Die heimlichen Stars?

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Die heimlichen Stars?
GoingPublic
11
www.goingpublic.de
November 2013 / 12,50 €
Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen
GoingPublic
Das Kapitalmarktmagazin
Magazin
Mit 40 Seiten Sonderbeilage
„Medizintechnik 2013 (11. Jg.)
Die heimlichen Stars?
Familienunternehmen und Börse
TWITTER-IPO
Mit roten Zahlen
an die Börse
CORPORATE GOVERNANCE
Im Fokus der
Investoren
ESG UND CSR
Wichtig, aber nicht
für den Kapitalmarkt
WIR
christoph tesch, mba
senior consultant investor relations
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wir die führende Agentur für Finanz- und Unternehmenskommunikation.
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Editorial
Schöngeistig theoretisch
Falko Bozicevic,
Chefredakteur GoingPublic Magazin
Liebe Leserinnen
und Leser,
während wir uns hierzulande mit ganzen fünf
IPOs dieses Jahr – dafür
aber mit zehnmal so
vielen neuen Mittelstandsanleihen – zufrieden geben müssen, wirft
das IPO einer der nächsten Web 2.0-Größen ihre
Schatten voraus: Twitter
zwitschert sich an die
Börse. Dem Vernehmen
nach Mitte November
(siehe bitte auch Seiten
16/17).
Zwar kommt der Kurzn achrichtenplauderer
nur auf rund ein Zehntel
von Facebooks Bewertung seinerzeit, doch sind
10 Mrd. USD bei nachhaltiger Inprofitabilität
schon ein ganz ordentlicher Brocken. Bislang ist
nicht annähernd klar,
womit Twitter irgendwann Gewinne machen
könnte, außer allgemein
durch „mehr Werbung“.
Unser Unternehmensnewsletter BondGuide
wie auch ich selbst sind
seit einiger Zeit bei
Twitter aktiv und ich
m uss sagen: Ich habe bis
dato keinerlei Vorstellung, woraus Twitter da auskömmliche Erträge schöpfen könnte. Egal: Wir nutzen
es weiterhin gern. Unter http://twitter.com/bondguide
erfahren Sie die neuesten Veränderungen im Musterdepot und Neuigkeiten als Erste.
Eine Schnittstelle zwischen BondGuide und GoingPublic
Magazin finden Sie auch erneut innerhalb der Titelstory in Form des Interviews mit dem CEO von Alfmeier Präzi sion (Seiten 50/51). Der Automobilzulieferer
hatte in den vergangenen Tagen eine Mittelstandsanleihe über 30 Mio. EUR erfolgreich platziert – die
Zeichnungsfrist war nach wenigen Stunden beendet.
Markus Gebhardt hat durchaus gut lachen: Sein Bruder
Andreas ist Co-CEO und Co-Gesellschafter von Alfmeier.
Ihr Vater hatte das Unternehmen 1970 gekauft, eine
Generation später übernahmen die beiden Söhne da s
Steuer. Heute setzt Alfmeier mehr als 200 Mio. EUR im
Jahr um. Wenn Familienunternehmen & Börse so gut
funktioniert wie beim bayerischen AutoinnereienSpezialisten: dann gerne mehr davon. Gemäß einem
aktuellen Artikel in einem Magazin für Manager ist das
Gegenteil zu lesen: wie man Nachfolgeregelung, interfamiliäre Unternehmensleitung und generell Kapitalmarkt genau nicht macht. Das betreffende M odeunternehmen hatte im Februar ebenfalls via Anleihe 30 Mio.
EUR eingesammelt – der Bond steht jetzt bei stattlichen 109%. Also mal sehen, ob und wie sich gute
Unternehmensführung mittelfristig niederschlägt oder
ob das nur eine schöngeistige Theorie ist.
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen
GoingPublic 11/13 3
Wer
unterstützt
jene, die
den Mittelstand am
Kapitalmarkt
unterstützen?
Inhalt
3
6
8
Editorial
Schöngeistig theoretisch
Namen & Nachrichten
Xetra
Listing
„Für Investoren kann Fremdkapital
das bessere Eigenkapital sein“
Interview mit Alexander von
Preysing, Deutsche Börse, und
Lothar Probst, LP Inviso
Going Public
12
IPO- und Listing-Statistik
14
IPO-Marktanalyse
Buchpreisbindung
IPO im Fokus: Twitter
Kommt ein Vogel geflogen
IPO-News
Bastei Lübbe, VanCamel,
Urbanara, HypoVereinsbank,
Ledermann, Royal Mail
GoingPublic Watchlist
16
18
20
22
Mittelstandsanleihen
Die Rubrik zum 14-tägigen
BondGuide
4 GoingPublic 11/13
Titelthema:
Familienunternehmen & Börse
IPO:
Twitter
Familienunternehmen werden viele
positive Eigenschaften zugesprochen:
Langfristigkeit, Nachhaltigkeit, Stabilität
– wichtige Punkte für Investoren. Zwar
zeigen die Piëchs, Henkels oder Fielmanns, dass Familienunternehmen und
Börse zusammenpassen, aber jüngere
Beispiele wie Bastei Lübbe konnten
Investoren beim IPO offenbar nicht so
recht überzeugen. Sind Familienunternehmen nun Börsenstars oder hoffnungslos überbewertet? Das Titelthema
auf den Seiten 38–53.
Der Countdown für das größte IPO
seit Facebook in den USA läuft: Bereits
am 15. November könnte es so weit
sein. Dann will der KurznachrichtenDienst Twitter amerikanischen Medien
zufolge den Sprung aufs Parkett
wagen. Bis zu 1 Mrd. USD will das
Unternehmen mit diesem Schritt
erlösen. Sportlich, wenn man bedenkt,
dass das Unternehmen nach wie vor
rote Zahlen schreibt. Also alles nur
viel Gezwitscher um nichts? Mehr auf
den Seiten 16–17.
26
30
34
36
„Mittelständische Unternehmen
haben es deutlich schwerer als
größere“
Interview mit Dr. Martin
Steinbach, Leiter des Bereichs
IPO and Listing Services,
Ernst & Young
Serie: Hidden Champions –
Unternehmen, die sich der
Kapitalmarkt wünscht
Teil 77: Rimowa GmbH – ein
packendes Unternehmen
Kolumne
Jeder zweite Neuzugang ist ein
Familienunternehmen
Prof. Dr. Wolfgang Blättchen,
Blättchen Financial Advisory
IPO-Markt USA
Lebhaftes Geschäft
46
48
50
52
54
Being Public/Investor Relations
38
42
ema
Die heimlichen Stars? Titelth
Familienunternehmen und Börse
Zu günstig?
IPO-Underpricing in
Familienunternehmen
Dr. Max Leitterstorf, Prof. Dr.
Sabine Rau, WHU – Otto Beisheim School of Management
56
Kapitalmarkt bietet Alternativen
Familienunternehmen und
Fremdfinanzierung
Arne Laarveld, equinet Bank
Ein Kulturwandel mit Folgen
Familienunternehmen mit börsennotierten Anleihen müssen
breiter kommunizieren
Von Thomas Stein, Ursula
Querette, Stockheim Media
„Wir wollten eine dritte
Finanzierungsform“
Financial Talk mit Markus
Gebhardt, CEO, Alfmeier
Präzision
Serie: Familienunternehmen an
der Börse
Teil 38: Sixt SE – die Familie im
Windschatten
DIRK-IR-Corner
International
effektiv kommunizieren
Mike Münch,
Burton, Münch & Partner
Zukunft braucht Ziele
Wie die DAX30-Unternehmen
die Zukunft planen
Jens Hecht, Kirchhoff Consult
Jens Hecht,
Kirchhoff Consult
Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz,
Regierungskommission DCGK
Seit Ausbruch der Finanzkrise konnte
der DAX über 120% zulegen. Doch wie
steht es um die Zukunft der Unternehmen? Werden Anleger ausreichend
informiert? Die Prognosen der DAXKonzerne bilden einen der entscheidenden Indikatoren für Investmententscheidungen, allzu oft haben sie aber
nur mäßige Aussagekraft. In einer
Analyse von Kirchhoff Consult in
Kooperation mit der DSW schafften es
nur sieben Unternehmen in die höchste
Transparenzstufe. Seiten 56–58.
Es ist noch nicht allzu lange her, da
war Corporate Governance noch ein
Fremdwort. Inzwischen orientiert sich
jedoch die große Mehrheit der börsennotierten Unternehmen an den
Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Im
Schwerpunktthema auf den Seiten
64–75 kommentiert u.a. Dr. Dr. h.c.
Manfred Gentz, neuer Vorsitzender
der Regierungskommission DCGK,
die aktuellen Entwicklungen auf dem
Gebiet der Corporate Governance.
60
ESG wichtig – aber nicht für den
Kapitalmarkt
Aktuelle Ergebnisse des
IR-Panels
Henryk Deter, cometis
74
76
Kapitalmarkt-Trends
64
68
70
72
Auf einem guten Weg
Aktuelle Entwicklungen in der
Corporate Governance
Corporate Governance – so
wichtig wie noch nie
Die Bedeutung von CG für die
weitere Funktionsfähigkeit der
Kapitalmärkte
Harald Bareit,
CFA Society Germany
„Ein Grund, warum wir die Wirtschaftskrise so gut überstanden
haben“
Interview mit Dr. Dr. h.c. Manfred
Gentz, Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher
Corporate Governance Kodex
Gehe zurück auf „Los“
Verbindliche Mitsprache der
Aktionäre bei der Vorstandsvergütung ist (zunächst) vom Tisch
78
79
Viel mehr Geld – kaum mehr
Frauen
Die DSW Aufsichtsratsstudie
2013
Jürgen Kurz, DSW
Aserbaidschan – ein El Dorado
für Investoren im Kaukasus
Hervorragendes Investitionsklima und stabiles Wirtschaftswachstum bieten enormes
Potenzial für deutsche Unternehmen
Ibrahim Ahmadov, AZPROMO
Repräsentanz Deutschland
Events
Kapitalmarktkonferenzen & Co
Literaturhinweis
80
Unternehmensindex/Impressum
82
Standpunkt
Neues zu Börsengängen
Dr. Thorsten Kuthe,
Madeleine Zipperle,
Heuking Kühn Lüer Wojtek
GoingPublic 11/13 5
Die Bank,
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möglich
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Namen & Nachrichten
C.I.R.A. Jahreskonferenz 2013:
Kapitalmarkt im Wandel?
Am 14. Oktober trafen sich wichtige Akteure des österreichischen Kapitalmarkts zur jährlichen Konferenz des
Investor-Relations-Verbands C.I.R.A. In insgesamt neun
Diskussionsrunden wurden
aktuelle Trends auf dem
Kapitalmarkt und bei Investor Relations behandelt.
Privataktionäre, neue Medien in der IR, Integriertes
Reporting, Liquidität und Coverage waren nur einige der
Themen, über die in den Panels und in den NetworkingPausen intensiv diskutiert wurde. Zum Abschluss der
Veranstaltung fand erstmals im Rahmen der C.I.R.A. Jahreskonferenz die Verleihung des AAA-trend Reporting
Awards in verschiedenen Kategorien statt. Als Gesamtsieger wurde die Österreichische Post ermittelt.
DIRK-Stimmungsbarometer: Trendwende erreicht
Die Herbstbefragung des Deutschen Investor Relations
Verbands (DIRK) unter IR-Managern deutschsprachiger
Unternehmen fördert einen deutlichen Aufschwung
zutage: Mit Blick auf die aktuelle wirtschaftliche Lage der
Unternehmen ging das Stimmungsbarometer um 37 Zähler
auf einen Punktestand von 32
nach oben. Damit katapultierte es
sich aus dem negativen Bereich.
Bei der Frühjahrsbefragung überwogen noch die negativen Antworten, der Index der aktuellen Geschäftslage
wies es einen Endstand von -5 Punkten auf. Dies sehen
die befragten IR-Manager nun offensichtlich anders.
Auch die Geschäftsaussichten werden positiver bewertet, hier ging der Indikator um 29 Zähler nach oben und
befindet sich nun bei 46 Punkten. Im Frühjahr waren es
noch 17 Punkte, zuvor gar nur 2.
Wandel von Print zu Online schreitet voran – auch in
der Finanzbranche
Der digitale Wandel macht auch vor der Financial
Community nicht Halt. Das zeigt eine alljährliche Studie
der Kommunikationsagentur HBS International, die das
Medien- und Markenverhalten von Akteuren der Finanzbranche untersucht. Die Ergebnisse für 2013: Mittlerweile lesen nur noch 49% der Bank- und unabhängigen
Studie: Vertrauen in Finanzinstitute uneinheitlich
mung gegenüber den 50 größten Finanzinstituten in
Medien und Social-Media-Plattformen wurde wie im
Vorquartal ein Wert von -1,5 ermittelt. Insbesondere in
Europa hat sich das Bild aber etwas verbessert. Die
nordamerikanischen Institute weisen den schlechtesten Wert auf.
In seinem Trust Index misst Thomson Reuters vierteljährlich das Vertrauen in global agierende Finanzinstitute. In der aktuellen Erhebung bleiben die Werte insgesamt schwach, wobei sich immerhin in Europa die
Stimmung ein wenig aufgehellt hat.
„Unsere kontinuierlichen Beobachtungen der Schlüsselkennzahlen für Vertrauen in die 50 weltweit größten
Finanzinstitute zeigen, dass die Institutionen fünf Jahre
nach der Finanzkrise stärker und stabiler geworden
sind“, kommentiert David Craig, verantwortlich für
Financial & Risk bei Thomson Reuters. Für die Stim-
Die Analystenschätzungen für die größten Finanzinstitute haben sich im Durchschnitt etwas verschlechtert.
Die Anzahl der Herabstufungen überstieg die der Hochstufungen. Dagegen haben sich die Credit Default Spreads
etwas verengt, was für steigendes Vertrauen spricht.
Abb. 1: Trust in the Top 50 Global Financials Expressed Through Media Sentiment
1%
0%
-1%
-2 %
-3%
U.S. DEBT
DOWNGRADE
-4 %
MF GLOBAL
COLLAPSE
-5 %
GREEK DEBT
RESTRUCTURING
ECONOMIC
GROWTH
AND BANK
PROFITS
IMPR OVE
LIBOR FIXING
SCAND AL
BRITISH BANKER’S ASSOCI ATION RELINQUISHES
LIBOR -SETTING TO U.K. REGUL ATORS
-6 %
SEP ‘11
NOV ‘11
Global (5 0)
JAN ‘12
M AR ‘12
Americas (19)
Quelle: TRNA/MarketPsych/Sentiment Indicators
6 GoingPublic 11/13
M AY ‘12
Asia (19)
JUL ‘12
SEP ‘12
Europe (12)
N OV ‘12
J AN ‘13
ECB STEADIES
MONEY MARKET
RATES
JP MORGAN
SETTLEMEN T
WALL STREET BANK S
MOR TGAGE FRAUD LAWSUI T
M AR ‘13
M AY ‘13
JUL ‘13
SEP ‘13
Regions based on domicile institutions in the Top 50 Global Financials
Bekannte Berliner HV-Anwälte
mit neuer Kanzlei
Grafik des Monats
Entwicklung der weltweiten IPOs
Karin Arnold und Dr.
Dirk Besse schließen
36.363
289
35.000
sich als Partner der
30.744
300
245
30.000
254
amerikanischen
Sozie26.451
250
25.169
25.000
tät
Morrison
&
Foerster
200
156
20.000
an. Beide waren zuvor
150
15.000
Berliner Partner von
100
10.000
5.996
Hogan
Lovells. Mit
50
5.000
Karin Arnold
ihnen
vollziehen
zudem
0
0
Q2 2012
Q3 2012
Q4 2012
Q1 2013
Q2 2013
Q3 2013
neun weitere Partner
diesen Wechsel. Damit
Dealvolumen (Mio. EUR)
Dealanzahl
wird Berlin das dritte
Quelle: ZEPHYR-Datenbank, Bureau van Dijk
Büro von Morrison &
Foerster in Europa.
Gegründet wurde die
Finanzberater die gedruckte Version relevanter FachSozietät 1883 in San Francisco, und sie
medien. 2004 waren es noch 76%. Tageszeitungen
hat mittlerweile mehr als 1.000 Rechtskommen nur noch bei 41% statt 59% der Berater täglich
anwälte in 17 Niederlassungen in wichtiDr. Dirk Besse
auf den Schreibtisch. Noch rasanter verläuft der Wandel
gen Technologie- und Finanzzentren in
bei institutionellen Investoren: Von ihnen lesen 2013 nur
den USA, Europa und Asien.
noch 30% gedruckte Tageszeitungen. 2004 war es noch
immerhin jeder zweite. Insgesamt stieg der Anteil derer,
die sich für Online-Versionen der Publikationen entscheiden, um 11% – und das über alle neun Befragungsgruppen hinweg. Im Vergleich zu 2004 geben 13% mehr
SdK bestätigt: HV-Präsenzen deutlich gesunken
Finanzakteure an, Online- und Print-Versionen parallel zu
nutzen. Damit ging der Anteil der Leser von PrintausgaEine Studie der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalben innerhalb von zehn Jahren um 20% zurück.
anleger e.V. zum Abschluss der Hauptversammlungssaison 2013 zeigt eine alarmierende Entwicklung: Die
Hauptversammlungspräsenzen
Klaus Leckebusch gestorben
gingen deutlich zurück, die bei
Der langjährige
Gesellschaften mit Namensaktien
Geschäftsführer und
sogar dramatisch. Bis auf vier
Syndikus der MünchAusnahmen sank die Präsenz auf
ner Börse und des
DAX-Hauptversammlungen im
Münchner HandelsJahr 2013, durchschnittlich lag
vereins, Klaus Leckebusch, ist nach langer
sie bei 50%. Im Jahr 2012 hatte die durchschnittliche
Krankheit im Alter
HV-Präsenz im DAX noch 54% betragen. Vor allem
Börse München
von 83 Jahren gestorbei Unternehmen mit Namensaktien sehen die Präben. In seiner Funksenzzahlen dramatisch aus: Die Präsenz lag bei dietion hat sich der Rechtsanwalt in vielfältiger Weise um
sen Unternehmen 2013 bei nur 35% im Schnitt, im
den Kapitalmarktstandort Deutschland verdient
Vorjahr waren es noch 50%. Bei Unternehmen mit
gemacht: So trat er für die Öffnung der Münchner Börse
Inhaberaktien stieg die durchschnittliche Präsenz
gegenüber ausländischen Aktien ein und legte dabei
hingegen gegenüber dem Vorjahr um acht Prozentgroßen Wert auf die Qualität der zu handelnden Werte.
punkte auf 65 % an.
Auf seine Initiative ging auch zurück, dass die Bayerische
Börse als erste in Deutschland ihre Kurse in zehnminütiZu den wenigen DAX-Unternehmen, die 2013 ein
ger Aktualisierung im Fernsehen veröffentlichte. Auch
leichtes Plus bei den Präsenzen vorweisen können,
das 1981 in München eingeführte Computer-Kursanzeigegehören Merck, HeidelbergCement, SAP und ThysSystem diente den Börsen in Frankfurt und Düsseldorf
senKrupp – sie alle haben jedoch Inhaberaktien ausals Vorbild. Im Laufe seiner langen Karriere war Leckegegeben. Die größten Rückgänge bei den HV-Präsenbusch auch Sachverständiger des Bundesfinanzministezen im Vorjahresvergleich verzeichneten die Deutriums für Börsen- und Wertpapierfragen, u.a. in der EGsche Börse AG (-30 Prozentpunkte) und die Bayer AG
Arbeitsgruppe „Information über Wertpapiere“ oder in
(-24 Prozentpunkte). Beide Gesellschaften haben
Namensakt ien ausgegeben.
der „Arbeitsgruppe Nr. 2 beim Committee on Financial
Markets“ bei der OECD in Paris.
45.000
40.000
364
41.268
351
400
350
Namen & Nachrichten
GoingPublic 11/13 7
„Für Investoren kann Fremdkapital das
bessere Eigenkapital sein“
Interview mit Alexander von Preysing, Deutsche Börse,
und Lothar Probst, LP Inviso*
Xetra Listing
Auf der Bond-Konferenz in Zürich Anfang Oktober sprach
das GoingPublic Magazin im Rahmen einer Paneldiskussion mit Alexander von Preysing, Deutsche Börse, und
Lothar Probst, LP Inviso, über den Markt für Mittelstandsanleihen: Was ist gut, was kann sich verbessern, was muss
sich verbessern – und was können die Beteiligten dazu
beitragen?
GoingPublic: Meine Herren, eine vermeintlich leichte
Frage zum Einstieg: Woran genau machen Sie fest, was
eine Mittelstandsanleihe ist und was nicht?
Probst: Der Begriff ist unserer Meinung nach schon ein
wenig verwässert. Es ist tatsächlich ein wenig so wie
im Supermarkt. Da, wo es steht, ist es eingeordnet. Die
ersten Mittelstandsanleihen kamen mehrheitlich aus
dem Bereich der erneuerbaren Energien. Das waren für
uns schon keine richtigen Mittelstandsanleihen. Heute
wird sehr viel unter diesem Begriff abgestellt: von
Projektfinanzierungen über (Post-)Restrukturierungsfälle bis hin zu wirklichen Anleihen aus dem deutschen
Mittelstand, z.B. von Maschinenbauern oder Automobil-Zulieferern. Es hängt eben davon ab, wer der Platzierer ist.
von Preysing: Natürlich hatten auch wir uns überlegt:
Wie nennen wir unser Segment dafür überhaupt? Den
Begriff „Mittelstand“ habe n wir bewusst ausgelassen,
denn der kann schnell auch falsch interpretiert
werden – nicht jedes kleinere Unternehmen ist bereits
seit mehreren Generationen im Markt etabliert. Deswegen haben wir uns an die Aktienwelt angelehnt mit
Entry Standard und Prime Standard jeweils für Anleihen.
GoingPublic: Also Definition beiseite?
Probst: Damit haben wir als institutionelle Investoren
kein Problem. Was uns gefällt, gefällt uns. Nehmen wir als
Beispiel eine Homann-Anleihe: Der Geschäftsführer ist
wesentlicher Eigentümer des Unternehmens, es hat
zudem nicht mehr als 3.000 Mitarbeiter und macht
seine Geschäfte überwiegend in Deutschland. Außerdem
gibt es über mehrere Jahre Bilanzen, die man auch
anschauen kann. Dann benötigen wir keine Wachstumsstorys – in erster Linie soll der Emittent ja nur seine
Zinsen bezahlen.
8 GoingPublic 11/13
Alexander von Preysing
Lothar Probst
GoingPublic: Wie kam es überhaupt zu diesem Schub ab
2010, immerhin gibt es doch Unternehmensanleihen
schon eine ganze Weile?
Probst: Wenn etwas funktioniert, dann funktioniert es
eben. Aber natürlich gibt es dahinter stehende Trends:
So haben Banken ihre Kreditvergaben eingeschränkt.
Die Welt der großen Unternehmensanleihen gab es
schon immer, und jetzt kommt eine Welt kleinerer
Anleihen hinzu. Und die Grenzen verschwimmen
zunehmend.
GoingPublic: Wollten wir hier in Deutschland nicht
eigentlich die Aktienkultur stärken? Stattdessen haben
wir in diesem Jahr zehnmal so viele Mittelstandsanleihen
wie IPOs.
von Preysing: Nicht ganz, vielleicht fünfmal so viele.
Die Deutsche Börse arbeitet hier seit vielen, vielen
Jahren gegen viele Widerstände und Vorbehalte von
Mittelständlern. Da ist es aber pragmatisch, auch
andere Wege zur Verfügung zu stellen, wenn diese
nachgefragt werden. Für viele Unternehmen ist die
Platzierung einer Anleihe der erste Schritt an den Kapitalmarkt. Wer damit gut zurecht kommt, wagt vielleicht
zu einem späteren Zeitpunkt auch den Börsengang.
*) Das Gespräch war Teil einer Paneldiskussion rund um Mittelstandsanleihen in
Zürich am 9. Oktober.
Gesprächsrunde auf der Bond-Konferenz in Zürich (v.l.n.r.): Alexander von Preysing,
Lothar Probst und Falko Bozicevic
Xetra Listing
GoingPublic: Ist Deutschland eher Zins- statt Aktienland?
von Preysing: Wenn man sich die Entwicklung innerhalb
des letzten Jahrzehnts anschaut, muss man konstatieren,
dass die meisten Investoren tatsächlich Fixed-Incomeorientiert sind: also Zinsen, nicht Dividenden. Das ist nur
mühsam und langfristig wieder zu ändern. Auch wenn
wir von den Vorteilen der Eigenkapitalfinanzierung für
Investoren und Unternehmen überzeugt sind, müssen
wir den Wunsch respektieren, Investoren zur Verfügung
zu stellen, was sie auch nachfragen, und nicht was wir
uns in einer perfekten Welt wünschen würden.
Probst: Wir sehen das ebenfalls sehr pragmatisch. Vergessen wir bitte nicht, dass es im Aktienbereich ebenfalls
zahlreiche Pleiten und Pannen gab. Die Renditen liegen
da in der Historie irgendwo zwischen sechs und acht
Prozent p.a. Wenn wir das bei soliden Anleihen auch
bekommen, dann ist für uns das Fremdkapital das
bessere Eigenkapital. Und bei Restrukturierungsfällen
kommt der Fremdkapitalgeber in jüngster Vergangenheit
oft sogar noch besser weg als der Eigenkapitalgeber.
GoingPublic: Der Entry Standard für Anleihen ist mittlerweile schon zweieinhalb Jahre alt. Einige Änderungen im
Regelwerk passieren fast unmerklich. Kommt von Investoren Feedback?
von Preysing: Wir haben auf jeden Fall unser Ohr am
Markt. Natürlich beraten wir uns permanent mit Investoren, Banken und Dienstleistern. Auch diese Veranstaltung hier in Zürich würde ich in diese Kategorie einordnen. Für Ideen sind wir immer aufgeschlossen!
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GoingPublic: Was waren die wichtigsten Änderungen in
dieser Zeit?
von Preysing: Beim Rating mussten wir zeitnah nachjustieren. Anfangs waren nur stichtagsbezogene Folgeratings
vorgeschrieben. Jetzt besteht eine fortlaufende Ratingpflicht, d.h. eine Rating-Veränderung muss jetzt jederzeit
stattfinden, sofern die Rating-Agentur dies für notwendig
hält. Auch bei den zu veröffentlichenden Unternehmenskennzahlen (nach DVFA Standards zur Bondkommunikation) haben wir nachgelegt und auch börsennotierte
Unternehmen verpflichtet. Und schließlich noch die Information über das platzierte Volumen, das direkt nach
Zeichnungsphase und, sofern nach der Zeichnungsphase
noch weiterplatziert werden soll, auch fortlaufend veröffentlicht werden muss.
Probst: Klar braucht man Regulierung. Aber denken wir
an die „frühere“ Porsche: Da gab es einfach keine Quartalsberichte, weil Wiedeking das nicht wollte. Ratingberichte sind schon okay und sind Teil unseres Entscheidungsprozesses. Das Urteil bilden wir uns dann
aber bitte schon selbst aufgrund unserer eigenen
Erkenntnisse.
GoingPublic: Wie viel Transparenz darf und muss es
denn nun wirklich sein?
Probst: Das ist unterschiedlich. Einige Firmen rutschen
mit Begebung einer Anleihe in eine Situation, wo sie
überhaupt erst einmal eine Investor-Relations-Abteilung
aufbauen müssen. Teilweise verzichten sie auch einfach
darauf. Da besteht ein großer Unterschied zu bereits
börsennotierten Unternehmen. Zu aller erst sollten wir
bzw. die Firmen darauf achten, dass die bestehenden
Regeln zu Ad-hoc-Meldungen auch eingehalten werden,
bevor wir hier über noch mehr Regulierung nachdenken.
von Preysing: Das sollte tatsächlich mit Augenmaß vonstatten gehen. Daher auch die Zweistufigkeit mit Entry
und Prime Standard. Es ist uns wichtig, dass wir die
Regeln nicht überdrehen. Ich stimme völlig zu, dass wir
eher darauf achten, dass die Regeln, die wir schon
haben, auch wirklich befolgt werden.
GoingPublic: Meine Herren, vielen Dank an Sie beide für
das interessante Gespräch!
Das Interview führte Falko Bozicevic.
www.xetra.com/listing
Veranstaltungshinweise
9. Structured Finance
Veranstalter: Frankfurt Business Media GmbH
Mitveranstalter: Bayern LB, Bellin, BNP Paribas,
Commerzbank, DZ Bank, LBBW, Noerr, Youmex
5. bis 6. November 2013, Kongresszentrum Karlsruhe
Deutsches Eigenkapitalforum 2013
Unternehmer treffen Investoren …
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die Börse. Auf dieser Informations- und Netzwerkplattform trifft sich vom 11. bis 13. November 2013 die
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DAX/MDAX-Tage
EVCA Venture Capital Forum
Veranstalter: EVCA – European Private Equity and
Venture Capital Association
7. bis 8. November 2013, Kalkscheune, Berlin
Deutsches Eigenkapitalforum 2013
Veranstalter: komments GmbH, Veranstaltungsinitiatoren:
Deutsche Börse, KfW
11. bis 13. November 2013,
Conference Center, Messe Frankfurt
www.eigenkapitalforum.com
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Key Figures September 2013
Anzahl der Unternehmen
Marktkapitalisierung in Mrd. Ą
Umsatz in Mrd. Ą
DAX
DAX Intern.
DAX Intern. Mid
MDAX
SDAX
30
100
100
50
50
TecDAX
30
730,10
1.126,81
73,61
108,19
16,65
26,07
66,22
76,72
1,21
8,01
0,80
2,18
Indexstand Ultimo September
8.594,40
1.272,04
1.254,05
15.034,27
6.392,90
1.083,51
Performance September in %
6,06
5,84
5,13
4,51
4,25
6,24
Prime All Share
General All Share
General Stand. Ind.
Entry All Share
Entry Stand. Ind.
329
222
194
189
30
924,00
237,99
21,49
1,81
0,40
Anzahl der Unternehmen
Marktkapitalisierung in Mrd. Ą
Umsatz in Mrd. Ą
78,58
0,60
0,10
0,10
0,06
Indexstand Ultimo September
3.294,55
1.654,65
3.849,93
798,22
371,41
Performance September in %
5,87
2,24
1,03
3,70
2,61
Stand: 30. September 2013
10 GoingPublic 11/13
GoingPublic Magazin
Jahrespartner 2013
IPO-Statistik
Stand: 18.10.2013
anzeige .
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wird präsentiert von
Abgeschlossene IPOs 2010–2013 von A-Z
Unternehmen
Erster
Markt-
Handels- segment*
Emissions- Platzierungspreis
Going Public
tag
volumen
Kurs
% ggü.
