Die heimlichen Stars?
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Die heimlichen Stars?
GoingPublic 11 www.goingpublic.de November 2013 / 12,50 € Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen GoingPublic Das Kapitalmarktmagazin Magazin Mit 40 Seiten Sonderbeilage „Medizintechnik 2013 (11. Jg.) Die heimlichen Stars? Familienunternehmen und Börse TWITTER-IPO Mit roten Zahlen an die Börse CORPORATE GOVERNANCE Im Fokus der Investoren ESG UND CSR Wichtig, aber nicht für den Kapitalmarkt WIR christoph tesch, mba senior consultant investor relations schaffen Mehrwert durch Investor Relations. Unsere Kunden profitieren von mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Kapitalmarktkommunikation und der Expertise eines interdisziplinären Teams aus Kommunikationsexperten, PR-/IR-Beratern, Finanzanalysten, Journalisten, Designern und Webproducern. Mit mehr als 60 Börsengängen, über 250 IR-Projekten sowie über 700 Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten sind wir die führende Agentur für Finanz- und Unternehmenskommunikation. www.kirchhoff.de Editorial Schöngeistig theoretisch Falko Bozicevic, Chefredakteur GoingPublic Magazin Liebe Leserinnen und Leser, während wir uns hierzulande mit ganzen fünf IPOs dieses Jahr – dafür aber mit zehnmal so vielen neuen Mittelstandsanleihen – zufrieden geben müssen, wirft das IPO einer der nächsten Web 2.0-Größen ihre Schatten voraus: Twitter zwitschert sich an die Börse. Dem Vernehmen nach Mitte November (siehe bitte auch Seiten 16/17). Zwar kommt der Kurzn achrichtenplauderer nur auf rund ein Zehntel von Facebooks Bewertung seinerzeit, doch sind 10 Mrd. USD bei nachhaltiger Inprofitabilität schon ein ganz ordentlicher Brocken. Bislang ist nicht annähernd klar, womit Twitter irgendwann Gewinne machen könnte, außer allgemein durch „mehr Werbung“. Unser Unternehmensnewsletter BondGuide wie auch ich selbst sind seit einiger Zeit bei Twitter aktiv und ich m uss sagen: Ich habe bis dato keinerlei Vorstellung, woraus Twitter da auskömmliche Erträge schöpfen könnte. Egal: Wir nutzen es weiterhin gern. Unter http://twitter.com/bondguide erfahren Sie die neuesten Veränderungen im Musterdepot und Neuigkeiten als Erste. Eine Schnittstelle zwischen BondGuide und GoingPublic Magazin finden Sie auch erneut innerhalb der Titelstory in Form des Interviews mit dem CEO von Alfmeier Präzi sion (Seiten 50/51). Der Automobilzulieferer hatte in den vergangenen Tagen eine Mittelstandsanleihe über 30 Mio. EUR erfolgreich platziert – die Zeichnungsfrist war nach wenigen Stunden beendet. Markus Gebhardt hat durchaus gut lachen: Sein Bruder Andreas ist Co-CEO und Co-Gesellschafter von Alfmeier. Ihr Vater hatte das Unternehmen 1970 gekauft, eine Generation später übernahmen die beiden Söhne da s Steuer. Heute setzt Alfmeier mehr als 200 Mio. EUR im Jahr um. Wenn Familienunternehmen & Börse so gut funktioniert wie beim bayerischen AutoinnereienSpezialisten: dann gerne mehr davon. Gemäß einem aktuellen Artikel in einem Magazin für Manager ist das Gegenteil zu lesen: wie man Nachfolgeregelung, interfamiliäre Unternehmensleitung und generell Kapitalmarkt genau nicht macht. Das betreffende M odeunternehmen hatte im Februar ebenfalls via Anleihe 30 Mio. EUR eingesammelt – der Bond steht jetzt bei stattlichen 109%. Also mal sehen, ob und wie sich gute Unternehmensführung mittelfristig niederschlägt oder ob das nur eine schöngeistige Theorie ist. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen GoingPublic 11/13 3 Wer unterstützt jene, die den Mittelstand am Kapitalmarkt unterstützen? Inhalt 3 6 8 Editorial Schöngeistig theoretisch Namen & Nachrichten Xetra Listing „Für Investoren kann Fremdkapital das bessere Eigenkapital sein“ Interview mit Alexander von Preysing, Deutsche Börse, und Lothar Probst, LP Inviso Going Public 12 IPO- und Listing-Statistik 14 IPO-Marktanalyse Buchpreisbindung IPO im Fokus: Twitter Kommt ein Vogel geflogen IPO-News Bastei Lübbe, VanCamel, Urbanara, HypoVereinsbank, Ledermann, Royal Mail GoingPublic Watchlist 16 18 20 22 Mittelstandsanleihen Die Rubrik zum 14-tägigen BondGuide 4 GoingPublic 11/13 Titelthema: Familienunternehmen & Börse IPO: Twitter Familienunternehmen werden viele positive Eigenschaften zugesprochen: Langfristigkeit, Nachhaltigkeit, Stabilität – wichtige Punkte für Investoren. Zwar zeigen die Piëchs, Henkels oder Fielmanns, dass Familienunternehmen und Börse zusammenpassen, aber jüngere Beispiele wie Bastei Lübbe konnten Investoren beim IPO offenbar nicht so recht überzeugen. Sind Familienunternehmen nun Börsenstars oder hoffnungslos überbewertet? Das Titelthema auf den Seiten 38–53. Der Countdown für das größte IPO seit Facebook in den USA läuft: Bereits am 15. November könnte es so weit sein. Dann will der KurznachrichtenDienst Twitter amerikanischen Medien zufolge den Sprung aufs Parkett wagen. Bis zu 1 Mrd. USD will das Unternehmen mit diesem Schritt erlösen. Sportlich, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen nach wie vor rote Zahlen schreibt. Also alles nur viel Gezwitscher um nichts? Mehr auf den Seiten 16–17. 26 30 34 36 „Mittelständische Unternehmen haben es deutlich schwerer als größere“ Interview mit Dr. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services, Ernst & Young Serie: Hidden Champions – Unternehmen, die sich der Kapitalmarkt wünscht Teil 77: Rimowa GmbH – ein packendes Unternehmen Kolumne Jeder zweite Neuzugang ist ein Familienunternehmen Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Blättchen Financial Advisory IPO-Markt USA Lebhaftes Geschäft 46 48 50 52 54 Being Public/Investor Relations 38 42 ema Die heimlichen Stars? Titelth Familienunternehmen und Börse Zu günstig? IPO-Underpricing in Familienunternehmen Dr. Max Leitterstorf, Prof. Dr. Sabine Rau, WHU – Otto Beisheim School of Management 56 Kapitalmarkt bietet Alternativen Familienunternehmen und Fremdfinanzierung Arne Laarveld, equinet Bank Ein Kulturwandel mit Folgen Familienunternehmen mit börsennotierten Anleihen müssen breiter kommunizieren Von Thomas Stein, Ursula Querette, Stockheim Media „Wir wollten eine dritte Finanzierungsform“ Financial Talk mit Markus Gebhardt, CEO, Alfmeier Präzision Serie: Familienunternehmen an der Börse Teil 38: Sixt SE – die Familie im Windschatten DIRK-IR-Corner International effektiv kommunizieren Mike Münch, Burton, Münch & Partner Zukunft braucht Ziele Wie die DAX30-Unternehmen die Zukunft planen Jens Hecht, Kirchhoff Consult Jens Hecht, Kirchhoff Consult Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz, Regierungskommission DCGK Seit Ausbruch der Finanzkrise konnte der DAX über 120% zulegen. Doch wie steht es um die Zukunft der Unternehmen? Werden Anleger ausreichend informiert? Die Prognosen der DAXKonzerne bilden einen der entscheidenden Indikatoren für Investmententscheidungen, allzu oft haben sie aber nur mäßige Aussagekraft. In einer Analyse von Kirchhoff Consult in Kooperation mit der DSW schafften es nur sieben Unternehmen in die höchste Transparenzstufe. Seiten 56–58. Es ist noch nicht allzu lange her, da war Corporate Governance noch ein Fremdwort. Inzwischen orientiert sich jedoch die große Mehrheit der börsennotierten Unternehmen an den Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Im Schwerpunktthema auf den Seiten 64–75 kommentiert u.a. Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz, neuer Vorsitzender der Regierungskommission DCGK, die aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Corporate Governance. 60 ESG wichtig – aber nicht für den Kapitalmarkt Aktuelle Ergebnisse des IR-Panels Henryk Deter, cometis 74 76 Kapitalmarkt-Trends 64 68 70 72 Auf einem guten Weg Aktuelle Entwicklungen in der Corporate Governance Corporate Governance – so wichtig wie noch nie Die Bedeutung von CG für die weitere Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte Harald Bareit, CFA Society Germany „Ein Grund, warum wir die Wirtschaftskrise so gut überstanden haben“ Interview mit Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz, Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex Gehe zurück auf „Los“ Verbindliche Mitsprache der Aktionäre bei der Vorstandsvergütung ist (zunächst) vom Tisch 78 79 Viel mehr Geld – kaum mehr Frauen Die DSW Aufsichtsratsstudie 2013 Jürgen Kurz, DSW Aserbaidschan – ein El Dorado für Investoren im Kaukasus Hervorragendes Investitionsklima und stabiles Wirtschaftswachstum bieten enormes Potenzial für deutsche Unternehmen Ibrahim Ahmadov, AZPROMO Repräsentanz Deutschland Events Kapitalmarktkonferenzen & Co Literaturhinweis 80 Unternehmensindex/Impressum 82 Standpunkt Neues zu Börsengängen Dr. Thorsten Kuthe, Madeleine Zipperle, Heuking Kühn Lüer Wojtek GoingPublic 11/13 5 Die Bank, die es möglich macht: die biw AG. Die biw AG steht der , einem Spezialisten für die Beratung mittelständischer Unternehmen, zur Seite. Zusammen begleiten und koordinieren wir als langfristiger Partner IPOs, EquityCapital-Markets-Transaktionen und beraten bei Fusionen und Übernahmen. Mehr über die biw AG, unsere WhiteLabel-Bankdienstleistungen und das Möglichmachen unter www.biw-bank.de Namen & Nachrichten C.I.R.A. Jahreskonferenz 2013: Kapitalmarkt im Wandel? Am 14. Oktober trafen sich wichtige Akteure des österreichischen Kapitalmarkts zur jährlichen Konferenz des Investor-Relations-Verbands C.I.R.A. In insgesamt neun Diskussionsrunden wurden aktuelle Trends auf dem Kapitalmarkt und bei Investor Relations behandelt. Privataktionäre, neue Medien in der IR, Integriertes Reporting, Liquidität und Coverage waren nur einige der Themen, über die in den Panels und in den NetworkingPausen intensiv diskutiert wurde. Zum Abschluss der Veranstaltung fand erstmals im Rahmen der C.I.R.A. Jahreskonferenz die Verleihung des AAA-trend Reporting Awards in verschiedenen Kategorien statt. Als Gesamtsieger wurde die Österreichische Post ermittelt. DIRK-Stimmungsbarometer: Trendwende erreicht Die Herbstbefragung des Deutschen Investor Relations Verbands (DIRK) unter IR-Managern deutschsprachiger Unternehmen fördert einen deutlichen Aufschwung zutage: Mit Blick auf die aktuelle wirtschaftliche Lage der Unternehmen ging das Stimmungsbarometer um 37 Zähler auf einen Punktestand von 32 nach oben. Damit katapultierte es sich aus dem negativen Bereich. Bei der Frühjahrsbefragung überwogen noch die negativen Antworten, der Index der aktuellen Geschäftslage wies es einen Endstand von -5 Punkten auf. Dies sehen die befragten IR-Manager nun offensichtlich anders. Auch die Geschäftsaussichten werden positiver bewertet, hier ging der Indikator um 29 Zähler nach oben und befindet sich nun bei 46 Punkten. Im Frühjahr waren es noch 17 Punkte, zuvor gar nur 2. Wandel von Print zu Online schreitet voran – auch in der Finanzbranche Der digitale Wandel macht auch vor der Financial Community nicht Halt. Das zeigt eine alljährliche Studie der Kommunikationsagentur HBS International, die das Medien- und Markenverhalten von Akteuren der Finanzbranche untersucht. Die Ergebnisse für 2013: Mittlerweile lesen nur noch 49% der Bank- und unabhängigen Studie: Vertrauen in Finanzinstitute uneinheitlich mung gegenüber den 50 größten Finanzinstituten in Medien und Social-Media-Plattformen wurde wie im Vorquartal ein Wert von -1,5 ermittelt. Insbesondere in Europa hat sich das Bild aber etwas verbessert. Die nordamerikanischen Institute weisen den schlechtesten Wert auf. In seinem Trust Index misst Thomson Reuters vierteljährlich das Vertrauen in global agierende Finanzinstitute. In der aktuellen Erhebung bleiben die Werte insgesamt schwach, wobei sich immerhin in Europa die Stimmung ein wenig aufgehellt hat. „Unsere kontinuierlichen Beobachtungen der Schlüsselkennzahlen für Vertrauen in die 50 weltweit größten Finanzinstitute zeigen, dass die Institutionen fünf Jahre nach der Finanzkrise stärker und stabiler geworden sind“, kommentiert David Craig, verantwortlich für Financial & Risk bei Thomson Reuters. Für die Stim- Die Analystenschätzungen für die größten Finanzinstitute haben sich im Durchschnitt etwas verschlechtert. Die Anzahl der Herabstufungen überstieg die der Hochstufungen. Dagegen haben sich die Credit Default Spreads etwas verengt, was für steigendes Vertrauen spricht. Abb. 1: Trust in the Top 50 Global Financials Expressed Through Media Sentiment 1% 0% -1% -2 % -3% U.S. DEBT DOWNGRADE -4 % MF GLOBAL COLLAPSE -5 % GREEK DEBT RESTRUCTURING ECONOMIC GROWTH AND BANK PROFITS IMPR OVE LIBOR FIXING SCAND AL BRITISH BANKER’S ASSOCI ATION RELINQUISHES LIBOR -SETTING TO U.K. REGUL ATORS -6 % SEP ‘11 NOV ‘11 Global (5 0) JAN ‘12 M AR ‘12 Americas (19) Quelle: TRNA/MarketPsych/Sentiment Indicators 6 GoingPublic 11/13 M AY ‘12 Asia (19) JUL ‘12 SEP ‘12 Europe (12) N OV ‘12 J AN ‘13 ECB STEADIES MONEY MARKET RATES JP MORGAN SETTLEMEN T WALL STREET BANK S MOR TGAGE FRAUD LAWSUI T M AR ‘13 M AY ‘13 JUL ‘13 SEP ‘13 Regions based on domicile institutions in the Top 50 Global Financials Bekannte Berliner HV-Anwälte mit neuer Kanzlei Grafik des Monats Entwicklung der weltweiten IPOs Karin Arnold und Dr. Dirk Besse schließen 36.363 289 35.000 sich als Partner der 30.744 300 245 30.000 254 amerikanischen Sozie26.451 250 25.169 25.000 tät Morrison & Foerster 200 156 20.000 an. Beide waren zuvor 150 15.000 Berliner Partner von 100 10.000 5.996 Hogan Lovells. Mit 50 5.000 Karin Arnold ihnen vollziehen zudem 0 0 Q2 2012 Q3 2012 Q4 2012 Q1 2013 Q2 2013 Q3 2013 neun weitere Partner diesen Wechsel. Damit Dealvolumen (Mio. EUR) Dealanzahl wird Berlin das dritte Quelle: ZEPHYR-Datenbank, Bureau van Dijk Büro von Morrison & Foerster in Europa. Gegründet wurde die Finanzberater die gedruckte Version relevanter FachSozietät 1883 in San Francisco, und sie medien. 2004 waren es noch 76%. Tageszeitungen hat mittlerweile mehr als 1.000 Rechtskommen nur noch bei 41% statt 59% der Berater täglich anwälte in 17 Niederlassungen in wichtiDr. Dirk Besse auf den Schreibtisch. Noch rasanter verläuft der Wandel gen Technologie- und Finanzzentren in bei institutionellen Investoren: Von ihnen lesen 2013 nur den USA, Europa und Asien. noch 30% gedruckte Tageszeitungen. 2004 war es noch immerhin jeder zweite. Insgesamt stieg der Anteil derer, die sich für Online-Versionen der Publikationen entscheiden, um 11% – und das über alle neun Befragungsgruppen hinweg. Im Vergleich zu 2004 geben 13% mehr SdK bestätigt: HV-Präsenzen deutlich gesunken Finanzakteure an, Online- und Print-Versionen parallel zu nutzen. Damit ging der Anteil der Leser von PrintausgaEine Studie der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalben innerhalb von zehn Jahren um 20% zurück. anleger e.V. zum Abschluss der Hauptversammlungssaison 2013 zeigt eine alarmierende Entwicklung: Die Hauptversammlungspräsenzen Klaus Leckebusch gestorben gingen deutlich zurück, die bei Der langjährige Gesellschaften mit Namensaktien Geschäftsführer und sogar dramatisch. Bis auf vier Syndikus der MünchAusnahmen sank die Präsenz auf ner Börse und des DAX-Hauptversammlungen im Münchner HandelsJahr 2013, durchschnittlich lag vereins, Klaus Leckebusch, ist nach langer sie bei 50%. Im Jahr 2012 hatte die durchschnittliche Krankheit im Alter HV-Präsenz im DAX noch 54% betragen. Vor allem Börse München von 83 Jahren gestorbei Unternehmen mit Namensaktien sehen die Präben. In seiner Funksenzzahlen dramatisch aus: Die Präsenz lag bei dietion hat sich der Rechtsanwalt in vielfältiger Weise um sen Unternehmen 2013 bei nur 35% im Schnitt, im den Kapitalmarktstandort Deutschland verdient Vorjahr waren es noch 50%. Bei Unternehmen mit gemacht: So trat er für die Öffnung der Münchner Börse Inhaberaktien stieg die durchschnittliche Präsenz gegenüber ausländischen Aktien ein und legte dabei hingegen gegenüber dem Vorjahr um acht Prozentgroßen Wert auf die Qualität der zu handelnden Werte. punkte auf 65 % an. Auf seine Initiative ging auch zurück, dass die Bayerische Börse als erste in Deutschland ihre Kurse in zehnminütiZu den wenigen DAX-Unternehmen, die 2013 ein ger Aktualisierung im Fernsehen veröffentlichte. Auch leichtes Plus bei den Präsenzen vorweisen können, das 1981 in München eingeführte Computer-Kursanzeigegehören Merck, HeidelbergCement, SAP und ThysSystem diente den Börsen in Frankfurt und Düsseldorf senKrupp – sie alle haben jedoch Inhaberaktien ausals Vorbild. Im Laufe seiner langen Karriere war Leckegegeben. Die größten Rückgänge bei den HV-Präsenbusch auch Sachverständiger des Bundesfinanzministezen im Vorjahresvergleich verzeichneten die Deutriums für Börsen- und Wertpapierfragen, u.a. in der EGsche Börse AG (-30 Prozentpunkte) und die Bayer AG Arbeitsgruppe „Information über Wertpapiere“ oder in (-24 Prozentpunkte). Beide Gesellschaften haben Namensakt ien ausgegeben. der „Arbeitsgruppe Nr. 2 beim Committee on Financial Markets“ bei der OECD in Paris. 45.000 40.000 364 41.268 351 400 350 Namen & Nachrichten GoingPublic 11/13 7 „Für Investoren kann Fremdkapital das bessere Eigenkapital sein“ Interview mit Alexander von Preysing, Deutsche Börse, und Lothar Probst, LP Inviso* Xetra Listing Auf der Bond-Konferenz in Zürich Anfang Oktober sprach das GoingPublic Magazin im Rahmen einer Paneldiskussion mit Alexander von Preysing, Deutsche Börse, und Lothar Probst, LP Inviso, über den Markt für Mittelstandsanleihen: Was ist gut, was kann sich verbessern, was muss sich verbessern – und was können die Beteiligten dazu beitragen? GoingPublic: Meine Herren, eine vermeintlich leichte Frage zum Einstieg: Woran genau machen Sie fest, was eine Mittelstandsanleihe ist und was nicht? Probst: Der Begriff ist unserer Meinung nach schon ein wenig verwässert. Es ist tatsächlich ein wenig so wie im Supermarkt. Da, wo es steht, ist es eingeordnet. Die ersten Mittelstandsanleihen kamen mehrheitlich aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Das waren für uns schon keine richtigen Mittelstandsanleihen. Heute wird sehr viel unter diesem Begriff abgestellt: von Projektfinanzierungen über (Post-)Restrukturierungsfälle bis hin zu wirklichen Anleihen aus dem deutschen Mittelstand, z.B. von Maschinenbauern oder Automobil-Zulieferern. Es hängt eben davon ab, wer der Platzierer ist. von Preysing: Natürlich hatten auch wir uns überlegt: Wie nennen wir unser Segment dafür überhaupt? Den Begriff „Mittelstand“ habe n wir bewusst ausgelassen, denn der kann schnell auch falsch interpretiert werden – nicht jedes kleinere Unternehmen ist bereits seit mehreren Generationen im Markt etabliert. Deswegen haben wir uns an die Aktienwelt angelehnt mit Entry Standard und Prime Standard jeweils für Anleihen. GoingPublic: Also Definition beiseite? Probst: Damit haben wir als institutionelle Investoren kein Problem. Was uns gefällt, gefällt uns. Nehmen wir als Beispiel eine Homann-Anleihe: Der Geschäftsführer ist wesentlicher Eigentümer des Unternehmens, es hat zudem nicht mehr als 3.000 Mitarbeiter und macht seine Geschäfte überwiegend in Deutschland. Außerdem gibt es über mehrere Jahre Bilanzen, die man auch anschauen kann. Dann benötigen wir keine Wachstumsstorys – in erster Linie soll der Emittent ja nur seine Zinsen bezahlen. 8 GoingPublic 11/13 Alexander von Preysing Lothar Probst GoingPublic: Wie kam es überhaupt zu diesem Schub ab 2010, immerhin gibt es doch Unternehmensanleihen schon eine ganze Weile? Probst: Wenn etwas funktioniert, dann funktioniert es eben. Aber natürlich gibt es dahinter stehende Trends: So haben Banken ihre Kreditvergaben eingeschränkt. Die Welt der großen Unternehmensanleihen gab es schon immer, und jetzt kommt eine Welt kleinerer Anleihen hinzu. Und die Grenzen verschwimmen zunehmend. GoingPublic: Wollten wir hier in Deutschland nicht eigentlich die Aktienkultur stärken? Stattdessen haben wir in diesem Jahr zehnmal so viele Mittelstandsanleihen wie IPOs. von Preysing: Nicht ganz, vielleicht fünfmal so viele. Die Deutsche Börse arbeitet hier seit vielen, vielen Jahren gegen viele Widerstände und Vorbehalte von Mittelständlern. Da ist es aber pragmatisch, auch andere Wege zur Verfügung zu stellen, wenn diese nachgefragt werden. Für viele Unternehmen ist die Platzierung einer Anleihe der erste Schritt an den Kapitalmarkt. Wer damit gut zurecht kommt, wagt vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt auch den Börsengang. *) Das Gespräch war Teil einer Paneldiskussion rund um Mittelstandsanleihen in Zürich am 9. Oktober. Gesprächsrunde auf der Bond-Konferenz in Zürich (v.l.n.r.): Alexander von Preysing, Lothar Probst und Falko Bozicevic Xetra Listing GoingPublic: Ist Deutschland eher Zins- statt Aktienland? von Preysing: Wenn man sich die Entwicklung innerhalb des letzten Jahrzehnts anschaut, muss man konstatieren, dass die meisten Investoren tatsächlich Fixed-Incomeorientiert sind: also Zinsen, nicht Dividenden. Das ist nur mühsam und langfristig wieder zu ändern. Auch wenn wir von den Vorteilen der Eigenkapitalfinanzierung für Investoren und Unternehmen überzeugt sind, müssen wir den Wunsch respektieren, Investoren zur Verfügung zu stellen, was sie auch nachfragen, und nicht was wir uns in einer perfekten Welt wünschen würden. Probst: Wir sehen das ebenfalls sehr pragmatisch. Vergessen wir bitte nicht, dass es im Aktienbereich ebenfalls zahlreiche Pleiten und Pannen gab. Die Renditen liegen da in der Historie irgendwo zwischen sechs und acht Prozent p.a. Wenn wir das bei soliden Anleihen auch bekommen, dann ist für uns das Fremdkapital das bessere Eigenkapital. Und bei Restrukturierungsfällen kommt der Fremdkapitalgeber in jüngster Vergangenheit oft sogar noch besser weg als der Eigenkapitalgeber. GoingPublic: Der Entry Standard für Anleihen ist mittlerweile schon zweieinhalb Jahre alt. Einige Änderungen im Regelwerk passieren fast unmerklich. Kommt von Investoren Feedback? von Preysing: Wir haben auf jeden Fall unser Ohr am Markt. Natürlich beraten wir uns permanent mit Investoren, Banken und Dienstleistern. Auch diese Veranstaltung hier in Zürich würde ich in diese Kategorie einordnen. Für Ideen sind wir immer aufgeschlossen! HSTU AC M W Anzeige Finanzierungslösungen für den Mittelstand Als unabhängige, partnerschaftlich aufgestellte Gesellschaft beraten wir mittelständische Wir sind Gründungs-Coach: Unternehmen und Unternehmer in sämtlichen Finanzierungsfragen. Dabei betrachten wir die Finanzierungsstruktur der Unternehmen stets ganzheitlich und erarbeiten Wir sind Emissionsexperte: entlang eines strukturierten Beratungsprozesses gemeinsam mit dem jeweiligen Unternehmen eine individuelle, maßgeschneiderte Lösung für die spezifische Aufgabenstellung. www.fms-ag.de Wir sind Listing Partner: Fordern Sie uns. Wir beraten Sie gerne. FMS Aktiengesellschaft · München · Stuttgart · [email protected] www.fms-ag.de Xetra Listing GoingPublic: Was waren die wichtigsten Änderungen in dieser Zeit? von Preysing: Beim Rating mussten wir zeitnah nachjustieren. Anfangs waren nur stichtagsbezogene Folgeratings vorgeschrieben. Jetzt besteht eine fortlaufende Ratingpflicht, d.h. eine Rating-Veränderung muss jetzt jederzeit stattfinden, sofern die Rating-Agentur dies für notwendig hält. Auch bei den zu veröffentlichenden Unternehmenskennzahlen (nach DVFA Standards zur Bondkommunikation) haben wir nachgelegt und auch börsennotierte Unternehmen verpflichtet. Und schließlich noch die Information über das platzierte Volumen, das direkt nach Zeichnungsphase und, sofern nach der Zeichnungsphase noch weiterplatziert werden soll, auch fortlaufend veröffentlicht werden muss. Probst: Klar braucht man Regulierung. Aber denken wir an die „frühere“ Porsche: Da gab es einfach keine Quartalsberichte, weil Wiedeking das nicht wollte. Ratingberichte sind schon okay und sind Teil unseres Entscheidungsprozesses. Das Urteil bilden wir uns dann aber bitte schon selbst aufgrund unserer eigenen Erkenntnisse. GoingPublic: Wie viel Transparenz darf und muss es denn nun wirklich sein? Probst: Das ist unterschiedlich. Einige Firmen rutschen mit Begebung einer Anleihe in eine Situation, wo sie überhaupt erst einmal eine Investor-Relations-Abteilung aufbauen müssen. Teilweise verzichten sie auch einfach darauf. Da besteht ein großer Unterschied zu bereits börsennotierten Unternehmen. Zu aller erst sollten wir bzw. die Firmen darauf achten, dass die bestehenden Regeln zu Ad-hoc-Meldungen auch eingehalten werden, bevor wir hier über noch mehr Regulierung nachdenken. von Preysing: Das sollte tatsächlich mit Augenmaß vonstatten gehen. Daher auch die Zweistufigkeit mit Entry und Prime Standard. Es ist uns wichtig, dass wir die Regeln nicht überdrehen. Ich stimme völlig zu, dass wir eher darauf achten, dass die Regeln, die wir schon haben, auch wirklich befolgt werden. GoingPublic: Meine Herren, vielen Dank an Sie beide für das interessante Gespräch! Das Interview führte Falko Bozicevic. www.xetra.com/listing Veranstaltungshinweise 9. Structured Finance Veranstalter: Frankfurt Business Media GmbH Mitveranstalter: Bayern LB, Bellin, BNP Paribas, Commerzbank, DZ Bank, LBBW, Noerr, Youmex 5. bis 6. November 2013, Kongresszentrum Karlsruhe Deutsches Eigenkapitalforum 2013 Unternehmer treffen Investoren … … auf Europas größter und wichtigster Kapitalmarktveranstaltung für Unternehmensfinanzierungen über die Börse. Auf dieser Informations- und Netzwerkplattform trifft sich vom 11. bis 13. November 2013 die komplette Community aus Unternehmern, Investoren und Analysten sowie der Finanzindustrie in Frankfurt. Nutzen Sie die vielfältigen Möglichkeiten, sich vor einem professionellen Publikum zu präsentieren, gezielt Investoren anzusprechen, Ihr Wissen zu vertiefen und Ihr Netzwerk zu pflegen! NEU in 2013: · PE & VC Lounge · Corporates only · DAX/MDAX-Tage EVCA Venture Capital Forum Veranstalter: EVCA – European Private Equity and Venture Capital Association 7. bis 8. November 2013, Kalkscheune, Berlin Deutsches Eigenkapitalforum 2013 Veranstalter: komments GmbH, Veranstaltungsinitiatoren: Deutsche Börse, KfW 11. bis 13. November 2013, Conference Center, Messe Frankfurt www.eigenkapitalforum.com www.xetra.com/listing > Events Key Figures September 2013 Anzahl der Unternehmen Marktkapitalisierung in Mrd. Ą Umsatz in Mrd. Ą DAX DAX Intern. DAX Intern. Mid MDAX SDAX 30 100 100 50 50 TecDAX 30 730,10 1.126,81 73,61 108,19 16,65 26,07 66,22 76,72 1,21 8,01 0,80 2,18 Indexstand Ultimo September 8.594,40 1.272,04 1.254,05 15.034,27 6.392,90 1.083,51 Performance September in % 6,06 5,84 5,13 4,51 4,25 6,24 Prime All Share General All Share General Stand. Ind. Entry All Share Entry Stand. Ind. 329 222 194 189 30 924,00 237,99 21,49 1,81 0,40 Anzahl der Unternehmen Marktkapitalisierung in Mrd. Ą Umsatz in Mrd. Ą 78,58 0,60 0,10 0,10 0,06 Indexstand Ultimo September 3.294,55 1.654,65 3.849,93 798,22 371,41 Performance September in % 5,87 2,24 1,03 3,70 2,61 Stand: 30. September 2013 10 GoingPublic 11/13 GoingPublic Magazin Jahrespartner 2013 IPO-Statistik Stand: 18.10.2013 anzeige . » Die GoingPublic IPO und Listing-Statistik « wird präsentiert von Abgeschlossene IPOs 2010–2013 von A-Z Unternehmen Erster Markt- Handels- segment* Emissions- Platzierungspreis Going Public tag volumen Kurs % ggü. MarketCap Performance aktuell Vormonat (Mio. EUR) zum Emis- (Mio. EUR) Adler Modemärkte 22.06.11 Prime Advantag 16.09.13 AutoBank Bastei Lübbe Konsortialführer sionspreis 10,00 108,1 9,21 +1,4% 170,5 -7,9% PM DÜS 6,00 0,3 4,72 -5,4% 2,0 -21,3% Schnigge Crédit Agricole 19.11.10 ES 2,50 4,7 0,67 -7,4% 08.10.13 Prime 7,50 30,0 7,50 BHB Brauholding 08.07.10 m:access 2,80 4,5 2,33 Brenntag 29.03.10 Prime 50,00 747,5 6,1 -73,2% VEM Aktienbank 99,8 +0,0% Close Brothers Seydler Bank -1,8% 7,2 -16,9% 120,42 -2,9% 6.201,6 +140,8% Baader Bank Deutsche Bank, Goldman Sachs China Specialty Glass 01.07.11 Prime 9,00 23,9 2,44 +4,8% 43,1 -72,9% Viscardi Datron 13.04.11 ES 12,50 11,3 8,60 -2,3% 34,4 -31,2% Baader Bank Derby Cycle 04.02.11 Prime 12,50 76,1 32,44 +0,0% 243,3 +159,5% Deutsche Annington 11.07.13 Prime 16,50 575,0 19,66 +3,8% 4.408,6 +19,2% DTB - Deutsche Biogas 03.12.10 ES 8,50 18,6 1,20 -2,5% 7,4 -85,9% Equinet Electrawinds (vorm. ECT 1) 20.10.10 Prime 10,00 115,0 1,30 -34,7% 68,1 -87,0% Deutsche Bank mwb fairtrade BHF-Bank, Equinet J.P. Morgan, Morgan Stanley Euro Asia Premier Real Estate 26.05.10 ES 5,00 5,0 1,65 -15,4% 18,2 -67,0% exceet Group (vorm. Helikos) 04.02.10 Prime 10,00 200,0 5,24 +14,0% 107,6 -47,6% Deutsche Bank FAST Casualwear Prime 5,00 5,3 1,55 +128,5% 17,5 -69,0% Kepler Capital Markets 10,00 18,0 9,80 +0,0% 115,6 -2,0% Macquarie 4,00 2,9 3,88 +3,7% 80,4 -3,0% VEM Aktienbank 09.07.12 Firstextile 12.11.12 Prime Goldrooster 18.05.12 ES GSW Immobilien 15.04.11 Prime 19,00 467,6 33,12 -1,8% 1.673,4 +74,3% Haikui Seafood 