Der Computer und der Mensch

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Der Computer und der Mensch
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Der Computer und der Mensch
Der Einfluss des Computers und des Internets
auf die Werte unserer Gesellschaft.
KGS-Semesterarbeit
von
Silvan Kaufmann & Jasmina Kudra
Bachelor-Studium 2005/06
Studienrichtung Umweltingenieurwesen
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ...................................................................................................................................................... 3
2
Computerentwicklung ................................................................................................................................... 4
2.1
Einführung ................................................................................................................................... 4
2.2
Die Anfänge des PC .................................................................................................................... 4
2.3
Evolution einer neuen Industrie ................................................................................................... 4
2.4
PC-Etablierungsphase................................................................................................................. 5
2.5
Das Windows Zeitalter................................................................................................................. 5
2.6
Online-Zeitalter, Internet-Hype .................................................................................................... 5
2.7
30 Jahre Computer-Entwicklung ................................................................................................. 6
3
Verbreitung von Computern ......................................................................................................................... 7
4
Mythen und Erwartungen ............................................................................................................................. 8
5
6
4.1
Der Mythos des grenzenlosen Wissens ...................................................................................... 8
4.2
Die digitale Spaltung, Onliner und Offliner .................................................................................. 9
4.3
Der Mythos vom digitalen Bürger .............................................................................................. 10
Auswirkungen ............................................................................................................................................. 11
5.1
Vereinsamung............................................................................................................................ 11
5.2
Internet-Sucht ............................................................................................................................ 12
5.3
Computerdenken ....................................................................................................................... 13
5.4
Charakteranalyse....................................................................................................................... 14
5.5
Gesellschaft ............................................................................................................................... 15
Schlussfolgerungen .................................................................................................................................... 16
Abstract....................................................................................................................................................... 17
Abbildungsverzeichnis................................................................................................................................ 18
Quellen ...................................................................................................................................... 18
Literaturverzeichnis .................................................................................................................................... 19
2
Einleitung
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
1 Einleitung
Der Computer ist heute allgegenwärtig. Es kann niemand mehr leben ohne in Kontakt mit Computern zu
kommen. Das Bankkonto, die Steuern, die Personaldaten, die Versicherung alles ist in Datenbanken auf
verschiedenen Computern gespeichert. Schulaufgaben, Arbeiten schreiben, weltweite Kommunikation, im
Internet surfen,…; ohne Computer läuft heute fast gar nichts mehr. Fällt ein Zentralcomputer eines Stellwerkes
aus steht der Bahnverkehr einer ganzen Region still. Die ganze Wirtschaft und ein Grossteil unseres Lebens
hängen von Computern ab.
Doch wie konnte der Computer überhaupt zu einem Massenartikel werden? Wir zeigen auf welche
Entwicklungen den Computer so weit gebracht haben.
In den letzten 15 Jahren bekam der Computer einen immer grösseren Einfluss auf uns Menschen. Heute steht
sogar im Kindergarten ein Computer, an dem schon die Kleinsten den Umgang damit erlernen. Dies kann
nicht ohne Auswirkungen auf unser Leben, unser Sozialverhalten und allgemein auf gültige Werte geschehen.
Mit dieser Semesterarbeit untersuchen wir, welchen Einfluss das Internet und der Computer auf diese Werte
haben. Wir befassen uns hauptsächlich mit den Auswirkungen des Internets, da die grosse Verbreitung des
Computers von der Einführung des Internets abhängt und da das Internet neben der Textbearbeitung am
Computer am Meisten genutzt wird. Wir nehmen dabei Bezug auf die Erwartungen und Mythen, die von den
Kritikern und Befürwortern verbreitet werden: das grenzenlose Wissen, die digitale Spaltung und der digitale
Bürger.
Das Internet mache einsam, wird von vielen behauptet. Doch stimmt das überhaupt? Wir wollen dies anhand
verschiedener Studien beantworten. Auch die Internet-Sucht betrachten wir. Wird unser Denken durch den
Computer verändert? Bestimmt technisches Denken mehr und mehr unser Handeln? Anhand einer
Charakteranalyse nach Riemann zeigen wir welche Charakterzüge der Computer und sein typischer Benutzer
haben könnten.
3
Computerentwicklung
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
2 Computerentwicklung
2.1
Einführung
Die Entwicklung des Computers ist eine lange und schwierige Geschichte mit vielen Hochs und Tiefs. Der
Computer basiert auf dem im 17. Jahrhundert durch Leibniz erfundenen Binärsystem. Anfang des 20.
Jahrhunderts werden die ersten Lochkarten-Rechner gebaut die noch weit von unseren heutigen Computern
entfernt waren.
Erst die weitere Entwicklung, an der auch die Schweiz nicht unbeteiligt war, brachte uns dahin wo wir heute
sind. Verschiedene mehr oder weniger bekannte Menschen waren an dieser Entwicklung beteiligt,
angefangen mit Conrad Zuse (Abbildung 1), John von Neumann bis hin zu Bill Gates und Steve Jobs.
2.2
Die Anfänge des PC
Ab 1970 haben Steve Jobs und Bill Gates, heute weltbekannt und erfolgreich in der Computerwelt, begonnen,
unabhängig voneinander, die Programmierung und Steuerung eines Computers zu entwickeln. Wie alle
Anfänger haben die Beiden Mühe gehabt, ihre Ideen umzusetzen und Sponsoren zu finden.
