Liebevoll begleiten

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Liebevoll begleiten
Diese Broschüre informiert Sie, wie Sie das Körpererleben, die sinnlichen und sozialen Erfahrungen
Ihres Kindes unterstützen und begleiten können.
Sie beinhaltet die Darstellung der psychischen und
geschlechtlichen Entwicklung und schildert beispielhafte Situationen in den verschiedenen Altersphasen.
Darüber hinaus erhalten Sie Hinweise, wie Sie als
Eltern auf die Fragen Ihrer Kinder reagieren können
und es in seiner Bindungs- und Liebesfähigkeit,
aber auch in seiner Identität als Mädchen oder
Junge fördern können. Interviews mit Fachleuten aus
Wissenschaft und Praxis helfen, kindliche Neugier
und kindliches Verhalten richtig einzuordnen.
Wichtige Aspekte wie Schamgefühle und Grenzen,
die Verantwortung der Erziehungsberechtigten werden ebenso angesprochen wie die Rolle der Medien
und der Schutz vor sexuellen Übergriffen.
Die BZgA ist eine Behörde des Bundesministeriums
für Gesundheit. Die Abteilung Sexualaufklärung,
Verhütung und Familienplanung vertritt einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Aspekte der körperlichen
und seelischen Entwicklung von frühester Kindheit an
berücksichtigt.
Wenn Sie mehr über die Angebote der BZgA
wissen möchten, schreiben Sie bitte an die
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA)
Ostmerheimer Straße 220, 51109 Köln
Telefon 0221/8992-0
Telefax 0221/8992-257
Im Internet finden Sie uns unter
www.bzga.de oder unter
www.sexualaufklaerung.de
www.kindergesundheit.de
Vom 1. Lebensjahr
bis zur Einschulung
Liebevoll
begleiten …
Körperwahrnehmung
und körperliche Neugier
kleiner Kinder
Ein Ratgeber
für Eltern
zur kindlichen
Entwicklung
vom 1. bis zum 6.
Lebensjahr
Impressum
Herausgeberin:
Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung
(BZgA),
Abteilung Sexualaufklärung,
Verhütung und Familienplanung
Postfach 91 01 52, 51071 Köln
www.bzga.de
Inhaltliche Konzeption und
Experten-Interviews:
Kirsten Khaschei
Konzeption und Gestaltung:
co/zwo.design, Düsseldorf
Fotos:
Design Pics, DigitalVision,
Fotolia, Fotosearch, Photo Alto
Druck:
Silber Druck, Niestetal
Auflage: 1.20.03.10
Alle Rechte vorbehalten.
Diese Broschüre wird von der
BZgA kostenlos abgegeben.
Sie ist nicht zum Weiterverkauf
durch die Empfängerin/den
Empfänger an Dritte bestimmt.
Bestellung:
51101 Köln
Fax: 0221/89 92-257
oder unter [email protected]
Bestellnummer: 13660500
Vorwort Einführung
Liebe Eltern,
der Umgang mit der körperlichen Neugier von Kindern ist ein zentraler
Baustein der kindlichen Entwicklung, der viele Lebensbereiche innerhalb und außerhalb der Familie berührt.
Eine liebevolle und verantwortungsbewusste Begleitung bei der
körperlichen Entwicklung und Körperwahrnehmung umfasst unter
anderem so wichtige Themen wie
• kindliche Neugier und Erkundungsverhalten
• den Aufbau vertrauensvoller und verlässlicher Bindungen
• die Vermittlung einer angemessenen Sprache
• die Weitergabe von Werten und sozialen Normen und
• die Akzeptanz von Grenzen und Intimität.
Gerade im Umgang mit kleinen Kindern sind viele Eltern verunsichert, ob sie sich richtig verhalten. In der vorliegenden Broschüre
sind deshalb alle wichtigen Informationen rund um die kindliche
psychosexuelle Entwicklung vom 1. bis zum 6. Lebensjahr zusammengestellt – auf der Grundlage der neuesten pädagogischen und
entwicklungspsychologischen Erkenntnisse und mit vielen konkreten
Beispielen und Orientierungshilfen. Gleichzeitig kommen renommierte Expertinnen und Experten zu Wort, die sich schon seit vielen
Jahren an Hochschulen, Universitäten oder in der Praxis mit dem
Thema beschäftigen.
Sie alle begreifen die kindliche körperliche und psychosexuelle
Ent wicklung als einen ganzheitlichen Prozess, der schon im
Säuglingsalter beginnt: mit den ersten Erfahrungen von Liebe und
Geborgenheit beim Stillen und Getragenwerden oder dem schönen
Gefühl, auch mal nackt und ohne Windel nach Herzenslust auf dem
Wickeltisch strampeln zu dürfen. In den ersten Lebensjahren fördern
innige Blicke, liebevolle Worte und Berührungen die Körperwahrnehmung. Alles, was einem Kind das Gefühl von Vertrauen,
Geborgenheit und Verlässlichkeit gibt, fördert die gesamte Entwicklung eines Kindes. Die Broschüre liefert einen Beitrag, das
Schutzverhalten vor sexuellen Übergriffen, sexuellem Missbrauch
und sexueller Gewalt zu stärken und im Jugend- und Erwachsenenalter selbstbestimmt und verantwortlich Liebe und Sexualität
leben zu können.
Eltern und andere vertraute Bezugspersonen können diese
Entwicklung von Anfang an liebevoll fördern und begleiten. Mit der
vorliegenden Broschüre möchten wir Sie ausdrücklich dazu ermutigen. Beim Lesen wünschen wir Ihnen viel Spaß!
Ihre Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
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INTERVIEW:
1 bis 3 Jahre
INTERVIEW:
4 bis 6 Jahre
INTERVIEW:
INTERVIEW:
Anhang
Vorwort
Einführung
• Worum es in dieser Broschüre geht
• Jedes Kind hat sein eigenes Tempo –
auch in der körperlichen und psychosexuellen Entwicklung
• Kindliche und erwachsene Sexualität unterscheiden sich grundsätzlich
• Kleine Kinder sind vollkommen unbefangen !
Wie „entwickelt“ sich Sexualität?
Babys erleben die Welt mit allen Sinnen
• Säuglinge sind „Traglinge“
• Liebevolle und verlässliche Eltern sorgen für einen guten Start ins Leben
• Das erste bewusste Lächeln – und die ersten Beziehungen …
• Eine gute Eltern-Kind-Beziehung ist prägend
Erfahrungen der Sinne
• Saugen und Nuckeln: eine sinnliche Freude
• Nacktsein ist wunderbar !
• Zusammen baden – ein Fest !
„Zeig mal“ – „guck mal“: Wenn Kinder die Welt erobern …
• Schöne Gefühle und körperliche Neugier
• „Ich bin ein Junge !“ – „Ich bin ein Mädchen !“
• „Augen, Nase, Mund !“ – „Bauch, Po und ???“
• „Mama, du siehst ja ganz anders aus …“
Kinder, Geschwister, Eltern – alle Menschen haben Grenzen !
Spielen, Fragen, Ausprobieren
• Ein bisschen Trotz gehört dazu !
• Kinder dürfen „Ja” und „Nein” sagen
• Sauberkeitserziehung: Den richtigen Zeitpunkt „bestimmt“ jedes Kind selbst
• Mädchen und Jungen sind stolz, wenn sie ihren Körper gut kennen
• Kinder möchten groß und stark sein!
• Kinderliebe: „Und wenn wir groß sind, heiraten wir …“
Kinder brauchen Freunde – zum Vergleichen, Verlieben oder Doktorspielen
• Rollentausch macht Spaß – und fördert die Entwicklung
• „Arzt“ spielen Kinder nicht mit jedem
• „Große“ Gefühle: Liebe und Eifersucht
Sprache ist das beste Mittel gegen Sprachlosigkeit !
Aufklären – aber wie?
• Der Umgang mit Sexualität wird gelernt!
• Kinder lieben Spiele
• Sexual- und Medienerziehung gehören heute zusammen
• Und Kinder lieben Bücher !
Die Geschlechterrollen: Junge, Mädchen, Mann, Frau …
• Schmusig und wild? Gut so !
• Moderne Familien-Puzzle
• Kinder beobachten, wie Erwachsene miteinander umgehen
• Die eigene Geschlechterrolle unbeschwert übernehmen
• „Blöde Mädchen“ – „Doofe Jungs“: Jetzt ist Abgrenzen angesagt
• Provozieren macht Spaß !
Sexuelle Übergriffe verhindern – Kinder brauchen unseren Schutz !
Empfehlenswerte Bücher, Broschüren, Beratungsadressen und Webseiten
für Eltern und Kinder
Inhalt
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Die wichtigsten
Elternfragen
auf einen Blick:
Kann man ein Kind zu sehr mit
Aufmerksamkeit „verwöhnen“?
Seite 13
Mein kleiner Sohn (1) hatte
eine Erektion. Ist das normal? ab
Seite 15
Dürfen Kinder in ihrer Neugier
die Geschlechtsteile
der Eltern berühren?
Seite 19
Beim Sex „erwischt“ –
ist das schlimm?
Seite 23
Wie viel Zärtlichkeit unter
Kindern ist „normal“?
Seite 27
Mein Sohn, 4, zieht so gern
Kleider an ... Muss ich mir
Sorgen machen, dass mit ihm
etwas nicht stimmt …?
Seite 31
Wie kommt das Baby
in den Bauch?
Seite 39
Ich bin alleinerziehend –
fehlt meinem Kind das andere
Geschlecht?
Seite 41
Meine Tochter, 4, hat aus dem
Kindergarten erzählt: Thomas
und Lea (beide 5) haben in der
Puppenecke „gefickt“ …
Wie soll ich darauf reagieren?
Seite 45
5
Einführung
Worum es in dieser Broschüre geht
Wissenschaftliche Studien und sexualpädagogische Erfahrungen
zeigen: Jedes Kind entwickelt sich nach seinem eigenen Rhythmus
und zeigt seine individuellen Eigenheiten! Das heißt: So wie das
eine Kind früher seinen ersten Zahn bekommt und das andere
etwas später, so machen Kinder auch alle anderen körperlichen
Erfahrungen und Erfahrungen der Sinne – zum Beispiel Schaukeln
oder Laufen lernen – zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Dazu kommt,
dass Kinder, die eher vorsichtig sind, andere Erfahrungen sammeln
als kleine Draufgängerinnen und Draufgänger.
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Auch wenn bestimmte
Übereinstimmungen
in der körperlichen
und psychosexuellen
Entwicklung von
Kindern bekannt sind –
genau genommen
gibt es so viele verschiedene Entwicklungsprozesse, wie
es Kinder gibt.
Jedes Kind hat sein eigenes Tempo – auch in der
körperlichen und psychosexuellen Entwicklung
Aufgabe der Eltern ist es, diese individuelle Entwicklung ihres
Kindes zu fördern und zu begleiten. Sexualität ist eine Dimension
des Menschen, die sich entwickelt und verändert. Der Umgang mit
Sexualität wird von klein auf erlernt. Was Väter und Mütter über die
kindliche körperliche und psychosexuelle Entwicklung wissen sollten, um ihr Kind altersgerecht begleiten zu können, das lesen Sie
in dieser Broschüre. Dabei werden verschiedene Seiten der kindlichen Entwicklung berücksichtigt, die wichtige Grundlagen sind, im
Jugend- und Erwachsenenalter Sexualität verantwortlich zu leben –
es geht hier also nicht um „sexuelles“ Verhalten aus Erwachsenensicht, sondern um Geschlechterrollen, Erleben mit den Sinnen, Körpererleben, verlässliche Beziehungen, Identitätsfindung („Wer bin
ich?“) sowie um Schamgefühl und Grenzen.
Weil jedes Kind sein eigenes Entwicklungstempo hat, haben wir
die wichtigsten Informationen und Themen lediglich zwei großen
Altersbereichen zugeordnet: dem 1. bis 3. Lebensjahr (ab Seite 10)
sowie dem 4. bis 6. Lebensjahr (ab Seite 28). Außerdem finden Sie
in dieser Broschüre vier Interviews mit renommierten Expertinnen
und Experten zu zentralen Themen der Sexualentwicklung und
Erziehung. Wenn Sie eine gezielte Frage haben oder auf der Suche
nach einer bestimmten Information sind, schauen Sie dazu am
besten in das Inhaltsverzeichnis.
Einführung
Kindliche und erwachsene Sexualität
unterscheiden sich grundsätzlich
Doch bevor die kindliche Sexualentwicklung genauer beschrieben werden soll, ist es wichtig, „kindliche Sexualität“ deutlich von
der „erwachsenen Sexualität“ abzugrenzen. Fest steht: Beide sind
grundsätzlich verschieden. Kinder haben unbestritten gleiche
oder ähnliche körperliche Reaktionen wie Erwachsene – auch
kleine Jungen können zum Beispiel eine Erektion haben oder
Mädchen schöne Gefühle empfinden, wenn sie auf einem Kissen
herumrutschen. Aber Kinder schreiben diesen Erlebnissen eine
ganz andere Bedeutung zu als Erwachsene. Für sie sind sie einfach Teil einer körperlichen Erfahrung. Das heißt: Die kindliche
Wahrnehmung von dem, was da gerade passiert, ist grundlegend
anders als die erwachsene Sichtweise. Ein Kind, das gerade erst
den eigenen Körper erkundet und dabei zufällig seine Genitalien
streichelt, tut dies, um sich wohlzufühlen genauso wie bei anderen
Körperteilen auch. Die Geschlechtsteile oder bestimmte Handlungen haben noch keine besondere Bedeutung für das Kind.
Der Umgang des Kindes
mit seinem Körper und
seinen Bedürfnissen
ist spielerisch, spontan,
neugierig und unbefangen. Erwachsene
reduzieren Sexualität
oft aufgrund bestimmter
Fantasien oder
„Drehbücher“ auf das
weite Feld des
Geschlechtsverkehrs.
Kleine Kinder sind vollkommen unbefangen!
Anders ist das bei Jugendlichen, aber vor allem Erwachsenen, die
schon auf sexuelle Erfahrungen – im Sinn von geschlechtlicher
Liebe und Fortpflanzungsfähigkeit – zurückblicken. Sie können
nicht mehr so unbefangen sein wie kleine Kinder. Wenn es um
kindliche Körperwahrnehmung geht, sollten sich Erwachsene
also stets vergegenwärtigen, dass sie ihre eigene erwachsene
Sicht nicht auf das kindliche Verhalten übertragen können.
Stellen wir uns vor, eine Mutter sitzt mit ihrer dreijährigen Tochter
gemütlich in der Badewanne – da fängt die Tochter an, sich für
den nackten Busen der Mutter zu interessieren und ihn zu berühren, so dass sich die Brustwarzen aufstellen. Dieses Ereignis
hat für die Mutter eine völlig andere Bedeutung als für ihr Kind.
Aus Kindersicht ist gerade nichts Besonderes passiert, für die
Mutter ist die Situation dagegen eher unangenehm, vielleicht
übergriffig oder peinlich. Sie denkt sich vielleicht: „Oh je, das
geht aber nicht!“ Vor dem inneren Auge von Mutter und Tochter
laufen also zwei verschiedene Filme ab.
Ähnlich unterschiedlich ist die Wahrnehmung von Kindern und
Erwachsenen in vielen Momenten der kindlichen Entwicklung.
Wenn Sie sich also demnächst wundern oder sorgen sollten, weil
Ihr Kind etwas entdeckt hat, was seine kindliche Neugier beflügelt, halten Sie einen Moment inne und versuchen Sie, die
Situation aus der Perspektive des Kindes zu sehen.
7
Baby, Kind, Erwachsener: Jeder Mensch macht im Laufe
seines Lebens eine Vielzahl unterschiedlichster Erfahrungen,
die seine sexuelle und persönliche Entwicklung beeinflussen.
Welche sind wichtig?
Ein Interview mit Gunter Schmidt – Sozialpsychologe,
Psychotherapeut und Professor für Sexualforschung in Hamburg.
Interview
Wie entwickelt sich Sexualität?
Was beeinflusst unsere sexuelle Entwicklung?
