Tourismuskonzept der Stadt Worms

Transcription

Tourismuskonzept der Stadt Worms
Tourismuskonzeption Worms
12.Januar 2007
1
Inhaltsübersicht
1.
2.
Die Tourismusorganisation in Rheinland-Pfalz
1.1
Rheinland-Pfalz
1.2
Rheinhessen
1.3
Worms
Touristische Ziele der Stadt Worms
2.1
Generelle Ziele
2.2
Spezielle Ziele im Marketing
2.2.1
Angebots- und Produktentwicklung
2.2.2
Kommunikation und Vertrieb
2.2.3
Organisation der Tourismusarbeit
3.
Positionierung der Stadt
4.
Zielgruppe
5.
4.1
Tagestourismus
4.2
Geschäftsreise- /Tagungsverkehr
4.3
Übernachtungstourismus
4.4
Reisemobil- und Campingtourismus
4.5
Zielgruppen nach thematischem Interesse
Strategie
5.1
Einführung
5.2
Produktstrategie
5.3
Preisstrategie
5.4
Absatz- und Vertriebsstrategie
5.5
Kommunikationsstrategie
2
1. Die Tourismusorganisation in Rheinland-Pfalz
Im Jahr 1997 wurde im touristischen Drehbuch Rheinland-Pfalz festgehalten, den rheinlandpfälzischen Tourismus neu zu strukturieren. Im Mittelpunkt stand die Ausrichtung der
touristischen Marketingstrukturen an der Wahrnehmung potentieller Kunden , also der
Zuschnitt auf naturräumliche Einheiten und produktbezogene Angebotssegmente.
1.1
Rheinland-Pfalz
Mit der Gründung der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT) wurde folgerichtig
eine landesweite Marketinggesellschaft mit eigenen Marketing- und Verkaufsaufgaben
gegründet. Gesellschafter der RPT sind neben dem Tourismus und Heilbäderverband
Rheinland-Pfalz, dem Land Rheinland-Pfalz auch die ebenfalls neuen Regionalagenturen
(für Worms bspw. die Rheinhessen-Information GmbH, deren Gesellschafter neben den
Städten und Verbandsgemeinden auch die Rheinhessenwein e.V. u.a. sind).
Während sich die RPT als Dienstleister und Impulsgeber für die Regionen versteht und
einen thematisch orientierten Marketingansatz verfolgt verfolgen die Regionalagenturen
vorwiegend einen destinationsorientierten1 Ansatz, um dem Gast in der zweiten Stufe
der Reiseentscheidung ein neigungsbezogenes (thematisches) Angebot zu unterbreiten.
1.2
Rheinhessen
Rheinhessen, das größte Weinanbaugebiet von Rheinland-Pfalz, stellt im oben
dargestellten Kontext der Regionalagenturen einen eher kleinen Partner dar.
Als zentrale Profilierungsbasis Rheinhessens ist das Thema Wein und der
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Die touristische Realität Rheinhessens stellt sich in diesem Zusammenhang
differenzierter dar. Die Dominanz des Städtetourismus ist extrem ausgeprägt, etwa 80%
der Gästeübernachtungen sind in den Städten Mainz, Bingen und Worms zu
verzeichnen. Ein hoher Anteil des Gesamtübernachtungsaufkommens ist von
Geschäftsreisen geprägt
(Worms ca. 2/3), die Ausländerquote erreicht hierbei für Gesamtrheinhessen fast 50%,
was auf eine starke Konzentration der Stadt Mainz auf den Rhein-Main-Wirtschaftraum
hinweist ( hier auch Flughafen Frankfurt).
1.3
Worms
Der Auftritt der Stadt Worms am touristischen Markt war in der Vergangenheit geprägt
von der Darstell
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Domstadt, Lutherstadt, Jüdisches Worms, Nibelungenstadt). Entscheidende Impulse für
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Destination: Ziel/Zielgebiet
3
die Steigerung der touristischen Übernachtungen fehlten über lange Zeit. Erst seit
einigen Jahren wachsen die Übernachtungszahlen überproportional.
Als dritte Ebene in der touristischen Neuorganisation obliegt es den Kommunen in
erster Linie, die Optimierung der touristischen Infrastruktur in allen Bereichen fort zu
entwickeln sowie einen zeitgemäßen touristischen Service vor Ort zu gewährleisten.
In Zeiten leerer Haushaltskassen ist es dringend erforderlich, diese Bemühungen
fortzuführen um den Rückstand, den die Stadt in diversen Bereichen gegenüber
Mitbewerbern am touristischen Markt zu verzeichnen hat, zu reduzieren. Die
Implementierung der Festspiele und deren dauerhafte Fortführung sind eine wesentliche
Grundlage für die Profilierung der Stadt am kulturtouristischen Markt. Der positive
Imagetransfer in zahlreiche weitere Bereiche des öffentlichen Lebens darf dabei nicht
unterschätzt werden.
Wie die Grundlagenuntersuchung des Deutschen Tourismusverbandes zum Thema
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Stadtentwicklung zu definieren, ist demnach folgerichtig.
2. Ziele
2.1
Generelle Ziele
Stärkung des Wirtschaftsfaktors Tourismus in der Stadt Worms
Die Stadt Worms ist traditionell ein Städtereiseziel mit hohem Stellenwert. Diesen gilt
es zu stärken und weiter auszubauen.
Schaffung aller notwendigen Rahmenbedingungen und infrastruktureller
Voraussetzungen für eine positive Tourismusentwicklung
Hierzu müssen sich alle Akteure der touristischen Leistungskette verpflichten und ihren
Beitrag leisten. Tourismus bedarf eines attraktiven Umfeldes, dessen Schaffung nicht
nur kommunale, sondern Gemeinschaftsaufgabe ist.
Steigerung der Zahl der Übernachtungen
Bei der Entwicklung der Übernachtungszahlen ist noch ein erhebliches Potential
vorhanden. Vergleiche mit anderen Städten in Rheinland-Pfalz zeigen, dass sich die
Auslastungsquoten in den existierenden Beherbergungsbetrieben zwar auf
durchschnittlichem Landesniveau bewegen, im Vergleich zu Städten wie Speyer, Trier
u.a. jedoch niedriger sind. Ebenfalls sind Potentiale in den Frühjahrsmonaten
wahrscheinlich.
Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen
Tourismus ist ein nicht zu unterschätzender Arbeitgeber. Er trägt zum Erhalt kleiner
und mittlerer Beherbergungsbetriebe bei, die in vielen Fällen familiär geprägt sind. Eine
Stärkung
des
Tourismus
bedeutet gleichzeitig
die Stabilisierung
der
Arbeitsmarktsituation bzw. eine Verbesserung derselben, einhergehend mit dem Ausbau
der Wertschöpfung für die Stadt. Profiteure eines prosperierenden Tourismus sind nicht
nur in Hotellerie und Gastronomie zu finden, die vielfältigen Multiplikatoreffekte
führen auch in anderen Dienstleistungs- und Produktionsbereichen zu weiterer
Wertschöpfung
Entwicklung zu einer wettbewerbsfähigen touristischen Destination
4
Der Wettbewerb touristischer Destinationen wird stärker. Wenngleich der
Städtetourismus in Deutschland seit Jahren ein stark expandierendes Element im
Reiseverkehr darstellt, sind absolute Steigerungsraten im Gäste- und
Übernachtungsbereich gering. Der daraus resultierende Verdrängungswettbewerb
zwischen dem klassischen Urlaubstourismus und den Kurzreisen/Städtereisen muss zu
einer klaren Profilierung und einer stärkeren zielgruppenspezifischen Ausrichtung des
Tourismus führen.
Verbesserung der Qualität und Quantität touristischer Angebote und Dienstleistungen
In Verbindung mit den umliegenden Regionen Rheinhessen/Wonnegau,
Hessen/Odenwald und Rhein/Neckar gibt es eine Vielzahl attraktiver touristischer
Angebote. Diese gilt es in Teilbereichen zu optimieren bzw. für den Marktzugang
aufzubereiten.
Themen entwickeln und (mit)besetzen
Reiseentscheidungen sind in erster Linie themenorientiert, die Destination ist zunächst
untergeordnet. Ziel muss sein, imageprägende Themen für die Produktentwicklung und
Vermarktung zu entwickeln.
Tourismusarten und Zielgruppen definieren
Die zunehmende Differenzierung der Zielgruppen und der Tourismusarten erfordert
eine Konzentration auf umsatz- und wachstumsstarke Segmente. Trotz einer Vielfalt von
Themenansätzen in der Stadt Worms ist die Definition eines USP´s2 als
Nibelungenstadt und die Fortentwicklung von Kernthemen vordringlich.
Tourismusbewusstsein schärfen
Sowohl Bevölkerung wie auch touristische Leistungsträger3 prägen die touristische
Atmosphäre der Stadt. In zahlreichen Bereichen herrscht, auch auf Grund der Historie
der Stadt Worms als Wirtschaft- und Industriestandort, ein gering entwickeltes Wissen
über die Bedeutung des Tourismus sowie ein unterdurchschnittliches Bewusstsein über
die Rolle eines jeden Akteurs in seiner Rolle als Gastgeber und Meinungsbildner für ein
positives Image der Stadt Worms.
Ausbau überregionaler Angebote und Kooperationen
Nicht zuletzt auf Grund der zum einen peripheren Lage der Stadt in Rheinland-Pfalz
und in Rheinhessen als auch zum anderen wegen des ländlich geprägten Umfeldes in
Rheinhessen und der damit verbundenen thematischen Konzentration auf nichtstädtische Themen der Regionalagentur4 Rheinhessen Information müssen die
existierenden Kooperationen in anderen Bereichen forciert werden.
2.2
Spezielle Ziele im Marketing
2.2.1
Angebots- und Produktentwicklung
2
Unique Selling Proposition –Alleinstellungsmerkmal
3
Personen, Unternehmen u.a., die touristische (Dienst)leistungen anbieten bzw. verkaufen
4
siehe 1.1
5
-
-
-
-
2.2.2
Optimierung der Gästebetreuung sowohl in der Tourist
Information als auch bei Gästeführern und sonstigen
Leistungsträgern
Verstärkte Entwicklung und Vernetzung mit dem Umland
und Schaffung entsprechender touristischer Angebote
Angebote und Produkte müssen ohne großen Aufwand
buchbar und erlebbar sein. Ein optimales PreisLeistungsverhältnis ist dabei Voraussetzung für den
erfolgreichen Verkauf.
Für den Nahbereich und für Tagesgruppenreisende sind
attraktive Tagesausflugsangebote zu entwickeln.
Ganzjährigkeit von Themen und damit verbunden die
Schaffung von Reiseanlässen auch in unterdurchschnittlich
ausgelasteten Saisonzeiten
Beteiligung an der Entwicklung der für den Tourismus
relevanten Kulturprodukte
Bearbeitung ausgewählter internationaler Quellmärkte in
Kooperation mit anderen Destinationen
Kommunikation und Vertrieb

Ausbau der Marketingkooperationen mit überregionalen Partnern, hier
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Stätten der Reformation, bs
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Arbeitsgemeinschaft Wonnegau, gemeinsamer Internetauftritt
bzw. gemeinsames Gastgeberverzeichnis und/oder Integration
interessierter Beherbergungsbetriebe aus dem Wonnegau in das
2007 erscheinende Gastgeberverzeichnis der Stadt Worms,
zukünftig möglicherweise Entwicklung einer Tourist Information
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touristischer
Angebotsbausteine
im
Rahmen
der
Reiseveranstalterrolle der Tourist Information Worms
Nibelungen-Siegfriedstraße, weitere gemeinsame Projekte wie
(in der jüngsten Vergangenheit) Imageprospekt, Skulpturenreihe,
Skulpturenführer, evtl. zukünftig regelmäßige Wiederholung
Siegfried-Zug
Schum-Städte, mit Mainz und Speyer Entwicklung von
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humStädte zur Aufnahme dieser Städte in die Unesco-Welterbestätten
Rheinhessen-Touristik GmbH, stärkere Kooperationen beim
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Kooperation Nibelungenland und Nibelungenstadt Worms,
projektorientierte
Zusammenarbeit
basierend
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der
Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt und dem
Landkreis Bergstraße, wobei die Zukunftsfähigkeit der
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auf Grund aktueller Diskussionen zwischen den einzelnen
Landkreisen als eher kritisch einzustufen ist
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Romantic Cities –Sparkling Moments, neueste Kooperation
mit
5
weiteren
rheinland-pfälzischen
Städten
zur
Marktbearbeitung in Italien, Großbritannien und Irland
(wichtigste Quellmärkte der Ryanair/Flughafen Hahn), gefördert
durch das Land und die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH,

Stärkung des Tourismusbewusstseins in Politik und Bevölkerung
verbunden mit der Optimierung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Worms sollte
daher darauf geachtet werden, Investitionsmaßnahmen im touristischen
Sektor grundsätzlich im Zusammenhang mit der Steigerung der
Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger darzustellen. Auch zahlreiche
andere Projekte in der Stadt müssen verstärkt dahingehend beurteilt
werden, welchen positiven Einfluss sie auf die Stadt haben
(Einkommenseffekte,
Arbeitsplätze,
Steuereinnahmen,
Zusatzeinkommen, Gastronomie, Grünanlagen usw.)