"Wir gingen also zu Atari und sagten: Hallo, wir haben dieses erstaunliche Ding entwickelt, es ist sogar mit
einigen ihrer Bauteile gebaut, und was halten Sie davon, uns zu finanzieren? Wir können es Ihnen auch
überlassen. Aber wir wollen die Sache selbst zu Ende bringen. Zahlen Sie unser Gehalt, und wir kommen zu
Ihnen und arbeiten für Sie. Und sie lehnten ab. Danach gingen wir zu Hewlett-Packard, und die sagten uns:
Wir brauchen Sie nicht. Sie haben ja noch nicht einmal einen College-Abschluss." (Steve Jobs zu den
Versuchen, Firmen für den von ihm und Steve Wozniak entworfenen Apple-Computer zu interessieren; aus
Kuriose Irrtümer)
2.3
Evolution einer neuen Industrie
Als 1977 schliesslich der erste PC von Apple auf den Markt gebracht wird, hat eine grosse Ära in der Industrie
begonnen. Die ersten Computer sind schon mit einem Gehäuse und eingebauter Tastatur, einem Monitor und
einem Drucker ausgestattet. Die Leistungen und die Geschwindigkeit sind, im Vergleich zum heutigen
Computer, extrem klein. Die Computer benötigen sehr viel Energie, sind viel grösser und schwerer und sehen
recht schwerfällig aus. Da der Computer nur einfache Kommandos ausführt, wie Tabellenkalkulationen,
Textverarbeitung, Rechnungen und kleinere Korrekturen am Bildschirm, findet er erst kaum Anklang.
Auch in der Medizin wurden erste Computer benutzt. Durch die Erfindung der Computer-Tomographie werden
Diagnosen schneller und exakter. Schrader(1995) schreibt, dass der Arzt, durch die veranschaulichenden
Röntgenaufnahmen, eine gute Auskunft über den Zustand des Patienten bekommt. Die Diagnosen sind so mit
einer grösseren Genauigkeit feststellbar.
4
Computerentwicklung
2.4
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
PC-Etablierungsphase
In den darauf folgenden Jahren haben sich die Computerleistungen gesteigert. Neue, verbesserte Modelle
sind von verschiedenen Herstellern auf den Markt gekommen. Durch die Einführung der Diskette ist es jetzt
möglich Text- und Zahlen-Dateien zu speichern. Dies prägt alle möglichen Bereiche, sowohl die Geschäftswelt
als auch die Technik. In Krankenhäusern beispielsweise werden Patientendateien auf Disketten gespeichert,
um einerseits Platz zu sparen und andererseits, um die Daten schneller abzurufen. Nicht nur die Medizin, alle
möglichen Arbeitsgebiete nutzen den Vorteil der Diskette. Sie bleibt deswegen auch lange Zeit auf dem Markt.
In den 80er Jahren sind die Computer so leistungsfähig, dass sie in der Geschäftswelt den grossen
Durchbruch schaffen. Sie werden hauptsächlich in Grossbetrieben wie Banken, Versicherungen und
Bürounternehmen, vereinzelt auch in privaten Haushalten verwendet.
2.5
Das Windows Zeitalter
Die Jahre von 1990 bis 1995 gehören Windows. Der Microsoft Gründer Bill Gates erobert in Zusammenarbeit
mit IBM den Computer-Weltmarkt. Bereits Ende der Achtziger Jahre stellen die zwei Grosskonzerne WindowsProdukte vor. Den richtigen Durchbruch schaffen sie aber erst ab 1990. In der darauf folgenden Zeit kommen
alle paar Jahre neue Windowsprogramme auf den Markt. Die Datei-Verarbeitungsmöglichkeiten sind
verwaltbarer, zuverlässiger und einfacher in der Bedienung.
Abgesehen von den Bearbeitungsmöglichkeiten von Texten, Zahlen, etc. haben sich auch die
Speicherkapazität,
Schnelligkeit,
Energieleistung
und
Handhabung
enorm
verbessert.
Ebenso
dazugekommen sind andere Computer Zusatz-Produkte wie der Farbscanner, der in zahlreichen Gebieten
Anwendung findet. Eine weitere grosse Erfindung ist die CD-Rom. In den Achtzigern bereits erfunden, taucht
sie erst ab 1993 auf dem Markt auf. Im Gegensatz zur Diskette bietet die CD mehr Speicherplatz für Dateien
und auch Musik, ist leistungsfähiger und benutzerfreundlicher. Die technisch besseren Eigenschaften der CD
übertrumpfen die eher schwärfällige Diskette. Was die Diskette zum Verschwinden bringt.
Notebooks werden der grosse Hit auf dem Computermarkt. Sie sind verglichen mit dem PC kleiner und
leichter. Obwohl auch in den Achtzigerjahren entworfen, erfreuen sie sich erst seit Mitte der Neunziger einer
allgemeinen Beliebtheit. Dies dank einer gesteigerten Strapazierfähigkeit, die das Notebook mobiler macht.
2.6
Online-Zeitalter, Internet-Hype
Die Jahre 1995 bis 2000 gelten als Internet Zeitalter. Durch die Erfindung des Internets und die weltweite
Verfügbarkeit von schnellen Verbindungen ist es möglich geworden in Sekunden Informationen jeglicher Art
zu erhalten. Die Computerentwicklung ist durch die Einführung des Internets stark beeinflusst worden.
Erstmals hat der Computer mehr Verwendungsmöglichkeiten als nur ein Hilfsmittel am Arbeitsplatz zu sein.
Ab dem Jahr 1996 entwickelt sich der Computer zu einem wichtigen Informations- und Kommunikationsmittel.
Durch diese Entwicklung hält der Computer Einzug in private Haushalte, Schulen und andere öffentliche
Einrichtungen.
