medien newsletter 04/2005 (PDF, 200 kB )

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medien newsletter 04/2005 (PDF, 200 kB )
04 / 2005
April
Editorial
„Operation Shalom“
Die privaten TV-Sender ProSieben und Sat.1 stehen wieder einmal zum
Verkauf. Der vorletzte Besitzer, Leo Kirch, meldete Insolvenz an, der
jetzige Inhaber, Haim Saban, will die Sendergruppe wieder loswerden.
Das ist die Chance des konservativen Axel Springer Verlages.
Haim Saban sagte der ‚New York Times’ einmal, dass er vor zwei Jahren
deutsche Politiker „weichgequatscht“ habe, seinem Kauf der Sendergruppe zuzustimmen. Weiter sagte er: „Dieses Maß an Besitz würde in
den Vereinigten Staaten niemals gestattet, denn dies wäre eine viel zu
große Konzentration.“
Kartellrechtlich steht der „Operation Shalom“ in Deutschland allerdings
kaum etwas im Wege. Mit 22 Prozent Marktanteil im Fernsehen bliebe
Springer knapp unter der 25-Pro-zent-Grenze, von der an Entflechtungen verlangt werden.
Aber wollen wir wirklich, dass „Bild, BamS und Glotze“ bald aus einer
Hand kommen? Was hätte das für Folgen, wenn zu der publizistischen
Macht der Bild-Zeitung die vier Fernsehsender ProSieben, Sat.1, Kabel1
und der Nachrichtensender N24 kämen? Bild könnte schlagzeilenträchtig
das Programm der hauseigenen Sender begleiten.
Dann müssten in Zeiten, die uns mit Bertelsmann (RTL-Group) und
Springer zwei Mediengiganten bescheren, Politiker von Regierung und
Opposition noch mehr um ihre Privatsphäre bangen! Wer gerne Berliner
Parties besucht oder mit Freundin im
Swimmingpool sitzt, sollte dann noch
„Wollen wir wirklich, dass „Bild, BamS und
besser aufpassen!
Glotze“ bald aus einer Hand kommen? Was
hätte das für Folgen, wenn zu der publizistiSeriöser und investigativer TVschen Macht der Bild-Zeitung die vier FernJournalismus ist teuer. Für Privatsehsender ProSieben, Sat.1, Kabel1 und der
sender, die von Werbung leben und
Nachrichtensender N24 kämen?“
Millionen Zuschauer halten, also
unterhalten müssen, sind nicht boulevardisierte Nachrichten besonders schwierig. Für das Privat-TV ist
Privatleben wichtig, sind Seitensprünge und Hunde-Adventskalender der
Stoff, von dem man sich hohe Quoten erhofft. Deshalb ist die Macht
dieser geballten Medienkonzentration in einer Hand nicht zu unterschätzen.
Dem oft unterstellten Kampagnenjournalismus würden Scheunentore
offen stehen, wenn Matthias Döpfner die von ihm so getaufte „Operation
Shalom“ gelänge.
Michael Sommer
Inhalt
ARD
ZDF
Private
Aus den Ländern
Print
Medienpolitik
Ausland
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ARD vertagt Gang nach Karlsruhe
Die ARD hat die Entscheidung über einen Gang vor das Bundesverfassungsgericht wegen der geringer als erwartet ausgefallenen Gebührenerhöhung vertagt. Der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber sagte nach
einer Sitzung der Gremien des Senderverbunds, dass sich die Intendanten erst auf einer Sitzung im Juni mit der Frage befassen wollen.
Zur Auseinandersetzung mit der EU-Kommission über die Rundfunkfinanzierung sagte Gruber, dass die ARD notfalls den Europäischen Gerichtshof einschalten werde. Die EU-Wettbewerbshüter haben von ARD
und ZDF mehr Transparenz bei der Verwendung ihrer Gebührengelder
und bei ihren kommerziellen Aktivitäten verlangt. Bis zum 3. Mai muss
die Bundesregierung der EU-Kommission antworten.
Quotensegen für die Amtseinführung Benedikts XVI.
Mehr als fünf Millionen Zuschauer verfolgten die Live-Übertragung zur
Amtseinführung von Papst Benedikt XVI. In der Zeit von 9 bis 13 Uhr
hatten im Schnitt 2,38 Millionen Menschen (19,1% Marktanteil) die ARD
eingeschaltet, 2,10 Millionen (15,8%) das ZDF. Im Bayerischen Rundfunk sahen 470.000 Menschen die Zeremonie, 120.000 verfolgten sie bei
Phoenix, 150.000 bei N24 und 90.000 bei n-tv.
Täglich 34 Stunden Kultur - 3sat ist Primus
Im deutschen Fernsehen laufen täglich gut 34 Stunden Kulturprogramm.
Das ergab eine Programmanalyse der Berliner Agentur media102, die
anlässlich der Anhörung der Bundestags-Enquetekommission zur Rolle
der öffentlich-rechtlichen Medien für die Kultur vorgelegt wurde. Öffentlich-rechtliche Sender liegen bei der Kulturvermittlung demnach deutlich
vor der privaten Konkurrenz. Allerdings bündeln sie ihre Kulturangebote
in den Zielgruppensendern 3sat, Arte und BR-alpha.