2.2.3
Organisation der Tourismusarbeit
Im Zuge der Bereichsbildung und der Schaffung des Bereiches 7 (Wirtschaftsförderung, Stadtentwicklung, Gleichstellung, Tourismus) ist ein erster Schritt
erfolgt,
die
Tourismusarbeit
organisatorisch
in
die
allgemeine
Wirtschaftsförderung einzubinden. Dieses erscheint auch folgerichtig, da es sich
bei Tourismusförderung auch um Wirtschaftsförderung handelt.
In einem weiteren Schritt sollte der Tourismus rechtlich in eine
Stadtentwicklungsgesellschaft überführt werden, um damit die Nutzung der
potentiellen Synergien in den unterschiedlichsten Bereichen zu optimieren.
Damit einhergehen muss eine klare Aufgabenbeschreibung und die Definition
der Kompetenzen innerhalb des Konzerns Stadt Worms, um zukünftig unklare
und eventuell strittige Handlungsfelder auszuschließen.
Die derzeitige Situation ist in zahlreichen Fällen geprägt durch
Überschneidungen der Kompetenz- und Aufgabenfelder. Exemplarisch seien an
dieser Stelle drei Beispiele genannt:
1. Reiseveranstalterrolle der Festspiel gGmbH und der TI Worms im Rahmen
der Nibelungenfestspiele mit Bearbeitung der gleichen Zielgruppe
`Individualreisende`.
2. Vertretung der Stadt Worms auf (touristischen) Messen ( Festspiel gGmbH,
Stadtmarketingverein, Tourist Information, Rheinhessen-Information
GmbH).
3. Aufgabenverteilung im Bereich Veranstaltungswesen auf verschiedene Bereiche
der Stadtverwaltung (Bereich 3/Messen und Märkte, Tourist Information/
Verkehrsverein anstatt S
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7
Exkurs Brauchtumspflege
Die Stadt Worms ist vertraglich in zwei Punkten mit dem Verkehrsverein Worms
verbunden.
Zum einen ist der gemeinsame Betrieb der Tourist Information/Geschäftsstelle des
Vereins vereinbart. Neben der Förderung des Tourismus ist die Brauchtumspflege
in der Satzung des Verkehrsvereins als zweites Betätigungsfeld festgeschrieben.
Hieraus ergeben sich im Tagesgeschäft zahlreiche Berührungspunkte: Organisation
von Eröffnungsveranstaltungen (Pfingstmarkt, Weihnachtsmarkt), Organisation
von Bühnenprogrammen
(Weihnachtsmarkt) und Organisation des
Rahmenprogramms des Backfischfestes.
Hierbei handelt es sich um die zweite vertragliche Vereinbarung zwischen Stadt
und Verkehrsverein. Für die Organisation des Backfischfestes erhält der
Verkehrsverein einen Zuschuss seitens des Bereiches 3 der Stadtverwaltung.
Für die Zukunft stellen sich u.a. folgende Fragen, die im Rahmen der
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werden müssen.
a) Bleibt die Brauchtumspflege Bestandteil des Bereiches 7 bzw. der Abteilung 7.3
Tourismus?
b) Wird die Brauchtumspflege im Bereich 3, Messen und Märkte, beim Stadtmarketing oder beim Veranstaltungsservice angesiedelt?
c) Wird Brauchtumspflege und Veranstaltungsorganisation getrennt?
d) Soll in diesem Fall die Veranstaltungsorganisation zukünftig dem
Veranstaltungsservice zugeordnet werden?
Da zum momentanen Zeitpunkt die organisatorischen Inhalte eines
Veranstaltungsservice nicht definiert sind und auch die Bemühungen um die
Installation eines Brauchtumsbeauftragten noch nicht zum Erfolg geführt haben,
soll die Problematik an dieser Stalle lediglich angeführt werden, ohne sie einer
Lösung zuzuführen.
Zur Begleitung der Tourismusarbeit und der touristischen Entwicklung der Stadt
sollte die Installation eines Gremiums dienen, welches unabhängig von
Partikularinteressen die Arbeit aktiv begleitet und als Kommunikationsplattform
dient. Hierbei soll die Fachkenntnis der Gremiumsmitglieder im Vordergrund
stehen.
Die Zusammensetzung eines solchen Beirates, der ein Organ der
Stadtentwicklungsgesellschaft/Bereich Tourismus darstellt, könnte sich
folgendermaßen gestalten:
a)
b)
c)
d)
e)
f)
g)
1 Vertreter des Veranstaltungsservice
1 Vertreter der Hotellerie
1 Vertreter der Gastronomie
1 Vertreter des Verkehrsvereins-Vorstandes
1 Vertreter der Interessengemeinschaft der Stadtführer/innen
Kulturkoordinator
1 Vertreter Stadtmarketing
8
h) Vertreter aus den Bereichen Bauen/Straßenverkehr/Stadtplanung und aus
dem Bereich 3/ Messen und Märkte sollten entsprechend der Sitzungsinhalte
als nicht ständige Mitglieder geladen werden.
3. Positionierung der Stadt
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dem Alleinstellungsmerkmal Rechnung trägt. Unter dieser Dachmarke5 gilt es,
Kernthemen zu definieren, die am touristischen Markt platziert werden können. Um
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nicht zu umfangreich erfolgen, um eine ausreichende Marktdurchdringung
gewährleisten zu können.
Nach W. Freyer (1997) sind touristische Kernthemen einer Destination .im Prinzip
die Stärken einer klassischen Stärken-Schwächen-Analyse. Zur Bestimmung der
eigenen Stärken oder Schwächen wird ein Vergleich der eigenen Destination mit dem
Markt vorgenommen. Letztendlich ist die jeweilige Beurteilung nur schwer
objektivierbar –sie erfolgt subjektiv. Im Idealfall enthalten diese Kernthemen ein
Merkmal, welches die Destination von (nahezu) allen anderen Konkurrenten positiv
unterscheidet. Diese he
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Aus dieser Definition soll deutlich werden, dass Kernthemen auch anlassbezogene
Themen sein dürfen, deren zusätzliche Bearbeitung sinnvoll erscheint, weil sie einen
Marktvorteil versprechen. Ein Beispiel aus der Vergangenheit ist das
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Als zukünftige Kernthemen der Stadt Worms werden benannt:
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Nibelungen

Religion ( hier Dom, Judentum, Reformation)

Wein, Rhein und Rad
4. Zielgruppen
4.1
Tagestourismus
Der Tagestourismus stellt für die Stadt und für deutsche Städte allgemein traditionell
einen Kernbereich des Tourismus dar. Wenngleich nähere Erkenntnisse zum
Gesamtaufkommen in diesem Bereich fehlen, so lässt sich dennoch feststellen, dass die
touristische Wertschöpfung enorm ist.
Nach neuesten Erkenntnissen des Deutschen Tourismusverbandes, niedergelegt in der
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überragende Stellenwert des Tagestourismus mit einem Anteil von 87% aller
touristischen Aufenthaltstage noch immer unterschätzt.
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Bereich der Bruttoumsätze der Tagestourismus das bedeutendste Segment, gefolgt vom
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Als Dachmarke wird innerhalb des Marketing die übergeordnete Marke einer sog. Markenfamilie bezeichnet, die sich durch einen besonders
hohen Wiedererkennungswert (Reichweite) und i.d.R. eine große Akzeptanz in der Zielgruppe auszeichnet und selbst keine eigentlichen
Leistungen (Produkte/Dienste) bewirbt. Sie kommt vor allem in konzerngebundener Marktkommunikation vor und verbindet eine
unbestimmte Anzahl sog. Monomarken unter ihrem Image.
9
gewerblichen Übernachtungstourismus, den Tagesgeschäftsreisen und den Verwandtenund Bekanntenbesuchen.
Schätzungen der letzten Jahre gehen von einer Anzahl von 700.000 Tagestouristen in
Worms aus.
Belegbar ist diese Zahl nicht. Auf Grund der Wertigkeit des
Tagestourismus in Worms ist eine Studie zu diesem Segment außerordentlich wichtig,
um neben Erwartungen, Bedürfnissen und Einschätzungen der Tagestouristen sowie
deren soziodemografischen Faktoren ( Herkunft, Alter usw.) auch deren Anzahl und die
damit verbundene Wertschöpfung zu ermitteln.
Ein Forschungsinstitut mit Erfahrungen in diesem Bereich, wie bspw. das DWIF6 oder
die Fachhochschule Worms, sollte daher kurzfristig beauftragt werden, eine
entsprechende Untersuchung mit den genannten zwei Modulen durchzuführen.
Neben den Kosten, deren Höhe momentan nicht quantifizierbar ist, ein Angebot jedoch
in Kürze vorliegen wird, ist etwa ein halbes Jahr zur Durchführung anzusetzen.
Wenngleich der voraussichtliche fünfstellige Euro-Betrag hoch erscheint, so ist mit
wertvollen Erkenntnissen zu rechnen, die dieses überaus wichtige touristische Segment
betreffen.
Zudem ist dieser Bereich prädestiniert für eine enge Kooperation mit dem
Stadtmarketing, da ein wesentliches Interesse der Tagestouristen der Aktivität
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lt. Die enge Verzahnung von touristischen und Einzelhandelsinteressen
erfordert gemeinsame Strategien , die zu einer größeren Anzahl zufriedener Gäste und
zu einer höheren Wertschöpfung führen.
4.2
Geschäftsreise -/Tagungsverkehr
Umfragen im Wormser Beherbergungsgewerbe in den Jahren 2000 durch die Tourist
Information und 2006 durch den Stadtmarketingverein ergaben, dass rund 2/3 der
Gäste und Übernachtungen dem Geschäftsreiseverkehr zugehörig sind und sich damit
dem klassischen Tourismusmarketing entziehen.
Zur Sicherung dieser Zielgruppen sind diverse Faktoren von besonderer Relevanz: PreisLeistungsverhältnis der Hotellerie, ÖPNV- und Autobahnanbindung (bspw. S-Bahn),
generelle Wirtschaftsentwicklung.
Eine besondere Rolle wird das Kultur- und Tagungszentrum (KuTaZ) spielen. Die Stadt
Worms ist im Bewusstsein der Wirtschaft kein Tagungsstandort, da entsprechende
Angebote bisher fehlten.
Mit dem Kultur- und Tagungszentrum wird die Möglichkeit eröffnet, auch im
Tagungsbereich Übernachtungsgäste für die Stadt zu akquirieren. Hierfür fehlen derzeit
jedoch sowohl eine Organisation als auch finanzielle Mittel. Eine Vermarktung des
Kultur- und Tagungszentrums sollte jedoch baldigst beginnen, da ein Vorlauf von zwei
Jahren für ein entsprechendes Marketing dringend notwendig ist.
4.3
Übernachtungstourismus
Zielgruppen momentan: Kulturinteressierte, Radtouristen, Weinreisende,
Potentiale: Potentiale sind im Besonderen in den Segmenten Radtourismus und Kultur
zu erwarten, bei einem der Klientel angepassten Hotelsituation ebenfalls im Segment
Busreisen.
Mit dem Ausbau des Radwegenetzes und der entsprechenden Beschilderungskonzeption
auf rheinhessischer Ebene ist von einer Zunahme des Radtourismus auszugehen, da
hiermit wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen geschaffen wurden.
6
Deutsches Wirtschaftwissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr e.V.
10
Der klassische Kulturreisende ist in der Stadt noch unterrepräsentiert. Worms als
Kulturreiseziel ist auch bei Reiseveranstaltern noch nicht in starkem Maße gelistet. Im
Zusammenhang mit den Nibelungenfestspielen und dem Ausbau der sonstigen
kulturrelevanten Themen sind zusätzliche Potentiale zu erschließen.
Zielgruppen zukünftig: Wie weiter oben beschrieben, sind aus dem Bereich
Tagungstourismus weitere Impulse für den Wormser Tourismus zu erwarten, sofern eine
leistungsfähige Organisation die Kapazitäten des KuTaZ am Markt platzieren wird. In
diesem Zusammenhang sind Potentiale aus dem Bereich Bildungsreisen erkennbar, da
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Auslandsmärkte: Die TI Worms ist seit dem Jahr 2005 in Kooperation mit den
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und Italien aktiv. Hiermit wurde ein erster Schritt vollzogen, ausgewählte ausländische
Quellmärkte in das touristische Marketing einzubeziehen.
Die in der Vergangenheit notwendige Bündelung der begrenzten finanziellen Mittel
ließen eine internationale Marktbearbeitung nicht sinnvoll erscheinen, auch deshalb, da
nur ein geringer Anteil der Wormser Übernachtungsgäste aus dem Ausland stammt.
Durch die Kooperation mit fünf weiteren rheinland-pfälzischen Städten (Mainz,
Koblenz, Speyer, Trier und Kaiserslautern) und der Fluggesellschaft Ryanair, der
massiven Expansion des Flughafens Frankfurt/Hahn als internationales Gateway von
Rheinland-Pfalz und nicht zuletzt auf Grund der erheblichen finanziellen Förderung
durch die Konversionsabteilung des Wirtschaftministeriums des Landes erschien das
finanzielle Engagement der TI Worms folgerichtig.
