Von Hunden und Menschen

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Von Hunden und Menschen
Westdeutscher Rundfunk Köln
Von Hunden und Menschen
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Script zur wdr-Sendereihe Quarks & Co
Inhalt
Inhalt
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Hunde als Helfer
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Wie der Hund zum Menschen kam
Von Menschen und
Hunden
Von Menschen
und Hunden
Bester Freund, Wächter, Beschützer und Jagdgefährte – zwischen Hunden und Menschen hat
sich im Laufe der Jahrtausende eine ganz besonders innige Beziehung entwickelt. Hunde
sind domestizierte Wölfe, die sich an das Leben der Menschen angepasst haben – und von
ihnen gezähmt und ihren Bedürfnissen entsprechend „geformt“ wurden.
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Die zahmen Füchse von Nowosibirsk
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Wie Tiere schlafen
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Die Sinne der Hunde
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Wie man mit Hunden auskommt
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Vom Schoßhund zum Killerdackel
Außerdem begleitet Quarks & Co einen Blindenhund zu seiner Abschlussprüfung, stellt ein
einmaliges Zuchtprojekt zahmer Füchse vor und zeigt, wie Hunde als „Therapeuten“ eingesetzt werden.
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Wahr oder falsch – 15 Fragen rund um den Hund
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr Quarks-Team!
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Lesetipps
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Linktipps
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QuarksScript
Quarks & Co geht den Ursachen für das enge Verhältnis zwischen Hunden und Menschen auf
den Grund: Warum waren Wölfe besonders geeignet, vom Menschen „adoptiert“ zu werden?
Wann und wie wurde der Hund zum Haustier? Wie entstanden die Rassen? Wie gut versteht
der Mensch den Hund – und umgekehrt? Wie intelligent sind Hunde im Vergleich zu
Menschenaffen?
Text: Ilka aus der Mark, Matthias Janssen, Jakob Kneser, Daniel Münter, Thomas Reintjes,
Carsten Rust; Redaktion: Monika Grebe; Copyright: wdr, Juni 2006; Gestaltung:
Designbureau Kremer & Mahler, Köln; Kooperation: „Vom Schoßhund zum Killerdackel“
entstand in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Wissenschaftsjournalismus Dortmund
Bildnachweis: alle Bilder Freeze wdr 2006 außer S. 10 mitte: Institut für Zytologie und
Genetik der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften; S. 11 rechts:
und S. 12 links: Dr. Brian Hare; S. 18-23: Public Domain; S. 24: mauritius images
Weitere Informationen, Link- und Lesetipps finden Sie unter: www.quarks.de
Links:
Ein eingespieltes Team: Karl Matthias Schäfer und sein
Labrador Cross
Mitte:
Hier ist Schluss. Cross ist darauf trainiert, auf keinen Fall
Rolltreppen zu betreten
Rechts:
Trotz vieler ablenkender Gerüche finden Spürhunde zielsicher
zum Sprengstoff
Hunde als Helfer
Sehen für zwei
Für viele Menschen sind ihre Hunde Spielkameraden, Mitbewohner, sogar Freunde. Für Karl Matthias
Schäfer, der blind ist, bedeutet der Labradorrüde
Cross jedoch noch mehr: das Tier sieht für ihn. Bis
ein Hund eine solche Aufgabe übernehmen kann,
muss Zeit und Arbeit investiert werden. Das beginnt
bereits bei der Zucht von Blindenhunden – schon
die Elterntiere sollten ein ruhiges Wesen und eine
hohe Lernbereitschaft besitzen. Hat auch der Welpe
diese Eigenschaften, so kommt er zunächst für ein
Jahr in eine Patenfamilie, wo er sich an die ständige
Nähe von Menschen, Lärm und den städtischen
Alltag gewöhnen soll. Erst danach beginnt die
Ausbildung an einer Führhundschule. Schäfer konnte seinen neuen Hund Cross schon während dieser
Zeit immer wieder besuchen, doch zum eingespielten Team wurden sie erst einige Monate später.
Mehr als 40 Hörzeichen für den Hund
Am Anfang des gemeinsamen Lebens standen für
Herr und Hund einfache Spaziergänge. Dann kamen
Hindernisparcours dazu, schließlich das Training
unter Realbedingungen in der Stadt. Dass die beiden
dabei wirklich zum Gespann geworden sind, beweisen sie bei der anschließenden Prüfung. In rund zwei
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Hunde als
Stunden muss Cross zeigen, was er in den vergangenen neun Monaten gelernt hat: andere Hunde ignorieren, Hindernisse anzeigen, die für ihn keine sind,
und auf Kommando anderen Menschen folgen. 40
verschiedene Hörzeichen beherrscht Cross so gut,
dass er auch Befehlen wie „Links such Weg“, „Führ
vorbei“ und „Such U-Bahn“ folgen kann. Doch seine
größte Leistung ist die intelligente Gehorsamsverweigerung. Karl Schäfer könnte Cross mit noch so
viel Nachdruck auffordern, eine Rolltreppe zu betreten oder Schienen zu überqueren, auf denen sich ein
Zug nähert – der Labrador ist darauf trainiert, diese
Kommandos seines Herrchens zu verweigern.
Spiele mit Sprengstoff
Auch die Ausbildung eines Sprengstoffspürhundes
ist keine Kleinigkeit. Bei der Polizei in NordrheinWestfalen muss ein solcher Hund über zwei Monate
lang täglich trainieren. Wichtigste Methode ist dabei
die Konditionierung, die sich den Spieltrieb des
Hundes zunutze macht. Dafür wird zum Beispiel ein
etwa zehn Zentimeter langes, geruchsneutrales
Plastikrohr mit einem kleinen Päckchen Sprengstoff
gefüllt. Dieses Spielzeug darf der Hund nun apportieren. Oft reicht ein einziger Tag aus, und das Tier
hat den Geruch des Sprengstoffs mit seinem Spiel
verbunden. Doch es gibt dabei einige Regeln:
Helfer
akustische Zünder könnten ausgelöst werden, wenn
der Hund bellt. Und eine Bombe soll er auf gar keinen Fall apportieren. Also ist eine zweite Übung
äußerst wichtig: das Stillhalten, bevor der Hund das
Spielzeug bekommt. Dazu wird der Ausbildungskandidat in die Nähe seines versteckten Spielzeugs geführt. Sobald er den Sprengstoff riecht, muss er
ruhig stehen bleiben und fest in Richtung des Fundortes blicken.
Konditionierung
Unter der klassischen Konditionierung versteht man in
der Psychologie das Lernen durch die zeitliche Paarung
zweier Reize. Wenn diese zwei Reize (etwa der Anblick
eines Spielzeugs und der Geruch von Sprengstoff) immer
wieder zusammen auftreten, kann ein Reflex (in diesem
Fall das Spielverhalten), der eigentlich nur zu einem bestimmten Reiz gehört, mit der Zeit von einem anderen
ausgelöst werden – also vom Sprengstoff: Riecht das Tier
Sprengstoff, steht ein lustiges Spiel bevor, so funktioniert
die Übertragung. Entdeckt wurde die Konditionierung
von dem russischen Arzt Iwan Pawlow. Er war einer der
ersten Nobelpreisträger (1904) und wurde durch seine
Versuche mit Hunden weltweit bekannt.
Nach der Grundausbildung wird der Ernstfall
geprobt, zum Beispiel an Schließfächern im Bahnhof. Leichter wird es für das Tier jetzt sicherlich
nicht, denn nun wird seine Spürnase durch viele
andere Gerüche abgelenkt. Damit der Hund nicht
die Lust verliert, bekommt er nach getaner Arbeit
zur Belohnung auch hier sein Spielzeug zugeworfen, auf dem er dann wie ein ganz gewöhnlicher
Hund herum beißen darf.
Auf der Suche nach Bomben und Schusswaffen
Von den rund 400 Spürhunden der Polizei in
Nordrhein-Westfalen sind 30 auf Sprengstoffe konditioniert. Da sie außerdem auch Waffen und
Munition finden können, haben sie viele Aufgaben:
Sie suchen an Tatorten nach benutzten Waffen und
abgeschossener Munition, oder auch schon mal zur
Vorsicht nach Bomben, wenn ein Gebäude besonders gefährdet ist. Gibt es allerdings eine konkrete
Bombendrohung, bei der auch Ort und Zeitpunkt
der Explosion bekannt sind, versucht die Polizei,
ihre Tiere zu schonen. Wenn es zu riskant wird, werden Hund und Führer durch Roboter ersetzt.
