USA, Mai 2016

Transcription

USA, Mai 2016
Bau- und
Baustoffmaschinen
USA
Konjunkturbericht
Bauindustrie
Mai 2016
Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt
und Richtigkeit keine Haftung.
www.gtai.de
Marktbericht Bauwirtschaft - USA
Von Martin Wiekert, Germany Trade & Invest, Washington D.C.
Washington D.C. (GTAI) - Die US-Bauwirtschaft setzte ihren Aufwärtstrend auch 2015
fort. Die nominalen Bauausgaben legten gegenüber dem starken Vorjahr (+9,6%)
sogar noch leicht beschleunigt zu (+10,6%). Haupttreiber bleibt auch 2016 der
Hochbau, wo es vor allem bei der Errichtung von Eigenheimen noch ein großes
Nachholpotenzial gibt. Außerhalb des Wohnbereichs besteht vor allem im
Wirtschaftsbau eine rege Nachfrage. Bei öffentlich finanzierten Projekten und im
Tiefbau bleiben die Auftragschancen begrenzt.
1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum Bausektor
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP)
Geht es nach der Mehrheit der zuletzt veröffentlichten Konjunkturprognosen, wird
sich der langjährige US-Wirtschaftsaufschwung auch 2016 und 2017 fortsetzen. Mit
zu erwartenden BIP-Zunahmen von real etwa 2,0 bis 2,5% dürfte er, verglichen mit
früheren Expansionsphasen der US-Wirtschaft, allerdings weiterhin eine bescheidene Dynamik entfalten. Dieser positive Ausblick setzt zudem voraus, dass verschiedene Risikofaktoren nicht zum Tragen kommen. Zu diesen zählen eine Verschärfung
der vielfältigen internationalen Krisen, eine globale Nachfrageabschwächung oder
eine mögliche stärkere Aufwertung des US-Dollars.
Das 2015 realisierte Realwachstum von 2,4% war maßgeblich dem kräftigen privaten
Konsum zu verdanken, der in den USA über zwei Drittel der wirtschaftlichen Aktivitäten ausmacht. Beflügelt vom anziehenden Arbeitsmarkt, steigenden Einkommen
und Haushaltsvermögen sowie dem niedrigen Zinsniveau nahmen die Konsumausgaben erstmals seit der Finanzkrise wieder um mehr als 3% zu. Auch wegen der gesunkenen Benzinpreise hat sich die Stimmung der US-Verbraucher zuletzt verbessert.
Die US-Notenbank hat zwar Ende 2015 erstmals seit der Finanzkrise wieder die Leitzinsen erhöht, dürfte jedoch bei der von ihr angestrebten „Normalisierung“ der Geldpolitik vorerst behutsam vorgehen. Im weiteren Jahresverlauf mögliche Zinsanhebungen sollten wegen der zurzeit noch geringen Inflationserwartungen und der nach
wie vor fragilen Gesamtwirtschaft moderat ausfallen.
2
Von der staatlichen Fiskalpolitik sind weiterhin nur begrenzte Konjunkturimpulse zu
erwarten. Mit dem von den Republikanern dominierten US-Kongress wird es auf der
US-Bundesebene bis auf Weiteres keine größeren Ausgabensprünge geben. Immerhin wurden die rigiden Einsparautomatismen der „Sequestrierung“ mit dem jüngsten
Haushaltskompromiss etwas abgemildert. Im Zusammenspiel mit den wieder anziehenden Ausgaben der Bundesstaaten und Kommunen dürfte sich die öffentliche Finanzpolitik damit bis zum Haushaltsjahr 2017 eher konjunkturneutral präsentieren.
3
Wirtschaftliche Eckdaten
Indikator
2014
BIP (nominal, Mrd. US$)
BIP pro Kopf (nominal, US$)
Bevölkerung (Mio.)
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt,
Euro/ US$)
17.348
54.370
319,1
0,753
2015
17.968
55.904
321,4
0,901
Vergleichsdaten
Deutschland 2014
3.874
47.880 *)
80,9
-
*) bei abweichender Bevölkerungszahl
Quellen: IWF; Deutsche Bundesbank
Investitionen
Die Investitionen außerhalb des Wohnsektors legten in den USA 2015 mit real 2,9%
deutlich langsamer zu als im Jahr zuvor (6,2%). Negativ schlugen vor allem die Kürzungen in der Öl- und Gaswirtschaft zu Buche, wo viele Investitionsprojekte wegen
der niedrigen Erdölpreise auf Eis gelegt wurden. Die Ausgaben im US-Bergbau einschließlich der Öl- und Gasexploration wurden um über 40 Mrd. US$ gegenüber dem
Vorjahr zusammengestrichen.
Auch in anderen Produktionsbereichen ließ die Investitionsbereitschaft in den letzten
Monaten zu wünschen übrig. Exportorientierte Firmen leiden weiterhin unter einer
schwachen Auslandsnachfrage und zeigen nur eine begrenzte Bereitschaft, ihre Anlagen zu erweitern. Hinzu kommt die Aufwertung des US-Dollars (rund 20% im Jahr
2015), die internationale Wettbewerbsfähigkeit vieler Betriebe beeinträchtigt.
Auf der anderen Seite gibt es auch Industriesektoren, in denen nach wie vor ein gutes Investitionsklima herrscht. Hierzu gehören die boomende Automobilwirtschaft,
verschiedene Konsumgüter herstellende Branchen oder Wirtschaftszweige, die von
den niedrigen Energie- und Rohstoffpreisen profitieren.
Obwohl die US-Industrieproduktion Anfang 2016 noch weiter schwächelte, ließen
Indikatoren wie der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe oder
die Auftragseingänge für langlebige Verbrauchsgüter zuletzt auf eine leichte Verbesserung der Geschäftslage schließen. Hoffnungen auf bald wieder stärkere Investitionen macht neben dem robusten privaten Konsum auch die in vielen Produktionsbereichen drängende Modernisierung des industriellen Anlagebestands.
Potenzielle Investoren und Unternehmen, die in die USA exportieren wollen, sollten
bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des
Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:
4
Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum
Mit einem Realzuwachs von 3,1% expandierte der private Konsum 2015 so stark wie
seit 2005 nicht mehr. Die Ausgabemöglichkeiten vieler Bürger haben sich zuletzt
weiter verbessert. Dank der guten Beschäftigungsentwicklung lag die Arbeitslosenquote im März nur noch bei 5% und damit nahe bei dem Niveau, das viele Ökonomen als Vollbeschäftigung erachten. Getrübt wird das Bild jedoch durch die niedrige
Erwerbsquote, die im Durchschnitt des vergangenen Jahres ihren tiefsten Stand seit
1977 aufwies. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass viele Langzeitarbeitslose inzwischen nicht mehr offiziell als arbeitssuchend erfasst sind.
