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Pressemitteilung | 16. Mai 2011 AIECE – Vereinigung Europäischer Konjunkturinstitute / Arbeitsgruppe Rohstoffpreise Rohstoffpreise steigen weiter Der Bericht “Weltmarktpreise für Rohstoffe 2010 bis 2012”, der von der AIECE Arbeitsgruppe für Rohstoffe erarbeitet wurde, basiert auf der Analyse von 29 Rohstoffen und Rohstoffmärkten. Die Rohstoffpreise sind im Herbst 2010 und in den ersten Monaten 2011 stark gestiegen. Nicht selten erreichten sie in den vergangenen Wochen neue Höchststände oder näherten sich den historischen Höchstständen, die meist vom Sommer 2008 stammen, an. Die durchschnittlichen Dollar-Preise von nicht-energiebezogenen Rohstoffen sind nun sogar höher als vor der Finanz- und Wirtschaftskrise. Fundamental ist der Preisanstieg durch die starke Nachfrage vor allem aus den Entwicklungs- und Schwellenländern begründet, wo die Konjunktur nach einer vorübergehenden schwächeren Expansion im Herbst 2010 wieder deutlich anzog. Infolge der Nachfrage insbesondere aus China erholten sich die realen Preise der nicht-energiebezogenen Rohstoffe, die zu Beginn der Finanzkrise drastisch gesunken waren, bereits deutlich bevor die Konjunktur in den Industrienationen wieder aufwärts gerichtet war. Andere Faktoren, die die Rohstoffpreise zuletzt stützten, waren ein schwacher US-Dollar und zunehmendes Interesse von Finanzinvestoren an der Anlage von Mitteln in Rohstoffen. Alles in allem ist zu erwarten, dass das Niveau der Rohstoffpreise insgesamt hoch bleiben wird; der Prognose zufolge wird es sich nach den starken Anstiegen der vergangenen Monate im weiteren Verlauf dieses Jahres und im nächsten Jahr aber nicht weiter erhöhen. Nach den Tiefständen während der Krise, stieg der Rohölpreis bis zum Februar 2011 auf 100 USD/Barrel. Die politischen Umwälzungen im arabischen Raum führten zu Besorgnis über die Sicherheit der Ölversorgung und ließen die Preise dann bis auf über 120 USD/Barrel im März/April 2011 steigen. Fundamental scheint dieser Anstieg jedoch nicht vollständig begründet zu sein. So sind die Vorräte relativ groß, und die Produktion der Nicht-OPEC-Staaten legt kräftig zu. Die Preise der Energierohstoffe werden der Prognose zufolge dieses Jahr durchschnittlich um 31 % steigen, nach einem Anstieg im Jahr 2010 von 28 %. Im Jahr 2012 sollten die Preise leicht, um 4 %, sinken. Die Preise der anderen Energierohstoffe folgen dem Ölpreis aufgrund von Substitutionsmöglichkeiten und gemeinsamen Nachfragefaktoren. In Australien haben Überschwemmungen die Produktion von Kraftwerkskohle und von verschiedenen Inputfaktoren für die Stahlproduktion reduziert. Während die Eisenerzpreise in den vergangenen Monaten neue Höchststände erreichten, lagen die Stahlpreise bis zuletzt weiter deutlich unter ihrem Vorkrisenniveau. Die Preise für eisenhaltige Rohstoffe werden 2011 voraussichtlich durchschnittlich um 32% steigen, nach einem Anstieg von 4% im Jahr 2010. 2012 dürfte sich ihr Niveau leicht verringern. Die Preise für Agrarrohstoffe sind während des Jahres 2010 um 34 % gestiegen. Im Jahr 2011 wird eine Zunahme von 18 % erwartet. Die Baumwollpreise werden durch die niedrigen und weiter sinkenden weltweiten Lagerbestände gestützt. Die Preise für Wolle werden dieses Jahr nochmals um 42 % steigen, nachdem sie bereits im Jahr 2010 um 32 % geklettert waren. Es wird erwartet, dass sich die Marktsituation 2012 beruhigt, was zu einem leichten Rückgang führen sollte. Der Preis für Kautschuk erreichte zuletzt ein Rekordhoch nach einem Anstieg um 81 % im Jahr 2010. Der Preisauftrieb bleibt im Jahr 2011 mit 58 % hoch, vor allem weil die Nachfrage unelastisch ist und synthetischer Kautschuk, das einzige Substitut, infolge