Stoffes ist eine Zufuhr oder Abfuhr einer Wärmemenge ∆Q erforderlich, um einen Pha- senübergang zu bewirken. Dabei wird folgende experimentelle Beobachtung gemacht: Während eines Phasenübergangs (Schmelzen, Sieden, Umkristallisieren, Sublimieren) bleibt die Temperatur konstant. Wird einem chemisch reinen Festkörper mit T < TS Wärme zugeführt, so beginnt bei TS der Schmelzvorgang. Bis zum vollständigen Schmelzen muss die Schmelzwärme L f zugeführt werden. Wird die Schmelze desselben Stoffes mit T > TS durch Wärmeabfuhr wieder abgekühlt, so beginnt bei der Temperatur TS der Erstarrungsvorgang. Dabei wird die Erstarrungswärme L f freigesetzt. Dabei gilt: Schmelz- und Erstarrungstemperatur sind gleich groß und Schmelzund Erstarrungswärme sind betragsmäßig identisch. 15 1 Kalorische Größen T KB fd TV TS 0 KBsf d f s L f Ld Q Abb. 3: Phasenübergänge in schematischer Darstellung Die einem festen Körper (Symbol s: solid) zugeführte Wärmeenergie führt nach Maßgabe seiner spezifischen Wärmekapazität solange zu einer Temperatursteigerung, bis die Schmelztemperatur TS erreicht ist. Die bei der Schmelztemperatur TS zugeführte Energie führt zu keiner weiteren Temperaturerhöhung. Sie stellt eine latente Wärme dar, nämlich die Schmelzwärme L f , die erforderlich ist, um gegen die anziehenden Bindungskräfte Arbeit zu verrichten und beim Schmelzvorgang die Kristallstruktur aufzubrechen. Im Koexistenzbereich KB sf stehen feste und flüssige Phase im thermischen Gleichgewicht. Nach Abschluss des Schmelzvorganges liegt der Stoff im flüssigen Zustand (Symbol f) vor. Durch Wärmezufuhr wächst seine Temperatur bis zur Siedetemperatur TV an. Im Koexistenzbereich KB fd stehen dann flüssige und dampfförmige Phase im Gleichgewicht, die Temperatur bleibt trotz Wärmezufuhr (Verdampfungswärme L d ) konstant ( T = TV ), um die bei der Verdampfung zu verrichtende Arbeit zur Vergrößerung der Abstände zwischen den Molekülen aufzubringen. Der vollständig verdampfte Stoff kann im Dampfzustand (Symbol d) durch Wärmezufuhr weiter erhitzt werden. Die Wärme, die bei einer Phasenumwandlung, d.h. bei einer Änderung des Aggregatzustandes verbraucht oder freigesetzt wird, wird Umwandlungswärme oder latente Wärme genannt und mit dem Formelzeichen L gekennzeichnet. Sind m die Masse und n die Stoffmenge des Körpers, dann folgt für die spezifische Umwandlungswärme l bzw. für die molare Umwandlungswärme L m : l= L m und Lm = L . n Die Umwandlungswärmen besitzen die Einheiten: 16 1.3 Latente Wärmen und Aggregatzustandsänderungen [l ] = J / kg , [ L m ] = J / mol . Kondensieren Sublimieren gasförmig Schmelzen Erstarren fest flüssig Verdampfen Desublimieren gasförmig Abb. 4: Aggregatzustände und Phasenübergänge eines Stoffes Unter Sublimation versteht man den direkten Übergang eines Stoffes aus dem festen in den dampfförmigen Zustand, ohne dass die flüssige Zwischenphase durchlaufen wird. Die Umwandlungswärme beim Phasenübergang fest → gasförmig bzw. gasförmig → fest wird als Sublimationswärme L s bezeichnet. Sie stellt eine latente Wärme dar. Analog gilt für die spezifische Sublimationswärme l s ls = Ls m und [l s ] = J / kg . Die Sublimation erfolgt wie das Schmelzen bei konstanter Temperatur unter Wärmeaufnahme aus der Umgebung. Um diese vom sublimierenden Stoff aufgenommene Sublimationswärme kühlt sich die Umgebung ab. Der Sublimationsvorgang kann daher zu Kühlzwecken eingesetzt werden (siehe auch Kap. 3.5). 17 1 Kalorische Größen 1.4 Spezifische und molare Schmelz- und Verdampfungswärme Wird durch Zufuhr der Wärmemenge Lf bei der Schmelztemperatur TS die Masse m eines Stoffes zum Schmelzen gebracht, so heißt das Verhältnis lf = Lf m spezifische Schmelzwärme des Stoffes. Die Schmelzwärme wird auch Schmelzenthalpie genannt und mit ∆H f bezeichnet. In der Technischen Thermodynamik wird die spezifische Schmelzwärme mit verschiedenen Formelzeichen dargestellt und häufig DIN-gemäß mit q, s oder ∆h f bezeichnet. Geht durch Zufuhr der Wärmemenge L d bei der Verdampfungstemperatur (Siedetemperatur) TV die Masse m eines Stoffes vom festen oder flüssigen Zustand in den Dampfzustand über, so heißt das Verhältnis ld = Ld m spezifische Verdampfungswärme. Die Verdampfungswärme wird auch Verdampfungsenthalpie genannt und mit ∆H d bezeichnet. In der Technischen Thermodynamik wird die spezifische Verdampfungswärme mit verschiedenen Formelzeichen dargestellt und häufig DIN-gemäß mit r oder ∆h d bezeichnet. Die Symbole L bzw. l im Formelzeichen für die Schmelz- bzw. Verdampfungswärme deuten an, dass es sich um latente Wärmen handelt. Allgemein gilt für einen Körper mit der Masse m und der Stoffmenge n dem eine Wärmemenge Q zugeführt wird: Spezifische WärQ men q = sind massenbezogene Größen und molare Wärmen m Q Qm = sind stoffmengenbezogene Größen. Tabelle 4 liefert einen n Überblick über die bei der jeweiligen Schmelztemperatur ϑS bzw. Verdampfungstemperatur (Siedetemperatur) ϑ V gemessenen spezifischen Schmelz- und Verdampfungswärmen einiger chemisch reiner Stoffe bei Normdruck der Atmosphäre von p n = 1013,25 hPa . 18 1.4 Spezifische und molare Schmelz- und Verdampfungswärme ϑS / °C ϑ V / °C lf /(kJ / kg) ld /(kJ / kg) Aluminium (Al) 660 2450 400 10800 Blei (Pb) 327 1740 23 860 Eisen (Fe) 1535 2740 270 6300 Gold (Au) 1063 2800 66 1650 Kupfer (Cu) 1083 2570 205 4800 Quecksilber (Hg) - 39 357 12 290 Titan (Ti) 1660 3290 324 8960 Wasser/Eis ( H2O ) 0 100 334 2257 Wolfram (W) 3410 5660 190 4350 Zink (Zn) 420 907 112 1760 Zinn (Sn) 232 2270 60 2490 Stoff Tab. 4: Spezifische Schmelz- und Verdampfungsenergien Bei den in Tabelle 4 aufgeführten Größen handelt es sich um gerundete Zahlenwerte. Unterschiedliche Quellen geben für ein und dieselbe Messgröße voneinander abweichende Messergebnisse an. Als mögliche Fehlerquelle kommt u. a. eine unterschiedliche Reinheit der untersuchten Stoffe in Frage. Beziehen sich die Umwandlungswärmen auf die umgewandelten Stoffmengen n statt auf die umgewandelten Massen m, so erhält man die molaren Umwandlungswärmen: L mf = L md = Lf n Ld n Beispiel: Für die spezifischen Umwandlungswärmen von Wasser/Eis erhält man folgende Messwerte: l f = 334 kJ / kg bei ϑS = 0 °C l d = 2257 kJ / kg bei ϑ V = 100 °C l s = 2835 kJ / kg bei ϑS = 0 °C 19 1 Kalorische Größen Für das Verdampfen von 1 kg Wasser wird somit etwa 7 mal mehr Energie benötigt als für das Schmelzen von 1 kg Eis. Die spezifische Sublimationswärme l s = l f + l d ergibt sich als Summe aus spezifischer Schmelz- und Verdampfungswärme bei ϑS = 0 °C . Während die Verdampfungswärme von Wasser mit wachsender Temperatur kleiner wird (Kap. 3.2), hängen Schmelzwärme und Sublimationswärme des Eises nur unwesentlich von der Temperatur ab. 1.5 Enthalpie In technischen Prozessen wird oft die Energie eines unter Druck stehenden Gases hoher Temperatur in einer Wärmekraftmaschine in Arbeit umgesetzt. Erfahrungsgemäß ist dabei neben der Temperatur auch der Druck des Gases für die Umwandlung in Arbeit von Bedeutung. Die druckunabhängige innere Energie U ist daher für die Beurteilung der "Arbeitsfähigkeit" eines solchen Gases nicht hinreichend. Diese Überlegungen führten 1876 Josiah Willard Gibbs (1830 – 1903) zur Definition einer weiteren kalorischen Zustandsgröße, die seit 1909 nach Heike Kamerlingh Onnes (1853 – 1926), dem Entdecker der Supraleitung als Enthalpie H bezeichnet wird. Die innere Energie U dient der Beschreibung von Systemen und deren Veränderung bei konstantem Volumen V ( isochore Zustandsänderung). Zur Beschreibung von Systemen und deren Veränderungen unter konstantem Druck p (isobare Zustandsänderung) wird die abgeleitete Zustandsgröße Enthalpie H eingeführt. H = U + pV [H]=J Bei einem Gas ist die Enthalpie H = f(T, p) als die Summe aus innerer Energie U und der Energie pV infolge eines von außen aufgeprägten Druckes gegeben. Differentiation nach der Temperatur T liefert: dH dU d dU dV dp = + (p V) = +p +V dT dT dT dT dT dT oder dH =dU + pdV + Vdp. Mit Hilfe des 1. Hauptsatzes dQ = dU + pdV folgt: dH = dQ + Vdp 20 1.6 Enthalpiezunahme beim Schmelzen und Verdampfen oder dQ = dH – Vdp. Für konstanten Druck p gilt: dp = 0 dQ = dH oder Q=H Die Enthalpie ist die Wärmemenge, die bei konstantem Druck zugeführt wird. Oder: Bei isobaren Prozessen ist die Enthalpiezunahme gleich der zugeführten Wärmemenge. Die physikalische Größe Enthalpie wird dort verwendet, wo Prozesse bei konstantem Druck ablaufen. Bei einer Stoffumwandlung oder Bildung einer chemischen Verbindung ist die Enthalpie der Endprodukte H E , im Allgemeinen nicht gleich der Summe der Enthalpien der Ausgangsstoffe H A . Die Differenz ∆H = H E − H A nennt man Wärmetönung der chemischen Reaktion bzw. der Stoffumwandlung. Ist ∆H > 0 , so erfolgt der Prozess unter Wärmeaufnahme (endothermer Prozess), wie beispielsweise das Verdampfen von Wasser. Hierbei muss dem System von außen Energie zugeführt werden. Ist ∆H < 0 , so wird bei dem Prozess Wärme frei (exothermer Prozess), wie beispielsweise beim Verbrennen von Kohlenstoff. 