Konzept für die Militärhistorische Sammlung des Wachbataillons

Transcription

Konzept für die Militärhistorische Sammlung des Wachbataillons
KONZEPT
für die Militärhistorische Sammlung
des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung
Erstellt durch:
Fähnrich Tristan Reichelt
Fähnrich zur See Philip Meißner
Fähnrich zur See Paul Mischkewitz
1
Berlin, den 31. August 2015
Danksagung
Unser Dank gilt dem Kommandeur Oberstleutnant Dr. Dohmen, sowie dem
stellvertretendem Kommandeur Oberstleutnant Nebel, für die Möglichkeit uns mit der
Tradition des Wachbataillons auseinanderzusetzen.
Besonderer Dank gilt Hauptmann Ernst Schüßling, ohne den die Erstellung dieses Konzepts
nicht möglich gewesen wäre.
Weiter möchten wir den Kompaniechefs, den Kompaniefeldwebeln und allen weiteren
Kameraden in den Kompanien für ihre Unterstützung danken. Sie ermöglichten es uns, im
laufenden Dienstbetrieb, ihre Bereiche zu besichtigen und uns mit den Angehörigen der
Einheiten zu unterhalten, um an die benötigten Informationen zu kommen. Namentlich seien
besonders genannt:
1./Wachbataillon BMVg
2./Wachbataillon BMVg
3./Wachbataillon BMVg
-
4./Wachbataillon BMVg
5./Wachbataillon BMVg
-
6./Wachbataillon BMVg
7./Wachbataillon BMVg
-
Major Fischer
Oberleutnant Mondry
Hauptmann Kollmann, Hauptfeldwebel Schomacker und
Oberfeldwebel Marzahn
Stabsbootsmann Joswiak
Hauptmann Granzow, Hauptfeldwebel Junghans und
Hauptfeldwebel Bienek
Stabsfeldwebel Schulz und Oberfeldwebel Brauns
Leutnant Schadebrodt, Hauptfeldwebel Merta, und
Hauptfeldwebel Kopp
Ein weiterer Dank geht an die Zeichenstelle des Wachbataillons. Die Kameraden
unterstützten uns tatkräftig in Sachen Fotografie und Druck.
Ein besonderer Dank ist auch dem Verfasser des Leitfadens durch die Sammlung, Herrn
Mathias W. Moritz, Semper talis Bund zu sagen.
In den Dank einzuschließen ist Karlheinz Deisenroth, der dem Wachbataillon BMVg bereits
2007 eine Abhandlung zur Entstehung des Wachbataillons beim BMVg übergeben hat.
2
Inhaltsverzeichnis
Deckblatt
1
Mit dem offiziellen Verbandsabzeichen des Wachbataillons BMVg, eingeführt
1958, genehmigt durch den Generalinspekteur Heusinger
Blasonierung: In der Herzstelle ist ein gotisches W auf weißem Grund, das Schild
durch Silber/Schwarzen Rand begrenzt
Danksagung
Inhaltsverzeichnis
Bezugnahme
Zielsetzung
2
3
4
5
Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung
6-11
1./Wachbataillon BMVg
2./Wachbataillon BMVg
3./Wachbataillon BMVg
4./Wachbataillon BMVg
5./Wachbataillon BMVg
6./Wachbataillon BMVg
7./Wachbataillon BMVg
12-13
14-15
16
17-18
19-20
21-22
23-24
Das Erste Garde-Regiment zu Fuß (EGRzF)
Das Infanterie-Regiment 48 (Inf.-Rgt. 48)
Das Infanterie-Regiment 9 (Inf.-Rgt. 9)
25-32
33-38
39-43
Biographien
Die Verbindung Wachbataillon BMVg zum Infanterie-Regiment 9
44-72
73-75
Militärhistorische Sammlung
Einleitung
Organisation
Inventar Gebäude 48 A
Inventar „v.-Tresckow-Saal“
Inventar „v.-Möllendorff-Saal“
76
77
78-79
80-83
83-85
85-90
Der Semper talis Bund e.V.
Der Rohdich’sche Legatenfonds
91
92-93
Stammtafel des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und seiner Tradition
Altpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 6
Altpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 15
94
95-96
97
Literatur und Quellen
98
Leitfaden durch die militärhistorische Sammlung
99-118
Genehmigung der Einrichtung einer militärhistorischen Sammlung
119
3
Bezugnahme
1. BMVg – GenInspBw – Weisung zu Intensivierung der historischen Bildung in den
Streitkräften vom 2. März 1994
2. BMVg – Erlass des Bundesministers der Verteidigung vom 14. Juni 1994 "Konzeption
für das Museum der Bundeswehr"
3. BMVg – Erlass des Generalinspekteurs der Bundeswehr vom 19. März 1999
"Richtlinien zur Unterstützung der politischen – historischen Bildung durch
militärgeschichtliche Exponate (Sammlungen)"
4. Aufbau einer militärgeschichtlichen Sammlung zum Gestalten von Ausstellungen für
die historische Bildung der Bundeswehr
DSK FF 1488220 114
4
Zielsetzung
"Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme."
Thomas Morus
(1478-1535)
Dieses Werk hat das Ziel, ein Konzept der Traditionspflege im Wachbataillon beim
Bundesministerium der Verteidigung (Wachbataillon BMVg) aufzustellen. Dabei werden
mehrere "Säulen" der Geschichte als traditionswürdig befunden.
1.
2.
3.
4.
5.
Das Erste Garde-Regiment zu Fuß
Das Infanterie Regiment 48
Das Infanterie Regiment 9
Der militärische Widerstand im Nationalsozialismus
Die eigene Tradition des Wachbataillon BMVg
erlauben es dem Wachbataillon BMVg, als eine der wenigen Einheiten der Bundeswehr, eine
Traditionslinie von der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt (1806) bis in die heutige Zeit
ihr Eigen zu nennen. Durch die geschichtliche Entwicklung lassen sich sogar Bezüge bis 1675
herstellen.
Dieser Umstand hat zur Folge, dass eine klare Besinnung auf bestimmte Traditionen aufgrund
der Masse schwer fällt. Die Erstellung dieses Konzepts soll als Handreichung dienen, um eine
übersichtliche Darstellung zu ermöglichen und bei Bedarf auch als Nachschlagewerk nutzbar
sein. Die Angaben und Informationen, welche hierbei als Grundlage dienen werden in einem
Literaturverzeichnis aufgeführt, um die Wissenschaftlichkeit dieser Arbeit sicherzustellen.
Weiter soll diese Zusammenfassung die im Bataillon verteilten Informationen bündeln.
Seit 2003 ist der Stab des Wachbataillon BMVg Herberge der historischen Sammlung des
Bataillons. Aber auch in den einzelnen Kompanien, Zügen und Dienstzimmern finden sich
zahlreiche Gegenstände vergangener Zeiten, besonders zur eigenen Geschichte.
So wird auf den folgenden Seiten das Erste Garde-Regiment zu Fuß (EGRzF) und dessen
Wirkung auf das heutige Wachbataillon BMVg (die Garde) betrachtet. Auch werden der
militärische Widerstand im Nationalsozialismus schwerpunktartig am Beispiel des InfanterieRegiments 9 (Inf.-Rgt. 9), sowie die eigene Tradition dargestellt. Ebenfalls wird das InfanterieRegiment 48 als Traditionseinheit beleuchtet. Das Selbstverständnis des Wachbataillons
BMVg ist elementar von diesen Themen abhängig. Dies wird auch bei der Betrachtung der
einzelnen, aktuellen, Kompanien deutlich werden. Diese werden separat betrachtet, um
nicht nur die "theoretischen" Traditionen aufzuzeigen, sondern besonders die "gelebten".
Diese sind es, welche den Alltag der Soldaten des Bataillons prägen und zum Selbstbild jedes
einzelnen Angehörigen des Wachbataillons gehören. Auch wenn diese nicht auf den ersten
Blick selbstverständlich sein mögen, wäre die heutige Einheit nicht vorstellbar ohne den
Einfluss der Traditionssäulen.
Außerdem ist dem Text eine Übersicht über die im Stabsgebäude des Bataillons ausgestellte
militärhistorische Sammlung beigefügt. Diese umfasst den „ von-Möllendorff“- und den „vonTresckow-Saal“, die Flure und Diensträume des Stabes.
5
Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung
Ausgangslage
Das Scheitern der europäischen Streitkräftekonzeption im August 1954 bedeutete zugleich
das Ende für die Planungen eines in nationaler Verantwortung stehenden Wachverbandes
beim Staatsoberhaupt (Dok. 1 u. 2)1. Die Notwendigkeit, von der EVG-Planung auf die NATOOption kurzfristig umzustellen, ließ Überlegungen hinsichtlich einer Repräsentationseinheit
vorerst einmal in den Hintergrund treten. Überdies waren in der Vorbereitungsphase eines
deutschen Verteidigungsbeitrages sowohl bei der Dienststelle Blank als auch im
Sicherheitsausschuß der Bundesregierung starke Vorbehalte gegen jegliche äußere
Machtdemonstrationen des künftigen deutschen Militärs zutage getreten (Dok. 3)2. Doch
erforderte das internationale Protokoll, dessen Befolgung sich auch die junge Bundesrepublik
nach der Erlangung einer eingeschränkten Souveränität im Mai 1955 angelegentlich sein
lassen musste, ein Mindestmaß militärischer Ehrenerweisungen zu gewährleisten.
Vor Aufstellung der ersten Freiwilligeneinheiten versah diesen Dienst weitgehend der
Bundesgrenzschutz, der zu diesem Behufe mit dem Karabiner 98 k der ehemaligen
Wehrmacht ausgerüstet war.
An diese fast nahtlose Traditionsübergabe knüpfte auch die mit Gesetz vom 23. Juli 1955
neuaufgestellte Freiwilligentruppe in Andernach (Heer), Wilhelmshaven (Marine) und
Nörvenich (Luftwaffe) an, als dort am 2. Januar 1956 die ersten Freiwilligen einrückten. Nun
oblag diese Aufgabe den neuen Streitkräften, die vorerst zum Improvisieren gezwungen
waren. Da Griffe mit dem Gewehr künftig nicht mehr zur sogenannten "Formalausbildung"
der Truppe gehörten, musste eine speziell hierfür ausgerüstete und ausgebildete Einheit die
protokollarischen Ehren erweisen. Ausgewählt wurden diese Soldaten aus den
Lehrkompanien des Heeres in Andernach, denen der Umgang mit dem Karabiner noch
geläufig war. Mit "Riemen lang" und umgehängt praktizierten sie den sogenannten
"Kutschergriff'' beim Präsentieren erstmals vor dem Sitz des Verteidigungsministeriums in
der Ermekeil-Kaserne in Bonn im April 1956; Empfänge von hohen Vertretern der Luftwaffe
wurden von einer Luftwaffenkompanie aus Nörvenich ausgeführt, die auch den
Präsentiergriff nicht mehr anwandte. Schließlich entfiel auch der Karabiner und wurde durch
das bis 1957 in der US-Armee als Selbstverteidigungswaffe gebräuchliche Kurzgewehr US
Carbine M1 (7,62 mm kurz) ausgetauscht, welches ebenfalls in umgehängtem Zustand dem
Gast "präsentiert" wurde. Zunehmende Protokollaufgaben zwangen in der zweiten Hälfte des
Jahres 1956 zu einer in den Beratungen des Sicherheitsausschusses vertagten Entscheidung
über die Errichtung einer Wach- und Repräsentationstruppe am Sitze des Staatsoberhauptes
und der Bundesregierung. Gelegenheit dazu bot die Option des Bundesgrenzschutzes im Juni
1956, bei der etwa 57 Prozent der Grenzschutzbeamten zum 1. Juli 1956 zur Bundeswehr
überwechselten. Nachdem im Jahre 1955 die Bundeswehr gegründet und die ersten
Verbände und Einheiten aufgestellt waren, entstanden heftige Auseinandersetzungen über
die Regelung der militärischen Repräsentationen.
Einerseits sollten sie den internationalen, andererseits aber auch den traditionellen
1
Vortragsnotiz betr. Wachregiment Bonn v. 30.10.1952, (Dok. 1) BA-MA, Freiburg, BW 9/488, fol. 2 – 4
Schr. Oberst i.G. Eberhard Kaulbach (Amt Blank) an Oberst i.G. Kurt Fett (Deutsche Deleg. Paris) v. 16.07.1953 (Dok. 2) BAMA, Freiburg, BW 9/300, fol. 22 -23
2 Kurzprotokoll über die 29. Sitzung des Ausschusses „Innere Führung“ v. 01.03.1954, (Dok. 3) BA-MA, Freiburg, BW 9/227,
fol. 296 - 299
6
Gepflogenheiten Rechnung tragen.3
Protokollarische Einsätze waren seit 1956, nach Übertritt von Freiwilligen aus dem
Bundesgrenzschutz (BGS) in die Bundeswehr, durch die in Andernach stationierte
„Unteroffizierlehrkompanie“, die den Präsentiergriff mit dem Karabiner 98 K der Wehrmacht
beherrschte, durchgeführt worden. Diese Kompanie ist der Vorgänger des Wachbataillons.
In die Durchführung des protokollarischen Ehrendienstes der „Unteroffizierlehr-kompanie“
hinein kam die Forderung, für diese Aufgaben einen besonderen Verband aufzubauen. Dieser
Verband sollte in der Lage sein, das militärische Protokoll für die Bundesrepublik Deutschland
und die Bundeswehr sowohl bei offiziellen Besuchen von Staatshäuptern, hohen politischen
sowie militärischen Gästen als auch bei sonstigen Feierlichkeiten durchzuführen.
Ein Erlebnis der besonderen Art sei hierzu beschrieben:
Vorläufer
Eine aus dem Hamburger Grenadierbataillon aus ehemaligen Grenzschützern zusammengestellte Kompanie unter Hauptmann Karl Tonn wurde als Unteroffizier-Lehrkompanie nach
Andernach beordert mit dem Auftrag, neben den protokollarischen Aufgaben die Ausbildung
der Unteroffizieranwärter durchzuführen. Über diese ersten Gehversuche berichtet der
Chronist des Wachbataillons im Zehnjahresrückblick "Nach dem mutigen Beginn im April des
Jahres vor der Ermekeil-Kaseme scheute man sich jetzt, allzu militärisch aufzutreten. Es hieß
nicht „Das Gewehr über“, sondern „Gewehr umhängen“, und das in „Rührt Euch“. Dazu kam
die von vielen Soldaten abgelehnte „zivile“ neue Uniform. Der Präsentiergriff mit dem
amerikanischen Kurzgewehr M 1 machte besonders den Soldaten ab 1,80 Meter Körpergröße
einige Schwierigkeiten." Der perfekte Auftritt vor einer kritischen Öffentlichkeit zusammen
mit dem Andernacher Musikkorps III A - so erstmals vor gekrönten Häuptern des
griechischen Königspaares am 17. September 1956 vor dem Bonner Hauptbahnhof- ließ im
Verteidigungsministerium die Absicht reifen, in der Nachfolge der alten Berliner Wachtruppe
eine eigens für den protokollarischen Dienst ausgebildete und eingesetzte Einheit in Stärke
eines leichten Bataillons zu etatisieren.
Die Entscheidung für dieses Spezialbataillon fiel am 12. Dezember 1956, als der
Staatssekretär Josef Rust im Verteidigungsministerium durch mündlichen Entscheid der
Aufstellung eines Stabs-Bataillons beim Bundesministerium der Verteidigung (BMVg)
beginnend ab 1. Januar 1957 zustimmte. Das Personal für die beiden Protokollkompanien
sollte anteilig aus den Teilstreitkräften kommandiert werden - ähnlich den Verhältnissen
beim alten Berliner Wachregiment.
Das neu aufzustellende Musikkorps - bis dahin nahm die erste (musikalische) Einheit der
Bundeswehr überhaupt, das Musikkorps III A unter Hauptmann Hans Frieß, die
Repräsentationspflichten
der
jungen
Bundesrepublik
wahr
war
gemäß
Ministerentscheidung vom 8. Dezember von vornherein als Repräsentations- und
Ausbildungs-(Lehr-)Musikkorps mit zwei Musikoffizieren und 82 Musikern geplant.
Formierung
3
Biografie Carlo Schmid, erschienen 1979 über den Besuch in Moskau 1955 am Ende des Textes
7
Der ministeriell gesetzte Termin des 1. Januar 1957 konnte jedoch nicht eingehalten werden,
so dass der eigentliche Aufstellungsbefehl vom 16. Februar 1957 datiert (Dok. 4-7)4. Diese
von Dr. Speidel [sic!] unterzeichnete Stiftungsurkunde des Wachbataillons BMVg sah neben
dem protokollarischen Ehrendienst den Sonderwachdienst im Bereich des Ministeriums,
Einsatzvorbereitung im später so genannten Heimatschutz und zusätzliche Schulung als
Unterführer, im Feldjägerdienst und in der Truppenflugabwehr vor. Die Gliederung wich nicht
allzu sehr von der Ende des Jahres vorgesehenen Planung ab, lediglich die Stabskompanie
und die Fernmeldekomponente als fester Bestandteil des Bataillons entfielen nun und
wurden stattdessen truppendienstlich und wirtschaftlich unterstellt.
In gleicher Weise wurde das Wachbataillon selbst dem Kommandostab im Wehrbereich III
zugeteilt.
Mit der Durchführung der Aufstellung wurde der Oberstleutnant und Ritterkreuzträger Erwin
Koch von der Feldjägerschule Sonthofen beauftragt. Als vorläufige Garnison bestimmte das
Ministerium ein von der belgischen Armee Ende des Jahres 1956 geräumtes Barackenlager in
der Münstereifeier Straße im nahen Rheinbach, da die ursprünglich vorgesehene Unterkunft
auf dem Bonner Hardtberg wegen des Platzbedarfs des in unzureichenden Räumlichkeiten
der Ermekeil-Kaserne untergebrachten Ministeriums bereits von diesem in Beschlag
genommen worden war.
Eine spätere Verlegung von Teilen des Bataillons auf die Hardthöhe war vorgesehen, kam
jedoch nie zustande. Bereits einen Monat nach Aufstellungsbeginn konnte die UnteroffizierLehrkompanie am 20. März 1957 vor US-General Norstad in Wahn präsentieren, und am 8.
Mai bot sich der 1. Wachkompanie die Gelegenheit, beim Empfang des britischen
Premierministers Mac Millan ihr zeremonielles Können unter Beweis zu stellen. Am 16. Mai
1957, ein Vierteljahr nach Bataillonsgründung, traf der Stabsmusikmeister a. D. Hauptmann
Friedrich Deisenroth mit einem Vorauskommando in Rheinbach ein. Auch für die neuen
Musiker bot das Lager alles andere als hinreichende Probemöglichkeiten. Doch schon am 20.
September 1957 gab das Musikkorps sein erstes Konzert - ein Streichkonzert! - im Lager
Rheinbach, und am 11. November hatte es seinen ersten protokollarischen Einsatz vor der
Ermekeil-Kaserne in Bonn. Neben diesem Hauptaufgabenbereich oblag dem Bataillon seinem
Namen entsprechend die weniger auffällige, aber ebenso bedeutsame Bewachung des
Verteidigungsministeriums und - im Mobilisierungsfall - die Sicherung des Ausweichsitzes der
Bundesregierung. Mit der Verlegung von Rheinbach nach Siegburg bei Bonn zwei Jahre nach
Aufstellung begann die Konsolidierungs- und allmähliche Verstärkungsphase. Der
zwischenzeitlich auf neun gewachsene derzeit wieder auf sieben reduzierte aus den drei
Teilstreitkräften bestehende, seit 1963 mit einem Ärmelband (Dok. 8) ausgezeichnete
Verband hat alle Strukturmaßnahmen und Transformationen der Bundeswehr weitgehend
unbeschadet überstanden und ist – seit Mitte der 1990er Jahre mit Masse in Berlin
vertreten.
Chronologie
4
Aufstellungsbefehl Nr. 40 betr. Wachbataillon beim BMVg, v. 16.02.1957 (Dok. 4), BA-MA, Freiburg, BW 2/16909
(Zusatzbefehle ebda.),
Zusatzbefehl zum Aufstellungsbefehl Nr. 40 v. 08.03.1957 (Dok. 5)
Zusatzbefehl zum Aufstellungsbefehl Nr. 40 v. 14.09.1957 (Dok. 6)
Zusatzbefehl zum Aufstellungsbefehl Nr. 40 v. 16.09.1957 (Dok. 7)
8
Mit dem Aufstellungsbefehl Nr. 40 vom 16. Februar 1957, unterzeichnet von Generalleutnant
Dr. Speidel, wurde die Aufstellung des Wachbataillons beim Bundesministerium der
Verteidigung verfügt.
Das Bataillon sollte danach aus
-
einer Stabs- und Versorgungskompanie,
zwei Wachkompanien,
einer Feldjägerkompanie und dem Lehrmusikkorps bestehen
Als Standort wurde Rheinbach bestimmt.
Welche Dringlichkeit man der Aufstellung des Wachbataillons damals beimaß wird daraus
deutlich, dass das Vorkommando – bestehend aus Kdr Oberstleutnant Koch und einem
Vorauskommando von 14 Mann- bereits am 15. Februar 1957, also einen Tag vor der
offiziellen Datierung des schriftlichen Befehls, in das von den Belgiern geräumte
Barackenlager am Rheinbacher Stadtrand (bei Bonn) einzog.
Am 23. Mai 1957 erfolgte der offizielle Einzug des Bataillons im Standort Rheinbach.
Am 31. Mai 1957 hatte das Bataillon bereits eine Stärke von 349 Soldaten (14 Offiziere, 137
Unteroffiziere und 198 Mannschaften).
Am 11. Februar 1959 wurde das Wachbataillon von Rheinbach nach Siegburg in die
Brückberg Kaserne verlegt. Die Infrastruktur der Kaserne machte es jedoch im Laufe der
erforderlich, dass einige Kompanien außerhalb des Standortes untergebracht werden
mussten. So wurden die heutige 2. und 7. Kompanie nach Bergisch Gladbach verlegt.
Bereits seit August 1959 fanden protokollarische Einsätze unter Beteiligung aller
Teilstreitkräfte statt. Die Luftwaffenkompanie dazu kam vom Fliegerhorst Köln-Wahn, die
Marinekompanie wurde von der Marineunteroffizierschule Plön gestellt. Um die
organisatorischen Schwierigkeiten zu verringern, wurde die Luftwaffenkompanie bereits
Ende 1959 ebenfalls in die Brückberg-Kaserne verlegt und später als 5. Kompanie ins
Wachbataillon eingegliedert.
Mit dieser Neuaufstellung erhielt das Bataillon am 4. Januar 1960 ein anderes Gesicht.
Die Stabs- und Versorgungskompanie bildeten zusammen mit der neu aufgestellten
Transportkompanie die 1. Kompanie.
Die bisherige 1. Wachkompanie erhielt die Bezeichnung 2. Kompanie und die 2.
Wachkompanie wurde in 3. Kompanie umbenannt.
Am 13. Mai 1961 übernahm das Wachbataillon die Tradition des Ersten Garde-Regiments zu
Fuß und des Infanterie-Regiments 9. Im Januar 1963 wurde das Ärmelband „Wachbataillon“
verliehen. Die im November 1962 aufgestellte Wachausbildungskompanie 708 begann im
April 1963 mit der Ausbildung von Heeressoldaten für das Wachbataillon.
Am 18. Januar 1965 wurde die 2. Kompanie erneut verlegt. Sie bezog nunmehr den 3.
Standort seit Aufstellung, die Sagan-Kaserne in Wuppertal.
Im Mai 1965 verlieh Bundespräsident Heinrich Lübke dem Bataillon die erste Truppenfahne
9
der Bundeswehr.
Erst am 28. Juni 1973 wurde die 9. Inspektion der Marineküstendienstschule von Neustadt
an der Ostsee nach Siegburg verlegt und als 4. Kompanie dem Wachbataillon eingegliedert.
Die bisherige 4. Kompanie wurde dazu in 3. Kompanie umbenannt, die bisherige 3. Kompanie
wurde aufgelöst.
Am 1. Dezember 1974 wechselte die Unterstellung des Wachbataillons vom Wehrbereich III
zum Sicherungs- und Versorgungsregiment beim Bundesministerium der Verteidigung. Am 1.
Oktober 1989 wurde in der Brückberg-Kaserne die 6. Kompanie aufgestellt.
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 begannen protokollarische Einsätze in Berlin
schnell zuzunehmen. Am 1. April 1995 wurden daher die 2. Kompanie des Wachbataillons
und die Wachausbildungskompanie 902 (bis 1982 Wachausbildungskompanie 708), die
zuletzt die Grundausbildung der Heeres- und Marinesoldaten für das Wachbataillon
durchgeführt hatte, von Bergisch Gladbach in die Julius-Leber-Kaserne in Berlin verlegt. Die
Ausbildungskompanie wurde zur regulären Protokoll- und Sicherungskompanie und als 7.
Kompanie dem Wachbataillon eingegliedert.
Aus Anlass der Verlegung der Hauptteile des Wachbataillons BMVg führte das Bataillon am
31. Oktober 2001 einen offiziellen Verabschiedungsappell in der Brückberg-Kaserne in
Siegburg durch. Aus diesem Anlass überreichte der Ministerpräsident des Landes Nordrhein
Westfalen, Herr Wolfgang Clement, ein Fahnenband.
Mit Auflösung des Jägerbataillons 1 in Berlin-Kladow erhielt das WachBtl BMVg am 01. April
2002 aus Teilen davon eine Sicherungskompanie unterstellt. Dazu erfolgte am 12. April 2002
der offizielle Aufstellungsappel in Berlin-Kladow. Es war eine reine Sicherungskompanie, die
natürlich auch den „Berlin-Auftrag“ zu übernehmen hatte. Die Stärke der Kompanie setzte
sich aus 3 Offizieren, 16 Feldwebel, 6 Unteroffiziere und 110 Mannschaften zusammen.
Im Jahr 2004 wies die Stellenbesetzung des Wachbataillons BMVg 32 Offiziere, 245
Unteroffiziere und 1214 Dienstposten für Mannschaften aus. Dies ergab eine Gesamt SollStärke von 1491. Real dienten im Bataillon jedoch 1729 Soldatinnen und Soldaten. Zum 1.
Mai 2005 wurde die Sicherungskompanie in 8./WachBtl BMVg umbenannt.
Im Jahr 2006 wurde das Panzerartilleriebataillon 375 in Lehnitz aufgelöst. Dieses Bataillon
stellte bis dahin den „Salut-Auftrag“ für die Bundesregierung sicher. Nach gut geführten
Verhandlungen erhielt die 8. Kompanie einen zusätzlichen Zug mit 10 Geschützen FH 105
mm
unterstellt.
Führungspersonal
hierfür
wurde
aus
dem
aufgelösten
Panzerartilleriebataillon rekrutiert.
Am 1. Juli 2008 wurde die 8. Kompanie in 9. Kompanie umbenannt, in die Julius-LeberKaserne verlegt und eine neue Protokoll- und Sicherungskompanie der Luftwaffe als 8.
Kompanie aufgestellt.
Damit fanden auch die neuerlichen Strukturverhandlungen ihr Ende. Das Wachbataillon
BMVg gliederte sich in neun aktive und zwei nichtaktive Kompanien.
10
Die Sollstärke zum 1. Juli 2008 betrug 36 Offiziere, 193 Feldwebel, 63 Unteroffiziere und 1414
Mannschaften und damit insgesamt 1706 Männer und Frauen. Davon werden für den
protokollarischen Ehrendienst 1571 Soldatinnen und Soldaten eingesetzt. Am 6. Dezember
2010 betrug die reale Stärke insgesamt 1812 Soldatinnen und Soldaten von denen gut 450
ihren Dienst in Siegburg versehen haben.
Den größten Einschnitt erlebte das Wachbataillon, das bis dahin die Armee der Wehrpflicht
verkörperte, im Jahr 2011. Nahezu über Nacht musste das Bataillon ohne seine bis dahin zu
80% im Bataillon tätigen Wehrpflichtigen den protokollarischen Ehrendienst
aufrechterhalten. So war es auch der Bundeswehrführung wichtig, ein äußerliches Zeichen
nach außen zu setzen. Unter dem Motto „wir.dienen.deutschland“ begrüßte der Erbe zu
Guttenbergs, Thomas de Maiziere am 4. Juli 2011 per Handschlag die ersten 158 Freiwilligen
zum Dienst im Wachbataillon BMVg. Nach 54 Jahren hörte die gesamte Bundeswehr auf eine
Wehrpflichtigenarmee zu sein.
Zum 1. Oktober 2014 erhielt das Wachbataillon BMVg seine heutige Gliederung in 7
Kompanien. Dazu wurde die 3. Kompanie zum 31. März 2014 am Standort Siegburg aufgelöst
und zum 01. April 2014 in Berlin neu aufgestellt. Um am Standort Köln/Bonn noch
protokollarische Aufträge unterstützen zu können, gab es für 6 Monate parallel bis zum 30.
September 2014 je eine 6. Kompanie in Siegburg und Berlin.
Am 26. April 2014 verabschiedete sich das Wachbataillon nach 55 Jahren in der BrückbergKaserne mit einem Großen Zapfenstreich endgültig aus Siegburg.
Zum 30. September 2014 war dann auch die 6. Kompanie in Siegburg aufgelöst und am 1.
Oktober 2014 offiziell in Berlin wieder aufgestellt.
Der Stand des Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung heute: Wir sind
bereit!
Nach einem von 2011 bis 2014 durchschrittenen Tal der Tränen scheint es so, dass das
Bataillon 2015 wieder zuversichtlich nach vorn schauen kann. Wir haben aktiv annähernd
700 Mannschaftssoldatinnen und –soldaten im Dienst, von denen sich gut 580 nur den
Aufgaben des protokollarischen Ehrendienstes zu widmen haben.
1./Wachbataillon BMVg
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Die 1. Kompanie des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung wurde am
15. Februar 1957 in Rheinbach aufgestellt. Als Stabs- und Versorgungskompanie zog sie zwei
Jahre später mit dem Rest des Bataillons nach Siegburg. Im Jahr 2000 verlegte die
1./Wachbataillon BMVg nach Berlin in die Julius-Leber-Kaserne. Hier ist sie bis zum heutigen
Tag ansässig.
Im Gegensatz zu den übrigen Kompanien des Bataillons ist nicht der protokollarische
Ehrendienst der Schwerpunkt der "Ersten", sondern die Unterstützung der
Protokollkompanien bei ihren Einsätzen. Hierzu umfasst die 1./Wachbataillon BMVg folgende
Teileinheiten:
Erkundungs- und Verbindungszug
Protokollunterstützungszug
Transportzug
Technischer Zug
sowie eine Materialgruppe und die Verpflegungsgruppe. Die zehn Feldhaubitzen des
Wachbataillons werden durch den Protokollunterstützungszug besetzt und geführt.
Durch diese breit aufgestellten Unterstützungseinheiten ist die Kompanie in der Lage,
beinahe jeden Einsatz des Bataillons umfassend vorzubereiten, zu betreuen und
nachzubereiten. Getreu dem Motto "Als erste kommen, als letzte gehen." leistet die
1./Wachbataillon BMVg einen hohen Beitrag zur Bewältigung der Aufgaben und Aufträge des
gesamten Bataillons.
Wappen
Das Wappen der 1./Wachbataillon BMVg ist eines der
schlichtesten des Bataillons. Der Schild ist schräg rechts durch
einen schwarzen Balken mit der Aufschrift Wachbataillon geteilt.
Im oben Schildteil links eine "1" auf grünem Grund, der Farbe
der Infanterie, unten rechts das gotische "W" des Bataillons auf
weißem Grund. Der schwarze Mittelteil ist den Ärmelbändern
des Wachbataillons in Form, Schrift und Farbe nachempfunden.
Besonderer Traditionsbezug
Der Protokollunterstützungszug des Bataillons, auch "Salutzug" genannt, ist eine einzigartige
Teileinheit in der Bundeswehr. Mit ihren Feldhaubitzen des Typs 105 mm begrüßen sie
Staatsgäste aus der ganzen Welt. Hierbei werden bei dem ersten Besuch eines
Staatsoberhauptes 21 Schuss Salut abgegeben. Lediglich Monarchen wird diese Ehre bei
jedem ihrer Besuche zuteil.
Die Tradition der 21 Schüsse kommt ursprünglich aus der Seefahrt des 14. Jahrhunderts. Da
die Schiffe mit meist 20 Kanonen ausgestattet, nur mit entladenen Rohren in den Hafen
einfahren durften, verschossen sie ihre geladene Munition in Sicht- und Hörweite des
Hafens. So wurde eine friedliche Absicht signalisiert. Der Hafen beantwortete dies mit dem
Abfeuern eines seiner Geschütze. So setzte sich die Zahl 21 zum Salut durch.
Traditionspflege in der Kompanie
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Besonders auffällig sind die zwei alten Kompanieflaggen, links und rechts neben der Tür zum
Dienstzimmer des Kompaniechefs. Auch eine umfangreiche Sammlung an Wappenschilden
ist im Erdgeschoss des Gebäudes zu finden. Hier hängen die Gastgeschenke ungezählter
Bundeswehreinheiten, verbündeter Streitkräfte, befreundeter Organisationen, Vereine und
nichtmilitärischer Dienststellen des Bundes oder der Länder.
Eine besondere Tradition in der 1./Wachbataillon BMVg ist die Unterstützung des
Kinderhospizes "Sonnenhof". Hier unterstützt die Kompanie seit 2004 durch Spenden die
Arbeit der Pflegekräfte.
Weiter sammelt die Kompanie jedes Jahr im November für den Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge in ihrem Patenbezirk Pankow. Hier wird auch jährlich ein Kranz am
jüdischen Friedhof niedergelegt. Dies übernimmt stets die "Erste" selbst. Diese vielseitige
Traditionspflege geht weit über die "üblichen" Bereiche anderer Einheiten der Bundeswehr
hinaus.
2./Wachbataillon BMVg
13
Die 2./Wachbataillon BMVg wurde 1957, gemäß des Aufstellungsbefehls vom 16. Februar
1957, als 1. Wachkompanie in Rheinbach aufgestellt. Die Umbenennung der Kompanie von
der 1. in die 2. Kompanie erfolgte 1960. Damit ist die 2. Kompanie die älteste des Bataillons.
Nach mehreren Verlegungen, 1965 in die „Sagan-Kaserne“ in Wuppertal und 1968 in die
„Hermann-Löns-Kaserne“ in Bergisch Gladbach, fand die 2./Wachbataillon BMVg 1995 in der
„Julius-Leber-Kaserne“ in Berlin ihre militärische Heimat. Seit 1957 wurde die Kompanie von
19 Chefs befehligt und durch 8 Kompaniefeldwebel betreut.
Am 13. Mai 1961 übernahm die Kompanie die Tradition des "Ersten Garde-Regiments zu
Fuß" (EGRzF). Die entsprechende Urkunde wurde dem Kompaniechef vom
Bataillonskommandeur Oberstleutnant Koch in Beisein des letzten Führers des EGRzF, Oberst
a. D. Siegfried Graf zu Eulenburg übergeben.
Wappen
Die 2./Wachbataillon BMVg besitzt zwei Wappen.
Auf dem ersten Wappen, das von Angehörigen der Kompanie auf
dem Ärmel der Feldbluse getragen wird, prangt das gotische "W"
im Vordergrund. Dieses wird seit dem jeher von den
Angehörigen der mit dem Protokolldienst betrauten Truppenteile
getragen.
Darüber steht der Wahlspruch des Bataillons: Semper talis.
Der Schriftzug "2. Kompanie" zeigt die Zugehörigkeit zu eben
dieser. Innerhalb der Balken des gotischen W sind eine
Grenadier-Mütze, sowie eine Krone, der Buchstabe "R" und die
Zahl 48 abgebildet.
Dieses Wappen wurde in den 80er Jahren durch den Semper talis Bund und die
Traditionsgemeinschaft „Inf.-Rgt. 48“ für jede Kompanie gestiftet.
Die traditionelle Kopfbedeckung der Grenadiere des EGRzF stellt die Verbundenheit der
Kompanie mit dem "Semper talis Bund" hervor. Im Zuge der Traditionsübernahme wurden
beide Seiten durch das Ziel der Traditionserhaltung fest miteinander verbunden.
Die Krone im rechten Teil des W symbolisiert das "Königliche", das R das Regiment, sowie die
48 die entsprechende Ordnungszahl. So bildet sich dadurch das "Königliche InfanterieRegiment Nr. 48." Dieses Regiment nahm an mehreren Feldzügen im Rahmen der
Reichseinigungskriege teil und kämpfte später im Ersten Weltkrieg an der West- und
Ostfront.
Das zweite Wappen zeigt drei Wappenschilde auf grünem Grund. Im mittlerem Wappen ist
des gotische W abgebildet, im rechten die Farben schwarz-rot-gold sowie im linken die
preußischen Farben schwarz-weiß im Schachbrettmuster. Oberhalb der Schilde prangt im
schwarzen Band der Wahlspruch "Semper Talis", gekrönt durch die bereits erwähnte
Grenadier-Mütze des "Semper talis Bundes".
Der Schriftzug "2.\Wachbataillon B.M.Vtdg ist am unteren Rand zu sehen. Die entsprechende
Flagge befindet sich in der Gardistenstube der 2./Wachbataillon BMVg.
Besonderer Traditionsbezug
14
Der 2./Wachbataillon BMVg wurde 1975 der Degen des Vizefeldwebels August Benderoth,
stellvertretend für den bis dato noch nicht geborgenen "Möllendorff-Degen" überreicht.
In der Urkunde heißt es:
"Der Degen des Generals von Möllendorff, welchen der Kompanie-Chef der 1. Kompanie 9.
(Preuß.) Infanterie-Regiment, Potsdam, Traditionskompanie des Ersten Garde-Regiments zu
Fuß, zu besonderen Anlässen trug, ist durch Kriegseinwirkung in Potsdam verblieben.
Der Degen des Vizefeldwebels August Benderoth, 3. Kompanie/Erstes Garde-Regiment zu
Fuß, wurde in rheinischer Erde vergraben und wieder freigelegt.
Diesen Degen überreicht der Sohn, Robert Benderoth, der 2./ Kompanie im Wachbataillon
beim Bundesministerium der Verteidigung, welche heute Traditionsträger ist.
Möge der Degen symbolisch an den Degen des Generals von Möllendorff erinnern.
Semper talis-Kameradschaft Köln
Köln, 30. August 1975
gez. Robert Benderoth
gez. Karlheinz Richarz"
Traditionspflege in der Kompanie
Bis 1995 war die Militärhistorische Sammlung des Wachbataillons in der 2./Wachbataillon
BMVg in Bergisch Gladbach untergebracht. Sie befindet sich seither im Stabsgebäude des
Bataillons. Die Neueinweihung erfolgte im Jahr 2003, nach dem Umzug des Bataillons, in
Berlin. Dennoch finden sich im Kompaniegebäude ebenfalls Ausstellungsstücke, die den
traditionswürdigen Einheiten zuzuordnen sind.
So zeigt das Wappen des I. Zuges einen stilisierten Grenadier in traditioneller Uniform. Die
Potsdamer Garnisonkirche ist als kolorierte Zeichnung ausgestellt. Ebenso finden sich im Flur
der Kompanieführung diverse Fotografien aus der Zeit Inf.-Rgt. 9. Die eigene Tradition wird
durch Foto-Portraits aller Chefs und Kompaniefeldwebel dargestellt.