Die Faktoren, die schon 2015 den US-Verbrauch beflügelten, entfalten auch im aktuellen Jahr ihre Wirkung. Prognosen zufolge dürfte die Entwicklung der verfügbaren
Realeinkommen allerdings etwas weniger dynamisch verlaufen als im vergangenen
5
Jahr. Das Wachstum der realen Konsumausgaben 2016 könnte dadurch wieder
leicht unter die 3-Prozent-Marke zurückfallen.
Die positiven Auswirkungen niedriger Benzinpreise bestehen fort. Nach Schätzungen
der Automobilvereinigung AAA („Triple A“) spülte der Spritpreiseinbruch den US-Bürgern 2015 zusätzliche 115 Mrd. US$ in die Kassen. Die Spielräume für anderweitige
Ausgaben erhöhten sich dadurch für den Normalfahrer um rund 550 US$. Ende März
2016 lag der nationale Durchschnittspreis lediglich bei rund 2 US$ pro Gallone Normalbenzin. Im Jahresdurchschnitt 2015 mussten noch rund 40 US-Cent mehr bezahlt
werden.
Strukturdaten zur Bauwirtschaft
Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in den USA (in Mrd. U$; Veränderungen in %) *)
Kennziffer
2013
2014
Wert der Bauinvestitionen insgesamt
Hochbau
.Wohnbau
..öffentlich
..privat
...Neubau
...Modernisierungen/
Renovierungen
.Nichtwohngebäude
..öffentlich
..privat
Infrastrukturbau
906,4
Wert erbrachter Ingenieur-,
Architektur- und damit verbundener Dienstleistungen
Wohnbau:
Baugenehmigungen (in 1.000 Einheiten)
Baubeginne (in 1.000 Einheiten)
Baufertigstellungen (in 1.000
Einheiten)
Hausverkäufe/Neubauten (in
1.000 Einheiten)
Hausbestand (in Mio. Einheiten;
2015: Stand 1. Quartal)
993,4
Veränd.
2014/13
9,6
2015
1.098,2
Veränd.
2015/14
10,5
632,4
329,2
5,8
323,4
202,3
121,1
705,1
375,1
5,1
370,0
235,4
134,6
11,5
13,9
-13,4
14,4
16,4
11,2
809,9
424,0
6,5
417,6
270,5
147,0
14,9
13,0
27,8
12,8
14,9
9,2
303,2
102,0
201,2
273,9
330,0
101,7
228,3
288,3
8,8
-0,3
13,5
5,3
385,9
107,2
278,8
288,2
16,9
5,4
22,1
-0,0
262,2
277,2
5,7
269,7
-2,7
991
1.052
6,2
1.178
12,0
925
764
1.003
884
8,4
15,6
1.111
968
10,8
9,5
429
437
1,9
501
14,5
132,8
133,3
0,4
133,6
k.A.
*) Investitionsdaten beziehen sich auf die Größe „Construction Put in Place“
6
Prognose zur Entwicklung der US-Bauinvestitionen 2015 und 2016 (Veränderungen
zum Vorjahr in %) *)
Kennziffer
Bauinvestitionen insgesamt
.Wohnbau insgesamt
..Einfamilienhäuser
..Mehrfamilienhäuser
..Renovierungen
.Nichtwohngebäude insgesamt
..Hotels
..Bürogebäude
..Handel
..Gesundheit
..Ausbildung
..Religiöse Einrichtungen
..Öffentliche Sicherheit
..Freizeit/Unterhaltung
..Transportwesen
..Telekommunikation
..Verarbeitendes Gewerbe
.Infrastrukturbau
..Stromsektor
..Straβenbau
..Abwasser und Abfall
..Wasser
..Umwelt und Entwicklung
2016
8
10
11
11
8
8
17
9
8
5
5
4
4
10
9
10
11
3
2
4
5
5
7
2017
6
7
8
7
6
6
9
3
5
6
4
3
4
6
9
8
8
3
3
2
4
3
7
*) bezogen auf die Größe „Construction Put in Place“
Quelle: FMI's Construction Outlook, 4. Quartal 2015
2. Hochbau/Gebäudebau
Mit einem nominalen Ausgabenanstieg von fast 15% hat sich das Wachstum des USHochbaus 2015 weiter beschleunigt. Während der Wohnbau etwa im gleichen
Tempo wie 2014 expandierte (+13%), legte der restliche Hochbau fast doppelt so
schnell zu (+16,9% nach +8,8% im Vorjahr). Haupttreiber war dabei die gute Entwicklung im Wirtschaftsbau, wo es vor allem in der Chemie- und Petrochemie zu einem regelrechten Investitionsboom kam. Bereiche, die von einem hohen Anteil öffentlicher Ausgaben gekennzeichnet sind (Gesundheit, Bildung, Erziehung, etc.), registrierten dagegen vergleichsweise bescheidene Zuwächse.
7
Entwicklung des Hochbaus in den USA (Bauausgaben in Mrd. US$;
Veränderungen in %) *)
Kennziffer
2013
2014
993,4
Veränd.
2014/13
9,6
Bauinvestitionen
insgesamt
Hochbau insgesamt
.Wohnbau
..öffentlich
..privat
…Neubau
….Einfamilienhäuser
….Mehrfamilienhäuser
...Renovierungen
.Nichtwohngebäude
..Hotels
..Bürogebäude
..Handel
..Gesundheit
..Bildung
..Religiöse Einrichtungen
..Öffentliche Sicherheit
..Freizeit/Unterhaltung
..Verarbeitendes Gewerbe
906,4
2015
1.098,2
Veränd.