Aktuell unterstützt wird das beschriebene Engagement wiederum durch die Ergebnisse
der DTV7-Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass der Ausländertourismus in den
letzten Jahren in überdurchschnittlichen Maße zur Nachfrageentwicklung in den
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Um der beschriebenen derzeitigen und zukünftigen Bedeutung dieses Segmentes gerecht
zu werden, müssen kurz- bis mittelfristig folgende Ziele verfolgt werden:
a) Installation eines mehrsprachigen Fußgängerleitsystem im Innenstadtbereich,
b) Verstärkte Schulung der Gästeführerinnen und Gästeführer in Fremdsprachen,
vordringlich Englisch und Italienisch,
c) Verstärkter Einsatz fremdsprachiger Speisekarten in der Gastronomie
d) Aktuelle englischsprachige Internetversion der städtischen Homepage
Hotelsituation: Im Zusammenhang mit dem Bau des Kultur- und Tagungszentrums
wird über die Ansiedlung eines Hotels nachgedacht. Nicht nur vor diesem Hintergrund
sollte der Ansiedlung eines neuen Hotels höchste Priorität eingeräumt werden.
Der Hotelmarkt in Worms ist als äußerst unsicher anzusehen. Im Jahre 2005 wurde
eines der vier 4-Sterne-Häuser geschlossen, zu
Beginn des Jahres 2006 das
Insolvenzverfahren im einzigen 3-Sterne-Haus eröffnet. Damit kann der Weiterbestand
dieses Hotels derzeit nicht als gesichert angesehen werden.
Ein weiteres Hotel wird zum Verkauf angeboten. Weitere Häuser werden in absehbarer
Zukunft aus Altersgründen bzw. fehlender Nachfolge geschlossen.
7
Deutscher Tourismusverband
11
Die bestehenden Häuser decken auf Grund der ihnen eigenen Konzeptionen nur in
wenigen Fällen den Bedarf von Busreisen ab (zu wenig Zimmer, zu hohe Preise).
Auch die Preisflexibilität im Vergleich mit Kettenhotels in Großstädten ist nur gering
(bspw. Wochenend-Sonderpreise: Individualreisende können in zahlreichen 4-SterneHäusern in Köln, Hamburg oder Berlin preiswerter übernachten als in Worms ).
All diese Aspekte unterstreichen die Notwendigkeit einer innenstadtnahen
Hotelansiedlung, vorzugsweise im 2-3 Sterne-Bereich.
4.4
Reisemobil- und Campingtourismus
Mit dem Reisemobilstellplatz bietet die Stadt Worms eine attraktive
Grundvoraussetzung zur Aquisition dieser kaufkräftigen Zielgruppe. Bereits heute kann
von einem Übernachtungsvolumen in Höhe von 15.000 ausgegangen werden. Diese
Zahl erscheint steigerungsfähig, insbesondere vor dem Hintergrund einer Verbesserung
der reisemobilen Infrastruktur auf dem heutigen Stellplatz bzw. auf einem zukünftigen,
möglicherweise attraktiveren, Platz in der Nähe des Rheins.
Im Rahmen der Rheinufergestaltung muss dringend darauf geachtet werden, den
heutigen Stellplatz zu erhalten, wobei das direkte Umfeld attraktiviert werden muss (
Stahltanks), oder besser, einen neuen Standort in direkter Rheinnähe mit einem
umfangreicheren Angebot an Stellplätzen auszuweisen.
Campingtourismus stellt für die Stadt Worms ein ebenfalls nicht zu vernachlässigendes
Potential dar. In direkter Umgebung finden sich keine geeigneten Einrichtungen. Der
momentan angebotene Platz auf der Homepage www.worms.de befindet sich in Bad
Dürkheim, wobei es sich nicht um eine für den Camper attraktive Entfernung nach
Worms handelt.
Der Campingplatz auf Lampertheimer Gemarkung wäre eine adäquate Lösung für die
Stadt, allerdings unter völlig anderen qualitativen Voraussetzungen wie momentan
gegeben.
Daher sollte als wichtiges Ziel definiert werden, dem Campingurlauber im Stadtgebiet
ein sowohl qualitativ wie auch quantitativ hochwertiges Angebot zu machen. Die
Diskussion um potentielle Standorte ist neu aufzunehmen.
Campingtourismus
stellt einen elementaren Bestandteil der deutschen
Tourismuswirtschaft dar. Auf den 294 rheinland-pfälzischen Campingplätzen, die im
Durchschnitt über 80 touristische, d.h. nicht Dauerstellplätze, verfügen, werden p.a. fast
2 Millionen touristische Übernachtungen gezählt (Quelle: Stat. Bundesamt 2004 sowie
DWIF, Campingdatenbank, Gemeinde- und Campingplatzbefragungen).
Die
durchschnittlichen Tagesausgaben belaufen sich in Rheinland-Pfalz auf € 2
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Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass neben den Übernachtungsgästen in gewerblichen
Beherbergungsbetrieben der Campingurlauber, bei dem es sich in Worms eher um
Transit- oder Kurzreisende handelt, ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor,
ähnlich dem Reisemobilisten, sein kann.
4.5
Zielgruppen nach thematischem Interesse
Die Stadt Worms, die als Oberzentrum mit allen dazu gehörigen Funktionen
(Bildungseinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten,...) ausgestattet ist, übt dem
12
entsprechend einen besonderen Reiz auf die Nachfrager aus, die am Städtetourismus
interessiert sind. Ihrer Größe von ca. 83.000 Einwohnern entsprechend, wird sie dabei
den mittelgroßen Städten zugeordnet. Eine allgemein gültige Definition, was unter dem
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Literatur. Zu unterschiedlich sind laut neuester Studie des Deutschen
Tourismusverbandes (Städte- und Kulturtourismus in Deutschland, 2006) die
Abgrenzungen der Kriterien in räumlicher und zeitlicher Hinsicht sowie die Motive, die
zu einem Besuch in einer Stadt führen. Häufig wird jedoch das Ausschlusskriterium
genannt, dass der Besucher sich nicht mit dem hauptsächlichen Ziel des Erwerbes von
Gütern des kurz- oder mittelfristigen Bedarfs in einer Stadt aufhalten darf.
Ihrem im Vergleich zu anderen Städten ihrer Größe äußerst reichhaltigen kulturellen
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der Angebotskombination in Worms angesprochen fühlt. Unter diesem Begriff
subsumieren sich viele der Kernthemen der Stadt, wie der Dom, der als architektonische
Hauptsehenswürdigkeit herausragt oder das Thema Luther und die Reformation,
welches in den vergangenen Jahren einen besonders großen Anteil an ausländischen
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Selbstverständlich passt dazu auch das Alleinstellungsmerkmal (USP) der Stadt Worms,
die Nibelungensage, welche geschichts- und literaturinteressierte Gäste anspricht und die
ihre zeitgerechte Umsetzung in den Nibelungen-Festspielen und dem
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als Person mit überdurchschnittlicher Bildung und überdurchschnittlichem
Haushaltsnettoeinkommen definiert und hat ein Alter von 40 Jahren und mehr.
