WT 01/09 - Welzel+Hardt GmbH
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WT 01/09 - Welzel+Hardt GmbH
Der Walzentrommler Zeitschrift von Welzel + Hardt 01 09 t rF is c h h e kl e in e e in fü hr u n g m a d ie s e r a u s g a b e : . . . e s ü m e G s e g Jun drinsteht, egal Drucken gibt. Egal was zum en ihn n ma s wa n, r drucke igkeit, Wir sind Drucker. Drucke Laufrichtung, Passgenau geht es um Farbdeckung, Da kt. ruc ged gut che r stehen am Ende wie’s aussieht. Hauptsa iter und so weiter. Drucke we so d un t ier chm abs s nichts r ns auf den letzten Drücke perfekte Verarbeitung, das pierens, Gestaltens. Meiste nzi Ko ns, ege erl Üb des ert auf die Rampe eines langen Prozesses prompt, propper, preisw 1a e ett Pal ze gan Die m eines: sollen Drucker vor alle rk eben. we daran, wenn wir stellen. Perfektes Hand noch ziemlich viel Spaß aus hin er üb dar ngs rdi en alle , zielgenau Wir – also wir jetzt – hab extete, toll fotografierte wohl überlegte, gut get n: rfe dü n cke dru d, das die Chance hat, auch schöne Sachen sigen Gesamtobjekts sin lüs sch h sic in es ein l lzer) Tei gestaltete. Wenn wir (sto ier! pap ntprodukte, die wir mehr zu sein als ... Alt herkommen, die die Pri lich ent eig te Leu die n den uniUns interessierte mal, wo lied sind zwischen Komm die das kreative Bindeg «, pen rty stle ün »K Die s erde führte un im herstellen, entwickeln. d Produkt. Unsere Neugi un ge ssa Me hen isc zw erdung«, Design kationsziel und »Gestaltw arbeiten am Fachbereich Ausstellung der Diplom der , ng« dga un »R ten estern Studium Februar zum sogenann rInnen, die nach acht Sem fike Gra e nd ehe ang fzig ldorf. Fün zu der Fachhochschule Düsse recherchieren, Lösungen suchen, Hintergründe zu zu a em Th ein h sic en, : Kommunikationsein halbes Jahr Zeit hab isse vor allem eines zeigen ebn Erg en der d Un n. entwickel iedskizzieren, Konzepte zu beeindruckt, wie untersch chen. Wir waren ziemlich rei ust anz nt bu as etw r sm Enthusia us design ist mehr, als nu StudentInnen mit großem die h sic en den t mi , ren emen wa lich die Bereiche und Th em wunderschönen . Das reichte z.B. von ein ten hat t ftig chä bes ie e und erstaunlicher Akrib 27) über eine provokant Barock (elegant: Seite 26/ zum ekt roj chp Bu en für lich zum »Büro wissenschaft (stylish: Seite 30/31) bis uen in die Bundeswehr« Fra ehr »m für e staltung, als wegen agn mp Ka niger aufgrund ihrer Ge we die eit, Arb e siv ver frech-sub ugte Desinformation«: Eine unikationsprozess überze ng im öffentlichen Komm eru sich un Ver t mi gs ihres gekonnten Umgan er« zu (mutig: Seite 38/39). in den »Walzentromml eite haben wir versucht, dbr Ban en rm eno ser Arbeit zuzuschauen: Ein wenig von die ngen Gemüse« bei der »ju dem en, hab st Lu l selber ma (siehe packen. Und wenn Sie d anderswo sicher auch mt bereits im Herbst. Un kom rf ldo sse Dü in g Der nächste Rundgan n wünschen . Viel Spaß beim Stöber und Nils Hardt Studienorte Seite 40/41) Ihr Helmut Seggebäing ü be r bl ick j ane t S chürm e ye r – »rostrosa« [ Alta utom agazi n für fra ue n ] 09 Mi rj am obe rle – »joi nt ve nture « [ i nno vati ve s m agazi n ohne tre nnung zwi sche n re dak ti on und wer bun g ] 1 0 dani e l li ss on – »RRRobot – stre e t we ar-de si gn« [ m arke , kolle k ti on & m arke ti ng ] 11 e le na va ss i li adou – »arganöl – da s gold de s le be ns« [ e rsche i nungs bi ld und buch ] 13 carste n hardt – »kunst stadt l andschaft« [ A usste llungs proje k t i m öff e ntli che n ra um ] 14 m are n si e ke r – »Arm e s hage n« [ e i n sozi ale r de si gnproze ss ] 15 chri sti an fre nss e n – »di e schl anke re publi k« [ K am pagne zur Be k äm pfung v on Übe rge wi cht ] 16 davi d grabi ni ok – »m uste rse i te nge ne rator« [ kre ati vi nstrum e nt ] 19 ale xande r He rm ann – »spi e lführe r« [ buch übe r di e de utsche fuss b allkultur ] 20 robi n frank – »am ate urde si gn – li e bhabe r und l ai e n« [ kom m uni k ati onspl attf orm De si gn ] 22 de nni s horstm ann – »de r duft de s ne ue n« [ parfum - und pfle ge se ri e ] 23 k atj a Maci osze k – »fri e dfalt« [ m arke für i ndi vi due lle be stattungsv orsorge ] 25 Manue l a sli w a – »B arocco und di e Angst« [ Illustri e rte r Ge di chtb and ] 26 juli a si ni ae va – »from russ i a wi th lo ve « [ k am pagne für ae roflot ] 28 Sylvia Kutz | Kati Engelhardt – »Einmal Unendlichkeit und zurück« [ Marketing für das Pl anetarium Bochum ] 2 9 m a j a thi e le – »fri e de nse nge l« [ re kruti e rungs -k am pagne ] 31 K atri n panhe y – »ge danke nspi e le « [ Ent wurf e i ne s Buche s übe r de nkproze ss e ] 32 juli a we sthoff – »hi ppocam pus« [ wi ss e nsm agazi n für ki nde r ] 34 tobi a s v on ae sch – »i llustrator‘s e tch« [ m agazi n ] 35 johanne s v on gross – »strange fam i li ar« [ Ne w As pe cts of Conte m porary Li fe ] 37 Pe tra Ge rl ach | Flori an Mi rb ach – »Da s Büro für De si nf orm ati on« [ Konze pti on, Ent wurf und A usf ührung e i ne r Be we gung für m e di ale Irri tati on ] 38 » w i r beda n ken u n s b eim Fach b ereich Design d e r Fachhoch schule dü sseldor f, be s onder s b e i h errn professor Uw e j. rein h a rdt u n d b ei d e n b et eilig t en st u d en t in n en u n d st u d en t en f ü r d ie freu n d lich e u n t erst ü t zu n g. « a