Der Rhythmus des Grafen Dracula

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Der Rhythmus des Grafen Dracula
Dienstag, 13. Juli 2010, Wynentaler Blatt Nr. 54
RUEDER - / S UHREN - / U ERKENTAL
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Schmiedrued/Walde: Sie verkörpert das Ruedertal anlässlich des Open-Air-Theaters in Aarau
Schürmüli-Musig weiter bekannt. Die
Gruppe erhielt vom Kuratorium des
Kanton Aargau einen Förderungsbeitrag. In der wunderschönen Akustik ihrer alten Mühle – der Schürmühle –
entstanden sogar CD’s.
Der Rhythmus des Grafen Dracula
Ihren eigenen Stil geschaffen
Barbara Schirmer, die inzwischen fast weltberühmte Hackbrettspielerin aus dem oberen
Ruedertal, gibt beim Open-AirTheater, das zur Zeit auf dem
Aarauer Schlössliplatz läuft, den
Ton und zum Teil auch den
Rhythmus an. Mit zum Teil urigen Klängen hilft sie mit, aus
dem Musical-Theater ein Grusical-Theater zu machen.
Zwischen urban und archaisch pulsierender Landschaft setzen Barbara
Schirmer und Christian Zehnder neue
Klänge frei, die wie flüchtige Windspiele um Wohnsilos pfeifen, an das Echo
von quietschenden Zügen in fernen
Tälern erinnern oder an das Zittern
von Gläsern im Schrank beim Herunterdonnern von Lawinen an nahen
Berghängen. Es ist eine leise, epische
Klangarchitektur, die sie in ihrem ersten gemeinsamen Projekt «Gländ»
entwerfen. Eine feinstoffliche Musik,
aus Hackbrettspiel, Jodel und phänomenologischem Obertongesang, die
auf dem Grenzpfad des Alpenkamms
ebenso zuhause ist wie im Chill-Out eines Industrieviertels. Segmente aus
«Gländ» kommen nun auch in Aarau
in der Gruselkomödie effektvoll zum
Tragen.
st. Die Besucher des Open-AirTheaters auf dem Aarauer Schlössliplatz kommen in den Genuss von
rhythmischen Klängen aus dem Equipment von Barbara Schirmer aus
Schmiedrued-Walde. Im «Tanz der
Vampire», arrangiert und realisiert von
Peter Voellmy, gibt sie den Ton an und
folgt dem Rhythmus des Grafen Dracula und seinem Gefolge, und es mag
dabei erstaunen, welche Wirkung die
sonst eher leisen Hackbrettklänge in
dieser Umgebung haben. Barbara
Schirmer wird noch bis zum 14. August
zu sehen und zu hören sein.
Das Frauenduo «Eigereye»
Lange musikalische Tradition
Barbara Schirmer kennt man von
der Schürmüli-Musig. Ihr gehörten in
früheren Jahren auch die inzwischen
verstorbenen Eltern der Musikerin
an. Die Schürmüli-Musig pflegt die
traditionelle Appenzeller-Musik mit
ihrem breiten Spektrum an Melodien,
Dur- und Moll-Akkorden und Tanzrhythmen. Ob lüpfige Tänze oder melancholische «Zäuerlis», alte Volksweisen oder Eigenkompositionen, die
Gruppe hat in langjähriger Zusammenarbeit einen eigenständigen Stil
entwickelt.
Beim Open-Air-Theater in Aarau mit dabei: Barbara Schirmer gibt bei Dracula und Co. den Ton an.
Musik anderer Länder fliesst mit
Leichtigkeit und Temperament ins Repertoire ein: aus Rumänien, Ungarn
oder aus südlichen Regionen. Die
Schürmüli-Musig setzt als eine der ersten Musikformationen das Hackbrett
für südamerikanische Musik ein und
eröffnet so dem traditionellen Schweizer Instrument neue Dimensionen.
Zwischen den fetzigen Tanzrhythmen
erklingen melancholische Lieder von
der Alpensüdseite – die Musik der
Schürmüli Musig fährt unwiderstehlich
in Herz und Beine.
(Bild: st.)
Seit der Gründung 1976 spielte die
Gruppe an weit über eintausend Anlässen, deren Orte von Berghütten bis
zu Konzertsälen in Grossstädten reichten und die Gruppe mit ihrer Musik in
verschiedene Länder brachten. Radiound TV-Aufnahmen machten die
Musik zum Zuhören und Tanzen
vom Feinsten auf exotischen Instrumenten wie Hackbrett, Tabla, Tarabuka, persische Zarp, Rahmentrommel
mit groovigen Rhythmen und wunderschönen Melodien. Spannend
wird’s, wenn das Frauenduo Eigereye
(Barbara Schirmer und Didine Stauffer) mit Hackbrett und Tablas zur Sache geht. Tatsächlich ungewöhnlich ist
die Instrumentenkombination: zwei
Schweizer Hackbretter und verschiedene Trommeln aus anderen Kulturen. «Roots fushion» nennen die beiden Musikerinnen ihren Stil. Sie lassen Elemente der appenzellischen, indischen und karibischen Musik in ihre
Kompositionen einfliessen und reihen
sie zu eigenwilligen klanglichen und
rhythmischen Mustern auf – «Eigereye» eben.
Oberentfelden: Tommy Widmer wird auf dem Aarauer Schlossplatz zum «Clown vom Dienst»
Draculas Diener ist «seine Rolle»
Der Regisseur Peter Voellmy
muss ihn immer wieder drosseln,
Draculas Diener, alias Tommy
Widmer, wächst von Szene zu
Szene über sich hinaus und neigt
dazu, sich selber noch zu überzeichnen. Neben seiner Dienerrolle kann er seine Fähigkeiten
als Pyromane immer wieder unter Beweis stellen, und er setzt
beim «Tanz der Vampire» immer
wieder farbige Punkte.
st. Tommy Widmer kennt man zwar
inzwischen im Kanton überall, und
doch weiss niemand so richtig, ob er
jetzt Clown, Feuerschlucker, Fakir,
Magier oder ganz einfach der «Murmi» vom Dienst ist. Thomy Widmer
wurde während seines Wirtschaftsstudiums im Jahre 1987 zum Gründer der
Gauklergruppe Pajazzo, Oberentfelden. Heute nennt sich die Fusion von
Pajazzo und der Tätigkeit des Unternehmens Murmi Pamu Event GmbH.
Seit über 20 Jahren gehört der staatlich anerkannte Theater-Pädagoge
Thomy Widmer mit seiner Crew zu einem festen Bestandteil der Schweizer
Unterhaltungs-Szene.
Für Kinder und mit Kindern
1998 entstand die Idee für eine Kinderfernseh-Sendung, in deren Produktionen wirkt er unter dem Namen
Geri S. Gwonder. Der enorme Erfolg
dieser Sendung spornte Widmer an,
einen eigenen Spielfilm unter dem Titel «Murmi's Entführung» von Grund
auf zu drehen. Als Fakir, Feuerspeier,
Schlangenmensch und Zauberer versteht er es, sein Publikum während seinen Shows in seinen Bann zu ziehen.
Ob er einen komischen Kellner oder
einen zerstreuten Professor spielt, die
Sympathie der Zuschauer hat Thomy
immer auf seiner Seite. Als Stelzenriese überblickt er seine Umgebung aus
vier Meter Höhe.Von dort aus kann er
aus bunten Ballonschlangen Tiere und
Hüte formen. Schnell schlüpft er in die
Rolle des wortgewandten Conferenciers, verkörpert einen lebenden Roboter oder macht sich als gestikulie-
Sie haben Grund zu strahlen: Heinrich Hochuli (re.) darf seinem Lehrling Jan
Fischer zur Kantonsbestnote gratulieren.
(Bild: st.)
Reitnau: Lehrmeister und Lehrling waren total überrascht
Jan Fischer – kantonsbester Schreiner
Ein überzeugender Diener Draculas: Tommy Widmer lebt im Open-Air-Theater in
Aarau aber auch seine pyromanischen Fähigkeiten aus.
(Bild: st.)
render Mime verständlich. Der mit
mehreren internationalen Preisen
ausgezeichnete Gaukler ist ein Garant
für Top-Unterhaltung und Spass. Seine Spezialität: Er bezieht das Publikum wenn immer möglich in seine
Show mit ein.
Wer ist «Murmi» und woher kommt
der orange Bär?
Murmi lebt in den Schweizer Bergen
und wurde vom Fotoreporter Geri S.
Gwonder entdeckt. Aus der zufälligen
Begegnung wurde eine «dicke Freundschaft». In unzähligen Abenteuern erleben die beiden die Welt und erobern
im Sturm die Kinderherzen!
Murmi, der spitzbübische, schlagfertige sympathische Kerl ist sehr wissensdurstig und Geri tut sein Bestes, um
ihm immer wieder interessante Begegnungen und Eindrücke zu verschaffen.
Und Murmi revanchiert sich mit einer
einnehmenden Herzlichkeit und mit einem unverdorbenen Interesse an den
Schönheiten der Natur. Er vermag an
den einfachsten Dingen grosse Freude
zu haben und zeigt mit seiner Art auch
seinem Begleiter viel Überraschendes.
Ein «gfürchiger» Typ
So sehr Tommy Widmer immer wieder spontan den Zugang zu den Kinderherzen findet, so «gfürchig» kommt er
im «Tanz der Vampire» daher. Sein hinkender Gang, die Ratte, die sich an seinen Nacken schmiegt und sein zur Fratze verzogenes Gesicht, gepaart mit unartikulierten, urigen Lauten, die den
Weg aus der dunklen Tiefe seiner Kehle
bis zu den Zuschauern finden, erinnern
an Quasimodo, den Glöckner von Notre
Dame. Dabei wächst Tommy Widmer
oft so sehr über sich hinaus, dass ihn der
Regisseur zurück auf den Teppich der
Theater-Realität holen muss.
Strahlend sassen Heinrich und
Christoph Hochuli im Büro ihrer
Schreinerei in Reitnau: Ihr Lehrling, Jan Fischer aus Triengen,
hat mit einem Durchschnitt von
5,5 die kantonsbeste Abschlussprüfung geschafft. In den praktischen Arbeiten erreichte er sogar sagenhafte 5,8.
st. Eine vierjährige Lehrzeit in der
Schreinerei Hochuli in Reitnau bringt
den Lernenden viel. Da es sich hier sowohl um eine Bau- als auch um eine
Möbelschreinerei handelt, müssen sich
die Lehrlinge zwar entscheiden, in welcher Richtung sie ihre Lehrzeit abschliessen wollen, Einblick gewinnen
sie jedoch in beide Bereiche. Auf dem
Diplom steht entweder Bauschreiner
oder Innenausbau, in der Praxis gelten
sie jedoch dann als Allrounder. Sein
breitgefächertes Können hat Jan Fischer denn auch anlässlich der Lehrlingswettbewerbe gezeigt, wo er die
ersten Erfolge erzielen konnte.
Dass Jan Fischer als Kantonsbester
abschloss freut natürlich besonders seinen Ausbildner, Heinrich Hochuli. Er
weiss, wie hoch die Anforderungen
sind, war er doch während Jahren Prüfungsexperte in Lenzburg und hat viele
Prüfungen abgenommen. Heute hat er
eine wichtige Funktion im Schweizer
Verband. In seinem Betrieb, den er zusammen mit seinem Bruder Christoph
von den Eltern übernommen hatte,
sind neun Berufsleute beschäftigt, und
es werden jeweils zwei Lehrlinge ausgebildet.
Auch sportlich interessiert
Jan Fischer hatte als Freifächer zusätzlich Englisch und Mathematik gewählt. In seiner Freizeit ist er aber auch
engagiertes Mitglied des FC Triengen,
mit welchem er nun nach 38 Jahren
wieder in die 3. Liga aufsteigen konnte.
Im Winter, während eines Monats, ist
bei ihm der Brauch des Geisselchlöpfens ein Thema. Er chlöpft in einer
Gruppe mit.
Jan Fischer bleibt vorerst bis zum
Beginn der RS im November in seinem
Lehrbetrieb tätig. Die weitere Zukunft
ist zur Zeit noch offen.