2015/14
10,5
632,4
329,2
5,8
323,4
202,3
170,8
31,5
121,1
303,2
13,5
38,0
53,2
40,7
79,1
3,6
705,1
375,1
5,1
370,0
235,4
193,6
41,8
134,6
330,0
16,1
46,1
62,7
38,4
79,7
3,2
11,5
13,9
-13,4
14,4
16,4
13,4
32,7
11,2
8,8
19,6
21,3
18,0
-5,6
0,8
-9,5
809,9
424,0
6,5
417,6
270,5
218,5
52,0
147,0
385,9
21,1
56,2
67,3
40,0
85,0
3,4
14,9
13,0
27,8
12,8
14,9
12,9
24,4
9,2
16,9
30,7
22,0
7,4
4,2
6,6
3,9
9,5
9,4
-1,3
8,9
-5,2
15,2
16,6
9,4
20,7
24,4
50,5
57,8
14,3
83,4
44,4
*) Wertangaben beziehen sich auf die Größe „Construction Put in Place“
Quellen: U.S. Department of Commerce, U.S. Census Bureau
Wohnbau
Der US-Wohnbau hat seinen vor vier Jahren gestarteten Aufwärtstrend auch 2015
fortgesetzt. Gegenüber dem Vorjahr verzeichnete er einen Ausgabenanstieg von
rund 13%. Die größten Zuwächse gab es dabei erneut bei Mehrfamilienhäusern.
Nachdem dieses Segment schon 2014 um knapp ein Drittel zulegte, stand dort im
vergangenen Jahr erneut ein Plus von gut 24% zu Buche. Der starke Trend zum
Wohnen in der City und der seit der Finanzkrise gestiegene Bedarf an Mietwohnungen sorgen weiterhin für eine stete Nachfrage. Die Entwicklung der Baustarts deutet
allerdings eine zunehmende Sättigung des Marktes an. Vor allem bei Luxus-Apartmentgebäuden in Metropolregionen bestehen vorerst nur noch begrenzte Wachstumspotenziale.
8
Im volumenmäßig sehr viel bedeutenderen Einfamilienhausbau besteht dagegen
noch viel Luft nach oben. Jüngeren Erstkäufern und generell auch vielen Mittelschichtfamilien fiel es in der Zeit nach der Krise 2008/09 sehr schwer, die notwendigen Mittel für den Eigenheimerwerb zu beschaffen. Inzwischen hat sich die Finanzlage vieler US-Haushalte verbessert. Die Erholung des Arbeitsmarkts, steigende Einkommen und Löhne sowie das immer noch niedrige Zinsniveau sollten dafür sorgen,
dass sich die aufgestaute Nachfrage in diesem Bereich langsam abbaut. Ein zunehmendes Markthemmnis stellen allerdings die seit einigen Jahren wieder anziehenden
Hauspreise dar.
Die mittel- bis langfristigen Perspektiven im US-Wohnbau bleiben vielversprechend.
Neben dem positiven Makroumfeld beflügeln auch die demografische Entwicklung
und eine zunehmende Haushaltsbildung die Nachfrage. Eine größere Spekulationsblase ist auf dem derzeitigen Marktniveau noch nicht zu befürchten. Trotz einer vierjährigen Expansionsphase lagen die Sektorausgaben 2015 erst bei knapp 70% ihres
Vorkrisenstandes. Nachholpotenzial zeigt sich auch bei den Wohnbaustarts. Mit gut
1,1 Mio. liegen sie heute noch um rund 500.000 unter einer von Experten als „normal“ erachteten Größenordnung.
Baubeginne im US-Wohnbau (in 1.000 Einheiten, Veränderungen in %)
2013
2014
USA insgesamt
…davon Einfamilienhäuser
…davon Mehrfamilienhäuser
925
618
1.003
648
Veränd.
2014/13
8,4
4,9
307
355
.Nordosten
.Mittlerer Westen
.Süden
.Westen
97
150
464
215
110
163
496
235
2015
1.111
715
Veränd.
2015/14
10,8
10,3
15,6
397
11,6
13,4
8,7
6,9
9,3
139
152
555
266
26,5
-6,3
11,8
13,1
Quelle: U.S. Census Bureau
Die verbesserte Einkommenssituation vieler US-Bürger schlägt sich derweil auch in
steigenden Renovierungsinvestitionen nieder. Das Ausgabenwachstum von rund
10% per annum bleibt jedoch derzeit noch hinter dem Neubaubereich zurück.
Nichtwohnbau
Der US-Wirtschaftsbau setzte 2015 seine starke Wachstumsphase fort. Die Ausgaben im Bürosektor legten getrieben von der positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung gegenüber 2014 um 22% zu, während Hotelbauten um über 30% expan9
dierten. Im verarbeitenden Gewerbe stiegen die Gebäudeausgaben sogar um 44%
an. Haupttreiber waren dabei die Petrochemie und die Kunststoffindustrie, die kräftig
in neue Fabrikanlagen investierten. Der Bau von Handelsgebäuden erhöhte sich
2015 um vergleichsweise bescheidene 7%. Hier begrenzt der zunehmende OnlineHandel die Nachfrage nach neuen Verkaufsflächen.
Es bestehen indes Zweifel, dass die zuletzt erlebte Dynamik im US-Wirtschaftsbau
auch 2016 aufrechterhalten werden kann. Im Hotel- und Bürosektor rechnen viele
Experten wegen der Kapazitätserweiterungen der letzten Jahre mit einer Abschwächung der Zuwachsraten. Gleiches gilt für das verarbeitende Gewerbe, wo sich die
2015 deutlich reduzierten Baubeginne bemerkbar machen dürften.
Bei anderen Nichtwohnobjekten wird die Nachfrage nach Bildungs- und Gesundheitsgebäuden langfristig von der demografischen Entwicklung und von der Gesundheitsreform der Obama-Regierung beflügelt. Allerdings bleiben die Potenziale angesichts der hervorgehobenen Rolle öffentlicher Investoren begrenzt. Dank der verbesserten Kassenlage vieler US-Staaten und Kommunen ist in diesem Bereich 2016 ein
Ausgabenwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich zu erwarten.
Energieeffizienz und „grünes“ Bauen
Die anziehende Baukonjunktur kam in den USA 2015 auch dem Markt für umweltfreundliche und energieeffiziente Bauprodukte zugute. „Green Building“ ist dabei vor
allem im Hochbau außerhalb des Wohnsektors gefragt, wo nach Schätzungen fast
jedes zweite Vorhaben unter Berücksichtigung „grüner“ Vorgaben errichtet wird. Zertifizierungen nach dem LEED-System (Leadership in Energy and Environmental Design) oder nach dem Energy-Star-Label werden hier für die Gebäudevermarktung
immer wichtiger.