15.05.12 Prime 10,00 3,2 6,20 -7,5% 63,7 -38,0% BankM, Pareto Securities Hess 25.10.12 Prime 15,50 35,7 0,11 -38,9% 0,6 -99,3% LBBW Deutsche Bank, Goldman Sachs Isaria Wohnbau (vorm. JK) 10.11.10 Prime 8,00 80,0 2,90 +0,3% 60,2 -63,8% quirin bank Joyou 30.03.10 Prime 13,00 104,7 15,20 +19,7% 364,3 +16,9% Macquarie, CICC Kabel Deutschland 22.03.10 Prime 22,00 759,0 91,27 -2,1% 8.079,5 +314,9% Kinghero 06.08.10 ES 15,00 15,0 4,30 +75,4% 29,1 -71,3% BankM, Silvia Quandt Bank Deutsche Bank, Morgan Stanley Kion Group 28.06.13 Prime 24,00 420,3 29,30 +7,5% 2.897,8 +22,1% Goldman Sachs, KKR KTG Energie 29.06.12 ES 13,80 20,7 13,95 -0,4% 83,7 +1,1% LEG Immobilien 01.02.13 Prime 44,00 1.165,2 43,27 +3,1% 2.291,8 -1,7% Ming Le Sports 06.07.12 Prime 13,00 6,5 4,45 +3,9% 68,7 -65,8% Wolfgang Steubing Norma Group 08.04.11 Prime 21,00 336,0 36,60 +10,2% 1.166,2 +74,3% Commerzbank, Dt. Bank, Goldman Sachs Powerland 11.04.11 Prime 15,00 82,5 3,27 -9,2% 49,1 -78,2% Macquarie Prime Office REIT-AG 01.07.11 Prime 6,20 213,9 3,30 -2,6% 171,6 -46,7% Berenberg Bank, UniCredit SHW 07.07.11 Prime 26,00 61,1 35,80 +13,8% 209,5 +37,7% Commerzbank, BNP Paribas WGZ Bank Deutsche Bank, Goldman Sachs Solutronic 25.11.10 ES 11,00 17,7 0,27 -54,9% 1,6 -97,5% Equinet Ströer Media 15.07.10 Prime 20,00 370,9 13,60 +12,8% 664,6 -32,0% J.P. Morgan, Morgan Stanley Talanx 02.10.12 Prime 18,30 816,6 25,65 +4,7% 6.479,8 +40,2% Deutsche Bank, Berenberg Bank Telefónica Deutschland 30.10.12 Prime 5,60 1.449,0 5,88 +4,1% 6.562,1 +4,9% Tom Tailor 26.03.10 Prime 13,00 149,1 17,36 +1,9% 420,2 +33,5% Commerzbank, J.P. Morgan Tonkens Agrar 07.07.10 ES 23,75 5,5 11,23 +6,0% 18,6 -52,7% Silvia Quandt Bank Ultrasonic 09.12.11 Prime 9,00 5,9 8,64 -0,3% 109,7 -4,0% United Power Technology 10.06.11 Prime 9,00 20,7 3,35 +4,0% 41,2 -62,8% Kepler Capital Markets VEM Aktienbank J.P. Morgan, UBS BankM VSG Vange Software Group 21.06.12 ES 26,00 2,7 4,30 -14,9% 17,7 -83,5% Williams Grand Prix Holdings 02.03.11 ES 25,00 60,2 17,80 -1,1% 178,0 -28,8% Bank am Bellevue Youbisheng Green Paper 13.07.11 Prime 6,50 1,4 4,85 +17,0% 49,6 -25,4% BankM Gesamt (2010): 15 11(-)/4(+) 2.597,3 16.054,4 -12,6% MEDIAN -52,7% Gesamt (2011): 13 9(-)/4(+) 1.468,8 4.139,5 -0,9% MEDIAN -25,4% Gesamt (2012): 10 7(-)/3(+) 2.360,6 13.489,8 -31,4% MEDIAN -20,5% Gesamt (2013): 5 2(-)/2(+) 2.190,8 9.699,9 +3,6% MEDIAN +0,0% Gesamt 2010-13 (43 Werte) 29(-)/13(+) 8.617,5 43.383,7 -11,6% MEDIAN -25,4% Seit der letzten Ausgabe neu hinzugekommene IPOs sind rot markiert; Delisted: grün markiert; Quelle: Deutsche Börse Kurse vom 18.10.2013, Xetra bzw. liquidester Handelsplatz; bereinigt um Aktiensplits; *) Zum Zeitpunkt der Erstnotiz Ansprechpartner: GoingPublic Redaktion, Oliver Bönig ([email protected]), Maximiliane Worch ([email protected]) 12 GoingPublic 11/13 Listings 2012–2013 von A-Z Unternehmen MarktErster segment* Kurs ES 4,05 ES 2,50 FV DÜS 1,00 Prime 33,00 ES 1,00 ES 3,00 ES 3,87 ES 2,48 Prime 3,00 ES 1,40 Prime 24,00 GS 2,25 ES 3,30 ES 3,00 Prime 2,10 ES 3,20 Kurs aktuell 3,70 1,94 40,00 26,57 0,59 5,95 3,90 0,27 4,55 1,37 35,17 2,40 0,73 2,10 3,29 11,95 % ggü. Vormonat +28,0% +16,5% +1233,3% -8,1% -17,9% +7,6% +0,0% +2,6% +24,6% -1,4% +3,4% +0,0% -55,5% -20,8% -18,2% MEDIAN MEDIAN MEDIAN Performance -8,6% -22,5% +3900,0% -19,5% -41,0% +98,3% +0,7% -89,0% +51,6% -2,1% +46,5% +6,7% -77,8% -30,0% +56,7% +273,4% -8,6% +6,7% -0,7% MarketCap Wertpapier(Mio. EUR) prospekt** 19,1 ja 40,2 nein 8,0 ja 12.381,6 ja 1,0 nein 518,2 ja 214,5 ja 2,1 nein 90,8 ja 41,6 ja 3.681,9 ja 15,4 ja 30,1 nein 7,6 nein 49,4 ja 32,9 nein 964,4 16.169,9 17.134,3 Skontroführer*** oder Antragsteller Wolfgang Steubing Wolfgang Steubing Conmit Wertpapierhandelsbank Deutsche Bank, MainFirst Schnigge Tradegate Tradegate Wolfgang Steubing Berenberg Bank Equinet Deutsche Bank, Goldman Sachs, UBS VEM Aktienbank ICF Kursmakler Wolfgang Steubing BankM Wolfgang Steubing Seit der letzten Ausgabe neu hinzugekommene Listings sind rot markiert. Delisted bzw. kein aktueller Kurs verfügbar: grün markiert; *) Zum Zeitpunkt der Erstnotiz; Quelle: Deutsche Börse; GoingPublic Research; **) Quelle: Deutsche Börse; Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin); ***) Am 23.5.2011 trat das Spezialistenmodell der Deutschen Börse an Stelle der Skontroführer; OM=Open Market, ES=Entry Standard, Prime=Prime Standard; Angaben in Euro; Performance ggü. erstem Kurs; Quelle: Unternehmensangaben, eigene Berechnungen, Angaben der Antragsteller u./o. der Skontroführer; Kurse vom 18.10.2013, respektive letzte Kursstellung am jeweils liquidesten Börsenplatz; Ansprechpartner: GoingPublic Redaktion, Oliver Bönig ([email protected]), Maximiliane Worch ([email protected]) Anzeige We believe in German Mittelstand Close Brothers Seydler Bank AG Schillerstraße 27 – 29 60313 Frankfurt am Main T 069 92054-602 www.cbseydler.com Lösungen nach Maß Going Public Erster Handelstag China BPIC Surveying Instruments AG 20.11.12 CIG Wireless Corp. 04.04.12 Deutsche Geothermische Immobilien AG 08.02.12 Evonik Industries AG 25.04.13 FilmConfect AG 25.05.12 Grand City Properties S.A. 28.05.12 Ichor Coal N.V. 29.06.12 Kilian Kerner AG 29.06.12 Lotto24 AG 03.07.12 Management Resource Solutions Plc. 06.03.13 Osram Licht AG 08.07.13 Pacific Retail Merchants AG 07.06.13 Prima Biomed Ltd. 05.06.12 Sofrinsky Experim. Mech. Plant OJSC 23.03.12 VanCamel AG 11.10.13 Weng Fine Art AG 02.01.12 Gesamt (2012): 11 6(-)/5(+) Gesamt (2013): 5 2(-)/3(+) Gesamt 2012-13 (16 Werte) 8(-)/8(+) IPO-Marktanalyse Buchpreisbindung Bastei Lübbe hat es an die Börse geschafft. Das ist eine gute Nachricht und zeigt, dass der Kapitalmarkt auch mittelständische Familienunternehmen willkommen heißt. Allerdings nicht mit offenen Armen. Der Platzierungsprozess gestaltete sich eher holprig: Die Preisspanne wurde gesenkt, die Zeichnungsfrist leicht verlängert. Immerhin bewirkte der letztendlich niedriger als geplant angesetzte Emissionspreis, dass der Aktienkurs seit Erstnotiz nicht gefallen ist. Gestiegen ist er aber auch nicht. Abb. 1: DAX vs. Entry Standard All Share Index % 150,00 100,00 DAX 75,00 50,00 Going Public 40,00 Wie bereits an dieser Stelle beschrieben, hätte Bastei Lübbe eine Blaupause für mittelständische Unternehmen abgeben können, die den Kapitalmarkt erst durch Tab. 1: IPO-Statistik des GoingPublic Magazins 2010 IPOs 2011 2012 2013 15 13 10 5 Performance IPOs* +117,9% +23,3% +15,2% +14,0% Emiss.volumen** 2,6 Mrd. 1,5 Mrd. 2,4 Mrd. 2,2 Mrd. 2011 2012 2013 2012-2013 Listings 179 11 5 16 Performance Listings* n. ber. +23,2% -10,1% -8,7% Entry Standard 2006 2007 13.02.2006 2008 2009 2010 1.920 Kurse 2011 2012 (c) Tai-Pan Kurs:803,15 2013 18.10.2013 eine Anleihe kennenlernen, um dann im nächsten Schritt über ein IPO auch Eigenkapital aufzunehmen. Nach jetzigem Stand lässt sich noch nicht absehen, ob der Verlag als Vorbild für mögliche Nachahmer dienen kann. Als gelte die Buchpreisbindung auch für den Aktienkurs, hat dieser sich seit der Erstnotiz kaum vom Emissionspreis von 7,50 EUR entfernt. Man darf die weitere Entwicklung gespannt verfolgen. *) volumengewichtete Performance; **) in EUR Tab. 2: IPO-Marktanalyse (Stand 18.10.2013) Grösste IPOs nach Emissionsvolumen (2010–2013) Grösste IPOs nach Marktkapitalisierung (2010–2013) Emiss.vol. Performance KonsortialMrd. EUR seit Debüt führer MarketCap Performance Konsortial- Emittent Datum Segment Mrd. EUR seit Debüt führer Telefónica Dtl. 30.10.12 Prime 1,4 +4,9% JPM, UBS Kabel Deutschland 22.03.10 Prime 8,1 +314,9% DB, MS LEG Immobilien 01.02.13 Prime 1,2 -1,7% DB, GS Telefónica Dtl. 30.10.12 Prime 6,6 Talanx 02.10.12 Prime 0,8 Talanx 02.10.12 Prime 6,5 +40,2% DB, Berenberg Emittent Datum Segment Kabel Deutschland 22.03.10 Prime 0,8 +314,9% DB, MS Brenntag 29.03.10 Prime 6,2 Brenntag 29.03.10 Prime 0,7 +140,8% DB, GS Deutsche Annington 11.07.13 Prime 4,4 Summe: 4,9 Ø+99,8% Top-5 Performance vom Emissionspreis (2010–2013) Summe: 31,8 Datum Segment Mio. EUR ggü. Em.preis führer +140,8% DB, GS +19,2% JPM, MS Ø+104,0% Flop-5 Performance vom Emissionspreis (2010–2013) MarketCap Performance KonsortialEmittent +4,9% JPM, UBS +40,2% DB, Berenberg MarketCap Performance KonsortialEmittent Datum Segment Mio. EUR ggü. Em.preis führer Kabel Deutschland 22.03.10 Prime 8.079,5 +314,9% DB, MS Hess 25.10.12 Prime 0,6 -99,3% LBBW Brenntag 29.03.10 Prime 6.201,6 +140,8% DB, GS Solutronic 25.11.10 ES 1,6 -97,5% Equinet GSW Immobilien 15.04.11 Prime 1.673,4 +74,3% DB, GS Electrawinds 20.10.10 Prime Norma Group 08.04.11 Prime 1.166,2 +74,3% CB, DB, GS DTB - Dt. Biogas 03.12.10 ES 7,4 Talanx 02.10.12 Prime 6.479,8 +40,2% DB, Berenberg VSG 21.06.12 ES 17,7 Top-5 Performer des Monats -87,0% DB -85,9% Equinet -83,5% VEM Flop-5 Performer des Monats MarketCap Perform. ggü KonsortialEmittent Datum Segment FAST Casualwear 09.07.12 Prime 17,5 Kinghero 06.08.10 ES 29,1 Joyou Mio. EUR 30.03.10 Prime 364,3 YoubishengGreenPaper 13.07.11 Prime 49,6 exceet Group Prime 107,6 04.02.10 68,1 Vormonat führer MarketCap Perform. ggü KonsortialEmittent Datum Segment Solutronic 25.11.10 ES 1,6 -54,9% Equinet +75,4% BankM, SQB Hess 25.10.12 Prime 0,6 -38,9% LBBW +19,7% MAC, CICC Electrawinds 20.10.10 Prime 68,1 +17,0% BankM Euro Asia Premier RE 26.05.10 ES 18,2 -15,4% mwb +14,0% DB VSG ES 17,7 -14,9% VEM +128,5% Kepler CM 21.06.12 Mio. EUR Vormonat führer -34,7% DB ABN = ABN Amro; AXG = AXG Investmentbank; CAZ = Cazenove; CB = Commerzbank; Citi = Citigroup; CS = Credit Suisse; DB = Deutsche Bank; DrKw = Dresdner Kleinwort; DZ = DZ Bank; GS = Goldman Sachs; HSBC = HSBC Trinkaus & Burkhardt; JPM = J.P. Morgan; MMW = M.M.Warburg; MS = Morgan Stanley; SOP = Sal. Oppenheim; SQB = Silvia Quandt Bank; UCR = UniCredit; VIS = Viscardi 14 GoingPublic 11/13 Tab. 3: Wertschaffer & Wertvernichter (IPOs + Listings 2010–2013) Datum Segment* Wertzuwachs/ -vernichtung** Konsortialführer, Skontroführer Kabel Deutschland 22.03.10 Prime 6.132,0 Deutsche Bank, Morgan Stanley Brenntag 29.03.10 Prime 3.626,6 Deutsche Bank, Goldman Sachs Talanx 02.10.12 Prime 1.856,8 Deutsche Bank, Berenberg Bank HausbankPrinzip ... Ströer Media 15.07.10 Prime -312,8 Electrawinds (vorm. ECT 1) 20.10.10 Prime -455,5 Evonik Industries Prime -2.996,4 25.04.13 J.P. Morgan, Morgan Stanley Deutsche Bank Deutsche Bank, MainFirst *) Zum Zeitpunkt der Erstnotiz **) Veränderung in der Marktkapitalisierung vom Emissionspreis, in Mio. EUR, Stand: 18.10.2013 Kandidaten aus dem Ausland Ein weiteres deutsches mittelständisches Unternehmen, das noch in diesem Jahr an die Börse gehen könnte, ist derzeit nicht in Sicht. Die IPO-Kandidaten kommen derzeit eher aus dem Ausland. Das Listing des Modelabels VanCamel im Prime Standard zeigt, dass Frankfurt trotz der eher missglückten Beispiele der letzten Jahre weiterhin ein Ziel für Börsenambitionen chinesischer Unternehmen ist. Dem Vernehmen nach gibt es aus dem Reich der Mitte auch durchaus wieder Kandidaten für ein „richtiges“ IPO. Am weitesten mit den Vorbereitungen für einen Börsengang fortgeschritten ist jedoch offenbar ein Unternehmen aus einem anderen exotischen Land – Österreich. Der Verpackungskonzern Constantia Flexibles läuft sich für ein IPO in Frankfurt warm. Dabei könnte der Emissionserlös im mittler en dreistelligen Millionenbereich liegen. Zwei Insolvenzen Wenn sich diese Zahlen bestätigen, wird Constantia zu den größeren IPOs zählen, die unabhängig von der Branche bei Investoren meist reichlich Anklang fanden (siehe auch Standpunkt auf Seite 82). Die besten Performer der letzten Jahre sind auch weiterhin eher große Unternehmen. Auf der anderen Seite gibt es nun unter den Börsenneulingen der l etzten Jahre neben Hess mit Solutronic ein weiteres insolventes Unternehmen. Anleger der ersten Stunde erlitten hier jeweils nahezu einen Totalverlust. Damit ist die Ausfallquote bei den IPOs der letzten Jahre übrigens ähnlich hoch wie auf dem Markt für Mittelstandsanleihen, der im selben Zeitraum deutlich mehr Emissionen vorweisen kann. Ausblick Der Kapitalmarkt macht es gerade mittelständischen Unternehmen auf der Suche nach Alternativen zur Bankfinanzierung nicht eben leicht. Immerhin stehen trotz des holprigen Starts die Chancen weiterhin gut, dass das Modell Bastei Lübbe ein Erfolg wird. Ebenfalls noch kein abschließendes Urteil kann über die innovative Eigenkapitalaufnahme des Onlinehändlers Urbanara auf der CrowdinvestingPlattform Bergfürst gefällt werden. Dass die Zeichnungsfrist gleich ei nen Monat verlängert wurde, deutet jedoch darauf hin, dass das Interesse auf Investorenseite noch ausbaufähig ist. Auf jeden Fall ist es zu begrüßen, dass Unternehmen eine immer größere Zahl von Finanzierungsalternativen zur Verfügung haben. Allerdings wäre auch mehr Offenheit von Investoren für neue Modelle wünschenswert. Die Beziehungen zu unseren Kunden, Partnern und interessierten Investoren haben wir über Jahre hinweg aufgebaut. Durch langjährige, erfolgreiche Beziehungen und Integrität entsteht Vertrauen. Vertrauen will verdient sein und muss gepflegt werden. Vertrauen braucht auch persönliche Ansprechpartner, die bleiben. BankM Oliver Bönig GoingPublic 11/13 15 www.bankm.de Kommt ein Vogel geflogen Going Public Twitter vor Milliarden-IPO Der Countdown für das größte IPO seit Facebook in den USA läuft: Bereits am 15. November könnte es soweit sein. Dann will der Kurznachrichten-Dienst Twitter amerikanischen Medien zufolge den Sprung aufs Parkett wagen. Bis zu 1 Mrd. USD will das amerikanische Unternehmen mit diesem Schritt erlösen. Sportlich, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen nach wie vor rote Zahlen schreibt. Also alles nur viel Gezwitscher um nichts? Stilecht via Tweet verkündete der Mikroblogging-Dienst seine Ambitionen, den Schritt aufs Parkett zu wagen. Es könnte der größte IT-Börsengang seit dem Facebook-IPO 2012 werden. 2006 twitterte Jack Dorsey, einer der Gründer des Unternehmens aus dem Silicon Valley, zum ersten Mal. Seitdem ist die Zahl der Nutzer förmlich explodiert – ein Punkt, auf den Investoren anspringen dürften. Mittlerweile hat Twitter über 215 Mio. aktive Nutzer im Monat, rund 100 Mio. nutzen es sogar täglich. Jeden Tag gehen Unternehmensangaben zufolge rund 500 Mio. Tweets – Nachrichten mit maximal 140 Zeichen – um die Welt. Schnelles Wachstum Zwar realisiert das Unternehmen aus dem Silicon Valley Medienberichten zufolge erst seit Kurzem überhaupt Einnahmen, jedoch legt Twitter auch beim Umsatzwachstum ein enormes Tempo an den Tag. So konnten die Kalifornier allein im vergangenen Jahr ihren Umsatz verdreifachen. Dies geht aus dem Börsenprospekt hervor, den Twitter bei der Börsenaufsicht SEC eingereicht hat. Erwirtschaftete Twitter 2012 noch einen Umsatz von 317 Mio. USD, waren es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits 254 Mio. EUR. Doch trotz des beeindruckenden Wachstums wurde der Sprung in die schwarzen Zahlen noch nicht geschafft – im Gegenteil: Die Verluste im ersten Halbjahr sind auf Tab. 1: Geschäftszahlen – Twitter 2010 2011 2012 1/2013 Umsatz 28,2 106,3 316,9 253,6 Gewinn -67,3 -128,3 -79,3 -69,2 In Mio. USD Quelle: Twitter, eigene Recherche 16 GoingPublic 11/13 65% der Twitter-Umsätze kommen von mobilen Endgeräten. Foto: PantherMedia / Christos Georghiou 69 Mio. USD angestiegen. Damit setzt sich, wie aus dem Prospekt hervorgeht, die Verlustserie aus den Jahren 2010 bis 2012 nahtlos fort. Auf den Appetit der Investoren scheint dieses negative Ergebnis aber keinerlei Einfluss zu haben, wie verschiedene Medien berichteten. Eigenen Angaben zufolge ist Twitter stark von Werbeeinnahmen abhängig: Rund 87% nehmen die Kalifornier über Anzeigen, die in den Nachrichtenstrom gestreut werden, ein. 65% der Umsätze kommen dabei von mobilen Endgeräten. Trotz der steigenden Nutzerzahl seien die Preise für die Anzeigen im letzten Jahr aber kontinuierlich gesunken, hieß es im Prospekt. Die Qual der Wahl Mittlerweile haben sich die Kalifornier auch entschieden, an welche Börse sie gehen. Wie aus den Unterlagen hervorgeht, will Twitter sein Börsendebüt an der traditionsreichen New York Stock Exchange feiern, und nicht an der Nasdaq. Experten zufolge könnte Twitter mit diesem Schritt versuchen, sich von Facebook abzugrenzen. Das soziale Netzwerk wagte im vergangenen Jahr den Sprung aufs Nasdaq-Parkett. Weil die Systeme überlastet waren, gab es Probleme mit den Kauf- und Verkaufsanträgen der Investoren. Dieses Debakel lastete lange auf der Facebook-Aktie, die zeitweise über die Hälfte an Wert verlor. Die Nasdaq wurde zu einem Bußgeld in Millionenhöhe verurteilt. Abb. 1: Aktive Twitter Nutzer (auf Monatsbasis) 250 204 185 200 150 218 167 151 138 Fazit 100 50 0 Jun 12 Sep 12 Dez 12 Mär 13 Jun 13 Quelle: Twitter-Wertpapierprospekt Wie US-amerikanische Medien berichten, könnte die Aktie des Nachrichtendienstes bereits am 15. November unter dem Börsenkürzel „TWTR“ debütieren, einen Tag vorher soll der Preis der Wertpapiere veröffentlicht werden. Zum Konsortium gehört neben den amerikanischen Banken Goldman Sachs, JP Morgan, Morgan Stanley und BofA Merrill Lynch auch die Deutsche Bank. Aktuell wird der Wert des Unternehmens aus San Francisco von Experten auf 10 Mrd. USD geschätzt. Maximiliane Worch Going Public Mär 12 Mit Twitter bereitet sich das nächste prominente Unternehmen aus dem Silicon Valley auf ein IPO vor. Das rapide Umsatzwachstum sowie die hohe Reichweite sprechen für das Unternehmen. Jedoch scheint das Erlösmodell noch nicht vollständig ausgereift, schreibt das Unternehmen doch weiterhin rote Zahlen. Es ist also mit etwas Vorsicht zu genießen. In der Bewertung von 10 Mrd. EUR steckt sehr viel Fantasie und der Holperstart von Facebook sollte eine Warnung sein. Die Wahl des Börsenplatzes deutet jedoch darauf hin, dass Twitter seine Lehren daraus gezogen hat. Entscheidend für ein langfristig erfolgreiches Bestehen am Kapitalmarkt wird sein, dass der Kurznachrichtendienst nicht nur weiter wächst, sondern dabei bald auch nachhaltig profitabel ist. Anzeige VEM Aktienbank – Börse in ihrer ganzen Vielfalt Juni 2012 Juni 2012 Juli 2012 Fusion mit Synthes, Inc. USD 20 Mrd. Exchange Agent Unternehmensanleihe EUR 25,6 Mio. Selling Agent, DBLP & Zahlstelle Entry Standard Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln Stück 5,2 Mio. Aktien Prime Standard Januar 2013 März 2013 Oktober 2012 September 2012 Unternehmensanleihe EUR 35 Mio. Sole Global Coordinator & Bookrunner Entry Standard Mai 2013 STERN IMMOBILIEN AG Bezugsrechtsemission EUR 5 Mio. Lead Manager Prime Standard Bezugsrechtsemission EUR 1,1 Mio. Lead Manager Entry Standard Unternehmensanleihe EUR 15 Mio. Sole Global Coordinator & Bookrunner Entry Standard Unternehmensanleihe EUR 12 Mio. Lead Manager Dual Listing Entry Standard/m:access Ihre Ansprechpartner: Markus Becker [email protected] T +49 89 30903-4885 Andreas Grosjean [email protected] T +49 89 30903-4850 VEM Aktienbank AG Prannerstr. 8, 80333 München www.vem-aktienbank.de A COMPUTERSHARE COMPANY IPO News Bastei Lübbe, VanCamel, Urbanara, HypoVereinsbank, Ledermann, Royal Mail Going Public Bastei Lübbe platziert erfolgreich – erster Kurs bei 7,53 EUR Seit 8. Oktober werden die Aktien des Traditionsverlags Bastei Lübbe im Prime Standard der Frankfurter Börse gehandelt. Bei der Platzierung von 4 Mio. auf den Inhaber lautenden Stammaktien konnte das Unternehmen einen Bruttoemissionserlös von 30 Mio. EUR erzielen. Angedacht waren ursprünglich eigentlich bis zu 58 Mio. EUR. Noch während Klassiker aus dem Verlag Bastei der Zeichnungsfrist gab das Lübbe: Jerry Cotton-Band 1 – Unternehmen bekannt, die Originalcover Foto: Bastei Lübbe Preisspanne von 9–11 EUR auf 7,50–9 EUR zu senken. Außerdem war die Angebotsfrist um einen Tag bis zum 2. Oktober verlängert worden. Der Bezugspreis lag letztendlich bei 7,50 EUR, der erste Kurs wurde bei 7,53 EUR festgestellt. Seitdem zeigt der Aktienkurs eine stabile Seitwärtsentwicklung. Mit dem Emissionserlös möchte Bastei Lübbe die Entwicklung eigener Inhalte und Marken vorantreiben sowie die Digitalisierung und Internationalisierung ausbauen. Außerdem soll in den Rechteerwerb von Spitzentiteln und Autoren investiert werden. VanCamel: Chinesischer Modehändler kommt via „Safe-IPO“ an die Börse VanCamel, die deutsche Holdinggesellschaft eines chinesischen Modelabels, ist seit 11. Oktober im Prime Standard der Frankfurter Börse gelistet. Das Modeunternehmen hatte sich für ein „Safe-IPO“ ohne öffentliches Angebot entschieden, u.a. weil der Free Float bei nur 20% liegt. Mit dem Börsengang will VanCamel seine Bekanntheit zum einen bei den Kunden und zum anderen auf Investorenseite weiter erhöhen. Das chinesische Modelabel beschäftigt knapp 200 Mitarbeiter und vertreibt seine Waren an mehr als 2.200 Einzelhandelsgeschäfte in 26 Provinzen Chinas. Im vergangenen 18 GoingPublic 11/13 Geschäftsjahr erzielte es einen Umsatz von 168 Mio. EUR und einen Jahresüberschuss von 38 Mio. EUR. Für das laufende Jahr geht VanCamel davon aus, den Umsatz um rund 2,7% auf ca. 173 Mio. EUR steigern zu können. Urbanara verschiebt Handelsstart auf November Der für den 10. Oktober angekündigte Handelsstart der Urbanara-Aktien auf der CrowdinvestingPlattform Bergfürst verschiebt sich voraussichtlich auf den 6. November. Mit exklusiven Heimtextilien und Wohnaccessoires will Urbanara den E-Commerce-Markt erobern. Die Zeichnungsfrist, Foto: Urbana die eigentlich am 4. Oktober enden sollte, wurde entsprechend verlängert: Die vinkulierten Namensaktien können nun bis 1. November gezeichnet werden. Urbanara strebt als erster Emittent auf Bergfürst ein Funding von bis zu 3,7 Mio. EUR an. Dazu werden knapp 300.000 Aktien, mit einer Zeichnungsspanne zwischen 10 und 12,50 EUR, ausgegeben. Die Verzögerung beim Handelsstart und die verlängerte Zeichnungsfrist begründet Urbanara mit dem Einstieg der Berliner Volksbank bei Bergfürst, weshalb den Kunden der Bank die Möglichkeit gegeben werden sollte, sich an dem Onlinehändler für Heimtextilien und Accessoires zu beteiligen. Allerdings deutet die gleichgebliebene Zahl an ausgegebenen Aktien und die deutlich längere Zeichnungsfrist eher darauf hin, dass das Interesse der Investoren geringer ausgefallen ist als von Urbanara erwartet. Börsengeflüster um HypoVereinsbank – Comeback der UniCredit-Tochter? Der italienische Bankkonzern UniCredit prüft offenbar, seine 2005 erworbene Tochter HypoVereinsbank an die Börse zu bringen. Das berichten übereinstimmend verschiedene Medien. Demnach soll UniCredit erwägen, einen Minderheitsanteil von 15 bis 25% über die Börse zu verkaufen, was ihr Einnahmen in Milliardenhöhe bescheren könnte. Diese könnten für die Italiener Gold wert sein: Im nächsten Jahr steht der Bilanztest der Europä- ischen Zentralbank an, und da ist jede finanzielle Hilfe willkommen. UniCredit leidet seit Jahren unter der Rezession in Italien, außerdem verhageln millionenschwere Rückstellungen für faule Kredite in Italien und Österreich die Bilanz. Weder HVB noch UniCredit wollten die Berichte bestätigen. Foreign IPOs Ledermann-IPO abgesagt – Gründe unklar IPO von Royal Mail voller Erfolg – vielfache Überzeichnung Nach mehreren erfolglosen Versuchen in der Vergangenheit konnte die britische Regierung ihren traditionsrei- Anzeige Es ist Zeit für eine klare Entscheidung. Klassisch denken, modern anlegen Dauerhaft mehr Tagesgeldzinsen Mit Depot bis zu 1,60 % p.a. www.merkur-bank.de/depot Going Public Der Schweizer Immobilienkonzern Ledermann hat seinen Börsengang in letzter Minute abgesagt. Einen konkreten Grund nannte das Unternehmen nicht. Eigentlich war die Notierungsaufnahme an der Schweizer Börse für den 8. Oktober vorgesehen, die Zeichnungsfrist endete einen Tag zuvor. Ursprünglich wollten die Schweizer durch die Ausgabe von 1,4 Mio. neuen Aktien bis zu 130 Mio. CHF einnehmen. Die Preisspanne lag bei 89 bis 103 CHF. Mit dem Emissionserlös wollte das Unternehmen das Wachstum finanzieren sowie seine Bilanz stärken. chen Zustelldienst am 11. Oktober erfolgreich an der Börse platzieren: Der Ausgabepreis lag bei 330 Pence (3,89 EUR) und damit Beim IPO der Royal Mail waren zahlreiche am oberen Ende Zeichnungsaufträge in der Post. der Preisspanne Foto: Royal Mail von 260 bis 330 Pence. Dem Vernehmen nach lag der erste Kurs des eingeschränkten Handels am 11. Oktober bei 450 Pence, das Papier war angeblich um das bis zu Zwanzigfache überzeichnet. Beim Start des regulären Handels am 14. Oktober konnte der Kurs um weitere 3% auf 490 Pence zulegen. Insgesamt wurde das Unternehmen so mit 4,9 Mrd. GBP bewertet – ursprüngliche Schätzungen gingen von 3,3 Mrd. GBP aus. Für Großbritannien handelt es sich um einen der größten Börsengänge überhaupt: Insgesamt konnten über 1,7 Mrd. GBP eingenommen werden. 33% der Aktien waren Kleinanlegern vorbehalten, 10% gingen entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen an die Mitarbeiter. Der restliche Teil wurde von institutionellen Investoren gezeichnet. GoingPublic Watchlist » Die GoingPublic Watchlist « wird präsentiert von Going Public Stand: 21.10.2013 Börsenkandidaten 2013 ff. Emittent Branche Urbanara Online-Handel Constantia Flexibles Vitus Immobilien Zeithorizont Emissionsbank Quelle GoingPublic-Artikel in Ausgabe 6. November 2013 UA Verpackungen Herbst 2013 MB 10/13, S. 18; 11/13, S. 18 11/13, S. 15 Immobilien Herbst 2013 MB 10/13, S. 20 Cerberus Immobilien Immobilien Herbst 2013 MB 5/13, S. 14 Yingiz Online-Handel Herbst 2013 MB 2/13, S. 14 German Startups Group Venture Capital Frühjahr 2014 Buwog Immobilien 2013 ff UA Styrolution Kunststoffe 2013 ff MB 10/13, S. 20 HypoVereinsbank Bank 2013 ff MB 11/13, S. 18 k.A. 8/13, S. 16 Liangtse Wellness 2013 ff MB 8–9/12, S.18 EkoNiva Landwirtschaft 2013 ff UA 10/10, S. 20 OTI Greentech Cleantech 2013 ff k.A. Human Med Medizintechnik 2013 ff k.A. 2–3/12, S. 16 Storkwitz Seltene Erden 2013 ff MB 2–3/12, S. 16 Iglo Tiefkühlkost 2013 ff k.A. 6/11, S. 24; 1/12, S. 24 Cognis Spezialchemie 2013 ff UA 3/09, S. 20; 3/10, S. 18 First Choice Business Brokers Finanzdienstleistungen 2013 ff UA BSN Medical Medizintechnik 2013 ff MB 3/10, S. 18 HK-Group Lebensmittel 2013 ff MS MB 4/10, S. 30 Ista Energiedienstleistungen 2013 ff k.A. ThyssenKrupp Steel Edelstahl 2013 ff MB Deutsche Healthcare Property Gesundheitsimmobilien 2013 ff UA Hapag-Lloyd Reederei 2013 ff CS, GS, Greenhill MB Kolbenschmidt Pierburg Automotive 2013 ff Krauss Maffei Kunststoffmaschinen 2013 ff Heckler & Koch Waffen 2013 ff MB GS 1/12, S. 24 2/10, S. 22 3/11, S. 20; 4/11, S. 16; 5/11, S.14; 4/12, S. 22 10/11, S. 20; 1/12, S. 24; 6/12, S. 26 MB 9/07, S. 34; 8–9/08, S. 24 k.A. 6/11, S. 26 Lantiq Halbleiterherstellung 2013 ff MB 6/10, S. 18 Brain Biotechnologie 2013 ff MB 10/08, S. 34 1/09, S. 22 LR Health & Beauty Systems Körperpflegeprodukte 2013 ff MB ProBioGen Biotechnologie 2013 ff k.A. Schott Solar Solartechnik 2013 ff Resolution Immobilien 2013 ff DB, JPM, CBk MB 7/08, S. 37; 10/08, S. 24; 11/08, S. 38; 4/09, S. 22 k.A. TAG Gewerbeimmobilien Gewerbeimmobilien 2013 ff k.A. TÜV Rheinland Dienstleistungen 2013 ff MB 2/08, S. 30 KSW Microtec RFID 2013 ff MB 1/09, S. 20 Media-Saturn Unterhaltungselektronik 2013 ff MB, UA 11/09, S. 26 BrainLAB Medizintechnik 2013 ff MB 8–9/11, S. 18 Hypo Real Estate Bank 2013 ff MB 8–9/11, S. 18 H.C. Starck Chemie 2013 ff k.A. 6/11, S. 24 Kind Hörgeräte Medizintechnik 2013 ff MB 4/11, S. 20 Flint Group Druckdienstleister 2013 ff MB 1/10, S. 22 Siemens Hörgeräte Hörgeräte 2013 ff MB 11/09, S. 26 Flughafen Köln Bonn Airport 2013 ff MB 11/06, S. 41; 3/07, S. 39 HOPAG Hotel Property Immobilien 2013 ff MB 10/11, S. 20 DB, MS Zeithorizont jeweils geschätzt; UA: Unternehmensangaben; MB: Medienberichte; k.A.: informelle Informationen aus der Financial Community; Caz = Cazenove; CBk = Commerzbank; CBS = Close Brothers Seydler; Citi = Citigroup; CS = Credit Suisse; DB = Deutsche Bank; DZ = DZ Bank; GS = Goldman Sachs; KCM = Kepler Capital Market; LAM = Bankhaus Lampe; MAC= Macquarie;MS = Morgan Stanley; MMW = M.M.Warburg; JPM = J.P. Morgan; SQB = Silvia Quandt Bank; UC = UniCredit Ansprechpartner: GoingPublic Redaktion, Oliver Bönig ([email protected]), Maximiliane Worch ([email protected]) 20 GoingPublic 11/13 IKB. Im Mittelstand zu Hause. We deliver solutions to Mid-Cap companies. September 2013 Germany Capital Increase August 2013 United Kingdom Leveraged Buy-out of June 2013 Germany Schuldscheindarlehen June 2013 Germany Mid-Cap Bond May 2013 Germany Syndicated Loan (KfW) EUR 30,000,000 Maturity: 2018 Coupon: 7.25 % Sole Lead Manager EUR 25,000,000 General Corporate Purpose through funds advised by EUR 24,377,900 GBP 255,000,000 Senior Debt Sole Lead Manager MLA & Underwriter EUR 300,000,000 Maturities: 2015, 2016, 2017 EUR/USD Arranger April 2013 Italy High Yield Bond March 2013 Germany Acquisition of at least 50 % of February 2013 Germany High Yield Bond January 2013 Germany Syndicated Loan (KfW) December 2012 Germany Schuldscheindarlehen EUR 119,000,000 Investment Financing EUR 75,000,000 Maturities: 2017, 2019 Arranger & Agent Arranger MLA & Bookrunner by EUR 300,000,000 Maturity: 2020 Coupon: 7.375 % Joint Bookrunner EUR 71,100,000 Senior Debt MLA & Bookrunner EUR 650,000,000 Fix Rate: 2020, 6.75 % Floater: 2020, E+450 Co-Manager December 2012 Germany Leveraged Buy-out of December 2012 Germany Acquisition of October 2012 Germany Corporate Bond September 2012 Germany Mid-Cap Bond September 2012 Germany Schuldscheindarlehen EUR 30,000,000 Maturity: 2017 Coupon: 7.375 % Sole Lead Manager EUR 75,000,000 Maturities: 2015, 2017, 2019 Joint-Arranger through funds advised by by EUR 830,000,000 Senior Debt Debt Advisory MLA & Bookrunner Advisor EUR 75,00,000 Maturity: 2018 Coupon: 7.0 % Sole Lead Manager August 2012 Germany Schuldscheindarlehen July 2012 Germany Acquisition of July 2012 Germany Syndicated Loan March 2012 Germany Schuldscheindarlehen March 2011 Germany Capital Increase EUR 500,000,000 Refinancing Mandated Lead Arranger EUR 70,000,000 Maturities: 2015, 2017, 2019 Arranger EUR 143,745,700 by EUR 30,000,000 Maturities: 2015, 2017, 2019 Sole Arranger EUR 475,000,000 Senior Debt MLA & Bookrunner Capital Markets Q Q Q Q Q Q Bonds Schuldscheindarlehen Private Placements Capital Increases / IPOs Mezzanine Risk Management Capital Markets Credit Solutions Credit Solutions Q Q Q Q Syndicated Loans Acquisition Financing KfW Loans Bridge Financing Advisor und Co-Lead Manager Advisory Q Q Q Tilo Kraus | Tel. +49 (0) 69 79599-9558 | [email protected] Dr Nicolaus Loos | Tel. +49 (0) 69 79599-9649 | [email protected] Rainer Hoffmann | Tel. +49 (0) 211 8221-4396 | [email protected] Björn Hofmann | Tel. +49 (0) 69 79599-9550 | [email protected] Mergers & Acquisitions Restructuring Private Equity www.ikb.de Mittelstandsanleihen Going Public/Titelthema Die Rubrik zum 14-tägigen BondGuide In dieser Rubrik finden Sie aktuelle News zu sogenannten Mittelstandsanleihen, eine Vorschau auf die nächsten anstehenden Emissionen sowie ausgewählte Kennzahlen notierter Mittelstandsbonds bzw. aus den League Tables (Marktführer-Rankings). Bitte beachten Sie, dass es aufgrund der verschiedenen Redaktionsschlüsse von Magazin und Newsletter zu abweichenden Daten kommen kann. Die Tabellen werden fortlaufend aktualisiert: Bitte helfen Sie uns, an der Vollständigkeit der Basisdaten zu arbeiten. Anders als bei Aktienemissionen (IPOs) ist die Transparenz bei der Begebung von Mittelstandsanleihen (IBOs – Initial Bond Offerings) nicht gleich hoch einzuschätzen. Für sachdienliche Hinweise zu Ratings und generell allen in den einzelnen Kategorien Beteiligten sind wir sehr dankbar! Das Team vom BondGuide Kontakt: [email protected] oder [email protected] Aktuelles zu Mittelstandsanleihen Jopp AG denkt über Fitness-Anleihe nach Der Fitnessstudiobetreiber Jopp denkt darüber nach, eine Anleihe zu begeben. Jopp ist Lizenzinhaber der Hard-Candy-Fitnessstudios im deutschsprachigen Raum, die von der Sängerin Madonna betrieben werden. Kürzlich wurde das erste Hard-Candy-Fitnessstudio in Deutschland eröffnet. Aufgrund des Erfolgs des Berliner Studios will Jopp die Expansion weiter vorantreiben. Um das weitere Wachstum zu finanzieren, prüft der Fitnessstudiobetreiber aktuell verschiedene Optionen – darunter auch die Möglichkeit, eine Mittelstandsanleihe zu begeben. Nabaltec zahlt Anleihe vorzeitig zurück Das Chemieunternehmen Nabaltec wird seine 2010 begebene Anleihe vorzeitig kündigen: Grund seien die derzeit attraktiven Refinanzierungsmöglichkeiten, über die sich das Unternehmen nun wieder langfristig absi- Foto: Nabaltec chern will. Laut Anleihebedingungen sei eine ordentliche Kündigung mit einer Frist von sechs Wochen zum Ende eines Quartals möglich – und genau davon macht Nabaltec nun Gebrauch. Das Chemieunternehmen wird den ursprünglich fünfjährigen Bond fristgerecht zum 31. Dezember 2013 kündigen. Eigentliche Laufzeit wäre noch bis Oktober 2015. Der Kurs war schon in den Tagen zuvor massiv um mehrere Prozentpunkte zurückgekommen. Centrosolar flüchtet unter Schutzschirm Die angeschlagene Centrosolar Group AG kann den eingeschlagenen Sanierungskurs aus eigener Kraft nicht mehr bewältigen und flüchtet unter den Schutzschirm. Der Antrag auf ein entsprechendes Sanierungsverfahren beim zuständigen Amtsgericht Hamburg sei bereits gestellt worden. Indes gingen die Centrosolar-Aktie und die Unternehmensanleihe in Flammen auf: Sowohl Eigner als auch Gläubiger bangen um ihre investierten Gelder. Das wirtschaftlich und finanziell angeschlagene Photovoltaikunternehmen befindet sich bereits seit Mai offiziell in der Restrukturierung. Um den eingeschlagenen Sanierungs- und Restrukturierungskurs fortsetzen zu können, stellte das zuständige Management für die betroffenen Unternehmensteile Centrosolar Group AG, Centrosolar AG und Centrosolar Sonnenstromfabrik GmbH Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung nach § 270 b InsO (sog. „Schutzschirmverfahren“). Anzeige BondGuide – der Newsletter für Unternehmensanleihen BOND GUIDE Der Newsletter für Unternehmensanleihen 30. Dez. 2011 Ausgabe 17/2011 KW 51/52 14-täglich Analysen, Statistiken, Hintergründe Jetzt anmelden! www.bondguide.de. GUIDE BOND E ID U G BOND 3 2011 Ausgabe 2, KW 22/2 wslet Der Ne ter Der Newslet er Aus In dies um Mittelsta s der wich (S.teten | Impress 5) Bond (S. 3) h -Rating-Matrix gelis Überblick| League Table Vergleic | Rendite en im eihen im (S. 11) llen und Plattform Mittelstandsanl zu aktue Biostrom ichten: die | Notierte | News (S. 6) s: BKN n & Folgepfl d (S. 14) Bondmarkt im Foku voraussetzunge AVW Grun Player am | Anleihe | Handels erview: wichtigsten Tables der Guide-Int | League | Bond 15) t V rwor 22 GoingPublic 11/13 ide-Interview: (S. 5) | BondGu markt 13) h hoch“ (S. 7) r am Bond Playeerfreulic en (S. tigsten (S. 14) -Emission | Aktuelle 1) n (S. 2) ort (S. (S. 2) | Vorw dsanleihe sionen 3) Mittelstan elle Emis blick (S. | Aktu -Matrix im Über ite-Rating leihen n: | Rend pflichte lstandsan & Folge rte Mitte | Notie etzungen 4) eich (S. elsvorauss | Hand im Vergl formen die Platt essum | Impr Erscheint 14-tägig inungs Ersche lich 14-täg weise: (S. 8) iche Ruhe t: Adventl (S. 9) missionen ide-Musterdepo n Bond-E sind | BondGu und gelistete bei den Anleihen aktuellen umsätze | News zu „Die Handels ihen Ausgabe: en sa nle In dieser hm Unter1) ne ter für| Vorwort (S.Emissio nen (S. 2) (S. 2) ndsanleihen gabe: Nächste Erscheinungstermine: 31.10., 15.11., 29.11. hme für Unterne JETZ NEUT! nsanleihen (S. Vorwort UNTERNEHMENSWACHSTUM VOM KAPITALMARKT. WIR SIND IHR SPEZIALIST FÜR UNTERNEHMENSANLEIHEN. Als Pionier für bankalternative Unternehmensfinanzierung war youmex allein in den letzten 3 Jahren mit einem Platzierungsvolumen von über 700 Millionen Euro am Erfolg von mehr als 40 Unternehmensanleihen in Deutschland beteiligt. www.anleihe.youmex.de Auszug unserer Referenzen: 2. Quartal 2013 Februar 2013 November 2012 Januar 2013 Aurelius AG KTG Agrar AG René Lezard DIC Asset AG EUR 20.000.000 Internationale Roadshow für Aktienumplatzierungen Aufstockung um EUR 80.000.000 Inhaberschuldverschreibung II EUR 15.000.000 Inhaberschuldverschreibung Aufstockung um EUR 30.000.000 Unternehmensanleihe Lead Arranger Lead Institutional Sales Sales Agent Lead Institutional Sales youmex Invest AG – Ihr Finanz- und Kapitalmarktpartner Taunusanlage 19, 60325 Frankfurt / Germany, +49 69 505045 000, www.youmex.de – Anzeige – » Erfolgreiche Anleihe Emissionen « Wir übernehmen Ihre Mediaplanung und haben das passende Tool für die Online-Zeichnung Going Public Abb. 1: Aktuelle Emissionen Zeitraum der Platzierung Plattform1) Zielvolumen in Mio. EUR Kupon Rating (Ratingagentur)4) Banken (sonst Corporate Finance/Sales) Chance/ Risiko 2) 22.10.-4.11. ES 50 8,6% noch nicht bekannt noch nicht bekannt folgt Oktober noch nicht bekannt noch nicht bekannt noch nicht bekannt noch nicht bekannt noch nicht bekannt folgt Logistik vsl. Q4 vsl. Bondm vsl. 100-200 ca. 9% CCC(SR) noch nicht bekannt folgt Hein Gericke Bekleidung vsl. Q4 vsl. ES vsl. 15 noch nicht bekannt noch nicht bekannt noch nicht bekannt folgt Porr II Bau vsl. Q4 ES vsl. 100-150 noch nicht bekannt - Steubing folgt Strenesse II Modehändler vsl. Q4 noch nicht bekannt noch nicht bekannt noch nicht bekannt - CBS folgt HanseYachts Boots- und Yachtbau vsl. Q4 noch nicht bekannt vsl. 10-25 noch nicht bekannt - noch nicht bekannt folgt Deutsche Öl & Gas Rohstoffe vsl. Q4 noch nicht bekannt >100 >10,0% noch nicht bekannt noch nicht bekannt folgt Unternehmen (Laufzeit) Branche TKS Union Agrar Secop Kühltechnik Air Berlin IV 1) FV = Freiverkehr (DÜS = Düsseldorf, HH = Hamburg); 2) Einschätzung der Redaktion: Kombination u. a. aus aktueller Rendite, Bilanzstärke, Zinsdeckungsfähigkeit und wirt4) Nachplatzierung läuft; 5) Veränderung im Vergleich zum letzten BondGuide (grün/rot); 4) Ratingagenturen: CR = Creditreform; S&P = Standard & Poor’s; EH = Euler Hermes; 7) CF/S = Corporate Finance/Sales (nur Lead) Skala von * bis ***** (am besten); Quelle: Eigene Recherchen, OnVista, Unternehmensangaben Abb. 2: Rendite-Rating-Matrix Mittelstandsanleihen Rating Rendite aktuell B+ oder weniger BB +/- BBB +/- A- oder höher ohne Rating Hahn-Immobilien, DIC Asset I & II, TAG, Deutsche Börse I & II Schneekoppe MTU, Berentzen, Golden Gate, < 5,5% - Wöhrl, Nordex, Dürr, Nabaltec, Eyemaxx I, German Pellets I, Helma II, Karlsberg, Underberg, Seidensticker, SeniVita, Bastei Lübbe, Reiff, MS Katjes, GIF Spaichingen, SAF-Holland, KTG I, Sanochemia, Stauder, Karlie, Grand Homann, S&T, Cloud No. 7, RWE 5,5 bis 7% BeA, Air Berlin I, II & III City, Golfino, FC Schalke 04, Valensina, MIFA, BioEnergie Taufkirchen, Enterprise, IPSAK, Energiekontor I & II, Rena I, Sanha, paragon, Deutsche German Pellets II, Steilmann-Boe- Stern Immobilien Constantin II, PORR, Edel Rohstoff, Procar cker, KTG II, Eyemaxx II, ETL Rickmers, Euroboden, Alfmeier, Peine, 7 bis 8,5% Uniwheels, More & Photon, ALBIS, Ekosem I, Mitec, Rena Mox, PNE, Ferratum, AVW More, MAG II, friedola, Deutsche Forfait, e.n.o., Grund, Helma I, KTG Energie - Constantin I, Admiral, Exer D, PCC I & II Royalbeach, Eyemaxx III, Kézizálog Centrosolar, Alno, 3W > 8,5% Hallhuber, Ekotechnika, Metalcorp, Power, Zamek, BDT, Adler RE, Singulus, posterXXL, MBB, Peach Property, MS gamigo, FFK, Scholz, getgoods.de, Ekosem II, MT-Energie, Deutschland, hkw, Amadeus Sanders I & II, eterna, René Lezard, Laurèl, Solar8, Maritim Immobilien VST, Air Berlin IV Vertrieb, S.A.G. I & II PCC III, Strenesse, - ARISTON, HPI, Identec, Travel24, Estavis, Timeless Homes, InCity, TKS fett markiert: neue/laufende Platzierungen; Quelle: BondGuide Abb. 3: League Tables der wichtigsten Player am Bondmarkt TOP 3 Banken/Sales/Platzierung:1) Name Close Brothers Seydler youmex equinet Anzahl der Emissionen 32 16 13 TOP 3 Kanzleien: Name Norton Rose Heuking Kühn Lüer Wojtek Mayrhofer & Partner Anzahl der Emissionen 32 16 12 TOP 3 Kommunikationsagenturen: Name Biallas IR.on Better Orange Anzahl der Emissionen 23 16 14 24 GoingPublic 11/13 TOP 3 Advisory/Corporate Finance: Name FMS Conpair Fion Anzahl der Emissionen 16 11 5 TOP 3 Technische Begeitung der Emission:2) Name Close Brothers Seydler FMS Schnigge Conpair Anzahl der Emissionen 24 14 9 9 1) sofern Daten vorhanden 2) Bondm: Bondm-Coach, Entry Standard: Antragsteller (AS), Listingpartner (LS), mstm DÜS: Kapitalmarktpartner; MSB: Makler; m:access: Emissionsexperte: FV: Antragsteller (sofern bekannt); Quelle: BondGuide Sole Global Coordinator Sole Bookrunner Veräußerung der Funkwerk Information Technologies York Ltd. an Platzierung Anleihe Sole Lead Manager Sole Bookrunner 1.461.909 Vorzugsaktien Platzierungspreis: € 52,00 Platzierungsvolumen: € 76 Mio. Sell-Side Advisory 7,50% Corporate Bond € 25 Mio. Kapitalerhöhung Platzierung Anleihe „Die Unternehmer unter den Bankern“ 7,75% Corporate Bond € 25 Mio. Sole Lead Manager Sole Bookrunner Trapeze Group Steilmann Holding AG itelligence AG Nov 2012 9,75% Corporate Bond € 60 Mio. Sole Lead Manager Sole Bookrunner Apr 2013 6,75% Corporate Bond € 30 Mio. Sole Lead Manager Sole Bookrunner Nov 2012 Kapitalerhöhung Übernahmeangebot der NTT DATA Corporation, Tokyo an die Aktionäre der Platzierung Anleihe Apr 2013 Sell-Side Advisory Übernahmeangebots der Sole Lead Manager Sole Bookrunner Mai 2013 Advisory Fairness Opinion Im Rahmen des Mai 2013 Veräußerung von 100% der Geschäftsanteile an Systemair AB Mrz 2013 Platzierung Anleihe 7,875% Corporate Bond € 30 Mio. Mai 2013 Platzierung Anleihe Jun 2013 Advisory Platzierung Anleihe Aug 2013 5.457.243 Aktien Platzierungspreis: € 6,75 Platzierungsvolumen: € 36,8 Mio. Sole Lead Manager Sole Bookrunner Jun 2012 6,75% Corporate Bond € 35 Mio. Sole Lead Manager Sole Bookrunner Jun 2012 (ausgewählte Transaktionen) Corporate Finance Research & Sales Mergers & Akquisitions Börsengänge/Kapitalerhöhungen Anleiheemissionen/Schuldscheindarlehen Private-Equity-Beratung Debt Advisory Research Betreuung institutioneller Kunden Aktienplatzierungen Roadshows Exklusiver Deutschland-Partner des European Securities Network (ESN) Financial Markets Designated Sponsoring Aktien/Renten Brokerage Aktien/Renten Specialist Aktien/Renten Anleiheplatzierungen Elektronisches Orderrouting equinet Bank AG Frankfurt am Main www.equinet-ag.de Tel. 0049 (0)69 58997-0 „Mittelständische Unternehmen haben es deutlich schwerer als größere“ Bisher kann sich das IPO-Jahr sehen lassen. Gemessen am Emissionsvolumen ist 2013 damit das stärkste IPO-Jahr seit 2007. Damit nimmt Deutschland in Europa eine führende Stellung hinsichtlich der Börsengänge ein. Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erklärt Dr. Martin Steinbach, welche Branchen künftig zu den IPO-Sektoren gehören könnten und wie es um den Primärmarkt in Deutschland steht. GoingPublic: Herr Dr. Steinbach, wie schätzen Sie aktuell das IPO-Klima ein? Steinbach: Das IPO-Klima ist weiterhin gut. Zwar waren die IPO-Aktivtäten in den ersten drei Quartalen weltweit leicht rückläufig, aber ich blicke weiterhin optimistisch auf die künftige Entwicklung. Einer der Hauptgründe für den Rückgang ist nicht etwa das schlechte Klima, sondern die von den chinesischen Behörden verordnete Zwangspause für Börsengänge. Dr. Martin Steinbach GoingPublic: Könnte mit Twitter eine neue Technologiewelle losgetreten werden? Steinbach: Es werden sicherlich vermehrt wieder Börsengänge aus dem Bereich Technologie und Hightech Engineering kommen. Die Aktivität aus Silicon Valley ist ein Signal dafür, dass Technologie einer der nächsten IPO-Sektoren ist. Natürlich sind die USA mit Facebook 2012 und jetzt Twitter ganz klar wieder der Vorreiter. Dieser Trend könnte allerdings auch weltweite Kreise ziehen. Insbesondere aus dem Bereich Big Data können wir hier einiges erwarten. GoingPublic: Welche Börsengänge stehen denn gerade in den Startlöchern, die eine weltweite Visibilität haben? Steinbach: Da gibt es insgesamt drei: Twitter, Hilton Worldwide und Alibaba. Das sind die Big Shots, die gegebenenfalls noch im vierten Quartal kommen könnten. Dabei handelt es sich auch jedes Mal um Transaktionen mit einem erwarteten Emissionsvolumen von über 1 Mrd. USD. Abb. 1: Global IPO activity (2005-2013YTD) 400 2.500 350 2.000 300 250 1.500 1.379 200 1.111 1.165 150 889 678 637 529 100 50 1.000 970 500 $ 105 $ 159 $ 214 $ 99 277 $ 46 $ 153 $ 141 $ 91 $ 89 2005 2006 2007 2008 2009 2011 2012 2013* 0 0 Capital raised during Q4 (USD b) Number of IPOs during the year Quelle: Ernst & Young 26 GoingPublic 11/13 2010 Capital raised during Q1-Q3 (US$b) Number of IPOs Capital raised (USD) Going Public Interview mit Dr. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services, Ernst & Young GoingPublic: Inwiefern macht sich dieser „Technologie-Trend“ bemerkbar? Steinbach: Der NASDAQ-100 entwickelt sich sehr gut und auch die IPO-Exit-Aktivität bei Private Equity (PE) ist derzeit dort sehr hoch. Zwar sind die Emissionsvolumina zurückgegangen, aber das führen wir darauf zurück, dass es sich bei vielen Börsengängen – rund 47% – um Venture-Capital-Transaktionen gehandelt hat. Weltweit liegt die Aktivität bei 19% auch auf vergleichsweise hohem Niveau. PE ist eine wichtige Quelle für Börsengänge. Biofrontera AG Scutum Capital AG Medisana AG Umtauschangebot und Emission 5% Optionsanleihe Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht und Listing Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht mit Börsenzulassung 7/2011 11/2011 1/2012 Sole Lead Manager Sole Lead Manager Sole Lead Manager Sanochemia Helioscentris AG Pharmazeutika AG Kapitalerhöhung mit Sachkapitalerhöhung Bezugsrecht mit Börsenzulassung Biofrontera AG Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht mit Börsenzulassung VK Mühlen Aktiengesellschaft 01/2011 5/2012 5/2012 8/2012 Sole Lead Manager Sole Lead Manager Sole Lead Manager Areal Immobilien- und Beteiligungs-AG bet-at-home.com AG Heliocentris AG Einbeziehung Entry Standard Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht mit Listing Kapitalherabsetzung, Ausgabe neuer Aktien und Börsenzulassung 11/2012 12/2012 1/2013 Sole Lead Manager Sole Lead Manager Sole Lead Manager Börsengänge Kapitalmarkt-Transaktionen Designated Sponsoring Research Sales Trading | Börsenzulassung Kapitalerhöhung BROKER GMBH Lang & Schwarz Broker GmbH Breite Straße 34 40213 Düsseldorf T +49 (0)211 138 40-0 w w w. L S - B ro k e r. d e Abb. 2: Stock exchange analysis – Capital raised Capital raised (US$b) New York (NYSE) 7,2 NASDAQ 2,1 Singapore (SGX) 1,5 Australia (ASX) 1,0 Hong Kong (HKEx) 1,0 Deutsche Borse 0,7 Mexican (BMV) 0,7 Thailand (SET) 0,7 All other exchanges größten Börsengang in EMEIA (Europe, Middle East, India and Africa). Dies spricht eindeutig für eine hohe Aufnahmefähigkeit des deutschen Primärmarkts bei internationalen Investoren. Zudem befindet sich der DAX gerade auf einem Allzeithoch und die Volatilität ist auf einem sehr niedrigen Niveau. Deutschland scheint der Profiteur der Finanzkrise zu sein und ist bereit für weitere Börsengänge. 3,4 No. of IPOs 24 NASDAQ 23 New York (NYSE) 14 London (AIM) 12 Hong Kong (HKEx) 9 Bombay SME 8 Going Public Indonesia (IDX) 7 Singapore Catalist 6 Australia (ASX) Thailand (SET) KOSDAQ Singapore (SGX) All other exchanges 5 5 4 43 Quelle: Ernst & Young GoingPublic: Wie stehen denn die Chancen für PE-IPOs? Steinbach: Auf der VC- und PE-Seite gibt es mittlerweile einen Exit-Stau. Dieser geht zurück auf die Jahre 2006/07. Nach dem Einstieg dauert es durchschnittlich vier bis sieben Jahre bis zum Exit. Der Ausstieg aus dem obengenannten Zeitraum hätte also längst erfolgen müssen, ist er aber nicht. Daher drückt sich hier gerade eine Welle von möglichen Portfoliogesellschaften nach vorn, die noch nicht über Exit-Wege abgebaut wurde. Das Fenster für PE-Börsengänge steht also weit offen. GoingPublic: Neben Technologie – in welchen Branchen spielt denn die IPO-Musik weltweit? Steinbach: Die Immobilienbranche ist derzeit sehr wichtig. Der Appetit seitens der Investoren auf diesen Sektor ist in diesem Falle weltweit weiterhin vorhanden. Das sieht man zum einen bei Anleihen, aber auch bei großen Equity-Transaktionen. Aus diesem Sektor werden wir hierzulande sicherlich noch den einen oder anderen Börsengang sehen. Auch die Energiebranche spielt international eine große Rolle. Dabei geht es nicht nur um die Assets, sondern auch um Services in dem Bereich und um Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind. Der dritte anziehende Sektor ist definitiv Healthcare. GoingPublic: Wie schätzen Sie denn aktuell die Aufnahmefähigkeit des deutschen Kapitalmarktes ein? Steinbach: Mit den beiden Immobilienbörsengängen LEG und Deutsche Annington gab es in Q1 und Q3 jeweils den 28 GoingPublic 11/13 GoingPublic: Und warum tut sich dann ein mittelständisches Unternehmen wie aktuell Bastei Lübbe so schwer? Steinbach: Kleinere und mittelständische Unternehmen haben es deutlich schwerer als größere Unternehmen. Die Größe zählt also auf jeden Fall, weil man durch die Größe der Emission ja auch Liquidität in den Markt bringt. Außerdem muss man als Unternehmen auch international sichtbar sein, um auch ausländische Investoren an Bord zu holen. Letzten Endes geht es aber auch immer um das Vertrauen in die Corporate Governance und in die IPO-Readiness, die man größeren Unternehmen anscheinend mehr zutraut als kleinen. GoingPublic: Könnte der deutsche Kapitalmarkt weiter an Beliebtheit gewinnen? Steinbach: Wie unsere Umfrage unter Investoren gezeigt hat, gehört Deutschland zusammen mit Großbritannien zu den favorisierten Investmentlokationen in Europa. Unter den Top 20 der größten IPOs befinden sich Börsenplätze wie New York, Australien, Singapur und Deutschland. Betrachtet man das IPO-Jahr bis heute, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass wir seit 2007 zum ersten Mal wieder ein Rekordjahr hinsichtlich des Emissionsvolumens haben. Aber leider fehlt die Masse. GoingPublic: Können die von Ihnen Anfang des Jahres prognostizierten zehn IPOs in Deutschland noch erreicht werden? Steinbach: Das ist aktuell etwas schwer einzuschätzen. Es hängt auf jeden Fall davon ab, ob und für welchen Weg sich verkaufswillige Finanzinvestoren entscheiden. Ich würde es aber angesichts der jüngsten Zinsentscheidung der FED, der anziehenden Konjunktur und des Wahlausgangs in Deutschland nicht ausschließen. GoingPublic: Herr Dr. Steinbach, vielen Dank für das interessante Gespräch! Das Interview führte Maximiliane Worch. Wollen Sie als Mittelständler Ihren Unternehmenserfolg einer Großbank anvertrauen, für die Sie nur eine Kundennummer sind? Oder wollen Sie einen fairen Partner auf Augenhöhe? Dann lernen Sie die quirin bank kennen. Als etablierte, unabhängige Unternehmerbank stehen wir mittelständischen Unternehmen und Unternehmern bei der Umsetzung von Finanzierungslösungen zur Seite. 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Aber weil Unternehmensgründer Paul Morszeck genau das gemacht hat, ist ein ansehnliches Unternehmen herangewachsen, das mittlerweile deutlich mehr als 100 Mio. EUR umsetzt. Seinerzeit, 1898, werden die ersten Koffer noch aus Holz gefertigt – aber auch schon mit größtem Aufwand, möglichst Gewicht zu sparen, ohne bei der Haltbarkeit oder Funktionalität Abstriche machen zu müssen. Auszug aus dem Rimowa-Sortiment Foto: Rimowa GmbH Eine Verbindung zur Luftfahrt gibt es dann doch noch: Als die ersten Junkers und Messerschmitts in ihrer alufarbenen Machart abheben, entdeckt Richard Morszeck, Sohn des Gründers, Aluminium als Koffermaterial. 1937 bringt Rimowa den ersten Überseekoffer aus Leichtmetall auf den Markt. Erkennungszeichen: Die Riffelstruktur der Oberfläche. Dabei bleibt es für die kommenden Jahrzehnte. Product Placement in internationalen Filmen Das Familienunternehmen ist in der Werbung nicht den klassischen Weg gegangen, sondern setzt früh auf das Kurzprofil Rimowa GmbH Gründungsjahr: 1898 Branche: Reisegepäck Unternehmenssitz: Köln Mitarbeiter 2012: 700 Konzernumsatz 2011: 115,9 Mio. EUR Gewinn 2011: 13,6 Mio. EUR 30 GoingPublic 11/13 Product Placement in Filmen. Wenn irgendwo ein alufarbener Geldkoffer übergeben, eine Ladung Drogen oder eine besonders schutzbedürftige Apparatur transportiert wird – dann handelt es sich meistens um einen Rimowa-Koffer. Und wenn ein Filmteam dargestellt wird oder ein Dokumentarfilmer bei einem Schwenk über das Löwenrudel auch die eigene Ausrüstung im Bild streift, dann kann man mit ziemlicher Sicherheit von RimowaKoffern ausgehen. Die Marktnische zeigt sich über Jahrzehnte groß genug, um ein europaweites Geschäft aufzuziehen, mit etwa 15 Mio. EUR Jahresumsatz ist es zur Jahrtausendwende gleichzeitig aber auch so klein, dass die großen Konzerne nicht in die Nische drängen. Auf der anderen Seite vermeidet es die Familie Morszeck, Konkurrenten mit Taschen oder Rucksäcken in die Quere zu kommen. In der Fabrik in Köln wird mit viel Handarbeit Qualität „made in Germany“ für eine ziemlich betuchte Kundschaft hergestellt. Das hätte wahrscheinlich noch sehr lange funktioniert. Seit 1798 machen wir, was wir am besten können: maßgeschneiderte Finanzierungskonzepte. HIK Hamburger Investment Konferenz t*10*#0 t,BQJUBMNBOBINFO t1SJWBUF1MBDFNFOU Die Zinsen sind niedrig wie nie. t%FTJHOBUFE4QPOTPSJOH Ihre Ansprechpartner: 4UFGBO(POTDIFSPXTLJ5FMFGPO -VJT.BSRVFT5FMFGPO DONNER & REUSCHEL Aktiengesellschaft – Die Privatbank der SIGNAL IDUNA Gruppe Die Wende: Einsatz von Polycarbonat Going Public Den Sprung von einem ansehnlichen Unternehmen in einer auskömmlichen Nische auf wirklich globales Niveau bewerkstelligt Rimowa, als Dieter Morszeck, der das Familienunternehmen nun in dritter Generation leitet, Polycarbonat als Material entdeckt. Flexibel, aber noch leichter und mindestens so widerstandsfähig wie Aluminium, machte sich Rimowa damit zum Trendsetter auf dem Massenmarkt. Der Umsatz vervielfacht sich binnen weniger Jahre von 15 auf 115 Mio. EUR (2011). Während die Produktion für Aluminiumkoffer in Köln verbleibt, wird für die Polycarbonat-Fertigung ein neues Werk in Polen errichtet. Rimowa ist damit zu einem führenden Hersteller von Reisegepäck in Europa herangewachsen. Und will mehr. „Der Geschäftsführer und Visionär Dieter Morszeck geht mit dem traditionell erfolgreichen Unternehmen noch viel weiter. Handwerk meets Hightech beschreibt dabei eine Innovationspolitik, die bereits in vielen Ländern der Welt zu großen Erfolgen und zweistelligen Zuwachsraten geführt hat. Denn Dieter Morszecks Koffer-Kollektionen erobern mit ihrer Qualität made in Germany nicht nur die Verkaufsräume von erstklassigen Partnern wie Lufthansa und Porsche. Sondern auch das Luxussegment gerade der Länder, die andere Hersteller lediglich zur Billiglohn-Fertigung nutzen. Nicht umsonst stehen die großen Rimowa Flagship Stores in den fernen Metropolen Hongkong, Taiwan und Seoul“, trommelt das Unternehmen für einen Mittelständler auf seiner Website doch recht selbstbewusst. „Obwohl Rimowa bereits in unzähligen Ländern vertreten ist und in einigen – wie beispielsweise Japan – zum Marktführer im Luxussegment wurde, stehen die nächsten Ziele bereits fest: Weltweit erste Wahl zu sein für alle Menschen, die mit dem Reisen einen besonderen Anspruch verbinden“, heißt es weiter. Dank Luxussegment: Attraktive Margen Das Geschäftsjahr 2011 weist einen Gewinn von 13,6 Mio. EUR aus. Die Umsatzrendite nach Steuern betrug 11,8%. Bei der Finanzierung des Wachstums bedient sich Rimowa bislang ganz überwiegend der klassischen Bankfinanzierung. Bis Dezember 2013 läuft ein Konsortialdarlehensvertrag über 24 Mio. EUR, an dem fünf Banken Fotos: Rimowa GmbH 32 GoingPublic 11/13 beteiligt sind. Ende des Jahres läuft zusätzlich eine Mezzanine-Finanzierung über Genussrechte in Höhe von 3 Mio. EUR aus. Auf Anfrage, ob man bei Rimowa an die Begebung einer Anleihe denke, wurde lediglich mitgeteilt, dass das Unternehmen seine Investitionen überwiegend aus dem Eigenkapital bestreite. Auf dem Kapitalmarkt ist Rimowa ansonsten mit Zins- bzw. Payer-Swaps sowie Währungsabsicherungen gegenüber dem USD aktiv. Fazit Insbesondere auf dem Anleihemarkt, auf dem starke Markennamen ziehen, wäre Rimowa höchst willkommen. Die Produkte zielen durch Funktion, Design und Haltbarkeit auf das Luxussegment, ohne gleichzeitg Gefahr zu laufen, als abgehoben zu gelten. Das Familienunternehmen besticht durch eine klare Fixierung: Koffer, und sonst gar nichts. Stefan Preuß Bisher vorgestellt im Rahmen der Serie „Hidden Champions“ Alfred Kärcher GmbH & Co. KG (1/2007), Alfred Ritter GmbH & Co. KG (4/2010), AllessaChemie GmbH (10/2009), Arburg GmbH & Co. KG (3/2011), August Storck KG (10/2013), B. Braun Melsungen AG (1/2010), Beckhoff Automation GmbH (12/2012) Behr GmbH & Co. KG (3/2008), Benteler International AG (1/2012), Claas KGaA mbH (7/2011), DEKRA (7/2008), Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co KG (8/2013), Deutsche Vermögensberatungs AG (10/2007), Dorma GmbH & Co. KGaA (7/2010), Dr. August Oetker KG (3/2007), ebm-papst Gruppe (10/2008), ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG (1/2013), Franke Artemis Holding AG (6/2010), Freudenberg & Co. KG (3/2009), Gebr. Stolle GmbH & Co. KG (4/2011), German Pellets GmbH (5/2010), GETRAG Corporate Group (1/2009), Giesecke & Devrient GmbH (12/2008), Haniel (11/2006), Harting Technologiegruppe (4/2007), Heraeus Holding GmbH (5/2008), Heristo AG (8-9/2009), Hess AG (8-9/2012), Heckler & Koch (9/2006), Hilti AG (3/2010), Hudora GmbH (2/2013), ifm electronic GmbH (12/2009), Ista GmbH (11/2012), J. Schmalz GmbH (5/2013), Kaefer Isoliertechnik GmbH & Co. KG (5/2012), Kaeser Kompressoren GmbH (2-3/2012), Knauf Gips KG (4/2009), KOMSA AG, (8-9/2008), Krauss-Maffei (9/2007), Leopold Kostal GmbH & Co. KG (10/2011), Liebherr International AG (2/2010), Marquard & Bahls AG (11/2011), Mast-Jägermeister AG (1/2011), Mechatronic Systemtechnik GmbH (10/2012), Mercateo AG (11/2010), Meyer Werft GmbH (2/2009), Miele & Cie. KG (2/2008), MT-Energie GmbH & Co. KG (10/2010), Oettinger Brauerei GmbH (6/2013), Otto Bock Holding GmbH & Co. KG (7/2009), OttoGroup (2/2007), PHW-Gruppe Lohmann & CO. AG (4/2013), Plansee Holding AG (8-9/2010), Putzmeister Gruppe (1/2008), Rethmann AG & Co. KG (8-9/2011), Retsch GmbH (7/2012), Robert Bosch GmbH (10/2006), Rudolf Wild GmbH & Co. KG (8/2006), Schott AG (6/2007), Schunk-Gruppe (4/2008), Stihl Holding AG & Co. KG (6/2008), Technogerma Systems GmbH (6/2012) Trumpf GmbH + Co. KG (6/2009), Unternehmensgruppe Theo Müller GmbH & Co. KG (5/2007), Vaillant Group (11/2007), VEKA AG (11/ 2009), Verpoorten GmbH & Co. KG (12/2010), Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG (4/2012), Vorwerk (8/2007), Wilhelm Karmann GmbH (7/2007), WILO SE (11/2008), Windreich AG (6/2011), Würth-Gruppe (12/2006), Yatego GmbH (2/2011), ZF Friedrichshafen (7/2006) Finance Consulting Interim Management Valuation Services Toolbox Knowledge Services IPO Readiness & IFRS Umstellung IPO Readiness Accounting Support Optimierung Finanzprozesse Purchase Price Allocation & Impairment Test Impairment Test Purchase Price Allocation Anteilsbasierte Vergütung FAS AG Rotebühlplatz 23 70178 Stuttgart Tel. +49 (0) 7 11/6 20 07 49-0 Fax +49 (0) 7 11 /6 20 07 49-99 Niederlassungen in: Düsseldorf Frankfurt am Main München Website: www.fas-ag.de E-Mail: [email protected] Kolumne Jeder zweite Neuzugang ist ein Familienunternehmen Von Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Blättchen Financial Advisory Prof. Dr. Wolfgang Blättchen Going Public Der öffentliche Kapitalmarkt scheint in der äußeren Wahrnehmung insbesondere für Familienunternehmen 1 ein rotes Tuch zu sein. Unsere Statistiken über die Eigen- und Fremdkapitalprimärmärkte zeigen jedoch ein ganz anderes Bild! 2 Im deutschen IPO-Markt spielten Familienunternehmen vor allem in den 80er und 90er Jahren eine bedeutende Rolle. Im Zeitabschnitt 1985–1998 liegt deren Anteil unter den Neuzugängen bei 52%. Auch in der letzten Dekade zwischen 2003 und 2013 gehören 48% der Emittenten zur Kategorie Familienunternehmen, die ein Volumen von insgesamt 6,4 Mrd. EUR platzierten. Wie sehen diese Börsenaspiranten aus? Im Schnitt erzielten die familiengeführten Börsenanwärter einen Umsatz im Geschäftsjahr vor IPO von 99 Mio. EUR. Dieser Wert reduziert sich jedoch auf 24 Mio. EUR, wenn der Median als Mess größe herangezogen wird. Mit zwei Ausnahmen weisen sämtliche Unternehmen im Geschäftsjahr vor dem Börsengang ein positives Nettoergebnis aus (Mittelwert: 7,2 Mio. EUR; Median: 2,0 Mio. EUR). Das durchschnittliche Emissionsvolumen beträgt 66 Mio. EUR bzw. im Median 18 Mio. EUR. 47% des Emissionserlöses (3,0 Mrd. EUR) flossen den Familiengesellschaften als Barkapitalerhöhung zu. 53% des Platzierungserlöse s oder 3,4 Mrd. EUR gingen an die Alteigentümer. Somit nutzten die Inhaber der Familienunternehmen den Gang an die Börse auch zur Vermögensdiversifikation. Dennoch behalten die Familien nach dem IPO die Mehrheit am Unternehmen. Im Schnitt reduzierten sich deren Anteile durch den Börsengang von 86% auf 59%. Die Barkapitalerhöhung führte dazu, dass die Eigenkapitalquote im Mittelwert von 38% (Median 32%) auf 63% (Median 65%) stieg. Bei der Wahl des Börsensegments entschieden sich jeweils genau 50% der Emittenten für den Freiverkehr bzw. die dazugehörigen Transparenzsegmente (Entry Standard, m:access) und für die regulierten Märkte (General Standard, Prime Standard). Da der Zugang zum Eigenkapitalmarkt seit 2008 sehr zyklisch geworden ist und die Zeitfenster sich tendenziell deutlich verkürzt haben, wird diese Finanzierungsoption derzeit leider nur noch von wenigen Unternehmen umgesetzt (zuletzt Bastei Lübbe). 34 GoingPublic 11/13 Dem gegenüber steht ein sehr aufnahmefähiger Fremdkapitalmarkt, der insbesondere von Familienunternehmen in Anspruch genommen wird. Die großen börsennotierten Familienunternehmen wie BMW und VW sind seit Jahren die führenden Emittenten im sog. institutionellen Corporate-Bond-Markt. Beide Gesellschaften nehmen zusammen einen Primärmarktanteil von 30% ein. 3 Aber auch nicht börsennotierte Familienunternehmen wie Würth, Otto, Peri, Bosch, Voigt, Bertelsmann gehören zu den regelmäßigen Emittenten. In der Summe liegt der Anteil der familiengeführten Emittenten im institutionellen Bondmarkt bei 42% gemessen am Volumen bzw. bei 24% bezogen auf die Anzahl der Emittenten. Im noch jungen Segment der Mittelstandsanleihen befinden sich unter den 90 bisherigen Emittenten 68 Familienunternehmen. Dies ent spricht einer Quote von 76%. Dreiviertel der familiengeführten Emittenten nutzten die Anleihe, um das erste Mal den öffentlichen Kapitalmarkt zu betreten. Die restlichen 25% der Emittenten hatten ihre Aktien zum Zeitpunkt ihrer Anleihebegebung an einer Börse gelistet. Das typische Familienunternehmen erzielte im Geschäftsjahr vor der Emission einen mittleren Umsatz von 224 Mio. EUR (Median 93 Mio. EUR ) bei einem mittleren EBITDA von 13,8 Mio. bzw. 8,2 Mio. EUR im Median. Somit sind die familiengeführten Anleiheemittenten in etwa doppelt so groß wie die Neuzugänge im Aktienmarkt. Sowohl im Aktien- als auch im Anleiheprimärmarkt sind Familienunternehmen wichtige Akteure. Die wichtigste Anlegergruppe für mittelständische Unternehmen sind Privatanleger, wie es aktuell im Anleihenmarkt beobachtet werden kann. Eine Belebung des Aktienemissionsgeschäfts für mittelständische Familienunternehmen wird es erst dann geben, wenn diese Investorengruppe die Anlageklasse „Aktie“ wieder attraktiv findet. 1) Gesellschaften, an denen mehrheitlich durch Verwandtschaft untereinander verbundene Personen beteiligt sind 2) Sämtliche Statistiken haben als Stichtag den 15. Oktober 2013 und als Quelle dient die Blättchen Financial Advisory Datenbank. 3) Bezogen auf Non-financials Corporate Bond-Emissionen deutscher Emittenten 2012 und 2013 Wer denkt bei einer Pipeline schon an Biotech Durch eine Pipeline fliessen nicht nur Öl und Gas. Bevor neue Medikamente den Markt erobern, durchlaufen sie einen komplexen Forschungs- und Zulassungsprozess. Welche Wirkstoffe sich in der Entwicklung befinden, zeigt die Pipeline eines Unternehmens. Prall gefüllt ist sie heute vor allem mit hochwirksamen Medikamenten aus der Biotechnologie. Sie zielen auf die Ursachen von körperlichen Defekten und eröffnen der Bekämpfung lebensbedrohlicher Krankheiten neue Dimensionen. Davon haben sich jetzt auch die grossen Pharmakonzerne überzeugt. Sie suchen den Anschluss und drängen auf Übernahmen der vielversprechendsten Biotech-Unternehmen. Einige der aussichtsreichsten Kandidaten sind im Portfolio von BB Biotech vereint. Investieren Sie jetzt in den Markt der Zukunft – und in den medizinischen Fortschritt. ISIN: CH0038389992 www.bbbiotech.com Anzeige. Die BB Biotech AG ist im TecDAX notiert. Obige Angaben sind Meinungen der BB Biotech AG und sind subjektiver Natur. Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Entwicklungen. IPO-Markt USA Lebhaftes Geschäft Auch wenn der Streit um den US-Haushalt und die Schuldenobergrenze in den letzten Wochen die Schlagzeilen bestimmte, so waren hieraus bislang keine negativen Folgen am IPO-Markt zu spüren. Abb. 1: Anzahl IPOs letzte 12 Monate* 35 29 30 Going Public 25 Die Emissionsmaschine der Wall Street läuft und läuft. Bislang zeigen sich jenseits des Atlantiks keinerlei Ermüdungserscheinungen, womit der dortige Markt seinen europäischen Pendants weiterhin enteilt. Während hierzulande jeder einzelne Börsengang in den Mittelpunkt gerückt wird, hat man es an NYSE und Nasdaq fast schon mit Fließbandarbeit zu tun. Auch der September knüpfte dabei an den erfreulichen Trend der Vormonate an. Insbesondere bei der Kursentwicklung schalteten die Neulinge noch einen Gang hoch. So startete immerhin die Hälfte von ihnen mit zweistelligen Aufschlägen in den Handel. Gefragt waren neben eher jungen Biotech-Firmen vor allem Technologiewerte mit einer plausiblen Wachstumsstory. Auch die Ankündigung des Twitter-Börsengangs, der noch vor Thanksgiving stattfinden könnte, elektrisierte viele Anleger und trug zum positiven Sentiment gegenüber Techwerten bei. ggü. Vorjahr Anzahl IPOs 151 +54% 31,8 Mrd. USD -8% 210 Mio. USD +10%** IPO-Verhältnis NYSE&Amex/Nasdaq 76/75 +38%/+88% Zeichnungsgewinn 13,9% +2,6 Proz.punkte Durchschn. Emissionsvolumen Quotient USA/D: 30,2 Vj.: 16,3 *) Stand: zum 1.10.2013; **) ohne Facebook Quelle: GoingPublic Research Empire State mit holprigem Debüt Wenn ein Wahrzeichen an die Börse geht, dann ist ihm die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gewiss. Seit dem 1. Oktober kann nun jeder ein Stück des weltberühmten Empire State Buildings erwerben. New Yorks Aushängeschild, bei seiner Fertigstellung im Jahr 1931 das höchste Gebäude der Welt, wurde von der Milliardärsfamilie Malkin zusammen mit 17 weiteren Objekten in und um New York in Form eines REITs angeboten. Trotz des immensen Bekanntheitsgrades des Empire State hielten sich Investoren mit Zeichnungsaufträgen zurück. Am Ende mussten sich die Malkins mit einem Ausgabepreis am unteren Ende der Bookbuildingspanne und Einnahmen von knapp 930 Mio. USD begnügen. Offenbar waren 36 GoingPublic 11/13 21 19 18 15 10 12 6 5 11 21 18 13 8 4 0 Okt Nov Dez Jan Feb Mar Apr Mai Jun 12 12 12 13 13 13 13 13 13 Jul 13 Aug Sep 13 13 *) Stand: 1.10.2013 die Konditionen wenig attraktiv. Die in Aussicht gestellte Dividende über 34 Cent je Anteil ergab beispielsweise eine im Vergleich zu anderen REITs eher bescheidene Rendite von 2,6%. Auch nach der Handelsaufnahme zeigten sich Investoren von dem Papier eher unbeeindruckt. Zumindest gelang es dem Wert nicht, sich nennenswert von seinem Ausgabekurs zu lösen. Gas-Boom beschert Milliarden-IPO Tab. 1: IPO Scoreboard 2013* Gesamtes Emissionsvolumen 20 Dank des Fracking- und Schiefergas-Booms haben sich die USA binnen kürzester Zeit nahezu unabhängig von ausländischen Öl- und Gasimporten gemacht. Zu den dynamischen neuen Gasproduzenten gehört auch Antero Resources, die in den Bundesstaaten West Virginia, Ohio und Pennsylvania auf zwei bekannten Schiefergas-Territorien operieren. Der Gesellschaft gelang es, im zweiten Quartal ihre Fördermengen im Jahresvergleich um über 120% zu steigern. Solche Zuwächse versprechen auch für die kommenden Quartale üppige Einnahmen. Antero, die von der Private-Equity-Gesellschaft Warburg Pincus kontrolliert wird, war beim Antrag auf den Börsengang im Juni ursprünglich von einem Emissionserlös von bis zu 1 Mrd. USD ausgegangen. Tatsächlich nahm man nun jedoch über 1,5 Mrd. USD ein. Auch dies belegt, wie sehr der Fracking- und Shale-Gas-Boom die Börsianer derzeit elektrisiert. Warburg Pincus hatte seinerzeit zusammen mit anderen Private-Equity-Investoren fast 2 Mrd. USD in den Gasproduzenten investiert. Mit diesen Mitteln konnten die Fördermengen rasch auf das heutige Niveau ausgebaut werden. Nun steht der Konzern vor einem weiteren Entwicklungssprung, der an der Börse offenbar schon vorweggenommen wird. Zumindest notierte die Aktie zuletzt fast 30% über ihrem Emissionspreis. Abb. 2: Monatliche Zeichnungsgewinne in %* 25,0% 22,7% 19,0% 16,7% 15,7% 20,0% 15,0% 14,6% 12,1% 11,4% 10,2%10,9% 10,0% 10,0% 7,8% 7,4% 5,0% 0,0% Okt 12 Nov Dez 12 12 Jan 13 Feb 13 Mar 13 Apr 13 Mai 13 Jun 13 Aug Sep 13 13 *) definiert als Differenz zwischen Schlusskurs des ersten Handelstages und Emissionspreis Ein starkes Trio Fazit Die Börsen setzen zum Jahresschlussspurt an. In diesem Fahrwasser sollten auch die IPO-Aktivitäten das hohe Niveau der letzten Wochen und Monate verteidigen. Ein baldiges Debüt des Internetlieblings Twitter dürfte für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgen und das aus Sicht der meisten Börsenneulinge bislang gute Jahr erfolgreich beschließen. Die Verantwortlichen bei Twitter haben aus den Fehlern des Facebook-Börsengangs hoffentlich gelernt und für sich die richtigen Schlüsse gezogen. Erstaunlich ist zudem, wie wenig sich der Markt von den Querelen aus Washington beeindrucken ließ. So kann und darf es gerne 2014 weitergehen. Going Public Es erinnert schon etwas an die Zeit des Internet- und Technologie-Hypes zur Jahrtausendwende: Gleich drei Neulingen gelang es, ihren Unternehmenswert am ersten Handelstag praktisch zu verdoppeln. Dabei starteten sowohl die Aktien des IT-Sicherheitsspezialisten FireEye als auch die des Software-Entwicklers Rocket Fuel bereits mit Kursgewinnen von annähernd 100%. Der SoftwareAnbieter Benefitfocus, der die Fantasie der Wall Street mit seiner cloudbasierten Plattform zum Management von Bonusleistungen beflügelte, beendete den ersten Börsentag mit einem ähnlich stattlichen Aufschlag. Alle drei Titel verteidigten bis zuletzt einen Großteil dieser Gewinne und damit ihr durchaus ambitioniertes Bewertungsniveau. Vor allem das Cloud-Thema scheint Anleger weiterhin zu elektrisieren. Unternehmen wie Fuel Rocket – hier ist der Name Programm – versprechen einen aggressiven Wachstumskurs, wobei die rasanten Umsatzzuwächse meist zulasten der Profitabilität gehen. Auch das muss für so manchen Börsianer sehr vertraut klingen. Dank ihrer überzeugenden Kursentwicklung reiht sich das Trio unter die Top 5 der diesjährigen PerformanceSpitzenreiter ein. Marcus Wessel Anzeige Made in Germany Seit über 15 Jahren entwickelt, produziert und vertreibt die NanoFocus AG optische High-End-Messsysteme zur 3D-Oberflächencharakterisierung. Oberflächen sind der Schlüssel zur nachhaltigen Optimierung von leistungsfähigen Produkten. Sei es in der Medizin-, Automotive- oder Halbleiterindustrie. Effizienzsteigerungen und die Überwachung der Produktionsprozesse rücken immer mehr in den Fokus. Mit ihren Innovativen und präzisen Messsystemen ist die NanoFocus AG ein starker und zuverlässiger Industriepartner in den unterschiedlichsten Wachstumsbereichen. Made in Germany unterstreicht unseren Qualitätssowie hochtechnologischen Ansatz. NF13012 Investieren Sie in Wachstum. Investieren Sie in Zukunftstechnologie. Investieren Sie in die NanoFocus AG. NanoFocus AG Lindnerstraße 98 | D-46149 Oberhausen Tel. +49 208 62 000 0 | [email protected] | www.nanofocus.de WKN: 540066 | ISIN: DE 0005400667 Ihr Ansprechpartner: Kevin Strewginski Investor Relations Tel. +49 208 62 000 55 [email protected] Being Public/Investor Relations Die heimlichen Stars? Familienunternehmen und Börse Ob in der Politik, Gesellschaft oder im Fernsehen: Berühmte Familienclans gibt es viele – so auch in der Wirtschaft. Dabei werden Familienunternehmen viele positive Eigenschaften zugesprochen: Langfristigkeit, Nachhaltigkeit, Stabilität – durchaus wichtige Punkte für Investoren. Zwar zeigen die Piëchs, Henkels oder Fielmanns, dass Familienunternehmen und Börse zusammenpassen, aber jüngere Beispiele wie das Medienhaus Bastei Lübbe konnten Investoren beim IPO offenbar nicht so recht überzeugen. Sind Familienunternehmen nun die heimlichen Börsenstars oder hoffnungslos überbewertet? Titelthema: Familienunternehmen und börse Kolumne Jeder zweite Neuzugang ist ein Familienunternehmen Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Blättchen Financial Advisory Seite 34 Die heimlichen Stars? Familienunternehmen und Börse Seite 38 „Familienunternehmen und Kapitalmarkt sind kein Widerspruch“ Interview mit Prof. Dr. Mark K. Binz, Gründer, Anwaltssozietät Binz & Partner Seite 40 Zu günstig? IPO-Underpricing in Familienunternehmen Dr. Max Leitterstorf, Prof. Dr. Sabine Rau, Lehrstuhl für Familienunternehmen, WHU-Otto Beisheim School of Management Seite 42 Kapitalmarkt bietet Alternativen Familienunternehmen und Fremdfinanzierung Arne Laarveld, equinet Bank Seite 46 Steiniger Weg Ein Kulturwandel mit Folgen Seite 48 Familienunternehmen mit börsennotierten Anleihen müssen breiter kommunizieren Thomas Stein, Ursula Querette, Stockheim Media „Wir wollten eine dritte Finanzierungsform“ Financial Talk mit Markus Gebhardt, CEO, Alfmeier Präzision AG Seite 50 Serie: Familienunternehmen an der Börse Teil 38: Sixt SE – die Familie im Windschatten Seite 52 38 GoingPublic 11/13 Foto: PantherMedia / Archana Bhartia Nach dem selbst verschuldeten Debakel mit dem Leuchtmittelhersteller Hess im vergangenen Jahr hätte man nicht geglaubt, dass sich so bald wieder ein Nachfolger aus der Deckung wagen würde. Im September war es dann aber doch soweit: Der Verlag Bastei Lübbe, ein mittelständisches Familienunternehmen, wagte den Sprung an die Börse. Von Erfolg gekrönt war dieser Schritt jedoch nur bedingt. Die Nachfrage seitens der Investoren hielt sich in Grenzen, daher wurde der Aktienpreis um 15% gesenkt und die Zeichnungsfrist noch etwas verlängert. Seit Anfang Oktober notiert die Aktie im Prime Standard der Frankfurter Börse. Ein auf ganzer Linie erfolgreiches IPO stellt man sich ein wenig anders vor. „Ein Börsengang hängt von vielen Eventualitäten ab, die nicht immer vom jeweiligen Unternehmen beeinflusst werden können. So war das Umfeld – siehe die Haushaltskrise in den USA – sicher nicht ideal“, erklärt Andreas Schmidt, Vorstand der Bayerischen Börse. „Bei Familienunternehmen kommt Andreas Schmidt hinzu, dass die Familie ‚ihr‘ Unternehmen manchmal höher bewertet als Investoren. Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Aktie entwickelt. Ein Börsengang ist – wie in vielen anderen Fällen auch – der Startschuss für die Zukunft.“ Einen „ Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht die Angst, die Kontrolle über das Unternehmen zu verlieren. Der Börsengang ist ein attraktiver Weg, sich neues Kapital zu beschaffen, bankenunabhängiger zu werden sowie den Bekanntheitsgrad zu steigern. Unter Wert verkauft Viele Argumente sprechen für den Gang an die Börse – auch bei Familienunternehmen: Der Börsengang ist ein attraktiver Weg, sich neues Kapital zu beschaffen, bankenunabhängiger zu werden sowie den Bekanntheitsgrad zu steigern. Doch für Familien ist das häufig nur eine Being Public/IR “ problematischen Aspekt sieht Dr. Martin Steinbach, Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei Ernst & Young. Im Interview auf S. 26 weist er darauf hin, dass es auch mit der Größe des Unternehmens zusammenhängen könnte, warum sich kleinere Familienbetriebe so schwer tun. Schließlich sei die Aufnahmebereitschaft des deutschen Kapitalmarkts, wie die Börsengänge von LEG oder Deutsche Annington gezeigt haben, durchaus vorhanden. Um dieses Risiko zu minimieren, stellen Familienunternehmen sogar ihre wirtschaftlichen Ziele hinten an und akzeptieren beim IPO einen geringeren Emissionserlös als andere Emittenten. Wie die Studie „IPO-Underpricing in Familienunternehmen“ von PwC und der WHU – Otto Beisheim School of Management zeigt, nehmen familiengeführte Börsenkandidaten bereitwilliger eine niedrigere Bewertung in Kauf. Dabei ist der Preisabschlag rund zehn Prozentpunkte höher als bei anderen Kapitalgesellschaften (siehe auch S. 42). „Familienunternehmen sind bereit, bei einem Börsengang auf wirtschaftliche Gewinne zu verzichten, um ihre nicht wirtschaftlichen Ziele nicht zu gefährden. Deshalb nehmen sie eine niedrigere Börsenbewertung in Kauf. Was im ersten Moment unprofessionell erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein langfristig kluges Verhalten“, fasst Dr. Peter Bartels, PwC-Vorstand und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand, die Ergebnisse Dr. Peter Bartels der Studie zusammen. Anzeige Beratung bei Wechsel in den Entry Standard und Begleitung dreier Kapitalerhöhungen einschließlich Prospekterstellung Begleitung einer Kapitalerhöhung einschließlich Prospekterstellung Beratung bei der Begebung eines Genussscheins einschließlich Prospekterstellung Begleitung einer Wandelanleihe und einer Kapitalerhöhung einschließlich Prospekterstellung Beratung bei Börsenlisting einschließlich Prospekterstellung Begleitung einer Mittelstandsanleihe einschließlich Prospekterstellung 2013 2013 2013 2013 2013 2013 Beratung bei Börsenlisting einschließlich Prospekterstellung Begleitung einer Mittelstandsanleihe Beratung bei Börsengang und Begleitung einer Kapitalerhöhung sowie einer Mittelstandsanleihe einschließlich Prospekterstellung Begleitung einer Mittelstandsanleihe einschließlich Prospekterstellung Beratung der Santo Holding GmbH bei einer Kapitalerhöhung der 4SC AG Begleitung einer Kapitalerhöhung 2013 2012 2012 2012 2012 2012 Sie wollen hoch hinaus – wir sorgen für eine sichere Basis. 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Gerade familiengeführte Betriebe – jüngstes Beispiel Alfmeier Präzision (siehe auch Financial Talk auf S. 50) – machen hiervon Gebrauch. Fast alle deutschen Börsenplätze halten entsprechende Angebote für KMU bereit: „Wir tun mit unserem Segment m:access alles dafür, die Anforderungen für mittelständische Unternehmen zu erleichtern und dabei ein hohes Maß an Transparenz für die Investoren zu sichern. Die Möglichkeit, Mittelstandsanleihen zu begeben, erleichtert den Unternehmen den ersten Schritt an die Börse zusätzlich“, bestätigt Schmidt. Heimliche Börsenstars Ist der Schritt aufs Parkett dann geschafft, performen viele der Kandidaten durchaus gut. „Die Verbindung aus professioneller Rechnungslegung und offener Kommunikation mit einem in Generationen denkenden Ankeraktionär“ machen Familienunternehmen laut Schmidt zu „Familienunternehmen und Kapitalmarkt sind kein Widerspruch“ Interview mit Prof. Dr. Mark K. Binz, Gründer, Anwaltssozietät Binz & Partner* GoingPublic: Herr Prof. Binz, laut Ihrer Untersuchung konnten Familienunternehmen ihren Umsatz im Jahr 2012 um fast 8% steigern. Wie erklären Sie sich diese gute Performance? Binz: Das Jahr 2012 war für viele deutsche Familienunternehmen ein gutes, aber kein außergewöhnliches Jahr. Wir stellen seit Längerem fest, dass sich unter Deutschlands führenden Konzernen jene in Eigentümerhand besser entwickeln als andere Unternehmen. Zum Wachstum von knapp 8% trug allerdings auch ein Sondereffekt bei. Aufgrund des bestimmenden Einflusses der Familien Porsche und Piëch gehört Volkswagen der Kategorie Familienunternehmen an. Und bekanntermaßen verzeichneten die Wolfsburger 2012 einen Wachstumssprung, der die ganze Gruppe der 50 größten Familienunternehmen nach oben gezogen hat. GoingPublic: Wie gut passen denn Kapitalmarkt und Familienunternehmen zusammen? Binz: Familienunternehmen und Kapitalmarkt sind kein Widerspruch, im Gegenteil. Interessant an der Entwicklung der größten deutschen Familienunternehmen ist, dass gerade die börsennotierten unter ihnen 2012 besonders wachstumsstark waren. Sie steigerten den Umsatz im Schnitt um knapp 13%. Unternehmen wie BMW, Henkel oder Fresenius gelingt es, die positiven Eigenheiten eines Familienunternehmens mit den disziplinierenden Anforderungen des Kapitalmarktes in Einklang zu bringen – zum Wohle von Unternehmen und Anlegern! 40 GoingPublic 11/13 GoingPublic: Warum entscheiden sich Ihrer Meinung nach so wenige Familienunternehmen für den Schritt an die Börse? Binz: Immerhin sind 13 der 50 größten deutschen Familienunternehmen börsennotiert, das sind fast 30%. Die Mehrheit schreckt wohl die Gefahr von Fremdeinfluss ab, insbeProf. Dr. Mark K. Binz sondere durch die Mitbestimmung im Aufsichtsrat, die höheren Kosten, sowohl für den Börsengang, aber auch für Roadshows, und die anderen Anforderungen des Finanzmarktes. Viele Familienunternehmen brauchen aber auch gar kein zusätzliches Eigenkapital und bleiben daher lieber unter sich als dass sie die Macht mit anderen Aktionären teilen. GoingPublic: Herr Prof. Binz, vielen Dank für die interessanten Einblicke. Das Interview führte Maximiliane Worch. *) Prof. Dr. Mark K. Binz gehört mehreren Aufsichtsräten großer Familienunternehmen an. U.a. ist er Aufsichtsratsvorsitzender der börsennotierten Fielmann AG. Binz & Partner hat eine zweistellige Zahl an IPOs, darunter Hugo Boss, begleitet. 2011 gründete Binz das Stuttgarter Institut für Familienunternehmen (IFF), das regelmäßig Analysen und Studien rund um das Thema Familienunternehmen veröffentlicht. Obwohl die jüngeren Beispiele vielleicht nicht gerade zur Nachahmung einladen, ist Schmidt überzeugt, dass Familienunternehmen und Börse gut zusammenpassen. „Noch gilt das Vorurteil, dass sich nachhaltig wirtschaftende Familienunternehmen mit dem Quartalsdenken der Börse nicht vertragen. Auch die Transparenzanforderungen für börsennotierte Unternehmen gehen manchem Familienunternehmer zu weit“, erklärt Schmidt. „Tatsächlich behaupten sich börsennotierte Unternehmen an der Börse mit ihren Geschäftszahlen besonders gut. Das zeichnet etwa der Familienunternehmen-Index HaFix für Deutschland und Europa nach.“ Fazit In vielen Fällen – besonders den bekannten – passen Familienunternehmen und Börse durchaus gut zusammen. Aber man muss genau hinschauen: Neben Börsenperlen gibt es ganz sicherlich unter den Familienunternehmen schwarze Schafe – wie der LED-Hersteller Hess eindrucksvoll bewiesen hat. Schließlich ist nicht alles Gold, was glänzt. Maximiliane Worch Being Public/IR einem guten Investment. „So können spezifische Risiken eines reinen Familienbetriebs wie die Nachfolgeproblematik vermieden und das Interesse von Investoren an langfristige Bindungen erfüllt werden. Probleme eines Börsenkonzerns, wie feindliche Übernahmen oder ein zu sehr auf Shareholder Value ausgerichtetes Quartalsdenken, können hingegen umschifft werden.“ Anzeige Your Partner in Financial Participation, Reward Plan & Compliance Solutions MonIdee’s interne Handelsplattform tOption für Familienunternehmen bietet eine flexible und sichere Lösung. Dabei gewährleisten wir die höchsten Standards in punkto Sicherheit, Governance und Compliance. 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IPO-Underpricing in Familienunternehmen Von Dr. Max Leitterstorf und Prof. Dr. Sabine Rau, Lehrstuhl für Familienunternehmen, WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar und Düsseldorf Es gibt viele Gründe für Familienunternehmen, an die Börse zu gehen. Dass sie dabei jedoch auf einen nicht unerheblichen Teil des Kapitals verzichten, ja sogar mehr des sogenannten „Underpricings“ akzeptieren als NichtFamilienunternehmen, ist auf Anhieb weniger intuitiv. Eine Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management gemeinsam mit PwC zu 153 IPOs (Initial Public Offering) in Deutschland von 2004 bis 2011 zeigt, dass Familienunternehmen bereit sind, ein höheres Underpricing in Kauf zu nehmen, wenn sie dadurch ihren nicht-wirtschaftlichen Nutzen, den sogenannten Socioemotional Wealth (SEW), erhalten können. Notwendige Erhöhungen des Eigenkapitals oder die Generierung neuer Mittel für Investitionen legen Familienunternehmen nahe, mittels eines IPOs den Weg an die Börse zu gehen. Dem entgegen steht jedoch eine Reihe von Gründen, die Familienunternehmen davon abhalten, ihre Anteile der Öffentlichkeit anzubieten. Neben erzwungener Transparenz und weiteren Verpflichtungen, die gelisteten Unternehmen auferlegt werden, ist es vor allem der Verlust des Einflusses auf die eigene Firma, den Unternehmerfamilien fürchten. Trotzdem machen Familienunternehmen – entgegen der allgemeinen Wahrnehmung – einen signifikanten Anteil der Marktkapitalisierung aus und akzeptieren dabei sogar ein im Durchschnitt um zehn Prozentpunkte höheres Underpricing als NichtFamilienunternehmen. Dr. Max Leitterstorf Prof. Dr. Sabine Rau IPO-Underpricing Das IPO-Underpricing ist ein bekanntes Phänomen, das in den 1970er Jahren erstmals dokumentiert wurde. Aktien werden bei Börsengängen immer wieder mit einem Abschlag auf den ermittelten Marktwert verkauft. Da ein IPO grundsätzlich das Ziel hat, möglichst viel Kapital für das Unternehmen bereitzustellen und sowohl Manager wie auch Eigner vor dem Börsengang durchaus in der Lage sind, den Wert ihrer Aktien annährend genau zu bestimmen, klingt es paradox, dieses Underpricing zu akzeptieren. Seit der ersten Dokumentation dieses Phänomens konnte es weder widerlegt noch hinreichend erklärt werden, obwohl mehrere Erklärungsansätze existieren. Die „block-building-theory“ beispielsweise führt Underpricing auf den Anreiz des Emittenten zurück, mit einem niedrigen Angebotspreis die Nachfrage zu erhöhen und somit die Eigentümerstruktur zu zerstückeln, sodass keine Großaktionäre das Unternehmen beherrschen können. Unsere Studie bietet jetzt einen Erklärungsansatz, warum gerade Familienunternehmen bewusst ein hohes Underpricing akzeptieren: zur Erhaltung ihres SEW. Socioemotional Wealth bei IPOs von Familienunternehmen Familienunternehmen akzeptieren beim Börsengang durchschnittllich ein höheres Underpricing als managergeführte Unternehmen. Foto: Deutsche Börse AG 42 GoingPublic 11/13 Als SEW wird der nicht wirtschaftliche Nutzen, den Unternehmerfamilien aus ihren Firmen ziehen, bezeichnet. Dazu zählen unterschiedliche Aspekte, wie zum Jetzt testen! Venture Capital für Ihr Handgepäck Alle Ausgaben auch offline lesen Multi-Media-Inhalte genießen Stets die neueste Ausgabe erhalten Als Einzelheft oder im kostengünstigen Abo Entdecken Sie das VentureCapital Magazin für Ihr iPad Being Public/Investor Relations Foto: Deutsche Börse AG Beispiel ein hoher sozialer Status mit guter Reputation, hohe Unabhängigkeit sowie eine enge emotionale Bindung der Familien an ihr Unternehmen. Verschiedene Studien zeigen, dass strategische Entscheidungen von Familienunternehmen das Ziel beinhalten, diesen SEW zu erhalten. Dafür nehmen Unternehmer auch ein erhöhtes finanzielles Risiko in Kauf, was dazu führt, dass sie beispielsweise stärker auf Sozial- und Umweltverträglichkeit achten als andere Unternehmenstypen. Ebenso tendieren sie eher zu Philanthropie, vermeiden Personalkürzungen und verzichten mitunter darauf, ihr Angebots- oder Produktportfolio zu erweitern, wenn eine solche Diversifikation die Besetzung von Schlüsselpositionen mit vertrauten Familienmitgliedern erschweren würde. Dieser Schutz des SEW erklärt auch ein im Durchschnitt 10% höheres Underpricing bei IPOs von Familienunternehmen im Vergleich zu anderen Unternehmenstypen. Der „ownership dispersion hypothesis“ zufolge wird IPOUnderpricing vom Emittenten bewusst in Kauf genommen, um für eine Überzeichnung der Aktie zu sorgen. Ist die Nachfrage dann besonders hoch, streuen sich die 44 GoingPublic 11/13 Anteile breiter, eine Konzentration in den Händen weniger findet nicht statt. Dies bedeutet, dass die Familie weiterhin die Kontrolle ausübt und die Dynastie weiterführen kann. Underpricing reduziert des Weiteren das Risiko von Gerichtsverfahren, die im Zuge des IPOs entstehen können. Dabei ist zu beachten, dass nicht nur Verfahrenskosten, sondern vor allem auch Reputationskosten, die Familienunternehmen besonders fürchten, vermieden werden. Zudem kann das Risiko eines fehlgeschlagenen IPOs durch Underpricing gesenkt werden. Würden manche Investoren ohne die Aussicht auf Gewinne durch das Underpricing die Aktie nicht zeichnen, so kann sich dieses fehlende Interesse auf andere Investoren auswirken und letztendlich zu einem Fehlschlag des IPOs führen. Dabei beschränken sich die Kosten nicht nur auf monetäre Aspekte, sondern insbesondere bei Familienunternehmen auch auf den Reputationsverlust. Sind die wirtschaftlichen Faktoren dieser Punkte für Familien und Nichtfamilienunternehmen identisch, so ist bei Ersteren aufgrund der Überlappung der Identitäten von Familie und Unternehmen jeglicher Schaden des Unternehmens, wie z.B. ein Reputationsverlust, auch ein Schaden der Familie. Fazit Zusammenfassend bedeutet dies: Je niedriger der Ausgabepreis einer Aktie relativ zu ihrem geschätzten Marktwert (d.h. je höher das Underpricing), desto eher gelingt es einer Familie, die Konzentration von Unternehmensanteilen bei externen Dritten zu verhindern, und desto besser kann sie ihre Reputation schützen. Folglich verzichten Familienunternehmen zumindest teilweise (und mehr als Nicht-Familienunternehmen) auf wirtschaftliche Gewinne, um ihren SEW nicht zu gefährden. Diese Analyse ist nicht nur ein Erkenntnisgewinn für Familienunternehmer, die zum Beispiel in Erwägung ziehen, zunächst einen kleinen Teil Aktien an die Börse zu bringen und erst nach erfolgter Preisbildung weitere Aktien auszugeben. Auch für Investoren sind diese Ergebnisse relevant: Die Investition in ein IPO eines Familienunternehmens hat – im Durchschnitt – eine höhere kurzfristige Gewinnchance als das IPO eines Nicht-Familienunternehmens. 4. & 5. Dezember 2013 Sofitel Munich Bayerpost Bayerstraße 12 80335 München MC Services HealthCare Forum am 4. Dezember 2013 m:access-Forum am 5. Dezember 2013 Anmeldung und Informationen auf www.mkk-investor.de powered by Veranstalter Forenpartner Rechtspartner WP-Partner Medienpartner Gold Medienpartner Silber TRENDS IR Partner | HINTERGRÜNDE | I N N O VAT I O N E N Being Public/Investor Relations Kapitalmarkt bietet Alternativen Familienunternehmen und Fremdfinanzierung Von Arne Laarveld, Managing Director, equinet Bank AG Die Finanzierung für deutsche Unternehmen gestaltet sich, speziell im Umfeld einer gelockerten EZB-Politik, durchaus positiv: Der Zugang zu Kapital stellt zumeist keine große Hürde dar. Die Unternehmen sind in aller Regel gut aufgestellt, haben Kosten und Effizienz optimiert und die Eigenkapitalausstattung gestärkt. Eine Erhöhung der Finanzverbindlichkeiten stellt in einer Phase wachsenden Finanzbedarfs, gestützt durch die konjunkturelle Entwicklung, einen geeigneten Weg der Unternehmensfinanzierung dar. Strengere Anforderungen bei der Kreditvergabe Auch wenn das klassische Bankdarlehen nach wie vor eine erhebliche Rolle in der Unternehmensfinanzierung gerade bei Familienunternehmen spielt, ist zu erwarten, dass sich verschärfende Anforderungen an die Kreditinstitute zu strengeren Anforderungen bei der Kreditvergabe und höheren Zinskosten führen werden. Vor diesem Hintergrund erscheint es auch nicht börsennotierten (Familien-)Gesellschaften angeraten, Alternativen zu prüfen, sich aus einer starken Position heraus mit Fremdkapital über den Kapitalmarkt zu versorgen und somit auch die Finanzierungsbasis zu verbreitern. Wird die Fremdfinanzierung am Kapitalmarkt durchgeführt, verbessert sich die Finanzierungsstruktur, ohne dass zugleich der Einfluss kreditgebender Banken weiter zunimmt. Hierfür kommen insbesondere Unternehmensanleihen oder Schuldscheindarlehen in Betracht. Während börsennotierte Unternehmen mit diesen Instrumenten oftmals bereits vertraut sind, betreten nicht börsennotierte Unternehmen mit deren Einsatz vielfach Neuland. Um einen guten Zugang zu diesen Finanzierungsquellen zu erhalten, sind neben Mindestanforderungen hinsichtlich Umsatzgröße und Rentabilität auch Informationspflichten zu erfüllen, die gerade im Fall einer Anleihebegebung im Rahmen eines öffentlichen Angebots über diejenigen bei einem klassischen Bankkredit hinausgehen. Schuldscheindarlehen nehmen dabei eine Sonderrolle ein, da es sich rechtlich nicht um Wertpapiere handelt, sie aber aufgrund der adressierten Investorenkreise als Kapitalmarktprodukte betrachtet werden. Anleihen: Marktlücke geschlossen Bei den Unternehmensanleihen hat sich seit den ersten Emissionen 2010 nachhaltig ein Segment gebildet, inner- 46 GoingPublic 11/13 Arne Laarveld halb dessen es Emittenten möglich ist, Anleihen mit Emissionsvolumina auch von unter 100 Mio. EUR zu begeben. Damit hat sich hier eine Lücke zum etablierten Markt für große Unternehmensanleihen geschlossen. Auch wenn das Segment der sog. „Mittelstandsanleihen“ noch jung ist und sich Marktstrukturen noch weiter entwickeln werden (müssen), stößt diese Form der Finanzierung gerade bei nicht börsennotierten und familiengeführten Unternehmen auf großes Interesse. Die Emission einer Anleihe erfolgt i.d.R. im Rahmen eines öffentlichen Angebotes auf Grundlage eines von einer Aufsichtsbehörde (in Deutschland: BaFin) zu billigenden Prospekts. Das Angebot richtet sich an private wie auch institutionelle Investoren wie Vermögensverwalter, Family Offices oder Pensionskassen. Mit der Börsennotierung der Anleihe sind Transparenz- und Kommunikationspflichten verbunden, die eine kontinuierliche Investor-Relations-Arbeit und die Bereitschaft zur Kommunikation mit Anlegern, Analysten und Wirtschaftspresse erfordern. Dafür erhält das Unternehmen Zugang zum Kapitalmarkt und kann über die Aspekte der Finanzierung hinaus mit einer erhöhten Wahrnehmung nicht nur bei Anlegern, sondern auch bei seinen Kunden und Lieferanten rechnen. Schuldscheindarlehen: wesentlicher Finanzierungsbaustein Mit Schuldscheindarlehen können Unternehmen ihre Finanzierung nicht nur diversifizieren, sondern auch die Struktur ihres Fälligkeitenprofils verbessern. Anders als bei Anleihen ist es möglich, selbst ein kleines Transaktionsvolumen auf mehrere Laufzeiten zu verteilen. Dadurch verringert sich das Refinanzierungsrisiko des Unternehmens bei Fälligkeit. Überwiegend bevorzugen Banken und Sparkassen Laufzeiten von drei bis fünf Jahren, Versicherungen Laufzeiten von sieben bis zehn Jahren. Fazit Ähnlich wie beim Anleihemarkt können mit einem Schuldscheindarlehen oft Investoren erreicht werden, zu denen anderweitig kein Zugang bestünde und die bessere Konditionen oder längere Laufzeiten anbieten als manche Hausbank. Neben Banken und Sparkassen sind dies zunehmend auch Versicherungen und Versorgungskassen. Der steigenden Bedeutung von Unternehmensschuldscheinen für die Kapitalanlage von Versicherungen wurde auch in der 5. Auflage des Kreditleitfadens für deutsche Versicherungen im Juni 2013 Rechnung getra- Auch familiengeführten, nicht börsennotierten Unternehmen, die sich bei ihrer Fremdfinanzierung bisher stark an ihren (Haus-)Banken orientiert haben, stehen alternative Instrumente auf der Kapitalmarktseite zur Verfügung. Diese werden mit Blick auf sich ändernde Eigenkapital- und Risikovorsorgevorschriften für die Banken weiter an Bedeutung gewinnen und die oft geäußerten Bedenken hinsichtlich des Verlustes von Unabhängigkeit, der Erfüllung von Transparenzvorgaben oder des damit verbundenen Aufwands entkräften. Anzeige Im richtigen Moment das Richtige zu tun. Das unterscheidet die Besten von den Guten. Auf den Punkt. Luther. Berlin Dresden Düsseldorf Essen Frankfurt a. M. Hamburg Hannover Köln Leipzig München Stuttgart Brüssel Budapest London Luxemburg Shanghai Singapur www.luther-lawfirm.com Rechtsberatung. Steuerberatung. Luther. Being Public/IR Das Schuldscheindarlehen hat über die letzten 15 Jahre gerade bei bonitätsstarken Unternehmen immer mehr als Instrument der Unternehmensfinanzierung Anwendung gefunden und ist heute ein wesentlicher Finanzierungsbaustein vieler Unternehmen. Für mittelständische Unternehmen bereits ab einem Emissionsvolumen von ca. 20 Mio. EUR einsetzbar, ist die vertragliche Gestaltung eines Schuldscheindarlehens als Kredit unter deutschem Recht kurz, flexibel und einfach. Sie ist wenig arbeitsaufwändig, und die Kosten sind vergleichsweise gering. Typische Anforderungen einer Börsennotierung, etwa ein Wertpapierprospekt oder die Bonitätseinstufung einer Ratingagentur, entfallen. gen. Es ist nunmehr für Versicherungen leichter, Schuldscheindarlehen an bonitätsstarke Unternehmen zu vergeben. Being Public/Investor Relations Ein Kulturwandel mit Folgen Familienunternehmen mit börsennotierten Anleihen müssen breiter kommunizieren Von Thomas Stein, Managing Partner und PR-Berater, und Ursula Querette, Director und IR-Beraterin, Stockheim Media Familienunternehmen entdecken für sich zunehmend Mittelstandsanleihen als geeignete Finanzierungsquelle. Die Vorteile scheinen offensichtlich: Weder eine kreditgebende Bank noch fremde Anteilseigner erhalten Einfluss auf das Unternehmen. Aber: Auch die Begebung von börsennotierten Unternehmensanleihen fordert Veränderungen. Investoren und Medien wollen Transparenz und damit eine verstärkte Kommunikation der Unternehmensführung – vor und nach einer Anleihezeichnung. Investor Relations und Public Relations werden so zu erfolgskritischen Faktoren. Dabei führt ein strategisches Reputationsmanagement oftmals zu einem Kulturwandel im traditionellen Familienunternehmen. Thomas Stein Ursula Querette Werteorientiert, aber verschlossen Familienunternehmen haben grundsätzlich einen guten Ruf. So ergab eine repräsentative emnid-Umfrage, dass rund dreiviertel der Bevölkerung lieber für ein Familienunternehmen als für ein managergeführtes Unternehmen arbeiten möchten. Mit einem Familienunternehmen werden traditionelle Werte wie Sicherheit, Stabilität, ethisches Handeln und Fairness verbunden. Als negative Imagefaktoren werden mit einem Familienunternehmen andererseits eine patriarchalische Unternehmensführung oder auch die Verschlossenheit in der internen wie Veränderungen nach Anleihebegebung • Interne Kommunikation: Führungskräfte und Mitarbeiter sind auch Multiplikatoren des Unternehmens. Sie müssen die Anleihefinanzierung richtig einordnen können und daher frühzeitig und gezielt informiert werden. • Der Stakeholderkreis erweitert sich: Investoren und Journalisten, die auch für (potenzielle) Investoren schreiben, stellen Fragen, die beantwortet werden müssen – auch nach einer Anleihebegebung. • Reputation wird zum erfolgskritischen Faktor: Vertrauen und Reputation bilden sich nicht ausschließlich über die wirtschaftliche Stärke, weitere Unternehmensthemen sind zu kommunizieren. Den Kulturwandel im Familienunternehmen nach innen und außen durch aufeinander abgestimmte, strategische IR- und PR-Arbeit erfolgreich begleiten. 48 GoingPublic 11/13 externen Kommunikation angeführt. Genau diese kommunikative Verschlossenheit wird von Investoren aber weder goutiert noch geduldet. Manch ein Familienunternehmen sieht sich so nach der Begebung einer Mittelstandsanleihe neuen Fragen gegenüber – und neuen Fragestellern. Insbesondere nachdem einige Mittelstandsanleihen auszufallen drohen, fragen Journalisten zunehmend kritisch bei Unternehmen nach. Eine strikte Verweigerungshaltung ist nicht möglich und wird gegebenenfalls sogar als Beleg für einen drohenden Zahlungsausfall interpretiert. Negative Artikel, auch in großen Wirtschaftszeitungen, können die Folge sein. Noch besser als eine reaktive ist die aktive Kommunikation. Verbunden mit einem strategischen Reputationsmanagement kann sie für einen weiteren Wachstumsschub im Unternehmen sorgen und für erhöhtes Vertrauen auf Kunden- und Investorenseite. Pflicht zur Kür Vertrauen und gute Reputation werden nicht alleine durch erfolgreiches Wirtschaften des Unternehmens erreicht. Vielmehr kann man insgesamt fünf Reputationstreiber definieren, die den guten Ruf eines Unternehmens beeinflussen. Neben den eigentlichen Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens sind das die unternehmerische Verantwortung, Strategie und Führung des Unternehmens, die Arbeitsplatzbedingungen und zu guter Letzt die wirtschaftliche Stärke. Die Faktoren wirken in unterschiedlicher Weise auf die verschiedenen Stakeholder des Unternehmens. Natürlich sind Investoren insbesondere an der wirtschaftlichen Stabilität und Finanzkraft des Unternehmens interessiert, in das sie investiert haben. Und gute Produkte oder Dienstleistungen sind vermutlich die Grundvoraussetzung für die Investitionsentschei- Quelle Stockheim Media dung. Aber darüber hinaus bewerten sie ein Unternehmen vielschichtiger und wissen, dass eine negative Reputation dem Unternehmen langfristig schaden kann. Insbesondere mit der Börsennotierung eines Familienunternehmens ergibt sich somit nicht nur eine direkte Pflicht zur Kommunikation der Zahlen, sondern auch eine Kür, mit der dieses Vertrauen geschaffen und gepflegt werden muss. Die Spielregeln der Kommunikation verändern sich also mit der Finanzierung. Dies gilt auch für die interne Kommunikation. Denn nicht selten wird von Mitarbeitern, die das Unternehmen bisher als verschlossen in Finanzierungsangelegenheiten kennengelernt haben, die „plötzliche“ Begebung einer Anleihe als irritierend wahrgenommen. Bekommen wir von den Banken kein Geld mehr? Stehen wir gar kurz vor der Pleite? Führungskräfte und Mitarbeiter müssen darum frühzeitig und gezielt informiert werden. Sie sind außerdem wichtige Multiplikatoren für die Unternehmens- „ Strategie und Führung Unternehmerische Verantwortung Arbeitsplatzbedingungen Wirtschaftliche Stärke Reputationstreiber Produkte und Dienstleistungen Stakeholder / Interessengruppen Vertrauen / Emotionale Bindung Reputation reputation und sollten gegen mögliche Spekulationen von außen immunisiert werden. Am besten mit gut aufbereiteten Informationen. Kulturwandel ohne Angst Wie jede Veränderung kann auch dieser Kulturwandel im Familienunternehmen als Bedrohung wahrgenommen werden. Waren bisher der gemeinsame Wertekanon in der Familie oder zumindest gegenseitiges Verständnis und Grundvertrauen stabiles Fundament einer NichtKommunikation, müssen auf einmal bohrende Fragen von Investoren und Medien beantwortet werden. Die eingeforderte Transparenz verlangt die Bereitstellung von Informationen und Öffnung des Unternehmens. Die langfristige Perspektive in der Unternehmensführung ist dabei oftmals eine Stärke bei Familienunternehmen – und wird gleichermaßen von Anleihe-Investoren begrüßt. Nicht die kurzfristige Aktienkursentwicklung steht im Fokus, sondern die nachhaltige Strategie unternehmerischer Entscheidungen. Fazit – Mut zur idealen Partnerschaft Während Aktieninvestoren stärker auf Wachstum setzen, schätzen Anleihezeichner langfristige Stabilität, die letztlich ihre Zinsen und Rückzahlung sichert. “ Während Aktieninvestoren stärker auf Wachstum setzen, schätzen Anleihezeichner langfristige Stabilität, die letztlich ihre Zinsen und Rückzahlung sichert. Darum sind Familienunternehmen und Anleihe-Investoren ideale Partner. Mut zu Transparenz und eine offenere Kommunikation werden mit weiterem Reputationsgewinn belohnt. Die Investition in die strategische IR- und PR-Arbeit ist daher eine Investition in das Vertrauen von Investoren und Kunden. GoingPublic 11/13 49 Being Public/Investor Relations Abb. 1: Modell zur Reputationsbildung Being Public/Investor Relations „Wir wollten eine dritte Finanzierungsform“ Financial Talk mit Markus Gebhardt, CEO, Alfmeier Präzision AG Der Industriezulieferer Alfmeier hat schon einige Erfahrung mit diversifizierten Finanzierungsformen: Seit knapp zwanzig Jahren ist das Unternehmen Private-Equity-finanziert. Nun möchte der Hidden Champion mit einer Anleihe ein neues Finanzierungskapitel aufschlagen. CEO Markus Gebhardt erklärt die Gründe und Strategie. GoingPublic: Herr Gebhardt, Alfmeier gilt als einer der Hidden Champions in Deutschland, ein Familienunternehmen, das seinen Umsatz in den kommenden fünf Jahren um 50% steigern möchte. Was macht Sie stark? Gebhardt: Wir sind ein international agierender Mechatronikkonzern, der Ventile, Pumpen und Steuergeräte herstellt. Zu unserer Kundschaft zählt u.a. die Automobilindustrie. Beispielsweise sorgen unsere Systeme für Sitzkomfort im Auto. Dazu gehören Massagesysteme, die auf der sogenannten Fluidtechnologie basieren. Diese Technologie findet man auch im Antriebsstrang von Fahrzeugen vom Tank bis zur Bremse. Unsere Steuertechnik bewegt Ventile, Pumpen und Aquatoren sowie Steuergeräte. GoingPublic: Die Automobilbranche gilt als sehr zyklisch. Was macht Alfmeier besonders? Gebhardt: Das ist eine spannende Frage. Wenn Sie heute ein Auto anschauen, finden Sie dort zahlreiche Elektromagneten. Herkömmliche Magneten sind in der Regel schwer. Durch unsere SMA-Technologie können wir die Relais wesentlich leichter herstellen. Hier arbeiten wir eng mit unseren Auftraggebern zusammen. Diese machen uns beispielweise die Vorgabe, leichtere und leisere Bauteile zu liefern, die gleichzeitig weniger elektromagnetische Emissionen ausstrahlen. GoingPublic: Wen beliefern Sie in der Automobilindustrie? Gebhardt: Wir beliefern die komplette Branche – mit Ausnahme der Japaner. Ansonsten ist heute in jedem Auto mit Sicherheit mindestens ein Alfmeier-Bauteil dabei: Entweder Sie bremsen oder Sie tanken mit uns. Vom Sitzkomfort ganz zu schweigen. Durch die SMATechnologie besitzt unser Unternehmen eine außerordentliche Substanz und ein riesiges Potenzial: Die Steuerung von Elektromagnetventilen wird nicht nur in der Automobilindustrie eingesetzt. Wir haben unsere Geschäftsfelder Schritt für Schritt erweitert: Mit der drit- 50 GoingPublic 11/13 Markus Gebhardt ten Generation der SMA-Technologie sind wir mittlerweile auch in der Handybranche vertreten – und zwar in den Mikrokameras. GoingPublic: Was genau wird hier eingesetzt? Gebhardt: Wir arbeiten hier mit sogenannten Gedächtnislegierungen, also mit Stoffen, die einen Memory-Effekt haben. Sie behalten sich eine zugewiesene Form, und wenn diese aufgrund von mechanischen Einwirkungen verändert wird, dann kann durch Hitze das Metall wieder in die ursprüngliche Form gebracht werden. Und derartige Metalle kann man vielfältig einsetzen: in Federungen, Brillengestellen oder auch in der Herzchirurgie. Immer genau das gleiche Prinzip. Das Metall kommt in eine kalte Flüssigkeit und zieht sich zusammen, und mit der Körpertemperatur dehnt es sich wieder aus. GoingPublic: In der Medizintechnik sind Sie also auch tätig? Gebhardt: Wir nutzen eben diese Drähte, die bis jetzt noch nirgends auf der Welt industrialisiert ist. Im Prinzip machen wir Mikromuskeln. Diese spannende Technologie hat uns schlicht und einfach ein Alleinstellungsmerkmal verschafft und uns stark wachsen lassen. GoingPublic: War der Einstieg in die Handy- und Medizintechnikbranche ein Teil einer Diversifizierungsstrategie? Gebhardt: Eindeutig ja. Durch unsere Querschnittstechnologie konnten wir in die Computerbranche hineingehen, wir können aber auch in unserer angestammten Foto: Alfmeier Präzision AG Branche, der Automobilbranche, weiter wachsen. Vor allem im Medizinbereich sind wir schon sehr weit vorangekommen. In allen Unternehmensteilen arbeiten wir für und mit den Marktführern und decken den Großteil der Branchen ab. GoingPublic: Sie liefern jedoch nicht nur Bauteile? Gebhardt: Hinter all unseren Produkten steht auch immer sehr viel Logik dahinter. Sie brauchen Intelligenz. Das sind Produkte, in denen wir hauptsächlich stark sind. Im Telekommunikationsbereich sind wir spezialisiert auf die chinesischen und taiwanesischen Handymarken. Derzeit scheuen wir vor Apple oder Samsung zurück, da wir das geforderte Volumen noch nicht bereitstellen können. Denn mit unseren Bauteilen können wir auch die 21-Megapixel-Kameras, die immer größere Linsen haben, durch kleinere Bauteile steuern. Wir haben durch die Technik der Mikromuskeln einen enormen Vorteil, denn unsere Kantenlängen betragen bei den Bauteilen nur 8,5 mm. GoingPublic: Alfmeier ist Private-Equityfinanziert, und nun begeben Sie eine Anleihe. Wie kam es dazu? Gebhardt: In den 90er Jahren sind mein Bruder und ich in das Unternehmen eingestiegen und haben in einem Buyout die Mehrheit der Anteile übernommen. Damals waren die BayBG und zeitweise Bayern Kapital mit an Bord. 2012 haben wir dann eine Kapitalerhöhung vollzogen, bei der die BayBG ausgeschieden ist und die Afinum aus München hinzukam. Das war für uns ein wesentlicher Schritt, um die Basis für weiteres Wachstum zu legen. Der nächste Schritt ist nun die Anleihebegebung, die nochmals Wachstum finanzieren soll. GoingPublic: Wieso haben Sie sich hier für die Anleihe entschieden? Gebhardt: Die Anleihe gibt uns am meisten Freiheitsgrade. Und wir wollten eine dritte Finanzierungsform. Eigenkapital- und Bankenfinanzierung werden auch in Zukunft weiterlaufen. Die Anleihe verschafft uns aber eine gewisse Unabhängigkeit von den Banken, da ca. 40% des Emissionserlöses zur Bedienung von Krediten genutzt werden sollen, rund 40% sollen in Innovation und Wachstum fließen. – Kapitalmarktberatung – Eigenkapitalbeschaffung – Langfristiges Fremdkapital über Anleihen – Dual Track GoingPublic: Aber wäre ein IPO nicht auch eine Option gewesen? Gebhardt: Wir denken, dass eine Anleihe zahlreiche Stärken hat. So bekommt man eine Publicity, sie ist ein solider Finanzierungsbaustein. In Deutschland herrscht noch immer Nachholbedarf, was die Finanzierung über die Börse angeht. Insofern leisten wir auch einen kleinen Beitrag zur Schaffung einer besseren Finanzierungskultur. GoingPublic: Mit Ihrem Kupon von 7,5% liegen Sie ziemlich genau im Durchschnitt der auf dem Markt befindlichen Anleihen. Wie kam es zu der Höhe des Kupons? Gebhardt: Wir haben uns natürlich eng mit unseren begleitenden Banken Steubing und IKB beraten und sind so auf die Parameter der Anleihe gekommen. So läuft die Anleihe die standardmäßigen fünf Jahre. Und so fiel auch die Wahl auf den Entry Standard – aus meiner Sicht der Börsenplatz, der sich in dem Segment am besten etabliert hat. GoingPublic: Herr Gebhardt, wir danken Ihnen für dieses aufschlussreiche Gespräch. Das Interview führte Daniela Gebauer. – Incentivierungsprogramme für Führungskräfte – Individuell – Unabhängig – Diskret ANSPRECHPARTNER Prof. Dr. Wolfgang Blättchen Dr. Stephan Mahn Uwe Nespethal BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY T + 49 (0) 71 52. 61 01 94. 0 F + 49 (0) 71 52. 61 01 94. 9 @ [email protected] GoingPublic 11/13 51 www.blaettchen-fa.de Being Public/Investor Relations Serie: Familienunternehmen an der Börse Teil 38: Sixt SE – die Familie im Windschatten Wer kennt sie nicht, die prominenten Köpfe, die uns von Plakatwänden und Zeitungsanzeigen entgegenspringen: Angela Merkel mit zerzaustem Haar nach einer Cabriofahrt, Oskar Lafontaine als Mitarbeiter des Kabinetts Schröder „in der Probezeit“. Und dahinter steckt meist ein Name: der Autovermieter Sixt. Was wie ein netter Gag im Vorbeigehen wirkt, ist Teil einer ausgeklügelten Werbestrategie, bei der Firmenchef Erich Sixt persönlich mitmischt. Als Erich Sixt 1969 in dritter Generation in das Familienunternehmen seines Vaters einstieg, traf er dort auf 200 Leihautos. Dabei sollte es nicht bleiben – sein Ziel war stets Wachstum. 1970 nahm er Lkws Werbekampagne von Sixt mit Angela Merkel im Jahr 2001 Foto: Sixt SE in die Flotte auf, 1976 stieg seine heutige Ehefrau Regine in das Unternehmen ein und brachte Verträge mit großen Fluglinien und Hotelketten land voran. Es beginnt die europaweite Kooperation mit unter Dach und Fach. Ein Jahr später schon eröffnet Sixt der Deutschen Lufthansa, auch die Deutsche Bahn kann Stationen an allen bedeutenden Flughäfen Deutschlands. gewonnen werden. Bereits 1997 kann sich Sixt DeutschDoch Erich Sixt muss gemerkt haben, dass diese Art orga- lands Autovermietung Nr. 1 nennen: Sie hat 1.000 Vernischen Wachstums ziemlich bald an ihre Grenzen stoßen mietstationen in ganz Europa und ist an Verkehrsflughäfen u.a. in Marokko, Israel, Neuseeland und La Réunion würde. Was er brauchte, war: Kapital. 1986 erfolgte der vertreten. Doch damit nicht genug: Schritt für Schritt Börsengang des Familienunternehmens. „Nicht, um werden weitere Airlines für Kooperationen hinzugewonKasse zu machen“, wie er in einem späteren Interview sagte, sondern um die Expansion zu finanzieren. nen, für den Markteintritt wird u.a. ein internationales Franchisenetz aufgebaut. 2006 umfasst dies mehr als 50 Länder. 2007 kamen erste Vermietstationen in China, seit Mit der ging es dann auch schon kurz danach weiter. 1986 übernimmt Regine Sixt die Leitung des International 2011 erfolgt die Expansion in die USA. Zum 100-jährigen Firmenjubiläum 2012 erzielt der Konzern eines seiner Marketing Department und treibt den Sprung ins Ausbesten Umsatzergebnisse: knapp 1,6 Mrd. EUR. Weltweit waren insgesamt 138.500 Fahrzeuge im Namen von Sixt Sixt SE – Geschäfts- und Kennzahlen unterwegs. 2012 2013e 2014e Umsatz* 1.596 1.588 79 80 94 EPS 1,64 1,66 1,95 KGV 9,6 9,7 8,3 Nettoergebnis* 1.654 *) in Mio. EUR; Quelle: GoingPublic Research, Unternehmensangaben, Bankhaus Lampe Mit 60,1% hält die Vermögensverwaltung Erich Sixt überproportional viele Aktien des Unternehmens. Die restlichen 39,9% befinden sich im Free Float. Aktionäre können sich über die positive Entwicklung des Unternehmens freuen: 2012 betrug die Ausschüttungsquote 61%. Sixt SE – Kurzprofil Branche Transport/Automobilvermietung Zentrale Pullach (Bayern) Größte Anteilseigner Erich Sixt Vermögensverwaltung (ca. 60%), Streubesitz (ca. 40%) Quelle: Unternehmensangaben, eigene Recherchen 52 GoingPublic 11/13 Immer auf der Höhe der Zeit Doch nicht nur der unbedingte Wille zu Wachstum trieb Sixt zu solchen Höhenflügen. Das Unternehmen aus dem oberbayerischen Pullach war auch schon immer Pionier auf seinem Gebiet. Gegründet wurde die Autovermietung Sixt ist der weltweit erste Anbieter, der Autos per App übers iPhone vermietet. Foto: Sixt SE Auch der Rest der Familie ist fest ins Unternehmen eingebunden: Neben Regine Sixt sind mittlerweile auch die beiden Söhne Alexander und Konstantin in Führungspositionen vertreten. Über Nachfolgepläne ist noch nichts bekannt, doch es ist davon auszugehen, dass bei der engen Verbindung von Familie und Marke Sixt der Nachfolger in den eigenen Reihen bereitsteht. Sixt Stammaktien (WKN: 723132) EUR Euro 1912 als erste ihrer Art in Deutschland, 1948 sorgte sie dafür, dass Taxis erstmals mit Funkgeräten aus den USA ausgestattet wurden. 1995 war Sixt als erste deutsche Autovermietung im Internet vertreten, 2008 dann die nächste Premiere: Sixt ist der weltweit erste Anbieter, der Autos per App übers iPhone vermietet. Auch mit seiner Premium Carsharing-Flotte DriveNow, die in Kooperation mit BMW betrieben wird, bewies Sixt Weitsicht: Der für seine Nachhaltigkeit ausgezeichnete Service hat mittlerweile 100.000 registrierte Nutzer und ist neben anderen Carsharing-Größen wie dem DaimlerProjekt Car2Go drittgrößter Player am Markt. Seit 2012 wird der Service auch in San Francisco angeboten. 18,00 16,00 14,00 12,00 10,00 (c) Tai-Pan Kurs:20,54 9,00 Stück 150.000 0 LOG 2010 04.01.2010 2011 Umsatz:14.378 2013 18.10.2013 2012 972 Kurse Fazit Durch das überdurchschnittliche Engagement der kompletten Familie hat es Sixt zu einem der Größten seiner Branche geschafft. Sie hat das Unternehmen fest im Griff, was sich nicht nur in den Mehrheitsverhältnissen widerspiegelt. In einem Interview sagte Erich Sixt einmal, der Erfolg guter Werbung bestehe darin, „den Markt dauerhaft zu penetrieren“. Es ist davon auszugehen, dass er das noch eine gute Weile tun wird. Verena Wenzelis Bisher vorgestellt im Rahmen der Serie „Familienunternehmen & Börse“ Sixt versteht es immer wieder, aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse für die eigene Werbung zu nutzen. Foto: Sixt SE Faktum Familie Kreativer Vordenker des Konzerns ist Vorstandsvorsitzender Erich Sixt, der mit seinen 69 Jahren noch lange nicht ans Aufhören denkt. Eine Trennung von Beruf und Freizeit findet bei ihm praktisch nicht statt, 16-StundenTage sind die Regel. Dadurch ist er aber auch ständig parat, wenn sich neue Skandälchen für die berühmte Werbestrategie von Sixt auftun: Legendär sind die Verballhornungen von Personen des öffentlichen Lebens, aus denen Sixt interessante Slogans für die eigene Marke Albert Reiff GmbH & Co. KG (6/2012), Axel Springer AG (4/2011), Bauer AG (2/2011), Bechtle Ag (6/2013), Beiersdorf AG (11/2011), Bijou Brigitte AG (4/2010), Biotest AG (7/2012), BMW AG (8-9/2011), Daldrup & Söhne AG (8/2013), Douglas Holding AG (4/2013), Drägerwerk AG & Co. KGaA (7/2010), Dürr AG (11/2012), Edel AG (5/2012), ElringKlinger AG (8-9/2012), Eyemaxx Real Estate AG (4/2012), Fielmann AG (10/2010), Fresenius SE (1/2011), Fuchs Petrolub AG (8-9/2010), Gerry Weber (2/2013), Grenkeleasing AG (10/2011), H&R Wasag AG (3/2011), Henkel AG & Co. KGaA (12/2011), Kromi Logistik AG (1/2012), Krones AG (3/2010), KTG Agrar AG (5/2011), KWS Saat AG (5/2010), Mayr-Melnhof Karton AG (1/2013), Merck KGaA (7/2011), MLP AG (11/2010), MPC Capital AG (5/2013), OHB AG (12/2012), Rational AG (10/2012), Rudolf Wöhrl AG (10/2013), United Internet AG (12/2010), Volkswagen AG (6/2011), Vossloh AG (2-3/2012), Wacker Chemie AG (6/2010) GoingPublic 11/13 53 Being Public/Investor Relations kreiert. Doch manchmal schießt der Senior damit übers Ziel hinaus: Nachdem der unfreiwillige Psychiatrieinsasse Gustl Mollath für ein Zitat herhalten musste, entschuldigte er sich persönlich. Doch Werbung ist bei Sixt „Chefsache“, und sie trug maßgeblich zum Bekanntheitsgrad der Marke bei. International effektiv kommunizieren Cultural Intelligence stellt die Weichen für IR-Kommunikation, die auch am anderen Ende der Welt verstanden wird DIRK IR-Corner Von Mike Münch, Managing Partner, Burton, Münch & Partner Ob San Francisco, Stuttgart oder Shanghai: Wir kleiden und schminken uns anders, stehen anders oder gar nicht Schlange, haben eine Streit- oder eine Konsenskultur, empfinden das Zeigen von Gefühlen als Stärke oder als Schwäche, finden es höflich oder zudringlich, dem Gesprächspartner in die Augen zu schauen, erachten Hierarchien als positiven Ordnungsrahmen oder als hinderlich, sind gerne in der Gruppe unterwegs oder lieber individuell, sind voll durchstrukturiert oder improvisieren lieber… Gleichmacherei unerwünscht Die Annahme, dass ein bestimmter professioneller Background, ein gemeinsames Thema, eine vergleichbare akademische Ausbildung die Unterschiede zwischen „uns“ ausgleichen würden, kann sich für ein Unternehmen als teurer Trugschluss erweisen. Natürlich gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes. Aber eine Handvoll subtiler und nicht ganz so subtiler Unterschiede hat letztlich einen signifikanten Einfluss auf die Rezeption eines Textes, der ja nicht nur informieren, sondern in der Regel auch Anlegerverhalten beeinflussen soll. Wir haben recht – die anderen aber auch Die eine oder andere US-amerikanische Pressemeldung in deutscher Übersetzung (oder besser noch im Original) löst häufig Reaktionen aus wie „Nicht sachlich genug“, „merkwürdiger Aufbau“, „viel zu werblich“. Mit der Konsequenz, die Aussagen zumindest stark zu relativieren. Wir haben jedes Recht, das so zu empfinden. Aber warum bilden wir uns ein, dass unsere HerangehensMeinung weise an Pressearbeit und Aufbereitung von Informationen bei den Amerikanern (oder extremer noch: bei den Chinesen) so ankommt, wie wir das meinen? Vielleicht befremdet der uns vertraute Aufbau eines Textes unsere spanische Zielgruppe? Vielleicht durchdringt eine deutsch gedachte (und geschriebene oder übersetzte) Pressemeldung nicht das höhere Grundrauschen in den USA? Mike Münch Noch viel zu oft behandeln Unternehmen ihre internationalen Zielgruppen in der Kommunikation wie ein lästiges Anhängsel, so als ob der einzige Unterschied zwischen einem deutschen und einem chinesischen Rezipienten die hübschen Schriftzeichen wären. Hier sind eine Auseinandersetzung mit den interkulturellen Realitäten und ein aktives Umdenken bei IR-Professionals und Kommunikationsagenturen gefordert. Eine lokalspezifische Ansprache bringt klare Vorteile, zeigt sie doch, dass man seine Investoren und ihre Anforderungen kennt, versteht und respektiert. All das sind Überlegungen, denen man sich je nach Medium und Zielgruppe stellen muss, um – teilweise mit unterschiedlichen Mitteln – dasselbe in anderen Kulturkreisen zu erreichen. Mehr als nur Übersetzung Investor Relations sollte die kulturellen Unterschiede zwischen einzelnen Ländern berücksichtigen, um grenzüberschreitend im intendierten Sinne wirken zu können. Das Bild ist ein Auszug aus folgenden Publikationen: ©Yang Liu ‘Ost trifft West’ (east meets West), Hermann Schmidt Verlag Mainz, 2013, 9th Print, ISBN 978-3874397339 ©Yang Liu ‘East meets West-Memory’ Game, Ravensburger 26573, 2013 www.yangliudesign.com 54 GoingPublic 11/13 Die Herausforderung lässt sich mit einem Kompendium „der richtigen IR-Begrifflichkeiten in 27 Sprachen“ nicht in den Griff bekommen, denn im Kern geht es um viel mehr als die grammatikalisch und idiomatisch „richtige“ Übersetzung national gedachter und entwickelter Kommunikation. Die Einschätzung, dass eine Übersetzung ähnlich einer mathematischen Gleichung nach dem Schema 1 + 1 = 2 funktioniert, gehört jedoch zu den am weitesten verbreiteten Missverständnissen. Weiche Faktoren Immer stärker in den Fokus rücken „weiche“ Kommunikationsaspekte: Wer den Kapitalmarktteilnehmer in Kopf und Bauch erreicht, erreicht mehr. Was das für die internationale IR-Praxis bedeutet, kann man sich leicht ausmalen. Unsere unterschiedliche kulturelle Grundprägung verlangt – selbst in einem von Fakten und Kennzahlen bestimmten Umfeld – ein präzises Feintuning jeglicher Kommunikation. Ob Pressemeldung, Finanzanzeige, Hauptversammlungseinladung, Website oder Geschäftsbericht: Assoziative und imagebildende Elemente, Interpretationsspielräume, Farb- und Bildwelten etc. müssen mit Augenmaß gemanagt und sensibel „adaptiert“ werden. Denn leicht daneben ist in der grenzüberschreitenden Kommunikation leider oft eben schwer daneben. Wenn neben Fachkompetenz und einer professionellen „Schreibe“ auch ein solides Wissen um die Unterschiede zwischen den verschiedenen Kulturen gegeben ist, kann Kapitalmarktkommunikation auch in der Übersetzung Wert schöpfen: die Adressaten mitnehmen, Sympathie schaffen, kulturbedingte Verständnislücken oder -divergenzen schließen, im Unternehmenssinne informieren, kommunikationsstrategisch lenken, auf Markenwelten einzahlen und die Identität des Unternehmens adäquat widerspiegeln. DIRK-Veranstaltung Seminar „Interkulturelle Kommunikation am Kapitalmarkt“ am 4./5. Dezember 2013 in Frankfurt am Main in Kooperation mit EnglishBusiness. Die Kommunikation in der Finanzwelt ist eine Herausforderung. Das Zielpublikum ist kritisch, der Inhalt oft komplex und die Botschaft unterscheidet sich je nach Situation und Zielgruppe. Darüber hinaus erfolgt die Kommunikation häufig mit multikul turellen Zielgruppen – bei über 60% des DAX-Kapitals in ausländischer Hand ist das nicht überraschend. Worin liegt der Unterschied bei internationaler Kommunikation? Kann ich ein internationales Publikum mit Fakten und Zahlen überzeugen oder brauche ich eine andere Strategie? Wie bleibe ich bei internationalen Meetings authentisch und glaubwürdig? Indem wir den Fokus auf eine Vielzahl von Kommunikationsfähigkeiten legen, statten wir Finanzvorstände und IR-Verantwortliche mit Tipps und konkreten Werkzeugen aus, um diese komplexen Herausforderungen zu meistern. Wesentliches Ziel ist dabei eine konkrete und praxisorientierte interkulturelle Kommunikation. Interessenten erhalten weitere Informationen unter [email protected]. Kontakt: Fazit Der Einfluss der uns prägenden Kultur auf Wahrnehmung, Verhalten und Sprache ist evident, ihre Wirkung auf die Kommunikation hinreichend erforscht und belegt. Es ist an der Zeit, die Erkenntnisse der Wissenschaft praktisch und nutzbringend anzuwenden. DIRK – Deutscher Investor Relations Verband e.V. Reuterweg 81 60323 Frankfurt T. +49 (0) 69.9590 9490 F. +49 (0) 69.9590 94999 [email protected] www.dirk.org GoingPublic 11/13 55 DIRK IR-Corner Es gilt, eine stärker identifikationsstiftende Ansprache zu realisieren, als dies mit einer wörtlichen Übersetzung möglich wäre. Das bedeutet keinesfalls Carte blanche für interpretatorische Freiheiten: Die präzise Abbildung der Inhalte ist oberstes Gebot. Es bedeutet aber eine an die Usancen der Zielgruppe angepasste Ansprache: Schließlich wollen sich deutsche Unternehmen über ihre Erzeugnisse – nicht über eine teutonische Tonalität – differenzieren. Being Public/Investor Relations Zukunft braucht Ziele Wie die DAX30-Unternehmen die Zukunft planen Von Jens Hecht, CFA, Vorstand, Kirchhoff Consult AG „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ (Karl Valentin). Seit Ausbruch der Finanzkrise konnte der deutsche Aktienindex (DAX) über 120% zulegen. Doch wie steht es um die Zukunft der Unternehmen? Werden Anleger ausreichend informiert? Die börsennotierten Unternehmen publizieren hierfür Prognoseberichte. Obwohl die DAX-Konzerne auch für das Geschäftsjahr 2012 wieder umfangreiche Geschäftsberichte vorgelegt haben, die in der Regel mehrere hundert Seiten lang sind, blieben die Prognosen, und damit einer der entscheidenden Indikatoren für Investmententscheidungen, allzu oft von nur mäßiger Aussagekraft. In einer Analyse von Kirchhoff Consult in Kooperation mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) schafften es nur sieben Unternehmen in die höchste Transparenzstufe. 17 Unternehmen fielen in die mittlere Transparenzklasse und sechs Unternehmen wurden aufgrund schlechter Prognoseberichterstattung in die niedrigste Transparenzklasse eingestuft. Analysiert wurden qualitative und quantitative Angaben zum erwarteten Konzernergebnis sowie zur Geschäftsentwicklung in dem Kapitel „Ausblick“ („Prognosebericht“) im jeweiligen Lagebericht. Die quantitativen Jens Hecht Angaben zum Konzernergebnis fielen bei der Bewertung besonders ins Gewicht. Durch den Vergleich der Prognose mit den Ist-Werten können die Kapitalgeber erkennen, inwieweit die Unternehmensleitung ihre Abb. 1: Prognoseberichterstattung DAX30-Unternehmen 2012 Ziele erreicht hat und inwieweit sich ChanHohe Transparenz Niedrige Transparenz Mittlere Transparenz cen am Markt verwirkBASF Allianz Adidas lichen lassen. Der Beiersdorf Continental Bayer Commerzbank Deutsche Post BMW Prognosebericht dient Deutsche Lufthansa Deutsche Telekom Daimler der Transparenz und HeidelbergCement Fresenius SE Deutsche Bank dem Vertrauen in die Merck Münchener Rück Deutsche Börse Siemens Fresenius Medical Care UnternehmensentE.ON wicklung. Der PrognoHenkel sebericht ist ähnlich Infineon K+S wie der NachtragsLanxess bericht fakultativ und Linde somit AuslegungsRWE SAP sache – abgesehen Thyssen Krupp von DRS 15 und seit Volkswagen Kurzem DRS 20 jedoch ohne umfangreiches Regelwerk für die Ausgestaltung. Quelle: Kirchhoff Consult 56 GoingPublic 11/13 BDO CHINA DESK THE COMPETENT PARTNER FOR YOUR CHINA BUSINESS Abb. 2: Umfang der Prognoseberichte Unternehmen Seitenzahl Unternehmen Seitenzahl 10 adidas 7 Fresenius Allianz 13 Fresenius Medical Care 7 BASF 7 Heidelberg Cement 10 Bayer 5 Henkel 3 Beiersdorf 1 Infineon 11 BMW 4 K+S 13 Commerzbank 13 Lanxess 6 Continental 8 Linde 4 Daimler 7 Merck 7 Deutsche Bank 9 Münchener Rück 9 Deutsche Börse 9 RWE 5 Deutsche Lufthansa 4 SAP 6 Deutsche Post DHL 13 Siemens 8 Deutsche Telekom 14 ThyssenKrupp 7 E.ON 4 Volkswagen 10 Quelle: Kirchhoff Consult Die Unternehmen wurden in der Analyse in drei Kategorien gegliedert: niedrige Transparenz, mittlere Transparenz und hohe Transparenz. Dabei wurde auf den quantitativen Ausblick für 2013 geachtet sowie auf die detaillierten qualitativen Angaben zur künftigen Entwicklung. Prognosen zur Konzernentwicklung (z.B. Investitionen, Finanzierung, F&E, Personal) wurden ebenso berücksichtigt wie Angaben zur Gesamtwirtschaft und der jeweiligen Branchenentwicklung. hohe Transparenzkategorie. 17 Unternehmen fielen insgesamt in die Kategorie „Mittlere Transparenz“. Zwar verringerte sich die Zahl der Unternehmen mit niedriger Transparenz zum Vorjahr (neun), so sind es doch noch sieben Gesellschaften, die ungenügende Angaben in ihrem Prognosebericht machen. Jene Unternehmen verzichten weitgehend auf quantitative Angaben, insbesondere auf eine Ergebnisprognose. Masse ist nicht gleich Klasse Sieben DAX-Konzerne erhielten das Prädikat „Hohe Transparenz“ für ihre Prognoseberichterstattung: Allianz, Continental, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Fresenius, Münchener Rück sowie Siemens. Neu einbezogen wurden Continental und Lanxess als DAXAufsteiger. Beide Unternehmen schafften es auf Anhieb in die mittlere bzw. Mit durchschnittlich 7,8 Seiten sind die Prognoseberichte inzwischen sehr umfangreich. Einige Unternehmen sind bei der Prognoseberichterstattung sehr effizient wie etwa Henkel und E.ON: Mit vier bzw. drei Seiten schaffen es die beiden Unternehmen aus Düsseldorf bereits in die mittlere Transparenzkategorie. Der kürzeste Ausblick GoingPublic 11/13 57 Our China Desk can assist you in entering the Chinese market or in developing your business in China further. The team consisting of German and Chinese experts will guide you from concept development to implementation. The team members of our China desk in Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf have not only deep understanding of the local market and the Chinese language; they also have profound knowledge of typical local problems and can analyze them well. 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Dennoch ist der Umfang des Textes nicht entscheidend. Commerzbank und Heidelberg- Durch den Vergleich der Prognose mit den Ist-Werten können die Kapitalgeber erkennen, inwieweit die Unternehmensleitung ihre Ziele erreicht hat und inwieweit sich Chancen am Markt verwirklichen lassen. Foto: PantherMedia / Frank Peters 58 GoingPublic 11/13 Cement schreiben Berichte mit einer Länge von 13 bzw. 10 Seiten, landen aber dennoch in der unteren Transparenz (siehe Abb. 2). Ergebnisse im Detail Die Art der Ergebnisprognose ist nicht einheitlich: So geben nur neun der DAX30- Unternehmen eine konkrete Zielgröße in Bezug auf das erwartete Ergebnis an, darunter die Deutsche Telekom: „Nicht zuletzt aufgrund erforderlicher Marktinvestitionen im Zusammenhang mit dem Vertrag mit Apple wird für das bereinigte EBITDA 2013 im Konzern mit etwa 18,4 Mrd. EUR ein Rückgang gegenüber dem Geschäftsjahr 2012 erwartet.“ (Deutsche Telekom, Geschäftsbericht 2012, S. 181) Zwölf DAX-Unternehmen entschieden sich in puncto Ergebnisprognose für eine Korridorlösung. Neun Konzerne äußern in ihren Geschäftsberichten lediglich eine Tendenz bezüglich der Ergebnisentwicklung. Dies führt zu sehr vagen Aussagen wie z.B.: „Bei ansonsten gleichbleibenden Rahmenbedingungen geht die Lufthansa Group nach heutiger Einschätzung für 2013 dennoch von einem Umsatz über Vorjahr und einem operativen Ergebnis über dem berichteten Ergebnis für das Geschäftsjahr 2012 aus.“ (Lufthansa, Geschäftsbericht 2012, S. 121) Unternehmen in der Kategorie „Hohe Transparenz“ geben zahlreiche Planungsgrößen preis. Die Deutsche Telekom gibt zum Beispiel langfristige Prognosen, die teilweise bis 2015 reichen. Es werden zudem Ziele bezüglich der Konzernergebnisse und der einzelnen Segmente genannt. Eine Beschreibung der künftigen Liquidität ist ebenso vorhanden wie Investitionsplanungen und quantitative Aussagen zur Dividende. Des Weiteren listet die Deutsche Telekom mögliche Einflussfaktoren und deren Wirkung auf das Ergebnis auf (siehe Abb. 4). Die Namensaktie. Abb. 4: Deutsche Telekom – Auszug aus dem Geschäftsbericht 2012 Bewährte Verfahren, innovative Umsetzung. Sie kennen die Namen Ihrer Aktionäre, ADEUS kennt alle Facetten der Namensaktie. Wir bieten Ihnen Full Service zur konsequenten Nutzung aller Vorteile der Namensaktie für Ihr Unternehmen und Ihre Aktionäre. * Ausgewählte Parameter Quelle: Kirchhoff Consult Die Commerzbank hingegen hat deutliches Optimierungspotenzial. Das Unternehmen landete in der niedrigsten Transparenzklasse, da nur wenige konkrete und messbare Zielsetzungen vom Unternehmen berücksichtigt worden sind. Im 13-seitigen Prognosebericht der Commerzbank finden sich keinerlei quantitative Ziele bezüglich des Konzernergebnisses für 2013 oder Angaben zum künftigen Umsatz. Es werden weder Angaben zur künftigen Finanzlage noch zur Dividende gemacht: Der Kapital geber wird weitgehend im Dunklen gehalten. Fazit Unternehmen sind gut beraten, den Prognosebericht als Medium für das Erwartungsmanagement zu verstehen. Gutes Erwartungsmanagement kann Schwankungen beim Aktienkurs dämpfen. Für Anleger ist die Zurückhaltung mancher Unternehmen alles andere als erfreulich. Schließlich sind die Prognoseaus sagen eine wichtige Hilfe, wenn es darum geht, Investitionsentscheidungen zu treffen. Hier wird sich zeigen, ob die neuen, verschärften Regeln des DRS 20 zu einer höheren Transparenz im Prognosebericht führen. GoingPublic 11/13 59 Registerführung Aktionärsstrukturanalyse Auskunftsverlangen Investor Relations & Management Reporting Hauptversammlung Proxy Solicitation Aktienregister STARiS® Online-Service STARvote www.adeus.com Being Public/Investor Relations ESG wichtig – aber nicht für den Kapitalmarkt Aktuelle Ergebnisse des IR-Panels* Von Henryk Deter, Vorstand, cometis AG Die einen nennen es ESG (Environment, Social, Governance), der Nächste spricht von CSR (Corporate Social Responsibility), andere schlicht von Nachhaltigkeit. Trotz eines fehlenden einheitlichen Begriffs sind sich viele Experten schon seit Jahren über einen Bedeutungszuwachs ökologischer und sozialer Belange sowie guter „Governance“ in der Unternehmenslandschaft einig. Einige aktuelle Entwicklungen nahm cometis zum Anlass, in der aktuellen Runde des IR-Panels ein Stimmungsbild über den Stellenwert von ESG in den IR-Abteilungen deutscher Aktiengesellschaften einzuholen. Wieder verstärkt in den Fokus gerückt ist die seit Jahren schwelende Thematik jüngst durch die Herausgabe eines Best Practice Guides durch die Deutsche Börse, der mit sieben Empfehlungen für eine investorenfokussierte Berichterstattung im Bereich ESG aufwartet. Dabei handelt es sich wie bei den zahlreichen existierenden Standards zu nachhaltigkeitsorientiertem Management bzw. der ESG-Berichterstattung um einen freiwilligen Orientierungsrahmen. Gemäß HGB sind veröffentlichungspflichtige deutsche Unternehmen zwar dazu angehalten, die bedeutsamsten nicht finanziellen Leistungsindikatoren in ihren Konzernlagebericht einzubeziehen, soweit sie für das Verständnis des Geschäftsverlaufs und der Lage des Konzerns von Bedeutung sind. Auch besteht nach Henryk Deter den Deutschen Rechnungslegungsstandards (DRS) 20 erstmals die Möglichkeit, innerhalb des Konzernlageberichts einen gesonderten Abschnitt zur Nachhaltigkeit zu integrieren. Doch die Beurteilung, ob derlei nicht finanzielle Indikatoren für das Verständnis relevant sind *) Die vollständige Auswertung der Befragung kann kostenfrei unter [email protected] angefragt werden. Abb. 1: Weshalb spielt ESG eine Rolle in Ihrer IR-Arbeit? (Mehrfachantworten möglich)* 58% 53% 52% 50% 44% 42% 40% 37% 33% 37% 32% 32% 33% 32% 28% 26% 24% 21% 17% 17% 20% 17% 16% 12% 0% Es entspricht dem ESG ist Bestandteil In unserer Branche ist es heutigen unserer wichtig, über ESG Bericht Unternehmensstrategie zu erstatten - Stakeholder gesellschaftlichen Zeitgeist, als und wird vom Topverlangen danach Unternehmen darüber zu Management berichten nachdrücklich verfolgt Gesamt Index Wir sehen darin eine Möglichkeit, uns im Wettbewerb am Kapitalmarkt zu positionieren 0% Es bestehen nationale / internationale Standards, an denen wir uns orientieren können Wir sehen darin eine Möglichkeit, uns im Wettbewerb am Absatzmarkt zu positionieren Sonstiges Kein Index *) Frage richtete sich an die Teilnehmer, die angaben, sich entweder dauerhaft oder zumindest fallweise innerhalb der IR-Abteilung mit ESG-Themen zu beschäftigen. Quelle: cometis 60 GoingPublic 11/13 0% Die Verfolgung von ESG Es ist heute besser möglich, ESG-Faktoren zu wirkt sich unserer Einschätzung nach positiv quantifizieren auf die Unternehmensbewertung durch den Kapitalmarkt aus und somit darüber informiert wird, obliegt nach wie vor den Unternehmen selbst. Die Europäische Kommission ist von solchen ausschließlich auf Freiwilligkeit basierenden Ansätzen anscheinend weniger überzeugt und veröffentlichte jüngst einen Richtlinienvorschlag, wonach Unternehmen ab einer bestimmten Größenordnung künftig dazu verpflichtet würden, einmal jährlich ihre Aktivitäten und Grundsätze im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung offenzulegen. Tun die betroffenen Unternehmen dies nicht, müssten sie die Gründe hierfür in ihren Lageberichten erläutern. ESG gehört in die IR – ist jedoch noch nicht fest etabliert „Nachhaltigkeit und Transparenz spielen heute eine wichtige Rolle für die Bewertung eines Unternehmens und sind ausschlaggebend für die Anlageentscheidung von Investoren“, zitiert die Ausgabe 10/2013 des GoingPublic Magazins Dr. Martin Reck, Managing Director Cash Market der Deutsche Börse AG. Demnach sollten ESG-Themen gerade in der IR-Arbeit eine große Rolle spielen. Doch nur 22% (Indexwerte: 33%) der am Panel teilnehmenden IR-Manager zählen ESG schon heute zu einem festen Aufgabenbereich ihrer Abteilung. Ein weiteres Drittel setzt sich nur damit auseinander, sofern es externe oder interne Anfragen gibt – womit ESG-Themen bei 45% der teilnehmenden IR-Abteilungen noch immer gar keine Rolle spielen (Nicht-Indexwerte: 66%). Immerhin: wenn ESG, dann in der IR – nur 2% gaben an, dass ESG-Berichterstattung in ihrem Unternehmen in einem anderen Bereich angesiedelt sei. Noch kein Glaube an bessere Unternehmensbewertung Doch auch die IR-Verantwortlichen, die das Thema kontinuierlich oder zumindest fallweise bearbeiten, sind mehrheitlich nicht der Überzeugung, damit die Unternehmensbewertung durch den Kapitalmarkt zu steigern. Nur 20% (Nichtindexwerte: 0%) sehen dies als Triebfeder ihrer Auseinandersetzung mit der Thematik. Mehrheitlich verneint wird andererseits aber auch der Einsatz von ESG als reinem Marketing- oder gar „Greenwashing“Instrument. Dagegen geben 52% an, die Berichterstattung entspreche dem heutigen Zeitgeist, bei 44% der Unternehmen ist sie generell in der Unternehmensstrategie verankert. Eine durch ihre Branchenzugehörigkeit bestimmte Nachfrage der Stakeholder nach ESG-Informationen sehen 40% der Umfrageteilnehmer. Dies trifft insbesondere auf Chemie/Rohstoffe, Energieversorgung sowie Banken/Versicherungen/Finanzdienstleistungen zu. Während die beiden erstgenannten Branchen sich den Ergebnissen des IR-Panels zufolge dabei vor allem mit ökologischen Belangen auseinandersetzen, sind es in der Finanzbranche verstärkt Themen der Unternehmensführung. Schleppende Nachfrage nach ESGThemen Nahezu die Hälfte der IR-Abteilungen, die sich derzeit noch nicht mit ESGThemen beschäftigen und es auch künftig nicht planen, führt dies auf eine nicht oder kaum vorhandene GoingPublic 11/13 61 Abb. 2: Auf einer Skala von 1 bis 5, wie hoch ist Ihren Erfahrungen nach der ESG-Informationsbedarf einzelner Anspruchsgruppen?* 1 = nicht vorhanden / 5 = sehr hoch (Durchschnittswerte) 3,29 3,50 3,43 3,25 Being Public/Investor Relations 3,00 3,40 3,16 3,14 3,10 3,05 2,87 2,842,812,90 2,76 2,81 2,95 2,78 2,50 NGOs Gesamt Medien Index Kunden Öffentliche Institutionen / Behörden Mitarbeiter / Betriebsrat / Gewerkschaften Analysten / Ratingagenturen 2,95 2,90 2,40 Institutionelle Investoren 2,442,50 2,44 2,23 Private Investoren 2,30 Zulieferer Kein Index *) Frage richtete sich an die Teilnehmer, die angaben, sich entweder dauerhaft oder zumindest fallweise innerhalb der IR-Abteilung mit ESG-Themen zu beschäftigen oder planen, dies künftig zu tun. Quelle: cometis Nachfrage seitens der Financial Community zurück. Bei Nicht-Indexwerten sind dies sogar zwei Drittel der Teilnehmer. Wer muss sich zuerst bewegen? Die IR-Abteilungen mit nutzbaren Informationen oder die Financial Community mit konkreten Nachfragen? Hier stellt sich die Henne-oder-Ei-Frage. Teilnehmer, die im Bereich ESG aktiv sind oder dies planen, schreiben den intensivsten Informationsbedarf mit NGOs, Medien und Kunden interessanterweise Stakeholdern außerhalb der Financial Community zu. Analysten bzw. Ratingagenturen und Investoren wird ein vergleichsweise geringes Interesse attestiert. Uneinigkeit über verpflichtende Berichterstattung „Tue Gutes und rede darüber“? Das gilt anscheinend nicht zwangsläufig im Bereich ESG. 27% der Teilnehmer gaben ab, derzeit keine ESG-Berichterstattung vorzunehmen. Gut ein Viertel der Teilnehmer belässt es noch bei einzelnen Ausführungen, entweder im Imageteil oder dem prüfungsrelevanten Teil des Geschäftsberichts. Immerhin 42% veröffentlichen einen gesonderten Nachhaltigkeitsbericht (20%) oder integrieren diesen im Rahmen eines „Integrated Reporting“ in ihren Geschäftsbericht (22%). Von allen über ESG-Themen berichtenden Gesellschaften gaben 52% an, sich an mindestens einem der bestehenden Standards zu nachhaltigkeitsorientiertem Management oder der Berichterstattung zu orientieren. Mit Abstand am häufigsten werden hierzu die GRI-Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) genutzt. Wäre es eventuell ein Ansatz, zu einer solchen Berichterstattung zu verpflichten, wie von der Europäischen Kommission angedacht? 44% der Teilnehmer lehnen dies ab – interessanterweise sogar die Indexunternehmen zu einem höheren Anteil (48%). Dagegen begrüßen 29% eine solche Verpflichtung, während sich 27% unentschieden äußern. Abb. 3: An welchen Standards orientieren Sie sich bei Ihrer ESG-Berichterstattung? (Mehrfachantworten möglich)* 82% 50% 48% 36% 32% 15% 9% 18% 18% 9% 12% 14% 12% 0% Wir orientieren uns an keinen Standards Gesamt Global Reporting Initiative (GRI) Index 9% 9% 9% 3% 5% 0% Deutscher United Nations Global DVFA / EFFAS "KPIs Sustainability International Compact for ESG" Accounting Standards Integrated Reporting Nachhaltigkeitskodex Board Council (IIRC) Kein Index * Frage richtete sich an die Teilnehmer, die angaben, eine ESG-Berichterstattung vorzunehmen. Quelle: cometis 62 GoingPublic 11/13 9% 0% 0% 0% Sonstige Fazit haltbar sind – gerade wenn Wettbewerber aus der Branche weniger zurückhaltend sind. IR-Manager werden sich – ganz freiwillig – dann stärker mit ESG auseinandersetzen, wenn sie es auch mit Blick auf die Bewertung des eigenen Unternehmens am Kapitalmarkt für sinnvoll erachten. Der laut dieser Panel-Befragung am häufigsten verwendete ESG-Berichtsstandard, die Leitlinien der GRI, erlaubt über den GRI-Index die Überprüfung, in welchem Maß sich ein Unternehmen an die Empfehlungen gehalten hat. Wenn sich Investoren, Analysten und Ratingagenturen – und zwar nicht nur die auf Nachhaltigkeit spezialisierten – an solchen freiwilligen Standards stärker orientieren und sie im Austausch mit den Unternehmen aktiv einfordern, wird das die Berichtsfreude der IR-Manager in ESG-Themen beflügeln. Denn zwei Drittel von ihnen sind sich schon jetzt in einem Punkt weitgehend einig: Die Bedeutung der Nachhaltigkeitsberichterstattung in der IR wird in Zukunft weiter zunehmen – ob nun als Dienst an der Gesellschaft oder aktiv genutztes Instrument zur Unternehmenswertsteigerung. Anzeige Being Public/IR Heute sind IR-Manager in der Mehrheit offensichtlich noch nicht überzeugt, mit der Verfolgung einer ESGStrategie die Bewertung ihres Unternehmens am Kapitalmarkt positiv beeinflussen zu können. Am häufigsten genannter Beweggrund, Nachhaltigkeitsthemen nicht in die IR einzubeziehen, ist dann auch die kaum oder nicht vorhandene Nachfrage seitens der Financial Community. Ausschlaggebend für eine aktive Auseinandersetzung mit ESG-Themen sind vielmehr von außen bestimmte Motive: Es ist gesellschaftlich so gewollt oder Stakeholder jenseits der Financial Community verlangen danach. Die Europäische Kommission scheint mit ihrem Richtlinienvorschlag diesen äußeren Druck weiter erhöhen zu wollen, lässt den betroffenen Unternehmen aber auch weiterhin die Möglichkeit, nicht über das eigene „ESG-Tun“ zu berichten. Allerdings muss dann im Lagebericht explizit eine Erläuterung zur Unterlassung erfolgen, womit eine Gesellschaft Gefahr läuft, dass die eigenen Argumente gegen ein solches Reporting nur schwer Auf einem guten Weg Kapitalmarkt-Trends Aktuelle Entwicklungen in der Corporate Governance Es ist noch nicht allzu lange her, da war Corporate Governance noch ein Fremdwort – auch von der Bedeutung her für die deutsche Wirtschaft. Inzwischen orientiert sich jedoch die große Mehrheit der börsennotierten Unternehmen an den Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Aber reicht das auch den Investoren? Der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) blickt inzwischen auf eine über zehnjährige Geschichte zurück. In dieser Zeit ist das Regelwerk für gute Unternehmensführung fast jährlich überarbeitet worden. Die letzte Anpassung liegt erst wenige Monate zurück. Eigentlich handelt es sich beim DCGK um ein Soft Law, die Entsprechenserklärung ist für börsennotierte Unternehmen jedoch gesetzlich verankert. Das bedeutet, sie müssen sich entweder an die Grundsätze halten („comply“) oder erklären („explain“), warum sie es nicht tun. Diverses Ein Teil der im DCGK verankerten Vorschriften ist jedoch auch gesetzlicher Natur, hier haben insbesondere börsennotierte Unternehmen auch „harte“ verbindliche Vorgaben zu beachten. Häufig kommt die Vorlage dazu aus Foto: PantherMedia / dirk ercken Brüssel in Form von EU-Richtlinien, die von den nationalen Gesetzgebern umgesetzt werden müssen. Am meisten diskutiert werden derzeit die Vorstandsvergütung und das Thema Diversity. Zwar dreht es sich bei letzterer allgemein um die Vielfalt bei der Besetzung der Führungsgremien in Unternehmen, reduziert wird der Begriff Diversity jedoch in der (deutschen) Öffentlichkeit meist auf die Frauenquote. Schwerpunktthema: Corporate Governance Auf einem guten Weg Aktuelle Entwicklungen in der Corporate Governance Seite 64 Corporate Governance – so wichtig wie noch nie Die Bedeutung von CG für die weitere Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte Harald Bareit, CFA Society Germany Seite 68 „Ein Grund, warum wir die Wirtschaftskrise so gut überstanden haben“ Interview mit Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz, Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex Seite 70 Gehe zurück auf „Los“ Seite 72 Verbindliche Mitsprache der Aktionäre bei der Vorstandsvergütung ist (zunächst) vom Tisch Viel mehr Geld – kaum mehr Frauen Die DSW Aufsichtsratsstudie 2013 Jürgen Kurz, DSW 64 GoingPublic 11/13 Seite 74 Während in der Politik die Meinungen über feste und flexible Quoten auseinandergehen, wird eine gesetzliche Vorgabe in der Wirtschaft mehr oder weniger einhellig abgelehnt. Schließlich habe sich in den letzten Jahren schon einiges getan, was die Vertretung von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten angeht. Das stimmt zwar, allerdings bewegt sich diese Entwicklung auf sehr niedrigem Niveau, wie die aktuelle Aufsichtsratsstudie der DSW zeigt (Seiten 74–75). Wirtschaftsvertreter weisen regelmäßig darauf hin, dass doch die Kompetenz für die Besetzung der Führungsgremien entscheidend sei. Mit anderen Worten, es gebe schlichtweg nicht ausreichend geeignete Kandidatinnen. Befürworter einer Quote halten dem entgegen, dass das Problem bereits in den unteren Führungsebenen beginne. Hier müsse bereits gezielt gefördert werden. Qualifikation und Unabhängigkeit Für Investoren ist die Gender Diversity tatsächlich lediglich ein Nebenkriegsschauplatz. Sie achten eher auf die M&A REVIEW – KENNENLERNANGEBOT Jetzt testen! te Equity ents • Priva en • Divestm ukturierung -review.de nzen • Restr ma lia w. Al • ww n ge Beteiligun ITIONS • & ACQUIS MERGERS gang 24. 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Jahrgang “ 3? 01 o2 wh le! ter, ofi Pr -Bera y0 70 nce Equit . er üb e-Fina ivate- .m n, se rat Pr P u.v res rpo -/ Ad , Co n, VC tB/W 00 en tio /S 1.3 nk ka RA er ntba ni n, Üb tme ommu fte es zk llscha Inv an se Fin Ge is ho „W Corporate-Finance- & Private-Equity-Trends 2013: Zukunft des Euro – Inflation & Deflation – Kapitalmarkt – Private Equity – M&A – Corporate Governance – Mittelstandsanleihen – Expertenumfragen 2013 u.v.m. freier Zugang zum Online-Archiv der M&A REVIEW mit allen veröffentlichten Artikeln seit 1990 Monats kauf Deal des t durch Zu ic wächs Novomat landen er ed Ni in den n Visione – ien und lklemme Media Strateg T CHAF ELLS NGES AKTIE apita hstumsk s der Wac USA Raus au den in g in is Fundra 3 Monate probelesen! Lernen Sie jetzt die führende Fachzeitschrift für M&A Professionals im deutschsprachigen Raum für 60 Euro inkl. Versand kennen! Bitte einsenden an: GoingPublic Media AG . Hofmannstr. 7a . D-81379 München . 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Name, Vorname: Firma: Postfach/Straße: PLZ, Ort, Land: Telefon: Ort und Datum: Fax: E-Mail-Adresse: 1. Unterschrift: Widerrufsgarantie: Dieser Auftrag kann binnen zwei Wochen widerrufen werden. Rechtzeitiges Absenden genügt. Ort und Datum: 2. Unterschrift: GP 11/2013 Kapitalmarkt-Trends Foto: Photodisc Qualifikation und Unabhängigkeit der Kandidatinnen und Kandidaten für den Aufsichtsrat. Inzwischen erhalten sie durchaus auch teils detaillierte Informationen darüber, während man noch vor einigen Jahren schon froh sein konnte, wenn neben dem Namen noch der Beruf des Kandidaten bekannt war. Insgesamt wird das Thema Corporate Governance für Investoren immer wichtiger, wie eine aktuelle Studie zeigt (Seiten 68–69). Obwohl gute Corporate Governance ja im Sinne der Unternehmen selbst ist, hat auch der Druck von „außen“, durch Kodex, gesetzliche Vorgaben und engagierte Investoren, in den letzten Jahren zu deutlichen Verbesserungen bei deutschen börsennotierten Unternehmen geführt. Ein Problem, das nach wie vor besteht, ist eine gewisse Ämterhäufung. Auch hierüber gibt die DSWStudie Aufschluss, die einen Überblick über die einflussreichsten Aufsichtsräte im DAX30 beinhaltet. Vergütung Dabei ist gerade bei großen Unternehmen die Aufsichtsratsvergütung inzwischen so gestaltet, dass mehrere Mandate nicht unbedingt finanziell notwendig sind. Jedoch gilt es in diesem Zusammenhang auch zu berücksichtigen, dass Aufsichtsräte ein hohes Haftungsrisiko bei unternehmerischen Fehlentscheidungen tragen. Stimmrechtsberater und Investoren achten verstärkt darauf, wie viele Mandate Aufsichtsratskandidaten bereits innehaben. Bei der Ausgestaltung der Aufsichtsratsvergütung fungierte der DCGK nicht als Vorreiter. Vielmehr passte sich der Kodex den Entwicklungen in der Praxis an. Nachdem immer mehr Unternehmen den Wünschen angelsächsischer Investoren gefolgt waren, die Vergütung der Aufseher vornehmlich fix zu gestalten, wurde auch der DCGK entsprechend angepasst. Nicht unumstritten ist im Zusammenhang mit dem Aufsichtsrat die Empfehlung einer sogenannten „Cooling-offPeriode“: „Vorstandsmitglieder dürfen vor Ablauf von zwei Jahren nach dem Ende ihrer Bestellung nicht Mitglied des Aufsichtsrats der Gesellschaft werden“, heißt es in Ziffer 5.4.4. des DCGK, „es sei denn ihre Wahl erfolgt auf Vorschlag von Aktionären, die mehr als 25% der Stimmrechte an der Gesellschaft halten.“ Ziel dieser 66 GoingPublic 11/13 Empfehlung ist, die Unabhängigkeit des Aufsichtsrats zu gewährleisten. Allerdings ist in der Praxis umstritten, ob damit auch dem Unternehmen geholfen ist. Denn wer als erfolgreicher Vorstand in den Aufsichtsrat wechselt, dürfte auch weiterhin am Wohlergehen des Unternehmens interessiert sein. Kritisch wird es allerdings, wenn er mit Entscheidungen aus seiner Zeit im Vorstand konfrontiert wird. Auch dies war sicher ein Grund für die zitierte DCGK-Empfehlung, der allerdings auch vorliegt, wenn 25% des stimmberichtigten Kapitals einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. Kein Änderungsbedarf Obwohl es zu einigen Empfehlungen des DCGK also unterschiedliche Ansichten gibt, sieht der neue Vorsitzende der Regierungskommission, Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz, aktuell keinen großen inhaltlichen Änderungsbedarf im Kodex, wie er im Interview mit dem GoingPublic Magazin erläutert (Seiten 70–71). Dadurch, dass die Geschäftsstelle des DCGK ab sofort beim Deutschen Aktieninstitut angesiedelt ist, verspricht sich Gentz eine nachhaltige Basis für die Arbeit der Kommission. Insgesamt sieht er Corporate Governance in Deutschland auf einem guten Weg. Auf diesem befand sich kurz vor der Bundestagswahl auch ein Gesetz, das der Hauptversammlung eine stärkere Mitsprache bei der Vorstandsvergütung gewährt hätte. Der bereits im Bundestag verabschiedete Entwurf scheiterte jedoch im Bundesrat. Das Gesetz hätte den Aufsichtsrat von seiner Verantwortung für die Vorstandsgehälter mehr oder weniger entbunden, weswegen es in der Praxis auch kritisiert wurde (mehr auf den Seiten 72–73). Fazit Corporate Governance wird großgeschrieben – sowohl bei Unternehmen als auch bei Investoren. Das war nicht immer so, doch war es insbesondere der Druck internationaler Aktionäre, der deutsche Unternehmen zu einer besseren Corporate Governance getrieben hat. Der nach über zehn Jahren seiner Existenz längst etablierte und weithin akzeptierte DCGK hat einen entscheidenden Teil dazu beigetragen. Oliver Bönig Corporate Governance – so wichtig wie noch nie Die Bedeutung von CG für die weitere Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte Kapitalmarkt-Trends Von Harald Bareit, Präsident, CFA Society Germany Die Finanzbranche hat zuletzt durch zahlreiche Fälle von Sorgfaltspflichtverletzungen erheblich an Vertrauen in ihre Fähigkeit zur Selbstregulierung und effektiven Governance eingebüßt. Eine aktuelle internationale „Investor Trust“Studie des CFA Institute unter 2.100 Anlegern vom August 2013 belegt diesen Trend. Danach ist das Vertrauen in Investment-Management-Firmen nur noch bei 53% der Befragten vorhanden – weit weniger als gegenüber anderen Branchen wie etwa der Telekommunikationsindustrie oder der Automobilbranche. Es gilt, das Thema Corporate Governance stärker an den Bedürfnissen und Interessen der Investoren zu orientieren. Ausrichtung an den Anlegern Infolge des Vertrauensverlusts müssen existierende Branchenstandards der Investmentindustrie hinterfragt und weiterentwickelt werden. Aus Sicht des CFA Institute wird die Zukunftssicherung der Branche in den nächsten Jahren maßgeblich mit der Bewältigung der Themen Anlegerschutz (Regulierung für den Vertrieb von Finanzprodukten, für Vergütungsstrukturen und Interessenkonflikte), Effektivität der Finanzmarktregulierung (bessere und professionelle Selbstregulierung statt Übertragung auf den Gesetzgeber) sowie Finanzbildung (für Verbraucher und Finanz-Intermediäre) einhergehen. Zudem müssen die Governance von Altersvorsorgereinrichtungen sowie Möglichkeiten zur Eindämmung systemischer Risiken und das Thema Kapitalmarktethik adressiert werden. Ein besonderer Stellenwert kommt den Anlegerrechten zu: Unser Verband ist der Meinung, dass in Deutschland über grundlegende Rechte von Anlegern und Sparen besser aufgeklärt und ein wirtschaftliches Über das CFA Institute Das CFA Institute ist ein globaler Finanzverband mit über 122.000 Mitgliedern in 142 Ländern. In Deutschland ist das CFA Institute durch die CFA Society Germany vertreten, die rund 2.000 Mitglieder zählt. Der Verband fungiert als Anlaufstelle zum Thema Finanzbildung und tritt für Anlegerinteressen sowie Verhaltenskodizes und Branchenstandards in der Investmentindustrie ein. 68 GoingPublic 11/13 Harald Bareit Umfeld geschaffen werden muss, das die Interessen der Investoren stärker in den Mittelpunkt rückt. Investorenrechte und Corporate Governance Das CFA Institute will erreichen, dass Anleger ihre Rechte gegenüber Verkäufern von Finanzprodukten besser kennen. Dafür hat der Verband das „Statement of Investor Rights“ entwickelt. Es bezieht sich – im institutionellen wie auch im Privatkundengeschäft – auf Finanzanalyse, Anlageberatung und Investment Management sowie auf Produkte und Dienstleistungen im Versicherungswesen und Immobilienbereich. Warum ist dies erforderlich? Weil das an kurzfristigen Gewinnen, Provisionen und Boni orientierte Denken im Vertrieb von Finanzdienstleistungen eine der größten Herausforderungen an die Themen Ethik und Corporate Governance im Bankenund Finanzsektor ist. Fast ein Drittel (29%) der Studienteilnehmer der „Global Market Sentiment“-Umfrage bestätigt, dass mangelhafte Beratungsleistungen und nicht bedarfsgerechte Finanzprodukte erheblich auf die gesunkene Reputation der Branche einzahlen. Knackpunkt Finanzbildung Leider führen Anreizsysteme und Provisionsstrukturen noch immer häufig dazu, dass der Vertragsabschluss, nicht aber die Bedürfnisse des Kunden im Mittelpunkt stehen. Es bedarf einer besseren Finanzbildung in Deutschland, damit Anleger diese Interessenkonflikte kennen, reflektieren und einordnen können. Die Offenlegung von Interessenkonflikten seitens der Emittenten oder Verkäufer ist ein Recht, das der Anleger jederzeit einfordern darf. Dies betrifft alle Informationen, die finanzielle Entscheidungen beeinflussen oder den Vorrang der Interessen des Kunden gegenüber denen des Emittenten oder Verkäufers aushebeln. Ein Beispiel solcher Interessenkonflikte ist die Vergütung nach Quantität statt Qualität, wenn Finanzdienstleister von ihren Arbeitgebern nicht danach bezahlt werden, wie Investments sich im Zeithorizont entwickeln, sondern wie viele Produkte sie verkaufen beziehungsweise wie viel Mittelzuflüsse in bestimmte Anlagen sie erreichen. Ein weiteres Beispiel ist der Verkauf von Finanzprodukten, die dem Vermittler eine hohe Provision versprechen, anstatt dem Kunden das fast identische, Fazit Die Investmentindustrie ist aus unserer Sicht selbst in der Pflicht, die Integrität der Branche durch bessere Ausbildung der Akteure im Finanzmarkt wieder herzustellen. Dieses Thema sollte im ureigenen Interesse der Marktteilnehmer in Deutschland sein. Denn eine unzureichende Umsetzung der Regeln für Unternehmensleitung und -überwachung (Corporate Governance) und ein ineffektiver Anlegerschutz werden sich immer auch auf die Anlagebereitschaft in deutsche Wertpapiere – und damit potenziell auf Wachstum und Beschäftigung in Deutschland – auswirken. Kapitalmarkt-Trends Illustration: Kheng Guan Toh – Fotolia wesentlich günstigere Produkt zu verkaufen. Das CFA Institute wird sich auf EU-Ebene für eine strengere Regulierung des Vertriebs von Finanzprodukten sowie eine weitere Harmonisierung von Anlegerschutz- und Corporate-Governance-Regelungen einsetzen. International ist dabei – gemeinsam mit den Behörden und Standardsetzern – die Aufgabe, auf eine Vermeidung aufsichtsrechtlicher und regulatorischer Arbitrage in der Implementierung von nationalen, EU- und globalen Standards hinzuarbeiten. Anzeige IR-Kommunikation smart drucken? 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GoingPublic: Herr Dr. Gentz, was bedeutet es für die Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, dass die Geschäftsstelle nun beim Deutschen Aktieninstitut angesiedelt ist? Gentz: Die Bereitschaft des DAI, künftig einen wesentlichen organisatorischen und finanziellen Beitrag zur Kodexarbeit leisten zu wollen, stellt die Arbeitsfähigkeit der Kommission auf eine nachhaltige Basis. Die Kommission wird in der neuen Aufstellung und mit der neuen Finanzierungsbasis auch künftig als unabhängige Experteninstanz an der weiteren Verankerung sowie Weiterentwicklung guter Corporate Governance in Deutschland arbeiten. GoingPublic: Werden Sie diese Konstellation auch – über Ihr Brüsseler Büro – dazu nutzen, um deutsche CorporateGovernance-Interessen stärker in Europa einzubringen? Gentz: Die Glaubwürdigkeit der Kommission wird in hohem Maße davon abhängen, dass wir unabhängig bleiben sowohl von einzelnen Unternehmen wie auch der Politik. Insofern werden wir auch in Zukunft unser Netzwerk nutzen und gegebenenfalls der Kommission zur Verfügung stellen. Wenn wir für unsere Positionen inhaltliche Unterstützung von Dritten erfahren, werden wir uns natürlich nicht dagegen wehren. GoingPublic: Wo werden die Schwerpunkte in Ihrer Arbeit als neuem Vorsitzenden der Regierungskommission liegen? Gentz: Ein wichtiger Punkt wird sein, die Akzeptanz des Kodex und die Glaubwürdigkeit der Kommission in der Wirtschaft zu erhöhen. Hier kann ein gelebter Kodex viel beitragen. In einer freiheitlichen Demokratie, in einer Marktwirtschaft müssen alle Marktteilnehmer – das gilt vor allem für große, aber auch für kleine Unternehmen – sich so verhalten, dass die Gesellschaft ihr Verhalten akzeptieren kann, weil es dem Bild eines ehrbaren 70 GoingPublic 11/13 Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz Kaufmanns entspricht. Wenn diese Akzeptanz gegenüber der Wirtschaft verloren geht, ist das System gefährdet und wir werden Regulierungen und die Einschränkung der Freiheit durch den Staat erleben. GoingPublic: Wie beurteilen Sie allgemein die Entwicklung der Corporate Governance bei deutschen Unternehmen? Gentz: Als Regierungskommission fokussieren wir uns auf die börsennotierten Unternehmen, für die auch der Kodex Gültigkeit hat. Fakt ist, dass der Kodex ganz überwiegend von den börsennotierten Unternehmen akzeptiert wird. Die Akzeptanzwerte bei den großen DAX-Unternehmen liegen weit über 90%. Das zeigt, dass der Kodex in den Unternehmen angekommen ist, wenngleich es auch immer wieder zu Kritik der Abweichungen kommt, die medial dann einen anderen Eindruck vermitteln. Die deutschen Unternehmen müssen sich international nicht verstecken. Dies ist vielleicht auch mit ein Grund, warum wir die Wirtschaftskrise so gut überstanden haben. GoingPublic: Auf welchen Gebieten herrscht noch am meisten Nachholbedarf? Gentz: Akut sehen wir derzeit keinen Bedarf für neue Regelungen. Es wird vielmehr darum gehen, den Kodex zu leben und beispielsweise die neuen Empfehlungen zur „ Es wird darum gehen, den Kodex zu leben und beispielsweise die neuen Empfehlungen zur Vorstandsvergütung für mehr Transparenz und bessere Vergleichbarkeit umzusetzen. Vorstandsvergütung für mehr Transparenz und bessere Vergleichbarkeit umzusetzen. Damit würde deutlich, dass gesetzliche Regelungen, wie die beabsichtigte Änderung des § 120 Aktiengesetz, nicht notwendig, sondern kontraproduktiv sind. Unser Kodex ist auf einem guten Stand und kann auch im internationalen Vergleich gut mithalten. Handlungsbedarf sehe ich vor allem in der Kommunikation, sowohl mit der Politik, der wir noch stärker als bisher deutlich machen müssen, was schon alles selbstreguliert ist und funktioniert, wie auch mit den Unternehmen für noch eine größere Akzeptanz des Kodex. Erste Schritte für einen intensiveren Dialog mit dem Deutschen Bundestag sind bereits gemacht. GoingPublic: Wie stehen Sie zu Bestrebungen, Nachhaltigkeitsaspekte oder sogar den Deutschen Nachhaltigkeitskodex in den DCGK aufzunehmen? Gentz: Die Kommission hat sich in der Vergangenheit bereits mit dieser Frage auseinandergesetzt und ist aus systematischen Gründen zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht sinnvoll wäre, den Deutschen Corporate Governance Kodex mit weiteren Regeln, die auf das wichtige Thema Nachhaltigkeit im weiteren Sinne eingehen, zu überfrachten. Der Corporate Governance Kodex hat einen klaren Auftrag, den wir nicht aus dem Fokus verlieren sollten. Im Rahmen dieses Auftrags hat die Regierungskommission aber im Sommer 2009 vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise in der Präambel des Kodex im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensführung verdeutlicht, dass Vorstand und Aufsichtsrat im Einklang mit den Prinzi- “ pien der sozialen Marktwirtschaft für das Unternehmen zu handeln haben. Es gilt, die berechtigten Interessen aller relevanten Stakeholder in Einklang miteinander zu bringen; ein Handlungsansatz, der die soziale Marktwirtschaft und nachhaltige Unternehmensführung auszeichnet. GoingPublic: Auf der anderen Seite ist der DCGK bereits ein umfassendes Regelwerk. Wo sehen Sie Möglichkeiten, den Kodex zu straffen? Gentz: Der Kodex mag subjektiv zu umfassend erscheinen, aber ein Vergleich mit ausländischen Kodizes hat jüngst gezeigt, dass der deutsche Kodex zu den kompaktesten zählt. Dies hat uns aber nicht davon abgehalten, den Kodex in diesem Jahr zu straffen und noch besser lesbar zu machen. Interessant war dabei, dass wir in dem Konsultationsprozess zu unseren Änderungsvorschlägen mehr Zuschriften erhielten, die uns aufforderten nicht zu streichen, als umgekehrt. Zu dem Ergebnis ist auch die umfassende Befragung des BCCG (Berlin Center of Corporate Governance) gekommen. Der vereinzelten Anregung, alle Gesetzeswiedergaben zu streichen, sind wir nicht gefolgt, da wir damit einen Teil des Auftrags an den Kodex aufgegeben hätten. Der Kodex soll nicht nur Regeln für gute Unternehmensführung aufstellen, sondern auch vor allem mit Blick auf das Ausland einen kompletten Überblick über deutsche Corporate-Governance-Standards geben. Einen Änderungsbedarf sehen wir aktuell nicht. GoingPublic: Herr Dr. Gentz, vielen Dank für die interessanten Einblicke. Das Interview führte Oliver Bönig. GoingPublic 11/13 71 KAPITALMARKT INVESTOR RELATIONS DURCHBLICK EIGENKAPITAL VERSTEHEN ANLEIHEN TRANSPARENZ Dafür stehen wir. max. Equity Marketing GmbH Marienplatz 2 80331 München Tel.: 089-1392889-0 m.fi[email protected] www.max-em.de Gehe zurück auf „Los“ Kapitalmarkt-Trends Verbindliche Mitsprache der Aktionäre bei der Vorstandsvergütung ist (zunächst) vom Tisch Mit großer Hektik durch den Bundestag gedrückt, ist das „Gesetz zur Verbesserung der Kontrolle der Vorstandsvergütung und zur Änderung weiterer aktienrechtlicher Vorschriften“ nur zwei Tage vor der Bundestagswahl im Bundesrat stecken geblieben. Zu neuen gesetzlichen Bestimmungen bei der Regelung von Managergehältern und -abfindungen wird es damit (vorerst) nicht kommen. Früher oder später wird das Thema allerdings wieder auf der Tagesordnung stehen, so dass es durchaus interessant sein kann, sich noch einmal mit den unterschiedlichen Positionen der im Bundestag verbliebenen Parteien auseinander zusetzen. Die Neufassung des § 120 Abs. 4 AktG hätte eine deutlich verbesserte Transparenz bezüglich der tatsächlichen Maximalhöhe der Zahlungen (inklusive Boni) an Vorstandsmitglieder zur Folge gehabt. Foto: PantherMedia / Haveseen Im Bundestag beschlossen Im Bundesrat gescheitert Der 27. Juni 2013 war der letzte ganz große Kampftag des alten Bundestages. Der Stenografische Bericht zur 250. Sitzung der Legislaturperiode umfasst mehr als 600 Seiten und es wurden unzählige Beschlüsse gefasst sowie Gesetze verabschiedet. Darunter auch das „Gesetz zur Verbesserung der Kontrolle der Vorstandsvergütung und zur Änderung weiterer aktienrechtlicher Vorschriften“ (VorstKoG), das insbesondere die Neufassung des § 120 Abs. 4 AktG vorsieht. Beschlossen wurde dabei folgender Wortlaut: „Die Hauptversammlung der börsennotierten Gesellschaft beschließt jährlich über die Billigung des vom Aufsichtsrat vorgelegten Systems zur Vergütung der Vorstandsmitglieder. Die Darstellung des Systems hat auch Angaben zu den höchstens erreichbaren Gesamtbezügen, aufgeschlüsselt nach dem Vorsitzenden des Vorstands, dessen Stellvertreter und einem einfachen Mitglied des Vorstands, zu enthalten. Der Beschluss berührt nicht die Wirksamkeit der Vergütungsverträge mit dem Vorstand; er ist nicht nach § 243 anfechtbar.“ (Änderungen fett). Aus der freiwilligen, für den Aufsichtsrat nicht bindenden Absegnung oder Ablehnung der Vorstandsgehälter, wie sie nach aktuellem Aktienrecht gilt, sollte nach den Vorstellungen der inzwischen abgewählten schwarzgelben Koalitionsfraktion somit eine Pflichtveranstaltung werden. Gleichzeitig hätte die Regelung eine deutlich verbesserte Transparenz bezüglich der tatsächlichen Maximalhöhe der Zahlungen (inklusive Boni) zur Folge gehabt. Kritisiert wurde von Aktionärsschützern, wie etwa der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW), insbesondere die Entlassung des Aufsichtsrates aus seiner Verantwortung sowie dessen diesbezügliche Haftungsfreistellung. Zwar hätte sich die Berichtspflicht gegenüber der Hauptversammlung erhöht, nach wie vor wäre dem Aufsichtsorgan der Gesellschaft durch sein alleiniges Vorschlagsrecht aber der maßgebliche Einfluss auf die Ausgestaltung des Vergütungssystems und letztendlich auch die Vergütungshöhe zugekommen. Mangels Zustimmung der Länder bleibt es vorerst allerdings beim Konjunktiv. 72 GoingPublic 11/13 So hat der Bundesrat das Gesetz nur zwei Tage vor der Bundestagswahl mit den Stimmen der SPD-geführten Länder in den Vermittlungsausschuss verwiesen. Einer der Hauptgründe für die Zustimmungsverweigerung ist die unbegrenzte steuerliche Abzugsfähigkeit von Vorstandsgehältern. „Um ein Signal gegen unverhältnismäßige Managergehälter zu setzen“, fordern sowohl die SPD als auch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine Deckelung der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Abfindungen bei 1 Mio. EUR pro Kopf. Für alle fixen und variablen Gehaltsbestandteile soll die Abzugsfähigkeit bei jährlich 500.000 EUR pro Kopf enden. Darüber hinaus fordern die genannten Fraktionen eine Koppelung der Vorstandsgehälter an das Durchschnittseinkommen der Unternehmensbeschäftigten. Im Entschließungsantrag der SPD zum VorstKoG ist in diesem Zusammenhang von einer vom Aufsichtsrat festzulegenden Höchstgrenze die Rede. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben grierten Bestandteile der Aktienrechtsnovelle 2012. Zu nennen sind hier unter anderem Verschärfungen im Bereich der Namensaktie, die Liberalisierung bei stimmrechtslosen Vorzugsaktien, eine verbesserte Transparenz bei Beteiligungsverhältnissen sowie die relative Befristung von Nichtigkeitsklagen. Da Gesetzgebungsvorhaben aus einer vergangenen Legislaturperiode nicht automatisch weiterlaufen, sondern ne u eingebracht werden müssen (Grundsatz der Diskontinuität), ist derzeit völlig offen, ob, wann und in welcher Form das Thema vom Gesetzgeber wieder aufgegriffen wird. Grundsätzlich könnte dies allerdings relativ schnell nach Bildung einer neuen Regierung geschehen. Zum einen erzeugt die in der Öffentlichkeit immer mal wieder aufflammende Debatte über angemessene Vorstandsgehälter und -abfindungen einen gewissen Handlungsdruck, und zum anderen scheinen die Positionen von CDU und CSU auf der einen Seite sowie den Grünen und der SPD auf der anderen Seite nicht so weit auseinander zu liegen, dass ein Kompromiss nicht vorstellbar wäre. Auf der Strecke blieben mit dem Verweis in den Vermittlungsausschuss auch die in das VorstKoG inte- Dr. Martin Ahlers Anzeige INDIA IESA India Energy Storage Alliance CHINA NORTH AMERICA Kapitalmarkt-Trends Unbegrenzte steuerliche Abzugsfähigkeit als Knackpunkt Viel mehr Geld – kaum mehr Frauen Die DSW Aufsichtsratsstudie 2013 Kapitalmarkt-Trends Von Jürgen Kurz, Sprecher, DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) Die Rolle der Aufsichtsräte deutscher Aktiengesellschaften hat sich verändert. Die Zeiten, in denen die Kontrollgremien von Bankvorständen beherrschte Altherrenrunden waren, sind vorbei. Höhere Haftungsrisiken, aber auch die gestiegenen Anforderungen etwa im Zuge der CorporateGovernance-Diskussion, haben zu einer Professionalisierung geführt. Vor diesem Hintergrund legt die DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) ihre aktuelle Aufsichtsratsstudie vor. Analysiert wurde dabei nicht nur, wer der einflussreichste Kontrolleur in Deutschland ist. Auch die Vergütung wurde unter die Lupe genommen. Genau hingesehen hat die DSW zudem bei der Entwicklung des Frauenanteils und beim Altersdurchschnitt. Die Einflussreichsten Um herauszufinden, wer der einflussreichste Aufsichtsrat ist, wurden die 250 Anteilseigner-Mandate in den Aufsichtsräten der DAX30-Unternehmen daraufhin gescannt, wie viele wichtige Positionen, also etwa Aufsichtsratsoder Ausschussvorsitze, die Kontrolleure jeweils einnehmen. Den Spitzenplatz teilen sich Ulrich Lehner, der im vergangenen auf Jahr Rang 5 lag, und Werner Wenning, der 2012 auf Rang 15 rangierte. Lehner sitzt den Aufsichtsräten von Deutscher Telekom und ThyssenKrupp vor und ist darüber hinaus Mitglied des Aufsichtsrats der E.ON SE, dem wiederum Werner Wenning vorsitzt. Wenning leitet zudem das Kontrollgremium der Bayer AG und ist seit dem 1. Oktober stellvertretender AR-Vorsitzender der Siemens AG. Wolfgang Mayrhuber landete nach der Übernahme der Führung des Deutschen-Lufthansa-Aufsichtsrates auf Platz 3. Mayrhuber sitzt auch den Kontrolleuren von Infineon Technologies vor und ist Mitglied Abb. 1: Zusammensetzung der AR-Vergütung der DAX 30-Unternehmen, Stand der Satzungen 30.9.13 Quelle: DSW 74 GoingPublic 11/13 Jürgen Kurz der Aufsichtsräte von BMW und Münchner Rück. Eine Frau findet sich unter den Top 10 weiterhin nicht. Mit Renate Köcher taucht der erste weibliche Aufsichtsrat auf Rang 16 auf. Die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie sitzt bei drei DAX-Gesellschaften (Allianz, BMW und Infineon Technologies) im Aufsichtsrat. Im Vorjahr lag sie als ebenfalls bestplatzierte Frau auf Rang 26. Anstieg der Aufsichtsratsvergütung Die Vergütung der Kontrolleure ist bei den DAX30-Gesellschaften um durchschnittlich 7,4% angestiegen, auf insgesamt 74,8 Mio. EUR. Sie übertrifft damit klar das bisherige Mehrjahreshoch von 70,2 Mio. EUR aus dem Jahr 2007. Die mit Abstand höchste Vergütung zahlte fast schon traditionell Volkswagen. Rund 8,8 Mio. EUR erhielten die 20 VW-Aufsichtsräte. Das entspricht einem Plus von 19% gegenüber dem Vorjahr. Mit einer Gesamtvergütung von 4,8 Mio. EUR belegt Siemens den zweiten Platz. Die Vergütung blieb im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert. Das Kontrollgremium der drittplatzierten E.ON SE wurde mit knapp 4,6 Mio. EUR entlohnt, was einem Minus von 3,8% entspricht. Den stärksten Anstieg im Jahresvergleich verzeichnete mit 95% auf 2,8 Mio. EUR die Lufthansa AG. Höchstbezahlter Aufsichtsrat ist einmal mehr VW-Chefkontrolleur Ferdinand Piëch, der 1,1 Mio. EUR erhielt und Abb. 2: Entwicklung der Frauenquote in den DAX 30Aufsichtsräten – differenziert nach Anteilseignerund Arbeitnehmerseite Trend zur Festvergütung Kapitalmarkt-Trends damit mehr als das Dreifache eines durchschnittlichen AR-Vorsitzenden im DAX (314.000 EUR). Auch die Plätze 2 und 3 des Gehaltsrankings sind fest in der Hand des Wolfsburger Autobauers. Piëchs Stellvertreter Berthold Huber erhält mit rund 683.000 EUR die dritthöchste Vergütung. Ferdinand Porsche liegt mit etwas über 687.000 EUR auf Rang 2. Quelle: DSW Wie die Daten zeigen, ist der positive Trend zur Festvergütung von Aufsichtsräten nach wie vor intakt. Es darf allerdings nicht sein, dass dies zur Konservierung auf hohem Niveau genutzt wird – ein Eindruck, der sich mit Blick auf die seit 2009 kontinuierlich steigende AR-Vergütung allerdings aufdrängt. Die Unternehmen im DAX, die ausschließlich kurzfristig vergüten (BASF, Commerzbank, Fresenius, Heidelberg Cement, Infineon, SAP und VW) sollten dies überprüfen und anpassen. Insbesondere ist das bei Commerzbank, Fresenius, SAP und VW angeraten, die sich immer noch eine dividendengekoppelte AR-Vergütung leisten. Diversity im Fokus Beim Thema Diversity stand neben dem Frauenanteil erstmals auch das Alter der Anteilseignervertreter im Fokus der Studie. Das Ergebnis zeigt: Das Überschreiten der Pensionsgrenze ist zum Glück nicht mehr bei allen Unternehmen Voraussetzung, um als Mitglied des Kontrollgremiums in Frage zu kommen. Mann zu sein ist aber nach wie vor hilfreich. Das durchschnittliche Alter eines Aufsichtsrats beträgt im DAX zurzeit 61 Jahre. Die Henkel KGaA stellt dabei mit durchschnittlich 52 Jahren die jüngste Anteilseignerseite. Fresenius Medical Care belegt mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren den letzten Platz in dieser Statistik. Der auf EU-Ebene diskutierte Frauenanteil von 40% wird in den Kontrollgremien bis heute nicht einmal ansatzweise erreicht. So kommt die Seite der Arbeitnehmer vertreter bei den im DAX notierten Gesellschaften mit insgesamt 62 Frauen auf knapp über 26%. Auf der Anteilseignerseite liegt der Anteil mit 45 Mandaten nur bei 18%. Noch marginalisierter ist die Stellung der Frauen in Schlüsselpositionen. Lediglich 12,5% der wichtigen Ausschussmitgliedschaften haben Frauen inne. Einzige Vorsitzende ist Simone Bagel-Trah, die den Aufsichtsrat der Henkel KGaA leitet. Schlusslicht bilden hier Fresenius und Fresenius Medical Care. Bei beiden Gesellschaften wurde bis heute nicht eine Frau in den Aufsichtsrat gewählt. Anzeige George Magnus Economic Advisor Felix Zulauf Barry Eichengreen Hans-Werner Sinn Dambisa Moyo Ökonomin & Autorin Barron‘s Roundtable University of California ifo Institut München sowie weitere 12 Experten 29. Internationale Kapitalanleger-Tagung Analysen ¤ Prognosen ¤ Investments 21. – 22. Januar 2014, Radisson Blu Hotel, Zürich-Airport Spezialpreis für GoingPublic Abonnementen Standardpreis CHF 2770.–/EUR 2310.– CHF 2980.–/EUR 2480.– Detailprogramm: www.zfu.ch/pdf/kap.pdf ZfU ■ ,QWHUQDWLRQDO%XVLQHVV6FKRRO ■ ,P3DUN ■ &+¤7KDOZLO ■ 7HO ■ ZZZ]IXFK ■ LQIR#]IXFK www.zfu.ch Aserbaidschan – ein El Dorado für Investoren im Kaukasus Hervorragendes Investitionsklima und stabiles Wirtschaftswachstum bieten enormes Potenzial für deutsche Unternehmen Kapitalmarkt-Trends Von Ibrahim Ahmadov, stellvertretender Direktor, AZPROMO Repräsentanz Deutschland* Verdreifachung der Gesamtwirtschaft innerhalb der letzten zehn Jahre, kontinuierlich hohes Wirtschaftswachstum, politische Stabilität und idealer Zugang zu Energieressourcen sind nur einige Vorteile, die Aserbaidschan seinen Inverstoren bietet. Der Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums zählt das Land am Kaspischen Meer zu den Top-50-Volkswirtschaften mit den höchsten Wachstumschancen. Unter den postsowjetischen Ländern belegt es damit den besten Rang. Mit 106 Mrd. EUR der gesamten Investitionen im Zeitraum zwischen 1994 und 2012 belegt Aserbaidschan auch beim Investitionsvolumen den 1. Platz in der Region. Dies ist nicht zuletzt auf die großzügigen Wirtschafts- und Rechtsreformen zurückzuführen. So stehen alle Bereiche, in denen einheimische Unternehmen investieren, auch ausländischen Investoren offen. Zudem wurde im Jahr 2008 eine Anlaufstelle als „One-Stop-Shop“ zur Unternehmensregistrierung eingeführt. Laut des aktuellen Doing Business Reports der Weltbank schneidet das Land in den Kategorien Kreditvergabe, Registrierung von Eigentum, Geschäftsgründung und Investitionsschutz besonders gut ab. Neben dem nach wie vor bedeutsamen Erdöl- und Erdgassektor hat sich dank zahlreicher Diversifizierungsmaßnahmen auch das Investitionsklima im Nichtölsektor dynamisch entwickelt: Im Jahr 2012 verzeichnete der Nichtölsektor ein Wachstum von 9,7% und erreichte somit einen Anteil von 52,9% am gesamten BIP. Insbesondere in den Industriezweigen Petrochemie, Baugewerbe, Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) sowie in der Agrarwirtschaft bietet sich enormes Potenzial für Partnerschaften mit deutschen Unternehmen. Zwei dieser Bereiche sollen hier kurz vorgestellt werden. „ Im Jahr 2012 verzeichnete der Nichtölsektor in Aserbaidschan ein Wachstum von 9,7% und erreichte somit einen Anteil von 52,9% am gesamten BIP. 76 GoingPublic 11/13 Ibrahim Ahmadov Investitionschance chemische Industrie Die öl- und gasverarbeitende Industrie spielt eine wichtige Rolle in Aserbaidschans Wirtschaft. Das petrochemische Zentrum des Landes ist Sumgait, eine Stadt circa 30 Kilometer nördlich von Baku. Die Nähe zu Rohstoffen, direkte Transportrouten und eine hervorragende Infrastruktur bieten Investoren zahlreiche Standortvorteile. Dort entstehen mehrere Projekte nebeneinander, wie z.B. der Oil Gas Processing and Petrochemical Complex (OGPC) samt Raffinerie und Gasverarbeitungsanlage, eine Düngemittelfabrik (Azerikimya) oder eine Zementfabrik (Qizil Dasch). Ein großes Potenzial für deutsche Chemieunternehmen birgt der Sumgait Chemical Industrial Park, kurz SCIP. Das Greenfield-Projekt bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten auf einer Fläche von 167 ha in der ersten und über 1.500 ha in der zweiten Phase. Der Standort verbindet vorteilhafte infrastrukturelle Bedingungen mit staatlichen Fördermaßnahmen, wie etwa Steuerbefreiung für die ersten sieben Jahre. Die Infrastruktur vor Ort ermöglicht eine sichere und preiswerte Versorgung mit notwendigen Rohstoffen, wie Naphtha, C4, C11 und sonstigen Fraktionen, die über “ *) Azerbaijan Export & Investment Promotion Foundation (AZPROMO) ist eine Initiative des Ministeriums für Wirtschaftliche Entwicklung der Republik Aserbaidschan. IKT: Rasante Entwicklung 2013 ist in Aserbaidschan das Jahr der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT). Dies unterstreicht die wichtige Rolle des Bereichs in der gesamten Konjunktur des Landes. Die Erträge der IKT-Branche sind in den letzten fünf Jahren zweifach gestiegen und erreichten im Jahr 2012 nahezu 2 Mrd. USD. Zurzeit sind zehn der 20 größten IKT-Konzerne — Microsoft, Cisco Systems, Hewlett Packard, IBM, Apple Compu- ter, Intel, Oracle, Google, Nokia-Siemens Networks und Ericsson — in Aserbaidschan aktiv und nehmen an verschiedenen Projekten teil. So bietet Microsoft jetzt auch aserbaidschanische Software an — schließlich sind 70% der Bevölkerung Internetnutzer. Jeder Bewohner hat im Schnitt mehr als eine Mobiltelefonnummer. Mit modernem Know-how werden in Aserbaidschan Hardware und Computerzubehör hergestellt. So ist das Bild des modernen Aserbaidschans eine aufsteigende Informationsgesellschaft par excellence. Laut des „Global Information Technology Report 2012“ des Weltwirtschaftsforums belegt Aserbaidschan den ersten Platz unter den GUS-Staaten und übertrifft den weltweiten Durchschnitt um das Zweifache. Zahlreiche Projekte, wie z.B. der Bau eines Hightech-Parks mit Begünstigungen für IKT-Hersteller, werden die rasante Entwicklung des IKT-Sektors weiter vorantreiben. Dies sind nur zwei mögliche Investitionsbereiche in Aserbaidschan, die vielversprechende Chancen eröffnen. Die politische und ökonomische Stabilität des Landes sowie die Verfügbarkeit exzellent ausgebildeter Arbeitskräfte sorgen für besonders risikoarme Investmentmöglichkeiten. Für die Investoren gilt jetzt: Wer zuerst kommt, kriegt das größte Stück vom Kuchen. Kapitalmarkt-Trends Rohrleitungen direkt an den Standort geliefert werden. Für die Ausfuhr bestehen direkte logistische Anbindungen an die internationalen Märkte über Meer, Autobahn, Eisenbahn und Flughafen. Die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften, Forschungs- und Bildungsstätten und nicht zuletzt die Tradition der chemischen Industrie am Standort erhöhen die Attraktivität des Industrieparks für potenzielle Ansiedler. Hier soll ein internationaler Produktionsstandort für Polymererzeugnisse und sonstige Zwischen- und Endprodukte der chemischen Industrie entstehen. Marktanalysen zeigen u.a. ein großes Potenzial für Plastikprodukte, Farben, Verpackungsmaterial sowie plastische Teile für die Automobilindustrie – nicht nur im heimischen, sondern auch in den umliegenden Märkten. Anzeige The Journey to Visionary Innovation continues… Discovering The Next “BIG! Thing” GIL 2013: GERMANY The Global Community of Growth, Innovation and Leadership Leveraging MegaTrend Opportunities to Grow & Innovate Today, Tomorrow and Beyond Renew your passion, fuel your creativity and reaffirm your commitment to excellence. Join the GIL Global Community and continue sharing, engaging and inspiring new ideas and fresh perspectives. Leverage innovation as a resource to address global challenges, grow your business and fur ther develop your career. Join the Journey! Register now! CEO www.gil-events.gilcommunity.com Email: [email protected] Tuesday, 19 November 2013 Jumeirah Frankfurt, Thurn-und-Taxis-Platz 2, 60313 Frankfurt am Main, Germany www.gil-events.gilcommunity.com Events – Kapitalmarktkonferenzen & Co. Eventkalender Datum & Ort Veranstalter Event 29. Oktober Sofitel, Hamburg weitere Termine: 14.11. in Frankfurt, 26.11. in München, 3.12. in Berlin, 10.12. in Stuttgart IQB Career www.iqb.de JURAcon Jobmesse für Studierende und Absolventen rechtswissenschaftlicher Studiengänge Anmeldung erforderlich 4. November DVFA Center Frankfurt am Main DVFA www.dvfa.de 5. DVFA Investment-Consultant-Konferenz Die Zukunft des Euro - Ein Problem für das Asset Management? Kosten: ab 295 EUR 4.-6. November Messe Wien EBD Group www.ebdgroup.com BIO-Europe 2013 – Partnering-Messe im Bereich Biotechnologie Kosten: 2.095 EUR 4.-7. November Hilton Park München Informa Agra Conferences www.agraevents.com 16th Annual World Ethanol and Biofuels Conference – Konferenz mit Vertretern der gesamten Wertschöpfungskette; Kosten: ab 1.895 EUR (zzgl. MwSt) 7. November Börse München Bayerische Börse www.maccess.de m:access Analystenkonferenz Anmeldung erforderlich 11.-13.November Congress Center Frankfurt am Main Deutsche Börse AG www.eigenkapitalforum.com Deutsches Eigenkapitalforum 2013 Europaweite Kapitalmarktveranstaltung zur Unternehmensfinanzierung Kosten: ab 350 EUR 18.-20. November bcc Congress Center Berlin Eurosolar www.eurosolar.de IRES 2013 Meinungsaustausch zu Schlüsselfragen der künftigen Energieversorgung Kosten: ab 300 EUR 18.-22. November Congress Center Frankfurt am Main Maleki Group www.malekigroup.com 16. Euro Finance Week Branchentreffen der Finanz- und Versicherungsindustrie in Europa Kosten: ab 800 EUR 19. November Jumeirah Frankfurt am Main Frost & Sullivan www.frost.com GIL 2013: Germany Wachstumsstrategien für die D.A.CH. Region Kosten: 680 EUR 20. November Commerzbank-Tower Frankfurt am Main DAI, GEO www.dai.de Zukunft der Mitarbeiterbeteiligung Praktische Herausforderungen, Lösungsansätze und politische Handlungsfelder 20.-23. November Messe Düsseldorf Messe Düsseldorf GmbH www.medica.de Medica 2013 – Internationale Veranstaltung der Medizinbranche Kosten: ab 20 EUR 21. November Messe Düsseldorf Sachs Associates www.sachsforum.com Sachs Medtech & Diagnostics Summit – Networking & Konferenz begleitend zur Medica 2013; Kosten: ab 895 EUR 21.-22. November Hilton Berlin Solarpraxis www.solarpraxis.de 14. Forum Solarpraxis – Europäische Konferenz zu nicht-technischen Themen der Solar-Branche; Kosten: 945 EUR 25. November Hamburg Weitere Termine: 26.11. in Frankfurt, 27.11. in München, 3.12. in Düsseldorf Better Orange, Mayrhofer + Partner www.better-orange.de Die Gesetze des Kapitalmarkts 2013 Wissen und Handlungsempfehlungen für Investor Relations und Hauptversammlung Teilnahme kostenlos 25.-26. November Haus der Bayerischen Wirtschaft, München Bundesverband Mergers & Acquisitions/Convent www.bm-a.de 11. Deutscher Corporate M&A-Kongress Einblick in die neuesten rechtlichen Entwicklungen und Praxisbeispiele Teilnahme kostenlos 25.-27. November Pullman Berlin Schweizerhof, Berlin Euroforum www.health-jahrestagung.de 18. Handelsblatt Jahrestagung Health Erster gesundheitspolitischer Branchentreff nach der Wahl Kosten: 2.199 EUR 26. November SIX Swiss Exchange Zürich SIX Swiss Exchange www.six-swiss-exchange.com IR Conference 2013 Teilnahme kostenlos, Anmeldung erforderlich 28. November Frankfurt am Main HV Magazin www.hv-magazin.de 10 Jahre HV Magazin Teilnahme auf Einladung 3. Dezember Frankfurt am Main F.A.Z. Institut www.step-award.de Step Award – Wettbewerb zur Auszeichnung von Unternehmen u.a. der Chemie-, Pharma- und Life-Science-Branche 3.-4. Dezember Swissôtel Düsseldorf/Neuss MCC – Management Center of Competence www.health3punkt0.com Health 3.0 Die aktuelle Situation der Gesundheitsbranche im Überblick Kosten: 595 EUR 78 GoingPublic 11/13 Datum & Ort 4. Dezember Relexa Hotel, Frankfurt am Main Veranstalter Forum Institut www.forum-institut.de Event Regulatory Affairs Biotech – was ist anders? Kompakt-Update in Dossier, Verfahren und Variations bei Proteinen Kosten: 950 EUR 4.-5. Dezember GBC AG Sofitel Bayerpost, München www.mkk-investor.de 16. Münchener Kapitalmarkt Konferenz MKK Die größte Kapitalmarktkonferenz im süddeutschen Raum 4.-5. Dezember Mövenpick Hotel Berlin Forum Institut www.forum-institut.de Pharma Trends – Jahreskonferenz zu gesundheitspolitischen Entwicklungen Kosten: 1.890 EUR 12. Dezember Novotel City, Köln Beck Akademie www.beck-seminare.de M&A-Litigation – Streitigkeiten aus Unternehmenskaufverträgen in Schieds- & Gerichtsverfahren; Kosten: 599 EUR „Merkbrück – was nun?“ Der Gedanke ist nicht neu – aber selten waren die Baustellen so übersichtlich und klar in Themengruppen zusammengefasst und pointiert kommentiert wie hier. Top-3 deutsche Business-Bücher 2013* 1) „Radikal führen“, Reinhard K. Sprenger, Campus, 2012, 296 S. – 25 EUR 2) „Resilienz“, Christina Berndt, dtv, 2013, 278 S. – 15 EUR 3) „Risiko“, Gerd Gigerenzer, C. Bertelsmann, 2013, 397 S. – 20 EUR Quelle: www.getAbstract.com *) Kombiniertes Rating aus Verkaufsrang bei Amazon, Rating sowie Downloadrang bei getAbstract Dr. Patrick Adenauer hat sicherlich auch nicht umsonst ein Vorwort beigesteuert. Heilige Kühe kennt der Autor nicht. Statt unerfüllbarer Wahlversprechen lieber Klartext. Seine Fragen in punkto Bildungs-, Sozial-, Gesundheits- oder Arbeitsmarktpolitik an Merkel und Steinbrück sind stellvertretend. Das Buch ist nach der Wahlqual genauso aktuell wie vorher. Tun Sie Ihrem lokalen Politiker einen Gefallen und schenken Sie ihm ein Exemplar. Wilhelm Heineking, geb. 1937, kandidierte 1997 gegen Möllemann um den FDP-Vorsitz in NRW. Er schreibt regelmäßig politische Kommentare für das Handelsblatt. [fb] „Merkbrück – was nun? Antworten auf die dringlichsten Fragen der Deutschen“, von Wilhelm Heineking; Plassen Verlag 2013; 302 Seiten, 20 EUR Anzeige INDIA IESA India Energy Storage Alliance CHINA NORTH AMERICA Literaturhinweis Tja, was und wie denn nun? Die Bundestagswahl ist vorbei, aber schlauer sind wir trotzdem nicht. Für Heineking war schon vor der Wahl klar: Unabhängig davon ob RotRot-Grün, Rot-Schwarz oder sonst eine Auswahl aus dem Malkasten, substanzielle Reformen braucht das Land, und das am besten gleich in Form großer Würfe. IMPRESSUM Unternehmensindex/Impressum Unternehmen von A–Z Alfmeier Präzision Bastei Lübbe Constantia Flexibles HypoVereinsbank Ledermann Immobilien Rimowa Royal Mail Sixt Solutronic Twitter Urbanara VanCamel 3, 50 14, 18 15 18 19 30 19 52 15 16, 26 18 18 GoingPublic Magazin 17. Jahrgang 2013, Nr. 11 (November) Verlag: GoingPublic Media AG Hofmannstr. 7a, 81379 München, Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: [email protected] Internet: www.goingpublic.de Redaktion: Falko Bozicevic (Chefred.), Oliver Bönig, Maximiliane Worch Vorschau auf GoingPublic Magazin 12/2013: Special Schweiz – Capital Markets & Investor Relations (2. Jg., zweisprachig: Deutsch und Englisch, Erscheinungstermin: 23. November) Bildredaktion: Andreas Potthoff Bilder: PantherMedia, Fotolia, Pixelio, Photodisc Titelbild: PantherMedia/Archana Bhartia Inhalt: Politische Rahmenbedingungen für den Kapitalmarkt nach der Minder-Initiative SIX Swiss Exchange als Plattform für internationale Unternehmen Aktuelle Herausforderungen in der IR Integrated Reporting – Auswirkungen für IR u.v.m. Mitarbeit an dieser Ausgabe: Dr. Martin Ahlers, Ibrahim Ahmadov, Harald Bareit, Prof. Dr. Wolfgang Blättchen, Henryk Deter, Michael Fuchs, Jens Hecht, Jürgen Kurz, Dr. Thorsten Kuthe, Arne Laarveld, Dr. Max Leittersdorf, Mike Münch, Stefan Preuß, Ursula Querette, Prof. Dr. Sabine Rau, Thomas Stein, Verena Wenzelis, Marcus Wessel, Madeleine Zipperle Interviewpartner: Prof. Dr. Mark K. Binz, Markus Gebhardt, Dr. Dr. h.c. Manfred Gentz, Lothar Probst, Andreas Schmidt, Dr. Martin Steinbach, Alexander von Preysing Lektorat: Magdalena Lammel Redaktionsanschrift: s.Verlag, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: [email protected] Gesamtgestaltung: Andreas Potthoff Conference Magazine Die GoingPublic Media AG ist wie in den Vorjahren Partner bei der Betreuung des redaktionellen Teils, der Herstellung sowie der Werbevermarktung des Conference Magazins zum Eigenkapitalforum 2013 (11. bis 13. November 2013 in Frankfurt am Main). Verlagsleitung: Daniela Gebauer Tel.: 089-2000339-13 Deutsches Eigenkapitalforum 21 – 23 November 2011 11 – 13 November 2013 Frankfurt / Main Frankfurt / Main »Entrepreneurs meet investors« Anzeigen: Johannes Herbert Tel.: 089-2000339-28 Fax: 089-2000339-39 Conference Magazine Vol. 4 Pub li shi ng Part ner Equity Forum Investor & IR-Forum Debt Capital Forum PE & VC Lounge Sustainability Communication Corporate Bonds Innovation & Growth Companies DAX/MDAX-Day Ratings Key Note: Jürgen Fitschen Investor Targeting Chief Economists’ Views Erscheinungstermin: 11. Nov. 2013 Die vorliegende Ausgabe 11/2013 des GoingPublic Magazins enthält eine Beilage der Better Orange IR & HV AG. 80 GoingPublic 11/13 Gültig ist Preisliste Nr. 10 vom 1. November 2006 Erscheinungstermine 2013: 22.12.12 (1/13), 26.1. (2/13), 23.2. (3/13), 30.3. (4/13), 27.4. (5/13), 31.5. (6/13), 29.6. (7/13), 27.7. (8/13), 31.8. (9/13), 28.9. (10/13), 26.10. (11/13), 23.11. (12/13), 14.12. (1/14) Sonderausgaben: „Corporate Finance & Private Equity Guide 2013“ (9.3.), „Kapitalmarktrecht 2013 – Best Practice für Emittenten“ (11.5.), „Biotechnologie 2013“ (14.9.) Preise: Einzelpreis 12,50 EUR, Sonderbeilagen 9,80 EUR, Sonderausgaben 14,80 EUR, Jahresabonnement 148,00 EUR (incl. 3–4 Sonderausgaben), Jahresabonnement Ausland normal 148 EUR. Alle Preise incl. Versandkosten und 7% MwSt. Abonnementverwaltung: GoingPublic Media AG GoingPublic Abo-Verwaltung Hofmannstr. 7a 81379 München Tel.: 089-2000339-0 Fax: 089-2000339-39 E-Mail: [email protected] Druck: www.viaprinto.de Haftung und Hinweise: Artikeln, Empfehlungen und Tabellen liegen Quellen zugrunde, welche die Redaktion für verlässlich hält. Eine Garantie für die Richtigkeit kann allerdings nicht übernommen werden. Bei unaufgefordert eingesandten Beiträgen behält sich die Redaktion Kürzungen oder Nichtabdruck vor. Nachdruck: © 2013 GoingPublic Media AG, München. 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ISSN 1435-3474 ZKZ 46103 Unter der Schirmherrschaft und Mitwirkung von Medienpartner Dr. Wolfgang Schäuble Volker Bouffier Bundesminister der Finanzen, Berlin Ministerpräsident des Landes Hessen, Wiesbaden Man trifft sich. en! meld etzt an J Konferenzen und Themen Agri-Finance • Banken-IT • Compliance Konferenz • Congress on Central and Eastern Europe • Economic and Financial Stability in Europe • EIOPA Conference • European Pension Funds Congress • European Real Estate Forum • Finance Meets Media – Media Meets Finance • Finanzstandort Deutschland • Frankfurt European Banking Congress • Frankfurt MENA Finance • IFC – Euro Finance Week Conference • Payments Konferenz • Private Banking & Wealth Management • Retail Banking Konferenz • Risk Management Konferenz • Versicherungsstandort Deutschland www.eurofinanceweek.com GP_Nov13 Ein Projekt der Standpunkt Neues zu Börsengängen Von Dr. Thorsten Kuthe und Madeleine Zipperle, Rechtsanwälte, Heuking Kühn Lüer Wojtek, Köln Dr. Thorsten Kuthe Standpunkt 2013 ist in puncto Börsengänge das erfolgreichste Jahr seit 2007! Eine schöne Schlagzeile und eine ebenso schöne Statistik, die allerdings einen kleinen Haken hat: Die Anzahl der Börsengänge liegt nämlich nur bei etwa einem Zehntel derer von 2007. Hieran sieht man: Schwergewichte gehen an den Kapitalmarkt, bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen weitgehend Fehlanzeige. Im Oktober haben erfreulicherweise mal wieder zwei Kandidaten den Sprung gewagt und sich dabei innovativer Strukturen bedient. Mit Urbanara platziert derzeit ein Unternehmen aus der Branche Heimtextilien/Wohnaccessoires seine Aktien. Bei Mittelstandsanleihen kam die Modebranche bei Investoren gut an, möglicherweise ein gutes Signal und eine Chance für die Emittentin. Das Wort Börsengang zu verwenden, wäre hier allerdings eigentlich nicht korrekt, denn Urbanara nutzt eine sogenannte Crowd-FinancingPlattform. Bislang boten solche Plattformen eine Finanzierung (nur) über Nachrangdarlehen und stille Gesellschaften an, mit Volumina von i.d.R. unter 1 Mio. EUR. Stille Gesellschaften sind dabei auf einen Betrag von bis zu 100.000 EUR beschränkt, da andernfalls eine Prospektpflicht entstünde. Urbanara ist der erste Versuch, auf diese Weise über eine Aktienemission in der Gemeinschaft der Internet-User rund 3 Mio. EUR aufzunehmen. Mit Bastei Lübbe ist gerade ein hierzulande bekanntes Unternehmen an die Börse gegangen. Der Verlag hat 2011 bereits eine Mittelstandsanleihe begeben. Beim Börsengang wurde neben dem klassischen Vertrieb der Aktien über eine Bank wie bei den Mittelstandsanleihen insbesondere für Privatanleger die Zeichnung über die Börse durch einen Auftrag an die Hausbank ermöglicht. Bei Mittelstandsanleihen zeichnen Privatanleger i.d.R. 20% der Emissionen, teilweise wird ihnen auch mehr zugeteilt. Damit alleine kann zwar der Erfolg einer Emission nicht gewährleistet werden, jedoch kann genau dies der fehlende Baustein sein, um ihr zum Erfolg zu verhelfen. Ganz so erfolgreich wie vielleicht erhofft war der Börsengang der Bastei Lübbe allerdings nicht. Die Aktien konn- 82 GoingPublic 11/13 Madeleine Zipperle ten nur teilweise und am unteren Ende einer reduzierten Preisspanne platziert werden. Dan Brown alleine ist auf dem Kapitalmarkt also auch kein Garant für eine erfolgreiche Platzierung. Auffällig ist, dass die Reduktion der Aktienzahl bei der Umplatzierung von Aktien aus Altbesitz stattfand, nicht hingegen bei der Kapitalerhöhung. Dies hat sich in den letzten Jahren immer wieder gezeigt: Investoren möchten gerade bei Small und Mid Caps in der Regel in das Unternehmenswachstum investieren und nicht den Altaktionären den Exit ermöglichen. Wenn also im Rahmen dieses Börsengangs nicht alle Hoffnungen erfüllt wurden, war es deshalb noch lange kein Flop – Angebot und Nachfrage haben zueinander gefunden. Viele Beispiele aus diesem und den letzten Jahren zeigen, dass mit flexiblen Platzierungsstrategien Börsengänge weiterhin eine interessante Option sind. Hierzu gehört Mut und die jeweilige Emittentin darf nicht zwingend auf einen bestimmten Zeitpunkt für die Kapitalaufnahme fixiert sein. Auch wenn sich der Erfolg einer Anleiheemission sicherlich nicht 1:1 auf ein Angebot von Aktien übertragen lässt, zeigt Bastei Lübbe definitiv in die richtige Richtung: Mittelständler können den Kapitalmarkt über eine Anleiheemission betreten und dort zunächst einmal unter etwas leichteren Bedingungen als nach einer Aktienemission zeigen, dass sie bereit und in der Lage sind, das Informationsbedürfnis der Kapitalmarktinvestoren ernst zu nehmen und zu befriedigen sowie ihren Folgepflichten auf dem „Parkett“ ordnungsgemäß nachzukommen. Zukunftsträchtig ist ebenfalls die direkte Ansprache von Investoren über das Internet. Es ist zu hoffen, dass die Emission von Urbanara ein Erfolg wird, damit diese Möglichkeit der Kapitalaufnahme weite Kreise zieht. Dies könnte die Lücke in der Mittelstandsfinanzierung, die durch den Rückzug vieler Banken aus diesem Segment entstanden ist, ein weiteres Stückchen schließen. Eine längere Version dieses Beitrags finden Sie unter www.goingpublic.de. Kostenlose Newsletter Jetzt anmelden! Der Newsletter für die Financial Community. 14-tägig. Freitags. Monatlicher Newsletter mit Highlights aus den Life Sciences. IP im Fokus Der Alert. Seit 1999. Analysen zu allen Börgengängen – pünktlich zum Zeichnungsbeginn. Der Newsletter für Unternehmensanleihen. 14-tägig. Freitags. Newsletter für IR-Professionals. Monatlich. Seit 2001. Private Equity Flash Der Newsletter von VC-Magazin.de Weekly Informiert alle 14 Tage donnerstags über Neuigkeiten aus der Branche. Einschätzung zu Börse, Politik und Wirtschaft. Wöchentlich. Mittwochs. Der Newsletter für NPO & Co. 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