3./Wachbataillon BMVg
15
Die 3./Wachbataillon BMVg wurde am 1. Juli 1961, zunächst als 4. Kompanie in Siegburg
aufgestellt. Erster Kompaniechef war Hauptmann Josef Rottländer und die Unterbringung
erfolgte in der Brückberg-Kaserne. Am 1. Oktober 1973 wurde die 4. in 3. Kompanie des
Wachbataillons unbenannt und umstrukturiert. Ab Aufstellung wurde die Kompanie von 20
Kompaniechefs geführt und durch 14 Kompaniefeldwebel geprägt.
Am 12. September 1966 übernahm die damals noch 4. genannte Kompanie, in Lohmar-Heide
die Tradition des Infanterie-Regiments 48.
Wappen
Das Wappen der 3./Wachbataillon BMVg besteht aus drei
Hauptbestandteilen. Der Hintergrund ist Grün, womit der Bezug
zur Infanterie verdeutlicht wird. In der rechten unteren Hälfte
des Wappens befindet sich das Abzeichen des Wachbataillons,
das auch das Barett der Kompanien ziert, leicht nach rechts
geneigt. Dabei fällt auf, dass das gotische „W“ in weiß
hervorgehoben und der Lorbeerkranz in grün gehalten ist. In der
linken unteren Hälfte, direkt links neben dem vorher
beschriebenen Abzeichen, befindet sich, nach links geneigt, das
Stadtwappen von Bergisch Gladbach. Dieses Stadtwappen hat
eine besondere Bedeutung für die 3. Kompanie, da sich dort ab
dem 19. Februar 1969 ihre Garnison befand.
Die obere Hälfte des Wappens zieren zwei gekreuzte Karabiner. Durch die Darstellung dieses
Emblems, wird die Verbindung zum genannten Regiment aufgezeigt, die seit der
Traditionsübernahme vom 12. September 1966 besteht. Der letzte Bestandteil des Wappens
der 3. Kompanie ist ein Schriftzug. Dieser, mit den Worten „3. Kompanie“, befindet sich
unterhalb des Stadtwappens und des Abzeichen des Wachbataillons.
Besonderer Traditionsbezug
Vor dem Kompaniegebäude befindet sich ein Gedenkstein, der an die Gefallenen des Inf.-Rgt.
48 und des aus ihm hervorgegangenen Inf.-Rgt. 172 erinnert.
Traditionspflege in der Kompanie
Die 3./Wachbataillon BMVg legt viel Wert auf die Traditionspflege des Inf.-Rgt. 48. So kann
man zahlreiche Erinnerungsstücke des Infanterie Regiments 48 im Kompanierevier der 3.
begutachten. U.a. Informationen und Ausstellungsgegenstände von der Aufstellung des
Infanterie-Regiments am 1. Oktober 1934 in Döberitz bis hin zur Auflösung 1945. Wobei
Generalleutnant Hans Graf von Sponeck darin einen Ehrenplatz innehat, da er der erste
Kommandeur des Infanterie-Regiments aus Döberitz war, aus welchem später das Inf.-Rgt. 48
hervorging.
Des Weiteren übernahm die 3./Wachbataillon BMVg die Traditionsfahne des Inf.-Rgt. 48 und
dessen Traditionsabzeichen; am Ende jedes Jahrestreffens findet eine Kranzniederlegung am
Gedenkstein vor dem Kompaniegebäude statt.
4./Wachbataillon BMVg
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Die 4. Kompanie ist die jüngste der Kompanien des Wachbataillons. Grund der Aufstellung
war ein Befehl des Führungsstabes der Marine vom 23. Februar 1973 den protokollarischen
Dienst betreffend. Aufgestellt wurde sie, am 1. Juli 1973 in Siegburg, um Protokollsoldaten
für die Marine zu stellen. Diese Aufgabe übernahmen bei offiziellen Anlässen, bis zu diesem
Datum, Maatenschüler der Marineunteroffiziersschule im schleswig-holsteinischen Plön.
Nach Berlin kam die 4. am 26. November 2001. Drei Jahre später wurde mit dem Bezirk
Tempelhof-Schöneberg eine Patenschaft gegründet.
Wappen
Das Wappen der 4. Kompanie beschränkt sich auf das
wesentliche. In einem blauen Rahmen vor weißem Hintergrund
ist ein goldener Anker abgebildet, auf dem das gotische „W“
prangt. Die Farben Weiß und Blau sind neben denen der Marine
auch eben jene, welche die Uniform des Mannschaftssoldaten
prägen. Der goldenen Anker ist ein weiterer Hinweis auf die
Verbundenheit der Kompanie mit der Marine und gleichzeitig
das Zeichen der „76er“, den Marinesicherungskräften. Auch
heute noch sind die Soldaten der 4./Wachbataillon BMVg
ausgebildete
Marinesicherer
oder
nach
ihrer
Verwendungskennung benannt, kurz „76er“. Das schwarze
gotische W, das sich zentral auf dem Wappen befindet,
kennzeichnet die Einheit als eine des Wachbataillons.
Besonderer Traditionsbezug
Die 4. Kompanie führt nicht die Tradition einer Heereseinheit weiter, sondern bezieht sich in
seiner Traditionsfolge auf die Marineinfanterie. Sehen lässt sich das an verschiedenen
Punkten:
So tragen die Soldaten die goldenen Dienstgradabzeichen der Marine und nicht die des
Heeres oder der Luftwaffe. Ein weiteres Merkmal mit dem sich die Marinekompanie vom
Aussehen her klar von den zwei anderen Teilstreitkräften abgrenzt, ist das marineblaue
Barett mit dem goldenen Barettabzeichen der „76er“. 76 steht hierbei für die
Verwendungsreihe Marinesicherung. Auch gehört das Verwenden maritimer Begriffe zum
alltäglichen Dienst. Worte wie „Wahrschau“ oder „Backen und Banken“ gehören ebenso zum
täglichen Leben wie der „Seemannssonntag“ am Donnerstag. „Schott“ statt „Tür“ und „Deck“
statt „Flur“ sind Begriffe, die den Heeres- und Luftwaffenkameraden fremd vorkommen, sie
gehören aber zur Kompanie wie der Bootsmann und der „Kaleu“.
Um die Verbundenheit mit dem ehemaligen Standort auch nach dem Umzug in die
Hauptstadt allgegenwärtig zu halten taufte man das Kompaniegebäude in „Siegburg“. Da die
Siegburg nun ein Schiff ist, gestalten sich verschiedene Dinge des täglichen Dienstes anders.
So wird schon die Flaggenparade durchgeführt wie man es sonst nur von seegehenden
Einheiten kennt und wie jedes gute Schiff hat auch die „Siegburg“ ihren eigenen Anker und
ihre Schiffsschraube. Bei der Marine ist es auch Brauch, sobald ein Schiff in den Heimathafen
zurückkehrt, gemeinsam ein sogenanntes „Einlaufbier“ zu trinken. Und das gibt es natürlich
17
auch in der 4. Kompanie, wenn sie von einem fordernden Protokolleinsatz in die Berliner
Julius-Leber-Kaserne heimkehrt.
Traditionspflege in der Kompanie
Dass die 4. Kompanie ihre Wurzeln bei den Marinesicherungskräften hat, wird nicht nur bei
feierlichen Anlässen in Erinnerung gerufen, sondern auch durch das Leben der Traditionen. In
regelmäßigen Abständen finden Manöver gemeinsam mit den Kräften des MSK, heute
Seebataillon genannt, statt, um neben den protokollarischen Verpflichtungen auch die
infanteristischen Fähigkeiten zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Der Schlachtruf der 4. Kompanie lautet nicht wie bei den anderen Kompanien „Semper talis“
sondern, wie nach alter Tradition in der Marine-Sicherung
„ACHTUNG – FEUER“.
5./Wachbataillon BMVg
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Am 11. September 1959 verfügte die Führung der Luftwaffe die Aufstellung einer
Luftwaffenkompanie. Am 15. November des Jahres hatte die Kompanie eine Stärke von neun
Mann, begannen mit der die befohlene Aufstellung der Kompanie begann. Unterkünfte
wurden übernommen und die Soldaten in den Tagesdienst des Bataillons eingewiesen.
Schnell wuchs die Kompanie aufgrund des Zustromes von Freiwilligen auf die volle Soll-Stärke
an. Neben dem protokollarischen Ehrendienst war auch die Flugabwehr Auftrag der
5./Wachbataillon BMVg. Seit dem Februar 2000 ist die Kompanie in der Julius-Leber-Kaserne
in Berlin stationiert. Seit Aufstellung wurde die Kompanie von 22 Chefs geführt und durch 15
Kompaniefeldwebel betreut.
Wappen
Das Wappenschild der 5. Kompanie ist blau und hebt sich durch
dadurch deutlich von den anderen Kompaniewappen ab. Diese
Farbwahl steht für die Zugehörigkeit zur Luftwaffe. Denselben
Zweck verfolgen die Schwingen, die im Kopfstück den
Wappenschild krönen. Die gekreuzten Karabiner K98 stehen für
den protokollarischen Ehrendienst der Einheit. Ebenso drückt
das gotische W im unteren Teil zwischen den Gewehren die
Zugehörigkeit zum Wachbataillon aus.
Besonderer Traditionsbezug
Erwähnenswert ist, dass die 5. Kompanie bis 1991 als Flak-Batterie geführt wurde. Um
diesem Auftrag gerecht zu werden, rüstete man die Kompanie zuerst mit der
Flugabwehrkanone L-70 (40 mm) aus. Diese wurden später durch zwölf Zwillingsflak MK 20
RH 202 (20mm) ersetzt. Somit war die Einheit zur umfassenden Luftabwehr in der Lage. Die
Soldaten wurden dazu als Geschützmannschaft, ebenso wie im Protokolldienst ausgebildet.
Dazu wurden die Wehrpflichtigen erst in einem Luftwaffenausbildungsregiment mit ihrer
späteren Tätigkeit vertraut gemacht. Erst danach unterwies man sie im Umgang mit dem K98
und dem Exerzieren.
Eine 20mm Zwillingsflak ist noch erhalten und steht vor dem Kompaniegebäude. Hier
erinnert sie an die Zeit, in der die 5./Wachbataillon BMVg noch ihren, im Bataillon
einzigartigen, Nebenauftrag hatte.
Weiter findet sich am Unterkunftsblock der Kompanie ein ausgemustertes Jagdflugzeug F104 "Starfighter". Dieses wurde bereits 1992 an die Kompanie übergeben und fand im Zuge
des Umzuges seinen Weg nach Berlin.
Traditionspflege in der Kompanie
Besonders hervorzuheben ist, dass die "Fünfte" jedes Jahr ein Ehemaligentreffen abhält. Hier
versammeln sich ehemalige Angehörige um sich untereinander auszutauschen und
Neuerungen über "ihre" Einheit zu erfahren.
Auch an Erinnerungsstücken innerhalb der Kompanie mangelt es nicht. Im Lichthof zwischen
den beiden Eingängen des Gebäudes wird die Wand durch eine Zeichnung zur Erinnerung an
19
die Zeit als Flakbatterie geziert. Eine 22 mm Zwillingsflak ist detailreich abgebildet. Ebenfalls
findet man eine Malerei zum 50. Jahrestag der Aufstellung der Kompanie, welche von zwei
Soldaten flankiert wird. Einer in der Uniform zur Zeit der Aufstellung, der andere in der
aktuellen Paradeuniform. Zu erwähnen sind auch noch drei Gedenksteine am Eingang. Einer
soll an die 8./Wachbataillon BMVg erinnern, welche in die 5./Wachbataillon BMVg
eingegliedert wurde, die anderen beiden an zwei im Dienst tödlich verunglückten
Kameraden.
Die 5. Kompanie unterhält eine Patenschaft zu dem Berliner Bezirk CharlottenburgWilmersdorf. Einen weiteren Bezug zur Stadt Berlin zeigt ein sogenannter "Buddy-Bär", dem
Berliner Wappentier, der eine Luftwaffenuniform mit Weißkoppel trägt.
6./Wachbataillon BMVg
20
Aufgrund der Verkürzung der Wehrdienstzeit von 15 auf 12 Monate waren mehr
Wehrpflichtige notwendig, um die Menge der Einsätze bewältigen zu können. Die 6.
Kompanie des Wachbataillons wurde am 1. Oktober 1990 von einer bereits bestehenden
Geräte- in eine Protokolleinheit umgewandelt. Das Führungspersonal wurde aus anderen
Kompanien des Wachbataillons gestellt und nachdem die nötigen Unterkünfte in der
Brückberg-Kaserne in Siegburg renoviert waren, konnte am 19. Dezember 1990 der erste
Jahrgang Wehrpflichtiger der 6. Kompanie einrücken. Ihre Bewährungsprobe hatte sie bei
ihrem ersten Einsatz am 8. April 1991 im Bundesministerium der Verteidigung auf der
Bonner Hardthöhe. Nach dem Umzug von Bundesregierung und Parlament nach Berlin
verblieb die 6. Kompanie gemeinsam mit der 3. Kompanie in der Brückberg-Kaserne und
leistete ihre Einsätze auf der Hardthöhe, aber auch im westlichen Teil der Bundesrepublik.
2010 feierte die „Sechste“ ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Nachdem sich die 6. Kompanie mit
einem großen Zapfenstreich von ihrer alten Heimat in Siegburg verabschiedet hatte, sitzt sie
seit September 2014 in Berlin in der Julius-Leber-Kaserne.
Wappen
Das Wappen der 6. Kompanie bringt die Kerninhalte der
Kompanie auf den Punkt. Die Grundfarbe des Schildes ist Grün
die Traditionsfarbe der Jäger. Schräg rechts geteilt durch einen in
Silber begrenzten Balken mit der Aufschrift Semper talis.
„Semper Talis“ verdeutlicht weiterhin auch die Traditionslinie
des Wachbataillons und somit auch die der Kompanie zum
„Ersten Garde Regiment zu Fuß“. In Schildteil oben links ist eine
goldene Füsilier-Mütze, welche sich auf das III. Bataillon des
Ersten Garde-Regiments zu Fuß bezieht. Unten rechts befindet
sich das gotische „W“. Der Schildrand ist in den preußischen
Farben Schwarz und Weiß gehalten.
Besonderer Traditionsbezug
Die heutige 6. Kompanie führt die Tradition ihrer eigenen 25 Jahre Geschichte im
Wachbataillon BMVg und hat zusätzlich die Tradition der Sicherungskompanie, die dann in
die 9. Kompanie umbenannt wurde zu bewahren. Mitte 2014 wurde aus der 9. Kompanie die
„Sechste“. Dementsprechend führt auch die heutige 6. Kompanie die Traditionen aus
Siegburg und die der „Neunten“ fort. Genau wie der Auftrag der 9./Wachbataillon BMVg ist
es nun auch der der 6. Kompanie, neben dem Protokollarischen Dienst, im Ernstfall Berlin als
Jägerkompanie zu schützen. Übernommen von der Vorgängerkompanie hat die „neue“ 6.
Kompanie unter anderem die Farben des Wappens Grün, Schwarz und Weiß.
Traditionspflege in der Kompanie
In den Gängen der Kompanie finden sich verschiedene Ausstellungsstücke der einzelnen
Traditionslinien auf die sich die „neue“ 6. Kompanie bezieht. So wird die Tradition der
Füsiliere auch heute noch hochgehalten. Zwei Gedenktafeln sowie eine original erhaltene
21
Füsilier-Mütze sind ausgestellt. Spuren aus 25 Jahren in Siegburger Heimat lassen sich
ebenfalls im Kompanieflur finden. So sind die Traditionstafeln aus der Brückberg-Kaserne
ausgestellt.
Der Raum der Unteroffiziere wird von Wappen und Gegenständen der ehemaligen
„Neunten“ geschmückt. Auch die Führung der „Sechsten“ ist in der Hand vieler Kameraden,
die vorher in der 9. Kompanie dienten. Weiterhin finden jährlich Ehemaligentreffen statt, zu
welchen verdiente Kameraden der 6., 8. und 9. Kompanie geladen werden.
22
7./Wachbataillon BMVg
Am 1. November 1962 wurde die heutige 7./Wachbataillon BMVg als Ausbildungs-Kompanie
708 des Wachbataillons BMVg in der Sagan-Kaserne in Wuppertal aufgestellt. Dem
Ausbildungsbataillon 203 ab 1965 unterstellt, bezog sie am 1. Juli 1967 die Hermann-LönsKaserne in Bergisch Gladbach. Am 1. Juli 1980 wurde die Ausbildungskompanie 708 in
Wachausbildungskompanie 902 umbenannt und umstrukturiert. Sie war für 14 Jahre
Ausbildungsstätte für neue Protokollsoldaten, bis sie am 1. Oktober 1994 in die
7./Wachbataillon BMVg umbenannt wurde. Zugleich wurde die 7./ zu einer
Protokolleinsatzkompanie und verlegte zum 15. März 1995 in die Julius-Leber-Kaserne nach
Berlin.
Bezieht man die Kompaniechefs der 708er und 902er mit ein, dann wurde die
7./Wachbataillon BMVg seit dem Gründungstag von 24 Kompaniechefs geführt und durch 13
Kompaniefeldwebel betreut.
Wappen
Das Wappen der 7./Wachbataillon BMVg ist eines der
prunkvollsten der Kompanien des Wachbataillons. Der
Wappenschild ist viergeteilt. Oben Links der Rote Löwe von
Wuppertal. Oben rechts der heimatliche Bezug mit dem Berliner
Wappentier. Unten der Gelb gehaltene Hirschkopf, der für
Bergisch
Gladbach
steht.
Im
Kernstück
ist
das
Verbandsabzeichen des Wachbataillons BMVg.
Dem Schild ist ein bekrönter Ritterhelm aufgesetzt, der von
grünen und weißen Pflanzenschwingen umrankt ist.
Ein Banner mit der Aufschrift „7./Wachbataillon BMVg“ bildet
den Abschluss.
Besonderer Traditionsbezug
Die 7./Wachbataillon BMVg bezieht ihre Tradition auf die ehemalige Ausbildungskompanie
708 und ihre Standorte, an denen sie stationiert war.
Traditionspflege in der Kompanie
Als die 7./Wachbataillon BMVg noch die 708er war, hatte diese den Schlachtruf:
„Siebenhundertacht – Es wär doch gelacht“, welcher sich aber nach der Gründung der
7./Wachbataillon BMVg am 1. Oktober 1994 in: „Semper fidus, Semper fortis, Semper talis“,
„Immer treu, Immer stark, immer gleich“, wandelte.
Eine große Rolle spielt die 7./Wachbataillon BMVg seit 1995 beim Berlin Tattoo, bei dem sie
traditioneller Weise jährlich teilnimmt. Außerdem hat die Kompanie die Kindertagesstätte
„Wilde Wiese“ in der Julius-Leber-Kaserne begründet und der heutige Oberstleutnant Frank
Gaebel hat als Kompaniechef der 7./Wachbataillon BMVg lange Zeit den Vorstand geleitet.
Eine besondere Ehre wird dem zu Teil, welcher Mitglied im Unteroffizierkorps der
7./Wachbataillon BMVg war und mindestens vier Jahre als Protokollsoldat gedient hat. Jene
Person bekommt einen 25cm hohen und etwa 2,5 Kg schweren, auf einem Marmorsockel
thronenden Gardisten aus Zinn überreicht und einen Platz an der Ehrentafel der Kompanie.
23
Diese Gardisten werden, von im Unteroffizierkorps frisch aufgenommenen Soldaten,
gegossen und bemalt und nach der Fertigstellung vom Unteroffizierskorps begutachtet.
Läuft man durch die Gänge der 7./Wachbataillon BMVg, dann kann man eine Ausstellung von
Traditionsuniformen des Ersten Garde-Regiments zu Fuß bestaunen. Außerdem hängen jedes
Jahr die Züge, die ihre Grundausbildung absolviert haben, eine selbst gestaltete Fotocollage
auf, welches die Soldaten abbildet.
24
Das Erste Garde-Regiment zu Fuß
Die Garde im Königreich Preußen
Nachdem Preußen in der Doppelschlacht bei Jena und
Auerstedt am 14. Oktober 1806 von napoleonischen
Truppen vernichtend geschlagen wurde und preußische
Armee besiegt und gefangengenommen worden war,
war der Bedarf an einer moderneren Gardetruppe
erkennbar. In den letzten Jahrzehnten waren die
Einheiten nicht mehr wesentlich modernisiert worden,
was auch ein Aspekt der Niederlage gegen die
französischen Truppen gewesen sein mochte. Vier
Bataillone wurden zerschlagen, Mannschaften und Offiziere fielen in hohen Zahlen. Lediglich
ein Zug blieb, durch Zufall, verschont und bekam den Befehl, als Grundstock für eine neue
Garde zu dienen.
Dem Secondelieutenant Julius Ludwig von Pogwisch wurde, mit seinem Zug, die Aufgabe
zuteil, das sogenannte "Garde-Depot" zu führen. Dieses umherziehende Hauptquartier hatte
anfänglich nur die Zugstärke von 27 Mann, wuchs allerdings von Tag zu Tag durch das
Hinzukommen von, aus der Gefangenschaft geflohenen, Grenadieren.
Bereits 1807 wurde der spätere Kaiser Wilhelm I. Fähnrich in dieser Einheit. Schon im Januar
waren genug Soldaten zusammengekommen, um eine zweite Kompanie zu bilden, im Juni
bereits eine dritte und vierte. Im Oktober wurde dieses Bataillon, unter dem Kommando von
Major Gustav Friedrich von Kessel, als neue Garde dem König vorgestellt. Die Kompanien
gliederten sich wie folgt5:
1.
2.
3.
4.
Kompanie aus ehemaligen Angehörigen des 1. Bataillons Leib-Garde
Kompanie aus ehemaligen Angehörigen des Grenadier-Garde-Bataillons
Kompanie aus ehemaligen Angehörigen des 2.Bataillons/Regiment Garde
Kompanie aus ehemaligen Angehörigen des 3. Bataillons/Regiment Garde
Ende 1807 wurde aus dem Garde-Bataillon ein Garde-Regiment mit zwei Bataillonen.
Regimentschef wurde traditionsgemäß der König, ebenso Chef der Leibkompanie, der ersten
Kompanie des ersten Bataillons. Die Gliederung sah vor:
Aus der 1. Kompanie werden die Leib- und 2. Kompanie
Aus der 2. Kompanie werden die 3. und 4. Kompanie
Aus der 3. Kompanie werden die 5. und 6. Kompanie
Aus der 4. Kompanie werden die 7. und 8. Kompanie6
Bis zum Mai 1809 wuchs die neuaufgestellte Einheit weiter und bekam ein drittes Bataillon,
welches kurz darauf in "Garde-Füsilier-Bataillon" umbenannt wurde.
Die preußischen Heeresreformen wurden wirksam. Auch in der Garde änderte sich die
Rollenverteilung. Der Offizier musste nun nicht mehr adlig sein, der einfache Soldat wurde
dafür zu einem "Mann von Ehre" gemacht. Diese, längst überfälligen, Neuerungen brachte
5
Hannibal, Albrecht: Semper Talis: Brandenburg – Preußisch – Deutsche Geschichte, OHG Verlag, Münster, 2009, S. 377.
Hannibal: Semper Talis: S.379.
6
25
frischen Schwung und eine gesteigerte Moral in die preußischen Truppen.
Am 23. Dezember 1809 reiste das Königspaar von Königsberg nach Berlin. Hier ließ es sich
nun wieder nieder. Bis 1810 verlegten die Bataillone der Garde ebenfalls in die Hauptstadt.
Nun war das gesamte Regiment vereint, die Füsiliere wurden zur 9./, 10./, 11./ und 12./
Kompanie des Regiments umbenannt. Im selben Jahr wurde Potsdam abermals zur
Garnisonsstadt der Garde. Abwechselnd ließ der König je eines der Bataillone in Berlin
stationieren.7
Am 18. Januar 1813 reiste der König nach Breslau. Hier entzog er sich der Überwachung
durch die Franzosen in Berlin. Einen Monat später folgte das Garde-Regiment. Die allgemeine
Mobilmachung begann. Frankreichs "Grande Armee" war geschlagen, Russland näherte sich
Preußen an.
Am 28. Februar 1813 brach Preußen endgültig mit der französischen Besatzungsmacht und
verbündete sich mit den Russen. Die Garde wurde dem Armee-Korps des Generals der
Kavallerie von Blücher unterstellt. Die Franzosen gaben Berlin einen Monat später ohne
Kampfhandlungen auf.
Zu Ehren der 1810 verstorbenen Königin Luise von Preußen stiftete der König das "Eiserne
Kreuz".
Die offizielle Kriegserklärung Preußens an Russland erfolgte am 16. März 1813. Eine Woche
später rückte das EGRzF aus. Der König ritt nach Berlin und wurde unter großem Jubel
empfangen.
Am 2. Mai 1813 erhielt das Garde-Regiment seine Feuertaufe bei Groß-Görschen. Seither ist
der 2. Mai einer von vier Gedenktagen des Ersten Garde-Regiments zu Fuß. Die Füsiliere
nahmen das Dorf Kaja im Sturm, Major von Pogwisch fiel in der Schlacht. Ihm war die
Neuaufstellung der Garde zu verdanken. Im Zuge der Attacke wurde die Fahne des I.
Bataillons zerbrochen, dennoch führte man sie weiter mit. Sechs Fahnenträger fielen
hintereinander, während sie die Fahne führten. Auch beim II. Bataillon blieben fast alle
Fahnen-Unteroffiziere im Feld. Am Ende des Tages hatte das Regiment Verluste von 37
Offizieren und 700 Unteroffizieren und Mannschaften.8
In der Schlacht bei Bautzen, einige Tage später nahmen das I. und II. Bataillon den Ort Preititz
im Bajonettangriff. Das III. (Füsilier-) Bataillon lag in einiger Entfernung in der Verteidigung.
Trotz der Verluste von 11 Offizieren und 283 Unteroffizieren und Mannschaften endet die
Schlacht ohne Sieger.
Im Oktober wurde das Regiment während der Völkerschlacht bei Leipzig als Reserve
eingesetzt – es waren keine Verluste zu beklagen.
Die preußische Garde wurde dem Kommando von Blüchers entzogen und kämpfte nun unter
dem österreichischen Feldmarschall von Schwarzberg gemeinsam mit der österreichischen
Garde.
Aus dem I. Normalinfanteriebataillon und den Füsilieren des Leib-Infanterie Regiments Nr. 8
wurde am 19. Juni 1813 das 2. Garde-Regiment zu Fuß aufgestellt. Ihre Fahne bekam sie vom
I. Bataillon des 1. Garde-Regiments.
Im Zuge der Neuaufstellung des 2. Regiments wurde das ehemalige Garde-Regiment in
"Erstes Garde-Regiment zu Fuß" umbenannt.
Die beiden Regimenter wurden zusammen mit dem Garde-Jäger-Bataillon zur Garde7
Hannibal: Semper Talis: S. 398.
Hannibal: Semper Talis: S. 416.
8
26
Infanterie-Brigade zusammengefasst. Damit waren sie die bisher größte Garde-Einheit
Preußens. Die Garde-Infanterie-Brigade verlegte über die Saale und den Main nach Frankfurt.
Im neuen Jahr überschritt das Erste Garde-Regiment zu Fuß den Rhein und nahm ab dem 30.
März 1814 an der Schlacht um Paris teil. Das Regiment hatte zu diesem Zeitpunkt eine IstStärke von 55 Offizieren und etwa 1.300 Mann. Ein Teil der Gardetruppen wurde zur
Unterstützung eigener Kräfte in die Schlacht um den Ort Pantin geworfen. Als die
eingesetzten Teile (Füsilier-Bataillon EGRzF und I. Bataillon 2.GRzF) enorme Verluste erleiden,
wird die komplette Brigade eingesetzt und stieß durch die feindlichen Linien. Die Franzosen
kapitulierten am Nachmittag des 30. März 1814. Die Verluste des EGRzF betrugen 37
Offiziere und 700 Unteroffiziere und Mannschaften.9
Am 31. März 1814 exerzierte das EGRzF bereits durch Paris. Allerdings musste es so schwere
Verluste hinnehmen, dass in jeder Rotte 2 statt 3 Grenadieren marschierten. Auch wurden je
zwei Kompanien zusammengelegt, um auf die entsprechende (dennoch stark verminderte)
Kompaniestärke zu kommen.10
Erst vier Monate später war das Regiment durch Ersatztruppen wieder auf seiner Sollstärke
von 76 Offizieren, 173 Unteroffizieren und 2.888 Mannschaften. Dazu kamen 15 Militärärzte
und 115 Spielleute.
Ein Jahr später, nach Napoleons Rückkehr von Elba, wurde das EGRzF im Rahmen seiner
Zugehörigkeit zur Garde-Infanterie-Brigade mobil gemacht und marschierte nach Westen.
Auf dem Weg nach Paris erfuhren die gemeinsam marschierenden Korps (Gardekorps und
Grenadierkorps) vom Sieg der Preußen bei Waterloo. Am 22. Juli 1815 erreichte der Verband
Paris und rückte mit einer Stärke von 13.600 Mann in die Stadt ein. Nach einem etwa
fünfmonatigen Aufenthalt verlegte das EGRzF, eingegliedert in das Korps, von Paris zurück
nach Potsdam.11
Im folgenden Jahr wurde die Garde von über 3.000 Soldaten auf etwa 2.000 Soldaten
reduziert. Grund dafür war neben der nun herrschenden Wehrpflicht, unter anderem die
Verschmelzung des aktiven Heeres mit der Landwehr. Die Reformen im Militär sparten
Verwaltungsbedarf ein, sicherten aber ebenfalls eine größere Armee zu.
Die folgenden Jahre waren geprägt vom Exerzieren und dem Abhalten von Paraden. Die
Lebensbedingungen der Soldaten in der Garnison wurden weiter verbessert. Regelmäßig
fanden Manöver statt, an denen auch andere Einheiten teilnahmen. Die Friedenszeit wurde
auch dazu genutzt, die Ausbildung der Soldaten zu verbessern. Neben der Anlage von neuen
Schießanlagen, Unteroffizierschulen und Übungsplätzen ließ man auch den
Schwimmunterricht einführen.
Auch änderten sich die Uniformen in den Jahren. 1842 wurde die sogenannte "Pickelhaube"
eingeführt. Diese ist auch heute noch ein bekanntes Relikt und assoziiert Preußen in der
gesamten Welt. Auch die bekannten Grenadier-Mützen wurden an die Soldaten ausgegeben.
1847 wurde ein einheitliches Koppelschloss eingeführt. Auf ihm war die Königskrone zu
sehen, welche den Wahlspruch: "GOTT MIT UNS" ziert.
Doch die Ruhephase hatte bald ein Ende. Mit dem Ausbruch der März-Revolution (16.-19.
März 1848) bekam die Garde einen neuen Auftrag. Es galt das Schloß in Berlin zu sichern. Zu
9
Von Reinhard, Carl: Geschichte des Königlich Preußischen Erste Garde-Regiments zu Fuß 1740-1857, Verlag von
August Stein, Potsdam, 1858, S. 386 ff.
10
Hannibal: Semper Talis: S. 420 ff.
11
Hannibal: Semper Talis: S. 426.
27
diesem Zweck wurde Major von Kessel mit dem II. und III. Bataillon (Grenadiere und
Füsiliere) in die Hauptstadt entsandt und nahm unter geringen Verlusten einige Barrikaden in
der Nähe. Doch bereits am 19. März 1848 entschloss sich der König dazu, mit den
Aufständischen in den Dialog zu gehen. Hierzu wurde das Militär aus dem Schloß abgezogen
und der König präsentierte sich der Menge in den Farben schwarz-rot-gold. Der Plan geht
auf, das Volk legt die Waffen nieder, die Volksversammlung im Schauspielhaus wurde einige
Monate später unter Beteiligung des Militärs aufgelöst.12 13
Im Jahr 1850 traten vermehrt Spannungen zwischen Preußen und Österreich auf. Gegen
Jahresende wurde das EGRzF in einer Stärke von 3.500 Mann mobil gemacht, jedoch kurz
darauf wieder demobilisiert.
In den folgenden Jahren wurde das Militär vergrößert, das Dreyse-Zündnadelgewehr
eingeführt. Damit war das Preußische Heer das modernste im damaligen Europa. Die neuen
Waffen erlaubten eine dreimal höhere Schussfrequenz, sowie das Laden und Feuern im
Liegen.
Durch den österreichisch-französisch-italienischen Krieg 1859/1860 begann auch in Preußen
abermals eine vorsorgliche Mobilmachung. Hierbei fiel auf, dass die Stärke des Heeres nicht
entsprechend den Anforderungen war. So wurde eine Vergrößerung des Heeres beschlossen
und kurz darauf umgesetzt. Von der Mobilmachung am 29. April 1859 bis zur vollständigen
Kriegsstärke und Bereitschaft des EGRzF vergingen nur etwa drei Wochen. Im folgenden Jahr
wurde das 3. Garde-Regiment zu Fuß aufgestellt. Die Offiziere wurden aus dem EGRzF
gestellt.
1864 wurde befohlen, dass das EGRzF nicht am Feldzug gegen Dänemark teilnehmen sollte.
Dennoch wurden die drei Bataillone auf je 1000 Mann aufgestockt. Jedoch blieb es bei der
Bereitschaftshaltung. Im Krieg gegen Dänemark verblieb das Regiment in Potsdam. Lediglich
beim Einzug der siegreichen Truppen stellte die Garde eine Ehrenformation.14
Doch diese passive Rolle sollte sich schon zwei Jahre später ändern. Im preußischösterreichischen Krieg, auch als Bruderkrieg bekannt, bekam das EGRzF eine Chance sich wie
schon so oft zuvor in der Schlacht zu bewähren. Am 3. Juli 1866 erstürmte das Regiment den
Ort Chlum, ebenso das benachbarte Rosberitz. Diese Eroberung im Zentrum der
österreichischen Linien brachte die entscheidende Wende in der Schlacht bei Königsgrätz.
Der Ort wurde gegen die Österreicher erfolgreich gehalten und verringerte die Distanz der
preußischen Linien zum Feldherrenhügel des Gegners auf lediglich 300 Meter. Ein Beschuss
des Ortes durch österreichische Artillerie wurde gestoppt, indem Major von Kleist (Kdr. I.
Bataillon) mit seinen Grenadieren und Füsilieren einen Sturmangriff auf die Gegnerische
Stellung unternahm und diese zerschlug. (Gemälde ist im Stiftungshaus v. Rohdich
ausgestellt)
Doch der Sieg wurde teuer erkauft. Das EGRzF verbuchte an diesem Tag an Verlusten: 17
Offiziere, 47 Unteroffiziere und 511 Mannschaften. Unter den toten Offizieren befand sich
Prinz Anton von Hohenzollern.
Die Folgen des Feldzuges waren die Gründung des Norddeutschen Bundes unter der Führung
Preußens, sowie der Friede von Prag zwischen den beiden ehemaligen Konfliktparteien.15
Bis in das Jahr 1870 wurde das EGRzF wie gewohnt zu Paraden und Empfängen eingesetzt.
Doch nachdem die spanische Regierung am 3. Juli 1870 Leopold von Hohenzollern12
Hannibal: Semper Talis: S. 471 ff.
Von Reinhard: Geschichte, S. 470 ff.
14
Hannibal: Semper Talis: S. 513 ff.
15
Hannibal: Semper Talis: S. 515 ff.
13
28
Sigmaringen zum spanischen König wählte, protestierte Frankreich. Um den Frieden zu
wahren, lehnte dieser die Krönung ab. Doch Frankreich machte bereits mobil. Am 14. Juli
1870 wurden bereits die Reserven einberufen, fünf Tage später erklärte Frankreich Preußen
den Krieg. So brach das EGRzF seine Zelte in Potsdam ab und wurde, zehn Tage nach der
Kriegserklärung, gen Westen verladen. Keinen Monat später stand die Garde bei Metz, St.
Privat, Sedan und Paris im Feld. Unter ungeheuren Verlusten nahmen die Grenadiere und
Füsiliere den Ort St. Privat. Ohne ausreichende Artillerieunterstützung stürmten die Soldaten
der Garde-Infanterie-Brigade über freies Feld auf das befestigte Dorf zu. Die weiter
tragenden und mit einer höheren Kadenz schießenden Chassepot-Gewehre der Franzosen
fügten den Preußen hohe Zahlen an Toten und Verwundeten zu. Trotz allem nahm die Garde
den Ort im Kampf von Haus zu Haus. Die Verlustzahlen der oben genannten
Entscheidungsschlachten betrugen: 37 Offiziere, 112 Unteroffiziere und 1.079 Mannschaften.
Darunter der Kommandeur des EGRzF Oberst von Roeder.16
Die Garde im Deutschen Reich
Nach der Einnahme von Paris und der Proklamation des Königs von Preußen zum Deutschen
Kaiser in Versailles wurde die Garde in das neu erschaffende Reichsheer eingegliedert. Die
Zugehörigkeit zum Gardekorps blieb erhalten. Den Schwerpunkt der nächsten Jahre bildeten
abermals die protokollarischen Aufgaben der Garde. Hier sei unter anderem die Hochzeit des
späteren Kaiserpaares Wilhelm II. und Auguste Viktoria 1881 genannt. Es war auch die Zeit
der Gründung vieler Garde-Vereine, welche von ehemaligen Angehörigen der Regimenter zur
gegenseitigen Unterstützung und der Traditionspflege rege genutzt wurden.17
1888 musste das Regiment gleich zweimal in Trauer exerzieren. Erst starb Kaiser Wilhelm I.
und nur 99 Tage darauf Friedrich III. Wilhelm II. wurde neuer Kaiser des Deutschen Reiches.
1898 wurde die Garde mit dem Gewehr 98 ausgerüstet. Dieses wurde im Wesentlichen kaum
verändert und so bis 1945 von der deutschen Infanterie genutzt. Mit neuen Gewehren
ausgerüstet und auf einem guten personellen Stand von 71 Offizieren und 1.878
Unteroffizieren und Mannschaften war das EGRzF eine der schlagkräftigsten Verbände um
die Jahrhundertwende. Mit der Einführung des Maschinengewehrs und der Aufstellung einer
Garde-MG-Abteilung im Garde-Jäger-Bataillon erstarkte der Einsatzwert der gesamten
Garde-Infanterie-Brigade weiterhin.
Einige Jahre später erhielt auch das EGRzF eine eigene MG-Kompanie. Diese wurde dem II.
Bataillon angegliedert und verfügte über sechs Maschinengewehre.18
1914 umfasste das Gardekorps inzwischen 22.000 Mann in Berlin und Potsdam, dazu kamen
weitere 8.000 Mann in Kasernen in der näheren Umgebung.
In der Folge des Attentats in Sarajewo machte das Deutsche Reich am 1. August 1914 mobil.
Die Kriegserklärung an Russland erfolgte am selben Tag. Nur zwei Tage später erklärte das
Reich auch den Franzosen den Krieg. Der Einmarsch deutscher Verbände in Frankreich und
Belgien bewog die Engländer, sich auf die Seite der Franzosen zu stellen.
Im Zuge der Mobilmachung wurden auch die Reservisten des Gardekorps einberufen. Dies
führte zu einem großen Zuwachs des Verbandes und zu dessen Teilung in drei
Truppenverbände:
16
Hannibal: Semper Talis: S. 533 ff.
Hannibal: Semper Talis: S. 578.
18
Hannibal: Semper Talis: S. 635.
17
29
1. Das Gardekorps
2. Das Garde-Reserve-Korps
3. Die Garde-Kavallerie-Division
Das EGRzF stand im folgenden Unterstellungsverhältnis:( absteigend)
1.
2.
3.
4.
Gardekorps
Garde-Infanterie-Division
1. Garde-Infanterie-Brigade
Erstes Garde-Regiment zu Fuß
Vom 9.-12. August 1914 wurde das EGRzF in Potsdam verladen. Wie auch in den Jahrzehnten
zuvor zählte es mit den anderen Garde-Einheiten zusammen zur militärischen Elite des
Heeres. In den vier Kriegsjahren wurde das Regiment in vielen Schlachten eingesetzt. Unter
anderem in:19
Westfront (August '14 - März '15):
St.Gerad, St.Quentin, Marne-Schlacht, Reims, Arras, 1. Flandernschlacht bei Ypern,
Champagne
Ostfront (April '15 - September '15):
Gorlice-Tarnow, Lemberg, Brest-Litowsk
Westfront (September '15 - Juni '17) (Stellungskämpfe):
Arras, Schlacht an der Somme, Chemin des Dames, Argonnen
Ostfront (Juli '17 - Oktober '17):
Tarnopol, Riga
Westfront (März '17 - November '18):
Arras, Ourcq, Dormans, Vouziers, Sedan
Beispiele für den Fronteinsatz:
St. Quentin:
Am 29./30. August 1914 marschierte das EGRzF zusammen mit anderen Teilen der 1.
Infanterie-Brigade auf Colonfay bei St. Quentin zu. Aufgrund des nebligen Wetters war ein
vorbereitendes Trommelfeuer auf die feindlichen Stellungen nicht möglich, da die
Artilleriebeobachter keine Ziele zuweisen konnten. Das EGRzF griff westlich von Colonfay an.
Unter starkem Abwehrfeuer durch Schützen, Maschinengewehre und Feldartillerie kam das
Regiment nur langsam und unter hohem Blutzoll voran. Nur unter der Führung des
Kommandeurs Prinz Eitel Friedrich von Preußen gelang es Teilen der Gardisten sich bis auf
einige Hügel vorzukämpfen. Die Offiziere führten an vorderster Front. Unter ihrem Befehl
gelang es die Anhöhen zu nehmen und sich dort einzugraben. Inzwischen unterstütze das 1.
Garde-Feldartillerie-Regiment durch den Beschuss der gegnerischen Kräfte. Bis zum nächsten
Morgen harrten die Grenadiere und Füsiliere in ihren Stellungen aus. Dann nahmen sie das
Dorf Richaumont am Nachmittag. Dies veranlasste die Franzosen sich zurückzuziehen.
19
Dünnhaupt, C. und Junker: Das Erste Garderegiment zu Fuß im Weltkrieg 1914-18, C. Dünnhaupt-Verlag, Berlin, 1934.
30
Die Verluste lagen nach dieser Schlacht bei 26 Offizieren und etwa 800 Unteroffizieren und
Mannschaften.20 21
Erste Flandernschlacht
Um in Flandern einen Durchbruch durch die englisch-französischen Linien zu erzielen, wurde
die 1. Garde-Infanterie-Brigade aus Frankreich abgezogen. Im November 1914 traf sie in
Roelberg, Flandern ein. Mehrere Divisionen wurden nebeneinander eingesetzt. Die rechte, 1.
Division setzte die 1. Garde-Brigade in vorderster Linie, an der linken Divisionsgrenze ein.
Damit lagen die Grenadiere nicht nur im Zentrum des geplanten Angriffs, sondern sahen sich
der britischen 1. Garde-Brigade gegenüber. So standen die Elitetruppen der Deutschen und
Engländer direkt voreinander, zum Teil keine 30 Meter voneinander entfernt. Der britische
Flankenschutz bestand aus französischen Einheiten. Für den geplanten Angriff musste das
EGRzF ohne sein Füsilier-Bataillon auskommen. Dieses stand in der Reserve bei Roelberg.
Am 10. November 1914 gruben sich das I. und II. Bataillon entlang der Frontlinie ein. Der
Angriff auf die gegnerischen Linien war für den kommenden Tag angesetzt.
Nach einem zweieinhalbstündigen Trommelfeuer aller Kaliber auf die englischen Gräben
machten sich die Grenadiere zum Sturm bereit. Auf die Kommandos der Offiziere hin, griffen
die Sturmkompanien (Leib- und 4. Kp I. Bataillon) an und nahmen den ersten feindlichen
Graben mit aufgepflanztem Seitengewehr. Sofort ging es weiter auf den zweiten Graben zu.
Die folgenden Kompanien schlossen auf und gemeinsam warf man den Feind im Nahkampf
nieder. Doch hatten die Grenadiere einen hohen Verlust zu beklagen, da nun der
Angriffsschwung schwand. Teils fielen nicht nur die kommandierenden Offiziere, sondern
auch alle Unteroffiziere und Gefreiten. So wurde der Angriff auch von einfachen Soldaten mit
befehligt. Doch die Engländer warfen sich der Garde entgegen und das Resultat am Ende des
Tages war, dass die deutschen Truppen wieder in ihrer Ausgangsstellung lagen.
Die Verluste dieser Schlacht betrugen: 16 Offiziere und 800 Unteroffiziere und
Mannschaften.
Allerdings kämpften auch nur das I. und II. Bataillon.22 23
"Niemals sind Soldaten furchtloser in den Tod gegangen. Alle unsere Maschinengewehre und
Kanonen wurden auf die vorstürmenden Deutschen gerichtet. Sie aber gingen mit
Todesverachtung in die Hölle des Eisenfeuers. Der Energie und der Tapferkeit dieser alten
Truppen gelang es, unsere Reihen an drei Stellen zu durchbrechen."
Daily News, 191424
Während 1918 im Deutschen Reich schon die Revolution tobte und es keine handlungsfähige
Regierung mehr gab, lag das EGRzF noch an der Westfront. Die neu gegründete Regierung
unter Friedrich Ebert nahm die Waffenstillstandsbedingungen der Entente am 10. November
1918 an. Einen Tag darauf unterzeichnete Matthias Erzberger den Vertrag – der Krieg war
aus. Und mit ihm die Monarchie.
Währenddessen wurde das EGRzF durch ihren Kommandeur Major Graf zu EulenburgWicken über die Ereignisse unterrichtet. Am selben Tag verlegte das Regiment geschlossen
20
Dünnhaupt: Garderegiment, S. 15 ff.
Hannibal: Semper Talis: S. 714.
22
Dünnhaupt: Garderegiment, S. 53 ff.
23
Hannibal: Semper Talis: S. 715.
24
Hannibal: Semper Talis: S. 715.
21
31
zurück Richtung Potsdam.
Mit der Abdankung des Kaisers am 28. November 1918 entband er alle Dienstgrade und
Streitkräfte vom dem ihm gegenüber geleisteten Treueeid. Einen Monat später löste sich das
Regiment faktisch auf. Einige Soldaten beteiligten sich an den Soldatenräten der
Revolutionäre, vier Kompanien traten dem "Regiment Potsdam" bei, einem neu aufgestellten
Freiwilligenkorps.25
Im Ersten Garde-Regiment zu Fuß fielen zwischen 1914-1918 97 Offiziere, 480 Unteroffiziere
und 4.025 Mannschaften.26
Die Gesamtverluste des deutschen Heeres lagen bei ca. 2.037.000 Mann.27
25
Hannibal: Semper Talis: S. 742 ff.
Dünnhaupt: Garderegiment: Widmung
27
Hannibal: Semper Talis: S. 743.
26
32
Das Infanterie-Regiment 48
Das Infanterie-Regiment 48 wurde am 1. Oktober 1934 unter dem
Namen
Infanterie-Regiment
Döberitz
auf
dem
Truppenübungsplatz Döberitz aufgestellt. Der Grund für die
vorerst andere Bezeichnung, waren getarnte Maßnahmen zum
Aufbau der späteren Wehrmacht im Zusammenhang mit der
Truppenbegrenzung des Versailler Vertrags. Der Stamm des neuen
Truppenteils wurde durch die 2., 3. und 9. Kompanie des 5.
Preußischen Infanterie-Regiments gestellt. Hinzu kamen Teile aus
Stäben und Nachrichtenzügen.28 Es kamen sogar einzelne Offiziere
aus anderen Infanterie-Regimentern dazu. Ende Juli 1935 verlegte
das Regiment in die Garnison nach Neustrelitz, wobei das III.
Bataillon kurze Zeit später zurück auf den Truppenübungsplatz Döberitz verlegte. Der Erste
Kommandeur des neu aufgestellten Regiments war Oberstleutnant i.G. Hans Graf von
Sponeck, welcher kurz darauf zum Oberst befördert wurde.29
Der nicht weit von der Reichshauptstadt Berlin gelegene Aufstellungsort des InfanterieRegiments Döberitz hatte den Vorteil, dass die militärische und politische Führung gute
Möglichkeiten besaß, den Aufbau eines neuen Regiments zu beobachten, zu analysieren und
um aufgetretene Schwierigkeiten bei der Aufstellung neuer Regimenter zu berichtigen.
In den nächsten Wochen trafen die ersten Freiwilligen ein und durch die neuen Truppen
wurde aus dem Kader-Regiment nun ein Voll-Regiment. Das Regiment genoss viel Lob durch
die Führung und schloss bei allen Besichtigungen hervorragend ab. Vor allem bei der
Teilnahme an der Parade auf der Berliner Prachtstraße „Unter den Linden“ hinterließ das
Infanterie-Regiment einen grandiosen Eindruck bei der militärischen und politischen
Führung, sowie bei den jubelnden Berlinern. Die Parade fand anlässlich der
Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, vom 16. März 1935, statt.
Ende Juli 1935 verlegte das Infanterie-Regiment in die neu erbauten Kasernen nach
Neustrelitz. Am 15. Oktober 1935 wurde nun das Infanterie-Regiment Döberitz in das
Infanterie-Regiment 48 umbenannt, infolge der Enttarnung der Verbände. Nun unterstand
das Inf.-Rgt. 48 der 12. Infanterie-Division.30
Das III. Bataillon verlegte am 1. April 1936 nach Güstrow i.M. in seine neue Garnison. Die
nächste Zeit bestand für das Inf.-Rgt. 48 aus harten Ausbildungen und stetigen Abgaben von
Kadern an andere Truppenteile. Vor allem die Abgaben an die neue Luftwaffe waren für das
Inf.-Rgt. 48 von besonderer Bedeutung, da auch Oberst Graf von Sponeck, mit einer Gruppe
von Generalstabsoffizieren, zur Luftwaffe wechselte und er somit das Kommando an Oberst
Freiherr von Schleinitz übergab. Dies erfolgte am 12. Oktober 1937.
In den nächsten Monaten kam es zu weiteren Abgaben, welche Lücken in das Inf.-Rgt. 48
rissen und aus den eigenen Reihen oder von außen gefüllt werden mussten. Die I./Inf.-Rgt.
48 und Teile der 10. Kp verlegten nach Wetzlar um das Inf.-Rgt. 80 aufzustellen und die 7.Kp
ging nach Wismar, zur Aufstellung des Inf.-Rgt. 27. Aus dem III./Inf.-Rgt. 48 wurde am 1.
Oktober 1937 das I./Inf.-Rgt. 27, am selben Standort ansässig, in Güstrow. Um die fehlenden
28
Michaelis, Heinz: Das Infanterie-Regiment 48, Weg und Schicksal eines Truppenteils in den Jahren 1934-1945, Berlin,
1984, S.1
29
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.1
30
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.2
33
Truppen des III./ auszugleichen wird dem Regiment ein Ergänzungs-Bataillon, das E/48,
unterstellt. Es diente der Kurz-Ausbildung der sogenannten „weißen Jahrgänge“ von 19011912. Betrachtet man die Abgaben des Inf.-Rgt. 48 an andere Truppenteile, welche bis zu
einem Drittel des Regiments betrugen, wird deutlich, dass noch vor dem Beginn des Krieges,
stark geschwächt wurde.31
Fast ein Jahr vor dem Beginn des 2.Weltkrieges übernahm das Inf.-Rgt. 48, am 9./10. Juli
1938, die Tradition zweier Truppenteile der „Alten Armee“. Das I. Bataillon. führte nun die
Erinnerung an das Preußische Infanterie-Regiment Großherzog Friedrich Franz II von
Mecklenburg-Schwerin Nr.24, welches sich im I. Weltkrieg durch die Erstürmung der
Panzerfeste Douaumont bewährte. Nicht nur der Bereich des I. Bataillon bekam mit der
„Douaumont Kaserne“ einen neuen Namen, sondern auch die Soldaten nannten sich von
nun an „Füsiliere“. Das II. Bataillon pflegte nun die Tradition des so genannten „Goldenen
Bataillons“, also die des II./Gren.Rgt. 89. Der Name kommt von der goldenen Farbe der
Gardelitzen des Bataillons auf dem roten Besatz, anstelle von den sonst silbernen geführten
Gardelitzen. Wie die Soldaten des I./Inf.-Rgt. 48, benannten sich auch die des II./Inf.-Rgt. 48
traditionsgemäß um. Sie hießen nun Grenadiere.32
Nach einer Verlegung des I. und II. Bataillon nach Ost-Preußen, Ende Juli 1939, überschritt
das Regiment am 1. September 1939 den Grenzbach Orschütz und von da an, durch den
Beginn des II. Weltkriegs, nahm der Untergang Deutschlands seinen Lauf. Nach nur wenigen
Minuten gab es den ersten Verlust auf deutscher Seite zu beklagen, da ein Volltreffer im
vorgezogenen Stab einschlug und den Kommandeur des I. Bataillon des Inf.-Rgt. 48,
Oberstleutnant von Arnim, tötete. Das Regiment marschierte weiter nach Prasniz, brach
durch schwache polnische Feldbefestigungen durch und rückte weiter vor durch tiefe Wälder,
Sandwege und über gesprengte Brücken. Nach dem erfolgreichen Einsatz an der
Einschließungsfront im Osten Warschaus vor der Vorstadt Praga, löste das Regiment ein
Landwehr Infanterie Regiment ab. Die Stadt Praga wurde genommen, jedoch kam es bei
einer gewaltsamen Erkundung der 1./Inf.-Rgt. 48 zu einem tragischen Vorfall für das gesamte
deutsche Heer. Der ehemalige Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Freiherr von
Fritsch, begleitete die Soldaten bei der Erkundung. Nach unerwartetem schwererem
Widerstand traf ein Projektil den Generaloberst am Oberschenkel und tötete ihn sofort.33
Mitte Oktober verlegte das Inf.-Rgt. 48 aus Polen ins Rheinland und weiter nach Siegburg.
Dieser Standort diente dem Regiment gewissermaßen als „Ersatzgarnison“.
Die ersten großen Kampfeinsätze liefen für das Inf.-Rgt. 48 im Westen ab. Am 9. Mai 1940
kam der Angriffsbefehl „Fall Gelb“, woraufhin sich das Regiment, westlich von Prüm, in die
Schneeeifel begab und dort schon am nächsten Tag ankam.34 Der Feldzug führte das
Regiment im Rahmen der 4. Armee durch die Ardennen, hauptsächlich mit dem Auftrag die
Straßen für die Panzerverbände und dem Nachschub freizuräumen und zum Kanal
durchzustoßen. Den ersten Fuß, auf französischen Boden, setzten sie bei Trélon, bei der
Überquerung der belgisch-französischen Grenze. Im weiteren Verlauf half das Regiment bei
verschiedenen Vorstößen und hatte seinen ersten großen Auftrag bei der Abwehr des
französischen Ausbruchs nach Süden hin, nachdem sie den nördlichen Teil der Maginot-Linie
31
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.4
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.10
33
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.6
34
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.12
32
34
überwanden und die französischen Kräfte in Nordfrankreich durch die „Operation
Sichelschnitt“ eingeschlossen wurden. Danach führte der Feldzug das Regiment in Richtung
Lille und auf dem Weg nach Norden wurde der Deule-Kanal nach mehreren Versuchen, durch
Kampfhandlungen erschwert, überschritten und ein Brückenkopf gebildet. Nach drei Tagen
Marsch, mit einer Leistung von etwa 60 km pro Tag, erreichte das Regiment die Küste des
Ärmelkanals, nördlich von Abbeville. Der 1. Teil des Westfeldzuges ist zu Ende und in der Zeit
vom 9.-29.5. gab es insgesamt 339 Ausfälle bei Offizieren, Unteroffizieren und
Mannschaften. Es gab 248 Verwundete und 91 Gefallene zu beklagen.35
Nach einer kurzen Ruhepause sollte es, am 5. Juni 1940, für das Inf.-Rgt. 48 weitergehen. Der
neue Angriffsbefehl „Fall Rot“ hatte zum Ziel, die nördlich Front der Franzosen zu
durchbrechen und die getrennten Kräfte aufzureiben. Dabei überquerte das Inf.-Rgt. 48 die
Somme, westlich von Abbeville, am rechten Flügel des deutschen Heeres. Nach einigen
Gefechten mit der schottischen 51. Hochland-Division, welche aus der Maginot-Linie
herausgezogen wurde, bekam das Inf.-Rgt. 48 den Auftrag den Übergang über den LigerAbschnitt zu erkämpfen. Dies gelang ihnen am 8.Juni unter starker Gegenwehr. Vom 7./8.Juni
hatte das Regiment 70 Gefallene, 103 Verwundete und 1 Vermissten zu beklagen.36
Das Inf.-Rgt. 48 überschritt die Seine und verlegte weiter nach Süden, wobei kaum
geordneter Feindwiderstand in Erscheinung trat. Als am 25. Juni, um 01:35Uhr, durch die
eingetretene Waffenruhe der Krieg im Westen beendet war, befand sich das Regiment ca. 50
km vor La Rochelle ostwärts von La Roche-s-Yon. Die Verluste des Inf.-Rgt. 48 beliefen sich für
den Feldzug auf 171 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, 390 Verwundete und 1
Vermissten.37
Am 27. Juli verlegte das Inf.-Rgt. 48 auf die Halbinsel Contentin, jener Ort an dem 1944 die
Operation Overlord stattfand. Von dort aus soll das Regiment an dem „Unternehmen
Seelöwe“ teilnehmen und mit der 1. Welle an der englischen Südküste landen. Eine weitere
Verlegung nach südlich von Rotterdam, um nun bei der 2. Welle mitzuwirken, erfolgte am 4.
September. Kurz darauf wurden die Pläne für das „Unternehmen Seelöwe“ verworfen und
das Inf.-Rgt. 48 in die Operation „Fall Barbarossa“, zum Niederwerfen der Sowjet-Union, mit
einbezogen. Dadurch kam es zu einer weiteren Verlegung nach Breda. Ende Oktober 1940
verlässt das III. Bataillon. das Inf.-Rgt. 48 zur Unterstützung des Afrika-Korps. Somit kämpfte
das Regiment nun an allen Fronten.38
An der Ostfront angekommen, überschritt das Inf.-Rgt. 48 die Grenze Litauens, am 22. Juni
1941, um 03.30Uhr.39 Das Regiment marschiert am Südflügel der 16. Armee, der
Heeresgruppe Nord Richtung Kauen. Auf den Weg nach Kauen kam es zu ersten
Feindberührungen bei Kaupiskiai und Sakiai und am 23. Juni trafen sie, vor der Stadt, an der
Memel, ein. Drei Tage später war die Stadt eingenommen und der Vorstoß wurde, unter
verstärktem Widerstand, bis an die Düna fortgeführt. Somit befand sich das Regiment nun
schon in Lettland, mit vorausschauendem Blick auf die alte russische Staatsgrenze. Beim
nord-östlichen Vormarsch erreichten sie die „Stalin-Linie“ ein, im Gegensatz zur MaginotLinie nicht durchgehendes, Befestigungswerk aus Feldbefestigungen und Panzergräben. In
35
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.14
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.15
37
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.16
38
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.16
39
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.18
36
35
den nächsten Tagen verstärkte sich der sowjetische Widerstand, aber Erfolge, in Form der
Zerstörung eines sowjetischen Panzerzuges, waren trotzdem weiterhin zu verbuchen. Nach
der Einnahme der Stadt Cholm, durch die 32. Infanterie-Division, marschiert das Inf.-Rgt. 48
weiter zum Seeliger-See.
Nachdem im Mai 1940 das Kommando des Regiments von Oberst Freiherr von Schleinitz an
Oberstleutnant Mandel übergeben wurde, folgte Oberstleutnant von der Meden, am 13.
August 1941, auf ihn als Führer des Inf.-Rgt. 48. Schon drei Monate später erfolgt ein
weiterer Wechsel der Regimentsführung, Oberstleutnant Schroeder übernahm die
Führung.40
Nachdem es gelang sowjetische Kräfte über die Lowat zurückzudrängen, konnten immer
weniger Erfolge verbucht werden und auch das Wetter schien sich gegen das Regiment zu
stellen. Aufgrund von langanhaltenden Regens, verwandelte sich der Boden in einen
schlammigen Brei der die Vorstöße der Deutschen verlangsamte. Ende September standen
die Divisionen des II. A.K. in der Seenkette zwischen Welje- und Seeliger-See. Davon kapselte
sich ein schwerer Spähtrupp der 6./Inf.-Rgt. 48, am 8. September, ab und erreichte die
Wolga. In derselben Zeit stießen die anderen Truppenteile weiter bis zur Seenenge zwischen
Stersh- und Seeliger-See vor. Es folgten schwere Kämpfe gegen einen nicht zu entmutigenden
Feind, auf ungewohntem Gelände und im Gegensatz zu der West-Offensive, ohne die eigene
Luftüberlegenheit. So kam es, dass das Regiment, im Oktober, erstmals in die Verteidigung
überging.41 Jegliche weiteren Vorstöße verliefen, vor allem durch Tagestemperaturen von +10
Grad und in der Nacht von -15 Grad und dem daraus resultierenden Wechsel zwischen
Schlamm und Frost, im Sand. Weitere schwerwiegende Faktoren die die Offensive ins
Stocken brachten, waren erstens die zahlenmäßige Überlegenheit der Feinde und zweitens
das Vordringen der Sowjets ohne Rücksicht auf Verluste. Die Truppen um das Inf.-Rgt. 48
verteidigten sich gegen nicht aufhörende Angriffe der Sowjets, wurden aber nach und nach
umzingelt. Als die sowjetischen Truppen an den Seiten durchbrachen und hinter den sich
verteidigenden Deutschen nach Norden und Süden vorstießen, schlossen sie die Deutschen
Truppen am 8. Februar ein und bildeten den „Kessel von Demjansk“. Nun waren die
Divisionen des II. und X./A.K. eingeschlossen und auf Hilfe von außen angewiesen. Durch eine
Luftbrücke stellten sie die Versorgung der Deutschen Einheiten im Kessel sicher, dazu
verwendeten sie Transportmaschinen des Typs Ju 52 welche unter schwersten Bedingungen
und großen Ausfällen operierten. Nachdem der Kessel gegen eine Luftlandung von etwa
6.000 Mann verteidigt wurde, gelang es am 21. März 1942 den Kessel, von außen durch das
„Unternehmen Brückenschlag“, zu durchbrechen und einen schmalen Korridor zu den
deutschen Linien zu bilden.42 Auf Unterstützung aus der Luft konnte weiterhin nicht
verzichtet werden, da der schmale Korridor ständig Ziel von Angriffen wurde. Als die Stellung
gefestigt war, konnte erster Urlaub gewährt werden. Im September und Oktober 1942 kam es
wieder verstärkt zu Angriffen auf den Kessel, die erfolgreich abgewehrt werden konnten.
Das Inf.-Rgt. 48 konnte vom 27.9-6.10. seit der Verteidigung des Kessels neue Erfolge
verbuchen, es verteidigte erfolgreich die sogenannte „Bahnfront“ zwischen Stara Russa und
Waldai und übernahm im November einen Abschnitt der Südfront des Kampfraumes,
nordwestlich von Molwotizy.
Am 24. Januar 1943 erfolgte ein weiterer Wechsel der Führung des Regiments an Oberst
40
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.18
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.19
42
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.20
41
36
Heistermann von Ziehlberg, ehemals Kommandeur des Inf.-Rgt. 5. Der Kampfraum von
Demjansk wurde während er die Führung über das Regiment hatte, geräumt und somit
verließ das Inf.-Rgt. 48 in der Nacht vom 21./22. Februar 1943 seine bisherigen Stellungen.43
Das Inf.-Rgt. 48 verlegte zurück zur Lowat und war damit beauftragt, einen 18 km langen
Abschnitt zu verteidigen und wurde von kleineren Späh- und Stoßtruppen angegriffen. Im
Mai 1944 übernimmt Oberstleutnant Koller das Regiment und übergibt es dann schon sieben
Monate später an Oberst Rossbach. Es folgt eine weitere Verlegung nach Newel im
Dezember. Als die Sowjets immer weiter angreifen, nimmt die I./Inf.-Rgt. 48 den Ort
Jermatschki ein und verliert ihn darauf wieder. Die Stadt ist mit 100 Pak umstellt, diese
zerstören alle deutschen Panzer und das Regiment schien fast aufgerieben. Es folgten
Ersatztruppen um die Bataillone aufzufüllen und einen Flugplatz zu verteidigen. Dies
scheiterte und das Inf.-Rgt. 48 wurde weiter zurückgeworfen. Ein großer Rückschlag folgte
auf den nächsten und so kam es das der Kommandeur Oberst Rossbach in Gefangenschaft
geriet. Oberstleutnant Osterhold übernahm von da an die Führung, sammelte die restlichen
Teile des Regiments zusammen und deckte mit seinen Truppen den Rückzug auf die
Mogilew-Minsk Linie. In Minsk angekommen, soll eine neue Front gebildet werden. Dies
scheitert aufgrund der vorherrschenden Auflösung der Stadt und dem Chaos durch die
Sowjets. Als der Abzugsbefehl aus Minsk wider Erwarten nicht erfolgte, wurden das Inf.-Rgt.
48 und die anderen Regimenter wieder aufgefüllt. Somit endete vorerst der Einsatz an der
Ostfront für das Inf.-Rgt. 48, es verharrte in Neuenburg und wartete auf neue Befehle.44
Als die Ostfront ruhig schien und die Alliierten im Westen vorrückten, wurde das Inf.-Rgt. 48
mit der gesamten Division in den Westen verlegt, um im Raum Aachen auszuhelfen. Dabei
trafen sie erstmal auf Amerikanische Bodentruppen, dessen Angriff sie unter schweren
Verlusten nicht abwehren konnten. Es folgten drei der gewaltigsten Materialschlachten des II.
Weltkriegs um Aachen, an der das Inf.-Rgt. 48 am linken Divisionsflügel nördlich von
Schevenhütte eingesetzt war. Die gesamte Division hatte schwere Verluste zu beklagen. Als
erneut Ersatztruppen dem Inf.-Rgt. 48 zugeführt wurden, hatte es eine Stärke von 27
Offizieren, 159 Unteroffizieren und 1021 Mannschaften.45 Bis zum 16. November 1944
folgten Stellungskämpfe und Spähtruppunternehmungen. Aachen konnte nicht gehalten
werden und nach Kämpfen in Schleiden und weiteren verlustreichen Schlachten auf beiden
Seiten, wurde die gesamte Division, zur Auffrischung, in die Eifel verlegt.
Der verzweifelte Versuch Hitlers, das Blatt doch noch zu wenden, brachte dem Inf.-Rgt. 48 die
Teilnahme an der Ardennen-Offensive ein. Das Ziel war nun Antwerpen und das Regiment
hatte den Auftrage die Schlüsselstellung der Feinde, bei Losheimergraben, zu öffnen. Die
Mission scheiterte wie erwartend und die Verbände verlegten zurück in ihre
Ausgangspositionen, stark geschwächt und dezimiert. Dabei wurde der Kommandeur des
Inf.-Rgt. 48 Oberstleutnant Osterhold verwundet und Oberstleutnant Becker übernahm am
1.Februar, nach kurzer Vertretung durch Major Holz, das Kommando. Obwohl das Regiment
weder richtig aufgefüllt wurde, noch genug Zeit hatte sich zu erholen, setzte man es kurze
Zeit später in Düren an der Rur ein.46 Am 23. Februar begannen die Amerikaner mit der 1.
Und 9. Armee die letzte Offensive direkt am Rur Abschnitt an dem das Inf.-Rgt. 48 eingesetzt
war. Bis zum 3.März wurde das Regiment und die restlichen verteidigenden Truppen bis über
den Rhein zurückgedrängt. Die Offensive der Amerikaner war zu stark und die verteidigenden
43
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.22
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.24
45
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.25
46
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.26
44
37
Truppen zu geschwächt und so kam es, dass am 7. März 1945 bei Remagen der Rhein, von
den Amerikanern, überquert wurde. Nach langen Gefechten an der Ost- sowie Westfront,
Einkesselung durch die Russen, kalten Wintern und matschigen Schlachtfeldern im Osten und
riesigen Materialschlachten im Westen wurden die Reste des Inf.-Rgt. 48 im April 1945 im
Ruhr-Kessel, nördlich von Siegen, von den Amerikanern gefangen genommen.47
34 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des Inf.-Rgt. 48 zeichnete man mit dem
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes von 1939 aus, 4 von ihnen trugen das Eichenlaub zum
Ritterkreuz.48
Im Laufe der Zeit sahen viele Offiziere des Inf.-Rgt. 48 ihre Aufgabe auch darin, im aktiven
Widerstand gegen die deutsche Führung vorzugehen, um das bevorstehende Verhängnis
Deutschlands noch abzuwenden und dies nur mit einem Wechsel der politischen und
militärischen Führung möglich war. Zu nennen sind hierbei: Generalleutnant Gustav
Heistermann von Ziehlberg, Oberst i. G. Albrecht Ritter Merz von Quirnheim, Major Hans
Jürgen Graf von Blumenthal, Hauptmann d. R. Ulrich-Wilhelm Graf Schwerin von
Schwanenfeld.49
Auch zu nennen ist Generalleutnant Graf von Sponeck, der zwar nicht mit dem 20. Juli 1944
in Verbindung gebracht wird, aber durch Himmlers Befehl erschossen wurde, um ein
Exempel zu statuieren, womit er die Offiziere zum unbedingten Gehorsam aufforderte.
47
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.27
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.28
49
Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.27
48
38
Das
Potsdamer
Infanterie-Regiment 9
(aus Reichswehr-Infanterie-Regiment 5)
1. Januar 1921 – 31. Dezember 1922
mit II. Bataillon in Groß-Lichterfelde, III. Bataillon in Spandau, Ergänzungs-Bataillon in
Wünsdorf in der 3. Division (Div.St. Berlin)
9. (Preuß.) Infanterie-Regiment
genannt „Regiment Graf Neun“
1. Januar 1923 – 30. September 1934
mit III. Bataillon in Spandau und Ausbildungs-Bataillon in Wünsdorf, später in Lübben, in der 3.
Division (Div.St. Berlin)
Infanterie-Regiment Potsdam
15. Oktober 1934 – 14. Oktober 1935
mit III. Bataillon in Spandau des Kommandanten Frankfurt/Oder
Infanterieregiment 9
15. Oktober 1935 – 14. September 1942
mit Ergänzungsbataillon in Berlin-Tegel, später Wittenberg/Halle, in der 23. Infanteriedivision in
Polen, Frankreich und der Sowjetunion (HGr. Mitte) und dem Infanterieersatzbataillon in Potsdam
(Inf.Ers.Rgt. 23/Div. Nr. 135, beide Potsdam)
Grenadierregiment 9
(aus hpts. Rheinisch-westfälischem Ersatz)
15. November 1942 – 13. April 1945
(Untergang an der ostpreuß. Samlandfront)
Mit der 23. Infanteriedivision (2. Aufstellung) in der Sowjetunion (HGr. Nord) und dem
Grenadierersatz- und Ausbildungsbataillon in Potsdam
(Gren.Ers.- u. Ausb.Rgt. 293, Brandenburg a.d. Havel/Div. Nr. 463, Potsdam)
39
Traditionen/ Ursprünge
Zwei Wurzeln
Das Erste Garde Regiment zu Fuß („Wiege aller weiteren Fußgarden“50) wurde 1807 aus den
Resten der beiden altpreußischen Formationen Bataillon Grenadiergarde (Altpreuß. No. 6)
und dem Leibbataillon und Regiment Garde (No. 15I und No. 15II/III) gebildet.
Die andere Traditionslinie des Regimentes hängt eng mit dem Potsdamer Edikt zusammen.
Dieser Beschluss erlaubte religiösen Flüchtlingen nach Preußen einzureisen und dort auch zu
siedeln. Im Umkehrschluss ergaben sich aus dem großen Zustrom von Fachkräften,
vorwiegend aus Frankreich, auch neue potentielle Truppenteile. Zwei altpreußische
Regimenter entstanden auf diese Art und Weise: 1686 das Regiment zu Fuß „Varenne“
(später altpreuß. No. 13), das 1688 von seinen 16 Kompanien die Hälfte zur Aufstellung des
Regimentes „Lottum“ abgab, das 1732 den Kronprinzen Friedrich zum Chef erhielt und 1740
zur neuen Königsgarde (altpreuß. No. 15) wurde. 51
Geschichte
Das Regiment wurde am 01.10.1920 aus dem Inf.-Rgt. 5 und Einheiten des Übergangsheeres
als Bestandteil der neuen Reichswehr der Weimarer Republik in Potsdam aufgestellt. Die
Standorte waren zunächst Potsdam (Rgt. St. und I. Bataillon), Berlin-Lichterfelde (II.
Bataillon), Spandau (III. Bataillon), Wünsdorf (A. Bataillon), letzteres 1931
Lübben/Spreewald.52
Mit dem am 24.08.1921 in Kraft tretenden Traditionserlasses, des Chefs der Heeresleitung,
General d. Inf. v. Seeckt wurde die Traditionspflege im Reichsheer für die einzelnen
Kompanien geregelt. Jede Kompanie übernahm die Tradition eines Truppenteils der „Alten
Armee“ von 1914.
Ab 19.05.1922 hieß das in Potsdam stationierte Regiment 9. (Preußisches) Inf.-Rgt. statt wie
bisher Inf.-Rgt. 9 und wurde von 1924 bis 1932 stetig verstärkt. 53
Mit der Wiedererlangung der Wehrhoheit im deutschen Reich wurde das Regiment der 23.
Infanterie-Division der Wehrmacht unterstellt und weiter ausgebaut. Aus Tarnungsgründen
werden die Regimentsnummern am 01.09.1934 abgeschafft und das 9. (Preuß.) Inf.-Rgt.
erhielt am 01.10.1934 den Namen Inf.-Rgt. Potsdam.
Nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht durch das Wehrgesetz vom 21.05.1935 rüstete
das Deutsche Reich ganz offen auf und das Regiment hieß ab dem 15.10.1935 wieder Inf.Rgt. 9. Am selben Tag noch wurde die 23. Division mit Standort Potsdam aufgestellt und
wurde aus dem Inf.-Rgt. 9 (Potsdam), Inf.-Rgt. 67 (Spandau) und dem Inf.-Rgt. 68
(Brandenburg-Havel) zusammengesetzt.
Während der Mobilmachung 1939 teilte sich das Inf.-Rgt. 9 wie alle Infanterie-Regimenter.
Daraus entstand das Inf.-Rgt. 178 (76. Div.). 54
Das Regiment war bei dem deutschen Feldzug in Polen innerhalb der 23. Infanterie-Division
im Nordabschnitt der Front eingesetzt.55 56 Gemeinsam mit der 3. Panzer-Division erfolgten
50
Paul, Wolfgang: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9, 1918-1945, Preußische Tradition in Krieg und Frieden, Biblio
Verlag, Osnabrück 1985 S. IX, Z. 6-7.
51
Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. IX ff.
52
Paul, Wolfgang: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9 (1921-1945), Preußische Tradition in Krieg und Frieden, Eine
Chronologie in Kürze, S. 2-3
53
Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9,Chronologie, S. 3
54
Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. 83 ff.
55
Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. 135 ff.
40
Kämpfe zur Besetzung des polnischen Korridors zwischen Pommern und Ostpreußen. Danach
ging das Regiment am östlichen Rand der Front in Richtung Bialystock vor.
Im Oktober verlegte das Regiment an die Westgrenze Deutschlands in den Raum von
Gemünd. Von dort aus nahm das Regiment am Westfeldzug teil und stieß über Bastogne zur
Maas bei Charleville vor. Nachdem die Maas überwunden war, wurde die Aisne bei Rethel
erreicht und in der zweiten Phase des Westfeldzuges überschritten. 57
Schon im September 1940 marschierte das Regiment nach Ostpreußen und verblieb dort bis
zu Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion. Im Juni 1941 unterstand es der 4.
Armee in der Heeresgruppe Mitte, mit der es in Richtung Narew vorging. Nach der
Kesselschlacht von Bialystock – Minsk nahm das Regiment auch beim deutschen Angriff auf
Moskau teil, kämpfte mit der Division bei Wjasma und Moschaisk. Danach erfolgte, aufgrund
des gescheiterten Angriffs, der Rückzug, der sich bis Ende Februar hinzog.
Im Juni 1942 verlegte die 23. Inf.- Div. nach Charleroi in Belgien, wo sie aufgelöst und mit fast
allen Verbänden in die neu aufgestellte 26. Panzer Division eingegliedert wurde. Das
Infanterie Regiment 9 wurde in Panzergrenadier-Regiment 9 umbenannt.58
Nachdem das Inf.-Rgt. 178 (76. Inf.-Div.) Ende 1942 bei Stalingrad aufgerieben worden war,
wurde es Anfang 1943 in Frankreich neu aufgestellt.
Beide Regimenter gingen 1945 im Osten unter, das Gren.- Rgt. 9 in Ostpreußen und das
Gren.- Reg. 178 in der Tschechoslowakei.59
Gliederung
-
Regimentsstab: Regimentskommandeur, Adjutant, Ordonanzoffizier, Nachrichtenoffizier, Hauptmann beim Stabe
Stabszug
Nachrichtenzug
Reiterzug
Pionierzug
Musik
3 Bataillone mit je 3 Infanterie-Kompanien und einer Maschinengewehr-Kompanie
1 Infanteriegeschütz-Kompanie (13. Kompanie)
1 Panzerjäger-Kompanie (14. Kompanie)
56
Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, Chronologie, S. 5
Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. 135 ff.
58
Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. 250 ff.
59
Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment9, Chronologie, S. 5
57
41
Bekannte Regimentsangehörige
-
Wolf Graf v. Baudissin, GenLtn der Bundeswehr, Begründer der Inneren Führung
Dr. Philipp von Bismarck, Urgroßneffe des Reichskanzlers, Mitglied Europaparlament
Gottfried Bismarck, Vertreter mittelständischer Unternehmen in Deutschland u. Polen
Hasso von Boehmer, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Axel von dem Bussche, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Wilhelm Dieckmann, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Hans Karl Fritzsche, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Helmut v. Gottberg, Oberregierungsrat
Ludwig von Hammerstein-Equord, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Carl-Hans Graf von Hardenberg, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Paul von Hase, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Heinz Hax, GenMaj der Bundeswehr
Traugott Herr, General der Panzertruppe
Eduard Kaumanns, Oberst i.G. der Bundeswehr, Personalamt
Friedrich Karl Klausing, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Peter Kraske, Kanzleileiter der evang. Kirche der Union
Christoph L’Estocq, Oberst
Hans Otfried von Linstow, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Ferdinand von Lüninck, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Dr. Dietrich Wilhelm v. Menges, Vorstandsvorsitzender des Gutehoffnungshütte
Wolfgang Mischnick, Vorsitzender FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag
Georg-Sigismund von Oppen, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Rudolf Petershagen, Oberst, 1945 Stadtkommandant von Greifswald, kampflose Übergabe
Alexander v. Pfuhlstein, GenMaj, Kommandeur der Division Brandenburg
Kurt von Plettenberg, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Egon A. v. Preyß, Musikverleger
Fritz-Dietlof von der Schulenburg, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Victor v. Schweinitz, Direktor der Ferrostaal AG
Adalbert v. Taysen, Oberst
Hermann Teske, Oberst der Bundeswehr, Leiter des Militärarchivs beim Bundesarchiv
Kurt v. Tippelskirch, General der Infanterie
Henning von Tresckow, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Hans-Alexander von Voss, Widerstandskämpfer des 20. Juli
Heinrich von Weizsäcker, Bruder von Richard von Weizsäcker, gefallen am 02.09.1939 in der
Schlacht in der Tucheler Heide
Richard von Weizsäcker, späterer Regierender Bürgermeister von Berlin, danach
Bundespräsident
Walter Wenck, General de rPanzertruppe
Eberhard Wildermuth, Erster Bauminister der Bundesrepublik
Curt v. Witzendorf, Brigadegeneral der Bundeswehr
Achim von Willisen, deutscher Forstwissenschaftler und Widerstandskämpfer des 20. Juli
42
Traditionen im Reichsheer 1921-1935
-
1. Kompanie: 1. Garde Regiment zu Fuß
2. Kompanie: 3. Garde Regiment zu Fuß
3. Kompanie: Füsilier-Regiment „Prinz Heinrich von Preußen“ (8. Brandenburgisches)
Nr. 35
4. Kompanie: Preußische Fliegertruppe
5. Kompanie: Schloßgarde-Kompanie
6. Kompanie: Garde-Jäger-Bataillon
7. Kompanie: Infanterie-Regiment „General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von
Preußen“ (8. Brandenburgisches) Nr. 64
8. Kompanie: 1. Lothringisches Infanterie Regiment Nr. 130
9. & 12. Kompanie: Kaiser Alexander Garde Grenadier Regiment Nr.1
10. Kompanie: 4. Garde Regiment zu Fuß
11. Kompanie: 2. Garde Regiment zu Fuß
13. Kompanie: Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika
Ausbildungs-Bataillon: Lehr-Infanterie-Bataillon
43
Biographien
der am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligten Offiziere aus dem
Infanterie-Regiment 9
44
Oberstleutnant im Generalstabsdienst Hasso v. Boehmer
09.08.1904 (Groß-Lichterfelde) – 05.03.1945 (Berlin-Plötzensee)
Im Regiment 1928-1934
Hasso von Boehmer hatte schon frühe Verbindungen zu militärischem
und nationalem Gedankengut.
Wehrerziehung im jugendlichen Alter erfuhr er durch den
„Jungsturm“, einer „Vaterländischen Jugendgruppe“.
Entsprechend seiner Herkunft, Berufswahl und seines Hintergrundes
wird er im Rahmen des Umsturzversuches dem nationalkonservativen Lager zugeordnet.
Er hatte schon früh Zweifel am NS-Regime, stand aber auch in vielen
Fragen hinter den Entscheidungen wie z.B. die Eingliederung Österreichs.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Für die Operation gewonnen wurde er 1943 durch von Tresckow.
Er und Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatten schon zu einem früheren Zeitpunkt Pläne
die Macht zu ergreifen. Durch deine Position als Generalstabsoffizier unter General Keitel
wurde er der Verbindungsoffizier zum Wehrkreis XX.
Wie weit er in die eigentlichen Pläne und die Durchführung eingeweiht war ist unbekannt.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Das Scheitern des Attentats machte jegliche Folgepläne hinfällig. Da die Instruktionen
dennoch eintrafen konnte eine Verbindung zu v. Boehmer hergestellt werden und General
Keitel ließ ihn daraufhin arrestieren
Nach einigen Tagen in Haft im Danziger Gefängnis wurde er Anfang August 1944 in das
Zellengefängnis Lehrter Straße überführt.
Nach der, von der Gestapo durchgeführten, Hausdurchsuchung nahm man auch seine Frau
ins Verhör und nach Haftverschärfungen und Androhung weiterer Repressalien gegen seine
Frau und Kinder legte er am 19.09.1944 ein Geständnis ab.
Nach zwei weiteren Verlegungen in das Militär-Strafgefängnis Tegel und ins KZ
Sachsenhausen wurde er am 05.03.1945 vom Volksgerichtshof unter der Leitung von
Wilhelm Crohne zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag im Strafgefängnis Plötzensee
hingerichtet.
45
Major Axel Freiherr v. dem Bussche-Streithorst
Axel Ernst-August Clamor Franz Albrecht Erich Leo von dem Bussche-Streithorst
24.04.1919 (Braunschweig) – 26.01.1993 (Bonn)
Im Regiment 1937-1944, Träger RK 7. März 1944
Nach seinem Abitur 1937 trat er als Offizieranwärter in das InfanterieRegiment 9 der 23.Infanterie-Division in Potsdam ein und besuchte von
1938 bis 1939 er die Kriegsschule in Hannover.
Im 2.Weltkrieg nahm er am Polen-, Frankreich-, und später auch am
Russlandfeldzug teil.
Mit 23 Jahren wurde er am 05.10.1942 Zeuge einer Massenhinrichtung
in der Ukraine durch Männer der SS und des SD. Dieses Erlebnis ließ ihn
an der Rechtmäßigkeit seiner Treue zu Führer zweifeln und in Gesprächen im Kreis einiger
ausgewählter Offiziere (unter anderem auch Richard von Weizsäcker) sprach er über seine
Zweifel an dem von ihm geleisteten Eid.
Er entschloss sich, dass er sein Leben dem Widerstand gegen Hitler widmen müsse und
schloss sich dem Widerstandskreis um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Nach dem er in die Pläne Stauffenbergs eingeweiht ist, erklärt er sich auf die Frage hin bereit
sein Leben in einem Selbstmordattentat zu opfern.
Das Attentat wurde für den 23.11.1943 später den 16.12.1943 geplant.
Der Plan sah vor, während einer Präsentation neuer Uniformen für die Ostfront in der
Wolfsschanze Hitler und sich selbst mit einer eigens dafür präparierten Mine, welche er am
Körper tragen würde, zu töten.
Dieser erste Attentatsversuch scheiterte, da die notwendige Lieferung der neuen
Uniformteile bei einem alliierten Luftangriff auf Berlin vernichtet worden waren und die
Beschaffung neuer Uniformen sich mindesten bis Januar 1944 verzögert hätte.
Daraufhin begab sich von dem Bussche wieder zurück zu seiner Einheit an die Ostfront, nicht
jedoch ohne die Absicht das Attentat im Januar 44 erneut zu versuchen.
Eine Verletzung und spätere Amputation seines Beines aufgrund eines sowjetischen
Granatsplitters verhinderten jedwede Attentatsversuche seinerseits und „zwangen“ ihn zu
einem mehrmonatigen Aufenthalt im SS-Lazarett Hohenlychen.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Aufgrund der Tatsache seines dortigen Aufenthalts entging er der auf den 20. Juli folgenden
Verhaftungswelle. Er war neben Fabian von Schlabrendorff, Philipp Freiherr von Boeselager,
Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin Joachim Kuhn und Rudolf von Gersdorff einer der
wenigen Offiziere der Verschwörergruppe, welche den Krieg überlebten.
Nach 1945: Pressechef Amt Blank, Legationsrat an der Deutschen Botschaft Washington,
Berater der Weltbank, Internatsleiter Schloß Salem
46
Hauptmann der Reserve Dr. Wilhelm Dieckmann
17.07.1893 (Stotel, Kreis Geestemünde) – 13.09.1944 (Berlin)
Im Regiment 1935-1938
Nach seinem Abitur studierte Dieckmann von 1912-1914 Theologie,
Philosophie und Geschichte an der Universität Leipzig, der FriedrichWilhelms-Universität zu Berlin und der Georg-August-Universität
Göttingen.
Im ersten Weltkrieg diente er als Leutnant.
Von 1920 bis 1922 studierte er Notarwissenschaften,
Nationalökonomie und Geschichte in Berlin wo er 1923 mit der Arbeit
über den „Aufwendungsersatz-Anspruch des Retters“ promovierte.
Er trat in den Staatsdienst ein und wurde schließlich in der wirtschaftlichen Abteilung im
Reichsarchiv in Potsdam beschäftigt, später dann in die Forschungsanstalt für Kriegs- und
Heeresgeschichte übernommen und bis in den Rang eines Oberregierungsrates (1936)
befördert. Nach mehreren Wehrübungen wurde er im Infanterie Regiment 9 1935 zum
Oberleutnant und 1938 zum Hauptmann der Reserve befördert.
1939 wurde er Kommandeur des Infanterie-Bataillons 477.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 ging Dieckmann aufgrund derer Pläne
und Ziele auf Distanz zum neuen Regime.
Er wurde Mitglied der Bekennenden Kirche und war seit 1935 aktiv im Widerstand aktiv.
Der Kontakt mit den Verschwörern kam durch seinen Schwager Albrecht Ritter Mertz von
Quirnheim zustande.
Von Quirnheim, einer der engsten Mitverschwörer Claus Schenk Graf von Stauffenbergs,
wohnte zeitweise bei ihm. In seiner Wohnung hatte Mertz die Möglichkeit, sich mit anderen
Mitverschwörern zu treffen. Ferner erhielt er wichtige Informationen aus der Sowjetunion.
Diese kamen von dem Schwager, Generalmajor Dr. Otto Korfes, der sich in sowjetischer
Kriegsgefangenschaft befand.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Kurz nach dem Scheitern der Unternehmung wurde Dieckmann von der Gestapo verhaftet
und nach brutalen Verhören wurde er am 13.09.1944 im Zellengefängnis Lehrter Straße in
Berlin erschossen. Für die Öffentlichkeit wurde von Selbstmord berichtet.
47
Hauptmann der Reserve Dr. Hans Karl Fritzsche
03.01.1914 (Graudenz, Westpreußen) – 08.06.1999 (Bonn)
Im Regiment 1938-1939
Nach dem Abitur 1933 studierte er von 1933 bis 1936 Geschichte,
Philosophie, Germanistik, und Kriegswissenschaften an der
Universität Heidelberg und der Friedrich-Wilhelm-Universität zu
Berlin. Von 1933 bis 1935 gehörte er der SA an und von 1933 bis
1944 war er Mitglied in der NSDAP.
Nach seiner Dissertation (Ein deutscher Grenzlandkampf im
ausgehenden Mittelalter. Die Abwehrbewegung deutschen
Volkstums gegen Burgund) wurde er zum Dr. phil. promoviert
fand jedoch aufgrund seines Einsatzes für den Verbleib Arnold Bergstraesser, eines jüdischen
Politikwissenschaftlers, an der Universität keine Anstellung
Daraufhin trat er in die 1. Kompanie des Infanterie-Regimentes 9 in Potsdam ein.
1938/39 war er Leutnant in der Kompanie. Nach Kriegsausbruch wurde er Ordonanzoffizier
im Stab des Infanterie-Regiments 178. Als Kompanieführer nahm er 1940 am
Frankreichfeldzug teil. Später war er an der Ostfront unter anderem in Rumänien Bulgarien
und Russland eingesetzt. 1941 wurde er Oberleutnant und 1943 Hauptmann der Reserve.
Aufgrund einer Verletzung seines linken Armes verlor er die Fronttauglichkeit und diente
1943/44 im Grenadier-Ersatzbataillon 9 als Vertreter des Kommandeurs.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Durch seinen Kontakt zu Fritz-Dietlof von der Schulenburg gehörte er zu den engen
Vertrauten von Oberst Graf Schenk von Stauffenberg. Hans Karl Fritzsche besaß Kenntnis
über das Attentat und die darauf folgenden Schritte. Er hatte keine direkte Beteiligung am
Attentat selbst sollte aber nach erfolgreicher Durchführung das Regierungsviertel besetzen.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Direkt nach dem Attentat wartete er gemeinsam mit Mitverschwörern wie Berthold Schenk
Graf von Stauffenberg, Fritz-Dietlof von der Schulenburg, Friedrich Gustav Jaeger und EwaldHeinrich von Kleist-Schmenzin am Bendlerblock auf die Rückkehr Stauffenbergs vom
Führerhauptquartier Wolfsschanze. Dieser setzte sie in den Kenntnisstand welchen er selber
hatte: der Führer sei tot. Daraufhin wurden wie geplant die ersten Schritte eingeleitet.
Fritzsche wirkte zunächst an der Verhaftung von Generaloberst Friedrich Fromm mit, wurde
dann jedoch des gemeinschaftlichen Irrtums, Hitlers Tod betreffend, gewahr. Er entkam der
Verhaftung direkt am Tag des Attentats wurde aber wenig später von der Gestapo verhaftet.
Am 14.09.1944 erfolgte der Ausschluss aus der Wehrmacht, welcher am 19.12. desselben
Jahres rückgängig gemacht wurde. Das Verfahren gegen ihn wurde nach der Bürgschaft eines
Infanteriefeldwebels seines Regimentes und Blutordensträgers am 12.12.1944 gegen ihn
eingestellt. 1945 begab er sich in sowjetische Kriegsgefangenschaft, in der er bis 1947
verblieb.
Nach 1945: Ministerialrat und Oberstleutnant der Reserve Bundeswehr
48
Oberleutnant der Reserve Helmut v. Gottberg
Helmut Wolf Karl von Gottberg
28.12.1914 (Potsdam) – 11.03.1998 (Düsseldorf)
Im Regiment 1937-1944
Sohn von Generalmajor Franz v. Gottberg, seine Brüder Erich und PeterFranz fielen 1941 in Italien und 1944 in Russland. Er war
Kompanieoffizier und Zugführer im III. Bataillon sowie Adjutant im
Grenadier-Ersatz-Bataillon.
Ende April 1943 bringt er mit Hauptmann Paul Klasen zusammen die
Särge der Preußenkönige aus der Garnisonkirche zu Potsdam in
Sicherheit.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Bereits im Dezember 1943 besorgt er v. d. Bussche zwei Stielhandgranaten als
Attentatssprengstoff. Dieses Attentat scheiterte jedoch schon in der Vorbereitung.
Am 19.07.1944 wurde er durch v. d. Schulenburg darüber unterrichtet, dass der 20. Juli der
unwiderrufliche Termin für die Durchführung sei. Am 20.07.1944 stellte er sich mit anderen
als Ordonnanz-Offizier im Bendlerblock zur Verfügung.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Er wurde in der Folge des Attentats zweimal verhaftet und in U-Haft genommen. Danach
sofort strafversetzt. Er war in dieser Zeit u.a. Kompanieführer im Inf.-Rgt. 68
Nach 1945: Oberregierungsrat
49
Oberleutnant der Reserve Ludwig Freiherr v. Hammerstein-Equord
Ludwig Maximilian Freiherr von Hammerstein-Equord
17.11.1919 (Berlin) – 26.02.1996 (Berlin)
Im Regiment 1943-1944
Ludwig Freiherr von Hammerstein-Equord war Sohn des Generaloberst
und Hitler-Gegners Kurt von Hammerstein-Equord (1878 – 1943,
genannt „Roter General“).
Nach Abitur und Reichsarbeitsdienst schlug er die Offizierslaufbahn ein
und 1940 trat in das Infanterie-Ersatzbataillon 9 in Potsdam ein.
1941 besuchte von Hammerstein-Equord einen Lehrgang an der
Kriegsschule in Berlin und wurde anschließend zum Leutnant befördert
direkt danach nahm er als Angehöriger des Infanterie-Regiments 178 am Russlandfeldzug
teil.
Nach schwerer Verwundung im Dezember 1941 wurde er beurlaubt und begann ein
Bergbau-Studium an der Technischen Universität Berlin.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Eingeweiht in den Plan Hitler zu stürzen wurde er von Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg
Aufgrund seiner engen Kontakte zu Mitverschwörern, unter anderem Carl-Friedrich
Goerdeler, Philipp von Boeselager, Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin, Axel von dem
Bussche und Fabian von Schlabrendorff ist davon auszugehen, dass er über das volle Ausmaß
dieser Aktion im Bilde war.
Während des und nach dem Attentat sah seine Aufgabe vor, General Joachim von
Kortzfleisch zu bewachen.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Er selbst konnte sich der Verhaftung mittels gefälschter Papiere entziehen, seine Familie und
insbesondere seine Schwester sowie sein Bruder wurden aber aufgrund ihres Kontaktes zum
Widerstand verhaftet.
Seine Familienangehörige sowie die anderer Mitverschwörer wurden in ein Sonderlager des
Konzentrationslagers Buchenwald gebracht und später in ein Regensburger Gefängnis.
Er überlebte die Zeit des Nationalsozialismus.
Nach 1945: langjähriger Stv. Intendant des NDR und 1974 Intendant RIAS Berlin.
50
Oberstleutnant der Reserve Carl-Hans Graf v. Hardenberg–Neuhardenberg
22.10.1891 (Glogau, Provinz Schlesien) – 24.10.1958 (Frankfurt am
Main)
Im Regiment 1939-1940
Nach seinem Abitur 1910 trat Carl Hans von Hardenberg als
Fahnenjunker in das Erste Garde-Regiment zu Fuß ein.
Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg bei dem er mehrmals
verwundet wurde schied er 1919 als Hauptmann aus der kaiserlichen
Armee aus.
Durch seine Weigerung 1933 der NSDAP beizutreten verlor er all
seine Ämter, unter anderem auch seine Stelle in der Verwaltung
Neu-Hardenbergs in der Provinz Brandenburg.
Ab 1936 leistete er Wehrübungen beim Infanterie-Regiment 9 in Potsdam wo er bereits
1939 Major d. R. und Kommandeur des Infanterie-Ersatzbataillons 9 wurde.
Ein Jahr später wurde er Adjutant von Generalfeldmarschall Fedor von Bock bei der
Heeresgruppe Mitte und Heeresgruppe Süd.
1941 wurde er Zeuge einer, von lettischen SS-Einheiten durchgeführten, Massenexekution
an Juden(Massaker von Borissow). Dieses Ereignis ließ ihn auch den letzten Glauben in das
bestehende Regime verlieren.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Nach einem geglückten Staatsstreich sollte ihm die Aufgabe des Polizeipräsidenten Berlin
zuteilwerden.
Während der Vorbereitung und des Attentats selbst war er die Kontaktperson der
Verschwörer zum Generalkommando Wehrkreis III.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Nach einem missglückten Selbstmordversuch wurde er im KZ Sachsenhausen inhaftiert.
Er überlebte seine Gefangenschaft und den Krieg wurde jedoch nach selbigem enteignet und
lebte bis zu seinem Tode in Kronberg im Taunus.
Nach 1945: Generalbevollmächtigter des Hauses Hohenzollern
51
Generalleutnant Paul v. Hase
Karl Paul Immanuel von Hase
24.07.1885 (Hannover) – 08.08.1944 (Berlin-Plötzensee)
Im Regiment 1921-1926
Nach seinem Abitur 1904 begann er ein Studium der
Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universitär zu Berlin.
Im Jahre 1905 trat von Hase als Einjähriger-Freiwilliger in das Kaiser
Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr.1 ein und absolvierte eine
Offiziersausbildung, auf die am 27.01.1907 seine Beförderung zum
Leutnant folgte.
Im I. Weltkrieg diente von Hase in mehreren Kommandos als
Zugführer und im Generalstab.
Bei Kriegsende bekleidete er den Rang des Hauptmanns.
In die Reichswehr übernommen diente er ab Mai 1920 als Kompaniechef im
Infanterieregiment 51, später dann im Infanterie-Regiment 9 in Potsdam.
Am 01.04.1928 erfolgte die Beförderung zum Major und am 01.02.1933 zum Oberstleutnant.
Zum Oberst wurde er am 15.10.1935 befördert und zum Kommandeur des InfanterieRegiments 50 in Landsberg an der Warthe ernannt.
In dieser Funktion wurde er am 01.04.1938 Generalmajor und noch im selben Jahr
Artilleriekommandeur 3 in Guben.
Zu Kriegsbeginn war er damit beauftragt, die 46. Infanterie-Division aufzustellen und zu
führen, ein Kommando das er bis zum 24.07.1940 innehatte, bis er die 56. Infanterie-Division
übernahm. Sein letztes Truppenkommando gab er am 25.11.1940 ab und wurde an diesem
Tag Stadtkommandant von Berlin.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Seit 1938 war Generalmajor von Hase in die Verschwörungspläne des Offizierskorps
eingeweiht, an denen Männer wie Wilhelm Canaris, Hans Oster, die Generale Erwin von
Witzleben, Franz Halder und Erich Hoepner arbeiteten.
Am 20.07.1944 ließ v. Hase das Regierungsviertel abriegeln.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Nach dem Misslungenen Attentatsversuch wurde er noch am Abend des 20.Juli verhaftet.
In einem Prozess gegen einen Teil der Verschwörer wurde er am 08.August 1944 vom
Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Plötzensee, auf ausdrücklichen Befehl Hitlers,
durch Erhängen hingerichtet.
52
Hauptmann Friedrich Karl Klausing
24.05.1920 (München) – 08.08.1944 (Berlin-Plötzensee)
Im Regiment 1938-1943
Nach seinem Abitur 1938 wurde er für ein halbes Jahr zum
Reichsarbeitsdienst eingezogen. Klausing trat 1939 als Berufssoldat in
die Wehrmacht ein und gehörte dem Potsdamer Infanterie-Regiment
9 in der 23.Infanterie Division an.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er zunächst in Polen und
Frankreich eingesetzt, nahm im Winter 1942/43 aber auch an den
Kämpfen um Stalingrad teil.
Dort wurde er schwer verwundet und nach einer weiteren
Verwundung 1943 zum Innendienst beim Oberkommando der Wehrmacht versetzt, wo Fritz
Dietlof von der Schulenburg ihn für die Pläne der Verschwörergruppe um Claus Schenk Graf
von Stauffenberg zum Attentat auf Adolf Hitler gewinnen konnte.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Als Adjutant Stauffenbergs war er in voller Kenntnis über die Pläne und dementsprechend
eingebunden
Am 11. Juli 1944 begleitete er Stauffenberg beim ersten Attentatsversuch als dessen Adjutant
auf den Obersalzberg und stellte sicher, dass ein Auto und ein Flugzeug für die Flucht nach
Berlin und die Ausführung der „Operation Walküre“ bereitstanden.
Dieser Versuch wurde allerdings abgebrochen, genauso wie ein Zweiter am 15.Juli1944 im
Führerhauptquartier Wolfsschanze bei dem Klausing Stauffenberg mit derselben Aufgabe
begleitete.
Der Abbruch erfolgte jeweils, weil Heinrich Himmler und/oder Hermann Göring nicht
anwesend waren.
Am 20. Juli 1944 übernahm Oberleutnant Werner von Haeften die Begleitung Stauffenbergs.
Hauptmann Klausing hielt sich im Berliner Bendlerblock (Kommando des Ersatzheeres) auf
und war mitverantwortlich für die Übermittlung der „Walküre“-Befehle.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Nach dem Scheitern der Operation „Walküre“ in der Nacht vom 20. Auf den 21. Juli 1944
konnte Klausing nach einem Schusswechsel mit Offizieren unter dem Kommando von
Generaloberst Friedrich Fromm im Bendlerblock zunächst zusammen mit einigen jüngeren
Offizieren (von Hammerstein-Equord, von Oppen) entkommen.
Am nächsten Morgen stellte er sich jedoch der Gestapo.
Friedrich Karl Klausing wurde im ersten Schauprozess gegen die Verschwörer vom
Volksgerichtshof am 8. August 1944 zum Tode verurteilt und auf ausdrücklichen Befehl
Hitlers durch Erhängen hingerichtet.
53
Oberleutnant Ewald-Heinrich v. Kleist-Schmenzin
Ewald-Heinrich Hermann Konrad Oskar Ulrich Wolf Alfred von Kleist Schmenzin
10.07.1922 (Gut Schmenzin, Landkreis Belgard (Persante) Pommern) –
08.03.2013(Priem am Chiemsee)
Im Regiment 1942-1944
Als ältestes von sechs Kindern begann Ewald-Heinrich von KleistSchmenzin nach seinem Abitur eine Lehre in der Landwirtschaft.
1941 trat er als Offiziersanwärter in das Infanterie-Regiment 9 in
Potsdam ein und wurde
1942 zum Leutnant befördert.
Für seinen Vater, einen konservativen und hitlerfeindlichen Gutsbesitzer, agierte er als
unverdächtige Kontaktperson zu militärischen und zivilen Widerstandskreisen.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Für den Widerstand angeworben wurde er im Februar 1944 durch von Stauffenberg
nachdem der Attentäterkandidat Axel von Bussche im Januar 1944 an der Ostfront schwer
verwundet worden war und somit als Attentäter ausschied.
Ähnlich dem Auftrag Bussches sah der Plan vor Hitler während einer inszenierten
Präsentation neuer Uniformen zu töten.
Er erbat sich vor seiner Zusage den Entschluss zu einem Selbstmordattentat mit seinem
Vater besprechen zu dürfen,
Dieser meinte zum Anliegen seines Sohnes: “Ja, das musst Du tun. Wer in einem solchen
Moment versagt wird nie wieder froh im Leben.“
Das Vorhaben scheiterte, da Hitler den Vorführtermin von Tag zu Tag verschob.
Am 20. Juli selbst fungierte Kleist im Bendlerblock in Berlin als einer der zahlreichen
Unterstützer und Helfer des Attentats.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Kleist gelang es nach Scheitern des Attentats seine Aktivitäten im Widerstand zu vertuschen.
Inhaftiert war er unter anderem im Zellengefängnis Lehrter Straße.
Das Verfahren gegen ihn wurde im Dezember aufgrund mangelnder Beweislage eingestellt
womit er einer Verurteilung durch den Volksgerichtshof entging.
Ein befreundeter hoher Offizier stellte ihm teilweise gefälschte Papiere aus mit welchen er
nach Italien flüchtete wo er vorgab einen geheimen Kampfauftrag durchzuführen.
Zum Ende des Krieges hin geriet er in amerikanische Gefangenschaft.
Nach 1945: Als letzter Überlebender des milit. Widerstandes am 8. März 2013 verstorben; Er
war Begründer der Wehrkundetagung, heute Münchner Sicherheitskonferenz.
54
Oberst im Generalstabsdienst Hans Otfried v. Linstow
16.03.1899 (Wittenberg) – 30.08.1944 (Berlin-Plötzensee)
Im Regiment 1921-1930
Hans Otfried von Linstow wurde nach der Teilnahme am ersten
Weltkrieg in die Reichswehr übernommen und diente u.a. im Stab
der 1. Division in Königsberg
Dort erfolgte am 01.04.1925 die Beförderung zum Oberleutnant.
Im Zweien Weltkrieg wurde er als Erster Generalstabsoffizier bei
verschiedenen Einheiten eingesetzt, so 1939 bei 15.Infanterie
Division und 1940 beim X. Armeekorps in Russland und 1942 beim
stellvertretenden Generalkommando VII in München.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Im April 1944 wurde er nach Paris versetzt und Nachfolger von Oberst Karl-Richard Kossmann
als Chef des Stabes beim Militärbefehlshaber in Frankreich.
Dies war General Carl Heinrich von Stülpnagel, eine der zentralen Personen des
Widerstandes gegen das NS-Regime.
Stülpnagel weihte Linstow in die Umsturzpläne ein. Von Linstow sollte dann die militärischen
Aktionen im Rahmen eines Putsches in Paris, nach dem Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944
leiten.
Dabei erfolgte unter anderem auch die Festnahme des Sicherheitsdienstes.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Nach dem Bekanntwerden des misslungenen Anschlags wurde der Umsturzversuch
abgebrochen.
Linstow wurde am 23. Juli verhaftet und am 24. August 1944 durch den am 02. August 1944
gebildeten Ehrenhof der Wehrmacht unehrenhaft aus der Armee ausgestoßen, sodass das
Reichskriegsgericht für die Abteilung nicht mehr zuständig war.
Am 29.08.1944 wurde er vom Volksgerichtshof unter dessen Präsident Roland Freisler zum
Tode verurteilt und am nächsten Tag in Berlin-Plötzensee erhängt.
55
Major der Reserve Ferdinand Freiherr v. Lüninck
Ferdinand Joseph Meinolph Anton Maria Freiherr von Lüninck
03.08.1888 (Ostwig) – 14.11.1944(Berlin-Plötzensee)
Im Regiment 1935-1939
Seine Schulausbildung schloss Ferdinand Freiherr von Lüninck
1906 am Gymnasium Petrinum Brilon ab. Danach studierte er Jura
in Münster, Göttingen und München. Bereits 1909 legte er sein
Referendarsexamen ab.
Den freiwilligen Militärdienst leistete von Lüninck in Berlin beim
Garde-Schützen-Bataillon in Berlin-Lichterfelde ab.
Im Ersten Weltkrieg wurde Lüninck Soldat und Kompanieführer im
Garde-Schützen-Bataillon, zuletzt war er Leutnant der Reserve.
Durch seine konservativ geprägte Herkunft radikalisierte er sich früh, aus Abneigung
gegenüber den Besatzern (Französisch während der Weimarer Republik im Rheingebiet).
Die „aufgedrängte“ Republik und Demokratie lehnte er strikt ab, blieb Monarchist und
näherte sich immer stärker den Deutschnationalen an, ohne zunächst dieser Partei
beizutreten. Aus Abneigung dem neuen System gegenüber schied er 1922 freiwillig aus dem
Staatsdienst aus.
1923 nach seiner Rückkehr und Übernahme seines Erbes „Ostwig“, übernahm er die Leitung
des „Westfalenbundes“, eines aus der Organisation Escherich hervorgegangenen
„Vaterländischen Verbandes“ den er 1924 in den Stahlhelm Überführte.
Bis 1928 teilte sich Lüninck den Vorsitz des Stahlhelm-Landesverbandes Westfalen mit dem
Generalmajor a.D. Eduard Kreuter. Im Jahr 1929 wurde er Vizepräsident des westfälischen
Bauernverbandes und 1931 zum Präsidenten der Landwirtschaftskammer in Münster. Zu
dieser Zeit war von Lüninck längst Mitglied der DNVP und sprach sich 1929 entschieden für
das von den monarchistischen Rechten und der NSDAP initiierte Volksbegehren gegen den
Young-Plan aus. Nach der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten, wurde er zum
Oberpräsidenten Westfalens.
Sein Bruder Hermann übernahm denselben Posten in der Rheinprovinz.
Grund für diese „Großzügigkeit“ der Nationalsozialisten war der Hintergedanke die Brüder
als anerkannte Persönlichkeiten im katholisch geprägten Rheingebiet für ihre eigene
Popularität zu nutzen. Von Lüninck, in seiner Funktion als Höchster Beamter und
Repräsentant Westfalens, unterstützte und ließ jegliche Beschlüsse der Nazis auch in
Westfalen umsetzen. 1938 wurde von Lüninck auf Anregen Görings durch Gauleiter Alfred
Meyer ersetzt.
Seine Rolle in der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Mit Kriegsausbruch trat von Lüninck wieder in den Militärdienst ein und wurden 1939
zunächst Bataillonskommandeur in Soest und später im 9. Grenadier-Ersatzbataillon in
Potsdam.
Ende 1943 trat Carl Friedrich Goerdeler an ihn heran und fragte ihn, ob er bereit sei nach
einem geplanten Staatsstreich ein Amt als Politischer Beauftragter für Westpreußen zu
übernehmen. Aufgrund seiner positiven Antwort setzte Goerdeler ihn auf die Liste der
vorgesehenen Politischen Beauftragten und Verbindungsoffiziere.
56
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Diese Liste fiel nach dem Attentat vom 20.Juli 1944 des Gestapo in Hände.
Daraufhin wurde Lüninck auf seinem Gut „Haus Ostwig“ bei Bestwig verhaftet.
Am 13. November wurde er vom Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler zum
Tode verurteilt und einen Tag später in Plötzensee erhängt.
57
Major der Reserve Dr. Herbert Meyer
23.11.1898 (Magdeburg) – 25.08.1947 (in sowj. Kriegsgefangenschaft)
Im Regiment 1942-1944
Dr. Meyer war im Zivilberuf Beigeordneter des Deutschen Städtetages
und auch Vorsitzender des von Rohdich`schen Legatenfonds.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am
20. Juli
Als Kommandeur des Grenadier-Ersatz-Bataillons 9 hat er wesentlich
die Tätigkeiten Graf Schulenburgs unterstützt. Er löste am 20.07.1944
die Alarmbereitschaft aus und kommandierte Hauptmann Fritzsche, v. Hammerstein, v.
Kleist und v. Oppen in den Bendlerblock.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Er wurde verhört und zur „Frontbewährung“ an die Ostfront versetzt.
58
Oberleutnant Georg-Sigismund v. Oppen
27.01.1923 (Potsdam) – 22.02.2008 (Gualeguaychu, Argentinien)
Im Regiment 1942-1944
Georg-Sigismund von Oppen wuchs in Potsdam auf und trat nach dem
Abitur 1941 als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment 9 in Potsdam
ein, war an der West- und Ostfront eingesetzt und wurde 1943 zum
Leutnant befördert.
Im Dezember erlitt er schwere Verwundung an der Ostfront und
musste in ein Lazarett in Riga eingeliefert werden.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Anfang 1944 kam er zu seinem Regiment. Noch im gleichen Jahr stand er für einen
Umsturzversuch zur Verfügung, den er mit Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin, Paul
Widany und Ludwig von Hammerstein-Equord durchführen wollte. Für diesen hielten sie sich
zwischen dem 11. und 15. Juli 1944 bereit.
Am 20. Juli 1944 war er als Ordonnanzoffizier im Stabe des Befehlshabers des Ersatzheeres
eingesetzt; er fungiert am Tag des Umsturzes als Sicherheitskraft im Bendlerblock u.a.
gegenüber den Generälen Friedrich Fromm und Joachim von Kortzfleisch.
Während er Hans Bernd Gisevius ins Polizeipräsidium chauffierte, scheiterte der
Umsturzversuch.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Bei der Rückkehr wurde er entwaffnet, es gelang ihm allerdings den Komplex zu verlassen.
Er wurde dann am 12. August 1944 für einige Monate im Zellengefängnis Lehrter Straße
festgehalten, da er aber auf keiner Liste vermerkt war, wurde er wieder freigelassen.
Zuletzt in der Nähe von Genua eingesetzt, geriet er im Mai 1945 in US-Amerikanische
Kriegsgefangenschaft, aus der er im Sommer 1945 entlassen wurde.
Nach 1945: 1948 wanderte er über die Schweiz nach Argentinien aus, Geschäftsführer der
Ferrostaal Argentina SA.
59
Oberstleutnant der Reserve Kurt Freiherr v. Plettenberg
31.01.1891 (Brückeburg) – 10.03.1945 (Berlin)
Im Regiment 1940-1942
Plettenberg studierte Rechts- und Forstwissenschaft an
den Universitäten Kiel, Lausanne, Hannoversch Münden,
Berlin, München und Eberswalde.
Es folgte eine forstliche Lehrzeit und eine Dienstzeit bei
dem 2. Großherzoglich Mecklenburgischen DragonerRegiment Nr. 18.
Im Ersten Weltkrieg kämpfte er ab 1914 als Leutnant der
Reserve im 2. Garde-Ulanen-Regiment im „Reitenden
Feldjägerkorps“.
Ab 1917 wurde er, als MG-Offizier der MG-Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 408 und
seit 1918 als MG-Offizier beim Stabe des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, eingesetzt.
1939 wurde von Plettenberg von der Wehrmacht eingezogen und als Major der Reserve
Kommandeur eines Bataillons in der 23. Infanterie Division mit Einsätzen in Polen, Frankreich
und Russland.
1941 wurde er beurlaubt und erhielt die Stelle des Leiters der Generalversammlung des
vormals regierenden preußischen Königshauses mit Amtssitz im Niederländischen Palais
Unter den Linden in Berlin.
Seine politischen Ansichten widersprachen denen des NS-Regimes denn er kannte die Ziele
des selbigen und lehnte diese ab.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Er war ein enger Freund von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Ludwig Beck, Ulrich von
Hassell, Johannes Popitz, Carl-Hans Graf von Hardenberg und Fabian von Schlabrendorff und
vollständig in die Vorbereitungen des Attentats involviert.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Nach dem Misslingen des Attentats auf Adolf Hitler wurde von Plettenberg Anfang März
1945 auf seinem Dienstsitz Cecilienhof verhaftet und in das Berliner Hausgefängnis der
Gestapo in die Prinz-Albrecht-Straße 8 verbracht.
Dort schlug er am 10.03.1945 auf dem Weg zum Verhör seine Bewacher nieder und stürzte
sich aus dem Fenster in den Tod, um die bis dahin noch lebenden anderen Beteiligten des
Attentats vom 20. Juli nicht unter Folter preisgeben zu müssen.
Er hinterließ seine Frau und drei Kinder.
60
Fahnenjunkerfeldwebel der Reserve und Offiziersanwärter
Dr. Hermann Priebe
10.02.1907 (Berlin-Grunewald) – 02.07.1997 (Frankfurt am Main)
Im Regiment 1944-1945
Nach seinem Abitur schrieb Hermann Priebe sich an der AlbertusUniversität Königsberg ein, schloss das Studium im Jahr 1932 ab und
promovierte im Jahr 1936 an der Landwirtschaftlichen Hochschule
Berlin
mit
der
Dissertation
„Die
Entwicklung
der
Betriebsgrößenverhältnisse der landwirtschaftlichen Betriebe in 30
Ortschaften des Kreises Greifswald vom Mittelalter bis zur
Gegenwart“ zum Doktor der Agronomie (Dr. agr.). Anschließend war
er von 1936 bis 1942 als Beratungsleiter im Reichskuratorium für
Technik in der Landwirtschaft (RTKL) in Berlin angestellt. Im Jahr 1943 habilitierte er sich, an
der Justus-Liebig-Universität Gießen, zum Professor und war von 1943 bis 1944 Direktor der
Versuchs- und Forschungsanstalt Potsdam-Bornim.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Hermann Priebe näherte sich nach dem Überfall auf Polen der Widerstandsgruppe um
Friedrich Hielscher an.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 in der Wolfsschanze wurde er, ebenso wie Hielscher
und Paul Widany, von der Gestapo in Berlin verhaftet.
Nach der Entlassung aus dem Zellengefängnis Lehrter Straße zogen sie ihn in das InfanterieRegiment 9 ein. Er wurde an die Ostfront „zwecks Frontbewährung“ abkommandiert. Richard
von Weizäcker, der in Wartenburg als Regimentsadjutant bei dieser Einheit diente,
vernichtete den Rückrufbefehl und schützte ihn so vor der Gestapo. Er kam in russische
Gefangenschaft, entging damit den Faschisten und überlebte.
Nach 1945: Persönlicher Berater des Bundeslandwirtschaftsministers Heinrich Lübke,
Professor Dr. agr., Dekan und Lehrstuhlinhaber Agrarpolitik der Goethe-Universität Frankfurt
a.M.
61
Oberst im Generalstab Alexis Freiherr v. Roenne
22.02.1903 (Tuckum, im russischen Gouvernement Kurland) –
12.10.1944 (Berlin-Plötzensee)
Im Regiment 1928-1934
Alexis Freiherr von Roenne wuchs bis 1918 in Kurland auf, zog aber
nach der Russischen Revolution, mit seinen Eltern nach Deutschland.
Von 1924 – 1935 diente er im Potsdamer Infanterie Regiment 9. Nach
dem Absolvieren der Kriegsakademie wurde er in den Generalstab
berufen und der Abteilung Fremde Heere West im Oberkommando
des Heeres zugeteilt. Nach verschiedenen Verwendungen und einem
längeren Krankenhausaufenthalt, nach einer Verwundung an der
Ostfront, wurde er 1943 zum Oberst und zum Chef der Fremden Heere West befördert. Er
war nie Befürworter des Regimes und seiner Taten, speziell jene der SA und SS, doch
nachdem er zu Beginn des Ostfeldzuges von Massenerschießungen und Hinrichtungen von
Juden erfuhr und mit wachsender Enttäuschung die militärischen Fehlentscheidungen Adolf
Hitlers, sowie die Tatenlosigkeit der hohen Militärs beobachtete, distanzierte er sich
endgültig vom Nationalsozialismus und dem Regime.
Alexis Freiherr von Roenne sah durch den Nationalsozialismus christliche Werte bedroht.
Ebenso wie Wilhelm Canaris und der Kreisauer Kreis war er überzeugt, der infolge des
Kriegsverlaufs bereits absehbare Untergang Deutschlands könne nur noch durch ein Attentat
auf Hitler oder den Sieg der Alliierten abgewendet werden.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Er beteiligte sich nicht am Attentat gegen Hitler aufgrund christlicher Gewissensbedenken,
hatte aber Kenntnis davon durch die freundschaftlichen Verbindungen, die ihn mit den
Führern des Widerstandes gegen den Nationalismus verbanden.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Alexis von Roenne wurde unmittelbar nach dem 20.Juli festgenommen, dann zunächst
wieder freigelassen. Zwei Wochen später wurde er endgültig verhaftet.
Die ihm vor der Verhaftung gebotene Möglichkeit, bei der französischen Resistance
unterzutauchen, lehnte er mit den Worten: „ein preußischer Offizier bricht nicht seinen Eid“
ab, wohl wissend, dass diese Entscheidung seinen Tod bedeuten würde.
In seinen Vernehmungen durch die Gestapo gab er an, dass insbesondere die Rassenpolitik
des NS-Staates mit seinen christlichen Wertvorstellungen unvereinbar sei. Er wurde am
05.10.1944 vom Volksgerichtshof unter der Leitung von Roland Freisler zum Tode verurteilt
und am 12.10.1944 in Berlin-Plötzensee erhängt.
Vor dem Hintergrund, dass ihm aufgrund seiner Tätigkeit in der militärischen Aufklärung
zahlreiche damals noch geheime Verbrechen des NS-Regimes genau bekannt waren, zeigt
dieses Verhalten exemplarisch die Tragik des Gewissenskonfliktes, in dem sich viele
überzeugte Gegner des Nationalsozialismus unter den Offizieren der Wehrmacht befanden.
62
Oberleutnant der Reserve Fritz-Dietlof Graf v. der Schulenburg
05.09.1902 (London) – 10.08.1944 (Berlin-Plötzensee)
Im Regiment 1940-1942
Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg war der vierte Sohn von
Friedrich Graf von der Schulenburg, der zum Zeitpunkt der Geburt
Militärattaché Deutschlands in London war. Wegen des Berufs
seines Vaters, wuchs er unter anderem in Berlin, Potsdam, Münster
sowie auf dem familieneigenen Schloss Tressow, im Landkreis
Nordwestmecklenburg, auf.
1920 machte von der Schulenburg das Abitur am Katharineum zu
Lübeck und entschied sich danach, nicht im Sinne der
Familientradition eine Offizierlaufbahn einzuschlagen, sondern in Göttingen und Marburg
Rechtswissenschaft zu studieren.
Im selben Jahr wurde er Mitglied des Corps Saxonia Göttingen. Zweimal zeichneten sie ihn
dort als Consenior aus.
1923 legte er das Staatsexamen in Celle ab und wurde für die nächsten fünf Jahre
Regierungsreferendar in Potsdam und Kyritz. 1924 unterbrach er für drei Monate sein
Referendariat und reiste als Matrose auf einem Kohledampfer nach Südamerika. 1928
schloss er seine Ausbildung ab und wurde Assessor in Recklinghausen
Von der Schulenburg verstand sich als Teil einer nationalen Elite, die sich in erster Linie durch
die staatstragenden Säulen Militär und Berufsbeamten definierte. Bürger außerhalb dieser
Strukturen waren für ihn bestenfalls „Zivilisten“ oder einfach nur der Mob.
1930 kam es zu ersten direkten Kontakten mit der NSDAP, er wurde ab Februar 1932
Mitglied, zu etwa derselben Zeit, als auch die restliche Familie eintrat.
Im selben Jahr wurde von der Schulenburg nach Ostpreußen versetzt, wo er auch aktiv am
Aufbau des NS-Landvolks mithalf. Im März 1933 wurde Schulenburg zum Regierungsrat in
Königsberg ernannt und gewann sowohl als Beamter, als auch als Mitglied der NSDAP immer
mehr an Einfluss. Er galt als Prototyp eines neuen „linken“ Führers in der NSDAP mit alter
preußischer Tradition. 1934 wurde er Landrat in Fischhausen.
Aufgrund Beruflicher Differenzen mit seinem Vorgesetzten (Erich Koch -> Schulenburg
versuchte den gesamten Verwaltungsapparat gleichzuschalten und durch NSDAP-Mitglieder
zu ersetzen) wurde er vom Reichsinnenministerium als Polizeivizepräsident nach Berlin
versetzt.
Schon 1939 wurde Schulenburg zum stellvertretenden Oberpräsidenten von Ober- und
Niederschlesien ernannt. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits vom Regime als unzuverlässig
eingestuft worden war, schlossen sie ihn 1940 aus der NSDAP aus.
Als Leutnant der Reserve ging er zum Ersatzbataillon des Infanterie Regiments 9 der
23.Infanterie Division in Potsdam. Mit dieser Einheit zog er in den Russlandfeldzug und
erhielt dort 1941 das Eiserne Kreuz (EK1). Durch die Erfahrungen welche er im Krieg 1941/42
an der Front sammelte, wurde er ein Kriegsgegner. Seine Aufgaben und Positionen
wechselten häufig innerhalb seiner Laufbahn doch seine Ureigene Aufgabe sah er selbst in
der Organisation der Widerstandsgruppe und der gewaltsamen Beseitigung Hitlers.
63
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Schon früh beobachtete Schulenburg, mit wachsender Sorge und Empörung, die das Regime
begleitenden Rechtswidrigkeiten und nahm Verbindung zu gleichgesinnten oppositionellen
Kräften aus den verschiedenen Lagern auf. Er war es auch der Stauffenberg für die
Verschwörer gewann. Da er selbst Teil eines Kreises höherer preußischer Beamter, Adliger
und Offiziere war die alle dem Nationalsozialismus abgeneigt waren, konnte er sich ein
Netzwerk potenzieller Verbündeter schaffen. Aufgrund seiner vielfältigen Beziehungen,
insbesondere zu den bürgerlichen Widerstandskreisen um Carl Friedrich Goerdeler und der
sozialdemokratischen Gruppe(Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold) um Julius Leber, gilt er als
wichtiger Vermittler. Einer seiner wichtigsten Freunde wurde Peter Graf Yorck von
Wartenburg.
Die sich für den geschulten Verwaltungsbeamten abzeichnenden Krisen in der Versorgung,
militärischen Führung und letztlich der Umgang mit der Bevölkerung in den eroberten
Gebieten ließen Schulenburg am Nationalsozialismus zweifeln. Seine Grundeinstellung
änderte sich in dieser Zeit radikal. Bereits 1942 nahm er regelmäßig an den Treffen des
Kreisauer Kreises teil. Bereits 1943 geriet er unter Verdacht, gegen das Regime zu arbeiten,
und wurde eine Nacht lang verhaftet. Allerdings wurde er aufgrund seines Status und seiner
Beziehungen wieder frei gelassen.
Eine weitere Triebfeder des Widerstandes war die Forderung der Alliierten nach
bedingungsloser Kapitulation und das daraus folgende Bestreben, eine totale militärische
Niederlage zu vermeiden und zu einem sogenannten Remis-Frieden zu kommen. In einem
1943 maßgeblich von Schulenburg mitverfassten Europaplan heißt es dazu:
„Das Besondere des europäischen Problems besteht darin, dass auf verhältnismäßig engem
Raum eine Vielheit von Völkern in einer Kombination von Einheiten und Unabhängigkeiten
zusammen leben soll. Ihre Einheit muss so fest sein, dass zwischen ihnen niemals wieder Krieg
geführt werden wird und dass die Interessen Europas nach außen hin gemeinsam gewahrt
werden können. … Die Lösung der europäischen Staaten kann nur auf föderativer Basis
herbeigeführt werden, indem sich die europäischen Staaten aus freiem Entschluss zu einer
Gemeinschaft souveräner Statten zusammenschließen.“
Schulenburg
Schulenburg gehörte zum inneren Kreis der Widerstandskämpfer und war somit aktiv an der
Planung der Operation Walküre beteiligt. Nach dem erfolgreichen Umsturz sollte er
Reichsinnenminister werden. Am 20. Juli 1944 befand sich Schulenburg in der Zentrale des
Stattstreiches, im Oberkommando der Wehrmacht. Im Bendlerblock wurde er noch am
selben Tag nach dem misslingen des Attentates verhaftet. Am 10.08.1944 stand er mit Erich
Fellgiebel, Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Alfred Kranzfelder und Georg Hansen vor
dem Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler. In seinem Schlusswort nach dem
Todesurteil erklärt er:
„Wir haben diese Tat auf uns genommen, um Deutschland vor einem namenlosen Elend zu
bewahren. Ich bin mir klar, dass ich daraufhin gehängt werde, bereue meine Tat aber nicht
und hoffe, dass sie ein anderer in einem glücklicheren Moment durchführen wird.“
Schulenburg
Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg wurde am Tag des Urteils in Plötzensee gehenkt.
64
Oberst (Luftwaffe) außer Dienst Wilhelm Staehle
20.11.1877 (Neuenhaus) – 23.04.1945 (Berlin)
Im Regiment 1921-1922
Nach seinem Abitur am Realgymnasium in Osnabrück schlug Staehle
die Offizierslaufbahn ein und wurde am 3. März 1897 zum
Fahnenjunker ernannt. Von 1900 bis 1902 nahm er im Rang eines
Leutnants an der Niederwerfung des Boxeraufstandes in China teil.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war Staehle Hauptmann, er
kämpfte zunächst an der Westfront. 1916 folgten seine Versetzung
zum preußischen Generalstab nach Berlin und die Ausbildung zum
Abwehroffizier. Ab 1917 war er Nachrichtenoffizier beim ArmeeOberkommando 4 in Flandern.
Nach der Revolution wurde Staehle in die Reichswehr übernommen. Er war an der
Niederschlagung des Spartakusaufstandes in Berlin beteiligt; später diente er als
Nachrichtenoffizier in der Abwehr. Er arbeitete als Leiter der Abwehrstelle im Wehrkreis VI
(Münster) und leitete die deutsche Abwehr in Belgien und den Niederlanden. Ab 1926 war er
Bataillonskommandeur in Celle.
1929 schied er aus dem aktiven Dienst der Reichswehr aus.
Nach verschiedenen Ämtern in der Wehrmacht, unter anderem der militärische Leitung und
später auch der Kommandantur des Berliner Invalidenhauses stand er zuletzt im Rang eines
Oberst der Wehrmacht.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Staehle und seine Frau standen – mit einer ausgeprägt konservativen, niederländischcalvinistischen Weltanschauung – dem Nationalsozialismus von Anfang an ablehnend
gegenüber. Staehle hörte regelmäßig die Predigten Martin Niemöllers, stand seit 1937 in
enger Verbindung zu Carl Friedrich Goerdeler und schloss sich dem Solf-Kreis an. Das
Ehepaar Staehle gehörte zur „Kirchlichen Hilfestelle für evangelische Nichtarier“ und half
aktiv Verfolgten.
Nach der Besetzung der Niederlande suchte Staehle, der durch seine Mutter holländisch
sprach, auf Dienstreisen Kontakt zum dortigen Widerstand. Goerdeler beauftragte ihn, die
Niederländer über die Umsturzpläne zu informieren. Ende 1943 traf er in Coevorden
führende Mitglieder des niederländischen Widerstandes. Er bat um Unterstützung in der
Übergangszeit nach einem gelungenen Attentat auf Hitler.
Die Niederländische Exilregierung in London, an welche diese Nachricht weitergeleitet
wurde, erteilte jedoch einen abschlägigen Bescheid. Staehle selbst sollte nach einem
erfolgreichen Umsturz am 20. Juli 1944 die militärische Leitung Hollands und Belgiens
übernehmen.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Die Sicherheitspolizei entdeckte Staehles Kontakt zum Niederländischen Widerstand durch
einen Agentenfunker in Den Haag, bei dessen Verhaftung im Januar 1944 ein fertiger
Funkspruch für MID-SOE(Military Intelligence Division[Nachrichtendienstabteilung der US
Army] - Special Operation Executive [britische nachrichtendienstliche Spezialeinheit während
65
des II.WK]) in London gefunden wurde. Darin wurde Major Giskes von der Abwehr Abteilung
III F, der in Holland das Englandspiel (falsche Informationen wurden vom deutschen
Abwehrdienst dem MID bzw. dem SOE „in die Hände gespielt“) betrieb, gewarnt. Staehle
wurde als Quelle erwähnt. Im Februar 1944 wurde er zum ersten Mal festgenommen.
Am 12. Juni1944 wurde Staehle in Berlin wegen seiner Beteiligung am Solf-Kreis verhaftet
und kam in das Zellengefängnis Lehrter Straße. Nach dem 20.Juli geriet er in den Verdacht
der Mitwisserschaft.
Am 16. März 1945 fand die Verhandlung gegen Staehle vor dem Volksgerichtshof statt.
Dieser verurteilte ihn wegen Begünstigung eines politischen Flüchtlings zu zwei Jahren
Gefängnis. In der Nacht vom 22. zum 23. April 1945 wurde Staehle von einem
Sonderkommando des Reichssicherheitshauptamtes in der Nähe des Zellengefängnisses
Lehrter Straße durch Genickschuss hingerichtet.
Sein Grab befindet sich auf dem Berliner Invalidenfriedhof.
66
Oberstleutnant Gerd v. Tresckow
Gerd Hermann Robert Jürgen v. Tresckow
21.03.1899 (Lüben/Schlesien) – 06.09.1944 (Berlin)
Im Regiment 1938-1939
Gerd von Tresckow stammt aus einer alten preußischen Adelsfamilie,
die auf eine lange Reihe von Offizieren in den verschiedensten Heeren
zurückblicken konnte. Sein Vater Hermann von Tresckow (1849 – 1933),
war bei der Kaiserkrönung im Spiegelsaal von Versailles zugegen und
hatte es in der kaiserlichen Armee bis zum General der Kavallerie
gebracht.
Er wurde zunächst von einem Privatlehrer, später im Realgymnasium
des Alumnats des Klosters Loccum, das von 1890 bis 1923 in Goslar untergebracht war,
unterrichtet und trat zu Beginn des Ersten Weltkriegs in die kaiserliche Armee, in das Erste
Garde-Regiment zu Fuß, ein. Dort wurde von Tresckow Leutnant und Führer der 7. Kompanie.
Im August 1918 geriet er in französische Gefangenschaft bei Crezy au Mont.
Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft im Jahr 1920, lernte er bei seinem Verwandten
Hans von Wedemeyer Landwirtschaft auf dessen Gut Pätzig. 1935 bis 1940 besaß er das Gut
Osteroda, welches eine Größe von 233 Hektar hatte.
Schon 1934 bezeichnete Gerd von Tresckow den dann neu eingeführten Führereid als
„Gewissensknechtung“ und erkennt in dem Führerkult eine „Menschenvergottung“ und den
„antichristlichen Grundton der Bewegung“. Im August 1939 brachte er Fabian von
Schlabrendorff (mit Gerds Cousine verheiratet) in Verbindung mit seinem Bruder Henning
von Tresckow.
Im Zweiten Weltkrieg brachte es von Tresckow bis zum Oberstleutnant. Seine letzte Stellung
war in einem Divisionsstab in Italien.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Als Bruder Henning von Tresckows, einem der Köpfe des Attentats, war er über die Ziele und
die Durchführung im vollen Bilde. Aufgrund seiner Funktion während des Krieges konnte er
jedoch keine Handelnde Position einnehmen.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Drei Tage nach dem gescheiterten Anschlag auf Adolf Hitler vom 20.Juli 1944 offenbarte er
sich südlich von Faenza seinem Vorgesetzten General Joachim Witthöft als Mitwisser der
Verschwörung. Er wurde verhaftet und in das Zellengefängnis Lehrter Straße nach Berlin
gebracht. Am 06.09. starb er, in Folge der durch Mitglieder des Reichssicherheitshauptamts
durchgeführten „verschärften Vernehmung“ (Folter), nachdem er versucht hatte, sich die
Pulsadern aufzuschneiden, im Staatskrankenhaus der Polizei.
Der Familie wurde die Bestattung des Leichnams verweigert.
67
Generalmajor Henning v. Tresckow
Henning Hermann Robert Karl von Tresckow
10.02.1901 (Magdeburg) – 21.07.1944 (Ostrów, Bezirk Bialystok)
Im Regiment 1926-1934
Henning von Tresckow wuchs in denselben Verhältnissen wie sein
Bruder Gerd von Tresckow auf. Er wurde zunächst mit seinem Bruder
Gerd von einem Privatlehrer unterrichtet, später im Realgymnasium
des Alumnats des Klosters Loccum, das von 1890 bis 1923 in Goslar
untergebracht war. Nach einem Notabitur trat er 1917 in die
preußische Armee ein.
Im Juni 1917 meldete sich Tresckow als Freiwilliger zum
traditionsreichen Potsdamer Ersten Garde-Regiment zu Fuß. Im
Frühjahr 1918 wurde er als Fahnenjunker an die Westfront versetzt und Zugführer einer
Maschinengewehrkompanie.
Als einer der jüngsten Leutnante der Truppe erhielt er bereits im Juli das Eiserne Kreuz II.
Klasse. Nach dem Waffenstillstand kehrte er mit dem Regiment in die Garnison Potsdam
zurück, wo dieses am 11. Dezember 1918 aufgelöst wurde.
Tresckow blieb zunächst Offizier. Im Januar 1919 war er als Angehöriger des Regiments
„Potsdam“ unter Major von Stephani an der Niederschlagung des Spartakusaufstanden
beteiligt. Er blieb noch bis zum November 1920 Offizier der Reichswehr.
Der darauf folgende Abschnitt seines Lebens unterscheidet ihn von den meisten Offizieren
im Generalstab. Er begann im Wintersemester 1920/21 ein Studium der
Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, wo er auch Vorlesungen
zu moderner Staatstheorie sowie Geld- und Börsenwesen genoss. Ein Jahr später setzte er
das Studium in Kiel fort. Es blieb jedoch ohne Abschluss, da er bereits im Januar 1923 in das
Potsdamer Bankhaus Wilhelm Kann eintrat und als Bankkaufmann an der Börse arbeitete.
Von Juli bis Dezember 1924 unternahm er, gemeinsam mit Oberleutnant Kurt Hesse, eine
Weltreise, die ihn über Amsterdam, London, Paris und Lissabon nach Rio de Janeiro führte.
Diese Reise musste er jedoch vorzeitig abbrechen um mit seinem Vermögen das Familiengut
zu retten.
Am 01.02.1926 trat er wieder in die Reichswehr ein. Er wurde Zugführer in der 1. Kompanie
des Preußischen Infanterie-Regiments 9, das ebenfalls in Potsdam stationiert war und die
Tradition des Ersten Garde-Regiments zu Fuß fortführte. Am 01.02.1928 wurde er zum
Oberleutnant befördert und übernahm die Stellung des Adjutanten des I. Bataillons.
Tresckow sah den Versailler Vertrag als Schmach für Deutschland an und betrachtete deshalb
den Aufstieg der Nationalsozialisten in der Weimarer Republik zunächst mit Wohlwollen.
Erste Bedenken gegen den Nationalsozialismus kamen ihm wohl in der Folge der RöhmMorde, die er als Bruch jedes Rechtsgrundsatzes verurteilte.
Am 01.05.1934 wurde Tresckow zum Hauptmann befördert, von Juli 1934 bis September
1936 absolvierte er die Kriegsakademie und galt als der bei weitem Beste seines Jahrgangs.
Am 28.09.1936 trat er seine neue Stelle in der 1. Abteilung des Generalstabs
(Operationsabteilung) im Reichswehrministerium an.
Seiner Meinung nach war die militärische Kraft Deutschland für einen Zweifrontenkrieg
unzureichend was aus seiner Sicht das Reich zu einer Politik des Friedens verpflichtet. Als er
Einblick in Hitlers außenpolitische Ziele erhielt, erkannte er sofort, dass viele Pläne ein
68
Hasadeurspiel und naheliegende Gegenzüge der mächtigen Nachbarstaaten übergangen
worden waren. Der nächste Anlass, der ihn vom NS-Regime innerlich weiter entfernte, war
die Blomberg-Fritsch-Krise im Februar 1938. In der Folge hatte er erstmals Kontakt mit
oppositionell eingestellten militärischen und zivilen Kreisen im Umfeld des späteren
Generalfeldmarschalls Erwin von Witzleben.
Im Januar 1939 wurde Tresckow nach Elbing zur 21. Infanterie Division versetzt, wo er Chef
der 10. Kompanie, III. Bataillon, Infanterie-Regiment 45 wurde.
01.03.1939 wurde er zum Major befördert und ab Mitte August 1939 war er Erster
Generalstabsoffizier in der 228. Infanterie-Division. Mit dieser nahm er am Polenfeldzug teil
und erhielt für die Erfolgreiche Operationsführung der Division Anfang Oktober das Eiserne
Kreuz 1.Klasse.
Am 23. Oktober wurde von Tresckow in die Führungsabteilung der Heeresgruppe A versetzt
und Gehilfe des Generalleutnants Erich von Manstein.
Nach Abschluss des Westfeldzuges im Juni 1940 versetzten sie von Tresckow am 10.12. zur
Heeresgruppe B, die am 22.061941 in Heeresgruppe Mitte umbenannt wurde. In dieser
Stellung blieb von Tresckow für 30 Monate. Er erfuhr von Judenerschießungen durch die
Einsatzgruppen der SS und vom „Kommissarbefehl“. Tresckow versuchte mehrmals
vergeblich, seinen Verwandten, den Generalmarschall Fedor von Bock, dazu zu bewegen,
offiziellen Protest gegen den Befehl einzulegen und ließ vertraulich wissen, dass er und
General Hans von Salmuth nach Mitteln und Wegen suchten, ihre Divisionsbefehlshaber
davon zu überzeugen, diesen Befehl zu ignorieren. Im September 1941, nachdem von
Tresckow zunehmen, auch Berichte über die Zustände in den Konzentrationslagern
bekommen hatte, nahm er Kontakt zur Berliner Widerstandsgruppe um Ludwig Beck, Carl
Friedrich Goerdeler und Hans Oster auf.
Am 01.04.1942 wurde Tresckow zum Oberst im Generalstab in der Heeresgruppe Mitte
ernannt und erhielt am 02.01.1943 das Deutsche Kreuz in Gold. In dieser Stellung entwarf er
verschiedene Attentatspläne mit der Pistole oder mit Sprengstoff. Er sah das Zögern und
„Verstreichen-lassen“ einer solchen Chance als beschämend.
Im Sommer 1942 beauftragte er Gersdorff, einen geeigneten Sprengkörper, für ein Attentat
auf Hitler zu besorgen. Das Attentat selbst wollte er zusammen mit Fabian von
Schlabrendorff durchführen. Als eine, zwei Flaschen Cointreau enthaltende, Weinkiste
getarnt, sollte der Sprengstoff, man entschied sich für eine britische Haftmine, in Hitlers
Flugzeug gelangen. Doch die Platzierung der Bombe im Frachtraum und das Versagen des
Zünders verhinderten diesen ersten Anschlagsversuch.
Ein zweiter Versuch, Hitler sollte durch einen Selbstmordattentäter (Rudolf-Christoph von
Gersdorff) gerichtet werden, scheiterte an Hitlers Desinteresse an jener Veranstaltung
welche als Tatort vorgesehen war.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Im August September 1943 konnte von Tresckow zusammen mit Claus Schenk Graf von
Stauffenberg die Befehle der „Operation Walküre“(ursprünglich ein militärischer Einsatzplan
für das Ersatzheer in der Heimat für den Fall innerer Aufstände von Zwangsarbeitern) so
manipulieren, dass die in den Plänen vorgesehenen Einheiten im Sinne der Verschwörer
agierten. Damit sollte der Putsch quasi offiziell auf dem Dienstweg verordnet werden. Die
Chancen einer Übernahme der Staatsgewalt waren nun deutlich gestiegen. Allerdings fehlte
zur Ausführung nach wie vor ein entschlossener Attentäter.
Von Tresckow selbst hatte keinen Posten, der ihm ungehinderten Zugang zu Hitler ermöglicht
69
hätte. Zunächst wurde er im Oktober 1943 Kommandeur des Grenadier-Regiments 442 der
am Südabschnitt der Ostfront eingesetzten 168. Infanterie-Division (8. Armee, Heeresgruppe
Süd). Bereits am 20. November wurde er zum Chef des Stabes der 2. Armee
ernannt(Heeresgruppe Mitte). In dieser Stellung war er von den Vorgängen in Berlin eher
isoliert, da die Armee mit unzureichenden Kräften in schweren Abwehrkämpfen stand und
Stauffenberg wurde zum neuen Zentrum der Persönlichkeiten des 20.Juli 1944.
Am 30. Januar 1944 wurde von Tresckow mit 43 Jahren zum Generalmajor ernannt. Neben
Stauffenberg war er die treibende Kraft hinter dem Umsturzplan des 20. Juli 1944. Jedoch
wurde er kurz vor der Ausführung des Anschlags an die Ostfront abkommandiert und konnte
so nicht aktiv am Umsturz teilnehmen.
Der Hauptgrund für seine Entschlossenheit im Vorantreiben des Attentats, war das Wissen,
welches er aufgrund seiner Position als Stabschef der 2. Armee hatte, um die baldige
Niederlage des Dritten Reiches.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Von Tresckow erfuhr erst am Nachmittag des 20. Juli 1944 von der Ausführung des Attentats
durch von Stauffenberg und dass dieses offenbar gescheitert sei. Gewissheit erhielt er aber
erst als er noch am selben Tage um Mitternacht eine Rede Hitlers im Rundfunk hörte.
Um nicht bei der erwarteten mit Folter verbundenen Untersuchung die Namen weiterer
Beteiligter preisgeben zu müssen, entschloss sich von Tresckow zum Selbstmord. Er fuhr am
Morgen des 21. Juli an die Front nahe Ostrów (Polen) und nahm sich mit einer
Gewehrgranate das Leben, auf diese Weise einen Partisanenüberfall vortäuschend.
Zunächst am 27. Juli auf Gut Wartenberg bestattet, da er laut offiziellen Berichten den
„Heldentod“ an vorderster Front gestorben sei, wurde er später aufgrund der einsetzenden
Untersuchung durch die Gestapo exhumiert und im Krematorium des KZ Sachsenhausen
verbrannt.
Auf dem Bornstedter Friedhof in Potsdam, am Familiengrab derer von Falkenhayn, erinnert
eine Gedenktafel an ihn und seine Frau.
70
Oberstleutnant im Generalstabsdienst Hans-Alexander v. Voss
13.12.1907 (Berlin-Charlottenburg) – 08.11.1944 (Berlin-Heinersdorf)
Im Regiment 1926-1934
Ab 1918 besuchte er in Berlin das Gymnasium und legte 1926 das
Abitur ab. Anschließend trat er in Potsdam in das Infanterie-Regiment
9 der Reichswehr ein. 1930 wurde er zum Leutnant befördert, 1933
zum Oberleutnant und 1937 erfolgte die Generalstabsausbildung an
der Heereskriegsakademie in Berlin-Moabit. Im Februar 1943 wurde
Voss zum Oberstleutnant im Generalstab befördert und ab dem 20.
Februar folgte sein Einsatz in der Heeresgruppe Mitte, der von
Henning von Tresckow geführt wurde.
Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli
Anschluss an den Widerstand fand er im Stab des Oberbefehlshabers West, Erwin von
Witzleben. Seine Erlebnisse im Polenfeldzug sowie seine ausgeprägte Frömmigkeit sollten ihn
zum Handeln gegen das Regime bewogen haben.
Auf Adolf Hitler wollte Voss schon 1940 bei einer Parade auf der Avenue des Champs-Élysées
mit einem Gewehr ein Attentat verüben. Dazu kam es nicht da der Termin gestrichen wurde.
Auch in den fehlgeschlagenen Versuch im März 1943, Hitler mit einer Bombe in dessen
Flugzeug zu töten, war er eingebunden.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Sein Kontakt zu den Verschwörern des 20. Juli wurde anfangs nicht entdeckt und so kam im
Oktober 1944 die Versetzung zur Führungsreserve, ab November 1944 sollte er im Westen
als Chef des Stabes eines Armeekorps verwendet werden. Dazu kam es aber nicht mehr.
Aufgrund von Hinweisen durch die Gestapo nahm sich Hans Alexander von Voss am
08.11.1944 am Heinersdorfer-See das Leben.
Er wollte insbesondere seine Freunde schützen.
71
Hauptmann der Reserve Joachim Freiherr v. Willisen
Joachim Wilhelm Freiherr v. Willisen
31.01.1900 (Gut Bärenwalde, Westpreußen) – 05.04.1983 (München)
Im Regiment 1936-1940
Nach Abschluss seiner Schullaufbahn studierte er Forstwissenschaft
und schloss selbiges 1923 ab.
1925 trat er als Forstassessor in den preußischen Staatsdienst ein.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten stand er dem Regime
ablehnend gegenüber, auch weil sein Verwandter Herbert von Bose
Opfer des Röhm-Putsches wurde.
Danach stand er in der Uckermark einem Forstamt vor. Ab Anfang April
1939 leistete von Willisen im Reichswirtschaftsministerium als Oberforstmeister den Bereich
Holzwirtschaft.
Nachdem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde von Willisen zur Wehrmacht eingezogen
und diente beim Potsdamer Infanterie-Regiment 9 in der 23. Infanterie Division. Über FritzDietlof Graf von der Schulenburg bekam er dort Kontakt zum militärischen Widerstand.
Aufgrund mehrmaliger Verwundung wurde von Willisen aus der Wehrmacht entlassen.
Danach wurde von Willisen persönlicher Referat des Staatssekretärs im Reichsforstamt.
Anfang Juli 1943 wurde er zum Oberlandforstmeister befördert und leitete anschließend die
Landesforstverwaltung in Schwerin. Ab dieser Zeit intensivierten sich die Kontakte zu
Schulenburg, der von Willisen für das Schattenkabinett Beck/Goerdeler als Politischen
Beauftragten für den Wehrkreis II (Stettin) für den Fall eines geglückten Staatsstreiches
gewinnen konnte.
Nach den Ereignissen des 20. Juli
Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde von Willisen am 21. Juli 1944
festgenommen und in Schwerin wochenlang durch die Gestapo verhört. Von Willisens Name
stand auf der Liste der potentiellen Verbindungsoffiziere und politischen Beauftragten, die
von der Gestapo konfisziert worden war und ausgewertet wurde. Während der Verhöre
konnte ihm nicht nachgewiesen werden, dass er über das geplante Attentat informiert war
bzw. darum wusste, dass sein Name auf der Liste stand.
Danach war er wieder bis Kriegsende in der Landesforstverwaltung in Schwerin tätig und
erlebte die Befreiung vom Nationalsozialismus.
Nach 1945: Forstamtsleiter Rheinhausen
72
Die Verbindung Wachbataillon BMVg zum 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment
Am 13. Mai 1961 wird dem Wachbataillon BMVg die Tradition des Ersten Garde-Regiment
zu Fuß und der aus ihm hervorgegangenen Truppenteile durch den letzten Führer des Ersten
GRzF, Major a.D. Siegfried Graf zu Eulenburg-Wicken, übergeben. Aufgrund dessen, das die
1. Kompanie Infanterie-Regiment 9 diese Tradition am 24.08.1921 durch Erlass des Chefs der
Heeresleitung, Gen. d. Inf. v. Seeckt, über die Regelung der Traditionspflege im Reichsheer
übertragen bekam, ergibt sich hier die Berührung mit dem Wachbataillon BMVg.
Zur Führung der Tradition des Infanterie-Regiments 9 durch das Wachbataillon beim
Bundesministerium für Verteidigung:
Die Tradition des Infanterie-Regiments 9 hat das Wachbataillon nicht in der urkundlichen
Form übernommen, wie es für die Tradition des Ersten Garde-Regiments zu Fuß der Fall ist.
Gleichwohl führt das Wachbataillon seit dem 13. Mai 1961 ebenfalls die Tradition des
Infanterie-Regiments 9.
Die Gründe hierfür sind:
1. Die Tradition für das Erste Garde-Regiment zu Fuß hat dem Wachbataillon der Semper
talis Bund übertragen. Der Semper talis Bund, seit seiner Gründung 1919 ein
Zusammenschluss ehemaliger Angehöriger des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, hat bereits
mit seiner Satzung vom 19.9.1935 ehemaligen Angehörigen des Infanterie-Regiments 9 die
Möglichkeit eröffnet, als außerordentliche Mitglieder im Semper talis Bund aufgenommen
zu werden.
Bei der Neugründung des Semper talis Bundes am 9.5.1953 bestehen die
Gründungsmitglieder, und zwar völlig gleichberechtigt, sowohl aus ehemaligen Angehörigen
des Ersten Garde-Regiments zu Fuß als auch des Infanterie-Regiments 9.
2. Der erste Traditionsträger des Ersten Garde-Regiments zu Fuß von 1921 bis 1937 war
Die 1. Kompanie des Infanterie-Regimentes 9 ab 1937 Erweiterung auf Stab, I. Btl. 13. Und
14. Kompanie. Der zweite Traditionsträger des Ersten Garde-Regiments zu Fuß
ist seit 1961 das Wachbataillon.
3. Der erste Destinatär (Genießer einer Stiftung) des Vermögens des Generals von Rohdich
war im Jahre 1806 für zwei Monate das Grenadier-Garde-Bataillon Nr. 6. Es folgte ab 1810
als zweiter Destinatär das Regiment Garde zu Fuß, ab 1813 Erstes Garde-Regiment zu Fuß,
das die Gelder bis 1880 vom preußischen Militärfiskus, danach bis 1918 von seiner eigenen
Stiftung, der Stiftung von Rohdich’ scher Legatenfonds, erhielt.
Von 1921 bis 1945 war das Infanterie-Regiment 9 als Traditionsträger des Ersten GardeRegiments zu Fuß der nächste Destinatär der Stiftung von Rohdich’ scher Legatenfonds.
4. Nachfolger des Infanterie-Regiments 9 als Destinatär der Stiftung von Rohdich’ scher
Legatenfonds wird ab 1994 das Wachbataillon.
73
Diese Traditionsbindungen zwischen dem ehemaligen Infanterie-Regiment 9 und dem
Wachbataillon BMVg werden in den kommenden Jahrzehnten selbstverständlich. Sie werden
von den höchsten Repräsentanten und den obersten Behörden der Bundesrepublik
Deutschland zum Ausdruck gebracht.
Beispiele hierfür sind:
a) Das Schreiben des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Richard
Freiherr von Weizsäcker, vom 8.5.1989 an den Kommandeur des Wachbataillons,
Oberstleutnant Bahr: "Ich bin immer stolz gewesen auf mein Regiment (Infanterie-Regiment
9, Potsdam), auf die Traditionsverbände und auf die Nachfolger, das Wachbataillon an der
Spitze."
b) Das Schreiben des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Richard
Freiherr von Weizsäcker, der sich im Zusammenhang mit der Frage nach dem Eigentümer
des sogenannten Möllendorff-Degens wie folgt äußert: "Heute ist der Traditionsträger in der
Nachfolge der Ersten Kompanie des Infanterie-Regiments 9 das Wachbataillon beim
Bundesministerium der Verteidigung."
c) Das Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung vom 2. Mai 1994, das sich im
Zusammenhang mit der Frage nach dem Destinatär der Stiftung von Rohdich’ scher
Legatenfonds wie folgt äußert: "Die bis 1945 zuletzt dem Infanterie-Regiment 9 in Potsdam
und heute dem Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung als
Traditionsverband obliegende Wahrnehmung der Stiftungsangelegenheiten ... "
d) Rede des Verteidigungsministers Dr. Franz Josef Jung anlässlich des 50 –jährigen
Bestehens des Wachbataillons BMVg am 6. September 2007:
„Das Wachbataillon ist die Einheit der Bundeswehr mit der ältesten, urkundlich verbrieften
Tradition, die weit in die deutsche und preußische Geschichte zurückreicht.
Auf diese Ursprünge geht auch die enge Verbundenheit des Wachbataillons mit dem Semper
talis Bund zurück, die Traditionsvereinigung ehemaliger Angehöriger des Königlichen
Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß und des Infanterie-Regiments 9. Sein Vorsitz
wird traditionell vom amtierenden Kommandeur des Wachbataillons übernommen.
Gemeinsam mit dem „von Rohdich’schen Legatenfonds“ ist er wichtiger Bestandteil der
Geschichte des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung. Der Legatenfonds
war und ist soziale Stiftung für die Soldaten des Garderegiments, des Infanterie-Regiments 9
und heute des Wachbataillons.
Die herausgehobene Stellung des Wachbataillons innerhalb der Bundeswehr kommt auch in
der Tatsache zum Ausdruck, dass wir inzwischen jedes Jahr am Jahrestag des Anschlags vom
20. Juli 1944 ein feierliches Gelöbnis der Rekruten des Wachbataillons im Bendlerblock
durchführen. Der militärische Widerstand ist eine der zentralen Traditionslinien der
Bundeswehr. Das Wachbataillon kann stolz darauf sein, dass die überwiegende Zahl der
Offiziere aus dem Infanterie-Regiment 9, dem unmittelbaren Vorläufer des Wachbataillons60
am 20. Juli 1944 aktiv am Widerstand beteiligt waren, darunter so bekannte Namen wie
Henning von Tresckow und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg.
60
geschichtliche Fehlinterpretation, aber von Minister Jung in der Rede so genannt
74
Keine andere Einheit der Bundeswehr kann auf eine solch lange Tradition zurückblicken. Das
Wachbataillon hat auch den Leitspruch übernommen: Semper talis – immer gleich, immer
vortrefflich! Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung hat diesen
Leitspruch nun seit fünfzig Jahren mit Leben erfüllt. Der außergewöhnlich hohe Anspruch an
sich selber, der in diesem Leitspruch zum Ausdruck kommt, kann nur gemeinsam erfüllt
werden.
Die
traditionell
besonders
enge
Kameradschaft
und
das
ausgeprägte
Zusammengehörigkeitsgefühl, die in der Einheit herrschen, sind die Grundlage dafür, diesem
Anspruch gerecht zu werden. Für den geleisteten Dienst der aktiven und ehemaligen
Angehörigen des Wachbataillons danke ich Ihnen und bin sicher, dass es seiner stolzen
Tradition auch in Zukunft gerecht wird.
Und darum rufe ich Ihnen heute zu: „Semper talis“!“ (Ende der Rede Minister Jung)
Inzwischen haben über fünf Jahrzehnte lebendig geführte Tradition das Wachbataillon als
drittes Glied an die 94 Jahre alte Traditionskette Erstes Garde-Regiment zu Fuß – InfanterieRegiment 9 geschweißt. Die Traditionslinie Erstes Garde-Regiment zu Fuß - InfanterieRegiment 9 - Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung ist festgefügt.
Um aber auch den Traditionsrichtlinien der heutigen Bundeswehr gerecht zu werden, ist das
Infanterie-Regiment 9 der Wehrmacht einerseits nicht das pauschale Vorbild des
Wachbataillons BMVg, andererseits aber gerade aus ihm die bekanntesten militärischen
Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. Etwa 25 Offiziere des Inf.-Rgt. 9, zwei davon noch
eingetreten in das Erste Garde-Regiment zu Fuß, beteiligten sich an dem Umsturzversuch.
Sie haben ihren festen Platz im Traditionsverständnis der Bundeswehr.
Eben diesen Männern widmete das Wachbataillon BMVg anlässlich der 60. Wiederkehr des
Attentats am 20. Juli 2004 eine Ausstellung in den Räumen der militärhistorischen
Sammlung.
75
Militärhistorische Sammlung
des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung
76
Einleitung militärhistorische Sammlung des Wachbataillons BMVg
Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung schaut auf eine lange
Traditionslinie zurück. Doch wie kommt ein Verband der Bundeswehr auf die Idee,
traditionellen Bezug auf beispielsweise das preußische Regiment "Prinz Friedrich" (Nr.6) aus
dem Jahre 1675 zu nehmen?
Welchen Wert hat das Rückbesinnen auf jene längst vergangene Zeit für einen Verband der
heutigen Bundeswehr? Und was ist nach den Jahrhunderten überliefert?
Von wo aus man die Tradition des Wachbataillon BMVg nun betrachtet, um ein Ereignis
kommt man nicht herum.
Am 13. Mai 1961 stehen sich Oberst a.D. Graf Siegfried zu Eulenburg-Wicken und
Oberstleutnant Erwin Koch gegenüber. Der letzte Friedensführer des Ersten Garde-Regiments
zu Fuß und der Kommandeur des noch jungen Wachbataillons BMVg. Es ist der Tag, an dem
das Wachbataillon, zunächst die 2. Kompanie, die Tradition des Garde-Regiments übergeben
bekommt.
Graf zu Eulenburg-Wicken hält an diesem Tag eine flammende Rede in der er von den Taten
der Garde berichtet und die Tugenden anführt, die mit Tapferkeit, Treue, Disziplin, Glaube,
Überzeugung und Standhaftigkeit vor allem aber in allen Zeiten „aufrechter Mensch zu
bleiben“ auch in die Bundeswehr heutiger Zeit übertragbar sind. Nach dieser eindrucksvollen
Zeremonie ist die 2./Wachbataillon BMVg offiziell ein Glied in der langjährigen
Traditionsgeschichte, welche so viele Einheiten durch die Zeit verbindet.
Im Zuge dieser Übergabe begann die 2./Wachbataillon BMVg mit der Aufstellung einer
Sammlung, die 1975 erstmals als ein „kleines Museum“ in der Hermann-Löns-Kaserne in
Bergisch Gladbach zu sehen war. Hierzu steuerte der Semper talis Bund viele Exponate bei.
Im Laufe der Jahre vergrößerte sich die Anzahl der Gegenstände, auch dank zahlreicher
privater Spenden. 1987 wurde die Sammlung nach Siegburg verlagert und ab 1998 im Zuge
der Verlegung des gesamten Bataillons 2003 in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin
grundlegend neu gestaltet.
Im Jahr 2010 erhielt die Sammlung ihr heutiges Gesicht, es wird seither auch die eigene
Geschichte des Wachbataillons BMVg mehr in darstellerischer Bedeutung gezeigt und die
Räume wurden namentlich gewidmet.
Im "von-Möllendorff-Saal" und dem „von-Tresckow-Saal“, den Herzstücken der Sammlung,
wie im gesamten Bereich des Stabes und der Kompanien finden sich Gemälde, Vitrinen,
Fotografien und Schaukästen. Nahezu jedes einzelne ausgestellte Exponat besitzt eine eigene
Geschichte.
Die folgende Aufstellung ist nach Räumen bzw. Gebäudeteilen sortiert und enthält eine
Auflistung aller ausgestellten Gegenstände.
77
1. Zielsetzung
Die militärhistorische Sammlung des Wachbataillons beim Bundesministerium der
Verteidigung dient der Aus- und Weiterbildung der Soldaten des Wachbataillons. Durch die
Ausstellung und Erläuterungen der Exponate, sollen das Selbstverständnis des Soldaten, das
Traditionsverständnis sowie die soldatischen Tugenden gefördert werden. Hierbei werden
drei Traditionssäulen bedacht.
1. Die Eigentradition der Bundeswehr
2. Der militärische Widerstand im Dritten Reich
3. Die preußische Garde von 1674 bis 1918
Neben dem Verständnis der Traditionen ist auch die Traditionspflege im Bataillon ein
elementarer Bestandteil der Absicht. So soll die gelebte Tradition den Soldaten vor Augen
geführt werden und deren Herkunft anschaulich erläutert werden. Hierzu stehen neben dem
"Möllendorff-Saal" der "Henning von Tresckow-Saal" sowie die Räumlichkeiten des Stabes
des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung als Ausstellungsfläche zur
Verfügung.
2. Personal
Die Betreuung der Sammlung obliegt dem S1 Offizier des Wachbataillons beim
Bundesministerium der Verteidigung. Er verwaltet die Räume der Ausstellung, die
ausgestellten und eingelagerten Exponate, die angesammelte Literatur und schriftlichen
Quellen, jegliches Bildmaterial und Leihgaben externer Personen und Institutionen.
Auch ist er für die Einhaltung der von den Spendern geforderten Sicherheitsmaßnahmen
zuständig.
Beauftragt mit der Vorstellung der Sammlung vor Besuchergruppen ist gegenwärtig:
Hauptmann Ernst Schüßling
3. Technische Installationen
Die Sammlung des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung ist im Gebäude
48 A der Julius-Leber-Kaserne Berlin untergebracht. Die Sammlung nimmt im Stabsgebäude
zwei Räume, sowie mehrere Flure, Aufgänge etc. ein.
Die Sicherung der Sammlung wird durch Sicherheitsschlösser, abschließbare Vitrinen und
eine Alarmanlage gesichert.
Die Beleuchtung erfolgt durch eigens installierte Strahler.
4. Finanzierung und Unterhalt
Die Militärgeschichtliche Sammlung des Wachbataillons beim Bundesministerium der
Verteidigung wird vom Bataillon selbst, von Privatpersonen und durch die Unterstützung des
Semper talis Bundes, Kurt-Schumacher-Damm 41, 13405 Berlin
78
und
von Rohdich'schen Legatenfonds, Charles-Corcelle-Ring 9, 13405 Berlin
durch Sach- und Geldspenden unterstützt und gefördert.
5. Inventarisierung
Die Inventarliste wird vom Beauftragten für die militärhistorische Sammlung des
Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung geführt (S1 Offz).
Eine Inventarliste mit den ausgestellten Exponaten im Stabsgebäude liegt aus dem August
2015 vor.
Änderungen des Bestandes werden fortgeschrieben und ergänzt.
Die militärhistorische Sammlung entwickelt sich stetig fort und kann in dem dafür gestalteten
Konzept immer nur den aktuellen Stand widergeben. Erweiterungen, Änderungen sowie
Aufnahme des Inventars, das in den Kompanien ausgestellt ist, werden nacherfasst.
79
Eingangsbereich Gebäude 48 A
Bilder
-
"Der Garde schönstes Regiment", Reserven der 4./EGRzF
"Zur Erinnerung an meine Dienstzeit“, Gefreiter August Weber, 4./EGRzF (1886-1889)
Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 Berlin (1907-1909)
Musikkorps des II. Bataillon Garde-Regiment Alexander
Alt-Potsdam, Breite Straße und Garnisonkirche
Langer Stall und Garnisonkirche um 1800
Garnisonkirche Potsdam, schwarz-weiß
2 Fotografien Innenansicht der Garnisonkirche, um 1920, ein Bild mit Widmung auf
der Rückseite
Fotografie der zerstörten Garnisonkirche (lediglich die Fassade steht noch)
Glockenturm der königlichen Hof- und Garnisonkirche Potsdam
Flur EG vor dem „von Möllendorff-Saal“
Bilder
-
Die Fahnen der Husaren bis 1806
Die Fahnen des Ersten Regiments
Schautafel (Zeichnungen und Text) zur Herkunft der Fahnenbänder des EGRzF
Die Fahnen des König-Regiments
Die Gardefahnen von 1740, 1808 und 1914
4 Ausgaben der "Semper talis Zeitung“ 1969, 1971, 1971, 1973
Inf.-Rgt. 9 beim Marsch, 1933, u.a. zu sehen: Kurt Schumacher, Henning von Tresckow,
Wolf Graf Baudissin und Adelbert von Taysen
Bildchronik des EGRzF um 1930 mit den Darstellungen:
-
Bataillon Grenadier-Garde in der Schlacht bei Hohenfriedberg (1745)
III. Bataillon Regiments-Garde in der Schlacht bei Leuthen (1757)
S.M. König Friedrich Wilhelm I. im Lustgarten
Uniformübersicht Rgt.-Garde No. 6 und Rgt.-Garde No. 15 (1786)
Uniformübersicht Rgt.-Garde No. 15, Gren-Garde No. 6, Rgt. Garde No. 15 und
Gren-Garde Nr. 6 (1787-1806)
Das I. Bataillon Leibgarde bei Kollin (1757)
Das Füsilier-Bataillon bei Groß-Goerschen-Kaja (2.5.1813)
Prinz Anton von Hohenzollern im Kampfe um Rosberitz (3.7.1866)
Fahnenweihe auf dem Schlosshof zu Königsberg (1808)
St. Privat (18.8.1870)
Parade im Lustgarten ((9.2.1894) Einstellung des Kronprinzen in das EGRzF))
80
-
"Zur Erinnerung an die Rekruten-Besichtigung der 7./EGRzF" (1913)
Bataillonsbesichtigung am 1.Mai 1900 durch Kaiser Wilhelm II.
Denkmal des EGRzF in Potsdam
Frühjahrsparade am 1. Juni 1900 in Potsdam
Frühjahrsparade in Potsdam, marschierende Formationen, rückwärtige Ansicht
"Das Schwören des Fahneneides bei der Garde"
Frühjahrsparade am 1. Juni 1900 vor Seiner Majestät dem Kaiser, Ansicht mit
Publikum
"Zur Erinnerung an den 200 jährigen Geburtstags Friedrich des Großen" am 24.
Januar 1912,Spielleute des Bataillons (1911-1912)
Potsdamer Garnisonkirche
Paradefotografie in Potsdam, (U-förmige Formation)
-
Flur Erdgeschoss vor dem "U-Raum 1. Kompanie"
Schautafeln Wachbataillon der Jahre:
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
–
1957
1958/59
1960/61 (muss ergänzt werden)
1962/63
1964/65
1966/67
1968/69
1970/71
1972/73
1974/75
1976/77
1978/79
1980/81
1982/83
1984/85
1986/87
1988/89
1990
Treppenaufgang in das 1. Obergeschoss
Schautafeln Wachbataillon der Jahre:
–
–
–
–
–
–
2004
2005
2006
2007
2008
2009
-
2010
2011
2012
2013
2014
81
Lichtflur 1. Obergeschoss
-
Stiftungsurkunde der "Ehrenmedaille des Kommandeurs des Wachbataillons beim
Bundesministerium der Verteidigung"
Stiftungsurkunde für den „Semper talis Pokal“
16 Portraits der ehemaligen Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland
Signiertes Portrait des Bundespräsidenten Horst Köhler
Urkunden für die Träger der "Gardenadel Wachbataillon BMVg" (36 Urkunden)
Gipsbüste Friedrich der Große
Groß-Diorahma mit Landschaft und Zinnfiguren; Garde Infanterie-Division und Garde
Kavallerie-Division, bemalt durch den preuß. General der Infanterie von Ledebur
Flur 1. Obergeschoss Rechts
Schautafeln Wachbataillon der Jahre:
– 1991
– 1992
– 1993
– 1994/95
– 1996/97
– 1998
– 1999
– 2000
– 2001
– 2002
– 2003
Flur 1. Obergeschoss Links (Kommandeur-Flur)
-
23 Portraits der ehemaligen stellvertretenden Kommandeure des Wachbataillon
BMVg
die ehemaligen S3 Offiziere (Protokoll) (17 Plaketten auf Holztafel)
Fotografie Soldat Frank Trepke vor einer Formation des Wachbataillons im
Bundeskanzleramt
Collage aus Fotografien: Gelöbnis der Rekruten des Wachbataillon BMVg am 20.Juli
vor dem Reichstag
Stammtafel des EGRzF und seiner Traditionsträger
Fotografie angetretene Ehrenformation im Bundeskanzleramt von oben fotografiert
19 Portraits der ehemaligen Kommandeure des Wachbataillon BMVg
Collage aus Fotografien: Berliner Militärmusikfest 2004
Collage aus Fotografien: Staatsbesuch George W. Bush, 2005, Mainz
Fotografie Staatsbesuch Russland 1994
Urkunde der Patenschaft des Wachbataillon BMVg und der Sicherungs- und
Unterstützungskompanie
82
-
Fotografie Militärparade in Italien, 7./Wachbataillon BMVg vor dem Kolosseum
Fotografie mit Widmung, Großer Zapfenstreich vor dem Brandenburger Tor
Fotografie mit Widmung, marschierende Formation (evtl. In Russland)
Fotografie Ehrenformation mit Staatsbesuch
Fotografie Fackelspalier Schloss Bellevue
Inventarliste Ausstellung „von-Tresckow-Saal“
Uniformen:
-
Waffenrock mit Schirmmütze (Feldwebel, Infanterie-Regiment 9)
Dienstanzug Bundeswehr mit Helm, Stiefeln und Carbine M1 (1956)
Dienstanzug Bundeswehr mit Helm, Stiefeln und K98 (1957, Oberfeldwebel)
Gesellschaftsanzug 1. Generation (Oberst)
"Viertaschenrock" mit Schirmmütze (Oberst Erwin Koch, 1. Kdr Wachbataillon
BMVg )
Uniformrock (dreifarbig, Karneval)
Kampfanzug Bundeswehr (1958)
6 internationale Uniformen
Bilder/Fotografien
-
16 Schautafeln "Uniformen und Dienstgrade der Bundeswehr"
10 Fotografien Wachbataillon
23 Portraits Widerstandskämpfer des Infanterie-Regiments 9
Gruppenbild Offizierkorps Infanterie-Regiment 9 (1934)
Urkunde Potsdamer Garnisionkirche und Ehrenmal (EGRzF)
Fotografie Offizier Wachbataillon in Ehrenformation (1957)
Fotografie Rede Oberstleutnant Erwin Koch
Fotografie Ehrenformation Wachbataillon
Fotografie Soldaten Wachbataillon an Flaggenmasten
Fotografie Übergabe Truppenflagge an Wachbataillon
Fotografie Besichtigung bei der Gefechtsausbildung Bundeswehr
Fotografie Besichtigung bei der Gefechtsausbildung Bundeswehr (Mörser)
Fotografie Besichtigung und Abnahme einer Ehrenformation des
Wachbataillons
83
Vitrinen
-
Ehrenvitrine (Orden und Ehrenzeichen) Oberst a.D. Eduard Brücker
Vitrine 1 "Infanterie-Regiment 9"
-
Bildband Infanterie-Regiment 9
2 Videokassetten, Infanterie-Regiment 9
2 Schulterstücke Infanterie-Regiment 9
2 Magazintaschen
Brotbeutel
Feldpostpaket
Wasserflasche und Feldessgeschirr
Mehrzwecktasche für Koppel
Gefechtsausrüstung 1930er Jahre
Vitrine 2 „Bundeswehr“
-
5 Dienstmützen Bundeswehr, div. Ausführungen
4 Testmodelle Helm Wachbataillon (Protokoll)
Gefechtshelm "M1"
Ringbuchordner Dienstgradabzeichen der Bundeswehr
Ringbuchordner Tätigkeitsabzeichen der Bundeswehr
Ringbuchordner diverse Abzeichen
Ringbuchordner Kragenspiegel der Bundeswehr
Vitrine 3 „Bundeswehr“
-
5 Schirmmützen Bundeswehr, div. Ausführungen
2 Feldmützen Bundeswehr
"Panzerschutzmütze" Bundeswehr
13 Schiffchen Bundeswehr, div. Ausführungen
Ringbuchordner Ärmelbänder der Bundeswehr
Ringbuchordner Verbandsabzeichen der Bundeswehr
Ringbuchordner Tätigkeitsabzeichen der Bundeswehr
Sammlung Dienstgradabzeichen Generale/Admirale
Vitrine 4 „Wachbataillon BMVg“
-
Dokumente der Sammlung "Entwicklung des Wachbataillons BMVg"
84
Vitrine 5 „Wachbataillon BMVg“
-
Gästebücher des Wachbataillons
Schrank
-
Tischglocke Bronze mit Adler, Dreibein und Trommeltragegurt
("Trommler von Colonfay", geführt von Prinz Eitel Friedrich in der Schlacht bei
St. Quentin am 29.08.1914)
Möbel/Mobilar
Der 7,5 Meter lange mit 21 Stühlen bestückte Konferenztisch steht nicht im Zusammenhang
mit der Geschichte des Wachbataillons BMVg. Ihm gebührt dennoch Erwähnung, da dieser
aus der Zeit des Art Deco (1920-1940) stammt und schon in der Direktion der Reichsbank
bzw. Deutsche Bank bis 2007 gestanden hat. Hauptmann Schüßling übernahm diesen wie
auch den Bücherschrank.
„von-Möllendorff-Saal“
Vitrine 1
-
"Möllendorff-Degen" mit Scheide
Tisch
-
Erinnerungs-Pokal 5. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 53
Schrank
-
Aufstellungsbefehl des Wachbataillons BMVg
Bildchronik des Wachbataillons BMVg
-
1957
1958/59
1961
1962/63
1964/65
1966/67
1968/69
1970/71
1972/73
1974/75
1976/77
1978/79
85
-
1980/81
1982/83
1984/85
1986/87
1988/89
1990/91
1991/92
2007/08
2009/10
2011/12
-
Grenadier-Mütze (I. Oder II. Bataillon, EGRzF)
Grenadier-Mütze mit Wollpuschel (I. oder II. Bataillon, EGRzF)
Grenadier-Mütze mit Wollpuschel (EGRzF, III. Bataillon, Füsilier-Bataillon)
Grenadier-Mütze ohne Wollpuschel (I. oder II. Bataillon, EGRzF)
Grenadier-Mütze mit Wollpuschel (gelb/weiß) (III. Bataillon EGRzF)
Grenadier-Mütze
Ordonnanzpistole
Pistole Walther 08
2 Silberteller Regimentssilber EGRzF
Ehrentrinkbecher aus Zinn, Inschrift: Zum 70. Geburtstag. Semper Talis. Karl
Heidtmann
"Kaiserbecher", Wanderpokal für Schießleistungen, Offiziere EGRzF
Dekorationsartikel Grenadier-Mütze, Silber, mit Holzfuß, innen hohl
(Abschiedsgeschenk für Offiziere, welche mind. Fünf Jahre in der Garde
dienten)
3 große Teller EGRzF (Porzellan)
1 kleiner Teller EGRzF (Porzellan)
Porzellanplatte, 1. oder 3. Garde-Ulanen-Regiment (Potsdam)
Fundamentstein Potsdamer Garnisonkirche
Säbel mit Portepee
Bronzefigur, Friedrich der Große mit Krückstock, Semper talis Bund e.V. (1980)
Tischfahne des Traditionsverbandes der Garde-Kavallerie
Tischfahne Bund Dritter Gardisten
Tischfahne Bund 5. Gardisten Düsseldorf
Tischfahne 4. GRzF
Tischfahne 2./ Wachbataillon BMVg
Pokal EGRzF Potsdam, groß, golden
Abschiedsgeschenk (Bild) Garnison Potsdam ("Zur Erinnerung an meine
Dienstzeit [...])
-
-
86
Vitrine 2 „Varia“
-
Miniatur-Grenadier-Mütze auf Marmorplatte
Div. Zinnfiguren
Bierkrug, Schießpreis Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1,
Berlin 1931
Centenar-Medaille, Andenken 100. Geburtstag Kaiser Wilhelm I., 1889
3er Ordensschnalle mit Eisernem Kreuz 1914 II. Klasse
Ehrenkreuz für Frontkämpfer 1914-1918
Tapferkeitsmedaille, Kaiser Franz-Joseph
Kriegs-Verwundetenabzeichen in Gold
Ordensschnalle mit Eisernem Kreuz II. Klasse
dabei: Frontkämpferabzeichen bronziert
Eisernes Kreuz I. Klasse
Zivilorden Miniatur, Brustkreuz Johanniter-Orden
Pour le Mérite
Königlich Preußischer Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern
Trinkglas, Geschenk zur Einweihung der militärhistorischen Sammlung
3 Schulterblätter (sog. "Alte Knochen"), bemalt, zur Erinnerung an die
Dienstzeit
Gedenkmünze Garnisonkirche Potsdam
Reservistentasse mit Henkel, verziert, Porzellan (1910)
3 Schulterstücke Uniform
Erkennungsmarke mit Tasche, Gefreiter Christian Bumb (4./EGRzF)
Führungszeugnis für Grenadier Sommer
2 Stehkragen, EGRzF
3 Ärmelbeschläge, rot, EGRzF
Militärpass, Blau, mit Gardestern, EGRzF, Füsilier Karl Stichnoth
2 Trinkflaschen, verziert (Garde-Regiment Nr.5 / Artillerie)
Ringkragen Fahnenträger, einer normal Infanterie, einer Erstes GardeRegiment zu Fuß
Lederkoppel mit Schnalle "Gott mit uns"
5 Militärpässe
Mitgliedsausweis Semper talis Bund und dazugehörige Militärdokumente von
1910, Gefreiter August Gelking, 7. Kompnaie EGRzF, 1910
Mütze, Garde du Corps
Private Fotografien
Militärpass, Wilhelm Friedrich Ruge, einjährig Freiwilliger 5. Kompanie EGRzF,
02.10.1911, Unterzeichnet u.a. Küpper, Major a.D.
87
Vitrine 3 "Oberst Siegfried Graf zu Eulenburg"
-
Orden Pour le Mérite mit Eichenlaub
Königlich Preußischer Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern
Goldenes Militär-Verdienstkreuz
Eisernes Kreuz I. Klasse
Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse
Goldenes Verwundetenabzeichen
Schwarzes Verwundetenabzeichen
Miniaturspange Verwundetenabzeichen in schwarz und Kriegs-Verdienstkreuz
mit Schwertern
3 Fotografien (1 Portrait, 2 Autographe, Antreten von Truppenteilen 1914, an
Uffz Ilge)
Vitrine 4 "Der Hohe Schwarzer Adler Orden"
-
-
Kleinod zum Hohen Orden vom Schwarzen Adler
Hoher Orden vom Schwarzen Adler mit dem Orangeband und Kette aus dem
Hause Hohenzollern
Fotografie Übergabe des Hohen Orden vom Schwarzen Adler am 18.
September 1973 durch Louis Ferdinand von Preußen, Foto Graf
August zu Eulenburg, Oberhofmarschall S.K.H. Wilhelm II.
Druck Fürst Carl Anton von Hohenzollern, in Felduniform mit großer
Ordensschnalle, Träger dieses HSO
Erläuterungen zum Hohen Orden vom Schwarzen Adler
Vitrine 5 "Chronik Inf.-Rgt. 9"
-
Chronik des Infanterie-Regiments 9/“Jäger-Chronik“
Fahnen und Fahnenbänder
-
-
Fahne des Garde-Vereins Münster (1907)
Fahne des Vereins ehemaliger Angehöriger des Königin Augusta GardeGrenadier-Regiments No. 4 für Cöln und Umgebung
dabei: Fahnenband: "IM Kaiserin und Königin Auguste Viktoria"
dabei: Fahnenband: "Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold von
Preußen"
Fahne des Garde-Vereins Köln (1884)
Fahne des Garde-Vereins Düsseldorf (1883)
Fahne des Vereins der Kameraden des ehemaligen Ersten GardeReserveregiments
dabei: Fahnenband: "Baltikum Nordschutz 1919"
88
-
dabei: Fahnenband: "Geschenk Ihrer Majestät" (2 Stück)
dabei: Fahnenband: "K. K. Viktoria"
dabei: Fahnenband: "Auguste Viktoria Kaiserin"
Fahne des Vereins ehemaliger Kameraden des EGRzF Berlin
Uniformen
-
-
Preußischer Uniformrock, Oberst, EGRzF, Model 1842
dabei: Pickelhaube (Offiziere) (Geschenk von Lorenz Piacenza)
2 Waffenröcke Grenadiere, 1 nachgefertigt, 1 original 2. Compagnie
(I. Oder II. Bataillon EGRzF)
dabei: Grenadier-Mütze
Waffenrock Regiment Garde du Corps, 6. Esquadron
dabei: Paradehelm mit Adler
dabei: Kürass
dabei: 2 Säbel mit Scheide
Figuren/Plastiken
-
-
Friedrich der Große mit Krückstock und Windspiel
"Der lange Jonas", Künstlermodell von Prof. Ernst Herter aus dem Jahr 1895,
Flügelgrenadier des Ersten Garde Regiments, Potsdam, 1713-1740, zweite
Ausführung einer Puppe
Abbild "General der Infanterie Friedrich Wilhelm von Rohdich"
dabei: 2 Degen (Leihgabe OTL Volkmann)
Gemälde/Fotografien
-
Gemälde "Die Schlacht bei St. Privat"
Gemälde "Der Choral von Leuthen"
Zeichnung Schiesspreis EGRzF, Portrait Kaiser
Zeichnung "Friedrich der Große und seine Generale nach einem Manöver bei
Potsdam" (ohne Rahmen)
Zeichnung "Fallender Flaggenträger" (Fähnrich) 1. Bataillon Garde
Gemälde "Langer Kerl: Schwerid Redivanoff aus Moscow"
Zeichnung "Das Erste Bataillon Garde bei der Schlacht bei Kolin"
Zeichnung EGRzF 1875 "Offizier und Soldaten"
Zeichnung Friedrich der Große, Portrait, mit Hohem Orden vom Schwarzen
Adler
Stich "Die Soldatenfiguren auf der Langen Brücke bei Potsdam"
(dazugehörend Figur "Langer Jonas")
Fotografie Oberst a.D. Siegfried Graf zu Eulenburg-Wicken und Oberstleutnant
Erwin Koch bei Abnahme einer Ehrenformation im Zuge der
89
Traditionsübergabe des EGRzF an die 2./Wachbataillon BMVg
Fotografie
"Anerkennung
für
Gustav
Hundertmark"
und
"Anerkennungsurkunde für Gustav Hundertmark", Geschenk seines Sohnes
an die Sammlung
Fotografie mit Widmung Prinz Louis Ferdinand von Hohenzollern, anlässlich
der Übergabe des Hohen Schwarzen Adlerordens
-
-
Urkunden
-
Urkunde der Traditionsübernahme der Traditionen des EGRzF an das
Wachbataillon BMVg
Urkunde anlässlich der Stiftung aus dem Hause Hohenzollern
-
Möbel/Mobilar
Der große Vitrinenschrank (Bibliothek mit Löwentatzen und Verzierung aus einem
Herrenzimmer) ist der Gründerzeit (1871-1914) zuzuordnen und gehörte wohl zur
Grundausstattung der Kaserne.
Der Spieltisch mit drei Stühlen gehört zum Ensemble im v.-Tresckow-Saal.
Grammophon
Hier ist ein Tischgrammophon um 1910 (Gründerzeit, spielfähig) ausgestellt, das Aufnahmen
zeitgenössischer Märsche, gespielt von Kapellen von Garde-Regimentern oder Inf.-Rgt 9
abspielen kann. In einer Schellack-Sammlung enthalten.
Dienstzimmer Kommandeur WachBtl BMVg
-
Die erste Truppenfahne von 1965
Das Gemälde „Sturm des III. Bataillon Garde auf Leuthen“
Grenadier-Mütze Parade EGRzF, aus dem Besitz Lorenz Piacenza
Miniatur Pickelhaube Regiment von Werder
Geschenk Kaiser Wilhelm II. an den General von Brun
90
Der Semper talis Bund e.V.
Traditionsverband der aktiven und ehemaligen Soldaten des
Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung und seiner
Förderer sowie der ehemaligen Angehörigen und Freunde der in der
Tradition stehenden Garderegimenter
Gegründet wurde der Semper talis Bund (StB) 1921 in Potsdam. Die
Gründungsmitglieder waren ehemalige Angehörige des königlichpreußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß. Ziel des Bundes war die
Traditionspflege und Aufrechterhaltung der Kameradschaft nach dem
Ende des Ersten Weltkrieges und der Auflösung des Regiments. Die
Tradition desselben wurde im Infanterie-Regiment 9 weitergeführt.
Allerdings wurde der StB 1938 durch das nationalsozialistische Regime aufgelöst und konnte
erst 1953 wieder reaktiviert werden. Als 1961 das Wachbataillon beim Bundesministerium
der Verteidigung die Traditionen des EGRzF übernahm, wurde der Grundstein für die
Fortführung der Traditionslinie gelegt. Der StB unterstütze dies besonders durch die
Leihgaben vieler Exponate aus der eigenen militärhistorischen Sammlung. Dadurch konnte
das Wachbataillon BMVg eine umfassende Ausstellung eröffnen, welche nicht nur das EGRzF
umfasste, sondern ebenso Stücke zur Geschichte des Inf.-Rgt. 9 und diverser Truppenteile,
welche ihre Traditionen bereits an das EGRzF weitergaben.
Heute setzen sich die Mitglieder des StB aus aktiven und ehemaligen Angehörigen des
Wachbataillons und des ehem. Inf.-Rgt. 9 zusammen. Auch ein großer Freundeskreis, welcher
nicht aktiv in den Einheiten diente unterstützt die Arbeit des Bundes.
Der StB hat sich, neben der Pflege der Traditionen, auch dem sozialen Engagement
verpflichtet. Seit 2005 besteht eine Kooperation zwischen dem Bund und dem Bundeswehr
Sozialwerk e.V.
So können, ganz im Sinne der Gründer, Mitglieder auch im Alter oder in Notlagen schnell und
unbürokratisch unterstützt werden.
Um die Angehörigen des StB regelmäßig über Neuigkeiten zu informieren, erscheint
regelmäßig die Zeitung „Der Gardist“. Die Redaktion, sowie die Autoren sind Soldaten und
Angehörige des Wachbataillons und Freunde und Förderer des Bundes. Durch die enge
Zusammenarbeit der verschiedenen Verfasser der Artikel werden viele Themenbereiche
umfassend abgedeckt.
91
Von Rohdich’ scher Legatenfonds
Der von Rohdich’ sche Legatenfonds unterstützt u.a. Angehörige der
Bundeswehr (Soldaten und Zivile Mitarbeiter), die unverschuldet in
eine wirtschaftliche Notlage geraten sind. Die nächsten
Familienangehörigen sind darin eingeschlossen. Darüber hinaus wird
die Pflege des Heimatgedankens unter besondere Berücksichtigung
des Geburts- und Heimatortes des Stifters – Potsdam und Berlin –
gefördert.
Geschichte
Der von Rohdich‘ sche Legatenfonds hat seinen Ursprung im
Testament, des im Jahre 1796 verstorbenen preußischen Kriegsministers und Generals der
Infanterie, Friedrich Wilhelm von Rohdich. In diesem Testament vermacht er dem 1740
gegründeten Bataillon Grenadier-Garde, welchem er als Chef einst vorstand, kurz vor seinem
Tod, sein Vermögen, welches im Wesentlichen aus einem Palais „Auf der Dorotheenstadt am
Quarree“, dem heutigen Pariser Platz in Berlin bestand.
Zitat:
„Die Einkünfte meines Hauses mit den Mobiliarstücken, welches und welche ich meinem
unterhabenen Grenadiergarde-Bataillon unter dem vorstehenden Bedingungen vermacht
habe, sollen, wie ich hierdurch festsetze und bestimme, zu „ewigen Zeiten“ zur Erziehung der
Kinder des genannten Bataillons einzig und allein Verwendung finden.“
Testament: Friedrich Wilhelm von Rohdich
Nach seinem Tod wurde das „von Rohdich’ sche Legatenhaus“ in Berlin vermietet, und mit
dem Erlös die Erziehung der Kinder von Bataillonsangehörigen finanziert. Während der
französischen Besetzung Berlins, in Folge der Schlacht von Jena und Auerstedt im Jahre 1806,
wurde das Grenadier-Bataillon aufgelöst und die Zahlungen vom 24. Oktober 1806 bis zum
05. Dezember 1808 aus dem Rohdich’schen Erbe unterbrochen. Ab 1808 konnten jedoch
zwei neu aufgestellte Bataillone Garde zu Fuß, aufgrund der personellen, räumlichen und
funktionalen Kontinuität, an die Stelle als Nutznießer des Fonds treten. Auch aus so
gelagerten Fällen erwuchs das Verständnis von militärischen Vorgängerformationen im Sinne
eines Stammbaums. Mit der Aufstellung eines dritten Bataillons erfolgte 1809 die
Umbenennung in Garderegiment zu Fuß. Den endgültigen Namen „Erstes Garderegiment zu
Fuß“ (EGRzF) erhielt das Regiment am 19.Juni 1813. Die Verwaltung des Vermögens nahm ab
1824 eine Immediatkommission des EGRzF wahr. 1880 wurde der Stiftung die Rechte einer
Juristischen Person zuerkannt. Im Jahre 1918 jedoch standen die Verantwortlichen abermals,
wie schon 1806/08, vor einem historischen Bruch. Aber wie schon zuvor fand sich auch hier
eine hinreichende Kontinuität in einem neu aufgestellten Verband. Und mehr als noch beim
letzten Mal, war nun die vorliegende Verbindung all zu deutlich. Das in der Reichswehr
aufgestellte Infanterie-Regiment 9 stimmte nicht nur räumlich und funktionell mit seinem
Vorgänger überein, sondern war auch durch den Befehl der Traditionsübernahme von 1921
in direkten Nachfolge des EGRzF und somit des Garde Bataillons.
Im selben Jahr gründeten ehemalige Offiziere des EGRzF und die Angehörigen des Inf.-Rgt. 9
den Semper talis Bund (StB). Die Verwaltung des „von Rohdich’schen Legatenfonds“
übernahm von nun an Offiziere und Unteroffiziere des Inf.-Rgt. 9 und des StB, sowie zwei
Angehörige des preußischen Staatsministeriums. Die Geschäftsführung wurde einem
92
Feldwebel des Inf.-Rgt. 9 übertragen.
Eine hohe Wertsteigerung des Berliner Grundstücks und der damit gestiegene Mieterlös
ermöglichten den Erwerb von drei weiteren Immobilien in Potsdam. Bis 1945 konnte jedes
Kind eines Unteroffiziers, Mannschaftsdienstgrades und Beamten des mittleren Dienstes des
Traditionsregiment Inf.-Rgt. 9 mit einer monatlichen Ausbildungshilfe von je 30 Mark
unterstützt werden.
1951 wurde die Stiftung durch die Behörde der DDR aufgelöst, das Vermögen dem
Volkseigentum zugeführt. Einzig und allein die Beweissicherung der Besitzansprüche auf die
Vermögenswerte der Stiftung oblag nun der 1972 reaktivierten StB. Im
Beweissicherungsverfahren 1975 wurde festgestellt, dass der StB die Stiftung zu Recht
vertritt. Nach der Wiedervereinigung widerrief das Bundesministerium der Verteidigung im
Jahre 1993 die Auflösung der Stiftung von 1951 und übernahm die Stiftungsaufsicht. Das
Stiftungsvermögen konnte jedoch nicht zurückerlangt werden da das Bundesministerium der
Finanzen seine Ansprüche auf große Teile des Vermögens gerichtlich durchsetzte. Um den
Willen des Generals von Rohdich dennoch fortführen zu können, stellte man die benötigten
Finanzmittel aus dem Erlös eines Verkaufs des Grundstücks am Pariser Platz auf.
Seitdem wirkt die Stiftung, die mit dem Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e.V. und dem
Bundeswehr-Sozialwerk e.V. eine Kooperation eingegangen, sowie korporatives Mitglied des
Deutschen Bundeswehr-Verbandes e.V. ist, zum Wohle von Angehörigen der Bundeswehr.
Im Jahr 1997 ergab sich die Möglichkeit, ein Gebäude in enger Anbindung an die JuliusLeber-Kaserne anzumieten und 2007 zu erwerben. Später soll der Kölner Sitz der Stiftung
wieder nach Berlin zurückverlegt werden.
93
Stammtafel des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und seiner Tradition
1675
Regiment Churprinz zu Fuß (No 6)
1688 Regiment Lottum zu Fuß (No 15)
1701
Regiment Kronprinz zu Fuß (No 6)
1713
Königs-Regiment (No 6), Rothes LeibBataillon Grenadiere,
2. und 3. Bataillon
1732 Regiment Kronprinz (No 15)
1740
Grenadier-Garde-Bataillon (No 6)
1740 Königs-Regiment (No 15)
1. Bataillon 2. u. 3. Bataillon
Leibgarde (15) Regiment Garde
(15)
1807 Bataillon Garde zu Fuß
2. Kompanie
1. Kompanie 3. u. 4. Kompanie
1808 Regiment Königlicher Garde zu Fuß
3. und 4. Kompanie
Leib- und
2. Kompanie
II. Bataillon
1809 Füsilier-Garde-Bataillon
1813 – 1918 Erstes Garde-Regiment zu Fuß
mit I., II. und Füsilier-Bataillon
1918- Teile des Ersten Garde-Regiments zu Fuß im Detachement von Schauroth und
1919 im Freikorps Potsdam
1919- Beide Teile des Ersten Garde-Regiments zu Fuß werden in 1. und 2. Kompanie im I.
1920 Bataillon/Reichswehr-Infanterie-Regiment 5
1921
1937
Aus 1. und 2. Kompanie/Reichswehr-Infanterie-Regiment 5 wird
1. Kompanie/Infanterie-Regiment 9
(Traditionsträger Reichswehr)
Regimentsstab, I. Bataillon, 13. und 14. Kompanie/Infanterie-Regiment 9
(Traditionsträger Wehrmacht)
1942- Regimentsstab, I. Bataillon, 13. und 14. Kompanie/Grenadier-Regiment 9
(Traditionsträger Wehrmacht)
1961- Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung
heute (Traditionsträger Bundeswehr)
94
Altpreußisches Infanterie-Regiment No. 6 (1806)
Das Regiment wurde 1675 als „Regiment Kurprinz“ mit
einer Stärke von zwei Bataillonen aufgestellt, erster Chef
war Kurprinz Friedrich von Brandenburg. Im Jahre 1701
änderte sich die Bezeichnung in „Kronprinzenregiment“,
Chef war zu diesem Zeitpunkt Kronprinz Friedrich Wilhelm,
der spätere Soldatenkönig.
Im Jahre 1710 formierte Kronprinz Friedrich Wilhelm dieses
Korps aus Angehörigen seiner Jagdgarde und mehr oder
weniger freiwillig angeworbenen hochgewachsenen jungen
Männern. Sie bildeten 1711 vier Kompanien. Seit 1710
lautete die Bezeichnung „Großes Leibbataillon Grenadier“.
1713 wurde Friedrich Wilhelm I. König in Preußen und das
Regiment erhielt die Aufwertung zur Garde. Die neue
Bezeichnung des Regiments wurde: „Seiner Königlichen
Majestät Regiment“ (auch „Leibregiment“ oder
„Königsregiment“). Das Königsregiment (No. 6) entstand
1717 aus der Verschmelzung des Regiments zu Fuß
„Kronprinz“ mit den seit 1709 bestehenden Roten
Grenadieren, wobei letzteres das I. Bataillon, ersteres das II. und III. Bataillon bildeten.
Die Grenadiere des Königsregiments mussten mindestens 6 preußische Fuß (ca. 1,88 m, rheinisches
Maß) messen, in der Praxis musste man sich aber auch mit deutlich kleineren Rekruten bescheiden.
Die echten „Riesen“ – wie etwa der Ire James Kirkland mit einer Körpergröße von 2,17 Meter – waren
viel bestaunte Ausnahmen. Sie wurden entweder in das 1. Glied der Leibkompanie des Königs
eingegliedert oder bei den so genannten „Großen Unrangierten“ untergebracht, einer Abteilung für
den Regimentsersatz.
Spezialbeauftragte des Preußenkönigs, der dem Königsregiment selbst als Regimentschef und
Dauerträger der Regimentsuniform vorstand, waren europaweit unterwegs, um großgewachsene
Männer durch hohe Handgeldzahlungen – teilweise auch unter Ausübung von Zwang – zur
Dienstnahme in Preußen zu bewegen. Manchmal waren sie auch „Geschenke“ befreundeter Fürsten.
Diese Art der Rekrutenwerbung, aber auch der Unterhalt der hoch besoldeten Eliteeinheit
verschlangen horrende Geldsummen. Dabei hatte die Größe der Soldaten in der „Potsdamer
Riesengarde“ möglicherweise durchaus praktische Gründe: Von großgewachsenen Männern
erwartete man eine bessere Handhabung der möglichst langläufigen Vorderladergewehre und damit
die Möglichkeit des Schusses auf größere Distanzen. Zeisler (1993) meint jedoch, dass viele der
„Riesen“ unter pathologischem Riesenwuchs litten und körperlich wenig belastbar waren. Das
Regiment wäre daher eine reine Paradetruppe gewesen, die nicht für Gefechtseinsätze geeignet war.
Das Regiment bestand beim Tode Friedrich-Wilhelm I. 1740 aus rund 3200 Mann.
Im Zuge seiner Thronbesteigung 1740 löste König Friedrich II. das alte Garde-Regiment aufgrund der
hohen Unterhaltskosten auf und behielt nur noch ein Bataillon. Der Rest der Soldaten wurde auf
andere Einheiten verteilt. So wurde ein Teil der Männer im ehemaligen Kronprinzenregiment (1806:
No. 15) eingegliedert, das jetzt als neue Garde die Gardefunktion erfüllte. Die anderen
Regimentsangehörigen wurden auf die Regimenter Prinz Ferdinand (1806: No. 34), Prinz Heinrich
(1806: No. 35) und das neu gebildete Garnisonsbataillon von Weyher verteilt.
95
Das Bataillon trug fortan die Bezeichnung Bataillon Königs Grenadier-Garde mit allen
Gardevorrechten (höheres Traktament etc.). Die Flügelgrenadiere des Bataillons bildeten von 1744
bis 1763 mit denen des Regiments No. 3 ein kombiniertes Grenadierbataillon. In den Schlesischen
Kriegen wurde das Regiment 1745 in der Schlacht bei Hohenfriedberg, Soor und im Siebenjährigen
Krieg von 1756 bis 1763 bei Roßbach, Leuthen, Hochkirch, Liegnitz und Torgau eingesetzt.
Von 1801 bis 1806 war die Bezeichnung „Grenadier-Garde-Bataillon“. Die Truppe kapitulierte 1806
bei Erfurt und Prenzlau und wurde aufgelöst.
96
Altpreußisches Infanterie-Regiment No. 15 (1806)
Das Infanterie-Regiment mit der späteren Nummer No.
15 wurde 1688 als Regiment zu Fuß Wylich aus hugenottischen Flüchtlingen gebildet.
Ursprünglich in Wesel stationiert wurde es als Regiment
Kronprinz nach Ruppin verlegt. Als König machte
es Friedrich II. zum Regiment Garde mit dem I. Bataillon
Garde am Standort Potsdam.
1688 wurde das Regiment nach dem Edikt von
Fontainebleau aus französischen Glaubensflüchtlingen
zusammengestellt. 1732 erhielt der junge Kronprinz
Friedrich das Regiment von seinem Vater zugesprochen.
1733 wurde es nach Ruppin und Nauen verlegt. Am 1. Juni
1740 ernannte der neue König das Regiment zum
Regiment Garde, welches das bisherige Königsregiment
ablöste. Neue Garnison wurde Potsdam. Das Regiment
hatte anders als andere Einheiten drei Bataillone. Das I.
Bataillon wurde „I. Bataillon-Leibgarde“ genannt.
Im Regiment war der prominenteste Angehörige der Dichter Heinrich von Kleist. Er trat 1792 in das
III. Bataillon ein. Mit dem Regiment nahm er am Rheinfeldzug gegen Frankreich sowie an der
Belagerung der ersten bürgerlichen Republik auf deutschem Boden in Mainz teil. 1795 wurde er
zum Fähnrich und 1797 zum Leutnant befördert. Wiederholt äußerte er wachsende Zweifel am
Soldatendasein und verließ das Regiment im April 1799.
Das Regiment wurde als Regiment zu Fuß von Hirschfeld No. 15 am 28. Oktober 1806 durch die
Kapitulation bei Prenzlau aufgelöst.
Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts bestand die Regimentsuniform aus einer blauen Uniformjacke mit
roten Ärmelaufschlägen. Das I. Bataillon Leibgarde trug opulente silberne Schleifen auf der Brust. Die
Mütze der Flügelgrenadiere war rot, Silbermessingbeschlag mit weiß-rotem Püschel. Die
Regimentsfahne war silber-weiß gestreift. Das II. und III. Bataillon hatte weniger schmuckvolle
Uniformen, mit roten Rabatten und kleineren silbernen Schleifen. Alle Mannschaftsdienstgrade
wurden Grenadiere genannt, obwohl nur die Flügelgrenadiere und das gesamte III. Bataillon
(Füsiliere) Grenadier-Mützen trugen. Diese wiederum waren gelb.
97
BUCHNER, Alex: Das Handbuch der Deutschen Infanterie 1939-1945, Podzun-Pallas-Verlag,
Friedberg, 1989.
DESCHNER, Dr. Günther; HUBATSCH, Prof. Dr. Walther; DAHMS, Dr. Hellmut Günther u.a.:
Sammelband: Der 2. Weltkrieg: Bilder, Daten, Dokumente, Bertelsmann-Verlag, München,
1968, 1982.
ENGERT, Jürgen: Soldaten für Hitler, Rowohlt, Berlin, 1998.
GROEHLER, Olaf: Das Heerwesen in Brandenburg und Preußen von 1640-1806,
Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin, 2001.
HANNIBAL, Albrecht: Semper Talis, Brandenburg – Preußisch – Deutsche Geschichte, Band 1
800-1920, Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG Münster, Münster, 2009.
HANNIBAL, Albrecht: Semper Talis, Brandenburg – Preußisch – Deutsche Geschichte, Band 2
1921-2007, Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG Münster, Münster, 2009.
HAUPT, Werner: Das Buch der Infanterie: Marschiert-gesiegt-gelitten-geopfert, PodzunPallas-Verlag, Hanau, 1982.
JUNKER und DÜNNHAUPT: Semper Talis, Das Erste Garderegiment zu Fuß im Weltkrieg 191418, Hofdruckerei v. C. Dünnhaupt, Dessau, 1934.
LOCH, Thorsten: Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung (1957-2007),
Mittler-Verlag, Berlin, 2007.
MICHAELIS; Heinz: Infanterie-Regiment 48: Weg und Schicksal eines Truppenteils in den
Jahren 1934-1945, Berlin, 1984.
PAUL, Wolfgang: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9 (1918-1945), Preußische Traditionen
in Krieg und Frieden, Biblio Verlag, Osnabrück, 1985.
ROHDICH, Walther: Leuthen 5. Dezember 1757, Ein Wintertag in Schlesien, Nebel Verlag,
Eggolsheim, 1996.
SCHWARZ, Prof. Dr. Paul: 1415 – 1915 Brandenburg Preußen und das Deutsche Reich unter
den Hohenzollern, Heinrich Grund-verlag, Berlin, 1915.
WOCHE, Klaus-Rainer: Vom Wecken bis zum Zapfenstreich, Die Geschichte der Berliner
Garnison, Kurt Vowinckel Verlag, Potsdam, 1998.
Weitere Informationen finden sich in den Jahrgängen des "Gardisten", der Festschrift "55
Jahre Wachbataillon", sowie den Festschriften der einzelnen Kompanien zu bestimmten
Jubiläen.
98
Leitfaden durch die Militärgeschichtliche Sammlung
des Semper talis Bundes e.V. und des Wachbataillon BMVg
Die folgenden Ausführungen möchten als Roter Faden dem Betrachter die wichtigsten Exponate
näher bringen und Zusammenhänge und Bezüge zueinander erläutern; größere heereskundlichfachliche Ausführungen sprengen den Umfang dieser Broschüre – hierfür sei auf den Literaturnachweis am Ende verwiesen. Der Aufsatz gliedert sich in die Abschnitte:
Als Einleitung: Leitspruch Semper talis
Ursprung des Semper talis Bundes
Der Turm der Potsdamer Garnisonkirche
Das Erste Garde-Regiment zu Fuß und seine Stammtruppenteile
Das Regimentshaus des EGR
Garnisonstadt Potsdam
Im Ersten Weltkrieg (1914-18)
Nach dem 1. Weltkrieg: Reichsheer und 9. (preuß.) Infanterie-Regiment
Der Möllendorff-Degen
Das Infanterie-Regiment 9 in Frieden, Krieg
Das Wachbataillon der Bundeswehr a) Aufstellung und Entwicklung bis zum Umzug nach Berlin 1994
b) Übernahme der Überlieferung des Ersten Garde-Regiments zu Fuß
c) Bewahrung der Erinnerung an den militärischen Widerstand im Inf.-Rgt. 9
Der Hohe Orden vom Schwarzen Adler
Das Schrippenfest – Anlehnung an ein historisches Fest
Friedrich Wilhelm v. Rohdich und sein Legat
Die Schlacht von St. Privat, 18. August 1870 (Deutsch-Französischer Krieg) und das
Gemälde von Röchling
Abkürzungen:
StB
EGRzF
Semper talis Bund
Erstes Garde-Regiment zu Fuß
99
In der rechten Spalte wird auf die jeweils im Text erwähnten Exponate und
wichtige Daten verwiesen.
Als Einleitung: Der Leitspruch Semper talis
Der Leitspruch
"Semper talis" (lat.) wörtlich übersetzt: "immer so beschaffen", im
übertragenen Sinn "immer gleichbleibend", "immer dieselben", „immer
beständig".
Die Devise "Semper talis" taucht erstmals 1713 an den hohen GrenadierMützen des Roten Leib-Bataillons Grenadiere in Potsdam auf – es sind die
berühmten "Langen Kerls" König Friedrich Wilhelms I., des Soldatenkönigs.
1894 übernahm Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, das Devisenband für
die neu verliehenen Grenadier-Mützen des Erstes Garde-Regiments zu Fuß,
dessen I. Bataillon auch Semper talis-Bataillon, genannt wurde. Die
Parademützen des II. und des Füsilier-Bataillons trugen die Aufschrift Pro
Gloria et Patria.
Nach Abschluss eines Protokolleinsatzes wird vom Kommandeur des
Wachbataillons auch heute noch die Ehrenformation mit einem dreifachen
"Semper talis!" entlassen.
Ursprünglich ab 1975 als kleines Museum, dem sog. "Traditionsraum", im
Bereich der 2./Wachbataillon in der Hermann-Löns-Kaserne in Bergisch
Gladbach eingerichtet, wurde die Ausstellung 1987 in die Brückberg-Kaserne
nach Siegburg verlagert und ab 1998 nach der Verlegung des Großteils des
Bataillons in die Julius-Leber-Kaserne Berlin 2003 grundlegend neu gestaltet.
Im Jahr 2010 erhielt auch die eigene Geschichte des Wachbataillon BMVg
mehr darstellende Bedeutung und die Räume in denen die Hauptausstellung
beheimatet ist, wurden namentlich gewidmet. So heißen die Räume heute
der „von-Möllendorff-Saal“ und der „von-Tresckow-Saal“.
Ausstellung zunächst
bei der 2. Kompanie
Möllendorff-Saal
Tresckow-Saal
Der Kernbereich der Sammlung befindet sich im Stabsgebäude des
Wachbataillons in zwei großen, miteinander verbundenen Sälen. Der
Möllendorff-Saal bildet überwiegend die Chronologie bis ca. 1918 ab, der
Tresckow-Saal dient der Darstellung der Perioden danach bis zur Gegenwart.
Darüber hinaus hängen in den Fluren zahlreiche historische Fotos vom
Ersten Garde-Regiment zu Fuß und dem Wachbataillon BMVg.
Semper talis Bund e.V.
Gründung 1921
Der Semper talis Bund e.V. wurde 1921, drei Jahre nach dem 1. Weltkrieg in Potsdam
(1914-1918) in Potsdam, dem Standort des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
von ehemaligen Angehörigen des Regiments gegründet. Die Idee zündete
und vereinigte, verteilt über das ganze deutsche Reich, 1926 bereits 10.000
ehem. Angehörige des Regiments und der aus ihm aufgestellten
100
Kriegsformationen.
Vom Semper talis Bund, Ortsgruppe Potsdam, ist noch eine Fahne erhalten,
die jedoch schwer beschädigt ist und nicht ausgestellt werden kann. Im
Möllendorff-Saal hängen jedoch sechs wertvolle Fahnen verschiedener
Garde-Vereine. In diesen Vereinigungen schlossen sich ehemalige Soldaten,
die in Truppenteilen des kgl. preuß. Gardekorps (bis 1918) dienten,
zusammen und pflegten Kameradschaft, Tradition und Zusammenhalt. Die
Gardevereine genossen seinerzeit an ihren Standorten (z.B. Köln, Düsseldorf,
Berlin) eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Die ehemaligen 1. Gardisten
waren in der Regel auch Mitglied der örtlichen Semper talis-Gruppe. In den
1970er Jahren lösten sich die Garde-Vereine altersbedingt langsam auf, der
StB verjüngte sich jedoch durch Mitglieder aus dem Wachbataillon. So
fanden zahlreiche Gardevereinsfahnen eine neue Heimstatt beim Semper
talis Bund. Die wertvollen Fahnenbänder an der Fahne des Garde-Vereins
Köln von 1884 e.V. wurden von Kaiserin Auguste Viktoria und Prinzessin
Friedrich Leopold v. Preußen gefertigt.
Fahnen der GardeVereine
Pokal auf dem
runden Tisch im
Möllendorff-Saal
Der Pokal auf dem runden Tisch im Möllendorff-Saal ist ein typisches Beispiel
eines Geschenks für Offiziere der wilhelminischen Zeit um 1900, stammt
vom Inf-Rgt Nr. 53 (Münster) und fand über den Garde-Verein Münster
seinen Weg zum StB.
In den 1920er Jahren und zwischen 1953 und 1965 gab es recht enge
Verbindungen zwischen Semper talis Bund und dem Verband ehemaliger Helm vom Rgt. der
Gardes du Corps, dem Potsdamer Kürassier-Regiment, aus den Zeiten vor Gardes du Corps
und während des 1. Weltkriegs. Eine vollständige Unform ist leider nicht
vorhanden. Der ausgestellte Helm für Mannschaften der Gardes du Corps
trägt den aufschraubbaren Parade-Adler, zum täglichen Dienst trug der Helm
jedoch eine Spitze; der blaue Waffenrock gehört zum Dienstanzug eines
Garde du Corps (Reiter). Mit Gefreiter-Knopf und auf den Epauletten der
Compagnie-Knopf 6. Escadron.
101
Der Turm der Potsdamer Garnisonkirche
Die Nachbildung des Turmes der Potsdamer HofHof und Garnisonkirche
(Maßstab 1:12, 4,22 m, Holz) wurde 1979/80 durch Spenden von Mitgliedern
des Semper talis Bundes und anderer Persönlichkeiten gefertigt auf Initiative
des Vorsitzenden der Semper
per talis-Gruppe
talis
Köln, Karl-Heinz Richarz.
Die Potsdamer Kirche wurde zwischen 1730 und 1735 errichtet und war mit
ihrem Glockenspiel weltbekannt; „Üb'
„
immer Treu und Redlichkeit"
begleitete über Generationen den Dienst der Soldaten des Ersten GardeGarde
Regiments
ents und des Infanterie-Regiments
Infanterie
9, deren Kaserne sich in
unmittelbarer Nähe befand. Im 2. Weltkrieg erlitt die Kirche große Schäden
beim Luftangriff auf Potsdam am 14. April 1945; 1968 wurde die Ruine aus
ideologischen Gründen gesprengt.
Der Turm der Potsdamer
Garnisonkirche
im Eingangsbereich
Eingangs
des
Stabsgebäudes
Die Nachbildung des Turms besitzt seit kurzem wieder ein funktionierendes
Glockenspiel, das zu festgesetzten Zeiten – wie das Original – die Weise "Üb
immer Treu und Redlichkeit" (Mozarts Papageno-Arie/Text
Papageno
v. M. Hölty") und
den Choral "Lobe den Herren" spielt.
Das Erste Garde-Regiment
Regiment zu Fuß und seine Stammtruppenteile
Die komplizierten Verästelungen der Formationsgeschichte sind nur für
Heereskundler von Interesse – hier reichen einige Eckdaten aus:
1688 zur Zeit des Großen Kurfürsten entstand das Regiment Lottum, das
erste Vorgänger-Regiment,
Regiment, es heißt zwischen 1732 und
u
1740 Regiment
Kronprinz (Nr. 15) Lottum setzte sich aus franz. Refugies als Rgt. Varenne
Zinnfiguren Vitrine "Revue
1674 zusammen.
der Langen Kerls" im
Potsdamer Lustgarten um
1713-1740:
1740: unter König Friedrich Wilhelm I., des Soldatenkönigs, bestand 1730
das Grenadier-Garde-Bataillon
Bataillon (No. 6) - das sind die berühmten Roten
Grenadiere und Langen Kerls König Wilhelms I., es wird 1740 umformiert.
Zinnfiguren
Zinnfiguren-Vitrine
Besichtigung des
Leib
1740: König Friedrich II. (der Große) formiert das Leib-Bataillon
Leib
Garde (Nr. I. Bataillons Leib-Garde
15-1
1 sowie II. und III. Bataillon zum Regiment Garde
1806: Beginn des Krieges mit Frankreich. Unter König
Köni Friedrich Wilhelm III.
gehen beide Regimenter (Nr. 15 und 6) gehen unter in den Schlachten bei
Jena und Auerstedt; Preußen wird besiegt und kapituliert.
1808 Der König stellt das Garde-Rgt
Garde
zu Fuß neu auf, ab 1813 nach
Aufstellung eines weiteren Regimentes Fußgarde heißt es Erstes Garde-Rgt.
Garde
zu Fuß.
Zwei Figuren,
Figuren Stich und
Jonas Heinrichsohn, Sohn eines norwegischen Schmieds,
Kunstdruck
2,12 m groß, orig. Gipsmodell aus 1895 von Prof. Ernst Herter (Schüler
Begas) als Künstlermodell zur Gestaltung der Langen Brücke in Potsdam
Verweis auf den Stich, überlebensgroß
Nach der Jugendliteratur von Osckar Höcker, „Zwei Riesen von der Garde“
102
beschrieben: „Des Königs schönster Grenadier“ Königs-Rgt Nr,. 6, Rothes
Leibbataillon, oder einfach „Langer Kerl“
Vom Charakter ein Kameradenbetrüger, Kumpelanscheißer und Drecksack,
doch des Königs schönster Grenadier ……..
Flügelgrenadier unter Friedrich Wilhelm I.
Choral von Leuthen
Gemälde "Der Choral v. Leuthen"
Das Gemälde von Prof. Arthur Becker (Düsseldorfer Schule) stellt eine
Episode am Abend der Schlacht bei Leuthen/Schlesien, 5. Dez. 1757 dar, die
König Friedrich II. gegen die österreich. Armee gewann.
Nach blutigem Kampf stimmten die erschöpften preußischen Soldaten das
Lied "Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen" an.
Im Hintergrund ist die Gestalt des Königs zu sehen.
Ursächlich als Fresko im Hause des Kaufmanns Leopold von Peil in Düren
Grenadier-Mützen des
angebracht, fertigte der Künstler im Moment 4. Gemälde nach.
Erstes Garde-Regiments
Das Erste Garde-Regiment zu Fuß erhielt auf Befehl seines Allerhöchsten
Regimentschefs, dem König von Preußen (= Kaiser Wilhelm II.) 1894 neue
Grenadier-Mützen für besondere Anlässe. Die alten Grenadier-Mützen
russischen Musters, seit 1824 in Gebrauch, wurden an das Kaiser AlexanderGarde-Grenadier-Regiment Nr. 1 (Berlin) abgegeben.
Der Semper talis Bund verfügt über einige Grenadier-Mützen (mit roter
Bespannung) für das I. und II. Bataillon, sowie solche für das III. = FüsilierBataillon (mit gelber Bespannung). Offizier- und Mannschaftsstücke
unterscheiden sich in Details. Für besondere Protokollaufgaben des
Wachbataillons werden nachgefertigte Stücke an die Ehrenposten
Silberteller
ausgegeben.
Das einstmals umfangreiche Silberservice des Ersten Garde-Regiments
Offizierkasino (Regimentshaus) wurde nach Auflösung des Regiments
auf das Offizierkorps verteilt, so dass heute nur noch wenige Stücke in
Familienbesitz existieren. Die vorhandenen Stücke stammen aus dem Besitz
von Hohenzollern-Prinzen.
Kaiser Wilhelm II. stiftete als Chef des Ersten Garde-Regiments einen Becher Kaiser-Pokal
(Wanderpokal) für den jeweils bestschießenden Offizier des Regiments,
verbunden mit der Verleihung der Schützen-Schnur.
Auf dem Becher, der aus massivem Silber besteht, sind ein großes,
geschwungenes W mit der Kaiserkrone, ferner die Daten 27. Jan. 1869-1894
(= Geburtstag des Kaisers) sowie 20 Namen von Offizieren des Regiments
eingraviert.
103
Das Regimentshaus des EGR (Offizierkasino)
Offizierkasino
Seit den 1880er Jahren war das Erste Garde-Regiment
Garde
in Potsdam in einer
Kasernenanlage in der Potsdamer Priesterstr. (heute: Henning-vonHenning
Tresckow-Str.)
Str.) vereint. Das Regimentshaus befand sich in unmittelbarer
Nähe der Kaserne in der Mammonstr. 4. (spätere Werner-Seelenbinder-Str.,
Werner
jetzt Am Kanal, das Originalgebäude ist nicht
nich mehr vorhanden). In den
Räumen und im Treppenhaus hingen bis 1918 vier Ölgemälde (Maße jeweils
1,50 x 2,70 m) des Malers Carl Röchling mit Episoden aus der Geschichte des
Regiments:
Sturm des Erstes Garde-Regiments
Regiments auf St. Privat (18. 8. 1870), Sturm des I.
Bataillons Garde bzw. des Regiments Garde auf den Friedhof von Leuthen
(7. 12. 1757) aus zwei Perspektiven und "Das Erstes Garde-Regiment
erstürmt die Batterie v. der Groeben (Chlum, 3.7.1866).
Gemälde "Sturm des
Erstes Garde-Regiments
Garde
auf St. Privat 18.8.1870
im Möllendorff-Saal
Möllendorff
Nach 1918 hingen diese Bilder teilweise im Garnisonmuseum im Potsdamer
Marstall, teilweise im Regimentshaus des Inf-Rgt. 9, um nach 1945 für
Jahrzehnte zusammengerollt im Depot der Stiftung Schlösser und Gärten in
Potsdam zu verschwinden.
Dort konnten die stark restaurationsbedürftigen Gemälde 1993 aufgefunden
und im weiteren Verlauf restauriert werden.
Den Möllendorff-Saal
Saal schmückt " Sturm des Erstes Garde-Regiments
Garde
auf St.
Privat", im Dienstzimmer des Kommandeurs hängt eines der beiden
Leuthen-Bilder, während
hrend die übrigen Gemälde im Gebäude der Stiftung v.
Rohdich’ scher Legatenfonds einen Platz gefunden haben.
Garnisonstadt Potsdam
Potsdam, Residenz der preußischen Könige, war seit 1713 Garnisonstadt mit
dem Einrücken der sog. "Langen Kerls" König Friedrich Wilhelms I., dem
Potsdam als
Vater Friedrichs II. (dem Großen) Wie die Soldaten des Rothen GrenadierGrenadier
Garnison
Bataillons (No. 6) aussahen, zeigt die Zinnfiguren Vitrine "Revue der Langen
Kerls"
Unter Friedrich II. wurden die "Langen Kerls", da zu kostspielig und letztlich
ineffektiv, aufgelöst, und ein neues Regiment aufgestellt, bestehend aus
dem I. Bataillon (Leib-)) Garde, sowie einem II. und
u III. Bataillon. Sie trugen
den blauen Rock (später allgem. Sinnbild des preußischen Soldaten),
beigefarbene Hosen und den Dreispitz, als Grenadiere jedoch ebenfalls eine
Grenadier-Mütze mit ziseliertem Messingschild.
Vor Kriegsausbruch 1914 zeigte die Potsdamer Garnison ein
farbenprächtiges Bild verschiedener Uniformen. Neben dem Erstes GardeGarde
Regiment zu Fuß gab es das Garde-Jäger-Bataillon
Garde
mit angeschlossener
Garde-MG-Abt. Nr. 1, das Lehr-Infanterie
Infanterie-Bataillon, die Unteroffizierschule,
die Kriegsschule, vier Kavallerie--Regimenter - das Regiment der Gardes du
Corps, das Leib-Garde-Husaren-Regiment,
Regiment, das 1. und 3. Garde-UlanenGarde
Regiment, das 2. und 4. Garde-Feldartillerie
Feldartillerie-Regiment, ferner das Große
Militärwaisenhaus, das Kadettenhaus Potsdam (Vorkorps), ein sehr
modernes Garnisonlazarett sowie etliche Militärbehörden. Die Vereidigung
der neuen Rekruten fand jährlich im "Langen Stall" an der Garnisonkirche
statt, einem riesigen Stall- und Exerziergebäude, von dem heute nur noch
104
eine barocke Fassade existiert.
Die Truppenteile formierten sich jährlich in der bekannten Potsdamer
Frühjahrsparade zu Pfingsten im Lustgarten vor dem Stadtschloß. Das große
Zinnfiguren-Diorama
Diorama aus dem Besitz der Familie von Ledebur lehnt sich an
diese Parade an.
Zinnfiguren-Diorama
Zinnfiguren
der Potsdamer
Garnison um 1910
Im Ersten Weltkrieg 1914-18
Am 9. Aug. 1914, wenige Tage nach der Mobilmachung, versammelten sich
das
kriegsstarke
Erste
Garde
Garde-Regiment
zu Fuß
und
sein
Mobilmachungstruppenteil, das Erstes Garde-Reserve-Regiment,
Garde
insgesamt
rund 7.000 Mann, im Potsdamer Lustgarten zu einem Appell und
Feldgottesdienst in Anwesenheit der kaiserlichen Familie. Unmittelbar Auszeichnungen
Oberst Siegfried Graf zu
danach erfolgte der Ausmarsch ins Feld.
Siegfried Graf zu Eulenburg-Wicken
Wicken war als Major von Feldzugsbeginn bis
Nov. 1918 Führer des Ersten Garde-Regiments
Garde
zu Fuß, nie Kommandeur,
weill Kaiser Wilhelm sich die Besetzung der Kommandeurstellen seiner LeibLeib
Regimenter nach dem Krieg besonders vorbehalten hatte.
Die
hervorragenden Leistungen und die Tapferkeit des Grafen spiegeln sich
jedoch in höchsten Auszeichnungen wieder, die der Eulenburgsche
Eulenb
Familienverband 2011 dem StB übergab.
Eulenburg, Vitrine im
Eulenburg
Möllendorff
Möllendorff-Saal
Großes Verdienstkreuz
Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Großes
Gr
Verdienstkreuz
Deutschland, ein Halsorden, der international dem Kommandeurkreuz
(Komtur) entspricht. Graf E. erhielt ihn für seine Verdienste um die
Landsmannschaft Ostpreußen.
Das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse
Das Eiserne Kreuz (EK) war eine Tapferkeitsauszeichnung des preußischen
Königs Friedrich Wilhelm III., gestiftet am 10. März 1813, dem Beginn der Eisernes Kreuz (EK)
Befreiungskämpfe gegen Napoleon I. Jeder Angehörige der Armee konnte es II. Klasse
erhalten. Es unterteilt sich in 3 Klassen:
die II. Klasse, ein am Bande hängendes, im Knopfloch zu tragendes Kreuz; die
I. Klasse: ein Brustkreuz, unter der linken Brusttasche zu tragen;
das Großkreuz: ein Halsorden, etwas größer als EK I und II. Es wurde nur
I. Klasse
verliehen für eine gewonnene Schlacht. Schließlich als Sonderstufe der Stern
zum Großkreuz (1815 an Feldmarschall Blücher verliehen).
Die Stiftung des Eisernen Kreuzes wurde 1870 (Deutsch-Französischer
(Deutsch
Krieg)
und 1914 zu Beginn des 1. Weltkriegs erneuert, die Einteilung blieb
grundsätzlich gleich.
ich. Auch 1939 wurde die Stiftung bei Kriegsbeginn erneuert
und bis 1944 um mehrere Stufen erweitert (Ritterkreuz usw.)
Pour le Mérite (PLM)
Der Orden Pour le Mérite
Ursprünglich von Kurfürst Friedrich Wilhelm v. Brandenburg (der Große
Kurfürst) 1667 als Orden "de la générosité
généros gestiftet; 1740 von König Friedrich
105
II. (der Große) umgewidmet und neu gestiftet als "Pour le Mérite“ (franz.: für
das Verdienst) für Militärpersonen als Tapferkeitsauszeichnung, die nur
Offizieren verliehen wurde. Die Verleihungspraxis wurde unter den
preußischen Königen recht unterschiedlich gehandhabt. Im DeutschFranzösischen Krieg 1870/71 wurde er z.B. nur 120-mal verliehen bei
Hunderttausenden von Kriegsteilnehmern. Das Eiserne Kreuz beider Stufen
war die hauptsächlich verliehene Tapferkeitsauszeichnung.
Im 1. Weltkrieg (1914-18) erfolgten 687 Verleihungen (bei rund 2 Millionen
Kriegsteilnehmern), die Verleihung an einen Regimentsführer (Graf
Eulenburg war nicht Regimentskommandeur) war sehr selten.
Das Eichenlaub zum PLM wurde 112-mal verliehen, davon meist an hohe
Generale für deren Führungsleistung,
und nur 6-mal an
Regimentskommandeure (von Tausenden). Die Verleihung des Eichenlaubs
während der schweren Abwehrkämpfe 1918 an den Regimentsführer Major
Graf zu Eulenburg ist ein einzigartiger Fall in der Geschichte der
Verleihungsgeschichte.
1914-18 wurden insgesamt 23 Offiziere, die dem Ersten Garde-Regiment zu
Fuß entstammten, mit dem Pour le mérite ausgezeichnet, in der Mehrzahl
Generale.
Eichenlaub zum PLM
Darunter sichtbar: Miniaturausführung des PLM mit Eichenlaub für den
Zivilanzug
Der Königliche Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern
Der Orden selbst wurde 1841 v. König Friedrich Wilhelm IV. für Verdienste
um Preußen und sein Herrscherhaus gestiftet; die Schwerter 1864 (DeutschDänischer Krieg) durch König Wilhelm I. . Zwischen 1914 und 1918 rund
7.000 mal verliehen. Er bestand aus 4 Klassen: Großkomture, Komture, Hohenzollernscher
Hausorden
Ritter und Inhaber, die Klasse 1-3 wurden nur an Offiziere verliehen.
Wahlspruch: Vom Fels zum Meer.
Graf Eulenburg erhielt das Ritterkreuz mit Schwertern (links) und das Kreuz
der Großkomture mit Schwertern (rechts)
Verwundetenabzeichen für die Armee und die Kolonialtruppen
Gestiftet am 3. März 1918 v. Kaiser und König Wilhelm II. für die
Verwundeten, "die für das Vaterland geblutet haben oder die im
Kriegsgebiet durch feindliche Einwirkung ihre Gesundheit verloren und
infolgedessen dienstunfähig geworden sind", als besondere Anerkennung. Verwundetenabzeichen
Ehrenzeichen in drei Stufen: Schwarz für ein- und zweifache Verwundung,
Silber für 3 und 4malige Verwundungen, Gold für 5 und mehrmalige
Verwundungen.
rechts unten sichtbar:
goldene Ehrennadel des Verbandes Deutscher Soldaten (VdS), goldene
Ehrennadel des Bayerischen Kriegerbundes, goldenes Ehrenkreuz des
Bayerischen Kriegerbundes.
106
Nach dem 1. Weltkrieg - Reichsheer und 9. (preuß.) Infanterie-Regiment
1920 - 1935
Inf-Rgt 9 1920 – 1935
Die "Alte Armee" wurde auf 1918/19 auf alliierten Beschluss aufgelöst. Der
Versailler Vertrag gestattete dem Deutschen Reich und eine sehr begrenzte
Wehr-Macht von 100.000 Mann, eine kleinen Berufsarmee. In Potsdam
wurde u.a. das 9. Infanterie-Regiment aufgestellt, das in der ehem. Kaserne
des Ersten Garde-Regiments zu Fuß untergebracht war. Ein Erlass des Chefs
des Heeresleitung, Gen. v. Seeckt bestimmt 1922, dass jede Kompanie des
Reichsheeres die Tradition eines Regiments bzw. Bataillons der "Alten
Armee" zu übernehmen hat.
So erhielt die 1. Kompanie 9. (preuß.) Inf-Rgt. die Überlieferung des
Erstes Garde-Regiments zu Fuß (EGRzF)
In der Vitrine neben dem Waffenrock des EGRzF, die Reservistika und
verschiedene Ausstellungsstücke mit Bezug zum EGRzF zeigt, fallen
besonders die sog. "Alten Knochen" auf, Teil der Erinnerungskultur. Als "Alte
Knochen" bezeichnete der Soldat ursprünglich diejenigen Kameraden, die
schon ein Jahr Dienst hinter sich hatten und – als Gefreite – "alle Feinheiten Die Alten Knochen
des Dienstbetriebs" beherrschen;
die Rekruten hatten ihnen
(stillschweigend) die gebührende Achtung zu erweisen. Im kommenden Jahr
waren dann die Rekruten schon die "Alte Knochen". Als Sinnbild ihrer
langjährigen Zugehörigkeit zur xx-Kompanie ging man irgendwann dazu
über, den Kameraden kunstvoll bemalte "Alte Knochen" (ausgekochte
Rinderknochen) zu überreichen, von denen heute nur noch wenige
vorhanden sind.
Die bekannte Hofjuwelierfamilie Dedo Gadebusch in Potsdam fertigte in den
1920 Jahren den Kronkorken mit der silbernen Grenadier-Mütze,
beliebtes Geschenk in Semper talis-Kreisen in einer Zeit, als Silber noch Kronkorken mit der
Grenadier-Mütze
erschwinglich war. Den Korken gab es übrigens auch mit der
Husaren-Pelzmütze, dem Adler-Helm der Gardes du Corps und der
Ulanen-Tschapka. Das Juweliergeschäft besteht noch heute in Köln in der 5.
Generation.
Der Möllendorff-Degen
Degen des Generals
Möllendorff, Johann Carl v.,
* 20. 5. 1791 Reinsdorf (Kr. Delitzsch), + 6. 11. 1861 Berlin, beigesetzt auf v. Möllendorff
dem Garnisonfriedhof zu Potsdam. Tritt 1803 als Gefreiterkorporal in das Der 1. Träger
Infanterie-Regiment des Königs (Nr. 18 der alten Armeeliste) ein, 1806
Teilnahme an der Schacht bei Auerstädt, 1810 wieder beim Regiment Garde
zu Fuß (dem späteren Erstes Garde-Regiment) eingestellt, 1813 als
Secondelieutenant (Leutnant) Teilnahme an der Schlacht bei Groß-Görschen
(2. Mai 1813), 1815 Kapitän (d.h. Hauptmann), 1838 Oberstleutnant und
Kommandeur des 2. Garde-Regiments zu Fuß, 1848 oblag ihm während der
Revolution der Schutz des kgl. Schlosses in Berlin, 1849 als Generalmajor
Kommandeur der Garde-Infanterie, 1857 mit Pension als charakterisierter
107
General der Infanterie verabschiedet (d.h. er blieb Generalleutnant, erhielt
jedoch die Pension des nächsthöheren Dienstgrads). Höchste
Auszeichnungen: Pour le Mérite, Großkomturkreuz des Kgl. Preuß.
Hausordens von Hohenzollern.
1854 erhält der General anlässlich seines 50. Militärjubiläums einen
Ehrendegen vom Offizier- und Unteroffizierkorps der Garde-Infanterie.
Nach ihm trägt der Saal seinen Namen.
Der Namensgeber ist nicht zu verwechseln mit dem Generalfeldmarschall
Wichard v. Möllendorff (als Hauptmann im I. Bataillon (Leib)-Garde
Erstürmer des Kirchhofs von Leuthen 1757) oder mit dem Potsdamer
Amtsgerichtsrat Julius Möllendorff (Komponist des Parademarsches Nr. 1,
AM III, 51)
Der Weg des Degens
Der Verein der Offiziere des ehem. Ersten Garde-Regiments zu Fuß
beschließt im Juni 1931, dem jeweiligen Kompaniechef der
Traditionskompanie, der 1. Kp. 9. (preuß.) Infanterie-Regiment, einen
Ehrendegen zu überreichen als Verbindung zwischen dem alten Regiment
Die Kompaniechefs der
und der Traditionskompanie. Unter mehreren zur Wahl stehenden Degen 1. Kp. als Träger des
entscheidet man sich für den des Generals v. Möllendorff.
Degens
Der Degen wird erstmalig 1932 durch den Vorsitzenden des Semper talis
Bundes, Generalmajor a.D. Prinz Eitel Friedrich v. Preußen, im "Langen Stall"
dem Kompaniechef Hauptmann Bogislaw Graf v. Schwerin, überreicht, 1934
erhält ihn Hauptmann Adelbert v. Taysen, 1936 übernimmt ihn Hauptmann
Jonas Graf zu Eulenburg; mit Kriegsausbruch 1939 entfallen weitere
Übergaben.
Beim Nahen der Front 1945 vergräbt Major Paul Klasen, der letzte
Kommandeur des Grenadier-Ersatz-Bataillons 9 (Potsdam, Kaserne
Priesterstr.), den Möllendorff-Degen mit Jagdwaffen und einigen Pistolen in
einer Holzkiste auf einem Gartengrundstück in Potsdam-Eiche in 80 cm Tiefe.
- Verschiedene Versuche, während der Zeit der beiden deutschen Staaten
den Degen zu bergen, verlaufen erfolglos.
Nach der Wiedervereinigung 1991 nimmt Hans W. Klasen, Sohn des Majors
Paul Klasen und Leiter des DRK Berlin, die Suche wieder auf und kann mit
Unterstützung des Standortkommandos Potsdam (Oberst Frhr. v. Senden),
den Degen bergen und damit das Vermächtnis seines Vaters erfüllen.
Der stark in Mitleidenschaft gezogene Degen wird im Auftrag des
Wehrgeschichtlichen Museums in Rastatt aufwendig restauriert. Der
damalige Bundespräsident, Dr. Richard Frhr. v. Weizsäcker, der ebenfalls im
Infanterie-bzw. Grenadier-Rgt. 9 diente, bestätigte Herrn Klasen, dass der
Traditionsträger in der Nachfolge der 1. Kompanie des Infanterie-Regiments
9 das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung ist.
Der Degen entspricht in Form und Gestaltung weitgehend dem "InfanterieOffizierdegen alter Art" (IOD a/A), der bis zur Einführung des neuen Modells
1889 geführt wurde.
Das Gefäß ist mit Ausnahme der Griffhülse aus 18karätigem Gold gegossen.
Knauf, Griffbügel und Stichblätter zeigen aufwendige Verzierungen und
Gravuren, darunter das Familienwappen v. Möllendorff, Garde-Infanteristen
um 1850 und um 1803 (Eintritt Möllendorffs in die Armee) sowie die
Aufschrift an der Innenseite der Blätter: Die Offiziere der Garde-Infanterie -
108
Beschreibung des Degens
Ihrem väterlichen Freund.
Die Klinge, deren Reste aus konservatorischen Gründen in der Stahlscheide
verbleiben müssen, kann nicht mehr eindeutig bestimmt werden, misst
insgesamt 1115 mm. Untersuchungen ergaben, dass die Klinge aus sehr
preiswertem Walz-Stahl und nicht, wie ursprünglich angenommen, aus
Damaszener-Stahl bestand.
vgl.: Expertise OTL Uwe Böhm in: Der Gardist 1, 1993, S. 35 ff
Das Infanterie-Regiment 9 in Frieden und Krieg
rechts neben der Portraitwand der Offiziere im Widerstand erinnern
Ausrüstungsgegenstände wie Stahlhelm, Sturmgepäck und Gasmaske
an den Einsatz im Krieg ab 1939, und der (Parade-)Waffenrock eines
Feldwebels an die kurze Friedenszeit.
Die "Jaeger-Chronik"
Ein herausragendes Beispiel der Verbundenheit mit der Truppe gibt die
Chronik der 1. Kp. Inf-Rgt 9 wieder, die der letzte Friedens- "Spieß" (=
Kompaniefeldwebel), Johannes Jaeger, in mühevoller Arbeit nach Heimkehr
aus der Gefangenschaft fertigte. Das Original im Format DIN A3, gebunden in
weißem Schweinsleder, ging 1945 in der Kaserne Priesterstraße verloren.
Die sog. Jaeger-Chronik, von der Witwe Ellen Jaeger 2001 dem Semper talis
Bund übergeben, ist ein Unikat und ein einzigartiger Abriss der
Garnisonstadt Potsdam zwischen 1900 und 1945, sowie der
kameradschaftlichen Verbundenheit der ehem. 1. Kompanie Inf.-Rgt. 9 nach
dem Krieg.
Das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung
Aufstellung und Entwicklung bis zum Umzug nach Berlin
Das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung wurde mit
Aufstellungsbefehl Nr. 40 vom 16. 2. 1957 aufgestellt und bestand zunächst
aus Stab, Versorgungskompanie, 1. und 2. Wachkompanie, Feldjäger-LehrKompanie und dem Lehrmusikkorps. Die 1. Wachkompanie wurde aus der
ehem. Unteroffizierlehrkompanie, die aus ehem. Angehörigen des BGS
bestand, formiert.
Erster Standort war Rheinbach nahe Bonn, ab Feb. 1959 Siegburg,
Brückberg-Kaserne und für Teile des Bataillons Heide (bei Siegburg) sowie
Wuppertal. Der erste Protokolleinsatz mit einer aus Heer, Marine und
Luftwaffe gebildeten Ehrenformation erfolgte am Ende Aug. 1959 auf dem
Flughafen Köln/Bonn. In Laufe von Jahrzehnten folgten zahlreiche
Umstrukturierungen und Neuaufstellungen, die sich anhand der
vorhandenen Bataillonschronik detailliert nachvollziehen lassen. Von 1968 –
1994 lagen 3 Kompanien in der Hermann-Löns-Kaserne in Bergisch Gladbach.
Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten und der Wahl von
Berlin als Bundeshauptstadt verlegte auch das Wachbataillon mit den
meisten Kompanien nach Berlin in die Julius-Leber-Kaserne in BerlinReinickendorf, die vorher als Quartier Napoleon Standort der
französischen Berlin-Brigade war. Der Standort Bergisch Gladbach wurde
aufgegeben, in der Siegburger Brückberg-Kaserne lagen bis zum 30.09.2014
noch Teile der alten 6. Kompanie für Protokolleinsätze im 1. Dienstsitz des
BMVg (Hardthöhe).
109
Tresckow-Saal
Die Uniformierung der neuen Bundeswehr lehnte sich in Schnitt, Ausführung
und Dienstgradabzeichen zunächst an die US-Streitkräfte an, jedoch betont Tresckow-Saal
schmucklos und nüchtern. Der taubengraue kurze Waffenrock stammt aus
der ersten Periode ab 1956 und trägt auf dem Kragen die Abzeichen der
Infanterie nach US-Vorbild. Darüber der US-Stahlhelm.
In den Vitrinen an der Fensterseite des Tresckow-Saales wird die weitere
Entwicklung der Protokoll- und Dienstuniformen des Wachbataillons BMVg Tresckow-Saal
bis zur Gegenwart gezeigt, darunter die Uniform eines Oberst der
Bundeswehr mit Ordensbandspange (Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, EK I,
EK II, Nahkampfspange in Bronze, Infanterie-Sturmabzeichen) und eine ganz
besondere Uniform, die von den Kommandeuren des Wachbataillons nur zur
Kasernenerstürmung in Siegburg getragen worden ist. Die Karnevalsorden
wurden durch Oberst Schwitalla und Hptm Schüßling zur Verfügung gestellt.
An der rechten Stirnwand des Tresckow-Saales befinden sich 6 ProtokollUniformen ausländischer Truppenteile die gleiche oder ähnliche Aufgaben
wie das deutsche Wachbataillon übernehmen. Sie wurden dem Bataillon als
kameradschaftliche Geste übergeben.
Es handelt sich um:
1. Major der Musiker der norwegischen Königs-Garde
2. Großbritannien, Coldstream Guards
3. Kanada, Fußgarde der Königin
4. Weißrussland, Repräsentationsbataillon
5. Dänemark, königl. Garde
6. Polen, Paradeuniform
Jeweils 3 Uniformen rahmen ein Großbild ein, das die Übergabe der ersten
Truppenfahne der Bundeswehr an das Wachbataillon auf der Bonner
Hardthöhe im Mai 1965 durch den Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke
zeigt.
Der Original-Aufstellungsbefehl aus dem Jahre 1957 ist in einer Vitrine
erhalten.
Zahlreiche Fotos illustrieren den täglichen Dienstbetrieb und den
Protokolleinsatz, wie er in den ersten Jahren nach Aufstellung des Bataillons
durchgeführt wurde
Hinter Glas an der Wand die Orden von Oberst a.D. Eduard Brücker, dem 5.
Kommandeur des Wachbataillons (1970-1975) und Ehrenvorsitzenden des
Semper talis Bundes
Das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung
Übernahme der Überlieferung des Erstes Garde-Regiments
Den alten 1. Gardisten im Semper talis Bund lag am Herzen, die
Traditionspflege ihres Regiments einem der jungen BundeswehrTruppenteile zu übertragen; am besten schien dafür das Wachbataillon
BMVg geeignet, das bereits zahlreiche Aufgaben des Erstes Garde-Regiments
ebenfalls versah, z.B. den heute so genannten protokollarischen
Ehrendienst. Nach jahrelangen Vorbereitungen auf verschiedenen Ebenen
übernahm die 2. Kp. des Wachbataillons aus den Händen des letzten
Regimentsführers des Ersten Garde-Regiments, Siegfried Graf Eulenburg, am
13. Mai 1961 die Tradition. Sie wurde 1987 auf das gesamte Bataillon
110
Tresckow-Saal
erweitert.
Das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung
Gedenken an den militärischen Widerstand aus dem Inf-Rgt 9
Tresckow
Tresckow-Saal
Aus den Reihen des Militärs heraus wurde das Attentat auf Adolf Hitler am
20. Juli 1944 ausgeführt, die tragischen Folgen sind bekannt.
22 der Offiziere im Widerstand entstammten dem Potsdamer InfanterieInfanterie
Regiment 9, d.h. sie gingen aus ihm hervor oder gehörten
ge
ihm zeitweise an.
Ihre Portraits zeigt die große Tafeln an der Stirnwand des Tresckow-Saales,
Tresckow
benannt nach Generalmajor Henning v. Tresckow, aufgewachsen und Soldat
in Potsdam, "geistiger Motor“ des militär. Widerstandes. Das Gruppenfoto In
der Mitte
te der Portraitwand zeigt das Offizierkorps des Inf-Rgt. 9 im
September 1934, bevor ein Teil der Offiziere im Rahmen der Vergrößerung
der Wehrmacht versetzt wurde, und nennt zahlreiche später bekannte
Namen.
Die Bundeswehr und das Wachbataillon BMVg sehen sich in der Tradition
der militärischen Widerstandsbewegung
Das Potsdamer
Ein für die Ausstellung erarbeitetes Heft über das Infanterie-Regiment 9, das
besonders auf die Offiziere im Widerstand eingeht, liegt für den Besucher bereit.
Infanterie-Regiment 9
Infanterie
(1921
(1921-1945)
Der Hohe Orden vom Schwarzen Adler
gestiftet von Kurfürst Friedrich III. am 17. Januar 1701, dem Vorabend
seiner Krönung zum König (Friedrich I.) in Königsberg/Preußen. Wahlspruch:
suum cuique (lat: Jedem das Seine)
Es ist der höchste Orden des Königsreichs Preußen und besitzt nur eine
Klasse.
Die Zahl der inländischen Ritter, ausgenommen die Prinzen des kgl. Hauses,
war auf 30 festgesetzt, 1848 wurde die Ahnenprobe (8 adelige Ahnen)
abgeschafft, Nichtadlige erhielten durch Aufnahme in den Orden den
erblichen Adelsstand. Die preußischen Prinzen erhielten den Orden an ihrem
10. Geburtstag mit der Offizieruniform des Ersten Garde-Regiments
Garde
zu Fuß.
Die Investitur, d.h. die Ernennung neuer Ritter, wurde jährlich am
Adler
Adler-Orden
Stiftungstage im Berliner Schloß vom preußischen König vorgenommen. Die Schwarzer
Vitrine im
Ritter trugen hierzu Gala-Uniform
Uniform bzw. Anzug, einen purpurfarbenen
Möllendorff
Möllendorff-Saal
Mantel, die Collane (Kette) sowie den Bruststern mit der Devise suum
cuique.
Der Schwarze Adler-Orden
Orden besteht aus dem Kleinod - einem achtspitzigen,
dunkelblau emaillierten Malteserkreuz - , der Collane (Kette), dem
Bruststern sowie dem orangefarbenen Schulterband.
König Friedrich Wilhelm IV. bestimmte 1853, dass die Adler-Kettenglieder
auf der Rückseite mit dem Namen und dem Datum der Verleihung, später
auch Datum des Todes, versehen werden sollten. Die Ketten wurden ab
Mitte des 19. Jahrhunderts von Juwelier Georg Hossauer in Berlin
111
hergestellt. Heute existieren nur noch wenige von ihnen in den
Gedenkstätten ehem. souveräner Häuser.
Schirmherren des Semper talis Bundes waren immer Hohenzollern-Prinzen
aus der evangelischen oder katholischen Linie des Hauses (Liste siehe
Semper talis Bund Website).
Am 18. 9. 1973 übergab der damalige Schirmherr, S.K.H. Dr. Prinz Louis
Ferdinand v. Preußen, Chef des Hauses Hohenzollern, in Bergisch Gladbach
dem Semper talis Bund die Insignien des Schwarzen Adler-Ordens: Kleinod
mit Kette sowie Schulterband. Der ehemalige Ordensträger war Prinz
Friedrich Eugen v. Hohenzollern (1843 – 1904). Nach dem Tode Prinz Louis
Ferdinands 1994 blieb die Stelle des Schirmherrn vakant.
Die vier Fahnen des Ersten Garde-Regiments zu Fuß wurden 1895 ebenfalls
von Kaiser Wilhelm II. mit dem Schwarzen Adler-Orden dekoriert.
Sogenannter "Allerhöchster Regimentschef" des Erstes Garde-Regiments zu
Fuß war immer der preußische König, zuletzt Kaiser Wilhelm II.
Fahnen erhielten ebenfalls
den Orden
Das Schrippenfest – Anlehnung an ein historisches Fest
Das kgl. preuß. Lehr-Infanterie-Bataillon wurde errichtet durch AKO am 30. Das Lehr-Infanterie12. 1819 zur Einführung einheitlicher Ausbildungstandards in der gesamten Bataillon
Infanterie.
Neben einer Stammformation von 132 Mann stellte jedes InfanterieRegiment eine bestimmte Anzahl, vorrangig Längerdienende ab.
Es stand zunächst unter dem Befehl des Kommandeurs des EGRzF, auch als
selbständiges Bataillon entstammte der Kommandeur immer
dem EGRzF. Alljährlich trat die Truppe durch Kommandierungen von
Offizieren und Mannschaften in Bataillonsstärke zusammen und löste sich
nach den Herbstübungen bis auf die Stamm-Kompanie wieder auf.
Das Schrippenfest
Da das Bataillon zumindest für die Infanterie ein Abbild der gesamten Armee
darstellte, ordnete der König Friedrich Wilhelm III. an, dass den Veteranen
am 2. Mai jeden Jahres, des Tages der Schlacht von Groß-Görschen 1813,
vom Bataillon ein Fest ausgerichtet würde, erstmals am 2. Mai 1820. Was
gab es zu essen? Der Speisezettel nennt: 1 Quart Erbsensuppe, ¼ Pfund
Speck, ¾ Quart dicker Milchreis, ½ Pfd. Schmorfleisch, 1/8 Quart Bier, 1/8
Quart Schnaps, 1 Pfd. Weißbrot, in Form einer Riesenschrippe gebacken, die Speiseplan
neben jedem Teller lag. Daher der später volkstümliche Name Schrippenfest.
Die (Berliner) Schrippe heißt in anderen Gegenden Brötchen, Semmel oder
Rundstück.
In den letzten Jahren vor dem 1. Weltkrieg fand das Schrippenfest am 2.
Pfingstfeiertag statt auf der Mopke, dem mit rotem Ziegelsteinen
gepflasterten Platz zwischen dem Neuen Palais und dem Communs.
Ablauf des Festes
Der Ablauf war immer gleich und bestand aus Gottesdienst, Bataillonsappell,
Parade und der Speisung.
112
Der Kaiser mit seiner militärischen Suite, die kaiserliche Familie und die
Vorgesetzten des Bataillons wohnte der Veranstaltung bei, während alle
Musik- und Trompeterkorps der Potsdamer Garnison
für die musikalische Untermalung sorgten.
Um die Verbundenheit des königlichen Hauses mit der ganzen Armee zum
Ausdruck zu bringen, trugen der Kaiser und seine Söhne an diesem Tag nicht
die Uniform des Erstes Garde-Regiments zu Fuß, sondern der Kaiser: die
Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. (2.
Ostpreußisches) Nr. 3, Königsberg, und die Prinzen die Uniform der
Truppenteile, bei denen sie à la suite geführt wurden, und zwar
der Kronprinz: Grenadier-Rgt. Kronprinz. (1. Ostpreuß.) Nr. 1, Königsberg,
Prinz Eitel Friedrich: Grenadier-Rgt. König Friedrich Wilhelm IV. (1.
Pommersches) Nr. 2, Stettin; Prinz August Wilhelm: Grenadier Regiment
König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreußisches) Nr. 3, Königsberg; Prinz
Adalbert: Grenadier-Rgt. König Friedrich der Große (3. Ostpreuß.) Nr. 4,
Rastenburg; Prinz Oskar: Grenadier-Rgt. König Wilhelm I. (2. Westpreuß.) Nr.
7, Liegnitz; Prinz Joachim: Grenadier-Rgt. König Friedrich I. (4. Ostpreuß.) Nr.
5, Danzig.
Die Prinzen ließen stets die Mannschaften, die von ihren Regimentern zum
Bataillon kommandiert waren, gesondert antreten und erfreuten sie durch
Geldgeschenke.
Die Schnurparade geht auf die erste Besichtigung des Bataillons nach den
Herbstmanövern zurück; es wurde damals bestimmt, dass die Angehörigen
des Bataillons an der unteren Seite der Achselklappe eine Schnur tragen
sollten: rot bei Truppenteil mit weißen, gelben, blauen Achselklappen, gelb
bei roten Achselklappen.
Am 2. 8. 1914 (Mobilmachung) bildete das Lehr-Infanterie-Bataillon
zusammen mit dem Stamm-Bataillon. der Infanterie-Schießschule, der
Unteroffizierschule Potsdam und der Gewehr-Prüfungskommission das LehrInfanterie-Regiment (3. Garde-Division). Das Lehr-Infanterie-Bataillon gab
darüber hinaus 245 Mann zur Infanterie-Stabswache des Großen
Hauptquartiers ab.
Die Gesamtverluste im 1. Weltkrieg 1914 - 1918 betrugen 103 Offiziere, 535
Unteroffiziere und weit über 5.000 Mannschaften.
Die Unterkunft des Lehr-Infanterie-Bataillons befand sich in den
Communs gegenüber dem Neuen Palais, Potsdam, sowie in der AugusteViktoria-Kaserne in Eiche bei Potsdam.
Der Semper talis Bund hat seit 2002 den Brauch übernommen und führt
einmal jährlich zusammen mit dem Wachbataillon BMVg das sog.
Schrippenfest durch.
Rohdich-Portrait im
Möllendorff-Saal
Friedrich Wilhelm v. Rohdich und sein Legat
Zwischen den Vitrinen mit den Waffenröcken des Ersten Garde-Regiments
und des Gardes du Corps befindet sich ein Oval mit dem Abdruck des
113
Portraits Friedrich Wilhelms v. Rohdich, dessen größeres Original sich im
Potsdam-Museum befindet und einst den Sitzungssaal des Magistrats zu
Potsdam schmückte.
Das soziale Engagement der Stiftung von-Rohdich’schen Legatenfonds ist
bekannt, die Stiftung v. Rohdich`scher Legatenfonds, vielfältig mit dem
Semper talis Bund verbunden, hat ihren Stiftungssitz in unmittelbarer Nähe Grabstätte auf dem
Invalidenfriedhof
der Julius-Leber-Kaserne. Wie aber steht es um die Person des Stifters,
Friedrich Wilhelm (von) Rohdich? Wenn das Leben König Friedrichs II.
gewürdigt wird, wird, muss man auch Rohdich gedenken, der selbst in
Potsdam fast vergessen ist.
Er wurde 1719 in Potsdam geboren. Sein Vater diente noch im schwedischen
Heere und nach seiner Gefangennahme als Feldwebel in der Leibkompanie
des "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I., der ihn sehr schätzte. Der König
verfügte daher, dass der junge Friedrich Wilhelm kostenlos im
Joachimsthaler Gymnasium zu Berlin unterrichtet wurde. Er trat dann 1737
wie sein Vater in die Leibkompanie ein, wurde rasch befördert und bei
Regierungsantritt Friedrichs II. 1740 ist der tüchtige Soldat Fähnrich im I.
Bataillon Garde (Nr. 15). Dies ist insofern erwähnenswert, als damals
grundsätzlich eine adlige Herkunft Voraussetzung zur Ernennung zum
Offizier der Garde war. Als Kapitän (Hauptmann) und Kompaniechef zeichnet
sich Rohdich durch besondere Tapferkeit in den Schlachten bei Leuthen
(1757) und Prag (1760) aus; er erhält den Orden "Pour le Mérite", ferner als
besondere Auszeichnung des Königs eine Präbende, d.i. eine Stiftung zur
Einkommenssicherung, was durchaus ungewöhnlich war, und wird 1760 als
Major in den Adelsstand erhoben – er wird nun als Zeichen des besonderen
Vertrauens des Königs bis zu dessen Tod 1786 fast immer in seiner Nähe
weilen. 1776 wird v. Rohdich Kommandeur des Regiments Garde und
Generalinspekteur der Potsdamer Infanterie-Inspektion, sein Dienstsitz ist
das Große Holländische Haus in der Lindenstr. 54. 1779 wird Oberst v.
Rohdich die Chefstelle des Grenadier-Garde-Bataillons Nr. 6 als Nachfolger
des Generalmajors v. Lestwitz übertragen, gleichzeitig wird er zum
Generalmajor und Direktor des Großen Potsdamschen (Militär)Waisenhauses ernannt.
Hier kann er erstmals sein segensreiches Wirken für Potsdam entfalten. Die
Zustände im Waisenhaus sind schlimm, es ist durch die Schlesischen Kriege
mit Waisenkindern beiderlei Geschlechts überfüllt, die teilweise hungern
müssen und an Krankheiten leiden. Unter Rohdich wird das Waisenhaus neu
geordnet, die gröbsten Missstände abgestellt, doch für alles braucht man
Geld, das besonders nach dem Siebenjährigen Krieg knapp ist. Daher gründet
Rohdich in Potsdam ein Leihhaus (Lombard), dessen Zinserträge teilweise
dem Waisenhaus zugutekommen. Er stellt ferner die 1721 gegründete
Garnisonschule, die durch die Kriege in Verfall geraten, wieder her und
vergrößert sie.
Weiterhin kann Rohdich beim König erreichen, dass die hohen
Einquartierungslasten der Potsdamer Bürger erheblich reduziert werden,
u.a. übernahm nun der König (der Staat) die Lieferung der Möbel, des
Geschirrs und des Bettstrohs; Rohdich sorgte auch für die Verteilung des
"Gnaden-Roggens", einer Unterstützung für die in Potsdam besonders
zahlreichen arme Soldatenwitwen. Die Oberaufsicht
des 1774-75
errichteten Stadtarmen-hauses und die Gründung eines Instituts für
114
verwaiste Offiziertöchter sind weitere Beweise von Rohdichs
außergewöhnlichem sozialem Engagement.
1786 ernennt ihn sein dankbarer König Friedrich, der im gleichen Jahre
stirbt, zum Generalleutnant mit einer jährlichen Zulage von 2000 Thalern.
Rohdich ist wohl der Letzte, der den König noch lebend sah. Unter seinem
Nachfolger Friedrich Wilhelm II. erreicht Rohdich mit der Ernennung zum
Vicepräsidenten des Oberkriegskollegiums und Geheimen Staatsrat einen
Höhepunkt seiner Laufbahn. Entbunden von seinem Amt als Kommandant
von Potsdam siedelt Rohdich nun nach Berlin über. 1787 vermählt er sich mit
Friederike v. Hoffmann, die Ehe blieb kinderlos.
General v. Rohdich wird vom König weiterhin oft zu Paraden und Manövern
herangezogen und ab 1792 mit dem Ersatzwesen der Armee betraut. 1794
zum General von der Infanterie ernannt, stirbt er am 23. 1. 1796 in Berlin.
Schon zu Lebzeiten lässt die Potsdamer Bürgerschaft im Sitzungssaal des
Magistrats eine Gedenktafel mit dem Portrait Rohdichs und folgender
Inschrift anbringen: "Friedrich Wilhelm v. Rohdich, den Helden ein Muster,
dem Bürgern ein Trost, den Armen ein Vater, drei Königen wert!" Diese Tafel
befindet sich heute im Bestand des Potsdam-Museums. Sein Grab auf dem
Invalidenfriedhof, rechter Hand in Eingangsnähe, ist erhalten und erkennbar
an einer aufwendig modellierten Steinvase auf hohem Sockel, dessen
Inschrift u.a. anderem auf Rohdich als "Menschenfreund" hinweist.
Auf dem Hof der Kaserne des Ersten Garde-Regiments in der Priesterstr. 2-8
(heute Henning-von -Tresckow-Str) wurde 1896 eine Büste des Generals v.
Rohdich aufgestellt, die leider verschollen ist. Sie stammte aus der Hand von
Prof. Erdmann Encke, Mitglied der Akademie der Künste.
Rohdich legte testamentarisch fest, dass die Mieteinkünfte seines Palais in
Berlin, Am Quarrée (später Pariser Platz), das sog. v. Rohdichsche
Legatenhaus, den Kindern seines Grenadier-Garde-Bataillons (No. 15)
zugutekommen sollten; so wurde festgelegt, dass die Gelder den Eltern der
Kinder bis zum vollendeten 13. Lebensjahr auszuzahlen seien.. Daraus
erwuchs eine selbständige preußische Stiftung, die bis 1945 Beihilfen an
bedürftige Kinder von Soldaten der in der Nachfolge stehenden Truppenteile
zahlte. Das war bis 1918 das Erstes Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam) und
bis 1945 die 1. Kompanie des 9. (preuß.) Infanterie-Regiments als
Traditionskompanie. Diesem Regiment (ebenfalls Potsdam) entstammten
übrigens zahlreiche Offiziere im militärischen Widerstand gegen Hitler (20.
Juli 1944).
Das alten Rohdichsche Palais, das der Feldmarschall v. Wrangel bewohnte,
wurde zwischen 1878 und 1880 durch einen Neubau ersetzt, der durch seine
Lage direkt am Brandenburger Tor zahlreiche prominente Mieter anzog –
entsprechend gut war damals auch die finanzielle Lage des Legatenfonds. Zu
den Mietern im Erdgeschoß zählte bis 1931 z.B. die berühmte CasinoGesellschaft (gegr. 1786). Der Baedeker-Reiseführer erwähnt 1904
ausdrücklich das Gebäude Pariser Platz 3a als Eigentum des Ersten GardeRegiments zu Fuß.
Das repräsentative Haus wurde bei Luftangriffen 1944/45 völlig zerstört, die
Stiftung zu DDR-Zeiten aufgehoben bzw. in Volkseigentum überführt. 1921
gründete sich in Potsdam aus Angehörigen des Erstes Garde-Regiments zu
Fuß der Semper talis Bundes e.V., der eng mit dem v. Rohdich’schen
Legatenfonds
zusammenarbeitet
und
1972
im
Westen
115
Restitutionsansprüche für die ehemalige Stiftung des Generals v. Rohdich
anmeldet, die natürlich erst nach der Wiedervereinigung 1990 praktische
Gestalt annehmen konnten.
Über die Gründe, warum die Geschichtsforschung diesem bedeutendem
Manne bislang so wenig Raum eingeräumt hat, kann nur spekuliert werden.
Zu Lebzeiten war Rohdich vermutlich öfter Anfeindungen ausgesetzt - man
bedenke: als Nichtadliger zum Offizier im Leibregiment des Königs ernannt,
ein rascher Aufstieg, persönliche Tapferkeit, das besondere Vertrauen des
Königs und das "junge" Adelspatent mussten Neider auf den Plan rufen,
nicht zuletzt unter seinen adligen Offizier- und Generalskameraden. Nach
den Tode Friedrichs des Großen wurden v. Rohdichs Verdienste in erster
Linie im Grenadier-Garde-Bataillon und dessen Nachfolgern gepflegt und
traten damit nicht mehr so stark in die Öffentlichkeit. Ein interessantes
Forschungsobjekt, da eine wissenschaftlich fundierte Darstellung bislang
nicht existiert!
Heute sind in unserem Staat Sozialleistungen aller Art selbstverständlich – es
ist daher sicherlich geboten, des Generals v. Rohdich zu erinnern, der in
einer Zeit wirkte, als solches noch die große Ausnahme war.
Die Stiftung v. Rohdich’ scher Legatenfonds wurde nach der deutschen
Einigung 1990 wiedergegründet und wirkt seit jener Zeit in Berlin zur
Unterstützung bedürftiger Soldatenkinder und unverschuldet in Not
geratener Familien in der gesamten Bundeswehr, sie kooperiert dabei mit
dem Bundeswehr-Sozialwerk. Und auch die Stiftung Großes Waisenhaus in
Potsdam engagiert sich in zahlreichen gemeinnützigen Projekten für Kinder
und Jugendliche. So hat denn der Gedanke des Generals von Rohdich, den
heutigen Bedürfnissen angeglichen, überlebt.
116
Die Schlacht von St. - Privat, 18. August 1870 (Deutsch-Französischer Krieg)
Das Ereignis
Die Schlacht bei St. - Privat im Departement Moselle, Hauptort Metz, ist Die Schlacht bei
innerhalb von sechs Tagen die dritte Schlacht der preußischen 2. Armee St. – Privat am
(GFM Prinz Friedrich Karl) gegen die französische Rheinarmee (Marschall 18. August 1870
Bazaine), in deren Folge die französische Armee in die Festung Metz
zurückgedrängt und eingeschlossen wird und Ende Oktober wegen Hungers
kapituliert.
Das Dorf St. - Privat-la-Montagne bildet mit den Dörfern St. - Marie-auxChénes und Roncourt topographisch ein Dreieck. Auf seiner kurzen östlichen
Seite liegt links Roncourt und rechts St. Privat mit der südlich angrenzen
Ferme Jerusalem. Jenseits des Dorfes verläuft in nordwestlicher Richtung die
große Chaussee nach Verdun und teilt das Angriffsgelände. Das Gardekorps
(Prinz August v. Württemberg) erhielt den Befehl, die von den Franzosen
unter Gen. Canrobert verteidigten und befestigten Dörfer zu nehmen, es
wird jedoch aufgrund einer falschen Lagebeurteilung überhastet eingesetzt.
Ursprünglich sollte das gestaffelt und stark befestigte Dorf St. Privat
umgangen werden und vor einem Angriff mit Artillerie sturmreif geschossen
werden, auch wollte man den Angriff der sächsischen Division abwarten. Die
Erstes Garde-Infanterie-Division (Generalleutnant v. Pape) erhielt jedoch
Befehl, das Dorf zu stürmen, wobei die 4. Garde-Infanterie-Brigade südlich
auf die Ferme Jerusalem, die Erstes Garde-Infanterie-Brigade (Generalmajor
v. Kessel, 1. u. 3. Garde-Regiment zu Fuß, Garde-Jäger-Bataillon) nördlich der
Chaussee auf St. Privat angesetzt wurde. Hierbei stürmen die Bataillone über
ein kilometerlanges deckungsloses ansteigendes Glacis, wobei sich das
französische Chassepot-Gewehr dem deutschen Zündnadelgewehr als
deutlich überlegen erweist, da es weiter trägt.
Die Truppe bleibt rund 3000 m vor dem Dorf liegen unter schwersten
Verlusten liegen. In fünf Bataillonen fallen sämtliche Offiziere, bei allen
anderen Bataillonen des Gardekorps fällt die Mehrzahl oder wird verwundet.
Die dezimierte Truppe hält jedoch todesmutig aus, sie wehrt alle
französischen Gegenangriffe ab und hat, nachdem die sächsische Division
ebenfalls angegriffen hat ist, noch die Kraft sich noch einmal zum Sturm zu
erheben. Die Dörfer werden genommen und die französische Armee zieht
sich auf Metz zurück.
Der Schlachterfolg – mit welchen Mitteln wurde er erstrebt?
Der Grundsatz, dass Opfer im richtigen Verhältnis zum Sieg stehen müssen,
war 1870/71 nicht allgemeine Auffassung; es galt vielmehr die Devise:
"Vorwärts auf den Feind, koste es, was es wolle!" Die Frage, ob das schwere Der Schlachterfolg
Opfer von tausenden von Toten nicht hätte vermieden oder auf einen
Bruchteil verringert werden könne, wenn man vor einem Sturm zunächst die
Artilleriewirkung und das Vorrücken der Sachsen abgewartet hätte, stellte
sich damals nicht. An der Notwendigkeit des Befohlenen und seiner
unbedingten Erfüllung gab es keinen Zweifel. Später mitunter geäußerte
Kritik an der hohen Führung verstummte unter dem Eindruck der deutschen
Siege und der Errichtung des Deutschen Kaiserreiches – Kritiker innerhalb
der Armee "mussten den Rock ausziehen".
117
Bei St. Privat gelang es zwar, die französische Armee zum Rückzug auf Metz
zu bewegen, aber zu welchem Preis? Die Verluste an Toten und
Verwundeten betrugen auf französischer Seite 193 Offiziere rund 5.000
Mannschaften und Unteroffiziere, auf deutscher Seite 210 Offiziere und
rund 7.000 Mannschaften und Unteroffiziere, davon verlor die Erstes GardeGar
Infanterie-Division
Division unter alleine 161 Offiziere und 4.177 Mannschaften und
Unteroffiziere.
Das Erstes Garde-Regiment
Regiment zu Fuß verlor an Toten: 15 Offiziere, 38
Unteroffiziere und 307 Mann, daneben Hunderte von Verwundeten.
Das Gemälde
Das Gemälde
Der bekannte Geschichts- und Militärmaler Prof. Carl Röchling (1855 – 1920)
stellt den letzten Anlauf der Garde gegen das Dorf St. Privat abends halb 8
Uhr dar.
Das Gemälde basiert auf einer Skizze Kaiser Wilhelms II. (1869-1941),
(1869
die
dieser bei einem Diner im Regimentshaus
Regimen
des Ersten Garde-Regiments zu
Fuß in Potsdam am 12. Dez. 1895 auf der Rückseite einer Speisekarte
entwarf. Das 1896 fertiggestellte Ölgemälde (Maße ohne Rahmen 153 x 278
cm) schenkte der Kaiser als Regimentschef den "Alten Herren" des
Regiments, diee Teilnehmer jener Schlacht waren.
Der Maler portraitiert zahlreiche Offiziere des Erstes Garde-Regiments,
Garde
von
denen die meisten fielen oder verwundet wurden und stellt in künstlerischer
Abwandlung verschiedene Ereignisse dar, die in der Realität teilweise zeitlich
versetzt stattfanden.
Sichtbar ist im rechten Bildteil vorn die Leib-Kompanie
Leib
des Ersten GardeRegimentes zu Fuß (Hpt. v. Roeder), dann II. Bataillon und weiter hinten
Füsilier-Bataillon und 3. und 2. Garderegiment.
Das Gemälde schmückte bis 1918 die Hauptwand des Speisesaals im
Regimentshaus Mammonstraße, später hing es im Kasino des InfanterieInfanterie
Regiments 9 (ehem. Kasino des Regiments der Gardes du Corps, Am Kanal).
1994 wurde das Gemälde in schlechtem Zustand mit drei
dre anderen aus dem
Besitz des Erstes Garde-Regiments
Regiments im Depot der SPSG Potsdam durch den
damaligen Archivar des StB wiederentdeckt und mit Hilfe des v.
Rohdich`schen Legatenfonds restauriert werden.
Die Skizze des Kaisers gelangte seinerzeit in den Besitz des Ministers der kgl.
Hauses, Gen. d. Inf. und Oberhofmarschall August Graf zu Eulenburg, und
dann an seinen Enkel Victor v. Schweinitz (Inf-Rgt.
(
9). Sie wurde von seiner
Witwe, Yvonne v. Schweinitz, 2011 dem Semper talis Bund übergeben.
Literatur- und Internet-Hinweise
Hinweise
Ausarbeitung: Matthias W. Moritz
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119
Begebenheiten zur Entstehungsgeschichte des Wachbataillons BMVg
Keine Brillen, keine Bärte, keine Plattfüße
Das Bonner Wachbataillon: 1700 Mann treten an zur Dekoration
3. Juni 1988, 8:00 Uhr
Carlo Schmid, der französisch angehauchte SPD-Intellektuelle mit großbürgerlichem Habitus,
Genießer und Mann von Witz, hat die Geschichte gern erzählt:
Adenauer hatte ihn als Vertreter der Opposition im Jahre 1955 auf die historische MoskauReise mitgenommen. Allen Teilnehmern war ein wenig flau im Magen gewesen, als die
Maschine aufsetzte – wie würde Adenauer, selbst er bewegt vom Anlass, den historischen
Augenblick meistern? Der Kanzler stieg bedächtig die Flugzeugtreppe hinunter, schüttelte
Hände, drehte sich um, zog den wohlbeleibten Baudelaire-Übersetzer nach vorne und
präsentierte ihn dem sowjetischen Ministerpräsidenten: „Und hier, Herr Buljanin, hab’ ich
Ihnen auch’n Arbeiterführer mitjebracht.“
Das Eis war gebrochen, und Carlo Schmid, im ersten Weltkrieg Reserveoffizier in einem
„feinen“, wie man das damals nannte, Ludwigsburger Dragoner-Regiment, konnte die am
Flugplatz aufmarschierte Garde-Ehrenkompanie ins Auge fassen. Er hat den Eindruck in
seinen Erinnerungen beschrieben: Zweihundert „lange Kerls‘ in attraktiven blauen
Uniformen. Ihr Parademarsch – exakt, fest und zugleich federnd wie ein Sturmschritt –
konnte einem Schauer über den Rücken rieseln lassen, soviel Kraft ging von dieser Truppe
aus.“
Genau das ist das Problem des Bonner Wachbataillons, das heute bei solchen Anlässen die
Bundesrepublik Deutschland repräsentiert, so wie es die internationalen Bräuche und
Abkommen verlangen. Kraft im Sinne der russischen Garde am Flugplatz Wnukowo soll um
Gottes Willen nicht demonstriert werden, und über den Rücken soll es auch nicht mehr
rieseln. Doch als es Mitte der fünfziger Jahre in Bonn soweit war, fiel der Entschluß
überraschend leicht. Natürlich waren sich alle zuständigen Gremien einig, daß die neue
Bundeswehr auf so gut wie alle hergebrachten militärischen Formen zu verzichten und den
zeremoniellen Aufwand auf ein Minimum zu beschränken habe. Doch ebenso einig war man
sich, daß „diese Gedanken nicht Anwendung finden sollten auf diejenigen Formen des
Truppenzeremoniells, die zu Zwecken der staatlichen Repräsentation entsprechend dem
internationalen Protokoll angewandt werden“.
So wurde das Bonner Wachbataillon geboren. Am Anfang stand eine ausschließlich aus
ehemaligen Angehörigen des Bundesgrenzschutzes bestehende Unteroffizier-Lehrkompanie,
die das Wichtigste mitbrachte: Sie beherrschte den damals noch im Bundesgrenzschutz
gebräuchlichen Präsentiergriff mit dem Karabiner 98 k. Es ist das unter den Umständen der
heutigen Mediengesellschaft unvermeidliche Pech des Wachbataillons, vom Fernsehen nur
als reines Paradebataillon, als Kulisse abgebildet zu werden.
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