Verringerter Verteilungsspielraum

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Verringerter Verteilungsspielraum
Herausgegeben vom Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V. Wiesbaden
2 / 2007
BAVC zur Chemie-Tarifrunde 2007:
Verringerter Verteilungsspielraum
Die regionale Verhandlungsserie in der diesjährigen Tarifrunde für die 550.000 Beschäftigten der chemischen Industrie ist ergebnislos verlaufen. Nunmehr wird am 8. Februar in Hannover zwischen dem BAVC und der
IG BCE auf Bundesebene weiterverhandelt.
Unter dem Eindruck der teilweise kontroversen Wirtschaftsdebatten in den einzelnen
Tarifbezirken warnt der Verhandlungsführer
und Vorsitzende der BAVC-Tarifkommission,
Hans-Carsten Hansen, die Gewerkschaft
davor, weiterhin bei ihren Mitgliedern überhöhte Erwartungen zu wecken. „Es geht um
eine realistische Tarifpolitik mit einer Erhöhung, die für alle Chemieunternehmen im
Flächentarifvertrag dauerhaft verkraftbar
ist,“ sagte Hansen. „Tarif-Illusionen können
wir uns nicht leisten.“
Nachlassendes Chemiewachstum –
Diskrepanzen in der Einschätzung
In den Regionalverhandlungen haben zahlreiche Unternehmensvertreter deutlich gemacht, dass das Durchschnittsbild der
Chemiekonjunktur keineswegs nur von gut
verdienenden Unternehmen geprägt wird,
sondern dass es große Unterschiede gibt.
Insbesondere mittlere und kleine Unternehmen, die nicht auf dem Weltmarkt tätig sind,
können ihre gestiegenen Kosten nicht weitergeben. Es hat zwar in einer Reihe von
Punkten übereinstimmende Beurteilungen
der wirtschaftlichen Lage gegeben. „Es
bleibt jedoch ein grundsätzlicher Dissens“,
kritisierte Hansen: „Die Gewerkschaft begründet ihre Forderung im Wesentlichen mit
den guten Zahlen des Jahres 2006, die von
Arbeitgeberseite auch gar nicht bestritten
werden. Sie projiziert diese Zahlen jedoch
schlicht in das Jahr 2007 hinein und macht
sie zur Basis ihrer Forderungen. Diese rückwärts gerichtete Betrachtung ist für die Chemie-Arbeitgeber nicht akzeptabel. Die Chemie-Arbeitnehmer hatten an der guten Konjunkturentwicklung der Jahre 2005 und 2006
einen fairen Anteil durch die Tariferhöhung
von 2,7 Prozent und eine kräftige Einmalzahlung von rund einem Drittel eines Monatsentgelts im Jahr 2006. Wir verhandeln jetzt
aber für das Jahr 2007.“
Nach allen vorliegenden Prognosen werde
sich im laufenden Jahr das Chemiewachstum nahezu halbieren und auf 2 Prozent
zurückgehen. Entsprechendes gelte auch für
Aus dem Inhalt:
Trend
Standort D im internationalen Vergleich
Günstige Arbeitsmarktentwicklung
2
3
Chemie
2007: Weniger Wachstum
Chemie-Ausbildung 2007
EU-Richtlinie gefährdet Betriebsrenten
Dankesbrief des BAVC-Präsidenten
4
6
6
7
Dokumentation
Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung 8
die Produktivitätsrate, womit der Verteilungsspielraum geringer werde. „Deshalb
muss auch die Tariferhöhung von 2007 entsprechend niedriger sein,“, sagte Hansen.
Tarifverhandlung für 1.900 Mitgliedsunternehmen mit 550.000 Beschäftigten
Der Bundesarbeitgeberverband Chemie ist
der tarif- und sozialpolitische Spitzenver-
band der deutschen chemischen Industrie.
Zu seinem Organisationsbereich gehören 11
regionale Chemie-Arbeitgeberverbände mit
1.900 Chemieunternehmen und 550.000 Beschäftigten. Die Unternehmen zahlen für ihre
Beschäftigten eine jährliche Bruttoentgeltsumme von rund 20 Milliarden Euro. Ein Prozent Tariferhöhung führt zu einer dauerhaften Mehrbelastung der Personalkosten von
rund 200 Millionen Euro.