1.6 Enthalpiezunahme beim Schmelzen und Verdampfen Die spezifischen Verdampfungswärmen der Stoffe sind stets wesentlich größer als die spezifischen Schmelzwärmen. Beim Schmelzen wird wie beim Verdampfen eine Abtrennarbeit verrichtet und beide Vorgänge laufen im Allgemeinen bei konstantem Druck ab. Während beim Schmelzen durch die zugeführte Schmelzwärme Atome gegen die Bindungskräfte des festen Körpers verschoben werden, geschieht dies beim Verdampfen gegen die kleineren Bindungskräfte der Flüssigkeit durch Zufuhr der Verdampfungswärme. Sowohl beim Schmelzen als auch beim Verdampfen wird dabei die Bewegungsenergie der Moleküle vergrößert. Diese Zunahme der Bewegungsenergie der Moleküle führt zu einer Zunahme der inneren Energie U. Da die Verdampfung bei konstanter Siedetemperatur erfolgt, gilt für identische Massen ( m d = m f ) von dampfförmiger ( m d ) bzw. flüssiger Phase ( m f ) einer gegebenen Substanz: 21 1 Kalorische Größen Der Dampf eines Stoffes besitzt eine größere innere Energie als die Flüssigkeit bei gleicher Temperatur. Beim Übergang vom flüssigen zum dampfförmigen Zustand vergrößert sich das Dampfraumvolumen gegenüber dem Volumen der Flüssigkeit. Der entstehende Dampf leistet dabei Volumenänderungsarbeit gegen den äußeren Druck. Die zum Verdampfen erforderliche zugeführte Wärmemenge ∆Q setzt sich aus der Erhöhung der inneren Energie ∆U und der vom Dampf verrichteten Volumenänderungsarbeit ∆W zusammen. Beim Verdampfen einer Flüssigkeit, die immer bei der Verdampfungs- oder Siedetemperatur erfolgt, erhöht sich der Wärmeinhalt um die Verdampfungswärme ∆Q und es gilt: ∆Q = ∆H = ∆U + ∆W Die Verdampfungswärme wird auch als Verdampfungsenthalpie bezeichnet. Der deutsche Ingenieur Richard Mollier (1863 – 1935) erstellte Zustandsdiagramme für Dämpfe, die auch als MollierDiagramme bezeichnet werden. Für jeden dampfartigen Stoff existiert eine Temperatur, oberhalb der eine Verflüssigung auch mit größten Drücken nicht mehr möglich ist. Diese Temperatur wird als kritische Temperatur und der zugehörige Druck als kritischer Druck bezeichnet. Beispiel: Wasser ( ϑ k = 374,25 °C; p k = 221,2 bar) 1.7 Spezifische Zustandsgrößen Grundsätzlich unterscheidet man zwischen intensiven und extensiven Größen. Intensive Zustandsgrößen behalten bei der Teilung eines thermodynamischen Systems, unabhängig von der Masse, ihren Wert. Sie sind daher masse-unabhängig. Extensive Zustandsgrößen ändern ihren Wert bei der Teilung des Systems proportional zur Masse. Extensive Zustandsgrößen eines Systems lassen sich additiv aus den entsprechenden Zustandsgrößen der Teilsysteme zusammensetzen. Um die Abhängigkeit der extensiven Zustandsgrößen von der oft zufälligen Masse eines Systems auszuschließen, können diese Größen auf die Systemmasse m bezogen werden. Damit erhält man die so genannten spezifischen Zustandsgrößen. Sie werden mit Kleinbuchstaben charakterisiert. Spezifisches Volumen υ = 22 V mit der Einheit [υ] = m 3 / kg , m 1.7 Spezifische Zustandsgrößen spezifische innere Energie u = spezifische Enthalpie h = U mit der Einheit [u] = J/kg, m H mit der Einheit [h] = J/kg. m Die spezifische innere Energie u = u (T, υ) ist als kalorische Zustandsgleichung mathematisch mit Hilfe der thermischen Zustandsgleichung υ = υ(T, p) darstellbar, so dass man die spezifische Enthalpie h = u + pυ auch als Funktion der Zustandsvariablen T und p auffassen kann. Man erhält dann h = h (T, p) als eine weitere kalorische Zustandsgleichung. 23 2 Adiabatische oder isentrope Zustandsänderung 2 Adiabatische oder isentrope Zustandsänderung Ein thermodynamischer Prozess heißt adiabatisch oder isentropisch, wenn er ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung verläuft: ∆Q = 0 Dazu muss das System ideal wärmeisoliert sein, oder der Vorgang muss sehr schnell verlaufen, damit die gesamte Wärmeenergie Q sich nicht ändern kann und somit konstant bleibt. Es gilt: Q = konst. oder ∆Q = 0 . Nach dem 1. Hauptsatz gilt bei adiabatischer Zustandsänderung: ∆U = ∆W = − p∆V oder pdV = −dU . Bei isentroper Zustandsänderung eines idealen Gases wird die mechanische Volumenänderungsarbeit ausschließlich auf Kosten der inneren Energie verrichtet. ∆Q=0 2 1 V1 p1 V2 T1 T2 2 T1 > T2 Abb. 5: Isentrope Zustandsänderung in einem wärmeisolierten Zylinder Im Folgenden sollen die Adiabatengleichungen abgeleitet werden, die auch als Poisson-Gleichungen bekannt sind. Sie beschreiben die wechselseitigen Abhängigkeiten der Zustandsgrößen p, V und T bei adiabatischen Zustandsänderungen. Aus pdV = −dU folgt mit p= m 24 m RT M V und R dV T = −c V mdT . M V dU = c V mdT : 1.7 Spezifische Zustandsgrößen Mit der Mayerschen Gleichung R = cp − cV M folgt: dV dT = -cv . V T (cp - cv) Nach Integration erhält man: V2 T 2 dV dT = − cV ∫ T V V T (c p − c V ) ∫ 1 1 (c p − c V )(ln V2 − ln V1 ) = −c V (ln T2 − ln T1 ) oder (c p − c V ) ln cp − cV cV ln V2 = −c V ln V1 V2 V1 = ln T2 T1 = c V ln T1 T2 T1 T2 und schließlich: ( V2 V1 cp −cV ) cV = T1 T2 . Mit Hilfe des Adiabaten- oder Isentropenexponenten κ = cp cV ergibt sich die Volumen-Temperaturbeziehung bei adiabatischer (isentroper) Zustandsänderung: T1 T2 =( V2 V1 ) κ −1 Wegen T1V1κ −1 = T2 V2κ −1 folgt TV κ−1 = konst. Unter Verwendung der Zustandsgleichung idealer Gase (pV = nRT) erhält man: 25 2 Adiabatische oder isentrope Zustandsänderung p 1 V1 = m RT1 M p 2 V2 = m RT2 M p1V1 p 2 V2 T1 = T2 . Wird das Volumenverhältnis V2 V1 = V2 V1 durch p1T2 p 2 T1 ersetzt, dann folgt aus der Volumen-Temperatur-Beziehung bei adiabatischer Zustandsänderung: T1 T2 =( p1 p2 ) κ −1 ( T2 T1 ) κ −1 . Umformung liefert schließlich: T1 T2 =( p1 p2 κ −1 ) κ Allgemein gilt damit: T κ p1− κ = konst. Dies ist die Druck-Temperatur-Beziehung bei adiabatischer Zustandsänderung. Durch Eliminieren der Temperaturen folgt aus T1 T2 =( V2 V1 ) κ −1 und T1 T2 =( p1 p2 κ −1 ) κ durch Gleichsetzung der rechten Gleichungsseiten und nach Umformung p1 p2 =( V2 V1 )κ . Dies ist die Druck-Volumen-Beziehung bei isentroper Zustandsänderung, für die auch folgende Formulierung üblich ist: 26 1.7 Spezifische Zustandsgrößen p1V1κ = p 2 V2κ oder pV κ = konst . Adiabaten oder Isentropen sind somit Kurven konstanter Wärmeenergie Q, bei denen der Druck p proportional zu 1 / V κ verläuft. p Isentrope (dQ=0) p 1 Isotherme (dT=0) V1 V2 V Abb. 6: Adiabatische / isentrope ( κ > 1) und isotherme ( κ = 1) Zustandsänderung Der Vergleich von isothermer und isentroper Expansion, ausgehend vom gleichen Druck p1 und gleichem Volumen V1 zeigt: Da κ immer größer 1 ist, liegt die isentrope Kurve für V > V1 unterhalb der entsprechenden isothermen Kurve. Adiabaten verlaufen im p,V-Diagramm steiler als Isothermen. Für die Ausdehnungsarbeit WV bei isentroper Expansion folgt wegen dQ = 0 und dW V = −pdV : dW V = dU = c V mdT T2 W V = ∫ dW V = ∫ c v mdT = c V m(T2 − T1 ) T1 W V = −c V m(T1 − T2 ) . Bei adiabatischer oder isentroper Expansion ist T1 > T2 ; das Gas verrichtet bei Expansion Volumenänderungsarbeit und kühlt sich dabei ab. Innere Energie wird in mechanische Arbeit umgewandelt. Die verrichtete Arbeit WV ist daher negativ; in Übereinstimmung 27 2 Adiabatische oder isentrope Zustandsänderung mit der Konvention, dass die vom System geleistete, d.h. nach außen abgegebene Arbeit WV , negativ zu zählen ist. Mit c p − c V = cV = cp R und = κ folgt für c V : M cv R . M( κ − 1) Damit folgt für die Volumenausdehnungsarbeit: WV = − Ri R R m(T1 − T2 ) = m(T2 − T1 ) = m∆T . M( κ − 1) M( κ − 1) ( κ − 1) Bei isentroper (adiabatischer) Expansion wird ein Teil der inneren Energie des Gases in mechanische Arbeit umgewandelt. Die bei der Ausdehnung des idealen Gases von V1 auf V2 verrichtete Arbeit W = W V ist als graue Fläche unterhalb der Adiabaten dargestellt: p p 1 V2 W = − ∫ pdV V1 p 2 V2 V1 V Abb. 7: Ausdehnungsarbeit bei adiabater oder isentroper Expansion Bei einem idealen Gas bleibt gemäß dem Poissonschen Gesetz das Produkt pV κ während einer isentropen Expansion konstant. pV κ = p1V1κ oder p = p1V1κ V − κ V2 V2 V2 V1 V1 V1 W V = − ∫ pdV = − ∫ p1V1κ V − κ dV = −p1V1κ ∫ V − κ dV Damit erhält man als weitere Beziehung für die Volumenänderungsarbeit WV bei adiabatischer / isentroper Expansion bzw. Kompression: WV = − 28 p1V1 V p V V [1 − ( 1 ) κ−1 ] oder W V = 1 1 [( 1 ) κ −1 − 1] . κ −1 V2 κ − 1 V2 1.7 Spezifische Zustandsgrößen Hinweis für Berechnungen: Die Änderung der inneren Energie dU = c V mdT ist immer proportional zur isochoren Wärmekapazität. Dies gilt auch bei isobaren und adiabatischen Zustandsänderungen. Denn C V = mc V stellt die Wärmemenge dar, die vollständig in innere Energie umgewandelt wird. Wohingegen C p = mc p zusätzlich den Wärmeanteil beinhaltet, der in mechanische Volumenänderungsarbeit umgewandelt wird und daher nicht als innere Energie zur Verfügung steht. Vertiefungshinweis: Polytrope Zustandsänderung Sowohl die isotherme als auch die adiabate Zustandsänderung stellen zwei Grenzfälle dar, die streng genommen technisch nicht realisierbar und in der Praxis nur näherungsweise darstellbar sind. So setzt die isotherme Zustandsänderung ( ∆T = 0 ) einen ungehinderten Wärmeaustausch mit „unendlich“ großen Wärmereservoirs der Umgebung voraus. Wo hingegen die adiabatische Zustandsänderung absolut keinen Wärmeaustausch mit der Umgebung erlaubt ( ∆Q = 0 ). Findet ein teilweiser Wärmeaustausch mit der Umgebung statt, so spricht man von einer polytropen Zustandsänderung. Die zugehörige Zustandskurve heißt Polytrope und verläuft im p,VDiagramm zwischen der Isothermen und der Adiabaten. An die Stelle des Adiabatenkoeffizienten κ tritt bei polytropen Zustandsänderungen der Polytropenexponent n, mit 1 < n < κ . Für die polytrope Zustandsänderung gilt dann die Beziehung pV n = konst. Der Polytropenexponent n wird dabei durch die technischen Realisierungsbedingungen der Zustandsänderung bestimmt. Für n = 1 ergibt sich die isotherme und für n = κ die adiabatische Zustandsänderung jeweils als Spezialfall der polytropen Zustandsänderung.. 29 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten 3.1 Verdampfen, Verdunsten und Kondensieren Der unter isobarer Wärmezufuhr bei der Siedetemperatur TV einsetzende Phasenübergang flüssig → gasförmig wird als Verdampfung bezeichnet. Infolge der Verdampfung bildet sich oberhalb einer Flüssigkeit ein Dampfraum mit einem Dampfdruck p d aus. Im Falle von Wasser wird dieser Dampfdruck mit dem Formelzeichen e bezeichnet und es gilt: e = p d . Die Umkehrung des Verdampfungsvorganges wird Kondensation genannt. Sie stellt den isotherm bei der Siedetemperatur ablaufenden Phasenübergang gasförmig → flüssig dar. Bei der Verdampfung tritt der Phasenübergang in der ganzen Flüssigkeit bei der Siedetemperatur auf, während er bei der Verdunstung nur an der Flüssigkeitsoberfläche bei Temperaturen unterhalb der Siedetemperatur TV abläuft. Unter dem Begriff Dampf versteht man immer die gasförmige Phase eines Stoffes. Dämpfe, die mit ihrer flüssigen Phase, ihrem Kondensat, im Gleichgewicht stehen, heißen gesättigt. Im Gleichgewicht stehen bedeutet, dass im statistischen Mittel pro Zeiteinheit ebenso viele Dampfmoleküle auf die Oberfläche des Kondensats auftreffen, wie sich andere aufgrund ihrer Wärmebewegung daraus befreien und in den Dampfraum übertreten. Man spricht dann von einem dynamischen Gleichgewicht. Umfangreiche Versuche liefern folgendes Ergebnis: Die Verdampfungs- oder Siedetemperatur ist vom äußeren Druck über der Flüssigkeitsoberfläche abhängig. Dieser Sachverhalt wird durch experimentell ermittelte Dampfdruckkurve