Reiseziel Venedig
Transcription
Reiseziel Venedig
landmarks nature urban life Reiseziel Venedig Reisegefährten Kunst Kultur Denkmäler Gaumenfreuden Farben Düfte Natur Landschaft Meer VENEDIG... immer eine Reise wert Der Name dieser zum Welterbe gehörenden Stadt ist auch in den entferntesten Ecken der Welt bekannt. Sie ist ein Symbol einmaliger Schönheit, das jeder wenigstens einmal im Leben besuchen möchte. Venedig ist es gelungen, malerische verborgene Winkel zu bewahren, die nur darauf warten, von achtsamen Besuchern, die es nicht eilig haben, entdeckt zu werden. In der über tausendjährigen Geschichte der Lagunenstadt ließen sich viele berühmte Persönlichkeiten von ihren Kirchen, ihren Palazzi und den darin bewahrten Schätzen in ihren Bann ziehen. Der Canal Grande ist der berühmteste Wasserweg der Welt, an dem auf engstem Raum unzählige Wunderwerke der Architektur und facettenreiche Lichtreflexe aufeinander folgen. Venedig ist keine Reise, sondern ein Erlebnis, das den Besucher immer wieder aufs Neue verzaubert. PIAZZA SAN MARCO CANAL GRANDE RIALTO ACCADEMIA SAN GIORGIO MAGGIORE GIUDECCA COLLEZIONE PEGGY GUGGENHEIM BASILICA DEI FRARI CAMPO SANTA MARGHERITA ARSENALE und CASTELLO MURANO, BURANO, TORCELLO LIDO VENEDIG... wann, was, wer, wo Ein Spaziergang durch venezianische Gassen ist wie das Eintauchen in ein Lehrbuch der Kunstgeschichte. Jeder Winkel birgt eine Überraschung und auch dem zerstreutesten Besucher bleibt die Besonderheit der wirklich außergewöhnlichen, und im Laufe der Jahrhunderte nahezu unveränderten Stadtstruktur nicht verborgen. Venedig hat seine ursprüngliche Prägung nicht verloren und viele Stadtansichten, die auf berühmten Gemälden alter Meister zu sehen sind, haben sich im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert. Auf den hier vorgeschlagenen Routen sollte man nicht nur mit den Augen besichtigen, sondern auch den zufälligen Unterhaltungen in den Gassen, dem Klang der venezianischen Mundart lauschen, die auch heute noch in allen Winkeln der Stadt erklingt. VERANSTALTUNGSKALENDER… 2014 FEBRUAR-MÄRZ Karneval von Venedig La natura fantastica (Wunderbare Natur) 15. Februar-4. März APRIL Ostern 20. April Fest des Heiligen Markus 25. April MAI-JUNI Festa della Sensa (Christi Himmelfahrt) Vermählung mit dem Meer 31. Mai-1. Juni Vogalonga 8. Juni Biennale von Venedig 14. Internationale Architektur-Ausstellung 7. Juni-23. November Art Night 22. Juni JULI Festa del Redentore (Erlöserfest) AUSSTELLUNGEN... für jeden etwas MUSEEN... und Meisterwerke THEMES & VARIATIONS The Empire of Light A SELF-PORTRAIT BY TITIAN Dogenpalast 22. März bis 25. Mai 1. Februar bis 14. April Museo Correr Museo Correr Peggy Guggenheim Collection correr.visitmuve.it Gallerie dell’Accademia THE ILLUSION OF LIGHT Ca’ Rezzonico, Museum über Venedig im 18. Jh. www.guggenheim-venice.it SEBASTIÃO SALGADO Genesis Ab 13. April 1. Februar bis 11. Mai www.palazzograssi.it Casa dei Tre Oci, Giudecca IRVING PENN Retrospective Ca’ Pesaro, Internationale Galerie für moderne Kunst und Museum für Orientalische Kunst Ab 13. April Palazzo Grimani www.treoci.org Palazzo Grassi GIUSEPPE PANZA DI BIUMO American Dialogues Palazzo Grassi 2. Februar bis 4. Mai GIFTS BY SHAH ABBAS THE GREAT TO THE SERENISSIMA Diplomatic relations between the Republic of Venice and Safavid Persia Ca’ Pesaro, Internationale Galerie für moderne Kunst capesaro.visitmuve.it THE IMAGE OF THE EUROPEAN CITY from the Renaissance to the Enlightenment www.palazzograssi.it Bis 27. April Dogenpalast 8. Februar bis 18. Mai palazzoducale.visitmuve.it Museo Correr ARCHIVES OF LANDSCAPE PAINTINGS Pietro Bellotti. Another Canaletto correr.visitmuve.it Ca’ d’Oro, Galleria Giorgio Franchetti Fondazione Querini Stampalia Gallerie di Palazzo Cini Archäologisches Museum Palazzo Mocenigo, Studienzentrum der Geschichte der Stoffe und Kostüme und Parfümmuseum Hebräisches Museum Diözesanmuseum für sakrale Kunst PALAZZI... Zeugnisse vergangener Epochen Ca’ Venier dei Leoni Peggy Guggenheim Collection Palazzo Grassi und Punta della Dogana Fondazione François Pinault Ca’ Corner della Regina Fondazione Prada Ca’ Foscari Universität Venedig Ca’ Giustinian Biennale von Venedig Magazzini del Sale (ehemaliges Salzlager) Fondazione Emilio e Annabianca Vedova Insel San Giorgio Fondazione Giorgio Cini Galleria di Piazza San Marco, Palazzetto Tito, Palazzo Carminati, Chiostro SS. Cosma e Damiano Fondazione Bevilacqua La Masa 19.-20. Juli LÉGER 1910-1930 The vision of the contemporary city AUGUST-SEPTEMBER Festa di San Rocco 8. Februar bis 2. Juni Museo Correr Ca’ Rezzonico, Museum über Venedig im 18. Jh. 16. August correr.visitmuve.it carezzonico.visitmuve.it Nationalbibliothek Marciana FRANCO FONTANA Full color VITTORE CARPACCIO vs BILL VIOLA Renaissance Casa Goldoni Teatro La Fenice 15. Februar bis 18. Mai Bis 25. Mai Glasmuseum Teatro Malibran Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti Palazzo Franchetti Espace Louis Vuitton Venezia Museum der Klöppelkunst Teatro Goldoni Biennale von Venedig 71. Internationale Filmfestspiele von Venedig 27. August-6. September Regata Storica 7. September OKTOBER 29. Venice Marathon 26. Oktober NOVEMBER Festa della Madonna della Salute 21. November Bis 28. April Calle del Ridotto, San Marco 1353 VIKTOR POPKOV 1932-1974 Dream & Reality FROM RAUSCHENBERG TO JASPER JOHNS, FROM WARHOL TO LICHTENSTEIN Ileana Sonnabend’s collection 19. Februar bis 27. April 30. Mai bis 4. Januar 2015 Ca’ Foscari Esposizioni, Ca’ Foscari Ca’ Pesaro, Internationale Galerie für moderne Kunst www.istitutoveneto.it www.unive.it capesaro.visitmuve.it DEZEMBER-JANUAR Silvester auf der Piazza DORA MAAR Despite Picasso 31. Dezember 8. März bis 14. Juli Bis 31. Dezember Neujahrskonzert Palazzo Fortuny Punta della Dogana 1. Januar 2015 fortuny.visitmuve.it www.palazzograssi.it PRIMA MATERIA Museum für Naturgeschichte Marinemuseum THEATER... Applaus, Applaus! Teatrino di Palazzo Grassi SCUOLE... Schatzkästchen der Geschichte Teatro Fondamenta Nuove KIRCHEN... Stilvielfalt BYZANTINISCH Basilica di San Marco (Markusdom) Duomo dei Santi Maria e Donato in Murano Basilica di Santa Maria Assunta in Torcello ROMANISCH Chiesa di San Nicolò dei Mendicoli VENEZIANISCHE GOTIK Basilica dei Frari Basilica dei Santi Giovanni e Paolo Chiesa della Madonna dell’Orto Chiesa di Santo Stefano Chiesa di Sant’Alvise Chiesa di San Giovanni in Bragora RINASCIMENTO Chiesa dei Miracoli Chiesa di San Zaccaria Chiesa di San Sebastiano Chiesa di Santa Maria Formosa Chiesa di San Michele ANDREA PALLADIO Chiesa di San Giorgio Chiesa del Redentore Chiesa delle Zitelle Chiesa di San Francesco della Vigna BAROCK Basilica di Santa Maria della Salute Chiesa di San Moisè Chiesa di Santa Maria del Giglio BRÜCKEN... durch die Geschichte Teatro alle Tese Rialtobrücke Scuola Grande di San Rocco Auditorium Santa Margherita Seufzerbrücke Scuola Grande dei Carmini Palazzetto Bru Zane, Centre de musique romantique française Ponte dell’Accademia Scuola Grande di San Giovanni Evangelista Scuola di San Giorgio degli Schiavoni Oratorio dei Crociferi Ponte dei Pugni Ponte delle Tette Ponte senza parapetto Ponte del Diavolo Venedig selbst ist Kunst, alles zeugt auf lebendige Weise von einer glorreichen Vergangenheit, und sogar das Überleben der Stadt ist ein Wunderwerk der Alchemie, das auf fragilen und nur schwer im Gleichgewicht zu haltenden Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur beruht. Annähernd 420 Brücken verbinden die Laguneninseln, die das System bilden, nach dem sich die Stadt entwickelt hat, und führen über die mehr als 150 Kanäle, die die Stadt durchfließen und sie von Anfang an in sechs Stadtteile (sestieri): Cannaregio, Castello, Dorsoduro, San Marco, San Polo und Santa Croce aufgliederten. Dieses System hat eine architektonische Einmaligkeit hervorgerufen, in der sich die einzelnen Baustile überlagern und zu einem ganz besonderen Stadtgefüge verschmelzen, dessen unbestrittener Hauptdarsteller das Wasser ist. Piazza San Marco 1 2 3 DER MARKUSPLATZ und seine Schätze GONDELFAHRT AUF DEM CANAL GRANDE DIE 100 KIRCHEN VENEDIGS Canal Grande Basilica dei Frari landmarks KUNST IN VENEDIG Giovanni Bellini (Venedig, ungefähr 1430-1516) Ausgehend von spätgotischen Stilelementen gelingt ihm eine originelle Synthese mit der räumlichen Auffassung des Rinascimento in Anlehnung an die Lehre des Mantegna. Durch Licht und Farbe vermittelt seine Malerei ein neues räumliches Konzept. Museum Correr + Stiftung Querini Stampalia + Akademie Carpaccio (1465-1525) Mit seinem ganz persönlichen Stil entwickelte er eine prägnant erzählende Malerei, wofür die Serie der Leinwandbilder mit Heiligengeschichten, allen voran der Ursula-Zyklus, Zeugnis ablegen. Bild: Uomo col berretto rosso Galleria dell’Accademia + Museum Correr + Scuola di San Giorgio degli Schiavoni Giorgione (1477–1510) Die wenigen biografischen Notizen ermöglichen keine exakte Rekonstruktion der Etappen seines Lebens. Mit Sicherheit war er ein Schüler von Giovanni Bellini und unterlag dem Einfluss von Antonello da Messina, Dürer und Leonardo. Er gelangte zu einer ganz durch Kolorismus und Landschaften geprägten Malerei. Gallerie dell’Accademia Tizian (1490-1576) Ausgehend von den venezianischen Anfängen als Schüler in den Werkstätten von Bellini und Giorgione bis zur Selbständigkeit, zu der er mit den großen Leinwandbildern für die Dogen, Este und Della Rovere, gelangte. Als meisterhaft gelten seine Farbgebung, die Sinnlichkeit der Formen, das naturalistische Element und die Weiterentwicklung des Pinselduktus. Gallerie dell’Accademia + Basilica dei Frari Tintoretto (1519-1594) Sein Stil wird grundlegend geprägt durch die verwegene und komplexe Dynamik der räumlich-perspektivischen Erfindung, den schwungvoll rasanten Strich, die verhaltene Gewalt von Gesten und Posen, die hektische Kraft der Farben, das Licht als Gegenstück zum überragenden Tonalismus Tizians. Scuola Grande di San Rocco + Chiesa di San Giorgio Paolo Veronese (1528–1588) Wie bei Tintoretto ist seine Auseinandersetzung mit der Malerei stark auf szenische Effekte ausgerichtet, die er in großen Leinwandbildern mit zahlreichen Figuren und Details vor dem Hintergrund komplexer und spektakulärer Bauwerke umsetzt. Nicht Tizians Malerei prägt seinen Stil, sondern die der Manieristen Giulio Romano, Correggio und Parmigianino. Chiesa di San Sebastiano + Gallerie dell’Accademia Giambattista Tiepolo (1696–1770) Ein unermüdlicher Erschaffer von monumentalen Werken auf Leinwand oder Fresken, Inhaber eines regelrechten Monopols ebenso auf die Ausmalung der Paläste in der Lagune als auch auf die der Villen auf dem Festland. Er bewies eine erstaunliche Fähigkeit, sich die Stilrichtungen der unterschiedlichsten Maler anzueignen und diese dann neu zu interpretieren. Ca’ Rezzonico + Gallerie dell’Accademia + Scuola Grande del Carmine Canaletto (1697-1768) Antonio Canal erfindet nicht das Genre der Vedutenmalerei, überarbeitet es aber und geht über die Beispiele des Holländers Gaspar van Wittel und des friulanischen Künstlers Luca Carlevarijs hinaus. Sein fest in der venezianischen Tradition verwurzeltes schöpferisches Genie erhebt die Vedutenmalerei in den Rang einer Geschmacksrichtung. Ca’ Rezzonico + Gallerie dell’Accademia Francesco Guardi (1712-1793) Sein ganz persönlicher Stil ist frei und andeutend: In seinen Veduten sind die Proportionen zwischen den einzelnen Elementen absichtlich verfälscht, die Perspektive wird elastisch und verformt sich ohne jeglichen Bezug auf die Wirklichkeit, die Figuren werden zu bloßen Farbflecken. Ca’ Rezzonico + Gallerie dell’Accademia KUNST UND GESCHICHTE Egal, ob man auf dem Festland, im Wagen oder mit dem Zug, auf dem See- oder Luftweg nach Venedig gelangt, die erste Begegnung mit der Stadt ist immer von starken Emotionen bestimmt. Venedig ist die Summe zahlloser, kleinerer und größerer Denkmale, versteckter Winkel und unglaublicher Ansichten; ein lebendiges Kunstwerk, auf dem die Zeit eine unvermeidbare Patina hinterlassen hat und dessen Alltag sich in Form eines ununterbrochenen Dialogs zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft abspielt. Die alltägliche Nutzung der antiken Schauplätze für das normale Leben bestätigt eine Kontinuität mit der Vergangenheit, die in die Gegenwart übergreift. Angefangen von der weltberühmten Piazza San Marco: die Basilika mit ihren Kuppeln, ihre prächtigen Mosaike, die Bronzepferde, der 1902 eingestürzte und dann 1912 an derselben Stelle wieder aufgebaute Glockenturm, der Uhrturm und der Palazzo Ducale, das Zentrum der Macht der Serenissima, prunkvolle Residenz des Dogen und Sitz des komplexen Regierungssystems, das mit den an den Dogenpalast selbst angrenzenden Gefängnissen, den sog. Bleikammern, den Bürgern auch ein symbolisches Mahnmal gesetzt hatte. Die Strecke, die der Häftling nach dem Prozess zurücklegen musste, führte über eine der heute am meisten fotografierten Brücken der Welt: die Seufzerbrücke. Heute zählt sie zu den romantischsten Winkeln überhaupt und lädt zu einer Gondelfahrt inmitten der gewaltigen Gemäuer der beiden Paläste ein. Der unglaubliche Zauber Venedigs geht auch von nahe nebeneinander liegenden Kunstwerken und dem Anschein nach „normalen“ Gebäuden aus. Des Öfteren sind sie an den abbröckelnden Mauern zu sehen, die, wenn der Blick nur etwas nach oben schweift, Zweibogenfenster oder typische, an die Kopfbedeckung der Türken erinnernde Schornsteine aufweisen. Den Gegensatz zum Prunk und Reichtum der den Canal Grande säumenden Paläste mit ihrem prächtigen Eingang vom Wasser aus bilden enge Gassen, die durch ein Labyrinth von Sträßchen auf dem Festland zu ihnen führen und einst das Doppelleben der Paläste in Gang hielten: Auf der einen Seite wurde der ihren „offiziellen“ Zweck kennzeichnende Pomp zur Schau gestellt, auf der anderen spielte sich der Alltag im Kommen und Gehen der Dienerschaft und der Lieferanten ab. Auch noch heute leben viele Palazzos, nun zu Luxushotels umgebaut, in ihrer märchenhaften Dimension und verbinden den Charme des Antiken mit den modernen Komforteinrichtungen. Aus anderen Palästen wurden nicht zu versäumende Museen, die Zeugnis ablegen für eine herrschaftliche Stadt, in der die namhaften Familien von den Erträgen ihrer Tätigkeit bestmöglich lebten; darunter sei die Ca’ Rezzonico erwähnt, der berühmte und stilvolle Tempel jenes venezianischen Settecento, das eine der herrlichsten und höchsten Epochen der modernen europäischen Kunst darstellt. Oder die Stiftung Querini Stampalia, Beispiel für eines der wichtigsten und am besten erhaltenen Museumshäuser Europas. In einer außerordentlich erlesenen Atmosphäre kreieren die antiken Kollektionen, bestehend aus kostbaren Möbeln, Gemälden, Porzellanobjekten, Globen, Geweben und Skulpturen eine unzertrennbare Liaison mit den prächtigen Sälen voller Stuckarbeiten und Fresken. Einen Besuch wert sind auch die zahlreichen Kirchen, die wahren Schmucktruhen gleich eine Vielzahl an künstlerischen Meisterwerken offenbaren. Und selbst die am wenigsten besuchten halten viele Überraschungen parat; zwei Beispiele mögen für alle gelten: die Chiesa di San Pantalon mit ihrer unvollendeten Backsteinfassade und einem von Gian Antonio Fumiani zwischen 1680 und 1704 erschaffenen Deckengemälde, das mit 443 m² einheitlicher Fläche Rekordausmaße erreicht. Das zweite Beispiel ist die Chiesa di San Sebastiano mit dem prächtigen Gemäldezyklus von Paolo Veronese, der seine letzte Ruhestätte gerade in diesem Gotteshaus fand. Die Scuole Grandi, Sitz der Bruderschaften, sind ein weiteres Musterbeispiel für künstlerische Expression auf allerhöchstem Niveau, darunter die Scuola Grande di San Rocco mit den großen Leinwandgemälden des Tintoretto, und der obere Saal, der mit seiner prunkvollen Eleganz seinesgleichen sucht. Nichts wirkt übermäßig oder überflüssig, auch wenn voller Pracht und Prunk. Das ist das Zwiegespräch, das die Stadt mit ihren schillernden, sich im Wasser widerspiegelnden Lichtern führt, und das sich zwischen den dunklen Pflastersteinen, die der Erhabenheit gewisser Gebäude noch mehr Nachdruck verleihen, und dem weißen Marmor und den gewaltigen Backsteinwänden abspielt - wie im Fall der Basilica di Santa Maria Gloriosa dei Frari - und fortgesetzt wird durch den stimmungsvollen Zauber des abgegrenzten campiello (kleiner Platz), an dem sich die Scuola Grande di San Giovanni Evangelista befindet: ein idealer Dialog in räumlicher Hinsicht. Oder die Scuola di San Giorgio degli Schiavoni mit den herrlichen Gemälden des Carpaccio und mit ihrer in das Umfeld zwischen dem Kanal, der Brücke und den anderen Gebäuden eingegliederten Fassade. Große Künstler der Vergangenheit haben sich mit der Stadt gemessen, und noch heute als Welthauptstadt der Kunst stellt Venedig eine Herausforderung, ein ideales Ziel für jeden Künstler dar. Ausgehend von Malern wie Giovanni Bellini, Carpaccio, Giorgione, Tizian, Tintoretto, Paolo Veronese, Canaletto, Guardi, Tiepolo bis zu Emilio Vedova und noch anderen, eröffnet Venedig ein einzigartiges Kulturangebot im Wechsel zwischen Zeitepochen und Stilen mit den Künstlern als gemeinsamer Nenner. Ebenso verhält es sich in der Baukunst, deren Vertreter von Palladio bis Scarpa, von Sansovino bis Mario Botta und Tadao Ando reichen. Venedig ist nun einmal eine Überlagerung, Umgestaltung von Stilen, und die Bauwerke zeugen von vielen Spuren des Antiken. Die Nähe von Altinum und die Invasionen der Barbaren, die Ursache für die Flucht der Bewohner und die Kolonisierung der Inseln in der nördlichen Lage, später für die Urbanisierung des ersten Stadtkerns von Venedig waren, führten dazu, dass Aushubmaterialien verwendet wurden. Deshalb sind Säulen römischen Ursprungs keine Seltenheit in den venezianischen Bauwerken. Und deshalb können auf dem Markusplatz, dem Salon der Welt, der architektonische Flair, mit dem Carlo Scarpa das Geschäft von Olivetti geprägt hat, problemlos mit den umgebenden Wunderwerken nebeneinander bestehen. Venedig entwickelt sich weiter, wie es nur diejenigen können, die im ewigen Wettstreit mit der Natur um ihr Überleben kämpfen. 1 DER MARKUSPLATZ und seine Schätze Der weltberühmte Markusplatz, Wahrzeichen der Stadt und seit jeher Mittelpunkt des öffentlichen Lebens, ist das Ergebnis eines langwierigen Anpassungsprozesses an die funktionalen und repräsentativen Ansprüche der Gemeinde. Seine nahezu rechteckige Form wird im Hintergrund von der Basilica di San Marco abgeschlossen. Der Kernpunkt des religiösen und öffentlichen Lebens, wo einst die Dogen geweiht wurden, ist eines der Hauptsymbole Venedigs und seiner Geschichte. Die im 9. Jahrhundert zur Aufbewahrung der sterblichen Überreste des Evangelisten Markus gegründete Basilika ist ein superbes Beispiel des romanisch-byzantinischen Stils. Das Gebäude widerspiegelt die diversen Bauphasen, während deren die ursprünglichen romanisch-byzantinischen durch gotische Elemente und auf das 6. Jahrhundert zurückgehende Eingriffe überlagert wurden. Gegenüber der Basilika steht abseits der Campanile (Glockenturm), den die Venezianer liebevoll „ el paron de casa“ (den Hausherrn) nennen. Begrenzt wird die Piazza an der Nordseite durch die Alten Prokuratien (Procuratie Vecchie): ein langes Gebäude, das im 12. Jahrhundert erbaut und ab 1514 renoviert wurde. Östlich davon erhebt sich der Uhrturm (Torre dell’Orologio). Auf seiner Spitze schlagen die „beiden Riesen“ (der eine jung, der andere alt, um das Vergehen der Zeit zu symbolisieren) die Stunden. Die nunmehr mit einer schwarzen Patina überzogenen Figuren heißen im Volksmund „die Mohren“. Die den alten Prokuratien auf der Südseite gegenüberliegenden Neuen Prokuratien (Procuratie Nuove) wurden unter der Leitung von Vincenzo Scamozzi in 1582 begonnen und um Mitte des 17. Jahrhunderts unter Baldassare Longhena vollendet. Unter den Arkaden befindet sich das historische Caffè Florian, eines der berühmtesten und ältesten Cafés der Stadt. Die Procuratie Nuovissime (der Napoleonische Flügel der Neuen Prokuratien) wurden auf Geheiß Napoleons gebaut, nachdem er die Chiesa di San Giminiano hatte niederreißen lassen. Seit 1922 ist darin das Museum Correr untergebracht. Neben der Basilika erhebt sich majestätisch der Dogenpalast. Als grandioses Beispiel für gotisch-venezianische Profanbauten, Residenz des Dogen und Sitz der höchsten Staatsämter, stellt er mehr als alle anderen Werke die Macht und den Prunk der antiken Republik der Serenissima zur Schau. In Nähe des Ufers erheben sich die beiden Säulen des Hl. Markus und Hl. Theodor. Piazza San Marco Die Basilika von San Marco Als Ausdruck des Genies von Byzanz und des Lichtkultes, zu verstehen als die Erhebung des Menschen zu Gott, wurde die vom Dogen Ordelaffo Falier 1102 in Auftrag gegebene und 1105 nach Konstantinopel gekommene Pala d’Oro auf den Hauptaltar der Basilika von San Marco aufgesetzt und enthält die Überreste des Evangelisten. Die Pferde von San Marco Die vier Bronzepferde, ursprünglich Bestandteil einer Quadriga im Triumphzug aus römischer oder hellenistischer Zeit, beherrschen die Balustrade der Basilika von San Marco. 1980 wurden sie im Museum der Basilika ausgestellt und durch vier identische Kopien an der Fassade ersetzt. Die Tetrarchen Eine doppelte Statuengruppe aus Ende des 3. oder Beginn des 4. Jahrhunderts, die zu zwei Porphyrstatuen gehörten, die während des 4. Kreuzzugs aus Konstantinopel geraubt wurden, steht an der Ecke der Basilika zum Dogenpalast. Die Gruppe gilt, wegen ihrer Wesentlichkeit, des symbolischen Wertes und des Piktorialismus als ein Meisterwerk der spätantiken Plastik. Der Glockenturm von San Marco Der 98,6 Meter hohe Campanile von San Marco ist der höchste der Stadt und bietet einen herrlichen Panoramablick über die Stadt und die Lagune. Auf seiner Spitze ragt die vergoldete Statue des Erzengels Gabriel empor: Der drei Meter hohe Engel hat weit ausladende Flügel, die ihn bei starkem Wind um sich selbst drehen lassen. Wenn die Venezianer sehen, dass er auf die Basilika blickt, deuten sie das als Hinweis für bevorstehendes Hochwasser. Der Dogenpalast Das Bauwerk entstand im 9. Jahrhundert als Kastell und nahm seine heutige Form erst im 14. Jahrhundert an. In seinem Inneren sind die Säle des Maggior Consiglio (in denen der Große Rat tagte), des Senats, des Collegio (Tagungssaal), geschmückt durch Leinwände von Tintoretto, Tizian und Veronese, die Privatgemächer des Dogen, der berühmte Consiglio dei Dieci (Rat der Zehn), die Waffenkammer und das Gefängnis zu besichtigen. Der Uhrturm Der sogenannte „Mohrenturm“ wurde zwischen 1496 und 1499 vom Baumeister Mauro Codussi mit einer großen astronomischen Uhr errichtet: die ein Meisterwerk der Technik und der Ingenieurkunst ist, da sie seit genau fünfhundert Jahren den unaufhörlichen Takt des Stadtlebens schlägt. Nur am Dreikönigsfest öffnet sich die seitliche Platte bei jedem Stundenschlag, um ein Karussell von hölzernen Statuen, die die Figuren der Geburt Christi und die Heiligen Drei Könige darstellen, vorbeiziehen zu lassen. Die s.g. „Marco und Tòdaro“ Säulen Sie bilden den monumentalen Zugang zum Markusplatz in Richtung Meer. Die seitlich vom Dogenpalast stehende Säule trägt den geflügelten Löwen, Symbol des Hl. Markus, des Schutzpatrons der Stadt: eine sehr antike Bronzestatue, eine Chimäre, der anschließend die Flügel hinzugefügt wurden. Neben der Bibliothek erhebt sich das marmorne Standbild des Hl. Theodors, des byzantinischen Heiligen und früheren Schutzpatrons Venedigs, dargestellt, als er gerade einen Drachen tötet. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Zwischenraum zwischen den beiden Statuen als Hinrichtungsstätte genutzt, so dass auch noch heute Abergläubische vorziehen, den Raum zwischen den beiden Säulen nicht zu durchqueren. Teatro La Fenice Nicht weit vom Markusplatz liegt das berühmte Teatro La Fenice, Tempel der klassischen Musik und der Oper. Das 1792 gegründete Opernhaus war im 19. Jahrhundert Schauplatz zahlreicher Uraufführungen der Opern von Rossini, Bellini, Donizetti, Verdi. Ein reichhaltiges Programm mit Konzerten, Opern und Tanzaufführungen zeichnet die Spielsaison des Theaters aus, das auch geführte Besichtigungen zur Entdeckung der Stuck- und Goldarbeiten seiner Prestigesäle, seines Ursprungs, der Hintergrundgeschichten und Geheimnisse bis in die heutige Zeit bietet. landmarks Künstler GONDELFAHRT AUF DEM CANAL GRANDE Fondaco dei Turchi Fondaco dei Turchi Sitz des wunderschönen naturgeschichtlichen Museums mit einer hoch interessanten Besucherstrecke, die durch Natur, Geschichte und Wissenschaft führt. Das Museum ist bekannt für einen über 7 Meter großen Dinosaurier, das Skelett des Ouranosaurus nigeriensis und das eines mehr als 12 Meter langen Riesenkrokodils. Ca’ Vendramin Calergi Ca’ Vendramin Calergi Das 1638 eröffnete Casinò hat sich von Anfang an als vornehme Schaubühne der klassischen Glücksspiele der internationalen Prominenz behauptet und wurde in den 50er Jahren in die Ca’ Vendramin Calergi, Dogenresidenz und letzte Wohnstätte Wagners, verlegt. Ca’ Pesaro Ca’ Pesaro Der grandiose Palast, der heute die Internationale Galerie für Moderne Kunst hospitiert, entstand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf Anregung der vermögenden Adelsfamilie Pesaro nach einem Entwurf des größten Architekten des venezianischen Barocks, Baldassare Longhena, dem auch die Basilica di S. Maria della Salute und Ca’ Rezzonico zu verdanken sind. Ca’ d’Oro Ca’ d’Oro Der Name beruht darauf, dass ursprünglich einige Teile der Fassaden mit Gold bedeckt waren. Diese Oberflächenveredelung war Bestandteil einer komplexen Mehrfarbigkeit, die heute verloren gegangen ist. Als Sitz der Galerie Giorgio Franchetti ist sie ein absolutes Meisterwerk. Im Mittelpunkt der Sammlung steht die Leinwand mit dem San Sebastiano des Andrea Mantegna. Ca’ Foscari Ca’ Foscari Der 1453 auf Geheiß des Dogen Francesco Foscari erbaute Palast befindet sich an der breitesten Biegung des Canal Grande, und bietet eine überwältigende Aussicht, die von der Rialtobrücke bis zur Akademie reicht. Er war der bevorzugte Blickpunkt großer venezianischer Maler des Settecento, von Canaletto bis Michele Marieschi und Francesco Guardi, und wurde von Autoren wie Francesco Sansovino und John Ruskin zelebriert. Ca’ Rezzonico Ca’ Rezzonico Mit zahlreichen Fresken der größten Maler des Jahrhunderts gilt der Ballsaal als das bedeutendste und prestigeträchtigste Ambiente Venedigs. Hier wurden etliche Feste gefeiert, die in die Geschichte eingegangen sind, darunter die Wahl zum Papst des Bischofs von Padua, Clemens XIII, und die Empfänge und Bankette in „tabarro e bauta“ (Mantel und schwarzer Maske), die darauf folgten. Palazzo Grassi Palazzo Grassi Bemerkenswert sind die unterschiedlichen Fenster der beiden Beletagen: die erste mit Rundbogenfenstern und die zweite mit Rechteckfenstern mit gebogenem Tympanon. Einmalig ist dieser Ort aufgrund der gelungenen Anbindung von Ausstellungen zeitgenössischer Kunst der Stiftung François Pinault an ihr herrliches Behältnis, das Tadao Ando mit seinen rein minimalistischen Eingriffen gekonnt umgestaltet hat. Ca’ Venier dei Leoni Ca’ Venier dei Leoni Dem von der mächtigen Familie Venier dem Baumeister Lorenzo Boschetti in Auftrag gegebenen Gebäude war es beschieden, noch grandioser zu werden als das der Corner della Ca’ Granda, mit denen ein heftiger Wettstreit ausbrach. 1949 beschloss eine bizarre und steinreiche Dame, die sich in Venedig verliebt hatte, Peggy Guggenheim, den Palazzo zum Hüter ihrer Kollektion zu erlesen. Punta della Dogana Punta della Dogana Mit der Form eines perfekten Dreiecks trennt die Punta della Dogana den Canal Grande vom Canale della Giudecca ab. Die ehemalige Dogana da Mar wechselt nun nach einem relevanten Sanierungs- und Qualifizierungsprojekt, wofür Tadao Ando im Auftrag der Stiftung François Pinault verantwortlich zeichnet, erstmals in ihrer Geschichte ihre Zweckbestimmung und wird zum neuen Grenzland für die repräsentativsten Höhepunkte der zeitgenössischen Kunstproduktion. Der „Canalazzo“, wie die Venezianer den Canal Grande nennen, hat die Form eines großen umgekehrten „S“, das sich durch die ganze Stadt schlängelt und die Sestieri voneinander trennt, drei auf der einen Seite (Santa Croce, San Polo und Dorsoduro) und drei auf der anderen (Cannaregio, San Marco e Castello). Den fast 4 km langen Kanal überqueren vier Brücken: die Ponte della Costituzione (oder Calatrava-Brücke), die Ponte degli Scalzi, die berühmte Rialtobrücke und die Ponte dell’Accademia. Die einstige Hauptwarenstraße, die das Becken von San Marco und die Lagune mit dem Handelsstützpunkt Rialto verband, wurde ab dem 16. Jahrhundert der Ort, an dem der venezianische Adel seine pompösen Wohnsitze in prunkvollen gotischen, Renaissance- und barocken Palästen aufschlug. Wenn man den Canal Grande mit der Gondel oder dem Vaporetto von Piazzale Roma nach San Marco befährt, trifft man auf der rechten Seite auf den Fondaco dei Turchi, Warenlager und Wohnstätte zugleich, in venetischbyzantinischem Stil. Nur wenig weiter ist am Ufer gegenüber die Ca’ Vendramin Calergi zu sehen, die von Mauro Codussi, dem genialsten der Architekten des venezianischen Rinascimento erbaut wurde und heute das städtische Spielkasino hospitiert. Am rechten Ufer folgt die prächtige Fassade in Diamantrustika der Ca’ Pesaro, ein Meisterwerk der venezianischen Profanbauten im gotischen Stil, und kurz darauf die Ca’ Corner della Regina, Niederlassung der Stiftung Prada. Fast gegenüber überwältigt das höchste Beispiel des spätgotischen Flamboyantstils, die Ca’ d’Oro mit der Loggia und dem abschließenden Zinnenkranz, die an den Dogenpalast erinnern. Kurz vor der Rialtobrücke trifft man links auf den Fondaco dei Tedeschi (Warenbörse der Deutschen) und rechts auf den RinascimentoPalast der Camerlenghi. Nach der Brücke folgen Ca’ Farsetti, das Rathaus von Venedig, Ca’ Loredan, Palazzo Grimani, Palazzo Balbi, einer der allerersten Barockpaläste. Es geht weiter mit Ca’ Foscari, ein Vorbild der venezianischen Architektur des 15. Jahrhunderts, heute Sitz der Universität, und Ca’ Rezzonico, ein echtes Beispiel des venezianischen Settecento, der dem eleganten und strengen Palazzo Grassi als Spiegelbild dient. Auf die Accademia folgen Palazzo Barbaro, Ca’ Venier dei Leoni, der wunderschöne und unvollendete Palast, der die Peggy Guggenheim Kollektion hospitiert, und Ca’ Dario, von besonderer Schönheit und unendlichem Charme. Nur ein Stück weiter rechts liegt die antike Dogana da Mar (die alte Zollbehörde), heute Zentrum für Zeitgenössische Kunst der Stiftung François Pinault, während auf der linken Seite San Marco erscheint. 3 DIE 100 KIRCHEN VENEDIGS In den mehr als 100 Kirchen Venedigs werden einige der Welt großartigsten Kunstschätze aufbewahrt. Tausend Jahre Geschichte strömen von den Gemäuern dieser Bauwerke aus und führen auf einen Rundgang durch die ganze Stadt. San Polo und Santa Croce: Die Summa der Kunstgeschichte In Rialto (San Polo) gilt die Chiesa di San Giovanni Elemosinario, die „Kirche der Bettler“, als verborgenes Meisterwerk der Architektur des Rinascimento. Ein kurzer Spaziergang führt von hier aus zum Campo San Giacomo dall’Orio (Santa Croce), von dem sich die gleichnamige antike Kirche abhebt, die vom Aussehen schlicht und archaisch erscheint und deren meisterhaft gegliederter Innenraum durch die herrliche hölzerne Decke beeindruckt. Zurück in San Polo erreicht man die Chiesa di San Polo, die neben den neoklassizistischen Aufbauten Bestandteile der Fundamente der gotischen Werkstatt aufweist. In kurzer Entfernung erhebt sich die Basilica di Santa Maria Gloriosa dei Frari, die nach der Basilica di San Marco der großartigste Sakralbau der Stadt ist. Die zwischen 1250 und 1338 durch die Franziskaner-Minoriten errichtete Kirche wurde im 14. Jahrhundert in gotisch-zisterziensischem Stil umgebaut. Im Lauf der Jahrhunderte wurde aus der Basilika eine unglaubliche Kunstschatulle, angefangen von den beiden größten Meisterwerken Tizians, die Assunta (Mariä Himmelfahrt) und das Altarbild mit der Madonna des Hauses Pesaro. Dorsoduro: auf der Entdeckung des Barocks Auf dem Weg zur Accademia (Dorsoduro) ist eine Besichtigung der Basilika Santa Maria della Salute Pflicht: ein Meisterwerk des venezianischen Barocks nach einem Entwurf von Longhena zum Dank an die Madonna, um die Stadt 1630 von der Pest befreit zu haben. Der imposante Marmorbau wird durch Statuen bevölkert und hat eine enorme halbkreisförmige Kuppel, auf der das seinerseits durch Kuppeln und Türme gekrönte Presbyterium ansetzt. Castello: von der Gotik zum Rinascimento Nach dem Markusplatz führt der Weg zum Campo San Zaccaria; die gleichnamige Kirche wurde im Lauf des 6. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaut und nahm durch die Vollendung seitens Mauro Codussi (1483-90) Stilzüge der Renaissance an. Nicht weit entfernt liegt die Chiesa di Santa Maria Formosa, die laut Tradition in 639 nach der wundersamen Erscheinung der Jungfrau in Gestalt einer üppigen Matrone errichtet wurde; 1492 wurde sie von Mauro Codussi entsprechend den Formen des frühen toskanischen Rinascimento neu gebaut. Nur einen kurzen Fußweg entfernt ist die Basilika der Hl. Johannes und Paulus, die zusammen mit der Basilica dei Frari die majestätischste gotische Kirche der Stadt ist. Die von den Dominikanern zwischen 1246 und 1430 gebaute Kirche war schon seit jeher von großer Bedeutung für die Serenissima, die sie ab Mitte des 15. Jahrhunderts zur letzten Ruhestätte der Dogen bestimmte. San Giovanni Elemosinario Chiesa di San Giovanni Elemosinario Die Kirche, eine wahre Gemäldesammlung aus dem 16. Jahrhundert, verwahrt Zeugnisse der hier ein- und ausgehenden Kunst- und Handwerksbruderschaften und Werke berühmter Maler wie den Hl. Johannes der Bettler von Tizian und die Hl. Katharina, Sebastian und Rochus des Pordenone. San Giacomo dall’Orio Chiesa di San Giacomo dall’Orio Die durch eine für das Urchristentum typische Atmosphäre geprägte Kirche verwahrt bemerkenswerte Meisterwerke der venezianischen Malerei aus dem 16. Jahrhundert, darunter die Tafel des Hauptaltars mit der Jungfrau und dem Jesuskind zwischen Aposteln und Heiligen (1546) von Lorenzo Lotto. San Polo Chiesa di San Polo Das Letzte Abendmahl und Mariä Himmelfahrt und Heilige von Tintoretto, Die Trauung der Jungfrau von Veronese, die Muttergottes mit dem hl. Nepomuk von Giambattista Tiepolo und die vierzehn Stationen des bekannten Kreuzgangs von Giandomenico Tiepolo sind die in der Kirche bewahrten Kunstschätze. Frari Basilica di Santa Maria Gloriosa dei Frari Tizian fiel der schrecklichen Pestilenz zum Opfer, die Venedig in 1576 heimsuchte, und wurde in der Basilica dei Frari bestattet. Zwei großartige Grabdenkmale aus dem 19. Jahrhundert wurden zu Ehren des Malerfürsten Tizian und genau gegenüber dem Bildhauer Antonio Canova gesetzt. Santa Maria della Salute Basilica di Santa Maria della Salute Zum Gedenken an die verheerende Pestilenz und des vom Dogen abgelegten Gelübdes, um die Fürsprache der Jungfrau zu erhalten, wird am 21. November die privateste und verschlossenste Feierlichkeit begangen, die der Madonna della Salute: Zu Tausenden ziehen die Venezianer mit brennenden Kerzen am Hauptaltar vorbei und flehen die Jungfrau um die Gesundheit von Körper und Geist an. San Zaccaria Chiesa di San Zaccaria Der Innenraum ist durch Säulen in drei Schiffe gegliedert und vereint gotische Stilelemente mit neuartigen Formen des Rinascimento in der erhabenen Andacht geweihten Räumen. An den Seitenwänden der Schiffe lenkt die berühmte Tafel mit der Madonna auf dem Thron von Bellini (1505) die Aufmerksamkeit auf sich, während in der Apsis die Fresken von Andrea del Castagno (1442) zu bewundern sind. Santa Maria Formosa Chiesa di Santa Maria Formosa Die Kirche zeichnet sich durch einen barocken Glockenturm und zwei Hauptfassaden aus, von denen die dem Rio zugerichtete klassizistisch ist, die andere im Barockstil aus 1604 dem Campo zugewandt ist. Der dreischiffige Innenraum entspricht den Fundamenten der Kirche aus dem 17. Jahrhundert und beherbergt zahlreiche Kunstwerke, darunter das Triptychon der Madonna della Misericordia von Vivarini (1473). Santi Giovanni e Paolo Basilica dei Santi Giovanni e Paolo Das überragende Beispiel der venezianischen Gotik zeigt in seinem Innenraum eine erhabene und schlanke Struktur, in der zahlreiche bedeutende Kunstwerke von Bellini, G.B. Piazzetta, Alvise und Bartolomeo Vivarini, Palma il Giovane und il Vecchio, Tintoretto, Tiziano, Veronese, und Lotto zu sehen sind. landmarks 2 URBAN LIFE urban life Ein Streifzug durch die bacari (typisch venezianische Weinschenken) ist ein gastronomisches Erlebnis im Herzen Venedigs und eine wunderbare Gelegenheit, um den vielen Geschichten der Bewohner zuzuhören – egal ob authentische Venezianer oder Menschen aus aller Welt, die sich entschieden haben, in der Lagune zu leben. Eine Erfahrung, die alle Sinne anspricht: nicht nur die Schönheiten bewundern, vielmehr auch mit offenem Geist die mitunter bizarr anmutenden Gewohnheiten der Einwohner, die niemals aufgehört haben, ihre Stadt zu lieben, mit Neugier beobachten. Etappe für Etappe (denn es bleibt nie bei nur einem Lokal) lässt man sich von den kulinarischen Köstlichkeiten und den Weinen verführen, die den Kunstschätzen und den authentischen, verborgenen Winkeln der Stadt in nichts nachstehen. Via Garibaldi 1 2 3 VON CANNAREGIO BIS CASTELLO zwischen bacari, ombre und cicheti VON DORSODURO BIS RIALTO Kunst und bacari VON DORSODURO ZUR GIUDECCA Kunst und golosessi (Süßigkeiten) Erbaria, Rialto Campo Santa Margherita Pasta e fasioi (Pasta und Bohnen) Tagliatelle mit zuvor in einem Fonds aus angedünsteten Zwiebeln, Karotten, Sellerie und Bauchspeck gegarten und zur Hälfte passierten Bohnen. Baccalà mantecato (Stockfischmus) Der Stockfisch wird gekocht, anschließend mit reichlich Öl, Knoblauch und Petersilie cremig püriert und mit weißer Polenta oder Polenta-Croutons serviert. Sarde in saór Für die Marinade werden die Zwiebeln mit Essig und Öl gekocht, anschließend werden sie abwechselnd mit den frittierten Sardinen in Terrakotta-Gefäße geschichtet. Im Laufe der Zeit wurden dem ursprünglichen Rezept Rosinen und Pinienkerne hinzugefügt. Seppie in nero (Tintenfische in eigener Tinte) Für die Zubereitung werden die Tintenfische sorgfältig geputzt, die Tinte in einem Gefäß beiseite gestellt und nach der Hälfte der Garzeit hinzugefügt. Die Tintenfische werden in Streifen geschnitten und in einem Fonds aus Knoblauch und Zwiebeln gegart. Castraure (kleine Artischocken) Die Inseln der Lagune von Venedig sind berühmt für die hier angebauten Artischocken. Sie sind viel kleiner als die ebenso berühmten römischen Artischocken, aber besonders schmackhaft. Die castraure sind die ersten Artischocken, die am Frühlingsanfang abgeschnitten werden. Sie werden halbiert, in Ei und Mehl gewälzt, anschließend in Pflanzenöl frittiert und gesalzen. Typische Süßigkeiten Creme Caramel, kandierte Früchte, Kekse, fugasse, fritole, galani, buranelli sind die Süßigkeiten der venezianischen Tradition, die immer mit edlen Dessertweinen, wie zyprischer Wein, Strohwein und Malvasia begleitet wurden. Baicoli Die baicoli waren die Kekse der Serenissima und dank feinem Geschmack und guter Haltbarkeit unverzichtbarer Bestandteil des Proviants der Handelsschiffe. „Auf der ganzen Welt gibt es keinen Keks, der feiner, süßer und gesünder ist und sich so gut in Wein eintunken lässt wie unser venezianischer Baicolo“. Aperitife Spritz Zubereitet mit Aperol, Weißwein und Sodawasser; heute wird er mit einer Scheibe Zitrone oder Orange oder mit einer grünen Olive serviert. Je nach der zugefügten Menge Aperol, Campari oder Cynar ist er mehr oder weniger stark. Bellini Für die Originalversion wird zu frisch püriertem weißem Pfirsich etwas Prosecco oder Champagner hinzugefügt. Es gibt auch andere Varianten, Tintoretto auf Basis von Granatapfel, Tizian mit roten Trauben und Prosecco, Rossini auf Basis von Erdbeeren. VENEZIANISCHE KÜCHE Die venezianische Küche präsentiert sich in ihrer einfachen und doch erlesenen Vielfalt, die dem Lauf der Jahreszeiten folgt und deren typische Gerichte oftmals seit Jahrhunderten unverändert sind. Egal ob in einfachen, volkstümlichen Schenken oder in edlen Sternerestaurants - der Gast wird immer angenehm überrascht sein. Die gastronomische Tradition Venedigs basiert im Wesentlichen auf einem ausgewogenen Gleichgewicht von Fleisch und Fisch. In vergangenen Jahrhunderten war die traditionelle Spezialität Wild. Noch heute ist bei wichtigen traditionellen Festen das feierliche Hauptgericht nicht wie eigentlich erwartet Fisch, sondern Wild - nämlich Ente, oder Anara wie der typische gefiederte Bewohner der Sümpfe in der Lagune auf venezianisch genannt wird. Die kulturelle Vielfalt der Serenissima hat fremde Einflüsse, die in anderen Teilen Norditaliens unvorstellbar wären, schon immer begünstigt. Unter den Erzeugnissen orientalischer Herkunft ist der Reis dasjenige, das die venezianische Küche am meisten geprägt hat. Im 16. Jahrhundert wurde der Reis zum König der venezianischen Tafeln: Risi e bisi (Reis mit Erbsen aus den Gemüsegärten der Lagune) ist das Gericht am wichtigsten Feiertag Venedigs, dem Fest des Heiligen Markus. Auch die seit uralten Zeiten beliebte Pasta zelebriert den ultimativen Kosmopolitismus bei Tische. Bigoi in salsa sind eine besondere Pastasorte, die der Form nach dicken Spaghetti mit rauer Oberfläche ähnelt und mit einer Sauce aus Zwiebeln und Sardinen serviert wird - ein Gericht, dessen Geschmack der arabischen und sizilianischen Tradition näher ist als den nordischen Gewohnheiten. Der Fisch wird in der Regel nicht mit Saucen zubereitet, damit sein typischer Geschmack nach Meer mit der unverkennbaren und nicht wegzudenkenden Frischenote nicht verloren geht. Eine Ausnahme bildet die Zubereitungsart saór oder savór - eine Marinade auf der Basis von süßsauren Zwiebeln, die in der venezianischen Küche für Sardinen, den berühmten sarde in saór verwendet wird. Dies war die Konservierungsmethode der venezianischen Fischer, die die Speisen an Bord für lange Zeit, oder zumindest so lange wie möglich, haltbar machen mussten. Baccalà - also Stockfisch (getrockneter Kabeljau), ist ein typisches, delikates und feines Gericht. Dieser Fisch wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, nach dem Konzil von Trient, von den Warenlagern der Hanse importiert, und sollte den Venezianern den Fleischverzicht in der Fastenzeit erleichtern. Nicht zu vergessen, die sepe in tecia col nero (Tintenfisch in eigener Tinte), eine traditionelle Spezialität der Lagune, für die die natürliche Tinte der Tintenfische benutzt wird, um dem Gericht seine typische Geschmacksnote zu geben. Aal (bisato), Weichtiere (canestrei), Heuschreckenkrebse (canoce), Venusmuscheln (caparossoi), Kraken (folpo), Moschuskraken (folpeti), Muscheln (peoci), Schnecken (sciosi), sind alles Gerichte, die zu der langen kulinarischen Tradition Venedigs gehören. An den Verkaufsständen des Fischmarkts am Rialto gibt es jeden Tag eine enorme Vielfalt an frischem Fisch. In der Saison krabbeln die moeche - kleine Krebse, die beim Häuten ihre harte Schale verlieren - unermüdlich in den Körben, in denen sie feilgeboten werden. Diese Delikatesse, die im Ganzen frittiert und gegessen wird, ist eine der beliebtesten Spezialitäten der venezianischen Küche. Die granseola (Seespinne) wird hauptsächlich von November bis Januar zubereitet. Sie wird direkt in ihrer Schale gekocht und serviert, angerichtet mit etwas Öl, Salz, Pfeffer und Zitronensaft. Unter den Fleischgerichten steht hingegen die Leber auf venezianische Art (figà ala venesiana) an erster Stelle, sowie Kalbsinnereien, die mit angedünsteter Zwiebel aus den Gemüsegärten der Serenissima oder aus dem nahegelegenen Chioggia gegart und mit einer weichen Polenta serviert werden. Eine weitere kulinarische Erfindung, die von Venedig aus die ganze Welt erobert hat, ist carpaccio, rohes Rindfleisch, das hauchdünn aufgeschnitten und mit einer leichten Sauce aus Zitrone und Mayonnaise serviert wird. Anlässlich der Festa della Madonna della Salute am 21. November sieht die venezianische Küche die traditionelle castradina vor, ein altes Gericht auf Basis von Hammelfleisch, das an das Venedig des 17. Jahrhunderts erinnert, als in ganz Europa das Ende der Pest gefeiert wurde. BACARI UND OSTERIE In Venedig gibt es immer noch viele Bars, bacari und osterie. Viele davon befinden sich im Stadtteil Rialto, in der Nähe des Fisch-, Gemüse- und Obstmarkts, an der Strada Nova, sowie in den Stadtteilen Cannaregio, Dorsoduro, in der Nähe des Campo Santa Margherita und San Barnaba. Andere sind in den volkstümlichen Stadtteilen zu finden, die bei den Touristen weniger bekannt sind, wie im Sestiere Castello, in der Innenstadt in San Giovanni e Paolo und in der Via Garibaldi. Die osteria ist ein typischer Ort der venezianischen Geselligkeit, der Ort, an dem man sich mit Freunden trifft, die die Venezianer fioi (Jungen) nennen, auch wenn die meisten davon längst weiße Haare haben! Normalerweise trinkt man eine ombreta, also ein Gläschen Rot- oder Weißwein aus der Umgebung, angebaut im Gebiet des Piave oder in Friaul, dazu ein paar der typischen venezianischen Häppchen cichetto, Vorläufer des modernen Finger Food. Der Ursprung des Wortes „ombra“ (Schatten) ist die alte Gewohnheit, den Wein unter dem Campanile auf dem Markusplatz, an mit Zeltdächern vor der Sonne geschützten Verkaufsständen auszuschenken. Der Wein wurde also im Schatten getrunken und mit dem sprichwörtlichen, für den venezianischen Dialekt typischen Hang zur Synthese wurde das Wort „ombra“ kurzerhand zum Namen des Getränks selbst. Der venezianische Aperitif schlechthin ist der Spritz. Nach einem beliebten Brauch treffen sich jeden Abend ab 18 unzählige Personen jeden Alters vor den kleinen Lokalen zum geselligen Beisammensein mit einem Glas in der Hand, das dieses Getränk mit der typisch roten Farbe enthält. Sein merkwürdiger Name kommt von dem deutschen Verb spritzen und stammt noch aus der Zeit der österreichischen Herrschaft über die Lagunenstadt. Die österreichischen Soldaten konnten sich nicht an den herben lokalen Wein gewöhnen und verdünnten ihn daher mit Sodawasser oder Mineralwasser, um den Alkoholgehalt zu verringern. Eine weitere Kreation von Giuseppe Cipriani, dem Gründer der Harry’s Bar - eine winzige, aber weltweit berühmte Bar, Synonym für Cocktails und gehobene Gastronomie - ist der Bellini. Eine Huldigung an einen der bedeutendsten Vertreter der venezianischen Malerei und ein Aperitif, den man wenigstens einmal im Leben in der authentischen Version probieren sollte. RESTAURANTS Das Angebot an Restaurants in der Stadt ist riesig. Die Auswahl reicht von winzigen Gaststätten mit nur wenigen Tischen - eine Art Verlängerung der Küchen von Privathaushalten - und Trattorien bis hin zu gehobenen Restaurants, die oft zu den großen Hotels gehören, sowie wahren Gourmettempeln, in denen die Qualität des Angebots durch tadellosen Service auf höchstem Niveau ergänzt wird und die verschiedenen Gänge des Menüs vor einer atemberaubenden Kulisse serviert werden. Sterneköche leiten die Küchen verschiedener Restaurants, in denen eine internationale Kundschaft die Vielfalt der Speisekarte zu schätzen weiß, die nicht nur auf der lokalen Tradition, sondern auch auf meisterhaft zubereiteten Spezialitäten der italienischen Küche und einer erlesenen Weinauswahl basiert. 1 VON CANNAREGIO BIS CASTELLO zwischen bacari, ombre und cicheti Am nördlichen Stadtrand, genau gegenüber den Inseln Murano und San Michele (Monumentalfriedhof), verlaufen direkt an der Lagune die Fondamenta Nuove. Hier, am äußersten Ende des Sestiere Cannaregio, beginnt diese Route. Vom Campo dei Gesuiti, der von der gleichnamigen Kirche und dem Oratorio dei Crociferi dominiert wird, gelangt man nach wenigen Schritten zum Campo Santa Maria Nova, von wo man auf der anderen Seite des Kanals die harmonischen Formen der Kirche Santa Maria dei Miracoli bewundern kann. Unterwegs kommt man an mehreren traditionellen bacari vorbei, die von frühmorgens bis zur Stunde des Aperitifs ihre Spezialitäten anbieten. Folgt man der Calle Larga Giacinto Gallina, kommt man zum Campo Santi Giovanni e Paolo, einem der größten Plätze Venedigs, auf dem sich in ihrer ganzen Pracht die Basilika erhebt. In der Mitte des Campo steht die Reiterstatue, die Bartolomeo Colleoni, dem berühmten Feldherrn im Dienste der Serenissima, gewidmet ist. Dahinter ist die monumentale Fassade des Städtischen Krankenhauses (einstmals Scuola Grande di San Marco) zu sehen. Gleich hinter dem Campo, entlang der Calle Barbaria de le Tole, reihen sich vor der prächtigen Fassade des Ospedaletto, oder Chiesa di Santa Maria dei Derelitti zahlreiche Läden, Buchhandlungen und Lokale aneinander. Weiter in Richtung Norden taucht man in das Herz des Sestiere Castello ein: Diese Route ist eine gute Gelegenheit, um das echte Venedig von einst zu erleben. In diesem abgelegeneren und dicht besiedelten Stadtteil gibt es historische Lokale und bacari, in denen man essen oder auch nur einen Kaffee oder ein Glas Wein trinken kann. Von der Kirche San Francesco della Vigna, die ihren Namen dem großen Weinfeld verdankt, auf dem sie entstand, führt der Weg zum Campo dell’Arsenale und der von Steinlöwen bewachten Porta di Terra mit den monumentalen Türmen. Hinter dem Arsenal verirrt man sich in einem Labyrinth von Gässchen, gelangt aber schnell zur Via Garibaldi, auf die Läden jeder Art, Restaurants, Bars blicken und wo vormittags auch ein Obst-, Gemüse- und Fischmarkt stattfindet. Mit der zwischen Gassen und Plätzen im Wind flatternden bunten Wäsche ist die Atmosphäre hier herrlich authentisch und lebhaft. Von hier geht es weiter in Richtung Riva dei Sette Martiri und danach nach rechts, um an der Riva degli Schiavoni entlang schließlich den Markusplatz zu erreichen. Fondamenta Nuove Fondamenta Nuove An besonders klaren Tagen hat man von der Lagune einen wundervollen Blick auf die Dolomiten des Cadore. Um die Berge seiner Heimat bewundern zu können, hat sich in dieser Gegend der große Maler Tiziano niedergelassen, der hier von 1531 bis zu seinem Tod im Jahre 1576 wohnte. Campo dei Gesuiti Chiesa dei Gesuiti Der Bau (1713-1728) erfolgte auf Initiative der Jesuiten, die 1657 nach Venedig zurückkamen, nachdem sie zuvor aus der Stadt verbannt worden waren, und der Familie Manin, deren Familienangehörige seither im Presbyterium bestattet werden. Das mit Stuckarbeiten und Marmor reich verzierte einschiffige Langhaus folgt dem Stil der Jesuitenkirchen mit Kapellen und einbeschriebenem Querschiff. Oratorio dei Crociferi Die Gründung eines von den Kreuzbrüdern geleiteten Krankenhauses, das auch Pilger und Kreuzritter auf dem Weg in das Heilige Land aufnahm, geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Im 16. Jahrhundert wurde nach einer Reihe von Renovierungen Jacopo Palma der Jüngere mit der künstlerischen Gestaltung des Oratoriums betraut. Campo San Maria Nova Chiesa di Santa Maria dei Miracoli Dieses Meisterwerk von Pietro Lombardo stammt aus den Anfängen der venezianischen Renaissance. Aufgrund der Einheitlichkeit ähnelt es einem mit mehrfarbigem Marmor verkleideten außergewöhnlichen Schrein. Campo Santi Giovanni e Paolo Basilica dei Santi Giovanni e Paolo Auf venezianisch Zanipòlo genannt und zusammen mit der Frarikirche die prunkvollste gotische Kirche der Stadt, mit einem über 100 Meter langen Innenraum und drei durch Pfeiler aus Ziegelstein getrennten Schiffen. Der 1246 begonnene Bau wurde erst Mitte des 15. Jahrhunderts mit den fünf herrlichen vieleckigen Apsiden fertiggestellt. Barbaria de le Tole Santa Maria dei Derelitti Die prachtvolle Fassade, die mit dem markanten Vorbau und mit der reichen Verzierung mit Nischen und Statuen die enge Gasse beherrscht, ist ein Werk von Baldassare Longhena (1668-1674). Campo dell’Arsenale Arsenal Das Arsenal nimmt einen großen Teil der Stadt ein und ist das Herzstück des venezianischen Schiffbaus ab dem 12. Jahrhundert. Hier wurden die imposanten Schiffe gebaut, die der Serenissima die Vorherrschaft über das Mittelmeer garantierten. Heute gehört das Arsenal zum Teil der italienischen Marine und zum Teil ist es anlässlich der Internationalen Kunst- und Architekturausstellung der Biennale von Venedig für das Publikum geöffnet. Via Garibaldi Via Garibaldi Die Via Garibaldi wurde 1807 angelegt, als der zuvor hier verlaufende Kanal zugeschüttet wurde. Sie hieß zunächst Via Eugenia zu Ehren von Eugène de Beauharnais, damals Vizekönig von Italien. Später wurde der Name in Strada Nuova dei Giardini geändert, und 1866, mit dem Einmarsch der italienischen Truppen, wurde sie schließlich Giuseppe Garibaldi gewidmet. urban life Spezialitäten VON DORSODURO BIS RIALTO Kunst und bacari Campo Santa Margherita Auditorium, ex Chiesa di Santa Margherita Die heilige Margarete von Antiochia, der die Kirche und der Campo gewidmet wurden, ist am Sockel des charakteristischen Glockenturms einziges Element der Kirche, das auf den Campo blickt - dargestellt. Der Turm wurde 1808 „geköpft“, weil der obere Teil baufällig war. Scuola dei Varoteri Die Varoteri waren Handwerker, die Pelze herstellten und verkauften. Sie zogen 1725 in dieses Gebäude inmitten des Campo Santa Margarita ein, woran eine Inschrift an der Fassade erinnert. Über der Eingangstür ist das Basrelief La Vergine e il Bambino adorati dai confratelli (Von den Ordensbrüdern angebetete heilige Jungfrau mit Kind, 1501) zu sehen. “Casa del Moro” Als Vorlage für den Othello soll William Shakespeare 1604 die Novellensammlung Hecatommithi gedient haben, die der Tragödiendichter Giovan Battista Giraldi Cinzio aus Ferrara 1565 geschrieben hatte. Aus Respekt vor der venezianischen Aristokratie sollen beide die Hauptperson ihrer Werke als Mohr dargestellt haben (anstatt mit dem Familiennamen „Moro“ = Mohr). Scuola Grande dei Carmini Die Scuola, die der Santa Maria dei Carmini gewidmet ist, erlangte am 22. September 1597 die offizielle Anerkennung des Rats der Zehn und wurde 1767 zur „Scuola Grande“ erhoben. Im Kapitelsaal malte Giambattista Tiepolo zwischen 1739 und 1749 die neun einmaligen Gemälde an der Decke. Ponte dei Pugni Ponte dei Pugni Auf der Brücke sind an den Ecken die Fußspuren zu sehen, in die die Kämpfer vor Beginn des Kampfes ihre Füße stellen mussten. Die traditionelle „Guerra dei Pugni“ (Krieg der Fäuste) wurde für immer abgeschafft, nachdem am 30. September 1705 auf dieser Brücke der mit nackten Fäusten begonnene Kampf mit Steinwürfen und Messerstecherei endete und zahlreiche Opfer verursachte. Campo San Barnaba Sotoportego del Casin dei Nobili Die Casini waren kleine Wohnungen oder auch nur Zimmer, in denen sich - vor allem nachts - bestimmte Gesellschaften für die unterschiedlichsten Zwecke trafen: Tanz, Abendessen, Musik, aber vor allem Glücksspiele. Es gab sie auf allen Niveaus und für alle sozialen Schichten und sie waren über die ganze Stadt verstreut. Accademia Gallerie dell’Accademia Die Galerien bergen die reichste Sammlung venezianischer und Veneter Malerei, vom byzantinischen und gotischen 14. Jahrhundert und den Künstlern des Rinascimento wie Bellini, Carpaccio, Giorgione, Veronese, Tintoretto und Tizian, bis hin zu Giambattista Tiepolo und den Vedutenmalern des 18. Jahrhunderts wie Canaletto, Guardi, Bellotto, Longhi. Campo Santo Stefano Konservatorium Benedetto Marcello Der Sitz des Konservatoriums befindet sich im monumentalen Palazzo Pisani, dem größten Patrizierpalast Venedigs. Reich verziert mit Fresken, Statuen, Marmordekorationen, Stuckarbeiten und Ornamenten, erstreckt er sich über Innenhöfe, die durch luftige Loggien voneinander getrennt sind, und große mehrstöckige Salons, von denen einer als spektakulärer Konzertsaal dient. Campo Manin Contarini del Bovolo Ein einzigartiges Beispiel für die venezianische Architektur im Übergang von dem in der lokalen Kultur fest verwurzelten gotischen Stil zum Stil des Rinascimento. Ponte di Rialto Rialtobrücke Berühmte Architekten wie Jacopo Sansovino, Andrea Palladio und Vignola reichten klassische Entwürfe mit mehreren Bögen ein, die als ungeeignet verworfen wurden. Die heutige einbogige Steinbrücke wurde von Antonio da Ponte entworfen und 1591 fertiggestellt. Campo Santa Margherita, einer der größten Plätze Venedigs, befindet sich in der Nähe der Universität. Hier herrscht von morgens bis abends lebhaftes Treiben dank Fischladen und einer bunten Vielfalt an Obstständen, Geschäften, Bars, bacari, Bistros, Trattorien, Restaurants, Pizzerias, mit ihren bunten Tischen, die sich ohne Unterbrechung über den ganzen Campo aneinander reihen. An dem Campo sind zahlreiche historische und künstlerische Zeugnisse zu bewundern: das Auditorium der Universität Ca’ Foscari in der ehemaligen Kirche Santa Margherita; der Palazzo Foscolo-Corner aus dem 14. Jahrhundert, zu erkennen an den vorstehenden Regenrinnen und an dem Portal mit Familienwappen; die mitten auf dem Campo isoliert stehende Casa dei Varoteri oder Vajai (Kürschner); die “Casa del Moro”, oder Haus des Cristoforo Moro, der Shakespeare zu Othello inspirierte; die Scuola Grande dei Carmini. Geht man von hier aus in Richtung Accademia, führt der Weg unter anderem über die Ponte dei Pugni („Brücke der Fäuste“), auf der einst legendäre Kämpfe zwischen den rivalisierenden Fraktionen Castellani und Nicolotti stattfanden, und zum Campo San Barnaba. Nachdem man unter dem Sotoportego del Casin dei Nobili durchgegangen ist, geht man geradeaus weiter bis zum Monumentalbau der Scuola Grande di Santa Maria della Carità, der die gleichnamige Kirche Santa Maria und das Kloster Canonici Lateranensi umfasst. Letzteres entstand nach einem Entwurf von Andrea Palladio und ist heute Sitz der Gallerie dell’Accademia. Über die Ponte dell’Accademia - eine Holzbrücke, von der man einen wahrlich unvergesslichen Blick auf den Canal Grande hat, gelangt man zum Campo Santo Stefano, der von der gleichnamigen Kirche, sowie Palazzo Pisani und Palazzo Loredan. Vom Campo Santo Stefano geht es weiter zum Campo Sant’Angelo, danach zum Campo Manin, wo sich, verborgen in einem kleinen, fast wie ein Labyrinth anmutenden Campiello, die wunderschöne Scala Contarini del Bovolo befindet. Zurück zum Campo Manin ist über die Riva del Carbon ganz einfach die Rialtobrücke zu erreichen. Hier, im ältesten Teil Venedigs, der Erbaria genannt wird, liegen überall verstreut die vielen charakteristischen antiken venezianischen osterie, und seit fast tausend Jahren findet hier jeden Tag der Fisch-, Obst- und Gemüsemarkt statt. Das Gebiet ist von dicht gedrängten Monumentalbauten, Wohnhäusern, Handwerksläden, osterie, venezianischen Residenzen und gehobenem Tourismus geprägt. 3 VON DORSODURO ZUR GIUDECCA Kunst und golosessi (Süßigkeiten) Vom Campo Santa Margherita gelangt man rasch zum Campo dei Carmini: der rechteckige Platz wird von der großen Fassade der Kirche Santa Maria dei Carmini und vom imposanten Palazzo Foscarini geprägt. Auf der Westseite des Platzes beginnt die Fondamenta del Soccorso, auf der man an der Ca’ Zenobio vorbeikommt. Diese mündet in die Fondamenta di San Sebastiano, auf der man an der gleichnamigen Kirche vorbeikommt und schließlich den Campo San Basilio und die Zattere erreicht. Die lange Fondamenta delle Zattere, die am Giudecca-Kanal entlang verläuft, wird im Sommer von Venezianern jeden Alters und von Touristen stark frequentiert. Sie ist eine Art Stadtstrand, an dem man nicht selten Personen sieht, die ein Sonnenbad nehmen. Unterwegs sollte man unbedingt in einer der zahlreichen Eisdielen Halt machen und ein Gianduiotto kosten - ein Würfel Nougateis zwischen zwei Schichten Schlagsahne. Folgt man den Zattere, die auch als klassische JoggingStrecke dienen, kommt man an der Chiesa dei Gesuati, dem ehemaligen Ospedale degli Incurabili (Hospiz der Unheilbaren) und den Magazzini del Sale (Salzlager) vorbei. Besonders erwähnenswert sind die Stiftung Emilio und Annabianca Vedova, ein von Renzo Piano entworfenes avantgardistisches Museum, sowie die Magazzini delle Società Remiere (Lager der Rudervereine). Der Weg endet an der äußersten Spitze, genannt Punta della Dogana, Zentrum für zeitgenössische Kunst der Stiftung François Pinault. Von den Zattere setzt man zur Giudecca über. Die Insel, die seit jeher reich an Gemüse- und Ziergärten ist, zählte traditionell zu den Arbeitervierteln der Stadt, ist in den letzten Jahren jedoch zu einem begehrten Wohnviertel avanciert. Ein Spaziergang entlang der Uferstraße führt zur Chiesa del Redentore, die der venezianische Senat nach der Pest 1576 als Votivkirche erbauen ließ. Die Kirche, die von Palladio mit Unterstützung von Antonio Da Ponte entworfen wurde, stellt eines der großartigsten Beispiele der religiösen Architektur Palladios dar. Darauf folgt die Chiesa delle Zitelle, nach San Giorgio und der Chiesa del Redentore das dritte Palladio-Werk, das im Rahmen des städtebaulichen Projekts zur Erneuerung des Beckens von San Marco entstand. Zu den sehenswerten Zivilbauten gehört die Casa dei Tre Oci vom Anfang des 20. Jahrhunderts, heute internationales Zentrum für Fotografie, und die imposante ehemalige Getreidemühle Stucky, heute ein Luxushotel. Unterwegs kann man in einem bacaro am Ufer oder in einem der erlesenen Restaurants mit Terrasse auf dem Wasser Rast machen, die einen unbezahlbaren Blick auf die Stadt bieten. Campo dei Carmini Chiesa dei Carmini Die Kirche mit angrenzendem Kloster wurde im 13. Jahrhundert von den Karmeliten gegründet. Die 1286 begonnenen Arbeiten wurden 1348 fertiggestellt und umfassten die elegante Vorhalle am Seiteneingang, die mit Tierdarstellungen verziert ist. Der Innenraum wurde im 17. Jahrhundert um eine prunkvolle Holzverzierung bereichert. Fondamenta del Soccorso Ca’ Zenobio Der barocke Monumentalbau (1690) trägt den Namen der Familie, in deren Besitz er bis Mitte des 19. Jahrhunderts verblieb. Seit 1850 ist er Sitz des armenischen Mechitaristenkollegiums. Der Spiegelsaal wurde von Dorigny, Lazzarini und vom jungen Tiepolo verziert. Die schöne Loggia im klassischen Stil blickt auf den großen Barockgarten. Fondamenta di San Sebastiano Chiesa di San Sebastiano Einer der bedeutendsten Orte der venezianischen Kunst aufgrund des großartigen Gemäldezyklus von Paolo Veronese, der das Innere der Kirche ausmalte. Dies ist ohne Zweifel das größte und wichtigste Werk seines Lebens. Am Fuße der Orgel kennzeichnet ein Grabstein den Ort, an dem der Maler bestattet ist. Fondamenta delle Zattere Fondamenta delle Zattere Aufgrund der Kohleladungen, die hier gelagert wurden, hieß die Fondamenta delle Zattere früher „La Carbonaia“ (Köhlerei). 1519 wurde sie gepflastert und erhielt ihren heutigen Namen, weil hier die Flöße mit dem für das Arsenal bestimmten Holz ankamen, das aus dem Cadore über Flüsse und Kanäle zur Lagunenstadt befördert wurde. Chiesa dei Gesuati Chiesa dei Gesuati Der Orden wurde 1868 aufgelöst und die Kirche und das Kloster gingen an die Dominikaner über. Der Innenraum der Saalkirche birgt Altarbilder von Piazzetta, Sebastiano Ricci und Gian Battista Tiepolo, der auch mit den Fresken an der Decke betraut wurde, auf denen Geschichten der Dominikaner dargestellt sind. Ex Ospedale degli Incurabili Ex Ospedale degli Incurabili (Hospiz der Unheilbaren) Das alte Ospedale degli Incurabili wurde von dem Architekten Jacopo Sansovino (1486-1570) auf Wunsch der Republik erbaut, um in einem Flügel Patienten mit chronischen Infektionskrankheiten und im anderen Flügel Waisenkinder aufzunehmen. Die Fondamenta degli Incurabili (1989) von Josif Brodskij verdankt ihren Namen dem ehemaligen Ospedale degli Incurabili. Magazzini del Sale Magazzini del Sale Emilio Vedova war von diesem Ort fasziniert. Deshalb haben die Stiftung Emilio und Annabianca Vedova und der Architekt Renzo Piano, mit dem Vedova eng befreundet war, in diesen Räumen ein Museum der Avantgarde geschaffen: Die Werke werden mechanisch dem Archiv entnommen, in den Ausstellungsraum gebracht und alle sechs Stunden an der vorgesehenen Stelle positioniert. Isola della Giudecca Chiesa del Redentore Die Kirche ist das Zentrum eines der populärsten Feste der Venezianer, das jedes Jahr am dritten Samstag im Juli abgehalten wird. Mit dem Fest wird an das Ende der Pest erinnert, die von 1575 bis 1577 in Venedig wütete. Ab Sonnenuntergang am Samstag fahren Hunderte Boote in das Becken von San Marco und in den Giudecca-Kanal. In Erwartung des herrlichen Feuerwerks, das um 23.30 Uhr beginnt, wird in den Booten ausgiebig gefeiert und mit Gerichten der venezianischen Tradition zu Abend gegessen. urban life 2 Isola di San Giorgio Maggiore 1 2 3 EINE ZEITREISE zu den Inseln des Beckens von San Marco AUF ENTDECKUNGSREISE IN DER NÖRDLICHEN LAGUNE Murano, Burano, Torcello… DER STRAND VON VENEDIG Der Lido Burano Lido nature NATUR Die Inseln von Venedig sind wesentlicher Teil des Weltkultur-, Weltkunstund Weltnaturerbes der Lagunenstadt. Bei einem Venedigaufenthalt nicht auch die Lagune und ihre Inseln zu besuchen, bedeutet einen Teil des Spektakels zu versäumen: die Glasbläser von Murano, die Werkstätten, in denen die Spitzen von Burano angefertigt werden, die herrliche Basilika auf Torcello, mit 14 Bewohnern die am dünnsten besiedelte Insel, die Meisterwerke der Insel San Giorgio Maggiore, San Servolo und das Museo della Follia, die Natur von Pellestrina und die jahrhundertealten Gemüsegärten von Sant’Erasmo... einzigartige, charakteristische Orte, inmitten von Geschichte und Natur, wo die Zeit stillzustehen scheint. Sandbänke Die Sandbänke ragen fast ständig aus dem Wasser, werden aber häufig durch die Gezeitenströmungen überschwemmt, und bilden zusammen mit den Lagunenbänken, die nur bei Ebbe auftauchen, und den Untiefen in der Nähe der Kanäle, die unter dem Meeresspiegel liegen, eines der charakteristischsten, aber auch empfindlichsten Ökosysteme der Lagune. Je nach Menge des Materials (Schlick, Sand und andere Sedimente), das angeschwemmt oder abgetragen wird, unterliegen sie flächenmäßigen Veränderungen. Wenn das Gleichgewicht zwischen Konsolidierung und Erosion verloren geht, können die Sandbänke verschwinden: dieses Phänomen liegt sicher bereits seit über einem Jahrhundert vor. Sandbänke erfüllen einige für das Gleichgewicht der Umwelt wesentliche Aufgaben: sie brechen die Wellenbewegungen, bilden obligatorische Wasserläufe, leiten die Ausbreitung der Flut in die Lagune und verstärken die Wirkung der Kanäle. Die Kanäle Die Kanäle der Lagune erlauben den Zu- und Abfluss des Wassers, so dass der für das Überleben der Lagune notwendige Wasseraustausch gewährleistet bleibt. Zu den gewundenen natürlichen Kanälen kamen im Laufe der Jahre künstlich angelegte, gerade Kanäle. Von den Hauptkanälen verzweigen sich immer schmälere und stärker gewundene Kanäle, die auch die Sandbänke durchziehen und „Ghebi” genannt werden. Ob natürlich oder künstlich, alle Kanäle verlaufen ausgehend von den Hafeneinfahrten, durch die die Flut in die Lagune hinein- und herausströmt, und verzweigen sich fortlaufend in Richtung der „Gronda Lagunare”. Innerhalb der Gronda variiert die Ausbreitung der Flut je nach Tiefe und Verlauf der Kanäle, Tiefe und Ausdehnung der flachen Gebiete, der Fläche des Lagunenbeckens und der Beschaffenheit des Meeresbodens. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die internen Kanäle der Lagune regelmäßig ausgebaggert und instand gehalten werden. Die Gezeiten Die Veränderungen der Wasserstände hängen mit astronomischen und meteorologischen Faktoren zusammen; niedriger Luftdruck, die Winde Scirocco und Bora verstärken das Hochwasserphänomen, weil sie das Wasser landeinwärts in die Lagune drücken. Im gegenteiligen Fall, also bei Hochdruck und Winden aus Nordwest, kann der Wasserstand in der Lagune so stark sinken, dass die Rii von Venedig austrocknen. Hochwasser Flut Das Hochwasser-Phänomen wird von besonders hohen Flutständen ausgelöst, die während der Wintermonate regelmäßig in der nördlichen Adria und besonders stark in der Lagune von Venedig auftreten. Dieses Phänomen überschwemmt die tiefsten Stellen vieler Fundamente, Gassen und Plätze, wie auch die ebenerdigen Geschosse vieler Häuser, Paläste und Läden in Venedig und Chioggia. Die Sirenen warnen 3 Stunden im Voraus vor der Flut. Laufstege sorgen für die Begehbarkeit der tiefer gelegenen Teile der Stadt. Im Allgemeinen reicht ein Paar gewöhnliche Gummistiefel aus, um sich trockenen Fußes frei bewegen zu können. Bei einem Wasserstand von mehr als 130 cm erschwert sich die Lage und bei außergewöhnlich hohem Wasserstand von 140 cm wird der Notstand ausgerufen. Die Murazzi Die Murazzi sind ein aus istrischem Stein erbautes Verteidigungsbauwerk der Republik Venedig, das zugleich dem Schutz der Lagune vor Erosion dient. Sie finden sich an zwei Stellen der Lagune: am Lido (5 km) und auf der Insel Pellestrina (10 km). Im Bereich zwischen Pellestrina und Ca’ Roman sind Adria und Lagune praktisch lediglich durch die Murazzi getrennt. Mose Das Mose-System soll Venedig und das gesamte Lagunengebiet vor Hochwasser schützen. Es besteht aus Dämmen mit beweglichen Schleusen, die die Lagune zeitweise vom Meer trennen und so Venedig vor den verheerenden Auswirkungen des Hochwassers schützen sollen. Das Schleusensystem wird an den Hafeneinfahrten von Lido, Malamocco und Chioggia installiert, das sind die drei Fahrrinnen der Nehrung, durch die die Flut von der Adria in die Lagune vordringt. Unter normalen Umständen bleiben die Schleusen der Barrieren in ihrem Sitz am Meeresboden an den Hafeneinfahrten, unsichtbar und ohne den Austausch zwischen Meer und Lagune zu beeinträchtigen. Sie werden erst geöffnet, wenn dies erforderlich ist, um die eindringende Flut zurückzuhalten und die Überschwemmung der Lagune und der bewohnten Ortschaften zu verhindern. Das System wird bis Ende 2014 voll betriebsbereit sein. KUNST UND NATUR Venedig ist eine einzigartige Stadt, Ausdruck einer gelungenen Verschmelzung von Mensch und Natur, ein Meisterwerk, ein delikates System aus Landschaft und Architektur, das als Unesco-Welterbe anerkannt ist. Die auf 118 Inseln gebaute Stadt scheint auf den Wassern der Lagune zu schwimmen und bildet eine unvergessliche Landschaft, deren Schönheit große Meister, wie Carpaccio, Tizian, Canaletto, Guardi, Monet, Turner und viele andere inspiriert hat. Die Lagune von Venedig ist die größte Italiens. Sie ist fast 6000 Jahre alt und erstreckt sich über etwa 550 Quadratkilometer, von denen 418 von den Gezeitenströmungen der oberen Adria erreicht werden, die die stärksten des Mittelmeers sind. An ihrer Stelle war einst eine Ebene, die aus Ablagerungen bestand, die mit der Schmelze am Ende der letzten Eiszeit von den Flüssen Brenta und Piave angeschwemmt wurden. Während der folgenden Jahrhunderte, und auch heute noch, sind bestimmte Phänomene, wie die Bodensenkung wegen der progressiven Konsolidierung der Anschwemmungen und der Anstieg des Meeresspiegels, aufgetreten. Dies führte zur Überschwemmung eines Großteils der Ebene, wobei die höher gelegenen Geländeteile zu den Inseln der so entstandenen Lagune wurden. Die Streifen der Küstendünen, die durch den von den Wasserläufen angeschwemmten Sand entstanden sind, wurden dann zur natürlichen Grenze zwischen Adria und Lagune. Die Lagune von Venedig ist also ein exzellentes Beispiel für ein Feuchtbiotop an der Küste, das mit dem Meer über Rinnen oder Hafeneinfahrten verbunden ist, und deren Wasserbewegungen folglich von den Gezeiten beeinflusst werden. Die Verbindung zwischen Lagune und Meer bestimmt den salzigen Charakter, der den Lebensraum für die biologischen Besonderheiten bildet. Das tägliche Zu- und Abfließen des Meeres über die Fahrrinnen im 6-Stundenrhythmus verändert und modelliert gleichzeitig die physische Beschaffenheit der Lagune. Lediglich 5% der gesamten Lagunenfläche besteht aus konstant über dem Wasserspiegel liegendem Land, 20% sind periodisch überschwemmte Sandbänke und lehmige Senken, die einige für das biologische Gleichgewicht der Lagune wichtige Funktionen erfüllen: sie brechen die Wellenbewegungen, bilden obligatorische Wasserläufe, leiten die Ausbreitung der Flut in die Lagune und unterstützen die Wirkung der Kanäle, die dank der besonders salzbeständigen Vegetation, die hier ein ideales Habitat findet, das Wasser reinigen. Die „Valli da pesca”, zur Fischzucht genutzte Küstenseen, und die Lagune selbst sind Gebiete, die von zahlreichen Wasservögeln zum Überwintern, zum Nisten und als Fischgründe genutzt werden: Möwen, Zwergseeschwalben, Fluss-Seeschwalben, verschiedene Wildentenarten und im Winter Kormorane, Purpurreiher und Silberreiher, Seidenreiher, Rohrweihe, sowie seltene Vögel, wie Flamingo, Braunsichler, Fischadler, Schelladler und Seeadler. Die ganze Lagune ist von mehr oder weniger tiefen Kanälen durchzogen, von denen zumindest die schiffbaren mit Dalben und Baken versehen sind, eingerammte Pfähle, die die Fahrrinnen markieren. Die Lagune ist durch lange Sanddünen (Lidi) vom Meer getrennt, die von den gewaltigen Murazzi gestützt und stabilisiert werden, einem Bauwerk, das einst als Verteidigung diente, während die Mündungen der Flüsse Sile, Piave und Brenta nach außerhalb der „Gronda Lagunare“ geleitet wurden, um der Verlandung vorzubeugen. Die Verbindung zum Meer erfolgt über die Hafeneinfahrten, von denen heute nur noch drei vorhanden sind: Lido, Malamocco und Chioggia. In diesem empfindlichen, in ständiger Instabilität befindlichen Ökosystem, das unter den unabänderlichen Veränderungen des Klimas und der Einwirkung des Menschen leidet, liegen zwischen nördlicher und südlicher Lagune rund vierzig Inseln, deren Mitte Venedig bildet. Über die Hälfte der Inseln befinden sich im nördlichen Teil: die größten und ständig mehr oder weniger bewohnten Inseln sind Murano (am meisten bevölkert), Burano, Sant’Erasmo und Torcello; unter den kleineren Inseln wurden einige bereits saniert und neuer Nutzung zugeführt, wie La Certosa, Lazzaretto Nuovo, andere werden derzeit wieder hergestellt, nachdem sie infolge des zweiten Weltkriegs verlassen wurden, wie beispielsweise San Giacomo in Palude; wieder andere sind verwahrlost und dem Untergang geweiht, wie Madonna del Monte und Sant’Arian; eine davon seit altersher dem Franziskanerorden als Eremitage San Francesco del Deserto gewidmet. Im südlichen Teil, hinter dem Becken von San Marco, liegen bedeutende Denkmal-Inseln, wie die Insel San Giorgio Maggiore, Isola della Giudecca, Isola di San Servolo und Isola degli Armeni; als Hotels angelegte Inseln, wie die Insel San Clemente, und andere, halbvergessene, wie Poveglia, die Insel Lazzaretto Vecchio, und Isola delle Grazie. Dazu kommen die Sandinseln: der Lido und Pellestrina. Fast alle können mit öffentlichen Transportmitteln erreicht werden und sind einen Besuch absolut wert. EINE ZEITREISE zu den Inseln des Beckens von San Marco Als lebendige Denkmal-Inseln und wesentlicher Teil der Stadt sind San Giorgio Maggiore und die Giudecca bedeutsame und überraschende Etappen für Reisende, die interessiert die Spuren der Architektur des Andrea Palladio verfolgen. Im Jahre 982 schenkte der Doge Tribuno Memmo dem Benediktinerorden eine Insel, damit dort das Kloster San Giorgio Maggiore errichtet werden konnte. Ab diesem Jahr gewann die Insel an Bedeutung. 1565 wurde der Architekt Andrea Palladio mit dem Bau der Basilika beauftragt, die 1610 von Baldassare Longhena vollendet wurde. Sie zeigt eine strenge Fassade und klassische Linien, einen dreischiffigen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes, und verwahrt Werke der großen Meister, wie Jacopo Tintoretto, Jacopo Palma der Jüngere, Sebastiano Ricci, Carpaccio. Zwischen 1500 und 1600 erreichte die Insel ihre höchste Blütezeit, dank der Werke dieser Künstler, die dazu beigetragen haben, das Kloster in einen bis heute noch wunderbar erhaltenen Denkmalkomplex zu verwandeln. Der 1791 anstelle des Turms aus dem 15. Jahrhundert errichtete Glockenturm bietet einen atemberaubenden Panoramablick auf das Becken von San Marco. Über den Giudecca-Kanal erreicht man die wunderschöne klassizistische Architektur des Andrea Palladio in Form der Redentore-Kirche. Sie wurde 1577 nach dem Willen des Senats der Republik erbaut, um ein während der schrecklichen Pestilzenz von 1575-77 gegebenes Gelübde zu erfüllen. Das Innere zeichnet sich durch die grandiose Schlichtheit des klassischen Tempels aus. Der Grundriss, der fälschlicherweise als lateinisches Kreuz bezeichnet wird, erstreckt sich genial in eine Reihe von aufeinander folgenden, aber verschiedenen Funktionen zugedachten Räumen (Aula, Presbyterium, Chor), die miteinander verbunden sind, fast als wären sie vorbereitet für das letzte Stück der Prozession. Die Kirche ist reich an bedeutenden Werken, unter denen sich eine schöne Lünette von Pietro Vecchia an der Gegenfassade, eine wunderschöne Christi Geburt von Francesco Bassano, eine Taufe Christi von Paolo Veronese und die Grablegung von Jacopo Palma der Jüngere befinden. Die Chiesa del Redentore ist das Zentrum des Festes des Erlösers, das zu den tiefempfundensten Festen der Venezianer gehört und in jedem Jahr am dritten Samstag im Juli abgehalten wird. Die Kirche wird eigens zu diesem Anlass mittels einer Bootsbrücke mit Venedig verbunden. Das phantastische Feuerwerk beginnt um 23.30 Uhr und endet erst nach Mitternacht. 1 Isola di San Giorgio Maggiore Die Insel San Giorgio Maggiore Im Jahre 1951 wurde nach dem Willen von Vittorio Cini die Stiftung Giorgio Cini auf der Insel gegründet: „Die Stiftung hat den Zweck die Wiederherstellung des Denkmalkomplexes der Insel San Giorgio Maggiore zu fördern und die Gründung und Entwicklung von Bildungs-, Sozial-, Kultur- und Kunstinstitutionen auf dem Territorium zu begünstigen“. Das Kloster und die angrenzenden Flächen wurden restauriert und 1954 wurde das wunderschöne Freilichttheater „Teatro Verde” eingeweiht. Neben der Forschungstätigkeit, den Ausstellungen, Konferenzen, Aufführungen und Konzerten organisiert die Stiftung Kongresse wissenschaftlicher und kultureller Art. Außerdem hat das Centro Sportivo di Eccellenza des Segelclubs von Venedig seinen Sitz auf der Insel. Isola della Giudecca Giudecca-Insel Die Giudecca ist die größte Insel von Venedig und durch den gleichnamigen Kanal vom historischen Stadtkern getrennt. Wegen des langen, schmalen, einer Fischgräte ähnelnden Profils wurde sie einst als „Spina longa” bezeichnet. In der Folge erhielt sie den Namen Zuecca, der dann zu Giudecca wurde, wahrscheinlich weil die „Zudegai“, das heißt die von den Dogengerichten Verurteilten nach dort verbannt wurden. Sie ist seit dem 19. Jahrhundert bewohnt und war jahrhundertelang ein Ferienort für Adlige und reiche Bürger. Die Insel erlebte auf diese Weise eine glanzvolle Zeit, während der Paläste, Kirchen und Klöster erbaut wurden (in früherer Zeit gab es deren acht), deren Fassaden sich entlang der Fondamenta am Giudecca-Kanal gegenüber den Zattere aneinander reihen. Isola di San Servolo Die Insel San Servolo Diese Insel ist ein gutes Beispiel für die sinnvolle Nutzung der zahllosen Inseln der Lagune. Sie war bereits seit dem 7. Jahrhundert von Benediktinermönchen besiedelt, und ging 1109 für über fünfhundert Jahre in die Hände von Nonnen über. Ab 1725 betrieben die Barmherzigen Brüder vom heiligen Johannes von Gott hier eine psychiatrische Anstalt. Das Irrenhaus von San Servolo (heute Museum der Geisteskrankheiten) bestand bis zum 13. August 1978, als alle psychiatrischen Anstalten geschlossen wurden. Die Insel gehört der Provinz Venedig, die ihr den antiken Glanz zurückgegeben hat und so einen historischen, architektonischen und kulturellen Schatz unbestrittenen Werts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. nature Schutz und Wahrung der Lagune AUF ENTDECKUNGSREISE IN DER NÖRDLICHEN LAGUNE Murano, Burano, Torcello… San Francesco del Deserto San Francesco del Deserto Reihen antiker Zypressen und Pinien rahmen eine der schönsten Inseln der Lagune ein. Nach der Legende wurde die Eremitage 1220 gegründet, als sich der aus Ägypten zurückgekehrte Franz von Assisi hier aufhielt. Das von Alexandrien kommende Schiff kam hier während eines bedrohlichen Unwetters an, doch dem Heiligen Franz gelang es, die Elemente mit seinen Gebeten zu beruhigen, so dass das Schiff vor Torcello ankern konnte. Der Heilige besuchte zusammen mit seinem Ordensbruder Illuminato aus Rieti die nahe gelegene kleine Insel, die seinen Namen erhielt. Die Stille macht aus der Insel ein wahres Naturparadies, in dem die neun dort noch lebenden Mönche ihre Tage fern von der Welt verbringen. Sant’Erasmo Sant’Erasmo Der historische „Garten der Serenissima”, die größte Insel der Lagune, hat ein rustikales Aussehen, mit einer ätherischen Atmosphäre, in der die Zeit still zu stehen scheint. Sie ist eine Grenzinsel, die von der Natur selbst von einem vornehmen Lido und Ferienort, in eine kleine Insel zurückverwandelt wurde. Gemüseanbau, Wein- und Obstgärten, die nur von Wäldchen und Kanälen und wenigen antiken Fischteichen und vereinzelten Häuschen unterbrochen werden. Torre Massimiliana Eine massive militärische Befestigungsanlage der Habsburger zeigt auf die Hafeneinfahrt des Lido, die vom Park der Lagune verwaltet wird. Sie dominiert den kleinen Strand des Bacan (Sandbänke), zu dem die Venezianer traditionell ihre sommerlichen Bootsausflüge unternehmen. Lazzaretto Nuovo Lazzaretto Nuovo Mit einem Dekret vom 18. Juli 1468 beschloss der Venezianische Senat die den Mönchen gehörende Insel zu enteignen. Dort wurden Personen mit Ansteckungsgefahr evakuiert und Waren zwischengelagert, von denen man annahm, dass sie Krankheitserreger der schrecklichen Pest verbreiten könnten. Bei einem Rundgang entlang der inneren und äußeren Befestigungsmauern können zahlreiche Stellen von großer naturalistischer und historischer Bedeutung bewundert werden. Vignole Vignole Die Insel „der sieben Weingärten” und die größere Insel Sant’Erasmo sind die so genannten „Gärten der Serenissima”. Die üppige Vegetation von Hecken und Brombeersträucher überragenden Tamarisken, Holunder, Ulmen, Pappeln, Maulbeerbäumen, hinter denen sich die Gemüse- und Weingärten verbergen, haben den Ruf der Insel begründet. Sehenswert sind auch die Reste der antiken Chiesa di Sant’Erosia. Certosa Certosa Die Certosa ist eine der größeren Inseln der Lagune von Venedig, liegt weniger als 200 Meter von San Pietro di Castello entfernt und bildet den Zugang zum Park der Lagune von Venedig mit seinen naturalistischen Valenzen, Einrichtungen für die private Schifffahrt, neuen produktiven Tätigkeiten im Bereich der Landwirtschaft und des Handwerks, die der Weiterentwicklung des bestehenden Polo Nautico Vento di Venezia zu verdanken sind. Isola di San Michele Die Insel San Michele Sie besteht aus den beiden kleinen Inseln San Michele und San Cristoforo della Pace, und ist seit Anfang 1800 der Friedhof von Venedig, der nach Religionen und Konfessionen (israelitisch, katholisch, orthodox und evangelisch) getrennt, die Grabdenkmäler berühmter italienischer und ausländischer Persönlichkeiten birgt, darunter der russische Dichter Josif Brodskij, der Wiener Mathematiker und Physiker Christian Doppler, die venezianische Schriftstellerin Giustina Renier Michiel, der amerikanische Dichter und Erzähler Ezra Pound und der russische Komponist Igor Strawinsky. Murano 1291 wurde angeordnet, dass die Glasöfen von Venedig nach Murano verlegt werden sollten, weil sie häufig verheerende Brände verursachten. Unter den Sehenswürdigkeiten der Insel befindet sich der Dom der Santi Maria e Donato aus dem 17. Jahrhundert, ein herrliches Beispiel für die venezianisch-byzantinische Kunst, mit einem schönen Marmorboden im Innern und einer faszinierenden Jungfrau an der Apsis. Weitere bedeutende Kirchen sind Santa Maria degli Angeli, mit dem herrlichen Altar aus Carrara-Marmor von Ende des 17. Jahrhunderts, und San Pietro Martire, mit den Leuchten aus Glas und zwei wunderschönen Altarbildern von Bellini. Unter den Zivilbauten sticht der Palazzo da Mula hervor, an dessen Fassade gotische, venezianische und byzantinische Stilelemente miteinander verschmelzen, der 1934 erbaute Leuchtturm aus Stein, und Palazzo Giustinian, Sitz des Glas-Museums. Die ausgestellten Sammlungen sind chronologisch geordnet, und reichen von den römischen Fundstücken (1. und 2. Jh. n. Chr.) bis zur Geschichte des Murano-Glases zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert. Die Glasbläser und ihre unterschiedlichen Techniken können auf der ganzen Insel bei ihrer Kunst beobachtet werden. Burano Die mit ihren bunten Fischerhäusern unverwechselbare Insel Burano ist wegen der Spitzenklöppelei weltberühmt. Die Ursprünge dieser Kunst sind an eine Legende geknüpft: es wird erzählt, dass ein Fischer aus Liebe zu seiner Schönen, die auf Burano wohnte, dem verführerischen Gesang der Sirenen widerstand. Die Königin der Meere schenkte ihm zur Belohnung eine Schaumkrone, mit der er das Haupt seiner Liebsten schmücken sollte. Die Freundinnen des Mädchens waren neidisch auf dieses zarte Gespinst, und versuchten es nachzubilden. So nahm die Verarbeitung von Baumwollfäden ihren Anfang. Am Hauptplatz, der dem Barockmusiker Baldassare Galuppi gewidmet ist, steht die im 16. Jahrhundert erbaute Chiesa di San Martino, in der die Reliquien der Heiligen Barbara und die Kreuzigung von Tiepolo verwahrt sind, sowie die Spitzenschule und das dazugehörige Museum. Torcello Torcello zählt heute nur noch 14 Bewohner, war einst jedoch die Hauptinsel der nördlichen Lagune, die zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert besiedelt wurde. Die zwischen der zweiten Hälfte des Jahres 800 und Ende 1100 erbaute Basilika Santa Maria Assunta ist der älteste Monumentalbau der Lagune. Die Westwand, an der sich der Haupteingang der Kirche befindet, ist von einem riesigen Mosaik im byzantischen Stil bedeckt, das das Jüngste Gericht darstellt. Auf dem Hauptplatz befinden sich der Palazzo del Consiglio, der Palazzo dell’Archivio, Sitz des Museums von Torcello, sowie die Chiesa di Santa Fosca aus dem 11.- 12. Jahrhundert mit Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes und einem Portikus mit Säulen aus Marmor und Kapitellen. In der Mitte steht ein antiker Marmorstuhl, „Attila-Thron“ genannt, der in Wirklichkeit von den Gerichten genutzt wurde. Die Brücke Ponte del Diavolo über den Zufahrtskanal ist eine der letzten Brücken ohne Geländer Venedigs. 3 DER STRAND VON VENEDIG Der Lido Nur 12 Minuten vom Markusplatz entfernt kann der Venedigbesucher in die exklusive Atmosphäre des Badestrands am Lido eintauchen. Der Lido ist ein 11 Kilometer langer und im Schnitt 500 Meter breiter Streifen Land zwischen Venedig, der Lagune und der Adria. Der zentrale, zur Lagune gerichtete Teil mit San Nicolò im Norden, Malamocco (typisches Fischerdorf) im Süden und Alberoni (naturbelassenes Gebiet mit wilden Stränden und dem berühmten Golfclub Venedig) ist durch eine starke Verstädterung geprägt, während der östliche, zum Meer gerichtete Teil für seine langen Strände mit feinstem, beige-rötlichen Sand berühmt ist. Die Strände sind zum Teil frei zugänglich und zum Teil mit Badeanlagen ausgestattet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lancierten einige mutige Unternehmer den Lido als Badeort und am 16. Januar 1872 entstand die Società civile Bagni Lido (Zivilgesellschaft der Badeanstalten Lido). Der Wandel wurde um die Jahrhundertwende eingeleitet und der Lido wurde rasch zu einem der mondänsten Badeorte Europas. Der Wandel begann im großen Stil mit dem Bau des Hotels Des Bains (1908) und den ersten Strandkabinen auf dem davor befindlichen Strand. Wenig später folgte das Hotel Excelsior, ein Bau im maurischen Stil - damals das größte Hotel der Welt. Der Lido änderte sein Stadtbild und nahm mit einer neuartigen, originellen Interpretation und der Verschmelzung verschiedener Stile ein neues Aussehen an. Gebäude, Villen, Parkanlagen und Gärten der Uferpromenade von San Nicolò, des Lungomare Marconi, der Gran Viale Santa Maria Elisabetta und entlang der Straßen im Stadtzentrum der Insel sind heute noch durch neobyzantinische, neuromanische und Jugendstil-Elemente geprägt. Istrischer Stein und Ziegelsteine, die in der venezianischen Tradition einen festen Platz haben, vereinten sich mit Stahlbeton, Eisen und Keramik zu absolut originellen und sehenwerten Bauten. Viele große Persönlichkeiten des Alten und Neuen Kontinents, wie Goethe, Byron, George Sand und de Musset, zogen sich an den Lido zurück oder suchten hier Inspiration. Thomas Mann war jahrelang Stammgast des Hotels Des Bains, das dank dessen später von Luchino Visconti meisterhaft verfilmtem Roman „Tod in Venedig“ in die Geschichte einging. Am 6. August 1932 wurden die 1. Internationalen Filmfestspiele eingeweiht und ihr Erfolg macht den Lido heute noch zum Schauplatz eines der weltweit wichtigsten Events der Filmwelt. Filmstars aller Zeiten, von Liz Taylor bis Paul Newman, von Robert de Niro bis George Clooney, von Meryl Streep bis Nicole Kidman, wurden an den Stränden des Lido fotografiert. Lido San Nicolò Im Ortsteil San Nicolò befindet sich der Flughafen Nicelli, der 1915 am Ende des Ersten Weltkriegs erbaut wurde, um die Luftangriffe umzulenken, die ansonsten Venedig gefährdet hätten. In der Nachkriegszeit wurde er zu einem bedeutenden Flughafen mit Verbindungen nach Wien, München, Florenz, Rom und Brindisi. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nahm der Nicelli militärische Bedeutung an. Vom Ende des Konflikts bis zum Jahr 2000 hat der Flughafen eine Periode der Krise durchlebt. Die italienische Flugsicherungsbehörde Enav hat den Flughafen kürzlich saniert und anlässlich großer Veranstaltungen für touristische Rundflüge über der Lagune mit dem Kleinflugzeug und Helikopter, und für eine Flugschule geöffnet. Malamocco Der antike Name Metamauco zeugt von den römischen Ursprüngen des Ortes. Er ist über den Fluss Brenta mit dem Festland verbunden und diente einst als Hafen von Padua. Sowohl natürlich infolge der Umleitung der Flüsse und der Ablagerung von Sand und Schutt, als auch infolge der Ausgrabungen und Befestigungen, die der Doge Partecipazio für den Hafen des Lido durchführen ließ, hat sich die Gegend im Laufe der Zeit stark verändert. Die Landschaft hat sich gewandelt, indessen bieten die niedrigen, bunten Häuser an den Kanälen, die engen Gassen und kleinen Plätze mit den alten Brunnenkränzen, die Hauptstraße „Mercerie“, die edlen Palazzi wie Ca’ del Borgo, die Kirche Santa Maria Assunta und der Palazzo Pretorio, heute wie damals ein getreues Abbild des Lebens von Malamocco. Früher konzentrierte sich die Bevölkerung des Lido größtenteils auf diesen Ortsteil, und trotz des Wandels des Lido in ein touristisches Ziel hat Malamocco stets seinen ursprünglichen Charakter bewahrt Alberoni Alberoni liegt im Süden des Lido und bietet eine magische Atmosphäre fernab vom hektischen Alltag: üppige Natur, angenehm luftiges Klima, ein breiter Strand mit feinstem Sand, vom WWF geschützte Naturoase, einer der schönsten Golfplätze Europas (die Idee zu einem Golfplatz auf dem Lido stammt angeblich von Henry Ford, Präsident des amerikanischen Autoherstellers), ein 2 km langer Schutzdeich aus istrischem Stein, eine malerische Piazzetta mit Blick auf die Lagune - eine der wenigen in ganz Venedig, von der man einen zauberhaften Sonnenuntergang bewundern kann. Eine imposante Vegetation mit Tamarisken, Strandkiefern, Oleander, Pappeln (denen der Ort seinen Namen verdankt, denn „alberoni“ bedeutet auf deutsch große Bäume, und die den in den Hafen einlaufenden Seeleuten einst zur Orientierung dienten) trennt Meer und Lagune. Pellestrina Pellestrina Pellestrina ist im Norden über eine Fähre mit dem Lido, und im Süden über ein Linienboot mit Chioggia verbunden. Diese über 10 km lange und im Schnitt 150 Meter breite Insel ist die Insel der Fischer und verbindet Meer und Lagune. Kennzeichen der Insel sind ihre unberührte Natur (die Strände sind alle frei), die Murazzi aus istrischem Stein, die Venedig seit Jahrhunderten vor der Gewalt des Meeres schützen, die Gemüsegärten sowie einige kleine, charakteristische Ortschaften wie San Pietro in Volta und Portosecco, typische Fischerdörfer mit einer Kirche, ein paar bunten Häusern und einigen berühmten Fischlokalen, die absolut genuine Fischspezialitäten bieten. Eine besonders wertvolle Umwelt- und Naturoase ist Ca’ Roman, das sich im Laufe der Zeit durch die Ablagerung des von den Meereströmungen angeschwemmten Sandes gebildet hat. Hier leben geschützte, für Küstengebiete typische Pflanzen- und Tierarten. nature 2