Liebe Gemeinde, hier im Lied von Herbert Grönemeyer wird von

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Liebe Gemeinde, hier im Lied von Herbert Grönemeyer wird von
Arthur Lampe - Predigt: Mt.18 „Werdet wie die Kinder“ 10.08.14
Liebe Gemeinde,
hier im Lied von Herbert Grönemeyer wird von Kindern gesungen. Der Titel lautet: Kinder an
die Macht. Es ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Der Autor selbst sagt, dass er
eigentlich nur ein fröhliches Lied machen wollte. Im Lied geht es darum, dass es die Kinder
sind, die noch ganz echt und ohne Hintergedanken handeln. Was sie sagen, meinen sie auch
so. Ihre Fröhlichkeit und Spontanität steckt an. So singt ja auch Grönemeyer: „Immer für eine
Überraschung gut, ungebeugte Kraft massenhaft, ungestümer Stolz.“
Im heutigen Predigttext geht es auch um Kinder. Kinder halten sich in der Umgebung Jesu
auf. Die Jünger haben eine für sie wichtige Frage an Jesus. Und Jesus ruft zu sich ein Kind in
die Mitte.
Wir lesen im Matthäusevangelium im 18. Kapitel, Verse 1-4 und 10:
Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist doch der Größte im
Himmelreich? Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich,
ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins
Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der
Größte im Himmelreich.
Seht zu, dass ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im
Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.
Am Anfang des Jahres haben wir immer wieder einmal diesen Text gehört. Wir haben davon
gehört, dass manche Jünger besondere Erlebnisse mit Jesus hatten oder ihnen etwas
zugesprochen wurde. Da lag der Gedanke nahe, dass einige von ihnen vor Gott und
Menschen doch wichtiger sein müssten.
1. Gross vor Gott und den Menschen
Sie fragen wer grösser ist als andere. Kurz zuvor hatte Jesus davon gesprochen, dass er
getötet wird und von den Toten auferstehen wird. Sie hatten so viel mit Jesus erlebt, wie er
ganz für die Menschen da war. Und ihnen ging es nur darum, zu wissen wie hoch in der
Hierarchie sie stehen. Sie wollen in jeder Hinsicht gross sein. Sie wollen in ihrer besonderen
Stellung von allen anderen wahrgenommen werden. Wenn jemand der Grösste ist, will er
auch dafür geehrt werden.
Bei der Fussball-WM haben wir es gesehen: Zum Schluss wird die beste Mannschaft geehrt,
die anderen sind traurig, dass sie es nicht geschafft haben. Und alle applaudieren den
Gewinnern, denen, die gerade im Mittelpunkt stehen. Und die Fans der Mannschaft fühlen
sich auch geehrt, sie gehören zu den Gewinnern. Sie sind auch Weltmeister, nicht nur die
Mannschaft, sondern die ganze Nation. „We are the champions“. Und die Fussballer werden
verehrt wie Götter. Wenn es ganz schlimm kommt, schauen die Fans auf die herab, die es
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nicht so weit gebracht haben. Es ist so menschlich: Wir stehen alle gern oben und werden
bewundert. Wir alle haben so etwas in uns, grösser sein zu wollen als andere.
Im Alltag erleben wir auch so etwas. Schnell vergleichen wir uns mit anderen und denken,
dass wir dies oder das viel besser machen würden. Ob in der Schule, unter Geschwistern
oder bei der Arbeit. Unsere Motivation ist oft, es besser zu machen als der Andere.
Und es gibt so viel Eitelkeit unter Menschen: Die sieht besser aus, der ist besser gekleidet,
der weiss mehr, die kann etwas viel besser … Wir definieren uns gern über alles Mögliche:
den besseren Verdienst, die bessere Ausbildung, das bessere Auto, den besseren Lehrer, den
besseren Coiffeur, … All das macht uns vor uns selbst besser, grösser als die anderen. (Wir
sortieren so gerne ein. Schon in der Schule ist es so und geht immer weiter. Wir denken
ständig darüber nach, was andere alles falsch machen. Und in unserem Kopf haben wir
immer eine gewisse Beurteilung über andere, wie sie sich geben, was wir mit ihnen erlebt
haben, was wir über sie gehört haben. Und so laufen wir herum mit einem grossen Ehrgeiz
und innerem Stolz, wo für die kein Platz mehr ist, die nicht in unsere Werteskala passen. Wir
sind so schnell mit unseren Beurteilungen über andere.)