Hunde in der Therapie
Genauso wichtig, wenn auch weniger spektakulär,
ist der Job von Tino. Die Aufgaben des Irish Terriers
unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum von
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Auch für Therapiehund Tino gibt es nach der Sitzung eine
Belohnung, die ihm der kleine Patient geben darf
Hunde als Helfer
denen eines normalen Familienhundes: Er soll spielen, kuscheln und sich kleine Tricks beibringen lassen. Doch Tino ist Profi, sein Einsatzgebiet ist die
Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Leipzig. Als Therapiehund spielt er hier zwei
Stunden pro Woche mit verhaltensauffälligen Kindern. Die Ärztinnen Dr. Anke Prothmann und Prof.
Christine Ettrich lassen diese Sitzungen von zwei
Kameras aufzeichnen, um sie zu analysieren. Sie
notieren bei jedem Spielversuch und jedem Körperkontakt, ob die Initiative vom Hund oder vom Kind
ausgeht, und zählen, wie oft die Kinder das Spiel
wechseln und das Tier zum Lohn füttern. Tino gibt
den Therapeutinnen die Gelegenheit, zu sehen, wie
sich die Kinder ganz frei und ohne Angst verhalten.
Denn dem Hund gegenüber sind sie unbefangener
als in einem Therapiegespräch mit den Ärztinnen –
zum Beispiel zeigen sie im Spiel mit Tino schneller
ihre Gefühle.
Hunde spiegeln Verhalten wider
Doch nicht nur die Aktionen der Kinder, auch die
Reaktionen des Hundes sind für die Therapie wichtig. Wenn beispielsweise der Patient nicht wirklich
bei der Sache ist, spielt oft auch der Hund nicht
mehr mit. Unterschwellig aggressive Kinder dagegen werden von den Tieren oft zum Kämpfen aufge-
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fordert. Die Tiere spiegeln also das Verhalten der
Kinder unmittelbar wider, ohne es zu werten. Da sie
oft in ähnlicher Weise auf bestimmte Symptome reagieren, können sie manchmal sogar den entscheidenden Hinweis für eine Diagnose geben.
Im Dienste des Menschen
Es gibt noch viel mehr wichtige Aufgaben, die Hunde erfüllen: Sie retten Menschen aus Lawinen und
vor dem Ertrinken, unterstützen Gehbehinderte
und riskieren ihr Leben bei der Suche nach Landminen. Als Epilepsie-Hunde können sie Patienten
sogar vor Anfällen warnen. Noch ist kaum erforscht,
auf welche feinen Signale die Tiere dabei reagieren,
doch sie spüren tatsächlich einen nahenden Anfall
voraus. Wenn sie ihre epilepsiekranken Besitzer
warnen, können diese rechtzeitig eine sichere
Position einnehmen, in der sie sich nicht selbst verletzen. Eines haben alle diese Hunde gemeinsam:
Sie müssen Stress, Lärm und Hektik in viel stärkerem Maße aushalten können als einfache Familienhunde. Dass es Arbeit bedeutet, ständig für die
Menschen da zu sein, zeigt sich im Schlaf: diese
Hunde zucken häufig und träumen offensichtlich
intensiv. Daran ist zu sehen, dass sie Stress und
Anforderungen im Gehirn verarbeiten – wahrscheinlich ganz ähnlich, wie Menschen das auch tun.
So könnte die Geschichte von Hund und Mensch angefangen
haben: Steinzeitfamilie mit zahmem Wolfswelpen
Wie der Hund zum Menschen kam
Wie der Hund zum
Mensch und Wolf haben viel gemeinsam
Lange Zeit sind sie vor allem Gegner: Menschen und
Wölfe. Doch am Ausgang der letzten Eiszeit, im
Zeitraum zwischen 25.000 und 18.000 Jahren v. Chr.,
gibt es die ersten gemeinsamen Spuren. Damals finden sich auf vielen Lagerplätzen der Altsteinzeit
Spuren von zahmen Wölfen, erkennbar an Anomalien der Zähne, die sich bei zahmen und gefangenen Tieren einstellen. Wahrscheinlich waren es
Jungtiere, die die eiszeitlichen Jäger aus der Tundra
mitbrachten. Einen bestimmten Zweck verfolgten
sie damit vermutlich nicht. Aber zwischen Wölfen
und Menschen gibt es viele Gemeinsamkeiten:
beide sind darauf angewiesen, in Gruppen zu jagen,
beide leben in sozialen Gemeinschaften und haben
soziale Rangfolgen – die Voraussetzungen für eine
gemeinsame Geschichte.
Vom zahmen Wolf zum ersten Hund
Einige tausend Jahre später, vor etwa 14.000 Jahren,
hat sich aus den gezähmten Wölfen, die sich in
Gefangenschaft vermehrt haben, allmählich eine
neue Form entwickelt – gleichzeitig an unterschiedlichen Orten in Asien und Europa. Die Tiere
unterscheiden sich eindeutig von den wilden
Verwandten: sie sind deutlich kleiner, mit Schulter-
höhen zwischen 50 und 60 Zentimetern. Wölfe erreichen je nach Art bis zu 80 Zentimetern Höhe. Der
Schädel der neuen Art ist noch wolfsähnlich, doch
die Schnauze ist kürzer. Aus dem gezähmten Wolf
hat sich jetzt der domestizierte Hund entwickelt –
das erste Haustier des Menschen. Dass er eine bestimmte Funktion gehabt hätte, kann man nicht
nachweisen. Wenig spricht dafür, dass Hunde
damals schon dem Mensch als Jagdgehilfen dienten.
Steinzeitjägers Freund und Helfer
Zwischen 10.000 und 8.000 v. Chr. hat sich der Hund
schon über die gesamte Erde verbreitet und sich an
unterschiedliche klimatische und geografische
Bedingungen angepasst. Trotzdem ist sein Aussehen noch ziemlich einheitlich. Die meisten Hunde
sind deutlich kleiner als Wölfe, mit Schulterhöhen
zwischen 45 und 60 Zentimetern, von der Größe
eines Terriers bis zu der eines Schäferhundes. Eine
gezielte Zucht gibt es in dieser Zeit noch nicht, doch
das Verhältnis von Mensch und Hund hat sich grundlegend verändert: In der nun dicht bewaldeten, unübersichtlichen Landschaft nach der Eiszeit wird der
Hund mit seiner Spürnase zum willkommenen Jagdhelfer des Menschen, wie Felszeichnungen belegen.
Die zunehmend enge Beziehung zwischen Mensch
und Hund spiegelt sich auch im Bestattungskult: In
7
Links:
Erst nach der Eiszeit beginnt der Hund seine Karriere als
Jagdbegleiter des Menschen
Mitte:
Kraftpakete im Einsatz gegen Raubtiere: Mastiffartige
Kampfhunde wurden vor allem in Mesopotamien gehalten
Rechts:
Erst bei den Römern wird der Hund im eigentlichen Sinn
zum „Haustier“: Wachhunde zum Schutz von Haus und Hof
waren weit verbreitet
Wie der Hund zum Men schen kam
vielen Gräbern dieser Zeit sind Hunde mit bestattet,
Seite an Seite mit ihren Herren. Gelegentlich geht
die Liebe zum Hund auch durch den Magen – aber
als Fleischreserve nutzt man Hunde wohl nur in
Ausnahmesituationen.
Gesellschaftshunde hält man die ersten deutlich
unproportionierten Hunde mit langem Rücken und
sehr kurzen Läufen.
Schoßhunde im alten Rom
Kampfhunde im Zweistromland
In Mesopotamien und Ägypten liegen die zarten
Anfänge der Hundezucht: In diesen frühen Hochkulturen im vierten Jahrtausend v. Chr. ist die Jagd
ein Luxus der Reichen und Vornehmen – sie sind es
wohl auch, die als erste damit anfangen, Hunde zu
züchten. Einer der frühen Rassehunde ist der so
genannte Tesem, ein Windhund: hochbeinig, mit
stehenden Ohren, schmaler Schnauze und kurzem
Ringelschwanz. Der Tesem ist ideal bei Hetzjagden
in offenem Gelände. Für die Jagd auf Löwen und
Wildschweine hält man schwere, große Hunde,
ähnlich den heutigen Mastiffs. Später werden
diese Hunde auch im Krieg eingesetzt, vor allem
von Babyloniern und Assyrern. Unter ägyptischen
Adeligen beschenkt man sich mit kleineren, in
Rudeln gehaltenen Stöberhunden – ein nubischer
Stamm soll Pharao Thutmoses III. (1512-1436 v.