5
Computerentwicklung
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
Ab dem Jahr 2000 hat sich die Computerentwicklung fortgesetzt. Sie zeichnet sich, wie in den letzten Jahren,
durch Leistungssteigerung und Verkleinerung der Geräte aus. Neben der CD-Rom kommt auch die DVD-Rom
für Videodateien auf den Markt. Ebenfalls wird der Kommunikationsbereich weiter ausgebaut: Es ist zusätzlich
möglich mittels Webcameras, Messenegers und Internettelefonie weltweit zu kommunizieren. Sowohl die
Arbeitswelt als auch der privaten Bereich nutzen diese Kommunikationsmethode.
In letzter Zeit wurden verschiedene Produkte auf den Markt gebracht, die den Computer mit integrierter Kinound Surroundtechnik zum Medienzentrum für das Wohnzimmer erklären.
Für den Internetzugang ist heute kein Kabel mehr notwendig, dank Wireless und UMTS hat man heute fast
überall die Möglichkeit im Internet zu surfen, egal ob man sich gerade in einem Zug oder im Park um die Ecke
befindet. Diese Erfindung ist ein weiterer Meilenstein in der Computer-Entwicklung.
2.7
30 Jahre Computer-Entwicklung
Neben Leistung und Anwendungsgebiet des Computers haben sich ebenfalls das Aussehen und die Grösse
verändert. So hatten die Menschen um 1950 ganz andere Grössenvorstellungen eines Computers. "Computer
werden in Zukunft nicht mehr als 1,5 Tonnen wiegen." (Eine Prognose von Popular Mechanics zum
unaufhaltsamen Fortschritt der Wissenschaften, 1949; Kuriose Irrtümer). Fünfzig Jahre später ist der
Computer viel kleiner und leichter. Aus mehreren Tonnen sind nur einige Kilos geworden. Er setzt sich zwar
immer noch, wie im Jahr 1977, aus Gehäuse und Monitor zusammen, dies jedoch in einem modernen Design
und dazugekommenem Zubehör (Abbildung 2).
Die Computerentwicklung hat sich in den letzten dreissig Jahren enorm gesteigert. Der Computer hat sich
zunehmend den Bedürfnissen der Menschen angepasst. Durch den grossen Anwendungsbereich und den
mehr oder weniger erschwinglichen Preis, zählt der Computer aus heutiger Sicht nicht mehr zu den
Luxusartikeln. Der Umgang mit Anwendungs-Programmen wie Word oder Excel ist ebenfalls fast so
selbstverständlich wie Lesen und Schreiben. Bereits in unteren Klassen der Primarschule lernen Kinder mit
dem PC umzugehen. In der Arbeitswelt und in der Industrie ist fast jeder Arbeitsschritt mit dem Computer
verbunden. Kaum etwas kann ohne den Rechner funktionieren. Es gibt nur wenige Produkte, die so enorme
Veränderungen mit sich gebracht haben, wie die Entwicklung des Computers.
Abbildung 1: Zuse Z3,
Abbildung 2: iMac G5,
Der erste funktionstüchtige Computer(1941)
Der neuste Computer von Apple(2006)
6
Verbreitung von Computern
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
3 Verbreitung von Computern
Seit der Einführung des Internets für die breite Öffentlichkeit im Jahr 1991 hat sich der Computer sprunghaft
verbreitet in unserer Gesellschaft. Eine Studie von Christoph Demunter zeigt, dass im Jahr 2004 in Europa
gegen 80% der Unternehmen ans Internet angeschlossen sind, und 55% der Europäischen Bevölkerung
zwischen 16 und 74 Jahren einen Computer benutzen. In Europa belegt die Schweiz den Spitzenplatz in der
Verbreitung von Computern. Laut einer Umfrage des WEMF mit über 7'000 Teilnehmern, haben inzwischen
84% der Schweizer Bevölkerung über 14 Jahren einen Computer im Haushalt, wovon 72% einen
Internetanschluss besitzen (Abbildung 3). Dies kann nicht ohne Auswirkungen auf unser Verhalten, unsere
Gesellschaft und unsere Werte geschehen.
Diese grossflächige Verbreitung geht zurück auf die heute viel billigeren Geräte und zu einem Grossteil auf die
Einführung und Verbreitung des Internets. Die Verwendung von Computern am Arbeitsplatz und in der Schule
nahm den Benützern ihre erste Angst und verhalf dem Gerät zu noch grösserer Beliebtheit.
Der Computer wird heute für die Text- und Bild-Bearbeitung und das Internet, zum Spielen und immer mehr
auch als Musik- und Film-Player verwendet. Das Internet dient hauptsächlich der Informationsbeschaffung
(Suchmaschinen, News, Auskünfte,…) und der Kommunikation (E-Mail, Chatrooms, Forums) dazu kommen
Online-Shopping (An- und Verkauf, E-Banking) und Spiele (Abbildung 4).
80.00%
72.50%
70.00%
63.20%
66.70% 67.80%
56.80%
60.00%
52.10%
50.00%
40.60%
40.00%
30.20%
30.00%
19.70%
20.00%
10.00%
5.10%
0.00%
97
98
99
00
01
02
03
04
05
06
Abbildung 3: Verbreitung der Internetanschlüsse in der Schweiz
Abbildung 4: Nutzungszweck des Internets in der Schweiz
7
Mythen und Erwartungen
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
4 Mythen und Erwartungen
4.1
Der Mythos des grenzenlosen Wissens
Seit seiner Erfindung ist des Computers eng mit Mythen und Erwartungen verbunden. Wir erwarten
Informationen innerhalb von Sekunden, auf dem als grösste Informationsquelle bezeichneten Internet zu
finden. Wir erwarten, dass diese Informationen von bester Qualität sind und genau das beinhalten was wir
wünschen. Wie Stoll(2005) schreibt liefert das Internet, entgegen aller Versprechen, wenig Informationen, es
ist eher eine Datenautobahn. Im Gegensatz zu Daten kann der Benützer von Informationen erwarten, dass sie
verlässlich, verständlich, zur rechten Zeit verfügbar und die Herkunft bekannt ist.
