Teuerstes Stück der Riedinger-Sammlung bleibt

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Teuerstes Stück der Riedinger-Sammlung bleibt
Augsburg
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NUMMER 267
MONTAG, 17. NOVEMBER 2008
Teuerstes Stück der
Riedinger-Sammlung bleibt hier
Versteigerung Nachlass einer der bekanntesten Familien kam unter den
Hammer. Renaissance-Aufsatzschrank für Augsburger Hotel ersteigert.
552 Objekte bringen 75 000 Euro
VON INES LEHMANN
Rund 500 Mal sauste der Hammer
von Auktionator Georg Rehm am
Wochenende auf das Pult vor ihm.
Nach vier Stunden war eine der bekanntesten Familien der Augsburger Geschichte – Geschichte. Von
den insgesamt 552 Objekten aus
dem Nachlass der Familie Riedinger
(siehe eigener Artikel) wurden 424
versteigert und in alle Winde zerstreut.
Insgesamt brachten die Objekte
einen Erlös von etwa 75 000 Euro,
und Auktionator Georg Rehm zeigte
sich am Ende der 223. Kunstauktion
seines Hauses „sehr zufrieden“.
Etwa 100 Privatpersonen, Händler, Sammler und Geschäftsleute –
einige von ihnen aus Italien, der
Schweiz, Frankreich – waren in das
traditionsreiche Auktionshaus allein
der Sammlung Riedinger wegen gekommen, und zeitweise glich das
Gebäude in der Provinostraße einem
Bienenstock.
Georg Rehm ist das Kommen und
Gehen an seinem Arbeitsplatz gewöhnt. „Die Objekte aus der Sammlung Riedinger sind sehr unterschiedlich. Möbel, Gemälde, Essgeschirre, Panoramapostkarten und
Luftfahrtliteratur – das zieht die un-
terschiedlichsten Interessenten an.“
Bei Katalognummer 9052 hielt es
sich in Grenzen, Rehm nannte den
Schätzpreis von 2500 Euro und hörte erst einmal nichts. Spät, aber taktisch genau zum richtigen Zeitpunkt, hob ein Mann seine Tafel mit
der Bieternummer 35 und ersteigerte ein Ölgemälde von Karl Weysser
für 2000 Euro.
Würdiger Platz für ein
Stück Augsburg-Geschichte
Er sei selbst Händler und wolle deshalb seinen Namen nicht nennen,
sagte er. „Der Neid unter den
Händlern ist groß.“ Das Bild wolle
er weiterverkaufen und rechnet sich
gute Chancen dafür aus, weil „die
Sammlung Riedinger einen sehr guten Namen hat“.
Ganz anders motiviert war Andreas Schön, der sich für das teuerste Stück der Riedinger-Sammlung –
einen Renaissance-Aufsatzschrank –
interessierte. Überzeugt, dass ihm
seine Bieternummer, die 13, Glück
bringen würde, wartete er ab, als
Rehm den Schätzpreis von 6500
Euro bekannt gab. Keine Reaktion
im Publikum. So musste der Auktionator auch bei dem Schrank im
Preis nach unten gehen. Bei 5000
Euro schlug Andreas Schön zu und
Die Familie Riedinger und ihr Nachlass
Er bildete das Herzstück der Riedinger-Sammlung: Der Aufsatzschrank aus der Renaissance, der im Auktionshaus Georg Rehm für
5000 Euro den Besitzer wechselte. Als ihn Hotelier Andreas Schön (unten links) ersteigerte, gab es spontan Applaus.
Auch das war bei der Versteigerung des Riedinger-Nachlasses möglich: Während Andreas Schön das teuerste Stück der Sammlung erwarb, ersteigerte Kathrin Angermayr für Töchterchen Luisa dieses Kinderbett für ganze zehn Euro. Fotos: Kaya (2), privat
Rekord von vor
zwei Jahren
gebrochen
7000 bei der
Kreuzfahrt-Messe
Die Euphorie war Christoph Kaulke
deutlich anzuhören: An nur einem
einzigen Tag, dem gestrigen Sonntag, kamen über 7000 Besucher in
die Kongresshalle, um sich über
Kreuzfahrtreisen zu informieren.
„Vor zwei Jahren haben wir die
Kreuzfahrt-Messe erstmalig in der
Kongresshalle organisiert“, sagt der
Inhaber des Reisebüros PantherReisen, „und schon damals waren
Reedereien und Fachwelt überrascht, dass ein derartiges Potenzial
für Kreuzfahrten in Augsburg und
Umgebung vorhanden ist“.
Alle Altersgruppen unter den Besuchern waren laut Kaulke vertreten, von 20- bis hin zu 80-Jährigen.
