Kartographie und Fernerkundung - Institut für Geodäsie und
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Kartographie und Fernerkundung - Institut für Geodäsie und
Deutsche Gesellschaft für Kartographie e.V. Kartographie und Fernerkundung Stationen einer Entwicklung über acht Jahrzehnte Begleitheft zur Ausstellung der Kommission »Kartographie und Fernerkundung« Leiter: Prof. Dr.-Ing. Jörg Albertz Sekretär: Dipl.-Ing. Hartmut Lehmann 53. Deutscher Kartographentag der DGfK und 25. Wissenschaftlich-Technische Jahrestagung der DGPF 21.- bis 23. September 2005 Universität Rostock 1 Kartographie und Fernerkundung Seit rund acht Jahrzehnten sind Kartographie und Fernerkundung eng miteinander verknüpft. Zwar hat sich der Begriff »Fernerkundung« erst um 1970 eingebürgert, als deutsches Äquivalent zu dem aus dem Amerikanischen kommenden »Remote Sensing«. Doch das methodische Prinzip, nämlich die Gewinnung von topographischen Informationen aus Bildern und ihre Anwendung in der Kartographie hat schon die Frühzeit des Luftbildwesens beherrscht. Für die Nutzung von Luft- und Satellitenbildern für kartographische Zwecke gibt es im Wesentlichen drei verschiedene Möglichkeiten: 1. Die topographischen Informationen, die in Karten als graphische Zeichen dargestellt werden, können aus Luftbildern bzw. Satellitendaten gewonnen werden. Dies geschieht in aller Regel mit den Methoden der Stereophotogrammetrie, die seit etwa 1930 zum Standardverfahren der topographischen Aufnahme geworden ist. Dieser Aspekt ist nicht Gegenstand der Ausstellung. 2. Die bildhafte Wiedergabe des Geländes in Luft- und Satellitenbildern hat zur Entwicklung eines eigenen Kartentyps geführt, den man früher nicht gekannt hat. Bildpläne und Bildkarten haben die Palette kartographischer Produkte enorm erweitert und große praktische Bedeutung erlangt. Diesen Möglichkeiten und auch den damit verbundenen Problemen ist die kleine Ausstellung »Kartographie und Fernerkundung« gewidmet. 3. Schließlich können Luftbilder und Satellitendaten in vielfältiger Weise zur Gewinnung thematischer Informationen dienen, die in Thematischen Karten wiedergegeben werden. In diesem Zusammenhang spielt auch die Nutzung von Fernerkundungsdaten für die Schaffung geeigneter Basiskarten eine große praktische Rolle. Dazu können in diesem Rahmen nur einzelne exemplarische Hinweise gegeben werden. Die kartographische Nutzung von Fernerkundungsdaten war stets durch die jeweils gegebenen technischen Möglichkeiten geprägt. Deshalb hat die relativ einfache »Entzerrung« von Luftbildern mit der anschließenden Montage von Bildplänen und der Ausarbeitung von »Luftbildkarten« sehr schnell praktische Bedeutung gewonnen und wurde in großem Umfang angewandt. Die Orthophototechnik hat einen höheren technischen Stand vorausgesetzt, der sich rasch weiter entwickelt hat. Entscheidende Impulse brachte die Verfügbarkeit von Satelliten-Bilddaten von immer höherer Qualität und – damit eng zusammenhängend – die zunehmende Nutzung der enorm flexiblen Möglichkeiten der Digitalen Bildverarbeitung. Die Radartechnik hat das Spektrum der Methoden buchstäblich erweitert. Schließlich ist nicht zu vergessen, dass die Planetenkartographie ausschließlich eine Fernerkundungskartographie ist. Alle Karten von Planeten, Monden und Asteroiden sind durch Fernerkundung gewonnen Die kleine Ausstellung zur gemeinsamen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kartographie (DGfK) und der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie, Fernerkundung und Geoinformation (DGPF) soll die wichtigsten Schritte dieser Entwicklung an Hand von einigen charakteristischen Beispielen veranschaulichen und zugleich die enge Verbindung von Kartographie und Fernerkundung bewusst machen. 