weltraum zukunftsraum

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weltraum zukunftsraum
WELTRAUM
ZUKUNFTSRAUM
Strategie des bmvit für
österreichische Weltraumtätigkeiten
2
3
Vorwort
Die Geschichte als Basis,
die Zukunft als Verantwortung
Der erste Mensch im All und der erste Mensch auf dem Mond, Live-Bilder aus der Umlaufbahn von unserem
Planeten im Fernsehen und die spektakulären Fotos vom Mars, Pläne für eine Raumstation auf dem Mond und
die Idee von einer Reise zu unserem Nachbarplaneten: Der Weltraum ist eine faszinierende Projektionsfläche
für Grenzen sprengende Visionen, und die Raumfahrt ist das Instrument, sie nach und nach wahr werden
zu lassen. Die Raumfahrt entspricht damit dem Wesen des Menschen, stets nach Neuem zu forschen, die
Grenzen der bekannten Welt zu durchbrechen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Und damit eröffnet sie neue
Perspektiven, neue Wege der Erkenntnis, schafft neues Wissen.
Seit der erste Satellit ins All startete sind gut 50 Jahre
vergangen, ein halbes Jahrhundert, in dem sich die
Raumfahrt zu einem für die Menschheit unentbehrlichen
Instrument des Fortschritts entwickelt hat. Die
Erkenntnisse, die sie uns gebracht hat, eröffnen uns neue
Perspektiven und Weltsichten. Die nutzenorientierten
Anwendungen, die sich von ihr ableiten, haben unseren
Alltag von Grund auf verändert.
Die Weltraumtechnologien sind Schlüsseltechnologien
unserer modernen wissensbasierten Industrie- und
Informationsgesellschaft. Sie sind Realität gewordene
Visionen, die uns heute im Alltagsleben Nutzen stiften –
wirtschaftlich, gesellschaftlich, wissenschaftlich und auch
als politischer Brückenschlag zwischen den Kontinenten.
Satellitengestützte Telekommunikation, Navigation
und Erdbeobachtung haben unsere Art, miteinander zu
kommunizieren und uns zu bewegen, radikal verändert,
und ermöglichen es, unseren Lebensraum mit bisher
unerreichter Genauigkeit und räumlicher Auflösung
digital abzubilden. Sie lassen uns Phänomene wie den
Klimawandel besser verstehen und messen, helfen,
uns vor Naturkatastrophen und anderen potenziellen
Bedrohungen zu schützen und bieten uns
Informationsvorsprung.
Zahlreiche Weltraumanwendungen sind zur Selbstverständlichkeit geworden und aus dem täglichen Leben
nicht mehr wegzudenken: Die Grundlagenforschung
verwendet Beobachtungen von Satelliten und erweitert
unseren Blick in den Kosmos. Die überwiegende Mehrheit
der Fernsehprogramme wird über Satellit verteilt.
Nachrichtensatelliten versorgen infrastrukturschwache
Gebiete mit Internet. Unsere Mobilfunkinfrastruktur würde
ohne die Zeitsynchronisation der Navigationssatelliten
nicht funktionieren. Die Wettervorhersage hat dank der
Satellitentechnik eine bisher nicht gekannte Zuverlässigkeit
erreicht. Die Raumfahrt lässt damit auch neue Märkte
für nutzenorientierte Anwendungen entstehen, in denen
Millionen Menschen Arbeit und Einkommen finden.
Die globale Raumfahrt und insbesondere die
europäische stehen heute vor einer ökonomischen und
institutionellen Schwelle zu einer neuen Entwicklungsstufe.
Weltraumtechnologien und -systeme erreichen zunehmend
das Stadium der Reife. In den nächsten Jahren werden
mit dem europäischen Satellitennavigationsprogramm
Galileo und dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm
GMES (Global Monitoring for Environment and Security /
Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung) europäische
Weltrauminfrastrukturen entstehen, die wesentlich in den
Alltag von NutzerInnen hineinwirken werden. Forschung
und Entwicklung vor allem im Rahmen der Europäischen
Weltraumorganisation ESA werden weiterhin einen
wichtigen Aspekt der Weltraumtätigkeiten darstellen,
die betriebliche Nutzung dieser Großsysteme und ihre
Implementierung werden aber in den kommenden Jahren
stark an Bedeutung gewinnen – forciert vor allem von der
Europäischen Union.
Die satellitengestützte Nutzung und Erforschung
des erdnahen und erdfernen Raumes werden uns
helfen, Lösungen für wesentliche gesellschaftliche
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu erarbeiten.
Der Weltraum ist unser Zukunftsraum. Die Raumfahrt
ist ein Versprechen für unsere Zukunft. Dazu brauchen
wir Visionen für ihre Entwicklung, dafür brauchen wir
Strategien für ihre Nutzung. ●
3 Vorwort
6 Zusammenfassung / Executive Summary
der österreichische Weltraumsektor
11 Einleitung
12 40 Jahre Weltraumtätigkeiten in Österreich
17 Bereit zu einem Entwicklungssprung
Schwerpunkte und Kompetenzen des
österreichischen Weltraumsektors
20 Weltraumtechnologien
22 Anwendungen der Weltraumtechnologien
25 Weltraumwissenschaften
Ziele für die Weiterentwicklung der
österreichischen Weltraumtätigkeiten
30
31
32
35
39
42
Orientierung in dynamischen Zeiten
Vision und Ziele
Ziel 1: Österreich als international anerkannter und sichtbarer Partner in Europa
Ziel 2: Ein wettbewerbsfähiger österreichischer Weltraumsektor
Ziel 3: Orientierung an Anwendungspotenzialen
Ziel 4: Die Grundlagen für österreichische Weltraumtätigkeiten bereitstellen
Leitlinien und massnahmen
50 Leitlinien
52 Organisation und Zusammenarbeit
53 Ausrichtung der bmvit-Weltraumtätigkeiten
58 Anhang
Zusammenfassung
Executive Summary
Moderne Weltraumtechnologien sind aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Fernsehen,
Telekommunikation, Navigation oder Wettervorhersage sind heute ohne Satelliten nicht möglich.
Die Bedeutung satellitengestützter Informationen und Dienstleistungsangebote für viele
gesellschaftspolitisch relevante Bereiche, wie z. B. Klimaforschung und Monitoring, Wettervorhersagen,
Verkehr, Sicherheit und Katastrophenmanagement wird immer deutlicher.
Seit dem Start des ersten Satelliten haben sich die Gründe,
Raumfahrttätigkeiten durchzuführen erweitert: Zu
wissenschaftlicher, politischer und strategischer Motivation
sind in den letzten Jahren stark nutzungsorientierte
Überlegungen hinzugekommen. Weltraumsysteme, die
bisher vor allem wissenschaftliche Nutzer angesprochen
haben, werden nun für operationelle Nutzergruppen
zur Verfügung gestellt, wie Satellitenkommunikation,
Meteorologie, Satellitennavigation, Klimabeobachtung
und Landnutzung. Durch die operationelle, nachhaltige
Bereitstellung von Satelliteninfrastruktur stellen sich neue
Fragen der Nutzung.
Gleichzeitig verändert sich das internationale Umfeld:
Neue, aufstrebende Großmächte wie China und Indien
drängen in den Markt. Weltraummächte wie die USA
und Russland definieren ihre Prioritäten neu. Das
ökonomische, wissenschaftliche und geopolitische
Umfeld verändert sich.
Europas Raumfahrt stellt sich in diesem neuen Umfeld
neu auf: Die Europäische Union nimmt den Weltraum
auf ihre Agenda. Im seit Dezember 2009 gültigen Vertrag
von Lissabon ist eine zwischen der Europäischen Union
und ihren Mitgliedsländern geteilte Kompetenz für die
Raumfahrt festgeschrieben und die Bedeutung der ESA
in diesem Dreieck gesondert erwähnt.
1. Österreich als international anerkannter
und sichtbarer Partner in Europa
2. Ein wettbewerbsfähiger österreichischer
Raumfahrtsektor
3. Für die Erde ins All – Österreichische
Weltraumtätigkeiten orientieren sich
an den Anwendungspotenzialen der
satellitenbasierten Daten
4. Die Grundlagen für österreichische
Weltraumtätigkeiten bereitstellen
Aus diesen Zielen ergaben sich aus der Diskussion
Leitlinien für österreichische Positionierungen in den
Verhandlungen zur europäischen Weltraumpolitik und
zur Erarbeitung einer europäischen Industriepolitik, der
Beibehaltung eines wettbewerbsfähigen österreichischen
Weltraumsektors, sowie zur Nutzung der europäischen
Weltrauminfrastruktur durch österreichische Akteure
(Seiten 50 bis 51).
Aus diesen Zielen ergaben sich weiters Maßnahmen für
eine klare, transparente und effiziente Organisation und
Zusammenarbeit der an Weltraumtätigkeiten beteiligten
und davon betroffenen Akteure in Österreich in den
Bereichen Koordination und Zusammenarbeit, Monitoring
und Evaluierung, programmatische langfristige Planung,
Umsetzung des internationalen Weltraumrechts und
regulatorische Unterstützung des Weltraumsektors
Nach Jahren des Aufbaus von Weltraumexpertise in
in Österreich (Seite 52). Maßnahmen für eine
Österreich, die eindrucksvoll im jüngst vom bmvit
zielgerichtete programmatische Ausrichtung der bmvitpublizierten Kompetenzatlas der österreichischen
Weltraumtätigkeiten zu folgenden Themen: Sicherstellung
Weltraumindustrie und -forschung unter www.
einer ausreichenden Finanzierung, Programmatik,
spacetechnology.at dargestellt wird, sowie einer
Schwerpunktsetzungen in der ESA sowie bei den
umfassenden Definition der bisher erarbeiteten
geplanten EU-Weltraumprogrammen, Weiterentwicklung
technologischen und wissenschaftlichen Kompetenzen
des Österreichischen Weltraumprogramms,
(Seiten 20 bis 27), wurden in einer umfassenden Diskussion Förderung der Anwendung von satellitenbasierten
mit vielen Akteuren der Weltraumindustrie und -forschung, Weltraumtechnologien, Positionierungen in der
der Forschungsförderungsgesellschaft FFG und mit den von Definition der Weltrauminfrastrukturen sowie Beiträge
Weltraumtätigkeiten betroffenen Bundesministerien und
zu den Betriebsphasen der Weltrauminfrastrukturen,
Institutionen die Weiterentwicklung der österreichischen
Schwerpunkte der bilateralen und multilateralen
Weltraumtätigkeiten mit folgenden Zielen definiert:
Zusammenarbeit, Beiträge zur europäischen Weltraum-
6
7
Ziel 1
Ziel 2
Anerkannter und
Sichtbarer Partner
Wettbewerbsfähiger
Raumfahrtsektor
Aufbauend auf den bisher erzielten Erfolgen
in Wissenschaft, Forschung, Technologie und
Anwendungen wird Österreich thematisch fokussiert
eine seiner Wirtschaftskraft und seiner Position als
mittlerer Raumfahrtstaat entsprechende Stellung in
der Europäischen Weltraumpolitik einnehmen, um
so in ausgewählten Teilbereichen eine internationale
Führungsrolle zu übernehmen und dadurch die FTIStrategie des „Innovation Leader“ im Gesamtsystem der
Innovationspolitik zu unterstützen. Bei gemeinsamen
Weltraumtätigkeiten nehmen österreichische Akteure
verstärkt Führungs- und Koordinationsrollen ein.
Wettbewerbsfähige österreichische Unternehmen sind
entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette
in allen Segmenten der Weltraumtätigkeiten tätig.
Besonderes Augenmerk wird auf das Potenzial
der Weltraumanwendungen für die Schaffung von
qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen gelegt, sowie
auf Technologien, die eine strategisch vorteilhafte
Positionierung österreichischer Unternehmen
im internationalen Wettbewerb ermöglichen.
Erste Positionierungen in den Betriebsphasen der
europäischen Weltrauminfrastrukturprogramme
erfolgen basierend auf bestehenden Kompetenzen in
österreichischen Firmen und Forschungseinrichtungen.
Ziel 3
Ziel 4
orientierung
an Anwendungspotenzialen
Grundlagen für
weltraumtätigkeiten
bereitstellen
Das Potenzial der Weltraumanwendungen
wird nachhaltig für die Kommerzialisierung von
hochwertigen Produkten und Dienstleistungen
und für die Verbesserung der Lebensqualität und
der Sicherheit der ÖsterreicherInnen genutzt.
Österreichische Verwaltungsebenen nutzen die
europäischen Weltrauminfrastrukturen.
Die österreichischen Kompetenzen und die hohe
Expertise im Bereich der grundlagenorientierten
und anwendungsorientierten Weltraumwissenschaft
und -forschung werden durch Aufbau von Kapazitäten,
Vernetzung und Internationalisierung weiter gestärkt.
Die Faszination von Wissenschaft und Raumfahrt
wird genutzt, um vor allem bei jungen Menschen
Forschungsgeist und Neugierde und ihr Interesse
an Naturwissenschaften zu wecken.
politik, Förderung der grundlagenorientierten Weltraumwissenschaften sowie Beiträge von Weltraumforschung
und Raumfahrt für die Aus- und Weiterbildung von
österreichischen ExpertInnen (Seiten 53 bis 55).
ESA-Ratstagung auf Ministerebene im November 2012,
sowie der Vorbereitung und Umsetzung der
EU-Weltraumprogramme im Rahmen des mehrjährigen
Finanzrahmens von 2014 bis 2020.
Die Strategie wird als Grundsatzdokument den
Handlungsspielraum des bmvit bis 2020 anleiten,
insbesondere auch eine Grundlage für die österreichischen
Positionierungen in den bevorstehenden Meilensteinen in
der Entwicklung der europäischen Raumfahrt darstellen;
den programmatischen Entscheidungen der
Investitionen in Raumfahrtaktivitäten sind auch in
Zeiten der wirtschaftlichen Krise eine Investition in die
Zukunft. Das bvmit ist überzeugt, dass diese Zukunft,
die europäische Partner wie EU und ESA schaffen, von
Österreich auf Basis der bisher aufgebauten Kompetenzen
aktiv mitgestaltet werden soll. ●
der österreichische
Weltraumsektor
10
11
Einleitung
Grenzen überschreitende Vision
und Nutzen stiftende Realität
Moderne Weltraumtechnologien sind aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Fernsehen,
Telekommunikation, Navigation oder Wettervorhersage sind heute ohne Satelliten nicht möglich. Die
Bedeutung satellitengestützter Informationen und Dienstleistungsangebote für viele gesellschaftspolitisch
relevante Bereiche, wie z. B. Klimaforschung und Monitoring, Wettervorhersagen, Verkehr, Sicherheit
und Katastrophenmanagement wird immer deutlicher. Neue, aufstrebende Großmächte, wie China und
Indien drängen in den Markt. Weltraummächte wie die USA und Russland definieren ihre Prioritäten neu.
Gemeinsame Ziele in den internationalen Weltraumtätigkeiten werden angesprochen. Das ökonomische,
wissenschaftliche und geopolitische Umfeld verändert sich.
Europas Raumfahrt stellt sich in diesem neuen Umfeld
neu auf: Die Europäische Union nimmt den Weltraum auf
ihre Agenda. Im seit Dezember 2009 gültigen Vertrag
von Lissabon ist eine zwischen der Europäischen Union
und ihren Mitgliedsländern geteilte Kompetenz für
die Raumfahrt festgeschrieben und die Bedeutung der
Europäischen Weltraumorganisation ESA in diesem Dreieck
gesondert erwähnt. Europa sendet damit ein klares Signal
aus, dass es die strategische Bedeutung der Raumfahrt
anerkennt und die Verantwortung dafür wahrnimmt.
Europa will als Wirtschaftsmacht im globalen Wettbewerb
über eine adäquate Weltrauminfrastruktur verfügen.
Mit der geteilten Kompetenz der Europäischen Union
mit ihren Mitgliedsstaaten wird Raumfahrt neben einem
Forschungs- und Entwicklungsthema ein Politikfeld, in
dem alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union – und
somit auch Österreich – angesprochen sind, eine Politik
in diesem Bereich zu entwickeln. Mit den geplanten
Weltraumtätigkeiten im mehrjährigen Finanzrahmen
der Europäischen Union ab 2014 vor allem zu den
Betriebsphasen der Satelliteninfrastrukturen Galileo und
GMES, erweitert sich das Aktionsspektrum für Österreich,
das nun auch eine Haltung zur stärkeren budgetären
Einbindung des EU-Haushalts in Weltraum-Themen
entwickeln bzw. eine Positionierung im Rahmen von
Betriebsstrukturen vornehmen muss.
Das bmvit als für Raumfahrt zuständiges Ressort
ermöglicht österreichischen Unternehmen, universitären
und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und
zukünftigen Nutzern der Anwendungen satellitenbasierter
Technologien die aktive Teilnahme am Bau und
der Nutzung der Weltrauminfrastrukturen. Mit der
vorliegenden Strategie eröffnet das bmvit die Diskussion
über Zukunftsleitlinien, um in einem gemeinsamen
österreichischen Auftreten die österreichischen Interessen
sowohl aus öffentlicher, industriell-wissenschaftlicher
Sicht, sowie auch aus der Nutzerperspektive optimal
zu vertreten.
Mit Blick auf die vor uns liegende Dekade bis 2020
soll aufbauend auf den bisherigen Erfolgen der
österreichischen Weltraumindustrie, Wissenschaft und
Forschung eine Strategie des bmvit für österreichische
Weltraumtätigkeiten entwickelt werden, die
• die bisher aufgebauten industriellen und
wissenschaftlichen Kapazitäten und Fähigkeiten
weiterentwickelt,
• die neuen europäischen und internationalen
Rahmenbedingungen berücksichtigt,
• die Abstimmung mit dem gesamten österreichischen
Forschungssystem gewährleistet,
• eine verstärkte Fokussierung aufgrund
der ökonomischen Situation erfordert und der
wirkungsorientierten Verwaltungsführung Rechnung trägt,
• alle insbesondere durch die Entwicklung und den
Betrieb der Weltraumsysteme betroffenen Ressorts
einbezieht und engagiert,
• die Ergebnisse der Analysen und Evaluierungen
verwertet, und
• neue Ziele und Maßnahmen zu deren Umsetzung
definiert. ●
40 Jahre
Weltraumtätigkeiten
in Österreich
Die Wissenschaft geht voran
Österreichs Einstieg in die Raumfahrt lässt sich mit
dem Jahr 1969 datieren, demselben, in dem die USamerikanische Apollo-Mission den ersten Menschen auf
den Mond brachte. Im November 1969 flogen erstmals in
Österreich entwickelte Apparaturen für wissenschaftliche
Experimente an Bord einer Höhenforschungsrakete ins All.
Dem waren freilich schon über Jahre hinweg
wissenschaftliche Aktivitäten in der Weltraumforschung
in Wien, Graz und Innsbruck vorangegangen, die durch
die Gründung des Instituts für Weltraumforschung der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften ÖAW in
Graz in den siebziger Jahren eine institutionelle Basis
und einen wichtigen Anschub erhielten. Dieses war auch
Träger einer intensiven wissenschaftlichen Kooperation mit
Partnerorganisationen in der Sowjetunion, die schließlich
im Austromir-Projekt mit Franz Viehböck als Teilnehmer
der Besatzung der Raumstation MIR 1991 einen Höhepunkt
fand. Heute ist das Institut mit über 80 MitarbeiterInnen
eines der größten der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften und genießt höchste internationale
Reputation.
Seit 25 Jahren Mitglied in der ESA
In der Weiterentwicklung der Weltraumtätigkeiten
kam zu dieser starken wissenschaftlichen Orientierung
verstärkt auch ein technisch-ökonomisches Interesse
an der Raumfahrt hinzu. Dies führte rasch zu einer
Annäherung an die 1975 gegründete Europäische
Weltraumorganisation ESA. Anfang der 1980er Jahre trat
Österreich der ESA als assoziiertes Mitglied bei, 1987
folgte der Vollbeitritt. Seither arbeiten österreichische
Forschungsinstitute und Unternehmen aktiv an der
Entwicklung von Weltraummissionen zur Ergründung
des Universums, des Sonnensystems und des Erdsystems
mit, liefern weltraumbasierte Messinstrumente, Teile von
Satelliten und Trägersystemen und entwickeln nützliche
Anwendungen aus den weltraumbasierten Infrastrukturen.
Unter den ESA-Staaten wird Österreich zusammen mit
Schweiz, Schweden, Norwegen und Finnland als mittlerer
Raumfahrtstaat definiert, verglichen zu Frankreich,
Deutschland, Italien und Vereinigtes Königreich (über
500 Mio. € Beiträge pro Jahr), Spanien, Belgien und
Niederlande (über 100 Mio. € pro Jahr) und Dänemark,
Portugal, Irland, Griechenland, Luxemburg, etc. (unter 50
Mio. € Beiträge pro Jahr).
Die Beiträge Österreichs zur Europäischen Weltraumorganisation ESA konnten in den letzten Jahren von rund
30 Mio. € in 2008 auf rund 54 Mio. € in 2011 angehoben
werden. Schwerpunkte sind Erdbeobachtung, Technologieentwicklungen und Telekommunikation. (Siehe Grafik 1)
Das aktuelle österreichische Beteiligungsportfolio an
den ESA-Wahlprogrammen wurde im Rahmen der ESARatstagung auf Ministerebene 2008 genehmigt und
basiert auf umfangreichen Analysen und Vorschlägen
der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft
FFG. Die Grafik vergleicht die aliquoten Anteile in den
unterschiedlichen Planungskorridoren der ESA bei der
Zeichnung während der letzten ESA Ministerkonferenz
(November 2008) und zeigt deutlich die österreichische –
auch finanzielle – Schwerpunktsetzung im Vergleich
zum durchschnittlichen Zeichnungsverhalten aller
Mitgliedsstaaten der ESA. Priorität wurde in Österreich den
Themen Erdbeobachtung und Klimaforschung, Telekom
und Technologieentwicklungen eingeräumt, während
auf gesamteuropäischer Ebene die Aufwendungen
für die bemannte Raumfahrt und die Entwicklung
der Trägersysteme nahezu ähnlich hoch sind wie
die Mittel in der Erdbeobachtung. Diese Möglichkeit
der unterschiedlichen Beteiligungen bei den ESAWahlprogrammen stellt für Österreich den großen Vorteil
dar, nationale Schwerpunktsetzungen im Sinne einer
engen Verzahnung zum nationalen Innovationssystem auf
internationaler Ebene zu verwirklichen. (Siehe Grafik 2)
Die Rückflüsse von Aufträgen aus den ESA-Programmen an
österreichische Akteure entwickelten sich in den letzten
Jahren sehr positiv und liegen mit Stand März 2012 über
dem von der ESA für alle Mitgliedsstaaten garantierten
Mindestrückflusswert von 96 % bei 99 %. (Siehe Grafik 3)
Aktive österreichische Beteiligung in den
Forschungsprogrammen der Europäischen Union
Mit der Integration in die Europäische Union eröffnete
sich für Österreich auch die Möglichkeit, an den
EU-Forschungsrahmenprogrammen teilzunehmen, die
seit 2002 auch Forschungsprojekte im Bereich Raumfahrt
finanzieren.
