Von Hunden und Menschen
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Von Hunden und Menschen
Westdeutscher Rundfunk Köln Von Hunden und Menschen Appellhofplatz 1 50667 Köln Tel.: 0221 220 3682 Fax: 0221 220 8676 E-Mail: [email protected] www.quarks.de Script zur wdr-Sendereihe Quarks & Co Inhalt Inhalt 4 Hunde als Helfer 7 Wie der Hund zum Menschen kam Von Menschen und Hunden Von Menschen und Hunden Bester Freund, Wächter, Beschützer und Jagdgefährte – zwischen Hunden und Menschen hat sich im Laufe der Jahrtausende eine ganz besonders innige Beziehung entwickelt. Hunde sind domestizierte Wölfe, die sich an das Leben der Menschen angepasst haben – und von ihnen gezähmt und ihren Bedürfnissen entsprechend „geformt“ wurden. 10 Die zahmen Füchse von Nowosibirsk 13 Wie Tiere schlafen 15 Die Sinne der Hunde 15 Wie man mit Hunden auskommt 18 Vom Schoßhund zum Killerdackel Außerdem begleitet Quarks & Co einen Blindenhund zu seiner Abschlussprüfung, stellt ein einmaliges Zuchtprojekt zahmer Füchse vor und zeigt, wie Hunde als „Therapeuten“ eingesetzt werden. 20 Wahr oder falsch – 15 Fragen rund um den Hund Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr Quarks-Team! 24 Lesetipps 26 Linktipps 26 QuarksScript Quarks & Co geht den Ursachen für das enge Verhältnis zwischen Hunden und Menschen auf den Grund: Warum waren Wölfe besonders geeignet, vom Menschen „adoptiert“ zu werden? Wann und wie wurde der Hund zum Haustier? Wie entstanden die Rassen? Wie gut versteht der Mensch den Hund – und umgekehrt? Wie intelligent sind Hunde im Vergleich zu Menschenaffen? Text: Ilka aus der Mark, Matthias Janssen, Jakob Kneser, Daniel Münter, Thomas Reintjes, Carsten Rust; Redaktion: Monika Grebe; Copyright: wdr, Juni 2006; Gestaltung: Designbureau Kremer & Mahler, Köln; Kooperation: „Vom Schoßhund zum Killerdackel“ entstand in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Wissenschaftsjournalismus Dortmund Bildnachweis: alle Bilder Freeze wdr 2006 außer S. 10 mitte: Institut für Zytologie und Genetik der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften; S. 11 rechts: und S. 12 links: Dr. Brian Hare; S. 18-23: Public Domain; S. 24: mauritius images Weitere Informationen, Link- und Lesetipps finden Sie unter: www.quarks.de Links: Ein eingespieltes Team: Karl Matthias Schäfer und sein Labrador Cross Mitte: Hier ist Schluss. Cross ist darauf trainiert, auf keinen Fall Rolltreppen zu betreten Rechts: Trotz vieler ablenkender Gerüche finden Spürhunde zielsicher zum Sprengstoff Hunde als Helfer Sehen für zwei Für viele Menschen sind ihre Hunde Spielkameraden, Mitbewohner, sogar Freunde. Für Karl Matthias Schäfer, der blind ist, bedeutet der Labradorrüde Cross jedoch noch mehr: das Tier sieht für ihn. Bis ein Hund eine solche Aufgabe übernehmen kann, muss Zeit und Arbeit investiert werden. Das beginnt bereits bei der Zucht von Blindenhunden – schon die Elterntiere sollten ein ruhiges Wesen und eine hohe Lernbereitschaft besitzen. Hat auch der Welpe diese Eigenschaften, so kommt er zunächst für ein Jahr in eine Patenfamilie, wo er sich an die ständige Nähe von Menschen, Lärm und den städtischen Alltag gewöhnen soll. Erst danach beginnt die Ausbildung an einer Führhundschule. Schäfer konnte seinen neuen Hund Cross schon während dieser Zeit immer wieder besuchen, doch zum eingespielten Team wurden sie erst einige Monate später. Mehr als 40 Hörzeichen für den Hund Am Anfang des gemeinsamen Lebens standen für Herr und Hund einfache Spaziergänge. Dann kamen Hindernisparcours dazu, schließlich das Training unter Realbedingungen in der Stadt. Dass die beiden dabei wirklich zum Gespann geworden sind, beweisen sie bei der anschließenden Prüfung. In rund zwei 4 Hunde als Stunden muss Cross zeigen, was er in den vergangenen neun Monaten gelernt hat: andere Hunde ignorieren, Hindernisse anzeigen, die für ihn keine sind, und auf Kommando anderen Menschen folgen. 40 verschiedene Hörzeichen beherrscht Cross so gut, dass er auch Befehlen wie „Links such Weg“, „Führ vorbei“ und „Such U-Bahn“ folgen kann. Doch seine größte Leistung ist die intelligente Gehorsamsverweigerung. Karl Schäfer könnte Cross mit noch so viel Nachdruck auffordern, eine Rolltreppe zu betreten oder Schienen zu überqueren, auf denen sich ein Zug nähert – der Labrador ist darauf trainiert, diese Kommandos seines Herrchens zu verweigern. Spiele mit Sprengstoff Auch die Ausbildung eines Sprengstoffspürhundes ist keine Kleinigkeit. Bei der Polizei in NordrheinWestfalen muss ein solcher Hund über zwei Monate lang täglich trainieren. Wichtigste Methode ist dabei die Konditionierung, die sich den Spieltrieb des Hundes zunutze macht. Dafür wird zum Beispiel ein etwa zehn Zentimeter langes, geruchsneutrales Plastikrohr mit einem kleinen Päckchen Sprengstoff gefüllt. Dieses Spielzeug darf der Hund nun apportieren. Oft reicht ein einziger Tag aus, und das Tier hat den Geruch des Sprengstoffs mit seinem Spiel verbunden. Doch es gibt dabei einige Regeln: Helfer akustische Zünder könnten ausgelöst werden, wenn der Hund bellt. Und eine Bombe soll er auf gar keinen Fall apportieren. Also ist eine zweite Übung äußerst wichtig: das Stillhalten, bevor der Hund das Spielzeug bekommt. Dazu wird der Ausbildungskandidat in die Nähe seines versteckten Spielzeugs geführt. Sobald er den Sprengstoff riecht, muss er ruhig stehen bleiben und fest in Richtung des Fundortes blicken. Konditionierung Unter der klassischen Konditionierung versteht man in der Psychologie das Lernen durch die zeitliche Paarung zweier Reize. Wenn diese zwei Reize (etwa der Anblick eines Spielzeugs und der Geruch von Sprengstoff) immer wieder zusammen auftreten, kann ein Reflex (in diesem Fall das Spielverhalten), der eigentlich nur zu einem bestimmten Reiz gehört, mit der Zeit von einem anderen ausgelöst werden – also vom Sprengstoff: Riecht das Tier Sprengstoff, steht ein lustiges Spiel bevor, so funktioniert die Übertragung. Entdeckt wurde die Konditionierung von dem russischen Arzt Iwan Pawlow. Er war einer der ersten Nobelpreisträger (1904) und wurde durch seine Versuche mit Hunden weltweit bekannt. Nach der Grundausbildung wird der Ernstfall geprobt, zum Beispiel an Schließfächern im Bahnhof. Leichter wird es für das Tier jetzt sicherlich nicht, denn nun wird seine Spürnase durch viele andere Gerüche abgelenkt. Damit der Hund nicht die Lust verliert, bekommt er nach getaner Arbeit zur Belohnung auch hier sein Spielzeug zugeworfen, auf dem er dann wie ein ganz gewöhnlicher Hund herum beißen darf. Auf der Suche nach Bomben und Schusswaffen Von den rund 400 Spürhunden der Polizei in Nordrhein-Westfalen sind 30 auf Sprengstoffe konditioniert. Da sie außerdem auch Waffen und Munition finden können, haben sie viele Aufgaben: Sie suchen an Tatorten nach benutzten Waffen und abgeschossener Munition, oder auch schon mal zur Vorsicht nach Bomben, wenn ein Gebäude besonders gefährdet ist. Gibt es allerdings