2 Luftbildpläne und Luftbildkarten In den Jahren 1927 und 1928 wurden von ganz Berlin Luftbilder zur Herstellung eines Luftbildkartenwerks aufgenommen. Die Bilder wurden entzerrt und zugleich auf den einheitlichen Maßstab 1:4000 gebracht. Anschließend hat man sie zu Bildplänen im Blattschnitt des Stadtkartenwerks 1:4000 montiert und photographisch reproduziert. Das Beispiel zeigt das Blatt 67 dieses Bildkartenwerks mit der Bismarckstraße in Charlottenburg und dem »Knie« (dem heutigen Ernst-Reuter-Platz) und der östlich davon gelegenen Technichen Hochschule. Eine Reihe von Entzerrungsgeräten in den Räumen der Hansa Luftbild GmbH in Berlin-Tempelhof. Die große Bedeutung des Entzerrungsverfahrens kann man daran ermessen, dass die Firma vor dem Zweiten Weltkrieg 30 Entzerrungsgeräte betrieb. 3 Luftbildpläne des Deutschen Reiches 1934 bis 1944 Zwischen 1934 und 1944 wurde von einem großen Teil des Deutschen Reiches die Luftbildkarte 1:25 000 hergestellt. Das Kartenwerk wurde aus Luftbildern im Maßstab 1:15 000 abgeleitet und orientierte sich nach Blattschnitt, Koordinatennetz, Randbearbeitung und Namengebung an der Topographischen Karte 1:25 000. Das Beispiel aus dem Jahre 1939 zeigt das Blatt »Königs Wusterhausen« (Blatt 3647). Die Luftbilder wurden einzeln entzerrt und mosaikartig zu »Bildplänen« montiert. Dann wurden sie zusammen mit einem vorgefertigten Kartenrand reproduziert und photographisch in geringer Stückzahl vervielfältigt. Die Öffentlichkeit hatte in der Regel keinen Zugang zu diesen Bildkarten. 4 Luftbildkarte/Orthophotokarte 1:5000 und 1:10000 Die Kriegs- und Nachkriegszeit führte zu einer Unterbrechung in der kartographischen Nutzung von Luftbildern. Danach wurden von den Landesvermessungsämtern in großem Umfang großmaßstäbige Luftbildkarten hergestellt. Man hat derartige Karten als Bestandteil des Grundkartenwerks verstanden und deshalb z.B. die Bezeichnung »Deutsche Grundkarte 1:5000 (Luftbildkarte)« gewählt (Pape 1971). Die methodisch bedingte Beschränkung auf flaches Gelände konnte in den sechziger Jahren durch die Einführung der Orthophototechnik überwunden werden. Für die graphische Ausgestaltung der Karten gab es sehr unterschiedliche Konzepte (z.B. Schweißthal 1967). Lange Zeit war es üblich, die großmaßstäbigen Luftbildkarten in Schwarzweiß herzustellen. Der für den Druck von farbigen Bildkarten erforderliche zusätzliche Aufwand erschien nicht gerechtfertigt (Kellersmann 1985). Inzwischen ist es aber dank der technologischen Entwicklungen auch möglich, farbige Bildkarten in geringen Stückzahlen und zu vertretbaren Kosten auf Rasterplottern auszugeben. 5 Ökonomische Karte von Schweden Ein Kartenwerk besonderer Art ist die »Ökonomische Karte von Schweden«. Sie wurde 1937 begonnen und jahrzehntelang nahezu unverändert herausgegeben. Die Karte wird allgemein im Maßstab 1:10 000 hergestellt, in weniger dicht besiedelten Gebieten im Maßstab 1:20 000. Die nordwestlichen Gebirgsregionen Schwedens werden nicht bearbeitet. Die Karte verbindet den grün gedruckten Luftbilduntergrund mit topographischen und thematischen Informationen (schwarz) und Höhenlinien (braun). Ackerflächen sind durch gelbe Flächenfarbe besonders hervorgehoben (Jonasson 1965). Seit 1983 erscheint die ähnliche »Gula kartan« (Gelbe Karte) im Maßstab 1:20 000. Sie wird in fünf Farben hergestellt und zeigt die Gewässer (die ursprünglich grün mitgedruckt wurden) in blauer Farbe. 