DER TREND
Standort Deutschland im internationalen Vergleich
Das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln
(IW) hat die Broschüre „Standort Deutschland
– Ein internationaler Vergleich 2007“ vorgelegt. Das IW liefert damit aktuelle Daten eines
umfassenden Standortporträts von Deutschland. Dieses Porträt wird anhand signifikanter
Indikatoren dargestellt. Dazu gehören u. a.
das Ausmaß an wirtschaftlicher Freiheit, die
Regulierungsdichte, ausgewählte Kostenindikatoren, Umsatz- und Handelsindikatoren sowie die Bereiche Einkommen, Infrastruktur,
Bildung, Beschäftigung und Staat.
Den Reformbedarf am „Standort D“ stellt
das IW im internationalen Vergleich dieser
Indikatoren dar. Schaubilder und Tabellen
zeigen auf, wo die Stärken und Schwächen
Deutschlands gegenüber den wichtigsten
Konkurrenten liegen und geben Aufschluss
darüber, wie der deutsche Standort zukünf-
Leserdienst
Unsere Leser erhalten auf Anfrage
Einzelexemplare von
„Standort Deutschland – Ein internationaler Vergleich 2007“, 39 Seiten
Anfragen bitte an: [email protected]
tig wieder „auf Hochglanz“ gebracht werden kann.
Handlungsbedarf sehen die IW-Forscher in
den Bereichen Deregulierung, Arbeitskosten, Unternehmensbesteuerung und Abgabenbelastung, bei der Ertragskraft der Wirtschaft, der demografischen Entwicklung,
dem Innovations- und Bildungsgeschehen
sowie auf dem Arbeitsmarkt.
Standort-Indikatoren
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
2
Wirtschaftliche Freiheit
Regulierung
Arbeitskosten
Lohnstückkosten
Wochenarbeitszeit
Jahres-Sollarbeitszeit
Arbeitskämpfe
Einkommenssteuer
Gesamtsteuerlast der Unternehmen
Abgabenbelastung
Finanzmärkte
Immobilienwirtschaft
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
Energiebilanz
Kommunikationskosten
Umsatzrenditen
Exporte
Welthandel
Internationale Arbeitsteilung
Direktinvestitionen
Bevölkerung
Pro-Kopf-Einkommen
Forschung und Entwicklung
Informationstechnologie
Innovationen
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
Infrastruktur
Beschäftigung
Erwerbstätigkeit
Arbeitslosigkeit
Teilzeitbeschäftigung
Bildungsstand
Ausbildungszeiten
Schulleistungen
Bildungsausgaben
Staatsquoten
Staatsfinanzen
Sozialausgaben
Informationsbrief 2/2007
Günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat sich im
vergangenen Jahr erfreulich positiv entwickelt. Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen lag im Jahresdurchschnitt bei 4.487 Millionen. Dies waren rund 374.000 weniger als
im Jahr 2005. Die Arbeitslosenquote betrug
damit 10,8 Prozent und lag somit um 0,9 Prozent niedriger als im Vorjahr.
Eckwerte des deutschen Arbeitsmarktes
Arbeitslose1
Konjunktur-Wirkungen
Der Hauptgrund für die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt liegt in der guten
konjunkturellen Entwicklung im vergangenen Jahr. Das BIP ist mit 2,5 Prozent gewachsen, gegenüber 0,9 Prozent in 2005.
Weithin bestätigten die wirtschaftswissenschaftlichen Institute und der Sachverständigenrat in ihren Gutachten, dass die moderate Entwicklung der Tarif- und Effektivverdienste in den letzten Jahren zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation beigetragen
haben. In der Summe ergab sich dadurch im
internationalen Vergleich eine nominale
Lohnstückkostensenkung, wenn auch ausgehend von einem hohen Niveau.
Demografie-Ursachen
Der demografische Trend ist laut Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg eine weitere Ursache für die EntwickInformationsbrief 2/2007
2006
20075
4.860.880
4.487.057
4.266.000
11,7
10,8
10,2
38,73
39,08
39,30
26,18
26,35
26,62
413.078
564.210
k.A.
Arbeitslosenquote2
in Prozent
Erwerbstätige3 (Mio.)
Mehr Erwerbstätige
Nach vorläufigen Angaben des Statistischen
Bundesamtes hat sich zugleich die Zahl der
Erwerbstätigen im Jahresdurchschnitt 2006
deutlich erhöht, und zwar um 258.000 bzw.
