Lesen…Lesen…Lesen - Das Schulbibliotheks-Wiki
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Lesen…Lesen…Lesen Mit besonderem Entwicklungsschwerpunkt im Schuljahr 2006/07 Die Lehrkräfte der GGS Hackenberg betrachten Lesen als grundlegende Schlüsselkompetenz für die weitere schulische Entwicklung, die spätere berufliche Laufbahn und den künftigen Lebensweg. Daher kommt diesem Bereich besondere Beachtung zu. Eine starke Gewichtung im Unterricht und in schulischen Vorhaben unter Einbeziehung vieler verschiedener Aspekte und eines breit gefächerten Angebots ist die Folge. Verbindliche Absprachen und Vorgaben auf der Grundlage der Lehrpläne NRW bilden den Handlungsrahmen. „Hilf mir es selbst zu tun!“ (Maria Montessori) So bittet ein Kind um Unterstützung für eigenverantwortliches Lernen. Eine grundlegende Hilfestellung bietet ihm hierfür das Lesen. Auf diesem Weg kann es sich Informationen über ein Thema aus Büchern und Internet beschaffen oder eine schriftliche Problemstellung erfassen, um in einem nächsten Schritt mögliche Lösungen zu erforschen. Viele Einzelaspekte des vorliegenden Lesekonzepts (besonders Teil I) wurden bereits in den letzten Jahren entwickelt und durchgeführt. In den nächsten Jahren werden sicherlich weitere Bereiche hinzu kommen. Für das Schuljahr 2006/07 nahmen wir uns vor, einen in diesem Zusammenhang immer wieder angedachten Wunsch zu verwirklichen: Die Einrichtung einer eigenen Schulbibliothek in einem Medienverbund mit unseren durch eine Sponsoring-Aktion erhaltenen Laptops, eingebettet in ein täglich nutzbares Konzept zur Leseförderung und zum Selbstlernen. Um unsere Ziele umsetzen zu können, nahmen wir mit dem Schulträger Kontakt auf wegen der räumlichen Gegebenheiten, überlegten gemeinsam mit den Eltern, wie wir die nötigen finanziellen Ressourcen schaffen könnten, wie die Betreuung zu gestalten wäre, fragten die Kinder im Schülerparlament und in den Klassen nach ihren Wünschen. So kristallisierten sich immer konkretere Vorstellungen und Vorgehensweisen heraus. Diese werden im einzelnen in den folgenden Ausführungen dargestellt. Das Ergebnis unserer vereinten Bemühungen ist eine im täglichen Unterricht und Schulleben mit viel Freude und Erfolg von den Kindern genutzte Schulbibliothek, die auch für die angrenzenden Kindertagesstätten geöffnet wurde. Dabei stehen sowohl die traditionellen Medien wie Bücher aller Textarten und verschiedene Kinderzeitschriften im Mittelpunkt wie auch die neuen Medien Computer und Internet. Unsere Partnerschulen in Österreich und Ungarn werden ebenfalls einbezogen. Als Drehtürmodell wird der Selbstlernbereich von leistungsstarken Schülern und Schülerinnen der 4. Schuljahre mehrmals in der Woche für eigenständiges und selbstbestimmtes Lernen genutzt. Die anschließende Präsentation der Ergebnisse zeugt von der Effizienz der Ergebnisse und des Arbeitens der Kinder. Im Sinne des Schuljahresschwerpunktes wurde die Projektwoche des Schuljahres 2006/07 zum Thema „Lesen-Bücher-Autoren“ durchgeführt. Teil I Konzeption und unterrichtliche Umsetzung 1. Methodisch-didaktische Grundlagen des Lesenlernens Unser Erstleseunterricht wird nach dem Konzept von Norbert Sommer-Stumpenhorst in den jahrgangsgemischten Eingangsklassen 1/2 durchgeführt. Es ermöglicht individualisiertes Lernen nach dem jeweiligen Wissensstand und Leistungsvermögen. Wir wollen jedes Kind dort abholen, wo es steht. Im weiteren Verlauf des Leseerwerbs und der