Teil 2 - ARA Pustertal AG
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Teil 2 - ARA Pustertal AG
Ergebnisse ARA Tobl Abbildung 31: Aktivität der schwarzen Granulenfraktion aus dem DEMON®-Reaktor Tobl. Verlauf der + - - Stickstoffverbindungen Ammonium (NH4 ), Nitrit (NO2 ) und Nitrat (NO3 ) unter anaeroben Bedingungen. In Abbildung 30 sind die Verläufe der gemessenen Stickstoffverbindungen im Aktivitätstest mit roten Granulen dargestellt. Die Abnahme von Ammonium (von 110 auf 87 mg N/L) bedeutete eine durchschnittliche stündliche Abnahme von 9,6 mg/L Ammonium-Stickstoff pro Gramm Trockensubstanz (Abb. 32), die Abnahme von Nitrit (von 77 auf 51 mg N/L) eine durchschnittliche stündliche Abnahme von 9,8 mg/L Nitrit-Stickstoff pro Gramm Trockensubstanz. Eine leichte Zunahme von Nitrat (von 3 auf 8,4 mg N/L) bedeutete eine durchschnittliche stündliche Zunahme von 1,8 mg/L Nitrat-Stickstoff pro Gramm Trockensubstanz (Abb. 32). Abbildung 31 zeigt die Verläufe der gemessenen Stickstoffverbindungen im Aktivitätstest mit schwarzen Granulen. Die Abnahme von Ammonium (von 108 auf 94 mg N/L) bedeutete eine durchschnittliche stündliche Abnahme von 1,25 mg/L Ammonium-Stickstoff pro Gramm Trockensubstanz (Abb. 32), die Abnahme von Nitrit (von 80 auf 69 mg N/L) eine durchschnittliche stündliche Abnahme von 1,32 mg/L Nitrit-Stickstoff pro Gramm Trockensubstanz. Eine leichte Zunahme von Nitrat 79 Ergebnisse ARA Tobl (von 3,2 auf 6 mg N/L) bedeutete eine durchschnittliche stündliche Zunahme von 0,2 mg/L Nitrat-Stickstoff pro Gramm Trockensubstanz (Abb. 32). Abbildung 32: Vergleich der Umsatzraten der roten und schwarzen Granulenfraktion des DEMON®-Reaktors der ARA Tobl. Die Umsatzraten der roten und schwarzen Granulenfraktion aus dem DEMON®Reaktor in Tobl werden in Abbildung 32 miteinander verglichen. Die rote Granulenfraktion unterschied sich deutlich in ihrer Abbauleistung von jener der schwarzen Granulenfraktion, dies zeigte sich in den Abbauraten von Ammonium (9,6 bzw. 1,25 mg N/L*h*g TS) und Nitrit (9,78 bzw. 1,32 mg N/L*h*g TS). Die Umsatzraten der roten Granulenfraktion unterschieden sich dabei kaum von gemessenen Umsatzraten der Strasser Anammox-Biomasse (vgl. Abb. 29). 80 Ergebnisse ARA Tobl 6.4 Untersuchung auf Inhibitoren der Anammox-Bakterien 6.4.1 Organische Säuren und Anionen Wie in Abbildung 33 deutlich zu erkennen, konnten nur geringe Konzentrationen organischer Säuren im Trübwasser, im Zulauf und im DEMON®-Reaktor nachgewiesen werden. Im Zulauf (Trübwasser und Brüdenkondensat) zum Reaktor konnte Milchsäure in einer niedrigen Konzentration (5,2 mg/L), im Trübwasser Milchsäure (1,4 mg/L) und Buttersäure (6,2 mg/L) nachgewiesen werden. Im DEMON®-Reaktor konnten Milchsäure (7,8 mg/L) und Capronsäure (12,9 mg/L) gefunden werden. Essigsäure, Phenylessigsäure und Propionsäure konnten nicht nachgewiesen werden (unter Detektionslimit). Abbildung 33: Organische Säuren und anorganische Anionen. Die anorganischen Anionen Chlorid, Nitrat, Phosphat und Sulfat konnten sowohl in den Zulaufproben als auch im Becken nachgewiesen werden. Chlorid kam in hohen Konzentrationen im Trübwasser (1,6 g/L) und im Zulauf (0,39 g/L) vor, im Becken selbst nahm die Chlorid-Konzentration kaum ab (0,37 g/L). Die höchsten 81 Ergebnisse ARA Tobl Konzentrationen von Sulfat konnten im Zulauf (40,8 mg/L) und im Becken (42,1 mg/L) nachgewiesen werden. Phosphat kam in geringen Konzentrationen in allen Proben vor (2,2 mg/L im Zulauf, 9,2 mg/L im Becken und 22,6 mg/L im Trübwasser). Im Gegensatz zu Nitrit (Messbereich unterschritten) konnte Nitrat nachgewiesen werden (1,3 mg/L im Zulauf, 3,9 mg/L im Trübwasser und 64,2 mg/L im Becken). 6.4.2 Spurenelementversorgung Die ausreichende Versorgung der Bakterien mit essentiellen Spurenelementen wie Zink, Nickel, Eisen, Mangan, Kupfer, Kobalt und Molybdän muss im Reaktor gewährleistet sein. Die generierten Messwerte der Spurenelementanalysen für die Filtrate der Proben Trübwasser, Brüdenkondensat, DEMON®-Zulauf und -Becken sind in Abbildung 34 dargestellt. Auffällig waren die hohen Messwerte für Phosphor in der Trübwasserprobe, sowie jene für Eisen im Trübwasser und im Becken. Kobalt und Molybdän lagen bei den Proben unter dem Detektionslimit der Atomabsorptionsspektroskopie (Ausnahme Kobalt in der Probe Trübwasser). Abbildung 34: Spurenelemente und Phosphor in Filtraten der Proben Trübwasser, Brüdenkondensat, DEMON®-Zulauf und DEMON®-Becken (0: unter dem Detektionslimit). 82 Ergebnisse ARA Tobl In Abbildung 35 sind die Spurenelemente, welche in der Biomasse gebunden sind, in den Proben DEMON®-Becken (Gesamtbiomasse) sowie rote und schwarze Anammox-Granulen, dargestellt. Auffällig waren die zum Teil großen Unterschiede zwischen roter und schwarzer Anammox-Biomasse. Bei Phosphor und Eisen waren die gemessenen Konzentrationen in der schwarzen Granulenfraktion beinahe dreimal so hoch wie die Konzentrationen in der roten. Doppelt so hohe Konzentrationen in schwarzer Anammox-Biomasse konnten bei Zink und Mangan gemessen werden. Abbildung 35: Spurenelemente und Phosphor in der Biomasse des DEMON®-Beckens (Gesamtbiomasse) sowie in roten und schwarzen Anammox-Granulen. 6.4.3 Biogene Amine Eine mögliche Substanzklasse, welche zur Inhibition der Anammox-Bakterien beitragen kann, sind freie Aminosäuren und primäre Amine. Mittels OPA/NACMethode kann die Gesamtheit der Aminosäuren und der primären Amine anhand ihrer Stickstoffgruppe erfasst werden. Für den Zulauf zum Reaktor konnte eine primäre Amine-Konzentration von unter 0,02 mM, für den DEMON®-Reaktor eine Konzentration von unter 0,06 mM gemessen werden. 83 Ergebnisse ARA Tobl 6.4.4 Osmotischer Druck Als Maß für den osmotischen Druck (durch erhöhte Salinität) wird die osmotische Konzentration bestimmt. Die Osmolalität im DEMON®-Becken konnte seit Inbetriebnahme des Reaktors bestimmt werden und liegt konstant niedrig zwischen 25 und 30 mOsm/kg. 6.4.5 Sulfide Im Faulturm entstehendes Sulfid wird an der ARA Tobl mit Eisen gefällt, es entstehen dabei schwarze Eisensulfidkomplexe. Die auftretende Schwarzfärbung einiger Anammox-Granulen könnte damit im Zusammenhang stehen. Zudem ist der Eisengehalt in der schwarzen Anammox-Biomasse erhöht (Abb. 35) und könnte für eine Komplexbildung in den Granulen zur Verfügung stehen. Daher erfolgte eine Bestimmung der Sulfidkonzentrationen in Filtratproben (Trübwasser, DEMON®Zulauf und -Becken) sowie die Konzentration von Sulfiden, welche in der Biomasse gebunden sind (DEMON®-Becken (Gesamtbiomasse), rote und schwarze Granulenfraktion). Die gemessenen Sulfidkonzentrationen im Zulauf zum DEMON®-Reaktor der ARA Tobl (1,2 µg S2-/L) mit jenen im Zulauf der ARA Strass (2,5 mg S2-/L) unterschieden sich deutlich. Die Sulfidkonzentration im Trübwasser der ARA Tobl lag ebenso deutlich darunter (75,9 µg S2-/L). Auch die gemessenen Konzentrationen in den Reaktoren unterschieden sich stark (2,3 µg S2-/L in Tobl bzw. 49,8 µg S2-/L in Strass) (Abb. 36). In der Biomasse aus dem Becken der ARA Tobl (0,7 µg S2-/g TS) konnten höhere Sulfidkonzentrationen als im Becken der ARA Strass (0,5 µg S2-/g TS) nachgewiesen werden. Der Unterschied zwischen den gemessenen Konzentrationen in roter und schwarzer Anammox-Biomasse war gering (0,4 bzw. 0,3 µg S2-/g TS) (Abb. 37). 84 Ergebnisse ARA Tobl Abbildung 36: Sulfidkonzentrationen in Filtratproben DEMON®-Becken und -Zulauf (Vergleich mit ARA Strass) und Trübwasser (ARA Tobl). Abbildung 37: Sulfidkonzentrationen in Biomasse aus dem DEMON®-Becken (Gesamtbiomasse der ARA Tobl und Strass) sowie in roten und schwarzen Granulenfraktionen (ARA Tobl). 85 Ergebnisse ARA Tobl 6.5 Feststoffeintrag und Belastung der Abwasserlinie In Abbildung 38 sind die Herkunft der Feststoffe und deren Weg in den DEMON®Reaktor schematisch dargestellt. Ein Abzug der Partikel im Vorlagebehälter ist nicht möglich, da sowohl aufschwimmender als auch sich absetzender Schlamm beobachtet werden kann. Abbildung 38: Herkunft der Feststoffe. Das Trübwasser aus der Schlammtrocknung und den Schneckenpressen wird in einem Vorlagebehälter zwischengespeichert. Es erfolgt die Mischung mit dem Brüdenkondensat und die Weiterleitung in den Zwischenspeicher. Das Abwasser im Zwischenspeicher entspricht dem Zulauf zum DEMON®-Reaktor. Im Vorlagebehälter kann eine flotierende und eine sedimentierende Feststofffraktion beobachtet werden. 86 Ergebnisse ARA Tobl Abbildung 39: Links: Feststoffeintrag durch das Trübwasser. Mitte: Abgetrennte Feststoffe durch die Schneckenpressen. Ein Teil dieser Feststoffe gelangt durch die Spülung der Pressen wieder ins Trübwasser zurück. Rechts: Blick auf das Trocknungsband der Schlammtrocknungsanlage. Ein Teil dieser Feststoffe gelangt nach der Spülung des Trocknungsbandes zurück in das Trübwasser. 6.5.1 Sedimentationsverhalten Die drei Trübwasserfraktionen (Schneckenpresse Normalbetrieb, Schneckenpresse Spülung und Schlammtrocknung) unterschieden sich hinsichtlich ihres Sedimentationsverhaltens. Abbildung 40: Absetzverhalten nach 0 Minuten (links) und nach 30 Minuten (rechts). Schneckenpresse Normalbetrieb (1), Schneckenpresse Spülung (2) und Trocknung (3). Die Feststoffe aus der Fraktion der Schneckenpressen im Normalbetrieb waren gut absetzbar. Die Feststoffe, welche nach dem Spülvorgang im Trübwasser verbleiben, sedimentierten zwar langsam, aber weniger Schwimmschlamm trat auf. Sehr schlechtes Sedimentationsverhalten zeigten die Feststoffe aus der Trocknung. Versuche zur Bestimmung der Surface-Overflow-Rate im Trübwasser zeigten, dass die Feststoffe im Trübwasser aus der Fraktion der Schneckenpressen im 87 Ergebnisse ARA Tobl Normalbetrieb langsam und diskontinuierlich sedimentierten und zum Teil aufschwimmen. Die Feststoffe aus der Fraktion der Schneckenpressen im Spülbetrieb setzten sich gleichmäßig ab. Ein Aufschwimmen des Schlammes konnte hier nicht beobachtet werden (Abb. 41). Abbildung 41: Bestimmung der Surface-Overflow-Rate im Trübwasser in den Fraktionen Schneckenpresse Normalbetrieb und Schneckenpresse Spülung. 6.5.2 Siebanalyse Um die Korngrößenverteilung der Feststoffe charakterisieren zu können, wurden Siebanalysen durchgeführt. In Abbildung 42 sind die Partikel im Lupenbild dargestellt, in Abbildung 43 die kumulative Korngrößenverteilung der drei Trübwasserfraktionen. Die Partikel aus der Trocknung waren größer als jene aus den Schneckenpressen, zwischen den beiden Schneckenpressen-Fraktionen (Normalbetrieb und Spülung) gab es kaum Unterschiede. Um den Großteil der Feststoffe aus der Abwasserlinie zu entfernen, wird eine Maschenweite von 125 µm benötigt. 88 Ergebnisse ARA Tobl Abbildung 42: Feststoffe im Zulauf zum DEMON®-Reaktor (links) und anfallende Partikel beim Pressvorgang (rechts). Abbildung 43: Kumulative Korngrößenverteilung der Feststoffe aus den Trübwasserfraktionen Trocknung, Schneckenpresse Spülung und Normalbetrieb. 