eine konkrete Bombendrohung, bei der auch Ort und Zeitpunkt der Explosion bekannt sind, versucht die Polizei, ihre Tiere zu schonen. Wenn es zu riskant wird, werden Hund und Führer durch Roboter ersetzt. Hunde in der Therapie Genauso wichtig, wenn auch weniger spektakulär, ist der Job von Tino. Die Aufgaben des Irish Terriers unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum von 5 Auch für Therapiehund Tino gibt es nach der Sitzung eine Belohnung, die ihm der kleine Patient geben darf Hunde als Helfer denen eines normalen Familienhundes: Er soll spielen, kuscheln und sich kleine Tricks beibringen lassen. Doch Tino ist Profi, sein Einsatzgebiet ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Leipzig. Als Therapiehund spielt er hier zwei Stunden pro Woche mit verhaltensauffälligen Kindern. Die Ärztinnen Dr. Anke Prothmann und Prof. Christine Ettrich lassen diese Sitzungen von zwei Kameras aufzeichnen, um sie zu analysieren. Sie notieren bei jedem Spielversuch und jedem Körperkontakt, ob die Initiative vom Hund oder vom Kind ausgeht, und zählen, wie oft die Kinder das Spiel wechseln und das Tier zum Lohn füttern. Tino gibt den Therapeutinnen die Gelegenheit, zu sehen, wie sich die Kinder ganz frei und ohne Angst verhalten. Denn dem Hund gegenüber sind sie unbefangener als in einem Therapiegespräch mit den Ärztinnen – zum Beispiel zeigen sie im Spiel mit Tino schneller ihre Gefühle. Hunde spiegeln Verhalten wider Doch nicht nur die Aktionen der Kinder, auch die Reaktionen des Hundes sind für die Therapie wichtig. Wenn beispielsweise der Patient nicht wirklich bei der Sache ist, spielt oft auch der Hund nicht mehr mit. Unterschwellig aggressive Kinder dagegen werden von den Tieren oft zum Kämpfen aufge- 6 fordert. Die Tiere spiegeln also das Verhalten der Kinder unmittelbar wider, ohne es zu werten. Da sie oft in ähnlicher Weise auf bestimmte Symptome reagieren, können sie manchmal sogar den entscheidenden Hinweis für eine Diagnose geben. Im Dienste des Menschen Es gibt noch viel mehr wichtige Aufgaben, die Hunde erfüllen: Sie retten Menschen aus Lawinen und vor dem Ertrinken, unterstützen Gehbehinderte und riskieren ihr Leben bei der Suche nach Landminen. Als Epilepsie-Hunde können sie Patienten sogar vor Anfällen warnen. Noch ist kaum erforscht, auf welche feinen Signale die Tiere dabei reagieren, doch sie spüren tatsächlich einen nahenden Anfall voraus. Wenn sie ihre epilepsiekranken Besitzer warnen, können diese rechtzeitig eine sichere Position einnehmen, in der sie sich nicht selbst verletzen. Eines haben alle diese Hunde gemeinsam: Sie müssen Stress, Lärm und Hektik in viel stärkerem Maße aushalten können als einfache Familienhunde. Dass es Arbeit bedeutet, ständig für die Menschen da zu sein, zeigt sich im Schlaf: diese Hunde zucken häufig und träumen offensichtlich intensiv. Daran ist zu sehen, dass sie Stress und Anforderungen im Gehirn verarbeiten – wahrscheinlich ganz ähnlich, wie Menschen das auch tun. So könnte die Geschichte von Hund und Mensch angefangen haben: Steinzeitfamilie mit zahmem Wolfswelpen Wie der Hund zum Menschen kam Wie der Hund zum Mensch und Wolf haben viel gemeinsam Lange Zeit sind sie vor allem Gegner: Menschen und Wölfe. Doch am Ausgang der letzten Eiszeit, im Zeitraum zwischen 25.000 und 18.000 Jahren v. Chr., gibt es die ersten gemeinsamen Spuren. Damals finden sich auf vielen Lagerplätzen der Altsteinzeit Spuren von zahmen Wölfen, erkennbar an Anomalien der Zähne, die sich bei zahmen und gefangenen Tieren einstellen. Wahrscheinlich waren es Jungtiere, die die eiszeitlichen Jäger aus der Tundra mitbrachten. Einen bestimmten Zweck verfolgten sie damit vermutlich nicht. Aber zwischen Wölfen und Menschen gibt es viele Gemeinsamkeiten: beide sind darauf angewiesen, in Gruppen zu jagen, beide leben in sozialen Gemeinschaften und haben soziale Rangfolgen – die Voraussetzungen für eine gemeinsame Geschichte. Vom zahmen Wolf zum ersten Hund Einige tausend Jahre später, vor etwa 14.000 Jahren, hat sich aus den gezähmten Wölfen, die sich in Gefangenschaft vermehrt haben, allmählich eine neue Form entwickelt – gleichzeitig an unterschiedlichen Orten in Asien und Europa. Die Tiere unterscheiden sich eindeutig von den wilden Verwandten: sie sind deutlich kleiner, mit Schulter- höhen zwischen 50 und 60 Zentimetern. Wölfe erreichen je nach Art bis zu 80 Zentimetern Höhe. Der Schädel der neuen Art ist noch wolfsähnlich, doch die Schnauze ist kürzer. Aus dem gezähmten Wolf hat sich jetzt der domestizierte Hund entwickelt – das erste Haustier des Menschen. Dass er eine bestimmte Funktion gehabt hätte, kann man nicht nachweisen. Wenig spricht dafür, dass Hunde damals schon dem Mensch als Jagdgehilfen dienten. Steinzeitjägers Freund und Helfer Zwischen 10.000 und 8.000 v. Chr. hat sich der Hund schon über die gesamte Erde verbreitet und sich an unterschiedliche klimatische und geografische Bedingungen angepasst. Trotzdem ist sein Aussehen noch ziemlich einheitlich. Die meisten Hunde sind deutlich kleiner als Wölfe, mit Schulterhöhen zwischen 45 und 60 Zentimetern, von der Größe eines Terriers bis zu der eines Schäferhundes. Eine gezielte Zucht gibt es in dieser Zeit noch nicht, doch das Verhältnis von Mensch und Hund hat sich grundlegend verändert: In der nun dicht bewaldeten, unübersichtlichen Landschaft nach der Eiszeit wird der Hund mit seiner Spürnase zum willkommenen Jagdhelfer des Menschen, wie Felszeichnungen belegen. Die zunehmend enge Beziehung zwischen Mensch und Hund spiegelt sich auch im Bestattungskult: In 7 Links: Erst nach der Eiszeit beginnt der Hund seine Karriere als Jagdbegleiter des Menschen Mitte: Kraftpakete im Einsatz gegen Raubtiere: Mastiffartige Kampfhunde wurden vor allem in Mesopotamien gehalten Rechts: Erst bei den Römern wird der Hund im eigentlichen Sinn zum „Haustier“: Wachhunde zum Schutz von Haus und Hof waren weit verbreitet Wie der Hund zum Men schen kam vielen Gräbern dieser Zeit sind Hunde mit bestattet, Seite an Seite mit ihren Herren. Gelegentlich geht die Liebe zum Hund auch durch den Magen – aber als Fleischreserve nutzt man Hunde wohl nur in Ausnahmesituationen. Gesellschaftshunde hält man die ersten deutlich unproportionierten Hunde mit langem Rücken und sehr kurzen Läufen. Schoßhunde im alten Rom Kampfhunde im Zweistromland In Mesopotamien und Ägypten liegen die zarten Anfänge der Hundezucht: In diesen frühen Hochkulturen im vierten Jahrtausend v. Chr. ist die Jagd ein Luxus der Reichen und Vornehmen – sie sind es wohl auch, die als erste damit anfangen, Hunde zu züchten. Einer der frühen Rassehunde ist der so genannte Tesem, ein Windhund: hochbeinig, mit stehenden Ohren, schmaler Schnauze und kurzem Ringelschwanz. Der Tesem ist ideal bei Hetzjagden in offenem Gelände. Für die Jagd auf Löwen und Wildschweine hält man schwere, große Hunde, ähnlich den heutigen Mastiffs. Später werden diese Hunde auch im Krieg eingesetzt, vor