An der Spitze liegt 3sat mit 372 Minuten Kulturangebot pro Tag im ersten
Quartal 2005, das sind 25,8 Prozent der gesamten 3sat-Sendezeit. Auf
dem zweiten Platz folgt BR-alpha mit 273 Minuten (19%) vor Phoenix mit
260 Minuten (18%). Arte kam mit 210 Kulturminuten auf Platz 4. Prozentual liegt der deutsch-französische Sender jedoch mit 24,9 Prozent des
für Kultursendungen aufgebrachten Programms an zweiter Stelle. Grund
für den hohen Anteil: Arte sendet nur 14 Stunden täglich.
Bei den dritten Programmen liegen der SWR mit durchschnittlich 125
Minuten (8,7%) Kultursendungen täglich an erster Stelle (Platz 5 im Gesamtranking), der MDR mit 72 Minuten (5 Prozent) an letzter Stelle (Gesamtranking Platz 12). Das erste Programm der ARD und das ZDF zeigten sich in der Platzierung von kulturbezogenen TV-Formaten deutlich
zurückhaltender als dritte Programme und Spartensender. Mit durchschnittlich 50 Sendeminuten Kulturprogramm pro Tag kam das ZDF auf
Platz 13, das Erste belegte mit 25 Minuten Platz 14.
Bei den privaten Programmen senden RTL und Vox täglich jeweils 17
Minuten Kultur, bei Sat.1 entfallen 9 Minuten auf Kultursendungen.
Ab Herbst 2006: Drei mal Harald Schmidt
Die ARD-Show „Harald Schmidt“ wird erst im Herbst nächsten Jahres auf
drei Ausgaben pro Woche erhöht. ARD-Programmdirektor Günter Struve
sagte der Funkkorrespondenz: „Die Fußball-Weltmeisterschaft wird eine
neue Fläche für Harald Schmidt eröffnen. Und danach, so kann ich mir
vorstellen, werden wir auch seine reguläre Show drei Mal pro Woche
sehen, an welchem Wochentag auch immer.“
2
Ouotenhoch für
„Fischer-TV“
Die Übertragung des
Untersuchungsausschusses zur Visa-Affäre
bescherte Phoenix ein
Quotenhoch. Die Vernehmung Joschka Fischers hatte bei Phoenix
einen Marktanteil von
4,0% erreicht, bei n.tv 1,3
und bei N24 1,0 Prozent.
EinsPlus ist wieder da
Über ein Jahrzehnt nach
der Einstellung des Kulturkanals EinsPlus lässt
die ARD den Namen
wieder aufleben. Der
bisherige Digitalsender
EinsMuXx wurde zum 23.
April in EinsPlus umbenannt. Am Inhalt ändert
sich nichts. In den 90-ern
stellte die ARD EinsPlus
ein und beteiltigte sich an
3Sat.
ARD-Radios steigern Werbeerlöse
Die ARD-Radiosender haben im ersten Quartal 2005 höhere Werbeumsätze erzielt als im Vorjahreszeitraum. Nach Angaben der ARDWerbetochter Sales & Services (Frankfurt) stiegen die Brutto-Werbeeinnahmen im ersten Quartal 2005 um 98 Millionen Euro auf einen Wert
von 280 Millionen Euro. Der ARD-Anteil am Gesamtmarkt des Mediums
Radio betrage nun 6,5 Prozent. Für die nächsten Monate erwartet die
Firma weiter steigende Umsätze, da die Fußball-Weltmeisterschaft bereits spürbar ihre ersten Anzeichen auch am Werbemarkt hinterlasse.
Wahlduell: Rüttgers contra Steinbrück
Nach dem Rededuell der nordrheinwestfälischen Kontrahenten in der
Bild-Zeitung wird es zwei Fernsehduelle geben. Am 5. Mai sind Rüttgers
und Steinbrück zuerst live bei RTL (Moderation: Peter Kloeppel und Heiner Bremer), dann am 17. Mai bei ZDF und WDR (Moderation: Maybrit
Illner und Jörg Schönenborn).
Verantwortung der Medien in Zeiten sozialen Wandels
Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan hat die Fernsehschaffenden
in Deutschland aufgefordert, sich angesichts des sozialen Wandels ihrer
«ungeheuren Verantwortung für die Gesellschaft» bewusst zu werden.
Das Medium Fernsehen genieße großes Vertrauen bei den Zuschauern,
sagte die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder
auf den «Mainzer Tagen der Fernsehkritik». Dadurch werde das Medium
zum «Steuerungselement für soziales Handeln».
Schwan warnte vor einem Hang zum Negativismus unter Journalisten.
Als Beispiel nannte sie die Prophezeiungen der Medien Ende letzten
Jahres über ein Chaos bei den Arbeitsagenturen nach In-Kraft-Treten
von Hartz IV, über dessen Ausbleiben dann kaum berichtet worden sei.
Die Wissenschaftlerin warnte vor einer zunehmenden Spaltung des Publikums in eine kritische, aufgeklärte Gruppe und eine, die lediglich «Big
Brother»- und andere Nachmittagsformate konsumiere. Der Zuschauer
sei eigentlich ein «aktiver Rezipient», nur müsse er auch dahin gehend
gefördert werden.
