Masterthesis in Kalifornien

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Masterthesis in Kalifornien
Masterthesis in Kalifornien
Marco Tischer
Beckman Research Institute, City of Hope
Bereits während des Auslandsemesters im Grundstudium erkannte ich
die Vorteile von Auslandsaufenthalten und die damit verbundenen
Erfahrungen. So versuchte ich zur Zeit der Bachelorthesis eine Position
im präferierten Themengebiet der Krebsforschung im Ausland zu
erlangen, leider ohne Erfolg. Umso mehr Interessierten mich die
Informationen über eine mögliche Master-Thesis im Bereich der
Massenspektrometrie, die ich in einem Gespräch mit Prof. Dr. Knepper
bekommen konnte.
Vorbereitung
Zum Zeitpunkt meiner Thesis bestand keine direkte Kooperation
zwischen der Hochschule und dem Beckman Research Institute in
Kalifornien. Daher nahm ich direkten Kontakt per Email mit der
genannten Kontaktperson auf, um die Möglichkeit einer externen
Masterarbeit zu besprechen. Nach Austausch von Unterlagen
(Bachelorurkunde, Lebenslauf, etc.) wurde mittels Skype ein
Bewerbungsgespräch durchgeführt, da die Entfernung ein persönliches
Treffen logischerweise nicht so einfach ermöglicht.
Nach der Zusage begannen die Vorbereitungen, mit denen in
Anbetracht der geringen zur Verfügung stehenden Zeit auch direkt
begonnen werden sollte. Die Reise in ein visumspflichtiges Land wie
die Vereinigten Staaten ist mit sehr viel mehr bürokratischem Aufwand
verbunden, als beispielsweise die Reise in ein europäisches Ausland.
Zunächst einmal möchte ich versuchen, jedem die unberechtigte Angst
vor diesem Thema zu nehmen. Leider war es auch bei mir der Fall das
jede Behörde andere Informationen und Unterlagen als essentiell für
die Ausstellung des Visums nannte. Dabei gilt durch die Erfahrungen
die ich gemacht habe auf jeden Fall „weniger ist mehr“. Als allererstes
beinhaltet die Zusage des Institutes eine Liste von Unterlagen des
kalifornischen Immigrationsamtes, die entweder das Institut oder die
amerikanische Botschaft in Deutschland zur Visumsausstellung
benötigt. Informationen dazu findet man am besten unter
http://german.germany.usembassy.gov/visa/. Die Erteilung des
benötigten sogenannten J-1-Visa, welches sowohl die Aufenthalt- als
auch die Arbeitsgenehmigung in den Statten beinhaltet, erfordert das
Ausfüllen eines Online-Fragenkatalogs, die Bezahlung von mehreren
Gebühren sowie einen persönlichen Termin bei der diplomatischen
Vertretung in Deutschland, meinerseits damals am Standort Frankfurt
am Main. Auch wenn sich die Informationen des Institutes nicht mit
den Informationen der Botschaft bezüglich notwendiger Daten und
Unterlagen deckt, so ist dabei der Botschaft durchaus Glauben zu
schenken. Neben dem Visum ist eine Auslandskrankenversicherung
von Nöten, die den Vorgaben des J-1-Visa entspricht. Eine sehr
günstige Variante, welche genau auf dieses Programm zugeschnitten
ist,
findet
man
dabei
unter
http://www.j1visum.de/auslandskrankenversicherung.html. Darüber hinaus gibt es
nicht viele Möglichkeiten der Vorbereitungen von Deutschland aus.
Onlineportale für die Suche nach Unterkünften sind selten und auch
mit Vorsicht zu betrachten. Für die erste Zeit vor Ort habe ich mir
daher erstmal ein Hotelzimmer sowie einen Mietwagen online
gebucht.
Leben und Arbeiten in Kalifornien
Vorort ist die Suche nach einer geeigneten Unterkunft zwar genauso
stressig aber vermeintlich einfacher, da man sich Orte und Leute eben
persönlich anschauen kann. Nach einiger Zeit fand ich ein möbliertes
Zimmer durch eine Anzeige auf http://losangeles.craigslist.org/.
Zusätzlich stehen aber auch stets private Ausschreibungen am Institut
selbst zur Verfügung. Lebensunterhaltskosten (Miete, Lebensmittel,
etc.) sind in Kalifornien zwar relativ hoch, aber durchaus zu
bewältigen.
Aufgrund der Lage meiner Unterkunft war ich innerhalb der Woche
nicht auf ein Auto angewiesen. Von der Benutzung der öffentlichen
Verkehrsmittel rate ich in LA County zudem auf jeden Fall ab, da sie
entweder schlicht nicht vorhanden oder nicht mit europäischen oder
Verkehrsmitteln anderer amerikanischer Regionen zu vergleichen sind.