Die Rückflüsse aus dem Weltraumprogramm des laufenden
EU-Forschungsrahmenprogramms liegen mit Datenstand
November 2011 über der Höhe des Finanzierungsanteils:
der österreichische Anteil an rückholbaren Fördermitteln
12
13
1 Das österreichische esa-BuDGet 2011
Launcher
€ 2.594.931
Erdbeobachtung
€ 14.233.181
Technologie und
Exploration
€ 9.760.596
Human Space
Flight/Microgravity
€ 887.616
Telekommunikation
€ 9.398.385
Applikation
€ 324.000
Wissenschaft
€ 10.263.644
CSG-Kourou
€ 1.281.728
Security
€ 305.000
Navigation
€ 319.324
General Budget
€ 4.663.038
Grafik 1: Das österreichische ESA-Budget 2011, Quelle: FFG
2 österreichische schwerpunkte in Der esa
50%
45%
40%
35%
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Earth Observation
Launcher
HSF and
Microgravity
Robotic
Exploration
Telekom
Technologie
Navigation
SSA
ESA Envelope
AT Beteiligungsvorschlag
Grafik 2: Österreichische Schwerpunkte in der ESA/Beteiligungsportfolio 2008, Quelle: FFG
3 österreichische rückflüsse aus esa-proGrammen
Dez. 2007
0,92 M€
Dez. 2008
0,94 M€
Dez. 2009
0,96 M€
Dez. 2010
0,98 M€
Dez. 2011
0,97 M€
Grafik 3: Rückflüsse von Aufträgen aus ESA-Programmen an österreichische Akteure, Quelle: FFG
Dez. 2014
1,03 M€
4 österreichische anteile an Den eu-forschunGsrahmenproGrammen
14
80
10%
9%
70
8%
60
6,3%
€ 2,4 Mio.
7%
50
6%
4%
€ 4,8 Mio.
40
3,4%
€ 1,8 Mio.
30
3,4%
€ 4,8 Mio.
5%
4%
3%
20
1,2%
€ 0,6 Mio.
0,8%
€ 0,4 Mio.
10
0,9%
€ 0,3 Mio.
2%
1%
0
Anzahl
Projekte
0%
FP6
2002-SPACE-1
FP6
2003-SPACE-1
FP6
2005-SPACE-1
FP7
SPACE-2007-1
FP7
SPACE-2009-1
FP7
SPACE-2010-1
FP7
SPACE-2011-1
Bewilligte Projekte mit AT-Beteiligung
Bewilligte Projekte ohne AT-Beteiligung
Grafik 4: Österreichischer Anteil an rückholbaren Fördermitteln
im 6. und 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramm, Quelle: PROVISO
Österreichischer Rückflussindikator
5 österreichisches weltraumproGramm asap förDerunGen 2005–2011
ÖWP 2006 Projekte
ÖWP 2005 Projekte
ASAP 5 Projekte
ASAP 5 GMES
ÖWP 2006 BGLM
2006
6.734,6 €
2005
6.690, €
6.690,0
2007
7.899,9 €
ASAP 5 BGLM
ÖWP 2005 BGLM
ASAP 5 KZI
ASAP 6 KZI
ASAP 6 Projekte
ASAP 8 Projekte
2010
7.324,2 €
2008
9.437,5 €
ASAP 6 GMES
2011
4.400,0 €
ASAP 8 BGLM
ASAP 7 Projekte
ASAP 7 BGLM
ASAP 6 BGLM
Grafik 5: Österreichisches Weltraumprogramm ASAP
Förderungen 2005–2011 (keine Ausschreibung 2009), Quelle: FFG
BGLM: Begleitmaßnahmen
KZI: Konzeptinitiative
GMES: Global Monitoring for Environment and Security
15
liegt bei 3 %, verglichen zum durchschnittlichen
österreichischen Finanzierungsanteil im laufenden
EU-Finanzrahmen 2007–2013 von 2,3 %. (Siehe Grafik 4)
Das Österreichische Weltraumprogramm
als Vorbereitung und Einstieg in
Weltraumkooperationen
Um den österreichischen Akteuren den Zugang zu
internationalen Märkten zu erleichtern und ihre
Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, werden sie dabei seit
2002 zudem vom Österreichischen Weltraumprogramm
ASAP des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation
und Technologie bmvit unterstützt. Das nationale
Förderprogramm dient als Einstieg in Weltraumtätigkeiten,
fördert weltraumrelevante Technologien und die Nutzung
von Satellitendaten und dient als Qualifizierung für ESAund EU-Programme, für den kommerziellen Bereich,
und zur Realisierung von transnationalen Kooperationen
außerhalb der Programme der ESA und der Europäischen
Union.
Seit 2002 wurden im Rahmen des Österreichischen
Weltraumprogramms ASAP in bisher insgesamt acht
Ausschreibungen 241 Projekte mit einer Fördersumme von
rund 55 Millionen Euro finanziert. (Siehe Grafik 5)
Das Österreichische Weltraumprogramm versteht sich als
Hebel zu den internationalen Programmen der EU und
der ESA, bilateralen Programmen und zum kommerziellen
Markt. Durch diese nationale Fördermöglichkeit wurden
bilaterale Kooperationen mit Industrieunternehmen
und Raumfahrtagenturen in Deutschland, Frankreich,
USA, Russland, Indien, Japan und China ermöglicht.
2011 betrugen die Budgets für ASAP 4,4 Mio. € verglichen
zum österreichischen ESA-Beitrag von rund 54 Mio. €.
(Siehe Grafik 6)
Evaluierung der bmvit-Weltraumtätigkeiten
Im Jahr 2008 wurden sämtliche Weltraum-Aktivitäten und
Unterstützungsmaßnahmen (österreichische Beteiligung
an den ESA-Wahlprogrammen und das Österreichische
Weltraumprogramm) des bmvit einer externen Evaluierung
durch ein internationales Expertenteam unterzogen.
Diese stellt der bisher verfolgten Weltraumstrategie 1
in Österreich ein gutes Zeugnis aus: „Die österreichische
Raumfahrtstrategie hat bisher versucht, die vorhandenen
wissenschaftlichen und industriellen Potenziale soweit wie
möglich in die nationale Förderung einzubinden. Das ist vor
allem mit Blick auf die dominanten Akteure aus Wissenschaft
und Industrie gut gelungen.“ 2
Die Evaluierung sieht die Stärken des österreichischen
Weltraumsektors in der starken, internationalen
Spezialisierung (48 % der Unternehmen erzielen zwischen
80 und 100 % des Umsatzes im Export) und den in der
Anwendung von Satellitentechnik sehr aktiven kleinen
und mittleren Unternehmen KMU (81 % der im Bereich
satellitenbasierte Dienste tätigen Unternehmen sind
KMU). In den Anwendungsmöglichkeiten – insbesondere
im Bereich der Informationstechnologien – gäbe
es noch großes Wachstumspotenzial. Die regionale
Lage prädestiniere die österreichischen Akteure
dabei für Leitthemen wie Katastrophenschutz und
Verkehrstelematik. Zudem habe der Technologietransfer
der Ergebnisse industrieller und wissenschaftlicher
Forschung in die Breite noch Entwicklungspotenzial.
Nachfrageseitig ist der Weltraummarkt immer noch
vorwiegend institutionell geprägt. Der kommerzielle
Markt ist – mit Ausnahme der satellitengestützten
Telekommunikation – noch schwach entwickelt. Die
ESA-Programme stellen noch immer den größten Markt
für österreichische Akteure dar.
Organisation und Zuständigkeiten
Die österreichischen Weltraumtätigkeiten (ESA,
EU-Forschungsprogramme, EUMETSAT und das
nationale Weltraumprogramm ASAP) ressortieren
im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und
Technologie bmvit und werden von der Agentur
für Luft- und Raumfahrt der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft FFG umgesetzt.
Eine interministerielle Gruppe gewährleistet die
ressortübergreifende Koordinierung und Abstimmung
der österreichischen Weltraumpolitik und stimmt
österreichische Positionen für internationale Gremien
ab. Die Vereinigung Austrospace (Association of Austrian
Space Industries), eine Vereinigung zur Förderung der
österreichischen Weltraumindustrie, vertritt die Interessen
der österreichischen Weltraumakteure in Wissenschaft,
Forschung und Industrie. ●
1
Österreichischer Weltraumplan 2000
2
Prognos: Evaluierung der österreichischen Beteiligung an ESA
Wahlprogrammen sowie des österreichischen Weltraumprogrammes des
BMVIT, Berlin 2008
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Grafik 6: Das Österreichische Weltraumprogramm als Hebel zu
internationalen und europäischen Weltraumprogrammen, Quelle: FFG
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Bereit zu einem
Entwicklungssprung
27
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1,5
291
61
7 weltraumindustrie in österreich
12
Anzahl der
RF-Umsatz in M€
FoE (n=23)
Unternehmen (n=39)
RF-MitarbeiterInnen
FoE (n=30)
Unternehmen (n=41)
8
9
Forschungseinrichtungen FoE (n=30)
Unternehmen (n=44)
3,2
9
3,2
24
5
0
1
1
2
3
3,8
0,1
39
5
3,7
34
8,7
1,7
6
7
28
16
12
15
44,4
231
24
238
15
7
11
3
1
2
3
4
0,9
0,4
0,5
25
16
9
23,7
11,3
10
5
42
3
1
1
0,2
0,1
0,1
12,4
164
74
2
1
1
Grafik 7: Verteilung der Weltraumindustrie und -forschung
in Österreich, Stand 2010, Quelle: Brimatech Services GmbH
Am Beginn seiner fünften Dekade präsentiert sich
Österreichs Weltraumsektor als international anerkannter
Player in einer Reihe von Schwerpunktbereichen. Eine
vitale Szene von Klein- und Mittelbetrieben ist als
Entwickler und Anbieter innovativer Anwendungen
der Weltraumtechnologien erfolgreich tätig. Mit neuen
Technologien werden auch Beiträge zur Lösung einiger
drängender gesellschaftlicher Herausforderungen
im 21.Jahrhundert geleistet. Eine Reihe von
Industrieunternehmen bietet auf den internationalen
Märkten Systemkomponenten zu Weltraumsystemen
erfolgreich an. Eine traditionsreiche und gleichzeitig beim
Erschließen von Neuland erfolgreiche wissenschaftliche
Weltraumforschung in Österreich bietet dabei die
Grundlage zur Erreichung einer technologischen
Spitzenposition.
Die Erfassung und Beschreibung der österreichischen
Weltraumindustrie und -forschung 2010 3 liefert
eine aktuelle Kompetenzübersicht, analysiert das
Kooperationspotenzial und stellt eine Grundlage der
Weltraumstrategie dar. 114 Organisationen sind 2010 ³
in der Weltraumtechnologie tätig. Davon haben 74
Organisationen (65 %) an der Erhebung teilgenommen.
Hochgerechnet auf alle 114 Organisationen ergibt
sich ein jährlicher Umsatz von 125 Mio. € und 934
MitarbeiterInnen in der Raumfahrt. Das größte Segment
sind Raumfahrtobjekte (bezogen auf den Umsatz/das
Forschungsbudget). Die meisten Organisationen findet
man im Segment der satellitenbasierten Anwendungen.
Das geistige Kapital schlägt sich in durchschnittlich rund
20 Patenten und knapp über 1.000 Publikationen pro
Jahr nieder. Die Organisationen, die an der Erhebung
teilgenommen haben, erwirtschaften einen kumulierten
Weltraumumsatz von 86 Mio. €, 647 MitarbeiterInnen sind
in der Raumfahrt tätig, davon 74 % in der Forschung und
Entwicklung. Der Schwerpunkt der Weltraumtätigkeiten
liegt in den Bundesländern Wien und Steiermark. ●
3 BRIMATECH Services GmbH: Ö-SPACE Österreichische Weltraumindustrie
und -forschung: Datenbank der Marktteilnehmer, Wien 2011
18
19
Schwerpunkte und
Kompetenzen des
österreichischen
Weltraumsektors
Durch die Integration in die ESA-Programme und mit der Unterstützung durch
das nationale Weltraumprogramm konnten industrielle und wissenschaftliche
Kapazitäten auf- und ausgebaut und Spezialisierungen erarbeitet werden,
wodurch Österreich in wichtigen Bereichen der Raumfahrttechnologie
und Weltraumforschung internationale anerkannte Kompetenzen und
Spitzenpositionen erreicht hat. Die nachfolgenden Darstellungen wurden in
drei Workshops mit Akteuren der österreichischen Weltraumforschung und
-industrie diskutiert und erarbeitet.
Weltraumtechnologien
Internationale Führungspositionen
In Österreich konnten in den vergangenen Jahren
international anerkannte und sichtbare Kompetenzen
speziell in den Bereichen der Weltraumtechnologie und
der wissenschaftlichen Datenanalyse aufgebaut werden,
sowie in folgenden Technologiebereichen:
Thermische und mechanische Subsysteme
für Satelliten und Trägerraketen
(Thermalisolation, Strukturelemente,
Mechanismen)
Elektronik für Steuerungs- und
Signalverarbeitungsaufgaben an Bord
von Satelliten
Subsysteme für Test und Betrieb
von Satelliten
Erfolge in den vergangenen Jahren
Als erfolgreiche Beispiele für die Positionierungen
von österreichischen Unternehmen in diesen Schwerpunktbereichen im letzten Jahrzehnt sind zu erwähnen:
Thermische und mechanische Subsysteme
Die Thermalisolation, die Raumflugkörper und ihre
Subsysteme vor den extremen Temperaturunterschieden
im Weltall schützt, kommt in fast allen ESA-Missionen
sowie zahlreichen anderen Weltraumprojekten aus
Österreich, und die führende Marktstellung in Europa
wurde sehr erfolgreich für den Technologietransfer
in terrestrische Tieftemperatur-Anwendungen (z. B.
Medizintechnik) genutzt. Bei jedem Start der europäischen
Trägerrakete Ariane 5 versorgen Treibstoffleitungen aus
Österreich das Haupt-Triebwerk mit Flüssigwasserstoff und
Flüssigsauerstoff.
Mit dem aufgebauten Know-how für Flüssigwasserstoff
wurde der Technologie-Transfer in die Automobilindustrie
und die Zivilluftfahrt begonnen. In zahlreichen
Projekten der ESA kommen Präzisions-Mechanismen
und Strukturelemente aus Österreich zum Einsatz (z. B.
Herschel/Planck und BepiColombo, einer Raumsonde zur
Untersuchung des Magnetfeldes des Merkur), und durch
die erfolgreiche Qualifikation in ESA-Programmen ist es
gelungen, mit Mechanismen auch auf dem kommerziellen
Markt für Telekommunikations-Satelliten in Europa,
Amerika und Asien Fuß zu fassen.
Elektronik für Steuerungs- und
Signalverarbeitungsaufgaben
Auf allen derzeit in Entwicklung und Bau befindlichen
Erdbeobachtungssatelliten von ESA und EU (SWARM –
Satellitenmission zur Messung der Stärke, Orientierung
und zeitlichen Veränderung des Erdmagnetfeldes;
GMES – Global Monitoring for Environment and Security;
EarthCare – Earth Clouds, Aerosols and Radiation Explorer,
Satellitenmission zur Untersuchung von Aerosolen,
Wolken und die Wechselwirkung von Strahlung in der
Erdatmosphäre) sorgen Navigationsempfänger aus
Österreich für die hochgenaue Positionsbestimmung.
Die starke Marktstellung mit dieser Technologie kommt
in einem Entwicklungsauftrag für den – für ausländische
Anbieter nur sehr schwer zugänglichen – japanischen
Weltraummarkt zum Ausdruck. Auf den ersten erfolgreich
gestarteten, operationellen Satelliten des europäischen
Navigationssystems Galileo erfolgen die Erzeugung der
Navigationssignale und die Steuerung zahlreicher Abläufe
mit Hilfe von Elektronik-Baugruppen aus Österreich.
Subsysteme für Test und Betrieb von Satelliten
Bei beinahe allen derzeit in Entwicklung und Bau
befindlichen Satelliten von ESA und EU sorgen Testsysteme
aus Österreich für die entscheidende Qualität im
Integrations- und Test-Prozess; 30 % aller SatellitenTransponder weltweit werden mit Hilfe von SignalMonitoring-Technologie aus Österreich automatisch und
kontinuierlich überwacht, um Funkstörungen sowie deren
Quellen identifizieren und lokalisieren zu können und
damit Satelliten-Betreibern die unverzügliche Reaktion
auf Anomalien bei der Signalübertragung zu ermöglichen.
Perspektiven für 2020
Mit diesen Erfolgen wurden die Voraussetzungen
für den Ausbau der Marktposition im kommenden
Jahrzehnt geschaffen, wobei neue Chancen auch
auf den aufstrebenden Weltraummärkten in Asien
und Lateinamerika gesehen werden. In allen
Schwerpunktbereichen können höchst attraktive
Möglichkeiten identifiziert werden, von denen hier
nur einige als Beispiele angeführt sind:
20
21
Thermische und mechanische Subsysteme
Für alle Satelliten besteht großes Interesse an leichteren
Thermalisolationen mit gleichzeitig verbesserten
thermischen und elektrischen Eigenschaften, wofür
die Entwicklung von innovativen Konzepten und
Materialien benötigt wird. Eine neue, wiederzündbare
Oberstufe der Ariane-Rakete erfordert die Entwicklung
von Tiefsttemperatur-Treibstoffleitungen, für die die
vorhandene, langjährige Erfahrung und bewährte
Zusammenarbeit exzellente Voraussetzungen darstellen.
Leistungsfähigere Erdbeobachtungs-Instrumente
(z. B. für den geostationären Wettersatelliten Meteosat
Third Generation und den Satelliten für operationelle
Meteorologie und Klimabeobachtung Metop
2nd Generation) brauchen komplexe PräzisionsMechanismen, bei deren Entwicklung die industriellen
Aktivitäten stark von der ausgezeichneten Wissensbasis
und der Test-Infrastruktur profitieren können, die
sowohl von österreichischen Universitäten und
außeruniversitären Forschungseinrichtungen als auch
von spezialisierten Dienstleistungsunternehmen angeboten
werden. Immer höhere Anforderungen an Werkstoffe
erzeugen einen Bedarf an Neuentwicklungen, die für
Österreich ein Potenzial für zukünftige Produkte darstellen,
wie Verbundwerkstoffe für thermostabile Strukturen oder
selbstschmierende Lagerelemente.
Elektronik für Steuerungs- und
Signalverarbeitungsaufgaben
Das immer höhere Auflösungsvermögen von
Erdbeobachtungsinstrumenten wird in mehr
zukünftigen Anwendungen zur Notwendigkeit der
hochgenauen Positionsbestimmung der Satelliten führen,
wodurch ein steigender Bedarf an hoch integrierten
Navigationsempfängern entsteht, die mit GPS und Galileo
kompatibel sind. Solche Empfänger bilden auch den Kern
einer neuen Generation von Meteorologie-Instrumenten,
die GPS/Galileo-Signale für atmosphärische Messungen
nutzen (z. B. bei der Fortsetzung des Satellitenprogramms
für Meeresbeobachtung Jason CS (Continuity of Service)
und bei den Satelliten für operationelle Meteorologie und
Klimabeobachtung Metop 2nd Generation). Verbesserte
zukünftige Navigations-Satelliten werden die steigende
Leistungsfähigkeit von Signalverarbeitungstechnologien
für die autonome Kompensation von Verzerrungen der
Übertragungskette bei der Signalerzeugung nutzen.
Subsysteme für Test und Betrieb von Satelliten
Standard-Plattformen für den Bau von Testeinrichtungen
für Satelliten werden schnellere Durchlaufzeiten beim
Bau der Testanlage und im Assemblierungs/Integrations/
Test-Prozess ermöglichen. Aspekte wie Test von hohen
Datenübertragungsraten, Genauigkeit, Größe der Anlage
sowie Reduktion von Lärm und Stromverbrauch rücken
immer mehr in den Vordergrund; neueste Entwicklungen
auf dem Halbleitersektor und in der Software Algorithmik
werden entscheidende Impulse in diese Richtung geben.
Testanlagen und Software für den Betrieb von Satelliten
haben viele Gemeinsamkeiten – der Bedarf einer
Vereinheitlichung dieser Software im „Common Core“
liegt nahe. Beim Monitoring von Satelliten muss das
Problem der Beeinflussung von Satellitensignalen
gelöst werden, wofür angestrebt wird, einerseits die
Methoden der Erkennung und Ortung von Störsignalen zu
verbessern und andererseits bei der Standardisierung der
Satellitensignalübertragung mitzuarbeiten.
Innovative Antriebs- und Energiesysteme
für zukünftige Satelliten
In den letzten Jahren wurden in Österreich FeldemissionsTriebwerke entwickelt, die die Erzeugung kleinster Schübe
mit höchster Präzision für die genaue Positionierung
wissenschaftlicher Satelliten erlauben. Weitere
Entwicklungen betreffen chemische Triebwerke mit
umweltverträglichen Treibstoffen, Mini-Triebwerke für
Kleinstsatelliten und Wasserstoff-Brennstoffzellen-Systeme,
die Batterien als Energiespeicher ersetzen könnten.
Im Februar 2013 wurde, als Zeichen einer neuen Qualität
der österreichischen Weltraumforschung, der erste
in Österreich entwickelte, hergestellte und getestete
Nanosatellit BRITE (Bright Star Target Explorer) Austria/
TUGSAT-1 gestartet. Im Rahmen der BRITE-Mission wird
der sieben Kilogramm schwere Satellit helle Sterne mittels
Spezialkamera erforschen. Der Nanosatellit in Würfelform
(20×20×20 cm) wurde von der Technischen Universität
Graz in Kooperation mit der Universität Wien und der
Universität Toronto entwickelt und gebaut. Die TU Wien
ist mit dem Aufbau einer zweiten Bodenstation am
Projekt beteiligt. Dieser Forschungssatellit für die
Astronomie ist damit auch ein Anschauungsprojekt
heimischer Weltraumtechnologie. Zusammen mit
dem baugleichen Zwillingssatelliten UniBRITE der
Uni Wien und zwei weiteren kompatiblen Satelliten
aus Polen und Kanada entsteht so die weltweit erste
Nanosatellitenkonstellation. ●
Anwendungen der
Weltraumtechnologien
Internationale Führungspositionen
Erdbeobachtung
Österreichische Firmen und Forschungseinrichtungen
haben eine internationale Schlüsselposition in den
Anwendungssegmenten Raumplanung, Hydrologie,
Umweltmonitoring und Krisenmanagement erworben
und konnten sich auf diesen Gebieten als internationale
Marktführer positionieren. Dieser Erfolg ist vor allem
auf den Aufbau operationeller IT-Infrastrukturen und
Dienstleistungen zurückzuführen.
Navigation
Sowohl Forschungsinstitutionen als auch
Unternehmen sind an vorderster Front beteiligt, um
durch Dienstleistungen und Produktentwicklungen
die NutzerInnenzahl der satellitengestützten
Navigation signifikant zu erhöhen und eine optimale
Wertschöpfung des zukünftigen Galileo Systems
zu gewährleisten.
Satellitenkommunikation
Österreichische Institutionen aus Industrie und
Forschung nehmen eine international sichtbare
und anerkannte Position in der Entwicklung,
Optimierung und Nutzung von satellitengestützten
Kommunikationssystemen (bis 50 GHz) für fixe und
mobile Anwendungen ein, wobei sicherheitsrelevante
Applikationen im Vordergrund stehen.
Erfolge in den vergangenen Jahren
Neben der entwickelten Weltraumtechnologie und
der Forschung wurde in den letzten Jahren das heute
ungeheuer breite Nutzungsspektrum von Satellitendaten
entwickelt: z. B. Navigationsanwendungen (GPS
im Mobiltelefon, Auto, Schiff, Flugzeug und Bahn,
Flottenmanagement, etc.), Beiträge zur Wettervorhersage
und der Telekommunikation oder auch der zeitlichen
Synchronisation von Computernetzen.
In einigen dieser Bereiche konnten mit Hilfe des
nationalen Weltraum-Förderprogramms ASAP neue
und innovative Entwicklungen unterstützt werden,
z. B. bei den Anwendungen der Erdbeobachtung,
der satellitengestützten Navigation und der
Satellitenkommunikation.
Erdbeobachtung
Erdbeobachtungsanwendungen haben in den letzten
Jahren nicht nur in Österreich, sondern weltweit rasant
an Bedeutung gewonnen. Auf der einen Seite gibt es
immer mehr NutzerInnen, die hochwertig verarbeitete
Erdbeobachtungsdaten in ihren Modellen und
Anwendungen integrieren. Auf der anderen Seite können
die von neuen Erdbeobachtungssatelliten gelieferten
Daten nur mehr mit einer hochleistungsfähigen
IT-Infrastruktur bewältigt werden. Bereiche, in denen
österreichische Akteure herausragende Leistungen
erzielen konnten, sind:
• Im Bereich der Raumplanung ist es unter anderem
dank der engen Kooperation zwischen Industrie
und Forschung gelungen, dass sich österreichische
Dienstleistungsanbieter wie die Firma GeoVille als
europäische Marktführer positionieren konnten.