0,7 Prozent auf 39,08 Mio. Der Anstieg wird
hauptsächlich durch die Zunahme von sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung
getragen. 2006 waren 26,35 Mio. Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dies ist ein Plus von 176.000 bzw.
0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit
hat sich die sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung erstmals seit 2000 wieder erhöht. Auch der Bestand an gemeldeten offenen Stellen ist signifikant gestiegen. Im Jahresdurchschnitt waren 564.000 Positionen registriert, ein Plus von 37 Prozent gegenüber
2005.
2005
Sozialversicherungspfl.
Beschäftigte4 (Mio.)
1
Offene Stellen
1
Bestand im Jahresdurchschnitt. 2 bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen.
Schätzungen des statistischen Bundesamtes. 4 Stand Juni als Indikator für den Jahresdurchschnitt. 5 Prognose des Sachverständigenrates.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit.
3
lung auf dem Arbeitsmarkt. 2006 sind mehr
ältere Menschen aus dem Erwerbsleben
ausgeschieden als junge nachrücken konnten. Weiterhin trugen die eingeleiteten Reformen auf dem Arbeitsmarkt und die Veränderung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente zur positiven Entwicklung auf dem
Arbeitsmarkt bei.
Ausblick auf 2007
Auch 2007 wird die positive Entwicklung auf
dem Arbeitsmarkt weiter voranschreiten.
Laut Prognosen des Sachverständigenrates
wird die Zahl der registrierten Arbeitslosen
auf 4,266 Mio. sinken, was allerdings immer
noch einer Arbeitslosenquote von 10,2 Prozent entspricht. Die Bundesregierung ist in
ihrer Schätzung optimistischer.
Sie hat in ihr Prognosetableau sogar eine Arbeitslosenquote von 9,6 Prozent eingestellt
(siehe Jahreswirtschaftsbericht Seite 8).
Dennoch ist es für eine „Entwarnung“ zu
früh. Denn die Problemgruppen auf dem Arbeitsmarkt, also Ältere, gesundheitlich Eingeschränkte und Unqualifizierte werden es
weiterhin besonders schwer haben, einen
Job zu finden. Dies gilt insbesondere für die
neuen Bundesländer, deren Arbeitslosenquoten noch immer überdurchschnittlich
hoch liegen. Sie reichen von 15,6 Prozent in
Thüringen bis zu 19 Prozent in MecklenburgVorpommern.
3
AUS DER CHEMIE
Konjunkturentwicklung 2007:
Weniger Wachstum
Die Chemie-Tarifrunde 2007 nimmt Fahrt auf.
Nach den regionalen Verhandlungen mit
dem Austausch der Argumente zur wirtschaftlichen Lage der chemischen Industrie
und zur Forderungsbegründung der IG BCE
kommen die Chemie-Tarifparteien am 8. Februar 2007 in Hannover erstmals auf zentraler Ebene zusammen. Die wirtschaftliche
Lage wird dort eine entscheidende Rolle
spielen.
Chemie-Konjunktur 2006:
Insgesamt positiv
●
Der „konjunkturelle Zenit“ wurde im vergangenen Jahr überschritten. Seit dem 3.
Quartal sind die Zuwachsraten rückläufig.
Produktion
Umsatz
2006
2006
Chemie
3,5 Prozent
6,2 Prozent
Industrie
5,9 Prozent
7,0 Prozent
Obwohl das Jahr 2006 für die Chemie insDas Jahr 2006 war für die deutsche chemigesamt gut gelaufen ist, gab es eine „gesche Industrie insgesamt gesehen ein gutes
spaltene Konjunktur“. So lag die ProdukJahr. Trotz dieses „sonnigen“ Gesamtbildes
tionsentwicklung im Bereich Petrochesind jedoch „vereinzelte Wolkenfelder“ nicht
mie/Derivate und im Bereich der Polymere
zu übersehen.
mit 1,4 bzw. 0,8 Prozent deutlich unter
● Das Chemie-Wachstum erreichte 3,5 Prodem Chemie-Durchschnitt, im Bereich der
zent und lag damit über dem langfristigen
Agro-Chemie war sie mit –1,8 Prozent soDurchschnitt von 2,6 Prozent. Es kam aber
gar negativ.