Zu dieser potenziellen Besuchergruppe sind allerdings noch einige andere Nachfrager
hinzuzufügen, deren Interessenschwerpunkt auf anderen Themen liegt. Dies ist zum
einen der Eventbesucher, der sich durch herausragende Veranstaltungen wie dem
Jazzfestival, dem Backfischfest oder natürlich den Nibelungen-Festspielen angesprochen
fühlen kann. Auch er wird als überdurchschnittlich gebildet und vermögend definiert,
jedoch ist er im Schnitt jünger als der kulturorientierte Gast. Allerdings gibt es hier
natürlich vor allem bei den Nibelungen-Festspielen Interessensüberschneidungen mit
der Gruppe der Kulturinteressierten. Zudem lässt die unterschiedliche Ausrichtung der
Veranstaltungen auch auf verschiedene Gästegruppen schließen. Eine weitere Gruppe
sind die Shoppingtouristen, die sich auch durch das neu eröffnetet Einkaufszentrum
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ljüngere Familien mit
Kindern, die Wert legen auf eine große Warenvielfalt und leichte Zugänglichkeit, da sie
aufgrund der Kinderwagen häufig als mobilitätseingeschränkt eingestuft werden.
Eine Wormser Besonderheit sind die Weintouristen, die nur selten in einer deutschen
Stadt dieser Größe anzutreffen sind. Sie suchen jedoch weniger nach den Kriterien, die
ein typischer Städtetourist von seiner Destination fordert, sondern verlangen mehr nach
einem Naturerlebnis kombiniert mit dem Flair eines landwirtschaftlichen Betriebes und
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deren Alter auch über dem Bundesdurchschnitt liegt, vor allem durch die Wormser
Stadtteile, wie Abenheim, Heppenheim, Herrnsheim oder Pfeddersheim, wo sie auch die
dazu nötige Infrastruktur (Übernachtungsmöglichkeiten beim Winzer, Restauration,...)
finden.
Eine weitere Gruppe mit speziellen Wünschen und Anforderungen sind ausländische
Reisende. Hier sind es vor allem US-Amerikaner, die in der Region überproportional
13
vertreten sind. Während der Anteil der Gäste aus den USA in Rheinland-Pfalz bei 8,7%
aller ausländischen Übernachtungen liegt, beläuft sich dieser Wert in Rheinhessen auf
26,3% (Statistisches Landesamt RLP). Deren Interessen liegen bei den Wormser
Kernthemen vor allem – historisch begründet – im Bereich Religion
(Luther/Reformation/Judentum) und (Rhein-)Romantik.
5. Strategie
5.1
Einführung
Um die oben erwähnten Zielgruppen ansprechen zu können und damit die erwähnten
Ziele zu erreichen, ist eine Marketingstrategie erforderlich, die ihre Betriebsaktivitäten
auf den Markt und dessen Wünsche ausrichtet. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei
den Leistungen der Tourist Information häufig um Leistungsbündel handelt, die aus
verschiedenen Einzelkomponenten aus Sach- und Dienstleistungen zusammengesetzt
werden. Die verschiedenen Leistungsträger müssen sich dementsprechend an den im
Folgenden beschriebenen Marketingmaßnahmen ideell und gegebenenfalls finanziell
beteiligen.
Seitens der Stadt Worms wurden und werden in den zurückliegenden und kommenden
Jahren vielfältige und finanziell aufwändige Anstrengungen unternommen, die
Stadtentwicklung nach vorne zu treiben. Der Kulturbereich ist hierbei an erster Stelle zu
nennen, nicht nur wegen der Installation der Nibelungenfestspiele, die jedoch an erster
Stelle zu nennen sind.
Auch auf dem originären touristischen Sektor ist die Qualitätsentwicklung offenbar.
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(TKN) mit dem Ziel der Online-Buchbarkeit des Wormser Beherbergungsgewerbes, die
signifikante Ausweitung der finanziellen und personellen Ressourcen in der
Tourismusabteilung der Stadtverwaltung und erhebliche finanzielle Aufwendungen in
touristische Infrastruktur
(Rheinpromenade, Internetpräsentation, Nibelungenbähnchen usw.) seien an dieser
Stelle exemplarisch genannt. Klare Impulse seitens der Privatwirtschaft dagegen sind nur
in wenigen Fällen zu erkennen, Hotelschließungen im 4-Sterne-Bereich,
Insolvenzverfahren im Drei-Sterne-Bereich sowie Ablehnung des TKN-Systems auf
breiter Front (lediglich fünf Beherbergungsbetriebe kooperieren) bestimmen das
derzeitige Bild.
Zur Umsetzung der Marketingziele ist eine Kombination aus verschiedenen Elementen
(Marketing-Mix) nötig. Dieses sind im Einzelnen:
5.2
Produktstrategie
Dabei steht im Vordergrund, welche Produkte man versuchen will, am Markt zu
platzieren. Zur Abgrenzung der Produkte ist eine Ausrichtung am USP Nibelungenstadt
und den Kernthemen Religion, Wein/Rhein/Rad und Nibelungen nötig. Demnach
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natürlich auch beinhalten. Aber auch selbst erarbeitete Broschüren und das
Warenangebot der Tourist Information müssen daraufhin überprüft werden.
Erstrebenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Gäste der Stadt verschiedene
Kernthemen (z. B. Luther) über das ganze Jahr hinweg erleben können.
14
Entsprechende imageorientierte Inszenierungen tragen in großem Maße dazu bei, die
unterschiedlichen Gästeerwartungen zu befriedigen. Erste Erfolge sind in diesem Bereich
bereits zu verzeichnen.
Inszenierte Stadtführungen in mittelalterlichen Gewändern und in mittelalterlicher
Kunstsprache werden mehr und mehr nachgefragt. Große Potentiale werden im
Besonderen bei der Lutherthematik gesehen. Hier gilt es, entsprechende Angebote zu
entwickeln und am Markt zu platzieren.
Ein neuer und ungemein interessanter Baustein in der Produktpalette dürfte die im Jahr
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über 100 touristische Produkte des Landes unter einem Dach vereint und damit dem
interessierten Gast die Vielfalt des Landes und seiner Produkte vor Augen führt.
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viele Freizeitangebote der Stadt zu einem günstigen Preis zusammengefasst werden, geht
die Rheinland-Pfalz-Card sinnvoller Weise einen Schritt weiter. Als Regionalkarte trifft
sie exakter das Interesse des Käufers, dessen Aktionsradius im Rahmen eines
Urlaubsaufenthaltes bedeutend weiter gesteckt ist als dieses eine einzelne Stadt
abzudecken kann.
Wie unter Punkt 2.2.1 angesprochen verspricht eine Ganzjährigkeit von Themen und
der damit verbunden Schaffung von Reiseanlässen auch in unterdurchschnittlich
ausgelasteten Saisonzeiten eine Steigerung der Übernachtungszahlen.
Potentiale werden hier im Bereich des Bildungstourismus gesehen, verbunden mit dem
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positionieren könnten sind aktuell noch nicht aktiviert. Besondere Chancen ergeben
sich für kleine, in der Regel familiengeführte Unternehmen sowie dem Jugendgästehaus,
das gleichzeitig über Tagungsmöglichkeiten verfügt.
Ein vermarktungsfähiges Bildungsangebot stellt ebenfalls eine zusätzliche Möglichkeit
für das Kultur- und Tagungszentrum dar, dessen Angebote sich auch im Bereich
kleinerer Seminare und Tagungen bewegen werden.
Potentiell Beteiligte für die Entwicklung dieses Angebotes sind neben den Kirchen und
Konfessionen der Veranstaltungsservice (i.G.), die VHS, die TI Worms u.a.
Ein wichtiges Ziel, dass seit einigen Jahren erfolgreich verfolgt wird, ist die
Zusammenstellung und der Vertrieb von Tagesprogrammen für Gruppenreisen, z.T. mit
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kommt auch hierbei die Reiseveranstalterfunktion der TI Worms den Bedürfnissen der
Worms-Reisenden zu Gute.
Wie die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt hat, ist die TI Worms mit ihren
personellen Ressourcen in diesem Bereich an einer Wachstumsgrenze angekommen.
Wenngleich große Potentiale in diesem Segment erkennbar sind, ist es auf Grund der
Personalstruktur nicht möglich, über die reine Abwicklung der Anfragen und
Buchungen hinaus die aktive Aquise potentieller Kunden voranzutreiben.
Eine reine Buchungsabteilung innerhalb der TI, wie sie beispielsweise. die
Touristikzentrale Mainz vorhält, ist zur Stärkung dieses Geschäftsfeldes nötig.
Konsequenterweise muss die derzeit hierfür eingesetzte Mitarbeiterin von ihren
Aufgaben im Bereich Gästeinformation/Counter freigestellt werden und durch eine
Teilzeitkraft ersetzt werden, was heute lediglich in den Sommermonaten durch
15
Praktikanten und Praktikantinnen erfolgt. Vor dem Hintergrund der Ganzjährigkeit
dieses Geschäftsfeldes ist die derzeitige Lösung keineswegs optimal.
Barrierefreiheit als Teil der Produktstrategie
Die Stadt Worms selbst mit ihren Baukörpern, Wegen, Straßen und Plätzen muss
zweifelsohne als touristisches Produkt gesehen werden. Mit der Teilnahme am
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Betrachtung des touristischen Marktes gerückt.
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels mit einer älter werdenden
Bevölkerung und der Tatsache, dass bereits heute zahlreiche mobilitätseingeschränkte
Menschen das Reisen als Problem empfinden, müssen sich Destinationen auf diese
Zielgruppe einstellen.
Für die Stadt Worms muss dieses bedeuten, alle Baumaßnahmen im öffentlichen Raum
auf ihre Tauglichkeit hinsichtlich dieser Klientel kritisch zu überprüfen. Letztendlich
handelt es sich nicht nur um eine touristische Klientel, Barrierefreiheit ist auch ein
erheblicher Aspekt bezüglich der Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung.
Besonders deutlich werden die hier genannten Gesichtspunkte beim Thema
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angesprochenen Thematik, schlüssige Konzept wird die Begehbarkeit für
Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte, Blinde und Sehbehinderte sowie auch für Familien mit
Kinderwagen ist gewährleisten. In einem nachfolgenden Schritt kann der sog.
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Partnerschaft vorbei am Dom, Siegfriedbrunnen, Rathaus, Nibelungenmuseum bis zum
Rhein. Die Integration der Stadtmauer inkl. Turm auf dem Platz der Partnerschaft ist
hierfür wesentlich. Die Anbringung eines taktilen Stadtplanes in diesem Bereich ist
besonders Sehbehinderten dienlich.
5.3
Preisstrategie
Dazu gehört vor allem eine Preisdifferenzierung, die es ermöglicht, auf Wünsche der
Kunden besser einzugehen. Exklusive Produkte sollten auch mit einem angemessenen
Preis hervorgehoben werden. Ein Bespiel dafür bietet das Deluxe-Arrangement der
Tourist Information während der Nibelungenfestspiele. Dazu kommt –deutschlandweit
gesehen – eine gewisse Monopolstellung der Stadt Worms im Bereich der
Nibelungenfestspiele, was diesen Preis zusätzlich rechtfertigt. Andererseits muss für
Tagesprogramme verschiedener Gruppen auch ein besonders günstiger Preis möglich
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pro Person. Insgesamt müssen bei der Preisgestaltung folgende Kriterien berücksichtigt
werden: Zeit (Haupt-/ Nebensaison, Last-Minute,...), Käuferschichten (Familien,
Kulturinteressierte, Schüler,...), Umsatz (Rabatte für Gruppen), Absatzweg (Gewährung
von Provisionen für Reisemittler, z. B. Reisebüros) und Zeitpunkt der Bezahlung (z. B.
Frühbucherrabatt).
5.4
Absatz- und Vertriebsstrategie
Im Vordergrund steht hier die Überlegung, in welchem Umfang die touristischen
Leistungen direkt an den Kunden verkauft werden, oder ob verschiedene
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Zwischenhändler eingeschaltet werden. Die Tourist Information Worms hat sich mit
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Endverbraucher gewandt und damit ihre Umsätze im Reiseveranstalterbereich
vervielfachen können. Darüber hinaus wurden aber auch vertragliche Bindungen mit
Kulturreiseveranstaltern eingegangen, die den Vertrieb über Reisemittler im Bereich der
Nibelungenfestspiele gewährleistet. Ein weiterer nötiger Schritt ist jetzt die Produktion
eines Sales Guides8 für Reisegruppen, wobei sich diese Broschüre explizit an (Bus-)
Reiseveranstalter wendet. Dazu kommt der Vertriebsweg über die touristischen
regionalen, Landes- und Bundesorganisationen. Im regionalen Bereich der Rheinhessen
Information wird dies über Reisepackages und Stadtführungen bereits umgesetzt, auf
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Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Frage nach der Nutzung von ComputerReservierungssystemen. Aufgrund der besonderen Situation der Stadt Worms und deren
(fast) fehlender Darstellung im rheinland-pfälzischen Landesnetz TKN 9aufgrund
mangelnder Akzeptanz bei den örtlichen Leistungsträgern, ist die Stärkung des eigenen
Internetauftritts unter www.worms.de unerlässlich. Dazu gehören Reservierungs- und
Buchungsmöglichkeiten von Gästezimmern, Stadtführungen oder kompletten Paketen.
Kurzfristiges
Ziel
muss
sein,
die
Online-Buchbarkeit
des
Wormser
Beherbergungsgewerbes entscheidend zu verbessern. Mit geeigneten Instrumenten gilt es,
entweder die Akzeptanz des TKN in der Hotellerie zu erhöhen oder sich, bei
ausbleibenden Erfolg, anderer Buchungssysteme (z.B. HRS) zu bedienen.