6 Japanische Luftbildkarten 1:5000 In Japan wurden 1984 vom »Japan Map Center« Luftbildkarten im Maßstab 1:5000 in einer kombinierten Form herausgegeben. Als Grundlage dienten Luftbilder, die zu Orthophotos umgebildet worden waren. Diese Bilder wurden dann so zusammengefügt, dass die Schnittkanten mit den Gitternetzlinien zusammen fallen. Die eine Seite der zweiseitig bedruckten Karten zeigt die farbigen Bilder mit einigen exemplarischen Ausschnitten als Interpretationslegende. Die andere Seite ist als Topograpische Karte mit den Bildern als dezentem Untergrund in grünlicher Farbe ausgearbeitet. Die überlagerte Graphik zeigt Grundrisselemente, Höhenlinien und Beschriftung. Öffentliche Gebäude, Parkplätze, Wasserflächen u.ä. sind durch farbige Flächendecker betont. 7 Erste Satellitenbildkarten Mit dem Start des ersten für die Erderkundung konzipierten Satelliten (der nachträglich LANDSAT-1 genannt wurde) im Juli 1972 wurde eine neue Phase der »Fernerkundungskartographie« eingeleitet. Die NASA brachte noch im Jahre 1972 zusammen mit dem US Geological Survey die Bildkarte »New Jersey« im Maßstab 1:500 000 heraus. Die Farbgebung war der von den Farbinfrarot-Luftbildern geläufigen Form angepasst. Die ersten Beispiele dieser neuen Generation von Bildkarten zeigen noch deutlich die anfänglichen Schwächen. Die Auflösung der Daten war noch recht grob und es traten sensorbedingt streifige Störungen auf. Auf die digitale Verarbeitung der primär digital vorliegenden Daten war die Kartographie noch nicht eingestellt. Deshalb wurden Analogbilder, welche von den Satellitenempfangsstationen bezogen werden konnten, in herkömmlicher Weise zu Bildplänen montiert und reproduziert. Auch in Deutschland wurden die ersten Versuche zur Herstellung von Satellitenbildkarten unternommen. Die experimentelle »Weltraumbildkarte 1:200 000« wurde 1974 vom Institut für Angewandte Geodäsie (IfAG) in Frankfurt herausgegeben. Sie ist nach Maßstab und Blattschnitt am Blatt »CC 7934 München« der Topographischen Übersichtskarte 1:200 000 orientiert. 8 Satellitenbildkarten Die weitere Entwicklung in der Herstellung von Satellitenbildkarten wurde entscheidend vom Einsatz der Digitalen Bildverarbeitung geprägt. In der Regel müssen mehrere Bildszenen zu einem Mosaik zusammengefügt und mit Hilfe von Pass- und Übertragungspunkten in das für die Karte gewählte Koordinatensystem transformiert werden. Aus verschiedenen Gründen weisen die Bilder Helligkeits- und Farbunterschiede auf. Deshalb sind die Bilddaten radiometrisch so aneinander anzupassen, dass ein homogenes Bild entsteht und an den Schnittstellen der einzelnen Szenen keine Störungen mehr auftreten. Für diese Aufgabe sind flexibel einsetzbare Verfahren entwickelt worden (z.B. Kähler 1989). Solche Verfahren gehören inzwischen zu den Grundfunktionen der für die Auswertung von Fernerkundungsdaten angebotenen SoftwarePakete. Die im Jahre 1985 hergestellte »Satellitenbildkarte Berlin 1:100 000« war die erste aus Daten des Landsat »Thematic Mapper« (mit 30 m Auflösung) abgeleitete Karte in diesem Maßstabsbereich. Die hohen Ortsfrequenzen in Siedlungsgebieten (insbesondere das städtische Straßennetz) konnten in den Bilddaten dieser Generation aber noch nicht brauchbar wiedergegeben werden. 9 Satellitenbildkarten Im Jahre 1986 wurden erstmals die Schwarzweiß-Bilddaten des französischen Satelliten SPOT verfügbar, die mit 10 m Auflösung einen für die Kartographie wichtigen Qualitätssprung mit sich brachten. Um diese hohe Auflösung auch für die Herstellung farbiger Bildkarten nutzen zu können, wurden Methoden entwickelt, die SchwarzweißDaten mit den Farbinformationen geringerer Auflösung zu verbinden, wie sie von Landsat-TM zur Verfügung standen. Eine häufig angewandte Methode war die IHS-Transformation der Farbdaten. In dieser Form der Bilddaten konnte die Helligkeitsskomponente (Intensität) durch die höher aufgelösten Schwarzweiß-Daten ersetzt werden. Nach der Rücktransformation in den RGB-Farbraum erhält man ein Farbbild mit hoher Auflösung. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene andere Methoden entwickelt, die im Wesentlichen dasselbe Ziel verfolgen. Die Unterschiede beziehen sich vor allem auf die Farbtreue des erzielten Ergebnisbildes. Die »Satellite Image Map Somalia 1:50 000« (Blatt Laag) wurde 1990 durch die Kombination der TM-Kanäle Rot, Grün und Blau mit den Schwarzweiß-Daten des SPOTSatelliten erstellt. 10 Graphische Gestaltung von Bildkarten Mit der zunehmenden Bedeutung von Bildkarten wurde deutlich, dass die traditionelle Erfahrung der Kartographie für die Herstellung von Bildkarten nicht ausreicht. Die Graphik (Namen, Höhenlinien, Signaturen usw.) kann nicht auf weißem Papiergund frei gestaltet werden, sondern ist in das Bild zu integrieren. Es sind also heterogene Darstellungsmittel – nämlich Graphik und Bild – so zu vereinigen, dass sie beide gut erkennbar sind und sich gegenseitig möglichst wenig beeinträchtigen. Negative Schriften und Signaturen sind in dunklen Bildbereichen gut zu erkennen. Sie stören aber den bildhaften Eindruck und wirken wie »Löcher« im Bild. Außerdem sind sie für hellen Bilduntergrund ungeeignet. Um weiße Schriften und Linien auf hellem und auch auf dunklem Grund sichtbar zu machen, kann man sie schwarz konturieren. Dabei wirkt störend, dass die meisten Linien dreifach erscheinen. Linien und Schriften auf dunklem Grund können – ähnlich wie in der klassischen Kartographie – frei gestellt werden. Darunter leidet wiederum die Bildwirkung. Außerdem treten wieder dreifache Linien auf. 11 Graphische Gestaltung von Bildkarten Ein schematisches Beispiel soll das Dilemma der Gestaltung von Bildkarten veranschaulichen. Aus wahrnehmungspsychologischen Überlegungen folgt, dass es besser ist, die graphischen Elemente schwarz in das Bild einzufügen (Albertz 1994). Sie wirken dann als »Figur« vor einem durchgehenden »Grund«, nämlich dem Bild. Die flexiblen Verfahren der Digitalen Bildverarbeitung ermöglichen es, einer Lösung des Problems näher zu kommen. Um die schwarzen Graphikelemente herum kann man in dunklen Bildbereichen einen aufgehellten Saum erzeugen, der die Erkennbarkeit der Graphik verbessert und die Bildwirkung kaum stört. Bei der aus Landsat-MSS-Daten abgeleiteten »Satellite Image Map 1:500 000 Aswan« (Ägypten) wurde die Methode im Bereich des Niltals bei Luxor angewandt. 