allem von Babyloniern und Assyrern. Unter ägyptischen Adeligen beschenkt man sich mit kleineren, in Rudeln gehaltenen Stöberhunden – ein nubischer Stamm soll Pharao Thutmoses III. (1512-1436 v. Chr.) eine ganze Meute solcher Jagdhunde als Geschenk übersandt haben. Als Palast- und 8 Doch erst die Römer züchten in großem Stil allerlei Nutztiere und gelten als eigentliche Begründer der systematischen Rassehundezucht: auf unterschiedliches Wild spezialisierte Jagdhunde, schnelle, kräftige Hirtenhunde und schwere große Wachhunde zum Schutz von Haus, Hof und Familie. Im Krieg setzen die Römer keine Hunde ein, doch an den Grenzen des Reiches hält man scharfe Wach- und Spürhunde zur Abschreckung. Das äußere Erscheinungsbild des Hundes ist um die Zeitenwende so vielfältig wie nie zuvor; auf den Straßen des römischen Reiches der Kaiserzeit sind schon die meisten Formen heutiger Hunde vertreten: mopsähnliche Tiere mit extrem verkürzten Schnauzen und starkem Unterbiss, oder Zwerghunde, die nicht größer sind als 20 bis 30 Zentimeter, manchmal sogar noch kleiner. Offenbar sind sie bei den Damen als Schoßhunde beliebt. Allerdings kann keine der heutigen Hunderassen ihren Stammbaum bis in Kaiser Augustus’ Zeiten zurückverfolgen: Die meisten römischen Hunderassen sterben mit dem Untergang des römischen Reiches aus. Vom Bullenbeißer zum Rassehund Die Entwicklung zum modernen Rassehund beginnt in England. Am Hof des englischen Königs ist der Kampf von Hunden gegen wilde Tiere – zunächst gegen Bären, später auch gegen Wölfe, Löwen oder Stiere – bereits im Mittelalter ein beliebter Zeitvertreib. Im 18. und 19. Jahrhundert wird daraus ein regelrechter Volkssport, besonders das sogenannte „Bullenbeißen“ ist beliebt. Spezielle Kampfhunde, Bulldogs, die sich in der Schnauze des Stieres festbeißen, werden zu diesem Zweck gezüchtet. Aggressivität, Kraft und Furchtlosigkeit sind die Kriterien der strengen Auslese. Bald lässt man, als billigere Alternative, auch Hunde gegeneinander kämpfen. Anfang des 19. Jahrhunderts werden die beliebten Hundekämpfe in England verboten. Doch die Leidenschaft der Briten für die Hundezucht lässt sich dadurch nicht bremsen. Statt auf Leistung setzt man jetzt auf äußere Merkmale. Immer mehr der alten Hundeformen werden so zu neuen Rassen vereinheitlicht und veredelt. Die meisten der neuen Rassen gehen auf gebräuchliche Jagd- und Hütehunde-Schläge zurück, nur wenige, etwa Pekinesen und Bernhardiner, lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. 1879 findet in Newcastle die erste Hundeausstellung statt – die moderne Rassezucht hat begonnen. Die Rassezucht rein auf äußere Merkmale ist eine Erfindung des neunzehnten Jahrhunderts 9 Links: Der Forscher und sein Lebenswerk: Dmitri Beljaew und seiner Silberfüchse Mitte: Die zutraulichen Füchse genießen menschliche Liebkosungen Rechts: Die unterschiedlichen Fellschattierungen sind die offensichtlichsten Veränderungen der zahmen Füchse Die zahmen Füchse Die zahmen Füchse von Novosibirsk Ein ehrgeiziger Plan Es waren etwas eigenwillige wissenschaftliche Thesen, die Anfang der 1950er Jahre in der UdSSR galten: Der sowjetische Chef-Biologe Trofim Lysenko, ein Vertrauter Stalins, bestritt unter anderem die Existenz von Genen und dominierte die gesamte Forschung im Land. Ein ungutes Klima – wer andere Ansichten vertrat, musste mit politischer Verfolgung rechnen. Das traf auch den Biologen Dmitri Beljaew, der wegen seiner kritischen Haltung seinen Posten als Direktor eines Forschungslabors in Moskau verlor. Doch in Nowosibirsk, an der sibirischen Abteilung der sowjetischen Akademie der Wissenschaften, konnte er heimlich weiter an seinem Lebenswerk arbeiten: der Erforschung der Domestizierung. Trofim Lysenko Trofim Denissowitsch Lysenko, ukrainischer Biologe, lebte von 1898 bis 1976. Er war unter anderem Direktor des Instituts für Vererbungslehre und Zuchtauslese und Präsident der Akademie der landwirtschaftlichen Wissenschaften. Seine Vererbungstheorie wich von den Mendelschen Gesetzen ab und ist wissenschaftlich längst widerlegt, wurde aber mit Hilfe staatlicher Unterstützung zur Doktrin. 10 1959, sechs Jahre nach Stalins Tod, ist der Einfluss Lysenkos endlich so weit zurück gedrängt, dass der Startschuss zu einem einzigartigen Experiment fallen kann: Beljaew will beweisen, dass Gene, die bei Tieren für ein zahmes Verhalten verantwortlich sind, auch eine Reihe anderer Merkmale kontrollieren. Könnten diese möglicherweise auch körperliche Besonderheiten wie ein geschecktes Fell, ein aufgerollter Schwanz oder Schlappohren sein? Bereits Charles Darwin hatte festgestellt, dass sich viele Haustiere durch diese Merkmale von ihren wilden Verwandten unterscheiden. Zucht auf Zahmheit Um das Rätsel zu lösen, besorgt sich Beljaew 30 männliche und 100 weibliche Silberfüchse von einer Pelzfarm in Estland. Mit ihnen beginnt er die Zucht. Um alle Veränderungen bei den Nachkommen auf die Gene zurückführen zu können, bestimmt der Forscher nur ein einziges Auswahlkriterium, die Zahmheit: sind die Tiere zutraulich, lassen sie sich mit der Hand füttern, haben sie Angst, wenn Menschen sich ihrem Zwinger nähern? Allerdings bleibt der Kontakt der Füchse zu Menschen dabei auf ein Minimum beschränkt. Wenn die Welpen einen Monat alt sind, bekommen sie zum ersten Mal Futter von der Hand eines Menschen angeboten, der von Novosibirsk gleichzeitig mit der anderen Hand versucht, das Tier zu berühren. Jeden Monat wiederholen Beljaew und seine Mitarbeiter den Test, sowohl im Einzelkäfig als auch in Gruppen mit anderen Tieren. Als die Welpen im Alter zwischen sieben und acht Monaten geschlechtsreif werden, teilen die Wissenschaftler sie anhand ihres Verhaltens in mehrere Klassen ein. Füchse, die bei den Tests fliehen oder beißen, kommen in Klasse 3. Klasse-2-Füchse sind die Tiere, die Berührung zulassen, aber keine Reaktion darauf zeigen. Anders sieht es bei den Tieren der Klasse 1 aus: Sie reagieren mit freudigem Winseln und Schwanzwedeln auf die Menschen. In den Anfangsjahren sind nur 20 Prozent der Fähen und lediglich vier bis fünf Prozent der Rüden so zutraulich, dass mit ihnen weitergezüchtet wird. Silberfuchs Der Silberfuchs (vulpes vulpes) ist eine Farbspielart des bekannten Rotfuchses. Sein Fell ist schwarz mit silbrigweißen Spitzen. domestizierte Elite. Diese Tiere sind fügsam und gelehrig, suchen von sich aus den Kontakt zu Menschen, schnüffeln und lecken an deren Händen, konkurrieren miteinander um Zuneigung. Kurz: sie verhalten sich wie Hunde. Nach zehn Generationen sind 18 Prozent der Tiere solchermaßen domestiziert, nach zwanzig sind es schon 35 Prozent und nach 35 Generationen fast 80 Prozent. Heute sind die Füchse so zutraulich, dass es in Sibirien bereits erste Pläne gibt, sie als Haustiere zu vermarkten. Als Ursache des neuen Verhaltens machen die Wissenschaftler einen Unterschied im Hormonhaushalt aus: Die Konzentration bestimmter Stresshormone im Blut