Steigerung der Lesekompetenz ist uns ein möglichst ganzheitlicher Ansatz sehr wichtig. Der Aufbau von Lesefreude und Lesemotivation ist dabei oberstes Ziel. Wir unterscheiden informierendes Lesen, interpretierendes Lesen, selbstvergessenes Lesen, das Nutzen von Lesestrategien und Medien. Verschiedene Formen des Leseunterrichts sind • stilles, individuelles Lesen • Partnerlesen • Vorlesen selbst gewählter und vor allem geübter Texte im Plenum • Vorgelesen bekommen 2. Zusätzliche Maßnahmen der Leseförderung Zusätzliche Maßnahmen der Leseförderung sind die Einbeziehung des Bereichs Lesen in den Förderstunden für Kinder mit Migrationshintergrund, Lese-Rechtschreib-Förderkurse für Kinder der Klassen 3 und 4 am Nachmittag und die Lese-Förderung im Offenen Ganztag sowohl durch Lehrerstunden als auch durch OGGS-Initiativen. 3. Einbeziehung von Eltern Wie in allen anderen schulischen Bereichen halten wir die Meinung unserer Eltern ebenso für wichtig wie die Hilfe durch sie. 3.1 Unterstützung beim Leseunterricht Seit vielen Jahren sind „Lesemütter“ oder „Leseväter“ ein fester Bestandteil unseres Leseunterrichts. In kleinen Gruppen oder mit einzelnen Kindern unterstützen sie den Leseprozess. Durch dieses intensivere Ausleben der Lesemotivation konnten immer auch andere Türen der Leseentwicklung geöffnet werden. Außerdem bildet die Zusammenarbeit eine weitere wertvolle Brücke zwischen Elternhaus und Schule. Damit die Schlüsselfunktion des Lesens zum Tragen kommen kann, ist das Ausleben der Lesemotivation unabdingbar. Hierfür bietet die Zusammenarbeit mit „Leseeltern“ eine große und wichtige Unterstützung. Mit ihrer Hilfe können das genießende und das interessengeleitete Lesen einen größeren Raum im Leseunterricht einnehmen. So kann das Kind vorgelesene Kinderliteratur, welche es sich aus der Klassenoder Schulbibliothek auswählt, genießen. Gleichzeitig hat es die Möglichkeit sowohl seiner Phantasie als auch seiner Vorstellungskraft freien Lauf zu lassen. Die Leserunden bei den „Lesemüttern“ und „-vätern“ bieten aber auch genügend Zeit für das eigene Vorlesen. Auf diese Weise kann ebenfalls das Lesenlernen bzw. die Ausschmückung eines Lesevortrages geübt werden. Oft sind die gelesenen Texte auch Anlässe für Gespräche. „Was ist passiert? Wie würde ich mich an Stelle der Hauptfigur fühlen? Wie geht es weiter?“ sind Fragen, über die Kinder nun mit leuchtenden Augen sprechen wollen. An dieser Stelle setzt bereits die Arbeit der Texterschließung und der Textreflexion an. Und was sagen die Leseeltern? Unsere langjährige Erfahrung hat gezeigt, dass sie mit ebensolcher Begeisterung und demselben Engagement an den Lesestunden mitwirkten wie die Kinder selbst. 3.2 Elternbrief zum Thema „Lese-Frühförderung im Elternhaus“ Neben der regelmäßigen Thematisierung des Lesens bei Elterngesprächen haben wir einen Elternbrief herausgegeben, der sich mit dem Thema beschäftigt. 4. Vorlesen Der hohe Stellenwert des Vorlesens wird im Zusammenhang mit der Lesesozialisation von Kindern immer wieder betont. Regelmäßiges Vorlesen in der Schule hilft aber auch, Unterschiede in dieser Sozialisation, die lange vor dem Schuleintritt beginnt, auszugleichen. 