p s = f (T ) beschrieben. In diesem Zusammenhang kommt insbesondere dem Wasserdampf als Arbeitsmedium von Wärmekraftmaschinen in Form von Strömungsmaschinen herausragende technische Bedeutung zu. 3.2 Dämpfe und Dampfdruck Der Druck p s des gesättigten Dampfes heißt Dampfdruck oder auch Siededruck einer Flüssigkeit. Unter dem Sättigungsdampfdruck p s einer Flüssigkeit versteht man somit den Druck, der sich in ei- 30 3.2 Dämpfe und Dampfdruck nem abgeschlossenen Volumen über der Flüssigkeit bei gegebener Temperatur T im Dampfraum einstellt. Gesättigter Dampf hat den höchsten bei der jeweiligen Temperatur möglichen Druck. p s 5 10 Pa 300 200 p s =f(T) 100 273,16 0,01 400 100 500 200 600 300 T/K 400 ϑ/°C Abb. 8: Dampfdruckkurve p S = f (T) für Wasser Der Druck eines gesättigten Dampfes steigt mit wachsender Temperatur. Diese Temperaturabhängigkeit wird durch die Dampfdruckkurve beschrieben; die auch die Phasengrenzlinie flüssig-gasförmig definiert und die als Siedepunktskurve gedeutet werden kann. Die experimentelle Erfahrung zeigt: Der Druck des gesättigten Dampfes ist im Gegensatz zum idealen Gas unabhängig vom Volumen des Dampfraumes. Gesättigter Dampf lässt sich nicht komprimieren. Beim Versuch, den Druck zu erhöhen, kondensiert ein Teil des Dampfes. Dämpfe sind somit Gase, die im Kontakt mit ihrer flüssigen Phase stehen und auf die die Zustandsgleichung idealer Gase nicht angewendet werden kann. So kann z.B. das Volumen des Dampfraumes verändert werden, ohne dass sich Druck und Temperatur ändern. Je höher die Temperatur einer Flüssigkeit ist, um so schneller verdampft sie. Dabei kühlt sich die Flüssigkeit ab. Für jedes Gas existiert eine kritische Temperatur Tk , oberhalb der das Gas nicht mehr verflüssigt werden kann, auch nicht unter Anwendung extrem hoher Drücke. Für T > Tk sind die molekularen Bindungskräfte nicht mehr in der Lage, die Moleküle gegen die thermische Bewegung aneinander zu binden. Eine Flüssigkeit beginnt immer dann zu sieden, wenn ihr mit steigender Temperatur 31 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten zunehmender Dampfdruck ebenso groß ist, wie der über der Flüssigkeitsoberfläche herrschende äußere Gasdruck. a) b) c) 10 Pa 5 10 Pa 5 10 Pa ∆Q ∆Q ∆Q Flüssigkeit 5 d) 5 10 Pa e) 5 10 Pa ∆Q ∆Q Dampf Gas Abb. 9: Verhalten einer Flüssigkeit unter isobarer Wärmezufuhr a) Erwärmung; b) Siedebeginn; c) Sieden; d) Siedeende; e) Überhitzung Beispiel: In Abb. 10 übt ein beweglicher Kolben (Kolbenfläche A) über das Gewicht mit der Masse m einen einstellbaren Druck auf den Dampfraum aus. Beim Erhitzen von Wasser stellt sich im Dampfraum oberhalb der Flüssigkeit in Abhängigkeit von der Temperatur T ein Sättigungsdampfdruck p s (T ) ein, der dem äußeren Kolbendruck p = mg/A entspricht. Dieser Druck wird von den verdampften Wassermolekülen verursacht. Für die kritischen Werte von Wasser gilt: Tk = 647,4 K (ϑ k = 374,25 °C ) p k = 22,12 MPa = 221,2 bar Abb. 10: Gleichgewicht zwischen gasförmiger und flüssiger Phase 32 3.2 Dämpfe und Dampfdruck Ist der äußere Druck durch den Luftdruck p L gegeben und gilt: p S (T ) = p L , dann ist T = TV . Die Temperatur TV heißt Siedetemperatur oder Verdampfungs- temperatur. Wegen der durch die barometrische Höhenformel gegebenen Höhenabhängigkeit des Luftdrucks ist die Siedetemperatur des Wassers ortsabhängig. Die Siedetemperatur ϑ V nimmt mit steigender Höhe h und dadurch abnehmenden Luftdruck p L ab. h[m] ϑ V [ °C ] p s = p L [hPa] 0 100 1013 Kahler Asten 841 97 912 Brocken 1142 96 878 Feldberg 1493 95 840 Mexico City 2200 92 769 Zugspitze 2962 90 699 Mont Blanc 4807 84 555 Mount Everest 8848 71 335 Meereshöhe (NN) Tab. 5: Siedetemperatur des Wassers in Abhängigkeit von der Höhe Für praktische Berechnungen der Zustandsgrößen von Wasser und Wasserdampf werden Dampftafeln benutzt, die beispielsweise vom International Formulation Commitee (IFC) der Sechsten Internationalen Dampftafelkonferenz 1967 aufgestellt wurden. Die Abhängigkeit der Siedetemperatur des Wassers vom Druck kann aus der Dampfdruckkurve entnommen werden. Diese Daten sind auszugsweise in der folgenden Tabelle aufgeführt. ps / bar 0,01 0,1 0,2 0,5 1,0 1,013 ϑ V / °C 6,98 45,84 60,09 81,35 99,63 100,0 ps / bar 2,0 10,0 50,0 100,0 150,0 200,0 ϑ V / °C 120,2 179,9 263,9 310,9 342,1 365,7 Tab. 6: Dampfdruck p s und Siedetemperatur ϑ V von Wasser 33 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten An der Oberfläche einer Flüssigkeit steht stets die flüssige Phase mit der gasförmigen Phase (gesättigter Dampf) im Gleichgewicht (Abb. 10). Der Druck p s des gesättigten Dampfes wird durch die Dampfdruckkurve des betreffenden Stoffes bestimmt. Die Temperaturabhängigkeit des Dampfdruckes p s (T ) wird durch die Clausius- Clapeyronsche Gleichung beschrieben, die hier ohne theoretische Begründung angegeben werden soll: dp s dT = m ld T (VD − VFl ) ld : spezifische Verdampfungswärme VD : Volumen des Dampfes VFl : Volumen der verdampften Flüssigkeit der Masse m im flüssigen Zustand. Die Clausius-Clapeyronsche Gleichung stellt mathematisch eine dp s der Differentialgleichung 1. Ordnung dar, welche die Steigung dT Dampfdruckkurve im p s - T - Diagramm beschreibt. Diese Gleichung wurde aufgrund von Versuchen 1834 durch den französischen Ingenieur Benoit Paul Emile Clapeyron (1799 – 1864) aufgestellt und 1850 durch den deutschen Physiker Rudolf Clausius (1822 – 1888) theoretisch begründet. Mit Hilfe der stoffmengenbezogenen Größen molare Verdampfungswärme L md und der molaren Volumina Vm,D und Vm, Fl kann eine äquivalente Formulierung der Clausius-Clapeyronschen Gleichung angegeben werden. dp s dT = L md T(Vm,D − Vm,Fl ) Dabei ist: Vm,D = Vm,Fl = L md = VD n VFl n Ld n Ausgehend von der Clausius-Clapeyronschen Gleichung kann der Dampfdruck als Funktion der Flüssigkeitstemperatur unter folgenden Annahmen berechnet werden, die in der Praxis nur näherungsweise erfüllt sind: 34 3.2 Dämpfe und Dampfdruck - der Dampf über der Flüssigkeit werde als ideales Gas angesehen - l d sei temperaturunabhängig - da VFl << VD kann VFl gegenüber VD vernachlässigt werden. Damit erhält man eine vereinfachte Form der Gleichung von Clausius-Clapeyron: dp s dT = ml d VD T Aus der Zustandsgleichung idealer Gase p s VD = m RT M folgt für die Masse m des Dampfes, der das Volumen VD einnimmt: m= p s VD M RT Damit erhält man: dp s p s Ml d = dT RT 2 Trennung der Variablen liefert: dp s M l d = dT dT RT 2 Integration ergibt: ∫ dp S M l d = pS R ln p s = − ld M dT ∫T 2 + ln p 0 RT oder ps = p0e − ld M RT . 35 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten Innerhalb der vorausgesetzten Annahmen ist der Dampfdruck über einer Flüssigkeit näherungsweise exponentiell von der Flüssigkeitstemperatur abhängig. Der Druck p 0 stellt dabei einen stoffabhängigen Referenzdruck dar, der so gewählt werden muss, dass bei einer gegebenen Wassertemperatur T der zugehörige Dampfdruck p s wiedergegeben wird. Die spezifische Verdampfungswärme l d von Wasser ist jedoch keine Konstante, denn sie nimmt mit wachsender Temperatur ab. Sie beginnt am Tripelpunkt mit dem Wert 2501 kJ/kg und hat bei der Verdampfungstemperatur ϑ V = 100 °C bei Normdruck p n = 1013,25 hPa nur noch den Wert 2257 kJ/kg, um am kritischen Punkt (KP) bei der Celsiustemperatur ϑ k = 374,25 °C auf den Wert Null abzufallen. Diese Temperaturabhängigkeit der spezifischen Verdampfungswärme von Wasser ist in Abb. 11 dargestellt. ld kJ/kg 2500 2000 1500 1000 500 0 0 100 200 300 ϑK 400 ϑ/°C Abb. 11: Spezifische Verdampfungswärme von Wasser Eine wichtige technische Anwendung der Dampfdruckkurve stellt der Pumpeneinsatz in der Vakuumtechnik dar. Dort müssen Rezipienten, z.B. Reaktionsgefäße mit Hilfe von Pumpen evakuiert werden. Beim Einsatz von Wasserstrahlpumpen und Dampfstrahlpumpen wird das erreichbare Endvakuum durch den Dampfdruck des strömenden Mediums (z.B. Wasser, Öl, Quecksilber) begrenzt. 3.3 Phasenübergänge im p-V-Diagramm In Abb. 12 sind die Isothermen eines realen Gases dargestellt. Für Temperaturen T < Tk treten im Vergleich zum Verhalten eines idealen Gases erhebliche Abweichungen auf. Mit Tk ist die kritische Isotherme gekennzeichnet, die durch den kritischen Punkt (KP) verläuft, der mathematisch einen Sattelpunkt darstellt. Dabei bedeuten die Abkürzungen: B - KP: Siedelinie (x = 0) KP - A: Kondensationslinie oder Taulinie (x = 1) 36 3.3 Phasenübergänge im p-V-Diagramm p Gas k Flüssigkeit p KP T3 > Tk Tk p s B flüssig gasförmig Zweiphasengebiet T2 < Tk T1 < T2 A V Abb. 12: Schematisches p,V-Diagramm mit Isothermen Das Zweiphasengebiet ist das Verflüssigungsgebiet. Es wird auch Koexistenzbereich genannt. Der Verlauf der Isothermen im Verflüssigungsgebiet wird durch „Maxwellsche Geraden“ beschrieben. Unter einer Phase versteht man ein homogenes Zustandsgebiet innerhalb eines inhomogenen Stoffsystems, das durch Grenzflächen begrenzt wird. Bei isothermer Kompression eines realen Gases (Abb. 12) nimmt mit Abnahme des Volumens der Druck zu. Wenn die Kondensationslinie KP - A (x = 1) erreicht ist, setzt Verflüssigung des Gases ein. Die Kondensationslinie wird auch als Taulinie bezeichnet. Bei weiterer Volumenverminderung bleibt der Druck konstant; es kondensiert immer mehr Dampf, bis die Siedelinie B - KP (x = 0) erreicht ist (Maxwell-Gerade). Auf der Siedelinie ist der Dampf vollständig kondensiert und es liegt nur noch Flüssigkeit vor. Da die Flüssigkeit nahezu inkompressibel ist, steigt der Druck bei weiterer Volumenverminderung stark an. Der kritische Punkt KP stellt die Stelle im Zweiphasengebiet dar, an welcher der Koexistenzbereich (flüssig/gasförmig) auf einen Punkt zusammenschrumpft. Im Zweiphasengebiet flüssig-dampfförmig wird üblicherweise der Dampfgehalt x als Verhältnis der Dampfmasse m d zur Gesamtmasse aus Flüssigkeit und Dampf eingeführt. Bei Beschränkung auf das wichtige Wasser-Wasserdampf-System besteht die Gesamtmasse aus der Summe aus flüssiger Wassermasse m W und Dampfmasse md . x= md m W + md Für den Flüssigkeitsgehalt (hier: Wassergehalt) folgt dann 37 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten (1 − x ) = mW . m W + md Für die Siedelinie folgt wegen m d = 0 für den Dampfgehalt x = 0, während für die Kondensations- oder Taulinie m W = 0 ist, woraus sich der Dampfgehalt x = 1 ergibt. 