steigt bei wilden Füchsen im Alter von zwei bis vier Monaten stark an, was sie Menschen gegenüber scheu werden lässt. Bei Beljaews zahmen Füchsen verändert sich der Hormonspiegel jedoch erst wesentlich später und bleibt auf einem geringeren Niveau. Je domestizierter die Füchse werden, desto später werden sie also erwachsen. Domestizierung Die Füchse verändern sich unter „Domestizieren“ versteht man das Zähmen von Wild- zu Haustieren. Und Beljaews Plan geht auf – nur wenige Jahre später, bei den Füchsen der sechsten Generation, kann sein Team eine weitere Klasse einführen: 1E, die 11 Links: Ein Blick genügt, und der Fuchs weiß, wo er sein Futter findet Mitte: Die sinnliche Welt des Hundes unterscheidet sich stärker von der des Menschen, als man denkt Rechts: Beim räumlichen Sehen sind Hunde im Nachteil: die Sichtfelder ihrer Augen überschneiden sich in einem kleineren Bereich als beim Menschen Die zahmen Füchse von Novosibirsk Schlappohren und geschecktes Fell Auch das Äußere der zahmen Füchse beginnt sich zu verändern: Sie haben weiße Flecken am Kopf, später tragen manche Tiere am ganzen Körper ein geschecktes Fell. Immer mehr Füchse bekommen sogar Schlappohren und aufgerollte Schwänze, ähnlich wie manche Hunderassen. Beljaew fällt auf, dass es sich dabei um Merkmale handelt, die bei Wildtieren normalerweise nur im Welpenalter auftreten. Bei seinen zahmen Füchsen bleiben sie erhalten. Nach etwa 15 bis 20 Generationen kommen schließlich Füchse mit Unter- oder Überbissen zur Welt; manche haben kürzere Schwänze und Beine als die Tiere einer Vergleichsgruppe. Damit hat Beljaew sein Ziel erreicht, die Lehre Lysenkos ist widerlegt: Die Zucht nach Verhaltensmerkmalen zieht die genetische Beeinflussung vieler anderer Merkmale nach sich. Zudem konnte er beweisen, dass die Auslese nach Zahmheit die Entwicklung der Tiere beeinflusst – domestizierte Tiere bleiben in gewissem Sinne in ihrer Entwicklung auf der Baby-Stufe stehen: Schlappohren, Bellen, und auch die Zutraulichkeit zum Menschen sind bei ihren wilderen Argenossen spätestens mit der Geschlechtsreife verschwunden. 12 Nur zufällig unser bester Freund? 2005, fast ein halbes Jahrhundert nach Beginn des Versuchs, erweitert der amerikanische Anthropologe Brian Hare das sibirische Experiment: Er untersucht die Fähigkeit zahmer Füchse, menschliche Gesten zu interpretieren. Bei verschiedenen Tests schneiden die Fuchswelpen ebenso gut ab wie Hundewelpen und bei weitem besser als Wölfe und Schimpansen, mit denen Hare die gleichen Tests gemacht hat. Das zeigt, dass Auswahl und gezielte Zucht zahmer Tiere ausreichen, um auch ihr Verständnis von menschlicher Körpersprache zu verändern. Möglicherweise wurden also Hunde – zumindest in den ersten Jahrtausenden ihrer Geschichte – gar nicht wegen ihrer Kommunikationsfähigkeiten gezüchtet, wie oft angenommen wird. Vielleicht sind diese nur ein Nebenprodukt der Domestikation. Dabei muss es nicht unbedingt systematisch zugegangen sein, die Auswahl erfolgte am Anfang der Beziehung zwischen Mensch und Hund vermutlich mit eher schlichten Methoden: Tiere mit problematischem Verhalten wurden wohl einfach verjagt oder verspeist. Die Sinne der Hunde Die Sinne der Hunde Gleiche Welt – andere Wahrnehmung Solche Situationen kennt jeder Hundehalter: der Hund benimmt sich in einer scheinbar ganz normalen Situation plötzlich seltsam – er zerrt wie wild an der Leine, bellt oder wird nervös. Was für den Besitzer keinen erkennbaren Anlass bietet, hat aber in der Regel sehr wohl eine Ursache, nur ist es oft eine, die der Mensch nicht wahrnimmt. Denn die Unterschiede in der Wahrnehmung von Hund und Mensch sind größer, als so mancher Hundefreund denkt. wahr, besser steht es bei Blau und Gelb. Das von Hunden wahrgenommene Bild ist außerdem weniger kontrastreich – und nur etwa halb so scharf wie das des Menschen. Stäbchen und Zapfen In der Netzhaut aller Säugetiere befinden sich als Stäbchen und Zapfen bezeichnete Rezeptoren. Sie wandeln das einfallende Licht in elektrische Impulse um. Von den insgesamt etwa 130 Millionen Lichtrezeptoren auf der Netzhaut sind rund 95 Prozent Stäbchen und nur fünf Prozent Zapfen. Auf Bewegung und Dunkelheit eingestellt Das fängt beim Sehen an: Grundsätzlich ist das Auge beim Hund ähnlich aufgebaut wie beim Menschen. Allerdings ist ihre Linse größer und damit weniger flexibel – beim Scharfstellen der Augen brauchen Hunde länger. Noch stärkere Unterschiede gibt es auf der Netzhaut. Hunde haben dort mehr als doppelt so viele Stäbchen wie der Mensch: im Dunkeln sehen sie damit besser, und auch Bewegungen können sie besser erkennen. Dafür haben Hunde im Gegensatz zu Menschen nicht drei, sondern nur zwei Zapfentypen. Deswegen ist die Welt der Hunde im Vergleich zum Menschen deutlich weniger farbig: rötliche und grünliche Farbtöne nehmen Hunde weniger gut Die Stäbchen sind vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen gefordert, da sie für das Hell-DunkelSehen und das Kontrastsehen zuständig sind. Die Zapfen sind auf das Unterscheiden von Farben spezialisiert. Kein Tunnelblick So bunt und plastisch wie die des Menschen ist die visuelle Welt des Hundes also nicht – sein Sehsinn ist auf die speziellen Bedürfnisse des Jägers angepasst. Dazu gehört, dass Hunde ein größeres Sichtfeld als der Mensch haben: Bei ihnen stehen 13 Ganz auf Riechen eingestellt: Zehn Prozent des Hundehirns sind ausschließlich mit dem Verarbeiten von Geruchsinformationen beschäftigt – beim Menschen sind es nur fünf Prozent Die Sinne der Hunde die Augen seitlicher am Kopf als beim Menschen. Dinge, die sich von der Seite nähern, erkennen Hunde damit deutlich früher. Dafür schneiden Hunde beim räumlichen Sehen schlechter ab als Menschen, weil sich die Sichtfelder ihrer beiden Augen weniger stark überschneiden. Hören in den höchsten Tönen Wichtiger als Farbenspiel und Tiefenschärfe ist für den Hund die Welt der Töne. Hier lässt er den Menschen weit hinter sich. Grundsätzlich ist das Innenohr bei Hund und Mensch zwar gleich aufgebaut: bei beiden sitzen die Schallrezeptoren in der Schnecke, dem wichtigsten Knochen im Innenohr. Doch im Unterschied zum Menschen hat der Hund Rezeptoren, die auch noch auf extrem hohe Schallfrequenzen ansprechen – und er hat vor allem deutlich mehr als der Mensch. Zehnmal genauer als der Mensch kann der Hund Geräusche lokalisieren. Aber nicht nur beim „Wie“, sondern vor allem auch darin, was er hören kann, ist der Hund dem Menschen haushoch überlegen. Töne bis zu 40.000 Hertz können Hunde noch wahrnehmen – bei Menschen ist schon bei 20.000 Hertz Schluss. Und nicht nur das: Hunde können Geräusche aus einer viermal weiteren Entfernung hören als der Mensch. 