IRLAND

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IRLAND
IRLAND
Perfekte Tage
auf der grünen Insel
LEGENDE
A Hinweis auf den Kartenteil
B Adresse oder Standort
CTelefonnummer
DÖffnungszeiten
E Café, Restaurant, sonstige Gastronomie
FU-Bahn-/Metro-Station
GBus-/Straßenbahn-Haltestelle
HBahnhof
M Fähre
R Flughafen
J Eintritt
S Empfehlung für Familien
LAuskunft
N Sonstige Information
pQuerverweis auf eine andere Seite
Donegal
Das Magazin: Anregende und informative Beiträge
vermitteln wichtige Hintergrundinformationen für
Ihr Reiseziel.
Erster Überblick: Praktische Hinweise für einen
problemlosen Aufenthalt – von der Anreise bis zur
Rückkehr.
Alle wichtigen Reiseziele nach Regionen gegliedert: Die Reiseziele jeder Region sind drei Rubriken
zugeordnet: TOP 10, Nicht verpassen und Nach
Lust und Laune. So können Sie schnell bewerten,
was Sie unbedingt sehen sollten (oder möchten)
und was nach objektiven Kriterien weniger
wichtig ist. Jedes Kapitel ergänzen eine detaillierte
Karte und ein Vorschlag mit einem Tagesprogramm. Im Anschluss an die Beschreibung der
Reiseziele folgen Infos (Wohin zum …) zu Hotels,
Restaurants, Empfehlungen zum Einkaufen und
Ausgehen.
Spaziergänge & Touren: Sorgfältig ausgewählte
Spaziergänge und Auto- bzw. Fahrradtouren
lassen Sie Ihr Reiseziel aus einer besonderen
Perspektive erleben.
Reiseatlas und Extra-Reisekarte: Alle erwähnten
Orte, Städte und Landschaften können Sie
problemlos im beigefügten Reiseatlas bzw. auf der
separaten Karte lokalisieren.
N O RT H E R N
I R E L A N D Belfast
Enniskillen
Armagh
Sligo
Ballina
Westport
C
m
onne
ar
Dundalk
a
Newgrange 7 Drogheda
Mullingan
5 Trinity College &
Book of Kells
Dublin 6 National Museum
of Ireland
Athlone
Galway
!
ZUM AUFBAU DIESES BUCHES
Derry/
Londonderry
Letterkenny
Atlantic Ocean
4 The Burren
Cliffs of Moher 4
Ennis
Carlow
Limerick
Dingle Peninsula Tralee
10
1
Rock of Cashel
r y
e r
Killarney
K
Ring of Kerry
Bantry
Wick
Moun low
tain
s
TOP 10
+ Nicht verpassen!
, Nach Lust und Laune!
Antrim Coast
(Giant’s Causeway)
8
3 Kilkenny
9 Cashel
Waterford
Clonmel
Irish
Sea
Wexford
2 Blarney Castle
Cork
1
TOP 10
Kapiteleinteilung
Dublin 45–70
West- und Nordwestirland 123–148
Ostirland 71–96
Nordirland 149–174
Südwestirland 97–122
0
0
100
50
200 km
100 mi
IRLAND
Perfekte Tage
auf der grünen Insel
Verlag Karl Baedeker – www.baedeker.com
Inhalt
TOP 10 4
Das Irland Gefühl 6
9
33
45
71
Das Magazin
n Failte Ireland – Willkommen in Irland
n Eine Sportnation n Irische Mythen
n Hunger, Home Rule und Hoffnung n Feste & Events
n Irische Sprachlandschaften n Die Feder und die Flöte
n Keltische Kunst
Erster Überblick
n Ankunft
n Unterwegs in der Republik Irland
n Unterwegs in Nordirland
n Übernachten n Essen und Trinken
n Einkaufen n Ausgehen
Dublin
Erste Orientierung n An einem Tag n TOP 10 Trinity College &
Book of Kells n National Museum of Ireland
Nicht verpassen! Christ Church Cathedral n Kilmainham Gaol
Nach Lust und Laune! Zehn weitere Adressen zum Entdecken
Etwas außerhalb n Wohin zum … Übernachten? n Essen und
Trinken? n Einkaufen? n Ausgehen?