MarketCap
Performance
aktuell
Vormonat
(Mio. EUR)
zum Emis-
(Mio. EUR)
Adler Modemärkte
22.06.11
Prime
Advantag
16.09.13
AutoBank
Bastei Lübbe
Konsortialführer
sionspreis
10,00
108,1
9,21
+1,4%
170,5
-7,9%
PM DÜS
6,00
0,3
4,72
-5,4%
2,0
-21,3%
Schnigge
Crédit Agricole
19.11.10
ES
2,50
4,7
0,67
-7,4%
08.10.13
Prime
7,50
30,0
7,50
BHB Brauholding
08.07.10
m:access
2,80
4,5
2,33
Brenntag
29.03.10
Prime
50,00
747,5
6,1
-73,2%
VEM Aktienbank
99,8
+0,0%
Close Brothers Seydler Bank
-1,8%
7,2
-16,9%
120,42
-2,9%
6.201,6
+140,8%
Baader Bank
Deutsche Bank, Goldman Sachs
China Specialty Glass
01.07.11
Prime
9,00
23,9
2,44
+4,8%
43,1
-72,9%
Viscardi
Datron
13.04.11
ES
12,50
11,3
8,60
-2,3%
34,4
-31,2%
Baader Bank
Derby Cycle
04.02.11
Prime
12,50
76,1
32,44
+0,0%
243,3
+159,5%
Deutsche Annington
11.07.13
Prime
16,50
575,0
19,66
+3,8%
4.408,6
+19,2%
DTB - Deutsche Biogas
03.12.10
ES
8,50
18,6
1,20
-2,5%
7,4
-85,9%
Equinet
Electrawinds (vorm. ECT 1)
20.10.10
Prime
10,00
115,0
1,30
-34,7%
68,1
-87,0%
Deutsche Bank
mwb fairtrade
BHF-Bank, Equinet
J.P. Morgan, Morgan Stanley
Euro Asia Premier Real Estate 26.05.10
ES
5,00
5,0
1,65
-15,4%
18,2
-67,0%
exceet Group (vorm. Helikos) 04.02.10
Prime
10,00
200,0
5,24
+14,0%
107,6
-47,6%
Deutsche Bank
FAST Casualwear
Prime
5,00
5,3
1,55
+128,5%
17,5
-69,0%
Kepler Capital Markets
10,00
18,0
9,80
+0,0%
115,6
-2,0%
Macquarie
4,00
2,9
3,88
+3,7%
80,4
-3,0%
VEM Aktienbank
09.07.12
Firstextile
12.11.12
Prime
Goldrooster
18.05.12
ES
GSW Immobilien
15.04.11
Prime
19,00
467,6
33,12
-1,8%
1.673,4
+74,3%
Haikui Seafood
15.05.12
Prime
10,00
3,2
6,20
-7,5%
63,7
-38,0%
BankM, Pareto Securities
Hess
25.10.12
Prime
15,50
35,7
0,11
-38,9%
0,6
-99,3%
LBBW
Deutsche Bank, Goldman Sachs
Isaria Wohnbau (vorm. JK)
10.11.10
Prime
8,00
80,0
2,90
+0,3%
60,2
-63,8%
quirin bank
Joyou
30.03.10
Prime
13,00
104,7
15,20
+19,7%
364,3
+16,9%
Macquarie, CICC
Kabel Deutschland
22.03.10
Prime
22,00
759,0
91,27
-2,1%
8.079,5
+314,9%
Kinghero
06.08.10
ES
15,00
15,0
4,30
+75,4%
29,1
-71,3%
BankM, Silvia Quandt Bank
Deutsche Bank, Morgan Stanley
Kion Group
28.06.13
Prime
24,00
420,3
29,30
+7,5%
2.897,8
+22,1%
Goldman Sachs, KKR
KTG Energie
29.06.12
ES
13,80
20,7
13,95
-0,4%
83,7
+1,1%
LEG Immobilien
01.02.13
Prime
44,00
1.165,2
43,27
+3,1%
2.291,8
-1,7%
Ming Le Sports
06.07.12
Prime
13,00
6,5
4,45
+3,9%
68,7
-65,8%
Wolfgang Steubing
Norma Group
08.04.11
Prime
21,00
336,0
36,60
+10,2%
1.166,2
+74,3%
Commerzbank, Dt. Bank, Goldman Sachs
Powerland
11.04.11
Prime
15,00
82,5
3,27
-9,2%
49,1
-78,2%
Macquarie
Prime Office REIT-AG
01.07.11
Prime
6,20
213,9
3,30
-2,6%
171,6
-46,7%
Berenberg Bank, UniCredit
SHW
07.07.11
Prime
26,00
61,1
35,80
+13,8%
209,5
+37,7%
Commerzbank, BNP Paribas
WGZ Bank
Deutsche Bank, Goldman Sachs
Solutronic
25.11.10
ES
11,00
17,7
0,27
-54,9%
1,6
-97,5%
Equinet
Ströer Media
15.07.10
Prime
20,00
370,9
13,60
+12,8%
664,6
-32,0%
J.P. Morgan, Morgan Stanley
Talanx
02.10.12
Prime
18,30
816,6
25,65
+4,7%
6.479,8
+40,2%
Deutsche Bank, Berenberg Bank
Telefónica Deutschland
30.10.12
Prime
5,60
1.449,0
5,88
+4,1%
6.562,1
+4,9%
Tom Tailor
26.03.10
Prime
13,00
149,1
17,36
+1,9%
420,2
+33,5%
Commerzbank, J.P. Morgan
Tonkens Agrar
07.07.10
ES
23,75
5,5
11,23
+6,0%
18,6
-52,7%
Silvia Quandt Bank
Ultrasonic
09.12.11
Prime
9,00
5,9
8,64
-0,3%
109,7
-4,0%
United Power Technology
10.06.11
Prime
9,00
20,7
3,35
+4,0%
41,2
-62,8%
Kepler Capital Markets
VEM Aktienbank
J.P. Morgan, UBS
BankM
VSG Vange Software Group 21.06.12
ES
26,00
2,7
4,30
-14,9%
17,7
-83,5%
Williams Grand Prix Holdings 02.03.11
ES
25,00
60,2
17,80
-1,1%
178,0
-28,8%
Bank am Bellevue
Youbisheng Green Paper
13.07.11
Prime
6,50
1,4
4,85
+17,0%
49,6
-25,4%
BankM
Gesamt (2010): 15
11(-)/4(+)
2.597,3
16.054,4
-12,6%
MEDIAN -52,7%
Gesamt (2011): 13
9(-)/4(+)
1.468,8
4.139,5
-0,9%
MEDIAN -25,4%
Gesamt (2012): 10
7(-)/3(+)
2.360,6
13.489,8
-31,4%
MEDIAN -20,5%
Gesamt (2013): 5
2(-)/2(+)
2.190,8
9.699,9
+3,6%
MEDIAN +0,0%
Gesamt 2010-13 (43 Werte)
29(-)/13(+)
8.617,5
43.383,7
-11,6%
MEDIAN -25,4%
Seit der letzten Ausgabe neu hinzugekommene IPOs sind rot markiert; Delisted: grün markiert; Quelle: Deutsche Börse
Kurse vom 18.10.2013, Xetra bzw. liquidester Handelsplatz; bereinigt um Aktiensplits; *) Zum Zeitpunkt der Erstnotiz
Ansprechpartner: GoingPublic Redaktion, Oliver Bönig ([email protected]), Maximiliane Worch ([email protected])
12 GoingPublic 11/13
Listings 2012–2013 von A-Z
Unternehmen
MarktErster
segment*
Kurs
ES
4,05
ES
2,50
FV DÜS
1,00
Prime
33,00
ES
1,00
ES
3,00
ES
3,87
ES
2,48
Prime
3,00
ES
1,40
Prime
24,00
GS
2,25
ES
3,30
ES
3,00
Prime
2,10
ES
3,20
Kurs
aktuell
3,70
1,94
40,00
26,57
0,59
5,95
3,90
0,27
4,55
1,37
35,17
2,40
0,73
2,10
3,29
11,95
% ggü.
Vormonat
+28,0%
+16,5%
+1233,3%
-8,1%
-17,9%
+7,6%
+0,0%
+2,6%
+24,6%
-1,4%
+3,4%
+0,0%
-55,5%
-20,8%
-18,2%
MEDIAN
MEDIAN
MEDIAN
Performance
-8,6%
-22,5%
+3900,0%
-19,5%
-41,0%
+98,3%
+0,7%
-89,0%
+51,6%
-2,1%
+46,5%
+6,7%
-77,8%
-30,0%
+56,7%
+273,4%
-8,6%
+6,7%
-0,7%
MarketCap Wertpapier(Mio. EUR) prospekt**
19,1
ja
40,2
nein
8,0
ja
12.381,6
ja
1,0
nein
518,2
ja
214,5
ja
2,1
nein
90,8
ja
41,6
ja
3.681,9
ja
15,4
ja
30,1
nein
7,6
nein
49,4
ja
32,9
nein
964,4
16.169,9
17.134,3
Skontroführer*** oder
Antragsteller
Wolfgang Steubing
Wolfgang Steubing
Conmit Wertpapierhandelsbank
Deutsche Bank, MainFirst
Schnigge
Tradegate
Tradegate
Wolfgang Steubing
Berenberg Bank
Equinet
Deutsche Bank, Goldman Sachs, UBS
VEM Aktienbank
ICF Kursmakler
Wolfgang Steubing
BankM
Wolfgang Steubing
Seit der letzten Ausgabe neu hinzugekommene Listings sind rot markiert. Delisted bzw. kein aktueller Kurs verfügbar: grün markiert; *) Zum Zeitpunkt der Erstnotiz; Quelle: Deutsche
Börse; GoingPublic Research; **) Quelle: Deutsche Börse; Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin); ***) Am 23.5.2011 trat das Spezialistenmodell der Deutschen Börse an
Stelle der Skontroführer; OM=Open Market, ES=Entry Standard, Prime=Prime Standard; Angaben in Euro; Performance ggü. erstem Kurs; Quelle: Unternehmensangaben, eigene Berechnungen,
Angaben der Antragsteller u./o. der Skontroführer; Kurse vom 18.10.2013, respektive letzte Kursstellung am jeweils liquidesten Börsenplatz; Ansprechpartner: GoingPublic Redaktion, Oliver
Bönig ([email protected]), Maximiliane Worch ([email protected])
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We believe in German Mittelstand
Close Brothers Seydler Bank AG
Schillerstraße 27 – 29
60313 Frankfurt am Main
T 069 92054-602
www.cbseydler.com
Lösungen nach Maß
Going Public
Erster
Handelstag
China BPIC Surveying Instruments AG 20.11.12
CIG Wireless Corp.
04.04.12
Deutsche Geothermische Immobilien AG 08.02.12
Evonik Industries AG
25.04.13
FilmConfect AG
25.05.12
Grand City Properties S.A.
28.05.12
Ichor Coal N.V.
29.06.12
Kilian Kerner AG
29.06.12
Lotto24 AG
03.07.12
Management Resource Solutions Plc. 06.03.13
Osram Licht AG
08.07.13
Pacific Retail Merchants AG
07.06.13
Prima Biomed Ltd.
05.06.12
Sofrinsky Experim. Mech. Plant OJSC 23.03.12
VanCamel AG
11.10.13
Weng Fine Art AG
02.01.12
Gesamt (2012): 11
6(-)/5(+)
Gesamt (2013): 5
2(-)/3(+)
Gesamt 2012-13 (16 Werte)
8(-)/8(+)
IPO-Marktanalyse
Buchpreisbindung
Bastei Lübbe hat es an die Börse geschafft. Das ist eine
gute Nachricht und zeigt, dass der Kapitalmarkt auch mittelständische Familienunternehmen willkommen heißt.
Allerdings nicht mit offenen Armen. Der Platzierungsprozess gestaltete sich eher holprig: Die Preisspanne wurde
gesenkt, die Zeichnungsfrist leicht verlängert. Immerhin
bewirkte der letztendlich niedriger als geplant angesetzte
Emissionspreis, dass der Aktienkurs seit Erstnotiz nicht
gefallen ist. Gestiegen ist er aber auch nicht.
Abb. 1: DAX vs. Entry Standard All Share Index
%
150,00
100,00
DAX
75,00
50,00
Going Public
40,00
Wie bereits an dieser Stelle beschrieben, hätte Bastei
Lübbe eine Blaupause für mittelständische Unternehmen abgeben können, die den Kapitalmarkt erst durch
Tab. 1: IPO-Statistik des GoingPublic Magazins
2010
IPOs
2011
2012
2013
15
13
10
5
Performance IPOs*
+117,9%
+23,3%
+15,2%
+14,0%
Emiss.volumen**
2,6 Mrd.
1,5 Mrd.
2,4 Mrd.
2,2 Mrd.
2011
2012
2013
2012-2013
Listings
179
11
5
16
Performance Listings* n. ber.
+23,2%
-10,1%
-8,7%
Entry Standard
2006 2007
13.02.2006
2008
2009
2010
1.920 Kurse
2011
2012
(c) Tai-Pan
Kurs:803,15
2013
18.10.2013
eine Anleihe kennenlernen, um dann im nächsten
Schritt über ein IPO auch Eigenkapital aufzunehmen.
Nach jetzigem Stand lässt sich noch nicht absehen, ob
der Verlag als Vorbild für mögliche Nachahmer dienen
kann. Als gelte die Buchpreisbindung auch für den
Aktienkurs, hat dieser sich seit der Erstnotiz kaum vom
Emissionspreis von 7,50 EUR entfernt. Man darf die
weitere Entwicklung gespannt verfolgen.
*) volumengewichtete Performance; **) in EUR
Tab. 2: IPO-Marktanalyse (Stand 18.10.2013)
Grösste IPOs nach Emissionsvolumen (2010–2013)
Grösste IPOs nach Marktkapitalisierung (2010–2013)
Emiss.vol. Performance KonsortialMrd. EUR
seit Debüt führer
MarketCap Performance Konsortial-
Emittent
Datum
Segment
Mrd. EUR
seit Debüt führer
Telefónica Dtl.
30.10.12
Prime
1,4
+4,9% JPM, UBS
Kabel Deutschland 22.03.10
Prime
8,1
+314,9% DB, MS
LEG Immobilien
01.02.13
Prime
1,2
-1,7% DB, GS
Telefónica Dtl.
30.10.12
Prime
6,6
Talanx
02.10.12
Prime
0,8
Talanx
02.10.12
Prime
6,5
+40,2% DB, Berenberg
Emittent
Datum
Segment
Kabel Deutschland
22.03.10
Prime
0,8
+314,9% DB, MS
Brenntag
29.03.10
Prime
6,2
Brenntag
29.03.10
Prime
0,7
+140,8% DB, GS
Deutsche Annington 11.07.13
Prime
4,4
Summe:
4,9
Ø+99,8%
Top-5 Performance vom Emissionspreis (2010–2013)
Summe:
31,8
Datum
Segment
Mio. EUR ggü. Em.preis führer
+140,8% DB, GS
+19,2% JPM, MS
Ø+104,0%
Flop-5 Performance vom Emissionspreis (2010–2013)
MarketCap Performance KonsortialEmittent
+4,9% JPM, UBS
+40,2% DB, Berenberg
MarketCap Performance KonsortialEmittent
Datum
Segment
Mio. EUR ggü. Em.preis führer
Kabel Deutschland 22.03.10
Prime
8.079,5
+314,9% DB, MS
Hess
25.10.12
Prime
0,6
-99,3% LBBW
Brenntag
29.03.10
Prime
6.201,6
+140,8% DB, GS
Solutronic
25.11.10
ES
1,6
-97,5% Equinet
GSW Immobilien
15.04.11
Prime
1.673,4
+74,3% DB, GS
Electrawinds
20.10.10
Prime
Norma Group
08.04.11
Prime
1.166,2
+74,3% CB, DB, GS
DTB - Dt. Biogas
03.12.10
ES
7,4
Talanx
02.10.12
Prime
6.479,8
+40,2% DB, Berenberg
VSG
21.06.12
ES
17,7
Top-5 Performer des Monats
-87,0% DB
-85,9% Equinet
-83,5% VEM
Flop-5 Performer des Monats
MarketCap Perform. ggü KonsortialEmittent
Datum
Segment
FAST Casualwear
09.07.12
Prime
17,5
Kinghero
06.08.10
ES
29,1
Joyou
Mio. EUR
30.03.10
Prime
364,3
YoubishengGreenPaper 13.07.11
Prime
49,6
exceet Group
Prime
107,6
04.02.10
68,1
Vormonat führer
MarketCap Perform. ggü KonsortialEmittent
Datum
Segment
Solutronic
25.11.10
ES
1,6
-54,9% Equinet
+75,4% BankM, SQB
Hess
25.10.12
Prime
0,6
-38,9% LBBW
+19,7% MAC, CICC
Electrawinds
20.10.10
Prime
68,1
+17,0% BankM
Euro Asia Premier RE 26.05.10
ES
18,2
-15,4% mwb
+14,0% DB
VSG
ES
17,7
-14,9% VEM
+128,5% Kepler CM
21.06.12
Mio. EUR
Vormonat führer
-34,7% DB
ABN = ABN Amro; AXG = AXG Investmentbank; CAZ = Cazenove; CB = Commerzbank; Citi = Citigroup; CS = Credit Suisse; DB = Deutsche Bank; DrKw = Dresdner Kleinwort;
DZ = DZ Bank; GS = Goldman Sachs; HSBC = HSBC Trinkaus & Burkhardt; JPM = J.P. Morgan; MMW = M.M.Warburg; MS = Morgan Stanley; SOP = Sal. Oppenheim;
SQB = Silvia Quandt Bank; UCR = UniCredit; VIS = Viscardi
14 GoingPublic 11/13
Tab. 3: Wertschaffer & Wertvernichter (IPOs + Listings 2010–2013)
Datum Segment*
Wertzuwachs/
-vernichtung**
Konsortialführer,
Skontroführer
Kabel Deutschland
22.03.10
Prime
6.132,0
Deutsche Bank, Morgan Stanley
Brenntag
29.03.10
Prime
3.626,6
Deutsche Bank, Goldman Sachs
Talanx
02.10.12
Prime
1.856,8
Deutsche Bank, Berenberg Bank
HausbankPrinzip
...
Ströer Media
15.07.10
Prime
-312,8
Electrawinds (vorm. ECT 1) 20.10.10
Prime
-455,5
Evonik Industries
Prime
-2.996,4
25.04.13
J.P. Morgan, Morgan Stanley
Deutsche Bank
Deutsche Bank, MainFirst
*) Zum Zeitpunkt der Erstnotiz
**) Veränderung in der Marktkapitalisierung vom Emissionspreis, in Mio. EUR, Stand: 18.10.2013
Kandidaten aus dem Ausland
Ein weiteres deutsches mittelständisches Unternehmen, das noch in diesem Jahr an die Börse gehen könnte,
ist derzeit nicht in Sicht. Die IPO-Kandidaten kommen derzeit eher aus dem
Ausland. Das Listing des Modelabels
VanCamel im Prime Standard zeigt,
dass Frankfurt trotz der eher missglückten Beispiele der letzten Jahre
weiterhin ein Ziel für Börsenambitionen chinesischer Unternehmen ist.
Dem Vernehmen nach gibt es aus dem
Reich der Mitte auch durchaus wieder
Kandidaten für ein „richtiges“ IPO. Am
weitesten mit den Vorbereitungen für
einen Börsengang fortgeschritten ist
jedoch offenbar ein Unternehmen aus
einem anderen exotischen Land –
Österreich. Der Verpackungskonzern
Constantia Flexibles läuft sich für ein
IPO in Frankfurt warm. Dabei könnte
der Emissionserlös im mittler en dreistelligen Millionenbereich liegen.
Zwei Insolvenzen
Wenn sich diese Zahlen bestätigen,
wird Constantia zu den größeren IPOs
zählen, die unabhängig von der Branche bei Investoren meist reichlich
Anklang fanden (siehe auch Standpunkt auf Seite 82). Die besten Performer der letzten Jahre sind auch weiterhin eher große Unternehmen. Auf
der anderen Seite gibt es nun unter
den Börsenneulingen der l etzten Jahre
neben Hess mit Solutronic ein weiteres insolventes Unternehmen. Anleger
der ersten Stunde erlitten hier jeweils
nahezu einen Totalverlust. Damit ist
die Ausfallquote bei den IPOs der letzten Jahre übrigens ähnlich hoch wie
auf dem Markt für Mittelstandsanleihen, der im selben Zeitraum deutlich
mehr Emissionen vorweisen kann.
Ausblick
Der Kapitalmarkt macht es gerade
mittelständischen Unternehmen auf
der Suche nach Alternativen zur Bankfinanzierung nicht eben leicht. Immerhin stehen trotz des holprigen Starts
die Chancen weiterhin gut, dass das
Modell Bastei Lübbe ein Erfolg wird.
Ebenfalls noch kein abschließendes
Urteil kann über die innovative Eigenkapitalaufnahme des Onlinehändlers
Urbanara auf der CrowdinvestingPlattform Bergfürst gefällt werden.
Dass die Zeichnungsfrist gleich ei nen
Monat verlängert wurde, deutet
jedoch darauf hin, dass das Interesse
auf Investorenseite noch ausbaufähig
ist. Auf jeden Fall ist es zu begrüßen,
dass Unternehmen eine immer
größere Zahl von Finanzierungsalternativen zur Verfügung haben. Allerdings wäre auch mehr Offenheit von
Investoren für neue Modelle wünschenswert.
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unseren Kunden, Partnern und
interessierten Investoren haben wir
über Jahre hinweg aufgebaut.
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Oliver Bönig
GoingPublic 11/13 15
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Kommt ein Vogel geflogen
Going Public
Twitter vor Milliarden-IPO
Der Countdown für das größte IPO seit Facebook in den
USA läuft: Bereits am 15. November könnte es soweit sein.
Dann will der Kurznachrichten-Dienst Twitter amerikanischen Medien zufolge den Sprung aufs Parkett wagen. Bis
zu 1 Mrd. USD will das amerikanische Unternehmen mit
diesem Schritt erlösen. Sportlich, wenn man bedenkt, dass
das Unternehmen nach wie vor rote Zahlen schreibt. Also
alles nur viel Gezwitscher um nichts?
Stilecht via Tweet verkündete der Mikroblogging-Dienst
seine Ambitionen, den Schritt aufs Parkett zu wagen. Es
könnte der größte IT-Börsengang seit dem Facebook-IPO
2012 werden. 2006 twitterte Jack Dorsey, einer der
Gründer des Unternehmens aus dem Silicon Valley, zum
ersten Mal. Seitdem ist die Zahl der Nutzer förmlich
explodiert – ein Punkt, auf den Investoren anspringen
dürften. Mittlerweile hat Twitter über 215 Mio. aktive
Nutzer im Monat, rund 100 Mio. nutzen es sogar täglich.
Jeden Tag gehen Unternehmensangaben zufolge rund
500 Mio. Tweets – Nachrichten mit maximal 140 Zeichen
– um die Welt.
Schnelles Wachstum
Zwar realisiert das Unternehmen aus dem Silicon Valley
Medienberichten zufolge erst seit Kurzem überhaupt
Einnahmen, jedoch legt Twitter auch beim Umsatzwachstum ein enormes Tempo an den Tag. So konnten die
Kalifornier allein im vergangenen Jahr ihren Umsatz
verdreifachen. Dies geht aus dem Börsenprospekt hervor, den Twitter bei der Börsenaufsicht SEC eingereicht
hat. Erwirtschaftete Twitter 2012 noch einen Umsatz von
317 Mio. USD, waren es in den ersten sechs Monaten
dieses Jahres bereits 254 Mio. EUR.
Doch trotz des beeindruckenden Wachstums wurde der
Sprung in die schwarzen Zahlen noch nicht geschafft –
im Gegenteil: Die Verluste im ersten Halbjahr sind auf
Tab. 1: Geschäftszahlen – Twitter
2010
2011
2012
1/2013
Umsatz
28,2
106,3
316,9
253,6
Gewinn
-67,3
-128,3
-79,3
-69,2
In Mio. USD
Quelle: Twitter, eigene Recherche
16 GoingPublic 11/13
65% der Twitter-Umsätze kommen von mobilen Endgeräten.
Foto: PantherMedia / Christos Georghiou
69 Mio. USD angestiegen. Damit setzt sich, wie aus dem
Prospekt hervorgeht, die Verlustserie aus den Jahren
2010 bis 2012 nahtlos fort. Auf den Appetit der Investoren scheint dieses negative Ergebnis aber keinerlei
Einfluss zu haben, wie verschiedene Medien berichteten.
Eigenen Angaben zufolge ist Twitter stark von Werbeeinnahmen abhängig: Rund 87% nehmen die Kalifornier
über Anzeigen, die in den Nachrichtenstrom gestreut
werden, ein. 65% der Umsätze kommen dabei von
mobilen Endgeräten. Trotz der steigenden Nutzerzahl
seien die Preise für die Anzeigen im letzten Jahr aber
kontinuierlich gesunken, hieß es im Prospekt.
Die Qual der Wahl
Mittlerweile haben sich die Kalifornier auch entschieden,
an welche Börse sie gehen. Wie aus den Unterlagen
hervorgeht, will Twitter sein Börsendebüt an der traditionsreichen New York Stock Exchange feiern, und nicht
an der Nasdaq. Experten zufolge könnte Twitter mit diesem Schritt versuchen, sich von Facebook abzugrenzen.
Das soziale Netzwerk wagte im vergangenen Jahr den
Sprung aufs Nasdaq-Parkett. Weil die Systeme überlastet
waren, gab es Probleme mit den Kauf- und Verkaufsanträgen der Investoren. Dieses Debakel lastete lange auf
der Facebook-Aktie, die zeitweise über die Hälfte an Wert
verlor. Die Nasdaq wurde zu einem Bußgeld in Millionenhöhe verurteilt.
Abb. 1: Aktive Twitter Nutzer (auf Monatsbasis)
250
204
185
200
150
218
167
151
138
Fazit
100
50
0
Jun 12
Sep 12
Dez 12
Mär 13
Jun 13
Quelle: Twitter-Wertpapierprospekt
Wie US-amerikanische Medien berichten, könnte die
Aktie des Nachrichtendienstes bereits am 15. November
unter dem Börsenkürzel „TWTR“ debütieren, einen Tag
vorher soll der Preis der Wertpapiere veröffentlicht
werden. Zum Konsortium gehört neben den amerikanischen Banken Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan
Stanley und BofA Merrill Lynch auch die Deutsche Bank.
Aktuell wird der Wert des Unternehmens aus San Francisco von Experten auf 10 Mrd. USD geschätzt.
Maximiliane Worch
Going Public
Mär 12
Mit Twitter bereitet sich das nächste prominente Unternehmen aus dem Silicon Valley auf ein IPO vor. Das rapide
Umsatzwachstum sowie die hohe Reichweite sprechen
für das Unternehmen. Jedoch scheint das Erlösmodell
noch nicht vollständig ausgereift, schreibt das Unternehmen doch weiterhin rote Zahlen. Es ist also mit etwas
Vorsicht zu genießen. In der Bewertung von 10 Mrd. EUR
steckt sehr viel Fantasie und der Holperstart von Facebook
sollte eine Warnung sein. Die Wahl des Börsenplatzes
deutet jedoch darauf hin, dass Twitter seine Lehren
daraus gezogen hat. Entscheidend für ein langfristig
erfolgreiches Bestehen am Kapitalmarkt wird sein, dass
der Kurznachrichtendienst nicht nur weiter wächst,
sondern dabei bald auch nachhaltig profitabel ist.
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März 2013
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IPO News
Bastei Lübbe, VanCamel, Urbanara, HypoVereinsbank, Ledermann,
Royal Mail
Going Public
Bastei Lübbe platziert erfolgreich – erster Kurs bei
7,53 EUR
Seit 8. Oktober werden die Aktien
des Traditionsverlags Bastei
Lübbe im Prime Standard der
Frankfurter Börse gehandelt. Bei
der Platzierung von 4 Mio. auf
den Inhaber lautenden Stammaktien konnte das Unternehmen
einen Bruttoemissionserlös von
30 Mio. EUR erzielen. Angedacht
waren ursprünglich eigentlich bis
zu 58 Mio. EUR. Noch während
Klassiker aus dem Verlag Bastei
der Zeichnungsfrist gab das
Lübbe: Jerry Cotton-Band 1 –
Unternehmen bekannt, die
Originalcover
Foto: Bastei Lübbe
Preisspanne von 9–11 EUR auf
7,50–9 EUR zu senken. Außerdem war die Angebotsfrist um einen Tag bis zum 2. Oktober verlängert worden. Der Bezugspreis lag letztendlich
bei 7,50 EUR, der erste Kurs wurde bei 7,53 EUR festgestellt. Seitdem zeigt der Aktienkurs eine stabile Seitwärtsentwicklung. Mit dem Emissionserlös möchte
Bastei Lübbe die Entwicklung eigener Inhalte und Marken
vorantreiben sowie die Digitalisierung und Internationalisierung ausbauen. Außerdem soll in den Rechteerwerb
von Spitzentiteln und Autoren investiert werden.
VanCamel: Chinesischer Modehändler kommt via
„Safe-IPO“ an die Börse
VanCamel, die deutsche
Holdinggesellschaft eines
chinesischen Modelabels,
ist seit 11. Oktober im
Prime Standard der Frankfurter Börse gelistet. Das
Modeunternehmen hatte
sich für ein „Safe-IPO“
ohne öffentliches Angebot entschieden, u.a. weil der Free
Float bei nur 20% liegt. Mit dem Börsengang will VanCamel
seine Bekanntheit zum einen bei den Kunden und zum
anderen auf Investorenseite weiter erhöhen. Das chinesische Modelabel beschäftigt knapp 200 Mitarbeiter und
vertreibt seine Waren an mehr als 2.200 Einzelhandelsgeschäfte in 26 Provinzen Chinas. Im vergangenen
18 GoingPublic 11/13
Geschäftsjahr erzielte es einen Umsatz von 168 Mio. EUR
und einen Jahresüberschuss von 38 Mio. EUR. Für das
laufende Jahr geht VanCamel davon aus, den Umsatz um
rund 2,7% auf ca. 173 Mio. EUR steigern zu können.
Urbanara verschiebt Handelsstart auf November
Der für den 10. Oktober angekündigte
Handelsstart der
Urbanara-Aktien auf
der CrowdinvestingPlattform Bergfürst
verschiebt sich
voraussichtlich auf
den 6. November.
Mit exklusiven Heimtextilien und Wohnaccessoires
will Urbanara den E-Commerce-Markt erobern.
Die Zeichnungsfrist,
Foto: Urbana
die eigentlich am
4. Oktober enden
sollte, wurde entsprechend verlängert: Die vinkulierten
Namensaktien können nun bis 1. November gezeichnet
werden. Urbanara strebt als erster Emittent auf Bergfürst
ein Funding von bis zu 3,7 Mio. EUR an. Dazu werden
knapp 300.000 Aktien, mit einer Zeichnungsspanne
zwischen 10 und 12,50 EUR, ausgegeben. Die Verzögerung beim Handelsstart und die verlängerte Zeichnungsfrist begründet Urbanara mit dem Einstieg der Berliner
Volksbank bei Bergfürst, weshalb den Kunden der Bank
die Möglichkeit gegeben werden sollte, sich an dem
Onlinehändler für Heimtextilien und Accessoires zu
beteiligen. Allerdings deutet die gleichgebliebene Zahl an
ausgegebenen Aktien und die deutlich längere Zeichnungsfrist eher darauf hin, dass das Interesse der Investoren geringer ausgefallen ist als von Urbanara erwartet.
Börsengeflüster um HypoVereinsbank – Comeback
der UniCredit-Tochter?
Der italienische Bankkonzern UniCredit prüft offenbar,
seine 2005 erworbene Tochter HypoVereinsbank an die
Börse zu bringen. Das berichten übereinstimmend verschiedene Medien. Demnach soll UniCredit erwägen,
einen Minderheitsanteil von 15 bis 25% über die Börse zu
verkaufen, was ihr Einnahmen in Milliardenhöhe bescheren könnte. Diese könnten für die Italiener Gold wert
sein: Im nächsten Jahr steht der Bilanztest der Europä-
ischen Zentralbank an, und da ist jede finanzielle Hilfe
willkommen. UniCredit leidet seit Jahren unter der Rezession in Italien, außerdem verhageln millionenschwere
Rückstellungen für faule Kredite in Italien und Österreich
die Bilanz. Weder HVB noch UniCredit wollten die
Berichte bestätigen.
Foreign IPOs
Ledermann-IPO abgesagt – Gründe unklar
IPO von Royal Mail voller Erfolg – vielfache Überzeichnung
Nach mehreren erfolglosen Versuchen in der Vergangenheit konnte die britische Regierung ihren traditionsrei-
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Going Public
Der Schweizer Immobilienkonzern Ledermann hat seinen
Börsengang in letzter Minute abgesagt. Einen konkreten
Grund nannte das Unternehmen nicht. Eigentlich war die
Notierungsaufnahme an der Schweizer Börse für den 8.
Oktober vorgesehen, die Zeichnungsfrist endete einen
Tag zuvor. Ursprünglich wollten die Schweizer durch die
Ausgabe von 1,4 Mio. neuen Aktien bis zu 130 Mio. CHF
einnehmen. Die Preisspanne lag bei 89 bis 103 CHF. Mit
dem Emissionserlös wollte das Unternehmen das Wachstum finanzieren sowie seine Bilanz stärken.
chen Zustelldienst am 11.
Oktober erfolgreich an der
Börse platzieren:
Der Ausgabepreis lag bei 330
Pence (3,89
EUR) und damit
Beim IPO der Royal Mail waren zahlreiche
am oberen Ende
Zeichnungsaufträge in der Post.
der Preisspanne
Foto: Royal Mail
von 260 bis 330
Pence. Dem Vernehmen nach lag der erste Kurs des eingeschränkten Handels am 11. Oktober bei 450 Pence, das
Papier war angeblich um das bis zu Zwanzigfache überzeichnet. Beim Start des regulären Handels am 14. Oktober konnte der Kurs um weitere 3% auf 490 Pence zulegen. Insgesamt wurde das Unternehmen so mit 4,9 Mrd.
GBP bewertet – ursprüngliche Schätzungen gingen von
3,3 Mrd. GBP aus. Für Großbritannien handelt es sich um
einen der größten Börsengänge überhaupt: Insgesamt
konnten über 1,7 Mrd. GBP eingenommen werden. 33%
der Aktien waren Kleinanlegern vorbehalten, 10% gingen
entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen an die
Mitarbeiter. Der restliche Teil wurde von institutionellen
Investoren gezeichnet.
GoingPublic Watchlist
» Die GoingPublic Watchlist «
wird präsentiert von
Going Public
Stand: 21.10.2013
Börsenkandidaten 2013 ff.