Chr.) eine ganze Meute solcher Jagdhunde als
Geschenk übersandt haben. Als Palast- und
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Doch erst die Römer züchten in großem Stil allerlei
Nutztiere und gelten als eigentliche Begründer der
systematischen Rassehundezucht: auf unterschiedliches Wild spezialisierte Jagdhunde, schnelle, kräftige Hirtenhunde und schwere große Wachhunde zum
Schutz von Haus, Hof und Familie. Im Krieg setzen
die Römer keine Hunde ein, doch an den Grenzen
des Reiches hält man scharfe Wach- und Spürhunde
zur Abschreckung. Das äußere Erscheinungsbild des
Hundes ist um die Zeitenwende so vielfältig wie nie
zuvor; auf den Straßen des römischen Reiches der
Kaiserzeit sind schon die meisten Formen heutiger
Hunde vertreten: mopsähnliche Tiere mit extrem verkürzten Schnauzen und starkem Unterbiss, oder
Zwerghunde, die nicht größer sind als 20 bis 30 Zentimeter, manchmal sogar noch kleiner. Offenbar sind
sie bei den Damen als Schoßhunde beliebt. Allerdings kann keine der heutigen Hunderassen ihren
Stammbaum bis in Kaiser Augustus’ Zeiten zurückverfolgen: Die meisten römischen Hunderassen sterben mit dem Untergang des römischen Reiches aus.
Vom Bullenbeißer zum Rassehund
Die Entwicklung zum modernen Rassehund beginnt
in England. Am Hof des englischen Königs ist der
Kampf von Hunden gegen wilde Tiere – zunächst
gegen Bären, später auch gegen Wölfe, Löwen oder
Stiere – bereits im Mittelalter ein beliebter Zeitvertreib. Im 18. und 19. Jahrhundert wird daraus ein
regelrechter Volkssport, besonders das sogenannte
„Bullenbeißen“ ist beliebt. Spezielle Kampfhunde,
Bulldogs, die sich in der Schnauze des Stieres festbeißen, werden zu diesem Zweck gezüchtet.
Aggressivität, Kraft und Furchtlosigkeit sind die
Kriterien der strengen Auslese. Bald lässt man, als
billigere Alternative, auch Hunde gegeneinander
kämpfen. Anfang des 19. Jahrhunderts werden die
beliebten Hundekämpfe in England verboten. Doch
die Leidenschaft der Briten für die Hundezucht lässt
sich dadurch nicht bremsen. Statt auf Leistung setzt
man jetzt auf äußere Merkmale. Immer mehr der
alten Hundeformen werden so zu neuen Rassen
vereinheitlicht und veredelt. Die meisten der neuen
Rassen gehen auf gebräuchliche Jagd- und Hütehunde-Schläge zurück, nur wenige, etwa Pekinesen
und Bernhardiner, lassen sich bis ins Mittelalter
zurückverfolgen. 1879 findet in Newcastle die erste
Hundeausstellung statt – die moderne Rassezucht
hat begonnen.
Die Rassezucht rein auf äußere Merkmale ist eine
Erfindung des neunzehnten Jahrhunderts
9
Links:
Der Forscher und sein Lebenswerk: Dmitri Beljaew und
seiner Silberfüchse
Mitte:
Die zutraulichen Füchse genießen
menschliche Liebkosungen
Rechts:
Die unterschiedlichen Fellschattierungen sind die
offensichtlichsten Veränderungen der zahmen Füchse
Die zahmen Füchse
Die zahmen Füchse
von Novosibirsk
Ein ehrgeiziger Plan
Es waren etwas eigenwillige wissenschaftliche
Thesen, die Anfang der 1950er Jahre in der UdSSR
galten: Der sowjetische Chef-Biologe Trofim Lysenko,
ein Vertrauter Stalins, bestritt unter anderem die
Existenz von Genen und dominierte die gesamte
Forschung im Land. Ein ungutes Klima – wer andere
Ansichten vertrat, musste mit politischer Verfolgung
rechnen. Das traf auch den Biologen Dmitri Beljaew,
der wegen seiner kritischen Haltung seinen Posten
als Direktor eines Forschungslabors in Moskau verlor. Doch in Nowosibirsk, an der sibirischen Abteilung der sowjetischen Akademie der Wissenschaften, konnte er heimlich weiter an seinem Lebenswerk arbeiten: der Erforschung der Domestizierung.
Trofim Lysenko
Trofim Denissowitsch Lysenko, ukrainischer Biologe,
lebte von 1898 bis 1976. Er war unter anderem Direktor
des Instituts für Vererbungslehre und Zuchtauslese und
Präsident der Akademie der landwirtschaftlichen Wissenschaften. Seine Vererbungstheorie wich von den
Mendelschen Gesetzen ab und ist wissenschaftlich längst
widerlegt, wurde aber mit Hilfe staatlicher Unterstützung zur Doktrin.
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1959, sechs Jahre nach Stalins Tod, ist der Einfluss
Lysenkos endlich so weit zurück gedrängt, dass der
Startschuss zu einem einzigartigen Experiment
fallen kann: Beljaew will beweisen, dass Gene, die
bei Tieren für ein zahmes Verhalten verantwortlich
sind, auch eine Reihe anderer Merkmale kontrollieren. Könnten diese möglicherweise auch körperliche Besonderheiten wie ein geschecktes Fell, ein
aufgerollter Schwanz oder Schlappohren sein?
Bereits Charles Darwin hatte festgestellt, dass sich
viele Haustiere durch diese Merkmale von ihren wilden Verwandten unterscheiden.
Zucht auf Zahmheit
Um das Rätsel zu lösen, besorgt sich Beljaew 30
männliche und 100 weibliche Silberfüchse von einer
Pelzfarm in Estland. Mit ihnen beginnt er die Zucht.
Um alle Veränderungen bei den Nachkommen auf
die Gene zurückführen zu können, bestimmt der
Forscher nur ein einziges Auswahlkriterium, die
Zahmheit: sind die Tiere zutraulich, lassen sie sich
mit der Hand füttern, haben sie Angst, wenn
Menschen sich ihrem Zwinger nähern? Allerdings
bleibt der Kontakt der Füchse zu Menschen dabei
auf ein Minimum beschränkt. Wenn die Welpen
einen Monat alt sind, bekommen sie zum ersten Mal
Futter von der Hand eines Menschen angeboten, der
von Novosibirsk
gleichzeitig mit der anderen Hand versucht, das Tier
zu berühren. Jeden Monat wiederholen Beljaew und
seine Mitarbeiter den Test, sowohl im Einzelkäfig als
auch in Gruppen mit anderen Tieren. Als die Welpen
im Alter zwischen sieben und acht Monaten geschlechtsreif werden, teilen die Wissenschaftler sie
anhand ihres Verhaltens in mehrere Klassen ein.
Füchse, die bei den Tests fliehen oder beißen, kommen in Klasse 3. Klasse-2-Füchse sind die Tiere, die
Berührung zulassen, aber keine Reaktion darauf zeigen. Anders sieht es bei den Tieren der Klasse 1 aus:
Sie reagieren mit freudigem Winseln und Schwanzwedeln auf die Menschen. In den Anfangsjahren sind
nur 20 Prozent der Fähen und lediglich vier bis fünf
Prozent der Rüden so zutraulich, dass mit ihnen weitergezüchtet wird.
Silberfuchs
Der Silberfuchs (vulpes vulpes) ist eine Farbspielart des
bekannten Rotfuchses. Sein Fell ist schwarz mit silbrigweißen Spitzen.
domestizierte Elite. Diese Tiere sind fügsam und
gelehrig, suchen von sich aus den Kontakt zu
Menschen, schnüffeln und lecken an deren Händen,
konkurrieren miteinander um Zuneigung. Kurz: sie
verhalten sich wie Hunde. Nach zehn Generationen
sind 18 Prozent der Tiere solchermaßen domestiziert, nach zwanzig sind es schon 35 Prozent und
nach 35 Generationen fast 80 Prozent. Heute sind
die Füchse so zutraulich, dass es in Sibirien bereits
erste Pläne gibt, sie als Haustiere zu vermarkten.
Als Ursache des neuen Verhaltens machen die
Wissenschaftler einen Unterschied im Hormonhaushalt aus: Die Konzentration bestimmter Stresshormone im Blut steigt bei wilden Füchsen im Alter von
zwei bis vier Monaten stark an, was sie Menschen
gegenüber scheu werden lässt. Bei Beljaews zahmen Füchsen verändert sich der Hormonspiegel
jedoch erst wesentlich später und bleibt auf einem
geringeren Niveau. Je domestizierter die Füchse
werden, desto später werden sie also erwachsen.
Domestizierung
Die Füchse verändern sich
unter „Domestizieren“ versteht man das Zähmen von
Wild- zu Haustieren.