• Im Bereich der Hydrologie war Österreich bei der
Entwicklung von operationellen Echtzeitservices zur
Erfassung von Schnee und Bodenfeuchtigkeit erfolgreich.
So führen die Zentralanstalt für Meteorologie und
Geodynamik ZAMG und die Technische Universität Wien
in dem von der Europäischen Organisation für die Nutzung
meteorologischer Satelliten EUMETSAT betriebenen
„Satellite Application Facility in Support to Operational
Hydrology“ den Bereich des Bodenfeuchtigkeitsmonitoring
an. Bei der Entwicklung von automatisierten
Prozessierungsketten und Services zur Überwachung von
Schneedecken ist die Firma ENVEO höchst erfolgreich.
• Im Anwendungssegment Waldmonitoring und
Forstinventuren (regional bis weltweit) haben sich
österreichische Institutionen ebenfalls profilieren können.
Beispiele für auf SAR- (Synthetic Aperture Radar),
LIDAR- (Light Detektion and Ranging) und optische Daten
basierende Prozessierungsketten, die von Joanneum
Research, der Technischen Universität Graz und der
Technischen Universität Wien entwickelt wurden, beziehen
sich auf das alpine Waldmonitoring, das Erfassen von
Walddegradation sowie das Tropenwaldmonitoring für die
Klimainitiative REDD (Reducing Emissions from Deforestation
and Degradation).
• Bei der Entwicklung von operationellen
Prozessierungsketten zur geometrischen und
radiometrischen Vorverarbeitung von Erdbeobachtungsdaten sind österreichische Akteure international sehr aktiv.
So waren bzw. sind in Österreich entwickelte Algorithmen
und Software Bestandteil von Vorverarbeitungsketten
verschiedenster Sensorsysteme.
22
23
Navigation
Österreichische Unternehmen und Forschungsinstitutionen
(v.a. Joanneum Research und TeleConsult) haben
umfangreiches Know-how in folgenden Bereichen:
• Verbesserung der Störsicherheit und Genauigkeit von
Satellitennavigationssystemen sowie der Entwicklung von
neuen Navigationsempfängern.
• Entwurf von neuen Empfängern, die auch in gestörten
Umgebungen zuverlässig arbeiten. Aufbauend auf
umfangreichen Messkampagnen wurde die eingeschränkte
Genauigkeit von Navigationsempfängern in exponierten
Gebieten (z. B. durch Radaranlagen, Fernsehsender oder
terrestrische Funksysteme) ermittelt. Diese Expertise
wird erfolgreich für „Location-Based Services“
(z. B. Navigationsunterstützung für Blinde,
Informationssysteme für Freizeit und Tourismus,
Führungssysteme für den Katastrophenschutz) eingesetzt.
• Automatische Flugzeug-Präzisionslandungseinrichtungen. Dafür wurden umfangreiche Tests und
Untersuchungen durchgeführt, um zu bestimmen, an
welchen Stellen des Flugzeugs die Navigationsantennen
anzubringen sind, um bestmögliche Genauigkeit zu
erreichen.
Perspektiven für 2020
In der Zukunft soll im Erdbeobachtungsbereich noch
stärker auf den Aufbau vollkommen automatischer
Prozessierungsketten und Dienstleistungen gesetzt
werden. Nur so wird es möglich sein, die ungeheuren
Datenmengen der neuesten Satellitengeneration, wie
vor allem der Satelliten des geplanten europäischen
Erdbeobachtungsprogramms GMES (Global Monitoring
for Environment and Security), zu bewältigen und den
NutzerInnen in einer sinnvollen Art und Weise zur
Verfügung zu stellen. Hierbei müssen Algorithmen
und Software zur Datenprozessierung laufend an die
Anforderungen dieser Sensorsysteme angepasst werden.
Auch die Hardware- und deren Betriebserfordernisse
steigen dermaßen, dass nur spezialisierte Rechenzentren
die Prozessierung und Archivierung bewältigen können.
In der Navigation wird der Schwerpunkt der zukünftigen
Aktivitäten in der Nutzung der europäischen
Navigationssysteme EGNOS und Galileo, eingebettet
in Globale Satellitensysteme GNSS (Global Navigation
Satellite Systems), liegen. Die Weiterentwicklung
der Empfängertechnologie („Software-based
Receivers“) wie auch die verstärkte Vermarktung von
Satellitenkommunikation
Anwendungssoftware für Multisensorsysteme für
Österreichische Institutionen ( Joanneum Research
Dienstleistungen, beispielsweise für ältere oder kranke
und TU Graz) sind führend an der Entwicklung und
Realisierung von breitbandigen Kommunikationssystemen Personen, werden hierbei besondere Beachtung finden.
Die Satellitennavigation wird generell eine wichtige
und -diensten via Satellit beteiligt. Beispiele sind
Rolle im Bereich „Ambient Assisted Living“ spielen.
kostengünstige Internet-basierte Terminals, die TV,
Das umgebungsunterstützte Leben umfasst Methoden,
Internet und Telefonie auch in Gebieten ermöglichen,
Konzepte, (elektronische) Systeme, Produkte sowie
wo keine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist.
Dienstleistungen, welche das alltägliche Leben älterer und
Erfolgreich wurde mit Industriefirmen und dem größten
auch benachteiligter Menschen situationsabhängig und
Satellitennetzbetreiber ein System für Wohnmobile
entwickelt, das Internet, TV und Telefon überall und zu sehr unaufdringlich unterstützen.
geringen Kosten bereitstellt. Die gleiche Technologie hat
Je mehr Satelliten mit dem Empfänger Kontakt haben,
erfolgreiche Anwendung im Katastrophenschutz erlangt.
desto besser und stabiler ist das Signal. Dies kann
vor allem bei schwierigen, alpinen oder auch in stark
Mit Flugzeugen erfasste Situationsbilder können
verbauten, urbanen Gebieten hilfreich sein. Dazu haben
in Echtzeit über beliebig große Distanzen zu den
sich bislang EU und USA auf ein gemeinsames offenes
Einsatzleitstellen übertragen werden und erlauben so den
Signal von Galileo und GPS III geeinigt. Die Entwicklung
Entscheidungsträgern die unmittelbare Lageerfassung
von hochgenauen Positionierungstechniken in Echtzeit ist
und den optimalen Einsatz von Einsatzkräften. Im
ein weiteres Zukunftsgebiet.
Bereich der Verteilung großer Datenmengen von
Fernerkundungssatelliten haben österreichische Firmen
Kommunikation via Satellit stellt in Gebieten ohne
und Forschungseinrichtungen (gcs und Universität
ausreichende Infrastruktur Dienste bereit und ist eine
Salzburg) internationale Reputation erlangt.
entscheidende Technologie zur Vermeidung der „Digitalen
Kluft“. Schlüssel zum Erfolg sind kostengünstige Endgeräte.
Bandbreitenintensive Anwendungen wie HD-TV und
Mobile Anwendungen für Fahrzeuge (Flugzeuge, Züge,
3D-TV erfordern die Nutzung höherer Frequenzbereiche,
Schiffe) werden verstärkt mit Satellitenkommunikation
da die traditionellen Frequenzbänder bereits stark
abgedeckt. In der Zukunft wird die effektive Nutzung
ausgelastet und teilweise gesättigt sind. Mit ALPHASAT,
und Erschließung neuer Frequenzbereiche für die
einem Satelliten der ESA, der Mobilkommunikation u.a.
kommerzielle Nutzung hohe Bedeutung erlangen.
mit Handys ermöglicht, ist Österreich führend an der
Neben der Mikrowellentechnik rückt die optische
Entwicklung neuer Verfahren und Technologien tätig, die
die zuverlässige Übertragung sicherstellen und damit neue Übertragung verstärkt in den Vordergrund (z. B. für die
Zuspielung von TV-Programmen zum Satellit durch die
Applikationen ermöglichen. Kleinere Antennen können
Satellitennetzbetreiber). In all diesen Bereichen wurden
verwendet werden, wodurch sich das Einsatzspektrum,
bereits wesentliche Vorarbeiten geleistet und Know-how
vor allem im Mobilbereich (z. B. Breitbandkommunikation
in Österreich aufgebaut.
für Flugzeuge) deutlich erweitert.
Integrierte Applikationen: Durch die Zusammenführung
mehrerer Weltraumkomponenten werden neue
Anwendungen ermöglicht bzw. die Qualität existierender
Anwendungen deutlich gesteigert. Als Beispiel seien
Sicherheitsanwendungen genannt mit Schwerpunkt
Katastrophenschutz. In diesem Themenbereich hat sich
Österreich besonders stark engagiert, unterstützt auch
durch andere nationale Forschungsprogramme, die
Weltraumtechnologien für spezifische Anwendungen
einsetzen. In Zukunft werden diese Aktivitäten weiter
ausgebaut und Schwerpunkte auf die nationale und
internationale Vermarktung gelegt. Hierbei stehen die
Bedürfnisse der NutzerInnen und BedarfsträgerInnen im
Vordergrund. Ein wichtiges Ziel ist die Überleitung von
erfolgreichen Prototypen in kommerzielle Produkte,
z. B. für den flächendeckenden Einsatz von Search- and
Rescue-Systemen. ●
24
25
Weltraumwissenschaften
Internationale Führungspositionen
In der Wissenschaft haben österreichische
Institutionen in ausgewählten Bereichen internationale
Führungspositionen erreicht bzw. stehen an der Schwelle
zu einem weiteren Entwicklungssprung. Prominente
Beispiele sind:
Physikalische Weltraumforschung
Weltraumplasmaphysik, Sonnenphysik, solar-terrestrische
Beziehungen und Weltraumwetter; Planetologie,
Planetenatmosphären und -magnetosphären; Erforschung
von Exoplaneten
Astrophysik
Sternenentstehung, Asteroseismologie, Spätstadien der
Sternenentwicklung, Exoplaneten, Galaxienentwicklung,
Kosmologie
Erdbeobachtung des
Klima- und Umweltwandels
Globale Fernerkundung der Atmosphäre, der Hydrologie
und des Schwerefelds der Erde zur Erforschung kritischer
Änderungen im Klima- und Erdsystem; regionale
Fernerkundung von Siedlungs- und Landnutzung
zur Erforschung kritischer Änderungen im direkten
Lebensraum der Menschen
Nutzung der GNSS Satellitensignale
Globale Navigationssatellitensysteme GNSS (Global
Navigation Satellite System) zur Ableitung einer neuen
Nutations- und Präzessionstheorie der Erde und den
damit verbundenen Erkenntnissen über den Aufbau des
Erdkörpers
Physikalische Weltraumforschung
Österreich gehört insbesondere auf Basis erfolgreicher
Forschungsgruppen des Instituts für Weltraumforschung
IWF der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
in Graz zu den Top-3 Ländern bei Zitaten/Fachartikel
und Zitaten/Einwohner und liegt auf Platz 1 bei
Artikeln/Einwohner im Feld „Planetary Exploration“;
das IWF ist der größte internationale Partner bei der
Weltraumplasmaphysik-Mission MMS der NASA; das
IWF ist auch federführend bei der Entwicklung von
zwei Instrumenten zur Erforschung des Merkur bei der
europäisch-japanischen BepiColombo Mission (Raumsonde
zur Untersuchung des Magnetfeldes des Merkur); eine
Forschungsgruppe der Universität Graz ist eine der
führenden Gruppen im Forschungsfeld SonnenaktivitätsMonitoring und Weltraumwetter. Bei der Erforschung
unseres Sonnensystems ist Österreich bezogen auf die
Bevölkerungszahl unter den am häufigsten zitierten
Nationen. (Siehe Grafik 8)
Astrophysik
Forschung in Asteroseismologie und zu Spätstadien der
Sternentwicklung an der Universität Wien genießen
international große Anerkennung, insbesondere
als Folge instrumenteller Beiträge zu und Nutzung
von Weltraummissionen wie CoRoT (COnvection,
ROtation and planetary Transits), ein von der
französischen Raumfahrtbehörde CNES betriebenes
Weltraumteleskop, und Herschel, ein von der ESA
entwickeltes Infrarotweltraumteleskop. Durch strategische
Neuberufungen von ProfessorInnen in Wien wurde als
neuer Schwerpunkt das Thema Sternentstehung etabliert,
mit großem Potenzial für Weltraumnutzung (Herschel,
Space Infra-Red Telescope for Cosmology and Astrophysics
SPICA 2019; James Webb Space Telescope JWST 2018).
Quantenphysik im Weltraum
Überprüfung der Gültigkeit der Quantenphysik in bisher
unerforschten Bereichen wie z. B. über riesige Distanzen
bzw. bei großen Massen; Beziehung der Quantenphysik zur
allgemeinen Relativitätstheorie
Erfolge in den vergangenen Jahren
Herausragende Erfolge im vergangenen Jahrzehnt
(auf Basis der bisherigen Weltraumstrategie) in diesen
drei Wissenschafts-Schwerpunktbereichen waren zum
Beispiel:
Erdbeobachtung
Eine Forschungsgruppe der Technischen Universität
Graz und des Instituts für Weltraumforschung der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz
ist eine der führenden Gruppen der 2009 gestarteten ESA
Schwerefeld-Mission GOCE (Gravity field and steady-state
ocean circulation explorer); eine Forschungsgruppe der
Universität Innsbruck hat die Hydrologie-Mission CoreH2O
(Cold Regions Hydrology High-resolution Observatory)
der ESA vorgeschlagen und führt die Vorbereitungen
an; eine Forschungsgruppe der Universität Graz hat die
Klimamonitoring-Mission ACCURATE (Atmospheric Climate
8 zitierte nationen im bereich erforschung des sonnensystems
Papers
4956
1522
1121
1121
682
449
445
418
305
280
240
232
USA
Frankreich
Deutschland
Großbritannien
Italien
Russland
China
Japan
Niederlande
Spanien
Kanada
Österreich
Zitierungen
54427 USA
21676 Frankreich
13210 Großbritannien
13154 Deutschland
7224 Italien
3578 Japan
3318 Russland
2844 Österreich
2718 Schweden
2668 Kanada
2614 Spanien
2605 China
Zitierungen / Paper
14,2 Frankreich
13,4 Finnland
12,3 Österreich
12,0 Schweden
11,8 Schweiz
11,8 Großbritannien
11,7 Deutschland
11,1 Kanada
11,0 USA
10,6 Italien
9,3 Spanien
8,8 Belgien
Papers / Mill. EW
27,7 Österreich
27,1 Finnland
26,9 Schweiz
24,4 Schweden
24,3 Frankreich
18,3 Niederlande
18,1 Großbritannien
16,6 Belgien
15,6 USA
13,7 Deutschland
11,4 Italien
7,1 Kanada
26
Zitierungen / Mill. EW
362 Finnland
346 Frankreich
339 Österreich
318 Schweiz
292 Schweden
213 Großbritannien
171 USA
160 Deutschland
149 Niederlande
146 Belgien
120 Italien
79 Kanada
Grafik 8: Die 12 am häufigsten zitierten Nationen im Bereich Erforschung
des Sonnensystems, Quelle: ÖAW-IWF
and Chemistry in the Upper Troposphere – Lower Stratosphere
Region And climate Trends Explorer) methodisch erfunden,
der ESA vorgeschlagen und führt die Vorbereitungen
an; eine Forschungsgruppe der Technischen Universität
Wien führt im Rahmen der Climate Change Initiative der
ESA den Forschungsbereich Bodenfeuchte-Monitoring
an; eine Forschungsgruppe von Joanneum Research und
der Technischen Universität Graz ist eine der führenden
Gruppen in Forschungsprogrammen des Europäischen
Erdbeobachtungsprogramms GMES Global Monitoring for
Environment and Security zu Landnutzungs-Monitoring.
Forschergruppen der Technischen Universität Wien und
des Instituts für Weltraumforschung der österreichischen
Akademie der Wissenschaften in Graz zählen weltweit zu
den führenden Gruppen in der Satellitenbahnberechnung
und -beobachtung.
Satellitengeodäsie / Global Navigation
Satellite Systems GNSS
Quantenkommunikation mit Satelliten möglich ist. Die
Wiener Gruppe hat auch zahlreiche Studien zur möglichen
Quantenkommunikation im Weltraum, zum Teil mit
großer internationaler Beteiligung, durchgeführt. Die
gute wissenschaftliche Positionierung in der Quantenkommunikation über große Entfernungen eröffnet
die Möglichkeit für eine wichtige technologische
Positionierung Österreichs auf diesem neuen Zukunftsgebiet.
Perspektiven für 2020
Diese Erfolge haben die österreichische Wissenschaft im
Weltraumbereich mit hervorragenden Perspektiven für
einen weiteren Entwicklungssprung in Richtung 2020
aufgestellt. Enorme Potenziale sind beispielsweise:
Physikalische Weltraumforschung
Fortführung der Aktivitäten im Bereich Weltraumplasmaphysik und Erforschung des Sonnensystems auf
Eine Forschergruppe der Technischen Universität Wien
international höchstem Niveau (Starts der Missionen
zählt weltweit zu den führenden Organisationen in der
Magnetospheric Multiscale Mission MMS der NASA zur
Verarbeitung von GNSS-Daten. Aus GPS- und GLONASS
Untersuchung der Erd-Magnetosphäre und BepiColomboDaten konnte diese Gruppe anerkannte Beiträge zur
Raumsonde der ESA zur Untersuchung des Magnetfeldes
Erdbeobachtung in den Bereichen Plattentektonik,
Erdrotation, Atmosphärenmonitoring zur Wettervorhersage des Merkur: 2014; Solar Orbiter, geplante Sonnenmission
der ESA: 2017); Erweiterung der Planetenforschung
(in Zusammenarbeit mit der ZAMG) und Klimawandel
auf Exoplaneten; Verstärkung im Bereich der
ableiten. Unter anderem wurde das als der derzeit
weltraumgebundenen Astronomie.
gültige internationale Standard festgelegte Modell der
troposphärischen Signalverzögerung auf Basis numerischer
Wettermodelle und GNSS-Beobachtungen an diesem
Astrophysik
Institut entwickelt.
Verstärkte Möglichkeiten in der Erforschung von Gasund Staubphasen im kosmischen Materiekreislauf auf
stellaren, galaktischen und kosmologischen Skalen
Quantenphysik im Weltraum
(Herschel, Space Infra-Red Telescope for Cosmology and
Forscher an der Österreichischen Akademie der
Astrophysics SPICA 2019; James Webb Space Telescope
Wissenschaften und der Universität Wien besitzen in der
JWST 2018); Asteroseismologie und Exoplaneten naher
Quantenkommunikation eine weltweite Spitzenposition.
Sterne (Projekte: Bright Star Target Explorer BRITE
So stellen ihre experimentellen Tests der Quantenphysik
2012, PLAnetary Transits and Oscillations of stars PLATO
über Entfernungen von 144 km den Weltrekord dar und
und Exoplanet Characterisation Observatory EChO);
werden international als der Beweis angesehen, dass
27
neuer Zugang zu kosmologischen Fragestellungen
(ESA Weltraumteleskop Euclid 2019, James Webb Space
Telescope).
Erdbeobachtung
Weiterer Sprung der österreichischen Erdbeobachtung in
eine europäische und weltweite Spitzenposition mittels:
Durchführung der Hydrologie-Mission CoreH2O (Cold
Regions Hydrology High-resolution Observatory) der ESA
und der Klimasatelliten-Mission ACCURATE (Atmospheric
Climate and Chemistry in the Upper Troposphere – Lower
Stratosphere Region And Climate Trends Explorer)
unter österreichischer wissenschaftlicher Führung;
internationale Führung in Stärkebereichen des Klimaund Umweltmonitoring von Schlüsselvariablen und
in einschlägiger Forschung, einschließlich durch in
Österreich angesiedelte internationale Prozessierungsund Analysezentren, insbesondere zu Änderungen
in Lufttemperatur, Luftfeuchte, Treibhausgasen,
Bodenfeuchte, Gletschern und Eisschilden sowie
Landnutzung; Erforschung und Entwicklung neuer
Erdbeobachtungsmethoden für weiter verbesserte Beiträge
der Forschung zur Bewältigung des Klimaund Umweltwandels.
Satellitengeodäsie / Global Navigation
Satellite Systems GNSS
Das in den kommenden Jahren auszuschöpfende
Potenzial liegt in der kombinierten Nutzung aller aktiven
und im Aufbau befindlichen Satellitennavigationssysteme
(z. B. das europäische Galileo-System) und in den
erweiterten Möglichkeiten der Erdbeobachtung mittels
GNSS (3D-Modelle der Troposphäre in Echtzeit zur
Assimilation in Wettermodellen, Erstellung neuer
3D-Modelle des Elektronengehalts der Ionosphäre,
Beobachtung von Krustenbewegungen und lokalen
Hangrutschen, GNSS-Reflektometry, Radio-Okkultationsbeobachtungen).
Quantenphysik im Weltraum
Weiterführende Experimente in diesem Bereich sind
auf der Erde nicht mehr durchführbar (limitierte
Distanz bzw. benötigte Mikrogravitation). Die Arbeiten
zur Quantenkommunikation sind soweit gediehen,
dass konkret eine gemeinsame internationale
Satellitenmission in Vorbereitung ist. Um die
Spitzenposition Österreichs im internationalen Umfeld
zu behaupten bzw. auszubauen, sind Experimente im
Weltraum unumgänglich. Hier ist die Weiterentwicklung
der Technologien hin zur Weltraumtauglichkeit für
Quantenkommunikationsexperimente bzw. für hochpräzise
Uhren, Quantenoptomechanik und Quanteninterferenz
mit Nanoclustern zu nennen. Die Untersuchung der
Grenzen der Quantenphysik und deren Beziehung zur
allgemeinen Relativitätstheorie erlauben Experimente
in einem bisher völlig unerforschten Bereich der Physik
unter Bedingungen, die auf der Erde nicht herstellbar sind.
Die Grenzen der heute anerkannten Physik werden im
Weltraum gefunden werden. ●
28
Ziele für die
Weiterentwicklung
der österreichischen
Weltraumtätigkeiten
Orientierung in
dynamischen Zeiten
Die Dynamik der Nutzung der Anwendungsbereiche von Weltraumsystemen in den vergangenen Jahrzehnten
hat sich basierend auf den traditionellen Stärken der Raumfahrt wie der Erforschung unseres Planeten
Erde, des Sonnensystems und des Universums, der Forschung unter Schwerelosigkeitsbedingungen und den
dafür fundamental notwendigen Startdiensten, stark erweitert. Satelliten-gestützte Systeme im Bereich der
Telekommunikation, der Meteorologie, der Umwelt- und Klimabeobachtung und der Navigation sind heute ein
unverzichtbarer Faktor für das Funktionieren moderner Infrastrukturen und damit eine Grundvoraussetzung
für die Effizienz hochentwickelter Volkswirtschaften.
Der Weltraum bietet für gewisse Fragestellungen
auf Grund der Gesetze der Physik einzigartige
Möglichkeiten, die in einem verstärkten Ausmaß genutzt
werden. Raumfahrttechnologien stellen somit eine
Basisinfrastruktur des 21. Jahrhunderts zur Bewältigung
der ökonomischen, ökologischen, wissenschaftlichen und
gesellschaftlichen Herausforderungen dar.
Europa hat den Nutzen der Weltraumsysteme für
europäische Politikfelder 4 in ihrer Umsetzung erkannt 5
und in mehreren strategischen Papieren sein Interesse
an den Satellitensystemen und den dafür notwendigen
Zukunftstechnologien dargestellt.6 Mit China und Indien
treten neue, zunehmend einflussreiche Akteure auf den
Plan; Amerika, Japan und Russland setzen sich neue,
ambitionierte Ziele. Damit erhält auch die Frage nach
strategischer Unabhängigkeit von weltraumbasierter
Infrastruktur eine wachsende Bedeutung.
Europa möchte im Konzert dieser Weltmächte ein
international anerkannter und starker Partner sein. Im
Lissabon-Vertrag wurde ein Mandat für die Europäische
Union in Weltraumangelegenheiten festgehalten;
Raumfahrt wird so zu einem Politikfeld der Europäischen
Union. Im EU-Finanzrahmen für 2014 bis 2020 wurden
erhebliche Mittel vor allem für den Betrieb von
Weltrauminfrastrukturprogrammen vorgeschlagen.
Durch diese Entwicklungen wächst auch in Österreich
der Bedarf nach Orientierung. Es bedarf verstärkter
Anstrengungen der Kommunikation und Interaktion
zwischen Forschung und Entwicklung, zwischen
den Administrationen in den Ministerien und den
operationellen Organisationen und den Nutzern der
Systeme. Es geht um Fragen der Positionierung in
der technologischen Ausrichtung, um Fragen der
gewünschten zukünftigen industriellen Struktur, der
programmatischen Beteiligungen und entsprechender
Schwerpunktsetzung und nicht zuletzt auch um die
wissenschaftliche Absicherung dieser Aktivitäten, sowie
die Nachwuchsförderung als Basis für die Zukunft. Es geht
um die Teilnahme an der Implementierung der großen
Infrastruktursysteme. Und es geht darum, den Nutzen
dieser Systeme durch breit gestreute Anwendungen in
Dienstleistungen umzusetzen, die beim Endverbraucher
ankommen.
Dazu werden im Folgenden für spezifische
Handlungsbereiche im Weltraum in Österreich Status
und Entwicklungspotenziale ausgelotet, sowie Ziele bis
zum Jahr 2020 formuliert und Maßnahmen zu deren
Umsetzung definiert. Ausgangspunkt dazu ist die in einem
gemeinsamen Prozess aller Akteure der Raumfahrt in
Österreich entwickelte Vision.
Die vorliegende Publikation wendet sich umfassend an
den Weltraumsektor in Österreich und damit an Akteure
in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Betrieb und
Nutzung von Weltraumsystemen in Österreich:
• Abgeordnete zum National- und Bundesrat und
Öffentlichkeit
• Ministerien und ihre (Förder-)Agenturen, die von
Europäischer Raumfahrtpolitik betroffen sind
• Landes- und Gemeindeverwaltungen, als Nutzer von
Weltraumsystemen und Datenanbieter
• Interessensvertretungen (Wirtschaftskammer
Österreich, Arbeiterkammer, Industriellenvereinigung)
• Inner- und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen
• Öffentliche und private Diensteanbieter von
Satellitendaten und daraus abgeleiteter Produkte
• Unternehmen ●
4 Eine umfassende Darstellung der Beiträge von Weltraumsystemen
zur Umsetzung gesellschaftlicher Ziele bietet der ESPI Report 30:
Enabling Europe’s Key Foreign Policy Objectives via Space, Wien 2011
5 7th SPACE COUNCIL – Council Resolution – Global challenges:
taking full benefit of European space systems, 25 November 2010
6 ESPI: Beschlusslage der EU-Weltraumpolitik und ihre Bedeutung für
Österreich, Wien 2012
30
31
Visionund Ziele
„Österreich nutzt die Potenziale von
weltraumgestützten Systemen effektiv
und in koordinierter Weise und nimmt
an deren Errichtung und Betrieb teil.“
Ziel 1
Ziel 2
Anerkannter und
Sichtbarer Partner
Wettbewerbsfähiger
Raumfahrtsektor
Aufbauend auf den bisher erzielten Erfolgen
in Wissenschaft, Forschung, Technologie und
Anwendungen wird Österreich thematisch fokussiert
eine seiner Wirtschaftskraft und seiner Position als
mittlerer Raumfahrtstaat entsprechende Stellung in
der Europäischen Weltraumpolitik einnehmen, um
so in ausgewählten Teilbereichen eine internationale
Führungsrolle zu übernehmen und dadurch die FTIStrategie des „Innovation Leader“ im Gesamtsystem der
Innovationspolitik zu unterstützen. Bei gemeinsamen
Weltraumtätigkeiten nehmen österreichische Akteure
verstärkt Führungs- und Koordinationsrollen ein.
Wettbewerbsfähige österreichische Unternehmen sind
entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette
in allen Segmenten der Weltraumtätigkeiten tätig.
Besonderes Augenmerk wird auf das Potenzial
der Weltraumanwendungen für die Schaffung von
qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen gelegt, sowie
auf Technologien, die eine strategisch vorteilhafte
Positionierung österreichischer Unternehmen
im internationalen Wettbewerb ermöglichen.
Erste Positionierungen in den Betriebsphasen der
europäischen Weltrauminfrastrukturprogramme
erfolgen basierend auf bestehenden Kompetenzen in
österreichischen Firmen und Forschungseinrichtungen.
Ziel 3
Ziel 4
orientierung
an Anwendungspotenzialen
Grundlagen für
weltraumtätigkeiten
bereitstellen
Das Potenzial der Weltraumanwendungen wird
nachhaltig für die Kommerzialisierung von
hochwertigen Produkten und Dienstleistungen
und für die Verbesserung der Lebensqualität und
der Sicherheit der ÖsterreicherInnen genutzt.
Österreichische Verwaltungsebenen nutzen die
europäischen Weltrauminfrastrukturen.
Die österreichischen Kompetenzen und die hohe
Expertise im Bereich der grundlagenorientierten und
anwendungsorientierten Weltraumwissenschaft und
-forschung werden durch Aufbau von Kapazitäten,
Vernetzung und Internationalisierung weiter gestärkt.
Die Faszination von Wissenschaft und Raumfahrt
wird genutzt, um vor allem bei jungen Menschen
Forschungsgeist und Neugierde und ihr Interesse an
Naturwissenschaften zu wecken.
Ziel 1
32
Österreich als international anerkannter
und sichtbarer Partner in Europa
„Eine gemeinsame politische Agenda
Europas im internationalen Kontext “
Status und Potenziale
Die Raumfahrt organisiert sich seit jeher in internationaler
Kooperation, weil der Kapazitätsaufbau für technisch
komplexe und in der Entwicklung äußerst aufwändige
Satelliteninfrastruktur die finanziellen Mittel einzelner
Länder meist übersteigt. Gerade für kleine Länder spielen
Kooperationen in der Raumfahrt – sowohl auf bilateraler
als auch auf multilateraler Ebene – eine essenzielle Rolle.
Die Europäische Weltraumorganisation ESA, gegründet
1975 zur Entwicklung, Durchführung und verbesserten
Koordinierung der europäischen Weltraumtätigkeiten
einerseits und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
der europäischen Weltraumindustrie andererseits, hat
Europa durch ein detailliertes System der Industrie- und
Beschaffungspolitik in verschiedenen Technologiefeldern,
wie Weltraumwissenschaft, Satellitentelekommunikation,
Navigation, wissenschaftliche und operationelle
Erdbeobachtung in eine internationale Vorzeigeposition
gebracht.
Seit dem Vertrag von Lissabon hat auch die Europäische
Union eine Kompetenz für Weltraum. Diese wird sie
mit ihren Mitgliedsstaaten teilen. Wie in Forschung und
Entwicklung können Aktivitäten im Rahmen des EUHaushaltes gesetzt werden, wobei die Mitgliedsstaaten
ihre nationalen Aktivitäten weiterhin fortführen können.
Die geplanten Aktivitäten umfassen die Förderung
des wissenschaftlichen und technischen Fortschrittes,
die industrielle Wettbewerbsfähigkeit und die
Implementierung von Politikbereichen. Dazu können
Maßnahmen gesetzt werden, wie gemeinsame Initiativen,
Unterstützung von Forschung und technologischer
Entwicklung, Koordinierung von Nutzung und Erforschung
des Weltraums.
Die geteilte Kompetenz ist politisch gesehen für die
Weltraumfahrt in Europa in vielerlei Hinsicht ein
Meilenstein:
• Es wird Weltraumpolitik als eigenes Politikfeld
der EU erstmals anerkannt. Sie bekommt damit
jenen Stellenwert, den sie in den anderen globalen
Raumfahrtmächten bereits hat.
• Es ist das Initiativrecht der Europäischen Kommission
entstanden, in der Weltraumpolitik politische Initiativen zu
setzen.
• Mit der Formulierung einer europäischen
Weltraumpolitik wird die bisherige ESA-zentrierte Politik
aus ihrem primär wissenschaftlich-technologischen Fokus
herausgeholt und in einen globaleren Zusammenhang
gestellt. Die sicherheitspolitisch-strategische Bedeutung
des Weltraums wird auch in der europäischen
Weltraumpolitik in den Vordergrund rücken.
Europa hat sich mit der ESA und mit der von der
ESA verfolgten Politik auf einen wissenschaftlichtechnologischen Fokus spezialisiert. Für Europa
kennzeichnend ist die Aufteilung zwischen ziviler
Weltraumfahrt und -nutzung, die über die ESA abgewickelt
wird, und der militärischen Weltraumfahrt, die national
organisiert ist. Was Europa in den vergangenen Jahren
sehr eindrucksvoll gelungen ist, ist die Hinwendung zur
kommerziellen Nutzung des Weltraums, wobei die zivile
33
Nutzung der Satellitennavigation im Vordergrund steht,
und jetzt auch mit GMES die Erdbeobachtung entwickelt
wird. Das sind global agierende Satellitensysteme, die
einen enormen wirtschaftlichen Nutzen haben. Europa hat
dazu auch eine sehr leistungsfähige Satellitenindustrie und
mit der Trägerrakete Ariane einen autonomen Zugang zum
Weltraum.
Bei der Erlassung der dafür erforderlichen
Maßnahmen ist zwar die Harmonisierung der
Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten gemäß
Art. 189 des Lissabon-Vertrages (Vertrag über die
Arbeitsweise der Europäischen Union) ausgeschlossen,
dennoch erscheint eine gewisse Abstimmung und
Koordinierung erstrebenswert. Aus österreichischer
Sicht sollte vor allem bei der Ausarbeitung nationaler
Weltraumgesetze ein reger Informationsaustausch
stattfinden, um auf dem Gebiet der Europäischen Union
vergleichbare rechtliche Rahmenbedingungen für
die europäische Raumfahrtindustrie zu schaffen und
Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.
Vision bis 2020
Für die Herausforderungen auf internationaler
Ebene benötigt die Europäische Raumfahrt klare
Verantwortungsstrukturen auf politischer Ebene und
für die Umsetzung. Diese Struktur nutzt die Stärken der
bisherigen Akteure, die weiterentwickelt werden.
Die ESA als bisher tragende Organisation in Europa
wird sich stärker der durch den Lissabon Vertrag neu
definierte Kompetenzverteilung der Europäischen Union
nähern und dabei ihre durch ihren zwischenstaatlichen
Charakter geprägten Stärken beibehalten (Projektund Programmmanagement). Eine präzise, effiziente,
komplementäre und Kosten sparende Aufgabenverteilung
zwischen EU, den Mitgliedsstaaten und ESA in diesem
Bereich wird auf die jeweiligen Stärken abgestimmt sein
und vermeidet Doppelstrukturen und Doppelarbeiten. Die
bereits bestens etablierten Kooperationen mit EUMETSAT
werden durch ähnlich erfolgreiche Kooperationsmechanismen mit der Europäischen Verteidigungsagentur
EDA und anderen internationalen Organisationen
ergänzt und bereichert werden. In die Definition neuer
Weltraumsysteme werden die Nutzeranforderungen einer
breiten Zahl anderer sektoraler Politikbereiche einbezogen
sein, wie Verkehr, Sicherheit, Umwelt, etc.
Dieser europäische Raumfahrtkomplex wird eine
kohärente Forschungs-, Technologie- und Beschaffungspolitik – also eine gesamthafte Industriepolitik für
den Sektor – definieren. Die Regelwerke können nach
dem Verwendungszweck der finanziellen Mittel und
deren Herkunft unterschiedlich gestaltet sein: für
Wissenschaft, Forschung und Technologieentwicklung,
Beschaffungsvorhaben, Betriebsphasen für operationelle
Infrastrukturen jeweils maßgeschneiderte und adäquate
Instrumente, Verfahren und Regularien.
Die Fakten: Weltweite Kooperationen
Weltraumforschung und Raumfahrt werden aufgrund der
Komplexität der dafür notwendigen Kapazitäten und der
Langfristigkeit der Entwicklung der Satelliteninfrastruktur
in Europa in Kooperation durchgeführt.
Österreich ist auf verschiedenen Ebenen gut vernetzt,
sei es im Rahmen von wissenschaftlichen Missionen, in
industrieller Kooperation oder bei der Zusammenarbeit
in internationalen Programmen:
Europäische Weltraumorganisation ESA
Die Zielsetzung der ESA-Programme reichen von der
Erforschung der Erde, des Sonnensystems und des
Universums über die Entwicklung satellitengestützter
Technologien und Dienstleistungen bis hin zur Förderung
verschiedener europäischer High-Tech-Industrien.
Dazu betreibt die ESA Programme in den Bereichen
Trägersysteme, Telekommunikation, Navigation,
Erdbeobachtung, bemannte Raumfahrt, Erforschung
des Weltraums, Mikrogravität und Weltraumsicherheit.
Österreich ist seit 1987 Mitglied dieser zwischenstaatlichen
Organisation. Für Österreich ist die ESA das wichtigste
Instrument zur Umsetzung seiner Weltraumpolitik. Im
Zeitraum 2002–2006 entfielen 85 Prozent aller vom
bmvit im Rahmen seiner Raumfahrtagenden getätigten
Ausgaben auf die ESA. Österreich leistet im Rahmen der
Pflichtprogramme Beiträge zu den ESA-Basisaktivitäten
und dem Wissenschaftsprogramm, das die Plattform für
ESA-Wissenschaftssatelliten zur Verfügung stellt. Diese
Beiträge werden entsprechend dem Bruttoinlandsprodukt
der Mitgliedsstaaten festgelegt. In den sogenannten
Wahlprogrammen werden die Beiträge zwischen den
teilnehmenden Staaten verhandelt.
’ www.esa.int/esaCP/index.html
EUMETSAT: Europäische Organisation für
die Nutzung meteorologischer Satelliten
Zur Lieferung hochpräziser Wetter- und klimarelevanter
Satellitendaten, Bilder und Produkte wurde 1986
die Europäische Organisation für die Nutzung
meteorologischer Satelliten EUMETSAT (European
Organisation for the Exploitation of Meteorological
Satellites) gegründet, diese betreibt die von der ESA
entwickelten Wetter-Satelliten. EUMETSAT hat den
Auftrag, europäische operationelle meteorologische
Satellitensysteme zu entwickeln, zu betreiben und zu
nutzen. Sie liefert den europäischen Beitrag zum globalen
System meteorologischer Satelliten. In den letzten Jahren
wurden wichtige Systeme erneuert, wie die geostationären
Wettersatelliten Meteosat, die zweite Generation
der polarumlaufenden Metop-Satelliten (Satellit für
operationelle Meteorologie und die Klimabeobachtung)
wird derzeit vorbereitet. Die Nutzung der Daten erfolgt
in Satellitenauswertungszentren, die jeweils unter der
Leitung eines nationalen Wetterdienstes stehen.
Österreich ist seit 1994 Mitglied dieser zwischenstaatlichen
Organisation.
’ www.eumetsat.int
Galileo: Europäisches
Satellitennavigationsprogramm
Galileo ist das im Aufbau befindliche europäische
Satellitennavigationssystem. Es soll weltweit Daten zur
genauen Positionsbestimmung liefern und ähnelt im
Aufbau dem US-amerikanischen Global Positioning System
NAVSTAR-GPS und dem russischen GLONASS-System.
Zusammen mit dem European Geostationary Navigation
Overlay Service EGNOS, einem europäischen Differential
Global Positioning System DGPS als Erweiterungssystem
zur Satellitennavigation, bildet Galileo das Europäische
GNSS-Programm. Die Aufgaben der neu gegründeten
Agentur für das Europäische GNSS (Global Navigation
Satellite Systems) umfassen gegenwärtig in erster
Linie die Sicherheitsakkreditierung, Zertifizierung und
Marktentwicklung. Die Entscheidung über den Sitz
der Agentur in Prag stellt ein wichtiges Element der
Architektur der globalen Satellitennavigationssysteme dar.
Die Koordination der Implementierung des europäischen
Satellitennavigationssystems Galileo liegt bei der EU.
Die ESA agiert im Auftrag der EU.
’ www.gsa.europa.eu
Unterstützung von Entwicklungsländern
bei der Nutzung von Weltraumtechnologien
1958 wurde der Ausschuss der Vereinten Nationen für
die friedliche Nutzung des Weltraums UNCOPUOS (United
Nations Committee on the Peaceful Uses of Outer Space)
gegründet, als einziges Organ der Generalversammlung
der Vereinten Nationen, das sich mit der internationalen
Kooperation in der friedlichen Nutzung des Weltraums
beschäftigt. Das als Sekretariat des Komitees fungierende
Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen
UNOOSA (United Nations Office for Outer Space Affairs)
hat seinen Sitz in Wien. Österreich ist 1959 beigetreten
und übte über 35 Jahre lang auch den Vorsitz in diesem
Komitee aus. Hier wurden Vertragswerke und Regularien
für die Aktivitäten in der friedlichen Nutzung des
Weltraums entwickelt. Österreich war an der Ausarbeitung
der fünf aktuell bestehenden Weltraumverträge 7 der
Vereinten Nationen maßgeblich beteiligt und hat diese
auch ratifiziert.
’ www.oosa.unvienna.org/oosa/COPUOS/copuos.html
Europäische Weltraumpolitik
Das Europäische Institut für Weltraumpolitik ESPI
(European Space Policy Institute), gegründet 2002
von der Europäischen Weltraumorganisation und der
Forschungsförderungsgesellschaft im Auftrag des bmvit
ist eine zentrale europäische Plattform für strategische
Weltraumfragen mit dem Ziel, Entscheidungsträger
bei der Politikgestaltung zu unterstützen. Als Kern
dieses Netzwerks von Experten entwickelt das Institut
Langzeitstrategien zur Positionierung Europas in der
Raumfahrt. Mit der Gründung des Europäischen Instituts
für Weltraumpolitik ESPI in Wien wurde die Einbindung
Österreichs in die europäischen Weltraumnetzwerke
entscheidend verstärkt und der Weltraumstandort
Österreich im europäischen Rahmen gewürdigt.
’ www.espi.or.at
Weltraumrecht in Europa und in Österreich
Das von der ESA gegründete Europäische Zentrum
für Weltraumrecht ECSL (European Centre for Space Law)
organisiert das Practitioners’ Forum, den jährlichen
Sommerkurs über „Space Law and Policy“ sowie die
europäische Vorrunde des internationalen Manfred
Lachs Moot Court. Diese Veranstaltungen sind besonders
erfolgreiche Weiterbildungsangebote und stärkten
die europäische Zusammenarbeit und Kompetenz in
weltraumrechtlichen Fragen. Das bmvit und die FFG
unterstützen die österreichische Kontaktstelle des
Europäischen Zentrums für Weltraumrecht, den NPOC
(National Point of Contact for Space Law) an der Universität
Wien, um diese Aktivitäten auch in Österreich bekannt
zu machen. Darüber hinaus wirkt die Kontaktstelle
selbstständig in verschiedenen Bereichen der Forschung,
Lehre und Öffentlichkeitsarbeit, um einem breiteren
Publikum das Thema Weltraumrecht nahe zu bringen.
’ www.spacelaw.at ●
7 The Treaty on Principles Governing the Activities of States in the
Exploration and Use of Outer Space, including the Moon and Other
Celestial Bodies (the “Outer Space Treaty”), adopted by the General
Assembly in its resolution 2222 (XXI), opened for signature on 27 January
1967, entered into force on 10 October 1967;
The Agreement on the Rescue of Astronauts, the Return of Astronauts
and the Return of Objects Launched into Outer Space (the “Rescue
Agreement”), adopted by the General Assembly in its resolution 2345
(XXII), opened for signature on 22 April 1968, entered into force on 3
December 1968;
The Convention on International Liability for Damage Caused by Space
Objects (the “Liability Convention”), adopted by the General Assembly in
its resolution 2777 (XXVI), opened for signature on 29 March 1972, entered
into force on 1 September 1972;
The Convention on Registration of Objects Launched into Outer Space
(the “Registration Convention”), adopted by the General Assembly in its
resolution 3235 (XXIX), opened for signature on 14 January 1975, entered
into force on 15 September 1976;
The Agreement Governing the Activities of States on the Moon and
Other Celestial Bodies (the “Moon Agreement”), adopted by the General
Assembly in its resolution 34/68, opened for signature on 18 December
1979, entered into force on 11 July 1984.
Weltraumtechnologie für die Verhinderung
und Bewältigung von Naturkatastrophen
Österreich beteiligt sich auch an der Plattform der
Vereinten Nationen für weltraumbasierte Informationen
für Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen
UN-SPIDER (United Nations Platform for Space-based
Information for Disaster Management and Emergency
Response). Seit 2006 ermöglicht es dieses Programm
allen Ländern, insbesondere Entwicklungsländern,
sich bei Naturkatastrophen aller Art Zugang zu
aktuellen Satellitendaten zu verschaffen und unterstützt
dadurch eine bessere Planung und Ausführung von
Hilfsmaßnahmen, sowie eine Vernetzung von nationalen
und internationalen Hilfsaktionen.
’ www.oosa.unvienna.org/oosa/en/unspider/index.html
34
35
Ziel 2
Ein wettbewerbsfähiger
österreichischer Weltraumsektor
„Raumfahrt als Motor
wirtschaftlicher Entwicklung “
Status und Potenziale
Weltweit ist Raumfahrt ein institutionell dominierter
Bereich, der den staatlichen und institutionellen Bedarf
an weltraumbasierten Dienstleistungen für hoheitliche
Aufgaben deckt und dadurch sehr stark von öffentlicher
Beauftragung und Finanzierung lebt. Durch diese
öffentlichen Investitionen werden Infrastrukturen
bereitgestellt, die nachgeschaltete Dienstleistungen und
Produkte zur Verfügung stellen. Die so entstandenen
nachgeschalteten Dienste haben auch nicht zuletzt in
den letzten Jahrzehnten einen kommerziellen Markt
herausgebildet. Laut der Interessensvereinigung der
europäischen Weltraumindustrie ASD-Eurospace 8
(Association of the European Space Industry) stieg der
Gesamtumsatz der europäischen Weltraumindustrie von
rund vier Mrd. € in 2003 auf rund sechs Mrd. € in 2010,
während die Zahl der Beschäftigten von rund 32.000 in
2003 auf rund 34.000 in 2010 leicht zugenommen hat.
Österreichs Raumfahrtsektor erfüllt eine wichtige Rolle
sowohl in der spezialisierten Komponenten-Entwicklung
für internationale Missionen als auch als innovativer
Anbieter einer breiten Palette von Dienstleistungen
und Produkten. Die Evaluierung des österreichischen
Weltraumsektors durch ein externes Expertenteam 9
sieht dessen Stärken in der starken, internationalen
Spezialisierung (48 % der Unternehmen erzielen
zwischen 80 und 100 % des Umsatzes im Export) und
den in der Anwendung von Satellitentechnik sehr
aktiven kleinen und mittleren Unternehmen (81 %
der im Bereich satellitenbasierte Dienste tätigen
Unternehmen sind kleine und mittlere Unternehmen).
In den Anwendungsmöglichkeiten – insbesondere im
IT-Bereich – gäbe es noch großes Wachstumspotenzial.
Die regionale Lage prädestiniere die österreichischen
Akteure dabei für Leitthemen wie Katastrophenschutz und
Verkehrstelematik. Zudem habe der Technologietransfer
der Ergebnisse industrieller und wissenschaftlicher
Forschung in die Breite noch Entwicklungspotenzial.
Nachfrageseitig ist der Weltraummarkt vorwiegend
institutionell geprägt. Die ESA-Programme stellen den
größten Markt für österreichische Akteure dar.
Die Unternehmen selbst sehen hohe Kosten für die
Qualifikation von Technologien und Prozessen, sowie
lange Investitionszyklen als Markteintrittsbarrieren für
die Weltraumindustrie an. Sowohl das finanzielle als
auch das technologische Risiko im Sektor Raumfahrt
werden als erheblich eingeschätzt. Entsprechend den
wahrgenommenen Markteintrittsbarrieren schlagen
die Unternehmen Maßnahmen zur Steigerung der
österreichischen Wertschöpfung vor: Die Mehrzahl
der Unternehmen sprechen eine Ausweitung
spezifischer Fördermaßnahmen in den Bereichen der
Grundlagenforschung, der Forschung und Entwicklung
und bei Start-ups an. Regelmäßigere und höher dotierte
Ausschreibungen des nationalen Weltraumprogramms
werden als zielführend angesehen. Kooperationen, sowohl
bilaterale als auch jene zwischen Industrie und Forschung,
gelte es auszubauen. Als erstrebenswert werden die
Bündelung von Kompetenzen sowie die Fokussierung
und Spezialisierung erachtet. Die internationale
Vernetzung und Sichtbarkeit österreichischer Akteure solle
vorangetrieben werden. 10
9 internationale Vernetzung der österreichischen Weltraumindustrie
Status 2000
New customers since 2001
Grafik 9: Die Entwicklung der Kundenbeziehungen der österreichischen
Weltraumindustrie 2000 –2011, Quelle: AUSTROSPACE
Kanada MDA
USA
BSS
Intelsat
JHU
Northrop-Grumann
SS/L
World Bank
UNO
Brasilien Telemar
Indonesien PT Aneka Spring
Indien ISRO
China Alltech
CAST
SSMR
Japan
Hitachi
JAXA
MELCO
Sumitomo
Südkorea Seongwoo
Vereinigte Horizon
Arab. Emirate
Schweiz RUAG-CH
APCO
Clemessy
Bahrain Noorsat
Israel IAI
Space Communication
Italien
TAS-I
ESRIN
Alta
CGS
Telespazio
Spanien CASA
Mier
Sener
Frankreich
Astrium-F
Cryospace
EUTELSAT
TAS-F
Großbritannien
Astrium-UK
Avanti
Inmersat
Logica
Serco
SMT
SSTL
Dänemark Dutch Space
ESTEC
Terma
Belgien EC
EEA
EIB
Deutschland
Astrium-D
DLR
ESOC
Tesat
Airbus
Carl Zeiss Optronics
Jena Optronik
Kayser-Threde
OHB
Norwegen VeriSat
Schweden RUAG-S
36
37
Vision bis 2020
Es gibt heute in Europa allein 6700 Fernsehkanäle über
Satelliten (weltweit ca. 40 000). Breitband-Internet
Zugang in ländlichen Gebieten sowie High Definition
Raumfahrt ist geprägt durch eine Dominanz des
3D-Fernsehen werden überwiegend (oder ausschließlich)
öffentlichen Sektors in der Beschaffung. Dies ist eine
über Satelliten ausgestrahlt. Satellitengestützte
Besonderheit des Sektors und erfordert daher eine
industriepolitische Konzeption, die diesen Besonderheiten Telekommunikation ist der wichtigste Anwendungsbereich
in der Raumfahrt und deckt 60 % aller AnwendungsRechnung trägt. Weltweit sind die Investitionen der
Aktivitäten in Europa ab. Der weltweite Umsatz der
öffentlichen Beschaffung prägend für den Sektor und
Industrie im zugehörigen Bodensegment ist 20 Mrd. €
dessen industrielle Struktur. Das Leitmotiv dieser
Industriepolitik ist der faire Wettbewerb auf internationaler und die „down-stream services“ bringen ca. 40 Mrd. €.
40 % des Weltraumsegments werden von europäischen
und nationaler Ebene. Aufgrund der Dominanz der
Firmen beherrscht. Etwa 50 % des Gesamtumsatzes der
öffentlichen Beschaffung sind jedoch regulatorische
Europäischen Weltraumindustrie (ca. 6 Mrd. €) kommen
Vorgaben international und national notwendig, um
von den Satelliten-Anwendungen in den Bereichen
diesen freien Wettbewerb zu gewährleisten.
Telekommunikation, Erdbeobachtung und Navigation. 12
Österreichische Unternehmen sind entlang der gesamten
industriellen Wertschöpfungskette in der Raumfahrt
Etwas kleiner, aber wachsend zeigen sich die
erfolgreich tätig:
Umsätze in den Bereichen Satellitennavigation und
• Upstream-Bereich 11: Produkte und Dienstleistungen
Erdbeobachtung: Die Wachstumsrate p.a. des GNSSMarktes in den letzten Jahren betrug an die 30 %; 6 –7 %
für Raumfahrtobjekte, Trägersysteme und Instrumente
des Bruttoinlandsproduktes in Industrieländern sind
• Downstream-Bereich: Produkte und Dienstleistungen
von GNSS abhängig, dies entspricht ca. 800 Mrd. € in
für satellitenbasierte Anwendungen in den
der EU. Die Europäische Kommission erwartet, dass –
Bereichen Wissenschaft, Navigation, Meteorologie,
aufgrund der gemeinsamen Nutzung des amerikanischen
Telekommunikation, Erdbeobachtung
GPS und des europäischen Galileo Systems durch das
• Betriebsbereich: Produkte und Dienstleistungen
Interoperabilitätsabkommen mit GPS – ab 2014 ca. 80 %
für das Bodensegment, mit Betrieb und Wartung von
der weltweiten GNSS Receiver Galileo-kompatibel sein
Datenzentren, Referenzstationen, Softwareinfrastruktur
werden. Der jährliche globale Umsatz im Bereich GNSS in
2010 beträgt geschätzte 130 Mrd. €. Der jährliche globale
Die Struktur der österreichischen Unternehmen ist im
Umsatz von GNSS soll bis 2020 rund 240 Mrd. € p.a.
Wesentlichen durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
erreichen, Galileo/EGNOS alleine sollen von 2010 bis
• Anerkannte und sichtbare internationale
2027 rund 60–90 Mrd. € an indirektem Nutzen für die
technologische Kompetenz in ausgewählten Bereichen
• Erfolgreicher Technologietransfer durch Konzentration Gesellschaft beisteuern.13 Darunter wird die kostenlose
auf Querschnittstechnologien, die es den Unternehmen
Zurverfügungstellung der Signaldaten des offenen
ermöglicht, größere – auch kommerzielle – Märkte zu
Dienstes 14 von Galileo verstanden, die weltweit mit
bedienen
höchster Präzision und Integrität unter ziviler Kontrolle
• Verstärkte Vernetzung der Unternehmen sowohl
angeboten werden. Durch das kostenlose Vorhandensein
national als auch international um so den internationalen
dieser Daten erwartet man sich eine Vielzahl von
Konzentrationsprozessen begegnen zu können
Entwicklungen zum gesellschaftlichen Nutzen. Als
• Verstärkte Vernetzung von Industrie und
Beispiele, die sich auch teilweise in Forschungsprojekten
Forschungsbereich in Österreich
des nationalen Weltraumprogramms ASAP wiederfinden,
• Innovationskraft der Unternehmen und
seien hier genannt: Navigationsunterstützung für (seh-)
Forschungsinstitute ermöglicht Spin-Ins bzw. Spin-Offs
behinderte Menschen, Tourismusinformationssysteme
(elektronische Wanderkarten mit Zusatzinformationen
Die Grafik 9 zeigt eine sehr positive Entwicklung der
über Fauna und Flora, Aussichtspunkte etc.), Such- und
internationalen Vernetzung der österreichischen
Rettungsdienste.
Weltraumindustrie in den letzten Jahren. Innerhalb Europas
sind zahlreiche neue Kundenverbindungen entstanden,
vor allem aber ist der Sprung auf den amerikanischen und
Vorschlag für ein österreichisches
asiatischen Markt gelungen, und damit die Positionierung
Erdbeobachtungsdatenzentrum für
auf dem größten (USA) und dem am stärksten wachsenden Wasserressourcen
Markt (Asien).
Österreichische Firmen und Forschungseinrichtungen
sind im Bereich der Prozessierung und Aufbereitung
von Erdbeobachtungsdaten für die Erfassung von
Die Fakten: Der Weltraumsektor
Wasserressourcen führende Innovationsträger. Um
in Europa
diesen technologischen Vorsprung auch dauerhaft
Die am weitesten kommerziell orientierte satellitenbasierte nutzen zu können, wird die Einrichtung eines
Anwendung ist die satellitengestützte Telekommunikation. „Erdbeobachtungsdatenzentrums für Wasserressourcen“
Ihr Einfluss auf das tägliche Leben ist mittlerweile gewaltig: geprüft. Das primäre Ziel dieses Zentrums ist
die Zurverfügungstellung von hochwertiger ITInfrastruktur (Hard- und Software) zur operationellen
Echtzeitverarbeitung und Reprozessierung von
kontinentalen bis globalen Level 2 und Level 3
Satellitendatenprodukten, die für die quantitative
Erfassung von Wasserressourcen von höchster Wichtigkeit
sind (Bodenfeuchtigkeit, Schnee, Gletscher, Wasserflächen,
Landbedeckung, funktionale Vegetationsklassen).
Aufgrund der sehr hohen Aufnahmekapazitäten der
nächsten Satellitengeneration, im Speziellen der
Sentinel-1/2/3 Satellitenserie, muss dieses Zentrum
große Datenspeicherkapazitäten (ca. 10 Petabyte) und
optimierte I/O Schnittstellen mit leistungsfähiger Software
verbinden. Aufbauend auf dieser globalen Basiskapazität
können spezialisierte Dienstleistungen wie z. B. ein
Hochwasservorhersage- oder Dürremonitoringsystem
entwickelt werden, in denen die Erdbeobachtungsdaten
mit zusätzlichen Datenquellen verschnitten werden, um
zu regionalen bzw. anwendungsspezifischen Aussagen zu
kommen. Dieses Zentrum würde damit folgende Bereiche
umfassen: IT Infrastruktur (Datenübertragung, Cloud
Processing, Archivierung, Prozesskontrolle), automatische
Level 1 bis Level 3 Prozessketten (geometrische und
radiometrische Korrektur, Echtzeitprozessierung,
Reprozessierung), und weitergehende, spezialisierte
Dienstleistungen. Aufgrund des Anspruches, vollständig
automatische Prozessketten aufzubauen, ist ein Fokus
auf wenige ausgewählte Satellitensysteme und -produkte
notwendig. Im Vordergrund des Interesses stehen
Sentinel-1 und Sentinel-3, aber auch Sentinel-2 Daten
werden für ausgewählte Produkte und Services benötigt.
Ausschlaggebend für die Schaffung des österreichischen
Erdbeobachtungsdatenzentrums ist die neue Strategie
des europäischen Erdbeobachtungsprogramms GMES
und die Initiative der ESA bezüglich nationaler „Sentinel
Collaborative Ground Segment Centres“. Diese Entwicklung
wird als Chance für die Vereinigung und Festigung
österreichischer Kernkompetenzen in weltraumbezogene
Technologiesektoren gesehen. Vorrangige Ziele hierbei sind
• die Schaffung eines Apparates mit international
wettbewerbsfähiger kritischer Größe zur Qualifikation
durch EU und ESA,
• die Erzeugung eines „Hebels“ für globale
weltraumbezogene Serviceleistungen aus Österreich
sowie ein Alleinstellungsmerkmal und Auftreten im
internationalen Weltraumsektor,
• die wirtschaftliche Stimulation von österreichischen
Weltraumindustrieunternehmen und diesbezüglichen
Einrichtungen, und die In-Wertsetzung des
österreichischen Know-Hows für die europäische
und globale Problemstellung des 21. Jahrhunderts –
Wasserressourcen. ●
8
ASD-EUROSPACE: Facts and figures; The European Space Industry in 2010;
2011
9
Prognos: Evaluierung der österreichischen Beteiligung an
ESA-Wahlprogrammen sowie des österreichischen Weltraumprogrammes
des BMVIT, Berlin 2008
10
BRIMATECH Services GmbH: Ö-SPACE Österreichische Weltraumindustrie
und -forschung: Datenbank der Marktteilnehmer, Wien 2011
11 Upstream und Downstream bezeichnen die Flussrichtungen von
Gütern, Dienstleistungen, Daten und Ähnlichem in einer Hierarchie.
Im Weltraumsektor umfasst der Upstream-Bereich: Produkte
und Dienstleistungen für Raumfahrtobjekte, Trägersysteme und
Instrumente, der Downstream-Bereich: Produkte und Dienstleistungen
für satellitenbasierte Anwendungen in den Bereichen Wissenschaft,
Navigation, Meteorologie, Telekommunikation, Erdbeobachtung
12 ASD-EUROPSACE: Facts and figures;
The European Space Industry in 2010; 2011
13 Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat:
Halbzeitüberprüfung der europäischen Satellitennavigationsprogramme,
KOM(2011) 5 endgültig vom 21.01.2011
14 Galileo hat fünf verschiedene Dienste:
• Offener Dienst/Open Service OS
• Öffentlich regulierter Dienst/Public Regulated Service PRS
• Kommerzieller Dienst/Commerical Service CS
• Such- und Rettungsdienst/Search and Rescue Service SAR
• Sicherheitskritischer Dienst/Safety of Life Service SoL
38
39
Ziel 3
Orientierung an Anwendungspotenzialen
„Für die Erde ins All – Österreichische
Weltraumtätigkeiten orientieren
sich an den Anwendungspotenzialen
der satellitenbasierten Daten “
Status und Potenziale
Europa richtet seine Bemühungen zur Etablierung des
Europäischen Forschungsraums darauf aus, den großen
ökonomischen, ökologischen, wissenschaftlichen und
gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit mit
einem Instrumentarium innovativer Technologien zu
begegnen. Die globale Erwärmung und die Verknappung
der Energieressourcen von Wasser und Nahrungsmitteln;
Schutz vor Unbill der Natur und Sicherheit vor
ökonomischen und politischen Instabilitäten: Wir brauchen
relevante Informationen, um diese Herausforderungen
analysieren, um Entwicklungstrends beobachten und
um Lösungen entwickeln zu können.
Die Weltraumtechnologien und ihre Anwendungen
bieten dazu wertvolle Beiträge in einigen Bereichen
vor allem durch Informationsvorsprung (z. B. durch
das europäische Erdbeobachtungsprogramm GMES),
durch Informationsgewinnung (z. B. durch die Suchund Rettungs-Funktion von Galileo) oder durch
Informationssicherheit (z. B. durch den öffentlich
regulierten Dienst von Galileo). Durch diese Dienste
soll die Sicherheit der BürgerInnen erhöht werden. Der
öffentlich regulierte Dienst von Galileo soll für Rettung,
Militär, Feuerwehr und Polizei zum Einsatz kommen.
In der Zukunft ermöglicht Quantenkryptographie über
Satelliten die im Prinzip einzige weltweite Methode einer
abhörsicheren Kommunikation. Dies ist von enormem
wirtschaftlichem und sicherheitsstrategischem Interesse.
Auch in Österreich entwickeln sich dynamische Märkte für
Anwendungen satellitengestützter Systeme. War dieser
Sektor in der Vergangenheit stark durch den UpstreamBereich gekennzeichnet, so konnte durch gezielte
Maßnahmen und Förderungen in den letzten Jahren
ein prosperierender Downstream-Bereich vor allem in
den Anwendungen etabliert werden. Die ExpertInnen
weisen in ihrer Evaluierung des österreichischen
Weltraumsektors 15 auf kleine und mittlere Unternehmen
hin, die äußerst innovativ in der Anwendung der von
Satelliten gelieferten Daten sind – und dabei für die
BürgerInnen als Endverbraucher Nutzen bringen. Durch
Projekte im Österreichischen Weltraumprogramm konnten
Nutzungen in folgenden Themenfeldern aufgebaut
werden: im Bereich Navigation: Flottenmanagement,
Verkehr, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und
Freizeit, Personennavigation, Such- und Rettungsdienste;
im Bereich Erdbeobachtung: Klima und Klimawandel,
Hydrosphäre und Kryosphäre (z. B. Bodenfeuchte,
Schnee, Eis/Gletscher) und Katastrophen- und
Naturgefahrenmanagement, Raumplanung (z. B.
Stadtplanung, Waldmanagement, Biodiversität).
Die Etablierung von Galileo und GMES wird das Potenzial
dieser Anwendungen vervielfachen. Österreichs Position,
nicht nur im Forschungs- und Technologiebereich
bei der Entwicklung der Satelliten, sondern auch in
der Betriebsphase dieser Systeme (Dienstleistungen,
Softwareinfrastruktur, Datenbereitstellung und -vertrieb)
abzusichern, wird für Österreichs Weltraumpolitik
eine zentrale Aufgabe der nahen Zukunft sein. Damit
werden sowohl die effiziente Nutzung der verfügbaren
öffentlichen Geodaten-Infrastrukturen gefördert als auch
den heimischen Unternehmen als Anwendungsentwickler
und den Menschen als NutzerInnen neue
Entwicklungsperspektiven eröffnet. Mehr und vor allem
präzisere Daten werden eine Reihe neuer Anwendungen
im Downstream-Bereich ermöglichen.
Vision bis 2020
Weltraumanwendungen ermöglichen die weltweite,
kontinuierliche Überwachung von Wetter, Klima
und Umwelt mit höchster Präzision. Die Daten
sind wichtige Grundlage für die Lösung dringender
gesellschaftlicher Aufgaben vom regionalen bis zum
globalen Bereich. Themen wie Luftverschmutzung,
Biodiversität, Naturgefahren, globaler Klimawandel,
Verschmutzung der Ozeane stehen in vorderster Front
der Erdbeobachtung. Für die Wissenschaft ist der
Fortschritt im Verständnis des Systems Erde eng mit
der Entwicklung der Satellitentechnologie verknüpft.
Für die Informationstechnologie eröffnet der Zugang zu
verbesserten, operationellen Satellitensystemen neue
Marktchancen und trägt dazu bei, Hilfestellungen für
einige große gesellschaftliche Fragen der Zukunft zu
geben wie: Bessere und konsistentere, weil nachhaltige
Datenlage zur Erforschung des Klimawandels,
Optimierung von Energieversorgungsnetzen,
umweltgerechte Steuerung von Verkehrssystemen,
flächendeckender Breitbandzugang auch in abgelegenen
Gebieten, Umweltmonitoring, Umweltverträglichkeit,
Flächenverbrauch, etc.
Weltraumanwendungen haben verstärkt Eingang in das
Alltagsleben gefunden und unterstützen und erleichtern
das Leben aller Menschen, wobei die weltraumbasierten
Systeme zur Selbstverständlichkeit geworden sind, wie
TV-Dienste und Übertragungen, Wettervorhersagen,
persönliche Navigation, Unterstützung von älteren und
kranken Personen (Geographische Informationssysteme
in Kombination mit Navigation und Kommunikation),
Handynavigation und digitale Karten.
Dies führt auch zu einem geänderten Bild der Raumfahrt
im gesellschaftlichen Kontext – der Weltraum verliert in
diesen Bereichen seine hohe Öffentlichkeitswirksamkeit
einerseits, wird aber andererseits gesellschaftliche und
technologische Selbstverständlichkeit, was auch andere,
verbreiterte Motivation für weitere Investitionen bieten
wird. Weltraumbasierte Systeme stellen die Infrastruktur
des 21. Jahrhunderts dar und werden damit Voraussetzung
und integraler Bestandteil der modernen industriellen
Wissensgesellschaft.
Die Fakten: Europa investiert
in Raumfahrtsysteme zum Nutzen
der Menschen
Europa baut große Weltrauminfrastrukturen und wird diese
in den nächsten Jahren betreiben. Damit steigt auch die
Bedeutung der Erfassung von Gefährdungspotenzialen für
die bestehende europäische Satelliteninfrastruktur. Das
Wettersatellitensystem von EUMETSAT, die internationale
Raumstation (als weltweit größtes Forschungslabor),
der europäische Weltraumbahnhof Kourou der ESA im
französischen Überseedépartement Französisch-Guayana,
Weltraumteleskope in verschiedensten Spektralbereichen,
eine ganze Armada von wissenschaftlichen
Erdbeobachtungssatelliten (von European Remote Sensing
Satellites ERS über Environmental Satellite ENVISAT bis
Gravity field and steady-state ocean circulation explorer
GOCE) und die überwiegend kommerziell betriebenen
Telekomsatelliten sind schon etablierte Beispiele dafür.
Navigation und operationelle Erdbeobachtung lauten die
Themen der kommenden Großsysteme, die Themen
der Gegenwart und näheren Zukunft. Die Nutzung der
dabei zu generierenden Daten werden in vielfältigen
Anwendungen große ökonomische Märkte eröffnen; sie
erschließen gleichzeitig Möglichkeiten, Antworten auf
die Herausforderungen der Zeit zu finden. 16
Der Nutzen der Erdbeobachtung für Europa –
Global Monitoring for Environment and Security
Global Monitoring for Environment and Security /
Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung ist eine im
Jahr 1998 von EU und ESA gegründete Initiative. GMES
sammelt Daten, die von Erkundungssatelliten (Sentinels),
Raum- und Bodenstationen gewonnen werden, um ein
umfassendes Bild vom Zustand der Erde zu erstellen.
Das GMES-System wird nach seiner Inbetriebnahme
eines der weltweit umfassendsten Systeme für die
globale Erdüberwachung sein und wichtige umwelt- und
sicherheitsrelevante Geoinformationen liefern: Es wird
alle nationalen Weltrauminfrastrukturen sowie bodenund luftgestützte Messnetzwerke in Europa miteinander
verbinden und deren Daten in einem umfassenden,
integrierten Gesamtsystem bündeln.
GMES wird die Sicherheit der BürgerInnen in vielfältiger
Weise verbessern: Wettervorhersagen, Analyse von
Bevölkerungsströmen, Unterstützung von Suchund Rettungsdiensten bei Naturkatastrophen und
anderen Notfällen, hochpräzise Geländekartierung,
Meeresüberwachung, Umweltschutz, oder Stadt- und
Regionalplanung, um nur einige wenige Anwendungen
zu nennen. Diese Informationen werden etwa im Rahmen
der Katastrophen- und Krisenbewältigung dazu beitragen,
Menschenleben zu retten und Sach- und Umweltschäden
zu begrenzen.
Nach einem Bericht des Instituts für Europäische
Weltraumpolitik (ESPI, Wien), der unter der
Schirmherrschaft des polnischen Vorsitzes des Rates der EU
2011 ausgearbeitet wurde, lässt sich der sozioökonomische
Nutzen von GMES auf 167 Mrd. € für den Zeitraum von
2006 bis 2030 beziffern 17. Dies impliziert, dass für
einen in GMES aus Steuergeldern investierten Euro ein
Rückfluss von 10 Euro an öffentlichen Leistungen für die
Bürger Europas zu erwarten ist. Ausdrücklich ist darauf
hinzuweisen, dass es sich bei dem Faktor 10 um einen
40
41
wirtschaftlichen und sozialen Nutzen und nicht etwa um
wirtschaftliche Umsätze in den Unternehmen handelt.
Wissen, was im All passiert –
Space Situational Awareness SSA
Der Erde drohen vielfältige natürliche Gefahren aus dem
Weltraum: kosmische Strahlung, Sonnenwinde, Asteroiden,
Kometen und Meteoriten. Hinzu kommt ein weiteres,
von Menschen geschaffenes Problem: Weltraumschrott.
Sowohl Satellitensysteme bzw. Weltrauminfrastrukturen
wie Systeme zur Erdbeobachtung, für Meteorologie,
Navigation und Telekommunikation, welche für unsere
moderne Gesellschaft beinahe unverzichtbar geworden
sind, müssen vor diesen Gefahren geschützt werden.
Um geeignete Schutzmaßnahmen einleiten zu können,
startete die ESA 2009 das Programm zur Erfassung von
Gefährungspotenzial für die bestehende europäische
Satelliteninfrastruktur und -kommunikation SSA
(Space Situational Awareness): Mittelfristig soll damit
eine europäische boden- und in weiterer Folge
weltraumgestützte Infrastruktur errichtet werden,
um einerseits eine umfassende Überwachung und
Katalogisierung von Objekten im Weltraum zu ermöglichen
und andererseits die Auswirkungen von Weltraumwetter,
insbesondere Sonnenaktivitäten, auf die Erde zu
untersuchen.
Österreich konnte sich bisher erfolgreich positionieren,
insbesondere in den Bereichen Space Weather
(Universität Graz, Austrian Institute of Technology AIT,
Institut für Weltraumforschung der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften) und der Etablierung von
Datenzentren (Siemens Österreich). In den folgenden
Jahren werden sich für die österreichische Industrie
und Forschung weitere Möglichkeiten bieten, u.a. im
Bereich Instrumentenentwicklung (Magnetometer).
Mittel- bzw. langfristig sollen auch internationale Service
Level Agreements mit österreichischen Institutionen im
Rahmen von SSA-Dienstleistungen eine auch wirtschaftlich
interessante Perspektive darstellen. In den nächsten Jahren
ist auch eine verstärkte Rolle der EU zu erwarten; die
EU wird u.a. die Governance-Struktur und die Datenpolitik
für SSA festlegen. ●
15 Prognos: Evaluierung der österreichischen Beteiligung an ESA
Wahlprogrammen sowie des österreichischen Weltraumprogrammes
des BMVIT, Berlin 2008
16 Eine umfassende Darstellung der Beiträge von Weltraumsystemen zur
Umsetzung gesellschaftlicher Ziele bietet der ESPI Report 30: Enabling
Europe’s Key Foreign Policy Objectives via Space, Wien 2011
17 European Space Policy Institute: The Socio-Economic Benefits of GMES,
Wien 2011
Ziel 4
42
Die Grundlagen für österreichische
Weltraumtätigkeiten bereitstellen
„Weltraumforschung öffnet
das Tor zum Verständnis des Universums und der Erde “
Status und Potenziale
Die Erforschung des Weltalls, Fragen nach unserer Existenz
und Position im Universum sind seit jeher ein Anliegen
der Menschen. Raumfahrt ermöglicht wissenschaftliche
Grundlagenforschung, die durch Verfügbarkeit von
direkten Messungen im All neue Möglichkeiten der
Erforschung des Weltraums verglichen zu bodengestützten
Beobachtungen eröffnet. Eine ständige Aufgabe ist es, die
Veränderungen der Erde und ihrer lebensnotwendigen
Ressourcen zu überwachen. Neben der Erforschung des
Weltalls und der Erde und dem dadurch geschaffenen
Wissen treibt in Europa die satellitenbasierte Weltraumwissenschaft die Forschung, Wissenschaft und Unternehmen
zu technologischen Spitzenleistungen und Innovationen
an, indem sie die Grenzen des technisch Machbaren
verschiebt. Weltraumwissenschaft wird daher in Europa
oft als „Rückgrat“ der europäischen Raumfahrtaktivitäten
bezeichnet, eine Bedeutung, die in anderen Weltraumnationen militärische Programme einnehmen.
Heute sind in Österreich rund 30 wissenschaftliche
Institute maßgeblich an internationalen Entwicklungs- und
Forschungsarbeiten in diesem Hochtechnologiebereich
beteiligt, an Universitäten und in außeruniversitären
Forschungseinrichtungen. Ihr internationales Standing
wird dadurch unterstrichen, dass viele von ihnen in
wissenschaftlichen Weltraummissionen leitende und
koordinierende Funktionen hatten und haben. Österreichs
Weltraumforschung erarbeitet Grundlagen für die
Weltraumtechnik: für die Bereiche Raumfahrtobjekte,
Trägersysteme, Instrumente und Nutzlasten und das
Bodensegment, sowie für satellitenbasierte Anwendungen.
Überdies beschäftigt sich die Weltraumforschung
mit Exploration, experimenteller Erforschung der
Mikrogravitation und mit Simulation.
Forschungsinstitute sehen als Barrieren an, dass es meist
um sehr langfristige Projekte geht, die Stückzahlen gering
sind, aber die Anforderungen an Zuverlässigkeit und
Strahlungsresistenz, sowie der Zertifizierungsaufwand
hoch sind. Was den Wettbewerb betrifft, wird von den
Forschungsinstituten eine Konkurrenz mit der Industrie
wahrgenommen, sowohl bei institutioneller Beschaffung
als auch um Fördermittel. Inhaltlich wird das Mandat
der Raumfahrtbehörden eher als einschränkend
wahrgenommen, der Fokus läge auf Technologie
und Hardware, nicht auf Bedürfnissen potenzieller
EndnutzerInnen. 18
Die Umgebungsbedingungen im Weltraum (Vakuum,
thermische Belastung und die hohen mechanischen,
meist akustischen, Anregungen während der Startphase
bei gleichzeitiger Forderung nach minimalem Gewicht,
hoher Ausfallssicherheit bei minimalem Energieverbrauch
und langer Lebensdauer ohne Wartungsmöglichkeiten)
stellen höchste Ansprüche an die Ingenieurwissenschaften
und bleiben damit herausfordernde Forschungsgebiete.
Die Weltraumwissenschaft zeichnet daher auch für die
Aus- und Weiterbildung der ExpertInnen der Zukunft der
Wissensgesellschaft verantwortlich.
Der Weltraum mit seinen unvorstellbaren Dimensionen und
seinen spektakulären Phänomenen hat auf die Menschheit
43
10 Kooperationen österreichischer universitäts- und Forschungsinstitute
Grafik 10: Die Entwicklung der Kooperationsbeziehungen der österreichischen
Universitäts- und Forschungsinstitute 2000–2011, Quelle: AUSTROSPACE
immer schon eine große Faszination ausgeübt. Dieses
Potenzial der Raumfahrt, Menschen zu begeistern und zum
Staunen zu bringen, ist auch heute noch ungebrochen.
Mit Weltraum und Raumfahrt verbundene Themen lassen
die jugendliche Neugier für naturwissenschaftliche
Fragestellungen zu Wissenschaft und Forschung entstehen
und stimulieren die Faszination für Wissenschaft, Technik
und Mathematik.
Vision bis 2020
Durch den Einsatz wissenschaftlicher Satelliten werden
sich auch künftig die Kenntnisse über unsere Erde als den
für uns wichtigsten Planeten, das Sonnensystem, seine
galaktische und extragalaktische Umgebung vermehren
und das Wissen der Menschheit über den Ursprung,
Aufbau und Entwicklung des Universums und Grundfragen
der Physik vervielfachen.
Eine wissensbasierte Gesellschaft benötigt in größerem
Ausmaß gut ausgebildete WissenschafterInnen und
TechnikerInnen. Vor dem Hintergrund des daher
vorherrschenden TechnikerInnenbedarfes wird es
immer wichtiger, Jugendliche und junge Erwachsene
bereits frühzeitig für Technik zu begeistern, sodass sich
diese auch für eine technisch-naturwissenschaftliche
Launch space agencies
Countries with
cooperating institutions
Berufsausbildung entscheiden. Voraussetzungen dafür
wären ein entsprechendes Ausbildungssystem und
erstrebenswerte Berufsbilder für junge Menschen. Zu
Letzterem kann die Befassung mit dem Thema Weltraum
positive Beiträge leisten und damit auch zu einer positiven
Bewusstseinsbildung für Forschung und Entwicklung
allgemein beitragen.
Faszination und Begeisterung sind die Triebfedern für eine
vitale und Neugier-getriebene Weltraumforschung und
letztlich für die Entwicklung der Weltraumtechnologien.
Um diese „Rohstoffe“ effizient zu nutzen, bedarf es
unterstützender Maßnahmen, um junge Menschen an die
Weltraumforschung heranzuführen, und eines attraktiven
Ausbildungsangebots, um den Nachwuchs dort an die Spitze
zu führen. Denn Raumfahrt ist eine Quelle der Inspiration
und Faszination, weil sie sich in Grenzbereichen bewegt,
sowohl was die wissenschaftlichen Fragestellungen, als auch
die technologischen Herausforderungen betrifft. Kulturelle
Leistungen wie die menschliche Präsenz im Weltraum
ziehen eine hohe mediale Aufmerksamkeit auf sich und
wecken großes Interesse.
In Österreich gibt es zahlreiche Initiativen, Einrichtungen
und Netzwerke, die daran arbeiten, das Interesse an
Forschung, Innovation und Technologie mit dem Thema
Weltraum als Anreiz zu heben. Für die Bewältigung
der Herausforderungen der Zukunft in Wissenschaft
und Forschung, Technologie und Innovation ist das
Bildungswesen und die MINT-Ausbildung (Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Jugendlicher
die Basis. Eine Vielzahl an kleinteiligen Strukturen sind
bestmöglich zu vernetzen, damit möglichst breit informiert
werden kann und engagierte Lehrende motiviert werden,
sich vermehrt der Thematik Naturwissenschaft und
Technik und der Anwendung von Weltraumtätigkeiten
für Aus- und Weiterbildung anzunehmen.
Die Herausforderung besteht in der Förderung einer
verstärkten Vernetzung und Kooperation zwischen
Organisationen und Netzwerken, welche sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit Fragen der notwendigen
Nachwuchsförderung im MINT-Bereich beschäftigen.
Das Thema Weltraum kann dazu seinen Beitrag leisten.
Die Fakten: Österreichische
Universitäts- und Forschungsinstitute
in führenden Positionen bei
internationalen Weltraummissionen
Eine wichtige Schiene der internationalen Vernetzung
der österreichischen Weltraumforschung bot seit den
späten 1980er Jahren die Integration in die ESA. In den
letzten zehn Jahren erweiterte sich dieser Rahmen
durch die Teilnahme insbesondere des Instituts für
Weltraumforschung an Wissenschaftsmissionen
verschiedener Weltraumagenturen, der amerikanischen
NASA, der deutschen DLR, der chinesischen CNSA,
der französischen CNES und der japanischen JAXA.
Dadurch wird der Zugang zu internationalen Forschungsinfrastrukturen auf kontinuierlicher Basis ermöglicht.
Die Vernetzung der österreichischen Universitäts- und
Forschungsinstitute zeigt sich in der nachstehenden
Zusammenfassung aller Leitinstitute (Prime-Investigator)
und der zwei wichtigsten Co-Investigators. (Siehe Grafiken
11 und 12)
Die Fakten: Aktuelle Bildungs- und
Ausbildungsangebote im Bereich
Weltraum in Österreich
In Österreich gibt es zahlreiche Initiativen im Bereich
Nachwuchsförderung für den MINT-Bereich, die das
Thema Weltraum als Anreiz zur Förderung des technischnaturwissenschaftlichen Interesses von Kindern und
Jugendlichen nützen. Weiters gibt es viele kleine und
größere Initiativen, die weltraumbezogene Themen einem
breiten Publikum bekannt machen.
Im Ausbildungsbereich hat sich in den letzten Jahrzehnten
an den Universitäten eine Vielzahl von Aktivitäten
etabliert:
• An der Universität Wien wird ein Hauptfachstudium
in Astronomie und Astrophysik mit starker Einbindung
in weltraumastronomische Forschung für gegenwärtig
etwa 400 Studierende angeboten, daneben gibt es
astrophysikalische Studienzweige an der Universitäten
Graz und Innsbruck.
• Ausgehend von einem sehr erfolgreichen
postgradualen Universitätslehrgang („Space Sciences“),
wurden im Rahmen von NAWI-Graz (Kooperationsprojekt
zwischen der Technischen Universität Graz und der KarlFranzens-Universität Graz) zwei Masterstudiengänge
eingerichtet, die zum einen die Weltraumanwendungen
(Navigation, Erdbeobachtung und Telekommunikation)
und zum anderen die wesentlichen Komponenten der
Weltraumwissenschaften abdecken:
Masterstudium „Geospatial Technologies“: Im
viersemestrigen Masterstudium werden einschlägige
Methoden und Anwendungen der Prozessierung und
Analyse von Fernerkundungsdaten, der Navigation
und der Location Based Services (standortbezogene,
mobile Dienste, die unter Zuhilfenahme von
positionsabhängigen Daten dem Endbenutzer
bestimmte Informationen bereitstellen oder
Dienste erbringen, wie z. B. Mobilfunk), sowie der
Geoinformation vermittelt.
Masterstudium „Space Sciences and Earth from Space“:
Dieses Studium umfasst ebenfalls vier Semester
und ist in drei Schwerpunkte gegliedert, welche
gleichberechtigt und parallel zum Studienabschluss
„Master of Sciences“(bzw. Diplom-IngenieurIn) führen:
Solar System Physics, Satellite Systems, Earth System
from Space.
• Für TeilnehmerInnen aus Entwicklungsländern
wird seit 1994 ein Symposium in Graz angeboten,
das von den Vereinten Nationen, der Europäischen
Weltraumorganisation und Österreich gemeinsam
organisiert wird und in thematischen Schwerpunkten über
aktuelle Themen und Entwicklungen in der Raumfahrt
informiert.
• An der Fachhochschule Wiener Neustadt ist
ein englischsprachiges Masterstudium „Aerospace
Engineering“ geplant.
Zunehmend an Bedeutung gewinnen die
Ausbildungsangebote in Weltraumrecht:
Einige Universitäten (Wien, Graz, Innsbruck) bieten seit
einigen Jahren Seminare und Kurse in Weltraumrecht,
sowie die Betreuung von Dissertationen zu weltraumrechtlichen Themen an. Die Ausbildung folgt
überwiegend einem interdisziplinären Ansatz, wonach
die Rahmenbedingungen der Raumfahrt nicht nur aus
rechtlicher, sondern auch aus technischer und politischer
Sicht behandelt werden. Eine enge Zusammenarbeit
mit verschiedenen Institutionen erweist sich hier als
besonders zielführend. Die Lehre an den Universitäten
profitiert sehr von den in Österreich angesiedelten
Institutionen, wie insbesondere dem European Space
Policy Institute ESPI und dem UN Office for Outer Space
Affairs UNOOSA in Wien. Auch die jährlichen Sitzungen
des Komitees der Vereinten Nationen für die friedliche
Nutzung des Weltraums UNCOPUOS und der beiden
44
45
11 MISSIONS IN ORBIT (operational)
Mission
Experiment
Co-I 1 / PI
Co-I 2
Cassini
Radio and plasma waves
Univ. of Iowa, USA
Obs. Paris, Meudon, F
Cluster
Potential control
Ion spectrometer
Electron beam experiment
Magnetometer
Electron spectrometer
ESTEC, Noordwijk, NL
IRAP, Toulouse, F
MPE, Garching, D
IC, London, UK
MSSL, Holmbury, UK
NDRE, Kjeller, Norway
UNH, Durham, USA
UNH, Durham, USA
GSFC, Greenbelt, USA
RAL, Didcot, UK
envisat
Infrared limb sounder
Stellar occultation sensor
Synthetic aperture radar
Imaging spectrometer
Along track scanning radiometer
ESTEC, Noordwijk, NL
ESTEC, Noordwijk, NL
ESRIN, Frascati, IT
ESRIN, Frascati, IT
RAL, Didcot, UK
KIT, Karlsruhe, D
FMI, Helsinki, FI
ESTEC, Noordwijk, NL
ESTEC, Noordwijk, NL
ESRIN, Frascati, IT
most
Ground station
Univ. Toronto, Canada
UBC, Vancouver, Canada
rosetta
Atomic force microscope
Dust mass spectrometer
Penetrator
Magnetometer
Magnetometer
ESTEC, Noordwijk, NL
MPE, Garching, D
DLR, Berlin, D
TUB, Braunschweig, D
TUB, Braunschweig, D
Univ. of Kassel, Germany
FMI, Helsinki, Finland
SRC, Warsaw, PL
KFKI, Budapest, H
IC, London, UK
Venus Express
Magnetometer
Ion spectrometer
TUB, Braunschweig, D
IRF, Kiruna, Sweden
IC, London, UK
IRAP, Toulouse, F
STEREO
Radio and plasma waves
Obs. Paris, Meudon, F
UCB, Berkeley, USA
COROT
Data extractor
Obs. Paris, Meudon, F
IRAP, Toulouse, F
COSMIC
GPS occultation sensor
NRC, Taipeh, TW
UCAR, Boulder, USA
MetOp-A
GPS occultation sensor
Advanced infrared sounder
Advanced scatterometer
EUM, Darmstadt, D
CNES, Toulouse, F
EUM, Darmstadt, D
ESTEC, Noordwijk, NL
EUM, Darmstadt, D
ECMWF, UK
THEMIS
Magnetometer
TUB, Braunschweig, D
UCB, Berkeley, USA
TerraSAR-X
Synthetic aperture radar
DLR, Oberpfaffenhofen, D
Infoterra, Friedrichshafen, D
COSMO-Skymed
Synthetic aperture radar
ASI, Roma, IT
Telespazio, Roma, IT
GOCE
Laser ranging
Gradiometer
TUM, München, D
ESTEC, Noordwijk, NL
TU, Delft, NL
TUM, München, D
Herschel
Camera/spectrometer
MPE, Garching, D
KUL, Leuven, B
SMOS
L-band radiometer
ESRIN, Frascati, IT
CNES, Toulouse, F
CryoSat-2
Altimeter
ESRIN, Frascati, IT
UCL, London, UK
TanDEM-X
Synthetic aperture radar
DLR, Oberpfaffenhofen, D
Infoterra, Friedrichshafen, D
Juno
Radio and plasma waves
U. of Iowa, USA
TU, Dresden, D
Space Agency: NASA,
Target: Saturn, Launch: 1997
Space Agency: ESA,
Target: Space Plasma, Launch: 2000
Space Agency: ESA,
Target: Earth System, Launch: 2002
Space Agency: Canada,
Target: Asteroseismology, Launch: 2003
Space Agency: ESA
Target: Comet, Launch: 2004
Space Agency: ESA,
Target: Venus, Launch: 2005
Space Agency: NASA
Target: Sun, Launch: 2006
Space Agency: France, Target: Exoplanet
and Asteroseis, Launch: 2006
Space Agency: Taiwan,
Target: Atmos and Climate, Launch: 2006
Space Agency: Eumetsat,
Target: Atmos and Climate, Launch: 2006
Space Agency: NASA,
Target: Space Plasma, Launch: 2007
Space Agency: Germany,
Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007
Space Agency: Italy,
Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007
Space Agency: Italy,
Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007
Space Agency: Italy,
Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007
Space Agency: Italy,
Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007
Space Agency: Italy,
Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007
Space Agency: Italy,
Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007
Space Agency: Italy,
Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007
Grafik 11: Österreichische Leitinstitute (Prime-Investigator) und die zwei
wichtigsten Co-Investigatoren bei Missionen im Orbit, Quelle: IWF
12 MISSIONS UNDER DEVELOPMENT (being built)
46
Mission
Experiment
Co-Investor 1 / Prime Investor
Co-Investor 2
RBSP
Field instrument suite
Univ. of Iowa, USA
GSFC, Greenbelt, US
BRITE
Nanosatellites
Univ. Toronto, Canada
CAMK, Warsaw, PL
METOP-B
GPS occultation sensor
Advanced scatterometer
EUM, Darmstadt, D
EUM, Darmstadt, D
ESTEC, Noordwijk, NL
ECMWF, Reading, UK
CICERO
GPS occultation sensor
GeoOpt, Boulder, USA
CU, Boulder, USA
SENTINEL-1
Synthetic aperture radar
ESRIN, Frascati, IT
ESTEC, Noordwijk, NL
Miller urey
Microgravity experiment
Univ. Leiden, NL
TUB, Braunschweig, D
BEPICOLOMBO
Magnetometer
Ion spectrometer
Magnetometer
TUB, Braunschweig, D
LPP, St. Maur, France
TUB, Braunschweig, D
ISAS, Sagamihara, J
MPS, Katlenburg, D
IC, London, UK
MMS
Potential control
Electron beam experiment
Magnetometer
ESTEC, Noordwijk, NL
UNH, Durham, USA
UC, Los Angeles, US
NDRE, Kjeller, Norway
Univ. of Iowa, USA
UNH, Durham, USA
Resonance
Radio and plasma waves
IKI, Moscow, Russia
TU, Dresden, D
EMS
Magnetometer
NSSC, Beijing, China
USTC, Heifei, China
XD-2:QUESS
Quantum Experiment
CAS, Shanghai, China
USTC, Heifei, China
solar orbiter
Magnetometer
Radio wave instrument
IC, London, UK
Obs. Paris, Meudon, F
TUB, Braunschweig, D
CST, Toulouse, F
Space Agency: NASA,
Target: Space Plasma, Launch: 2012
Space Agency: A/PL/Can,
Target: Asteroseismology, Launch: 2012
Space Agency: Eumetsat,
Target: Atmos and Climate, Launch: 2012
Space Agency: USA,
Target: Atmos and Climate, Launch: 2013
Space Agency: ESA,
Target: Land, ocean, ice, Launch: 2013
Space Agency: ESA,
Target: Astrobiology, Launch: 2013
Space Agency: ESA/Japan,
Target: Mercury, Launch: 2014
Space Agency: NASA,
Target: Space Plasma, Launch: 2014
Space Agency: Russia,
Target: Space Plasma, Launch: 2015
Space Agency: China,
Target: Space Plasma, Launch: 2015
Space Agency: China,
Target: Quantum Comm., Launch: 2016
Space Agency: ESA,
Target: Sun, Launch: 2017
Grafik 12: Österreichische Leitinstitute (Prime-Investigator) und die zwei
wichtigsten Co-Investigatoren bei geplanten Missionen, Quelle: IWF
47
Unterausschüsse werden in die Ausbildung an den
österreichischen Universitäten integriert. Sie bieten den
Studierenden Einblicke in die neuesten Entwicklungen
im Bereich der Raumfahrt, die Positionen verschiedener
Länder, insbesondere auch der Entwicklungsländer, sowie
in die Funktionsweise internationaler Organisationen.
Das Space Generation Advisory Council mit Sitz in Wien
im Rahmen der UNCOPUOS-Sitzungen spricht für die
weltraumengagierte Jugend.
Für österreichische Studierende öffnet sich auch die
Chance, an der Europäischen Sommerschule über
Weltraumrecht und Weltraumpolitik des European Centre
for Space Law ECSL teilzunehmen. Die Bewerbung der
Sommerschule und die Auswahl der österreichischen
TeilnehmerInnen erfolgt durch die nationale Kontaktstelle
für Weltraumrecht NPOC des ECSL an der Universität Wien.
Diese stellt auch die Kontaktstelle für andere Projekte
der internationalen Zusammenarbeit in Forschung und
Lehre des Weltraumrechts dar. Neben dem European
Centre for Space Law ECSL umfasst dies das International
Institute of Space Law IISL und die International Law
Association ILA; Organisationen mit dem Ziel, Völkerrecht
und internationales Privatrecht zu verbreiten und
weiterzuentwickeln. Es besteht auch eine Zusammenarbeit
mit internationalen thematischen Vereinigungen, wie
der International Astronautical Federation IAF, sowie
dem jährlich stattfindenden International Astronautical
Congress IAC.
Österreich hat mit der Sommerschule in Alpbach, die
seit 35 Jahren von der Agentur für Luft- und Raumfahrt
der FFG gemeinsam mit der ESA organisiert wird, einen
europäischen Standard in Ausbildungs-Aktivitäten gesetzt.
Die Sommerschule Alpbach hat sich in den Jahren ihres
Bestehens zur europäischen Weltraumsommerschule
und Bildungsstätte des kreativen wissenschaftlichen
Nachwuchses mit international anerkanntem Ruf
entwickelt. Sie ist eine geschätzte und begehrte Institution
geworden: eine Ideenfabrik und Kaderschmiede für
die europäische Raumfahrt. So waren viele der heute
führenden Persönlichkeiten der Raumfahrt selbst einmal
bei einer Sommerschule in Alpbach.
Im Rahmen ihrer Bildungsaufgaben unterstützt
die Agentur für Luft- und Raumfahrt der FFG junge
Forschende auf ihren Karrierewegen (z. B. Vermittlung von
SchülerInnen und StudentInnen für Stipendienplätze bei
der ESA, Unterstützung von Ausbildungsmöglichkeiten
im Rahmen der Internationalen Weltraumuniversität ISU
in Straßburg, Bewerbung von ESA und internationalen
SchülerInnenwettbewerben in Österreich).
Neben den ausbildenden Organisationen bieten
Unternehmen Praxis für alle Bildungssektoren an:
SchülerInnenpraktika, Praktika für Höhere Technische
Lehranstalten (Maschinenbau, Mechatronik, Werkstoffe)
und HTL-Matura-Diplomarbeiten, sowie Post-Docs für
StudentInnen.
Die universitären Institute für Astronomie und Astrophysik
(Wien, Innsbruck und Graz), die technischen Universitäten
(Wien und Graz), das Institut für Weltraumforschung
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und
außerschulische „Weltraumorganisationen“ mit sehr
starkem Forschungsbezug (z. B. Astronomie Wien) fördern
das Thema Weltraum im außerschulischen Bereich,
durch Medienarbeit und Veranstaltungen über aktuelle
Forschungsergebnisse. Durch den Zusammenschluss
der astronomischen und astrophysikalischen Institute
in der Österreichischen Gesellschaft für Astronomie und
Astrophysik im Jahr 2002 ist eine Plattform entstanden,
die die Nachwuchsförderung von Jugendlichen an Schulen
zum Ziel hat.
Eine Vielzahl von öffentlichen Einrichtungen wie
Volkssternwarten und Planetarien hat in den letzten
Jahren mit koordinierten Großveranstaltungen wie
österreichweiten Astronomietagen und höchst
erfolgreichen Teilnahmen an den „Langen Nächten der
Forschung“ die Faszination an der Weltraumforschung
einem breiten Publikum vermittelt. Damit hat sie
auch das Interesse an Studien in den für Österreich so
wichtigen MINT-Fächern gefördert. Auch ein Netzwerk zu
Einrichtungen der Volksbildung, wie z. B. zu Astronomie
Wien der VHS Wien (Volkssternwarten Kuffner und
Urania sowie Planetarium Wien) sowie Vorträge von
WissenschafterInnen an den Wiener Volkshochschulen
über die Initiative „University Meets Public“ 19 ist etabliert.
Das Technische Museum Wien plant zukünftig einen
Schwerpunkt Weltraum.
Das Österreichische Weltraumforum ÖWF – ein Netzwerk
für RaumfahrtspezialistInnen und Weltrauminteressierte
– vermittelt die Faszination Weltraum in der Öffentlichkeit
durch Vorträge, Ausstellungen, Shows, Beratungstätigkeit.
Es erreicht mit seinen Projekten Jugendliche in ganz
Österreich, bietet raumfahrtbezogene Praktika, arbeitet
mit Schulen zusammen (um z. B. das Anwendungsthema
Erdbeobachtung populär zu machen) und leistet
Bildungsarbeit in Kooperation mit der ESA. Das Spektrum
der Tätigkeiten reicht vom Impulsreferat in Schulklassen
bis zur Teilnahme an Ausstellungen mit Tausenden von
BesucherInnen.
Durch zahlreiche fachliche Veranstaltungen der FFG
sowie einen jährlichen Space Day für das interessierte
Fachpublikum und öffentlichkeitswirksame Ausrichtung
von Jahrestagen der Raumfahrtgeschichte konnte der Kreis
der Interessierten in den vergangenen Jahren laufend
erweitert werden. ●
18
BRIMATECH Services GmbH: Ö-SPACE Österreichische Weltraumindustrie
und -forschung: Datenbank der Marktteilnehmer, Wien 2011
19
Erhoben im Rahmen der Studie: Convelop: Konzeptstudie „ESERO.at“,
(European Space Resource Office), Graz 2011
Leitlinien und
massnahmen
Leitlinien
Folgende Grundsätze geben den österreichischen
Positionierungen in den Verhandlungen zur Europäischen
Weltraumpolitik Orientierung:
1. Europäische Weltraumpolitik und
internationale Weltraumtätigkeiten
Weltraum wird für Österreich auch weiterhin eine
europäische und über weite Strecken internationale
Aufgabe bleiben, daher ist die zielgerichtete und effektive
Organisation dieser Zusammenarbeit von entscheidender
Bedeutung. Österreich wird dieser europäischen und
internationalen Entwicklung entsprechend Rechnung
tragen und sich aktiv in der Gestaltung einer Europäischen
Weltraumpolitik engagieren, die auf den Prinzipien der
friedlichen Nutzung des Weltraums basiert und es allen,
auch kleinen und mittleren Staaten ermöglicht, einen
hochwertigen Beitrag – dies bezieht sich sowohl auf
den technologischen Gehalt und dessen wirtschaftliche
Relevanz, als auch auf die wissenschaftliche Exzellenz –
bei der Umsetzung ihrer Weltraumtätigkeiten zu leisten.
Österreich wird auch weiterhin ein aktiver
Kooperationspartner auf internationaler Ebene bleiben,
um so sicherzustellen, dass in Österreich vorhandene
Expertise und Exzellenz in internationalen Vorhaben
Eingang und Mitarbeitsmöglichkeit findet. Die Beratung
und Formulierung dieser Positionen erfolgt durch
Koordination des bmvit in der Interministeriellen Gruppe
„Österreichische Raumfahrtpolitik“ zwischen den
betroffenen Ressorts und ihren Agenturen.
2. Wettbewerbsfähiger
österreichischer Weltraumsektor
Die in der Vision dargelegte gewünschte österreichische
Industriestruktur wird unterstützt und entwickelt durch
eine aktive österreichische Technologiepolitik in diesem
Bereich: Die Umsetzung von neuen Technologien,
Produkten und Verfahren auf dem Markt wird durch
Beteiligung an und die Finanzierung von entsprechenden
vorbereitenden Technologieprogrammen auf nationaler
(Österreichisches Weltraumprogramm ASAP) wie auch
internationaler Ebene, vor allem den ESA-Technologieprogrammen, aber auch künftig verstärkt in den
EU-Forschungs- und Innovationsprogrammen unterstützt.
Eine verstärkte Zusammenarbeit von Wissenschaft
und Wirtschaft intensiviert die Umsetzung von
wissenschaftlichen Erkenntnissen am Markt und
50
unterstützt die nachhaltige Entwicklung von
bahnbrechenden Entwicklungen auch langfristig. Im
verstärkten Ausmaß werden auch die Möglichkeiten
der entsprechenden Gestaltung der Arbeitspläne der
EU-Forschungs- und Innovationsprogramme genützt.
Planungssicherheit und Nachhaltigkeit werden durch
den von der ESA geführten Prozess der Technologieharmonisierung und die Implementierung von Technologieentwicklungen und Technologieroadmaps verbessert.
Dadurch wird eine aktive und nachhaltige Vertretung und
Positionierung österreichischer Interessen auch in den
Beschaffungsprogrammen für die Vorbereitungs- und
Betriebsphasen von Satellitenprogrammen bestmöglich
begleitet und vorbereitet. Technologietransfer-Initiativen,
die Spin-ins und Spin-offs begleiten, sollen in intensiver
Kooperation mit bestehenden Instrumenten unterstützt
werden.
Die wirtschaftliche Bedeutung des österreichischen
Weltraumsektors wird weiter gesteigert, sowohl in
Bezug auf den Umsatz und Beschäftigte als auch deren
Qualifikation mit besonderem Augenmerk auf Erhöhung
des Anteils der Frauen. Dies gilt insbesondere für den
Bereich der weiteren Entwicklung von weltraumbasierten
Dienstleistungen, aber auch des Betriebs von
Weltrauminfrastrukturen und des weiteren Engagements
am kommerziellen Weltraummarkt. Die Basis des Sektors
kann auch durch die nachhaltige Integration bisher nicht
in der Raumfahrt tätiger Unternehmen erweitert werden.
3. Europäische Industriepolitik
im Weltraumsektor
Das bmvit – in Abstimmung mit relevanten
Akteuren – beteiligt sich aktiv an der Diskussion zur
Weiterentwicklung der Industriepolitik im internationalen
Kontext. Basierend auf den positiven Erfahrungen der
internationalen Beteiligungen wird insbesondere die
Annäherung der verschiedenen Regularien der ESA und der
EU unterstützt. Österreich wird weiterhin die Entwicklung
einer wettbewerbsfähigen Industriestruktur entlang der
gesamten Wertschöpfungskette in Europa unterstützen.
Zur Sicherstellung dieses industriellen Wettbewerbs sind
u.a. entsprechende Regularien, die einen fairen und freien
Zugang zu diesem Wettbewerb auf allen Ebenen der
Wertschöpfungskette gewährleisten, zu etablieren. Die
entsprechende Einbindung von Nicht-Systemfirmen sollte
damit sichergestellt werden.
51
4. Optimale Nutzung der
europäischen Weltrauminfrastruktur
durch österreichische Akteure
Ziel ist es, satellitenbasierte Technologien und
weltraumgestützte Infrastrukturen für die österreichische
Bevölkerung, sowie Verwaltung, Wirtschaft und
Wissenschaft optimal zu nutzen.
Das für Weltraumtätigkeiten federführende bmvit
initiiert die relevante Diskussion mit den von
Weltrauminfrastrukturen und der Definition einer
Europäischen Weltraumpolitik betroffenen Ressorts. Die
Zusammenarbeit erfolgt im Rahmen der Interministeriellen
Gruppe „Österreichische Raumfahrtpolitik“. Die
Definition, Harmonisierung und Zusammenfassung
von Nutzeranforderungen wird in konkreten Projekten
durch das Österreichische Weltraumprogramm
(Förderinstrumente für Forschung, Entwicklung und
Demonstration, Sondierungen) oder weitere geeignete
Instrumente (Instrumente für Innovationsförderung,
operative Budgets) unterstützt und gefördert. Gezielte
Informationsinitiativen und die Darstellung von
Pilotanwendungen unterstützen den Diffusionsprozess in
die Verwaltung.
Dadurch soll eine Positionierung zur Nutzung von
satellitenbasierten Technologien in den Ressortagenden
erfolgen. Beispielhaft wird hier die Positionierung
Österreichs zur Verwendung weltraumgestützter Systeme
für die Sicherheit und Verteidigung Europas erwähnt,
die das Bundesministerium für Landesverteidigung
und Sport 2010 in einer Ressortpositionierung 20
verabschiedet hat. Diese orientiert sich an der Nutzung
der europäischen Weltrauminfrastrukturen, um die
Einsatzbereitschaft des österreichischen Bundesheeres
zu erhöhen, das räumliche Einsatzspektrum zu erweitern,
Interoperabilität auszuweiten und Informationsvorsprünge
für Einsätze nutzbar zu machen. Dabei interessieren
vor allem die Anwendungen Satellitenkommunikation,
Satellitennavigation und Positionierung sowie
Erdbeobachtung.
Wissenschaftliche Weltrauminfrastruktur: Mit der
Unterstützung von wissenschaftlichen Weltraummissionen
trägt Österreich zum Aufbau einer weitestgehend frei
zugänglichen internationalen Forschungsinfrastruktur
bei, die letztlich durch internationale Kooperationen im
Dienst der Wissenschaft steht. Der allgemeine Zugang
zu Satellitenmissionen zur Datenakquisition oder zu
internationalen Datenarchiven wird ergänzt durch
garantierte Beobachtungszeiten, die man als nach
internationalen Standards anerkannte wissenschaftliche
MitentwicklerIn eines Instruments zugesprochen bekommt.
Gerade diese stellt im internationalen Wettbewerb für die
Forschung einen nicht zu unterschätzenden Vorteil dar, da
solche Beobachtungen prioritär durchgeführt werden, was
für die Begünstigten einen beträchtlichen zeitlichen und
inhaltlichen Wissensvorsprung bedeutet. ●
20 Österreichische Militärische Weltraumpolitik
GZ.: S92240/60-WFE/2010, Oktober 2010
Organisation und
zusammenarbeit
Folgende Maßnahmen führen zu einer klaren,
transparenten und effizienten Organisation und
Zusammenarbeit der an Weltraumtätigkeiten beteiligten
und davon betroffenen Akteure in Österreich:
1. Verbesserte Koordination
und Zusammenarbeit
Die bestehende interministerielle Gruppe „Österreichische
Raumfahrtpolitik“ 21 mit VertreterInnen aller
Bundesministerien und Agenturen koordiniert die
österreichischen industriell-wissenschaftlichen und
außenpolitischen Positionen (auch unter dem Aspekt
des Amtssitzes der Vereinten Nationen Wien) in allen
Angelegenheiten der österreichischen Weltraumpolitik und
ist zentrale strategische Plattform der Meinungsbildung
in Österreich, sowie Ausgangspunkt der Diskussion zur
Positionierung der Weltraumtätigkeiten im Rahmen der
Ressortagenden. Die Umsetzung der Weltraumstrategie
erfolgt durch die Agentur für Luft- und Raumfahrt der FFG.
132/2011 22 weitergeführt. Es wird ein nationales Register
für Weltraumgegenstände, in das österreichische
Weltraumgegenstände eingetragen werden, beim
bmvit eingerichtet, sowie eine Verordnung zur näheren
Ausführung von den im Gesetz festgelegten Bestimmungen
erlassen. Dabei sind Fragen der internationalen
Frequenzkoordinierungen in der Internationalen
Fernmeldeunion ITU (International Telecommunication
Union), sowie auf europäischer Ebene von besonderer
Bedeutung.
5. Regulatorische Unterstützung
des Weltraumsektors in Österreich
Die anwendungsorientierte Nutzung von
Weltraumtechnologie kann gleichzeitig als Nährboden
für die Entwicklung hochwertiger Datenprodukte
und darauf aufbauenden Dienstleistungen dienen
und so selbst zum Wirtschaftsfaktor werden. In
diesem Bereich entwickeln sich insbesondere auch
für KMU mit ihrem hohen Innovationspotenzial neue
Aktionsfelder. Neben der Satellitenkommunikation
2. Monitoring und Evaluierung
haben die satellitengestützte Erdbeobachtung und
Um die Wirksamkeit des finanziellen Mitteleinsatzes zu
Navigation – sowie deren Verknüpfung zu integrierten
prüfen, werden die Berichtspflichten im Rahmen des in
Ausarbeitung befindlichen Themenmonitorings sowie unter Anwendungen – das Potenzial zur Erschließung neuer
NutzerInnensegmente und Märkte. Zentral für eine
Anwendung der Grundlagen der wirkungsorientierten
effiziente Nutzung sind, neben innovativen Methoden
Folgenabschätzung umgesetzt werden. Eine Evaluierung
der Wirkung der Maßnahmen erfolgt in Zeitabständen von zur Datenauswertung und Informationsgewinnung,
entsprechende regulatorische Rahmenbedingungen.
5–7 Jahren.
Dazu gehört eine offene Datenpolitik, die einen
möglichst einfachen, kostengünstigen und zuverlässigen
3. Österreichische programmatische
Zugang zu satellitengestützten Daten ermöglicht,
Langfristplanung
sowie die Festlegung von technischen Normen und
Eine langfristige programmatische Planung für
Qualitätsstandards. ●
Weltraumtätigkeiten im Bereich Forschung und
Entwicklung, Betrieb und Nutzung unterteilt nach
nationaler Förderung und Beiträgen zu europäischen
Programmen (ESA, EUMETSAT, EU) gibt einen strategischen 21 Das Mandat der Gruppe und die Mitgliedsorganisation befinden sich
auf der Seite 61.
Rahmen. Dadurch wird die bestehende finanzielle Planung
22 www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2011_I_132/
des bmvit für die Vorbereitung der ESA-Ratstagungen auf
BGBLA_2011_I_132.pdf
Ministerebene ab 2012 unterstützt.
4. Umsetzung des internationalen
Weltraumrechts
Die nationale Umsetzung des internationalen
Rechtsrahmens im Bereich Raumfahrt wird nach
Veröffentlichung des Bundesgesetzes über die
Genehmigung von Weltraumtätigkeiten und die
Einrichtung eines Weltraumregisters (Weltraumgesetz)
am 27. Dezember 2011 im Bundesgesetzblatt I Nr.
52
53
Ausrichtung der bmvitWeltraumtätigkeiten
Folgende Maßnahmen führen zu einer zielgerichteten
programmatischen Ausrichtung der bmvitWeltraumtätigkeiten:
1. Österreichische Beiträge
zu den europäischen Programmen
Finanziell wird Österreich auch in Zeiten der
wirtschaftlichen Krise und damit verbundener
begrenzter Budgetmittel einen seiner Wirtschaftskraft
entsprechenden finanziellen Beitrag anstreben. Die
finanziellen Voraussetzungen für die Teilnahme werden
weiterhin über drei Säulen gewährleistet sein: Nationale
Beiträge zu zwischenstaatlichen Programmen im
Wesentlichen der ESA, aber auch EUMETSAT, Beiträge
die aus dem EU-Haushalt bedeckt werden und das
nationale „Österreichische Weltraumprogramm“ ASAP
(Austrian Space Applications Programme), das ergänzend
und vorbereitend zu den europäischen und internationalen
Programmen wirkt.
2. Programmatische Schwerpunkte
Österreichs im Rahmen der Europäischen
Weltraumpolitik
Österreich spricht sich für einen anwendungsorientierten
Ansatz der Europäischen Weltraumpolitik aus, d.h. die
Entwicklung weltraumbasierter Systeme hat sich in erster
Linie an den Anwendungspotenzialen der gewonnenen
Daten zu orientieren, sei dies in den unterschiedlichen
wissenschaftlichen Domänen oder beispielhaft in den
Bereichen der Telekommunikation, Erdbeobachtung,
Klimaforschung, Meteorologie oder Navigation.
zwischen ESA- und EU-Programmen wird darauf Bedacht
zu nehmen sein, dass die nationale Entscheidungsfreiheit,
insbesondere in finanzieller Hinsicht gewährleistet wird.
3. Schwerpunktsetzungen Österreichs
im Rahmen der ESA
In der Vorbereitung zu den ESA-Ratstagungen auf
Ministerebene 2012 und 2015 wird die Zeichnungspolitik
wie bisher nach den Prinzipien des Nutzens und des
Bedarfs ausgerichtet werden. Kriterien bei der Auswahl
sind: Hebelwirkung mit Berücksichtigung der angestrebten
Verbreiterung der bei der ESA aktiven Unternehmen
und Forschungsinstitutionen unter Berücksichtigung
der Weltraumtätigkeiten der EU und EUMETSAT, sowie
Hebelwirkung bezogen auf den kommerziellen Markt. In
den Neuzeichnungen haben laufende Aktivitäten Priorität
vor dem Beginn neuer Aktivitäten, das heißt Programme,
bei denen in der Vergangenheit bereits Investitionen
getätigt wurden und Positionierungen der österreichischen
Industrie, Wissenschaft und Forschung erfolgreich erreicht
werden konnten, wie die bisherigen Schwerpunkte im
Bereich Erdbeobachtung, Technologieentwicklungen und
Telekommunikation, werden vorrangig behandelt. Die
Einbindung der Akteure in Wissenschaft, Forschung und
Industrie in die Vorbereitungen erfolgt durch die FFG,
die dem bmvit Analysen des Potenzials bezogen auf die
geplanten ESA-Programme vorlegt.
4. Schwerpunktsetzungen Österreichs
im Rahmen der geplanten EU-Programme
Im Rahmen der Verhandlungen zum mittelfristigen
Finanzrahmen der EU und den dort geplanten
Die Grundlagen der Raumfahrt, wie WeltraumWeltraumtätigkeiten wird Österreich weiterhin eine aktive
wissenschaften und Technologieentwicklungen,
Beteiligung mittelgroßer und kleiner Mitgliedsstaaten
Trägersysteme und Beiträge zur Internationalen
bei Entwicklung, Bau und Betrieb von Satellitensystemen
Raumstation, sowie vor allem die Entwicklung künftiger
unterstützen. Darunter ist zu verstehen, dass Österreich
Weltrauminfrastrukturen und die Weiterentwicklung
nicht nur anteilig die Mittel für diese gesamteuropäische
bestehender Weltraumkomponenten soll von interessierten Infrastruktur zur Verfügung stellen will, sondern auch
Staaten im Rahmen der ESA erfolgen. Die Möglichkeiten
am Aufbau dieser Infrastruktur – mit Aufträgen an die
einer ausgewogenen Beteiligung der Kapazitäten in
österreichische Industrie – teilhaben will.
Europa sind für Österreich auch weiterhin ein Argument
für die Unterstützung der ESA in deren Ausgestaltung
5. Weiterentwicklung des
der künftigen Rolle. Der erfolgreiche laufende Betrieb,
Österreichischen Weltraumprogramms
die bedarfsorientierte Definition der Weiterentwicklung
Das bmvit wird zusammen mit dem Programmder beiden Großprojekte Galileo und GMES, sowie die
Management das nationale „Österreichische WeltraumAusschöpfung des Potenzials für deren Anwendungen
programm“ ASAP (Austrian Space Applications Programme),
werden dabei seitens der EU die volle Aufmerksamkeit
das seit 2002 ein Alleinstellungsmerkmal der nationalen
der nächsten Jahre erfordern. Bei der Arbeitsaufteilung
Raumfahrtförderung erreicht hat und eine gute
Gesamtrelation zwischen Aufwand und Nutzen der
Förderung darstellt, weiterentwickeln und ausbauen. Damit
ist sichergestellt, dass aufgrund nationaler Kapazitäten und
Kompetenzen entsprechende technologisch hochwertige
Beiträge zu den internationalen und europäischen
Programmen geleistet werden können. Durch die
nationale Förderung soll Exzellenz an der Spitze und
Verbreiterung der Basis erzielt werden. Insbesonders
gefördert werden Ideen und Technologien, die eine
strategisch vorteilhafte Positionierung österreichischer
Unternehmen im internationalen Wettbewerb ermöglichen.
ASAP soll auch weiterhin durch seine Funktion als
nationales Hebelprogramm zur weiteren Unterstützung
internationaler Wettbewerbsfähigkeit und Sichtbarkeit
gekennzeichnet sein und damit die nationalen
Prioritätensetzungen im internationalen Kontext
sicherstellen.
6. Förderung der Anwendung von
satellitenbasierten Weltraumtechnologien
Um die Diffusion der auf dieser Infrastruktur basierenden
Dienstleistungen und eine optimale Nutzung für die
öffentlichen Aufgaben sicherzustellen, werden vom bmvit
mit FFG und Akteuren Anstrengungen wahrgenommen,
um regionale und nationale Schwerpunktbildungen
(technologische, wissenschaftliche und konzeptionelle
Vorbereitungsaktivitäten) zu fördern. Dabei werden
die weiteren Entwicklungen des Themenmanagements
berücksichtigt, um die Potenziale der Anwendungen der
satellitenbasierten Technologien für Themen des bmvit in
folgenden Bereichen entsprechend zu nützen: Mobilität,
Energie, Informations- und Kommunikationstechnologien,
Produktion, Sicherheit und Humanressourcen, innovative
Beschaffungen, sowie Technologietransfer. Durch
Unterstützung von jungen Unternehmen, insbesondere
von Start-ups und Spin-offs, aus anwendungsorientierten
Forschungsbereichen soll die Basis in diesem Sektor in
Österreich erweitert werden.
7. Österreichische Mitarbeit in der
Definition der Weltrauminfrastrukturen
Mittelfristig wird die Mitarbeit an der Definition der
Weltrauminfrastrukturen verstärkt wahrgenommen.
Dies soll zunehmend erfolgen durch: Bündelung
sektoraler Politikbereiche im institutionellen Umfeld
und aktive Vertretung der Interessen Österreichs in den
Vorbereitungs- und Betriebsprogrammen der EU, ESA,
der EU-Agenturen und anderer relevanter internationaler
Organisationen. Die Bedeckung dieser betrieblichen
Aufwendungen sollte unter Einbeziehung potenzieller
NutzerInnen erfolgen und in voller Übereinstimmung mit
dem Subsidiaritätsprinzip erfolgen.
8. Aktiver Beitrag Österreichs zu den
Betriebsphasen der Weltrauminfrastrukturen
Eine Teilnahme Österreichs an den künftigen
Betriebsphasen soll bedarfsorientiert erfolgen. Das
bmvit wird mit betroffenen Akteuren die Notwendigkeit
des Aufbaus und Betriebes von innerösterreichischen
Infrastrukturen prüfen, z. B. den Aufbau nationaler
Strukturen zur Nutzung des öffentlich-regulierten Dienstes
von Galileo und im Bereich der ersten betrieblichen
Tätigkeiten des Europäischen Erdbeobachtungsprogramms
GMES. Geprüft werden sollen die bestehenden
Instrumentarien, inwieweit diese den Betrieb von
Infrastruktur im Zusammenhang mit Weltraumtätigkeiten
unterstützen können.
Für eine weitere Konzentration und Fokussierung der
österreichischen Weltraumtätigkeiten: Eine Bündelung
von Know-how wird durch den Anreiz der Nutzung
von gemeinsamer Infrastruktur gefördert. Um die
Zusammenarbeit und Bündelung der österreichischen
Akteure bei Weltraumtätigkeiten zu intensivieren, soll die
Möglichkeit zur Errichtung und zum Betrieb von einer
gemeinsam zu nutzenden Infrastruktur, gefördert durch
das Österreichische Weltraumprogramm, geprüft werden.
Erste Themenfelder könnten hier die Erdbeobachtung im
Rahmen von GMES und Satelliten-Telekommunikation sein.
Als erster Schritt der Orientierung in der Betriebsphase
von GMES wird aufbauend auf bestehenden
Kompetenzen in österreichischen Firmen und
Forschungseinrichtungen angedacht, die Einrichtung eines
„Erdbeobachtungsdatenzentrums für Wasserressourcen“
zu prüfen. Weitere Ansätze für Clusterbildung könnten
aufbauend auf dem Know-how und der Testinfrastruktur
in Industrie und Forschung in Österreich betreffend Bau,
Test und Qualifizierung von weltraumtauglicher Hard- und
Software weiter untersucht werden.
9. Schwerpunkte Österreichs im Bereich
der bilateralen Kooperation
Die internationalen Kooperationen Österreichs
erfolgen in erster Linie mittelbar durch die Teilnahme
an europäischen Programmen und hier vor allem an
ESA-Programmen, im Rahmen derer Kooperationen
weltweit möglich sind. Darüber hinausgehende
Kooperationen auf zwischenstaatlicher Ebene sind
möglich, vor allem im Bereich der transnationalen
Anwendungen mit österreichischen Nachbarstaaten,
die den Vorteil der österreichischen Gegebenheiten
nützen, wie z. B. den Kooperationsraum Alpen, aber auch
bilaterale Kooperationen basierend z. B. auf gemeinsamen
wissenschaftlichen Interessen mit internationalen
Partnern.
10. Schwerpunkte Österreichs in der
multilateralen Zusammenarbeit im Rahmen
der Vereinten Nationen
Das politische Engagement Österreichs in der
internationalen Zusammenarbeit in multilateralen
Organisationen im Weltraumbereich, insbesondere für
die friedliche Nutzung des Weltraums im Rahmen des
UN-Weltraumausschusses UNCOPUOS, wird beibehalten.
Als Folge der Privatisierung und Kommerzialisierung
der Weltraumtätigkeiten wird Informationsaustausch
über nationale Weltraumgesetze immer wichtiger, die
sicherstellen, dass auch die Tätigkeiten privater und
kommerzieller Akteure im Einklang mit dem Völkerrecht
54
55
und unter Einhaltung internationaler technischer
Standards durchgeführt werden. Ein wachsendes Anliegen
der modernen Raumfahrt ist die Vermeidung von
Weltraummüll, um langfristig die Nutzung des Weltraums
zu gewährleisten. Eine Bewertung der österreichischen
UN-Weltraumtätigkeiten wird die österreichischen
wissenschaftlich-technologischen und die außenpolitischen
Ziele optimal verbinden.
11. Beitrag Österreichs zur Europäischen
Weltraumpolitik
Das bmvit unterstützt weiterhin das ESPI, das Europäische
Institut für Weltraumpolitik, eine europäische „Denkfabrik“
für Weltraumpolitik und ein zentrales europäisches Forum
zur Diskussion strategischer Fragen der Raumfahrt in
Europa. Mit der Gründung des ESPI im Jahr 2003 in Wien
wurde die Einbindung Österreichs in die europäischen
Weltraumnetzwerke entscheidend verstärkt.
12. Förderung der exzellenten
grundlagenorientierten Weltraumwissenschaften
Auch weiterhin wird die Unterstützung existierender
und Weiterentwicklung bzw. Etablierung international
anerkannter Exzellenz in Grundlagen- und angewandter
Forschung im Weltraum möglich sein. Diese Beteiligungen
sind weitestgehend durch die Teilnahme an den
wissenschaftlich orientierten Programmen der ESA
gesichert. Kooperationen auf bi- und multilateraler
Basis werden über das nationale Weltraumprogramm
ASAP ermöglicht. Dies gilt sowohl für die Entwicklung
von wissenschaftlichen Instrumenten für europäische
und internationale Weltraummissionen, als auch bei der
Gewinnung von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen
im Rahmen von Weltraummissionen. Die internationale
Exzellenz und Sichtbarkeit wird durch die internationalen
Peer Review Prozesse der ESA, das sind spezielle
Expertenbegutachtungsverfahren zur Qualitätssicherung,
in den unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen
sichergestellt.
Die FFG wird im Rahmen der Vorbereitungen der
ESA-Ratstagungen auf Ministerebene eine technisch/
wissenschaftliche österreichische Beteiligung an der
Erforschung des Sonnensystems/Exploration
prüfen. Diese wird sich auf Vorhaben mit hohem
wissenschaftlichen Wert und technologischem Potenzial
für Anwendungen in anderen Bereichen konzentrieren
und die Absorptionsfähigkeit der österreichischen
Unternehmen und Forschungseinrichtungen in diesem
Bereich berücksichtigen. Österreich wird sich dafür
einsetzen, dass vorbereitende Technologieaktivitäten
im Rahmen der Europäischen Weltraumorganisation
ESA dabei im Vordergrund stehen.
13. Beitrag der Weltraumforschung und der
Raumfahrt für die Aus- und Weiterbildung von
österreichischen ExpertInnen der Zukunft
Zur Steigerung der österreichischen Wertschöpfung
wird der Bedarf der österreichischen Raumfahrtakteure
an Humanpotenzial analysiert, sowie deren Nutzung
von bereits bestehenden Angeboten. Es ist angedacht,
die Entwicklung von Ausbildungsinitiativen,
Lehrkräfteschulungen und Lehrgängen im Themenbereich
Weltraumforschung/Raumfahrt weiterhin zu unterstützen
und die bereits initiierte Verknüpfung mit dem
Querschnittsthema Humanpotenzial und dem hierzu
bestehenden Förderschwerpunkt zu verstärken.
Im Idealfall gelingt, es die Angebote der ESA im Bereich
der Bildungsinitiativen 23 stärker in die bestehenden
Angebote 24 zu integrieren, um Sichtbarkeit und
Hebelwirkung zu erzielen. Entsprechend der Strategie der
Humanpotenzialmaßnahmen, die Vielzahl an kleinteiligen
Strukturen im (vor-) schulischen Bildungsbereich
bestmöglich mit dem Innovationssystem zu vernetzen und
zu bedienen, kann und soll das breitenwirksam nutzbare
Thema Weltraumforschung/Raumfahrt beitragen: Ziel ist,
möglichst viele Personen zu informieren und engagierte
Lehrende zu motivieren, sich vermehrt der Thematik
und der Anwendung der Materialien im Schulunterricht
anzunehmen, durch Aufbereitung von z. B. ESA-Materialien
für den Schulunterricht, Einbringung von ExpertInnen
bei der Fortbildung von Lehrenden, Aufbereitung des
Themas für Zielgruppen wie SchülerInnen, Bereitstellung
von Praktikumsplätzen für SchülerInnen und
StudentInnen, Mobilisierung der (Weltraum-) Industrie
zur Beteiligung an Projekten mit Bildungseinrichtungen,
u.v.m. Sinnvoll erscheint eine strukturelle Kooperation
zwischen Organisationen und Netzwerken, die sich
aus unterschiedlichen Perspektiven mit Fragen der
Nachwuchsförderung im MINT-Bereich befassen, um so
mit noch nicht weltraumaffinen BürgerInnen in Verbindung
zu treten. ●
23
www.esa.int/SPECIALS/Education/
24
www.ffg.at/talente-der-foerderschwerpunkt-des-bmvit
Anhang
Glossar und Abkürzungen
AIT Austrian Institute of Technology (AIT)
Österreichs größte außeruniversitäre
Forschungseinrichtung, spezialisiert auf
zentrale Infrastrukturthemen
ALR Agentur für Luft- und
Raumfahrt der Österreichischen
Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG)
ASAP Austrian Space Applications Programme
Österreichisches Weltraumprogramm
EU Europäische Union
EUMETSAT European Organisation for the Exploitation
of Meteorological Satellites
Europäische Organisation für die Nutzung
meteorologischer Satelliten. Gegründet
1986, Sitz in Darmstadt, zwischenstaatliche
Organisation von 25 europäischen Staaten
EUROSPACE The Association of the European Space Industry
Vereinigung der europäischen
Weltraumindustrie; Non-Profit-Organisation,
gegründet 1961, Sitz in Paris. Die Eurospace
Mitgliedsunternehmen repräsentieren 90 %
des Gesamtumsatzes der europäischen
Raumfahrtindustrie.
BRITE Mission Bright Star Target Explorer
BRITE Constellation BRITE Constellation, die ersten Satelliten, die
in Österreich gebaut, gewartet und betreut
werden, sind Teil dieser Konstellation.
ESPI European Space Policy Institute
Europäisches Institut für Weltraumpolitik,
erster europäischer Think Tank für
Weltraumpolitik und Strategie (ESA
Ratsbeschluss 2002), mitbegründet durch die
Republik Österreich (bmvit), österr. Verein mit
Sitz in Wien seit 2003
AUSTROSPACE Association of Austrian Space Industries
Vereinigung zur Förderung der österreichischen
Weltraumindustrie
bmvit Bundesministerium für Verkehr, Innovation
und Technologie
58
CNES Centre national d’études spatiales
französische Raumfahrtagentur
CNSA China National Space Administration
Raumfahrtagentur der Volksrepublik China
Galileo Im Aufbau befindliches europäisches
Satellitennavigationssystem. Es soll weltweit
Daten zur genauen Positionsbestimmung
liefern und ähnelt im Aufbau dem USamerikanischen NAVSTAR-GPS und dem
russischen GLONASS-System.
GLONASS Globales Satellitennavigationssystem, das
vom Verteidigungsministerium der Russischen
Föderation betrieben und finanziert wird
GMES Global Monitoring for Environment and Security
Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung
ist eine im Jahr 1998 von EU und ESA
gegründete Initiative. GMES sammelt Daten,
die von Erkundungssatelliten, Raum- und
Bodenstationen gewonnen werden, um ein
umfassendes Bild vom Zustand der Erde zu
erstellen.
GMES-Sentinels Fünf Weltraummissionen (Satelliten), die
derzeit von der ESA speziell für GMES
entwickelt werden, werden als „Sentinels“
(Wachen) bezeichnet. Diese Missionen
beinhalten Radar- und Spektralaufnahmen für
die Landbeobachtung sowie Überwachung der
Meere und Atmosphäre.
DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Deutsche Raumfahrtagentur
ECSL European Centre for Space Law
Europäisches Zentrum für Weltraumrecht
EDA European Defence Agency
Europäische Verteidigungsagentur
EGNOS European Geostationary Navigation Overlay
Service ist ein europäisches Differential
Global Positioning System (DGPS) als
Erweiterungssystem zur Satellitennavigation.
Europäisches GNSS-Programm, gemeinsames
Projekt der ESA, der EU und der europäischen
Flugsicherung Eurocontrol; es gilt als Einstieg
der Europäer in die Satellitennavigation
und als Vorstufe zum europäischen
Satellitennavigationssystem Galileo
ESA European Space Agency
Die Europäische Weltraumorganisation
ist die europäische Weltraumorganisation
mit Sitz in Paris. Sie wurde 1975 zur
besseren Koordinierung der europäischen
Raumfahrtaktivitäten gegründet.
FFG Österreichische
Forschungsförderungsgesellschaft mbH
59
GNSS Global Navigation Satellite System
Globale Navigationssatellitensysteme;
weltweite Positionsbestimmung mit geeigneten
Empfangsanlagen, die die Mikrowellensignale
der Navigationssatelliten verarbeiten
können. Derzeit verfügbare Systeme sind
das amerikanische Global Positioning System
(GPS) und das russische Glonass-System. Das
europäische Galileo-System wird in naher
Zukunft bereitgestellt.
GPS Global Positioning System
Globales Navigationssatellitensystem zur
Positionsbestimmung und Zeitmessung.
Es wurde seit den 1970er-Jahren vom
US-Verteidigungsministerium entwickelt.
IAA International Acacemy of Astronautics
Nichtregierungsorganisation, internat.
Gemeinschaft von Experten, die sich v.a.
die Förderung der friedlichen Entwicklung
der Raumfahrt zum Ziel gemacht hat
IAC International Astronautical Congress
IAF International Astronautical Federation
weltweite Vereinigung von Organisationen, die
im Raumfahrtbereich tätig sind; veranstaltet
den jährlichen IAC zusammen mit IAA und IISL
IGS International GNSS-Service
IISL International Institute of Space Law
Internationales Institut für Weltraumrecht
ILA International Law Association
Gemeinnützige nichtstaatliche internationale
Organisation, deren Ziel die Verbreitung und
Weiterentwicklung des Völkerrechts und des
internationalen Privatrechts ist
ISU International Space University
Internationale Weltraumuniversität in Straßburg
IWF Institut für Weltraumforschung der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften
NASA National Aeronautics and Space Administration
Nationale Luft- und Raumfahrtbehörde, USA
NPOC-ECSL National Point of Contact for Space Law Austria
(NPOC Austria) of the ECSL
Nationale Kontaktstelle für Weltraumrecht
des Europäischen Zentrums für Weltraumrecht
(ECSL) in Österreich
ÖAW Österreichische Akademie der Wissenschaften
ÖGAA (ÖGA) Österreichische Gesellschaft für Astronomie
und Astrophysik, eine im Jahr 2002 gegründete
Vereinigung wichtiger österreichischer
astronomischer Institutionen und
Einzelpersonen, die sich die Förderung und
Verbreitung der Astronomie und Astrophysik
in Forschung, Lehre und Öffentlichkeit zum Ziel
gesetzt hat
ÖWF Österreichisches Weltraumforum
Verein, nationales Netzwerk für
RaumfahrtspezialistInnen und
Weltrauminteressierte
TUGSAT-1 BRITE-Austria, Österreichischer Nano-Satellit
in der BRITE-Mission (Technische Universität
Graz)
UniBRITE Österreichischer Nano-Satellit, vom Space
Flight Laboratorium der Universität Toronto/
Kanada angekaufter Nanosatellit (Institut für
Astronomie der Universität Wien IfA),
Teil der BRITE-Mission
UN-COPUOS United Nations Committee on the Peaceful
Uses of Outer Space
Ausschuss der Vereinten Nationen für die
friedliche Nutzung des Weltraums mit
den beiden Unterausschüssen „Scientific
and Technical Subcommittee“, „Legal
Subcommittee“
UN-OOSA United Nations Office for Outer Space Affairs
Büro der Vereinten Nationen für
Weltraumfragen
UN-SPIDER United Nations Platform for Space-based
Information for Disaster Management and
Emergency Response
Plattform der Vereinten Nationen
für weltraumbasierte Informationen
für Katastrophenmanagement und
Notfallmaßnahmen
ZAMG Zentralanstalt für Meteorologie und
Geodynamik in Wien
AutorInnen
60
Ein Entwurf 25 wurde in einem breiten Konsultationsverfahrens unter Stakeholdern der österreichischen
Raumfahrt-Community in insgesamt drei Workshops von Oktober 2011 bis Februar 2012 diskutiert und
abgestimmt. Stellungnahmen und Kommentare der AUSTROSPACE 26 (Vereinigung zur Förderung der
österreichischen Weltraumindustrie), sowie von ExpertInnen wurden eingearbeitet. Eine Abstimmung
des Textes erfolgte in der Interministeriellen Gruppe „Österreichische Raumfahrtpolitik“ des bmvit.
A Ackerler Elisabeth
B Baumjohann Wolfgang
Berndorfer Johanna E Eder Valentin
F Foelsche Ulrich
G Geist Thomas
Gitsch Michaela
Grömer Gernot
Güdel Manuel
HHofer Ludwig
Hoffmann Christian
Hofmann-Wellenhof Bernhard
Hoheneder Waltraud
I
Imhof Barbara
J
Jankowitsch Peter
K Kaltenbaek Rainer
Kerschbaum Franz
Kirchengast Gottfried
Klaffenböck Elisabeth
Koudelka Otto
Kowatsch Max
Kurz Andrea
L Langensteiner Karl
Lentsch Aron
M Marboe Irmgard
Mayer Stephan
Merstallinger Andreas
P Poellmann Gerald
Posch Harald
Pramhas Gerhard
R Rhomberg Wolfgang
Rott Helmut
S Schardt Mathias
Schmidt Rudolf
Schrogl Kai-Uwe
Seybold Jürgen
Steiner Hans Martin
T Tajmar Martin
Triebnig Gerhard
U Ursin Rupert
W Wagner Wolfgang
Walli Andreas
Weber Robert
Wieser Manfred
Z Zeilinger Anton
25
ESA
ÖAW
BRIMATECH Services GmbH
Liquifer Systems Group
Universität Graz
FFG-ALR
FFG-ALR
Universität Innsbruck
Universität Wien
FFG-ALR
GeoVille Information Systems GmbH
Technische Universität Graz
Liquifer Systems Group
Liquifer Systems Group
FFG-ALR
Universität Wien
Universität Wien
Universität Graz
FFG-ALR
Technische Universität Graz
RUAG Space GmbH
BRIMATECH Services GmbH
Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG
Orbspace
Universität Wien
FFG-ALR
Aerospace & Advanced Composites GmbH (AAC)
Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG
FFG-ALR
Fachhochschule Wiener Neustadt
BRIMATECH Services GmbH
Universität Innsbruck
Joanneum Research
ESA
ESA
Teleconsult Austria GmbH
Siemens AG Österreich
Fachhochschule Wiener Neustadt
EOX IT Services GmbH
Universität Wien
Technische Universität Wien
GeoVille Information Systems GmbH
Technische Universität Wien
Technische Universität Graz
Universität Wien
Textrecherche und Textredaktion: Johannes Steiner, Andrea Kleinsasser auf Basis eines Konsultationsverfahrens
unter Stakeholdern der österreichischen Raumfahrt-Community
26 Austrospace bezweckt die umfassende Information über die österreichische Weltraumindustrie und
Weltraumforschung sowie die Vertretung der gemeinsamen Interessen der Mitglieder gegenüber der öffentlichen
Hand und internationalen Organisationen. www.austrospace.at
61
MITGLIEDSORGANISATIONEN
der Interministeriellen Gruppe
„Österreichische Raumfahrtpolitik“
Aufgrund seiner Ressortverantwortung für Raumfahrt und Programme organisiert das bmvit seit Beginn
2004 interministerielle Besprechungen, um einen österreichischen Koordinationsprozess zur Europäischen
Raumfahrtpolitik zu erzielen. Der Aufgabenbereich der Gruppe wurde weiterentwickelt zur Koordinierung
der österreichischen Raumfahrtpolitik und umfasst die Themen Europäische Weltraumpolitik, Europäische
Weltraumorganisation ESA, Galileo, das europäische Erdbeobachtungsprogramm GMES (Global Monitoring
for Environment and Security), Eumetsat, Weltraumforschung, Raumfahrt und Sicherheit, sowie weitere
sich entwickelnde Themen.
Ziel des Prozesses ist
• eine frühzeitige Information und Einbindung aller nationalen Entscheidungsträger zur Erlangung einer
auf einem breiten Konsens basierenden österreichischen Position,
• eine optimale Abstimmung der verschiedenen Ressorts zur bestmöglichen Vertretung der Interessen der
österreichischen Industrie und Wissenschaft,
• eine österreichische Diskussion strategischer und politischer Fragen der Raumfahrt, Technologien und
ihrer Anwendung und frühzeitige Einbindung der Nutzer dieser Technologien.
Die Gruppe stellt einen kontinuierlichen Informationsfluss und eine vertiefende inhaltliche Diskussion
zu verschiedenen Themen der Raumfahrtpolitik und Programme mit allen von Weltraumtätigkeiten und
Raumfahrt betroffenen Ressorts und Agenturen sicher. Derzeit sind dies:
BEV BKA
BMeiA
BMeiA
BMF
BMI
BMJ
BMLFUW
BMLVS BMVIT
BMWF
BMWFJ
FFG
FFG-ALR
UBA
WKO
ZAMG Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen
Bundeskanzleramt
Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten
Ständige Vertretung Österreichs bei der Europäischen Union, Brüssel
Bundesministerium für Finanzen
Bundesministerium für Inneres
Bundesministerium für Justiz
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft (Lebensministerium)
Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend
Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH
Agentur für Luft- und Raumfahrt der FFG
Umweltbundesamt GmbH
Wirtschaftskammer Österreich
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
grafiken
62
Grafik 1
Das österreichische ESA-Budget 2011 Quelle: FFG
13
Grafik 2
Österreichische Schwerpunkte in der ESA, Beteiligungsportfolio 2008
Quelle: FFG
13
Grafik 3
Rückflüsse von Aufträgen aus ESA-Programmen an österreichische Akteure
Quelle: FFG
13
Grafik 4
Österreichischer Anteil an rückholbaren Fördermitteln im 6. und 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramm Quelle: PROVISO
14
Grafik 5
Österreichisches Weltraumprogramm ASAP Förderungen 2005–2011 Quelle: FFG
14
Grafik 6
Das Österreichische Weltraumprogramm als Hebel zu internationalen und europäischen Weltraumprogrammen Quelle: FFG
16
Grafik 7
Verteilung der Weltraumindustrie und -forschung in Österreich Quelle: Brimatech Services GmbH
17
Grafik 8
Die 12 am häufigsten zitierten Nationen im Bereich Erforschung des Sonnensystems Quelle: ÖAW-IWF
26
Grafik 9
Die Entwicklung der Kundenbeziehungen der österreichischen Weltraumindustrie 2000–2011 Quelle: AUSTROSPACE
36
Grafik 10
Die Entwicklung der Kooperationsbeziehungen der österreichischen Universitäts-und Forschungsinstitute 2000–2011 Quelle: AUSTROSPACE
43
Grafik 11
Österreichische Leitinstitute (Prime-Investigator) und die zwei wichtigsten Co-Investigatoren bei Missionen im Orbit Quelle: IWF
45
Grafik 12
Österreichische Leitinstitute (Prime-Investigator) und die zwei wichtigsten Co-Investigatoren bei geplanten Missionen Quelle: IWF
46
impressum
Eigentümer, Herausgeber und Medieninhaber
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Bereich Innovation
Renngasse 5, 1010 Wien
AutorInnen
siehe Anhang
Bilder
iStockphoto
Koordination und Redaktion
Andrea Kleinsasser, bmvit
Lektorat
Christa Bernert, bmvit
Design
Qarante Brand Design GmbH
Schloßgasse 13, 1050 Wien
Druck
Druckerei Robitschek & Co. Ges.m.b.H.
Schloßgasse 10–12, 1050 Wien
Wien, November 2012
GZ BMVIT-615.100/0021-III/I5/2012