Wir wachsen mit den Herausforderungen - Jahresbericht 2012
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Wir wachsen mit den Herausforderungen - Jahresbericht 2012
Wir wachsen mit den Herausforderungen Jahresbericht 2012 Wir wachsen mit den Herausforderungen Jahresbericht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 2012 Titel: Hochwasser auf den Oderwiesen bei Reitwein, Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg). 04 INHALT 05 Inhaltsverzeichnis Vorwort06 Technologien für den Bevölkerungsschutz Vorwort des Bundesministers des Innern Dr. Hans-Peter Friedrich, MdB Vorwort des Präsidenten Christoph Unger: Im Bevölkerungsschutz muss man mit den Herausforderungen wachsen Modulares Warnsystem von Bund und Ländern startet Das auf dem satellitengestützten Warnsystem SatWaS basierende neue System warnt über Radio, Fernsehen, Internet und Paging/ Weitere Anschlussgeräte folgen 32 Geodaten: Wichtiges Instrument für den Bevölkerungsschutz Weitere Erkenntnisgewinne auf dem Gebiet der Fernerkundung durch intensive Forschung Feuerwehr Dortmund: Institut der Feuerwehr Dortmund erforscht Einsatz von UAVs Technisches Hilfswerk: THW nutzt Satellitenbilder, um Bau von Flüchtlingslager zu planen 34 35 37 Neue Struktur: Modular, schlagkräftig, mobil Weitere Fahrzeuge der Medizinischen Task Force vom Bund an Länder übergeben Fahrzeuge: Auslieferung der LF-KatS des Bundes fast abgeschlossen 38 38 42 Grundlagen im Bevölkerungsschutz 06 08 11 31 Schnell und effektiv im 24/7-Dienst Das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern übernimmt 2012 neue Meldeverfahren für andere Behörden 12 Eine ständige Herausforderung Bevölkerungsschutz in Deutschland: Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen 14 Sauberes Trinkwasser für den Notfall Handlungsleitfaden zur Risikoanalyse und Notfallvorsorge für die Trinkwasserversorgung 17 Menschen im Mittelpunkt43 20 Qualitätsstandards für die Krisenhotline Psychosozialer Gesprächsleitfaden für die Arbeit an der Krisenhotline entwickelt 44 Bevölkerungsschutz international vernetzt BBK unterstützt Länder weltweit mit Ausbildung und Beratung zum effektiven Aufbau zur Katastrophenabwehr Dringend gesucht: Helferinnen und Helfer für das Ehrenamt BBK erarbeitet Kurzstudien mit Ländern und begleitet Projekt „Augsburger Puppenkiste“ 46 Kulturgutschutz: Eine sehr spezielle Aufgabe 22 Ausbildung23 Netzwerke knüpfen für ein integriertes Bildungssystem AKNZ verstärkt Kontakte zu nationalen und internationalen Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtungen sowie Universitäten 24 Deutsches Fachwissen international gefragt Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe berät Brasilien anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 29 Allgemeines49 Das Fenster nach außen: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 2012 Aktive Pressearbeit des BBK bietet verstärkt hochwertige Informationen für unterschiedliche Zielgruppen 50 Mehr Aufgaben, weniger Personal Einsparung von Stellen stellt BBK vor große Herausforderungen 56 Impressum58 Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 06 VORWORT 07 Vorwort des Bundesministers des Innern Dr. Hans-Peter Friedrich, MdB unabhängig von einer bestimmten Organisation Freude am Helfen und damit letztlich am Engagement für Andere vermitteln und sie damit früh für Bevölkerungsschutzthemen sensibilisieren. Bei zunehmendem Ganztagesbetrieb von Kindergärten und Schulen sieht der Bund eine grundsätzliche Bedeutung von mehr Kooperationen mit Kindergärten und Schulen. Neben dem Ehrenamt stand im vergangenen Jahr unsere nationale Risikoanalyse mit den Szenarien Hochwasser und Pandemie im Fokus unserer Aktivitäten. Über die Ergebnisse haben wir zum Jahreswechsel dem Deutschen Bundestag berichtet. Die Arbeiten werden fortgesetzt, in 2013 mit einem Sturm-Szenario. Liebe Leserinnen und Leser, gerne nehme ich den Jahresbericht 2012 des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zum Anlass für Rückschau und Ausblick auf die wesentlichen Entwicklungen im Bevölkerungsschutz. tuation. Ziel ist die Entwicklung neuer strategischer Maßnahmen. Das Gesamtergebnis soll Ende 2013 vorliegen. Ein zentrales Thema war und bleibt für den Bund die Förderung des Ehrenamtes. Geschätzte 1,7 Millionen Menschen engagieren sich freiwillig in unseren Hilfsorganisationen. Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst, die Freiwilligen Feuerwehren sowie die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) bilden das Rückgrat unseres Bevölkerungsschutzes. Für ihren Einsatz und ihren Dienst am Menschen danke ich allen Helferinnen und Helfern ausdrücklich. Nicht nur im Ernstfall, sondern auch im Alltag sind sie der „Kitt“, der unsere Gesellschaft zusammenhält, sie lebendig und lebenswert macht. Bereits jetzt fördert der Bund das Engagement im Bevölkerungsschutz durch ein Bündel von Maßnahmen. Es gibt anspruchsvolle Ausbildungsmöglichkeiten an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz und an den THW-Bundesschulen. Wir ergänzen die technische Ausstattung der Länder mit einem Pool von speziellen Einsatzfahrzeugen. Mit dem THW stellt der Bund den Ländern eine leistungsfähige Hilfeleistungsressource zur Verfügung. Außerdem verleihen wir den Förderpreis „Helfende Hand“ für außergewöhnliche Ideen und Projekte zum Ehrenamt im Bevölkerungsschutz. Die öffentliche Preisverleihung ist zugleich Anerkennung für die Leistungen der Engagierten und ein wirksames Mittel, gute Ideen zu verbreiten und bekannt zu machen. Das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz ist langfristig sicherzustellen und besser zu unterstützen. Der Bund hat hierzu in 2012 ein Forschungsprojekt gestartet. Im Fokus steht die Auswertung von zukunftsorientierten Projekten und „best practice“ im Zusammenhang mit Motivation und Lebenssi- Ein Gemeinschaftsprojekt des Bundes mit der „Augsburger Puppenkiste“, einer Arbeitsgemeinschaft der Hilfsorganisationen und dem Radiosender RT 1, wurde 2012 vorbereitet und ging im Januar 2013 an den Start. Der Kurz-Puppenfilm „Rettet die Retter!“ soll Kindern im Vorschulalter Jahresbericht 2012 Planbarkeit und eigene Handlungskompetenz an. Deutschland hat sich für den Verbleib der Ressourcen und die Letztentscheidung über deren Einsatz bei den Mitgliedsstaaten stark gemacht. Jeder einzelne Staat ist zuallererst selbst in der Pflicht, den Schutz und die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten. Hilfe und Solidarität der EU oder anderer Staaten kann und darf diese Verantwortung nicht ersetzen. Deshalb sollte Hilfe auch grundsätzlich von dem Staat finanziert werden, der von ihr profitiert. Wird in 2013 eine Novelle zum Gemeinschaftsverfahren verabschiedet, enthält diese in jedem Fall neue Elemente wie einen freiwilligen Ressourcenpool. Das stellt uns alle vor die Entscheidung, wie wir uns an diesem neuen Instrumentarium beteiligen. Hier werden insbesondere auch die Länder gefragt sein, inwieweit sie etwa bestimmte Ressourcen für einen europaweiten Einsatz vorbereiten und verfügbar machen wollen. „Wir haben in 2012 viel erreicht und haben für 2013 nicht minder viele Herausforderungen vor uns.“ Auch beim nationalen Warnsystem sind wir einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Das vom Bund unterhaltene satellitengestützte Warnsystem wird ausgebaut. Ein damit verfolgtes Ziel ist die Möglichkeit, zusätzliche Warnmittel mit einem „Weckeffekt“ anzuschließen. Bund und Länder haben im vergangenen Jahr vier Projekte aufgelegt, um den Anschluss unterschiedlicher Warnmittel zu testen. Gegenstand sind Rauchmelder, Mobiltelefone, Sirenen sowie ein regionales SMS-Warnsystem. Anfang Juli wird das neue System technisch in Betrieb genommen. Die Arbeit auf Ebene der Europäischen Union (EU) stand im Jahr 2012 ganz im Zeichen der Verhandlungen über eine Novellierung des Gemeinschaftsverfahrens für den Katastrophenschutz. In diesem Verfahren leisten sich die Mitgliedsstaaten auf freiwilliger Basis gegenseitig oder auch Drittländern Hilfe bei schweren Katastrophen. Die Europäische Kommission strebt mit der Neufassung mehr Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Wir haben in 2012 viel erreicht und haben für 2013 nicht minder viele Herausforderungen vor uns. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Mitar beiterinnen und Mitarbeitern des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe für die geleistete Arbeit bedanken. Für die Aufgaben in 2013 wünsche ich Ihnen und uns allen Erfolg und gutes Gelingen! Dr. Hans-Peter Friedrich, MdB Bundesminister des Innern 08 VORWORT 09 Im Bevölkerungsschutz muss man mit den Herausforderungen wachsen Vorwort von Christoph Unger, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Vor zehn Jahren, im Dezember 2002, beschloss die Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) als Konsequenz aus den Erfahrungen der Terroranschläge vom 11. September 2001 und des Elbe-Hochwassers 2002 die „Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“. Wesentliche Ziele dieser Strategie waren und sind eine Verstärkung der Bundesverantwortung bei nationalen Großschadensereignissen unterhalb der Schwelle des Verteidigungsfalles und eine verbesserte Zusammenarbeit aller Akteure im Bevölkerungsschutz über die verschiedenen Verwaltungsebenen, traditionellen Zuständigkeitsverteilungen und tradierten Aufgabenzuweisungen hinweg. Um diese verbesserte Zusammenarbeit zu erreichen, war die Errichtung einer zentralen Stelle für den Bevölkerungsschutz, die diese Vernetzung aufnimmt und fortentwickelt, eine wichtige Maßnahme. In der Folge wurde das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) errichtet. Dass sich der Beschluss der IMK zum zehnten Mal jährt ist Anlass genug, in dem traditionellen Jahresbericht des BBK Bilanz zu ziehen und einen Blick in die Zukunft zu werfen. Sachstand und Schwerpunkte Naturgefahren Weltweit verursachten 2012 Stürme, Hochwasser, Erdbeben und Dürren volkswirtschaftliche Schäden in Höhe von 160 Milliarden Dollar. Laut dem Versicherer Munich Re war es das Jahr mit den wenigsten Todesopfern bei den Katastrophen, aber das drittkostenintensivste nach 2011 (u. a. Fukushima) und 2005. Das BBK als Teil einer Behördenallianz (siehe Seite 15) kam 2012 zu dem Ergebnis, dass bis zum Jahr 2100 die Extremwetterereignisse zuneh- Terrorgefahren Deutschland wird bereits seit Langem als abstrakt gefährdeter Raum für Terrorakte eingestuft. Konkrete Gefährdungen waren die versuchten Bombenanschläge auf Züge 2006, die so genannte Sauerland-Gruppe 2007 oder jüngst die Kofferbombe am Bonner Bahnhof. Gleich ob Natur- oder Terrorgefahren oder Gefährdungen im Cyber-Raum – nach Einschätzung aller Experten werden diese nicht ab-, sondern zunehmen. Und in allen Bereichen ist die stärkere Fokussierung auf die Prävention formuliert. Darauf müssen wir uns im Bevölkerungsschutz einstellen. Diese Entwicklungen diktieren uns die Handlungen für die Zukunft. Dazu kommt noch die Frage, welche Erwartungen die Bürgerinnen und Bürger an die staatlichen Institutionen haben, die für ihre Sicherheit zuständig sind, wie das BBK. men: mehr Hitzetage, mehr Starkniederschläge, mehr Winterstürme. Diese Erkenntnisse werden von anderer Seite unterstützt: So sammelt Munich Re seit den 1970er-Jahren Daten zu Naturkatastrophen weltweit, um die daraus gewonnenen Erkenntnisse in Gefährdungs- und Trendanalysen umzusetzen. Eine Studie des Rückversicherers kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Menschen auf mehr Natur katastrophen einstellen müssen, begründet wird dies mit dem Klimawandel und der daraus resultierenden Erderwärmung. Hier wird gefordert, stärker auf Prävention zu setzen. Cyber-Sicherheit Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist aufgrund seiner Erfahrungen auf dem Gebiet des Schutzes Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) neben dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Partner im Cyber-Abwehrzentrum, das 2011 eingerichtet wurde. Die Informa tionstechnologie ist in allen Lebensbereichen vorhanden, und parallel dazu entstehen neue Gefährdungen. Gerade IT-Systeme Kritischer Infrastrukturen stehen im Fokus von Cyber-Angriffen, als prominentes Beispiel sei hier Stuxnet angeführt. Daher fordert das BBK dazu auf, unterstützt durch Expertinnen und Experten, mehr auf Prävention zu setzen. Jahresbericht 2012 Seit das aktuelle Ausstattungskonzept des Bundes für den Katastrophenschutz 2007 verabschiedet wurde, sind mehrere hundert Fahrzeuge ausgeliefert worden. Auch in die Ausbildung derer, die die Fahrzeuge bedienen müssen, wurde investiert. Als Teil des neuen Konzeptes wurde z. B. die Medizinische Task Force (MTF, siehe Seite 38) entwickelt. Um das Zusammenspiel von Ausstattung und Fahrzeugen auf der einen Seite und qualifizierten Helferinnen und Helfern auf der anderen Seite zu erproben, wurden 2010 mit Hessen und Rheinland-Pfalz zwei Pilotstandorte für die MTF eingerichtet, deren Arbeit 2012 abgeschlossen wurde. Das deutsche System des Bevölkerungsschutzes wird getragen von 1,7 Millionen ehrenamtlich engagierten Helferinnen und Helfern. Nicht nur der demografische Wandel gefährdet diese Basis des Bevölkerungsschutzes. Das BBK hat 2012 Kurzstudien durchführen lassen, die klären sollten, mit welchen Konzepten einer Abwärtsentwicklung der Helferzahlen entgegengewirkt werden kann. Dies ist nur ein erster von vielen Schritten, mit denen das BBK den Herausforderungen im Ehrenamt begegnet und dem Forschungsauftrag der IMK zur nachhaltigen Sicherung der ehrenamtlich geprägten Hilfeleistungsstrukturen im Bevölkerungsschutz gerecht wird. „Die Risikokommunikation ist der Schlüssel zu einer mündigen eigenverantwortlichen Bürgerschaft.“ Herausforderungen für die Zukunft Eine Forderung aus der „Neuen Strategie“ von 2002 beinhaltete eine bundesweite Risikoanalyse (siehe Seite 14). Das BBK hat hierzu eine Methode entwickelt und diese allen Ländern zur Verfügung gestellt. Für die Gefahren „Hochwasser“ und „außergewöhnliches Seuchengeschehen“ wurden 2012 auf Bundesebene Risikoanalysen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in einem Bericht festgehalten, der dem Deutschen Bundestag in diesem Jahr vorliegt. Gemeinsam werden wir die Risikoanalyse bundesweit weiterentwickeln, um damit die Basis für die Risikoeinschätzung und -bewertung zu erhalten. Nur dann können wir Risikokommunikation glaubwürdig betreiben – Risikokommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Eine zentrale Aufgabe des BBK ist die Warnung der Bevölkerung. Wenn wir mit dem modularen Warnsystem (MoWaS, siehe Seite 32) neue technische Verfahren zur Warnung auf- und ausbauen und mit einer Vielzahl möglicher Endgeräte arbeiten, dann ist es unerlässlich, dass die Bevölkerung diese Verfahren und Endgeräte kennt, damit sie sie überhaupt wahrnehmen und interpretieren kann. Die Herausforderung für die Zukunft ist hier neben den technischen Möglichkeiten auch die Pflicht, alle Menschen mitzunehmen. Um auf eine verständige und selbsthilfefähige Bevölkerung zu treffen, müssen alle am Bevölkerungsschutz beteiligten Behörden, Institutionen und Organisationen Risikokommunikation betrei- 10 VORWORT ben. Die Bürgerinnen und Bürger müssen wissen, welche Gefahren und Bedrohungen möglich wären, welche staatliche Hilfe bereitsteht und wo ihre eigene Verantwortung liegt. Die Risikokommunikation ist der Schlüssel zu einer mündigen eigenverantwortlichen Bürgerschaft. Unsere Pflicht ist es, die Risiken für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten, auch wenn wir sie nicht aus der Verantwortung für die Selbsthilfe entlassen können. Entwicklung kontinuierlich fortsetzt. Daher gilt es auch, die hierfür zwingend notwendigen Rahmenbedingungen zu verbessern. Es gibt viel zu tun, wir stellen uns dieser Aufgabe! Ihr Christoph Unger Fazit Die Gefahren werden nicht abnehmen oder aufhören. Wir müssen die möglichen Risiken für die Bevölkerung analysieren, die Ausstattung entsprechend weiterentwickeln und die im Bevölkerungsschutz Tätigen ertüchtigen, sie zu bedienen. Zentraler Punkt ist, dafür zu sorgen, dass die nötige Anzahl ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer im Bevölkerungsschutz zur Verfügung steht. Wir brauchen für den akuten Gefahrenfall ein flächendeckendes Warnsystem. Letztendlich müssen wir die Bevölkerung über die bestehenden Risiken informieren und auch für den Notfall ertüchtigen. Auf dieser Grundlage werden wir das Jahr 2013 und die Folgejahre angehen, in denen die