als Pdf - Oesterreichs Energie
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NOVEMBER/DEZEMBER 2014 P.B.B. · Zul.-Nr. GZ 02Z031249 M · ÖSTERR. WIRTSCHAFTSVERLAG, GRÜNBERGSTR.15, 1120 WIEN · RETOUREN AN PF 100, 1350 WIEN · POSTNUMMER 10 FA C H M A G A Z I N D E R Ö S T E R R E I C H I S C H E N E - W I R T S C H A F T SCHÖNE BESCHERUNG? Energieeffizienzgesetz 2014 Tobias Göser Key-Account-Manager Ihr Energieklick r Beratung, Mehr Service, meh nen unter mehr Informatio as.de www.gvs-erdg So einfach wie die Lieblingsfarbe bestimmen: die GVS Standardhandelsprodukte. Jede Menge Auswahl und ganz nach Ihrem Geschmack kombinierbar: das sind die GVS Standardhandelsprodukte. Aus unserer breiten Produktpalette können Sie die passenden Angebote auswählen und Ihr Bezugsportfolio flexibel und eigenständig strukturieren. Den Zugang zum Markt liefern wir Ihnen übrigens gleich mit. Sie gestalten aktiv Ihren Gasbezug nach Ihren individuellen Bedürfnissen und definieren bedarfsgerecht die jeweilige Erdgasmenge, den Lieferzeitraum und das Marktgebiet. Was wir sonst noch für Sie zur Auswahl haben? Vereinbaren Sie einen Termin mit uns: +49 711 7812-1400 Inhalt · Editorial Das Energieeffizienzgesetz 2014 lässt kurz vor Inkrafttreten der umfassenden Gesetzesmaterie am 1. Jänner 2015 noch viele Fragen offen 14 Im Fokus – Speicher im Netzverbund Bei der 3. Viktor-Kaplan Lecture von Oesterreichs Energie und der FH Technikum wurden die Zukunftsfragen der Speichertechnologie thematisiert und ein neuer Besucherrekord aufgestellt 20 Wichtige Schritte Richtung Energieeffizienzgesetz ab Anfang 2015: gute (Gesetzes-)Stückerln oder bittere Pillen Seite 4 Energiebinnenmarkt Die Europäische Kommission hat in einer ersten Analyse ihre Einschätzung über die Herausforderungen eines Energiebinnenmarktes vorgestellt 25 Biedermeier der „Schmankerln“ Milan Frühbauer wendet sich gegen falsch verstandene Regionalisierung 26 EU soll Vorreiter bei Erneuerbaren werden Der EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs beschloss in Brüssel den neuen Rahmen für die Klima- und Energiepolitik bis 2030 und einigte sich auf neue Kommissare 34 Dünne Luft für die E-Wirtschaft Die österreichische E-Wirtschaft muss ihr Geschäftsmodell um energienahe Dienstleistungen erweitern, hieß es bei der Handelsblatt-Jahrestagung „Energiewirtschaft Österreich 2014“ 42 Ein Tower mit Power für Graz Mit ihrem neuen „Power Tower“ hat die Energie Graz in der steirischen Landeshauptstadt einen Meilenstein in nachhaltiger Energieerzeugung gesetzt 44 Brennpunkt Europa 45 Reformiert die Regulierer! Christof Zernatto über populistische Aktionen und den Drang der Regulatoren nach Selbstverwirklichung 46 „Neues Marktdesgin notwendig“ In Grün- und Weißbüchern will sich Deutschland auf das künftige Strommarktdesign festlegen 49 Die Revolution der Organisation Zukunftsforscher Andreas Reiter über die digitale Wirtschaft, in der heute mehr denn je das darwinistische Prinzip gilt 51 Standardisation Corner 52 Forschungsprojekt für die Regelenergie Das Projekt des „Kombikraftwerk 2“ soll die Grundlastfähigkeit der Erneuerbaren in Deutschland unter Beweis stellen Die Lage der E-Wirtschaft: viele Diagnosen, aber wenige Therapien Seite 34 Das Energieeffizienzpaket, das zu großen Teilen mit dem Neujahrstag in Kraft tritt, ist ein Paket voller Überraschungen. Kein Wunder, dass sich die Vorfreude der E-Wirtschaft in Grenzen hält! Das Gesetz enthält eine Menge Widersprüche und Unklarheiten, und es fehlen noch wichtige Maßnahmen und Regeln. Das zeigte sich bei der Fachtagung zum Energieeffizienzpaket, zu der Oesterreichs Energie die wichtigsten Experten in diesem Bereich eingeladen hatte: Selbst jene Juristen, die bei der Gesetzwerdung mitgearbeitet haben, sind der Meinung, dass eine abschließende Beurteilung des Gesetzes aufgrund der offenen Fragen sehr schwierig ist. Oesterreichs Energie hofft in diesem Zusammenhang auf Pragmatismus bei den Behörden, damit Energieeffizienz als Chance gesehen werden kann. Den Blick der Branche aufs Ganze und in die Zukunft thematisiert Robert Grüneis, Sprecher Handel & Vertrieb von Oesterreichs Energie. Eine Viertelstunde Lesezeit wert ist auch unser Bericht über die zweite Viktor Kaplan-Lecture dieses Jahres, die wir in Partnerschaft mit der FH Technikum dem Thema „Speicher im Netzverbund“ widmeten. Weitere Themen sind die Pläne der Europäischen Kommission für den Energiebinnenmarkt und die Pläne der deutschen Bundesregierung in Bezug auf den Strommarkt. Dorthin blickt die Stromwirtschaft heutzutage zumindest ebenso besorgt wie auf die Entwicklung der Börsenpreise für Strom. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, das dritte Trendforum dieses Jahres dem Thema „Strompreis“ zu widmen. Allen Lesern dieses Magazins und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der österreichischen E-Wirtschaft wünsche ich ein friedliches und frohes Weihnachtsfest! Ihre 57 Blitzlichter 61 Termine 62 Impressum November/Dezember 2014 Oesterreichs Energıe. · 3 Foto: Christian Fischer Überraschungspaket 4 Ein Gesetz und viele Fragezeichen Energieeffizienzgesetz 2014 Ein Gesetz viele com ia. tol Fo to: Fo 4 · Oesterreichs Energıe. November/Dezember 2014 Energieeffizienzgesetz 2014 und Fragezeichen „DAS LEBEN IST WIE EINE SCHACHTEL PRALINEN“, MEINTE SCHON FORREST GUMP, „MAN WEISS NIE, WAS MAN KRIEGT.“ IN GEWISSEM AUSMASS GILT DAS AUCH NOCH FÜR DAS ENERGIEEFFIZIENZGESETZ 2014, DAS AM 1. JÄNNER 2015 IN KRAFT TRITT. WENIGE TAGE VOR DEM WIRKSAMWERDEN DER GEBALLTEN ENERGIE DER GESETZESMATERIE WEISS MAN NOCH NICHT GENAU, WIE DIE KILOKALORIEN ANSCHLAGEN WERDEN. VON HARALD HORNACEK UND ERNST BRANDSTETTER November/Dezember 2014 Oesterreichs Energıe. · 5 Energieeffizienzgesetz 2014 D ie Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, brachte es im Rahmen einer Fachveranstaltung der Interessenvertretung der E-Wirtschaft auf den Punkt: „Zu viele Fragen sind beim neuen Energieeffizienzgesetz noch ungeklärt. Oesterreichs Energie habe stets große Bedenken gegen die geplante Systematik vorgebracht und diese auch in zahlreichen Stellungnahmen kritisiert. Insbesondere die Lieferantenverpflichtung sei „sicher nicht das Gelbe vom Ei“, doch jetzt müsse man damit leben. Immerhin sei es gelungen, wichtige Problempunkte des Gesetzesentwurfs vor dem Beschluss einer Klärung zuzuführen. Foto: Thinkstock.com Die Monitoringstelle und ihre Aufgaben Bei der Fachtagung „Das Energieeffizienzpaket 2014“ beschäftigte sich Anwalt Paul Oberndorfer besonders mit den Rahmenbedingungen für die nationale Energieeffizienz-Monitoringstelle und deren Richtlinien. Bekanntlich wird durch das Gesetz eine nationale Energieeffizienz-Monitoringstelle geschaffen. Die Vergabe erfolgt durch das Wirtschaftsministerium im Einvernehmen mit dem Landwirtschaft- und dem Sozialministerium. Die Vertragslaufzeit war von 1. Oktober 2014 bis 31. Dezember 2021 geplant. Die Aufsicht über die künftige Monitoringstelle erfolgt durch das Wirtschaftsministerium. Die Aufgaben umfassen Monitoring, Erstellung und Koordinierung der EnergieeffizienzAktionspläne, Erstellung Bericht Evaluierungsund Monitoringsreport und Gesamtkoordinierung sowie die Ermittlung des Standes der Zielerreichung. Zur Einsichtnahme in Unterlagen berechtigt Weiters führt die Monitoringstelle eine Liste von Unternehmen, die zu Energieeffizienz verpflichtet sind (Energiemanagement, Energielieferanten 6 · Oesterreichs Energıe. und Selbstverpflichtungen) und übernimmt auch die Messung, Bewertung und Evaluierung der Maßnahmen sowie die entsprechende Beurteilung der Maßnahmen aus der Selbstverpflichtung. Die Monitoringstelle ist berechtigt, Einsichtnahme in „entsprechende Unterlagen der verpflichtenden Parteien“ und Rechtsauskunft von ihnen zu verlangen. „Die Frage ist, wie weit geht das“, meinte Oberndorfer, „und welche Konsequenzen drohen bei einem Verstoß?“ Zuständigkeit ungeklärt Daher seien auch Fragen über die exakte Zuständigkeit der Monitoringstelle noch nicht restlos geklärt. Besonders wichtig sei aber in diesem Zusammenhang die Frage des Rechtscharakters der Monitoringstelle. Hat sie Behördenstatus oder nicht und wie ist der Rechtsschutz gegen Entscheidungen der Monitoringstelle – etwa im Falle der Nichtanerkennung von Maßnahmen durch die Monitoringstelle – geregelt? „Auch hier sind noch zahlreiche Rechtsfragen offen“, schloss Oberndorfer. November/Dezember 2014 Energieeffizienzgesetz 2014 Foto: Fotolia.com Stefan Schleicher vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der KarlFranzens-Universität Graz hat das Gesetz für Oesterreichs Energie analysiert und seine energetischen und ökonomischen Auswirkungen berechnet: „Bei vielen der anrechenbaren Maßnahmen stellt sich das Problem des Referenzwertes.“ Die Feststellung der Veränderung der Energiemenge pro Jahr zu einem – nicht leicht zu findenden – Referenzwert sei eine Herausforderung. Ein weiteres Problem sei die Annuisierung der Nettokosten, um die gewünschten Veränderung zu erreichen. Die Anrechenbarkeit der Maßnahme gelte nur bis 2020, es sei aber ein Vergleich mit den Gesamtkosten der Maßnahme zu setzen. Zudem sei unklar, welche Maßnahmen das Energieeffizienzgesetz (EEffG) überhaupt umfasse. Schwierige Evaluierung Ein weiteres Problem sei die mangelnde Evaluierung der Kosteneffekte. Bei Kunden sind dazu Aufwendungen für Effizienzmaßnahmen und die daraus resultierenden verminderten Kosten für den Energiebezug zu sehen. Die zusätzlichen, vermeidbaren Kosten bei Lieferanten sind aufgrund des limitierten Geltungszeitraums bis 2020, weil es Zuschüsse an Kunden sind, über die volle Nutzungsperiode im Schnitt nur auf drei Jahre anrechenbar. „Ein effizienteres November/Dezember 2014 EEffG hätte eine transparente Energieeffizienzabgabe, wirksam bei allen Energieträgern, gebracht. Wäre dieser Wert 0,5 Cent/ kWh gewesen, hätte das rund 1,5 Mrd. Euro pro Jahr gebracht“, sagt Schleicher. Die Mittelverwendung hätte dann über die Rückverteilung über nachgewiesene Einsparungen, revolvierende Kredite sowie zielorientierte Ausschreibung von Effizienzmaßnahmen erfolgen können. Verständiger Blick nötig Die Herausforderungen des Bundes-EEffG aus Lieferantensicht beleuchtete Herwig Hauenschild von der Energieallianz Austria GmbH: Jeder Mitgliedstaat der EU müsse ein Energieeffizienz-Verpflichtungssystem einführen, das zur Erzielung neuer jährlicher Energieeinsparungen in Höhe von 1,5 Prozent führt. Verpflichtet sind Energieverteiler und/oder Energieeinzelhandelsunternehmen. Alternativ könnten auch andere strategische Maßnahmen ergriffen werden, um Energieeinsparungen im gleichen Ausmaß bei Kunden zu bewirken. Hier werden unter anderem Steuern, Finanzierungssysteme, Regelungen oder freiwillige Vereinbarungen, Standards und Normen zur Verbesserung der Energieeffizienz von Produkten und Dienstleistungen, soweit sie nicht verbindlich sind sowie Energieberatungsprogramme genannt. Info Zu den Zielen des Energieeffizienzgesetzes (EEffG) meinen Experten, dass es unter anderem nicht klar sei, wie man auf den Wert von mindestens 0,6 Prozent pro Jahr Verbrauchsreduktion durch Energielieferanten für kumulativ 159 PJ kommt. Weiters sei unklar, welche Maßnahmen das EEffG überhaupt umfasse. Es ist ein Widerspruch, wenn die Maßnahmen für die gesamte Kaskade des Energiesystems, also Maßnahmen zur Effizienz bei Transformation und Verteilung, gelten sollen, die Anrechnungsverfahren aber nur auf Endenergie abstellen. Oesterreichs Energıe. · 7 Energieeffizienzgesetz 2014 Einzelheiten aus dem Energieeffizienzgesetz ■■ Derzeit ist nicht geregelt, ob die Monitoringstelle melden muss, ob und in welcher Höhe der Lieferant seine Verpflichtung erfüllt hat. Ein Rechtsmittel ist hierzu sowie grundsätzlich zu Festlegungen der Monitoringstelle nicht ausdrücklich vorgesehen. ■■ Möglich sind der „Zukauf“ und eine Übertragung von Energieeffizienzmaßnahmen von Dritten an den Lieferanten. ■■ Nicht jede einzelne LED-Leuchte, die an Kunden verschenkt wird, muss als Einzelmaßnahme gerechnet werden. Hier gilt der Durchschnittswert der Lampe mal der Gesamtanzahl. ■■ Sollte ein Energieunternehmen einen Kühlschrank an einen Kunden als Kundenbindungsmaßnahme vergeben, muss der Kunde seine Einwilligung erteilen, dass der Kühlschrank als energiesparende Maßnahme dem Energieunternehmen zugerechnet werden kann. Der Kühlschrank muss dem Eigentümer zuordenbar sein. ■■ Sonderregeln gibt es für Öl-Brennwertgeräte: Im Wohnungsneubau stellen sie keine Effizienzmaßnahme dar. Der Austausch gilt ab 2018 nicht als Effizienzmaßnahme; das „Banking“ alter Maßnahmen ist möglich. ■■ Im Wege einer Branchenvereinbarung können auch kleinere Lieferanten gemeinsam ihr Reduktionsziel erreichen, die Alternative ist die schuldbefreiende Ausgleichszahlung (derzeit 20 Cent/kWh). ■■ Bei einem Absatz von mehr als 25 GWh ist die Lieferantenverpflichtung bindend. Betriebe, die zu mehr als 50 Prozent im Eigentum von anderen Unternehmen stehen und deren Absatz unter 25 GWh beträgt, können dem Mutterunternehmen zugeordnet werden. ■■ Beteiligungen von unter 50 Prozent müssen nicht dem Mutterbetrieb zugerechnet werden, jedoch müssen diese Betriebe, so sie über 25 GWh absetzen, selbst eine Lieferantenverpflichtung vollziehen. Zu den Hauptaspekten des Gesetzes für Energielieferanten zählen laut Hauenschild die Maßnahmen-Nachweisverpflichtung bei Energielieferanten mit partiellen Ausnahmen orientiert am Vorjahresverbrauch, die Quotenverpflichtung bei Haushalt (40 Prozent) und stärkere Gewichtung von einkommensschwachen Haushalten (Faktor 1,5) sowie die Möglichkeit zur Ausschreibung und Ausgleichszahlung, wobei eine (insgesamt) nicht ausreichende Maßnahmensetzung zu Anpassungen führt. Das Problem sei, dass der Maßnahmenkatalog derzeit nicht abschließend geregelt sei. „Hier ist der verständige Blick des Auslegenden nötig“, formulierte Hauenschild. Ein großzügiges Methodendokument als Basis sei im Interesse des Gesetzes und der Richtlinie, weil es für Rechtssicherheit und Planbarkeit sorgen könne. Ausgleichsbetrag Ein wichtiges und diskussionswürdiges Thema ist der Ausgleichsbetrag, erklärte Klaus Oberndorfer von der Anwaltskanzlei Beurle Oberndorfer Mitterlehner Rechtsanwälte. Er wies auf drei Alternativen zur Erfüllung der Pflicht zur Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen hin: ■■ das Setzen von Energieeffizienzmaßnahmen (bei sich selbst, eigenen Endkunden oder anderen Endenergieverbrauchern) im Ausmaß der Zielwerte ■■ die Ausschreibung dieser Energieeffizienzmaßnahmen ■■ die Bezahlung des Ausgleichsbeitrages Allerdings sei das Verhältnis der Erfüllungsalternativen und deren Zusammenspiel unklar: An Stelle des Setzens oder der Beschaffung von Maßnahmen „können“ Energielieferanten ihre Pflicht für das jeweilige Jahr durch Ausschreibung erfüllen. Die Höhe des Ausgleichsbeitrages errechnet sich aus einer Multiplikation der Menge der nicht erbrachten Einsparverpflichtung mit dem von der ECA festgelegten Wert (derzeit 20 Cent/kWh). Hier sei die Frage offen, wer im Streitfall die Höhe der Zahlung bestimme. E-Wirtschaft begrüßt pragmatischen Als eine wichtige Erleichterung für den Einstieg ins EffizienzZeitalter begrüßte Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, die Ankündigung einer pragmatischen Umsetzung des Bundeseffizienzgesetzes durch Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner im Rahmen eines Energieeffizienz-Symposiums Mitte November. Damit, so Schmidt, „kann wirklich ein goldener Mittelweg zwischen herausfordernden Vorgaben und vorhandenen Chancen und Strukturen gefunden werden“. Die Lieferantenverpflichtung, die durch das Gesetz der E-Wirtschaft auferlegt wird, stellt diese vor große Herausforderungen, so Schmidt, insbesondere weil noch nicht alle Rahmenbedingungen geklärt seien. „Wenn Vizekanzler Mitterlehner jetzt einen 8 · Oesterreichs Energıe. praxisgerechten Start in Aussicht stellt, der zudem die bisher getätigten Leistungen entsprechend würdigt, dann kann es uns gelingen, die Effizienzmaßnahmen zu einer Erfolgsstory zu machen“, so Schmidt. Monitoringstelle muss großes Arbeitspensum bewältigen Wichtig aus heutiger Sicht sei, dass insbesondere die 2014 getätigten Maßnahmen im kommenden Jahr anrechenbar sind, auch wenn die genauen Rahmenbedingungen erst später fixiert werden. Schmidt: „Was im Vertrauen auf die Erklärungen der Politik unternommen wurde, sollte auch anerkannt werden.“ Für die Zukunft hoffe man zudem auf eine offene Diskussion und praxisgerechte Regelungen. November/Dezember 2014 Thomas Rabl von Karasek Wietrzyk Rechtsanwälte GmbH wies zudem auf die Besonderheiten und die Neuerungen bei der KWK-Förderung hin. Das Regierungsprogramm 2013 – 2018 sieht unter dem Punkt „Energieversorgung“ unter anderem die Förderung neuer Kraft-Wärme-KopplungsAnlagen (KWK-Anlagen) und eine beihilfenrechtsneutrale Unterstützung bestehender hocheffizienter KWK im Einklang mit dem EU-Recht vor. Das KWK-Fördermodell sieht keinen Einsatz staatlicher Mittel vor, weil ja der Ankauf der KWK-Punkte durch Endverbraucher erfolgt und die Zuteilung von KWK-Punkten durch die nichtstaatliche Transparenzstelle an Betreiber von KWKAnlagen erfolgt. Die Transparenzstelle wird von KWK-Betreibern organisiert. Das Zuteilungskriterium ist der in einer Basisperiode in das öffentliche Netz eingespeiste, hocheffiziente KWK-Strom. Zurechnung von Maßnahmen Zur wichtigen Frage der Zurechnung von Maßnahmen gab es intensive Diskussionen. „Grundsätzlich gehört die Maßnahme dem ‚dinglichen‘ Eigentümer“, erklärte Mathias Sorger von der Sektion Energie-Rechtsangelegenheiten im Wirtschaftsministerium. „Übertragungen – bis zu vier Mal – sind in Schriftform zulässig. Bei gemeinsamen Effizienzmaßnahmen ist immer eine Einigung über die Zurechnung vorzunehmen.“ Im Falle einer Koförderung muss beispielsweise auch der Fördergeber zustimmen, bei Koförderung der öffentlichen Hand ist maximal nur eine anteilige Übertragung möglich (zum Beispiel zehn Prozent Bund und zehn Prozent EVU, Aufteilung 50 : 50). Direkt kogeförderte Maßnahmen aus Wohn- Foto: Thinkstock.com Energieeffizienzgesetz 2014 Zeitreihe 2015–2016 ■■ 31. Jänner 2015: Meldung Energiemanagementsystem wird oder wurde eingeführt ■■ 14. Februar 2015: Meldung des Vorjahresabsatzes plus Meldung der erbrachten Maßnahmen ■■ 30. November 2015: Meldung Einführung des EMS ■■ 30. November 2015: Meldung Durchführung Energieaudit ■■ 14. Februar 2016: Spätester Zeitpunkt der erstmaligen Meldung der im Rahmen der Lieferantenverpflichtung gesetzten Maßnahmen (für 2014 und 2015) bauförderung, Umweltförderung oder dem Programm der thermischen Sanierung sind immer der öffentlichen Hand zuzurechnen. Der Endkunde muss jedenfalls aber eine Einverständniserklärung abgeben, damit die Maßnahme anrechenbar ist. Im Dezember ist jedenfalls eine weitere Fachtagung von Oesterreichs Energie Akademie zum Energieeffizienzpaket geplant. Informationen: Oesterreichs Energie Akademie. http://akademie.oesterreichsenergie.at ■ ■ Zugang zu Energieeffizienzgesetz Eine trotz aller Verzögerungen möglichst rasche Entscheidung für eine kompetente Monitoringstelle ist aus Sicht der E-Wirtschaft zudem von herausragender Bedeutung für einen erfolgreichen Start der Effizienzmaßnahmen rechtzeitig zum Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Jänner 2015. Schmidt: „Auf diese wartet ein gewaltiges Arbeitspensum.“ Erste Aufgabe der Monitoringstelle werde es sein, die bereits bekannten Maßnahmenkataloge auszubauen und weiterzuentwickeln und ein neues Methodendokument zu erstellen. Die E-Wirtschaft hat viele Aktionen durchgeführt Die E-Wirtschaft, die bereits breite Erfahrung mit Effizienzmaßnahmen hat, ist bereit, die zukünftige Monitoringstelle in November/Dezember 2014 Zukunft bei ihrer Arbeit zu unterstützen und Expertenwissen einzubringen. Schmidt: „Die gesamte Branche hat unter anderem im Rahmen einer freiwilligen Verpflichtung viele Aktionen durchgeführt und kann auf große Fachkenntnis verweisen.“ Beispiele für erfolgreiche Effizienzmaßnahmen sind unter anderem Wärmepumpenförderung, Fotovoltaik, Gerätetauschaktionen, Heizungsoptimierung, Smart-Home-Anwendungen und Öffentlichkeitsarbeit zur Erhöhung der Awareness in Effizienzfragen. Das Energieeffizienzgesetz tritt Anfang 2015 in Kraft und sieht vor, dass Energielieferanten über Effizienzmaßnahmen bis 2020 jährlich einen Einsparungsnachweis im Ausmaß von 0,6 Prozent ihrer Energielieferungen erbringen müssen. Die Monitoringstelle überwacht diese Maßnahmen. Oesterreichs Energıe. · 9 Energieeffizienzgesetz 2014 Schwierige Planung JEDES ENERGIEUNTERNEHMEN WIRD INDIVIDUELL ENTSPRECHEND DER KUNDENSTRUKTUR VERSUCHEN, MÖGLICHST KOSTENEFFIZIENT SEINER VERPFLICHTUNG NACHZUKOMMEN, ERKLÄRT ROBERT GRÜNEIS, DER SPRECHER HANDEL & VERTRIEB VON OESTERREICHS ENERGIE UND ENERGIEVORSTAND DER WIENER STADTWERKE. Oesterreichs Energie: Wenn diese Ausgabe des Fachmagazins Oesterreichs Energie Ende November erscheint, sind es gerade noch rund fünf Wochen bis zum Inkrafttreten des Energieeffizienzgesetzes. Was ist der Stand der Dinge. Sind wir bereit? Robert Grüneis: Natürlich sind wir bereit und werden aktiv als Energieunternehmen, wie schon immer die Energieeffizienz weiter erhöhen und verbessern. Wesentliche Rahmenbedingungen fehlen aber noch: wie etwa die Festlegung, wer die Monitoringstelle für die Evaluierung und Messung der Energieeffizienzmaßnahmen wird, welche Maßnahmen in welcher Höhe anerkannt werden und in welcher Art und Weise die Dokumentation zu erfolgen hat. Auch der vom Wirtschaftsministerium angekündigte Leitfaden und die FAQ zum Gesetz, die Details für die Umsetzung vorsehen und offene Fragen klären sollen, sind noch nicht veröffentlicht. Energieunternehmen müssen auf Innovationen setzen. Oesterreichs Energie: Das sind die Vorgaben seitens der Behörden, wie bereit ist die E-Wirtschaft? Robert Grüneis: Für alle Energieunternehmen ist das Thema Energieeffizienz schon immer ein integraler Unternehmensbestandteil. Darauf werden wir aufbauen und das Thema pro-aktiv angehen. Die gerade angesprochenen Zeitverzögerungen rund um wesentliche Rahmenbedingungen machen die Maßnahmenplanung und die Vorbereitung von Projekten, die dann 2015 für die Lieferantenverpflichtung zählen, aber nicht gerade leicht. Oesterreichs Energie: Wo liegen die Schwerpunkte seitens der Branche? 