Reisebericht der Mototyacht NAUTIC 2013

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Reisebericht der Mototyacht NAUTIC 2013
Reise der MY Nautic 2013
Der Törn an die Nordsee oder
wie aus dem Ziel Cuxhaven eine Rundreise durch Holland wurde
Als mein liebster Reisegefährte und Kapitän der MY Nautic und ich am 19.7.2013 gegen
17 Uhr die schwer bepackte Nautic bestiegen und kurz danach vom Heimathafen
Wiesbadener Yacht-Club WYC ablegten, hieß das Reiseziel für unsere 4 Wochen Urlaub
noch Bremerhaven, eventuell eine der ostfriesischen Inseln, Cuxhaven, Hamburg.
Frohgemut schlugen wir die Richtung rheinabwärts ein, und genossen voller Vorfreude die
Spätnachmittagssonne und die wohlbekannten Ufer bis St. Goar.
Aufbruch
Rhein bei Rüdesheim
Hier blieben wir am ersten Abend, statteten wie immer der Philippsmühle im
Gründelbachtal einen Besuch ab, um bei einem exzellenten Gläschen 'Steilhang' die
Neuigkeiten aus St. Goar vom Müllermeister persönlich zu erfahren. Am nächsten Morgen
ging es weiter, zunächst bis Duisburg. Hier wollten wir tanken, um dann kurz darauf in den
Rhein-Herne-Kanal einzubiegen.
Duisburg
Köln
Nach einer langen Anfahrt durch Hafengelände erreichten wir die Marina Duisburg und
damit die Tankstelle für Sportboote. Als wir uns ein bisschen die Füße vertraten, sahen wir
am Kassenhäuschen der Tankstelle den Hinweis, dass ab Dienstag, den 23 Juli wieder
mehrtägige Streiks der Schleusenwärter angekündigt waren, und zwar für den
Mittellandkanal und die Weser bis Bremen. Schnell überdachten wir die Situation und
rechneten aus, dass wir bis zum Dienstag Bremen und damit die letzte Schleuse
vermutlich nicht erreichen würden. „Gut, fahren wir eben nach Holland!“
Diese schnelle Entscheidung war uns nicht sehr schwer gefallen, und schon eilte die
Nautic weiter rheinabwärts, Richtung Westen.
Gegen Abend und nach immerhin 370 km Fahrt erreichten wir Zutphen, das uns auch
schon auf unserer Reise im letzten Jahr so gut gefallen hatte. Ein sympathischer Hafen,
auf der gemütlichen Terrasse des Bootshauses wird ein guter Kaffee und ein frisches Bier
serviert und bis in die sehr sehenswerte Stadt ist es nur ein Katzensprung (samstags
Blumenmarkt!).
Zutphen
Enkhuizen
Am nächsten Tag ging es bei strahlendem Wetter weiter bis nach Enkhuizen am
Ijsselmeer, wo bereits großes Sommergedränge herrschte, wir aber einen schönen Platz
bekamen und sofort die Füße ins Wasser steckten. Es war der Beginn von vielen Tagen
Sonnenschein, die bei uns zu Hause im Rhein-Main-Gebiet zum Teil sehr heiß waren,
aber an der Küste bei Temperaturen um die 26 Grad und frischem Wind immer erträglich
blieben. Auch sonst war der Sonntagabend im malerischen Enkhuizen ein toller
Urlaubsauftakt, es gab Livemusik, die Restaurants und Cafés an den Kanälen waren gut
besucht.
Bei dem herrlichen Wetter machten wir uns am nächsten Morgen gleich auf den Weg nach
Texel, denn das Ijsselmeer war glatt und ruhig und so war auch das Wattenmeer. Auf den
knapp 25 km zwischen der Seeschleuse Den Oever im südwestlichsten Zipfel des
Ijsselmeers und dem Inselhafen von Texel, Oude Schild, begegneten wir wieder einer
langen Reihe von Segelbooten, Plattbodenschiffen, großen und kleinen Motoryachten, die
das gleiche Ziel hatten wie wir.
Dementsprechend voll war der einzige Yachthafen auf Texel bei unserer Ankunft, er war
am frühen Nachmittag sogar bereits geschlossen: „Full“ hieß das Schild am Eingang und
der hektisch auf seinem Schlauchboot herum sausende Havenmeester wollte uns gleich
zum Umkehren bewegen. Da der Skipper aber gerne mit vollem Tank weiter reisen wollte,
baten wir darum, bis nach der Mittagspause an der Tankstelle warten zu dürfen. Ganz
unerwartet war das Glück uns doch noch soweit hold, dass die am Nachmittag anwesende
Havenmeesterin uns einen Liegeplatz in sechster Position eines in der hinteren Hafenecke
liegenden Päckchens zuwies. Das hieß, um an den Steg zu kommen, musste man erst
über eine Motoryacht, dann über zwei Segelboote und schließlich über zwei
Plattbodenschiffe klettern. Das hieß aber auch zu früher Stunde am nächsten Morgen
rangieren, denn ein aufbruchwütiger Segler (4. Stelle im Päckchen) wollte um 7 Uhr los.
Ein weiterer aufbruchwütiger Segler aus England (3. Stelle im Päckchen) hatte
angekündigt, eventuell sogar schon um 5 aufbrechen zu wollen, er war sich bloß noch
nicht ganz sicher. Nun, dies blieb uns erspart, wir nutzen aber den allgemeinen Aufbruch,
um uns einen schönen Platz für uns allein zu suchen, was dann auch klappte.
Hafeneinfahrt Texel
Neben uns lag ein äußerst liebenswürdiges und agiles Rentnerehepaar, beide jenseits der
80. Aus dem Ruhrgebiet stammend, verbringen sie seit Jahren jeden Sommer hier auf
ihrem gemütlichen Motorsegler. Der Sportboothafen Texel hält alles vor, was nützlich und
angenehm ist, Duschen, Toiletten, WiFi, einen kleinen Einkaufsladen, einen Strand
(allerdings natürlich am Wattenmeer) und eine schöne Strandbar oberhalb des
Yachthafens. Ansonsten bietet der Ort Oudeschild außer Schafen, Kuttern und 2 oder 3
Fischläden nicht viel (in letzteren hatten wir uns allerdings mehrfach ausgiebig versorgt –
Garnelen, Thunfisch, Jakobsmuscheln, Fischfilet, alles frisch und appetitlich). Nun ließen
wir uns ein paar Tage Zeit, das schöne Wetter auf Texel zu genießen, liehen uns
Fahrräder, erkundeten den schönen Ort Den Burg, fuhren durch den duftenden Kieferwald
zu den Dünen und langen Stränden der Insel und badeten in der Nordsee. Gegen Ende
unserer ersten Urlaubswoche beobachtete ich eine gewisse Unruhe an meinem Kapitän.
War es die Wettervorhersage, die ihn beunruhigte? Für Anfang der Woche war mit
verstärktem Wind zu rechnen. Oder war es das Meer, das ihn lockte? Wo würde es
hingehen?
Nautic-Kapitän
Das Meer war glatt wie ein Ententeich und der Himmel blau, und die Nautic glitt wie ein
Pfeil über das Wasser. Diesmal fuhren wir nicht im Konvoi, wir waren endlich auf dem
großen weiten Meer angekommen. Entfernt sahen wir die richtigen 'großen Pötte', deren
schemenhafte Umrisse deutlicher wurden, als wir uns Ijmuiden näherten.Hier mussten wir
wieder einmal tanken, denn so ein Boot ist leider immer durstig. Es war ein tolles Gefühl,
hinter einem großen Frachtschiff von See her in die Hafeneinfahrt einzulaufen, geleitet von
Ober-und Unterfeuer, begleitet von Möwen. Da uns Ijmuiden als Etappenziel nicht
zusagte (groß, hässlich) stachen wir nach dem Tanken wieder in See und fuhren weiter
Richtung Süden, das Tagesziel hieß nun Scheveningen. Scheveningen ist ein ziemlich
mondänes Seebad, das direkt an Den Haag angrenzt. Scheveningen hat eine bekannte
Seebrücke und beeindruckende Hotelanlagen, die man schon von weitem von See her
sieht. Der Yachthafen ist eine geschäftige Anlage, es liegen dort sehr viele wirklich weit
gereiste Boote, darunter nun selbstverständlich die Nautic. Am Quai verschiedene nette
Kneipen und Restaurants. Nach dem Abendessen stürzten wir uns in das Nachtleben von
Scheveningen und erkundeten die 'Szene' an der langen Promenade, auf der ein schwerer
Geruch nach Barbecue lag, der aus den vielen Strandbars und Restaurants aufstieg, wo
sich nun die Jungen, Reichen und Schönen am Freitagabend versammelten. Modische
Trendfarbe unbedingt weiß, was die Orientierung zur späten Stunde leichter machte!
Yachthaven Scheveningen
Auch im Yachthafen Scheveningen gab es Frühaufbrecher, so dass eine gewisse Unruhe
entstand. Die Suche nach einem Bäcker oder zumindest Lebensmittelgeschäft im Umkreis
des Hafens war leider völlig ohne Erfolg, so dass wir auf Schiffszwieback (aufgebackenes
Weißbrot vom Vortag) zurückgriffen bevor auch wir wieder in See stachen und Kurs
Richtung Süden nahmen. Die Situation zum Vortag hatte sich insofern geändert, als es
heute zwar immer noch relativ windarm, jedoch recht diesig war.
Vor Hollands Küste
Das heißt, die Sicht war deutlich schlechter und als wir am Hoek von Holland vorbeifuhren
und die großen Schifffahrtslinien kreuzten, war es schon fast ein bisschen gespenstisch,
die großen Pötte aus dem Dunst auftauchen zu sehen. Der Kapitän der Nautic entschied
jetzt, in das Haringvliet einzufahren, da das Wetter doch sehr nach Regen aussah.
Kaum lagen wir vor der Seeschleuse bei Stellendam, brach auch schon ein kräftiges
Gewitter los. Dem Schleusenwärter sei Dank wurde das Schleusentor erst geöffnet,
nachdem sich das Wetter etwas beruhigt hatte, so dass die Mannschaft beim Dienst an
der Schleusenleine (zu 90 Prozent Frauen) nicht zu hart herangenommen wurde. Mit dem
Haringsvliet befanden wir uns nun auf den Gewässern von Zeeland. Nach verheerenden
Sturmfluten – zuletzt 1953 – war infolge des Deltaplans mittels eines komplizierten und
ausgetüftelten Systems von Wehren, offenen Dämmen und festen Deichen eine
Wasserlandschaft geschaffen worden, der nunmehr keine Überflutungsgefahr mehr droht.
Dabei wurden ökologische Aspekte berücksichtigt: Während Haringsvliet, Grevelinger und
Veerse Meer eingedeicht und damit zu Süßwasserrevieren wurden, wird die Osterschelde
durch ein offenes Sturmflutwehr geschützt, so dass sie im Normalfall weiterhin von den
Gezeitengewässern gespeist wird. Das Wehr wird nur bei Gefahr geschlossen. Zwischen
den einzelnen Gewässern reist man über Schleusen hin und her. Es gibt hier viele
sehenswerte Städtchen, die im Mittelalter bedeutende Marktplätze und Häfen waren.
Am 27.7. liefen wir in Hellevoetsluis ein, nachdem wir die Seeschleuse bei Stellendam
verlassen hatten. Wir passierten den malerischen Stadtkanal, an dem bereits unzählige
klassische Segelyachten festgemacht hatten.
An diesem Wochenende fand hier eine Klassik-Regatta statt, ein Augenschmaus für
Liebhaber klassischer Segelschiffe. Durch eine Drehbrücke gelangten wir in den Hafen
Het Grote Dok, den man sehr empfehlen kann, wir hatten einen schönen Platz, zum
Zentrum des Ortes war es nicht weit.Allerdings konnten wir das historische Zentrum mit
Pub und Livemusik nicht so auskosten wie wir es vorhatten, da es an diesem Abend noch
weitere anhaltende Gewitter gab und wir daher lieber an Bord blieben. Wie auch die
anderen alten Städte in Zeeland die wir noch bereisten, ist auch Hellevoetsluis eine
Festung aus dem 17. Jahrhundert, als sich die Holländer erbitterte Schlachten mit den
Engländern lieferten.
Am nächsten Morgen legte die Nautic ab Richtung Willemstad, benannt nach Wilhelm dem
Schweiger und als eins der schönste Hafen- (und Festungs-)städtchen von Holland
gerühmt. Wie zu erwarten, lagen wir auch hier wieder im Päckchen, diesmal an Stelle 3,
das heißt, Strom konnten wir noch legen. Wir lagen im Yachthaven am Fuß der
Stadtmauer, ein netter Hafen mit guter, sommerlicher Stimmung, wir hatten nur ein paar
Schritte in das historische Stadtzentrum. Hier, im Binnenhaven, lagen nun die
privilegierten Schiffe, es war ein bisschen 'Klein-St-Tropez'-Stimmung und schön, diese in
einer der Hafenkneipen bei Appelgeback und Kaffee auf sich wirken zu lassen. Ein
Problem stellte allmählich die Versorgung dar, denn nicht nur unser Brot war zur Neige
gegangen. Schon in Hellevoitsluis war kein Einkaufsladen in der Nähe des historischen
Zentrums aufzutreiben gewesen und hier in Willemstad sah es ganz ähnlich aus. Unsere
Bootsnachbarn (Stelle 2 im Päckchen) waren jedoch ortskundig und nahmen uns am
nächsten Morgen zu einem Supermarkt mit, in dem wir ganz ordentlich einkaufen
konnten. Die Uhrzeit ist für Bootsfahrer in Holland immer entscheidend: Läden – wenn
vorhanden oder auffindbar – machen normalerweise um 18 Uhr zu. In Häfen mit großem
Andrang und kleinem angeschlossenen Ort empfiehlt es sich, beizeiten einkaufen zu
gehen – wie zum Beispiel auf Texel – in Oudeschild gibt es nur einen kleinen 'Spar'Supermarkt. Wenn man dort um 17 Uhr einkaufen geht, sind die Regale im wahrsten
Sinne des Wortes abgeräumt. Nachdem wir also in Willemstad gebunkert hatten, legten
wir alsbald ab, wollten wir doch nach Zierikzee, ebenfalls ein beliebtes Highlight der
Bootsfahrer. Dazu mussten wir über eine Schleuse in das unruhige Wasser der
Osterschelde fahren und gelangten dann über einen langen Zufahrtskanal nach Zierikzee.
Zierikzee
Natürlich lagen wir auch hier im Päckchen, aber der nette Havenmeester in Uniform und
im roten Schlauchboot beruhigte uns, das sei doch ganz normal und schön dazu.
Außerdem interessierte er sich für unsere Herkunft, denn sein Sohn lebt ja in Darmstadt,
und viele Boote aus Wiesbaden gab es hier nun wirklich nicht, das war uns auch schon
aufgefallen. Zierikzee selbst ist ein bezauberndes, lebhaftes Städtchen, sehr maritim, mit
einem riesigen Kirchturm, der leider unvollendet geblieben ist (statt wie geplant 206 m ist
er nur 56 m hoch geworden).
Zierikzee
Überall gibt es hier Muscheln zu essen, ja, es gibt sogar ein Muschelfestival, und im Hafen
neben uns entlud schon in den frühen Morgenstunden ein Muschelkutter seine reiche
Ente. Muscheln werden ja vorwiegend in der Osterschelde aber auch sonst in ganz
Zeeland kultiviert, und sind in fast jedem Restaurant zu haben, in Bier oder Weißwein mit
Gemüsestreifen gekocht und mit Pommes Frites und verschiedenen Sausjes serviert.
Schon einmal wach geworden durch die Entladungsgeräusche des Muschelkutters
brachen wir am 30.7. gegen 8 Uhr in Richtung Veere auf, dem nächsten Ziel unserer
Reise. Wir hofften, als Frühankommende vielleicht heute einmal einen schönen Platz im
Stadthafen zu ergattern. Dazu überquerten wir zunächst entlang der 5 km langen
Zeelandbrug die Osterschelde bevor wir wiederum über eine Schleuse in das Verser Meer
gelangten, wiederum ein Binnenrevier mit idyllisch bewachsenen Ufern und kleinen Inseln,
an denen man problemlos festmachen kann.
Nach etwa 2 Stunden gemächlicher Fahrt tauchte vor uns das bekannte Stadtbild von
Veere auf. Unsere Hoffnung, im Stadthafen unterzukommen wurde abermals zunichte
gemacht durch das große Gedränge an Yachten, das schon ein Rangieren im Hafen
unmöglich machte.
Wir fuhren ein Stückchen weiter und fanden bei der Bootswerft Oostwatering außerhalb
der Stadt einen guten und ruhigen Liegeplatz für 2 Tage. Hier schien so eine Art CytraTreff stattzufinden, zwei weitere Cytras lagen bereits im Hafen und der Werft- und
Yachthafenbetreiber war ganz begeistert, dass die Nautic aus Wiesbaden nun auch noch
hierher gefunden hatte. In das mittelalterliche Festungsstädtchen Veere war es nicht weit,
ein schöner Spaziergang an Schaf- und Kuhweiden vorbei, durch mittelalterliche
Festungstunnel hindurch und man war bereits angekommen. Im Städtchen fand gerade
ein Landmarkt statt, auf dem Produkte der Umgebung angeboten wurden, und zwar von
Gartengemüse (geräucherter Knoblauch!) über Aal bis hin zu Wollerzeugnissen und
Kleinkunst alles, feilgeboten von freundlichen Marktleuten in traditionellen Trachten und
Spitzenhäubchen. Ein absolut liebreizender Ort mit langer Geschichte. Vorne am Hafen im
Restaurant des Yachtclubs lohnt sich ein Besuch. An langen Holztischen isst man hier
besonders gut 'Mosselen', Muscheln in Weißwein gedünstet, und kommt schnell ins
Gespräch mit den Tischnachbarn.
Yachtclub Veere
Oder man beobachtet die Yachteigner, die mit ihren großen Schiffen einen Platz im
beengten Stadthafen ergattert haben.Das Bordleben wird immer gerne etwas zur Schau
gestellt, nie fehlen darf der in Holland sehr beliebte Bordhund: klein, gefleckt, trittsicher.
Oder man trifft auf interessante Menschen wie den Eigner des Schleppers 'Hans' mit
Heimathafen Neuhaus an der Oste, der in mehrwöchiger Fahrt nach Zeeland gereist war.
Aber nach zwei Tagen Ruhe im beschaulichen Veere und bei allerschönstem Wetter zog
es uns wieder weiter. Wir wollten nochmals Salzwasser schmecken. Daher hieß es am
1.8. „Leinen los“ und die Nautic reiste über den Kanaal door Walcheren in Richtung
Vlissingen.
Hier war im Stadthafen wieder bereits alles belegt, so dass wir die Westerschelde –
großes Wasser, große Schiffe! - querten und im gegenüberliegenden Breskens einen
tollen Hafen fanden, der uns sofort wie am Mittelmeer vorkam. Ein großzügiger Yachthafen
mit guter Infrastruktur, einem sehr repräsentativen Clubhaus, von dem man aus bei einem
frisch gezapften Bier die großen Frachtschiffe auf der Westerschelde beobachten konnte.
Booten mit den unterschiedlichsten Heimathäfen lagen dort, aber auch viele Dauerlieger
aus dem nahen Belgien.
Westerschelde
Vlissingen
Belgisch oder nordfranzösisch angehaucht kam uns auch Breskens selber vor in seiner
sachlichen Schmucklosigkeit, ein großer Fischereihafen eben. In der Ferne sah man die
Umrisse von Zeebrugge, und schon überlegte der Kapitän der Nautic heimlich, wo er als
Nächstes hinfahren würde. Aber zunächst erfreute uns ein Bad im -sauberen- Hafen,
abends startete das ziemlich laute Fischerfest und am nächsten Tag statteten wir dem
schönen Badeort Vlissingen einen Besuch ab. Drei Tage genossen wir den Sommer in
Breskens, am 4.8. warfen wir die Leinen los und fuhren die Westerschelde aufwärts
Richtung Antwerpen.
Bei weiterhin sommerlichen Temperaturen und moderatem Wind erreichten wir den
gigantischen Seehafen von Antwerpen gegen Mittag. Gemeinsam mit Rotterdam ist
Antwerpen der größte Hafen in Europa. Die Nautic glitt an unzähligen Hafenbecken vorbei,
in denen die größten Schiffe unablässig ent- und beladen wurden, und es dauerte
sicherlich eine gute Stunde, bis wir das ganze Hafengebiet passiert hatten und in eine
Schleuse einfuhren, die uns in das Binnensystem und damit die Stadt Antwerpen führen
würde. Kaum hatten wir festgemacht, begrüßte uns ein Herr vom Schleusenpersonal und
machte deutlich, dass wir uns in Belgien zu registrieren hätten. Der Nautic-Kapitän folgte
ihm in das Schleusenbüro und erhielt dort gegen Angabe seiner Personalien eine
Registrierungsnummer. Mit dieser war die Nautic sozusagen temporär aufgenommen in
das belgische Binnenschifffahrtssystem. Später erstanden wir noch eine Vignette, die uns
die Nutzung der Wasserwege und Schleusen für die Dauer von 3 Monaten erlaubte. Der
Yachthafen von Antwerpen, am früheren Bonaparte-Hafenbecken gelegen, übertraf alle
unsere Erwartungen.
Yachthafen Antwerpen
Quasi mitten in der Stadt, umgeben von alten Lagerhäusern (heute schicke
Loftwohnungen) ist er eine stilvolle Adresse mit allen Annehmlichkeiten. Bis zur unbedingt
sehenswerten Innenstadt von Antwerpen ist es nicht weit, die alten Bürgerhäuser rund um
die Kathedrale und das Rathaus sind durchweg flämischer Bauart.
Zwei Tage genossen wir das Stadtleben, um am 6.8. über den Julianakanal in Richtung
Maas aufzubrechen.Zunächst führte uns der Julianakanal durch den Binnenhafen von
Antwerpen, der in seinen Ausmaßen nicht minder riesig war wie der Seehafen. Häfen,
Industrie, Binnenfrachtschiffe auch entlang des Albert-Kanals: Hier war der Berufsverkehr
beherrschend, Sportboote waren recht selten zu sehen.
Staustufe
Im Albert-Kanal sind mehrere Schleusen zu fahren, in Richtung Norden wird man pro
Schleuse jeweils 10 bis 12 Meter heraufgeschleust, wobei man sich vor extrem unruhigen
Wasserständen in Acht nehmen muss. Über die Schleuse von Lanaye gelangten wir am
7.8. in die Maas und befanden uns kurz darauf wieder in Holland, Maastricht.
Maastricht
Nach einem zweitägigen Aufenthalt im sehenswerten Maastricht mit seinen
mittelalterlichen Bauwerken und tollen Einkaufsgeschäften verfolgten wir den
Julianakanaal und Maas mit den schönen Städtchen Roermond und Venlo bis hin zum
Leukermeer, wo wir wiederum 2 Tage pausierten.
Maas
Wie viele der früheren Baggerseen in dieser Gegend wurde auch das Leukermeer,
gelegen in Sanddünen mit Heidelandschaft, zu einem Erholungsgebiet mit Yachthafen
umgestaltet, in dem viele Dauerlieger aus Holland, aber auch aus dem nahe gelegenen
Deutschland - Mönchengladbach ist es nur ein Katzensprung - ihren Urlaub verbringen.
Die Ausübung des Yachtsports in dieser Gegend erinnerte uns eher an Wassercamping,
und mehr als einmal gingen unsere Gedanken und Erinnerungen wehmütig zurück zu den
Gewässern und Inseln längs der Küsten. Allerdings konnte man am Restaurant des
Yachthafens wenig aussetzen.
Am 12.8. ging es dann weiter Richtung Rhein, den wir gegen Mittag nach Passieren der
letzten Schleuse bei Nijmegen erreichten. Nach mehrtägiger gebremster Kanalfahrt war
die Nautic (und ihr Kapitän) nun doch sehr froh, wieder frei über den großen Fluss
dahinzufegen, wenn es auch in Bergfahrt war. Gegen Abend erreichten wir den
Wassersportverein Xanten bei Flusskilometer 838, der in einem früheren Baggerloch –
jetzt ein von Wald umgebener sauberer See- eine gepflegte Steganlage unterhält. Der
gestandene Männerverein des Clubs empfing uns sehr nett zu einem Plausch rund um die
Bierzapfanlage im kleinen Clubhaus. Der nächste Tag brachte uns bis nach Düsseldorf,
der darauffolgende nach St. Goar, wo wir faul unsere letzten Urlaubstage verbrachten. Am
17.8.2013 erreichten wir den Heimathafen Schierstein und damit den WYC. Wir waren
stolz und glücklich über unsere lange, schöne und interessante Reise, auf der sich
keinerlei unangenehmen Zwischenfälle ereignet hatten, allerdings auch ein wenig
wehmütig, uns nun wieder an das Dasein als Landratten gewöhnen zu müssen.
Zurück in Schierstein
Die Reise
19.07.- 17.08.2013, 1730 Km, 77,3 Betr.- Std, 22,4 km/h, 22,5 l/h, 1,01 l/km,
22 Schleusen
Das Boot
Cytra 31 Courier Export
Baujahr 1981
2 x Volvo – Penta AQAD 41 DP (á 200PS)
Tankkapazität:
400 l Diesel
200 l Wasser
Vmax 33 kn
Reisegeschwindigkeit 23 kn
Die Crew
Regine Simon
Stefan Gilles
Bericht
Regine Simon
Fotos
Regine Simon
Stefan Gilles