89 Ergebnisse ARA Tobl 6.6 Laborreaktor Im Laborreaktorversuch wurde Biomasse (1,4 g TS) aus dem DEMON®-Becken Tobl (Probenahme im Juni 2014) mit einem synthetischen Medium versetzt. Durch Zugabe von Spurenelementlösung nach Egli zum Medium konnten optimale Bedingungen für die Bakterien im Laborreaktor geschaffen werden. Nach zweiwöchigem Testbetrieb konnte ein leichter Zuwachs von Biomasse beobachtet werden (von 1,4 g TS auf 1,52 g TS), die Osmolalität im Reaktor (zwischen 20 und 30 mOsm/kg) und die Alkalinität (zwischen 3,5 bis 5,0 mM) blieben konstant. In den Belüftungsintervallen konnte eine Abnahme von Ammonium (Zulauf: 200 mg N/L; Reaktor: 50 mg N/L) und eine Zunahme von Nitrit (Reaktor: 26 mg N/L), in den Belüftungspausen eine Abnahme von Ammonium und Nitrit, beobachtet werden. Abbildung 44: Ausschnitte der Online-Aufzeichnungen der Parameter pH und gelöster Sauerstoff. 90 Ergebnisse ARA Tobl Gut zu erkennen war der Verlauf des pH-Wertes bei eingeschalteter (pH sinkt) und abgestellter (pH Sauerstoffsonde steigt) Belüftung konnte (Abb. 44). Einen Abwärts-Drift beobachtet der werden. 91 Ergebnisse ARA Tobl 6.7 Molekularbiologische Untersuchungen 6.7.1 Extraktion der DNA Die DNA Extraktion erfolgte aus folgenden Proben (Abb. 45): Tobl AMX (nur Anammox-Biomasse), Tobl Biomasse gesamt (aus dem DEMON®-Becken), Tobl rote Granulen, Tobl schwarze Granulen, Strass AMX (nur Anammox-Biomasse), Strass Biomasse gesamt (aus dem DEMON®-Becken) und Strass Hydrozyklon Unterlauf. Abbildung 45: Agarose-Gelelektrophorese für die DNA Extrakte extrahiert mit der Kombination des Qiagen DNeasy® Blood & Tissue und dem Powersoil® DNA Isolation Kit (St.: Standard). Die Extraktion der DNA mittels einer Kombination (vgl. Material und Methoden) des Qiagen DNeasy® Blood & Tissue Kit (Qiagen) und Powersoil® DNA Isolation Kit (MO BIO Laboratories Inc.) lieferte positive Ergebnisse für alle Proben. Einheitliche Banden in der Höhe genomischer DNA zeigten deutlich, dass die Fragmente nicht mechanisch zerstört und in kleinere DNA-Fragmente zerkleinert wurden. Eine solche Zerkleinerung konnte nur für eine Parallele der Strass Hydrozyklon Unterlauf Probe beobachtet werden (Schmierspur). Schwach sichtbare Banden sind ein Indiz für geringe, helle Banden ein Indiz für hohe DNA-Konzentrationen. 92 Ergebnisse ARA Tobl 6.7.2 Quantifizierung der Anammox-Biomasse Mit Hilfe der Realtime PCR (qPCR) konnten die 16S rRNA-Gensequenz von Anammox-Bakterien in verschiedenen Proben (Kapitel 6.7.1 und Abb. 45) quantifiziert werden. Es ergaben sich dabei Werte von 9*109 Genkopien pro Gramm Trockensubstanz in der Probe Tobl Gesamtbiomasse und 8,6*10 11 Genkopien pro Gramm Trockensubstanz in der Probe Strass Gesamtbiomasse. Die Proben Tobl rote und Tobl schwarze Granulen unterschieden sich nur geringfügig (rot: 3,2*1010 Genkopien/g TS; schwarz: 3,7*1010 Genkopien/g TS) voneinander (Abb. 46). Die Effizienz der qPCR betrug 0,34 (R2: 0,997). Der Verlauf der qPCR ist im Anhang dargestellt. Abbildung 46: Genkopien pro Gramm Trockensubstanz. Die Probe DEMON®-Becken entspricht der Bezeichnung Tobl Biomasse gesamt. Die Proben Tobl AMX, Strass AMX und Strass Zyklon UL sind in der Abbildung nicht dargestellt. 93 Ergebnisse ARA Tobl Abbildung 47 zeigt die Schmelzkurve (melting curve) für die durchgeführte qPCR. Die dichte Aneinanderreihung der Peaks und das Fehlen von Peaks im unteren Temperaturbereich lassen darauf schließen, dass es zu keinen Primerdimerisierungen während der qPCR kam. Auffallend ist der Doppelpeak im Temperaturbereich 85 °C bis 90 °C (in der Abbildung markiert) welcher deutlich bei den Proben aus dem DEMON®-Reaktor der ARA Tobl auftritt. Abbildung 47: Schmelzkurve (melting curve) zur Qualitätskontrolle der qPCR (X-Achse: Temperatur von 55 °C bis 95 °C; Y-Achse: df/dT in 5 °C Schritten). 6.7.3 16S rRNA Sequenzierung Der Artenreichtum des DEMON®-Reaktors der ARA Tobl wurde mittels einer Verdünnungskurve (rarefaction analysis) ausgewertet (Abb. 48). Die insgesamt 33.600 „reads“ der roten Granulenfraktion konnten zu 575 OTUs gruppiert werden. In 42.800 „reads“ der schwarzen Granulenfraktion waren es 693 OTUs, in 44.300 „reads“ der DEMON®-Becken-Gesamtfraktion waren es 630 OTUs. Für die Berechnung der Diversität wurde die Stichprobenmenge der kleinsten Fraktion (rote Granulenfraktion) herangezogen. Der Shannon-Index für die rote Granulenfraktion war 3,1231, jener der schwarzen Granulenfraktion 2,8764 und jener der DEMON®-Beckenprobe 3,2859. 94 Ergebnisse ARA Tobl Abbildung 48: Verdünnungskurve zur Veranschaulichung des Artenreichtums. In 33.600 reads der roten Granulenfraktion konnten 575 verschiedene OTUs bestimmt werden. Diese Werte wurden für die Berechnung der Diversität herangezogen. Die dominanten Phylotypen (Betrachtung des Phylum-Levels) in der Probe DEMON®-Becken waren Acidobacteria (12 Prozent), Chlorobi (50 Prozent), Proteobacteria (23Prozent), Chloroflexi (4 Prozent) und Planctomycetes (3,7 Prozent). In der roten Granulenfraktion konnten folgende relative Abundanzen festgestellt werden: Acidobacteria (16 Prozent), Chlorobi (37 Prozent), Proteobacteria (22 Prozent), Chloroflexi (6 Prozent) und Planctomycetes (4,9 Prozent). In der schwarzen Granulenfraktion konnten folgende relative Abundanzen festgestellt werden: Acidobacteria (14 Prozent), Chlorobi (37 Prozent), Proteobacteria (26 Prozent), Chloroflexi (7 Prozent) und Planctomycetes (5,6 Prozent) (Abb. 49). Die vollständige Auflistung der Diversität in den Proben des DEMON®-Reaktors Tobl ist im Anhang dargestellt. 95 Ergebnisse ARA Tobl Abbildung 49: Dominante Phylotypen (relative Abundanz) und Diversität in den drei untersuchten Proben des DEMON®-Reaktors der ARA Tobl. Die Bakterien-Gemeinschaft auf OTU-Level (operational taxonomic unit) ist in Abbildung 50 dargestellt. Dominant ist in allen drei Proben OTU 0001 mit einer relativen Abundanz von 45 Prozent im DEMON®-Becken, 40 Prozent in der roten und 35 Prozent in der schwarzen Granulenfraktion. Die Sequenz ist mit 98 Prozent Ähnlichkeit der Sequenz vom unkultivierten Planctomyceten Klon 5GA_Pla_HKP_17 zuordenbar (Accession number: GQ356164). Bezogen auf die relative Abundanz ist OTU 0011 die zweithäufigste Gruppe in den drei Proben (7 Prozent im DEMON®-Reaktor, 9 Prozent in der roten und 8 Prozent in der schwarzen Granulenfraktion). Mit 99 Prozent Ähnlichkeit konnte OTU 0011 der 96 Ergebnisse ARA Tobl Sequenz der Bakterien-Aufzuchtskultur Klon SRAO_12 zugeordnet werden (Accession number: KM210533). Abbildung 50: Relative Abundanz und Diversität auf OTU-Level des DEMON®-Reaktors der ARA Tobl (Abundanz-Limit: > 0,5 Prozent. Insgesamt liegen 20 OTUs über diesem Limit, die restlichen OTUs werden als Andere zusammengefasst). OTU 0037 mit 99 Prozent Sequenzähnlichkeit zu einem unkultivierten βProteobakterium konnte zu 5 Prozent im DEMON®-Reaktor, zu 6 Prozent in der 97 Ergebnisse ARA Tobl roten und zu 6 Prozent in der schwarzen Granulenfraktion gefunden werden (Accession number: CU924961). Die vierthäufigste Einheit in den drei Proben (5 Prozent im DEMON®-Reaktor, 5 Prozent in der roten und 4 Prozent in der schwarzen Granulenfraktion) war OTU 0019. Mit 100 Prozent Ähnlichkeit konnte OTU 0019 der Sequenz eines unkultivierten Bakterien-Klons (BPO-10) zugeordnet werden (Accession number: KF564556). OTU 0004 mit relativen Abundanzen von 3 Prozent im DEMON®Reaktor, 4 Prozent in der roten Granulenfraktion und 4 Prozent in der schwarzen Granulenfraktion, konnte als eine der fünf größten Einheiten ausfindig gemacht werden und entspricht mit 99 Prozent Ähnlichkeit der Sequenz eines unkultivierten Acidobakteriums (Accession number: DQ829632). Ausgewählte OTUs und deren relative Häufigkeit (Abundanz-Limit > 0,5 Prozent), sowie Sequenzähnlichkeiten zu kultivierten und unkultivierten Bakterien sind in Abbildung 50 ausführlich dargestellt. Alle OTUs, welche unter dem Abundanz-Limit liegen, wurden als Andere zusammengefasst. 98 Ergebnisse ARA Bern 7 Ergebnisse ARA Bern Im DEMON®-Reaktor der ARA Bern wurde auch Faulschlammzentrat der ARA Worblental mitbehandelt. Bei Überschreitung eines bestimmten Volumsanteils aus Worblental brach die Sauerstoffzehrung wegen einer vermuteten Hemmung der Nitrifikantenpopulation ein. Die Anammox-Bakterien wurden nicht gehemmt (Abb. 51). Abbildung 51: Anammox-Granulen aus dem DEMON®-Reaktor Bern. Eine kräftige Rotfärbung und große Granulen deuten auf eine gesunde, intakte Anammox-Biomasse hin. 7.1 Aktivitätsuntersuchungen Die Zentratproben wurden mit synthetischem Verdünnungsmedium vermischt (siehe Anhang: Synthetische Verdünnungsmedien), und verschiedene Verdünnungsstufen (von 0 bis 100 Prozent) wurden hergestellt. Biomasse aus dem DEMON®-Reaktor der ARA Bern wurde zugegeben (1 g TS/L) und bei 30 °C inkubiert. Die Aktivität der aeroben Ammonium-oxidierenden Bakterien wurde anhand der Stickstoff-Spezies Nitrit und Nitrat halbstündlich gemessen. Derselbe Test wurde in ausgewählten Proben mit Biomasse aus dem DEMON®-Reaktor der ARA Strass wiederholt. Die Trockensubstanz-spezifischen Umsatzraten schwanken stark, da die Raten nicht auf den kaum quantifizierbaren Anteil der Ammonium-oxidierenden Bakterien, sondern auf die Gesamtbiomasse inklusive Anammox-Granulen und sonstige 99 Ergebnisse ARA Bern Partikel bezogen wurde. In der Mischprobe (genommen am 11. Juni 2014) der Zentrate aus der ARA Bern und der ARA Worblental konnte keine Hemmung der Nitrifikation beobachtet werden, die Umsatzraten unterschieden sich in den verschiedenen Verdünnungsstufen kaum. Veränderungen der Nitratkonzentration waren unbedeutend und kaum feststellbar (Abb. 52). Abbildung 52: Nitrit- und Nitratumsätze der Ammonium-oxidierenden Bakterien im Mischzentrat der ARA Bern und ARA Worblental. Die reinen Zentrate der ARA Worblental (Probenahme 11. Juni 2014) hingegen verursachten eine Hemmung der aeroben Biomasse aus dem DEMON®-Reaktor der ARA Bern (Abb. 53). Auch eine Hemmung der Biomasse aus dem Reaktor der ARA Strass konnte beobachtet werden, wobei die Hemmwirkung auf die Biomasse der ARA Bern stärker war (Abb. 54). Eine Veränderung der Nitratkonzentration war in beiden Versuchen kaum feststellbar. 100 Ergebnisse ARA Bern Abbildung 53: Nitrit- und Nitratumsätze der Ammonium-oxidierenden Bakterien (Biomasse Bern) im Zentrat der ARA Worblental. Abbildung 54: Nitrit- und Nitratumsätze der Ammonium-oxidierenden Bakterien (Biomasse Strass) im Zentrat der ARA Worblental. 101 Ergebnisse ARA Bern Ein zusätzlicher Aktivitätsversuch nach dreimonatiger Einlagerung der Zentratprobe Worblental (bei 4 °C) zeigte deutlich die veränderte und gesteigerte Aktivität. Für den Versuch wurde frische Biomasse der ARA Strass verwendet (Abb. 55). Abbildung 55: Nitrit- und Nitratumsätze der Ammonium-oxidierenden Bakterien (Biomasse Strass) im Zentrat der ARA Worblental nach dreimonatiger Lagerung der Probe bei 4 °C. 102 Ergebnisse ARA Bern 7.2 Untersuchung auf Inhibitoren der aeroben Ammonium-oxidierenden Bakterien 7.2.1 Organische Säuren und Anionen Wie in Abbildung 56 deutlich zu erkennen, konnten nur geringe Konzentrationen organischer Säuren in der Trübwasser-Mischprobe (ARA Bern und ARA Worblental) und im Faulschlamm der ARA Worblental nachgewiesen werden. In der Trübwasser-Mischprobe wurde Milchsäure (17,5 mg/L) nachgewiesen. Essigsäure (57,5 mg/L) und Iso-Valeriansäure (7,2 mg/L) konnten in der Faulschlammprobe der ARA Worblental detektiert werden. Buttersäure, Capronsäure, Phenylessigsäure und Propionsäure konnten in keiner der Proben nachgewiesen werden (unter Detektionslimit). Die anorganischen Anionen Chlorid, Nitrit, Nitrat, Phosphat und Sulfat wurden routinemäßig mitgemessen und zeigten keine besonderen Auffälligkeiten. Abbildung 56: Konzentration organischer Säuren und anorganischer Anionen. 