Emittent
Branche
Urbanara
Online-Handel
Constantia Flexibles
Vitus Immobilien
Zeithorizont
Emissionsbank Quelle GoingPublic-Artikel in Ausgabe
6. November 2013
UA
Verpackungen
Herbst 2013
MB
10/13, S. 18; 11/13, S. 18
11/13, S. 15
Immobilien
Herbst 2013
MB
10/13, S. 20
Cerberus Immobilien
Immobilien
Herbst 2013
MB
5/13, S. 14
Yingiz
Online-Handel
Herbst 2013
MB
2/13, S. 14
German Startups Group
Venture Capital
Frühjahr 2014
Buwog
Immobilien
2013 ff
UA
Styrolution
Kunststoffe
2013 ff
MB
10/13, S. 20
HypoVereinsbank
Bank
2013 ff
MB
11/13, S. 18
k.A.
8/13, S. 16
Liangtse
Wellness
2013 ff
MB
8–9/12, S.18
EkoNiva
Landwirtschaft
2013 ff
UA
10/10, S. 20
OTI Greentech
Cleantech
2013 ff
k.A.
Human Med
Medizintechnik
2013 ff
k.A.
2–3/12, S. 16
Storkwitz
Seltene Erden
2013 ff
MB
2–3/12, S. 16
Iglo
Tiefkühlkost
2013 ff
k.A.
6/11, S. 24; 1/12, S. 24
Cognis
Spezialchemie
2013 ff
UA
3/09, S. 20; 3/10, S. 18
First Choice Business Brokers
Finanzdienstleistungen
2013 ff
UA
BSN Medical
Medizintechnik
2013 ff
MB
3/10, S. 18
HK-Group
Lebensmittel
2013 ff
MS
MB
4/10, S. 30
Ista
Energiedienstleistungen
2013 ff
k.A.
ThyssenKrupp Steel
Edelstahl
2013 ff
MB
Deutsche Healthcare Property
Gesundheitsimmobilien
2013 ff
UA
Hapag-Lloyd
Reederei
2013 ff
CS, GS, Greenhill MB
Kolbenschmidt Pierburg
Automotive
2013 ff
Krauss Maffei
Kunststoffmaschinen
2013 ff
Heckler & Koch
Waffen
2013 ff
MB
GS
1/12, S. 24
2/10, S. 22
3/11, S. 20; 4/11, S. 16; 5/11, S.14; 4/12, S. 22
10/11, S. 20; 1/12, S. 24; 6/12, S. 26
MB
9/07, S. 34; 8–9/08, S. 24
k.A.
6/11, S. 26
Lantiq
Halbleiterherstellung
2013 ff
MB
6/10, S. 18
Brain
Biotechnologie
2013 ff
MB
10/08, S. 34
1/09, S. 22
LR Health & Beauty Systems
Körperpflegeprodukte
2013 ff
MB
ProBioGen
Biotechnologie
2013 ff
k.A.
Schott Solar
Solartechnik
2013 ff
Resolution
Immobilien
2013 ff
DB, JPM, CBk
MB
7/08, S. 37; 10/08, S. 24; 11/08, S. 38; 4/09, S. 22
k.A.
TAG Gewerbeimmobilien
Gewerbeimmobilien
2013 ff
k.A.
TÜV Rheinland
Dienstleistungen
2013 ff
MB
2/08, S. 30
KSW Microtec
RFID
2013 ff
MB
1/09, S. 20
Media-Saturn
Unterhaltungselektronik
2013 ff
MB, UA 11/09, S. 26
BrainLAB
Medizintechnik
2013 ff
MB
8–9/11, S. 18
Hypo Real Estate
Bank
2013 ff
MB
8–9/11, S. 18
H.C. Starck
Chemie
2013 ff
k.A.
6/11, S. 24
Kind Hörgeräte
Medizintechnik
2013 ff
MB
4/11, S. 20
Flint Group
Druckdienstleister
2013 ff
MB
1/10, S. 22
Siemens Hörgeräte
Hörgeräte
2013 ff
MB
11/09, S. 26
Flughafen Köln Bonn
Airport
2013 ff
MB
11/06, S. 41; 3/07, S. 39
HOPAG Hotel Property
Immobilien
2013 ff
MB
10/11, S. 20
DB, MS
Zeithorizont jeweils geschätzt; UA: Unternehmensangaben; MB: Medienberichte; k.A.: informelle Informationen aus der Financial Community; Caz = Cazenove; CBk =
Commerzbank; CBS = Close Brothers Seydler; Citi = Citigroup; CS = Credit Suisse; DB = Deutsche Bank; DZ = DZ Bank; GS = Goldman Sachs; KCM = Kepler Capital Market;
LAM = Bankhaus Lampe; MAC= Macquarie;MS = Morgan Stanley; MMW = M.M.Warburg; JPM = J.P. Morgan; SQB = Silvia Quandt Bank; UC = UniCredit
Ansprechpartner: GoingPublic Redaktion, Oliver Bönig ([email protected]), Maximiliane Worch ([email protected])
20 GoingPublic 11/13
IKB. Im Mittelstand zu Hause.
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September 2013
Germany
Capital Increase
August 2013
United Kingdom
Leveraged Buy-out of
June 2013
Germany
Schuldscheindarlehen
June 2013
Germany
Mid-Cap Bond
May 2013
Germany
Syndicated Loan (KfW)
EUR 30,000,000
Maturity: 2018
Coupon: 7.25 %
Sole Lead Manager
EUR 25,000,000
General Corporate Purpose
through funds advised by
EUR 24,377,900
GBP 255,000,000
Senior Debt
Sole Lead Manager
MLA & Underwriter
EUR 300,000,000
Maturities: 2015, 2016, 2017
EUR/USD
Arranger
April 2013
Italy
High Yield Bond
March 2013
Germany
Acquisition of at least 50 % of
February 2013
Germany
High Yield Bond
January 2013
Germany
Syndicated Loan (KfW)
December 2012
Germany
Schuldscheindarlehen
EUR 119,000,000
Investment Financing
EUR 75,000,000
Maturities: 2017, 2019
Arranger & Agent
Arranger
MLA & Bookrunner
by
EUR 300,000,000
Maturity: 2020
Coupon: 7.375 %
Joint Bookrunner
EUR 71,100,000
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MLA & Bookrunner
EUR 650,000,000
Fix Rate: 2020, 6.75 %
Floater: 2020, E+450
Co-Manager
December 2012
Germany
Leveraged Buy-out of
December 2012
Germany
Acquisition of
October 2012
Germany
Corporate Bond
September 2012
Germany
Mid-Cap Bond
September 2012
Germany
Schuldscheindarlehen
EUR 30,000,000
Maturity: 2017
Coupon: 7.375 %
Sole Lead Manager
EUR 75,000,000
Maturities:
2015, 2017, 2019
Joint-Arranger
through funds advised by
by
EUR 830,000,000
Senior Debt
Debt Advisory
MLA & Bookrunner
Advisor
EUR 75,00,000
Maturity: 2018
Coupon: 7.0 %
Sole Lead Manager
August 2012
Germany
Schuldscheindarlehen
July 2012
Germany
Acquisition of
July 2012
Germany
Syndicated Loan
March 2012
Germany
Schuldscheindarlehen
March 2011
Germany
Capital Increase
EUR 500,000,000
Refinancing
Mandated Lead Arranger
EUR 70,000,000
Maturities: 2015, 2017, 2019
Arranger
EUR 143,745,700
by
EUR 30,000,000
Maturities: 2015, 2017, 2019
Sole Arranger
EUR 475,000,000
Senior Debt
MLA & Bookrunner
Capital Markets
Q
Q
Q
Q
Q
Q
Bonds
Schuldscheindarlehen
Private Placements
Capital Increases / IPOs
Mezzanine
Risk Management
Capital Markets
Credit Solutions
Credit Solutions
Q
Q
Q
Q
Syndicated Loans
Acquisition Financing
KfW Loans
Bridge Financing
Advisor und Co-Lead Manager
Advisory
Q
Q
Q
Tilo Kraus | Tel. +49 (0) 69 79599-9558 | [email protected]
Dr Nicolaus Loos | Tel. +49 (0) 69 79599-9649 | [email protected]
Rainer Hoffmann | Tel. +49 (0) 211 8221-4396 | [email protected]
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Mittelstandsanleihen
Going Public/Titelthema
Die Rubrik zum
14-tägigen BondGuide
In dieser Rubrik finden Sie aktuelle News zu sogenannten
Mittelstandsanleihen, eine Vorschau auf die nächsten
anstehenden Emissionen sowie ausgewählte Kennzahlen
notierter Mittelstandsbonds bzw. aus den League Tables
(Marktführer-Rankings).
Bitte beachten Sie, dass es aufgrund der verschiedenen
Redaktionsschlüsse von Magazin und Newsletter zu
abweichenden Daten kommen kann. Die Tabellen werden
fortlaufend aktualisiert: Bitte helfen Sie uns, an der Vollständigkeit der Basisdaten zu arbeiten. Anders als bei
Aktienemissionen (IPOs) ist die Transparenz bei der
Begebung von Mittelstandsanleihen (IBOs – Initial Bond
Offerings) nicht gleich hoch einzuschätzen. Für sachdienliche Hinweise zu Ratings und generell allen in den
einzelnen Kategorien Beteiligten sind wir sehr dankbar!
Das Team vom BondGuide
Kontakt: [email protected] oder
[email protected]
Aktuelles zu Mittelstandsanleihen
Jopp AG denkt über Fitness-Anleihe nach
Der Fitnessstudiobetreiber Jopp denkt darüber nach,
eine Anleihe zu begeben. Jopp ist Lizenzinhaber der
Hard-Candy-Fitnessstudios im deutschsprachigen Raum,
die von der Sängerin Madonna betrieben werden. Kürzlich
wurde das erste Hard-Candy-Fitnessstudio in Deutschland eröffnet. Aufgrund des Erfolgs des Berliner Studios
will Jopp die Expansion weiter vorantreiben. Um das
weitere Wachstum zu finanzieren, prüft der Fitnessstudiobetreiber aktuell verschiedene Optionen – darunter auch
die Möglichkeit, eine Mittelstandsanleihe zu begeben.
Nabaltec zahlt Anleihe vorzeitig zurück
Das Chemieunternehmen Nabaltec wird seine 2010
begebene Anleihe vorzeitig kündigen: Grund seien die
derzeit attraktiven Refinanzierungsmöglichkeiten, über
die sich das Unternehmen nun wieder langfristig absi-
Foto: Nabaltec
chern will. Laut Anleihebedingungen sei eine ordentliche
Kündigung mit einer Frist von sechs Wochen zum Ende
eines Quartals möglich – und genau davon macht
Nabaltec nun Gebrauch. Das Chemieunternehmen wird
den ursprünglich fünfjährigen Bond fristgerecht zum
31. Dezember 2013 kündigen. Eigentliche Laufzeit wäre
noch bis Oktober 2015. Der Kurs war schon in den Tagen
zuvor massiv um mehrere Prozentpunkte zurückgekommen.
Centrosolar flüchtet unter Schutzschirm
Die angeschlagene Centrosolar Group AG kann den
eingeschlagenen Sanierungskurs aus eigener Kraft nicht
mehr bewältigen und flüchtet unter den Schutzschirm.
Der Antrag auf ein entsprechendes Sanierungsverfahren
beim zuständigen Amtsgericht Hamburg sei bereits
gestellt worden. Indes gingen die Centrosolar-Aktie und
die Unternehmensanleihe in Flammen auf: Sowohl Eigner
als auch Gläubiger bangen um ihre investierten Gelder.
Das wirtschaftlich und finanziell angeschlagene Photovoltaikunternehmen befindet sich bereits seit Mai
offiziell in der Restrukturierung. Um den eingeschlagenen Sanierungs- und Restrukturierungskurs fortsetzen
zu können, stellte das zuständige Management für die
betroffenen Unternehmensteile Centrosolar Group AG,
Centrosolar AG und Centrosolar Sonnenstromfabrik
GmbH Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens
in Eigenverwaltung nach § 270 b InsO (sog. „Schutzschirmverfahren“).
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ide-Interview:
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(S. 14)
-Emission
| Aktuelle
1)
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3)
Mittelstan
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14-tägig
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(S. 9)
missionen
ide-Musterdepo
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sind
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und gelistete
bei den Anleihen
aktuellen
umsätze
| News zu
„Die Handels
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Ausgabe: en sa nle
In dieser
hm
Unter1) ne
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nen (S. 2)
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Auszug unserer Referenzen:
2. Quartal 2013
Februar 2013
November 2012
Januar 2013
Aurelius AG
KTG Agrar AG
René Lezard
DIC Asset AG
EUR 20.000.000
Internationale Roadshow
für Aktienumplatzierungen
Aufstockung um
EUR 80.000.000
Inhaberschuldverschreibung II
EUR 15.000.000
Inhaberschuldverschreibung
Aufstockung um
EUR 30.000.000
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Going Public
Abb. 1: Aktuelle Emissionen
Zeitraum der
Platzierung
Plattform1)
Zielvolumen
in Mio. EUR
Kupon
Rating
(Ratingagentur)4)
Banken (sonst
Corporate
Finance/Sales)
Chance/
Risiko 2)
22.10.-4.11.
ES
50
8,6%
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
folgt
Oktober
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
folgt
Logistik
vsl. Q4
vsl. Bondm
vsl. 100-200
ca. 9%
CCC(SR)
noch nicht
bekannt
folgt
Hein Gericke
Bekleidung
vsl. Q4
vsl. ES
vsl. 15
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
folgt
Porr II
Bau
vsl. Q4
ES
vsl. 100-150
noch nicht
bekannt
-
Steubing
folgt
Strenesse II
Modehändler
vsl. Q4
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
-
CBS
folgt
HanseYachts
Boots- und Yachtbau
vsl. Q4
noch nicht
bekannt
vsl. 10-25
noch nicht
bekannt
-
noch nicht
bekannt
folgt
Deutsche
Öl & Gas
Rohstoffe
vsl. Q4
noch nicht
bekannt
>100
>10,0%
noch nicht
bekannt
noch nicht
bekannt
folgt
Unternehmen
(Laufzeit)
Branche
TKS Union
Agrar
Secop
Kühltechnik
Air Berlin IV
1) FV = Freiverkehr (DÜS = Düsseldorf, HH = Hamburg); 2) Einschätzung der Redaktion: Kombination u. a. aus aktueller Rendite, Bilanzstärke, Zinsdeckungsfähigkeit und wirt4)
Nachplatzierung läuft; 5) Veränderung im Vergleich zum letzten BondGuide (grün/rot); 4) Ratingagenturen: CR = Creditreform; S&P = Standard & Poor’s; EH = Euler Hermes; 7)
CF/S = Corporate Finance/Sales (nur Lead) Skala von * bis ***** (am besten);
Quelle: Eigene Recherchen, OnVista, Unternehmensangaben
Abb. 2: Rendite-Rating-Matrix Mittelstandsanleihen
Rating
Rendite aktuell
B+ oder weniger
BB +/-
BBB +/-
A- oder höher
ohne Rating
Hahn-Immobilien,
DIC Asset I & II, TAG,
Deutsche Börse I & II
Schneekoppe
MTU, Berentzen, Golden Gate,
< 5,5%
-
Wöhrl, Nordex, Dürr, Nabaltec,
Eyemaxx I, German Pellets I, Helma II,
Karlsberg, Underberg, Seidensticker,
SeniVita, Bastei Lübbe, Reiff, MS
Katjes, GIF
Spaichingen, SAF-Holland, KTG I,
Sanochemia, Stauder, Karlie, Grand
Homann, S&T, Cloud No. 7,
RWE
5,5 bis 7%
BeA, Air Berlin I, II & III
City, Golfino, FC Schalke 04, Valensina,
MIFA, BioEnergie Taufkirchen,
Enterprise, IPSAK,
Energiekontor I & II,
Rena I, Sanha, paragon, Deutsche
German Pellets II, Steilmann-Boe-
Stern Immobilien
Constantin II, PORR, Edel
Rohstoff, Procar
cker, KTG II, Eyemaxx II, ETL
Rickmers, Euroboden, Alfmeier, Peine,
7 bis 8,5%
Uniwheels, More &
Photon, ALBIS, Ekosem I, Mitec, Rena
Mox, PNE, Ferratum, AVW
More, MAG
II, friedola, Deutsche Forfait, e.n.o.,
Grund, Helma I, KTG Energie
-
Constantin I, Admiral,
Exer D, PCC I & II
Royalbeach, Eyemaxx III, Kézizálog
Centrosolar, Alno, 3W
> 8,5%
Hallhuber, Ekotechnika, Metalcorp,
Power, Zamek, BDT,
Adler RE, Singulus, posterXXL,
MBB, Peach Property, MS
gamigo, FFK, Scholz,
getgoods.de, Ekosem II, MT-Energie,
Deutschland, hkw, Amadeus
Sanders I & II, eterna,
René Lezard, Laurèl, Solar8, Maritim
Immobilien
VST, Air Berlin IV
Vertrieb, S.A.G. I & II
PCC III, Strenesse,
-
ARISTON, HPI, Identec,
Travel24, Estavis, Timeless Homes, InCity, TKS
fett markiert: neue/laufende Platzierungen; Quelle: BondGuide
Abb. 3: League Tables der wichtigsten Player am Bondmarkt
TOP 3 Banken/Sales/Platzierung:1)
Name
Close Brothers Seydler
youmex
equinet
Anzahl der Emissionen
32
16
13
TOP 3 Kanzleien:
Name
Norton Rose
Heuking Kühn Lüer Wojtek
Mayrhofer & Partner
Anzahl der Emissionen
32
16
12
TOP 3 Kommunikationsagenturen:
Name
Biallas
IR.on
Better Orange
Anzahl der Emissionen
23
16
14
24 GoingPublic 11/13
TOP 3 Advisory/Corporate Finance:
Name
FMS
Conpair
Fion
Anzahl der Emissionen
16
11
5
TOP 3 Technische Begeitung der Emission:2)
Name
Close Brothers Seydler
FMS
Schnigge
Conpair
Anzahl der Emissionen
24
14
9
9
1) sofern Daten vorhanden
2) Bondm: Bondm-Coach, Entry Standard: Antragsteller (AS), Listingpartner (LS),
mstm DÜS: Kapitalmarktpartner; MSB: Makler; m:access: Emissionsexperte: FV:
Antragsteller (sofern bekannt); Quelle: BondGuide
Sole Global Coordinator
Sole Bookrunner
Veräußerung der
Funkwerk Information Technologies
York Ltd.
an
Platzierung Anleihe
Sole Lead Manager
Sole Bookrunner
1.461.909 Vorzugsaktien
Platzierungspreis: € 52,00
Platzierungsvolumen: € 76 Mio.
Sell-Side Advisory
7,50% Corporate Bond
€ 25 Mio.
Kapitalerhöhung
Platzierung Anleihe
„Die Unternehmer unter den Bankern“
7,75% Corporate Bond
€ 25 Mio.
Sole Lead Manager
Sole Bookrunner
Trapeze Group
Steilmann Holding AG
itelligence AG
Nov 2012
9,75% Corporate Bond
€ 60 Mio.
Sole Lead Manager
Sole Bookrunner
Apr 2013
6,75% Corporate Bond
€ 30 Mio.
Sole Lead Manager
Sole Bookrunner
Nov 2012
Kapitalerhöhung
Übernahmeangebot der
NTT DATA Corporation, Tokyo
an die Aktionäre der
Platzierung Anleihe
Apr 2013
Sell-Side Advisory
Übernahmeangebots der
Sole Lead Manager
Sole Bookrunner
Mai 2013
Advisory
Fairness Opinion
Im Rahmen des
Mai 2013
Veräußerung von 100%
der Geschäftsanteile
an
Systemair AB
Mrz 2013
Platzierung Anleihe
7,875% Corporate Bond
€ 30 Mio.
Mai 2013
Platzierung Anleihe
Jun 2013
Advisory
Platzierung Anleihe
Aug 2013
5.457.243 Aktien
Platzierungspreis: € 6,75
Platzierungsvolumen: € 36,8 Mio.
Sole Lead Manager
Sole Bookrunner
Jun 2012
6,75% Corporate Bond
€ 35 Mio.
Sole Lead Manager
Sole Bookrunner
Jun 2012
(ausgewählte Transaktionen)
Corporate Finance
Research & Sales
Mergers & Akquisitions
Börsengänge/Kapitalerhöhungen
Anleiheemissionen/Schuldscheindarlehen
Private-Equity-Beratung
Debt Advisory
Research
Betreuung institutioneller
Kunden
Aktienplatzierungen
Roadshows
Exklusiver Deutschland-Partner
des European Securities Network
(ESN)
Financial Markets
Designated Sponsoring
Aktien/Renten
Brokerage Aktien/Renten
Specialist Aktien/Renten
Anleiheplatzierungen
Elektronisches Orderrouting
equinet Bank AG
Frankfurt am Main
www.equinet-ag.de
Tel. 0049 (0)69 58997-0
„Mittelständische Unternehmen haben
es deutlich schwerer als größere“
Bisher kann sich das IPO-Jahr sehen lassen. Gemessen am
Emissionsvolumen ist 2013 damit das stärkste IPO-Jahr seit
2007. Damit nimmt Deutschland in Europa eine führende
Stellung hinsichtlich der Börsengänge ein. Im Gespräch mit
dem GoingPublic Magazin erklärt Dr. Martin Steinbach,
welche Branchen künftig zu den IPO-Sektoren gehören
könnten und wie es um den Primärmarkt in Deutschland
steht.
GoingPublic: Herr Dr. Steinbach, wie schätzen Sie aktuell
das IPO-Klima ein?
Steinbach: Das IPO-Klima ist weiterhin gut. Zwar waren
die IPO-Aktivtäten in den ersten drei Quartalen weltweit
leicht rückläufig, aber ich blicke weiterhin optimistisch
auf die künftige Entwicklung. Einer der Hauptgründe für
den Rückgang ist nicht etwa das schlechte Klima, sondern die von den chinesischen Behörden verordnete
Zwangspause für Börsengänge.
Dr. Martin Steinbach
GoingPublic: Könnte mit Twitter eine neue Technologiewelle losgetreten werden?
Steinbach: Es werden sicherlich vermehrt wieder Börsengänge aus dem Bereich Technologie und Hightech
Engineering kommen. Die Aktivität aus Silicon Valley ist
ein Signal dafür, dass Technologie einer der nächsten
IPO-Sektoren ist. Natürlich sind die USA mit Facebook
2012 und jetzt Twitter ganz klar wieder der Vorreiter.
Dieser Trend könnte allerdings auch weltweite Kreise
ziehen. Insbesondere aus dem Bereich
Big Data können wir hier einiges erwarten.
GoingPublic: Welche Börsengänge stehen denn gerade
in den Startlöchern, die eine weltweite Visibilität haben?
Steinbach: Da gibt es insgesamt drei: Twitter, Hilton
Worldwide und Alibaba. Das sind die Big Shots, die
gegebenenfalls noch im vierten Quartal kommen könnten. Dabei handelt es sich auch jedes Mal um Transaktionen mit einem erwarteten Emissionsvolumen von
über 1 Mrd. USD.
Abb. 1: Global IPO activity (2005-2013YTD)
400
2.500
350
2.000
300
250
1.500
1.379
200
1.111
1.165
150
889
678
637
529
100
50
1.000
970
500
$ 105
$ 159
$ 214
$ 99
277
$ 46 $ 153
$ 141
$ 91
$ 89
2005
2006
2007
2008
2009
2011
2012
2013*
0
0
Capital raised during Q4 (USD b)
Number of IPOs during the year
Quelle: Ernst & Young
26 GoingPublic 11/13
2010
Capital raised during Q1-Q3 (US$b)
Number of IPOs
Capital raised (USD)
Going Public
Interview mit Dr. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing
Services, Ernst & Young
GoingPublic: Inwiefern macht sich dieser
„Technologie-Trend“ bemerkbar?
Steinbach: Der NASDAQ-100 entwickelt
sich sehr gut und auch die IPO-Exit-Aktivität bei Private Equity (PE) ist derzeit
dort sehr hoch. Zwar sind die Emissionsvolumina zurückgegangen, aber das führen wir darauf zurück, dass es sich bei
vielen Börsengängen – rund 47% – um
Venture-Capital-Transaktionen gehandelt
hat. Weltweit liegt die Aktivität bei 19%
auch auf vergleichsweise hohem Niveau.
PE ist eine wichtige Quelle für Börsengänge.
Biofrontera AG
Scutum Capital AG
Medisana AG
Umtauschangebot und
Emission
5% Optionsanleihe
Kapitalerhöhung mit
Bezugsrecht
und Listing
Kapitalerhöhung ohne
Bezugsrecht mit
Börsenzulassung
7/2011
11/2011
1/2012
Sole Lead Manager
Sole Lead Manager
Sole Lead Manager
Sanochemia
Helioscentris AG
Pharmazeutika AG
Kapitalerhöhung mit
Sachkapitalerhöhung
Bezugsrecht mit
Börsenzulassung
Biofrontera AG
Kapitalerhöhung ohne
Bezugsrecht mit
Börsenzulassung
VK Mühlen
Aktiengesellschaft
01/2011
5/2012
5/2012
8/2012
Sole Lead Manager
Sole Lead Manager
Sole Lead Manager
Areal Immobilien- und
Beteiligungs-AG
bet-at-home.com AG
Heliocentris AG
Einbeziehung
Entry Standard
Kapitalerhöhung ohne
Bezugsrecht mit Listing
Kapitalherabsetzung,
Ausgabe neuer Aktien und
Börsenzulassung
11/2012
12/2012
1/2013
Sole Lead Manager
Sole Lead Manager
Sole Lead Manager
Börsengänge
Kapitalmarkt-Transaktionen
Designated Sponsoring
Research Sales Trading
|
Börsenzulassung
Kapitalerhöhung
BROKER GMBH
Lang & Schwarz Broker GmbH
Breite Straße 34
40213 Düsseldorf
T +49 (0)211 138 40-0
w w w. L S - B ro k e r. d e
Abb. 2: Stock exchange analysis – Capital raised
Capital raised (US$b)
New York (NYSE)
7,2
NASDAQ
2,1
Singapore (SGX)
1,5
Australia (ASX)
1,0
Hong Kong (HKEx)
1,0
Deutsche Borse
0,7
Mexican (BMV)
0,7
Thailand (SET)
0,7
All other exchanges
größten Börsengang in EMEIA (Europe, Middle East,
India and Africa). Dies spricht eindeutig für eine hohe
Aufnahmefähigkeit des deutschen Primärmarkts bei
internationalen Investoren. Zudem befindet sich der DAX
gerade auf einem Allzeithoch und die Volatilität ist auf
einem sehr niedrigen Niveau. Deutschland scheint der
Profiteur der Finanzkrise zu sein und ist bereit für weitere Börsengänge.
3,4
No. of IPOs
24
NASDAQ
23
New York (NYSE)
14
London (AIM)
12
Hong Kong (HKEx)
9
Bombay SME
8
Going Public
Indonesia (IDX)
7
Singapore Catalist
6
Australia (ASX)
Thailand (SET)
KOSDAQ
Singapore (SGX)
All other exchanges
5
5
4
43
Quelle: Ernst & Young
GoingPublic: Wie stehen denn die Chancen für PE-IPOs?
Steinbach: Auf der VC- und PE-Seite gibt es mittlerweile
einen Exit-Stau. Dieser geht zurück auf die Jahre 2006/07.
Nach dem Einstieg dauert es durchschnittlich vier bis
sieben Jahre bis zum Exit. Der Ausstieg aus dem obengenannten Zeitraum hätte also längst erfolgen müssen,
ist er aber nicht. Daher drückt sich hier gerade eine
Welle von möglichen Portfoliogesellschaften nach vorn,
die noch nicht über Exit-Wege abgebaut wurde. Das
Fenster für PE-Börsengänge steht also weit offen.
GoingPublic: Neben Technologie – in welchen Branchen
spielt denn die IPO-Musik weltweit?
Steinbach: Die Immobilienbranche ist derzeit sehr wichtig. Der Appetit seitens der Investoren auf diesen Sektor
ist in diesem Falle weltweit weiterhin vorhanden. Das
sieht man zum einen bei Anleihen, aber auch bei großen
Equity-Transaktionen. Aus diesem Sektor werden wir
hierzulande sicherlich noch den einen oder anderen
Börsengang sehen. Auch die Energiebranche spielt international eine große Rolle. Dabei geht es nicht nur um die
Assets, sondern auch um Services in dem Bereich und
um Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind. Der
dritte anziehende Sektor ist definitiv Healthcare.
GoingPublic: Wie schätzen Sie denn aktuell die Aufnahmefähigkeit des deutschen Kapitalmarktes ein?
Steinbach: Mit den beiden Immobilienbörsengängen LEG
und Deutsche Annington gab es in Q1 und Q3 jeweils den
28 GoingPublic 11/13
GoingPublic: Und warum tut sich dann ein mittelständisches Unternehmen wie aktuell Bastei Lübbe so schwer?
Steinbach: Kleinere und mittelständische Unternehmen
haben es deutlich schwerer als größere Unternehmen.
Die Größe zählt also auf jeden Fall, weil man durch die
Größe der Emission ja auch Liquidität in den Markt
bringt. Außerdem muss man als Unternehmen auch
international sichtbar sein, um auch ausländische Investoren an Bord zu holen. Letzten Endes geht es aber auch
immer um das Vertrauen in die Corporate Governance
und in die IPO-Readiness, die man größeren Unternehmen anscheinend mehr zutraut als kleinen.
GoingPublic: Könnte der deutsche Kapitalmarkt weiter
an Beliebtheit gewinnen?
Steinbach: Wie unsere Umfrage unter Investoren gezeigt
hat, gehört Deutschland zusammen mit Großbritannien
zu den favorisierten Investmentlokationen in Europa.
Unter den Top 20 der größten IPOs befinden sich Börsenplätze wie New York, Australien, Singapur und Deutschland. Betrachtet man das IPO-Jahr bis heute, kann man
mit Fug und Recht behaupten, dass wir seit 2007 zum
ersten Mal wieder ein Rekordjahr hinsichtlich des Emissionsvolumens haben. Aber leider fehlt die Masse.
GoingPublic: Können die von Ihnen Anfang des Jahres
prognostizierten zehn IPOs in Deutschland noch erreicht
werden?
Steinbach: Das ist aktuell etwas schwer einzuschätzen.
Es hängt auf jeden Fall davon ab, ob und für welchen Weg
sich verkaufswillige Finanzinvestoren entscheiden. Ich
würde es aber angesichts der jüngsten Zinsentscheidung
der FED, der anziehenden Konjunktur und des Wahlausgangs in Deutschland nicht ausschließen.
GoingPublic: Herr Dr. Steinbach, vielen Dank für das
interessante Gespräch!
Das Interview führte Maximiliane Worch.
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die sich der Kapitalmarkt wünscht
Going Public
Teil 77: Rimowa GmbH – ein packendes Unternehmen
Was haben Liz Hurley und Heino gemeinsam? Rüdiger Hoffmann und die Wiener
Sängerknaben? Borussia Dortmund und
Katy Perry? Genau: Alle reisen viel, und
alle reisen mit Rimowa. Das 1898 in Köln
gegründete Familienunternehmen verfolgt
das Ziel, Weltmarktführer im Luxussegment
für Reisegepäck zu werden.
Familienbetrieb aus Köln
Beim Thema Leichtbau denkt man zuerst
an die Luftfahrt, vielleicht die Automobilbranche, ganz bestimmt aber nicht an
Koffer. Aber weil Unternehmensgründer
Paul Morszeck genau das gemacht hat, ist
ein ansehnliches Unternehmen herangewachsen, das mittlerweile deutlich mehr
als 100 Mio. EUR umsetzt. Seinerzeit,
1898, werden die ersten Koffer noch aus
Holz gefertigt – aber auch schon mit größtem Aufwand, möglichst Gewicht zu sparen, ohne bei der Haltbarkeit oder Funktionalität Abstriche machen zu müssen.
Auszug aus dem Rimowa-Sortiment
Foto: Rimowa GmbH
Eine Verbindung zur Luftfahrt gibt es dann doch noch:
Als die ersten Junkers und Messerschmitts in ihrer
alufarbenen Machart abheben, entdeckt Richard Morszeck,
Sohn des Gründers, Aluminium als Koffermaterial. 1937
bringt Rimowa den ersten Überseekoffer aus Leichtmetall auf den Markt. Erkennungszeichen: Die Riffelstruktur der Oberfläche. Dabei bleibt es für die kommenden
Jahrzehnte.
Product Placement in internationalen Filmen
Das Familienunternehmen ist in der Werbung nicht den
klassischen Weg gegangen, sondern setzt früh auf das
Kurzprofil Rimowa GmbH
Gründungsjahr:
1898
Branche:
Reisegepäck
Unternehmenssitz:
Köln
Mitarbeiter 2012:
700
Konzernumsatz 2011:
115,9 Mio. EUR
Gewinn 2011:
13,6 Mio. EUR
30 GoingPublic 11/13
Product Placement in Filmen. Wenn irgendwo ein alufarbener Geldkoffer übergeben, eine Ladung Drogen oder
eine besonders schutzbedürftige Apparatur transportiert wird – dann handelt es sich meistens um einen
Rimowa-Koffer. Und wenn ein Filmteam dargestellt wird
oder ein Dokumentarfilmer bei einem Schwenk über das
Löwenrudel auch die eigene Ausrüstung im Bild streift,
dann kann man mit ziemlicher Sicherheit von RimowaKoffern ausgehen.
Die Marktnische zeigt sich über Jahrzehnte groß genug,
um ein europaweites Geschäft aufzuziehen, mit etwa
15 Mio. EUR Jahresumsatz ist es zur Jahrtausendwende
gleichzeitig aber auch so klein, dass die großen Konzerne
nicht in die Nische drängen. Auf der anderen Seite
vermeidet es die Familie Morszeck, Konkurrenten mit
Taschen oder Rucksäcken in die Quere zu kommen. In
der Fabrik in Köln wird mit viel Handarbeit Qualität
„made in Germany“ für eine ziemlich betuchte Kundschaft hergestellt. Das hätte wahrscheinlich noch sehr
lange funktioniert.
Seit 1798 machen wir, was wir
am besten können: maßgeschneiderte
Finanzierungskonzepte.
HIK
Hamburger Investment Konferenz
t*10*#0
t,BQJUBMNB•OBINFO
t1SJWBUF1MBDFNFOU
Die
Zinsen sind niedrig wie nie.
t%FTJHOBUFE4QPOTPSJOH
Ihre Ansprechpartner:
4UFGBO(POTDIFSPXTLJ5FMFGPO
-VJT.BSRVFT5FMFGPO
DONNER & REUSCHEL Aktiengesellschaft –
Die Privatbank der SIGNAL IDUNA Gruppe
Die Wende: Einsatz von Polycarbonat
Going Public
Den Sprung von einem ansehnlichen Unternehmen in
einer auskömmlichen Nische auf wirklich globales
Niveau bewerkstelligt Rimowa, als Dieter Morszeck, der
das Familienunternehmen nun in dritter Generation
leitet, Polycarbonat als Material entdeckt. Flexibel, aber
noch leichter und mindestens so widerstandsfähig wie
Aluminium, machte sich Rimowa damit zum Trendsetter
auf dem Massenmarkt. Der Umsatz vervielfacht sich
binnen weniger Jahre von 15 auf 115 Mio. EUR (2011).
Während die Produktion für Aluminiumkoffer in Köln
verbleibt, wird für die Polycarbonat-Fertigung ein neues
Werk in Polen errichtet.
Rimowa ist damit zu einem führenden Hersteller von
Reisegepäck in Europa herangewachsen. Und will mehr.
„Der Geschäftsführer und Visionär Dieter Morszeck geht
mit dem traditionell erfolgreichen Unternehmen noch
viel weiter. Handwerk meets Hightech beschreibt dabei
eine Innovationspolitik, die bereits in vielen Ländern der
Welt zu großen Erfolgen und zweistelligen Zuwachsraten
geführt hat. Denn Dieter Morszecks Koffer-Kollektionen
erobern mit ihrer Qualität made in Germany nicht nur
die Verkaufsräume von erstklassigen Partnern wie Lufthansa und Porsche. Sondern auch das Luxussegment
gerade der Länder, die andere Hersteller lediglich zur
Billiglohn-Fertigung nutzen. Nicht umsonst stehen die
großen Rimowa Flagship Stores in den fernen Metropolen Hongkong, Taiwan und Seoul“, trommelt das Unternehmen für einen Mittelständler auf seiner Website doch
recht selbstbewusst. „Obwohl Rimowa bereits in unzähligen Ländern vertreten ist und in einigen – wie beispielsweise Japan – zum Marktführer im Luxussegment wurde,
stehen die nächsten Ziele bereits fest: Weltweit erste
Wahl zu sein für alle Menschen, die mit dem Reisen einen
besonderen Anspruch verbinden“, heißt es weiter.
Dank Luxussegment: Attraktive Margen
Das Geschäftsjahr 2011 weist einen Gewinn von 13,6 Mio.
EUR aus. Die Umsatzrendite nach Steuern betrug 11,8%.
Bei der Finanzierung des Wachstums bedient sich
Rimowa bislang ganz überwiegend der klassischen Bankfinanzierung. Bis Dezember 2013 läuft ein Konsortialdarlehensvertrag über 24 Mio. EUR, an dem fünf Banken
Fotos: Rimowa GmbH
32 GoingPublic 11/13
beteiligt sind. Ende des Jahres läuft zusätzlich eine
Mezzanine-Finanzierung über Genussrechte in Höhe von
3 Mio. EUR aus. Auf Anfrage, ob man bei Rimowa an die
Begebung einer Anleihe denke, wurde lediglich mitgeteilt, dass das Unternehmen seine Investitionen überwiegend aus dem Eigenkapital bestreite. Auf dem Kapitalmarkt ist Rimowa ansonsten mit Zins- bzw. Payer-Swaps
sowie Währungsabsicherungen gegenüber dem USD
aktiv.
Fazit
Insbesondere auf dem Anleihemarkt, auf dem starke
Markennamen ziehen, wäre Rimowa höchst willkommen. Die Produkte zielen durch Funktion, Design und
Haltbarkeit auf das Luxussegment, ohne gleichzeitg
Gefahr zu laufen, als abgehoben zu gelten. Das Familienunternehmen besticht durch eine klare Fixierung:
Koffer, und sonst gar nichts.
Stefan Preuß
Bisher vorgestellt im Rahmen der Serie
„Hidden Champions“
Alfred Kärcher GmbH & Co. KG (1/2007), Alfred Ritter GmbH & Co.
KG (4/2010), AllessaChemie GmbH (10/2009), Arburg GmbH &
Co. KG (3/2011), August Storck KG (10/2013), B. Braun Melsungen AG (1/2010), Beckhoff Automation GmbH (12/2012) Behr
GmbH & Co. KG (3/2008), Benteler International AG (1/2012),
Claas KGaA mbH (7/2011), DEKRA (7/2008), Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co KG (8/2013), Deutsche
Vermögensberatungs AG (10/2007), Dorma GmbH & Co. KGaA
(7/2010), Dr. August Oetker KG (3/2007), ebm-papst Gruppe
(10/2008), ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG (1/2013), Franke
Artemis Holding AG (6/2010), Freudenberg & Co. KG (3/2009),
Gebr. Stolle GmbH & Co. KG (4/2011), German Pellets GmbH
(5/2010), GETRAG Corporate Group (1/2009), Giesecke &
Devrient GmbH (12/2008), Haniel (11/2006), Harting Technologiegruppe (4/2007), Heraeus Holding GmbH (5/2008), Heristo AG
(8-9/2009), Hess AG (8-9/2012), Heckler & Koch (9/2006), Hilti AG
(3/2010), Hudora GmbH (2/2013), ifm electronic GmbH (12/2009), Ista
GmbH (11/2012), J. Schmalz GmbH (5/2013), Kaefer Isoliertechnik
GmbH & Co. KG (5/2012), Kaeser Kompressoren GmbH (2-3/2012),
Knauf Gips KG (4/2009), KOMSA AG, (8-9/2008), Krauss-Maffei
(9/2007), Leopold Kostal GmbH & Co. KG (10/2011), Liebherr International AG (2/2010), Marquard & Bahls AG (11/2011), Mast-Jägermeister AG (1/2011), Mechatronic Systemtechnik GmbH (10/2012),
Mercateo AG (11/2010), Meyer Werft GmbH (2/2009), Miele & Cie. KG
(2/2008), MT-Energie GmbH & Co. KG (10/2010), Oettinger Brauerei
GmbH (6/2013), Otto Bock Holding GmbH & Co. KG (7/2009), OttoGroup (2/2007), PHW-Gruppe Lohmann & CO. AG (4/2013),
Plansee Holding AG (8-9/2010), Putzmeister Gruppe (1/2008), Rethmann AG & Co. KG (8-9/2011), Retsch GmbH (7/2012), Robert Bosch
GmbH (10/2006), Rudolf Wild GmbH & Co. KG (8/2006), Schott AG
(6/2007), Schunk-Gruppe (4/2008), Stihl Holding AG & Co. KG
(6/2008), Technogerma Systems GmbH (6/2012) Trumpf GmbH +
Co. KG (6/2009), Unternehmensgruppe Theo Müller GmbH & Co. KG
(5/2007), Vaillant Group (11/2007), VEKA AG (11/ 2009), Verpoorten
GmbH & Co. KG (12/2010), Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG
(4/2012), Vorwerk (8/2007), Wilhelm Karmann GmbH (7/2007),
WILO SE (11/2008), Windreich AG (6/2011), Würth-Gruppe
(12/2006), Yatego GmbH (2/2011), ZF Friedrichshafen (7/2006)
Finance Consulting
Interim Management
Valuation Services
Toolbox
Knowledge Services
IPO Readiness &
IFRS Umstellung
IPO Readiness
Accounting
Support
Optimierung
Finanzprozesse
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Kolumne
Jeder zweite Neuzugang ist ein Familienunternehmen
Von Prof. Dr. Wolfgang Blättchen,
Blättchen Financial Advisory
Prof. Dr. Wolfgang Blättchen
Going Public
Der öffentliche Kapitalmarkt scheint in der äußeren
Wahrnehmung insbesondere für Familienunternehmen 1
ein rotes Tuch zu sein. Unsere Statistiken über die
Eigen- und Fremdkapitalprimärmärkte zeigen jedoch
ein ganz anderes Bild! 2
Im deutschen IPO-Markt spielten Familienunternehmen
vor allem in den 80er und 90er Jahren eine bedeutende
Rolle. Im Zeitabschnitt 1985–1998 liegt deren Anteil
unter den Neuzugängen bei 52%. Auch in der letzten
Dekade zwischen 2003 und 2013 gehören 48% der Emittenten zur Kategorie Familienunternehmen, die ein
Volumen von insgesamt 6,4 Mrd. EUR platzierten.
Wie sehen diese Börsenaspiranten aus? Im Schnitt
erzielten die familiengeführten Börsenanwärter einen
Umsatz im Geschäftsjahr vor IPO von 99 Mio. EUR.
Dieser Wert reduziert sich jedoch auf 24 Mio. EUR,
wenn der Median als Mess größe herangezogen wird.
Mit zwei Ausnahmen weisen sämtliche Unternehmen
im Geschäftsjahr vor dem Börsengang ein positives
Nettoergebnis aus (Mittelwert: 7,2 Mio. EUR; Median:
2,0 Mio. EUR). Das durchschnittliche Emissionsvolumen beträgt 66 Mio. EUR bzw. im Median 18 Mio. EUR.
47% des Emissionserlöses (3,0 Mrd. EUR) flossen den
Familiengesellschaften als Barkapitalerhöhung zu. 53%
des Platzierungserlöse s oder 3,4 Mrd. EUR gingen an
die Alteigentümer. Somit nutzten die Inhaber der Familienunternehmen den Gang an die Börse auch zur Vermögensdiversifikation. Dennoch behalten die Familien nach
dem IPO die Mehrheit am Unternehmen. Im Schnitt reduzierten sich deren Anteile durch den Börsengang von
86% auf 59%. Die Barkapitalerhöhung führte dazu, dass
die Eigenkapitalquote im Mittelwert von 38% (Median
32%) auf 63% (Median 65%) stieg. Bei der Wahl des Börsensegments entschieden sich jeweils genau 50% der
Emittenten für den Freiverkehr bzw. die dazugehörigen
Transparenzsegmente (Entry Standard, m:access) und
für die regulierten Märkte (General Standard, Prime Standard). Da der Zugang zum Eigenkapitalmarkt seit 2008
sehr zyklisch geworden ist und die Zeitfenster sich
tendenziell deutlich verkürzt haben, wird diese Finanzierungsoption derzeit leider nur noch von wenigen
Unternehmen umgesetzt (zuletzt Bastei Lübbe).
34 GoingPublic 11/13
Dem gegenüber steht ein sehr aufnahmefähiger Fremdkapitalmarkt, der insbesondere von Familienunternehmen in Anspruch genommen wird. Die großen börsennotierten Familienunternehmen wie BMW und VW sind
seit Jahren die führenden Emittenten im sog. institutionellen Corporate-Bond-Markt. Beide Gesellschaften
nehmen zusammen einen Primärmarktanteil von 30%
ein. 3 Aber auch nicht börsennotierte Familienunternehmen wie Würth, Otto, Peri, Bosch, Voigt, Bertelsmann
gehören zu den regelmäßigen Emittenten. In der
Summe liegt der Anteil der familiengeführten Emittenten im institutionellen Bondmarkt bei 42% gemessen
am Volumen bzw. bei 24% bezogen auf die Anzahl der
Emittenten. Im noch jungen Segment der Mittelstandsanleihen befinden sich unter den 90 bisherigen Emittenten 68 Familienunternehmen. Dies ent spricht einer
Quote von 76%. Dreiviertel der familiengeführten Emittenten nutzten die Anleihe, um das erste Mal den
öffentlichen Kapitalmarkt zu betreten. Die restlichen
25% der Emittenten hatten ihre Aktien zum Zeitpunkt
ihrer Anleihebegebung an einer Börse gelistet. Das
typische Familienunternehmen erzielte im Geschäftsjahr vor der Emission einen mittleren Umsatz von 224
Mio. EUR (Median 93 Mio. EUR ) bei einem mittleren
EBITDA von 13,8 Mio. bzw. 8,2 Mio. EUR im Median.
Somit sind die familiengeführten Anleiheemittenten in
etwa doppelt so groß wie die Neuzugänge im Aktienmarkt.
Sowohl im Aktien- als auch im Anleiheprimärmarkt sind
Familienunternehmen wichtige Akteure. Die wichtigste
Anlegergruppe für mittelständische Unternehmen sind
Privatanleger, wie es aktuell im Anleihenmarkt beobachtet werden kann. Eine Belebung des Aktienemissionsgeschäfts für mittelständische Familienunternehmen wird es erst dann geben, wenn diese Investorengruppe die Anlageklasse „Aktie“ wieder attraktiv
findet.
1) Gesellschaften, an denen mehrheitlich durch Verwandtschaft untereinander verbundene Personen beteiligt sind
2) Sämtliche Statistiken haben als Stichtag den 15. Oktober 2013 und als Quelle dient
die Blättchen Financial Advisory Datenbank.
3) Bezogen auf Non-financials Corporate Bond-Emissionen deutscher Emittenten
2012 und 2013
Wer denkt
bei einer
Pipeline schon
an Biotech
Durch eine Pipeline fliessen nicht nur Öl und Gas. Bevor neue Medikamente den Markt erobern,
durchlaufen sie einen komplexen Forschungs- und Zulassungsprozess. Welche Wirkstoffe sich in
der Entwicklung befinden, zeigt die Pipeline eines Unternehmens. Prall gefüllt ist sie heute vor
allem mit hochwirksamen Medikamenten aus der Biotechnologie. Sie zielen auf die Ursachen
von körperlichen Defekten und eröffnen der Bekämpfung lebensbedrohlicher Krankheiten neue
Dimensionen. Davon haben sich jetzt auch die grossen Pharmakonzerne überzeugt. Sie suchen
den Anschluss und drängen auf Übernahmen der vielversprechendsten Biotech-Unternehmen.
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BB Biotech AG und sind subjektiver Natur.
Die vergangene Performance ist keine
Garantie für zukünftige Entwicklungen.
IPO-Markt USA
Lebhaftes Geschäft
Auch wenn der Streit um den US-Haushalt und die Schuldenobergrenze in den letzten Wochen die Schlagzeilen
bestimmte, so waren hieraus bislang keine negativen
Folgen am IPO-Markt zu spüren.
Abb. 1: Anzahl IPOs letzte 12 Monate*
35
29
30
Going Public
25
Die Emissionsmaschine der Wall Street läuft und läuft.
Bislang zeigen sich jenseits des Atlantiks keinerlei Ermüdungserscheinungen, womit der dortige Markt seinen
europäischen Pendants weiterhin enteilt. Während hierzulande jeder einzelne Börsengang in den Mittelpunkt
gerückt wird, hat man es an NYSE und Nasdaq fast schon
mit Fließbandarbeit zu tun. Auch der September knüpfte
dabei an den erfreulichen Trend der Vormonate an. Insbesondere bei der Kursentwicklung schalteten die Neulinge noch einen Gang hoch. So startete immerhin die
Hälfte von ihnen mit zweistelligen Aufschlägen in den
Handel. Gefragt waren neben eher jungen Biotech-Firmen
vor allem Technologiewerte mit einer plausiblen Wachstumsstory. Auch die Ankündigung des Twitter-Börsengangs, der noch vor Thanksgiving stattfinden könnte,
elektrisierte viele Anleger und trug zum positiven Sentiment gegenüber Techwerten bei.
ggü. Vorjahr
Anzahl IPOs
151
+54%
31,8 Mrd. USD
-8%
210 Mio. USD
+10%**
IPO-Verhältnis NYSE&Amex/Nasdaq
76/75
+38%/+88%
Zeichnungsgewinn
13,9% +2,6 Proz.punkte
Durchschn. Emissionsvolumen
Quotient USA/D:
30,2
Vj.: 16,3
*) Stand: zum 1.10.2013; **) ohne Facebook
Quelle: GoingPublic Research
Empire State mit holprigem Debüt
Wenn ein Wahrzeichen an die Börse geht, dann ist ihm
die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gewiss. Seit dem
1. Oktober kann nun jeder ein Stück des weltberühmten
Empire State Buildings erwerben. New Yorks Aushängeschild, bei seiner Fertigstellung im Jahr 1931 das höchste
Gebäude der Welt, wurde von der Milliardärsfamilie
Malkin zusammen mit 17 weiteren Objekten in und um
New York in Form eines REITs angeboten. Trotz des
immensen Bekanntheitsgrades des Empire State hielten
sich Investoren mit Zeichnungsaufträgen zurück. Am
Ende mussten sich die Malkins mit einem Ausgabepreis
am unteren Ende der Bookbuildingspanne und Einnahmen von knapp 930 Mio. USD begnügen. Offenbar waren
36 GoingPublic 11/13
21
19
18
15
10
12
6
5
11
21
18
13
8
4
0
Okt Nov Dez Jan Feb Mar Apr Mai Jun
12 12 12 13 13 13 13 13 13
Jul
13
Aug Sep
13 13
*) Stand: 1.10.2013
die Konditionen wenig attraktiv. Die in Aussicht gestellte
Dividende über 34 Cent je Anteil ergab beispielsweise
eine im Vergleich zu anderen REITs eher bescheidene
Rendite von 2,6%. Auch nach der Handelsaufnahme zeigten sich Investoren von dem Papier eher unbeeindruckt.
Zumindest gelang es dem Wert nicht, sich nennenswert
von seinem Ausgabekurs zu lösen.
Gas-Boom beschert Milliarden-IPO
Tab. 1: IPO Scoreboard 2013*
Gesamtes Emissionsvolumen
20
Dank des Fracking- und Schiefergas-Booms haben sich
die USA binnen kürzester Zeit nahezu unabhängig von
ausländischen Öl- und Gasimporten gemacht. Zu den
dynamischen neuen Gasproduzenten gehört auch Antero
Resources, die in den Bundesstaaten West Virginia, Ohio
und Pennsylvania auf zwei bekannten Schiefergas-Territorien operieren. Der Gesellschaft gelang es, im zweiten
Quartal ihre Fördermengen im Jahresvergleich um über
120% zu steigern. Solche Zuwächse versprechen auch für
die kommenden Quartale üppige Einnahmen. Antero, die
von der Private-Equity-Gesellschaft Warburg Pincus kontrolliert wird, war beim Antrag auf den Börsengang im
Juni ursprünglich von einem Emissionserlös von bis zu
1 Mrd. USD ausgegangen. Tatsächlich nahm man nun
jedoch über 1,5 Mrd. USD ein. Auch dies belegt, wie sehr
der Fracking- und Shale-Gas-Boom die Börsianer derzeit
elektrisiert. Warburg Pincus hatte seinerzeit zusammen
mit anderen Private-Equity-Investoren fast 2 Mrd. USD in
den Gasproduzenten investiert. Mit diesen Mitteln konnten die Fördermengen rasch auf das heutige Niveau ausgebaut werden. Nun steht der Konzern vor einem weiteren Entwicklungssprung, der an der Börse offenbar
schon vorweggenommen wird. Zumindest notierte die
Aktie zuletzt fast 30% über ihrem Emissionspreis.
Abb. 2: Monatliche Zeichnungsgewinne in %*
25,0%
22,7%
19,0%
16,7%
15,7%
20,0%
15,0%
14,6%
12,1%
11,4%
10,2%10,9%
10,0%
10,0%
7,8% 7,4%
5,0%
0,0%
Okt
12
Nov Dez
12
12
Jan
13
Feb
13
Mar
13
Apr
13
Mai
13
Jun
13
Aug Sep
13
13
*) definiert als Differenz zwischen Schlusskurs des ersten Handelstages und
Emissionspreis
Ein starkes Trio
Fazit
Die Börsen setzen zum Jahresschlussspurt an. In diesem
Fahrwasser sollten auch die IPO-Aktivitäten das hohe
Niveau der letzten Wochen und Monate verteidigen. Ein
baldiges Debüt des Internetlieblings Twitter dürfte für
zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen und das aus Sicht
der meisten Börsenneulinge bislang gute Jahr erfolgreich beschließen. Die Verantwortlichen bei Twitter
haben aus den Fehlern des Facebook-Börsengangs
hoffentlich gelernt und für sich die richtigen Schlüsse
gezogen. Erstaunlich ist zudem, wie wenig sich der
Markt von den Querelen aus Washington beeindrucken
ließ. So kann und darf es gerne 2014 weitergehen.
Going Public
Es erinnert schon etwas an die Zeit des Internet- und
Technologie-Hypes zur Jahrtausendwende: Gleich drei
Neulingen gelang es, ihren Unternehmenswert am ersten
Handelstag praktisch zu verdoppeln. Dabei starteten
sowohl die Aktien des IT-Sicherheitsspezialisten FireEye
als auch die des Software-Entwicklers Rocket Fuel bereits
mit Kursgewinnen von annähernd 100%. Der SoftwareAnbieter Benefitfocus, der die Fantasie der Wall Street
mit seiner cloudbasierten Plattform zum Management
von Bonusleistungen beflügelte, beendete den ersten
Börsentag mit einem ähnlich stattlichen Aufschlag. Alle
drei Titel verteidigten bis zuletzt einen Großteil dieser
Gewinne und damit ihr durchaus ambitioniertes Bewertungsniveau. Vor allem das Cloud-Thema scheint Anleger
weiterhin zu elektrisieren. Unternehmen wie Fuel Rocket
– hier ist der Name Programm – versprechen einen
aggressiven Wachstumskurs, wobei die rasanten Umsatzzuwächse meist zulasten der Profitabilität gehen. Auch
das muss für so manchen Börsianer sehr vertraut klingen.
Dank ihrer überzeugenden Kursentwicklung reiht sich
das Trio unter die Top 5 der diesjährigen PerformanceSpitzenreiter ein.
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Die heimlichen Stars?
Familienunternehmen und Börse
Ob in der Politik, Gesellschaft oder im Fernsehen:
Berühmte Familienclans gibt es viele – so auch in der Wirtschaft. Dabei werden Familienunternehmen viele positive
Eigenschaften zugesprochen: Langfristigkeit, Nachhaltigkeit, Stabilität – durchaus wichtige Punkte für Investoren.
Zwar zeigen die Piëchs, Henkels oder Fielmanns, dass
Familienunternehmen und Börse zusammenpassen, aber
jüngere Beispiele wie das Medienhaus Bastei Lübbe
konnten Investoren beim IPO offenbar nicht so recht
überzeugen. Sind Familienunternehmen nun die heimlichen Börsenstars oder hoffnungslos überbewertet?
Titelthema: Familienunternehmen und börse
Kolumne
Jeder zweite Neuzugang ist ein
Familienunternehmen
Prof. Dr. Wolfgang Blättchen,
Blättchen Financial Advisory
Seite 34
Die heimlichen Stars?
Familienunternehmen und Börse
Seite 38
„Familienunternehmen und Kapitalmarkt
sind kein Widerspruch“
Interview mit Prof. Dr. Mark K. Binz,
Gründer, Anwaltssozietät Binz & Partner
Seite 40
Zu günstig?
IPO-Underpricing in Familienunternehmen
Dr. Max Leitterstorf, Prof. Dr. Sabine Rau,
Lehrstuhl für Familienunternehmen,
WHU-Otto Beisheim School of Management
Seite 42
Kapitalmarkt bietet Alternativen
Familienunternehmen und
Fremdfinanzierung
Arne Laarveld, equinet Bank
Seite 46
Steiniger Weg
Ein Kulturwandel mit Folgen
Seite 48
Familienunternehmen mit börsennotierten
Anleihen müssen breiter kommunizieren
Thomas Stein, Ursula Querette, Stockheim Media
„Wir wollten eine dritte Finanzierungsform“
Financial Talk mit Markus Gebhardt, CEO,
Alfmeier Präzision AG
Seite 50
Serie: Familienunternehmen an der Börse
Teil 38: Sixt SE – die Familie im Windschatten
Seite 52
38 GoingPublic 11/13
Foto: PantherMedia / Archana Bhartia
Nach dem selbst verschuldeten Debakel mit dem Leuchtmittelhersteller Hess im vergangenen Jahr hätte man
nicht geglaubt, dass sich so bald wieder ein Nachfolger
aus der Deckung wagen würde. Im September war es
dann aber doch soweit: Der Verlag Bastei Lübbe, ein mittelständisches Familienunternehmen, wagte den Sprung
an die Börse. Von Erfolg gekrönt war dieser Schritt
jedoch nur bedingt. Die Nachfrage seitens der Investoren
hielt sich in Grenzen, daher wurde der Aktienpreis um
15% gesenkt und die Zeichnungsfrist noch etwas verlängert. Seit Anfang Oktober notiert die Aktie im Prime
Standard der Frankfurter Börse. Ein auf ganzer Linie
erfolgreiches IPO stellt man sich ein wenig anders vor.
„Ein Börsengang hängt von vielen
Eventualitäten ab, die nicht immer
vom jeweiligen Unternehmen
beeinflusst werden können. So war
das Umfeld – siehe die Haushaltskrise in den USA – sicher nicht
ideal“, erklärt Andreas Schmidt,
Vorstand der Bayerischen Börse.
„Bei Familienunternehmen kommt
Andreas Schmidt
hinzu, dass die Familie ‚ihr‘ Unternehmen manchmal höher bewertet
als Investoren. Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die
Aktie entwickelt. Ein Börsengang ist – wie in vielen anderen Fällen auch – der Startschuss für die Zukunft.“ Einen
„
Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht die Angst,
die Kontrolle über das Unternehmen zu verlieren.
Der Börsengang ist ein attraktiver Weg, sich neues Kapital zu
beschaffen, bankenunabhängiger zu werden sowie den
Bekanntheitsgrad zu steigern.
Unter Wert verkauft
Viele Argumente sprechen für den Gang an die Börse –
auch bei Familienunternehmen: Der Börsengang ist
ein attraktiver Weg, sich neues Kapital zu beschaffen,
bankenunabhängiger zu werden sowie den Bekanntheitsgrad zu steigern. Doch für Familien ist das häufig nur eine
Being Public/IR
“
problematischen Aspekt sieht Dr. Martin Steinbach,
Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei Ernst &
Young. Im Interview auf S. 26 weist er darauf hin, dass es
auch mit der Größe des Unternehmens zusammenhängen könnte, warum sich kleinere Familienbetriebe so
schwer tun. Schließlich sei die Aufnahmebereitschaft
des deutschen Kapitalmarkts, wie die Börsengänge von
LEG oder Deutsche Annington gezeigt haben, durchaus
vorhanden.
Um dieses Risiko zu minimieren, stellen Familienunternehmen sogar ihre wirtschaftlichen Ziele hinten an und
akzeptieren beim IPO einen geringeren Emissionserlös
als andere Emittenten. Wie die Studie „IPO-Underpricing
in Familienunternehmen“ von PwC und der WHU – Otto
Beisheim School of Management zeigt, nehmen familiengeführte Börsenkandidaten bereitwilliger eine niedrigere
Bewertung in Kauf. Dabei ist der Preisabschlag rund
zehn Prozentpunkte höher als bei anderen Kapitalgesellschaften (siehe auch S. 42).
„Familienunternehmen sind bereit, bei einem Börsengang auf wirtschaftliche Gewinne zu verzichten, um ihre
nicht wirtschaftlichen Ziele nicht zu gefährden. Deshalb
nehmen sie eine niedrigere Börsenbewertung in Kauf. Was im ersten
Moment unprofessionell erscheint,
entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein langfristig kluges
Verhalten“, fasst Dr. Peter Bartels,
PwC-Vorstand und Leiter des
Bereichs Familienunternehmen
und Mittelstand, die Ergebnisse
Dr. Peter Bartels
der Studie zusammen.
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2013
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2013
2013
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Starthilfe nötig
Um den Kapitalmarkt für potenzielle Kandidaten attraktiver
zu machen, bemühen sich die Börsen, den Familienunternehmen den Gang an die Börse zu erleichtern. Eine Möglichkeit – die übrigens auch Börsenneuling Bastei Lübbe
genutzt hat –, um erste Kapitalmarktluft zu schnuppern,
ist die Begebung einer Mittelstandsanleihe. Gerade
familiengeführte Betriebe – jüngstes Beispiel Alfmeier
Präzision (siehe auch Financial Talk auf S. 50) – machen
hiervon Gebrauch.
Fast alle deutschen Börsenplätze halten entsprechende
Angebote für KMU bereit: „Wir tun mit unserem Segment
m:access alles dafür, die Anforderungen für mittelständische Unternehmen zu erleichtern und dabei ein hohes
Maß an Transparenz für die Investoren zu sichern. Die
Möglichkeit, Mittelstandsanleihen zu begeben, erleichtert den Unternehmen den ersten Schritt an die Börse
zusätzlich“, bestätigt Schmidt.
Heimliche Börsenstars
Ist der Schritt aufs Parkett dann geschafft, performen
viele der Kandidaten durchaus gut. „Die Verbindung aus
professioneller Rechnungslegung und offener Kommunikation mit einem in Generationen denkenden Ankeraktionär“ machen Familienunternehmen laut Schmidt zu
„Familienunternehmen und Kapitalmarkt sind kein Widerspruch“
Interview mit Prof. Dr. Mark K. Binz, Gründer, Anwaltssozietät Binz & Partner*
GoingPublic: Herr Prof. Binz, laut Ihrer Untersuchung
konnten Familienunternehmen ihren Umsatz im Jahr
2012 um fast 8% steigern. Wie erklären Sie sich diese
gute Performance?
Binz: Das Jahr 2012 war für viele deutsche Familienunternehmen ein gutes, aber kein außergewöhnliches
Jahr. Wir stellen seit Längerem fest, dass sich unter
Deutschlands führenden Konzernen jene in Eigentümerhand besser entwickeln als andere Unternehmen. Zum
Wachstum von knapp 8% trug allerdings auch ein Sondereffekt bei. Aufgrund des bestimmenden Einflusses
der Familien Porsche und Piëch gehört Volkswagen der
Kategorie Familienunternehmen an. Und bekanntermaßen verzeichneten die Wolfsburger 2012 einen Wachstumssprung, der die ganze Gruppe der 50 größten Familienunternehmen nach oben gezogen hat.
GoingPublic: Wie gut passen denn Kapitalmarkt und
Familienunternehmen zusammen?
Binz: Familienunternehmen und Kapitalmarkt sind kein
Widerspruch, im Gegenteil. Interessant an der Entwicklung der größten deutschen Familienunternehmen ist,
dass gerade die börsennotierten unter ihnen 2012 besonders wachstumsstark waren. Sie steigerten den Umsatz
im Schnitt um knapp 13%. Unternehmen wie BMW, Henkel oder Fresenius gelingt es, die positiven Eigenheiten
eines Familienunternehmens mit den disziplinierenden
Anforderungen des Kapitalmarktes in Einklang zu bringen – zum Wohle von Unternehmen und Anlegern!
40 GoingPublic 11/13
GoingPublic: Warum entscheiden sich Ihrer Meinung
nach so wenige Familienunternehmen für den Schritt
an die Börse?
Binz: Immerhin sind 13 der 50
größten deutschen Familienunternehmen börsennotiert,
das sind fast 30%. Die Mehrheit schreckt wohl die Gefahr
von Fremdeinfluss ab, insbeProf. Dr. Mark K. Binz
sondere durch die Mitbestimmung im Aufsichtsrat, die
höheren Kosten, sowohl für
den Börsengang, aber auch für Roadshows, und die anderen Anforderungen des Finanzmarktes. Viele Familienunternehmen brauchen aber auch gar kein zusätzliches
Eigenkapital und bleiben daher lieber unter sich als
dass sie die Macht mit anderen Aktionären teilen.