4.1 Monatliche Vorlesestunden Seit mehreren Jahren gibt es bei uns an der Schule einmal im Monat die so genannte Vorlesestunde. Sie soll den Kindern Bücher und damit auch das Lesen näher bringen. Das Vorlesen soll ohne lästige Rückfragen und Ergebnissicherungen den Schülern einen positives und stressfreies Leseerlebnis verschaffen. Die Vorbereitung für diese Vorlesestunde beginnt schon etwa eine Woche vorher. Dann geben alle Lehrerinnen und auch die Leiterin des Offenen Ganztags eine Kopie ihres Buchumschlages bei der Hausmeisterin ab. Die Buchauswahl treffen die VorleserInnen selbst. So entsteht jeden Monat eine bunte Mischung aus Krimis, Bilderbüchern, lustigen Geschichten, Klassikern der Kinderliteratur, Gruselbüchern und anderen spannenden Abenteuergeschichten. Eine Altersbeschränkung wird nicht vorgenommen. Manchmal findet sich bei dem Buchtitel der Vermerk „Fortsetzung“, da die Kinder häufig darum bitten, dass das Buch in der nächsten Vorlesestunde weiter gelesen wird. Die Auswahl der Buchtitel wird von Montag bis Mittwoch an einer Fensterscheibe im Hauptflur in Klarsichthüllen ausgehangen. Auf diese Weise haben die Schüler die Gelegenheit im Vorbeigehen einen ersten Eindruck von den Büchern zu bekommen und sich ggf. mit Mitschülern darüber auszutauschen. Damit sich die SchülerInnen möglichst gleichmäßig auf die angebotenen Bücher verteilen, müssen sie im Laufe des Mittwochvormittags kleine Eintrittskarten für ihr Buch holen. Die Eintrittskarten haben unterschiedliche Farben und sind laminiert, damit sie jedes Mal wieder verwendet werden können. Auf der Rückseite steht jeweils noch der Name der Klasse oder des Gruppenraums. Die Hausmeisterin geht in einem rotierenden System von Klasse zu Klasse und holt die Kinder dort ab. Sie beaufsichtigt das Kartenholen und gibt Hilfestellung, wenn einzelne Schüler nicht wissen, wo sich der Raum befindet, in dem ihr Buch gelesen wird. Es ist immer eine andere Klasse zuerst an der Reihe, damit jeder einmal die Gelegenheit hat, eine Karte für sein Wunschbuch zu bekommen. Um 10.00 Uhr kommt dann die Durchsage, dass jetzt alle Schüler und Schülerinnen zu dem ausgewählten Buch gehen, um sich dort für ca. 30 Minuten etwas vorlesen zu lassen. Um 10.30 Uhr erfolgt dann wieder eine Durchsage, die die Vorlesestunde beendet. Im letzten Schuljahr haben wir eine Abfrage bei den Kindern durchgeführt um die Praxis der Vorlesestunden zu evaluieren. Die Ergebnisse sind in die weiteren Planungen eingeflossen. 4.2 Vorlesewettbewerbe Vorlesen in der Schule geschieht außer durch Erwachsene ebenso durch Schülerinnen und Schüler. Dies bedeutet mehr als das im Unterricht praktizierte laute Lesen eines Textes. Vorlesen muss erlernt und geübt werden. (Grundschule Deutsch, Hrsg. Erika Brinkmann, Nr. 5/1. Quartal 2005, Vorlesen) Es müssen die dafür erforderlichen lesevorbereitenden Handlungen als Arbeitstechniken eingeübt werden. Kinder erfahren in Vorlesesituationen, dass Vorlesetexte adressatengerecht zu gestalten sind. Anlässlich der Eröffnung der Schulbibliothek (s. spätere Ausführungen) wurde in unserer Schule erstmals ein Vorlesewettbewerb mit allen Klassen durchgeführt. Alle SchülerInnen, die wollten, durften teilnehmen. Die Kinder waren hochmotiviert. Um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen, wurden in den Klassen Kriterien für einen guten Lesevortrag erarbeitet. Wenn Kinder lesen sollen wie ein Leseprofi (www.dagmarwilde.de), dann muss das Vorlesen vorbereitet sein. Unser Kollegium war der Meinung, dass solche Lesevorträge von SchülerInnen regelmäßig praktiziert werden sollten. Wir werden geeignete Anlässe dafür suchen. 