reportage - Arnold-Janssen

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Das Klosterdorf
Steyl
Steyl ist zum Synonym für die Ordensfamilie Arnold Janssens geworden
– ein „Global Player“, der weit über die Grenzen der Region hinaus
wirkt. Ein Besuch an der Maas führt zum Ursprung und in die Gegenwart.
Von Maria Luft
B
reit dahin fließende Flüsse
wie die Maas haben etwas
Beruhigendes, Kontemplatives. Stundenlang könnte man
den Schleppern auf ihrem Weg nach
Rotterdam mit den Augen folgen, bis
sie in der nächsten Flussbiegung aus
dem Blick geraten. Mit der Fähre von
Baarlo aus nähern sich Familien mit
Fahrrädern und andere Reisende gemächlich dem Klosterdorf, das sich mit
Kirche und Missionshaus direkt am
anderen Ufer erhebt. Die Hochwassermarken von 1926, 1993 und 1995 an
den Mauern sprechen eine deutlichfeuchte Sprache.
Jetzt im Sommer ist es ein sanftes
Ankommen, grün gepolstert durch das
Laub der Bäume, die gerade noch Platz
finden zwischen Maas und dem einzigartigen, denkmalgeschützten Klosterdorf-Ensemble. Schon von weitem
leuchtet überlebensgroß im Giebel zwischen den beiden dunklen Kirchtürmen
die weiße Statue des Erzengels Michael.
Im wässerigen Spiegelbild nimmt die
Maas dem Kirchengebäude das Spitze,
mildert das stürmische Nach-obenStreben, die Strenge der Michaelskirche.
Im Winter muss der
Eindruck der Klostergebäude noch stärker
sein, ernster – ein bisschen wie Krankenhäuser oder Schulen,
die vielerorts im 19.
Jahrhundert entstanden. Im verschlafenen
Steyl an der Maas wurden damals per Schiff
Mergel, Kalk und Steinkohle aus Lüttich, Salz
und Fisch aus Holland
gehandelt. Mit der Einführung der Eisenbahn
war das vorbei. Doch dem 300 Einwohner-Dorf mit sechzig ärmlichen Häusern,
ein paar vornehmen Villen, Kirche und
Schule standen riesige Veränderungen
bevor, als der gebürtige Gocher Arnold
Blick über die Maas auf das
Klosterdorf Steyl
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Arnold Janssen, Gründer des
weltweit wirkenden Steyler
Missionswerkes.
Der Sarkophag mit den Gebeinen
des Heiligen steht in der Unterkirche des Missionshauses Sankt
Michael in Steyl.
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Janssen 1875 nach Steyl kam. Hier
entstand das Klosterdorf, das heute zur
Gemeinde Venlo-Tegelen gleich hinter
der deutsch-niederländischen Grenze
gehört. Es ist Arnold Janssens Werk –
und das zahlloser Brüder und Schwestern der drei Kongregationen, die er ins
Leben rief. Eine Stadt für sich, ein Monument des 19. Jahrhunderts, in dem
der Geist Arnold Janssens allgegenwärtig ist. Alles atmet Atmosphäre im
„kleinen Vatikan von Limburg“ – wie
Steyl in der niederländischen Diözese
Roermond auch genannt wird.
Am anderen Maasufer im Klosterdorf
angekommen, entschließen sich die
„Fietser“, zuerst ihre Räder abzustellen.
Die anderen steuern ohne Umwege auf
die neugotische Kirche St. Michael zu
(1881-84). Schließlich sind sie hierher
gekommen, weil in der Unterkirche der
Sarkophag mit den Gebeinen des heiligen Arnold Janssen steht. Auf dem
Deckel des von Will Horsten aus Kevelaer gestalteten Sarkophags findet man
Arnold Janssens Namen, Lebensdaten
(1837-1909) und die drei Titel, die ihm
die Steyler Ordensfamilie gegeben hat:
PATER DUX FUNDATOR – Vater, Führer,
Gründer. Der Sarkophag ruht auf drei
Stützpunkten. Aus ihnen wachsen
Pflanzen, die für die drei Kongregationen stehen, die auf Arnold Janssen
zurückgehen: Die Steyler Missionare
entstanden 1875. 1889 kamen die Steyler Missionsschwestern hinzu, aus denen
1896 die Anbetungsschwestern hervorgingen. Mitgründerinnen der Frauenorden waren Helena Stollenwerk und
Hendrina Stenmanns sowie Adolphine
Tönnies.