GoingPublic: Herr Prof. Binz, vielen Dank für die
interessanten Einblicke.
Das Interview führte Maximiliane Worch.
*) Prof. Dr. Mark K. Binz gehört mehreren Aufsichtsräten großer Familienunternehmen an. U.a. ist er Aufsichtsratsvorsitzender der börsennotierten Fielmann AG.
Binz & Partner hat eine zweistellige Zahl an IPOs, darunter Hugo Boss, begleitet.
2011 gründete Binz das Stuttgarter Institut für Familienunternehmen (IFF), das
regelmäßig Analysen und Studien rund um das Thema Familienunternehmen
veröffentlicht.
Obwohl die jüngeren Beispiele vielleicht nicht gerade
zur Nachahmung einladen, ist Schmidt überzeugt, dass
Familienunternehmen und Börse gut zusammenpassen.
„Noch gilt das Vorurteil, dass sich nachhaltig wirtschaftende Familienunternehmen mit dem Quartalsdenken
der Börse nicht vertragen. Auch die Transparenzanforderungen für börsennotierte Unternehmen gehen manchem Familienunternehmer zu weit“, erklärt Schmidt.
„Tatsächlich behaupten sich börsennotierte Unternehmen an der Börse mit ihren Geschäftszahlen besonders
gut. Das zeichnet etwa der Familienunternehmen-Index
HaFix für Deutschland und Europa nach.“
Fazit
In vielen Fällen – besonders den bekannten – passen
Familienunternehmen und Börse durchaus gut zusammen. Aber man muss genau hinschauen: Neben Börsenperlen gibt es ganz sicherlich unter den Familienunternehmen schwarze Schafe – wie der LED-Hersteller Hess
eindrucksvoll bewiesen hat. Schließlich ist nicht alles
Gold, was glänzt.
Maximiliane Worch
Being Public/IR
einem guten Investment. „So können spezifische Risiken
eines reinen Familienbetriebs wie die Nachfolgeproblematik
vermieden und das Interesse von Investoren an langfristige Bindungen erfüllt werden. Probleme eines Börsenkonzerns, wie feindliche Übernahmen oder ein zu sehr
auf Shareholder Value ausgerichtetes Quartalsdenken,
können hingegen umschifft werden.“
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MonIdee’s interne Handelsplattform tOption für Familienunternehmen bietet eine flexible und sichere Lösung. Dabei
gewährleisten wir die höchsten Standards in punkto Sicherheit, Governance und Compliance. Sie verwaltet:
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einer Familienorganisation
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Ihr Nutzen von der internen Handelsplattform als Family Office
• Geeignet für Single und Multi Family Offices
• Berater, Administratoren und Family Office Manager haben 24/7 Online-Zugriff auf das System.
• Standards und Richtlinien für den Handel (gesetzlich, interne Regel, etc.) können sehr einfach festgelegt und falls
erförderlich abgeändert werden
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• Kommunikation mit den Familienmitgliedern in Echtzeit
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Die Vorteile von der internen Handelsplattform für die Familien und Angehörige
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zu Handeln
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Being Public/Investor Relations
Zu günstig?
IPO-Underpricing in Familienunternehmen
Von Dr. Max Leitterstorf und Prof. Dr. Sabine Rau, Lehrstuhl für
Familienunternehmen, WHU – Otto Beisheim School of Management,
Vallendar und Düsseldorf
Es gibt viele Gründe für Familienunternehmen, an die
Börse zu gehen. Dass sie dabei jedoch auf einen nicht
unerheblichen Teil des Kapitals verzichten, ja sogar mehr
des sogenannten „Underpricings“ akzeptieren als NichtFamilienunternehmen, ist auf Anhieb weniger intuitiv. Eine
Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management
gemeinsam mit PwC zu 153 IPOs (Initial Public Offering) in
Deutschland von 2004 bis 2011 zeigt, dass Familienunternehmen bereit sind, ein höheres Underpricing in Kauf zu
nehmen, wenn sie dadurch ihren nicht-wirtschaftlichen
Nutzen, den sogenannten Socioemotional Wealth (SEW),
erhalten können.
Notwendige Erhöhungen des Eigenkapitals oder die
Generierung neuer Mittel für Investitionen legen Familienunternehmen nahe, mittels eines IPOs den Weg an die
Börse zu gehen. Dem entgegen steht jedoch eine Reihe
von Gründen, die Familienunternehmen davon abhalten,
ihre Anteile der Öffentlichkeit anzubieten. Neben
erzwungener Transparenz und weiteren Verpflichtungen,
die gelisteten Unternehmen auferlegt werden, ist es vor
allem der Verlust des Einflusses auf die eigene Firma, den
Unternehmerfamilien fürchten. Trotzdem machen Familienunternehmen – entgegen der allgemeinen Wahrnehmung – einen signifikanten Anteil der Marktkapitalisierung
aus und akzeptieren dabei sogar ein im Durchschnitt um
zehn Prozentpunkte höheres Underpricing als NichtFamilienunternehmen.
Dr. Max Leitterstorf
Prof. Dr. Sabine Rau
IPO-Underpricing
Das IPO-Underpricing ist ein bekanntes Phänomen, das
in den 1970er Jahren erstmals dokumentiert wurde.
Aktien werden bei Börsengängen immer wieder mit
einem Abschlag auf den ermittelten Marktwert verkauft.
Da ein IPO grundsätzlich das Ziel hat, möglichst viel
Kapital für das Unternehmen bereitzustellen und sowohl
Manager wie auch Eigner vor dem Börsengang durchaus
in der Lage sind, den Wert ihrer Aktien annährend genau
zu bestimmen, klingt es paradox, dieses Underpricing
zu akzeptieren. Seit der ersten Dokumentation dieses
Phänomens konnte es weder widerlegt noch hinreichend
erklärt werden, obwohl mehrere Erklärungsansätze existieren. Die „block-building-theory“ beispielsweise führt
Underpricing auf den Anreiz des Emittenten zurück, mit
einem niedrigen Angebotspreis die Nachfrage zu
erhöhen und somit die Eigentümerstruktur zu zerstückeln, sodass keine Großaktionäre das Unternehmen
beherrschen können. Unsere Studie bietet jetzt einen
Erklärungsansatz, warum gerade Familienunternehmen
bewusst ein hohes Underpricing akzeptieren: zur Erhaltung ihres SEW.
Socioemotional Wealth bei IPOs von
Familienunternehmen
Familienunternehmen akzeptieren beim Börsengang durchschnittllich ein höheres
Underpricing als managergeführte Unternehmen.
Foto: Deutsche Börse AG
42 GoingPublic 11/13
Als SEW wird der nicht wirtschaftliche Nutzen, den
Unternehmerfamilien aus ihren Firmen ziehen, bezeichnet. Dazu zählen unterschiedliche Aspekte, wie zum
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Being Public/Investor Relations
Foto: Deutsche Börse AG
Beispiel ein hoher sozialer Status mit guter Reputation,
hohe Unabhängigkeit sowie eine enge emotionale Bindung der Familien an ihr Unternehmen. Verschiedene
Studien zeigen, dass strategische Entscheidungen von
Familienunternehmen das Ziel beinhalten, diesen SEW
zu erhalten. Dafür nehmen Unternehmer auch ein erhöhtes finanzielles Risiko in Kauf, was dazu führt, dass sie
beispielsweise stärker auf Sozial- und Umweltverträglichkeit achten als andere Unternehmenstypen. Ebenso
tendieren sie eher zu Philanthropie, vermeiden Personalkürzungen und verzichten mitunter darauf, ihr
Angebots- oder Produktportfolio zu erweitern, wenn
eine solche Diversifikation die Besetzung von Schlüsselpositionen mit vertrauten Familienmitgliedern erschweren würde.
Dieser Schutz des SEW erklärt auch ein im Durchschnitt
10% höheres Underpricing bei IPOs von Familienunternehmen im Vergleich zu anderen Unternehmenstypen.
Der „ownership dispersion hypothesis“ zufolge wird IPOUnderpricing vom Emittenten bewusst in Kauf genommen, um für eine Überzeichnung der Aktie zu sorgen. Ist
die Nachfrage dann besonders hoch, streuen sich die
44 GoingPublic 11/13
Anteile breiter, eine Konzentration in den Händen weniger findet nicht statt. Dies bedeutet, dass die Familie
weiterhin die Kontrolle ausübt und die Dynastie weiterführen kann. Underpricing reduziert des Weiteren das
Risiko von Gerichtsverfahren, die im Zuge des IPOs entstehen können. Dabei ist zu beachten, dass nicht nur
Verfahrenskosten, sondern vor allem auch Reputationskosten, die Familienunternehmen besonders fürchten,
vermieden werden. Zudem kann das Risiko eines fehlgeschlagenen IPOs durch Underpricing gesenkt werden.
Würden manche Investoren ohne die Aussicht auf
Gewinne durch das Underpricing die Aktie nicht zeichnen, so kann sich dieses fehlende Interesse auf andere
Investoren auswirken und letztendlich zu einem Fehlschlag des IPOs führen. Dabei beschränken sich die
Kosten nicht nur auf monetäre Aspekte, sondern insbesondere bei Familienunternehmen auch auf den
Reputationsverlust. Sind die wirtschaftlichen Faktoren
dieser Punkte für Familien und Nichtfamilienunternehmen identisch, so ist bei Ersteren aufgrund der Überlappung der Identitäten von Familie und Unternehmen
jeglicher Schaden des Unternehmens, wie z.B. ein Reputationsverlust, auch ein Schaden der Familie.
Fazit
Zusammenfassend bedeutet dies: Je niedriger der
Ausgabepreis einer Aktie relativ zu ihrem geschätzten
Marktwert (d.h. je höher das Underpricing), desto eher
gelingt es einer Familie, die Konzentration von Unternehmensanteilen bei externen Dritten zu verhindern,
und desto besser kann sie ihre Reputation schützen.
Folglich verzichten Familienunternehmen zumindest
teilweise (und mehr als Nicht-Familienunternehmen) auf
wirtschaftliche Gewinne, um ihren SEW nicht zu gefährden. Diese Analyse ist nicht nur ein Erkenntnisgewinn
für Familienunternehmer, die zum Beispiel in Erwägung
ziehen, zunächst einen kleinen Teil Aktien an die Börse
zu bringen und erst nach erfolgter Preisbildung weitere
Aktien auszugeben. Auch für Investoren sind diese
Ergebnisse relevant: Die Investition in ein IPO eines
Familienunternehmens hat – im Durchschnitt – eine
höhere kurzfristige Gewinnchance als das IPO eines
Nicht-Familienunternehmens.
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Being Public/Investor Relations
Kapitalmarkt bietet Alternativen
Familienunternehmen und Fremdfinanzierung
Von Arne Laarveld, Managing Director, equinet Bank AG
Die Finanzierung für deutsche Unternehmen gestaltet sich,
speziell im Umfeld einer gelockerten EZB-Politik, durchaus
positiv: Der Zugang zu Kapital stellt zumeist keine große
Hürde dar. Die Unternehmen sind in aller Regel gut aufgestellt, haben Kosten und Effizienz optimiert und die Eigenkapitalausstattung gestärkt. Eine Erhöhung der Finanzverbindlichkeiten stellt in einer Phase wachsenden Finanzbedarfs, gestützt durch die konjunkturelle Entwicklung,
einen geeigneten Weg der Unternehmensfinanzierung dar.
Strengere Anforderungen bei der Kreditvergabe
Auch wenn das klassische Bankdarlehen nach wie vor
eine erhebliche Rolle in der Unternehmensfinanzierung
gerade bei Familienunternehmen spielt, ist zu erwarten,
dass sich verschärfende Anforderungen an die Kreditinstitute zu strengeren Anforderungen bei der Kreditvergabe und höheren Zinskosten führen werden.
Vor diesem Hintergrund erscheint es auch nicht börsennotierten (Familien-)Gesellschaften angeraten, Alternativen zu prüfen, sich aus einer starken Position heraus mit
Fremdkapital über den Kapitalmarkt zu versorgen und
somit auch die Finanzierungsbasis zu verbreitern.
Wird die Fremdfinanzierung am Kapitalmarkt durchgeführt, verbessert sich die Finanzierungsstruktur, ohne
dass zugleich der Einfluss kreditgebender Banken weiter
zunimmt. Hierfür kommen insbesondere Unternehmensanleihen oder Schuldscheindarlehen in Betracht. Während börsennotierte Unternehmen mit diesen Instrumenten
oftmals bereits vertraut sind, betreten nicht börsennotierte Unternehmen mit deren Einsatz vielfach Neuland. Um einen guten Zugang zu diesen Finanzierungsquellen zu erhalten, sind neben Mindestanforderungen
hinsichtlich Umsatzgröße und Rentabilität auch Informationspflichten zu erfüllen, die gerade im Fall einer Anleihebegebung im Rahmen eines öffentlichen Angebots über
diejenigen bei einem klassischen Bankkredit hinausgehen.
Schuldscheindarlehen nehmen dabei eine Sonderrolle
ein, da es sich rechtlich nicht um Wertpapiere handelt,
sie aber aufgrund der adressierten Investorenkreise als
Kapitalmarktprodukte betrachtet werden.
Anleihen: Marktlücke geschlossen
Bei den Unternehmensanleihen hat sich seit den ersten
Emissionen 2010 nachhaltig ein Segment gebildet, inner-
46 GoingPublic 11/13
Arne Laarveld
halb dessen es Emittenten möglich ist, Anleihen mit
Emissionsvolumina auch von unter 100 Mio. EUR zu
begeben. Damit hat sich hier eine Lücke zum etablierten
Markt für große Unternehmensanleihen geschlossen.
Auch wenn das Segment der sog. „Mittelstandsanleihen“
noch jung ist und sich Marktstrukturen noch weiter
entwickeln werden (müssen), stößt diese Form der
Finanzierung gerade bei nicht börsennotierten und
familiengeführten Unternehmen auf großes Interesse.
Die Emission einer Anleihe erfolgt i.d.R. im Rahmen eines
öffentlichen Angebotes auf Grundlage eines von einer
Aufsichtsbehörde (in Deutschland: BaFin) zu billigenden
Prospekts. Das Angebot richtet sich an private wie auch
institutionelle Investoren wie Vermögensverwalter,
Family Offices oder Pensionskassen. Mit der Börsennotierung der Anleihe sind Transparenz- und Kommunikationspflichten verbunden, die eine kontinuierliche
Investor-Relations-Arbeit und die Bereitschaft zur
Kommunikation mit Anlegern, Analysten und Wirtschaftspresse erfordern. Dafür erhält das Unternehmen
Zugang zum Kapitalmarkt und kann über die Aspekte der
Finanzierung hinaus mit einer erhöhten Wahrnehmung
nicht nur bei Anlegern, sondern auch bei seinen Kunden
und Lieferanten rechnen.
Schuldscheindarlehen: wesentlicher
Finanzierungsbaustein
Mit Schuldscheindarlehen können Unternehmen ihre
Finanzierung nicht nur diversifizieren, sondern auch die
Struktur ihres Fälligkeitenprofils verbessern. Anders als
bei Anleihen ist es möglich, selbst ein kleines Transaktionsvolumen auf mehrere Laufzeiten zu verteilen.
Dadurch verringert sich das Refinanzierungsrisiko des
Unternehmens bei Fälligkeit. Überwiegend bevorzugen
Banken und Sparkassen Laufzeiten von drei bis fünf Jahren, Versicherungen Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren.
Fazit
Ähnlich wie beim Anleihemarkt können mit einem Schuldscheindarlehen oft Investoren erreicht werden, zu denen
anderweitig kein Zugang bestünde und die bessere Konditionen oder längere Laufzeiten anbieten als manche
Hausbank. Neben Banken und Sparkassen sind dies
zunehmend auch Versicherungen und Versorgungskassen. Der steigenden Bedeutung von Unternehmensschuldscheinen für die Kapitalanlage von Versicherungen wurde auch in der 5. Auflage des Kreditleitfadens für
deutsche Versicherungen im Juni 2013 Rechnung getra-
Auch familiengeführten, nicht börsennotierten Unternehmen, die sich bei ihrer Fremdfinanzierung bisher
stark an ihren (Haus-)Banken orientiert haben, stehen
alternative Instrumente auf der Kapitalmarktseite zur
Verfügung. Diese werden mit Blick auf sich ändernde
Eigenkapital- und Risikovorsorgevorschriften für die
Banken weiter an Bedeutung gewinnen und die oft geäußerten Bedenken hinsichtlich des Verlustes von Unabhängigkeit, der Erfüllung von Transparenzvorgaben oder
des damit verbundenen Aufwands entkräften.
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Being Public/IR
Das Schuldscheindarlehen hat über die letzten 15 Jahre
gerade bei bonitätsstarken Unternehmen immer mehr
als Instrument der Unternehmensfinanzierung Anwendung gefunden und ist heute ein wesentlicher Finanzierungsbaustein vieler Unternehmen. Für mittelständische
Unternehmen bereits ab einem Emissionsvolumen von
ca. 20 Mio. EUR einsetzbar, ist die vertragliche Gestaltung eines Schuldscheindarlehens als Kredit unter deutschem Recht kurz, flexibel und einfach. Sie ist wenig
arbeitsaufwändig, und die Kosten sind vergleichsweise
gering. Typische Anforderungen einer Börsennotierung,
etwa ein Wertpapierprospekt oder die Bonitätseinstufung einer Ratingagentur, entfallen.
gen. Es ist nunmehr für Versicherungen leichter, Schuldscheindarlehen an bonitätsstarke Unternehmen zu vergeben.
Being Public/Investor Relations
Ein Kulturwandel mit Folgen
Familienunternehmen mit börsennotierten Anleihen müssen
breiter kommunizieren
Von Thomas Stein, Managing Partner und PR-Berater, und Ursula
Querette, Director und IR-Beraterin, Stockheim Media
Familienunternehmen entdecken für sich zunehmend Mittelstandsanleihen als geeignete Finanzierungsquelle. Die
Vorteile scheinen offensichtlich: Weder eine kreditgebende
Bank noch fremde Anteilseigner erhalten Einfluss auf das
Unternehmen. Aber: Auch die Begebung von börsennotierten Unternehmensanleihen fordert Veränderungen. Investoren und Medien wollen Transparenz und damit eine verstärkte Kommunikation der Unternehmensführung – vor
und nach einer Anleihezeichnung. Investor Relations und
Public Relations werden so zu erfolgskritischen Faktoren.
Dabei führt ein strategisches Reputationsmanagement
oftmals zu einem Kulturwandel im traditionellen Familienunternehmen.
Thomas Stein
Ursula Querette
Werteorientiert, aber verschlossen
Familienunternehmen haben grundsätzlich einen guten
Ruf. So ergab eine repräsentative emnid-Umfrage, dass
rund dreiviertel der Bevölkerung lieber für ein Familienunternehmen als für ein managergeführtes Unternehmen
arbeiten möchten. Mit einem Familienunternehmen
werden traditionelle Werte wie Sicherheit, Stabilität,
ethisches Handeln und Fairness verbunden. Als negative
Imagefaktoren werden mit einem Familienunternehmen
andererseits eine patriarchalische Unternehmensführung oder auch die Verschlossenheit in der internen wie
Veränderungen nach Anleihebegebung
•
Interne Kommunikation: Führungskräfte und Mitarbeiter sind auch Multiplikatoren des Unternehmens.
Sie müssen die Anleihefinanzierung richtig einordnen können und daher frühzeitig und gezielt informiert werden.
• Der Stakeholderkreis erweitert sich: Investoren
und Journalisten, die auch für (potenzielle) Investoren schreiben, stellen Fragen, die beantwortet
werden müssen – auch nach einer Anleihebegebung.
• Reputation wird zum erfolgskritischen Faktor: Vertrauen und Reputation bilden sich nicht ausschließlich über die wirtschaftliche Stärke, weitere Unternehmensthemen sind zu kommunizieren.
Den Kulturwandel im Familienunternehmen nach
innen und außen durch aufeinander abgestimmte,
strategische IR- und PR-Arbeit erfolgreich begleiten.
48 GoingPublic 11/13
externen Kommunikation angeführt. Genau diese kommunikative Verschlossenheit wird von Investoren aber
weder goutiert noch geduldet.
Manch ein Familienunternehmen sieht sich so nach der
Begebung einer Mittelstandsanleihe neuen Fragen gegenüber – und neuen Fragestellern. Insbesondere nachdem
einige Mittelstandsanleihen auszufallen drohen, fragen
Journalisten zunehmend kritisch bei Unternehmen nach.
Eine strikte Verweigerungshaltung ist nicht möglich und
wird gegebenenfalls sogar als Beleg für einen drohenden
Zahlungsausfall interpretiert. Negative Artikel, auch in
großen Wirtschaftszeitungen, können die Folge sein.
Noch besser als eine reaktive ist die aktive Kommunikation. Verbunden mit einem strategischen Reputationsmanagement kann sie für einen weiteren Wachstumsschub im Unternehmen sorgen und für erhöhtes Vertrauen auf Kunden- und Investorenseite.
Pflicht zur Kür
Vertrauen und gute Reputation werden nicht alleine
durch erfolgreiches Wirtschaften des Unternehmens
erreicht. Vielmehr kann man insgesamt fünf Reputationstreiber definieren, die den guten Ruf eines Unternehmens
beeinflussen. Neben den eigentlichen Produkten und
Dienstleistungen des Unternehmens sind das die unternehmerische Verantwortung, Strategie und Führung des
Unternehmens, die Arbeitsplatzbedingungen und zu
guter Letzt die wirtschaftliche
Stärke. Die Faktoren wirken in unterschiedlicher Weise auf die verschiedenen Stakeholder des Unternehmens. Natürlich sind Investoren
insbesondere an der wirtschaftlichen Stabilität und Finanzkraft
des Unternehmens interessiert, in
das sie investiert haben. Und gute
Produkte oder Dienstleistungen
sind vermutlich die Grundvoraussetzung für die Investitionsentschei- Quelle Stockheim Media
dung. Aber darüber hinaus bewerten sie ein Unternehmen vielschichtiger und wissen,
dass eine negative Reputation dem Unternehmen
langfristig schaden kann.
Insbesondere mit der Börsennotierung eines Familienunternehmens ergibt sich somit nicht nur eine direkte
Pflicht zur Kommunikation der Zahlen, sondern auch
eine Kür, mit der dieses Vertrauen geschaffen und
gepflegt werden muss. Die Spielregeln der Kommunikation verändern sich also mit der Finanzierung. Dies gilt
auch für die interne Kommunikation. Denn nicht selten
wird von Mitarbeitern, die das Unternehmen bisher als
verschlossen in Finanzierungsangelegenheiten kennengelernt haben, die „plötzliche“ Begebung einer Anleihe
als irritierend wahrgenommen. Bekommen wir von den
Banken kein Geld mehr? Stehen wir gar kurz vor der
Pleite? Führungskräfte und Mitarbeiter müssen darum
frühzeitig und gezielt informiert werden. Sie sind außerdem wichtige Multiplikatoren für die Unternehmens-
„
Strategie und
Führung
Unternehmerische
Verantwortung
Arbeitsplatzbedingungen
Wirtschaftliche
Stärke
Reputationstreiber
Produkte und
Dienstleistungen
Stakeholder / Interessengruppen
Vertrauen /
Emotionale Bindung
Reputation
reputation und sollten gegen mögliche Spekulationen
von außen immunisiert werden. Am besten mit gut
aufbereiteten Informationen.
Kulturwandel ohne Angst
Wie jede Veränderung kann auch dieser Kulturwandel im
Familienunternehmen als Bedrohung wahrgenommen
werden. Waren bisher der gemeinsame Wertekanon in
der Familie oder zumindest gegenseitiges Verständnis
und Grundvertrauen stabiles Fundament einer NichtKommunikation, müssen auf einmal bohrende Fragen
von Investoren und Medien beantwortet werden. Die
eingeforderte Transparenz verlangt die Bereitstellung
von Informationen und Öffnung des Unternehmens. Die
langfristige Perspektive in der Unternehmensführung ist
dabei oftmals eine Stärke bei Familienunternehmen –
und wird gleichermaßen von Anleihe-Investoren
begrüßt. Nicht die kurzfristige Aktienkursentwicklung
steht im Fokus, sondern die nachhaltige Strategie unternehmerischer Entscheidungen.
Fazit – Mut zur idealen Partnerschaft
Während Aktieninvestoren stärker
auf Wachstum setzen, schätzen
Anleihezeichner langfristige Stabilität, die letztlich ihre Zinsen
und Rückzahlung sichert.
“
Während Aktieninvestoren stärker auf Wachstum setzen,
schätzen Anleihezeichner langfristige Stabilität, die letztlich ihre Zinsen und Rückzahlung sichert. Darum sind
Familienunternehmen und Anleihe-Investoren ideale
Partner. Mut zu Transparenz und eine offenere Kommunikation werden mit weiterem Reputationsgewinn belohnt.
Die Investition in die strategische IR- und PR-Arbeit ist
daher eine Investition in das Vertrauen von Investoren
und Kunden.
GoingPublic 11/13 49
Being Public/Investor Relations
Abb. 1: Modell zur Reputationsbildung
Being Public/Investor Relations
„Wir wollten eine dritte
Finanzierungsform“
Financial Talk mit Markus Gebhardt, CEO,
Alfmeier Präzision AG
Der Industriezulieferer Alfmeier hat schon einige Erfahrung
mit diversifizierten Finanzierungsformen: Seit knapp
zwanzig Jahren ist das Unternehmen Private-Equity-finanziert. Nun möchte der Hidden Champion mit einer Anleihe
ein neues Finanzierungskapitel aufschlagen. CEO Markus
Gebhardt erklärt die Gründe und Strategie.
GoingPublic: Herr Gebhardt, Alfmeier gilt als einer der
Hidden Champions in Deutschland, ein Familienunternehmen, das seinen Umsatz in den kommenden fünf
Jahren um 50% steigern möchte. Was macht Sie stark?
Gebhardt: Wir sind ein international agierender Mechatronikkonzern, der Ventile, Pumpen und Steuergeräte
herstellt. Zu unserer Kundschaft zählt u.a. die Automobilindustrie. Beispielsweise sorgen unsere Systeme für Sitzkomfort im Auto. Dazu gehören Massagesysteme, die auf
der sogenannten Fluidtechnologie basieren. Diese Technologie findet man auch im Antriebsstrang von Fahrzeugen vom Tank bis zur Bremse. Unsere Steuertechnik
bewegt Ventile, Pumpen und Aquatoren sowie Steuergeräte.
GoingPublic: Die Automobilbranche gilt als sehr zyklisch.
Was macht Alfmeier besonders?
Gebhardt: Das ist eine spannende Frage. Wenn Sie heute
ein Auto anschauen, finden Sie dort zahlreiche Elektromagneten. Herkömmliche Magneten sind in der Regel
schwer. Durch unsere SMA-Technologie können wir die
Relais wesentlich leichter herstellen. Hier arbeiten wir
eng mit unseren Auftraggebern zusammen. Diese
machen uns beispielweise die Vorgabe, leichtere und
leisere Bauteile zu liefern, die gleichzeitig weniger elektromagnetische Emissionen ausstrahlen.
GoingPublic: Wen beliefern Sie in der Automobilindustrie?
Gebhardt: Wir beliefern die komplette Branche – mit
Ausnahme der Japaner. Ansonsten ist heute in jedem
Auto mit Sicherheit mindestens ein Alfmeier-Bauteil
dabei: Entweder Sie bremsen oder Sie tanken mit uns.
Vom Sitzkomfort ganz zu schweigen. Durch die SMATechnologie besitzt unser Unternehmen eine außerordentliche Substanz und ein riesiges Potenzial: Die Steuerung von Elektromagnetventilen wird nicht nur in der
Automobilindustrie eingesetzt. Wir haben unsere
Geschäftsfelder Schritt für Schritt erweitert: Mit der drit-
50 GoingPublic 11/13
Markus Gebhardt
ten Generation der SMA-Technologie sind wir mittlerweile auch in der Handybranche vertreten – und zwar in
den Mikrokameras.
GoingPublic: Was genau wird hier eingesetzt?
Gebhardt: Wir arbeiten hier mit sogenannten Gedächtnislegierungen, also mit Stoffen, die einen Memory-Effekt
haben. Sie behalten sich eine zugewiesene Form, und
wenn diese aufgrund von mechanischen Einwirkungen
verändert wird, dann kann durch Hitze das Metall wieder
in die ursprüngliche Form gebracht werden. Und derartige Metalle kann man vielfältig einsetzen: in Federungen,
Brillengestellen oder auch in der Herzchirurgie. Immer
genau das gleiche Prinzip. Das Metall kommt in eine kalte
Flüssigkeit und zieht sich zusammen, und mit der Körpertemperatur dehnt es sich wieder aus.
GoingPublic: In der Medizintechnik sind Sie also auch
tätig?
Gebhardt: Wir nutzen eben diese Drähte, die bis jetzt
noch nirgends auf der Welt industrialisiert ist. Im Prinzip
machen wir Mikromuskeln. Diese spannende Technologie hat uns schlicht und einfach ein Alleinstellungsmerkmal verschafft und uns stark wachsen lassen.
GoingPublic: War der Einstieg in die Handy- und Medizintechnikbranche ein Teil einer Diversifizierungsstrategie?
Gebhardt: Eindeutig ja. Durch unsere Querschnittstechnologie konnten wir in die Computerbranche hineingehen, wir können aber auch in unserer angestammten
Foto: Alfmeier Präzision AG
Branche, der Automobilbranche, weiter
wachsen. Vor allem im Medizinbereich
sind wir schon sehr weit vorangekommen. In allen Unternehmensteilen
arbeiten wir für und mit den Marktführern und decken den Großteil der
Branchen ab.
GoingPublic: Sie liefern jedoch nicht
nur Bauteile?
Gebhardt: Hinter all unseren Produkten steht auch immer sehr viel Logik
dahinter. Sie brauchen Intelligenz. Das
sind Produkte, in denen wir hauptsächlich stark sind. Im Telekommunikationsbereich sind wir spezialisiert auf die
chinesischen und taiwanesischen
Handymarken. Derzeit scheuen wir vor
Apple oder Samsung zurück, da wir das
geforderte Volumen noch nicht bereitstellen können. Denn mit unseren Bauteilen können wir auch die 21-Megapixel-Kameras, die immer größere Linsen
haben, durch kleinere Bauteile steuern.
Wir haben durch die Technik der Mikromuskeln einen enormen Vorteil, denn
unsere Kantenlängen betragen bei den
Bauteilen nur 8,5 mm.
GoingPublic: Alfmeier ist Private-Equityfinanziert, und nun begeben Sie eine
Anleihe. Wie kam es dazu?
Gebhardt: In den 90er Jahren sind mein
Bruder und ich in das Unternehmen eingestiegen und haben in einem Buyout
die Mehrheit der Anteile übernommen.
Damals waren die BayBG und zeitweise
Bayern Kapital mit an Bord. 2012 haben
wir dann eine Kapitalerhöhung vollzogen, bei der die BayBG ausgeschieden
ist und die Afinum aus München hinzukam. Das war für uns ein wesentlicher
Schritt, um die Basis für weiteres
Wachstum zu legen. Der nächste Schritt
ist nun die Anleihebegebung, die nochmals Wachstum finanzieren soll.
GoingPublic: Wieso haben Sie sich hier
für die Anleihe entschieden?
Gebhardt: Die Anleihe gibt uns am
meisten Freiheitsgrade. Und wir wollten
eine dritte Finanzierungsform. Eigenkapital- und Bankenfinanzierung werden auch in Zukunft weiterlaufen. Die
Anleihe verschafft uns aber eine
gewisse Unabhängigkeit von den Banken, da ca. 40% des Emissionserlöses
zur Bedienung von Krediten genutzt
werden sollen, rund 40% sollen in Innovation und Wachstum fließen.
– Kapitalmarktberatung
– Eigenkapitalbeschaffung
– Langfristiges Fremdkapital
über Anleihen
– Dual Track
GoingPublic: Aber wäre ein IPO nicht
auch eine Option gewesen?
Gebhardt: Wir denken, dass eine Anleihe
zahlreiche Stärken hat. So bekommt
man eine Publicity, sie ist ein solider
Finanzierungsbaustein. In Deutschland
herrscht noch immer Nachholbedarf,
was die Finanzierung über die Börse
angeht. Insofern leisten wir auch einen
kleinen Beitrag zur Schaffung einer besseren Finanzierungskultur.
GoingPublic: Mit Ihrem Kupon von
7,5% liegen Sie ziemlich genau im
Durchschnitt der auf dem Markt befindlichen Anleihen. Wie kam es zu der
Höhe des Kupons?