4.3 Vorlesepaten Der große Erfolg der Vorleseaktion brachte uns auf die Idee, Vorlesepaten in die Klassen einzuladen. Das können Eltern der Schule sein, aber auch ehemalige Lehrkräfte, Freunde oder Unterstützer der Schule oder andere daran interessierte Personen. Ziel wäre, dass jede Klasse einen solchen Vorlesepaten hat, der in regelmäßigen Abständen in den Unterricht kommt. 5. Weitere Angebote zum Thema Lesen Lesen vollzieht sich überall und in allen Zusammenhängen. Wir versuchen so viele sinnvolle außerschulische Angebote wie möglich zu integrieren. 5.1 Regelmäßig besuchen wir mit allen Klassen die Stadtteilbibliothek und den Bücherbus. Das ist wichtig, um den Kindern die damit verbundenen Angebote nahe zu bringen. 5.2 Antolin als elektronisches und interaktives Angebot zur Leseförderung unter http://www.antolin.de wurde für alle Klassen eingeführt (Jahresabonnement 169 €). Das Buchportal für Kinder ist eine web-basierte Plattform für die Leseförderung. Hier wählen Kinder eigenständig Bücher aus, die sie gern lesen möchten. Nach dem Lesen beantworten sie mit Hilfe von Antolin in Quizform Fragen zu dem Buch und sammeln Punkte. Die Kinder erhalten ein Passwort, mit dem sie sich auch von zu Hause Zugang zu dem Programm schaffen können. Auf diese Weise fördert Antolin das sinnentnehmende Lesen und motiviert die Kinder, sich mit den Inhalten der gelesenen Bücher auseinander zu setzen. Lehrkräfte können über einem eigenen Zugang das Inhalts-verständnis der einzelnen Kinder einschätzen. 5.3 Leselilli wird ebenfalls für alle Klassen angeboten: Die kostenlose Internetplattform von Schulen-ans-Netz e.V. ermöglicht das Vorstellen von gelesenen Kinderbüchern durch das Einstellen von Bildern, Kommentaren und Leseproben. Unter dem Motto „Kinder der GGS Hackenberg lesen für unsere österreichischen und ungarischen Partnerklassen“ bietet es zudem eine Möglichkeit der Kommunikation und Zusammenarbeit mit unseren Partnerschulen. Unter http://www.primolo.de/home/ggssonnenblumen1 sind die Ergebnisse zu finden. 5.4 Das Nutzen von außerschulischen Angeboten wie dem FLOH-LesefitnessTraining, der Teilnahme an der Aktion „Kinder lesen Zeitung“ der Bergischen Morgenpost und der Einbeziehung von Autorenlesungen gehören ebenfalls zu den festen Bestandteilen unserer Leseförderung. Teil II Besondere Aktionen und Projekte im Schuljahr 2006/07 6. Einrichtung einer eigenen Schulbibliothek Zu Beginn des Schuljahres 2006/07 beschlossen wir, den an der GGS Hackenberg lang gehegten Wunsch einer eigenen Schulbibliothek nun zügig zu verwirklichen um somit die Sprach- und Lesefähigkeit der Kinder auf einem weiteren Weg zu fördern. Außerdem sollte im Sinne eines anderen Entwicklungsschwerpunktes der Schule die Verbindung zwischen dem Lesen von Büchern und der Nutzung der neuen Medien im Sinne eines Medienverbunds geschaffen werden. Zusätzlich sollten die neuen Medien für einen Selbstlernbereich zur Verfügung stehen, in dem besonders leistungsstarke Kinder in einem Drehtürmodell im Verbund mit den vielen Sachbüchern und -texten Lernvorhaben selbstständig und eigenverantwortlich umsetzen könnten. Ein großer durch Umräumaktionen in den Sommerferien geschaffener Raum, 15 Laptops, die wir durch das Sponsoring der Firma Hewlett Packard erhalten hatten und Bücher aus den Klassenbüchereien waren sofort verfügbar, ebenso wie die bereits oben beschriebenen Internetangebote Antolin und Leselilli. Unser Vorhaben stieß bei allen Zielgruppen auf große Begeisterung. Sowohl Kinder wie Eltern und Kollegium standen