uss e rde m : Sara B a j atmo w ahed – »da zwi s chen« [ Kommunik ation s medien über kulturelle Di fferenzen ]; Je n n i f e r C h e ru v i l – »In Morpheus‘ Armen« [ Ein Buch zum Thema Schl af ]; Nadine Engel – »wunderBar, sonderBar« [ Mode-Kollektion für die Mitarbeiter einer Bar ]; Anna Haag – »Stukkatura« [ Kommunikationsmittel einer firma für Innenausbau ]; S andra Hofe re r – »m atch« [ Ent wurf e i ne s Inte rface für e i n S port-Trai ni ngs program m ]; Marz en a J ac i ubek – »Dynam i k de s Mom e nts« [ ze i tge bunde ne künstle ri sche Mani fe stati one n ]; S i na Jung – »Rhe i nzi cken « [ W ebpo rta l für L ästermä uler a u s Düss eldor f und K öln ]; Hanna K amprath | M iryam-Jeanine Minat y – »why p p « [ v i rt u e l l e Prom oti onage ntur ]; Yu-S un K ang – »S chw arz um hüllt di e We lt« [ Ent wurf e i ne s i llustri e rte n Bu c h es ] ; W i ebk e Hyang K öste r – »Ke i ne F orm sache « [ Re -De si gn de r F orm ul are de r Bunde sage ntur für Arbe i t ]; A n n i k a K o r i es – »fluid ground« [ Unordnung als Kulturtechnik ]; Steffi Krohmann – »Einfach so! – Krankheiten einfach erkl ären« [ i nte rak ti ve s we bportal für Ki nde r m i t unhe i lb are n krankhe i te n ]; Je ns Mülle r – »A 5« [ Buchre i h e z ur D es i g n ge schi chte ]; Mi chae l Mülle r – »3rd ge ne rati on« [ Ent wurf e i ne s Com pute rspi e ls ]; Mari us Obi e ga l a – »Pa pi er i st tot« [ Ent wurf e i ne s E-Pape r Magazi ns ]; S a ade t Öm ürlü – »Obje k t m i grati on« [ Kom m uni k ati onsm i ttel z ur M i g r a tion sf ors chung ]; N inetta Orfgen – »Turning mus ic into images « [ I llustrationen zur M usik Tracy C h a p m a ns ] ; Eva Pa uli – »schöne r wi ss e n« [ Kom m uni k ati onsm e di e n zum The m a Inf orm ati on und Ästhe ti k ]; Arne Ra w e – »D r a uSSen w arte t de r Tod« [ Ent wurf e i ne r wi ss e nschaftli che n Publi k ati on zur F otografi e ]; Bj örn Rubni k o w i c z – »D ö D ü« [ Kom m uni k ati onsm i tte l für e i nE Franchi se -Brand für Bi o-Döne r ]; Natali a S abolotni – »Da s kl ei n e Sc h w a r z e« [ illustrationen und Buch über einen mode-kl assiker ]; Magdalina Tsoneva Stancheva – »Stefan Kauchev – Designer und T ypograf« [ Buch und Kom m uni k ati onsm e di e n ]; Andre a s Vali oti s – »da s e rbE de s He rakle s« [ B i l der buc h f ür junge Er w achse ne übe r di e m ake doni sche He rrschaft i m anti ke n gri e che nl and ]; Be i Zhao – »Ich + M i c h « [ K o mmuni k ati onsm i tte l zum The m a S e lbstre fle xi on ]; Jurate Zi uk ai te »Poe si e de r L ange we i le « [ f otogr a f i s c h e a r bei t zum The m a L ange we i le ]; Ni na Zucho w ski – »Ki -Wi « [ i nte rak ti ve s Le xi kon für Ki nde r ] k Foto: Magdalena Schaarwächter Foto: Magdalena Schaarwächter Gib’ Gummi. [email protected] Ein Automagazin? Für Frauen? Noch dazu über Oldtimer? Von einer Frau? Das kann doch gar nicht sein! Kann wohl! Und sieht komplett anders aus, als alles, was wir bisher an Postillen und Fachorganen zu der deutschen Männer liebstem Spielzeug gesehen haben. Janet Schürmeyers extrem kultiges Lifestyle-Magazin holt die anderen AutoliebhaberInnen ins Chassis. Für die Leserinnen von »rostrosa« muss es kein überrestaurierter Aston Martin sein, ein unterirdischer, knalloranger Datsun von ’76 hat für sie den gößeren Lässigkeitsfaktor. Witzige Reportagen, eine trendige Fotoauffassung, einfallsreiche Themen, gut verpackte Informationen, nette Illus: »rostrosa«, hat alles, was auch Männer ab über- Janet Schürmeyer textete, fotografierte, illustrierte und schuf ein abwechslungsreiches Layout. morgen am Kiosk sehen möchten. Der dreiteilige Fuhrpark der Diplomandin selbst hat übrigens insgesamt 112 Jahre auf dem Buckel. »Pornös« nennt Janet Schürmeyer eine Fotostrecke, in der sie sehr, sehr stolze Besitzer unwiderstehlich kultiger Alltagsoldtimer in Unterwäsche inszeniert hat. j ane t S chürm e ye r – »rostrosa« [ Alta utom aga z i n f ür f r a uen ] 0 9 Werben ohne Werbung. Wie beim Walzentrommler hat jede Ausgabe ihr Thema. Hier die Ausgaben »Fußball« und »Kinder«. Das Titelbild geht auf der Rückseite weiter: Dort sieht der Leser dann, dass der Ball von einem Adidas-Schuh geschossen und der kleine Brei-Matscher aus einem Hipp-Gläschen gefüttert wird. [email protected] d a n @ r r r o b o t. c o m FRRResh as RRRobot. Was nervt Mirjam Oberle in Zeitschriften am meisten? Richtig, die Anzeigen. Ein Modelabel zu gründen, ist nicht unbedingt die Kernkompetenz Sie sehen aus, wie sie wollen, stören den gestalterischen Gesamteindruck und eines Kommunikationsdesigners. Dass aber ein talentierter Illustrator haben meist nichts mit dem zu tun, was die Leserin gerade interessiert. Ist es auch einen Kleidungsstil prägen kann, zeigt sich bei Daniel Lisson. nicht möglich, dachte sie sich, bei der Gestaltung eines Magazins, die Werbung, Bereits im Jahr 2007 entdeckte er seine Faszination für das T-Shirt auf die jede Zeitschrift angewiesen ist, mit dem Inhalt zu einem einheitlichen als Mitteilungsmedium und begann mit einem Freund Shirts und Ganzen zu kombinieren und ein Lesen mit Werbung, aber ohne störende Sweater selbst zu bedrucken. Dies geschah vorerst in einer kleinen Werbepausen zu ermöglichen? Könnte es sogar gelingen, die Attraktivität, Garage in der Nähe von Köln. Geprägt von Intuition und Wildwuchs formte die von einer Zeitschrift als Ganzem ausgeht, für die Botschaften der Werbe- sich der Wunsch, ein eigenes Streetwear-Label aufzubauen. Im Rahmen seines treibenden zu nutzen und so deren Wirkung zu erhöhen? Ein Experiment, Diploms entwarf Herr Lisson dann neben dem stimmigen Erscheinungsbild von dem Leser und Werbetreibende gleichermaßen profitieren sollen: ein »Joint venture«! Und ein vielleicht Schule machender neuer Magazintyp: das »Magvertorial« (magazine/advertising/editorial)! 