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Dossier - Die graue Spielzeit
Ausgewählte Pressestimmen
Seit den 50er Jahren war Frauenfußball immer wieder
Gegenstand der Berichterstattung. Doch Anfangs hatten
die Reporter meist nur Spott und Hähme für die
Fußballerinnen übrig.
"Frauen, die Fußball spielen, die also Nylons mit Knieschonern
vertauschen, die mit Stöpseln unter den Schuhen über den Platz
laufen, die sich im notfalls auf Rempeln einstellen und auch
zuweilen, wenn der Schiedsrichter gerade nicht hinsieht, eine
kleine Unfairnis riskieren? Man hat davon gehört, es ist außerhalb
Deutschlands auch schon mit geringem Erfolg versucht worden.
Die Sportler sind skeptisch, die Sportbehörden sind sogar sehr
dagegen. Aber im Grunde wird es nichts anderes sein und nicht
anders gewertet werden als ein Versuch, die Kasse mit einem
neuartigen Mittel zu füllen. Eine Dauereinrichtung wird es nicht
werden, denn Männer können blaue Flecken an den Beinen
vertragen, Frauen aber sicher nicht. Es mindert die
Anziehungskraft – der Beine und damit wird sich keine Frau für
ständig abfinden. Lassen wir also die blau-weißen Damen heute
Abend Anstoß machen und ihre Tore schießen oder auch nicht
schießen. Trainiert haben sie vorher ausreichend, sowohl auf dem
Platz als auch vor dem Spiegel. Der Sportdreß steht ihnen
durchaus nicht übel. Und das wird wohl das Wichtigste sein.
General-Anzeiger, Oberhausen, 5./6. Mai 1951
"Das Spiel war ein voller Erfolg, für die Fußballerinnen und für die
Zuschauer, die ebenso sachkundig wie freundlich gesonnen
waren. /…/ Es war die netteste Seite des Spiels, dass es ein Spiel
blieb, mit Eifer durchgeführt, ohne unästhetische
Gewaltsamkeiten, ohne Rohheiten, ohne unfaire Kniffe und Püffe.
Eigentlich war´s genau das, was man früher einmal "Sport"
nannte. Dabei war dauernd etwas los, angriff, Kampf und
Gegenangriff./…/Es knallten haushohe Kopfbälle von Dauerwelle
zu Dauerwelle, es wurde gestoppt und gedribbelt, zugespielt und
kombiniert…"
Münchner Merkur, 18.3.1957
"Wenn auch die Länderspiele der Damen nur einen Vergleich mit
unserem C-Klassen-Fußball aushalten, so kann man nicht
verstehen, warum sich der DFB zu einem Hüter der Tugend
machen will und ihnen das Fußballspiel verbietet. Sie haben ihre
Gleichberechtigung durchgesetzt. Auf dem Fußballplatz können
sie nur durch Leistungen überzeugen. In München haben sie sich,
ihren körperlichen Voraussetzungen angepasst, tapfer geschlagen
und achtbar aus der Affäre gezogen. Es gibt keinen Grund, sie
nicht spielen zu lassen."
Münchner Abendzeitung, 18.3.1957
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"Unästhetisch, nein, so wirkte das ganz und gar nicht, was die
Mädels im Alter von 17 und 22 Jahren vorführten. Fachleute
behaupten: Damen-Fußball sei ästhetischer als Damen-Handball,
auch spannender. /…/Das Münchner Spiel bewies, dass DamenFußball durchaus sportlich ist. Sportlicher jedenfalls als mancher
Abfahrtslauf über eisige Skipisten. Hat man nicht einst den
Fußballsport für Männer auch aus grundsätzlichen Erwägungen
verbieten wollen? Es schickte sich auch nicht, dass Damen auf ein
Fahrrad stiegen. Soll man es den jungen Mädels wirklich
versagen, falls sie Freude und Erholung im Fußball finden, dass
sie dem Ball nachjagen?"
Kicker, 25.3.1957
"Das Publikum teilte sich auf in Fachkundige uns
Sensationslustig. Letztere kamen nicht aber nicht auf ihre
Rechnung, denn was man erlebte war ein Fußballtreffen, an dem
die Zuschauer und die Mädchen sichtlich Freude hatten. Es verlief
in fairen Bahnen und wirkte durchaus nicht unästhetisch. /…/
Gleichberechtigung der Frau ist die große und alle Lebensbereiche
umfassende Tendenz unserer modernen Zeit. Wohl zeigt sich auf
manchen Gebieten, daß die Natur Unterscheide geschaffen hat,
die man nicht so ohne weiteres aufheben kann. Nachdem, was
wir am Pfingstmontag erlebten, trifft dies aber nicht auf die viel
besprochenen, gelästerte und skeptisch betrachteten FußballAmazonen zu. Ehrlich gesagt: Wir fanden sie riesig nett."
Schwäbische Donau-Zeitung (Schwenningen), 11.6.1957
"Das kategorische Nein des DFB zum Frauen-Fußball wäre besser
nicht gesprochen worden. Stattdessen hätte er seinen Vereinen
raten sollen, bei Bedarf Frauen-Fußball-Abteilungen zuzulassen.
Ihm wäre dieser Sport nicht entglitten, die nicht positiven
Randerscheinungen des Frauen-Fußballs, hätten sich vermeiden
lassen, die ganz Geschichte sähe heute sicher ganz anders
aus./…/ Die strikte Ablehnung liegt doch nicht etwa darin
begründet, dass die Fußball-Vereine eine Konkurrenz befürchten?
Sie haben es doch selbst in der Hand, alles in die richtigen
Bahnen zu lenken. Aber wer verächtlich die Nase rümpft und
mokant lächelt,. Der sollte sich nicht wundern, wenn er eines
Tages feststellt, den Anschluß verpasst zu haben."
Der Tagesspiegel, Berlin, 16.10.1957
"Unsere Bedenken gegen eine so schnell, sozusagen aus dem
Nichts gezauberte "Europameisterschaft" im Frauen-Fußball sind
vor einigen Tagen an dieser Stelle klargelegt worden. Man darf
nicht erwarten, dass das Eindruck auf die Männer macht, die den
Frauen-Fußball lenken. Hier ist noch nichts organisch gewachsen,
und es hat ganz den Anschein, al ob zunächst einmal das kassiert
werden soll, was sich als schnelle und runde Einnahme so
nebenbei ergibt, wenn man sich Frauen-Fußball unter besonderen
Aspekten vorstellt. Diese Mißverständnisse sind vorhanden. Viele
denken, Frauen-Fußball ginge so ähnlich wie Frauen-Ringkampf
und Frauen-Catchen über die Bühne, wo man sich lustig in die
Locken greift, ganz gleich ob sie naturverwachsen oder nur
angesteckt sind, wo man nach dem Schillerwort "nur da werden
Weiber zu Hyänen" munter vom Leder zieht, dass sich mancher
männliche Besucher heimlich eingesteht, so schlimm habe er es
eigentlich zu Hause noch gar nicht. Nichts von alledem. Es ging in
den Spielen um die "Europa-Meisterschaft" der Frauen im
Poststadion durchaus sportlich und ästhetisch zu. Viele
gutgewachsene, schlanke und durchtrainierte Mädchen und
Frauen spielen Fußball, so gut und so schlecht, wie sie es
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konnten. Der Deutsche Städtetag, der es abgelehnt hat, den
Frauen die Fußballplätze zu sperren, die in öffentlichem besitz
sind, weil das gegen den Grundsatz der Gleichberechtigung
verstößt, braucht sich dieser Entscheidung nicht zu schämen. Die
Frauen bemühen sich um Sport und erregen keinen Anstoß. Man
sah nur ein spiel im Poststadion. Wegen Schwierigkeiten im
Flugverkehr trafen die Österreicherinnen verspätet ein, so dass
nur England gegen Holland spielte und 2:1 (1:0) gewann. Ein
nettes Spiel. Hier und da schöne Kombinationszüge, frische Läufe
und runde Schüsse. Frauen mit ausgesprochenen Fußballerbeinen
waren auch dabei und – nomen est omen – die besten
Spielerinnen. Sie hatten auch sonst viel Ähnlichkeit mit
Fußballspielern, gingen scharf an den Mann, rollten über das Feld,
warfen die Arme begeistert in die Luft und küssten sich nach
Toren. Es waren gegen 4000 Zuschauer im Poststadion
erschienen. Selbst wenn am Sonntagvormittag wenn ab 10 Uhr
die Spiele Österreich-Holland und anschließend als
Entscheidungsspiel um die Europameisterschaft DeutschlandEngland ausgetragen werden, wesentlich mehr Zuschauer
kommen, wird es mit der Finanzierung der Europameisterschaft
doch hapern. Und dann dürfte man dort beginnen, wo man hätte
anfangen sollen, mit dem Spielverkehr in Ortsvereinen und
allmählichem Aufbau."
Der Tag, Berlin, 3.11.1957
"2:0 für die Fußballdamen des 1.FC Kickers Alstaden (Anm.:
Oberhausen)1 Nachdem der Sportaussschuß vor etwa einem Jahr
ihnen gestattete, einen städtischen Sportplatz für
Trainingszwecke zu benutzen, stimmte es gestern einstimmig
dafür, ihnen auch städt. Platzanlagen zu Wettkämpfen zu
überlassen. Gerade die damaligen größten Gegner dieser, Alme
und Schleisiek, waren gestern die härtesten Befürworter: "Wir
haben uns davon überzeugt, dass die Mädels es mit ihrem Sport
ernst nehmen. Deshalb soll man ihnen, auch wenn der Deutsche
Fußballbund dagegen ist, Plätze zur Verfügung stellen. Von uns
aus sogar das Stadion Niederrhein"."
Ruhrwacht, Oberhausen, 21.11.1958
"Aber – Fußball ist kein galanter, kein weicher, kein kapriziöser
Sport. Er ist athletisch, kraftvoll, hart und stramm. Darum ist er
ein natürliches Vorrecht der Männer. Tänzerisches,
Gymnastisches, Ballerinenhaftes – weibliche Sporterfüllung – läßt
sich im Fußball nicht ausspielen. Damit ist das Grundsätzliche
gesagt zu etwas, was nie recht populär werden kann."
Fürther Nachrichten, 7.3.1960
"6000 zum Teil mit Skepsis, Neugier oder auch sichtlich zur
Schau getragener Überlegenheit beladene Zuschauer waren am
Sonntag nachmittag in das Coburger VFB-Stadion gekommen,
um dem ersten Damenfußball-Treffen in der Vestestadt
beizuwohnen. Vorab gesagt: Das Spiel der Damen war
streckenweise echter Fußball mit technischer Perfektion und
überraschendem Einsatzwillen. Das Mannschaftsspiel zeigt
Mängel, das Schußvermögen einzelner Damen dagegen
begeisterte. Dennoch können bei diesem Spiel allein die
Maßstäbe angelegt werden, die den Damen naturgemäß
zukommen. In der Beschränkung der physischen Mittel für
Frauen liegt die Grenze für das Leistungsvermögen. Wo Anlagen
für Spielwitz, Schnelligkeit, Tricks und Gewandtheit /…/ gegeben
sind, ist noch lange nicht die Hoffnung begründet, dass sich der
Damenfußball durchsetzen werde. Das Spiel auf dem Rasen
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erfordert auf die Dauer mehr als nur die Stärke erstmaligen
Auftretens. Die Show bleibt ein Show – wenn auch mit wirklich
fußballerischen Abschnitten."
Neue Presse, Coburg, 20.6. 1960
"Das, was wir am Samstagnachmittag zu sehen bekamen, war
ohne Übertreibung das beste, was bisher in dieser Sportart
geboten wurde. Die deutschen Damen haben seit dem letzten
Spiel gegen Holland in jeder Hinsicht eine ganze Menge dazu
gelernt. Einfach hinreißend, mit welcher Eleganz sie ihr Spiel
aufzogen, das alles bot, was man von einem guten Fußballspiel
nur erwarten kann. Was es da an sauberen Vorlagen, gekonnt
vorgetragene Kombinationen wie vom Fließband, rasanten
Flügelläufen und wie gestochen hereinfliegenden Flankenbällen
sowie an kraftvollen Torschüssen und prächtigen Abwehrparaden
der Torhüterinnen zu sehen gab, musste jedes Fußballherz höher
schlagen lassen."
Geislinger Zeitung, 21.8.1961
"Damenfußball hat sich bisher nicht durchsetzen können. Warum,
ist einfach zu erklären. Fußball ist ein wuchtiger Sport, bei dem
der körperliche Einsatz ganz im Vordergrund steht. Die FußballDamen werden aber nie in der Lage sein, ihrem Spiel soviel
Schwung, Farbe und Dramatik wie ihre männlichen Kollegen zu
verleihen."
Erlanger Nachrichten, 27.8.1962
"Der männliche Sachverstand am Spielfeldrand, der glaubte, sich
über die "zarten Evas" mokieren zu sollen, wurde bald nach
Spielbeginn eines Besseren belehrt. Denn der Kampf begann
nicht nur mit rasantem Tempo, sondern man sah auch feine
Spielzüge mit eleganten Ballwechseln und athletischem
Einsatz./…/ Die Torszenen beiderseits waren wie aus dem
Lehrbuch, und das Publikum sparte nach anfänglicher Skepsis
auch nicht mit lebhafter Anfeuerung und Applaus. /…/ Kurzum, es
war eine Lektion des Damenfußballs, die manchen Misstrauischen
vom Saulus zum Paulus bekehren mochte."
Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe, 16.9.1963
Von höchster ärztlicher Seite ist das "O.K" für den Frauenfußball
bereits gesprochen. "Es gibt keine oder nur unwesentliche
Argumente gegen den Frauen-Fußball", erklärt der Schweizer
Professor Schönholzer, der Vorsitzende der FIFAÄrztekommission. Schönholzer befindet sich damit in klarem
Gegensatz zu verschiedenen Fußball-Verbänden, die den
Frauenfußball mit der Begründung "ungesund" ablehnen. Prof.
Schönholzer zu BILD: "Der Fußball hat eine geniale Konzeption,
genau den richtigen Schwierigkeitsgrad im Gegensatz zu anderen
Sportarten. Das gilt gleichermaßen für Damen wie Männer." Auch
der unterschiedliche Körperbau spricht nicht gegen den
Frauenfußball. "Denn Frauen sind zumeist beweglicher und
leichter gebaut. Wenn sie mit mehr Technik spielen, ist der
Fußball auch für sie ungefährlich." Und doch gibt es eine
Schwierigkeit – der weibliche Busen. Prof. Schönholzer: "Die
Brust ist beim Frauen-Fußball mehr störend als gefährdet. Ich
würde den Damen einen dicken wattierten Büstenhalter
empfehlen." Allerdings hat der Frauenfußball nach Ansicht des
Schweizer Mediziners wenig Aussicht, eine echte
Mannschaftssportart zu werden, denn "Frauen haben keine so
große Antenne für den Teamgeist wie Männer. Ihr
Kameradschaftsgeist ist nicht so ausgeprägt Das könnte sich
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negativ auswirken, käme aber noch auf einen versuch an."
Bild-Zeitung, 4.11.1970
04. September 2007
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