Und Beljaews Plan geht auf – nur wenige Jahre später, bei den Füchsen der sechsten Generation, kann
sein Team eine weitere Klasse einführen: 1E, die
11
Links:
Ein Blick genügt, und der Fuchs weiß, wo er sein Futter findet
Mitte:
Die sinnliche Welt des Hundes unterscheidet sich stärker von
der des Menschen, als man denkt
Rechts:
Beim räumlichen Sehen sind Hunde im Nachteil: die Sichtfelder ihrer Augen überschneiden sich in einem kleineren
Bereich als beim Menschen
Die zahmen Füchse von Novosibirsk
Schlappohren und geschecktes Fell
Auch das Äußere der zahmen Füchse beginnt sich zu
verändern: Sie haben weiße Flecken am Kopf, später
tragen manche Tiere am ganzen Körper ein geschecktes Fell. Immer mehr Füchse bekommen
sogar Schlappohren und aufgerollte Schwänze, ähnlich wie manche Hunderassen. Beljaew fällt auf,
dass es sich dabei um Merkmale handelt, die bei
Wildtieren normalerweise nur im Welpenalter auftreten. Bei seinen zahmen Füchsen bleiben sie
erhalten. Nach etwa 15 bis 20 Generationen kommen schließlich Füchse mit Unter- oder Überbissen
zur Welt; manche haben kürzere Schwänze und
Beine als die Tiere einer Vergleichsgruppe.
Damit hat Beljaew sein Ziel erreicht, die Lehre
Lysenkos ist widerlegt: Die Zucht nach Verhaltensmerkmalen zieht die genetische Beeinflussung vieler anderer Merkmale nach sich. Zudem konnte er
beweisen, dass die Auslese nach Zahmheit die
Entwicklung der Tiere beeinflusst – domestizierte
Tiere bleiben in gewissem Sinne in ihrer Entwicklung auf der Baby-Stufe stehen: Schlappohren,
Bellen, und auch die Zutraulichkeit zum Menschen
sind bei ihren wilderen Argenossen spätestens mit
der Geschlechtsreife verschwunden.
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Nur zufällig unser bester Freund?
2005, fast ein halbes Jahrhundert nach Beginn des
Versuchs, erweitert der amerikanische Anthropologe Brian Hare das sibirische Experiment: Er untersucht die Fähigkeit zahmer Füchse, menschliche
Gesten zu interpretieren. Bei verschiedenen Tests
schneiden die Fuchswelpen ebenso gut ab wie
Hundewelpen und bei weitem besser als Wölfe und
Schimpansen, mit denen Hare die gleichen Tests
gemacht hat. Das zeigt, dass Auswahl und gezielte
Zucht zahmer Tiere ausreichen, um auch ihr
Verständnis von menschlicher Körpersprache zu
verändern. Möglicherweise wurden also Hunde –
zumindest in den ersten Jahrtausenden ihrer
Geschichte – gar nicht wegen ihrer Kommunikationsfähigkeiten gezüchtet, wie oft angenommen
wird. Vielleicht sind diese nur ein Nebenprodukt der
Domestikation. Dabei muss es nicht unbedingt
systematisch zugegangen sein, die Auswahl erfolgte am Anfang der Beziehung zwischen Mensch und
Hund vermutlich mit eher schlichten Methoden:
Tiere mit problematischem Verhalten wurden wohl
einfach verjagt oder verspeist.
Die Sinne der Hunde
Die Sinne der Hunde
Gleiche Welt – andere Wahrnehmung
Solche Situationen kennt jeder Hundehalter: der
Hund benimmt sich in einer scheinbar ganz normalen Situation plötzlich seltsam – er zerrt wie wild an
der Leine, bellt oder wird nervös. Was für den Besitzer keinen erkennbaren Anlass bietet, hat aber in
der Regel sehr wohl eine Ursache, nur ist es oft eine,
die der Mensch nicht wahrnimmt. Denn die Unterschiede in der Wahrnehmung von Hund und Mensch
sind größer, als so mancher Hundefreund denkt.
wahr, besser steht es bei Blau und Gelb. Das von
Hunden wahrgenommene Bild ist außerdem weniger kontrastreich – und nur etwa halb so scharf wie
das des Menschen.
Stäbchen und Zapfen
In der Netzhaut aller Säugetiere befinden sich als
Stäbchen und Zapfen bezeichnete Rezeptoren. Sie wandeln das einfallende Licht in elektrische Impulse um.
Von den insgesamt etwa 130 Millionen Lichtrezeptoren
auf der Netzhaut sind rund 95 Prozent Stäbchen und
nur fünf Prozent Zapfen.
Auf Bewegung und Dunkelheit eingestellt
Das fängt beim Sehen an: Grundsätzlich ist das
Auge beim Hund ähnlich aufgebaut wie beim
Menschen. Allerdings ist ihre Linse größer und
damit weniger flexibel – beim Scharfstellen der
Augen brauchen Hunde länger. Noch stärkere
Unterschiede gibt es auf der Netzhaut. Hunde
haben dort mehr als doppelt so viele Stäbchen wie
der Mensch: im Dunkeln sehen sie damit besser,
und auch Bewegungen können sie besser erkennen.
Dafür haben Hunde im Gegensatz zu Menschen
nicht drei, sondern nur zwei Zapfentypen. Deswegen ist die Welt der Hunde im Vergleich zum
Menschen deutlich weniger farbig: rötliche und
grünliche Farbtöne nehmen Hunde weniger gut
Die Stäbchen sind vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen gefordert, da sie für das Hell-DunkelSehen und das Kontrastsehen zuständig sind.
Die Zapfen sind auf das Unterscheiden von Farben spezialisiert.
Kein Tunnelblick
So bunt und plastisch wie die des Menschen ist die
visuelle Welt des Hundes also nicht – sein Sehsinn
ist auf die speziellen Bedürfnisse des Jägers angepasst. Dazu gehört, dass Hunde ein größeres
Sichtfeld als der Mensch haben: Bei ihnen stehen
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Ganz auf Riechen eingestellt: Zehn Prozent des Hundehirns sind
ausschließlich mit dem Verarbeiten von Geruchsinformationen
beschäftigt – beim Menschen sind es nur fünf Prozent
Die Sinne der Hunde
die Augen seitlicher am Kopf als beim Menschen.
Dinge, die sich von der Seite nähern, erkennen
Hunde damit deutlich früher. Dafür schneiden
Hunde beim räumlichen Sehen schlechter ab als
Menschen, weil sich die Sichtfelder ihrer beiden
Augen weniger stark überschneiden.
Hören in den höchsten Tönen
Wichtiger als Farbenspiel und Tiefenschärfe ist für
den Hund die Welt der Töne. Hier lässt er den
Menschen weit hinter sich. Grundsätzlich ist das
Innenohr bei Hund und Mensch zwar gleich aufgebaut: bei beiden sitzen die Schallrezeptoren in der
Schnecke, dem wichtigsten Knochen im Innenohr.
Doch im Unterschied zum Menschen hat der Hund
Rezeptoren, die auch noch auf extrem hohe
Schallfrequenzen ansprechen – und er hat vor
allem deutlich mehr als der Mensch. Zehnmal
genauer als der Mensch kann der Hund Geräusche
lokalisieren. Aber nicht nur beim „Wie“, sondern
vor allem auch darin, was er hören kann, ist der
Hund dem Menschen haushoch überlegen. Töne
bis zu 40.000 Hertz können Hunde noch wahrnehmen – bei Menschen ist schon bei 20.000 Hertz
Schluss. Und nicht nur das: Hunde können
Geräusche aus einer viermal weiteren Entfernung
hören als der Mensch.
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Meister der Düfte
Doch der entscheidende Vorteil des Hundes liegt in
seinem wichtigsten Sinnesorgan: der Nase. Im
Schnitt hat ein Hund etwa 220 Millionen Riechzellen
– nur etwa fünf Millionen sind es beim Menschen.
Der Nasenraum ist beim Hund stark gefaltet und hat
so eine enorm große Oberfläche. In derselben Dicke
ausgebreitet, käme die Riechschleimhaut des
Hundes auf etwa sieben Quadratmeter – die des
Menschen gerade mal auf einen halben. Im Aufspüren und Unterscheiden noch der feinsten Duftspuren sind Hunde eine Million Mal besser als Menschen. Hunde nehmen aber nicht nur mehr Gerüche
wahr als Menschen. Sie sind auch dazu in der Lage,
Verlauf und Richtung einer Duftspur genau zu
erkennen. Möglich ist diese enorme Leistung, weil
ihr Gehirn Gerüche räumlich abspeichert und zeitlich analysiert. Insgesamt ist rund ein Zehntel des
Hundehirns ausschließlich mit dem Verarbeiten von
Geruchsinformationen beschäftigt – beim Mensch
ist es nur ein Zwanzigstel.
