47 Paar Schuhe | globe-m
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47 Paar Schuhe | globe-m 1 von 2 http://www.globe-m.de/de/boulevard/47-paar-schuhe 47 PAAR SCHUHE Anzeigen Bearbeiten A. Kruse am 13.12.2012 In Şakir Gökçebağs Installationen werden Alltagsgegenstände zu spannungsreichen Kunstobjekten. Er verfremdet die Dinge des Alltags, lässt sich von Gartenschläuchen, Kleiderbügeln, Apfelschalen, Plastikkämmen und Wäscheklammern inspirieren. Die Galerie Tanas im Berliner Stadtteil Moabit widmet dem türkischen Künstler jetzt eine Solo-Ausstellung. „Prefix & Suffix“ zeigt 28 von Gökçebağs Fotoarbeiten, Materialcollagen, Objekte, Installationen und Skulpturen. Aus der Distanz wirken viele der Kunstobjekte abstrakt und losgelöst; der Betrachter nimmt geometrische Formen wahr, Umrisse und Schatten; Frequenzen. Und erst wenn man näher herantritt, wird deutlich, dass sich die scheinbar hochkomplexen Abstraktionen aus ganz alltäglichen Dingen zusammensetzen. Im Auge des Betrachter Ohne Titel, Şakir Gökçebağ. Foto: © Şakir Gökçebağ Şakir Gökçebağ spielt mit Blickwinkeln und Betrachtungsweisen. Selten ist ein Objekt das, was es auf den ersten Blick zu sein vorgibt. Ein weißer Holzstuhl wirft einen Schlagschatten auf den Boden – aus Teppich. Acht runde Wanduhren sind zu einem Rechteck zusammengesetzt, die Zeiger so ausgerichtet, dass sie ein Quadrat ergeben. Der Titel des Kunstwerks: Times Square. Aus schwarzen Plastikbottichen, wie es sie in jedem Baumarkt gibt, wurde der Boden herausgetrennt und durch Teppich ersetzt. Sie stehen auf dem Boden des Ausstellungsraumes, gegenüber der Kunstinstallation „Guest 2“. 47 Paar Schuhe, schwarz, braun und beige, Herren- und Damenschuhe, Stiefel, Ankle Boots, Slipper und Schnürschuhe, stehen feinsäuberlich aufgereiht nebeneinander an der Wand. Die Schuhspitzen wurden sorgfältig abgetrennt und vor den Schuhpaaren platziert. Gebetsketten werden zu geometrischen Grundformen; eine gelbe Wandinstallation aus Bögen und Schlaufen entpuppt sich als ein Gartenschlauch, der in kleine Scheibchen zerschnitten und als abstraktes Kunstwerk wieder zusammengesetzt wurde. Ohne Titel, Şakir Gökçebağ. Foto: © A. Kruse Rote Plastikkämme werden in Paaren einander gegenüber gesetzt und die Zinken in regelmäßigen Abständen herausgebrochen, schon wirkt das Kunstwerk wie eine formelle Notation von Frequenzen. Und der Teppich, der links vom Eingang liegt, sieht auf den ersten Blick ganz normal aus – bis man genauer hinschaut und bemerkt, dass der innere Teil herausgetrennt und das Loch mit Sonnenblumenkernen gefüllt wurde. Verwandlungskünstler In Gökçebağs Objektkunst findet eine ständige Funktionsverwandlung statt. Der Künstler dekonstruiert Gegenstände. Oft zerlegt er sie im wahrsten Sinne des Wortes in ihre materiellen Einzelteile und erschafft aus den einzelnen Bestandteilen vollständig neue Objekte. Und obwohl diese Transformation von einem Zustand in den nächsten die ursprüngliche, inhärente Funktion des Gegenstandes zerstört, gewinnt er in seiner neuen Darstellung doch eine ganz andere, und sehr viel originellere, Interpretation. Guest 2, Şakir Gökçebağ. Foto: © A. Kruse Bekannte und vertraute Gegenstände