Wilde Bräute gehen zur Sache

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19. Juli 2010 - 18:27 Uhr
Wilde Bräute gehen zur Sache
Von Heike Müller
Junge Frauen aus Wuppertal nehmen beim Rollschuh-Rennen wenig Rücksicht.
Wuppertal. Keine Angst vor blauen Flecken und harten Stürzen haben die "Pirate Brides Wuppervalley" (PiratenBräute Wuppertal), wenn sie sich jeden Mittwochabend in der Wuppertaler Wicked Woods Halle zum Roller Derby
treffen. Auf dem Trainingsprogramm: Gekonnt mit Schultern und Becken blocken, sich durchkämpfen, auf Knien
bremsen, geschickt fallen.
Denn bei einem Spiel ("Bout") gehen die Mannschaften nicht zimperlich miteinander um. Zwei Verfolgerinnen
("Jammerinnen") müssen in einem Rundkurs das Feld von hinten aufrollen. Dabei versuchen die Gegnerinnen, sie mit
vollem Körpereinsatz daran zu hindern.
Mit Rollkunstlauf hat der aus Amerika übergeschwappte Sport augenscheinlich
wenig gemein, außer Rollschuhen und kurze Röcken. Letztere trägt die Pirate
Bride in schwarz oder mit Leopardenmuster zu zerrissener Strumpfhose
zuzüglich Tätowierungen und Körperschmuck ("Piercings"). Schwarz und der
Leopard sind die Teamfarben der punkigen Roller-Amazonen.
Die Frauen in den kurzen Röcken wollen rebellisch und sexy sein
Heike Müller
Die Wuppertaler Roller-Mädchen
nehmen Fahrt auf: Gleich lässt die
Piraten-Braut im Leoparden-Look
(rechts) ihre Kontrahentin auflaufen.
"Nicht nur wild aussehen, auch wild sein", bringt Jennifer Jansen, genannt
"Hell Betzie", das extravagante Sport-Outfit auf den Punkt. Die 25-Jährige sah
als Kind Roller Derby im Fernsehen. Da wusste sie: "Ich will auch einmal so
werden, wie diese Frauen in kurzen Röcken - rebellisch, wild und sexy."
Tätowierungen, Piercings und Rock´n´Roll sind jedoch kein Muss: "Bei uns
kann jeder mitmachen", betont Ava Weis ("Cap´n dodi"), "von Tussi bis
Rotzgöre. Doch Rotzgören kommen besser durch."
Ava Weiss und Sabine Quambusch gründeten im Januar die Wuppertaler
Pirate Brides. Zuvor ließen sie es auswärts ordentlich rollen. In Köln waren sie bei den Graveyard Queens, dem
ersten Roller Derby-Team in NRW. Mittlerweile gibt es in Deutschland acht Mannschaften. Leider waren die Spiele
Anfang des Jahres bereits vergeben. Daher verfügen nur Ava und Biene über erste Wettkampferfahrung.
Den Bräuten wird die Suche nach einer großen Halle schwer gemacht
"Höllenaufregend!", denkt Sabine ("Betta Bathory"), mit wohligem Schauder an ihren ersten Kampf zurück. "Ich wollte
wieder gehen", erinnert sich die Zierliche an die wesentlich massigeren Gegnerinnen. "Nach dem ersten Sturz machte
es Ping und ich wollte, dass die Gegner fallen." Nach dem Wettkampf lägen sich jedoch alle wieder in den Armen.
Was zu dem Glück noch fehlt ist eine Halle, denn die derzeitige Halle ist für "Bouts" und selbst für das Training zu
klein. "Doch die Vereine wollen uns nicht. Tätowierte Frauen in kurzen Röcken, die aggressiven Vollkontakt betreiben,
sind nicht gesellschaftsfähig." Sogar freie Rollschuhbahnen winkten ab.
Roller Derby ist ein Vollkontaktsport für Frauen (18+), ausgeführt auf (klassischen) Rollschuhen, sogenannten
Quad-Skates. Gespielt wird in zwei Halbzeiten à 30 Minuten, in denen jeweils so viele zweiminütige "Jams"
(Rennen) gefahren werden, wie möglich. Pro "Bout" (Spiel) treten zwei Mannschaften gegeneinander an - je Team
fünf Spielerinnen: Das Pack, bestehend aus vier Blockerinnen, und die Jammerin. Die Jammerinnen sammeln für
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ihre Mannschaft pro überrundeter Gegnerin Punkte - die Blockerinnen des eigenen Teams helfen ihr, die des
gegnerischen Teams hindern sie daran.
Es gibt klare Regeln nach denen man blocken bzw. fahren darf.
1935 veranstaltete der Sportpromoter Leo A. Seltzer das erste Roller Derby Rennen in Chicago und schaffte es in
kürzester Zeit, den Sport in ganz Amerika berühmt zu machen. Allerdings geriet der Sport in den 70er Jahren
allmählich in Vergessenheit und erwachte erst 2001 in Texas zu neuem Leben. In Deutschland gibt es mittlerweile
acht Teams, darunter auch die Wuppertaler Piraten-Bräute.
In den USA ist Roller Derby inzwischen zum Breitensport geworden und wird sogar an den Highschools angeboten.
Bis es auch hier soweit ist, suchen die Wuppertaler Roller-Mädchen noch neue, robuste Mitspielerinnen.
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