103 Ergebnisse ARA Bern 7.2.2 Spurenelementversorgung und Schwermetalle Die generierten Messwerte der Spurenelementanalysen für die Filtrate der Proben DEMON®-Becken, Trübwasser Mischprobe (ARA Bern und Worblental) und Faulschlammzentrat Worblental sind in Abbildung 57 dargestellt. Generell konnten kaum Unterschiede zwischen den Proben festgestellt werden. Abbildung 57: Spurenelemente und Phosphor in Filtraten der Proben DEMON®-Becken, Trübwasser Mischprobe (ARA Bern und ARA Worblental) sowie im Faulschlammzentrat der ARA Worblental. Zusätzlich zu den Spurenelementen wurde in der Biomasse aus dem DEMON®Reaktor der ARA Bern eine Auswahl an toxischen Schwermetallen gemessen. Aluminium und Chrom wurden in geringen Konzentrationen nachgewiesen. Silber, Quecksilber, Cadmium, Blei und Vanadium lagen unter der Nachweisgrenze der ICPAtomemmisionsspektroskopie (Abb. 58). 104 Ergebnisse ARA Bern Abbildung 58: Spurenelemente, Phosphor und einige ausgewählte toxische Schwermetalle in der Biomasse des DEMON®-Beckens (Gesamtbiomasse) und in Anammox-Granulen des Reaktors der ARA Bern. 7.2.3 Biogene Amine Durch die Co-Fermentation (Schlachtabfälle, tierische Proteine, Blut) an der ARA Worblental könnte es zu einer Überlastung des Faulturms und damit verbundenen erhöhten Konzentrationen von biogenen Aminen kommen. Die gemessenen Konzentrationen biogener Amine waren in den Zentratproben der ARA Worblental mit bis zu 25 mg N/L etwa doppelt so hoch wie in den gemischten Zentraten (Trübwasser Mischung). Im DEMON®-Reaktor waren sie bereits abgebaut und nicht mehr nachweisbar. 105 Ergebnisse ARA Bern 7.2.4 Osmotischer Druck Die Osmolalität lag im DEMON®-Reaktor der ARA Bern in einem günstigen Bereich von rund 50 mOsm/kg, die Zentrate schwankten in Abhängigkeit des Ammoniumgehaltes von 150 bis 250 mOsm pro Kilogramm. Die verfügbare Alkalinität in den Zentraten lag zwischen 100 und 150 mM, im Reaktor konnten knapp 20 mM gemessen werden. 7.2.5 Quartäre Ammoniumverbindungen Quartäre Ammoniumverbindungen konnten in den Proben der ARA Bern nicht nachgewiesen werden (unter 0,5 mg QAV/L). 7.2.6 Chlorierte organische Verbindungen Der AOX-Gehalt als Summenparameter für diese Substanzklasse lag bei 0,25 bis 0,34 mg Cl/L. Das Faulschlammzentrat der ARA Worblental unterschied sich dabei nicht von den Proben der ARA Bern. 7.2.7 Antibiotika Aufgrund der Co-Vergärung von Schlachtabfällen an der ARA Worblental erfolgte eine Untersuchung der Proben auf Veterinärantibiotika. In biologischen Hemmtests mit sensitiven Bakterien konnten geringe Hemmungen durch das Faulschlammzentrat Worblental für die Antibiotika-Klassen Aminoglycoside, Penicilline und Makrolide festgestellt werden. 106 Ergebnisse ARA Bern 7.2.8 Phenolische Verbindungen Im Faulschlammzentrat der ARA Worblental (Probenahme am 07. Juli 2014) wurde nach einer zweimonatigen Lagerung (bei 4 °C) ein Phenolindex von 3,3 mg/L gemessen. Am 28. Oktober konnte ein Phenolindex von 1 mg/L bestimmt werden (Lagerung bei 4 °C). Ein langsamer Abbau von Substanzen welche im Phenolindex erfasst werden, musste also auch in gekühlten Proben stattfinden. Unter der Annahme einer konstanten Abbaurate (aus den beiden generierten Messwerten) von 0,04 mg/L*d, lag der errechnete Messwert des Phenolindex für den Zeitpunkt der Probenahme bei 6 mg/L. Aufgrund der Messergebnisse aus den Aktivitätstests und den bestimmten Phenolindex-Konzentrationen erfolgte ein entsprechender Hemmversuch. Die Hemmung nahm mit steigender Phenolkonzentration stark zu, bereits ab 3 mg/L lag die Hemmung bei über 60 Prozent (Abb. 59). Abbildung 59: Hemmung der aeroben Ammonium-Oxidierer mit steigender Phenolkonzentration. Bereits bei 3 mg/L Phenol kommt es zu einer 60 Prozentigen Hemmung der Bakterien. 107 Diskussion 8 Diskussion 8.1 ARA Tobl Der DEMON®-Reaktor der ARA Tobl ist für die Entfernung hoher Stickstofffrachten aus dem Trübwasser und zur Reduzierung der damit verbundenen hohen Stickstoffrückbelastung des Hauptstromes zuständig. Der Zulauf zum Reaktor besteht dabei aus einer Mischung aus Trübwasser und Brüdenkondensat, wobei der Volumsanteil der Brüden um das Neunfache höher liegt als jener des Trübwassers (Abb. 18). Das Trübwasser aus dem Faulturm zeichnet sich im Gegensatz zum Brüdenkondensat durch eine deutlich höhere Ammoniumkonzentration aus. Die tägliche Zulaufmenge des Trübwasser-Brüdenkondensat-Gemischs variiert zwischen 1.000 und 1.400 m³. Bei der Planung der Anlage wurde der hohe Anteil an Brüdenkondensat nicht mitberechnet, die sich daraus ergebende Verdünnung (auf 150 bis 250 mg NH4+-N/L) des Trübwassers (Abb. 17, Abb. 20) darf daher nicht außer Acht gelassen werden. In den beiden Faultürmen der ARA Tobl wird zudem CoVergärung betrieben, wobei Molke einer Sennerei als Co-Substrat dient. Seit Inbetriebnahme des DEMON®-Reaktors der ARA Tobl konnte der geplante und errechnete Wirkungsgrad (über 70 Prozent) in Bezug auf die Stickstoff-Entfernung nie wirklich erreicht werden (Abb. 17). Durch die Zugabe der Molke kann eine Überlastung der Faultürme nicht ausgeschlossen werden und eine Akkumulation von z.B. organischen Säuren und biogenen Aminen wäre die Folge. Diese Substanzklassen sind auch potentielle Hemmsubstanzen des Deammonifikationsprozesses und könnten damit auch für den Leistungseinbruch des Reaktors verantwortlich sein. Zudem ergeben sich an der ARA Tobl einige Probleme in der technischen Durchführung und Steuerung des Reaktors. Der Hydrozyklon, eigentlich für die Rückhaltung der langsam wachsenden Anammox-Bakterien verantwortlich, muss zur Entfernung eingetragener Feststoffe, welche durch die Trübwasserfraktion in den Reaktor gelangen, zweckentfremdet werden. Lange Laufzeiten 108 des Diskussion Hydrozyklons sind die Folge, welche einen negativen Einfluss auf die Trockensubstanz (Abb. 19) und Retentionszeit der Biomasse im Reaktor haben. Zurzeit liegt die Laufzeit des Hydrozyklons bei 16 Stunden täglich. Die Belüftungselemente des DEMON®-Reaktors werden zudem nicht direkt, sondern zeitgleich mit allen anderen Belüftungselementen der ARA Tobl gesteuert. Eine unabhängige Belüftungssteuerung des Reaktors soll Anfang Juni 2015 realisiert werden. Dadurch lassen sich die beiden Teilprozesse des Anammox-Prozesses (partielle Nitrifikation und Deammonifizierung) dann zielgerichteter und pHabhängig steuern (bisher erfolgt die Steuerung des DEMON®-Reaktors zeitabhängig). 8.1.1 Aktivitätsbeurteilung Die aeroben Ammonium-oxidierenden Bakterien des DEMON®-Reaktors Tobl werden nicht gehemmt. Ihre Umsatzraten für Ammonium und Nitrit entsprechen den im Vorfeld des Projektes generierten Raten mit Biomasse des Reaktors der ARA Strass (Abb. 27). Anders sieht es bei der anaeroben Anammox-Biomasse aus. Die Umsatzraten für Ammonium und Nitrit unterscheiden sich deutlich von den Raten mit Biomasse der ARA Strass. Die anaerobe Biomasse aus Strass baut 8,8 mg NH4+-N/L*h*g TS und 10,7 mg NO2--N/L*h*g TS ab, die Biomasse aus Tobl lediglich 1,4 NH4+-N/L*h*g TS und 2,8 mg NO2--N/L*h*g TS (Abb. 29). Im Zuge dieser Aktivitätstests konnte deutlich festgestellt werden, dass die Granulen aus dem Reaktor der ARA Tobl kleiner und blasser sind als vergleichbare Granulen aus anderen DEMON®-Reaktoren, zudem konnte eine deutliche Schwarzfärbung einiger Anammox-Granulen beobachtet werden (Abb. 21, 22 und 23). Bei genauerer Betrachtung der einzelnen Granulen fiel zudem auf, dass es auch mehrere Zwischenstufen der Schwarzfärbung gibt. Aufgrund ihres Dichteunterschiedes konnten die beiden Granulenfraktionen voneinander getrennt und ihre Abbauleistung separat beurteilt werden. 109 Diskussion In den Aktivitätstests der roten und schwarzen Granulenfraktion konnten eindeutige Unterschiede festgestellt werden: die rote Granulenfraktion unterscheidet sich kaum (Abbau von 9,6 mg NH4+-N/L*h*g TS und 9,78 mg NO2-N/L*h*g TS), die schwarze Granulenfraktion jedoch deutlich von gesunder Anammox-Biomasse aus dem Reaktor der ARA Strass (Abbau von 1,25 mg NH4+N/L*h*g TS und 1,32 mg NO2- N/L*h*g TS) (Abb. 29 und 32). Ein weiteres Merkmal der schwarzen Granulen, welche eine Unterscheidung beider Fraktionen möglich macht, ist ihr unterschiedlicher Häm-Gehalt. Häm ist als prosthetische Gruppe Bestandteil des Redoxsystems der Anammox-Bakterien und erreicht in diesen einen wesentlich höheren Anteil als in anderen Mikroorganismen. Mit 20 Prozent am gesamten Proteinanteil kann durch die Quantifizierung von Häm auf die Stoffwechselaktivität und die Menge der Anammox-Bakterien geschlossen werden (Podmirseg et al., 2015). Der Anteil an gemessenem Häm liegt für den gesamten DEMON®-Reaktor der ARA Tobl (< 0,01 AU/g TS) weit unter den gemessenen Konzentrationen des Reaktors in Strass (0,045 AU/g TS). Die rote Granulenfraktion der ARA Tobl (> 0,05 AU/g TS) liegt im Bereich der Biomasse aus Strass und deutlich über den gemessenen Konzentrationen der schwarzen Granulenfraktion (< 0,005 AU/g TS) (Abb. 24). Zum Zeitpunkt der Trockensubstanzbestimmung (Mai 2014) betrug der Anteil roter Granulen an der gesamten Anammox-Biomasse (Abb. 25) 30 Prozent, der Anteil schwarzer Biomasse betrug 65 Prozent, wobei sich die fehlenden 5 Prozent durch Verluste beim Sieben und der Trennung der beiden Fraktionen mittels Percoll-NaClLösung erklären lassen. In Summe bedeuten diese Ergebnisse, dass die fast inaktive schwarze Granulenfraktion mengenmäßig deutlich stärker vertreten ist und die Stickstoff-Abbauleistung im DEMON®-Reaktor praktisch nur durch die geringe Menge roter Granulen bewerkstelligt wird. Es war daher notwendig, Ursachen und Erklärungen für die Schwarzfärbung der Anammox-Bakterien zu finden und in welchem Zusammenhang diese Schwarzfärbung mit der Abbauleistung im Reaktor steht bzw. ob die schwarzen Aggregate überhaupt Anammox-Granulen sind. 110 Diskussion 8.1.2 Potentielle Hemmstoffe Ein Einfluss durch erhöhte Konzentrationen von freiem Ammoniak (FA) und freier salpetriger Säure (FNA) auf die anaerobe Biomasse des DEMON®-Reaktors der ARA Tobl kann ausgeschlossen werden. Dapena-Mora et al. (2007) konnten einen 50 prozentigen Aktivitätsverlust bei einer Ammonium-Konzentration von 770 mg N/L zeigen, wobei freies Ammoniak (NH3, FA) die eigentliche Inhibition verursacht. Im DEMON®-Reaktor der ARA Tobl können zum einen durch die Verdünnung des Ammonium-reichen Trübwassers mit Brüdenkondensat, nur zwischen 150 und 250 mg N/L gemessen werden. Zum anderen ist der pH im Reaktor zu niedrig, so dass es zu keiner Umwandlung von Ammonium zu freiem Ammoniak kommt. Einen kompletten Aktivitätsverlust der Anammox-Biomasse konnte Strous et al. (1999) bei Nitrit-Konzentrationen von 100 mg N/L zeigen. Auch diese Konzentrationen können im Reaktor nicht gemessen werden. Die Versorgung der Bakterien im DEMON®-Reaktor mit Spurenelementen ist durch den Zulauf aus Brüdenkondensat und Trübwasser knapp gewährleistet, wobei die Konzentrationen für Zink, Nickel, Eisen und Kupfer im Zulauf zum Teil sehr gering sind (Abb. 34). Eine Dosierung mit Spurenelementen wurde mit Inbetriebnahme des Reaktors an der ARA Tobl zwar durchgeführt, nachdem der Wirkungsgrad jedoch einbrach und eine Steigerung durch Dosierung der Spurenelemente nicht möglich war, wieder abgebrochen. Dennoch ist es vor allem wichtig, dass die Spurenelemente für die Biomasse zugänglich sind (Abb. 35). Die in der gesamten Biomasse des Reaktors gemessenen Konzentrationen von Zink (1,6 mg/g TS) und Phosphor (28 mg/g TS) liegen über vergleichbaren gemessenen Konzentrationen anderer Reaktoren. Die Spurenelemente Nickel (0,014 mg/g TS), Eisen (6,6 mg/g TS), Mangan (0,34 mg/g TS), Kupfer (0,14 mg/g TS), Kobalt (0,002 mg/g TS) und Molybdän (0,003 mg/g TS) zeigen keine Unterschiede zu vergleichbaren Proben. Die Spurenelemente sind für die Biomasse daher zugänglich (Abb. 35 und 60). 