● Kostenüberwälzungen in Form von Preisnicht mehr an das 2005er Wachstum von
anhebungen waren zwar im Grundstoff5,2 Prozent heran.
bereich möglich, im
Deutschlandbleibt
bleibtauch
auch2007
2007beim
beimWachstum
Wachstumzurück
zurück
Deutschland
konsumnahen Bereich
kaum, und der Preis10
spielraum bei Pharma
9
war gleich Null.
Wirtschaftswachstum (reales BIP)
Prognose für 2007
● Die Entwicklung der
8
chemischen Industrie,
7
gemessen an Produktion und Umsatz, ist zu6
dem hinter dem indu5
striellen Durchschnitt
zurückgeblieben.
4
Welt
3,4
● Die Chemie-Arbeitneh3
Euroraum
mer hatten an dieser
2,3
2
Entwicklung einen fairen
Anteil. Eine tabellen1
wirksame Tariferhöhung
0
von 2,7 Prozent und eine
Einmalzahlung von rund
China
Polen
Deutschland
USA
Spanien
einem Drittel eines MoItalien
Frankreich
Großbritannien
Schwellenländer
Tschechien
natseinkommens sind
Quelle: SVR JG 2006/2007. Herbstgutachten 2006 der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstitute.
hierfür der Beleg.
in Prozent
●
4
Informationsbrief 2/2007
2007 mit schwächerer
Wachstumsdynamik
Lohnstückkosten
inin
der
Chemischen
Lohnstückkosten
der
ChemischenIndustrie:
Industrie:
Deutschland
nach
wie
vor
Deutschland
nach
wie
vorteuerster
teuersterStandort
Standort
Die Wirtschaftsexperten
UK
117
sind sich in ihren Prognosen
Deutschland
100
einig, dass das Jahr 2007
Belgien
99
insgesamt schwächer verItalien
91
laufen wird als das zurückliegende Jahr. Die wirtÖsterreich
89
schaftliche Dynamik wird
Frankreich
86
sich weltweit ebenso abSpanien
84
schwächen wie in DeutschSlowakei
80
land und insbesondere auch
Niederlande
71
in der deutschen chemischen Industrie.
Tschechien
70
Das Wachstum der deutUngarn
66
schen Wirtschaft wird in diesem Jahr dabei unterhalb
Lohnstückkosten:
Arbeitnehmerentgelt
bezogen
die Bruttowertschöpfung
in Preisen
und Wechselkursen
Lohnstückkosten: Arbeitnehmerentgelt
bezogen
auf auf
die Bruttowertschöpfung
in Preisen
und Wechselkursen
von
IW Köln.
Köln.
von 2004.
2004. Quellen:
Quellen: Eurostat,
Eurostat, IW
der Entwicklung im EuroRaum und in der Welt insgedustrie (VCI) geht deshalb von einem Chesamt liegen. Nach einem gesamtwirtschaftmie-Umsatzplus von 2,5 Prozent für 2007 aus
lichen Wachstum von 2,5 Prozent im vergan– nach gut 6 Prozent im vergangenen Jahr.
genen Jahr liegt die Prognose des SachverDie schwächere Umsatzdynamik wird dabei
ständigenrates für dieses Jahr bei 1,8 Prosowohl im Inland als auch im Ausland zum
zent, die der Bundesregierung bei 1,7 ProTragen kommen.
zent.
Fazit: Die wichtigsten wirtschaftlichen Indi2007: Chemiewachstum 2 Prozent
katoren weisen sowohl für die GesamtwirtDie deutsche Chemie passt sich in dieses
schaft wie auch für die Chemie auf eine AbSzenario mit einem prognostizierten Wachsschwächung der Wirtschaftsdynamik hin.
tum von 2,0 Prozent ein, das damit leicht
Strukturelle Probleme bestehen fort
über dem der Gesamtwirtschaft liegen würNeben den konjunkturellen Schwierigkeiten
de. Allerdings bleibt das Chemie-Wachstum
bestehen die strukturellen Nachteile des
abermals hinter der ausländischen KonkurChemie-Standortes Deutschland fort. Zwar
renz zurück. Der europäische Chemieverhat die Chemie in Deutschland im internatioband CEFIC hat ein Wachstum der Chemie
nalen Wettbewerb nicht schlecht abgein Europa von 2,5 Prozent prognostiziert.
schnitten und insbesondere auf der KostenUmsätze wachsen langsamer
seite Boden gut gemacht. Dennoch bleibt es
Unter der Annahme sich stabilisierender
Daueraufgabe, den deutschen Chemie-Standort angesichts der zunehmenden GlobalisieRohstoffkosten und Energiepreise werden
rung fit zu machen. Noch immer sind – geauch die Chemie-Erzeugerpreise nur modemessen an den Lohnstückkosten und den
rat steigen. Der Verband der Chemischen InArbeitskosten – die Unterschiede insbesondere zur mittel- und osteuropäischen KonChemie-Prognose 2007:
kurrenz erheblich.