Eben auch als Christen halten wir uns immer wieder für besser als andere. In der Gemeinde,
wo wir bestimmte Dinge über jemanden gehört haben, die man als Christ nicht tut. Oder weil
man weiss, dass bestimmte Leute nicht häufig zum Gottesdienst kommen. Und der Gedanke:
Ich tu ja viel mehr für den Herrn. Das mag alles sein. Und es ist sehr menschlich. Aber Du
erhebst Dich über andere. Und verpasst dabei vielleicht etwas ganz Wichtiges.
Ich kann mich daran erinnern, dass ich als Student auch in so manch einem Gottesdienst
gesessen habe und gedacht habe: Also das hätte ich als Pastor so nicht gesagt. Hat er kein
besseres Beispiel. Und ich hatte sogar eine bestimmte Notenskala im Kopf. Alles in allem
würde ich ihm diesmal eine drei bis vier geben. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich dabei
gar nicht mehr wahrnahm, was Gott mir in diesem Gottesdienst sagen wollte.
Wenn wir zu Jesus kommen, holt er uns ganz schnell wieder herunter vom hohen Ross, auf
das wir uns selbst gesetzt haben. Das tut er auch bei den Jüngern in unserer Geschichte.
2. Klein vor Gott und Menschen
Jesus stellt ein Kind in die Mitte. Es gab eine Zeit, da habe ich mich immer gefragt, wen Jesus
hier mit den Kindern meint. Jesus spricht wohl von Kindern so bis sieben Jahre. Und er meint
hier nicht, dass wir absolut wie solche Kinder werden sollen. Aber von ihnen können wir
etwas über Schlichtheit, Vertrauen und Offenheit lernen. Wer einmal im Kindergottesdienst
oder auf dem Spielplatz Kindern zugeschaut hat oder als Grossis Kinder bei sich zu Hause hat,
der weiss, wovon ich rede. Ein Kind glaubt zunächst immer, dass die Grossen ihm Gutes tun.
Deshalb äussert es auch ganz selbstverständlich, was es sich wünscht, in dem Wissen, dass es
das, was es braucht bekommen wird. Mama kannst du mal ... schau mal … Kinder wissen sich
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ganz in der Abhängigkeit, sie wissen, dass sie klein sind. Sie leben ganz für den Augenblick
und geniessen ihn, sie sind neugierig, wie etwas ist, sie denken nur an den Moment und was
er für sie bedeutet. Sie lassen sich beschenken. Da gibt es noch nicht so viel Eifer oder Stolz,
keine überhebliche Vernunft, die alles besser weiss. Sie leben ganz vertrauend aus dem, was
sie bekommen. Kinder sind auf das Unscheinbare, Kleine ausgerichtet, sie kennen meist noch
keinen ausgeprägten Machtwillen, sondern geben sich mit ganzer Liebe dem hin, was sie
gerade vor sich haben.
Wenn wir nur halb so viel in unserer Beziehung zu Gott leben könnten, wären wir schon sehr
weit.
Ich bin immer wieder begeistert, wie Johann sich auf mich stürzt, ganz in dem Vertrauen,
dass ich es gut mit ihm meine und dass ich auf ihn achtgebe. Oder wie Julia mir ein Wort
sagt, dass mich herausreisst aus einer Müdigkeit, in der ich mich gerade befinde. Oder wie
sie so lange nachfragt, bis ich antworte. Sie vertraut darauf, dass ich ihr irgendwann eine
Antwort gebe, dass ich mich irgendwann auf sie einlasse. Sind wir so geduldig und positiv
erwartend gegenüber Gott?
Es gibt eine Geschichte, die ich in meiner Kinderzeit regelrecht in mich aufgesogen habe.
Jeder Schweizer kennt sie vermutlich. Sie stammt von Johanna Spyry, „Heidi“. Die Bilder von
den Bergen, die Ziegen, der Grossvater und seine Holzhütte, Peter und die so herzige,
natürliche Heidi. Und die Geschichte einer Veränderung, die von einem Kind ausgeht.
Der Grossvater ist ein mürrischer Mann. Er hat sich weit oben, abgeschieden von allen
anderen Menschen, eingerichtet. Er lebt dort allein. Er traut den Menschen nicht mehr.