Schwan wandte sich aber gegen eine pessimistische Medienkritik. Die
Medien schränkten den Handlungsspielraum des Konsumenten keineswegs ein, sondern bereicherten ihn. «Medien holen uns die Welt ins
Wohnzimmer und fordern uns auf, Stellung zu beziehen», so die Wissenschaftlerin. Das Beispiel der Katastrophenhilfe für die Tsunami-Opfer
habe gezeigt, dass das durch die Medien erzeugte Mitleid nicht oberflächlich gewesen sei.
Gerade das Fernsehen schaffe durch die Berichterstattung Zusammenhänge in einer immer komplexer werdenden Welt. In Zeiten sozialen
Wandels, der längst nicht mehr nur regional oder national betrachtet
werden könne, trage das Fernsehen zur Orientierung entscheidend bei.
3
„Nachtisch“ in Not
Die Quoten stagnieren
weiter bei fünf Prozent.
Nun wurden die Proteste
der älteren Zuschauer
erhört, denn seit voriger
Woche moderiert Markus
Brock alleine.
Zukunft des „Kanzleramtes“ fraglich
Die Entscheidung über
die Zukunft der ZDFFernsehserie „Kanzleramt“ ist vertagt worden.
Die aufwändig produzierte Reihe sollte ursprünglich im Herbst fortgesetzt
werden. Die Quoten liegen jedoch deutlich unter
den Erwartungen des
Senders. Die letzte Folge
(27.05.05) brachte lediglich 8,1% Marktanteil.
Üblicherweise liegen die
Quoten an diesem Sendetermin im zweistelligen
Bereich.
Die harte Schule der 50-er Jahre: Erlebnisdoku nach PISA-Schock?
Burg Hohenfels im Allgäu, verwandelt in eine Schule der 50er Jahre.
Karge Zimmer, strenge Regeln und harte Lehrer. 24 Schülerinnen und
Schüler zwischen 16 und 17 Jahren haben sich statt der Schulferien für
eine Zeitreise in die Vergangenheit entschieden. Vier Wochen Unterricht
in der „harten Schule der 50er Jahre“. Keine Handys, keine Wimperntusche, sondern Zöpfe und kratzige Schuluniform, dazu strenger Internatsbetrieb, Regelkodex und karge Kost: Omelette mit Brennnesseln und
zwischendurch Zwieback. Den Unterricht erteilen Lehrer, die selbst in
den Fünfzigern zur Schule gegangen sind, mit kompromisslosem Frontalunterricht, Tafeltexten und ohne fotokopierte Arbeitsblätter. Für heutige Schüler war das viele Abschreiben - und das auch noch mit Tintenfass und Füllfederhalter - eine erste harte Lernerfahrung. Erstaunliches
Ergebnis, so das ZDF: „Am Ende dieser Zeitreise verspürten einige der
Schüler tatsächlich Heimweh nach 1954.“
TV-Poker um die Bundesliga
Zwei Spiele freitags (20 Uhr), ein Spiel samstags um 13 Uhr vier Spiele
um 15.30, sonntags wie gehabt zwei Spiele - die Spekulationen um die
jüngsten Pläne großer Erstligaklubs verfolgt DFL-Chef Winfried Straub
„mit Interesse“: Die DFL-Geschäftsführung werde „voraussichtlich im 3.
oder 4. Quartal mit der Ausschreibung der TV-Rechte in den Markt gehen“. 500 Millionen Euro statt bisher 300 Millionen sollen die Übertragungen pro Saison der Liga bringen. Die Zukunft der ARD-Sportschau
steht nach diesen Plänen in den Sternen.
Private Studie: Privat-TV ist kein «Unterschichtenfernsehen»
Das Schlagwort «Unterschichtenfernsehen» für das Privat-TV sieht eine
Langfrist-Studie aus der Werbevermarktung widerlegt. Danach wird das
deutsche Privatfernsehen von der Bevölkerung geschätzt, Top-Verdiener
und Bessergebildete hielten es oft für besser als die programmlichen
Leistungen von ARD und ZDF. Zu diesen Schlüssen kommt die Studie
der ProSiebenSat.1-Vermarktungsfirma SevenOneMedia, die die Daten
der GfK-Fernsehforschung auswertete und seit 1993 bis zu 9.000 Personen jährlich durch das Institut Forsa befragen ließ. Allerdings wurde
ausschließlich die Altersgruppe von 14 bis 49 Jahren untersucht.
Bildungsniveau, Einkommen und berufliche Stellung der Zuschauer haben nach den Ergebnissen der Studie keinen Einfluss auf die Entscheidung zwischen Privatsendern auf der einen und ARD sowie ZDF auf der
anderen Seite. Selbst bei Top-Verdienern und Bessergebildeten schneidet das Privat-TV danach zum Teil besser ab als ARD und ZDF. So erreichen die Privatsender bei «Top-Verdienern» - Menschen mit mehr als
2.500 Euro Haushalts-Nettoeinkommen - einen Marktanteil von 49,4%,
während die öffentlich-rechtlichen Sender auf 45,5% kommen.