3.4 Phasenübergänge und Phasengleichgewichte Die Erscheinungsformen der Materie - fest, flüssig und gasförmig werden als Aggregatzustände oder Phasen bezeichnet. Unter Phasenübergängen versteht man die in Kapitel 1.3 beschriebenen Umwandlungsvorgänge zwischen verschiedenen Aggregatzuständen. In der folgenden Abbildung ist das p-T-Zustandsdiagramm von Wasser in schematischer Form dargestellt. Da der Zustand eines homogenen Stoffes durch die Wahl von zwei Zustandsgrößen festgelegt ist, ist es möglich, in einem p-T-Zustandsdiagramm die Bereiche zu kennzeichnen, die einem bestimmten Aggregatzustand entsprechen. p KP pk p (2) fest d flüssig e verdampfen kondensieren schmelzen erstarren (3) TP p T c b a 0 gasförmig (1) TT Tk T Abb. 13: p-T- Zustandsdiagramm (Phasendiagramm) von Wasser (1) Sublimationskurve (2) Schmelzkurve (3) Dampfdruckkurve Für Wasser/Wasserdampf gilt: TP = Tripelpunkt ( p T = 610,4 Pa; TT = 273,16 K ) KP = kritischer Punkt ( p k = 221,2 ⋅ 10 5 Pa ; Tk = 647,4K ) 38 3.4 Phasenübergänge und Phasengleichgewichte Das Phasendiagramm in Abb. 13 wird durch drei Kurven, die sog. Phasengrenzen in drei Bereiche eingeteilt, in denen das Wasser in verschiedenen Aggregatzuständen vorliegt: - bei niedrigen Temperaturen und/oder hohen Drücken liegt Wasser ausschließlich als Festkörper (Eis) vor - bei mittleren Temperaturen und nicht zu kleinem Druck existiert es in der flüssigen Phase - bei höheren Temperaturen existiert Wasser nur in der Gasphase. Im p-T-Zustandsdiagramm sind beim Druck p 0 auf einer Isobaren verschiedene Zustände (p-T-Wertepaare) durch Buchstaben gekennzeichnet. In den Punkten a, c und e liegt der betrachtete Stoff jeweils ausschließlich in nur einer Phase vor, nämlich "fest" in a, "flüssig" in c und "gasförmig" in e. Die thermodynamischen Zustände, bei denen zwei Phasen im dynamischen Gleichgewicht miteinander stehen werden durch die Koexistenzkurven oder Phasengrenzen (1), (2) und (3) gekennzeichnet, die gleichzeitig zwei verschiedene Aggregatzustände voneinander trennen. Die Sublimationskurve (1), zwischen fester und gasförmiger Phase, die Schmelzkurve (2) zwischen fester und flüssiger Phase und die Dampfdruckkurve zwischen flüssiger und gasförmiger Phase kennzeichnen jeweils diejenigen p-TZustände, für die die angrenzenden Phasen koexistieren, das heißt beide Aggregatzustände sind gleichzeitig vorhanden und liegen nebeneinander im thermodynamischen Gleichgewicht. In Punkt b findet daher ein Phasenübergang fest-flüssig und in Punkt d ein Phasenübergang flüssig-gasförmig statt. Bei einem bestimmten Wert für Druck und Temperatur existieren alle drei Aggregatzustände im Gleichgewicht nebeneinander. Dieser Punkt ist der Schnittpunkt der drei Koexistenzkurven. Er wird Tripelpunkt TP ( p T , TT ) genannt. Unterhalb des Tripelpunktes existiert keine Flüssigkeit. Für T < TT sublimieren Eis und Schnee, sie gehen dabei von der festen Phase direkt in die gasförmige Phase über. Der Tripelpunkt wurde als Fixpunkt der absoluten Temperaturskala eingeführt. Oberhalb des kritischen Punktes KP, d.h. für T > Tk (im Falle von Wasser ist Tk = 647,4 K oder auf der Celsiusskala ϑk = 374,25 °C), existiert ebenfalls keine Flüssigkeit mehr. Alle Stoffe liegen oberhalb ihrer kritischen Temperatur ausschließlich gasförmig vor. Ohne gleichzeitige Abkühlung können Gase im Temperaturbereich T > Tk nicht verflüssigt werden, und zwar unabhängig von der Größe des aufgewendeten Druckes. 39 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten pk / bar Tk / K He 2,3 5,2 Ne 27 44 Ar 49 151 Kr 55 209 H2 13 33 CO 2 73,8 304 CH 4 46 191 Luft 37,7 132 H2 O 221,2 647,4 Substanz Tab. 7: Kritische Daten Gemäß Abb. 13 schmilzt Eis unter Druck zu Wasser. Wegen der Volumenzunahme des Wassers beim Gefrieren sinkt die Schmelztemperatur von Eis mit zunehmenden Druck. Die Schmelztemperatur erniedrigt sich um 0,0075 °C bei einer Druckerhöhung um 1 bar. Die Neigung der Phasengrenze zwischen Eis und Wasser beschreibt diese experimentelle Beobachtung, dass die Schmelztemperatur bei Druckerhöhung sinkt. Dies ist eine besondere Eigenschaft von Wasser. Seine Schmelzkurve besitzt eine negative Steigung (dp/dT < 0). Das Schmelzen von Eis unter Druck ist die Ursache für das Wandern der Gletscher. Dieses Phänomen wird Regelation des Eises genannt. Die große Gewichtskraft der Gletscher führt an der Eis-FelsenGrenzschicht zu hohen lokalen Drücken. Dadurch schmilzt das Eis und der Gletscher kann trotz der niedrigen Temperatur auf einem Wasserfilm talwärts gleiten. Bei den meisten Stoffen nimmt jedoch anders als beim Wasser das Volumen beim Erstarren sprunghaft ab. Dies führt zu einem Dichtesprung bei der Erstarrungstemperatur. So ziehen sich z.B. Metalle im Allgemeinen beim Erstarren zusammen. Ausnahmen bilden die Elemente Silizium (Si), Gallium (Ga) und Wismut (Bi), die sich beim Erstarren aus der Schmelze etwas ausdehnen. In der Gießtechnik müssen daher die Gussformen um das Schwindmaß größer sein als das fertige Gussstück. Bei den meisten Stoffen ist die Schmelztemperatur praktisch nicht vom Umgebungsdruck abhängig. Die Schmelztemperatur ist dann über einen größeren Druckbereich konstant. Liegt jedoch eine Druckabhängigkeit vor, so wird die Schmelztemperatur bei den meisten Stoffen durch eine Druckerhöhung vergrößert. Eine Druckerhöhung bewirkt dann eine im Allgemeinen geringe Zunahme der Erstarrungs- bzw. Schmelztemperatur. Denn unter hohem Druck werden die Moleküle näher aneinander gedrückt, so dass die Anziehungskräfte ihren ordnenden Einfluss stärker gegen die thermische Bewegung zum Einfluss bringen können. 40 3.5 Gasgemische und Luftfeuchtigkeit 3.5 Gasgemische und Luftfeuchtigkeit Gasgemische bestehen aus zwei oder mehreren reinen Gasen, die chemisch nicht miteinander reagieren. Die einzelnen Gasbestandteile werden Komponenten genannt. Bei der Bestimmung des Zustandes eines Gemisches aus k Komponenten ist zusätzlich zu den Zustandsgrößen eine Angabe über die Zusammensetzung erforderlich. Hierzu werden Anteilszahlen w i , σ i und x i eingeführt, die das Verhältnis der Teilmenge i zur Gesamtmenge angegeben. Der Massenanteil mi wi = m stellt das Verhältnis der Teilmasse m i zur Gesamtmasse m dar. Die Gesamtmasse des Gemisches ergibt sich als Summe aller Teilmassen zu m1 + m 2 + ... + m k = ∑ m i = m . i Wegen m1 m + m2 m + ... + mk m =∑ i mi m = 1 ∑m =1 m i i folgt w 1 + w 2 + ... + w k = 1 Der Volumenanteil σi = Vi V ist das Verhältnis des Teilvolumens Vi zum Gesamtvolumen V. Dabei ergibt sich das Gesamtvolumen als Summe aller Teilvolumina zu V1 + V2 + ... + Vk = ∑ Vi = V . i Der Volumenanteil σ i wird auch als Volumenkonzentration bezeichnet und es gilt ∑ σi = 1 . i 41 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten Der Stoffmengenanteil x i ist das Verhältnis der Teilstoffmenge mi zur Gesamtstoffmenge n. M i ist dabei die molare Masse Mi der i-ten Komponente des Gasgemisches mit der Teilmasse m i . ni = xi = ni n Auch hier gilt: Die Gesamtstoffmenge n ergibt sich als Summe der k Teilstoffmengen der Einzelkomponenten und es gilt n = n 1 + n 2 + n 3 + ... + n k Analog folgt: ∑ xi =1 i Bei der experimentellen Untersuchung des Gesamtdruckes p eines Gasgemisches aus k Komponenten fand englische Physiker John Dalton (1766 – 1844) folgendes Ergebnis: Der Gesamtdruck p eines Gasgemisches(aus Gasen mit idealem Verhalten) bei vorgegebenem Volumen V und bei vorgegebener Temperatur T ist die Summe der k Teildrücke oder Partialdrücke p i im Gesamtvolumen V. p = p1 + p 2 + ... + p k = ∑ p i i Diese Aussage wird daher als Dalton-Gesetz bezeichnet. Der Partialdruck p i ist der Druck, den die Einzelkomponente i mit der Stoffmenge n i ausüben würde, wenn sie allein das Gesamtvolumen V der Gasmischung einnehmen würde. In einem Gasgemisch verhält sich jede Komponente so, als ob sie allein vorhanden wäre. Die Zustandsgleichung eines Gemisches idealer Gase (oder realer Gase mit idealem Verhalten) lautet dann p = ∑ pi = n i RT RT . = ( n 1 + n 2 + ... + n k ) V V Die Anwendung des Gesetzes von Dalton soll an einem Versuchsbeispiel einer Gasmischung aus drei Komponenten I, II und III erläutert werden. Die drei Gase befinden sich zunächst mit identischen Drücken p1 = p 2 = p 3 = p in separaten Behältern mit verschiede- 42 3.5 Gasgemische und Luftfeuchtigkeit nen Volumen V1 , V2 bzw. V3 und mit verschiedenen Teilmassen m1 , m 2 und m 3 . Die Temperatur T werde konstant gehalten. Die Gase sind durch Ventile von einem vollständig leerem Behälter IV getrennt, der das Volumen Vs aufweist, welches mit der Summe der drei Teilvolumina übereinstimmt. Vs = V1 + V2 + V3 Wird durch Öffnen des Ventils VT1 mithilfe eines beweglichen Kolbens die Gaskomponente I ( m1 , p, V1 , T) in den Behälter IV gedrückt, so folgt aus dem Gesetz von Boyle-Mariotte (pV = konst.): pV1 = p s,1Vs p s,1 ist der Partialdruck, den die Masse m1 im Volumen Vs hervorruft. In analoger Weise würde beim Öffnen des Ventils VT2 nur die Gaskomponente II ( m 2 , p, V2 , T) in den Behälter IV gedrückt. pV2 = p s, 2 Vs Schließlich erhält man bei der Durchführung des Versuchs nur mit der Gaskomponente III (durch Öffnen des Ventils VT3): pV3 = p s,3 Vs Für die Partialdrücke p s ,1 , p s , 2 und p s ,3 der Gaskomponentenmassen m1 , m 2 und m 3 im Gesamtvolumen Vs folgt: pV1 Vs pV2 = Vs p s,1 = p s,2 p s ,3 = pV3 Vs Die Addition dieser Partialdrücke liefert: p s ,1 + p s, 2 + p s,3 = pV1 pV2 pV3 p + + = (V1 + V2 + V3 ) = p Vs Vs Vs Vs In einem Gasgemisch ist der Gesamtdruck gleich der Summe aller Partialdrücke. Im Folgenden soll die spezifische Gaskonstante R i des Gasgemisches aus drei Komponenten ermittelt werden. Es sei 43 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten T = konst., Vs = V1 + V2 + V3 und m = m1 + m 2 + m 3 . Dann gelten für die drei Komponenten die Zustandsgleichungen: p s ,1Vs = m1R i,1T p s , 2 Vs = m1R i, 2 T p s ,3 Vs = m1R i,3 T Die Addition dieser drei Gleichungen liefert: (p s,1 + p s , 2 + p s ,3 )Vs = (m1R i ,1 + m 2 R i, 2 + m 3 R i,3 )T pVs = (m1R i,1 + m 2 R i, 2 + m 3 R i ,3 )T Andererseits gilt für jedes Gas und damit auch für jede Gasmischung: pVs = mR i T mR i T = (m1R i,1 + m 2 R i , 2 + m 3 R i,3 )T Daraus folgt schließlich für R i : Ri = m m1 m R i,1 + 2 R i, 2 + 3 R i,3 m m m Durch Verallgemeinerung der letzten Gleichung auf ein Gasgemisch aus k Komponenten, wobei die k-te Gaskomponente die Masse m k und die spezifische Gaskonstante R i,k besitzt, folgt für die spezifische Gaskonstante Ri des Gemisches: mν R i ,ν ν =1 m k Ri = ∑ Dabei ist m die Gesamtmasse der Gasmischung: k m = ∑ mν ν =1 Eine Anwendung des Daltonschen Gesetzes auf ein Gemisch zweier Gase A und B zeigt Abbildung 14. Gas A übt den Druck p A und Gas B den Druck p B auf die Wände ihres Behälters aus, die jeweils das gleiche Volumen V besitzen. 