Wie zu Hause
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Wie zu Hause
PORTRÄT GARTENCENTER STECKBRIEF ➜ Fläche: Warmhaus: 3200 m² Kalthaus: 1500 m² Freigelände: 4000 m² Reservefläche für Erweiterungen: 25 000 m² Verwaltung und Sozialräume in der ersten Etage: 640 m² Parkplätze: 400 ➜ Flächenaufteilung einiger wichtiger Bereiche: Schnittblumen: 95 m² lebendes Grün, innen: 800 m² Einjährige: 600 m² ❚ Freiland: Gehölze: 1500 m² Stauden: 300 m² Gartenmöbel: 500 m² Gartenholz: 400 m² Wassertechnik: 300 m² Zoo und Aquaristik: 250 m² Tierfutter: 250 m² Einladend die geschwungene Pergola Auf Expansion zielt die Firmenstrategie von Peter Stox, Betreiber des Intratuin Roermond/NL. Im Gartencenter wird viel Wert auf eine häusliche und wohnliche Atmosphäre gelegt, die den Kunden in ihren Bann zieht. Wie zu Hause egonnen hat Peter Stox mit dem Breitfahren von Schnittblumen. Dann kaufte er seinem Vater, einem Erdbeeranbauer, ein Grundstück bei Roermond/NL ab, um darauf ein Gartencenter zu errichten, das mittlerweile aufgrund von Straßenbaumaßnahmen umsiedeln musste. Am neuen Standort – 500 m entfernt vom ursprünglichen – eröffnete das Gartencenter nach einer langwierigen Planungs- und Genehmigungsphase im Oktober 1997. Die Architektur des von Thermoflor, Wateringen/NL, realisierten Gartencenterprojekts entspricht vielen Intratuin-Gartencentern in den Niederlanden: Ein höheres Mittelschiff setzt Akzente, die Seitenschiffe sind zur Vorderansicht mit roten Platten eingedeckt, bei ebenfalls in Rot gehaltener Gewächshauskonstruktion. B 46 Grüner Markt Stox war, nachdem er sich zunächst der Europatuin-Kooperation angeschlossen hatte, 1997 zur Intratuin-Gruppe gewechselt. Kompetenz in Grün „Ziel des Intratuin Roermond ist es, dem Kunden ein Wie-zuHause-Gefühl zu vermitteln“, beschreibt Betriebsleiter Peter Huijsmans, der zuvor in der Intratuin-Hauptverwaltung tätig war, die Unternehmensphilosophie. „Die Struktur unserer Kun- den unterscheidet sich von denen der Do-It-Yourself-Branche mit angegliedertem Gartencenter. Dort gehen die männlichen Kunden häufig ganz gezielt mit einer Liste ins Geschäft, packen die benötigten Artikel ein und verschwinden wieder. Bei uns sind mit einem Anteil von rund 60 bis 70 % Frauen die Hauptkunden. Diese kommen ganz gezielt ins Gartencenter, nicht nur um Ware zu kaufen, sondern vielmehr, um sich inspirieren zu lassen, Ideen und Anregungen zu erhalten. Dementsprechend GARTENPLANUNG FÜR KUNDEN (wok) Mit dem Service „Intratuin Groenprojecten” bietet das Intratuin Gartencenter Roermond die Planung von Gartenanlagen an. Für die Beratung der Kunden ist am Kalthaus ein Wintergarten angebaut, der als Büro dient. Außer einer detaillierten Planung gehören auch die Ausführung sowie die spätere Pflege zum Serviceangebot. ➜ Mitarbeiter: 55 (entspricht 33 Voll-Ak) ➜ Kunden/Einzugsgebiet: 80 % aus den Niederlanden, 20 % aus Deutschland (Raum Viersen, Mönchengladbach) muss die Ware auch anders präsentiert werden.” Die eigene Kompetenz und Stärke sieht das Unternehmen im lebenden Grün. „Diese Kompetenz muss man nach außen tragen, damit der Kunde direkt an der Straße sieht, was ihn im Innern erwartet”, erklärt der Betriebsleiter. Aufmerksamkeit erregen auf dem Parkplatz aufgestellte, vom Frühjahr bis zum Herbst blühende, große Pyramiden, die im Jahr 2001 mit Hängegeranien bepflanzt waren. Eine eigene Verkehrsinsel vor dem Gartencenter wird ebenfalls für Werbung in eigener Sache genutzt: Ein großes Schild und eine Bepflanzung, kombiniert mit Terrakottakrügen und einem Wasserspiel, heißen die Kunden willkommen. Zwei mehrere Meter hohe, aufgeblasene, Vogelscheuchen ähnliche Gebilde zu beiden Seiten des Eingangs sprechen die kleinen Gäste besonders an. Zusätzlich ist direkt vor dem Eingang mit Pflastersteinen, einem Teich mit Wasserfall und einigen Sitzgelegenheiten eine kleine Gartensituation nachempfunden. Januar/Februar 2002 Eingangsbereich mit eigener Verkehrsinsel