Heft 1 - 2015

Transcription

Heft 1 - 2015
Deutsche Gesellschaft für Epileptologie e. V.
Deutsche Sektion der Internationalen Liga gegen Epilepsie
1. Vorsitzender
Vorsitzender
1.
Prof.
Prof. Dr.
Dr. Heinz
Heinz Beck
Beck
Sektion Exp.
Exp. Epileptologie
Epileptologie
Sektion
und
und Kognitionsforschung,
Kognitionsforschung,
Universitätsklinik für
für Epileptologie,
Epileptologie,
Universitätsklinik
Life
Life &
& Brain
Brain Center
Center
Sigmund-Freud Str.
Str. 25,
25, 53105
53105 Bonn
Bonn
Sigmund-Freud
[email protected]
[email protected]
Tel. 0228/6885-215
0228/6885-215
Tel.
Fax
Fax 0228/6885-296
0228/6885-296
2. Vorsitzender
Prof. Dr. med. Ulrich Brandl
Universitätsklinikum Jena
Klinik für Kinder- und
Jugendmedizin
Abteilung für Neuropädiatrie
Kochstr. 2, 07745 Jena
[email protected]
Tel. 03641/938-415
Fax 03641/938-073
1. Geschäftsführer
Geschäftsführer
1.
Dr.
Dr. Th.
Th. Mayer
Mayer
Sächsisches Epilepsiezentrum
Epilepsiezentrum
Sächsisches
Radeberg,
Radeberg,
Wachauer Str.
Str. 30,
30, 01454
01454 Radeberg
Radeberg
Wachauer
Tel.
Tel. 03528/431-1400
03528/431-1400
Fax 03528/431-1850
03528/431-1850
Fax
[email protected]
[email protected]
2. Geschäftsführer
Prof. Dr. H.M. Hamer
Epilepsiezentrum,
Neurologische Klinik
Universitätsklinikum Erlangen
Schwabachanlage 6,
91054 Erlangen
Tel. 09131/85 39116
Fax 09131/85 36469
[email protected]
Z Epileptol 2015 · 28:XXX–XXX
DOI 10.1007/s10309-014-0415-5
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015
Einladung zur Tagung
und Mitglieder­versammlung
Liebe EpileptologInnen und an
Epilepsie Interessierte,
schon jetzt möchten wir Sie auf
die 9. Gemeinsame Jahrestagung
der drei deutschsprachigen Sektionen der Internationalen Liga gegen Epilepsie aufmerksam
und neugierig machen. Die Tagung findet im Kongress Zentrum Dresden statt, also in Laufdistanz zur wundervollen Dresdner Alt- und Neustadt. Wir werden Sie zu einem Get-together auf
den Terrassen des Kongresszentrums mit Blick auf die hoffentlich
nicht überfluteten Elbufer erwarten, wollen Ihnen ein packendes
Fußballspiel einer EpileptologenMannschaft gegen einen renommierten Gegner bieten und werden das Welt-Ärzte-Orchester
zu Gast haben, das in der Kreuzkirche aufspielen wird. Der Gesellschaftsabend im Cafe Central, früher ein altes Kaufhaus direkt am Altmarkt soll sie auf die
Stadt einstimmen, für Kultur und
Kunst soll auch Zeit übrig sein.
Dresden ist immer eine Reise
wert, das haben mich alle meine
Gäste von überall her immer wieder wissen lassen. Wir freuen uns
auf Sie als Gast in unserer schönen Stadt und ich freue mich auf
Sie alle auch persönlich.
Herzlich
Ihr Thomas Mayer
PS: Fremdenfeindlichkeit ist hier
(leider) das Thema einer kleinen Minderheit, derjenigen aus
dem Tal der Ahnungslosen, die
die Welt nicht begreifen wollen.
Im Alltag der Stadt spielt es keine Rolle.
Mitgliederversammlung
Internationales Congress
­Center Dresden, Ostra-Ufer 2
Devrientstraße 10-12,
01067 Dresden, Saal 5,
24.4.2015, 18–19 Uhr
Schatzmeister
Schatzmeister
Dr.
Dr. U.
U. Bettendorf
Bettendorf
Schwerpunktpraxis Epileptologie,
Epileptologie,
Schwerpunktpraxis
Pestalozzistr.
Pestalozzistr. 4,
4, 96114
96114 Hirschaid
Hirschaid
Tel. 09543/84030
09543/84030
Tel.
Fax
Fax 09543/840315
09543/840315
[email protected]
[email protected]
ILAE-Delegierter
Prof. Dr. I. Blümcke
Neuropathologisches Institut
Universitätsklinikum Erlangen
91054 Erlangen, ­Schwabachanlage 6
Tel. 09131/85 260 31
Fax 09131/85 260 33
[email protected]
Geschäftsstelle
Geschäftsstelle
Dt.
Dt. Ges.
Ges. für
für Epileptologie,
Epileptologie,
P.
P. Gehle
Gehle
Reinhardtstr.
Reinhardtstr. 27 c,
27 c, 10117
10117 Berlin
Berlin
Tel.
Tel. 0700/13141300
0700/13141300
Fax
Fax 0700/13141399
0700/13141399
[email protected]
[email protected]
www.dgfe.info
www.dgfe.info
Tagesordnung
TOP 1Bestätigung der Tages­
ordnung
TOP 2Genehmigung des Pro­
tokolls der letzten
Mitglieder­versamm­
lung vom 16.5.2014
TOP 3Berichte aus dem
­Vorstand
3.1. – Bericht 1. Vorsitzender
3.2. – Bericht 2. Vorsitzender
3.3. – Bericht 1. Geschäftsführer
3.4. – Bericht 2. Geschäftsführer
3.5. – Bericht Schatzmeister
TOP 4Bericht der Kassenprüfer
TOP 5Entlastung des Vorstan­
des
TOP 6Vorstandswahlen –
Wahl des 2. Vorsitzen­
den
TOP 7Satzungsänderung –
§ 5 Absatz 3:
Alt: Der erste und der zweite Geschäftsführer werden für 3 Jahre
gewählt. Eine zweimalige Wiederwahl ist möglich. Der Schatzmeister wird für 5 Jahre gewählt. Eine
unbegrenzte Wiederwahl ist möglich. Die Vorstandsmitglieder bleiben auch nach Ablauf ihrer Amtszeit bis zur Neuwahl im Amt.
Herausgeber der
der Zeitschrift
Zeitschrift
Herausgeber
für
für Epileptologie
Epileptologie
Prof. Dr.
Dr. Heidrun
Heidrun Potschka
Potschka
Prof.
Ludwig-Maximilians-Universität,
Ludwig-Maximilians-Universität,
Institut für
für Pharmakologie,
Pharmakologie,
Institut
Toxikologie
Toxikologie und
und Pharmazie
Pharmazie
Königinstr. 16,
16, 80539
80539 München
München
Königinstr.
Tel.
Tel. 089/2180-2662
089/2180-2662
Fax 089/2180-16556
089/2180-16556
Fax
[email protected].
[email protected].
uni-muenchen.de
uni-muenchen.de
Prof. Dr. B. J. Steinhoff
Epilepsiezentrum Kork
Landstraße 1, 77694 Kehl-Kork
Tel. 07851/84-2250
Fax 07851/84-2555
[email protected]
Neu: Der erste und der zweite Geschäftsführer werden für 3 Jahre
gewählt. Eine dreimalige Wiederwahl ist möglich. Der Schatzmeister wird für 5 Jahre gewählt.
Eine unbegrenzte Wiederwahl
ist möglich. Die Vorstandsmitglieder bleiben auch nach Ablauf
ihrer Amtszeit bis zur Neuwahl
im Amt.
TOP 8Internationale Angele­
genheiten
TOP 9Herausgeber der Zeit­
schrift
TOP10Gesundheitspolitik
(AMNOG, VPA)
TOP 11 Ehrenmitglieder
TOP 12Kommissionen
TOP 13 Initiative Fundraising
der DGfE
TOP 14 Verschiedenes
Der Vorstand freut sich auf möglichst viele Mitglieder.
Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015 | 1
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie e. V.
MC-Test für das Zertifikat
­Epileptologie
Alljährlich führt die DGfE während ihrer Jahrestagung die
Klausur (Multiple-Choice-Test)
für das Zertifikat Epileptologie
durch. Sie findet dieses Jahr am
Freitag, den 24.4.2015, um 12.30
Uhr im Rahmen der Dreiländertagung in Dresden statt. Für
den Test stehen 30 Minuten für 20
Multiple-Choice-Fragen zur Verfügung. Teilnehmen können Mit-
glieder der Österreichischen oder
Deutschen Gesellschaft für Epileptologie. Anmeldung bitte bis
spätestens zum 10.4.15 in der Geschäftsstelle [email protected] .