der höheren Ölpreise ebenfalls kräftig zulegt. Die Preise für Holzprodukte werden in den nächsten zwei Jahren stabil sein, mit einem Anstieg von 4 % in 2011 und 1 % in 2012. Die Preise von Rohstoffen für Nahrungsmittel und Getränke werden ähnlich stark wachsen wie die Preise von Energie- und Industrierohstoffen. Sie werden 2011 um 37 % steigen und sich 2012 voraussichtlich stabilisieren. Die Getreidepreise werden im laufenden Jahr stark – um 54 % – zulegen, nachdem sie 2010 nur verhalten gestiegen waren. Im Durchschnitt des Jahres 2012 werden sie voraussichtlich auf diesem hohen Niveau bleiben. Die Preise für tropische Genussmittel (Kaffee, Kakao, Tee) werden nach dem starken Anstieg 2010 auch im Jahr 2011 um 29 % teurer. Ölsaaten waren 2010 stabil, für das Jahr 2011 und 2012 wird jedoch ein Anstieg der Preise von 34 % bzw. 10% erwartet. Ein Risiko für die Rohstoffpreisprognose besteht in der Wechselkursentwicklung. Sollte sich der US-Dollar beispielsweise entgegen der Annahme eines weitgehend stabilen Wechselkurses deutlich abwerten, würde dies zu zusätzlichen Preisanstiegen bei den in Dollar notierten Rohstoffen führen. Die Katastrophe in Japan wird die Weltwirtsschaft wohl nicht spürbar beeinträchtigen; sie wird aber die Preise von einigen Rohstoffen, insbesondere Kohle, wohl deutlich beeinflussen. Rohstoffpreise 2009-2012 Rohstoffindizes in US$ Index-Werte 2010=100, Veränderung in % Alle Rohstoffe Total exkl. Energie Nahrungsmittel Industrierohstoffe Agrarrohstoffe Nichteisenmetalle Eisenhaltige Rohstoffe Energierohstoffe* Rohöl Memorandum Indizes in Euro** (Veränderung in %) Alle Rohstoffe Total exkl. Energie Nahrungsmittel Industrierohstoffe Energierohstoffe* 2009 78 -35 77 -24 90 -14 72 -27 75 -17 73 -31 67 -30 78 -37 78 -37 2010 100 29 100 30 100 11 100 39 100 34 100 37 100 48 100 28 100 28 2011 130 30 127 27 137 37 123 23 118 18 122 22 132 32 131 31 131 31 2012 127 -2 132 4 140 2 129 5 120 2 134 10 128 -3 126 -4 126 -4 2009 -31 -19 -9 -23 -33 2010 36 37 117 47 36 2011 22 19 29 16 23 2012 -5 1 -1 2 -6 * Kraftwerkskohle und Rohöl ** Angenommener US$/Euro Wechselkurs von 1,42 für 2011 (Q2, Q3 und Q4) und 1,45 für 2012. Die AIECE (Association d’Instituts Européens de Conjoncture Économique bzw. Association of European Conjuncture Institutes) besteht aus 44 Instituten aus 21 Ländern. Die Arbeitsgruppe Rohstoffpreise (Working Group on Commodity Prices) erstellt zweimal im Jahr Rohstoffpreisprognosen. In der Gruppe sind zehn Mitgliedsinstitute vertreten: BIPE ETLA GKI HWWI IBRKK IfW INSEE NIER Prometeia Bureau d’Information et de Prévisions Économiques, Issy-les-Moulineaux Research Institute of the Finnish Economy, Helsinki Economic Research Co., Budapest Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut Institute for Market, Consumption and Business Cycles Research, Warschau Institut für Weltwirtschaft, Kiel Institut National de la Statistique et des Études Économiques, Paris National Institute of Economic Research, Stockholm Prometeia S.p.A., Bologna Kontakt: Für weitere Auskünfte zum Report kontaktieren Sie bitte Herrn Vincent Tarrit unter der Email: [email protected]. Der Bericht „World Commodity Prices 2010 to mid-2012“, erstellt von Paavo Suni, ETLA Helsinki, stellt nicht die Meinung der AIECE dar und nicht notwendigerweise die Meinung des einzelnen Mitgliedsinstituts. Er entstand auf der Grundlage von Diskussionen und Rohstoffpreisprognosen der Institutsvertreter in der Gruppe. Zum Erwerb des Reports im PDF-Format von der Website der Gruppe wenden Sie sich bitte an das Sekretariat von ETLA, Mr. Paavo Suni, Commodity Group Chairman, Email: paavo.suni(at)etla.fi. Pressemitteilung im Internet verfügbar unter: http://www.hwwi.org