10 Mirj am o berle – » j o i nt v e n t u r e « [ i n no vat i v e s m aga zin oh n e t ren n u n g zw isch en reda k t ion u n d w erb u n g ] der Marke eine komplette Kollektion und entwickelte dazugehörige Marketingstrategien. In nahtlosem Anschluss wird die Arbeit nun realisiert. Also Augen auf, jetzt rrrollt der RRRobot auf Sehr relaxter Dreitagebart, demolierte Zentraleinheit, schlechte Zähne aufgrund einer Zahnarztphobie sowie eine zerfetzte Krawatte, die von seiner Vergangenheit als Businesstyp zeugt: Daniel Lissons »Trrashbot« entspricht zu 100% seiner Zielgruppe. den Markt. dani e l li ss on – »RRRobot – stre e t we ar-de si gn« [ m arke , kolle k ti o n & ma r k eti n g ] 1 1 Die Farben Marokkos. e l e n a . va s i l i a d o u @ i m a g i n i . d e Arganöl ist eine Geschmacksoffenbarung. Arganöl ist im Trend. Arganöl kann alles. Und Arganöl ist teuer. Zu Recht, denn für die Herstellung von einem Liter braucht man ca. 30 kg Früchte (etwa 4,5 kg Kerne), deren aufwendige Verarbeitung nur in Handarbeit möglich ist und zwei Tage dauert. Es ist Frauenarbeit, die aber den ansonsten von ihren Männern völlig abhängigen Frauen in den armen Regionen Marokkos ein gutes Stück Selbständigkeit verschafft. Elena Vassiliadou reiste nach Nordafrika, besuchte die marokkanischen Kooperativen, machte sehr schöne Fotos, entwickelte ein farbenfrohes Erscheinungsbild und verpasste dem edlen Öl endlich die angemessenen Gefäße. Arganöl gibt’s bei uns schon länger zu Getönte Glasflaschen mit Silberschmiedearbeiten gefasst: So sind 200 ml kosmetisches Arganöl zu 35 Euro vermutlich besser an die Frau zu bringen. kaufen, aber hier stimmen endlich Preis und Auftritt überein. e le na va ss i li adou – »arganöl – da s gold de s le be ns« [ e rsche i nun gsbi l d un d buc h ] 1 3 Sehr überzeugend ist das betongegossene Leitsystem, das sich Carsten Hardt für den Hofgarten in Düsseldorf ausgedacht hat. Stolpersteine. Ups, da liegt ja was auf dem Rasen … und dort ebenso, und da hinten auch … rotkantige Beton-Objekte ragen weithin gut sichtbar aus dem weichen Grün des Düsseldorfer Hofgartens heraus – sie sind Teil www . c a r s t e n - h a r d t . d e [email protected] Ma r e n S i e k e r @ g m x . d e Hagen, stolz. Um aus »einer Stadt« »meine Stadt« zu machen, akzentuiert Maren Sieker in ihrem Corporate Design für die Stadt Hagen den Buchstaben »m« als Bildmarke. Tatsächlich – das hat sie in ihrer überzeugenden Konzeption erkannt – braucht des ungewöhnlichen Leitsystems, das Carsten Hardt für die 2010 Hagen jedoch weit mehr als nur ein Logo und einen bunten Anstrich. Frau stattfindende temporäre Ausstellung »Kunst Stadt Landschaft« Sieker überarbeitete und ergänzte daher mit Hilfe der Kunsthochschule für entwickelt hat. Dabei haben die Betonsockel eine zweifache Medien Köln das bereits für Köln existierende »Unortkataster« und passte Funktion: Zum einen führen sie durch den Park und hin zur Kunst, zum es an die Stadt Hagen an. Der Ansatz: Städte haben kein Geld, ganze Viertel anderen transportieren sie aber auch ein wenig Städtisches in die Land- verkommen, städtische Gebäude vergammeln, Ecken verdrecken – Hagenern schaft und greifen so den Ausstellungsgedanken auf – Grenze und soll das nicht gleichgültig sein. Auf einer dialogischen Website benennen sie Bruch zwischen Städtischem und Natürlichem werden deutlich und gleich- »Unorte« auf einem Stadtplan, machen Vorschläge, wie Missstände zu beheben zeitig vermindert. Natürlich hat Carsten Hardt auch an alles Weitere gedacht sind, werden »Unortpaten«, äußern Sparideen, tauschen sich und neben der unverzichtbaren Geschäftsausstattung auch werbewirksame auf direkter Bürgerebene – zähflüssige politische Prozesse um- Maßnahmen wie Plakate, Postkarten und Ähnliches entworfen. Somit geht gehend – konstruktiv miteinander aus. Zum Wohle ihrer Stadt. dann vielleicht ein Stückchen Kunst zurück in die Stadt – ein gut durchdachtes So werden auf der abgebildeten Landkarte aus blauen Punkten Komplett-Paket! (benannte Unorte) gelbe (Unorte mit Patenschaft) und schließ- Auch die »Basics« eines umfassenden Corporate Designs hat Maren Sieker für Hagen erarbeitet. Doch darüber hinaus geht es in ihrer Arbeit um die Veränderung der inneren Haltung der Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Stadt. lich grüne Punkte (ehemalige Unorte). »Unort« Nr. 629: Kiosk auf dem Goldberg 14 carsten h ardt – » kunst sta dt l a nd s c h a f t« [ A u sst e llu n gs p rojek t im öffen t lich en ra u m ] m are n si e ke r – »Arm e s hage n« [ e i n sozi ale r des i g n pro z ess ] 1 5 [email protected] Fettes Geflügel. Die Deutschen sind zu dick. Sagt jedenfalls Christian Frenssen. Und – ja, zum Teufel! – da hat er ja auch Recht. Zeit also für eine Abspeckkampagne der Bundesregierung. Herr Frenssen möchte das Thema aber nicht Die Headlines der Plakat-Kampagne nehmen bekannte Sprüche aus der Lebensmittelwerbung auf’s Korn. mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Humor angehen. Seine Identifikationsfigur ist der Bundesadler. Fett ist er geworden, kann sich kaum noch rühren, Tropfen kommen ihm schon aus dem Schnabel (aber irgendwie sieht der »richtige« daneben auch fast ein bisschen mickrig aus). Wieviele »Kinder von Landau« der Diplomand mit seiner Kampagne auch immer von der Frittenbude fernhalten kann, hübsche Plakate hat er jedenfalls gestaltet. Obwohl es vielleicht den größeren Effekt hätte, in Deutschland ganz, ganz viele Spiegel aufzustellen. 