Das von Komiker Harald Schmidt nach seinem Wechsel von Sat.1 zur
ARD erfundene Bild vom «Unterschichtenfernsehen» sieht der ProSie4
Kaufladen Kirch
Die Pro Sieben Sat 1
Media AG will bald im
Kabel digitale PayKanäle anbieten. Von der
insolventen Kirch Media
kauft sie daher für 15
Millionen Euro PayFilmrechte. Auch zahlt
sie 45 Millionen für eine
noch stärkere, exklusive
Nutzung von Kirchs TVArchiv.
benSat.1-Vermarkter deutlich widerlegt, denn auch bei den Bessergebildeten schneide das Privat-TV in einiger Hinsicht besser ab. So erreiche
die ZDF-Serie «Kanzleramt» mit 18,5% weniger Bessergebildete mit
Studienabschluss als beispielsweise die Sat.1- Serie «Edel und Starck»
mit 18,7% . Selbst das «heute-journal» im ZDF habe mit 17,5% gegen
die ProSieben-Serie «O.C. - California» mit 17,7% das Nachsehen.
Beispiele für Sendungen, mit denen das öffentlich-rechtliche Fernsehen
vor der privaten Konkurrenz liegt, veröffentlichte die Vermarktungsfirma
nicht.
Stellenabbau bei Viva – Neue Gespräche
Nach den gescheiterten Gesprächen über den drohenden Stellenabbau
beim Kölner Musiksender Viva will die Viva-Verhandlungsführung wieder
in die Diskussion über einen Sozialplan einsteigen Man nehme die Gespräche mit dem Betriebsrat wieder auf, sagte eine Sprecherin der MTVGeschäftsführung, die jetzt auch für Viva zuständig ist. Der Ex-Konkurrenzsender gehört zum US-Konzern Viacom, der Viva gekauft hat. MTV
hatte erklärt, die vom Viva-Betriebsrat vorgebrachte Sozialplan-Forderung habe einer wirtschaftlich realistischen Einigung jegliche Grundlage
entzogen.
Danach hatte es von beiden Seiten unterschiedliche Angaben über eine
Summe für Abfindungen gegeben, an der eine Einigung gescheitert sein
soll. Nach Angaben des Viva-Betriebsrates werden nur sechs der ursprünglich 260 Stellen in Köln erhalten bleiben. Weitere rund 60 Mitarbeiter sollen demnach ein Angebot am MTV-Sitz in Berlin bekommen
sowie 20 Beschäftigte zur Fernsehproduktionsfirma Brainpool, einer vorherigen Viva-Tochter, wechseln.
Aus den Ländern
Lasst Euch nicht verblöden!
Mit einer witzigen Kampagne unter
diesem Slogan fordert der DGB-Bayern
Ministerpräsident Edmund Stoiber auf,
umgehend neue Verhandlungen mit den
Ministerpräsidenten der Länder zur Novellierung des Rundfunk-Staatsvertrags
aufzunehmen. ARD und ZDF gerieten
durch den Beschluss, die Rundfunkgebühr um nur 88 Cent monatlich anzuheben in erhebliche finanzielle
Schwierigkeiten. Viele anspruchsvolle Sendungen und qualifizierte Arbeitsplätze gingen verloren. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse
aber unabhängig und staatsfern bleiben.
www.lassteuchnichtverbloeden.de
Viele Kinder sehen während der Mahlzeiten fern
Mehr als 43% aller Kinder sehen während des Essens fern. Nach einer
Studie im Auftrag der Württembergischen Krankenversicherung AG wird
während des Abendessens besonders häufig ferngesehen. Lediglich bei
28% der mehr als 700 befragten 8- bis 14-Jährigen bleibe der Fernsehapparat während der Mahlzeiten grundsätzlich ausgeschaltet.
5
Kinderfernsehen „Nick“
Im September wird der USKonzern Viacom mit dem
Sender Nick ein neues
Kinderprogramm starten,
ein Nachfolgekanal des vor
sechs Jahren in Deutschland beendeten Nickelodeon. Der Disney-Konzern,
neben der RTL Group auch
zu 50 Prozent an Super
RTL beteiligt, hat im Herbst
2004 zwei neue Programme im digitalen Paket von
Kabel Deutschland lanciert.
Und Fox Kids, bei Premiere
im Abo-Programm erhältlich, steht vor einem Relaunch und der Umbenennung in Jetix im Juni.
In Hessen startet das erste Radio zum Sehen
Der finnische Handyhersteller Nokia will jetzt auch die Augen der RadioKunden ansprechen: Visual Radio (VR) heißt die neue Technik, bei der
begleitend zum aktuellen Radio-Programm eines Senders Informationen
auf das Mobiltelefon gesendet werden. Als erster deutscher Anbieter
startet der hessische Sender Hitradio FFH sein VR-Angebot im Sommer.
Mit VR können Hörer abstimmen, welcher Musiktitel als nächstes gespielt werden soll, oder Informationen zum aktuell gespielten Titel und
Interpret abfragen. Die Informationen erscheinen auf dem Handydisplay.
Auch Radiowerbung kann so künftig parallel zum Programm visualisiert
werden. Nach einer Expertenumfrage des Verbands der deutschen Internetwirtschaft eco meinen 74 Prozent der Befragten, dass das HandyRadio künftig im Alltagsleben eine Rolle spielen wird.
Neuer NDR-Staatsvertrag - kein stärkerer Politik-Einfluss
Vor einigen Wochen noch zog Pulverrauch über das Territorium des
NDR - auch mit martialischen Mitteln wollte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) offenbar seinen Einfluss in der Vier-LänderAnstalt stärken. Daraus wird nun nichts.
Auch Schleswig-Holstein stimmte - nach Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen - dem neuen NDR-Staatsvertrag zu, der
jetzt dem Landtag vorgelegt wird. Die Novellierung sieht vor, dass die
regionale Berichterstattung im Programm weiter gestärkt werden soll.
Außerdem werde die Kontrolle bei den Tochterunternehmen des NDR
durch die Landesrechnungshöfe verbessert, heißt es in einer PresseMitteilung der Kieler Landesregierung. Und in die Gremien des NDR
könnten Mitglieder künftig nur noch für maximal zwei Amtszeiten berufen
werden.
Eine Protokollerklärung sieht vor, dass Fragen über die Größe und Zusammensetzung des NDR-Rundfunkrats im Jahr 2007 gemeinsam von
den vier Ländern geprüft werden - zu diesem Termin läuft die Amtszeit
der jetzigen Rundfunkräte aus. Von Wulffs Plänen, dass Vertreter der
Landesregierungen im Verwaltungsrat ein gewichtiges Wort mitreden
sollten, ist wenig geblieben: Nun entsenden die Kabinette vier Vertreter
zusätzlich in das zwölfköpfige Gremium - doch die Neuen haben kein
Stimmrecht.
Auf den Fluren des NDR in Hamburg begrüßt man die neuen Regelungen: Die Staatsferne des Senders sei gewahrt.
NDR: 175 Stellen gefährdet?
Beim NDR sind nach Informationen der «Hamburger Morgenpost» bis zu
175 der derzeit 3.600 Stellen Arbeitsplätze gefährdet. Zwischen 2005
und 2008 will der Sender nach eigenen Angaben fünf Prozent der Personalkosten sparen. Es gebe einen entsprechenden Prüfauftrag. Darüber seien alle fest angestellten Mitarbeiter in einem Schreiben des Gesamtpersonalrats informiert worden. Der Stellenabbau könnte zum Beispiel durch den Abbau frei werdender Stellen erreicht werden, „durch
Überprüfung des Gehaltsrasters oder durch Reduzierung des Budgets
für freie Mitarbeiter“, so NDR-Sprecher Martin Gartzke. Es sei aber noch
keine Entscheidung gefallen. Um betriebsbedingte Kündigungen gehe es
„jedoch ausdrücklich nicht“. „Wir werden um jede Planstelle kämpfen“,
sagte Thomas Wendorf, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats.
6
Streichkonzert
Der Hessische Rundfunk
integriert den Radiosender hr-klassik von Herbst
an ins Kulturprogramm
hr2. Das ist Teil eines
Konsolidierungsplans, mit
dem HR-Intendant Helmut Reitze bis Ende
2008 insgesamt 140 Millionen Euro sparen will.
Am 5. September wird hr
2 demnach ein neues
Sendeschema mit höherem Klassikanteil als
bisher aufnehmen. Sieben Stunden Musik sollen dann die Freunde von
hr-klassik begeistern. In
einer vierwöchigen Übergangszeit werden Hörer
im Programm des bisherigen Musiksenders auf
die Frequenzen von hr 2
verwiesen, am 1. Oktober
schaltet der Sender seine
Klassikwelle ab.
WDR-Zuschauer können
Anregungen und Beschwerden über das Programm, das Unternehmen oder medienpolitische Fragen künftig bei
der zentralen WDRPublikumsstelle loswerden. Zudem soll der Intendant künftig dem
Rundfunkrat alle drei
Monate die Programmbeschwerden nennen.
Dies wurde in der Satzung des Senders entsprechend verankert.
NRW-Zeitungsverleger protestieren gegen Schleichwerbung
Die nordrhein-westfälischen Zeitungsverleger kritisieren Tendenzen zur
Vermischung von Programm und Werbung vor allem im Privatfernsehen.
«Jede Form von Schleichwerbung ist eine Irreführung der Verbraucher
und muss weiter unterbunden bleiben», erklärte der Vorsitzende des
Zeitungsverlegerverbandes NRW, Clemens Bauer, auf der Jahrestagung
des Verbandes in Köln.
Die klare Trennung von redaktionellen Inhalten und kommerzieller Werbung, egal ob Anzeigen, Radio- und TV-Spots, müsse als für alle Medien
geltende Regel erhalten bleiben. Die Glaubwürdigkeit der Medien stehe
auf dem Spiel, wenn der Verbraucher Werbung nicht mehr als solche
erkennen könne.
Frankfurter Rundschau bald aus den roten Zahlen
Ein Jahr nach Übernahme der finanziell angeschlagenen «Frankfurter
Rundschau» sieht sich die SPD-eigene Medienholding DDVG kurz vor
ihrem Sanierungsziel. Verlagschef Jens Berendsen sagte: «Wir werden
2005 eine schwarze Null im Betriebsergebnis haben». Berendsen, Geschäftsführer der in Hamburg ansässigen DDVG, führt für eine Übergangszeit auch den Verlag der linksliberalen überregionalen Zeitung.
Als Folge der Sanierung wird bis Ende 2005 die Zahl der Vollbeschäftigten im Frankfurter Druck- und Verlagshaus, dessen Umsatz in der Branche auf rund 120 Millionen Euro geschätzt wird, auf 720 sinken. Etwa
170 davon sind in der Redaktion tätig. Beim Einstieg der DDVG hatte der
Verlag noch rund 1100 Beschäftigte. 2001 lag die Zahl sogar noch bei
1650 bei einem damaligen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro.