44 3.5 Gasgemische und Luftfeuchtigkeit V nA p V A + V nM=nA+nB p =p +p M A B nB p B Abb. 14: Daltonsches Gesetz Trockene Luft ist immer ein Gemisch aus verschiedenen Gasen ( N 2 , O 2 , Ar, CO 2 , ...). Mischungen idealer Gase sind trockene Gasgemische. Dämpfe sind dagegen reale Gase. Mit Dampf beladene Gasgemische heißen feucht. Atmosphärische Luft kann als ein Zweistoffgemisch aus trockener Luft und Wasserdampf aufgefasst werden, sie ist feucht. In jedem Luftvolumen VL ist daher eine ganz bestimmte Wassermasse m W (dampfförmig und flüssig) enthalten. Nach dem Daltonschen Gesetz gilt für den Gesamtdruck der feuchten Luft: p = pL + pd p L ist dabei der Partialdruck des Anteils an trockener Luft und p d ist der Partialdruck des Anteils an Wasserdampf. fa = mW = ρ W = ρd VL f a ist die absolute Feuchte der Luft. Die absolute Feuchte ist die Massenkonzentration des Wasserdampfes in Luft. Sie entspricht der Dichte ρ W = ρ d des Wasserdampfes. Dem Wasserdampfanteil in der Luft entspricht ein Wasserdampf-Partialdruck in der Atmosphäre e = pd : e = pd ∝ ρW = mW VL ρ W stellt dabei die Dichte des Wasserdampfes dar. In atmosphäri- scher Luft kann näherungsweise Wasserdampf als ideales Gas behandelt werden. Für den Wasserdampf gilt dann die Zustandsgleichung e = pd = ρW R RT = ρ W T = ρWRST . MW MW 45 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten M W ist dabei die molare Masse des Wasserdampfes ( M W = 18 kg / kmol ). Sie ist identisch mit der molaren Masse des Wassers. R S = 461,5 J /(kg ⋅ K ) ist hier die spezielle Gaskonstante von Wasserdampf. Es gilt: p d (T ) ≤ p s ( T ) p s ist der Sättigungsdampfdruck oder kurz Sattdampfdruck bei der Sättigungsdichte oder Sattdampfdichte ρ s und ergibt sich aus der Dampfdruckkurve des Wassers. Ist: p d (T ) = p S (T) , so ist die Luft feuchtigkeitsgesättigt. Die absolute Feuchte f a (T ) hat dann ihren maximal möglichen Wert, nämlich die maximale Feuchte f m (T ) erreicht. Ist p d (T ) < p s (T ) so liegt ungesättigte feuchte Luft vor. Als relative Feuchtigkeit oder relative Feuchte ϕ rel wird der Quotient aus absoluter Feuchte f a und maximaler Feuchtigkeit f m bei der jeweiligen Temperatur T definiert. ϕ rel = fa fm = pd ps = ρd ρs ϕ rel ist somit eine dimensionslose Größe, die meist in Prozent angegeben wird. Sie beschreibt das Verhältnis des Partialdampfdruckes p d zum Sättigungsdampfdruck p s des Wasserdampfes bei der jeweiligen Temperatur. Es gilt: ϕ rel < 100% : ungesättigte feuchte Luft ϕ rel = 100% : gesättigte feuchte Luft Bei konstanter absoluter Feuchtigkeit f a wird mit sinkender Temperatur die relative Feuchtigkeit ϕ rel ansteigen, da mit sinkender Temperatur die Dampfdruckkurve p s (T ) abfällt und damit auch f m kleiner wird. Die relative Feuchte der Luft steigt daher beim Abkühlen des Wasserdampf-Luftgemisches immer an. Die Temperatur, bei der die relative Feuchte ϕ rel = 100 % erreicht wird, heißt Taupunkt und wird mit dem Symbol τ bezeichnet. Für T = τ ist ϕ rel = 100 % oder ϕ rel = 1 und es ist ρ W = ρ s oder p d (τ) = p S (τ) . Bei dieser Temperatur beginnt die Kondensation, nämlich die Abscheidung des überschüssigen Wasserdampfes als Tau, die auch als Kondenswasserbildung bezeichnet wird. 46 3.5 Gasgemische und Luftfeuchtigkeit ρd g/m 3 30 3 20 2 ρs (ϑ) ρs (ϑL ) ρ 1 d (ϑL ) 10 0 0 10 τ 20 ϑL 30 ϑ/°C Abb. 15: Sättigungsdichte ρS (ϑ) von Wasserdampf in Luft In Abb. 15 stellt ϑ L = 25 °C die Lufttemperatur und ρ W die bei dieser Temperatur in der Luft vorhandene Wasserdampfdichte dar. ρ s (ϑ L ) ist die Sättigungsdichte, die der maximalen Feuchte f m entspricht. Bei Abkühlung der Luft bleibt die der Wasserdampfdichte ρ d äquivalente absolute Luftfeuchte f a erhalten, während die relative Feuchte ständig zunimmt, bis beim Taupunkt τ die relative Feuchtigkeit ihren Maximalwert ϕ rel = 100% ( ρ W = ρ s ) erreicht, bei der bei weiterer Abkühlung Kondensation stattfindet. In der Baupraxis stellt der Feuchteschutz eine wichtige bauphysikalische Aufgabe dar. Dabei geht es um die Vermeidung von Tauwasserbildung an Bauteiloberflächen. Immer dann, wenn die Oberflächentemperatur von Bauteilen niedriger als die von der relativen Luftfeuchtigkeit abhängige Taupunkttemperatur der feuchten Raumluft ist, schlägt sich Tauwasser an den Bauteilen nieder. Tauwasserbildung tritt somit immer dann auf, wenn bei niedriger Außentemperatur der Luft die Außenwand wegen zu geringer Wärmedämmung zu kalt wird. Zur Vermeidung von Tauwasserniederschlag an Bauteiloberflächen gibt es bauphysikalische Regeln (DIN 4108), durch die ein Mindestwärmeschutz definiert wird. Die rechtliche Grundlage bildet die Energieeinsparverordnung (EnEV2014). Zur experimentellen Bestimmung der Luftfeuchtigkeit dienen folgende Messinstrumente: Haarhygrometer, Taupunkthygrometer und Aspirationspsychrometer. In der Technischen Thermodynamik und in der Klimatechnik wird der Wassergehalt x oder Feuchtegrad der Luft als das Verhältnis von Wassermasse m W in Form von Wasserdampf zur Masse der trockenen Luft m L definiert: x= mW ρ = d mL ρL 47 3 Eigenschaften der Dämpfe und Flüssigkeiten mit [x ] = kg =1 kg . Da der Anteil des Wassers in der Luft veränderlich ist, wird die Masse der trockenen Luft m L als Bezugsgröße gewählt. Für trockene Luft ist x = 0, für luftfreien Wasserdampf oder für flüssiges Wasser ist x = ∞ . Die Befeuchtung oder Trocknung von Luft in Räumen stellt ein wichtiges Arbeitsgebiet der Klimatechnik dar. Die Wetterkunde als Physik der Atmosphäre befasst sich im Detail mit der mit Feuchtigkeit beladenen Luft. 48 4.1 Wetterkunde als Physik der Atmosphäre 4 Anwendungen 4.1 Wetterkunde als Physik der Atmosphäre Luft enthält immer unsichtbaren Wasserdampf. Er entsteht durch Verdunstung von Wasser. Warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte. Wenn Luft abkühlt, nimmt die relative Luftfeuchtigkeit ϕ rel zu. Ist ϑ = τ (Taupunkt) so gilt: ϕ rel = 100 % oder f a = f m . Die Luft ist dann mit Wasserdampf gesättigt. Für ϑ ≤ τ setzt die Kondensation des Wasserdampfes ein und es kann Tau niederschlagen. Tau besteht aus winzigen Wassertropfen. Liegt der Taupunkt unter 0 °C (Gefrierpunkt), so kondensiert (konkreter: desublimiert) Wasserdampf in Form von Eiskristallen. Der Vorgang stellt eine Desublimierung dar, bei der direkt der Feststoff Raureif aus der dampfförmigen Phase entsteht. In der folgenden Tabelle ist die Sättigungsdichte von Wasserdampf in Luft in Abhängigkeit von der Lufttemperatur aufgelistet. Für die Sättigungsdichte ist ϕ rel = 100 %. Mehr Wasserdampf kann die Luft pro Kubikmeter nicht aufnehmen. Lufttemperatur ϑ / °C Sättigungsdichte ρS / (g / m3 ) +40 51,2 +30 30,3 +20 17,3 +10 9,4 0 4,84 - 10 2,14 - 20 1,07 - 30 0,54 - 40 0,18 Tab. 8: Sättigungsdichte von Wasserdampf in Luft Beispiel: Wolkenbildung Aufsteigende Luft kühlt sich ab. In einer Höhe h, in der für die Celsiustemperatur der Luft ϑ = τ gilt, ist die Luft mit Wasserdampf gesättigt und an kleinen Staubpartikeln (sog. Kondensati- 49 4 Anwendungen onskernen mit einem ∅ ≈ 0,1 µm) setzt Kondensation und damit Wolkenbildung ein. Diese Höhe, die durch die Wolkenunterseite definiert ist, wird auch als Kondensationsniveau bezeichnet. Aber: Nicht alle Wolken bestehen aus Wassertröpfchen. Wolken in großen Höhen, in denen die Lufttemperatur ϑ < 0 °C ist, bestehen aus Eiskristallen. Abb. 16 : Kondensierter Wasserdampf (Wolkentröpfchen) 4.2 Die Troposphäre Die Troposphäre ist das unterste Stockwerk der Atmosphäre. In ihr spielt sich das gesamte Wettergeschehen ab. Die Obergrenze der Troposphäre bildet in 10 bis 20 km Höhe die Tropopause. Sie liegt in der Tropenzone im Mittel in einer Höhe von etwa 18 km, in mittleren Breiten bei etwa 11 km, und in der Polarregion in etwa 8 km Höhe. Damit umfasst die Troposphäre etwa 80 - 90 % der Gesamtmasse der irdischen Lufthülle. Sie versorgt den Planeten Erde mit Atemluft und Wasser und ist zugleich aber auch die Abgasdeponie, welche die zivilisatorischen Abgase aus Kraftfahrzeugen, Heizungsanlagen, Kraftwerken und Produktionsstätten aufnimmt. Das Wettergeschehen in Verbindung mit dem Wasserkreislauf aus Verdunstung, Wolkenbildung und Niederschlag ist der wichtigste Reinigungsmechanismus der Atmosphäre. Partikel und wasserlösliche Gase sind direkt bei den Prozessen der Wolkenbildung beteiligt, sie werden mit dem Niederschlag ausgewaschen und somit aus der Atmosphäre entfernt. Partikelförmige Luftverunreinigungen mit Durchmessern unter 10 µm werden als Schwebstoffe oder Aerosole bezeichnet. Der stockwerkförmige Aufbau der Atmosphäre ist in Abb. 17 skizziert. 