Ostirland
Erste Orientierung n In drei Tagen n TOP 10 Kilkenny
n Newgrange & Brú na Bóinne n Rock of Cashel
Nicht verpassen! Wicklow Mountains
Nach Lust und Laune! Elf weitere Adressen zum Entdecken
Wohin zum … Übernachten? n Essen und Trinken?
n Einkaufen? n Ausgehen?
97
Südwestirland
123
West- und Nordwestirland
Erste Orientierung n In vier Tagen n TOP 10 Ring of Kerry
n Blarney Castle n Dingle Peninsula (Corca Dhuibhne)
Nicht verpassen! Cork City
Nach Lust und Laune! Neun weitere Adressen zum Entdecken
Wohin zum … Übernachten? n Essen und Trinken? n Einkaufen?
n Ausgehen?
Erste Orientierung n In fünf Tagen
TOP 10 The Burren & Cliffs of Moher
Nicht verpassen! Aran Islands (Oileáin Áran) n Connemara
n West Mayo n Nach Lust und Laune! Zwölf weitere Adressen zum
Entdecken n Wohin zum … Übernachten? n Essen und Trinken?
n Einkaufen? n Ausgehen?
149
175
Nordirland
Erste Orientierung n In drei Tagen n TOP 10 Die Küste von Antrim
Nicht verpassen! Belfast n Ulster-American Folk Park
n Lough Erne & Belleek Pottery
Nach Lust und Laune! Zehn weitere Adressen zum Entdecken
Wohin zum … Übernachten? n Essen und Trinken? n Einkaufen?
n Ausgehen?
Spaziergänge & Touren
n Hill of Howth
n Highlights von Limerick
n Croagh Patrick
n Yeats Country
n Die Mauern von Derry
n Strangford Lough
Praktisches 191
n Reisevorbereitung
n Das Wichtigste vor Ort
Reiseatlas 197
Register 207
Abbildungsnachweis 210
Impressum 211
10 Gründe, wiederzukommen 212
Kapiteleinteilung: siehe vordere Umschlaginnenseite
TOP 10
Was muss ich gesehen haben? Unsere TOP 10 helfen Ihnen,
von der absoluten Nummer eins bis zur Nummer zehn, die
wichtigsten Reiseziele einzuplanen.
RING OF KERRY P102
Eine reizvolle Fahrt führt von
Killarney um die schönste Land­
schaft der Insel; atemberaubende
Aus­blicke und eine grandiose
Küstenwelt sichern ihr Platz eins.
NATIONAL MUSEUM
OF IRELAND P54
Bereits von außen ein architekto­
nisches Highlight, finden sich im
Innern Schätze von unvorstell­
barem Wert – Stolz der Iren noch
im fernen Ausland.
BLARNEY CASTLE P105
Die gewaltige Burg kennt selbst im
burgenreichen Irland jedes Kind.
Warum? Weil jeder in schwindel­
erregender Höhe den Blarney
Stone küssen will.
NEWGRANGE P77
Das Grab aus der Jungsteinzeit ist
ein faszinierendes Fenster in die
irische Vergangenheit und wartet
einmal im Jahr mit einem unglaub­
lichen Erlebnis auf die Besucher.
KILKENNY P76
Das schönste Städtchen der Repu­
blik bezaubert durch seine Lage
am Fluss und seine mittelalterliche
Altstadt mit ihren engen Gässchen
und jahrhundertealten Gebäuden.
GIANT’S CAUSEWAY P154
CLIFFS OF MOHER P128
ROCK OF CASHEL P83
Dramatisch fallen die Klippen in
den Atlantik (Abb. links); am
schönsten ist der Anblick von
unten – nämlich vom Ausflugsboot
her über das Wasser steil nach
oben.
Mythos und Geschichte vereinen
sich an einem 65 m hohen Berg,
der von einem Rundturm, einer
Kirche und einer Burg gekrönt
wird. Für die Iren eines der Wahr­
zeichen ihrer Insel, das schon der
Heilige Patrick segnete.
40 000 Basaltsäulen, über 60 Milli­
onen Jahre alt – kein Wunder, dass
die Unesco diesen Ort zum Weltna­
turerbe erklärt hat.
TRINITY COLLEGE &
BOOK OF KELLS P50
DINGLE PENINSULA P106
Im Trinity College wird das einmali­
ge Buch von unschätzbarem Wert
hinter einer gläsernen Ab­deckung
geschützt. Regelmäßig werden zwei
neue Seiten gezeigt.