14 Meister der Düfte Doch der entscheidende Vorteil des Hundes liegt in seinem wichtigsten Sinnesorgan: der Nase. Im Schnitt hat ein Hund etwa 220 Millionen Riechzellen – nur etwa fünf Millionen sind es beim Menschen. Der Nasenraum ist beim Hund stark gefaltet und hat so eine enorm große Oberfläche. In derselben Dicke ausgebreitet, käme die Riechschleimhaut des Hundes auf etwa sieben Quadratmeter – die des Menschen gerade mal auf einen halben. Im Aufspüren und Unterscheiden noch der feinsten Duftspuren sind Hunde eine Million Mal besser als Menschen. Hunde nehmen aber nicht nur mehr Gerüche wahr als Menschen. Sie sind auch dazu in der Lage, Verlauf und Richtung einer Duftspur genau zu erkennen. Möglich ist diese enorme Leistung, weil ihr Gehirn Gerüche räumlich abspeichert und zeitlich analysiert. Insgesamt ist rund ein Zehntel des Hundehirns ausschließlich mit dem Verarbeiten von Geruchsinformationen beschäftigt – beim Mensch ist es nur ein Zwanzigstel. Die Welt des Hundes wird also in erster Linie durch seine Nase bestimmt – für den Menschen sind es vor allem die Augen. Einerseits bewegen sie sich in derselben Umwelt, doch gleichzeitig ist es auch eine völlig andere – eine, die wir uns als Menschen nur bedingt vorstellen können. Angst vor Hunden ist nicht unbegründet Wie man mit Hunden auskommt Wie man mit HUnden Von Hunden und Menschen Hunde können nicht sprechen. Während Menschen ihre Kommunikation in erster Linie mit Worten bestreiten, tun Hunde das auf ihre Art – mit Körpersprache und Mimik. Kein Wunder also, dass es oft Missverständnisse und Unsicherheiten gibt zwischen Hund und Mensch. Missverständnisse können den Hund so aggressiv machen, dass er zubeißt. Es gibt auch Hunde, die verhaltensgestört, von Natur aus aggressiv oder von ihren Besitzern auf gefährliche Art abgerichtet sind – Angst vor Hunden ist also nicht unbegründet. Aber Panik ist auf keinen Fall die richtige Strategie. Kommt es zu einer brenzligen Situation und ist der Besitzer nicht in der Nähe oder greift nicht ein, gibt es eine Grundregel: Zurückhaltung gegenüber dem Hund. Das beste Rezept ist ein möglichst gleichförmiges Verhalten ohne plötzliche ÜberraschungsGesten. Sie sollten immer dran denken, dass es sich in den meisten Fällen um ein Machtspiel handelt, das der Hund besser nicht gewinnen sollte. In der Regel ist das Verhalten eines Hundes aber vorhersehbar. Beißen wird er meistens nur, wenn er erschrickt oder sich bedroht fühlt. Wer gut vorbereitet sein will, kann sich an folgende Tipps halten: Wenn der Hund bellend im Weg steht Steht der Hund bellend auf dem Grundstück seines Besitzers oder auf einem danebenliegenden Weg, haben Sie es mit einem Revierverteidiger zu tun. Je nach Rasse ist das Territorialverhalten unterschiedlich ausgeprägt. Rottweiler, Hovawarts oder Schäferhunde reagieren auf Eindringlinge besonders heftig, Huskies weniger stark. Für Sie aber geht es jetzt darum, dem aufgebrachten Tier Ihre Harmlosigkeit zu signalisieren. Tipp: Uninteressiert tun, wie zum Beispiel an der eigenen Tasche rumhantieren. Gesicht und Körper vom Hund abwenden. Auf keinen Fall das Verhalten ändern, nur weil der Hund da ist. Sonst fühlt sich der Hund seinerseits animiert, zu reagieren. Deshalb auch möglichst nicht stehen bleiben, sondern in sicherem Abstand weiterlaufen. Wenn man den Hund passiert, Augenkontakt vermeiden, denn ein tiefer Blick ist für den Hund eine Herausforderung zum Kampf. 15 Fahrradfahrer lösen bei vielen Hunden den Jagdinstinkt aus Wie man mit Hunden Wenn der Hund schnüffelnd näher kommt Normalerweise ist das kein besorgniserregendes Verhalten. Der Hund ist einfach neugierig und möchte erschnüffeln, mit wem er da die Ehre hat. Allerdings verströmt der ängstliche Mensch einen besonderen Stressgeruch, den der Hund deutlich wahrnimmt. Ausgeprägte Angst würde ihn jetzt herausfordern, denn er will grundsätzlich der Stärkere sein. Dass er zubeißt, ist allerdings unwahrscheinlich, wenn Sie selbst nicht hektisch oder aggressiv werden. Doch er wird aufmerksam werden und darauf achten, ob etwas passiert – ob Sie friedliche Absichten haben. Hat der Hund allerdings beim Schnüffeln die Ohren angelegt, ist das ein Grund zur Entwarnung – das bedeutet nämlich Unterwürfigkeit. Tipp: Den Hund nicht beachten. Hände entweder einfach runterhängen lassen oder in die Hosentaschen stecken, auf keinen Fall aber mit den Händen rumwirbeln. Dieses Desinteresse wird schon nach kurzer Zeit auf Gegenseitigkeit beruhen. 16 Wenn der Hund einen Fahrradfahrer verfolgt Ausgelöst wird dieses Verhalten durch den Jagdtrieb. Das ist nicht ungefährlich für den Fahrradfahrer, denn mit seiner Beute kommuniziert der Hund normalerweise nicht. In diesem Moment hat der Radfahrer also keinen kommunikativen Zugang zum Hund. Tipp: Anhalten; denn sobald das Fahrrad steht, erlischt der Jagdtrieb. Wer dann auf Nummer sicher gehen will, kann das Fahrrad zwischen sich und den Hund stellen – als Schutzschild sozusagen. Aber auch bei dieser Aktion gilt: den Hund möglichst nicht erschrecken und keine hastigen, huschigen Bewegungen machen. Wenn der Hund auf Sie zu rennt Man sollte in dieser Situation auf jeden Fall vorsichtig sein. Denn selbst wenn der Hund mit dem Schwanz wedelt, kann das jetzt Aggression ausdrücken. Vielleicht will er auch einfach nur spielen oder schauen, wer da kommt. Doch gehen Sie auf Nummer sicher. Hochspringen kann eine Aufforderung zum harmlosen Spielen, aber auch ein Machtspiel sein auskommt Tipp: Nicht wegrennen! Auch nicht laut schreien oder hastige Bewegungen machen. Das alles erfüllt nämlich das Beuteschema und weckt den Jagdinstinkt und damit die Aggressivität des Hundes. Wenn der Hund an Ihnen hochspringt Auch das kann nett gemeint sein, zum Beispiel als Aufforderung zum Spielen. Selbst wenn der Hund dabei bellt. Bellen hat nämlich verschiedene Bedeutungen – es kann freundlich oder aggressiv gemeint sein. Andererseits kann das Hochspringen auch signalisieren: Ich bin hier der Chef und du befindest dich in meinem Revier! fordern Sie in diesem Fall den Besitzer auf, sein Tier zurückzuhalten. Sie müssen es sich nicht gefallen lassen, dass ein Hund Sie anspringt. Hundehalter sind verantwortlich für ihre Tiere und müssen für Schaden haften. Der ultimative Tipp bei unleidlichen Hunden Ein Trick, der immer zieht, ist Bestechung – mit gutem Fleisch. Natürlich hat man das natürlich nicht immer in der Jackentasche. Die Finte klappt aber bei Hunden, an denen man öfter vorbeikommt, oder fremdelnden Hunde von Freunden, die man für sich gewinnen will. Tipp: Wer es nicht mag oder sich bedroht fühlt: den Hund nicht beachten. Zur Seite gucken und sich mit seinen eigenen Sachen beschäftigen. Nicht schimpfen, das verstärkt das Verhalten des Hundes – denn dann wird sein Verhalten ja durch Aufmerksamkeit belohnt. Wer befürchtet, dass der Hund die Kleider verschmutzt oder zerreißt: Hund sanft wegdrücken, möglichst ohne Aggression. Dabei aber nicht mit dem Hund sprechen und ihn nicht angucken. Und 17 Vom Schoßhund zum Killerdackel Vom Schoßhund – kann man aus jedem Hund einen Kampfhund machen? Sein mächtiger Körper ist muskelbepackt, er hat eine bullige Kopfform und einen kräftigen Kiefer – ein Hund der „Kategorie 1“. Was sich zunächst nach einer Auszeichnung anhört, ist in Wirklichkeit der Versuch, die Bevölkerung vor allzu aggressiven Tieren zu schützen. Dazu teilen die Behörden alle Hunde in Kategorien ein. Zur Kategorie 1 gehören demnach Rassen wie American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bull Terrier, Bullterrier sowie der Mischling Pitbull Terrier. In Nordrhein-Westfalen fielen im Jahr 2004 etwa 5 Prozent von rund 450.000 registrierten Hunden in diese Kategorie. Doch hängen Aggressivität und Rasse tatsächlich so einfach zusammen? Oder ließe sich nicht aus jedem Hund eine Art Kampfhund machen? sächliche Rolle: „Kein Hund kommt aggressiv zur Welt“, versichert Bloch. „Erst durch das Eingreifen des Menschen werden einige Hunde zur Gefahr.