Das Chemie-Wachstum der Zukunft wird zuProduktion:
2,0 Prozent
dem kaum mehr in Europa, sondern verstärkt
Preise:
0,5 Prozent
im asiatischen Raum stattfinden. Vom Nahen
Umsatz:
2,5 Prozent
Osten werden außerdem in Kürze Kapazitä– Inland:
1,5 Prozent
ten insbesondere in der Basis-Chemie zusätzlich auf den Weltmarkt drängen und der
– Ausland:
3,5 Prozent
deutschen Chemie Marktanteile abjagen.
Informationsbrief 2/2007
5
Chemie-Ausbildung 2007
In der Tarifrunde 2007 fordert die IG BCE
eine Anschlussregelung für den in diesem
Jahr auslaufenden Tarifvertrag „Zukunft
durch Ausbildung“. Zunächst müssen die
Chemieunternehmen allerdings erst das dort
vereinbarte Ausbildungsplus des Jahres
2007 erfüllen. Das erfordert nochmals erhebliche Anstrengungen.
8.600
8.400
8.200
Die Unternehmen der westdeutschen chemischen Industrie hatten im Jahr 2006 die Zahl
der neu angebotenen Ausbildungsplätze um
4,3 Prozent auf insgesamt 8.478 erhöht. Zusammen mit der ostdeutschen Chemie-Industrie wurde das Angebot auf insgesamt
rund 9.200 Ausbildungsplätze gesteigert.
Das Ausbildungsplus war fast dreimal so
groß wie das vereinbarte Ziel von
Ausbildungsplatzangebot in der Chemie1
1,6 Prozent. Insgesamt soll das Ausbildungsplatzangebot bis zum Jahr
2007 um 7 Prozent erhöht werden.
8.478
IST-Angebot
Tatsächlich ist dieses Niveau mit
◆
SOLL-Angebot
◆
einer Steigerung von 8 Prozent
8.402
◆
8.179
schon 2006 erreicht und übertroffen
8.268
8.170
◆
worden.
8.142
◆
8.000
7.852
◆
7.800
7.852
7.985
+ 4,3%
+ 2,5%
+ 1,6%
+ 4,0%
+ 2,0%
7.600
u
+ 1,7%
SOLLSteigerungen
+ 1,7%
7.400
2003
1
2004
2005
2006
2007
Westchemie laut Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung“. Quelle: BAVC 2006.
Hoher finanzieller Aufwand
In 2007 muss nun ein Ausbildungsplatzplus von 1,7 Prozent erreicht
werden. Hinter diesem Engagement
steht ein hoher finanzieller und organisatorischer Aufwand. Zahlreiche
Unternehmen leisten seit Jahren
Ausbildung über ihren eigenen Bedarf hinaus.
Geplante EU-Richtlinie gefährdet Betriebsrenten
In einer gemeinsamen Erklärung haben die
deutschen Chemie-Arbeitgeber und die
Führungskräfte der deutschen Chemie den
Vorschlag der EU-Kommission für eine Richtlinie zur „Verbesserung der Portabilität von
Zusatzrenten“ kritisiert. Die PortabilitätsRichtlinie wird derzeit im Europäischen Parlament beraten. Sollte die Richtlinie in dieser
Form umgesetzt werden, könnte dies das
freiwillige deutsche Betriebsrentensystem
vor das Aus stellen, so die Einschätzung in
dem Papier des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC) und des Führungskräfteverbands Chemie (VAA).
Umstrittene EU-Regelung ...
Der Richtlinien-Entwurf verursache mehr
Bürokratie, indem er neue Mindeststandards
in Bereiche einführe, die mit dem eigentlichen Anliegen – der angestrebten Erleichte6
rung der Übertragbarkeit von Betriebsrentenansprüchen – nichts zu tun haben.