Hier vor dem flammenden Glasfenster in der Steyler Unterkirche zwischen
Blumenschmuck und Kerzen versammelten sich nach der Heiligsprechung
Arnold Janssens in Rom die Steyler
Brüder und Schwestern am Grab
ihres Gründers. Jetzt sitzen in
den Kirchenbänken vor dem
Sarkophag Steyler Bürger, Touristen, Gäste
und Klosterdorfbewohner. Für
Pa-
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ter Bernd Werle, Provinzial der Deutschen Provinz der Steyler Missionare,
ist es „ein Berühren der Inspiration“,
wenn er hier steht und „den Sarkophag
streichelt“: „Ich komme in Berührung
mit den Anfängen der Gesellschaft, mit
der Faszination, die von Arnold Janssen
ausgeht“, sagt Pater Werle. Dem gebürtigen Saarländer, Missionstheologen
mit neun Jahren Missionserfahrung in
Togo, ist bewusst, wie wichtig Steyl als
Mutterhaus und Gründungsort der Steyler Orden emotional für die gesamte
Ordensfamilie ist. „Auf die Spur gebracht“ haben ihn als nüchternen, aufgeklärten Deutschen die nicht-europäischen Mitbrüder: Nach vielen Jahren
als Steyler Missionare kommen Asiaten
oder Afrikaner oft zum ersten Mal hierher – zu Herzen gehende Besuche, die
die Steyler Identität festigen und neue
Kräfte freisetzen. Aber auch andere Orte
in Steyl sind Pater Werle wichtig: das
Arbeitszimmer Arnold Janssens im Missionshaus, das Sterbezimmer im Kloster
St. Gregor. „Ich liebe die Oberkirche“,
gesteht Bernd Werle. Die Kirche ist nur
vom Missionshaus aus zugänglich. In
buntem Glas leuchten Heilige aus aller
Welt in den Fenstern, deren Fürsprache
für die Kontinente erbeten wird: „Orate
pro Asia, orate pro Africa…“. Die Sonne
fällt durch die Heiligengewänder, lässt
die Lichtflecke in gelb und grün, violett
und rot auf den Kirchenbänken und
Fliesen tanzen. Wirkungsvoll füllt den
hohen neogotischen Raum bei feierlichen Anlässen die Klais-Orgel von 1930.
„Es ist einfach schön, hier zu feiern wichtige Ereignisse finden in der Oberkirche statt“, erklärt Pater Werle. Zum
Beispiel die Gründung der neuen Deutschen Provinz der Steyler aus nordund süd-deutscher Provinz am 1. Mai
2007. Und Pater Werle ist bewusst, „dass
der Deutschen Provinz eine besondere
Verantwortung für Steyl anvertraut
ist“.
Unter den grünen Sonnenschirmen
auf der Terrasse des Dorfcafés `t Veerhuis
haben sich die Radfahrer zwischen
anderen Touristen niedergelassen, um
sich bei Eis und einem „kopje koffie“
von den Strapazen ihrer Tour auszuruhen. Die Kinder wollen unbedingt den
Steyler Bären im Missionsmuseum se-
Blick in die neogotische
Oberkirche
Mitbegründerin der Steyler Missionsschwestern und der Steyler
Anbetungsschwestern: Die Selige
Helena Stollenwerk (1852 - 1900)
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Neben diesem präparierten Bären
gibt es im Missionsmuseum Steyl
noch 1499 weitere Säugetiere,
Reptilien, Vögel, Amphibien, Fische
und ein Insektenkabinett zu
bestaunen.
Das Missionshaus Sankt Michael
ist das Mutterhaus der Steyler
Missionare. Es wurde 1875 von
Arnold Janssen als Ausbildungsstätte für künftige Ordensmissionare gegründet.
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hen, die Frauen den Botanischen Garten
„Jochumhof“. Geht der Blick über den
Platz vor dem Café, bleibt er unweigerlich an der großen Naturstein-Statue
von 1928 hängen, die in der Mitte steht.
Über ihr schwebt der Heilige Geist in
Gestalt einer Taube. Die Figur ist Christus, der „Sämann“, der das Wort Gottes
sät – „Verbum Dei“. In kantigen Buchstaben festgehalten stehen die Worte
am Sockel des Monuments, das Arnold
Janssen und seinen Gründungen gewidmet ist. In Steyl ist das Wort Gottes auf
fruchtbaren Boden gefallen, hat die
Menschen durchdrungen, ihnen Namen
und Programm gegeben. „Gesellschaft
des Göttlichen Wortes“ – „Societas Verbi
Divini“ nennen sich die Steyler Missionare. Die beiden ersten, die das Wort
Gottes in die Welt bringen sollten,
sandte Arnold Janssen 1879 von Steyl
aus – im Kupferrelief am Monumentsockel ist die Szene gegenwärtig.
