IKT-Projekte in der Berufsbildung
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IKT-Projekte in der Berufsbildung
I-BASIS bba1510 Dynamik an den berufsbildenden Schulen IKT-Projekte in der Berufsbildung bbaktuell 82, 15. Oktober 2002 Die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind eine der vielen Herausforderungen, denen sich die Berufsbildung zu stellen hat. Einige besonders weitreichende Projekte werden hier dargestellt. Peter Müller-Grieshaber Entwicklung peripherer Räume mit IKT* In Randregionen der Schweiz und in anderen peripheren Räumen eröffnen die IKT neue Kommunikations- und Bildungsmöglichkeiten. Im Rahmen einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gesamtentwicklung für die Talschaft Poschiavo wurde unter der Fondazione Projetto Poschiavo und in Zusammenarbeit mit dem Istituto Svizzero di Pedagogia per la Formazione Professionale (ISPFP) die Bevölkerung in der Anwendung von Informatik, Internet und Videokonferenzen breit geschult. Das 1997 begonnene Projekt wurde 2000 abgeschlossen und in das Bildungsprojekt e-Vado übergeführt. http://www.progetto-poschiavo.ch/e-vado/ Auch das Projekt «MovingAlps» unter der Leitung des ISPFP verfolgt das Ziel, das Humankapital über IKT zu stärken und dadurch eine wirtschaftliche Entwicklung im Val Bregaglia einzuleiten. Über Videokonferenzen werden u. a. Betriebsinhaber fachlich weitergebildet. Auf die gleiche Weise nehmen sie an Lehrmeisterkursen teil. Lehrlinge verfolgen dank IKT vom Lernraum in Stampa aus den Berufsschulunterricht in Chur oder in Samedan. Das Projekt soll auf das Münstertal, das Bündner Oberland sowie das Goms ausgeweitet werden. http://www.bregaglia.movingalps.ch Interdisziplinäres Projekt des SIBP* Das interdisziplinäre Projekt ICT.SIBP-ISPFP des Schweizerischen Instituts für Berufspädagogik soll den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in der Berufsbildung fördern. * Die mit einem Stern bezeichneten Projekte werden teilweise oder ganz mit Mitteln aus dem Lehrstellenbeschluss II finanziert. In der ersten Phase wurden im Frühjahr 2001 acht Pilotschulen mit selbst entwickelten Projektideen aus den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz für die Teilnahme ausgewählt. In viele Pilotprojekte sind regionale Unternehmen oder die örtliche Verwaltung integriert. Die Lehrpersonen der Pilotschulen wurden in einer modularen Ausbildung auf das Arbeiten mit Lehrlingen im virtuellen Lernraum vorbereitet. Ziel der Ausbildung ist die Vermittlung der notwendigen technischen, mediendidaktischen und projektplanerischen Kenntnisse, welche die Lehrerinnen und Lehrer in die Lage versetzen, die Möglichkeiten von IKT gewinnbringend im Berufsschulunterricht zu nutzen. Zurzeit befinden sich diese Schulen in der begleiteten Umsetzungsphase, jede mit eigenen Schwerpunkten in der Zielsetzung. Parallel dazu werden aus der Beobachtung der Versuchsphase neue Ideen für die Erweiterung der Projekte gesammelt und neue Pilotschulen gewählt. Im Frühjahr 2002 wurden 11 weitere Pilotschulen für die Periode 2002/2003 in das Projekt aufgenommen. Die Planung sieht vor, dass Ende 2002 noch eine dritte Gruppe von Pilotschulen die Möglichkeit erhält, am Projekt teilzunehmen. Auf der Ebene der Weiterbildung von Lehrpersonen und Ausbildner/innen sieht das Projekt ICT.SIBPISPFP die Entwicklung und Einführung neuer Ausbildungsgänge vor. Bisher wurden die Ausbildungsgänge «Web-Project-Manager/in» und «CmCPraxisberater/in» neu geschaffen. http://www.ict.sibp-ispfp.ch Pilotschulen 2001-2002 ERACOM Lausanne APRENTAS Muttenz BWZ Stans EPAI Fribourg TBZ Zürich SPAI Bellinzona SPP Poschiavo SSIG Bellinzona 2002-2003 EPP Payerne CPNV Yverdon Ste-Croix CIFOM Le Locle ETML Lausanne Gew. Berufsschule Chur Gewerb’schule Samedan SPAI Locarno SPAI Mendrisio SPSE Tenero GIBB Bern GIBS Olten Seite 2 Das SIBP veranstaltete im Sommer 2001 zudem als spezifisches Impulsprojekt zur Förderung von Frauen das summer-camp «Frauen starten Projekte im Netz». Rund 50 Frauen aus Berufs- und Fachhochschulen sowie Verwaltung und Wirtschaft befassten sich während zwei Wochen mit der Arbeit in virtuellen Lernräumen. Das nächste summer-camp wird voraussichtlich 2003 durchgeführt. http://www.summer-camp.ch e-Learning an der IT-School Baden* Die IT-School Baden bildet Informatiker über ein Basislehrjahr im ersten Lehrjahr und über dreimonatige Schulblöcke im zweiten bis vierten Lehrjahr aus. Die Schule hat dabei als eigenständiges Projekt in Zusammenarbeit mit der beecom AG eine gesamtdidaktische Konzeption für e-Learning entwickelt. Die Lehrpersonen werden schrittweise ausgebildet, um die neuen Medien eigenständig für ihren Unterricht nutzen zu können. Im allgemeinbildenden Unterricht wurden mit zwei Lehrpersonen und drei Klassen erste Erfahrungen gemacht und Erkenntnisse gesammelt. Sie bilden die Grundlage, e-Learning auf den gesamten allgemeinbildenden Unterricht auszudehnen. Im dritten Schritt ist vorgesehen, weitere berufliche und gymnasiale Schulen ins Projekt miteinzubeziehen. www.bbbaden.ch/e-learning/idx_E-Learning.html Interaktives Lehrmittel an der business school Zürich Zwei Handelslehrer der Business School Zürich haben ein interaktives Lehrmittel für den Bereich Wirtschaft & Gesellschaft anhand des Lernenden «Michael» entwickelt. Das Lehrmittel ist in digitaler Form im Internet zugänglich. Es ist modular aufgebaut. Die Module enthalten Leittexte mit Aufträgen, Fragen und Foren. Gesetzesartikel und Glossar unterstützen den Lernprozess. Die Hausaufgaben können der Lehrperson direkt per e-Mail zugesandt werden, der die Korrektur mit individuellem Kommentar zurück mailt. Selbst-Tests dienen der Prüfungsvorbereitung. Notebook oder PC sind die notwendigen Arbeitsgeräte. http://www.kv2000.ch Knowledge-factory am Bildungszentrum Zug Die Nachdiplomstudien der Schreiner-Technikerschule (STZ) und Teile der Weiterbildung am Gewerblich-industriellen Bildungszentrum (GIBZ) werden über die virtuelle Lernplattform Knowledge Factory angeboten. Diese besteht aus einem Lernfeld (Learning Base), einer Wissensdatenbank (Knowledge Base), einem Diskussionsforum (Discussion Base) und einem Forum für Lernstrategien (Strategy Base). Die gesamte Lernplattform ist vollumfänglich web-basiert. Die Lernenden, die Lehrpersonen und die Schuladministration begeben sich mit dem Browser über das Internet zur virtuellen Lernplattform. Sie ersetzt den klassischen durch einen hybriden Unterricht. Die Lernenden entscheiden selber, welche Unterrichtsteile sie zuhause oder in der Schule Kurz vor den Sommerferien bearbeiten wollen. Die Lernzielkontrol- fand im Auftrag von bbaktuell eine umfassende Erhebung des len erfolgen teilweise Einsatzes der IKT an den über die LernplattBerufsschulen statt, gesponform oder sie werden sert vom Bildungszentrum Zug. in der Schule durch- bbaktuell wird die Ergebnisse geführt. in einer der nächsten Ausgaben http://www.knowled- darstellen. ge-factory.ch Innovazione - STOP - esclusione (I-STOP-E)* Dieses Projekt des Amts für Berufsbildung des Kantons Tessin will über computergestützte Kommunikation (CmC) Jugendlichen und Erwachsenen, die besondere Lernschwierigkeiten haben, die Möglichkeit bieten, von zu Hause den Umgang mit dem Computer einzuüben und gleichzeitig Wissenslücken zu schliessen. http://www.apa2.ch/index.cfm?cat=KANTPROJ I-CH Informatik Berufsbildung Schweiz* Die Ziele dieses Konzepts sind: •Eine modulare Neustrukturierung der Berufsbildung Informatik in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und den Verbänden, um den laufend ändernden Anforderungen in der Informatik gerecht zu werden; •die Steigerung der Anzahl Ausbildungsplätze für Informatikerinnen und Informatiker von heute 1'500 auf über 5'000 im Jahre 2004; •die Erhöhung des Frauenanteils in Informatikberufen durch gezielte Massnahmen in der Ausbildung von heute um 4 Prozent auf über 20 Prozent bis 2004; •die Steigerung der Attraktivität und Wirtschaftlichkeit der Weiterbildung durch eine flexiblere Prüfungsstruktur. Das Projekt ist im Laufe des ersten Quartals 2001 operativ geworden. Ein erster Modulbaukasten wurde entwickelt. Die Pilotkantone gaben mit einer Seite 3 entsprechenden Projektorganisation und der Freigabe von nötigen finanziellen Mitteln die entscheidenden Signale. Die Ausbildung und die Weiterbildung wurden organisatorisch getrennt. Das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie hat sowohl in der strategischen wie in der operativen Projektleitung Einsitz genommen und stützt den Reformprozess. Die Genossenschaft I-CH hat erste Module freigegeben. http://www.i-ch.ch richt erfolgt im Blockunterricht. Der Berufsmaturitätsunterricht findet während der ganzen Lehrzeit auch ausserhalb der Schulblöcke, an einem Wochentag statt. Beim Modell mit Berufsmaturität beträgt die Gesamtlektionenzahl 2840, beim Modell ohne Berufsmaturität zwischen 2120 und 2160. Diese Ausbildung ersetzt die kaufmännische Lehre Richtung Informatik. Info: Dr. Hans Märki, Bildungszentrum Zürichsee, Horgen; mailto: info@wbzhorgen Informatikmittelschulen* Schweizerischer Bildungsserver* Die Handelsmittelschulen Chur, Frauenfeld, Winterthur, Neuchâtel, Sierre, Zürich-Enge, Zürich-Hottingen und Basel führen einen Pilotversuch durch, bei dem die vierjährige Ausbildung zu einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis Informatiker Richtung Applikationsentwicklung und einer kaufmännischen Berufsmaturität führt. Wie bei Handelsmittelschulen mit Berufsmaturitäts-Abschluss folgt ein einjähriges Betriebspraktikum einer dreijährigen schulischen Ausbildung. Im Informatikunterricht arbeiten die Handelsschulen mit gewerblich-industriellen Berufsschulen oder Lehrmeistervereinigungen bzw. Einführungskurszentren zusammen. Teilweise übernehmen sie die Module von I-CH. Zudem bauen sie ein Netzwerk von Betrieben in der Region auf und integrieren sich in bestehende Strukturen der Informatikberufsbildung. Der Schweizerische Bildungsserver dient als nationales Portal zum Bildungsnetz Schweiz. Getragen wird er von der Genossenschaft educa.ch. Die Informations- und Kommunikationsplattform (http:// www.educanet.ch) soll im dritten Ausbauschritt mit einer Lernplattform, ergänzt werden. Diese soll in erster Linie content für das Lernpersonal enthalten. http://www.educa.ch Info: Hans Vettiger, Projektkoordinator, 043 377 50 85; mailto: [email protected] sowie die Darstellung in Panorama 5/2002, S. 42. Informatik-Lehre mit kaufmännischem Profil Am Bildungszentrum Zürichsee läuft seit Sommer 2002 einen Pilotversuch, der Informatik- und Wirtschaftsausbildung kombiniert. Die vierjährige Berufslehre führt zu einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis Informatiker Richtung Applikationsentwicklung und in der Regel zu einer kaufmännischen Berufsmaturität. Der modular aufgebaute berufskundliche Informatikteil der Ausbildung entspricht der heutigen Informatiklehre. Grundlage für die kaufmännische Berufsmaturität ist der Rahmenlehrplan. Der Informatik-Fachunter- «Public Private Partnership - Schule im Netz» Der Bundesrat hat in der Sitzung vom 22. August 2001 das Bundesgesetz über die Förderung der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in den Schulen zuhanden des Parlaments verabschiedet. Das Gesetz schafft die Grundlage für die Teilnahme des Bundes an der im Dezember 2000 lancierten gemeinschaftlichen Initiative von Bund, Kantonen und Privatwirtschaft „Public Private Partnership – Schule im Netz“ (PPPSiN). Das Parlament hat den Bundesbeschluss über die Finanzierung der Förderung der Nutzung von IKT in den Schulen durch einen Verpflichtungskredit von 100 Millionen Franken im Zeitraum von 2002-2006 genehmigt und am 14. Dezember 2001 das Gesetz beschlossen. Die entsprechende Verordnung ist ebenfalls verabschiedet. Die Partnerschaft mit privaten Unternehmen erweitert sich laufend. Die beteiligten Firmen werden auf dem Schweizerischen Bildungsserver präsentiert. Die Swisscom konnte mehr als 900 Schulen oder rund 20 Prozent der Schulen auf Primar- und Sekundarstufe neu ans Internet anschliessen. Der Neuanschluss ist ab 2002 für die Schulen sogar gra- © SBBK, Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz, Bern. Weitergabe frei, soweit oben nicht anders vermerkt. Bitte Quelle angeben. Bei Publikation Beleg erbeten. «Berufsbildung aktuell» abonnieren Sie unter [email protected]. Ältere Ausgaben von «Berufsbildung aktuell» findet man in der Datenbank I-BASIS, www. infopartner.ch/Referenz mit der Referenz «bba», Die Ausgabe mit der Nummer xx mit Referenz «bbaxx*». Eine Volltextsuche bietet www.infopartner.ch mit Quelle «Berufsbildung aktuell». Verantwortlicher Redaktor: Dr. Emil Wettstein, Berufsbildungsprojekte, Gierhaldenweg 8, 8048 Zürich, mailto: [email protected] Seite 4 tis, d.h. es entfallen die bisher verlangten einmaligen Installationskosten. Andere Anbieter wie Ascom oder Sun führen zurzeit Pilotprojekte durch. Die Schulen können auf diese Weise Erfahrungen sammeln und die Angebote bezüglich ihrer Bedürfnisse prüfen. Die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen in der Nutzung von IKT kann vom Bund mit dem In- krafttreten der Verordnung gefördert werden. Die Verordnung definiert die Bewertungskriterien, deren Bemessung und die Gewichtung für die Beurteilung der kantonalen Projekte. Mehrere Kantone haben im September 2002 Projekte zur Ausbildung der Ausbildner/innen der Lehrpersonen für die Jahre 2003 bis 2006 eingereicht. http://www.bbt.admin.ch/d/index.htm