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Fanwebsites Leidens1c as ft erl<zeug Fanwebsites können ein nützliches Instrument der PR sein, mitunter sogar als Ideenpool für Unternehmen dienen. Der Autobauer Ford und der Spielzeughersteller Lego haben mit einer engen Anbindung der Angebote gute Erfahrungen gemacht. Andere Firmen bleiben skeptisch. Sie wehren sich vor allem gegen Markenrechtsverletzungen und kommerzielle Hintergedanken der Seitenbetreiber. E Suchen nach Nutzungs- möglichkeiten des Internets abseits der Firmenhomepage: Ford·PR· Chef Wolfgang Riecke (links) uncl Professor Matthias Fank. s begann mit einer scheinbar einfachen Frage: Wie, wollte Wolfgang Riecke wissen, lässt sich das Internet noch effektiver für die Öffentlichkeitsarbeit der FordWerke Deutschland nutzen? Also regte der Kommunikationschef des AUlobauers ein Forschungsprojekt an der Fachhochschule Köln an, das Handlungsfelder und Einsatzmäglichkeiten abseits der offiziellen Firmenhomepage aufzeigen sollte. Schnell stellte sich allerdings heraus, dass die Antwort auf diese Frage umfassender und komplexer ausfallen würde, als ursprünglich gedacht. Denn schon die Domain~ analyse, von der sich die Kölner Aufschluss darüber erhofften, wie viele deutsche Internetadressen den Namensbestandteil "Ford" enthal- 3° ten, erwies sich als aufwendig. Weil die zentrale Registrierungsstelle Denic, die die rund elf Millionen deutschen URLs verwaltet, nicht auf Knopfdruck eine Zahl liefern konnte, mussten die Forscher um den Informationsmanagement-Professor Mauhias Fank quasi manuell auf die Suche gehen. Ford kürt Fanseiten Das Ergebnis ist immerhin eindeutig - und weist die weitere Richtung. Rund 230 registrierte Adressen identifizierten die Wissenschaftler schließlich, gut 160 Seiten bleiben übrig, wenn man Ford-eigene und Autohaus-Internetauftritte abzieht. Der Großteil davon wird von Fans betrieben und gepnegt. Dabei, schreiben Riecke und Fank in einer Projektzusammenfassung, hatten die Forscher nur nach deutschen Domains mit der Endung .de gefahndet und keine Namen von Automodellen in die Untersuchung einbezogen. "Es war klar, dass die Zahl der tatsächlich exjstierenden Fanseiten um ein Vielfaches größer sein muss", sagt Riecke. Allein das FordClubverzeichnis auf der offiziellen Untern eh- menshomepage, in dem die Anhänger ihre Vereinigungen registrieren können, umfasst mehr als 400 Einträge. Und schon die analysierten Präsenzen brachten es zusammen auf mehr als 1,6 Millionen Besucher - von denen die meisten mUlmaßlieh eine ähnlich hohe Affinität zur Marke mitbringen wie die Betreiber der Seilen. Die Idee lag nahe, sich die engagierten Ford-Fans als Multiplikatoren zunutze zu machen. Das Projektteam entwickelte den "Ford FanAward": Von Anfang September bis Mitte Oktober 2006 konnten sich alle Betreiber einer nicht kommerziellen Fanseite - also sowohl Clubs und Vereine als auch Markenanhänger - auf einer eigens eingerichteten und mit der FOl'dHomepage verlinkten lnlernetpräsenz um den Titel "Beste Ford-Fanpage" bewerben. Selbstläufer Eine Fachjury nahm diese Auftritte nach den Kriterien Inhalt, Aktualität, Navigation, Design sowie Originalität unter die Lupe und traf eine Vorauswahl, aus der die Surfer im November ihre Favoriten küren konnten. Dabei, sagt Wolfgang Riecke, hätten sowohl die Anzahl der Bewerbungen als auch die Beteiligung an der Abstimmung und das öffentliche Echo - im World Wide Web wie in prmagazin : 10 : 2007 Fanwebsites klassischen Medien - die Erwartungen "weit übertroffen" Zumal der Kommunikationschef "bewusst auf einfache Mittel" - und damit auch auf ein kleines Budget gesetzt hatte; Gerade mal zwei Pressemitteilungen wurden zum Start und im Verlauf des Projekts verschickt, den Rest erledigte die Fan-Community weitgehend selbst. - ., ....-a _ IIlt_ .,-.....-_ -- ...- -_ _ v--... .......DIfIIt.,....... Viralmarketing Neben einem ---__. """-~ -..ch ......... ~ -.... -.....".. ........ ~auch_ ~--_ Anhänger als Multiplikatoren: Oie "Alt Ford Freunde". Gewinner des "FordFanAward u , verlinken auf die Konzernwebsite zum Wettbewerb. IK HACKER how to fit a larger tv into your old media unit Share WANTED: •• ur tranl,""d._pr.dI<am_"·Mn~.d4oo.d'ouPQl'><l.".,,.~· ..·•• too ... and'oo ..... tofitntohrl.,,,bngb< ,,~.. tranl,flnallr<l:d 'o_""~ tI>O •• :ti<aI•• l>otol.IIt ,.th.on<t l""'trI.",. . . " . , ""~ 'l.t!'"tohrlwQll""'togo•• ... I~ .. h.{~•. ..-m., tri" .. ""'•• b.·. funlo<lUl>IOI1<>nd•• oI•• .".,QO'-'''''ro.yOU' o.......<lrobo •• ""><J.~t'<I.. t .... JOUII,_ oount.""p. "' ...... d,"'• .., 110,,' to IIn..... twfo<b. "ooh;fforn'"ot>bIO">\I.'dlo>.!o ... ,our,: •• ~ad.•. omailmeat .......adO<1atkim,;i(6otkorn • '" to."""",.~.<1 • ~.",,""lrU<Ub1o - • wb. ." .... . ~~-:: l-C~S ..... >l>410J.oo(\.O~.,)LClso... >b4 1126oo'4"6l,00 _"'>OIt'... ..........."" an .. _ _ S""I<OIOlOOiOO ~ "11:'0 E'::~=~::;':':Ugo-'~.- -- staInIO.. S.... RO<lP'.....-$IOIIAtODono.. Oie Homepage der Ikeahacker sieht der schwedische Möbelmulti aus Haftungsgründen kritisch. 24.-26. August TSL Hinweis auf der Homepage hatte Rieckes Abteilung die in der Datenbank registrierten Clubs zwei Wochen vor Bewerbungsstart per E-Mail angeschrieben und eine Woche vor Ende der Frist noch eine Erinnerungsmail nachgescboben. Das Ergebnis sind rund 80 Einreichungen, mehr als 900 Abstimmungsteilnehmer und ein eindrucksvoller Beleg für funktionierendes Viralmarketing: Existierte der Begriff "Ford FanAward" im August 2006 bei Google noch nicht, so ließen sich nach Ende der Aktion zeitweise mehr als 19.000 Treffer finden - überwiegend auf Onlineportalen, in Foren und Weblogs. Die drei erstplatzierten Fanpages tragen noch heute ihre Gewinnersiegel in Gold, Silber und Bronze auf der Seite und machen so auf den Wettbewerb aufmerksam. Und ganz nebenbei, heißt es in der Projektzusammenfassung, sei es auch gelungen, den Markenfreunden erstens die Wertschätzung von Ford zu vermitteln, sie zweitens zur häufigeren Aktualisierung ihrer Websites zu animieren und drittens ihr Bewusstsein für die legale Verwendung von Ford-CI-Materialien zu schärfen. Die illegale Nutzung von Logos oder Ähnlichem sei jedenfalls spürbar zurückgegangen. Und nur zu gern zitieren Wolfgang Riecke und Matthias Fank die Forenfrage des Liebhabers einer anderen Automarke, warum denn sein Hersteller solch einen Award nicht durchführe. Berlin lego nutzt das kreative Potential seiner Fans. Einträge auf der privaten Seite l000Steine.de beantwortet ein Community-Manager des Unternehmens. prmagazin ~ 10 ~ 2007 Ressourcen fehlen Duauf haben Thomas Albrecht und Claus Witzeck ziemlich präzise Antworten, Zum einen, sind sich der Kommuni- 3 ' Fanwebsites kationschef von Citroen Deutschland und sein Kollege von Fial einig, sei das "natürlich auch eine Frage der Ressourcen". Deshalb, so Citroen-Sprecher Albrecht, beschränke sich sein Unternehmen im Wesentlichen auf die Unterstützung des größten und ältesten deutschen Fanclubs und beobachte das Imernetengage- ment anderer Markenenthusiasten mit Beobachten das Engagement ihrer Fans im Internet nicht systematisch: Citroen· Sprecher Themas Alb..cht (oben) und sein Fiat.Kollege Claus Witzeck. chen des Regals "Billy", des Tischsets "Britta" oder des Hochbetts "Fjelldal" aus, die von Singapur über Krakau bis Leipzig den gleichen Namen tragen. Der weitaus größere Reiz