16 c hristi an f ren ss en – » d i e s c h l a n k e r e p u b l i k « [ K a mpagn e zu r Bek ä mp fu n g v on Üb ergew ich t ] Mit abschreckenden Bildern für‘s Abnehmen werben? Davon verspricht sich Christian Frenssen nichts. Außer Schadenfreude vielleicht. Viele, viele schlaue Wörter: Die Diplomarbeit von David Grabiniok gräbt tief in der Geschichte der Bildtheorie Ornament ohne Reue. g r ab i n i o k @ g m x . d e Es soll Leute geben, die standen vor David Grabinioks Diplomarbeit und fanden einfach schön, was sie sahen. Farben und Formen in voller Pracht – eine Augenweide ohne Funktion. Geschenkpapier? Backgrounds? Wallpapers? Egal, die Fülle der ornamentalen Möglichkeiten verzauberte geradezu. David Grabiniok hat sich allerdings nicht Bunte Muster aus illustrativen und fotografischen Elementen, computergeneriert, mit immer wieder überraschenden Zusammenstellungen. nur mit dem schönen Schein sondern durchaus auch mit dem philosophischgedanklichen Sein von Gestaltung beschäftigt. Und ist dabei ganz schnell mitten in die bildtheoretischen Diskussionen der ikonologischen Wissenschaften zwischen Gottfried Böhm (»iconic turn«) und Villem Flusser (»Kommunikologie«) geraten. Verdienstvoll: Sein Mut zum Schwelgen im Ornamentalen trotz der vernichtenden Generalkritik von Adolf Loos aus dem Jahre 1908 (»Ornament und Verbrechen«). Wer nicht nur die Augen, sondern auch das Hirn beschäftigen will, wird mit David Grabinioks Konzept aufs Anspruchsvollste unterhalten. davi d grabi ni ok – »m uste rse i te nge ne rator« [ kre ati v i n strumen t ] 1 9 Die Identifikation mit seinem Diplomthema führte bei Alexander Hermann zu beträchtlichem »Eigenbranding«. h all o @ al e x h e r m a n n . d e Abstauber. Es gibt unzählige Bücher über Fußball, aber: Bücher über Fußball kann es nicht genug geben. Außerdem kann man davon ausgehen, dass die bisherigen vermutlich zu 50 Prozent substanzlos, zu 70 Prozent bierernst und zu 90 Prozent pottenhässlich sind. Mit alledem räumt der Diplomand Alexander Hermann gründlich auf und hat sich sichtlich lustbetont ein halbes Jahr mit den beiden schönsten Dingen in seinem Leben beschäftigt: Fußball und Grafik-Design. Und ebenso, wie im Fußball der Trend weg vom rustikalen Blutgrätscher hin zu den Diegos und Riberys der Liga weist, besticht das Buch mit sensibler Typografie statt fetten Lettern. Dass die klassischen Themen vom Bundesligastadionbierpreisranking bis zu den schönsten Fußballersprüchen (Paul Breitner: »Dann kam das Elfmeterschießen. Alle hatten die Hosen voll, aber bei mir lief es ganz flüssig«) enthalten sind, versteht sich von selbst. Trotzdem ein Buch, das bei jedem Mann auf dem Gabentisch noch Platz hätte. 20 alexander H erman n – » s p i e l f ü h r e r « [ b u c h ü b e r d i e d eu t sch e fu ssb a llku lt u r ] Eine Autogrammkarte durfte natürlich auch nicht fehlen: Die obligatorische Vokuhila fand der Diplomand im Karnevalsberdarf. »Das Buch, das Sie soeben erworben oder heruntergeladen haben, ist unvollständig. Das Einzige, was es beinhaltet, ist sein Text, der Kern eines jeden Buches. Es gibt mannigfaltige Möglichkeiten, wie dieses Buch nun weitergestaltet werden kann. Ihr Ziel soll es jetzt sein, Ihre eigene, selbstdesignte und unverwechselbare Ausgabe dieses Buches zu erschaffen: Gestalten Sie Einband oder Umschlag, Überschriften, Illustrationen, Vorsatzpapier etc. ...« [email protected] Mach’ mich fertig. [email protected] Dennis’ Duft. Weiße Bücher, mit Text zwar, aber ohne »Die Verpackung macht die Musik«. In welcher Bilder und nix mit bunt, dafür mit viel Branche trifft das wohl mehr zu als bei Parfum und »Platz für Ihre Notizen«. Platz für das Pflegeprodukten. Häufig ist es allein das Erscheinungs- ungebremste Ausleben kreativer Bedürf- bild (und die dahinterstehende Marke), die das Preis- nisse. Jeder gestaltet, sagt Robin Frank in segment einer Kosmetikserie definiert. Kein Tummel- seiner Diplomarbeit und ruft mit »editionamateur.de« eine Plattform ins Leben, platz für NoNames, sollte man meinen. Dass Dennis die – so stellt er sich vor – den Dialog zwischen professionellen und Freizeit- Horstmann für sein »37° – BioLogic Perfume & Care« designern befeuern soll. Dort sollen neben Grundzügen der Gestaltung und dennoch auf eine ganz unglamouröse, strenge Leer-Vorlagen von diversen Druckobjekten vor allem Diskussionsforen zu Gestaltung setzt, weist er in umfangreichen Ziel- finden sein. Und alle befruchten sich gegenseitig! Zum Rundgang zeigte er gruppenanalysen