Die nördlichste von fünf Halbinseln
im äußersten Südwesten Irlands
kennzeichnen herbe Schönheit
und der Mythos von Freiheit und
Abenteuer.
DAS
IRLAND
Erleben, was Irland ausmacht, sein einzigartiges Flair spüren.
So, wie die Iren selbst.
MITTAGSPAUSE IM GRÜNEN
HASE UND WINDHUND
Das Wetter ist meist unberechenbar
in Irland, doch wenn die Sonne
sich nur etwas zeigt, strömen viele
auf die Rasenflächen des Parks
St. Stephen’s Green in Dublin
(A206 B2). Angestellte in Schlips
und Kragen nehmen mit ihren
Lunchpaketen auf den Parkbänken
Platz, Studenten trinken einen Kaf­
fee im Gehen. Eigens ausgebreitete
Liegedecken werden von Firmen
und Hotels der Umgebung für ihre
Angestellten reserviert. Man lässt es
sich gut gehen und sieht den Enten
und Schwänen auf dem Teich zu.
Windhundrennen sind in Irland an­
gesagter denn je. Der Sport ist kuri­
os: Die Türen der Hundeboxen öff­
nen sich und sechs Windhunde
(greyhounds) rennen um die Wette;
und zwar einer Kaninchenattrappe
hinterher, die an einer Schiene vor
ihnen her gezogen wird. Greyhound
Racing findet z. B. in Limerick
im Greenpark statt (Dock Road,
Tel. 061 44 80 00, www.igb.ie,
Fr–Sa um 19.45 Uhr, Eintritt 10 €).
STRASSENKUNST
Seit Jahrzehnten das gleiche
Schauspiel: Dublins Grafton Street
(A206 B2, p69) ist die Freilicht­
bühne der Insel. In der Fußgänger­
zone und Haupteinkaufsstraße wird
kleines Geld mit teils großer Kunst
gemacht. Es werden herzzerreißen­
de Balladen geträllert und Gedichte
rezitiert. Die Männer in schwarzen
Masken sind keine Skulpturen –
sie beherrschen die Kunst, sich
minutenlang nicht zu bewegen.
6
GENUSS­VOLLES STÖBERN
Bunt, märchenhaft, romantisch, mit
dem Flair vergangener Tage: die
Produkte von Avoca haben in Irland
mittlerweile eine große Fangemein­
de. Blusen und Bilderrahmen, Be­
cher und Glückwunschkarten im
nostalgischen Look, Kerzenhalter
und Kochbücher – stets findet man
ein außergewöhnliches Geschenk.
Zehn Avoca-Filialen gibt es inzwi­
schen im Land; besonders schön,
weil in einem historischen Haus mit
Park untergebracht, ist das Avoca
Powerscourt House Store & Terrace
Café (Enniskerry, County Wicklow,
GEFÜHL
In der Dubliner Grafton Street wird immer etwas geboten
7
Das Irland Gefühl
Tel. 01 2 04 60 66, Mo–Fr 9.30–
17.30, Sa–So 10–18 Uhr).
JAMES JOYCE ZUM LUNCH
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts
diente Sweny’s Pharmacy (A206 C2)
ihren Kunden und am 16. Juni
1904 erwarb Leopold Bloom aus
dem »Ulysses« hier ein Stück Zitro­
nenseife. Die ehemalige Apotheke
ist heute ein Secondhand-Buchla­
den, in dem sich Literaturfans und
Touristen treffen. Um 13 Uhr wird
aus James Joyces Werken vorgele­
sen (Lincoln Place 1, Dublin 2,
www.sweny.ie, Mo–Sa 11–17 Uhr,
Eintritt frei, Lesungen Mo–Fr 13, Do
auch 19, Sa 11 Uhr).
MULTIKULTI-MARKT
Morgens werden in der Moore
Street in Dublin (A206 B4) die
Marktstände aufgebaut. Die Waren,
hauptsächlich Obst, Gemüse und
Blumen, werden teilweise mit Pfer­
dewagen herangebracht. Hier darf
man übrigens das Gewünschte
nicht selbst aussuchen – das macht
allein die Marktfrau. Die kleinen Ge­
schäfte, Cafés und Restaurants der
Straße werden von Asiaten und Afri­
kanern betrieben; es riecht nach In­
dien und China – in Irland recht
exotisch (Mo–Sa 8–16 Uhr).