Stimmungsvolle Sonderplatzierungen verlocken zum Kauf Wegeführung nach bewährtem Muster Typisch für ein niederländisches Gartencenter ist die Anordnung der Bereiche: So gelangt der Kunde zunächst in einen Empfangsbereich und von dort direkt zur Schnittblumenabteilung und zur Informationstheke, die zusätzlich vom Warmhaus aus zu- gänglich ist. Das eigentliche Gartencenter wird über das Kalthaus betreten. Einkaufswagen stehen auch hier, sofern der Kunde noch keinen von außen mitgebracht hat. Die an den Außenwänden des Kalthauses aufgestellten Holzdisplays sind mit alten Ton-Dachziegeln und Reisig gedeckt, um eine warme und heimelige Stimmung aus- PFLANZENEINKAUF IN DER GRUPPE (wok) Der Schwerpunkt lebendes Grün soll am Gesamtangebot von Stox einen Anteil von mindestens 55 bis 60% haben. Zusammen mit vier anderen Intratuin-Gartencentern hat Stox eine eigene Firma mit Sitz in Grubbenvorst/NL direkt an der ZON gegründet, die sich um den Pflanzeneinkauf kümmert. Ein Teil der Ware wird über das dortige Vermittlungsbüro eingekauft, viele Pflanzen auch direkt von Gärtnern, zum Teil im Vertragsanbau. Neben teilweise exklusiven Produkten liegt der Vorteil für die Gartencenter unter anderem darin, dass sämtliche Pflanzen mit Preisauszeichnung angeliefert werden. Einkaufsnutzen bietet die Zugehörigkeit zur Intratuin-Gruppe bei der Hartware. Auch wenn das Intratuin-Gartencenter keinen Preiskampf mitmacht, ist der Preis doch für den Kunden ein wichtiges Kriterium. Durch die Einkaufskraft in der Gruppe und Eigenimporte, beispielsweise aus Fernost, lassen sich vergleichbare Verkaufspreise wie in Bau- und Heimwerkermärkten realisieren. Die Gruppe gibt auch ein einheitliches Konzept und einen gemeinsamen Markenauftritt vor. Bei dem im vergangenen Jahr in Almelo/NL eröffneten Pilot-Gartencenter (siehe „Grüner Markt“ Nr. 7/8/2000) kamen bereits das neu entwickelte Logo und ein neues Gestaltungskonzept zum Tragen. Nach dem Erfolg des Konzepts hat sich die Gruppe entschieden, dieses bis 2005 in allen Intratuin-Gartencentern umzusetzen. In Roermond soll es bereits im kommenden Jahr zur Fünf-Jahresfeier komplett verwirklicht sein. Januar/Februar 2002 zulösen. Sie dienen der Präsentation von Pflanztöpfen sowie Zink- und Bastartikeln. Im Kalthaus sind die Tische nicht ausschließlich rasterförmig, sondern unterschiedlich – auch T-förmig oder rechtwinkelig – zwischen breiten Wegen angeordnet. Dadurch wird Spannung erzeugt, die durch Vor-Kopfplatzierungen und abwechslungsreiche Tischpräsentationen mit gezielt höheren Sonder-Aufbauten noch gesteigert wird. Vorne niedrige und nach hinten höher werdende Warenarrangements ziehen in die Seitenwege. Zwei Durchgänge erlauben vom Kalthaus den Zutritt zu dem in einem Rundweg begehbaren Freigelände mit dem Schwer- punkt lebendes Grün. Die Kompetenz in diesem Bereich wird unter anderem durch das Intratuin-eigene Stauden-Label unterstützt. Die Tische stehen teilweise diagonal zum Hauptweg und stoßen auf quer gestellte Tischgruppen. Für den Kunden entsteht so fast der Eindruck, als spaziere er durch einen verwinkelten Garten, und er wird animiert, das Angebot genau zu ergründen. Im Seitenbereich bilden kreuzförmig aufgestellte Gitterelemente jeweils vier getrennte Räume, in denen die Ware nach hinten stufenartig erhöht auf Kunststoff- oder Holzkisten aufgestellt ist. An mehrere Aufbauten schließen sich kleinere Mus- Grüner Markt 47 Fotos: Oschek PORTRÄT GARTENCENTER Das eigene Staudenlabel verdeutlicht Kompetenz Lebendes Grün bildet auch im Warmhaus den Schwerpunkt tergärten an – jeweils mit Sitzgelegenheiten. In erster Linie vermitteln sie aber Ideen und Anregungen für den Bereich des Hausgartens. Ein Teil der für spätere Erweiterungen vorhandenen Reserveflächen wird derzeit für die Präsentation von Gartenhäusern, Wintergärten und gusseisernen Pavillons genutzt – mit eigenem Tor zum Kundenparkplatz, um unhandliche Artikel direkt zu verladen. Den Abschluss des Freigeländes bildet das Shop-inShop-System von Hillhout mit Artikeln des Gartenholzbereichs. Zooabteilung erhöht Kundenfrequenz ➜ Die Tierabteilung im Kalthaus, die erst seit 1998 zum Gartencenter gehört, umfasst Tiernahrung, Zubehör wie Käfige, Transportboxen sowie eine Auswahl an lebenden Tieren wie Vögel und Hasen. Für das Angebot sprechen folgende Vorteile: ❚ Tiernahrung führt zu einer konstanteren Kundenfrequenz ❚ lebende Tiere verkaufen Käfige und Transportboxen stärker mit. Der Zooabteilung schließt sich der ebenfalls wichtige Verkaufsoffene Sonntage lohnen sich Das Gartencenter ist montags von 10 bis 18 Uhr, dienstags und mittwochs von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Donnerstags und freitags bleibt es von 9 bis 21 Uhr auf und samstags von 9 bis 17 Uhr. Hinzukommen 13 verkaufsoffene Sonntage im Jahr. Gerne würde das Gartencenter öfter 48 Grüner Markt sonntags öffnen, doch gibt die Gemeinde hierzu keine Genehmigung. Der Sonntag ist in den Niederlanden aber kein so starker Verkaufstag wie beispielsweise in England. Vielmehr kommen die Kunden am verkaufsoffenen Sonntag zur Freizeitbe- schäftigung, gehen durchs Gartencenter, lassen sich inspirieren, trinken einen Kaffee oder essen eine Kleinigkeit. Der Umsatz in der darauffolgenden Woche machen dies aber gut, erläutert Huijsmans seine Erfahrungen. wok Aquaristikbereich mit Fischen und dem gesamten Zubehör an, gegenüber der Bereich Wasser im Garten. Dieses Warenangebot schafft einen gleitenden Übergang zu den Gartengeräten mit einer kleinen Auswahl an Rasenmähern und Handgeräten. ➜ Im angrenzenden Warmhaus sind Bereiche wie Licht im Garten mit einer großen Auswahl an Gartenlaternen und -lampen und von Frühjahr bis zum Herbst auf 500 m2 die Gartenmöbelabteilung untergebracht. Bei Gartenmöbeln will das Intratuin Roermond für jeden Geldbeutel etwas bieten, auch wenn der Schwerpunkt im hochwertigen Bereich liegt. Gartenstühle werden von rund 25 bis 350 R angeboten. Die Fläche soll in Zukunft erweitert werden, um die Ware in einem praxisnahen Umfeld mit entsprechender Dekoration anbieten zu können und dem Kunden so mehr Anregungen und Ideen zu vermitteln. Nach der Gartenmöbelsaison dient die Fläche dem Weihnachtsmarkt. ➜ Ein wichtiger Bereich ist die Cafeteria, die an einen Betreiber vergeben ist, der in verschiedenen anderen Intratuin-Gartencentern sowie in Golden Tulip Hotels tätig ist. ➜ Lifestyle-Produkte und Textilfloristik werden dem Kunden im Boutiquebereich dargeboten. Hier bilden aus einfachen Holzbrettern errichtete Räume den passenden und flexibel zu gestaltenden Rahmen und werden häufig farblich abgeändert und dem aktuellen Warenangebot angepasst. ➜ Das Gartencenter arbeitet mit einem Warenwirtschaftssystem. Dort kann zum Beispiel große Ware direkt eingescannt werden, ohne das Produkt zu bewegen. Der Kunde erhält einen Bon, mit dem er zur Kasse geht, die Ware bezahlt und dann anschließend an der entsprechenden Stelle abholt. Auf Expansion ausgerichtet Beim Bau des Gartencenters wurden bereits Erweiterungen der Verkaufsfläche einkalkuliert. Ein zusätzliches Gewächshaus wird bereits gebaut. Noch 25000m² Reserveflächen stehen zur Verfügung. Die Expansionsmöglichkeiten sieht das Gartencenter Stox vor dem Hintergrund als gegeben an, dass direkt neben dem Gelände eine Autobahn gebaut wird, die Venlo und Maastricht mit einer Anbindung zur Autobahn nach Mönchengladbach verbinden soll. Hierdurch könnte auch der Kundenanteil aus Deutschland, der derzeit etwa 20% beträgt, weiter steigen, denn die Fahrtzeit von Mönchengladbach verkürzt sich beispielsweise um rund fünf Minuten auf durchschnittlich eine Viertelstunde. Peter Stox hat aber nicht nur die Expansion am Standort in Roermond im Auge, sondern will die Zahl der Standorte erhöhen. 1998 eröffnete er bereits ein Intratuin-Gartencenter in Venlo. Weiteren geeignete Standorte sucht er noch. Werner Oschek, Übach-Palenberg Januar/Februar 2002