10 · Oesterreichs Energıe. Robert Grüneis: Wesentliche, schon bestehende Maßnahmen, die in ein neues Methodendokument zu übernehmen sind, sind die Maßnahmen Wärmepumpe im Neubau und sanierten Bestand (Erdwärme, Grundwasser, Luft), Fotovoltaik, Beleuchtung und Weißware, also Haushaltsgeräte. Zukünftige neue Methoden sind vor allem in den Bereichen E-Mobilität, Heizungs optimierung, Öffentlichkeitsarbeit, Energieberatung, Gewerbe, Verkehr, Smart Home und Energiemanagement zu ent wickeln. Wir als Energieunternehmen setzen bewusst auf Innovation. Der Trend geht klar in Richtung hocheffizienter dezentraler Erzeugungseinheiten, deren Eigentümer nicht selten der bisherige „Energiekunde“ sein wird. Folglich wandelt sich unser Aufgabenfeld des Energieversorgers. Neben dem commodity-Geschäft bieten wir unseren Kunden noch stärker umfassendes Energiebedarfsmanagement und Energiedienstleistungen. Oesterreichs Energie: Ist das schon eine Strategie oder lediglich eine Schlussfolgerung? Robert Grüneis: Als Energieunternehmen müssen uns fragen: Was machen wir seit Jahrzehnten erfolgreich? Was können wir bereits sehr gut, was müssen wir künftig können? Was tut sich auf dem Markt? Die Unternehmen der E-Wirtschaft müssen wissen, welche Kosten auf sie zukommen. Oesterreichs Energie: In welchen Sektoren sehen sie großes Potenzial für Energieeffizienzmaßnahmen der Energielieferanten? Robert Grüneis: Es gilt, sämtliche Energieformen effizienter zu nutzen. Das gilt insbesondere für einen Ballungsraum wie Wien. Die Bevölkerung der Bundeshauptstadt wächst rasant. Bei jährlichen November/Dezember 2014 Energieeffizienzgesetz 2014 Oesterreichs Energie: Was sind die größten Herausforderungen für die Branche? Robert Grüneis: Das System der Lieferantenverpflichtung ist komplett neu und braucht daher Zeit und Erfahrung, bis es sich einspielt. Das ist auch aus der Sicht der Behörden, also von der Monitoringstelle und den Ministerien, zu beachten, und von dieser Seite sind Flexibilität und Gesprächsbereitschaft gerade zu Beginn des Lieferantenverpflichtungssystems notwendig. Gerade auf die Monitoringstelle wartet ein großes Arbeitspensum und hier wird es zahlreiche Workshops mit der Branche erfordern, damit sich die Dinge einspielen. Die Lieferantenverpflichtung ist aber auch eine Kuriosität und so, als würde man der Gastronomiebranche vorschreiben, ihren Kunden eine „Fastenkur“ zu verordnen. Im Zentrum unseres Handelns steht: Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde ist die günstigste und umweltfreundlichste. Das gilt insbesondere für einen Ballungsraum wie Wien. Oesterreichs Energie: Schon bisher gab es Aktivitäten der Stromunternehmen in Sachen Energieeffizienz. Auf welchen Erfahrungen kann aufgebaut werden? Robert Grüneis: Alle Energieunternehmen setzen seit Jahrzehnten Energieeffizienzmaßnahmen erfolgreich und äußerst nachhaltig um. Hier haben wir sehr viel Erfahrung und Know-how und darauf bauen wir auf. Foto: Wiener Stadtwerke Zuwachsraten von 25.000 Personen wird sich die Zahl der Einwohner Wiens bis 2030 um jene der Stadt Graz erhöhen. Das wirkt sich auf den Energiebedarf aus – und zwar in allen Sektoren: Strom, Wärme und Verkehr. Wien Energie hat beispielsweise neben der seit Jahren etablierten Energieberatung eine eigene Energieeffizienzinitiative mit Energieeffizienzmaßnahmen und zahlreichen Vorteilen für die Kunden gestartet und setzt voll auf Innovation bei Geschäftsmodellen, Energiemanagement und Produkten. Die Bereiche thermische Sanierung, Heizungsoptimierung und der Verkehrsbereich stellen unangefochten die größten Potenziale dar. Gerade im Gebäudebereich sind große Energieeffizienzmaßnahmen möglich, oftmals aber auch mit großen Investitionssummen verbunden. Wesentliche Bedeutung im Bereich Heizen haben die Wärmepumpen, die großes Energieeffizienzpotenzial haben. Osterreichs Energie: Ändern sich durch das neue Gesetz die Schwerpunkte der Effizienzarbeit? Robert Grüneis: Jedes Energieunternehmen wird individuell entsprechend der Kundenstruktur seine Maßnahmen und Schwerpunkte setzen. Das Gesetz gibt hier ja verschiedene Zur Person Mag. Robert Grüneis ist ab 1. Dezember 2014 Energievorstand der Wiener Stadtwerke. Grüneis war seit 2008 Geschäftsführer der Wien Energie GmbH und für die Bereiche Kommunikation und Marketing, Vertrieb, Public Affairs und Telekommunikation verantwortlich. Der studierte Jurist gilt als profunder Kenner der österreichischen Energiewirtschaft. Grüneis war seit 1995, dem Beginn seiner Laufbahn im Wiener Stadtwerke-Konzern, bei mehreren strategischen Großprojekten maßgeblich beteiligt. So auch 2001 bei der Gründung der EnergieAllianz Austria und der Wien Energie GmbH. Darüber hinaus ist Grüneis Vorstandsmitglied des europäischen Dachverbands kommunaler Unternehmen CEDEC sowie Mitglied im kaufmännischen Ausschuss des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) in Deutschland. November/Dezember 2014 Oesterreichs Energıe. · 11 Energieeffizienzgesetz 2014 Möglichkeiten vor – von der Maßnahmendurchführung durch den Energielieferanten beim Kunden oder bei sich selbst, über die Kooperationen, etwa mit Betrieben, zur Zielerreichung zu gelangen oder die Maßnahme auszuschreiben. Als weitere Alternative steht die Ausgleichszahlung von 20 Cent/kWh zur Verfügung. Robert Grüneis: Mit mehr Erfahrungen mit dem Verpflichtungssystem werden auch Veränderungen am Markt für Energieeffizienzmaßnahmen auftreten. Trotz möglicher Verlagerungen werden aber Maßnahmen im Bereich Wärme und Verkehr sicher nicht an Bedeutung verlieren. Hier sind die Effizienzhebel am größten. Osterreichs Energie: Wird es mehr in Richtung Beratung gehen, oder stehen andere Maßnahmen, die konkrete Investitionen erfordern, im Vordergrund? Robert Grüneis: Energieeffizienzberatung ist sehr wichtig, vor allem Bewusstseinsbildung, sei es über Kampagnen oder Kooperationen mit Universitäten oder Schulen und ähnliches. All diese Maßnahmen wirken nachhaltig. Hier kommen derzeit aber sehr niedrige Anerkennungswerte für diese Maßnahmen zur Anwendung. Die schlechte Bewertung dieser Soft-Maßnahmen im Effizienzsystem sollte in Zukunft geändert werden. Für Energieunternehmen wird die Ausrichtung in den nächsten Jahren immer mehr darauf hinauslaufen, vom Versorger zum umfassend orientierten Dienstleister zu werden. Wien Energie arbeitet schon seit Längerem an einer neuen Linie bzw. neuen innovativen Geschäftsmodellen, wie beispielweise die hocheffiziente dezentrale Erzeugung. Darüber hinaus werden wir unsere Kundinnen und Kunden in allen Bereichen von der umfassenden Energieberatung bis zu Contracting-Lösungen noch intensiver servicieren. Die Energieeffizienzberatung in allen Facetten sehe ich als Alleinstellungsmerkmal. Und zum Abschluss sehen wir verschiedene Möglichkeiten in den Energieverbrauchsmessungen bzw. Monitoring Tools. Das ist vor allem auch ein Thema in den Ballungsräumen. Wichtig dabei ist, dass Energieeffizienz nicht nur dem Strombereich betrifft sonder vor allem auch Verkehr und Wärmeversorgung. Oesterreichs Energie: Welche Rahmenbedingungen sind für einen erfolgreichen Start erforderlich? Robert Grüneis: Wichtig ist die möglichst baldige Festlegung der Monitoringstelle. Mit dem Start der Monitoringstelle sollte dann gemeinsam mit der Branche zügig ein neues Methodendokument zur Bewertung aller wichtigen Maßnahmen erarbeitet werden. Smart Home wird sich verstärkt in der Praxis verankern. Oesterreichs Energie: Ist zu erwarten, dass sich der Fokus im Lauf der Ver pflichtungsperiode verändert und wenn ja, wie? 12 · Oesterreichs Energıe. Oesterreichs Energie: Was sind die Wünsche an die zukünftige Monitoringstelle? Robert Grüneis: Dialogbereitschaft mit Blick in die Praxis und fundiertes Expertenwissen stellen die wesentlichen Voraussetzungen für die Aufgabe dar. Oesterreichs Energie: Und wenn Sie heute in die Zukunft blicken? Robert Grüneis: Schon seit einiger Zeit bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, sich finanziell an der Stromerzeugung, wie etwa Solaranlagen, zu beteiligen. Derartige Modelle erfreuen sich großer Beliebtheit, nicht zuletzt, weil sie das Thema Energie stärker „personalisieren“. Aus Sicht der Energieunternehmen wird es deshalb darum gehen, in Zukunft derartige Angebote auszuweiten. Verkehrsmaßnahmen auf der einen Seite – Stichwort E-Mobilität – werden ebenfalls rasant an Bedeutung gewinnen. Auch das Thema Smart Home wird sich verstärkt in der Praxis verankern. In beiden Bereichen geht es daher darum, gut untermauerte Einsparwerte festzulegen, um die Handhabung für die Bewertung zu vereinfachen. Oesterreichs Energie: Welche innovativen Maßnahmen können noch am Horizont ausgemacht werden? Robert Grüneis: Bürgerbeteiligungsanlagen oder dezentrale Technologie-Kombinationen von Strom- und Wärmeprodukten November/Dezember 2014 Energieeffizienzgesetz 2014 sind keineswegs nur Schlagworte, sondern zeigen den Weg in die Zukunft. Energieunternehmen werden zum umfassend ausgerichteten Dienstleister und zum Manager des Energieportfolios seiner Kunden – von der Industrie bis zu den Haushalten. Für Letztere etwa im Rahmen von „Smart Home“-Lösungen. Darüber hinaus haben wir eine Energieeffizienz-Offensive gestartet, das heißt, wir unterstützen unsere Kunden dabei, Energie effizient zu nutzen. Gefördert werden die unterschiedlichsten Maßnahmen – vom Ankauf moderner, stromsparender Haushaltsgeräte über den Umstieg von veralteten Erdgasheizungen auf moderne ErdgasBrennwertgeräte, dem Kauf neuer Energiesysteme (Wärmepumpe, Fotovoltaik, Solarthermie), dem Einbau neuer Fenster bis hin zur Berechnung des Energieausweises oder dem Kauf von Kleinprodukten wie LED-Lampen. Oesterreichs Energie: Im Vorfeld des Gesetzesbeschlusses hat die E-Wirtschaft den Entwurf in vielen Punkten kritisiert. Was ist davon geblieben? Robert Grüneis: Wesentlicher Punkt neben der Grundsatzkritik an der Lieferantenverpflichtung sind die Kosten dieses Verpflichtungssystems. Für die Lieferanten im Stromsektor bedeuten die Vorgaben für die Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes bis 2020 jährliche Aufwendungen zwischen 200 und 400 Mio. Euro. Das hat die Studie von Professor Stefan Schleicher vom Grazer Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel gezeigt. Die Bandbreite der tatsächlichen Kosten lässt sich bis heute noch nicht genau abschätzen, da beispielsweise noch keine ausreichende Klarheit über Methoden und Anrechenbarkeit besteht. Oesterreichs Energie: Wie gehen Sie jetzt damit um? Robert Grüneis: Die Branche versucht derzeit, die Umsetzung in die Wege zu leiten und hier möglichst praxistaugliche Ansätze zu finden. Vor allem der Bürokratieaufwand muss in Grenzen gehalten werden. Bei einer Energieeffizienzaktion, etwa auf einer Messe, bei der LED-Lampen verteilt werden, kann nicht die Unterschrift des einzelnen Kunden gefordert werden. November/Dezember 2014 Oesterreichs Energie: Welche Erwartungen haben Sie an das erste Jahr. Wird es Gewinner und Verlierer geben? Robert Grüneis: Jeder Lieferant wird hier seinen Weg finden, abhängig etwa von seiner Kundenstruktur, den Rahmenbedingungen, der Unternehmensstrategie und der Unternehmensgröße. Alle Unternehmen bauen aber auf jahrzehntelange Expertise zu diesem Thema und auf sehr gute Kundenbeziehungen. Ein wesentlicher Kritikpunkt sind die Kosten des Verpflichtungssystems. Oesterreichs Energie: Gibt es heute schon Geschäftsmodelle, bei denen Energiedienstleistungen im Zentrum stehen? Robert Grüneis: Das Thema Energiedienstleistungen ist schon länger – losgelöst vom Energieeffizienzgesetz – Thema der einzelnen Energielieferanten. Hier werden sich am Markt zukünftig breitgefächerte Angebote finden, die in Kombination mit dem bisherigen Energieliefervertrag attraktive Angebote für die Kunden bieten. Auch Wien Energie trifft schon im großen Umfang Energieeffizienzmaßnahmen bei Unternehmen, Gemeinden und Haushalten. Bei einem großen Verlags- und Buchhaltungsunternehmen wurde die Beleuchtung der Zentrale optimiert. Das Unternehmen hat aber nicht nur die Lampen getauscht, sondern auch mitgedacht, wie die Abläufe im Auslieferungslager sind, und danach die Logistik umgestaltet. So etwas kommt sehr gut an, weil es wenig kostet und dem Kunden viel bringt. Hier ist das Effizienteste ein Fernwärmeanschluss. Das nächste sind Produktkombinationen wie Erdgas-Brennwertgeräten, Wärmepumpe, Fotovoltaik und Solarthermie. Das Modell Wärmepumpe gefällt den Menschen, wobei wir öfter feststellen, dass ihnen manche Anbieter etwas verkaufen, das überdimensioniert ist und damit einen zu hohen Stromverbrauch verursacht. Daher wollen wir uns da schon auch als Anbieter positionieren. n Die E-Wirtschaft versucht, möglichst praxistaugliche Ansätze zu finden. Oesterreichs Energıe. · 13 Politik Im Fokus – Speicher im BEI DER 3. VIKTOR KAPLAN-LECTURE VON OESTERREICHS ENERGIE UND DER FH TECHNIKUM WIEN WURDEN DIE ZENTRALEN ZUKUNFTSFRAGEN DER SPEICHERTECHNOLOGIE THEMATISIERT. DER ANDRANG ZU DIESER VERANSTALTUNG WAR ENORM – 170 ZUHÖRER STELLTEN EINEN NEUEN BESUCHERREKORD DAR. D urch den steigenden Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien rücken Zukunftsfragen zu Speicher im Netzverbund immer mehr ins Zentrum des Interesses. Dieses spiegelte sich Mitte Oktober auch darin wieder, dass 170 Interessierte aus Wissenschaft, Forschung, Lehre, Politik und Wirtschaft bei der 3. Viktor Kaplan-Lecture von Oesterreichs Energie und der FH Technikum zum Thema „Neue Technologien und Business-Cases für Speicher im Netzverbund“ die Besucherrei- 14 · Oesterreichs Energıe. hen füllten. Wie Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, gleich zu Beginn erläuterte, werde „die Energiewende in naher Zukunft zu einem starken Anstieg von Speicherbedarf führen“. Batteriespeicher modernster Bauweise bieten die Chance, den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung auf bis zu 65 Prozent zu erhöhen, ohne dass dabei die Netzstabilität leidet, führte Clemens Triebel von der Younicos AG, Berlin, aus. Das Unternehmen baut und betreibt Hochleistungs-LithiumNovember/Dezember 2014 Politik Netzverbund batterienspeicher. Im September hat Younicos etwa für den deutschen Ökostromversorger WEMA einen Lithiumbatteriespeicher mit fünf MW Leistung in Betrieb genommen. Der Speicher, der etwa das Ausmaß einer Sporthalle hat, wird von Younicos als erstes kommerzielles Batteriekraftwerk bezeichnet und wird für den Ausgleich kurzfristiger Schwankungen zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch ebenso eingesetzt wie für das „Abschneiden“ und das Verschieben von Spitzen in Erzeugung und Verbrauch (Peak-Shaving“ bzw. „Peak-Shifting“). Tragfähiges Geschäftsmodell Auf diese Weise lässt sich, laut Triebel, ein gutes Geschäftsmodell darstellen. Batteriespeicher würden allerdings weder den November/Dezember 2014 Netzausbau und die -ertüchtigung noch andere Speichertechnologien überflüssig machen. Angesichts des rapiden Ausbaus der erneuerbaren Energien sei es dringend notwendig, die Verteilnetze mit moderner Informationstechnik zu Smart Grids weiter zu entwickeln. Grundsätzlich würden alle Arten von Speichern benötigt, von Batteriespeichern bis hin zu großen Pumpspeicherkraftwerken. In Bezug auf Österreich konstatierte Triebel jedenfalls eine erheblich „weniger hitzig“ geführte Diskussion als in Deutschland: „In Österreich zahlt man 18 Cent/kWh Strom und der Bedarf wird zu 75 Prozent mit erneuerbaren Energien gedeckt. In Deutschland zahlt man schon jetzt 28 Cent/kWh, obwohl der Anteil der Erneuerbaren bei V. l. n. r.: Dipl.-Ing. Thomas Nenning (FH Technikum Wien), Clemens Triebel (Younicos AG, Berlin), Dipl.-Ing. Dr. ThomasKarl Schuster (Wiener Netze GmbH), Dr. Barbara Schmidt (Generalsekretärin Oesterreichs Energie), FH-Prof. Dipl.Ing. Christian Kollmitzer (Vize-Rektor Fachhochschule Technikum Wien) und FH-Prof. Dipl.-Ing. Hubert Fechner, MAS, MSc (Institutsleiter, Studiengangsleiter Erneuerbare Urbane Energiesysteme) Foto: Oesterreichs Energie/Christian Fischer Info Batteriespeicher in unterschiedlichen Leistungskategorien sind bereits seit mehreren Jahren auf dem Markt. Bisher werden sie zumeist in Forschungsvorhaben angewandt. Mit dem steigenden Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung könnte sich dies jedoch in Zukunft ändern. Oesterreichs Energıe. · 15 Politik Bild oben: FH-Prof. Dipl.-Ing. Christian Kollmitzer, Vize-Rektor Fachhochschule Technikum Wien, Moderator Martin Kugler, Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie (v. l. n. r.) Bild Mitte: Clemens Triebel (Younicos AG, Berlin) Bild unten: Dipl.-Ing. Dr. Thomas-Karl Schuster (Wiener Netze GmbH) Fotos: Oesterreichs Energie/Christian Fischer noch nicht einmal bei der Hälfte dieses Wertes liegt.“ Immer öfter stelle sich die Frage, was wirtschaftlich, aber auch technisch geschehe, wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien wie vorgesehen weitergehe. Im Zuge der Energiewende plant Deutschland bekanntlich, ab 2020 mindestens 35 Prozent seines Strombedarfs mittels Wind und Fotovoltaik zu decken, ab 2050 sollen es sogar mindestens 80 Prozent sein. „Must-run-Kraftwerke“ als Problem Laut Triebel basiert die Sicherheit der deutschen Stromversorgung derzeit nicht zuletzt auf den rotierenden Massen in thermischen Kraftwerken, die helfen, die Netzfrequenz stabil zu halten. Doch gehen immer mehr thermische Kraftwerke vom Netz – die Atomkraftwerke wegen des deutschen AKW-Ausstiegs, Gaskraftwerke mangels Rentabilität. Anlagen mit insgesamt etwa 30 GW Leistung müssen jedoch stets am Netz bleiben, weil das Ausschalten für wenige Stunden zu teuer käme oder die Kraftwerke auch für die Wärmeversorgung benötigt werden. Speisen nun zusätzlich zu diesen „Mustrun-Kraftwerken“ Windparks oder Fotovoltaikanlagen große Strommengen ins Netz ein, fallen die Preise an den Strombörsen unter null. Das geschieht in zunehmendem Maße. Deshalb gehen die Netzbetreiber laut Triebel immer häufiger dazu über, Windparks bei einem Überangebot an Strom vom Netz zu nehmen. Allerdings bekommen die Betreiber der Windparks ihre Förderung auch für die Zeit, in der sie keinen Strom liefern. Triebel formulierte recht pointiert: „Es wird also für Strom bezahlt, den es für die Kunden eigentlich gar nicht gibt. Wirtschaftlich ist das absurd.“ Umgekehrt sei es aber auch befremdlich, Braunkohlekraftwerke oder 16 · Oesterreichs Energıe. November/Dezember 2014 Politik Bild oben: Ein mit 170 Besuchern dicht besetztes Auditorium stellte einen neuen Besucherrekord dar. Bild Mitte: Dipl.-Ing. Thomas Nenning (FH Technikum Wien) Bild unten: Studenten präsentierten ihre Erkenntnisse aus den Workshops. Fotos: Oesterreichs Energie/Christian Fischer andere thermische Kraftwerke faktisch nur noch aus Gründen der Netzstabilität zu betreiben, denn der Strom könne ja grundsätzlich auch mit den Erneuerbaren erzeugt werden – etwa mit den Windparks, die nun zeitweise abgeregelt würden. Den großen Treiber für das Aufkommen von Batteriespeichern sieht Triebel in der Automobilbranche, die neue Batterietechnologien nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Elektromobilität forciert. Versäumnisse der Regulierungsbehörden Thomas-Karl Schuster von der Wiener Netze GmbH betonte indessen, es sei erforderlich, das Gesamtsystem der Energieversorgung in den Blick zu nehmen. Dies sei in den vergangenen Jahren nicht zuletzt seitens der Regulierungsbehörden versäumt worden. Deren Hauptaugenmerk habe rein kommerziellen Erwägungen, wie etwa dem Senken der Netztarife gegolten. Die Netzbetreiber jedoch seien gesetzlich verpflichtet, eine hohe Versorgungssicherheit und Versorgungsqualität zu gewährleisten. Dies könne allerdings nur in jenem finanziellen Rahmen erfolgen, den der Regulator über die Netztarife vorgebe. Seit Beginn der Regulierung seien die Netztarife um rund 40 Prozent gesunken. Zu beachten ist laut Schuster auch die „technische Trägheit“ der Infrastruktur für die Energieversorgung: Ein Stromnetz lasse sich nun einmal nicht von heute auf morgen umbauen und an die sich immer schneller ändernden Marktbedingungen anpassen. Mangels Rentabilität würden immer mehr Großkraftwerke mit ihren Schwungmassen, bestehend aus Turbinen und Generatoren, aus dem Markt genommen. Solche Anlagen hätten die Netzbetreiber bislang genutzt, um die Frequenz der Wechselspannung bei 50 Hertz stabil zu halten. Mit BatteriespeiNovember/Dezember 2014 Oesterreichs Energıe. · 17 Politik Bild oben: Clemens Triebel (Younicos AG, Berlin), Dipl.-Ing. Thomas Nenning (FH Technikum Wien), Moderator Martin Kugler und Dipl.-Ing. Dr. Thomas-Karl Schuster (Wiener Netze GmbH; v. l. n. r.) Bild Mitte: Das Thema „Speicher im Netzverbund“ sorgte beim Get-together vor … Bild unten: … und nach der Veranstaltung für viel Gesprächsstoff. Fotos: Oesterreichs Energie/Christian Fischer chern sei dies kaum möglich, „weil man so viele Batterien nirgends aufstellen kann“, warnte Schuster. Eine Leistung von fünf MW, wie sie der Younicos-Batteriespeicher erbringe, sei bei einer Spitzenlast von etwa 2000 MW, wie sie im Wiener Netz vorkomme, praktisch vernachlässigbar. Technische und rechtliche Fragen Die rotierenden Massen im Energiesystem durch Speicher zu ersetzen, wäre laut Schuster „nur dann möglich, wenn alle zusammen zur gleichen Zeit ihren Beitrag leisten. Dazu müsste der Netzbetreiber aber automatisch auf alle Speichersysteme zugreifen können.“ Und das funktioniere zurzeit technisch noch nicht: „Da ist noch viel Forschungsarbeit notwendig.“ Überdies gibt es laut Schuster auch ein rechtliches Problem: Aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Trennung zwischen dem Netzbereich einerseits und dem Kraftwerksbereich andererseits (Unbundling) habe der Netzbetreiber nicht das Recht, auf Batteriespeicher zuzugreifen. Er könne diese daher nicht für die Netzstabilisierung nutzen, selbst wenn das technisch möglich und sinnvoll wäre, stellte Schuster klar. Die Netzbetreiber seien gesetzlich verpflichtet, eine hohe Versorgungssicherheit und -qualität zu gewährleisten. Dies könne allerdings nur in jenem finanziellen und rechtlichen Rahmen erfolgen, den die Regulierung vorgebe. Hier müssten Änderungen stattfinden, so Schuster. Pumpspeicher favorisiert Thomas Nenning, der an der FH Technikum am Institut für erneuerbare Energie lehrt, sieht Pumpspeicher derzeit als „einzige Technik zur Stromspeicherung, die sich rechnet“. In Deutschland würden nunmehr auch Druckluftspeicher entwickelt, um 18 · Oesterreichs Energıe. November/Dezember 2014 Politik Großes Interesse fand auch das Fachmagazin von Oesterreichs Energie. Fotos: Oesterreichs Energie/Christian Fischer die schwankende Stromerzeugung großer Windparks auszugleichen. Allerdings seien diesbezüglich „noch hohe Investitionen notwendig“. Die Batteriespeicher wiederum sind laut Nenning derzeit im wirtschaftlichen „Tal des Todes“ zwischen der technischen Ausgereiftheit und der Markteinführung. Die Speicherung von Strom im Erdgasnetz (Power to Gas) befinde sich noch für längere Zeit im Entwicklungsstadium. In der Speicherforschung würden derzeit vor allem die Fragen der Kostensenkung und die Erstellung von Geschäftsmodellen behandelt. Probleme für den Einsatz neuartiger Speicher bringe auch das Fehlen geeigneter regulatorischer Rahmenbedingungen mit sich. Die FH Technikum Wien selbst forscht an mehreren Projekten bezüglich neuer Speichertechnologien. Sie führte unter anderem ein Projekt mit der Bezeichnung „PV-Store“ durch. Ziel war es, Strom aus Fotovoltaikanlagen in Vanadium-Redox-Flow-Batterien zu speichern. Als größtes Hindernis für die Markteinführung habe sich dabei die geringe Energiedichte der Speicher und damit deren erforderliche Größe erwiesen. Zudem testete die FH Technikum im Auftrag der EVN drei Jahre lang ein multifunktionales Batteriespeichersystem für den Haushaltsbereich. Dabei zeigte sich, dass Energieautarkie für Haushalte völlig utopisch ist. Auch wäre das getestete System für die Bereitstellung von Regel- und Ausgleichsenergie „um den Faktor drei bis vier zu teuer gewesen“, sagte Nenning. Ihm zufolge „kann es nicht das Ziel der Energiepolitik sein, dass jeder Haushalt autark wird. Das Netz lässt sich nicht durch eine Vielzahl mehr oder weniger autarker Zellen ersetzen.“ ■ ■ Produzenten von Solartechnologie wollen Komplettmenüs servieren Die Wunschvorstellung sieht so aus, dass Speicherlösungen die nächste große Boom-Phase im Bereich der alternativen Stromproduktion befeuern. Am Ende soll dann das – möglichst von der Netzversorgung unabhängige – Smart Home stehen, erläutert Ahmed Mohamed, Sales Manager Solar EU Business Group von LG Electronics, zuständig für Deutschland und Österreich. Der koreanische Konzern steigt gerade verstärkt in das SolarBusiness ein. Zuletzt erzielte LG Solar noch weniger als ein Prozent des Umsatzes der gesamten LG Electronics Group, der bei 37 Mrd. Euro lag, das soll sich jedoch bald ändern. Eine große Fertigungsstätte wurde erreichtet und es wird intensiv geforscht. Mohamed: „Derzeit sind wir noch kein MegawattPlayer, wollen aber auf 600 MW pro Jahr kommen und Weltmarktführer werden.“ Rund 600 Mitarbeiter arbeiten bisher im Solarbereit des Konzerns, davon aber allein 250 in Forschung und Entwicklung. Neben neuen Produkten aus dem Bereich Solar bietet das Unternehmen auch einen ersten Stromspeicher, das Energy November/Dezember 2014 Storage System (ESS), an. Das kompakte Batteriesystem verfügt über eine Ladekapazität von zwei kWh und einen maximalen Output von einem kW. Das System ist auf insgesamt 18 kWh Ladekapazität beziehungsweise neun kW Leistung erweiterbar und lässt sich sowohl als ein- als auch als dreiphasiges System betreiben. Dafür gibt es zehn Jahre Garantie. Zusätzlich zu Fotovoltaikmodulen mit erhöhtem Wirkungsgrad und den bereits bekannten Wechselrichtern gibt es auch integrierte Mikro-Wechselrichter. Ein Solarpanel liefert Anwendern nicht nur ohne Umwege Wechselstrom, die Konzeption erleichtert Installateuren auch die Montage, so Mohamed. In den kommenden Jahren will der koreanische Konzern verstärkt Haushalte als Zielgruppe ansprechen, nicht nur direkt, sondern auch mit Partnern aus der E-Wirtschaft. „Wir können uns Kooperationsmodelle vorstellen, bei denen wir in Zusammenarbeit mit der E-Wirtschaft Konsumentenanlagen anbieten“, erläuterte der Manager. Oesterreichs Energıe. · 19 Politik Wichtige Schritte Richtung Energieb DIE EUROPÄISCHE KOMMISSION HAT VOR KURZEM IHRE EINSCHÄTZUNG ÜBER DIE HERAUSFORDERUNGEN BEI DER VOLLENDUNG DES ENERGIEBINNENMARKTES UND EINE ERSTE ANALYSE ZU DEN FÖRDERKOSTEN VERÖFFENTLICHT. ES ZEIGT SICH ZWEIERLEI: VIELES IST BEREITS UMGESETZT, ZENTRALE HERAUSFORDERUNGEN BESTEHEN ABER WEITER. VON HARALD HORNACEK M it großer Spannung hat die E-Wirtschaft die Veröffentlichung der Europäischen Kommission über die bisherigen Erfolge und Auswirkungen zum geplanten Energiebinnenmarkt erwartet. Mit 2014 hätte ja dieser Energiebinnenmarkt laut ursprünglichen Zielsetzungen geschaffen werden sollen. Dies wurde noch nicht ganz erreicht, aber in den letzten fünf Jahren wurden zahlreiche Schritte und Maßnahmen gesetzt, die nun von der EU-Kommission beurteilt wurden – und zwar großteils durchwegs positiv, wie eine erste Analyse von Oesterreichs Energie zeigt. Um den geplanten Energiebinnenmarkt zu realisieren, betont die EU-Kommission ein- 20 · Oesterreichs Energıe. mal mehr die Notwendigkeit wettbewerbsfähiger Märkte sowie geringerer Großhandelspreise. In diesem Zusammenhang wird die Bedeutung der Strombörsen für wettbewerbsfähige Preise und geringere Systemkosten hervorgehoben. Insgesamt, weist der Branchenverband Eurelectric hin, geht die Europäische Union nach der vollständigen Implementierung des EU-Binnenmarktes von einem Wirkungsvolumen von 16 bis 40 Mrd. Euro aus – und das jährlich. In diesem Zusammenhang verweist Eurelectric darauf, dass die EU-Kommission die Auswirkungen des Energiebinnenmarktes nach wie vor unterschätze. Auch für Oesterreichs Energie sind viele Fragen noch offen – wenngleich sich das Statement der EUNovember/Dezember 2014 Politik innenmarkt Foto: fotolia.com Kommission in manchen Bereichen mit den Einschätzungen von Oesterreichs Energie auch durchaus deckt. So ist der Verweis auf die Notwendigkeit von mehr und besseren Netzen und transparenten und robusten Regeln für integrierte Märkte ein zentraler Faktor in der Schaffung eines Energiebinnenmarktes. Als prioritär gelten für die EU-Kommission besonders dringende Stromverbindungen wie jene innerhalb Deutschlands und des Baltikums, ebenso werden die besseren Anbindungen der Iberischen Halbinsel sowie Irlands und Großbritanniens an das europäische Festland erwähnt. Hartes Durchgreifen angekündigt Auch die Weiterentwicklung zu Smart Grids wird im EU-Bericht als essenziell bezeichnet. Neben der Verbesserung des Investitionsklimas sei vor allem die nachhaltige und umgehende Implementierung der Transeuropäischen Netze-(TEN-E)Regeln zur Identifizierung der wichtigsten Projekte von gemeinsamem Interesse (PCI) von höchster November/Dezember 2014 Bedeutung. Hier wird die EU-Kommission laut eigener Ankündigung „zur Verhinderung weiterer Verzögerungen durch die Mitgliedstaaten“ zukünftig härter durchgreifen. Um allen Marktteilnehmern gleichberechtigten Zugang zur existierenden Netzinfrastruktur zu gewähren, müssten Kapazitätszuweisung, Engpassmanagement und grenzüberschreitende Balancing-Märkte prioritär behandelt werden. Ein weiterer Punkt ist die bessere Implementierung der bestehenden und die Annahme weiterer Netzwerkcodes. In diesem Zusammenhang wird auch auf die wichtige Rolle der Europäischen Netzbetreiber (ENTSO-E) beim Monitoring der NetzwerkcodesImplementierung verwiesen, gleichzeitig aber auch kritisch festgehalten, dass die ENTSO-E dieser Aufgabe bisher nur unzureichend nachgekommen seien. Von großer Wichtigkeit ist es laut EU-Kommission auch, dass die nationalen Regulatoren und die EU-Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulatoren (ACER) die Handelsaktivitäten überwachen, um Info In vielen Ländern Europas ist der Endkundenmarkt noch so organisiert, dass die Energie von einem zentralen großen Kraftwerk zu vielen einzelnen Kunden fließt. Aufgrund neuer Technologien wie Smart Meter, Home Automation und Kleinstkraftwerke, die für die Kunden immer mehr verfügbar sind, ergeben sich die Möglichkeit und die Notwendigkeit, Kunden dazu zu bringen, die Kontrolle über ihre Energierechnungen zu übernehmen, während die Integration der Erneuerbaren in das Verteilnetz und die Erhöhung ihrer Effizienz unterstützt werden. Oesterreichs Energıe. · 21 Politik Preismanipulationen auf Kosten der Konsumenten zu verhindern. Als gelungenes Beispiel für eine effiziente Vorgehensweise nennt die Kommission hier den britischen Regulator Ofgem. Klare, transparente Netztarife Die Zusammensetzung der Netztarife sollte transparent und auf Basis klarer gemeinsamer europäischer Regeln erfolgen, sodass die Netznutzer sicher sein können, einen fairen Preis zu bezahlen, egal, in welchem Mitgliedstaat sie tätig sind. Tarife haben auch einen verteilenden Charakter – solange dies jedoch eine rein nationale Angelegenheit ist und grenzüberschreitende Beeinflussungen nicht vollständig beachtet werden, kann der Elektrizitätsbinnenmarkt nicht vollendet werden, heißt es. Ein weiteres Thema stellen zudem Smart Grids dar. Diese sollen, sagt die EU-Kommission wenig überraschend, zum Nutzen des Energiesystems, der Haushalte und der klein- und mittelständischen Wirtschaft (KMU), die in Europa das Rückgrat der Ökonomien bildet, entwickelt werden. Die Zusammensetzung der Netztarife soll auf Basis klarer gemeinsamer Regeln erfolgen. Anreize für Verteilnetzbetreiber Das Datenaufkommen werde mit Smart Grids erheblich ansteigen. Die Konsumenten sind – bereits von Gesetzes wegen – befähigt, zu entscheiden, wer Zugang zu ihren Messdaten hat. Die nationalen Regulierungsbehörden oder die Mitgliedstaaten müssen aber klare Datenmanagementprozesse definieren, um Privacy, Security und diskriminierungsfreien Zugang zu gewährleisten. Smart Meter werden detaillierte und verifizierte Verbrauchsdaten zur Verfügung stellen, welche für die Abrechnung der Endkunden verwendet werden. Echtzeitverbrauchsdaten des Hauses, von smarten Anwendungen oder vom E-Auto erfordern keine Verifizierung durch den Verteilnetzbetreiber. Ändern werden sich damit auch die Herausforderungen für Verteilnetzbetreiber: Diese müssen intelligent investieren, nicht nur in den klassischen Netzausbau, sondern in smarte Lösungen, wie Laststeuerung zur 22 · Oesterreichs Energıe. besseren Integration der Erneuerbaren, Demand-Zeitmanagement, Demand-Response und E-Molbilität. Für Oesterreichs Energie ist gerade diese Aussage der EUKommission von besonders wesentlicher Bedeutung. Kapazitätsmärkte müssen offen sein Zum Thema staatliche Interventionen im Energiemarkt hält die EU-Kommission fest, dass Kapazitätsmärkte als Mindesterfordernis offen für ausländische Kapazitäten sein müssen und daneben sowohl nachfrageseitige als auch Erzeugungslösungen belohnen müssten. Auch die Flexibilität von Erzeugung und Nachfrage spiele hierbei eine große Rolle. Die EU-Kommission führt derzeit Studien zur Entwicklung eines europäischen Erzeugungs- und Systemadäquanz-Bewertungssystems durch, gemeinsam mit ACER, ENTSO-E und den nationalen Regulatoren. Die Ergebnisse dieser Studie sollen dann zur Festlegung eines europäischen Standards beitragen. Insgesamt, so der Bericht der EU-Kommission, gäbe es bereit durchaus erfolgreiche und vorbildliche Initiativen auf dem Weg zum gesamteuropäischen Energiebinnenmarkt. Konkret genannt werden hier der Baltic Energy Market Interconnection Plan (BEMIP) sowie die North Seas Countries Offshore Grid Initiative. Größter Förderbrocken an Erneuerbare Zeitgleich, und damit früher als angekündigt, hat die EU-Kommission auch einen Interimsbericht zu den Energiekosten und Fördermitteln in der EU („Subsidies and costs of EU-energy“) veröffentlicht, der federführend vom Beratungsunternehmen Ecofys erstellt wurde: Demnach soll sich der Gesamtbetrag an Subventionen im Jahr 2012 auf 120 bis 140 Mrd. Euro belaufen haben. Interessant ist die Aufteilung der Subventionen: Der größte Anteil im Energiebereich geht in den Mitgliedstaaten in den Bereich Erneuerbaren und beträgt fast 40 Mrd. Euro – wobei knapp 15 Mrd. Euro auf Sonnenenergie entfielen, zehn Mrd. Euro auf Windkraftwerke onshore, 8,3 Mrd. Euro auf Biomasse und 5,2 Mrd. Euro auf Wasserkraft. Kohle als Energieträger wurde mit zehn Mrd. Euro gefördert, gefolgt von KernNovember/Dezember 2014 Politik energie mit sieben Mrd. Euro und Erdgas mit fünf Mrd. Euro. In diesen Zahlen nicht integriert sind die freie Zuteilung von Emissionsrechten sowie Steuernachlässe und Direkthilfen. Die Integration der Erneuerbaren und der Fokus auf Energieeffizienz werden die Weise, wie Strom erzeugt, übertragen und verbraucht wird, ändern, ist die EU-Kommission überzeugt. Der regulatorische Rahmen müsse dieser Transformation Rechnung tragen und sicherstellen, dass er es den Konsumenten erlaubt, die Kontrolle über ihre Energierechnungen zu übernehmen und dabei die Energieeffizienz des gesamten Systems zu verbessern. Barrieren müssen verschwinden Ein Kapitel ist in der EU-Kommission-Mitteilung auch dem Thema Endkundenmarkt gewidmet. Während die Energiepreise auf den Großhandelsmärkten sinken, spüren die Konsumenten auf den Endkundenmärkten von dieser Preissenkung wenig. Grund dafür ist ein wichtiger und wachsender Teil auf den Rechnungen der Endkunden: Steuern und Abgaben. November/Dezember 2014 In vielen Ländern Europas ist der Endkundenmarkt so organisiert, dass die Energie von einem zentralen großen Kraftwerk zu vielen einzelnen Kunden fließt. Aufgrund neuer Technologien wie Smart Meter und Home Automation, die für die Kunden immer mehr verfügbar sind, ergeben sich die Möglichkeit und die Notwendigkeit, Kunden dazu zu bringen, die Kontrolle über ihre Energierechnungen zu übernehmen, während die Integration der Erneuerbaren in das Verteilnetz und die Erhöhung ihrer Effizienz unterstützt werden. Um neue Technologien am effizientesten nutzen zu können, ist es laut EU-Kommission notwendig, die Barrieren zwischen Großhandels- und Endkundenmarkt verschwinden zu lassen. Wenn alle Kunden – gleich welcher Größe – von der Anpassung von Verbrauch und Erzeugung profitieren sollen, müssen sie allerdings in der Lage sein, ihre Flexibilität am Markt direkt oder indirekt anzubieten und dabei müsse entsprechende Wahlfreiheit herrschen. In Schweden, das hier als gelungenes Beispiel erwähnt wird, ist dies bereits Realität. Dort entscheiden sich immer mehr Kunden für Verträge mit dynamischen Strompreisen.■ ■ In Schweden, das von der EU-Kommission als positives Beispiel erwähnt wird, entscheiden sich bereits viele Kunden für Verträge mit dynamischen Strompreisen. Foto: Cityphoto Oesterreichs Energıe. · 23 Politik Deutscher Strompreis für Private verdoppelt Frankreich will Atomstrom reduzieren Das traditionell atomfreundliche Frankreich will den von Atomkraftwerken produzierten Anteil seines Strombedarfs reduzieren. Von aktuell rund 75 Prozent sollen bis 2025 noch etwa 50 Prozent aus den Reaktoren kommen. Das sieht ein, von der Nationalversammlung in Paris mit deutlicher Mehrheit verabschiedetes, Gesetz zum Energiewandel vor. Eine entsprechende Regelung war vom jetzigen Präsidenten François Hollande schon im Wahlkampf 2012 versprochen worden. In Frankreich wird momentan in 58 Reaktoren an 19 Standorten Atomstrom produziert. 24 · Oesterreichs Energıe. Fotovoltaikausbau insgesamt leidet, heißt es. Im Ökostromgesetz sind acht Mio. Euro pro Jahr an Fördergelder für den Fotovoltaikausbau reserviert. Überhöhte Förder tarife würden dazu führen, dass die Fördermittel schneller ausgeschöpft sind und weniger Anlagen gebaut werden können. Schweizer Strommarkt bis 2018 liberalisiert Der Strompreis für private Verbraucher hat sich in Deutschland seit dem Jahr 2000 beinahe verdoppelt. Im Durchschnitt müssen Privatleute heute 92 Prozent mehr für Strom zahlen als vor rund 14 Jahren, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Industrieunternehmen und kleine Gewerbebetriebe mussten in dem beobachteten Zeitraum Preiserhöhungen zwischen 76 und 79 Prozent hinnehmen. Seit 2008 lief es für industrielle Großkunden hingegen deutlich besser. Sie zahlen für Strom aktuell fünf Prozent mehr als im Juli 2008. Anders als Privatleute und kleine Gewerbetreibende konnten die Unternehmen die seitdem stark gefallenen Großhandelspreise nutzen, indem sie selbst an den Strombörsen einkauften oder kurzfristig bessere Verträge mit ihren Stromlieferanten aushandelten. Auch die Befreiungen von der Ökostrom umlage für besonders energieintensive Produktionsbetriebe sind laut Statistischem Bundesamt im Preisindex berücksichtigt. Bürger und Wirtschaft zahlen die Umlage zur Finanzierung der Energie wende über den Strompreis, energieintensive Unternehmen bekommen hohe Rabatte, was sich in der Umlage der anderen Verbraucher niederschlägt. Mehr Transparenz bei Ökostromförderung Obwohl die Kosten für Fotovoltaikanlagen in den vergangenen Jahren massiv gesunken sind, vollzieht die österreichische Ökostrom-Förderpolitik diese Kostensenkung nicht nach, kritisiert die Arbeiterkammer. Diese Förderpolitik gehe nicht nur auf Kosten der Konsumenten, die für die Fördergelder aufkommen müssen, auch der Der Schweizer Strommarkt soll ab 2018 vollständig liberalisiert sein: Jeder kann ab diesem Zeitpunkt auswählen, bei welchem Stromlieferanten er zu welchem Preis welche Art von Strom beziehen will. Derzeit haben nur die Großverbraucher Wahlfreiheit. Mit der vollen Strommarktliberalisierung können sich Endverbraucher ab Foto: Brauerei Feldschlösschen Trotz massiver Proteste sind im ärmsten EU-Land Bulgarien die Verbraucherpreise für Strom seit Anfang Oktober um knapp zehn Prozent drastisch gestiegen. Private Haushalte müssen von 1. Oktober an durchschnittlich 9,79 Prozent mehr für Strom bezahlen, entschied die staatliche Aufsichtsbehörde DKEWR in Sofia. Durch die höheren Preise solle die Versorgung mit Strom zuverlässiger werden. Sozialisten und Nationalisten hatten im Wahlkampf für die Parlamentswahl am kommenden Sonntag gegen die angekündigte Teuerung protestiert. Seit Jahren ist der Strompreis in Bulgarien ein Politikum. Große Teile der Bevölkerung können aus Armut ihre Stromrechnungen nicht bezahlen. Erst im Februar 2013 war die damalige konservative Regierung durch Massenproteste gegen hohe Strompreise gestürzt worden. Foto: Sonntagsblätter Drastischer Preisanstieg in Bulgarien dem 1. Januar 2018 vom Stromlieferanten ihrer Wahl beliefern lassen. Dazu müssen die Stromversorgungsunternehmen ihre Tarife für das Folgejahr jeweils im Sommer bekannt geben. Die Endverbraucher können ihren Stromlieferanten auswählen. 140 Milliarden Euro Energiesubventionen Die EU-Staaten haben im Jahr 2012 bis zu 140 Mrd. Euro in die Subvention von Energie gepumpt. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer in Brüssel präsentierten Erhebung der EU-Kommission, die erstmals einen konkreten Überblick über den Energiemarkt liefern soll. Die Erneuerbaren liegen demnach bei den Förderungen vor den konventionellen Energieträgern. Ein Gutteil der Förderungen ging in den Bereich der erneuerbaren Energien. Solar liegt hier mit 14,7 Mrd. Euro vorne, gefolgt von Windkraftanlagen an Land (10,1 Mrd. Euro), Biomasse (8,3 Mrd. Euro) und Wasserkraft (5,2 Mrd. Euro). November/Dezember 2014 D er Trend ist unverkennbar: Allüberall gibt es „Schmankerln aus der Region“, jede Talschaft ist praktisch schon eine eigene „Genusszone“, in jedem Bundesland werden von der öffentlichen Hand Hochglanzbroschüren über Wirtshäuser „mit typischer Regionalküche“ publiziert, im dortselbst angepriesenen Gasthaus dominieren „die klassischen Speisen aus Omas Kochbuch“, natürlich zubereitet mit den „Zutaten aus dem eigenen Gemüseund Kräutergarten“. Der Regionalismus ist der Mainstream im Marketing des Lebensmitteleinzelhandels und der Gastronomie. Landeshauptleute eröffnen regionale Gastronomiefestivals, die Chefs der Lebensmitteleinzelhandelsketten beißen öffentlichkeitswirksam mit der Chili-Schokolade über die marinierten Schweinsbackerln, den Kürbisstrudel bis hin zu den geräucherten Rehwürsten aus dem Seitental. Doch eines sollte bei all dieser regionalen Schmankerl-Euphorie nachdenklich stimmen: Wenn viele Länder und Regionen auf diesen Zug der Renationalisierung des Nahrungs- und Getränkeangebotes aufspringen, dann wird es im Umkehrschluss für die Exporteure schwierig – auch für die österreichischen. Denn die Renationalisierung der Konsumgewohnheiten ist naturgemäß ein Hemmnis für den internationalen Warenverkehr. Die Ausfuhren heimischer Landwirtschaftsprodukte haben sich seit dem EU– Beitritt im Jahre 1995 verfünffacht. Das Dkfm. Milan Frühbauer, langjähriger Chefredakteur der Wochenzeitschrift „industrie“, Journalist und Universitätslektor für Öffentlichkeitsarbeit Biedermeier der „Schmankerln“ Vorliebe in den heimischen Apfel oder unterzeichnen vor der Kamera Lieferverträge mit regionalen Lieferanten. Der Konsument fühlt sich offensichtlich sehr wohl dabei, denn allen Empfehlungen der Ernährungsgurus zum Trotz dominiert in den apostrophierten Wirtshäusern der Schweinsbraten mit Kruste, vom Blunzengröstl gar nicht erst zu reden. Der regional sensibilisierte Konsument bekommt hingegen im Gegenzug ein schlechtes Gewissen, wenn er im Obstregal nach einer spanischen Birne oder einem südafrikanischen Apfel greift. Die furchtbare CO2-Bilanz von Transport, Lagerung und überhaupt der gesamten Logistik: Sie wissen schon. Da lobt man sich die Weidegans mit dem Jungwein, dargeboten in der ländlichen Wirtshauskultur von kleinen Orten bisher unbekannter kulinarischer Relevanz. Dieser neue Regionalismus ist durchaus legitim, und er fördert ohne Zweifel vor allem die kleineren Landwirtschaftsbetriebe sowie Markenartikelhersteller mit schmackhaften Nischenprodukten. Von November/Dezember 2014 wird von den Verantwortlichen in Landwirtschaft und verarbeitender Industrie mit Recht als Erfolg gefeiert. So mancher Lebensmittelproduzent aus der Markenartikelindustrie wäre nämlich längst vom Markt verschwunden, gäbe es nicht betriebliche Exportquoten, die im Einzelfall die 80-Prozent-Marke überschreiten. Das heißt, der liberalisierte Binnenmarkt war besonders im Bereich des Lebensmittelangebotes ein Segen für die österreichische Wirtschaft. Gerade eine Ökonomie von der Größe Österreichs ist auf voll barrierefreien Außenhandel angewiesen. Wir müssen daher froh sein, wenn anderswo auch Qualität aus dem Ausland geschätzt und aus den Regalen des Lebensmittelhandels genommen wird. Daher sei auch – gleichsam im Gegenzug – dem Österreicher gelegentlich ein Schweizer Käse, eine Fränkische Rostbratwurst, eine saftige Mortadella oder ein französischer Chablis gegönnt. Wir freuen uns ja auch über die Freunde der Manner-Schnitten und des Grünen Veltliners quer durch Europa. Oesterreichs Energıe. · 25 Politik Foto: E P EU soll Vorreiter bei E 26 · Oesterreichs Energıe. November/Dezember 2014 Politik Erneuerbaren werden ALLES NEU IN BRÜSSEL: ENDE OKTOBER BESCHLOSS DER EU-GIPFEL DER STAATS- UND REGIERUNGSCHEFS IN BRÜSSEL DEN NEUEN RAHMEN FÜR DIE KLIMA- UND ENERGIEPOLITIK DER EU BIS ZUM JAHR 2030, UND DIE NEUE EU-KOMMISSION UNTER JEAN-CLAUDE JUNCKER TRAT AM 1. NOVEMBER OFFIZIELL IHR AMT AN. A m 1. November begann die fünfjährige Amtszeit der neuen EU-Kommission von Jean-Claude Juncker, die sich vor allem der Bekämpfung der massiven Arbeitslosigkeit und der Ankurbelung des schwachen Wirtschaftswachstums widmen muss. Juncker hat im EU-Parlament konkret angekündigt, noch in diesem Jahr ein 300 Mrd. Euro schweres Investitionspaket zur Belebung der Konjunktur vorzulegen; dessen Finanzierung ist jedoch noch unbekannt. Das Parlament, das die Kommission bestätigen musste, hatte sich vor allem wegen dieses Versprechens hinter Juncker gestellt. Die Abgeordneten warnten aber, dass sie keine kosmetischen Korrekturen und einfache Umbenennungen bereits zugeteilter Haushaltsmittel akzeptieren werden. Daraufhin stellte Juncker zumindest klar, dass das Investitionspaket nicht mit Schulden finanziert werden kann. Zuvor mussten sich jedoch alle Kandidaten für einen EU-Kommissarsposten den Anhörungen durch das Europäische Parlament stellen. Das Parlament kann keine einzelnen Kommissionskandidaten, sondern lediglich das gesamte Kommissionskollegium ablehnen. Diese Macht haben die EU-Abgeordneten genutzt, um teils durchaus substanzielle Veränderungen durchzusetzen – sowohl in personeller Hinsicht als auch bei der Auf- und Zuteilung der verschiedenen Ressorts. Bei sechs der Kommissarskandidaten sind an den Zuständigkeiten Änderungen gegenüber den ursprünglichen Plänen vorgenommen worden. So wechselte etwa der Bereich „Nachhaltigkeit“ vom Spanier Miguel Arias Cañete zum niederländischen Vizepräsidenten Frans Timmermans, der die Arbeit der anderen KommissionsmitNovember/Dezember 2014 glieder auf den Aspekt der Nachhaltigkeit hin beobachten und gegebenenfalls eingreifen kann. Besonders spektakulär war eine personelle Veränderung. Die designierte EU-Kommissarin für die europäische Energiepolitik, die Slowenin Alenka Bratušek, war nach Ansicht der Europaabgeordneten dieser wichtigen und heiklen Aufgabe nicht gewachsen und musste kurzerhand ausgetauscht werden. Ihr Ressort übernahm der Slowake Maroš Šefčovič, der schon der Barroso-Kommission angehörte. Er wurde zum Vizepräsidenten für die Energieunion ernannt. Einige andere problematische Kommissare durften – nach vagen Zugeständnissen – ihre Posten behalten. Eine neue Organisationsstruktur mit sieben Vizepräsidenten soll die Koordinierung der verschiedenen Politikbereiche künftig verbessern. Energie, Wachstum, Jobs und der digitale Binnenmarkt sind die großen politischen Prioritäten der neuen Kommission, mit denen sich laut Juncker die Vizepräsidenten befassen sollen. Erstmals gibt es mit Timmermans einen ersten Vizepräsidenten, der den Kommissionspräsidenten vertreten kann. Er ist auch ressortübergreifend für eine „bessere Rechtsetzung“ zuständig und hat als einziger ein Vetorecht bei Gesetzesvorschlägen. Intensiver Wettbewerb im Energiebereich Die politischen Prioritäten und Leitlinien der Juncker-Kommission im Energiebereich fasst der Kommissionspräsident wie folgt zusammen: „Wir müssen unsere Ressourcen bündeln, unsere Infrastrukturen verbinden und unsere Verhandlungsmacht gegenüber Drittstaaten vereinen.“ Außer- VON TANSEL TERZIOGLU Info Zu den Zuständigkeiten des für die Energieunion zuständigen Vizepräsidenten Šefčovič zählen nun unter anderem die Schaffung einer Europäischen Energieunion durch die Vernetzung der Infrastrukturen, die Durchsetzung der Rechtsvorschriften und die Intensivierung des Wettbewerbs im Energiebereich, aber auch die Verbesserung der Energieeffizienz und die Vermeidung von Energieengpässen sowie die Diversifizierung der Energieimportquellen. Oesterreichs Energıe. · 27 Politik dem soll die EU weltweit die Nummer eins im Bereich der Erneuerbaren werden und Vorreiter beim Kampf gegen die globale Erwärmung sein. Zu den Zuständigkeiten des für die Energieunion zuständigen Vizepräsidenten Šefčovič zählen deshalb unter anderem die Schaffung einer Europäischen Energieunion durch die Vernetzung der Infrastrukturen, die Durchsetzung der Rechtsvorschriften und die Intensivierung des Wettbewerbs im Energiebereich, aber auch die Verbesserung der Energieeffizienz und die Vermeidung von Energieengpässen sowie die Diversifizierung der Energieimportquellen. Allerdings sind die Abgrenzungen zwischen den verschiedenen Ressorts oft unscharf, gerade auch zwischen Šefčovič und dem spanischen Fachkommissar Miguel Arias Cañete, der für Klimaschutz und Energie zuständig sein soll und mit ähnlichen Aufgaben wie dem Ausbau des Energiebinnenmarkts betraut ist. Cañete stand zudem stark in der Kritik, weil er wegen starken Verbindungen zur Ölindustrie Interessenskonflikte haben könnte. Der österreichische Kommissar Johannes Hahn, der in der Barroso-Kommission für die Regionalfördergelder der EU verantwortlich war, wird in der neuen Kommission für das Ressort Europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen zuständig sein. Damit ist er auch mit den aktuellen Krisenherden Energie, Wachstum, Jobs und der digitale Binnenmarkt sind die Prioritäten der neuen EU-Kommission. Europas, wie beispielsweise dem UkraineKonflikt, befasst, und ist so eine Art rechte Hand für die Vertreterin der EU für Außenpolitik, die Italienierin Federica Mogherini, die zugleich auch eine Vizepräsidentin der Kommission ist. Er muss auch die Beitrittsverhandlungen mit Kandidatenländern wie der Türkei führen, was umso heikler sein wird, da Präsident Juncker schon erklärt hat, dass es in den nächsten fünf Jahren keine neuen EU-Mitglieder geben werde. Einigung nach heftigen Kontroversen Seit Ende Oktober fix ist jedenfalls ein Klima- und Energierahmen bis 2030. Beim „Klimagipfel“ hat der Europäische Rat den Vorschlag der Kommission angenommen, die Treibhausgasemissionen verbindlich um 40 Prozent zu senken (gegenüber 1990). Der Anteil der erneuerbaren Energien soll bis dahin auf mindestens 27 Prozent steigen, was EU-weit, aber nicht auf Ebene der Mitgliedstaaten bindend sein soll, während gleichzeitig 27 Prozent mehr Energieeffizienz erreicht werden sollen. Die Vorgabe für die Steigerung der Energieeffizienz ist aber nicht verbindlich. Des Weiteren wurde eine Reform des Emissionshandels und die Fortführung der effektiven Regelungen zum Schutz der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Industrie beschlossen. So soll nach 2020 die Zahl der Zertifikate nicht – wie bisher vorgesehen – um jährlich 1,74 Prozent, sondern um 2,2 Prozent gesenkt werden. Gratiszertifikate soll es weiterhin geben (siehe Seite 44). „Bestehende Maßnahmen werden auch nach 2020 weiter dazu dienen, der Gefahr einer Verlagerung von CO2Emissionen aufgrund der Klimapolitik vorzubeugen, solange in anderen führenden Wirtschaftsnationen keine vergleichbaren Anstrengungen unternommen werden“, heißt es in den Schlussfolgerungen des EU-Gipfels. Außerdem behält sich die EU vor, nach dem Abschluss der Weltklimakonferenz in Paris im Dezember 2015 die Beschlüsse neu zu bewerten. Das letzte Energie- und Klimapaket der EU aus dem Jahr 2009 hatte für das Jahr 2020 in Maroš Šefčovič, EU-Kommissar für Europäische Energiepolitik Foto: EurActiv 28 · Oesterreichs Energıe. November/Dezember 2014 Politik allen drei Bereichen jeweils 20 Prozent als Ziel vorgegeben. Angesichts der heftigen Kontroversen vor dem Gipfel kann die jetzige Einigung als Erfolg gewertet werden, zumal ein Scheitern durchaus im Bereich des Möglichen lag. Der sehr unterschied liche Energiemix der 28 EU-Mitgliedsländer ist für die Uneinigkeit ebenso ausschlaggebend wie das noch immer beträchtliche Wohlstandsgefälle, zumal die Erreichung der Ziele Mehrkosten erfordern wird. Vor allem Großbritannien und Polen stemmten sich gegen höhere Zielvorgaben und drohten mit einem Veto. Wohlwollende Beobachter sehen daher im EU-Klimaziel von mindestens 40 Prozent ein wichtiges Signal für die globalen Klimaverhandlungen in Paris. Dass das Effizienzziel des Rates unter den 30 Prozent liegt, welche noch die Kommission Barroso vorgeschlagen hatte, hielt den mittlerweile aus dem Amt geschiedenen Kommissionspräsidenten nicht davon ab, die Staatsoberhäupter für ihre Einigung zu „ambitionierten Klimazielen“ zu loben. Weniger freundlich fielen die Reaktionen aus dem Europäischen Parlament aus, das Anfang des Jahres für drei bindende Klimaziele gestimmt hatte, die weit ehrgeiziger sind als die nun vom Rat beschlossenen. Europa verzichte mit diesen Beschlüssen darauf, die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten zu verringern und schwäche damit seine eigene Sicherheit, argumentieren Kritiker im Europaparlament. Weiters wird bemängelt, dass gerade bei der Klimaund Energiepolitik die Staats- und Regierungschefs national denken. Ohne einen europäischen Ansatz werde aber die Energiewende in Europa nicht gelingen, und die Energiepreise würden mittel- und langfristig stärker steigen, heißt es. Energiebinnenmarkt rückt näher Begrüßt wurden hingegen die Pläne für den Ausbau der Verbindungen zwischen den Energienetzen der EU-Länder, die den dringend notwendigen Energiebinnenmarkt in der EU ein Stück näher rücken lassen. Das passt auch zur Mitteilung der Kommission, aus deren Sicht ein integrierter europäischer Energiemarkt der kostengünstigste Weg ist, um eine sichere und erschwingliche Energieversorgung in Europa zu gewährleisten. Darin verweist die Kommission auf konkrete Ergebnisse: So sanken zwischen 2008 und 2012 die Stromgroßhandelspreise um ein Drittel, und die Gaspreise sind stabil geblieben. Die Verbraucher haben eine größere Auswahl unter Anbietern, die mit niedrigeren Preisen und besseren Dienstleistungen miteinander konkurrieren. Kritisch äußerten sich auch Vertreter der Wirtschaft zu den Beschlüssen des Klima- und Energiegipfels. Die Mechanismen zur Verhinderung der Abwanderung der energieintensiven Industrie seien nur unverbindlich und vage beschrieben, meint beispielsweise WKO-Präsident Christoph Leitl. Er kritisiert, dass bei der Aufteilung des EU-Ziels auf die einzelnen Mitgliedstaaten „weder die bisherigen Leistungen Österreichs noch die vorhandenen kosteneffizienten Potenziale ausreichend berücksichtigt würden“. Es liege nun an der neuen Kommission, „Vorschläge für eine umfassende Reform des Emissionshandels vorzulegen und dort den Schutz der energieintensiven Industrie vor der Abwanderungsgefahr wasserdicht festzulegen“. In den nächsten Monaten werden sich nun die Kommission und das Europaparlament mit dem Standpunkt der Mitgliedstaaten befassen und versuchen, Korrekturen anzubringen – wobei mit zähen und langwierigen Verhandlungen gerechnet wird. n Nach den Kontroversen vor dem Klimagipfel kann die Einigung als Erfolg gewertet werden. Dr. Johannes Hahn, EU-Kommissar für Europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen Foto: EU-Kommission November/Dezember 2014 Oesterreichs Energıe. · 29 Politik LUXEMBURG Jean-Claude Juncker (59) Die neue EU-Kommission Präsident FINNLAND LETTLAND ESTLAND Jyrki Katainen (42) Valdis Dombrovskis (42) Andrus Ansip (57) Vizepräsident Arbeit, Wachstum, Investion Vizepräsident Euro, soziaer Dialog Vizepräsident Digitale Agenda SCHWEDEN FRANKREICH SPANIEN Cecilia Malmström (46) Pierre Moscovici (56) Miguel Arias Cañete (64) Handel Wirtschaft, Währung, Steuer Energie, Klima ÖSTERREICH GRIECHENLAND LITAUEN Johannes Hahn (56) Dimitris Avramopoulos (61) Vytenis Andriukaitis (63) Europäische Nachbarschaftspolitik Migration, Inneres, Staatsbürgerschaft Gesundheit, Lebensmittelrecht SLOWENIEN MALTA UNGARN Violeta Bulc (50) Karmenu Vella (64) Tibor Navracsics (48) Transport Umwelt, Fischerei, Meerespolitik Bildung, Jugend, Kultur, Bürgergesellschaft 30 · Oesterreichs Energıe. November/Dezember 2014 Politik NIEDERLANDE BULGARIEN SLOWAKEI Frans Timmermans (53) Kristalina Georgieva (61) Maroš Šefčovič (48) 1. Vizepräsident Regulierung, Grundrechte Vizepräsidentin Budget, EU-Personal Vizepräsident Energieunion ITALIEN DEUTSCHLAND GROSSBRITANNIEN Federica Mogherini (41) Günther Öttinger (60) Jonathan Hill (53) Hohe Repräsentantin, Außenbeauftragte Digitale Wirtschaft Finanzstabilität, Finanzdienste, Kapitalmarkt TSCHECHIEN BELGIEN RUMÄNIEN Věra Jourová (49) Marianne Thyssen (58) Corina Cretu (47) Justiz, Verbraucher, Gleichstellung Beschäftigung, soziale Angelegenheiten, Qualifikationen und Mobilität der Arbeitnehmer Regionalpolitik POLEN KROATIEN DÄNEMARK Elz̀bieta ABieńkowska (50) Neven Mimica (60) Margrethe Vestager (46) Binnenmarkt, Industrie, Unternehmen Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung Wettbewerb PORTUGAL IRLAND ZYPERN Carlos Moedas (43) Phil Hogan (54) Christos Stylianides (56) Forschung, Wissenschaft, Innovation Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Humanitäre Hilfe, Krisenmanagement November/Dezember 2014 Oesterreichs Energıe. · 31 Wirtschaft Der hoch verschuldete Energiekonzern RWE verkauft seinen Firmensitz in Essen, den RWETurm, und mietet ihn zurück. Die Verträge mit dem US-Immobilienfonds ARC seien unterzeichnet, teilte RWE mit. Der Turm und seine vier Nachbargebäude bleiben aber Sitz der Konzernzentrale. RWE bekenne sich „ausdrücklich“ zum Standort Essen. Die Büroetagen des Turms werden umgestaltet, damit das Gebäude „den Ansprüchen an moderne Arbeitsplatzkonzepte weiterhin gerecht wird“, wie Personalchef Uwe Tigges erklärte. Der 127 m hohe Turm war Ende 1996 fertiggestellt worden. CEZ – Mit arbeiterabbau Der tschechische Energiekonzern (CEZ) wird im Rahmen seiner Umstrukturierung etwa sechs Prozent seiner Mitarbeiter kündigen. Dies erklärte CEZ-Chef Daniel Benes. Bei der Vorbereitung der Umstrukturierung habe sich gezeigt, dass man bei den Fixkosten etwa sechs Mrd. Kronen (218,2 Mio. Euro) einsparen müsse, so Benes. Die CEZ musste laut Benes das Sparprogramm wegen der sinkenden Strompreise starten. Diese seien eine Folge des „nicht gemeisterten Projektes“ der europäischen Energiepolitik. In Europa rede man zwar über einen Energiemarkt, allerdings schaffe gleichzeitig jedes Land für sich eigene Bedingungen und Subventionsprogramme. 32 · Oesterreichs Energıe. E-Wirtschaft kritisiert Regulierungswut Oesterreichs Energie übt an den zusätz lichen Regulierungswünschen der E-Control scharfe Kritik. „Es ist völlig unlogisch, dass Österreichs Regulator einen Marktbericht herausgibt, der zeigt, dass sich der Wettbewerb am Strommarkt erneut verschärft hat, und bei der Präsentation dieses Berichts daraus die Schlussfolgerung zieht, es müsse noch mehr Regulierung geben“, erklärte Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie. Konkret bezieht sich die E-Control dabei auf den Bericht „A Bridge to 2025“ der europäischen Regulierungsbehörde CEER und bei der Agency for Cooperation of Energy Regulators (ACER), bei der E-Control-Vorstand Walter Boltz, Vizepräsident im Board of Regulators ist. Dort wird gefordert, die Regulierung auch auf Stromhandel, Market Coupling, Kapazitätsmärkte und andere Bereiche auszuweiten. Schmidt: „Diese massive Ausweitung der Regulierung wäre eine Gefahr für den freien Strommarkt in Europa und würde weitere hohe Bürokratiekosten bedeuten.“ Besser wäre es, im Rahmen der europäischen Harmonisierung Best-Practice-Modelle aus anderen Ländern aufzugreifen, anstatt die überbordende Bürokratisierung aus Österreich nach Europa zu tragen. Positiv vermerkt Oesterreichs Energie die Tatsache, dass nun auch der Marktbericht der E-Control den funktionierenden Wettbewerb am heimischen Strommarkt zur Kenntnis nimmt. Es gab immer mehr Anbieterwechsel, eine steigende Tarifvielfalt und zahlreiche markgerechte Preissenkungen bei Strom. Schmidt: „Seit 2011 gab es praktisch nur noch Preissenkungen im Ausmaß von bis zu dreizehn Prozent.“. Die Inflation ist von 2011 bis Ende 2013 dagegen um fünf Prozent gestiegen und die Löhne und Gehälter in Österreich um durchschnittlich sechs Prozent. Österreichs Strompreise liegen mit einem Gesamtpreis für Haushaltskunden von durchschnittlich 20,2 Cent im Mittelfeld vergleichbarer Länder, obwohl die Steuerbelastung überdurchschnittlich hoch ist. Schmidt: „Hätten wir Energiesteuern wie in Großbritannien, würde der heimische Strompreis mit 14,5 Cent zu den billigsten in Europa zählen.“ Verbund verkauft französische Kraftwerke Foto: Verbund Foto: RWE RWE mietet seinen Turm in Essen Der Verbund-Konzern hat die Verträge zum Verkauf der beiden französischen Gaskraftwerke Pont-sur-Sambre und Toul an die Investmentfirma KKR unterschrieben. Der Verkauf stelle einen wesent lichen Meilenstein in der Optimierung des thermischen Kraftwerksportfolios dar, sagte Finanzvorstand Peter Kollmann zum erfolgreichen Verkauf. „Mit dieser Transaktion wird unsere Strategie, nämlich die Fokussierung auf profitable sowie umweltfreundliche Erzeugung aus Wasserkraft und auf die stabilen Kernmärkte Österreich und Deutschland, konsequent umgesetzt.“ Zusätzlich würden die künftige Ergebnisentwicklung verbessert und die Position als Erzeuger von Strom aus erneuerbaren Quellen in Europa gestärkt. Schwere Krise beim Desertec-Projekt Das schwer kriselnde Wüstenstrom-Projekt Desertec steht – Insidern aus Industriekreisen zufolge – faktisch vor dem Aus. Das Scheitern der großen Wüstenträume war schon länger absehbar. Die meisten deutschen Technologie- und Baukonzerne wie Siemens, Bosch, E.ON oder Bilfinger haben sich schon abgewandt, genauso wie die ursprünglich namensgebende Desertec-Stiftung. Der Club of Rome, in dem sich Experten mit Themen wie Nachhaltigkeit und Grenzen des Wachstums beschäftigen und in dessen Mitte die Idee einst geboren worden war, kehrte der Industrie enttäuscht den Rücken. Außerdem erschütterten politische und ökonomische Unsicherheiten die Zielregion Nordafrika. November/Dezember 2014 Wirtschaft Renergie an ContourGlobal verkauft Energie AG will jährlich 18 Millionen einsparen Die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien hat ihre Tochter Renergie Raiffeisen Manage mentgesellschaft für erneuerbare Energie veräußert. Neuer Eigentümer ist das internationale Energieerzeugungsunternehmen ContourGlobal Terra Holdings. „Wir haben uns im Zuge unserer Konsolidierungsstrategie und der damit verbundenen Neustrukturierung des Beteiligungsportfolios zu einer Deinvestition im Geschäftsfeld ‚Erneuerbare Energie‘ entschlossen“, erklärt Klaus Buchleitner, Generaldirektor der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien. „Mit ContourGlobal, einem internationalen Player im Energiebereich, haben wir einen Käufer für die Renergie gefunden, bei dem aufgrund seiner vielfältigen Investitionen im Bereich der Green Energy auch mit positiven Impulsen für Österreich zu rechnen ist.“ ContourGlobal mit Sitz in New York entwickelt und betreibt Stromerzeugungs- und Fernwärmeanlagen in 18 Ländern. Die Energie AG setzt dem grundlegenden Umbruch in der Branche seine „PowerStrategie 2020“ entgegen und will damit jährlich 18 Mio. Euro einsparen. Kerninhalt der Neuaufstellung sei die Vollintegration der OÖ. Ferngas, erklärte Generaldirektor Leo Windtner. Ratlosigkeit habe sich breitgemacht, so Windtner zur aktuellen Situation: die deutsche Energiewende mit einer „Überförderung“ von Sonne und Wind sowie ein „verunglücktes CO2-Regime“. Die gesamte mitteleuropäische Energiebranche werde in Geiselhaft genommen, Abschreibungen in Milliardenhöhe, die Stilllegung von Kraftwerken, sinkende Investitionen und extreme Marktverwerfungen seien die Folge. Die Energie AG reagiere darauf proaktiv, sie habe nicht gewartet und beim Kostenmanagement „gewaltig angesetzt“. Das Ziel, heuer beim EBIT auf 100 Mio. Euro zu kommen, werde man erreichen oder sogar übertreffen. Die Integration der OÖ. Ferngas, die per März 2015 endgültig mit der Energie AG verschmilzt, sei exzellent gelaufen und „einer der letzten Kostenhebel, die wir im Konzern schaffen“, sagte Windtner. An der österreichischen Strombörse EXAA kommt der Handel mit dem seit Ende 2012 angebotenen Grünstromprodukt seit dem Sommer in Schwung. Mit der seit Anfang September angebotenen Viertelstundenauktion zur Preisfeststellung können die Kunden, wie beispielsweise deutsche Stadtwerke, ihre Ausgleichsenergiekosten reduzieren, sagte EXAA-Vorstand Jürgen Wahl. Das neue Day-ahead-Viertelstundenprodukt sei das erste in Europa und habe sich auch positiv auf den Handel an der EXAA ausgewirkt. Die Handelsvolumina seien im September um zehn Prozent über dem Vorjahreswert und um 15 Prozent höher als im Vormonat August gelegen. Man habe damit auch den Rekordwert von September 2012 übertroffen. Pro Tag seien im September 2014 durchschnittlich 24.798 MWh gehandelt worden, davon 1828 MWh aus Viertelstunden quotierungen. Die Kunden kämen vor allem aus Deutschland. November/Dezember 2014 Next KraftwerkeGeschäfts führerin Lisann Krautzberger Foto: Next/J. Braun Next Kraftwerke, Betreiber eines der größten virtuellen Kraftwerke in Mitteleuropa, vernetzt dezentrale Anlagen der Erneuerbaren. Die so gebündelte Leistung wird über die hausinterne Handelsabteilung an den Strombörsen vermarktet. Das virtuelle Kraftwerk stellt zudem Systemdienstleistungen wie Sekundär- oder Tertiärreserveleistung bereit, um die Versorgungssicherheit auch aus Erneuerbaren zu gewährleisten. „Nachdem wir unser virtuelles Kraftwerk erfolgreich in Deutschland etabliert haben, ist es nur konsequent, in ähnliche Strommärkte zu expandieren. Mit dem Knowhow, das wir durch unsere Arbeit auf dem deutschen Strommarkt gewonnen haben, möchten wir österreichischen Anlagenbetreibern ebenfalls die Option auf zusätzlichen Profit aus ihren Anlagen ermöglichen“, fasste Lisann Krautzberger, Geschäftsführerin der Next Kraftwerke AT GmbH, bei der Eröffnung der Tochtergesellschaft in Wien zusammen. Einigung über Gaspreis verkündet Foto: RIA Novosti Handel mit Grünstrom kommt in Schwung ÖsterreichTochter gegründet Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat im Gasstreit mit Russland eine vorläufige Einigung versprochen. Vor der formellen Beilegung des Streits bleibe aber noch zu klären, wie Kiew seine aufgelaufenen Schulden begleiche, stellte ein Sprecher des russischen GazpromKonzerns klar. Hilfe beim Energiesparen Mit einem Energiecontracting-Joint-Venture mit „Getec“ möchte der Verbund Unternehmen beim Kostensparen helfen. Man will Versorgungskonzepte entwickeln sowie Planung, Finanzierung, Bau und Betrieb, etwa von Wärme-, Kälte- Dampf-, Strom- und Druckluftanlagen, übernehmen. Oesterreichs Energıe. · 33 Wirtschaft Dünne Luft für d DIE ÖSTERREICHISCHE ELEKTRIZITÄTSWIRTSCHAFT MUSS IHR GESCHÄFTSMODELL UM ENERGIENAHE DIENSTLEISTUNGEN ERWEITERN. DABEI SPIELEN DIGITALE TECHNOLOGIEN EINE WESENTLICHE ROLLE, HIESS ES BEI DER HANDELSBLATT-JAHRESTAGUNG „ENERGIEWIRTSCHAFT ÖSTERREICH 2014“. S eit Jahren verschlimmert sich die Lage der Branche, es gibt viele Diagnosen, aber nur wenige Therapien“, konstatierte Wolfgang Anzengruber, Präsident von Oesterreichs Energie, bei der Handelsblatt-Jahrestagung „Energiewirtschaft Österreich 2014“, welche die Zukunft des österreichischen Strommarktes im Hinblick auf die Entwicklungen in Europa zum Schwerpunkt hatte. Das Energiesystem der EU müsse mittlerweile als „große Baustelle mit skurriler Preisbildung auf den Strommärkten“ bezeichnet werden. Sinkenden Großhandelspreisen stünden steigende Preise für die Endkunden sowie eine abnehmende Versorgungssicherheit gegenüber, erläuterte Anzengruber. Die Komplexität 34 · Oesterreichs Energıe. des Systems nehme zu. Neue Dienstleister und Stromerzeuger träten in den Markt ein. Die E-Wirtschaft finde sich einer immer vielfältigeren Konkurrenz gegenüber. In klimapolitischer Hinsicht habe die EU faktisch nichts erreicht: „Die CO2-Emissionen steigen, gerade auch im Energiesektor. Eine Reparatur des Emissionshandelssystems ist dringend notwendig.“ Keine Industriepolitik ohne Energiepolitik Der Preisverfall an den Strombörsen habe eine wirtschaftliche „Blutspur“ mit Kapitalisierungsverlusten von bis zu 70 Prozent durch die Energieunternehmen gezogen. Was die Strompreise für die Endkunden betrifft, November/Dezember 2014 Wirtschaft Foto: Wien Energie ie E-Wirtschaft sanken die Kosten für die elektrische Energie laut Anzengruber von 2008 bis 2012 um vier Prozent. Gleichzeitig stiegen jedoch die Steuern und Abgaben um 31 Prozent. In Deutschland war zuletzt von einem leichten Sinken der Ökostromkosten für die Kunden (EEG-Umlage) die Rede. „Allerdings droht jetzt ein Kostenschub wegen der notwendigen Investitionen in die Netze“, stellte Anzengruber fest. CO2-Reduktion als Hauptziel Völlig zurecht strebe auch die neue EUKommission eine Reindustrialisierung Europas an. Klar müsse allerdings sein: „Es gibt keine Industriepolitik ohne entsprechende Energiepolitik.“ Anzengruber fügte hinzu, in Deutschland hätten sich die Kosten für die elektrische Energie und die Stromnetze von 2008 bis 2013 um rund 20 Prozent vermindert. Gleichzeitig vervierfachten sich jedoch Steuern und Abgaben: „Wenn das so weitergeht, sind die StromNovember/Dezember 2014 preise in der EU 2035 ungefähr doppelt so hoch wie in den USA.“ Immer wieder zeigen Umfragen unmissverständlich, welche Prioritäten die Kunden hinsichtlich der Stromversorgung setzen. An erster Stelle werde stets die Versorgungssicherheit genannt, gefolgt von leistbaren Preisen. Erst an dritter Stelle komme die Frage, mittels welcher Technologien die elektrische Energie erzeugt wird, betonte Anzengruber. Ihm zufolge muss die europäische Energiepolitik daher „eine Strommarktordnung schaffen, die eine sichere Versorgung zu angemessenen Kosten bietet. Wir brauchen eine klare Hierarchie der energiepolitischen Ziele. Und wir müssen uns überlegen, wie es mit der Energiewende weitergehen soll.“ Laut Anzengruber ist eine weitgehende Dekarbonisierung der Stromerzeugung, im wahren Sinne des Wortes, wärmstens zu empfehlen. Denn werde das Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis Ende des Jahrhunderts auf 2˚ C Info Deutschland ist dabei, seinen Strommarkt gründlich zur reformieren – was erhebliche Auswirkungen auf Österreich hätte. Wesentliche Fragen dabei sind die Einführung von Kapazitätsmechanismen, der verstärkte und beschleunigte Netzausbau sowie eine Reform des Regelenergiemarktes. Noch im November soll dazu ein Grünbuch veröffentlicht werden, spätestens im Juni 2015 ein Weißbuch, in das die Reaktionen auf das Grünbuch eingearbeitet werden. Eine Novelle zum deutschen Energiewirtschaftsgesetz ist für das erste Halbjahr 2016 vorgesehen. Oesterreichs Energıe. · 35 Wirtschaft zu begrenzen, verfehlt, „kostet das sehr viel Geld“. Kein Zweifel besteht für Anzengruber deshalb daran, dass die Reduktion der CO2Emissionen um 40 Prozent das weitaus wichtigste energiepolitische Ziel der EU ist. Der europäische Branchenverband der E-Wirtschaft, Eurelectric, betrachte diesen Wert sogar als Mindestforderung. Freilich habe auch der Ausbau der erneuerbaren Energien seine Bedeutung. Er dürfe jedoch nicht als „Selbstzweck“ betrachtet werden. Forderung nach Kostenwahrheit Zu Befürchtungen, eine Reform des europäischen Emissionshandels könnte der Industrie schaden, stellte Anzengruber klar: „Niemand will die höchst energieeffiziente Industrie vertreiben. Im Gegenteil: Es wäre klimapolitisch sinnvoll, würde beispielsweise die Voestalpine ihre Produktion in Österreich verdoppeln.“ Da die ElektriziWolfgang Anzengruber, Präsident von tätswirtschaft im GegenOesterreichs Energie satz zu vielen Industriezweigen nicht im globalen, sondern ausschließlich im europaweiten Wettbewerb stehe, empfehle sich, sie für das Erreichen der Klimaziele stärker in die Pflicht zu nehmen. Anzengruber erneuerte in diesem Zusammenhang seine Forderung nach Kostenwahrheit für alle Energieträger und -formen. Bestünde diese, „wären Kernund Braunkohlekraftwerke aus dem Markt. Hocheffiziente und flexible Gaskraftwerke wären dagegen im Markt.“ Notwendig ist laut Anzengruber auch das Beibehalten der gemeinsamen Preiszone Deutschland-Österreich. Die Engpässe im Stromnetz bestünden nicht an der Grenze der beiden Mitgliedstaaten, sondern innerhalb Deutschlands. Daher müsste eine Trennung der Preiszonen, wenn überhaupt, dann innerhalb Deutschlands erfolgen. Doch dies lasse sich politisch nicht durchsetzen, weshalb die Trennung an der Staatsgrenze diskutiert werde. Anzengruber zufolge ist das „eine Bedrohung. Am Ende würden darunter die Volkswirtschaften der beiden Länder mehr leiden als die Energieversorger.“ Skeptisch steht Anzengruber auch Plänen gegenüber, auf Ebene der EU-Mitglied- Der Preisverfall an den Strombörsen hat eine wirtschaftliche „Blutspur“ durch die Unternehmen gezogen. 36 · Oesterreichs Energıe. staaten Kapazitätsmärkte einzurichten: „Manche sprechen von Kapazitätsmärkten und meinen Subventionen.“ Stattdessen empfehle sich, den derzeitigen EnergyOnly-Markt (EOM) weiterzuentwickeln und allenfalls für die Verfügbarkeit einer strategischen Reserve für die Netzstabilität zu sorgen. Andreas Kolar, der Finanzvorstand der Energie AG, ergänzte, zurzeit rechne sich die Errichtung neuer Erzeugungskapazitäten nur noch, wenn diese gefördert würden: „Alle anderen Projekte wandern in die Schublade. Das wird es auf längere Sicht nicht sein können.“ Dem stimmte auch die Generalsekretärin von Oesterreichs Energie, Barbara Schmidt, zu. Wie die aktuelle Kraftwerksliste von Oesterreichs Energie zeige, werde die Realisierung von immer mehr Vorhaben weiter aufgeschoben. Nicht zuletzt die Rentabilität hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) werde zunehmend „ein ganz großes Thema“. Ordentliches Marktdesign gefragt Unter den gegebenen Rahmenbedingungen verschlechterten sich laut Kolar auch die Ratings der Energieunternehmen, was die Finanzierung von Vorhaben erschwere. Der Wert mancher Unternehmen hat sich massiv vermindert. Früher oder später ließen sich Auswirkungen auf die Dividenden schwerlich vermeiden. Kolar forderte die verantwortlichen Politiker deshalb auf, so rasch wie möglich ein „ordentliches Marktdesign“ zu schaffen. Schon der derzeitige 25-prozentige Anteil der erneuerbaren Energien an der Erzeugung stelle die E-Wirtschaft vor erhebliche Probleme. Die Politik dürfe nicht nach dem Motto von Gerhard Bronners „Der Wilde mit seiner Maschin’“ agieren: „Ich weiß zwar nicht genau, wo ich grad’ hinfahr’, aber dafür bin ich umso schneller dort.“ Und auch Anzengruber betonte nochmals, dass sich das energiewirtschaftliche Umfeld rapid wandle und „nie wieder so sein wird wie früher“. Den Unternehmen bleibe daher nur, ihr Geschäftsmodell um „energienahe Dienstleistungen“ zu erweitern. Damit ließen sich zwar kaum die in der Vergangenheit gewohnten Erträge erzielen, doch habe der EU-weite Markt für Energiedienstleistungen ein EBIT-Volumen von rund zehn Mrd. Euro pro Jahr: „Man November/Dezember 2014 Wirtschaft kann damit also Geld verdienen, auch wenn es für uns mit unserer Kostenstruktur nicht einfach ist, in diesen Markt zu gehen.“ Generalsekretärin Schmidt fügte hinzu, die Branche müsse ihre „Berührungsängste“ mit anderen Wirtschaftszweigen überwinden und die weiterhin vordringliche Versorgungssicherheit mit anderen Themen ergänzen: „Das wird vermutlich nur mit Kooperationen funktionieren. Daher sollte nicht jede Branche ausschließlich ihren Schrebergarten betrachten. Das strenge Unbundling ist ebenso nicht hilfreich für Gesamtlösungen.“ Beim Kunden ansetzen Wie die Wien Energie mit dem Thema Energiedienstleistungen umgeht, schilderte Geschäftsführerin Susanna Zapreva. Ihr zufolge treten zunehmend „neue Marktteilnehmer auf, die sehr schnell und flexibel sind und völlig anders agieren, als wir es aus der Energiewirtschaft kennen“. Der Wettbewerb mit diesen Unternehmen „ist eine große Herausforderung für uns“. Auch spielten die traditionellen Energieunternehmen im Bereich der „neuen erneuerbaren Energien“ wie Wind und Fotovoltaik keine dominierende Rolle. Nur 49 Prozent November/Dezember 2014 Moderne Informationsder Windkraftanlagen sowie neun Prozent technologien spielen im der Fotovoltaikanlagen in Österreich würEnergiegeschäft eine immer den von ihnen betrieben. Im Bereich der größere Rolle. Foto: Telekom Austria Wärmepumpen sowie der Solarthermie hätten die etablierten Versorger mit 1,5 bzw. 0,7 Prozent sogar noch geringere Marktanteile. Gleichzeitig wachse der Wunsch der Kunden, sich an Erzeugungskapazitäten zu beteiligen. Immerhin zwölf Prozent hielten dies für „sehr sinnvoll“, weitere 34 Prozent zumindest für „sinnvoll“. Hinzu kommen, laut Zapreva, Herausforderungen auf europäischer Ebene. So bestehen in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten höchst unterschiedliche Fördersysteme für die erneuerbaren Energien. Andreas Kolar, Finanzvorstand der Energie AG Oberösterreich In manchen Staaten wird überlegt, das Emissionshandelssystem durch eine CO2-Steuer zu ergänzen. Auch was Kapazitätsmärkte bzw. -mechanismen anlangt, gehen die Pläne weit auseinander. Die Frage lautet daher: „Wie sollen wir als E-Wirtschaft da neue Geschäftsmodelle finden?“ Wien Energie setzte bei den Wünschen der Kunden an, so Zapreva. Eines der wesent- Der Wert mancher Unternehmen hat sich um bis zu 70 Prozent vermindert. Oesterreichs Energıe. · 37 Wirtschaft Industrie- und Energiepolitik müssen zusammenwirken, fordert Oesterreichs EnergiePräsident Wolfgang Anzengruber. Foto: Voestalpine 38 · Oesterreichs Energıe. November/Dezember 2014 Wirtschaft lichsten Angebote besteht darin, das Energiemanagement im Gebäudebereich zu übernehmen. Der Bogen der Leistungen spannt sich von Komponenten zur Stromund Wärmeerzeugung sowie -speicherung über die Warmwasserbereitung bis zur E-Mobilität. Zentrale Energiemanagementsysteme machen es möglich, Erzeugung und Verbrauch intelligent aufeinander abzustimmen. Schon durch den bloßen Einsatz einer Fotovoltaikanlage kann sich ein Kunde zu etwa zehn bis 25 Prozent mit selbst erzeugtem Strom versorgen. Wird zusätzlich ein Energiemanagementsystem verwendet, sind bis zu 35 Prozent darstellbar, bei Erweiterung um eine Wärmepumpe und einen Speicher sogar 50 bis 80 Prozent. Für Wien Energie bieten derartige Konzepte Erlöse im energiewirtschaftlichen Bereich: Beginnend beim Pooling von Anlagen über deren Fernsteuerung bis hin zur Vermarktung von Regelenergie. Darüber hinaus lassen sich Erträge jenseits der Kernaufgaben der E-Wirtschaft erzielen; etwa durch die Bereitstellung von Komponenten oder die Systemintegration. Kommunikation auf digitaler Basis gefragt Laut Christian Buchel, dem stellvertretenden Generaldirektor des französischen Verteilnetzbetreibers Électricité Réseau Distribution France (ERDF), der rund 35 Mio. Kunden betreut, stellen die Netzbetreiber die Infrastruktur für den Binnenmarkt und die Energiewende bereit. Sie werden daher auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Energieversorgung spielen. Buchel erläuterte, die Kunden verlangten zunehmend nach Kommunikationsmöglichkeiten auf der Basis digitaler Technologien. Daher müssten die Netzbetreiber ihre Netze zu „Smart Grids“ ertüchtigen: „Wir müssen smart werden, um zu vermeiden, dass wir aus dem Geschäft mit Energiedienstleistungen gedrängt werden. Die Digitalisierung ist daher unverzichtbar.“ Freilich führe angesichts der immer strengeren Regulierung auch kein Weg daran vorbei, die Kosten zu senken. Gleichzeitig bestehe die Notwendigkeit, Mittel für die notwendigen Investitionen zu lukrieren. Neue Finanzierungsquellen zu erschließen, ist laut Buchel daher „ein riesiges Thema“. November/Dezember 2014 Gerade im technischen Fortschritt und in der Digitalisierung sieht auch der Unternehmensberater Florian Haslauer von A.T. Kearney Österreich einen der wichtigsten „Treiber“ für die weitere Entwicklung der E-Wirtschaft. Ihm zufolge führen neue Technologien dazu, „dass sich das Kundenverhalten verändert. Die Kunden nehmen sehr schnell Möglichkeiten an, die ihnen neue Technologien bieten.“ Dies zeige sich beispielsweise daran, wie noch vor zehn Jahren Handys verwendet worden seien und zu welchen Zwecken heute Smartphones verwendet würden. „Für die Energiewirtschaft ist das deshalb wichtig, weil die Kunden aus dem Umgang mit Smartphones und ähnlichen Geräten gewisse Verhaltensmuster einüben, die sich dann auch auf ihr Verhalten bezüglich Energie auswirken“, erläuterte Haslauer. Zwar ließen sich die Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Erfahrungen aus der TeleOesterreichs Energie kommunikationsbranche nicht 1 : 1 auf die E-Wirtschaft übertragen, fügte Haslauer hinzu, doch seien sowohl die Telekom- als auch die E-Wirtschaft „assetorientierte Branchen“. Der Telekomsektor investiert, ebenso wie die E-Wirtschaft in ihre Leitungen, langfristig in seine Infrastruktur. Und über diese Infrastruktur wird immer stärker Content-Geschäft aufgebaut.“ Haslauer erwartet für die kommenden Jahre in der Energiewirtschaft eine „stärkere Aufsplittung zwischen Asset- und Content-Geschäft. Als „Asset-Geschäft“ versteht er das Optimieren infrastruktureller Anlagen und der aus ihrem Einsatz zu erzielenden Rendite. Das Content-Geschäft dagegen entwickle sich aus dem klassischen Endkundengeschäft und den Energiedienstleistungen, wie sie heute schon von einer Reihe von Versorgern angeboten werden. Es gehe allerdings über diese hinaus und umfasse „solche Dinge wie Smart Home und Smart Energy“. Laut Haslauer ist dies „etwas komplett anderes als das Geschäft, in dem die Energiewirtschaft heute ihre Stärken hat“. Nicht zuletzt gehe es um Flexibilität und Innovationsfähigkeit. Die E-Wirtschaft müsse lernen, Geschäftsmodelle auszuprobieren, Das grenz- und spartenübergreifende Miteinander wird das Megathema sein. Oesterreichs Energıe. · 39 Wirtschaft aber auch vergleichsweise rasch wieder aufzugeben, wenn sie nicht funktionieren. Wie Haslauer warnte, ist die E-Wirtschaft dabei angreifbar, weil neue Marktteilnehmer unter Umständen „viel schneller agieren können. Und die große Frage wird sein: Findet die E-Wirtschaft in diesen Bereich hinein oder werden sich hier andere Wettbewerber etablieren?“ Drei große Geschäftsmodelle Grundsätzlich sieht Haslauer für die Zukunft „drei große Typen von Geschäftsmodellen.“ Der Asset-Player oder Investor investiere in Infrastrukturanlagen. Er könne diese betreiben und optimieren, dies aber auch dem zweiten Typ, dem Asset-based TraFlorian Haslauer, A.T. Kearney Österreich der, überlassen. Dessen Geschäft bestehe darin, eigene Anlagen, aber auch die Anlagen anderer Marktteilnehmer zu verwalten und zu managen – Energiegroßhandel inklusive. Als dritten Typ nannte Die Kunden nehmen neue Technologien sehr schnell an. Haslauer den „integrierten Smart-ContentProvider“. Ihm zufolge handelt es sich dabei um den „Downstream-Player“. Das ist derjenige, der die Energie vermarktet, der an den Kunden dran ist, der Lösungen anbietet. Als Asset-Player bzw. Investoren werden laut Haslauer künftig auch Unternehmen von außerhalb der E-Wirtschaft agieren, darunter nicht zuletzt reine Finanzinvestoren. Die Asset-based Trader sieht der Unternehmensberater in den großen Unternehmen der etablierten Energiewirtschaft, „die europäisch agieren können und das heute schon tun. Das funktioniert nur dann, wenn sie ein breites Portfolio mit unterschiedlichen Technologien haben und wenn sie in unterschiedlichen Märkten tätig sind. Dafür braucht man eine gewisse Größe.“ In den Reihen der Content- und Serviceprovider schließlich finden sich die Dienstleistungsunternehmen der Energieversorger ebenso wie völlig neue Marktteilnehmer, darunter Google, aber auch Banken und Finanzdienstleister. Sie alle würden „auf der bestehenden Infrastruktur ihre Contents anbieten“, schloss Haslauer.n In Sachen „smart“ und „Meter“ Eine angeregte Diskussion zum Thema „Smart Meter – Smart Grid – Smart Citizen – wo wollen wir hin?“ fand bei der Handelsblatt-Jahrestagung zwischen dem Geschäftsführer der Wiener Netze GmbH, Reinhard Brehmer, und dem Vorstand der Energie-Control Austria (E-Control), Martin Graf, statt. Für Brehmer sind die österreichischen Netzbetreiber von der Sinnhaftigkeit der Smart Meter überzeugt. Der Zeitplan für deren flächendeckende Einführung werde sich indessen kaum halten lassen. Den Plan, bis Ende 2015 mindestens zehn Prozent der Kunden mit derartigen Geräten auszustatten, habe die E-Control bereits aufgegeben. Ob sich ihr Wunsch, bis Ende 2019 bei mindestens 95 Prozent der Kunden Smart Meter zu installieren, erfüllen lasse, bleibe zweifelhaft. Noch in keinem europäischen Land konnte der ursprüngliche Zeitplan eingehalten werden, fügte Brehmer hinzu. Und er warnte: Bei einem zu raschen „Roll-out“ könnten Stranded Costs auf die Netzbetreiber und damit letztlich auf die Kunden zukommen. Hohe Investitionen Wie Graf betonte, befindet sich die E-Wirtschaft hinsichtlich der Smart Meter „auf einem konstruktiven Weg“. Am Ziel 2019 hielt Graf fest. Es habe keinen Sinn, die Einführung der digitalen Stromzähler „auf die lange Bank zu schieben. Und so überraschend kommt der Termin ja nicht.“ Überdies seien einige Netzbetreiber seit Jahren in diesem Bereich aktiv. Gerade die Wien Energie habe ihre Fernwärmekunden mit derartigen Geräten ausgestattet. Brehmer bezeichnete die Fernwärmezähler als „besonders gutes Beispiel, weil der Fernwärmemarkt ja nicht in die Kom- 40 · Oesterreichs Energıe. petenz der E-Control fällt“. In ihr Smart-Metering-Pilotprojekt im Stromsektor hätten die Wiener Netze bereits etwa zehn Mio. Euro investiert. Der Nutzen für die Kunden hänge freilich von ihrem Strombedarf und ihrer Flexibilität ab. In Finnland etwa würden unterschiedliche Tarife für Tag- und Nachtstrom angeboten, aber auch für im Sommer sowie im Winter benötigten Strom. Lösung für das Recht auf Opt-out finden Die Netzbetreiber böten den Kunden Gratifikationen, wenn ihnen diese erlaubten, den Boiler oder die Heizung im Bedarfsfall „für ein paar Stunden zurückzudrehen, was sich natürlich rechnet“. Die Frage laute allerdings, ob sich dergleichen auch in Österreich realisieren lasse. Überdies gelte es, eine Lösung für das Opt-out-Recht der Kunden zu finden. Laut Rechtslage können diese die Installation von Smart Metern verweigern. Brehmer schlug vor, die Geräte zwar einzubauen, aber so zu programmieren, dass nur einmal pro Monat ein Verbrauchswert übermittelt wird. Damit könne nach menschlichem Ermessen wohl niemand Probleme haben. Graf wandte ein, dass die Opt-out-Möglichkeit, so würden bisherige Erfahrungen zeigen, ohnehin kaum genutzt werde. Die Netzbetreiber müssten den Kunden eben „Ängste nehmen“. Die Erhöhung der Netztarife aufgrund der Smart-Meter-Einführung lehnte Graf ab: „Das ist eine Investition wie jede andere auch.“ Überdies hätten die Netzbetreiber das neue Regulierungsregime als akzeptable Lösung bezeichnet. Das wiederum wollte Brehmer so nicht stehen lassen: Die Branche habe dem Regime nicht zugestimmt – erstmals in der Geschichte der Regulierung. November/Dezember 2014 ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG Oehler: „Für eine optimierte Beschaffung braucht man den richtigen Partner“ Kunden- und marktorientierte Produkte sowie maßgeschneiderte Dienstleistungen und Services aus einer Hand: Dafür steht die GasVersorgung Süddeutschland (GVS), die seit Beginn des Jahres ihr Engagement in Österreich verstärkt. Wie Energieversorger und Industrieunternehmen ihre Erdgasbeschaffung noch stärker optimieren können, erläutert Helmut Oehler, Sprecher der GVS-Geschäftsführung, in einem Interview. Der Energiemarkt wird zunehmend komplexer. Das wirkt sich auch direkt auf die Erdgasbeschaffung aus. Was sind die Grundvoraussetzungen für einen optimierten Bezug? Um Erdgas erfolgreich zu beschaffen, braucht es maßgeschneiderte Lösungen. Unser hochmotiviertes Vertriebsteam hat ein gutes Auge für die Bedürfnisse der Kunden und viel Erfahrung bei der Auswahl der Produkte. Das gewährleistet, dass in enger Kooperation für jeden Kunden die optimale Bezugsstrategie entwickelt und die passgenaue Lösung gefunden werden kann. Was steht bei einer optimierten Bezugsstrategie im Fokus? Kunden profitieren vor allem von Produkten, die ihnen maximale Flexibilität, Risikominimierung, individuelle Bepreisung und aktive Portfoliogestaltung ermöglichen – nur so können sie die Vorteile des liberalisierten Erdgasmarktes voll ausschöpfen. Welche Produkte bieten sich an? Unser ser Portfolio ist umfassend. Gemeinsam mit unseren Kunden erarbeiten wir maßgeschneiderte Lösungen. Mit dem Produkt „GVS Strukturierte Lieferung“ beispielsweise können die Vorteile des liberalisierten Erdgasmarktes durch eine aktive und flexible Portfoliogestaltung voll ausgeschöpft werden. Für Kunden, die das Risiko bei der Beschaffung möglichst gering halten und trotzdem spontan auf Schwankungen reagieren möchten, gibt es „GVS Flexible Bänder“. Zum umfassenden Angebot gehören außerdem u.a. Bandlieferungen, Temperaturanbindung, Residuallieferung und Vollversorgungslieferungen. In allen Produktkategorien sind alle Vertragslaufzeiten und Preismodelle möglich: Von Festpreisen bis zu verschiedensten Gasmarktanbindungen (OTC oder Börsen) sowie unterschiedliche Tranchenmodelle. Wie bereiten sich Energieversorger und Industrieunternehmen bestmöglich auf den Winter vor? Helmut Oehler Gerade die Wintermonate mit zum Teil starken Temperaturschwankungen benötigen besondere Planungen. Deswegen haben wir uns mit der „GVS Temperaturbindung“ eine besonders innovative Lösung einfallen lassen. Unter Berücksichtigung der Wetterlage stellen wir immer exakt die benötigte Erdgasmenge für den Folgetag zur Verfügung. In diesem Modell – auch in Kombination mit Speicherprodukten – bekommt der Kunde tatsächlich nur die Menge, die er temperaturbedingt braucht. Das bietet eine hohe Planungssicherheit und ermöglicht es, Erdgasmengen flexibel und günstig zu beziehen, Restmengen komfortabel abzubauen und beim Preis immer den Durchblick zu behalten. Preissicherheit gewinnt zunehmend an Bedeutung. Mit welchen weiteren Produkten kann sie erreicht werden? Auch hier haben wir in unserem breiten Portfolio ein strategisch bedeutendes Produkt: Bei der „GVS Zielpreis Beschaffung“ kommt eine Lieferung erst dann zustande, wenn der vom Kunden vorgegebene Preis erzielt werden kann. Sollte dann das vom Kunden festgelegte Limit erreicht werden, wird das Terminprodukt automatisch beschafft. In diesem Fall bleibt der Preis dann für den gesamten Lieferzeitraum konstant und die weitere Entwicklung der Preise hat keinen Einfluss mehr. Bei der Weitergabe des Preises herrscht damit absolute Fairness und Transparenz. Wird der vorgegebene Zielpreis unterschritten, gibt die GVS den erzielten Beschaffungspreis sogar 1:1 weiter. Was rundet ein gutes Produktportfolio Wa ab? Natürlich ist es wichtig, nach einem erNa folgreichen Vertragsabschluss jederzeit den Überblick zu behalten – deswegen bieten wir die „GVS Gaswirtschaftlichen Dienstleistungen“ an. Bei uns endet die Partnerschaft nicht beim Vertragsabschluss. Wie auch in der Entwicklung der Produkte, gilt auch für unser Engagement im Dienstleistungsbereich immer unser Unternehmens-Motto „Ihre Energie. Unsere Leidenschaft“. Internet: www.gvs-erdgas.de Wirtschaft Foto: Energie Graz Ein Tower mit Power für Graz MIT DEM NEUEN „POWER TOWER“ HAT DIE ENERGIE GRAZ IN DER STEIRISCHEN LANDESHAUPTSTADT EINEN MEILENSTEIN IN NACHHALTIGER ENERGIEERZEUGUNG GESETZT. GLEICHZEITIG BIETET DER TURM ANLEGERN DIE MÖGLICHKEIT EINES ÖKOLOGISCHEN INVESTMENTS. VON GERLINDE MASCHLER D er Grazer Power Tower – ein kombiniertes Gebäudeprojekt aus Stromerzeugung und Wärmespeicherung – hat das Zeug, in der steirischen Landeshauptstadt zum Wahrzeichen für grüne Energie zu werden: Schon lange bevor der neue Stadtteil Reininghaus steht, der sich aktuell erst in der Phase des Architekturwettbewerbs befindet, lenkt das soeben zum Energieturm umgebaute Gebäude bereits alle Blicke auf sich, wenn man sich vom Westen her der Stadt nähert. Außen eine Fotovoltaikanlage, innen demnächst ein Wärmespeicher, vereint der zum Power Tower umgebaute ehemalige Lech- 42 · Oesterreichs Energıe. taler Silo der Stahlwerke Marienhütte die Kernelemente der Energieversorgung und ist ein Symbol dafür, wie Energieerzeugung und -verbrauch örtlich mehr und mehr zusammenwachsen. Die im Inneren des Turms gespeicherte Abwärme aus dem Stahlwerk wird der Wärmeversorgung in Reininghaus zugutekommen. In den 340 an der Fassade angebrachten Fotovoltaikmodulen, die eine Gesamtfläche von 544 m² haben, werden jährlich mehr als 63.000 kWh an elektrischer Energie produziert. Mit dem gesamten System können rund 10.000 Wohnungen mit Nahwärme und Warmwasser versorgt werden und bei November/Dezember 2014 Wirtschaft Bedarf auch mit Nahkälte. „Der Power Tower ist ein energetisches Zentrum, das den neuen Stadtteil mit Strom und Wärme versorgen wird. Er ist städtebaulich und energietechnisch ein Vorzeigeprojekt“, erklärt Energie Graz-Geschäftsführer Gert Heigl. Boom bei Fotovoltaik Fotovoltaik ist in aller Munde und auf tausenden Dächern und Fassaden – darin kann auch Stefan Schleicher, Energieexperte des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO), nur Vorteile entdecken: „Immer mehr Verbraucher stellen fest, wie kostengünstig Fotovoltaik geworden ist, und auch etablierte Energieunternehmen integrieren diese Entwicklung in ihre Geschäftsmodelle.“ Vor allem kleinere regionale Anbieter, die nahe dem Endkunden sind, nützen, laut Schleicher, den Ausbau der zukunftsträchtigen Technologien. Die Energie Graz ist somit ein typischer Vertreter einer zunehmend ökologisch ausgerichteten Spezies an Stromanbietern, denn der Power Tower ist längst nicht das erste „grüne“ Projekt der Grazer: „Wir haben bereits vor einigen Jahren mit dem Bau von Fotovoltaikanlagen begonnen. Zu den bisher rund mehr als 5000 Modulen haben wir heuer das nächste Projekt in Angriff genommen: Am Gebäude der Grazer Messe kommen demnächst noch 800 Module dazu“, erklärt Werner Ressi, Geschäftsführer der Energie Graz. Knapp ein Prozent des Gesamtbedarfes der Stadt wird derzeit mit nachhaltig erzeugter Sonnenenergie abgedeckt. Starke Steigerung Experte Schleicher ortet in der Fotovoltaik noch reichlich Luft nach oben: „Ich erwarte eine starke Steigerung, denn in vielen Neubauten werden bereits entsprechende Flächen integriert.“ Eine Annahme, die sich mit den Schätzungen der österreichischen Fotovoltaikindustrie deckt: Sie geht davon aus, dass bis 2020 zumindest acht Prozent des österreichischen Strombedarfs mit Fotovoltaikstrom gedeckt werden können. Von dieser Entwicklung kann mittlerweile jedermann profitieren: Entweder, indem man beispielsweise Module zur Eigenversorgung auf dem eigenen Dach installiert und Überschüsse an einen Energieversorger verkauft. Die zweite Variante sind Beteiligungsmodelle an Energiegewinnungsanlagen, wie etwa dem Power Tower in Graz. November/Dezember 2014 Bereits ab ein paar hundert Euro können Bürger „Stromproduzenten“ werden, indem sie Fotovoltaikmodule erwerben und dafür Rendite bekommen. Modell „Solar-Anleger“ Die Energie Graz bietet ihr Modell jedenfalls unter dem Begriff „Solar-Anleger“ an. Rein rechtlich wird dabei ein Sale-andLease-back-Vertrag zwischen Stromkunden und der Energie Graz abgeschlossen: Der Kunde kauft Module und verleast diese an die Energie Graz. Ein Modul kostet 650 Euro, für Private ist der Erwerb mit zehn Stück begrenzt. Die „Verzinsung“ beträgt 3,3 Prozent, wird auf die Stromrechnung gutgeschrieben und der Kunde akzeptiert einen leicht erhöhten Preis für den ÖkoWerner Ressi, Energie Graz-Geschäftsführer strom, den er von Solar Graz, einem Tochterunternehmen der Energie Graz, geliefert bekommt. Das Angebot ist fast immer ausverkauft, sagt Ressi: „Indem die Kunden Paneele kaufen, geben sie ein umfassendes Bekenntnis zur grünen Energie ab.“ Ermutigt durch die rege Nachfrage haben die Grazer seit Hurzem für gewerbliche Kunden und Freiberufler, also Abnehmer mit einem höheren Energieverbrauch, das Produkt „Solar-AnlegerPRO“ im Angebot. „Mit Solar-AnlegerPRO erweitern wir unser erfolgreiches Beteiligungsmodell“, so Heigl. Die möglichen Investitionen sind in Paketen von „micro“ bis „large“ bis zu einem Maximalbetrag von 65.000 Euro zu haben. Die Verzinsung ergibt sich aus einer Zusatzzahlung von 1,45 Prozent auf den Euribor (Interbankensatz für Termingelder). n Die Kunden geben ein umfassendes Bekenntnis zur grünen Energie ab. Factbox Solar-Anleger für Private ■■ Investition: 650 Euro pro Modul (maximal zehn Module pro Teilnehmer möglich) ■■ Bonus in Höhe von 3,3 Prozent des eingesetzten Kapitals auf die Stromlieferung ■■ Laufzeit: 15 Jahre ■■ Kapitalgarantie, jederzeit kündbar Solar-AnlegerPRO für Gewerbe und Freiberufler ■■ jährliche Anpassung der Verzinsung/1,45 Prozent über dem Marktniveau (Zwölf-Monats-Euribor zu Jahresbeginn) ■■ Rabatt von rund zwölf Prozent auf das gültige Ökostromprodukt ■■ im ersten Vertragsjahr Begrüßungsbonus in Form von 60 Tagen Gratis energie ■■ Laufzeit: 15 Jahre; jederzeit kündbar bei Kapitalgarantie Oesterreichs Energıe. · 43 Brennpunkt Europa Staats- und Regierungschefs einigen sich auf umfassenden Klima- und Energierahmen bis 2030 NEBEN DEM CO 2-EINSPARUNGSZIEL UND MEHR ERNEUERBAREN WURDEN AUCH EIN NEUES ENERGIEEFFIZIENZZIEL UND EIN GESTÄRKTES EMISSIONSHANDELSSYSTEM (ETS) BESCHLOSSEN. VON RALF PASTLEITNER Am 23. Oktober 2014 verhandelten die EU-Mitgliedstaaten beim Europäischen Rat in Brüssel über den Vorschlag der Europäischen Kommission zum Klima- und Energierahmen 2030 und einigten sich auf folgenden Kompromiss: ■■ CO2-Einsparungen: zumindest 40 Prozent (verbindliches Ziel) ■■ Anteil an erneuerbaren Energien: 27 Prozent (verbindliches Ziel auf EU-Ebene) ■■ Energieeffizienz: 27 Prozent (indikatives Ziel) Darüber hinaus behielten sich die Staats- und Regierungschefs vor, den Klima- und Energierahmen 2030 fortlaufend zu überprüfen und weiterhin strategische Leitlinien vorzugeben, insbesondere was einen Konsens zum ETS, nicht unter das ETS fallende Sektoren, Interkonnektoren und die Energieeffizienz anbelangt. In Bezug auf die Reduktion der Treibhausgasemissionen sprach sich der Europäische Rat für ein bindendes Ziel von mindestens 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 bis zum Jahr 2030 aus. Dieses Ziel soll auf kosteneffizienteste Weise erreicht werden und Info Dr. Ralf Pastleitner ist Leiter des Brüsseler Büros von Oesterreichs Energie und berichtet in dieser Rubrik über die aktuellen Themen aus der EU-Zentrale. Oesterreichs Energie garantiert mit einem starken Team und einer effizienten Branchenvertretung in Brüssel, dass die Stimme der österreichischen E-Wirtschaft in der EU gehört wird und Entscheidungen im Sinne der Branche getroffen werden. 44 · Oesterreichs Energıe. mit einer Reduktion von 43 Prozent im ETS-Sektor und von 30 Prozent im Nicht-ETS-Sektor einhergehen, jeweils gegenüber dem Jahr 2005. Gestärkter Emissionshandel verabschiedet Zum EU-Emissionshandelssystem ETS legten die Staats- und Regierungschefs fest, dass der Emissionshandel in Kombination mit der neu einzuführenden Marktstabilitätsreserve das Hauptinstrument zur De-karbonisierung der europäischen In-dustrie sein soll. Der jährliche Faktor, der die Obergrenze der maximal erlaubten Emissionen reduzieren soll, erhöht sich demnach von 1,74 Prozent auf 2,2 Prozent ab dem Jahr 2021. Die freie Allokation von Zertifikaten wird jedoch nicht auslaufen, und Mitgliedstaaten mit einem BIP unter 60 Prozent des EU-Durchschnitts können weiterhin kostenlose Zertifikate ausgeben. Weiterhin einigte man sich auf ein EU-Ziel von mindestens 27 Prozent erneuerbarer Energien am Energieverbrauch in der EU im Jahr 2030. Dieses Ziel soll auf EU-Ebene bindend sein, jedoch nicht auf national verbindliche Ziele für die einzelnen Mitgliedstaaten heruntergebrochen werden. Schließlich fand der Europäische Rat auch im Bereich Energieeffizienz einen Kompromiss: ein indikatives, also nicht bindendes EUZiel von 27 Prozent Verbesserung der Energieeffizienz im Jahr 2030, wobei dieses Ziel jedoch im Jahr 2020 mit Blick auf die Erreichung von mindestens 30 Prozent mehr Energieeffizienz überprüft werden soll. Insgesamt soll die Überprüfung der Erreichung der 2030-Ziele, die so genannte „Governance“, transparent, ohne unnötigen administrativen Aufwand und unter Bedachtnahme auf das Recht der Mitgliedstaaten zur Bestimmung ihres nationalen Energiemix erfolgen. Zur zügigen Vollendung des Energiebinnenmarktes werden die Mitgliedstaaten mit der Unterstützung der Kommission dringend notwendige Maßnahmen in enger Koordination mit ihren Nachbarn treffen, um das bestehende Ziel einer Interkonnektivität von zehn Prozent (auch hier mit Perspektive auf Erreichung eines höheren Ziels von 15 Prozent für das Jahr 2030) zu erreichen. Neue Kommission bestätigt Das vom neuen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker aufgestellte Kommissarskollegium wurde am 22. Oktober 2014 vom Europäischen Parlament mit 423 Stimmen dafür, 209 Stimmen dagegen und 67 Enthaltungen (bei 699 abgegebenen Stimmen) bestätigt und konnte die Arbeit planmäßig am 1. November 2014 aufnehmen. Nur Kommissarsanwärterin Alenka Bratušek (Energie Union, SLO, liberal) wurde nach ihrer wenig überzeugenden Anhörung im Europäischen Parlament von den zuständigen Ausschüssen ENVI (Umwelt) und ITRE (Energie, Forschung und Industrie) abgelehnt. Die Nachnominierung und Bestätigung der politischen Neueinsteigerin Violeta Bulc (SLO, Liberale) resultierte in einer Personalrochade. Der Slovake Maroš Šefčovič wechselte vom Ressort Verkehr und Raumfahrt zur Energie Union, Bulc übernahm das Verkehrsressort. November/Dezember 2014 D ie dritte Viktor-Kaplan-Lecture von Oesterreichs Energie und FH Technikum thematisierte Mitte Oktober Zukunftsfragen der Speichertechnologie: Speicher im Netzverbund. Diese werden durch den steigenden Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien ein heißes Thema, denn einerseits gibt es nicht ausreichend Potenzial, den künftigen Speicherbedarf, der durch den Ausbau der erneuerbaren Energien entsteht, allein über Pumpspei- für Netzbetreiber tabu. Aktuell haben sie auch nicht das Recht, auf Batteriespeicher im Besitz von Erzeugern oder Stromkunden zuzugreifen, sie könnten die neuen Speicher darum auch nicht für die Netzstabilisierung nutzen, selbst wenn das technisch möglich und sinnvoll wäre. Man müsste daher das Regulierungsregime ändern. Nachdenken über die Regulierung wäre durchaus angebracht, steht doch auch im aktuellen Regierungsprogramm, dass Dr. Christof Zernatto, Sprecher des Forums Versorgungssicherheit Reformiert die Regulierer! cher abzudecken, andererseits haben sämtliche anderen Technologien einen oder mehrere „Haken“. Klar ist aber, dass man Speicher nicht nur im Übertragungsnetz brauchen wird, sondern auch „weit unten“ in den Verteilnetzen, nahe an den Verbrauchern und in der Lage, im Zusammenspiel mit smarten Netzen die Infrastruktur zu entlasten. Über Technologien wird bereits diskutiert. Batterien, Power to Gas, Power to Heat, Druckluft, Schwungräder, ja sogar E-Autos, wenn man ihre Akku-Kapazität bündeln kann. Klar ist zudem, dass diese Speicher kommen werden, sobald ihre Kosten einigermaßen erträglich sind. Private werden sie installieren, aber auch Unternehmen, eventuell werden sie sogar einen funktionierenden Business Case darstellen. Die Frage ist nur, wie dieser Business-Case aussehen kann. Die Netzbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, eine hohe Versorgungssicherheit und Versorgungsqualität zu gewährleisten. Speicher werden vom Gesetz her wie Erzeugungsanlagen bzw. wie Verbraucher gesehen und sind deshalb November/Dezember 2014 nicht nur eine Energiestrategie 2030 unter Einbindung aller relevanter Stakeholder erarbeitet werden soll, sondern auch eine stärkere Konzentration der E-Control auf ihre Kernkompetenz, die Regulierung des Strommarktes, kommen sollte. Österreichs Strommarktregulierung wuchert bis weit in den liberalisierten Markt hinein und verhindert inzwischen sinnvolle Maßnahmen zum Aufbau einer umweltfreundlichen und funktionierenden Versorgung auf Basis erneuerbarer Energien. Es ist an der Zeit, insbesondere im Zusammenhang mit den Stromnetzen, wieder das Interesse an einer sicheren Versorgung, an zukunftssichernden Investitionen und einer vernünftigen Kapitalausstattung in den Fokus zu stellen und nicht den Drang nach Selbstverwirklichung der Regulatoren und nach populistischen und bürokratischen Aktionen. Ein Neubeginn wäre hier dringend nötig, wenn die Bundesregierung nach ÖIAG-Krise und Steuerreformstreitereien einmal ein wenig Zeit findet. Darum: Reformiert die Regulierer – bevor es zu spät ist. Das Forum Versorgungssicherheit ist ein gemeinnütziger Verein. Es setzt sich für die langfristige Sicherung und Erhaltung der hohen Qualitätsstandards der österreichischen Energie- und Wasserversorgung ein. Es wird bereits von über 220 bedeutenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport getragen. Oesterreichs Energıe. · 45 Wirtschaft „Neues Marktde IN GRÜN- UND WEISSBÜCHERN WILL SICH DEUTSCHLAND AUF DAS KÜNFTIGE STROMMARKTDESIGN FESTLEGEN. VON STEFAN MAY V on einem „goldenen Oktober“ jubelt die Agentur für erneuerbare Energien, von „reicher Solarernte“ und einem steigenden Beitrag zur Netzsicherheit durch die Nachrüstung von Fotovoltaikanlagen. „Derzeit haben wir Überkapazitäten“, räumt auch der Staatssekretär im deutschen Wirtschaftsministerium, Rainer Baake, ein. „Aber es kann zu Engpässen kommen“, fügt er gleich warnend hinzu. Die deutsche Energiepolitik steht an einer Wegmarke, so viel scheint klar. Doch wie die Reise weitergeht, das ist umstritten. „Entweder wir entwickeln den Strommarkt glaubwürdig weiter, mit einem Verbot von Preisbindung“, sagte Baake vor Journalisten in Berlin. Dann müsse man allerdings den Stromkonsumenten sagen: Deckt euch mit Verträgen ein, um hohe Strompreise zu vermeiden. 46 · Oesterreichs Energıe. „Wenn wir das nicht wollen, brauchen wir Kapazitätsmärkte“, so Baake. „Wissenschaft und Stromproduzenten sind sich in dieser Frage nicht einig.“ Deutschlands Regierung versucht eisern, die anfängliche Dynamik der Energiewende nicht erlahmen zu lassen und das Großprojekt konsequent weiterzuführen. Um dessen Bedeutung und den Konsens darüber zu unterstreichen, erinnerte der Staatssekretär daran, dass sich keine Partei im Bundestag befinde, die die Ziele der Energiewende ablehnen würde. Man wolle sie nicht nur zu einer ökologischen, sondern auch zu einer ökonomischen Erfolgsgeschichte machen. Vier Ziele definiert Mitte dieses Jahres kam die lang erwartete Korrektur im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zur Geltung. Vier Ziele habe man dabei November/Dezember 2014 Wirtschaft sign notwendig“ Foto: PR-Online verfolgt, rechtfertigte der Spitzenbeamte im Wirtschaftsministerium die Reform: Zum einen ginge es um einen verlässlichen Ausbaupfad für die nächsten Jahre: Anwachsen der Erneuerbaren auf einen Anteil von 40 bis 45 Prozent bis 2025, auf 55 bis 60 Prozent bis 2035 und auf mindestens 80 Prozent bis 2050. Darüber bestehe mittlerweile Konsens sowohl im Bundestag wie in der Länderkammer, dem Bundesrat. Das zweite Ziel der EEG-Reform sei die Kostenreduktion: „Die Lernkurve in den letzten vierzehn Jahren war sehr teuer“, sagte Rainer Baake. Deutschland habe sie für viele andere mit bezahlt. Deshalb werde man sich nun bei den erneuerbaren Energien auf Wind und Fotovoltaik konzentrieren. Große Fotovoltaikanlagen würden bereits jetzt einen Preis von weniger als neun Cent erzielen und lägen damit gleichauf mit der Steinkohle. Das dritte Ziel ist die Heranführung an den Markt: Aus neuen Anlagen müsse der Produzent Strom künftig selbst vermarkten, für November/Dezember 2014 die Zeit ab 2017 sind Versteigerungen vorgesehen. Schließlich gehe es laut Staatssekretär Baake darum, die Kosten von 23 Mrd. Euro gerecht zu verteilen. „Am wichtigsten finden wir den Erhalt von Arbeitsplätzen, wir wollen die Betriebe in Deutschland halten“, sagte Baake und verteidigte damit die Entscheidung, energieintensive Betriebe künftig weiterhin von der EEG-Abgabe auszunehmen. Wege vorzeigen Schließlich der Kernsatz: „Wir werden ein neues Marktdesign brauchen.“ Soeben veröffentlicht die Regierung ein Grünbuch, das den Weg zeigen soll, wie man weiterhin genügend Kapazitäten sichert. Darin soll auch die Frage geklärt werden, ob es Kapazitätsmechanismen geben wird oder nicht. Nächstes Jahr soll ein Weißbuch folgen, dessen Erkenntnisse schließlich Gesetz werden sollen. „Mit Sicherheit heißt das nicht, dass es Zahlungen für Kraftwerke geben wird, die Info Rainer Baake, Staatssekretär im deutschen Wirtschaftsministerium, verweist aktuell darauf, dass es nur zwischen Deutschland und Österreich keine Netzengpässe gibt. Der Strompreis sei zu jeder Stunde ident. Mit allen anderen Staaten müsse Deutschland über Kapazitäten und Netzkuppelstellen reden. Außerdem kündigte er an, dass es keine allgemeine Umrüstung mit Smart Meter und somit keinen allgemeinen Roll-out in Deutschland geben werde. Oesterreichs Energıe. · 47 Wirtschaft am Markt überflüssig sind, sondern nur für die, die gebraucht werden“, sagte der hohe Beamte im Wirtschaftsministerium. Sein oberster Chef, Minister Sigmar Gabriel, stellte wenige Tage später zudem klar, dass es „derzeit zu viele Kraftwerke“ gebe. Damit im Zusammenhang wird auch die Entscheidung stehen, ob künftig Kohlekraftwerke in Deutschland vom Netz genommen werden oder als Reserve gehalten werden sollen. „Wenn wir der Auffassung sind, dass wir bestimmte Kapazitäten benötigen, ist das in einem Markt in Bewegung ein Höchstwert“, gab Baake zu bedenken und nannte maximal 30 GW für Deutschland. „Es wird doch nur derjenige in solche Kapazitäten investieren, der davon ausgehen kann, dass er für die kurze Spanne eine Knappheitsprämie bekommt.“ Dies alles müsse nun, auch mit den Nachbarländern, diskutiert werden. Strom hat nicht nur eine Preis- sondern auch eine Qualitätskomponente. Überkapazitäten abbauen Momentane Überkapazitäten am Markt müssten abgebaut werden. „Würde ich ein Gaskraftwerk besitzen, würde ich es einmotten, weil ich es im nächsten Jahrzehnt gut gebrauchen kann“, so Baake. Da das Stromsystem der Zukunft wetterabhängig sei, werde Flexibilität belohnt werden. „Ich kann den Gaskraftwerkbetreibern nur sagen: Schaut nach vorne. Wir brauchen bei den Flexibilitäten einen Wettbewerb der unterschiedlichen Optionen.“ Grundsätzlich werde die Energiewende in Deutschland aber nicht als Renationalisierung betrieben, versicherte der Staatssekretär, sondern in enger Abstimmung mit der EU. Von einer grenzüberschreitenden Stromversorgung würden alle profitieren, darum müsse ein Binnenmarkt für Strom verwirklicht werden. Mit dem Marktdesign einher gehe die Versorgungssicherheit. In Gesprächen mit Österreich und den Benelux-Staaten würden gemeinsame Definitionen beraten. Deutschland habe mit weniger als 15 Minuten Stromausfall im Jahr ein sehr hohes Niveau, in anderen Ländern wären jährliche Ausfälle von 300 Minuten normal, so Baake. „Strom hat nicht nur eine Preis-, sondern auch eine Qualitätskomponente“, unterstreicht er. Dies solle beibehalten werden. Nur zwischen Deutschland und Österreich gebe es keine Netzengpässe, zu jeder Stunde sei der Strompreis ident. Mit allen anderen Staaten müsse Deutschland über Kapazitäten und Netzkuppelstellen reden. Einer allgemeinen Umrüstung auf Smart Meter erteilte der Staatssekretär eine Absage: „Es wird keinen allgemeinen Rollout in Deutschland geben“, sagte er. Intelligente Zähler seien nur für Haushalte mit besonders hohem Stromverbrauch sinnvoll, also nur für die oberen zehn Prozent der Konsumenten. Strom sei aber nicht die einzige „Baustelle“, sagte Baake. Hinzu kämen Wärme und Verkehr. Besondere Sorge würden derzeit Energieeffizienz und Klimaziele bereiten. Die aktuelle Situation beim Bau von Stromtrassen bezeichnete Baake als „ärgerlich“: Erstmals gebe es diesbezüglich ein transparentes System, in diesem Jahr sei Einvernehmen durch einen von Bundestag und Bundesländern gemeinsam beschlossenen Bundesbedarfsplan erzielt worden. „Und jetzt kommt ein Bundesland und stellt alles in Frage“, sagte Baake im Hinblick auf jüngste Widerstände seitens des bayrischen Ministerpräsidenten. n Rainer Baake, Staatssekretär im deutschen Wirtschaftsministerium Foto: Angora-Energiewende 48 · Oesterreichs Energıe. November/Dezember 2014 sondern erfolgt revolutionär, nach bisher unbekannten Gesetzmäßigkeiten, und wird meist von Neueinsteigern vorangetrieben. Diese „sehen so klein und machtlos aus, bis man – wenn es zu spät ist – merkt, dass sie umwerfend zerstörerisch sind“.1 Auch die Energiewirtschaft ist, wie jede Branche, überraschenden Angriffen von Branchenfremden ausgesetzt. So stieg vor kurzem etwa Google durch die Übernahme des Start-ups Nest Labs (Hersteller eines smarten Heizungsreglers, der sich an die Temperaturvorlieben der Besitzer anpasst) ins Geschäft der vernetzten Heimtechnologie ein und greift damit etablierte Energieversorger an. Unternehmen können sich auf Systembrüche vorbereiten und eines Tages selbst diese Brüche vorantreiben, indem sie ihre traditionelle Firmenkultur aufbrechen und räumlich wie mental die Grenzen zwischen ihren Abteilungen einreißen. Die Printmedien haben diesen ersten Schritt meist Foto: Reiter I n unserer digitalen Wirtschaft gilt mehr denn je das darwinistische Prinzip: Nur die Stärksten überleben. Wobei Stärke in einer dynamischen Netzökonomie nicht unbedingt mit Größe oder finanzieller Potenz zu tun haben muss. Fit für die Zukunft sind vielmehr Unternehmen, die ein bewegliches strategisches Denken pflegen und ihre Strategien ebenso effizient wie schnell umsetzen. Lässt das Innovationstempo nach, beschleunigt sich die Halbwertzeit von Unternehmen. 87 Prozent der Unternehmen, die vor 50 Jahren noch zu den „Fortune 500“, also den umsatzstärksten Firmen der Welt, gehörten, spielen heute nicht mehr in dieser Oberliga mit. Falsch getroffene strategische Entscheidungen des Managements sind meist für den Abgang verantwortlich. Definiert man Strategie als „Interface zwischen Unternehmen und Umwelt“, dann ergeben sich letztlich drei strategische Mag. Andreas Reiter, ZTB Zukunftsbüro Die Revolution der Organisation Herausforderungen für ein Unternehmen: erstens die Treiber des Wandels zu identifizieren und sie in Geschäftsmodell und Produktentwicklung zu integrieren; zweitens das eigene Wertschöpfungsnetzwerk (Kunden, Partner etc.) zu optimieren und drittens den Wandel in der eigenen Organisation kulturell zu verankern. Gerade Letzteres ist in der Zeit der digitalen Umbrüche der Märkte entscheidend. Es genügt dabei aber nicht, Vertreter der Digital Natives in Führungspositionen zu heben und sie etwa an digitalen Marketingstrategien basteln zu lassen. Die Digitalisierung erfordert einen viel tiefer gehenden organisatorischen Umbruch, der weit über einzelne Bereiche, wie etwa Sales, Logistik oder Kommunikation, hinausgeht und die Geschäftsprozesse systemübergreifend revolutioniert. Die größte Herausforderung für das Management ist es, in den Köpfen aller Mitarbeiter das Bewusstsein für eine radikal neue Markt- und Ertragslogik auf digitalen Märkten zu verankern. Dieser Wandel ist nicht evolutionär, also vorhersehbar, November/Dezember 2014 schon hinter sich. Sie fassen Print- und Onlineredakteure zusammen, damit diese plattformübergreifend Informationen aufbereiten und so auch von den Kompetenzen des jeweils anderen lernen. Die Spielregeln vernetzter Märkte ändern sich rasant. Es bilden sich immer neue, vorübergehende Allianzen zwischen Unternehmen, Start-ups und Mikro-Entrepreneuren, die als Satelliten die Großen umkreisen und sie mit innovativen Ideen füttern. Jegliche Grenzen weichen dabei auf, vor allem zwischen Unternehmen und Kunden und zwischen der analogen und der digitalen Welt. Derzeit drängen beispielsweise immer öfter digitale Pioniere wie Amazon, YouTube oder der deutsche Onlinemarktführer Zalando in den stationären Handel. Sie haben verstanden, dass man eine Marke auf Dauer erfolgreich nicht nur digital führen kann. Dafür brauchen sie auch eine physische Präsenz. Nur wer diese hybride Logik erkennt und in der eigenen Organisation umsetzt, wird sich in einer vernetzten Ökonomie durchsetzen. [email protected] 1 Jill Lepore: What the gospel of innovation gets wrong. In: The New Yorker, 23.06.2014 Oesterreichs Energıe. · 49 Technik Erfolgreiche Tests mit Gasturbine Frischer Wind für die urbane Energie versorgung Credit: FH Technikum/Wolf-Dieter Grabner PW Power Systems gab den erfolgreichen Abschluss der ersten Verifizierungstests mit der aus Flugtriebwerken abgeleiteten Energielösung, der FT4000 Gasturbine, bekannt. Die Tests mit der FT4000 Gasturbine wurden in den Testinstallationen von Pratt & Whitney durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Leistung, die Emissionen und die strukturelle Integrität des Designs den Testerwartungen und den Kundenanforderungen entsprechen. Die erfolgreichen Tests validieren sowohl die operationellen als auch die Leistungscharakteristika der FT4000 Gasturbine und geben den Weg für die im Dezember 2015 geplante Markteinführung frei, heißt es. Der Abschluss der Tests ist auch die Basis für die Lieferung des ersten 120 MW FT4000 Swiftpac Stromaggregats im November an die Exelon Corporation. „Das neue, von PWPS angebotene Gasturbinen-Generator-Paket bietet der Industrie eine hoch effiziente, umweltfreundliche Option zur Befriedigung der Bedürfnisse bei der Stromerzeugung“, sagte Peter Christman, PWPS-Präsident. 50 · Oesterreichs Energıe. Eine „Hummel“ als Kraftwerk Die Elektromobilität macht einen bedeutenden nächsten Schritt. Im Rahmen des Projektes „Central European Green Corridors (CEGC)“ wird bis Ende 2015 in Österreich, der Slowakei und Slowenien ein dichtes Schnellladenetz Credit: Cristian Charisius E-Mobilität setzt weiteren Meilenstein Credit: Renault Die Stromversorgung von Großstädten braucht neue, nachhaltige Lösungen. „Die globale Energieversorgung wird in Zukunft zum großen Teil von Windkraft und Solarenergie getragen. Gleichzeitig schreitet der Megatrend Urbanisierung immer schneller voran. Die FH Technikum Wien legt daher einen Ausbildungsund Forschungsschwerpunkt auf die Zukunft von nachhaltiger Energieversorgung im urbanen Raum“, so Hubert Fechner, Leiter des Instituts für Erneuerbare Energie an der FH Technikum Wien. Die Forschung der FH zu diesen Themen findet anwendungsorientiert am freien Feld statt. Zum einen wurde ein Testpark für Kleinwindkraftanlagen in Lichtenegg-Pesendorf (NÖ) eingerichtet, zum anderen startete im September 2014 ein gemeinsames Forschungsprojekt der FH Technikum Wien, der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und des Austrian Institute of Technology (AIT) mit dem Ziel, den Einsatz von Kleinwindenergieanlagen (KWEA) in der Stadt zu evaluieren und auf dieser Basis ein Standort bewertungsschema für die Errichtung von KWEA im urbanen Raum zu entwickeln. mit Einbindung von München und Zagreb errichtet. Elf starke Partner, darunter Automobilhersteller (BMW, Nissan, Renault und VW), Standortpartner OMV, Energieversorger ZSE (SK) sowie die slowenische Regierung werden unter der Koordination des Verbund-Konzerns das Netzwerk von Schnellladestationen in Mitteleuropa rasch verdichten und die alltagstaugliche Nutzung von E-Autos komfortabler gestalten. Die Partner errichten insgesamt 115 Schnellladepunkte in Multi-StandardTechnologie, die für fast alle Elektrofahrzeuge schnelles Laden ermöglicht. Die regionalen Schnellladenetze in Österreich, der Slowakei und Slowenien sowie die zusätzlichen Ladepunkte in Kroatien und Deutschland werden nahtlos allen Elektrofahrzeugen grenzüberschreitendes Fahren ermöglichen. Das erste schwimmende Flüssiggaskraftwerk für Kreuzfahrtschiffe in einem deutschen Hafen ist in Hamburg getauft worden. Die knapp 77 m lange Barge, ein Transportschiff ohne eigenen Antrieb, erhielt den Namen „Hummel“. Fünf Generatoren mit einer Leistung von 7,5 MW sollen in der nächsten Saison die AIDA-Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen mit Energie versorgen. Die Kreuzfahrtschiffe können dann ihre Dieselgeneratoren abschalten und Strom aus umweltfreundlichem Flüssiggas (LNG) beziehen. LNG verursacht keine Schwefeloxide oder Rußpartikel, der Ausstoß von Stickoxiden und CO2 wird deutlich verringert. November/Dezember 2014 Standardisation Corner Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit Im Februar 2013 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit veröffentlicht1, mit der Absicht, die Sicherheit des Internetzs und privater Netze sowie Informationssysteme zu erhöhen. Die Grundlage für die Richtlinie ist eine der sieben Säulen der Digitalen Agenda für Europa2 mit dem Schwerpunkt „Vertrauen und Sicherheit“. In erster Linie sollen die Mitgliedstaaten ihre Abwehrbereitschaft erhöhen und die Zusammenarbeit untereinander verbessern. Die Betreiber kritischer Infrastrukturen, u. a. werden Energieversorger genannt, werden verpflichtet, Maßnahmen zur Beherrschung bezüglichen Sicherheitsrisiken zu ergreifen und gravierende Sicherheitsvorfälle der zuständigen nationalen Behörde zu melden. Gleichzeitig mit der Gewährleistung eines sicheren und vertrauenswürdigen digitalen Umfelds sollen die Grundrechte und Grundwerte der EU weiterhin gewahrt bleiben. Im März 2014 hat das europäische Parlament in der ersten Lesung die Anmerkungen der Ausschüsse ITRE3, LIBE4 und AFET5 zusammengeführt und mit deutlicher Mehrheit für die Richtlinie abgestimmt. Diese Kommentare müssen von der Kommission nun gesichtet und bearbeitet werden. ten Dienstleistungsverkehr und ist für den Binnenmarkt von entscheidender Bedeutung. Digitale Informationssysteme (wie etwa das Internet) kennen keine Ländergrenzen und spielen eine wesentliche Rolle im grenzüberschreitenden Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehr. Die wesentlichen Inhalte der NIS-Richtlinie für Netzbetreiber sind: Zusammenwachsen der Netze ■■ Jeder Mitgliedstaat muss eine nationale NIS-Strategie erarbeiten und eine dafür zuständige nationale Behörde benennen. ■■ Ein Mechanismus zwischen den Mitgliedstaaten und der Kommission muss eingerichtet werden, um vergleichbare Regelungen (Kooperationspläne) zu erarbeiten und relevante Informationen (zum Beispiel IT-Sicherheitsvorfälle) auszutauschen. ■■ Betreiber kritischer Infrastrukturen (Finanzdienste, Verkehr, Energie und Gesundheitswesen) müssen Risikomanagementmethoden einführen und IT-Sicherheitsvorfälle in ihren Kerndiensten (bei beträchtlichen Auswirkungen) an die zuständigen Behörden melden. ■■ Die EU-Kommission erhält das Recht, eine Liste mit möglichen Standards zur IT-Sicherheit zu erstellen. ■■ keine Berücksichtigung von Herstellern und Dienstleistern Bereits 2010 war im Zusammenhang mit der Digitalen Agenda gedacht, eine entsprechende Richtlinie zu erstellen. Durch das engere Zusammenwachsen der Versorgungs- und Informationsnetze erhält die NIS-Richtlinie eine wachsende Bedeutung in unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Sie definiert Voraussetzung für den weltwei- Der Ausschuss ITRE steht dem Richtlinienentwurf positiv gegenüber, sieht jedoch noch Potenzial für Verbesserungen, um in den Mitgliedstaaten eine erfolgreiche Umsetzung zu erreichen. Dazu müssen grundsätzlich noch zwei Dinge stärker berücksichtigt und unterstützt werden: Effizienz und Vertrauen. November/Dezember 2014 Bezüglich Effizienz fordert ITRE folgende Punkte: ■■ freie Gestaltung des Steuerungsrahmens für die Cybersicherheit auf nationaler Ebene ■■ Vermeidung von doppelten Strukturen und Institutionen und damit Vermeidung von Kompetenzstreitigkeiten ■■ Bewährte bestehende nationale Strukturen sollen erhalten bleiben. ■■ Der Informationsaustausch muss auf effiziente Weise erfolgen. ■■ die Vorgaben des Entwurfes zur Einrichten der nationalen CERTStruktur6 lockern ■■ Einschränkung des Geltungsbereiches auf Energie-, Verkehrs-, Gesundheits- und Finanzsektors ohne allgemeine „Internetwirtschaft“ ■■ Für die öffentliche Verwaltung soll der Bedarf für die Weiterentwicklung der E-Gouvernement-Dienste im Verhältnis zu der bestehenden Sorgfaltspflicht stehen Ein wesentlicher Punkt, mit dem auch die Umsetzung der Richtlinie steht und fällt, ist ein vertrauenswürdiges Umfeld. Durch aktive Mitwirkung oder Meldung von Marktteilnehmern darf diesen kein Nachteil erwachsen, wie zum Beispiel höhere Haftung oder das Aufbürden der Verantwortung für Schäden. Weiter Informationen erhalten Sie bei Oesterreichs Energie, Technisches Consulting, Dipl.-Ing. Armin Selhofer, MSc; Tel.: +43 1/501 98-232. 1 COM(2013) 48 http://ec.europa.eu/digital-agenda/en/our-goals Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie 4 Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres 5 Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten 6 Computer Emergency Response Team 2 3 Oesterreichs Energıe. · 51 Technik Foto: Fraunhofer IWES Kassel Forschungsprojekt für die Regelenergie DAS PROJEKT EINES KOMBIKRAFTWERKS SOLLTE DIE GRUNDLASTFÄHIGKEIT DER ERNEUERBAREN ENERGIEN IN DEUTSCHLAND UNTER BEWEIS STELLEN. E in Konsortium aus Wissenschaft und Wirtschaft untersuchte im Forschungsprojekt „Kombikraftwerk 2“, wie ein rein regeneratives Stromsystem funktionieren könnte und wie groß der Bedarf an Systemdienstleistungen wie Momentanreserve oder Regelleistungs- 52 · Oesterreichs Energıe. VON STEFAN MAY und Blindleistungsbereitstellung in einer 100-prozentig erneuerbaren Stromversorgung ist. Außerdem im Fokus: Wie Erneuerbare-Energien-Anlagen in einem Verbund als Kombikraftwerk diese Systemdienstleistungen erbringen und welchen Beitrag Wind-, Solar- und Biogasanlagen November/Dezember 2014 Technik heute zur sicheren Stromversorgung leisten können. Das Projekt – das ein Gesamtvolumen von drei Mio. Euro und ein Fördervolumen von 1,8 Mio. Euro umfasst – sollte beweisen, dass die Erneuerbaren auch grundlastfähig sind. Konsistentes Szenario Zwischen 2030 und 2050 würden Verbrennungskraftwerke nur mehr ein paar hundert bis tausend Stunden zum Einsatz kommen, prophezeite der stellvertretende Institutsleiter des Fraunhofer IWES Kassel, Kurt Rohrig, anlässlich der Demonstration. „Netzstabilität ist dann gegeben, wenn Erzeugung und Verbrauch aufeinander abgestimmt funktionieren“, sagte er. „Die Frequenz spiegelt ihre Balance im Gesamtsystem wider. Die Spannung im Netz ist hingegen unterschiedlich.“ Für das Projekt wurde ein räumlich hoch aufgelöstes Szenario zugrunde gelegt. Als Energiemix für 600 TWh wurden 60 Prozent Wind, 20 Prozent Sonne und je zehn Prozent Bioenergie und Geothermie angenommen. Das regenerative Kombikraftwerk hatte insgesamt eine Leistung von 80 MW und bestand aus zwei Windanlagen in Brandenburg, einer Fotovoltaikanlage in Süddeutschland sowie vier Biogasanlagen in Hessen und Rheinland-Pfalz. Der Server, auf dem alle Daten zusammenliefen, stand in Kassel. Diese digitale Leitwarte steuerte die Anlage im Drei-Sekunden-Rhythmus. Leistungsprognosen immer besser planbar Damit wollten die Initiatoren auch zeigen, dass die Leistungsprognosen für Wind- und Solaranlagen immer besser, die fluktuierenden Energien immer planbarer werden. Durch den Zusammenschluss verschiedener Anlagen der erneuerbaren Energien sollten die individuellen Stärken kombiniert und – mittels räumlichen Ausgleichs – ein weiterer Vorteil genutzt werden. „Mit dieser räumlichen Auflösung sind wir in die zeitliche Auflösung gegangen“, schildert Rohrig. Wetterabhängige Erzeuger, Verbrauch, Ausgleichssysteme und Leistungsflussanimation gingen als Daten ein. Anhand dieser Szenarien wurden die netzgebundenen Stabilitätsberechnungen erstellt: „Wie ist derzeit der Netzausbau gewappnet, diesen Leistungen gerecht zu November/Dezember 2014 werden?“ Auch der Blindleistungsbedarf wurde im Projekt errechnet. Hinzu kam eine Frequenzstabilitätsberechnung für den Fall eines Frequenzeinbruchs. Aber: „Die 49,2 Hertz wurden nie unterschritten, die erneuerbaren Energien können rechtzeitig einspringen“, so der Fraunhofer-Wissenschaftler. Die Anlagen wurden zum Kombikraftwerk zusammengeschaltet und eine sekundengenaue, aktive und intelligente Regelleistung bereitgestellt. „Man kann heute mit Fug und Recht behaupten, dass das ein guter Tag für die Energiewende ist“, sagte kurz vor der Demonstration des Kombikraftwerks 2 Jürgen Becker, Staatssekretär im deutschen UmweltKurt Rohrig, Stellvertretender Institutsleiter ministerium. Das KombiFraunhofer IWES Kassel kraftwerk stehe in einer Reihe mit 80 neuen Projekten, die im Vorjahr mit mehr als 65 Mio. Euro gefördert worden seien. „Deutschland kann sich als Industrieland in diesem Sektor frühzeitig qualifizieren und einen Vorsprung sichern. Was morgen angewendet werden soll, muss heute erprobt werden“, sagte der Staatssekretär. Die fluktuierenden Energien werden immer planbarer. Live-Feldtest im Fraunhofer-Institut Am Demonstrationstag war es dann für den live übertragenen Feldtest soweit: „Wir schalten uns in die Regeldemonstration ein“, wird stolz verkündet. Auf den Bildschirmen im Fraunhofer-Institut in Berlin beginnen die ersten Kurven auf Diagrammen zu zucken. Eine rote Linie gibt den Sollwert vor. Der Windpark „Feldhain 1“ zeigt seine augenblickliche Leistung. Je nach Zustand der Netzfrequenz soll das Kombikraftwerk nun positive oder negative Regelleistung zur Verfügung stellen. Es dauert noch einige Minuten, bis das Kombikraftwerk in den RegelleistungsBereitstellungsmodus versetzt ist. Vertreter der am Projekt beteiligten Unternehmen und Institute drücken gemeinsam den roten Knopf und lösen so das Sollsignal aus. Dann erscheint das Regelleistungsband, in dessen Grenzen das Kombikraftwerk nun Regelleistung erbringen soll. Dazu reduziert es erst seine Leistung, denn zur Regelenergieleistung fahren die Anlagen des Kombikraftwerks gedrosselt, um Info: Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt „Kombikraftwerk 2“ untersucht, wie ein rein regeneratives Stromsystem funktionieren könnte und welchen Bedarf es an Systemdienstleistungen geben wird. Zugleich werden Möglichkeiten erforscht, wie Erneuerbare-Energie-Anlagen diese zur Netzstabilität notwendigen Dienstleistungen erbringen können und die Lösungsansätze an realen Anlagen untersucht. Oesterreichs Energıe. · 53 Technik bei Bedarf hochgeregelt oder noch weiter reduziert zu werden. Gemäß dem zum Einsatz kommenden Verfahren wird die mögliche Einspeisung zu jeder Sekunde bestimmt. Damit falle die ungenutzte Energie wesentlich geringer aus als nach klassischem Fahrplan. Einspeisefahrplan und mögliche Einspeisung würden sich annähern. Nach dem Druck auf den roten Knopf wird erst negative Regelleistung zur Frequenzminderung abgefragt. Die Kurve im Diagramm sackt ab, ein so genannter Überschwinger, der nach unten über das Band hinaus schießt. Alle drei Sekunden werden die Daten aktualisiert, die Kurve pendelt sich am Kaspar Knorr, Kombikraftwerke-2-Projektleiter unteren Rand des Bandes ein. Da an diesem Tag zu wenig Wind weht, sieht es eher nach Ausschalten von Windparks aus, deshalb kommt von dort wenig Leistung. „Dann übernimmt in so einem Fall eben ein anderer Windpark, der mehr Wind hat“, sagt Kurt Rohrig. Der negative Regellastabruf wird vom positiven Regellastabruf abgelöst, allerdings wird dabei kein Unterschwinger verzeichnet. „Derzeit besteht eine Unterfrequenz im Netz, deshalb speisen die Anlagen mehr ein“, kommentiert der Fraunhofer-Experte. Mit wenigen Sekunden Anpassung reagieren Erneuerbare schneller als konventionelle Kraftwerke. Regelenergie muss sehr schnell abrufbar sein. Die Primärregelleistung muss am schnellsten zur Verfügung stehen, innerhalb von 30 sec hat die angebotene Reserve abrufbar zu sein. Sekundärregelleistung muss innerhalb von fünf Minuten bereitstehen. Die Minutenreserve schließlich hat einen Zeithorizont von 15 Minuten. Mit einer Anpassungszeit von wenigen Sekunden würden die erneuerbaren Energien schneller als konventionelle Kraftwerke reagieren, sagt der Projektleiter des Kombikraftwerks 2, Kaspar Knorr. Die gesamte Kommunikation quer durch Deutschland, zwischen den einzelnen Standorten und dem Server in Kassel, erfolgt in diesen Minuten über das Internet. Womit ein großer Schwachpunkt angesprochen ist: „Man wird angreifbar“, räumt Rohrig ein. „Das werden wir in weiteren Forschungsprojekten bearbeiten, weil es hier um große Datenmengen über große Distanzen geht.“ An einem weiteren Punkt soll detailreich weiter geforscht werden: Daran, dass die Einspeisung im Moment nicht die rote Linie im Diagramm erreicht, auf der sie sich eigentlich bewegen sollte. „Wir bewegen uns bei wenig Wind auf dünnem Eis“, sagt Rohrig. „Das führt zu Ungenauigkeiten, eigentlich müsste dieser Windpark herausgenommen werden.“ Und Biogasanlagen könnten nicht so schnell auf eine veränderte Situation reagieren. Virtuelle Kraftwerke entwickeln Attraktivität Ende Oktober des Vorjahres startete der Verbund-Konzern seinen „Power Pool“, ein virtuelles Kraftwerk, in dem die Erzeugungs- und Verbrauchskapazitäten von Industrie- sowie Gewerbekunden gebündelt und auf dem Regelenergiemarkt angeboten werden sollen. Geplant ist, in einer ersten Stufe rund zehn MW Gesamtleistung anzubieten. Verbund-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber verlautete damals, „neben nachhaltiger Erzeugung, Netzausbau, Speicher und Energieeffizienz ist das Prinzip ‚Demand Response‘ eine der Säulen in der Umsetzung der Energiewende“. Auch lasse sich die „aktive Einbeziehung bereits vorhandener Flexibilität im Vergleich zum Bau neuer Kraftwerke schnell und günstig umsetzen. Erlöse werden aufgeteilt Ähnliche Wege wie der Verbund mit dem Power Pool gehen auch andere österreichische Energieunternehmen, etwa die Salzburg AG, berichtet Vorstand Leonhard Schitter. Die ersten Partner für ihr „virtuelles Kraftwerk“ haben die Salzburger schon gewonnen. 54 · Oesterreichs Energıe. Das Anbieten der Kapazitäten von ebenfalls etwa zehn MW auf dem Markt für Sekundär- sowie Tertiärregelenergie soll ab etwa Mitte 2014 erfolgen. Anders als der Verbund, dessen Power Pool die deutsche Entelios managt, hat die Salzburg AG keinen Technologiepartner gesucht, sondern vertraut auf eigenes Know-how. Laufend Gespräche mit möglichen Kunden Die am virtuellen Kraftwerk teilnehmenden Industrieunternehmen erhalten einen Teil der Erlöse aus dem Verkauf der Regelenergie. Bei der Frage, in welchem Verhältnis die Salzburg AG mit den Unternehmen teilen wird, hält sich das Unternehmen noch bedeckt. Grundsätzlich positiv steht dem Thema „virtuelle Kraftwerke“ auch die Energie AG Oberösterreich gegenüber. Wie aus dem Unternehmen verlautet, finden bereits Gespräche mit potenziellen Kunden und Partnern statt, um die diesbezüglichen Möglichkeiten auszuloten. Einen konkreten Zeitplan für die Etablierung eines „virtuellen Kraftwerks“ gibt es aber noch nicht. (kf) November/Dezember 2014 Technik Mit einer Datenflut aus ganz Deutschland wird das Kombikraftwerk 2 gefüttert. Foto: Fraunhofer IWES Kassel Bei der Generalprobe ein paar Tage zuvor habe es infolge durchschnittlicher Windverhältnisse kaum Lücken zwischen Regelleistungserbringung und RegelleistungsSollwert gegeben. Die Demonstration zeigt: All die dahinter steckende Intelligenz muss noch kalibriert werden. Die mehrminütige Demonstration neigt sich ihrem Ende zu, und der stellvertretende Institutsleiter resümiert: „Unter sehr schweren Bedingungen können die Aufgaben mit ein paar Anlagen schon ganz gut bewältigt werden. Keine Frage, dass mit vielen Anlagen die Systembereitstellung klaglos gelingen kann.“ Die Projektergebnisse aus der Sicht des Fraunhofer-Instituts: Es konnte eine sichere und stabile Stromversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien demonstriert werden. Ihre Quellen sind künftig einsetzbar, wenn sie technisch kombiniert werden. Erneuerbare könnten heute schon Systemdienstleistungen erbringen und die Netzsicherheit gewährleisten. Durch die Verknüpfung im Kombikraftwerk erweitert sich der Handlungsspielraum. Mitte des JahrhunNovember/Dezember 2014 EINKAUFSGENOSSENSCHAFT EINKAUFSGENOSSENSCHAFT ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE EINKAUFSGENOSSENSCHAFT ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. EINKAUFSGENOSSENSCHAFT gegründet 1904 EINKAUFSGENOSSENSCHAFT ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE gegründet 1904 gegründet 1904 ÖSTERREICHISCHER ELEKTRIZITÄTSWERKE REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. REGISTRIERTE GENOSSENSCHAFT M.B.H. gegründet 1904 gegründet 1904 Ihr Ihr Partner Partner der der Energiewirtschaft Energiewirtschaft mit mit Produkten Produkten Ihr Partner der Energiewirtschaft mit Produkten aus dem Bereich der Energieverteilung aus dem Bereich der Energieverteilung aus dem Bereich mit der Produkten Energieverteilung Ihr Partner der Energiewirtschaft Ihr Partner der Energiewirtschaft mit Produkten Energiekabel und Leitungen • Horstmann-Kurzschlussanzeiger Horstmann-Kurzschlussanzeiger und Leitungen aus dem Bereich• Energiekabel der Energieverteilung Horstmann-Kurzschlussanzeiger Energiekabel und Leitungen (Smartmeter) – Tyco-Electronics aus dem Bereich• Kabelgarnituren der Energieverteilung • Strom-Zähler Strom-Zähler (Smartmeter) Kabelgarnituren – Raychem Tyco-Electronics Strom-Zähler (Smartmeter) Kabelgarnituren – Tyco-Electronics Horstmann-Kurzschlussanzeiger Energiekabel und Leitungen • Kabelschutzmaterial • Guro-Mastklemmkästen Guro-Mastklemmkästen Kabelschutzmaterial Guro-Mastklemmkästen Kabelschutzmaterial Horstmann-Kurzschlussanzeiger Energiekabel und Leitungen Verbindungstechnik Hauff-Technik – Kabelgarnituren – Tyco-Electronics • Hauff-TechnikStrom-Zähler • Verbindungstechnik – Kabel- und (Smartmeter) Verbindungstechnik V isoliert Hauff-Technik – Strom-Zähler (Smartmeter) Kabelgarnituren – Tyco-Electronics Lemp-Werkzeuge Kabelund Rohrdurchführungen • Lemp-Werkzeuge 1000 Guro-Mastklemmkästen Kabelschutzmaterial Rohrdurchführungen 1000 V isoliert Kabel- und Rohrdurchführungen Kabel- und Rohrdurchführungen Guro-Mastklemmkästen Lemp-Werkzeuge 1000 V isoliert Kabelschutzmaterial Verbindungstechnik Hauff-Technik – Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte und Zubehör Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte und Zubehör Verbindungstechnik Hauff-Technik – Lemp-Werkzeuge 1000 V isoliert Kabel- und Rohrdurchführungen Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte und Zubehör Lemp-Werkzeuge 1000 V isoliert Kabel- und Rohrdurchführungen 1090 Wien, Hebragasseund 2 E-Mail: office@ ege.at Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte 1090 Wien, Hebragasse 2 ZubehörE-Mail: office@ ege.at Sowie weitere Energieverteilungs-Produkte und 109001/405 Wien, 15 Hebragasse 2 ZubehörInternet: E-Mail: office@ ege.at Tel.: 97, Fax: -32 www.ege.at Tel.: 01/405 15 97, Fax: -32 Internet: www.ege.at Tel.: 01/405 15 97, Fax: -32 Internet: www.ege.at 1090 Wien, Hebragasse 2 E-Mail: office@ ege.at 1090 Wien, Hebragasse 2 E-Mail: office@ ege.at Tel.: 01/405 15 97, Fax: -32 Internet: www.ege.at Tel.: 01/405 15 97, Fax: -32 Internet: www.ege.at Oesterreichs Energıe. · 55 Technik derts könnte dadurch der Einsatz konventioneller Energieträger überflüssig werden. Allerdings wären die Erneuerbaren derzeit noch durch die Rahmenbedingungen des Regulierungsmarktes gehindert, ihre Fähigkeiten real anzubieten, wurde geklagt. Als Energieumfeld des Kombikraftwerks 2 wurden engmaschige Szenarien erstellt: So etwa wurde die Windausbeute bei Offshore hoch angesetzt: 36 GW aus der Nordsee und vier GW aus der Ostsee. Onshore wurden Fünf-MW-Anlagen angenommen, offshore ZehnMW-Anlagen. Alle verfügbaren Windenergieflächen wurden von den Projektanten für den Feldtest „zugebaut“. Die Windgeschwindigkeit wurde in Leistung umgerechnet, als „Referenzwetter“ für die Versuche jenes des Jahres 2007 herangezogen. Zur Simulation des Übertragungsnetzes wurde auf dem bestehenden Netz von 220 und 380 kV aufgesetzt. Als Ausgleichssystem rechneten die Kombikraftwerksplaner Elektrolyseure, Pumpspeicher, Batterien, Biomasse und Methankraftwerke ein. Beim Ausgleich mit dem Ausland wurde ein Kompromiss geschlossen und angenommen, dass man dort eine vergleichbare Situation und Ausstattung wie in Deutschland vorfindet. Kleine dezentrale Anlagen müssen zentral überwacht werden. Herausforderung „Spannungshaltung“ Für die primäre Regelleistung und ihre Bedarfsberechnung wurde die heutige Regelleistung fortgeschrieben, für die Sekundärregelleistung und den MinutenRegelleistungsbedarf wurden eigene Verfahren entwickelt. Für das RegelleistungsErbringungsszenario ließ man einen großen Teil aus Speichern bereitstellen. Eine Herausforderung stellte die Spannungshaltung dar: Zu jedem Zeitpunkt war ein plus/minus zehnprozentiges Spannungsband in allen Netzknoten einzuhalten. Das Spannungsniveau in der Höchstspannung wird wesentlich durch Blindleistung beeinflusst. Sie musste für die Be- und Entladung der Felder bereitgestellt werden. Dies kann aber nicht über weite Stre56 · Oesterreichs Energıe. cken geschehen. Deshalb müssten diese Aufgabe künftig viele verteilte Anlagen übernehmen. Durch passende Blindleistungseinspeisung könne das Spannungsband von plus/minus zehn Prozent an allen Netzpunkten zu jedem Zeitpunkt bereitgestellt werden, versicherten die am Kombikraftwerk Beteiligten. Schließlich widmeten sich die Techniker einem Engpassmanagement, wobei sie „n minus 0“ als Normalzustand annahmen, bei dem nichts ausfallen dürfe. Bei „n minus 1“ ließ man zu Berechnungszwecken jedes einzelne Netz ausfallen und berechnete so die entstehenden Engpässe. Wichtig dabei war, dass ein Engpass, meist liegen sie in Deutschland in Nord-Süd-Richtung, nicht weitere verstärken dürfe. Aus diesem riesigen Datenmaterial und dem darauf aufbauenden Projekt Kombikraftwerk 2 leiteten die beteiligten Partner eine Reihe von Handlungsempfehlungen ab: Zum einen würden Speichertechnologien benötigt, insbesondere Power to Gas. Für ein hundertprozentiges Szenario bei den Erneuerbaren führe daran kein Weg vorbei, hieß es. Auch Reservekraftwerke seien nötig. Kleine, dezentrale Anlagen müssten zentral überwacht werden können. Wichtig seien genaue Prognosen. Die erneuerbaren Energien sollten an möglichst hohe Spannungsebenen angeschlossen werden. Der Regellastbedarf solle nicht für den nächsten Monat, sondern für den nächsten Tag eingeführt werden. Zuletzt wurde auch nach mehr Transparenz gerufen, insbesondere dem Zugang zu Marktdaten. Blieben noch die Empfehlungen für weitere Forschungsarbeiten: etwa zur Verbesserung der Prognosen, Untersuchungen zur Beurteilung künftiger Netzstabilität in Deutschland sowie zum Kurzschlussstrom. Eventuell, so meinten die Projektbearbeiter, solle ein „Kombikraftwerk 3“ auf Wärme und Verkehr oder auch auf ganz Europa ausgeweitet werden. Zusammenfassend sagte Rohrig: „Wir sind auf dem Weg in eine neue Ära der Energieversorgung, die sehr flexibel sein wird. Da sind neue Technologien gefragt. Die Tür zum Kombikraftwerk war zwar schon geöffnet, aber wir haben sie ein Stück weiter aufgestoßen.“ n November/Dezember 2014 Blitzlichter Tomas Müller tritt in den Ruhestand V. l. n. r.: Dr. Barbara Schmidt, Dipl.-W.Ing. Dr. Tomas Müller, Dipl.-Ing. Wolfgang Anzengruber Foto: Oesterreichs Energie Am 31. Oktober feierte der stellvertretende Generalsekretär von Oesterreichs Energie, Tomas Müller, seinen 65. Geburtstag, mit 1. November 2015 trat der ausgewiesene Experte für Energiethemen seinen wohlverdienten Ruhestand an. Doch zurück an den Start: Nach seinem Studium an der Universität Karlsruhe startete der Wirtschaftsingenieur seine Berufslaufbahn mit Tätigkeiten beim Institut für Kernenergie und Energiesysteme in Stuttgart, bei der IIASA und der OPEC sowie als Konsulent. Die Arbeit von Osterreichs Energie hat er 21 Jahre lang maßgeblich geprägt. 1994 trat der aus Bad Neuheim stammende Mathematiker, Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler als Leiter des Bereichs Energiewirtschaft und Außenbeziehungen in die Interessenvertretung ein. Er leitete den Koordinierungsausschuss und die Ausschüsse „Bauwesen“ sowie „Elektrizitätsanwendung“. Ihm verdankt man auch den Aufbau der energiewirtschaftlichen Statistik. Seit 1997 betreut er auch Forschung & Innovation, hat die Forschungstätigkeit von Oesterreichs Energie maßgeblich mitgeprägt und die Forschungspreise ins Leben gerufen. Seit der Verbandsreform war er Leiter des Bereichs Erzeugung und seit 2007 auch Generalsekretär-Stellvertreter. Zudem hat Müller Oesterreichs Energie auch in wesentlichen Gremien bei Eurelectric vertreten und sich dadurch auch in der europäischen Energiepolitik einen Namen gemacht. Mit Tomas Müller verlässt nun eine zentrale Ansprechperson für die heimische Fachwelt die Bühne der Energiewirtschaft. November/Dezember 2014 Anlässlich von Osterreichs Energie Kongress ehrten Präsident Wolfgang Anzengruber und Generalsekretärin Barbara Schmidt Tomas Müller nochmals für sein langjähriges, erfolgreiches Wirken. Oesterreichs Energie wünscht seinem stellvertretenden Generalsekretär alles Gute für die Zukunft! KELAG-Fernwärme für Burgenlandgemeinden In den burgenländischen Gemeinden Bad Sauerbrunn und Neudörfl hat die KELAG Wärme GmbH eine Fernwärmeversorgung auf Basis industrieller Abwärme errichtet und in Betrieb genommen. Die KELAG Wärme GmbH investierte rund 7,2 Mio. Euro in das Fernwärmenetz, um Abwärme der FunderMax GmbH zu den Kunden in Bad Sauerbrunn und Neudörfl zu bringen. Günther Stückler, Geschäftsführer der KELAG Wärme: „Derzeit liefern wir rund dreizehn Mio. kWh Wärme an unsere Kunden, im Endausbau wollen wir pro Jahr rund 24 Mio. kWh Wärme für Raumwärme und Warmwasser liefern. Das entspricht dem Bedarf von rund 4000 Wohnungen.“ Seit Oktober 2013 befindet sich das System im Betrieb. Die KELAG Wärme hat rund Bürgermeister Gerhard Hutter (Bad Sauerbrunn), Bürgermeister Dieter Posch (Neudörfl), FunderMax-GF René Haberl, Kelag-Vorstandssprecher Dipl.-Ing. Dr. Hermann Egger, Kelag Wärme GmbH-GF Günther Stückler, SP-Klubobmann Christian Illedits (v. l. n. r.). Foto: Kelag zwölf km Fernwärmeleitungen gebaut. „Am Beispiel Neudörfl und Bad Sauerbrunn manifestiert sich die Strategie unseres Tochterunternehmens KELAG Wärme GmbH sehr deutlich“, erläutert Hermann Egger, Sprecher des Kelag-Vorstandes. „Wo immer es möglich ist, nutzen wir industrielle Abwärme für die Raumheizung und das Warmwasser. Energiewirtschaftlich effizienter und umweltfreundlicher kann die Wärmeversorgung nicht sein.“ Auszeichnung für den VerbundKonzern Mitte Oktober wurde der Verbund-Konzern im Rahmen der CDP Climate Leaderships Awards in München für seine Erfolge bei der Reduktion von Treibhausgasemissionen und für seinen aktiven Umgang mit den wirtschaftlichen Risiken des Klimawandels ausgezeichnet. Das Unternehmen wurde auch erstmals in den CDP Climate Performance Leadership Index aufgenommen und überholte mit 99/100 Punkten im Bereich der transparenten Berichterstattung zu Emissionsdaten und Klimaschutzleistungen als bestes Unternehmen seiner Branche in der D-A-CH-Region namhafte deutsche und Schweizer Energieunternehmen. „Als eines der klimafreundlichsten Stromunternehmen Europas sind wir Vorreiter bei der Decarbonisierung der Stromerzeugung. Wir investiert nicht mehr in CO2-emittierende Technologien. In diesem Sinne bestätigt uns diese ausgezeichnete Beurteilung und die Aufnahme in den CDP Climate Performance Leadership Index“, freute sich Verbund-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Anzengruber. EDF-Chef abgelöst Der Chef des französischen Stromriesen EDF, Henri Proglio, wird abgelöst. Frankreichs Präsident, François Hollande, gab das Ausscheiden des Managers bekannt, nachdem unter anderem an den hohen Bezügen Proglios immer wieder Kritik laut geworden war. In seine Amtszeit fiel zudem der umstrittene Verkauf der EDF-Anteile am Stromkonzern EnBW an die baden-württembergische Landesregierung. Oesterreichs Energıe. · 57 Blitzlichter „Haus der Ingenieure“ erstrahlt im neuen Glanz Foto: OVE Ende September präsentierte der Österreichische Verband für Elektrotechnik (OVE) und der Österreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein (ÖIAV) das im neuen Glanz erstrahlende „Haus der Ingenieure“ in Wien. In einem Festakt feierten zahlreiche Gäste den Abschluss der vier Jahre dauernden Renovierung des 1870 bis 1872 im Neorenaissance-Stil erbauten Gebäudes. Das Ingenieurhaus, gemeinsam mit dem Haus des Österreichischen Gewerbevereins errichtet, ist ein hervorragendes Beispiel der typischen Ringstraßenarchitektur und spielte im städtebaulichen Konzept eine bedeutende Rolle. Der OVE baute seine Büroräumlichkeiten im vierten Obergeschoß um und erweiterte diese mit einem galerieartigen Dachausbau. Dadurch entstanden neue, zeitgemäße Büros und ein neuer Kommunikationsbereich. OVEPräsident Franz Hofbauer hob die jahrzehntelange gemeinsame Geschichte und Verbundenheit der beiden Verbände hervor, die schließlich 2006 zu einer weitgehenden Kooperation von ÖIAV und OVE führte und die seither mit Peter Reichel auch einen gemeinsamen Generalsekretär haben. Windpark mit Bürgerbeteiligung V. l. n. r.: Energie Steiermark-Vorstand Dipl.-Ing. Olaf Kieser, Bürgermeister Franz Farmer (Kloster), Energie Steiermark-Vorstandssprecher Dipl.-Ing. Christan Foto: Energie Steiermark Purrer Die Energie Steiermark hat am Donnerstag einen Windpark mit einer Leistung von insgesamt sechs MW eröffnet und setzt dabei auf das Modell der Bürgerbeteiligung. Drei Hochleistungswindräder sollen rund 13 Mio. kWh Strom pro Jahr produzieren und damit etwa 3500 Haushalte versorgen, hieß es bei der Eröffnung auf der Freiländeralm im Bezirk Deutschlandsberg. In einer Bauzeit von rund einem Jahr wurden die 145 m hohen Windräder im Gemeindegebiet von Kloster mit einer Investitionssumme von etwa 9,5 Mio. Euro errichtet. Sie sind der Einstieg der Energie Steiermark in die Windkraft. Außerdem bietet der Energieversorger erstmals auch die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung. Mit einer Einlage von 500 bis 3000 Euro können sich Privatpersonen bei einer garantierten Rendite von 3,3 Prozent beteiligen. Robert Grüneis ist neuer Energievorstand Der Aufsichtsrat der Wiener Stadtwerke Holding AG hat Mag. Robert Grüneis mit 1. Dezember 2014 zum neuen Energievorstand bestellt. Grüneis war seit 2008 V. l. n. r.: Mag. Robert Grüneis, Dr. Gabriele Domschitz, Dipl.-Ing. Marc Hall, Dr. Martin Krajcsir Foto: Wiener Stadtwerke 58 · Oesterreichs Energıe. Geschäftsführer der Wien Energie GmbH und für die Bereiche Kommunikation und Marketing, Vertrieb, Public Affairs und Telekommunikation verantwortlich. Der studierte Jurist gilt als profunder Kenner der österreichischen Energiewirtschaft. Grüneis war seit 1995, dem Beginn seiner Laufbahn im Wiener Stadtwerke-Konzern, bei mehreren strategischen Großprojekten maßgeblich beteiligt. So auch 2001 bei der Gründung der Energieallianz Austria und der Wien Energie GmbH. Darüber hinaus ist Grüneis Vorstandsmitglied des Europäischen Dachverbandes kommunaler Unternehmen CEDEC sowie Mitglied im kaufmännischen Ausschuss des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) in Deutschland. Bei Oesterreichs Energie fungiert Grüneis als Sprecher für die Bereiche Handel und Vertrieb. Die Geschäftseinteilung für die Zuständigkeiten der anderen Vorstandsmitglieder der Wiener Stadtwerke Holding AG bleibt unverändert bestehen. EU-Klimabeschluss – vernünftig und machbar Als starke Vorlage für die kommenden internationalen Klimakonferenzen und glaubwürdiges Signal der Handlungsfähigkeit Europas auch in schwierigen Zeiten sieht Österreichs E-Wirtschaft das Ergebnis des EU-Gipfels in der Frage der Fortsetzung der Klima- und Energiepolitik. „Die Staats- und Regierungschefs haben hier eine vernünftige und machbare Zieltrias gefunden, die Solidarität innerhalb der EU beweist und zudem jederzeit nachgebessert werden kann, wenn sich die Wirtschaftslage entspannt“, erklärte Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie. Oesterreichs Energie befürwortet die Festlegung, dass man sich vorrangig auf eine Verringerung der Treibhausgasemissionen konzentriert. Schmidt: „Wenn man sich einig ist, dass die Bekämpfung des Treib hausgaseffekts absolute Priorität genießen muss, dann muss man auch hier Schwerpunkte setzen.“ Für die Umsetzung der Maßnahmen ist aus Sicht von Oesterreichs Energie allerdings eine gesamteuropäische Steuerung erforderlich. November/Dezember 2014 Blitzlichter Enamo Ökostrom hilft helfen Persönliche Beratung in allen Energiefragen erhalten Kunden der Energie Burgenland in Mattersburg in einem neuen, modernen Kundencenter in zentraler Lage. „Das neue Kundencenter wird allen Kundenansprüchen gerecht“, erklären Energie Burgenland-Vorstandssprecher Michael Gerbavsits und Vorstandsdirektor Alois Ecker. Burgenlandweit können sich Kunden in acht Centern zu allen energierelevanten Themen rasch informieren und kompetent beraten lassen. Beim Erfüllen der Kundenbedürfnisse habe der Energiedienstleister die Nase vorn, sagten Gerbavsits und Ecker. „Neben günstigen Energiepreisen und 100 Prozent Ökostrom aus Österreich sowie umweltfreundlichem Erdgas bekommen die Kunden individuelle Beratung in sämtlichen Energiefragen und ein breites Angebot an Serviceleistungen, etwa über das Energieeffizienzprogramm ‚Bonuswelt‘.“ Pro Jahr nutzen rund 20.000 Burgenländer die Services der acht Kundencenter, etwa bei der Einlösung der gesammelten Bonuspunkte, die beim Kauf von neuen energieeffizienten Geräten in bares Geld getauscht werden können, und vieles mehr. Die langjährige Zusammenarbeit der Enamo Ökostrom mit der Diözese Linz und der Caritas fand mit der Übergabe eines E-Mobils eine wirkungsvolle Fortsetzung. Mit dieser Spende leistet Enamo Ökostrom einen wertvollen Beitrag. „Das Fahrzeug wird in unserer Einrichtung St. Elisabeth am Froschberg zum Einsatz kommen“, sagt Caritas-Direktor Franz Kehrer. In St. Elisabeth werden Jugendliche mit Beeinträchtigung dabei unterstützt, ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes Leben zu führen. Neben der Anschaffung von Elektroautos und Dienstfahrrädern setzt die Caritas in vielen Arbeitsbereichen Klimaschutzmaßnahmen um. Seit Jänner 2014 fließt 100 Prozent zertifizierter Ökostrom in alle Caritas-Einrichtungen. „Enamo Ökostrom freut sich über die langjährige Partnerschaft, die nicht nur am Papier zu finden ist, sondern mit der Übergabe des Elektroautos und zusätzlich 3000 LED-Lampen auch ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber diesen wichtigen Einrichtungen im Land Oberösterreich setzt“, sagten die EnamoGeschäftsführer Hans Zeinhofer und Robert Mayr. Die Redaktion von Oesterreichs Energıe. wünscht allen Leserinnen und Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches Jahr 2015! November/Dezember 2014 VKW Vlotte bietet Direktbezahllösung an Foto: VKW Energie Burgenland mit neuem Kundencenter Die Vorarlberger Kraftwerke AG (VKW) stattet als erstes Unternehmen in Österreich seine Ladestationen mit der neuen Direktbezahllösung „intercharge direct“ aus. Damit können Elektrofahrzeugfahrer ohne bestehenden Vertrag ab sofort mit jedem Smartphone Ladevorgänge direkt an der Ladestationen der VKW starten und bezahlen. Entwickelt wurde die Lösung von der Berliner Hubject GmbH. „Die Kundenanfragen nach Direktbezahlmöglichkeiten häufen sich. Für uns als Ladesäulenbetreiber im Vierländereck Österreich, Deutschland, Schweiz und Liechtenstein ist es wichtig, auf diesen Kundenwunsch schnell zu reagieren. Wir freuen uns, mit intercharge direct eine einfache und innovative Lösung gefunden zu haben, die auch durchreisenden Elektroautofahrern am Bodensee zur Verfügung steht. Durch die Zahlungsabwicklung per PayPal können E-Autofahrer bequem per Euro zahlen, auch wenn dies nicht ihre Landeswährung ist“, so Christian Eugster, Leiter des E-Mobilitätsprojekts „Vlotte“ in Vorarlberg. Als erster Ladestationsbetreiber in Österreich nutzt die VKW ab sofort dieses neue Angebot. Oesterreichs Energıe. · 59 Blitzlichter Energieallianz hat neuen Geschäfts führer Seit 1. Oktober 2014 ist Markus Felder als Geschäftsführer der EAA-Energieallianz GmbH und Mag. Markus Prokurist Felder Foto: Richard Tanzer der Energie Burgenland Vertrieb GmbH & Co KG tätig. Er folgt damit Walter Göllesz nach, der in den Ruhestand tritt. Der ausgebildete Wirtschaftspsychologe ist seit 2001 im Unternehmen beschäftigt, zuletzt als Vertriebsleiter und Prokurist in der Energie Burgenland Vertrieb GmbH & Co KG. Neben der Steuerung der Vertriebstätigkeit zählen energiewirtschaftliche Planung, Energiebetriebswirtschaft, Produktmanagement und Datenmanagement zu seinem Aufgabenbereich. Bei der EAA zeichnet er nun für die Bereiche Controlling, Transmission Management sowie die EAABilanzgruppe verantwortlich. Die Bestellung zum Geschäftsführer bezeichnet er als große Herausforderung und Chance, seine langjährige Erfahrung in Vertrieb und Kundenservice einzubringen. Smart-Metering-Projekt am Start Seit Jahresbeginn beschäftigt sich die Salzburg AG intensiv mit den Vorbereitungen zur flächendeckenden Einführung von intelligenten Stromzählern. Für die komplexe Umstellung auf die smarten Stromzähler hat man sich dafür den ITDienstleister Atos an Bord geholt. Dieser Anbieter verfügte nach der Evaluierung über das breiteste praktische und konzeptionelle Know-how. 60 · Oesterreichs Energıe. Strom statt Benzin am Klinikum Graz Auf E-Fahrrädern und E-Mopeds sind die Mitarbeiter des Klinikums Graz schon seit einigen Jahren unterwegs. Für längere Wege oder Transportfahrten standen ihnen allerdings immer nur Benzinautos zur Verfügung. Mit Hilfe des Kooperationspartners Energie Steiermark wurden nun jedoch sechs E-Fahrzeuge für das LKHUniversitätsklinikum Graz angeschafft, die für innerbetriebliche Fahrten genutzt werden. „Der Einsatz dieser E-Autos ist Teil unseres Mobilitätskonzeptes, mit dem wir nicht nur versuchen, unsere Mitarbeiter zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmit- alten Anlagen (Flaurling 1 und 2) zusammen erzeugen. Beide Altanlagen werden seit 1972 von der TIWAG betrieben. „Mit diesem neuen Ökostrom-Wasserkraftwerk leisten wir einen kleinen Beitrag zu einem großen Ziel: dem nachhaltigen Ausbau der heimischen Wasserkraft“, betonte Wallnöfer. Das Projekt sieht vor, den Kanzingbach zu fassen und eine maximale Wassermenge von 800 l/sec auszuleiten. Die Druckrohrleitung verläuft auf einer Länge von ca. 2230 m. Der Neubau trägt den aktuellen strengen gewässerökologischen Standards zur Gänze Rechnung. 135 Jahre Siemens in Österreich Gesundheitslandesrat Mag. Christopher Drexler, Betriebsdirektor Mag. Gebhard Falzberger, KAGes Vorstand Ernst Fartek, Energie SteiermarkVorstandssprecher Dipl.-Ing. Christian Purrer und Pflegedirektorin Christa Tax bei der Autoübergabe Foto: Energie Steiermark (v. l. n. r.) tel zu bewegen, sondern auch unseren Teil zur Verbesserung der Luft beitragen wollen“, sagt Betriebsdirektor Mag. Gebhard Falzberger. Christian Purrer, Vorstandssprecher der Energie Steiermark: „Es freut uns besonders, dass sich das LKH Graz für die Energie Steiermark als Kooperationspartner in Sachen ‚Grüner Mobilität‘ entschieden hat. Wir stellen insgesamt fünf Zoe und einen E-Gator zur Verfügung. “ TIWAG-Firstfeier für Kraftwerk Kanzingbach Anfang Oktober fand in Anwesenheit der TIWAG-Vorstandsmitglieder Bruno Wallnöfer, Erich Entstrasser und Johann Herdina die Firstfeier für das Kleinwasserkraftwerk am Kanzingbach im Flaurlinger Tal statt. Das neue Kraftwerk, in dessen Bau die TIWAG rund 12,5 Mio. Euro investiert, wird mit rund 16,4 GWh pro Jahr mehr als dreimal so viel Ökostrom als die beiden Am 23. Oktober 1879 wurde das „Wiener technisches Büro von Siemens & Halske, Berlin“ gegründet. Seitdem spiegelt die Geschichte von Siemens in Österreich 135 Jahre technische und gesellschaftliche Entwicklung wider. Das Unternehmen hat die auf Elektrizität aufbauende zweite Welle des Industriezeitalters ebenso geprägt wie das Informations- und Kommunikationszeitalter. „Vor 135 Jahren hat im ersten SiemensBüro in der Wiener Magdalenenstraße und kurz darauf in der ersten Werkstätte in der Apostelgasse eine Erfolgsgeschichte ihren Werkshof Apostelgasse Foto: Siemens Lauf genommen. Von der Beleuchtung und Elektrifizierung Österreichs bis zu den ersten seriengefertigten Elektrobussen Europas und der neuesten Generation der ÖBB-Railjets steht Siemens an der Spitze der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung unseres Landes. Von wesentlicher Bedeutung für unseren Erfolg ist die tiefe lokale Verwurzelung von Siemens in Österreich“, erklärte Wolfgang Hesoun, Generaldirektor von Siemens Österreich. November/Dezember 2014 Termine Oesterreichs Akademie Termine 25. bis 26. November 2014 2. bis 4. Dezember 2014 Leadership by communication – Energie erfolgreich vermitteln Schutztechnik Seminar, Wien Erfolgreiche Kommunikation wird als eine der wichtigsten Fähigkeiten (wenn nicht sogar als die wichtigste) guter Leader ship erkannt und ist inzwischen unbestrittene Grundlage erfolgreicher Führungspersönlichkeiten. In der Energiebranche ist die adäquate Kommunikation als großer Hebel um komplexe und schwierige Themen besonders gefragt. In diesem zweitägigen Workshop trainieren die Teilnehmer anhand ihrer selbstgewählten Themen aus der Energiewirtschaft, wie Kommunikation funktioniert, welcher Werkzeuge es bedarf und wie die Empfänger vorab analysiert und richtig angesprochen werden können. Durchgehende Fallstudien aus der nationalen oder internationalen Energielandschaft untermauern die gelehrte Theorie und Methode und festigen durch Gruppen- und individuelle Arbeiten auch Themen wie Visualisierung von Zahlen und Konzepten. 1. bis 2. Dezember 2014 Brussels Energy live Institutionen und Entscheidungsfindung in der EU Seminar, Brüssel Europa wächst zusammen, und auch im Energiebereich werden heute die wesentlichen Weichen in Brüssel gestellt. Nutzen Sie die Möglichkeit, Oesterreichs Energie und die Institutionen in Brüssel live zu erleben, und lernen Sie die Abläufe und Entscheidungsprozesse besser kennen. So sind Sie künftig noch besser in der Lage, Ihre Themen im europäischen Rahmen richtig zu positionieren! Mit seinem Brüsseler Büro ist Oesterreichs Energie im Zentrum der europäischen Energie politik etabliert und bietet exklusiv für seine Mitgliedsunternehmen Einblick in die Lobbyarbeit vor Ort. Information und Anmeldung: Seminar, Fuschl am See Die Veranstaltung wendet sich an Betriebstechniker allgemein sowie an all jene Dienstnehmer eines Unternehmens, die im Kern- oder Randbereich ihres Arbeitsgebietes mit Schutzfragen konfrontiert sind. Bei diesem Seminar werden theoretische Grundlagen der Schutztechnik vermittelt sowie durch Gruppenarbeiten und Übungen vertieft. Darüber hinaus ist g enügend Zeit für Diskussion und Erfahrungsaustausch vorgesehen. 27. bis 30. Jänner 2015 Basisseminar – Arbeit nehmerInnenschutz im EVU Seminar, Fuschl am See Dieses Seminar wendet sich an alle Verantwortlichen und Beteiligten, die in Elektrizitätsunternehmen mit Aufgaben des Arbeitnehmerschutzes befasst sind (z. B. §9-Beauftragte, Teamleiter, Meister, Lehrlingsbeauftragte, Sicherheitsvertrauenspersonen, Betriebsräte ...). Mit diesem Seminar erwerben sie die Ausbildung zur Sicherheitsvertrauensperson gem. der SVP-VO. Diese Veranstaltung ist sowohl für Neueinsteiger als auch für Personen, die bereits im Bereich des ArbeitnehmerInnenschutzes tätig sind, geeignet. 24. bis 25. Februar 2015 Österreichs E-Wirtschaft kompakt Seminar, Wien Lernen Sie bei diesem Seminar wirtschaftliche und technische Zusammenhänge der E-Wirtschaft kennen und erfahren Sie mehr über die Hintergründe und die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Erzeugung, Netze, Handel & Vertrieb und Recht. Darüber hinaus erhalten Sie Einblicke in die energiewirtschaftlichen Mechanismen der EU und die wichtigsten technischen Regelwerke von Österreichs Energie. Eine Exkursion zur Austrian Power Grid Control rundet das Angebot ab. 26. bis 27. Februar 2015 HR-Personalentwicklungs management Workshop, Fuschl am See 1040 Wien, Brahmsplatz 3 Tel.: +43 1/501 98-304, Fax: +43 1/501 98-902 E-Mail: [email protected] Internet: www.akademie.oesterreichsenergie.at November/Dezember 2014 Dieser Workshop ist der Treffpunkt der Personalisten aus der österreichischen E-Wirtschaft zu Beginn jedes Jahres. Die Veranstaltung steht ganz im Zeichen des Erfahrungsaustausches mit Impulsreferaten aus dem Bereich der Personalentwicklung der Unternehmen! Dazu behandelt ein externer Experte spannende und aktuelle Themen aus der Personalwirtschaft. Oesterreichs Energıe. · 61 Termine Oesterreichs Akademie Termine 10. März 2015 TAEV – Technische Anschluss bedingungen für den Anschluss an öffentliche Versorgungsnetze Seminar, Wien Informieren Sie sich aus erster Hand über die aktuellen und wichtigsten Aspekte zu den technischen Festlegungen der Netzbetreiber über die Ausführungen des Hausanschlusses und die technischen Bedingungen des Anschlusses an das öffentliche Netz. Erhalten Sie darüber hinaus einen kompakten Überblick über die geltenden Errichtungsbestimmungen für elektrische Niederspannungsanlagen. ArbeitnehmerInnenschutzes im Büro- und Verwaltungsbereich befasst sind. Im Rahmen des Seminars können Sie sich über die aktuelle Gesetzeslage informieren und durch den Erfahrungsaustausch über die Unternehmensgrenzen hinweg neue Impulse für Ihre Tätigkeit mitnehmen. 21. bis 22. April 2015 Power Quality Fachtagung, Graz Die Rahmenbedingungen für die Versorgung mit elektrischem 17. bis 19. März 2015 Strom sind einem stetigen Veränderungsprozess unterwor- Grundlagenseminar Netzrückwirkungen fen. Einerseits steigen die Anforderungen an das Netz wie Seminar, Salzburg normativen Bereich. Die Veranstaltung stellt die einschlägige Bei diesem Grundlagenseminar erhalten Sie eine Übersicht über die Arten von Netzrückwir-kungen sowie eine Einführung in die elektrotechnischen Grundlagen der Entstehung von Oberschwingungen und deren Auswirkungen. Auch das Thema Messtechnik bildet einen praktischen Schwerpunkt des Seminars. Am 3. Tag (Workshop Messtechnik) werden einer-seits Grundlagen behandelt, andererseits besteht für die Teilnehmer auch die Möglichkeit, selbstständig Messaufgaben zu wählen. Entwicklung dar und die Zukunft in diesem Bereich zur Dis- 14. bis 15. April 2015 Die Veranstaltung wendet sich an Betriebstechniker allge- Fortbildungsseminar – Arbeit nehmerInnenschutz im EVU mit mein sowie an alle jene Dienstnehmer eines Unternehmens, Schwerpunkt für Büro und Verwaltung beispielsweise durch die dezentrale Einspeisung, andererseits ergeben sich Änderungen im regulatorischen sowie im kussion. 5. bis 7. Mai 2015 Schutztechnik Seminar, Fuschl am See die im Kern- oder Randbereich ihres Arbeitsgebietes mit Schutzfragen konfrontiert sind. Bei diesem Seminar werden theoretische Grundlagen der Schutztechnik vermittelt sowie Seminar, Salzburg durch Gruppenarbeiten und Übungen vertieft. Darüber hinaus Dieses Seminar wendet sich an alle Verantwortlichen und Beteiligten, die in Elektrizitätsunternehmen mit Aufgaben des ist genügend Zeit für Diskussion und Erfahrungsaustausch vorgesehen. IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Österreichs E-Wirtschaft, Brahmsplatz 3, A-1040 Wien, Telefon: +43 1/501 98-0, Telefax: +43 1/505 12 18, E-Mail: [email protected], Internet: www.oesterreichsenergie.at | Redaktion: Ernst Brandstetter, Chefredakteur; Monika Bachhofer, Chefin vom Dienst; Melanie Krenn, BA, Redakteurin | Verleger: Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, Grünbergstraße 15, A-1120 Wien, Telefon: +43 1/546 64-0, Telefax: +43 1/546 64-528 | Anzeigen: Franz-Michael Seidl (Verkaufsleitung), DW 240, [email protected]; Christina Fürst (Objektleiter), DW 286, [email protected]; Renate Weber (Service), DW 482, E-Mail: [email protected] | Anzeigentarif: Nr. 20, gültig ab 1. Jänner 2014 | DVR: 0368491 | Abonnement: Aboservice Österr. Wirtschaftsverlag, Telefon: +43 1/361 70 70-570, Telefax: +43 1/361 70 70-9570, E-Mail: [email protected] | Preise: Abonnement Inland: € 135,–, Ausland: € 171,–; Mitglieder Inland: € 83,–, Mitglieder Ausland: € 119,–; alle Preise inklusive Mehrwertsteuer und Versandkosten. Abonnements, die nicht einen Monat vor Ablauf des Bezugsjahres storniert werden, laufen weiter. | Grafik: Johannes Pufler | Druck: Herstellung: Samson Druck GmbH, A-5581 St. Margarethen 171, www.samsondruck.at | Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwendung ohne Einwilligung der Redaktion ist nicht g estattet. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. | Texte: Im Sinne einer flüssigen Lesbarkeit wird bei geschlechtsspezifischen Hinweisen in den Texten auf die Hinzufügung der jeweiligen weiblichen Formulierungen verzichtet. 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Entgeltliche Einschaltungen sind als solche gekennzeichnet und liegen in der redaktionellen Verantwortung des Auftraggebers. | Erscheinungsweise: zehnmal pro Jahr | Grundlegende Richtung dieser Z eitschrift: Wahrnehmung der gemeinsamen Interessen aller Mitglieder von O esterreichs Energie. | Offenlegung der Eigentumsverhältnisse nach dem Mediengesetz: O esterreichs Energie, Brahmsplatz 3, A-1040 Wien | Verlags-, Erscheinungs- und H erstellungsort: Wien | P.b.b. Verlagspostamt: A-2340 Mödling Coverfoto: Fotolia.com 62 · Oesterreichs Energıe. November/Dezember 2014 Energie 22. Handelsblatt Jahrestagung Energiewirtschaft 2015 20. bis 22. Januar 2015, Hotel InterContinental Berlin Foto: Dominik Butzmann/SPD Geopolitische Entwicklungen, Energieunion, neue Geschäftsfelder – wohin steuert die europäische Energiewirtschaft? Prof. Dr. Peter Birkner Mitglied des Vorstandes, Mainova AG Jean-François Cirelli Vice-Chairman und Präsident, GDF SUEZ Lisa Davis Mitglied des Vorstandes, Siemens AG Sigmar Gabriel Bundesminister für Wirtschaft und Energie, BMWi Dr. Stefan Hartung Geschäftsführer, Robert Bosch GmbH Dr. Willem Huisman Präsident und Vorsitzender des Vorstandes, Dow Deutschland Inc. Mateo Jaramillo Director, Powertrain Business Development, Tesla Stephan Kamphues CEO, Open Grid Europe GmbH Prof. Klaus Josef Lutz Vorsitzender des Vorstandes, BayWa AG Peter Mather BP Group Regional Vice President Europe, Head of Country UK, BP Mario Mehren Mitglied des Vorstandes, Wintershall Holding GmbH Lord John Mogg Chair of the Board of Regulators, ACER Bernard Salha Senior Executive Vice President, EDF Group Dr. Frank Schmidt Leiter Konzerngeschäftsfeld Energie, Deutsche Telekom AG Dr. Rolf Martin Schmitz stv. Vorsitzender des Vorstandes, RWE AG Dr. Norbert Schwieters Partner, Global EU&M Leader, PricewaterhouseCoopers AG WPG Dr. Johannes Teyssen Vorsitzender des Vorstandes, E.ON SE Ralph C. Trapp Geschäftsführer des Bereichs Energiewirtschaft, Accenture Haupt-Sponsor: Weitere Informationen zum Branchentreff unter: Info-Telefon: www.handelsblatt-energie.de Ralf Ernst, 0211.9686–3348 Wenn sich Herausforderungen häufen, reichen einzelne Lösungen nicht aus. Eine Strom-Matrix, unzählige Energielösungen. siemens.com/energy Der Energiemarkt von heute ist global, schnelllebig und steht vor großen und immer komplexeren Herausforderungen: Einerseits müssen wir erneuerbare Energien ausbauen, um den Klimawandel zu verlangsamen; andererseits aber gleichzeitig die Versorgungssicherheit gewährleisten. Diese Anforderungen in Einklang zu bringen, erfordert ein komplexeres und technologisch fortschrittliches Energie- system und effizientere, emissionsärmere Wege der Stromerzeugung. Dank eines einzigartigen Einblicks in die Strom-Matrix ist Siemens in der Lage, ein zukunftsweisendes Verständnis der weltweiten Energielandschaft zu bieten. Machen Sie sich ein vollständiges Bild vom globalen Energiemarkt auf siemens.com/energy/powermatrix Answers for energy.