Der Wert von Informationen hängt davon ab wie neu, genau und verlässlich sie sind. Dies ist bei
Informationen aus dem Internet meist schwer zu bestimmen. Sie sind womöglich mehrere Jahre alt, und
bereits wieder überholt, sind nicht korrekt oder stammen aus unseriösen Quellen.
Laut Dringenberg(2002) werden im Internet Informationen in solchen Mengen angehäuft, dass niemand den
Überblick behalten kann Eine der möglichen Reaktionen darauf liegt in der Verflachung des Wissens,
vereinfacht gesagt: Menge statt Qualität.
Auch Stoll ist damit einverstanden. Er vergleicht die Informationen des World Wide Webs (Internet) mit dem
Essen bei McDonalds, beides sind Produkte die schnell, leicht und billig zu bekommen sind. Für manche
Leute reichen sie aus und befriedigen ihre Bedürfnisse.
Im Internet gibt es neben den Massen von mehr oder weniger seriösen Quellen auch viele Quellen mit
schnellen und genauen Informationen. Der volle Zugang zu Zeitungsarchiven, zu Börsen und Wetterdaten und
der Zugriff auf qualifizierte Datenbanken ist aber teuer, in den USA kostet die Stunde zwischen 50 und 200
Dollar, in Deutschland zahlt man für jedes Dokument aus einer Datenbank zwischen 2 € Zeitungsarchive,
grosse Lexika) und 30 € (Archive mit Wirtschaftsdaten). Ein Beispiel: Der Zugriff auf das Medien-Archiv
www.Swissdox.ch kostet 60 Fr im Monat und jedes Dokument kostet weitere 3.80 Fr. Doch die wertvollsten
Informationen – verlässliche Insidertipps, mit denen man Geld machen kann – sind nicht öffentlich zugänglich
Die Suchmaschinen, wie Google, Yahoo und viele andere, bieten dem Nutzer viele Hilfen bei der Online
Recherche nach Informationen und Daten. Sie bieten aber genauso viele Irrwege wie nützliche Hinweise. Die
Suche geht weder in die Tiefe noch in die Breite und im Allgemeinen ignorieren die Suchmaschinen 60-90%
aller Websites.
Stoll zitiert dazu Ellen Ullman „Die Anwender scheinen zu glauben, sie wären mit irgendeiner
Riesenschatzkiste verbunden, alles Wissen unserer Zeit ein endloses digitalisiertes Kompendium, wie eine
Bibliothek von Alexandria – wenn sie nur rauskriegen könnten, wie man richtig darin sucht. Da sitzen sie und
klicken, und verstört schauen sie sich den Mist an der ankommt. Sicher ist das ihre Schuld, denken sie,
bestimmt werden sie schon bald seitenweise interessanteste Information in Händen halten, wenn sie nur den
richtigen Verbindungen folgen, die Fragestellung genauer formulieren oder eine andere Suchmaschine
verwenden.“
8
Mythen und Erwartungen
4.2
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
Die digitale Spaltung, Onliner und Offliner
Auch das Gespenst des „digital device“ taucht schon seit den Anfängen des Internets auf. Die Warnrufer
argumentierten, dass die Digitale Spaltung zu einer zweiklassen Gesellschaft führt, die Onliner als
„information-haves“ und die Offliner als „information-have-nots“. In der Theorie verläuft dieser Graben
zwischen der Dritten und der vernetzten Ersten Welt, national gesehen verläuft der Graben zwischen Onlineund Offline-Bürgern desselben Staates. Wer im Internet surft und E-Mails verschickt, hat Zugang zur
Informationsgesellschaft, wer dies nicht kann, hat keinen Zugang.
Dutzende Studien präsentieren Ergebnisse mit Ausrufezeichen. Alte Leute nutzen das Internet viel weniger als
junge Leute! Frauen sind weniger Online als Männer! Einkommensstarke besitzen zwanzigmal eher einen
Internetanschluss als Einkommensschwache! Ein einflussreicher Report des US-Commerce Department hält
1999 besorgt fest, dass in den USA durchschnittlich mehr Weisse einen Internetanschluss haben als
Schwarze und Latinos. Nach diesen Erkenntnissen verläuft die digitale Kluft nicht mehr nur dem globalen
Nord-Süd Gefälle, sondern folgt den Grenzen von Alter, Geschlecht und Rasse.
In der Technikeuphorie der Neunzigerjahre waren sich Behörden, Politiker, Unternehmen, Medien und viele
Wissenschaftler ungewöhnlich schnell einig: Jeder muss ans Netz, und wer zu spät kommt, den bestraft das
Leben. Die internationale Entwicklungshilfe hatte ein neues Spielfeld und es wurden zahlreiche Projekte
gegründet, mit dem Ziel gegen diese neue Ungerechtigkeit vorzugehen und alle benachteiligten Staaten,
Bezirke und Personen an Netz zu bringen. Stark(b) kommt zum Schluss, dass von den Hilfsorganisationen
und auch den Vertretern der Dritt-Welt-Staaten vielfach vergessen geht, dass es mit der Infrastruktur allein
nicht getan ist. Eine Internet-Anbindung löst nicht die Probleme der mangelhaften Versorgung, des
Analphabetismus sowie letztlich der vorhandenen politischen und ökonomischen Strukturen.