Gebhardt: Wir haben uns natürlich eng
mit unseren begleitenden Banken Steubing und IKB beraten und sind so auf
die Parameter der Anleihe gekommen.
So läuft die Anleihe die standardmäßigen fünf Jahre. Und so fiel auch die
Wahl auf den Entry Standard – aus meiner Sicht der Börsenplatz, der sich in
dem Segment am besten etabliert hat.
GoingPublic: Herr Gebhardt, wir danken Ihnen für dieses aufschlussreiche
Gespräch.
Das Interview führte Daniela Gebauer.
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Being Public/Investor Relations
Serie: Familienunternehmen an der Börse
Teil 38: Sixt SE – die Familie im Windschatten
Wer kennt sie nicht, die prominenten
Köpfe, die uns von Plakatwänden und Zeitungsanzeigen entgegenspringen: Angela
Merkel mit zerzaustem Haar nach einer
Cabriofahrt, Oskar Lafontaine als Mitarbeiter des Kabinetts Schröder „in der Probezeit“. Und dahinter steckt meist ein Name:
der Autovermieter Sixt. Was wie ein netter
Gag im Vorbeigehen wirkt, ist Teil einer
ausgeklügelten Werbestrategie, bei der
Firmenchef Erich Sixt persönlich mitmischt.
Als Erich Sixt 1969 in dritter Generation in
das Familienunternehmen seines Vaters
einstieg, traf er dort auf 200 Leihautos.
Dabei sollte es nicht bleiben – sein Ziel
war stets Wachstum. 1970 nahm er Lkws
Werbekampagne von Sixt mit Angela Merkel im Jahr 2001
Foto: Sixt SE
in die Flotte auf, 1976 stieg seine heutige
Ehefrau Regine in das Unternehmen ein
und brachte Verträge mit großen Fluglinien und Hotelketten land voran. Es beginnt die europaweite Kooperation mit
unter Dach und Fach. Ein Jahr später schon eröffnet Sixt
der Deutschen Lufthansa, auch die Deutsche Bahn kann
Stationen an allen bedeutenden Flughäfen Deutschlands. gewonnen werden. Bereits 1997 kann sich Sixt DeutschDoch Erich Sixt muss gemerkt haben, dass diese Art orga- lands Autovermietung Nr. 1 nennen: Sie hat 1.000 Vernischen Wachstums ziemlich bald an ihre Grenzen stoßen mietstationen in ganz Europa und ist an Verkehrsflughäfen u.a. in Marokko, Israel, Neuseeland und La Réunion
würde. Was er brauchte, war: Kapital. 1986 erfolgte der
vertreten. Doch damit nicht genug: Schritt für Schritt
Börsengang des Familienunternehmens. „Nicht, um
werden weitere Airlines für Kooperationen hinzugewonKasse zu machen“, wie er in einem späteren Interview
sagte, sondern um die Expansion zu finanzieren.
nen, für den Markteintritt wird u.a. ein internationales
Franchisenetz aufgebaut. 2006 umfasst dies mehr als 50
Länder. 2007 kamen erste Vermietstationen in China, seit
Mit der ging es dann auch schon kurz danach weiter.
1986 übernimmt Regine Sixt die Leitung des International 2011 erfolgt die Expansion in die USA. Zum 100-jährigen
Firmenjubiläum 2012 erzielt der Konzern eines seiner
Marketing Department und treibt den Sprung ins Ausbesten Umsatzergebnisse: knapp 1,6 Mrd. EUR. Weltweit
waren insgesamt 138.500 Fahrzeuge im Namen von Sixt
Sixt SE – Geschäfts- und Kennzahlen
unterwegs.
2012
2013e
2014e
Umsatz*
1.596
1.588
79
80
94
EPS
1,64
1,66
1,95
KGV
9,6
9,7
8,3
Nettoergebnis*
1.654
*) in Mio. EUR; Quelle: GoingPublic Research, Unternehmensangaben, Bankhaus Lampe
Mit 60,1% hält die Vermögensverwaltung Erich Sixt überproportional viele Aktien des Unternehmens. Die restlichen 39,9% befinden sich im Free Float. Aktionäre
können sich über die positive Entwicklung des Unternehmens freuen: 2012 betrug die Ausschüttungsquote 61%.
Sixt SE – Kurzprofil
Branche
Transport/Automobilvermietung
Zentrale
Pullach (Bayern)
Größte Anteilseigner
Erich Sixt Vermögensverwaltung
(ca. 60%), Streubesitz (ca. 40%)
Quelle: Unternehmensangaben, eigene Recherchen
52 GoingPublic 11/13
Immer auf der Höhe der Zeit
Doch nicht nur der unbedingte Wille zu Wachstum trieb
Sixt zu solchen Höhenflügen. Das Unternehmen aus dem
oberbayerischen Pullach war auch schon immer Pionier
auf seinem Gebiet. Gegründet wurde die Autovermietung
Sixt ist der weltweit erste Anbieter, der Autos per App übers iPhone vermietet.
Foto: Sixt SE
Auch der Rest der Familie ist fest ins Unternehmen eingebunden: Neben Regine Sixt sind mittlerweile auch die
beiden Söhne Alexander und Konstantin in Führungspositionen vertreten. Über Nachfolgepläne ist noch
nichts bekannt, doch es ist davon auszugehen, dass bei
der engen Verbindung von Familie und Marke Sixt der
Nachfolger in den eigenen Reihen bereitsteht.
Sixt Stammaktien (WKN: 723132)
EUR
Euro
1912 als erste ihrer Art in Deutschland, 1948 sorgte sie
dafür, dass Taxis erstmals mit Funkgeräten aus den USA
ausgestattet wurden. 1995 war Sixt als erste deutsche
Autovermietung im Internet vertreten, 2008 dann die
nächste Premiere: Sixt ist der weltweit erste Anbieter,
der Autos per App übers iPhone vermietet. Auch mit
seiner Premium Carsharing-Flotte DriveNow, die in
Kooperation mit BMW betrieben wird, bewies Sixt Weitsicht: Der für seine Nachhaltigkeit ausgezeichnete Service hat mittlerweile 100.000 registrierte Nutzer und ist
neben anderen Carsharing-Größen wie dem DaimlerProjekt Car2Go drittgrößter Player am Markt. Seit 2012
wird der Service auch in San Francisco angeboten.
18,00
16,00
14,00
12,00
10,00
(c) Tai-Pan
Kurs:20,54
9,00
Stück
150.000
0
LOG
2010
04.01.2010
2011
Umsatz:14.378
2013
18.10.2013
2012
972 Kurse
Fazit
Durch das überdurchschnittliche Engagement der kompletten Familie hat es Sixt zu einem der Größten seiner
Branche geschafft. Sie hat das Unternehmen fest im
Griff, was sich nicht nur in den Mehrheitsverhältnissen
widerspiegelt. In einem Interview sagte Erich Sixt einmal, der Erfolg guter Werbung bestehe darin, „den Markt
dauerhaft zu penetrieren“. Es ist davon auszugehen,
dass er das noch eine gute Weile tun wird.
Verena Wenzelis
Bisher vorgestellt im Rahmen der Serie
„Familienunternehmen & Börse“
Sixt versteht es immer wieder, aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse für
die eigene Werbung zu nutzen.
Foto: Sixt SE
Faktum Familie
Kreativer Vordenker des Konzerns ist Vorstandsvorsitzender Erich Sixt, der mit seinen 69 Jahren noch lange
nicht ans Aufhören denkt. Eine Trennung von Beruf und
Freizeit findet bei ihm praktisch nicht statt, 16-StundenTage sind die Regel. Dadurch ist er aber auch ständig
parat, wenn sich neue Skandälchen für die berühmte
Werbestrategie von Sixt auftun: Legendär sind die Verballhornungen von Personen des öffentlichen Lebens,
aus denen Sixt interessante Slogans für die eigene Marke
Albert Reiff GmbH & Co. KG (6/2012), Axel Springer AG (4/2011),
Bauer AG (2/2011), Bechtle Ag (6/2013), Beiersdorf AG (11/2011),
Bijou Brigitte AG (4/2010), Biotest AG (7/2012), BMW AG
(8-9/2011), Daldrup & Söhne AG (8/2013), Douglas Holding AG
(4/2013), Drägerwerk AG & Co. KGaA (7/2010), Dürr AG
(11/2012), Edel AG (5/2012), ElringKlinger AG (8-9/2012),
Eyemaxx Real Estate AG (4/2012), Fielmann AG (10/2010),
Fresenius SE (1/2011), Fuchs Petrolub AG (8-9/2010), Gerry Weber
(2/2013), Grenkeleasing AG (10/2011), H&R Wasag AG (3/2011),
Henkel AG & Co. KGaA (12/2011), Kromi Logistik AG (1/2012),
Krones AG (3/2010), KTG Agrar AG (5/2011), KWS Saat AG
(5/2010), Mayr-Melnhof Karton AG (1/2013), Merck KGaA
(7/2011), MLP AG (11/2010), MPC Capital AG (5/2013), OHB AG
(12/2012), Rational AG (10/2012), Rudolf Wöhrl AG (10/2013),
United Internet AG (12/2010), Volkswagen AG (6/2011), Vossloh AG
(2-3/2012), Wacker Chemie AG (6/2010)
GoingPublic 11/13 53
Being Public/Investor Relations
kreiert. Doch manchmal schießt der Senior damit übers
Ziel hinaus: Nachdem der unfreiwillige Psychiatrieinsasse
Gustl Mollath für ein Zitat herhalten musste, entschuldigte er sich persönlich. Doch Werbung ist bei Sixt „Chefsache“, und sie trug maßgeblich zum Bekanntheitsgrad
der Marke bei.
International effektiv kommunizieren
Cultural Intelligence stellt die Weichen für IR-Kommunikation, die auch
am anderen Ende der Welt verstanden wird
DIRK IR-Corner
Von Mike Münch, Managing Partner, Burton, Münch & Partner
Ob San Francisco, Stuttgart oder Shanghai: Wir kleiden und
schminken uns anders, stehen anders oder gar nicht Schlange,
haben eine Streit- oder eine Konsenskultur, empfinden das
Zeigen von Gefühlen als Stärke oder als Schwäche, finden
es höflich oder zudringlich, dem Gesprächspartner in die
Augen zu schauen, erachten Hierarchien als positiven
Ordnungsrahmen oder als hinderlich, sind gerne in der
Gruppe unterwegs oder lieber individuell, sind voll durchstrukturiert oder improvisieren lieber…
Gleichmacherei unerwünscht
Die Annahme, dass ein bestimmter professioneller Background, ein gemeinsames Thema, eine vergleichbare
akademische Ausbildung die Unterschiede zwischen
„uns“ ausgleichen würden, kann sich für ein Unternehmen als teurer Trugschluss erweisen.
Natürlich gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes.
Aber eine Handvoll subtiler und nicht ganz so subtiler Unterschiede hat letztlich einen signifikanten Einfluss auf die
Rezeption eines Textes, der ja nicht nur informieren, sondern in der Regel auch Anlegerverhalten beeinflussen soll.
Wir haben recht – die anderen aber auch
Die eine oder andere US-amerikanische Pressemeldung
in deutscher Übersetzung (oder besser noch im Original)
löst häufig Reaktionen aus wie „Nicht sachlich genug“,
„merkwürdiger Aufbau“, „viel zu werblich“. Mit der Konsequenz, die Aussagen zumindest stark zu relativieren.
Wir haben jedes Recht, das so zu empfinden. Aber
warum bilden wir uns ein, dass unsere HerangehensMeinung
weise an Pressearbeit
und Aufbereitung von
Informationen bei den
Amerikanern (oder
extremer noch: bei den
Chinesen) so ankommt,
wie wir das meinen? Vielleicht befremdet der uns
vertraute Aufbau eines
Textes unsere spanische
Zielgruppe? Vielleicht
durchdringt eine deutsch
gedachte (und geschriebene oder übersetzte)
Pressemeldung nicht
das höhere Grundrauschen in den USA?
Mike Münch
Noch viel zu oft behandeln Unternehmen ihre internationalen Zielgruppen in der Kommunikation wie ein lästiges
Anhängsel, so als ob der einzige Unterschied zwischen
einem deutschen und einem chinesischen Rezipienten
die hübschen Schriftzeichen wären. Hier sind eine Auseinandersetzung mit den interkulturellen Realitäten und
ein aktives Umdenken bei IR-Professionals und Kommunikationsagenturen gefordert. Eine lokalspezifische
Ansprache bringt klare Vorteile, zeigt sie doch, dass man
seine Investoren und ihre Anforderungen kennt, versteht
und respektiert.
All das sind Überlegungen, denen man sich je nach
Medium und Zielgruppe stellen muss, um – teilweise mit
unterschiedlichen Mitteln – dasselbe in anderen Kulturkreisen zu erreichen.
Mehr als nur Übersetzung
Investor Relations sollte die kulturellen Unterschiede zwischen einzelnen Ländern
berücksichtigen, um grenzüberschreitend im intendierten Sinne wirken zu können.
Das Bild ist ein Auszug aus folgenden Publikationen:
©Yang Liu ‘Ost trifft West’ (east meets West), Hermann Schmidt Verlag Mainz, 2013,
9th Print, ISBN 978-3874397339
©Yang Liu ‘East meets West-Memory’ Game, Ravensburger 26573, 2013
www.yangliudesign.com
54 GoingPublic 11/13
Die Herausforderung lässt sich mit einem Kompendium
„der richtigen IR-Begrifflichkeiten in 27 Sprachen“ nicht
in den Griff bekommen, denn im Kern geht es um viel
mehr als die grammatikalisch und idiomatisch „richtige“
Übersetzung national gedachter und entwickelter Kommunikation. Die Einschätzung, dass eine Übersetzung
ähnlich einer mathematischen Gleichung nach dem
Schema 1 + 1 = 2 funktioniert, gehört jedoch zu den am
weitesten verbreiteten Missverständnissen.
Weiche Faktoren
Immer stärker in den Fokus rücken „weiche“ Kommunikationsaspekte: Wer den Kapitalmarktteilnehmer in
Kopf und Bauch erreicht, erreicht mehr. Was das für die
internationale IR-Praxis bedeutet, kann man sich leicht
ausmalen. Unsere unterschiedliche kulturelle Grundprägung verlangt – selbst in einem von Fakten und
Kennzahlen bestimmten Umfeld – ein präzises Feintuning jeglicher Kommunikation. Ob Pressemeldung,
Finanzanzeige, Hauptversammlungseinladung, Website
oder Geschäftsbericht: Assoziative und imagebildende
Elemente, Interpretationsspielräume, Farb- und Bildwelten etc. müssen mit Augenmaß gemanagt und
sensibel „adaptiert“ werden. Denn leicht daneben ist in
der grenzüberschreitenden Kommunikation leider oft
eben schwer daneben.
Wenn neben Fachkompetenz und einer professionellen
„Schreibe“ auch ein solides Wissen um die Unterschiede
zwischen den verschiedenen Kulturen gegeben ist, kann
Kapitalmarktkommunikation auch in der Übersetzung
Wert schöpfen: die Adressaten mitnehmen, Sympathie
schaffen, kulturbedingte Verständnislücken oder -divergenzen schließen, im Unternehmenssinne informieren,
kommunikationsstrategisch lenken, auf Markenwelten
einzahlen und die Identität des Unternehmens adäquat
widerspiegeln.
DIRK-Veranstaltung
Seminar „Interkulturelle Kommunikation am
Kapitalmarkt“ am 4./5. Dezember 2013 in Frankfurt am
Main in Kooperation mit EnglishBusiness.
Die Kommunikation in der Finanzwelt ist eine Herausforderung. Das Zielpublikum ist kritisch, der Inhalt oft komplex und die Botschaft unterscheidet sich je nach
Situation und Zielgruppe. Darüber hinaus erfolgt die
Kommunikation häufig mit multikul turellen Zielgruppen –
bei über 60% des DAX-Kapitals in ausländischer Hand ist
das nicht überraschend.
Worin liegt der Unterschied bei internationaler Kommunikation?
Kann ich ein internationales Publikum mit Fakten und
Zahlen überzeugen oder brauche ich eine andere
Strategie?
Wie bleibe ich bei internationalen Meetings authentisch und glaubwürdig?
Indem wir den Fokus auf eine Vielzahl von Kommunikationsfähigkeiten legen, statten wir Finanzvorstände und
IR-Verantwortliche mit Tipps und konkreten Werkzeugen
aus, um diese komplexen Herausforderungen zu meistern. Wesentliches Ziel ist dabei eine konkrete und praxisorientierte interkulturelle Kommunikation.
Interessenten erhalten weitere Informationen unter
[email protected].
Kontakt:
Fazit
Der Einfluss der uns prägenden Kultur auf Wahrnehmung, Verhalten und Sprache ist evident, ihre Wirkung
auf die Kommunikation hinreichend erforscht und
belegt. Es ist an der Zeit, die Erkenntnisse der Wissenschaft praktisch und nutzbringend anzuwenden.
DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e.V.
Reuterweg 81
60323 Frankfurt
T. +49 (0) 69.9590 9490
F. +49 (0) 69.9590 94999
[email protected]
www.dirk.org
GoingPublic 11/13 55
DIRK IR-Corner
Es gilt, eine stärker identifikationsstiftende Ansprache
zu realisieren, als dies mit einer wörtlichen Übersetzung
möglich wäre. Das bedeutet keinesfalls Carte blanche für
interpretatorische Freiheiten: Die präzise Abbildung der
Inhalte ist oberstes Gebot. Es bedeutet aber eine an die
Usancen der Zielgruppe angepasste Ansprache: Schließlich wollen sich deutsche Unternehmen über ihre Erzeugnisse – nicht über eine teutonische Tonalität – differenzieren.
Being Public/Investor Relations
Zukunft braucht Ziele
Wie die DAX30-Unternehmen die Zukunft planen
Von Jens Hecht, CFA, Vorstand, Kirchhoff Consult AG
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die
Zukunft betreffen“ (Karl Valentin). Seit Ausbruch der
Finanzkrise konnte der deutsche Aktienindex (DAX) über
120% zulegen. Doch wie steht es um die Zukunft der Unternehmen? Werden Anleger ausreichend informiert? Die
börsennotierten Unternehmen publizieren hierfür Prognoseberichte. Obwohl die DAX-Konzerne auch für das
Geschäftsjahr 2012 wieder umfangreiche Geschäftsberichte vorgelegt haben, die in der Regel mehrere hundert
Seiten lang sind, blieben die Prognosen, und damit einer
der entscheidenden Indikatoren für Investmententscheidungen, allzu oft von nur mäßiger Aussagekraft. In einer
Analyse von Kirchhoff Consult in Kooperation mit der
Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V.
(DSW) schafften es nur sieben Unternehmen in die
höchste Transparenzstufe. 17 Unternehmen fielen in die
mittlere Transparenzklasse und sechs Unternehmen
wurden aufgrund schlechter Prognoseberichterstattung in
die niedrigste Transparenzklasse eingestuft.
Analysiert wurden qualitative und quantitative Angaben
zum erwarteten Konzernergebnis sowie zur Geschäftsentwicklung in dem Kapitel „Ausblick“ („Prognosebericht“) im jeweiligen Lagebericht. Die quantitativen
Jens Hecht
Angaben zum Konzernergebnis fielen bei der Bewertung
besonders ins Gewicht.
Durch den Vergleich der Prognose mit den Ist-Werten
können die Kapitalgeber erkennen, inwieweit die Unternehmensleitung ihre
Abb. 1: Prognoseberichterstattung DAX30-Unternehmen 2012
Ziele erreicht hat und
inwieweit sich ChanHohe Transparenz
Niedrige Transparenz
Mittlere Transparenz
cen am Markt verwirkBASF
Allianz
Adidas
lichen lassen. Der
Beiersdorf
Continental
Bayer
Commerzbank
Deutsche Post
BMW
Prognosebericht dient
Deutsche Lufthansa
Deutsche Telekom
Daimler
der Transparenz und
HeidelbergCement
Fresenius SE
Deutsche Bank
dem Vertrauen in die
Merck
Münchener Rück
Deutsche Börse
Siemens
Fresenius Medical Care
UnternehmensentE.ON
wicklung. Der PrognoHenkel
sebericht ist ähnlich
Infineon
K+S
wie der NachtragsLanxess
bericht fakultativ und
Linde
somit AuslegungsRWE
SAP
sache – abgesehen
Thyssen Krupp
von DRS 15 und seit
Volkswagen
Kurzem DRS 20 jedoch
ohne umfangreiches
Regelwerk für die Ausgestaltung.
Quelle: Kirchhoff Consult
56 GoingPublic 11/13
BDO CHINA DESK
THE COMPETENT PARTNER
FOR YOUR CHINA BUSINESS
Abb. 2: Umfang der Prognoseberichte
Unternehmen
Seitenzahl
Unternehmen
Seitenzahl
10
adidas
7
Fresenius
Allianz
13
Fresenius Medical Care
7
BASF
7
Heidelberg Cement
10
Bayer
5
Henkel
3
Beiersdorf
1
Infineon
11
BMW
4
K+S
13
Commerzbank
13
Lanxess
6
Continental
8
Linde
4
Daimler
7
Merck
7
Deutsche Bank
9
Münchener Rück
9
Deutsche Börse
9
RWE
5
Deutsche Lufthansa
4
SAP
6
Deutsche Post DHL
13
Siemens
8
Deutsche Telekom
14
ThyssenKrupp
7
E.ON
4
Volkswagen
10
Quelle: Kirchhoff Consult
Die Unternehmen wurden in der Analyse in drei Kategorien gegliedert:
niedrige Transparenz, mittlere Transparenz und hohe Transparenz. Dabei
wurde auf den quantitativen Ausblick
für 2013 geachtet sowie auf die detaillierten qualitativen Angaben zur künftigen Entwicklung. Prognosen zur Konzernentwicklung (z.B. Investitionen,
Finanzierung, F&E, Personal) wurden
ebenso berücksichtigt wie Angaben
zur Gesamtwirtschaft und der jeweiligen Branchenentwicklung.
hohe Transparenzkategorie. 17 Unternehmen fielen insgesamt in die Kategorie „Mittlere Transparenz“. Zwar
verringerte sich die Zahl der Unternehmen mit niedriger Transparenz
zum Vorjahr (neun), so sind es doch
noch sieben Gesellschaften, die ungenügende Angaben in ihrem Prognosebericht machen. Jene Unternehmen
verzichten weitgehend auf quantitative
Angaben, insbesondere auf eine Ergebnisprognose.
Masse ist nicht gleich Klasse
Sieben DAX-Konzerne erhielten das
Prädikat „Hohe Transparenz“ für ihre
Prognoseberichterstattung: Allianz,
Continental, Deutsche Post, Deutsche
Telekom, Fresenius, Münchener Rück
sowie Siemens. Neu einbezogen wurden Continental und Lanxess als DAXAufsteiger. Beide Unternehmen schafften es auf Anhieb in die mittlere bzw.
Mit durchschnittlich 7,8 Seiten sind die
Prognoseberichte inzwischen sehr
umfangreich. Einige Unternehmen sind
bei der Prognoseberichterstattung
sehr effizient wie etwa Henkel und
E.ON: Mit vier bzw. drei Seiten schaffen
es die beiden Unternehmen aus Düsseldorf bereits in die mittlere Transparenzkategorie. Der kürzeste Ausblick
GoingPublic 11/13 57
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Segment- OrganisaQuantitative
Umsatz
Gesamt- Branchen- Ergebnis
Finanzier- mittelfristige
ergebnisse tion/
(quantitativ) ung
wirtschaft entwicklung (quantitativ) (quantitativ) Struktur
Ziele
Niedrige Transparenz* Hohe Transparenz*
Being Public/Investor Relations
Abb. 3: Vergleich: Hohe vs. niedrige Transparenz im Ausblick
* Ausgewählte Parameter
Quelle: Kirchhoff Consult
kommt von Beiersdorf. Er umfasst nur eine Seite und
enthält weder eine konkrete Ergebnis- noch Umsatzprognose. Angaben zur künftigen Finanzlage sind ebenfalls nicht enthalten. Dennoch ist der Umfang des Textes
nicht entscheidend. Commerzbank und Heidelberg-
Durch den Vergleich der Prognose mit den Ist-Werten können die Kapitalgeber erkennen, inwieweit die Unternehmensleitung ihre Ziele erreicht hat und inwieweit sich
Chancen am Markt verwirklichen lassen.
Foto: PantherMedia / Frank Peters
58 GoingPublic 11/13
Cement schreiben Berichte
mit einer Länge von 13 bzw.
10 Seiten, landen aber dennoch in der unteren Transparenz (siehe Abb. 2).
Ergebnisse im Detail
Die Art der Ergebnisprognose
ist nicht einheitlich: So geben
nur neun der DAX30- Unternehmen eine konkrete Zielgröße in Bezug auf das erwartete Ergebnis an, darunter die
Deutsche Telekom: „Nicht
zuletzt aufgrund erforderlicher Marktinvestitionen im
Zusammenhang mit dem
Vertrag mit Apple wird für
das bereinigte EBITDA 2013
im Konzern mit etwa
18,4 Mrd. EUR ein Rückgang gegenüber dem Geschäftsjahr 2012 erwartet.“ (Deutsche Telekom, Geschäftsbericht 2012, S. 181)
Zwölf DAX-Unternehmen entschieden sich in puncto
Ergebnisprognose für eine Korridorlösung. Neun Konzerne äußern in ihren Geschäftsberichten lediglich eine
Tendenz bezüglich der Ergebnisentwicklung. Dies führt
zu sehr vagen Aussagen wie z.B.: „Bei ansonsten gleichbleibenden Rahmenbedingungen geht die Lufthansa
Group nach heutiger Einschätzung für 2013 dennoch von
einem Umsatz über Vorjahr und einem operativen Ergebnis über dem berichteten Ergebnis für das Geschäftsjahr
2012 aus.“ (Lufthansa, Geschäftsbericht 2012, S. 121)
Unternehmen in der Kategorie „Hohe Transparenz“
geben zahlreiche Planungsgrößen preis. Die Deutsche
Telekom gibt zum Beispiel langfristige Prognosen, die
teilweise bis 2015 reichen. Es werden zudem Ziele bezüglich der Konzernergebnisse und der einzelnen Segmente
genannt. Eine Beschreibung der künftigen Liquidität ist
ebenso vorhanden wie Investitionsplanungen und quantitative Aussagen zur Dividende. Des Weiteren listet die
Deutsche Telekom mögliche Einflussfaktoren und deren
Wirkung auf das Ergebnis auf (siehe Abb. 4).
Die Namensaktie.
Abb. 4: Deutsche Telekom – Auszug aus dem Geschäftsbericht 2012
Bewährte Verfahren,
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* Ausgewählte Parameter
Quelle: Kirchhoff Consult
Die Commerzbank hingegen hat
deutliches Optimierungspotenzial.
Das Unternehmen landete in der
niedrigsten Transparenzklasse,
da nur wenige konkrete und messbare Zielsetzungen vom Unternehmen berücksichtigt worden sind.
Im 13-seitigen Prognosebericht der
Commerzbank finden sich keinerlei
quantitative Ziele bezüglich des
Konzernergebnisses für 2013 oder
Angaben zum künftigen Umsatz.
Es werden weder Angaben zur
künftigen Finanzlage noch zur
Dividende gemacht: Der Kapital geber wird weitgehend im Dunklen
gehalten.
Fazit
Unternehmen sind gut beraten, den
Prognosebericht als Medium für das
Erwartungsmanagement zu verstehen. Gutes Erwartungsmanagement
kann Schwankungen beim Aktienkurs dämpfen. Für Anleger ist die
Zurückhaltung mancher Unternehmen alles andere als erfreulich.
Schließlich sind die Prognoseaus sagen eine wichtige Hilfe, wenn es
darum geht, Investitionsentscheidungen zu treffen. Hier wird sich
zeigen, ob die neuen, verschärften
Regeln des DRS 20 zu einer höheren
Transparenz im Prognosebericht
führen.
GoingPublic 11/13 59
Registerführung
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Auskunftsverlangen
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Management Reporting
Hauptversammlung
Proxy Solicitation
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Being Public/Investor Relations
ESG wichtig – aber nicht für den
Kapitalmarkt
Aktuelle Ergebnisse des IR-Panels*
Von Henryk Deter, Vorstand, cometis AG
Die einen nennen es ESG (Environment, Social, Governance), der Nächste spricht von CSR (Corporate Social
Responsibility), andere schlicht von Nachhaltigkeit. Trotz
eines fehlenden einheitlichen Begriffs sind sich viele
Experten schon seit Jahren über einen Bedeutungszuwachs
ökologischer und sozialer Belange sowie guter „Governance“ in der Unternehmenslandschaft einig. Einige
aktuelle Entwicklungen nahm cometis zum Anlass, in der
aktuellen Runde des IR-Panels ein Stimmungsbild über den
Stellenwert von ESG in den IR-Abteilungen deutscher
Aktiengesellschaften einzuholen.
Wieder verstärkt in den Fokus gerückt ist die seit Jahren
schwelende Thematik jüngst durch die Herausgabe eines
Best Practice Guides durch die Deutsche Börse, der mit
sieben Empfehlungen für eine investorenfokussierte
Berichterstattung im Bereich ESG aufwartet. Dabei handelt es sich wie bei den zahlreichen existierenden Standards zu nachhaltigkeitsorientiertem Management bzw.
der ESG-Berichterstattung um einen freiwilligen Orientierungsrahmen. Gemäß HGB sind veröffentlichungspflichtige deutsche Unternehmen zwar dazu angehalten, die
bedeutsamsten nicht finanziellen Leistungsindikatoren
in ihren Konzernlagebericht einzubeziehen, soweit sie
für das Verständnis des Geschäftsverlaufs und der Lage
des Konzerns von Bedeutung sind. Auch besteht nach
Henryk Deter
den Deutschen Rechnungslegungsstandards (DRS) 20
erstmals die Möglichkeit, innerhalb des Konzernlageberichts einen gesonderten Abschnitt zur Nachhaltigkeit
zu integrieren. Doch die Beurteilung, ob derlei nicht
finanzielle Indikatoren für das Verständnis relevant sind
*) Die vollständige Auswertung der Befragung kann kostenfrei unter
[email protected] angefragt werden.
Abb. 1: Weshalb spielt ESG eine Rolle in Ihrer IR-Arbeit? (Mehrfachantworten möglich)*
58%
53%
52%
50%
44%
42%
40%
37%
33%
37%
32%
32%
33%
32%
28%
26%
24%
21%
17%
17%
20%
17%
16%
12%
0%
Es entspricht dem
ESG ist Bestandteil
In unserer Branche ist es
heutigen
unserer
wichtig, über ESG Bericht
Unternehmensstrategie zu erstatten - Stakeholder
gesellschaftlichen
Zeitgeist, als
und wird vom Topverlangen danach
Unternehmen darüber zu
Management
berichten
nachdrücklich verfolgt
Gesamt
Index
Wir sehen darin eine
Möglichkeit, uns im
Wettbewerb am
Kapitalmarkt zu
positionieren
0%
Es bestehen nationale /
internationale Standards,
an denen wir uns
orientieren können
Wir sehen darin eine
Möglichkeit, uns im
Wettbewerb am
Absatzmarkt zu
positionieren
Sonstiges
Kein Index
*) Frage richtete sich an die Teilnehmer, die angaben, sich entweder dauerhaft oder zumindest fallweise innerhalb der IR-Abteilung mit ESG-Themen zu beschäftigen.
Quelle: cometis
60 GoingPublic 11/13
0%
Die Verfolgung von ESG
Es ist heute besser
möglich, ESG-Faktoren zu
wirkt sich unserer
Einschätzung nach positiv
quantifizieren
auf die
Unternehmensbewertung
durch den Kapitalmarkt
aus
und somit darüber informiert wird,
obliegt nach wie vor den Unternehmen
selbst.
Die Europäische Kommission ist von
solchen ausschließlich auf Freiwilligkeit basierenden Ansätzen anscheinend weniger überzeugt und veröffentlichte jüngst einen Richtlinienvorschlag, wonach Unternehmen ab einer
bestimmten Größenordnung künftig
dazu verpflichtet würden, einmal jährlich ihre Aktivitäten und Grundsätze
im Bereich der gesellschaftlichen
Verantwortung offenzulegen. Tun die
betroffenen Unternehmen dies nicht,
müssten sie die Gründe hierfür in
ihren Lageberichten erläutern.