Glücklicherweise sind aber überall Mietwagen zu sehr günstigen
Konditionen verfügbar, sollte ein Auto benötigt werden. Der Kauf eines
Autos für den Zeitraum ist auch eine Möglichkeit, dabei rate ich aber
von Fahrzeugen unter 5000$ ab. Für den Kauf wird der sogenannte
Clean-Title (vergleichbar mit dem Fahrzeugbrief), ein Smog-Test sowie
eine kalifornische Drivers-License benötigt. Es gibt viele dubiose
Angebote auf diesem Gebiet und man sollte sich immer im Klaren sein,
dass es den so oft gehassten deutschen TÜV in den Staaten nicht gibt.
Zusätzlich zum Kauf steht zum Schluss der Verkauf an, der ebenfalls
mit viel Zeit und Bürokratie verbunden ist. Generell zum Fahren reicht
der deutsche Führerschein. Lediglich bei Bekanntschaft mit der
amerikanischen Polizei kann ein internationaler Führerschein hilfreich
sein, den man für 17€ bei deutschen Straßenverkehrsämtern
beantragen kann. Für das Mieten von Fahrzeugen ist der jedoch nicht
von Nöten. Wie gesagt existiert kein richtiges öffentliches Verkehrsnetz
in LA County, daher ist der Straßenverkehr auf den Highways
chaotisch.
In den Staaten eingelebt steht ein Besuch beim amerikanischen
Sozialamt an. Als Arbeitnehmer wird eine Social Security Card benötigt,
die dort in der Regel problemlos beantragt werden kann und nach
kurzer Zeit ausgestellt wird. Diese Karte ist zum einen für den
Arbeitgeber, zum anderen für das Eingehen von Verträgen notwendig.
Das Gehalt wird vom Institut im zwei oder vier Wochen Rhythmus
ausgezahlt. Sollte man kein amerikanisches Konto beim Arbeitgeber
angeben, so wird ein Scheck per Postweg zugestellt, der bei sämtlichen
Banken eingelöst werden kann. Ich rate auf jeden Fall zur Eröffnung
eines Kontos. Dies ist zum einen kostenlos und zum anderen
vereinfacht es vieles.
Das Ziel meiner Masterthesis wurde in den ersten Wochen genauer
definiert. Nach kurzer Einfindungszeit habe ich durchweg selbständig
arbeiten dürfen, wobei die Selbstständigkeit von Anfang an mit hoher
Verantwortung bezüglich des Erfolges des Projektes verbunden war.
Nichts desto trotz konnte ich stets auf die Hilfe und Zusammenarbeit
meiner internationalen Kollegen setzen. Gute Englischkenntnisse in
Sprache und Schrift sind dabei natürlich Grundvoraussetzung. Da man
in gesamten Alltag keine andere Wahl hat als Englisch zu sprechen,
wird dies relativ schnell zur Normalität und anfängliche
Schwierigkeiten und Unsicherheiten verschwinden zügig.
Seitens des Instituts und der jeweiligen Gemeinden gibt es viele Sport-,
Freizeit- und Kulturangebote, sodass es als offener Mensch sehr
einfach ist Anschluss zu finden. Besonders hilfreich dabei waren zudem
meine zahlreichen Arbeitskollegen und Mitbewohner.
Neben der Möglichkeit in meinem Wunsch-Themengebiet zu forschen,
stand natürlich der Reiz, Kalifornien kennenzulernen. Ich glaube über
Sehenswürdigkeiten brauche ich nicht viel zu berichten, was auch
relativ schwierig wäre, da es einfach zu viele sind.
Ich liste daher lediglich ein paar Orte auf, die ich während meiner Zeit
in den Staaten besichtigen konnte und welche meiner Meinung nach
für sich selbst sprechen: Los Angeles, San Diego, San Francisco,
Las Vegas und der Grand Canyon.
Reisen innerhalb den Vereinigten Staaten ist relativ problemlos.
Aufgrund von günstigen Benzin- und Flugticketpreisen sind viele
sehenswerte Orte schnell und günstig zu erreichen und auch längere
Aufenthalte lassen sich durch moderate Zimmerpreise realisieren.
Schwieriger wird es da bei Reisen außerhalb der USA. Ein Punkt auf
meiner Agenda war die Reise nach Tijuana, Mexico. Dies ist jedoch als
J-1-Visahalter mit viel Bürokratie und Aufwand verbunden, sodass sich
dieser Punkt nicht verwirklichen ließ. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es
nicht möglich ist.
Fazit
Der Lifestyle in Kalifornien ist etwas ganz besonderes, genauso wie das
Land und die Leute. Neben den durchweg positiven Erfahrungen, die ich
in dem einzigartigen Arbeitsumfeld sammeln konnte, hat mich besonders
das Leben in Kalifornien fasziniert. Einen Auslandsaufenthalt oder die
Durchführung einer Arbeit am Beckman Research Institute kann ich
jederzeit weiterempfehlen. Ich freue mich schon jetzt auf meinen
nächsten Besuch vor Ort, auch wenn man sich dort mit Dingen
auseinander setzen muss, die in europäischen Graden eher selten sind,
wie Erdbeben und Waldbrände. Dies könnte mich jedoch niemals davon
abhalten, in Kalifornien wieder zu leben und zu arbeiten und ich bin
dankbar, dass das PROMOS-Stipendium einen wesentlichen Beitrag dazu
geleistet hat.