geschlossen hinter der Idee. Durch die tatkräftige Hilfe des Schulträgers, des Schulvereins, einzelner besonders begeisterter Eltern, sehr engagierter Kolleginnen und MitarbeiterInnen des Offenen Ganztags konnten wir einen wunderbar gestalteten Raum mit Teppichboden, einem großen Sofa in der Leseecke, Sitzsäcken, Schaukelstuhl, geeigneten rollbaren Tischgruppen zur individuellen Nutzung, Rollwagen für Bilderbücher, einer rollbaren Litfasssäule und anheimelnden Vorhängen, Gardinen und Deckenbehängen gestalten. Die gemütliche Einrichtung lädt zum selbstvergessenen Lesen und Schmökern ein. Das Schülerparlament entschied sich in Anlehnung an Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren für den Bibliotheksnamen Villa Kunterbunt. Ein neues Computersystem mit Handscanner und einer professionellen Internetplattform (http://www.biblioweb.at/villakunterbunt - Finanzierung der Jahresabonnements durch den Schulverein) zur elektronischen Bücherinventarisierung, Benutzerausweiserstellung und Ausleihverwaltung brachte uns auf den neuesten Stand der Technik. Sogar von zu Hause aus können Kinder und Eltern im Internet schauen, welche Bücher vorhanden sind und sie eventuell reservieren lassen. 6.1 Ziele Die Einrichtung der Bibliothek ist mit folgenden Zielsetzungen verbunden, die im Lehrplan für die Grundschule verankert sind: • • • • • • • • Aufbau der Lesebereitschaft und Erweiterung der Lesemotivation Förderung des informierenden Lesens Förderung des selbstvergessenen Lesens Förderung des genauen Lesens Verbindung von schulischem und häuslichem Lesen Lesen in Verbindung mit Neuen Medien Selbstständige Informationsbeschaffung Verfassen von Buchempfehlungen und evtl. Buchkritiken Des weiteren ergeben sich Ziele für die Schule: • • • 6.2 Erweiterung des bisherigen Buchbestands Systematisierung des vorhandenen Buchbestands Bereicherung besonders für den Deutsch- und Sachunterricht Eins fehlte noch - Bücher, Bücher, Bücher: Sponsorenlauf Was wäre eine Schülerbücherei ohne eine große Auswahl an Büchern der verschiedenen Textgattungen? Zwar standen uns die Bücher der Klassenbüchereien zur Verfügung und viele Kinder hatten auch von zu Hause schon Kinderbücher gespendet, doch mussten wir uns nun weitere Wege zur Beschaffung einfallen lassen. So veranstalteten wir im September 2006 einen Sponsorenlauf für Bücher. Es wurde ein überwältigender Erfolg! Unsere Kinder „liefen über sich hinaus“ und unsere Eltern zahlten gern: 8008 Euro kamen zusammen! Sie ermöglichten einen Bücherbestand von z.Zt. über 3000 aktuellen Büchern. Einen Teil des Geldes hielten wir zurück um auch in den nächsten Jahren neue aktuelle Kinderbücher kaufen zu können oder Bücher anschaffen zu können, die sich aus Unterrichtsvorhaben ergeben. In Zusammenarbeit mit der Stadtteilbibliothek Lennep, der hiesigen Buchhandlung und natürlich den Kinderwünschen selbst wählten wir zu allen Textarten wunderbare Bücher und ganze Buchreihen aus. Engagierte Mütter, Kolleginnen und weitere HelferInnen begannen bereits in den Herbstferien 2006 mit der aufwändigen Inventarisierung. Welch eine Aufgabe, welch Fleiß und Engagement! 6.3 Initialaktion zur Eröffnung: Vorlesefest „Lesen braucht Vorbilder“ Die Zeit drängte: Hatten wir uns doch ein ehrgeiziges Ziel gesteckt - die Eröffnung der Bibliothek anlässlich des bundesweit von der Stiftung Lesen und der Wochenzeitschrift Die Zeit initiierten Vorlesetags am 17.11.2006 unter dem Motto „Lesen braucht Vorbilder“, für den wir ein Angebot des Bundestagsabgeordneten Jürgen Kucharczyk zum Vorlesen erhalten hatten. Wir waren uns einig, dass zeitgleich allen Klassen an diesem Tag von in unserem Umfeld bedeutsamen Personen vorgelesen werden sollte. Herr Kucharczyk wurde gebeten im Beisein von Presse und Fernsehen die feierliche Eröffnung vorzunehmen. Für unsere Schulgemeinde sollte am Nachmittag ein Tag der offenen (Bibliotheks-)Tür gestaltet werden, an dem das Kollegium alle Gäste als Dank für das entgegengebrachte Vertrauen und Engagement mit Waffeln und Getränken bewirten würde. Beides - Eröffnungsveranstaltung und Tag der offenen Tür wurden ein Riesenerfolg! Kinder, Eltern, „Prominente“ und Kollegium trugen auf einer Welle der Zustimmung und Unterstützung den Gedanken von motiviertem Lesen und Vorlesen in den Tag. 6.4 Tägliche Nutzung Bis heute hat dies angehalten. Die Lesebegeisterung der Kinder hat die Bibliothek zu einem lebendigen Teil unseres Schullebens werden lassen. Sie ist fest im Bewusstsein verankert. Manche Klassen haben „feste“ Bibliothekszeiten. „Leseeltern“ der Klassen gehen mit Kindergruppen dorthin. Kinder können z.B. in Freiarbeitsphasen jederzeit in die Bibliothek gehen um dort zu lesen, Informationen zu Unterrichtsinhalten zu suchen, sich Bücher auszuleihen oder sie zurückzubringen. Die beiden in unmittelbarer Nähe liegenden Kindertagesstätten haben ebenfalls Benutzerausweise erhalten, verbunden mit dem Angebot jederzeit mit Kindergruppen zu uns zu kommen. Im Sinne einer lebendigen Gestaltung des Übergangs von der KiTa in die Grundschule ist dies eine gute Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und zusammenzuarbeiten. 6.5 Engagierte Mütter unserer Schule ermöglichen diese variable Nutzung: Unsere "Guten Geister", Mütter aus vielen verschiedenen Klassen, ermöglichen es uns in Zweier- oder Dreierteams, die Bibliothek jeden Tag verlässlich von 9.00-11.30 Uhr geöffnet zu halten. Sie beaufsichtigen die Kinder und sorgen dafür, dass die Regeln im Raum eingehalten werden. Sie beraten die Kinder bei der Buchauswahl, sie organisieren die Buchentleihe und -rückgabe und haben ein Auge auf die Lernvorgänge im Selbstlernzentrum. Wenn Zeit dafür ist, lesen sie mit Kindern gemeinsamen und stellen Fragen zu den Inhalten und Büchern. Folgende Regeln gelten im Raum: - Ich rede mit Flüsterstimme. - Ich gehe ruhig und langsam. - Wenn ich ein Buch herausnehme, schiebe ich an der Stelle ein Holzbrett ein. - Wenn ich nicht mehr weiß, an welcher Stelle ein Buch gestanden hat, lege ich es in die Sammelkiste. Das Betreten der Schulbibliothek ist nur mit Hausschuhen gestattet. In einem Regal vor der Tür stehen 30 Paar Schlappen für die Kinder, die im Klassenraum keine Hausschuhe tragen. Wenn wir es nur ansatzweise schaffen, Bücher und Lesen zu einem positiv gefühlten Aspekt zu machen, haben wir viel erreicht, besonders im Sinne der Kinder, die zu Hause nicht viele Bücher vorfinden und für die es nicht selbstverständlich ist, in die Stadtbibliothek, den Bücherbus oder Buchhandlungen zu gehen. 