Große Potenziale für entsprechend ausgestattete Gebäude liegen noch im Wohnsektor, wo das Interesse für nachhaltige Bauweisen langsam zunimmt. Vor allem im
Eigenheimbereich bleibt es aber eine Herausforderung, die Hauseigentümer von
derartigen Investitionen zu überzeugen. Niedrige Energiepreise und damit verbundene längere Amortisationszeiten stehen hier einem stärkeren Marktausbau entgegen.
Die Energieeffizienz im Gebäudesektor wird in den USA durch vielfältige Maßnahmen auf US-Bundes-, Bundesstaaten- und kommunaler Ebene gefördert. Der wichtige Residential Energy Efficiency Tax Credit und einige andere Energieeffizienzförderungen auf der US-Bundesebene wurden mit der Haushaltsgesetzgebung für 2016
verlängert. Einen Überblick zu einschlägigen Programmen und Regularien bietet die
Database of State Incentives for Renewables & Efficiency (www.dsireusa.org).
10
Grundsätzlich ergeben sich im US-Markt für energieeffiziente und umweltfreundliche
Bauprodukte attraktive Geschäftschancen, die auch deutsche Firmen für sich nutzen
können. Der Markterfolg setzt allerdings erschwingliche Preise und eine differenzierte
Vertriebsstrategie voraus. Für einen umfassenden Marktüberblick siehe
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=gruenes-bauenprofitiert-in-den-usa-von-anziehender-baukonjunktur,did=1360278.html
Umsatz der 100 größten Baufirmen mit „grünen“ Bauprojekten, aufgeschlüsselt nach
Sektoren (in Mrd. US$, Veränderungen und Anteile in %) 1)
Sektor
Umsatz
2013
49,99
8,81
Umsatz
2014
48,71
2)
13,33
8,99
8,55
5,84
5,17
7,79
7,16
6,37
3,70
1,89
1,45
2,22
2,08
1,25
1,68
1,23
0,81
2,31
1,66
1,58
1,16
1,16
0,95
0,78
0,74
Insgesamt
.Kommerzielle Bürogebäude
.Gebäude für Bildung und
Erziehung
.Gesundheitseinrichtungen
.Mehrfamilienhäuser
.Öffentliche Bürogebäude
.Gebäude für Sport,
Unterhaltung, etc.
.Nicht-Gebäude
.Industriebauten
.Andere Gebäude
.Hotels
.Telekommunikationsgebäude
.Flughafengebäude
.Handelsgebäude
Veränderung Anteil
2014/13
2014
-2,6 2) 100,0
51,3
-13,3
27,4
16,0
-16,3
9,1
-28,4
22,2
14,7
13,1
7,6
4,7
14,5
-28,8
-44,2
-7,2
-43,5
-36,6
-8,6
3,4
3,2
2,4
2,4
2,0
1,6
1,5
1) Erfasst sind ausschließlich Projekte, bei denen aktiv eine Zertifizierung nach Standards wie dem LEED vorgenommen oder angestrebt wurde; 2) „Grüne“ Projekte des
Unternehmens Tutor-Perini wurden 2014 nicht erfasst (letztere machten 2013 über
1,2 Mrd. US$ aus).
Quelle: www.enr.com, The Top 100 Green Contractors, August 2015
11
Projekte im Hochbau/Gebäudebau
Ausgewählte Großprojekte in den USA (Investitionssumme in Mrd. US$)
Projektbezeichnung
Investition Projektstand
ssumme
Petrochemical
9,4
Planung,
Complex, Formosa, St.
Feasibili
James Parish,
ty-Studie
Louisiana
SoLe Mia Project,
Oleta Partners,
Miami, Florida
4,0
Planung,
Bauphase
Brooklyn Queens
Connector, New York
City, New York
2,5
Planung
Ritz-Carlton Hotel,
Five Star
Development, Paradise
Valley, Kalifornien
NFL Stadium,
Inglewood,
Kalifornien
Wynn Resorts Casino,
Everett,
Massachusetts
2,0
Planung
1,9
Planung
1,7
Planung
Reifenfabrik
Continental Tire The
Americas, Hinds
County, Mississippi
FBI-Hauptquartier,
General Services
Administration,
Maryland oder
Virginia
1,4
Planung
1,4
Planung
12
Anmerkung
Bau eines Ethylen-Crackers und
mehrerer Anlagen zur Produktion
von Polyethylen (HDPE, LDPE),
Polypropylen (PP), Ethylenglycol
(MEG) unter anderem;
Investitionsentscheidung ab
Mitte 2016, Baubeginn ab 2018
Mixed-useStadtentwicklungsprojekt auf
einer früheren Deponiefläche mit
Wohn-, Büro und
Einzelhandelsflächen auf 180
acres; Fertigstellung ab 2018
16-Meilen-Straßenbahn-Projekt
zwischen Brooklyn und Queens
entlang des East Rivers;
Baubeginn ab 2019,
Fertigstellung ab 2024
200-Zimmer-Hotel, 352.000
Quadratfuß; Baubeginn 2016,
Fertigstellung 2018
80.000-Personen-Stadionkomplex
für die LA Rams; Inbetriebnahme
2019
Casino-/Freizeitkomplex mit 600Zimmer-Luxushotel; Auswahl des
Generalunternehmers erfolgt
(Suffolk Construction);
Baubeginn ab 2016,
Fertigstellung ab 2018
Greenfield-Reifenfabrik, 200
acres ; Baubeginn ab 2018,
Inbetriebnahme ab Ende 2019
Neues, gebündeltes FBIHauptquartier; 2,1 Mio.
Quadratfuß; Bestandteil des
Obama-Budgetvorschlags für 2017;
Standort bei Washington DC in
Maryland oder Virginia
Fabrik für
Elektroautos, Faraday
Future Inc., Las
Vegas, Nevada
Javits Convention
Center Expansion,
FXFowle Architects,
New York City, New
York
1,0
Planung
1,0
Planung
3 Mio-Quadratfuß-Werk zur
jährlichen Produktion von bis zu
150.000 Oberklasse-Fahrzeugen ab
2017; chinesischer Investor
Erweiterung eines Ausstellungsund Konferenzgebäudes in
Manhattan um 1,3 Mio.