Die Welt des Hundes wird also in erster Linie durch
seine Nase bestimmt – für den Menschen sind es vor
allem die Augen. Einerseits bewegen sie sich in derselben Umwelt, doch gleichzeitig ist es auch eine
völlig andere – eine, die wir uns als Menschen nur
bedingt vorstellen können.
Angst vor Hunden ist nicht unbegründet
Wie man mit Hunden auskommt
Wie man mit HUnden
Von Hunden und Menschen
Hunde können nicht sprechen. Während Menschen
ihre Kommunikation in erster Linie mit Worten bestreiten, tun Hunde das auf ihre Art – mit Körpersprache und Mimik. Kein Wunder also, dass es oft
Missverständnisse und Unsicherheiten gibt zwischen Hund und Mensch. Missverständnisse können den Hund so aggressiv machen, dass er
zubeißt. Es gibt auch Hunde, die verhaltensgestört,
von Natur aus aggressiv oder von ihren Besitzern
auf gefährliche Art abgerichtet sind – Angst vor
Hunden ist also nicht unbegründet.
Aber Panik ist auf keinen Fall die richtige Strategie.
Kommt es zu einer brenzligen Situation und ist der
Besitzer nicht in der Nähe oder greift nicht ein, gibt
es eine Grundregel: Zurückhaltung gegenüber dem
Hund. Das beste Rezept ist ein möglichst gleichförmiges Verhalten ohne plötzliche ÜberraschungsGesten. Sie sollten immer dran denken, dass es sich
in den meisten Fällen um ein Machtspiel handelt,
das der Hund besser nicht gewinnen sollte. In der
Regel ist das Verhalten eines Hundes aber vorhersehbar. Beißen wird er meistens nur, wenn er erschrickt oder sich bedroht fühlt.
Wer gut vorbereitet sein will, kann sich an folgende Tipps halten:
Wenn der Hund bellend im Weg steht
Steht der Hund bellend auf dem Grundstück seines
Besitzers oder auf einem danebenliegenden Weg,
haben Sie es mit einem Revierverteidiger zu tun. Je
nach Rasse ist das Territorialverhalten unterschiedlich ausgeprägt. Rottweiler, Hovawarts oder Schäferhunde reagieren auf Eindringlinge besonders
heftig, Huskies weniger stark. Für Sie aber geht es
jetzt darum, dem aufgebrachten Tier Ihre Harmlosigkeit zu signalisieren.
Tipp: Uninteressiert tun, wie zum Beispiel an der
eigenen Tasche rumhantieren. Gesicht und Körper
vom Hund abwenden. Auf keinen Fall das Verhalten
ändern, nur weil der Hund da ist. Sonst fühlt sich
der Hund seinerseits animiert, zu reagieren.
Deshalb auch möglichst nicht stehen bleiben, sondern in sicherem Abstand weiterlaufen. Wenn man
den Hund passiert, Augenkontakt vermeiden, denn
ein tiefer Blick ist für den Hund eine Herausforderung zum Kampf.
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Fahrradfahrer lösen bei vielen Hunden
den Jagdinstinkt aus
Wie man mit Hunden
Wenn der Hund schnüffelnd näher kommt
Normalerweise ist das kein besorgniserregendes
Verhalten. Der Hund ist einfach neugierig und
möchte erschnüffeln, mit wem er da die Ehre hat.
Allerdings verströmt der ängstliche Mensch einen
besonderen Stressgeruch, den der Hund deutlich
wahrnimmt. Ausgeprägte Angst würde ihn jetzt
herausfordern, denn er will grundsätzlich der
Stärkere sein. Dass er zubeißt, ist allerdings
unwahrscheinlich, wenn Sie selbst nicht hektisch
oder aggressiv werden. Doch er wird aufmerksam
werden und darauf achten, ob etwas passiert – ob
Sie friedliche Absichten haben. Hat der Hund
allerdings beim Schnüffeln die Ohren angelegt, ist
das ein Grund zur Entwarnung – das bedeutet
nämlich Unterwürfigkeit.
Tipp: Den Hund nicht beachten. Hände entweder
einfach runterhängen lassen oder in die Hosentaschen stecken, auf keinen Fall aber mit den
Händen rumwirbeln. Dieses Desinteresse wird
schon nach kurzer Zeit auf Gegenseitigkeit beruhen.
16
Wenn der Hund einen Fahrradfahrer verfolgt
Ausgelöst wird dieses Verhalten durch den Jagdtrieb. Das ist nicht ungefährlich für den Fahrradfahrer, denn mit seiner Beute kommuniziert der
Hund normalerweise nicht. In diesem Moment hat
der Radfahrer also keinen kommunikativen Zugang
zum Hund.
Tipp: Anhalten; denn sobald das Fahrrad steht,
erlischt der Jagdtrieb. Wer dann auf Nummer sicher
gehen will, kann das Fahrrad zwischen sich und den
Hund stellen – als Schutzschild sozusagen. Aber
auch bei dieser Aktion gilt: den Hund möglichst
nicht erschrecken und keine hastigen, huschigen
Bewegungen machen.
Wenn der Hund auf Sie zu rennt
Man sollte in dieser Situation auf jeden Fall vorsichtig sein. Denn selbst wenn der Hund mit dem
Schwanz wedelt, kann das jetzt Aggression ausdrücken. Vielleicht will er auch einfach nur spielen
oder schauen, wer da kommt. Doch gehen Sie auf
Nummer sicher.
Hochspringen kann eine Aufforderung zum harmlosen
Spielen, aber auch ein Machtspiel sein
auskommt
Tipp: Nicht wegrennen! Auch nicht laut schreien
oder hastige Bewegungen machen. Das alles erfüllt
nämlich das Beuteschema und weckt den Jagdinstinkt und damit die Aggressivität des Hundes.
Wenn der Hund an Ihnen hochspringt
Auch das kann nett gemeint sein, zum Beispiel als
Aufforderung zum Spielen. Selbst wenn der Hund
dabei bellt. Bellen hat nämlich verschiedene
Bedeutungen – es kann freundlich oder aggressiv
gemeint sein. Andererseits kann das Hochspringen
auch signalisieren: Ich bin hier der Chef und du
befindest dich in meinem Revier!
fordern Sie in diesem Fall den Besitzer auf, sein Tier
zurückzuhalten. Sie müssen es sich nicht gefallen
lassen, dass ein Hund Sie anspringt. Hundehalter
sind verantwortlich für ihre Tiere und müssen für
Schaden haften.
Der ultimative Tipp bei unleidlichen Hunden
Ein Trick, der immer zieht, ist Bestechung – mit
gutem Fleisch. Natürlich hat man das natürlich nicht
immer in der Jackentasche. Die Finte klappt aber bei
Hunden, an denen man öfter vorbeikommt, oder
fremdelnden Hunde von Freunden, die man für sich
gewinnen will.
Tipp: Wer es nicht mag oder sich bedroht fühlt: den
Hund nicht beachten. Zur Seite gucken und sich mit
seinen eigenen Sachen beschäftigen. Nicht schimpfen, das verstärkt das Verhalten des Hundes – denn
dann wird sein Verhalten ja durch Aufmerksamkeit
belohnt. Wer befürchtet, dass der Hund die Kleider
verschmutzt oder zerreißt: Hund sanft wegdrücken,
möglichst ohne Aggression. Dabei aber nicht mit
dem Hund sprechen und ihn nicht angucken. Und
17
Vom Schoßhund zum Killerdackel
Vom Schoßhund
– kann man aus jedem Hund einen Kampfhund machen?
Sein mächtiger Körper ist muskelbepackt, er hat
eine bullige Kopfform und einen kräftigen Kiefer –
ein Hund der „Kategorie 1“. Was sich zunächst
nach einer Auszeichnung anhört, ist in Wirklichkeit der Versuch, die Bevölkerung vor allzu
aggressiven Tieren zu schützen. Dazu teilen die
Behörden alle Hunde in Kategorien ein. Zur Kategorie 1 gehören demnach Rassen wie American
Staffordshire Terrier, Staffordshire Bull Terrier,
Bullterrier sowie der Mischling Pitbull Terrier. In
Nordrhein-Westfalen fielen im Jahr 2004 etwa 5
Prozent von rund 450.000 registrierten Hunden in
diese Kategorie. Doch hängen Aggressivität und
Rasse tatsächlich so einfach zusammen? Oder
ließe sich nicht aus jedem Hund eine Art
Kampfhund machen?
sächliche Rolle: „Kein Hund kommt aggressiv zur
Welt“, versichert Bloch. „Erst durch das Eingreifen
des Menschen werden einige Hunde zur Gefahr.“
Ein Beispiel für solche Eingriffe sind spezielle
Zuchtmethoden. So verhindern Züchter von
Kampfhunden, dass Hunde eine natürliche Beißhemmung entwickeln. „Hundewelpen erlernen
durch das so genannte Kontaktliegen mit ihren
Geschwistern innerhalb der ersten vier Monate
diese Beißhemmung“, sagt Bloch. „Sie merken,
dass sie zurückgebissen werden, wenn sie einen
anderen Welpen provozieren.“ Bei der Kampfhundezucht werde daher gezielt verhindert, dass
die Welpen bei ihren Geschwistern liegen.
