Repräsentation regionaler Interessen in Parteien

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Repräsentation regionaler Interessen in Parteien
Repräsentation regionaler Interessen in Parteien, Parlamenten und
Regierungen
Dr. Marc Debus, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung,
[email protected]
Jochen Müller, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung,
[email protected]
Dr. Nathalie Giger, Institut für Politikwissenschaft, Universität Bern,
[email protected]
Im Workshop sollen Muster des politischen Wettbewerbs sowie des Regierens in politischen
Systemen, die durch eine Existenz von mehreren, mit spezifischen Kompetenzen ausgestatten
Ebenen charakterisiert sind, untersucht werden. Im Mittelpunkt soll dabei insbesondere die
Frage stehen, inwieweit unterschiedliche institutionelle Arrangements die Kongruenz der
Interessen von Bevölkerung und politischen Akteuren fördern oder dieser entgegenstehen.
Aus normativer Sicht ist es zentrales Merkmal demokratischer Systeme, dass sich die
Präferenzen der Bevölkerung in dem wiederfinden, was die politische Elite an politischen
Inhalten formuliert und was schließlich in Form staatlichen Handelns umgesetzt wird (siehe
etwa Powell 2000, 2004).
Unabhängig davon, ob diese Repräsentation der Interessen auf nationaler Ebene und deren
Akteure zutrifft, ist es besonders fraglich, inwieweit sich demokratietheoretische
Überlegungen zum politischen Wettbewerb auf die regionale Ebene übertragen lassen. Ein
Grund hierfür ist, dass das Handeln regionaler Akteure von einem Spannungsverhältnis
zwischen zwei Rollen geprägt ist, aus denen sich unterschiedliche Bezugspunkte ergeben:
Parteien, Fraktionen und Regierungsparteien sind zum einen auf Ebene der Gliedstaaten
konstituiert, was bedeutet, dass ihre Wähler und Mitglieder – ebenso die Themen mit denen
sie sich konfrontiert sehen – dem subnationalen Kontext entstammen. Sie unterliegen zum
anderen aber auch Zwängen, die sich aus der Mehrebenenstruktur ergeben. Der Frage nach
der Repräsentation regionaler Interessen kommt – vor dem Hintergrund von Globalisierung,
fortschreitender europäischer Integration und Dezentralisierung in ehemals zentralistischen
Staaten – eine immer größer werdende Bedeutung in der vergleichenden Politikwissenschaft
zu (vgl. etwa Hooghe & Marks 2003; Deschouwer 2003, 2006; Swenden 2006; Marks et al.
2008)).
Im Workshop besonders willkommen sind Papiere, die sich mit den folgenden Fragen
beschäftigen: 1. Wie werden die Interessen der Bürger auf regionaler Ebene vertreten? 2.
Spiegeln sich in Wahlprogrammen, im Abstimmungsverhalten von Parlamentsabgeordneten
und dem Handeln von (Koalitions-)Regierungen regionale Problemlagen und spezifische
Wählerinteressen wider? 3. Welche Rolle spielen inhaltliche Nähe und innerparteiliche
Zwänge bei Koalitionsbildungen auf regionaler Ebene? 4. Welche Parteien und Fraktionen
genießen einen größeren programmatischen Spielraum? 5. Wer kann seine Interessen bei der
Formulierung von Koalitionsabkommen auf regionaler Ebene besser durchsetzen? Gewünscht
sind insbesondere Arbeiten, die sich mehreren regionalen Gliederungen und/oder Staaten in
vergleichender Perspektive widmen.
Literatur:
Deschouwer, Kris (2003): Political parties in multi-layered systems. In: European Urban and
Regional Studies 10, 213-226.
Deschouwer, Kris (2006): Political Parties as Multi-Level Organizations. In: Katz, Richard S.;
Crotty, William (Hrsg.): Handbook of Party Politics. London: Sage, 291-300.
Hooghe, Liesbet; Marks, Gary (2003): Unraveling the Central State, but How? Types of
Multi-level Governance. In: American Political Science Review 97, 233-243.
Marks, Gary; Hooghe, Liesbet; Schakel, Arjan (2008): Patterns of Regional Authority. In:
Regional and Federal Studies 18, 167-181.
Powell, G. Bingham, Jr. (2000): Elections as Instruments of Democracy: Majoritarian and
Proportional Visions. New Haven, London: Yale University Press.
Powell, G. Bingham, Jr. (2004). Political Representation in Comparative Politics. Annual
Review of Political Science 7, 273-296.
Swenden, Wilfried (2006): Federalism and Regionalism in Western Europe. Basingstoke:
Palgrave-Macmillan.
Mögliche Teilnehmer:
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Thomas Däubler
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Dr. Marc Debus
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Dr. Martin Ejnar Hansen
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Dr. Nathalie Giger
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Jochen Müller
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Christian Stecker
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Prof. Andreas Ladner