Nach Aussage des Kreuzfahrt-Spezialisten ließen sich zwei Trends ablesen: Auffällig viele 40- bis 60-Jährige hätten sich für AbenteuerKreuzfahrten mit deutscher Reisebegleitung nach Alaska oder Südamerika interessiert. Bei den 20- bis
30-Jährigen sei ein ausgeprägtes Interesse für Reisen mit der „Oasis of
the Seas“, dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt, das Ende 2009 fertiggestellt wird, vorhanden. (ilm)
● Ursprünge Gründer des Industrieimperiums ist der 1809 geborene
Ludwig August Riedinger. Er wird Modellschreiner, kommt nach Augsburg und arbeitet sich zum Direktor einer Großweberei hoch.
● Imperium Bei seinem Tod im Jahr
1879 hinterlässt Ludwig August
Riedinger ein kleines Imperium der unterschiedlichsten Industriebetriebe,
darunter Gießereien, Spinnereien, eine
Maschinen- und Bronzewarenfabrik
sowie eine Hammerschmiede.
● Nachfolge Sohn August Riedinger
(1845 geboren) ist ebenso innovativ
und technik- und kunstbesessen wie
sein Vater. Er tritt in die väterliche
Fabrik ein und beginnt, sich der Luftfahrt zuzuwenden.
● Anfänge Mit Leutnant August von
Parseval errichtet Riedinger 1889
eine Versuchsanstalt für Aviatik in
Augsburg, in der der berühmte Drachenballon entwickelt wird.
● Finanzierung Um seine Ballonfa-
brik weiter finanzieren zu können,
lässt Riedinger seine umfangreiche
Kunst- und Antiquitätensammlung
1894 das erste Mal versteigern, sammelt aber parallel weiter Kunst.
● Nachwuchs Aus zwei Ehen hinterlässt Riedinger, der 1919 stirbt, drei
Kinder. Anni erbt seinen Kunstsinn und
heiratet 1905 Leutnant Karl Lochmüller, der sich ebenfalls sehr für die
Ballonfahrerei interessiert.
● Kunstsammlung Beide leben mit
zwei Töchtern in Prien am Chiemsee. Zur Sammlung Riedinger gehören
viele Einrichtungsgegenstände und
Möbel, die noch aus dem Augsburger
Riedinger-Palais stammen. Dazu
kommen zahlreiche Fotos, Dokumente
und Aufzeichnungen Lochmüllers
aus seiner aktiven Luftfahrtzeit.
● Erbe Die beiden Töchter von Anni
Riedinger und Karl Lochmüller sterben kinderlos. Der heutige Nachlass
stammt aus dem Umfeld ehemaliger
Angestellter. (ilm)
Lange Wunschliste für den Haushalt 2009
SPD-Fraktion Städtische Töchter sollen unangetastet bleiben. Zusätzliche Mittel für
Kindergärten, Schulen und Jugendarbeit gefordert
höhung des Zuschusses für das
Kleingartenwesen.
VON INES LEHMANN
Ein eindeutiges Nein der SPDFraktion zu Steuer- und Gebührenerhöhungen im Haushaltsentwurf
2009 der Stadtregierung ist das Ergebnis der Klausur, zu der sich die
Augsburger SPD am Wochenende
traf.
So seien in dem Entwurf von CSU
und Pro Augsburg eine Erhöhung
der Grundsteuer um acht Prozent
sowie eine Anhebung des Wasserpreises vorgesehen. „Dafür gibt es
von uns keine Unterstützung“, sagte
SPD-Fraktionschef Stefan Kiefer.
Die Bereitschaft sei in der SPD
aber groß, sich mit den anderen
Fraktionen auf einen Kompromiss
zu einigen. Dazu arbeitete die SPD
auf ihrer Klausur einen Vier-Punkte-Plan aus. Neben der Ablehnung
von Steuer- und Gebührenerhöhungen heißt es darin: „Die städtischen
Töchter Wohnungsbaugesellschaft
und Stadtwerke dürfen nicht ausgeplündert werden.“
Im Haushalt 2009 wollen die Genossen außerdem wichtige Investitionen und Förderungen zur Zukunftssicherung verankert wissen.
Dazu zählten insbesondere Fördermaßnahmen im Kindergarten, die
● Referat 3/Soziales Förderung der
Jugendhilfe, Sanierung der Jugendhäuser, Mehrkosten-Erhöhung für
das Kompetenzzentrum Integration, Betriebskostenzuschuss für den
Verein „Tür an Tür“, Ansatzerhöhung für den Neubau des Jugendhauses Kosmos.
● Referat 4/Schulen
Zusätzliche
Mittel für Schulen und Kindergärten, Mittel für die Schulverwaltung,
insbesondere das EDV-Gesamtkonzept, Auflage des Fitnessprogramms
Außenschulsportanlagen.