Berendsen bekräftigte die Absicht der SPD, die 90-Prozent-Beteiligung
an der «FR» wieder auf weniger als 50 Prozent zurückzufahren.
Holtzbrinck versus Kartellamt
Mit der vom Kartellamt untersagten Übernahme der „Berliner Zeitung“
durch die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, in der der Tagesspiegel
erscheint, beschäftigt sich aktuell der Bundesgerichtshof (BGH).
Holtzbrinck reichte die Klage gegen das Kartellamt im November 2004
ein, die Begründung folgte im Februar dieses Jahres. Im nächsten Schritt
haben das Kartellamt und die beigeladene Axel Springer AG die Möglichkeit, schriftlich Stellung zu nehmen. Die Frist wurde bis Juni verlängert. Danach wird der BGH einen Termin zur mündlichen Verhandlung
ansetzen. Erfahrungsgemäß einen Monat später wird das Urteil verkündet. Der Fall könnte also noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
Die Verlagsgruppe wehrt sich gegen die ihrer Ansicht nach zu engen
Marktabgrenzungskriterien: Obgleich in Berlin elektronische und gedruckte Medien, Qualitäts- und Boulevardblätter intensiv miteinander
konkurrieren, konzentriert sich das kartellrechtliche Augenmerk ausschließlich auf die drei regionalen Abonnementtageszeitungen „Berliner
Morgenpost“, „Berliner Zeitung“ und Tagesspiegel als eigenem Markt.
Das Kartellamt ist der Ansicht, mit Tagesspiegel und „Berliner Zeitung“
erreiche Holtzbrinck eine marktbeherrschende Stellung zum Nachteil der
Axel Springer AG. Außerdem wehrt sich Holtzbrinck mit der Klage gegen
die Entscheidung, der Tagesspiegel sei auch nach einem Verkauf an
Pierre Gerckens Holtzbrinck zuzurechnen. Die Kartellbehörde argumentiert, der frühere Holtzbrinck- Manager handle als Strohmann.
7
Hildesheimer Allgemeine Zeitung wird 300
Die älteste noch erscheinende Zeitung Deutschlands, die «Hildesheimer
Allgemeinen Zeitung»,
hat ihren 300. Geburtstag
gefeiert. Sie wurde 1705
unter dem Titel «Hildesheimer Relationscourier»
gegründet und befindet
sich seit sieben Generationen im Besitz der Familie Gerstenberg.
Saarland: Springer gegen Holtzbrinck
Das Saarland ist zur
Kampfzone der Verlage
Springer und Holtzbrinck
geworden. Nachdem
Holtzbrinck dort unlängst
ergänzend zu seiner
„Saarbrücker Zeitung“
das Billigblatt „20 Cent“
auf den Markt geworfen
hat, kontert Springer mit
einer Regionalausgabe
der „Bild“ und mit der
„Welt kompakt“.
Pressefusionsgesetz durch Bundesrat gestoppt
Der von CDU/CSU dominierte Bundesrat hat gegen die Novelle des
Pressefusionsrechts gestimmt. Jetzt wird sich der Vermittlungsausschuss am 11. Mai damit befassen.
Die Novelle hatte vorgesehen, dass mit der Genehmigung des Kartellamts bis zu fünf Zeitungen in den Bereichen Druck, Vertrieb und Anzeigen kooperieren dürfen, wenn damit die Existenz einer wirtschaftlich
notleidenden Zeitung langfristig gesichert werden kann. Dabei muss die
Unabhängigkeit der Redaktionen gesichert werden. Weiterhin sollten
Verlage mit einem Umsatz von weniger als zwei Millionen Euro ohne
Einschränkung aufgekauft werden dürfen. Ohne das Kartellamt einschalten zu müssen, sollte zudem möglich sein, dass zwei Verlage fusionieren, wenn sie gemeinsam weniger als 50 Millionen Euro umsetzen. Auf
diesen Kompromiss hatte sich die rot-grüne Koalition im Februar geeinigt. Der Bundestag stimmte im März zu. Mit den Stimmen der Union
wurde die Novelle nun abgelehnt.
Empfang von ARD und ZDF über Handy soll genau geregelt werden
Der Kritik der Brüsseler EU-Kommission am öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland soll sich offenbar in künftigen Mediengesetzen niederschlagen. So soll eine Klausel zur „Technikneutralität“ im Gespräch
sein. Das würde bedeuten, dass die Verbreitung der Programme, die die
Sender den Bürgern als Grundversorgung anbieten, per Gesetz beispielsweise auch über mobile Dienste wie Handys möglich wäre. Ob es
im EU-Konflikt von Vorteil wäre, auch den öffentlich-rechtlichen Programmauftrag genauer festzuschreiben, ist offenbar strittig. Die Verbreitung über mobile Dienste ist einer der Kritikpunkte seitens der EU, auf
die ARD, ZDF und die Länder demnächst mit einem ausführlichen Papier
antworten werden.
Deutschland antwortet EU zu öffentlich-rechtlichem Rundfunk
Die Europäische Kommission soll in der kommenden Woche den rund
80-seitigen Antwortbrief auf ihr Auskunftsersuchen in Sachen öffentlichrechtlicher Rundfunk erhalten. Am 3. Mai werde die Stellungnahme, die
formal vom Referatsleiter Happe des Bundesfinanzministeriums unterzeichnet wird, der Direktorin der Bereiche Staatliche Beihilfen II und
Dienstleistungen II der Generaldirektion Wettbewerb, Loretta DormalMarino, übersandt werden.
Darin geht es um den Programmauftrag von ARD und ZDF, um deren
Online-Angebote und Einkaufsverhalten bei Sportrechten sowie so genannte kommerzielle Nebentätigkeiten z. B. in Form von Tochterfirmen,
die sich der TV-Produktion widmen.
Im Einzelnen wollen Bund und Länder offenbar das Recht von ARD und
ZDF bekräftigen, Digitalfernsehen sowie Internetseiten anzubieten. Was
die Tochterfirmen angehe, so müssten sich diese allerdings dem Wettbewerb des Marktes und einer effizienten Kontrolle durch Aufsichtsgremien unterwerfen. Auch teile Deutschland das EU-Verlangen nach einer
transparenten Buchführung. In einem novellierten Rundfunksstaatsvertrag sollen die Landesrechnungshöfe außerdem das Recht erhalten,
auch Mehrheitsbeteiligungsfirmen von ARD und ZDF zu prüfen.
8
Wieder Freunde?
WDR-Intendant Fritz
Pleitgen und NRWMinisterpräsident Peer
Steinbrück haben das
Kriegsbeil begraben. Seit
dem Sommer 2003 war
das Verhältnis zwischen
den beiden äußerst angespannt. Steinbrück und
die für Medien zuständige Staatssekretärin Miriam Meckel forderten
öffentlich Reformen ein
und setzten sogar durch,
dass die Erhöhung der
Rundfunkgebühren zum
1. April um 21 Cent niedriger als von der Gebührenkommission empfohlen ausgefallen ist. Weil
die Landtagswahl am 22.
Mai gegen den WDR nur
schwer zu gewinnen ist,
bemühte sich Steinbrück
seit Anfang des Jahres,
die Wogen zu glätten. Bei
gutem Rotwein wurde
jetzt ganz privat der Streit
geschlichtet. Auch zu
Pleitgens Erleichterung.
Inzwischen braucht der
WDR die Unterstützung
der Landesregierung
gegen die Brüsseler
Kommission, die dem
gebührenfinanzierten
öffentlichen Rundfunk in
Deutschland recht kritisch gegenübersteht.
Im Bereich ihrer Einkaufspolitik bei Sport-Senderechten sollten die Rundfunkanstalten zu mehr Transparenz angehalten werden, lautet ein weiteres Signal der deutschen Politik an Brüssel. Die Tätigkeit der Aufsichtsgremien (Rundfunkräte, Fernsehrat beim ZDF, Verwaltungsräte) solle
künftig effektiver gestaltet werden, stellen sich die Länder weiter vor.
Der alte Grundsatzstreit, ob die deutsche Rundfunkgebühr eine unerlaubte staatliche Beihilfe sei oder nicht, soll in dem Brief an Brüssel nicht
fortgeführt werden. Auch die Europäische Kommission habe in Sondierungsgesprächen erkennen lassen, hier nicht an einem Prinzipienstreit,
sondern an pragmatischen Lösungen interessiert zu sein.
Jugendschützer fordern Internationale Standards
Die vor zwei Jahren gegründete Kommission für Jugendmedienschutz
(KJM) hat das Fehlen internationaler Grundstandards im privaten Rundfunk und im Internet moniert. Es sei auch eine politische Aufgabe, diese
für Europa und darüber hinaus zu entwickeln, sagte der Kommissionsvorsitzende Wolf-Dieter Ring. Bisher gebe es sie ansatzweise bei Kinderpornografie. Das in Deutschland aufgebaute Modell mit seinen strengen Anforderungen könnte bei europaweiten Standards Vorbild sein. Die
Kommission der 15 Landesmedienanstalten nimmt laut Jugendmedienschutz-Staatsvertrag die Aufsicht über die privaten Rundfunk- und Fernsehsender wahr.
Seit 2003 befasste sie sich im Rundfunk mit 129 Fällen und stellte in 49
Fällen Verstöße gegen Bestimmungen des Jugendmedienschutzes fest.
Bei den Telemedien wurden 82 Fälle abschließend bewertet; 79 Mal
wurden Verstöße festgestellt. Zumeist waren pornografische Darstellungen für jedermann frei im Internet zugänglich. 15 Mal wurde rechtsextremistisches Gedankengut verbreitet.
Medienwächter für bundesweite Aufsicht
Der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten
(DLM), Wolfgang Thaenert, hat sich dafür ausgesprochen, dass die Landesmedienanstalten für bundesweite Aufgaben ein gemeinsames Organ
bilden sollten. Dieses Organ sollte ähnlich wie die Kommission für Jugendmedienschutz für alle Landesmedienanstalten verbindliche Entscheidungen treffen können. So lasse sich die in den bisherigen Gemeinsamen Stellen - «Digitaler Zugang» und «Programm, Werbung und
Medienkompetenz» - angelegte Zusammenarbeit konsequent fortsetzen.
Wichtig sei jedoch, dass dieses Organ nicht nur wie die Gemeinsamen
Stellen bisher Empfehlungen aussprechen könne. Von einer solchen
Lösung verspricht sich der DLM-Vorsitzende auch Einsparmöglichkeiten.
Thaenert sprach sich jedoch gegen die Zusammenlegung von Landesmedienanstalten aus. Er bezweifele, ob die zurzeit auf politischer Ebene
diskutierte Fusion von Landesmedienanstalten, bespielsweise im Sendegebiet des NDR oder SWR, eine Lösung sei. Auch ob die ebenfalls
diskutierte Schaffung einer gemeinsamen Ländermedienanstalt «Einsparpotenzial» bringe, sei nicht ausgemacht, so der DLM-Vorsitzende.
Die Landesmedienanstalten seien jedoch, was eine Reform ihrer Organisation angehe, nur «bedingt handlungsfähig», sagte Thaenert. Die
Strukturen könnten von den Ländern nur durch entsprechende Gesetze
verändert werden. Er wehrte sich gegen den in der Öffentlichkeit entstandenen Eindruck, die Landesmedienanstalten seien überflüssig: «Wir
sind durchaus nicht so ineffektiv, wie das ab und zu mal scheint».
9
Offensive gegen
Schleichwerbung
Die Landesmedienanstalten wollen jetzt schärfer
gegen Schleichwerbung
im Fernsehen vorgehen.
Norbert Schneider, Vorsitzender der Gemeinsamen Stelle Programm,
Werbung und Medienkompetenz (GSPWM)
empört sich über „die
moralische Unanständigkeit, mit der Werbung
heute ganz unverblümt
im Programm platziert
wird“. An zwei Programmtagen im Februar
entdeckten die Kontrolleure bei Vox, Super
RTL, n-tv, Sat.1 und MTV
Verdächtiges.
„Schleichwerbung ist das
größte Täuschungsmanöver, das am Fernsehzuschauer vollzogen
werden kann“, so Medienwächter Schneider.
Den Termin für die geplante Kontrolloffensive,
die diesmal eine volle
Woche dauern soll, hält
er wohlweislich geheim.
Europarat: Kein Lösegeld für entführte Journalisten
Der Europarat hat seine 46 Mitgliedsländer dazu aufgerufen, zum Schutz
der Journalisten nicht auf Lösegeldforderungen von Kidnappern in Krisengebieten einzugehen. In Resolution heißt es: «Die Erfüllung der Forderungen von Terroristen wie etwa die Zahlung hoher Summen an die
Entführer erhöhen das Risiko anderer Journalisten in den Krisengebieten
erheblich.» Darunter leide auch die Öffentlichkeit, weil sie weniger wertvolle Informationen erhalte.
RTL-Group will Anteile an russischem TV-Kanal kaufen
Die Bertelsmann-Fernsehtochter RTL-Group will einem Bericht des
«Handelsblatts» zufolge Anteile an dem russischen Fernsehsender RenTV kaufen. Der Preis für 49,99 Prozent der Anteile soll bei 100 Millionen
Euro liegen. Der Abschluss des Geschäfts werde im Mai erwartet. Ein
Sprecher der RTL-Muttergesellschaft Bertelsmann wollte den Bericht
nicht kommentieren.
Mit dem Einstieg bei Ren-TV wäre erstmals ein europäischer Medienkonzern bei einem frei empfangbaren Fernsehsender in Russland beteiligt. Bisher gilt das russische Fernsehgeschäft zwar als wirtschaftlich
hoch interessant. Die politischen Hürden und Risiken wurden aber stets
als zu hoch eingeschätzt. RTL hatte bereits erfolglos den Einstieg auf
dem tschechischen Markt versucht. In Kroatien ist Europas größte TVGruppe bereits mit einem eigenen Kanal erfolgreich gestartet.
Das Engagement in Russland würde in die Unternehmensstrategie des
Bertelsmann-Konzerns passen, der in diesem Jahr rund 1,5 Milliarden
Euro an Investitionen tätigen und einen Umsatzschub durch Zukäufe von
600 bis 700 Millionen Euro erreichen will. ren-TV erreicht in Russland
derzeit laut «Handelsblatt» einen Marktanteil von 7,5 Prozent bei den 14bis 49-jährigen Zuschauern. Es werde voraussichtlich auch nach dem
mehrheitlichen Verkauf an eine Bankengruppe großteils von regierungstreuen Gesellschaftern kontrolliert.
Ringier startet serbische Tageszeitung für Europa
Sein jüngstes Blatt, «Blic Evropa», versteht sich als serviceorientierte
Boulevardzeitung für die serbische Diaspora. Wie in den USA entsteht
nun wohl auch in Europa ein Markt für Angebote an sprachliche und
ethnische Minderheiten. Innovativ wolle man sein, verkündete der Ringier-Verlag. Der jüngste Medienspross aus dem Hause Ringier ist eine
Weiterentwicklung der in Serbien seit neun Jahren erscheinenden Boulevardzeitung «Blic», die sich mit einem Mix aus Politik, Sport und Unterhaltung an ein breites urbanes Publikum richtet. Sie konnte die verkaufte
Auflage im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf gut 100.000 Exemplare
steigern. Nun will «Blic» sein erfolgreiches Rezept im Ausland anwenden
und bringt mit «Blic Evropa» eine internationale Ausgabe auf den Markt,
die um lokale Nachrichten aus den «neuen» Heimatländern der Diasporaserben ergänzt wird.
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