Ständig in Steyl zuhause sind heute
etwa 150 Männer und Frauen, die zu
den drei Ordensgemeinschaften gehören.
Die Ursprünge der drei Orden liegen
hier im Missionshaus, dem „Missiehuis
St. Michaël“, dessen Bau schon 1876
begonnen wurde. Das baufällige ehemalige Wirtshaus Ronck, das Arnold
Janssen in Steyl im August 1875 gekauft
hatte, war schnell zu klein geworden.
Wie Wachstumsringe im Baumstamm
sind die zwölf Bauphasen des Missionshauses heute noch sichtbar, Architektur
gewordene Entwicklungssprünge einer
Ordensfamilie, zu der beim Tod des
Gründers am 15. Januar 1909 bereits
über 2000 Mitglieder gehörten. 1912
war das Gebäude vollendet. Am Ende
des 100 Meter langen Gebäudes beginnt
auf der anderen Straßenseite ein neuer
Gebäudekomplex. Klosterähnliche Flure,
eine Maschinenhalle, Kesselhaus, Turbinenhaus, Dampfmaschinen, Schutzengelbilder an den Wänden: die Druckerei Steyl. Was 1876 begann, explodierte nach dem Bau des noch original
erhaltenen Druckerei-Gebäudes von
1893. „Wie mächtig ist das gedruckte
Wort, das durch die Presse in einer
Stunde tausendmal vervielfältigt wird!
Aber nicht die Vielheit des Gedruckten
tut es. Es kommt darauf an, dass das
Wort auch gelesen und beherzigt wird“,
schrieb Arnold Janssen. Maschinen,
Zahlen, Rekorde und Tempo zur Verbreitung des Wortes. Schon wieder eine
Gründungs-, Pionier- und Erfolgsgeschichte à la Steyl. Ein Stifterverein
und EU-Mittel sollen jetzt das Industriedenkmal erhalten. Die „Stadt Gottes“
aber lebt weiter. Die Redaktion ist über
die Grenze nach Kaldenkirchen gezogen.
Das gebetete Wort, Stille und Vertiefung sind besonders bei den Klausurschwestern zuhause. Zurückgezogen
leben die „Dienerinnen des Heiligen
Geistes von der Ewigen Anbetung“
zwischen Maas und Kloosterstraat:
„Unter dem Schatten Deiner Flügel
wohnen wir“, steht über dem Eingangsbild mit der Taube, dem Heiligen Geist.
Ein Gitter trennt die Schwestern mit
dem rosa Habit im Chorraum von den
Besuchern in der Kapelle des HeiligGeist-Klosters. Rosa – Farbe der Hingabe, Selbstlosigkeit, Sanftheit, Zurückhaltung. Das Gitter gilt den Menschen,
Sammlung, Stille und Gebete beachten
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Das Heilig-Geist-Kloster,
Mutterhaus der Steyler
Anbetungsschwestern.
es nicht. Für einen Moment wohnen
auch die Besucher unter den Flügeln
des Heiligen Geistes.
Die gewundene Zustersstraat hinauf
ist der Heilige Geist als stilisierte Taube
im Grundriss des Klosters der Missionsschwestern geerdet. Und das in gewaltigen Dimensionen – das Haus wurde
1904 für 650 Bewohnerinnen (Schwestern, Exerzitantinnen, Gäste) gebaut.
Da bestand der Orden der „Dienerinnen
des Heiligen Geistes“ bereits 15 Jahre,
war seit 9 Jahren in Argentinien, seit
sieben Jahren in Togo vertreten. In
einem Jahrhundert gingen von hier aus
über 1000 Schwestern in die Mission –
wie Schwester Hermanelde vor 44 Jahren. Die gebürtige Kölnerin kam als
Krankenschwester nach Zentralindien,
dann in den Nordosten, auf eine kleine
Dschungel-Station, in ein Krankenhaus
nach Bombay (heute Mumbai). Lernte
Englisch, wurde zur Hebamme ausgebildet. Jetzt ist sie auf Heimaturlaub in
Steyl. Sie erzählt von zuhause: von
ihren Patienten, den Hindus, Moslems
und dem Sadhu, der jeden
Morgen vor der Dialyse
darauf wartet, von ihr
gesegnet zu werden, und
von ihrer Jugend und
Ausbildungszeit in Köln
und Steyl. Schwester Hermanelde ist überall zuhause. Zwischen Ganges
und Maas hat sich ihr
Lebensweg mit vielen
Mitschwestern gekreuzt.
Hier in Steyl findet sie es
„sehr anheimelnd“, auf
dem Friedhof zu sitzen,
so viele bekannte Namen
wieder zu finden. Doch
„es schmerzt fast“, gesteht die Missionsschwester, wie leer es geworden ist in
Steyl: „Wir hatten eine eigene Novizinnenkirche, die Kreuzkapelle war voll!“
Doch dann freut sie sich: „Wir haben
den besten Nachwuchs in Indien und
Indonesien.“ Aber Nachwuchs gibt es
auch hier. Schwester Michaela zum
Beispiel. Zu den Ordensschwestern hatte
sie keinen Kontakt, die Ordenstracht
war ihr fremd, die vielen Gänge im
großen Kloster verwirrend, als sie sich
hier direkt nach dem Abitur auf ein
Jahr als „Missionarin auf Zeit“ in Bra-
Der Friedhof liegt inmitten des
reizvollen Parks von Sankt Michael. Hier steht auch eine kleine
Kapelle mit einem lebensgroßen
Mosaik des Auferstandenen, das
mit Steinen aus allen fünf Kontinenten gefertigt wurde.
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Ein Meisterwerk exakter Gartenkunst: Der Herz-Jesu-Hügel
in Steyl
Das Herz-Jesu-Kloster ist das
Mutterhaus der Steyler
Missionsschwestern.
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silien vorbereitete. „Von Anfang an verliebt in dieses Steyl“ sei sie gewesen,
schwärmt Schwester Michaela, auch
wenn sie da noch nicht wusste, dass
sie eintreten würde. 2005 legte sie ihre
erste Profess in Steyl ab:
Ein verrückter Lebensweg
in heutiger Zeit, aber
zutiefst sinnvoll und erfüllend für die Kultur- und
MedienwissenschaftenStudentin. Fasziniert ist
sie von den Reaktionen
der südamerikanischen
Schwestern, die gerade für
ein Vierteljahr in Steyl zu
Gast sind: „Für sie ist das
heiliger Boden.“ Sie selbst
zieht es hier oft zum Grab
von Hendrina Stenmanns
(1852-1903). Mutter Josefa, wie sie als Ordensfrau hieß, beeindruckt sie als „Frau im
Glauben und als Gründerin“. Die Missionsschwestern erwarten in Kürze ihre
Seligsprechung. Bereits 1995 wurde
Helena Stollenwerk (1852-1900) selig
gesprochen, ebenfalls Mitgründerin der
Missionsschwestern und eine der ersten
sechs Bewohnerinnen des Klosters. In
der Seitenkapelle der Kirche steht Helena
Stollenwerks Sarkophag, gestaltet mit
wertvollen Steinen aus aller Welt, gekrönt von einem Bergkristall.
Draußen auf dem Parkplatz begrüßt
Schwester Margret eine Schulklasse,
die gerade mit dem Bus angekommen
ist. Sie wird der Gruppe das Herz-JesuKloster zeigen, vom Leben in Steyl
erzählen, ihre Fragen beantworten. Ob
sie Schwester Anna in Steyl treffen
können, wollen die Mädchen wissen.
Schwester Anna, eine ihrer ehemaligen
Mitschülerinnen, ist Steyler Missionsschwester geworden – das hat sich an
der Schule herumgesprochen. Doch sie
arbeitet seit über einem Jahr in PapuaNeuguinea, erfahren die Mädchen von
Schwester Margret. Die Jugendlichen
wundern sich: „Sie sind Ordensschwester?“ Schwester Margret trägt zivil, das
Ordenskleid ist seit mehr als zehn Jahren
nicht mehr bindend. „So sind offenere
Gespräche möglich“, findet Schwester
Margret, „für junge Leute ist die Tracht
oft eine Hemmschwelle.“ Schwester
Margret betreut die Gäste im Haus der
Missionsschwestern, organisiert das Jugendprogramm, „Kloster auf Zeit“. Seit
sie 1962 als Schülerin des Steyler Mädchen-Internats hierher kam, ist das
Klosterdorf ihr Zuhause. Die Englischund Erdkunde-Lehrerin wollte in die
weite Welt. Doch dann löste sie ihre
eigene Englischlehrerin in Steyl ab und
blieb. Heute ist sie Gastgeberin, die
weite Welt kommt zu ihr.
In Blumenduft und stille Hitze eingetaucht stehen auf dem Friedhof unzählige schwarze Kreuze in gleichmäßigem Abstand, geben Namen und
Lebensdaten der verstorbenen Schwestern und Brüder preis. Den Weg hinunter
durch dichtes Grün eröffnet sich plötzlich der Blick auf den Herz-Jesu-Hügel.
Exakt beschnittene, immergrüne Gartenkunst in Form eines Kreuzes, ein
Buchsbaum-Dreieck mit dem Auge Gottes, in Lorbeer eingebettet, darüber eine
weiße Christusstatue wie am Montmartre
in Paris. Oder die Steyler Grotten, aus
Abfällen und Schlacken der Ziegeleien
von Tegelen, bestimmt als unterirdisches
religiöses Labyrinth für Meditation und
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Ein Bergkristall krönt den
Sarkophag der Seligen Helena
Stollenwerk.
Gebet. Oder der ehemalige Schülergarten
mit der weißen Figur des Aloysius, dem
Patron der Schüler und Studenten. Von
den Sandhügeln, die Arnold Janssen
einst kaufte, ist hier im „Bidtuin“, dem
Gebetsgarten, wie er niederländisch
heißt, nichts mehr zu sehen. Generationen von Schülern und Ordensmitgliedern haben Überraschungen in die Gärten und Parks gepflanzt. „Ich bin mit
jedem Baum so ein bisschen verwachsen“, gestand Bruder Erwin noch
kürzlich in einem Gespräch mit StadtGottes-Redakteur Albert Herchenbach.
Bald danach starb der Gärtner. Die
Hänge voller Schneeglöckchen, die er
gepflanzt hat, werden im nächsten
Frühjahr wieder blühen.
Im Kloster St. Gregor, dem Altenheim,
wohnen die meisten der Steyler Brüder.
Die Christusfigur im Garten hinter St.
Gregor macht sich in einem Gedicht
von Willem Kurstjens aus Steyl Sorgen
um den Garten: der Buchsbaum ist
regelmäßig beschnitten, das Gras gemäht, das Unkraut gejätet, der Weg
geharkt – „maar, Vader, hoe lang nog?
De broeders worden oud…“ – „Aber wie
lange noch, Vater? Die Brüder werden
alt…“ In einem anderen Gedicht über
das Missionsmuseum fragt sich Willem
Kurstjens: „De paters van het Goddelijk
Woord – waar zijn ze eigenlijk niet geweest?“ Ja, wo waren sie nicht, die
Steyler? Seit Ende des 19. Jahrhunderts
schickten sie aus der ganzen Welt Pakete
und Kisten mit außergewöhnlichem
Inhalt, Bruder Berchmans arrangierte
Masken und Ahnenbilder, Schmuck,
Kleidung und kostbares Geschirr, ausgestopfte Tiere, eine Arche Noah – für
immer haltbar gemacht im Missionsmuseum, Stand: 1931. Bewundernde Ausrufe. Welcher ist der schönste von all
den tausenden farbenprächtigen Käfern,
Schmetterlingen, Skorpionen? Die Kinder schwanken zwischen Gruseln und
Krimi-Fieber, als sie die blutbefleckte
Kleidung der Patres Franz Nies und
Richard Henle entdecken, die 1897 auf
einer Missionsstation in China ermordet
wurden. Was für ein Museum! Und
welche Vielfalt an Kakteen, Rosen,
Kräutern! Die Frauen kommen beeindruckt aus dem wiedereröffneten Botanischen Garten, den der „grüne Pater“
Jochum seit 1933 mit Pflanzenablegern
und Samen aus der ganzen Welt anlegte.
Für die Familien wird es Zeit, wieder
aufs Rad zu steigen, die Weltreise ist
für heute beendet. Von der Fähre geht
der Blick noch einmal zurück auf Steyl.
Hier laufen Linien aus der ganzen Welt
zusammen, strahlen von hier wieder
aus: eine ungeheure Dynamik über
Entfernungen und Epochen hinweg.
Ein Klosterdorf als Kraftfeld und Nabel
der (Ordens-)Welt.
Der Botanische Garten beherbergt
Kakteen und Pflanzen aus der
ganzen Welt.
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