12 Geologische Karten aus Fernerkundungsdaten Ab 1972 boten die ersten Satellitenbilder neue Möglichkeiten für die großräumige geologische Kartierung. Die 1978 veröffentlichte Geologische Karte 1:1 000 000 des Tibesti wurde durch visuelle Interpretation von Bildern des Landsat-1 erarbeitet. Dabei wurden – ausgehend von vor Ort erkundeten Geländedaten – insgesamt 17 lithologische Einheiten identifiziert. Die kartographische Darstellung beruht auf einem Mosaik aus 14 Bildern. Das Bildmosaik wurde photomechanisch (durch photographisch gewonnene Äquidensiten) bearbeitet, um eine feingliedrige Strukturzeichnung der Satellitenbilder zu erzielen. Es bildet die Basis für die farbige Differenzierung der lithologischen Einheiten und die graphische Darstellung der geologischen Strukturelemente (List et al. 1978). 13 Digitale Luftbildaufnahme Die Zeilenweise Aufnahme mit der HRSC-A 14 In der Luftbild-Aufnahmetechnik vollzieht sich derzeit ein technologischer Wandel. Die klassische, über Jahrzehnte extrem erfolgreiche photographische Kamera wird durch digitale Kameras ersetzt. Die ersten großen Erfolge auf diesem Gebiet konnten mit der für die Mars-Forschung entwickelten HRSC, der »High Resolution Stereo Camera« des DLR erreicht werden. In Verbindung mit modernen GPS/INS-Navigationssystemen wurden erste rein digitale photogrammetrische Auswertungen möglich (Wewel et al. 1998). Für die Herstellung und Gestaltung großmaßstäbiger Bildkarten eröffnet dies neue Wege. Experimentelle Karten 1:5000 von Berlin machen dies deutlich (Hoffmann et al. 2000). Radar-Karten Die abbildende Radartechnik benutzt die wolkendurchdringenden Mikrowellen. Dies eröffnete vor allem in den feuchten Tropen, wo die Luftbildaufnahme durch Wolken stark behindert ist, neue Möglichkeiten. Nach der Entwicklung des Side-Looking Airborne Radar haben die beiden Firmen Goodyear und Aero Service gemeinsam ein Flugzeug vom Typ Caravelle zur Aufnahme von Radar-Bilddaten betrieben. Dabei wurde die SAR-Technik (Synthetic Aperture Radar) angewandt. Die Daten wurden in hologrammartigen Datenfilmen aufgezeichnet, durch analoge optische Korrelation in Bildstreifen umgesetzt und zu Bildkarten montiert. Dank der Radartechnik zeigen diese Karten das topographiche Relief besonders akzentuiert. Das größte Kartierprogramm war das RADAM-Projekt. Es wurde 1972 für einen Teil von Brasilien begonnen und später auf fast den ganzen Staat ausgedehnt. Außer den Bildkarten 1:250 000 wurden auch thematische Kartierungen abgeleitet (Fagundes 1974). 15 Radar-Karten Für die Kartographie haben inzwischen digital arbeitende Radarsysteme Bedeutung erlangt. Dies gilt vor allem für flugzeuggestützt arbeitende interferometrische SARSysteme. Diese benutzen zwei am Flugzeugrumpf seitlich angebrachte Antennen. Aus den Phasenunterschieden der damit aufgezeichneten Daten kann die Geometrie der erfassten Oberfläche, d.h. ein Digitales Geländemodell, abgeleitet werden. Dieses dient wiederum zur Berechnung von Höhenlinien und zur Gewinnung von hochauflösenden Orthobildern (Schwäbisch et al. 2000). Verkleinerter Ausschnitt aus der SAR-Orthobildkarte »Puerto Ayacucho« (Venezuela) im Maßstab 1:50 000. Die Daten wurden 1998 mit einem interferometrischen SAR-System der Firma Aero-Sensing (jetzt Intermap) aufgenommen. Die Differenzierung in Wald, Gewässer und offenes Gelände wurde durch überwachte Klassifikation abgeleitet. 16 Planetenkartographie Alle Karten von Mond, Planeten und Asteroiden sind durch Fernerkundung entstanden. Im Mittelpunkt des Interesses stand und steht die Oberfläche des Planeten Mars. Die Bilddaten der Mars-Missionen Mariner 9 und Viking Orbiter 1/2 ermöglichten die Kartierung des Planeten in kleineren Maßstäben. Im Maßstab 1:5 Millionen wurde der Mars in 30 Kartenblättern in konformen Projektionen (Mercator, Lambert konforme Kegelprojektion und Stereographische Projektion) kartiert. Alle diese Arbeiten wurden beim U.S. Geological Survey in Flagstaff (Arizona) durchgeführt. Für die Darstellung der Planetenoberfläche wurde eine speziell entwickelte Technik eingesetzt. Die Geländeformen wurden in den hinsichtlich Maßstab und Beleuchtung sehr uneinheitlichen Bildern visuell interpretiert und durch manuelle Schummerung mitels der »Air-BrushMethode« porträtiert. Dabei wurde eine einheitliche Beleuchtung von Westen her angenommen. 17 Planetenkartographie Mit der europäischen Raumfahrtmission »Mars Express« ist die Planetenkartographie in eine neue Phase eingetreten. Die »High Resolution Stereo Camera« (HRSC) an Bord ist die erste Kamera einer Planetenmission, die speziell für photogrammetrische und kartographische Zwecke entwickelt wurde. Seit 2004 liefert sie multispektrale Stereo-Bilddaten hoher Auflösung, die unter anderem die Grundlage für qualitativ hochwertige Kartenprodukte darstellen. In diesem Zusammenhang wurde als neues Standardkartenwerk für den Planeten die »Topographic Image Map Mars 1:200 000« definiert, das den Mars systematisch in 10 372 einzelnen Blättern erfasst. Die einzelnen Karten basieren auf flächentreuen Abbildungen – Sinusoidalprojektion bzw. Lambertsche Flächentreue Azimutalprojektion in den Polbereichen – und werden aus farbigen Orthobildmosaiken und DGMs weitgehend automatisch abgeleitet (Gehrke et al. 2005, Lehmann et al. 2005). Das Beispiel zeigt die »Iani Chaos Region« des Mars (bei 2° Süd und 343° Ost) im Standardmaßstab 1:200 000. Das System ist so ausgelegt, dass bei Bedarf – ähnlich wie bei den deutschen topographischen Kartenwerken – auch Kartenblätter in 1:100 000 oder 1:50 000 gewonnen werden können. 18 Planetenkartographie Dem von Gerhard Neukum geleiteten Science Team des Projekts »HRSC on Mars Express« gehören Wissenschaftler vieler Fachrichtungen an, die eine Vielzahl neuer Erkenntnisse gewinnen und zu beeindruckenden Interpretationsergebnissen kommen. Insbesondere die geowissenschaftlichen Befunde sind in Form von thematischen Karten in geeigneter Weise zu dokumentieren. Hierzu bildet das Kartenwerk »Topographic Image Map 1:200 000« eine ausgezeichnete Grundlage. Je nach Aufgabenstellung werden auch individuell angefertige Sonderkarten interessanter Zielgebiete in anderen Maßstäben hergestellt. Das Beispiel zeigt die Geologische Karte der »Gusev Crater Region« (Landeplatz der amerikanischen Sonde Spirit) im Maßstab 1:600 000 (Lehmann et al. 2005). 19 Literaturhinweise Albertz, Jörg; Lehmann, Hartmut; Tauch, Rüdiger: Herstellung und Gestaltung hochauflösender Satelliten-Bildkarten. Kartographische Nachrichten 42 (1992) S. 205-213. Albertz, Jörg: Wahrnehmungspsychologische Aspekte der Herstellung von SatellitenBildkrten. Festschrift Dorrer, Universität der Bundeswehr, Heft 46, 1994, S. 25-35. Albertz, Jörg; Lehmann, Hartmut: Die Welt von oben – Kartographische Anwendungen von Luft- und Satellitenbildern. In: Berlin-Brandenburg im Kartenbild. Staatsbibliothek zu Berlin, Ausstellungskataloge Neue Folge 42, Berlin 2000. Fagundes, P. M.: Das »Radam«-Projekt – Radargrammetrie im Amazonasbecken. Bildmessung und Luftbildwesen 42 (1974) S. 47-52. Gehrke, Stephan; et al.: Das kartographische Softwarepaket Planetary Image Mapper (PIMap). 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