ESG gehört in die IR – ist jedoch
noch nicht fest etabliert
„Nachhaltigkeit und Transparenz
spielen heute eine wichtige Rolle für
die Bewertung eines Unternehmens
und sind ausschlaggebend für die
Anlageentscheidung von Investoren“,
zitiert die Ausgabe 10/2013 des
GoingPublic Magazins Dr. Martin Reck,
Managing Director Cash Market der
Deutsche Börse AG. Demnach sollten
ESG-Themen gerade in der IR-Arbeit
eine große Rolle spielen. Doch nur 22%
(Indexwerte: 33%) der am Panel teilnehmenden IR-Manager zählen ESG
schon heute zu einem festen Aufgabenbereich ihrer Abteilung. Ein weiteres Drittel setzt sich nur damit auseinander, sofern es externe oder interne
Anfragen gibt – womit ESG-Themen bei
45% der teilnehmenden IR-Abteilungen
noch immer gar keine Rolle spielen
(Nicht-Indexwerte: 66%). Immerhin:
wenn ESG, dann in der IR – nur 2%
gaben an, dass ESG-Berichterstattung
in ihrem Unternehmen in einem anderen Bereich angesiedelt sei.
Noch kein Glaube an bessere
Unternehmensbewertung
Doch auch die IR-Verantwortlichen,
die das Thema kontinuierlich oder
zumindest fallweise bearbeiten, sind
mehrheitlich nicht der Überzeugung,
damit die Unternehmensbewertung
durch den Kapitalmarkt zu steigern.
Nur 20% (Nichtindexwerte: 0%) sehen
dies als Triebfeder ihrer Auseinandersetzung mit der Thematik. Mehrheitlich verneint wird andererseits aber
auch der Einsatz von ESG als reinem
Marketing- oder gar „Greenwashing“Instrument. Dagegen geben 52% an,
die Berichterstattung entspreche dem
heutigen Zeitgeist, bei 44% der Unternehmen ist sie generell in der Unternehmensstrategie verankert. Eine
durch ihre Branchenzugehörigkeit
bestimmte Nachfrage der Stakeholder
nach ESG-Informationen sehen 40%
der Umfrageteilnehmer. Dies trifft
insbesondere auf Chemie/Rohstoffe,
Energieversorgung sowie Banken/Versicherungen/Finanzdienstleistungen
zu. Während die beiden erstgenannten
Branchen sich den Ergebnissen des
IR-Panels zufolge dabei vor allem mit
ökologischen Belangen auseinandersetzen, sind es in der Finanzbranche
verstärkt Themen der Unternehmensführung.
Schleppende Nachfrage nach ESGThemen
Nahezu die Hälfte der IR-Abteilungen,
die sich derzeit noch nicht mit ESGThemen beschäftigen und es auch
künftig nicht planen, führt dies auf
eine nicht oder kaum vorhandene
GoingPublic 11/13 61
Abb. 2: Auf einer Skala von 1 bis 5, wie hoch ist Ihren Erfahrungen nach der ESG-Informationsbedarf
einzelner Anspruchsgruppen?* 1 = nicht vorhanden / 5 = sehr hoch (Durchschnittswerte)
3,29
3,50
3,43
3,25
Being Public/Investor Relations
3,00
3,40
3,16
3,14
3,10
3,05
2,87
2,842,812,90
2,76
2,81
2,95
2,78
2,50
NGOs
Gesamt
Medien
Index
Kunden
Öffentliche
Institutionen /
Behörden
Mitarbeiter /
Betriebsrat /
Gewerkschaften
Analysten /
Ratingagenturen
2,95
2,90
2,40
Institutionelle
Investoren
2,442,50
2,44
2,23
Private Investoren
2,30
Zulieferer
Kein Index
*) Frage richtete sich an die Teilnehmer, die angaben, sich entweder dauerhaft oder zumindest fallweise innerhalb der IR-Abteilung mit ESG-Themen zu beschäftigen oder
planen, dies künftig zu tun.
Quelle: cometis
Nachfrage seitens der Financial Community zurück. Bei
Nicht-Indexwerten sind dies sogar zwei Drittel der Teilnehmer. Wer muss sich zuerst bewegen? Die IR-Abteilungen mit nutzbaren Informationen oder die Financial
Community mit konkreten Nachfragen? Hier stellt sich
die Henne-oder-Ei-Frage. Teilnehmer, die im Bereich ESG
aktiv sind oder dies planen, schreiben den intensivsten
Informationsbedarf mit NGOs, Medien und Kunden interessanterweise Stakeholdern außerhalb der Financial
Community zu. Analysten bzw. Ratingagenturen und
Investoren wird ein vergleichsweise geringes Interesse
attestiert.
Uneinigkeit über verpflichtende Berichterstattung
„Tue Gutes und rede darüber“? Das gilt anscheinend
nicht zwangsläufig im Bereich ESG. 27% der Teilnehmer
gaben ab, derzeit keine ESG-Berichterstattung vorzunehmen. Gut ein Viertel der Teilnehmer belässt es noch bei
einzelnen Ausführungen, entweder im Imageteil oder
dem prüfungsrelevanten Teil des Geschäftsberichts.
Immerhin 42% veröffentlichen einen gesonderten
Nachhaltigkeitsbericht (20%) oder integrieren diesen im
Rahmen eines „Integrated Reporting“ in ihren Geschäftsbericht (22%). Von allen über ESG-Themen berichtenden
Gesellschaften gaben 52% an, sich an mindestens einem
der bestehenden Standards zu nachhaltigkeitsorientiertem Management oder der Berichterstattung zu orientieren. Mit Abstand am häufigsten werden hierzu die
GRI-Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI)
genutzt. Wäre es eventuell ein Ansatz, zu einer solchen
Berichterstattung zu verpflichten, wie von der Europäischen Kommission angedacht? 44% der Teilnehmer
lehnen dies ab – interessanterweise sogar die Indexunternehmen zu einem höheren Anteil (48%). Dagegen
begrüßen 29% eine solche Verpflichtung, während sich
27% unentschieden äußern.
Abb. 3: An welchen Standards orientieren Sie sich bei Ihrer ESG-Berichterstattung? (Mehrfachantworten
möglich)*
82%
50%
48%
36%
32%
15%
9%
18%
18%
9%
12% 14%
12%
0%
Wir orientieren uns an
keinen Standards
Gesamt
Global Reporting
Initiative (GRI)
Index
9% 9% 9%
3% 5%
0%
Deutscher
United Nations Global DVFA / EFFAS "KPIs
Sustainability
International
Compact
for ESG"
Accounting Standards
Integrated Reporting Nachhaltigkeitskodex
Board
Council (IIRC)
Kein Index
* Frage richtete sich an die Teilnehmer, die angaben, eine ESG-Berichterstattung vorzunehmen.
Quelle: cometis
62 GoingPublic 11/13
9%
0% 0% 0%
Sonstige
Fazit
haltbar sind – gerade wenn Wettbewerber aus der
Branche weniger zurückhaltend sind.
IR-Manager werden sich – ganz freiwillig – dann stärker mit
ESG auseinandersetzen, wenn sie es auch mit Blick auf die
Bewertung des eigenen Unternehmens am Kapitalmarkt
für sinnvoll erachten. Der laut dieser Panel-Befragung am
häufigsten verwendete ESG-Berichtsstandard, die Leitlinien der GRI, erlaubt über den GRI-Index die Überprüfung,
in welchem Maß sich ein Unternehmen an die Empfehlungen gehalten hat. Wenn sich Investoren, Analysten und
Ratingagenturen – und zwar nicht nur die auf Nachhaltigkeit spezialisierten – an solchen freiwilligen Standards
stärker orientieren und sie im Austausch mit den Unternehmen aktiv einfordern, wird das die Berichtsfreude der
IR-Manager in ESG-Themen beflügeln. Denn zwei Drittel
von ihnen sind sich schon jetzt in einem Punkt weitgehend
einig: Die Bedeutung der Nachhaltigkeitsberichterstattung
in der IR wird in Zukunft weiter zunehmen – ob nun als
Dienst an der Gesellschaft oder aktiv genutztes Instrument
zur Unternehmenswertsteigerung.
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Heute sind IR-Manager in der Mehrheit offensichtlich
noch nicht überzeugt, mit der Verfolgung einer ESGStrategie die Bewertung ihres Unternehmens am
Kapitalmarkt positiv beeinflussen zu können. Am
häufigsten genannter Beweggrund, Nachhaltigkeitsthemen nicht in die IR einzubeziehen, ist dann auch die
kaum oder nicht vorhandene Nachfrage seitens der
Financial Community. Ausschlaggebend für eine aktive
Auseinandersetzung mit ESG-Themen sind vielmehr
von außen bestimmte Motive: Es ist gesellschaftlich so
gewollt oder Stakeholder jenseits der Financial Community verlangen danach. Die Europäische Kommission scheint mit ihrem Richtlinienvorschlag diesen
äußeren Druck weiter erhöhen zu wollen, lässt den
betroffenen Unternehmen aber auch weiterhin die
Möglichkeit, nicht über das eigene „ESG-Tun“ zu
berichten. Allerdings muss dann im Lagebericht
explizit eine Erläuterung zur Unterlassung erfolgen,
womit eine Gesellschaft Gefahr läuft, dass die eigenen
Argumente gegen ein solches Reporting nur schwer
Auf einem guten Weg
Kapitalmarkt-Trends
Aktuelle Entwicklungen in der Corporate Governance
Es ist noch nicht allzu lange her, da war Corporate Governance noch ein Fremdwort – auch von der Bedeutung her für
die deutsche Wirtschaft. Inzwischen orientiert sich jedoch
die große Mehrheit der börsennotierten Unternehmen an
den Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Aber reicht das auch den Investoren?
Der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK)
blickt inzwischen auf eine über zehnjährige Geschichte
zurück. In dieser Zeit ist das Regelwerk für gute Unternehmensführung fast jährlich überarbeitet worden. Die
letzte Anpassung liegt erst wenige Monate zurück.
Eigentlich handelt es sich beim DCGK um ein Soft Law,
die Entsprechenserklärung ist für börsennotierte Unternehmen jedoch gesetzlich verankert. Das bedeutet, sie
müssen sich entweder an die Grundsätze halten („comply“)
oder erklären („explain“), warum sie es nicht tun.
Diverses
Ein Teil der im DCGK verankerten Vorschriften ist jedoch
auch gesetzlicher Natur, hier haben insbesondere börsennotierte Unternehmen auch „harte“ verbindliche Vorgaben zu beachten. Häufig kommt die Vorlage dazu aus
Foto: PantherMedia / dirk ercken
Brüssel in Form von EU-Richtlinien, die von den nationalen Gesetzgebern umgesetzt werden müssen. Am
meisten diskutiert werden derzeit die Vorstandsvergütung und das Thema Diversity. Zwar dreht es sich bei
letzterer allgemein um die Vielfalt bei der Besetzung der
Führungsgremien in Unternehmen, reduziert wird der
Begriff Diversity jedoch in der (deutschen) Öffentlichkeit
meist auf die Frauenquote.
Schwerpunktthema: Corporate Governance
Auf einem guten Weg
Aktuelle Entwicklungen in der
Corporate Governance
Seite 64
Corporate Governance – so wichtig
wie noch nie
Die Bedeutung von CG für die weitere
Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte
Harald Bareit, CFA Society Germany
Seite 68
„Ein Grund, warum wir die Wirtschaftskrise so gut überstanden haben“
Interview mit Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz,
Vorsitzender der Regierungskommission
Deutscher Corporate Governance Kodex
Seite 70
Gehe zurück auf „Los“
Seite 72
Verbindliche Mitsprache der Aktionäre bei
der Vorstandsvergütung ist (zunächst) vom Tisch
Viel mehr Geld – kaum mehr Frauen
Die DSW Aufsichtsratsstudie 2013
Jürgen Kurz, DSW
64 GoingPublic 11/13
Seite 74
Während in der Politik die Meinungen über feste und
flexible Quoten auseinandergehen, wird eine gesetzliche
Vorgabe in der Wirtschaft mehr oder weniger einhellig
abgelehnt. Schließlich habe sich in den letzten Jahren
schon einiges getan, was die Vertretung von Frauen in
Vorständen und Aufsichtsräten angeht. Das stimmt zwar,
allerdings bewegt sich diese Entwicklung auf sehr niedrigem Niveau, wie die aktuelle Aufsichtsratsstudie der
DSW zeigt (Seiten 74–75).
Wirtschaftsvertreter weisen regelmäßig darauf hin, dass
doch die Kompetenz für die Besetzung der Führungsgremien entscheidend sei. Mit anderen Worten, es gebe
schlichtweg nicht ausreichend geeignete Kandidatinnen.
Befürworter einer Quote halten dem entgegen, dass das
Problem bereits in den unteren Führungsebenen beginne.
Hier müsse bereits gezielt gefördert werden.
Qualifikation und Unabhängigkeit
Für Investoren ist die Gender Diversity tatsächlich lediglich ein Nebenkriegsschauplatz. Sie achten eher auf die
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GP 11/2013
Kapitalmarkt-Trends
Foto: Photodisc
Qualifikation und Unabhängigkeit der Kandidatinnen und
Kandidaten für den Aufsichtsrat. Inzwischen erhalten sie
durchaus auch teils detaillierte Informationen darüber,
während man noch vor einigen Jahren schon froh sein
konnte, wenn neben dem Namen noch der Beruf des
Kandidaten bekannt war. Insgesamt wird das Thema
Corporate Governance für Investoren immer wichtiger,
wie eine aktuelle Studie zeigt (Seiten 68–69).
Obwohl gute Corporate Governance ja im Sinne der
Unternehmen selbst ist, hat auch der Druck von „außen“,
durch Kodex, gesetzliche Vorgaben und engagierte Investoren, in den letzten Jahren zu deutlichen Verbesserungen bei deutschen börsennotierten Unternehmen
geführt. Ein Problem, das nach wie vor besteht, ist eine
gewisse Ämterhäufung. Auch hierüber gibt die DSWStudie Aufschluss, die einen Überblick über die einflussreichsten Aufsichtsräte im DAX30 beinhaltet.
Vergütung
Dabei ist gerade bei großen Unternehmen die Aufsichtsratsvergütung inzwischen so gestaltet, dass mehrere
Mandate nicht unbedingt finanziell notwendig sind.
Jedoch gilt es in diesem Zusammenhang auch zu berücksichtigen, dass Aufsichtsräte ein hohes Haftungsrisiko
bei unternehmerischen Fehlentscheidungen tragen.
Stimmrechtsberater und Investoren achten verstärkt
darauf, wie viele Mandate Aufsichtsratskandidaten
bereits innehaben.
Bei der Ausgestaltung der Aufsichtsratsvergütung fungierte der DCGK nicht als Vorreiter. Vielmehr passte sich
der Kodex den Entwicklungen in der Praxis an. Nachdem
immer mehr Unternehmen den Wünschen angelsächsischer Investoren gefolgt waren, die Vergütung der
Aufseher vornehmlich fix zu gestalten, wurde auch der
DCGK entsprechend angepasst.
Nicht unumstritten ist im Zusammenhang mit dem Aufsichtsrat die Empfehlung einer sogenannten „Cooling-offPeriode“: „Vorstandsmitglieder dürfen vor Ablauf von
zwei Jahren nach dem Ende ihrer Bestellung nicht Mitglied des Aufsichtsrats der Gesellschaft werden“, heißt
es in Ziffer 5.4.4. des DCGK, „es sei denn ihre Wahl erfolgt
auf Vorschlag von Aktionären, die mehr als 25% der
Stimmrechte an der Gesellschaft halten.“ Ziel dieser
66 GoingPublic 11/13
Empfehlung ist, die Unabhängigkeit des Aufsichtsrats zu
gewährleisten. Allerdings ist in der Praxis umstritten, ob
damit auch dem Unternehmen geholfen ist. Denn wer als
erfolgreicher Vorstand in den Aufsichtsrat wechselt,
dürfte auch weiterhin am Wohlergehen des Unternehmens interessiert sein. Kritisch wird es allerdings, wenn
er mit Entscheidungen aus seiner Zeit im Vorstand konfrontiert wird. Auch dies war sicher ein Grund für die
zitierte DCGK-Empfehlung, der allerdings auch vorliegt,
wenn 25% des stimmberichtigten Kapitals einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten.
Kein Änderungsbedarf
Obwohl es zu einigen Empfehlungen des DCGK also
unterschiedliche Ansichten gibt, sieht der neue Vorsitzende der Regierungskommission, Dr. Dr. h.c. Manfred
Gentz, aktuell keinen großen inhaltlichen Änderungsbedarf im Kodex, wie er im Interview mit dem GoingPublic
Magazin erläutert (Seiten 70–71). Dadurch, dass die
Geschäftsstelle des DCGK ab sofort beim Deutschen
Aktieninstitut angesiedelt ist, verspricht sich Gentz eine
nachhaltige Basis für die Arbeit der Kommission. Insgesamt sieht er Corporate Governance in Deutschland auf
einem guten Weg.
Auf diesem befand sich kurz vor der Bundestagswahl
auch ein Gesetz, das der Hauptversammlung eine
stärkere Mitsprache bei der Vorstandsvergütung
gewährt hätte. Der bereits im Bundestag verabschiedete
Entwurf scheiterte jedoch im Bundesrat. Das Gesetz
hätte den Aufsichtsrat von seiner Verantwortung für die
Vorstandsgehälter mehr oder weniger entbunden, weswegen es in der Praxis auch kritisiert wurde (mehr auf
den Seiten 72–73).
Fazit
Corporate Governance wird großgeschrieben – sowohl
bei Unternehmen als auch bei Investoren. Das war nicht
immer so, doch war es insbesondere der Druck internationaler Aktionäre, der deutsche Unternehmen zu
einer besseren Corporate Governance getrieben hat. Der
nach über zehn Jahren seiner Existenz längst etablierte
und weithin akzeptierte DCGK hat einen entscheidenden
Teil dazu beigetragen.
Oliver Bönig
Corporate Governance – so wichtig
wie noch nie
Die Bedeutung von CG für die weitere Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte
Kapitalmarkt-Trends
Von Harald Bareit, Präsident, CFA Society Germany
Die Finanzbranche hat zuletzt durch zahlreiche Fälle von
Sorgfaltspflichtverletzungen erheblich an Vertrauen in ihre
Fähigkeit zur Selbstregulierung und effektiven Governance
eingebüßt. Eine aktuelle internationale „Investor Trust“Studie des CFA Institute unter 2.100 Anlegern vom August
2013 belegt diesen Trend. Danach ist das Vertrauen in
Investment-Management-Firmen nur noch bei 53% der
Befragten vorhanden – weit weniger als gegenüber anderen Branchen wie etwa der Telekommunikationsindustrie
oder der Automobilbranche. Es gilt, das Thema Corporate
Governance stärker an den Bedürfnissen und Interessen
der Investoren zu orientieren.
Ausrichtung an den Anlegern
Infolge des Vertrauensverlusts müssen existierende
Branchenstandards der Investmentindustrie hinterfragt
und weiterentwickelt werden. Aus Sicht des CFA Institute
wird die Zukunftssicherung der Branche in den nächsten
Jahren maßgeblich mit der Bewältigung der Themen
Anlegerschutz (Regulierung für den Vertrieb von Finanzprodukten, für Vergütungsstrukturen und Interessenkonflikte), Effektivität der Finanzmarktregulierung (bessere
und professionelle Selbstregulierung statt Übertragung
auf den Gesetzgeber) sowie Finanzbildung (für Verbraucher und Finanz-Intermediäre) einhergehen. Zudem
müssen die Governance von Altersvorsorgereinrichtungen sowie Möglichkeiten zur Eindämmung systemischer
Risiken und das Thema Kapitalmarktethik adressiert
werden. Ein besonderer Stellenwert kommt den Anlegerrechten zu: Unser Verband ist der Meinung, dass in
Deutschland über grundlegende Rechte von Anlegern
und Sparen besser aufgeklärt und ein wirtschaftliches
Über das CFA Institute
Das CFA Institute ist ein globaler Finanzverband mit
über 122.000 Mitgliedern in 142 Ländern. In Deutschland ist das CFA Institute durch die CFA Society Germany vertreten, die rund 2.000 Mitglieder zählt. Der
Verband fungiert als Anlaufstelle zum Thema Finanzbildung und tritt für Anlegerinteressen sowie Verhaltenskodizes und Branchenstandards in der Investmentindustrie ein.
68 GoingPublic 11/13
Harald Bareit
Umfeld geschaffen werden muss, das die Interessen der
Investoren stärker in den Mittelpunkt rückt.
Investorenrechte und Corporate Governance
Das CFA Institute will erreichen, dass Anleger ihre Rechte
gegenüber Verkäufern von Finanzprodukten besser kennen. Dafür hat der Verband das „Statement of Investor
Rights“ entwickelt. Es bezieht sich – im institutionellen
wie auch im Privatkundengeschäft – auf Finanzanalyse,
Anlageberatung und Investment Management sowie auf
Produkte und Dienstleistungen im Versicherungswesen
und Immobilienbereich. Warum ist dies erforderlich?
Weil das an kurzfristigen Gewinnen, Provisionen und
Boni orientierte Denken im Vertrieb von Finanzdienstleistungen eine der größten Herausforderungen an die
Themen Ethik und Corporate Governance im Bankenund Finanzsektor ist. Fast ein Drittel (29%) der Studienteilnehmer der „Global Market Sentiment“-Umfrage
bestätigt, dass mangelhafte Beratungsleistungen und
nicht bedarfsgerechte Finanzprodukte erheblich auf die
gesunkene Reputation der Branche einzahlen.
Knackpunkt Finanzbildung
Leider führen Anreizsysteme und Provisionsstrukturen
noch immer häufig dazu, dass der Vertragsabschluss,
nicht aber die Bedürfnisse des Kunden im Mittelpunkt
stehen. Es bedarf einer besseren Finanzbildung in
Deutschland, damit Anleger diese Interessenkonflikte
kennen, reflektieren und einordnen können. Die Offenlegung von Interessenkonflikten seitens der Emittenten
oder Verkäufer ist ein Recht, das der Anleger jederzeit
einfordern darf. Dies betrifft alle Informationen, die finanzielle Entscheidungen beeinflussen oder den Vorrang der
Interessen des Kunden gegenüber denen des Emittenten
oder Verkäufers aushebeln.
Ein Beispiel solcher Interessenkonflikte ist die Vergütung
nach Quantität statt Qualität, wenn Finanzdienstleister
von ihren Arbeitgebern nicht danach bezahlt werden,
wie Investments sich im Zeithorizont entwickeln, sondern wie viele Produkte sie verkaufen beziehungsweise
wie viel Mittelzuflüsse in bestimmte Anlagen sie erreichen. Ein weiteres Beispiel ist der Verkauf von Finanzprodukten, die dem Vermittler eine hohe Provision versprechen, anstatt dem Kunden das fast identische,
Fazit
Die Investmentindustrie ist aus unserer Sicht selbst in
der Pflicht, die Integrität der Branche durch bessere
Ausbildung der Akteure im Finanzmarkt wieder herzustellen. Dieses Thema sollte im ureigenen Interesse der
Marktteilnehmer in Deutschland sein. Denn eine unzureichende Umsetzung der Regeln für Unternehmensleitung und -überwachung (Corporate Governance) und
ein ineffektiver Anlegerschutz werden sich immer auch
auf die Anlagebereitschaft in deutsche Wertpapiere –
und damit potenziell auf Wachstum und Beschäftigung
in Deutschland – auswirken.
Kapitalmarkt-Trends
Illustration: Kheng Guan Toh – Fotolia
wesentlich günstigere Produkt zu verkaufen. Das CFA
Institute wird sich auf EU-Ebene für eine strengere Regulierung des Vertriebs von Finanzprodukten sowie eine
weitere Harmonisierung von Anlegerschutz- und Corporate-Governance-Regelungen einsetzen. International ist
dabei – gemeinsam mit den Behörden und Standardsetzern – die Aufgabe, auf eine Vermeidung aufsichtsrechtlicher und regulatorischer Arbitrage in der Implementierung von nationalen, EU- und globalen Standards
hinzuarbeiten.
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„Ein Grund, warum wir die Wirtschaftskrise so gut überstanden haben“
Kapitalmarkt-Trends
Interview mit Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz, Vorsitzender der
Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex
Seit 30. September ist Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz als Nachfolger von Klaus-Peter Müller der neue Vorsitzende der
Regierungskommission Deutscher Corporate Governance
Kodex. Im Interview mit dem GoingPublic Magazin äußert
er sich zur Entwicklung von Corporate Governance, den
Schwerpunkten seiner künftigen Arbeit sowie zur neuen
Aufstellung der Geschäftsstelle.
GoingPublic: Herr Dr. Gentz, was bedeutet es für die
Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, dass die Geschäftsstelle nun beim Deutschen Aktieninstitut angesiedelt ist?
Gentz: Die Bereitschaft des DAI, künftig einen wesentlichen organisatorischen und finanziellen Beitrag zur
Kodexarbeit leisten zu wollen, stellt die Arbeitsfähigkeit
der Kommission auf eine nachhaltige Basis. Die Kommission wird in der neuen Aufstellung und mit der neuen
Finanzierungsbasis auch künftig als unabhängige Experteninstanz an der weiteren Verankerung sowie Weiterentwicklung guter Corporate Governance in Deutschland
arbeiten.
GoingPublic: Werden Sie diese Konstellation auch – über
Ihr Brüsseler Büro – dazu nutzen, um deutsche CorporateGovernance-Interessen stärker in Europa einzubringen?
Gentz: Die Glaubwürdigkeit der Kommission wird in
hohem Maße davon abhängen, dass wir unabhängig
bleiben sowohl von einzelnen Unternehmen wie auch der
Politik. Insofern werden wir auch in Zukunft unser Netzwerk nutzen und gegebenenfalls der Kommission zur
Verfügung stellen. Wenn wir für unsere Positionen inhaltliche Unterstützung von Dritten erfahren, werden wir uns
natürlich nicht dagegen wehren.
GoingPublic: Wo werden die Schwerpunkte in Ihrer
Arbeit als neuem Vorsitzenden der Regierungskommission liegen?
Gentz: Ein wichtiger Punkt wird sein, die Akzeptanz des
Kodex und die Glaubwürdigkeit der Kommission in der
Wirtschaft zu erhöhen. Hier kann ein gelebter Kodex viel
beitragen. In einer freiheitlichen Demokratie, in einer
Marktwirtschaft müssen alle Marktteilnehmer – das gilt
vor allem für große, aber auch für kleine Unternehmen –
sich so verhalten, dass die Gesellschaft ihr Verhalten
akzeptieren kann, weil es dem Bild eines ehrbaren
70 GoingPublic 11/13
Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz
Kaufmanns entspricht. Wenn diese Akzeptanz gegenüber
der Wirtschaft verloren geht, ist das System gefährdet
und wir werden Regulierungen und die Einschränkung
der Freiheit durch den Staat erleben.
GoingPublic: Wie beurteilen Sie allgemein die Entwicklung der Corporate Governance bei deutschen Unternehmen?
Gentz: Als Regierungskommission fokussieren wir uns
auf die börsennotierten Unternehmen, für die auch der
Kodex Gültigkeit hat. Fakt ist, dass der Kodex ganz
überwiegend von den börsennotierten Unternehmen
akzeptiert wird. Die Akzeptanzwerte bei den großen
DAX-Unternehmen liegen weit über 90%. Das zeigt, dass
der Kodex in den Unternehmen angekommen ist, wenngleich es auch immer wieder zu Kritik der Abweichungen
kommt, die medial dann einen anderen Eindruck vermitteln. Die deutschen Unternehmen müssen sich international nicht verstecken. Dies ist vielleicht auch mit ein
Grund, warum wir die Wirtschaftskrise so gut überstanden haben.
GoingPublic: Auf welchen Gebieten herrscht noch am
meisten Nachholbedarf?
Gentz: Akut sehen wir derzeit keinen Bedarf für neue
Regelungen. Es wird vielmehr darum gehen, den Kodex
zu leben und beispielsweise die neuen Empfehlungen zur
„
Es wird darum gehen, den Kodex zu leben
und beispielsweise die neuen Empfehlungen
zur Vorstandsvergütung für mehr Transparenz
und bessere Vergleichbarkeit umzusetzen.
Vorstandsvergütung für mehr Transparenz und bessere Vergleichbarkeit
umzusetzen. Damit würde deutlich,
dass gesetzliche Regelungen, wie die
beabsichtigte Änderung des § 120
Aktiengesetz, nicht notwendig, sondern kontraproduktiv sind. Unser
Kodex ist auf einem guten Stand und
kann auch im internationalen Vergleich
gut mithalten. Handlungsbedarf sehe
ich vor allem in der Kommunikation,
sowohl mit der Politik, der wir noch
stärker als bisher deutlich machen
müssen, was schon alles selbstreguliert ist und funktioniert, wie auch mit
den Unternehmen für noch eine
größere Akzeptanz des Kodex. Erste
Schritte für einen intensiveren Dialog
mit dem Deutschen Bundestag sind
bereits gemacht.
GoingPublic: Wie stehen Sie zu Bestrebungen, Nachhaltigkeitsaspekte oder
sogar den Deutschen Nachhaltigkeitskodex in den DCGK aufzunehmen?
Gentz: Die Kommission hat sich in der
Vergangenheit bereits mit dieser Frage
auseinandergesetzt und ist aus systematischen Gründen zu dem Entschluss
gekommen, dass es nicht sinnvoll
wäre, den Deutschen Corporate Governance Kodex mit weiteren Regeln, die
auf das wichtige Thema Nachhaltigkeit
im weiteren Sinne eingehen, zu überfrachten. Der Corporate Governance
Kodex hat einen klaren Auftrag, den wir
nicht aus dem Fokus verlieren sollten.
Im Rahmen dieses Auftrags hat die
Regierungskommission aber im Sommer 2009 vor dem Hintergrund der
Wirtschafts- und Finanzkrise in der
Präambel des Kodex im Sinne einer
nachhaltigen Unternehmensführung
verdeutlicht, dass Vorstand und Aufsichtsrat im Einklang mit den Prinzi-
“
pien der sozialen Marktwirtschaft für
das Unternehmen zu handeln haben. Es
gilt, die berechtigten Interessen aller
relevanten Stakeholder in Einklang
miteinander zu bringen; ein Handlungsansatz, der die soziale Marktwirtschaft
und nachhaltige Unternehmensführung
auszeichnet.
GoingPublic: Auf der anderen Seite ist
der DCGK bereits ein umfassendes
Regelwerk. Wo sehen Sie Möglichkeiten,
den Kodex zu straffen?
Gentz: Der Kodex mag subjektiv zu
umfassend erscheinen, aber ein Vergleich mit ausländischen Kodizes hat
jüngst gezeigt, dass der deutsche
Kodex zu den kompaktesten zählt. Dies
hat uns aber nicht davon abgehalten,
den Kodex in diesem Jahr zu straffen
und noch besser lesbar zu machen.
Interessant war dabei, dass wir in dem
Konsultationsprozess zu unseren
Änderungsvorschlägen mehr Zuschriften erhielten, die uns aufforderten
nicht zu streichen, als umgekehrt. Zu
dem Ergebnis ist auch die umfassende
Befragung des BCCG (Berlin Center of
Corporate Governance) gekommen.
Der vereinzelten Anregung, alle Gesetzeswiedergaben zu streichen, sind wir
nicht gefolgt, da wir damit einen Teil
des Auftrags an den Kodex aufgegeben
hätten. Der Kodex soll nicht nur Regeln
für gute Unternehmensführung aufstellen, sondern auch vor allem mit Blick
auf das Ausland einen kompletten Überblick über deutsche Corporate-Governance-Standards geben. Einen Änderungsbedarf sehen wir aktuell nicht.
GoingPublic: Herr Dr. Gentz, vielen
Dank für die interessanten Einblicke.
Das Interview führte Oliver Bönig.
GoingPublic 11/13 71
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Kapitalmarkt-Trends
Verbindliche Mitsprache der Aktionäre bei der Vorstandsvergütung ist
(zunächst) vom Tisch
Mit großer Hektik durch den
Bundestag gedrückt, ist das
„Gesetz zur Verbesserung der
Kontrolle der Vorstandsvergütung und zur Änderung weiterer
aktienrechtlicher Vorschriften“
nur zwei Tage vor der Bundestagswahl im Bundesrat stecken
geblieben. Zu neuen gesetzlichen Bestimmungen bei der
Regelung von Managergehältern und -abfindungen wird es
damit (vorerst) nicht kommen.
Früher oder später wird das
Thema allerdings wieder auf
der Tagesordnung stehen, so
dass es durchaus interessant
sein kann, sich noch einmal mit
den unterschiedlichen Positionen der im Bundestag verbliebenen Parteien auseinander zusetzen.
Die Neufassung des § 120 Abs. 4 AktG hätte eine deutlich verbesserte Transparenz bezüglich der tatsächlichen
Maximalhöhe der Zahlungen (inklusive Boni) an Vorstandsmitglieder zur Folge gehabt.
Foto: PantherMedia / Haveseen
Im Bundestag beschlossen
Im Bundesrat gescheitert
Der 27. Juni 2013 war der letzte ganz große Kampftag des
alten Bundestages. Der Stenografische Bericht zur 250.