nach. Eine weitere Idee seines nackte Literatur zwischen leeren Buchdeckeln und rief mit Buntstiften und Produkts: Basierend auf jeweils 5 Basisdüften haben die Benutzer und Rubbelbuchstaben zu deren kreativer Inbesitznahme auf. Das umso buntere Benutzerinnen die Möglichkeit, mit Aromaessenzen ihr individuelles, Corporate Design seiner Initiative taucht dann in Form von Banderolen auf. originäres Endprodukt zu variieren. Ein Gedanke, bei dem jedem Parfumeur Weiß, pur, clean und klinisch: Im Dschungel der glitzernden Flacons traut man vielleicht gerade der extrem reduzierten Gestaltung von »37°« einiges Durchsetzungsvermögen zu. wahrscheinlich die Nasenhaare zu Berge stehen, den Dennis Horstmann aber als das (kundenorientierte) Alleinstellungsmerkmal entdeckt hat. 22 rob in f ran k – »amateu r d e s i g n – l i e b h a b e r u nd l a i e n « [ kommu n ik at ion spl at t f orm Design ] de nni s horstm ann – »de r duft de s ne ue n« [ parfum - un d pf l eg es er i e ] 2 3 Design post mortem. kat j a . m a c i o s z e k @ g m x . d e Innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte hat sich die Bestattungskultur dynamisch verändert. Aufgrund einer mobilen und zunehmend säkularen Gesellschaft sind die traditionellen Bestattungsmöglichkeiten für viele Menschen nicht mehr attraktiv. Eine neue Vielfalt tritt an die Stelle der immer gleichen Reihengräber. Eigene Wünsche müssen dann aber auch zu Lebzeiten geäußert werden, um den Angehörigen schwierige Entscheidungen abzunehmen. Aufklärung tut also not. Katja Macioszek schafft »FRIED|FALT« als Orientierungsmarke in der Bestattungskultur. Kernmedium ihrer Arbeit ist ein wunderschön gestaltetes Buch als Überblick über Möglichkeiten, Gesetzeslage, Kosten etc.. Höhepunkt Die Anzeigen beziehen ihre Wirkung aus den konzentriert unprätentiösen Portraits, die Katja Macioszek mit Bekannten als Modellen souverän realisierte. der Arbeit jedoch sind die überaus erfindungsreichen und zartgliedrigen SymbolIllustrationen für die vielfältigen Bestattungsmöglichkeiten. k atj a Maci osze k – »fri e dfalt« [ m arke für i ndi vi due lle be stattun gsv o r s o rg e ] 2 5 Ein Blick in Manuela Sliwas Skizzenbuch verrät etwas von dem Rechercheaufwand, den sie (wie viele andere) bei ihrer Diplomarbeit geleistet hat. Schlichte Eleganz. m a n u e la . s l i wa @ w e b . d e Für uns eine der ästhetischsten Arbeiten von allen: Ein Buchprojekt über den Barock als literarische und künstlerische Stilepoche. Mit der Collagierung filigranster Freisteller aus Gemälden Caravaggios etc. gelang Manuela Sliwa hier ein ganz unverwechselbarer Illustrationsstil, der sich – gepaart mit exzellenter Typografie – konsequent durch das ganze, wunderschöne Buchobjekt zieht. Gedichte und Originaltexte des Barock werden vorgestellt und darüber hinaus kenntnisreich kommentiert. Neben der gestalterischen Leistung ein enormer Forschungsaufwand. Der Gedanke, das Buch nicht morgen bei Amazon bestellen zu können, tat ziemlich weh! 26 Manu el a s li w a – » B aro cco u n d d i e A n gst« [ I l l u st r i ert er Ged ich t b a n d ] Gute Idee: Aus dem edel mit strukturiertem Papier bezogenen Schuber steht das Buch ein Stück heraus. Eine zusätzliche Banderole nennt den Titel. Die Nacht ist Moskaus größte Attraktion, scheinen Julia Siniaevas Plakate zu sagen. kala s c h n i k o wa @ g m x . d e Mach’ rüber! Trekkies in Bochum. Erinnern Sie sich noch an Mathias Rust? Richtig, das war dieser deutsche Ein Planetarium ist eine feine Sache. Man Privatpilot, der am 28. Mai 1987 im Alter von 19 Jahren mit einer Cessna 172 glaubt ja gar nicht, was sich am nächtlichen auf dem Busparkplatz des Roten Platz’ in Moskau landete. Er hatte dann aus- Sternenhimmel so alles tut. Und außerdem führlich Gelegenheit, eine der interessantesten russischen Sehenswürdigkeiten, stellt er sich Monat für Monat auch wieder das Lefortowo-Gefängnis zu besuchen. Julia Siniaeva hat sich nun andere ganz anders dar. Um es »werbeterminologisch« Attraktionen und eine etwas bequemere touristische Herangehensweise zum auszudrücken sind Sternwarten allerdings eins Thema Ihrer Diplomarbeit gemacht. »Sie kennen Zwiebeltürme nur aus der ganz sicher nicht: »sexy«. Kati Engelhardt und kat i . e n g e l h a r d t @ g o o g l e m a i l . d e • s y lv i ak u tz @ w e b . d e Gemüseabteilung? Dann waren Sie noch Sylvia Kutz sahen sich im »Jahr der Astronomie 2009« aufgerufen, dies gründlich nie in Moskau.«, so wirbt sie mit lustigen zu ändern. Für das Planetarium Bochum schufen sie als Gemeinschaftsarbeit Sprüchen und magisch anmutenden Foto- einen grafischen Auftritt aus schwarzen Flächen und grellbunten Illustrationen, bearbeitungen vor blauem Fond für die erfanden eine geheimcodeartige Typografie, dachten sich interessante Headlines russische Fluglinie Aeroflot. Die Überschriften der Veranstaltungsplakate des Planetariums sollen neugierig machen auf das, was sich im jeweiligen Zeitraum am Sternenhimmel tatsächlich entdecken lässt. und werbewirksame Aktionen aus. Wenn also in Bochum beim Kaufhof nächstes Jahr Weihnachten die Heimteleskope ausverkauft sind, wundern Sie sich nicht! 