Herausforderungen nicht geringer werden. In den vergangenen zehn Jahren ist unser Bevölkerungsschutzsystem besser geworden. Wir dürfen jetzt nicht nachlassen in unseren Anstrengungen, sondern müssen weiter hart daran arbeiten, dass sich diese positive Grundlagen im Bevölkerungsschutz Jahresbericht 2012 12 GRUNDLAGEN IM BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 13 Schnell und effektiv im 24/7-Dienst Das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern übernimmt 2012 neue Meldeverfahren für andere Behörden Im Februar 2012 haben Tausende Menschen in Serbien und Bosnien mit extremer Kälte und Schneemassen zu kämpfen. Einige Monate später hält eine Serie von Waldbränden in Südeuropa die Feuerwehr in Atem. Ende Juli havariert das unter deutscher Flagge fahrende Containerschiff MSC Flaminia nach zwei Explosionen im Laderaum. Dies sind nur einige von vielen Ereignissen, die das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) 2012 intensiv beschäftigt haben. Im Fall der MSC Flaminia unterstützte sogar ein GMLZ-Mitarbeiter das Lagezentrum des Havariekommandos in Cuxhaven vor Ort und bildete eine Schnittstelle zum GMLZ im BBK. Seit seiner Inbetriebnahme am 1. Oktober 2002 hat sich das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern bestens bewährt. Seinerzeit entstand es vor dem Hintergrund der „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“. Diese war aufgrund der Erfahrungen aus dem Elbe-Hochwasser 2002 und den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001 von der Innenministerkonferenz von Bund und Ländern 2002 beschlossen worden. Ein Auftrag des GMLZ ist es, ein stets aktuelles und bundesweites Lagebild im Bevölkerungsschutz zur Verfügung zu stellen. Im Oktober feierte das GMLZ sein zehnjähriges Bestehen. tinnen und Experten aus den verschiedensten Einrichtungen und Behörden aus dem Bereich des Bevölkerungsschutzes. Im 24-Stunden-Betrieb an sieben Tagen in der Woche erfassen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des GMLZ die überörtliche Lage im Bevölkerungsschutz, wodurch sie den Entscheidungsträgern wichtige Informationen zur Verfügung stellen können. Außerdem dient das GMLZ als Schnittstelle zu den Lagezentren anderer Länder oder koordiniert Hilfeersuchen aus dem Inund Ausland. Neue Meldeverfahren im Jahr 2012 Das GMLZ arbeitet seit Mitte 2010 im 24/7-Dienst. Deshalb ist es dafür geeignet, bestimmte Meldeverfahren für andere Behörden zu übernehmen, die nicht über diesen Service verfügen. So meldet das GMLZ beispielsweise internationale Großschadenslagen mit Folgen für die Umwelt, informiert über grenzüberschreitende Auswirkungen von Indus- 24-Stunden-Betrieb an sieben Tagen in der Woche Hochmoderne Technik befähigt die 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, schnell und effektiv auf die unterschiedlichsten Gefahren- und Schadenslagen reagieren zu können. Dabei bedienen sie sich sowohl des deutschen Notfallvorsorge-Informationssystems (deNIS) als auch eines ständig wachsenden Netzwerks von eigenen und externen Exper- Das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum (GMLZ) hat die weltweite Bevölkerungsschutzlage immer im Blick. Jahresbericht 2012 Grußworte zum zehnjährigen Bestehen des GMLZ: der ehemalige Leiter Thomas Mitschke (Mitte), sein Nachfolger Christoph Schmidt-Taube (rechts) und BBK-Vizepräsident Ralph Tiesler. trieunfällen und warnt vor biologischen, chemischen und atomaren Bedrohungen auf europäischer Ebene. Ein neues Meldeverfahren im GMLZ seit 2012 ist das Meldeverfahren im Zusammenhang mit sicherheitsrelevanten Ereignissen beim Betrieb der Galileo-Satelliten. Bei Galileo handelt es sich um das erste EU-Projekt im Bereich der globalen Satellitennavigation. Als nationale Kontaktstelle ist es Aufgabe des GMLZ, bei Angriffen auf Galileo, die deutsches Territorium betreffen, gezielt die zuständigen Ansprechpartner zu benachrichtigen. Bei einem weiteren Meldeverfahren kommt dem GMLZ ebenfalls die Rolle der nationalen Kontaktstelle zu. Im Rahmen des Austauschs von Warnungen im bilateralen Informationsverfahren mit Belgien bei Stromausfall/kritischer Versorgungsstruktur (EKI) werden Warnmeldungen, die den Bereich Energie der EKI betreffen, zwischen Deutschland und Belgien ausgetauscht. Für Bund, Länder und Organisationen in Deutschland ist das GMLZ also ein wichtiger Dienstleister. Darüber hinaus hat es sich auch 2012 als besonders attraktiv für Besuchergruppen erwiesen. „Die Besucher des GMLZ sind vielfältig und international. Nicht nur ausländische Regierungs- und Verwaltungsvertreter werfen gerne einen Blick ins Lagezentrum. Ebenso zählen hochrangige Politiker, darunter auch Bundestagsmitglieder, Vertreter anderer Behörden oder auch privater UnternehBundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe men, Vertreter der Bundeswehr, Hilfsorganisationen und Feuerwehren sowie Studenten und Schüler zu unseren Gästen“, berichtet Frank Hähn vom GMLZ. Die Besucher des GMLZ interessieren sich besonders für die technische Ausstattung des Lagezentrums, aber auch für die Aufgaben des GMLZ als solches. Der Vortrag des Fachpersonals wird nicht nur in Deutsch, sondern auch in Englisch und Französisch angeboten. 2012 besuchten etwa 500 Gäste das GMLZ. In den zehn Jahren seines Bestehens waren es fast 4.000 Besucher. Auswertung zahlreicher Informationen als neue Herausforderung Ein Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit des GMLZ wird es sein, Informationen zunehmend zu verarbeiten und zu visualisieren. „Die Herausforderungen eines Lagezentrums bestehen heute nicht mehr darin, überhaupt Informationen zu bekommen, sondern die zahlreichen vorhandenen Informationen so auszuwerten, dass schneller als bisher mögliche Ereignisse erkannt werden. Darüber hinaus gilt es, die unterschiedlichen Informationen zu bewerten und passend für die verschiedenen Nutzer aufzubereiten“, sagt Christoph Schmidt-Taube, Leiter des GMLZ seit Januar 2012. 14 GRUNDLAGEN IM BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 15 Eine ständige Herausforderung Bevölkerungsschutz in Deutschland: Anpassung an sich verändernde Rahmenbedingungen Extreme Wetterereignisse, wie z. B. Starkregen, bringen Risiken mit sich. Stürme, Hochwasser, Erdbeben, Infektionskrankheiten – die Liste der Gefahren, die sich gravierend auf das Leben der Bevölkerung sowie die öffentliche Sicherheit und Ordnung in Deutschland auswirken können, ist lang. Gefahren können sowohl einzeln als auch in Kombination miteinander auftreten, wodurch besonders schwere Schäden verursacht werden. Für den Bevölkerungsschutz sind vor allem solche Ereignisse bedeutsam, die äußerst selten und schwer vorhersehbar sind. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, Risiken zu analysieren, um sie zu minimieren. „Wenn ich Prävention betreiben will, muss ich Risiken schon lange im Vorfeld identifizieren. Es muss klar sein, welches Ausmaß der Schaden annehmen kann, um eine entsprechende Vorsorge treffen zu können“, sagt Dr. Wolfram Geier, Abteilungsleiter im BBK. BBK steht Ländern bei Risikoanalyse beratend zur Seite Wie häufig kann beispielsweise ein Orkan wie Kyrill vorkommen? Wie hoch kann der Schaden ausfallen? Das sind Fragen, die im Rahmen einer BBK-Risikoanalyse gestellt werden. Im Sinne der „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“, die vor zehn Jahren von der Konferenz der deutschen Innenminister und -senatoren beschlossen wurde, hat das BBK eine zielorientierte und einfach umsetzbare Methode für die Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz in der Bundesrepublik Deutschland entwickelt. Hierbei wurden auch Ergebnisse des fachlichen Austauschs mit verschiedenen Bundesbehörden, internationalen Partnerbehörden und Wissenschaftseinrichtungen berücksichtigt. Die Methode ist geeignet, durch alle Verwaltungsebenen jedwedes Risiko analysieren zu lassen. Derzeit führen mehrere Bundesländer Risikoanalysen für den Bevölkerungsschutz nach der vom BBK entwickelten Methode in Form von Pilotprojekten durch. Federführend innerhalb der Pilotprojekte sind dabei die jeweiligen Länder bzw. kreisfreien Städte oder Landkreise. „Das BBK begleitet die Projekte auf Wunsch des jeweiligen Landes. Ein kontinuierlicher Austausch zwischen Bund und Ländern unterstützt das Zusammenwirken und die gemeinsame Nutzung von Erkenntnissen“, sagt Angela Clemens-Mitschke, Referatsleiterin im BBK. Auf der Ebene des Bundes befasst sich die Risikoanalyse mit Gefahren und Ereignissen, die als national bedeutsam erachtet werden. So wurden 2012 auf Bundesebene Risikoanalysen für die Gefahren „Hochwasser“ und „außergewöhnliches Seuchengeschehen“ durchgeführt. Erstellt wurden diese Risikoanalysen von einem Arbeitskreis, der sich aus beauftragten Geschäftsbereichsbehörden der Ressorts zusammensetzt und durch das BBK koordiniert wird. Die Ergebnisse der Risikoanalysen wurden in einem Bericht festgehalten, der dem Deutschen Bundestag in diesem Jahr vorgelegt wurde. „Ein Erfolgsfaktor für die Risikoanalyse ist die Einbindung einer fachübergreifenden Expertise gleich zu Beginn des Verfahrens, um möglichst viele Aspekte der verschiedenen Risiken abzudecken. Zugleich können bereits vorhandene Daten über fach- und behördenübergreifende Zusammenarbeit intelligent verknüpft werden, um belastbare Aussagen zu entwickeln“, sagt Clemens-Mitschke. „Die Arbeiten zur Risikoanalyse auf Bundesebene werden kontinuierlich fortgesetzt, unter enger Einbeziehung der Länder“, so die Referatsleiterin. Jahresbericht 2012 Vor allem sind es durch den Klimawandel bedingte Extremwettereignisse, an die sich der Bevölkerungsschutz anpassen muss. Besonders gefährdet sind Kritische Infrastrukturen (KRITIS) wie z. B. Energie- und Wasserversorgung, Transport und Verkehr sowie Telekommunikations- und Informationstechnik. Kritische Infrastrukturen sind auch deshalb besonders verletzlich, weil sie voneinander abhängig sind. Wenn die Stromversorgung oder die Informationstechnik ausfällt, können andere KRITIS-Sektoren gestört werden oder ausfallen. Extremwetterereignisse, wie sie uns aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels in Zukunft häufiger heimsuchen könnten, zählen zu den häufigsten Ursachen für Blackouts in der Stromversorgung. Behördenallianz will Deutschland noch besser auf Extremwetterereignisse vorbereiten Das BBK befasst sich bereits seit mehreren Jahren mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Bevölkerungsschutz. Gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk (THW), dem Umweltbundesamt (UBA) sowie dem Deutschen Wetterdienst (DWD) möchte das Bundesamt im Rahmen einer „Strategischen Behördenallianz“ Deutschland noch besser auf Extremwetterereignisse vorbereiten. Seit 2012 sitzt auch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) mit im Boot. Ausgangspunkt für das Bündnis, das bereits 2007 ins Leben gerufen wurde, ist u. a. die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Susanne Krings, Referentin im BBK, über die Behördenallianz: „Ziel der Zusammenarbeit in der Behördenallianz ist es, die Herausforderungen, die sich aus dem Klimawandel ergeben können, zu identifizieren und Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mögliche Optionen zur Anpassung zu entw ickeln. Nur mit Hilfe von Partnern kann man so ein Thema angehen.“ Ausgewählte Ergebnisse eines Forschungsprojektes, das die Auswirkungen des Klimawandels auf Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse in Deutschland detailliert untersucht, wurden von den Partnern Ende Oktober in einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass Extremwetterereignisse voraussichtlich zunehmen werden. Vor allem im Winter ist in Zukunft mit starken Niederschlägen zu rechnen, insbesondere im Küstenbereich. Außerdem ist davon auszugehen, dass es deutlich wärmer wird. Bis 2100 wird die Zahl der Hitzetage ansteigen, lautet das Fazit des DWD. Ein wichtiger Aspekt, wie BBK-Präsident Christoph Unger im Rahmen der Pressekonferenz betonte, ist deshalb, die Menschen zu mehr Selbsthilfe zu animieren. „Die Menschen in Deutschland sind noch nicht ausreichend auf Extremwetterereignisse und deren Folgen vorbereitet. Wir wollen die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung verbessern, damit sich die Menschen selber und auch gegenseitig helfen können, ehe die professionelle Hilfe eintritt. Dies gilt etwa bei einem länger andauernden Stromausfall.“ Neben Broschüren setzt das BBK deshalb verstärkt auf neue Medien, um auch Kinder und Jugendliche zu erreichen. BBK und Partner entwickeln gemeinsam mit Netzbetreibern Werkzeuge, um lang anhaltenden Stromausfall zu vermeiden Völlig unvorbereitet traf ein extremes Wetterereignis 2005 auch die Menschen im Münsterland. 16 GRUNDLAGEN IM BEVÖLKERUNGSSCHUTZ Ungewöhnlich starke Schneefälle sorgten seinerzeit dafür, dass 250.000 Münsterländer tagelang ohne Strom auskommen mussten. Die enormen Schneeund Eismassen ließen insgesamt 82 Strommasten wie Streichhölzer umknicken und verursachten den totalen Ausfall wichtiger Versorgungsgüter wie Strom, Telefondienstleistungen, Trinkwasser und Infrastrukturen. Darauf vorbereitet war privat kaum jemand. Anlässlich der Versorgungsausfälle, die im Münsterland oder auch durch den Sturm Kyrill 2007 entstanden, hat das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) in einem Bericht untersucht, wie sich ein lang andauernder Stromausfall auf die KRITIS-Infrastrukturen auswirken könnte und wie Deutschland auf eine derartige Großschadenslage vorbereitet ist. Das Ergebnis: Ein großflächiger und lang anhaltender Stromausfall käme in Deutschland einer nationalen Katastrophe gleich. Wie hoch ist das Risiko, dass die Stromversorgung ausfällt? Welche Schäden können für die Bevölkerung entstehen? Wer ist wann und wie betroffen? Diese Fragen sind es, erklärt BBK-Referatsleiter Peter Lauwe, die sich Akteure der staatlichen Notfallplanung wie etwa Feuerwehren oder Kommunen aus der „Vogelperspektive“ stellen, wenn es um die Analyse der Risiken eines Stromausfalls geht. Falls man darüber hinaus noch weiter ins Detail geht und untersucht, in welchem Ausmaß einzelne Einrichtungen betroffen sind, entsteht ein „hohes Sicherheitsniveau“, so Lauwe. „Das BBK und seine Partner haben mit der Betreiberebene zusammengearbeitet. Gemeinsam haben wir die systematische Erfassung und Senkung des Risikos eines Blackouts verbessert“, sagt Peter Lauwe. Dieses Vorhaben ist dem BBK, der TÜV Rheinland Consulting GmbH (TRC), der Fachhochschule Köln (FH Köln), der Firma Wölfel Beratende Ingenieure (WBI) sowie weiteren Partnern durch ein gemeinsames Projekt gelungen: GRASB. GRASB steht für „Szenarienorientierte Grundlagen und innovative Methoden zur Reduzierung des Ausfallrisikos der Stromversorgung unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Bevölkerung“ und zielt darauf ab, das Risiko eines lang anhaltenden großflächigen Stromausfalls zu reduzie- 17 ren. Das Projekt entwickelt den Stand von Wissenschaft und Technik dazu fort und reduziert die Verwundbarkeit der Stromversorgung, damit auch in Zukunft das hohe Versorgungsniveau mit sehr geringen Ausfallzeiten sichergestellt ist. BBK und Partner haben im Rahmen von GRASB die gesamte (Strom-)Versorgungskette von der Erzeugung bis zum Endverbraucher vor dem Hintergrund sich wandelnder Rahmenbedingungen berücksichtigt. Hierzu zählen beispielsweise die Liberalisierung des Strommarktes, die Netzintegration erneuerbarer Energien, die Klimaerwärmung, aber auch eine veränderte weltweite Sicherheitslage. „Gemeinsam mit den Netzbetreibern haben wir Werkzeuge entwickelt, mit deren Hilfe man die Risiken in der Stromversorgung erfassen und verringern kann. Dadurch sollen Ausfälle entweder gar nicht erst entstehen oder deren Ausmaß verringert werden“, sagt Peter Lauwe über GRASB. Die Forschungsergebnisse des 2009 gestarteten Projektes wurden der Öffentlichkeit Ende November vorgestellt. Besonderes Highlight auf der Veranstaltung war eine Podiumsdiskussion, an der u. a. Marc Elsberg, Autor des Bestsellers „Blackout“, teilnahm. Sauberes Trinkwasser für den Notfall Handlungsleitfaden zur Risikoanalyse und Notfallvorsorge für die Trinkwasserversorgung Beim Elbe-Hochwasser 2002 wurden Kläranlagen überschwemmt, Industrieflächen überflutet und Trinkwasserleitungen teilweise zerstört. Durch die beschädigten Trinkwasserleitungen waren Teile der Bevölkerung von der Versorgung abgeschnitten. Verschiedene Maßnahmen der Trinkwassernotversorgung, u. a. auch der Einsatz von Trinkwassernotbrunnen in Verbindung mit Trinkwasseraufbereitungsanlagen des Technischen Hilfswerks, sorgten dafür, dass den Menschen dennoch sauberes Was- GRASB möchte Prävention leisten, damit es gar nicht erst zu einem lang andauernden, großflächigen Stromausfall kommt. Sollte sich dennoch ein Blackout in der Stromversorgung ereignen, muss entsprechend vorgesorgt sein. Mit dem Thema Notfall- und Notstromvorsorge beschäftigt sich deshalb ab 2013 das Nachfolgeprojekt von GRASB, KRITIS Notstrom. Lauwe: „Die Bundesregierung sieht Handlungsbedarf im Hinblick auf die Notfallund Notstromvorsorge. Natürlich gibt es in diesem Kontext schon staatliche Notfallmaßnahmen, aber es existieren immer noch Lücken, die mit dem Nachfolgeprojekt von GRASB geschlossen werden sollen.