Mit dem Richtlinien-Entwurf will die EUKommission Arbeitnehmern ermöglichen,
Betriebsrentenansprüche grundsätzlich bei
einem Wechsel des Arbeitgebers mitzunehmen. Die neue EU-Regelung ist u.a. deswegen umstritten, weil sie die nationalen Besonderheiten der Altersvorsorge in den EULändern nicht ausreichend berücksichtigt.
... mit erheblicher Kostenwirkung
Die vorgesehenen Regelungen z. B. zu Mindestalter, Unverfallbarkeitsfristen oder der
Dynamisierung von Ansprüchen würden die
betriebliche Altersversorgung in Deutschland erheblich verteuern. Es steht zu befürchten, dass viele Arbeitgeber sich aus diesem Grund aus dem System der zusätzlichen
Altersversorgung zurückziehen müssten.
Informationsbrief 2/2007
Brief des BAVC-Präsidenten:
„Fantastische Ausbildungsleistung der Unternehmen“
Im Jahr 2006 haben die Chemie-Unternehmen zum dritten Mal in Folge die Zahl der
neu angebotenen Ausbildungsplätze überproportional erhöht. Mit einer Steigerungsrate von 4,3 Prozent war das Ausbildungsplus
fast dreimal so groß wie die vorgesehene
Steigerung von 1,6 Prozent. Auch die ost-
deutsche Chemie-Industrie hat ihr tarifvertragliches Ausbildungs-Soll übertroffen.
BAVC-Präsident Eggert Voscherau hat dies
in einem Schreiben an die Geschäftsleitungen aller Chemie-Mitgliedsunternehmen als
„fantastische Leistung“ gewürdigt.
Der Brief ist nachfolgend wiedergegeben:
Januar 2007
Sehr geehrte Damen und Herren,
bereits im dritten Jahr in Folge sind sowohl in der westdeutschen als auch in der ostdeutschen
Chemie-Industrie die tarifvertraglich zugesagten Zielgrößen im Rahmen des Tarifvertrages
„Zukunft durch Ausbildung“ übertroffen worden.
Das ist eine fantastische Leistung unserer Unternehmen in der chemischen Industrie, und dafür
möchte ich Ihnen meinen herzlichen Dank und meine große Anerkennung aussprechen.
In der westdeutschen chemischen Industrie wurde die Zahl der im Jahr 2006 neu angebotenen
Ausbildungsplätze um 4,3 Prozent auf insgesamt 8.478 Plätze erhöht. Damit ist das erreichte
Ausbildungsplus fast dreimal so groß wie die vereinbarte Steigerung von 1,6 Prozent. Mit
718 Plätzen hat auch die ostdeutsche Chemie-Industrie ihr tarifvertragliches Angebots-Soll von
700 übertroffen.
Insgesamt wurden damit im Jahr 2006 durch die Chemie-Unternehmen in ganz Deutschland
rund 9.200 Ausbildungsplätze zur Nachwuchssicherung bereit gestellt. Gegenwärtig befinden
sich in der Chemiebranche mehr als 27.000 junge Menschen in Ausbildung und erhalten eine
Perspektive für einen guten Einstieg in das Berufsleben. Darauf können wir als Branche stolz
sein.
Es zeigt sich: Ausbildung wird als Teil der unternehmerischen Aufgabe verstanden, selbst ausbilden bringt den Betrieben Vorteile und leistet einen wichtigen Beitrag zur Zukunftssicherung der
Branche.
Gleichzeitig sind die besonderen Ausbildungsanstrengungen vieler Unternehmen Ausdruck
dafür, dass gesellschaftliche Verantwortung wahrgenommen wird. Hinter diesem Engagement
steht ein anerkennenswert hoher finanzieller und organisatorischer Aufwand, um eine qualifizierte Ausbildung zu gewährleisten.
Der in 2003 begründete Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung“ reicht bis in das Jahr 2007 hinein. Das aktuelle positive Ergebnis sollte Anlass sein, unsere gemeinsamen Bemühungen auch
im gerade begonnenen Jahr 2007 erfolgreich fortzuführen. Deshalb bitte ich Sie darum, auch in
diesem Jahr Ihre intensiven Ausbildungsanstrengungen auf allen Ebenen weiterhin fortzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Eggert Voscherau
Informationsbrief 2/2007
7
DOKUMENTATION
Jahreswirtschaftsbericht 2007 der Bundesregierung:
„Den Aufschwung für Reformen nutzen“
Nachfolgend Auszüge aus dem Jahreswirtschaftsbericht 2007 der Bundesregierung:
Wachstum und Reformen
„... wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im
abgelaufenen Jahr mit real 2,5% deutlich
stärker als es die meisten nationalen und internationalen Experten und Institute noch
Anfang des Jahres 2006 für möglich gehalten
hatten. Für dieses Jahr geht die Bundesregierung von einem Wachstum von rund 13/4
Prozent, gerechnet 1,7 Prozent, aus ... Weitere strukturelle Reformen sind angesichts des
raschen wirtschaftlichen Wandels und der
Vielzahl an Herausforderungen, mit denen
Deutschland konfrontiert ist, unabdingbar.“
Beschäftigungspotenziale aktivieren
„Die Bundesregierung wird den eingeschlagenen Weg der Arbeitsmarktreformen fortführen, um mehr Beschäftigung und mehr
Wachstum zu ermöglichen und so die Arbeitslosigkeit nachhaltig zu reduzieren. Sie
hat sich zum Ziel gesetzt, den paritätisch finanzierten Beitragssatz zur Sozialversicherung dauerhaft unter 40 Prozent zu senken
und damit ein entscheidendes Hemmnis zur
Schaffung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse abzubauen. Dieses
Ziel kann bereits in diesem Jahr erreicht
werden ... Zentral für mehr Beschäftigung
sind Reformen auf dem Arbeitsmarkt
selbst.“ ... „Dem Niedriglohnsektor kommt
im Rahmen einer Strategie zum Abbau der
Arbeitslosigkeit besondere Bedeutung zu.
Eine Arbeitsgruppe der Bundesregierung
entwickelt derzeit Konzepte, die insbesondere Geringqualifizierte wieder in Beschäftigung bringen sollen. Berührt sind auch die
Themen Mindestlöhne und Kombilöhne,
Dritter Arbeitsmarkt sowie geringfügige Beschäftigungsmöglichkeiten im Rahmen von
Mini- und Midijobs.“
Verantwortungsvolle Lohnpolitik fortsetzen
„Eine gesamtwirtschaftlich verantwortungsvolle, beschäftigungsfördernde Lohnpolitik
bleibt unabdingbar für weitere wirtschaftsund beschäftigungspolitische Erfolge. Die
Bundesregierung ermuntert die Tarifvertragsparteien ausdrücklich, den eingeschlagenen Weg durch betriebliche Bündnisse Beschäftigung zu sichern, weiter auszubauen.
Erfolgreiche Unternehmen sollten im Rahmen
ihrer Möglichkeiten ihre Beschäftigten betriebsindividuell höher entlohnen können.
Hier bietet sich eine Gewinnbeteiligung als
flexible Ergänzung von Lohnabschlüssen an.
Um flexible und auf die konkrete Unternehmenssituation zugeschnittene Vereinbarungen zu ermöglichen, sollte aber auch vermehrt über die stärkere Nutzung von Modellen nachgedacht werden, die Beschäftigte
über eine Kapitalbeteiligung am wirtschaftlichen Erfolg partizipieren lassen.“
Eckwerte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland
2006
Jahresprojektion
2007
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent
1
Bruttoinlandsprodukt
2,5
1,7
Erwerbstätige (im Inland)
0,7
0, 8
10,8
9,6
Privater Konsum
0,6
0,3
Ausrüstungsinvestitionen
7,3
5,0
Bauinvestitionen
3,6
1,6
Exporte
12,4
7,9
Importe
12,1
6,8
Inflationsrate
1,7
2,3
Bruttolöhne und -gehälter
je Arbeitnehmer (nominal)
0,7
1,2
Arbeitslosenquote in Prozent
1
Preisbereingt. Quelle: Jahreswirtschaftsbericht 2007.
Herausgeber: Bundesarbeitgeberverband Chemie e.V., Postfach 12 80, 65002 Wiesbaden, Telefon (06 11 ) 77 88 10,
Internet: www.bavc.de. Verantwortlich: Hans Paul Frey. Redaktion: Burkhard Jahn, Hans-Günter Glass. Verlag: Dr. Curt Haefner-Verlag
GmbH, Heidelberg. Druck: abcdruck GmbH, Heidelberg. Erscheint 12-mal jährlich. Bezugspreis: € 6,42 (Jahresabonnement € 6,–
zuzüglich Mehrwertsteuer € 0,42) einschießlich Zustellgebühr. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet.