CD: Il Canto die Malavita – La Musica della Mafia. Nr. 3 “Blut

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CD: Il Canto die Malavita – La Musica della Mafia. Nr. 3 “Blut
Blatt 12a
CD: Il Canto die Malavita – La Musica della Mafia. Nr. 3 “Blut verlangt nach Blut”
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Musik anhören. Kurze musikalische Charakterisierung: stilistische Mittel usw.
Wie verhält sich der musikalische Ausdruck zum Textinhalt, insbesondere im Refrain
„aber Blut verlangt nach Blut“? (Text ist im Booklet unter Nr. 3.)
Zusammenfassung in Stichworten der in den unten abgedruckten Texten vertretenen
Positionen.
Text im Booklet: Die Musik ist ambivalenter Ausdruck der komplexen kalabrischen
Lebenswelten und ihrer sozialen Umfelder ... noch nie zuvor sind diese Lieder regulär
veröffentlicht worden. Die CD trägt dazu bei, den Weg für eine Diskussion frei zu machen,
die oft in Unkenntnis des eigentlichen Streitpunktes geführt wird: der Lieder. Diese Musik
hören zu können, bedeutet daher auch, sie verstehen zu lernen.
Im Internet: Dabei ist die Mafia ein Mythos ohne Götter. Ihren Liedern lässt sich entnehmen,
dass es sich bei den Mafiosi nicht um entrückte Potentaten handelt, sondern um eine durchaus
geerdete, in strenger Disziplin der Verschwiegenheit, Ehre und Blut organisierte
Wertegemeinschaft, die kaum Auffälligkeiten von ihrem christlichen Äquivalent aufweist,
wäre da nicht diese tödliche Konsequenz, nach der Regeln durchgesetzt werden.
Francesca Viscone: Tödliche Schauer (am 8. April 2009 in der ZEIT und tanz)
Mit wohligem Schauer haben deutsche Journalisten immer wieder über die »Musik der
Mafia« berichtet. All diese Artikel sind auf gefährliche Weise falsch: Sie machen aus
Verbrechen Folklore.
Manche Nacht ist des Grauens. So wie jene vom 15. August vor zwei Jahren, als die Mafia in
Duisburg sechs Menschen ermordete. Damals verspürte ich Schmerz und Scham. Dafür, dass
Kalabrien, meine Heimat, mit Blut besudelt worden war – in jenem Deutschland, in dem auch
ich zu Hause gewesen war. In einer Zeitung las ich vom Erfolg der Lieder der ’Ndrangheta,
der kalabrischen Mafia, die zwischen 2000 und 2005 auf drei CDs erschien. Ein Deutschland,
das der Musik der Mafia lauscht, konnte nicht das Deutschland sein, das ich kannte.
Leider war sich die Presse der Verantwortung ihrer Rolle nur wenig bewusst, als sie mit
wohligem Schauder schrieb, dass die Musik der Mafia in Italien verboten sei. Falsch: Die
CDs und Kassetten finden sich auf den Verkaufsständen der Märkte – alle tragen den Stempel
der italienischen Gema, der Verwertungsgesellschaft für musikalische Aufführungsrechte,
und ihre Produzenten sind steuerpflichtig.
Mindestens ebenso gefährlich ist es, die Mafia als archaisches Phänomen zu beschreiben, das
ausschließlich aus Mord und Brutalität besteht: Wenn es so einfach wäre, wären die Mafiosi
leicht zu erkennen.
Die Massenmedien bieten der Mafia eine öffentliche Bühne. Wer auf dieser Bühne einen
mafiosen Tarantellatanz aufführt, lenkt die Aufmerksamkeit von der harten Wirklichkeit ab –
jener Wirklichkeit, in der das Schicksal unserer Demokratie auf dem Spiel steht.
Francesca Viscone, 47, ist Journalistin und Schriftstellerin, sie lebt in Reggio Calabria und
hat das Phänomen der Mafiamusik in dem Buch »La Globalizzazione delle cattive idee.
Mafia, musica, mass media« (Rubbettino Verlag) analysiert.
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