“ Als Beispiel nennt Lauwe den bisherigen Versuch, eine volle Versorgung durch Notstromgeräte zu gewährleisten. Sollte es zu einem noch größeren Stromausfall als beispielsweise dem im Münsterland kommen, werden die vorhandenen Notstromgeräte nicht mehr ausreichen. Deshalb muss man sich bereits im Vorfeld Gedanken darüber machen, wie man handelt, wenn mit dem vorhandenen Notfallmaterial keine volle Versorgung gewährleistet werden kann.“ Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ser während der Katastrophe zur Verfügung stand. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, im Notfall sauberes Trinkwasser bereitstellen zu können. Seit dem Frühjahr 2012 beschäftigt sich das BBK im Hinblick darauf mit einem besonderen Vorhaben: „Auf Basis der vom BBK entwickelten Methoden des Risikomanagements sollen Gefahren ermittelt und Verwundbarkeiten sowie Risiken, die sich ausschließlich auf den Bereich Trinkwasserversorgung 18 GRUNDLAGEN IM BEVÖLKERUNGSSCHUTZ beziehen, bewertet werden. Neue Herausforderungen an die Versorgungsinfrastrukturen stellt u. a. der voranschreitende Klimawandel, beispielsweise durch die Häufung von Extremwetterereignissen in Form von Niederschlägen oder Trockenperioden. Vor allem in städtischen Gebieten ist es aufgrund der großen Zahl der Betroffenen kritisch, wenn die Wasserversorgung ausfällt. 19 entstehen, mit dessen Hilfe die Kommunen organisatorisch und logistisch ideal auf den Ernstfall vorbereitet sind“, sagt Dr. Ina Wienand, Referentin im BBK. Mit Blick auf die Entwicklung des Leitfadens ist es sehr wichtig, alle maßgeblichen Akteure der Notfallvorsorge in den Prozess der Risikoanalyse und Notfallplanung mit einzubeziehen. Organisatorisch und logistisch auf den Ernstfall vorbereitet sein Viele Kommunen sind nur unzureichend auf einen Ausfall der öffentlichen Wasserversorgung vorbereitet „Unser Leitfaden richtet sich einerseits an die Wasserversorgungsunternehmen (WVU) und andererseits an die im Ereignisfall zuständigen Behörden. Dazu zählen vor allem die Gesundheitsämter und die Katastrophenschutzbehörden. Als Ergebnis soll für diese Akteure der Notfallvorsorge in der Wasserversorgung ein präventiver Handlungsrahmen Das Vorhaben gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil soll eine Risikoanalyse der Wasserversorgung anhand verschiedener Gefahren erfolgen. Gefahren und Anforderungen, wie sie durch Terrorismus, Naturereignisse oder CBRN-Lagen (chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren) entstehen. Für jedes Szenario führt das BBK mit einem Jahresbericht 2012 Arbeitskreis aus Expertinnen und Experten von unterschiedlichen Behörden und WVUs eine Risikoanalyse anhand von Workshops und Befragungen exemplarisch in einem Landkreis durch. Die gewonnenen Ergebnisse bzw. die Vorgehensweise in diesem Landkreis sollen dann als Handlungsgrundlage auch für andere Kreise und kreisfreie Städte dienen. Die Workshops finden in Anlehnung an die Methode des BBK für die Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz statt. Das Ergebnis dient schließlich als Basis, um ein entsprechendes Notfallvorsorgekonzept zu etablieren. Es berücksichtigt alle im Landkreis vorhandenen Ressourcen. In Deutschland stehen verschiedene Ressourcen zur Notfallvorsorge in der Trinkwasserversorgung zur Verfügung, also beispielsweise Trinkwassernotbrunnen, Trinkwassertransportfahrzeuge und Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Wo welche dieser Ressourcen von wem zur Verfügung gestellt werden kann, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ist vielen Kommunen jedoch kaum oder nicht bekannt. Außerdem wurde in der Vergangenheit deutlich, dass viele Kommunen nur unzureichend auf einen größeren und längerfristigen Ausfall der öffentlichen Wasserversorgung vorbereitet sind. Daher steht im zweiten Teil des Projektes nicht nur im Vordergrund, vorhandene NotfallvorsorgePotenziale für die Trinkwasserversorgung in einem Landkreis zu erheben, sondern insbesondere den Ressourcenbedarf zu ermitteln. Der Handlungsleitfaden, der vom Bundesministerium des Innern in Auftrag gegeben wurde, soll im Herbst 2013 fertiggestellt sein. 20 GRUNDLAGEN IM BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 21 Bevölkerungsschutz international vernetzt BBK unterstützt Länder weltweit mit Ausbildung und Beratung zum effektiven Aufbau zur Katastrophenabwehr Die Expertise des BBK ist weltweit gefragt. Besonders geschätzt werden die Ausbildung im Krisenmanagement und die nachhaltige Beratung zum effektiven Aufbau von Strukturen zur Katastrophenabwehr. Auch gestaltet das BBK einen grenzüberschreitenden und fachübergreifenden Wissensaustausch zwischen staatlichen und privaten Akteuren des Katastrophenschutzes. Drei Beispiele aus 2012 sollen dies verdeutlichen: BBK verbessert chinesisches Risiko- und Katastrophenmanagement Um auf verheerende Katastrophen wie Überschwemmungen, Dürren, Gewitter, Waldbrände und Erdbeben in Zukunft noch effektiver reagieren zu können, ist die chinesische Regierung stark daran interessiert, ihr umfangreiches Risiko- und Katastrophenmanagement zu verbessern. Das BBK unterstützt das Land dabei maßgeblich. Zusammen mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), dem Technischen Hilfswerk (THW) sowie staatlichen chinesischen Partnern führte das BBK Ausbildungs- und Beratungsmaßnahmen im Rahmen des Sino-German Disaster Risk Management Project durch. Ziel war es, das chinesische Risiko- und Katastrophenmanagement sowohl auf dem Gebiet der Prävention und Vorsorge als auch auf dem Gebiet der Bewältigung von Katastrophen zu verbessern. Dazu gehört u. a. die umfassende Ausbildung von chinesischen Krisenstäben durch die BBK-eigene Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz. Für die Ausbildung wurden u. a. Stabsübungen entwickelt sowie ein Handbuch für Dozentinnen und Dozenten im Bereich Krisenmanagement erstellt. Dieses beinhaltet sämtliche nützliche Werkzeuge des deutschen Systems, die an Chinas besondere Kultur und das dortige Bevölkerungsschutzsystem angepasst worden sind. Erprobt wurde das vermittelte Wissen durch die verantwortlichen Katastrophenschutzbehörden in Peking und Chongqing. „Das gesamte Projekt war nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil das BBK sein umfangreiches Expertennetzwerk mit einbringen konnte. So unterstützten beispielsweise zeitweise Katastrophenschutzpraktiker aus Berlin und Köln unsere Arbeit“, berichtet Abteilungsleiter Dr. Wolfram Geier. Außerdem besteht für Deutschland die große Chance, enorm viel Wissen aus dem Projekt mitzunehmen. Da China in der Vergangenheit regelmäßig mit verschiedenen Katastrophen konfrontiert gewesen ist, hat das Land viel Erfahrung sammeln können. „China ist ein Partner auf Augenhöhe, mit dem wir gerne zusammenarbeiten. Wir können durch das deutsch-chinesische KrisenmanagementProjekt viel lernen, beispielsweise die Fähigkeit, im Katastrophenfall sämtliche gesellschaftliche Kräfte zu mobilisieren“, so Dr. Geier. Stärkung der Katastrophenvorsorge in Tunesien schafft Stabilität In enger Zusammenarbeit mit dem Tunesischen Zivilschutz (ONPC) stärkt das BBK im Auftrag des Auswärtigen Amtes den Aufbau von neuen Strukturen, um auf Krisen besser reagieren zu können. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln, die der Deutsche Bundestag dem Auswärtigen Amt für die Gestaltung des Transformationsprozesses in Nordafrika zur Verfügung gestellt hat. Die Partnerschaft soll den demokratischen Wandel in Tunesien unterstützen. „Die Katastrophenvorsorge in Tunesien zu stärken, ist sehr wichtig“, sagt Projektkoordinatorin Jahresbericht 2012 Orsola Lussignoli. „Ein angemessener Schutz der Bevölkerung und der Infrastruktur, besonders in der jetzigen Transformationsphase nach der Revolution, trägt dazu bei, die Gesellschaft zu stabilisieren.“ Langfristiges Ziel des deutsch-tunesischen Pilotprojektes ist es, die Ausbildung im Krisenmanagement zu stärken. Außerdem soll durch den Aufbau eines professionellen Feuerwehrwesens und die Einbindung von Ehrenamtlichen in den ausgewählten Städten El Kef und Sfax der tunesische Katastrophenschutz langfristig und nachhaltig verbessert werden. In einem weiteren Projekt unterstützt auch das THW Tunesien beim Aufbau ehrenamtlicher Strukturen im Katastrophenschutz. Weil eine Verbesserung der Brandbekämpfung im Fokus der tunesischen Partner steht, arbeitet das BBK zusammen mit der Berufsfeuerwehr der Stadt Frankfurt am Main als Projektpartner. Bereichsleiter Dirk Kaltheier: „Es ist beeindruckend, mit welchem Engagement unsere tunesischen Kolleginnen und Kollegen die Aufgaben der Feuerwehr und des Rettungsdienstes bewältigen. Daher freut es uns sehr, wenn wir mit dem Projekt auch einen Beitrag zur materiellen Stärkung der tunesischen Gefahrenabwehr leisten können.“ Für 2013 sind u. a. Ausbildungsmaßnahmen für Kräfte des tunesischen Zivilschutzes sowie der Aufbau von Löschzügen zur Stärkung der lokalen Feuerwehr geplant. Internationale Expertentagung zum Thema Extremwetterereignisse Die zunehmende fruchtbare Kooperation des BBK mit anderen Staaten zeigte sich im November außerdem auf einer internationalen Expertentagung in Bonn. Experten aus Deutschlands Anrainerstaaten waren der Einladung des BBK gefolgt und diskutierten gemeinsam, wie sich die grenzüberschreitende Kommunikation zwischen Deutschland und seinen angrenzenden Staaten verbessern lässt. Ausgangspunkt der Diskussion: Katastrophen können nicht nur technische Ursachen haben, sondern auch die Folge von durch den Klimawandel bedingten Wetterextremen sein. Nadia vom Scheidt, Referatsleiterin für Internationale Angelegenheiten: „Bevölkerungsschutzakteure in Deutschland und in unseren Nachbarstaaten teilen aufgrund der geografischen Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (Oben) Dr. Wolfram Geier, BBK-Abteilungsleiter Notfallvorsorge, Kritische Infrastrukturen, Internationale Angelegenheiten, erläutert die Methode Risikoanalyse im Rahmen der Seminarreihe „Risikomanagement“ mit den chinesischen Pilotprovinzen. (Mitte) Orsola Lussignoli (BBK, Projektleiterin seitens Deutschland) im Gespräch mit Michael Müller (Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main, Mitte) und Ramzi Dhafer (INSARG Projektleiter seitens Tunesien) in Tunesien. (Unten) Eröffnungspodium der BBK-Expertentagung „Extremwetterereignisse“ am 22. November 2012 in Bonn. Lage und eines vergleichbaren technischen Entwicklungsstands ähnliche Herausforderungen. Deshalb gibt es gerade im Hinblick auf Wetterextreme ein gemeinsames Interesse an einer verstärkten Zusammenarbeit mit anderen staatlichen Diensten wie beispielsweise in den Bereichen Frühwarnung und Risikomanagement.“ Alle Anrainerstaaten zeigten sich im Anschluss an die Expertentagung hochzufrieden über den regen fachlichen Austausch und würden eine Fortsetzung des begonnenen Dialogs sowie eine weitere internationale Vernetzung begrüßen. 22 GRUNDLAGEN IM BEVÖLKERUNGSSCHUTZ Kulturgutschutz Eine sehr spezielle Aufgabe Der Schutz von Kulturgut ist eine wichtige Aufgabe des BBK. Besonders die Sicherungsverfilmung von national wertvollem Archiv- und Bibliotheksgut steht dabei im Fokus. Dr. Bernhard Preuss, Leiter des Referates „Forschung, Schutzkommission, Fachinformationsstelle, Kulturgutschutz“ im BBK, berichtet über die aktuellen Herausforderungen in der Sicherungsverfilmung und wie das BBK diesen begegnet. Was versteht man unter Sicherungsverfilmung? „Die Sicherungsverfilmung ist Teil des Kulturgutschutzes, für den das BBK im Rahmen der Haager Konvention von 1954 zuständig ist. Im Auftrag des Bundes werden wichtige Dokumente, die geschichtlich interessant sind und staatstragende Ereignisse und Entscheidungen widerspiegeln, auf Mikrofilm gesichert. So werden zurzeit etwa die Zentralakten zur Entnazifizierung (1946/47) in Hessen verfilmt. Aktuell produzieren 75 Verfilmungskräfte der Länder und des Bundes jährlich in 14 Verfilmungsstellen 20 bis 40 Millionen Aufnahmen auf Mikrofilm. Bisher lagern 970 Millionen Aufnahmen in über 1.400 Stahlbehältern im Oberrieder Barbarastollen, dem zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland.“ Worin bestehen die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im Kulturgutschutz? „Wichtige Dokumente auf Mikrofilm zu sichern, ist eine sehr spezielle Aufgabe, die einiges an Fachwissen verlangt. Eben dieses Fachwissen wird jedoch heute nicht mehr gelehrt. Außerdem müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir die uns zur Verfügung stehenden digitalen Daten am besten nutzen können. Ein weiterer Auftrag des BBK ist es, die Öffentlichkeit über die Haager Konvention aufzuklären bzw. deren Wortlaut zu verbreiten. Bei der Haager Konvention handelt es sich um einen völkerrechtlichen Vertrag zum Schutz von Kulturgut bei bewaff neten Konflikten. Broschüren sind ein Weg, um die Bevölkerung aufzuklären. Wir suchen jedoch ständig nach neuen Möglichkeiten, unseren Auftrag zu erfüllen.“ Wie begegnet das BBK diesen Herausforderungen? „Das BBK bietet den Verfilmungskräften der Länder eine Fortbildung an, die ab jetzt jährlich stattfinden soll. Es geht nicht nur darum, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den neuesten Stand der Technik zu bringen, sondern auch bereits angeeignetes Wissen aufzufrischen. Am 22. und 23. Mai fand die erste Fortbildung für Verfilmungskräfte in Oberried statt. Dabei ging es darum, Testaufnahmen qualitativ zu sichern sowie Testaufnahmen zu beurteilen. Weitere Themen waren Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit. Außerdem besichtigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BBK gemeinsam mit den 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Barbarastollen. Für die jungen Stollenbesucher wurde extra ein Sicherungsfilm mit einer Geschichte von Max und Flocke angefertigt, damit sie den Film mit Hilfe einer Lupe untersuchen können. Ende September öffnete der Oberrieder Stollen seine Tore für neugierige Besucherinnen und Besucher im Rahmen eines Tages der offenen Tür. Weil unsere BBK-Kinder-Internetseite www.max-und-flocke-helferland.de in diesem Jahr ihr einjähriges Bestehen feiert, haben wir darüber hinaus Grundschülerinnen und Grundschüler eingeladen, den Stollen zu besichtigen. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg, und ich bin mir sicher, dass die Kinder einiges an Wissen mitnehmen konnten.“ Jahresbericht 2012 Ausbildung 24 AUSBILDUNG W Netzwerke knüpfen für ein integriertes Bildungssystem AKNZ verstärkt Kontakte zu nationalen und internationalen Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtungen sowie Universitäten Die Terroranschläge vom 11. September 2001 sowie die Elbe-Flutkatastrophe 2002 haben deutlich gemacht, dass sich das System des Bevölkerungsschutzes auf Krisen einstellen muss und neuen Herausforderungen gegenübersteht. In der Folge wurde die „Neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ von der Konferenz der deutschen Innenminister und -senatoren beschlossen. Ziel der Strategie ist es, die Zusammenarbeit von Bund und Ländern bei der Vorbereitung und Bewältigung national bedeutsamer Gefahren- und Schadenlagen enger miteinander zu verzahnen. Mit der Gründung des BBK 2004 wurde die zum Amt gehörende Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) neu ausgerichtet. Die seitdem gestiegenen Teilnehmer- und Kurszahlen belegen, wie wichtig es ist, Führungskräfte und Verantwortungsträger im Bevölkerungsschutz Teilnehmergruppe und Dozenten bei den praktischen Übungen zur chemischen Messtechnik. praxisnah aus- und fortzubilden. Zuständig dafür ist aber nicht nur die AKNZ: „Dem Anspruch der neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung zur Schaffung eines integrierten Hilfeleistungssystems folgend, ist die AKNZ auch 2012 konsequent den Weg gegangen, ein integriertes Bildungssystem zu realisieren. Entscheidend hierbei ist es, nicht im Alleingang als Bildungseinrichtung des Bundes zu agieren, sondern uns eng mit den übrigen Bildungseinrichtungen der Länder, der Organisationen und des Bundes abzustimmen. Deshalb waren wir 2012 vor allem darum bemüht, weitere Netzwerke zu knüpfen“, sagt Thomas Mitschke, Leiter der AKNZ. Derzeit pflegt die AKNZ Kontakte zu nationalen und internationalen Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtungen sowie Universitäten und führt mit diesen bzw. für diese abgestimmte Veranstaltungen durch. Die Bundesakademie für Sicher- Praktische Übungen zur CBRN-Probenahme: Teilnehmergruppe und Dozenten tauschen sich aus. Seminar zum Thema „Krisenmanagement“ an der Verwaltungsakademie in Peking mit Unterstützung der AKNZ. heitspolitik, die Führungsakademie der Bundeswehr, die Deutsche Hochschule der Polizei sowie die Akademie des Auswärtigen Amtes sind Partner, mit denen die AKNZ eng zusammenarbeitet. Im Hinblick auf die Universitäten kooperiert die Akademie des BBK derzeit national mit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Hochschule der Polizei in Hamburg, der Hochschule für Öffentliche Verwaltung in Bremen, der Bergischen Universität Wuppertal sowie der Johanniter-Akademie in Münster. Außerdem wird aktuell eine weitere Kooperation mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin vorbereitet. Im internationalen Bereich finden länderübergreifend insbesondere mit den niederländischen Kolleginnen und Kollegen Krisenmanagementseminare und -übungen für Grenzkreise gemeinsam statt. Kooperationen bestehen mit dem Nederlands Instituut Fysieke in Arnheim sowie weiteren europäischen Ausbildungseinrichtungen z. B. in Österreich, Polen und Dänemark. Seitens der UN und der NATO wird die AKNZ als Tagungsstätte für die Sitzung von Arbeitskreisen und als Trainingszentrum für die Durchführung internationaler Veranstaltungen genutzt. Ebenso veranstaltet die UN an der AKNZ Seminare im Bereich der zivil-militärischen Koordination. Die Landesfeuerwehrschulen sowie die Schulen der Hilfsorganisationen und des Technischen Hilfswerks nehmen darüber hinaus einen besonderen Platz im Netzwerk der AKNZ ein. Angestrebte Zertifizierung der AKNZ bietet viele Vorteile 2012 führte die AKNZ insgesamt 384 Seminare, Workshops und Kongresse durch. Ferner fanden 100 sonstige Veranstaltungen wie Tagungen, Wochenendveranstaltungen Dritter oder Informationsveranstaltungen für Besuchergruppen statt. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer belief sich auf 9.137. Übung zur Dekontamination Verletzter. Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Neben dem verstärkten Knüpfen von Netzwerken hat sich Thomas Mitschke die nationale und internationale Zertifizierung der AKNZ als Bildungseinrichtung nach dem Qualitätsmanagementsystem ISO 29990 auf die Fahne geschrieben. 2012 wurden hierzu ein pädagogisches Konzept und ein pädagogisches Leitbild erstellt sowie ein Qualitätsmanagement eingeführt. Dadurch wurde der Grundstein für den Ausbau der AKNZ zum Pädagogischen Kompetenzzentrum im Bevölkerungsschutz gelegt. Das neue, speziell für die Aus- und Weiterbildung entwickelte Qualitätsmanagementsystem ISO 29990 einzuführen und sich zertifizieren zu lassen, bietet u. a. Vorteile bei nationalen und internationalen Kooperationen sowie eine umfassende Eva luation der Arbeit der AKNZ. Hoher Stellenwert von Veranstaltungen mit internationalem Bezug Zahlreiche Seminare förderten 2012 den internationalen Austausch im Bevölkerungsschutz: Im Juli etwa nutzten über 90 Studierende aus insgesamt 26 Ländern – darunter Ägypten, Japan, Argentinien und die USA – ihre vorlesungsfreie Zeit, um an der Sommerakademie der AKNZ die Grundlagen des Bevölkerungsschutzes kennenzulernen. 70 Dozentinnen und Dozenten, darunter Expertinnen und Experten u. a. von UN, EU und NATO, erläuterten in Vorträgen zunächst die Grundlagen des nationalen sowie internationalen Krisenmanagements, bevor die Studierenden die Theorie in der Praxis erproben durften. In den Übungen galt es beispielsweise, den Einsatz von Hilfskräften nach einer Naturkatastrophe zu 25 26 AUSBILDUNG 27 koordinieren oder das Leben in einer Großstadt während eines Stromausfalls zu organisieren. Ziel der BBK-Sommerakademie ist es, Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Situationen zu konfrontieren, auf die sie bisher kaum vorbereitet waren. Vor dem Hintergrund der Ausbildungsveranstaltungen für die Europäische Kommission mussten im November 15 europäische Expertinnen und Experten besonders starke Nerven und ausgeprägte Fachkompetenz beweisen. Sie nahmen am so genannten High Level Coordination Course (HLC) teil, den die AKNZ des BBK in den Niederlanden im Auftrag der Europäischen Kommission durchführte. Unterstützt wurde das BBK dabei von seinen bewährten Partnern, dem österreichischen Bundesministerium für Inneres, der staatlichen Feuerwehrschule in Polen sowie dem Netherlands Institute for Safety. Im Mittelpunkt der zweitägigen Übung stand ein Flutszenario, das schwierige Verhandlungssituationen für die EU-Expertinnen und -Experten mit sich brachte. In den HLC und Refresher Kursen (HLCR) werden regelmäßig Expertinnen und Experten der 27 Unionsmitgliedstaaten und aus anderen Ländern trainiert. Sie sollen dazu befähigt werden, in einem durch eine Katastrophe betroffenen Land die europäischen Mitgliedsstaaten zu repräsentieren und Hilfe zu koordinieren. Im Rahmen der Ausbildungsveranstaltung für die Vereinten Nationen wurde im vergangenen Jahr außerdem erstmals der Kurs United Nations Humanitarian Civil-Military Coordination (UNCMCoord) an der AKNZ veranstaltet. Ende August kamen 27 zivile und militärische Expertinnen und Experten aus Organisationen und Ländern wie Mali, Frankreich und den USA zusammen, um jeweils die Arbeitsweise des anderen kennenzulernen. Das Seminar richtet sich an Spezialistinnen und Spezialisten, die in Krisenregionen als Verbindungspersonen zwischen den internationalen zivilen Akteuren und den Konfliktparteien tätig sein sollen. Anhand von vielen Fallbeispielen wurden die Strukturen und Methoden humanitärer und militärischer Organisationen diskutiert sowie Schnittstellen und Herausforderungen aufgedeckt. Dabei hatte jeder Veranstaltungstag einen anderen entwickelte internationale Training-Curriculum eingeführt. Ziel war es, ein gemeinsames Grundverständnis für chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren, kurz CBRN, zu erhalten sowie die Zusammenarbeit in nationalen und internationalen CBRN-Katastrophenhilfe-Einsätzen zu verbessern. Höhepunkte des Kurses bildeten die Übungsmodule, in denen die Rettung von Betroffenen aus der Gefahrenzone, Maßnahmen der psychischen Ersten Hilfe sowie die Dekontamination von Verletzten trainiert wurden. Ein zweiter Kurs an der AKNZ ist für das Jahr 2013 geplant. Wie sich das Europäische Gemeinschaftsverfahren für den Katastrophenschutz entwickelt, darüber informiert die Seminarreihe „Fit für Europa“, die außerdem die umfassende Zusammenarbeit mit der AKNZ einnehmen“, sagt Uwe Becker, Referent an der AKNZ. Becker hatte gemeinsam mit weiteren Dozentinnen und Dozenten die Kolleginnen und Kollegen der chinesischen Verwaltungsschule vor Ort bei der Umsetzung der neuen Ausbildungsgänge unterstützt (siehe auch: Bevölkerungsschutz international vernetzt, Seite 20). Erfolgreiche Kooperation zwischen Deutscher Hochschule der Polizei und AKNZ Um die deutsche Polizei noch besser in das Bevölkerungsschutzsystem einzubinden, übten Anfang Februar 2012 bereits zum neunten Mal Studierende der Deutschen Hochschule der Polizei (DHPol) an der BBK-eigenen Akademie. Für über 140 Polizeibeamtinnen und -beamte aus ganz Deutschland galt es, vier Übungsszenarien zu bewältigen: einen Bahnunfall, den Austritt von Gefahrstoff bei einem fiktiven Unternehmen, einen Stromausfall in Teilen der Stadt Münster sowie die harte Landung eines besetzten Flugzeugs. Für die Übung wurden nicht nur 180 Computer und 160 Telefone installiert, sondern zusätzlich 3,5 km Kabel in acht Übungsräumen verlegt. Die Übungleitung bestand aus über 80 Polizeibeamtinnen und -beamten, Feuerwehrleuten sowie Dozenten der Akademie. Insgesamt dauerte die Übung zwölf Stunden. „Seinen Partner genau zu kennen, macht es leichter, im Krisenfall zusammenzuarbeiten.“ Uwe Becker, Referent an der AKNZ (Oben) Psychosoziale Unterstützung von Betroffenen unter den erschwerten Bedingungen einer CBRN-Gefahrenlage. (Mitte) Hinweisschild der chinesischen Verwaltungsakademie in Peking. (Unten) Kursteilnehmer aus Bahrain bei der Präsentation der CBRN-Organisation ihres Landes. Schwerpunkt. So standen zwei Tage etwa im Zeichen möglicher Folgen von Naturkatastrophen und komplexen Krisen. Inhaltlich unterstützten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AKNZ drei internationale Experten aus dem Bereich ZivilMilitärische Zusammenarbeit (ZMZ). Die AKNZ ist damit der einzige europäische Ausrichter des mittlerweile zum 127. Mal durchgeführten Kurses der Vereinten Nationen. Eine Premiere an der AKNZ feierte ebenfalls ein Kurs für Trainerinnen und Trainer von CBRNErsteinsatzkräften. 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus neun Nationen wurden in das von der NATO sowie zivilen Expertinnen und Experten Jahresbericht 2012 den europäischen Partnern und anderen EU-Mitgliedsstaaten behandelt. „Fit für Europa“ soll die Katastrophenvorbeugung und -reaktion EU-weit optimieren. Hierzu bringen BBK-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sowie externe Expertinnen und Experten des Gemeinschaftsverfahrens ihre Kompetenz aus der Mitwirkung in EU-Gremien, Projekten und Einsätzen ein. Besondere bilaterale Kooperationen bestehen zu Ausbildungseinrichtungen in Tunesien und China. So wurden sowohl in China als auch in Deutschland im Rahmen der Ausbildung von hohen chinesischen Verwaltungsbeamtinnen und Verwaltungsbeamten von allen Ebenen auch 24 Dozentinnen und Dozenten des National Institute for Emergency Management und der Provinzverwaltungsschulen zur Do zentin bzw. zum Dozenten für Krisenmanagement geschult. „Seinen Partner genau zu kennen, macht es leichter, im Krisenfall zusammenzuarbeiten. Deshalb wird die international ausgerichtete Ausbildung zukünftig einen höheren Stellenwert an Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Die Stabsrahmenübung ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Kooperation zwischen der AKNZ und der DHPol. Nicole Bernstein, Polizeioberrätin und Dozentin an der AKNZ, über den engen Schulterschluss: „In den letzten Jahren wurden mehr als 1.000 Polizeirätinnen und Polizeiräte bei uns ausgebildet. Außerdem bringen Führungskräfte der Polizei ihre Fertigkeiten bei Stabsseminaren der AKNZ als Gastdozentinnen und -dozenten in den Übungsleitungen mit ein. Generell ist das BBK mit den Polizeidienststellen von Bund und Ländern sehr gut vernetzt.“ 28 AUSBILDUNG Über 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den vergangenen Jahren an ZMZ-Weiterbildungen der AKNZ Besonders stolz ist die AKNZ darauf, dass sie die einzige Bildungseinrichtung auf ziviler Seite ist, die Soldaten der Bundeswehr ausbildet. 2012 feierte diese Form der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) ihr zehnjähriges Bestehen. Was ist ZMZ? Die Zivil-Militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr (ZMZ Bw) ist ein eigenständiger Aufgabenbereich innerhalb der Bundeswehr und beschreibt die Kooperation von zivilen und militärischen Stellen. Man unterscheidet dabei zwischen ZMZ-Inland und ZMZ-Ausland. Kommt es zu schweren Unglücken oder Katastrophen, kann die Bundeswehr nach Anforderung durch den zuständigen Krisenstab zu Hilfe gerufen werden. Zivile Hilfseinrichtungen wie Feuerwehr oder das Technische Hilfswerk werden dann durch Material und Personal unterstützt. Verschiedene Hilfeleistungen bei schweren Unglücken sowie die Hochwassereinsätze der letzten Jahre, aber auch parallele Missionen von Militär und Hilfsorganisationen im Ausland haben gezeigt, dass die Kooperation zwischen Soldaten und zivilen Helfern notwendig und fast schon alltäglich ist. Eine Schlüsselrolle bei der ZMZ nehmen die Reservisten ein. Sie beraten als Beauftragte der Bundeswehr für Zivil-Militärische Zusammenarbeit zivile Behörden und Organisationen in allen Fragen der militärischen Katastrophenhilfe. Einen Teil ihrer Ausbildung erhalten sie an der AKNZ. An den Seminaren der AKNZ nehmen aktive Soldaten und Reservisten der ZMZ sowie Personen der im Katastrophenschutz und in der Katastrophenhilfe tätigen Organisationen und Einrichtungen teil. „Durch das gemeinsame Wissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kann beispielsweise das militärische Fachwissen frühzeitig in die Planungen des Katastrophenschutzes und der Katastrophenhilfe mit einfließen. Dadurch wird deutlich, wo und wie die Bundeswehr am besten Hilfe leisten kann“, sagt Oberstleutnant Markus Schrader, Dozent für Zivil-Militärische Zusammenarbeit an der AKNZ. Seit zehn Jahren führt die AKNZ bereits vor dem Hintergrund einer Verwaltungsvereinba- 29 rung zwischen dem Bundesministerium für Verteidigung und dem Bundesministerium des Innern Seminare zur ZMZ im Inland und Ausland durch. In den vergangenen Jahren nahmen über 5.000 Angehörige aus Feuerwehren, Hilfsorganisationen, Verwaltungen, politische Vertreter, Wissenschaftler, Unternehmensvertreter, aktive Soldaten und Reservisten aus Deutschland und anderen Ländern an der ZMZ-Weiterbildung der AKNZ sowie diversen Workshops und Foren teil. Derzeit werden rund 400 Personen pro Jahr in Themen der ZMZ an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz ausgebildet, wobei der Fokus auf der Ausbildung der Führungskräfte liegt. Neue Angebote im Bereich ZMZ an der Akademie des BBK richten sich zukünftig noch gezielter an höhere und höchste Führungskräfte. So wird etwa die Führungsspitze der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSU-Kräfte) der Bundeswehr voraussichtlich ab 2013 an der AKNZ ausgebildet. Die RSU-Kräfte nehmen in erster Linie militärische Aufgaben wahr, können aber außerdem die aktive Truppe zur Katastrophenhilfe unterstützen. Das Thema der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit bildete u. a. auch einen Schwerpunkt auf dem 8. Europäischen Bevölkerungsschutzkongress, an dem das BBK auch in diesem Jahr teilnahm. Vom 18. bis zum 19. September trafen sich mehr als 700 Teilnehmer aus 20 Nationen in der Stadthalle Bonn, Bad Godesberg, um gemeinsam politische Entwicklungen zu reflektieren, Kooperationen zu vertiefen und Netzwerke zu knüpfen. Deutsches Fachwissen international gefragt Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe berät Brasilien anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 Während die Stadionbesucher auf den Rängen und die Zuschauer vor den heimischen TV-Geräten gespannt bei jedem Ballwechsel mitfiebern, stehen sie in hoher Alarmbereitschaft: Rettungsdienste, Feuerwehr und Bevölkerungsschutz. Denn bei Großveranstaltungen, wie der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Lande, sind sie für die Sicherheit von Besuchern und Spielern verantwortlich. 2006 konnten Bund, Länder und Austragungsstädte umfangreiche Erfahrungen mit Blick auf den Schutz der Fußballfans sammeln, und die vorbildliche Organisation des „Sommermärchens“ verschaffte Deutschland internationalen Respekt. Schulungen und Übungen auf Initiative des BBK Wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen haben Schulungen, Übungen und Konzepte, die das gesamte Spektrum der nicht-polizeilichen Abwehr von Gefahren betrachtet und nach einheitlichen Standards vorbereitet haben. Diese fanden auf Initiative des BBK und in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) in der Bundesrepublik Deutschland im Deutschen Städtetag statt, die zu diesem Zweck eine Arbeitsgruppe eingerichtet hatte. Fachwissen deutscher Expertinnen und Experten bei anderen Ländern gefragt Das erfolgreiche Engagement des BBK und seines Partners in Sachen WM-Sicherheit ließ andere Länder aufmerksam werden. So wurde nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 speziell für Sportgroßveranstaltungen das Fachwissen der deutschen Expertinnen und Experten mehrfach angefragt, u. a. bei den Fußball-Europameisterschaften 2008 und 2012. Besonders intensiv waren BBK und AGBF Das internationale CBRNTraining-Curriculum der NATO. Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe darüber hinaus in die Vorbereitung und die Durchführung der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in der Republik Südafrika eingebunden. Verschiedene Missionen wurden seinerzeit durchgeführt, finanziert von InWEnt, einem Bundesunternehmen im Bereich des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Inhaltlich ging es darum, über Führung, Zusammenarbeit mit allen beteiligten Stellen und Einrichtungen, Kommunikation und weitere Fachthemen zu informieren. BBK berät WM-Gastgeberland Brasilien 2011 trat Engagement Global, Ansprechpartner in Deutschland für entwicklungspolitisches Engagement deutschlandweit und international, mit einem besonderen Anliegen an das BBK heran: Es sollte geprüft werden, ob das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sein Fachwissen hinsichtlich der nächsten WM 2014 mit dem Gastgeberland Brasilien teilen könne – eine weitere willkommene Kooperation für das BBK, wie sich schnell herausstellen sollte. So waren die Details der Partnerschaft nach einigen Gesprächen schnell geklärt und ein entsprechendes Programm entworfen. Schließlich diskutierten vom 14. bis 18. September 2012 in der BBK-Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) rund 30 brasilianische Führungskräfte mit deutschen Expertinnen und Experten über die Sicherheit bei Großveranstaltungen. „Im Wesentlichen geht es darum, Wissen und Erfahrungen der vergangenen WMs zu nutzen“ Die politische Wertschätzung, die die brasilianische Seite der Zusammenarbeit mit dem BBK beimisst, wurde durch die Teilnahme eines Ministers 30 Auf den Hund gekommen: Die brasilianische Delegation zeigte sich begeistert von der Rettungshundestaffel des THW, die im Rahmen des 8. Europäischen Bevölkerungsschutzkongresses in Bonn ihr Können demonstrierte. und zweier Staatssekretäre unterstrichen. Vertreter auf deutscher Seite waren neben der AG der AGBF Expertinnen und Experten der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr sowie des öffentlichen Gesundheitsbereichs aus den deutschen WM-Städten 2006. Aus Brasilien reisten Repräsentantinnen und Repräsentanten der Städte São Paulo, Belo Horizonte, Curitiba, Manaus, Rio de Janeiro und Recife an. Ebenfalls vertreten waren Angehörige der Länderebene. „Wir besprechen sicherheitsrelevante Aspekte von der Krankenhausalarmplanung über Infektionsvorsorge bis zum Krisenmanagement und der Risiko- und Krisenkommunikation bei Großveranstaltungen“, erläuterte Dipl.-Chem. Claus Lange, Direktor der Berufsfeuerwehr Hannover und Leiter des Arbeitskreises WM 2014 der AGBF. Ralph Tiesler, Vizepräsident des BBK, ergänzte: „Im Wesentlichen geht es bei dem deutsch-brasilianischen Austausch darum, Wissen und Erfahrungen der vergangenen Weltmeisterschaften für die brasilianischen WM-Austragungsstädte und die Herausforderungen der WM 2014 zu nutzen.“ Infrastruktur und medizinische Versorgung sind problematisch Keine einfache Aufgabe, wie sich herausstellte. Denn angesichts der Anforderungen, die ein Großereignis wie die Fußball-Weltmeisterschaft mit sich bringt, stellt die Infrastruktur im brasilianischen öffentlichen Personennahverkehr beispielsweise ebenso wie die ambulante und stationäre medizinische Versorgung des Gastgeberlandes ein mögliches Problem dar. „Die Versorgungsdichte und -qualität in Brasilien sind nicht nur geringer, sondern landesweit auch unterschiedlich organisiert“, sagt Dieter Franke, Mit- arbeiter des BBK. Naheliegend ist es also, besonders zu Themen der chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Gefahrenabwehr, kurz CBRN, sowie im Bereich der Planung und Bewältigung eines Massenanfalls von Verletzten zusammenzuarbeiten. Hierzu konnte noch im Dezember 2012 eine Vor-Ort-Information in Brasilien organisiert werden, die von zwei Feuerwehrbeamten aus dem Team der AGBF durchgeführt wurde. Großveranstaltungen durch BBK-Arbeitsgruppe professionell vorbereiten, durchführen und nachbereiten Den fünftägigen Workshop an der AKNZ veranstaltete federführend die Arbeitsgruppe Bevölkerungsschutzrelevante Aspekte von Großveranstaltungen (AG BAG) des BBK unter der Leitung von Beate Coellen. Hervorgegangen ist die Arbeitsgruppe aus der AG WM 2006 und der Erkenntnis, dass Großveranstaltungen ein besonderes Risiko mit sich bringen können. Sprachprobleme, unterschiedliche Mentalitäten und das Eingreifen der Politik verlangen von den Planern und Organisatoren, jedes erdenkliche Szenario im Vorfeld zu berücksichtigen. Gerade deshalb ist die AG BAG ein geeigneter Ansprechpartner, wenn es darum geht, Großveranstaltungen unter bevölkerungsschutzrelvanten Gesichtspunkten zu organisieren sowie vor- und nachzubereiten. Dabei greift die Arbeitsgruppe auf ein umfangreiches Expertennetzwerk zurück und somit auf ein hohes Maß an Fachwissen. Bestreben der AG BAG ist es, die bei Veranstaltern und Behörden gewonnenen Erkenntnisse zu bündeln und Standards zu schaffen. Nicht nur aus sportlicher Sicht wird die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien also sehr interessant. Jahresbericht 2012 Technologien für den Bevölkerungsschutz 32 TECHNOLOGIEN FÜR DEN BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 33 Modulares Warnsystem von Bund und Ländern startet Das auf dem satellitengestützten Warnsystem SatWaS basierende neue System warnt über Radio, Fernsehen, Internet und Paging/ Weitere Anschlussgeräte folgen Im Oktober versetzte eine Giftgaswolke die Anwohner der niedersächsischen Stadt Bad Fallingbostel in großen Schrecken. Entstanden durch eine versehentliche Säuremischung im Werk eines Nahrungsmittelkonzerns, sorgte sie dafür, dass die Menschen in der Kreisstadt ihre Häuser verlassen mussten. Für u. a. ein solches Szenario wurde das Modulare Warnsystem (MoWaS) von Bund und Ländern entwickelt, dessen Pilotphase mittlerweile abgeschlossen ist. Mit dem Modularen Warnsystem soll in Zukunft die Bevölkerung bei bundesweiten, aber auch bei regional oder lokal begrenzten Katastrophen gewarnt und informiert werden. Satellitengestütztes System warnt vor Katastrophen und Anschlägen Der Bund ist dafür zuständig, besondere Gefahren, die der Bevölkerung in einem Verteidigungsfall drohen, zu erfassen und die Bürgerinnen und Bürger zu warnen. Die aktive Warnung wird von den Bundesländern im Auftrag des Bundes vorgenommen. Dafür werden die Strukturen genutzt, die die Länder für die Warnung der Bevölkerung bei Katastrophen bereithalten. Während des Kalten Krieges wurden sowohl vom Zivilschutz der Bundesrepublik als auch von der Zivilverteidigung der DDR vor allem Sirenen sowie der Rundfunk verwendet, um die Bevölkerung zu warnen. Anfang der 90er-Jahre entspannte sich die Sicherheitslage in Europa aufgrund des historischen Umbruchs in Mittel- und Osteuropa erheblich. Das Zivilschutz-Sirenennetz wurde abgebaut und Bund und Länder einigten sich darauf, bei Großschadenslagen, Katastrophen und im Verteidigungsfall den Rundfunk als Hauptwarnmittel einzusetzen. Vorteil des Rundfunks: Durch ihn können Gefahren nicht nur angekündigt, sondern auch Verhaltensregeln an die Bevölkerung weitergegeben werden. Um Warnungen binnen kürzester Zeit an den Rundfunk übermitteln zu können, steht dem Bund und den Ländern das Satellitengestützte Warnsystem (SatWaS) zur Verfügung. Am 15. Oktober 2001, unmittelbar nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center, wurde SatWaS vom Bund in Betrieb genommen. An dieses System sind alle öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten und die meisten privaten Rundfunkbetreiber angeschlossen, aber auch Presseagenturen, Internetprovider und die Deutsche Bahn. Betrieben wird SatWaS vom BBK. Sowohl die Zivilschutzverbindungsstellen (ZSVerbSt), eingerichtet um Luftgefahren zu erfassen, als auch die Warnzentrale Bonn (WarnZ Bonn) sowie die Lagezentren der Innenministerien der Länder wurden mit den notwendigen Empfänger- und Sendeeinrichtungen für SatWaS ausgestattet. Inzwischen zählt das deutsche System zur Warnung vor Luftkriegsgefahren zu den besten im Bereich der NATO-Staaten. Im Rahmen einer Pressekonferenz in der Zivilschutzverbindungsstelle des BBK im Combined Air Operations Centre der NATO in Kalkar (Niederrhein) wurden die bisherigen Ergebnisse des MoWaS-Projektes im September der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Zivilschutzverbindungsstelle arbeiten seit 2006 acht Mitarbeiter des BBK, die die allgemeine Luftlage über Deutschland täglich 24 Stunden lang überwachen. „Gegenüber SatWaS ist es neu, dass wir mit MoWaS ebenenübergreifend warnen können. Außerdem besitzt das Modulare Warnsystem einen weiteren Vorteil: In Zukunft ist es möglich, über eine standardisierte Schnittstelle beliebige Warnendgeräte an das System anzuschließen, dazu gehören etwa Sirenen, Rauchwarnmelder oder Mobiltelefone. Durch die Signale dieser zusätzlichen Warnelemente wird die Bevölkerung bei drohenden Gefahren frühzeitig aufgeweckt bzw. alarmiert“, sagt Gerrit Möws, Referatsleiter im BBK. Weiterentwickeltes Warnsystem soll noch schneller und gezielter informieren Da SatWaS systembedingt nur einen eingeschränkten Weckeffekt über den angeschlossenen Pagingdienstleister und keine Einbindung der regionalen Warnsysteme hat, wird es seit 2009 als gemeinsames Projekt von Bund und Ländern zum Modularen Warnsystem MoWaS weiterentwickelt. MoWaS kann auch bei regionalen Gefahren wie Sturm, Hochwasser oder Chemieunfällen eingesetzt werden, um die Bevölkerung zu warnen. Mit Hilfe von MoWaS soll ein im Bevölkerungsschutz Verantwortlicher, d. h. Bund, Land, Katastrophenschutzbehörde oder Leitstelle, unmittelbar alle in seinem Verantwortungsbereich vorhandenen Warnsysteme auslösen können. Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Drei wesentliche Vorzüge von MoWaS Das Modulare Warnsystem zeichnet sich durch drei wesentliche Vorzüge aus: 1. Warndurchsagen werden georeferenziert in MoWaS bearbeitet, also raumbezogen auf ein bestimmtes Gebiet definiert. Dadurch ist es möglich, Nachrichten mit Verhaltenshinweisen oder Warnungen mit Weckeffekt selektiv in das betroffene Gebiet zu schicken. 2. Durch die ebenenübergreifende Auslösungsmöglichkeit können damit auch die örtlich zuständigen Behörden über ihre Leitstellen amtliche Gefahrendurchsagen für ihren Verantwortungsbereich, d. h. für ihre Gemeinde oder ihren Landkreis, direkt und unverzüglich an die Medien weitergeben. 3. Über die standardisierte Schnittstelle von MoWaS ist es möglich, eine Vielzahl für die Warnung der Bevölkerung geeigneter Systeme mit und ohne Weckeffekt anzuschließen. Bis Ende 2013 sollen alle Bundesländer an mindestens zwei Standorten mit dem neuen System ausgestattet werden. Die Kosten übernimmt der Bund. 34 TECHNOLOGIEN FÜR DEN BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 35 Feuerwehr Dortmund Geodaten: Wichtiges Instrument für den Bevölkerungsschutz Weitere Erkenntnisgewinne auf dem Gebiet der Fernerkundung durch intensive Forschung Unbemannte, ferngesteuerte Flugsysteme (Remotely Piloted Aircraft Systems, RPAS) waren bis vor Kurzem noch ausschließlich dem Militär vorbehalten. Doch das hat sich unlängst geändert. Inzwischen wird die relativ neue Technologie auch für den Bevölkerungsschutz eingesetzt. Vor allem Feuerwehren setzen zunehmend auf kleine agile ferngesteuerte Fluggeräte in ihren Einsätzen oder beteiligen sich aktiv an deren Forschung. Verbesserte Flugeigenschaften und eine längere Flugdauer lassen die „fliegenden Erkunder“ immer attraktiver werden. „Unbemannte Fluggeräte werden im Bevölkerungsschutz zunehmend verwendet. Ein Einsatz ist überall da sinnvoll, wo über einen längeren Zeitraum in einem gefährlichen oder für Einsatzkräfte unzugänglichen Gebiet gemessen und beobachtet wird“, sagt Dr. Michael Judex, Referent im BBK. Der Einsatz von RPAS im Bevölkerungsschutz verspricht mehr Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für Rettungskräfte, Feuerwehr oder Technisches Hilfswerk. Die Einsatzleitung erhält viel schneller Informationen und diese vor allem in besserer Qualität. Dadurch kann noch effektiver koordiniert, gehandelt und geplant werden. Institut der Feuerwehr Dortmund erforscht Einsatz von UAVs Das Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie der Feuerwehr Dortmund untersucht derzeit im Rahmen von drei Projekten den Einsatz von so genannten UAVs, Unmanned Aerial Vehicles. Schwerpunkte der einzelnen Projekte sind die Schadstoffmessung in der Luft mittels mehrerer im Schwarm kooperierender UAVs (ähnlich einem Bienenschwarm), eine vereinfachte Steuerung von Boden- und Luftrobotern sowie die Fernerkundung von schwer überschaubaren Ereignissen. Hierzu zählen beispielsweise Naturkatastrophen oder von Menschen verursachte Unfälle. Aktuell werden UAVs hauptsächlich in der Lageerkundung eingesetzt. „Indem Fotos oder Videos vom Einsatzort an eine Bodenstation übertragen werden, erhält die Einsatzleitung eine bessere Übersicht vom Geschehen und kann Einheiten wirkungsvoller einsetzen. Dadurch können Einsatzkräfte sicherer agieren, und eine schnellere Hilfe für betroffene Menschen ist möglich“, erklärt Dr.-Ing. Hauke Speth von der Berufsfeuerwehr Dortmund. Trotz der Vorteile, so Speth, seien dem Einsatz eines UAV jedoch auch Grenzen gesetzt. So könne es etwa nicht für Innenaufnahmen in ein Gebäude fliegen. Außerdem würden extreme Wetterbedingungen wie Regen oder starke Winde einen Einsatz verhindern. Speth: „Die Feuerwehren sind derzeit nicht flächendeckend mit UAVs ausgestattet. Weil die Systeme äußerst komplex sind, ist zukünftig auch nicht davon auszugehen. Allerdings ist es gut möglich, dass Systeme aus mehreren UAVs als Spezialressourcen in Zukunft bundesweit an mehreren Standorten bereitstehen. Im Ernstfall könnten diese dann von den Feuerwehren zur Unterstützung angefordert werden.“ Sensorenverbund erfolgreich getestet Das BBK hat im Mai 2012 zusammen mit Forscherteams des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Feuerwehr München zum ersten Mal erfolgreich einen Sensorenverbund getestet. Dieser Sensorenverbund bestand aus unterschiedlichen Satelliten, einem Flugzeug, unbemannten Fluggeräten und bodengestützten Sensoren. Bei Letzteren wurden so genannte Floating Car Data genutzt. Dabei handelt es sich um die per Global Positioning System, sprich GPS, erfasste Position sowie Geschwindigkeit einer Fahrzeugflotte, in diesem Fall Taxis in München. Mit Hilfe dieses Experimentes konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Rande des Finalspiels der Champions League 2012 umfangreiche Informationen sammeln, um die Lage einzuschätzen. „Besonders interessant war es für uns, Informationen über große Menschenmengen zu erhalten bzw. den Besucherstrom zu erfassen. Zwar lässt sich heutzutage über Kameras in den Stadien relativ gut verfolgen, wohin sich die Menschen bewegen, aber große Menschenmengen gibt es natürlich nicht nur dort. Daher bot das Spiel die idealen Voraussetzungen für unser Experiment“, berichtet Dr. Michael Judex. Durch das Testen des Sensorenverbundes konnten Erfahrungen gesammelt werden, wie die unterschiedlichen Sensorund Lageerfassungssysteme am besten zu kombinieren sind. Neben der Frage, wohin sich die Besucherströme bewegen, stand auch die Beobachtung Das während des Experimentes Sensorenverbund in München eingesetzte unbemannte Fluggerät. Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe der Verkehrslage im Mittelpunkt. Ergebnisse des Experimentes zeigen, dass verschiedene Fernerkundungssensoren gleichzeitig und sich ergänzend zur Lageeinschätzung eingesetzt werden können, und das größtenteils in Echtzeit. Die gewonnenen Mess- und Analysedaten können nun für weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten genutzt werden, um z. B. noch bessere Lösungen zu finden, die unterschiedlichen Techniken zur Lageerkundung zu vernetzen. Bessere und umfangreichere Informationen durch Fernerkundung Dass Fernerkundung zunehmend zum Einsatz kommt, sei es als Planungsgrundlage oder als zusätzliche Informationsquelle bei lang anhaltenden Krisenlagen, wurde im Rahmen von zwei Workshops deutlich, die durch das BBK organisiert wurden. Sie fanden innerhalb des 2. Strategieforums Fernerkundung und den GMES-Thementagen 2012 am 14. und 15. November in Düsseldorf statt. GMES ist die Abkürzung für Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung, einem Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Kommission, das seit Kurzem unter dem Namen „Copernicus“ läuft. 