LUNCH UNTER IREN
Die großartige National Gallery in
Dublin (A206 C2) ist nicht nur ein
Mekka für Kunst und Kultur, son­
dern lockt auch hungrige Besucher
in ihr National Gallery Café & Restaurant (Millenium Wing, Merrion
Square West, Dublin 2, Tel. 01 6 61
05 45, www.nationalgallery.ie, Mo–
Sa 9.30–17, So 12–17 Uhr). Man
holt sich eines der preiswerten
Tagesgerichte, bedient sich beim
frisch ausgeschenkten Tafelwasser
und genießt das stilvolle Ambiente.
IREN IN DER BADEWANNE
Baden in Seetang und Meerwasser
ist auf der Grünen Insel wieder in
Mode gekommen, nachdem es lan­
ge Zeit als völlig verschroben galt.
Seit Wissenschaftler zeigten, dass
die maritimen Bestandteile als wah­
res Verjüngungsmittel für die Haut
gelten können, ist die Begeisterung
nicht mehr zu bremsen. VOYA
Seaweed Baths (Strandhill, County
Sligo, Tel. 071 9 16 86 86, www.
celticseaweedbaths.com) lädt tgl.
von 10–20 Uhr zum Bad.
Markttrubel in der Moore Street, Dublin
8
Das Magazin
Failte Ireland – Willkommen in Irland
Eine Sportnation
Irische Mythen
Hunger, Home Rule und Hoffnung
Feste & Events
Irische Sprachlandschaften
Die Feder und die Flöte
Keltische Kunst
10
12
14
18
22
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26
30
Das Magazin
FAILTE IRELAND
WILLKOMMEN IN IRLAND
Während der beiden vergangenen Jahrzehnte hat Irland
tiefgreifende Veränderungen erlebt und entwickelte
sich vom ländlichen Idyll zu einem modernen europä­
ischen Staat. Jenseits einstiger Klischees ist die Insel im
Hier und Heute angekommen und wahrt dabei stolz ihr
historisches Erbe.
Über Generationen galt Irland als abenteuerlich und rückständig und war
permanentes Opfer von Armut und Unterdrückung. Als die Katho­liken
Großbritanniens im 19. Jahrhundert endlich mehr Freiheit genossen, wur­
de Irland von der Großen Hungersnot (P18) heimgesucht. Der folgende
Wiederaufbau des verelendeten Landes war begleitet von ersten nationa­
listischen Tönen und dem aufkeimenden Wunsch nach ­Unabhängigkeit.
Als sich dieser Wunsch erfüllte, nach der Selbstverwaltung und der
Gründung der Republik Irland 1922, hob ein zähes Ringen um Moderni­
sierung und Selbstversorgung an. Zugleich führte die Gewalt in Nordirland
zur ­Teilung der Nation und zur Isolation des Nordens auch innerhalb des
Vereinigten Königreichs. Die Republik, seit 1973 Mitglied der EU, ließ
kaum Anzeichen von Veränderung erkennen – bis Anfang der 1990erJahre, als man das Bildungssystem heutigen Erfordernissen anpasste und
auslän­dische Investoren ins Land lockte. Inzwischen sind neben Dublin
auch Cork, Galway und sogar Belfast von Armenhäusern zu lebendigen,
welt­offenen Städten geworden.
Boom und Pleite
Dieser Celtic Tiger genannte Boom brachte zwar ein hohes Maß an Inves­
titionen auf die Insel, mündete jedoch in eine Spekulationswut, an deren
Folgen Irland noch heute leidet. So kehrten am Ende der ersten Dekade
dieses Jahrhunderts alte Schwierigkeiten zurück, mit Arbeitslosigkeit und
Wertverfall von Immobilien. Angesichts des starken Euro und hoher Preise
daheim strömte die Einwohnerschaft der Republik scharenweise in den
10
Das hochmoderne Victoria Square Shopping Centre in Belfast
Norden, vor allem zum Erwerb alkoholischer Getränke – ein Trend, der
sich erst 2010 abschwächte, unter anderem aufgrund des Verbots von
Billigalkohol in ganz Großbritannien.
In Nordirland ermöglichte erst das Karfreitagsabkommen von 1998 Wen­
de und wirtschaftlichen Aufschwung, verbunden mit einem Mentalitäts­
wandel in der Bevölkerung, die sich durch wachsenden Wohlstand gesell­
schaftlich integriert sieht und nicht länger der Vergangenheit nachtrauert.
Modernes Irland
Zwar hat die Republik Irland immer noch an den Folgen der Finanzkrise
zu knabbern, aber allmählich geht es wieder aufwärts. Den Besucher er­
warten ländliche Idyllen und in der Stadt Boutique-Hotels und moderne
Gastronomie. Auch die Infrastruktur hat sich deutlich verbessert durch
Autobahnen und Schnellstraßen, die Cork und Galway mit Dublin sowie
mit Belfast im Norden verbinden.
11
EINE
SPORTNATION
Die Iren treiben Sport mit einer guten Portion Optimismus, viel
Herzblut, einem Schuss Romantik und – wenn man die Größe
Irlands bedenkt – beträchtlichem Erfolg.
Den Profis zuschauen
In ganz Irland gibt es Profisportveranstaltungen, oft mit internationalen
Partnern. Im Golf beispielsweise bieten der Ryder Cup und der Solheim
Cup zahlreiche Turniere auf der ganzen Insel an, viele davon in herrlichen
Anlagen an der Küste. Die republikanische Nationalelf hat bei Fußball­
weltmeisterschaften zweimal das Achtelfinale (1994 und 2002) und ein­
mal auch das Viertelfinale
(1990) erreicht. Nordirlands Vor­
stoß (ins Viertelfinale) bei der
­Weltmeisterschaft von 1958 wur­
de dadurch in den Schatten ge­
stellt. Das Spiel Rugby Union
wird immer populärer, und es ist
zu erwarten, dass die Iren in die­
ser Sportart in den kom­menden Jahren viel leisten werden.
»Die Begeisterung
der Iren für ­Pferde
ist Tausende
von Jahren alt«
Die Liebe der Iren zu Pferden währt seit Tausenden von Jahren. The
Curragh in Kildare, eine der bekanntesten Pferderennbahnen der Welt,
lockt Kenner in Scharen an, die sich mit Wetteinsätzen überbieten.
12
Das Magazin
Mitmachen
Die Profisportler kommen in die Schlagzeilen, aber auch
privat und unter Freunden spielt sportliche Konkurrenz eine
große Rolle: Gespielt wird hart, aber mit Humor, einfach aus
Spaß, ehrlich und mit einem gesunden Ehrgeiz. Unter den Sport­arten
auf dem und am Wasser sind die Favoriten Kitesurfen in Cork und Clare,
Surfen in Donegal, Kitebuggying und Landboarding in Derry. Wandern und
Klettern sind durch die Kennzeichnung von über 40 Fernwegen sehr viel
ein­facher ­geworden. Das Angeln ist nach wie vor eines der beliebtesten
Urlaubs­vergnügen. Außerdem gibt es Trabrennen und das ausgefallene
Road Bowling (Boßeln) bei Süd-Armagh und West-Cork. Bei diesem
­Ge­schick­lichkeits­spiel müssen die Spieler eine Eisenkugel über mehrere
Kilometer auf Spazier­wegen mit möglichst wenigen Stößen vorwärts treiben.
Gälische Spiele
Die traditionellen gälischen Spiele stiften ein irisches Zusammengehörig­
keitsgefühl im Sport. Besonders unterhaltsam sind der gälische Fußball
(bei dem der Ball gekickt und geschlagen werden darf) und das Hurling.
Selbst unter den begeisterten Fans im Publikum zu sein, wenn die
Spieler hinter einem Wurf herrennen und mit ihren keulenförmigen
Hurley-Schlägern auf den sliotar, einen Lederpuck, schlagen, ist ein ech­
tes Erlebnis, egal, ob Sie beim Irland-Finale unter 80 000 Zuschauern in
Dublins Croke Park sind oder auf dem Gelände eines Ortsvereins am
Ende der Welt.
Beim gälischen Volkssport Hurling geht es hoch her
13
Das Magazin
IRISCHE
MYTHEN
Die altirische Mythologie gilt gemeinhin als bloßes Sammel­
surium von Heldenepen, fußt jedoch in Wahrheit auf vier
­unterschiedlichen Sagenkreisen. Sie waren alle von großem
­Einfluss auf die hiesige Kultur und verraten viel über das
­kollektive Selbstgefühl der Iren.
Mythologischer Zyklus
Der älteste Zyklus geht zurück auf mündliche und frühe schriftliche Über­
lieferung, wie das Lebor na hUidre oder Buch der Kuh von Dun. Dort
findet sich die Sage von Tuan, der mehrere Wieder­geburten als Tier und
diverse Invasionen Irlands erlebte. Im 12. Jahr­hundert erzählte er seine
Abenteuer dem christlichen Mönch St. Finnen (Finian), der sie aufschrieb.
Tuans Bericht spiegelt die Besiedlungsgeschichte Irlands durch Par­
thalonianer, Fir Bolgs, Tuatha Dé Dannan und Milesianer – die jeweils
­einander ablösten. Nur die beiden Letztgenannten verharrten dauerhaft in
Waffenruhe. Die göttliche Rasse der Tuatha Dé Dannan – möglicherweise
Urväter der Feen, des »fairy folk« – übernahm die Unterwelt und lebte
verborgen in Ganggräbern, Ringburgen und Steinzirkeln, während die
­Milesianer das Land kultivierten. Viele irische Familien führen ihren
­Ursprung auf jene ersten keltischen Siedler zurück.
Ulster-Zyklus
Hauptstück des um Christi Geburt spielenden Zyklus ist die Sage vom Táin
Bó Cúailinge (Rinderraub von Cooley), in der Helden wie Conor mac Nes­
sa, Cuchulainn und die Red Branch Knights von Ulster ihr Land gegen
das Heer der Königin Mebh von Connacht verteidigen.
Wohnsitz des obersten Königs von Ulster war Emain Macha (Navan
Fort; P169) bei Armagh, benannt nach der Göttin Macha. Einst als
Schwangere zu einem Wettlauf gezwungen, bekam sie Wehen und
14
Die sieben Steinkreise von Beaghmore (County Tyrone) wurden erst 1945 entdeckt
v­ erfluchte die Männer von Ulster: Wenn das Land in größter Gefahr sei,
sollten sie am eigenen Leib die Schmerzen des Gebärens verspüren.
Als Königin Mebh, Besitzerin des Weißen Stiers von Connacht, zu Ohren
kam, der Braune Bulle von Ulster überträfe ihren Stier an Größe, rüstete
sie ein Heer mit ihren besten Mannen und zog nach Ulster, um das Tier in
ihren Besitz zu brin­
gen. Conors Elitetrup­
pen, Krieger des
Craobh Rua (Red
Branch), wurden bei
der Verteidigung
Ulsters tatsächlich von
wehenähnlichen Schmerzen befallen und richteten, schutzlos und ver­
zweifelt, ihre letzte Hoffnung auf den Halbgott Cuchulainn. Diese promi­
nenteste Gestalt der irischen Mythologie ist auch Hauptakteur des Táin.
Als Sohn des Gottes Lugh und der Deichtine (einer Tochter von Conor Mac
Nessa), waren ihm Ruhm und Ansehen vorherbestimmt. Geschult im
Kriegs­handwerk und im Besitz magischer Kräfte, verwandelte er sich
»Nach vielen Kämpfen
vollendete sich
Cuchulainns Schicksal«
phasen­weise in einen Superhelden, der die Feinde dutzendweise er­
schlug. Höhepunkt seines Lebens wurde der Rinderraub von Cooley, als
er die größten Recken von Con­nacht zur Strecke brachte, einschließlich
15
Das Magazin
seines abtrün­nigen Ziehbruders Ferdia. Die Geschichte jener Schlacht,
des »Combat at the Ford«, zählt zu den eindrucksvollsten der irischen
Sage und ver­bindet thematisch Ehre, Liebe und Gefolgschaft mit Gewalt,
Reue und Bitternis.
Nach unzähligen Scharmützeln und Verwundungen erwartete Cuchu­
lainn schließlich das letzte, tödliche Gefecht, in dem er sich einmal mehr
vor­bildlich verhielt – wehrhaft bis zum Ende im Angesicht des Feindes. Mit
Schild und Schwert an einen hohen Stein gebunden, kämpfte er so lange,
bis die Kriegsgöttin Morrigan in Gestalt eines Raben seine Seele holte. Dass
er tot war, erkannten die Widersacher erst, als der Vogel das Blut des Hel­
den trank. Dieses Bild des Kriegers, der aufrecht bis zum Tode ausharrt,
kursierte vielfach als Motiv irischer Kunst während des ver­gangenen Jahr­
hunderts, mit der Bronzeskulptur im General Post Office von Dublin als be­
kanntestem Beispiel (P60): Es erinnert an den Oster­aufstand von 1916.