50 4.2 Die Troposphäre F1 - und F2 -Schicht Höhe h/km 200 p(h) Ionosphäre E-Schicht 100 80 D-Schicht Stratosphäre 10 0 Troposphäre -6 -5 -4 -3 -2 -1 10 10 10 10 10 10 1 1 2 3 10 10 10 Druck p/hPa Abb. 17: Aufbau der Atmosphäre Die durch die einfallende Sonnenstrahlung erwärmte Erdoberfläche gibt ihre Wärme wieder an die Atmosphäre ab. Mit wachsendem Abstand von der Erdoberfläche wird dabei bis zur Tropopause eine nahezu gleichmäßige Temperaturabnahme beobachtet. Oberhalb der Tropopause bleibt die Temperatur zunächst konstant. Die Tropopause wirkt aufgrund ihrer durchschnittlichen Temperatur von etwa − 60 °C für den Wasserdampf wie eine Kühlfalle. Die mittlere Atmosphäre jenseits der Tropopause ist daher extrem trocken. Ein Wettergeschehen mit Wolkenbildung existiert daher in diesem Höhenbereich nicht mehr. Der Luftdruck und damit die Dichte der Luft nehmen mit zunehmender Höhe über dem Erdboden nach Maßgabe der barometrischen Höhenformel ab. Die über der Erdoberfläche nach oben aufsteigende warme Luft dehnt sich dabei ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung, d.h. adiabatisch, aus, wobei sie sich gleichzeitig abkühlt. Der Tropopause folgt in einer Höhe von etwa 20 – 50 km die Stratosphäre. Dort nimmt die Temperatur infolge von Strahlungsabsorption durch Ozonmoleküle ( O 3 ) zu, um in der Stratopause in 50 km Höhe ein lokales Maximum bei etwa 0°C zu erreichen. In größeren Höhen ( ≈ 100 km) wird die harte UV-Strahlung mit Wellenlängen bis zu 200 nm absorbiert, was zu einer starken Ionisierung der atmosphärischen Gase führt. Dieser oberste Bereich der Atmosphäre wird Ionosphäre oder Thermosphäre genannt. In 500 km Höhe steigt dort die Temperatur auf bis zu 1700 °C an. Die Temperaturabnahme in der Troposphäre kann durch einen Temperaturgradienten dT/dh beschrieben werden. Er hat für trockene Luft den Wert: - dT/dh = 0,0098 K/m ≈ 1 K / 100 m 51 4 Anwendungen Nach dieser Gleichung, die die trockenadiabatische Abkühlung der trockener Luft beschreibt, nimmt die Lufttemperatur pro km Höhe um 9,8 K ab. Ein großer Anteil der von der Erdoberfläche absorbierten Sonnenenergie wird zur Verdunstung von Wasser verbraucht. Die dabei aufgewandte Verdampfungswärme wird im Wasserdampf als latente Wärme gespeichert. In feuchter Luft findet in einer Höhe, in der der Taupunkt des Wasserdampfes erreicht wird, Wolkenbildung statt. Durch die dabei freiwerdende Kondensationswärme fällt die Temperatur im Vergleich zur trockenadiabatischen Abkühlung langsamer ab. Im Mittel hat daher der Temperaturgradient dT/dh für feuchte Luft den Wert − dT / dh = 1 K/100 m - dTK /100 m ≈ 0,65 K/100 m. dTK stellt den Temperaturbetrag infolge der freigesetzten Kondensations- bzw. Gefrierwärme dar. Die feuchtadiabatische Abkühlung aufsteigender bzw. Erwärmung absteigender Luft nimmt bei starker Kondensation in den Tropen einen Wert von dTK / 100 m = 0,4 K / 100 m an. Der Temperaturgradient dT/dh nähert sich dem trockenadiabatischen um so mehr, je weniger Wasserdampf kondensiert. Eine Gasschichtung, bei der die Temperatur mit der Höhe abnimmt, ist mechanisch nicht stabil, da die oben liegende Gasschicht schwerer ist als die darunter liegende. Als Folgewirkung dieser instabilen Schichtung steigt warme Luft auf, wobei sie sich abkühlt um dann aufgrund ihrer dabei zunehmenden Dichte wieder abzusinken. In der Troposphäre findet daher ein ständiger Austausch von Luftmassen statt, den man vertikale Konvektion nennt. Durch die vertikale Konvektion werden Gase und damit auch Schadstoffe in der Troposphäre schnell und grenzüberschreitend verteilt. Ausgehend vom 1. Hauptsatz der Thermodynamik dU = dQ + dW oder dU = dQ - p dV lässt sich der adiabatische Temperaturgradient der trockenen Luft in der Erdatmosphäre berechnen. Da für adiabatische Prozesse dQ = 0 ist, folgt: dU = -p dV Wird die Luft als ideales Gas betrachtet, so gilt: dU = c V m dT = -p dV 52 4.3 Heiztechnik: Heiz- und Brennwert Ferner ist: dp = -g ρ dh V dp = -g m dh Aus der Zustandsgleichung idealer Gase pV = n R T folgt: d (pV) = p dV + V dp = n R dT V dp = n R dT - p dV = -g m dh Mit -p dV = c V m dT erhält man: n R dT + c V m dT = -g m dh Die Stoffmenge n ist gegeben durch n= m , M wobei M die molare Masse der Luft darstellt. R dT + c V M dT = -g M dh (R + c V M )dT = -g Mdh dT/dh = -g M /(R + c V M) Mit den Werten g = 9,81 m / s 2 , M = 29 kg/kmol, R = 8,314 kJ /(kg K ) und c V = 0,715 kJ/(kg K) folgt schließlich für trockene Luft: − dT / dh = 9,8 ⋅ 10 −3 K / m ≈ 1 K / 100 m 4.3 Heiztechnik: Heiz- und Brennwert Die fossilen Brennstoffe Kohle, Öl und Erdgas werden durch direkte Verbrennung zur Bereitstellung von Heizwärme eingesetzt. Die im Brennstoff chemisch gebundene Energie wird durch den Brennwert und den Heizwert gekennzeichnet. Die Wärme wird dabei mit Hilfe eines Warmwasserkreislaufes einzelnen Heizkörpern zugeführt. Dabei ist bei Absenkung der Wassertemperatur im Heizkessel das Tau- 53 4 Anwendungen punktproblem zu beachten. Der im Rauchgas enthaltene Wasserdampf kondensiert bei Erreichen des Taupunktes, so dass im Rauchgas enthaltene Feuchtigkeit zur Korrosion des Heizkessels und zur Versottung des Schornsteines führen kann. Daher muss die Abgastemperatur oberhalb der Taupunkttemperatur liegen. Nur bei Verwendung von korrosionsfesten Abwärmetauschern, z.B. aus Keramik oder Spezialstahl, können Taupunktunterschreitungen zugelassen werden, wodurch dann die Nutzung des Brennwertes anstelle des Heizwertes möglich wird. Der Einsatz dieser "Brennwerttechnik" führt zu einer Steigerung des Kesselwirkungsgrades. Nach DIN 5499 gilt folgende Definition: Brennwert und Heizwert sind Reaktionsenergien (bei Verbrennung unter konstantem Volumen) oder Reaktionsenthalpien (bei Verbrennung unter konstantem Druck), die vom System abgegeben und deshalb mit negativem Vorzeichen versehen werden. Dabei wird grundsätzlich vorausgesetzt, dass die Temperatur der Reaktionsprodukte nach der Verbrennung gleich ist der Temperatur der an der Reaktion teilnehmenden Komponenten vor der Verbrennung. Gemäß DIN 5499 werden Brenn- und Heizwert einheitlich bei p = 1,013 bar = 1013 hPa definiert. Brenn- und Heizwert lassen sich aus den Reaktionen mit den entsprechenden Reaktionsenthalpien ermitteln. In Abhängigkeit vom Zustand des Wassers im Rauchgas unterscheidet man technisch zwischen Brennwert H s (früher: oberer Heizwert H o genannt) und Heizwert H i (früher: unterer Heizwert H u genannt). Der Indes i in H i steht für lat. inferior = unterer und der Index s in H s steht für lat. superior = oberer Heizwert. Es handelt sich hierbei um die international gültigen Bezeichnungen, die in der DIN EN 437 festgelegt wurden. Heizwerte kennzeichnen die Energiefreisetzung bei der vollständigen Umwandlung der Brennstoffe in ihre Verbrennungsprodukte. Bei den meisten Brennstoffen enthalten die Verbrennungsprodukte jedoch Wasser. Dies ist eine Folge der Oxidation des Wasserstoffs der meistens aus Kohlenwasserstoffen bestehenden Brennstoffe. Der Brennwert wird angegeben, falls die Verdampfungswärme des enthaltenen Wassers mit in die Energiebilanz einbezogen wird. Für den Fall, dass keine Nutzung der Kondensationswärme erfolgen kann, wird der Heizwert zur Charakterisierung benutzt. Der Brennwert ist die je Bezugseinheit des Brennstoffes bei vollkommener Verbrennung bei p = konstant freiwerdende Energie. Das Rauchgas wird auf die Bezugstemperatur zurückgekühlt, das Wasser im Rauchgas ist kondensiert und liegt in flüssiger Phase vor. Die Bezugseinheit charakterisiert die eingesetzte Brennstoffmenge. Wird der Brennwert auf die Brennstoffmasse m BS bezogen, so ergibt sich der spezifische Brennwert aus: 54 4.3 Heiztechnik: Heiz- und Brennwert Hs = Q ab . m BS mBS ,ϑ B mL ,ϑ B vollständige Verbrennung bei p= konst. ϑB mRG+mA H2O (flüssig) Qab Abb. 18: Definition des Brennwertes Wird der Brennwert auf die Stoffmenge nBS bezogen, so ergibt sich der molare Brennwert Hs,m aus: H s, m = Q ab n BS Bei gasförmigen Brennstoffen werden Brennwert und Heizwert auch auf das Normvolumen Vn des trockenen Gases bezogen und mit Hs,n bzw. Hi,n bezeichnet. Hs, n = Q ab Vn und H i ,n = Q′ab Vn Unter dem Normvolumen Vn versteht man das Volumen eines Gases unter Normbedingungen ( ϑ n = 0 °C und p n = 1013,25 hPa ). Das Normvolumen Vn kann aus der Stoffmenge n eines gegebenen Gases und dem molaren Normvolumen Vm,n berechnet werden: Vn = nVm, n . Der Heizwert ist die je Bezugseinheit des Brennstoffs bei vollkommener Verbrennung bei p = konstant freiwerdende Energie. Das Rauchgas wird auf die Bezugstemperatur zurückgekühlt, das Wasser im Rauchgas bleibt dampfförmig. Der spezifische Heizwert Hi ergibt sich mit: Hi = Q'ab m BS 55 4 Anwendungen mBS ,ϑ B mL ,ϑ B ϑB vollständige Verbrennung mRG+mA bei p= konst. H2O (dampfförmig) Q’ab Abb. 19: Definition des Heizwertes Der molare Heizwert H i ,m ist dann gegeben durch: H i ,m = Q′ab n BS Als Bezugstemperatur kommt die chemische Standardtemperatur von 25 °C (DIN 5499) in Betracht. In einigen europäischen Normen (z. B. DIN EN 437 und DIN 51857) wird als Bezugstemperatur 15 °C gewählt. Der Bezugsdruck p beträgt dagegen immer p = 1013 hPa. Brenn- und Heizwert sind geringfügig von der Bezugstemperatur abhängig, und zwar fallen sie mit zunehmender Bezugstemperatur. Eine Ausnahme bildet Wasserstoff, bei dem der Heizwert mit der Bezugstemperatur ansteigt. Brennwert und Heizwert unterscheiden sich durch die Energie, die bei der Kondensation des bei der Verbrennung des wasserstoffhaltigen Brennstoffs gebildeten Wasserdampfes bei der Bezugstemperatur frei wird. Der spezifische Brennwert H s ist somit die auf die Brennstoffmenge bezogene Energie, die bei vollständiger Verbrennung bei konstantem Druck frei wird, wenn die Verbrennungsprodukte auf die Bezugstemperatur zurückgekühlt werden. Bei der Bestimmung des Brennwertes kondensiert jedoch der vom Brennstoff verursachte Wasserdampf und gibt seine Kondensationsenthalpie ab. In konventionellen technischen Feuerungen wird diese Kondensationsenthalpie aber nicht genutzt. In den sog. Brennwertkesseln, wird die Kondensation zur Erhöhung der Energienutzung und zur Wirkungsgradsteigerung bewusst herbeigeführt. Da bei den meisten Brennstoffen die Verbrennungsprodukte Wasser enthalten, wird der Brennwert H s angegeben, wenn die Kondensationswärme des enthaltenen Wassers mit in die Energiebilanz einbezogen wird. Durch die Wasserdampfkondensation im Abgas erhält man bei Verbrennung von Erdgas eine um 11% höhere Energieausbeute. Da der Wirkungsgrad eines Heizkessels aus historischen Gründen auf den Heizwert bezogen wird ergibt sich bei Anwendung der Brennwerttechnik rechnerisch ein „Wirkungsgrad“ oder besser Nutzungsgrad von über 100%. Für den Fall, dass keine Nutzung der Kondensationswärme erfolgen kann, wird der spezifische Heizwert H i zur Charakterisierung benutzt. Der spezifische Heizwert ist dabei die auf die Brennstoffmenge bezogene Energie, die bei vollständiger Verbrennung bei konstantem Druck frei wird, wenn die Verbrennungsprodukte auf die Bezugstemperatur zurückgekühlt werden, der 56 4.4 Biomasse als nachwachsender Energieträger Wasserdampf jedoch dampfförmig gedacht bleibt. Für die spezifischen Werte Hs und H i fester und flüssiger Brennstoffe gilt die Relation: H i = H s − l d w H 2O l d = 2442 kJ/kg ist spezifische Verdampfungswärme (Kondensationsenthalpie) des