Mingels(2005) kommt zum Schluss: Der Zugang zum Internet ist in erster Linie eine Frage des Einkommens
(man muss sich einen Computer leisten können) und der Bildung (man muss mit den Informationen etwas
anfangen können). Zweitens kommen viele Offliner aus freien Stücken ohne Internet aus. Es ist nicht nur eine
Frage des Nichtkönnens, sondern auch des Nichtwollens. Dass ältere Menschen weniger anfangen können
mit dem World Wide Web als Junge, hat weniger damit zu tun, dass dessen Handhabung für sie zu
kompliziert wäre, als damit, dass sie ihren Alltag hervorragend ohne Internet bewältigen können.
Die Digitale Spaltung ist also nicht selbst das Problem. Sie beruht vielmehr auf bereits bestehenden
Ungleichheiten zwischen gut und schlecht Verdienenden oder zwischen gut und schlecht Gebildeten. Diese
Ungleichheiten bestehen nicht wegen der Internetnutzung und können auch durch den Zugang aller zum Netz
nicht gelöst werden.
Die staatliche Förderung ist nur dann legitim, wenn die Onliner gegenüber den Offlinern entscheidende
Vorteile gewinnen. Also müsste sich der Zugang zu den modernen Informationstechnologien positiv auf die
Verteilung der Ressourcen niederschlagen.
Hat, wer mit modernen Kommunikationstechnologien umgehen kann, tatsächlich die besseren Berufschancen,
erbringt er bessere schulische Leistungen, ist er ganz allgemein besser informiert, nimmt er stärker am
Gemeinschaftsleben teil und hat er besseren Zugang zu Konsumgütern? Nur das Letzte ist unbestritten:
9
Mythen und Erwartungen
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
Onliner kommen eher zu billigen Flugtickets als Offliner, es steht ihnen eine schier unendliche Auswahl an
anonym konsumierbaren Erotikangeboten zur Verfügung, und sie können im Netzwerk mit anderen
wochenlang Online-Spiele wie «Counterstrike» oder «Painkiller» spielen. Aber das sind nicht die Vorteile, die
den staatlichen Funktionären und NGOs, welche die digitale Kluft zuschütten wollen, vorschweben.
Eine Zürcher Studie beweist, dass Onliner nicht aufgrund ihres Zugangs zum Internet besser Informiert sind
als ihre Offline Kollegen, sie waren es vorher schon. Onliner gehören mehrheitlich zur Gruppe, die politisch
aktiver sind, öfters an Wahlen und Abstimmungen teilnehmen und mehr Zeitung lesen, deshalb interessieren
sie sich auch eher fürs Internet und andere Informationstechnologien.
4.3
Der Mythos vom digitalen Bürger
Durch die neuen Möglichkeiten der Technik und des Internets hat das Wort Digital eine neue Bedeutung
bekommen.
Vom lateinischen digitus übersetzt Finger, wird heute darunter in Zusammenhang mit dem Internet das Wort
Fingerklick verstanden. Die Grundidee ist, dem Bürger die Möglichkeit zu geben, alle seine Tätigkeiten, sei es
im Beruf oder in der Freizeit, per Fingerklick zu erledigen. Seit dem Boom des Internets stellen die
verschiedensten Einrichtungen (Behörden, Vereine, Stiftungen & Firmen) ihre eigene ins Internet. Nicht nur
die Bürgern und Firmen auch der Staat nützt die Möglichkeiten des Internets und unterstützt damit deren
weitere Verbreitung.
Die Technik erlaubt es uns heute politische Abstimmungen und Wahlen online zu erledigen. Das erspart dem
Bürger den Weg zur Urne und dem Staat das Papier. Erste Versuche mit elektronischer Stimmabgabe via
Internet oder Handy laufen bereits in den Kantonen Genf, Neuenburg und Zürich. Andere Beispiele sind
verschiedene Dokumente (Steuerabklärung, Baugesuche, Geburten/Todesfälle, etc.), die online ausgefüllt und
abgeschickt werden können.
Trotz der vielen Möglichkeiten, nutzt aber nur ein kleiner Anteil der Bürger diesen „Vorteil“. Die Kosten, um
diese Angebote einem Bürger überhaupt anbieten zu können, sind enorm hoch. Ein Beispiel dafür ist der
virtuelle Bundesschalter www.ch.ch. Nur 7 Prozent der Bevölkerung haben überhaupt Kenntnis von dieser
Webseite. Das ganze Projekt ch.ch hat aber den Staat bis jetzt ca. 18 Millionen gekostet. Trotz der hohen
Kosten gibt es immer mehr solche virtuelle Schalter, sowohl in der Schweiz als auch auf der ganzen Welt.
Das Ziel hinter solchen Angeboten ist neben der Vereinfachung eine grössere politische Partizipation des
Volkes zu erreichen. Mingels(2005) berichtet von Untersuchungen, die zeigen, dass nicht neue Gruppen diese
Möglichkeiten nutzen, sondern dieselben gut gebildeten, beruflich erfolgreichen Bürger, die zur Urne gehen,
Zeitungen lesen und in Parteien mitmachen. Mit anderen Worten: Das Internet steigert nicht das Interesse an
politischer Partizipation, aber politische Partizipation steigert das Interesse am Internet. Es wird
wahrscheinlich nur zu einer Verlagerung von der normalen Stimmabgabe zur elektronischen Stimmabgabe
geben, wie dies bereits bei der Einführung der Brieflichen Stimmabgabe geschah.
10
Auswirkungen
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
5 Auswirkungen
5.1
Vereinsamung
Ein weiterer Mythos unserer Zeit ist der des einsamen Cyberbüger. Viele Studien widmen sich dem
Phänomen der Vereinsamung durch das Benützen von Computern.