Nach Bestehen wird Ihnen das
Antragsformular zugesandt und
Sie reichen alle anderen Formalien in der jeweiligen Geschäftsstelle ein. Zum Schluss erfolgt das
mündliche Fachgespräch.
Bericht aus der „DRG-Kommission“
der DGfE
Öffnung der OPS 1-210 und der DRG B76A
für dissoziative Anfälle und Synkopen
Die unbewertete DRG B76A bildet hochkomplexe epileptologische Spezialleistungen ab, die
nur von einer kleineren Zahl von
Zentren erbracht werden. Zu den
Leistungen gehört u.a. die im OPS
1-210 operationalisierte „Nichtinvasive Video-EEG-Intensivdiagnostik zur Klärung eines Verdachts auf Epilepsie oder einer
epilepsiechirurgischen Operationsindikation“. Untersucht
werden Patienten mit Anfallserkrankungen und einer vermuteten oder andernorts diagnostizierten Epilepsie mit dem Ziel
der neurophysiologischen Lokalisation des epileptogenen Focus. Dies ermöglicht die genauere Klassifikation des Anfallssyndroms und unter Umständen auch die Indikationsstellung
für einen epilepsiechirurgischen
Eingriff.
Darüber hinaus werden eine
beträchtliche Anzahl Patienten
untersucht, die an anfallsartigen
Störungen leiden, bei denen die
Epilepsie im Vorfeld der Untersuchung jedoch nicht gesichert werden konnte. Wenn es in der Video-EEG-Intensivdiagnostik gelingt, solche Anfälle aufzuzeichnen, kann in vielen Fällen eine
eindeutige diagnostische Zuordnung erfolgen. Nicht selten stellt
2 | sich dann jedoch heraus, dass die
Anfälle nicht-epileptischer Natur sind. Die häufigsten Formen
nicht-epileptischer Anfälle sind
neurokardiogene Synkopen (R55)
und dissoziative Anfälle (F44.5).
In einer anderen typischen
klinischen Konstellation wird
durch eine medikamentöse Behandlung keine Anfallsfreiheit
erreicht, sodass Medikamentenumstellungen und/oder die Vorstellung in einem spezialisierten
Zentrum zur Frage einer operativen Therapieoption erfolgen.
Gelingt dann in einem aufwändigen Video-EEG-Monitoring
die Erfassung von Anfällen, die
nach Anfallssemiologie und iktalem EEG-Befund Zweifel an
der Epilepsiediagnose aufkommen lassen, muss die Frage geklärt werden, ob sowohl epileptische als auch nicht-epileptische
Anfälle (z.B. dissoziative Anfälle) bestehen, sodass ein kontrolliertes Absetzen der bestehenden
Medikation und eine Kontrolle des Video-EEG-Befundes erforderlich ist. Auch hier spielt also die Möglichkeit nicht-epileptischer Anfälle eine große Rolle.
Daher wurde auf Antrag der
DGfE und DGN beim DIMDI/
InEK zunächst eine Änderung
der OPS 1-210 erwirkt, die nun-
Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015
mehr diesem Umstand mit einer
verbesserten und an das tatsächliche Leistungsgeschehen angepassten Formulierung Rechnung trägt.
OPS 1-210
Nichtinvasive Video-EEGIntensivdiagnostik zur Klärung eines Verdachts auf
Epilepsie oder einer epilepsiechirurgischen Operationsindikation
Dieser Kode umfasst:
–das Anbringen von dichtgesetzten Oberflächenelektroden und das ggf. durchgeführte Einbringen von Sphenoidalelektroden, das Video-EEGIntensivmonitoring für i.d.R.
mindestens 3 Tage,
–die Begleitung, Dokumentation und Auswertung (Medizin, MTA, Medizintechnik,
Medizinphysik),
–die psychosoziale Betreuung
des Patienten während des diagnostischen Prozesses.
Für die Durchführung gelten die
Qualitätsstandards der Arbeitsgemeinschaft für präoperative Epilepsiediagnostik und operative
Epilepsietherapie Der Kode kann
auch angewendet werden, wenn
als Ergebnis der Video-EEG-Intensivdiagnostik im Sinne einer
differenzialdiagnostischen Klärung nicht epileptische Anfälle
diagnostiziert werden.
Allerdings wurden im DRG-System 2013 solche Fälle mit der Abschlussdiagnose nicht-epileptischer Anfälle (z.B. R55, F44.5)
trotz der Verschlüsselung der
OPS 1-210 noch nicht der DRG
B76A zugeordnet. Die Vergütung der Diagnostik nicht-epileptischer Anfälle in Verbindung
mit der hochaufwändigen OPS
1-210 war hierdurch weiter nicht
sachgerecht, da der ökonomische Aufwand dieser Fälle überwiegend diagnostisch verursacht
wird. Auch ist der diagnostische
Aufwand zwischen tatsächlich
epileptischen und nicht-epileptischen Fällen nahezu gleich, u.U.
bei nicht-epileptischen Anfällen
sogar erhöht. Selbst Medikamentenkosten sollten kaum eine Rol-
le spielen, da Patienten mit am
Ende nicht-epileptischen Anfällen häufig antiepileptisch vorbehandelt sind und diese Medikamente nicht abrupt abgesetzt werden können. Im Ergebnis wurden Fälle auch im DRGSystem 2013 systematisch untervergütet, wenn als Ergebnis der
nicht-invasiven Video-EEG-Intensivdiagnostik nicht-epileptische Anfälle diagnostiziert wurden. Die oben genannten Diagnosen führten immer noch z.B.
in die bei weitem nicht kostendeckenden DRGs F73Z oder U64Z.
Erfolgreiche Diagnostik wurde
also ökonomisch „bestraft“.
Es bedurfte eines erneuten
Antrags der DGfE und DGN,
dem dann stattgegeben wurde,
dass diese systematische Schieflage der Leistungserbringung
im DRG-System 2014 korrigiert
wurde.
Daher ist nun ein Zugang
zur DRG B76A in Verbindung
mit der OPS 1-210 auch für solche Fälle möglich, bei denen als
Ergebnis der nicht-invasiven Video-EEG-Intensivdiagnostik keine Diagnose aus G40.x, sondern
nicht-epileptische Störungen stehen, wie Synkopen (R55) und dissoziative Anfälle (F44.5).
Dies kann als gutes Beispiel
dafür dienen, dass es möglich ist,
das DRG-System auf Betreiben
einer Fachgesellschaft zu verbessern. Gerne können daher an die
„DRG-Kommission“ der DGfE
formlos weitere Anregungen
bzw. Anfragen gestellt oder auf
Probleme hingewiesen werden,
sodass bei Bedarf auch in Zu­
kunft das DRG-System epilep­
tologisch weiter entwickelt wer­
den kann.
DRG-Kommission der DGfE
(emails an: Boesebeck@
diako-online.de)
H. Baier, Ravensburg
F. Bösebeck, Rothenburg
H. Hamer, Erlangen
M. Pfäfflin, Bethel/Bielefeld
R. Sassen, Bonn
Jahresbericht 2014 der Kommission
Patientensicherheit
Die im Jahr 2014 initiierte Kommission für Patientensicherheit
beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der Sicherheit von
Menschen mit Epilepsie im ambulanten und stationären Bereich.
Dies schließt ethische, sozialmedizinische, therapeutische und
technisch-apparative Gesichtspunkte mit ein.
Ziele sind vor allem
–d ie kritische Evaluation der
wissenschaftlichen Literatur
und der bereits durch andere
Fachgesellschaften abgegebenen Leitlinien zu verschiedenen Aspekten der Patientensicherheit,
–die Erstellung von Empfehlungen zu Sicherheitsvorkehrungen im ambulanten und stationären Bereich zur Reduktion der vorzeitigen Sterblich-
keit und Epilepsie-assoziierter
Verletzungen,
–die Erstellung von Empfehlungen zur Aufklärung Betroffener
und deren Angehörige über vorzeitige Sterblichkeit und das Risiko, an SUDEP zu versterben,
–eine breite Aufklärung der
Ärzteschaft über die erhöhte vorzeitige Sterblichkeit von
Menschen mit Epilepsie, deren
Ursachen und mögliche Präventivmaßnahmen.
