ERASMUS Erfahrungsbericht Akademisches Jahr
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ERASMUS Erfahrungsbericht Akademisches Jahr
K. Herter, Cardiff University ERASMUS Erfahrungsbericht Akademisches Jahr 2012/13 Da ich mich zu einem Auslandsjahr an der Cardiff University entschieden habe und auch mir die Entscheidung, ein Auslandsjahr zu machen und anschließend die Auswahl einer britischen Universität, nicht leicht gefallen ist… … hier habe ich einige allgemeine Tipps zu Bewerbungsverfahren, Vorbereitung, Anreise, Wohnen, Alltag, Studium, außeruniversitärem und kulturellem Angebot, gemischt mit meinen persönlichen Erfahrungen in Cardiff zusammengestellt. Bewerbungsverfahren, Vorbereitung und Anreise Bewerbt euch rechtzeitig an der Universität in Cardiff, dann sollte der weitere Austausch mit der Universität kein Problem sein und ihr werdet über die meisten Formalien und Dinge rechtzeitig informiert. Wer zum Beispiel schon vor der eigentlichen Ankunft eine Wohnung sicher haben möchte, kann sich um einen Wohnheimplatz in einem der Studentenwohnheime bewerben (siehe Abschnitt zu Wohnen und Alltag). Die Anreise mit dem Flugzeug nach London und anschließend mit dem Bus nach Cardiff ist sicherlich die kostengünstigste Variante. Cardiff selbst hat einen kleinen Flughafen, allerdings gibt es dorthin von Deutschland aus keine Direktflüge und der Flugpreis ist wesentlich höher. RyanAir bietet Billigflüge nach London Stansted an, wobei die Extrakosten für das Gepäck miteinberechnet werden müssen. Wenn man schon lange im Voraus bucht, bieten auch Lufthansa und British Airways günstige Flüge an, welche sich gerade für die Anreise eignen, da die Gepäckbeschränkungen nicht so streng sind. Außerdem bietet die Uni Cardiff für internationale Studenten, die über London Heathrow reisen, einen Coach Collection Service an. Um letztendlich von London nach Cardiff zu kommen oder auch um sonstige Tagesausflüge in größere Städte Großbritanniens zu unternehmen, bieten die Überlandbusunternehmen Megabus und NationalExpress günstige Reisen an (beispielsweise London – Cardiff ab 7₤ pro Fahrt). Das Studium an der Cardiff School of English, Communication and Philosophy (ENCAP) Falls ihr euch für die Universität Cardiff entscheiden solltet, habt ihr die Möglichkeit entweder am German Department der Cardiff School of European Languages, Translation and Politics (EUROP) zu studieren oder aber an der School of English, Communication and Philoso1 K. Herter, Cardiff University phy (ENCAP), an welcher ich Kurse besucht habe. Ich persönlich habe dort Module in English Literature und English Language besucht; noch dazu habe ich ein Modul an der History School belegt. Solltet ihr euch dazu entscheiden neben Englisch noch andere Fächer dort zu studieren oder einfach einmal auszuprobieren, ist das sicher möglich, solange ihr euch vor Ort rechtzeitig an der entsprechenden Fakultät einschreibt. Die Koordination und die Betreuung für internationale Studenten am ENCAP ist meiner Meinung nach sehr gut und hilfreich, besonders die Hilfe beim Stundenplan machen und das Erasmus-Seminar für English Literature. Allerdings werden die Stundenpläne sehr kurzfristig in der ersten Woche vor Semesterbeginn gemacht – ihr müsst euch vor eurer Anreise noch nicht endgültig für bestimmte Kurse entscheiden – und für Erasmusstudenten stehen auch nur eine begrenzte Anzahl an Modulen zur Auswahl. Das komplette Kursprogramm ist leider nur für Heimstudenten zugänglich. Was mir an den Universitäten in Großbritannien allgemein sehr gut gefällt, ist das breite Angebot an Sportclubs und den sogenannten „Societies“ (Interessengruppen). Was die Societies betrifft: Es gibt eine Debating Society, Gruppen wie Amnesty International und Greenpeace, Chöre zu verschiedenen Musikrichtungen, ein Brass Ensemble, eine Teacup Society, eine Harry Potter Society, und noch unzählige andere Gruppen, die sich mit ernsthaften Themen auseinandersetzen oder einfach nur zusammen Spaß haben wollen. Der Universitätssport