Fi(o)nn-Zyklus
Aus diversen Prosatexten und Gedichten speist sich dieser ab dem
7. Jahrhundert gesammelte und ergänzte Zyklus um den legendären
­Helden Fionn MacCumhaill, der im 3. Jahrhundert mit seinen »Fionna«
genannten Elitekriegern Irland verteidigt haben soll.
Statue des legendären Helden Brian Boru, Cashel, County Tipperary
16
Das Magazin
Fionns Vater Cumhaill war Oberhaupt jener Truppe und des BascnaClans, bis sie in einer Schlacht dem Clan Morna unter Goll mac Morna
unterlagen, der nun die Führerschaft der Fionna beanspruchte. Cum­
haills schwangere Gattin fürchtete daraufhin um ihr ­Leben und floh in
die Wälder, wo sie heimlich Fionn gebar und aufzog. Schon über dessen
Kindheit gibt es mehrere Sagen – so soll er Weisheit erlangt haben, als er
sich beim Zubereiten des magischen »Salmon of Knowledge« (Lachs der
Weisheit) für einen Druiden den Daumen verbrannte. Später wurde er
zum Führer des Clans von Bascna, bestand drei Proben und ­erhielt
Zutritt zum Hof des Hochkönigs von Tara. Als er dort mit seinem
­magischen Speer einen Kobold tötete, der Tara in Schrecken versetzt hat­
te, ernannte König Cormac ihn zum Oberhaupt der Fionna. Der erste ihrer
Helden, der ihm auf Geheiß des Königs den Treueeid schwor, war nie­
mand anderes als Goll mac Morna.
Eine zentrale Rolle im Fi(o)nn-Zyklus spielen Erzählungen um die sidhe
genannten Feen, um Kampf, Liebe, Verrat, Ruhm und Ehre – darunter die
­Geburt von Fionns Sohn und die Liebesgeschichte von Diarmuid und
Grainne. In späterer Zeit wurde der Zyklus auch nationalistisch verein­
nahmt, wie bei der Gründung und den Umtrieben der Fenian-Bruder­
schaft im 19. Jahrhundert oder der republikanischen Jugendorganisation
Fianna na hÉireann (Krieger Irlands) im folgenden Jahrhundert.
Historischer Zyklus
Historie und Mythos sind verwoben in diesem Zyklus von Königssagen, die
um legendäre Herrscher des 3. bis 11. Jahrhunderts kreisen. Am Beginn
stehen die Hochkönige von Irland, wie sie in frühen und mittelalterlichen
Manuskripten beschrieben werden, etwa dem Annual of the Four Masters
oder den Annuals of Ulster.
Der berühmteste jener altirischen Könige ist Brian Boru, wohl weil er als
Erster alle Provinzen gegen einen gemeinsamen Feind einte: die Dänen.
Brian gehörte zum Stamm der Dál gCais (Dalcassians), die entlang des
Shannon in den heutigen Grafschaften Limerick und Clare siedelten –
eine Gegend, die noch heute als Königreich von Thomond bekannt ist.
Nach umfangreichem Landgewinn durch Krieg und Allianzen wurde Brian
schließlich Hochkönig von Irland und durch den Sieg über die Dänen bei
Clontarf 1014 sowie seinen Heldentod in dieser Schlacht eine bedeutende
Gestalt der irischen Geschichte.
Um Brian Boru bildeten sich zahlreiche Legenden, wie die von der
Knieharfe, die er als Herrschaftssymbol einsetzte. Diese sogenannte Tara
Harp wird heute im Dubliner Trinity College verwahrt (P50) – im Gegen­
satz zu Brian Boru stammt sie allerdings erst aus dem späten 14. oder
frühen 15. Jahrhundert.