Quadratfuß, LEED Platinum,
Baubeginn ab Ende 2016
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen
3. Tiefbau/Infrastrukturbau
Die US-Infrastruktur genügt heute aufgrund langjähriger Unterinvestitionen in vielen
Bereichen nicht mehr allerhöchsten Ansprüchen. Dies gilt beispielsweise für die
Trinkwasserversorgung und im Abwassersektor, aber auch für viele Straßen, Brücken und Schienenverkehrssysteme. In internationalen Standortvergleichen belegen
die USA bei der Infrastrukturbewertung schon lange keine Spitzenplätze mehr. Nicht
nur die Baulobby oder Organisationen wie die U.S. Chamber of Commerce fordern
deshalb dringend zusätzliche öffentliche Ausgaben.
Einstufung der globalen Wettbewerbsfähigkeit der USA im Bereich Infrastruktur nach
dem World Economic Forum Global Competitiveness Index 2015-16
Kriterium
Qualität der
übergreifenden
Infrastruktur
Qualität der Straßen
Qualität der
Schienentransportsysteme
Qualität der Häfen
Qualität der
Lufttransportsysteme
Qualität der
Elektrizitätsversorgung
Gesamteinstufung
Infrastruktur *)
Indexwert
USA
Platzierung
unter
144 Ländern
Indexwert
Deutschland
Platzierung
unter
144 Ländern
5,8
13
5,9
11
5,7
5,0
14
15
5,7
5,6
13
9
5,7
6,2
10
5
5,6
6,0
14
11
6,4
16
6,4
20
5,9
11
6,1
7
*) Hier gehen zusätzlich noch Flugverkehrskapazitäten und Telefonanschlüsse in die
Bewertung mit ein.
Quelle: World Economic Forum, The Global Competitiveness Report 2015-16
13
Trotz einer großen und parteiübergreifenden Unterstützung für neue Infrastrukturinvestitionen ist es in den USA nicht leicht, die dafür notwendigen politischen Mehrheiten zu organisieren. Grund sind die unterschiedlichen Vorstellungen bezüglich der
Finanzierung. Nachdem die Republikaner bei den letzten Zwischenwahlen auch die
Mehrheit im US-Senat übernehmen konnten, scheint sich die Konsensfindung jedoch
etwas vereinfacht zu haben. So kam es im Dezember 2015 zu der Verabschiedung
des 305 Mrd. US$ teuren „Fixing America's Surface Transportation Act“ (FAST).
Hauptprofiteur des über einen Zeitraum von fünf Jahren laufenden Finanzierungsgesetzes für die Verkehrsinfrastruktur ist der zentrale Highway Trust Fund, aus dem
neben dem Schnellstraßenbau auch wichtige Programme des Personenmassentransports gespeist werden. Nach den Vorstellungen von Präsident Obama hätte das
Ausgabenvolumen in diesem Bereich allerdings noch deutlich höher ausfallen können. Ein von seiner Administration vorgelegter „Grow America Act“ mit Ausgaben von
478 Mrd. US$ über sechs Jahre fand bei den Republikanern jedoch nicht die erforderliche Unterstützung.
Weiter verbessert haben sich derweil die Ausgabenspielräume vieler US-Bundesstaaten und Kommunen. Der fortgesetzte wirtschaftliche Aufschwung sorgt hier
vielerorts für wachsende Steuereinnahmen und dürfte in den davon begünstigten
Regionen auch 2016 steigende Investitionen im Infrastrukturbereich ermöglichen.
Generell bestehen gute Aussichten, dass die US-Infrastrukturausgaben nach der
Stagnation im Vorjahr 2016 wieder zulegen werden. Wird die volatile Stromversorgung aus der Betrachtung ausgeklammert, war die Ausgabenentwicklung auch 2015
nicht schlecht. Ohne diesen Bereich stand bei den Gesamtinvestitionen ein Plus von
rund 14 Mrd. US$ zu Buche. Für 2016 ist auch im Stromsektor aufgrund zahlreicher
neu gestarteter Kraftwerksprojekte wieder ein starker Anstieg zu erwarten. Darüber
hinaus wird auch im Straßenbau und in der Telekommunikation mit umfassenden
zusätzlichen Aktivitäten gerechnet.
Infrastrukturinvestitionen in den USA nach Sektoren (in Mrd. US$; Veränderungen in
%) *)
Kennziffer
2013
2014
Investitionen insgesamt
.Transportwesen
.Straßenbau
.Wasser, Abwasser, Abfall
.Strom
.Telekommunikation
.Umwelt und Entwicklung
273,9
39,5
81,4
36,0
288,3
41,8
84,2
36,7
Veränd.
2014/13
5,3
5,9
3,5
1,8
93,3
17,8
6,0
101,2
17,1
7,3
8,5
-3,9
22,7
2015
288,2
44,8
90,1
38,6
Veränd.
2015/14
-0,0
7,1
6,9
5,4
87,2
19,5
8,1
-13,9
14,1
10,4
*) Wertangaben beziehen sich auf die Größe „Construction Put in Place“
14
Quellen: U.S. Department of Commerce, U.S. Census Bureau
Zunehmend an Popularität gewinnen in den USA Public-private partnerships (PPP)
zur Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen. Sowohl die US-Bundesregierung als
auch einige Bundesstaaten wollen solche Modelle künftig noch stärker voranbringen
(siehe dazu auch
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=usregierung-willpppprojekte-im-infrastruktursektor-voranbringen,did=1182626.html).
Transport und Verkehr
Trotz der Finanzierungsunsicherheiten im Bundesschnellstraßenbau und bei wichtigen Personenschienenverkehrsprojekten konnten die US-Infrastrukturausgaben im
Transportwesen und im Straßenbau 2015 um gut 7% gegenüber dem Vorjahr zulegen. Neben diversen Überbrückungsfinanzierungen für den Highway Trust Fund
machten sich hier die zusätzlichen Baumaßnahmen vieler Bundesstaaten und Kommunen bemerkbar.
Mit dem neuen FAST-Act wurde die auf der US-Bundesebene lange übliche Praxis
der Stop-and-Go-Politik im Verkehrsbereich erst einmal ad acta gelegt (siehe hierzu
ausführlich www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=uskongressbeschliesst-fuenfjahrespaket-zur-finanzierung-der-verkehrsinfrastruktur,did=1393580.html). Die nun bis 2020 gesicherte Finanzierungsgrundlage wird die
Planung von größeren Bauprojekten erheblich erleichtern und der Sektorentwicklung
künftig stark zugutekommen.
Im Schienenverkehr haben die in den vergangenen Jahren sehr investitionsfreudigen
privaten Frachteisenbahnen derzeit mit einem rückläufigen Frachtvolumen zu kämpfen. Vor allem die fehlenden Aufträge aus der Energieindustrie machen der Branche
stark zu schaffen und schränken die Ausgabenspielräume ein. Personenschnellverkehrsvorhaben wie die California High-Speed Rail kommen derweil nur schleppend
voran und bleiben wie die vielerorts stark modernisierungsbedürftigen ÖPNV-Systeme von begrenzten öffentlichen Zuweisungen abhängig.
Im Hafenbau ermöglichen der andauernde Wirtschaftsaufschwung und die Vorbereitungen auf die bevorstehende Erweiterung des Panama-Kanals zusätzliche Auftragschancen. Auch für den Export von Rohöl, LNG und verarbeiteten Energieprodukten
wird weiterhin kräftig investiert.
Die US-Flughäfen müssen in den nächsten Jahren ebenso umfassende Modernisierungen und Kapazitätserweiterungen in Angriff nehmen. Hier stehen unter anderem
Großinvestitionen in den Einrichtungen in La Guardia, Philadelphia und Atlanta an.
15
Wasser/Abwasser/Abfall
In den Bereichen Wasserver- und Abwasserentsorgung besteht in den USA weiterhin
ein sehr hoher Investitionsbedarf. Hartnäckige Dürreprobleme und Versorgungsengpässe machen dabei vor allem Kalifornien und den südlichen US-Bundesstaaten zu
schaffen. Ein Faktor sind dabei neben dem generell sehr hohen Sanierungsbedarf
schärfere Regulierungen der staatlichen Umweltschutzagentur EPA. Die Nachfrage
nach Trinkwasseraufbereitungssystemen und Produkten und Dienstleistungen zur
Modernisierung der Rohrleitungs- und Kanalsysteme dürfte daher auch künftig gesichert sein (vergleiche
www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=steigender-bedarf-an-technologien-fuer-die-wasseraufbereitung-in-den-usa,did=1311932.html).
Im Abfallsektor gibt es einen regen Bedarf an Recyclinganlagen sowie bei Technologien zur Emissionsvermeidung und Biogasnutzung (zu letzteren siehe auch
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=usregierung-will-dieentwicklung-des-biogasmarkts-vorantreiben,did=1157156.html).
Energie
Der Fracking-Boom in der US-Öl- und Gasindustrie ist wegen des Ölpreiscrashs ins
Stocken geraten. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Wachstumsgeschichte
der Branche noch nicht am Ende ist. Zu den Profiteuren der niedrigen Energiepreise
gehören Raffineriebetriebe und energieintensive Industrieunternehmen. Diese dürften ihre Investitionen auch künftig ausweiten.
Im Stromsektor winken in den kommenden Jahren bei klimafreundlichen Energietechnologien, beim Bau moderner Gaskraftwerke und in der Stromverteilung und übertragung attraktive Geschäftschancen. Die erneuerbare Energien werden dabei
maßgeblich von der im Dezember 2015 erfolgten Verlängerung wichtiger Bundesfördermaßnahmen profitieren. Sowohl der für den Ausbau der US-Solarenergie zentrale
Investment Tax Credit sowie der Production Tax Credit für die Windenergie wurden
vom US-Kongress langfristig neu autorisiert (vergleiche dazu ausführlich
www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=uskongress-schafft-attraktiven-foerderrahmen-fuer-erneuerbare-energien,did=1413734.html).
Einen zusätzlichen Investitionsschub könnte der von der Obama-Regierung initiierte
Clean Power Plan bringen. Nach einem Beschluss des Supreme Courts muss aber
noch vor der Implementierung die rechtliche Zulässigkeit der Maßnahme überprüft
werden (siehe www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=usklimaplanfuer-den-stromsektor-vorerst-gestoppt,did=1416404.html).
16
Einen ausführlichen Überblick zu den Marktchancen im US-Energiesektor bietet
www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/suche,t=modernisierung-derusenergieversorgung-erfordert-erhebliche-investitionen,did=1432294.html.
Kommunikation
Nach einem enttäuschenden Vorjahr haben die US-Infrastrukturinvestitionen im Bereich der Telekommunikation 2015 wieder kräftig angezogen. Der weiter wachsende
Datenverkehr wird die Sektorausgaben auch in den kommenden Jahren beflügeln.
Laut der Telecommunications Industry Association (TIA) soll sich die kabellose Datenübertragung zwischen 2014 und 2018 versechsfachen. Ein erheblicher Ausbaubedarf besteht deshalb der TIA zufolge bei der Errichtung von Funkzellen und beim
Bau von DAS-Systemen.
Bei kabelgebundenen IKT-Systemen und beim Bau von Datencentern nehmen die
Ausgaben ebenso weiter zu. Überdurchschnittliche Marktchancen versprechen zudem die Bereiche Cybersecurity, Cloud Computing und M2M, die von einer hohen
Nachfrage aus dem Unternehmenssektor profitieren. Eher ein Zukunftsthema stellen
zurzeit noch „intelligente“ Transporttechnologien dar. Gleichwohl wird hier mittel- bis
langfristig ein rasantes Wachstum vorausgesagt.
Projekte im Tiefbau/Infrastrukturbau
Ausgewählte Großprojekte in den USA (Investitionssumme in Mrd. US$)
Projektbezeichnung
InvestitiProjektstand
onssumme
High-Speed Rail
67,6 Baubeginn
Project, California
erfolgt,
High-Speed Rail
fortlaufende
Authority, Kalifornien
Ausschreibun
g weiterer
Baulose
Gateway Tunnels
20,0 Planung,
Project, Amtrak und
Finanzierung
Port Authority of New
für
York and New Jersey,
Vorstudien
New York/New Jersey
gesichert
Hartsfield-Jackson
6,0 Planung
Atlanta International
Airport Expansion and
Renovation Project,
Georgia
17
Anmerkung
Hochgeschwindigkeitszugverbind
ung über 520 Meilen zwischen
San Francisco und Los
Angeles/Anaheim;
Fertigstellung ab 2029
Eisenbahntunnel unter dem
Hudson River bei New York
City, voraussichtliche
Fertigstellung gegen Ende
2020er Jahre
Investitionsplan über 20 Jahre
(unter anderem TerminalModernisierung für 393 Mio.
US$ bis 2018 und Errichtung
einer sechsten Landebahn für
943 Mio. US$ in 2023-24)
Bis zu 1.000 Windturbinen mit
einer Gesamtleistung von 3.000
MW; erste UVP abgeschlossen,
Fertigstellung Phase I bis
2019, Phase II bis 2023
730-MeilenHochspannungsleitung zur
Übertragung von Windstrom aus
Wyoming in den US-Südwesten
(Nevada, Kalifornien,
Arizona); drei Jahre Bauzeit
ab 2017
1.000 MW-Park 15 Meilen
südlich von Martha's Vineyard,
Fertigstellung ab 2020
Chokecherry and Sierra
Madre (CCSM) Wind
Energy Project, Power
Company of Wyoming,
Carbon County, Wyoming
TransWest Express
Transmission Project,
TransWest Express LLC,
Wyoming-Utah-Nevada
5,0 Planung
Bay State Wind
Offshore Windfarm,
Dong Energy,
Massachusetts
Sabal Trail Natural
Gas Pipeline, Duke
Energy unter anderem,
Alabama/Georgia/Florid
a
k.A. Planung
3,0 Genehmigung
erfolgt
Untergrund-Erdgaspipeline von
Alabama nach Florida, 500
Meilen, Baubeginn ab Sommer
2016
Purple Line Light Rail
Project, Maryland
Transit
Administration,
Maryland
2,2 Planung
Louisiana
International
Deepwater Gulf
Transfer Terminal,
LIGTT Authority,
Plaquemines Parish,
Louisiana
Combined-Cycle Natural
Gas Plant, Duke
Energy, Citrus County,
Florida
1,5 Planung,
Baubeginn
Phase 1
erfolgt
ÖPNV-Schienenverbindung (16
Meilen) zwischen Bethesda und
New Carrollton im Großraum
Washington DC;. Realisierung
als PPP-Projekt bis 2021;
Contractor Purple Line Transit
Partners (Fluor, Meridiam,
Star America etc.)
Offshore-Terminal vor der
Mississippi-Mündung für
18.000-TEU-Schiffe ;
Gesamtfertigstellung ab 2020
4,0 Planung
1,5 Planung
Ergänzung des Chrystal River
Energy Complex, 2 x 820 MW
Leistung, Inbetriebnahme ab
2018
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen
18
4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis
Branchenstruktur und Wettbewerbssituation
Der seit 2012 bestehende Aufwärtstrend der US-Bauindustrie ist weiterhin intakt. Die
Anzahl der Sektorbeschäftigten lag im Dezember 2015 um rund 296.000 oder 4,7%
über dem Stand zwölf Monate zuvor. Die Arbeitslosigkeit in der Branche belief sich
zum gleichen Zeitpunkt noch auf 7,5%. Dies waren rund 0,8 Prozentpunkte weniger
als im Vergleichsmonat 2014.
Indikatoren zur Bauwirtschaft in den USA
NAICS 23 – Bauwirtschaft
.Zahl der Beschäftigten (in 1.000),
jeweils Dezember
.Sektorale Arbeitslosigkeitsrate (in
%), jeweils Dezember
.Durchschnittlicher Stundenlohn (in
US$), jeweils Dezember
.Zahl der Betriebe (in 1.000), 2.
Quartal
..Private
..Öffentliche
NAICS 236 – Gebäudebau
.Zahl der Beschäftigten (in 1.000),
jeweils Dezember
.Zahl der Betriebe (in 1.000),
jeweils 2. Quartal
NAICS 237 –
Nichtgebäude/Infrastruktur
.Zahl der Beschäftigten (in 1.000),
jeweils Dezember
.Zahl der Betriebe (in 1.000), 2.
Quartal
NAICS 238 –
Baudienstleister/Kontraktoren
.Zahl der Beschäftigten (in 1.000),
jeweils Dezember
.Zahl der Betriebe (in 1.000), 2. Q.
2013
5.939
2014
6.301
2015
6.597
11,4
8,3
7,5
26,36
26,85
27,59
748
757
773
742
6
750
6
767
6
1.316
1.389
1.439
219
223
230
877
928
944
57
57
57
3.746
3.985
4.214
472
477
487
Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics
Die Lohnsteigerungen im Sektor haben sich seit Ende 2014 leicht beschleunigt. Dies
betrifft besonders den Wohn- und Gewerbebau, wo der Wettbewerb um qualifizierte
Facharbeiter stetig zunimmt. In der Öl- und Gasindustrie, in der es in den Vorjahren
19
noch zu erheblichen Engpässen an qualifizierten Baufachkräften kam, hat der
Lohndruck indes nachgelassen.
Generell gilt die US-Bauwirtschaft als sehr wettbewerbsintensiv. Die starke Preiskonkurrenz, vor allem auch bei Ausschreibungen öffentlicher Auftraggeber, bekommen
auch Bauzulieferer und Dienstleister zu spüren. Ein ortskundiger und leistungsfähiger
Kooperationspartner kann den Markteinstieg erleichtern. Eine umfassende Auflistung
der in den USA führenden Bauunternehmen, aufgegliedert nach den verschiedenen
Sparten, bietet zum Beispiel die Zeitschrift Engineering News-Record (siehe
"http://enr.construction.com/toplists").
Führende Bauunternehmen/Kontraktoren in den USA 2014 (Umsatz und
Neuaufträge in Mio. US$)
Firma,
Sitz
(Stadt/Bundesstaat)
Bechtel Corp.,
San
Francisco/Califo
rnia
Fluor Corp.,
Irving/Texas
The Turner
Corp.,New York,
New York
CB&I, The
Woodlands/Texas
Kiewit Corp.
Omaha/Nebraska
PCL Construction
Enterprise Inc.,
Denver/Colorado
AECOM, Los
Angeles,
California
Skanska USA, New
York/New York
The WhitingTurner
Contracting Co.,
Baltimore/Maryla
nd
Jacobs,
Pasadena/Califor
nia
Umsatz
gesamt
28.302
Umsatz
Neuaufträge
international
21.414
10.191
Beschäftigte
Internetadresse
42.500 www.bechtel.com
16.925
11.524
28.831
10.798
825
12.130
10.317
5.436
16.265
10.165
3.167
4.340
14.700 www.kiewit.com
7.233
5.130
7.834
14.400 www.pcl.com
7.095
1.869
9.031
95.000 www.aecom.com
7.025
5
8.858
6.347
0
6.597
10.000 www.usa.skanska.co
m
1.700 www.whitingturner.com
5.104
2.606
10.460
20
27.643 www.fluor.com
5.200 www.turnerconstruc
tion.com
54.000 www.cbi.com
66.000 www.jacobs.com
Balfour Beatty
US, Dallas/Texas
KBR, Houston,
Texas
The Walsh Group
Ltd., Chicago,
Illinois
Tutor Perini
Corp.,
Sylmar/Californi
a
Clark
Construction
Group, Bethesda,
Maryland
Gilbane Building
Co.,
Providence/Rhode
Island
4.877
19
5.941
4.839
2.747
k.A.
1.496 www.balfourbeattyu
s.com
25.000 www.kbr.com
4.608
199
4.230
6.000 www.walshgroup.com
4.492
172
5.702
10.939 www.tutorperini.co
m
4.151
0
4.076
4.200 www.clarkconstruct
ion.com
3.805
329
6.108
2.000 www.gilbaneco.com
Quelle: ENR - Top 400 Contractors, OneSource und Firmenwebsites
(Beschäftigtenzahlen)
Führende US-Wohnungsbauunternehmen
Unternehmen
D.R. Horton Inc.
Lennar Corp.
Pulte Group Inc.
NVR Inc.
Toll Brothers
Taylor Morrison
The Ryland Group
KB Home
Standard Pacific Home
Hovnanian Enterprises
Inc.
Vertragsabschlüsse (in Umsatz (Mio.
Einheiten) 2014
US$) 2014
30.455
8.415
21.003
6.840
17.196
5.662
11.859
4.375
5.467
3.967
6.796
3.011
7.677
2.556
7.215
2.370
4.956
2.367
5.896
2.168
Quelle: Professional Builder, Housing Giants 2015
Geschäftspraxis
Deutsche Unternehmen, die sich an Ausschreibungen in den USA beteiligen wollen,
müssen sich sehr sorgfältig darauf vorbereiten. Auch privatwirtschaftliche Bau- und
Bauzulieferaufträge werden in den USA häufig ausgeschrieben.
21
Ausschreibungen der US-Bundesverwaltung werden auf der Website „Federal
Business Opportunities“ (www.fbo.gov) veröffentlicht. Darüber hinaus gibt es eine
Vielzahl weiterer öffentlicher Auftragsmöglichkeiten bei Bundesstaaten und
Kommunen. Letztere verfügen sehr häufig noch über eigene Ausschreibungsportale.
Ein Hindernis für ausländische Wettbewerber sind Local-Content-Bestimmungen.
Hierzu zählen auch die bei manchen Bauausschreibungen relevanten Vorschriften zu
„Buy-America“ oder auch „Buy-American“. So kann zum Beispiel verlangt werden,
dass lokal produzierte Zulieferteile Verwendung finden müssen oder dass die erwünschten Dienstleistungen durch ortsansässige Unternehmen zu erbringen sind.
Zwar sind die USA ebenso wie Deutschland ein Signatarstaat des Government
Procurement Agreement (GPA) der World Trade Organization. Dennoch bietet das
Abkommen deutschen Firmen nur einen eingeschränkten Schutz vor Diskriminierungen. Zum einen greift es erst ab bestimmten Auftragsschwellenwerten, zum anderen
sind wichtige Bereiche - unter anderem auch manche Bauleistungen - ausgeklammert. Hinzu kommt, dass unterhalb der US-Bundesebene die Anwendung der GPARegeln oft nicht verpflichtend ist.
Der Abbau von Wettbewerbsbeschränkungen bei öffentlichen Ausschreibungen ist
auch ein wichtiges Verhandlungsziel bei der „Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft“ (TTIP). Allerdings ist es derzeit noch ungewiss, ob und in welcher
Form das zwischen den USA und der EU angestrebte Abkommen zustande kommen
wird.
Ansonsten kann es zur Umgehung von Local-Content-Vorschriften Sinn machen,
eine örtliche (Produktions-)Niederlassung zu unterhalten. Bieterkooperationen mit
ortsansässigen amerikanischen Partnern wären eine weitere Strategie. Die erfolgreiche Marktbearbeitung erfordert ohnehin ein differenziertes lokales Kontaktnetzwerk.
Hilfreich sind zudem einschlägige Referenzprojekte, die am besten bereits vor Ort
realisiert wurden.
Kontaktadressen
Deutsch-Amerikanischen Handelskammern (AHK USA)
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in den USA
Internet: www.ahk-usa.de
Der Delegierte der Deutschen Wirtschaft/Representative of German Industry and Trade RGIT
Verbindungsbüro des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und des Deutschen
Industrie- und Handelskammertags (DIHK) in Washington, DC
Internet: www.rgit-usa.com
22
U.S. Department of Housing and Urban Development
Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung
Internet: www.hud.gov
Database of State Incentives for Renewables & Efficiency (DSIRE)
Überblick über Förderprogramme im Bereich (Gebäude-)Energieeffizienz
Internet: www.dsireusa.org
U.S. Census Bureau
Daten zur US-Bauwirtschaft
Internet: www.census.gov/econ/construction.html
National Association of Home Builders (NAHB)
Verband der Wohnbauunternehmen
Internet: www.nahb.org
Association of Equipment Manufacturers (AEM)
Verband für Baumaschinen- und Ausrüstungshersteller
Internet: www.aem.org
National Association of Realtors (NAR)
Verband der Immobilienwirtschaft
Internet: www.realtor.org
Associated Builders and Contractors, Inc. (ABC)
Vereinigung von Bauunternehmen und Kontraktoren
Internet: www.abc.org
Portland Cement Association
Verband der Zementindustrie
Internet: www.cement.org/
U.S. Green Building Council (USGB)
Vereinigung für nachhaltige Gebäudeentwicklung
Internet: http://new.usgbc.org/
American Road & Transportation Builders Association (ARTBA)
Verband
Internet: www.artba.org
Engineering News Record (ENR)
Fachzeitschrift, monatlich
Internet: www.enr.construction.com
23
Builder
Fachzeitschrift der National Association of Home Builders, monatlich
Internet: www.builderonline.com
CONEXPO-CON/AGG
Führende internationale Baumaschinenmesse, alle drei Jahre (im März 2017 in Las Vegas)
Internet: www.conexpoconagg.com
Greenbuild International Conference and Expo
Internationale Fachmesse, jährlich (im Oktober 2016 in Los Angeles)
Internet: https://greenbuildexpo.com
NAHB International Builders’ Show
Internationale Fachmesse, jährlich (im Januar 2017 in Orlando)
Internet: www.buildersshow.com
24