28 ju lia s i n i aeva – » f ro m ru ss i a w i t h lo v e « [ k a m pag n e fü r a eroflot ] S ylvi a Kutz | K ati Enge lhardt – »Ei nm al Une ndli chke i t und zurück« [ Marke ti ng für da s Pl an eta r i um Bo c h um ] 2 9 Ein Blick in Manuela Sliwas Skizzenbuch verrät etwas von dem Rechercheaufwand, den sie (wie viele andere) bei ihrer Diplomarbeit geleistet hat. Frieden ist weiblich. [email protected] Maja Thiele macht in ihrer »stylishen« Rekrutierungs-Kampagne für »mehr Frauen in die Bundeswehr« den Frieden zu etwas Weiblichem. Eine Knarre haben ihre lässigen, khakigekleideten Models natürlich trotzdem in der Hand. Ob Soldaten (oder Soldatinnen) tatsächlich Frieden statt Krieg bewirken können, wird hierzulande poltisch kaum noch in Frage gestellt und insofern animiert Amazone Thiele fröhlich die jungen, selbstbewussten Frauen ihrer Zielgruppe, die Bundeswehr als das Hauptquartier von Friedensengeln zu sehen. Ästhetisch und kommunikationsstrategisch hat sie das auf der Höhe der Zeit ... oder »Männer haben den Krieg erfunden, Frauen werden ihn beenden« und »Unser Horizont geht weiter, als du schießen kannst«: Die Sprüche, die Maja Thiele für ihre Anzeigen und Plakate fand, sind mit das Beste an ihrer Kampagne. getan und mit ihren suggestiven Visuals und witzigprovokanten Headlines aus der Abteilung »Geschlechterkampf« einen gänzlich unglamourösen Job zu etwas höchst Erstrebenswertem stilisiert. Von uns eine eiserne 1,0 mit Eichenlaub! Auf Mega-Lightboards und in Frauenzeitschriften: An diesen Motiven kommt niemand vorbei. m a j a thi e le – »fri e de nse nge l« [ re kruti e run gs- k a mpag n e ] 3 1 Typografische Klarheit und optische Verwirrspielchen: Katrin Panheys Denkbuch macht Spaß. Der Mensch muss denken ... kat i . pa n h e y @ a r c o r . d e ... sagte schon der König Popo vom Reiche Pipi in Georg Büchners »Leonce und Lena«. Der allerdings meinte, dass er deshalb für seine Untertanen mitdenken müsse. Das traut Katrin Panhey den Menschen schon selber zu, bezweifelt aber – zu Recht –, dass uns das immer so ganz bewusst ist. Ist ja auch gut so, sonst würden wir ständig über das eigene Denken nachdenken und vergäßen darüber das Tun. Frau Panhey hat sich dieses Themas auf grafisch wunderbar klare Weise in ihrem anregenden Buch »Denken Denken« angenommen. Quasi rein typografisch und nur mit den Druckfarben Schwarz, Rot und Grün führt sie uns in sechs Kapiteln am eigenen Leibe die Tücken der Wahrnehmung, die Verarbeitung von Informationen, die Funktionen der Erinnerung etc. vor Augen. Herausgekommen ist ein spannendes Buchobjekt, dessen Lektüre die Gefahr birgt, weitere Denkprozesse in Gang zu setzen. Katrin Panhey nutzt ausführlich die Wirkung, die grüne oder rote Folie auf die Wahrnehmung darunterliegender Farbelemente hat. 32 K atrin pan h ey – » g eda nk e ns p i e l e « [ E n t w u r f e i ne s Bu ch es ü b er d en kprozesse ] Die Illustrationen Julia Westhoffs verbinden auf spielerische Art gefundene Muster mit handgezeichneten Elementen. j u l e w e s t h o ff @ g m x . d e Wo ist mein Nabelchakra, wer war Mahatma Gandhi, was tun Arbeitselefanten, wer ist der Star in Bollywood: Fragen, die auch Kinder interessieren. Inder für Kinder. tv o n a e s c h @ y a h o o . d e Es lebe die Illu. »Hippocampus« ist ein Wissensmagazin für Kinder. Jede Ausgabe des Magazins Tobias von Aesch ist Illustrator (jetzt auch diplomiert). Vor allem aber liebt beschäftigt sich mit einem anderen Land der Erde. Die durchgestaltete Ausgabe er Illustratoren. Bewundert, was sie tun. Weiß alles über sie. Läuft in die ein- des Magazins beschäftigt sich z.B. mit Indien. Hippocampus möchte Basis- schlägigen Galerien (die gibt es nicht nur in New York und London, sondern wissen vermitteln, neugierig machen und zum selbstständigen Weiterbilden sogar in Düsseldorf). Sammelt Bücher und Zeitschriften. Tobias von Aesch animieren. Das Lernen mit Hippocampus soll Spaß machen, bunt und fröhlich – so scheint es – hat einen Traum: Ein deutschsprachiges Magazin über sein. Schwerpunkt von Julia Westhoff ist die Illustration Illustration und Illustratoren. Und weil es das nicht gibt, hat er es sich und so plant sie auch, dass die Zeitschrift ganz ohne Fotos auskommen soll. Dadurch erhält das Heft einen spielerischen, kindlichen und handwerklichen Charakter. Immer wieder gibt es Mitmach-, Ausprobier- und Bastelseiten. Hippocampus informiert über Naturwissenschaften, einfach selber zum Diplom geschenkt. Es sind auch Illustrationen aus eigener Feder darin, doch das ist nicht der Sinn der Sache. In erster Linie huldigt er seinen Göttern, den Großen der Zunft (Anita Kunz, Norman Rockwell, Vincent Hui etc.). Er kennt alle Themen, die ihn in einem solchen Magazin selber interessieren würden und findet dafür layouterische Formen. aber auch über historische, sprachliche und künstlerische Die Szene ist ungeheuer vielfältig, der MeisterInnen gibt‘s genug. Man darf sicher sein, dass Tobias von Aesch bereits wüsste, wie die nächsten vier Jahrgänge zu füllen wären. Themen sowie Popkultur, Küche, Religion etc. Die Figur im Stil des „Dia de los Muertes“, welche das Editorial der Nullnummer ziert, steht für die Wiederauferstehung der Illustration und stammt aus der Feder des Diplomanden. 