Da es sich bei der landesweiten Installation des TKN unter Zuhilfenahme nicht
unerheblicher kommunaler Eigenmittel um eine stark politisch forcierte Maßnahme
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Für das operative touristische Geschäft sollte jedoch der Nutzen eines Systems im
Vordergrund stehen, also die Akzeptanz der Hotellerie sowie die Servicequalität für den
potentiellen Übernachtungsgast.
Auch hinsichtlich des Online-Ticketings gilt es, Synergien zu nutzen und den Vertrieb
für den Kunden zu optimieren. Für die nahe Zukunft sind zwei wesentliche Aspekte zu
beachten:
a) Sowohl in der Tourist Information Worms als auch im Ticket Shop findet der
Vorverkauf von (überwiegend) städtischen Veranstaltungen statt. Beide Institutionen
sind städtisch und liegen rund 200 Meter entfernt. Es sollte darauf gedrungen
werden, eine Optimierung durch Zusammenlegung zu erreichen. Da die TI Worms
als Vorverkaufsstelle bei der Bevölkerung etabliert ist und erheblich umfangreichere
Öffnungszeiten bietet, erscheint eine Konzentration der beiden Vorverkaufsstellen
in der TI sinnvoll. Nicht zwingend erforderlich ist die institutionelle Konzentration
auf die Tourist Information, der Betrieb kann ebenfalls durch einen anderen
Betreiber in den Räumlichkeiten der TI Worms erfolgen.
b) Aus touristischer Sicht ist es von vordringlichem Interesse, Veranstaltungen in
Theater und Tagungszentrum/Saal über Online-Ticketing-Systeme buchbar zu
machen. Klare Absprachen müssen getroffen werden über die Abgrenzung der
8
Verkaufskatalog mit Reiseprogrammen und Reisebausteinen, die auf Gruppenreisen zugeschnitten sind
17
Geschäftsfelder (hier v.a. Tagungsbüro KuTaZ oder Tagungsbüro
Zimmerreservierungen bei Tagungen, Rahmenprogramme usw.).
5.5
TI,
Kommunikationsstrategie
Grundsätzliche Voraussetzung für eine erfolgversprechende Kommunikation einer
Destination mit ihren Zielgruppen ist ein Corporate Design10 oder –noch weiter
reichend –eine Corporate Identity11. Dazu gehört das einheitliche Erscheinungsbild der
Produkte (umgesetzt in den neusten Broschüren der Tourist Information, das städtische
Museum lehnt sich seit Neuestem daran an) unter einer einheitlichen Philosophie (der
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damit nach außen eine gewisse innere Geschlossenheit kommuniziert. Positives Beispiel
ist sicherlich die Einführung des neuen Logos der Stadt, auf deren konsequente
Anwendung geachtet werden muss. Erschwert werden Corporate Design/Identity im
Tourismus allerdings durch die bereits erwähnte Vielzahl von Leistungsträgern.
Eine Möglichkeit der Kommunikation ist die Verkaufsförderung. Diese zielt auf den
direkten Kontakt mit den Konsumenten ab. Ein mittlerweile aus dem Einzelhandel sehr
bekanntes Beispiel hierfür sind Kunden- oder Punktesammelkarten. Im Tourismus
konzentriert sich dieser Kommunikationsweg vor allem auf Messen und Workshops.
Während Messen sich vor allem an den Endverbraucher richten, sind Workshops
ausschließlich für Fachbesucher (Reisemittler) offen. Nach dem Schema des rheinlandpfälzischen Tourismus sollte diese Leistung nicht von den kommunalen Stellen betreut
werden, sondern vielmehr von den Regionalagenturen und der Rheinland-Pfalz
Tourismus GmbH. Die örtlichen Tourismusbüros stellen ihnen dazu finanzielle Mittel
zur Verfügung. Aus diesem Grund beteiligt sich die Tourist Information Worms nur in
Ausnahmefällen an der Präsentation auf Messen und Workshops. Allerdings nutzt die
TI Worms Messen als Instrument zur Informationsbeschaffung über aktuelle Trends im
Tourismus und zur Konkurrenzbeobachtung.
Die Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations) stellt die Kommunikation mit der gesamten
Öffentlichkeit in den Mittelpunkt der Aktivität. Sie ist zwar relativ unspezifisch und
kann nur schwer für bestimmte Zielgruppen eingesetzt werden, sie wirkt aber stark
imagebildend und besitzt einen höheren Grad an Glaubwürdigkeit als z. B. Werbung.
Vor allem die Kontakte zu den Medien sind hier wichtig. Neben der Betreuung von
Journalisten vor Ort beteiligt sich die Tourist Information Worms an Pressereisen der
Rheinhessen-Information, der Rheinland-Pfalz Touristik und der Deutschen Zentrale
für Tourismus mit nationalen und internationalen Teilnehmern. Darüber hinaus
betreibt die Tourist Information Worms aktive Pressearbeit, nicht zuletzt durch
regelmäßig veröffentlichte Pressemitteilungen an die örtliche und regionale Presse wie
auch an überregionale Presseorgane und Fachredaktionen.
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Corporate Design (CD) ist ein Teilbereich der Corporate Identity (CI) und beinhaltet das gesamte
visuelle Erscheinungsbild eines Unternehmens oder einer Organisation. Dazu gehören sowohl die
Gestaltung der Kommunikationsmittel (z.B. Firmenzeichen, Geschäftspapiere, Werbemittel,
Verpackungen) als auch das Produktdesign.
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Corporate Identity (CI) bezeichnet das Selbstverständnis und das Erscheinungsbild eines Unternehmens. Die
Merkmale der Corporate Identity ergeben sich entweder aus der Geschichte, den Traditionen und damit der
Organisationskultur eines Unternehmens oder werden geschaffen, um das Bild eines Unternehmens auf ein
Unternehmensziel auszurichten
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Werbung wendet sich an spezielle Zielgruppen und versucht, diese zum Kauf der
verschiedenen Produkte zu animieren. Die TI Worms schaltet dabei Anzeigen im
Bereich von touristischen Nachschlagewerken für Reisemittler, wendet sich an Gruppen
im Bereich von Vereins- und Betriebsausflügen oder inseriert in den Veröffentlichungen
der Landes- und Bundesorganisationen.
Wesentliches kurzfristiges Ziel der stadtinternen Kommunikation wird die Verbesserung
derselben zwischen örtlicher Hotellerie und der Tourist Information Worms sein.
Nach ersten Erfahrungen, die in der TI Worms in der ersten Jahreshälfte 2006
gesammelt wurden, wird es zukünftig 1-2 Mal im Jahr einen Newsletter geben, der
allerdings nicht nur dem Beherbergungsgewerbe sondern allen am Wormser Tourismus
Interessierten zugänglich gemacht wird.
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