17
Das Magazin
HUNGER,
HOME RULE
UND
HOFFNUNG
Im 20. Jahrhundert erkämpfte Südirland seine autonome
Selbst­verwaltung (Home Rule), aber Bürgerkrieg, der Nord­
irlandkonflikt und der Terror konfessioneller paramilitärischer
Verbände forderten zahlreiche Opfer unter Politikern und
Zivilisten. Heute hat Nord­irland eine eigene Regionalregierung
und neue Hoffnung.
Hungersnot
Hunger war schon immer ein Thema im Lebensalltag armer römisch-­
katholischer Iren. Im Laufe des 18. Jahrhunderts vervierfachte sich die
Bevölkerung und erreichte um 1840 neun Millionen. Die Kartoffel war das
Haupt­nahrungsmittel. Um 1845 wurde die Kraut- und Knollenfäule, eine
Die Große Hungersnot riss viele Iren ins Elend
18
Das Magazin
durch Pilze verursachte Krankheit, nach Irland eingeschleppt und zerstör­
te fast die gesamte Kartoffelernte. Die Pilzkrankheit wütete 1845, 1846,
1848 und 1849 und verwandelte die Kartoffelknollen in stinkenden dunk­
len Schleim. Anfangs leistete die britische Regierung direkte Lebensmittel­
hilfe, ging dann aber dazu über, teils sinnlos erscheinende Hilfsprojekte
z. B. im Straßenbau anzuordnen, bei denen Männer, Frauen und Kinder
ihre Getreidemahlzeiten durch ihre Mitarbeit verdienen sollten. Viele Men­
schen starben an Hunger und Krankheiten – Cholera, Typhus, Rückfall­
fieber und Durchfall.
Die Große Hungersnot von 1845–50 war eine furchtbare Katastrophe.
Etwa eine Million Menschen starben, weitere anderthalb Millionen wan­
derten in die USA, nach Kanada und England aus und setzten eine Land­
flucht aus verarmten Gebieten in Gang, die bis weit ins 20. Jahrhundert
hinein andauerte. Auch heute noch spürt man auf dem Land, vor allem
im äußersten Westen, die Erfahrung der Not. Außerdem verstärkte die
Hungersnot die Zunahme antienglischer Ressentiments und ließ den
Nationalismus wieder aufflammen.
Rebellion
Das 19. Jahrhundert ist von Aufständen gegen die Briten geprägt: 1848
durch das Young Ireland, 1858 gleichzeitig in Dublin und New York durch
die Irish Republican Brotherhood (IRB) – bekannt auch als Geheimbund
der Fenier, der nach den missglückten Aufständen von 1865 und 1867 in
Irland an Bedeutung verlor. In den 1870er- und 1880er-Jahren bewirkten
Gegner der irischen Selbstverwaltung protestieren 1887 in Belfast
19
Das Magazin
parteiinterne Reformen von Charles Stewart Parnell, der als irischer Abge­
ordneter im Parlament von Westminster saß, dass die irische Home-RuleBewegung und ihr Kampf für ein selbstbestimmtes irisches Parlament in
Dublin als Gesetzesvorschlag eingebracht wurde. Das Home-Rule-Gesetz
passierte jedoch erst 1914 das britische Parlament, trat aber für die Dauer
des Ersten Weltkriegs außer Kraft.
Der Osteraufstand
Daraufhin rief die IRB 1916 zum Osteraufstand auf. Die kaum 2000 Auf­
ständler besetzten eine Reihe öffentlicher Gebäude in Dublin und riefen
von den Stufen des Hauptpostamts die unabhängige Republik Irland aus.
Der Aufstand wurde nach einer Woche niedergeschlagen. Als im Folge­
monat 15 Anführer des Aufstands in Dublins Gefängnis Kilmainham Gaol
(P58f) erschossen wurden, begann sich die öffent­liche Meinung gegen
die Engländer zu wenden. Der Meinungswandel führte bei den Wahlen
1918 zum Erfolg der republikanischen Partei Sinn Féin, deren militäri­
scher Flügel IRA anfing, für einen Krieg gegen England zu rüsten.
Der Unabhängigkeitskrieg
Im grausamen Anglo-Irischen Krieg (1919–21) bediente sich die IRA
­terroristischer Mittel gegen die britischen Truppen. 1921 kam es zum
Waffenstillstand und schließlich zum Anglo-Irischen Vertrag. Er sah vor,
dass sechs Countys von Ulster (Down, Derry, Armagh, Antrim, Tyrone und
Unabhängigkeitskampf 1920 in Dublin
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