“ Ein Beispiel für solche Eingriffe sind spezielle Zuchtmethoden. So verhindern Züchter von Kampfhunden, dass Hunde eine natürliche Beißhemmung entwickeln. „Hundewelpen erlernen durch das so genannte Kontaktliegen mit ihren Geschwistern innerhalb der ersten vier Monate diese Beißhemmung“, sagt Bloch. „Sie merken, dass sie zurückgebissen werden, wenn sie einen anderen Welpen provozieren.“ Bei der Kampfhundezucht werde daher gezielt verhindert, dass die Welpen bei ihren Geschwistern liegen. Auch kleine Hunde beißen zu Mittel gegen natürliche Hemmungen Vor allem in osteuropäischen Ländern hat es Tradition, einige Hunderassen für Schaukämpfe zu züchten und zu trainieren. „Trotzdem sind bestimmte Rassen nicht pauschal gefährlich, sondern nur vereinzelte Zucht- und Blutlinien einer jeweiligen Rasse“, sagt der Hundeverhaltensforscher Günther Bloch. Zudem spielten bei aggressiven Hunden die Gene eher eine neben- 18 Mit solchen Methoden ließe sich daher aus jedem Hund, egal welcher Rasse und Größe, eine „Killermaschine“ machen – im Prinzip jedenfalls, so Verhaltensforscher Bloch. Wenn der Welpe eben nicht bei seinen Geschwistern eine Beißhemmung erwirbt und zusätzlich immer wieder provoziert wird, sind die Chancen groß, einen besonders aggressiven Hund heranzuziehen.Auch der internationale Hundezüchter Hans-Günther Voß zum Killerdackel bestätigt, dass nicht nur die großen Hunde zur Gefahr werden können. „Typische Jagdhunde, wie die kleinen Jack-Russel-Terrier und Dackel, sind aufgrund ihres Jagdtriebes häufig sehr angriffslustig. Sie haben ein ausgeprägtes Beute- und Fangverhalten und sind ebenfalls darauf trainiert und gezüchtet worden, zuzubeißen. Dabei schrecken sie oft vor weitaus größeren Gegnern und manchmal auch vor Menschen nicht zurück.“ Dennoch verursachen Kampfhunde, also Tiere der Kategorie 1, einen großen Teil der Bissverletzungen. In Nordrhein-Westfalen etwa wurden im Jahr 2004 insgesamt 859 Menschen von einem Hund gebissen. Mehr als 20 Prozent der Verletzungen stammten von einem Kampfhund – und das obwohl diese nur 5 Prozent der registrierten Hunde ausmachten. Auch sind die Folgen durch diese Tiere oft schwerer als bei kleinen Hunden, die mit ihrem kleineren Gebiss naturgemäß weniger anrichten können. 2003 einen Wesenstest. Für Tiere der Kategorie 1 ist er generell vorgeschrieben, Hunde anderer Rassen müssen sich ihm vor allem dann stellen, wenn sie schon einmal einen Menschen gebissen haben. In dem Test untersucht ein von den Behörden ausgewählter Tierarzt die Reaktionen des Hundes in bestimmten Situationen: Wie reagiert das Tier bei Kontakt mit anderen Personen? Wie verhält der Hund sich gegenüber Joggern? Versetzen ihn plötzliche Geräusche wie das Klingeln eines Fahrrads in Aufregung? Auch die Reaktionen auf Artgenossen gehören zum Test. Besteht der Hund den Test nicht, darf er nicht mehr ohne Leine und Maulkorb ausgeführt werden – das gilt für „Kampfpudel“ wie für Pitbull Terrier gleichermaßen. Mit Jogger und Fahrradklingel: der Wesenstest Trotzdem kann jeder Hund aggressiv gemacht werden – in diesem Punkt sind sich Hundeexperten und Verhaltensforscher weitgehend einig. Um gefährliche Hunde zu erkennen, gibt es in Deutschland seit 19 Wahr oder falsch Wahr oder falsch – 15 Fragen rund um den Hund Hunde, die bellen, beißen nicht – oder? Selbst wer nie einen Hund besessen hat, kennt meist die eine oder andere Faustregel zum Umgang mit den Tieren. Dazu kommen jede Menge Mythen und Geschichten, die sich um die zahmen Nachfahren der Wölfe ranken. Welche sind nun wahr und welche gehören ins Reich der Legenden? Testen Sie Ihr Wissen über Hunde Es könnte die eine oder andere Überraschung auf Sie warten... Aussagen Hunde können nicht schwitzen, da sie keine Schweißdrüsen haben. Auch Hunde träumen. So wie Menschen Links- oder Rechtshänder sind, haben auch Hunde eine Präferenz für ihre linke oder rechte Pfote. Schwanzwedeln ist ein sicheres Zeichen, dass ein Hund sich freut. Hunde verhalten sich gegenüber Katzen von Natur aus aggressiv. Hunde empfinden es als Provokation, wenn man ihnen direkt in die Augen schaut. Hunde bellen in erster Linie, um mit Menschen zu kommunizieren. Hunde heben ihr Bein, um ihren Urin möglichst hoch zu hinterlassen. Rüden vertragen sich generell besser mit Hündinnen als mit ihren Geschlechtsgenossen. Drogenspürhunde werden süchtig gemacht, damit sie Rauschgifte gezielt aufspüren. In China isst man Hundefleisch. Ob ein Hund kinderlieb oder lernfähig ist, wird auch von seiner Rasse beeinflusst. Wenn ein Pit Bull sich in Beute verbeißt, sperrt sich sein Kiefer so, dass er nicht mehr loslassen kann. Bernhardiner sind besonders gut als Lawinenhunde geeignet. Wenn Hütehunde keine Schafe hüten können, versuchen sie manchmal, Kinder zusammenzutreiben. 20 richtig falsch 15 Fragen rund um den Hund Auflösung Hunde können nicht schwitzen, da sie keine Schweißdrüsen haben. Falsch. Hunde haben Schweißdrüsen, allerdings nur an den Ballen unter ihren Pfoten. Zur Kühlung des Organismus, wie beim Menschen, reichen diese bei weitem nicht aus, weswegen ein Hund bei warmem Wetter und körperlicher Anstrengung hechelt, um Hitze abzugeben. Auch Hunde träumen. Richtig. Bei Hunden wurden Schlafphasen mit raschen Augenbewegungen (Rapid Eye Movement) nachgewiesen, während derer auch der Mensch intensiv träumt. Darauf, dass Hunde während dieser REMPhasen ebenfalls die Erlebnisse des Tages verarbeiten, deuten gelegentliches Zucken, Pfotenbewegen und Schwanzwedeln hin. Nachgewiesen wurde die Traumfähigkeit von Säugetieren von Forschern des Massachusetts Institute of Technology, die bei Ratten während der REM-Phase die gleichen Hirnaktivitäten aufzeichneten wie beim Durchqueren eines Labyrinths kurz vor dem Einschlafen. So wie Menschen Links- oder Rechtshänder sind, haben auch Hunde eine Präferenz für ihre linke oder rechte Pfote. Richtig. Zumindest deuten Versuche der Psychologin Deborah Wells von der Queen’s University of Belfast darauf hin. Wells’ 53 Testhunde mussten jeweils eine Pfote geben, sich eine Flanelldecke vom Kopf streifen und ein Stück Schokolade aus einer Metalldose fischen. Das Ergebnis: Hündinnen bevorzugten für die Aufgaben klar ihre rechte, Rüden die linke Pfote. Schwanzwedeln ist ein sicheres Zeichen, dass ein Hund sich freut. Falsch. Hunde wedeln mit dem Schwanz, um ihren Eigengeruch zu verbreiten. Das tun sie, wenn sie aufgeregt sind – und zwar auch, wenn diese Erregung nicht freudig ist. Schwanzwedeln kann also nur in Verbindung mit der sonstigen Körpersprache interpretiert werden; eine einzige Bedeutung kann man ihm nicht zuordnen. Hunde verhalten sich gegenüber Katzen von Natur aus aggressiv. Falsch. Es gibt keine natürliche Feindschaft zwischen Hund und Katze. Dass sie sich oft nicht besonders mögen, liegt an der unterschiedlichen Körpersprache. Wenn beispielsweise Katzen ihre Ohren anlegen oder sich auf den Rücken legen, meinen sie das keinesfalls als Zeichen der Unterwürfigkeit, auch wenn ein Hund es so interpretieren könnte. Haben sie sich aber erst einmal aneinander gewöhnt, kommen die beiden oft gut miteinander aus. 21 Wahr oder falsch Hunde empfinden es als Provokation, wenn man ihnen direkt in die Augen schaut. Richtig. Der direkte Blickkontakt ist ein Zeichen von Überlegenheit. Während es kein Problem sein darf, dem eigenen Hund in die Augen zu sehen, könnte ein fremder sich herausgefordert fühlen. Im günstigen Fall wird er dem Blick des Menschen schließlich ausweichen, im ungünstigen könnte er versuchen, die offenbar unklare Rangfolge zu seinen Gunsten zu entscheiden. Hunde bellen in erster Linie, um mit Menschen zu kommunizieren. Richtig. Untereinander kommunizieren Hunde wie Wölfe: mit Körpersprache, Mimik und Gerüchen. Auch knurren und jaulen sie; gebellt wird jedoch nach dem Welpenalter überwiegend, um Herrchen oder Frauchen etwas mitzuteilen. Theorien, wonach sich der Hund mit dem Bellen an die menschliche Sprache angepasst haben soll, konnten bislang nicht bewiesen werden. Hunde heben ihr Bein, um ihren Urin möglichst hoch zu hinterlassen. Richtig. Der Urin jedes Hundes hat einen bestimmten Geruch, der ihn von seinen Artgenossen unterscheidet. Mit diesen Duftmarken zeigen vor allem Rüden ihren Anspruch auf ein bestimmtes Revier an. Indem sie nun das Hinterbein heben, treffen sie zum 22 Beispiel einen Baum an einer höheren Stelle. Vor allem kleine Konkurrenten haben es dann schwerer, die Duftmarke mit ihrem eigenen Urin zu überdecken. Rüden vertragen sich generell besser mit Hündinnen als mit ihren Geschlechtsgenossen. Richtig. Zwar müssen Rüden keinesfalls ständig aufeinander losgehen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Kämpfen kommt, ist deutlich höher als zwischen einem Rüden und einer Hündin. Grund dafür ist, dass männliche Hunde sich meist gegenseitig als Konkurrenz wahrnehmen, der es die eigene Dominanz zu beweisen gilt. Drogenspürhunde werden süchtig gemacht, damit sie Rauschgifte gezielt aufspüren. Falsch. Die meisten Drogen wären für Hunde schwer gesundheitsschädigend oder sogar tödlich. Drogenspürhunde lernen in ihrer Ausbildung vielmehr, den Geruch verschiedener Rauschmittel mit einem Spielzeug zu verbinden. Dieses suchen sie auch später im Einsatz. In China isst man Hundefleisch. Richtig. Hundefleisch gilt in manchen Gegenden Chinas als Delikatesse – und nicht nur dort. Auch in Korea und Vietnam ist der Verzehr von Hunden nicht unüblich, 15 Fragen rund um den Hund und sogar in Sachsen war das rosafarbene Fleisch, das gern mit Sesam kombiniert wird, einmal recht beliebt. Noch vor gut einem Jahrhundert, so hat es der Wiener Professor Erhard Oeser herausgefunden, sollen in Chemnitz durchschnittlich 226, in Dresden 136 und in Zwickau 58 Hunde pro Jahr geschlachtet worden sein. Ob ein Hund kinderlieb oder lernfähig ist, wird auch von seiner Rasse beeinflusst. Richtig. Viele der über 300 offiziell anerkannten Hunderassen werden schon seit einigen Jahrzehnten gezüchtet. Die Folge ist eine relativ geringe genetische Variabilität, so dass Hunde derselben Rasse oft zu ähnlichem Verhalten neigen. Wie aggressiv oder kinderlieb ein Hund ist, hängt jedoch immer in erster Linie von seiner Erziehung ab. Wenn ein Pit Bull sich in Beute verbeißt, sperrt sich sein Kiefer so, dass er nicht mehr loslassen kann. Falsch. Schädel, Kiefer und Zähne des American Pit Bull Terrier unterscheiden sich in ihrer Funktionsweise nicht von denen anderer Hunderassen. Es gibt keinen wissenschaftlichen Hinweis auf eine Kiefersperre, die speziell bei Pit Bull Terriern auftritt – sie ist lediglich eine moderne Sage. Bernhardiner sind besonders gut als Lawinenhunde geeignet. Falsch. Der Bernhardiner oder Sankt Bernhardshund ist zwar dafür berühmt geworden, dass er von Schweizer Augustinermönchen zum Retten von Verschütteten eingesetzt wurde. Die damaligen Bernhardiner waren jedoch viel kleiner und leichter als die heutigen. Je massiger die Tiere in den vergangenen Jahrzehnten gezüchtet wurden, umso mehr wurden sie durch andere Rassen als Lawinenhunde verdrängt. Wenn Hütehunde keine Schafe hüten können, versuchen sie manchmal, Kinder zusammenzutreiben. Richtig. Rassen wie Border Collies und Kelpies werden speziell für das Hüten von Vieh gezüchtet, zum Teil schon seit Jahrhunderten. Das Hüteverhalten, das sich aus dem Jagdtrieb entwickelt hat, ist genetisch tief verwurzelt. Unterbeschäftigte Familienhunde übertragen dieses Verhalten in Ermangelung einer Herde nicht selten auf andere, sich bewegende Objekte: Radfahrer, Autos oder eben laufende Kinder. 23 Lesetipps Lesetipps Wie Hunde denken und fühlen Autor: Stanley Coren Verlagsangaben: Franckh-Kosmos-Verlag, 2005, ISBN 3-440-10331-5 Sonstiges: 350 Seiten, Preis ca. 20 Euro Umfassend schildert der kanadische Psychologe Stanley Coren in seinem Buch Denkweise und Lernprozesse, Sinneswelt, Altern und Bewusstsein von Hunden. Zahlreiche Anekdoten und eigene Erfahrungen des Autors machen es zu einem spannenden Buch für Hundehalter. Hundepsychologie Autorin: Verlagsangaben: Sonstiges: Dorit Feddersen-Petersen Franckh-Kosmos-Verlag, 2004, ISBN 3-440-09780-3 496 Seiten, Preis ca. 40 Euro Seit über 30 Jahren arbeitet die Autorin am Kieler Institut für Haustierkunde mit Hunden und Wolfsrudeln. In ihrer Hundepsychologie gibt sie umfassend die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Abstammung, Verhaltensweisen und die Sprache der Hunde weiter. Das ausgiebig und anschaulich bebilderte Werk bietet Fachleuten und interessierten Laien eine Fülle von Informationen, setzt aber auf jeden Fall ein gewisses Vorwissen voraus. Schlauer Hund. So fördern Sie, was in ihm steckt Autor: Immanuel Birmelin Verlagsangaben: Gräfe und Unzer Verlag, 2006 Hund und Mensch. Die Geschichte einer Beziehung Autor: Erhard Oeser Sonstiges: Darmstadt 2004. Haben Hunde ein Bewusstsein? An dieser Frage scheiden sich bis heute die Geister. Erhard Oeser zeichnet diesen Jahrhunderte alten Streit nach und vertritt selbst die Position, dass Tiere ein Bewusstsein haben Katze und Mensch. Die Geschichte einer Beziehung Autor: Erhard Oeser Sonstiges: Darmstadt, 2005 Eine ausführliche