Stark(a) berichtet über eine aktuelle Studie aus Stanford (USA) bei der herauskam, dass bei den meisten
Internetbenutzer kein Wandel im Alltagsleben eintrat. 36% der Befragten berichten jedoch von signifikanten
Änderungen. Je mehr Zeit die Menschen im Internet verbringen, desto weniger Zeit nutzen sie für Familie,
Freunde, Shopping oder Veranstaltungen. Zudem verbringen sie jetzt mehr Zeit zu Hause mit ihrer
Berufsarbeit.
Laut Dringenberg(2002) beweisen diese Studien jedoch nur was logisch und voraussetzbar ist: Während der
Benützer am Computer oder im Internet ist, kann er unmöglich ins Theater gehen oder seine Freundin zum
Essen ausführen. Jedoch kann er, wenn er möchte, sich auch am Computer sozial betätigen: Grüsse
verschicken, Chatten oder die Ferien planen.
Stoll(2001) zitiert eine andere Studie, bei der Kraut und Lundmark in einem Langzeitversuch mit 96 Familien
die Auswirkungen des Internets untersucht haben. Sie berichten über einen Verlust von engen Nahkontakten
bei gleichzeitiger Zunahme von oberflächlichen Fernkontakten. Die Teilnehmer empfinden das als Verlust von
Verbindungen zu anderen Menschen. Dies schlägt sich auch im Hauptergebnis dieser Studie nieder, einer
Zunahme von Vereinsamung und Depressionen.
Stoll erwähnt auch über eine Untersuchung die zeigt, dass 97% der Internet-Benutzer mehr Zeit online
verbringen als sie ursprünglich vorhatten. Diese Zeit geht bei anderen Tätigkeiten verloren.
Andere Studien dementieren jedoch einen direkten Zusammenhang des Internets mit einer Vereinsamung der
Benützer. Stark(a) vermutet, dass viele, die sich isoliert fühlen, die Online-Interaktion mit andern suchen.
Der Computer und das Internet verstärken sicherlich den Trend unserer Gesellschaft zu einer zunehmenden
Distanzierung und einem zunehmenden Egoismus, wie das auch Roos(2004) in einem seiner ZukunftsSzenarien voraussieht.
Die neuste PewInternet-Studie(2006) besagt hingegen, dass das Internet dem Benützer hilft mit seinen
Freunden und Kollegen in Kontakt zu bleiben. Das E-Mail erlaubt es mit Verwandten und Freunden auf der
ganzen Welt in Kontakt zu bleiben und sie auch mal um Hilfe zu fragen. Das Netz hilft mit vielen Informationen
und Hilfen schwierige Entscheidungen zu fällen. Obwohl die Leute das E-Mail benützen, hält es sie nicht vor
persönlichem Kontakt oder Telefongesprächen ab. Das Internet macht somit nicht einsam, im Gegenteil es
kittet Freundschaften und hilft sie zu erhalten. In unserer Gesellschaft die sich in Richtung vernetztem
Individualismus bewegt, spielt das Internet eine grosse Rolle.
Stiefel schreibt 1987: „Wer einen Computer benutzt, muss nicht hilfloser Zuschauer sein, sondern kann sich
aktiv einschalten. Die menschlichen Beziehungen verarmen nicht zwangsläufig, sie können sich auch
vertiefen.“
11
Auswirkungen
5.2
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
Internet-Sucht
Grenzenloses Benützen des Internets kann bis zur Sucht ausarten. Die positiven Vorteile, die vom Internet
ausgehen, können bei vielen Benützern zu einer Abhängigkeit führen. Stoll (2001) berichtet von Onlinern die
ihre Hobbys aufgeben, um online zu sein. Ein Skifahrer, der lieber online ist, als im Winter sein Wochenende
auf der Piste zu verbringen. Ein Arbeiter geht nicht mehr mit seinen Kollegen zum Bowling und verbringt seine
Zeit lieber online mit flirten und Cybersex.
Eine Studie der Humbolt Universität(2000) zeigt, dass 3% der Internetbenützer süchtig sind (Abbildung 5), sie
verbringen jede Woche durchschnittlich 35 Stunden im Netz. Das Problem betrifft vor allem Jungendliche und
Heranwachsende, weitere Risikogruppen sind auch Arbeitslose oder allein lebende Personen. Die Süchtigen
verwenden häufig Chat und Kommunikationssysteme oder spielen über das Netz mit Anderen: Sie suchen
also vielfach soziale Kontakte über das Internet.
3%
7%
Internetsüchtige
34.63 Std/Woche
Internet-Sucht Gefährdete
28.58 Std/Woche
Unauffällige
17.5 Std/Woche
90%
Abbildung 5: Ein Ergebnis der Internet-Sucht-Studie der Humbolt-Universität
12
Auswirkungen
5.3
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
Computerdenken
Seit sich der Computer durchgesetzt hat, ist er einer der wichtigsten Begleiter der Menschen. Die Entwicklung
des PC hat auch die Menschen verändert. Es ist vieles bequemer und einfacher geworden, sowohl im Alltag
als auch im Berufsleben. Selbst unser Denken ist stark durch den Computer geprägt. Wir treffen unsere
Entscheidungen immer mehr nur auf einer Basis von richtig oder falsch, sowie ja oder nein. Diese Art des
technischen Denkens ist eine typische, ja gar eine spezielle Eigenschaft des Computers.
Stoll(2001) zitiert dazu Georg Ritzer, der in seinem Buch „die McDonaldisierung der Gesellschaft“ feststellt,
dass sich unsere Gesellschaft gewandelt hat, weil sie von einer Manie für Effizienz, Vorhersagbarkeit,
Quantifizierbarkeit und Kontrolle beherrscht wird. Erwartungen, die insbesondere im Bereich der Forschung
und Lehre gelten und die der Computer und das Internet erfüllen.
Auch Dringenberg ist derselben Meinung. Er zitiert dazu Weizenbaum der schon früh darauf hinwiesdass wir
die Welt allzu sehr mit einem Computer vergleichen. Seitdem die Technik (zumindest in der Neuzeit der
Menschheitsgeschichte) begonnen hat, den Alltag umzukrempeln, ist die Maschine nicht nur Transporteur
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts geworden, sondern hat von unserer Weltsicht Besitz
ergriffen. Weizenbaum zufolge beginnt das mechanistische Verständnis von Mensch und Umwelt nicht mit
dem Computer, sondern erreicht damit eher seinen Höhepunkt.
Stiefel(1987) schreibt, dass der Mensch immer mehr der Maschine vertraut, also auch ihrem Hersteller, und
immer weniger den Mitmenschen die plötzlich unvorhersagbar reagieren. Die Menschen werden unfähig auf
den anderen zuzugehen, ihnen zu vertrauen, sie können ihr Misstrauen nicht mehr überwinden.
Das Arbeiten mit einem Computer wird heute nicht nur als modern, kreativ oder neuzeitlich sondern auch als
selbstverständlich betrachtet. Die grosse Abhängigkeit ist vor allem im Berufsleben sichtbar. Kaum etwas wird
gemacht ohne den Computern zu verwenden.
13
Auswirkungen
5.4
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
Charakteranalyse
Nach der Charakteranalyse nach Riemann hätte ein Computer eher eine zwanghaft-depressive Persönlichkeit
(Abbildung 6). Die depressive Seite zeichnet sich durch eine starke Fremdbestimmung aus. Der Benutzer
bzw. der Mensch bestimmt, was der Computer auszuführen hat. Im Computer selbst, läuft alles nach
Programm, genauso wie vom Benutzer befohlen, was auf eine zwanghafte Richtung hinausläuft. Der PC ist
wenig bis gar nicht flexibel. Dafür befolgt er genau die gegebenen Anweisungen, ist verlässlich und hat dabei
selbst keine Eigeninitiative.
Im Gegensatz zum Computer muss der Benutzer flexibel sein und in gewissen Situationen auch improvisieren
können. Nicht immer läuft ein Computer so, wie gewohnt oder gewünscht. Hin und wieder stürzt er ab und
muss neu eingestellt oder gar neu installiert werden. Eine gewisse Sprunghaftigkeit ist für die PC-Anwendung
ebenso verlangt. Das Arbeiten mit dem Computer ist nicht immer einfach, manchen Menschen fällt es auch
heute noch schwer, Arbeiten am PC zu erledigen. Der Benutzer wird so vom Computer in einen hysterischschizoiden Charakter hineingedrückt. Es wird in allen Berufen mittlerweile verlangt, Computerkenntnisse zu
haben. Durch die vielen Möglichkeiten der Computer-Technik ist der Mensch nicht mehr auf seine
Mitmenschen angewiesen. Es ist nicht erstaunlich, dass die Menschen heute viel egoistischer, rücksichtsloser
und auch desinteressiert und oberflächlich sind. Dies sind alles typische Anzeichen für einen eher schizoiden
Charakter.
Selbstbestimmung
Schizoid
Überschreitung
Hysterisch
Zwanghaft
Beharrung
Depressiv
Fremdbestimmung
Abbildung 6: Charakteranalyse nach Riemann für Computer und Benutzer
14
Auswirkungen
5.5
Die
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
Gesellschaft
Meinungen
über
die
wahren
Auswirkungen
des
Internets
gehen
weit
auseinander.
Stoll(2001) schreibt über eine Studie, die den Wertewandel in der USA untersucht hat. Sie berichtet über
einen ernstzunehmenden Trend: dem abnehmenden Engagement in der Gesellschaft.
Die Mitwirkung in Kirche oder Politik nimmt seit den Siebziger Jahren ab. Vereine (z.B. Pfadfinder) und
öffentliche Organisationen wie das Roten Kreuz klagen über einen kontinuierlichen Mitgliederschwund. In
allen öffentlichen Sparten nimmt das Engagement ab, jeder schaut nur noch für sich ohne grosse Rücksicht
auf die Mitmenschen. Die Studie gibt dazu einige mögliche Erklärungen für das zurückgegangene Interesse
am öffentlichen Geschehen an: die wachsende Einbindung der Frauen in die Arbeitswelt, die grössere
Beweglichkeit innerhalb der Gesellschaft, die sinkende Kinderzahl und die Tatsache, dass die Freizeit immer
mehr von Technologie bestimmt wird. Der grösste Einfluss geht wahrscheinlich vom Fernsehen und vom
Computer aus, die uns von gemeinschaftlichen Aktivitäten abhalten.
Gemäss Mingels(2005) ist das Internet mehr und mehr ein getreues Abbild der Offline-Realität, die vorher
schon da war und immer noch da ist. Sein sarkastisches Fazit ist sehr treffend und lesenswert:
„Das Internet ist kein Wundermittel, sondern ein Werkzeug. Und zwar ein zugegebenermassen äusserst
praktisches: Man muss nichts mehr selber wissen, kann alles ergoogeln. Wer ein neues Bett kauft, kann sein
altes auf E-Bay versteigern, statt es ins Brockenhaus zu bringen. Bei Tsunami-Wellen können Überlebende
ihre Angehörigen schneller wieder finden. Man hat jetzt zwei Briefkästen zum Leeren, einen vor dem Haus
und einen auf dem Bildschirm. Männer müssen nicht mehr ins Kino, um zu masturbieren, weshalb Sex mit
jemand anderem als sich selbst seltener geworden ist. Pädophile und Terroristen können dank dem Internet
sehr viel besser ihren Interessen nachgehen als zuvor. Man muss für ein Depeche-Mode-Ticket nicht mehr
Schlange stehen.