bietet viele verschiedene Sportarten an: Volleyball, Rugby (was in Wales natürlich nicht fehlen darf), Rudern, verschiedene Tanzsportarten, Cheerleading, Boxen, Tischtennis, Kickboxen, Cricket, Gymnastik, etc. Die Sportarten werden teilweise auf verschiedenen Leitungsniveaus angeboten, das heißt von Anfängern bis zu Wettkampfmannschaften ist alles dabei. Ich persönlich habe mich für Volleyball entschieden. Neben dem normalen Training habe ich noch im Damenteam der Cardiff University gespielt, mit dem ich am Wochenende öfters zu Wettkämpfen gegen andere britische Universitäten gefahren bin. Weiterhin werden von der Universität Veranstaltungen wie wöchentliche Partys oder ein Christmas Dinner organisiert. Außerdem gibt es einen Studentenpub, in dem Getränke um einiges billiger angeboten werden. Wer neben dem Studium gerne arbeiten möchte, dem würde ich vorschlagen, sich beim Jobshop der Universität zu registrieren. Indem ihr in einem persönlichen Profil Angaben darüber macht, was ihr gerne macht und in welchen Bereichen ihr gerne arbeiten würdet, bekommt ihr – genau darauf zugeschnitten – mehrere Mails am Tag mit Jobangeboten; darunter finden sich Teilzeitjobs, aber auch viele kleinere Jobs für nur ein einziges Wochenende. 2 K. Herter, Cardiff University Wohnen und Alltag Den Vorteil, den eine Bewerbung um einen Wohnheimplatz mit sich bringt, ist, dass man schon im Voraus einen Wohnplatz hat und sich darum nach der Anreise nicht mehr kümmern muss und das Internet (sehr schnell) im Preis miteinberechnet ist; für Studenten, die ein ganzes akademisches Jahr im Ausland verbringen, wird ein Wohnheimplatz für genau diesen Zeitraum gestellt. Allerdings muss man sich bewusst sein, dass man dort ausschließlich mit anderen internationalen Studenten und/oder Erstsemesterstudenten zusammen wohnt, da andere Studenten in den Wohnheimen nicht zugelassen sind. Falls man sich für eine Privatunterkunft entscheidet, gibt es vielerlei Informationsplattformen, durch die man im Normalfall spätestens nach fünf Tagen Aufenthalt einen Wohnplatz gefunden haben sollte. Dazu gehören Internetplattformen für Wohnungen, Facebookseiten der Erasmus-Society in Cardiff, über welche man sich mit anderen Studenten bei der Wohnungssuche zusammenschließen kann, und Informationsstände und Hilfe durch das Erasmuspersonal der Gastuniversität. Die meisten Wohnheime und Privatunterkünfte befinden sich auf dem oder in der Nähe des Campus und des Stadtzentrums. Die Miete ist jedoch sowohl privat als auch in Wohnheimen um einiges teurer als die Standards in Deutschland. Ich persönlich habe im Studentenwohnheim mit acht Briten und einem Pakistani zusammengelebt, was zum Verbessern meiner Sprachpraxis sicher positiv gewesen ist; allerdings waren meine Mitbewohner im Durchschnitt zwischen 18 und 19 Jahren alt, da die Schulabgänger in Großbritannien allgemein jünger sind als in Deutschland, d.h. sie hatten im Großen und Ganzen andere Freizeitinteressen als ich. Um in Großbritannien selbst gut und günstig via Anrufe und SMS kommunizieren zu können, empfehle ich, eine Pay-as-you-go SIM-Karte für das eigene deutsche Handy zu kaufen. Günstige Angebote hierfür gibt es zum Beispiel beim Anbieter Orange. Wer allerdings oft das Internet über sein Handy nutzen möchte, sollte sich nach einem günstigeren Anbieter umsehen. Für Auslandsgespräche mit Familie und Freunden ist Skype von Vorteil, da das Downloaden und die Gespräche umsonst sind. Um kostengünstig Geld abzuheben und mit Karte bezahlen zu können, ist es nötig, sich entweder in Deutschland bei der eigenen Bank eine Kreditkarte anzuschaffen und/oder in Großbritannien in den ersten Tagen ein Konto zu eröffnen. Zu empfehlen sind in Cardiff die HSBC, Barclays, Santander und die Lloyds TSB. Ich selbst habe ein Konto bei der HSBC und kann dadurch umsonst Bargeld an öffentlichen Automaten abheben, ohne zusätzliche Kosten in Geschäften bezahlen und bekomme jeden Monat eine Auflistung meiner Geldeingänge und -ausgänge und Überweisungen per