liegt aber offenbar darin, die Produkte möglichst kreativ umzugestalten oder neu zu kombinieren. Die vielbesuchte Seite Ikeahacker.blogspoL com etwa zeigt aus "Ivar"-Regalen konstruierte spanische Wände, zum Computerschrank umgebaute Beistelltischehen und andere kunstvoll zersägte Kleinmöbel. "durchaus freundlichem Interesse, aber eben nicht systematisch" Letzteres gelte auch für Fiat, sagt Witzeck. Immerhin: Beide Firmenhomepages weisen eine erkleckliche Anzahl von Links zu Fan(club)seiten auf - bei den meisten Autoherstellern ist das längst Standard. Zum anderen sei gerade das Thema Markenrechte im Internet oft problematisch. "Wir schauen schon genauer hin, wer unser Logo und unsere Corporate Identity verwendet", betonen Albrecht und Witzeck unisono. Schwierig werde es vor allem, "wenn jemand sein Hobby zum Beruf machen will und bei der Fanseite das kommerzielle Interesse überwiegt", sagt Thomas Albrecht. Oft reiche schon ein kleiner Hinweis, um Einhalt zu gebieten. "Aber wenn es sein muss, kann unser Konzern auch sehr rigoros werden", ergänzt Fiat-Mann Witzeck. Hacker-Ziellkea Diese Erfahrung machten kürzlich einige deutsche Fans des schwedischen Möbelmultis Ikea. Der Konzern, der auf vier Kontinenten vertreten ist, wird von einer Vielzahl internationaler Fanseiten begleitet. Lingua franca ist - des Verständnisses wegen - Englisch. In Text und Bild tauschen sich die Kunden über Vorzüge und Schwä- Markenrechte verletzt Prinzipiell, heißt es bei Ikea, habe man gar nichts gegen eine kreative Verwendung der Produkte. "Wir sind der Lieferant der Zutaten, aus denen jeder Koch sein eigenes Wohnmenü kreieren soll", sagte Carlos Friedrich, Marketingleiter von Ikea Schweiz, jüngst gegenüber dem Tages-Anzeiger. Ikea Deutschland zwang den Werbefachmann Thomas Meyer trotzdem, seine deutsche IkeahackerVariante vom Netz zu nehmen. Die Firma hatte ihm nach eigenen Angaben zwei Wochen Zeit gegeben, Namen, Logo und Farben von Ikea aus seinem Internetauftritt zu entfernen und die Seite deutlich als privat zu kennzeichnen. Haftungsgründe Ikea-Sp,echerin Sabine Nold verteidigt das Vorgehen bei aller prinzipiellen Sympathie für Fanwebsites: "Das war eine klare Markenrechtsverletzung." Dass Name und Logo nicht von Außenstehenden benutzt werden dürfen, gelte im gesamten Konzern. Nach Beobachtungen diverser Fanfaren wird diese Regelung von Ländergesellschaft zu Ländergesellschaft allerdings unterschiedlich strikt gehandhabt. Als Erklärung führt Nold an, dass bei solchen Entscheidungen Haftungsgründe eine entscheidende Rolle spielen - "besonders, wenn an elektrischen Teilen herumgebastelt wird". Lieber distanziere sich Ikea präventiv, als später für mögliche Unfälle zur Verantwortung gezogen zu werden. Den umgekehrten Weg geht der Spielzeugspezialist Lego. Der Klötzchen-Konzern aus dem dänischen Billund pflege zuweilen einen "fast freundschaftlichen Umgang" mit den Betreibern der etlichen Fanwebsites, behauptet Deutschland-Sprecherin Silke Diekmann. So gibt es auf der größten deutschsprachigen Fanseite lOOOSteine.de ein Forum, in dem kleine und große Freunde der Spielsteine (letztere heißen im Slang AFOLs: Adult Fan of Lego) sich mit ihren Fragen direkt ans Unternehmen wenden können. Die Einträge auf der privaten Seite werden meist umgehend von einem Lego-Community-Manager beantwortet. Dahinter steckt System: In der Zentrale in Billund und in den Ländergesellschaften sitzen spezielle Ansprechpartner, die das kreative Potential der Kunden und ihrer Internetauftritte für Lego nutzbar machen sollen. Kreative Kunden Ganz bewusst werden AFOLs angesprochen, die sich in Clubs organisiert haben oder eigene Fanseiten pflegen, an der Entwicklung oder Optimierung von Produkten mitzuwirken. Denn in der Regel bauen die AFOLs aus den Kunststoffsteinen nicht die vorgegebenen Modelle, sondern entwerfen Konstruktionen, die eine "beeindruckende technische Komplexität" Ikea.Sprecherin Sabine Nold achtet auf Markenrechtsverletzungen. prmagazin: 10 ~ 2007 Fanwebsites THE SAP FAN CLUB liPI,f"" ... <:oDl I" "olllmll"l.,d orrol"led LO .. "ydh.... io" or"ub.. ldi .. ,-y ofSAP AG W.lco<l>eSAPfa".1 -- ...-,..----..................... - a ...... .-. •_ -."' .......-tl......... Wh"'I.SAP1S,._."""~.~ . . .,<lerO"'..., s,.,..... ,A(lpIca"""" &. Prod><t>., 0'" "">Ct _..- 'c_""• Mt>tltl$lO {.,fngh/ll ",tI1 ••'<hd<">r,/eoOt•• "'tt1 other SOP r... ,,0<\-"'11 oroa...:t< Rf3_R/2 • "'..tother'>APf..... orou><llTlt"0I1d .po<l'f':ASSAPcon""".-.dI)O, ..po.....ttoSAPmaIt.'.-.dotherSOPf"'f'll!>t ..OI1d .lniltlP<&.lrd• .,SAP.ofl,o .... • ha••• d\o'onroo,topI« .lnil)O!>'J"SAP ....... dtfy ....... "" SOPrtlot.~p<'<KU:tS .fln<Ibool..onSOPp<'<KU:tS Selbst Business·to·Business·Konzerne wie SAP haben Markenanhänger: Auf der Seite sapfans.com tauschen sie sich über die Software der Walldorfer aus. aufweisen, sagt Sprecherin Diekmann. So waren Fans an der Entwicklung des digitalen Gehirns und der Sensoren des Lego-Roboters "Mindstorm NXT" ebenso beteiligt wie an Bausets für Lokomotiven und dem mehrere tausend Teile umfassenden Satz eines Art-deco-Kaffeehauses. Das Prinzip, sagt Silke Diekmann, sei simpel: Warum solle man nicht das Wissen einer technikaffinen Kundschaft nutzen, die es zudem oft als Ehre empfinde, ihre Kompetenzen einbringen zu dürfen? Die Entwürfe würden im E-Mail-Austausch mit Billund und in Fanfaren diskutiert, mitwirkende AFOLs könnten ihre Reputation in der Com· munity erheblich steigern. Gleichzei- lativ leicht nachvollziehbar ist, existiert ein ähnliches Phänomen auch für Produkte des auf mittlere und große Unternehmen spezialisierten Walldorfer Softwarekonzerns SAP. Auf der Seite sapfans.com tauschen sich Anwender aus aller Welt über Tipps, Tricks und Problemlösungen für die Programme aus. Keine Gefahr für CI Aus der Zentrale des Business-to-BusinessUnternehmens heißt es, man betrachte die Seite mit "sporadischem, freundlichen Interesse". Wohl auch, weil der erste Hinweis, der beim Aufrufen ins Auge springt, besagt, dass das Angebot nichts mit den Walldorfern zu tun hat. Der Corporate Identity von SAP droht von dieser Fansite ohnehin keine Gefahr zu offensichtlich handelt es sich dabei um einen handgestrickten Amateurentwurf. Lars Radau. tig strahle das "Crowdsourcing", wie die Lego-Presseabteilung diese Art der Zusammenarbeit nennt, positiv auf das Unternehmen zurück. Nicht von ungefähr hat sich eine Variante von "Crowdsourcing" auch in der Computerspiele- und Softwareindustrie einPMG· gebürgert. Das wohl bekannteste Beispiel ist das Adventure "TombRaider", desHeidin Lara Croft schon von der ersten Folge der mehrteiligen Computerspielserie an auf zahlreichen Homepages Schönheitsoperationen über sich ergehen lassen musste. Viele Spielehersteller planen bereits bei der Entwicklung neuer Produkte die Möglichkeit ein, dass die User und Markenanhänger eigene Level und Charaktere entwickeln können. Deren Vorstellung, Austausch und Bewertung läufen überwiegend über Fanwebsites. Während hier die Faszination noch re- Presse-Monitor® PMGmobil: Wissen, was los ist jederzeit und an jedem Ort Sprecherin Silke Diekmann: lego lässt Fans Produkte mitentwickeln. prmagazin: 1012007 . . Mit PMGmobil haben Sie täglich Zugriff auf Hunderte von Zeitungen. Zeitschriften, Agenturmeldungen und Online-Medien. 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