34 ju lia westh o ff – » h i p p o ca m p u s « [ w i sse n s m aga z i n fü r kin d er ] tobi a s v on ae sch – »i llustrator‘s etc h « [ maga z i n ] 3 5 F o t o s : D e n i s P e r n at h j o @ n u r e i n m a g az i n . d e Mein Freund, der Fehler. Ein Tisch mit einem »Fehler«. In der Mitte durchgesägt, schief wieder zusammengesetzt. Was soll das? Eine Schreinerarbeit? Eine Provokation? Das Essen rutscht vom Teller, der Pingpongball kriegt unerhört Effet, aber zum Zeitunglesen taugt das Möbel! Die hoch philosophische Arbeit von Johannes von Gross beschäftigt sich mit Normalität und Wahrnehmung. Seine These: Erst wenn man sich mit Abweichungen von der Routine konfrontiert sieht, findet eine tatsächliche Auseinandersetzung mit dem Alltäglichen statt. Denn erst ein Bruch, ein Fehler in der Norm führt zur bewussten Reflexion. Umfangreiche Ideensammlungen, Notizen, Skizzen (links) hat er dafür zusammengetragen, sich schließlich – quasi stellvertretend – für die respektlose Umwidmung eines Tisches entschieden. Die entstehenden Momente der Irritation sollen »keine Weltbilder verändern, sondern den Betrachtern einen kurzen Blick auf die eigenen Sehgewohnheiten und Nomalitätsbegriffe ermöglichen«. Eine tiefsinnige und ironische Arbeit, Die verblüffenden Experimente mit einem seiner Primärfunktion beraubten Tisch sind für Johannes von Gross im Grunde nur die Verdinglichung eines Gedankenspiels. die die Grenzen des Grafik-Designs locker sprengt. Mit zwei dreieckigen Seitenwänden aus Plexiglas wird der Tisch sogar zum Aquarium. johanne s v on gross – »strange fam i li ar« [ Ne w As pe cts of Con tempo r a ry L i f e ] 3 7 Das BfD Es wird behauptet, dass wir in einer Informationsgesellschaft leben. Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamts („Statistisches Jahrbuch 2008“) besitzen 64,9 Prozent der deutschen Haushalte einen Internetanschluss, 62 Prozent dieser Zugänge werden jeden Tag benutzt. In jedem Haushalt findet man durchschnittlich zwei Fernseher, die im Schnitt zwei Stunden pro Tag genutzt werden. Tageszeitungen, Magazine und Infobroschüren geben uns zusätzlich Auskunft über all das, was um uns herum geschieht. Aber sind wir deshalb auch gut informiert? Zusammengeschnitten: Bei einer Umfrage auf der Straße gab’s fast 100% Zustimmung. Unsere Kultur, vor allem die mit den Massenmedien verbundene, ist voll von Werbung, populistischer Stimmungsmache, Zensur und Millionen anderer Formen der Desinformation und Manipulation. Verschiedene Formen der Desinformation sind so fest mit unserer Kultur verwoben, dass sich aus ihnen sogar schon eigene Sparten, wie der Boulevard, entwickelt haben. Jeden Tag werden wir von Desinformationen regelrecht überschwemmt und es ist uns kaum möglich, sie alle abzuwehren. Die Desinformation ist also ein fester Teil unserer Kultur und nicht mehr aus selbiger zu tilgen. Aber warum die Desinformation nur denen überlassen, die damit verdeckt manipulieren, ihre mitunter gesellschaftsschädigenden Ziele durchsetzen und Profite schlagen wollen? Wir möchten mit unseren Aktionen, die als Medienexperimente anzusehen sind, aufzeigen, wie einfach es ist, Desinformationen zu schaffen und zu verbreiten. Darum gründeten wir das Büro für Desinformation, kurz BfD, eine Dachmarke, die den Aktionen einen theoretischen Unterbau und einen Wiedererkennungswert gibt. Diese bereits angesprochenen Aktionen können wie folgt aussehen: Die erste Aktion: Wie Herr Rüttgers den Artikel 27 entdeckte BILD-Zeitung: In Unterhosen hatte man vor dem Landtag Transparente geschwenkt. Den Hauptteil unserer Arbeit widmeten wir unserem Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und dem Artikel 27 der Landesverfassung NRW. Während Jürgen Rüttgers sicherlich jedem in Nordrhein-Westfalen ein Begriff ist, ist der Artikel 27 weitestgehend unbekannt. Deswegen an dieser Stelle eine kleine Auffrischung in Verfassungskunde: Artikel 27 der Landesverfassung NRW: Rüttgers kuschelt: Ein Motiv, das es gar nicht gibt für eine Kampagne, die auch ohne ihn schon peinlich ist. 1. Großbetriebe der Grundstoffindustrie und Unternehmen, die wegen ihrer monopolartigen Stellung besondere Bedeutung haben, sollen in Gemeineigentum überführt werden. Alles Schwindel. p o s t @ p e t r a - g e r la c h . d e • 2. Zusammenschlüsse, die ihre wirtschaftliche Macht missbrauchen, sind zu verbieten. fl o r i a n . m i r ba c h @ g m x . d e Subversiv auf der gesamten medialen Klaviatur zu spielen, Kuschelbock: Für die NRWKampagne umarmt Michael Schumacher sein Motorrad. öffentliche Meinung zu manipulieren, bekannten Prota- Die offizielle Seite der Desinformation gingen wir in drei Schritten an: gonisten eine beliebige politische Kampagne unter- 1. Vergangenheit: In der von uns kopierten und erweiterten Kampagne „WE LOVE THE NEW“ verkündet er, dass im Land NRW schon immer ein starker Staat das Zusammenleben zwischen Mensch und Wirtschaft regelt. zuschieben, ist nicht originär das Tätigkeitsfeld eines Grafikdesigners. Aber umso mehr lohnendes Thema, 2. Gegenwart: Auf der von uns nachgebauten Internetseite des Ministerpräsidenten veröffentlichten wir selbstverfasste neue Reden in denen er den Artikel ankündigt. wenn es um die Erforschung von Mechanismen medialer Kommunikation geht. Gestalterisch war für Petra Gerlach und Florian Mirbach bei ihrem rotzfrechen Diplomprojekt kein Blumentopf zu gewinnen, ging es doch immer »nur« um die täuschend echte Imitation existierender Bildsprachen. Aber ansonsten gruben sich die Unterwanderer Eingehackt: Selbstgetextete Beiträge pro Artikel 27 auf Rüttgers Website geschmuggelt. mit Haut und Haaren in den Sumpf der Meinungsmache. Mit durchaus 3. Zukunft: 2009 ist Wahlkampfjahr und der Artikel 27 sollte Wahlkampfthema werden, deswegen produzierten wir CDU Wahlkampfmittel, die wir an verschiedene Redaktionen verschickten, zusammen mit einem Beipackzettel, der sie als Fehlsendungen auszeichnete und auf den Artikel 27 Bezug nahm. Eine Desinformation braucht aber auch eine öffentliche Nachfrage, um zu einer Nachricht zu werden. Hier gingen wir wie folgt vor: 1. Wir machten eine Videoumfrage zu Rüttgers angeblichen Plänen in der Schildergasse, schnitten das Ergebniss so zusammen das fast alle für den Artikel 27 waren und stellten das Video als WDR Beitrag getarnt ins Netz. respektablem Mut zum juristischen Risiko führt ihr zu diesem Zweck gegründetes »Büro für Desinformation« vor, wie man sich mit gezielten 2. Und zuletzt gründeten wir eine neue Bürgerbewegung unter dem Namen „pro Artikel 27“, die sich, nach dem Erscheinen von Rüttgers erster Rede für den Artikel 27, mit einer spektakulären Aktion vor dem Landtag präsentierte. Falschmeldungen Volkes Wille »erarbeiten« kann. 38 P e t r a G e r l ach | F loria n Mirb ach – »Da s Bü ro fü r Desin f ormat ion « [ K o n z e p t i o n, En t w u rf u n d A u sfü h ru n g ein er Bew egu n g fü r med ia le Irritati on ] Unser Anfang November gefasster Plan war, Jürgen Rüttgers zu unterstellen, dass er den Artikel 27 in der Zeit der Wirtschaftskrise wieder zum Einsatz bringen möchte. Schließlich präsentiert sich Herr Rüttgers immer wieder gerne als „Herz-Jesu-Christdemokrat“ und Arbeiterführer. Das waren die beiden Zutaten für die erste große Aktion des BfD. Ein recht sozialistischer, unbekannter Artikel in der Verfassung und ein sich sozial gebärdender, konservativ-liberaler Ministerpräsident. Um eine solche Desinformation zu platzieren muss man auf breiter Ebene vorgehen. Bürgerwille: Auf einer eigenen Website ruft »ein Verein« zur Anwendung des Artikel 27 auf. Wir hatten gerade begonnen, unsere Materialien nach und nach zu veröffentlichen, als unser „WE LOVE THE NEW TOGETHER“ Plakat von der Bildzeitung enttarnt wurde. Nicht etwa, weil es nicht gut genug war, sondern weil es so gut war, dass die Bildzeitung beim Pressesprecher des Wirtschaftsministeriums anrief, um den Namen des Bauarbeiters zu erfahren, da er der Aufhänger für ihren Artikel sein sollte. So kam es dann zu einer Unterlassungsklage und das Experiment wurde abgebrochen. Doch das BfD plant schon die nächste Aktion ... grafik design | visuelle ko mmunik ation Fachhoch schule Aachen | Fachhochschu le Bielefeld | Fachhochschule Dortmund | fachhochs chule düsseldorf | KIS D K öln Inter national School of design | Ho chschule Niederrhein, Krefeld | Fachhochs chule Mün ster | B ergis che Universität Wupper tal WAM Die Medien-ak ade mie, Dortmund | Institute of Design, Düsseldorf | Freie Ak ademie der bildenden Künste, Essen | Rhein-Sieg-Ak ademie, Hennef | Ak ademie für Kommu nik ationsdesign, K öln | ecos i gn, K öln | KDA K ölner design ak ademie | Ruhrak ademie, Sc hwerte Fachhochschule Mainz | Fachhochschule Trie r Hochs chule Darmstadt | k u n s t h o c h s c h u l e K a ss e l | H o c h s c h u l e f ü r G e s ta lt u n g Offenb ach am Main | Fachhoc hschule Wiesb aden Nordrhe i n-We stfale n: w w w 2 .de si g n .fh-aachen .d e www.fhm-mittel stand.de/kommunikationsdesign.htm l w w w. f h - dor tm u n d. de/de/stu di /f b /2 w w w. f h - du ess el dor f. de/fa ch b erei ch e/f b 2_des i g n w w w. des i g n k refel d. de w w w.fh-mu en ster. de/fb7 w w w. u n i - w u p p er tal . de/fa ch b erei ch e/fach b erei ch _f P ri vate: www.wam.de www.ingd.de w w w. fadb k . de w w w. rs a k . de w ww.akd -o n lin e.d e w w w. ecos i g n . n et Rhe i nl and-Pfalz: w w w. de si gn st u di u m.co m www.ruhrakademie.de w w w. f h - m ai n z . de/g estal tu n g He ss e n: w w w.fh-trier.d e/in dex.php?id=2709 www.k unst h oc h sc hu le - k a sse l.d e/u eb ersicht/?&fb = v k w w w. h - da. de/stu di u m /stu di en a n g eb ot/arch i tek tu r - des i gn - u n d - m e d i e n w w w. h f g - of fen b ach . de w w w. des i g n - w i es b aden . de zw e i t e s s e m e st e r Grundlagen III: i ll u s t r at i o n : c h r i s t i a n pa d b e r g Wir zeichnen nach Gipsabgüssen antiker Statuen (Raum 249) – Anzeige – Der Walzentrommler ist die Zeitschrift der Welzel+Hardt GmbH, Offsetdruck · Prepress · Full Service, Herseler Str. 7–9, 50389 Wesseling, Telefon: (0 22 36) 9 43 18-0, Telefax: (0 22 36) 4 96 54, eMail: [email protected], Internet: www.welzel-hardt.de. Konzipiert, getextet und gestaltet von der LPG Loewenstern Padberg GbR, Bonn ([email protected]). Alle abgebildeten Arbeiten © Copyright bei den DiplomandInnen. Fotos vom Rundgang: Lucas Pfingsten und Christian Padberg. Gedruckt wurde auf 150 g/m2 (innen) bzw. 250 g/m2 (Umschlag) LuxoMatt im 5-Farb-Offset (Euroskala, Leuchtfarbe Pantone 804 2x und Dispersionslack matt) auf einer Heidelberg Speedmaster CD 102-5L. Der Walzentrommler erscheint zu nicht vorhersehbaren Terminen vier Mal im Jahr.