Auszüge aus der Schulchronik

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Auszüge aus der Schulchronik
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Auszüge aus der Schulchronik
des Ortes Groß Döbbern
Diese Schulchronik wurde angelegt am 27. August 1890 von Lehrer Mehley, weil
bis dato noch keine in der Schule war. Sie gehört der Schule zu Groß Döbbern, Kreis
Cottbus, welche eine einklassige Halbtagsschule ist. Die Schule wurde zu der Zeit, als
diese Chronik angelegt wurde, von 109 Kindern besucht, welche alle aus dem Dorfe
Groß Döbbern in die Schule kommen. Sie sind alle evangelischer Religion.
Das Schulgebäude ist ein kleines massives Gebäude. Die Wohnung des Lehrers,
die sich im Schulhause mit befindet, sowie auch das Schulzimmer selbst entspricht
keineswegs den richtig vorgeschriebenen Größenverhältnissen, auch für die
Gesundheit der sich in der Wohnung und im Schulzimmer Aufhaltenden sind beide
nachteilig, da man stets im Hause feuchte Wände erblickt, was wohl in dem sehr
feuchten Untergrunde, auf welchem das Haus erbaut ist, seine Ursache haben muss.
Störung im Unterricht wird zu oft dadurch hervorgerufen, dass das Schulzimmer direkt
an einer Straße des Dorfes liegt, durch welche mit der Hauptverkehr des Dorfes geht.
Zur Wohnung des Lehrers gehört außer den Stuben eine Scheune, welche sehr
defekt ist, eine Stallung, die nicht mehr brauchbar ist und deshalb in nächster Zeit ein
Neubau derselben vorgenommen werden muss, ein Backofen, welcher seinen Stand
neben dem Kirchhofe hat und auch sehr reparaturbedürftig ist. Eine Pumpe befindet
sich nicht auf dem Schulhofe, nur ein Brunnen mit gutem Verdeck, aber schlechtem
und nicht trinkbarem Wasser. Ein zur Schule gehöriger Turn- und Spielplatz fehlt, es
ist nicht mal ein genügender Schulhof vorhanden.
Als erster Lehrer, auf den sich bei der Aufstellung dieser Chronik noch lebende
Leute besinnen können, war ein Lehrer Heinze. Sein Sohn, der Regierungs-Sekretär
Heinze schenkte später im Jahre 1860 am 31. Oktober der hiesigen evangelischen
Kirche eine Orgel, da bisher keine Orgel gewesen sein soll.
Sein Nachfolger war der Lehrer Winkelmann. Derselbe ließ sich im Jahre 1886
Michaelis pensionieren, nachdem er 40 bis 50 Jahre hierorts als Lehrer und Küster
fungiert hatte. Derselbe ist jetzt in Domsdorf bei Drebkau wohnhaft. Der Nachfolger
von ihm muss von seiner Stelle 197 Mark zu seiner Pension beitragen.
Der Nachfolger von Winkelmann war der Lehrer und Küster Moritz Grätz,
welcher 1½ Jahre hier amtierte und Ostern 1888 nach Schiedlo, Kreis Guben versetzt
wurde. Zum 1. April 1888 wurde zu seinem Nachfolger von der Königl. Regierung der
Lehrer und Küster Max Mehley, geb. den 1. November 1866 zu Guben, bestimmt.
Derselbe kam als 2. Lehrer von Mezzoviese, Kreis Crossen. Der Lokalschulinspektor
der hiesigen Schule war in den ersten Amtsjahren des Lehrers Winkelmann Pastor
Korn zu Klein Döbbern. Sein Nachfolger war Pastor Schadow eben daselbst, da sich
derselbe im Herbste 1888 pensionieren ließ, so wurde zu seinem Nachfolger Pastor
Schneider, bisher zu Schorbus, Kreis Cottbus, bestimmt. Kreisschulinspektor war
bei Antritt des Lehrers Mehley in Groß Döbbern Pastor Frick zu Groß Lieskow, Kreis
Cottbus.
1890 / 91
…
Dienstag, den 2, Dezember 1890 wurde in der Schule auf Bestimmung Sr. Majestät
Kaiser Wilhelm II. eine Feier zum Andenken an den Regierungsantritt des großen
Kurfürsten vor 250 Jahren gehalten. – Mehley
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1891 / 92
Ostern 1891 wurden aus der Schule 13 Kinder, 6 Knaben und 7 Mädchen,
entlassen; aufgenommen wurden 12 Kinder, 5 Knaben und 7 Mädchen.
...
Vom 20. Dez. 1893 bis zum 13. Jan. 1894 musste die Schule geschlossen werden,
da viele Kinder an den Masern erkrankt waren.
Bei der Schulrevision durch den Kreisschulinspektor Herrn Pastor Frick – Groß
Lieskow am 15. Aug. 1894 stellte der Lehrer Müller den Antrag auf Vergrößerung der
Schulräume oder auf Neubau. Seit diesem Jahre wurde fleißig beraten. Man kam bald
zu der Überzeugung, dass eine Reparatur an dem alten Schulhause nicht mehr
zweckmäßig sei und entschloss sich zum Neubau. Anfänglich wollte man das neue
Schulhaus auf dem alten Grundstück aufbauen. Da jedoch der Raum sehr beengt ist,
entschied man sich für den Plan des Kossät Chr. Hollick an dem Feldwege zum
Kossät Albin. Beim Weggang des Lehrers Müller waren die Verhandlungen noch
nicht zu Ende.
Lehrer Müller
1899/1900
Nachfolger des zum 1. Okt. 1899 nach Steinitz versetzten Lehrers A. Müller
wurde der Lehrer Hugo Hermann Franz Groger. Derselbe war am 27. April 1875 in
Cottbus geboren worden, hatte in den Jahren 1892 – 95 das Seminar in Drossen
besucht und dort auch im Juni 1898 die zweite Prüfung abgelegt, worauf er mit dem
1. Juli 1898 definitiv angestellt wurde. Vom 1. Mai 1895 bis zum 1. Oktober 1899 war
er dritter Lehrer in Carzig/Neumark Kreis Soldin und trat mit dem 11. Oktober 1899
die hiesige Stelle an.
…
Am letzten Schultage, also am 22. Dezember, fand laut Allerhöchster Order. vom
11. XII. 99, des Ministerialerlasses vom 13. XII. 99 G.J. 2889 V und der Reg. Verf.
U. II. U. III A
vom 14. XII. 99 2. B I. J 871 eine kurze Schulfeier statt, in welcher den Kindern unter
Hinweis auf die Bedeutsamkeit der nächsten Jahreswende ein Rückblick auf die
großen Ereignisse des zu Ende gehenden Jahrhunderts gegeben und ihnen zum
Bewusstsein gebracht werden sollte, wie es Pflicht des heranwachsenden
Geschlechtes sei, mit Dank gegen Gott das von den Vätern überkommene Erbe in
Treue zu bewahren und fördern zu helfen.
…
Der Schulbesuch war im letzten Halbjahr im Ganzen regelmäßig. Unentschuldigte
Versäumnis kam nur sehr wenig vor. Auch waren nicht viele Krankheitsfälle.
Gehemmt wurde der Schulbesuch der Kinder von den Ausbauten durch den lang
anhaltenden Schneefall. Die Osterferien dauern vom 12. bis zum 18. April.
Franz Groger, Lehrer
Groß Döbbern, den 12, April 1900.
1900 / 1901
Das neue Schuljahr begann am 18. April mit zusammen 90 Kindern und zwar in der
Oberklasse
62 Kinder
und zwar 32 Knaben und 30 Mädchen
Unterklasse
28 Kinder
und zwar 14 Knaben und 14 Mädchen
3
Neu eingetreten
zugezogen
13 Kinder
4 Kinder
und zwar 8 Knaben und 5 Mädchen,
(Räding, Rollmann, Brose aus Groß-Fahlenwerder
und Winterfeld aus Berlin)
Die Kinderzahl stieg also bis auf 107.
In einer Hausväterversammlung im Anfang des Mai wurde endgültig beschlossen,
auf dem bisherigen Schulterrain das neue Schulhaus zu bauen.
…
Zur Vorlegung kam außer den bisherigen Listen auch die neu eingeführte Strafliste.
Ein Schulfest wurde unter sehr zahlreicher Beteiligung der Eltern und sonstiger
Ortseingesessener am 26. August auf der von Herrn Amtmann Straub zur Verfügung
gestellten Wiese am so genannten Eichbusch gefeiert. Preisschießen mit Armbrust
und Blaserohr, allerlei Jugendspiele, Chorgesang und Deklamation, Bewirtung mit
Kaffee und Kuchen, eine Verlosung, wobei jedes Kind bedacht werden konnte und ein
kleines Feuerwerk erhöhten die Festfreude bei jung und alt. Den Beschluss machte
ein Fackelzug durch das Dorf. Kein Misston störte das Fest, und jeder ging mit dem
Bewusstsein heim, auch seinerseits zur Festigung des Bandes zwischen Schule und
Haus beigetragen zu haben. Die Kosten waren durch freiwillige Spenden aufgebracht
worden.
Die diesjährige Kreiskonferenz fand am 30. August in Cottbus statt.
Die Verhandlungen betreffs des Schulhausneubaus führten auch in diesem Jahre
zu keinem rechten Ergebnis, auch ein Lokaltermin am 31.08. unter Vorsitz des Herrn
Landrates hat das Schifflein nicht in ein lebhafteres Fahrwasser zu bringen vermocht.
In einer weiteren Sitzung kam ein Gutachten der Kreisbaubehörde zur Verlesung,
nach welchem der gewählte (bisherige) Bauplatz als gänzlich ungeeignet erachtet
wurde und den Bauverpflichteten geraten wurde, das Grundstück zu verkaufen und
ein anderes Bauterrain zu erwerben. Die Versammlung, bestehend aus Schulvorstand, Kirchenrat und einigen von den Hausvätern erwählten Repräsentanten, war
jedoch anderer Ansicht und beharrte bei dem früheren Beschluss.
Am 12. September fiel aus Anlass des Provinzial- und Missionsfestes in Cottbus
der Unterricht aus, ebenso am 1. Dezember wegen der Volks-, Vieh- und Obstbaumzählung. Dieselbe brachte für den hiesigen Ort folgende Zahlen:
Das bedeutet einen Rückgang von ca. Personen gegen die vorige Zählung.
Am Weihnachts-Heiligabend fand in ähnlicher Weise wie im Vorjahr in der Kirche
eine sehr zahlreich besuchte Weihnachtsfeier statt.
Am 18. Januar 1901 wurde das 200jährige Jubiläum des Preußischen Staates
durch eine Schulfeier festlich begangen. Ein beabsichtigter VolksunterhaltungsAbend, sogen. Elternabend, kam leider nicht zustande.
Der Geburtstag Sr. Maj. des Kaisers wurde höherer Anordnung zufolge am
26. Januar (Sonnabend) nur im Unterricht kurz erwähnt. Der Kriegerverein feierte ihn
unter allgemeiner Beteiligung durch einen gemeinschaftlichen Kirchgang.
Am 27. März fand die diesjährige Osterprüfung statt. Der herrschenden strengen
Kälte wegen erstreckte sie sich nur auf Religion, Deutsch, Geschichte und Gesang.
…
Der Schulbesuch war manchmal recht unregelmäßig. Viele Kinder waren durch
Krankheit verhindert oder brachten (giltige!) gültige Entschuldigungen, sehr viele,
besonders die sogen. Dienstkinder, wurden aber auch von ihren Eltern, resp.
Pflegeeltern zu häuslichen oder landwirtschaftlichen Arbeiten oder zur Beaufsichti-
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gung kleinerer Geschwister während der Arbeitszeit der Eltern vom Besuche des
Unterrichts widerrechtlich zurück behalten.
1901 / 1902
…
Mit Beginn dieses Schuljahres gelangte auch der 2. Teil der Hirtschen Fibel,
benannt „Lesebuch für die Unterstufe“, zur Einführung. Der Versuch, auch gleichzeitig
das Lesebuch für die Mittel- und Oberstufe in Gebrauch zu nehmen, gelang jedoch
nicht, und so soll das Lesebuch erst im künftigen Jahre eingeführt werden.
Über den Fortgang der Verhandlungen über den Schulhausbau verlautet nichts,
wenigstens dringt nichts davon in die Öffentlichkeit. Da ein Teil des Ofens in der
Schulstube verfallen war und auch mehrere Bänke der Knabenabteilung teils
zusammengebrochen waren, teils sich nur noch mühsam hielten, sah sich die Schulgemeinde auf mehrmaligen Antrag des Lehrers veranlasst, wenigstens die notwendigsten Reparaturen am Ofen und einigen Bänken ausführen zu lassen. Andere
notwendige Verbesserungen, wie Sorge für Wasser, Reparatur des Daches u. a. m.
gelangten jedoch noch nicht zur Ausführung, da man sich auf baldigen Neubau
verlässt.
…
1902 / 1903
Bei Beginn des Schuljahres zählte die
Oberklasse
28 Knaben und
30 Mädchen
= 58 Schüler
Unterklasse
24 Knaben und
24 Mädchen
= 48 Schüler
Gesamtzahl
= 106 Schüler
Es folgt auch wohl schon daraus die Notwendigkeit einer Vergrößerung des Klassenzimmers, da bei gegenwärtigen Zahlenverhältnissen auf 1 Kind der Oberklasse nur
0,43 qm, auf 1 Kind der Unterklasse 0,5 qm an Bodenfläche entfällt, wogegen schon
der Ministerial-Erlass vom 18. November 1887 (U III a 16035, G III.) abgesehen von
späterer Verfügung (1895) eine Mindestfläche von 0,64 – 0,74 qm zulässt. Den zur
Atmung erforderlichen Luftraum setzt oben genannter Erlass im Minimum
auf 2 – 2,37 cbm fest, während im hiesigen Schulzimmer auf 1 Kind der Unterklasse
1,29 cbm, auf 1 Kind der Oberklasse sogar nur 1,07 cbm Luftraum entfällt.
Mit dem Beginn der Sommerschule ist nun auch das Hirtsche Lesebusch für die
Mittel- und Oberstufe zur Einführung gelangt. Durch den gemeinschaftlichen Bezug
und das Entgegenkommen des Verlages ermäßigte sich der Preis des Buches mit
Einschluss des beträchtlichen Portos auf 1,33 M.
Das Inventar der Schule wurde durch die Anschaffung des I., II. und V. Teiles des
(Hülfsbuches) Hilfsbuches für den evangelischen Religionsunterricht von Herrn
Schulrat Meinke sowie des neuen Verzeichnisses der Perikopen vermehrt.
…
Vom 28. Juni an herrschte wieder so große Hitze, dass am 30. Juni und 1. Juli
wieder der Unterricht gekürzt werden musste. Am 30. Juni betrug die Temperatur im
Schulzimmer nach der 1. Stunde 23°, zeigte um 9 Uhr 24° , um 10 Uhr 25 ½ °, um 11
Uhr 27° und um 12 Uhr bei dem Unterrichtsschluss 28 ½°. Am 1. Juli wurde zwei
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Mädchen (Jurk und Jänchen) infolge der Hitze und der unerträglichen Luft in dem
überfüllten Zimmer unwohl.
…
Ein zweiter Punkt betraf die Wasserversorgung. Die Gemeinde verpflichtet sich, den
Wasserbedarf zu decken und setzt 1 M monatlich als Entschädigung für das Herantragen fest.
So war der Stein wieder ins Rollen gebracht. Es soll also wieder auf dem bisherigen
Terrain gebaut werden trotz des Gutachtens der Kreisbauinspektion vom Herbst 1900.
Der September brachte die Herbstübungen der II. Garde-Division in unsere Nähe.
Der Schulort wurde belegt am 9. mit dem Stabe des Füsilier-Bataillons und der 9. und
11. Kompanie des Elisabeth-Regimentes und 2/3 der 3. fahrenden Batterie des
IV. Garde-Feldartillerie-Regimentes und am 10. und 11. September mit 2/3 der
I. Kompanie des Alexander-Regimentes und der Eskadron des II. GardedragonerRegimentes. In der Schule wohnte Hauptmann von der Lühe mit einem Burschen und
an den beiden anderen Tagen ein einjährig-freiwilliger Lehrer. Am 9. September fiel
daher auch der Unterricht aus. Die Kreiskonferenz war in Cottbus am ...
…
Rüstig gediehen während dieser Vakanzzeit die Vorarbeiten zum Schulbau. In einer
Versammlung am 21. Dezember wurde der Ortslehrer als Schulvorstandsmitglied
eingeführt und sodann der von der Kreisbauinspektion vorgelegte Bauentwurf mit der
Zeichnung genehmigt. Die weitere speziell Bearbeitung wurde dem Kreisbauinspektor Herrn Baurat Beutler übertragen (150 M) und eine Baukommission für die
örtlichen Angelegenheiten gewählt.
Wie im Vorjahr fand am Heiligabend eine Weihnachtsfeier statt, desgleichen am
27. Januar eine Schulfeier.
Die diesjährige Osterprüfung fiel aus.
Am 29. März wurden die 15 Konfirmanden (Albin, Dubrau, Pilan, Behla, Urbanz,
Krüger, Hollick, Noel – Jänchen, Bubrau, Bumbel, Meritz, Noel, Jurk und Bumbel)
durch den vertretenden Pastor Jaene konfirmiert.
1903 / 1904
…
Die Schulbauangelegenheit trat in einneues Stadium durch die öffentliche
Ausschreibung zum 15. Mai. Der Zuschlag wurde in einer Hausväterversammlung
am 22. Mai dem Unternehmer Herrn Hausten in Cottbus-Sandow für den Preis
von 86 ½ % der Anschlagsumme von 15.000 M erteilt. In derselben Versammlung
wurde auch das alte Schulhaus mit Nebengebäuden im Einzelnen zum Abbruch
verkauft. Es brachte 428,50 M. Um dem Lehrer die Wohnung während der Bauzeit zu
erhalten – denn eine entsprechende Mietwohnung war im Orte nicht vorhanden –
einigte man sich dahin, den Teil des Hauses der die Wohnung enthielt, bis zur Fertigstellung des Neubaus stehen zu lassen. Der andere Teil wurde in der Pfingstwoche
von dem Käufer Großbauer Urbanz abgebrochen.
Hierbei wurden mehrere Mauersteine mit der Jahreszahl 1702 vorgefunden.
Die Schule wurde während der Bauzeit in der Tanzstube der Schänke abgehalten.
Mancherlei Störungen des geregelten Unterricht waren freilich unausbleiblich. Auch
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der Schulbesuch war recht unregelmäßig, da manche Leute diese Zeit nur für eine
„Notschule“ ansahen.
Das günstige warme und trockene Wetter begünstigte den Fortschritt des Neubaus
derart, dass schon am 25. Juli gerichtet werden konnte.
Die Bauhandwerker waren:
Maurerarbeit
Hausten,
Sandow
Zimmerarbeit
Lehnigk,
Stradow
Tischlerarbeit
Töpferarbeit
Drebkau
Schmiedearbeit
Gallichnen
Klempnerarbeit
Hausten,
Cottbus
Dachdeckerarbeit Schmidt,
Cottbus
Glaserarbeit
Malerarbeit
Marggraf
Cottbus
Die anderen Inventarstücke des
Schullokals machte
Tischlermeister
Meyer
Drebkau.
Die Spanndienste wurden mit Ausnahme der Anfuhr von Steinen und Sand doch nicht
im Ganzen vergeben, sondern einzeln von Einwohnern gegen Bezahlung verrichtet.
Eine nicht unbedeutende Erhöhung der Kosten fand durch eine Reihe von
Verbesserungen an dem ursprünglichen Plan statt.
Am 1. November fand die feierliche Einweihung des neuen Schulhauses statt.
Um ½ 3 sammelten sich die Schulkinder in dem bisherigen Schullokal und begaben
sich unter Glockengeläut auf den Platz vor dem festlich geschmückten Gebäude.
Nach dem Gesange „Lobe den Herren“ übergab der Bauunternehmer den Schlüssel
an den Herrn Patron, der ihn dem Herrn Ortsschulinspektor weitergab. Dann betraten
die Versammelten nach erfolgter Öffnung das Schulzimmer, wo das alte Lutherlied
„Ein feste Burg“ gesungen wurde. Seiner Festrede legte der Herr Ortsschulinspektor
die Worte zu Grunde:
Er schilderte die Notwendigkeit des Neubaus und dankte im Namen der
Schulgemeinde allen, die zur Vollendung des Baues beigetragen hatten. Die Kinder
sangen darauf „Lobt froh den Herrn!“ Der Herr Patron wies mit kurzen Worten auf das
leuchtende Vorbild unseres Kaiserpaares hin, dem nachzufolgen Hauptaufgabe der
Schule sei, damit die Kinder, wenn sie später erwachsen seien, ihre Stelle im Staate
recht auszufüllen imstande seien. Jung und Alt möge festhalten an der Liebe und
Treue zu unseren Hohenzollern. Kaiserhoch und Nationalhymne schloss die erhebende Feier, die sichtlich Eindruck gemacht hatte auf die Gäste und die zahlreich
vertretene Gemeinde. Die Kinder wurden sodann im bisherigen Schullokal mit Kaffee
und Gebäck beköstigt und vergnügten sich bis zum Abend mit Jugendspielen.
Als Schmuck erhielt das neue Schulzimmer die Bilder des Kaisers und der Kaiserin
vom Herrn Patron und „Johann Huß auf dem Konzil von Konstanz“ vom Herrn
Ortsschulinspektor.
…
Am 9. Juli wurde die Schule im Gesang revidiert durch den Königlichen Musikdirektor Blumenthal aus Frankfurt /O. Auch die Orgel in der Kirche wurde einer
Prüfung unterzogen, die eine umfangreiche Reparatur durch einen Monteur der
Firma Sauer, Frankfurt zur Folge hatte. Die Kosten dafür konnten einem von dem
Spender 1860 begründeten Reparaturfond entnommen werden.
…
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Mit dem 1. April verließ der bisherige Lehrer den Ort, um eine Stelle an der Stadtschule in Peitz anzutreten. Zu seinem Nachfolger wurde von der Königlichen
Regierung zu Frankfurt/O der Lehrer und Küster Richard, Arthur Krischer berufen.
Dieser wurde am 27. Dezember 1884 zu Breslau geboren, siedelte in seinem
2. Lebensjahr mit seinen Eltern nach Berlin über, wurde dort erzogen und besuchte
daselbst die 44. Gemeindeschule in der Wilhelmstraße. Seinen Wunsch, Lehrer zu
werden, führte er derartig aus, dass er zunächst 2 ½ Jahre die Präparande zu
Kyritz/Ostprignitz und danach das Seminar zu Neuzelle (nach dorthin verschickt) 3
Jahre lang besuchte. Im Alter von 19 Jahren erhielt er mit der hiesigen Lehrer- und
Küsterstelle seine erste Anstellung, nachdem er die Abgangsprüfung vom Seminar mit
dem Prädikate „Gut“ bestanden hatte.
…
Lehrer Krischer hat in seiner Chronik bei seinem Antritte berichtet, dass die Kinder
in starker geistiger und körperlicher Zuchtlosigkeit waren und dass er durch
energisches Eingreifen diese Übelstände beseitigt habe. Davon ist jedoch nichts zu
merken, sondern die Kinder sind furchtbar verwahrlost, so dass es wohl einige Jahre
dauern wird, ehe sie die geistige Stufe erreicht haben, um mit Schulkindern anderen
Dörfer sich messen zu können.
1912 / 1913
…
Die Revision zeigte auch, dass in früherer Zeit furchtbar an den Kindern gesündigt
worden ist. Daher kam es, dass sie nicht den gewünschten Erfolg des Lehrers
brachte, wenn seine Arbeit auch die volle Anerkennung des Herrn Kreisschulinspektors fand. Es werden immerhin noch einige Jahre vergehen, ehe die Kinder so
weit gefördert sind, dass eine Besserung zu verzeichnen ist.
Am 10. März fand eine Feier zur Erinnerung an die Befreiungskriege statt. Die
Schulen der Parochie feierten diesen denkwürdigen Tag gemeinsam im Saale des
Gasthauses zu Klein Döbbern. Neben Gesängen kamen Deklamationen zum
Vortrage. Die Festrede hielt Kantor Skorna zu Klein Döbbern. Er gab einen klaren gut
disponierten Überblick über die Erhebung des preußischen Volkes und schilderte
besonders eingehend und mit feurigen Worten die Schmach, das Erwachen und die
Erhebung unserer Väter. Die Rede hat sichtlich auf die Kinder sowohl als auch auf die
Erwachsenen, die der Einladung gefolgt waren, einen ergreifenden Eindruck gemacht.
Am selben Tage, nachmittags 2 Uhr fand hier ein Dankgottesdienst statt, zu dem der
Kriegerverein eingeladen und auch vollzählig erschienen war.
Die diesjährigen Konfirmanden, 11 Mädchen, 1 Knabe wurden am 15. März
entlassen und am darauf folgenden Sonntage Palmarum eingesegnet.
Das Schuljahr schloss am 19. März.
1913 / 1914
…
In der Zeit vom 7. bis 17. September wurden in hiesiger Gegend die Manöver des
3. Armeekorps abgehalten. Das Dorf wurde sehr viel mit Einquartierung belegt.
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Am Dienstag, dem 8. und am Sonnabend, dem 13. September fanden zwischen Klein
und Groß Döbbern heiße Gefechte statt, besonders heftig wogte der Kampf um die
Krummen Berge bei Klein Döbbern. Hochinteressant waren ferner die Biwaks, die am
Freitag, dem 12. von Gallinchen bis Drebkau reichten. Alt und Jung strömte herbei,
um das Lagerleben unserer Vaterlandsverteidiger kennen zu lernen.
Am Freitag fiel der Unterricht aus, damit die Kinder sich die Gefechte ansehen
konnten. Da am Sonnabend das Gefecht um unser Dorf tobte, so war es unmöglich
Schule zu halten. Daher musste in der I. Klasse der Unterricht wieder ausfallen.
1914 / 1915
Im Juli, Anfang August war es, als die furchtbare Kunde unser deutsches Land
durchflog: Krieg.
Am Sonnabend Abend, dem 1. August 1914 brachten die ersten Groß Döbberner
Handwerker auch in unser Dorf die erste Kunde von dem Kaiserlichen Befehl der
Mobilmachung. In froher und doch banger Stimmung sammelten sich die Männer auf
der Straße und in den Gaststuben im Dorf, und Frauen weinten die ersten heißen
Tränen. Am späteren Abend brachten Boten in Kraftwagen die amtlichen Mobilmachungs-Befehle. An drei Stellen wurden sie im Dorfe ausgehängt. Männer, Frauen,
Knaben und Mädchen sammelten sich bald vor diesen roten Zetteln, eine ganze
Anzahl musste sich schon am Dienstag, dem 4. August stellen. Bis in den späten
Abend hinein war Lärm und Treiben auf den Straßen. –
Am Sonntagmorgen war in der Kirche „Krieger-Abschiedsfeier“. Das Kirchlein war bis
auf den letzten Platz gefüllt. „Wohl zuckt der Mund, von Schmerz sind alle Wangen
bleich; doch schaut ihnen ins Auge, daraus leuchtet Mut, darin lodern heiße Flammen
der Liebe zum Vaterlande“. Viel Tränen flossen, als sie dann – zwei und zwei an den Altar traten, um für ihren Auszug Gottes Segen zu empfangen. Still ging ein
jeder dann nach Haus.
…
Bei großen Siegen fiel die Schule stets aus, dafür wurden kurze Siegesfeiern
abgehalten. Am Freitag aber in jeder zweiten Woche war Kriegsbetstunde. Schon in
den ersten Wochen kamen zu den Siegesklängen Trauerklagen. Hermann Urbanz war
das erste Opfer des Krieges. Um ihn klagt und trauert die Witwe und ihre 2 Kinder, der
betagte Vater, auch die Gemeinde zeigte rege Teilnahme. Er war ein freundlicher und
fleißiger Mann. Seinem Berufe nach war er Maurer. In seinen freien Stunden hatte er
sich mit Fleiß und Sorgfalt ein Häuschen hergerichtet aus der ehemaligen alten
Gutsschmiede, nahe am Eingang des Dorfes. In dem Gottesdienste wurde eine
Gedächtnisfeier für ihn gehalten. –
In den ersten Monaten 1915 kamen die ersten geheilten Verwundeten auf Urlaub.
Immer mehr Jünglinge und Männer wurden nun eingezogen, es waren schon lange
mehr als 50. –
Im Jan. 1915 hatte die Gemeinde ihr zweites Opfer zu beklagen, Wilhelm Dubrau
war im Osten gefallen. Er hinterlässt eine junge Witwe und einen kleinen Knaben. –
Palmarum wurden die Konfirmanden eingesegnet, manche ohne den Vater, der
irgendwo im Felde stand.
1915 / 1916
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Zweimal hatten wir wieder Gedächtnisfeiern zu halten, für Paul Pilan und für
Waldemar Fischer. Letzterer war lange Zeit als vermisst gemeldet, alles Nachsuchen
nach seinem Verbleiben war vergeblich. Nach vielen Monaten wurde es den
Hinterbliebenen zur traurigen Gewissheit, dass er seinen schweren Verwundungen
erlegen ist. – Dezember 1915.
1916 / 1917
...
Am Sonntag nach Kaisers Geburtstag fand ein Familienabend statt, der durch einen
Vortrag, durch Gesänge und durch die Aufführung eines Theaterstückes ausgefüllt
wurde. Eine Tellersammlung ergab den schönen Betrag von 34 M., dafür wurden
Liebesgaben an die Groß Döbberner Soldaten, die im Felde stehen, geschickt.
Diese kleine Liebesgabe erweckte große Freude, die sie in ihren Feldpostbriefen zum
Ausdruck brachten.
Im Monat Februar und Anfang März herrschen die Masern, so dass der Unterricht
dadurch wieder unterbrochen wurde.
Auch in unserem Dorfe wurde ein Werbefeldzug von der Schule für die
Kriegsanleihe unternommen. In zwei Tagen kamen 2000 M zusammen. Da sich die
Schulen an der Kriegsanleihe wieder stark beteiligt hatten, fiel am 25.3.1916 der
Unterricht aus.
Leider hat die Gemeinde wieder ein Opfer dieses männermordenden Weltkrieges
zu beklagen. Auf dem Felde der Ehre fiel Paul Gollnick – Ehre seinem Andenken.
Am 1. April wurde der Lehrer Müller wieder abberufen, um an seiner eigentlichen
Stelle, Koyne (Keune) bei Forst, den Unterricht wieder aufzunehmen.
…
Nach den Sommerferien wurden etliche Knaben und Mädchen für 14 Tage
beurlaubt, um auf dem Gute beim Bergen der durch den Mangel an Arbeitskräften
zurückgebliebenen Ernte behilflich zu sein.
Am 2. September wurde das Sedanfest gefeiert.
…
Am 7. Dezember fiel der Unterricht aus, da die Festung Bukarest dem ungestümen
Draufgehen Mackensens zum Opfer gefallen war. Seit langer Zeit fand wieder zum
ersten Male der herz erhebende Klang der Siegesglocken in allen Herzen freudigen
Widerhall.
Am 28. Januar veranstaltete die Schule im Reinschkeschen Saale eine Familienfeier zum Besten der im Felde stehenden Groß Döbberner. Die Bemühungen der
Jugend und der Schulkinder wurden durch den ansehnlichen Betrag von 87,00 Mark
gelohnt. 50 Feldpostpaketchen mit Zigarren und Zigaretten wanderten von dem Gelde
zu unseren Getreuen hinaus in den Schützengraben. Zahlreiche Dankbriefe aus dem
Westen, Osten und Südosten zeugten davon, welche überraschende Freude die
bescheidenen Gaben in den Herzen unserer Bravsten auslösten.
Im Februar riss der grausame Tod das 6. blühende Leben für immer aus dem Kreise
des Dörfchens. Tambour Paul Gollnick starb im Westen den Heldentod fürs Vaterland.
Ein herber Schlag für die allein stehende Mutter und den betagten Großvater!
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…
1917 /1918
…
Ein Potsdamer Mädchen besuchte vom 18. Mai d.J. bis zu den Herbstferien die
hiesige Schule. Es wohnte zwecks Landaufenthaltes auf dem hiesigen Gute.
Zu Beginn des neuen Halbjahres wurde ein Berliner Mädchen, Irmgard Lamprecht
(unvorbereitet) neu aufgenommen. Das geistig rege Kind holte den halbjährigen
Vorsprung der hiesigen Kinder bald auf. 3 Kinder, 2 Knaben und 1 Mädchen, des
katholischen Gutsvogtes Haupt verließen die hiesige Schule, so dass die
Gesamtschülerzahl nunmehr nur 67 beträgt.
Am 24. Oktober durchbrachen unsere unwiderstehlichen deutschen Soldaten die
Italienische Isonzofront.
Innerhalb 14 Tagen war der größte Teil des italienisches Heeres am Tagliamento
vernichtend geschlagen. 300 000 Gefangene und über 2000 erbeutete Geschütze
krönten den herrlichen Sieg.. Aus diesem Anlass fiel der Unterricht aus.
Auch aus unserem Dörflein holte sich der wilde Krieg wieder seine Opfer.
Uffz. Magierski und Gefr. Bertgo starben
(ab hier als Abschrift gezeichnet)
in der gigantischen Flandernschlacht des Westens den Heldentod für ihr Vaterland.
In einer würdigen Gedächtnisfeier im Gotteshause gedachten wir der beiden
schlichten Helden.
In der Zeit vom 22. November bis 1. Dezember fiel der Unterricht in der Schule
aus, da der Lehrer Hollnack an einem Halsleiden erkrankt war.
Übermenschliches ist es, was unsere braven Feldgrauen dort draußen ertragen
müssen und geduldig tragen; aber auch von dem Deutschen im Heimatlande wird
schier Unerträgliches verlangt. Die notwendigsten Lebensmittel: Brot, Fleisch,
Kartoffeln, Butter und Fett sind so knapp geworden, dass es heute wohl keinen Tisch
im Vaterlande mehr gibt, auf dem nicht das eine oder andere fehlt. Mit 2000 g Brot,
60 g Butter, 250 g Fleisch in der Woche und 750 g Zucker im Monat muss sich eine
Person begnügen und zwar mit dem Vorbehalt noch, nicht einmal diese Mindestmenge zu erhalten. Ein Pfund Butter kostet 2,50 M, 1 Ei 0,30 M, Schuhe und
Bekleidungsstoffe sind zu angemessenen Preisen kaum noch zu erhalten. Der Arme
kann sich diese Seltenheiten nicht mehr leisten. Leider fehlt es in dieser schweren Zeit
auch nicht an unlauteren Elementen. „Wilde“ Händler, die aus der Not der
Bevölkerung ein Geschäft machen, kommen auch bis in unser Dörfchen, um an
Lebensmitteln alles Erreichbare aufzukaufen, das sie dann in den Städten zu
schimpflichen Preisen wieder verkaufen. Manch ein Bäuerlein verkauft ihnen 1 Pfund
Butter für den verlockenden Preis von 8,00 M oder Eier für 0,60 M das Stck.
…
(Abschrift beendet)
1918 / 1919
…
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Am 12. Juli wurden 3 Knaben und 4 Mädchen geimpft. Emma Bumbel ohne Erfolg.
Die blutigen Kämpfe im Frühjahr und Sommer haben aus dem Dörflein wieder neue
Opfer gefordert. Es wurden Gedächtnisfeiern abgehalten für die Gefallenen:
Pfeiffer, Hollick, Bischoff, Urbanz, Swora, der schon 1917 gefallen ist und so lange als
vermisst gemeldet war. Besonders schmerzlich war der Tod des Hollick, da die
bedauernswerten Eltern mit ihm den 2. Sohn auf dem Schlachtfelde verloren.
So Glück verheißend das Jahr durch unsere große Offensive im Westen begann, so
bitter geht es seinem Ende zu. Die Feinde, unterstützt durch das gewaltige Menschenund Maschinenmaterial der Vereinigten Staaten, gingen zum Gegenangriff über und
nahmen uns alle glänzenden Errungenschaften wieder ab. Noch täglich werden
unsere Truppen Schritt für Schritt zurückgedrängt. Bulgarien ist zusammengebrochen.
Die Türkei folgt ihm. Und Österreich ? - Unser Waffenstillstandsgesuch an Wilson
bleibt scheinbar erfolglos. Die Feinde wollen unsere Vernichtung. So leben wir
gegenwärtig in der bittersten Zeit des ganzen Krieges.
Eine gefährliche Krankheit, die Grippe in Verbindung mit Lungenentzündung, wütet
überall im Lande. Viele Menschen sterben täglich. Auch in unserem Dorfe starb daran
ein soeben auf Urlaub heimgekehrter Soldat.
…
Die bange Frage am Schlusse des vorigen Berichts ist durch unseres Volkes
Geschick schnell beantwortet worden. Verlorener Krieg, Vergewaltigung unseres
Vaterlandes durch die Feinde, Hunger, Bürgerkrieg und Streik im Inneren sind die
traurigen Erscheinungen der noch traurigeren Gegenwart. Armes Vaterland, soll dein
Schifflein gar nicht mehr die rettende Straße aus den Verderben bringenden Klippen
heraus finden, um wieder ruhig und gemächlich dahin segeln zu können?
In den trüben grauen Novembertagen kehrte unser tapferes, unbesiegtes Heer aus
Frankreich heim. Auch unsere wackeren Groß Döbberner Soldaten zogen unter
Girlanden in der lange ersehnten Heimat ein. Am 9. März veranstaltete die Gemeinde
ihnen zu Ehren ein schönes Fest.
…
Der Lehrer Hollnack hat auf Wunsch der Schulkinder von dem Ertrage der
Laubheusammlung zwei neue Schultafeln angeschafft, da die Gemeinde sich nicht
entschließen konnte, anstelle der beiden unbrauchbaren Tafeln – es waren schon
mehr unlackierte Kistendeckel – zwei neue zu beschaffen.
…
Seit Weihnachten 1918 hat das Dorf elektrisches Licht.
1919 / 1920
…
In den Beginn des neuen Schuljahres fiel die Unterzeichnung des schmachvollen
Friedens. Deutschland ist zum Sklaven seiner Feinde herabgesunken. Möge dermal
einst wieder die Zeit kommen, wo in der Schulchronik Erfreulicheres über unser armes
Vaterland berichtet werden kann! Anscheinend liegt diese Zeit noch in der fernsten
Zukunft, denn das deutsche Volk arbeitet sich gegenwärtig durch immer neue Streiks
12
und Unruhen noch tiefer in den Sumpf hinein. Jedenfalls ist das durch den Krieg
geschaffene Maß des Unglücks noch nicht voll genug. Der oberflächlich denkende
Teil unseres Volkes macht sich darob keine Sorge. Die Tanzsäle widerhallen von dem
Lärmen der vergnügungssüchtigen Jugend, die auf dem nicht mehr stumpf werdenden
Tanzboden fast Sonntag für Sonntag die unbezahlbaren Schuhe wetzt.
…
Seit Ende August herrscht in unserem Orte ziemlich heftig die Ruhr. Alte und Junge
liegen an der scheußlichen Krankheit darnieder.
…
Ein früher Winter mit reichlichem Schnee machte die rechtzeitige Herbstbestellung
unserer Felder unmöglich und verhinderte die restlose Kartoffelernte. Eine riesige
Menge von Kartoffeln musste im hart gefrorenen Boden verderben. Die großen Güter
wurden ganz besonders davon betroffen. Das ist für unsere ohnehin dürftige Lebensmittelversorgung ein herber Schlag. Die Lebensmittel sind nach anfänglichem Sturz im
Preise wieder in die Höhe geschnellt. Schuld daran trägt die unheilvolle Mark-Valuta
(1 Mark= 5 Pfg.). So kostet z. B. jetzt 1 Ei 1,20 M, 1 Pfd. Butter im Schleichhandel
20 M und mehr. Ebenso ist es mit den Preisen für Gebrauchsgegenstände und
Kleidung. Ein Anzug kostet 1.600 M, ein Paar Schuhe 500 M. Selig, wer ein Diogenes
sein kann, denn das Sonnenlicht haben wir wenigstens noch umsonst! Die Preise in
unserem Dorfe werden durch Berliner Händler, die allwöchentlich herkommen, hoch
getrieben. Die Gemeindevertretung hat zu Weihnachten 1919 ihrem Lehrer in
anerkennenswerter Weise eine Wirtschaftsbeihilfe von 400 M bewilligt.
Von dem Reste der Laubheugelder hat der Lehrer Hollnack ein Stereoskop mit 3
Serien Bildern und eine Serie Wandfriese angeschafft.
Die arg zerfahrene Hauptstraße unseres Dorfes wurde in diesem Frühjahr wieder neu
gepflastert. Das Ansehen unseres Dorfes hat sich dadurch wenigstens wieder etwas
gehoben.
Während des vorübergehenden Sturzes der Regierung und des damit in Verbindung
stehenden Generalstreiks um Mitte März zogen radikale Elemente aus den
Senftenberger Werken nach Cottbus, um mit Waffengewalt ihre krankhaften Ideen zu
verwirklichen. Bei Drebkau wurden sie von der Cottbuser Reichswehr gestellt. Es kam
zu einem blutigen Kampfe. Gewehrfeuer, Maschinengewehrgeknatter und Geschützfeuer schallten den ganzen Vor- und Nachmittag bis in unser Dorf. Die „Rote Garde“
wurde nach schweren Verlusten an Toten und Verwundeten auseinander gesprengt
und suchte das Weite. Einige Ausreißer kamen auch erschöpft in unser Dorf.
…
1920 / 1921
…
Ein echtes Stück Volkstum – möchte es nie verloren gehen! – bot sich dem
Beschauer vor dem Dorfe am Klein Buckower Wege, als die Bauernburschen auf
ihren teilweise recht ungeschlachten und störrigen Gäulen durch eine Ehrenpforte
ritten und mit einem langen Stabe versuchten, den oben befestigten Kranz auf die
Stange zu bekommen.
13
…
Der diesjährige Winter war äußerst mild. Schnee gab es nur wenig und auf kürzere
Zeit.
Für die hiesige Schule wurde auch ein Elternbeirat gewählt. Es gehören ihm an:
Wilhelm Winzer, Hermann Lollick, Hermann Behla, Frau Docter und Frau Noel.
Über Zweck und Aufgabe dieser Einrichtung machten sich einige einfältige Eltern ein
falsches Bild und glaubten, durch den Elternbeirat dem Lehrer ihren Willen aufzwingen zu können. Sie wurden schnell eines Besseren belehrt.
…
Turmuhr repariert durch Fritz Pilan, Fertigstellung März 1921. Ging aber nur ungefähr
1 Jahr.
1921 / 1922
Das neue Schuljahr begann am 4. April.
Es wurden 9 Mädchen und 5 Jungen neu aufgenommen.
Die Zahl der Schulkinder beider Klassen beträgt jetzt 86,
40 Knaben und 46 Mädchen.
Im Juni wurde die an der Schule vorbeiführende Verbindungsstraße erneuert,
ebenso wurde der vor dem Schulgarten stehende Schmutztümpel durch
Ausschachten in einen Teich verwandelt.
Im Juli unternahm die Klasse gemeinsam mit den Schülern zu Klein Döbbern und
Groß Oßnig einen Ausflug nach Muskau.
Durch eine Haussammlung, die den unerwarteten Betrag von annähernd 600 M
ergab, wurde es der Schule möglich gemacht, nach langen Jahren wieder ein
Schulfest zu veranstalten, es fand an einem Augustsonntag statt.
Vor den Herbstferien herrschte in verschiedenen Häusern die Diphterie. Die
Krankheit verlief überall ohne ernstliche Folgen.
Im Laufe des Sommers wurde auf der Groß Döbberner Flur nach Kohle gebohrt,
die Ergebnisse sollen im Süden des Ortes günstig gewesen sein. Die Kohle liegt in
einer durchschnittlichen Tiefe von 50 m. Die „Ilse“ hat schon mit einigen hiesigen
Waldbesitzern Kaufverträge abgeschlossen. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr all zu
fern, wo sich unsere stille und schöne Heimat in eine öde und reizlose
Industriegegend verwandelt!
…
Der Lehrer Hollnack vergrößerte seinen Hausgarten um das Stück an der Westseite
des Schulhauses. Es gehörte früher schon einmal zum Lehrergarten, war aber unbegreiflicherweise vom früheren Lehrer Winkelmann zur Erweiterung des Friedhofes
freiwillig abgetreten worden. Seit der letzten Beerdigung waren über 30 Jahre
vergangen, und so kultivierte der augenblickliche Stelleninhaber das verwilderte Land
und pflanzte aus eigenen Mitteln 7 Obstbäume an. Mögen sie dem Nachfolger Nutzen
bringen! Auch den Hauptgarten am Hofe kultivierte er zum größten Teile, da der
ganze Abschnitt am Teiche eine Wildnis von Weiden und anderem unnützen
Gesträuch war.
Am 9. April fand die Konfirmation statt. Es wurden 6 Knaben und 7 Mädchen
eingesegnet. Hinsichtlich der Leistungen war es ein durchschnittlicher Jahrgang.
14
1922 / 1923
…
Am 7. August zog am Nachmittag ein schwarzes Unwetter über unser Dorf herauf.
Hagelkörner von der Größe einer Haselnuss prasselten eine Viertelstunde lang zur
Erde, und Blitze durchfurchten unaufhörlich die schwarzen Wolkenmassen, die ihre
Wassermengen schleusenartig zur Erde vergossen (26 mm Regen). Nach einer
Stunde war wieder das prächtigste Wetter und nur die noch lange die Erde
bedeckenden Eiskörner zeugten von dem Unwetter. Leider waren empfindliche
Pflanzen (Gurken und Rüben) ganz zerfetzt, der noch stehende Hafer war an vielen
Stellen buchstäblich gedroschen, auch das Obst vieler Bäume war derart zerschlagen, dass es in den nächsten Wochen nach dem Hagelschlag auf den Bäumen
verfaulte, z.B. der kleine Birnbaum an der Pumpe auf dem Schulhofe hatte ca. 1 ½
Zentner Birnen, von denen aber nur ein paar Pfund geerntet werden konnten.
Auf Antrag des Kreistages beschloss die Gemeindevertretung im August 1923,
eine Chaussee von hier nach Klein Döbbern zu bauen, die dann von dort nach
Groß Ossnig weiterführen soll. Die Gemeinde hat dazu nach dem bisherigen
Voranschlag ca. ½ Million beizutragen, die in 30 Jahren durch Aufbringen von jährlich
30.000 M Zinsen getilgt werden soll. Ein Glück, dass die Gemeindevertretung nicht in
den Bahnen ihrer Vorfahren wandelte, die den Bau für wenig Geld einstmals
dummerweise ablehnten. Wäre nämlich der frühere Plan durchgeführt worden, verliefe
die heutige Cottbus-Spremberger Kreis-Chaussee von Groß Ossnig über Klein - und
Groß Döbbern, Klein - und Groß Buckow nach Spremberg, wie prächtig wäre das!
Auch die Cottbus – Neuhausen – Spremberger Eisenbahn würde durch Groß Döbbern
führen, wenn unsere dummen Groß Döbberner des vorigen Jahrhunderts nicht so
kulturfeindlich gewesen wären.
…
1923 / 1924
…
Anfang Mai trafen 11 Ruhrkinder hier ein, die von einigen Bauern im Orte
aufgenommen wurden. Da die Kinder jedenfalls längere Zeit hier bleiben werden,
müssen sie auch die Schule besuchen.
Der diesjährige Sommer war wieder recht nass und kalt. Die Sonne war nur sehr
wenig zu sehen. Der Juni war z.B. der kälteste unter allen Juni-Monaten seit
Jahrhunderten. Die durchschnittliche Tagestemperatur dieses Monats betrug noch
nicht 15°, fast jeder der 30 Tage war ein Regentag. Der Juli brachte einige Tage mit
hochsommerlicher Hitze. Die gesamte Ernte wurde durch dieses Wetter um 14 Tage
hinausgeschoben. Trotzdem war aber die Heu- und Getreideernte eine gute, nur die
Kartoffelernte scheint unter dem Durchschnitt zu stehen.
…
Im Frühjahr verkauften mehrer Groß Döbberner Waldbesitzer ihr auf Klein
Buckower Flur gelegenes Waldgelände an die „B.A.Ilse“ zur Ausbeutung der darunter
liegenden Kohle. Der Abbau soll erst nach 30 Jahren erfolgen. Nach dieser Zeit wird
also unsere Heimat auch Industriegegend werden.
15
Am 16. September veranstaltete die Schule ein Schulfest. Die Kinder hatten schon
einige Wochen zuvor im Dorfe Geld und Eier gesammelt. Die Eier wurden verkauft, so
dass für 54 Millionen nützliche Geschenke gekauft werden konnten.
2. Halbjahr.
Zu Beginn des 2. Halbjahrs wurden die Ruhrkinder wieder in die Heimat entlassen. Mit
reichen Geschenken beladen, verließen die Kinder glückstrahlend das gastliche Dorf,
das ihnen trotz aller entgegengebrachten Liebe und Aufmerksamkeit die Heimat nicht
ersetzen konnte. Nur ein Knabe hatte das richtige Empfinden für all das Gute, das ihm
das Haus seiner Pflegeeltern gegeben hatte; und so entschied er sich fürs
Hierbleiben. Noch heute, am Ende des Schuljahres, weilt er hier und fühlt sich als
heimatberechtigter Groß Döbberner.
Der Verfall unserer Markwährung schritt in den Monaten Oktober und November mit
rasender Geschwindigkeit fort. Der Dollar kletterte auf die nicht auszudenkende Höhe
von 4.2 Billionen. Unser gesamtes Wirtschaftsleben stand im Zeichen eines verzweifelten Hastens und Jagens, denn ein jeder wollte die Milliarden- und Billionenscheine, die von der Notenpresse kaum mehr in gewünschter Menge hergestellt
werden konnten, so schnell wie möglich absetzen, da sie in wenigen Stunden beträchtlich an Wert verloren. Trotzdem häuften sich in jedem Haushalt die Papiergeldscheine, die, da nicht rechtzeitig ausgegeben, überholt und wertlos geworden waren.
Die Denkmalangelegenheit hat wieder eine günstige Wendung genommen.
Bildhauer Klengler veranlasste eine Sitzung des Denkmal-Ausschusses und erklärte,
dass er bereit sei, ein neues Denkmal auf seine Kosten herzustellen. Bis zum
15. Februar 24 wolle er es liefern. Seine Erklärung gab er schriftlich ab, so dass die
Angelegenheit nunmehr als gesichert betrachtet werden kann. Den Termin der Fertigstellung hat er allerdings nicht innehalten können, da ihn das ungünstige Wetter
behinderte.
…
1924 / 1925
…
Die Elternbeiratswahl verlief wieder ergebnislos. Die hiesige Bevölkerung hat
anscheinend gar kein Interesse für diese schulische Einrichtung.
Am 1. Mai schied der Nachbarlehrer Skorna, Klein Döbbern, aus dem Amte um in
den wohlverdienten Ruhestand überzugehen. Er war während der mehrfachen
Vakanzzeiten an der hiesigen Schule oft als Vertreter tätig.
Am 1. Juni feierte der MGV „Eintracht“ (Männer-Gesang-Verein) sein 10. Stiftungsfest,
zu dem 13 Vereine der Umgebung als Gäste eintrafen und das Fest durch
Gesangsvorträge verschönern halfen.
Auf Antrag des Lehrers Hollnack ließ der Gemeinde-Kirchenrat das Eckzimmer
neben der Küche renovieren und den Ofen umsetzen.
Das Denkmal steht nun endlich fertig da, nachdem sich die letzten Arbeiten noch
bis in den Herbst hineinzogen. An eine groß angelegte Weihe ist wohl nicht mehr zu
denken, da das Interesse der Einwohnerschaft wegen der kläglichen Durchführung
des ganzen Werkes sichtlich erlahmt ist. Der auf der Spitze des Steines angebrachte
Adler ist ein Geschenk des Grafen v. Pückler.
…
16
Die lang ersehnte und längst geplante Chaussee von Groß Oßnig nach Groß
Döbbern soll in diesem Jahre nun doch noch gebaut werden. Der Kreisausschuss hat
es jedenfalls in seiner letzten Sitzung beschlossen.
Palmarum, 5. April, fand die Konfirmation von 5 Knaben und 6 Mädchen statt.
Nachtrag: Am 27. Nov. besuchte der Kreisschulrat, Schulrat Clahse die Schule.
1925 / 1926
…
Mit dem Chaussee-Bau wurde nach der Ernte begonnen. Der Hauptverkehr
zwischen Groß Döbbern – Cottbus vollzieht sich jetzt auf dem alten Fuhrmannswege.
Auf mehrer Anträge des Verbandsvorstehers Hollnack hin erhielt der
Schulverband im Laufe des Jahres 6 Ergänzungszuschüsse in der Gesamthöhe von
4.100 RM, darunter waren allein 2.600 RM für Anschaffung von Lehr- und Lernmitteln
und für Reparaturen am Schulhause bestimmt. Lehrer Hollnack war es dadurch
möglich, zahlreiche wertvolle Anschaffungen für die Schule zu machen (u.a. 2 neue
Schränke, ein Lichtbildwerfer, zahlreiche Anschauungsbilder, Apparate, Landkarten,
Wandbilder usw.) Auch die Lehrerwohnung wurde zum größten Teil renoviert.
Am 1. September unternahm die 1. Klasse gemeinsam mit der Schule Groß Ossnig
eine Fahrt durch den Spreewald.
…
1926 / 1927
Das neue Schuljahr begann am 12. April.
Neu aufgenommen wurden 5 Knaben und 15 Mädchen
Die Schülerzahl beträgt 64.
I. Klasse
10 Knaben 19 Mädchen
= 29 Schüler
II. Klasse
11 Knaben 24 Mädchen
= 35 Schüler
…
Im Juni wurde die neue Chaussee Groß Oßnig – Groß Döbbern dem Verkehr
übergeben. Das neue Werk bedeutet für den Verkehr von und nach unserem bisher
abgeschlossenen Ort eine Errungenschaft, die man nicht hoch genug bewerten kann,
wenn man bedenkt, was für eine Folter der alte Landweg mit seinen mächtigen
Steigungen, seinem Sande und Morast für Menschen und Zugtiere gewesen ist.
In den nächsten Jahren soll die Chaussee von ihrem vorläufigen Endpunkte an der
Schäferei nach Rehnsdorf - Jehserig weiter geführt werden. Die Gemeinde hatte zu
dem Chausseebau bisher 3.500 RM beizutragen und wird voraussichtlich noch einmal
die gleiche Summe aufzubringen haben.
…
Der diesjährige Sommer war einzigartig. Nach anfänglich schönem Frühling setzte
in der zweiten Maihälfte ein Unwetter ein, das uns ungeheure Niederschläge in Verbindung mit empfindlicher Kälte brachte. Die Regengüsse dauerten den ganzen
Sommer an. Den Höhepunkt erreichten sie im Juni, der mit seinen hierorts gemessenen Regenmengen von 219.5 mm Höhe einen Rekord geschlagen hat. Die höchste
Tagesmenge betrug 42 mm, gemessen am 15. Juni. Die Folge dieser Niederschlags-
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mengen war eine Hochwasserkatastrophe im östlichen Teile unseres Vaterlandes
(Oder, Elbe, Spree), die sogar über die von 1897 hinaus ging. In unserer Nähe stand
z.B. das ganze Spreetal bei Neumühle unter Wasser. Die gesamte so überaus reiche
Heuernte wurde vernichtet, Getreide- und Kartoffelfelder wurden in den Überschwemmungsgebieten zerstört. Auch in den nicht betroffenen Gegenden wurden
Getreide und Kartoffeln durch die andauernde Nässe arg mitgenommen, so dass die
anfänglichen Hoffnungen auf eine Rekordente – im Mai standen die Felder glänzend –
zunichte wurden. Die Getreideernte ergab dann auch einen geringen Körnerertrag für
unsere Gegend, und die gegenwärtige Kartoffelernte scheint eine ausgesprochene
Missernte zu werden. Hiesige Landsleute haben nicht einmal die Hälfte der sonstigen
Normalmenge an Kartoffeln geerntet.
…
1927 / 1928
Das neue Schuljahr begann am 25. April.
Neu aufgenommen wurden 4 Knaben und 6 Mädchen.
Die Schule zählt jetzt 63 Schüler
I. Klasse
11 Knaben 16 Mädchen
= 27 Schüler
II. Klasse
10 Knaben 26 Mädchen
= 36 Schüler
Um Pfingsten wurde die arg zerfahrene Straße am Eingange des Dorfes erneuert.
Im Dorfe regt sich seit Beginn des Jahres allenthalben eine lebhafte Bautätigkeit.
Überall entstehen neue Gebäude und Gebäudeteile, manch altertümliches Bauwerk
verfällt damit der Vergessenheit.
Die Schule zu Groß Ossnig hat - wie alle Schulen mit 50 – 60 Schülern - einen
Hilfslehrer erhalten. Groß Döbbern ist davon ausgenommen, weil die Schülerzahl 60
überschreitet , und für solche Schulen nur die Anstellung eines zweiten Lehrers in
Frage kommt.
Der im Jahre 1925 gegründete Sportklub hat mit Unterstützung des
Lehrers Hollnack in mühevoller Arbeit aus dem bisherigen unbrauchbaren Turnplatz
der Schule einen idealen Sportplatz geschaffen. Nur durch tatkräftige Unterstützung
der für das Werk gewonnenen Gemeindevertretung, des Kreisausschusses zu
Cottbus und der Regierung zu Frankfurt/O. war es dem kleinen Verein möglich, die
Anlage, die mit erheblichen Kosten verbunden war, fertig zu stellen. Am 14. August
war die Einweihung des Platzes. Auswärtige Vereine, insbesondere Cottbuser, hatten
ihre Mannschaften zu Wettkämpfen entsandt. Der Tag war ein schöner Erfolg für den
hiesigen Verein.
…
1928 / 1929
…
Der von der hiesigen Gutsverwaltung wegen seiner politischen Einstellung befehdete Lehrer Hollnack wurde vom Inspektor Grützmacher - der übrigens noch nicht
2 Jahre hier ansässig ist - verklagt , weil er auf einem naturkundlichen Unterrichtsgange mit seinen Schülern den Gutshof betreten hatte. Lehrer Hollnack hatte das
vordem 12 Jahre hindurch ungestraft tun dürfen. Die Benutzung des Gutshofes ist
18
zudem seit alters her Brauch, um den Drebkauer Weg zu erreichen, andernfalls hätte
man einen Umweg von 10 Minuten zu machen. Gleichzeitig erstattete der
Förster Johns Anzeige, weil Lehrer Hollnack mit seinen Schülern den Gutsforst
widerrechtlich betreten hätte. In der Verhandlung am 15.9. rügten Richter und
Staatsanwalt diese Kampfesweise der Kläger und betonten, dass es höchst anerkennenswert sei, wenn der Lehrer seinen Unterricht nicht nur an das Klassenzimmer
bindet, sondern seine Schüler in die Natur hineinführt, ihn daran hindern zu wollen
und gar Anzeige zu erstatten, sei unbegreiflich. Lehrer H. musste gegen den Willen
des Gerichts mit 2,- RM im ersten Falle bestraft werden, da am Gutseingang eine
Verbotstafel angebracht ist, die von ihm – wenn sie auch für andere Leute nicht gilt –
beachtet werden musste. Im zweiten Falle erfolgte Freisprechung. Auf ein Gesuch des
Lehrers an den Besitzer des Rittergutes, Graf Pückler, Branitz, um die Erteilung der
Erlaubnis, den Weg durch den Gutshof weiterhin benutzen zu dürfen und die Gutsflur
betreten zu dürfen, erfolgte für eins Absage und für zwei Zusage. Die Sachlage ist
nunmehr so, dass der Lehrer des Ortes als einziger Mensch keinen Zutritt zum Gutshofe hat. – Ben Akiba hat einmal weniger recht!
…
Der Winter war seit Menschengedenken der härteste, den es jemals gab. Er setzte
Mitte Dezember ein und dauerte ununterbrochen bis weit in den März hinein. Dabei
war er von so grimmiger Kälte, dass den Leuten das Feuerungsmaterial aus ging.
Ersatz konnte nicht beschafft werden, dass die Gruben stillgelegt werden mussten. In
Feldern und Wäldern verendete das Wild vor Hunger und Kälte. In den Ställen kam
das Vieh vor Kälte teilweise um. Viele Bäume erfroren in den Obstgärten, z.B. alle
Walnussbäume und z. T. die Birn- und Kirschbäume. Sämtliche Pfirsichbäume und
Weinstöcke gingen ein. Die Schulen mussten geschlossen werden, da die Klassenzimmer nicht mehr auf die normale Temperatur zu bringen waren. Die Saat litt infolge
der dicken Schneedecke glücklicherweise wenig. Am grimmigsten war der Februar,
zeigte er doch Temperaturen bis zu – 31°.
Mit der Kälte im Zusammenhange stand das große Sterben in unserem Orte.
Innerhalb weniger Wochen waren 11 Beerdigungen, bei einem Jahresdurchschnitt
von 3, eine enorme Zahl. Den bei den meisten Beerdigungen mitwirkenden Musikern
froren auf dem Wege zum Friedhofe mehrmals die Instrumente ein, so dass es mit
ihrer Kunst aus war.
Am 24.3. fand die Konfirmation statt. 8 Mädchen und 5 Knaben wurden konfirmiert.
Es war ein prächtiger Jahrgang – weniger die Knaben – mit dem zu arbeiten eine
wahre Freude war.
Der bisherige Gutsbezirk wurde auf Grund des Eingemeindungs-Gesetzes am 1.
Oktober aufgelöst und der Gemeinde einverleibt.
1929 / 1930
…
Am 24.4. wurden die Schulkinder vom Kreiskommunalarzt Dr. Hippler, Cottbus,
untersucht. Der Gesundheitszustand ist befriedigend. Auffallend viele Kinder haben
Wucherungen im Nasen-Rachenraum oder vergrößerte Mandeln. Leider sind die
Eltern in den meisten Fällen nicht dazu zu bewegen, solche Übel durch operativen
Einsatz beseitigen zu lassen.
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Zum 1. Mai wurde die 2. Lehrerstelle eingerichtet. Mit der Verwaltung wurde der
Schulamtsbewerber Rudolf Lenk aus Fürstenwalde beauftragt. Das Schulvorstandsmitglied Oskar Docter stellte ihm einen Wohnraum in seinem Hause zur Verfügung.
Der Unterricht wird vorläufig in dem einzigen Klassenraum vormittags und nachmittags erteilt. Der Schulvorstand beabsichtigt, in dem jedenfalls in den Besitz der
politischen Gemeinde übergehenden alten Pfarrhause ein 2. Klassenzimmer als Notbehelf einzurichten, da mit einem Erweiterungsbau am Schulhause augenblicklich
wohl noch nicht gerechnet werden kann.
Am 26. 5. fand die Fahnenweihe des 1914 gegründeten MGV „Eintracht“ statt.
Gegen 25 Brudervereine waren zum Feste erschienen. Blühender Mai, strahlender
Himmel und froher Männergesang machten den Tag zu einem Außerordentlichen für
das Leben in unserem Orte.
Seit dem 1. Mai ist der hiesige Gemeindevorsteher Hensen zugleich Amtsvorsteher
des Amtes Klein Döbbern. Auf Vorschlag des Lehrers Hollnack , der Mitglied des
Kreistages ist, wählte ihn letzterer mit einigen Stimmen Mehrheit gegen Großbauer
Feike, Klein Döbbern. Dieser Ausgang der Amtsvorsteherwahl überraschte
bedauerlicherweise einen ansehnlichen Teil der Bevölkerung Groß und Klein
Döbberns sehr unangenehm. Ja, der hiesige Gutsverwalter und die ihm nahe
stehenden Leute fühlten sich sogar veranlasst, die Bestätigung des neuen Amtsvorstehers durch Verleumdungen beim Landrat zu hintertreiben. Ihre Machinationen
wurden aber durchschaut. Sie hatten keinen Erfolg.
Die Schäden des strengen Winters treten jetzt erst deutlich in Erscheinung. Die
alte schöne Rüster am Buckowitzschen Grundstück – durch ihr hohes Alter und ihre
ungeheure Mächtigkeit ein Schmuckstück des Dorfes – hatte sich noch einmal
spärlich belaubt, um sodann abzusterben. Schade um dieses ehrwürdige Stück
Heimatgeschichte!
…
In der ersten Sitzung des neuen Kreistages fanden die Neuwahlen der Amtsvorsteher statt. Leider war es dem Kreistagsmitgliede Lehrer Hollnack nicht möglich,
die Wiederwahl des Amtsvorstehers Hensen durchzusetzen. Er unterlag diesmal dem
Großbauern Feike Klein Döbbern.
Die neue Gemeindevertretung ließ im Frühjahr den vor der Schule gelegenen
Dorfteich, der bis dahin ein Schmutztümpel und Seuchenherd übelster Art war, für
Feuerlöschzwecke sachgemäß ausbauen. Die Arbeit wurde von den Gemeindemitgliedern selbst ausgeführt. Die Gemeindevertretung verpachtete den Teich zur
Fischereinutzung an den Lehrer Hollnack. Dieser hat dafür die Einfriedung und
Instandhaltung der Uferböschung zu übernehmen. Lehrer Hollnack besetzte den
Teich mit Karpfen. Seine Gegner versuchten wiederum, ihm auch hierbei Schwierigkeiten zu bereiten.
Der diesjährige Winter war von außerordentlicher Milde. Das Thermometer sank
nur vorübergehend und ganz wenig unter den Nullpunkt, da in der 2. Dezemberhälfte
einmal auf – 7° (morgens) und im Februar auf – 6° (morgens). Schnee fiel nur in
Verbindung mit Regen. Die tiefste Durchschnittstemperatur unter den Wintermonaten
erreichte der Februar mit + 0,3°.
Das Schuljahr schloss am 10 April. Am gleichen Tage wurden 1 Knabe und 2 Mädchen schulentlassen.
1930 / 1931
20
Das neue Schuljahr begann am 24. April. Zur Neuaufnahme kamen 7 Knaben und 6
Mädchen.
Die Schule zählte zu Beginn des Schuljahres
73 Schüler
I. Klasse
3 Knaben 19 Mädchen
= 22 Schüler
II. Klasse
23 Knaben 28 Mädchen
= 51 Schüler
…
Das Schulzimmer erhielt während der Sommerferien einen modernen Anstrich –
ausgeführt vom Maler Gehler, Drebkau. Während der Herbstferien wurden die alten
Schulbänke ersetzt durch moderne Schultische mit Stühlen (geliefert von der
Schulmöbelfabrik A.G. in Oehringen, Württ.). Ferner wurde ein eisernes Turngerüst
und ein eiserner Barren angeschafft. Durch diese Neuerwerbungen - bestritten aus
den Ergänzungszuschüssen von 1929 – ist die Schule nunmehr mit sämtlichen wichtigen Hilfsmitteln des modernen Schulbetriebes in der Landschule ausgestattet.
Die Kirchengemeinde ließ im August das Holzwerk des überspringenden Daches
vom Schul- und Stallgebäude, einschließlich Türen, mit einem neuen Ölanstrich
versehen.
Die Reichsjugendwettkämpfe der Schule wurden am 10. September abgehalten.
Als Sieger gingen hervor:
1. Altersklasse :
Albert Wenzel
mit 46 Punkten
Kunigunde Heinrichs
mit 41 Punkten
Martha Ulbrich
mit 41 Punkten.
2. Altersklasse:
Gerda Hansow
mit 53 Punkten
…
Der diesjährige Winter zeichnete sich bei nicht sonderlich fühlbarer Kälte durch
recht lange Dauer aus. Er setzte kurz vor Weihnachten ein und reichte bis in die erste
Aprilwoche. Niedrigste Tagestemperatur – 10°.
Die Arbeitslosigkeit nahm im Winter einen fast katastrophalen Umfang an.
Überall in Stadt und Land unzählige Menschen, die so gern arbeiten möchten, die
aber feiern müssen, da sich ihnen keine Arbeitsmöglichkeit bietet.
5 Millionen Erwerbslose in Deutschland (USA und England nicht viel weniger).
„Wirtschaftskrise in der Welt!“ lautet das Schlagwort der Tagespressen. Auch in
unserem Ort standen nur noch einige wenige Männer und Burschen in einem festen
Arbeitsverhältnis. Wöchentlich fährt die ansehnliche Schar der Unterstützungsempfänger zum Arbeitsamt Cottbus zur Kontrolle und Erhebung der Arbeitslosenunterstützung. Sie fahren zum „Stempeln“, sagt der Volksmund.
Sonntag, Palmarum, wurden 2 Knaben und 7 Mädchen konfirmiert.
Mit den 9 Kindern wurde ein äußerst schwacher (geistig) Jahrgang schulentlassen.
Das alte Schuljahr schloss am 31. März.
1931 / 1932
…
Am 14.7. unternahmen die I. Klasse gemeinsam mit der von Klein Döbbern eine
Autobusreise nach Meißen. Den Kindern wurde eine Fülle neuer Vorstellungen
geboten durch Besichtigung der alten Stadt, der Porzellan-Manufaktur, der Albrechts-
21
burg bzw. des Domes, durch eine Dampferfahrt nach Kötschenbroda und anschließendem Besuch des Wildparks Moritzburg.
Drei Wanderungen (4.5., 16.6. und 22.8.) führten die I. Klasse an der Spree entlang
stromauf nach Wilhelmstal bei Spremberg, stromab nach Gallinchen und zu einem
Missions-Lichtbildervortrag nach Neuhausen.
Der Sommer bescherte uns ein recht unbeständiges Wetter. Die Ferien verregneten
zum großen Teil. Die Getreideernte befriedigte nicht ganz, um so reicher fiel die
Kartoffelernte aus.
Herbstferien waren vom 19.9. bis 12.10.
2. Halbjahr:
Wie schon vor Jahren bildete sich infolge des gewaltigen Landhungers unter den so
genannten kleinen Leuten des Ortes erneut eine Siedelungsgemeinschaft mit dem
Ziele des Landerwerbs vom hiesigen Rittergute. Graf von Pückler zeigte keine
Neigung, den Wünschen der Antragsteller entgegen zu kommen, auch das angerufene Kulturamt regte sich erst, nachdem eine Beschwerde an den Minister ergangen
war. Die darauf hin zustande gekommene Verhandlung unter Leitung des Kulturamtes
führte nur zu einem vorläufigen und für die meisten Antragsteller unbefriedigenden
Ergebnis. Die über Volk und Land hereinbrechende unsagbare Wirtschaftsnot brachte
in der immer noch schwebenden Angelegenheit der Siedelung eine grundlegende
Änderung. Reichsgraf von Pückler, ein abgesagter Feind der Siedelung auf seinem
Gute, musste nunmehr – selbst in größte Not geraten (sein Rittergut Kahren ist ihm
schon entglitten) – den hiesigen Siedlern von sich aus Land anbieten, um sich
dadurch wirtschaftlich wenigstens etwas zu befreien. Jedoch war jetzt auch den
Siedlern größtenteils der Mut und auch die Möglichkeit zum Landerwerb durch die Not
mit ihrer Arbeitslosigkeit und dem Kapitalmangel entgangen. Obgleich der mit dem
Verkauf beauftragte Rechtsanwalt sich in zwei Verhandlungsterminen die größte
Mühe gab, recht viele Käufer heranzuziehen, fanden sich nur wenige ein.
…
1932 / 1933
…
Am 22 Mai feierte die hiesige Kriegerverein in großzügigster Weise sein
50-jähriges Bestehen. Zahlreiche Brudervereine nahmen daran teil. Eine besondere
Ehrung wurde dem Vorsitzenden Gustav Buckowitz zuteil, der den Verein in diesem
Jahre wohl 40 Jahre leitet.
Ein großes Sportwerbefest veranstaltete der hiesige Sportklub am 17. Juli. Auch
hierzu waren zahlreiche Sportvereine erschienen, die in leichtathletischen Kämpfen
und in Kampfspielen ihre Kräfte auf dem schönen Sportplatze maßen.
Seit Anfang August grassiert im Reiche hier und dort die gefürchtete
Spinale Kinderlähmung. Besonders arg tritt sie auch in unserer Niederlausitz
(Industriegebiet im Kreise Calau) auf. Seit Mitte September hat sie auch auf Kreis und
Stadt Cottbus übergegriffen, allerdings handelt es sich bloß um Einzelfälle, aber
dennoch ist die Beunruhigung der Bevölkerung riesengroß. Die Cottbuser Schulen
wurden am 22.9. vorzeitig geschlossen. Im Krankenhause Cottbus verstarb daran
sogar eine erwachsene Person. Im Jahre 1928 erkrankten daran in unserem Orte ein
Kind, das trotz allen ärztlichen Mitteln und Versuchen noch heute linksseitig Handgelenk und Bein - gelähmt und geistig minderwertig ist. Damals hörte man nichts
von einer Ansteckungsgefahr wie heute.
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Das wirtschaftliche Elend unseres Vaterlandes und die damit in Verbindung
stehende Arbeitslosigkeit haben gegen das Vorjahr noch größere Dimensionen
angenommen. Fast 6 Millionen Deutschen wird das heilige Recht auf Arbeit durch
unglückseligste Verkettungen in der Weltwirtschaftspolitik vorenthalten. Entsetzliche
Nöte in den Familien der Proletarier, täglich wachsende Zahlen von Freitoden der an
ihrem Schicksal Verzweifelten! Das sind heute Alltagserscheinungen in unserem
zerquälten Volke. Und keiner bleibt unberührt von dieser furchtbaren Drangsal.
Dem Landwirt entgleiten die Erzeugnisse förmlich infolge der empörend niedrigen
Preise, dem Beamten zerrinnt mehr und mehr das Einkommen durch Gehalt
mindernde Notverordnungen, dem Gewerbetreibenden entschwinden die Kunden
wegen Geldmangels und dem Kleinunternehmer zerschmilzt das Betriebskapital durch
enormen Steuerdruck. Seit Kurzem versucht man die wie Sträflingen
herumlungernden jugendlichen Arbeitslosen durch freiwilligen Arbeitsdienst in den
Arbeitsprozess einzuspannen. Mit 9,- RM Wochenentgelt ziehen diese Kerlchen heim,
auch die aus unserem Orte und fühlen sich wie kleine Könige; vergnügt, seit Langem
wieder einmal selbst verdientes Geld in der Tasche zu haben.
Unsere Orgel wurde Anfang September vom Orgelbauer Klenke, Kunzendorf bei
Sorau, repariert. Vor allem wurden auch die seit dem letzten Kriegsjahre fehlenden
Prospektpfeifen, die – da aus Zinn – zur Kriegsmaterialherstellung Verwendung
fanden, wieder ersetzt. Die gesamten Reparaturkosten beliefen sich auf rund
350,-RM. Die Orgel hat jetzt wieder einen schönen Klang.
Der Sommer machte seinem Namen im ersten Teile wenig Ehre. Er war meist trüb
und kühl. Selbst der Juli war arm an Sonnenschein, wenn auch ausreichend warm.
Das eigentliche Sommerwetter brachte der August, der seit Menschengedenken nicht
so sonnig und glühend heiß war wie in diesem Jahre. Die Höchsttemperaturen wurden
am 20. und 21. Aug. gemessen mit 34° und 35° mittags im Schatten. Geregnet hat es
hier während der Hitzeperiode gar nicht. Erdreich, Menschen, Tiere und Pflanzen
lechzten nach Regen und Abkühlung. Der Mai führte durch ausgiebige und
anhaltende Niederschläge zu stärkster Lagerung des Getreides.
Mitunter sahen ...
Hiermit endet die Aufzeichnung der Schulchronik des Ortes Groß Döbbern durch den
damaligen Lehrer Hollnack.
Die ausführliche Schulchronik mit vollständigem Text und Ergänzungsanlagen
des ehemaligen Lehrers K. – H. Roick und der Geschwister H. und Ch. Staude
ist beim Förderverein „Altes Pfarrhaus Groß Döbbern“ e. V. erhältlich und zeigt
noch viele historisch interessante Aspekte der Gemeinde auf.