111 Diskussion Abbildung 60: Spurenelementkonzentrationen in Biomasse. 40 verschiedene Biomasse-Proben aus DEMON®Reaktoren werden in dieser Grafik gemeinsam dargestellt. Die Boxen beinhalten den Großteil der gemessenen Konzentrationen in diesen Reaktoren und sind mit dem Mittelwert (Linie) und dem Median (Quadrat) dargestellt. Obere und untere Ausreißer werden mit den Punkten ober- und unterhalb der Boxen dargestellt. Durch diese Darstellung können aussagekräftige Vergleiche über die Spurenelementkonzentrationen in der Biomasse getroffen werden. Betrachtet man die rote und schwarze Granulenfraktion getrennt voneinander kann festgestellt werden, dass die Konzentrationen von Zink, Phosphor und Eisen in den schwarzgefärbten Granulen deutlich höher sind (Abb. 35). In den roten AnammoxGranulen liegen die gemessenen Konzentrationen von Phosphor (4,1 mg/g TS) und Eisen (1,2 mg/g TS) zudem unter den vergleichbaren Messwerten anderer Reaktoren. In den schwarzen Anammox-Granulen liegen die gemessenen Konzentrationen von Zink (1,1 mg/g TS) und Nickel (0,057 mg/g TS) über vergleichbaren Messwerten (Abb. 60). In den Faultürmen entstehendes Sulfid wird an der ARA Tobl mittels Eisen gefällt, es entstehen schwarze Eisensulfidkomplexe. Die Schwarzfärbung der Granulen könnte damit im Zusammenhang stehen. Zudem ist der Eisengehalt in den schwarzen Granulen erhöht und es wäre durchaus möglich, dass Eisen in der Biomasse zur 112 Diskussion Bildung solcher Eisensulfidkomplexe zur Verfügung steht und die Aktivität der Bakterien beeinflusst und die Schwarzfärbung verursacht. Sowohl in den Filtraten der Zuläufe und der DEMON®-Reaktoren in Tobl und Strass konnten Unterschiede festgestellt werden. Im Zulauf der ARA Strass (2,5 mg S2-/L) und im Becken (49,8 µg S2- /L) konnten deutlich höhere Werte als im Zulauf der ARA Tobl (1,2 µg S2/L) und im Becken (2,3 µg S2-/L) gemessen werden (Abb. 36). In den Biomassen gefundene Sulfid-Konzentrationen unterscheiden sich unwesentlich: Biomasse Strass mit 0,7 µg S2-/g TS, Biomasse Tobl mit 0,5 µg S2-/g TS, rote Granulen mit 0,4 µg S2-/g TS und schwarze Granulen mit 0,3 µg S2-/g TS (Abb. 37). Die Messwerte in den Filtraten und der Biomasse liegen um mehrere Größenordnungen unter der von Jin et al. (2013) beschriebenen HemmKonzentration von 32 mg S2-/L. Damit kann Sulfid als Verursacher der Inhibition und die auftretende Schwarzfärbung ausgeschlossen werden. Wie bereits erwähnt, könnte die Zugabe von Molke als Co-Substrat zu einer Überlastung der Faultürme führen und eine Akkumulation von organischen Säuren, Aminosäuren und biogenen Aminen wäre die Folge. Leicht flüchtige organische Fettsäuren könnten ein gesteigertes Wachstum von konkurrierenden Denitrifikanten bewirken. In den Untersuchungen konnten jedoch nur geringe Konzentrationen von wenigen mg/L organischer Säuren im Trübwasser, im Zulauf und im DEMON®-Reaktor nachgewiesen werden (Abb. 33). Damit dürften die organischen Säuren unter den vermuteten Hemm- Konzentrationen liegen bzw. ein Wachstum der Denitrifikanten nur in geringem Maße fördern. Die Konzentration biogener Amine im Zulauf des DEMON®-Reaktors betrug 0,02 mM, im Reaktor selbst konnte eine Konzentration von 0,06 mM gemessen werden. Die Forschung in Bezug auf biogene Amine und Aminosäuren und deren inhibitorische Wirkung auf Anammox-Bakterien ist noch wenig fortgeschritten. In Voruntersuchungen von Ni und Zhang (2013) konnten einige Aminosäuren ausfindig gemacht werden, welche den Anammox-Prozess inhibieren und eine Schwarzfärbung der Granulen bewirkt. Die in der Literatur angegebenen 113 Diskussion Konzentrationen liegen jedoch über den in Tobl gemessenen Werten und somit können biogene Amine und Aminosäuren als Inhibitoren bzw. als Verursacher der Schwarzfärbung der Anammox-Granulen im DEMON®-Reaktor der ARA Tobl ausgeschlossen werden (Kapitel 3.4.2.8; Ni und Zhang, 2013) 8.1.3 Molekularbiologische Untersuchungen Aufgrund der beobachteten schwarzverfärbten Granulen wurden im Zuge dieser Arbeit molekularbiologische Untersuchungen durchgeführt. Mit Hilfe der qPCR sollte ein eventueller Unterschied zwischen der roten und schwarzen Granulenfraktion auf Basis der 16S rRNA untersucht und die Frage geklärt werden, ob die schwarzen Granulen Anammox-DNA enthalten und ob sich der DNA-Gehalt zwischen den Proben Tobl Gesamtbiomasse, Tobl schwarze Granulenfraktion und Tobl rote Granulenfraktion unterscheidet. Des Weiteren sollte mit Hilfe der Illumina-Sequenzierung die mikrobielle Gemeinschaft des DEMON®-Reaktors Tobl charakterisiert werden. In einer chinesischen Forschungsstudie wurde die Interaktion von inaktiven methanogenen Granulen und Anammox-Bakterien in Bezug auf die Granulenbildung untersucht (Ni et al., 2010). Eine der gewichtigsten Limitierungen für das Wachstum von Anammox-Bakterien ist deren lange Generationszeit (Strous et al., 1998). Zudem spielt die Nitrit-Konzentration eine entscheidende Rolle bei Wachstum und Granulenbildung: geringe Nitrit-Konzentrationen bedeuten für das Wachstum eine Limitierung durch Substratmangel (van der Star et al., 2007). Die Untersuchungen von Ni et al. (2010) zeigten, dass bereits nach wenigen Monaten auf den schwarz-braunen methanogenen Granulen Anammox-Bakterien dauerhaft anhafteten. Nach weiteren Monaten veränderte sich die Färbung des Schlamms von bräunlich-schwarz hin zu rötlich-braun. Die Impfgranulen mit glatten Oberflächen zerbrachen, sobald diese ausschließlich einem Anammox-angepassten Nährmedium ausgesetzt waren und kleine rote Granulen konnten beobachtet werden. Bei der Bildung von Anammox-Granulen werden derzeit zwei unterschiedliche Mechanismen unterschieden: zum einen heften sich Anammox-Bakterien an bereits 114 Diskussion bestehende Anammox-Granulen und vergrößern dadurch den Durchmesser der Kompartimente, zum anderen wird eine Entwicklung neuer Anammox-Granulen an Biofilm-Material nicht ausgeschlossen (Imajo et al., 2004). Eine weitere wichtige Rolle spielen extrazelluläre Polymere (Liu et al., 2003). Die Polymere verbinden mittels physikalischer Kräfte benachbarte Zellen durch die Veränderung der negativen Oberflächenspannung der Bakterien miteinander (Schmidt und Ahring, 1994). Bei hohen Stickstoff-Gehalten bilden Anammox-Bakterien vermehrt solche extrazellulären Polymere und vergrößern dadurch den Granulen-Durchmesser. In der Studie von Ni et al. (2010) wird der inaktive methanogene Schlamm daher als ideales Inokulum und Trägermaterial zur raschen Entwicklung und Granulenbildung von Anammox-Bakterien beschrieben. Die auftretende Schwarzfärbung einiger Granulen an der ARA Tobl könnte daher mit der Granulenbildung um einen Biofilm erklärt werden. Mithilfe molekularbiologischer Methoden sollte daher geprüft werden, ob sich die roten und die schwarzen Granulen, bezogen auf die Gesamtbiomasse, im AnammoxBakterien-Anteil unterscheiden (qPCR) und um welche Mikroorganismen es sich eventuell beim Biofilm-Trägermaterial handelt (Sequenzierung). Mit Hilfe der Realtime PCR (qPCR) konnten die 16S rRNA-Gensequenzen von Anammox-Bakterien in verschiedenen Proben quantifiziert werden. Bezogen auf die Gesamtbiomasse ist der Anteil an Anammox-Bakterien in der Probe der ARA Strass deutlich höher als jener der Probe der ARA Tobl. Die rote und schwarze Granulenfraktion unterschieden sich nur geringfügig voneinander und liegen in etwa im Bereich der Gesamtprobe der ARA Tobl (Abb. 46). Es konnte daher zum einen gezeigt werden, dass im Reaktor Strass mehr Anammox-DNA vorliegt als in Tobl und zum anderen, dass auch die schwarzen Granulen zu einem großen Teil aus Anammox-DNA bestehen. Da DNA jedoch auch dann noch vorliegt, wenn ein Organismus bereits abgestorben ist, kann keine Aussage über den Vitalitätszustand der Bakterien getroffen werden. Dafür müssten weitere Untersuchungen auf RNA Basis durchgeführt werden. 115 Diskussion Bei der Schmelzkurven-Analyse der durchgeführten qPCR konnte ein auffallender zweiter Peak im Temperaturbereich 85 °C bis 90 °C beobachtet werden (Abb. 47). Dieser zweite Peak ist in den Proben aus dem DEMON®-Reaktor der ARA Tobl deutlicher ausgeprägt als in den Proben der ARA Strass. Der Unterschied zwischen diesem zweiten Peak und dem darauffolgendem Hauptpeak gibt Hinweise darauf, dass sich die in der qPCR amplifizierten Sequenzen in mindestens einem Basenpaar unterscheiden, oder eine etwas heterogene Gemeinschaft vorliegt (Doppelpeak). Park et al. (2010) und van der Star et al. (2007) berichten, dass sich die angereicherte Anammox-Spezies, in den von ihnen untersuchten Reaktoren von der angeimpften Anammox-Art unterschied. Während die angeimpften Bakterien eng verwandt mit der Art Candidatus Kuenenia stuttgartiensis waren, konnten beide Forschergruppen alsbald Candidatus Brocadia fulgida als häufigste auftretende Art ausfindig machen. Diese Verschiebung ist möglicherweise damit zu erklären, da Brocadia-Arten eine geringere Affinität für Nitrit, im Vergleich mit Kuenenia stuttgartiensis, besitzen (Park et al., 2010). Die Anammox-Diversität ist im Schlamm recht hoch, und welcher Organismus bzw. welche Anammox-Art sich schlussendlich durchsetzt, ist nicht durch die Animpfung der Reaktoren bestimmt, sondern v.a. durch Nischen-Differenzierung und andere Aspekte. Da die Stöchiometrie und Stoffwechselwege der Anammox-Bakterien aber annähernd ident sind, hat dies keinen Einfluss auf die Abbauraten von Stickstoff (van der Star et al., 2007). Aufgrund der qPCR-Ergebnisse kann eine solche Verschiebung der Anammox-Arten-Zusammensetzung im DEMON®-Reaktor Tobl nicht ausgeschlossen werden. Park et al. (2010) zeigten zudem, dass sich zusätzlich eine zweite wesentliche Population von Bakterien etablierte. Diese können dem Bacteroidetes/Chlorobi Phylum zugeordnet werden und wurden als hilfreich für die Biomasse-Granulierung beschrieben. Ähnliche Beobachtungen mit zum Teil anderen Organismengruppen (z.B. Chloroflexi) wurden zudem bereits von Chamchoi et al. (2007), Li et al. (2009) und Yamada et al. (2005) dokumentiert und könnten für den DEMON®-Reaktor Tobl von Relevanz sein. 116 Diskussion Daher wird von Park et al. (2010) vermutet, dass die Gesamtpopulationsdynamik und Reaktorleistung nicht ausschließlich von Planctomycetes in AnammoxReaktoren bestimmt wird, sondern auch von Bakterien und Bakteriengruppen, welche den Anammox-Granulen strukturelle Integrität verleihen und für die Granulenbildung förderlich sind. In den molekularbiologischen Untersuchungen des DEMON®-Reaktors Tobl wurden folgende fünf häufig vertretenen (relative Abundanz) Bakterien-Phyla gefunden: Acidobacteria (11,6 Prozent), Chlorobi (50,2 Prozent), Proteobacteria (22,7 Prozent), Chloroflexi (4 Prozent) und Planctomycetes (3,7 Prozent) (Abb. 49). Als Referenz konnten von Gonzalez-Martinez et al. (2015) im DEMON®-Reaktor Apeldoorn folgende Bakterien-Phyla gefunden werden: Acidobacteria (2,1 Prozent), Chlorobi (17,9 Prozent), Proteobacteria (34 Prozent), Chloroflexi (1,2 Prozent) und Planctomycetes (7,5 Prozent). Ein deutlich erhöhter Anteil an Chlorobi im DEMON®Bioreaktor Tobl und ein niedriger Anteil an Planctomycetes im Vergleich zum Reaktor in Apeldoorn ist feststellbar. Eine Hilfestellung bei der AnammoxGranulenbildung durch z.B. Bakterien des Phylums Chlorobi kann daher nicht ausgeschlossen werden. Mit Hilfe einer MANOVA konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Proben der ARA Tobl festgestellt werden (p-Wert für alle Gruppen: 0,161444; FWert für alle Gruppen: 22,09043). Einen signifikanten Unterschied zwischen den Proben konnte für die Gruppen Chlorobi und Chloroflexi festgestellt werden. Mit Hilfe einer ANOVA konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Proben für die Gruppen der Acidobacteria Planctomycetes (p-Wert: 0,09062; (p-Wert: 0,8616; F-Wert: 0,1528), F-Wert: 3,679) und Proteobacteria (p-Wert: 0,5282; F-Wert: 0,7112) festgestellt werden. Signifikante Unterschiede zwischen den Proben der ARA Tobl konnten für die Gruppen der Chlorobi (p-Wert: 0,005777; F-Wert: 13,72) und Chloroflexi (p-Wert: 0,001871; F-Wert: 21,35) festgestellt werden. Die Unterschiede für die Gruppe der Chlorobi zeigten sich zwischen den Proben Tobl rote Granulenfraktion und Tobl Gesamtbiomasse sowie Tobl schwarze Granulenfraktion und Tobl Gesamtbiomasse. Die Unterschiede für die Gruppe der 117 Diskussion Chloroflexi zeigten sich zwischen den Proben Tobl rote Granulenfraktion und Tobl schwarze Granulenfraktion sowie für Tobl Gesamtbiomasse und Tobl schwarze Granulenfraktion. Die Proben Tobl rote Granulenfraktion und Tobl Gesamtbiomasse unterschieden sich nicht signifikant. Die grünen Schwefelbakterien (Chlorobi) sind phototrophe, obligat anaerobe Bakterien mit verschiedenen äußeren Formen und ohne aktive Bewegung. Vertreter dieser Bakterien betreiben eine anoxygene Photosynthese mit reduzierten Schwefelverbindungen wie Schwefelwasserstoff (H2S) und Thiosulfat (S2O32−) oder mit elementarem Schwefel als Reduktans. Einige Arten sind auch in der Lage, Wasserstoff oder zweiwertiges Eisen phototroph zu oxidieren. Grüne Schwefelbakterien sind im Allgemeinen photoautotroph, einige können aber auch organische Stoffe mit Hilfe der Lichtenergie assimilieren und werden dann als photoheterotrophe Organismen bezeichnet. Grüne Schwefelbakterien kommen vorwiegend in anoxischen, Schwefelwasserstoff-haltigen Gewässerbereichen vor. Sie nutzen sehr effektiv Licht für die Photosynthese und kommen auch in lichtarmen Bereichen vor. Einige Grüne Schwefelbakterien bilden mit chemoheterotrophen Bakterien Aggregate (Mutualismus), so genannte Konsortien. Ein Beispiel dafür ist Chlorochromatium aggregatum. Dabei sind um lange begeißelte heterotrophe Bakterien mehrere Individuen von Grünen Schwefelbakterien angeordnet. Bei dem heterotrophen Organismus handelt es sich um ein sulfatreduzierendes Bakterium, welches Sulfat zu Sulfid reduziert. (Brock Mikrobiologie, S. 797). Die Proteobacteria stellen eines der größten Phyla der Bakterien dar. Zu ihnen gehören viele wichtige stickstofffixierende Bakterien und Krankheitserreger. Die Zellwände der Proteobacteria bestehen aus ein- bis wenigschichtigem Murein und Lipopolysacchariden und werden daher den gramnegativen Bakterien zugeordnet. Viele Arten sind motil (mit Begeißelung). Einige Untergruppen der Proteobacteria wie die Rhodospirillaceae (Purpurbakterien) und Chromatiaceae (SchwefelPurpurbakterien) sind in der Lage, unter anaeroben Bedingungen Photosynthese zu betreiben. Sie benutzen dafür organische Stoffe, Schwefelwasserstoff, Schwefel oder Wasserstoff als Elektronen-Donor. Die Untergruppe der Myxobacteria steht 118 Diskussion bisher als einzige bekannte Gruppe von Proteobakterien im Übergangsfeld zwischen einzelliger und mehrzelliger Lebensweise. Zu den Beta-Proteobakterien werden unter anderem die aeroben Ammoniumoxidierer Nitrosomonas europaea und Nitrosomonas eutropha gezählt (Brock Mikrobiologie, S. 52, 707, 733). Die Gruppe der Acidobacteria bildet innerhalb der Bakterien ein eigenständiges Phylum und wurde bisher in einer Vielzahl von unterschiedlichen Ökosystemen nachgewiesen. In Bodenproben sind sie nicht selten die am häufigsten vertretene Bakteriengruppe, kommen aber auch in Wasser- und Sedimentproben vor. Acidobakterien sind wahrscheinlich außerordentlich divers und spielen in der Natur eine wichtige Rolle. Über den Stoffwechsel dieser Bakterien ist bis dato wenig bekannt. Dies liegt vor allem daran, dass diese Bakterien selten in Reinkulturen gehalten werden können (Brock Mikrobiologie, S. 793). Die Grünen Nichtschwefelbakterien oder Chloroflexi bilden eine phylogenetisch eigenständige Gruppe unter den Bakterien und werden von den Grünen Schwefelbakterien unterschieden. Vertreter der Chloroflexi sind gramnegativ, meist filamentös und thermophil. Chloroflexi sind metabolisch vielfältig: sie können anoxygen photoautotroph, photoheterotroph und bei Lichtmangel chemoorganotroph wachsen. Grüne Nichtschwefelbakterien können in heißen Quellen mit neutralen bis hohen pH-Werten, aber auch in marinen Matten gefunden werden (Brock Mikrobiologie, S. 804). Wie sich z.B. phototrophe Organismen wie Chlorobi oder Chloroflexi im sehr lichtarmen DEMON®-Reaktor Tobl halten oder möglicherweise sogar vermehren können, müsste weitergehend genauer untersucht werden. Es ist durchaus möglich, dass es sich bei den gefundenen Sequenzen um DNA-Reste von inaktiven, abgestorbenen Organismen handelt und diese ausschließlich für die AnammoxGranulen-Bildung von Bedeutung sind und mithilfe des Hydrozyklons im Bioreaktor zurückgehalten werden. Zur Überprüfung dieser Hypothese müssten weitere 119 Diskussion Untersuchungen auf RNA Basis der betreffenden Organismengruppen durchgeführt werden. 8.1.1 Feststoffe Die Feststoffrückbelastung in die Schmutzwasserlinie und insbesondere in den DEMON®-Reaktor ist ein wesentliches Problem an der ARA Tobl (Abb. 38). Die Rückbelastung durch Feststoffe aus den Schneckenpressen und der Trocknungsanlage ist enorm und muss daher stark verringert werden. Der Normalbetrieb und die Spülung der Pressen bewirken einen Feststoffeintrag zwischen 1 und 5 g TS/L, aus der Trocknungsanlage und dem Spülvorgang des Förderbandes kommt ein stark variierender Feststoffeintrag von 5 bis 60 g TS/L. Die Trübwasserfraktionen (Trübwasser, Spülwasser Schneckenpressen, Spülung Trocknungsband) werden an der ARA Tobl in einem Vorlagebehälter gesammelt, bevor sie in den Zwischenspeicher weitergeleitet und dort mit dem Brüdenkondensat vermischt werden. Das gesamte Prozesswasser gelangt anschießend in den DEMON®-Reaktor. Die Abtrennung der Feststoffe im Trübwasser ist nicht ohne weiteres möglich: zum einen ist das Sedimentationsverhalten der drei Trübwasserfraktionen unterschiedlich (Abb. 40) und zum anderen tritt sowohl Schwimm- als auch Absetzschlamm auf (Abb. 40 und 41). Ein Abzug der sedimentierten Feststoffe mithilfe eines Bodenräumers im Vorlagebecken oder später im Zwischenspeicher ist daher nicht möglich. Vor allem das Spülwasser des Trocknungsbandes bringt hohe Feststofffrachten mit sich, welche zudem sehr schlecht sedimentieren und zum Aufschwimmen neigen. Mithilfe von Siebturmanalysen konnte die Korngrößenverteilung der Feststoffe charakterisiert werden. Die Partikel aus dem Spülwasser des Trocknungsbandes sind größer als die Partikel aus den Schneckenpressen-Fraktionen. Um den Großteil der Feststoffe aus der Abwasserlinie zu entfernen, wird eine Maschenweite von 125 µm benötigt (Abb. 43). 120 Diskussion Da die Schmutzfracht der Trübwasserfraktionen zum einen stark variiert und zudem viel zu hoch ist, wurden an der ARA Tobl bereits einige Versuche durchgeführt, um das Schmutzwasser von der Festphase zu trennen. Der Einsatz eines Hydrozyklons zur Abscheidung der Feststoffe nach dem Vorlagebehälter konnte keinen stabilen Betrieb garantieren, die Schmutzfrachten waren zu hoch und zu variabel. Zudem wurde die Effektivität eines Bogensiebes (Maschenweite 100 µm und 300 µm) getestet. Bei geringen Zulaufmengen und optimaler Dosierung des Polymers konnte das Bogensieb (300 µm) zunächst eine gute Abtrennungsleistung der Feststoffe garantieren, jedoch verstopften die Lamellen nach kurzem Betrieb sehr stark und konnten auch mit der Spülvorrichtung nicht wieder abgereinigt werden. Das Bogensieb mit der kleinsten Maschenweite (100 µm) verstopfte bereits nach wenigen Minuten mit Feinpartikeln. Nach Veränderung der Einlaufvorrichtung, der Spülvorrichtung und der Optimierung der Polymerdosierung konnte ein Monat lang der Betrieb des Bogensiebes automatisiert gewährleistet werden. In einem weiteren Versuch sollte das Trübwasser mit Brüdenkondensat vermischt werden. Bei einer kontinuierlichen Beschickung vom Teilstrom verklebte das Bogensieb (300 µm) wenig bis gar nicht mehr. Der Betrieb konnte sogar ohne Spülung aufrechterhalten werden. Der Abscheidegrad betrug in diesen Versuchen 72,5 Prozent. Im optimalen Betrieb kann der Betrieb vom Bogensieb aufrechterhalten werden. Bei geringfügigen Schwankungen beim Input der Schneckenpresse (Polymer, hohe TS-Gehalte, Verschleißerscheinungen der Dichtlippen), kann der effiziente Betrieb jedoch nicht gewährleistet werden. Zudem dürfte die getestete Maschenweite von 300 µm noch zu groß sein. Eine Optimierung des automatisierten Bogensieb-Betriebs ist daher zwingend notwendig, wenn es als Routinegerät eingesetzt werden soll. Als mögliche Alternativen zum Bogensieb werden zudem Trommelsiebe, eine Flotationsanlage, Lamellen-Schrägklärer, Tuchfilter-Anlagen sowie kombinierte Verfahren (Bogensieb und Scheibenfilteranlagen, etc.) vorgeschlagen. Mehrere dieser Techniken zur Feststoffabtrennung werden demnächst an der ARA Tobl getestet. Zudem ist es von größter Wichtigkeit, den Betrieb der Schneckenpressen und die Dosierung von Polymermittel zu optimieren. Auch ein Einsatz von mineralischen Bentoniten zur verbesserten Koagulation der Feststoffpartikel wird angeregt. 