Post zugeschickt. Vorsicht allerdings bei Über3 K. Herter, Cardiff University weisungen ins Ausland und vom Ausland nach Großbritannien: Die Gebühren hierfür sind nicht niedrig. Dass die Lebenshaltungskosten in Großbritannien im Allgemeinen höher sind, sollte man beim Berechnen seines zur Verfügung stehenden Budgets miteinberechnen. Dennoch gibt es in Discountersupermärkten wie LIDL (direkt neben der Uni), Tesco und Sainsbury’s oft reduzierte Angebote, in Kleidergeschäften außerdem teilweise Ermäßigungen für Studenten. Ein Tipp sind die Charity-Shops (Albany Road, Cardiff), in denen man für wenig Geld Klamotten kaufen kann und es lohnt sich auch auf jeden Fall in den Shopping Arcades im Stadtzentrum einkaufen zu gehen – wer das gerne tut –, da die Mode hier teilweise doch anders ist. Noch ein Tipp: Küchengeräte, Geschirr, Bettzeug, etc. auf jeden Fall zuhause lassen; diese Sachen gibt es sehr billig in den Supermärkten oder beispielsweise im Haushaltswarengeschäft Home Bargains. Kulturelles Angebot Um sich erst einen allgemeinen Überblick über die Stadt und deren Sehenswürdigkeiten zu verschaffen, lohnt es sich, am Anfang bei einer der HopOn-HopOff-Bustouren mit Livekommentar teilzunehmen (Studentenermäßigung am Anfang des Wintersemesters!). Sehenswert ist in Cardiff selbst auf jeden Fall das Cardiff Castle, das sich direkt an das sehr modern gestaltete Stadtzentrum anschließt. Außerdem lohnt sich ein Besuch am Cardiff Bay und im Citymuseum über die Stadtgeschichte Cardiffs. Wer gerne Rugby schaut oder einfach einmal das Gefühl miterleben will, bei einem Spiel dabei zu sein, sollte entweder im Millennium Stadium vorbeischauen oder mit einheimischen Studenten an einem Spieltag in einen traditionellen Pub gehen, um sich eine Übertragung eines Rugbyspiels anzuschauen. Für die, die gerne Joggen gehen, an der frischen Luft sind oder gerne draußen lernen: dafür bieten sich der Bute Park oder der Roath Park (mit See) an. Zudem gibt es im Wales Millenium Centre Theater-, Musical- und Opernaufführungen und ein Touristeninformationszentrum. Da Cardiff meiner Meinung nach eher eine moderne „cosmopolitan city“ darstellt – abgesehen vom Cardiff Castle, dem Rugbystadion und den bilingualen Beschriftungen in Englisch und Walisisch –, bietet es sich an, auch Ausflüge außerhalb von Cardiff zu unternehmen, um die walisische Kultur und Landschaft besser kennenzulernen. In der Nähe und gut mit Bus oder Bahn zu erreichen liegen die Städte Bristol, Bath, Swansea und Barry, das Castell Coch und die Pendery Distillery. Für diejenigen unter euch, die gerne wandern: macht einen Tagesausflug in den Brecon Beacons National Park, ins benachbarte Penarth auf den Küstenwanderweg oder, 4 K. Herter, Cardiff University wenn ihr eine längere Tour mit Übernachtungen machen wollt, solltet ihr zum Pembrokeshire National Park an die Westküste von Wales fahren und den Küstenweg in Etappen wandern. Wer sonntags oder unter der Woche einen Gottesdienst besuchen möchte, kann zwischen traditionellem Gottesdienst und einem in der Cardiff International Church wählen. Ca. 10% der Studenten in Cardiff sind internationale Studenten. Somit gibt es auch Veranstaltungen wie das International Food Festival, internationale Basare und außerdem ein großes Angebot an chinesischem, indischen, mexikanischem, etc. Essen. Auf der anderen Seite gibt es in ganz Cardiff verteilt traditionelle Pubs, Restaurants und Cafés. Noch dazu gilt Cardiff mit seinen unzähligen Bars und Clubs als „Partystudentenstadt“. An jedem Wochentag hat irgendeine Disco geöffnet und auch von der Students‘ Union selbst werden jede Woche verschiedene Mottopartys veranstaltet. Fazit Wie ihr meinem Bericht sicherlich entnehmen könnt, habe ich sehr gerne in Cardiff gelebt und studiert, neue, interessante Erfahrungen gemacht und sowohl was das Studium aber auch das Leben im Allgemeinen angeht, einiges dazu gelernt. Falls ihr noch weitere Informationen braucht, könnt ihr mich gerne per Mail ausfragen: [email protected]! =) 5