Derzeit erarbeiten wir auch auf
Bitte des Vorstands der DGfE
Empfehlungen zur Archivierung
von Video-EEG Aufzeichnungen. Dazu wurden bereits entsprechende Leitlinien bzw. Empfehlungen der DGKN sowie der
Amercian Clinical Neurophysiology Society gesichtet und technische Voraussetzungen und Neue-
Kommissionsbericht ambulante
­Epileptologie
In 2014 wurden insgesamt 16 Epilepsieambulanzen gemäß den
Kriterien der DGfE neu- oder rezertifiziert (siehe Tab. 1). Im Vergleich zu 2013 entspricht dies nominal einem Rückgang um 24%,
welcher sich durch die hohe Zahl
der Re-Zertifizierungen in 2013
erklärt. Da die Re-Zertifizierung
seit 2013 bis auf wenige Ausnahmen für 5 Jahre erfolgt, begründet sich hieraus die sinkende
Zahl an Re-Zertifizierungen in
2014. Es bleibt der Trend einer
vermehrten Neuzertifizierung
der Ambulanzen für Kinder und
Jugendliche gegenüber den Am-
bulanzen für Erwachsene Patienten, was sich auch in der Gesamtzahl der gegenwärtig zertifizierten Ambulanzen wiederspiegelt
(107 Ambulanzen für Kinder und
Jugendliche versus 51 Ambulanzen für Erwachsene). Für 2015 ist
eine Novelle der Definitionskriterien der DGfE Epilepsieambulanzen und Schwerpunktpraxen geplant. Damit verbunden
erfolgt im Verlauf 2015 eine Anpassungen des Zertifizierungsreglements. Eine diesbezügliche Abstimmung des Kommission ambulante Epileptologie erfolgt auf der diesjährigen Jahres-
rungen geprüft. Eine abschließende Beurteilung durch die
Kommission wird voraussichtlich Ende 2015 zur Vorlage beim
Vorstand der DGfE gebracht.
Zudem fassen wir die etablierten Sicherheitsvorkehrungen
an verschiedenen Epilepsiezentren im deutschsprachigen Raum
(beispielsweise Einsatz von Überwachungsmonitoren mit Einkanal-EKG bzw. Pulsoxymetrie) zusammen und beraten über Empfehlungen zu einer medizinisch
sinnvollen und im Alltag praktikablen Minimalüberwachung der
Patienten im stationären Bereich.
Darüber hinaus wird die Datenlage über die derzeit erhältlichen
Geräte zum ambulanten Monitoring generalisierter tonisch-klonischer Anfälle gesichtet und deren
Wertigkeit in der Anfallsdetektion und ggf. Prävention des SUDEP eingeschätzt. Eine abschließende Beurteilung durch die
Kommission wird voraussichtlich
im Frühjahr 2016 beim Vorstand
der DGfE zur Vorlage gebracht.
Wir beschäftigen uns schließlich mit der Frage, bei welchen
Patienten und zu welchem Zeitpunkt eine Aufklärung über Epilepsie-assoziierte Komplikationen inklusive SUDEP und eventueller Präventivmaßnahmen
im ambulanten und stationären Bereich erfolgen sollte. Eine
abschließende Beurteilung der
entsprechenden Empfehlungen
durch die Kommission wird voraussichtlich im Frühjahr 2016
beim Vorstand der DGfE zur Vorlage gebracht.
Zur Information und Fortbildung über Aspekte der Patientensicherheit werden erste Daten und
Einschätzungen bereits während
eines wissenschaftlichen Symposiums auf der 9. Dreiländertagung in Dresden im April 2015
vorgestellt.
tagung der DGfE in Dresden, ein
entsprechend konzertierter Entwurf soll dann dem Präsidium
der DGfE zur abschließenden
Würdigung vorgelegt werden.
Verlängerung wurden 17 akzeptiert, 4 sind deshalb noch nicht
entschieden, weil es die Anforderung die Zahlen per Praxis-Software von Patienten mit Epilepsie und den Differentialdiagnosen nicht offengelegt wurde oder
werden konnte.
Die Kommission ambulante
Epileptologie hat seit einigen Jahren immer eine feste Sitzung auf
der Jahrestagung der DGfE, die
bei der Kommissionssitzung ein
Jahr zuvor festgelegt wird. Auch
gibt es auf den Jahrestagungen
ein Treffen der SPP ohne festes
Programm.
F. Bösebeck, G. Krämer,
G. Kurlemann
Es gibt in Deutschland derzeit 61
zertifizierte Schwerpunktpraxen
(SPP), 32 davon sind Neurologen,
Psychiater, Nervenärzte, 29 Kinder und Jugendmediziner sowie
Kinder und Jugendpsychiater.
2014 haben gab es 21 Anträge auf
SPP-Verlängerungen und 4 Anträge auf neue SPP. Alle 4 Neuanträge wurden positiv beschieden. Ein Neurologe hat sich zurückgezogen und seine Praxis abgegeben. Von den 21 Anträgen auf
R. Surges , Bonn
A. Schulze-Bonhage, Freiburg
S. Arnold, R. Berkenfeld,
U. Bettendorf, J. Garvelmann,
Th. Mayer
Tab. 1 Verteilung der in 2014 zertifizierten Ambulanzen
2014
Ambulanzen für Kinder- und Jugendliche (gesamt)
13
Neuzertifizierungen
9
0
Re-Zertifizierungen
4
9
Ambulanzen für Erwachsene (gesamt)
4
35
Neuzertifizierung
0
4
Re-Zertifizierung
4
8
2014
Schwerpunktpraxen für Kinder- und Jugendliche (Gesamt)
28
Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015 | 3
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie e. V.
Bericht zur Tätigkeit der Ad-hoc
­Kommission „Strukturelle Bild­
gebung“ 2014
Die Ad-hoc Kommission „strukturelle Bildgebung“ der DGfE
setzt sich aus deutschen Epileptologen und Neuroradiologen
mit besonderer Expertise in der
MRT-basierten cerebralen Bildgebung zusammen. Sie hat sich
zum Ziel gesetzt, eine Empfehlung für die Durchführung der
strukturellen Bildgebung bei
Epilepsiepatienten zu erarbeiten, die nicht nur das MRT-Protokoll selber betrifft, sondern das
gesamte Setting von Indikationsstellung, qualifizierter Überweisung, MRT-Durchführung und
MRT-Befundung.
Im Vordergrund der Kommissionsarbeit steht die im Krankheitsverlauf frühe MRT-Bildgebung, die das Ziel hat, kausal behandelbare oder behandlungsbedürftige Ursachen der Epilepsie
zu erkennen.
Für die Erstellung einer Empfehlung zur Durchführung der
MRT-Durchführung bei Epilepsiepatienten liest und diskutiert
die Kommission national und
international publizierte Arbeiten, unterwirft sie einer kritischen Diskussion. Mitglieder
der Kommission tragen eigene
wissenschaftliche Arbeiten zum
Themenkomplex bei. Bei der Erstellung der Empfehlungen werden die ‚Epilepsy imaging study guideline criteria‘ der Commission on diagnostic methods
der ILAE berücksichtigt (publiziert von Gaillard et al., Epilepsia
2011;52:1750-6).
Die abschließend zu erstellenden Empfehlungen sollen in zwei
Formen erarbeitet werden:
– einer allgemeinen, internationalen Empfehlung
– einer Empfehlung, die die Besonderheiten des deutschen
Gesundheitssystems berücksichtigt.
Letztere soll in eine von den deutschen Kostenträgern akzeptier-
4 | te Leitlinienform überführt werden (als Ersatz für die derzeit
noch gültige Leitlinie von 1999).
Die Überführung der Empfehlungen in eine Leitlinie wird nur
gelingen, wenn sie von den betroffenen Fachgesellschaften
DGfE und DGN sowie DGNR
(Dt. Ges. für Neuroradiologie)
und DRG (Deutsche Radiologische Gesellschaft) mitgetragen
wird. Daher sollen die Empfehlungen nach ihrer Erstellung den
anderen Fachgesellschaften vorgelegt werden.
Die Kommission strebt an,
ihre Empfehlungen bis Ende 2016
ausgearbeitet zu haben.
Ausgangspunkt
der Kommissionsarbeit
Bei Gründung der ad-hoc Kommission Strukturelle Bildgebung
2012 war die Datenlage bzgl.
Empfehlungen zur Durchführung ambulanter MRT-Untersuchungen bei Epilepsiepatienten sehr dürftig. Es fehlten systematische Arbeiten mit expliziten Empfehlungen zur Indikationsstellung zur MRT-Diagnostik (wann bei welchem Patienten), Studien, die den Vorgang
der Überweisung des Patienten
vom Neurologen an den Radiologen thematisieren (insbesondere die Rolle der klinischen Fokushypothese für die spätere Detektion epileptogener Läsionen) und
Arbeiten zur notwendigen Qualifikation der befundenen Ärzte.
Immerhin zeigen die Arbeit von
McBride et al. (Arch Neurol 1998)
und von Oerzten et al. (JNNP
2002), dass der Anteil gefundener
epileptogener Läsionen unter anderem von der Expertise des Befunders abhängt.
Empfehlungen zur Sequenzauswahl sowie Schichtangulierung, -orientierung und -dicke
existierten zwar. Aus den Studien
ließ sich aber nicht ableiten, wa-
Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015
rum genau diese Empfehlungen
ausgesprochen wurden (niedriger Evidenzgrad).
Aktueller Zwischenstand
der Kommissionsarbeit
Seit der Aufnahme der Arbeit
der Kommission sind von externen Arbeitsgruppen nur wenige Arbeiten zum Thema „frühe stukturelle Bildgebung“hinzugekommen. Steinhoff et al. haben dokumentiert, dass Patienten, die zwischen April und September 2012 im Epilepsiezentrum
Kork aufgenommen wurden, zu
großen Teilen (70% von Patienten
mit Vor-MRTs) keine MRT-Voruntersuchungen hatten, die einer
zu dem Zeitpunkt publizierten
Richtlinie entsprachen. 10% hatten überhaupt keine MRT-Voruntersuchung.
Als wichtige neue Arbeit im
Sinne der Fragestellung kann die
Publikation der Kommissionsmitglieder Wellmer und Urbach
(in Zusammenarbeit mit anderen Kollegen) angesehen werden,
die auf Basis des Spektrums bei
>2000 prächirurgisch abgeklärten Patienten gefundener epileptogener Läsionen ein MRT-Protokoll mit Auswahl notwendiger
Sequenzen, der erforderlichen
Schichtdicke, -angulierung und
-orientierung vorschlägt (Wellmer et al., Epilepsia 2013).
Aktuell werden von den Mitgliedern der ad-hoc Kommission
weitere Studien durchgeführt, die
offene Aspekte der frühen strukturellen Bildgebung bearbeiten.
Die Arbeit „Warum werden
epileptogene Läsionen in der MRT
übersehen, was begünstigt ihre
Detektion?“ (Weckesser P, Schulz
S, Wellmer J) wird mit vorläufigen Ergebnissen auf der Jahrestagung der DGfE in Dresden, 2015
vorgestellt.
Die Studie Optimale räumliche Orientierung und Angulierung von T2* und SWI Sequenzen
im Rahmen eines epilepsiespezifischen MRT-Protokolls (Schönlau
L, Quesada CM, Rampp S, Huppertz HJ, Wellmer J) wird ebenfalls in Dresden vorgestellt.
Weitere Arbeiten zur Analyse der Ist-Situation der frühen MRT-Befundung bei Epilepsiepatienten, zur Optimierung
des Überweisungsprozesses von
Neurologen zu Radiologen, und
zum Wert strukturierter radiologischer Fortbildungen sind in
Arbeit oder Vorbereitung.
Ausblick
Die Kommission erwartet, mit
den jetzt laufenden und in Vorbereitung befindlichen Arbeiten,
sowie zwischenzeitlich möglicherweise von anderen publizierten Studien (von denen wir aktuell aber keine Kenntnis haben),
Ende 2016 eine Empfehlung zur
Durchführung der frühen MRTDiagnostik bei Epilepsiepatienten geben zu können und dann
mit den anderen Fachgesellschaften, der KV und den Kostenträgern in Verhandlungen über eine
neue Leitlinie treten zu können.
Jörg Wellmer, Horst Urbach,
Susanne Knake,
Friedrich Wörmann
Jahresbericht 2014 der Kommission
Neuropsychologie
Die Kommission Neuropsychologie hat auf der 52. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft
für Epileptologie (DGfE) 2014
in Bonn erfolgreich ein neuropsychologisches Symposium mit
dem Titel „Möglichkeiten der
Outcome-Vorhersage in der Epilepsiechirurgie“ bestritten. Vortragsthemen waren „Postoperative kognitive Langzeitverläufe“,
„Vorhersage postoperativer Entwicklungsverläufe bei Kindern“,
„Möglichkeiten zur Vorhersage
von Gedächtnisverschlechterungen“ und „Kommunikation von
kognitiven OP-Risiken gegenüber
dem Patienten“. Auf dieser Tagung hat – wie üblich – ein Kommissionstreffen stattgefunden,
ein zweites Treffen fand am 28. &
29.11.2014 am KEH in Berlin statt.
Neben verschiedenen Fachvorträgen hat hierbei Herr Frank Oltmanns (Berlin) die von ihm neu
entwickelte Kommissions-WebSeite vorgestellt. Diese Web-Seit
soll einerseits den Informationsaustausch der Kommissionsmitglieder untereinander vereinfachen und andererseits auch der
Außendarstellung der Neuropsychologie in der Epileptologie
dienen. Frau Dr. Katja Brückner
(Hamburg) hat Daten einer zentrenübergreifenden Normierung
eines Gesichtergedächtnistests
(AGT2) vorgestellt.
Unter Vorsitz von Dr. Franziska Buschmann (Freiburg)
und Dr. Birgitta Metternich
(Freiburg) wird im Rahmen der
9. Gemeinsamen Jahrestagung
der Deutschen, Österreichischen
und Schweizerischen Liga gegen
Epilepsie 2015 (Dresden, 22. - 25.
April) die Kommission wieder
ein neuropsychologisches Symposium gestalten. Der Titel des
wissenschaftlichen Symposiums
lautet: „Erfassung alltagsnaher
kognitiver Funktionen: Status
Quo und Trends“. Im Rahmen
der Dreiländertagung wird auch
eine Kommissionssitzung stattfinden, die nächste Tagung der
Kommission wird voraussichtlich im Herbst 2015 in Tübingen,
ausgerichtet von Dr. Monika Milian, stattfinden.
Berufspolitisch engagiert sich
der AK aktuell für eine Verbesserung der Möglichkeiten, ambulante neuropsychologische Diagnostik bei Patienten mit Epilepsie anbieten zu können und für
die Darstellung der Neuropsychologie in der Leitlinie „1. Anfall und Epilepsiebehandlung bei
Erwachsenen“.
Januar 2015
Kommission Neuropsychologie, K. Brückner, M. Lutz
Bericht der Ad-hoc-Kommission der DGfE
zur Überarbeitung der berufsgenossenschaftlichen Empfehlungen zur beruflichen
Eingliederung von Personen mit Epilepsie
Die berufsgenossenschaftlichen Empfehlungen zur beruflichen Eingliederung von Personen mit Epilepsie sind das wichtigste Instrument zur Beantwortung beruflicher Eignungsfragen bei Epilepsie. „Nur auf dieser Grundlage werden Feststellungen zur beruflichen Einsetzbarkeit eines Epilepsiekranken
nachvollziehbar“(Urteil des BSG
vom 12.12.2006, B 13R 27/06 R).
Die DGfE hat 2011 eine adhoc-Kommission zur Überarbeitung der Empfehlungen eingesetzt. Ihr gehören an: Peter Brodisch (Netzwerk Epilepsie und
Arbeit), Dr. Ulrich Specht (Rehaklinik Epilepsie-Zentrum Bethel), Ralf Berkenfeld (SSP für
Epilepsie, Neukirchen-Vluyn),
Rupprecht Thorbecke, M.A. (Epilepsie-Zentrum Bethel; Gesellschaft für Epilepsieforschung).
Eine Überarbeitung wurde
aus verschiedenen Gründen notwendig:
– Alle bisherigen Fassungen der
Berufsempfehlungen bei Epilepsie haben sich an den Fahreignungsleitlinien als Richtschnur orientiert: Bei Vorliegen von Fahreignung für die
Führerscheingruppe 1 wurden
bei der überwiegenden Zahl
der Berufe mit mittlerer Selbstu. Fremdgefährdung (z. B. Zerspanungsmechaniker, Elektroniker Betriebstechnik, Krankenschwester) grundsätzlich
keine Bedenken geäußert. Nach
Änderung der Begutachtungsleitlinien für die Kraftfahrereignung von 2009, in denen
nun grundsätzlich nach 1-jähriger Anfallsfreiheit Fahreignung für Gruppe 1 angenommen wird, stellte sich deshalb
die Frage, ob die Berufsgenossenschaftlichen Empfehlungen in der Fassung von 2007,
die, angepasst an die Führerscheinbestimmungen von 2000
noch eine 2-jährige Anfallsfreiheit für die uneingeschränkte Berufseignung bei Berufen
mit mittlerer Selbst- u. Fremdgefährdung angenommen hatten, den neuen Leitlinien angepasst werden können.
– Berufsbilder sind einem raschen Wandel unterworfen.
Es stellte sich deshalb die Frage, ob die in den Berufsgenossenschaftlichen Empfehlungen
von 2007 aufgeführten Beispielberufe noch aktuell sind.
– 50-100/100000 Personen pro
Jahr haben einen ersten epileptischen Anfall. Im betrieblichen Alltag machen diese Ereignisse erhebliche Schwierigkeiten für alle Seiten. Bisher gibt
es aber dazu keine berufsgenossenschaftlichen Empfehlungen
im Gegensatz zu den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung. Es stellte sich deshalb
die Frage, ob die Empfehlungen
zur Berufseignung beim Vorliegen einer Epilepsie durch Emp-
fehlungen zur Berufseignung
nach einem ersten epileptischen Anfall ergänzt werden
können.
Ende 2011 wurde der Arbeitskreis zur Erarbeitung beruflicher Empfehlungen bei Epilepsie neu konstituiert. Ihm gehörten nun Vertreter aus 7 Einzelberufsgenossenschaften der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), sowie Vertreter der Deutschen Rentenversicherung, der Agentur für Arbeit,
des werksärztlichen Dienstes
eines großen Industrieunternehmens und die o.g. Mitglieder der
ad-hoc-Kommission der DGfE
an. Die Überarbeitung wurde
Ende 2014 abgeschlossen.
Die Empfehlungen tragen
nun den geänderten Titel „Berufliche Beurteilung bei Epilepsie und erstem Anfall - DGUV
Information 250-001“.
In den neuen Empfehlungen
sind die sich rasch wandelnden
Berufsbilder aktualisiert worden. Die wichtigste Veränderung
gegenüber der Überarbeitung
2007 ist die Verkürzung des anfallsfreien Mindestintervalls für
die uneingeschränkte Berufseignung von bisher 2 auf jetzt 1 Jahr
für die allermeisten aufgeführten Beispielberufe. D. h. zweijährige Anfallsfreiheit unter Pharmakotherapie ist jetzt nur noch
für ganz wenige Berufe Voraussetzung z. B. bei Kinderkrankenschwestern, Hebammen oder Erzieherinnen, die Kinder in Krippen versorgen.
Als wesentliche Neuerung
werden jetzt auch Empfehlungen zur Wartezeit, bis die bisherige Tätigkeit nach einem ersten epileptischen Anfall wieder aufgenommen werden kann,
differenziert nach der Schwere
der Gefährdungen am jeweiligen Arbeitsplatz und der Wahrscheinlichkeit des Auftretens
weiterer Anfälle, gegeben.
Mit einer Veröffentlichung ist
Anfang 2015 zu rechnen.
R. Thorbecke, Dr. U. Specht
Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015 | 5
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie e. V.
ONE World Forum
Deutsch-Österreichische Unterstützung für Epilepsiekranke in Namibia
Die medizinische Versorgung
Epilepsie-kranker Menschen in
Entwicklungsländern stellt eine
besondere Herausforderung dar.
Dieses Problem gilt insbesondere für Afrika und wurde kürzlich von der Internationalen Liga gegen Epilepsie (LAE) in der
Zeitschrift EPILEPSIA thematisiert. Auch die DGfE möchte in
Kooperation mit der Österreichischen Liga Epilepsiekranke
in Afrika unterstützen um ihnen
eine bessere medizinische Versorgung zu ermöglichen. Unser
erstes Projekt beschäftigt sich
mit Namibia, einem Land dass
mit einer etwa doppelt so großen
Fläche wie Deutschland (824.116
km2) und nur 2,3 Mio Einwohner
zu den am dünnsten besiedelten
Ländern der Welt zählt. Für die
Gestaltung eines langfristigen
und erfolgreichen Engagements
müssen allerdings erst lokale Verhältnisse und bestehende Engpässe analysiert werden. Dieser
Bericht fasst die Ergebnisse der
ersten offiziellen Namibia-Reise
von Tim von Oertzen (WagnerJauregg Nervenklinik Linz) und
Ingmar Blümcke (Universitätsklinikum Erlangen) zusammen.
Das Namibische Gesundheitssystem ermöglicht über die von
Krankenschwestern geleiteten
„Nursing Clinics“ und „Health
Care Centers“ in Gemeinden sowie Krankenhäusern in Städten
allen Einwohnern einen flächendeckenden Zugang zum staatlichen Gesundheitssystem. In die-
sem fehlt jedoch eine allgemeine neurologische Krankenversorgung. Wir konnten in zahlreichen Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium (Bild 1),
mit Krankenhaus-Ärzten und
der Verwaltung (Bild 2 und 3)
oder ausgebildeten Schwestern in
ländlichen „Kliniken“ (Bild 4) lediglich 2 Neurologen für die gesamte staatliche Krankenversorgung des Landes identifizieren.
Dieser Eindruck bestätigt eindrucksvoll den von der ILAE angemahnten „Treatment Gap“.
Unsere Analyse der bestehenden Strukturen im öffentlichen
Gesundheitssystem wurde von
der IBE Organisation „Epilepsy
Namibia“ (Selbsthilfegruppe des
International Bureau of Epilepsy) unterstützt, und resultiert in
einem umfassenden Programm
zur besseren Versorgung Epilepsiekranker, welches dem Namibischen Gesundheitsministerium vorgelegt wurde. Dieses
Programm ruht auf folgenden
Grundpfeiler: (1) Schaffung neuer
und Besetzung freier Arztstellen
mit neurologisch ausgebildeten
Fachkollegen– und kolleginnen
im staatlichen Gesundheitssystem; (2) ausreichende Versorgung
mit verschiedenen und auch neueren antiepileptischen Medikamenten; (3) Aufklärungsarbeit
gegen Stigmatisierung in der Bevölkerung; (4) regelmäßige ärztliche Weiterbildungen und Schulungen von Krankenschwestern;
(5) Lehrangebote für Medizinstudenten an der Namibischen Universität Windhuk.
Weniger als 10 % aller
­Epilepsiekranken werden
im staatlichen Gesundheitssystem behandelt
A: Abschlußgespräch (7.11.2014) mit Staatssekretär Andrew Ndishishi im Gesundheitsministerium B: IBE Epilepsy Namibia. Epilepsiepatientin (links) mit Hermiena
Riphagen (rechts), Gründerin und Leiterin des IBE Chapters. C: Das Windhuk Central
Hospital ist das größte Krankenhaus des Landes. Dort gibt es keine Neurologische
Fachabteilung. Epilepsie-Patienten werden 1x pro Woche von einem niedergelassenen Neurologen gesehen. D: Nursing Clinic in Onamutayi im Norden des Landes. E: Besuch des öffentlichen Krankenhauses in Oshakati. F: Besuch des Primary Health Care Centers mit Frau Dr. Hilma Shipanga, einzige Neurologin im öffentlichen Gesundheitssystem von Namibia (links)
6 | Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015
Den ersten Kontakt mit dem
staatlichen Gesundheitssystem
haben Patienten in Namibia in
den sog. Nursing Clinics, welche von ausgebildeten Krankenschwestern geleitet werden. Dort
werden sie häufig direkt behandelt, oder an ein ebenfalls von
ausgebildeten Krankenschwestern geleitetes Health Care Zentrum in der nächst größeren Ge-
meinde (mit regelmäßigen ärztlichen Konsultationsterminen)
überwiesen. Öffentliche Krankenhäuser in Städten stellen den
dritten Pfeiler des Gesundheitssystems dar. Unsere Stichprobenartigen Befragungen zeigen deutlich, dass nur ein geringer Prozentsatz Epilepsiekranker von
diesen 3 Institutionen des staatlichen Gesundheitssystems erfasst
werden. Die Ursachen sind vielseitig. Einerseits sind die unterschiedlichen Anfallssymptome bei Krankenschwestern wenig bekannt (es wurden nur große tonisch-klonische Anfälle berichtet). Möglicherweise begeben sich viele Epilepsiekranke aber auch direkt in die Hände von ländlichen „healern“ oder
kommen gar nicht aus den Dörfern hinaus. Ein wichtiger Schritt
liegt demzufolge in Aufklärungsarbeit im ländlichen Raum, welche durch Schulung von Krankenschwestern und IBE-Awareness Aktionen unterstützt werden können. Dies würde schnell
einen Patientenstrom generieren, den das staatliche Gesundheitssystem momentan gar nicht
bewältigen kann.
Ein wichtiger Schritt ist die
Schaffung und Besetzung
von Neurologie-Departments in allen Krankenhäusern des Landes
Ein wichtiger Schritt ist daher die
Schaffung und Besetzung von
Neurologie-Departments in allen Krankenhäusern des Landes.
Natürlich auch um die Behandlung anderer neurologischer Erkrankungen sicher zu stellen, bei
denen neben Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma oder Hirntumoren vor allem Infektionen führend sind, und überproportional
zur häufigen Epilepsie beitragen
(zB durch Neurocystizerkose).
Nach unserer Einschätzung wären ca. 25 Neurologie-Stellen zu
schaffen, um den akuten Bedarf
abzudecken und ein Weiterbildungs-Curriculum für Neurologie aufzubauen. In diesem Punkt
stimmt uns das Gesundheitsministerium vorbehaltlos zu und es
sollen bereits kurzfristig internationale Ausschreibungen lanciert werden (Interessenten können sich gerne an die Verfasser
wenden). Beispielsweise steht das
einzige öffentliche EEG im Zentralkrankenhaus von Oshakthi im Norden des Landes. Hier
legt die einzige Neurologin, Frau
Dr. Hilma Shipanga, selbst Elektroden an ohne Unterstützung
durch EEG-Assistenten, spezielle
trainierter Schwestern oder Mitarbeitern für die Koordination
von Patiententerminen.
Die medikamentöse Versorgung und Medikamentenabgabe ist flächendeckend durch beschriebene Nursing Clinics und
Health Care Centers organisiert.
Allerdings stehen nach unserer Information nicht immer alle verschriebenen Medikamente zur Verfügung und neue Medikamente (Levitirazetam) sind
noch nicht über die offizielle Liste des Gesundheitsministeriums
erhältlich, und müssen somit privat finanziert werden.
Regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen für
medizinisches Personal
Die Organisation regelmäßiger
Fortbildungsveranstaltung für
das gesamte medizinische Personal (Neurologie, Neurophysiologie und Krankenschwestern)
stellt ein zentrales Anliegen unseres internationalen Hilfsprojektes dar. Unter Einbeziehung der
Afrikanischer ILAE Kommission (Chairman Armadou GalloDiop, Senegal) und lokaler Leistungsträger (IBE Namibia, Dr.
Vaja in Windhuk und Shipanga in Oshakathi) sollen regelmäßige Trainingskurse und Workshops durchgeführt werden.
Auch hierfür hat das Namibische
Gesundheitsministerium Unterstützung bekundet. Seit 2007 hat
Windhuk eine eigene Medizinische Fakultät, welche 40 Studenten pro Jahr ausbildet. Die Medizinische Fakultät ist von unserem
Vorhaben unterrichtet und könnte unser Angebot eines Lehrprograms in das Curriculum aufnehmen. Das bestehende staatliche Austauschprogramm für
Ärzte und Studenten würde bereits jetzt Möglichkeiten zur tatkräftigen Unterstützung bieten.
Mit diesem Maßnahmenkatalog
könnten Deutschland und Österreich zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der
Neurologie in Namibia leisten
und den Aufbruch Namibias in
ein Gesundheitssystem mit moderner neurologischer Behandlung und eigenständigem Epilepsiezentrum einleiten.
Interessierte Leser können
sich bei den Verfassern und Mitgliedern der Namibiakommission (Namibian-Austrian-German School of Epileptology) informieren.
Prof. Dr. Ingmar Blümcke
und Prim Priv-Doz
Tim von Oerzten
im Namen der NamibianAustrian-German School
of Epileptologie
Prof. C. Elger
und Prof. Heinz Beck, Bonn
Prof. E. Trinka, Salzburg
PD G. Kluger, Vogtareuth
Prof. Hajo Hamer, Erlangen
Ingmar Blümcke
und Tim von Oertzen
2.te Internationale Summer School für Neuropathologie
und Epilepsiechirurgie (INES 2014)
Erlangen, 26. August – 30. August 2014
Die Intl. Summer School für
Neuropathologie und Epilepsiechirurgie (INES) bietet jungen
Ärzten und Wissenschaftlern ein
intensives Training in der mikroskopischen histopathologischen
Bewertung Epilepsie-assoziierter Gehirnläsionen. Darüber hinaus können sich auch erfahrene
Neuro-/Pathologen mit schwierigen Differentialdiagnosen beraten und austauschen. So trafen
sich dieses Jahr bei der 2.ten INES
wieder 36 Teilnehmer aus 22 Ländern im Institut für Pathologie
des Universitätsklinikum Erlangen (Abb. 1).
Unser 5-tägiges Programm
umfasste das breite ätiologische
Spektrum Epilepsie-assoziierter
Läsionen im menschlichen Gehirn. Besondere Schwerpunkte bildeten die Beurteilung und
Graduierung von HippocampusSklerosen (gemäß der 2013 publizierten ILAE Konsensus-Klassifikation), von Gehirntumoren
(gemäß der WHO Klassifikation
2007) sowie der Einteilung Fokaler Kortikaler Dysplasien gemäß
der 2011 publizierten ILAE Konsensus-Klassifikation. In Vorträgen und Gruppenarbeit am Mikroskop hatten die Teilnehmer
Abb. 1: Teilnehmer INES 2014 (von unten links, S – Sprecher; L – Lehrer; T – Teilnehmer, K - Koordinatoren). Anna Feygina – Moskau/RUS (T), Dandan Wang – Peking/CHN
(T), Hajime Miyata – Akita/JPN (L), Zhong Ying – Cleveland/USA (T), Maria Thom – London/UK (L), Ermira Pajaj – Tirana/ALB (T), Eleonora Aronica – Amsterdam/NL (L), Rita Garbelli – Mailand/ITA (T), Sandra Alexandrescu – San Francisco/USA (T), Sailaja Madigubba – Hyderabad/IND (T), Victoria Campos Pena – Mexiko City/MEX (T), Isabella
Morra – Turin/ITA (T), Mariana Bautista Litardo – Guayaquil/ECU (T), Anaclara Jardim – Sao Paulo/BRA (T), Angela Vicidomini – München/DE (T), Quiping Gui – Peking/CHN
(T), Cindy Richter – Bochum/DE (T), Katrin Frauenknecht – Mainz/DE (T), Charlotte Örndal – Göteborg/SWE (T), Ludmyla Kandratavicius – Ribeirao Preto/BRA (T), Figen
Söylemezoglu – Ankara/TUR (T), Jimena Trillo – New Orleans/USA (T), Fabiana Lubieniecki – Buenos Aires/ARG (T), Ognian Kalev – Linz/AUT (T), Hidehiro Takei – Houston/
USA (T), Hiroyoshi Suzuki – Senda/JPN (T), Kaspar Matiasek – München/DE (T), Rafael de Armas – Montevideo/URU (T), Franck Bielle – Paris/FRA (T), Aurelian Ungureanu
– Sibiu/RUM (T), Karl Rössler – Erlangen/DE (S), Harvey Sarnat – Calgary/CAN (L), Jan Bauer – Wien/AUT (S), Tim Veersema – Utrecht/NL (T), Thomas Cloppenborg – Bielefeld/DE (T), Paolo Nozza – Genua/ITA (T), Gerrit Haaker – Erlangen/DE (T), Ingmar Blümcke – Erlangen/DE (K), Roland Coras – Erlangen/DE (K), Albert Becker – Bonn/DE (L),
Laura Flores-Sarnat – Calgary/CAN (L).
Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015 | 7
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie e. V.
Abb. 2: Vortrag von Frau Prof. Eleonora Aronica aus Amsterdam zur histopathologischen Einteilung vaskulärer Läsionen, im Mikroskopiersaal des Pathologischen Instituts. Die Teilnehmer konnten anschließend in Kleingruppen von
6 Personen alle ausgegebenen Präparate mit ihren Tutoren im Mikroskop anschauen und diskutieren
Gelegenheit sich mit Ihren international renommierten Tutoren und eingeladenen Sprechern
intensiv auszutauschen. Jedem
Teilnehmer stand eine Auswahl
histologischer und immunhistochemischer Originalpräparate
zur Verfügung, welche während
der gesamten Kursdauer mikroskopiert werden konnten (Abb.
2), und welche zudem in einem
Kurzlehrbuch mit histopathologischem Atlas ausführlich erläutert wurden.
In diesem Jahr kam erstmals
ein von der Fraunhofer Gesellschaft in Erlangen entwickel-
tes virtuelles Mikroskopiesystem zum Einsatz (Abb. 3). Dies
ermöglicht eine interaktive Diskussion mit Tutoren in größeren Gruppen, auch an Orten ohne Zugang zu großen Mikroskopiersälen. Mit diesem System
konnten wir erstmalig den Lernerfolg des Kurses quantitativ erfassen. So erhielten alle Teilnehmer 2 Wochen vor Kursbeginn
die Gelegenheit, 20 ausgewählte
Kurspräparate anzuschauen und
ihre histologische Diagnose einzugeben. Nach Kursende standen dieselben Präparate in geänderter Reihenfolge wiederum
Abb. 4: Prof. Harvey Sarnat aus Calgary (vorne links) setzte sich mit seiner Gruppe an ein Multihead-Mikroskop (die „Krake“). Diese Sitzungen waren bei den Teilnehmern beliebt und stets von spannenden Diskussionen über Klassifizierungsmerkmale, aber auch allgemeine Prinzipien der histopathologischen Mustererkennung begleitet.
8 | Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015
Abb. 3: Frau Prof. Maria Thom aus London bespricht mit ihrer Gruppe histopathologische Kriterien und Merkmale zur Klassifikation Fokaler Cortikaler
Dysplasien. Dafür haben wir erstmals ein virtuelles Mikroskop eingesetzt. Die
im Internet gespeicherten Präparate entsprechen den von uns während der
5-Tage an alle Kursteilnehmer ausgegebenen Schnitten.
für 2 Wochen im virtuellen Mikroskopierraum zur Verfügung.
Die pseudonymisierte Auswertung ergab dabei einen positiven
Lernerfolg der Gruppe von 42%
auf 63% richtige Lösungen! Besonders profitiert haben diejenigen Teilnehmer, die sich selbst als
wenig erfahren in der Mikroskopie bzw. der Diagnostik von Epilepsie-chirurgischem Schnittpräparaten eingestuft haben.
Die schriftliche Kursevaluation der 36 Teilnehmer ergab eine überragende Bewertung des Programms, eingeladener Tutoren und Sprecher. Beson-
ders hervorgehoben wurde dabei
die Möglichkeit mit den Tutoren
über 5-Tage regelmäßig am Mikroskop zusammen zu arbeiten
(Abb. 4). Wir freuen uns daher,
auch für 2015 wieder eine Summer School anbieten zu können.
INES wird 2015 das erste Mal
außerhalb Erlangens stattfinden.
Drs. Fernando Cendes und Fabio
Roberio werden uns in der Zeit
vom 26.6.-30.6.2015 in Campinas
(Brasilien) am dortigen Universitätsklinikum „UNICAMP“ aufnehmen (siehe Einladung INES
2015). Im Namen der Veranstalter und aller Teilnehmer möchten
Abb. 5: Die von der DGfE gewährten Stipendien erhielten Frau
Cindy Richter aus Bochum (2.v.l.), Thomas Cloppenborg aus Bielefeld (4.v.l.), Katrin Frauenknecht aus Mainz (5.v.l.) und Angela Vicidomini aus München, mit den Tutoren Blümcke aus Erlangen
(1.v.l.), Miyata aus Akita/JPN (3.v.l.) und Becker aus Bonn (6.v.l.).
wir uns noch für die gewährte finanzielle Förderung durch die
ILAE-CEA und Roche Diagnostics bedanken. Reisestipendien
durch die Internationale Fachgesellschaft für Neuropathologie
(ISN), International Brain Research Organisation (IBRO) und
ILAE wurden an 13 Teilnehmer
vergeben. Die Dt. Gesellschaft für
Epileptologie hat darüber hinaus
unseren vier Teilnehmern aus
Deutschland ein Stipendium gewährt (Abb. 5). Wir hoffen natürlich auch im nächsten Jahr wieder auf wohlwollende Unterstützung des in dieser Art weltweit
einzigartigen Kurses. Eine feste
Zusage erhielten wir bereits von
der Int. Gesellschaft für Neuropathologie. Bewerbungen richten Sie bitte an [email protected]. Bewerbungsschluss ist
der 1. März 2015.
Prof. Dr. Peter und Jytte Wolf –
Stiftung für Epilepsie
Tätigkeitsbericht 2014
Die Epilepsiestiftung Wolf blickt
auf ein weiteres erfolgreiches Jahr
zurück. Im Zentrum unserer Tätigkeit steht weiterhin die Ost­
see-Sommerakademie („Baltic
Sea Summer School on Epilepsy“,
BSSSE), die in diesem Jahr zum 8.
Mal stattfand und zwar vom 3. 8. August in Trakai (Litauen) mit
Rūta Mameniškienė (Vilnius) und
Peter Wolf als Co-Direktoren. Die
BSSSE 8 hatte 36 Teilnehmer aus
14 Ländern, vier kamen als Stipendiaten der DGfE. Die Berichte
und Evaluationen über diese und
die vorausgegangenen Sommerakademien sind auf der StiftungsWebsite (www.epilepsiestiftungwolf.de) nachzulesen. Die Ankündigung der 9. Sommerakademie in Sigulda (Lettland) 2015
finden Sie dort ebenfalls. Neben
der Organisation durch Frau Petra Novotny in unserem Büro
stellt die Stiftung Mittel für bis zu
7 Teilnahmestipendien bereit.
Wir haben erstmals eine Fortbildung in Afrika unterstützt,
nachdem ein junger Neurologe
aus Kamerun, Dr. Jerome Akeneck, sich wegen eines Qualifizierungskurses in Epileptologie für
Kran­kenschwestern und –pfleger
an uns gewandt hatte, die im Bezirk Momo für die Primärversorgung und Gesundheitserziehung
der Bevölkerung zuständig sind.
In Momo im Nordwesten von Kamerun leben gut 200.000 Menschen. Dr. Akeneck hatte ein gu-
tes Kursprogramm und gute Referenzen vorzuweisen, sodass wir
dem Antrag stattgegeben haben.
25 Pflegepersonen nahmen an
dem mit 5.000 € geförderten 2 ½
- tägigen Kursus teil und stellten
in Abschlussberichten ihren fachlichen Gewinn durch die Fortbildung dar.
Wir haben auch in diesem
Jahr das Preisgeld von 1.000 €
für den Videopreis der DGfE
zur Verfügung gestellt, der in
Bonn bei wiederum lebhafter
und qualitätsvoller Konkurrenz
zum 3.Mal verliehen wurde. Den
1. Preis erhielt Frau Dr. Christine Pfeiffer für ihr Video „Psychogener Anfall oder induzierte Synkope bei einer 5-Jährigen“.
Der 2. Preis ging an Herrn Gert
Wiegand für „Kriminalistische
Diagnostik bei fraglichen Anfällen“, der 3. Preis an Herrn Michael Lanz für „30 Jahre Epilepsie, wenn ich nur daran denke“.
Wissenschaftliche Projekte:
2014 war das 2. Förderungsjahr
für ein PhD – Stipendium am
Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie an der
Tierärztlichen Hochschule Hannover (Frau Prof. Dr. Manuela
Gernert). Die Stipendiatin, Frau
Annelie Handreck, forscht im Bereich der präklinischen Entwicklung neuer Therapieoptionen für
pharmakoresistente Epilepsien.
Wir freuen uns auf den bald bevorstehenden Abschlussbericht.
In einem neuen von uns geförderten Forschungsprojekt führt
Herr Dr. Thomas Wagner aus
Heidelberg in Mahenge (Tansania) Untersuchungen zur weiteren Klärung der Klinik und Pathogenese des Nodding-Syn­
droms durch.
In diesem Jahr sind wieder
zwei bemerkenswerte Publika­
tionen aus einer unserer Förderungen erschienen:
Beniczky S, Conradsen I, Moldovan M, Jennum P, Fabricius M,
Benedek K, Andersen N, Hjalgrim
H, Wolf P. Quantitative analysis of
surface electromyography during
epileptic and nonepileptic convulsive seizures. Epilepsia 55 (2014)
1128-1134.
Beniczky S, Conradsen I, Moldovan M, Jennum P, Fabricius M,
Benedek K, Andersen N, Hjalgrim H, Wolf P. Automated differentiation between epileptic and
non-epileptic convulsive seizures. Annals of Neurology 12/2014;
DOI:10.1002/ana.24338
Die Zweitautorin beider Artikel, Frau Isa Conradsen, deren
PhD – Projekt an der Dänischen
Technischen Universität wir mitfinanziert haben, hat eine Methode der mathematischen EMG
– Analyse entwickelt, mit der es
möglich ist, epileptische von psychogenen Krampfanfällen eindeutig zu unterscheiden und beide von gespielten Krampfanfällen. Die zweite, hochrangig publizierte Arbeit beschreibt die
praktische Anwendung der Me-
thode in einem Algorithmus, der
die automatische Erkennung und
Unterscheidung der Anfälle online ermöglicht. Dies kann z.B.
für jüngere Ärzte hilfreich sein,
die in der Notaufnahme mit der
schwierigen Differentialdiagnose Status epilepticus oder pseudoepilepticus konfrontiert werden.
Wir freuen uns sehr, dass wir zu
diesem diagnostischen Durchbruch beitragen konnten, der
hoffentlich auch einen wesentlichen Beitrag zur Prävention von
SUDEP bei allein schlafenden Patienten mit nächtlichen Krampfanfällen leisten wird.
Förderanträge: Wir laden Sie
auch in diesem Jahr wieder ein,
Förderanträge zu stellen. Stiftungszweck ist die Förderung
von Forschung, Bildung und
Strukturverbesserungen in der
Epilepsie. Wenn Sie Projekte auf
einem dieser Gebiete haben, können Sie eine Unterstützung durch
die Stiftung beantragen. Wir weisen vorsorglich darauf hin, dass
die Finanzierung von Stellen jenseits unserer Möglichkeiten liegt.
Bielefeld und Kopenhagen,
­Dezember 2014
Prof. Dr. Peter Wolf
Stiftungsvorstand
Nachwuchsförderung 2015 der DGfE
Schon bisher und auch weiterhin
gibt es folgende Angebote:
1. Ein Zuschuss von 350 € kann
von allen Ärztinnen und Ärzten und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
bis zum 35. Lebensjahr für die
Jahrestagung der DGfE bzw. die
Dreiländertagung beim Schatzmeister beantragt werden; dies
gilt auch für ausländische Ärztinnen und Ärzte. Zur Vereinfachung des Verfahrens wird gebeten, das Antrags-Formular (über
die Homepage herunterzuladen
und als Fax oder E-Mail-Anhang)
zu benutzen und ein Abstract einzureichen. Voraussetzung ist die
aktive Teilnahme an dem DGfEKongress, d.h. eine Poster-Präsentation oder ein wissenschaftlicher Beitrag. Der Kongresspräsident wählt aus allen Anträgen
20 Stipendiaten aus, die den Zuschuss zur Tagung erhalten.
Für dieses Angebote stellt die
DGfE einen Betrag von 7.000 €/
Jahr zur Verfügung.
Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015 | 9
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie e. V.
dividuellen Antrag von Einzelpersonen hin eine bis zu maximal hälftige Finanzierung von
Personalkosten (für die Dauer von bis zu einem Jahr und
maximal 35.000 €) zum Ziel
einer Verknüpfung von theoretischer und klinischer Medizin. Voraussetzung ist, dass
der bisherige Arbeitgeber oder
eine andere Institution die andere Hälfte der Finanzierung
übernimmt. Diese Mittel können sowohl von klinisch tätigen Ärzten für ein theoretisches Projekt als von theoretisch-wissenschaftlich arbeitenden Ärzten für ein klinisches Projekt mit einer Darstellung über einen formlosen
Antrag (max. 3 Seiten plus Lebenslauf, Literaturliste) über
die Geschäftsstelle beantragt
werden. Auf den Jahrestagungen der DGfE wird über die
Vergabe nach Vorauswahl über
die u.g. Kommission vom Vorstand entschieden. Der Antrag
muss 4 Wochen vor diesen Jahrestagungen in der Geschäftsstelle eintreffen. Ein Poster auf
Daneben annonciert der Vorstand der DGfE folgende zwei
weitere Unterstützungsangebote für Ärztinnen und Ärzte bis
zum 35. Lebensjahr:
1. Schnupperkurs Epileptolo­
gie: Stipendium für epileptologische Fortbildung von (beinahe-) Fachärzten der Neurologie oder Neuropädiatrie: Als
finanzielle Unterstützung mit
einer festzusetzenden anteiligen Übernahme von Reiseund Nebenkosten kann die Erstattung eines Verdienstausfalls
von bis zu 2000,- Euro monatlich für maximal zwei Monate
gewährt werden. Ziel ist, einen
Einblick in die Epileptologie
zu bekommen. Voraussetzung
hierfür ist die Zusage der Träger-Institution, dass sie die Person für diese Zeit freistellt und
anschließend weiterbeschäftigt. Hierfür werden 10.000 €/
Jahr bereitgestellt. Antrag beim
Schatzmeister Dr. Bettendorf,
Hirschaid, E-Mail: [email protected]
2. Otfrid-Förster Stipendium:
Die DGfE übernimmt auf in-
der DGN- bzw. DGNP - Tagung über die Ergebnisse der
Stipendiatentätigkeit sowie ein
Bericht in der Zeitschrift für
Epileptologie sind verbindlich.
Kommission: Prof. Elger, Prof.
Köhling, Dr. Bettendorf, Prof.
Stephani.
Studenten zahlen bei Vorlage
einer Studienbescheinigung nur
20 Euro Mitgliedsbeitrag. Nach
dem Studium kann gekündigt
werden oder es ist der normale
Beitrag zu zahlen.
Neu! Ab 2015 gibt es einen reduzierten Jahresbeitrag für junge
Ärzte bis 35 Jahre. Bei Einzugsermächtigung gilt der Betrag
von 80 Euro, bei Rechnungsstellung gilt der Betrag von 85 Euro.
Bei Eintritt in die Gesellschaft benötigen wir das Geburtsdatum.
Prof. Dr. Peter und ­Jytte
Wolf – Stiftung für Epilepsie
Die Stiftung setzt sich ein für 1.
Epilepsieforschung, 2. Schulungen, Fort- und Weiterbildung, 3.
Strukturverbesserung in der Epi-
Umfassende, gut verständliche Epilepsie-Information
von hoher Fachlichkeit das MOSES-Er-Arbeitungsbuch
Das ursprünglich als Begleitinformation für Teilnehmer an MOSES-Schulungen entwickelte MOSES-Erarbeitungsbuch ist nun so
konzipiert, dass es auch ohne Teilnahme an einer MOSES-Schulung benützt werden kann.
Die Informationen zu den einzelnen Modulen des Program-
10 | mes werden jeweils als zusammenhängendes Kapitel dargestellt. Das Buch wird im Abstand
von etwa 4 Jahren dem aktuellen
Wissensstand angepasst. 2014 ist
die 3. Auflage erschienen.
– Die Themen der 9 Kapitel sind:
– Leben mit Epilepsie
– Epidemiologie
– Basiswissen
– Diagnostik
– Therapie
– Anfallsauslöser und Selbstkontrolle
– Prognose
– Psychosoziale Aspekte
– Netzwerk Epilepsie (Adressen
und Anlaufstellen)
Das Buch enthält zudem ein
Glossar mit in die Alltagssprache übersetzten medizinischen
Fachausdrücken und einen Abschnitt „Das wollte ich schon immer über meine Antiepileptika
Zeitschrift für Epileptologie 1 · 2015
wissen“, in dem zu den einzelnen
Wirkstoffen Handelsnamen, Indikationen, Kontraindikationen,
dosisabhängige und „unabhängige Nebenwirkungen und Besonderheiten besprochen werden.
Es ist in gut leserlicher Schrift
gedruckt und graphisch ansprechend mit Comics gestaltet, die
die emotionalen Aspekte von
Epilepsie und die darauf bezogenen Anstöße des Programmes
zum Ausdruck bringen. Die Texte wurden von einem Journalisten überarbeitet und auf Verständlichkeit von einzelnen Betroffenen überprüft.
Erfahrungen in Deutschland
aber auch in anderen Ländern, in
denen es MOSES-Übersetzungen
gibt, haben gezeigt, dass das ErArbeitungsbuch nicht nur für
Betroffene und deren Angehörige, sondern auch als Grundinfor-
lepsieversorgung. Informationen
sind erhältlich über www.wolfstiftung.org
Stiftung Michael
Die STIFTUNG MICHAEL vergibt seit einigen Jahren Stipendien für eine Zusatzausbildung
„Epilepsie“ an Nichtärzte und für
die Weiterbildung zur EpilepsieFachassistenz (EFA). Bewerben
können sich Krankenschwestern
und -pfleger, Erzieher, Heilerziehungspfleger, Arzthelfer/Innen
und andere Gruppen der Gesundheitsberufe, aber auch Sozialarbeiter. Die Ausbildung erfolgt im Institut für betriebliche Fort- und
Weiterbildung, dem Haus Bildung & Beratung Bethel in Bielefeld. Sie ist in mehrere Module aufgeteilt und kann individuell nach
der Grundausbildung mit Aufbau-Modulen erweitert werden.
In den letzten Jahren wurden 34
Stipendien an diesen Personenkreis vergeben. (Quelle: Webseite der Stiftung www.stiftung-michael.de . Siehe auch http://www.
bildung-beratung-bethel.de/
mation über Epilepsie für nicht
ärztliche Mitarbeiter im Gesundheitswesen sehr gut geeignet ist.
Bei Betroffenen ersetzt das
Lesen des Er-Arbeitungsbuches
keinesfalls die Teilnahme an
einer MOSES-Schulung. Es ist
aber, insbesondere für Personen
mit einer beginnenden Epilepsie,
als erste und zugleich umfassende Krankheitsinformation besonders gut geeignet. Viele dürften auch durch die Lektüre angeregt werden, tatsächlich einmal
an einer MOSES-Schulung teilzunehmen.
Das MOSES Er-Arbeitungsbuch kann für 29,90 € über den
Bethel Verlag, Quellenhofweg 25,
33617 Bielefeld ([email protected]) bezogen werden.
MOSES Er-Arbeitungsbuch.
Modulares Schulungsprogramm Epilepsie
3. neu bearbeitete Auflage 2014.
ISBN 978-3-935972-41-3
Bethel- Verlag Bielefeld