121 Diskussion Die Entfernung der Feststoffe aus dem Trübwasser ist von großer Bedeutung für die Leistungsfähigkeit des DEMON®-Reaktors. Zum einen kann die Laufzeit des Hydrozyklons zur Rückhaltung der Anammox-Biomasse verkürzt werden, was einen positiven Effekt auf das Wachstum und die Granulenbildung, durch Verminderung der Scherkräfte welche auf die Granulen wirken, hat. Zum anderen kann eine Anlagerung der Feststoffe an der Granulenoberfläche nicht ausgeschlossen werden. Bei der Bildung anaerober Granulen spielen mehrere Faktoren eine Rolle bzw. können diese durch verschiedene Mechanismen entstehen (Abb. 61 aus Liu et al., 2003): Bildung von Granulen um inaktive Mikroorganismen-Biomasse durch mikrobielle Adhäsion (Bakterien-Bakterien und Bakterien-feste Materialien) Positives Ionen-Bindungsmodell (negativ geladene Bakterienoberfläche) Extrazelluläre Polymere sowie Einsatz synthetischer und natürlicher Polymere Eine Bildung von Granulen um inaktivierte Bakterienbiomasse wurde häufig beschrieben und kann detailliert in Kapitel 8.1.3 nachgeschlagen werden. Die Vermutung, dass im DEMON®-Bioreaktor Tobl eine Granulenbildung um ChlorobiBiomasse stattfindet, kann nicht ausgeschlossen werden. Auch die Granulenbildung aufgrund unterschiedlicher Ladungen wird von Liu et al. (2003) beschrieben. Die negativ geladene Bakterienoberfläche kann sich durch Anlagerung positiv geladener Magnesium-, Calcium-, Aluminium-, oder Eisen-Ionen verändern und eine verstärkte Agglomeration kann beobachtet werden. Extrazelluläre Polymere, welche durch Bakterien gebildet werden, können eine Agglomeration aufgrund von Kohäsions- und Adhäsions-Wechselwirkungen bewirken. Zudem verändern extrazelluläre Polymere die negative Oberflächenspannung der Bakterien und steigern die Granulenbildung. Auch 122 Diskussion synthetische Polymere, welche zur Agglomeration von Feststoffen bei den Schneckenpressen verwendet werden, besitzen dieses Potential. Abbildung 61: Möglichkeiten der anaeroben Granulenbildung (Liu et al., 2003). Oben: Bildung der Granulen um inaktive Bakterien-Biomasse. Mitte: Granulenbildung aufgrund der ionischen Wechselwirkungen. Unten: Granulenbildung aufgrund extrazellulärer und synthetischer Polymere. 123 Diskussion Theoretisch ist es also möglich, dass sich an die Granulen durch verschiedenste Wechselwirkungen die Feststoffe anlagern können. Der erhöhte anorganische Anteil (schwarze Granulen: 39 Prozent, rote Granulen: 13 Prozent) (Abb. 25) sowie die höhere Dichte schwarzer Granulen (Trennung roter und schwarzer AnammoxBiomasse mithilfe Percoll-NaCl-Dichtepolster) sind Hinweise, welche für diese Hypothese sprechen. Die beobachteten Zwischenstufen, von teilweise schwarz bis hin zu kompletter Schwarzfärbung, könnten damit im Zusammenhang stehen (Abb. 22). Die Feststoffe, welche sich an der Granulen-Oberfläche anlagern, könnten in weiterer Folge die Substrataufnahme der Bakterien durch Erhöhung des Diffusionswiderstandes be- oder sogar vollständig verhindern. Dies würde zum einen den Leistungseinbruch des DEMON®-Reaktors der ARA Tobl sowie den verringerten Häm-Gehalt (Indikator für Quantität und Stoffwechselaktivität von Anammox-Bakterien) schwarzer Granulen (Abb. 24) erklären. In den Versuchen mit dem Laborreaktor und Feststoff-freiem Zulauf konnte eine Steigerung der Bakterien-Biomasse (Kapitel 6.6) im Verlauf von zwei Wochen sowie ein leichter Anstieg der Häm-Konzentration von 0,76 AU/g TS beim Versuchsstart auf 0,85 AU/g TS beim Versuchsende, festgestellt werden. Die Abbauleistungen im Versuchsreaktor wurden allerdings nicht protokolliert. Um eine sichere Aussage über die Richtigkeit der Hypothese treffen zu können, müsste in weiteren Untersuchungen die Messung des Diffusionswiderstandes der beiden Granulenfraktionen sowie die Erfassung der Abbauleistungen der Mikroorganismen im Laborreaktor, angestrebt werden. 124 Diskussion 8.2 ARA Bern Im DEMON®-Reaktor der ARA Bern wird auch Faulschlammzentrat der ARA Worblental mitbehandelt. Bei Überschreitung eines bestimmten Volumsanteil mit dem Zentrat der ARA Worblental brach die Sauerstoffzehrung im DEMON®-Reaktor wegen einer vermuteten Hemmung der Nitrifikantenpopulation ein. An der ARA Worblental werden zur Co-Vergärung im Faulturm Schlachtabfälle mitvergoren. 8.2.1 Aktivitätsbeurteilung Mit Hilfe von Aktivitätstests können eventuelle spontane Hemmungen durch unbekannte Inhaltsstoffe der Probe sichtbar gemacht werden. Im Mischzentrat (Bern und Worblental) konnte keine Hemmung festgestellt werden (Abb. 52), der Volumsanteil des Zentrates der ARA Worblental war vermutlich zu gering, um eine Hemmung zu bewirken. In Zentraten aus Worblental kann mindestens eine 30 prozentige Hemmung der aeroben Ammonium-oxidierenden Bakterien beobachtet werden, wobei die Biomasse aus Bern etwas stärker gehemmt wird als die Biomasse aus dem DEMON®-Reaktor der ARA Strass (Abb. 53 und 54). Eine Veränderung der Nitrat-Konzentrationen ist praktisch nicht nachzuweisen, dies bedeutet, dass keine Nitrit-oxidierenden Bakterien den Deammonifikations-Prozess stören und mit den Anammox-Bakterien um das Substrat Nitrit konkurrieren (Abb. 52, 53, 54 und 55). Die Umsatzleistungen der anaeroben Biomasse, sprich den Anammox-Bakterien, wurden in den Untersuchungen zur ARA Bern gemessen, eine Hemmung konnte jedoch nicht beobachtet werden. Die Probleme des Reaktors liegen offensichtlich im aeroben Bereich, der Einbruch der Sauerstoffzehrung bestätigt diese Vermutung. Zudem zeigen die Lupenbildaufnahmen der Reaktor-Proben aus Bern einen hohen Anteil kräftig rot gefärbter Anammox-Granulen (Abb. 51). Ein wiederholter Aktivitätstest nach drei Monaten mit Biomasse aus Strass und mit bei 4 °C gelagerten Proben des Zentrates aus Worblental zeigte eine ungehemmte 125 Diskussion Aktivität der Biomasse (Abb. 55). Offensichtlich wurde die Toxizität des Schlammes und die damit verbundene Hemmung der aeroben Biomasse verändert. Ein biologischer Abbau der für die Hemmung verantwortlichen Komponente muss in dieser Zeit stattgefunden haben (Abb. 54 und Abb. 55). Die Osmolalität liegt im DEMON®-Reaktor der ARA Bern in einem optimalen Bereich von 50 mOsm/kg, die Zentrate schwanken aufgrund ihres unterschiedlichen Ammoniumgehalts zwischen 150 und 250 mOsm/kg. Die Zentrate der ARA Worblental enthalten etwa doppelt so viel Ammonium wie die Zentrate der ARA Bern und die Mischzentrate. Die verfügbare Alkalinität und somit die Versorgung mit Kohlenstoff für die Biomasse reicht mit 100 bis 150 mM für den DEMON®Reaktor aus. Im Reaktor selbst konnte eine verbleibende Reserve von 20 mM gemessen werden. 8.2.2 Potentielle Hemmstoffe Die Versorgung der Bakterien im DEMON®-Reaktor mit Spurenelementen ist durch die Zentrate zum Teil mangelhaft, vor allem Kupfer, Nickel und Zink gelangen in zu geringen Konzentrationen in den Reaktor (Abb. 57). Durch die Zugabe von Spurenelementlösung kann dieser Mangel an der ARA Bern aber kompensiert werden, sodass ausreichend Spurenelemente für die Biomasse verfügbar sind (Abb. 58). Die Bestimmung der Konzentrationen essentieller Spurenelemente wie Zink, Nickel, Eisen, Mangan, Kupfer, Kobalt und Molybdän in der Biomasse der ARA Bern ergab keine auffälligen Werte. Im Vergleich mit 40 anderen Proben aus DEMON®-Reaktoren (Abb. 60) liegen die generierten Messwerte allesamt im Bereich dieser Anlagen. Eine Unterversorgung der Biomasse durch Spurenelemente kann daher ausgeschlossen werden. Die von Peng und Zhu (2006) getesteten Inhibitor-Konzentrationen verschiedener Metalle (Kapitel 3.4.4.5) werden bei Zink, Nickel, Kupfer, Chrom und Blei bei weitem nicht erreicht. Die weitere Messung von ausgewählten toxischen Metallen wie Aluminium, Silber, Quecksilber und Vanadium verlief ergebnislos, d.h. sie konnten lediglich in sehr geringen, nicht relevanten Konzentrationen nachgewiesen werden 126 Diskussion oder waren gar nicht nachweisbar (Abb. 58). Eine Inhibierung durch erhöhte Konzentrationen der toxischen Metalle kann somit ausgeschlossen werden. Eine Überlastung des Faulraums mit Kohlenhydraten kann sich in einem Anstieg der Konzentrationen an niedermolekularen Fettsäuren wie Milchsäure, Essigsäure, Phenylessigsäure, etc. äußern. Die gemessenen Konzentrationen von 17,5 mg Milchsäure pro Liter im Mischzentrat der ARA Bern und Worblental liegen deutlich unter problematischen Messwert-Konzentrationen (Erfahrungswerte aus bisherigen Untersuchungen von DEMON®-Reaktoren an der Universität Innsbruck). Auch die gemessenen Konzentrationen von 57,5 mg Essigsäure pro Liter und 7,2 mg IsoValeriansäure pro Liter im Faulschlammzentrat der ARA Worblental liegen weitab von problematischen Konzentrationen. Im DEMON®-Reaktor gemessene Konzentrationen von 7,8 mg Milchsäure pro Liter und 12,9 mg Capronsäure pro Liter reichen nicht aus um eine Hemmung der aeroben Biomasse zu verursachen (Abb. 56). Durch ihren Einsatz als Desinfektionsmittel, Lösemittel und Pestizide sind chlorierte organische Verbindungen im Abwasser häufig verbreitet. Durch die tierischen Schlachtabfälle und der damit verbundenen Desinfektion der Schlachträume und Gerätschaften könnten solche chlorierte organische Verbindungen auch im Faulturmzentrat der ARA Worblental in erhöhten Konzentrationen nachgewiesen werden. Chlorierte organische Verbindungen wirken bereits in Konzentrationen unter 1 mg/L: Blum und Speece (1991) zeigten eine 50 prozentige Hemmung der aeroben Ammonium-oxidierenden Bakterien durch 0,8 mg Trichlorethen pro Liter, 0,48 mg Chloroform pro Liter und 0,71 mg Chlorbenzol pro Liter, um nur einige der möglichen Verbindungen exemplarisch zu erwähnen. Der AOX-Gehalt dient als Summenparameter für diese Substanzklasse und konnte mit 0,25 bis 0,34 mg Cl/L gemessen werden. Die gemessenen Konzentrationen liegen somit bereits in einem relevanten Hemm-Konzentrationsbereich. Das Zentrat der ARA Worblental unterschied sich dabei aber nicht vom Mischzentrat und dem Zentrat der ARA Bern. Eine mögliche Inhibition durch eine oder mehrere chlorierte organische Verbindungen kann daher nicht vollständig ausgeschlossen werden, auch wenn der AOX-Gehalt als Summenparameter mehrere tausend verschiedene 127 Diskussion Verbindungen beinhaltet, von denen mit größter Wahrscheinlichkeit nur wenige eine Hemmwirkung auf die aerobe Biomasse haben. Aufgrund der Co-Vergärung von Schlachtabfällen kann zudem eine Hemmung durch Antibiotika nicht ausgeschlossen werden. Ein erhöhter Einsatz von Veterinärantibiotika im Zuge der Tierhaltung ist weitläufig bekannt. Einige dieser Antibiotika können unter anaeroben Bedingungen im Faulturm sehr schwer abgebaut werden und akkumulieren (Umweltbundesamt Wien Report REP-0287). In biologischen Hemmtests an der AGES Innsbruck mit entsprechenden sensitiven Bakterien konnten geringe Hemmungen der Antibiotika-Klassen Aminoglycoside, Penicilline und Makrolide in den Zentraten der ARA Worblental beobachtet werden. Eine notwendige Einzelstoffanalyse auf Veterinärantibiotika konnte, aufgrund des Mangels an frischen Proben, jedoch nicht durchgeführt werden. Eine Hemmung der sensitiven Bakterienstämme in den Hemmversuchen durch andere Substanzen kann daher nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden. Eine hemmende Wirkung von Antibiotika auf die Leistungsfähigkeit der aeroben Ammoniumoxidierer kann daher nicht ausgeschlossen, aber auch nicht bestätigt werden. Jeder Antibiotika-Wirkstoff wirkt auf eine begrenzte und gut definierte Gruppe von Mikroorganismen, wobei die Wirksamkeit von Veterinärantibiotika gegenüber aeroben Ammonium-oxidierenden Bakterien bisher unbekannt ist. Die Konzentration biogener Amine ist in den Zentratproben der ARA Worblental mit 25 mg N/L etwa doppelt so hoch wie in den Mischzentraten. Im DEMON®-Reaktor selbst sind sie bereits abgebaut und nicht mehr nachweisbar. Der Wissensstand zur Wirkung dieser Substanzkasse auf aerobe Ammoniumoxidierer ist noch sehr mangelhaft. Bekannt sind lediglich Hemmungen der anaeroben Ammoniumoxidierer durch einzelne Aminosäuren (Ni und Zhang, 2013) und können in Kapitel 3.4.2.8 nachgelesen werden. Durch unveröffentlichte Erfahrungsberichte an der Universität Innsbruck kann jedoch eine Hemmung durch biogene Amine ausgeschlossen werden, da die wirksame Summenkonzentration im Reaktor deutlich niedriger als die vermutete hemmende Konzentration liegt. Eine Wirkung durch biogene Amine auf die aeroben Ammonium-oxidierenden Bakterien kann 128 Diskussion nicht vollkommen ausgeschlossen werden, erscheint aber als sehr unwahrscheinlich. Für Phenol und Phenolderivate sind stark hemmende Wirkungen auf aerobe Ammonium-oxidierende Bakterien bekannt. Phenole und phenolische Verbindungen sind biologisch gut abbaubar, die auftretenden Hemmeffekte sind daher reversibel. Eine 50 prozentige Hemmung konnte von Blum und Speece (1991) zwischen 4 und 10 mg Phenol/L bewiesen werden. Zudem gibt es eine große Bandbreite von Phenolderivaten, welche ebenfalls Einfluss auf die Aktivität von aeroben Ammoniumverwertern haben könnten. Im Faulschlammzentrat der ARA Worblental konnte nach zweimonatiger Lagerung (bei 4 °C) ein Phenol-Index von 3,3 mg/L gemessen werden. Die Proben wurden für eine exakte Phenol-Index-Bestimmung jedoch nicht stabilisiert, d.h. der tatsächliche Wert liegt wahrscheinlich um einiges darüber. Nach weiterer einmonatiger Lagerung konnte in derselben Probe nur mehr 1 mg/L gemessen werden. Ein langsamer Abbau von im Phenol-Index erfassten Substanzen hat daher auch im gekühlten Zustand der Zentratproben stattgefunden. Unter der Annahme einer konstanten Abbaurate (aus den beiden generierten Messwerten) von 0,04 mg/L*d, lag der errechnete Messwert des Phenolindex für den Zeitpunkt der Probenahme bei 6 mg/L und wie bereits erwähnt wahrscheinlich sogar noch etwas darüber. Im Hemmversuch mit Phenol in verschiedenen Konzentrationen konnte für eine Phenol-Konzentration von 6 mg/L eine Hemmung der aeroben Biomasse von 80 Prozent festgestellt werden (Abb. 59). Zum Zeitpunkt der ersten Messung des Phenol-Index (3,3 mg/L) würde dies eine 60 prozentige Hemmung der Biomasse durch Phenol bedeuten. Da phenolische Verbindungen gut biologisch abbaubar sind, sollten die Hemmeffekte auch reversibel sein. Im Aktivitätstest vier Monate nach Erhalt der Proben der ARA Bern und Worblental konnte dies beobachtet werden. Die Abbauleistung der aeroben Biomasse der ARA Strass war nicht mehr beeinträchtigt (Abb. 55). Der Phenolindex als Summenparameter für eine Vielzahl von phenolischen Derivaten ist allerdings nur bedingt ein Maß für die Abschätzung der möglichen Wirkung dieser Substanzklasse auf die Aktivität der Mikroorganismen. Besonders 129 Diskussion toxische Phenolverbindungen wie z.B. m-Kresol werden vom Phenol-Index nicht erfasst. Eine genauere Untersuchung der Proben auf weitere phenolische Verbindungen konnten aufgrund fehlender frischer Proben jedoch nicht mehr durchgeführt werden. Als letzte mögliche Substanzklasse, welche einen negativen Einfluss auf die Aktivität der aeroben Ammonium-oxidierenden Bakterien besitzt, wurden die Zentratproben der ARA Worblental auf quartäre Ammoniumverbindungen hin untersucht. Quartäre Ammoniumverbindungen werden als kationische Tenside häufig in Reinigungsmitteln eingesetzt und besitzen ein hohes Akkumulationsvermögen im Klärschlamm. In den Zentratproben der ARA Bern konnten quartäre Ammoniumverbindungen nicht nachgewiesen werden (< 0,5 mg/L) und können als Verursacher der Hemmung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. 130 Schlussfolgerung 9 Schlussfolgerung und Ausblick Die Aktivitätsmessungen mit Biomasse aus dem DEMON®-Bioreaktor der ARA Tobl zeigten eine deutliche Hemmung der anaeroben Anammox-Biomasse. Eine Hemmung der aeroben Ammonium-oxidierenden Bakterien konnte nicht festgestellt werden. Zudem konnten rote- und schwarzverfärbte AnammoxGranulen beobachtet werden. Die schwarzen Granulen unterscheiden sich in Bezug auf Häm-Gehalt, anorganischem Anteil an der Trockensubstanz, StickstoffAbbauleistung sowie ihrer Dichte von den roten Granulen. An der ARA Tobl wird in den Faultürmen Co-Vergärung mit Molke als Co-Substrat betrieben. Ein vermuteter Zusammenhang zwischen Co-Vergärung und dem Leistungsabfall im DEMON®-Reaktor konnte durch Untersuchungen auf potentielle Hemmstoffe wie freies Ammoniak, freier salpetriger Säure, Spurenelementkonzentrationen, Sulfide, organische Säuren, biogene Amine und Aminosäuren ausgeschlossen werden. Die durchgeführten Versuche lieferten allesamt negative Ergebnisse und somit keine Erklärungen für den Leistungseinbruch im Reaktor. Auf molekularer Ebene konnten keine Unterschiede zwischen roten und schwarzen Granulen festgestellt werden. Auffällig waren zum Teil erhöhte relative Abundanzen von anderen Organismengruppen wie Chlorobi oder Acidobakterien. Eine unterstützende Rolle dieser Organismengruppen auf physiologischer Ebene (Nährstoffnutzungsketten) und bei der Granulenbildung der Anammox-Bakterien ist durchaus möglich. Ein bekanntes und bisher in Tobl noch ungelöstes Problem ist der erhöhte Feststoffeintrag durch Trübwasser in den Reaktor. Eine mögliche Agglomeration aus Biomasse und Feststoffen könnte zu einer veränderten Substrat-Aufnahmefähigkeit der Bakterien führen und den Stickstoff-Abbau der anaeroben Bakterien behindern. Um diese Hypothese zu verifizieren, müssen weitere Versuche hierzu erfolgen. Dennoch müssen Mittel und Wege gefunden werden, um die Feststoffe 131 Schlussfolgerung automatisiert aus dem Prozesswasser zu entfernen und die gesamte Wasserlinie der ARA nicht zu belasten. Der Einsatz von Bogensieben, Lamellen-Schrägklärer, Tuchfiltern, mineralischen Bentoniten, die Optimierung des Pressvorganges und der Polymerdosierung zur Entfernung der stark variierenden Feststoff-Frachten, wurde angeregt und wird derzeit ausführlich getestet. Wenn es gelingt, den Zulauf zum Reaktor annähernd Feststoff-frei zu bekommen, könnte die Laufzeit des Hydrozyklons zur Biomasse-Rückhaltung im DEMON®Reaktor gesenkt werden. Eine verbesserte Biomasse-Retention wäre die Folge und die langsam wachsenden Anammox-Granulen könnten effektiver im System gehalten werden. Zudem soll Mitte des Jahres 2015 die Belüftung für den DEMON®-Reaktor unabhängig von den restlichen Belüftungselementen der ARA Tobl gesteuert werden. Eine weitere Verbesserung in der technischen Betriebsführung wird durch die entkoppelten Belüftungselemente angestrebt und kann der Reaktor dann auch pH-abhängig gesteuert werden (bisher zeitliche Steuerung der Belüftungselemente). Ein weiterer angestrebter Schritt für die mögliche Leistungssteigerung des Deammonifikations-Prozesses ist die Erhöhung der Alkalinität im Reaktor. Hierfür könnte ein Teil des Ammonium-armen Brüdenkondensats direkt im Hauptstrom behandelt werden. Die zusätzliche Belastung des Hauptstromes sollte sich dabei bis zu einem gewissen Maße in Grenzen halten, muss aber ausführlich getestet werden. Dazu muss die Gesamteffizienz der ARA bezüglich N-Abbau bewertet werden. In der Gesamtbetrachtung könnte auch ein geringerer Wirkungsgrad (als angepeilt und geplant) des DEMON®-Reaktors noch ökonomisch sein. 132 Schlussfolgerung Im DEMON®-Reaktor der ARA Bern wurde auch Faulschlammzentrat der ARA Worblental (Co-Vergärung mit Schlachtabfällen) mitbehandelt. Bei Überschreitung eines bestimmten Volumsanteil mit dem Zentrat der ARA Worblental brach die Sauerstoffzehrung im DEMON®-Reaktor wegen einer vermuteten Hemmung der Nitrifikantenpopulation ein. Die Aktivitätsmessungen mit Faulschlammzentrat Worblental zeigten im Labor eine deutliche Hemmung der aeroben Ammoniumoxidierenden Bakterien sowohl der Biomasse der ARA Bern als auch der ARA Strass. Eine Inhibierung der Anammox-Bakterien konnte nicht festgestellt werden. Nach viermonatiger Lagerung des Faulschlammzentrates der ARA Worblental konnte keine Toxizität des Schlammes in den Aktivitätsuntersuchungen mehr beobachtet werden, der Hemmstoff muss also biologisch abbaubar sein. Bei der Suche nach potentiellen Hemmstoffen konnten Spurenelement- und Schwermetallkonzentrationen, organische Säuren, freies Ammoniak und freie salpetrige Säure, biogene Amine und quartäre Ammoniumverbindungen als Verursacher der Inhibition ausgeschlossen werden. Chlorierte organische Verbindungen, Antibiotika-Substanzklassen und Phenol und Phenolderivate hingegen könnten die Hemmung der aeroben Biomasse verursachen. Der AOX-Gehalt dient als Summenparameter für die Substanzklasse der chlorierten organischen Verbindungen und konnte in relevanten Konzentrationen gemessen werden. Eine mögliche Inhibition durch eine oder mehrere chlorierte organische Verbindungen kann daher nicht vollständig ausgeschlossen werden, auch wenn der AOX-Gehalt als Summenparameter mehrere tausend verschiedene Verbindungen beinhaltet, von denen mit größter Wahrscheinlichkeit nur wenige eine Hemmwirkung auf die aerobe Biomasse haben. Auch Antibiotika-Substanzklassen konnten in Hemmtests nachgewiesen werden. Aufgrund des Probenmangels waren jedoch keine Einzelstoffanalysen mehr möglich. Zudem ist die Wirkung von Antibiotika auf aerobe Ammonium-oxidierende Bakterien ungewiss. 133 Schlussfolgerung Phenol und phenolische Verbindungen sind bekannte Hemmsubstanzen der aeroben Biomasse und biologisch abbaubar. Der gemessene Phenol-Index nahm mit zunehmender Lagerung im Faulschlammzentrat Worblental ab und war zum Zeitpunkt der zweiten Aktivitätsmessung kaum messbar. Parallel dazu konnte keine Inhibierung durch das Zentrat im Aktivitätsversuch mehr nachgewiesen werden. Eine Hemmung durch Phenolderivate ist daher wahrscheinlich. Aufgrund des Probemangels konnten einige notwendige und detailliertere Versuche nicht mehr durchgeführt werden. Daher können nur Vermutungen aufgestellt werden, eine finale Beantwortung der Fragestellung ist nicht möglich. 134 Literaturverzeichnis 10 Literaturverzeichnis Ackerl K. (2010): Ursachen der Nitrifikationshemmung in Sickerwasserreinigung. Master Thesis. Universität Innsbruck. Anthonisen A.C., Loehr R.C., Prakasam T.B.S, Srinath E.G. (1976): Inhibition of nitrification by ammonia and nitrous acid. Research journal of the Water Pollution Control Federation 48 (5). S. 835-852. 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Verläufe. .............................................. 74 Abbildung 27: Tobl: aerober Aktivitätstest - Umsatzraten........................................ 75 Abbildung 28: Tobl: anaerober Aktivitätstest - Verläufe. .......................................... 76 Abbildung 29: Tobl: anaerober Aktivitätstest - Umsatzraten.................................... 77 Abbildung 30: Tobl: rote Granulen Aktivitätstest - Verläufe. .................................... 78 147 Abbildungsverzeichnis Abbildung 31: Tobl: schwarze Granulen Aktivitätstest - Verläufe............................. 79 Abbildung 32: Tobl: rote und schwarze Granulen Aktivitätstest - Umsatzraten....... 80 Abbildung 33: Tobl: Organische Säuren und anorganische Anionen. ....................... 81 Abbildung 34: Tobl: Spurenelemente und Phosphor in Filtraten.............................. 82 Abbildung 35: Tobl: Spurenelemente und Phosphor in der Biomasse...................... 83 Abbildung 36: Tobl: Sulfidkonzentrationen in Filtratproben. .................................... 85 Abbildung 37: Tobl: Sulfidkonzentrationen in Biomasse. .......................................... 85 Abbildung 38: Tobl: Herkunft der Feststoffe. ............................................................ 86 Abbildung 39: Tobl: Feststoffeintrag durch das Trübwasser.. ................................... 87 Abbildung 40: Tobl: Absetzverhalten der Feststoffe. ................................................ 87 Abbildung 41: Tobl: Surface-Overflow-Rate. ............................................................. 88 Abbildung 42: Tobl: Feststoffe im Zulauf zum DEMON®-Reaktor. ............................ 89 Abbildung 43: Tobl: Kumulative Korngrößenverteilung der Feststoffe. ................... 89 Abbildung 44: Tobl: Laborreaktor. ............................................................................. 90 Abbildung 45: Tobl: Agarose-Gelelektrophorese. ..................................................... 92 Abbildung 46: Tobl: Genkopien pro Gramm Trockensubstanz. ................................ 93 Abbildung 47: Tobl: qPCR Schmelzkurve. .................................................................. 94 Abbildung 48: Tobl: Verdünnungskurve für Artenreichtum. ..................................... 95 Abbildung 49: Tobl: Dominante Phylotypen (relative Abundanz) und Diversität. .... 96 Abbildung 50: Tobl: Relative Abundanz und Diversität auf OTU-Level. .................... 97 Abbildung 51: Bern: Anammox-Granulen aus dem DEMON®-Reaktor. .................... 99 Abbildung 52: Bern: Mischzentrat der ARA Bern und ARA Worblental. ................. 100 Abbildung 53: Bern: Berner Biomasse im Zentrat der ARA Worblental. ................. 101 Abbildung 54: Bern: Strasser Biomasse im Zentrat der ARA Worblental. ............... 101 Abbildung 55: Bern: Aktivitätstest nach Lagerung der Zentrate. ............................ 102 Abbildung 56: Bern: Organische Säuren und anorganische Anionen...................... 103 Abbildung 57: Bern: Spurenelemente und Phosphor in Filtraten. .......................... 104 Abbildung 58: Bern: Spurenelemente, Phosphor und Schwermetalle.................... 105 Abbildung 59: Bern: Hemmung durch Phenol. ........................................................ 107 Abbildung 60: Spurenelementkonzentrationen in 40 verschiedenen Proben..……..108 148 Abbildungsverzeichnis Abbildung 61: Möglichkeiten der Granulenbildung. …………………………………………….118 Abbildung 62: Anhang: Verlauf der qPCR. ............................................................... 154 Abbildung 63: Anhang: Relative Abundanz und Diversität DEMON® Tobl.............. 155 Abbildung 64: Anhang: Verlauf Biomasse Strass und Mischzentrat ....................... 155 Abbildung 65: Anhang: Verlauf Biomasse Bern und Zentrat Worblental................ 156 Abbildung 66: Anhang: Verlauf Biomasse Strass und Zentrat Worblental.............. 156 Abbildung 67: Anhang: Verlauf Biomasse Strass und gelagerte Zentrate ............... 156 12 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Bestimmung von organischen Säuren und Anionen in Abwasserproben. 45 Tabelle 2: Bestimmung von Nitrit und Nitrat in Abwasserproben. ........................... 46 Tabelle 3: Ammoniumbestimmung nach verbesserter Berthelot-Reaktion. ............ 47 Tabelle 4: Ammoniumbestimmung mittels OPA/NAC-Methode. ............................. 49 Tabelle 5: Bestimmung primärer Amine mittels OPA/NAC-Methode. ...................... 50 Tabelle 6: Bestimmung von Spurenelementen und Schwermetallen. ...................... 51 Tabelle 7: Analytik der leicht freisetzbaren Sulfide. .................................................. 54 Tabelle 8: qPCR-Mastermix und Betriebsdaten des Thermocycler. .......................... 63 149 Abkürzungen 13 Abkürzungen Ø Durchmesser A.d. Aqua destillata AAS Atomabsorptionsspektroskopie AES Atomemissionsspektroskopie aerAOA aerobe Ammonium-oxidierende Archaea aerAOB aerobe Ammonium-oxidierende Bakterien anAOB anaerobe Ammonium-oxidierende Bakterien AOA Ammonium-oxidierende Archaea AOB Ammonium-oxidierende Bakterien ARA Abwasser-Reinigungsanlage ATH Allylthioharnstoff AU Absorptionseinheiten BSA engl.: bovine serum albumin, dt.: Bovines Serumalbumin BSB biochemischer Sauerstoffbedarf CSB Chemischer Sauerstoffbedarf DEMON® geschütztes Verfahren zur Behandlung von Abwässern mithilfe von Deammonifikationsprozessen DNA Desoxyribonukleinsäure EDTA Ethylendiamintetraacetat EM Emission EX Extinktion FA freier Ammoniak FNA freie salpetrige Säure HPLC Hochflüssigkeitschromatographie IC50 mittlere Inhibitorische Konzentration NAC N-acetyl-cystein NOA Nitrit-oxidierende Archaea NOB Nitrit-oxidierende Bakterien O/N engl.: over night, dt.: über Nacht OPA O-phthaldialdehyd 150 Abkürzungen oTS organische Trockensubstanz pA-N primäre Amine Stickstoff PVP Polyvinylpyrrolidon qPCR engl.: realtime polymerase chain reaction, dt.: quantitative Polymerasekettenreaktion SBR Sequencing Batch Reaktor SOR engl.: surface overflow rate, dt.: Oberflächenüberlaufrate TR Trockenrückstand TS Trockensubstanz Upm Umdrehungen pro Minute 151 Anhang 14 Anhang 14.1 Synthetische Verdünnungsmedien DEMON® Tobl Zulauf NH4+ Alkalinität Osmotische Konzentration 200 mg/L N 18,5 mmol/L 42 mOsm/kg Für 1 Liter Lösung MgCl2 * 6 H2O CaCl2 * 2 H2O KH2PO4 KHCO3 NH4HCO3 NaCl KCl Spurenelementlösung nach Egli 102 mg 147 mg 54 mg 471 mg 1129 mg 68 mg 88 mg 1,2 mL DEMON® Bern Zulauf NH4+ Alkalinität Osmotische Konzentration 1200 mg/L N 102 mmol/L 170 mOsm/kg Für 1 Liter Lösung MgCl2 * 6 H2O CaCl2 * 2 H2O KH2PO4 KHCO3 NH4HCO3 NaCl KCl Spurenelementlösung nach Egli 102 mg 147 mg 1629 mg 6771 mg - Verdünnungslösung Worblental NH4+ Alkalinität Osmotische Konzentration 1500 mg/L N 150 mmol/L 250 mOsm/kg Für 1 Liter Lösung MgCl2 * 6 H2O CaCl2 * 2 H2O KH2PO4 KHCO3 NH4HCO3 NaCl KCl Spurenelementlösung nach Egli 102 mg 147 mg 4286 mg 8464 mg 152 Anhang Verdünnungslösung Bern NH4+ Alkalinität Osmotische Konzentration 1200 mg/L N 150 mmol/L 170 mOsm/kg Für 1 Liter Lösung MgCl2 * 6 H2O CaCl2 * 2 H2O KH2PO4 KHCO3 NH4HCO3 NaCl KCl Spurenelementlösung nach Egli 102 mg 147 mg 6429 mg 6771 mg - 153 Anhang 14.2 qPCR Verlauf Abbildung 62: Verlauf der qPCR: Proben und Standards. 154 Anhang 14.3 Phylum-Level Diversität DEMON®-Tobl Abbildung 63: Relative Abundanz und Diversität des DEMON®-Reaktors der ARA Tobl. Die erfolgte IlluminaSequenzierung wurde mithilfe von mothur (mothur.org) und der SILVA-Datenbank ausgewertet. Für die Veranschaulichung der Daten in Kapitel 6.7.3 wurden mehrere Phyla-Levels zusammengefasst (z.B.: zum Phylum TM6 gehören nach SILVA zumeist unkultivierte Bakterien). 14.4 Verläufe aerobe Aktivitätstests Abbildung 64: Nitritverlauf (links) Nitratverlauf (rechts). Biomasse: ARA Strass. Probe: Trübwasser Mischung 11.06.2015. 155 Anhang Abbildung 65: Nitritverlauf (links) Nitratverlauf (rechts). Biomasse: ARA Bern. Probe: Zentrat Worblental 11.06.2015. Abbildung 66: Nitritverlauf (links) Nitratverlauf (rechts). Biomasse: ARA Strass. Probe: Zentrat Worblental 11.06.2015. Abbildung 67: Nitritverlauf (links) Nitratverlauf (rechts). Biomasse: ARA Strass. Probe: Zentrat Worblental nach dreimonatiger Lagerung bei 4 °C. 156 Danksagung 15 Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen bedanken, die mich während meiner Studienzeit begleitet, unterstützt und meinen Studienalltag bereichert haben. Der allergrößte Dank gehört meinen Eltern Eva und Bernhard, meiner Schwester Verena und meiner Freundin Johanna. Danke dafür, dass ihr zu jeder Zeit hinter mir gestanden, mich unterstützt und aufgemuntert habt. Danke Mum und Dad: ohne euch wäre mein Studium niemals möglich gewesen. Vielen lieben Dank! Ein besonders großer Dank gilt Thomas, der in Momenten in denen ich keine Lösung mehr gefunden habe stets mit bester Laune, größter Geduld und enormen Fachwissen zur Seite stand und hoffentlich noch für lange Zeit, weiterhin steht. Rudi, vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit und für die gegenseitige Unterstützung. Der Laboralltag mit dir und das lustige Beisammensein war mir eine große Freude. Ein großes Dankeschön geht zudem an die vielen tollen Kollegen und Kolleginnen aus dem ARA Ferm II Team und der ARA Tobl, besonders an Christian, Wolfgang und Hannes. Vielen Dank dafür, dass ich gleich zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn in einem so tollen Projekt mitarbeiten durfte. Dem ganzen Mikrobiologie-Team der Universität Innsbruck möchte ich für das freundliche und nette Arbeitsklima und die Hilfsbereitschaft im Labor danken. Hervorheben möchte ich hier vor allem Ingrid und Sabine. Ohne euch, wären die molekularbiologischen Untersuchungen nicht möglich gewesen. Vielen Dank allen Freunden, Kollegen und Kommilitonen dafür, dass ihr mich auf meinem Weg zum erfolgreichen Abschluss des Studiums begleitet habt. 157 Eidesstattliche Erklärung 16 Curriculum vitae Persönliche Daten: Name: Bachmann Benjamin Geburtsdatum 24. September 1989 in Bruneck (Italien) Georg Kaneider Straße 9E I-39031 Bruneck/Stegen Ausbildung: 1995 – 2000 Grundschule Georg Kaneider Stegen 2000 – 2003 Mittelschule Karl Meusburger Bruneck 2003 – 2008 Realgymnasium Bruneck (Technisch-naturwissenschaftliches Lyzeum) 2008 – 2013 Bacherlorstudium Biologie an der Universität Innsbruck 2013 – 2015 Masterstudium Mikrobiologie an der Universität Innsbruck Ab 2015 Beginn Doktorarbeit an der Universität Innsbruck Berufserfahrung: 2011 Praktikum Amt für Naturparke Südtirol – Naturpark Drei Zinnen 2012 Praktikum Amt für Naturparke Südtirol – Naturpark Rieserferner- Ahrn 2013 Praktikum Amt für Naturparke Südtirol – Naturpark Rieserferner- Ahrn 2014 – 2015 Projekt „ARA Ferm II“ (Projektleiter Dr. Ebner Christian) 2014 Projekt „DEMON®-Reaktor Bern“ (Projektleiter Dr. Thomas Pümpel) 2014 Tutor Übung „Labormethoden“ an der Universität Innsbruck 2015 Projekt „Grasslboden“ (Projektleiter Dr. Thomas Pümpel) 2015 Tutor Übung „Mikrobiologische Grundübungen“ Universität Innsbruck 2015 Tutor Übung „Übungen zur Biotechnologie“ Universität Innsbruck Ab 2015 Projekt „Balancing flocs and granules for activated sludge process intensification“ 158 Eidesstattliche Erklärung 17 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit an Eides statt durch meine eigenhändige Unterschrift, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Alle Stellen, die wörtlich oder inhaltlich den angegebenen Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Die vorliegende Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form noch nicht als Magister-/Master-/Diplomarbeit/Dissertation eingereicht. _____________________ Datum _____________________ Unterschrift 159