36 TECHNOLOGIEN FÜR DEN BEVÖLKERUNGSSCHUTZ Innerhalb des Workshops des BBK wurden die heute schon verfügbaren Möglichkeiten der Erkundung aus der Luft oder dem Weltraum diskutiert. Außerdem stellte das Bundesministerium des Innern (BMI) im Rahmen der Gesamtveranstaltung das Projekt Verbund für fernerkundungsgestützte Geoinformation (VfG) vor. Für den VfG, der die Aufgabe eines Dienstleistungsverbundes für die Bundesverwaltung übernimmt, sollen dauerhaft Produkte und Leistungen vom Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) im DLR in Oberpfaffenhofen bereitgestellt werden. Ab 2013 wird das ZKI aus Mitteln des BMI Erdbeobachtungsdaten insbesondere für den Bevölkerungsschutz liefern. Dabei zählen schnelles Beschaffen, Aufbereiten und Analysieren von Satelliten- und Luftbilddaten bei Natur- und Umweltkatastrophen, für humanitäre Hilfsaktivitäten und für die zivile Sicherheit weltweit zu den Stärken des Dienstes. Sinn und Zweck des VfG ist es, den europäischen Notfallkartierungsdienst mit zusätzlichen Daten und Produkten zu ergänzen bzw. zu verbessern und die Expertise im ZKI dauerhaft zur Unterstützung behördlicher Aufgaben zugänglich zu machen. Der nationale Bedarf für diesen Service ist groß, auch im polizeilichen Bereich. Binnen kürzester Zeit an fernerkundungsgestützte Geoinformationen zu gelangen und diese mit intelligenten und innovativen Methoden auszuwerten, stellt den Gewinn des Vorhabens dar. Das wird für Behörden und speziell für den Bevölkerungsschutz bedeuten, einen sehr viel schnelleren Überblick über die jeweilige Lage eines Ereignisses zu erhalten. Das BBK hat die Entwicklungen maßgeblich begleitet. Immer wieder zeigt sich, dass der gemeinsame Blick auf eine Karte hilft, Diskussion und Entscheidungsfindung maßgeblich zu verbessern. Ebenso kann die gleiche Karte, wenn sie behördenübergreifend eingesetzt wird, das gemeinsame Verständnis der Lage erhöhen, damit Maßnahmen besser koordiniert werden. Technisches Hilfswerk THW nutzt Satellitenbilder, um Bau von Flüchtlingslager zu planen (Oben) September 2012: Im Auftrag des THW erstellte der europäische COPERNICUS Emergency Management Service eine aktuelle Referenzkarte des Flüchtlingslagers el Za’atri in Jordanien. Hier ist das Lager mit seiner Ausdehnung von Ende November 2012 zu sehen. (Unten) November 2012: Gleicher Ausschnitt der Referenzkarte des Flüchtlingslagers el Za’atri in Jordanien. Jahresbericht 2012 Ein Beispiel, wie hilfreich Satellitenbilder sein können, zeigt der Einsatz des Technischen Hilfswerks (THW) in Jordanien. Seit April 2012 ist das THW auf Bitte des Auswärtigen Amtes und beauftragt durch das Bundesministerium des Innern dort aktiv. So unterstützt das THW gemeinsam mit der Deutschen Botschaft das Flüchtlingshilfswerk United Nations High Commissioner for Refugees und das Kinderhilfswerk United Nations Children’s Fund der Vereinten Nationen im Lager für syrische Flüchtlinge bei el Za’atari. Dabei ist die Auswertung von Satellitenbildern sehr nützlich, wie THW-Projektleiter Werner Stern berichtet. „Satellitenbilder regelmäßig auszuwerten, ist für uns unverzichtbar. Es handelt sich dabei um ein wichtiges Instrument, mit dem wir die Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Infrastrukturmaßnahmen für die UN-Organisationen punktgenau planen können. Mittlerweile leben im jordanischen Flüchtlingslager weit über 80.000 Menschen. Deshalb ist es sehr wichtig, ein Netz für die Wasserver- und -entsorgung sowie die Drainage des Regenwassers detailliert mittels Satellitenbilder zu planen. Wo bauen wir die sanitären Anlagen, die so genannten Wash Center, auf? An welcher Stelle ist es sinnvoll, Küchenmodule zu errichten? Das sind Fragen, mit denen wir uns auseinandersetzen, da hier im Grunde genommen eine kleine Kommune entsteht. Die uns vom Monitoring and Information Centre der EU zur Verfügung gestellten Satellitenbilder helfen uns dabei, diese Kleinststadt richtig zu organisieren“, sagt Werner Stern. 37 38 TECHNOLOGIEN FÜR DEN BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 39 Neue Struktur: Modular, schlagkräftig, mobil Weitere Fahrzeuge der Medizinischen Task Force vom Bund an Länder übergeben Fensterscheiben zerspringen, Geschirr fällt krachend aus den Regalen, während Ziegelsteingeschosse im gesamten Rheinland von den Dächern regnen. Ausgelöst durch die Schockwellen eines Erdbebens im niederländischen Ort Roermond, breitete sich 1992 ein Erdbeben der Stärke 5,9 aus und sorgte auch in Nordrhein-Westfalen für zahlreiche Verletzte. dekontaminieren, medizinisch zu versorgen und zu transportieren. Die MTF verfügt u. a. über die Möglichkeit, einen Behandlungsplatz für bis zu 50 Verletzte über einen Zeitraum von bis zu 48 Stun den einzurichten und zu betreiben. Bundesweit werden 61 MTF-Einheiten in den Ländern auf gestellt. Die Medizinische Task Force wurde vom Bund ins Leben gerufen, damit im Zivilschutz und in der Katastrophenhilfe ein Massenanfall von Verletzten (ManV) bewältigt werden kann. Damit verfolgt der Bund eine veränderte Strategie bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung in Notlagen. Bisher ergänzte er den Katastrophenschutz der Länder mit einzelnen Fahrzeugen zur Verstärkung des Sanitätswesens. In Zukunft werden jedoch gemäß des neuen Konzeptes zum Bevölkerungsschutz ganze Einheiten aufgestellt, die auch den Katastrophenschutz der Länder mit Spezialkräften unterstützen können. Generell ist es Aufgabe des Bundes, die Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall zu schützen. Der Katastrophenschutz hingegen ist Ländersache. „Wir sind nicht der tägliche Rettungsdienst, sondern kommen bei Ereignissen zum Einsatz, die in Bewegung sind.“ Holger Schmidt, Referent im BBK „Bei einem solchen Ereignis, das durch mögliche Nachbeben auch Tage nach der eigentlichen Katastrophe Menschen verletzen kann, handelt es sich um ein Einsatzgeschehen für die MTF in der länderübergreifenden Katastrophenhilfe“, sagt Holger Schmidt, Referent im BBK. Medizinische Task Force als neues Konzept des Bundes zum Schutz der Bevölkerung MTF steht für Medizinische Task Force und wurde als Teil des neuen Konzeptes des Bundes zum Schutz der Bevölkerung ins Leben gerufen. Die hochmoderne medizinische Eingreifgruppe besteht aus über 100 Helfern (Sanitätern, Ärzten und Feuer wehrleuten) sowie 20 Fahrzeugen und kommt im Zivilschutzfall und in der länderübergreifenden Katastrophenhilfe flächendeckend in Deutschland zum Einsatz. Sie setzt sich aus einzelnen Teileinheiten zusammen und ist in der Lage, Verletzte zu Einheitlich ausgestattet und bundesweit einsetzbar In erster Linie ist die Medizinische Task Force nicht für den Ersteinsatz vor Ort gedacht, sondern um überörtliche Hilfe zu leisten. „Wir sind nicht der tägliche Rettungsdienst“, erklärt Holger Schmidt, „sondern kommen bei Ereignissen zum Einsatz, die in Bewegung sind. Hochwasser und Erdbeben sind beispielsweise dynamisch. Die Lage kann sich täglich verändern. Auch nach Tagen kann es noch Verletzte Jahresbericht 2012 Die hochwertige Ausstattung des Gerätewagens Sanität erlaubt eine sofortige eigenständige Versorgung von Verletzten. geben, genau wie bei dem Erdbeben von Roermond.“ Gerade bei solchen Ereignissen können die bestehenden Kommunikations-, Versorgungs- und Verkehrsstrukturen nur noch eingeschränkt funktionieren oder sogar ganz ausfallen. Dazu zählen insbesondere Telefonnetze, Internetverbindungen, Strom- und Wasserleitungen sowie Verkehrswege. Die Medizinische Task Force unterstützt die Einsatzkräfte vor Ort oder ersetzt diese sogar. Die Helferinnen und Helfer der MTF sind in der Lage, ohne Strom, Internet und Telefon zu arbeiten, weil sie eigene Generatoren haben, mittels Papier dokumentieren und über Funk verfügen. Schmidt: „Die MTF ist einheitlich ausgestattet und wird im Zivilschutzfall sowie bei Ereignissen der so genannten Versorgungsstufe 4 angefordert. Dabei handelt es sich um von Bund und Ländern gemeinsam festgelegte außergewöhnliche Gefahren und Schadenslagen.“ Pilotstandorte gestalten aktiv mit Um das Zusammenspiel von Ausstattung und Fahrzeugen auf der einen Seite und qualifizierten Helferinnen und Helfern auf der anderen Seite zu erproben, wurden 2010 mit Hessen und RheinlandPfalz zwei Pilotstandorte für die MTF eingerichtet. Die Wahl fiel u. a. auf diese beiden Bundesländer, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe weil an den Pilotstandorten Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschulen angebunden sind. Ziel des BBK ist es, Feinkonzepte für die MTF zu entwickeln, in die das gesamte Wissen aller Hilfsorganisationen an den Standorten eingearbeitet wird. Dazu gehören neben der freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr auch der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Malteser Hilfsdienst (MHD), die Johanniter-UnfallHilfe (JUH) und die Deutsche Lebens-RettungsGesellschaft (DLRG) sowie das Technische Hilfswerk (THW). Dabei werden die einzelnen Teileinheiten, nämlich Führung, Patiententransport und Behandlung (Kassel) sowie Dekontamination von Verletzten und Logistik (Rheinland-Pfalz), nach der Entwicklungsarbeit anhand von Übungen erprobt und bewertet. „Hessen stellt die MTF in verschiedenen Städten auf. Die MTF 34 befindet sich beispielsweise in der Stadt sowie im Landkreis Kassel. Weitere MTFs sind in Gießen/Fulda, Frankfurt sowie Darmstadt aufgestellt“, erklärt Holger Schmidt. Im Gegensatz dazu stellt Rheinland-Pfalz seine MTFs in Landkreisen auf, also großflächig voneinander getrennt. Durch diese unterschiedlichen Ausrichtungen lassen sich die Vor- und Nachteile beider Modelle sehr gut miteinander vergleichen. 40 TECHNOLOGIEN FÜR DEN BEVÖLKERUNGSSCHUTZ Das Personal für die Pilotstandorte wird durch alle ortsansässigen Hilfsorganisationen sowie Feuerwehren gestellt, während der Bund für die materielle Ausstattung verantwortlich ist. Weil sämtliche Feinkonzepte der Teileinheiten in Kassel mittlerweile fertig erarbeitet sind, ist der Pilotstandort Ende 2012 geschlossen worden. In Rheinland-Pfalz hingegen wird die Entwicklung 2013 weiter fortgesetzt. Insgesamt wurden in den Arbeitsgruppen am Standort Kassel Stadt/Kassel Land circa 1.700 ehrenamtliche Stunden geleistet, in Rheinland-Pfalz waren es etwa 750. Auf die zusätzliche Arbeitsgruppe „Ärzte in der MTF“ entfallen über 300 Arbeitsstunden. Das BBK möchte sich ausdrücklich bei allen engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihren tatkräftigen Einsatz bedanken! Ergebnisse anhand von Stabsrahmenübung überprüft Eines der Fachmodule der MTF ist die Teileinheit „Behandlung“. Für diese wurde die Entwicklung des Feinkonzeptes am Standort Kassel in diesem Jahr abgeschlossen. Die theoretischen Ergebnisse 41 wurden im Rahmen einer zweitägigen Stabsrahmenübung im September überprüft, an der sich zahlreiche Einsatzkräfte aus den Hilfsorganisa tionen sowie der Feuerwehr beteiligten. Es sollte festgestellt werden, ob mit Hilfe der entwickelten Konzepte die Zeitspanne zwischen Katastrophenmedizin und individueller medizinischer Versorgung in einer Katastrophe organisatorisch verkürzt werden kann. „Unser Anliegen war es, mit Hilfe der Übungen die Entwicklungsarbeit zu testen, die in Kassel und Rheinland-Pfalz geleistet wurde. Dadurch konnten wir feststellen, ob die Ergebnisse auch auf andere MTFs übertragbar sind. Rückblickend war die Übung ein großer Erfolg und verlief genau so, wie wir es uns erhofft hatten. Während der Übung hat mich besonders das Engagement der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer beeindruckt“, berichtet Projektmitarbeiter und Leiter der Übungsleitung Rolf Obladen. rungsschutz im Bundesministerium des Innern, symbolisch den Schlüssel für die sieben neuen Gerätewagen Sanität (GW San) an Werner Koch, Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport. GW San als Herzstück der MTF GW San vorgesehen. „Im Ganzen sind es 450 GW San, die in Deutschland ausgeliefert werden. 2012 gingen bereits 21 Fahrzeuge an drei Bundesländer, nämlich an Hessen und Rheinland-Pfalz als Pilotstandorte sowie an Bayern. Neben dem GW San wurden ebenfalls Krankentransport- sowie Kommando- und Mannschaftswagen für die MTF ausgeliefert“, sagt Holger Schmidt. Hochwertige medizinische Geräte und eine sechs Kräfte starke Besatzung erlauben es, im Einsatz mit dem GW San jahreszeitenunabhängig zu operieren. Dadurch können Schwerverletzte sofort und eigenständig versorgt werden, ohne dass eine weitere Ausstattung benötigt wird. Vor allem, wenn bei einem Schadensereignis in der Versorgungsstufe 4 der Transport in ein Krankenhaus nicht sofort möglich ist, kann dieses unabhängige Handeln Leben retten. Im Vorfeld der Stabsrahmenübungen überreichten BBK-Präsident Christoph Unger und Norbert Seitz, Abteilungsleiter Krisenmanagement und Bevölke- Der Gerätewagen Sanität ist das Herzstück der Medizinischen Task Force. Er bildet den Kern der Teileinheit „Behandlung“. Für jede dieser Teileinheiten sind in den bundesweit 61 MTFs sieben „Während der Übung hat mich das Engagement der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer beeindruckt.“ Rolf Obladen, Projektmitarbeiter und Leiter der Übungsleitung „Eine Grundausbildung in der MTF geht weit über einen Erste-Hilfe-Kurs hinaus“ Symbolische Schlüsselübergabe für die neuen Gerätewagen Sanität in Hessen. V. l. n. r.: BBK-Präsident Christoph Unger, Abteilungsleiter Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz im BMI Norbert Seitz, Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport Werner Koch. Jahresbericht 2012 bildung für die MTF können auch in die Katastrophenschutzausbildung der Hilfsorganisationen integriert werden. „Unsere Herausforderung besteht aktuell darin, ein völlig neues, speziell auf die MTF zugeschnittenes Ausbildungskonzept zu erstellen, obwohl die eigentliche Entwicklung der Medizinischen Task Force und die technische Ausstattung noch nicht abgeschlossen sind“, erläutert Klaus Albert, Referent im BBK. Die Inhalte der Ausbildung werden in engem Schulterschluss mit den für den Katastrophenschutz zuständigen Landesbehörden, den Hilfsorganisationen und Feuerwehren abgestimmt. Dabei werden sowohl die Ergebnisse aus den Pilotstandorten als auch die Erfahrungen der einzelnen Organisationen im Hinblick auf die Ausbildung der Einsatzkräfte berücksichtigt. Voraussetzung, um eine MTF-Ausbildung absolvieren zu können, ist beispielsweise die Mitgliedschaft in einer Hilfsorganisation. Diese muss sich verpflichtet haben, im Katastrophenschutz mitzuwirken, und ihr muss eine MTF zugeordnet sein. Dazu zählen der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die Deutsche LebensRettungs-Gesellschaft (DLRG), das Deutsches Rote Kreuz (DRK), die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) sowie der Malteser Hilfsdienst (MHD). Albert: „Eine Grundausbildung in der MTF geht weit über einen Erste-Hilfe-Kurs hinaus. Sie befähigt jeden Absolventen dazu, in sämtlichen Notsituationen zielorientiert zu handeln. Dabei bauen die ergänzenden Ausbildungsmaßnahmen für die MTF auf den von den Helferinnen und Helfern bereits absolvierten Ausbildungen in den Hilfsorganisationen und den Katastrophenschutzeinheiten der Länder auf.“ Wer beispielsweise als Rettungssanitäter im Team eines GW San helfen möchte, erhält eine spezielle Ausbildung, die teilweise vom Bund mitfinanziert wird. Jedes Mitglied der MTF absolviert die gleiche Grundausbildung, egal ob Arzt, Zugführer oder Sprechfunker. Die Inhalte dieser GrundausBundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Maßgeblich für die Leistung der MTF verantwortlich: Ohne den engagierten Einsatz der Hilfsorganisationen/ Feuerwehren wäre eine schlagkräftige MTF im Zivilschutz und in der Katastrophenhilfe undenkbar. 42 TECHNOLOGIEN FÜR DEN BEVÖLKERUNGSSCHUTZ Fahrzeuge Auslieferung der LF-KatS des Bundes fast abgeschlossen Schlauchwagen. In Anlehnung an das Konzept des Bundes für das LF-KatS wurde inzwischen auch vom Fachnormenausschuss Feuerwehrwesen eine entsprechende Norm für ein Löschgruppenfahrzeug für den Katastrophenschutz erarbeitet und veröffentlicht. BBK-Präsident Unger und DFV-Präsident Kröger bei der Vorstellung des LF-KatS auf der ReTTmobil 2010. Atemschutzgeräte im Mannschaftsraum, eine im Fahrzeug eingebaute Pumpe mit einer Leistung von 2.000 l/min, eine Tragkraftspritze, über 600 Meter Schlauchmaterial sowie ein Löschwassertank mit 1.000 l Inhalt sind nur einige Fakten, die für das neue leistungsstarke Löschgruppenfahrzeug für den Katastrophenschutz, kurz LF-KatS, sprechen. Mit dem neuen Fahrzeug kommt der Bund seinen Verpflichtungen im Bevölkerungsschutz nach und stärkt damit den Katastrophenschutz auf Länderebene. Das LFKatS ist Teil des Ausstattungskonzeptes des Bundes für den Katastrophenschutz, das 2007 im Rahmen der „Neuen Strategie zum Schutz der Bevölkerung in Deutschland“ von der Innenministerkonferenz verabschiedet wurde. Verantwortlich für die Konzeption und Auslieferung der aktuellen Fahrzeuge zeichnet das BBK. Zu den Aufgaben des LF-KatS gehört es, Brände zu bekämpfen, Wasser zu fördern – auch über längere Strecken – und einfache technische Hilfe in kleinerem Umfang zu leisten. Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, den Bereich Brandschutz mit zwei Fahrzeugtypen abzu decken: dem LF-KatS sowie einem Schlauchwagen für den Katastrophenschutz (SW-KatS). Insgesamt finanziert der Bund 961 Löschgruppenfahrzeuge und 450 Verbleibende LF-KatS Anfang 2013 an Länder übergeben Nach einer europaweiten Ausschreibung erhielt die Josef Lentner GmbH im Dezember 2008 den Auftrag, bis zu 190 LF-KatS an den Bund zu liefern. Dies ist in den Jahren von 2010 bis 2012 geschehen. Bis jetzt sind insgesamt 185 der 190 Fahrzeuge vom BBK an die Länder zugewiesen worden. Folgende Länder erhielten in den vergangenen Jahren das LF-KatS: LF-KatS Land 2010 Baden-Württemberg 2011 64 Bayern Bremen Hamburg 7 2012 Summe 42 106 14 14 3 10 25 25 Hessen 1 1 Rheinland-Pfalz 5 17 22 Saarland 4 3 7 80 80 185 Summe 25 Stand: 31.12.2012 Die verbleibenden fünf LF-KatS werden voraussichtlich Anfang 2013 an die Länder übergeben. Damit ist die Beschaffungsmaßnahme des BBK über 190 Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz mit einem Beschaffungsvolumen von 45,6 Mio. Euro nunmehr abgeschlossen. Jahresbericht 2012 Menschen im Mittelpunkt 44 MENSCHEN IM MITTELPUNKT 45 Qualitätsstandards für die Krisenhotline Psychosozialer Gesprächsleitfaden für die Arbeit an der Krisenhotline entwickelt Wenn sich eine Katastrophe oder ein schweres Unglück ereignet, ist es mittlerweile selbstverständlich, eine Krisenhotline einzurichten. Denn direkt und indirekt betroffene Personen benötigen umgehend gesicherte Informationen: Was genau ist passiert? Wie sieht die Situation vor Ort aus? Sind meine Angehörigen betroffen? Um Bundesbürgerinnen und Bundesbürger, die im Ausland durch Terroranschläge oder schwere Unglücksfälle zu Schaden kommen, qualifiziert zu betreuen, ist in der Koordinierungsstelle Nachsorge, Opfer- und Angehörigenhilfe (NOAH) des BBK rund um die Uhr eine Hotline geschaltet. NOAH besteht inzwischen seit zehn Jahren und ist sehr erfahren in der Krisenhotlinearbeit. Rund 20 Einsätze unterschiedlicher Art und Größe werden hier pro Jahr bearbeitet. Diese bilden die Basis für den psychosozialen Hotlineleitfaden, der 2012 für die Vorbereitung auf die Arbeit als Hotliner im Krisen- und Katastrophenfall erstellt wurde. Die Erfahrungsauswertung von Krisenhotlines, die in der jüngsten Vergangenheit nach tragischen Ereignissen wie den Amokläufen in Erfurt (2002) und Winnenden (2009), dem Eissporthallenunglück in Bad Reichenhall (2006) und der Massenpanik auf der Loveparade (2010) eingesetzt wurden, diente Das Team der Koordinierungsstelle NOAH (v. l. n. r.: Volker Harks, Annika Fritsche, Verena Blank-Gorki, Rike Richwin, Kerstin Fröschke, Mark Overhagen, Dr. Jutta Helmerichs (Leiterin NOAH), Claudia Schedlich, Thomas Knoch, Michael Prell, Tobias Hahn). ebenfalls als Grundlage für den Leitfaden. Hinzu kamen Erkenntnisse aus vom BBK in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Evaluationen. scheidend ist es, die Bedürfnisse und Reaktionen der Betroffenen genau zu kennen. Darauf bereitet der psychosoziale Hotlinefaden des BBK vor.“ „Man braucht mehr als ein gutes Bauchgefühl“ Hotline ist nicht gleich Hotline Der psychosoziale Hotlineleitfaden enthält neben Berichten und Konzepten auch nützliche Kommunikationsregeln sowie Techniken und Tipps zum Zuhören, Fragen und Formulieren. Außerdem werden die typischen Anrufgruppen und häufigsten Anliegen vorgestellt sowie Bedürfnisse und Reaktionen Betroffener wiedergegeben. Enthalten sind darüber hinaus auch Strategien zum Stressmanagement, um selbst an der Hotline handlungsfähig zu bleiben. Dabei ist Hotline nicht gleich Hotline: Zahlreiche Faktoren wie die Art des Ereignisses, der Zeitpunkt, zu dem die Hotline nach Eintritt der Krise eingerichtet wird, die vorhandenen Räume oder die Präsentation in der Öffentlichkeit spielen eine große Rolle im Hinblick darauf, wie die entsprechende Hotline gestaltet wird. Auch die Anfragen der Anruferinnen und Anrufer können je nach Art und Ausmaß des Unglücks völlig unterschiedlich ausfallen. „Die Qualität zählt“, betont Dr. Jutta Helmerichs, Leiterin von NOAH im BBK. „Um bei einer Krisenhotline arbeiten zu können, braucht man mehr als ein gutes Bauchgefühl. Die Arbeit ist komplex. Ent- Der psychosoziale Leitfaden kann unter www.bbk.bund.de → Service → Publikationen angefordert werden. Die NOAH-Hotline während eines Einsatzes. Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 46 MENSCHEN IM MITTELPUNKT 47 Dringend gesucht: Helferinnen und Helfer für das Ehrenamt BBK erarbeitet Kurzstudien mit Ländern und begleitet Projekt „Augsburger Puppenkiste“ „Die zum Teil hochmoderne Technik, mit der man normalerweise in seinem Berufsleben gar nicht in Berührung kommt, ist ein Aspekt. Außerdem ist es möglich, eine Führungsfunktion zu übernehmen und dadurch weitere Fähigkeiten für seinen eigentlichen Beruf zu erwerben. Was aber vor allem zählt, ist der Gedanke, im Team anderen helfen zu können.“ Alexander Krapf, Referent im BBK, weiß um den Reiz des Ehrenamtes im Bevölkerungsschutz. Trotzdem mangelt es zunehmend an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in Deutschland. Gründe hierfür sind u. a. abnehmende Geburtenraten im Rahmen der demografischen Entwicklung sowie die Abschaffung der Wehrpflicht. Hinzu kommt, dass viele Menschen für Ausbildung, Studium und Beruf mobil sein müssen und für ein Ehrenamt am Wohnort kaum Zeit übrig haben. Krapf: „Unser gesamtes Hilfeleistungssystem fußt auf dem Ehrenamt. Ohne die tatkräftigen Helferinnen und Helfer des Zivil- und Katastrophenschutzes geht es nicht. Dem BBK ist es daher ein großes Anliegen, das Ehrenamt generell zu fördern, denn ohne aktives bürgerliches Engagement wäre der Bevölkerungsschutz in Deutschland undenkbar.“ Im Fokus der BBK-Kurzstudien zum Ehrenamt: Frauen, Migranten und Senioren Das BBK setzt seinen gesetzlichen Auftrag, das Ehrenamt als Grundlage des Zivil- und Katastrophenschutzes zu unterstützen, in engem Schulterschluss mit Ländern und Organisationen des Zivil- und Katastrophenschutzes um. So erarbeitete es beispielsweise in diesem Jahr als Angebot an die Länder und Organisationen diverse Kurzstudien, die auch konkrete Handlungsempfehlungen enthalten. Eine der Studien beschäftigt sich z. B. mit der Frage, wie der demografische Wandel sich ganz grundsätzlich auf das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz auswirkt und welche Handlungsempfehlungen bereits gemacht bzw. welche Forschung zu dieser Thematik bereits geleistet wurde. Christian Herrmann, Referent im BBK, über das Ergebnis der Studie: „Wenn man die Entwicklung der Bevölkerung analysiert, gibt es drei Gruppen, die immer mehr in den Vordergrund rücken: Frauen, Migranten und Senioren. In Bezug auf ehrenamtliches Engagement sollte man diese Gruppen also gezielt ansprechen.“ Laut Kurzstudie können und wollen z.B. die heutigen „jungen Alten“ mehr leisten, vorstellbar ist dies etwa in Stabs- oder Ausbilderfunktionen. Gemäß einer weiteren Studie, die sich speziell mit Frauen als Zielgruppe ehrenamtlichen Engagements im Zivil- und Katastrophenschutz befasst, ist es dringend notwendig, Frauen in den Organisationen auch leitende sowie führende Funktionen zu ermöglichen. Dort, wo Entscheidungen getroffen werden, sind sie bisher erheblich unterrepräsentiert. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des zunehmenden Anteils von Migrantinnen und Migranten in der Bevölkerung ist zudem ein Engagement von Freiwilligen mit Migrationshintergrund für die Organisationen des Zivil- und Katastrophenschutzes in hohem Maße erstrebenswert. Eine gelungene Integration von Migranten erleichtert nicht nur die Hilfeleistungskapazitäten gegenüber diversen Bevölkerungsgruppen, sondern weist den bei uns lebenden Migrantinnen und Migranten auch einen verantwortungsvollen Platz in unserer Gesellschaft zu. Zu diesem Schluss kommt eine weitere Studie des BBK. (Oben) Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich, Puppenkistenchef Klaus Marschall und Kindergartenkinder aus Augsburg präsentieren die Helden des neuen Puppenfilms der Öffentlichkeit. (Unten) Sich gegenseitig zu helfen und füreinander da zu sein, ist wichtig! Das ist die Botschaft des Films „Rettet die Retter – Abenteuereinsatz im Land der Helfer“. Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 48 MENSCHEN IM MITTELPUNKT Das BBK setzt die Forschungstätigkeit u. a. mit einer empirischen Umfrage auch im Jahr 2013 fort. Projekt „Augsburger Puppenkiste“ soll Kinder im Vorschulalter für Ehrenamt begeistern Ein konkretes Beispiel aus der Praxis, wie das BBK das Ehrenamt unterstützt, gibt das Projekt „Augsburger Puppenkiste“. In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium des Innern und auf Initiative der inzwischen aufgelösten Ständigen Konferenz für Katastrophenvorsorge begleitet das BBK zurzeit fachlich ein bundesweites Filmprojekt. Das Projekt soll frühzeitig den Nachwuchs für das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz gewinnen. „Für Kinder im Vorschulalter gibt es bisher kaum Angebote. Wir wollen das Interesse für das Engagement in den Organisationen des Zivil- und Katastrophenschutzes frühest möglich wecken“, sagt Christian Dolf, Leiter des für die Unterstützung des Ehrenamtes zuständigen Referates im BBK. Ein Kurzfilm mit eigens dafür entwickelten, lebendigen und fantasievollen Figuren der Augsburger Puppenkiste soll dazu in Kindergärten und vergleichbaren Einrichtungen gezeigt werden und so für eine Kultur des Helfens werben. Über Eltern, Großeltern, ältere Geschwister sowie Erzieherinnen und Erzieher soll der Gedanke darüber hinaus weitergetragen werden, um die Bevölkerung generell auf dieses wichtige Thema aufmerksam zu machen und dafür zu sensibilisieren. „Der Film zeigt den Kindern, dass Hilfe im Notfall nicht automatisch kommt, sondern dass hinter dem Hilfeleistungssystem in Deutschland überwiegend ehrenamtliche, freiwillige Helferinnen und Helfer stehen“, erklärt Christian Dolf. desinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich zeichnete die Preisträgerinnen und Preisträger am 30. November in der Bayerischen Landesvertretung in Berlin für Konzepte und Projekte aus, die das Interesse der Menschen für ein ehrenamtliches Engagement im Bevölkerungsschutz wecken. Ebenso wurde in diesem Jahr erneut ein Publikumspreis vergeben. Fast 12.000 Menschen gaben ihre Stimme im Internet ab und wählten das siegreiche Projekt aus. Der Förderpreis ist insgesamt mit 30.000 Euro dotiert und zeichnet Mitglieder von Organisationen aus, die sich mit besonderen Konzepten, Projekten oder Aktionen zur Förderung der ehrenamtlichen Arbeit im Bevölkerungsschutz engagieren. Zu den Organisationen gehören der Arbeiter-SamariterBund, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter-UnfallHilfe, der Malteser Hilfsdienst sowie das Technische Hilfswerk, die freiwilligen Feuerwehren und die Regieeinheiten. Bei Letzteren handelt es sich um Einheiten des Zivil- und Katastrophenschutzes, die durch die Katastrophenschutzbehörden der Kreise und Städte selbst aufgestellt werden. Allgemeines Förderpreis „Helfende Hand“ zeichnet Engagement von Ehrenamtlern aus Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind mit viel Herzblut bei der Sache und opfern ihre Freizeit, um anderen Menschen zu helfen. Dieses Engagement wurde auch in diesem Jahr in Form des Förderpreises „Helfende Hand 2012“ gewürdigt. Bun- Der Kurzfilm „Rettet die Retter!“ soll Kinder im Vorschulalter zum Thema freiwillige Helferinnen und Helfer im Zivil- und Katastrophenschutz informieren. Er kann über das BBK bezogen werden. Jahresbericht 2012 50 ALLGEMEINES 51 Das Fenster nach außen: Presseund Öffentlichkeitsarbeit 2012 Aktive Pressearbeit des BBK bietet verstärkt hochwertige Informationen für unterschiedliche Zielgruppen Januar Mit der Computersoftware CT-Analyst, gemeinsam entwickelt von der Universität Hamburg, der Behörde für Inneres und Sport Hamburg und dem Naval Research Laboratory, Washington D.C., können Hamburger Behörden nun schneller auf Unfälle mit Giftgasaustritt reagieren. Zeitgenau berechnet das Programm, wohin die Schadstoffwolke treibt – eine äußerst wichtige Information für Einsatzkräfte. Während einer Veranstaltung Ende Januar wird die neue Software von BBK-Präsident Christoph Unger an die Behörde für Inneres und Sport übergeben sowie der Presse und dem Fachpublikum vorgestellt. Das Projekt wurde vom BBK und der Hamburger Bürgerschaft finanziert. Februar Das BBK und die Stiftung Jugend und Bildung veranstalten einen Lehrerworkshop zur neuen Kinder- internetseite www.max-und-flocke-helferland.de auf der didacta 2012 in Hannover. Auf dem preisgekrönten Internetportal wird für 7- bis 12-Jährige seit September 2011 richtiges Verhalten in Gefahrensituationen thematisiert, und das nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern Schritt für Schritt anhand von Spielen. Zentrale Fragen des didactaWorkshops sind: Wie kann das Thema „Richtiges Verhalten in Gefahrensituationen“ in der Grundschule vermittelt werden und wie lassen sich die speziell für „Max und Flocke Helferland“ entwickelten Arbeitsblätter am besten im Unterricht anwenden? März Pressetermin an der AKNZ: Weil es bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) in höchstem Maße auf die Ausbildung der medizinischen Einsatzkräfte ankommt, setzt die AKNZ in ihren Seminaren für Katastrophenmedizin Simulations- Februar: Bei Kindern sehr beliebt, das Malbuch mit den Helden der BBK-Kinderinternetseite www.max-und-flocke-helferland.de. 2012 veranstaltete das BBK gemeinsam mit der Stiftung Jugend und Bildung einen Lehrerworkshop zum preisgekrönten Internetportal für 7- bis 12-Jährige auf der didacta in Hannover. April: Großes Medieninteresse herrschte bei einem Pressetermin mit Praxisdemonstration, den das BBK mit der Unterstützung der ATFs aus Dortmund, Köln, Hamburg, München und Mannheim durchführte. Gezeigt wurden Funktionsweise und Ausstattung der Analytischen Task Force. systeme ein. Mit Hilfe der Simulation eines MANV bildet die Akademie des BBK verschiedene Personengruppen aus. Dazu zählen (Leitende) Notärztinnen und -ärzte sowie Führungskräfte der Feuerwehr und Hilfsorganisationen, die Führungsaufgaben im Rettungs- und Sanitätsdienst wahrnehmen. Seit einigen Monaten werden die Systeme zur Simulation eines MANV auch den Lehrkräften der Landesfeuerwehrschulen und den Schulen der Hilfsorganisationen für deren Ausbildung zur Verfügung gestellt. Anlässlich der ersten Schulung werden die Systeme Medienvertreterinnen und -vertretern vorgestellt. Mai Der zur Medizinischen Task Force (MTF) gehörende neue Gerätewagen Sanität (GW San) wird Anfang Mai auf der Fachmesse RETTmobil in Fulda ausgestellt. Er bildet den Kern der Teileinheit „Behandlung“. Für jede dieser Teileinheiten sind in den bundesweit 61 MTFs sieben GW San vorgesehen. Die MTF wurde als Teil des neuen Konzeptes des Bundes zum Schutz der Bevölkerung ins Leben gerufen. (Nähere Informationen hierzu finden Sie auf den Seiten 38–41). Juni April Vergleichen, identifizieren und farbig darstellen – dazu ist das Fernerkundungssystem SIGIS 2 der Analytischen Task Force (ATF) mit Blick auf eine Gefahrstoffwolke in der Lage. Die ATF ist eine mobile Spezialeinheit des Bundes zur chemischen Analytik von Gefahrstoffen. Anhand eines Pressetermins mit Praxisdemonstration zeigt das BBK im April mit Unterstützung der ATFs aus Dortmund, Köln, Hamburg, München und Mannheim die Funktionsweise und Ausstattung. Die Experten führten zudem Analyseverfahren vor. Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Bilanz eines ereignisreichen Jahres zieht das BBK im Alten Stadthaus in Berlin. Dort sprechen Ralph Tiesler, Vizepräsident des BBK, und Dr. Klaus-Georg Meyer-Teschendorf, Referatsleiter für Zivil- und Bevölkerungsschutz im Bundesministerium des Innern, u. a. über die Folgen des Klimawandels für den Bevölkerungsschutz, die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung und Ergebnisse der länderübergreifenden Krisenmanagementübung LÜKEX. Neben dem BBK-Jahresbericht „Wir investieren in die Zukunft“ wird auch der Kinder-Beileger „Bevölkerungsschutz für Jung und Alt“ präsentiert. Vor dem Alten Stadt- 52 ALLGEMEINES haus haben Kinder die Möglichkeit, ein Quiz zur Ersten Hilfe zu beantworten und tolle Preise aus dem „Max und Flocke Helferland“ zu gewinnen. Juli Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und das BBK veröffentlichen eine gemeinsame Studie zur Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Untersucht wurden Gefährdungen und Rahmenbedingungen des Ernährungssektors sowie Aspekte des Risiko- und Krisenmanagements. Die Studie ist als Band 9 in der BBK-Schriftenreihe „Wissenschaftsforum“ erschienen. Das Ergebnis zeigt: Die komplexen Produktions- und Logistikverfahren bei Lebensmitteln erfordern funktionsfähige Infrastrukturen. Hochtechnisierte Gesellschaften sind zwar stark, aber auch verletzlich. Das gilt auch für die Lebensmittelversorgung. Außergewöhnliche biologische Bedrohungslagen, die die Lebensmittelsicherheit, die Gesundheit der Bevölkerung und die innere Sicherheit gefährden, werden Übungsthema der LÜKEX 2013 sein. August Großes Jubiläumsfest: Sein zehnjähriges Bestehen feiert der Förderverein des Kasseler Luftrettungszentrums Christoph 7 auf dem Gelände der Kasseler Messehallen. Zahlreiche interessierte Besucherinnen und Besucher nutzen die Gelegenheit, sich über die Arbeit des am Roten Kreuz Krankenhaus September: Im Rahmen einer Pressekonferenz in der Zivilschutzverbindungsstelle des BBK im Combined Air Operations Centre der NATO in Kalkar (Niederrhein) wurden die bisherigen Ergebnisse des MoWaS-Projektes der Öffentlichkeit vorgestellt. Seit 2006 arbeiten hier acht Mitarbeiter des BBK. 53 in Kassel stationierten orangen Lebensretters zu informieren. Auch das BBK ist mit einem Messestand vertreten, an dem es u. a. über die bundeseigenen Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH), die Medizinische Task Force sowie die Aufgaben des BBK informiert. Den kleinen Besucherinnen und Besuchern präsentieren die BBK-Mitarbeiter das Internet-basierte Kinderangebot „Max und Flocke“. Deutschlandweit stellt der Bund an 12 Luftrettungszentren 16 ZSH zur Verfügung. Die orangefarbenen Hubschrauber des Zivilschutzes sind Teil des Ausstattungspotenzials, das der Bund den Ländern für den Katastrophen- und Zivilschutzfall überlässt. Das Luftrettungszentrum Christoph 7 verfügt über einen sehr aktiven Förderverein, der mit den Spendengeldern direkt und zielgerichtet die Arbeit der „Retter aus der Luft“ in dieser Region unterstützt. Allein 25 Feuerwehren und 15 Hilfsorganisationen sind Mitglieder des Vereins. September Gemeinsam mit dem Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen und der Berufsfeuerwehr Köln stellt das BBK im Rahmen einer Pressekonferenz die Entwicklung des Modularen Warnsystems (MoWaS) von Bund und Ländern vor. MoWaS wird Medienvertreterinnen und -vertretern in der Zivilschutzverbindungsstelle Kalkar präsentiert und anhand einer Praxisdemonstration vorgeführt. Neben Radio oder Fernsehen soll das Oktober: Extreme Wetterereignisse, wie die ungewöhnlich starken Schneefälle im Münsterland 2005, trafen die Menschen völlig unvorbereitet. Seinerzeit mussten 250.000 Münsterländer tagelang ohne Strom auskommen. Im Rahmen einer Behördenallianz will das BBK gemeinsam mit seinen Partnern daran arbeiten, Deutschland auf Extremereignisse besser vorzubereiten. Jahresbericht 2012 Dezember: Die Forschungsergebnisse des 2009 gestarteten Projektes GRASB werden der Öffentlichkeit in Bonn vorgestellt. Im Rahmen des Projektes haben das BBK und seine Partner gemeinsam mit Netzbetreibern Werkzeuge entwickelt, mit deren Hilfe man die Risiken in der Stromversorgung erfassen und verringern kann. neue System die Bevölkerung auch über Rauchwarnmelder, Mobiltelefone oder Internet alarmieren. Bis Ende 2013 sollen alle Bundesländer an mindestens zwei Standorten mit dem neuen System ausgestattet werden. Die Kosten übernimmt der Bund. Oktober In einer Pressekonferenz stellen BBK, das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), der Deutsche Wetterdienst (DWD), das Technische Hilfswerk (THW) sowie das Umweltbundesamt (UBA) ausgewählte Ergebnisse eines gemeinsamen Forschungsprojektes vor. Die Studie untersucht extreme Wetterereignisse infolge der Erderwärmung. Fazit: Vor allem Wetterphänomene mit dem größten Gefährdungs- und Schadenspotenzial werden bis 2100 zunehmen. Laut den Berechnungen der Expertinnen und Experten kann sich auch die Zahl der Sommertage mit mindestens 25 Grad Celsius bis zu diesem Zeitpunkt verdoppeln. BBK-Präsident Christoph Unger betont, dass die Menschen in Deutschland noch nicht ausreichend für extreme Wetterlagen gewappnet sind. Das BBK will deshalb gemeinsam mit seinen Partnern daran arbeiten, Deutschland besser auf Extremereignisse vorzubereiten. Unmittelbar vor der Pressekonferenz unterzeichnen Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Behörden eine aktualisierte Vereinbarung über die weitere Kooperation in der Behördenallianz, in der seit 2012 auch das BBSR mit im Boot sitzt. November Das BBK bringt das Thema „Auswirkungen von extremen Wetterereignissen“ auch auf die internaBundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe tionale Ebene. Experten aus Deutschlands Anrainerstaaten sind der Einladung des BBK gefolgt und diskutieren gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BBK darüber, wie sich die grenzüberschreitende Kommunikation zwischen Deutschland und seinen angrenzenden Staaten verbessern lässt. Ausgangspunkt der Diskussion: Katastrophen können nicht nur technische Ursachen haben, sondern auch die Folge von durch den Klimawandel bedingten Wetterextremen sein. Dezember Das Projekt „Szenarienorientierte Grundlagen und innovative Methoden zur Reduzierung des Ausfallrisikos der Stromversorgung unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Bevölkerung“, kurz GRASB, zielt darauf ab, das Risiko eines lang anhaltenden großflächigen Stromausfalls zu reduzieren. Das BBK und seine Partner haben gemeinsam mit Netzbetreibern Werkzeuge entwickelt, mit deren Hilfe man die Risiken in der Stromversorgung erfassen und verringern kann. Dadurch sollen Ausfälle entweder gar nicht erst entstehen oder deren Ausmaß verringert werden. Die Forschungsergebnisse des 2009 gestarteten Projektes werden der Öffentlichkeit in Bonn vorgestellt. Besonderes Highlight auf der Veranstaltung ist eine Podiumsdiskussion, an der u. a. Marc Elsberg, Autor des Bestsellers „Blackout“, teilnimmt. Partner des BBK bei GRASB: TÜV Rheinland Consulting GmbH (TRC), Fachhochschule Köln (FH Köln), Wölfel Beratende Ingenieure (WBI) und weitere. 54 ALLGEMEINES 55 Broschüren und Flyer 2012 Praxis im Bevölkerungsschutz, Handbuch Band 9 „Ereignismanagement für Straßentunnel – Empfehlungen für Betriebs- und Einsatzdienste“ Bisher hat es hierzulande in Straßentunneln keine gravierenden Ereignisse, also Brandkatastrophen gegeben. Das Handbuch zum Ereignismanagement möchte die in den Richtlinien für die Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT) vorgesehenen Maßnahmen unterstützen und Empfehlungen für die verschiedenen Phasen des Risiko- und Krisenmanagements geben. Reihe WISSENSCHAFTSFORUM Band 9 „Schutz Kritischer Infrastrukturen – Studie zur Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln“ Wenn die selbstverständlich gewordene Lebensmittelversorgung nicht mehr in der gewohnten Weise erbracht wird oder gänzlich ausfällt, drohen nachhaltige Konsequenzen für das staatliche Gemeinwesen bis hin zu erheblichen Störungen der öffentlichen Sicherheit. Diese Konstellation kennzeichnet Kritische Infrastrukturen. Die Land- und Ernährungswirtschaft einschließlich des Lebensmittelhandels gehören zu diesen Kritischen Infrastrukturen. Praxis im Bevölkerungsschutz, Handbuch Band 10 „Hotline im Krisen- und Katastrophenfall: Psychosozialer Gesprächsleitfaden“ Der Gesprächsleitfaden dient mit seinen Hinweisen als Orientierung für das telefonische Gespräch an der Hotline im Krisenfall. Hotlinemitarbeiter haben es mit Menschen zu tun, die aufgrund akuter situativer Umstände besorgt, beunruhigt oder verzweifelt sind, mit Menschen, deren Alltag vorübergehend aus den „Fugen geraten“ ist. Für die Gesprächsführung ist dabei zu beachten, dass es den einen und einzig richtigen Weg nicht gibt. Jeder Mensch, der an einer Hotline arbeitet, wird bestimmte Aspekte in einem Telefongespräch unterschiedlich gewichten und verschiedene „Techniken“ bevorzugt einsetzen. Reihe WISSENSCHAFTSFORUM Band 10 „Katastrophenorganisa tionsrecht – Prinzipien der rechtlichen Organisation des Katastrophenschutzes“ Band 10 widmet sich den grundlegenden rechtlichen Fragen des Katastrophenschutzes und der Katastrophenhilfe. Der Autor untersucht in seiner juristischen Dissertation, welche Prinzipien das im Katastrophenfall zur Anwendung kommende Katastrophenorganisationsrecht der Länder und des Bundes prägen. Hierbei werden umfassend u. a. die Rechtsprinzipien der Dezentralisation, Subordination, Kooperation und Redundanz herausgearbeitet. Jahresbericht 2012 Reihe WISSENSCHAFTSFORUM Band 11 „Schutzkonzepte Kritischer Infrastrukturen im Bevölkerungsschutz – Ziele, Zielgruppen, Bestandteile und Umsetzung im BBK“ Kritische Infrastrukturen bilden die Grundlage für die Funktionsfähigkeit moderner Gesellschaften. Deren Schädigung kann zum Verlust von Menschenleben, zur Beeinträchtigung der physischen und psychischen Gesundheit von Menschen, zur Schädigung des Wirtschaftssystems, zur Beeinträchtigung der öffentlichen Ordnung sowie zur Schädigung der Umwelt führen. Die Verantwortung für den sicheren Betrieb Kritischer Infrastrukturen liegt bei deren privaten und öffentlichen Betreibern. Der Staat übernimmt die Gewährleistungsverantwortung und schafft in dieser Funktion Rahmenbedingungen, die den Schutz Kritischer Infrastrukturen generell sicherstellen. Flyer – Leistungspotenziale im Bevölkerungsschutz „Ausbildung beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)“ Ein vielseitiges Aufgabenfeld und gute Arbeitsbedingungen machen das BBK für Schulabgänger attraktiv. In relativ kleinen Organisationseinheiten ist Teamarbeit gefragt, und die Auszubildenden werden in die betrieblichen Abläufe eingebunden. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Flyer – Leistungspotenziale im Bevölkerungsschutz „Empfehlungen für den Umgang mit belastenden Ereignissen“ Außergewöhnliche belastende Ereignisse wie Unfälle, Gewalttaten oder Katastrophen rufen bei vielen Menschen vorübergehend starke Reaktionen und Gefühle hervor. Davon können auch Augenzeugen und Helfer betroffen sein. Der Flyer gibt Informationen, die in dieser Situation wichtig und hilfreich sein können. Sprachen: deutsch, englisch, französisch, portugiesisch, spanisch. Flyer – Leistungspotenziale im Bevölkerungsschutz „Die Medizinische Task Force des Bundes (MTF)“ Ausgehend von der neuen Strategie von Bund und Ländern zum Schutz der Zivilbevölkerung hat der Bund ein Konzept für die Medizinische Task Force (MTF) entwickelt. 61 dieser MTF-Einheiten werden bundesweit aufgestellt. Geschichtenheft „Bevölkerungsschutz für Jung und Alt mit Max & Flocke“ Anhand von Geschichten und Rätseln rund um Max & Flocke, unseren Protagonisten der Kinder-Internetseite www.max-undflocke-helferland.de, soll die Selbsthilfefähigkeit der Kinder im Alter von 7–12 Jahren gestärkt werden. 56 ALLGEMEINES 57 Mehr Aufgaben, weniger Personal Einsparung von Stellen stellt BBK vor große Herausforderungen Das BBK sieht sich auch in den kommenden Jahren mit weiteren Stelleneinsparungen konfrontiert. Erschwerend kommt hinzu, dass von den heute verfügbaren Planstellen (Beamte) und Stellen (Tarifbeschäftigte) insgesamt 20 mit Haushaltsvermerken belastet sind. Diese Stellen fallen weg, sobald eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter aus dem Dienst ausscheidet. „Unsere Aufgaben haben weiter zugenommen, parallel dazu nimmt das Personal ab. Die Konsequenz ist, dass jeder Einzelne mehr Aufgaben zu bewältigen hat. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels stellt diese Entwicklung zukünftig sicherlich die größte Herausforderung für das BBK dar“, sagt Werner Söntgen, Verwaltungsleiter im BBK. 2012 verfügte das BBK nur noch über rund 267 Planstellen und Stellen. Der ursprüngliche Per sonalbedarf der Fachbehörde war für das Haushaltsjahr 2006 demgegenüber mit einem Umfang von 367 Planstellen und Stellen ermittelt worden. Die bisherige und zukünftige Entwicklung der personellen Ressourcen der Behörde stellt sich wie folgt dar: „Um die personellen Herausforderungen zu meistern, ist es wichtig“, so Söntgen, „Prozesse noch schlanker und effektiver zu gestalten“. Genau das wird aktuell im Rahmen einer Organisationsuntersuchung getan, die die Geschäftsprozesse im BBK erhebt, analysiert und bewertet. Das BBK ist sehr darum bemüht, zumindest den aktuellen Personalbestand zu sichern und bei künftigen neuen Aufgaben zu erhöhen. Beruf und Familie sollen besser miteinander vereinbart werden Besonders stolz ist das BBK darauf, dass am 30.08.2012 das Zertifikat der Behörde zum audit berufundfamilie bestätigt wurde. Auch wenn bereits ein breites Angebot an familienfreundlichen Maßnahmen besteht, hatte sich das BBK 2012 zu einer Re-Auditierung entschieden. Dadurch sollen Beruf und Familie weiterhin besser miteinander vereinbart werden. Um dies zu gewährleisten, haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Arbeitsbereichen mit ebenso unterschiedlichen familiären Hintergründen eine neue Zielvereinbarung erarbeitet. Auf deren Basis sollen in den folgenden Jahren die Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie kontinuierlich verbessert und ausgebaut werden. Finanziell im Fokus: Fahrzeuge für den Bevölkerungsschutz und AKNZ-Neubau Im finanziellen Bereich besteht für die BBK-Verwaltung vor allem eine Herausforderung darin, Haushaltsmittel für das Ausstattungskonzept von Fahrzeugen für den Bevölkerungsschutz sicherzustellen. Außerdem gilt es, die finanzielle Grundlage und bautechnische Begleitung für den notwendigen Neubau eines Kantinen- und Konferenzgebäudes an der BBK-eigenen Akademie für Krisenma nagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) zu schaffen. Gegenüber den 105 Mio. Euro im Haushaltsjahr 2011 verringerte sich der Etat des BBK 2012 auf 102,7 Mio. Euro. Auch in diesem Jahr wurden die Haushaltsmittel zu mehr als 50 % dazu verwendet, das neue Ausstattungskonzept des Bundes umzusetzen. Dieses konzentriert sich auf Spezialfähigkeiten für besondere Gefahrenlagen wie z. B. die Bewältigung eines Massenanfalls von Verletzten. Hierzu beschafft das BBK u. a. Gerätewagen Sanität, Mannschaftstransportwagen und Löschfahrzeuge. In Friedenszeiten nutzen die Länder die vom Bund ergänzend zur Verfügung gestellten Einsatzfahrzeuge für den Katastrophenschutz. Von den Haushaltsmitteln wurden außerdem die Bundesfahrzeuge an den jeweiligen Standorten in den Ländern untergebracht sowie Helferinnen und Helfer im Katastrophenschutz ausgebildet. Weitere Ausgaben entfielen vor allem auf die AKNZ sowie die Forschung. Jahresbericht 2012 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Von den insgesamt dem BBK zur Verfügung stehenden Mitteln im Haushaltsjahr 2012 entfielen auf: 58 Impressum Wir wachsen mit den Herausforderungen Jahresbericht des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) 2012 ©Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Provinzialstraße 93, 53127 Bonn Konzept und Gestaltung Mike Communications, Köln Druck medienHaus Plump GmbH, Rheinbreitbach Urheberrechte Das Copyright für Texte und Bilder liegt beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), soweit nicht anders ausgewiesen. Bildnachweis Detlef Schieberle (Titel); Seite 6 BMI/Hans-Joachim M. Rickel; Seite 11 Klaus Leidorf/Corbis; Seite 12 Martin Spangenberg, BBSR; Seite 15 Corinna Hölzer/pixelio.de; Seite 23 BaderButowski/Westend61/Corbis; Seite 31 Matthias Kulka/Corbis; Seite 34 © Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt; Seite 36 © Europäische Kommission; Seite 43 Dave Bartruff/ Genesis Photos, (415) 254-0180/Corbis; Seite 47 BMI/HansJoachim M. Rickel, alle anderen Abbildungen stammen aus dem Archiv des BBK. Stand/Auflage April 2013/3.000 Jahresbericht 2012 www.bbk.bund.de