Die Sanierung des Jugendhauses Kosmos käme die Stadt teurer zu stehen als ein Neubau. Für den fordert die SPD eine Erhöhung der Mittel.
Foto: Peter Fastl
Sanierung der Berufsschule II sowie
die Erhöhung der bislang unzureichenden Mittel für das Jugendhaus
Kosmos.
Gleichzeitig gab die Augsburger
SPD ihre Ausgabenwünsche für den
Haushalt 2009 bekannt, die fast alle
Referate der Stadtverwaltung betreffen:
● Referat 2/Umwelt Präventionsmittel für den Verein Schneewittchen (ein Verein für junge Menschen mit Essstörungen) sowie Er-
● Referat 5/Kultur und Sport Mittel
für den Einbau eines Aufzuges im
Schaezlerpalais, Erhöhung der Betriebskostenzuschüsse für die Sportvereine.
● Referat 6/Bau Bereitstellung der
Mittel für die Gemeindestraßen.
● Referat 7/Ordnung Zuschuss für
die Aktionsgemeinschaft der Tierversuchsgegner und Tierfreunde
(Attis), Erhöhung des Betriebskostenzuschusses für das Tierheim.
gewann. „Glücklich“, bekannte der
Juniorchef vom Hotel Alpenhof,
„bin ich vor allem deshalb, weil jetzt
ein Stück Augsburger Geschichte
auch in Augsburg bleibt.“ Der
Schrank werde im Alpenhof-Palais
einen würdigen Platz bekommen.
Auktionen seien fast immer unberechenbar, sagte Rehm nach der
Versteigerung. „Das teuerste Objekt ist selten das erfolgreichste.“
Eine verschließbare Zuckerdose aus
der Biedermeier-Zeit (Zucker war
Anfang des 19. Jahrhunderts sehr
teuer und wurde in verschließbaren
Dosen gesichert, Anm. d. Red.) fand
zahlreiche Liebhaber und ging am
Ende mit einer Preissteigerung um
mehr als 100 Prozent für 1100 Euro
an ihren neuen Besitzer.
Bei Fotos überbieten
sich die Bieter gegenseitig
Eine wahre Bieterschlacht erlebten
die Interessenten der RiedingerSammlung bei Katalognummer
9387 – einem Fotoalbum mit Aufnahmen von Ballonen und Luftschiffen verschiedenster Art sowie
Luftbildern von bayerischen Städten. 160 Euro lautete das Anfangsgebot, 2700 Euro der Endpreis.
„Da lacht das Herz des Auktionators“, sagte Rehm, der das Geschäft
mit alten Gegenständen angesichts
der jüngsten Hiobsbotschaften als
„etwas schwierig“ bezeichnet.
„Aber die Finanzkrise hat uns auch
genützt, es gibt Leute, die ihr Geld
lieber in Kunstgegenständen als auf
der Bank anlegen.“
Seit heute Morgen können die
restlichen 128 Objekte des Nachlasses der Familie Riedinger im freien
Verkauf des Auktionshauses Rehm
besichtigt und erworben werden.
Was nach 14 Tagen immer noch keinen Abnehmer gefunden hat, geht
entweder in weiteren Versteigerungen auf oder an den Chiemsee zurück. Dort lebt die Erbin der berühmten Sammlung, die Lebensgefährtin eines Mannes, dessen Vorfahren bei Anni Riedinger und ihren
kinderlos verstorbenen Töchtern
angestellt waren.
Und so endet die Geschichte einer
der bekanntesten Familien Augsburgs.
I Bei uns im Internet
Viele Bilder von der Versteigerung gibt
es online unter
augsburger-allgemeine.de/bilder
Opernball
schon fast
ausverkauft
In vier Stunden
3000 Tickets weg
Nebel und Kälte konnten die Ballbegeisterung nicht bremsen. So
warteten die ersten Interessenten
für Opernballkarten am Samstag ab
drei Uhr vor der Tür des Theaters
am Kennedyplatz.
Innerhalb von knapp vier Stunden waren fast alle 3 000 Abonnenten-Tickets für
den Ball am 31.
Januar an den
Mann und die
Frau
gebracht,
ebenso Tee und
Kaffee für die Geduldigen.
Im freien Verkauf sind nur
noch
wenige Ursula Pickartz
Restkarten
erhältlich. Da diese ganz schnell vergriffen sein dürften, hat Ursula
Pickartz, Organisatorin des Opernballs, eine Warteliste eingerichtet,
um Tickets, die vielleicht zurückgegeben werden, an Interessenten zu
vermitteln.
Weitere Infos beim Besucherservice des Theaters, 0821/324-4900.
(lim)