erscheinen auf einmal in einen ganz neuen Kontext. Die so entstandenen Installationen und Collagen überraschen den Betrachter und bringen ihn zum Nachdenken. Denn Şakir Gökçebağs Kunstwerke sind immer sehr viel mehr als nur die Summe ihrer Einzelteile. Im Rahmen von „Prefix & Suffix“ wurde der Künstler, der 1965 in Denizli in der Türkei geboren wurde und heute in Hamburg lebt und arbeitet, übrigens mit dem George Maciunas Preis ausgezeichnet. Raum für Kunst… Die Galerie Tanas – der Name ist ein Anagramm von Sanat, dem türkischen Wort für Kunst – ist eine nichtkommerzielle Kunsthalle für zeitgenössische türkische Kunst. 2008 fand hier die erste Ausstellung statt. Ins Leben gerufen wurde Tanas vom Verleger René Block und der Vehbi Koҫ Foundation aus Istanbul. Times Square, Şakir Gökçebağ. Foto: © A. Kruse Block wollte der jungen türkischen Kunst in Berlin ein Gesicht geben, neue Kunstrichtungen und Strömungen präsentieren und einen Ort der kreativen Auseinandersetzung zwischen türkischen Künstlern und Kuratoren und dem deutschen und internationalen Publikum schaffen. …im neuen Stadtquartier In einem Gewerbehof an der Moabiter Heidestraße, ganz in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofes, fand er den geeigneten Standort für sein Projekt. Bis 2025/2030 soll hier das neue Stadtquartier Europa-City entstehen, mit Büros, Hotels, Einzelhandel und Wohnungen. Nicht weit entfernt befindet sich auch das Museum für Gegenwart, der so genannte „Hamburger Bahnhof“, eines der bekanntesten deutschen Museen für moderne Kunst. 2004 kamen am Hamburger Bahnhof weitere 13 000 qm Ausstellungsfläche, die Rieckhallen, hinzu. Networking Ohne Titel, Şakir Gökçebağ. Foto: © A. Kruse Im direkten Umfeld des Museum liegt auch die Heidestraße. In dem Gewerbehof mit der Hausnummer 46-52 haben sich in den letzten Jahren nicht nur Tanas und René Blocks Verlag angesiedelt, sondern auch eine Vielzahl an Galerien, Ateliers und sonstigen Kunsträumen, die gemeinsam mit dem Hamburger Bahnhof ein informelles Galerie-Netzwerk bilden. Damit hat sich in der zukünftigen Europa-City, die derzeit noch eine Ansammlung von innerstädtischen Brachen und Großbaustellen ist, bereits heute ein lebendiger Kunst- und Kulturstandort etabliert. Weitere Informationen Die Ausstellung „Prefix & Suffix“ ist noch bis zum 2. März 2013 zu sehen. Ort: Tanas. Raum für zeitgenössische türkische Kunst, Aufgang 2, Heidestraße 50, 10557 Berlin Tel.: 030 8956 46 10. Internet: www.tanasberlin.de Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 11.00-18.00 Uhr 14.12.2012 10:51 47 Paar Schuhe | globe-m 2 von 2 http://www.globe-m.de/de/boulevard/47-paar-schuhe Der Eintritt ist frei. Ohne Titel, Şakir Gökçebağ. Foto: © A. Kruse Ohne Titel, Şakir Gökçebağ. Foto: © A. Kruse Harvest, Şakir Gökçebağ. Foto: © A. Kruse AP13, Şakir Gökçebağ. Foto: © A. Kruse Boulevardartikel Bildende Kunst - Boulevard Tanas türkische kunst Zeitgenössische Kunst Kommentare Kommentar hinzufügen Ihr Name: A. Kruse Kommentar: * Switch to rich text editor The ID for excluding or including this element is: edit-comment - the path is: node/4502 Eingabeformat Vorschau des Kommentars Kommentar hinzufügen 14.12.2012 10:51