Electric Ladyland Nur Musik im Kopf

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Electric Ladyland Nur Musik im Kopf
Aktuelles | 13
Gefühl: Tina Dico
Nur Musik im Kopf
Gitte bekommt Konkurrenz. Tina Dico legt sich mächtig ins Zeug, sie als bekannteste
Sängerin, die aus Aarhus kommt, abzulösen. Nicht mit Schlager oder Jazz, sondern
mit klassischem Liedermacher-Pop: Eine Frau, eine Gitarre, ein Song. Neu ist das freilich nicht. In ihren besten Momenten klingt Dico wie die skandinavische Version einer Aimee Mann, Alanis Morissette oder Rickie Lee Jones. In den weniger guten wie
Milchkaffee: gleichförmig, belanglos. Dabei ist die Dänin weder verzärtelte Seufzerin,
noch erdige Rockröhre. Ihr Gesang ist dezent, aber sehr präsent und schnörkellos. Die
meisten Songs handeln vom Erlebten auf Tour, dem leeren Blick aus der Routine und
was dahinterliegt: „Sometimes the fastest way to get there is to go slow“, schält sie brillant in „Count to ten“ heraus. Inzwischen ist Dico nach sechs Jahren London in Island
gelandet. Hier entstand auch die aktuelle Scheibe „Where do you go to dissapear?“.
Wie tönende Urlaubsdias oder sonstwie naturverbunden ist sie gottlob nicht geworden. Eher klingt ihre frühere Zusammenarbeit mit dem britischen Lounge-Duo Zero
7 durch. Sogar der Tanzfläche nähert sie sich an: “My mind is my dancefloor/and my
feet think it never gets all/But now you wanna teach me to dance/trying get me on the
floor“. Eine gute Nachricht. Am 8. März, Sudhaus Tübingen.
Hype: Laing
Electric Ladyland
Foto: Martin Dam Christensen
Ist das jetzt die digitale Do-it-yourself-Generation, die ebenso musikalisch wie marketingaffin ist, oder doch ein Casting-Pferd, das die Musikindustrie ins Rennen schickt? Wie auch
immer, Stefan Raabs Bundesvision Song Contest erlebte letzten Herbst sein dickes Aha:
Drei perfekt gestylte junge Frauen, die in synchroner Tanzchoreographie ein Lied von Trude
Herr covern: „Ich bin morgens immer müde, aber abends werd, ich wach“. Elektropunk mit
Cocktailglas. Ein Volltreffer aus dem Nichts. Laing? Wo waren die bitte bislang? Glaubt man
der Bandgeschichte, haben sie an ihrem Konzept
gefeilt: Ein Girl-Trio, zwischen Trash und Radioformat, das groovt wie Sau und trotzdem unterkühlt
klingt. Die vierte Lady bleibt im Hintergrund, zieht
aber beim Outfit und den Tanzeinlagen die Strippen. Live hauen sie alles raus, verarbeiten lässig
Old School Soul per Computer, überreizen aber
nicht die Grenze des Hibbeligen. Im Netz kursieren
diverse Videos: eine gesungene Impressum- und
Kontaktseite, selbstironische Trailer für ihr Album
„Paradies naiv“, das in diesen Tagen draußen ist.
Sehr clever das Ganze. Wenn das Image größer ist
als die Musik oder gar zuerst da, riecht es schnell
nach Retorte. Aber für welche Zielgruppe? Rotzgören und Partypeople? Vielleicht. Das Paket stimmt
auf alle Fälle. Das muss vorerst reichen. Der nächste
Foto: Popversammlung
Hype kommt sowieso. Am 23. März ins franzK.
KULTUR-STENO
+++ Musik: Rebekka Bakken (NOR) – 17. März – Sudhaus Tübingen +++ Musik: Albert Lee & Hogan,s Heroes
(UK) – 21. März – Kulturverein Glems +++ Kleinkunst: Die Maulesel „Grüß Gott ond xond“ – 23. März – Vorstadttheater Tübingen +++ Schauspiel: Figurentheater Tübingen „Hotel de rive – Giacomettis horizontale Zeit“ – 24.
März – franzK. Reutlingen +++ Comedy: Rasselbande – 24. März – Theater Tonne Reutlingen +++ Ausstellung:
Brigitte Tharin „Chronos“ – bis 31. März – Produzentengalerie Pupille Reutlingen +++
Wirtschaft Neckar-Alb | März 2013