Auch kleine Hunde beißen zu
Mittel gegen natürliche Hemmungen
Vor allem in osteuropäischen Ländern hat es
Tradition, einige Hunderassen für Schaukämpfe zu
züchten und zu trainieren. „Trotzdem sind bestimmte Rassen nicht pauschal gefährlich, sondern nur vereinzelte Zucht- und Blutlinien einer
jeweiligen Rasse“, sagt der Hundeverhaltensforscher Günther Bloch. Zudem spielten bei
aggressiven Hunden die Gene eher eine neben-
18
Mit solchen Methoden ließe sich daher aus jedem
Hund, egal welcher Rasse und Größe, eine
„Killermaschine“ machen – im Prinzip jedenfalls,
so Verhaltensforscher Bloch. Wenn der Welpe
eben nicht bei seinen Geschwistern eine Beißhemmung erwirbt und zusätzlich immer wieder
provoziert wird, sind die Chancen groß, einen
besonders aggressiven Hund heranzuziehen.Auch
der internationale Hundezüchter Hans-Günther Voß
zum Killerdackel
bestätigt, dass nicht nur die großen Hunde zur
Gefahr werden können. „Typische Jagdhunde, wie
die kleinen Jack-Russel-Terrier und Dackel, sind aufgrund ihres Jagdtriebes häufig sehr angriffslustig.
Sie haben ein ausgeprägtes Beute- und Fangverhalten und sind ebenfalls darauf trainiert und
gezüchtet worden, zuzubeißen. Dabei schrecken sie
oft vor weitaus größeren Gegnern und manchmal
auch vor Menschen nicht zurück.“
Dennoch verursachen Kampfhunde, also Tiere der
Kategorie 1, einen großen Teil der Bissverletzungen.
In Nordrhein-Westfalen etwa wurden im Jahr 2004
insgesamt 859 Menschen von einem Hund gebissen. Mehr als 20 Prozent der Verletzungen stammten von einem Kampfhund – und das obwohl diese
nur 5 Prozent der registrierten Hunde ausmachten.
Auch sind die Folgen durch diese Tiere oft schwerer
als bei kleinen Hunden, die mit ihrem kleineren
Gebiss naturgemäß weniger anrichten können.
2003 einen Wesenstest. Für Tiere der Kategorie 1 ist
er generell vorgeschrieben, Hunde anderer Rassen
müssen sich ihm vor allem dann stellen, wenn sie
schon einmal einen Menschen gebissen haben.
In dem Test untersucht ein von den Behörden ausgewählter Tierarzt die Reaktionen des Hundes in
bestimmten Situationen: Wie reagiert das Tier bei
Kontakt mit anderen Personen? Wie verhält der
Hund sich gegenüber Joggern? Versetzen ihn plötzliche Geräusche wie das Klingeln eines Fahrrads in
Aufregung? Auch die Reaktionen auf Artgenossen
gehören zum Test. Besteht der Hund den Test nicht,
darf er nicht mehr ohne Leine und Maulkorb ausgeführt werden – das gilt für „Kampfpudel“ wie für
Pitbull Terrier gleichermaßen.
Mit Jogger und Fahrradklingel: der Wesenstest
Trotzdem kann jeder Hund aggressiv gemacht werden – in diesem Punkt sind sich Hundeexperten und
Verhaltensforscher weitgehend einig. Um gefährliche Hunde zu erkennen, gibt es in Deutschland seit
19
Wahr oder falsch
Wahr oder falsch
– 15 Fragen rund um den Hund
Hunde, die bellen, beißen nicht – oder? Selbst wer nie einen Hund besessen hat, kennt meist die eine
oder andere Faustregel zum Umgang mit den Tieren. Dazu kommen jede Menge Mythen und Geschichten, die sich um die zahmen Nachfahren der Wölfe ranken. Welche sind nun wahr und welche gehören
ins Reich der Legenden? Testen Sie Ihr Wissen über Hunde Es könnte die eine oder andere Überraschung auf Sie warten...
Aussagen
Hunde können nicht schwitzen, da sie keine Schweißdrüsen haben.
Auch Hunde träumen.
So wie Menschen Links- oder Rechtshänder sind, haben auch Hunde eine Präferenz
für ihre linke oder rechte Pfote.
Schwanzwedeln ist ein sicheres Zeichen, dass ein Hund sich freut.
Hunde verhalten sich gegenüber Katzen von Natur aus aggressiv.
Hunde empfinden es als Provokation, wenn man ihnen direkt in die Augen schaut.
Hunde bellen in erster Linie, um mit Menschen zu kommunizieren.
Hunde heben ihr Bein, um ihren Urin möglichst hoch zu hinterlassen.
Rüden vertragen sich generell besser mit Hündinnen als mit ihren Geschlechtsgenossen.
Drogenspürhunde werden süchtig gemacht, damit sie Rauschgifte gezielt aufspüren.
In China isst man Hundefleisch.
Ob ein Hund kinderlieb oder lernfähig ist, wird auch von seiner Rasse beeinflusst.
Wenn ein Pit Bull sich in Beute verbeißt, sperrt sich sein Kiefer so, dass er nicht mehr
loslassen kann.
Bernhardiner sind besonders gut als Lawinenhunde geeignet.
Wenn Hütehunde keine Schafe hüten können, versuchen sie manchmal,
Kinder zusammenzutreiben.
20
richtig
falsch
15 Fragen rund um den Hund
Auflösung
Hunde können nicht schwitzen, da sie keine
Schweißdrüsen haben. Falsch.
Hunde haben Schweißdrüsen, allerdings nur an den
Ballen unter ihren Pfoten. Zur Kühlung des Organismus, wie beim Menschen, reichen diese bei weitem
nicht aus, weswegen ein Hund bei warmem Wetter
und körperlicher Anstrengung hechelt, um Hitze
abzugeben.
Auch Hunde träumen. Richtig.
Bei Hunden wurden Schlafphasen mit raschen
Augenbewegungen (Rapid Eye Movement) nachgewiesen, während derer auch der Mensch intensiv
träumt. Darauf, dass Hunde während dieser REMPhasen ebenfalls die Erlebnisse des Tages verarbeiten, deuten gelegentliches Zucken, Pfotenbewegen
und Schwanzwedeln hin. Nachgewiesen wurde die
Traumfähigkeit von Säugetieren von Forschern des
Massachusetts Institute of Technology, die bei
Ratten während der REM-Phase die gleichen Hirnaktivitäten aufzeichneten wie beim Durchqueren
eines Labyrinths kurz vor dem Einschlafen.
So wie Menschen Links- oder Rechtshänder
sind, haben auch Hunde eine Präferenz für ihre
linke oder rechte Pfote. Richtig.
Zumindest deuten Versuche der Psychologin
Deborah Wells von der Queen’s University of Belfast
darauf hin. Wells’ 53 Testhunde mussten jeweils
eine Pfote geben, sich eine Flanelldecke vom Kopf
streifen und ein Stück Schokolade aus einer Metalldose fischen. Das Ergebnis: Hündinnen bevorzugten
für die Aufgaben klar ihre rechte, Rüden die linke
Pfote.
Schwanzwedeln ist ein sicheres Zeichen, dass
ein Hund sich freut. Falsch.
Hunde wedeln mit dem Schwanz, um ihren Eigengeruch zu verbreiten. Das tun sie, wenn sie aufgeregt sind – und zwar auch, wenn diese Erregung
nicht freudig ist. Schwanzwedeln kann also nur in
Verbindung mit der sonstigen Körpersprache interpretiert werden; eine einzige Bedeutung kann man
ihm nicht zuordnen.
Hunde verhalten sich gegenüber Katzen von
Natur aus aggressiv. Falsch.
Es gibt keine natürliche Feindschaft zwischen Hund
und Katze. Dass sie sich oft nicht besonders mögen,
liegt an der unterschiedlichen Körpersprache. Wenn
beispielsweise Katzen ihre Ohren anlegen oder sich
auf den Rücken legen, meinen sie das keinesfalls als
Zeichen der Unterwürfigkeit, auch wenn ein Hund es
so interpretieren könnte. Haben sie sich aber erst
einmal aneinander gewöhnt, kommen die beiden oft
gut miteinander aus.
21
Wahr oder falsch
Hunde empfinden es als Provokation, wenn
man ihnen direkt in die Augen schaut. Richtig.
Der direkte Blickkontakt ist ein Zeichen von Überlegenheit. Während es kein Problem sein darf, dem
eigenen Hund in die Augen zu sehen, könnte ein
fremder sich herausgefordert fühlen. Im günstigen
Fall wird er dem Blick des Menschen schließlich ausweichen, im ungünstigen könnte er versuchen, die
offenbar unklare Rangfolge zu seinen Gunsten zu
entscheiden.
Hunde bellen in erster Linie, um mit Menschen
zu kommunizieren. Richtig.
Untereinander kommunizieren Hunde wie Wölfe:
mit Körpersprache, Mimik und Gerüchen. Auch
knurren und jaulen sie; gebellt wird jedoch nach
dem Welpenalter überwiegend, um Herrchen oder
Frauchen etwas mitzuteilen. Theorien, wonach sich
der Hund mit dem Bellen an die menschliche
Sprache angepasst haben soll, konnten bislang
nicht bewiesen werden.
Hunde heben ihr Bein, um ihren Urin möglichst
hoch zu hinterlassen. Richtig.
Der Urin jedes Hundes hat einen bestimmten
Geruch, der ihn von seinen Artgenossen unterscheidet. Mit diesen Duftmarken zeigen vor allem Rüden
ihren Anspruch auf ein bestimmtes Revier an. Indem
sie nun das Hinterbein heben, treffen sie zum
22
Beispiel einen Baum an einer höheren Stelle. Vor
allem kleine Konkurrenten haben es dann schwerer, die Duftmarke mit ihrem eigenen Urin zu überdecken.
Rüden vertragen sich generell besser mit
Hündinnen als mit ihren Geschlechtsgenossen.
Richtig.
Zwar müssen Rüden keinesfalls ständig aufeinander
losgehen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es zu
Kämpfen kommt, ist deutlich höher als zwischen
einem Rüden und einer Hündin. Grund dafür ist,
dass männliche Hunde sich meist gegenseitig als
Konkurrenz wahrnehmen, der es die eigene Dominanz zu beweisen gilt.
Drogenspürhunde werden süchtig gemacht,
damit sie Rauschgifte gezielt aufspüren. Falsch.
Die meisten Drogen wären für Hunde schwer
gesundheitsschädigend oder sogar tödlich. Drogenspürhunde lernen in ihrer Ausbildung vielmehr, den
Geruch verschiedener Rauschmittel mit einem
Spielzeug zu verbinden. Dieses suchen sie auch
später im Einsatz.
In China isst man Hundefleisch. Richtig.
Hundefleisch gilt in manchen Gegenden Chinas als
Delikatesse – und nicht nur dort. Auch in Korea und
Vietnam ist der Verzehr von Hunden nicht unüblich,
15 Fragen rund um den Hund
und sogar in Sachsen war das rosafarbene Fleisch,
das gern mit Sesam kombiniert wird, einmal recht
beliebt. Noch vor gut einem Jahrhundert, so hat es
der Wiener Professor Erhard Oeser herausgefunden,
sollen in Chemnitz durchschnittlich 226, in Dresden
136 und in Zwickau 58 Hunde pro Jahr geschlachtet
worden sein.
Ob ein Hund kinderlieb oder lernfähig ist, wird
auch von seiner Rasse beeinflusst. Richtig.
Viele der über 300 offiziell anerkannten Hunderassen werden schon seit einigen Jahrzehnten
gezüchtet. Die Folge ist eine relativ geringe genetische Variabilität, so dass Hunde derselben Rasse oft
zu ähnlichem Verhalten neigen. Wie aggressiv oder
kinderlieb ein Hund ist, hängt jedoch immer in
erster Linie von seiner Erziehung ab.
Wenn ein Pit Bull sich in Beute verbeißt, sperrt
sich sein Kiefer so, dass er nicht mehr loslassen
kann. Falsch.
Schädel, Kiefer und Zähne des American Pit Bull
Terrier unterscheiden sich in ihrer Funktionsweise
nicht von denen anderer Hunderassen. Es gibt keinen wissenschaftlichen Hinweis auf eine Kiefersperre, die speziell bei Pit Bull Terriern auftritt – sie
ist lediglich eine moderne Sage.
Bernhardiner sind besonders gut als Lawinenhunde geeignet. Falsch.
Der Bernhardiner oder Sankt Bernhardshund ist
zwar dafür berühmt geworden, dass er von
Schweizer Augustinermönchen zum Retten von
Verschütteten eingesetzt wurde. Die damaligen
Bernhardiner waren jedoch viel kleiner und leichter
als die heutigen. Je massiger die Tiere in den vergangenen Jahrzehnten gezüchtet wurden, umso mehr
wurden sie durch andere Rassen als Lawinenhunde
verdrängt.
Wenn Hütehunde keine Schafe hüten können,
versuchen sie manchmal, Kinder zusammenzutreiben. Richtig.
Rassen wie Border Collies und Kelpies werden speziell für das Hüten von Vieh gezüchtet, zum Teil
schon seit Jahrhunderten. Das Hüteverhalten, das
sich aus dem Jagdtrieb entwickelt hat, ist genetisch
tief verwurzelt. Unterbeschäftigte Familienhunde
übertragen dieses Verhalten in Ermangelung einer
Herde nicht selten auf andere, sich bewegende
Objekte: Radfahrer, Autos oder eben laufende
Kinder.
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Lesetipps
Lesetipps
Wie Hunde denken und fühlen
Autor:
Stanley Coren
Verlagsangaben:
Franckh-Kosmos-Verlag, 2005,
ISBN 3-440-10331-5
Sonstiges:
350 Seiten, Preis ca. 20 Euro
Umfassend schildert der kanadische Psychologe Stanley
Coren in seinem Buch Denkweise und Lernprozesse, Sinneswelt, Altern und Bewusstsein von Hunden. Zahlreiche
Anekdoten und eigene Erfahrungen des Autors machen es
zu einem spannenden Buch für Hundehalter.
Hundepsychologie
Autorin:
Verlagsangaben:
Sonstiges:
Dorit Feddersen-Petersen
Franckh-Kosmos-Verlag, 2004,
ISBN 3-440-09780-3
496 Seiten, Preis ca. 40 Euro
Seit über 30 Jahren arbeitet die Autorin am Kieler Institut für
Haustierkunde mit Hunden und Wolfsrudeln. In ihrer Hundepsychologie gibt sie umfassend die wissenschaftlichen
Erkenntnisse über Abstammung, Verhaltensweisen und die
Sprache der Hunde weiter. Das ausgiebig und anschaulich
bebilderte Werk bietet Fachleuten und interessierten Laien
eine Fülle von Informationen, setzt aber auf jeden Fall ein
gewisses Vorwissen voraus.
Schlauer Hund. So fördern Sie, was in ihm steckt
Autor:
Immanuel Birmelin
Verlagsangaben:
Gräfe und Unzer Verlag, 2006
Hund und Mensch. Die Geschichte einer Beziehung
Autor:
Erhard Oeser
Sonstiges:
Darmstadt 2004.
Haben Hunde ein Bewusstsein? An dieser Frage scheiden
sich bis heute die Geister. Erhard Oeser zeichnet diesen
Jahrhunderte alten Streit nach und vertritt selbst die
Position, dass Tiere ein Bewusstsein haben
Katze und Mensch. Die Geschichte einer Beziehung
Autor:
Erhard Oeser
Sonstiges:
Darmstadt, 2005
Eine ausführliche Kulturgeschichte der Katze. Der Autor beschreibt, welche Rolle und welches Ansehen die Katze in den
unterschiedlichen Kulturen hatte, angefangen von Ägypten
über den Nahen und Fernen Osten bis Europa hatte.
Blindenführhunde ausbilden
Autorin:
Tanja Kohl
Verlagsangaben:
Kynos Verlag,
ISBN 3-938071-03-6
Sonstiges:
144 Seiten, Preis ca. 17 Euro
Die Autorin betreibt zusammen mit ihrem Mann selbst eine
Blindenführhundeschule. In ihrem Buch gibt sie ihre Erfahrungen auf dem Weg zur Selbständigkeit weiter. Neben den
Kapiteln über Auswahl und Ausbildung der Hunde geht sie
auch auf finanzielle und rechtliche Fragen ein. Abgerundet
wird das Buch von Erfahrungsberichten und verschiedenen
Fragebögen.
Der Mensch und seine Haustiere, Geschichte einer
jahrtausendealten Beziehung
Autor:
Norbert Benecke
Verlagsangaben:
Theiss Verlag, Stuttgart, 1994
Sonstiges:
ISBN 3-8062-1105-1
Norbert Benecke vom Deutschen Archäologischen Institut
ist der führende Archäozoologe in Deutschland, außerdem
ein ausgewiesener Hundeexperte. In seinem auch für Laien
problemlos lesbaren Standardwerk über Haustiere geht er in
mehreren Kapiteln ausführlich auf den Hund als erstes
Haustier ein. Von den allerersten Knochenfunden über die
frühen Hochkulturen bis ins Mittelalter verfolgt er die Spur
vom Wolf bis zum heutigen Haushund.
Der Hund. Abstammung – Verhalten – Mensch und Hund
Autor:
Erik Zimen
Verlagsangaben:
C. Bertelsmann Verlag GmbH,
München 1988
Sonstiges:
ISBN 3-570-00507-0
Erik Zimen, Wolfs- und Hundeforscher und ehemaliger
Mitarbeiter von Konrad Lorenz am Max-Planck-Institut für
Verhaltensphysiologie, verfolgt in seinem für eine breite
Leserschicht gedachten Buch die Geschichte von Mensch
und Hund. Besonders interessiert ihn die Frage der
ursprünglichen Zähmung. Dabei orientiert er sich an historischen und archäologischen Fakten, scheut aber auch nicht
vor spekulativen Theorien und Hypothesen zur Domestikationsgeschichte zurück.
Lehrbuch der Hundesprache. Mit dem Hund auf Du und Du
Autor:
Anders Hallgren
Verlagsangaben:
Verlag Oertel + Spörer, 2001
Informative und gleichzeitig unterhaltsame Lektüre für
Hundefreunde, die die Sprache des Hundes besser verstehen wollen. Mimik und Körpersprache werden mit Hilfe
von Fotos anschaulich erklärt. Außerdem gibt der Autor
Informationen über Duftsignale und Lautäußerungen des
Hundes.
Hunde und ihre Menschen
Autorin:
Dr. Dorit Feddersen-Petersen
Verlagsangaben:
Kosmos Verlag, 1992
Ein übersichtlicher Abriss über das Sozialverhalten von Wildund Haushunden, die Hund-Mensch-Beziehung und die
Verhaltensentwicklung von Rassehunden.
Von der Seele des Hundes: Wesen, Psychologie und
Verhaltensweisen des Hundes
Autor:
Eric H. W. Aldington
Verlagsangaben:
Gollwitzer-Verlag, 2002
Tiefgehendes Wissen über Hunde aus der Verhaltensforschung, gut und flüssig zu lesen. Durch die Forschungsberichte muss man sich leider etwas durchquälen.
Immanuel Birmelin schlägt zahlreiche Intelligenz-Tests für
Hunde zum Nachmachen vor. Das ist in jedem Fall einen
Versuch wert!
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Linktipps
Linktipps
ZU: HUNDE ALS HELFER
Umfassende Informationen über Geschichte und Ausbildung
der Polizeidiensthunde
www.polizei-minden.de
Tiergestützte Therapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
der Universität Leipzig
www.tiere-als-therapie.de
Linksammlung rund um den Hund mit Infos zu Behinderten-,
Polizei- und Therapieehunden
www.hundeadressen.de
ZU: DIE ZAHMEN FÜCHSE VON NOVOSIBIRSK
Geschichte und Ergebnisse des Farm-Fuchs-Experiments
(eine wissenschaftliche Publikation, auf Englisch, PDF)
www.floridalupine.org
Artikel in Current Biology über Brian Hares Experiment (eine
wissenschaftliche Publikation, auf Englisch)
www.sciencedirect.com
ZU: WIE MAN MIT HUNDEN AUSKOMMT
Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen e.V – hier kann man eine Hundeschule in der
Nähe seines Wohnortes ausfindig machen und Antworten zu
Hundeverordnung und Hundeführerschein finden
www.bhv-net.de
Interessengemeinschaft unabhängiger Hundeschulen
Alternative zu oben
www.ig-hundeschulen.de
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QuarksScript
In der Reihe QuarksScript sind bisher Broschüren zu
folgenden Themen erschienen:
Die Wissenschaft von Zwillingen
Phänomen Schlaf – Was nachts in unserem Körper passiert
Autismus – wenn Denken einsam macht
Strahlendes Erbe –Tschernobyl und seine Folgen
Zwischen Science und Fiction
Atemlos – wenn die Luft knapp wird
Zunge, Kuss und Spucke – Faszinierendes rund um den Mund
Mensch nach Maß? Von DIN- Normen und Körpergrößen
Schwerkraft – oder: Warum fällt der Stein?
Narkose – dosierte Bewusstlosigkeit
Fleisch!!!
Angst vor der Killer-Grippe?
Stahl – kein altes Eisen
Die Qual mit dem Rücken – was die Wirbelsäule leistet
Unser tägliches Sterben
Kippt das Klima?
Wunder Wahrnehmung
Unter Strom
Mann und Frau – der kleine Unterschied
Kostbares Salz
Mythos Genie
Gifte – gefährlich, nützlich, tödlich
Weltraum-Abenteuer
Vorsicht Fälschung!
Der Placebo-Effekt – Glaube als Medizin?
Verführerische Weihnachtszeit
Täuschen und Lügen
Die Welt der Sprache
Mülltonne Erde
Wie wir altern
Übersinnliche Phänomene im Test
Risiko Zusatzstoffe?
Malaria – Mückenstich mit verhängnisvollen Folgen
Big Brother is watching
Kostbares Erdöl
QuarksScript
Der kopierte Mensch
Lebenskünstler Baum
Die fantastische Welt des Unsichtbaren
Leben ohne Schmerz?
Lebensquell Wasser
Das Geheimnis der Neandertaler
Volksdroge Alkohol
Der Kampf gegen die Kilos
Abenteuer Fliegen
Spurensuche auf dem Mars
Das ABC der Vitamine
Gute Hexen – böse Hexen
Das geheime Leben der Frösche
Lernen mit Köpfchen
Wunder Ei
Wunderdroge Tee
Was Knochen erzählen
Blut – Der ganz besondere Saft
Milch unter der Lupe
Die Welt der Düfte
Risiko Elektrosmog?
Diagnose „zuckerkrank“
Wie wir lernen
Diäten unter der Lupe
Energie der Zukunft
Die Börse – einfach erklärt (2. überarbeitete Auflage)
Die Biochemie der Liebe
Die Kunst des Klebens
Der Traum vom langen Leben
Mindestens haltbar bis ...
Kampf dem Schmutz
Schokolade – die süße Last
Kernenergie (vergriffen)
Das Herz (vergriffen)
Abenteuer Fahrrad (vergriffen)
Das Wunder Haar (vergriffen)
Gute Zähne - schlechte Zähne (vergriffen)
Faszination Kaffee (vergriffen)
Neues vom Krebs (vergriffen)
Unser Schweiß
Gesünder Essen (vergriffen)
Unsere Haut
Die Geheimnisse des Kochens (vergriffen)
Eine Reise durch Magen und Darm (vergriffen)
Die Wissenschaft vom Bier (vergriffen)
Das Wetter (vergriffen)
Vorsicht Parasiten! (vergriffen)
Aus der Apotheke der Natur (vergriffen)
Vorsicht Fett! (vergriffen)
Wenn das Gedächtnis streikt (vergriffen)
Die Datenautobahn (vergriffen)
Die Wissenschaft vom Wein (vergriffen)
Allergien (vergriffen)
Kopfschmerz (vergriffen)
So bestellen Sie ein QuarksScript: Beschriften Sie einen C5-Umschlag mit Ihrer Adresse und mit dem Vermerk
„Büchersendung“. Frankieren Sie ihn mit 1 0,85 und schicken Sie ihn in einem normalen Briefkuvert an:
WDR Fernsehen
Quarks & Co
Stichwort: Titel der Sendung, z. B. „Die Wissenschaft von Zwillingen“
50612 Köln
Wenn Sie mehrere Scripts gleichzeitig bestellen wollen, geben Sie als Stichwort „Sammelbestellung“ an und legen einen
Zettel bei, der die gewünschten Hefte auflistet. Je C5-Umschlag und 1 0,85 Porto können bis zu 10 Scripts verschickt werden.
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