Kulturgeschichte der Katze. Der Autor beschreibt, welche Rolle und welches Ansehen die Katze in den unterschiedlichen Kulturen hatte, angefangen von Ägypten über den Nahen und Fernen Osten bis Europa hatte. Blindenführhunde ausbilden Autorin: Tanja Kohl Verlagsangaben: Kynos Verlag, ISBN 3-938071-03-6 Sonstiges: 144 Seiten, Preis ca. 17 Euro Die Autorin betreibt zusammen mit ihrem Mann selbst eine Blindenführhundeschule. In ihrem Buch gibt sie ihre Erfahrungen auf dem Weg zur Selbständigkeit weiter. Neben den Kapiteln über Auswahl und Ausbildung der Hunde geht sie auch auf finanzielle und rechtliche Fragen ein. Abgerundet wird das Buch von Erfahrungsberichten und verschiedenen Fragebögen. Der Mensch und seine Haustiere, Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung Autor: Norbert Benecke Verlagsangaben: Theiss Verlag, Stuttgart, 1994 Sonstiges: ISBN 3-8062-1105-1 Norbert Benecke vom Deutschen Archäologischen Institut ist der führende Archäozoologe in Deutschland, außerdem ein ausgewiesener Hundeexperte. In seinem auch für Laien problemlos lesbaren Standardwerk über Haustiere geht er in mehreren Kapiteln ausführlich auf den Hund als erstes Haustier ein. Von den allerersten Knochenfunden über die frühen Hochkulturen bis ins Mittelalter verfolgt er die Spur vom Wolf bis zum heutigen Haushund. Der Hund. Abstammung – Verhalten – Mensch und Hund Autor: Erik Zimen Verlagsangaben: C. Bertelsmann Verlag GmbH, München 1988 Sonstiges: ISBN 3-570-00507-0 Erik Zimen, Wolfs- und Hundeforscher und ehemaliger Mitarbeiter von Konrad Lorenz am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie, verfolgt in seinem für eine breite Leserschicht gedachten Buch die Geschichte von Mensch und Hund. Besonders interessiert ihn die Frage der ursprünglichen Zähmung. Dabei orientiert er sich an historischen und archäologischen Fakten, scheut aber auch nicht vor spekulativen Theorien und Hypothesen zur Domestikationsgeschichte zurück. Lehrbuch der Hundesprache. Mit dem Hund auf Du und Du Autor: Anders Hallgren Verlagsangaben: Verlag Oertel + Spörer, 2001 Informative und gleichzeitig unterhaltsame Lektüre für Hundefreunde, die die Sprache des Hundes besser verstehen wollen. Mimik und Körpersprache werden mit Hilfe von Fotos anschaulich erklärt. Außerdem gibt der Autor Informationen über Duftsignale und Lautäußerungen des Hundes. Hunde und ihre Menschen Autorin: Dr. Dorit Feddersen-Petersen Verlagsangaben: Kosmos Verlag, 1992 Ein übersichtlicher Abriss über das Sozialverhalten von Wildund Haushunden, die Hund-Mensch-Beziehung und die Verhaltensentwicklung von Rassehunden. Von der Seele des Hundes: Wesen, Psychologie und Verhaltensweisen des Hundes Autor: Eric H. W. Aldington Verlagsangaben: Gollwitzer-Verlag, 2002 Tiefgehendes Wissen über Hunde aus der Verhaltensforschung, gut und flüssig zu lesen. Durch die Forschungsberichte muss man sich leider etwas durchquälen. Immanuel Birmelin schlägt zahlreiche Intelligenz-Tests für Hunde zum Nachmachen vor. Das ist in jedem Fall einen Versuch wert! 24 25 Linktipps Linktipps ZU: HUNDE ALS HELFER Umfassende Informationen über Geschichte und Ausbildung der Polizeidiensthunde www.polizei-minden.de Tiergestützte Therapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Leipzig www.tiere-als-therapie.de Linksammlung rund um den Hund mit Infos zu Behinderten-, Polizei- und Therapieehunden www.hundeadressen.de ZU: DIE ZAHMEN FÜCHSE VON NOVOSIBIRSK Geschichte und Ergebnisse des Farm-Fuchs-Experiments (eine wissenschaftliche Publikation, auf Englisch, PDF) www.floridalupine.org Artikel in Current Biology über Brian Hares Experiment (eine wissenschaftliche Publikation, auf Englisch) www.sciencedirect.com ZU: WIE MAN MIT HUNDEN AUSKOMMT Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen e.V – hier kann man eine Hundeschule in der Nähe seines Wohnortes ausfindig machen und Antworten zu Hundeverordnung und Hundeführerschein finden www.bhv-net.de Interessengemeinschaft unabhängiger Hundeschulen Alternative zu oben www.ig-hundeschulen.de 26 QuarksScript In der Reihe QuarksScript sind bisher Broschüren zu folgenden Themen erschienen: Die Wissenschaft von Zwillingen Phänomen Schlaf – Was nachts in unserem Körper passiert Autismus – wenn Denken einsam macht Strahlendes Erbe –Tschernobyl und seine Folgen Zwischen Science und Fiction Atemlos – wenn die Luft knapp wird Zunge, Kuss und Spucke – Faszinierendes rund um den Mund Mensch nach Maß? Von DIN- Normen und Körpergrößen Schwerkraft – oder: Warum fällt der Stein? Narkose – dosierte Bewusstlosigkeit Fleisch!!! Angst vor der Killer-Grippe? Stahl – kein altes Eisen Die Qual mit dem Rücken – was die Wirbelsäule leistet Unser tägliches Sterben Kippt das Klima? Wunder Wahrnehmung Unter Strom Mann und Frau – der kleine Unterschied Kostbares Salz Mythos Genie Gifte – gefährlich, nützlich, tödlich Weltraum-Abenteuer Vorsicht Fälschung! Der Placebo-Effekt – Glaube als Medizin? Verführerische Weihnachtszeit Täuschen und Lügen Die Welt der Sprache Mülltonne Erde Wie wir altern Übersinnliche Phänomene im Test Risiko Zusatzstoffe? Malaria – Mückenstich mit verhängnisvollen Folgen Big Brother is watching Kostbares Erdöl QuarksScript Der kopierte Mensch Lebenskünstler Baum Die fantastische Welt des Unsichtbaren Leben ohne Schmerz? Lebensquell Wasser Das Geheimnis der Neandertaler Volksdroge Alkohol Der Kampf gegen die Kilos Abenteuer Fliegen Spurensuche auf dem Mars Das ABC der Vitamine Gute Hexen – böse Hexen Das geheime Leben der Frösche Lernen mit Köpfchen Wunder Ei Wunderdroge Tee Was Knochen erzählen Blut – Der ganz besondere Saft Milch unter der Lupe Die Welt der Düfte Risiko Elektrosmog? Diagnose „zuckerkrank“ Wie wir lernen Diäten unter der Lupe Energie der Zukunft Die Börse – einfach erklärt (2. überarbeitete Auflage) Die Biochemie der Liebe Die Kunst des Klebens Der Traum vom langen Leben Mindestens haltbar bis ... Kampf dem Schmutz Schokolade – die süße Last Kernenergie (vergriffen) Das Herz (vergriffen) Abenteuer Fahrrad (vergriffen) Das Wunder Haar (vergriffen) Gute Zähne - schlechte Zähne (vergriffen) Faszination Kaffee (vergriffen) Neues vom Krebs (vergriffen) Unser Schweiß Gesünder Essen (vergriffen) Unsere Haut Die Geheimnisse des Kochens (vergriffen) Eine Reise durch Magen und Darm (vergriffen) Die Wissenschaft vom Bier (vergriffen) Das Wetter (vergriffen) Vorsicht Parasiten! (vergriffen) Aus der Apotheke der Natur (vergriffen) Vorsicht Fett! (vergriffen) Wenn das Gedächtnis streikt (vergriffen) Die Datenautobahn (vergriffen) Die Wissenschaft vom Wein (vergriffen) Allergien (vergriffen) Kopfschmerz (vergriffen) So bestellen Sie ein QuarksScript: Beschriften Sie einen C5-Umschlag mit Ihrer Adresse und mit dem Vermerk „Büchersendung“. Frankieren Sie ihn mit 1 0,85 und schicken Sie ihn in einem normalen Briefkuvert an: WDR Fernsehen Quarks & Co Stichwort: Titel der Sendung, z. 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