Interessanterweise vollzieht sich die sexuelle Entwicklung vor
allem in nichtsexuellen Bereichen. Das heißt, sie wird von Erfahrungen und Erlebnissen geprägt, die nicht im engeren Sinn sexuell
sind. Sexualität ist ja nicht ein isolierter Teil von uns, sondern eng
mit unserer gesamten körperlichen und seelischen Entwicklung
verknüpft.
Welche Erfahrungen sind das?
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Zum Beispiel alle Erfahrungen, die wir von früh auf mit unseren
Bedürfnissen machen. Konnten wir zum Beispiel als Kind darauf
vertrauen, dass unsere Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst oder
auch nach körperlicher Nähe und Geborgenheit befriedigt wurden?
Lernten wir später, dafür zu sorgen, eigene Bedürfnisse zu erfüllen
oder mit Enttäuschungen umzugehen?
Was ist noch wichtig?
Sexualität erfahren wir mit dem Körper und unseren Sinnen. Das
heißt, in ihr spiegeln sich auch alle Erfahrungen mit unserem Körper
wider: Mögen wir ihn? Lernen wir, behutsam damit umzugehen?
Können wir Körperlichkeit und Sinnlichkeit genießen?
Sinnlichkeit genießen – allein und mit anderen?
Ja, denn Sexualität vollzieht sich immer in Beziehung zu anderen
Menschen. Wichtig sind also auch alle Erfahrungen, die wir von
klein auf in Beziehungen machen, mit unseren Eltern, Geschwistern oder Gleichaltrigen. Fühlen wir uns geliebt? Können
wir uns auf andere verlassen? Respektieren sie uns? Spüren wir,
wichtig für andere zu sein?
Welcher Bereich spielt noch eine Rolle?
Wir machen Sex als Frau oder Mann. Egal, ob wir heterosexuell,
schwul oder lesbisch sind. Unsere Geschichte als Mädchen oder
Junge, als Frau oder Mann schlägt sich also auch in unserer
Sexualität nieder. Wurden wir als Junge bzw. Mädchen – das heißt,
in unserem Geschlecht – angenommen und gemocht, bestätigt
und geschätzt?
Interview
Sexualität entwickelt sich also eingebettet
in viele andere Erfahrungen.
Richtig. Sexuelles Erleben und sexuelle Kompetenz sind mit den vier
großen Entwicklungsbereichen verknüpft, die ich schon nannte: mit
der Geschichte unserer Bedürfnisse, mit der Geschichte unseres
Körpers, mit der Geschichte unserer Beziehungen und viertens mit
unserer Geschlechtsgeschichte. Alle diese Erfahrungen beeinflussen unsere sexuelle Entwicklung und Persönlichkeit grundlegend.
Sie sagten vorhin, diese Erfahrungen sind
wichtiger als sexuelle Erfahrungen im engeren Sinn.
Wie meinen Sie das genau?
Nehmen wir an, ein Vater tadelt seine vierjährige Tochter, die gerade
auf dem Sitz ihres Dreirades hin- und herrutscht, vielleicht gibt er
ihr sogar einen Klaps auf den Po. Dieser Vater vermittelt dem Kind
zweifellos eine negative Erfahrung. Aber diese Erfahrung ist für die
spätere Sexualität des Kindes sehr viel weniger bedeutsam als
zum Beispiel die Qualität seiner Beziehung zu den Eltern – das Zulassen von Sinnlichkeit in dieser Beziehung; die Erfahrung, dass
die eigenen Wünsche die Autonomie bzw. Unabhängigkeit nicht
zerstören; die Zuverlässigkeit, mit der man auf die Befriedigung
seiner Wünsche vertrauen kann; die Sicherheit, die ein Kind erfährt, als Junge oder Mädchen geliebt zu werden.
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Dann müssen Eltern nicht in jeder einzelnen
Situation „perfekt“ reagieren?
Das können sie gar nicht.
Interessieren sich Kinder heute mehr
für Sexualität als früher?
Nein. Aber sie interessieren sich unbefangener und weniger mit
dem Bewusstsein des Verbotenen. Heute konfrontieren manche
Vorschulkinder ihre Eltern oder auch Erzieher und Erzieherinnen
ziemlich selbstverständlich mit ihrer kindlichen sexuellen Neugier
und ihrem Forschungsdrang. Manche Erwachsenen sind darüber
amüsiert, andere verblüfft, viele reagieren auch ein wenig ratlos,
unsicher oder verlegen.
Wieso reagieren Erwachsene auf kindliche
Sexualität oft unsicher?
Weil es keine „fertigen“ Reaktionsmuster gibt, die auf alle Kinder und
Situationen passen. Was tun, wenn Vierjährige in der Ecke des
Wohnzimmers unter den Augen der Eltern in aller Ruhe mit Doktorspielen beginnen? Da gibt es nicht die richtige, perfekte Antwort
oder Reaktion. Bei der Suche nach ihrer persönlichen Antwort können Eltern aber zwei Regeln beherzigen: Erstens sollte ein Kind lernen, dass das Spielen an den Geschlechtsorganen nicht in die
Öffentlichkeit gehört, weil das anderen Leuten unangenehm sein
könnte. Und zweitens sollten Kinder früh lernen, im körperlichen
und sexuellen Bereich die Grenzen anderer zu respektieren.
Eltern sind Vorbilder!
Aufklärung ist keine einmalige Sache, sondern
sollte Kinder im
Großwerden immer wieder liebevoll begleiten –
sei es in Form von
bewussten, altersgerechten Mitteilungen
über bestimmte
Sachverhalte, sei es
(noch wichtiger!), indem
die Eltern ihren Kindern
vorleben, wie sie mit
Gefühlen umgehen, wie
sie Beziehungen gestalten, worüber sie lachen
und vieles mehr.
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Babys erleben die Welt
mit allen Sinnen!
Wenn ein kleiner Mensch auf die Welt kommt, ist er von Anfang an
mit allen Sinnen ausgestattet, um die Welt zu erkunden: Er kann
fühlen, schmecken, riechen, hören und sehen! Allerdings sind nicht
alle Sinne gleich weit entwickelt. In den ersten Lebensmonaten
können Säuglinge zum Beispiel noch nicht so gut sehen – dafür
sind der Mund, die Nase und die Haut um so empfindsamer. Mit
dem Mund saugen Babys an der Brust (oder aus dem Fläschchen),
um ihren Hunger und Durst zu stillen. Und sie nuckeln oft auch
dann noch am Daumen oder Schnuller zufrieden weiter, wenn sie
satt sind. Einfach, um das wohlige Gefühl zu erhalten. Der Mund
bleibt noch für einige Zeit ein besonders sensibles Wahrnehmungsorgan, wundern Sie sich deshalb nicht, wenn Ihr Kind vieles in den
Mund nimmt.
1. bis 3. Lebensjahr
Säuglinge sind „Traglinge“
Die zarte Haut nimmt von Geburt an jede Berührung und jeden
Reiz sehr intensiv auf: Babys haben ein angeborenes Bedürfnis
nach Körperkontakt und Zärtlichkeit. Die Eltern reagieren darauf –
die Mutter auf ihre Art, der Vater auf seine Art. Sie halten ihr Kind
liebevoll in den Armen, herzen und küssen es, klopfen ihm nach
dem Trinken vorsichtig auf den Rücken oder wiegen es sanft in
den Schlaf. Wahrscheinlich haben Sie es längst gemerkt:
Säuglinge werden gern gehalten und getragen. Sie brauchen und
genießen den großflächigen Körperkontakt. Alle diese sinnlichen
Erfahrungen sind wichtig für die körperliche, geistige und seelische Entwicklung Ihres Kindes, denn mit jedem Reiz und mit
jeder Berührung lernt es etwas Neues.
Wie wichtig solche Streicheleinheiten für kleine Kinder sind, zeigen auch verschiedene Studien mit zu früh geborenen Babys:
Wurden diese liebevoll gestreichelt oder massiert, durften sie auf
einem kuscheligen Schaffell liegen oder den Körperkontakt zu
ihren Eltern genießen, so nahmen sie schneller an Gewicht zu
und schnitten in Entwicklungstests besser ab.
Liebevolle und verlässliche Eltern
sorgen für einen guten Start ins Leben
Im Kontakt zu den Eltern (oder anderen vertrauten Bezugspersonen) lernt das Baby auch, wie sein Körper im Sinn liebevoller
Zuwendung auf andere Menschen wirkt: Die Haut fühlt sich so
wunderbar weich an, sie riecht so gut und wie winzig die kleinen
Füße und Hände sind…
Auch verschiedenste Geräusche begleiten das Baby von Anfang
an in seiner Entwicklung: Deshalb sollten Sie mit Ihrem Kind
sprechen, selbst wenn es Sie noch nicht verstehen kann. Hört
das Baby Ihre Stimme, so weiß es, dass Sie da sind und fühlt
sich geborgen.
Ungefähr im fünften Monat werden Sie feststellen, dass Ihr Kind
es immer häufiger schafft, gezielt nach bestimmten Dingen zu
greifen. Hier besteht kein grundlegender Unterschied, ob es das
Bein, die Genitalien oder der Strampler sind. Es erkundet seinen
ganzen Körper unbefangen. Alles ist interessant.
Generell gilt: Ob es das Kuscheltier, der Greifring oder die eigenen
Finger sind – fast alles, was ein Säugling erwischen kann, steckt er
erstmal in den Mund, um genauere Informationen zu bekommen.
Wie schmeckt das? Ist es hart oder weich? Kalt oder warm?
Durch zärtliche
und aufmerksame
Behandlung und
Pflege lernen schon
kleine Kinder,
ihren eigenen Körper
als wertvoll zu
empfinden.
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Das erste bewusste Lächeln –
und die ersten Beziehungen …
Schon Neugeborene sind mit umfassenden Verhaltensweisen zum
sozialen Austausch ausgestattet und versuchen von Anfang an,
mit ihren Bezugspersonen in Kontakt zu kommen. Sie hören am
besten im Frequenzbereich der menschlichen Stimme und werden
besonders aufmerksam, wenn sie vertraute Stimmen hören. Schon
nach wenigen Tagen erkennen sie ihre Mutter auch am Geruch und
spüren, ob ihnen bestimmte Hautpartien – zum Beispiel die mütterliche Brust, der Hals oder die Schultern – vertraut sind oder
nicht. Sie reagieren mit Blicken, Lauten oder gesteigerter Aufmerksamkeit auf vertraute Personen. Zwischen sechs und zehn
Wochen lächeln viele Kinder auch bewusst ihre Mutter, ihren Vater
oder eine andere Person an und können damit von sich aus eine
„Beziehung“ zu einem anderen Menschen aufnehmen.
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Schritt für Schritt findet sich das Kind immer besser in der Welt
zurecht und erweitert seinen Aktionsradius bzw. Spielraum. Im
ersten Lebensjahr beginnen Babys auch, sich allein fortzubewegen – etwa bis zum 9. Monat zunächst durch Robben oder
Krabbeln, bis sie mit gut einem Jahr schließlich lernen, auch
allein zu laufen (im Durchschnitt mit 13 Monaten). Ein wichtiger
Schritt, denn jetzt kann Ihr Kind von sich aus bestimmen, ob es
auf etwas bzw. jemanden zugehen möchte oder sich lieber davon
wegbewegen will.
1. bis 3. Lebensjahr
Elternfrage:
Kann man ein Kind zu sehr mit Aufmerksamkeit „verwöhnen“?
Antwort:
Nein – wenn es darum geht, einem Kind Aufmerksamkeit und Zuwendung
zu schenken, ist diese Sorge unbegründet. Eltern können weder einem
Säugling noch einem Kleinkind oder älteren Kind zu viel liebevolle Zuwendung oder Zärtlichkeit geben. Allerdings sollten sie das kindliche
Ruhebedürfnis achten – und eventuelle Gesten der Ablehnung respektieren. Wenn sich Babys bzw. Kleinkinder wegdrehen oder weinerlich reagieren, ist das meist ein Zeichen, dass sie ihre Ruhe brauchen. Vielleicht
ist das Kind müde? Oder es möchte sich mit sich selbst beschäftigen?
Eine gute Eltern-Kind-Beziehung ist prägend
Ungefähr in dieser Zeit zeigen kleine Kinder auch zunehmend, wie
wichtig die Eltern bzw. vertraute Bezugspersonen für sie sind. In
neuen oder bedrohlichen Situationen kann es jetzt zum Beispiel
sein, dass sie Mutter oder Vater nicht von der Seite weichen oder
sogar weinen, um den Eltern ganz nah zu bleiben. Dieses angeborene „Bindungsverhalten“ zeigt, wie grundlegend bedeutsam der
Aufbau einer guten und vor allem verlässlichen Eltern-Kind-Beziehung im ersten Lebensjahr ist. Gleichzeitig ist es ein wichtiger
Entwicklungsschritt und befriedigt das kindliche Bedürfnis nach
Nähe, Schutz und Geborgenheit.
Eine gute Beziehung zu Mutter und Vater vermittelt Kindern so
etwas wie ein „Urvertrauen“ und fördert die kindliche Entwicklung
deshalb von Anfang an positiv. Mit anderen Worten: Eine sichere
Bindung zu den Eltern oder anderen liebevoll zugewandten und
verlässlichen Bezugspersonen versetzt kleine Kinder in die bestmögliche Ausgangsposition, um ihre Umwelt zu entdecken und ihr
Leben zu meistern. Frühe positive Erfahrungen sind prägend, auf
ihnen bauen alle späteren Erfahrungen auf. Heute weiß man,
dass auch „Liebesfähigkeit“ bzw. eine umfassende Beziehungsfähigkeit im Erwachsenenalter auf der gesamten Eltern-KindBeziehung basiert.
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Innige Blicke,
liebevolle Worte
und Berührungen,
die einem Kind
das Gefühl von
Geborgenheit und
Verlässlichkeit
geben, fördern die
gesamte Entwicklung
Ihres Kindes.
Erfahrungen der Sinne
Wenn Mütter (und Väter) über den Kontakt zu ihren Babys sprechen, gibt es – neben der großen Freude und den manchmal sehr
anstrengenden Tagen und Nächten – vor allem zwei weitere
Themen: das Stillen und die Körperpflege bzw. das Wickeln!
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Auch für viele Mütter
ist Stillen besonders
angenehm. Schön,
wenn Mutter und
Kind diese Innigkeit
genießen, denn das
wirkt sich positiv
aus – sowohl auf
die emotionale
Entwicklung des
Säuglings als auch
auf die Mutter-KindBeziehung.
Kein Zufall, denn über Mund und Haut tritt Ihr Kind in den ersten
Lebenswochen am intensivsten mit seiner Umwelt in Beziehung.
Ohne das vielleicht so genau zu wissen, reagieren die meisten
Eltern auf diese entwicklungspsychologische Erkenntnis intuitiv
richtig und räumen sowohl dem Stillen als auch der Körperpflege
ihres Kindes im Alltag einen besonderen Platz ein – zum Beispiel
mit einem bequemen Sessel, um das Kind entspannt in den Armen
halten zu können oder einer liebevoll ausgesuchten Wickelkommode (oder einem Wickeltisch), über dem ein Mobile sowie ein Heizstrahler für kühlere Tage hängen. Beim Stillen bzw. Trinken und
während der Körperpflege machen Babys viele sinnliche Erfahrungen, die ihre Entwicklung und ihr Vertrauen in die Welt positiv
beeinflussen – Mutter und Vater haben daran einen großen Anteil.
Saugen und Nuckeln: eine sinnliche Freude
Der Babymund ist besonders für erste intensive Körpererfahrungen ausgestattet: mit kräftigen Muskeln zum Saugen und mit
vielen Sensoren zum Fühlen. Das Saugen und Nuckeln an der
Mutterbrust oder Flasche fühlt sich gut an. Es ist ein schönes
Gefühl, satt zu sein. Und die Geborgenheit der Mutter oder einer
anderen Bezugsperson zu spüren, ihrem großen Körper ganz nah
zu sein. So gesehen ist der Mund die erste Quelle der Lust und
die damit verbundenen positiven Erfahrungen übertragen sich
bald auch auf andere Gegenstände: zum Beispiel den „Schnuller“,
die eigenen Finger oder ein Schmusetuch.
1. bis 3. Lebensjahr
Elternfrage:
Mein kleiner Sohn (1) hatte eine Erektion. Ist das normal?
Antwort:
Erektionen bei Säuglingen sind nichts Besonderes – wäre das Kind nicht
ständig in einer Windel, würde man sie bei vielen Kindern auch in anderen
Situationen bemerken, in denen sie entspannt sind oder wenn sie sich
über etwas aufregen.
Nacktsein ist wunderbar!
Wenn die schwere nasse Windel ab ist, geht das Leben los! Sicher
haben Sie auch schon beobachtet, wie sehr es Babys genießen,
nackt zu sein. Endlich können sie sich uneingeschränkt bewegen,
nach Herzenslust strampeln oder die Beine in die Luft recken.
Ohne die Beeinträchtigung von Windel, Body und Strampelanzug
spüren Babys ihren Körper viel intensiver. Ob Eltern ihrem Kind
einen dicken Kuss auf den Bauch geben oder zärtlich die Arme
und Beine streicheln: Die Haut steht im Mittelpunkt aller dieser
Erfahrungen.
Je weiter sich Ihr Kind entwickelt, umso größer wird sein Bedürfnis, den eigenen Körper auch mit den Händen zu erkunden. Auch
deshalb ist Nacktsein wunderbar, denn wie soll ein Baby den
eigenen Körper durch Kleidung und Windel hindurch spüren bzw.
untersuchen?
Zusammen baden – ein Fest!
Babys lieben es, mit einem Elternteil oder größeren Geschwistern
in die Badewanne zu gehen. Sie genießen das warme, weiche
Wasser auf der Haut, liegen entspannt bei Mutter oder Vater auf
dem nackten Bauch oder erleben ihre erste kleine Rutschpartie –
und je weniger sie dabei in ihrem Bewegungsdrang behindert
werden, desto besser. Natürlich muss man vor allem im ersten
Lebensjahr aufpassen, dass die Kleinen nicht ab- oder ausrutschen oder gar untertauchen.
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„Zeig mal“ – „guck mal“:
Wenn Kinder die Welt erobern …
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Mit jedem Tag und jedem Monat, den Ihr Kind älter wird, erobert
es ein neues Stück von der Welt. Es beginnt, durch die Wohnung
zu krabbeln und räumt mit Vorliebe Regale oder Küchenschränke
aus, um alle dort befindlichen Gegenstände genauestens zu betrachten und zu befühlen. Gefällt ihm zum Beispiel eine bunte
Plastikschale oder ein großer Kochlöffel besonders gut, so zeigt
es diese Dinge der Mutter oder dem Vater, um seine Begeisterung
zu teilen.
Bald darauf zieht sich Ihr Kind an Tischkanten und Stühlen hoch.
Und wie stolz ist es, wenn es die ersten Worte sprechen kann
oder allein seine ersten Schritte geht. Das heißt, im zweiten Lebensjahr erwirbt Ihr Kind viele neue Kompetenzen bzw. Kenntnisse: Es lernt sprechen – also andere zu verstehen und sich
selbst mitzuteilen. Es lernt laufen und bekommt dadurch eine
neue Perspektive bzw. Sicht auf seine Umwelt.
1. bis 3. Lebensjahr
Gegenstände, andere Menschen, Gefühle: Ihr Kind entdeckt jetzt
ständig etwas Neues, was sein Interesse fesselt. Auch den eigenen Körper erkundet und begreift es nun mit einer neuen Qualität:
Jungen wie Mädchen interessieren sich für ihre Geschlechtsteile –
und es ist recht unterschiedlich, was genau sie dabei erkunden
und wie intensiv sie es tun. Im Mittelpunkt der kindlichen Neugier
steht zunächst vor allem das Erfassen und Begreifen der eigenen
Genitalien: Wie fühlen sie sich an? Und was kann ich damit alles
machen?
Schöne Gefühle und körperliche Neugier
Diese kindliche Neugier auf den eigenen Körper und die damit
verbundenen schönen Gefühle haben eine vollkommen andere
Qualität als die von Erwachsenen, die bei der Selbstbefriedigung
einen Orgasmus anstreben. Kleine Kinder spielen oft gedankenverloren an sich herum und genießen einfach das schöne Gefühl,
manchmal auch die wohlige Beruhigung und Entspannung! Wenn
Kinder das ungewöhnlich häufig tun, ist das übrigens kein Hinweis auf „Übersexualisierung“ oder Missbrauch, sondern eher auf
Zurückgezogenheit und Kontaktscheu.
Interessanterweise zeigen Kinder die ersten sexuellen Reaktionen
sogar schon im Mutterleib und in den ersten Monaten nach der
Geburt. Nachgewiesen sind die Erektionen bei kleinen Jungen, die
in verschiedenen Situationen vorkommen – etwa beim Schlafen,
Saugen oder auch bei Anspannung. Dabei gibt es große individuelle Unterschiede in der Häufigkeit. Weniger gut belegt, weil
schwerer festzustellen, sind körperliche Reaktionen bei kleinen
Mädchen.
„Ich bin ein Junge!“ – „Ich bin ein Mädchen!“
Das sind wichtige Erfahrungen und die ersten Bausteine für ein
Bewusstsein des eigenen Geschlechts. Schon im zweiten Lebensjahr fangen Kinder an, zu verstehen, dass es zwei verschiedene
Geschlechter gibt und dass man Mädchen bzw. Frauen und
Jungen bzw. Männer aufgrund bestimmter Eigenschaften und
Merkmale unterscheiden kann. Interessanterweise sind das allerdings in diesem Alter häufig die Haare und Bekleidung, anhand
derer kleine Kinder die Geschlechter unterscheiden.
„Ich bin ein Junge!“ – „Ich bin ein Mädchen!“ – mit dem zunehmenden Interesse für das eigene Geschlecht machen die Kinder
neue und aufregende Entdeckungen, die sie – wie viele andere Er-
Jungen haben es in der
Regel etwas leichter, ein
positives Körperbewusstsein zu entwickeln als
Mädchen. Ihr Geschlechtsteil ist viel besser zu
sehen – und wird von
den Eltern auch häufiger
positiv und liebevoll
kommentiert, während
der Genitalbereich der
Mädchen eher ausgespart
und unbenannt bleibt.
fahrungen – unbedingt mit den Eltern (sowie eventuell auch anderen vertrauten Bezugspersonen) teilen wollen. Es kann sein,
dass kleine Jungen jetzt strahlend ihren Penis zeigen und versuchen, die aufrechte Haltung von Männern beim Urinieren nachzuahmen. Kleine Mädchen heben manchmal voller Stolz ihren Rock,
um damit andeutungsweise ihre Scheide zur Schau zu stellen.
Manche Jungen möchten jetzt vielleicht wissen, ob später in ihrem
Bauch auch ein Baby wächst oder ob sie einen Busen bekommen
werden. Manche Mädchen interessiert vielleicht, ob ihnen auch
noch ein Penis wächst. Das ist ebenfalls Teil der bewusster werdenden Auseinandersetzung mit dem Geschlecht. Eltern können
ihrem Sohn darauf zum Beispiel antworten: „Nein, du bist ja ein
Junge und wenn du groß bist, wirst du ein Mann. Männer haben
keinen Busen und in ihrem Bauch wachsen auch keine Babys. Die
wachsen nur im Bauch von Frauen.“ bzw. ihrer Tochter: „Nein, du
hast ja schon eine Scheide. Mädchen kommen mit einer Scheide
zur Welt, Jungen mit einem Penis. Das ist so. Bei Jungen ist der
Penis außen am Körper. Bei Mädchen sieht man nur einen Schlitz,
aber dafür ist bei ihnen mehr im Körper versteckt.“
„Augen, Nase, Mund!“ – „Bauch, Po und ???“
18
Eltern müssen nicht
alles erlauben oder
zulassen, sondern
sollten immer in
Übereinstimmung
mit ihrem Gefühl und
ihrem Verstand
reagieren. Deswegen
ist es umso wichtiger,
selbst darüber zu
entscheiden, ob
Eltern sich nackt vor
ihren Kindern zeigen
oder nicht. Was hilft
der beste Tipp, wenn
Sie als Mutter oder
Vater nicht wirklich
dahinter stehen
können oder es
Ihnen peinlich ist?
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, Kindern die ersten Begriffe für die Geschlechtsteile und die verschiedenen Ausscheidungsprozesse zu
vermitteln. Ob Sie dazu Kosenamen oder die sachlichen Begriffe
wählen, spielt in diesem Alter noch keine Rolle. Wichtig ist vor
allem, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter die eigenen Geschlechtsteile
kennt sowie bestimmte Worte für die weiblichen und männlichen
Genitalien hat – und nicht den ganzen Unterleib mit Bauch oder Po
bezeichnen, weil sie keine andere Bezeichnung dafür kennen.
Studien mit Kindern verschiedenen Alters haben gezeigt, dass
Mädchen besser über die genitalen Unterschiede Bescheid wissen
als Jungen. Geht es um das Benennen, so kennen etwa gleich viele
Jungen und Mädchen Namen für das männliche Geschlechtsteil,
aber nur sehr wenige Jungen haben einen Namen für das weibliche.
Und manche Mädchen kennen zwar ein Wort für den Penis, aber
kein(e) Wort(e) für ihre Schamlippen, die Scheide oder die Klitoris.
1. bis 3. Lebensjahr
Elternfrage:
Dürfen Kinder in ihrer Neugier die Geschlechtsteile der Eltern berühren?
Antwort:
Ungefähr mit zwei Jahren fangen manche Kinder auch an, sich für
die Geschlechtsteile der Erwachsenen zu interessieren. Sie beobachten Mutter und Vater, wenn diese sich morgens ankleiden oder
gehen vielleicht gemeinsam mit einem Elternteil in die Badewanne.
Diese Situationen sind für die Kinder willkommene Gelegenheiten,
ihre kindliche sexuelle Neugier zu befriedigen. Aus Sicht der Kinder
ist das vollkommen in Ordnung. Für die Erwachsenen kann eine
„Untersuchung“ allerdings heikel werden. Vor allem, wenn Eltern
spüren, dass sie sich schämen und es ihnen unangenehm ist. Was
tun? Ganz klar: Wenn Ihnen das unangenehm ist, dürfen Sie die
Untersuchung verweigern! Denn Eltern, die ihren Kindern zuliebe
das eigene Schamgefühl unterdrücken, vermitteln ihrer Tochter
oder ihrem Sohn eine „gefährliche Botschaft“. Nämlich: Es ist
okay, Berührungen zu ertragen, die einem unangenehm sind.
Besser, man sagt: „Das möchte ich nicht.“ Das verstehen auch
schon kleinere Kinder und sie lernen dabei etwas sehr Wichtiges:
dass jeder Mensch das Recht hat, seine Intimität zu schützen und
„Nein“ zu sagen.
19
Das liegt unter anderem daran, dass die meisten Eltern ihren
Kindern seltener eine Benennung für die weiblichen Genitalien
anbieten als für die männlichen. Das geschieht nicht absichtlich,
sondern ist vor allem ein Wahrnehmungs- und Sprachproblem.
Die weiblichen Geschlechtsteile sind nicht so gut sichtbar und
unsere Sprache kennt für sie nicht so viele positive und kindgerechte Begriffe.
„Mama, du siehst ja ganz anders aus …“
In dieser Entwicklungsphase wächst auch das kindliche Interesse
an den Geschlechtsteilen der Eltern und Geschwister – und je
weniger Mama oder Papa, Bruder oder Schwester bekleidet sind,
desto aufmerksamer werden sie betrachtet. Ob beim Abtrocknen
nach der morgendlichen Dusche oder beim gemeinsamen Baden:
Da ist kein Körperteil vor der Erkundung sicher. Viele Eltern sind
von dieser Form der kindlichen Neugier total überrascht oder
auch verunsichert, bestimmte intime Berührungen sind ihnen vielleicht auch unangenehm.
Die Erfahrungen von Offenheit, aber auch von Scham
und Grenzen spielen in der Familie und in der kindlichen
Sexualentwicklung eine zentrale Rolle. Warum?
Ein Interview mit Bettina Schuhrke, Professorin für Psychologie
an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt. Die Expertin
hat die kindliche Körperscham in mehreren Studien erforscht.
Interview
Kinder, Geschwister, Eltern –
alle Menschen haben Grenzen!
Niemand schämt sich gern! Brauchen
wir Menschen dieses Gefühl überhaupt?
20
Bettina Schuhrke: Unbedingt! Denn es signalisiert, ob im menschlichen Miteinander Grenzen übertreten worden sind. Mithilfe der
Scham werden die eigenen Grenzen „markiert“, aber auch die
Grenzen anderer. Überraschen wir einen Fremden auf der Toilette,
weil er vergessen hat, abzuschließen, so ist ihm das meist peinlich – und uns auch.
Kinder lernen also dank dieses Gefühls,
sich abzugrenzen?
Richtig. Das Schamgefühl macht die Entwicklung eines eigenen
persönlichen Bereichs überhaupt erst möglich. Die Scham ist
sozusagen die Hüterin der Privatsphäre.
Wann entstehen die ersten
Schamgefühle bei Kindern?
Babys haben noch kein Schamgefühl, denn Scham ist eine sehr
„komplexe Emotion“. Das heißt, es müssen sich erst bestimmte
geistige Voraussetzungen entwickeln, um so etwas wie Scham
oder verwandte Gefühle wie Peinlichkeit oder Verlegenheit überhaupt empfinden und wahrnehmen zu können.
Welches ist die wichtigste Voraussetzung?
Selbstbewusstsein – das Kind muss ein „Bewusstsein“ von sich
als einer eigenständigen Person haben. Es lernt dann langsam,
dass es von anderen in seinem Verhalten bewertet wird und welche Regeln für richtiges Verhalten im sozialen Miteinander gelten.
Übrigens gibt es ja nicht nur körperliche Scham, sondern man
Interview
schämt sich zum Beispiel auch, wenn man etwas nicht gut
gemacht hat. Unsere Studien speziell zur Körperscham haben
gezeigt, dass sie nicht bei allen Kindern im gleichen Alter einsetzt.
Einige Kinder zeigen schon im zweiten Lebensjahr erste Zeichen
von Verlegenheit, häufiger beobachten Eltern das ab drei Jahren
und mit sechs Jahren ist Körperscham bei den meisten da.
Sind Schamgefühl und Scham das Gleiche?
Nicht ganz! Eltern bemerken das Schamgefühl eher daran, dass
Kinder von sich aus Türen zumachen oder sich nicht vor anderen
umziehen wollen. Wirkliche Scham oder Peinlichkeit erlebt man ja
nur, wenn Grenzen verletzt werden.
Welche Rolle spielen die Eltern bei der Entwicklung
von Schamgefühlen?
Die Eltern setzen Regeln und Grenzen innerhalb der Familie und
auch nach außen – sie können ihrem eigenen Gefühl nach oft gar
nicht anders. Da möchte der zweijährige Sohn unbedingt mit auf die
Toilette, wenn Mama muss. Oder die dreijährige Tochter, die bisher
immer einvernehmlich mit Papa gebadet hat, entdeckt plötzlich, wie
lustig es ist, kaltes Wasser auf seinen Penis zu schütten.
Eltern stoßen manchmal auch
an ihre eigenen Grenzen …
Richtig. Der eine Vater nimmt das kalte Wasser mit Humor, der
andere möchte sofort raus aus der Badewanne. Körperscham ist
eine sehr persönliche Angelegenheit – bei Kindern und Erwachsenen. In unserer Studie haben wir festgestellt, dass die Schamregeln in Familien unterschiedlich sind. Zum Beispiel beim Toilet-
21
Bei aller Gelassenheit
sollten Kinder im
Großwerden lernen,
dass die Entdeckung
des eigenen Körpers
und das Spielen damit –
ob allein oder mit
Gleichaltrigen zusammen – nichts ist, was
man in der Öffentlichkeit macht, sondern
etwas Privates. Kleinen
Kindern kann man
erklären, dass es für
jede Tätigkeit einen
Raum gibt: zum Kochen
die Küche, zum
Waschen das Badezimmer – und um
ungestört seinen Körper
zu erfahren zum Beispiel
das Kinderzimmer.
tengang. Väter und ältere Geschwister sind da oft weniger tolerant als Mütter, sprich: Sie sperren die Tür hinter sich einfach ab.
Mütter tolerieren die kindliche Begleitung eher, viele allerdings nur
beim „kleinen Geschäft“.
Jedes Kind lernt also in seiner Familie, dass es
unterschiedliche Toleranzen und Grenzen gibt und
jeder Mensch eine eigene Intimsphäre hat.
Richtig. Aber es gibt in jeder Gesellschaft vor allem einen großen
Bereich der Übereinstimmung, sonst würden wir ja ständig gegenseitig unsere Grenzen verletzen. Manche Schamregeln sind
aber kompliziert und für Kinder schwer zu verstehen. Meist wird
auch nicht ausdrücklich über Regeln gesprochen, sondern sie
gehören zum scheinbar selbstverständlichen Alltagsverhalten –
etwa, dass man sich morgens anzieht. Kinder beobachten genau,
was ihnen Vater und Mutter, Geschwister, Großeltern oder Gleichaltrige vorleben. Die Eltern stehen also nicht allein da.
22
Aber manchmal schon. Wenn sich zum Beispiel eine
Mutter im Sommer mit ihren Freundinnen im Garten
trifft, ihr dreijähriger Sohn nackt bei ihr auf dem
Schoß sitzt und plötzlich anfängt, an seinem Penis
herumzuspielen, bis er eine Erektion hat …
Dann muss sie entscheiden, wie sie reagiert, denn übersehen
wird sie es nicht. Vermutlich hat das Kind noch kein Schamgefühl. Vielleicht war ihm langweilig und das Spielen eine wunderbare Ablenkung.
Wie kann man auf so eine Situation reagieren?
Die meisten Eltern würden kleine Kinder wohl mit etwas Interessantem ablenken. Wenn man sich angesichts der anderen
Personen wohl dabei fühlt, ist es natürlich gut, wenn man dem
Kind klar und ruhig eine mögliche Regel erklärt. Man kann zum
Beispiel sagen: „Ich möchte nicht, dass du mit deinem Penis
spielst, wenn ich mich mit der … unterhalte“ und eventuell noch:
„Wenn du willst, kannst du das in deinem Zimmer machen.“
Und wenn man schimpft?
Wenn Eltern stark emotional negativ reagieren, oft laut und mit
einem ärgerlichen oder angeekelten Gesichtsausdruck, dann können kleine Kinder das nicht verstehen. Es macht ihnen Angst.
Wenn solche Situationen sehr bedrohlich sind oder häufig vorkommen, muss man befürchten, dass das in der Erinnerung als
Bewertung mit dem Genital verbunden wird.
Sexualität und
INTERVIEW
Sexualerziehung
Kann sich „zu viel“ Scham in der Familie
negativ auswirken?
Ja, Kinder sollen Grenzen lernen, aber sie sollen ihren Körper
nicht ablehnen. Unsere Studien zeigen, dass Kinder bald zwischen vertrauten und nicht vertrauten Personen unterscheiden
und sich da unterschiedlich abgrenzen. In vielen Familien ist es
heute bis zur Pubertät okay, sich nackt zu sehen. Aber wie gesagt, es gibt Unterschiede! Wenn zu Hause gar nicht über Körper
und Sexualität gesprochen wird, ist das ein Nachteil. Vielleicht
erleben die Kinder ihre Geschlechtsteile dann als etwas, über das
sie nicht reden dürfen? Das macht natürlich jede Art von Sexualerziehung schwierig, die in der heutigen sexuell geprägten Umwelt sehr wichtig ist.
Elternfrage:
Beim Sex „erwischt” – ist das schlimm?
Antwort:
Nein. Es kommt vor, dass Kinder ihre Eltern „in flagranti“ erwischen. In
diesem Fall tragen die Kinder kein seelisches Trauma davon – meist
empfinden sie diese Situation gar nicht als eine solche „Ausnahmesituation“ wie die ertappten Erwachsenen. Manchmal bietet sich an,
dem Kind einfach nur kurz zu erklären, dass man gerade kuschelt und
dazu seine Ruhe haben möchte. Falls ein Kind neugierig oder verunsichert ist, weil es lautes Stöhnen gehört hat und dabei an Schmerzen
denkt oder auch über die heftigen Bewegungen erschrocken ist, die es
gesehen hat, können die Eltern ihr Beisammensein unterbrechen und
ihrem Kind erklären, dass Erwachsene beim Kuscheln bzw. Sex manchmal genauso laut sind wie tobende Kinder. Kinder lernen durch solche
Situationen, dass ihre Eltern auch eine Intimsphäre haben – und ein
Recht, diese zu schützen. Wenn Ihr Kind schon etwas älter und verständiger ist, können Sie ihm vielleicht auch beibringen, was es bedeutet, wenn eine Zimmertür geschlossen ist. Nämlich, dass da jemand
seine Ruhe haben möchte und dass man anklopft, bevor man die Tür
öffnet. Diese Regel gilt dann natürlich für Kinder- und Elternzimmer.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass Vater und/oder Mutter ihre erwachsene
Sexualität klar gegen die ihrer Kinder abgrenzen – das heißt: Sex zwischen
Erwachsenen sollte nicht im Beisein der Kinder stattfinden.
23
Spielen, Fragen, Ausprobieren
24
Zwischen zwei und drei Jahren haben Kinder großen Spaß am Ex–
perimentieren. Was passiert, wenn ich alle Fingerfarben durcheinandermatsche? Kann ich auch auf Mamas hohen Schuhen laufen?
Wie funktionieren die Knöpfe der Waschmaschine? Viele Kinder
stellen eine Frage nach der nächsten, werden dabei Schritt für
Schritt selbstständiger, möchten möglichst alles allein machen –
und entwickeln dabei einen zunehmend eigenen Willen.
Ein bisschen Trotz gehört dazu !
Eltern machen in dieser Zeit ihre ersten Erfahrungen mit dem Trotz:
Immer öfter möchte sich ihr Kind mit seinen Wünschen und Vorstellungen durchsetzen, statt auf die langweiligen Anweisungen
der Erwachsenen zu hören. Jetzt sammelt Ihr Sohn bzw. Ihre Tochter die ersten wichtigen Erfahrungen mit der Selbstbehauptung:
Werden die kindlichen Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse
von den Eltern gehört und berücksichtigt? Kinder, die jetzt lernen,
dass ihre Sicht der Dinge ernst genommen wird (ohne dass ihnen
alles erlaubt wird!), haben es später leichter, ihre eigenen Bedürfnisse anderen Menschen gegenüber zu äußern.
Denn ein Kind, das trotzig sein darf, hat am Ende dieser stressigen
Zeit etwas sehr Wichtiges gelernt: nämlich, dass es eine eigenständige Person mit eigenem Willen ist, die ein Recht darauf hat,
ihren eigenen Gefühlen zu trauen. Eine Person, die aber auch
Rücksicht nehmen muss. Aber die sich, wenn es darauf ankommt,
durchsetzen und abgrenzen kann und darf. Und die von ihren
Eltern geliebt wird, selbst, wenn sie eine andere Meinung vertritt.
1. bis 3. Lebensjahr
Kinder dürfen „Ja” und „Nein” sagen
Es kann zum Beispiel auch sein, dass Kinder im Gegensatz zu
ihren Eltern oder gleichaltrigen Kindern schamhaft sind und sich
nur umziehen oder auf Toilette gehen wollen, wenn niemand
dabei ist. Hier ist es wichtig, die Wünsche des Kindes zu respektieren und keine Rechtfertigung dafür zu verlangen – es braucht
eben mehr Intimität als Sie oder andere Kinder und das ist sein
gutes Recht.
Im zweiten Lebensjahr entdecken Kinder ihre Genitalien bereits
sehr bewusst – je nachdem, wie viele Möglichkeiten ihnen dazu
gelassen werden. Großes Interesse wecken jetzt auch die Ausscheidungsfunktionen des Körpers. Manche Eltern unterliegen
dem Druck, dass ihr Kind möglichst früh „sauber“ oder „trocken“
sein soll. Doch wie bei allen anderen Entwicklungsschritten hat
jedes Kind seinen eigenen Zeitplan – auch für die willentliche
Kontrolle des „kleinen“ und „großen“ Geschäfts. Das kann mit 18,
mit 24, aber auch erst mit 36 Monaten sein. Im Durchschnitt
werden Kinder heute tagsüber mit 28 Monaten, nachts mit 33
Monaten trocken. Spätestens mit vier bis fünf Jahren werden sie
keine Windel mehr brauchen.
Sauberkeitserziehung: Den richtigen Zeitpunkt
„bestimmt“ jedes Kind selbst
Sie tun Ihrem Kind einen großen Gefallen, wenn Sie bei der Sauberkeitserziehung geduldig sind und möglichst auf jeden Drill verzichten, denn Studien haben gezeigt, dass das Üben des Toilettengangs keinen Einfluss auf den Zeitpunkt des Trockenwerdens
hat. Kinder müssen nämlich einige Voraussetzungen mitbringen,
bevor sie von sich aus rechtzeitig auf den Topf oder die Toilette
gehen können. Sie brauchen ein Zeitgefühl und müssen verstehen, dass das Druckgefühl im Bauch oder auf der Blase mit ihren
Ausscheidungen zusammenhängt. Außerdem müssen sie ihre
Darm- und Blasenmuskulatur sowie die jeweiligen Schließmuskeln sicher beherrschen. Dabei ist die Kontrolle des „großen“
Geschäfts für die Kinder zunächst leichter zu erlernen, denn die
vorangehenden Signale sind deutlicher. Außerdem müssen sie viel
seltener „groß“ als „klein“. Am schwierigsten ist die Kontrolle des
„kleinen“ Geschäfts in der Nacht.
Dass Kinder das Recht
haben, „Ja“ oder „Nein“
zu sagen, ist auch eine
wichtige Voraussetzung
zur Vorbeugung von
sexuellem Missbrauch.
25
Mädchen und Jungen sind stolz,
wenn sie ihren Körper gut kennen
Kinder haben das
Bedürfnis, ihren
Körper und ihre
Gefühle zu entdecken. Und sie
möchten spüren,
dass ihre Gefühle
wirklich respektiert
werden.
26
Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr, wenn das Interesse
für die eigenen Ausscheidungen wächst, sind viele Kinder außerordentlich stolz, dass sie ihren Körper nun schon so gut kennen.
Deshalb zeigen sie auch gern die Produkte ihrer neuen Kunst
herum. Vielleicht können Sie als Mutter oder Vater den kindlichen
Stolz sogar einen Moment lang teilen und schütten das kindliche
„Geschäft“ nicht gleich weg. Die eigenen Ausscheidungen sind für
Kinder nämlich sehr interessant.
Kinder möchten groß und stark sein !
Ungefähr mit drei Jahren, manchmal auch etwas früher oder später,
erleben Kinder einen verstärkten Expansions- und Bewegungsdrang: Sie möchten groß und stark sein und entfernen sich häufiger
und selbstverständlicher von den Eltern. Durch die vermehrte
Begegnung mit „fremden“ Menschen und das damit verbundene
Kennenlernen neuer Regeln – vielleicht im Kindergarten – macht
Ihr Kind einen weiteren großen Entwicklungsschritt: Es wird
selbstständiger und unabhängiger. Andererseits kann es auf die
vielen neuen Erfahrungen mit bisher unbekannter Vorsicht oder
sogar Ängstlichkeit reagieren, andere Kinder brauchen in dieser
Zeit vielleicht noch einmal die besondere Aufmerksamkeit, Sicherheit und Zuwendung ihrer Eltern.
In der Spielgruppe oder im Kindergarten baut Ihr Kind eigene
Freundschaften auf und lernt allmählich, soziale Regeln im Umgang mit anderen zu beachten: Es erfährt, dass es wichtig ist,
Rücksicht auf andere zu nehmen – oder sich durchzusetzen. Alle
Verhaltensweisen, die es jetzt lernt, sind neben dem, was das Kind
an Zärtlichkeit, Fürsorge, Annahme, Verantwortung und Respekt
zu Hause erfahren hat, eine wichtige Grundlage für sein späteres
Lebensgefühl in Beziehungen.
1. bis 3. Lebensjahr
Elternfrage:
Wie viel Zärtlichkeit unter Kindern ist „normal“?
Antwort:
Die Zärtlichkeit unter Kindern ist meistens Ausdruck einer besonders intensiven Freundschaft, vielleicht sogar einer innigen „Kinderliebe“ – zwischen vier und sechs Jahren können Mädchen sehr eng
mit Jungen befreundet sein, aber auch Mädchen mit Mädchen oder
Jungen mit Jungen. Die „Pärchen“ wollen sich meist möglichst nah
sein, nehmen sich in den Arm oder streicheln sich. Und vielleicht
probieren sie im Spiel auch aus, wie es ist, sich lange zu küssen.
Eben so, wie sie es bei den Erwachsenen gesehen haben. Das ist
bei Kindern dieser Altersgruppe (bis 6 Jahre) vollkommen in Ordnung und – falls Sie sich darüber Sorgen machen – im Fall von
gleichgeschlechtlichen Küssen auch mit Sicherheit kein Hinweis auf
eine spätere sexuelle Orientierung im Erwachsenenalter.
Kinderliebe: „Und wenn wir groß sind,
heiraten wir …“
Die seelische Entwicklung ist inzwischen so weit fortgeschritten,
dass Ihr Kind tiefe Zuneigung für ein Mädchen oder einen Jungen
seines Alters empfinden und ausdrücken kann. Manche dieser
Kinderbeziehungen sind sehr intensiv und liebevoll: Dann möchte
das Kind am liebsten nur noch mit „seiner Freundin“ oder „seinem
Freund“ zusammen sein und ihr oder ihm möglichst nah sein –
auch körperlich. Solche innigen Freundschaften können gleichoder gegengeschlechtlich sein. Oft verkünden die betreffenden
Pärchen, dass sie später einmal heiraten wollen. Jetzt ist es wichtig, dass Eltern diese kindlichen Gefühle anerkennen und verstehen, ohne sie zu bewerten oder abzuwerten.
27
28
Kinder brauchen Freunde –
zum Vergleichen, Verlieben
oder Doktorspielen
Mit vier bis fünf Jahren ist die körperliche und geistige Entwicklung
Ihres Kindes so weit fortgeschritten, dass das Interesse für das
eigene und das andere Geschlecht eine neue Stufe erreicht. Es
kann jetzt Geschichten erzählen, denkt sich verschiedene Szenen
aus, baut sie allein oder mit Freunden nach und spielt dabei verschiedene Alltagssituationen durch. Jetzt wollen Kinder ausprobieren, wie sich die Geschlechterrollen im Alltag und im sozialen
Verhalten gestalten – Vorbilder sind meistens die Eltern oder
andere Erwachsene aus ihrer Umgebung, manchmal auch große
Geschwister oder deren Freunde.
4. bis 6. Lebensjahr
Rollentausch macht Spaß –
und fördert die Entwicklung
Ob sie Einkaufen, Baustelle, Arzt oder Vater-Mutter-Kind spielen:
Kinder spielen am liebsten nach, was für sie besonders schön,
spannend oder schlimm war. Durch das Nachspielen und Nachahmen finden die Kinder Kontakt zueinander und lernen, sich in
andere Menschen hineinzuversetzen. Sie können ausprobieren, wie
man etwas erreicht und wann man an Grenzen stößt – die eigenen
oder die Grenzen anderer. Sie lernen verschiedene Regeln des
Zusammenlebens und können diese Regeln in ihren Konsequenzen
ausprobieren. Ein wichtiger Schritt, um das soziale Miteinander
besser zu verstehen.
„Arzt“ spielen Kinder nicht mit jedem!
Das neue Interesse an anderen hat auch eine körperliche
Dimension. Um andere Kinder genau zu betrachten und zu untersuchen, gibt es für Jungen und Mädchen in diesem Alter nichts
Spannenderes als „Doktorspielen“ – schließlich sind Arztbesuche
aufgrund von Kinderkrankheiten oder Vorsorgeuntersuchungen
für sie eine wichtige und regelmäßige Erfahrung. Mit dem „Arztkoffer“, seit Jahrzehnten ein Klassiker im Sortiment der beliebtesten Spielsachen, spielen Kinder nach, was sie beim Arztbesuch
erlebt haben. Sie horchen sich gegenseitig ab, geben sich eine
„Spritze“ oder „Medizin“.
Manchmal werden die gegenseitigen „Untersuchungen“ auch
gründlicher. Viele Eltern und Erzieherinnen haben das schon beobachtet: Da geht die Tür zum Kinderzimmer oder Ruheraum zu und
es ist eine zeitlang auffällig ruhig. Erwachsene sollten das ruhig
erlauben, denn beim Doktorspielen wollen Kinder keine Zuschauer!
Wenn kleine Kinder
in andere Rollen
schlüpfen oder anderen Menschen das
richtige Geschlecht
zuordnen wollen,
orientieren sie sich
dabei manchmal an
Vorurteilen oder
Klischees. Das hat
auch etwas damit
zu tun, dass Kinder
gerade erst anfangen, Begriffe für die
Welt aufzubauen –
und dabei zunächst
einmal klare Linien
ziehen wollen.
Oft werden diese
im Schulalter auch
wieder „aufgeweicht“.
29
Sie suchen sich ihre Mitspielenden – Freund, Freundin oder vielleicht sogar mehrere Kinder – sorgfältig aus. Das Geschlecht ist
dabei nicht ausschlaggebend. Es geht vor allem darum, die kindliche Neugier zu befriedigen und sich zu vergewissern, wie Mädchen und/oder wie Jungen aussehen. Verbunden damit können
die Kinder nun auch eigenhändig überprüfen, ob sie selbst alles
haben, was sie zu einem richtigen Jungen oder Mädchen macht.
Haben die Kinder sich gegenseitig oft genug untersucht, eingecremt, abgehört, betrachtet oder angefasst und dabei alle Körperregionen kennengelernt, rücken meist wieder andere Spiele in
den Vordergrund – die Doktorspiele verlieren ihre Faszination.
Eingreifen sollten Erwachsene nur dann, wenn sie mitbekommen,
dass ein älteres Kind Jüngere zum Spiel überredet bzw. ausnutzt
oder aber ein Kind gegen seinen Willen mitspielt.
„Große“ Gefühle: Liebe und Eifersucht
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Ob tiefe Zuneigung,
Eifersucht oder
Neugier: Kinder
sollten im Familienalltag keine Angst
haben, Gefühle zu
zeigen oder Fragen
zu stellen. Deshalb ist
es gut, wenn Eltern
immer ein offenes
Ohr haben und ihnen
durch liebevolle
Gesten zeigen, was
Nähe und Vertrauen
bedeutet.
Irgendwann zwischen drei und fünf Jahren entdecken viele Mädchen auch ihre besondere Liebe für den Vater und viele Jungen
ihre Liebe für die Mutter. „Wenn ich mal groß bin, heirate ich
dich!“ – damit drücken die Kinder aus, wie lieb sie Mama oder
Papa haben und wie wichtig sie/er ihnen ist! Manche Kinder sind
jetzt auch sehr eifersüchtig auf den jeweils anderen Elternteil und
finden, dass er ihre Zweisamkeit mit der geliebten Mutter oder
dem geliebten Vater eigentlich nur stört.
Auch wenn so ein Verhalten ziemlich irritieren oder „nerven“
kann, sollten Eltern sich jetzt klarmachen, dass ihr Sohn bzw. ihre
Tochter sich nicht absichtlich so verhalten, sondern vermutlich
nicht aus ihrer Haut können. Begegnen Sie diesen ersten heftigeren kindlichen Gefühlen möglichst mit Liebe und Verständnis.
4. bis 6. Lebensjahr
Elternfrage:
Mein Sohn, 4, zieht so gern Kleider an und schminkt sich mit Begeisterung.
Muss ich mir Sorgen machen, dass mit ihm etwas nicht stimmt …?
Antwort:
Nein. Im Alter von vier bis sechs Jahren setzen sich kleine Kinder
auf verschiedenste Art und Weise mit ihrem Geschlecht und dem
dazugehörigen Verhalten auseinander. Sie beobachten die Erwachsenen und ältere Geschwister bzw. andere Kinder in ihrem
Umfeld genau oder spielen begeistert nach, was sie im Fernsehen
oder in einem Bilderbuch gesehen haben. Manchmal übertreiben
sie dabei, aber das dient nur dazu, sich besser in die Rolle einfühlen zu können und sie in der Übersteigerung deutlicher zu
spüren. Diese Rollenspiele können sowohl das eigene als auch
das Gegengeschlecht zum Inhalt haben. Spielen Kinder das eigene Geschlecht nach, so können sie damit einen ersten Hauch von
Erwachsensein genießen. Manchmal experimentieren Kinder auch
mit der Gegenrolle, was vor allem bei Jungen misstrauisch beäugt
wird. Auch wenn es Ihnen vielleicht schwerfällt: Lassen Sie Ihrem
Sohn sein aufregendes Spiel, denn mehr steckt nicht dahinter.
Gönnen Sie ihm den Spaß an Lippenstift, rot lackierten Finger nägeln und Kleid oder Rock – auch über ein paar Stunden hinaus.
Denn irgendwann wird er ein neues Spiel entdecken.
Gleichzeitig müssen Sie Ihrem Kind aber auch zeigen, dass Ihre
Liebesbeziehung zwischen Mann und Frau davon unberührt bleibt.
Wenn Sie alleinerziehend sind, kann es manchmal schwer sein,
den intensiven Gefühlen Ihres Kindes verständnisvoll zu begegnen. Vielleicht zeigt es seine tiefe Zuneigung jetzt besonders stark
und möchte nur noch mit Ihnen zusammen sein und auch ständig
bei Ihnen im Bett schlafen. Vielleicht wendet es sich aber auch
einer anderen vertrauten Bezugsperson zu und überschüttet diese
mit seinen kindlichen Liebesbeweisen. In beiden Fällen gilt es, mit
Feingefühl auf eine klare Abgrenzung zu achten, damit keine
Missverständnisse entstehen. Damit Kinder eine körperliche Autonomie entwickeln können, brauchen sie nämlich auch Abstand
zu den Erwachsenen und sollten zum Beispiel nicht regelmäßig im
Bett der Eltern übernachten.
31
Nach gängigen Vorstellungen ist Sexualität nicht unbedingt
ein Thema für Kinder. Warum ist das Sprechen über
Sexualität mit kleinen Kindern trotzdem so wichtig?
Ein Interview mit Maria Kube, Verbandsgeschäftsführerin im Sozialdienst Katholischer Frauen e.V. Münster. Das sexualpädagogische
Team des Sozialdienstes beschäftigt sich in verschiedenen
Bereichen mit dem Thema kindliche Sexualentwicklung und deren
Förderung durch Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher.
Interview
Sprache ist das beste Mittel
gegen Sprachlosigkeit !
Gehört das Thema „Sexualität“
wirklich schon ins Kindergartenalter?
32
Alles, was den Menschen betrifft, gehört unserer Meinung nach
auch in die kindliche Lebenswelt – von der Geburt bis zum Tod.
Ich halte nichts davon, bestimmte Themen auszuklammern.
Natürlich muss man mit den Kindern in angemessener Form und
altersgerecht sprechen, aber das gilt für alle Themen. Nehmen wir
„gesunde Ernährung“: Ich klammere so einen wichtigen Bereich
im Alltag mit meinem Kind doch nicht einfach aus – nur, weil es
selbst noch nicht kocht! Ähnlich ist es mit der Sexualität.
Sind Kinder da auf die liebevolle Ansprache
ihrer Eltern angewiesen?
Unbedingt. Sie brauchen Nähe, Zuwendung, Zärtlichkeit, sonst
geht es ihnen schlecht. Es ist wichtig für die körperliche und seelische Entwicklung, dass Kinder von ihren Eltern lernen, den eigenen Körper mit allen Sinnen wahrzunehmen und zu genießen –
zum Beispiel, indem sie von Kopf bis Fuß durchgekitzelt werden
und so gemeinsam mit Mama oder Papa die lustvolle Freude
daran erleben können. In diesem Zusammenhang ist es auch sehr
wichtig, dass Eltern liebevolle Worte für alle Körperteile ihrer
Tochter oder ihres Sohnes finden, für die Geschlechtsteile ebenso wie für das Kuscheln. Ihren Körper „erleben“ Babys und kleine
Kinder lange bevor sie sprechen lernen.
INTERVIEW
Werden Kinder durch das Sprechen
über Sexualität früher sexuell aktiv?
Was heißt denn „sexuell aktiv“? Wenn ein motorsportbegeisterter
Vater seinen dreijährigen Sohn mit zum Nürburgring nimmt, gehen
wir ja auch nicht davon aus, dass der Kleine sich bei nächstbester Gelegenheit den Autoschlüssel schnappt und mit Papas
Auto davonbraust. Es geht doch eher darum, den Kindern mithilfe der Sprache wichtige Erfahrungen zu ermöglichen und ihre
kindliche Neugier zu befriedigen. Kindliche Sexualität ist mit der
im Wesentlichen auf Genitalität fokussierten Sexualität Erwachsener nicht zu vergleichen. Aktive Kinder gehen ihrer Neugier und
ihrem positiven Körpergefühl nach, beginnen deshalb aber nicht
früher mit dem Geschlechtsverkehr.
Kindliche Neugier sucht nach Anregung
und Antworten?
Ja. Ich finde durchaus, dass Eltern da gegenüber ihren Kindern
eine Verantwortung haben. Dazu gehört für mich auch, kindliche
Neugier richtig einzuordnen. Wenn ein kleines Mädchen feststellt:
„Hoppla, ich sehe ja zwischen den Beinen ganz anders aus als der
Junge von nebenan, da hängt ja etwas, was ich nicht habe, das
möchte ich mir aber unbedingt gern mal genauer angucken …“,
dann hat das doch nichts mit „sexueller Aktivität“ im Sinn der
Erwachsenen zu tun. Wichtig für die Kinder ist doch in dieser
Situation, ihrer Beobachtung auf den Grund zu gehen. Und Worte
zu kennen oder kennenzulernen, damit sie die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen wirklich begreifen können.
33
Was ist, wenn ein Kind keine Fragen stellt?
34
Auch das kommt vor. Kinder sind unterschiedlich – die einen sind
wissbegierig und stellen jede Menge Fragen, andere sind eher still,
aber dafür haben sie ein großes Zärtlichkeitsbedürfnis, wieder
andere toben gern. Jedes sammelt also auf seine Art Lern- und
Körpererfahrungen, die wichtig für die sexuelle Entwicklung sind.
Die Eltern stiller Kinder haben wie alle Eltern Verantwortung. Die zu
übernehmen, heißt: Anregungen für Gespräche schaffen, sich nicht
zurückziehen – und auf die Grenzen der Kinder achten. Zwar schadet zu viel zu reden nicht sofort, dennoch ist es wichtig, behutsam
zu sein und auf die kindlichen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.
Und wenn es Eltern schwerfällt, mit ihrem Kind
über Sexualität zu sprechen?
Eltern müssen das ja nicht mit der Geburt ihres Kindes perfekt
beherrschen, sondern können Stück für Stück in ihre Rolle hineinwachsen. Bis ihr Kind erwachsen ist, werden sie immer wieder
neuen Themen begegnen, an die sie sich herantrauen müssen.
Ich möchte alle Eltern ermutigen, ihre Kinder nicht alleinzulassen,
wenn es um so wichtige Themen wie unseren Körper, um Sinnlichkeit, Genuss und auch Sexualität geht. Kinderfragen, die nicht
beantwortet werden, bieten Raum für beunruhigende Fantasien
und Ängste. Kann ein Kind mit den Eltern nicht über seine „sexuellen“ Fragen, Erfahrungen oder Beobachtungen sprechen, entwickelt sich mit der Zeit Sprachlosigkeit. Das ist nicht gut. Denn
wenn es einem Kind dann schlecht geht – aus welchem Grund
auch immer –, kann es sich nicht mitteilen.
INTERVIEW
So persönlich und anders der Umgang mit Sexualität und Sexualerziehung in verschiedenen Familien, Kindergärten und Schulen
sein kann, so verschieden sind auch die Sitten und Gebräuche,
die Traditionen und Werte in anderen Kulturen. Was für die einen
normal ist, empfinden andere vielleicht als verletzend oder übertrieben zurückhaltend.
In Großstädten wächst heute schon etwa die Hälfte aller kleinen
Kinder in einer Familie mit Migrationshintergrund auf. Im Erziehungsalltag wirft das für Kinder und Eltern manchmal Fragen auf.
Werden diese nicht gestellt, können Missverständnisse oder Probleme entstehen.
Egal, ob Sie und/oder Ihre Kinder in Deutschland geboren oder
aus einem anderen Land eingewandert sind: Es ist gut, wenn Sie
mögliche Fragen oder Sorgen ansprechen. Vielleicht finden Sie
bestimmte Verhaltensweisen oder Äußerungen unverständlich,
komisch oder fremd. Dann können Sie zum Beispiel nachfragen,
wie etwas genau gemeint ist, was es zu bedeuten hat oder wie
man es verstehen soll.
Miteinander ins Gespräch zu kommen und persönliche Erfahrungen auszutauschen – das tut Kindern und Eltern gut. Denn es
schafft eine positive Stimmung, die Kinder beim Lernen und in
ihrer Entwicklung unterstützt. Allerdings ist es für Menschen aus
manchen Kulturen ungewöhnlich oder sogar ein Tabu, offen über
Sexualität zu sprechen, erst recht mit Menschen außerhalb der
Familie. Hier ist zum Beispiel im Kindergarten besonderes Fingerspitzengefühl von den Erzieherinnen und Erziehern gefragt.
Gehen Kindergartenkinder gemeinsam ins Schwimmbad, so kann
ein fünfjähriger Junge zum Beispiel bemerken, dass sein Penis
anders aussieht als der seines Freundes – und den Erzieher oder
die Erzieherin fragen, warum das so ist. Das ist eine Situation,
über die man sprechen kann. Gerade jüngere Kinder entdecken
Unterschiede im Aussehen oder in der Sprache noch völlig offen
und ohne „Hintergedanken“. Man kann dem Jungen erklären,
dass es in der Türkei den religiösen Brauch gibt, den Penis zu beschneiden. Und dass Beschneidungen teilweise auch in anderen
Ländern üblich sind, zum Beispiel in Amerika.
Kulturelle Unterschiede!
Mit anderen Eltern über
Sexualität zu sprechen,
ist nicht einfach und die
Art und Weise des einen
ist eventuell dem anderen
fremd oder verletzt seine
Werte oder sein religiöses
Empfinden. Sprechen
Sie diese Sorge an,
statt zu schweigen –
Sie sind sicherlich nicht
allein damit.
35
Aufklären – aber wie ?
36
Ob bewusst oder unbewusst, gewollt oder unbeabsichtigt: Sexualerziehung findet in jeder Familie statt – auch das Vermeiden
davon ist eine Form der Sexualerziehung. Was zeichnet eine
sexualfreundliche Erziehung heute aus? Und warum ist sie so
bedeutsam? Sexualpädagogin Beate Martin von der pro familia
Münster fasst die wichtigsten Argumente zusammen.
Sexualität als positive Lebensenergie begleitet uns Menschen
ein Leben lang: von der Entstehung – heute weiß man, dass
Kinder schon im Mutterleib lustvoll an ihren Fingern saugen – bis
ins hohe Alter.
Die vielfältigen sinnlichen und körperlichen Erfahrungen gerade
in den ersten Lebensjahren beeinflussen das Wohlbefinden Ihres
Kindes und sie wirken in Bezug auf partnerschaftliches und
sexuelles Verhalten bis ins Erwachsenenalter.
4. bis 6. Lebensjahr
Der Umgang mit Sexualität wird gelernt !
Sexualität wird vor allem durch positive Erfahrungen sowie gelebte
Körperlichkeit und Erfahrungen der Körpersinne gelernt. Umso
wichtiger ist es, dass Eltern ihre Kinder von klein auf in ihrer
Körperwahrnehmung unterstützen. Fördern Sie bewusst die Sinnlichkeit und Bewegung Ihrer Kinder: Laufen Sie mit ihnen rückwärts, hüpfen und springen Sie, zeigen Sie Ihrem Kind auf dem
Spielplatz, wie man bis fast in den Himmel schaukelt oder von
einem hohen Stein herunterspringt. Alle diese Erfahrungen sind
lustvoll und fördern ein stabiles Körpergefühl – beim Springen
kitzelt es vor Aufregung im Bauch, viele Kinder juchzen beim
Schaukeln. Auch über diese schönen Gefühle können Eltern mit
ihren Kindern reden.
Je jünger Kinder sind, umso weniger lernen sie mit dem „Kopf“.
Für kleine Kinder sind daher vor allem „erlebte“ Körpererfahrungen und Vorbilder wichtig. Das heißt, für sie ist es wichtig, im
Zusammensein mit den Eltern zu lernen – ob beim gemeinsamen
Toben oder Bücher lesen.
Eine sexualfreundliche Erziehung ist also viel mehr als „bloße“
Aufklärung und Informationsvermittlung. Sie findet auch nicht
punktuell oder einmalig statt, sondern ist eher eine grundlegende
Haltung der Eltern.
Kinder lieben Spiele !
Kinder entdecken ihren Körper im Spiel und lieben Spiele aller Art:
ob Zärtlichkeits- oder Tobespiele. Neben dem Bedürfnis, gemeinsam zu lernen, haben Kinder aber mit zunehmendem Alter auch
einen Wunsch nach Intimität und Abgrenzung. Sexuelles Ausprobieren, sich und andere erkunden – zum Beispiel in Form von
Rollen- und Doktorspielen – sind wichtige Erfahrungen, die Kinder
eher mit Gleichaltrigen im Kindergarten oder in einer Spielgruppe
ausprobieren können als zu Hause mit den Eltern.
Eltern sollten ihren Kindern von klein auf ermöglichen, mit Enttäuschungen umgehen zu lernen und eine Frustrationstoleranz zu
entwickeln! Denn die Erfahrung, dass nicht alles klappt, was man
sich wünscht, spielt im Hinblick auf spätere Beziehungen eine
zentrale Rolle. Kinder – vor allem Einzelkinder – müssen lernen,
auch mal auf etwas zu verzichten oder Kompromisse zu schließen. So gesehen ist eine sexualfreundliche Erziehung auch ein
wesentlicher Bestandteil sozialen Lernens.
37
Eltern sollten
die Chancen und
Möglichkeiten
einer aktiven und
liebevollen
Sexualerziehung
nutzen, um nicht
Tag für Tag den
Medien das Feld
zu überlassen,
deren Einfluss
Kinder heute
ausgesetzt sind.
Sexual- und Medienerziehung
gehören heute zusammen
38
„Eltern, die ihre Kinder nicht aufklären, überlassen diesen zentralen
Bereich anderen, denn ‚aufgeklärt’ werden Kinder immer“, weiß
Sexualpädagogin Beate Martin von pro familia. Ihre Erfahrung:
Sex kann heute schon unter Kindern der ersten Klasse ein Thema
sein. Jüngere Kinder spielen und lernen mit Gleichaltrigen im
Kindergarten oder in der Spielgruppe, sie schnappen auf, was die
größeren Geschwister oder älteren Kinder auf dem Spielplatz oder
der Straße erzählen. Und Kinder sind sensibel für anzügliche
Bemerkungen oder Witze Erwachsener.
Auch außerhalb der Familie kommen Kinder mit Erotik und Sexualität in Berührung. Kinder nehmen diese Bilder und die damit verbundenen Bedeutungen (die sie aber oft noch nicht verstehen) wahr –
ob auf Zeitschriften, Plakaten oder im Fernsehen. Sie erhaschen
einen flüchtigen Blick auf Handybildschirme oder Filme im Internet.
„Das kindliche Bild von Sexualität setzt sich also wie ein Mosaik
aus vielen verschiedenen Eindrücken zusammen“, erklärt Beate
Martin. Damit dieses Mosaik nicht nur aus medial vermittelten
Bildern und Eindrücken besteht, sollten Eltern heutzutage medienkundig sein und auch darüber mit ihren Kindern sprechen. So
können sie sicher sein, dass die Erfahrungen ihrer Kinder über
Sexualität, Geschlechterrollen und Lebensweisen nicht nur aus
den Medien und der „öffentlichen“ Thematisierung von Sexualität
gespeist werden. Hier haben die Eltern eine wichtige Funktion, und
zwar von Anfang an, also auch schon im Vorschulalter.
4. bis 6. Lebensjahr
Elternfrage:
Wie kommt das Baby in den Bauch?
Antwort:
Wissen Kinder schon, dass die Babys bei der Mutter im Bauch wachsen,
so wollen sie irgendwann auch wissen, wie denn die Babys in den Bauch
hineinkommen. Dann können Eltern zum Beispiel sagen: „Das ist passiert,
weil wir uns unheimlich lieb haben.” Älteren Kindern können die Eltern
behutsam erklären, dass dafür Papas Penis in Mamas Scheide muss.
Manchmal finden Kinder das komisch oder „Iiihh” – auch das kommt vor
und sollte Eltern nicht verwirren. Sie können auf die Gefühle bzw. Reaktion
Ihres Kindes eingehen, indem sie zum Beispiel sagen: „Ich kann verstehen, dass du das komisch findest. Das ging mir auch so, als ich so alt war
wie du. Wenn du größer bist, wird sich das bestimmt ändern … “
Und Kinder lieben Bücher !
Weil kleine Kinder vor allem über den Kontakt und die Beziehung
zu ihren Eltern und vertrauten Bezugspersonen lernen, ist das
gemeinsame Bücherlesen eine gute Möglichkeit der Aufklärung.
Bücher stellen die verschiedenen Themen rund um den Körper
und die Sexualität altersgerecht vor, beim gemeinsamen Anschauen kann das Kind in seinem Tempo Fragen stellen – und
Antworten bekommen. Es gibt auch im Kindergartenalltag Phasen, in denen Kinder Aufklärungsbücher besonders interessant
oder auch langweilig finden. „Kinder finden das Thema ungemein
spannend“, berichtet Beate Martin. „Deshalb sollten sie auch in
diesen Bereichen aktiv gefördert werden, indem für sie auch
Bücher zum Thema Körper und Sexualität, die angemessen für
die jeweilige Altersstufe sind, bei Bedarf zugänglich sind.
Im Gespräch mit Eltern hat die Pädagogin beobachtet, dass manche Mütter oder Väter meinen, sie müssten ihrem Kind am besten
gleich alles Wichtige auf einmal erzählen. Doch gerade kleine
Kinder brauchen auf ihre ersten Fragen einfache Antworten. Sie
wollen keine technischen Details hören oder mit unnötigem
Wissen über den Zeugungsakt oder die Geburt belastet werden.
Auf die erste Frage „Wo kommen die Babys her?“ rät Beate Martin
zum Beispiel zu folgender Antwort: „Babys wachsen bei der
Mutter im Bauch – und du bist auch mal in meinem Bauch gewesen …“. Die meisten Kinder sind mit dieser Antwort vollkommen
zufrieden und fragen weiter, wenn sie mehr wissen möchten.
39
40
Die Geschlechterrollen:
Junge, Mädchen, Mann, Frau…
Zwischen drei und sechs Jahren beschäftigen sich die Kinder auf
unterschiedlichste Art und Weise mit den Geschlechterrollen. Sie
beobachten zu Hause, was der Vater als Mann tut und wie sich die
Mutter als Frau verhält. Alles, was das Kind über die Aufgabenund Rollenverteilung von Frauen und Männern im eigenen Haushalt erfährt, kombiniert es im Großwerden mit dem, was es selbst
über das Verhalten und die Gefühle als Junge oder Mädchen
erfährt.
4. bis 6. Lebensjahr
Elternfrage:
Ich bin alleinerziehend – fehlt meinem Kind das andere Geschlecht?
Antwort:
Alleinerziehend zu sein ist eine Herausforderung und manchmal auch eine
belastende Aufgabe. Umso mehr, je stärker der Anspruch besteht, auch
noch die Rolle des fehlenden Partners zu übernehmen. Das müssen und
können Sie nicht! Denn gerade im Hinblick auf die geschlechtlichen Besonderheiten ist es schlichtweg nicht möglich, dem Kind den fehlenden
Vater oder die fehlende Mutter ersetzen zu wollen. Ideal ist es, wenn sich
Vater und Mutter im Guten trennen, sodass der andere Elternteil für das
Kind so intensiv wie möglich präsent bleibt. Falls dies nicht möglich ist,
findet der alleinerziehende Erwachsene vielleicht einen guten Freund oder
eine gute Freundin, in der Nähe wohnende Geschwister, die eigenen Eltern
oder auch Schwiegereltern, mit denen das Kind erleben kann, wie sich
erwachsene Frauen und Männer verhalten.
Schmusig und wild? Gut so !
Verschiedene Studien zeigen, dass Eltern in der Erziehung von
Mädchen und Jungen Unterschiede machen. So schmusen viele
Mütter und Väter mit ihren Söhnen nicht so lange wie mit den
Töchtern – und übersehen dabei, wie sehr beide Geschlechter weit
über das Kleinkindalter hinaus auf Zärtlichkeit und Zuwendung
angewiesen sind. Andere Untersuchungen stellen fest, dass „wilde“
Mädchen in ihrem Bewegungsdrang viel eher eingeschränkt werden
als Jungen – obwohl das ausgelassene Herumtoben beiden Geschlechtern wichtige Körpererfahrungen liefert, die sich positiv auf
ihre weitere Entwicklung auswirken.
Betont werden soll an dieser Stelle auch noch einmal, dass Mädchen von ihrer Mutter und ihrem Vater vor allem die volle Anerkennung und Wertschätzung als Persönlichkeit brauchen und nicht
nur gelobt werden sollten, wenn sie süß und brav sind. Andererseits
lernen immer noch viele Jungen, stark zu sein, obwohl sie genau
so auf emotionale und körperliche Zuwendung angewiesen sind
wie Mädchen. Jungen dürfen auch schwach sein, Angst haben
und Trost oder Hilfe annehmen.
Jungen und Mädchen
profitieren davon,
41
wenn sie eine möglichst große Vielfalt
von männlichen und
weiblichen Verhaltensweisen kennenlernen
und ausprobieren
dürfen. Denn so lernen
sie von klein auf,
verschiedene Aufgaben
zu bewältigen. Und
später, als Erwachsene,
können sie flexibel
auf verschiedene
Lebensherausforderungen reagieren.
42
Moderne Familien-Puzzle …
Nicht nur die Geschlechterrollen sind in den letzten Jahrzehnten
flexibler geworden – auch die Familie hat sich gewandelt. Inzwischen leben Kinder und Eltern in den unterschiedlichsten Familienformen: Mutter und Vater wohnen ehelich oder unehelich mit ihren
Kindern zusammen, die Kinder werden von nur einem Elternteil
erzogen und sehen den anderen Elternteil regelmäßig oder sie
leben mit einem ihrer Elternteile in einer sogenannten „PatchworkFamilie“ bzw. Stieffamilie. Was ist dabei für Kinder entscheidend?
Kinder beobachten, wie Erwachsene
miteinander umgehen
Das Erleben elterlicher Beziehungen spielt für Kinder eine wichtige
Rolle. Die Kinder beobachten zum Beispiel, wie zärtlich, respektvoll, ungezwungen usw. die Eltern bzw. Erwachsenen miteinander
umgehen. Die Erwachsenen ihrerseits sollten sich fragen, wie es
mit ihren Bedürfnissen nach Zuwendung, Anerkennung, Kuscheln
und Sexualität steht, die sich ja an einen Partner oder eine Partnerin richten und nicht an das eigene Kind. Hier ist es wichtig, dass
Alleinerziehende darauf achten, dass das Kind nicht die Rolle eines
Ersatzpartners annimmt.
4. bis 6. Lebensjahr
Eine zentrale Frage in vielen Teil- und Stieffamilien ist auch, wie
Eltern mit neuen Partnern den Fragen und Bedürfnissen ihrer Kinder
begegnen. Kommen sie mit der manchmal recht lang anhaltenden
und fortdauernden Distanz den „Neuen“ gegenüber zurecht? In neu
zusammengesetzten Familien ist es auf jeden Fall wichtig, dass
Nähe und Zärtlichkeit oder Körperkontakte langsam und vorsichtig
aufgebaut werden, denn auch kleine Kinder können schon sehr klar
zwischen vertrauten und weniger vertrauten Bezugspersonen unterscheiden.
Die eigene Geschlechterrolle
unbeschwert übernehmen
Haben Eltern kaum oder wenig Kontakt zu anderen Erwachsenen,
so kann es den Kindern aufgrund eingeschränkter Erfahrungsmöglichkeiten manchmal schwerfallen, ihre eigene Geschlechterrolle
unbeschwert zu entwickeln und zu übernehmen. Das gilt auch dann,
wenn sie von ihren Eltern zu Ersatzpartnern gemacht werden oder
kaum vertraute Erwachsene kennen, die ein anderes Geschlecht
haben als ihr Elternteil.
Sehr problematisch ist es, wenn der abwesende Elternteil fortwährend schlechtgemacht wird, denn für Kinder und ihr wachsendes
Selbstbewusstsein ist sehr wichtig, dass der jeweils andere Elternteil,
der ja sozusagen in ihnen steckt, anerkannt und gewürdigt wird.
Mütter oder Väter tun ihrem Kind einen großen Gefallen, wenn sie die
Beziehung zu ihrem „Ex“-Partner oder ihrer „Ex“-Partnerin – wie
immer sie auch war und/oder ist –, nicht verleugnen oder ablehnen.
Im Online-Familienhandbuch (Adresse siehe Anhang) finden Mütter
und Väter unter dem Menüpunkt „Familienleben“ einen eigenen
Bereich, der viele verschiedene Aspekte des Erziehungsalltags in
Teil- oder Stieffamilien aufgreift.
„Blöde Mädchen“ – „Doofe Jungs“:
Jetzt ist Abgrenzen angesagt
Gegen Ende der Kindergartenzeit, spätestens zu Beginn der Grundschule ist es dann so weit: Die meisten Mädchen und Jungen konzentrieren sich auf das eigene Geschlecht und grenzen sich dazu
deutlich vom anderen Geschlecht ab. Teilweise geschieht das auch,
indem „die anderen“ für blöd erklärt werden und man von heute auf
morgen nichts mehr von ihnen wissen will. Da werden plötzlich die
Einladungslisten für den Kindergeburtstag vollkommen neu zusammengestellt, denn innerhalb der jeweiligen Gruppen – ob im Kindergarten oder in der Schule – herrscht meist ein gewisser sozialer
43
Im Vorschulalter sollten
Kinder Begriffe für ihre
Gefühle, ihren Körper
und ihre Genitalien
kennen, die allgemein
verständlich sind.
Und sie sollten ein dem
Alter angemessenes
Wissen über Zeugung,
Schwangerschaft
und Geburt haben.
Sonst werden sie
womöglich von anderen
ausgelacht oder nicht
verstanden.
Druck, sich „rollenkonform“ zu verhalten, als Junge also nicht mit
einem Mädchen zu spielen und umgekehrt. So entwickeln Jungen
und Mädchen typische Verhaltensweisen, die sie manchmal auch
übertrieben zur Schau stellen.
Das können Eltern dann ruhig sagen oder zeigen – aber zugleich
Verständnis dafür haben, dass Kinder in dieser Probierphase vielleicht manchmal über das Ziel hinausschießen. Eltern mit
Einzelkindern oder Kindern nur eines Geschlechts sind in dieser
Phase vielleicht besonders empfindsam. Sie sollten im Spielalltag
darauf achten, dass sie sich bei der Bewertung des kindlichen
Verhaltens nicht zu sehr an eigenen Vorbehalten orientieren und
zum Beispiel die „wilden aggressiven Jungen“ gegenüber der
eigenen Tochter ablehnen.
Provozieren macht Spaß!
44
Dazu kann auch gehören, derbe Schimpfwörter, Redensarten,
Witze oder sexuelle Anzüglichkeiten zum Besten zu geben – ob
beim gemeinsamen Mittagessen oder ausgerechnet dann, wenn
die Großeltern zu Besuch sind. Was bewegt die Kinder dazu,
wilde Zoten zu erzählen oder ihren Bruder mit „du alter Wichser“
zu beschimpfen und das nicht nur einmal, sondern wiederholt
und mit wachsendem Vergnügen?
Die Antwort lautet: Es ist reizvoll, etwas Verbotenes zu sagen –
und es macht Spaß, die Erwachsenen endlich mal aus der Ruhe
zu bringen oder verlegen zu sehen. Vor allem, weil man als Kind
meist doch in der unterlegenen Position ist. Die erfolgreichste
Methode, mit diesen Provokationen umzugehen, besteht darin,
möglichst entspannt zu bleiben. Manche Kindergärten haben
auch ein „Schimpfzimmer“ eingerichtet, in dem die Kinder so
lange, so laut und so viele Wörter herausschreien dürfen, wie sie
können und ihnen einfallen. Mit Erfolg, die meisten sprachlichen
Provokationen hören dann auf.
Verwendet ein Kind allerdings Beschimpfungen, die Sie selbst
auf gar keinen Fall hören wollen, so sollten sie mit dem Kind
sprechen. Oft weiß es nämlich gar nicht genau, was es da sagt.
Erklären Sie ihm, was solche Ausdrücke bedeuten, bei Ihnen und
anderen Menschen auslösen können – und dass Sie deshalb
diese Worte nicht wieder hören wollen.
4. bis 6. Lebensjahr
Elternfrage:
Meine Tochter, 4, hat aus dem Kindergarten erzählt: Thomas und Lea (beide 5) haben in der
Puppenecke „gefickt“ … Wie soll ich darauf reagieren?
Antwort:
Atmen Sie tief durch – und bleiben Sie gelassen. Freuen Sie sich darüber,
dass Ihnen Ihr Kind so unbefangen von seinen Erlebnissen im Kindergarten berichtet. Zunächst ein paar Anmerkungen zu der Wortwahl:
Machen Sie sich klar, dass Ihre Tochter (oder Ihr Sohn) den Begriff im
Kindergarten aufgeschnappt hat. Fragen Sie freundlich nach, ob sie (er)
weiß, was das heißt. Dazu ist auch zu sagen, dass es im Bereich der
Sexualität schnell eine Unterscheidung in „anständige“ und „schmutzige“
Wörter gibt. Doch Umfragen bzw. Studien zeigen, dass Menschen die
verschiedenen Wörter und Begriffe mit ganz unterschiedlichen Gefühlen
und Bewertungen verbinden. Was für die einen vulgär ist oder klingt,
kann für andere durchaus liebevoll sein. Dennoch können Sie für sich
zum Beispiel entscheiden, dass Ihr Kind solche Ausdrücke nicht benutzen soll. Sie können auch erklären, welche Gefühle derartige Ausdrücke
bei Ihnen auslösen und dass Sie deshalb dieses Wort nicht wieder hören
wollen.
Manche Erwachsene bzw. Eltern sind vielleicht auch verunsichert, was
sie von dem kindlichen Sexualverhalten halten sollen. Wichtig für die
Einordnung ist, dass Eltern wissen, wie Kinder lernen. Das kindliche
Lernen funktioniert meist in zwei Schritten: Erst wird beobachtet, dann
wird nachgeahmt! Thomas und Lea haben nachgespielt, was sie auf
Fotos, im Fernsehen oder zufällig im elterlichen Schlafzimmer mitbekommen haben. Das ist zunächst kein Grund zur Beunruhigung, sondern
es gehört auch zur Entwicklung von Kindern dazu.
Aufmerksam sollten Eltern dann werden, wenn ein Kind zum Mitmachen
gedrängt wird und/oder sich bei einem Spiel nicht wohlfühlt. Werden
gemeinsam Situationen nachgespielt, die durch Respektlosigkeit oder
Abwertung geprägt sind, dann sollten Eltern einschreiten. Denn Respektlosigkeit oder Abwertung verletzt die Würde des Kindes.
45
Mütter und Väter können viel dazu beitragen, ihre Tochter
oder ihren Sohn gegen Missbrauch oder Gewalt zu wappnen.
Worauf kommt es im Erziehungsalltag an?
Ein Interview mit Renate Blum-Maurice, Familien- und Kindertherapeutin im Kinderschutzzentrum Köln.
Interview
Sexuelle Übergriffe verhindern –
Kinder brauchen unseren Schutz!
Wie können Eltern ihr Kind von klein auf schützen?
46
Indem sie ihm von Anfang an Aufmerksamkeit für seine kindlichen
Bedürfnisse und ein gutes Gefühl für seinen Körper vermitteln. So
gesehen kann eine sexualfreundliche Erziehung auch ein wichtiger
Beitrag zur Vorbeugung sexueller Übergriffe sein. Babys brauchen
Körperkontakt und liebevolle Zuwendung, mit älteren Kindern kann
man zum Beispiel auch wilde Tobe- oder Kitzelspiele machen und
ihnen darüber beibringen, zu sagen, was ihnen Spaß macht, was
nicht – und auch zu sagen, wenn sie nicht mehr möchten. So bekommen Kinder ein Gefühl dafür, wann und wie sie Körperkontakt
zulassen wollen – und wann und wie nicht. Und die Kinder lernen,
dass ihre Gefühle und Bedürfnisse von den Eltern respektiert und
geschützt werden.
Es geht darum, Grenzen deutlich zu machen?
Grenzen und die gegenseitige Achtung von Grenzen. Da können
die Eltern auch Vorbild sein: Sie müssen aufhören, wenn ein Kind
Unwohlsein äußert oder wenn es nicht mehr spielen will, und sie
haben ebenfalls jederzeit das Recht, eine Pause einzufordern oder
Nein zu sagen, wenn sie gerade nicht ausgekitzelt, umarmt oder
geküsst werden wollen. Das können Eltern übrigens auch in ihrem
Kontakt miteinander vorleben.
Zuwendung und Körperkontakt spielen also eine
zentrale Rolle?
Richtig. Kinder, die sich emotional angenommen fühlen und ein
positives Gefühl zum eigenen Körper haben, sind besser geschützt.
Aus Untersuchungen und eigener Praxis wissen wir, dass Kinder,
die von ihren Eltern nur wenig Liebe, Aufmerksamkeit und Körperkontakt bekommen, besonders leicht Opfer sexueller Übergriffe
werden.
INTERVIEW
Was macht Kinder noch stark?
Sprache! Es ist ganz wichtig, dass Eltern ihren Kindern positive
Begriffe beibringen: für den Körper, die Körper- und Geschlechtsteile,
für das Kuscheln oder keine Lust zum Kuscheln haben usw. So lernen Kinder ihren Körper und ihre Bedürfnisse von klein auf gut kennen – und sie lernen, sich mitzuteilen. Außerdem sollen Kinder schon
früh erfahren, dass sie eigene Rechte haben, dass sie Nein sagen
dürfen und sich auf den Schutz der Eltern verlassen können.
Sollten Eltern mit ihren Kindern
auch über Gefühle reden?
Über angenehme oder unangenehme, schöne oder blöde Gefühle
zu reden ist wichtig – aber mindestens genauso wichtig ist, dass
Eltern die Gefühle ihrer Kinder achten. Wenn ein Kind nicht mehr
auf dem Schoß sitzen möchte, der netten Nachbarin gerade keinen
Kuss geben will oder sich wehgetan hat und weint, dann ist es
wichtig, dass diese Reaktion von den Eltern respektiert wird. Wer
sich dann lustig macht oder genervt sagt: „Nun stell’ dich nicht so
an …“, der sendet seinem Kind ein falsches Signal. Kommen solche Signale häufiger, so lernt das Kind, dass seine Gefühle nicht
zählen bzw. nicht wichtig oder richtig sind.
Wie ist es mit Verboten oder Geboten?
Natürlich brauchen Kinder je nach Alter klare Vorgaben, was sie
(schon) dürfen und was sie nicht tun sollen, zum Beispiel wann und
wo sie allein hingehen. Diese Vorgaben müssen von den Eltern
konsequent eingehalten und überprüft werden. Allerdings können
Eltern ihr Kind ja nicht rund um die Uhr „bewachen“. Außerdem
schränkt so ein „Rund-um-die-Uhr-Schutz“ die Kinder auch im
Lernen ein – schließlich sollen sie im Vorschulalter selbstständiger
werden und später dann zum Beispiel auch den Schulweg allein
bewältigen.
Was sollten Eltern beachten, wenn ihre Kinder
selbstständiger werden?
Sie sollten aufmerksam abwägen, was sie ihrem Kind schon
zutrauen können und was nicht. Das hängt ja zum Beispiel auch
davon ab, wie weit oder wie kompliziert der Schulweg ist.
Selbstständigkeit lernen Kinder am besten schrittweise. Vielleicht
begleiten sie ihr Kind zu Anfang, vereinbaren dann mit ihm, dass
sie hinterher gehen, bis es den Weg ohne sie schafft, am besten
gemeinsam mit anderen Kindern. Ebenso wichtig ist ein respektvoller Umgang von allen Kindern und Erwachsenen innerhalb der
Familie. Es muss Regeln geben und den Kindern vorgelebt werden, dass niemand verletzt werden darf, dass niemandem Angst
gemacht werden darf, dass jedem zugehört wird etc.
47
Wenn es um sexuelle
Übergriffe oder
Gewalt unter Kindern
geht, halten viele
Expertinnen und
Experten einen
Altersabstand von
fünf Jahren und mehr
für kritisch. Doch
auch gleichaltrige
Kinder können unterschiedlich starke
Persönlichkeiten
sein, sodass ein
Kind einem anderen
etwas aufzwingen
kann. Wenn
Erwachsene das
merken, sollten sie
eingreifen und
erklären, dass kein
Kind ein anderes zu
etwas zwingen kann.
Macht es in diesem Alter auch schon Sinn, Kinder
direkt auf mögliche Gefahren hinzuweisen?
Wenn man mit Kindern über (respektvollen) Körperkontakt und
Sexualität spricht, dann kann man auch über Gewalt und körperliche Übergriffe sprechen. Keinesfalls soll es nur um Missbrauch
gehen, das könnte das ganze Thema der Sexualität für das Kind
bedrohlich machen. Außerdem sollte man vorsichtig sein, um dem
Kind keine Angst zu machen. Angst ist kein guter Lehrmeister.
Schließlich sollen Mädchen und Jungen gleichermaßen spüren,
dass die Eltern ihnen etwas zutrauen und dass sie sich ihnen mit
Fragen und Sorgen anvertrauen können.
Wie kann man das denn zum Beispiel sagen?
48
Welche Worte und Begriffe die Kinder verstehen, hängt sehr von
der unterschiedlichen Entwicklung ab. Unserer Erfahrung nach
können Kinder ab etwa drei oder vier Jahren verstehen, dass es
Erwachsene oder ältere Kinder gibt, die kleine Kinder besonders
mögen, aber sich gar nicht darum kümmern, ob das Kind das
auch wirklich mag oder nicht. Und dass das auch Menschen sein
können, die das Kind kennt. Wichtig sind Botschaften wie: „Dein
Körper gehört dir“ oder „Deine Gefühle sind wichtig!“. Unangenehme Berührungen dürfen zurückgewiesen werden – „Nein sagen
ist erlaubt“ – und belastende Geheimnisse darf man weitererzählen – „Kein Mensch hat das Recht dir Angst zu machen!“ Aber
am allerwichtigsten ist: Kinder lernen am Vorbild!
INTERVIEW
Wie können Vater oder Mutter ein Vorbild sein?
Wenn ein Kind zu Hause in einer freundlichen, zugewandten und
respektvollen Atmosphäre aufwächst, wenn es zudem keine Angst
vor Bestrafung haben muss, wenn es über Dinge sprechen kann,
die ihm „komisch“ vorkommen, so schützt das besser als zehnoder hundertmal gegebene Warnungen.
Sinnvoll kann auch sein, Verhaltensweisen mit dem Kind einzuüben
oder vorzugeben, zum Beispiel nicht ans Telefon zu gehen oder die
Tür aufzumachen, wenn die Eltern nicht in der Nähe sind; oder zu
anderen Erwachsenen zu gehen und wegzulaufen, wenn es allein
oder mit anderen Kindern in eine komische oder bedrohliche
Situation mit einem Erwachsenen kommt. Das hilft allerdings lediglich in Situationen mit Fremden, die ja nur einen relativ geringen
Anteil an sexuellen Übergriffen haben.
Kann man Kindern auch zu viel zumuten?
Eltern sollten auf jeden Fall sehr aufmerksam sein. Kinder sind
keine „kleinen Erwachsenen“ und es ist nicht ihre Aufgabe, selbst
auf sich aufzupassen. Das können Kinder noch gar nicht! Es ist
nach wie vor die Aufgabe und Verantwortung der Erwachsenen,
Kinder in allen ihren Rechten zu achten, zu schützen und zu fördern. Vermittelt man einem Kind ausschließlich die Botschaft „Du
kannst dich selbst schützen“, so ist es in einer kritischen Situation
mit großer Wahrscheinlichkeit überfordert und macht sich womöglich (Selbst-)Vorwürfe, statt sich den Eltern oder anderen wichtigen
Bezugspersonen anzuvertrauen.
Fragen oder Sorgen?
In ganz Deutschland ist das Elterntelefon
des Kinderschutz bundes unter der Rufnummer
0800/1 1 1 05 50 zu erreichen – und zwar kostenlos,
ob vom Festnetz oder Handy.
Unter der Nummer 01805/1234 65
(14 Cent pro Minute, Festnetz der T- Com)
kann „N.I.N.A“, die Nationale Infoline, Netzwerk und
Anlaufstelle zu sexueller Gewalt an Mädchen und
Jungen, angerufen werden. Weitere Beratungsadressen
und Anlaufstellen finden Sie auch im Anhang.
Zuneigung oder
Dankbarkeit müssen
Kinder nicht körperlich zeigen, wenn sie
das nicht möchten.
Kinder haben –
ebenso wie Erwachsene – ein Recht
auf körperliche
Unversehrtheit!
Also sollte niemand
ein Kind berühren,
wenn es das offensichtlich nicht will.
Sind die Kinder noch
zu klein, um das
selbst zu äußern,
müssen die Eltern
Anwalt ihrer Kinder
sein.
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Empfehlenswerte Bücher,
Broschüren,
Beratungsadressen
sowie Webseiten
für Eltern und Kinder
50
Anhang
Bilder- und Vorlesebücher für Kinder von 1 bis 6 Jahren
Es gibt inzwischen viele verschiedene Kinderbücher rund um
die Themen Körper, Körperwahrnehmung, Körperentdecken,
Gefühle, Familie, Fortpflanzung und Sexualität.
Rüberl, Doris: Wir entdecken unseren Körper. Ravensburger
Verlag, Ravensburg 2003. Schön gestaltetes Buch mit aufklappbaren
Bildern, die Einblicke in das Körperinnere des Menschen geben. Es
wird auch über den Unterschied zwischen Mädchen und Jungen
gesprochen, über den Verdauungsvorgang, Wachstum und Hygiene
oder den Zusammenhang von Körper und Gefühlen.
Sylvaine Perols: Der Körper. Bibliographisches Institut, Mannheim
1995. Band 38 aus „Meyers kleine Kinderbibliothek“. Muskeln,
Körperteile, das Gehirn oder der Blutkreislauf: Das Sachbilderbuch
zeigt kleinen Kindern, wie man von außen und innen aussieht und
funktioniert. Mit transparenten Seiten, die Verdecktes sichtbar
machen, das Innenleben des Körpers zeigen und Veränderungen veranschaulichen.
Tipp:
Schauen Sie sich
die Bücher selbst
an, bevor Sie
sich zum Kauf
entscheiden.
Sie sollten Ihren
eigenen Werten
und Vorstellungen
entsprechen,
damit Sie und Ihr
Kind die Bücher
auch wirklich
gern gemeinsam
anschauen.
Rüberl, Doris: Woher die kleinen Kinder kommen. Ravensburger
Verlag, Ravensburg 2003. In diesem Buch wird anschaulich erklärt,
wie Kinder entstehen und sich entwickeln, wenn es zu einer
Schwangerschaft gekommen ist. Auch die Themen Geburt und
Umgang mit einem Neugeborenen werden besprochen, ebenso wie
die Verhütung.
Christel Bossbach, Elisabeth Raffauf und Gisela Dürr: Mama, wie
bin ich in deinen Bauch gekommen? Weltbild Verlag, Augsburg
1998. Das Buch erzählt die Geschichte der fünfjährigen Lea, die ein
Geschwisterchen bekommt. Auf vorsichtige Weise werden Themen
wie Geschlechtsunterschiede, Zeugung, Schwangerschaft und
Geburt behandelt. Dazu gibt es am Ende Anmerkungen für Eltern
sowie ein mehrseitiges Glossar für Kinder.
Grethe Fagerström und Gunilla Hansson: Peter, Ida und
Minimum. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 1989. Ein echter
„Aufklärungsklassiker“ – die Comic-Geschichte erzählt, wie Familie
Lindström mit ihren beiden Kindern Ida, sieben Jahre, und Peter, fünf
Jahre, ein drittes Kind („Minimum“) bekommt. Vor und nach der
Geburt gibt es nicht nur „Friede, Freude, Eierkuchen“, sondern auch
Ärger, Stress und Eifersucht. Die Geschichte kann man gut kapitelweise anschauen. Oft enden die Kapitel mit Fragen, die zum gemeinsamen Nachdenken anregen.
Uschi Flacke, Melanie Brockamp: Wie kommt das Baby in den
Bauch? Eine Bildergeschichte. Arena Verlag, Würzburg 2003. Das
comicähnliche Buch beantwortet anhand liebevoller Illustrationen und
einfühlsamer Erklärungen alle wichtigen Kinderfragen zum Thema
Aufklärung. Im Mittelpunkt stehen der sechsjährige Jan, seine achtjährige Schwester Lena sowie deren Eltern – es ist also vor allem für
Kinder im Vor- und Grundschulalter geeignet.
51
Aliki (Aliki Brandenberg): Gefühle sind wie Farben. Beltz &
Gelberg, Weinheim und Basel 2007 (14. Aufl.). Zuneigung, Stolz oder
Langeweile: Mit Bildergeschichten werden die unterschiedlichen
Gefühle von Kindern dargestellt. Das bietet Kindern und Eltern gute
Anlässe, um über verschiedene Gefühle zu sprechen.
Quizkarten Mensch. Schwager & Steinlein Verlag GmbH, Köln 2007
(ISBN-13:987 3 89600 030 9). Hundert spannende Fragen zum
menschlichen Körper und zur Gesundheit, die Antworten findet man
auf den Kartenrückseiten. Eigentlich ab 6 Jahre, aber viele der fünfzig
Quizkarten sind auch schon für jüngere Kinder geeignet.
Nilsson, Lennart: Ein Kind entsteht. Mosaik bei Goldmann,
München 2003. Seit es ihm 1965 zum ersten Mal gelang, einen Fötus
im Mutterleib zu fotografieren, hat sich der schwedische Fotograf und
Wissenschaftsfilmer Lennart Nilsson der Entstehung des menschlichen Lebens verschrieben. Seine Fotos zeigen in faszinierender
Weise die Entwicklung eines Babys von seinen ersten Anfängen bis
zur Geburt.
Musik-CD für jüngere Kinder
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Nase, Bauch und Po. Lieder vom Spüren und Berühren für Kinder
ab 4 Jahren von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA). Musik für Mädchen und Jungen im Kindergartenalter –
erzählt werden Geschichten rund um Körper, Sinne und Gefühle,
die zum Mitmachen, zu Tanz, Spiel und Bewegung auffordern.
Gegen eine Schutzgebühr von 6 Euro zu bestellen bei der BZgA.
Per Post: BZgA, 51109 Köln, per Fax: 0221-8992-257 oder per Mail:
[email protected] unter der Bestellnummer 13 702 001.
Erziehungsratgeber für Eltern
Ulla Arens: Offenheit und Scham in der Familie. Wie Eltern und
Kinder unbefangen miteinander umgehen können. Heinrich
Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2003. Dieses Buch
beschreibt die sexuelle Entwicklung von Kindern (und Jugendlichen)
und setzt sich mit dem Thema Scham und Grenzsetzung auseinander. Viele Experten und Expertinnen nehmen Stellung zu verschiedensten Situationen in der Sexualerziehung.
Jan-Uwe Rogge: Von wegen aufgeklärt! Sexualität bei Kindern
und Jugendlichen. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 2008. Das Buch
beschreibt, wie sich der Umgang unserer Gesellschaft mit dem
Thema Sexualität verändert hat und zeigt Perspektiven auf, wie sich
private Sexualität in Zeiten einer öffentlich übersexualisierten
Gesellschaft entwickeln kann. Mit vielen Anregungen für Eltern,
damit diese ihren Nachwuchs vom Kleinkindalter bis zur Pubertät
sensibel begleiten können.
Marcella Barth/Ursula Markus: Zärtliche Eltern. Gelebte Sexualerziehung durch Zärtlichkeit, Sinnesnahrung, Körpergefühl und Bewegung. Orell Füssli, Zürich 1996. Ein liebevoll und sinnlich gestaltetes Buch mit vielen Anregungen, wie Eltern die Wahrnehmungsfähigkeit ihres Kindes für den eigenen Körper sowie seine Empfindungen und Bedürfnisse fördern können – gerade im Kleinkindalter.
Anhang
Die Elternbriefe des Arbeitskreises Neue Erziehung e.V. (ANE)
Die informativen Elternbriefe behandeln Erziehung in allen Facetten –
einige beschäftigen sich auch mit kindlicher Sexualerziehung, zum
Beispiel die Briefe Nr. 8, 17, 22, 29 und 39. Außerdem gibt es einen
Extra-Brief „Kinder stark machen – sexuellen Missbrauch vorbeugen“. Man kann die Briefe online lesen und bestellen unter
www.ane.de, sie sind nach Alter und Themen sortiert. Oder beziehen
über den „Arbeitskreis Neue Erziehung e.V.“ (siehe Adressteil). In
etwa 200 Städten und Gemeinden bundesweit werden die
Elternbriefe auch kostenlos verschickt. Bitte erkundigen Sie sich
beim zuständigen Jugendamt.
du + wir
Elternbriefe. Eine Initiative der katholischen Kirche
Die einfachen, gut lesbar geschriebenen Elternbriefe wollen dazu
beitragen, dass das Leben in Ehe und Familie gelingt. Von Geburt bis
zum 9. Lebensjahr greifen sie entwicklungstypische Erziehungsfragen und Situationen auf. In dem Elternbrief 6 thematisiert das Kapitel
„Liebe geht durch die Haut. Sexualität und Sinnlichkeit“ auch die
Sexualerziehung in der Familie. www.elternbriefe.de
Internetseiten für Eltern
www.kindergesundheit-info.de
Aktuelle und unabhängige Informationen der BZgA zur kindlichen
Entwicklung. Eltern und Fachkräfte erfahren hier, wie sie die gesunde Entwicklung von Kindern begleiten können.
www.jugendschutz.de
Ausführliches Adressenverzeichnis mehrerer Fach- und Landesstellen zum Kinder- und Jugendschutz sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V. Viele dieser Organisationen bieten auf ihren Homepages, die mit dieser Website verlinkt sind, Informatives zum Thema Kinder- und Jugendschutz.
www.familienhandbuch.de
Das Online-Handbuch des Staatsinstituts
für Frühpädagogik München bietet vor
allem in den Bereichen Familienerziehung
und Familienleben alles, was Eltern wissen müssen – zu Fragen der Erziehung,
Gesundheit und Förderung.
www.familien-wegweiser.de
Informationsplattform des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
Jugend rund um das Thema „Familie“.
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Der Service der BZgA
Weitere Broschüren, Medien und Informationen zu verschiedenen
Bereichen der Gesundheitserziehung und -förderung sind bei der
BZgA zu erhalten unter BZgA, 51101 Köln, oder im Internet unter
www.bzga.de und www.sexualaufklaerung.de.
BZgA-Broschüren für Eltern
Über Sexualität reden… Zwischen Einschulung und Pubertät.
Ratgeber für Eltern zur kindlichen Sexualentwicklung im Grundschulalter (Broschüre DIN A5, 56 Seiten). Bestellnummer 13660300
Über Sexualität reden… Die Zeit der Pubertät. Ratgeber für Eltern
zur kindlichen Sexualentwicklung in der Pubertät (Broschüre DIN A5,
80 Seiten). Bestellnummer 13660400
Beratungsangebote für Eltern
Bei weiteren Fragen oder Problemen können Eltern sich von Fachleuten beraten lassen – per Telefon, E-Mail oder persönlich vor Ort.
Folgende bundesweit tätige Verbände bieten diese Möglichkeit in
ihren Beratungsstellen vor Ort an oder können weiter vermitteln:
• Arbeiterwohlfahrt Bundesverband www.awo.org
• Deutscher Caritasverband www.caritas.de
• Deutscher Kinderschutzbund e.V. www.dksb.de
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• Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband e.V.
www.paritaet.org
• Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland
www.diakonie.de
• donum vitae e.V. www.donumvitae.org
• pro familia Bundesverband Deutsche Gesellschaft für
Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung e.V.
www.profamilia.de
• Sozialdienst Katholischer Frauen www.skf-zentrale.de
• Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. bietet
speziell für Eltern anonyme E-Mail-Beratung, betreute
Diskussionsforen und einen Chat an: www.bke-beratung.de.
• Auch die kommunalen oder Kreis-Gesundheitsämter bieten
manchmal Beratungen zu Sexualität und Sexualaufklärung an.
• Unter www.beratungsguide.net und www.das-beratungsnetz.de
finden sich weitere Verweise auf Beratungsstellen bzw.
Angebote im Internet, die Eltern Hilfe anbieten.
• Auch der Arbeitskreis Neue Erziehung e.V. berät Mütter und
Väter – unter www.ane.de finden Eltern im Menübereich
„Familienberatung“ Informationen und Angaben zu Telefon- und
E-Mail-Beratung sowie zu Beratungsangeboten bundesweit –
und unter der Rubrik „101 Tipps“ viele interessante und hilfreiche
Antworten auf typische Elternfragen. Arbeitskreis Neue Erziehung
e.V. für Familie, Schule und Gesellschaft, Markgrafenstr. 11,
10969 Berlin.
Anhang
Telefonberatung für Eltern
• Die „Nummer gegen Kummer“ ist ein kostenloses telefonisches
Gesprächs- und Beratungsangebot für Kinder, Jugendliche und Eltern.
Die Beratungszeiten für Eltern: Montag und Mittwoch von 9 bis 11 Uhr,
Dienstag und Donnerstag von 17 bis 19 Uhr – bundesweit gebührenfrei, ob vom Festnetz oder Handy.
• Elterntelefon: 0800/111 0550
Auch kirchliche Beratungsstellen bieten Eltern Rat und Hilfe an:
• Telefonseelsorge, evangelisch, Tel.: 0800/111 0111
• Telefonseelsorge, katholisch, Tel.: 0800/111 0222
Elternbroschüren zum Thema Kinderschutz
• Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
Mutig fragen – besonnen handeln. Informationen für Mütter und
Väter zum sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Berlin
2002. Kostenloser Bezug über BMFSFJ: Tel.: 0180/577 80 90 oder
E-Mail: [email protected]. Diese kann auch unter
www.hinsehen-handeln-helfen.de heruntergeladen werden.
• Gisela Braun, Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz
(AJS) Landesstelle NRW e.V.: Gegen sexuellen Missbrauch an
Mädchen und Jungen. Ein Ratgeber für Mütter und Väter.
Köln, 9. Auflage 2005. Bezug gegen eine Gebühr von 1,50 EUR
über: A J S Landesstelle NRW e.V., Poststr. 15-23, 50676 Köln,
Tel.: 0221/92 13 92-17 oder über die Homepage: www.ajs.nrw.de.
Anlaufstellen zum Thema
sexueller Missbrauch bzw. sexuelle Gewalt
Bundesweit bekannte Organisationen sind:
• Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren,
Bonner Str. 147, 50968 Köln, Tel.: 0221/56 97 53, Fax: 0221/56 97 550
www.kinderschutz-zentren.org
• Bundesarbeitsgemeinschaft Feministischer Projekte gegen
sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen e.V. (BAG FORSA),
Wirezener Str. 10/11, 13359 Berlin, Tel.: 030/46988998,
Fax: 030/21916738, www.bag-forsa.de
• Unter www.hinsehen-handeln-helfen.de kann in einer Datenbank
nach Beratungsstellen vor Ort zum Thema „Sexuelle Gewalt gegen
Kinder” recherchiert werden.
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Buchtipps für Eltern
traumatisierter Kinder
Katharina Pal-Handl, Regina Lackner, Brigitte Lueger-Schuster:
Wie Pippa wieder lachen lernte. Ein Bilderbuch für Kinder.
Springer Verlag, Wien 2004. Ein traumatisches Ereignis kann jedes
Kind treffen. Viele Kinder sind nach außen unauffällig, aber quälen
sich mit Fantasien oder Schuldgefühlen – zum Beispiel, dass sie
durch „schlimm sein“ schuld an dem Ereignis sind. Dieses Buch
berücksichtigt auch die Ergebnisse der neueren Traumforschung
und kann Kindern helfen, wieder Orientierung zu bekommen.
Brigitte Lueger-Schuster und Katharina Pal-Handl: Wie Pippa
wieder lachen lernte – Elternratgeber für traumatisierte Kinder.
Springer Verlag, Wien 2004. Eltern und nahestehende Angehörige
eines betroffenen Kindes sind oft verunsichert, wie sie dem Kind
bei der Verarbeitung eines dramatischen Erlebnisses helfen können.
Dieser Ratgeber zeigt, wie kindgerechte Unterstützung aussehen
kann. Entwicklungspsychologische Erkenntnisse und Tipps zur Trauma- und Trauerverarbeitung werden leicht verständlich dargestellt.
Buchtipp für Eltern,
deren Kind sexuell missbraucht wurde
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Elke Garbe: Martha. Psychotherapie eines Mädchens nach sexuellem Missbrauch. Votum Verlag, Münster 1993. Martha ist acht
Jahre alt, als sie ihre Therapie beginnt. Über vier Jahre hat ihr Vater
sie brutal sexuell missbraucht. Das Buch der Hamburger Therapeutin Elke Garbe schildert einfühlsam die Entwicklung Marthas
vom ersten Praxisbesuch bis zur letzten Therapiestunde und macht
Betroffenen Mut, professionelle Hilfe anzunehmen.
Notizen
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Diese Broschüre informiert Sie, wie Sie das Körpererleben, die sinnlichen und sozialen Erfahrungen
Ihres Kindes unterstützen und begleiten können.
Sie beinhaltet die Darstellung der psychischen und
geschlechtlichen Entwicklung und schildert beispielhafte Situationen in den verschiedenen Altersphasen.
Darüber hinaus erhalten Sie Hinweise, wie Sie als
Eltern auf die Fragen Ihrer Kinder reagieren können
und es in seiner Bindungs- und Liebesfähigkeit,
aber auch in seiner Identität als Mädchen oder
Junge fördern können. Interviews mit Fachleuten aus
Wissenschaft und Praxis helfen, kindliche Neugier
und kindliches Verhalten richtig einzuordnen.
Wichtige Aspekte wie Schamgefühle und Grenzen,
die Verantwortung der Erziehungsberechtigten werden ebenso angesprochen wie die Rolle der Medien
und der Schutz vor sexuellen Übergriffen.
Die BZgA ist eine Behörde des Bundesministeriums
für Gesundheit. Die Abteilung Sexualaufklärung,
Verhütung und Familienplanung vertritt einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Aspekte der körperlichen
und seelischen Entwicklung von frühester Kindheit an
berücksichtigt.
Wenn Sie mehr über die Angebote der BZgA
wissen möchten, schreiben Sie bitte an die
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA)
Ostmerheimer Straße 220, 51109 Köln
Telefon 0221/8992-0
Telefax 0221/8992-257
Im Internet finden Sie uns unter
www.bzga.de oder unter
www.sexualaufklaerung.de
www.kindergesundheit.de
Vom 1. Lebensjahr
bis zur Einschulung
Liebevoll
begleiten …
Körperwahrnehmung
und körperliche Neugier
kleiner Kinder
Ein Ratgeber
für Eltern
zur kindlichen
Entwicklung
vom 1. bis zum 6.
Lebensjahr