Sitzung der Legislaturperiode umfasst mehr als 600 Seiten und es wurden unzählige Beschlüsse gefasst sowie
Gesetze verabschiedet. Darunter auch das „Gesetz zur
Verbesserung der Kontrolle der Vorstandsvergütung und
zur Änderung weiterer aktienrechtlicher Vorschriften“
(VorstKoG), das insbesondere die Neufassung des § 120
Abs. 4 AktG vorsieht. Beschlossen wurde dabei folgender
Wortlaut: „Die Hauptversammlung der börsennotierten
Gesellschaft beschließt jährlich über die Billigung des
vom Aufsichtsrat vorgelegten Systems zur Vergütung der
Vorstandsmitglieder. Die Darstellung des Systems hat
auch Angaben zu den höchstens erreichbaren Gesamtbezügen, aufgeschlüsselt nach dem Vorsitzenden des
Vorstands, dessen Stellvertreter und einem einfachen
Mitglied des Vorstands, zu enthalten. Der Beschluss
berührt nicht die Wirksamkeit der Vergütungsverträge
mit dem Vorstand; er ist nicht nach § 243 anfechtbar.“
(Änderungen fett).
Aus der freiwilligen, für den Aufsichtsrat nicht bindenden Absegnung oder Ablehnung der Vorstandsgehälter,
wie sie nach aktuellem Aktienrecht gilt, sollte nach den
Vorstellungen der inzwischen abgewählten schwarzgelben Koalitionsfraktion somit eine Pflichtveranstaltung
werden. Gleichzeitig hätte die Regelung eine deutlich
verbesserte Transparenz bezüglich der tatsächlichen
Maximalhöhe der Zahlungen (inklusive Boni) zur Folge
gehabt. Kritisiert wurde von Aktionärsschützern, wie
etwa der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW), insbesondere die Entlassung des
Aufsichtsrates aus seiner Verantwortung sowie dessen
diesbezügliche Haftungsfreistellung. Zwar hätte sich die
Berichtspflicht gegenüber der Hauptversammlung
erhöht, nach wie vor wäre dem Aufsichtsorgan der
Gesellschaft durch sein alleiniges Vorschlagsrecht aber
der maßgebliche Einfluss auf die Ausgestaltung des
Vergütungssystems und letztendlich auch die Vergütungshöhe zugekommen. Mangels Zustimmung der
Länder bleibt es vorerst allerdings beim Konjunktiv.
72 GoingPublic 11/13
So hat der Bundesrat das Gesetz nur zwei Tage vor der
Bundestagswahl mit den Stimmen der SPD-geführten
Länder in den Vermittlungsausschuss verwiesen. Einer
der Hauptgründe für die Zustimmungsverweigerung ist
die unbegrenzte steuerliche Abzugsfähigkeit von Vorstandsgehältern. „Um ein Signal gegen unverhältnismäßige Managergehälter zu setzen“, fordern sowohl die SPD
als auch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine Deckelung der
steuerlichen Abzugsfähigkeit von Abfindungen bei
1 Mio. EUR pro Kopf. Für alle fixen und variablen Gehaltsbestandteile soll die Abzugsfähigkeit bei jährlich 500.000
EUR pro Kopf enden. Darüber hinaus fordern die genannten Fraktionen eine Koppelung der Vorstandsgehälter
an das Durchschnittseinkommen der Unternehmensbeschäftigten. Im Entschließungsantrag der SPD zum
VorstKoG ist in diesem Zusammenhang von einer vom
Aufsichtsrat festzulegenden Höchstgrenze die Rede.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
grierten Bestandteile der Aktienrechtsnovelle 2012.
Zu nennen sind hier unter anderem Verschärfungen
im Bereich der Namensaktie, die Liberalisierung bei
stimmrechtslosen Vorzugsaktien, eine verbesserte
Transparenz bei Beteiligungsverhältnissen sowie die
relative Befristung von Nichtigkeitsklagen. Da
Gesetzgebungsvorhaben aus einer vergangenen
Legislaturperiode nicht automatisch weiterlaufen,
sondern ne u eingebracht werden müssen (Grundsatz
der Diskontinuität), ist derzeit völlig offen, ob, wann
und in welcher Form das Thema vom Gesetzgeber
wieder aufgegriffen wird. Grundsätzlich könnte dies
allerdings relativ schnell nach Bildung einer neuen
Regierung geschehen. Zum einen erzeugt die in der
Öffentlichkeit immer mal wieder aufflammende
Debatte über angemessene Vorstandsgehälter und
-abfindungen einen gewissen Handlungsdruck, und
zum anderen scheinen die Positionen von CDU und
CSU auf der einen Seite sowie den Grünen und der SPD
auf der anderen Seite nicht so weit auseinander zu
liegen, dass ein Kompromiss nicht vorstellbar wäre.
Auf der Strecke blieben mit dem Verweis in den Vermittlungsausschuss auch die in das VorstKoG inte-
Dr. Martin Ahlers
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Kapitalmarkt-Trends
Unbegrenzte steuerliche Abzugsfähigkeit als
Knackpunkt
Viel mehr Geld – kaum mehr Frauen
Die DSW Aufsichtsratsstudie 2013
Kapitalmarkt-Trends
Von Jürgen Kurz, Sprecher, DSW (Deutsche Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz)
Die Rolle der Aufsichtsräte deutscher Aktiengesellschaften
hat sich verändert. Die Zeiten, in denen die Kontrollgremien von Bankvorständen beherrschte Altherrenrunden
waren, sind vorbei. Höhere Haftungsrisiken, aber auch die
gestiegenen Anforderungen etwa im Zuge der CorporateGovernance-Diskussion, haben zu einer Professionalisierung geführt. Vor diesem Hintergrund legt die DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) ihre aktuelle
Aufsichtsratsstudie vor. Analysiert wurde dabei nicht nur,
wer der einflussreichste Kontrolleur in Deutschland ist.
Auch die Vergütung wurde unter die Lupe genommen.
Genau hingesehen hat die DSW zudem bei der Entwicklung
des Frauenanteils und beim Altersdurchschnitt.
Die Einflussreichsten
Um herauszufinden, wer der einflussreichste Aufsichtsrat ist, wurden die 250 Anteilseigner-Mandate in den Aufsichtsräten der DAX30-Unternehmen daraufhin gescannt,
wie viele wichtige Positionen, also etwa Aufsichtsratsoder Ausschussvorsitze, die Kontrolleure jeweils einnehmen. Den Spitzenplatz teilen sich Ulrich Lehner, der im
vergangenen auf Jahr Rang 5 lag, und Werner Wenning,
der 2012 auf Rang 15 rangierte. Lehner sitzt den Aufsichtsräten von Deutscher Telekom und ThyssenKrupp
vor und ist darüber hinaus Mitglied des Aufsichtsrats der
E.ON SE, dem wiederum Werner Wenning vorsitzt. Wenning leitet zudem das Kontrollgremium der Bayer AG und
ist seit dem 1. Oktober stellvertretender AR-Vorsitzender
der Siemens AG. Wolfgang Mayrhuber landete nach der
Übernahme der Führung des Deutschen-Lufthansa-Aufsichtsrates auf Platz 3. Mayrhuber sitzt auch den Kontrolleuren von Infineon Technologies vor und ist Mitglied
Abb. 1: Zusammensetzung der AR-Vergütung der
DAX 30-Unternehmen, Stand der Satzungen 30.9.13
Quelle: DSW
74 GoingPublic 11/13
Jürgen Kurz
der Aufsichtsräte von BMW und Münchner Rück. Eine
Frau findet sich unter den Top 10 weiterhin nicht. Mit
Renate Köcher taucht der erste weibliche Aufsichtsrat
auf Rang 16 auf. Die Geschäftsführerin des Instituts für
Demoskopie sitzt bei drei DAX-Gesellschaften (Allianz,
BMW und Infineon Technologies) im Aufsichtsrat. Im Vorjahr lag sie als ebenfalls bestplatzierte Frau auf Rang 26.
Anstieg der Aufsichtsratsvergütung
Die Vergütung der Kontrolleure ist bei den DAX30-Gesellschaften um durchschnittlich 7,4% angestiegen, auf insgesamt 74,8 Mio. EUR. Sie übertrifft damit klar das bisherige Mehrjahreshoch von 70,2 Mio. EUR aus dem Jahr
2007. Die mit Abstand höchste Vergütung zahlte fast
schon traditionell Volkswagen. Rund 8,8 Mio. EUR erhielten die 20 VW-Aufsichtsräte. Das entspricht einem Plus
von 19% gegenüber dem Vorjahr. Mit einer Gesamtvergütung von 4,8 Mio. EUR belegt Siemens den zweiten Platz.
Die Vergütung blieb im Vergleich zum Vorjahr praktisch
unverändert. Das Kontrollgremium der drittplatzierten
E.ON SE wurde mit knapp 4,6 Mio. EUR entlohnt, was
einem Minus von 3,8% entspricht. Den stärksten Anstieg
im Jahresvergleich verzeichnete mit 95% auf 2,8 Mio.
EUR die Lufthansa AG.
Höchstbezahlter Aufsichtsrat ist einmal mehr VW-Chefkontrolleur Ferdinand Piëch, der 1,1 Mio. EUR erhielt und
Abb. 2: Entwicklung der Frauenquote in den DAX 30Aufsichtsräten – differenziert nach Anteilseignerund Arbeitnehmerseite
Trend zur Festvergütung
Kapitalmarkt-Trends
damit mehr als das Dreifache eines durchschnittlichen
AR-Vorsitzenden im DAX (314.000 EUR). Auch die Plätze
2 und 3 des Gehaltsrankings sind fest in der Hand des
Wolfsburger Autobauers. Piëchs Stellvertreter Berthold
Huber erhält mit rund 683.000 EUR die dritthöchste Vergütung. Ferdinand Porsche liegt mit etwas über 687.000
EUR auf Rang 2.
Quelle: DSW
Wie die Daten zeigen, ist der positive Trend zur Festvergütung von Aufsichtsräten nach wie vor intakt. Es darf
allerdings nicht sein, dass dies zur Konservierung auf
hohem Niveau genutzt wird – ein Eindruck, der sich mit
Blick auf die seit 2009 kontinuierlich steigende AR-Vergütung allerdings aufdrängt. Die Unternehmen im DAX, die
ausschließlich kurzfristig vergüten (BASF, Commerzbank, Fresenius, Heidelberg Cement, Infineon, SAP und
VW) sollten dies überprüfen und anpassen. Insbesondere ist das bei Commerzbank, Fresenius, SAP und VW
angeraten, die sich immer noch eine dividendengekoppelte AR-Vergütung leisten.
Diversity im Fokus
Beim Thema Diversity stand neben dem Frauenanteil
erstmals auch das Alter der Anteilseignervertreter im
Fokus der Studie. Das Ergebnis zeigt: Das Überschreiten
der Pensionsgrenze ist zum Glück nicht mehr bei allen
Unternehmen Voraussetzung, um als Mitglied des Kontrollgremiums in Frage zu kommen. Mann zu sein ist aber
nach wie vor hilfreich. Das durchschnittliche Alter eines
Aufsichtsrats beträgt im DAX zurzeit 61 Jahre. Die Henkel
KGaA stellt dabei mit durchschnittlich 52 Jahren die
jüngste Anteilseignerseite. Fresenius Medical Care belegt
mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren den letzten
Platz in dieser Statistik.
Der auf EU-Ebene diskutierte Frauenanteil von 40% wird
in den Kontrollgremien bis heute nicht einmal ansatzweise erreicht. So kommt die Seite der Arbeitnehmer vertreter bei den im DAX notierten Gesellschaften mit
insgesamt 62 Frauen auf knapp über 26%. Auf der Anteilseignerseite liegt der Anteil mit 45 Mandaten nur bei 18%.
Noch marginalisierter ist die Stellung der Frauen in
Schlüsselpositionen. Lediglich 12,5% der wichtigen Ausschussmitgliedschaften haben Frauen inne. Einzige Vorsitzende ist Simone Bagel-Trah, die den Aufsichtsrat der
Henkel KGaA leitet. Schlusslicht bilden hier Fresenius
und Fresenius Medical Care. Bei beiden Gesellschaften
wurde bis heute nicht eine Frau in den Aufsichtsrat
gewählt.
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Aserbaidschan – ein El Dorado für
Investoren im Kaukasus
Hervorragendes Investitionsklima und stabiles Wirtschaftswachstum
bieten enormes Potenzial für deutsche Unternehmen
Kapitalmarkt-Trends
Von Ibrahim Ahmadov, stellvertretender Direktor,
AZPROMO Repräsentanz Deutschland*
Verdreifachung der Gesamtwirtschaft innerhalb der letzten
zehn Jahre, kontinuierlich hohes Wirtschaftswachstum,
politische Stabilität und idealer Zugang zu Energieressourcen sind nur einige Vorteile, die Aserbaidschan seinen
Inverstoren bietet.
Der Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums zählt das Land am Kaspischen Meer zu den
Top-50-Volkswirtschaften mit den höchsten Wachstumschancen. Unter den postsowjetischen Ländern belegt es
damit den besten Rang. Mit 106 Mrd. EUR der gesamten
Investitionen im Zeitraum zwischen 1994 und 2012 belegt
Aserbaidschan auch beim Investitionsvolumen den
1. Platz in der Region. Dies ist nicht zuletzt auf die großzügigen Wirtschafts- und Rechtsreformen zurückzuführen. So stehen alle Bereiche, in denen einheimische
Unternehmen investieren, auch ausländischen Investoren
offen. Zudem wurde im Jahr 2008 eine Anlaufstelle als
„One-Stop-Shop“ zur Unternehmensregistrierung eingeführt. Laut des aktuellen Doing Business Reports der
Weltbank schneidet das Land in den Kategorien Kreditvergabe, Registrierung von Eigentum, Geschäftsgründung und Investitionsschutz besonders gut ab.
Neben dem nach wie vor bedeutsamen Erdöl- und Erdgassektor hat sich dank zahlreicher Diversifizierungsmaßnahmen auch das Investitionsklima im Nichtölsektor
dynamisch entwickelt: Im Jahr 2012 verzeichnete der
Nichtölsektor ein Wachstum von 9,7% und erreichte
somit einen Anteil von 52,9% am gesamten BIP. Insbesondere in den Industriezweigen Petrochemie, Baugewerbe,
Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT)
sowie in der Agrarwirtschaft bietet sich enormes Potenzial für Partnerschaften mit deutschen Unternehmen.
Zwei dieser Bereiche sollen hier kurz vorgestellt werden.
„
Im Jahr 2012 verzeichnete der
Nichtölsektor in Aserbaidschan
ein Wachstum von 9,7% und
erreichte somit einen Anteil von
52,9% am gesamten BIP.
76 GoingPublic 11/13
Ibrahim Ahmadov
Investitionschance chemische Industrie
Die öl- und gasverarbeitende Industrie spielt eine wichtige Rolle in Aserbaidschans Wirtschaft. Das petrochemische Zentrum des Landes ist Sumgait, eine Stadt circa 30
Kilometer nördlich von Baku. Die Nähe zu Rohstoffen,
direkte Transportrouten und eine hervorragende Infrastruktur bieten Investoren zahlreiche Standortvorteile.
Dort entstehen mehrere Projekte nebeneinander, wie z.B.
der Oil Gas Processing and Petrochemical Complex
(OGPC) samt Raffinerie und Gasverarbeitungsanlage,
eine Düngemittelfabrik (Azerikimya) oder eine Zementfabrik (Qizil Dasch). Ein großes Potenzial für deutsche
Chemieunternehmen birgt der Sumgait Chemical Industrial Park, kurz SCIP. Das Greenfield-Projekt bietet nahezu
unbegrenzte Möglichkeiten auf einer Fläche von 167 ha in
der ersten und über 1.500 ha in der zweiten Phase. Der
Standort verbindet vorteilhafte infrastrukturelle Bedingungen mit staatlichen Fördermaßnahmen, wie etwa
Steuerbefreiung für die ersten sieben Jahre.
Die Infrastruktur vor Ort ermöglicht eine sichere und
preiswerte Versorgung mit notwendigen Rohstoffen, wie
Naphtha, C4, C11 und sonstigen Fraktionen, die über
“
*) Azerbaijan Export & Investment Promotion Foundation (AZPROMO) ist eine Initiative
des Ministeriums für Wirtschaftliche Entwicklung der Republik Aserbaidschan.
IKT: Rasante Entwicklung
2013 ist in Aserbaidschan das Jahr der Informations- und
Kommunikationstechnologie (IKT). Dies unterstreicht
die wichtige Rolle des Bereichs in der gesamten Konjunktur des Landes. Die Erträge der IKT-Branche sind in den
letzten fünf Jahren zweifach gestiegen und erreichten im
Jahr 2012 nahezu 2 Mrd. USD.
Zurzeit sind zehn der 20 größten IKT-Konzerne — Microsoft, Cisco Systems, Hewlett Packard, IBM, Apple Compu-
ter, Intel, Oracle, Google, Nokia-Siemens Networks und
Ericsson — in Aserbaidschan aktiv und nehmen an verschiedenen Projekten teil. So bietet Microsoft jetzt auch
aserbaidschanische Software an — schließlich sind 70%
der Bevölkerung Internetnutzer. Jeder Bewohner hat im
Schnitt mehr als eine Mobiltelefonnummer. Mit modernem Know-how werden in Aserbaidschan Hardware und
Computerzubehör hergestellt. So ist das Bild des modernen Aserbaidschans eine aufsteigende Informationsgesellschaft par excellence.
Laut des „Global Information Technology Report 2012“
des Weltwirtschaftsforums belegt Aserbaidschan den
ersten Platz unter den GUS-Staaten und übertrifft den
weltweiten Durchschnitt um das Zweifache. Zahlreiche
Projekte, wie z.B. der Bau eines Hightech-Parks mit
Begünstigungen für IKT-Hersteller, werden die rasante
Entwicklung des IKT-Sektors weiter vorantreiben.
Dies sind nur zwei mögliche Investitionsbereiche in
Aserbaidschan, die vielversprechende Chancen eröffnen.
Die politische und ökonomische Stabilität des Landes
sowie die Verfügbarkeit exzellent ausgebildeter Arbeitskräfte sorgen für besonders risikoarme Investmentmöglichkeiten. Für die Investoren gilt jetzt: Wer zuerst
kommt, kriegt das größte Stück vom Kuchen.
Kapitalmarkt-Trends
Rohrleitungen direkt an den Standort geliefert werden.
Für die Ausfuhr bestehen direkte logistische Anbindungen an die internationalen Märkte über Meer, Autobahn,
Eisenbahn und Flughafen. Die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften, Forschungs- und Bildungsstätten
und nicht zuletzt die Tradition der chemischen Industrie
am Standort erhöhen die Attraktivität des Industrieparks
für potenzielle Ansiedler. Hier soll ein internationaler
Produktionsstandort für Polymererzeugnisse und sonstige Zwischen- und Endprodukte der chemischen Industrie entstehen. Marktanalysen zeigen u.a. ein großes
Potenzial für Plastikprodukte, Farben, Verpackungsmaterial sowie plastische Teile für die Automobilindustrie –
nicht nur im heimischen, sondern auch in den umliegenden Märkten.
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26.11. in München,
3.12. in Berlin,
10.12. in Stuttgart
IQB Career
www.iqb.de
JURAcon
Jobmesse für Studierende und Absolventen rechtswissenschaftlicher
Studiengänge
Anmeldung erforderlich
4. November
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11. Deutscher Corporate M&A-Kongress
Einblick in die neuesten rechtlichen Entwicklungen und Praxisbeispiele
Teilnahme kostenlos
25.-27. November
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Schweizerhof, Berlin
Euroforum
www.health-jahrestagung.de
18. Handelsblatt Jahrestagung Health
Erster gesundheitspolitischer Branchentreff nach der Wahl
Kosten: 2.199 EUR
26. November
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Zürich
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28. November
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3. Dezember
Frankfurt am Main
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Chemie-, Pharma- und Life-Science-Branche
3.-4. Dezember
Swissôtel
Düsseldorf/Neuss
MCC – Management Center of
Competence
www.health3punkt0.com
Health 3.0
Die aktuelle Situation der Gesundheitsbranche im Überblick
Kosten: 595 EUR
78 GoingPublic 11/13
Datum & Ort
4. Dezember
Relexa Hotel,
Frankfurt am Main
Veranstalter
Forum Institut
www.forum-institut.de
Event
Regulatory Affairs Biotech – was ist anders?
Kompakt-Update in Dossier, Verfahren und Variations bei Proteinen
Kosten: 950 EUR
4.-5. Dezember
GBC AG
Sofitel Bayerpost, München www.mkk-investor.de
16. Münchener Kapitalmarkt Konferenz MKK
Die größte Kapitalmarktkonferenz im süddeutschen Raum
4.-5. Dezember Mövenpick
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Forum Institut
www.forum-institut.de
Pharma Trends – Jahreskonferenz zu gesundheitspolitischen Entwicklungen
Kosten: 1.890 EUR
12. Dezember
Novotel City, Köln
Beck Akademie
www.beck-seminare.de
M&A-Litigation – Streitigkeiten aus Unternehmenskaufverträgen in Schieds- &
Gerichtsverfahren; Kosten: 599 EUR
„Merkbrück – was nun?“
Der Gedanke ist nicht neu – aber selten waren die Baustellen so übersichtlich und klar in Themengruppen
zusammengefasst und pointiert kommentiert wie hier.
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1) „Radikal führen“, Reinhard K. Sprenger,
Campus, 2012, 296 S. – 25 EUR
2) „Resilienz“, Christina Berndt,
dtv, 2013, 278 S. – 15 EUR
3) „Risiko“, Gerd Gigerenzer,
C. Bertelsmann, 2013, 397 S. – 20 EUR
Quelle: www.getAbstract.com
*) Kombiniertes Rating aus Verkaufsrang bei
Amazon, Rating sowie Downloadrang bei getAbstract
Dr. Patrick Adenauer hat
sicherlich auch nicht umsonst
ein Vorwort beigesteuert.
Heilige Kühe kennt der Autor
nicht. Statt unerfüllbarer
Wahlversprechen lieber Klartext. Seine Fragen in punkto
Bildungs-, Sozial-, Gesundheits- oder Arbeitsmarktpolitik
an Merkel und Steinbrück sind stellvertretend. Das Buch
ist nach der Wahlqual genauso aktuell wie vorher. Tun Sie
Ihrem lokalen Politiker einen Gefallen und schenken Sie
ihm ein Exemplar.
Wilhelm Heineking, geb. 1937, kandidierte 1997 gegen
Möllemann um den FDP-Vorsitz in NRW. Er schreibt regelmäßig politische Kommentare für das Handelsblatt. [fb]
„Merkbrück – was nun? Antworten auf die dringlichsten
Fragen der Deutschen“, von Wilhelm Heineking; Plassen
Verlag 2013; 302 Seiten, 20 EUR
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Literaturhinweis
Tja, was und wie denn nun? Die Bundestagswahl ist vorbei, aber schlauer sind wir trotzdem nicht. Für Heineking
war schon vor der Wahl klar: Unabhängig davon ob RotRot-Grün, Rot-Schwarz oder sonst eine Auswahl aus dem
Malkasten, substanzielle Reformen braucht das Land,
und das am besten gleich in Form großer Würfe.
IMPRESSUM
Unternehmensindex/Impressum
Unternehmen von A–Z
Alfmeier Präzision
Bastei Lübbe
Constantia Flexibles
HypoVereinsbank
Ledermann Immobilien
Rimowa
Royal Mail
Sixt
Solutronic
Twitter
Urbanara
VanCamel
3, 50
14, 18
15
18
19
30
19
52
15
16, 26
18
18
GoingPublic
Magazin
17. Jahrgang 2013, Nr. 11 (November)
Verlag:
GoingPublic Media AG
Hofmannstr. 7a,
81379 München,
Tel.: 089-2000339-0,
Fax: 089-2000339-39,
E-Mail: [email protected]
Internet: www.goingpublic.de
Redaktion:
Falko Bozicevic (Chefred.),
Oliver Bönig,
Maximiliane Worch
Vorschau auf GoingPublic Magazin 12/2013:
Special Schweiz – Capital Markets &
Investor Relations
(2. Jg., zweisprachig: Deutsch und Englisch,
Erscheinungstermin: 23. November)
Bildredaktion:
Andreas Potthoff
Bilder:
PantherMedia, Fotolia, Pixelio,
Photodisc
Titelbild:
PantherMedia/Archana Bhartia
Inhalt:
Politische Rahmenbedingungen für den
Kapitalmarkt nach der Minder-Initiative
SIX Swiss Exchange als Plattform für internationale Unternehmen
Aktuelle Herausforderungen in der IR
Integrated Reporting – Auswirkungen für IR
u.v.m.
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Dr. Martin Ahlers, Ibrahim
Ahmadov, Harald Bareit, Prof. Dr.
Wolfgang Blättchen, Henryk Deter,
Michael Fuchs, Jens Hecht, Jürgen
Kurz, Dr. Thorsten Kuthe, Arne
Laarveld, Dr. Max Leittersdorf,
Mike Münch, Stefan Preuß, Ursula
Querette, Prof. Dr. Sabine Rau,
Thomas Stein, Verena Wenzelis,
Marcus Wessel, Madeleine Zipperle
Interviewpartner:
Prof. Dr. Mark K. Binz, Markus
Gebhardt, Dr. Dr. h.c. Manfred
Gentz, Lothar Probst, Andreas
Schmidt, Dr. Martin Steinbach,
Alexander von Preysing
Lektorat:
Magdalena Lammel
Redaktionsanschrift:
s.Verlag, Fax: 089-2000339-39,
E-Mail: [email protected]
Gesamtgestaltung:
Andreas Potthoff
Conference Magazine
Die GoingPublic Media AG ist wie in
den Vorjahren Partner bei der Betreuung des redaktionellen Teils, der Herstellung sowie der Werbevermarktung
des Conference Magazins zum Eigenkapitalforum 2013 (11. bis 13. November 2013 in Frankfurt am Main).
Verlagsleitung:
Daniela Gebauer
Tel.: 089-2000339-13
Deutsches Eigenkapitalforum
21 – 23 November 2011
11 – 13 November 2013
Frankfurt / Main
Frankfurt / Main
»Entrepreneurs meet investors«
Anzeigen:
Johannes Herbert
Tel.: 089-2000339-28
Fax: 089-2000339-39
Conference Magazine
Vol. 4
Pub li shi ng Part ner
Equity Forum
Investor & IR-Forum
Debt Capital Forum
PE & VC Lounge
Sustainability Communication
Corporate Bonds
Innovation & Growth Companies
DAX/MDAX-Day
Ratings
Key Note: Jürgen Fitschen
Investor Targeting
Chief Economists’ Views
Erscheinungstermin: 11. Nov. 2013
Die vorliegende Ausgabe 11/2013 des GoingPublic Magazins
enthält eine Beilage der Better Orange IR & HV AG.
80 GoingPublic 11/13
Gültig ist Preisliste Nr. 10
vom 1. November 2006
Erscheinungstermine 2013:
22.12.12 (1/13), 26.1. (2/13),
23.2. (3/13), 30.3. (4/13), 27.4.
(5/13), 31.5. (6/13), 29.6. (7/13),
27.7. (8/13), 31.8. (9/13), 28.9.
(10/13), 26.10. (11/13), 23.11.
(12/13), 14.12. (1/14)
Sonderausgaben:
„Corporate Finance & Private
Equity Guide 2013“ (9.3.),
„Kapitalmarktrecht 2013 – Best
Practice für Emittenten“ (11.5.),
„Biotechnologie 2013“ (14.9.)
Preise:
Einzelpreis 12,50 EUR,
Sonderbeilagen 9,80 EUR,
Sonderausgaben 14,80 EUR,
Jahresabonnement 148,00 EUR
(incl. 3–4 Sonderausgaben),
Jahresabonnement Ausland
normal 148 EUR. Alle Preise incl.
Versandkosten und 7% MwSt.
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Fax: 089-2000339-39
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Tabellen liegen Quellen zugrunde, welche die Redaktion
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GP_Nov13
Ein Projekt der
Standpunkt
Neues zu Börsengängen
Von Dr. Thorsten Kuthe und
Madeleine Zipperle, Rechtsanwälte,
Heuking Kühn Lüer Wojtek, Köln
Dr. Thorsten Kuthe
Standpunkt
2013 ist in puncto Börsengänge das erfolgreichste Jahr
seit 2007! Eine schöne Schlagzeile und eine ebenso
schöne Statistik, die allerdings einen kleinen Haken hat:
Die Anzahl der Börsengänge liegt nämlich nur bei etwa
einem Zehntel derer von 2007. Hieran sieht man: Schwergewichte gehen an den Kapitalmarkt, bei kleinen und
mittelgroßen Unternehmen weitgehend Fehlanzeige.
Im Oktober haben erfreulicherweise mal wieder zwei
Kandidaten den Sprung gewagt und sich dabei innovativer Strukturen bedient.
Mit Urbanara platziert derzeit ein Unternehmen aus der
Branche Heimtextilien/Wohnaccessoires seine Aktien.
Bei Mittelstandsanleihen kam die Modebranche bei
Investoren gut an, möglicherweise ein gutes Signal und
eine Chance für die Emittentin. Das Wort Börsengang zu
verwenden, wäre hier allerdings eigentlich nicht korrekt,
denn Urbanara nutzt eine sogenannte Crowd-FinancingPlattform. Bislang boten solche Plattformen eine Finanzierung (nur) über Nachrangdarlehen und stille Gesellschaften an, mit Volumina von i.d.R. unter 1 Mio. EUR.
Stille Gesellschaften sind dabei auf einen Betrag von bis
zu 100.000 EUR beschränkt, da andernfalls eine Prospektpflicht entstünde. Urbanara ist der erste Versuch, auf
diese Weise über eine Aktienemission in der Gemeinschaft der Internet-User rund 3 Mio. EUR aufzunehmen.
Mit Bastei Lübbe ist gerade ein hierzulande bekanntes
Unternehmen an die Börse gegangen. Der Verlag hat 2011
bereits eine Mittelstandsanleihe begeben. Beim Börsengang wurde neben dem klassischen Vertrieb der Aktien
über eine Bank wie bei den Mittelstandsanleihen insbesondere für Privatanleger die Zeichnung über die Börse
durch einen Auftrag an die Hausbank ermöglicht.
Bei Mittelstandsanleihen zeichnen Privatanleger i.d.R. 20%
der Emissionen, teilweise wird ihnen auch mehr zugeteilt.
Damit alleine kann zwar der Erfolg einer Emission nicht
gewährleistet werden, jedoch kann genau dies der fehlende Baustein sein, um ihr zum Erfolg zu verhelfen.
Ganz so erfolgreich wie vielleicht erhofft war der Börsengang der Bastei Lübbe allerdings nicht. Die Aktien konn-
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Madeleine Zipperle
ten nur teilweise und am unteren Ende einer reduzierten
Preisspanne platziert werden. Dan Brown alleine ist auf
dem Kapitalmarkt also auch kein Garant für eine erfolgreiche Platzierung. Auffällig ist, dass die Reduktion der
Aktienzahl bei der Umplatzierung von Aktien aus Altbesitz stattfand, nicht hingegen bei der Kapitalerhöhung.
Dies hat sich in den letzten Jahren immer wieder gezeigt:
Investoren möchten gerade bei Small und Mid Caps in
der Regel in das Unternehmenswachstum investieren
und nicht den Altaktionären den Exit ermöglichen. Wenn
also im Rahmen dieses Börsengangs nicht alle Hoffnungen erfüllt wurden, war es deshalb noch lange kein Flop –
Angebot und Nachfrage haben zueinander gefunden.
Viele Beispiele aus diesem und den letzten Jahren zeigen,
dass mit flexiblen Platzierungsstrategien Börsengänge
weiterhin eine interessante Option sind. Hierzu gehört
Mut und die jeweilige Emittentin darf nicht zwingend auf
einen bestimmten Zeitpunkt für die Kapitalaufnahme
fixiert sein.
Auch wenn sich der Erfolg einer Anleiheemission sicherlich nicht 1:1 auf ein Angebot von Aktien übertragen
lässt, zeigt Bastei Lübbe definitiv in die richtige Richtung: Mittelständler können den Kapitalmarkt über eine
Anleiheemission betreten und dort zunächst einmal
unter etwas leichteren Bedingungen als nach einer
Aktienemission zeigen, dass sie bereit und in der Lage
sind, das Informationsbedürfnis der Kapitalmarktinvestoren ernst zu nehmen und zu befriedigen sowie ihren
Folgepflichten auf dem „Parkett“ ordnungsgemäß nachzukommen. Zukunftsträchtig ist ebenfalls die direkte
Ansprache von Investoren über das Internet. Es ist zu
hoffen, dass die Emission von Urbanara ein Erfolg wird,
damit diese Möglichkeit der Kapitalaufnahme weite
Kreise zieht. Dies könnte die Lücke in der Mittelstandsfinanzierung, die durch den Rückzug vieler Banken aus
diesem Segment entstanden ist, ein weiteres Stückchen
schließen.
Eine längere Version dieses Beitrags finden
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