7. Selbstlernzentrum in der Schulbibliothek Da wir in allen Jahrgängen Kinder haben, die besonders leistungsstark sind oder denen sogar eine Hochbegabung attestiert wurde, suchten wir eine Möglichkeit, ihnen eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Fähigkeiten entfalten können. Mit wechselnden Themen werden daher zuerst einmal für die Viertklässler Angebote gemacht, die zur Recherche, zum Zusammentragen von Informationen, zum Wecken von Neugier und Engagement herausfordern. Einmal in der Woche findet eine Kontaktstunde mit der betreuenden Lehrerin statt, um Probleme zu besprechen oder Hilfen einzufordern. Das sinnentnehmende und selektierende Lesen von Informationen, egal ob aus dem Internet oder aus Büchern und anderen Informationsquellen, ist eine wichtige Schlüsselkompetenz für diese Arbeit. Es wird geschult und führt zu entsprechenden Arbeitsergebnissen. Wir überlegen z.Zt., wie wir das Selbstlernangebot durch StudentInnen der Bergischen Universität in Wuppertal und mit entsprechender Betreuung durch dortige Dozenten ausweiten und aufwerten können. Erste Kontakte wurden bereits geknüpft. Ebenso könnten wir uns in diesem Bereich eine Zusammenarbeit mit dem ansässigen Gymnasium vorstellen um auch den Übergang Grundschule - Sekundarstufe I zu intensivieren. Den Abschluss der jeweiligen Arbeit bildet die Präsentation. Dies ist sehr wichtig. Einmal um die Ergebnisse zu würdigen und den Eltern, der Klasse oder der Schulgemeinde zugänglich zu machen. Andererseits sollen die Kinder Techniken wie Powerpointpräsentationen, Internetdarstellungen, freie Rede oder das Zusammenstellen von Ergebnismappen trainieren. Solches wird später ein wichtiger Bestandteil ihrer Ausbildung und Berufstätigkeit sein. 8. Projektwoche zum Thema „Lesen-Bücher-Autoren“ Was lag näher, als die alle zwei Jahre anstehende Projektwoche diesmal zum Thema Lesen auszurichten? Wir waren uns schnell einig, dass dies in Verbindung mit dem Schuljahresschwerpunkt die richtige Entscheidung sei. Folgender Projektwochenablauf wurde vereinbart und durchgeführt: 8.1 Theaterstück „Der Bücherwurm“ als Auftakt Das Einpersonen-Stück wurde für alle Klassen am Montag, den 23.4.07, dem internationalen „Tag des Buches“(!), im Forum der nahe gelegenen Hauptschule aufgeführt. Es zeigte in sehr anschaulicher und vergnüglicher Weise das Leben eines Bücherwurms in verschiedenen Geschichten und Lebensabschnitten. Anschließend fand in den Klassenverbänden die Nachbereitung statt, es wurde darüber gesprochen, Rollenspiele durchgeführt, dazu gemalt und geschrieben. 8.2 Projekttage In den drei folgenden Tagen beschäftigten sich die Kinder in vorher frei wählbaren Projektgruppen klassenübergreifend mit bestimmten Büchern oder Autoren. 8.3 Autorenlesung Am Freitag las der Autor Ralf Lilienthal aus seinem Buch „Oscar und der große Och“ vor. Passend zur jeweiligen Jahrgangsstufe 1/2 und 3/4 präsentierte er in zwei Durchgängen mit viel Einfühlungsvermögen Textstellen, die dem Hörverständnis der Kinder angemessen waren. Sie konnten Rückfragen stellen, zum Buch aber auch zur Tätigkeit eines Autors, zum Entstehen eines Buches und zu vielem mehr. Anschließend wurden in der Schule die Projekträume für die am Nachmittag stattfindende Präsentation vorbereitet. 8.4 Präsentation am Schulfest Wie bei jeder Projektwoche stellten die Gruppen am Abschlusstag nachmittags ihre Ergebnisse und Abläufe dar. Besonders war diesmal, dass zu zwei festgelegten Zeiten die Lehrkräfte in jeder Gruppe für die Kinder und Eltern eine Viertelstunde lang aus den besprochnen Büchern vorlasen. Der Schulverein sorgte darüber hinaus für das leibliche Wohl und die Vergnügungen für die Kinder. Es wurde eine gelungene und gut besuchte Veranstaltung, die noch einmal das Lesen und Vorlesen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellte.