Konzept für die Militärhistorische Sammlung des Wachbataillons
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Konzept für die Militärhistorische Sammlung des Wachbataillons
KONZEPT für die Militärhistorische Sammlung des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung Erstellt durch: Fähnrich Tristan Reichelt Fähnrich zur See Philip Meißner Fähnrich zur See Paul Mischkewitz 1 Berlin, den 31. August 2015 Danksagung Unser Dank gilt dem Kommandeur Oberstleutnant Dr. Dohmen, sowie dem stellvertretendem Kommandeur Oberstleutnant Nebel, für die Möglichkeit uns mit der Tradition des Wachbataillons auseinanderzusetzen. Besonderer Dank gilt Hauptmann Ernst Schüßling, ohne den die Erstellung dieses Konzepts nicht möglich gewesen wäre. Weiter möchten wir den Kompaniechefs, den Kompaniefeldwebeln und allen weiteren Kameraden in den Kompanien für ihre Unterstützung danken. Sie ermöglichten es uns, im laufenden Dienstbetrieb, ihre Bereiche zu besichtigen und uns mit den Angehörigen der Einheiten zu unterhalten, um an die benötigten Informationen zu kommen. Namentlich seien besonders genannt: 1./Wachbataillon BMVg 2./Wachbataillon BMVg 3./Wachbataillon BMVg - 4./Wachbataillon BMVg 5./Wachbataillon BMVg - 6./Wachbataillon BMVg 7./Wachbataillon BMVg - Major Fischer Oberleutnant Mondry Hauptmann Kollmann, Hauptfeldwebel Schomacker und Oberfeldwebel Marzahn Stabsbootsmann Joswiak Hauptmann Granzow, Hauptfeldwebel Junghans und Hauptfeldwebel Bienek Stabsfeldwebel Schulz und Oberfeldwebel Brauns Leutnant Schadebrodt, Hauptfeldwebel Merta, und Hauptfeldwebel Kopp Ein weiterer Dank geht an die Zeichenstelle des Wachbataillons. Die Kameraden unterstützten uns tatkräftig in Sachen Fotografie und Druck. Ein besonderer Dank ist auch dem Verfasser des Leitfadens durch die Sammlung, Herrn Mathias W. Moritz, Semper talis Bund zu sagen. In den Dank einzuschließen ist Karlheinz Deisenroth, der dem Wachbataillon BMVg bereits 2007 eine Abhandlung zur Entstehung des Wachbataillons beim BMVg übergeben hat. 2 Inhaltsverzeichnis Deckblatt 1 Mit dem offiziellen Verbandsabzeichen des Wachbataillons BMVg, eingeführt 1958, genehmigt durch den Generalinspekteur Heusinger Blasonierung: In der Herzstelle ist ein gotisches W auf weißem Grund, das Schild durch Silber/Schwarzen Rand begrenzt Danksagung Inhaltsverzeichnis Bezugnahme Zielsetzung 2 3 4 5 Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung 6-11 1./Wachbataillon BMVg 2./Wachbataillon BMVg 3./Wachbataillon BMVg 4./Wachbataillon BMVg 5./Wachbataillon BMVg 6./Wachbataillon BMVg 7./Wachbataillon BMVg 12-13 14-15 16 17-18 19-20 21-22 23-24 Das Erste Garde-Regiment zu Fuß (EGRzF) Das Infanterie-Regiment 48 (Inf.-Rgt. 48) Das Infanterie-Regiment 9 (Inf.-Rgt. 9) 25-32 33-38 39-43 Biographien Die Verbindung Wachbataillon BMVg zum Infanterie-Regiment 9 44-72 73-75 Militärhistorische Sammlung Einleitung Organisation Inventar Gebäude 48 A Inventar „v.-Tresckow-Saal“ Inventar „v.-Möllendorff-Saal“ 76 77 78-79 80-83 83-85 85-90 Der Semper talis Bund e.V. Der Rohdich’sche Legatenfonds 91 92-93 Stammtafel des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und seiner Tradition Altpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 6 Altpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 15 94 95-96 97 Literatur und Quellen 98 Leitfaden durch die militärhistorische Sammlung 99-118 Genehmigung der Einrichtung einer militärhistorischen Sammlung 119 3 Bezugnahme 1. BMVg – GenInspBw – Weisung zu Intensivierung der historischen Bildung in den Streitkräften vom 2. März 1994 2. BMVg – Erlass des Bundesministers der Verteidigung vom 14. Juni 1994 "Konzeption für das Museum der Bundeswehr" 3. BMVg – Erlass des Generalinspekteurs der Bundeswehr vom 19. März 1999 "Richtlinien zur Unterstützung der politischen – historischen Bildung durch militärgeschichtliche Exponate (Sammlungen)" 4. Aufbau einer militärgeschichtlichen Sammlung zum Gestalten von Ausstellungen für die historische Bildung der Bundeswehr DSK FF 1488220 114 4 Zielsetzung "Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme." Thomas Morus (1478-1535) Dieses Werk hat das Ziel, ein Konzept der Traditionspflege im Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung (Wachbataillon BMVg) aufzustellen. Dabei werden mehrere "Säulen" der Geschichte als traditionswürdig befunden. 1. 2. 3. 4. 5. Das Erste Garde-Regiment zu Fuß Das Infanterie Regiment 48 Das Infanterie Regiment 9 Der militärische Widerstand im Nationalsozialismus Die eigene Tradition des Wachbataillon BMVg erlauben es dem Wachbataillon BMVg, als eine der wenigen Einheiten der Bundeswehr, eine Traditionslinie von der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt (1806) bis in die heutige Zeit ihr Eigen zu nennen. Durch die geschichtliche Entwicklung lassen sich sogar Bezüge bis 1675 herstellen. Dieser Umstand hat zur Folge, dass eine klare Besinnung auf bestimmte Traditionen aufgrund der Masse schwer fällt. Die Erstellung dieses Konzepts soll als Handreichung dienen, um eine übersichtliche Darstellung zu ermöglichen und bei Bedarf auch als Nachschlagewerk nutzbar sein. Die Angaben und Informationen, welche hierbei als Grundlage dienen werden in einem Literaturverzeichnis aufgeführt, um die Wissenschaftlichkeit dieser Arbeit sicherzustellen. Weiter soll diese Zusammenfassung die im Bataillon verteilten Informationen bündeln. Seit 2003 ist der Stab des Wachbataillon BMVg Herberge der historischen Sammlung des Bataillons. Aber auch in den einzelnen Kompanien, Zügen und Dienstzimmern finden sich zahlreiche Gegenstände vergangener Zeiten, besonders zur eigenen Geschichte. So wird auf den folgenden Seiten das Erste Garde-Regiment zu Fuß (EGRzF) und dessen Wirkung auf das heutige Wachbataillon BMVg (die Garde) betrachtet. Auch werden der militärische Widerstand im Nationalsozialismus schwerpunktartig am Beispiel des InfanterieRegiments 9 (Inf.-Rgt. 9), sowie die eigene Tradition dargestellt. Ebenfalls wird das InfanterieRegiment 48 als Traditionseinheit beleuchtet. Das Selbstverständnis des Wachbataillons BMVg ist elementar von diesen Themen abhängig. Dies wird auch bei der Betrachtung der einzelnen, aktuellen, Kompanien deutlich werden. Diese werden separat betrachtet, um nicht nur die "theoretischen" Traditionen aufzuzeigen, sondern besonders die "gelebten". Diese sind es, welche den Alltag der Soldaten des Bataillons prägen und zum Selbstbild jedes einzelnen Angehörigen des Wachbataillons gehören. Auch wenn diese nicht auf den ersten Blick selbstverständlich sein mögen, wäre die heutige Einheit nicht vorstellbar ohne den Einfluss der Traditionssäulen. Außerdem ist dem Text eine Übersicht über die im Stabsgebäude des Bataillons ausgestellte militärhistorische Sammlung beigefügt. Diese umfasst den „ von-Möllendorff“- und den „vonTresckow-Saal“, die Flure und Diensträume des Stabes. 5 Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung Ausgangslage Das Scheitern der europäischen Streitkräftekonzeption im August 1954 bedeutete zugleich das Ende für die Planungen eines in nationaler Verantwortung stehenden Wachverbandes beim Staatsoberhaupt (Dok. 1 u. 2)1. Die Notwendigkeit, von der EVG-Planung auf die NATOOption kurzfristig umzustellen, ließ Überlegungen hinsichtlich einer Repräsentationseinheit vorerst einmal in den Hintergrund treten. Überdies waren in der Vorbereitungsphase eines deutschen Verteidigungsbeitrages sowohl bei der Dienststelle Blank als auch im Sicherheitsausschuß der Bundesregierung starke Vorbehalte gegen jegliche äußere Machtdemonstrationen des künftigen deutschen Militärs zutage getreten (Dok. 3)2. Doch erforderte das internationale Protokoll, dessen Befolgung sich auch die junge Bundesrepublik nach der Erlangung einer eingeschränkten Souveränität im Mai 1955 angelegentlich sein lassen musste, ein Mindestmaß militärischer Ehrenerweisungen zu gewährleisten. Vor Aufstellung der ersten Freiwilligeneinheiten versah diesen Dienst weitgehend der Bundesgrenzschutz, der zu diesem Behufe mit dem Karabiner 98 k der ehemaligen Wehrmacht ausgerüstet war. An diese fast nahtlose Traditionsübergabe knüpfte auch die mit Gesetz vom 23. Juli 1955 neuaufgestellte Freiwilligentruppe in Andernach (Heer), Wilhelmshaven (Marine) und Nörvenich (Luftwaffe) an, als dort am 2. Januar 1956 die ersten Freiwilligen einrückten. Nun oblag diese Aufgabe den neuen Streitkräften, die vorerst zum Improvisieren gezwungen waren. Da Griffe mit dem Gewehr künftig nicht mehr zur sogenannten "Formalausbildung" der Truppe gehörten, musste eine speziell hierfür ausgerüstete und ausgebildete Einheit die protokollarischen Ehren erweisen. Ausgewählt wurden diese Soldaten aus den Lehrkompanien des Heeres in Andernach, denen der Umgang mit dem Karabiner noch geläufig war. Mit "Riemen lang" und umgehängt praktizierten sie den sogenannten "Kutschergriff'' beim Präsentieren erstmals vor dem Sitz des Verteidigungsministeriums in der Ermekeil-Kaserne in Bonn im April 1956; Empfänge von hohen Vertretern der Luftwaffe wurden von einer Luftwaffenkompanie aus Nörvenich ausgeführt, die auch den Präsentiergriff nicht mehr anwandte. Schließlich entfiel auch der Karabiner und wurde durch das bis 1957 in der US-Armee als Selbstverteidigungswaffe gebräuchliche Kurzgewehr US Carbine M1 (7,62 mm kurz) ausgetauscht, welches ebenfalls in umgehängtem Zustand dem Gast "präsentiert" wurde. Zunehmende Protokollaufgaben zwangen in der zweiten Hälfte des Jahres 1956 zu einer in den Beratungen des Sicherheitsausschusses vertagten Entscheidung über die Errichtung einer Wach- und Repräsentationstruppe am Sitze des Staatsoberhauptes und der Bundesregierung. Gelegenheit dazu bot die Option des Bundesgrenzschutzes im Juni 1956, bei der etwa 57 Prozent der Grenzschutzbeamten zum 1. Juli 1956 zur Bundeswehr überwechselten. Nachdem im Jahre 1955 die Bundeswehr gegründet und die ersten Verbände und Einheiten aufgestellt waren, entstanden heftige Auseinandersetzungen über die Regelung der militärischen Repräsentationen. Einerseits sollten sie den internationalen, andererseits aber auch den traditionellen 1 Vortragsnotiz betr. Wachregiment Bonn v. 30.10.1952, (Dok. 1) BA-MA, Freiburg, BW 9/488, fol. 2 – 4 Schr. Oberst i.G. Eberhard Kaulbach (Amt Blank) an Oberst i.G. Kurt Fett (Deutsche Deleg. Paris) v. 16.07.1953 (Dok. 2) BAMA, Freiburg, BW 9/300, fol. 22 -23 2 Kurzprotokoll über die 29. Sitzung des Ausschusses „Innere Führung“ v. 01.03.1954, (Dok. 3) BA-MA, Freiburg, BW 9/227, fol. 296 - 299 6 Gepflogenheiten Rechnung tragen.3 Protokollarische Einsätze waren seit 1956, nach Übertritt von Freiwilligen aus dem Bundesgrenzschutz (BGS) in die Bundeswehr, durch die in Andernach stationierte „Unteroffizierlehrkompanie“, die den Präsentiergriff mit dem Karabiner 98 K der Wehrmacht beherrschte, durchgeführt worden. Diese Kompanie ist der Vorgänger des Wachbataillons. In die Durchführung des protokollarischen Ehrendienstes der „Unteroffizierlehr-kompanie“ hinein kam die Forderung, für diese Aufgaben einen besonderen Verband aufzubauen. Dieser Verband sollte in der Lage sein, das militärische Protokoll für die Bundesrepublik Deutschland und die Bundeswehr sowohl bei offiziellen Besuchen von Staatshäuptern, hohen politischen sowie militärischen Gästen als auch bei sonstigen Feierlichkeiten durchzuführen. Ein Erlebnis der besonderen Art sei hierzu beschrieben: Vorläufer Eine aus dem Hamburger Grenadierbataillon aus ehemaligen Grenzschützern zusammengestellte Kompanie unter Hauptmann Karl Tonn wurde als Unteroffizier-Lehrkompanie nach Andernach beordert mit dem Auftrag, neben den protokollarischen Aufgaben die Ausbildung der Unteroffizieranwärter durchzuführen. Über diese ersten Gehversuche berichtet der Chronist des Wachbataillons im Zehnjahresrückblick "Nach dem mutigen Beginn im April des Jahres vor der Ermekeil-Kaseme scheute man sich jetzt, allzu militärisch aufzutreten. Es hieß nicht „Das Gewehr über“, sondern „Gewehr umhängen“, und das in „Rührt Euch“. Dazu kam die von vielen Soldaten abgelehnte „zivile“ neue Uniform. Der Präsentiergriff mit dem amerikanischen Kurzgewehr M 1 machte besonders den Soldaten ab 1,80 Meter Körpergröße einige Schwierigkeiten." Der perfekte Auftritt vor einer kritischen Öffentlichkeit zusammen mit dem Andernacher Musikkorps III A - so erstmals vor gekrönten Häuptern des griechischen Königspaares am 17. September 1956 vor dem Bonner Hauptbahnhof- ließ im Verteidigungsministerium die Absicht reifen, in der Nachfolge der alten Berliner Wachtruppe eine eigens für den protokollarischen Dienst ausgebildete und eingesetzte Einheit in Stärke eines leichten Bataillons zu etatisieren. Die Entscheidung für dieses Spezialbataillon fiel am 12. Dezember 1956, als der Staatssekretär Josef Rust im Verteidigungsministerium durch mündlichen Entscheid der Aufstellung eines Stabs-Bataillons beim Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) beginnend ab 1. Januar 1957 zustimmte. Das Personal für die beiden Protokollkompanien sollte anteilig aus den Teilstreitkräften kommandiert werden - ähnlich den Verhältnissen beim alten Berliner Wachregiment. Das neu aufzustellende Musikkorps - bis dahin nahm die erste (musikalische) Einheit der Bundeswehr überhaupt, das Musikkorps III A unter Hauptmann Hans Frieß, die Repräsentationspflichten der jungen Bundesrepublik wahr war gemäß Ministerentscheidung vom 8. Dezember von vornherein als Repräsentations- und Ausbildungs-(Lehr-)Musikkorps mit zwei Musikoffizieren und 82 Musikern geplant. Formierung 3 Biografie Carlo Schmid, erschienen 1979 über den Besuch in Moskau 1955 am Ende des Textes 7 Der ministeriell gesetzte Termin des 1. Januar 1957 konnte jedoch nicht eingehalten werden, so dass der eigentliche Aufstellungsbefehl vom 16. Februar 1957 datiert (Dok. 4-7)4. Diese von Dr. Speidel [sic!] unterzeichnete Stiftungsurkunde des Wachbataillons BMVg sah neben dem protokollarischen Ehrendienst den Sonderwachdienst im Bereich des Ministeriums, Einsatzvorbereitung im später so genannten Heimatschutz und zusätzliche Schulung als Unterführer, im Feldjägerdienst und in der Truppenflugabwehr vor. Die Gliederung wich nicht allzu sehr von der Ende des Jahres vorgesehenen Planung ab, lediglich die Stabskompanie und die Fernmeldekomponente als fester Bestandteil des Bataillons entfielen nun und wurden stattdessen truppendienstlich und wirtschaftlich unterstellt. In gleicher Weise wurde das Wachbataillon selbst dem Kommandostab im Wehrbereich III zugeteilt. Mit der Durchführung der Aufstellung wurde der Oberstleutnant und Ritterkreuzträger Erwin Koch von der Feldjägerschule Sonthofen beauftragt. Als vorläufige Garnison bestimmte das Ministerium ein von der belgischen Armee Ende des Jahres 1956 geräumtes Barackenlager in der Münstereifeier Straße im nahen Rheinbach, da die ursprünglich vorgesehene Unterkunft auf dem Bonner Hardtberg wegen des Platzbedarfs des in unzureichenden Räumlichkeiten der Ermekeil-Kaserne untergebrachten Ministeriums bereits von diesem in Beschlag genommen worden war. Eine spätere Verlegung von Teilen des Bataillons auf die Hardthöhe war vorgesehen, kam jedoch nie zustande. Bereits einen Monat nach Aufstellungsbeginn konnte die UnteroffizierLehrkompanie am 20. März 1957 vor US-General Norstad in Wahn präsentieren, und am 8. Mai bot sich der 1. Wachkompanie die Gelegenheit, beim Empfang des britischen Premierministers Mac Millan ihr zeremonielles Können unter Beweis zu stellen. Am 16. Mai 1957, ein Vierteljahr nach Bataillonsgründung, traf der Stabsmusikmeister a. D. Hauptmann Friedrich Deisenroth mit einem Vorauskommando in Rheinbach ein. Auch für die neuen Musiker bot das Lager alles andere als hinreichende Probemöglichkeiten. Doch schon am 20. September 1957 gab das Musikkorps sein erstes Konzert - ein Streichkonzert! - im Lager Rheinbach, und am 11. November hatte es seinen ersten protokollarischen Einsatz vor der Ermekeil-Kaserne in Bonn. Neben diesem Hauptaufgabenbereich oblag dem Bataillon seinem Namen entsprechend die weniger auffällige, aber ebenso bedeutsame Bewachung des Verteidigungsministeriums und - im Mobilisierungsfall - die Sicherung des Ausweichsitzes der Bundesregierung. Mit der Verlegung von Rheinbach nach Siegburg bei Bonn zwei Jahre nach Aufstellung begann die Konsolidierungs- und allmähliche Verstärkungsphase. Der zwischenzeitlich auf neun gewachsene derzeit wieder auf sieben reduzierte aus den drei Teilstreitkräften bestehende, seit 1963 mit einem Ärmelband (Dok. 8) ausgezeichnete Verband hat alle Strukturmaßnahmen und Transformationen der Bundeswehr weitgehend unbeschadet überstanden und ist – seit Mitte der 1990er Jahre mit Masse in Berlin vertreten. Chronologie 4 Aufstellungsbefehl Nr. 40 betr. Wachbataillon beim BMVg, v. 16.02.1957 (Dok. 4), BA-MA, Freiburg, BW 2/16909 (Zusatzbefehle ebda.), Zusatzbefehl zum Aufstellungsbefehl Nr. 40 v. 08.03.1957 (Dok. 5) Zusatzbefehl zum Aufstellungsbefehl Nr. 40 v. 14.09.1957 (Dok. 6) Zusatzbefehl zum Aufstellungsbefehl Nr. 40 v. 16.09.1957 (Dok. 7) 8 Mit dem Aufstellungsbefehl Nr. 40 vom 16. Februar 1957, unterzeichnet von Generalleutnant Dr. Speidel, wurde die Aufstellung des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung verfügt. Das Bataillon sollte danach aus - einer Stabs- und Versorgungskompanie, zwei Wachkompanien, einer Feldjägerkompanie und dem Lehrmusikkorps bestehen Als Standort wurde Rheinbach bestimmt. Welche Dringlichkeit man der Aufstellung des Wachbataillons damals beimaß wird daraus deutlich, dass das Vorkommando – bestehend aus Kdr Oberstleutnant Koch und einem Vorauskommando von 14 Mann- bereits am 15. Februar 1957, also einen Tag vor der offiziellen Datierung des schriftlichen Befehls, in das von den Belgiern geräumte Barackenlager am Rheinbacher Stadtrand (bei Bonn) einzog. Am 23. Mai 1957 erfolgte der offizielle Einzug des Bataillons im Standort Rheinbach. Am 31. Mai 1957 hatte das Bataillon bereits eine Stärke von 349 Soldaten (14 Offiziere, 137 Unteroffiziere und 198 Mannschaften). Am 11. Februar 1959 wurde das Wachbataillon von Rheinbach nach Siegburg in die Brückberg Kaserne verlegt. Die Infrastruktur der Kaserne machte es jedoch im Laufe der erforderlich, dass einige Kompanien außerhalb des Standortes untergebracht werden mussten. So wurden die heutige 2. und 7. Kompanie nach Bergisch Gladbach verlegt. Bereits seit August 1959 fanden protokollarische Einsätze unter Beteiligung aller Teilstreitkräfte statt. Die Luftwaffenkompanie dazu kam vom Fliegerhorst Köln-Wahn, die Marinekompanie wurde von der Marineunteroffizierschule Plön gestellt. Um die organisatorischen Schwierigkeiten zu verringern, wurde die Luftwaffenkompanie bereits Ende 1959 ebenfalls in die Brückberg-Kaserne verlegt und später als 5. Kompanie ins Wachbataillon eingegliedert. Mit dieser Neuaufstellung erhielt das Bataillon am 4. Januar 1960 ein anderes Gesicht. Die Stabs- und Versorgungskompanie bildeten zusammen mit der neu aufgestellten Transportkompanie die 1. Kompanie. Die bisherige 1. Wachkompanie erhielt die Bezeichnung 2. Kompanie und die 2. Wachkompanie wurde in 3. Kompanie umbenannt. Am 13. Mai 1961 übernahm das Wachbataillon die Tradition des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und des Infanterie-Regiments 9. Im Januar 1963 wurde das Ärmelband „Wachbataillon“ verliehen. Die im November 1962 aufgestellte Wachausbildungskompanie 708 begann im April 1963 mit der Ausbildung von Heeressoldaten für das Wachbataillon. Am 18. Januar 1965 wurde die 2. Kompanie erneut verlegt. Sie bezog nunmehr den 3. Standort seit Aufstellung, die Sagan-Kaserne in Wuppertal. Im Mai 1965 verlieh Bundespräsident Heinrich Lübke dem Bataillon die erste Truppenfahne 9 der Bundeswehr. Erst am 28. Juni 1973 wurde die 9. Inspektion der Marineküstendienstschule von Neustadt an der Ostsee nach Siegburg verlegt und als 4. Kompanie dem Wachbataillon eingegliedert. Die bisherige 4. Kompanie wurde dazu in 3. Kompanie umbenannt, die bisherige 3. Kompanie wurde aufgelöst. Am 1. Dezember 1974 wechselte die Unterstellung des Wachbataillons vom Wehrbereich III zum Sicherungs- und Versorgungsregiment beim Bundesministerium der Verteidigung. Am 1. Oktober 1989 wurde in der Brückberg-Kaserne die 6. Kompanie aufgestellt. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 begannen protokollarische Einsätze in Berlin schnell zuzunehmen. Am 1. April 1995 wurden daher die 2. Kompanie des Wachbataillons und die Wachausbildungskompanie 902 (bis 1982 Wachausbildungskompanie 708), die zuletzt die Grundausbildung der Heeres- und Marinesoldaten für das Wachbataillon durchgeführt hatte, von Bergisch Gladbach in die Julius-Leber-Kaserne in Berlin verlegt. Die Ausbildungskompanie wurde zur regulären Protokoll- und Sicherungskompanie und als 7. Kompanie dem Wachbataillon eingegliedert. Aus Anlass der Verlegung der Hauptteile des Wachbataillons BMVg führte das Bataillon am 31. Oktober 2001 einen offiziellen Verabschiedungsappell in der Brückberg-Kaserne in Siegburg durch. Aus diesem Anlass überreichte der Ministerpräsident des Landes Nordrhein Westfalen, Herr Wolfgang Clement, ein Fahnenband. Mit Auflösung des Jägerbataillons 1 in Berlin-Kladow erhielt das WachBtl BMVg am 01. April 2002 aus Teilen davon eine Sicherungskompanie unterstellt. Dazu erfolgte am 12. April 2002 der offizielle Aufstellungsappel in Berlin-Kladow. Es war eine reine Sicherungskompanie, die natürlich auch den „Berlin-Auftrag“ zu übernehmen hatte. Die Stärke der Kompanie setzte sich aus 3 Offizieren, 16 Feldwebel, 6 Unteroffiziere und 110 Mannschaften zusammen. Im Jahr 2004 wies die Stellenbesetzung des Wachbataillons BMVg 32 Offiziere, 245 Unteroffiziere und 1214 Dienstposten für Mannschaften aus. Dies ergab eine Gesamt SollStärke von 1491. Real dienten im Bataillon jedoch 1729 Soldatinnen und Soldaten. Zum 1. Mai 2005 wurde die Sicherungskompanie in 8./WachBtl BMVg umbenannt. Im Jahr 2006 wurde das Panzerartilleriebataillon 375 in Lehnitz aufgelöst. Dieses Bataillon stellte bis dahin den „Salut-Auftrag“ für die Bundesregierung sicher. Nach gut geführten Verhandlungen erhielt die 8. Kompanie einen zusätzlichen Zug mit 10 Geschützen FH 105 mm unterstellt. Führungspersonal hierfür wurde aus dem aufgelösten Panzerartilleriebataillon rekrutiert. Am 1. Juli 2008 wurde die 8. Kompanie in 9. Kompanie umbenannt, in die Julius-LeberKaserne verlegt und eine neue Protokoll- und Sicherungskompanie der Luftwaffe als 8. Kompanie aufgestellt. Damit fanden auch die neuerlichen Strukturverhandlungen ihr Ende. Das Wachbataillon BMVg gliederte sich in neun aktive und zwei nichtaktive Kompanien. 10 Die Sollstärke zum 1. Juli 2008 betrug 36 Offiziere, 193 Feldwebel, 63 Unteroffiziere und 1414 Mannschaften und damit insgesamt 1706 Männer und Frauen. Davon werden für den protokollarischen Ehrendienst 1571 Soldatinnen und Soldaten eingesetzt. Am 6. Dezember 2010 betrug die reale Stärke insgesamt 1812 Soldatinnen und Soldaten von denen gut 450 ihren Dienst in Siegburg versehen haben. Den größten Einschnitt erlebte das Wachbataillon, das bis dahin die Armee der Wehrpflicht verkörperte, im Jahr 2011. Nahezu über Nacht musste das Bataillon ohne seine bis dahin zu 80% im Bataillon tätigen Wehrpflichtigen den protokollarischen Ehrendienst aufrechterhalten. So war es auch der Bundeswehrführung wichtig, ein äußerliches Zeichen nach außen zu setzen. Unter dem Motto „wir.dienen.deutschland“ begrüßte der Erbe zu Guttenbergs, Thomas de Maiziere am 4. Juli 2011 per Handschlag die ersten 158 Freiwilligen zum Dienst im Wachbataillon BMVg. Nach 54 Jahren hörte die gesamte Bundeswehr auf eine Wehrpflichtigenarmee zu sein. Zum 1. Oktober 2014 erhielt das Wachbataillon BMVg seine heutige Gliederung in 7 Kompanien. Dazu wurde die 3. Kompanie zum 31. März 2014 am Standort Siegburg aufgelöst und zum 01. April 2014 in Berlin neu aufgestellt. Um am Standort Köln/Bonn noch protokollarische Aufträge unterstützen zu können, gab es für 6 Monate parallel bis zum 30. September 2014 je eine 6. Kompanie in Siegburg und Berlin. Am 26. April 2014 verabschiedete sich das Wachbataillon nach 55 Jahren in der BrückbergKaserne mit einem Großen Zapfenstreich endgültig aus Siegburg. Zum 30. September 2014 war dann auch die 6. Kompanie in Siegburg aufgelöst und am 1. Oktober 2014 offiziell in Berlin wieder aufgestellt. Der Stand des Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung heute: Wir sind bereit! Nach einem von 2011 bis 2014 durchschrittenen Tal der Tränen scheint es so, dass das Bataillon 2015 wieder zuversichtlich nach vorn schauen kann. Wir haben aktiv annähernd 700 Mannschaftssoldatinnen und –soldaten im Dienst, von denen sich gut 580 nur den Aufgaben des protokollarischen Ehrendienstes zu widmen haben. 1./Wachbataillon BMVg 11 Die 1. Kompanie des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung wurde am 15. Februar 1957 in Rheinbach aufgestellt. Als Stabs- und Versorgungskompanie zog sie zwei Jahre später mit dem Rest des Bataillons nach Siegburg. Im Jahr 2000 verlegte die 1./Wachbataillon BMVg nach Berlin in die Julius-Leber-Kaserne. Hier ist sie bis zum heutigen Tag ansässig. Im Gegensatz zu den übrigen Kompanien des Bataillons ist nicht der protokollarische Ehrendienst der Schwerpunkt der "Ersten", sondern die Unterstützung der Protokollkompanien bei ihren Einsätzen. Hierzu umfasst die 1./Wachbataillon BMVg folgende Teileinheiten: Erkundungs- und Verbindungszug Protokollunterstützungszug Transportzug Technischer Zug sowie eine Materialgruppe und die Verpflegungsgruppe. Die zehn Feldhaubitzen des Wachbataillons werden durch den Protokollunterstützungszug besetzt und geführt. Durch diese breit aufgestellten Unterstützungseinheiten ist die Kompanie in der Lage, beinahe jeden Einsatz des Bataillons umfassend vorzubereiten, zu betreuen und nachzubereiten. Getreu dem Motto "Als erste kommen, als letzte gehen." leistet die 1./Wachbataillon BMVg einen hohen Beitrag zur Bewältigung der Aufgaben und Aufträge des gesamten Bataillons. Wappen Das Wappen der 1./Wachbataillon BMVg ist eines der schlichtesten des Bataillons. Der Schild ist schräg rechts durch einen schwarzen Balken mit der Aufschrift Wachbataillon geteilt. Im oben Schildteil links eine "1" auf grünem Grund, der Farbe der Infanterie, unten rechts das gotische "W" des Bataillons auf weißem Grund. Der schwarze Mittelteil ist den Ärmelbändern des Wachbataillons in Form, Schrift und Farbe nachempfunden. Besonderer Traditionsbezug Der Protokollunterstützungszug des Bataillons, auch "Salutzug" genannt, ist eine einzigartige Teileinheit in der Bundeswehr. Mit ihren Feldhaubitzen des Typs 105 mm begrüßen sie Staatsgäste aus der ganzen Welt. Hierbei werden bei dem ersten Besuch eines Staatsoberhauptes 21 Schuss Salut abgegeben. Lediglich Monarchen wird diese Ehre bei jedem ihrer Besuche zuteil. Die Tradition der 21 Schüsse kommt ursprünglich aus der Seefahrt des 14. Jahrhunderts. Da die Schiffe mit meist 20 Kanonen ausgestattet, nur mit entladenen Rohren in den Hafen einfahren durften, verschossen sie ihre geladene Munition in Sicht- und Hörweite des Hafens. So wurde eine friedliche Absicht signalisiert. Der Hafen beantwortete dies mit dem Abfeuern eines seiner Geschütze. So setzte sich die Zahl 21 zum Salut durch. Traditionspflege in der Kompanie 12 Besonders auffällig sind die zwei alten Kompanieflaggen, links und rechts neben der Tür zum Dienstzimmer des Kompaniechefs. Auch eine umfangreiche Sammlung an Wappenschilden ist im Erdgeschoss des Gebäudes zu finden. Hier hängen die Gastgeschenke ungezählter Bundeswehreinheiten, verbündeter Streitkräfte, befreundeter Organisationen, Vereine und nichtmilitärischer Dienststellen des Bundes oder der Länder. Eine besondere Tradition in der 1./Wachbataillon BMVg ist die Unterstützung des Kinderhospizes "Sonnenhof". Hier unterstützt die Kompanie seit 2004 durch Spenden die Arbeit der Pflegekräfte. Weiter sammelt die Kompanie jedes Jahr im November für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in ihrem Patenbezirk Pankow. Hier wird auch jährlich ein Kranz am jüdischen Friedhof niedergelegt. Dies übernimmt stets die "Erste" selbst. Diese vielseitige Traditionspflege geht weit über die "üblichen" Bereiche anderer Einheiten der Bundeswehr hinaus. 2./Wachbataillon BMVg 13 Die 2./Wachbataillon BMVg wurde 1957, gemäß des Aufstellungsbefehls vom 16. Februar 1957, als 1. Wachkompanie in Rheinbach aufgestellt. Die Umbenennung der Kompanie von der 1. in die 2. Kompanie erfolgte 1960. Damit ist die 2. Kompanie die älteste des Bataillons. Nach mehreren Verlegungen, 1965 in die „Sagan-Kaserne“ in Wuppertal und 1968 in die „Hermann-Löns-Kaserne“ in Bergisch Gladbach, fand die 2./Wachbataillon BMVg 1995 in der „Julius-Leber-Kaserne“ in Berlin ihre militärische Heimat. Seit 1957 wurde die Kompanie von 19 Chefs befehligt und durch 8 Kompaniefeldwebel betreut. Am 13. Mai 1961 übernahm die Kompanie die Tradition des "Ersten Garde-Regiments zu Fuß" (EGRzF). Die entsprechende Urkunde wurde dem Kompaniechef vom Bataillonskommandeur Oberstleutnant Koch in Beisein des letzten Führers des EGRzF, Oberst a. D. Siegfried Graf zu Eulenburg übergeben. Wappen Die 2./Wachbataillon BMVg besitzt zwei Wappen. Auf dem ersten Wappen, das von Angehörigen der Kompanie auf dem Ärmel der Feldbluse getragen wird, prangt das gotische "W" im Vordergrund. Dieses wird seit dem jeher von den Angehörigen der mit dem Protokolldienst betrauten Truppenteile getragen. Darüber steht der Wahlspruch des Bataillons: Semper talis. Der Schriftzug "2. Kompanie" zeigt die Zugehörigkeit zu eben dieser. Innerhalb der Balken des gotischen W sind eine Grenadier-Mütze, sowie eine Krone, der Buchstabe "R" und die Zahl 48 abgebildet. Dieses Wappen wurde in den 80er Jahren durch den Semper talis Bund und die Traditionsgemeinschaft „Inf.-Rgt. 48“ für jede Kompanie gestiftet. Die traditionelle Kopfbedeckung der Grenadiere des EGRzF stellt die Verbundenheit der Kompanie mit dem "Semper talis Bund" hervor. Im Zuge der Traditionsübernahme wurden beide Seiten durch das Ziel der Traditionserhaltung fest miteinander verbunden. Die Krone im rechten Teil des W symbolisiert das "Königliche", das R das Regiment, sowie die 48 die entsprechende Ordnungszahl. So bildet sich dadurch das "Königliche InfanterieRegiment Nr. 48." Dieses Regiment nahm an mehreren Feldzügen im Rahmen der Reichseinigungskriege teil und kämpfte später im Ersten Weltkrieg an der West- und Ostfront. Das zweite Wappen zeigt drei Wappenschilde auf grünem Grund. Im mittlerem Wappen ist des gotische W abgebildet, im rechten die Farben schwarz-rot-gold sowie im linken die preußischen Farben schwarz-weiß im Schachbrettmuster. Oberhalb der Schilde prangt im schwarzen Band der Wahlspruch "Semper Talis", gekrönt durch die bereits erwähnte Grenadier-Mütze des "Semper talis Bundes". Der Schriftzug "2.\Wachbataillon B.M.Vtdg ist am unteren Rand zu sehen. Die entsprechende Flagge befindet sich in der Gardistenstube der 2./Wachbataillon BMVg. Besonderer Traditionsbezug 14 Der 2./Wachbataillon BMVg wurde 1975 der Degen des Vizefeldwebels August Benderoth, stellvertretend für den bis dato noch nicht geborgenen "Möllendorff-Degen" überreicht. In der Urkunde heißt es: "Der Degen des Generals von Möllendorff, welchen der Kompanie-Chef der 1. Kompanie 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment, Potsdam, Traditionskompanie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, zu besonderen Anlässen trug, ist durch Kriegseinwirkung in Potsdam verblieben. Der Degen des Vizefeldwebels August Benderoth, 3. Kompanie/Erstes Garde-Regiment zu Fuß, wurde in rheinischer Erde vergraben und wieder freigelegt. Diesen Degen überreicht der Sohn, Robert Benderoth, der 2./ Kompanie im Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung, welche heute Traditionsträger ist. Möge der Degen symbolisch an den Degen des Generals von Möllendorff erinnern. Semper talis-Kameradschaft Köln Köln, 30. August 1975 gez. Robert Benderoth gez. Karlheinz Richarz" Traditionspflege in der Kompanie Bis 1995 war die Militärhistorische Sammlung des Wachbataillons in der 2./Wachbataillon BMVg in Bergisch Gladbach untergebracht. Sie befindet sich seither im Stabsgebäude des Bataillons. Die Neueinweihung erfolgte im Jahr 2003, nach dem Umzug des Bataillons, in Berlin. Dennoch finden sich im Kompaniegebäude ebenfalls Ausstellungsstücke, die den traditionswürdigen Einheiten zuzuordnen sind. So zeigt das Wappen des I. Zuges einen stilisierten Grenadier in traditioneller Uniform. Die Potsdamer Garnisonkirche ist als kolorierte Zeichnung ausgestellt. Ebenso finden sich im Flur der Kompanieführung diverse Fotografien aus der Zeit Inf.-Rgt. 9. Die eigene Tradition wird durch Foto-Portraits aller Chefs und Kompaniefeldwebel dargestellt. 3./Wachbataillon BMVg 15 Die 3./Wachbataillon BMVg wurde am 1. Juli 1961, zunächst als 4. Kompanie in Siegburg aufgestellt. Erster Kompaniechef war Hauptmann Josef Rottländer und die Unterbringung erfolgte in der Brückberg-Kaserne. Am 1. Oktober 1973 wurde die 4. in 3. Kompanie des Wachbataillons unbenannt und umstrukturiert. Ab Aufstellung wurde die Kompanie von 20 Kompaniechefs geführt und durch 14 Kompaniefeldwebel geprägt. Am 12. September 1966 übernahm die damals noch 4. genannte Kompanie, in Lohmar-Heide die Tradition des Infanterie-Regiments 48. Wappen Das Wappen der 3./Wachbataillon BMVg besteht aus drei Hauptbestandteilen. Der Hintergrund ist Grün, womit der Bezug zur Infanterie verdeutlicht wird. In der rechten unteren Hälfte des Wappens befindet sich das Abzeichen des Wachbataillons, das auch das Barett der Kompanien ziert, leicht nach rechts geneigt. Dabei fällt auf, dass das gotische „W“ in weiß hervorgehoben und der Lorbeerkranz in grün gehalten ist. In der linken unteren Hälfte, direkt links neben dem vorher beschriebenen Abzeichen, befindet sich, nach links geneigt, das Stadtwappen von Bergisch Gladbach. Dieses Stadtwappen hat eine besondere Bedeutung für die 3. Kompanie, da sich dort ab dem 19. Februar 1969 ihre Garnison befand. Die obere Hälfte des Wappens zieren zwei gekreuzte Karabiner. Durch die Darstellung dieses Emblems, wird die Verbindung zum genannten Regiment aufgezeigt, die seit der Traditionsübernahme vom 12. September 1966 besteht. Der letzte Bestandteil des Wappens der 3. Kompanie ist ein Schriftzug. Dieser, mit den Worten „3. Kompanie“, befindet sich unterhalb des Stadtwappens und des Abzeichen des Wachbataillons. Besonderer Traditionsbezug Vor dem Kompaniegebäude befindet sich ein Gedenkstein, der an die Gefallenen des Inf.-Rgt. 48 und des aus ihm hervorgegangenen Inf.-Rgt. 172 erinnert. Traditionspflege in der Kompanie Die 3./Wachbataillon BMVg legt viel Wert auf die Traditionspflege des Inf.-Rgt. 48. So kann man zahlreiche Erinnerungsstücke des Infanterie Regiments 48 im Kompanierevier der 3. begutachten. U.a. Informationen und Ausstellungsgegenstände von der Aufstellung des Infanterie-Regiments am 1. Oktober 1934 in Döberitz bis hin zur Auflösung 1945. Wobei Generalleutnant Hans Graf von Sponeck darin einen Ehrenplatz innehat, da er der erste Kommandeur des Infanterie-Regiments aus Döberitz war, aus welchem später das Inf.-Rgt. 48 hervorging. Des Weiteren übernahm die 3./Wachbataillon BMVg die Traditionsfahne des Inf.-Rgt. 48 und dessen Traditionsabzeichen; am Ende jedes Jahrestreffens findet eine Kranzniederlegung am Gedenkstein vor dem Kompaniegebäude statt. 4./Wachbataillon BMVg 16 Die 4. Kompanie ist die jüngste der Kompanien des Wachbataillons. Grund der Aufstellung war ein Befehl des Führungsstabes der Marine vom 23. Februar 1973 den protokollarischen Dienst betreffend. Aufgestellt wurde sie, am 1. Juli 1973 in Siegburg, um Protokollsoldaten für die Marine zu stellen. Diese Aufgabe übernahmen bei offiziellen Anlässen, bis zu diesem Datum, Maatenschüler der Marineunteroffiziersschule im schleswig-holsteinischen Plön. Nach Berlin kam die 4. am 26. November 2001. Drei Jahre später wurde mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg eine Patenschaft gegründet. Wappen Das Wappen der 4. Kompanie beschränkt sich auf das wesentliche. In einem blauen Rahmen vor weißem Hintergrund ist ein goldener Anker abgebildet, auf dem das gotische „W“ prangt. Die Farben Weiß und Blau sind neben denen der Marine auch eben jene, welche die Uniform des Mannschaftssoldaten prägen. Der goldenen Anker ist ein weiterer Hinweis auf die Verbundenheit der Kompanie mit der Marine und gleichzeitig das Zeichen der „76er“, den Marinesicherungskräften. Auch heute noch sind die Soldaten der 4./Wachbataillon BMVg ausgebildete Marinesicherer oder nach ihrer Verwendungskennung benannt, kurz „76er“. Das schwarze gotische W, das sich zentral auf dem Wappen befindet, kennzeichnet die Einheit als eine des Wachbataillons. Besonderer Traditionsbezug Die 4. Kompanie führt nicht die Tradition einer Heereseinheit weiter, sondern bezieht sich in seiner Traditionsfolge auf die Marineinfanterie. Sehen lässt sich das an verschiedenen Punkten: So tragen die Soldaten die goldenen Dienstgradabzeichen der Marine und nicht die des Heeres oder der Luftwaffe. Ein weiteres Merkmal mit dem sich die Marinekompanie vom Aussehen her klar von den zwei anderen Teilstreitkräften abgrenzt, ist das marineblaue Barett mit dem goldenen Barettabzeichen der „76er“. 76 steht hierbei für die Verwendungsreihe Marinesicherung. Auch gehört das Verwenden maritimer Begriffe zum alltäglichen Dienst. Worte wie „Wahrschau“ oder „Backen und Banken“ gehören ebenso zum täglichen Leben wie der „Seemannssonntag“ am Donnerstag. „Schott“ statt „Tür“ und „Deck“ statt „Flur“ sind Begriffe, die den Heeres- und Luftwaffenkameraden fremd vorkommen, sie gehören aber zur Kompanie wie der Bootsmann und der „Kaleu“. Um die Verbundenheit mit dem ehemaligen Standort auch nach dem Umzug in die Hauptstadt allgegenwärtig zu halten taufte man das Kompaniegebäude in „Siegburg“. Da die Siegburg nun ein Schiff ist, gestalten sich verschiedene Dinge des täglichen Dienstes anders. So wird schon die Flaggenparade durchgeführt wie man es sonst nur von seegehenden Einheiten kennt und wie jedes gute Schiff hat auch die „Siegburg“ ihren eigenen Anker und ihre Schiffsschraube. Bei der Marine ist es auch Brauch, sobald ein Schiff in den Heimathafen zurückkehrt, gemeinsam ein sogenanntes „Einlaufbier“ zu trinken. Und das gibt es natürlich 17 auch in der 4. Kompanie, wenn sie von einem fordernden Protokolleinsatz in die Berliner Julius-Leber-Kaserne heimkehrt. Traditionspflege in der Kompanie Dass die 4. Kompanie ihre Wurzeln bei den Marinesicherungskräften hat, wird nicht nur bei feierlichen Anlässen in Erinnerung gerufen, sondern auch durch das Leben der Traditionen. In regelmäßigen Abständen finden Manöver gemeinsam mit den Kräften des MSK, heute Seebataillon genannt, statt, um neben den protokollarischen Verpflichtungen auch die infanteristischen Fähigkeiten zu erhalten und weiterzuentwickeln. Der Schlachtruf der 4. Kompanie lautet nicht wie bei den anderen Kompanien „Semper talis“ sondern, wie nach alter Tradition in der Marine-Sicherung „ACHTUNG – FEUER“. 5./Wachbataillon BMVg 18 Am 11. September 1959 verfügte die Führung der Luftwaffe die Aufstellung einer Luftwaffenkompanie. Am 15. November des Jahres hatte die Kompanie eine Stärke von neun Mann, begannen mit der die befohlene Aufstellung der Kompanie begann. Unterkünfte wurden übernommen und die Soldaten in den Tagesdienst des Bataillons eingewiesen. Schnell wuchs die Kompanie aufgrund des Zustromes von Freiwilligen auf die volle Soll-Stärke an. Neben dem protokollarischen Ehrendienst war auch die Flugabwehr Auftrag der 5./Wachbataillon BMVg. Seit dem Februar 2000 ist die Kompanie in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin stationiert. Seit Aufstellung wurde die Kompanie von 22 Chefs geführt und durch 15 Kompaniefeldwebel betreut. Wappen Das Wappenschild der 5. Kompanie ist blau und hebt sich durch dadurch deutlich von den anderen Kompaniewappen ab. Diese Farbwahl steht für die Zugehörigkeit zur Luftwaffe. Denselben Zweck verfolgen die Schwingen, die im Kopfstück den Wappenschild krönen. Die gekreuzten Karabiner K98 stehen für den protokollarischen Ehrendienst der Einheit. Ebenso drückt das gotische W im unteren Teil zwischen den Gewehren die Zugehörigkeit zum Wachbataillon aus. Besonderer Traditionsbezug Erwähnenswert ist, dass die 5. Kompanie bis 1991 als Flak-Batterie geführt wurde. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, rüstete man die Kompanie zuerst mit der Flugabwehrkanone L-70 (40 mm) aus. Diese wurden später durch zwölf Zwillingsflak MK 20 RH 202 (20mm) ersetzt. Somit war die Einheit zur umfassenden Luftabwehr in der Lage. Die Soldaten wurden dazu als Geschützmannschaft, ebenso wie im Protokolldienst ausgebildet. Dazu wurden die Wehrpflichtigen erst in einem Luftwaffenausbildungsregiment mit ihrer späteren Tätigkeit vertraut gemacht. Erst danach unterwies man sie im Umgang mit dem K98 und dem Exerzieren. Eine 20mm Zwillingsflak ist noch erhalten und steht vor dem Kompaniegebäude. Hier erinnert sie an die Zeit, in der die 5./Wachbataillon BMVg noch ihren, im Bataillon einzigartigen, Nebenauftrag hatte. Weiter findet sich am Unterkunftsblock der Kompanie ein ausgemustertes Jagdflugzeug F104 "Starfighter". Dieses wurde bereits 1992 an die Kompanie übergeben und fand im Zuge des Umzuges seinen Weg nach Berlin. Traditionspflege in der Kompanie Besonders hervorzuheben ist, dass die "Fünfte" jedes Jahr ein Ehemaligentreffen abhält. Hier versammeln sich ehemalige Angehörige um sich untereinander auszutauschen und Neuerungen über "ihre" Einheit zu erfahren. Auch an Erinnerungsstücken innerhalb der Kompanie mangelt es nicht. Im Lichthof zwischen den beiden Eingängen des Gebäudes wird die Wand durch eine Zeichnung zur Erinnerung an 19 die Zeit als Flakbatterie geziert. Eine 22 mm Zwillingsflak ist detailreich abgebildet. Ebenfalls findet man eine Malerei zum 50. Jahrestag der Aufstellung der Kompanie, welche von zwei Soldaten flankiert wird. Einer in der Uniform zur Zeit der Aufstellung, der andere in der aktuellen Paradeuniform. Zu erwähnen sind auch noch drei Gedenksteine am Eingang. Einer soll an die 8./Wachbataillon BMVg erinnern, welche in die 5./Wachbataillon BMVg eingegliedert wurde, die anderen beiden an zwei im Dienst tödlich verunglückten Kameraden. Die 5. Kompanie unterhält eine Patenschaft zu dem Berliner Bezirk CharlottenburgWilmersdorf. Einen weiteren Bezug zur Stadt Berlin zeigt ein sogenannter "Buddy-Bär", dem Berliner Wappentier, der eine Luftwaffenuniform mit Weißkoppel trägt. 6./Wachbataillon BMVg 20 Aufgrund der Verkürzung der Wehrdienstzeit von 15 auf 12 Monate waren mehr Wehrpflichtige notwendig, um die Menge der Einsätze bewältigen zu können. Die 6. Kompanie des Wachbataillons wurde am 1. Oktober 1990 von einer bereits bestehenden Geräte- in eine Protokolleinheit umgewandelt. Das Führungspersonal wurde aus anderen Kompanien des Wachbataillons gestellt und nachdem die nötigen Unterkünfte in der Brückberg-Kaserne in Siegburg renoviert waren, konnte am 19. Dezember 1990 der erste Jahrgang Wehrpflichtiger der 6. Kompanie einrücken. Ihre Bewährungsprobe hatte sie bei ihrem ersten Einsatz am 8. April 1991 im Bundesministerium der Verteidigung auf der Bonner Hardthöhe. Nach dem Umzug von Bundesregierung und Parlament nach Berlin verblieb die 6. Kompanie gemeinsam mit der 3. Kompanie in der Brückberg-Kaserne und leistete ihre Einsätze auf der Hardthöhe, aber auch im westlichen Teil der Bundesrepublik. 2010 feierte die „Sechste“ ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Nachdem sich die 6. Kompanie mit einem großen Zapfenstreich von ihrer alten Heimat in Siegburg verabschiedet hatte, sitzt sie seit September 2014 in Berlin in der Julius-Leber-Kaserne. Wappen Das Wappen der 6. Kompanie bringt die Kerninhalte der Kompanie auf den Punkt. Die Grundfarbe des Schildes ist Grün die Traditionsfarbe der Jäger. Schräg rechts geteilt durch einen in Silber begrenzten Balken mit der Aufschrift Semper talis. „Semper Talis“ verdeutlicht weiterhin auch die Traditionslinie des Wachbataillons und somit auch die der Kompanie zum „Ersten Garde Regiment zu Fuß“. In Schildteil oben links ist eine goldene Füsilier-Mütze, welche sich auf das III. Bataillon des Ersten Garde-Regiments zu Fuß bezieht. Unten rechts befindet sich das gotische „W“. Der Schildrand ist in den preußischen Farben Schwarz und Weiß gehalten. Besonderer Traditionsbezug Die heutige 6. Kompanie führt die Tradition ihrer eigenen 25 Jahre Geschichte im Wachbataillon BMVg und hat zusätzlich die Tradition der Sicherungskompanie, die dann in die 9. Kompanie umbenannt wurde zu bewahren. Mitte 2014 wurde aus der 9. Kompanie die „Sechste“. Dementsprechend führt auch die heutige 6. Kompanie die Traditionen aus Siegburg und die der „Neunten“ fort. Genau wie der Auftrag der 9./Wachbataillon BMVg ist es nun auch der der 6. Kompanie, neben dem Protokollarischen Dienst, im Ernstfall Berlin als Jägerkompanie zu schützen. Übernommen von der Vorgängerkompanie hat die „neue“ 6. Kompanie unter anderem die Farben des Wappens Grün, Schwarz und Weiß. Traditionspflege in der Kompanie In den Gängen der Kompanie finden sich verschiedene Ausstellungsstücke der einzelnen Traditionslinien auf die sich die „neue“ 6. Kompanie bezieht. So wird die Tradition der Füsiliere auch heute noch hochgehalten. Zwei Gedenktafeln sowie eine original erhaltene 21 Füsilier-Mütze sind ausgestellt. Spuren aus 25 Jahren in Siegburger Heimat lassen sich ebenfalls im Kompanieflur finden. So sind die Traditionstafeln aus der Brückberg-Kaserne ausgestellt. Der Raum der Unteroffiziere wird von Wappen und Gegenständen der ehemaligen „Neunten“ geschmückt. Auch die Führung der „Sechsten“ ist in der Hand vieler Kameraden, die vorher in der 9. Kompanie dienten. Weiterhin finden jährlich Ehemaligentreffen statt, zu welchen verdiente Kameraden der 6., 8. und 9. Kompanie geladen werden. 22 7./Wachbataillon BMVg Am 1. November 1962 wurde die heutige 7./Wachbataillon BMVg als Ausbildungs-Kompanie 708 des Wachbataillons BMVg in der Sagan-Kaserne in Wuppertal aufgestellt. Dem Ausbildungsbataillon 203 ab 1965 unterstellt, bezog sie am 1. Juli 1967 die Hermann-LönsKaserne in Bergisch Gladbach. Am 1. Juli 1980 wurde die Ausbildungskompanie 708 in Wachausbildungskompanie 902 umbenannt und umstrukturiert. Sie war für 14 Jahre Ausbildungsstätte für neue Protokollsoldaten, bis sie am 1. Oktober 1994 in die 7./Wachbataillon BMVg umbenannt wurde. Zugleich wurde die 7./ zu einer Protokolleinsatzkompanie und verlegte zum 15. März 1995 in die Julius-Leber-Kaserne nach Berlin. Bezieht man die Kompaniechefs der 708er und 902er mit ein, dann wurde die 7./Wachbataillon BMVg seit dem Gründungstag von 24 Kompaniechefs geführt und durch 13 Kompaniefeldwebel betreut. Wappen Das Wappen der 7./Wachbataillon BMVg ist eines der prunkvollsten der Kompanien des Wachbataillons. Der Wappenschild ist viergeteilt. Oben Links der Rote Löwe von Wuppertal. Oben rechts der heimatliche Bezug mit dem Berliner Wappentier. Unten der Gelb gehaltene Hirschkopf, der für Bergisch Gladbach steht. Im Kernstück ist das Verbandsabzeichen des Wachbataillons BMVg. Dem Schild ist ein bekrönter Ritterhelm aufgesetzt, der von grünen und weißen Pflanzenschwingen umrankt ist. Ein Banner mit der Aufschrift „7./Wachbataillon BMVg“ bildet den Abschluss. Besonderer Traditionsbezug Die 7./Wachbataillon BMVg bezieht ihre Tradition auf die ehemalige Ausbildungskompanie 708 und ihre Standorte, an denen sie stationiert war. Traditionspflege in der Kompanie Als die 7./Wachbataillon BMVg noch die 708er war, hatte diese den Schlachtruf: „Siebenhundertacht – Es wär doch gelacht“, welcher sich aber nach der Gründung der 7./Wachbataillon BMVg am 1. Oktober 1994 in: „Semper fidus, Semper fortis, Semper talis“, „Immer treu, Immer stark, immer gleich“, wandelte. Eine große Rolle spielt die 7./Wachbataillon BMVg seit 1995 beim Berlin Tattoo, bei dem sie traditioneller Weise jährlich teilnimmt. Außerdem hat die Kompanie die Kindertagesstätte „Wilde Wiese“ in der Julius-Leber-Kaserne begründet und der heutige Oberstleutnant Frank Gaebel hat als Kompaniechef der 7./Wachbataillon BMVg lange Zeit den Vorstand geleitet. Eine besondere Ehre wird dem zu Teil, welcher Mitglied im Unteroffizierkorps der 7./Wachbataillon BMVg war und mindestens vier Jahre als Protokollsoldat gedient hat. Jene Person bekommt einen 25cm hohen und etwa 2,5 Kg schweren, auf einem Marmorsockel thronenden Gardisten aus Zinn überreicht und einen Platz an der Ehrentafel der Kompanie. 23 Diese Gardisten werden, von im Unteroffizierkorps frisch aufgenommenen Soldaten, gegossen und bemalt und nach der Fertigstellung vom Unteroffizierskorps begutachtet. Läuft man durch die Gänge der 7./Wachbataillon BMVg, dann kann man eine Ausstellung von Traditionsuniformen des Ersten Garde-Regiments zu Fuß bestaunen. Außerdem hängen jedes Jahr die Züge, die ihre Grundausbildung absolviert haben, eine selbst gestaltete Fotocollage auf, welches die Soldaten abbildet. 24 Das Erste Garde-Regiment zu Fuß Die Garde im Königreich Preußen Nachdem Preußen in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 von napoleonischen Truppen vernichtend geschlagen wurde und preußische Armee besiegt und gefangengenommen worden war, war der Bedarf an einer moderneren Gardetruppe erkennbar. In den letzten Jahrzehnten waren die Einheiten nicht mehr wesentlich modernisiert worden, was auch ein Aspekt der Niederlage gegen die französischen Truppen gewesen sein mochte. Vier Bataillone wurden zerschlagen, Mannschaften und Offiziere fielen in hohen Zahlen. Lediglich ein Zug blieb, durch Zufall, verschont und bekam den Befehl, als Grundstock für eine neue Garde zu dienen. Dem Secondelieutenant Julius Ludwig von Pogwisch wurde, mit seinem Zug, die Aufgabe zuteil, das sogenannte "Garde-Depot" zu führen. Dieses umherziehende Hauptquartier hatte anfänglich nur die Zugstärke von 27 Mann, wuchs allerdings von Tag zu Tag durch das Hinzukommen von, aus der Gefangenschaft geflohenen, Grenadieren. Bereits 1807 wurde der spätere Kaiser Wilhelm I. Fähnrich in dieser Einheit. Schon im Januar waren genug Soldaten zusammengekommen, um eine zweite Kompanie zu bilden, im Juni bereits eine dritte und vierte. Im Oktober wurde dieses Bataillon, unter dem Kommando von Major Gustav Friedrich von Kessel, als neue Garde dem König vorgestellt. Die Kompanien gliederten sich wie folgt5: 1. 2. 3. 4. Kompanie aus ehemaligen Angehörigen des 1. Bataillons Leib-Garde Kompanie aus ehemaligen Angehörigen des Grenadier-Garde-Bataillons Kompanie aus ehemaligen Angehörigen des 2.Bataillons/Regiment Garde Kompanie aus ehemaligen Angehörigen des 3. Bataillons/Regiment Garde Ende 1807 wurde aus dem Garde-Bataillon ein Garde-Regiment mit zwei Bataillonen. Regimentschef wurde traditionsgemäß der König, ebenso Chef der Leibkompanie, der ersten Kompanie des ersten Bataillons. Die Gliederung sah vor: Aus der 1. Kompanie werden die Leib- und 2. Kompanie Aus der 2. Kompanie werden die 3. und 4. Kompanie Aus der 3. Kompanie werden die 5. und 6. Kompanie Aus der 4. Kompanie werden die 7. und 8. Kompanie6 Bis zum Mai 1809 wuchs die neuaufgestellte Einheit weiter und bekam ein drittes Bataillon, welches kurz darauf in "Garde-Füsilier-Bataillon" umbenannt wurde. Die preußischen Heeresreformen wurden wirksam. Auch in der Garde änderte sich die Rollenverteilung. Der Offizier musste nun nicht mehr adlig sein, der einfache Soldat wurde dafür zu einem "Mann von Ehre" gemacht. Diese, längst überfälligen, Neuerungen brachte 5 Hannibal, Albrecht: Semper Talis: Brandenburg – Preußisch – Deutsche Geschichte, OHG Verlag, Münster, 2009, S. 377. Hannibal: Semper Talis: S.379. 6 25 frischen Schwung und eine gesteigerte Moral in die preußischen Truppen. Am 23. Dezember 1809 reiste das Königspaar von Königsberg nach Berlin. Hier ließ es sich nun wieder nieder. Bis 1810 verlegten die Bataillone der Garde ebenfalls in die Hauptstadt. Nun war das gesamte Regiment vereint, die Füsiliere wurden zur 9./, 10./, 11./ und 12./ Kompanie des Regiments umbenannt. Im selben Jahr wurde Potsdam abermals zur Garnisonsstadt der Garde. Abwechselnd ließ der König je eines der Bataillone in Berlin stationieren.7 Am 18. Januar 1813 reiste der König nach Breslau. Hier entzog er sich der Überwachung durch die Franzosen in Berlin. Einen Monat später folgte das Garde-Regiment. Die allgemeine Mobilmachung begann. Frankreichs "Grande Armee" war geschlagen, Russland näherte sich Preußen an. Am 28. Februar 1813 brach Preußen endgültig mit der französischen Besatzungsmacht und verbündete sich mit den Russen. Die Garde wurde dem Armee-Korps des Generals der Kavallerie von Blücher unterstellt. Die Franzosen gaben Berlin einen Monat später ohne Kampfhandlungen auf. Zu Ehren der 1810 verstorbenen Königin Luise von Preußen stiftete der König das "Eiserne Kreuz". Die offizielle Kriegserklärung Preußens an Russland erfolgte am 16. März 1813. Eine Woche später rückte das EGRzF aus. Der König ritt nach Berlin und wurde unter großem Jubel empfangen. Am 2. Mai 1813 erhielt das Garde-Regiment seine Feuertaufe bei Groß-Görschen. Seither ist der 2. Mai einer von vier Gedenktagen des Ersten Garde-Regiments zu Fuß. Die Füsiliere nahmen das Dorf Kaja im Sturm, Major von Pogwisch fiel in der Schlacht. Ihm war die Neuaufstellung der Garde zu verdanken. Im Zuge der Attacke wurde die Fahne des I. Bataillons zerbrochen, dennoch führte man sie weiter mit. Sechs Fahnenträger fielen hintereinander, während sie die Fahne führten. Auch beim II. Bataillon blieben fast alle Fahnen-Unteroffiziere im Feld. Am Ende des Tages hatte das Regiment Verluste von 37 Offizieren und 700 Unteroffizieren und Mannschaften.8 In der Schlacht bei Bautzen, einige Tage später nahmen das I. und II. Bataillon den Ort Preititz im Bajonettangriff. Das III. (Füsilier-) Bataillon lag in einiger Entfernung in der Verteidigung. Trotz der Verluste von 11 Offizieren und 283 Unteroffizieren und Mannschaften endet die Schlacht ohne Sieger. Im Oktober wurde das Regiment während der Völkerschlacht bei Leipzig als Reserve eingesetzt – es waren keine Verluste zu beklagen. Die preußische Garde wurde dem Kommando von Blüchers entzogen und kämpfte nun unter dem österreichischen Feldmarschall von Schwarzberg gemeinsam mit der österreichischen Garde. Aus dem I. Normalinfanteriebataillon und den Füsilieren des Leib-Infanterie Regiments Nr. 8 wurde am 19. Juni 1813 das 2. Garde-Regiment zu Fuß aufgestellt. Ihre Fahne bekam sie vom I. Bataillon des 1. Garde-Regiments. Im Zuge der Neuaufstellung des 2. Regiments wurde das ehemalige Garde-Regiment in "Erstes Garde-Regiment zu Fuß" umbenannt. Die beiden Regimenter wurden zusammen mit dem Garde-Jäger-Bataillon zur Garde7 Hannibal: Semper Talis: S. 398. Hannibal: Semper Talis: S. 416. 8 26 Infanterie-Brigade zusammengefasst. Damit waren sie die bisher größte Garde-Einheit Preußens. Die Garde-Infanterie-Brigade verlegte über die Saale und den Main nach Frankfurt. Im neuen Jahr überschritt das Erste Garde-Regiment zu Fuß den Rhein und nahm ab dem 30. März 1814 an der Schlacht um Paris teil. Das Regiment hatte zu diesem Zeitpunkt eine IstStärke von 55 Offizieren und etwa 1.300 Mann. Ein Teil der Gardetruppen wurde zur Unterstützung eigener Kräfte in die Schlacht um den Ort Pantin geworfen. Als die eingesetzten Teile (Füsilier-Bataillon EGRzF und I. Bataillon 2.GRzF) enorme Verluste erleiden, wird die komplette Brigade eingesetzt und stieß durch die feindlichen Linien. Die Franzosen kapitulierten am Nachmittag des 30. März 1814. Die Verluste des EGRzF betrugen 37 Offiziere und 700 Unteroffiziere und Mannschaften.9 Am 31. März 1814 exerzierte das EGRzF bereits durch Paris. Allerdings musste es so schwere Verluste hinnehmen, dass in jeder Rotte 2 statt 3 Grenadieren marschierten. Auch wurden je zwei Kompanien zusammengelegt, um auf die entsprechende (dennoch stark verminderte) Kompaniestärke zu kommen.10 Erst vier Monate später war das Regiment durch Ersatztruppen wieder auf seiner Sollstärke von 76 Offizieren, 173 Unteroffizieren und 2.888 Mannschaften. Dazu kamen 15 Militärärzte und 115 Spielleute. Ein Jahr später, nach Napoleons Rückkehr von Elba, wurde das EGRzF im Rahmen seiner Zugehörigkeit zur Garde-Infanterie-Brigade mobil gemacht und marschierte nach Westen. Auf dem Weg nach Paris erfuhren die gemeinsam marschierenden Korps (Gardekorps und Grenadierkorps) vom Sieg der Preußen bei Waterloo. Am 22. Juli 1815 erreichte der Verband Paris und rückte mit einer Stärke von 13.600 Mann in die Stadt ein. Nach einem etwa fünfmonatigen Aufenthalt verlegte das EGRzF, eingegliedert in das Korps, von Paris zurück nach Potsdam.11 Im folgenden Jahr wurde die Garde von über 3.000 Soldaten auf etwa 2.000 Soldaten reduziert. Grund dafür war neben der nun herrschenden Wehrpflicht, unter anderem die Verschmelzung des aktiven Heeres mit der Landwehr. Die Reformen im Militär sparten Verwaltungsbedarf ein, sicherten aber ebenfalls eine größere Armee zu. Die folgenden Jahre waren geprägt vom Exerzieren und dem Abhalten von Paraden. Die Lebensbedingungen der Soldaten in der Garnison wurden weiter verbessert. Regelmäßig fanden Manöver statt, an denen auch andere Einheiten teilnahmen. Die Friedenszeit wurde auch dazu genutzt, die Ausbildung der Soldaten zu verbessern. Neben der Anlage von neuen Schießanlagen, Unteroffizierschulen und Übungsplätzen ließ man auch den Schwimmunterricht einführen. Auch änderten sich die Uniformen in den Jahren. 1842 wurde die sogenannte "Pickelhaube" eingeführt. Diese ist auch heute noch ein bekanntes Relikt und assoziiert Preußen in der gesamten Welt. Auch die bekannten Grenadier-Mützen wurden an die Soldaten ausgegeben. 1847 wurde ein einheitliches Koppelschloss eingeführt. Auf ihm war die Königskrone zu sehen, welche den Wahlspruch: "GOTT MIT UNS" ziert. Doch die Ruhephase hatte bald ein Ende. Mit dem Ausbruch der März-Revolution (16.-19. März 1848) bekam die Garde einen neuen Auftrag. Es galt das Schloß in Berlin zu sichern. Zu 9 Von Reinhard, Carl: Geschichte des Königlich Preußischen Erste Garde-Regiments zu Fuß 1740-1857, Verlag von August Stein, Potsdam, 1858, S. 386 ff. 10 Hannibal: Semper Talis: S. 420 ff. 11 Hannibal: Semper Talis: S. 426. 27 diesem Zweck wurde Major von Kessel mit dem II. und III. Bataillon (Grenadiere und Füsiliere) in die Hauptstadt entsandt und nahm unter geringen Verlusten einige Barrikaden in der Nähe. Doch bereits am 19. März 1848 entschloss sich der König dazu, mit den Aufständischen in den Dialog zu gehen. Hierzu wurde das Militär aus dem Schloß abgezogen und der König präsentierte sich der Menge in den Farben schwarz-rot-gold. Der Plan geht auf, das Volk legt die Waffen nieder, die Volksversammlung im Schauspielhaus wurde einige Monate später unter Beteiligung des Militärs aufgelöst.12 13 Im Jahr 1850 traten vermehrt Spannungen zwischen Preußen und Österreich auf. Gegen Jahresende wurde das EGRzF in einer Stärke von 3.500 Mann mobil gemacht, jedoch kurz darauf wieder demobilisiert. In den folgenden Jahren wurde das Militär vergrößert, das Dreyse-Zündnadelgewehr eingeführt. Damit war das Preußische Heer das modernste im damaligen Europa. Die neuen Waffen erlaubten eine dreimal höhere Schussfrequenz, sowie das Laden und Feuern im Liegen. Durch den österreichisch-französisch-italienischen Krieg 1859/1860 begann auch in Preußen abermals eine vorsorgliche Mobilmachung. Hierbei fiel auf, dass die Stärke des Heeres nicht entsprechend den Anforderungen war. So wurde eine Vergrößerung des Heeres beschlossen und kurz darauf umgesetzt. Von der Mobilmachung am 29. April 1859 bis zur vollständigen Kriegsstärke und Bereitschaft des EGRzF vergingen nur etwa drei Wochen. Im folgenden Jahr wurde das 3. Garde-Regiment zu Fuß aufgestellt. Die Offiziere wurden aus dem EGRzF gestellt. 1864 wurde befohlen, dass das EGRzF nicht am Feldzug gegen Dänemark teilnehmen sollte. Dennoch wurden die drei Bataillone auf je 1000 Mann aufgestockt. Jedoch blieb es bei der Bereitschaftshaltung. Im Krieg gegen Dänemark verblieb das Regiment in Potsdam. Lediglich beim Einzug der siegreichen Truppen stellte die Garde eine Ehrenformation.14 Doch diese passive Rolle sollte sich schon zwei Jahre später ändern. Im preußischösterreichischen Krieg, auch als Bruderkrieg bekannt, bekam das EGRzF eine Chance sich wie schon so oft zuvor in der Schlacht zu bewähren. Am 3. Juli 1866 erstürmte das Regiment den Ort Chlum, ebenso das benachbarte Rosberitz. Diese Eroberung im Zentrum der österreichischen Linien brachte die entscheidende Wende in der Schlacht bei Königsgrätz. Der Ort wurde gegen die Österreicher erfolgreich gehalten und verringerte die Distanz der preußischen Linien zum Feldherrenhügel des Gegners auf lediglich 300 Meter. Ein Beschuss des Ortes durch österreichische Artillerie wurde gestoppt, indem Major von Kleist (Kdr. I. Bataillon) mit seinen Grenadieren und Füsilieren einen Sturmangriff auf die Gegnerische Stellung unternahm und diese zerschlug. (Gemälde ist im Stiftungshaus v. Rohdich ausgestellt) Doch der Sieg wurde teuer erkauft. Das EGRzF verbuchte an diesem Tag an Verlusten: 17 Offiziere, 47 Unteroffiziere und 511 Mannschaften. Unter den toten Offizieren befand sich Prinz Anton von Hohenzollern. Die Folgen des Feldzuges waren die Gründung des Norddeutschen Bundes unter der Führung Preußens, sowie der Friede von Prag zwischen den beiden ehemaligen Konfliktparteien.15 Bis in das Jahr 1870 wurde das EGRzF wie gewohnt zu Paraden und Empfängen eingesetzt. Doch nachdem die spanische Regierung am 3. Juli 1870 Leopold von Hohenzollern12 Hannibal: Semper Talis: S. 471 ff. Von Reinhard: Geschichte, S. 470 ff. 14 Hannibal: Semper Talis: S. 513 ff. 15 Hannibal: Semper Talis: S. 515 ff. 13 28 Sigmaringen zum spanischen König wählte, protestierte Frankreich. Um den Frieden zu wahren, lehnte dieser die Krönung ab. Doch Frankreich machte bereits mobil. Am 14. Juli 1870 wurden bereits die Reserven einberufen, fünf Tage später erklärte Frankreich Preußen den Krieg. So brach das EGRzF seine Zelte in Potsdam ab und wurde, zehn Tage nach der Kriegserklärung, gen Westen verladen. Keinen Monat später stand die Garde bei Metz, St. Privat, Sedan und Paris im Feld. Unter ungeheuren Verlusten nahmen die Grenadiere und Füsiliere den Ort St. Privat. Ohne ausreichende Artillerieunterstützung stürmten die Soldaten der Garde-Infanterie-Brigade über freies Feld auf das befestigte Dorf zu. Die weiter tragenden und mit einer höheren Kadenz schießenden Chassepot-Gewehre der Franzosen fügten den Preußen hohe Zahlen an Toten und Verwundeten zu. Trotz allem nahm die Garde den Ort im Kampf von Haus zu Haus. Die Verlustzahlen der oben genannten Entscheidungsschlachten betrugen: 37 Offiziere, 112 Unteroffiziere und 1.079 Mannschaften. Darunter der Kommandeur des EGRzF Oberst von Roeder.16 Die Garde im Deutschen Reich Nach der Einnahme von Paris und der Proklamation des Königs von Preußen zum Deutschen Kaiser in Versailles wurde die Garde in das neu erschaffende Reichsheer eingegliedert. Die Zugehörigkeit zum Gardekorps blieb erhalten. Den Schwerpunkt der nächsten Jahre bildeten abermals die protokollarischen Aufgaben der Garde. Hier sei unter anderem die Hochzeit des späteren Kaiserpaares Wilhelm II. und Auguste Viktoria 1881 genannt. Es war auch die Zeit der Gründung vieler Garde-Vereine, welche von ehemaligen Angehörigen der Regimenter zur gegenseitigen Unterstützung und der Traditionspflege rege genutzt wurden.17 1888 musste das Regiment gleich zweimal in Trauer exerzieren. Erst starb Kaiser Wilhelm I. und nur 99 Tage darauf Friedrich III. Wilhelm II. wurde neuer Kaiser des Deutschen Reiches. 1898 wurde die Garde mit dem Gewehr 98 ausgerüstet. Dieses wurde im Wesentlichen kaum verändert und so bis 1945 von der deutschen Infanterie genutzt. Mit neuen Gewehren ausgerüstet und auf einem guten personellen Stand von 71 Offizieren und 1.878 Unteroffizieren und Mannschaften war das EGRzF eine der schlagkräftigsten Verbände um die Jahrhundertwende. Mit der Einführung des Maschinengewehrs und der Aufstellung einer Garde-MG-Abteilung im Garde-Jäger-Bataillon erstarkte der Einsatzwert der gesamten Garde-Infanterie-Brigade weiterhin. Einige Jahre später erhielt auch das EGRzF eine eigene MG-Kompanie. Diese wurde dem II. Bataillon angegliedert und verfügte über sechs Maschinengewehre.18 1914 umfasste das Gardekorps inzwischen 22.000 Mann in Berlin und Potsdam, dazu kamen weitere 8.000 Mann in Kasernen in der näheren Umgebung. In der Folge des Attentats in Sarajewo machte das Deutsche Reich am 1. August 1914 mobil. Die Kriegserklärung an Russland erfolgte am selben Tag. Nur zwei Tage später erklärte das Reich auch den Franzosen den Krieg. Der Einmarsch deutscher Verbände in Frankreich und Belgien bewog die Engländer, sich auf die Seite der Franzosen zu stellen. Im Zuge der Mobilmachung wurden auch die Reservisten des Gardekorps einberufen. Dies führte zu einem großen Zuwachs des Verbandes und zu dessen Teilung in drei Truppenverbände: 16 Hannibal: Semper Talis: S. 533 ff. Hannibal: Semper Talis: S. 578. 18 Hannibal: Semper Talis: S. 635. 17 29 1. Das Gardekorps 2. Das Garde-Reserve-Korps 3. Die Garde-Kavallerie-Division Das EGRzF stand im folgenden Unterstellungsverhältnis:( absteigend) 1. 2. 3. 4. Gardekorps Garde-Infanterie-Division 1. Garde-Infanterie-Brigade Erstes Garde-Regiment zu Fuß Vom 9.-12. August 1914 wurde das EGRzF in Potsdam verladen. Wie auch in den Jahrzehnten zuvor zählte es mit den anderen Garde-Einheiten zusammen zur militärischen Elite des Heeres. In den vier Kriegsjahren wurde das Regiment in vielen Schlachten eingesetzt. Unter anderem in:19 Westfront (August '14 - März '15): St.Gerad, St.Quentin, Marne-Schlacht, Reims, Arras, 1. Flandernschlacht bei Ypern, Champagne Ostfront (April '15 - September '15): Gorlice-Tarnow, Lemberg, Brest-Litowsk Westfront (September '15 - Juni '17) (Stellungskämpfe): Arras, Schlacht an der Somme, Chemin des Dames, Argonnen Ostfront (Juli '17 - Oktober '17): Tarnopol, Riga Westfront (März '17 - November '18): Arras, Ourcq, Dormans, Vouziers, Sedan Beispiele für den Fronteinsatz: St. Quentin: Am 29./30. August 1914 marschierte das EGRzF zusammen mit anderen Teilen der 1. Infanterie-Brigade auf Colonfay bei St. Quentin zu. Aufgrund des nebligen Wetters war ein vorbereitendes Trommelfeuer auf die feindlichen Stellungen nicht möglich, da die Artilleriebeobachter keine Ziele zuweisen konnten. Das EGRzF griff westlich von Colonfay an. Unter starkem Abwehrfeuer durch Schützen, Maschinengewehre und Feldartillerie kam das Regiment nur langsam und unter hohem Blutzoll voran. Nur unter der Führung des Kommandeurs Prinz Eitel Friedrich von Preußen gelang es Teilen der Gardisten sich bis auf einige Hügel vorzukämpfen. Die Offiziere führten an vorderster Front. Unter ihrem Befehl gelang es die Anhöhen zu nehmen und sich dort einzugraben. Inzwischen unterstütze das 1. Garde-Feldartillerie-Regiment durch den Beschuss der gegnerischen Kräfte. Bis zum nächsten Morgen harrten die Grenadiere und Füsiliere in ihren Stellungen aus. Dann nahmen sie das Dorf Richaumont am Nachmittag. Dies veranlasste die Franzosen sich zurückzuziehen. 19 Dünnhaupt, C. und Junker: Das Erste Garderegiment zu Fuß im Weltkrieg 1914-18, C. Dünnhaupt-Verlag, Berlin, 1934. 30 Die Verluste lagen nach dieser Schlacht bei 26 Offizieren und etwa 800 Unteroffizieren und Mannschaften.20 21 Erste Flandernschlacht Um in Flandern einen Durchbruch durch die englisch-französischen Linien zu erzielen, wurde die 1. Garde-Infanterie-Brigade aus Frankreich abgezogen. Im November 1914 traf sie in Roelberg, Flandern ein. Mehrere Divisionen wurden nebeneinander eingesetzt. Die rechte, 1. Division setzte die 1. Garde-Brigade in vorderster Linie, an der linken Divisionsgrenze ein. Damit lagen die Grenadiere nicht nur im Zentrum des geplanten Angriffs, sondern sahen sich der britischen 1. Garde-Brigade gegenüber. So standen die Elitetruppen der Deutschen und Engländer direkt voreinander, zum Teil keine 30 Meter voneinander entfernt. Der britische Flankenschutz bestand aus französischen Einheiten. Für den geplanten Angriff musste das EGRzF ohne sein Füsilier-Bataillon auskommen. Dieses stand in der Reserve bei Roelberg. Am 10. November 1914 gruben sich das I. und II. Bataillon entlang der Frontlinie ein. Der Angriff auf die gegnerischen Linien war für den kommenden Tag angesetzt. Nach einem zweieinhalbstündigen Trommelfeuer aller Kaliber auf die englischen Gräben machten sich die Grenadiere zum Sturm bereit. Auf die Kommandos der Offiziere hin, griffen die Sturmkompanien (Leib- und 4. Kp I. Bataillon) an und nahmen den ersten feindlichen Graben mit aufgepflanztem Seitengewehr. Sofort ging es weiter auf den zweiten Graben zu. Die folgenden Kompanien schlossen auf und gemeinsam warf man den Feind im Nahkampf nieder. Doch hatten die Grenadiere einen hohen Verlust zu beklagen, da nun der Angriffsschwung schwand. Teils fielen nicht nur die kommandierenden Offiziere, sondern auch alle Unteroffiziere und Gefreiten. So wurde der Angriff auch von einfachen Soldaten mit befehligt. Doch die Engländer warfen sich der Garde entgegen und das Resultat am Ende des Tages war, dass die deutschen Truppen wieder in ihrer Ausgangsstellung lagen. Die Verluste dieser Schlacht betrugen: 16 Offiziere und 800 Unteroffiziere und Mannschaften. Allerdings kämpften auch nur das I. und II. Bataillon.22 23 "Niemals sind Soldaten furchtloser in den Tod gegangen. Alle unsere Maschinengewehre und Kanonen wurden auf die vorstürmenden Deutschen gerichtet. Sie aber gingen mit Todesverachtung in die Hölle des Eisenfeuers. Der Energie und der Tapferkeit dieser alten Truppen gelang es, unsere Reihen an drei Stellen zu durchbrechen." Daily News, 191424 Während 1918 im Deutschen Reich schon die Revolution tobte und es keine handlungsfähige Regierung mehr gab, lag das EGRzF noch an der Westfront. Die neu gegründete Regierung unter Friedrich Ebert nahm die Waffenstillstandsbedingungen der Entente am 10. November 1918 an. Einen Tag darauf unterzeichnete Matthias Erzberger den Vertrag – der Krieg war aus. Und mit ihm die Monarchie. Währenddessen wurde das EGRzF durch ihren Kommandeur Major Graf zu EulenburgWicken über die Ereignisse unterrichtet. Am selben Tag verlegte das Regiment geschlossen 20 Dünnhaupt: Garderegiment, S. 15 ff. Hannibal: Semper Talis: S. 714. 22 Dünnhaupt: Garderegiment, S. 53 ff. 23 Hannibal: Semper Talis: S. 715. 24 Hannibal: Semper Talis: S. 715. 21 31 zurück Richtung Potsdam. Mit der Abdankung des Kaisers am 28. November 1918 entband er alle Dienstgrade und Streitkräfte vom dem ihm gegenüber geleisteten Treueeid. Einen Monat später löste sich das Regiment faktisch auf. Einige Soldaten beteiligten sich an den Soldatenräten der Revolutionäre, vier Kompanien traten dem "Regiment Potsdam" bei, einem neu aufgestellten Freiwilligenkorps.25 Im Ersten Garde-Regiment zu Fuß fielen zwischen 1914-1918 97 Offiziere, 480 Unteroffiziere und 4.025 Mannschaften.26 Die Gesamtverluste des deutschen Heeres lagen bei ca. 2.037.000 Mann.27 25 Hannibal: Semper Talis: S. 742 ff. Dünnhaupt: Garderegiment: Widmung 27 Hannibal: Semper Talis: S. 743. 26 32 Das Infanterie-Regiment 48 Das Infanterie-Regiment 48 wurde am 1. Oktober 1934 unter dem Namen Infanterie-Regiment Döberitz auf dem Truppenübungsplatz Döberitz aufgestellt. Der Grund für die vorerst andere Bezeichnung, waren getarnte Maßnahmen zum Aufbau der späteren Wehrmacht im Zusammenhang mit der Truppenbegrenzung des Versailler Vertrags. Der Stamm des neuen Truppenteils wurde durch die 2., 3. und 9. Kompanie des 5. Preußischen Infanterie-Regiments gestellt. Hinzu kamen Teile aus Stäben und Nachrichtenzügen.28 Es kamen sogar einzelne Offiziere aus anderen Infanterie-Regimentern dazu. Ende Juli 1935 verlegte das Regiment in die Garnison nach Neustrelitz, wobei das III. Bataillon kurze Zeit später zurück auf den Truppenübungsplatz Döberitz verlegte. Der Erste Kommandeur des neu aufgestellten Regiments war Oberstleutnant i.G. Hans Graf von Sponeck, welcher kurz darauf zum Oberst befördert wurde.29 Der nicht weit von der Reichshauptstadt Berlin gelegene Aufstellungsort des InfanterieRegiments Döberitz hatte den Vorteil, dass die militärische und politische Führung gute Möglichkeiten besaß, den Aufbau eines neuen Regiments zu beobachten, zu analysieren und um aufgetretene Schwierigkeiten bei der Aufstellung neuer Regimenter zu berichtigen. In den nächsten Wochen trafen die ersten Freiwilligen ein und durch die neuen Truppen wurde aus dem Kader-Regiment nun ein Voll-Regiment. Das Regiment genoss viel Lob durch die Führung und schloss bei allen Besichtigungen hervorragend ab. Vor allem bei der Teilnahme an der Parade auf der Berliner Prachtstraße „Unter den Linden“ hinterließ das Infanterie-Regiment einen grandiosen Eindruck bei der militärischen und politischen Führung, sowie bei den jubelnden Berlinern. Die Parade fand anlässlich der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, vom 16. März 1935, statt. Ende Juli 1935 verlegte das Infanterie-Regiment in die neu erbauten Kasernen nach Neustrelitz. Am 15. Oktober 1935 wurde nun das Infanterie-Regiment Döberitz in das Infanterie-Regiment 48 umbenannt, infolge der Enttarnung der Verbände. Nun unterstand das Inf.-Rgt. 48 der 12. Infanterie-Division.30 Das III. Bataillon verlegte am 1. April 1936 nach Güstrow i.M. in seine neue Garnison. Die nächste Zeit bestand für das Inf.-Rgt. 48 aus harten Ausbildungen und stetigen Abgaben von Kadern an andere Truppenteile. Vor allem die Abgaben an die neue Luftwaffe waren für das Inf.-Rgt. 48 von besonderer Bedeutung, da auch Oberst Graf von Sponeck, mit einer Gruppe von Generalstabsoffizieren, zur Luftwaffe wechselte und er somit das Kommando an Oberst Freiherr von Schleinitz übergab. Dies erfolgte am 12. Oktober 1937. In den nächsten Monaten kam es zu weiteren Abgaben, welche Lücken in das Inf.-Rgt. 48 rissen und aus den eigenen Reihen oder von außen gefüllt werden mussten. Die I./Inf.-Rgt. 48 und Teile der 10. Kp verlegten nach Wetzlar um das Inf.-Rgt. 80 aufzustellen und die 7.Kp ging nach Wismar, zur Aufstellung des Inf.-Rgt. 27. Aus dem III./Inf.-Rgt. 48 wurde am 1. Oktober 1937 das I./Inf.-Rgt. 27, am selben Standort ansässig, in Güstrow. Um die fehlenden 28 Michaelis, Heinz: Das Infanterie-Regiment 48, Weg und Schicksal eines Truppenteils in den Jahren 1934-1945, Berlin, 1984, S.1 29 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.1 30 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.2 33 Truppen des III./ auszugleichen wird dem Regiment ein Ergänzungs-Bataillon, das E/48, unterstellt. Es diente der Kurz-Ausbildung der sogenannten „weißen Jahrgänge“ von 19011912. Betrachtet man die Abgaben des Inf.-Rgt. 48 an andere Truppenteile, welche bis zu einem Drittel des Regiments betrugen, wird deutlich, dass noch vor dem Beginn des Krieges, stark geschwächt wurde.31 Fast ein Jahr vor dem Beginn des 2.Weltkrieges übernahm das Inf.-Rgt. 48, am 9./10. Juli 1938, die Tradition zweier Truppenteile der „Alten Armee“. Das I. Bataillon. führte nun die Erinnerung an das Preußische Infanterie-Regiment Großherzog Friedrich Franz II von Mecklenburg-Schwerin Nr.24, welches sich im I. Weltkrieg durch die Erstürmung der Panzerfeste Douaumont bewährte. Nicht nur der Bereich des I. Bataillon bekam mit der „Douaumont Kaserne“ einen neuen Namen, sondern auch die Soldaten nannten sich von nun an „Füsiliere“. Das II. Bataillon pflegte nun die Tradition des so genannten „Goldenen Bataillons“, also die des II./Gren.Rgt. 89. Der Name kommt von der goldenen Farbe der Gardelitzen des Bataillons auf dem roten Besatz, anstelle von den sonst silbernen geführten Gardelitzen. Wie die Soldaten des I./Inf.-Rgt. 48, benannten sich auch die des II./Inf.-Rgt. 48 traditionsgemäß um. Sie hießen nun Grenadiere.32 Nach einer Verlegung des I. und II. Bataillon nach Ost-Preußen, Ende Juli 1939, überschritt das Regiment am 1. September 1939 den Grenzbach Orschütz und von da an, durch den Beginn des II. Weltkriegs, nahm der Untergang Deutschlands seinen Lauf. Nach nur wenigen Minuten gab es den ersten Verlust auf deutscher Seite zu beklagen, da ein Volltreffer im vorgezogenen Stab einschlug und den Kommandeur des I. Bataillon des Inf.-Rgt. 48, Oberstleutnant von Arnim, tötete. Das Regiment marschierte weiter nach Prasniz, brach durch schwache polnische Feldbefestigungen durch und rückte weiter vor durch tiefe Wälder, Sandwege und über gesprengte Brücken. Nach dem erfolgreichen Einsatz an der Einschließungsfront im Osten Warschaus vor der Vorstadt Praga, löste das Regiment ein Landwehr Infanterie Regiment ab. Die Stadt Praga wurde genommen, jedoch kam es bei einer gewaltsamen Erkundung der 1./Inf.-Rgt. 48 zu einem tragischen Vorfall für das gesamte deutsche Heer. Der ehemalige Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Freiherr von Fritsch, begleitete die Soldaten bei der Erkundung. Nach unerwartetem schwererem Widerstand traf ein Projektil den Generaloberst am Oberschenkel und tötete ihn sofort.33 Mitte Oktober verlegte das Inf.-Rgt. 48 aus Polen ins Rheinland und weiter nach Siegburg. Dieser Standort diente dem Regiment gewissermaßen als „Ersatzgarnison“. Die ersten großen Kampfeinsätze liefen für das Inf.-Rgt. 48 im Westen ab. Am 9. Mai 1940 kam der Angriffsbefehl „Fall Gelb“, woraufhin sich das Regiment, westlich von Prüm, in die Schneeeifel begab und dort schon am nächsten Tag ankam.34 Der Feldzug führte das Regiment im Rahmen der 4. Armee durch die Ardennen, hauptsächlich mit dem Auftrag die Straßen für die Panzerverbände und dem Nachschub freizuräumen und zum Kanal durchzustoßen. Den ersten Fuß, auf französischen Boden, setzten sie bei Trélon, bei der Überquerung der belgisch-französischen Grenze. Im weiteren Verlauf half das Regiment bei verschiedenen Vorstößen und hatte seinen ersten großen Auftrag bei der Abwehr des französischen Ausbruchs nach Süden hin, nachdem sie den nördlichen Teil der Maginot-Linie 31 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.4 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.10 33 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.6 34 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.12 32 34 überwanden und die französischen Kräfte in Nordfrankreich durch die „Operation Sichelschnitt“ eingeschlossen wurden. Danach führte der Feldzug das Regiment in Richtung Lille und auf dem Weg nach Norden wurde der Deule-Kanal nach mehreren Versuchen, durch Kampfhandlungen erschwert, überschritten und ein Brückenkopf gebildet. Nach drei Tagen Marsch, mit einer Leistung von etwa 60 km pro Tag, erreichte das Regiment die Küste des Ärmelkanals, nördlich von Abbeville. Der 1. Teil des Westfeldzuges ist zu Ende und in der Zeit vom 9.-29.5. gab es insgesamt 339 Ausfälle bei Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften. Es gab 248 Verwundete und 91 Gefallene zu beklagen.35 Nach einer kurzen Ruhepause sollte es, am 5. Juni 1940, für das Inf.-Rgt. 48 weitergehen. Der neue Angriffsbefehl „Fall Rot“ hatte zum Ziel, die nördlich Front der Franzosen zu durchbrechen und die getrennten Kräfte aufzureiben. Dabei überquerte das Inf.-Rgt. 48 die Somme, westlich von Abbeville, am rechten Flügel des deutschen Heeres. Nach einigen Gefechten mit der schottischen 51. Hochland-Division, welche aus der Maginot-Linie herausgezogen wurde, bekam das Inf.-Rgt. 48 den Auftrag den Übergang über den LigerAbschnitt zu erkämpfen. Dies gelang ihnen am 8.Juni unter starker Gegenwehr. Vom 7./8.Juni hatte das Regiment 70 Gefallene, 103 Verwundete und 1 Vermissten zu beklagen.36 Das Inf.-Rgt. 48 überschritt die Seine und verlegte weiter nach Süden, wobei kaum geordneter Feindwiderstand in Erscheinung trat. Als am 25. Juni, um 01:35Uhr, durch die eingetretene Waffenruhe der Krieg im Westen beendet war, befand sich das Regiment ca. 50 km vor La Rochelle ostwärts von La Roche-s-Yon. Die Verluste des Inf.-Rgt. 48 beliefen sich für den Feldzug auf 171 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, 390 Verwundete und 1 Vermissten.37 Am 27. Juli verlegte das Inf.-Rgt. 48 auf die Halbinsel Contentin, jener Ort an dem 1944 die Operation Overlord stattfand. Von dort aus soll das Regiment an dem „Unternehmen Seelöwe“ teilnehmen und mit der 1. Welle an der englischen Südküste landen. Eine weitere Verlegung nach südlich von Rotterdam, um nun bei der 2. Welle mitzuwirken, erfolgte am 4. September. Kurz darauf wurden die Pläne für das „Unternehmen Seelöwe“ verworfen und das Inf.-Rgt. 48 in die Operation „Fall Barbarossa“, zum Niederwerfen der Sowjet-Union, mit einbezogen. Dadurch kam es zu einer weiteren Verlegung nach Breda. Ende Oktober 1940 verlässt das III. Bataillon. das Inf.-Rgt. 48 zur Unterstützung des Afrika-Korps. Somit kämpfte das Regiment nun an allen Fronten.38 An der Ostfront angekommen, überschritt das Inf.-Rgt. 48 die Grenze Litauens, am 22. Juni 1941, um 03.30Uhr.39 Das Regiment marschiert am Südflügel der 16. Armee, der Heeresgruppe Nord Richtung Kauen. Auf den Weg nach Kauen kam es zu ersten Feindberührungen bei Kaupiskiai und Sakiai und am 23. Juni trafen sie, vor der Stadt, an der Memel, ein. Drei Tage später war die Stadt eingenommen und der Vorstoß wurde, unter verstärktem Widerstand, bis an die Düna fortgeführt. Somit befand sich das Regiment nun schon in Lettland, mit vorausschauendem Blick auf die alte russische Staatsgrenze. Beim nord-östlichen Vormarsch erreichten sie die „Stalin-Linie“ ein, im Gegensatz zur MaginotLinie nicht durchgehendes, Befestigungswerk aus Feldbefestigungen und Panzergräben. In 35 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.14 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.15 37 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.16 38 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.16 39 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.18 36 35 den nächsten Tagen verstärkte sich der sowjetische Widerstand, aber Erfolge, in Form der Zerstörung eines sowjetischen Panzerzuges, waren trotzdem weiterhin zu verbuchen. Nach der Einnahme der Stadt Cholm, durch die 32. Infanterie-Division, marschiert das Inf.-Rgt. 48 weiter zum Seeliger-See. Nachdem im Mai 1940 das Kommando des Regiments von Oberst Freiherr von Schleinitz an Oberstleutnant Mandel übergeben wurde, folgte Oberstleutnant von der Meden, am 13. August 1941, auf ihn als Führer des Inf.-Rgt. 48. Schon drei Monate später erfolgt ein weiterer Wechsel der Regimentsführung, Oberstleutnant Schroeder übernahm die Führung.40 Nachdem es gelang sowjetische Kräfte über die Lowat zurückzudrängen, konnten immer weniger Erfolge verbucht werden und auch das Wetter schien sich gegen das Regiment zu stellen. Aufgrund von langanhaltenden Regens, verwandelte sich der Boden in einen schlammigen Brei der die Vorstöße der Deutschen verlangsamte. Ende September standen die Divisionen des II. A.K. in der Seenkette zwischen Welje- und Seeliger-See. Davon kapselte sich ein schwerer Spähtrupp der 6./Inf.-Rgt. 48, am 8. September, ab und erreichte die Wolga. In derselben Zeit stießen die anderen Truppenteile weiter bis zur Seenenge zwischen Stersh- und Seeliger-See vor. Es folgten schwere Kämpfe gegen einen nicht zu entmutigenden Feind, auf ungewohntem Gelände und im Gegensatz zu der West-Offensive, ohne die eigene Luftüberlegenheit. So kam es, dass das Regiment, im Oktober, erstmals in die Verteidigung überging.41 Jegliche weiteren Vorstöße verliefen, vor allem durch Tagestemperaturen von +10 Grad und in der Nacht von -15 Grad und dem daraus resultierenden Wechsel zwischen Schlamm und Frost, im Sand. Weitere schwerwiegende Faktoren die die Offensive ins Stocken brachten, waren erstens die zahlenmäßige Überlegenheit der Feinde und zweitens das Vordringen der Sowjets ohne Rücksicht auf Verluste. Die Truppen um das Inf.-Rgt. 48 verteidigten sich gegen nicht aufhörende Angriffe der Sowjets, wurden aber nach und nach umzingelt. Als die sowjetischen Truppen an den Seiten durchbrachen und hinter den sich verteidigenden Deutschen nach Norden und Süden vorstießen, schlossen sie die Deutschen Truppen am 8. Februar ein und bildeten den „Kessel von Demjansk“. Nun waren die Divisionen des II. und X./A.K. eingeschlossen und auf Hilfe von außen angewiesen. Durch eine Luftbrücke stellten sie die Versorgung der Deutschen Einheiten im Kessel sicher, dazu verwendeten sie Transportmaschinen des Typs Ju 52 welche unter schwersten Bedingungen und großen Ausfällen operierten. Nachdem der Kessel gegen eine Luftlandung von etwa 6.000 Mann verteidigt wurde, gelang es am 21. März 1942 den Kessel, von außen durch das „Unternehmen Brückenschlag“, zu durchbrechen und einen schmalen Korridor zu den deutschen Linien zu bilden.42 Auf Unterstützung aus der Luft konnte weiterhin nicht verzichtet werden, da der schmale Korridor ständig Ziel von Angriffen wurde. Als die Stellung gefestigt war, konnte erster Urlaub gewährt werden. Im September und Oktober 1942 kam es wieder verstärkt zu Angriffen auf den Kessel, die erfolgreich abgewehrt werden konnten. Das Inf.-Rgt. 48 konnte vom 27.9-6.10. seit der Verteidigung des Kessels neue Erfolge verbuchen, es verteidigte erfolgreich die sogenannte „Bahnfront“ zwischen Stara Russa und Waldai und übernahm im November einen Abschnitt der Südfront des Kampfraumes, nordwestlich von Molwotizy. Am 24. Januar 1943 erfolgte ein weiterer Wechsel der Führung des Regiments an Oberst 40 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.18 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.19 42 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.20 41 36 Heistermann von Ziehlberg, ehemals Kommandeur des Inf.-Rgt. 5. Der Kampfraum von Demjansk wurde während er die Führung über das Regiment hatte, geräumt und somit verließ das Inf.-Rgt. 48 in der Nacht vom 21./22. Februar 1943 seine bisherigen Stellungen.43 Das Inf.-Rgt. 48 verlegte zurück zur Lowat und war damit beauftragt, einen 18 km langen Abschnitt zu verteidigen und wurde von kleineren Späh- und Stoßtruppen angegriffen. Im Mai 1944 übernimmt Oberstleutnant Koller das Regiment und übergibt es dann schon sieben Monate später an Oberst Rossbach. Es folgt eine weitere Verlegung nach Newel im Dezember. Als die Sowjets immer weiter angreifen, nimmt die I./Inf.-Rgt. 48 den Ort Jermatschki ein und verliert ihn darauf wieder. Die Stadt ist mit 100 Pak umstellt, diese zerstören alle deutschen Panzer und das Regiment schien fast aufgerieben. Es folgten Ersatztruppen um die Bataillone aufzufüllen und einen Flugplatz zu verteidigen. Dies scheiterte und das Inf.-Rgt. 48 wurde weiter zurückgeworfen. Ein großer Rückschlag folgte auf den nächsten und so kam es das der Kommandeur Oberst Rossbach in Gefangenschaft geriet. Oberstleutnant Osterhold übernahm von da an die Führung, sammelte die restlichen Teile des Regiments zusammen und deckte mit seinen Truppen den Rückzug auf die Mogilew-Minsk Linie. In Minsk angekommen, soll eine neue Front gebildet werden. Dies scheitert aufgrund der vorherrschenden Auflösung der Stadt und dem Chaos durch die Sowjets. Als der Abzugsbefehl aus Minsk wider Erwarten nicht erfolgte, wurden das Inf.-Rgt. 48 und die anderen Regimenter wieder aufgefüllt. Somit endete vorerst der Einsatz an der Ostfront für das Inf.-Rgt. 48, es verharrte in Neuenburg und wartete auf neue Befehle.44 Als die Ostfront ruhig schien und die Alliierten im Westen vorrückten, wurde das Inf.-Rgt. 48 mit der gesamten Division in den Westen verlegt, um im Raum Aachen auszuhelfen. Dabei trafen sie erstmal auf Amerikanische Bodentruppen, dessen Angriff sie unter schweren Verlusten nicht abwehren konnten. Es folgten drei der gewaltigsten Materialschlachten des II. Weltkriegs um Aachen, an der das Inf.-Rgt. 48 am linken Divisionsflügel nördlich von Schevenhütte eingesetzt war. Die gesamte Division hatte schwere Verluste zu beklagen. Als erneut Ersatztruppen dem Inf.-Rgt. 48 zugeführt wurden, hatte es eine Stärke von 27 Offizieren, 159 Unteroffizieren und 1021 Mannschaften.45 Bis zum 16. November 1944 folgten Stellungskämpfe und Spähtruppunternehmungen. Aachen konnte nicht gehalten werden und nach Kämpfen in Schleiden und weiteren verlustreichen Schlachten auf beiden Seiten, wurde die gesamte Division, zur Auffrischung, in die Eifel verlegt. Der verzweifelte Versuch Hitlers, das Blatt doch noch zu wenden, brachte dem Inf.-Rgt. 48 die Teilnahme an der Ardennen-Offensive ein. Das Ziel war nun Antwerpen und das Regiment hatte den Auftrage die Schlüsselstellung der Feinde, bei Losheimergraben, zu öffnen. Die Mission scheiterte wie erwartend und die Verbände verlegten zurück in ihre Ausgangspositionen, stark geschwächt und dezimiert. Dabei wurde der Kommandeur des Inf.-Rgt. 48 Oberstleutnant Osterhold verwundet und Oberstleutnant Becker übernahm am 1.Februar, nach kurzer Vertretung durch Major Holz, das Kommando. Obwohl das Regiment weder richtig aufgefüllt wurde, noch genug Zeit hatte sich zu erholen, setzte man es kurze Zeit später in Düren an der Rur ein.46 Am 23. Februar begannen die Amerikaner mit der 1. Und 9. Armee die letzte Offensive direkt am Rur Abschnitt an dem das Inf.-Rgt. 48 eingesetzt war. Bis zum 3.März wurde das Regiment und die restlichen verteidigenden Truppen bis über den Rhein zurückgedrängt. Die Offensive der Amerikaner war zu stark und die verteidigenden 43 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.22 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.24 45 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.25 46 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.26 44 37 Truppen zu geschwächt und so kam es, dass am 7. März 1945 bei Remagen der Rhein, von den Amerikanern, überquert wurde. Nach langen Gefechten an der Ost- sowie Westfront, Einkesselung durch die Russen, kalten Wintern und matschigen Schlachtfeldern im Osten und riesigen Materialschlachten im Westen wurden die Reste des Inf.-Rgt. 48 im April 1945 im Ruhr-Kessel, nördlich von Siegen, von den Amerikanern gefangen genommen.47 34 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des Inf.-Rgt. 48 zeichnete man mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes von 1939 aus, 4 von ihnen trugen das Eichenlaub zum Ritterkreuz.48 Im Laufe der Zeit sahen viele Offiziere des Inf.-Rgt. 48 ihre Aufgabe auch darin, im aktiven Widerstand gegen die deutsche Führung vorzugehen, um das bevorstehende Verhängnis Deutschlands noch abzuwenden und dies nur mit einem Wechsel der politischen und militärischen Führung möglich war. Zu nennen sind hierbei: Generalleutnant Gustav Heistermann von Ziehlberg, Oberst i. G. Albrecht Ritter Merz von Quirnheim, Major Hans Jürgen Graf von Blumenthal, Hauptmann d. R. Ulrich-Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld.49 Auch zu nennen ist Generalleutnant Graf von Sponeck, der zwar nicht mit dem 20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wird, aber durch Himmlers Befehl erschossen wurde, um ein Exempel zu statuieren, womit er die Offiziere zum unbedingten Gehorsam aufforderte. 47 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.27 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.28 49 Michaelis: Das Infanterie-Regiment 48, S.27 48 38 Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9 (aus Reichswehr-Infanterie-Regiment 5) 1. Januar 1921 – 31. Dezember 1922 mit II. Bataillon in Groß-Lichterfelde, III. Bataillon in Spandau, Ergänzungs-Bataillon in Wünsdorf in der 3. Division (Div.St. Berlin) 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment genannt „Regiment Graf Neun“ 1. Januar 1923 – 30. September 1934 mit III. Bataillon in Spandau und Ausbildungs-Bataillon in Wünsdorf, später in Lübben, in der 3. Division (Div.St. Berlin) Infanterie-Regiment Potsdam 15. Oktober 1934 – 14. Oktober 1935 mit III. Bataillon in Spandau des Kommandanten Frankfurt/Oder Infanterieregiment 9 15. Oktober 1935 – 14. September 1942 mit Ergänzungsbataillon in Berlin-Tegel, später Wittenberg/Halle, in der 23. Infanteriedivision in Polen, Frankreich und der Sowjetunion (HGr. Mitte) und dem Infanterieersatzbataillon in Potsdam (Inf.Ers.Rgt. 23/Div. Nr. 135, beide Potsdam) Grenadierregiment 9 (aus hpts. Rheinisch-westfälischem Ersatz) 15. November 1942 – 13. April 1945 (Untergang an der ostpreuß. Samlandfront) Mit der 23. Infanteriedivision (2. Aufstellung) in der Sowjetunion (HGr. Nord) und dem Grenadierersatz- und Ausbildungsbataillon in Potsdam (Gren.Ers.- u. Ausb.Rgt. 293, Brandenburg a.d. Havel/Div. Nr. 463, Potsdam) 39 Traditionen/ Ursprünge Zwei Wurzeln Das Erste Garde Regiment zu Fuß („Wiege aller weiteren Fußgarden“50) wurde 1807 aus den Resten der beiden altpreußischen Formationen Bataillon Grenadiergarde (Altpreuß. No. 6) und dem Leibbataillon und Regiment Garde (No. 15I und No. 15II/III) gebildet. Die andere Traditionslinie des Regimentes hängt eng mit dem Potsdamer Edikt zusammen. Dieser Beschluss erlaubte religiösen Flüchtlingen nach Preußen einzureisen und dort auch zu siedeln. Im Umkehrschluss ergaben sich aus dem großen Zustrom von Fachkräften, vorwiegend aus Frankreich, auch neue potentielle Truppenteile. Zwei altpreußische Regimenter entstanden auf diese Art und Weise: 1686 das Regiment zu Fuß „Varenne“ (später altpreuß. No. 13), das 1688 von seinen 16 Kompanien die Hälfte zur Aufstellung des Regimentes „Lottum“ abgab, das 1732 den Kronprinzen Friedrich zum Chef erhielt und 1740 zur neuen Königsgarde (altpreuß. No. 15) wurde. 51 Geschichte Das Regiment wurde am 01.10.1920 aus dem Inf.-Rgt. 5 und Einheiten des Übergangsheeres als Bestandteil der neuen Reichswehr der Weimarer Republik in Potsdam aufgestellt. Die Standorte waren zunächst Potsdam (Rgt. St. und I. Bataillon), Berlin-Lichterfelde (II. Bataillon), Spandau (III. Bataillon), Wünsdorf (A. Bataillon), letzteres 1931 Lübben/Spreewald.52 Mit dem am 24.08.1921 in Kraft tretenden Traditionserlasses, des Chefs der Heeresleitung, General d. Inf. v. Seeckt wurde die Traditionspflege im Reichsheer für die einzelnen Kompanien geregelt. Jede Kompanie übernahm die Tradition eines Truppenteils der „Alten Armee“ von 1914. Ab 19.05.1922 hieß das in Potsdam stationierte Regiment 9. (Preußisches) Inf.-Rgt. statt wie bisher Inf.-Rgt. 9 und wurde von 1924 bis 1932 stetig verstärkt. 53 Mit der Wiedererlangung der Wehrhoheit im deutschen Reich wurde das Regiment der 23. Infanterie-Division der Wehrmacht unterstellt und weiter ausgebaut. Aus Tarnungsgründen werden die Regimentsnummern am 01.09.1934 abgeschafft und das 9. (Preuß.) Inf.-Rgt. erhielt am 01.10.1934 den Namen Inf.-Rgt. Potsdam. Nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht durch das Wehrgesetz vom 21.05.1935 rüstete das Deutsche Reich ganz offen auf und das Regiment hieß ab dem 15.10.1935 wieder Inf.Rgt. 9. Am selben Tag noch wurde die 23. Division mit Standort Potsdam aufgestellt und wurde aus dem Inf.-Rgt. 9 (Potsdam), Inf.-Rgt. 67 (Spandau) und dem Inf.-Rgt. 68 (Brandenburg-Havel) zusammengesetzt. Während der Mobilmachung 1939 teilte sich das Inf.-Rgt. 9 wie alle Infanterie-Regimenter. Daraus entstand das Inf.-Rgt. 178 (76. Div.). 54 Das Regiment war bei dem deutschen Feldzug in Polen innerhalb der 23. Infanterie-Division im Nordabschnitt der Front eingesetzt.55 56 Gemeinsam mit der 3. Panzer-Division erfolgten 50 Paul, Wolfgang: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9, 1918-1945, Preußische Tradition in Krieg und Frieden, Biblio Verlag, Osnabrück 1985 S. IX, Z. 6-7. 51 Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. IX ff. 52 Paul, Wolfgang: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9 (1921-1945), Preußische Tradition in Krieg und Frieden, Eine Chronologie in Kürze, S. 2-3 53 Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9,Chronologie, S. 3 54 Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. 83 ff. 55 Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. 135 ff. 40 Kämpfe zur Besetzung des polnischen Korridors zwischen Pommern und Ostpreußen. Danach ging das Regiment am östlichen Rand der Front in Richtung Bialystock vor. Im Oktober verlegte das Regiment an die Westgrenze Deutschlands in den Raum von Gemünd. Von dort aus nahm das Regiment am Westfeldzug teil und stieß über Bastogne zur Maas bei Charleville vor. Nachdem die Maas überwunden war, wurde die Aisne bei Rethel erreicht und in der zweiten Phase des Westfeldzuges überschritten. 57 Schon im September 1940 marschierte das Regiment nach Ostpreußen und verblieb dort bis zu Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion. Im Juni 1941 unterstand es der 4. Armee in der Heeresgruppe Mitte, mit der es in Richtung Narew vorging. Nach der Kesselschlacht von Bialystock – Minsk nahm das Regiment auch beim deutschen Angriff auf Moskau teil, kämpfte mit der Division bei Wjasma und Moschaisk. Danach erfolgte, aufgrund des gescheiterten Angriffs, der Rückzug, der sich bis Ende Februar hinzog. Im Juni 1942 verlegte die 23. Inf.- Div. nach Charleroi in Belgien, wo sie aufgelöst und mit fast allen Verbänden in die neu aufgestellte 26. Panzer Division eingegliedert wurde. Das Infanterie Regiment 9 wurde in Panzergrenadier-Regiment 9 umbenannt.58 Nachdem das Inf.-Rgt. 178 (76. Inf.-Div.) Ende 1942 bei Stalingrad aufgerieben worden war, wurde es Anfang 1943 in Frankreich neu aufgestellt. Beide Regimenter gingen 1945 im Osten unter, das Gren.- Rgt. 9 in Ostpreußen und das Gren.- Reg. 178 in der Tschechoslowakei.59 Gliederung - Regimentsstab: Regimentskommandeur, Adjutant, Ordonanzoffizier, Nachrichtenoffizier, Hauptmann beim Stabe Stabszug Nachrichtenzug Reiterzug Pionierzug Musik 3 Bataillone mit je 3 Infanterie-Kompanien und einer Maschinengewehr-Kompanie 1 Infanteriegeschütz-Kompanie (13. Kompanie) 1 Panzerjäger-Kompanie (14. Kompanie) 56 Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, Chronologie, S. 5 Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. 135 ff. 58 Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment 9, S. 250 ff. 59 Paul, Wolfgang: Infanterie-Regiment9, Chronologie, S. 5 57 41 Bekannte Regimentsangehörige - Wolf Graf v. Baudissin, GenLtn der Bundeswehr, Begründer der Inneren Führung Dr. Philipp von Bismarck, Urgroßneffe des Reichskanzlers, Mitglied Europaparlament Gottfried Bismarck, Vertreter mittelständischer Unternehmen in Deutschland u. Polen Hasso von Boehmer, Widerstandskämpfer des 20. Juli Axel von dem Bussche, Widerstandskämpfer des 20. Juli Wilhelm Dieckmann, Widerstandskämpfer des 20. Juli Hans Karl Fritzsche, Widerstandskämpfer des 20. Juli Helmut v. Gottberg, Oberregierungsrat Ludwig von Hammerstein-Equord, Widerstandskämpfer des 20. Juli Carl-Hans Graf von Hardenberg, Widerstandskämpfer des 20. Juli Paul von Hase, Widerstandskämpfer des 20. Juli Heinz Hax, GenMaj der Bundeswehr Traugott Herr, General der Panzertruppe Eduard Kaumanns, Oberst i.G. der Bundeswehr, Personalamt Friedrich Karl Klausing, Widerstandskämpfer des 20. Juli Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin, Widerstandskämpfer des 20. Juli Peter Kraske, Kanzleileiter der evang. Kirche der Union Christoph L’Estocq, Oberst Hans Otfried von Linstow, Widerstandskämpfer des 20. Juli Ferdinand von Lüninck, Widerstandskämpfer des 20. Juli Dr. Dietrich Wilhelm v. Menges, Vorstandsvorsitzender des Gutehoffnungshütte Wolfgang Mischnick, Vorsitzender FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag Georg-Sigismund von Oppen, Widerstandskämpfer des 20. Juli Rudolf Petershagen, Oberst, 1945 Stadtkommandant von Greifswald, kampflose Übergabe Alexander v. Pfuhlstein, GenMaj, Kommandeur der Division Brandenburg Kurt von Plettenberg, Widerstandskämpfer des 20. Juli Egon A. v. Preyß, Musikverleger Fritz-Dietlof von der Schulenburg, Widerstandskämpfer des 20. Juli Victor v. Schweinitz, Direktor der Ferrostaal AG Adalbert v. Taysen, Oberst Hermann Teske, Oberst der Bundeswehr, Leiter des Militärarchivs beim Bundesarchiv Kurt v. Tippelskirch, General der Infanterie Henning von Tresckow, Widerstandskämpfer des 20. Juli Hans-Alexander von Voss, Widerstandskämpfer des 20. Juli Heinrich von Weizsäcker, Bruder von Richard von Weizsäcker, gefallen am 02.09.1939 in der Schlacht in der Tucheler Heide Richard von Weizsäcker, späterer Regierender Bürgermeister von Berlin, danach Bundespräsident Walter Wenck, General de rPanzertruppe Eberhard Wildermuth, Erster Bauminister der Bundesrepublik Curt v. Witzendorf, Brigadegeneral der Bundeswehr Achim von Willisen, deutscher Forstwissenschaftler und Widerstandskämpfer des 20. Juli 42 Traditionen im Reichsheer 1921-1935 - 1. Kompanie: 1. Garde Regiment zu Fuß 2. Kompanie: 3. Garde Regiment zu Fuß 3. Kompanie: Füsilier-Regiment „Prinz Heinrich von Preußen“ (8. Brandenburgisches) Nr. 35 4. Kompanie: Preußische Fliegertruppe 5. Kompanie: Schloßgarde-Kompanie 6. Kompanie: Garde-Jäger-Bataillon 7. Kompanie: Infanterie-Regiment „General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen“ (8. Brandenburgisches) Nr. 64 8. Kompanie: 1. Lothringisches Infanterie Regiment Nr. 130 9. & 12. Kompanie: Kaiser Alexander Garde Grenadier Regiment Nr.1 10. Kompanie: 4. Garde Regiment zu Fuß 11. Kompanie: 2. Garde Regiment zu Fuß 13. Kompanie: Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika Ausbildungs-Bataillon: Lehr-Infanterie-Bataillon 43 Biographien der am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligten Offiziere aus dem Infanterie-Regiment 9 44 Oberstleutnant im Generalstabsdienst Hasso v. Boehmer 09.08.1904 (Groß-Lichterfelde) – 05.03.1945 (Berlin-Plötzensee) Im Regiment 1928-1934 Hasso von Boehmer hatte schon frühe Verbindungen zu militärischem und nationalem Gedankengut. Wehrerziehung im jugendlichen Alter erfuhr er durch den „Jungsturm“, einer „Vaterländischen Jugendgruppe“. Entsprechend seiner Herkunft, Berufswahl und seines Hintergrundes wird er im Rahmen des Umsturzversuches dem nationalkonservativen Lager zugeordnet. Er hatte schon früh Zweifel am NS-Regime, stand aber auch in vielen Fragen hinter den Entscheidungen wie z.B. die Eingliederung Österreichs. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Für die Operation gewonnen wurde er 1943 durch von Tresckow. Er und Claus Schenk Graf von Stauffenberg hatten schon zu einem früheren Zeitpunkt Pläne die Macht zu ergreifen. Durch deine Position als Generalstabsoffizier unter General Keitel wurde er der Verbindungsoffizier zum Wehrkreis XX. Wie weit er in die eigentlichen Pläne und die Durchführung eingeweiht war ist unbekannt. Nach den Ereignissen des 20. Juli Das Scheitern des Attentats machte jegliche Folgepläne hinfällig. Da die Instruktionen dennoch eintrafen konnte eine Verbindung zu v. Boehmer hergestellt werden und General Keitel ließ ihn daraufhin arrestieren Nach einigen Tagen in Haft im Danziger Gefängnis wurde er Anfang August 1944 in das Zellengefängnis Lehrter Straße überführt. Nach der, von der Gestapo durchgeführten, Hausdurchsuchung nahm man auch seine Frau ins Verhör und nach Haftverschärfungen und Androhung weiterer Repressalien gegen seine Frau und Kinder legte er am 19.09.1944 ein Geständnis ab. Nach zwei weiteren Verlegungen in das Militär-Strafgefängnis Tegel und ins KZ Sachsenhausen wurde er am 05.03.1945 vom Volksgerichtshof unter der Leitung von Wilhelm Crohne zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag im Strafgefängnis Plötzensee hingerichtet. 45 Major Axel Freiherr v. dem Bussche-Streithorst Axel Ernst-August Clamor Franz Albrecht Erich Leo von dem Bussche-Streithorst 24.04.1919 (Braunschweig) – 26.01.1993 (Bonn) Im Regiment 1937-1944, Träger RK 7. März 1944 Nach seinem Abitur 1937 trat er als Offizieranwärter in das InfanterieRegiment 9 der 23.Infanterie-Division in Potsdam ein und besuchte von 1938 bis 1939 er die Kriegsschule in Hannover. Im 2.Weltkrieg nahm er am Polen-, Frankreich-, und später auch am Russlandfeldzug teil. Mit 23 Jahren wurde er am 05.10.1942 Zeuge einer Massenhinrichtung in der Ukraine durch Männer der SS und des SD. Dieses Erlebnis ließ ihn an der Rechtmäßigkeit seiner Treue zu Führer zweifeln und in Gesprächen im Kreis einiger ausgewählter Offiziere (unter anderem auch Richard von Weizsäcker) sprach er über seine Zweifel an dem von ihm geleisteten Eid. Er entschloss sich, dass er sein Leben dem Widerstand gegen Hitler widmen müsse und schloss sich dem Widerstandskreis um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Nach dem er in die Pläne Stauffenbergs eingeweiht ist, erklärt er sich auf die Frage hin bereit sein Leben in einem Selbstmordattentat zu opfern. Das Attentat wurde für den 23.11.1943 später den 16.12.1943 geplant. Der Plan sah vor, während einer Präsentation neuer Uniformen für die Ostfront in der Wolfsschanze Hitler und sich selbst mit einer eigens dafür präparierten Mine, welche er am Körper tragen würde, zu töten. Dieser erste Attentatsversuch scheiterte, da die notwendige Lieferung der neuen Uniformteile bei einem alliierten Luftangriff auf Berlin vernichtet worden waren und die Beschaffung neuer Uniformen sich mindesten bis Januar 1944 verzögert hätte. Daraufhin begab sich von dem Bussche wieder zurück zu seiner Einheit an die Ostfront, nicht jedoch ohne die Absicht das Attentat im Januar 44 erneut zu versuchen. Eine Verletzung und spätere Amputation seines Beines aufgrund eines sowjetischen Granatsplitters verhinderten jedwede Attentatsversuche seinerseits und „zwangen“ ihn zu einem mehrmonatigen Aufenthalt im SS-Lazarett Hohenlychen. Nach den Ereignissen des 20. Juli Aufgrund der Tatsache seines dortigen Aufenthalts entging er der auf den 20. Juli folgenden Verhaftungswelle. Er war neben Fabian von Schlabrendorff, Philipp Freiherr von Boeselager, Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin Joachim Kuhn und Rudolf von Gersdorff einer der wenigen Offiziere der Verschwörergruppe, welche den Krieg überlebten. Nach 1945: Pressechef Amt Blank, Legationsrat an der Deutschen Botschaft Washington, Berater der Weltbank, Internatsleiter Schloß Salem 46 Hauptmann der Reserve Dr. Wilhelm Dieckmann 17.07.1893 (Stotel, Kreis Geestemünde) – 13.09.1944 (Berlin) Im Regiment 1935-1938 Nach seinem Abitur studierte Dieckmann von 1912-1914 Theologie, Philosophie und Geschichte an der Universität Leipzig, der FriedrichWilhelms-Universität zu Berlin und der Georg-August-Universität Göttingen. Im ersten Weltkrieg diente er als Leutnant. Von 1920 bis 1922 studierte er Notarwissenschaften, Nationalökonomie und Geschichte in Berlin wo er 1923 mit der Arbeit über den „Aufwendungsersatz-Anspruch des Retters“ promovierte. Er trat in den Staatsdienst ein und wurde schließlich in der wirtschaftlichen Abteilung im Reichsarchiv in Potsdam beschäftigt, später dann in die Forschungsanstalt für Kriegs- und Heeresgeschichte übernommen und bis in den Rang eines Oberregierungsrates (1936) befördert. Nach mehreren Wehrübungen wurde er im Infanterie Regiment 9 1935 zum Oberleutnant und 1938 zum Hauptmann der Reserve befördert. 1939 wurde er Kommandeur des Infanterie-Bataillons 477. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 ging Dieckmann aufgrund derer Pläne und Ziele auf Distanz zum neuen Regime. Er wurde Mitglied der Bekennenden Kirche und war seit 1935 aktiv im Widerstand aktiv. Der Kontakt mit den Verschwörern kam durch seinen Schwager Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim zustande. Von Quirnheim, einer der engsten Mitverschwörer Claus Schenk Graf von Stauffenbergs, wohnte zeitweise bei ihm. In seiner Wohnung hatte Mertz die Möglichkeit, sich mit anderen Mitverschwörern zu treffen. Ferner erhielt er wichtige Informationen aus der Sowjetunion. Diese kamen von dem Schwager, Generalmajor Dr. Otto Korfes, der sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befand. Nach den Ereignissen des 20. Juli Kurz nach dem Scheitern der Unternehmung wurde Dieckmann von der Gestapo verhaftet und nach brutalen Verhören wurde er am 13.09.1944 im Zellengefängnis Lehrter Straße in Berlin erschossen. Für die Öffentlichkeit wurde von Selbstmord berichtet. 47 Hauptmann der Reserve Dr. Hans Karl Fritzsche 03.01.1914 (Graudenz, Westpreußen) – 08.06.1999 (Bonn) Im Regiment 1938-1939 Nach dem Abitur 1933 studierte er von 1933 bis 1936 Geschichte, Philosophie, Germanistik, und Kriegswissenschaften an der Universität Heidelberg und der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin. Von 1933 bis 1935 gehörte er der SA an und von 1933 bis 1944 war er Mitglied in der NSDAP. Nach seiner Dissertation (Ein deutscher Grenzlandkampf im ausgehenden Mittelalter. Die Abwehrbewegung deutschen Volkstums gegen Burgund) wurde er zum Dr. phil. promoviert fand jedoch aufgrund seines Einsatzes für den Verbleib Arnold Bergstraesser, eines jüdischen Politikwissenschaftlers, an der Universität keine Anstellung Daraufhin trat er in die 1. Kompanie des Infanterie-Regimentes 9 in Potsdam ein. 1938/39 war er Leutnant in der Kompanie. Nach Kriegsausbruch wurde er Ordonanzoffizier im Stab des Infanterie-Regiments 178. Als Kompanieführer nahm er 1940 am Frankreichfeldzug teil. Später war er an der Ostfront unter anderem in Rumänien Bulgarien und Russland eingesetzt. 1941 wurde er Oberleutnant und 1943 Hauptmann der Reserve. Aufgrund einer Verletzung seines linken Armes verlor er die Fronttauglichkeit und diente 1943/44 im Grenadier-Ersatzbataillon 9 als Vertreter des Kommandeurs. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Durch seinen Kontakt zu Fritz-Dietlof von der Schulenburg gehörte er zu den engen Vertrauten von Oberst Graf Schenk von Stauffenberg. Hans Karl Fritzsche besaß Kenntnis über das Attentat und die darauf folgenden Schritte. Er hatte keine direkte Beteiligung am Attentat selbst sollte aber nach erfolgreicher Durchführung das Regierungsviertel besetzen. Nach den Ereignissen des 20. Juli Direkt nach dem Attentat wartete er gemeinsam mit Mitverschwörern wie Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Fritz-Dietlof von der Schulenburg, Friedrich Gustav Jaeger und EwaldHeinrich von Kleist-Schmenzin am Bendlerblock auf die Rückkehr Stauffenbergs vom Führerhauptquartier Wolfsschanze. Dieser setzte sie in den Kenntnisstand welchen er selber hatte: der Führer sei tot. Daraufhin wurden wie geplant die ersten Schritte eingeleitet. Fritzsche wirkte zunächst an der Verhaftung von Generaloberst Friedrich Fromm mit, wurde dann jedoch des gemeinschaftlichen Irrtums, Hitlers Tod betreffend, gewahr. Er entkam der Verhaftung direkt am Tag des Attentats wurde aber wenig später von der Gestapo verhaftet. Am 14.09.1944 erfolgte der Ausschluss aus der Wehrmacht, welcher am 19.12. desselben Jahres rückgängig gemacht wurde. Das Verfahren gegen ihn wurde nach der Bürgschaft eines Infanteriefeldwebels seines Regimentes und Blutordensträgers am 12.12.1944 gegen ihn eingestellt. 1945 begab er sich in sowjetische Kriegsgefangenschaft, in der er bis 1947 verblieb. Nach 1945: Ministerialrat und Oberstleutnant der Reserve Bundeswehr 48 Oberleutnant der Reserve Helmut v. Gottberg Helmut Wolf Karl von Gottberg 28.12.1914 (Potsdam) – 11.03.1998 (Düsseldorf) Im Regiment 1937-1944 Sohn von Generalmajor Franz v. Gottberg, seine Brüder Erich und PeterFranz fielen 1941 in Italien und 1944 in Russland. Er war Kompanieoffizier und Zugführer im III. Bataillon sowie Adjutant im Grenadier-Ersatz-Bataillon. Ende April 1943 bringt er mit Hauptmann Paul Klasen zusammen die Särge der Preußenkönige aus der Garnisonkirche zu Potsdam in Sicherheit. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Bereits im Dezember 1943 besorgt er v. d. Bussche zwei Stielhandgranaten als Attentatssprengstoff. Dieses Attentat scheiterte jedoch schon in der Vorbereitung. Am 19.07.1944 wurde er durch v. d. Schulenburg darüber unterrichtet, dass der 20. Juli der unwiderrufliche Termin für die Durchführung sei. Am 20.07.1944 stellte er sich mit anderen als Ordonnanz-Offizier im Bendlerblock zur Verfügung. Nach den Ereignissen des 20. Juli Er wurde in der Folge des Attentats zweimal verhaftet und in U-Haft genommen. Danach sofort strafversetzt. Er war in dieser Zeit u.a. Kompanieführer im Inf.-Rgt. 68 Nach 1945: Oberregierungsrat 49 Oberleutnant der Reserve Ludwig Freiherr v. Hammerstein-Equord Ludwig Maximilian Freiherr von Hammerstein-Equord 17.11.1919 (Berlin) – 26.02.1996 (Berlin) Im Regiment 1943-1944 Ludwig Freiherr von Hammerstein-Equord war Sohn des Generaloberst und Hitler-Gegners Kurt von Hammerstein-Equord (1878 – 1943, genannt „Roter General“). Nach Abitur und Reichsarbeitsdienst schlug er die Offizierslaufbahn ein und 1940 trat in das Infanterie-Ersatzbataillon 9 in Potsdam ein. 1941 besuchte von Hammerstein-Equord einen Lehrgang an der Kriegsschule in Berlin und wurde anschließend zum Leutnant befördert direkt danach nahm er als Angehöriger des Infanterie-Regiments 178 am Russlandfeldzug teil. Nach schwerer Verwundung im Dezember 1941 wurde er beurlaubt und begann ein Bergbau-Studium an der Technischen Universität Berlin. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Eingeweiht in den Plan Hitler zu stürzen wurde er von Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg Aufgrund seiner engen Kontakte zu Mitverschwörern, unter anderem Carl-Friedrich Goerdeler, Philipp von Boeselager, Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin, Axel von dem Bussche und Fabian von Schlabrendorff ist davon auszugehen, dass er über das volle Ausmaß dieser Aktion im Bilde war. Während des und nach dem Attentat sah seine Aufgabe vor, General Joachim von Kortzfleisch zu bewachen. Nach den Ereignissen des 20. Juli Er selbst konnte sich der Verhaftung mittels gefälschter Papiere entziehen, seine Familie und insbesondere seine Schwester sowie sein Bruder wurden aber aufgrund ihres Kontaktes zum Widerstand verhaftet. Seine Familienangehörige sowie die anderer Mitverschwörer wurden in ein Sonderlager des Konzentrationslagers Buchenwald gebracht und später in ein Regensburger Gefängnis. Er überlebte die Zeit des Nationalsozialismus. Nach 1945: langjähriger Stv. Intendant des NDR und 1974 Intendant RIAS Berlin. 50 Oberstleutnant der Reserve Carl-Hans Graf v. Hardenberg–Neuhardenberg 22.10.1891 (Glogau, Provinz Schlesien) – 24.10.1958 (Frankfurt am Main) Im Regiment 1939-1940 Nach seinem Abitur 1910 trat Carl Hans von Hardenberg als Fahnenjunker in das Erste Garde-Regiment zu Fuß ein. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg bei dem er mehrmals verwundet wurde schied er 1919 als Hauptmann aus der kaiserlichen Armee aus. Durch seine Weigerung 1933 der NSDAP beizutreten verlor er all seine Ämter, unter anderem auch seine Stelle in der Verwaltung Neu-Hardenbergs in der Provinz Brandenburg. Ab 1936 leistete er Wehrübungen beim Infanterie-Regiment 9 in Potsdam wo er bereits 1939 Major d. R. und Kommandeur des Infanterie-Ersatzbataillons 9 wurde. Ein Jahr später wurde er Adjutant von Generalfeldmarschall Fedor von Bock bei der Heeresgruppe Mitte und Heeresgruppe Süd. 1941 wurde er Zeuge einer, von lettischen SS-Einheiten durchgeführten, Massenexekution an Juden(Massaker von Borissow). Dieses Ereignis ließ ihn auch den letzten Glauben in das bestehende Regime verlieren. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Nach einem geglückten Staatsstreich sollte ihm die Aufgabe des Polizeipräsidenten Berlin zuteilwerden. Während der Vorbereitung und des Attentats selbst war er die Kontaktperson der Verschwörer zum Generalkommando Wehrkreis III. Nach den Ereignissen des 20. Juli Nach einem missglückten Selbstmordversuch wurde er im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Er überlebte seine Gefangenschaft und den Krieg wurde jedoch nach selbigem enteignet und lebte bis zu seinem Tode in Kronberg im Taunus. Nach 1945: Generalbevollmächtigter des Hauses Hohenzollern 51 Generalleutnant Paul v. Hase Karl Paul Immanuel von Hase 24.07.1885 (Hannover) – 08.08.1944 (Berlin-Plötzensee) Im Regiment 1921-1926 Nach seinem Abitur 1904 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universitär zu Berlin. Im Jahre 1905 trat von Hase als Einjähriger-Freiwilliger in das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr.1 ein und absolvierte eine Offiziersausbildung, auf die am 27.01.1907 seine Beförderung zum Leutnant folgte. Im I. Weltkrieg diente von Hase in mehreren Kommandos als Zugführer und im Generalstab. Bei Kriegsende bekleidete er den Rang des Hauptmanns. In die Reichswehr übernommen diente er ab Mai 1920 als Kompaniechef im Infanterieregiment 51, später dann im Infanterie-Regiment 9 in Potsdam. Am 01.04.1928 erfolgte die Beförderung zum Major und am 01.02.1933 zum Oberstleutnant. Zum Oberst wurde er am 15.10.1935 befördert und zum Kommandeur des InfanterieRegiments 50 in Landsberg an der Warthe ernannt. In dieser Funktion wurde er am 01.04.1938 Generalmajor und noch im selben Jahr Artilleriekommandeur 3 in Guben. Zu Kriegsbeginn war er damit beauftragt, die 46. Infanterie-Division aufzustellen und zu führen, ein Kommando das er bis zum 24.07.1940 innehatte, bis er die 56. Infanterie-Division übernahm. Sein letztes Truppenkommando gab er am 25.11.1940 ab und wurde an diesem Tag Stadtkommandant von Berlin. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Seit 1938 war Generalmajor von Hase in die Verschwörungspläne des Offizierskorps eingeweiht, an denen Männer wie Wilhelm Canaris, Hans Oster, die Generale Erwin von Witzleben, Franz Halder und Erich Hoepner arbeiteten. Am 20.07.1944 ließ v. Hase das Regierungsviertel abriegeln. Nach den Ereignissen des 20. Juli Nach dem Misslungenen Attentatsversuch wurde er noch am Abend des 20.Juli verhaftet. In einem Prozess gegen einen Teil der Verschwörer wurde er am 08.August 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Plötzensee, auf ausdrücklichen Befehl Hitlers, durch Erhängen hingerichtet. 52 Hauptmann Friedrich Karl Klausing 24.05.1920 (München) – 08.08.1944 (Berlin-Plötzensee) Im Regiment 1938-1943 Nach seinem Abitur 1938 wurde er für ein halbes Jahr zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Klausing trat 1939 als Berufssoldat in die Wehrmacht ein und gehörte dem Potsdamer Infanterie-Regiment 9 in der 23.Infanterie Division an. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er zunächst in Polen und Frankreich eingesetzt, nahm im Winter 1942/43 aber auch an den Kämpfen um Stalingrad teil. Dort wurde er schwer verwundet und nach einer weiteren Verwundung 1943 zum Innendienst beim Oberkommando der Wehrmacht versetzt, wo Fritz Dietlof von der Schulenburg ihn für die Pläne der Verschwörergruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg zum Attentat auf Adolf Hitler gewinnen konnte. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Als Adjutant Stauffenbergs war er in voller Kenntnis über die Pläne und dementsprechend eingebunden Am 11. Juli 1944 begleitete er Stauffenberg beim ersten Attentatsversuch als dessen Adjutant auf den Obersalzberg und stellte sicher, dass ein Auto und ein Flugzeug für die Flucht nach Berlin und die Ausführung der „Operation Walküre“ bereitstanden. Dieser Versuch wurde allerdings abgebrochen, genauso wie ein Zweiter am 15.Juli1944 im Führerhauptquartier Wolfsschanze bei dem Klausing Stauffenberg mit derselben Aufgabe begleitete. Der Abbruch erfolgte jeweils, weil Heinrich Himmler und/oder Hermann Göring nicht anwesend waren. Am 20. Juli 1944 übernahm Oberleutnant Werner von Haeften die Begleitung Stauffenbergs. Hauptmann Klausing hielt sich im Berliner Bendlerblock (Kommando des Ersatzheeres) auf und war mitverantwortlich für die Übermittlung der „Walküre“-Befehle. Nach den Ereignissen des 20. Juli Nach dem Scheitern der Operation „Walküre“ in der Nacht vom 20. Auf den 21. Juli 1944 konnte Klausing nach einem Schusswechsel mit Offizieren unter dem Kommando von Generaloberst Friedrich Fromm im Bendlerblock zunächst zusammen mit einigen jüngeren Offizieren (von Hammerstein-Equord, von Oppen) entkommen. Am nächsten Morgen stellte er sich jedoch der Gestapo. Friedrich Karl Klausing wurde im ersten Schauprozess gegen die Verschwörer vom Volksgerichtshof am 8. August 1944 zum Tode verurteilt und auf ausdrücklichen Befehl Hitlers durch Erhängen hingerichtet. 53 Oberleutnant Ewald-Heinrich v. Kleist-Schmenzin Ewald-Heinrich Hermann Konrad Oskar Ulrich Wolf Alfred von Kleist Schmenzin 10.07.1922 (Gut Schmenzin, Landkreis Belgard (Persante) Pommern) – 08.03.2013(Priem am Chiemsee) Im Regiment 1942-1944 Als ältestes von sechs Kindern begann Ewald-Heinrich von KleistSchmenzin nach seinem Abitur eine Lehre in der Landwirtschaft. 1941 trat er als Offiziersanwärter in das Infanterie-Regiment 9 in Potsdam ein und wurde 1942 zum Leutnant befördert. Für seinen Vater, einen konservativen und hitlerfeindlichen Gutsbesitzer, agierte er als unverdächtige Kontaktperson zu militärischen und zivilen Widerstandskreisen. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Für den Widerstand angeworben wurde er im Februar 1944 durch von Stauffenberg nachdem der Attentäterkandidat Axel von Bussche im Januar 1944 an der Ostfront schwer verwundet worden war und somit als Attentäter ausschied. Ähnlich dem Auftrag Bussches sah der Plan vor Hitler während einer inszenierten Präsentation neuer Uniformen zu töten. Er erbat sich vor seiner Zusage den Entschluss zu einem Selbstmordattentat mit seinem Vater besprechen zu dürfen, Dieser meinte zum Anliegen seines Sohnes: “Ja, das musst Du tun. Wer in einem solchen Moment versagt wird nie wieder froh im Leben.“ Das Vorhaben scheiterte, da Hitler den Vorführtermin von Tag zu Tag verschob. Am 20. Juli selbst fungierte Kleist im Bendlerblock in Berlin als einer der zahlreichen Unterstützer und Helfer des Attentats. Nach den Ereignissen des 20. Juli Kleist gelang es nach Scheitern des Attentats seine Aktivitäten im Widerstand zu vertuschen. Inhaftiert war er unter anderem im Zellengefängnis Lehrter Straße. Das Verfahren gegen ihn wurde im Dezember aufgrund mangelnder Beweislage eingestellt womit er einer Verurteilung durch den Volksgerichtshof entging. Ein befreundeter hoher Offizier stellte ihm teilweise gefälschte Papiere aus mit welchen er nach Italien flüchtete wo er vorgab einen geheimen Kampfauftrag durchzuführen. Zum Ende des Krieges hin geriet er in amerikanische Gefangenschaft. Nach 1945: Als letzter Überlebender des milit. Widerstandes am 8. März 2013 verstorben; Er war Begründer der Wehrkundetagung, heute Münchner Sicherheitskonferenz. 54 Oberst im Generalstabsdienst Hans Otfried v. Linstow 16.03.1899 (Wittenberg) – 30.08.1944 (Berlin-Plötzensee) Im Regiment 1921-1930 Hans Otfried von Linstow wurde nach der Teilnahme am ersten Weltkrieg in die Reichswehr übernommen und diente u.a. im Stab der 1. Division in Königsberg Dort erfolgte am 01.04.1925 die Beförderung zum Oberleutnant. Im Zweien Weltkrieg wurde er als Erster Generalstabsoffizier bei verschiedenen Einheiten eingesetzt, so 1939 bei 15.Infanterie Division und 1940 beim X. Armeekorps in Russland und 1942 beim stellvertretenden Generalkommando VII in München. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Im April 1944 wurde er nach Paris versetzt und Nachfolger von Oberst Karl-Richard Kossmann als Chef des Stabes beim Militärbefehlshaber in Frankreich. Dies war General Carl Heinrich von Stülpnagel, eine der zentralen Personen des Widerstandes gegen das NS-Regime. Stülpnagel weihte Linstow in die Umsturzpläne ein. Von Linstow sollte dann die militärischen Aktionen im Rahmen eines Putsches in Paris, nach dem Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944 leiten. Dabei erfolgte unter anderem auch die Festnahme des Sicherheitsdienstes. Nach den Ereignissen des 20. Juli Nach dem Bekanntwerden des misslungenen Anschlags wurde der Umsturzversuch abgebrochen. Linstow wurde am 23. Juli verhaftet und am 24. August 1944 durch den am 02. August 1944 gebildeten Ehrenhof der Wehrmacht unehrenhaft aus der Armee ausgestoßen, sodass das Reichskriegsgericht für die Abteilung nicht mehr zuständig war. Am 29.08.1944 wurde er vom Volksgerichtshof unter dessen Präsident Roland Freisler zum Tode verurteilt und am nächsten Tag in Berlin-Plötzensee erhängt. 55 Major der Reserve Ferdinand Freiherr v. Lüninck Ferdinand Joseph Meinolph Anton Maria Freiherr von Lüninck 03.08.1888 (Ostwig) – 14.11.1944(Berlin-Plötzensee) Im Regiment 1935-1939 Seine Schulausbildung schloss Ferdinand Freiherr von Lüninck 1906 am Gymnasium Petrinum Brilon ab. Danach studierte er Jura in Münster, Göttingen und München. Bereits 1909 legte er sein Referendarsexamen ab. Den freiwilligen Militärdienst leistete von Lüninck in Berlin beim Garde-Schützen-Bataillon in Berlin-Lichterfelde ab. Im Ersten Weltkrieg wurde Lüninck Soldat und Kompanieführer im Garde-Schützen-Bataillon, zuletzt war er Leutnant der Reserve. Durch seine konservativ geprägte Herkunft radikalisierte er sich früh, aus Abneigung gegenüber den Besatzern (Französisch während der Weimarer Republik im Rheingebiet). Die „aufgedrängte“ Republik und Demokratie lehnte er strikt ab, blieb Monarchist und näherte sich immer stärker den Deutschnationalen an, ohne zunächst dieser Partei beizutreten. Aus Abneigung dem neuen System gegenüber schied er 1922 freiwillig aus dem Staatsdienst aus. 1923 nach seiner Rückkehr und Übernahme seines Erbes „Ostwig“, übernahm er die Leitung des „Westfalenbundes“, eines aus der Organisation Escherich hervorgegangenen „Vaterländischen Verbandes“ den er 1924 in den Stahlhelm Überführte. Bis 1928 teilte sich Lüninck den Vorsitz des Stahlhelm-Landesverbandes Westfalen mit dem Generalmajor a.D. Eduard Kreuter. Im Jahr 1929 wurde er Vizepräsident des westfälischen Bauernverbandes und 1931 zum Präsidenten der Landwirtschaftskammer in Münster. Zu dieser Zeit war von Lüninck längst Mitglied der DNVP und sprach sich 1929 entschieden für das von den monarchistischen Rechten und der NSDAP initiierte Volksbegehren gegen den Young-Plan aus. Nach der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten, wurde er zum Oberpräsidenten Westfalens. Sein Bruder Hermann übernahm denselben Posten in der Rheinprovinz. Grund für diese „Großzügigkeit“ der Nationalsozialisten war der Hintergedanke die Brüder als anerkannte Persönlichkeiten im katholisch geprägten Rheingebiet für ihre eigene Popularität zu nutzen. Von Lüninck, in seiner Funktion als Höchster Beamter und Repräsentant Westfalens, unterstützte und ließ jegliche Beschlüsse der Nazis auch in Westfalen umsetzen. 1938 wurde von Lüninck auf Anregen Görings durch Gauleiter Alfred Meyer ersetzt. Seine Rolle in der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Mit Kriegsausbruch trat von Lüninck wieder in den Militärdienst ein und wurden 1939 zunächst Bataillonskommandeur in Soest und später im 9. Grenadier-Ersatzbataillon in Potsdam. Ende 1943 trat Carl Friedrich Goerdeler an ihn heran und fragte ihn, ob er bereit sei nach einem geplanten Staatsstreich ein Amt als Politischer Beauftragter für Westpreußen zu übernehmen. Aufgrund seiner positiven Antwort setzte Goerdeler ihn auf die Liste der vorgesehenen Politischen Beauftragten und Verbindungsoffiziere. 56 Nach den Ereignissen des 20. Juli Diese Liste fiel nach dem Attentat vom 20.Juli 1944 des Gestapo in Hände. Daraufhin wurde Lüninck auf seinem Gut „Haus Ostwig“ bei Bestwig verhaftet. Am 13. November wurde er vom Volksgerichtshof unter Vorsitz von Roland Freisler zum Tode verurteilt und einen Tag später in Plötzensee erhängt. 57 Major der Reserve Dr. Herbert Meyer 23.11.1898 (Magdeburg) – 25.08.1947 (in sowj. Kriegsgefangenschaft) Im Regiment 1942-1944 Dr. Meyer war im Zivilberuf Beigeordneter des Deutschen Städtetages und auch Vorsitzender des von Rohdich`schen Legatenfonds. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Als Kommandeur des Grenadier-Ersatz-Bataillons 9 hat er wesentlich die Tätigkeiten Graf Schulenburgs unterstützt. Er löste am 20.07.1944 die Alarmbereitschaft aus und kommandierte Hauptmann Fritzsche, v. Hammerstein, v. Kleist und v. Oppen in den Bendlerblock. Nach den Ereignissen des 20. Juli Er wurde verhört und zur „Frontbewährung“ an die Ostfront versetzt. 58 Oberleutnant Georg-Sigismund v. Oppen 27.01.1923 (Potsdam) – 22.02.2008 (Gualeguaychu, Argentinien) Im Regiment 1942-1944 Georg-Sigismund von Oppen wuchs in Potsdam auf und trat nach dem Abitur 1941 als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment 9 in Potsdam ein, war an der West- und Ostfront eingesetzt und wurde 1943 zum Leutnant befördert. Im Dezember erlitt er schwere Verwundung an der Ostfront und musste in ein Lazarett in Riga eingeliefert werden. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Anfang 1944 kam er zu seinem Regiment. Noch im gleichen Jahr stand er für einen Umsturzversuch zur Verfügung, den er mit Ewald-Heinrich von Kleist-Schmenzin, Paul Widany und Ludwig von Hammerstein-Equord durchführen wollte. Für diesen hielten sie sich zwischen dem 11. und 15. Juli 1944 bereit. Am 20. Juli 1944 war er als Ordonnanzoffizier im Stabe des Befehlshabers des Ersatzheeres eingesetzt; er fungiert am Tag des Umsturzes als Sicherheitskraft im Bendlerblock u.a. gegenüber den Generälen Friedrich Fromm und Joachim von Kortzfleisch. Während er Hans Bernd Gisevius ins Polizeipräsidium chauffierte, scheiterte der Umsturzversuch. Nach den Ereignissen des 20. Juli Bei der Rückkehr wurde er entwaffnet, es gelang ihm allerdings den Komplex zu verlassen. Er wurde dann am 12. August 1944 für einige Monate im Zellengefängnis Lehrter Straße festgehalten, da er aber auf keiner Liste vermerkt war, wurde er wieder freigelassen. Zuletzt in der Nähe von Genua eingesetzt, geriet er im Mai 1945 in US-Amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Sommer 1945 entlassen wurde. Nach 1945: 1948 wanderte er über die Schweiz nach Argentinien aus, Geschäftsführer der Ferrostaal Argentina SA. 59 Oberstleutnant der Reserve Kurt Freiherr v. Plettenberg 31.01.1891 (Brückeburg) – 10.03.1945 (Berlin) Im Regiment 1940-1942 Plettenberg studierte Rechts- und Forstwissenschaft an den Universitäten Kiel, Lausanne, Hannoversch Münden, Berlin, München und Eberswalde. Es folgte eine forstliche Lehrzeit und eine Dienstzeit bei dem 2. Großherzoglich Mecklenburgischen DragonerRegiment Nr. 18. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er ab 1914 als Leutnant der Reserve im 2. Garde-Ulanen-Regiment im „Reitenden Feldjägerkorps“. Ab 1917 wurde er, als MG-Offizier der MG-Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 408 und seit 1918 als MG-Offizier beim Stabe des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, eingesetzt. 1939 wurde von Plettenberg von der Wehrmacht eingezogen und als Major der Reserve Kommandeur eines Bataillons in der 23. Infanterie Division mit Einsätzen in Polen, Frankreich und Russland. 1941 wurde er beurlaubt und erhielt die Stelle des Leiters der Generalversammlung des vormals regierenden preußischen Königshauses mit Amtssitz im Niederländischen Palais Unter den Linden in Berlin. Seine politischen Ansichten widersprachen denen des NS-Regimes denn er kannte die Ziele des selbigen und lehnte diese ab. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Er war ein enger Freund von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Ludwig Beck, Ulrich von Hassell, Johannes Popitz, Carl-Hans Graf von Hardenberg und Fabian von Schlabrendorff und vollständig in die Vorbereitungen des Attentats involviert. Nach den Ereignissen des 20. Juli Nach dem Misslingen des Attentats auf Adolf Hitler wurde von Plettenberg Anfang März 1945 auf seinem Dienstsitz Cecilienhof verhaftet und in das Berliner Hausgefängnis der Gestapo in die Prinz-Albrecht-Straße 8 verbracht. Dort schlug er am 10.03.1945 auf dem Weg zum Verhör seine Bewacher nieder und stürzte sich aus dem Fenster in den Tod, um die bis dahin noch lebenden anderen Beteiligten des Attentats vom 20. Juli nicht unter Folter preisgeben zu müssen. Er hinterließ seine Frau und drei Kinder. 60 Fahnenjunkerfeldwebel der Reserve und Offiziersanwärter Dr. Hermann Priebe 10.02.1907 (Berlin-Grunewald) – 02.07.1997 (Frankfurt am Main) Im Regiment 1944-1945 Nach seinem Abitur schrieb Hermann Priebe sich an der AlbertusUniversität Königsberg ein, schloss das Studium im Jahr 1932 ab und promovierte im Jahr 1936 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin mit der Dissertation „Die Entwicklung der Betriebsgrößenverhältnisse der landwirtschaftlichen Betriebe in 30 Ortschaften des Kreises Greifswald vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ zum Doktor der Agronomie (Dr. agr.). Anschließend war er von 1936 bis 1942 als Beratungsleiter im Reichskuratorium für Technik in der Landwirtschaft (RTKL) in Berlin angestellt. Im Jahr 1943 habilitierte er sich, an der Justus-Liebig-Universität Gießen, zum Professor und war von 1943 bis 1944 Direktor der Versuchs- und Forschungsanstalt Potsdam-Bornim. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Hermann Priebe näherte sich nach dem Überfall auf Polen der Widerstandsgruppe um Friedrich Hielscher an. Nach den Ereignissen des 20. Juli Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 in der Wolfsschanze wurde er, ebenso wie Hielscher und Paul Widany, von der Gestapo in Berlin verhaftet. Nach der Entlassung aus dem Zellengefängnis Lehrter Straße zogen sie ihn in das InfanterieRegiment 9 ein. Er wurde an die Ostfront „zwecks Frontbewährung“ abkommandiert. Richard von Weizäcker, der in Wartenburg als Regimentsadjutant bei dieser Einheit diente, vernichtete den Rückrufbefehl und schützte ihn so vor der Gestapo. Er kam in russische Gefangenschaft, entging damit den Faschisten und überlebte. Nach 1945: Persönlicher Berater des Bundeslandwirtschaftsministers Heinrich Lübke, Professor Dr. agr., Dekan und Lehrstuhlinhaber Agrarpolitik der Goethe-Universität Frankfurt a.M. 61 Oberst im Generalstab Alexis Freiherr v. Roenne 22.02.1903 (Tuckum, im russischen Gouvernement Kurland) – 12.10.1944 (Berlin-Plötzensee) Im Regiment 1928-1934 Alexis Freiherr von Roenne wuchs bis 1918 in Kurland auf, zog aber nach der Russischen Revolution, mit seinen Eltern nach Deutschland. Von 1924 – 1935 diente er im Potsdamer Infanterie Regiment 9. Nach dem Absolvieren der Kriegsakademie wurde er in den Generalstab berufen und der Abteilung Fremde Heere West im Oberkommando des Heeres zugeteilt. Nach verschiedenen Verwendungen und einem längeren Krankenhausaufenthalt, nach einer Verwundung an der Ostfront, wurde er 1943 zum Oberst und zum Chef der Fremden Heere West befördert. Er war nie Befürworter des Regimes und seiner Taten, speziell jene der SA und SS, doch nachdem er zu Beginn des Ostfeldzuges von Massenerschießungen und Hinrichtungen von Juden erfuhr und mit wachsender Enttäuschung die militärischen Fehlentscheidungen Adolf Hitlers, sowie die Tatenlosigkeit der hohen Militärs beobachtete, distanzierte er sich endgültig vom Nationalsozialismus und dem Regime. Alexis Freiherr von Roenne sah durch den Nationalsozialismus christliche Werte bedroht. Ebenso wie Wilhelm Canaris und der Kreisauer Kreis war er überzeugt, der infolge des Kriegsverlaufs bereits absehbare Untergang Deutschlands könne nur noch durch ein Attentat auf Hitler oder den Sieg der Alliierten abgewendet werden. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Er beteiligte sich nicht am Attentat gegen Hitler aufgrund christlicher Gewissensbedenken, hatte aber Kenntnis davon durch die freundschaftlichen Verbindungen, die ihn mit den Führern des Widerstandes gegen den Nationalismus verbanden. Nach den Ereignissen des 20. Juli Alexis von Roenne wurde unmittelbar nach dem 20.Juli festgenommen, dann zunächst wieder freigelassen. Zwei Wochen später wurde er endgültig verhaftet. Die ihm vor der Verhaftung gebotene Möglichkeit, bei der französischen Resistance unterzutauchen, lehnte er mit den Worten: „ein preußischer Offizier bricht nicht seinen Eid“ ab, wohl wissend, dass diese Entscheidung seinen Tod bedeuten würde. In seinen Vernehmungen durch die Gestapo gab er an, dass insbesondere die Rassenpolitik des NS-Staates mit seinen christlichen Wertvorstellungen unvereinbar sei. Er wurde am 05.10.1944 vom Volksgerichtshof unter der Leitung von Roland Freisler zum Tode verurteilt und am 12.10.1944 in Berlin-Plötzensee erhängt. Vor dem Hintergrund, dass ihm aufgrund seiner Tätigkeit in der militärischen Aufklärung zahlreiche damals noch geheime Verbrechen des NS-Regimes genau bekannt waren, zeigt dieses Verhalten exemplarisch die Tragik des Gewissenskonfliktes, in dem sich viele überzeugte Gegner des Nationalsozialismus unter den Offizieren der Wehrmacht befanden. 62 Oberleutnant der Reserve Fritz-Dietlof Graf v. der Schulenburg 05.09.1902 (London) – 10.08.1944 (Berlin-Plötzensee) Im Regiment 1940-1942 Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg war der vierte Sohn von Friedrich Graf von der Schulenburg, der zum Zeitpunkt der Geburt Militärattaché Deutschlands in London war. Wegen des Berufs seines Vaters, wuchs er unter anderem in Berlin, Potsdam, Münster sowie auf dem familieneigenen Schloss Tressow, im Landkreis Nordwestmecklenburg, auf. 1920 machte von der Schulenburg das Abitur am Katharineum zu Lübeck und entschied sich danach, nicht im Sinne der Familientradition eine Offizierlaufbahn einzuschlagen, sondern in Göttingen und Marburg Rechtswissenschaft zu studieren. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Corps Saxonia Göttingen. Zweimal zeichneten sie ihn dort als Consenior aus. 1923 legte er das Staatsexamen in Celle ab und wurde für die nächsten fünf Jahre Regierungsreferendar in Potsdam und Kyritz. 1924 unterbrach er für drei Monate sein Referendariat und reiste als Matrose auf einem Kohledampfer nach Südamerika. 1928 schloss er seine Ausbildung ab und wurde Assessor in Recklinghausen Von der Schulenburg verstand sich als Teil einer nationalen Elite, die sich in erster Linie durch die staatstragenden Säulen Militär und Berufsbeamten definierte. Bürger außerhalb dieser Strukturen waren für ihn bestenfalls „Zivilisten“ oder einfach nur der Mob. 1930 kam es zu ersten direkten Kontakten mit der NSDAP, er wurde ab Februar 1932 Mitglied, zu etwa derselben Zeit, als auch die restliche Familie eintrat. Im selben Jahr wurde von der Schulenburg nach Ostpreußen versetzt, wo er auch aktiv am Aufbau des NS-Landvolks mithalf. Im März 1933 wurde Schulenburg zum Regierungsrat in Königsberg ernannt und gewann sowohl als Beamter, als auch als Mitglied der NSDAP immer mehr an Einfluss. Er galt als Prototyp eines neuen „linken“ Führers in der NSDAP mit alter preußischer Tradition. 1934 wurde er Landrat in Fischhausen. Aufgrund Beruflicher Differenzen mit seinem Vorgesetzten (Erich Koch -> Schulenburg versuchte den gesamten Verwaltungsapparat gleichzuschalten und durch NSDAP-Mitglieder zu ersetzen) wurde er vom Reichsinnenministerium als Polizeivizepräsident nach Berlin versetzt. Schon 1939 wurde Schulenburg zum stellvertretenden Oberpräsidenten von Ober- und Niederschlesien ernannt. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits vom Regime als unzuverlässig eingestuft worden war, schlossen sie ihn 1940 aus der NSDAP aus. Als Leutnant der Reserve ging er zum Ersatzbataillon des Infanterie Regiments 9 der 23.Infanterie Division in Potsdam. Mit dieser Einheit zog er in den Russlandfeldzug und erhielt dort 1941 das Eiserne Kreuz (EK1). Durch die Erfahrungen welche er im Krieg 1941/42 an der Front sammelte, wurde er ein Kriegsgegner. Seine Aufgaben und Positionen wechselten häufig innerhalb seiner Laufbahn doch seine Ureigene Aufgabe sah er selbst in der Organisation der Widerstandsgruppe und der gewaltsamen Beseitigung Hitlers. 63 Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Schon früh beobachtete Schulenburg, mit wachsender Sorge und Empörung, die das Regime begleitenden Rechtswidrigkeiten und nahm Verbindung zu gleichgesinnten oppositionellen Kräften aus den verschiedenen Lagern auf. Er war es auch der Stauffenberg für die Verschwörer gewann. Da er selbst Teil eines Kreises höherer preußischer Beamter, Adliger und Offiziere war die alle dem Nationalsozialismus abgeneigt waren, konnte er sich ein Netzwerk potenzieller Verbündeter schaffen. Aufgrund seiner vielfältigen Beziehungen, insbesondere zu den bürgerlichen Widerstandskreisen um Carl Friedrich Goerdeler und der sozialdemokratischen Gruppe(Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold) um Julius Leber, gilt er als wichtiger Vermittler. Einer seiner wichtigsten Freunde wurde Peter Graf Yorck von Wartenburg. Die sich für den geschulten Verwaltungsbeamten abzeichnenden Krisen in der Versorgung, militärischen Führung und letztlich der Umgang mit der Bevölkerung in den eroberten Gebieten ließen Schulenburg am Nationalsozialismus zweifeln. Seine Grundeinstellung änderte sich in dieser Zeit radikal. Bereits 1942 nahm er regelmäßig an den Treffen des Kreisauer Kreises teil. Bereits 1943 geriet er unter Verdacht, gegen das Regime zu arbeiten, und wurde eine Nacht lang verhaftet. Allerdings wurde er aufgrund seines Status und seiner Beziehungen wieder frei gelassen. Eine weitere Triebfeder des Widerstandes war die Forderung der Alliierten nach bedingungsloser Kapitulation und das daraus folgende Bestreben, eine totale militärische Niederlage zu vermeiden und zu einem sogenannten Remis-Frieden zu kommen. In einem 1943 maßgeblich von Schulenburg mitverfassten Europaplan heißt es dazu: „Das Besondere des europäischen Problems besteht darin, dass auf verhältnismäßig engem Raum eine Vielheit von Völkern in einer Kombination von Einheiten und Unabhängigkeiten zusammen leben soll. Ihre Einheit muss so fest sein, dass zwischen ihnen niemals wieder Krieg geführt werden wird und dass die Interessen Europas nach außen hin gemeinsam gewahrt werden können. … Die Lösung der europäischen Staaten kann nur auf föderativer Basis herbeigeführt werden, indem sich die europäischen Staaten aus freiem Entschluss zu einer Gemeinschaft souveräner Statten zusammenschließen.“ Schulenburg Schulenburg gehörte zum inneren Kreis der Widerstandskämpfer und war somit aktiv an der Planung der Operation Walküre beteiligt. Nach dem erfolgreichen Umsturz sollte er Reichsinnenminister werden. Am 20. Juli 1944 befand sich Schulenburg in der Zentrale des Stattstreiches, im Oberkommando der Wehrmacht. Im Bendlerblock wurde er noch am selben Tag nach dem misslingen des Attentates verhaftet. Am 10.08.1944 stand er mit Erich Fellgiebel, Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Alfred Kranzfelder und Georg Hansen vor dem Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler. In seinem Schlusswort nach dem Todesurteil erklärt er: „Wir haben diese Tat auf uns genommen, um Deutschland vor einem namenlosen Elend zu bewahren. Ich bin mir klar, dass ich daraufhin gehängt werde, bereue meine Tat aber nicht und hoffe, dass sie ein anderer in einem glücklicheren Moment durchführen wird.“ Schulenburg Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg wurde am Tag des Urteils in Plötzensee gehenkt. 64 Oberst (Luftwaffe) außer Dienst Wilhelm Staehle 20.11.1877 (Neuenhaus) – 23.04.1945 (Berlin) Im Regiment 1921-1922 Nach seinem Abitur am Realgymnasium in Osnabrück schlug Staehle die Offizierslaufbahn ein und wurde am 3. März 1897 zum Fahnenjunker ernannt. Von 1900 bis 1902 nahm er im Rang eines Leutnants an der Niederwerfung des Boxeraufstandes in China teil. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war Staehle Hauptmann, er kämpfte zunächst an der Westfront. 1916 folgten seine Versetzung zum preußischen Generalstab nach Berlin und die Ausbildung zum Abwehroffizier. Ab 1917 war er Nachrichtenoffizier beim ArmeeOberkommando 4 in Flandern. Nach der Revolution wurde Staehle in die Reichswehr übernommen. Er war an der Niederschlagung des Spartakusaufstandes in Berlin beteiligt; später diente er als Nachrichtenoffizier in der Abwehr. Er arbeitete als Leiter der Abwehrstelle im Wehrkreis VI (Münster) und leitete die deutsche Abwehr in Belgien und den Niederlanden. Ab 1926 war er Bataillonskommandeur in Celle. 1929 schied er aus dem aktiven Dienst der Reichswehr aus. Nach verschiedenen Ämtern in der Wehrmacht, unter anderem der militärische Leitung und später auch der Kommandantur des Berliner Invalidenhauses stand er zuletzt im Rang eines Oberst der Wehrmacht. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Staehle und seine Frau standen – mit einer ausgeprägt konservativen, niederländischcalvinistischen Weltanschauung – dem Nationalsozialismus von Anfang an ablehnend gegenüber. Staehle hörte regelmäßig die Predigten Martin Niemöllers, stand seit 1937 in enger Verbindung zu Carl Friedrich Goerdeler und schloss sich dem Solf-Kreis an. Das Ehepaar Staehle gehörte zur „Kirchlichen Hilfestelle für evangelische Nichtarier“ und half aktiv Verfolgten. Nach der Besetzung der Niederlande suchte Staehle, der durch seine Mutter holländisch sprach, auf Dienstreisen Kontakt zum dortigen Widerstand. Goerdeler beauftragte ihn, die Niederländer über die Umsturzpläne zu informieren. Ende 1943 traf er in Coevorden führende Mitglieder des niederländischen Widerstandes. Er bat um Unterstützung in der Übergangszeit nach einem gelungenen Attentat auf Hitler. Die Niederländische Exilregierung in London, an welche diese Nachricht weitergeleitet wurde, erteilte jedoch einen abschlägigen Bescheid. Staehle selbst sollte nach einem erfolgreichen Umsturz am 20. Juli 1944 die militärische Leitung Hollands und Belgiens übernehmen. Nach den Ereignissen des 20. Juli Die Sicherheitspolizei entdeckte Staehles Kontakt zum Niederländischen Widerstand durch einen Agentenfunker in Den Haag, bei dessen Verhaftung im Januar 1944 ein fertiger Funkspruch für MID-SOE(Military Intelligence Division[Nachrichtendienstabteilung der US Army] - Special Operation Executive [britische nachrichtendienstliche Spezialeinheit während 65 des II.WK]) in London gefunden wurde. Darin wurde Major Giskes von der Abwehr Abteilung III F, der in Holland das Englandspiel (falsche Informationen wurden vom deutschen Abwehrdienst dem MID bzw. dem SOE „in die Hände gespielt“) betrieb, gewarnt. Staehle wurde als Quelle erwähnt. Im Februar 1944 wurde er zum ersten Mal festgenommen. Am 12. Juni1944 wurde Staehle in Berlin wegen seiner Beteiligung am Solf-Kreis verhaftet und kam in das Zellengefängnis Lehrter Straße. Nach dem 20.Juli geriet er in den Verdacht der Mitwisserschaft. Am 16. März 1945 fand die Verhandlung gegen Staehle vor dem Volksgerichtshof statt. Dieser verurteilte ihn wegen Begünstigung eines politischen Flüchtlings zu zwei Jahren Gefängnis. In der Nacht vom 22. zum 23. April 1945 wurde Staehle von einem Sonderkommando des Reichssicherheitshauptamtes in der Nähe des Zellengefängnisses Lehrter Straße durch Genickschuss hingerichtet. Sein Grab befindet sich auf dem Berliner Invalidenfriedhof. 66 Oberstleutnant Gerd v. Tresckow Gerd Hermann Robert Jürgen v. Tresckow 21.03.1899 (Lüben/Schlesien) – 06.09.1944 (Berlin) Im Regiment 1938-1939 Gerd von Tresckow stammt aus einer alten preußischen Adelsfamilie, die auf eine lange Reihe von Offizieren in den verschiedensten Heeren zurückblicken konnte. Sein Vater Hermann von Tresckow (1849 – 1933), war bei der Kaiserkrönung im Spiegelsaal von Versailles zugegen und hatte es in der kaiserlichen Armee bis zum General der Kavallerie gebracht. Er wurde zunächst von einem Privatlehrer, später im Realgymnasium des Alumnats des Klosters Loccum, das von 1890 bis 1923 in Goslar untergebracht war, unterrichtet und trat zu Beginn des Ersten Weltkriegs in die kaiserliche Armee, in das Erste Garde-Regiment zu Fuß, ein. Dort wurde von Tresckow Leutnant und Führer der 7. Kompanie. Im August 1918 geriet er in französische Gefangenschaft bei Crezy au Mont. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft im Jahr 1920, lernte er bei seinem Verwandten Hans von Wedemeyer Landwirtschaft auf dessen Gut Pätzig. 1935 bis 1940 besaß er das Gut Osteroda, welches eine Größe von 233 Hektar hatte. Schon 1934 bezeichnete Gerd von Tresckow den dann neu eingeführten Führereid als „Gewissensknechtung“ und erkennt in dem Führerkult eine „Menschenvergottung“ und den „antichristlichen Grundton der Bewegung“. Im August 1939 brachte er Fabian von Schlabrendorff (mit Gerds Cousine verheiratet) in Verbindung mit seinem Bruder Henning von Tresckow. Im Zweiten Weltkrieg brachte es von Tresckow bis zum Oberstleutnant. Seine letzte Stellung war in einem Divisionsstab in Italien. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Als Bruder Henning von Tresckows, einem der Köpfe des Attentats, war er über die Ziele und die Durchführung im vollen Bilde. Aufgrund seiner Funktion während des Krieges konnte er jedoch keine Handelnde Position einnehmen. Nach den Ereignissen des 20. Juli Drei Tage nach dem gescheiterten Anschlag auf Adolf Hitler vom 20.Juli 1944 offenbarte er sich südlich von Faenza seinem Vorgesetzten General Joachim Witthöft als Mitwisser der Verschwörung. Er wurde verhaftet und in das Zellengefängnis Lehrter Straße nach Berlin gebracht. Am 06.09. starb er, in Folge der durch Mitglieder des Reichssicherheitshauptamts durchgeführten „verschärften Vernehmung“ (Folter), nachdem er versucht hatte, sich die Pulsadern aufzuschneiden, im Staatskrankenhaus der Polizei. Der Familie wurde die Bestattung des Leichnams verweigert. 67 Generalmajor Henning v. Tresckow Henning Hermann Robert Karl von Tresckow 10.02.1901 (Magdeburg) – 21.07.1944 (Ostrów, Bezirk Bialystok) Im Regiment 1926-1934 Henning von Tresckow wuchs in denselben Verhältnissen wie sein Bruder Gerd von Tresckow auf. Er wurde zunächst mit seinem Bruder Gerd von einem Privatlehrer unterrichtet, später im Realgymnasium des Alumnats des Klosters Loccum, das von 1890 bis 1923 in Goslar untergebracht war. Nach einem Notabitur trat er 1917 in die preußische Armee ein. Im Juni 1917 meldete sich Tresckow als Freiwilliger zum traditionsreichen Potsdamer Ersten Garde-Regiment zu Fuß. Im Frühjahr 1918 wurde er als Fahnenjunker an die Westfront versetzt und Zugführer einer Maschinengewehrkompanie. Als einer der jüngsten Leutnante der Truppe erhielt er bereits im Juli das Eiserne Kreuz II. Klasse. Nach dem Waffenstillstand kehrte er mit dem Regiment in die Garnison Potsdam zurück, wo dieses am 11. Dezember 1918 aufgelöst wurde. Tresckow blieb zunächst Offizier. Im Januar 1919 war er als Angehöriger des Regiments „Potsdam“ unter Major von Stephani an der Niederschlagung des Spartakusaufstanden beteiligt. Er blieb noch bis zum November 1920 Offizier der Reichswehr. Der darauf folgende Abschnitt seines Lebens unterscheidet ihn von den meisten Offizieren im Generalstab. Er begann im Wintersemester 1920/21 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, wo er auch Vorlesungen zu moderner Staatstheorie sowie Geld- und Börsenwesen genoss. Ein Jahr später setzte er das Studium in Kiel fort. Es blieb jedoch ohne Abschluss, da er bereits im Januar 1923 in das Potsdamer Bankhaus Wilhelm Kann eintrat und als Bankkaufmann an der Börse arbeitete. Von Juli bis Dezember 1924 unternahm er, gemeinsam mit Oberleutnant Kurt Hesse, eine Weltreise, die ihn über Amsterdam, London, Paris und Lissabon nach Rio de Janeiro führte. Diese Reise musste er jedoch vorzeitig abbrechen um mit seinem Vermögen das Familiengut zu retten. Am 01.02.1926 trat er wieder in die Reichswehr ein. Er wurde Zugführer in der 1. Kompanie des Preußischen Infanterie-Regiments 9, das ebenfalls in Potsdam stationiert war und die Tradition des Ersten Garde-Regiments zu Fuß fortführte. Am 01.02.1928 wurde er zum Oberleutnant befördert und übernahm die Stellung des Adjutanten des I. Bataillons. Tresckow sah den Versailler Vertrag als Schmach für Deutschland an und betrachtete deshalb den Aufstieg der Nationalsozialisten in der Weimarer Republik zunächst mit Wohlwollen. Erste Bedenken gegen den Nationalsozialismus kamen ihm wohl in der Folge der RöhmMorde, die er als Bruch jedes Rechtsgrundsatzes verurteilte. Am 01.05.1934 wurde Tresckow zum Hauptmann befördert, von Juli 1934 bis September 1936 absolvierte er die Kriegsakademie und galt als der bei weitem Beste seines Jahrgangs. Am 28.09.1936 trat er seine neue Stelle in der 1. Abteilung des Generalstabs (Operationsabteilung) im Reichswehrministerium an. Seiner Meinung nach war die militärische Kraft Deutschland für einen Zweifrontenkrieg unzureichend was aus seiner Sicht das Reich zu einer Politik des Friedens verpflichtet. Als er Einblick in Hitlers außenpolitische Ziele erhielt, erkannte er sofort, dass viele Pläne ein 68 Hasadeurspiel und naheliegende Gegenzüge der mächtigen Nachbarstaaten übergangen worden waren. Der nächste Anlass, der ihn vom NS-Regime innerlich weiter entfernte, war die Blomberg-Fritsch-Krise im Februar 1938. In der Folge hatte er erstmals Kontakt mit oppositionell eingestellten militärischen und zivilen Kreisen im Umfeld des späteren Generalfeldmarschalls Erwin von Witzleben. Im Januar 1939 wurde Tresckow nach Elbing zur 21. Infanterie Division versetzt, wo er Chef der 10. Kompanie, III. Bataillon, Infanterie-Regiment 45 wurde. 01.03.1939 wurde er zum Major befördert und ab Mitte August 1939 war er Erster Generalstabsoffizier in der 228. Infanterie-Division. Mit dieser nahm er am Polenfeldzug teil und erhielt für die Erfolgreiche Operationsführung der Division Anfang Oktober das Eiserne Kreuz 1.Klasse. Am 23. Oktober wurde von Tresckow in die Führungsabteilung der Heeresgruppe A versetzt und Gehilfe des Generalleutnants Erich von Manstein. Nach Abschluss des Westfeldzuges im Juni 1940 versetzten sie von Tresckow am 10.12. zur Heeresgruppe B, die am 22.061941 in Heeresgruppe Mitte umbenannt wurde. In dieser Stellung blieb von Tresckow für 30 Monate. Er erfuhr von Judenerschießungen durch die Einsatzgruppen der SS und vom „Kommissarbefehl“. Tresckow versuchte mehrmals vergeblich, seinen Verwandten, den Generalmarschall Fedor von Bock, dazu zu bewegen, offiziellen Protest gegen den Befehl einzulegen und ließ vertraulich wissen, dass er und General Hans von Salmuth nach Mitteln und Wegen suchten, ihre Divisionsbefehlshaber davon zu überzeugen, diesen Befehl zu ignorieren. Im September 1941, nachdem von Tresckow zunehmen, auch Berichte über die Zustände in den Konzentrationslagern bekommen hatte, nahm er Kontakt zur Berliner Widerstandsgruppe um Ludwig Beck, Carl Friedrich Goerdeler und Hans Oster auf. Am 01.04.1942 wurde Tresckow zum Oberst im Generalstab in der Heeresgruppe Mitte ernannt und erhielt am 02.01.1943 das Deutsche Kreuz in Gold. In dieser Stellung entwarf er verschiedene Attentatspläne mit der Pistole oder mit Sprengstoff. Er sah das Zögern und „Verstreichen-lassen“ einer solchen Chance als beschämend. Im Sommer 1942 beauftragte er Gersdorff, einen geeigneten Sprengkörper, für ein Attentat auf Hitler zu besorgen. Das Attentat selbst wollte er zusammen mit Fabian von Schlabrendorff durchführen. Als eine, zwei Flaschen Cointreau enthaltende, Weinkiste getarnt, sollte der Sprengstoff, man entschied sich für eine britische Haftmine, in Hitlers Flugzeug gelangen. Doch die Platzierung der Bombe im Frachtraum und das Versagen des Zünders verhinderten diesen ersten Anschlagsversuch. Ein zweiter Versuch, Hitler sollte durch einen Selbstmordattentäter (Rudolf-Christoph von Gersdorff) gerichtet werden, scheiterte an Hitlers Desinteresse an jener Veranstaltung welche als Tatort vorgesehen war. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Im August September 1943 konnte von Tresckow zusammen mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg die Befehle der „Operation Walküre“(ursprünglich ein militärischer Einsatzplan für das Ersatzheer in der Heimat für den Fall innerer Aufstände von Zwangsarbeitern) so manipulieren, dass die in den Plänen vorgesehenen Einheiten im Sinne der Verschwörer agierten. Damit sollte der Putsch quasi offiziell auf dem Dienstweg verordnet werden. Die Chancen einer Übernahme der Staatsgewalt waren nun deutlich gestiegen. Allerdings fehlte zur Ausführung nach wie vor ein entschlossener Attentäter. Von Tresckow selbst hatte keinen Posten, der ihm ungehinderten Zugang zu Hitler ermöglicht 69 hätte. Zunächst wurde er im Oktober 1943 Kommandeur des Grenadier-Regiments 442 der am Südabschnitt der Ostfront eingesetzten 168. Infanterie-Division (8. Armee, Heeresgruppe Süd). Bereits am 20. November wurde er zum Chef des Stabes der 2. Armee ernannt(Heeresgruppe Mitte). In dieser Stellung war er von den Vorgängen in Berlin eher isoliert, da die Armee mit unzureichenden Kräften in schweren Abwehrkämpfen stand und Stauffenberg wurde zum neuen Zentrum der Persönlichkeiten des 20.Juli 1944. Am 30. Januar 1944 wurde von Tresckow mit 43 Jahren zum Generalmajor ernannt. Neben Stauffenberg war er die treibende Kraft hinter dem Umsturzplan des 20. Juli 1944. Jedoch wurde er kurz vor der Ausführung des Anschlags an die Ostfront abkommandiert und konnte so nicht aktiv am Umsturz teilnehmen. Der Hauptgrund für seine Entschlossenheit im Vorantreiben des Attentats, war das Wissen, welches er aufgrund seiner Position als Stabschef der 2. Armee hatte, um die baldige Niederlage des Dritten Reiches. Nach den Ereignissen des 20. Juli Von Tresckow erfuhr erst am Nachmittag des 20. Juli 1944 von der Ausführung des Attentats durch von Stauffenberg und dass dieses offenbar gescheitert sei. Gewissheit erhielt er aber erst als er noch am selben Tage um Mitternacht eine Rede Hitlers im Rundfunk hörte. Um nicht bei der erwarteten mit Folter verbundenen Untersuchung die Namen weiterer Beteiligter preisgeben zu müssen, entschloss sich von Tresckow zum Selbstmord. Er fuhr am Morgen des 21. Juli an die Front nahe Ostrów (Polen) und nahm sich mit einer Gewehrgranate das Leben, auf diese Weise einen Partisanenüberfall vortäuschend. Zunächst am 27. Juli auf Gut Wartenberg bestattet, da er laut offiziellen Berichten den „Heldentod“ an vorderster Front gestorben sei, wurde er später aufgrund der einsetzenden Untersuchung durch die Gestapo exhumiert und im Krematorium des KZ Sachsenhausen verbrannt. Auf dem Bornstedter Friedhof in Potsdam, am Familiengrab derer von Falkenhayn, erinnert eine Gedenktafel an ihn und seine Frau. 70 Oberstleutnant im Generalstabsdienst Hans-Alexander v. Voss 13.12.1907 (Berlin-Charlottenburg) – 08.11.1944 (Berlin-Heinersdorf) Im Regiment 1926-1934 Ab 1918 besuchte er in Berlin das Gymnasium und legte 1926 das Abitur ab. Anschließend trat er in Potsdam in das Infanterie-Regiment 9 der Reichswehr ein. 1930 wurde er zum Leutnant befördert, 1933 zum Oberleutnant und 1937 erfolgte die Generalstabsausbildung an der Heereskriegsakademie in Berlin-Moabit. Im Februar 1943 wurde Voss zum Oberstleutnant im Generalstab befördert und ab dem 20. Februar folgte sein Einsatz in der Heeresgruppe Mitte, der von Henning von Tresckow geführt wurde. Beteiligung bei der Vorbereitung und Durchführung des Attentats am 20. Juli Anschluss an den Widerstand fand er im Stab des Oberbefehlshabers West, Erwin von Witzleben. Seine Erlebnisse im Polenfeldzug sowie seine ausgeprägte Frömmigkeit sollten ihn zum Handeln gegen das Regime bewogen haben. Auf Adolf Hitler wollte Voss schon 1940 bei einer Parade auf der Avenue des Champs-Élysées mit einem Gewehr ein Attentat verüben. Dazu kam es nicht da der Termin gestrichen wurde. Auch in den fehlgeschlagenen Versuch im März 1943, Hitler mit einer Bombe in dessen Flugzeug zu töten, war er eingebunden. Nach den Ereignissen des 20. Juli Sein Kontakt zu den Verschwörern des 20. Juli wurde anfangs nicht entdeckt und so kam im Oktober 1944 die Versetzung zur Führungsreserve, ab November 1944 sollte er im Westen als Chef des Stabes eines Armeekorps verwendet werden. Dazu kam es aber nicht mehr. Aufgrund von Hinweisen durch die Gestapo nahm sich Hans Alexander von Voss am 08.11.1944 am Heinersdorfer-See das Leben. Er wollte insbesondere seine Freunde schützen. 71 Hauptmann der Reserve Joachim Freiherr v. Willisen Joachim Wilhelm Freiherr v. Willisen 31.01.1900 (Gut Bärenwalde, Westpreußen) – 05.04.1983 (München) Im Regiment 1936-1940 Nach Abschluss seiner Schullaufbahn studierte er Forstwissenschaft und schloss selbiges 1923 ab. 1925 trat er als Forstassessor in den preußischen Staatsdienst ein. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten stand er dem Regime ablehnend gegenüber, auch weil sein Verwandter Herbert von Bose Opfer des Röhm-Putsches wurde. Danach stand er in der Uckermark einem Forstamt vor. Ab Anfang April 1939 leistete von Willisen im Reichswirtschaftsministerium als Oberforstmeister den Bereich Holzwirtschaft. Nachdem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde von Willisen zur Wehrmacht eingezogen und diente beim Potsdamer Infanterie-Regiment 9 in der 23. Infanterie Division. Über FritzDietlof Graf von der Schulenburg bekam er dort Kontakt zum militärischen Widerstand. Aufgrund mehrmaliger Verwundung wurde von Willisen aus der Wehrmacht entlassen. Danach wurde von Willisen persönlicher Referat des Staatssekretärs im Reichsforstamt. Anfang Juli 1943 wurde er zum Oberlandforstmeister befördert und leitete anschließend die Landesforstverwaltung in Schwerin. Ab dieser Zeit intensivierten sich die Kontakte zu Schulenburg, der von Willisen für das Schattenkabinett Beck/Goerdeler als Politischen Beauftragten für den Wehrkreis II (Stettin) für den Fall eines geglückten Staatsstreiches gewinnen konnte. Nach den Ereignissen des 20. Juli Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde von Willisen am 21. Juli 1944 festgenommen und in Schwerin wochenlang durch die Gestapo verhört. Von Willisens Name stand auf der Liste der potentiellen Verbindungsoffiziere und politischen Beauftragten, die von der Gestapo konfisziert worden war und ausgewertet wurde. Während der Verhöre konnte ihm nicht nachgewiesen werden, dass er über das geplante Attentat informiert war bzw. darum wusste, dass sein Name auf der Liste stand. Danach war er wieder bis Kriegsende in der Landesforstverwaltung in Schwerin tätig und erlebte die Befreiung vom Nationalsozialismus. Nach 1945: Forstamtsleiter Rheinhausen 72 Die Verbindung Wachbataillon BMVg zum 9. (Preuß.) Infanterie-Regiment Am 13. Mai 1961 wird dem Wachbataillon BMVg die Tradition des Ersten Garde-Regiment zu Fuß und der aus ihm hervorgegangenen Truppenteile durch den letzten Führer des Ersten GRzF, Major a.D. Siegfried Graf zu Eulenburg-Wicken, übergeben. Aufgrund dessen, das die 1. Kompanie Infanterie-Regiment 9 diese Tradition am 24.08.1921 durch Erlass des Chefs der Heeresleitung, Gen. d. Inf. v. Seeckt, über die Regelung der Traditionspflege im Reichsheer übertragen bekam, ergibt sich hier die Berührung mit dem Wachbataillon BMVg. Zur Führung der Tradition des Infanterie-Regiments 9 durch das Wachbataillon beim Bundesministerium für Verteidigung: Die Tradition des Infanterie-Regiments 9 hat das Wachbataillon nicht in der urkundlichen Form übernommen, wie es für die Tradition des Ersten Garde-Regiments zu Fuß der Fall ist. Gleichwohl führt das Wachbataillon seit dem 13. Mai 1961 ebenfalls die Tradition des Infanterie-Regiments 9. Die Gründe hierfür sind: 1. Die Tradition für das Erste Garde-Regiment zu Fuß hat dem Wachbataillon der Semper talis Bund übertragen. Der Semper talis Bund, seit seiner Gründung 1919 ein Zusammenschluss ehemaliger Angehöriger des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, hat bereits mit seiner Satzung vom 19.9.1935 ehemaligen Angehörigen des Infanterie-Regiments 9 die Möglichkeit eröffnet, als außerordentliche Mitglieder im Semper talis Bund aufgenommen zu werden. Bei der Neugründung des Semper talis Bundes am 9.5.1953 bestehen die Gründungsmitglieder, und zwar völlig gleichberechtigt, sowohl aus ehemaligen Angehörigen des Ersten Garde-Regiments zu Fuß als auch des Infanterie-Regiments 9. 2. Der erste Traditionsträger des Ersten Garde-Regiments zu Fuß von 1921 bis 1937 war Die 1. Kompanie des Infanterie-Regimentes 9 ab 1937 Erweiterung auf Stab, I. Btl. 13. Und 14. Kompanie. Der zweite Traditionsträger des Ersten Garde-Regiments zu Fuß ist seit 1961 das Wachbataillon. 3. Der erste Destinatär (Genießer einer Stiftung) des Vermögens des Generals von Rohdich war im Jahre 1806 für zwei Monate das Grenadier-Garde-Bataillon Nr. 6. Es folgte ab 1810 als zweiter Destinatär das Regiment Garde zu Fuß, ab 1813 Erstes Garde-Regiment zu Fuß, das die Gelder bis 1880 vom preußischen Militärfiskus, danach bis 1918 von seiner eigenen Stiftung, der Stiftung von Rohdich’ scher Legatenfonds, erhielt. Von 1921 bis 1945 war das Infanterie-Regiment 9 als Traditionsträger des Ersten GardeRegiments zu Fuß der nächste Destinatär der Stiftung von Rohdich’ scher Legatenfonds. 4. Nachfolger des Infanterie-Regiments 9 als Destinatär der Stiftung von Rohdich’ scher Legatenfonds wird ab 1994 das Wachbataillon. 73 Diese Traditionsbindungen zwischen dem ehemaligen Infanterie-Regiment 9 und dem Wachbataillon BMVg werden in den kommenden Jahrzehnten selbstverständlich. Sie werden von den höchsten Repräsentanten und den obersten Behörden der Bundesrepublik Deutschland zum Ausdruck gebracht. Beispiele hierfür sind: a) Das Schreiben des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Richard Freiherr von Weizsäcker, vom 8.5.1989 an den Kommandeur des Wachbataillons, Oberstleutnant Bahr: "Ich bin immer stolz gewesen auf mein Regiment (Infanterie-Regiment 9, Potsdam), auf die Traditionsverbände und auf die Nachfolger, das Wachbataillon an der Spitze." b) Das Schreiben des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Richard Freiherr von Weizsäcker, der sich im Zusammenhang mit der Frage nach dem Eigentümer des sogenannten Möllendorff-Degens wie folgt äußert: "Heute ist der Traditionsträger in der Nachfolge der Ersten Kompanie des Infanterie-Regiments 9 das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung." c) Das Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung vom 2. Mai 1994, das sich im Zusammenhang mit der Frage nach dem Destinatär der Stiftung von Rohdich’ scher Legatenfonds wie folgt äußert: "Die bis 1945 zuletzt dem Infanterie-Regiment 9 in Potsdam und heute dem Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung als Traditionsverband obliegende Wahrnehmung der Stiftungsangelegenheiten ... " d) Rede des Verteidigungsministers Dr. Franz Josef Jung anlässlich des 50 –jährigen Bestehens des Wachbataillons BMVg am 6. September 2007: „Das Wachbataillon ist die Einheit der Bundeswehr mit der ältesten, urkundlich verbrieften Tradition, die weit in die deutsche und preußische Geschichte zurückreicht. Auf diese Ursprünge geht auch die enge Verbundenheit des Wachbataillons mit dem Semper talis Bund zurück, die Traditionsvereinigung ehemaliger Angehöriger des Königlichen Preußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß und des Infanterie-Regiments 9. Sein Vorsitz wird traditionell vom amtierenden Kommandeur des Wachbataillons übernommen. Gemeinsam mit dem „von Rohdich’schen Legatenfonds“ ist er wichtiger Bestandteil der Geschichte des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung. Der Legatenfonds war und ist soziale Stiftung für die Soldaten des Garderegiments, des Infanterie-Regiments 9 und heute des Wachbataillons. Die herausgehobene Stellung des Wachbataillons innerhalb der Bundeswehr kommt auch in der Tatsache zum Ausdruck, dass wir inzwischen jedes Jahr am Jahrestag des Anschlags vom 20. Juli 1944 ein feierliches Gelöbnis der Rekruten des Wachbataillons im Bendlerblock durchführen. Der militärische Widerstand ist eine der zentralen Traditionslinien der Bundeswehr. Das Wachbataillon kann stolz darauf sein, dass die überwiegende Zahl der Offiziere aus dem Infanterie-Regiment 9, dem unmittelbaren Vorläufer des Wachbataillons60 am 20. Juli 1944 aktiv am Widerstand beteiligt waren, darunter so bekannte Namen wie Henning von Tresckow und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. 60 geschichtliche Fehlinterpretation, aber von Minister Jung in der Rede so genannt 74 Keine andere Einheit der Bundeswehr kann auf eine solch lange Tradition zurückblicken. Das Wachbataillon hat auch den Leitspruch übernommen: Semper talis – immer gleich, immer vortrefflich! Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung hat diesen Leitspruch nun seit fünfzig Jahren mit Leben erfüllt. Der außergewöhnlich hohe Anspruch an sich selber, der in diesem Leitspruch zum Ausdruck kommt, kann nur gemeinsam erfüllt werden. Die traditionell besonders enge Kameradschaft und das ausgeprägte Zusammengehörigkeitsgefühl, die in der Einheit herrschen, sind die Grundlage dafür, diesem Anspruch gerecht zu werden. Für den geleisteten Dienst der aktiven und ehemaligen Angehörigen des Wachbataillons danke ich Ihnen und bin sicher, dass es seiner stolzen Tradition auch in Zukunft gerecht wird. Und darum rufe ich Ihnen heute zu: „Semper talis“!“ (Ende der Rede Minister Jung) Inzwischen haben über fünf Jahrzehnte lebendig geführte Tradition das Wachbataillon als drittes Glied an die 94 Jahre alte Traditionskette Erstes Garde-Regiment zu Fuß – InfanterieRegiment 9 geschweißt. Die Traditionslinie Erstes Garde-Regiment zu Fuß - InfanterieRegiment 9 - Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung ist festgefügt. Um aber auch den Traditionsrichtlinien der heutigen Bundeswehr gerecht zu werden, ist das Infanterie-Regiment 9 der Wehrmacht einerseits nicht das pauschale Vorbild des Wachbataillons BMVg, andererseits aber gerade aus ihm die bekanntesten militärischen Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. Etwa 25 Offiziere des Inf.-Rgt. 9, zwei davon noch eingetreten in das Erste Garde-Regiment zu Fuß, beteiligten sich an dem Umsturzversuch. Sie haben ihren festen Platz im Traditionsverständnis der Bundeswehr. Eben diesen Männern widmete das Wachbataillon BMVg anlässlich der 60. Wiederkehr des Attentats am 20. Juli 2004 eine Ausstellung in den Räumen der militärhistorischen Sammlung. 75 Militärhistorische Sammlung des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung 76 Einleitung militärhistorische Sammlung des Wachbataillons BMVg Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung schaut auf eine lange Traditionslinie zurück. Doch wie kommt ein Verband der Bundeswehr auf die Idee, traditionellen Bezug auf beispielsweise das preußische Regiment "Prinz Friedrich" (Nr.6) aus dem Jahre 1675 zu nehmen? Welchen Wert hat das Rückbesinnen auf jene längst vergangene Zeit für einen Verband der heutigen Bundeswehr? Und was ist nach den Jahrhunderten überliefert? Von wo aus man die Tradition des Wachbataillon BMVg nun betrachtet, um ein Ereignis kommt man nicht herum. Am 13. Mai 1961 stehen sich Oberst a.D. Graf Siegfried zu Eulenburg-Wicken und Oberstleutnant Erwin Koch gegenüber. Der letzte Friedensführer des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und der Kommandeur des noch jungen Wachbataillons BMVg. Es ist der Tag, an dem das Wachbataillon, zunächst die 2. Kompanie, die Tradition des Garde-Regiments übergeben bekommt. Graf zu Eulenburg-Wicken hält an diesem Tag eine flammende Rede in der er von den Taten der Garde berichtet und die Tugenden anführt, die mit Tapferkeit, Treue, Disziplin, Glaube, Überzeugung und Standhaftigkeit vor allem aber in allen Zeiten „aufrechter Mensch zu bleiben“ auch in die Bundeswehr heutiger Zeit übertragbar sind. Nach dieser eindrucksvollen Zeremonie ist die 2./Wachbataillon BMVg offiziell ein Glied in der langjährigen Traditionsgeschichte, welche so viele Einheiten durch die Zeit verbindet. Im Zuge dieser Übergabe begann die 2./Wachbataillon BMVg mit der Aufstellung einer Sammlung, die 1975 erstmals als ein „kleines Museum“ in der Hermann-Löns-Kaserne in Bergisch Gladbach zu sehen war. Hierzu steuerte der Semper talis Bund viele Exponate bei. Im Laufe der Jahre vergrößerte sich die Anzahl der Gegenstände, auch dank zahlreicher privater Spenden. 1987 wurde die Sammlung nach Siegburg verlagert und ab 1998 im Zuge der Verlegung des gesamten Bataillons 2003 in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin grundlegend neu gestaltet. Im Jahr 2010 erhielt die Sammlung ihr heutiges Gesicht, es wird seither auch die eigene Geschichte des Wachbataillons BMVg mehr in darstellerischer Bedeutung gezeigt und die Räume wurden namentlich gewidmet. Im "von-Möllendorff-Saal" und dem „von-Tresckow-Saal“, den Herzstücken der Sammlung, wie im gesamten Bereich des Stabes und der Kompanien finden sich Gemälde, Vitrinen, Fotografien und Schaukästen. Nahezu jedes einzelne ausgestellte Exponat besitzt eine eigene Geschichte. Die folgende Aufstellung ist nach Räumen bzw. Gebäudeteilen sortiert und enthält eine Auflistung aller ausgestellten Gegenstände. 77 1. Zielsetzung Die militärhistorische Sammlung des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung dient der Aus- und Weiterbildung der Soldaten des Wachbataillons. Durch die Ausstellung und Erläuterungen der Exponate, sollen das Selbstverständnis des Soldaten, das Traditionsverständnis sowie die soldatischen Tugenden gefördert werden. Hierbei werden drei Traditionssäulen bedacht. 1. Die Eigentradition der Bundeswehr 2. Der militärische Widerstand im Dritten Reich 3. Die preußische Garde von 1674 bis 1918 Neben dem Verständnis der Traditionen ist auch die Traditionspflege im Bataillon ein elementarer Bestandteil der Absicht. So soll die gelebte Tradition den Soldaten vor Augen geführt werden und deren Herkunft anschaulich erläutert werden. Hierzu stehen neben dem "Möllendorff-Saal" der "Henning von Tresckow-Saal" sowie die Räumlichkeiten des Stabes des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung als Ausstellungsfläche zur Verfügung. 2. Personal Die Betreuung der Sammlung obliegt dem S1 Offizier des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung. Er verwaltet die Räume der Ausstellung, die ausgestellten und eingelagerten Exponate, die angesammelte Literatur und schriftlichen Quellen, jegliches Bildmaterial und Leihgaben externer Personen und Institutionen. Auch ist er für die Einhaltung der von den Spendern geforderten Sicherheitsmaßnahmen zuständig. Beauftragt mit der Vorstellung der Sammlung vor Besuchergruppen ist gegenwärtig: Hauptmann Ernst Schüßling 3. Technische Installationen Die Sammlung des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung ist im Gebäude 48 A der Julius-Leber-Kaserne Berlin untergebracht. Die Sammlung nimmt im Stabsgebäude zwei Räume, sowie mehrere Flure, Aufgänge etc. ein. Die Sicherung der Sammlung wird durch Sicherheitsschlösser, abschließbare Vitrinen und eine Alarmanlage gesichert. Die Beleuchtung erfolgt durch eigens installierte Strahler. 4. Finanzierung und Unterhalt Die Militärgeschichtliche Sammlung des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung wird vom Bataillon selbst, von Privatpersonen und durch die Unterstützung des Semper talis Bundes, Kurt-Schumacher-Damm 41, 13405 Berlin 78 und von Rohdich'schen Legatenfonds, Charles-Corcelle-Ring 9, 13405 Berlin durch Sach- und Geldspenden unterstützt und gefördert. 5. Inventarisierung Die Inventarliste wird vom Beauftragten für die militärhistorische Sammlung des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung geführt (S1 Offz). Eine Inventarliste mit den ausgestellten Exponaten im Stabsgebäude liegt aus dem August 2015 vor. Änderungen des Bestandes werden fortgeschrieben und ergänzt. Die militärhistorische Sammlung entwickelt sich stetig fort und kann in dem dafür gestalteten Konzept immer nur den aktuellen Stand widergeben. Erweiterungen, Änderungen sowie Aufnahme des Inventars, das in den Kompanien ausgestellt ist, werden nacherfasst. 79 Eingangsbereich Gebäude 48 A Bilder - "Der Garde schönstes Regiment", Reserven der 4./EGRzF "Zur Erinnerung an meine Dienstzeit“, Gefreiter August Weber, 4./EGRzF (1886-1889) Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 Berlin (1907-1909) Musikkorps des II. Bataillon Garde-Regiment Alexander Alt-Potsdam, Breite Straße und Garnisonkirche Langer Stall und Garnisonkirche um 1800 Garnisonkirche Potsdam, schwarz-weiß 2 Fotografien Innenansicht der Garnisonkirche, um 1920, ein Bild mit Widmung auf der Rückseite Fotografie der zerstörten Garnisonkirche (lediglich die Fassade steht noch) Glockenturm der königlichen Hof- und Garnisonkirche Potsdam Flur EG vor dem „von Möllendorff-Saal“ Bilder - Die Fahnen der Husaren bis 1806 Die Fahnen des Ersten Regiments Schautafel (Zeichnungen und Text) zur Herkunft der Fahnenbänder des EGRzF Die Fahnen des König-Regiments Die Gardefahnen von 1740, 1808 und 1914 4 Ausgaben der "Semper talis Zeitung“ 1969, 1971, 1971, 1973 Inf.-Rgt. 9 beim Marsch, 1933, u.a. zu sehen: Kurt Schumacher, Henning von Tresckow, Wolf Graf Baudissin und Adelbert von Taysen Bildchronik des EGRzF um 1930 mit den Darstellungen: - Bataillon Grenadier-Garde in der Schlacht bei Hohenfriedberg (1745) III. Bataillon Regiments-Garde in der Schlacht bei Leuthen (1757) S.M. König Friedrich Wilhelm I. im Lustgarten Uniformübersicht Rgt.-Garde No. 6 und Rgt.-Garde No. 15 (1786) Uniformübersicht Rgt.-Garde No. 15, Gren-Garde No. 6, Rgt. Garde No. 15 und Gren-Garde Nr. 6 (1787-1806) Das I. Bataillon Leibgarde bei Kollin (1757) Das Füsilier-Bataillon bei Groß-Goerschen-Kaja (2.5.1813) Prinz Anton von Hohenzollern im Kampfe um Rosberitz (3.7.1866) Fahnenweihe auf dem Schlosshof zu Königsberg (1808) St. Privat (18.8.1870) Parade im Lustgarten ((9.2.1894) Einstellung des Kronprinzen in das EGRzF)) 80 - "Zur Erinnerung an die Rekruten-Besichtigung der 7./EGRzF" (1913) Bataillonsbesichtigung am 1.Mai 1900 durch Kaiser Wilhelm II. Denkmal des EGRzF in Potsdam Frühjahrsparade am 1. Juni 1900 in Potsdam Frühjahrsparade in Potsdam, marschierende Formationen, rückwärtige Ansicht "Das Schwören des Fahneneides bei der Garde" Frühjahrsparade am 1. Juni 1900 vor Seiner Majestät dem Kaiser, Ansicht mit Publikum "Zur Erinnerung an den 200 jährigen Geburtstags Friedrich des Großen" am 24. Januar 1912,Spielleute des Bataillons (1911-1912) Potsdamer Garnisonkirche Paradefotografie in Potsdam, (U-förmige Formation) - Flur Erdgeschoss vor dem "U-Raum 1. Kompanie" Schautafeln Wachbataillon der Jahre: – – – – – – – – – – – – – – – – – – 1957 1958/59 1960/61 (muss ergänzt werden) 1962/63 1964/65 1966/67 1968/69 1970/71 1972/73 1974/75 1976/77 1978/79 1980/81 1982/83 1984/85 1986/87 1988/89 1990 Treppenaufgang in das 1. Obergeschoss Schautafeln Wachbataillon der Jahre: – – – – – – 2004 2005 2006 2007 2008 2009 - 2010 2011 2012 2013 2014 81 Lichtflur 1. Obergeschoss - Stiftungsurkunde der "Ehrenmedaille des Kommandeurs des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung" Stiftungsurkunde für den „Semper talis Pokal“ 16 Portraits der ehemaligen Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland Signiertes Portrait des Bundespräsidenten Horst Köhler Urkunden für die Träger der "Gardenadel Wachbataillon BMVg" (36 Urkunden) Gipsbüste Friedrich der Große Groß-Diorahma mit Landschaft und Zinnfiguren; Garde Infanterie-Division und Garde Kavallerie-Division, bemalt durch den preuß. General der Infanterie von Ledebur Flur 1. Obergeschoss Rechts Schautafeln Wachbataillon der Jahre: – 1991 – 1992 – 1993 – 1994/95 – 1996/97 – 1998 – 1999 – 2000 – 2001 – 2002 – 2003 Flur 1. Obergeschoss Links (Kommandeur-Flur) - 23 Portraits der ehemaligen stellvertretenden Kommandeure des Wachbataillon BMVg die ehemaligen S3 Offiziere (Protokoll) (17 Plaketten auf Holztafel) Fotografie Soldat Frank Trepke vor einer Formation des Wachbataillons im Bundeskanzleramt Collage aus Fotografien: Gelöbnis der Rekruten des Wachbataillon BMVg am 20.Juli vor dem Reichstag Stammtafel des EGRzF und seiner Traditionsträger Fotografie angetretene Ehrenformation im Bundeskanzleramt von oben fotografiert 19 Portraits der ehemaligen Kommandeure des Wachbataillon BMVg Collage aus Fotografien: Berliner Militärmusikfest 2004 Collage aus Fotografien: Staatsbesuch George W. Bush, 2005, Mainz Fotografie Staatsbesuch Russland 1994 Urkunde der Patenschaft des Wachbataillon BMVg und der Sicherungs- und Unterstützungskompanie 82 - Fotografie Militärparade in Italien, 7./Wachbataillon BMVg vor dem Kolosseum Fotografie mit Widmung, Großer Zapfenstreich vor dem Brandenburger Tor Fotografie mit Widmung, marschierende Formation (evtl. In Russland) Fotografie Ehrenformation mit Staatsbesuch Fotografie Fackelspalier Schloss Bellevue Inventarliste Ausstellung „von-Tresckow-Saal“ Uniformen: - Waffenrock mit Schirmmütze (Feldwebel, Infanterie-Regiment 9) Dienstanzug Bundeswehr mit Helm, Stiefeln und Carbine M1 (1956) Dienstanzug Bundeswehr mit Helm, Stiefeln und K98 (1957, Oberfeldwebel) Gesellschaftsanzug 1. Generation (Oberst) "Viertaschenrock" mit Schirmmütze (Oberst Erwin Koch, 1. Kdr Wachbataillon BMVg ) Uniformrock (dreifarbig, Karneval) Kampfanzug Bundeswehr (1958) 6 internationale Uniformen Bilder/Fotografien - 16 Schautafeln "Uniformen und Dienstgrade der Bundeswehr" 10 Fotografien Wachbataillon 23 Portraits Widerstandskämpfer des Infanterie-Regiments 9 Gruppenbild Offizierkorps Infanterie-Regiment 9 (1934) Urkunde Potsdamer Garnisionkirche und Ehrenmal (EGRzF) Fotografie Offizier Wachbataillon in Ehrenformation (1957) Fotografie Rede Oberstleutnant Erwin Koch Fotografie Ehrenformation Wachbataillon Fotografie Soldaten Wachbataillon an Flaggenmasten Fotografie Übergabe Truppenflagge an Wachbataillon Fotografie Besichtigung bei der Gefechtsausbildung Bundeswehr Fotografie Besichtigung bei der Gefechtsausbildung Bundeswehr (Mörser) Fotografie Besichtigung und Abnahme einer Ehrenformation des Wachbataillons 83 Vitrinen - Ehrenvitrine (Orden und Ehrenzeichen) Oberst a.D. Eduard Brücker Vitrine 1 "Infanterie-Regiment 9" - Bildband Infanterie-Regiment 9 2 Videokassetten, Infanterie-Regiment 9 2 Schulterstücke Infanterie-Regiment 9 2 Magazintaschen Brotbeutel Feldpostpaket Wasserflasche und Feldessgeschirr Mehrzwecktasche für Koppel Gefechtsausrüstung 1930er Jahre Vitrine 2 „Bundeswehr“ - 5 Dienstmützen Bundeswehr, div. Ausführungen 4 Testmodelle Helm Wachbataillon (Protokoll) Gefechtshelm "M1" Ringbuchordner Dienstgradabzeichen der Bundeswehr Ringbuchordner Tätigkeitsabzeichen der Bundeswehr Ringbuchordner diverse Abzeichen Ringbuchordner Kragenspiegel der Bundeswehr Vitrine 3 „Bundeswehr“ - 5 Schirmmützen Bundeswehr, div. Ausführungen 2 Feldmützen Bundeswehr "Panzerschutzmütze" Bundeswehr 13 Schiffchen Bundeswehr, div. Ausführungen Ringbuchordner Ärmelbänder der Bundeswehr Ringbuchordner Verbandsabzeichen der Bundeswehr Ringbuchordner Tätigkeitsabzeichen der Bundeswehr Sammlung Dienstgradabzeichen Generale/Admirale Vitrine 4 „Wachbataillon BMVg“ - Dokumente der Sammlung "Entwicklung des Wachbataillons BMVg" 84 Vitrine 5 „Wachbataillon BMVg“ - Gästebücher des Wachbataillons Schrank - Tischglocke Bronze mit Adler, Dreibein und Trommeltragegurt ("Trommler von Colonfay", geführt von Prinz Eitel Friedrich in der Schlacht bei St. Quentin am 29.08.1914) Möbel/Mobilar Der 7,5 Meter lange mit 21 Stühlen bestückte Konferenztisch steht nicht im Zusammenhang mit der Geschichte des Wachbataillons BMVg. Ihm gebührt dennoch Erwähnung, da dieser aus der Zeit des Art Deco (1920-1940) stammt und schon in der Direktion der Reichsbank bzw. Deutsche Bank bis 2007 gestanden hat. Hauptmann Schüßling übernahm diesen wie auch den Bücherschrank. „von-Möllendorff-Saal“ Vitrine 1 - "Möllendorff-Degen" mit Scheide Tisch - Erinnerungs-Pokal 5. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 53 Schrank - Aufstellungsbefehl des Wachbataillons BMVg Bildchronik des Wachbataillons BMVg - 1957 1958/59 1961 1962/63 1964/65 1966/67 1968/69 1970/71 1972/73 1974/75 1976/77 1978/79 85 - 1980/81 1982/83 1984/85 1986/87 1988/89 1990/91 1991/92 2007/08 2009/10 2011/12 - Grenadier-Mütze (I. Oder II. Bataillon, EGRzF) Grenadier-Mütze mit Wollpuschel (I. oder II. Bataillon, EGRzF) Grenadier-Mütze mit Wollpuschel (EGRzF, III. Bataillon, Füsilier-Bataillon) Grenadier-Mütze ohne Wollpuschel (I. oder II. Bataillon, EGRzF) Grenadier-Mütze mit Wollpuschel (gelb/weiß) (III. Bataillon EGRzF) Grenadier-Mütze Ordonnanzpistole Pistole Walther 08 2 Silberteller Regimentssilber EGRzF Ehrentrinkbecher aus Zinn, Inschrift: Zum 70. Geburtstag. Semper Talis. Karl Heidtmann "Kaiserbecher", Wanderpokal für Schießleistungen, Offiziere EGRzF Dekorationsartikel Grenadier-Mütze, Silber, mit Holzfuß, innen hohl (Abschiedsgeschenk für Offiziere, welche mind. Fünf Jahre in der Garde dienten) 3 große Teller EGRzF (Porzellan) 1 kleiner Teller EGRzF (Porzellan) Porzellanplatte, 1. oder 3. Garde-Ulanen-Regiment (Potsdam) Fundamentstein Potsdamer Garnisonkirche Säbel mit Portepee Bronzefigur, Friedrich der Große mit Krückstock, Semper talis Bund e.V. (1980) Tischfahne des Traditionsverbandes der Garde-Kavallerie Tischfahne Bund Dritter Gardisten Tischfahne Bund 5. Gardisten Düsseldorf Tischfahne 4. GRzF Tischfahne 2./ Wachbataillon BMVg Pokal EGRzF Potsdam, groß, golden Abschiedsgeschenk (Bild) Garnison Potsdam ("Zur Erinnerung an meine Dienstzeit [...]) - - 86 Vitrine 2 „Varia“ - Miniatur-Grenadier-Mütze auf Marmorplatte Div. Zinnfiguren Bierkrug, Schießpreis Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1, Berlin 1931 Centenar-Medaille, Andenken 100. Geburtstag Kaiser Wilhelm I., 1889 3er Ordensschnalle mit Eisernem Kreuz 1914 II. Klasse Ehrenkreuz für Frontkämpfer 1914-1918 Tapferkeitsmedaille, Kaiser Franz-Joseph Kriegs-Verwundetenabzeichen in Gold Ordensschnalle mit Eisernem Kreuz II. Klasse dabei: Frontkämpferabzeichen bronziert Eisernes Kreuz I. Klasse Zivilorden Miniatur, Brustkreuz Johanniter-Orden Pour le Mérite Königlich Preußischer Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern Trinkglas, Geschenk zur Einweihung der militärhistorischen Sammlung 3 Schulterblätter (sog. "Alte Knochen"), bemalt, zur Erinnerung an die Dienstzeit Gedenkmünze Garnisonkirche Potsdam Reservistentasse mit Henkel, verziert, Porzellan (1910) 3 Schulterstücke Uniform Erkennungsmarke mit Tasche, Gefreiter Christian Bumb (4./EGRzF) Führungszeugnis für Grenadier Sommer 2 Stehkragen, EGRzF 3 Ärmelbeschläge, rot, EGRzF Militärpass, Blau, mit Gardestern, EGRzF, Füsilier Karl Stichnoth 2 Trinkflaschen, verziert (Garde-Regiment Nr.5 / Artillerie) Ringkragen Fahnenträger, einer normal Infanterie, einer Erstes GardeRegiment zu Fuß Lederkoppel mit Schnalle "Gott mit uns" 5 Militärpässe Mitgliedsausweis Semper talis Bund und dazugehörige Militärdokumente von 1910, Gefreiter August Gelking, 7. Kompnaie EGRzF, 1910 Mütze, Garde du Corps Private Fotografien Militärpass, Wilhelm Friedrich Ruge, einjährig Freiwilliger 5. Kompanie EGRzF, 02.10.1911, Unterzeichnet u.a. Küpper, Major a.D. 87 Vitrine 3 "Oberst Siegfried Graf zu Eulenburg" - Orden Pour le Mérite mit Eichenlaub Königlich Preußischer Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern Goldenes Militär-Verdienstkreuz Eisernes Kreuz I. Klasse Spange zum Eisernen Kreuz I. Klasse Goldenes Verwundetenabzeichen Schwarzes Verwundetenabzeichen Miniaturspange Verwundetenabzeichen in schwarz und Kriegs-Verdienstkreuz mit Schwertern 3 Fotografien (1 Portrait, 2 Autographe, Antreten von Truppenteilen 1914, an Uffz Ilge) Vitrine 4 "Der Hohe Schwarzer Adler Orden" - - Kleinod zum Hohen Orden vom Schwarzen Adler Hoher Orden vom Schwarzen Adler mit dem Orangeband und Kette aus dem Hause Hohenzollern Fotografie Übergabe des Hohen Orden vom Schwarzen Adler am 18. September 1973 durch Louis Ferdinand von Preußen, Foto Graf August zu Eulenburg, Oberhofmarschall S.K.H. Wilhelm II. Druck Fürst Carl Anton von Hohenzollern, in Felduniform mit großer Ordensschnalle, Träger dieses HSO Erläuterungen zum Hohen Orden vom Schwarzen Adler Vitrine 5 "Chronik Inf.-Rgt. 9" - Chronik des Infanterie-Regiments 9/“Jäger-Chronik“ Fahnen und Fahnenbänder - - Fahne des Garde-Vereins Münster (1907) Fahne des Vereins ehemaliger Angehöriger des Königin Augusta GardeGrenadier-Regiments No. 4 für Cöln und Umgebung dabei: Fahnenband: "IM Kaiserin und Königin Auguste Viktoria" dabei: Fahnenband: "Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen" Fahne des Garde-Vereins Köln (1884) Fahne des Garde-Vereins Düsseldorf (1883) Fahne des Vereins der Kameraden des ehemaligen Ersten GardeReserveregiments dabei: Fahnenband: "Baltikum Nordschutz 1919" 88 - dabei: Fahnenband: "Geschenk Ihrer Majestät" (2 Stück) dabei: Fahnenband: "K. K. Viktoria" dabei: Fahnenband: "Auguste Viktoria Kaiserin" Fahne des Vereins ehemaliger Kameraden des EGRzF Berlin Uniformen - - Preußischer Uniformrock, Oberst, EGRzF, Model 1842 dabei: Pickelhaube (Offiziere) (Geschenk von Lorenz Piacenza) 2 Waffenröcke Grenadiere, 1 nachgefertigt, 1 original 2. Compagnie (I. Oder II. Bataillon EGRzF) dabei: Grenadier-Mütze Waffenrock Regiment Garde du Corps, 6. Esquadron dabei: Paradehelm mit Adler dabei: Kürass dabei: 2 Säbel mit Scheide Figuren/Plastiken - - Friedrich der Große mit Krückstock und Windspiel "Der lange Jonas", Künstlermodell von Prof. Ernst Herter aus dem Jahr 1895, Flügelgrenadier des Ersten Garde Regiments, Potsdam, 1713-1740, zweite Ausführung einer Puppe Abbild "General der Infanterie Friedrich Wilhelm von Rohdich" dabei: 2 Degen (Leihgabe OTL Volkmann) Gemälde/Fotografien - Gemälde "Die Schlacht bei St. Privat" Gemälde "Der Choral von Leuthen" Zeichnung Schiesspreis EGRzF, Portrait Kaiser Zeichnung "Friedrich der Große und seine Generale nach einem Manöver bei Potsdam" (ohne Rahmen) Zeichnung "Fallender Flaggenträger" (Fähnrich) 1. Bataillon Garde Gemälde "Langer Kerl: Schwerid Redivanoff aus Moscow" Zeichnung "Das Erste Bataillon Garde bei der Schlacht bei Kolin" Zeichnung EGRzF 1875 "Offizier und Soldaten" Zeichnung Friedrich der Große, Portrait, mit Hohem Orden vom Schwarzen Adler Stich "Die Soldatenfiguren auf der Langen Brücke bei Potsdam" (dazugehörend Figur "Langer Jonas") Fotografie Oberst a.D. Siegfried Graf zu Eulenburg-Wicken und Oberstleutnant Erwin Koch bei Abnahme einer Ehrenformation im Zuge der 89 Traditionsübergabe des EGRzF an die 2./Wachbataillon BMVg Fotografie "Anerkennung für Gustav Hundertmark" und "Anerkennungsurkunde für Gustav Hundertmark", Geschenk seines Sohnes an die Sammlung Fotografie mit Widmung Prinz Louis Ferdinand von Hohenzollern, anlässlich der Übergabe des Hohen Schwarzen Adlerordens - - Urkunden - Urkunde der Traditionsübernahme der Traditionen des EGRzF an das Wachbataillon BMVg Urkunde anlässlich der Stiftung aus dem Hause Hohenzollern - Möbel/Mobilar Der große Vitrinenschrank (Bibliothek mit Löwentatzen und Verzierung aus einem Herrenzimmer) ist der Gründerzeit (1871-1914) zuzuordnen und gehörte wohl zur Grundausstattung der Kaserne. Der Spieltisch mit drei Stühlen gehört zum Ensemble im v.-Tresckow-Saal. Grammophon Hier ist ein Tischgrammophon um 1910 (Gründerzeit, spielfähig) ausgestellt, das Aufnahmen zeitgenössischer Märsche, gespielt von Kapellen von Garde-Regimentern oder Inf.-Rgt 9 abspielen kann. In einer Schellack-Sammlung enthalten. Dienstzimmer Kommandeur WachBtl BMVg - Die erste Truppenfahne von 1965 Das Gemälde „Sturm des III. Bataillon Garde auf Leuthen“ Grenadier-Mütze Parade EGRzF, aus dem Besitz Lorenz Piacenza Miniatur Pickelhaube Regiment von Werder Geschenk Kaiser Wilhelm II. an den General von Brun 90 Der Semper talis Bund e.V. Traditionsverband der aktiven und ehemaligen Soldaten des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung und seiner Förderer sowie der ehemaligen Angehörigen und Freunde der in der Tradition stehenden Garderegimenter Gegründet wurde der Semper talis Bund (StB) 1921 in Potsdam. Die Gründungsmitglieder waren ehemalige Angehörige des königlichpreußischen Ersten Garde-Regiments zu Fuß. Ziel des Bundes war die Traditionspflege und Aufrechterhaltung der Kameradschaft nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Auflösung des Regiments. Die Tradition desselben wurde im Infanterie-Regiment 9 weitergeführt. Allerdings wurde der StB 1938 durch das nationalsozialistische Regime aufgelöst und konnte erst 1953 wieder reaktiviert werden. Als 1961 das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung die Traditionen des EGRzF übernahm, wurde der Grundstein für die Fortführung der Traditionslinie gelegt. Der StB unterstütze dies besonders durch die Leihgaben vieler Exponate aus der eigenen militärhistorischen Sammlung. Dadurch konnte das Wachbataillon BMVg eine umfassende Ausstellung eröffnen, welche nicht nur das EGRzF umfasste, sondern ebenso Stücke zur Geschichte des Inf.-Rgt. 9 und diverser Truppenteile, welche ihre Traditionen bereits an das EGRzF weitergaben. Heute setzen sich die Mitglieder des StB aus aktiven und ehemaligen Angehörigen des Wachbataillons und des ehem. Inf.-Rgt. 9 zusammen. Auch ein großer Freundeskreis, welcher nicht aktiv in den Einheiten diente unterstützt die Arbeit des Bundes. Der StB hat sich, neben der Pflege der Traditionen, auch dem sozialen Engagement verpflichtet. Seit 2005 besteht eine Kooperation zwischen dem Bund und dem Bundeswehr Sozialwerk e.V. So können, ganz im Sinne der Gründer, Mitglieder auch im Alter oder in Notlagen schnell und unbürokratisch unterstützt werden. Um die Angehörigen des StB regelmäßig über Neuigkeiten zu informieren, erscheint regelmäßig die Zeitung „Der Gardist“. Die Redaktion, sowie die Autoren sind Soldaten und Angehörige des Wachbataillons und Freunde und Förderer des Bundes. Durch die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Verfasser der Artikel werden viele Themenbereiche umfassend abgedeckt. 91 Von Rohdich’ scher Legatenfonds Der von Rohdich’ sche Legatenfonds unterstützt u.a. Angehörige der Bundeswehr (Soldaten und Zivile Mitarbeiter), die unverschuldet in eine wirtschaftliche Notlage geraten sind. Die nächsten Familienangehörigen sind darin eingeschlossen. Darüber hinaus wird die Pflege des Heimatgedankens unter besondere Berücksichtigung des Geburts- und Heimatortes des Stifters – Potsdam und Berlin – gefördert. Geschichte Der von Rohdich‘ sche Legatenfonds hat seinen Ursprung im Testament, des im Jahre 1796 verstorbenen preußischen Kriegsministers und Generals der Infanterie, Friedrich Wilhelm von Rohdich. In diesem Testament vermacht er dem 1740 gegründeten Bataillon Grenadier-Garde, welchem er als Chef einst vorstand, kurz vor seinem Tod, sein Vermögen, welches im Wesentlichen aus einem Palais „Auf der Dorotheenstadt am Quarree“, dem heutigen Pariser Platz in Berlin bestand. Zitat: „Die Einkünfte meines Hauses mit den Mobiliarstücken, welches und welche ich meinem unterhabenen Grenadiergarde-Bataillon unter dem vorstehenden Bedingungen vermacht habe, sollen, wie ich hierdurch festsetze und bestimme, zu „ewigen Zeiten“ zur Erziehung der Kinder des genannten Bataillons einzig und allein Verwendung finden.“ Testament: Friedrich Wilhelm von Rohdich Nach seinem Tod wurde das „von Rohdich’ sche Legatenhaus“ in Berlin vermietet, und mit dem Erlös die Erziehung der Kinder von Bataillonsangehörigen finanziert. Während der französischen Besetzung Berlins, in Folge der Schlacht von Jena und Auerstedt im Jahre 1806, wurde das Grenadier-Bataillon aufgelöst und die Zahlungen vom 24. Oktober 1806 bis zum 05. Dezember 1808 aus dem Rohdich’schen Erbe unterbrochen. Ab 1808 konnten jedoch zwei neu aufgestellte Bataillone Garde zu Fuß, aufgrund der personellen, räumlichen und funktionalen Kontinuität, an die Stelle als Nutznießer des Fonds treten. Auch aus so gelagerten Fällen erwuchs das Verständnis von militärischen Vorgängerformationen im Sinne eines Stammbaums. Mit der Aufstellung eines dritten Bataillons erfolgte 1809 die Umbenennung in Garderegiment zu Fuß. Den endgültigen Namen „Erstes Garderegiment zu Fuß“ (EGRzF) erhielt das Regiment am 19.Juni 1813. Die Verwaltung des Vermögens nahm ab 1824 eine Immediatkommission des EGRzF wahr. 1880 wurde der Stiftung die Rechte einer Juristischen Person zuerkannt. Im Jahre 1918 jedoch standen die Verantwortlichen abermals, wie schon 1806/08, vor einem historischen Bruch. Aber wie schon zuvor fand sich auch hier eine hinreichende Kontinuität in einem neu aufgestellten Verband. Und mehr als noch beim letzten Mal, war nun die vorliegende Verbindung all zu deutlich. Das in der Reichswehr aufgestellte Infanterie-Regiment 9 stimmte nicht nur räumlich und funktionell mit seinem Vorgänger überein, sondern war auch durch den Befehl der Traditionsübernahme von 1921 in direkten Nachfolge des EGRzF und somit des Garde Bataillons. Im selben Jahr gründeten ehemalige Offiziere des EGRzF und die Angehörigen des Inf.-Rgt. 9 den Semper talis Bund (StB). Die Verwaltung des „von Rohdich’schen Legatenfonds“ übernahm von nun an Offiziere und Unteroffiziere des Inf.-Rgt. 9 und des StB, sowie zwei Angehörige des preußischen Staatsministeriums. Die Geschäftsführung wurde einem 92 Feldwebel des Inf.-Rgt. 9 übertragen. Eine hohe Wertsteigerung des Berliner Grundstücks und der damit gestiegene Mieterlös ermöglichten den Erwerb von drei weiteren Immobilien in Potsdam. Bis 1945 konnte jedes Kind eines Unteroffiziers, Mannschaftsdienstgrades und Beamten des mittleren Dienstes des Traditionsregiment Inf.-Rgt. 9 mit einer monatlichen Ausbildungshilfe von je 30 Mark unterstützt werden. 1951 wurde die Stiftung durch die Behörde der DDR aufgelöst, das Vermögen dem Volkseigentum zugeführt. Einzig und allein die Beweissicherung der Besitzansprüche auf die Vermögenswerte der Stiftung oblag nun der 1972 reaktivierten StB. Im Beweissicherungsverfahren 1975 wurde festgestellt, dass der StB die Stiftung zu Recht vertritt. Nach der Wiedervereinigung widerrief das Bundesministerium der Verteidigung im Jahre 1993 die Auflösung der Stiftung von 1951 und übernahm die Stiftungsaufsicht. Das Stiftungsvermögen konnte jedoch nicht zurückerlangt werden da das Bundesministerium der Finanzen seine Ansprüche auf große Teile des Vermögens gerichtlich durchsetzte. Um den Willen des Generals von Rohdich dennoch fortführen zu können, stellte man die benötigten Finanzmittel aus dem Erlös eines Verkaufs des Grundstücks am Pariser Platz auf. Seitdem wirkt die Stiftung, die mit dem Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e.V. und dem Bundeswehr-Sozialwerk e.V. eine Kooperation eingegangen, sowie korporatives Mitglied des Deutschen Bundeswehr-Verbandes e.V. ist, zum Wohle von Angehörigen der Bundeswehr. Im Jahr 1997 ergab sich die Möglichkeit, ein Gebäude in enger Anbindung an die JuliusLeber-Kaserne anzumieten und 2007 zu erwerben. Später soll der Kölner Sitz der Stiftung wieder nach Berlin zurückverlegt werden. 93 Stammtafel des Ersten Garde-Regiments zu Fuß und seiner Tradition 1675 Regiment Churprinz zu Fuß (No 6) 1688 Regiment Lottum zu Fuß (No 15) 1701 Regiment Kronprinz zu Fuß (No 6) 1713 Königs-Regiment (No 6), Rothes LeibBataillon Grenadiere, 2. und 3. Bataillon 1732 Regiment Kronprinz (No 15) 1740 Grenadier-Garde-Bataillon (No 6) 1740 Königs-Regiment (No 15) 1. Bataillon 2. u. 3. Bataillon Leibgarde (15) Regiment Garde (15) 1807 Bataillon Garde zu Fuß 2. Kompanie 1. Kompanie 3. u. 4. Kompanie 1808 Regiment Königlicher Garde zu Fuß 3. und 4. Kompanie Leib- und 2. Kompanie II. Bataillon 1809 Füsilier-Garde-Bataillon 1813 – 1918 Erstes Garde-Regiment zu Fuß mit I., II. und Füsilier-Bataillon 1918- Teile des Ersten Garde-Regiments zu Fuß im Detachement von Schauroth und 1919 im Freikorps Potsdam 1919- Beide Teile des Ersten Garde-Regiments zu Fuß werden in 1. und 2. Kompanie im I. 1920 Bataillon/Reichswehr-Infanterie-Regiment 5 1921 1937 Aus 1. und 2. Kompanie/Reichswehr-Infanterie-Regiment 5 wird 1. Kompanie/Infanterie-Regiment 9 (Traditionsträger Reichswehr) Regimentsstab, I. Bataillon, 13. und 14. Kompanie/Infanterie-Regiment 9 (Traditionsträger Wehrmacht) 1942- Regimentsstab, I. Bataillon, 13. und 14. Kompanie/Grenadier-Regiment 9 (Traditionsträger Wehrmacht) 1961- Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung heute (Traditionsträger Bundeswehr) 94 Altpreußisches Infanterie-Regiment No. 6 (1806) Das Regiment wurde 1675 als „Regiment Kurprinz“ mit einer Stärke von zwei Bataillonen aufgestellt, erster Chef war Kurprinz Friedrich von Brandenburg. Im Jahre 1701 änderte sich die Bezeichnung in „Kronprinzenregiment“, Chef war zu diesem Zeitpunkt Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Soldatenkönig. Im Jahre 1710 formierte Kronprinz Friedrich Wilhelm dieses Korps aus Angehörigen seiner Jagdgarde und mehr oder weniger freiwillig angeworbenen hochgewachsenen jungen Männern. Sie bildeten 1711 vier Kompanien. Seit 1710 lautete die Bezeichnung „Großes Leibbataillon Grenadier“. 1713 wurde Friedrich Wilhelm I. König in Preußen und das Regiment erhielt die Aufwertung zur Garde. Die neue Bezeichnung des Regiments wurde: „Seiner Königlichen Majestät Regiment“ (auch „Leibregiment“ oder „Königsregiment“). Das Königsregiment (No. 6) entstand 1717 aus der Verschmelzung des Regiments zu Fuß „Kronprinz“ mit den seit 1709 bestehenden Roten Grenadieren, wobei letzteres das I. Bataillon, ersteres das II. und III. Bataillon bildeten. Die Grenadiere des Königsregiments mussten mindestens 6 preußische Fuß (ca. 1,88 m, rheinisches Maß) messen, in der Praxis musste man sich aber auch mit deutlich kleineren Rekruten bescheiden. Die echten „Riesen“ – wie etwa der Ire James Kirkland mit einer Körpergröße von 2,17 Meter – waren viel bestaunte Ausnahmen. Sie wurden entweder in das 1. Glied der Leibkompanie des Königs eingegliedert oder bei den so genannten „Großen Unrangierten“ untergebracht, einer Abteilung für den Regimentsersatz. Spezialbeauftragte des Preußenkönigs, der dem Königsregiment selbst als Regimentschef und Dauerträger der Regimentsuniform vorstand, waren europaweit unterwegs, um großgewachsene Männer durch hohe Handgeldzahlungen – teilweise auch unter Ausübung von Zwang – zur Dienstnahme in Preußen zu bewegen. Manchmal waren sie auch „Geschenke“ befreundeter Fürsten. Diese Art der Rekrutenwerbung, aber auch der Unterhalt der hoch besoldeten Eliteeinheit verschlangen horrende Geldsummen. Dabei hatte die Größe der Soldaten in der „Potsdamer Riesengarde“ möglicherweise durchaus praktische Gründe: Von großgewachsenen Männern erwartete man eine bessere Handhabung der möglichst langläufigen Vorderladergewehre und damit die Möglichkeit des Schusses auf größere Distanzen. Zeisler (1993) meint jedoch, dass viele der „Riesen“ unter pathologischem Riesenwuchs litten und körperlich wenig belastbar waren. Das Regiment wäre daher eine reine Paradetruppe gewesen, die nicht für Gefechtseinsätze geeignet war. Das Regiment bestand beim Tode Friedrich-Wilhelm I. 1740 aus rund 3200 Mann. Im Zuge seiner Thronbesteigung 1740 löste König Friedrich II. das alte Garde-Regiment aufgrund der hohen Unterhaltskosten auf und behielt nur noch ein Bataillon. Der Rest der Soldaten wurde auf andere Einheiten verteilt. So wurde ein Teil der Männer im ehemaligen Kronprinzenregiment (1806: No. 15) eingegliedert, das jetzt als neue Garde die Gardefunktion erfüllte. Die anderen Regimentsangehörigen wurden auf die Regimenter Prinz Ferdinand (1806: No. 34), Prinz Heinrich (1806: No. 35) und das neu gebildete Garnisonsbataillon von Weyher verteilt. 95 Das Bataillon trug fortan die Bezeichnung Bataillon Königs Grenadier-Garde mit allen Gardevorrechten (höheres Traktament etc.). Die Flügelgrenadiere des Bataillons bildeten von 1744 bis 1763 mit denen des Regiments No. 3 ein kombiniertes Grenadierbataillon. In den Schlesischen Kriegen wurde das Regiment 1745 in der Schlacht bei Hohenfriedberg, Soor und im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 bei Roßbach, Leuthen, Hochkirch, Liegnitz und Torgau eingesetzt. Von 1801 bis 1806 war die Bezeichnung „Grenadier-Garde-Bataillon“. Die Truppe kapitulierte 1806 bei Erfurt und Prenzlau und wurde aufgelöst. 96 Altpreußisches Infanterie-Regiment No. 15 (1806) Das Infanterie-Regiment mit der späteren Nummer No. 15 wurde 1688 als Regiment zu Fuß Wylich aus hugenottischen Flüchtlingen gebildet. Ursprünglich in Wesel stationiert wurde es als Regiment Kronprinz nach Ruppin verlegt. Als König machte es Friedrich II. zum Regiment Garde mit dem I. Bataillon Garde am Standort Potsdam. 1688 wurde das Regiment nach dem Edikt von Fontainebleau aus französischen Glaubensflüchtlingen zusammengestellt. 1732 erhielt der junge Kronprinz Friedrich das Regiment von seinem Vater zugesprochen. 1733 wurde es nach Ruppin und Nauen verlegt. Am 1. Juni 1740 ernannte der neue König das Regiment zum Regiment Garde, welches das bisherige Königsregiment ablöste. Neue Garnison wurde Potsdam. Das Regiment hatte anders als andere Einheiten drei Bataillone. Das I. Bataillon wurde „I. Bataillon-Leibgarde“ genannt. Im Regiment war der prominenteste Angehörige der Dichter Heinrich von Kleist. Er trat 1792 in das III. Bataillon ein. Mit dem Regiment nahm er am Rheinfeldzug gegen Frankreich sowie an der Belagerung der ersten bürgerlichen Republik auf deutschem Boden in Mainz teil. 1795 wurde er zum Fähnrich und 1797 zum Leutnant befördert. Wiederholt äußerte er wachsende Zweifel am Soldatendasein und verließ das Regiment im April 1799. Das Regiment wurde als Regiment zu Fuß von Hirschfeld No. 15 am 28. Oktober 1806 durch die Kapitulation bei Prenzlau aufgelöst. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts bestand die Regimentsuniform aus einer blauen Uniformjacke mit roten Ärmelaufschlägen. Das I. Bataillon Leibgarde trug opulente silberne Schleifen auf der Brust. Die Mütze der Flügelgrenadiere war rot, Silbermessingbeschlag mit weiß-rotem Püschel. Die Regimentsfahne war silber-weiß gestreift. Das II. und III. Bataillon hatte weniger schmuckvolle Uniformen, mit roten Rabatten und kleineren silbernen Schleifen. Alle Mannschaftsdienstgrade wurden Grenadiere genannt, obwohl nur die Flügelgrenadiere und das gesamte III. Bataillon (Füsiliere) Grenadier-Mützen trugen. Diese wiederum waren gelb. 97 BUCHNER, Alex: Das Handbuch der Deutschen Infanterie 1939-1945, Podzun-Pallas-Verlag, Friedberg, 1989. DESCHNER, Dr. Günther; HUBATSCH, Prof. Dr. Walther; DAHMS, Dr. Hellmut Günther u.a.: Sammelband: Der 2. Weltkrieg: Bilder, Daten, Dokumente, Bertelsmann-Verlag, München, 1968, 1982. ENGERT, Jürgen: Soldaten für Hitler, Rowohlt, Berlin, 1998. GROEHLER, Olaf: Das Heerwesen in Brandenburg und Preußen von 1640-1806, Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin, 2001. HANNIBAL, Albrecht: Semper Talis, Brandenburg – Preußisch – Deutsche Geschichte, Band 1 800-1920, Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG Münster, Münster, 2009. HANNIBAL, Albrecht: Semper Talis, Brandenburg – Preußisch – Deutsche Geschichte, Band 2 1921-2007, Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat OHG Münster, Münster, 2009. HAUPT, Werner: Das Buch der Infanterie: Marschiert-gesiegt-gelitten-geopfert, PodzunPallas-Verlag, Hanau, 1982. JUNKER und DÜNNHAUPT: Semper Talis, Das Erste Garderegiment zu Fuß im Weltkrieg 191418, Hofdruckerei v. C. Dünnhaupt, Dessau, 1934. LOCH, Thorsten: Das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung (1957-2007), Mittler-Verlag, Berlin, 2007. MICHAELIS; Heinz: Infanterie-Regiment 48: Weg und Schicksal eines Truppenteils in den Jahren 1934-1945, Berlin, 1984. PAUL, Wolfgang: Das Potsdamer Infanterie-Regiment 9 (1918-1945), Preußische Traditionen in Krieg und Frieden, Biblio Verlag, Osnabrück, 1985. ROHDICH, Walther: Leuthen 5. Dezember 1757, Ein Wintertag in Schlesien, Nebel Verlag, Eggolsheim, 1996. SCHWARZ, Prof. Dr. Paul: 1415 – 1915 Brandenburg Preußen und das Deutsche Reich unter den Hohenzollern, Heinrich Grund-verlag, Berlin, 1915. WOCHE, Klaus-Rainer: Vom Wecken bis zum Zapfenstreich, Die Geschichte der Berliner Garnison, Kurt Vowinckel Verlag, Potsdam, 1998. Weitere Informationen finden sich in den Jahrgängen des "Gardisten", der Festschrift "55 Jahre Wachbataillon", sowie den Festschriften der einzelnen Kompanien zu bestimmten Jubiläen. 98 Leitfaden durch die Militärgeschichtliche Sammlung des Semper talis Bundes e.V. und des Wachbataillon BMVg Die folgenden Ausführungen möchten als Roter Faden dem Betrachter die wichtigsten Exponate näher bringen und Zusammenhänge und Bezüge zueinander erläutern; größere heereskundlichfachliche Ausführungen sprengen den Umfang dieser Broschüre – hierfür sei auf den Literaturnachweis am Ende verwiesen. Der Aufsatz gliedert sich in die Abschnitte: Als Einleitung: Leitspruch Semper talis Ursprung des Semper talis Bundes Der Turm der Potsdamer Garnisonkirche Das Erste Garde-Regiment zu Fuß und seine Stammtruppenteile Das Regimentshaus des EGR Garnisonstadt Potsdam Im Ersten Weltkrieg (1914-18) Nach dem 1. Weltkrieg: Reichsheer und 9. (preuß.) Infanterie-Regiment Der Möllendorff-Degen Das Infanterie-Regiment 9 in Frieden, Krieg Das Wachbataillon der Bundeswehr a) Aufstellung und Entwicklung bis zum Umzug nach Berlin 1994 b) Übernahme der Überlieferung des Ersten Garde-Regiments zu Fuß c) Bewahrung der Erinnerung an den militärischen Widerstand im Inf.-Rgt. 9 Der Hohe Orden vom Schwarzen Adler Das Schrippenfest – Anlehnung an ein historisches Fest Friedrich Wilhelm v. Rohdich und sein Legat Die Schlacht von St. Privat, 18. August 1870 (Deutsch-Französischer Krieg) und das Gemälde von Röchling Abkürzungen: StB EGRzF Semper talis Bund Erstes Garde-Regiment zu Fuß 99 In der rechten Spalte wird auf die jeweils im Text erwähnten Exponate und wichtige Daten verwiesen. Als Einleitung: Der Leitspruch Semper talis Der Leitspruch "Semper talis" (lat.) wörtlich übersetzt: "immer so beschaffen", im übertragenen Sinn "immer gleichbleibend", "immer dieselben", „immer beständig". Die Devise "Semper talis" taucht erstmals 1713 an den hohen GrenadierMützen des Roten Leib-Bataillons Grenadiere in Potsdam auf – es sind die berühmten "Langen Kerls" König Friedrich Wilhelms I., des Soldatenkönigs. 1894 übernahm Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, das Devisenband für die neu verliehenen Grenadier-Mützen des Erstes Garde-Regiments zu Fuß, dessen I. Bataillon auch Semper talis-Bataillon, genannt wurde. Die Parademützen des II. und des Füsilier-Bataillons trugen die Aufschrift Pro Gloria et Patria. Nach Abschluss eines Protokolleinsatzes wird vom Kommandeur des Wachbataillons auch heute noch die Ehrenformation mit einem dreifachen "Semper talis!" entlassen. Ursprünglich ab 1975 als kleines Museum, dem sog. "Traditionsraum", im Bereich der 2./Wachbataillon in der Hermann-Löns-Kaserne in Bergisch Gladbach eingerichtet, wurde die Ausstellung 1987 in die Brückberg-Kaserne nach Siegburg verlagert und ab 1998 nach der Verlegung des Großteils des Bataillons in die Julius-Leber-Kaserne Berlin 2003 grundlegend neu gestaltet. Im Jahr 2010 erhielt auch die eigene Geschichte des Wachbataillon BMVg mehr darstellende Bedeutung und die Räume in denen die Hauptausstellung beheimatet ist, wurden namentlich gewidmet. So heißen die Räume heute der „von-Möllendorff-Saal“ und der „von-Tresckow-Saal“. Ausstellung zunächst bei der 2. Kompanie Möllendorff-Saal Tresckow-Saal Der Kernbereich der Sammlung befindet sich im Stabsgebäude des Wachbataillons in zwei großen, miteinander verbundenen Sälen. Der Möllendorff-Saal bildet überwiegend die Chronologie bis ca. 1918 ab, der Tresckow-Saal dient der Darstellung der Perioden danach bis zur Gegenwart. Darüber hinaus hängen in den Fluren zahlreiche historische Fotos vom Ersten Garde-Regiment zu Fuß und dem Wachbataillon BMVg. Semper talis Bund e.V. Gründung 1921 Der Semper talis Bund e.V. wurde 1921, drei Jahre nach dem 1. Weltkrieg in Potsdam (1914-1918) in Potsdam, dem Standort des Ersten Garde-Regiments zu Fuß, von ehemaligen Angehörigen des Regiments gegründet. Die Idee zündete und vereinigte, verteilt über das ganze deutsche Reich, 1926 bereits 10.000 ehem. Angehörige des Regiments und der aus ihm aufgestellten 100 Kriegsformationen. Vom Semper talis Bund, Ortsgruppe Potsdam, ist noch eine Fahne erhalten, die jedoch schwer beschädigt ist und nicht ausgestellt werden kann. Im Möllendorff-Saal hängen jedoch sechs wertvolle Fahnen verschiedener Garde-Vereine. In diesen Vereinigungen schlossen sich ehemalige Soldaten, die in Truppenteilen des kgl. preuß. Gardekorps (bis 1918) dienten, zusammen und pflegten Kameradschaft, Tradition und Zusammenhalt. Die Gardevereine genossen seinerzeit an ihren Standorten (z.B. Köln, Düsseldorf, Berlin) eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz. Die ehemaligen 1. Gardisten waren in der Regel auch Mitglied der örtlichen Semper talis-Gruppe. In den 1970er Jahren lösten sich die Garde-Vereine altersbedingt langsam auf, der StB verjüngte sich jedoch durch Mitglieder aus dem Wachbataillon. So fanden zahlreiche Gardevereinsfahnen eine neue Heimstatt beim Semper talis Bund. Die wertvollen Fahnenbänder an der Fahne des Garde-Vereins Köln von 1884 e.V. wurden von Kaiserin Auguste Viktoria und Prinzessin Friedrich Leopold v. Preußen gefertigt. Fahnen der GardeVereine Pokal auf dem runden Tisch im Möllendorff-Saal Der Pokal auf dem runden Tisch im Möllendorff-Saal ist ein typisches Beispiel eines Geschenks für Offiziere der wilhelminischen Zeit um 1900, stammt vom Inf-Rgt Nr. 53 (Münster) und fand über den Garde-Verein Münster seinen Weg zum StB. In den 1920er Jahren und zwischen 1953 und 1965 gab es recht enge Verbindungen zwischen Semper talis Bund und dem Verband ehemaliger Helm vom Rgt. der Gardes du Corps, dem Potsdamer Kürassier-Regiment, aus den Zeiten vor Gardes du Corps und während des 1. Weltkriegs. Eine vollständige Unform ist leider nicht vorhanden. Der ausgestellte Helm für Mannschaften der Gardes du Corps trägt den aufschraubbaren Parade-Adler, zum täglichen Dienst trug der Helm jedoch eine Spitze; der blaue Waffenrock gehört zum Dienstanzug eines Garde du Corps (Reiter). Mit Gefreiter-Knopf und auf den Epauletten der Compagnie-Knopf 6. Escadron. 101 Der Turm der Potsdamer Garnisonkirche Die Nachbildung des Turmes der Potsdamer HofHof und Garnisonkirche (Maßstab 1:12, 4,22 m, Holz) wurde 1979/80 durch Spenden von Mitgliedern des Semper talis Bundes und anderer Persönlichkeiten gefertigt auf Initiative des Vorsitzenden der Semper per talis-Gruppe talis Köln, Karl-Heinz Richarz. Die Potsdamer Kirche wurde zwischen 1730 und 1735 errichtet und war mit ihrem Glockenspiel weltbekannt; „Üb' „ immer Treu und Redlichkeit" begleitete über Generationen den Dienst der Soldaten des Ersten GardeGarde Regiments ents und des Infanterie-Regiments Infanterie 9, deren Kaserne sich in unmittelbarer Nähe befand. Im 2. Weltkrieg erlitt die Kirche große Schäden beim Luftangriff auf Potsdam am 14. April 1945; 1968 wurde die Ruine aus ideologischen Gründen gesprengt. Der Turm der Potsdamer Garnisonkirche im Eingangsbereich Eingangs des Stabsgebäudes Die Nachbildung des Turms besitzt seit kurzem wieder ein funktionierendes Glockenspiel, das zu festgesetzten Zeiten – wie das Original – die Weise "Üb immer Treu und Redlichkeit" (Mozarts Papageno-Arie/Text Papageno v. M. Hölty") und den Choral "Lobe den Herren" spielt. Das Erste Garde-Regiment Regiment zu Fuß und seine Stammtruppenteile Die komplizierten Verästelungen der Formationsgeschichte sind nur für Heereskundler von Interesse – hier reichen einige Eckdaten aus: 1688 zur Zeit des Großen Kurfürsten entstand das Regiment Lottum, das erste Vorgänger-Regiment, Regiment, es heißt zwischen 1732 und u 1740 Regiment Kronprinz (Nr. 15) Lottum setzte sich aus franz. Refugies als Rgt. Varenne Zinnfiguren Vitrine "Revue 1674 zusammen. der Langen Kerls" im Potsdamer Lustgarten um 1713-1740: 1740: unter König Friedrich Wilhelm I., des Soldatenkönigs, bestand 1730 das Grenadier-Garde-Bataillon Bataillon (No. 6) - das sind die berühmten Roten Grenadiere und Langen Kerls König Wilhelms I., es wird 1740 umformiert. Zinnfiguren Zinnfiguren-Vitrine Besichtigung des Leib 1740: König Friedrich II. (der Große) formiert das Leib-Bataillon Leib Garde (Nr. I. Bataillons Leib-Garde 15-1 1 sowie II. und III. Bataillon zum Regiment Garde 1806: Beginn des Krieges mit Frankreich. Unter König Köni Friedrich Wilhelm III. gehen beide Regimenter (Nr. 15 und 6) gehen unter in den Schlachten bei Jena und Auerstedt; Preußen wird besiegt und kapituliert. 1808 Der König stellt das Garde-Rgt Garde zu Fuß neu auf, ab 1813 nach Aufstellung eines weiteren Regimentes Fußgarde heißt es Erstes Garde-Rgt. Garde zu Fuß. Zwei Figuren, Figuren Stich und Jonas Heinrichsohn, Sohn eines norwegischen Schmieds, Kunstdruck 2,12 m groß, orig. Gipsmodell aus 1895 von Prof. Ernst Herter (Schüler Begas) als Künstlermodell zur Gestaltung der Langen Brücke in Potsdam Verweis auf den Stich, überlebensgroß Nach der Jugendliteratur von Osckar Höcker, „Zwei Riesen von der Garde“ 102 beschrieben: „Des Königs schönster Grenadier“ Königs-Rgt Nr,. 6, Rothes Leibbataillon, oder einfach „Langer Kerl“ Vom Charakter ein Kameradenbetrüger, Kumpelanscheißer und Drecksack, doch des Königs schönster Grenadier …….. Flügelgrenadier unter Friedrich Wilhelm I. Choral von Leuthen Gemälde "Der Choral v. Leuthen" Das Gemälde von Prof. Arthur Becker (Düsseldorfer Schule) stellt eine Episode am Abend der Schlacht bei Leuthen/Schlesien, 5. Dez. 1757 dar, die König Friedrich II. gegen die österreich. Armee gewann. Nach blutigem Kampf stimmten die erschöpften preußischen Soldaten das Lied "Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen" an. Im Hintergrund ist die Gestalt des Königs zu sehen. Ursächlich als Fresko im Hause des Kaufmanns Leopold von Peil in Düren Grenadier-Mützen des angebracht, fertigte der Künstler im Moment 4. Gemälde nach. Erstes Garde-Regiments Das Erste Garde-Regiment zu Fuß erhielt auf Befehl seines Allerhöchsten Regimentschefs, dem König von Preußen (= Kaiser Wilhelm II.) 1894 neue Grenadier-Mützen für besondere Anlässe. Die alten Grenadier-Mützen russischen Musters, seit 1824 in Gebrauch, wurden an das Kaiser AlexanderGarde-Grenadier-Regiment Nr. 1 (Berlin) abgegeben. Der Semper talis Bund verfügt über einige Grenadier-Mützen (mit roter Bespannung) für das I. und II. Bataillon, sowie solche für das III. = FüsilierBataillon (mit gelber Bespannung). Offizier- und Mannschaftsstücke unterscheiden sich in Details. Für besondere Protokollaufgaben des Wachbataillons werden nachgefertigte Stücke an die Ehrenposten Silberteller ausgegeben. Das einstmals umfangreiche Silberservice des Ersten Garde-Regiments Offizierkasino (Regimentshaus) wurde nach Auflösung des Regiments auf das Offizierkorps verteilt, so dass heute nur noch wenige Stücke in Familienbesitz existieren. Die vorhandenen Stücke stammen aus dem Besitz von Hohenzollern-Prinzen. Kaiser Wilhelm II. stiftete als Chef des Ersten Garde-Regiments einen Becher Kaiser-Pokal (Wanderpokal) für den jeweils bestschießenden Offizier des Regiments, verbunden mit der Verleihung der Schützen-Schnur. Auf dem Becher, der aus massivem Silber besteht, sind ein großes, geschwungenes W mit der Kaiserkrone, ferner die Daten 27. Jan. 1869-1894 (= Geburtstag des Kaisers) sowie 20 Namen von Offizieren des Regiments eingraviert. 103 Das Regimentshaus des EGR (Offizierkasino) Offizierkasino Seit den 1880er Jahren war das Erste Garde-Regiment Garde in Potsdam in einer Kasernenanlage in der Potsdamer Priesterstr. (heute: Henning-vonHenning Tresckow-Str.) Str.) vereint. Das Regimentshaus befand sich in unmittelbarer Nähe der Kaserne in der Mammonstr. 4. (spätere Werner-Seelenbinder-Str., Werner jetzt Am Kanal, das Originalgebäude ist nicht nich mehr vorhanden). In den Räumen und im Treppenhaus hingen bis 1918 vier Ölgemälde (Maße jeweils 1,50 x 2,70 m) des Malers Carl Röchling mit Episoden aus der Geschichte des Regiments: Sturm des Erstes Garde-Regiments Regiments auf St. Privat (18. 8. 1870), Sturm des I. Bataillons Garde bzw. des Regiments Garde auf den Friedhof von Leuthen (7. 12. 1757) aus zwei Perspektiven und "Das Erstes Garde-Regiment erstürmt die Batterie v. der Groeben (Chlum, 3.7.1866). Gemälde "Sturm des Erstes Garde-Regiments Garde auf St. Privat 18.8.1870 im Möllendorff-Saal Möllendorff Nach 1918 hingen diese Bilder teilweise im Garnisonmuseum im Potsdamer Marstall, teilweise im Regimentshaus des Inf-Rgt. 9, um nach 1945 für Jahrzehnte zusammengerollt im Depot der Stiftung Schlösser und Gärten in Potsdam zu verschwinden. Dort konnten die stark restaurationsbedürftigen Gemälde 1993 aufgefunden und im weiteren Verlauf restauriert werden. Den Möllendorff-Saal Saal schmückt " Sturm des Erstes Garde-Regiments Garde auf St. Privat", im Dienstzimmer des Kommandeurs hängt eines der beiden Leuthen-Bilder, während hrend die übrigen Gemälde im Gebäude der Stiftung v. Rohdich’ scher Legatenfonds einen Platz gefunden haben. Garnisonstadt Potsdam Potsdam, Residenz der preußischen Könige, war seit 1713 Garnisonstadt mit dem Einrücken der sog. "Langen Kerls" König Friedrich Wilhelms I., dem Potsdam als Vater Friedrichs II. (dem Großen) Wie die Soldaten des Rothen GrenadierGrenadier Garnison Bataillons (No. 6) aussahen, zeigt die Zinnfiguren Vitrine "Revue der Langen Kerls" Unter Friedrich II. wurden die "Langen Kerls", da zu kostspielig und letztlich ineffektiv, aufgelöst, und ein neues Regiment aufgestellt, bestehend aus dem I. Bataillon (Leib-)) Garde, sowie einem II. und u III. Bataillon. Sie trugen den blauen Rock (später allgem. Sinnbild des preußischen Soldaten), beigefarbene Hosen und den Dreispitz, als Grenadiere jedoch ebenfalls eine Grenadier-Mütze mit ziseliertem Messingschild. Vor Kriegsausbruch 1914 zeigte die Potsdamer Garnison ein farbenprächtiges Bild verschiedener Uniformen. Neben dem Erstes GardeGarde Regiment zu Fuß gab es das Garde-Jäger-Bataillon Garde mit angeschlossener Garde-MG-Abt. Nr. 1, das Lehr-Infanterie Infanterie-Bataillon, die Unteroffizierschule, die Kriegsschule, vier Kavallerie--Regimenter - das Regiment der Gardes du Corps, das Leib-Garde-Husaren-Regiment, Regiment, das 1. und 3. Garde-UlanenGarde Regiment, das 2. und 4. Garde-Feldartillerie Feldartillerie-Regiment, ferner das Große Militärwaisenhaus, das Kadettenhaus Potsdam (Vorkorps), ein sehr modernes Garnisonlazarett sowie etliche Militärbehörden. Die Vereidigung der neuen Rekruten fand jährlich im "Langen Stall" an der Garnisonkirche statt, einem riesigen Stall- und Exerziergebäude, von dem heute nur noch 104 eine barocke Fassade existiert. Die Truppenteile formierten sich jährlich in der bekannten Potsdamer Frühjahrsparade zu Pfingsten im Lustgarten vor dem Stadtschloß. Das große Zinnfiguren-Diorama Diorama aus dem Besitz der Familie von Ledebur lehnt sich an diese Parade an. Zinnfiguren-Diorama Zinnfiguren der Potsdamer Garnison um 1910 Im Ersten Weltkrieg 1914-18 Am 9. Aug. 1914, wenige Tage nach der Mobilmachung, versammelten sich das kriegsstarke Erste Garde Garde-Regiment zu Fuß und sein Mobilmachungstruppenteil, das Erstes Garde-Reserve-Regiment, Garde insgesamt rund 7.000 Mann, im Potsdamer Lustgarten zu einem Appell und Feldgottesdienst in Anwesenheit der kaiserlichen Familie. Unmittelbar Auszeichnungen Oberst Siegfried Graf zu danach erfolgte der Ausmarsch ins Feld. Siegfried Graf zu Eulenburg-Wicken Wicken war als Major von Feldzugsbeginn bis Nov. 1918 Führer des Ersten Garde-Regiments Garde zu Fuß, nie Kommandeur, weill Kaiser Wilhelm sich die Besetzung der Kommandeurstellen seiner LeibLeib Regimenter nach dem Krieg besonders vorbehalten hatte. Die hervorragenden Leistungen und die Tapferkeit des Grafen spiegeln sich jedoch in höchsten Auszeichnungen wieder, die der Eulenburgsche Eulenb Familienverband 2011 dem StB übergab. Eulenburg, Vitrine im Eulenburg Möllendorff Möllendorff-Saal Großes Verdienstkreuz Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Großes Gr Verdienstkreuz Deutschland, ein Halsorden, der international dem Kommandeurkreuz (Komtur) entspricht. Graf E. erhielt ihn für seine Verdienste um die Landsmannschaft Ostpreußen. Das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse Das Eiserne Kreuz (EK) war eine Tapferkeitsauszeichnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., gestiftet am 10. März 1813, dem Beginn der Eisernes Kreuz (EK) Befreiungskämpfe gegen Napoleon I. Jeder Angehörige der Armee konnte es II. Klasse erhalten. Es unterteilt sich in 3 Klassen: die II. Klasse, ein am Bande hängendes, im Knopfloch zu tragendes Kreuz; die I. Klasse: ein Brustkreuz, unter der linken Brusttasche zu tragen; das Großkreuz: ein Halsorden, etwas größer als EK I und II. Es wurde nur I. Klasse verliehen für eine gewonnene Schlacht. Schließlich als Sonderstufe der Stern zum Großkreuz (1815 an Feldmarschall Blücher verliehen). Die Stiftung des Eisernen Kreuzes wurde 1870 (Deutsch-Französischer (Deutsch Krieg) und 1914 zu Beginn des 1. Weltkriegs erneuert, die Einteilung blieb grundsätzlich gleich. ich. Auch 1939 wurde die Stiftung bei Kriegsbeginn erneuert und bis 1944 um mehrere Stufen erweitert (Ritterkreuz usw.) Pour le Mérite (PLM) Der Orden Pour le Mérite Ursprünglich von Kurfürst Friedrich Wilhelm v. Brandenburg (der Große Kurfürst) 1667 als Orden "de la générosité généros gestiftet; 1740 von König Friedrich 105 II. (der Große) umgewidmet und neu gestiftet als "Pour le Mérite“ (franz.: für das Verdienst) für Militärpersonen als Tapferkeitsauszeichnung, die nur Offizieren verliehen wurde. Die Verleihungspraxis wurde unter den preußischen Königen recht unterschiedlich gehandhabt. Im DeutschFranzösischen Krieg 1870/71 wurde er z.B. nur 120-mal verliehen bei Hunderttausenden von Kriegsteilnehmern. Das Eiserne Kreuz beider Stufen war die hauptsächlich verliehene Tapferkeitsauszeichnung. Im 1. Weltkrieg (1914-18) erfolgten 687 Verleihungen (bei rund 2 Millionen Kriegsteilnehmern), die Verleihung an einen Regimentsführer (Graf Eulenburg war nicht Regimentskommandeur) war sehr selten. Das Eichenlaub zum PLM wurde 112-mal verliehen, davon meist an hohe Generale für deren Führungsleistung, und nur 6-mal an Regimentskommandeure (von Tausenden). Die Verleihung des Eichenlaubs während der schweren Abwehrkämpfe 1918 an den Regimentsführer Major Graf zu Eulenburg ist ein einzigartiger Fall in der Geschichte der Verleihungsgeschichte. 1914-18 wurden insgesamt 23 Offiziere, die dem Ersten Garde-Regiment zu Fuß entstammten, mit dem Pour le mérite ausgezeichnet, in der Mehrzahl Generale. Eichenlaub zum PLM Darunter sichtbar: Miniaturausführung des PLM mit Eichenlaub für den Zivilanzug Der Königliche Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern Der Orden selbst wurde 1841 v. König Friedrich Wilhelm IV. für Verdienste um Preußen und sein Herrscherhaus gestiftet; die Schwerter 1864 (DeutschDänischer Krieg) durch König Wilhelm I. . Zwischen 1914 und 1918 rund 7.000 mal verliehen. Er bestand aus 4 Klassen: Großkomture, Komture, Hohenzollernscher Hausorden Ritter und Inhaber, die Klasse 1-3 wurden nur an Offiziere verliehen. Wahlspruch: Vom Fels zum Meer. Graf Eulenburg erhielt das Ritterkreuz mit Schwertern (links) und das Kreuz der Großkomture mit Schwertern (rechts) Verwundetenabzeichen für die Armee und die Kolonialtruppen Gestiftet am 3. März 1918 v. Kaiser und König Wilhelm II. für die Verwundeten, "die für das Vaterland geblutet haben oder die im Kriegsgebiet durch feindliche Einwirkung ihre Gesundheit verloren und infolgedessen dienstunfähig geworden sind", als besondere Anerkennung. Verwundetenabzeichen Ehrenzeichen in drei Stufen: Schwarz für ein- und zweifache Verwundung, Silber für 3 und 4malige Verwundungen, Gold für 5 und mehrmalige Verwundungen. rechts unten sichtbar: goldene Ehrennadel des Verbandes Deutscher Soldaten (VdS), goldene Ehrennadel des Bayerischen Kriegerbundes, goldenes Ehrenkreuz des Bayerischen Kriegerbundes. 106 Nach dem 1. Weltkrieg - Reichsheer und 9. (preuß.) Infanterie-Regiment 1920 - 1935 Inf-Rgt 9 1920 – 1935 Die "Alte Armee" wurde auf 1918/19 auf alliierten Beschluss aufgelöst. Der Versailler Vertrag gestattete dem Deutschen Reich und eine sehr begrenzte Wehr-Macht von 100.000 Mann, eine kleinen Berufsarmee. In Potsdam wurde u.a. das 9. Infanterie-Regiment aufgestellt, das in der ehem. Kaserne des Ersten Garde-Regiments zu Fuß untergebracht war. Ein Erlass des Chefs des Heeresleitung, Gen. v. Seeckt bestimmt 1922, dass jede Kompanie des Reichsheeres die Tradition eines Regiments bzw. Bataillons der "Alten Armee" zu übernehmen hat. So erhielt die 1. Kompanie 9. (preuß.) Inf-Rgt. die Überlieferung des Erstes Garde-Regiments zu Fuß (EGRzF) In der Vitrine neben dem Waffenrock des EGRzF, die Reservistika und verschiedene Ausstellungsstücke mit Bezug zum EGRzF zeigt, fallen besonders die sog. "Alten Knochen" auf, Teil der Erinnerungskultur. Als "Alte Knochen" bezeichnete der Soldat ursprünglich diejenigen Kameraden, die schon ein Jahr Dienst hinter sich hatten und – als Gefreite – "alle Feinheiten Die Alten Knochen des Dienstbetriebs" beherrschen; die Rekruten hatten ihnen (stillschweigend) die gebührende Achtung zu erweisen. Im kommenden Jahr waren dann die Rekruten schon die "Alte Knochen". Als Sinnbild ihrer langjährigen Zugehörigkeit zur xx-Kompanie ging man irgendwann dazu über, den Kameraden kunstvoll bemalte "Alte Knochen" (ausgekochte Rinderknochen) zu überreichen, von denen heute nur noch wenige vorhanden sind. Die bekannte Hofjuwelierfamilie Dedo Gadebusch in Potsdam fertigte in den 1920 Jahren den Kronkorken mit der silbernen Grenadier-Mütze, beliebtes Geschenk in Semper talis-Kreisen in einer Zeit, als Silber noch Kronkorken mit der Grenadier-Mütze erschwinglich war. Den Korken gab es übrigens auch mit der Husaren-Pelzmütze, dem Adler-Helm der Gardes du Corps und der Ulanen-Tschapka. Das Juweliergeschäft besteht noch heute in Köln in der 5. Generation. Der Möllendorff-Degen Degen des Generals Möllendorff, Johann Carl v., * 20. 5. 1791 Reinsdorf (Kr. Delitzsch), + 6. 11. 1861 Berlin, beigesetzt auf v. Möllendorff dem Garnisonfriedhof zu Potsdam. Tritt 1803 als Gefreiterkorporal in das Der 1. Träger Infanterie-Regiment des Königs (Nr. 18 der alten Armeeliste) ein, 1806 Teilnahme an der Schacht bei Auerstädt, 1810 wieder beim Regiment Garde zu Fuß (dem späteren Erstes Garde-Regiment) eingestellt, 1813 als Secondelieutenant (Leutnant) Teilnahme an der Schlacht bei Groß-Görschen (2. Mai 1813), 1815 Kapitän (d.h. Hauptmann), 1838 Oberstleutnant und Kommandeur des 2. Garde-Regiments zu Fuß, 1848 oblag ihm während der Revolution der Schutz des kgl. Schlosses in Berlin, 1849 als Generalmajor Kommandeur der Garde-Infanterie, 1857 mit Pension als charakterisierter 107 General der Infanterie verabschiedet (d.h. er blieb Generalleutnant, erhielt jedoch die Pension des nächsthöheren Dienstgrads). Höchste Auszeichnungen: Pour le Mérite, Großkomturkreuz des Kgl. Preuß. Hausordens von Hohenzollern. 1854 erhält der General anlässlich seines 50. Militärjubiläums einen Ehrendegen vom Offizier- und Unteroffizierkorps der Garde-Infanterie. Nach ihm trägt der Saal seinen Namen. Der Namensgeber ist nicht zu verwechseln mit dem Generalfeldmarschall Wichard v. Möllendorff (als Hauptmann im I. Bataillon (Leib)-Garde Erstürmer des Kirchhofs von Leuthen 1757) oder mit dem Potsdamer Amtsgerichtsrat Julius Möllendorff (Komponist des Parademarsches Nr. 1, AM III, 51) Der Weg des Degens Der Verein der Offiziere des ehem. Ersten Garde-Regiments zu Fuß beschließt im Juni 1931, dem jeweiligen Kompaniechef der Traditionskompanie, der 1. Kp. 9. (preuß.) Infanterie-Regiment, einen Ehrendegen zu überreichen als Verbindung zwischen dem alten Regiment Die Kompaniechefs der und der Traditionskompanie. Unter mehreren zur Wahl stehenden Degen 1. Kp. als Träger des entscheidet man sich für den des Generals v. Möllendorff. Degens Der Degen wird erstmalig 1932 durch den Vorsitzenden des Semper talis Bundes, Generalmajor a.D. Prinz Eitel Friedrich v. Preußen, im "Langen Stall" dem Kompaniechef Hauptmann Bogislaw Graf v. Schwerin, überreicht, 1934 erhält ihn Hauptmann Adelbert v. Taysen, 1936 übernimmt ihn Hauptmann Jonas Graf zu Eulenburg; mit Kriegsausbruch 1939 entfallen weitere Übergaben. Beim Nahen der Front 1945 vergräbt Major Paul Klasen, der letzte Kommandeur des Grenadier-Ersatz-Bataillons 9 (Potsdam, Kaserne Priesterstr.), den Möllendorff-Degen mit Jagdwaffen und einigen Pistolen in einer Holzkiste auf einem Gartengrundstück in Potsdam-Eiche in 80 cm Tiefe. - Verschiedene Versuche, während der Zeit der beiden deutschen Staaten den Degen zu bergen, verlaufen erfolglos. Nach der Wiedervereinigung 1991 nimmt Hans W. Klasen, Sohn des Majors Paul Klasen und Leiter des DRK Berlin, die Suche wieder auf und kann mit Unterstützung des Standortkommandos Potsdam (Oberst Frhr. v. Senden), den Degen bergen und damit das Vermächtnis seines Vaters erfüllen. Der stark in Mitleidenschaft gezogene Degen wird im Auftrag des Wehrgeschichtlichen Museums in Rastatt aufwendig restauriert. Der damalige Bundespräsident, Dr. Richard Frhr. v. Weizsäcker, der ebenfalls im Infanterie-bzw. Grenadier-Rgt. 9 diente, bestätigte Herrn Klasen, dass der Traditionsträger in der Nachfolge der 1. Kompanie des Infanterie-Regiments 9 das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung ist. Der Degen entspricht in Form und Gestaltung weitgehend dem "InfanterieOffizierdegen alter Art" (IOD a/A), der bis zur Einführung des neuen Modells 1889 geführt wurde. Das Gefäß ist mit Ausnahme der Griffhülse aus 18karätigem Gold gegossen. Knauf, Griffbügel und Stichblätter zeigen aufwendige Verzierungen und Gravuren, darunter das Familienwappen v. Möllendorff, Garde-Infanteristen um 1850 und um 1803 (Eintritt Möllendorffs in die Armee) sowie die Aufschrift an der Innenseite der Blätter: Die Offiziere der Garde-Infanterie - 108 Beschreibung des Degens Ihrem väterlichen Freund. Die Klinge, deren Reste aus konservatorischen Gründen in der Stahlscheide verbleiben müssen, kann nicht mehr eindeutig bestimmt werden, misst insgesamt 1115 mm. Untersuchungen ergaben, dass die Klinge aus sehr preiswertem Walz-Stahl und nicht, wie ursprünglich angenommen, aus Damaszener-Stahl bestand. vgl.: Expertise OTL Uwe Böhm in: Der Gardist 1, 1993, S. 35 ff Das Infanterie-Regiment 9 in Frieden und Krieg rechts neben der Portraitwand der Offiziere im Widerstand erinnern Ausrüstungsgegenstände wie Stahlhelm, Sturmgepäck und Gasmaske an den Einsatz im Krieg ab 1939, und der (Parade-)Waffenrock eines Feldwebels an die kurze Friedenszeit. Die "Jaeger-Chronik" Ein herausragendes Beispiel der Verbundenheit mit der Truppe gibt die Chronik der 1. Kp. Inf-Rgt 9 wieder, die der letzte Friedens- "Spieß" (= Kompaniefeldwebel), Johannes Jaeger, in mühevoller Arbeit nach Heimkehr aus der Gefangenschaft fertigte. Das Original im Format DIN A3, gebunden in weißem Schweinsleder, ging 1945 in der Kaserne Priesterstraße verloren. Die sog. Jaeger-Chronik, von der Witwe Ellen Jaeger 2001 dem Semper talis Bund übergeben, ist ein Unikat und ein einzigartiger Abriss der Garnisonstadt Potsdam zwischen 1900 und 1945, sowie der kameradschaftlichen Verbundenheit der ehem. 1. Kompanie Inf.-Rgt. 9 nach dem Krieg. Das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung Aufstellung und Entwicklung bis zum Umzug nach Berlin Das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung wurde mit Aufstellungsbefehl Nr. 40 vom 16. 2. 1957 aufgestellt und bestand zunächst aus Stab, Versorgungskompanie, 1. und 2. Wachkompanie, Feldjäger-LehrKompanie und dem Lehrmusikkorps. Die 1. Wachkompanie wurde aus der ehem. Unteroffizierlehrkompanie, die aus ehem. Angehörigen des BGS bestand, formiert. Erster Standort war Rheinbach nahe Bonn, ab Feb. 1959 Siegburg, Brückberg-Kaserne und für Teile des Bataillons Heide (bei Siegburg) sowie Wuppertal. Der erste Protokolleinsatz mit einer aus Heer, Marine und Luftwaffe gebildeten Ehrenformation erfolgte am Ende Aug. 1959 auf dem Flughafen Köln/Bonn. In Laufe von Jahrzehnten folgten zahlreiche Umstrukturierungen und Neuaufstellungen, die sich anhand der vorhandenen Bataillonschronik detailliert nachvollziehen lassen. Von 1968 – 1994 lagen 3 Kompanien in der Hermann-Löns-Kaserne in Bergisch Gladbach. Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten und der Wahl von Berlin als Bundeshauptstadt verlegte auch das Wachbataillon mit den meisten Kompanien nach Berlin in die Julius-Leber-Kaserne in BerlinReinickendorf, die vorher als Quartier Napoleon Standort der französischen Berlin-Brigade war. Der Standort Bergisch Gladbach wurde aufgegeben, in der Siegburger Brückberg-Kaserne lagen bis zum 30.09.2014 noch Teile der alten 6. Kompanie für Protokolleinsätze im 1. Dienstsitz des BMVg (Hardthöhe). 109 Tresckow-Saal Die Uniformierung der neuen Bundeswehr lehnte sich in Schnitt, Ausführung und Dienstgradabzeichen zunächst an die US-Streitkräfte an, jedoch betont Tresckow-Saal schmucklos und nüchtern. Der taubengraue kurze Waffenrock stammt aus der ersten Periode ab 1956 und trägt auf dem Kragen die Abzeichen der Infanterie nach US-Vorbild. Darüber der US-Stahlhelm. In den Vitrinen an der Fensterseite des Tresckow-Saales wird die weitere Entwicklung der Protokoll- und Dienstuniformen des Wachbataillons BMVg Tresckow-Saal bis zur Gegenwart gezeigt, darunter die Uniform eines Oberst der Bundeswehr mit Ordensbandspange (Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, EK I, EK II, Nahkampfspange in Bronze, Infanterie-Sturmabzeichen) und eine ganz besondere Uniform, die von den Kommandeuren des Wachbataillons nur zur Kasernenerstürmung in Siegburg getragen worden ist. Die Karnevalsorden wurden durch Oberst Schwitalla und Hptm Schüßling zur Verfügung gestellt. An der rechten Stirnwand des Tresckow-Saales befinden sich 6 ProtokollUniformen ausländischer Truppenteile die gleiche oder ähnliche Aufgaben wie das deutsche Wachbataillon übernehmen. Sie wurden dem Bataillon als kameradschaftliche Geste übergeben. Es handelt sich um: 1. Major der Musiker der norwegischen Königs-Garde 2. Großbritannien, Coldstream Guards 3. Kanada, Fußgarde der Königin 4. Weißrussland, Repräsentationsbataillon 5. Dänemark, königl. Garde 6. Polen, Paradeuniform Jeweils 3 Uniformen rahmen ein Großbild ein, das die Übergabe der ersten Truppenfahne der Bundeswehr an das Wachbataillon auf der Bonner Hardthöhe im Mai 1965 durch den Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke zeigt. Der Original-Aufstellungsbefehl aus dem Jahre 1957 ist in einer Vitrine erhalten. Zahlreiche Fotos illustrieren den täglichen Dienstbetrieb und den Protokolleinsatz, wie er in den ersten Jahren nach Aufstellung des Bataillons durchgeführt wurde Hinter Glas an der Wand die Orden von Oberst a.D. Eduard Brücker, dem 5. Kommandeur des Wachbataillons (1970-1975) und Ehrenvorsitzenden des Semper talis Bundes Das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung Übernahme der Überlieferung des Erstes Garde-Regiments Den alten 1. Gardisten im Semper talis Bund lag am Herzen, die Traditionspflege ihres Regiments einem der jungen BundeswehrTruppenteile zu übertragen; am besten schien dafür das Wachbataillon BMVg geeignet, das bereits zahlreiche Aufgaben des Erstes Garde-Regiments ebenfalls versah, z.B. den heute so genannten protokollarischen Ehrendienst. Nach jahrelangen Vorbereitungen auf verschiedenen Ebenen übernahm die 2. Kp. des Wachbataillons aus den Händen des letzten Regimentsführers des Ersten Garde-Regiments, Siegfried Graf Eulenburg, am 13. Mai 1961 die Tradition. Sie wurde 1987 auf das gesamte Bataillon 110 Tresckow-Saal erweitert. Das Wachbataillon beim Bundesminister der Verteidigung Gedenken an den militärischen Widerstand aus dem Inf-Rgt 9 Tresckow Tresckow-Saal Aus den Reihen des Militärs heraus wurde das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 ausgeführt, die tragischen Folgen sind bekannt. 22 der Offiziere im Widerstand entstammten dem Potsdamer InfanterieInfanterie Regiment 9, d.h. sie gingen aus ihm hervor oder gehörten ge ihm zeitweise an. Ihre Portraits zeigt die große Tafeln an der Stirnwand des Tresckow-Saales, Tresckow benannt nach Generalmajor Henning v. Tresckow, aufgewachsen und Soldat in Potsdam, "geistiger Motor“ des militär. Widerstandes. Das Gruppenfoto In der Mitte te der Portraitwand zeigt das Offizierkorps des Inf-Rgt. 9 im September 1934, bevor ein Teil der Offiziere im Rahmen der Vergrößerung der Wehrmacht versetzt wurde, und nennt zahlreiche später bekannte Namen. Die Bundeswehr und das Wachbataillon BMVg sehen sich in der Tradition der militärischen Widerstandsbewegung Das Potsdamer Ein für die Ausstellung erarbeitetes Heft über das Infanterie-Regiment 9, das besonders auf die Offiziere im Widerstand eingeht, liegt für den Besucher bereit. Infanterie-Regiment 9 Infanterie (1921 (1921-1945) Der Hohe Orden vom Schwarzen Adler gestiftet von Kurfürst Friedrich III. am 17. Januar 1701, dem Vorabend seiner Krönung zum König (Friedrich I.) in Königsberg/Preußen. Wahlspruch: suum cuique (lat: Jedem das Seine) Es ist der höchste Orden des Königsreichs Preußen und besitzt nur eine Klasse. Die Zahl der inländischen Ritter, ausgenommen die Prinzen des kgl. Hauses, war auf 30 festgesetzt, 1848 wurde die Ahnenprobe (8 adelige Ahnen) abgeschafft, Nichtadlige erhielten durch Aufnahme in den Orden den erblichen Adelsstand. Die preußischen Prinzen erhielten den Orden an ihrem 10. Geburtstag mit der Offizieruniform des Ersten Garde-Regiments Garde zu Fuß. Die Investitur, d.h. die Ernennung neuer Ritter, wurde jährlich am Adler Adler-Orden Stiftungstage im Berliner Schloß vom preußischen König vorgenommen. Die Schwarzer Vitrine im Ritter trugen hierzu Gala-Uniform Uniform bzw. Anzug, einen purpurfarbenen Möllendorff Möllendorff-Saal Mantel, die Collane (Kette) sowie den Bruststern mit der Devise suum cuique. Der Schwarze Adler-Orden Orden besteht aus dem Kleinod - einem achtspitzigen, dunkelblau emaillierten Malteserkreuz - , der Collane (Kette), dem Bruststern sowie dem orangefarbenen Schulterband. König Friedrich Wilhelm IV. bestimmte 1853, dass die Adler-Kettenglieder auf der Rückseite mit dem Namen und dem Datum der Verleihung, später auch Datum des Todes, versehen werden sollten. Die Ketten wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts von Juwelier Georg Hossauer in Berlin 111 hergestellt. Heute existieren nur noch wenige von ihnen in den Gedenkstätten ehem. souveräner Häuser. Schirmherren des Semper talis Bundes waren immer Hohenzollern-Prinzen aus der evangelischen oder katholischen Linie des Hauses (Liste siehe Semper talis Bund Website). Am 18. 9. 1973 übergab der damalige Schirmherr, S.K.H. Dr. Prinz Louis Ferdinand v. Preußen, Chef des Hauses Hohenzollern, in Bergisch Gladbach dem Semper talis Bund die Insignien des Schwarzen Adler-Ordens: Kleinod mit Kette sowie Schulterband. Der ehemalige Ordensträger war Prinz Friedrich Eugen v. Hohenzollern (1843 – 1904). Nach dem Tode Prinz Louis Ferdinands 1994 blieb die Stelle des Schirmherrn vakant. Die vier Fahnen des Ersten Garde-Regiments zu Fuß wurden 1895 ebenfalls von Kaiser Wilhelm II. mit dem Schwarzen Adler-Orden dekoriert. Sogenannter "Allerhöchster Regimentschef" des Erstes Garde-Regiments zu Fuß war immer der preußische König, zuletzt Kaiser Wilhelm II. Fahnen erhielten ebenfalls den Orden Das Schrippenfest – Anlehnung an ein historisches Fest Das kgl. preuß. Lehr-Infanterie-Bataillon wurde errichtet durch AKO am 30. Das Lehr-Infanterie12. 1819 zur Einführung einheitlicher Ausbildungstandards in der gesamten Bataillon Infanterie. Neben einer Stammformation von 132 Mann stellte jedes InfanterieRegiment eine bestimmte Anzahl, vorrangig Längerdienende ab. Es stand zunächst unter dem Befehl des Kommandeurs des EGRzF, auch als selbständiges Bataillon entstammte der Kommandeur immer dem EGRzF. Alljährlich trat die Truppe durch Kommandierungen von Offizieren und Mannschaften in Bataillonsstärke zusammen und löste sich nach den Herbstübungen bis auf die Stamm-Kompanie wieder auf. Das Schrippenfest Da das Bataillon zumindest für die Infanterie ein Abbild der gesamten Armee darstellte, ordnete der König Friedrich Wilhelm III. an, dass den Veteranen am 2. Mai jeden Jahres, des Tages der Schlacht von Groß-Görschen 1813, vom Bataillon ein Fest ausgerichtet würde, erstmals am 2. Mai 1820. Was gab es zu essen? Der Speisezettel nennt: 1 Quart Erbsensuppe, ¼ Pfund Speck, ¾ Quart dicker Milchreis, ½ Pfd. Schmorfleisch, 1/8 Quart Bier, 1/8 Quart Schnaps, 1 Pfd. Weißbrot, in Form einer Riesenschrippe gebacken, die Speiseplan neben jedem Teller lag. Daher der später volkstümliche Name Schrippenfest. Die (Berliner) Schrippe heißt in anderen Gegenden Brötchen, Semmel oder Rundstück. In den letzten Jahren vor dem 1. Weltkrieg fand das Schrippenfest am 2. Pfingstfeiertag statt auf der Mopke, dem mit rotem Ziegelsteinen gepflasterten Platz zwischen dem Neuen Palais und dem Communs. Ablauf des Festes Der Ablauf war immer gleich und bestand aus Gottesdienst, Bataillonsappell, Parade und der Speisung. 112 Der Kaiser mit seiner militärischen Suite, die kaiserliche Familie und die Vorgesetzten des Bataillons wohnte der Veranstaltung bei, während alle Musik- und Trompeterkorps der Potsdamer Garnison für die musikalische Untermalung sorgten. Um die Verbundenheit des königlichen Hauses mit der ganzen Armee zum Ausdruck zu bringen, trugen der Kaiser und seine Söhne an diesem Tag nicht die Uniform des Erstes Garde-Regiments zu Fuß, sondern der Kaiser: die Uniform des Grenadier-Regiments König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreußisches) Nr. 3, Königsberg, und die Prinzen die Uniform der Truppenteile, bei denen sie à la suite geführt wurden, und zwar der Kronprinz: Grenadier-Rgt. Kronprinz. (1. Ostpreuß.) Nr. 1, Königsberg, Prinz Eitel Friedrich: Grenadier-Rgt. König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommersches) Nr. 2, Stettin; Prinz August Wilhelm: Grenadier Regiment König Friedrich Wilhelm I. (2. Ostpreußisches) Nr. 3, Königsberg; Prinz Adalbert: Grenadier-Rgt. König Friedrich der Große (3. Ostpreuß.) Nr. 4, Rastenburg; Prinz Oskar: Grenadier-Rgt. König Wilhelm I. (2. Westpreuß.) Nr. 7, Liegnitz; Prinz Joachim: Grenadier-Rgt. König Friedrich I. (4. Ostpreuß.) Nr. 5, Danzig. Die Prinzen ließen stets die Mannschaften, die von ihren Regimentern zum Bataillon kommandiert waren, gesondert antreten und erfreuten sie durch Geldgeschenke. Die Schnurparade geht auf die erste Besichtigung des Bataillons nach den Herbstmanövern zurück; es wurde damals bestimmt, dass die Angehörigen des Bataillons an der unteren Seite der Achselklappe eine Schnur tragen sollten: rot bei Truppenteil mit weißen, gelben, blauen Achselklappen, gelb bei roten Achselklappen. Am 2. 8. 1914 (Mobilmachung) bildete das Lehr-Infanterie-Bataillon zusammen mit dem Stamm-Bataillon. der Infanterie-Schießschule, der Unteroffizierschule Potsdam und der Gewehr-Prüfungskommission das LehrInfanterie-Regiment (3. Garde-Division). Das Lehr-Infanterie-Bataillon gab darüber hinaus 245 Mann zur Infanterie-Stabswache des Großen Hauptquartiers ab. Die Gesamtverluste im 1. Weltkrieg 1914 - 1918 betrugen 103 Offiziere, 535 Unteroffiziere und weit über 5.000 Mannschaften. Die Unterkunft des Lehr-Infanterie-Bataillons befand sich in den Communs gegenüber dem Neuen Palais, Potsdam, sowie in der AugusteViktoria-Kaserne in Eiche bei Potsdam. Der Semper talis Bund hat seit 2002 den Brauch übernommen und führt einmal jährlich zusammen mit dem Wachbataillon BMVg das sog. Schrippenfest durch. Rohdich-Portrait im Möllendorff-Saal Friedrich Wilhelm v. Rohdich und sein Legat Zwischen den Vitrinen mit den Waffenröcken des Ersten Garde-Regiments und des Gardes du Corps befindet sich ein Oval mit dem Abdruck des 113 Portraits Friedrich Wilhelms v. Rohdich, dessen größeres Original sich im Potsdam-Museum befindet und einst den Sitzungssaal des Magistrats zu Potsdam schmückte. Das soziale Engagement der Stiftung von-Rohdich’schen Legatenfonds ist bekannt, die Stiftung v. Rohdich`scher Legatenfonds, vielfältig mit dem Semper talis Bund verbunden, hat ihren Stiftungssitz in unmittelbarer Nähe Grabstätte auf dem Invalidenfriedhof der Julius-Leber-Kaserne. Wie aber steht es um die Person des Stifters, Friedrich Wilhelm (von) Rohdich? Wenn das Leben König Friedrichs II. gewürdigt wird, wird, muss man auch Rohdich gedenken, der selbst in Potsdam fast vergessen ist. Er wurde 1719 in Potsdam geboren. Sein Vater diente noch im schwedischen Heere und nach seiner Gefangennahme als Feldwebel in der Leibkompanie des "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I., der ihn sehr schätzte. Der König verfügte daher, dass der junge Friedrich Wilhelm kostenlos im Joachimsthaler Gymnasium zu Berlin unterrichtet wurde. Er trat dann 1737 wie sein Vater in die Leibkompanie ein, wurde rasch befördert und bei Regierungsantritt Friedrichs II. 1740 ist der tüchtige Soldat Fähnrich im I. Bataillon Garde (Nr. 15). Dies ist insofern erwähnenswert, als damals grundsätzlich eine adlige Herkunft Voraussetzung zur Ernennung zum Offizier der Garde war. Als Kapitän (Hauptmann) und Kompaniechef zeichnet sich Rohdich durch besondere Tapferkeit in den Schlachten bei Leuthen (1757) und Prag (1760) aus; er erhält den Orden "Pour le Mérite", ferner als besondere Auszeichnung des Königs eine Präbende, d.i. eine Stiftung zur Einkommenssicherung, was durchaus ungewöhnlich war, und wird 1760 als Major in den Adelsstand erhoben – er wird nun als Zeichen des besonderen Vertrauens des Königs bis zu dessen Tod 1786 fast immer in seiner Nähe weilen. 1776 wird v. Rohdich Kommandeur des Regiments Garde und Generalinspekteur der Potsdamer Infanterie-Inspektion, sein Dienstsitz ist das Große Holländische Haus in der Lindenstr. 54. 1779 wird Oberst v. Rohdich die Chefstelle des Grenadier-Garde-Bataillons Nr. 6 als Nachfolger des Generalmajors v. Lestwitz übertragen, gleichzeitig wird er zum Generalmajor und Direktor des Großen Potsdamschen (Militär)Waisenhauses ernannt. Hier kann er erstmals sein segensreiches Wirken für Potsdam entfalten. Die Zustände im Waisenhaus sind schlimm, es ist durch die Schlesischen Kriege mit Waisenkindern beiderlei Geschlechts überfüllt, die teilweise hungern müssen und an Krankheiten leiden. Unter Rohdich wird das Waisenhaus neu geordnet, die gröbsten Missstände abgestellt, doch für alles braucht man Geld, das besonders nach dem Siebenjährigen Krieg knapp ist. Daher gründet Rohdich in Potsdam ein Leihhaus (Lombard), dessen Zinserträge teilweise dem Waisenhaus zugutekommen. Er stellt ferner die 1721 gegründete Garnisonschule, die durch die Kriege in Verfall geraten, wieder her und vergrößert sie. Weiterhin kann Rohdich beim König erreichen, dass die hohen Einquartierungslasten der Potsdamer Bürger erheblich reduziert werden, u.a. übernahm nun der König (der Staat) die Lieferung der Möbel, des Geschirrs und des Bettstrohs; Rohdich sorgte auch für die Verteilung des "Gnaden-Roggens", einer Unterstützung für die in Potsdam besonders zahlreichen arme Soldatenwitwen. Die Oberaufsicht des 1774-75 errichteten Stadtarmen-hauses und die Gründung eines Instituts für 114 verwaiste Offiziertöchter sind weitere Beweise von Rohdichs außergewöhnlichem sozialem Engagement. 1786 ernennt ihn sein dankbarer König Friedrich, der im gleichen Jahre stirbt, zum Generalleutnant mit einer jährlichen Zulage von 2000 Thalern. Rohdich ist wohl der Letzte, der den König noch lebend sah. Unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. erreicht Rohdich mit der Ernennung zum Vicepräsidenten des Oberkriegskollegiums und Geheimen Staatsrat einen Höhepunkt seiner Laufbahn. Entbunden von seinem Amt als Kommandant von Potsdam siedelt Rohdich nun nach Berlin über. 1787 vermählt er sich mit Friederike v. Hoffmann, die Ehe blieb kinderlos. General v. Rohdich wird vom König weiterhin oft zu Paraden und Manövern herangezogen und ab 1792 mit dem Ersatzwesen der Armee betraut. 1794 zum General von der Infanterie ernannt, stirbt er am 23. 1. 1796 in Berlin. Schon zu Lebzeiten lässt die Potsdamer Bürgerschaft im Sitzungssaal des Magistrats eine Gedenktafel mit dem Portrait Rohdichs und folgender Inschrift anbringen: "Friedrich Wilhelm v. Rohdich, den Helden ein Muster, dem Bürgern ein Trost, den Armen ein Vater, drei Königen wert!" Diese Tafel befindet sich heute im Bestand des Potsdam-Museums. Sein Grab auf dem Invalidenfriedhof, rechter Hand in Eingangsnähe, ist erhalten und erkennbar an einer aufwendig modellierten Steinvase auf hohem Sockel, dessen Inschrift u.a. anderem auf Rohdich als "Menschenfreund" hinweist. Auf dem Hof der Kaserne des Ersten Garde-Regiments in der Priesterstr. 2-8 (heute Henning-von -Tresckow-Str) wurde 1896 eine Büste des Generals v. Rohdich aufgestellt, die leider verschollen ist. Sie stammte aus der Hand von Prof. Erdmann Encke, Mitglied der Akademie der Künste. Rohdich legte testamentarisch fest, dass die Mieteinkünfte seines Palais in Berlin, Am Quarrée (später Pariser Platz), das sog. v. Rohdichsche Legatenhaus, den Kindern seines Grenadier-Garde-Bataillons (No. 15) zugutekommen sollten; so wurde festgelegt, dass die Gelder den Eltern der Kinder bis zum vollendeten 13. Lebensjahr auszuzahlen seien.. Daraus erwuchs eine selbständige preußische Stiftung, die bis 1945 Beihilfen an bedürftige Kinder von Soldaten der in der Nachfolge stehenden Truppenteile zahlte. Das war bis 1918 das Erstes Garde-Regiment zu Fuß (Potsdam) und bis 1945 die 1. Kompanie des 9. (preuß.) Infanterie-Regiments als Traditionskompanie. Diesem Regiment (ebenfalls Potsdam) entstammten übrigens zahlreiche Offiziere im militärischen Widerstand gegen Hitler (20. Juli 1944). Das alten Rohdichsche Palais, das der Feldmarschall v. Wrangel bewohnte, wurde zwischen 1878 und 1880 durch einen Neubau ersetzt, der durch seine Lage direkt am Brandenburger Tor zahlreiche prominente Mieter anzog – entsprechend gut war damals auch die finanzielle Lage des Legatenfonds. Zu den Mietern im Erdgeschoß zählte bis 1931 z.B. die berühmte CasinoGesellschaft (gegr. 1786). Der Baedeker-Reiseführer erwähnt 1904 ausdrücklich das Gebäude Pariser Platz 3a als Eigentum des Ersten GardeRegiments zu Fuß. Das repräsentative Haus wurde bei Luftangriffen 1944/45 völlig zerstört, die Stiftung zu DDR-Zeiten aufgehoben bzw. in Volkseigentum überführt. 1921 gründete sich in Potsdam aus Angehörigen des Erstes Garde-Regiments zu Fuß der Semper talis Bundes e.V., der eng mit dem v. Rohdich’schen Legatenfonds zusammenarbeitet und 1972 im Westen 115 Restitutionsansprüche für die ehemalige Stiftung des Generals v. Rohdich anmeldet, die natürlich erst nach der Wiedervereinigung 1990 praktische Gestalt annehmen konnten. Über die Gründe, warum die Geschichtsforschung diesem bedeutendem Manne bislang so wenig Raum eingeräumt hat, kann nur spekuliert werden. Zu Lebzeiten war Rohdich vermutlich öfter Anfeindungen ausgesetzt - man bedenke: als Nichtadliger zum Offizier im Leibregiment des Königs ernannt, ein rascher Aufstieg, persönliche Tapferkeit, das besondere Vertrauen des Königs und das "junge" Adelspatent mussten Neider auf den Plan rufen, nicht zuletzt unter seinen adligen Offizier- und Generalskameraden. Nach den Tode Friedrichs des Großen wurden v. Rohdichs Verdienste in erster Linie im Grenadier-Garde-Bataillon und dessen Nachfolgern gepflegt und traten damit nicht mehr so stark in die Öffentlichkeit. Ein interessantes Forschungsobjekt, da eine wissenschaftlich fundierte Darstellung bislang nicht existiert! Heute sind in unserem Staat Sozialleistungen aller Art selbstverständlich – es ist daher sicherlich geboten, des Generals v. Rohdich zu erinnern, der in einer Zeit wirkte, als solches noch die große Ausnahme war. Die Stiftung v. Rohdich’ scher Legatenfonds wurde nach der deutschen Einigung 1990 wiedergegründet und wirkt seit jener Zeit in Berlin zur Unterstützung bedürftiger Soldatenkinder und unverschuldet in Not geratener Familien in der gesamten Bundeswehr, sie kooperiert dabei mit dem Bundeswehr-Sozialwerk. Und auch die Stiftung Großes Waisenhaus in Potsdam engagiert sich in zahlreichen gemeinnützigen Projekten für Kinder und Jugendliche. So hat denn der Gedanke des Generals von Rohdich, den heutigen Bedürfnissen angeglichen, überlebt. 116 Die Schlacht von St. - Privat, 18. August 1870 (Deutsch-Französischer Krieg) Das Ereignis Die Schlacht bei St. - Privat im Departement Moselle, Hauptort Metz, ist Die Schlacht bei innerhalb von sechs Tagen die dritte Schlacht der preußischen 2. Armee St. – Privat am (GFM Prinz Friedrich Karl) gegen die französische Rheinarmee (Marschall 18. August 1870 Bazaine), in deren Folge die französische Armee in die Festung Metz zurückgedrängt und eingeschlossen wird und Ende Oktober wegen Hungers kapituliert. Das Dorf St. - Privat-la-Montagne bildet mit den Dörfern St. - Marie-auxChénes und Roncourt topographisch ein Dreieck. Auf seiner kurzen östlichen Seite liegt links Roncourt und rechts St. Privat mit der südlich angrenzen Ferme Jerusalem. Jenseits des Dorfes verläuft in nordwestlicher Richtung die große Chaussee nach Verdun und teilt das Angriffsgelände. Das Gardekorps (Prinz August v. Württemberg) erhielt den Befehl, die von den Franzosen unter Gen. Canrobert verteidigten und befestigten Dörfer zu nehmen, es wird jedoch aufgrund einer falschen Lagebeurteilung überhastet eingesetzt. Ursprünglich sollte das gestaffelt und stark befestigte Dorf St. Privat umgangen werden und vor einem Angriff mit Artillerie sturmreif geschossen werden, auch wollte man den Angriff der sächsischen Division abwarten. Die Erstes Garde-Infanterie-Division (Generalleutnant v. Pape) erhielt jedoch Befehl, das Dorf zu stürmen, wobei die 4. Garde-Infanterie-Brigade südlich auf die Ferme Jerusalem, die Erstes Garde-Infanterie-Brigade (Generalmajor v. Kessel, 1. u. 3. Garde-Regiment zu Fuß, Garde-Jäger-Bataillon) nördlich der Chaussee auf St. Privat angesetzt wurde. Hierbei stürmen die Bataillone über ein kilometerlanges deckungsloses ansteigendes Glacis, wobei sich das französische Chassepot-Gewehr dem deutschen Zündnadelgewehr als deutlich überlegen erweist, da es weiter trägt. Die Truppe bleibt rund 3000 m vor dem Dorf liegen unter schwersten Verlusten liegen. In fünf Bataillonen fallen sämtliche Offiziere, bei allen anderen Bataillonen des Gardekorps fällt die Mehrzahl oder wird verwundet. Die dezimierte Truppe hält jedoch todesmutig aus, sie wehrt alle französischen Gegenangriffe ab und hat, nachdem die sächsische Division ebenfalls angegriffen hat ist, noch die Kraft sich noch einmal zum Sturm zu erheben. Die Dörfer werden genommen und die französische Armee zieht sich auf Metz zurück. Der Schlachterfolg – mit welchen Mitteln wurde er erstrebt? Der Grundsatz, dass Opfer im richtigen Verhältnis zum Sieg stehen müssen, war 1870/71 nicht allgemeine Auffassung; es galt vielmehr die Devise: "Vorwärts auf den Feind, koste es, was es wolle!" Die Frage, ob das schwere Der Schlachterfolg Opfer von tausenden von Toten nicht hätte vermieden oder auf einen Bruchteil verringert werden könne, wenn man vor einem Sturm zunächst die Artilleriewirkung und das Vorrücken der Sachsen abgewartet hätte, stellte sich damals nicht. An der Notwendigkeit des Befohlenen und seiner unbedingten Erfüllung gab es keinen Zweifel. Später mitunter geäußerte Kritik an der hohen Führung verstummte unter dem Eindruck der deutschen Siege und der Errichtung des Deutschen Kaiserreiches – Kritiker innerhalb der Armee "mussten den Rock ausziehen". 117 Bei St. Privat gelang es zwar, die französische Armee zum Rückzug auf Metz zu bewegen, aber zu welchem Preis? Die Verluste an Toten und Verwundeten betrugen auf französischer Seite 193 Offiziere rund 5.000 Mannschaften und Unteroffiziere, auf deutscher Seite 210 Offiziere und rund 7.000 Mannschaften und Unteroffiziere, davon verlor die Erstes GardeGar Infanterie-Division Division unter alleine 161 Offiziere und 4.177 Mannschaften und Unteroffiziere. Das Erstes Garde-Regiment Regiment zu Fuß verlor an Toten: 15 Offiziere, 38 Unteroffiziere und 307 Mann, daneben Hunderte von Verwundeten. Das Gemälde Das Gemälde Der bekannte Geschichts- und Militärmaler Prof. Carl Röchling (1855 – 1920) stellt den letzten Anlauf der Garde gegen das Dorf St. Privat abends halb 8 Uhr dar. Das Gemälde basiert auf einer Skizze Kaiser Wilhelms II. (1869-1941), (1869 die dieser bei einem Diner im Regimentshaus Regimen des Ersten Garde-Regiments zu Fuß in Potsdam am 12. Dez. 1895 auf der Rückseite einer Speisekarte entwarf. Das 1896 fertiggestellte Ölgemälde (Maße ohne Rahmen 153 x 278 cm) schenkte der Kaiser als Regimentschef den "Alten Herren" des Regiments, diee Teilnehmer jener Schlacht waren. Der Maler portraitiert zahlreiche Offiziere des Erstes Garde-Regiments, Garde von denen die meisten fielen oder verwundet wurden und stellt in künstlerischer Abwandlung verschiedene Ereignisse dar, die in der Realität teilweise zeitlich versetzt stattfanden. Sichtbar ist im rechten Bildteil vorn die Leib-Kompanie Leib des Ersten GardeRegimentes zu Fuß (Hpt. v. Roeder), dann II. Bataillon und weiter hinten Füsilier-Bataillon und 3. und 2. Garderegiment. Das Gemälde schmückte bis 1918 die Hauptwand des Speisesaals im Regimentshaus Mammonstraße, später hing es im Kasino des InfanterieInfanterie Regiments 9 (ehem. Kasino des Regiments der Gardes du Corps, Am Kanal). 1994 wurde das Gemälde in schlechtem Zustand mit drei dre anderen aus dem Besitz des Erstes Garde-Regiments Regiments im Depot der SPSG Potsdam durch den damaligen Archivar des StB wiederentdeckt und mit Hilfe des v. Rohdich`schen Legatenfonds restauriert werden. Die Skizze des Kaisers gelangte seinerzeit in den Besitz des Ministers der kgl. Hauses, Gen. d. Inf. und Oberhofmarschall August Graf zu Eulenburg, und dann an seinen Enkel Victor v. Schweinitz (Inf-Rgt. ( 9). Sie wurde von seiner Witwe, Yvonne v. Schweinitz, 2011 dem Semper talis Bund übergeben. Literatur- und Internet-Hinweise Hinweise Ausarbeitung: Matthias W. Moritz 118 119 Begebenheiten zur Entstehungsgeschichte des Wachbataillons BMVg Keine Brillen, keine Bärte, keine Plattfüße Das Bonner Wachbataillon: 1700 Mann treten an zur Dekoration 3. Juni 1988, 8:00 Uhr Carlo Schmid, der französisch angehauchte SPD-Intellektuelle mit großbürgerlichem Habitus, Genießer und Mann von Witz, hat die Geschichte gern erzählt: Adenauer hatte ihn als Vertreter der Opposition im Jahre 1955 auf die historische MoskauReise mitgenommen. Allen Teilnehmern war ein wenig flau im Magen gewesen, als die Maschine aufsetzte – wie würde Adenauer, selbst er bewegt vom Anlass, den historischen Augenblick meistern? Der Kanzler stieg bedächtig die Flugzeugtreppe hinunter, schüttelte Hände, drehte sich um, zog den wohlbeleibten Baudelaire-Übersetzer nach vorne und präsentierte ihn dem sowjetischen Ministerpräsidenten: „Und hier, Herr Buljanin, hab’ ich Ihnen auch’n Arbeiterführer mitjebracht.“ Das Eis war gebrochen, und Carlo Schmid, im ersten Weltkrieg Reserveoffizier in einem „feinen“, wie man das damals nannte, Ludwigsburger Dragoner-Regiment, konnte die am Flugplatz aufmarschierte Garde-Ehrenkompanie ins Auge fassen. Er hat den Eindruck in seinen Erinnerungen beschrieben: Zweihundert „lange Kerls‘ in attraktiven blauen Uniformen. Ihr Parademarsch – exakt, fest und zugleich federnd wie ein Sturmschritt – konnte einem Schauer über den Rücken rieseln lassen, soviel Kraft ging von dieser Truppe aus.“ Genau das ist das Problem des Bonner Wachbataillons, das heute bei solchen Anlässen die Bundesrepublik Deutschland repräsentiert, so wie es die internationalen Bräuche und Abkommen verlangen. Kraft im Sinne der russischen Garde am Flugplatz Wnukowo soll um Gottes Willen nicht demonstriert werden, und über den Rücken soll es auch nicht mehr rieseln. Doch als es Mitte der fünfziger Jahre in Bonn soweit war, fiel der Entschluß überraschend leicht. Natürlich waren sich alle zuständigen Gremien einig, daß die neue Bundeswehr auf so gut wie alle hergebrachten militärischen Formen zu verzichten und den zeremoniellen Aufwand auf ein Minimum zu beschränken habe. Doch ebenso einig war man sich, daß „diese Gedanken nicht Anwendung finden sollten auf diejenigen Formen des Truppenzeremoniells, die zu Zwecken der staatlichen Repräsentation entsprechend dem internationalen Protokoll angewandt werden“. So wurde das Bonner Wachbataillon geboren. Am Anfang stand eine ausschließlich aus ehemaligen Angehörigen des Bundesgrenzschutzes bestehende Unteroffizier-Lehrkompanie, die das Wichtigste mitbrachte: Sie beherrschte den damals noch im Bundesgrenzschutz gebräuchlichen Präsentiergriff mit dem Karabiner 98 k. Es ist das unter den Umständen der heutigen Mediengesellschaft unvermeidliche Pech des Wachbataillons, vom Fernsehen nur als reines Paradebataillon, als Kulisse abgebildet zu werden. 120 121