Wassers bei 25 °C. w H 2 O bezeichnet das Massen- verhältnis der durch den Brennstoff während seiner Verbrennung produzierten Wassermasse im Abgas bezogen auf die trockene Brennstoffmasse. Die experimentelle Bestimmung des Brennwertes erfolgt mithilfe von Kalorimetern. Bei gleichzeitiger Messung der bei der Verbrennung produzierten Wassermenge kann der Heizwert aus dem Brennwert berechnet werden. In Tab. 9 sind diese Kennwerte für Wasserstoff, Methan, Ethan, Propan und Butan aufgelistet. Gas Hi /(MJ / m3 ) Hs,m /(MJ / kmol) Hi,m /(MJ / kmol) H2 10,8 286 242 CH 4 36 891 803 C 2H 6 64 1561 1429 C 3H8 93 2219 2043 C 4 H10 124 2877 2657 Tab. 9: Heiz- und Brennwerte einiger Gase 4.4 Biomasse als nachwachsender Energieträger Unter Biomasse versteht man organische Materie, die in Pflanzen unter Ausnutzung des Sonnenlichtes mittels Photosynthese gebildet wird. Im Folgenden sollen hier nur die Holzbrennstoffe etwas näher betrachtet werden. Holz ist als biogener Festbrennstoff ein kapillarporöser Stoff, der in seinen Hohlräumen Wasser aufnehmen kann. Der Wasseranteil kann durch Messung des Feuchtegehaltes bestimmt werden. Bezugsnullpunkt ist dabei das sog. darrtrockene Holz, bei dem keinerlei Wasser im Holz enthalten ist. Die Holzmasse des absolut trockenen Holzes wird mit m atro bezeichnet. Seine Holzfeuchte beträgt dann 0%. Als Holzfeuchte oder Holzfeuchtigkeit u bezeichnet man den Anteil an Wasser im Holz in Bezug auf die Trockenmasse des Holzes. Die Holzfeuchte wird in % angegeben. Der prozentuale Holzfeuchtegehalt (kurz: Holzfeuchte) u wird definiert als das Verhältnis der in der Holzprobe enthaltenen Wassermasse m w = m u − m atro zur Holzmasse m atro im darrtrockenen Zustand: 57 4 Anwendungen u= mw m − m atro 100% = u 100% m atro m atro m u ist die Masse des feuchten Holzes. Die prozentuale Holzfeuchte u kann Werte über 100% annehmen. Der prozentuale Wassergehalt w ist das Verhältnis aus der Masse des im Holz befindlichen Wassers m w zum Nassgewicht des Holzes mu : w= mw 100% mu Der prozentuale Wassergehalt ist im Gegensatz zum prozentualen Holzfeuchtegehalt immer kleiner als 100 %. Der Wassergehalt reduziert den Heizwert H i des Holzes und ist dann von Bedeutung, wenn eine bestimmte Holzart nach Gewicht angeboten wird. Für Vergleichszwecke von biogenen Festbrennstoffen wird der Heizwert Hi,atro des darrtrockenen (wasserfreien) Holzes angegeben. Für Nadelhözer (z. B. Fichte) ist H i , atro = 18,8 MJ / kg . Für Laubhölzer (z. B. Buche) ist dieser Wert mit H i , atro = 18,4 MJ / kg etwa 2% kleiner. Für den Zusammenhang zwischen H i von feuchtem Holz und Hi,atro des darrtrockenen Holzes gilt: H i = H i , atro (1 − w ) − ld w Hierbei ist die spezifische Verdampfungswärme des Wassers bei ϑ = 25 °C mit ld = 2,44 MJ / kg gegeben. Abschließend sei ergänzt, dass auch der Aschegehalt den Heizwert negativ beeinflusst. Mit wachsendem Aschegehalt sinkt der Heizwert. Während Buchenholz einen Aschegehalt von 0,5% aufweist, besitzen Halmgutbrennstoffe Aschegehalte zwischen 4,8% (Roggenstroh) bis 12,2% (Sonnenblumenstroh). 58 4.5 Wärmekraftmaschinen 4.5 Wärmekraftmaschinen Allgemein versteht man unter Kraftmaschinen Energieumwandlungsanlagen, d.h. Maschinen zur Umsetzung einer bestimmten Energieform in mechanische Energie. Dabei werden treibende Kräfte hervorgerufen. Zu den Kraftmaschinen gehören Wärmekraftmaschinen, Wasserkraftmaschinen, Windkraftmaschinen und Elektromotoren. Die Wärmekraftmaschinen sind dabei für die Thermodynamik von besonderer Bedeutung. Alle Wärmekraftmaschinen wandeln thermische Reaktionswärmen teilweise in mechanische Arbeit um. Die Wärmekraftmaschinen werden entsprechend ihrer Arbeitsweise in zwei verschiedene Arten unterteilt: - Kolbenmaschinen - Strömungsmaschinen. Zu den Kolbenmaschinen gehören die Verbrennungsmotoren (Ottound Dieselmotor) oder exakter die Kolbenbrennkraftmaschinen sowie der Heißluftmotor (Stirling-Maschine). Kolbendampfmaschinen finden wegen ihrer geringen Wirkungsgrade heute kaum noch Verwendung. Zu den Strömungsmaschinen gehören die Turbinen (Gas- und Dampfturbinen) sowie die Strahltriebwerke. In Turbinen wird die Energie von strömenden Flüssigkeiten oder Gasen in mechanische Rotationsenergie umgewandelt. Die einfachsten Turbinen werden als Wasserrad und Windrad seit langem technisch genutzt. Die kinetische Energie von Wasser wird z.B. in Pumpspeicherwerken mit Hilfe der Peltonturbine in Rotationsenergie umgewandelt. In Flusskraftwerken mit geringer Strömungsgeschwindigkeit wird dagegen die Kaplanturbine eingesetzt. Im Bereich der Wärmekraftmaschinen unterscheidet man dabei zwischen Dampfturbinen und Gasturbinen, die in den Bauarten Axialturbinen und Radialturbinen ausgeführt werden. Dampfturbinen finden in Wärmekraftwerken, in denen durch Verbrennung fossiler Brennstoffe oder durch Kernspaltung heißer Wasserdampf erzeugt wird, zum Antrieb von Generatoren Verwendung. Gasturbinen, die ähnlich wie Dampfturbinen aufgebaut sind, arbeiten jedoch mit heißen Verbrennungsgasen. Strahltriebwerke oder Düsentriebwerke arbeiten wie der Raketenantrieb nach dem Rückstoßprinzip. Dampfturbinen arbeiten mit Wasserdampf. Gesättigter Wasserdampf wird auch als Sattdampf bezeichnet. Nassdampf ist dagegen ein Gemisch aus Sattdampf und kleinen Wassertröpfchen. Überhitzter Dampf oder Heißdampf entsteht, wenn gesättigter Dampf von der Flüssigkeit abgetrennt und seine Temperatur erhöht wird. In Abb. 20 ist die isobare Verdampfung von Wasser unter Normluftdruck ( p = p n ) als Funktion des spezifischen Volumens v dargestellt. 59 4 Anwendungen ϑ/°C p=konst. 100 überhitzter Dampf Flüssigkeit Nassdampf Sattdampf 0 v/(m3/kg) Abb. 20: Isobare Verdampfung von Wasser (schematisch) Überhitzter Dampf lässt sich komprimieren und ist daher kein eigentlicher Dampf, sondern ein reales Gas. In Abb. 21 ist eine Dampfturbine schematisch dargestellt. Der strömende Wasserdampf wird durch feststehende Leitschaufeln auf die Schaufeln des Turbinenlaufrades gelenkt. Die Leitschaufeln sind zu einem Leitrad angeordnet, das starr mit dem Turbinengehäuse verbunden ist. Ein Laufrad bildet zusammen mit einem Leitrad eine Turbinenstufe. Die Turbine verfügt über mehrere Turbinenstufen, deren Durchmesser um so größer ist, je geringer der Dampfdruck ist, der sie antreibt. Wärmekraftmaschinen (z.B. Strömungsmaschinen wie die Dampfturbine) arbeiten umso effektiver, je höher die Dampftemperatur T1 ist. T1 = To ist dabei die obere (höhere) und T2 = Tu die untere (niedrigere) Prozesstemperatur. Gehäuse Achse Dampfeintritt Leitschaufeln Turbinenschaufeln Dampfaustritt Abb. 21: Dampfturbine mit vier Turbinenstufen Der Wirkungsgrad η einer Wärmekraftmaschine kann den thermodynamischen Wirkungsgrad η th = 60 T1 − T2 T1 =1− T2 T1 =1− Tu To 4.6 Gefriertrocknung und „Trockeneis-Kühlung nicht überschreiten. Der thermodynamische Wirkungsgrad stellt somit einen nicht überschreitbaren Grenzwert dar. Bei ϑ = 342 °C (T = 615 K) beträgt der Dampfdruck des Wassers p d = 150 bar oder 1,5 ⋅ 10 7 Pa . Eine weitere Temperatursteigerung und damit Wirkungsgraderhöhung wird durch die mechanische Festigkeit der Dampfkessel begrenzt. Der Dampfkraftwerksprozess zur Erzeugung elektrischer Energie ist in schematischer Darstellung in Abb. 22 skizziert. Frischdampf Asche, Rauchgase Dampferzeuger Brennstoff, Verbrennungsluft Chemische Bindungsenergie Wasser-Dampf-Kreislauf Kondensat Speisewasser- Kondensator pumpe Thermische Energie Turbine Generator Eigenbedarf Mechanische Energie Elektrische Energie Abb. 22: Schematische Darstellung des Dampfkraftwerksprozesses 4.6 Gefriertrocknung und „Trockeneis-Kühlung Eine technische Anwendung des Sublimationsvorganges findet bei der Gefriertrocknung statt. Über einem festen Körper wird durch Sublimation ein Dampfdruck erzeugt, der Sublimationsdruck genannt wird. Der Sättigungs-Sublimationsdruck nimmt mit wachsender Temperatur zu. Der an der Phasengrenze fest-gasförmig entstehende Sublimationsdruck ist jedoch wesentlich geringer als der Dampfdruck über einer Flüssigkeitsoberfläche. Bei der Gefriertrocknung wird eine wasserhaltige Substanz (z.B. Kaffee, Milch, ...) durch Abkühlung unter den Gefrierpunkt gefroren (z. B. –30 °C). Durch Sublimation verlassen Wassermoleküle den gefrorenen Festkörper und treten in den Dampfraum ein. Durch Vakuumpumpen wird das sublimierte Wasser aus dem Dampfraum abgesaugt bis schließlich die wasserfreie Trockensubstanz übrig bleibt. Die Gefriertrocknung kann im Gegensatz zum Verdampfen (Einkochen) bei tiefen Temperaturen ablaufen wobei temperaturempfindliche Bestandteile der Substanz (z. B. Proteine, Vitamine,...) unverändert erhalten bleiben. Durch Sublimation, die bei allen Stoffen in bestimmten Druck- und Temperaturbereichen auftritt, erhöht sich der Wärmeinhalt des in den Dampfzustand übergegangenen sublimierten Stoffes. Die zum Sublimieren notwendige Sublimationswärme wird aus der Umgebung aufgenommen, die sich dabei abkühlt. Dieser Vorgang kann zum Kühlen technisch genutzt werden. Dazu wird in der Praxis so genanntes Trockeneis verwendet. Es handelt sich dabei um Kohlen- 61 4 Anwendungen dioxid ( CO 2 ) im festen Zustand. Bei Drücken unterhalb des Tripelpunktes von p T = 0,52 MPa = 5,2 bar kann CO 2 nicht mehr im flüssigen Zustand existieren. In diesem Druckbereich existiert entlang der Sublimationskurve ein Phasengleichgewicht zwischen dem festen und dem dampfförmigen Zustand. Bei Norm-Umgebungsdruck der Atmosphäre von p n = 1013,25 hPa sublimiert ( p n < p T ) Trockeneis bei einer Temperatur von ϑS = −78,5 °C . Seine spezifische Sublimationswärme beträgt bei dieser Temperatur l S = 574 kJ / kg . Sie wird beim Sublimieren der Umgebung entzogen, die sich dadurch abkühlt. Der Vorteil besteht u. a. darin, dass der zu kühlende Stoff nicht von der flüssigen Schmelze des Trockeneises durchweicht werden kann. p MPa 10 Schmelzen 2 Erstarren 10 PK 1 PT -1 10 -2 flüssig KP fest (3) Kondensieren Verdampfen (2) TP Pn Sublimieren 10 170 Desublimieren (1) Ts 200 TT 230 gasförmig 260 290 TK 320 T/K Abb. 23: p,T-Diagramm von CO 2 Für Kohlendioxid ( CO 2 ) gilt: TP = Tripelpunkt ( p T = 0,52 MPa; TT = 216,6 K ) KP = kritischer Punkt ( p k = 7,38 MPa ; Tk = 304,2 K ). 62 5.1 Testfragen 5 Wiederholungstest 5.1 Testfragen Aufgabe 1 Warum steigt der Druck, wenn ein Gas bei konstantem Volumen erwärmt wird? Der Druck steigt bei isochorer Erwärmung, (A) weil c V > c P ist, (B) weil der Adiabatenexponent κ zunimmt, (C) weil der Druck dem Gasvolumen proportional ist, (D) weil die Temperatur ansteigt. Aufgabe 2 Welcher Zusammenhang besteht zwischen Kondensationswärme Q K und Verdampfungswärme Q V ? (A) Q K > Q V (B) Q V > Q K (D) Q K = Q V (E) Q V < Q K (C) Q K < Q V Aufgabe 3 Zwei verschiedene Zustände ein und derselben Gasmasse m sind im p,V-Diagramm durch die Punkte A ( p A , VA , TA ) und B ( p B , VB , TB ) dargestellt. Vergleichen Sie (>, =, <) die Zustandsgrößen Druck und Temperatur der beiden Zustände des idealen Gases! p B A 0 V TA = TB TA > TB TA < TB pA = pB pA > pB pA < pB 63 5 Wiederholungstest Aufgabe 4 In untenstehender Abbildung ist die relative Volumenänderung ∆V / V von Blei sowie von Eis und Wasser beim Erwärmen unter Normaldruck graphisch dargestellt. Ordnen Sie die Diagramme den Stoffen zu und geben Sie die Schmelztemperaturen TS dieser Stoffe an. (A) Diagramm (A) ist Wasser und TS = 327 K (B) Diagramm (A) ist Blei und TS = 600 K (C) Diagramm (B) ist Wasser und TS = 273 K (D) Diagramm (B) ist Blei und TS = 277 K V (ϑ ) V (ϑ ) (A) 250 300 350 ϑ/°C 0 4 (B) 10 15 20 ϑ/°C Aufgabe 5 Ein Körper besitzt eine Temperatur von ϑ1 = 35 °C . Nach Erwärmung um ∆ϑ beträgt seine Temperatur ϑ2 = 70 °C . Auf der Kelvinskala beträgt die Temperaturdifferenz (A) 272 K (B) 70 K (C) 35 °C (D) 35 K (E) 307 K (F) 237 K Aufgabe 6 Definieren Sie die physikalische Größe spezifische Wärmekapazität. Die spezifische Wärmekapazität ist die Wärmemenge, die erforderlich ist, (A) um die innere Energie um 1 kJ anzuheben. (B) damit das thermodynamische System eine Leistung von 1 kW erbringen kann. (C) um 1 kg eines Stoffes um die Temperaturdifferenz von 1 K zu erwärmen. 64 5.1 Testfragen Aufgabe 7 Einem wärmeisoliertem Zylinder wird durch adiabate Zustandsänderung Volumenänderungsarbeit zugeführt. Dann werden (A) die Temperatur und der Druck steigen. (B) die innere Energie zunehmen. (C) die Enthalpie zunehmen. Aufgabe 8 Wann siedet eine Flüssigkeit? (A) Nur dann, wenn die stoffspezifische Siedetemperatur bei Normdruck p n erreicht ist. (B) Wenn die Siedetemperatur erreicht ist und der Systemdruck oberhalb des Dampfdruckes liegt. (C) Immer dann, wenn der im System vorliegende Druck dem Dampfdruck der Flüssigkeit entspricht. Aufgabe 9 Ein Dampf stehe mit einer Flüssigkeit in dynamischen Gleichgewicht (z.B. Wasserdampf - Wasser). Das Dampfvolumen werde isotherm durch Kompression halbiert. Der Dampfdruck (A) verdoppelt sich (B) halbiert sich (C) bleibt konstant (D) erhöht sich, aber nicht genau auf das Doppelte (E) vermindert sich, aber nicht genau auf die Hälfte Aufgabe 10 Kann ein Gas bei gleich bleibender Temperatur (isotherm) allein durch Druckerhöhung verflüssigt werden? (A) Dies ist immer möglich. (B) Dies ist unter keinen Umständen möglich. (C) Dies ist nur für Temperaturen T > Tk möglich. (D) Dies ist nur für Temperaturen T < Tk möglich. (E) Gasverflüssigung ist immer nur bei gleichzeitiger Abkühlung möglich. 65 5 Wiederholungstest Aufgabe 11 Warum liegt die Temperatur von Wasser in einer flachen offenen Schale merklich unter der Raumtemperatur (relative Luftfeuchte ϕ = 35% )? (A) Weil die zur Verdunstung (Verdampfung bei ϑ < ϑ V ) notwendige Energie der Flüssigkeit entzogen wird. (B) Weil die Wärmeabgabe durch Konvektion überwiegt. (C) Weil die Wärmeleitfähigkeit von Flüssigkeiten größer ist als die von Luft. (D) Weil die Wärmeübergangszahl von der Oberfläche und der Strömung im angrenzenden Medium abhängig ist. (E) Weil der Sättigungsdampfdruck über Flüssigkeiten temperaturabhängig ist. Aufgabe 12 Was sagt die relative Feuchte aus? Die relative Feuchte (A) ist die Masse des Wassers bezogen auf das Luftvolumen. (B) ist das prozentuale Verhältnis von Wasserdampfpartialdruck zum Wasserdampfsättigungsdruck der Luft. (C) ist der Wassergehalt der Luft. (D) ist das Verhältnis von maximaler Feuchte zu absoluter Feuchte. Aufgabe 13 Welche Aussage macht der erste Hauptsatz der Thermodynamik? (A) Wärme fließt nur vom heißeren Stoff zum kälteren. (B) Die innere Energie ist der Temperatur direkt proportional.. (C) Wärme ist eine Energieform. 66 5.2 Lösungen der Testfragen 5.2 Lösungen der Testfragen Aufgabe 1: D Aufgabe 2: D Aufgabe 3: I ( p A < p B , TA < TB ) Aufgabe 4: B, C Aufgabe 5: Aufgabe 6: D C Aufgabe 7: A, B, C Aufgabe 8: C Aufgabe 9: C Aufgabe 10: D Aufgabe 11: A Aufgabe 12: B Aufgabe 13: C 67 6 Zusammenfassung 6 Zusammenfassung Die Wärmekapazität C beschreibt das Verhältnis zwischen zugeführter Wärmeenergie ∆Q und der resultierenden Temperaturerhöhung ∆T . C= ∆Q ∆T Die molare Wärmekapazität C m ist die Wärmekapazität pro Mol. Cm = C n Die spezifische Wärmekapazität c ist die Wärmekapazität pro Masseneinheit. c= C m Wenn sich der Aggregatzustand nicht ändert, gilt für die Wärmezufuhr oder –abfuhr: ∆Q = C(T2 − T1 ) = mc(T2 − T1 ) = nC m (T2 − T1 ) Die Volumenänderungsarbeit WV ist das Volumenintegral des Druckes: V2 WV = − ∫ p(V )dV V1 Wärme ist eine Energieform, die durch Temperaturunterschiede übertragen wird. Dabei bleibt in einem energetisch abgeschlossenen System, dem von außen weder Energie zugeführt noch entzogen wird, die Summe aller Energien konstant. Energieaustausch mit der Umgebung kann durch Arbeitsverrichtung oder durch Wärmeübertragung erfolgen. Die Änderung der inneren Energie ist dann gleich der Summe aus übertragender Wärme ∆Q und geleisteter Arbeit ∆W : ∆U = ∆Q + ∆W Adiabatische Prozesse sind Zustandsänderungen, die ohne Wärmeaustausch ( ∆Q = 0 ) mit der Umgebung stattfinden. Für adiabatische Zustandsänderungen gelten die Gleichungen: pV κ = konst. 68 5.2 Lösungen der Testfragen TV κ−1 = konst. Zwischen den drei Aggregatzuständen fest, flüssig und gasförmig sind Phasenumwandlungen möglich, bei denen latente Wärmen ohne Temperaturänderung zu- oder abgeführt werden. 69 7 Übungen 7 Übungen 7.1 Übungsaufgaben Aufgabe 1 − ld M Die Gleichung p s (T) = p 0 e RT beschreibt die Dampfdruckkurve. Leiten Sie aus der Dampfdruckkurve die vereinfachte Form der Gleidp s ml d chung von Clausius-Clapeyron = ab. Der Dampf soll als dT VD T ideales Gas aufgefasst werden. m stellt die Masse und VD das Volumen des Dampfes mit der spezifischen Verdampfungswärme l d dar. Aufgabe 2 Zwei Gasbehälter enthalten identische Gase mit folgenden Eigenschaften: V1 = 4 m 3 ; p1 = 3 bar ; T1 = 473 K und V2 = 6 m 3 ; p 2 = 2,5 bar ; T2 = 423 K . Berechnen Sie den Druck p m und die Temperatur Tm die sich einstellen, wenn beide Behälter miteinander verbunden werden und sich die Gase ohne Wärmeaustausch mit der Umgebung mischen. Aufgabe 3 Durch ein Rohr mit einer Querschnittsfläche A = 500 mm 2 tritt Wasser ( c W = 4,187 kJ /( kg K ) ) mit einer Temperatur ϑ E = 60 °C und einer Strömungsgeschwindigkeit von v = 1 m/s in den Heizkörper einer Warmwasserheizung ein und verlässt ihn mit der Temperatur ϑ A = 30 °C . Welche Wärmemenge wird von dem Heizkörper im Verlauf eines Tages abgegeben? 7.2 Lösungen der Übungsaufgaben Lösung der Aufgabe 1: l M l M − d − d dp s l M l M 1 = − d (−1) 2 p 0 e RT = d 2 p 0 e RT dT R T RT Wegen p s (T) = p 0 e dp s l d M = p s (T ) . dT RT 2 70 - ld M RT folgt: (Gl. 1) 7.2 Lösungen der Übungsaufgaben Die Zustandsgleichung des idealen Gases liefert: p s VD = nRT Mit n = m mRT folgt p s (T) = . M MVD Einsetzen in Gl. 1 liefert: dp s l d M mRT = dT RT 2 MVD dp s dT = ml d VD T Lösung der Aufgabe 2: Es handelt sich hierbei um die adiabate Mischung von zwei Gasen. Da die Mischung ohne die Verrichtung von Arbeit erfolgt, bleibt die Summe der inneren Energien der beiden Gase konstant. Aufgrund der Energieerhaltung ist daher die vom ersten Gas abgegebene Energie gleich der vom zweiten Gas aufgenommenen Energie. ∆Q1 = ∆Q 2 n 1C m (T1 − Tm ) = n 2 C m (Tm − T2 ) Auflösen nach der Mischtemperatur Tm liefert: Tm = n 1T1 + n 2 T2 n1 + n 2 Mit Hilfe der Zustandsgleichung pV = nRT folgt: Tm = p1 V1 + p 2 V2 p1V1 p 2 V2 + T1 T2 Tm = 444 K pm = (n 1 + n 2 )RTm V1 + V2 71 7 Übungen ( pm = p1V1 T1 + p 2 V2 T2 )Tm V1 + V2 = 2,7 bar Lösung Aufgabe 3: Für den Volumenstrom des Wassers durch den Heizkörper gilt: I V = Av = 5 ⋅ 10 −4 m 3 / s Für die Massenstromstärke folgt: I m = ρI V = 0,5 kg / s Im Verlauf eine Tages ( ∆t = 24 h = 86400 s ) fließt die Wassermasse ∆m = I m ∆t = 432 kg durch den Heizkörper. Sie transportiert dabei die Wärmemenge ∆Q = c W ∆m(ϑ E − ϑ A ) , die an die Umgebung abgegeben wird. ∆Q = 5,42 GJ 72 Anhang Anhang A1 Griechisches Alphabet Α Β Γ ∆ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ α β γ δ ε ζ η ϑ ι κ λ µ Alpha Beta Gamma Delta Epsilon Zeta Eta Theta Jota Kappa Lambda My Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω ν ξ ο π ρ σ τ υ ϕ χ ψ ω Ny Xi Omikron Pi Rho Sigma Tau Ypsilon Phi Chi Psi Omega 73 Anhang A2 74 Formelzeichen Symbol Benennung Einheit η Wirkungsgrad 1 ϑ Celsiustemperatur °C κ Adiabatenkoeffizient 1 ϕrel relative Feuchte 1 ρ Dichte kg / m 3 σ Volumenanteil 1 υ spezifisches Volumen m 3 / kg ∆T Temperaturänderung K ∆V Volumenänderung m3 C Wärmekapazität J/K Cm molare Wärmekapazität J/(mol K) c, cp , c V spezifische Wärmekapazität J/(kg K) E, E kin , E pot Energie J f Freiheitsgrade 1 fa absolute Feuchte kg / m3 g Erdbeschleunigung m / s2 H Enthalpie J h Höhe m m Masse kg M molare Masse kg/mol n Stoffmenge mol p Druck Pa Q Wärme J T Temperatur K TS Schmelztemperatur K TV Verdampfungstemperatur K U innere Energie J u spezifische innere Energie J V Volumen m3 Vm molares Volumen m3 / mol W Arbeit J w Massenanteil 1 x Stoffmengenanteil 1 Anhang A3 Literaturauswahl Cerbe, G. et al.: Einführung in die Thermodynamik Carl Hanser Verlag, München Hering, E. et al.: Taschenbuch der Mathematik und Physik Springer-Verlag, Berlin Herr, H.: Technische Physik, Band 3, Wärmelehre Europa-Lehrmittel, Haan Kuchling, H.: Taschenbuch der Physik, Fachbuchverlag Leipzig Lindner, H.: Physik für Ingenieure, Fachbuchverlag Leipzig Lindner, H.: Physikalische Aufgaben Fachbuchverlag Leipzig Aufgrund fortlaufender Aktualisierung seitens der Verlage, wurde auf die Nennung der jeweils gültigen Auflage sowie auf das Erscheinungsjahr verzichtet. 75