rf mce x10
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Kern- und Teilchenphysik Grundlegende Eigenschaften der Atomkerne: • Elektronstreuung • Formfaktor Folien und Übungsblätter: http://www.ikp.uni-koeln.de/groups/reiter/lehre.html Wirkungsquerschnitt und Reaktionsrate • σ= • N N Zahl der Reaktionen/Zeit = • = Strahlteilchen/Zeit • Streuzentren/Fläche N a ⋅ N A I a ⋅ N bF b Reaktionsrate W ist die Anzahl der Reaktionen pro Zeit pro Targetteilchen und pro Zahl der einfallenden Teilchen: Fermis Goldene Regel Theoretische Bestimmung der Reaktionsrate Reaktionsrate hängt von Art und Stärke des Wechselwirkungspotentials ab. Hamiltonoperator Hint verknüpft bei einer Reaktion die Wellenfunktion Ψi des Anfangszustandes mit Ψf des Endzustandes. Übergangsmatrixelement, Wahrscheinlichkeitsamplitude: M fi = Ψ f H int Ψi = ∫ Ψ*f H int Ψi dV Phasenraumfaktor Reaktionsrate hängt von Anzahl der Endzustände ab. Phasenraumvolumen eines Teilchens: h3=(2π ħ)3 Streuung in Volumen V und Impulsbereich p´ und p´+dp´ Volumen im Impulsraum ist Kugelschale: 4π p´2 dp´ 2 ⋅ V 4 p ´ π Zahl der möglichen Endzustände: dn( p´) = dp´ 3 ( 2π) Energie-Impuls Beziehung : dE = vdp Dichte der Endzustände in dn( E´ ) V ⋅ 4πp´ 2 ρ ( E´ ) = = dE´ v´⋅(2π ) 3 Fermis Goldene Regel Fermis Goldene Regel Reaktionsrate: Wirkungsquerschnitt: • Mit W= N ( E´ ) σ ⋅ va = Nb ⋅ Na V V ist das Raumvolumen in dem sich die Strahlteilchen befinden. Methoden für Kernradienmessungen Die “Größe“ der Kerne kann man mit zwei Verfahren bestimmen: • die elektromagnetische Wechselwirkung gibt Aufschluß über die Ladungsverteilung der Protonen im Kern. z.B. – Elektronstreuung – Muyonische Atome – Spiegelkerne • die starke Wechselwirkung mit anderen Kernen gibt Zugang zur Materieverteilung von Protonen und Neutronen im Kern. z.B. – α - und Protonenstreuung – Neutronenstreuung und Absorption – Lebensdauern der α-Emitter Bemerkung zu Streuprozessen: Elastische Streuung: A + B -> A + B nur die Impulse der Reaktionspartner ändern sich Inelastische Streuung: A + B -> C + D + ... Die Endzustände sind nicht mehr die Eingangszustände Elektronstreuung Elektronen sind eine sehr gute Sonde, um die Eigenschaften von kleinen Strukturen zu untersuchen. - Die Coulombwechselwirkung ist sehr genau bekannt. - Elektronen lassen sich gut auf sehr hohe Energien beschleunigen. Auflösungsvermögen Unschärferelation: ∆x · ∆p ~ ħ Für Strukturen wie Kerne mit einem Durchmesser von ca 1 fm braucht man Elektronen mit einen Impulse von ca. ∆p ~ ħc/c∆x ~ 197/1 [MeV/c] ~ 200 [MeV/c] Wegen der kleinen Elektronenmasse von me ~ 0.5 [MeV/c2] ist die Ruhemasse der Elektronen sehr klein gegenüber der kinetischen Energie. Die Elektronen sind ultrarelativistische Teilchen: Berechnung des Streuquerschnitts mit der Dirac-Gleichung, die relativistische Elektronen im elektromagnetischen Feld des Kerns beschreibt. Kinematik der Elektronenstreuung x = ( x0 , x1 , x2 , x3 ) = (ct , x ) Vierer-Ortsvektoren: Vierer-Impulsvektoren: p = ( p0 , p1 , p2 , p3 ) = ( E / c, p) Lorentz-invariantes 2 E 2 Skalarprodukt: p = 2 − p2 c Ist gleich dem Quadrat der Ruhemasse, da immer ein Bezugssystem mit ruhendem Teilchen existiert. p2 Invariante Masse: m = c Relativistische Energie-Impuls Beziehung: für relativistische Teilchen gilt: 2 2 E − p c = m 2c 4 E ≈ p c falls 2 bei Elektronen gilt Näherung schon bei einigen MeV E >> mc 2 Kinematik der Elektronenstreuung (E ′, p ′) Elektron ϑ Kern (E , p ) ( EP′ , P′ p ( Elektron) + P ( Kern) → P′( Kern) + Projektil ( ) Target ( Rückstoß kern ) p′( Elektron) Ejektil ) ′P E (Mc,0) c , P Energie - und Impulserhaltung : p + P = p′ + P′ E , p c oder E ′ , p ′ c p 2 + 2 pP + P 2 = p′2 + 2 p′P′ + P′2 invariante Masse : p 2 = p′2 = me2 c 2 und P 2 = P′2 = M 2 c 2 p ⋅ P = p′ ⋅ P′ meist wird Rückstoßkern nicht nachgewiesen : p ⋅ P = p′ ⋅ ( p + P − p′) Kinematik der Elektronenstreuung (E ′, p ′) Elektron ϑ Kern (E , p ) ( ) ( EP′ , P′ ( ) ) ′ E P P′ = , P c Energie - und Impulserhaltung : p ⋅ P = p′ ⋅ ( p + P − p′) 2 2 ′ Einsetzen der 4er - Impulse : E ⋅ Mc = E E − p ⋅ p′c + E ′ ⋅ Mc 2 − me2 c 4 bei hohen Energien : me2 c 4 ≈ 0 und E ≈ p ⋅ c E p= , p P = (Mc,0) c ′ E p′ = , p′ c Energie des gestreuten Elektrons im : E ′ = E 1+ E Mc 2 ⋅ (1 − cos ϑ ) Elektronenstreuung an ausgedehnter Ladungsverteilung Schweres Target : Rückstoß vernachlässigbar, Dreierimpulse Zα << 1 Bornsche Näherung 1 ip x / 1 ip ′x / Ψi = e Ψf = e V V Elektronenstrahl mit Dichte na pro Volumeneinheit Normierungsbedingung ∫ Ψ i dV = na ⋅V 2 mit V = V Na na Reaktionsrate W ist Produkt aus Wirkungsquerschnitt σ und Strahlteilchengeschwindigkeit va Fermis goldene Regel : σva 2π =W = Ψ f H int Ψ i V 2 dn dE f E f ist die totale Energie (kinetische und Ruheenergie) im Endzustand Rückstoß vernachlässigbar, Ruheenergie = const. dE f = dE ′ = dE Elektronenstreuung an ausgedehnter Ladungsverteilung Dichte n der möglichen Endzustände im Phasenraum : 2 ′ d p′ ⋅ V p π 4 dn( p′ ) = (2π ) 3 Wirkungsquerschnitt für die Streuung des Elektrons in Raumwinkel dΩ 2 2 V ⋅ 4π p′ d p′ 1 2π dΩ dσ ⋅ va ⋅ = Ψ f H int Ψ i 3 V (2π ) dE f Elektronengeschwindigkeit va ≈ c Für große Elektronenenergie gilt p′ ≈ E ′ / c dσ V 2 ⋅ E ′2 = Ψ f H int Ψ i 2 4 dΩ (2π ) (c) d p′ / dE f = 1 / c 2 Wechselwirkungsoperator einer Ladung e im elektrischen Potential φ : H int = eφ ⇒ Matrixelement : Ψ f H int e −ip ′x / −ipx / 3 φ ( x )e Ψi = ∫ e d x V Elektronenstreuung an ausgedehnter Ladungsverteilung Impulsübertrag : q = p − p′ e iqx / 3 Ψ f H int Ψ i = ∫ φ ( x )e d x V Greensche Theorem für zwei Skalarfelder u und v : verwende e iqx / 3 ( ) u v v u d x=0 ∆ − ∆ ∫ − 2 iqx / = 2 ⋅ ∆e q e 2 iqx / 3 Ψ f H int Ψ i = − 2 ∫ ∆φ ( x )e d x Vq Poisson - Gleichung : Relation Potential φ ( x ) Ladungsverteilung ρ ( x ) ρ(x) ∆φ ( x ) = − ε0 statische Ladungsdichte ρ ( x ) = Ze f ( x ) Ladungsverteilungsfunktion : f ( x ) mit 3 ( x f ∫ )d x = 1 Elektronenstreuung an ausgedehnter Ladungsverteilung Matrixelement als Funktion der Ladungsverteilung f( x ) : e 2 Z ⋅ 4πα 3c iqx / 3 iqx / 3 Ψ f H int Ψ i = f( x )e d x 2 ∫ ρ ( x )e d x = 2 ∫ q ⋅V ε 0V q Fouriertransformierte der Ladungsfunktion (normiert auf Gesamtladung) iq x / F (q ) = ∫ e f( x )d 3 x F (q ) ist der Formfaktor; er enthält die Informationen über die räumliche Verteilung der Ladung im Kern. Wirkungsquerschnitt dσ V 2 E ′2 Ψ f H int Ψ i = 2 4 dΩ (2π ) (c ) 2 4 Z 2α 2 (c ) E ′2 2 = F ( q ) 4 qc 2 Elektronenstreuung an ausgedehnter Ladungsverteilung Anwendung der Ergebnisse auf Rutherford - Streuung Die Ladungsfunktion ist eine δ - Funktion, der Formfaktor ist konstant eins. 4 Z 2 ⋅ α 2 ( c) 2 E ′2 dσ = 4 dΩ Rutherford qc Beachte 1/q 4 Abhängigkeit des elektromagnetischen Streuquerschnittes, dies erschwert Messungen von Ereignissen mit großen Impulsüberträgen Elastische Streuung ohne Rückstoß : E = E′ p = p′ Z 2 ⋅ α 2 ( c ) 2 dσ = 2 4 dΩ Rutherford 4 E sin θ 2 θ Impulsübertrag : q = 2 p sin 2 E = pc Mott-Wirkungsquerschnitt Bis jetzt haben wir den Spin der Elektronen und Kerne nicht berücksichtigt. Besitzen die Elektronen relativistische Energien (v ~ c), muss der Rutherfordsche Wirkungsquerschnitt aufgrund von Spineffekten korrigiert werden. Der Mott-Wirkungsquerschnitt (benannt nach dem brit. Physiker Mott) berücksichtigt den Elektronenspin 1/2 und die relativistische Energie. Zwischen ihm und dem Rutherfordschen Wirkungsquerschitt besteht folgender Zusammenhang: ∗ dσ dσ = ⋅ (1 − β 2 sin 2 θ 2 ) dΩ Mott dΩ Rutherford mit β = v c *Rückstoß nicht berücksichtigt Mott-W.Q. fällt für relativistische Energien zu großen Streuwinkeln rascher ab als der Rutherford W.Q. Im Grenzfall β ~ 1 gilt: ∗ 4 Z 2α 2 ( c ) 2 E ′2 dσ dσ 2 2 = ⋅ cos θ 2 = θ 2 cos 4 dΩ Mott dΩ Rutherford qc Mott-Streuung Im Gegensatz zum Rutherford-Wirkungsquerschnitt, der symmetrisch zu θ = 90 ist, fällt der Mott- Wirkungsquerschnitt für Rückwärtsstreuung (θ ~ 180) stark ab. Dies ist ein relativistischer Effekt. Bei ultrarelativistischen Teilchen mit verschwindender Ruhemasse ist die Helizität h eine Erhaltungsgröße: Helizität s·p h = = ±1 |s| · |p| +1 Spin in Bewegungsrichtung -1 Spin entgegen die Bewegungsrichtung Die Quantenzahl h gibt die Richtung der Projektion des Teilchenspins auf die Impulsachse des Teilchens an. Bei Rückwärtsstreuung dreht sich der Impuls des Teilchens um. Es muß also auch der Spin umklappen. Eine spin-unabhängige Coulombwechselwirkung kann dies aber nicht bewirken. Mott-Streuung und Formfaktor 2 dσ dσ 2 = ⋅ F (q ) d Ω exp. d Ω Mott Wirkungsquerschnitt an einem punktförmigen Teilchen ist bei Elektron-Streuung der Mott-Wirkungsquerschnitt. F(q2) ist der Formfaktor, er beschreibt die Form des zusammengesetzen Objekts. Der Wirkungsquerschnitt als Funktion des Streuwinkels, d.h. als Funktion des Impulsübertrags q wird gemessen, daraus erhält man die Fouriertransformierte der Ladungsverteilung. Zusammenhang zwischen radialer Ladungsverteilung und Formfaktor Für kugelförmige Kerne hängt der Formfaktor nur vom Absolutbetrag des Impulsübertrags ab. Nach der Integration über die Winkel ergibt sich der Formfaktor: sin q r 2 2 F (q ) = 4π ∫ r f (r ) dr qr 0 ∞ bzw. die Umkehrung dazu ergibt die Ladungsdichte: f (r ) = 1 (2π ) 3 ∫ 2 F ( q )e − iq r d 3q Formfaktor und Ladungsdichte Zusammenhang zwischen radialer Ladungsverteilung und Formfaktor Ladungsdichte: Formfaktor: ∞ Z 3 2 iqr d qF ( q )e ρc (r) = 3 ∫ ( 2π ) 4π 2 sin qr F (q ) = r dr ρc (r) ∫ Z 0 qr δ (r) 1 Punktladung a 3 −ar e exponentiell 8π 2/3 a −a 2 r 2 / 2 − q2 / a 2 e e Gauss 2π 3 r < R homogene Kugel 3 4πR 2 2 1 1 + q2 / a 2 e −q2 / a 2 Dipol Gauss 3 (sin qR − qR cos qR ) 3 (qR ) Formfaktor und Ladungsdichte ρc (r) 2 F (q ) Messung von Elektronenstreuung an Protonen und Kernen am Mainzer Mikrotron Wirkungsquerschnitte und Formfaktoren Differentieller WQ für Elektronenstreuung an 12C - Messung des Formfaktors von 12C - Streuung an homogener Kugel: Interferenzminima - Gestrichelte Kurve: Minimum bei |q| = 1.8 fm-1. - Vergleich mit Nullstelle im Wirkungsquerschnitt der homogenen Kugel bei qR = 4.5 -> Kernradius R~2.5 fm. Differentielle WQ an den Kalziumisotopen 40Ca und 48Ca. Zur besseren Darstellung wurden WQ mit einen Faktor 10 bzw. 10-1 multipliziert. Aus der Lage der Minima erkennt man, dass der Radius von 48Ca größer ist als von 40Ca. Parametrisierung der Ladungsverteilungen ρ0 ρc (r) = 1 + exp(( r − c ) / a ) für größere Kerne gilt : c ≈ 1.07 ·A1 / 3 fm , a ≈ 0.54 fm Ladungsdichte [x1019 coulomb/cm3] Dichteverteilung kann durch eine Fermi - Funktion dargestellt werden : Mittlerer quadratischer Radius : rrms = r 2 = r0 ⋅ A1 / 3 mit r0 = 0.94 fm Äquivalent Radius R einer Kugel : R 2 = 5 / 3 r 2 ⇒ R = 1.21 ⋅ A1 / 3 Hautdicke t : t = r (ρ ρ 0 = 0.1) − r (ρ ρ 0 = 0.9 ) = 2a ln 9 ≈ 2 ,4 fm) Radiale Distanz [fm] Zusammenfassung: Fermis Goldene Regel Fermis Goldene Regel Reaktionsrate: Wirkungsquerschnitt: Elektronenstreuung dσ V 2 ⋅ E ′2 = Ψ f H int Ψ i 2 4 dΩ (2π ) (c) 2 Wechselwirkungsoperator einer Ladung e im elektrischen Potential φ : H int = eφ ⇒ Matrixelement : e −ip ′x / −ipx / 3 φ ( x )e Ψ f H int Ψ i = ∫ e d x V Zusammenfassung: Elektronenstreuung Impulsübertrag : q = p − p′ e iqx / 3 Ψ f H int Ψ i = ∫ φ ( x )e d x V Greensche Theorem für zwei Skalarfelder u und v : 3 ∆ − ∆ u v v u d x=0 ( ) ∫ e 2 iqx / 3 Ψ f H int Ψ i = − 2 ∫ ∆φ ( x )e d x Vq ρ(x) Poisson - Gleichung : ∆φ ( x ) = − Ladungsdichte : ρ ( x ) = Ze f ( x ) ε0 Ladungsverteilung : f ( x ) Matrixelement als Funktion der Ladungsverteilung f( x ) : e 2 Z ⋅ 4πα 3c iqx / 3 iqx / 3 f( x )e d x Ψ f H int Ψ i = 2 ∫ ρ ( x )e d x = 2 ∫ ε 0V q q ⋅V Fouriertransformierte der Ladungsfunktion 3 iqx / f( x )d x F (q) = ∫ e Zusammenfassung: Formfaktor, Wirkungsquerschnitte F (q ) ist der Formfaktor; er enthält die Informationen über die räumliche Verteilung der Ladung im Kern. Wirkungsquerschnitt für Elektronenstreuung am Kern dσ V 2 E ′2 = Ψ f H int Ψ i 2 4 dΩ (2π ) (c ) 2 4 Z 2α 2 (c ) E ′2 2 = F ( q ) 4 qc 2 Rutherford - Streuung Wirkungsquerschnitt 4 Z 2 ⋅ α 2 ( c ) 2 E ′2 dσ = 4 dΩ Rutherford qc Z 2 ⋅ α 2 ( c ) 2 dσ = 4 E 2 sin 4 θ 2 dΩ Rutherford Wegen Helizität Mott - Wirkungsquerschnitt ∗ dσ dσ = ⋅ (1 − β 2 sin 2 θ 2 ) dΩ Mott dΩ Rutherford mit β = v c s·p h = = ±1 |s| · |p| Ladungsdichte [x 1019 Coulomb/cm3] Zusammenfassung: Ladungsdichte Radiale Distanz [fm]