Er ist in sich verschlossen, etwas aus der Vergangenheit hat sein Herz hart und
voreingenommen gemacht. Er merkt es gar nicht einmal mehr. Irgendwann bringt Heidis
Tante das Kind zum Grossvater. Zuerst ist er nicht begeistert. Doch das Kind ist voller
Vertrauen und Heiterkeit. Es spricht in aller Offenheit mit dem Grossvater, auch was es über
ihn denkt. Mit der Zeit ändert sich das Gemüt des Grossvaters. Es kommt wieder Leben in
sein Herz. Er muss immer wieder schmunzeln über die grosse Offenheit von Heidi. Doch dann
wird ihm das Kind wieder weggenommen. Wieder einmal wird er enttäuscht. Heidi wird in
die Grossstadt Frankfurt gebracht. Doch sie hält es dort nicht aus und kann schliesslich
wieder zum Grossvater zurückkehren. In Frankfurt hat sie Geschichten über Gott gehört und
daheim erzählt sie dem Grossvater von Gott. Er wendet sich wieder Gott zu und kann dann
auch wieder zu den Menschen im Dorf eine Beziehung eingehen. Er ist verändert.
Wie können wir auch so Kinder für andere werden? Wenn unsere Haltung ist, dass wir uns
nicht über andere stellen. Wenn wir frei und froh, offen auf andere zugehen können. Wenn
wir dem anderen zunächst einmal vorurteilslos begegnen. Wenn wir den kindlichen Glauben
haben, das alles gut wird. Und wenn wir mit dieser Unbekümmertheit auf andere zugehen
wollen. Nicht unser überzeugendes Reden ist es, was andere Gott näher bringt, vielmehr
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bringt eine kindliche, vertrauensvolle Haltung andere zum Nachdenken und vielleicht auch
zum Umdenken. Mein Reden sagt dem Anderen oft nur: „Ich weiss es besser!“ Mein Lieben
dagegen sagt ihm: „Du bist wertvoll.“
Jesus sagt: „Wenn ich nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins
Himmelreich kommen.“
Kind-sein im Glauben hilft uns, Gott in seiner Grösse und Macht zu erleben. Kind-sein hilft
uns vertrauensvoll zu hoffen. Und mehr zu erwarten, als der Verstand zulässt. Kind-sein hilft
uns wirklich zu leben. Wo ich grösser sein will als andere, isoliere ich mich von Gott und Welt.
Ich habe dann ja die anderen nicht mehr nötig. Wahre Grösse ist, wenn ich mich unter die
anderen stellen kann. Das kann ich von einem Kind lernen.
3. Gott ist auf der Seite der Kleinen
Jesus sagt, es ist ein Skandal, solche Menschen, die so einfach glauben, anzugreifen. Jeder
von euch hat es sicher schon einmal erfahren, wie er wegen seines Glaubens verurteilt
worden ist. Und das ist sicher durch solche geschehen, die nicht glauben. Aber Jesus sagt: Du
kannst dir gewiss sein, dass die Menschen, die Jesus vertrauen, umgeben sind von Heiligen
Engeln. Es kommt direkt vor Gott, wenn Christen verfolgt werden um ihres Glaubens willen.
Von Kindern sagen wir ja häufig, die haben einen Schutzengel, so ist es eigentlich auch mit
den Christen.
„Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.“
Wer Christen verurteilt, belächelt, verfolgt, verfolgt, tut das an ihrem Herrn Jesus Christus.
Sie ärgern sich an Gott selbst und machen so einen Skandal. Wir müssen uns selbst prüfen,
wo wir uns grösser machen wollen als andere, ja grösser machen wollen als Gott. Die Gefahr
ist, Gott, die anderen und sich selbst zu verlieren. Der kindliche Glaube öffnet uns die Türen
zum Himmel und in dieser Haltung werden wir anderen zum Botschafter an Christi statt. Von
daher hat der Grönemeyer ganz recht, wenn er singt: „Die Welt gehört in Kinderhände.“
Wir dürfen uns in diesem Glauben ganz sicher wissen im Schoss Gottes.
Ich schliesse mit Psalm 131: „Herr, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht
stolz. Ich gehe nicht um mit grossen Dingen, die mir zu wunderbar sind. Fürwahr, meine
Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter; wie ein kleines Kind,
so ist meine Seele in mir. Israel hoffe auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit!“
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus. Amen.
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