Wer mehr erwartete, hat zu viel verlangt. Das Internet vermag weder politische noch soziale Strukturen zu
verändern, auch nicht in Unrechtsstaaten, wo die staatliche Zensur ganz einfach schneller wächst als die
Online-Meinungsfreiheit.
Die
einzige
echte
«Revolution»,
die
das
Netz
angezettelt
hat,
findet
bezeichnenderweise nicht zwischen Bürger und Staat statt, sondern zwischen Konsument und Produzent,
denn das Interesse der Onliner an Last-Minute-Reisen und Unterhaltungselektronik ist nun mal grösser als
jenes an Politik. Tatsächlich hat erst das Internet den Kunden zum König gemacht: Wer heute ein Motorrad,
einen Fernseher oder eine Tauchausrüstung kaufen will, macht zuerst den Online-Preisvergleich und
informiert sich in Konsumentenforen über die Erfahrungen anderer Käufer mit dem Produkt. An diesen QuasiGewerkschaften der Konsumenten kommt kein Anbieter mehr vorbei. Doch das ist nicht die Art der InternetDemokratie, von der die Sozialutopisten sprachen.“
Die Online-Welt ist also keine neue Welt, sondern sie ist nur das Spiegelbild der Offline-Realität. Die Nutzer
entwickeln wegen des Internets nicht plötzlich vollkommen neue Interessen und Verhaltensmuster.
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Schlussfolgerungen
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
6 Schlussfolgerungen
Die Einführung des Internet ist zu einem grossen Teil verantwortlich für die
flächendeckende Verbreitung des Computers.
Der Computer hat bei seiner Einführung grosse Erwartungen hervorgerufen, von denen
aber die wenigsten Eingetroffen sind.
Das Internet / der Computer wird von den Meisten als nützliches Werkzeug angesehen.
Die Wirkung des Internets wird von vielen, auch vom Staat, masslos überschätz
Der Computer und das Internet bewirkten nicht die erwartete grössere Partizipation. Sie
verändern weder politische noch soziale Strukturen.
Durch die enorme Menge an im Internet gesammelten Informationen verflacht das Wissen
jedes Einzelnen.
Die schon vorhandenen Tendenzen Richtung Einsamkeit und Egoismus werden durch den
Computer verstärkt.
Nur bei wenigen Menschen führt das Internet zu einer belegbaren Vereinsamung oder gar
zu Internetsucht.
Der Computer ist eine zwanghaft / depressive Maschine die ihrem Benutzer ein hysterisch /
schizoides Verhaltensmuster aufzwingt.
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Abstract
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
Abstract
Diese Semesterarbeit befasst sich mit dem Einfluss des Computers und des Internet auf die heutigen Werte.
Dies indem die Autoren aufzeigen, durch welche Entwicklungen der Computer zum heutigen Massenartikel
geworden ist. Es wird beschrieben, wie stark Computer und Internet verbreitet sind und für welche Zwecke sie
verwendet werden. Die Arbeit beschreibt die von Kritikern und Befürwortern vertretenen Mythen und
Erwartungen der Computereinführung. Die Befürworter sehen im Internet den Zugang zum grenzenlosen
Wissen und ein Mittel, die Bürger zu einer grösseren politischen und gesellschaftlichen Partizipation zu
bewegen. Kritiker zweifeln an den unbegrenzten Möglichkeiten des Internets und verweisen auf eine digitale
Spaltung in Onliner und Offliner.
Der Text befasst sich auch mit möglichen Auswirkungen des Computer- und Internetgebrauchs. Er betrachtet
die durch den Computer hervorgerufene Vereinsamung und die Internetsucht. Zur Vereinsamung werden
verschiedene Studien mit teils sehr unterschiedlichen Ergebnissen zitiert. Auch der Einfluss auf das
menschliche Denken und die Gesellschaft werden berücksichtigt. Mit einer Charakteranalyse beschreiben die
Autoren, wie der Computer den Charakter der Benützer beeinflusst.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass der Computer, die schon vorhandenen Tendenzen in Richtung
Einsamkeit und Egoismus verstärken und dass die von vielen Kritikern und Befürwortern gehegten
Hoffnungen und Befürchtungen nicht eingetreten sind.
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Abbildungsverzeichnis
Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Zuse Z3, Erster funktionstüchtiger Computer(1941) ...................................................................... 6
Abbildung 2: ein iMac, der neuste Computer von Apple(2006)........................................................................... 6
Abbildung 3: Verbreitung der Internetanschlüsse in der Schweiz........................................................................ 7
Abbildung 4: Nutzungszweck des Internets in der Schweiz................................................................................. 7
Abbildung 5: Ein Ergebnis der Internet-Sucht-Studie der Humbolt-Universität.................................................. 12
Abbildung 6: Charakteranalyse nach Riemann für Computer und Benutzer ..................................................... 14
Quellen
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Abbildung 2: Apple: http://images.apple.com/imac/gallery/images/gallery1imac20060109.jpg Abfrage 31.01.06
Abbildung 3: Nach Daten der WEMF AG Zürich: http://www.wemf.ch
Abbildung 4: Bundesamt für Statistik, Bern:
http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/systemes_d_indicateurs/indicateurs_de_la/approche_glob
ale.indicator.30106.html?open=302#302 Abfrage 12.01.06
Abbildung 5: Nach Daten der Humbolt Universität Berlin:
http://www.internetsucht.de/publikationen/internetsucht_kurzpraesentation.pdf
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Silvan Kaufmann & Jasminsa Kudra
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http://www.efh-bochum.de/homepages/dringenberg/Internet_kursorisch.html
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http://www.internetsucht.de/publikationen/internetsucht_kurzpraesentation.pdf
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