weltraum zukunftsraum
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WELTRAUM ZUKUNFTSRAUM Strategie des bmvit für österreichische Weltraumtätigkeiten 2 3 Vorwort Die Geschichte als Basis, die Zukunft als Verantwortung Der erste Mensch im All und der erste Mensch auf dem Mond, Live-Bilder aus der Umlaufbahn von unserem Planeten im Fernsehen und die spektakulären Fotos vom Mars, Pläne für eine Raumstation auf dem Mond und die Idee von einer Reise zu unserem Nachbarplaneten: Der Weltraum ist eine faszinierende Projektionsfläche für Grenzen sprengende Visionen, und die Raumfahrt ist das Instrument, sie nach und nach wahr werden zu lassen. Die Raumfahrt entspricht damit dem Wesen des Menschen, stets nach Neuem zu forschen, die Grenzen der bekannten Welt zu durchbrechen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Und damit eröffnet sie neue Perspektiven, neue Wege der Erkenntnis, schafft neues Wissen. Seit der erste Satellit ins All startete sind gut 50 Jahre vergangen, ein halbes Jahrhundert, in dem sich die Raumfahrt zu einem für die Menschheit unentbehrlichen Instrument des Fortschritts entwickelt hat. Die Erkenntnisse, die sie uns gebracht hat, eröffnen uns neue Perspektiven und Weltsichten. Die nutzenorientierten Anwendungen, die sich von ihr ableiten, haben unseren Alltag von Grund auf verändert. Die Weltraumtechnologien sind Schlüsseltechnologien unserer modernen wissensbasierten Industrie- und Informationsgesellschaft. Sie sind Realität gewordene Visionen, die uns heute im Alltagsleben Nutzen stiften – wirtschaftlich, gesellschaftlich, wissenschaftlich und auch als politischer Brückenschlag zwischen den Kontinenten. Satellitengestützte Telekommunikation, Navigation und Erdbeobachtung haben unsere Art, miteinander zu kommunizieren und uns zu bewegen, radikal verändert, und ermöglichen es, unseren Lebensraum mit bisher unerreichter Genauigkeit und räumlicher Auflösung digital abzubilden. Sie lassen uns Phänomene wie den Klimawandel besser verstehen und messen, helfen, uns vor Naturkatastrophen und anderen potenziellen Bedrohungen zu schützen und bieten uns Informationsvorsprung. Zahlreiche Weltraumanwendungen sind zur Selbstverständlichkeit geworden und aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken: Die Grundlagenforschung verwendet Beobachtungen von Satelliten und erweitert unseren Blick in den Kosmos. Die überwiegende Mehrheit der Fernsehprogramme wird über Satellit verteilt. Nachrichtensatelliten versorgen infrastrukturschwache Gebiete mit Internet. Unsere Mobilfunkinfrastruktur würde ohne die Zeitsynchronisation der Navigationssatelliten nicht funktionieren. Die Wettervorhersage hat dank der Satellitentechnik eine bisher nicht gekannte Zuverlässigkeit erreicht. Die Raumfahrt lässt damit auch neue Märkte für nutzenorientierte Anwendungen entstehen, in denen Millionen Menschen Arbeit und Einkommen finden. Die globale Raumfahrt und insbesondere die europäische stehen heute vor einer ökonomischen und institutionellen Schwelle zu einer neuen Entwicklungsstufe. Weltraumtechnologien und -systeme erreichen zunehmend das Stadium der Reife. In den nächsten Jahren werden mit dem europäischen Satellitennavigationsprogramm Galileo und dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm GMES (Global Monitoring for Environment and Security / Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung) europäische Weltrauminfrastrukturen entstehen, die wesentlich in den Alltag von NutzerInnen hineinwirken werden. Forschung und Entwicklung vor allem im Rahmen der Europäischen Weltraumorganisation ESA werden weiterhin einen wichtigen Aspekt der Weltraumtätigkeiten darstellen, die betriebliche Nutzung dieser Großsysteme und ihre Implementierung werden aber in den kommenden Jahren stark an Bedeutung gewinnen – forciert vor allem von der Europäischen Union. Die satellitengestützte Nutzung und Erforschung des erdnahen und erdfernen Raumes werden uns helfen, Lösungen für wesentliche gesellschaftliche Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu erarbeiten. Der Weltraum ist unser Zukunftsraum. Die Raumfahrt ist ein Versprechen für unsere Zukunft. Dazu brauchen wir Visionen für ihre Entwicklung, dafür brauchen wir Strategien für ihre Nutzung. ● 3 Vorwort 6 Zusammenfassung / Executive Summary der österreichische Weltraumsektor 11 Einleitung 12 40 Jahre Weltraumtätigkeiten in Österreich 17 Bereit zu einem Entwicklungssprung Schwerpunkte und Kompetenzen des österreichischen Weltraumsektors 20 Weltraumtechnologien 22 Anwendungen der Weltraumtechnologien 25 Weltraumwissenschaften Ziele für die Weiterentwicklung der österreichischen Weltraumtätigkeiten 30 31 32 35 39 42 Orientierung in dynamischen Zeiten Vision und Ziele Ziel 1: Österreich als international anerkannter und sichtbarer Partner in Europa Ziel 2: Ein wettbewerbsfähiger österreichischer Weltraumsektor Ziel 3: Orientierung an Anwendungspotenzialen Ziel 4: Die Grundlagen für österreichische Weltraumtätigkeiten bereitstellen Leitlinien und massnahmen 50 Leitlinien 52 Organisation und Zusammenarbeit 53 Ausrichtung der bmvit-Weltraumtätigkeiten 58 Anhang Zusammenfassung Executive Summary Moderne Weltraumtechnologien sind aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Fernsehen, Telekommunikation, Navigation oder Wettervorhersage sind heute ohne Satelliten nicht möglich. Die Bedeutung satellitengestützter Informationen und Dienstleistungsangebote für viele gesellschaftspolitisch relevante Bereiche, wie z. B. Klimaforschung und Monitoring, Wettervorhersagen, Verkehr, Sicherheit und Katastrophenmanagement wird immer deutlicher. Seit dem Start des ersten Satelliten haben sich die Gründe, Raumfahrttätigkeiten durchzuführen erweitert: Zu wissenschaftlicher, politischer und strategischer Motivation sind in den letzten Jahren stark nutzungsorientierte Überlegungen hinzugekommen. Weltraumsysteme, die bisher vor allem wissenschaftliche Nutzer angesprochen haben, werden nun für operationelle Nutzergruppen zur Verfügung gestellt, wie Satellitenkommunikation, Meteorologie, Satellitennavigation, Klimabeobachtung und Landnutzung. Durch die operationelle, nachhaltige Bereitstellung von Satelliteninfrastruktur stellen sich neue Fragen der Nutzung. Gleichzeitig verändert sich das internationale Umfeld: Neue, aufstrebende Großmächte wie China und Indien drängen in den Markt. Weltraummächte wie die USA und Russland definieren ihre Prioritäten neu. Das ökonomische, wissenschaftliche und geopolitische Umfeld verändert sich. Europas Raumfahrt stellt sich in diesem neuen Umfeld neu auf: Die Europäische Union nimmt den Weltraum auf ihre Agenda. Im seit Dezember 2009 gültigen Vertrag von Lissabon ist eine zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedsländern geteilte Kompetenz für die Raumfahrt festgeschrieben und die Bedeutung der ESA in diesem Dreieck gesondert erwähnt. 1. Österreich als international anerkannter und sichtbarer Partner in Europa 2. Ein wettbewerbsfähiger österreichischer Raumfahrtsektor 3. Für die Erde ins All – Österreichische Weltraumtätigkeiten orientieren sich an den Anwendungspotenzialen der satellitenbasierten Daten 4. Die Grundlagen für österreichische Weltraumtätigkeiten bereitstellen Aus diesen Zielen ergaben sich aus der Diskussion Leitlinien für österreichische Positionierungen in den Verhandlungen zur europäischen Weltraumpolitik und zur Erarbeitung einer europäischen Industriepolitik, der Beibehaltung eines wettbewerbsfähigen österreichischen Weltraumsektors, sowie zur Nutzung der europäischen Weltrauminfrastruktur durch österreichische Akteure (Seiten 50 bis 51). Aus diesen Zielen ergaben sich weiters Maßnahmen für eine klare, transparente und effiziente Organisation und Zusammenarbeit der an Weltraumtätigkeiten beteiligten und davon betroffenen Akteure in Österreich in den Bereichen Koordination und Zusammenarbeit, Monitoring und Evaluierung, programmatische langfristige Planung, Umsetzung des internationalen Weltraumrechts und regulatorische Unterstützung des Weltraumsektors Nach Jahren des Aufbaus von Weltraumexpertise in in Österreich (Seite 52). Maßnahmen für eine Österreich, die eindrucksvoll im jüngst vom bmvit zielgerichtete programmatische Ausrichtung der bmvitpublizierten Kompetenzatlas der österreichischen Weltraumtätigkeiten zu folgenden Themen: Sicherstellung Weltraumindustrie und -forschung unter www. einer ausreichenden Finanzierung, Programmatik, spacetechnology.at dargestellt wird, sowie einer Schwerpunktsetzungen in der ESA sowie bei den umfassenden Definition der bisher erarbeiteten geplanten EU-Weltraumprogrammen, Weiterentwicklung technologischen und wissenschaftlichen Kompetenzen des Österreichischen Weltraumprogramms, (Seiten 20 bis 27), wurden in einer umfassenden Diskussion Förderung der Anwendung von satellitenbasierten mit vielen Akteuren der Weltraumindustrie und -forschung, Weltraumtechnologien, Positionierungen in der der Forschungsförderungsgesellschaft FFG und mit den von Definition der Weltrauminfrastrukturen sowie Beiträge Weltraumtätigkeiten betroffenen Bundesministerien und zu den Betriebsphasen der Weltrauminfrastrukturen, Institutionen die Weiterentwicklung der österreichischen Schwerpunkte der bilateralen und multilateralen Weltraumtätigkeiten mit folgenden Zielen definiert: Zusammenarbeit, Beiträge zur europäischen Weltraum- 6 7 Ziel 1 Ziel 2 Anerkannter und Sichtbarer Partner Wettbewerbsfähiger Raumfahrtsektor Aufbauend auf den bisher erzielten Erfolgen in Wissenschaft, Forschung, Technologie und Anwendungen wird Österreich thematisch fokussiert eine seiner Wirtschaftskraft und seiner Position als mittlerer Raumfahrtstaat entsprechende Stellung in der Europäischen Weltraumpolitik einnehmen, um so in ausgewählten Teilbereichen eine internationale Führungsrolle zu übernehmen und dadurch die FTIStrategie des „Innovation Leader“ im Gesamtsystem der Innovationspolitik zu unterstützen. Bei gemeinsamen Weltraumtätigkeiten nehmen österreichische Akteure verstärkt Führungs- und Koordinationsrollen ein. Wettbewerbsfähige österreichische Unternehmen sind entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette in allen Segmenten der Weltraumtätigkeiten tätig. Besonderes Augenmerk wird auf das Potenzial der Weltraumanwendungen für die Schaffung von qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen gelegt, sowie auf Technologien, die eine strategisch vorteilhafte Positionierung österreichischer Unternehmen im internationalen Wettbewerb ermöglichen. Erste Positionierungen in den Betriebsphasen der europäischen Weltrauminfrastrukturprogramme erfolgen basierend auf bestehenden Kompetenzen in österreichischen Firmen und Forschungseinrichtungen. Ziel 3 Ziel 4 orientierung an Anwendungspotenzialen Grundlagen für weltraumtätigkeiten bereitstellen Das Potenzial der Weltraumanwendungen wird nachhaltig für die Kommerzialisierung von hochwertigen Produkten und Dienstleistungen und für die Verbesserung der Lebensqualität und der Sicherheit der ÖsterreicherInnen genutzt. Österreichische Verwaltungsebenen nutzen die europäischen Weltrauminfrastrukturen. Die österreichischen Kompetenzen und die hohe Expertise im Bereich der grundlagenorientierten und anwendungsorientierten Weltraumwissenschaft und -forschung werden durch Aufbau von Kapazitäten, Vernetzung und Internationalisierung weiter gestärkt. Die Faszination von Wissenschaft und Raumfahrt wird genutzt, um vor allem bei jungen Menschen Forschungsgeist und Neugierde und ihr Interesse an Naturwissenschaften zu wecken. politik, Förderung der grundlagenorientierten Weltraumwissenschaften sowie Beiträge von Weltraumforschung und Raumfahrt für die Aus- und Weiterbildung von österreichischen ExpertInnen (Seiten 53 bis 55). ESA-Ratstagung auf Ministerebene im November 2012, sowie der Vorbereitung und Umsetzung der EU-Weltraumprogramme im Rahmen des mehrjährigen Finanzrahmens von 2014 bis 2020. Die Strategie wird als Grundsatzdokument den Handlungsspielraum des bmvit bis 2020 anleiten, insbesondere auch eine Grundlage für die österreichischen Positionierungen in den bevorstehenden Meilensteinen in der Entwicklung der europäischen Raumfahrt darstellen; den programmatischen Entscheidungen der Investitionen in Raumfahrtaktivitäten sind auch in Zeiten der wirtschaftlichen Krise eine Investition in die Zukunft. Das bvmit ist überzeugt, dass diese Zukunft, die europäische Partner wie EU und ESA schaffen, von Österreich auf Basis der bisher aufgebauten Kompetenzen aktiv mitgestaltet werden soll. ● der österreichische Weltraumsektor 10 11 Einleitung Grenzen überschreitende Vision und Nutzen stiftende Realität Moderne Weltraumtechnologien sind aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Fernsehen, Telekommunikation, Navigation oder Wettervorhersage sind heute ohne Satelliten nicht möglich. Die Bedeutung satellitengestützter Informationen und Dienstleistungsangebote für viele gesellschaftspolitisch relevante Bereiche, wie z. B. Klimaforschung und Monitoring, Wettervorhersagen, Verkehr, Sicherheit und Katastrophenmanagement wird immer deutlicher. Neue, aufstrebende Großmächte, wie China und Indien drängen in den Markt. Weltraummächte wie die USA und Russland definieren ihre Prioritäten neu. Gemeinsame Ziele in den internationalen Weltraumtätigkeiten werden angesprochen. Das ökonomische, wissenschaftliche und geopolitische Umfeld verändert sich. Europas Raumfahrt stellt sich in diesem neuen Umfeld neu auf: Die Europäische Union nimmt den Weltraum auf ihre Agenda. Im seit Dezember 2009 gültigen Vertrag von Lissabon ist eine zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedsländern geteilte Kompetenz für die Raumfahrt festgeschrieben und die Bedeutung der Europäischen Weltraumorganisation ESA in diesem Dreieck gesondert erwähnt. Europa sendet damit ein klares Signal aus, dass es die strategische Bedeutung der Raumfahrt anerkennt und die Verantwortung dafür wahrnimmt. Europa will als Wirtschaftsmacht im globalen Wettbewerb über eine adäquate Weltrauminfrastruktur verfügen. Mit der geteilten Kompetenz der Europäischen Union mit ihren Mitgliedsstaaten wird Raumfahrt neben einem Forschungs- und Entwicklungsthema ein Politikfeld, in dem alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union – und somit auch Österreich – angesprochen sind, eine Politik in diesem Bereich zu entwickeln. Mit den geplanten Weltraumtätigkeiten im mehrjährigen Finanzrahmen der Europäischen Union ab 2014 vor allem zu den Betriebsphasen der Satelliteninfrastrukturen Galileo und GMES, erweitert sich das Aktionsspektrum für Österreich, das nun auch eine Haltung zur stärkeren budgetären Einbindung des EU-Haushalts in Weltraum-Themen entwickeln bzw. eine Positionierung im Rahmen von Betriebsstrukturen vornehmen muss. Das bmvit als für Raumfahrt zuständiges Ressort ermöglicht österreichischen Unternehmen, universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und zukünftigen Nutzern der Anwendungen satellitenbasierter Technologien die aktive Teilnahme am Bau und der Nutzung der Weltrauminfrastrukturen. Mit der vorliegenden Strategie eröffnet das bmvit die Diskussion über Zukunftsleitlinien, um in einem gemeinsamen österreichischen Auftreten die österreichischen Interessen sowohl aus öffentlicher, industriell-wissenschaftlicher Sicht, sowie auch aus der Nutzerperspektive optimal zu vertreten. Mit Blick auf die vor uns liegende Dekade bis 2020 soll aufbauend auf den bisherigen Erfolgen der österreichischen Weltraumindustrie, Wissenschaft und Forschung eine Strategie des bmvit für österreichische Weltraumtätigkeiten entwickelt werden, die • die bisher aufgebauten industriellen und wissenschaftlichen Kapazitäten und Fähigkeiten weiterentwickelt, • die neuen europäischen und internationalen Rahmenbedingungen berücksichtigt, • die Abstimmung mit dem gesamten österreichischen Forschungssystem gewährleistet, • eine verstärkte Fokussierung aufgrund der ökonomischen Situation erfordert und der wirkungsorientierten Verwaltungsführung Rechnung trägt, • alle insbesondere durch die Entwicklung und den Betrieb der Weltraumsysteme betroffenen Ressorts einbezieht und engagiert, • die Ergebnisse der Analysen und Evaluierungen verwertet, und • neue Ziele und Maßnahmen zu deren Umsetzung definiert. ● 40 Jahre Weltraumtätigkeiten in Österreich Die Wissenschaft geht voran Österreichs Einstieg in die Raumfahrt lässt sich mit dem Jahr 1969 datieren, demselben, in dem die USamerikanische Apollo-Mission den ersten Menschen auf den Mond brachte. Im November 1969 flogen erstmals in Österreich entwickelte Apparaturen für wissenschaftliche Experimente an Bord einer Höhenforschungsrakete ins All. Dem waren freilich schon über Jahre hinweg wissenschaftliche Aktivitäten in der Weltraumforschung in Wien, Graz und Innsbruck vorangegangen, die durch die Gründung des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ÖAW in Graz in den siebziger Jahren eine institutionelle Basis und einen wichtigen Anschub erhielten. Dieses war auch Träger einer intensiven wissenschaftlichen Kooperation mit Partnerorganisationen in der Sowjetunion, die schließlich im Austromir-Projekt mit Franz Viehböck als Teilnehmer der Besatzung der Raumstation MIR 1991 einen Höhepunkt fand. Heute ist das Institut mit über 80 MitarbeiterInnen eines der größten der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und genießt höchste internationale Reputation. Seit 25 Jahren Mitglied in der ESA In der Weiterentwicklung der Weltraumtätigkeiten kam zu dieser starken wissenschaftlichen Orientierung verstärkt auch ein technisch-ökonomisches Interesse an der Raumfahrt hinzu. Dies führte rasch zu einer Annäherung an die 1975 gegründete Europäische Weltraumorganisation ESA. Anfang der 1980er Jahre trat Österreich der ESA als assoziiertes Mitglied bei, 1987 folgte der Vollbeitritt. Seither arbeiten österreichische Forschungsinstitute und Unternehmen aktiv an der Entwicklung von Weltraummissionen zur Ergründung des Universums, des Sonnensystems und des Erdsystems mit, liefern weltraumbasierte Messinstrumente, Teile von Satelliten und Trägersystemen und entwickeln nützliche Anwendungen aus den weltraumbasierten Infrastrukturen. Unter den ESA-Staaten wird Österreich zusammen mit Schweiz, Schweden, Norwegen und Finnland als mittlerer Raumfahrtstaat definiert, verglichen zu Frankreich, Deutschland, Italien und Vereinigtes Königreich (über 500 Mio. € Beiträge pro Jahr), Spanien, Belgien und Niederlande (über 100 Mio. € pro Jahr) und Dänemark, Portugal, Irland, Griechenland, Luxemburg, etc. (unter 50 Mio. € Beiträge pro Jahr). Die Beiträge Österreichs zur Europäischen Weltraumorganisation ESA konnten in den letzten Jahren von rund 30 Mio. € in 2008 auf rund 54 Mio. € in 2011 angehoben werden. Schwerpunkte sind Erdbeobachtung, Technologieentwicklungen und Telekommunikation. (Siehe Grafik 1) Das aktuelle österreichische Beteiligungsportfolio an den ESA-Wahlprogrammen wurde im Rahmen der ESARatstagung auf Ministerebene 2008 genehmigt und basiert auf umfangreichen Analysen und Vorschlägen der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Die Grafik vergleicht die aliquoten Anteile in den unterschiedlichen Planungskorridoren der ESA bei der Zeichnung während der letzten ESA Ministerkonferenz (November 2008) und zeigt deutlich die österreichische – auch finanzielle – Schwerpunktsetzung im Vergleich zum durchschnittlichen Zeichnungsverhalten aller Mitgliedsstaaten der ESA. Priorität wurde in Österreich den Themen Erdbeobachtung und Klimaforschung, Telekom und Technologieentwicklungen eingeräumt, während auf gesamteuropäischer Ebene die Aufwendungen für die bemannte Raumfahrt und die Entwicklung der Trägersysteme nahezu ähnlich hoch sind wie die Mittel in der Erdbeobachtung. Diese Möglichkeit der unterschiedlichen Beteiligungen bei den ESAWahlprogrammen stellt für Österreich den großen Vorteil dar, nationale Schwerpunktsetzungen im Sinne einer engen Verzahnung zum nationalen Innovationssystem auf internationaler Ebene zu verwirklichen. (Siehe Grafik 2) Die Rückflüsse von Aufträgen aus den ESA-Programmen an österreichische Akteure entwickelten sich in den letzten Jahren sehr positiv und liegen mit Stand März 2012 über dem von der ESA für alle Mitgliedsstaaten garantierten Mindestrückflusswert von 96 % bei 99 %. (Siehe Grafik 3) Aktive österreichische Beteiligung in den Forschungsprogrammen der Europäischen Union Mit der Integration in die Europäische Union eröffnete sich für Österreich auch die Möglichkeit, an den EU-Forschungsrahmenprogrammen teilzunehmen, die seit 2002 auch Forschungsprojekte im Bereich Raumfahrt finanzieren. Die Rückflüsse aus dem Weltraumprogramm des laufenden EU-Forschungsrahmenprogramms liegen mit Datenstand November 2011 über der Höhe des Finanzierungsanteils: der österreichische Anteil an rückholbaren Fördermitteln 12 13 1 Das österreichische esa-BuDGet 2011 Launcher € 2.594.931 Erdbeobachtung € 14.233.181 Technologie und Exploration € 9.760.596 Human Space Flight/Microgravity € 887.616 Telekommunikation € 9.398.385 Applikation € 324.000 Wissenschaft € 10.263.644 CSG-Kourou € 1.281.728 Security € 305.000 Navigation € 319.324 General Budget € 4.663.038 Grafik 1: Das österreichische ESA-Budget 2011, Quelle: FFG 2 österreichische schwerpunkte in Der esa 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% Earth Observation Launcher HSF and Microgravity Robotic Exploration Telekom Technologie Navigation SSA ESA Envelope AT Beteiligungsvorschlag Grafik 2: Österreichische Schwerpunkte in der ESA/Beteiligungsportfolio 2008, Quelle: FFG 3 österreichische rückflüsse aus esa-proGrammen Dez. 2007 0,92 M€ Dez. 2008 0,94 M€ Dez. 2009 0,96 M€ Dez. 2010 0,98 M€ Dez. 2011 0,97 M€ Grafik 3: Rückflüsse von Aufträgen aus ESA-Programmen an österreichische Akteure, Quelle: FFG Dez. 2014 1,03 M€ 4 österreichische anteile an Den eu-forschunGsrahmenproGrammen 14 80 10% 9% 70 8% 60 6,3% € 2,4 Mio. 7% 50 6% 4% € 4,8 Mio. 40 3,4% € 1,8 Mio. 30 3,4% € 4,8 Mio. 5% 4% 3% 20 1,2% € 0,6 Mio. 0,8% € 0,4 Mio. 10 0,9% € 0,3 Mio. 2% 1% 0 Anzahl Projekte 0% FP6 2002-SPACE-1 FP6 2003-SPACE-1 FP6 2005-SPACE-1 FP7 SPACE-2007-1 FP7 SPACE-2009-1 FP7 SPACE-2010-1 FP7 SPACE-2011-1 Bewilligte Projekte mit AT-Beteiligung Bewilligte Projekte ohne AT-Beteiligung Grafik 4: Österreichischer Anteil an rückholbaren Fördermitteln im 6. und 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramm, Quelle: PROVISO Österreichischer Rückflussindikator 5 österreichisches weltraumproGramm asap förDerunGen 2005–2011 ÖWP 2006 Projekte ÖWP 2005 Projekte ASAP 5 Projekte ASAP 5 GMES ÖWP 2006 BGLM 2006 6.734,6 € 2005 6.690, € 6.690,0 2007 7.899,9 € ASAP 5 BGLM ÖWP 2005 BGLM ASAP 5 KZI ASAP 6 KZI ASAP 6 Projekte ASAP 8 Projekte 2010 7.324,2 € 2008 9.437,5 € ASAP 6 GMES 2011 4.400,0 € ASAP 8 BGLM ASAP 7 Projekte ASAP 7 BGLM ASAP 6 BGLM Grafik 5: Österreichisches Weltraumprogramm ASAP Förderungen 2005–2011 (keine Ausschreibung 2009), Quelle: FFG BGLM: Begleitmaßnahmen KZI: Konzeptinitiative GMES: Global Monitoring for Environment and Security 15 liegt bei 3 %, verglichen zum durchschnittlichen österreichischen Finanzierungsanteil im laufenden EU-Finanzrahmen 2007–2013 von 2,3 %. (Siehe Grafik 4) Das Österreichische Weltraumprogramm als Vorbereitung und Einstieg in Weltraumkooperationen Um den österreichischen Akteuren den Zugang zu internationalen Märkten zu erleichtern und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, werden sie dabei seit 2002 zudem vom Österreichischen Weltraumprogramm ASAP des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie bmvit unterstützt. Das nationale Förderprogramm dient als Einstieg in Weltraumtätigkeiten, fördert weltraumrelevante Technologien und die Nutzung von Satellitendaten und dient als Qualifizierung für ESAund EU-Programme, für den kommerziellen Bereich, und zur Realisierung von transnationalen Kooperationen außerhalb der Programme der ESA und der Europäischen Union. Seit 2002 wurden im Rahmen des Österreichischen Weltraumprogramms ASAP in bisher insgesamt acht Ausschreibungen 241 Projekte mit einer Fördersumme von rund 55 Millionen Euro finanziert. (Siehe Grafik 5) Das Österreichische Weltraumprogramm versteht sich als Hebel zu den internationalen Programmen der EU und der ESA, bilateralen Programmen und zum kommerziellen Markt. Durch diese nationale Fördermöglichkeit wurden bilaterale Kooperationen mit Industrieunternehmen und Raumfahrtagenturen in Deutschland, Frankreich, USA, Russland, Indien, Japan und China ermöglicht. 2011 betrugen die Budgets für ASAP 4,4 Mio. € verglichen zum österreichischen ESA-Beitrag von rund 54 Mio. €. (Siehe Grafik 6) Evaluierung der bmvit-Weltraumtätigkeiten Im Jahr 2008 wurden sämtliche Weltraum-Aktivitäten und Unterstützungsmaßnahmen (österreichische Beteiligung an den ESA-Wahlprogrammen und das Österreichische Weltraumprogramm) des bmvit einer externen Evaluierung durch ein internationales Expertenteam unterzogen. Diese stellt der bisher verfolgten Weltraumstrategie 1 in Österreich ein gutes Zeugnis aus: „Die österreichische Raumfahrtstrategie hat bisher versucht, die vorhandenen wissenschaftlichen und industriellen Potenziale soweit wie möglich in die nationale Förderung einzubinden. Das ist vor allem mit Blick auf die dominanten Akteure aus Wissenschaft und Industrie gut gelungen.“ 2 Die Evaluierung sieht die Stärken des österreichischen Weltraumsektors in der starken, internationalen Spezialisierung (48 % der Unternehmen erzielen zwischen 80 und 100 % des Umsatzes im Export) und den in der Anwendung von Satellitentechnik sehr aktiven kleinen und mittleren Unternehmen KMU (81 % der im Bereich satellitenbasierte Dienste tätigen Unternehmen sind KMU). In den Anwendungsmöglichkeiten – insbesondere im Bereich der Informationstechnologien – gäbe es noch großes Wachstumspotenzial. Die regionale Lage prädestiniere die österreichischen Akteure dabei für Leitthemen wie Katastrophenschutz und Verkehrstelematik. Zudem habe der Technologietransfer der Ergebnisse industrieller und wissenschaftlicher Forschung in die Breite noch Entwicklungspotenzial. Nachfrageseitig ist der Weltraummarkt immer noch vorwiegend institutionell geprägt. Der kommerzielle Markt ist – mit Ausnahme der satellitengestützten Telekommunikation – noch schwach entwickelt. Die ESA-Programme stellen noch immer den größten Markt für österreichische Akteure dar. Organisation und Zuständigkeiten Die österreichischen Weltraumtätigkeiten (ESA, EU-Forschungsprogramme, EUMETSAT und das nationale Weltraumprogramm ASAP) ressortieren im Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie bmvit und werden von der Agentur für Luft- und Raumfahrt der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG umgesetzt. Eine interministerielle Gruppe gewährleistet die ressortübergreifende Koordinierung und Abstimmung der österreichischen Weltraumpolitik und stimmt österreichische Positionen für internationale Gremien ab. Die Vereinigung Austrospace (Association of Austrian Space Industries), eine Vereinigung zur Förderung der österreichischen Weltraumindustrie, vertritt die Interessen der österreichischen Weltraumakteure in Wissenschaft, Forschung und Industrie. ● 1 Österreichischer Weltraumplan 2000 2 Prognos: Evaluierung der österreichischen Beteiligung an ESA Wahlprogrammen sowie des österreichischen Weltraumprogrammes des BMVIT, Berlin 2008 e, T RP, GST en P, G sch SP aft spr og ram m, Ro bo tis ch eE xp lor ati on Tec hno lo g iepr o gr amm Teleko m., IA P, AR TES Navigation Erdbeobachtung her Launc 16 Wi ss a Sp c te R ann Bem wa al A n o ati itu eS ess ren rt f ah aum 6 österreichs weltraumproGramm als heBel ES APr o me am gr Anwendung Technologie me rogram EU-P Wissenschaft ller Markt un d merzie Kom nationale Programm r e inte ASAP EU ME Ko m ige st Son m mm Ko ns tio pace, FP7-S dat io ce F oun Spa ce, m m un ika tio t FP7 -Sp a GMES ns pe ra tia lO ko ark sm e m ram rog le P tera Ini rT ele g un la ulti nd m ES me lle t eis stl ien le u GM zie D er ell tera Grafik 6: Das Österreichische Weltraumprogramm als Hebel zu internationalen und europäischen Weltraumprogrammen, Quelle: FFG ram er i erz Bila leo li Ga TSA T-P rog ns m ar kt 17 Bereit zu einem Entwicklungssprung 27 45,9 1,5 291 61 7 weltraumindustrie in österreich 12 Anzahl der RF-Umsatz in M€ FoE (n=23) Unternehmen (n=39) RF-MitarbeiterInnen FoE (n=30) Unternehmen (n=41) 8 9 Forschungseinrichtungen FoE (n=30) Unternehmen (n=44) 3,2 9 3,2 24 5 0 1 1 2 3 3,8 0,1 39 5 3,7 34 8,7 1,7 6 7 28 16 12 15 44,4 231 24 238 15 7 11 3 1 2 3 4 0,9 0,4 0,5 25 16 9 23,7 11,3 10 5 42 3 1 1 0,2 0,1 0,1 12,4 164 74 2 1 1 Grafik 7: Verteilung der Weltraumindustrie und -forschung in Österreich, Stand 2010, Quelle: Brimatech Services GmbH Am Beginn seiner fünften Dekade präsentiert sich Österreichs Weltraumsektor als international anerkannter Player in einer Reihe von Schwerpunktbereichen. Eine vitale Szene von Klein- und Mittelbetrieben ist als Entwickler und Anbieter innovativer Anwendungen der Weltraumtechnologien erfolgreich tätig. Mit neuen Technologien werden auch Beiträge zur Lösung einiger drängender gesellschaftlicher Herausforderungen im 21.Jahrhundert geleistet. Eine Reihe von Industrieunternehmen bietet auf den internationalen Märkten Systemkomponenten zu Weltraumsystemen erfolgreich an. Eine traditionsreiche und gleichzeitig beim Erschließen von Neuland erfolgreiche wissenschaftliche Weltraumforschung in Österreich bietet dabei die Grundlage zur Erreichung einer technologischen Spitzenposition. Die Erfassung und Beschreibung der österreichischen Weltraumindustrie und -forschung 2010 3 liefert eine aktuelle Kompetenzübersicht, analysiert das Kooperationspotenzial und stellt eine Grundlage der Weltraumstrategie dar. 114 Organisationen sind 2010 ³ in der Weltraumtechnologie tätig. Davon haben 74 Organisationen (65 %) an der Erhebung teilgenommen. Hochgerechnet auf alle 114 Organisationen ergibt sich ein jährlicher Umsatz von 125 Mio. € und 934 MitarbeiterInnen in der Raumfahrt. Das größte Segment sind Raumfahrtobjekte (bezogen auf den Umsatz/das Forschungsbudget). Die meisten Organisationen findet man im Segment der satellitenbasierten Anwendungen. Das geistige Kapital schlägt sich in durchschnittlich rund 20 Patenten und knapp über 1.000 Publikationen pro Jahr nieder. Die Organisationen, die an der Erhebung teilgenommen haben, erwirtschaften einen kumulierten Weltraumumsatz von 86 Mio. €, 647 MitarbeiterInnen sind in der Raumfahrt tätig, davon 74 % in der Forschung und Entwicklung. Der Schwerpunkt der Weltraumtätigkeiten liegt in den Bundesländern Wien und Steiermark. ● 3 BRIMATECH Services GmbH: Ö-SPACE Österreichische Weltraumindustrie und -forschung: Datenbank der Marktteilnehmer, Wien 2011 18 19 Schwerpunkte und Kompetenzen des österreichischen Weltraumsektors Durch die Integration in die ESA-Programme und mit der Unterstützung durch das nationale Weltraumprogramm konnten industrielle und wissenschaftliche Kapazitäten auf- und ausgebaut und Spezialisierungen erarbeitet werden, wodurch Österreich in wichtigen Bereichen der Raumfahrttechnologie und Weltraumforschung internationale anerkannte Kompetenzen und Spitzenpositionen erreicht hat. Die nachfolgenden Darstellungen wurden in drei Workshops mit Akteuren der österreichischen Weltraumforschung und -industrie diskutiert und erarbeitet. Weltraumtechnologien Internationale Führungspositionen In Österreich konnten in den vergangenen Jahren international anerkannte und sichtbare Kompetenzen speziell in den Bereichen der Weltraumtechnologie und der wissenschaftlichen Datenanalyse aufgebaut werden, sowie in folgenden Technologiebereichen: Thermische und mechanische Subsysteme für Satelliten und Trägerraketen (Thermalisolation, Strukturelemente, Mechanismen) Elektronik für Steuerungs- und Signalverarbeitungsaufgaben an Bord von Satelliten Subsysteme für Test und Betrieb von Satelliten Erfolge in den vergangenen Jahren Als erfolgreiche Beispiele für die Positionierungen von österreichischen Unternehmen in diesen Schwerpunktbereichen im letzten Jahrzehnt sind zu erwähnen: Thermische und mechanische Subsysteme Die Thermalisolation, die Raumflugkörper und ihre Subsysteme vor den extremen Temperaturunterschieden im Weltall schützt, kommt in fast allen ESA-Missionen sowie zahlreichen anderen Weltraumprojekten aus Österreich, und die führende Marktstellung in Europa wurde sehr erfolgreich für den Technologietransfer in terrestrische Tieftemperatur-Anwendungen (z. B. Medizintechnik) genutzt. Bei jedem Start der europäischen Trägerrakete Ariane 5 versorgen Treibstoffleitungen aus Österreich das Haupt-Triebwerk mit Flüssigwasserstoff und Flüssigsauerstoff. Mit dem aufgebauten Know-how für Flüssigwasserstoff wurde der Technologie-Transfer in die Automobilindustrie und die Zivilluftfahrt begonnen. In zahlreichen Projekten der ESA kommen Präzisions-Mechanismen und Strukturelemente aus Österreich zum Einsatz (z. B. Herschel/Planck und BepiColombo, einer Raumsonde zur Untersuchung des Magnetfeldes des Merkur), und durch die erfolgreiche Qualifikation in ESA-Programmen ist es gelungen, mit Mechanismen auch auf dem kommerziellen Markt für Telekommunikations-Satelliten in Europa, Amerika und Asien Fuß zu fassen. Elektronik für Steuerungs- und Signalverarbeitungsaufgaben Auf allen derzeit in Entwicklung und Bau befindlichen Erdbeobachtungssatelliten von ESA und EU (SWARM – Satellitenmission zur Messung der Stärke, Orientierung und zeitlichen Veränderung des Erdmagnetfeldes; GMES – Global Monitoring for Environment and Security; EarthCare – Earth Clouds, Aerosols and Radiation Explorer, Satellitenmission zur Untersuchung von Aerosolen, Wolken und die Wechselwirkung von Strahlung in der Erdatmosphäre) sorgen Navigationsempfänger aus Österreich für die hochgenaue Positionsbestimmung. Die starke Marktstellung mit dieser Technologie kommt in einem Entwicklungsauftrag für den – für ausländische Anbieter nur sehr schwer zugänglichen – japanischen Weltraummarkt zum Ausdruck. Auf den ersten erfolgreich gestarteten, operationellen Satelliten des europäischen Navigationssystems Galileo erfolgen die Erzeugung der Navigationssignale und die Steuerung zahlreicher Abläufe mit Hilfe von Elektronik-Baugruppen aus Österreich. Subsysteme für Test und Betrieb von Satelliten Bei beinahe allen derzeit in Entwicklung und Bau befindlichen Satelliten von ESA und EU sorgen Testsysteme aus Österreich für die entscheidende Qualität im Integrations- und Test-Prozess; 30 % aller SatellitenTransponder weltweit werden mit Hilfe von SignalMonitoring-Technologie aus Österreich automatisch und kontinuierlich überwacht, um Funkstörungen sowie deren Quellen identifizieren und lokalisieren zu können und damit Satelliten-Betreibern die unverzügliche Reaktion auf Anomalien bei der Signalübertragung zu ermöglichen. Perspektiven für 2020 Mit diesen Erfolgen wurden die Voraussetzungen für den Ausbau der Marktposition im kommenden Jahrzehnt geschaffen, wobei neue Chancen auch auf den aufstrebenden Weltraummärkten in Asien und Lateinamerika gesehen werden. In allen Schwerpunktbereichen können höchst attraktive Möglichkeiten identifiziert werden, von denen hier nur einige als Beispiele angeführt sind: 20 21 Thermische und mechanische Subsysteme Für alle Satelliten besteht großes Interesse an leichteren Thermalisolationen mit gleichzeitig verbesserten thermischen und elektrischen Eigenschaften, wofür die Entwicklung von innovativen Konzepten und Materialien benötigt wird. Eine neue, wiederzündbare Oberstufe der Ariane-Rakete erfordert die Entwicklung von Tiefsttemperatur-Treibstoffleitungen, für die die vorhandene, langjährige Erfahrung und bewährte Zusammenarbeit exzellente Voraussetzungen darstellen. Leistungsfähigere Erdbeobachtungs-Instrumente (z. B. für den geostationären Wettersatelliten Meteosat Third Generation und den Satelliten für operationelle Meteorologie und Klimabeobachtung Metop 2nd Generation) brauchen komplexe PräzisionsMechanismen, bei deren Entwicklung die industriellen Aktivitäten stark von der ausgezeichneten Wissensbasis und der Test-Infrastruktur profitieren können, die sowohl von österreichischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen als auch von spezialisierten Dienstleistungsunternehmen angeboten werden. Immer höhere Anforderungen an Werkstoffe erzeugen einen Bedarf an Neuentwicklungen, die für Österreich ein Potenzial für zukünftige Produkte darstellen, wie Verbundwerkstoffe für thermostabile Strukturen oder selbstschmierende Lagerelemente. Elektronik für Steuerungs- und Signalverarbeitungsaufgaben Das immer höhere Auflösungsvermögen von Erdbeobachtungsinstrumenten wird in mehr zukünftigen Anwendungen zur Notwendigkeit der hochgenauen Positionsbestimmung der Satelliten führen, wodurch ein steigender Bedarf an hoch integrierten Navigationsempfängern entsteht, die mit GPS und Galileo kompatibel sind. Solche Empfänger bilden auch den Kern einer neuen Generation von Meteorologie-Instrumenten, die GPS/Galileo-Signale für atmosphärische Messungen nutzen (z. B. bei der Fortsetzung des Satellitenprogramms für Meeresbeobachtung Jason CS (Continuity of Service) und bei den Satelliten für operationelle Meteorologie und Klimabeobachtung Metop 2nd Generation). Verbesserte zukünftige Navigations-Satelliten werden die steigende Leistungsfähigkeit von Signalverarbeitungstechnologien für die autonome Kompensation von Verzerrungen der Übertragungskette bei der Signalerzeugung nutzen. Subsysteme für Test und Betrieb von Satelliten Standard-Plattformen für den Bau von Testeinrichtungen für Satelliten werden schnellere Durchlaufzeiten beim Bau der Testanlage und im Assemblierungs/Integrations/ Test-Prozess ermöglichen. Aspekte wie Test von hohen Datenübertragungsraten, Genauigkeit, Größe der Anlage sowie Reduktion von Lärm und Stromverbrauch rücken immer mehr in den Vordergrund; neueste Entwicklungen auf dem Halbleitersektor und in der Software Algorithmik werden entscheidende Impulse in diese Richtung geben. Testanlagen und Software für den Betrieb von Satelliten haben viele Gemeinsamkeiten – der Bedarf einer Vereinheitlichung dieser Software im „Common Core“ liegt nahe. Beim Monitoring von Satelliten muss das Problem der Beeinflussung von Satellitensignalen gelöst werden, wofür angestrebt wird, einerseits die Methoden der Erkennung und Ortung von Störsignalen zu verbessern und andererseits bei der Standardisierung der Satellitensignalübertragung mitzuarbeiten. Innovative Antriebs- und Energiesysteme für zukünftige Satelliten In den letzten Jahren wurden in Österreich FeldemissionsTriebwerke entwickelt, die die Erzeugung kleinster Schübe mit höchster Präzision für die genaue Positionierung wissenschaftlicher Satelliten erlauben. Weitere Entwicklungen betreffen chemische Triebwerke mit umweltverträglichen Treibstoffen, Mini-Triebwerke für Kleinstsatelliten und Wasserstoff-Brennstoffzellen-Systeme, die Batterien als Energiespeicher ersetzen könnten. Im Februar 2013 wurde, als Zeichen einer neuen Qualität der österreichischen Weltraumforschung, der erste in Österreich entwickelte, hergestellte und getestete Nanosatellit BRITE (Bright Star Target Explorer) Austria/ TUGSAT-1 gestartet. Im Rahmen der BRITE-Mission wird der sieben Kilogramm schwere Satellit helle Sterne mittels Spezialkamera erforschen. Der Nanosatellit in Würfelform (20×20×20 cm) wurde von der Technischen Universität Graz in Kooperation mit der Universität Wien und der Universität Toronto entwickelt und gebaut. Die TU Wien ist mit dem Aufbau einer zweiten Bodenstation am Projekt beteiligt. Dieser Forschungssatellit für die Astronomie ist damit auch ein Anschauungsprojekt heimischer Weltraumtechnologie. Zusammen mit dem baugleichen Zwillingssatelliten UniBRITE der Uni Wien und zwei weiteren kompatiblen Satelliten aus Polen und Kanada entsteht so die weltweit erste Nanosatellitenkonstellation. ● Anwendungen der Weltraumtechnologien Internationale Führungspositionen Erdbeobachtung Österreichische Firmen und Forschungseinrichtungen haben eine internationale Schlüsselposition in den Anwendungssegmenten Raumplanung, Hydrologie, Umweltmonitoring und Krisenmanagement erworben und konnten sich auf diesen Gebieten als internationale Marktführer positionieren. Dieser Erfolg ist vor allem auf den Aufbau operationeller IT-Infrastrukturen und Dienstleistungen zurückzuführen. Navigation Sowohl Forschungsinstitutionen als auch Unternehmen sind an vorderster Front beteiligt, um durch Dienstleistungen und Produktentwicklungen die NutzerInnenzahl der satellitengestützten Navigation signifikant zu erhöhen und eine optimale Wertschöpfung des zukünftigen Galileo Systems zu gewährleisten. Satellitenkommunikation Österreichische Institutionen aus Industrie und Forschung nehmen eine international sichtbare und anerkannte Position in der Entwicklung, Optimierung und Nutzung von satellitengestützten Kommunikationssystemen (bis 50 GHz) für fixe und mobile Anwendungen ein, wobei sicherheitsrelevante Applikationen im Vordergrund stehen. Erfolge in den vergangenen Jahren Neben der entwickelten Weltraumtechnologie und der Forschung wurde in den letzten Jahren das heute ungeheuer breite Nutzungsspektrum von Satellitendaten entwickelt: z. B. Navigationsanwendungen (GPS im Mobiltelefon, Auto, Schiff, Flugzeug und Bahn, Flottenmanagement, etc.), Beiträge zur Wettervorhersage und der Telekommunikation oder auch der zeitlichen Synchronisation von Computernetzen. In einigen dieser Bereiche konnten mit Hilfe des nationalen Weltraum-Förderprogramms ASAP neue und innovative Entwicklungen unterstützt werden, z. B. bei den Anwendungen der Erdbeobachtung, der satellitengestützten Navigation und der Satellitenkommunikation. Erdbeobachtung Erdbeobachtungsanwendungen haben in den letzten Jahren nicht nur in Österreich, sondern weltweit rasant an Bedeutung gewonnen. Auf der einen Seite gibt es immer mehr NutzerInnen, die hochwertig verarbeitete Erdbeobachtungsdaten in ihren Modellen und Anwendungen integrieren. Auf der anderen Seite können die von neuen Erdbeobachtungssatelliten gelieferten Daten nur mehr mit einer hochleistungsfähigen IT-Infrastruktur bewältigt werden. Bereiche, in denen österreichische Akteure herausragende Leistungen erzielen konnten, sind: • Im Bereich der Raumplanung ist es unter anderem dank der engen Kooperation zwischen Industrie und Forschung gelungen, dass sich österreichische Dienstleistungsanbieter wie die Firma GeoVille als europäische Marktführer positionieren konnten. • Im Bereich der Hydrologie war Österreich bei der Entwicklung von operationellen Echtzeitservices zur Erfassung von Schnee und Bodenfeuchtigkeit erfolgreich. So führen die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG und die Technische Universität Wien in dem von der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten EUMETSAT betriebenen „Satellite Application Facility in Support to Operational Hydrology“ den Bereich des Bodenfeuchtigkeitsmonitoring an. Bei der Entwicklung von automatisierten Prozessierungsketten und Services zur Überwachung von Schneedecken ist die Firma ENVEO höchst erfolgreich. • Im Anwendungssegment Waldmonitoring und Forstinventuren (regional bis weltweit) haben sich österreichische Institutionen ebenfalls profilieren können. Beispiele für auf SAR- (Synthetic Aperture Radar), LIDAR- (Light Detektion and Ranging) und optische Daten basierende Prozessierungsketten, die von Joanneum Research, der Technischen Universität Graz und der Technischen Universität Wien entwickelt wurden, beziehen sich auf das alpine Waldmonitoring, das Erfassen von Walddegradation sowie das Tropenwaldmonitoring für die Klimainitiative REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation). • Bei der Entwicklung von operationellen Prozessierungsketten zur geometrischen und radiometrischen Vorverarbeitung von Erdbeobachtungsdaten sind österreichische Akteure international sehr aktiv. So waren bzw. sind in Österreich entwickelte Algorithmen und Software Bestandteil von Vorverarbeitungsketten verschiedenster Sensorsysteme. 22 23 Navigation Österreichische Unternehmen und Forschungsinstitutionen (v.a. Joanneum Research und TeleConsult) haben umfangreiches Know-how in folgenden Bereichen: • Verbesserung der Störsicherheit und Genauigkeit von Satellitennavigationssystemen sowie der Entwicklung von neuen Navigationsempfängern. • Entwurf von neuen Empfängern, die auch in gestörten Umgebungen zuverlässig arbeiten. Aufbauend auf umfangreichen Messkampagnen wurde die eingeschränkte Genauigkeit von Navigationsempfängern in exponierten Gebieten (z. B. durch Radaranlagen, Fernsehsender oder terrestrische Funksysteme) ermittelt. Diese Expertise wird erfolgreich für „Location-Based Services“ (z. B. Navigationsunterstützung für Blinde, Informationssysteme für Freizeit und Tourismus, Führungssysteme für den Katastrophenschutz) eingesetzt. • Automatische Flugzeug-Präzisionslandungseinrichtungen. Dafür wurden umfangreiche Tests und Untersuchungen durchgeführt, um zu bestimmen, an welchen Stellen des Flugzeugs die Navigationsantennen anzubringen sind, um bestmögliche Genauigkeit zu erreichen. Perspektiven für 2020 In der Zukunft soll im Erdbeobachtungsbereich noch stärker auf den Aufbau vollkommen automatischer Prozessierungsketten und Dienstleistungen gesetzt werden. Nur so wird es möglich sein, die ungeheuren Datenmengen der neuesten Satellitengeneration, wie vor allem der Satelliten des geplanten europäischen Erdbeobachtungsprogramms GMES (Global Monitoring for Environment and Security), zu bewältigen und den NutzerInnen in einer sinnvollen Art und Weise zur Verfügung zu stellen. Hierbei müssen Algorithmen und Software zur Datenprozessierung laufend an die Anforderungen dieser Sensorsysteme angepasst werden. Auch die Hardware- und deren Betriebserfordernisse steigen dermaßen, dass nur spezialisierte Rechenzentren die Prozessierung und Archivierung bewältigen können. In der Navigation wird der Schwerpunkt der zukünftigen Aktivitäten in der Nutzung der europäischen Navigationssysteme EGNOS und Galileo, eingebettet in Globale Satellitensysteme GNSS (Global Navigation Satellite Systems), liegen. Die Weiterentwicklung der Empfängertechnologie („Software-based Receivers“) wie auch die verstärkte Vermarktung von Satellitenkommunikation Anwendungssoftware für Multisensorsysteme für Österreichische Institutionen ( Joanneum Research Dienstleistungen, beispielsweise für ältere oder kranke und TU Graz) sind führend an der Entwicklung und Realisierung von breitbandigen Kommunikationssystemen Personen, werden hierbei besondere Beachtung finden. Die Satellitennavigation wird generell eine wichtige und -diensten via Satellit beteiligt. Beispiele sind Rolle im Bereich „Ambient Assisted Living“ spielen. kostengünstige Internet-basierte Terminals, die TV, Das umgebungsunterstützte Leben umfasst Methoden, Internet und Telefonie auch in Gebieten ermöglichen, Konzepte, (elektronische) Systeme, Produkte sowie wo keine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist. Dienstleistungen, welche das alltägliche Leben älterer und Erfolgreich wurde mit Industriefirmen und dem größten auch benachteiligter Menschen situationsabhängig und Satellitennetzbetreiber ein System für Wohnmobile entwickelt, das Internet, TV und Telefon überall und zu sehr unaufdringlich unterstützen. geringen Kosten bereitstellt. Die gleiche Technologie hat Je mehr Satelliten mit dem Empfänger Kontakt haben, erfolgreiche Anwendung im Katastrophenschutz erlangt. desto besser und stabiler ist das Signal. Dies kann vor allem bei schwierigen, alpinen oder auch in stark Mit Flugzeugen erfasste Situationsbilder können verbauten, urbanen Gebieten hilfreich sein. Dazu haben in Echtzeit über beliebig große Distanzen zu den sich bislang EU und USA auf ein gemeinsames offenes Einsatzleitstellen übertragen werden und erlauben so den Signal von Galileo und GPS III geeinigt. Die Entwicklung Entscheidungsträgern die unmittelbare Lageerfassung von hochgenauen Positionierungstechniken in Echtzeit ist und den optimalen Einsatz von Einsatzkräften. Im ein weiteres Zukunftsgebiet. Bereich der Verteilung großer Datenmengen von Fernerkundungssatelliten haben österreichische Firmen Kommunikation via Satellit stellt in Gebieten ohne und Forschungseinrichtungen (gcs und Universität ausreichende Infrastruktur Dienste bereit und ist eine Salzburg) internationale Reputation erlangt. entscheidende Technologie zur Vermeidung der „Digitalen Kluft“. Schlüssel zum Erfolg sind kostengünstige Endgeräte. Bandbreitenintensive Anwendungen wie HD-TV und Mobile Anwendungen für Fahrzeuge (Flugzeuge, Züge, 3D-TV erfordern die Nutzung höherer Frequenzbereiche, Schiffe) werden verstärkt mit Satellitenkommunikation da die traditionellen Frequenzbänder bereits stark abgedeckt. In der Zukunft wird die effektive Nutzung ausgelastet und teilweise gesättigt sind. Mit ALPHASAT, und Erschließung neuer Frequenzbereiche für die einem Satelliten der ESA, der Mobilkommunikation u.a. kommerzielle Nutzung hohe Bedeutung erlangen. mit Handys ermöglicht, ist Österreich führend an der Neben der Mikrowellentechnik rückt die optische Entwicklung neuer Verfahren und Technologien tätig, die die zuverlässige Übertragung sicherstellen und damit neue Übertragung verstärkt in den Vordergrund (z. B. für die Zuspielung von TV-Programmen zum Satellit durch die Applikationen ermöglichen. Kleinere Antennen können Satellitennetzbetreiber). In all diesen Bereichen wurden verwendet werden, wodurch sich das Einsatzspektrum, bereits wesentliche Vorarbeiten geleistet und Know-how vor allem im Mobilbereich (z. B. Breitbandkommunikation in Österreich aufgebaut. für Flugzeuge) deutlich erweitert. Integrierte Applikationen: Durch die Zusammenführung mehrerer Weltraumkomponenten werden neue Anwendungen ermöglicht bzw. die Qualität existierender Anwendungen deutlich gesteigert. Als Beispiel seien Sicherheitsanwendungen genannt mit Schwerpunkt Katastrophenschutz. In diesem Themenbereich hat sich Österreich besonders stark engagiert, unterstützt auch durch andere nationale Forschungsprogramme, die Weltraumtechnologien für spezifische Anwendungen einsetzen. In Zukunft werden diese Aktivitäten weiter ausgebaut und Schwerpunkte auf die nationale und internationale Vermarktung gelegt. Hierbei stehen die Bedürfnisse der NutzerInnen und BedarfsträgerInnen im Vordergrund. Ein wichtiges Ziel ist die Überleitung von erfolgreichen Prototypen in kommerzielle Produkte, z. B. für den flächendeckenden Einsatz von Search- and Rescue-Systemen. ● 24 25 Weltraumwissenschaften Internationale Führungspositionen In der Wissenschaft haben österreichische Institutionen in ausgewählten Bereichen internationale Führungspositionen erreicht bzw. stehen an der Schwelle zu einem weiteren Entwicklungssprung. Prominente Beispiele sind: Physikalische Weltraumforschung Weltraumplasmaphysik, Sonnenphysik, solar-terrestrische Beziehungen und Weltraumwetter; Planetologie, Planetenatmosphären und -magnetosphären; Erforschung von Exoplaneten Astrophysik Sternenentstehung, Asteroseismologie, Spätstadien der Sternenentwicklung, Exoplaneten, Galaxienentwicklung, Kosmologie Erdbeobachtung des Klima- und Umweltwandels Globale Fernerkundung der Atmosphäre, der Hydrologie und des Schwerefelds der Erde zur Erforschung kritischer Änderungen im Klima- und Erdsystem; regionale Fernerkundung von Siedlungs- und Landnutzung zur Erforschung kritischer Änderungen im direkten Lebensraum der Menschen Nutzung der GNSS Satellitensignale Globale Navigationssatellitensysteme GNSS (Global Navigation Satellite System) zur Ableitung einer neuen Nutations- und Präzessionstheorie der Erde und den damit verbundenen Erkenntnissen über den Aufbau des Erdkörpers Physikalische Weltraumforschung Österreich gehört insbesondere auf Basis erfolgreicher Forschungsgruppen des Instituts für Weltraumforschung IWF der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz zu den Top-3 Ländern bei Zitaten/Fachartikel und Zitaten/Einwohner und liegt auf Platz 1 bei Artikeln/Einwohner im Feld „Planetary Exploration“; das IWF ist der größte internationale Partner bei der Weltraumplasmaphysik-Mission MMS der NASA; das IWF ist auch federführend bei der Entwicklung von zwei Instrumenten zur Erforschung des Merkur bei der europäisch-japanischen BepiColombo Mission (Raumsonde zur Untersuchung des Magnetfeldes des Merkur); eine Forschungsgruppe der Universität Graz ist eine der führenden Gruppen im Forschungsfeld SonnenaktivitätsMonitoring und Weltraumwetter. Bei der Erforschung unseres Sonnensystems ist Österreich bezogen auf die Bevölkerungszahl unter den am häufigsten zitierten Nationen. (Siehe Grafik 8) Astrophysik Forschung in Asteroseismologie und zu Spätstadien der Sternentwicklung an der Universität Wien genießen international große Anerkennung, insbesondere als Folge instrumenteller Beiträge zu und Nutzung von Weltraummissionen wie CoRoT (COnvection, ROtation and planetary Transits), ein von der französischen Raumfahrtbehörde CNES betriebenes Weltraumteleskop, und Herschel, ein von der ESA entwickeltes Infrarotweltraumteleskop. Durch strategische Neuberufungen von ProfessorInnen in Wien wurde als neuer Schwerpunkt das Thema Sternentstehung etabliert, mit großem Potenzial für Weltraumnutzung (Herschel, Space Infra-Red Telescope for Cosmology and Astrophysics SPICA 2019; James Webb Space Telescope JWST 2018). Quantenphysik im Weltraum Überprüfung der Gültigkeit der Quantenphysik in bisher unerforschten Bereichen wie z. B. über riesige Distanzen bzw. bei großen Massen; Beziehung der Quantenphysik zur allgemeinen Relativitätstheorie Erfolge in den vergangenen Jahren Herausragende Erfolge im vergangenen Jahrzehnt (auf Basis der bisherigen Weltraumstrategie) in diesen drei Wissenschafts-Schwerpunktbereichen waren zum Beispiel: Erdbeobachtung Eine Forschungsgruppe der Technischen Universität Graz und des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz ist eine der führenden Gruppen der 2009 gestarteten ESA Schwerefeld-Mission GOCE (Gravity field and steady-state ocean circulation explorer); eine Forschungsgruppe der Universität Innsbruck hat die Hydrologie-Mission CoreH2O (Cold Regions Hydrology High-resolution Observatory) der ESA vorgeschlagen und führt die Vorbereitungen an; eine Forschungsgruppe der Universität Graz hat die Klimamonitoring-Mission ACCURATE (Atmospheric Climate 8 zitierte nationen im bereich erforschung des sonnensystems Papers 4956 1522 1121 1121 682 449 445 418 305 280 240 232 USA Frankreich Deutschland Großbritannien Italien Russland China Japan Niederlande Spanien Kanada Österreich Zitierungen 54427 USA 21676 Frankreich 13210 Großbritannien 13154 Deutschland 7224 Italien 3578 Japan 3318 Russland 2844 Österreich 2718 Schweden 2668 Kanada 2614 Spanien 2605 China Zitierungen / Paper 14,2 Frankreich 13,4 Finnland 12,3 Österreich 12,0 Schweden 11,8 Schweiz 11,8 Großbritannien 11,7 Deutschland 11,1 Kanada 11,0 USA 10,6 Italien 9,3 Spanien 8,8 Belgien Papers / Mill. EW 27,7 Österreich 27,1 Finnland 26,9 Schweiz 24,4 Schweden 24,3 Frankreich 18,3 Niederlande 18,1 Großbritannien 16,6 Belgien 15,6 USA 13,7 Deutschland 11,4 Italien 7,1 Kanada 26 Zitierungen / Mill. EW 362 Finnland 346 Frankreich 339 Österreich 318 Schweiz 292 Schweden 213 Großbritannien 171 USA 160 Deutschland 149 Niederlande 146 Belgien 120 Italien 79 Kanada Grafik 8: Die 12 am häufigsten zitierten Nationen im Bereich Erforschung des Sonnensystems, Quelle: ÖAW-IWF and Chemistry in the Upper Troposphere – Lower Stratosphere Region And climate Trends Explorer) methodisch erfunden, der ESA vorgeschlagen und führt die Vorbereitungen an; eine Forschungsgruppe der Technischen Universität Wien führt im Rahmen der Climate Change Initiative der ESA den Forschungsbereich Bodenfeuchte-Monitoring an; eine Forschungsgruppe von Joanneum Research und der Technischen Universität Graz ist eine der führenden Gruppen in Forschungsprogrammen des Europäischen Erdbeobachtungsprogramms GMES Global Monitoring for Environment and Security zu Landnutzungs-Monitoring. Forschergruppen der Technischen Universität Wien und des Instituts für Weltraumforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz zählen weltweit zu den führenden Gruppen in der Satellitenbahnberechnung und -beobachtung. Satellitengeodäsie / Global Navigation Satellite Systems GNSS Quantenkommunikation mit Satelliten möglich ist. Die Wiener Gruppe hat auch zahlreiche Studien zur möglichen Quantenkommunikation im Weltraum, zum Teil mit großer internationaler Beteiligung, durchgeführt. Die gute wissenschaftliche Positionierung in der Quantenkommunikation über große Entfernungen eröffnet die Möglichkeit für eine wichtige technologische Positionierung Österreichs auf diesem neuen Zukunftsgebiet. Perspektiven für 2020 Diese Erfolge haben die österreichische Wissenschaft im Weltraumbereich mit hervorragenden Perspektiven für einen weiteren Entwicklungssprung in Richtung 2020 aufgestellt. Enorme Potenziale sind beispielsweise: Physikalische Weltraumforschung Fortführung der Aktivitäten im Bereich Weltraumplasmaphysik und Erforschung des Sonnensystems auf Eine Forschergruppe der Technischen Universität Wien international höchstem Niveau (Starts der Missionen zählt weltweit zu den führenden Organisationen in der Magnetospheric Multiscale Mission MMS der NASA zur Verarbeitung von GNSS-Daten. Aus GPS- und GLONASS Untersuchung der Erd-Magnetosphäre und BepiColomboDaten konnte diese Gruppe anerkannte Beiträge zur Raumsonde der ESA zur Untersuchung des Magnetfeldes Erdbeobachtung in den Bereichen Plattentektonik, Erdrotation, Atmosphärenmonitoring zur Wettervorhersage des Merkur: 2014; Solar Orbiter, geplante Sonnenmission der ESA: 2017); Erweiterung der Planetenforschung (in Zusammenarbeit mit der ZAMG) und Klimawandel auf Exoplaneten; Verstärkung im Bereich der ableiten. Unter anderem wurde das als der derzeit weltraumgebundenen Astronomie. gültige internationale Standard festgelegte Modell der troposphärischen Signalverzögerung auf Basis numerischer Wettermodelle und GNSS-Beobachtungen an diesem Astrophysik Institut entwickelt. Verstärkte Möglichkeiten in der Erforschung von Gasund Staubphasen im kosmischen Materiekreislauf auf stellaren, galaktischen und kosmologischen Skalen Quantenphysik im Weltraum (Herschel, Space Infra-Red Telescope for Cosmology and Forscher an der Österreichischen Akademie der Astrophysics SPICA 2019; James Webb Space Telescope Wissenschaften und der Universität Wien besitzen in der JWST 2018); Asteroseismologie und Exoplaneten naher Quantenkommunikation eine weltweite Spitzenposition. Sterne (Projekte: Bright Star Target Explorer BRITE So stellen ihre experimentellen Tests der Quantenphysik 2012, PLAnetary Transits and Oscillations of stars PLATO über Entfernungen von 144 km den Weltrekord dar und und Exoplanet Characterisation Observatory EChO); werden international als der Beweis angesehen, dass 27 neuer Zugang zu kosmologischen Fragestellungen (ESA Weltraumteleskop Euclid 2019, James Webb Space Telescope). Erdbeobachtung Weiterer Sprung der österreichischen Erdbeobachtung in eine europäische und weltweite Spitzenposition mittels: Durchführung der Hydrologie-Mission CoreH2O (Cold Regions Hydrology High-resolution Observatory) der ESA und der Klimasatelliten-Mission ACCURATE (Atmospheric Climate and Chemistry in the Upper Troposphere – Lower Stratosphere Region And Climate Trends Explorer) unter österreichischer wissenschaftlicher Führung; internationale Führung in Stärkebereichen des Klimaund Umweltmonitoring von Schlüsselvariablen und in einschlägiger Forschung, einschließlich durch in Österreich angesiedelte internationale Prozessierungsund Analysezentren, insbesondere zu Änderungen in Lufttemperatur, Luftfeuchte, Treibhausgasen, Bodenfeuchte, Gletschern und Eisschilden sowie Landnutzung; Erforschung und Entwicklung neuer Erdbeobachtungsmethoden für weiter verbesserte Beiträge der Forschung zur Bewältigung des Klimaund Umweltwandels. Satellitengeodäsie / Global Navigation Satellite Systems GNSS Das in den kommenden Jahren auszuschöpfende Potenzial liegt in der kombinierten Nutzung aller aktiven und im Aufbau befindlichen Satellitennavigationssysteme (z. B. das europäische Galileo-System) und in den erweiterten Möglichkeiten der Erdbeobachtung mittels GNSS (3D-Modelle der Troposphäre in Echtzeit zur Assimilation in Wettermodellen, Erstellung neuer 3D-Modelle des Elektronengehalts der Ionosphäre, Beobachtung von Krustenbewegungen und lokalen Hangrutschen, GNSS-Reflektometry, Radio-Okkultationsbeobachtungen). Quantenphysik im Weltraum Weiterführende Experimente in diesem Bereich sind auf der Erde nicht mehr durchführbar (limitierte Distanz bzw. benötigte Mikrogravitation). Die Arbeiten zur Quantenkommunikation sind soweit gediehen, dass konkret eine gemeinsame internationale Satellitenmission in Vorbereitung ist. Um die Spitzenposition Österreichs im internationalen Umfeld zu behaupten bzw. auszubauen, sind Experimente im Weltraum unumgänglich. Hier ist die Weiterentwicklung der Technologien hin zur Weltraumtauglichkeit für Quantenkommunikationsexperimente bzw. für hochpräzise Uhren, Quantenoptomechanik und Quanteninterferenz mit Nanoclustern zu nennen. Die Untersuchung der Grenzen der Quantenphysik und deren Beziehung zur allgemeinen Relativitätstheorie erlauben Experimente in einem bisher völlig unerforschten Bereich der Physik unter Bedingungen, die auf der Erde nicht herstellbar sind. Die Grenzen der heute anerkannten Physik werden im Weltraum gefunden werden. ● 28 Ziele für die Weiterentwicklung der österreichischen Weltraumtätigkeiten Orientierung in dynamischen Zeiten Die Dynamik der Nutzung der Anwendungsbereiche von Weltraumsystemen in den vergangenen Jahrzehnten hat sich basierend auf den traditionellen Stärken der Raumfahrt wie der Erforschung unseres Planeten Erde, des Sonnensystems und des Universums, der Forschung unter Schwerelosigkeitsbedingungen und den dafür fundamental notwendigen Startdiensten, stark erweitert. Satelliten-gestützte Systeme im Bereich der Telekommunikation, der Meteorologie, der Umwelt- und Klimabeobachtung und der Navigation sind heute ein unverzichtbarer Faktor für das Funktionieren moderner Infrastrukturen und damit eine Grundvoraussetzung für die Effizienz hochentwickelter Volkswirtschaften. Der Weltraum bietet für gewisse Fragestellungen auf Grund der Gesetze der Physik einzigartige Möglichkeiten, die in einem verstärkten Ausmaß genutzt werden. Raumfahrttechnologien stellen somit eine Basisinfrastruktur des 21. Jahrhunderts zur Bewältigung der ökonomischen, ökologischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen dar. Europa hat den Nutzen der Weltraumsysteme für europäische Politikfelder 4 in ihrer Umsetzung erkannt 5 und in mehreren strategischen Papieren sein Interesse an den Satellitensystemen und den dafür notwendigen Zukunftstechnologien dargestellt.6 Mit China und Indien treten neue, zunehmend einflussreiche Akteure auf den Plan; Amerika, Japan und Russland setzen sich neue, ambitionierte Ziele. Damit erhält auch die Frage nach strategischer Unabhängigkeit von weltraumbasierter Infrastruktur eine wachsende Bedeutung. Europa möchte im Konzert dieser Weltmächte ein international anerkannter und starker Partner sein. Im Lissabon-Vertrag wurde ein Mandat für die Europäische Union in Weltraumangelegenheiten festgehalten; Raumfahrt wird so zu einem Politikfeld der Europäischen Union. Im EU-Finanzrahmen für 2014 bis 2020 wurden erhebliche Mittel vor allem für den Betrieb von Weltrauminfrastrukturprogrammen vorgeschlagen. Durch diese Entwicklungen wächst auch in Österreich der Bedarf nach Orientierung. Es bedarf verstärkter Anstrengungen der Kommunikation und Interaktion zwischen Forschung und Entwicklung, zwischen den Administrationen in den Ministerien und den operationellen Organisationen und den Nutzern der Systeme. Es geht um Fragen der Positionierung in der technologischen Ausrichtung, um Fragen der gewünschten zukünftigen industriellen Struktur, der programmatischen Beteiligungen und entsprechender Schwerpunktsetzung und nicht zuletzt auch um die wissenschaftliche Absicherung dieser Aktivitäten, sowie die Nachwuchsförderung als Basis für die Zukunft. Es geht um die Teilnahme an der Implementierung der großen Infrastruktursysteme. Und es geht darum, den Nutzen dieser Systeme durch breit gestreute Anwendungen in Dienstleistungen umzusetzen, die beim Endverbraucher ankommen. Dazu werden im Folgenden für spezifische Handlungsbereiche im Weltraum in Österreich Status und Entwicklungspotenziale ausgelotet, sowie Ziele bis zum Jahr 2020 formuliert und Maßnahmen zu deren Umsetzung definiert. Ausgangspunkt dazu ist die in einem gemeinsamen Prozess aller Akteure der Raumfahrt in Österreich entwickelte Vision. Die vorliegende Publikation wendet sich umfassend an den Weltraumsektor in Österreich und damit an Akteure in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Betrieb und Nutzung von Weltraumsystemen in Österreich: • Abgeordnete zum National- und Bundesrat und Öffentlichkeit • Ministerien und ihre (Förder-)Agenturen, die von Europäischer Raumfahrtpolitik betroffen sind • Landes- und Gemeindeverwaltungen, als Nutzer von Weltraumsystemen und Datenanbieter • Interessensvertretungen (Wirtschaftskammer Österreich, Arbeiterkammer, Industriellenvereinigung) • Inner- und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen • Öffentliche und private Diensteanbieter von Satellitendaten und daraus abgeleiteter Produkte • Unternehmen ● 4 Eine umfassende Darstellung der Beiträge von Weltraumsystemen zur Umsetzung gesellschaftlicher Ziele bietet der ESPI Report 30: Enabling Europe’s Key Foreign Policy Objectives via Space, Wien 2011 5 7th SPACE COUNCIL – Council Resolution – Global challenges: taking full benefit of European space systems, 25 November 2010 6 ESPI: Beschlusslage der EU-Weltraumpolitik und ihre Bedeutung für Österreich, Wien 2012 30 31 Visionund Ziele „Österreich nutzt die Potenziale von weltraumgestützten Systemen effektiv und in koordinierter Weise und nimmt an deren Errichtung und Betrieb teil.“ Ziel 1 Ziel 2 Anerkannter und Sichtbarer Partner Wettbewerbsfähiger Raumfahrtsektor Aufbauend auf den bisher erzielten Erfolgen in Wissenschaft, Forschung, Technologie und Anwendungen wird Österreich thematisch fokussiert eine seiner Wirtschaftskraft und seiner Position als mittlerer Raumfahrtstaat entsprechende Stellung in der Europäischen Weltraumpolitik einnehmen, um so in ausgewählten Teilbereichen eine internationale Führungsrolle zu übernehmen und dadurch die FTIStrategie des „Innovation Leader“ im Gesamtsystem der Innovationspolitik zu unterstützen. Bei gemeinsamen Weltraumtätigkeiten nehmen österreichische Akteure verstärkt Führungs- und Koordinationsrollen ein. Wettbewerbsfähige österreichische Unternehmen sind entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette in allen Segmenten der Weltraumtätigkeiten tätig. Besonderes Augenmerk wird auf das Potenzial der Weltraumanwendungen für die Schaffung von qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen gelegt, sowie auf Technologien, die eine strategisch vorteilhafte Positionierung österreichischer Unternehmen im internationalen Wettbewerb ermöglichen. Erste Positionierungen in den Betriebsphasen der europäischen Weltrauminfrastrukturprogramme erfolgen basierend auf bestehenden Kompetenzen in österreichischen Firmen und Forschungseinrichtungen. Ziel 3 Ziel 4 orientierung an Anwendungspotenzialen Grundlagen für weltraumtätigkeiten bereitstellen Das Potenzial der Weltraumanwendungen wird nachhaltig für die Kommerzialisierung von hochwertigen Produkten und Dienstleistungen und für die Verbesserung der Lebensqualität und der Sicherheit der ÖsterreicherInnen genutzt. Österreichische Verwaltungsebenen nutzen die europäischen Weltrauminfrastrukturen. Die österreichischen Kompetenzen und die hohe Expertise im Bereich der grundlagenorientierten und anwendungsorientierten Weltraumwissenschaft und -forschung werden durch Aufbau von Kapazitäten, Vernetzung und Internationalisierung weiter gestärkt. Die Faszination von Wissenschaft und Raumfahrt wird genutzt, um vor allem bei jungen Menschen Forschungsgeist und Neugierde und ihr Interesse an Naturwissenschaften zu wecken. Ziel 1 32 Österreich als international anerkannter und sichtbarer Partner in Europa „Eine gemeinsame politische Agenda Europas im internationalen Kontext “ Status und Potenziale Die Raumfahrt organisiert sich seit jeher in internationaler Kooperation, weil der Kapazitätsaufbau für technisch komplexe und in der Entwicklung äußerst aufwändige Satelliteninfrastruktur die finanziellen Mittel einzelner Länder meist übersteigt. Gerade für kleine Länder spielen Kooperationen in der Raumfahrt – sowohl auf bilateraler als auch auf multilateraler Ebene – eine essenzielle Rolle. Die Europäische Weltraumorganisation ESA, gegründet 1975 zur Entwicklung, Durchführung und verbesserten Koordinierung der europäischen Weltraumtätigkeiten einerseits und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Weltraumindustrie andererseits, hat Europa durch ein detailliertes System der Industrie- und Beschaffungspolitik in verschiedenen Technologiefeldern, wie Weltraumwissenschaft, Satellitentelekommunikation, Navigation, wissenschaftliche und operationelle Erdbeobachtung in eine internationale Vorzeigeposition gebracht. Seit dem Vertrag von Lissabon hat auch die Europäische Union eine Kompetenz für Weltraum. Diese wird sie mit ihren Mitgliedsstaaten teilen. Wie in Forschung und Entwicklung können Aktivitäten im Rahmen des EUHaushaltes gesetzt werden, wobei die Mitgliedsstaaten ihre nationalen Aktivitäten weiterhin fortführen können. Die geplanten Aktivitäten umfassen die Förderung des wissenschaftlichen und technischen Fortschrittes, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit und die Implementierung von Politikbereichen. Dazu können Maßnahmen gesetzt werden, wie gemeinsame Initiativen, Unterstützung von Forschung und technologischer Entwicklung, Koordinierung von Nutzung und Erforschung des Weltraums. Die geteilte Kompetenz ist politisch gesehen für die Weltraumfahrt in Europa in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein: • Es wird Weltraumpolitik als eigenes Politikfeld der EU erstmals anerkannt. Sie bekommt damit jenen Stellenwert, den sie in den anderen globalen Raumfahrtmächten bereits hat. • Es ist das Initiativrecht der Europäischen Kommission entstanden, in der Weltraumpolitik politische Initiativen zu setzen. • Mit der Formulierung einer europäischen Weltraumpolitik wird die bisherige ESA-zentrierte Politik aus ihrem primär wissenschaftlich-technologischen Fokus herausgeholt und in einen globaleren Zusammenhang gestellt. Die sicherheitspolitisch-strategische Bedeutung des Weltraums wird auch in der europäischen Weltraumpolitik in den Vordergrund rücken. Europa hat sich mit der ESA und mit der von der ESA verfolgten Politik auf einen wissenschaftlichtechnologischen Fokus spezialisiert. Für Europa kennzeichnend ist die Aufteilung zwischen ziviler Weltraumfahrt und -nutzung, die über die ESA abgewickelt wird, und der militärischen Weltraumfahrt, die national organisiert ist. Was Europa in den vergangenen Jahren sehr eindrucksvoll gelungen ist, ist die Hinwendung zur kommerziellen Nutzung des Weltraums, wobei die zivile 33 Nutzung der Satellitennavigation im Vordergrund steht, und jetzt auch mit GMES die Erdbeobachtung entwickelt wird. Das sind global agierende Satellitensysteme, die einen enormen wirtschaftlichen Nutzen haben. Europa hat dazu auch eine sehr leistungsfähige Satellitenindustrie und mit der Trägerrakete Ariane einen autonomen Zugang zum Weltraum. Bei der Erlassung der dafür erforderlichen Maßnahmen ist zwar die Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten gemäß Art. 189 des Lissabon-Vertrages (Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union) ausgeschlossen, dennoch erscheint eine gewisse Abstimmung und Koordinierung erstrebenswert. Aus österreichischer Sicht sollte vor allem bei der Ausarbeitung nationaler Weltraumgesetze ein reger Informationsaustausch stattfinden, um auf dem Gebiet der Europäischen Union vergleichbare rechtliche Rahmenbedingungen für die europäische Raumfahrtindustrie zu schaffen und Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Vision bis 2020 Für die Herausforderungen auf internationaler Ebene benötigt die Europäische Raumfahrt klare Verantwortungsstrukturen auf politischer Ebene und für die Umsetzung. Diese Struktur nutzt die Stärken der bisherigen Akteure, die weiterentwickelt werden. Die ESA als bisher tragende Organisation in Europa wird sich stärker der durch den Lissabon Vertrag neu definierte Kompetenzverteilung der Europäischen Union nähern und dabei ihre durch ihren zwischenstaatlichen Charakter geprägten Stärken beibehalten (Projektund Programmmanagement). Eine präzise, effiziente, komplementäre und Kosten sparende Aufgabenverteilung zwischen EU, den Mitgliedsstaaten und ESA in diesem Bereich wird auf die jeweiligen Stärken abgestimmt sein und vermeidet Doppelstrukturen und Doppelarbeiten. Die bereits bestens etablierten Kooperationen mit EUMETSAT werden durch ähnlich erfolgreiche Kooperationsmechanismen mit der Europäischen Verteidigungsagentur EDA und anderen internationalen Organisationen ergänzt und bereichert werden. In die Definition neuer Weltraumsysteme werden die Nutzeranforderungen einer breiten Zahl anderer sektoraler Politikbereiche einbezogen sein, wie Verkehr, Sicherheit, Umwelt, etc. Dieser europäische Raumfahrtkomplex wird eine kohärente Forschungs-, Technologie- und Beschaffungspolitik – also eine gesamthafte Industriepolitik für den Sektor – definieren. Die Regelwerke können nach dem Verwendungszweck der finanziellen Mittel und deren Herkunft unterschiedlich gestaltet sein: für Wissenschaft, Forschung und Technologieentwicklung, Beschaffungsvorhaben, Betriebsphasen für operationelle Infrastrukturen jeweils maßgeschneiderte und adäquate Instrumente, Verfahren und Regularien. Die Fakten: Weltweite Kooperationen Weltraumforschung und Raumfahrt werden aufgrund der Komplexität der dafür notwendigen Kapazitäten und der Langfristigkeit der Entwicklung der Satelliteninfrastruktur in Europa in Kooperation durchgeführt. Österreich ist auf verschiedenen Ebenen gut vernetzt, sei es im Rahmen von wissenschaftlichen Missionen, in industrieller Kooperation oder bei der Zusammenarbeit in internationalen Programmen: Europäische Weltraumorganisation ESA Die Zielsetzung der ESA-Programme reichen von der Erforschung der Erde, des Sonnensystems und des Universums über die Entwicklung satellitengestützter Technologien und Dienstleistungen bis hin zur Förderung verschiedener europäischer High-Tech-Industrien. Dazu betreibt die ESA Programme in den Bereichen Trägersysteme, Telekommunikation, Navigation, Erdbeobachtung, bemannte Raumfahrt, Erforschung des Weltraums, Mikrogravität und Weltraumsicherheit. Österreich ist seit 1987 Mitglied dieser zwischenstaatlichen Organisation. Für Österreich ist die ESA das wichtigste Instrument zur Umsetzung seiner Weltraumpolitik. Im Zeitraum 2002–2006 entfielen 85 Prozent aller vom bmvit im Rahmen seiner Raumfahrtagenden getätigten Ausgaben auf die ESA. Österreich leistet im Rahmen der Pflichtprogramme Beiträge zu den ESA-Basisaktivitäten und dem Wissenschaftsprogramm, das die Plattform für ESA-Wissenschaftssatelliten zur Verfügung stellt. Diese Beiträge werden entsprechend dem Bruttoinlandsprodukt der Mitgliedsstaaten festgelegt. In den sogenannten Wahlprogrammen werden die Beiträge zwischen den teilnehmenden Staaten verhandelt. www.esa.int/esaCP/index.html EUMETSAT: Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten Zur Lieferung hochpräziser Wetter- und klimarelevanter Satellitendaten, Bilder und Produkte wurde 1986 die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten EUMETSAT (European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites) gegründet, diese betreibt die von der ESA entwickelten Wetter-Satelliten. EUMETSAT hat den Auftrag, europäische operationelle meteorologische Satellitensysteme zu entwickeln, zu betreiben und zu nutzen. Sie liefert den europäischen Beitrag zum globalen System meteorologischer Satelliten. In den letzten Jahren wurden wichtige Systeme erneuert, wie die geostationären Wettersatelliten Meteosat, die zweite Generation der polarumlaufenden Metop-Satelliten (Satellit für operationelle Meteorologie und die Klimabeobachtung) wird derzeit vorbereitet. Die Nutzung der Daten erfolgt in Satellitenauswertungszentren, die jeweils unter der Leitung eines nationalen Wetterdienstes stehen. Österreich ist seit 1994 Mitglied dieser zwischenstaatlichen Organisation. www.eumetsat.int Galileo: Europäisches Satellitennavigationsprogramm Galileo ist das im Aufbau befindliche europäische Satellitennavigationssystem. Es soll weltweit Daten zur genauen Positionsbestimmung liefern und ähnelt im Aufbau dem US-amerikanischen Global Positioning System NAVSTAR-GPS und dem russischen GLONASS-System. Zusammen mit dem European Geostationary Navigation Overlay Service EGNOS, einem europäischen Differential Global Positioning System DGPS als Erweiterungssystem zur Satellitennavigation, bildet Galileo das Europäische GNSS-Programm. Die Aufgaben der neu gegründeten Agentur für das Europäische GNSS (Global Navigation Satellite Systems) umfassen gegenwärtig in erster Linie die Sicherheitsakkreditierung, Zertifizierung und Marktentwicklung. Die Entscheidung über den Sitz der Agentur in Prag stellt ein wichtiges Element der Architektur der globalen Satellitennavigationssysteme dar. Die Koordination der Implementierung des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo liegt bei der EU. Die ESA agiert im Auftrag der EU. www.gsa.europa.eu Unterstützung von Entwicklungsländern bei der Nutzung von Weltraumtechnologien 1958 wurde der Ausschuss der Vereinten Nationen für die friedliche Nutzung des Weltraums UNCOPUOS (United Nations Committee on the Peaceful Uses of Outer Space) gegründet, als einziges Organ der Generalversammlung der Vereinten Nationen, das sich mit der internationalen Kooperation in der friedlichen Nutzung des Weltraums beschäftigt. Das als Sekretariat des Komitees fungierende Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen UNOOSA (United Nations Office for Outer Space Affairs) hat seinen Sitz in Wien. Österreich ist 1959 beigetreten und übte über 35 Jahre lang auch den Vorsitz in diesem Komitee aus. Hier wurden Vertragswerke und Regularien für die Aktivitäten in der friedlichen Nutzung des Weltraums entwickelt. Österreich war an der Ausarbeitung der fünf aktuell bestehenden Weltraumverträge 7 der Vereinten Nationen maßgeblich beteiligt und hat diese auch ratifiziert. www.oosa.unvienna.org/oosa/COPUOS/copuos.html Europäische Weltraumpolitik Das Europäische Institut für Weltraumpolitik ESPI (European Space Policy Institute), gegründet 2002 von der Europäischen Weltraumorganisation und der Forschungsförderungsgesellschaft im Auftrag des bmvit ist eine zentrale europäische Plattform für strategische Weltraumfragen mit dem Ziel, Entscheidungsträger bei der Politikgestaltung zu unterstützen. Als Kern dieses Netzwerks von Experten entwickelt das Institut Langzeitstrategien zur Positionierung Europas in der Raumfahrt. Mit der Gründung des Europäischen Instituts für Weltraumpolitik ESPI in Wien wurde die Einbindung Österreichs in die europäischen Weltraumnetzwerke entscheidend verstärkt und der Weltraumstandort Österreich im europäischen Rahmen gewürdigt. www.espi.or.at Weltraumrecht in Europa und in Österreich Das von der ESA gegründete Europäische Zentrum für Weltraumrecht ECSL (European Centre for Space Law) organisiert das Practitioners’ Forum, den jährlichen Sommerkurs über „Space Law and Policy“ sowie die europäische Vorrunde des internationalen Manfred Lachs Moot Court. Diese Veranstaltungen sind besonders erfolgreiche Weiterbildungsangebote und stärkten die europäische Zusammenarbeit und Kompetenz in weltraumrechtlichen Fragen. Das bmvit und die FFG unterstützen die österreichische Kontaktstelle des Europäischen Zentrums für Weltraumrecht, den NPOC (National Point of Contact for Space Law) an der Universität Wien, um diese Aktivitäten auch in Österreich bekannt zu machen. Darüber hinaus wirkt die Kontaktstelle selbstständig in verschiedenen Bereichen der Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit, um einem breiteren Publikum das Thema Weltraumrecht nahe zu bringen. www.spacelaw.at ● 7 The Treaty on Principles Governing the Activities of States in the Exploration and Use of Outer Space, including the Moon and Other Celestial Bodies (the “Outer Space Treaty”), adopted by the General Assembly in its resolution 2222 (XXI), opened for signature on 27 January 1967, entered into force on 10 October 1967; The Agreement on the Rescue of Astronauts, the Return of Astronauts and the Return of Objects Launched into Outer Space (the “Rescue Agreement”), adopted by the General Assembly in its resolution 2345 (XXII), opened for signature on 22 April 1968, entered into force on 3 December 1968; The Convention on International Liability for Damage Caused by Space Objects (the “Liability Convention”), adopted by the General Assembly in its resolution 2777 (XXVI), opened for signature on 29 March 1972, entered into force on 1 September 1972; The Convention on Registration of Objects Launched into Outer Space (the “Registration Convention”), adopted by the General Assembly in its resolution 3235 (XXIX), opened for signature on 14 January 1975, entered into force on 15 September 1976; The Agreement Governing the Activities of States on the Moon and Other Celestial Bodies (the “Moon Agreement”), adopted by the General Assembly in its resolution 34/68, opened for signature on 18 December 1979, entered into force on 11 July 1984. Weltraumtechnologie für die Verhinderung und Bewältigung von Naturkatastrophen Österreich beteiligt sich auch an der Plattform der Vereinten Nationen für weltraumbasierte Informationen für Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen UN-SPIDER (United Nations Platform for Space-based Information for Disaster Management and Emergency Response). Seit 2006 ermöglicht es dieses Programm allen Ländern, insbesondere Entwicklungsländern, sich bei Naturkatastrophen aller Art Zugang zu aktuellen Satellitendaten zu verschaffen und unterstützt dadurch eine bessere Planung und Ausführung von Hilfsmaßnahmen, sowie eine Vernetzung von nationalen und internationalen Hilfsaktionen. www.oosa.unvienna.org/oosa/en/unspider/index.html 34 35 Ziel 2 Ein wettbewerbsfähiger österreichischer Weltraumsektor „Raumfahrt als Motor wirtschaftlicher Entwicklung “ Status und Potenziale Weltweit ist Raumfahrt ein institutionell dominierter Bereich, der den staatlichen und institutionellen Bedarf an weltraumbasierten Dienstleistungen für hoheitliche Aufgaben deckt und dadurch sehr stark von öffentlicher Beauftragung und Finanzierung lebt. Durch diese öffentlichen Investitionen werden Infrastrukturen bereitgestellt, die nachgeschaltete Dienstleistungen und Produkte zur Verfügung stellen. Die so entstandenen nachgeschalteten Dienste haben auch nicht zuletzt in den letzten Jahrzehnten einen kommerziellen Markt herausgebildet. Laut der Interessensvereinigung der europäischen Weltraumindustrie ASD-Eurospace 8 (Association of the European Space Industry) stieg der Gesamtumsatz der europäischen Weltraumindustrie von rund vier Mrd. € in 2003 auf rund sechs Mrd. € in 2010, während die Zahl der Beschäftigten von rund 32.000 in 2003 auf rund 34.000 in 2010 leicht zugenommen hat. Österreichs Raumfahrtsektor erfüllt eine wichtige Rolle sowohl in der spezialisierten Komponenten-Entwicklung für internationale Missionen als auch als innovativer Anbieter einer breiten Palette von Dienstleistungen und Produkten. Die Evaluierung des österreichischen Weltraumsektors durch ein externes Expertenteam 9 sieht dessen Stärken in der starken, internationalen Spezialisierung (48 % der Unternehmen erzielen zwischen 80 und 100 % des Umsatzes im Export) und den in der Anwendung von Satellitentechnik sehr aktiven kleinen und mittleren Unternehmen (81 % der im Bereich satellitenbasierte Dienste tätigen Unternehmen sind kleine und mittlere Unternehmen). In den Anwendungsmöglichkeiten – insbesondere im IT-Bereich – gäbe es noch großes Wachstumspotenzial. Die regionale Lage prädestiniere die österreichischen Akteure dabei für Leitthemen wie Katastrophenschutz und Verkehrstelematik. Zudem habe der Technologietransfer der Ergebnisse industrieller und wissenschaftlicher Forschung in die Breite noch Entwicklungspotenzial. Nachfrageseitig ist der Weltraummarkt vorwiegend institutionell geprägt. Die ESA-Programme stellen den größten Markt für österreichische Akteure dar. Die Unternehmen selbst sehen hohe Kosten für die Qualifikation von Technologien und Prozessen, sowie lange Investitionszyklen als Markteintrittsbarrieren für die Weltraumindustrie an. Sowohl das finanzielle als auch das technologische Risiko im Sektor Raumfahrt werden als erheblich eingeschätzt. Entsprechend den wahrgenommenen Markteintrittsbarrieren schlagen die Unternehmen Maßnahmen zur Steigerung der österreichischen Wertschöpfung vor: Die Mehrzahl der Unternehmen sprechen eine Ausweitung spezifischer Fördermaßnahmen in den Bereichen der Grundlagenforschung, der Forschung und Entwicklung und bei Start-ups an. Regelmäßigere und höher dotierte Ausschreibungen des nationalen Weltraumprogramms werden als zielführend angesehen. Kooperationen, sowohl bilaterale als auch jene zwischen Industrie und Forschung, gelte es auszubauen. Als erstrebenswert werden die Bündelung von Kompetenzen sowie die Fokussierung und Spezialisierung erachtet. Die internationale Vernetzung und Sichtbarkeit österreichischer Akteure solle vorangetrieben werden. 10 9 internationale Vernetzung der österreichischen Weltraumindustrie Status 2000 New customers since 2001 Grafik 9: Die Entwicklung der Kundenbeziehungen der österreichischen Weltraumindustrie 2000 –2011, Quelle: AUSTROSPACE Kanada MDA USA BSS Intelsat JHU Northrop-Grumann SS/L World Bank UNO Brasilien Telemar Indonesien PT Aneka Spring Indien ISRO China Alltech CAST SSMR Japan Hitachi JAXA MELCO Sumitomo Südkorea Seongwoo Vereinigte Horizon Arab. Emirate Schweiz RUAG-CH APCO Clemessy Bahrain Noorsat Israel IAI Space Communication Italien TAS-I ESRIN Alta CGS Telespazio Spanien CASA Mier Sener Frankreich Astrium-F Cryospace EUTELSAT TAS-F Großbritannien Astrium-UK Avanti Inmersat Logica Serco SMT SSTL Dänemark Dutch Space ESTEC Terma Belgien EC EEA EIB Deutschland Astrium-D DLR ESOC Tesat Airbus Carl Zeiss Optronics Jena Optronik Kayser-Threde OHB Norwegen VeriSat Schweden RUAG-S 36 37 Vision bis 2020 Es gibt heute in Europa allein 6700 Fernsehkanäle über Satelliten (weltweit ca. 40 000). Breitband-Internet Zugang in ländlichen Gebieten sowie High Definition Raumfahrt ist geprägt durch eine Dominanz des 3D-Fernsehen werden überwiegend (oder ausschließlich) öffentlichen Sektors in der Beschaffung. Dies ist eine über Satelliten ausgestrahlt. Satellitengestützte Besonderheit des Sektors und erfordert daher eine industriepolitische Konzeption, die diesen Besonderheiten Telekommunikation ist der wichtigste Anwendungsbereich in der Raumfahrt und deckt 60 % aller AnwendungsRechnung trägt. Weltweit sind die Investitionen der Aktivitäten in Europa ab. Der weltweite Umsatz der öffentlichen Beschaffung prägend für den Sektor und Industrie im zugehörigen Bodensegment ist 20 Mrd. € dessen industrielle Struktur. Das Leitmotiv dieser Industriepolitik ist der faire Wettbewerb auf internationaler und die „down-stream services“ bringen ca. 40 Mrd. €. 40 % des Weltraumsegments werden von europäischen und nationaler Ebene. Aufgrund der Dominanz der Firmen beherrscht. Etwa 50 % des Gesamtumsatzes der öffentlichen Beschaffung sind jedoch regulatorische Europäischen Weltraumindustrie (ca. 6 Mrd. €) kommen Vorgaben international und national notwendig, um von den Satelliten-Anwendungen in den Bereichen diesen freien Wettbewerb zu gewährleisten. Telekommunikation, Erdbeobachtung und Navigation. 12 Österreichische Unternehmen sind entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette in der Raumfahrt Etwas kleiner, aber wachsend zeigen sich die erfolgreich tätig: Umsätze in den Bereichen Satellitennavigation und • Upstream-Bereich 11: Produkte und Dienstleistungen Erdbeobachtung: Die Wachstumsrate p.a. des GNSSMarktes in den letzten Jahren betrug an die 30 %; 6 –7 % für Raumfahrtobjekte, Trägersysteme und Instrumente des Bruttoinlandsproduktes in Industrieländern sind • Downstream-Bereich: Produkte und Dienstleistungen von GNSS abhängig, dies entspricht ca. 800 Mrd. € in für satellitenbasierte Anwendungen in den der EU. Die Europäische Kommission erwartet, dass – Bereichen Wissenschaft, Navigation, Meteorologie, aufgrund der gemeinsamen Nutzung des amerikanischen Telekommunikation, Erdbeobachtung GPS und des europäischen Galileo Systems durch das • Betriebsbereich: Produkte und Dienstleistungen Interoperabilitätsabkommen mit GPS – ab 2014 ca. 80 % für das Bodensegment, mit Betrieb und Wartung von der weltweiten GNSS Receiver Galileo-kompatibel sein Datenzentren, Referenzstationen, Softwareinfrastruktur werden. Der jährliche globale Umsatz im Bereich GNSS in 2010 beträgt geschätzte 130 Mrd. €. Der jährliche globale Die Struktur der österreichischen Unternehmen ist im Umsatz von GNSS soll bis 2020 rund 240 Mrd. € p.a. Wesentlichen durch folgende Merkmale gekennzeichnet: erreichen, Galileo/EGNOS alleine sollen von 2010 bis • Anerkannte und sichtbare internationale 2027 rund 60–90 Mrd. € an indirektem Nutzen für die technologische Kompetenz in ausgewählten Bereichen • Erfolgreicher Technologietransfer durch Konzentration Gesellschaft beisteuern.13 Darunter wird die kostenlose auf Querschnittstechnologien, die es den Unternehmen Zurverfügungstellung der Signaldaten des offenen ermöglicht, größere – auch kommerzielle – Märkte zu Dienstes 14 von Galileo verstanden, die weltweit mit bedienen höchster Präzision und Integrität unter ziviler Kontrolle • Verstärkte Vernetzung der Unternehmen sowohl angeboten werden. Durch das kostenlose Vorhandensein national als auch international um so den internationalen dieser Daten erwartet man sich eine Vielzahl von Konzentrationsprozessen begegnen zu können Entwicklungen zum gesellschaftlichen Nutzen. Als • Verstärkte Vernetzung von Industrie und Beispiele, die sich auch teilweise in Forschungsprojekten Forschungsbereich in Österreich des nationalen Weltraumprogramms ASAP wiederfinden, • Innovationskraft der Unternehmen und seien hier genannt: Navigationsunterstützung für (seh-) Forschungsinstitute ermöglicht Spin-Ins bzw. Spin-Offs behinderte Menschen, Tourismusinformationssysteme (elektronische Wanderkarten mit Zusatzinformationen Die Grafik 9 zeigt eine sehr positive Entwicklung der über Fauna und Flora, Aussichtspunkte etc.), Such- und internationalen Vernetzung der österreichischen Rettungsdienste. Weltraumindustrie in den letzten Jahren. Innerhalb Europas sind zahlreiche neue Kundenverbindungen entstanden, vor allem aber ist der Sprung auf den amerikanischen und Vorschlag für ein österreichisches asiatischen Markt gelungen, und damit die Positionierung Erdbeobachtungsdatenzentrum für auf dem größten (USA) und dem am stärksten wachsenden Wasserressourcen Markt (Asien). Österreichische Firmen und Forschungseinrichtungen sind im Bereich der Prozessierung und Aufbereitung von Erdbeobachtungsdaten für die Erfassung von Die Fakten: Der Weltraumsektor Wasserressourcen führende Innovationsträger. Um in Europa diesen technologischen Vorsprung auch dauerhaft Die am weitesten kommerziell orientierte satellitenbasierte nutzen zu können, wird die Einrichtung eines Anwendung ist die satellitengestützte Telekommunikation. „Erdbeobachtungsdatenzentrums für Wasserressourcen“ Ihr Einfluss auf das tägliche Leben ist mittlerweile gewaltig: geprüft. Das primäre Ziel dieses Zentrums ist die Zurverfügungstellung von hochwertiger ITInfrastruktur (Hard- und Software) zur operationellen Echtzeitverarbeitung und Reprozessierung von kontinentalen bis globalen Level 2 und Level 3 Satellitendatenprodukten, die für die quantitative Erfassung von Wasserressourcen von höchster Wichtigkeit sind (Bodenfeuchtigkeit, Schnee, Gletscher, Wasserflächen, Landbedeckung, funktionale Vegetationsklassen). Aufgrund der sehr hohen Aufnahmekapazitäten der nächsten Satellitengeneration, im Speziellen der Sentinel-1/2/3 Satellitenserie, muss dieses Zentrum große Datenspeicherkapazitäten (ca. 10 Petabyte) und optimierte I/O Schnittstellen mit leistungsfähiger Software verbinden. Aufbauend auf dieser globalen Basiskapazität können spezialisierte Dienstleistungen wie z. B. ein Hochwasservorhersage- oder Dürremonitoringsystem entwickelt werden, in denen die Erdbeobachtungsdaten mit zusätzlichen Datenquellen verschnitten werden, um zu regionalen bzw. anwendungsspezifischen Aussagen zu kommen. Dieses Zentrum würde damit folgende Bereiche umfassen: IT Infrastruktur (Datenübertragung, Cloud Processing, Archivierung, Prozesskontrolle), automatische Level 1 bis Level 3 Prozessketten (geometrische und radiometrische Korrektur, Echtzeitprozessierung, Reprozessierung), und weitergehende, spezialisierte Dienstleistungen. Aufgrund des Anspruches, vollständig automatische Prozessketten aufzubauen, ist ein Fokus auf wenige ausgewählte Satellitensysteme und -produkte notwendig. Im Vordergrund des Interesses stehen Sentinel-1 und Sentinel-3, aber auch Sentinel-2 Daten werden für ausgewählte Produkte und Services benötigt. Ausschlaggebend für die Schaffung des österreichischen Erdbeobachtungsdatenzentrums ist die neue Strategie des europäischen Erdbeobachtungsprogramms GMES und die Initiative der ESA bezüglich nationaler „Sentinel Collaborative Ground Segment Centres“. Diese Entwicklung wird als Chance für die Vereinigung und Festigung österreichischer Kernkompetenzen in weltraumbezogene Technologiesektoren gesehen. Vorrangige Ziele hierbei sind • die Schaffung eines Apparates mit international wettbewerbsfähiger kritischer Größe zur Qualifikation durch EU und ESA, • die Erzeugung eines „Hebels“ für globale weltraumbezogene Serviceleistungen aus Österreich sowie ein Alleinstellungsmerkmal und Auftreten im internationalen Weltraumsektor, • die wirtschaftliche Stimulation von österreichischen Weltraumindustrieunternehmen und diesbezüglichen Einrichtungen, und die In-Wertsetzung des österreichischen Know-Hows für die europäische und globale Problemstellung des 21. Jahrhunderts – Wasserressourcen. ● 8 ASD-EUROSPACE: Facts and figures; The European Space Industry in 2010; 2011 9 Prognos: Evaluierung der österreichischen Beteiligung an ESA-Wahlprogrammen sowie des österreichischen Weltraumprogrammes des BMVIT, Berlin 2008 10 BRIMATECH Services GmbH: Ö-SPACE Österreichische Weltraumindustrie und -forschung: Datenbank der Marktteilnehmer, Wien 2011 11 Upstream und Downstream bezeichnen die Flussrichtungen von Gütern, Dienstleistungen, Daten und Ähnlichem in einer Hierarchie. Im Weltraumsektor umfasst der Upstream-Bereich: Produkte und Dienstleistungen für Raumfahrtobjekte, Trägersysteme und Instrumente, der Downstream-Bereich: Produkte und Dienstleistungen für satellitenbasierte Anwendungen in den Bereichen Wissenschaft, Navigation, Meteorologie, Telekommunikation, Erdbeobachtung 12 ASD-EUROPSACE: Facts and figures; The European Space Industry in 2010; 2011 13 Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat: Halbzeitüberprüfung der europäischen Satellitennavigationsprogramme, KOM(2011) 5 endgültig vom 21.01.2011 14 Galileo hat fünf verschiedene Dienste: • Offener Dienst/Open Service OS • Öffentlich regulierter Dienst/Public Regulated Service PRS • Kommerzieller Dienst/Commerical Service CS • Such- und Rettungsdienst/Search and Rescue Service SAR • Sicherheitskritischer Dienst/Safety of Life Service SoL 38 39 Ziel 3 Orientierung an Anwendungspotenzialen „Für die Erde ins All – Österreichische Weltraumtätigkeiten orientieren sich an den Anwendungspotenzialen der satellitenbasierten Daten “ Status und Potenziale Europa richtet seine Bemühungen zur Etablierung des Europäischen Forschungsraums darauf aus, den großen ökonomischen, ökologischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit mit einem Instrumentarium innovativer Technologien zu begegnen. Die globale Erwärmung und die Verknappung der Energieressourcen von Wasser und Nahrungsmitteln; Schutz vor Unbill der Natur und Sicherheit vor ökonomischen und politischen Instabilitäten: Wir brauchen relevante Informationen, um diese Herausforderungen analysieren, um Entwicklungstrends beobachten und um Lösungen entwickeln zu können. Die Weltraumtechnologien und ihre Anwendungen bieten dazu wertvolle Beiträge in einigen Bereichen vor allem durch Informationsvorsprung (z. B. durch das europäische Erdbeobachtungsprogramm GMES), durch Informationsgewinnung (z. B. durch die Suchund Rettungs-Funktion von Galileo) oder durch Informationssicherheit (z. B. durch den öffentlich regulierten Dienst von Galileo). Durch diese Dienste soll die Sicherheit der BürgerInnen erhöht werden. Der öffentlich regulierte Dienst von Galileo soll für Rettung, Militär, Feuerwehr und Polizei zum Einsatz kommen. In der Zukunft ermöglicht Quantenkryptographie über Satelliten die im Prinzip einzige weltweite Methode einer abhörsicheren Kommunikation. Dies ist von enormem wirtschaftlichem und sicherheitsstrategischem Interesse. Auch in Österreich entwickeln sich dynamische Märkte für Anwendungen satellitengestützter Systeme. War dieser Sektor in der Vergangenheit stark durch den UpstreamBereich gekennzeichnet, so konnte durch gezielte Maßnahmen und Förderungen in den letzten Jahren ein prosperierender Downstream-Bereich vor allem in den Anwendungen etabliert werden. Die ExpertInnen weisen in ihrer Evaluierung des österreichischen Weltraumsektors 15 auf kleine und mittlere Unternehmen hin, die äußerst innovativ in der Anwendung der von Satelliten gelieferten Daten sind – und dabei für die BürgerInnen als Endverbraucher Nutzen bringen. Durch Projekte im Österreichischen Weltraumprogramm konnten Nutzungen in folgenden Themenfeldern aufgebaut werden: im Bereich Navigation: Flottenmanagement, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus und Freizeit, Personennavigation, Such- und Rettungsdienste; im Bereich Erdbeobachtung: Klima und Klimawandel, Hydrosphäre und Kryosphäre (z. B. Bodenfeuchte, Schnee, Eis/Gletscher) und Katastrophen- und Naturgefahrenmanagement, Raumplanung (z. B. Stadtplanung, Waldmanagement, Biodiversität). Die Etablierung von Galileo und GMES wird das Potenzial dieser Anwendungen vervielfachen. Österreichs Position, nicht nur im Forschungs- und Technologiebereich bei der Entwicklung der Satelliten, sondern auch in der Betriebsphase dieser Systeme (Dienstleistungen, Softwareinfrastruktur, Datenbereitstellung und -vertrieb) abzusichern, wird für Österreichs Weltraumpolitik eine zentrale Aufgabe der nahen Zukunft sein. Damit werden sowohl die effiziente Nutzung der verfügbaren öffentlichen Geodaten-Infrastrukturen gefördert als auch den heimischen Unternehmen als Anwendungsentwickler und den Menschen als NutzerInnen neue Entwicklungsperspektiven eröffnet. Mehr und vor allem präzisere Daten werden eine Reihe neuer Anwendungen im Downstream-Bereich ermöglichen. Vision bis 2020 Weltraumanwendungen ermöglichen die weltweite, kontinuierliche Überwachung von Wetter, Klima und Umwelt mit höchster Präzision. Die Daten sind wichtige Grundlage für die Lösung dringender gesellschaftlicher Aufgaben vom regionalen bis zum globalen Bereich. Themen wie Luftverschmutzung, Biodiversität, Naturgefahren, globaler Klimawandel, Verschmutzung der Ozeane stehen in vorderster Front der Erdbeobachtung. Für die Wissenschaft ist der Fortschritt im Verständnis des Systems Erde eng mit der Entwicklung der Satellitentechnologie verknüpft. Für die Informationstechnologie eröffnet der Zugang zu verbesserten, operationellen Satellitensystemen neue Marktchancen und trägt dazu bei, Hilfestellungen für einige große gesellschaftliche Fragen der Zukunft zu geben wie: Bessere und konsistentere, weil nachhaltige Datenlage zur Erforschung des Klimawandels, Optimierung von Energieversorgungsnetzen, umweltgerechte Steuerung von Verkehrssystemen, flächendeckender Breitbandzugang auch in abgelegenen Gebieten, Umweltmonitoring, Umweltverträglichkeit, Flächenverbrauch, etc. Weltraumanwendungen haben verstärkt Eingang in das Alltagsleben gefunden und unterstützen und erleichtern das Leben aller Menschen, wobei die weltraumbasierten Systeme zur Selbstverständlichkeit geworden sind, wie TV-Dienste und Übertragungen, Wettervorhersagen, persönliche Navigation, Unterstützung von älteren und kranken Personen (Geographische Informationssysteme in Kombination mit Navigation und Kommunikation), Handynavigation und digitale Karten. Dies führt auch zu einem geänderten Bild der Raumfahrt im gesellschaftlichen Kontext – der Weltraum verliert in diesen Bereichen seine hohe Öffentlichkeitswirksamkeit einerseits, wird aber andererseits gesellschaftliche und technologische Selbstverständlichkeit, was auch andere, verbreiterte Motivation für weitere Investitionen bieten wird. Weltraumbasierte Systeme stellen die Infrastruktur des 21. Jahrhunderts dar und werden damit Voraussetzung und integraler Bestandteil der modernen industriellen Wissensgesellschaft. Die Fakten: Europa investiert in Raumfahrtsysteme zum Nutzen der Menschen Europa baut große Weltrauminfrastrukturen und wird diese in den nächsten Jahren betreiben. Damit steigt auch die Bedeutung der Erfassung von Gefährdungspotenzialen für die bestehende europäische Satelliteninfrastruktur. Das Wettersatellitensystem von EUMETSAT, die internationale Raumstation (als weltweit größtes Forschungslabor), der europäische Weltraumbahnhof Kourou der ESA im französischen Überseedépartement Französisch-Guayana, Weltraumteleskope in verschiedensten Spektralbereichen, eine ganze Armada von wissenschaftlichen Erdbeobachtungssatelliten (von European Remote Sensing Satellites ERS über Environmental Satellite ENVISAT bis Gravity field and steady-state ocean circulation explorer GOCE) und die überwiegend kommerziell betriebenen Telekomsatelliten sind schon etablierte Beispiele dafür. Navigation und operationelle Erdbeobachtung lauten die Themen der kommenden Großsysteme, die Themen der Gegenwart und näheren Zukunft. Die Nutzung der dabei zu generierenden Daten werden in vielfältigen Anwendungen große ökonomische Märkte eröffnen; sie erschließen gleichzeitig Möglichkeiten, Antworten auf die Herausforderungen der Zeit zu finden. 16 Der Nutzen der Erdbeobachtung für Europa – Global Monitoring for Environment and Security Global Monitoring for Environment and Security / Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung ist eine im Jahr 1998 von EU und ESA gegründete Initiative. GMES sammelt Daten, die von Erkundungssatelliten (Sentinels), Raum- und Bodenstationen gewonnen werden, um ein umfassendes Bild vom Zustand der Erde zu erstellen. Das GMES-System wird nach seiner Inbetriebnahme eines der weltweit umfassendsten Systeme für die globale Erdüberwachung sein und wichtige umwelt- und sicherheitsrelevante Geoinformationen liefern: Es wird alle nationalen Weltrauminfrastrukturen sowie bodenund luftgestützte Messnetzwerke in Europa miteinander verbinden und deren Daten in einem umfassenden, integrierten Gesamtsystem bündeln. GMES wird die Sicherheit der BürgerInnen in vielfältiger Weise verbessern: Wettervorhersagen, Analyse von Bevölkerungsströmen, Unterstützung von Suchund Rettungsdiensten bei Naturkatastrophen und anderen Notfällen, hochpräzise Geländekartierung, Meeresüberwachung, Umweltschutz, oder Stadt- und Regionalplanung, um nur einige wenige Anwendungen zu nennen. Diese Informationen werden etwa im Rahmen der Katastrophen- und Krisenbewältigung dazu beitragen, Menschenleben zu retten und Sach- und Umweltschäden zu begrenzen. Nach einem Bericht des Instituts für Europäische Weltraumpolitik (ESPI, Wien), der unter der Schirmherrschaft des polnischen Vorsitzes des Rates der EU 2011 ausgearbeitet wurde, lässt sich der sozioökonomische Nutzen von GMES auf 167 Mrd. € für den Zeitraum von 2006 bis 2030 beziffern 17. Dies impliziert, dass für einen in GMES aus Steuergeldern investierten Euro ein Rückfluss von 10 Euro an öffentlichen Leistungen für die Bürger Europas zu erwarten ist. Ausdrücklich ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem Faktor 10 um einen 40 41 wirtschaftlichen und sozialen Nutzen und nicht etwa um wirtschaftliche Umsätze in den Unternehmen handelt. Wissen, was im All passiert – Space Situational Awareness SSA Der Erde drohen vielfältige natürliche Gefahren aus dem Weltraum: kosmische Strahlung, Sonnenwinde, Asteroiden, Kometen und Meteoriten. Hinzu kommt ein weiteres, von Menschen geschaffenes Problem: Weltraumschrott. Sowohl Satellitensysteme bzw. Weltrauminfrastrukturen wie Systeme zur Erdbeobachtung, für Meteorologie, Navigation und Telekommunikation, welche für unsere moderne Gesellschaft beinahe unverzichtbar geworden sind, müssen vor diesen Gefahren geschützt werden. Um geeignete Schutzmaßnahmen einleiten zu können, startete die ESA 2009 das Programm zur Erfassung von Gefährungspotenzial für die bestehende europäische Satelliteninfrastruktur und -kommunikation SSA (Space Situational Awareness): Mittelfristig soll damit eine europäische boden- und in weiterer Folge weltraumgestützte Infrastruktur errichtet werden, um einerseits eine umfassende Überwachung und Katalogisierung von Objekten im Weltraum zu ermöglichen und andererseits die Auswirkungen von Weltraumwetter, insbesondere Sonnenaktivitäten, auf die Erde zu untersuchen. Österreich konnte sich bisher erfolgreich positionieren, insbesondere in den Bereichen Space Weather (Universität Graz, Austrian Institute of Technology AIT, Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) und der Etablierung von Datenzentren (Siemens Österreich). In den folgenden Jahren werden sich für die österreichische Industrie und Forschung weitere Möglichkeiten bieten, u.a. im Bereich Instrumentenentwicklung (Magnetometer). Mittel- bzw. langfristig sollen auch internationale Service Level Agreements mit österreichischen Institutionen im Rahmen von SSA-Dienstleistungen eine auch wirtschaftlich interessante Perspektive darstellen. In den nächsten Jahren ist auch eine verstärkte Rolle der EU zu erwarten; die EU wird u.a. die Governance-Struktur und die Datenpolitik für SSA festlegen. ● 15 Prognos: Evaluierung der österreichischen Beteiligung an ESA Wahlprogrammen sowie des österreichischen Weltraumprogrammes des BMVIT, Berlin 2008 16 Eine umfassende Darstellung der Beiträge von Weltraumsystemen zur Umsetzung gesellschaftlicher Ziele bietet der ESPI Report 30: Enabling Europe’s Key Foreign Policy Objectives via Space, Wien 2011 17 European Space Policy Institute: The Socio-Economic Benefits of GMES, Wien 2011 Ziel 4 42 Die Grundlagen für österreichische Weltraumtätigkeiten bereitstellen „Weltraumforschung öffnet das Tor zum Verständnis des Universums und der Erde “ Status und Potenziale Die Erforschung des Weltalls, Fragen nach unserer Existenz und Position im Universum sind seit jeher ein Anliegen der Menschen. Raumfahrt ermöglicht wissenschaftliche Grundlagenforschung, die durch Verfügbarkeit von direkten Messungen im All neue Möglichkeiten der Erforschung des Weltraums verglichen zu bodengestützten Beobachtungen eröffnet. Eine ständige Aufgabe ist es, die Veränderungen der Erde und ihrer lebensnotwendigen Ressourcen zu überwachen. Neben der Erforschung des Weltalls und der Erde und dem dadurch geschaffenen Wissen treibt in Europa die satellitenbasierte Weltraumwissenschaft die Forschung, Wissenschaft und Unternehmen zu technologischen Spitzenleistungen und Innovationen an, indem sie die Grenzen des technisch Machbaren verschiebt. Weltraumwissenschaft wird daher in Europa oft als „Rückgrat“ der europäischen Raumfahrtaktivitäten bezeichnet, eine Bedeutung, die in anderen Weltraumnationen militärische Programme einnehmen. Heute sind in Österreich rund 30 wissenschaftliche Institute maßgeblich an internationalen Entwicklungs- und Forschungsarbeiten in diesem Hochtechnologiebereich beteiligt, an Universitäten und in außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Ihr internationales Standing wird dadurch unterstrichen, dass viele von ihnen in wissenschaftlichen Weltraummissionen leitende und koordinierende Funktionen hatten und haben. Österreichs Weltraumforschung erarbeitet Grundlagen für die Weltraumtechnik: für die Bereiche Raumfahrtobjekte, Trägersysteme, Instrumente und Nutzlasten und das Bodensegment, sowie für satellitenbasierte Anwendungen. Überdies beschäftigt sich die Weltraumforschung mit Exploration, experimenteller Erforschung der Mikrogravitation und mit Simulation. Forschungsinstitute sehen als Barrieren an, dass es meist um sehr langfristige Projekte geht, die Stückzahlen gering sind, aber die Anforderungen an Zuverlässigkeit und Strahlungsresistenz, sowie der Zertifizierungsaufwand hoch sind. Was den Wettbewerb betrifft, wird von den Forschungsinstituten eine Konkurrenz mit der Industrie wahrgenommen, sowohl bei institutioneller Beschaffung als auch um Fördermittel. Inhaltlich wird das Mandat der Raumfahrtbehörden eher als einschränkend wahrgenommen, der Fokus läge auf Technologie und Hardware, nicht auf Bedürfnissen potenzieller EndnutzerInnen. 18 Die Umgebungsbedingungen im Weltraum (Vakuum, thermische Belastung und die hohen mechanischen, meist akustischen, Anregungen während der Startphase bei gleichzeitiger Forderung nach minimalem Gewicht, hoher Ausfallssicherheit bei minimalem Energieverbrauch und langer Lebensdauer ohne Wartungsmöglichkeiten) stellen höchste Ansprüche an die Ingenieurwissenschaften und bleiben damit herausfordernde Forschungsgebiete. Die Weltraumwissenschaft zeichnet daher auch für die Aus- und Weiterbildung der ExpertInnen der Zukunft der Wissensgesellschaft verantwortlich. Der Weltraum mit seinen unvorstellbaren Dimensionen und seinen spektakulären Phänomenen hat auf die Menschheit 43 10 Kooperationen österreichischer universitäts- und Forschungsinstitute Grafik 10: Die Entwicklung der Kooperationsbeziehungen der österreichischen Universitäts- und Forschungsinstitute 2000–2011, Quelle: AUSTROSPACE immer schon eine große Faszination ausgeübt. Dieses Potenzial der Raumfahrt, Menschen zu begeistern und zum Staunen zu bringen, ist auch heute noch ungebrochen. Mit Weltraum und Raumfahrt verbundene Themen lassen die jugendliche Neugier für naturwissenschaftliche Fragestellungen zu Wissenschaft und Forschung entstehen und stimulieren die Faszination für Wissenschaft, Technik und Mathematik. Vision bis 2020 Durch den Einsatz wissenschaftlicher Satelliten werden sich auch künftig die Kenntnisse über unsere Erde als den für uns wichtigsten Planeten, das Sonnensystem, seine galaktische und extragalaktische Umgebung vermehren und das Wissen der Menschheit über den Ursprung, Aufbau und Entwicklung des Universums und Grundfragen der Physik vervielfachen. Eine wissensbasierte Gesellschaft benötigt in größerem Ausmaß gut ausgebildete WissenschafterInnen und TechnikerInnen. Vor dem Hintergrund des daher vorherrschenden TechnikerInnenbedarfes wird es immer wichtiger, Jugendliche und junge Erwachsene bereits frühzeitig für Technik zu begeistern, sodass sich diese auch für eine technisch-naturwissenschaftliche Launch space agencies Countries with cooperating institutions Berufsausbildung entscheiden. Voraussetzungen dafür wären ein entsprechendes Ausbildungssystem und erstrebenswerte Berufsbilder für junge Menschen. Zu Letzterem kann die Befassung mit dem Thema Weltraum positive Beiträge leisten und damit auch zu einer positiven Bewusstseinsbildung für Forschung und Entwicklung allgemein beitragen. Faszination und Begeisterung sind die Triebfedern für eine vitale und Neugier-getriebene Weltraumforschung und letztlich für die Entwicklung der Weltraumtechnologien. Um diese „Rohstoffe“ effizient zu nutzen, bedarf es unterstützender Maßnahmen, um junge Menschen an die Weltraumforschung heranzuführen, und eines attraktiven Ausbildungsangebots, um den Nachwuchs dort an die Spitze zu führen. Denn Raumfahrt ist eine Quelle der Inspiration und Faszination, weil sie sich in Grenzbereichen bewegt, sowohl was die wissenschaftlichen Fragestellungen, als auch die technologischen Herausforderungen betrifft. Kulturelle Leistungen wie die menschliche Präsenz im Weltraum ziehen eine hohe mediale Aufmerksamkeit auf sich und wecken großes Interesse. In Österreich gibt es zahlreiche Initiativen, Einrichtungen und Netzwerke, die daran arbeiten, das Interesse an Forschung, Innovation und Technologie mit dem Thema Weltraum als Anreiz zu heben. Für die Bewältigung der Herausforderungen der Zukunft in Wissenschaft und Forschung, Technologie und Innovation ist das Bildungswesen und die MINT-Ausbildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Jugendlicher die Basis. Eine Vielzahl an kleinteiligen Strukturen sind bestmöglich zu vernetzen, damit möglichst breit informiert werden kann und engagierte Lehrende motiviert werden, sich vermehrt der Thematik Naturwissenschaft und Technik und der Anwendung von Weltraumtätigkeiten für Aus- und Weiterbildung anzunehmen. Die Herausforderung besteht in der Förderung einer verstärkten Vernetzung und Kooperation zwischen Organisationen und Netzwerken, welche sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit Fragen der notwendigen Nachwuchsförderung im MINT-Bereich beschäftigen. Das Thema Weltraum kann dazu seinen Beitrag leisten. Die Fakten: Österreichische Universitäts- und Forschungsinstitute in führenden Positionen bei internationalen Weltraummissionen Eine wichtige Schiene der internationalen Vernetzung der österreichischen Weltraumforschung bot seit den späten 1980er Jahren die Integration in die ESA. In den letzten zehn Jahren erweiterte sich dieser Rahmen durch die Teilnahme insbesondere des Instituts für Weltraumforschung an Wissenschaftsmissionen verschiedener Weltraumagenturen, der amerikanischen NASA, der deutschen DLR, der chinesischen CNSA, der französischen CNES und der japanischen JAXA. Dadurch wird der Zugang zu internationalen Forschungsinfrastrukturen auf kontinuierlicher Basis ermöglicht. Die Vernetzung der österreichischen Universitäts- und Forschungsinstitute zeigt sich in der nachstehenden Zusammenfassung aller Leitinstitute (Prime-Investigator) und der zwei wichtigsten Co-Investigators. (Siehe Grafiken 11 und 12) Die Fakten: Aktuelle Bildungs- und Ausbildungsangebote im Bereich Weltraum in Österreich In Österreich gibt es zahlreiche Initiativen im Bereich Nachwuchsförderung für den MINT-Bereich, die das Thema Weltraum als Anreiz zur Förderung des technischnaturwissenschaftlichen Interesses von Kindern und Jugendlichen nützen. Weiters gibt es viele kleine und größere Initiativen, die weltraumbezogene Themen einem breiten Publikum bekannt machen. Im Ausbildungsbereich hat sich in den letzten Jahrzehnten an den Universitäten eine Vielzahl von Aktivitäten etabliert: • An der Universität Wien wird ein Hauptfachstudium in Astronomie und Astrophysik mit starker Einbindung in weltraumastronomische Forschung für gegenwärtig etwa 400 Studierende angeboten, daneben gibt es astrophysikalische Studienzweige an der Universitäten Graz und Innsbruck. • Ausgehend von einem sehr erfolgreichen postgradualen Universitätslehrgang („Space Sciences“), wurden im Rahmen von NAWI-Graz (Kooperationsprojekt zwischen der Technischen Universität Graz und der KarlFranzens-Universität Graz) zwei Masterstudiengänge eingerichtet, die zum einen die Weltraumanwendungen (Navigation, Erdbeobachtung und Telekommunikation) und zum anderen die wesentlichen Komponenten der Weltraumwissenschaften abdecken: Masterstudium „Geospatial Technologies“: Im viersemestrigen Masterstudium werden einschlägige Methoden und Anwendungen der Prozessierung und Analyse von Fernerkundungsdaten, der Navigation und der Location Based Services (standortbezogene, mobile Dienste, die unter Zuhilfenahme von positionsabhängigen Daten dem Endbenutzer bestimmte Informationen bereitstellen oder Dienste erbringen, wie z. B. Mobilfunk), sowie der Geoinformation vermittelt. Masterstudium „Space Sciences and Earth from Space“: Dieses Studium umfasst ebenfalls vier Semester und ist in drei Schwerpunkte gegliedert, welche gleichberechtigt und parallel zum Studienabschluss „Master of Sciences“(bzw. Diplom-IngenieurIn) führen: Solar System Physics, Satellite Systems, Earth System from Space. • Für TeilnehmerInnen aus Entwicklungsländern wird seit 1994 ein Symposium in Graz angeboten, das von den Vereinten Nationen, der Europäischen Weltraumorganisation und Österreich gemeinsam organisiert wird und in thematischen Schwerpunkten über aktuelle Themen und Entwicklungen in der Raumfahrt informiert. • An der Fachhochschule Wiener Neustadt ist ein englischsprachiges Masterstudium „Aerospace Engineering“ geplant. Zunehmend an Bedeutung gewinnen die Ausbildungsangebote in Weltraumrecht: Einige Universitäten (Wien, Graz, Innsbruck) bieten seit einigen Jahren Seminare und Kurse in Weltraumrecht, sowie die Betreuung von Dissertationen zu weltraumrechtlichen Themen an. Die Ausbildung folgt überwiegend einem interdisziplinären Ansatz, wonach die Rahmenbedingungen der Raumfahrt nicht nur aus rechtlicher, sondern auch aus technischer und politischer Sicht behandelt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen erweist sich hier als besonders zielführend. Die Lehre an den Universitäten profitiert sehr von den in Österreich angesiedelten Institutionen, wie insbesondere dem European Space Policy Institute ESPI und dem UN Office for Outer Space Affairs UNOOSA in Wien. Auch die jährlichen Sitzungen des Komitees der Vereinten Nationen für die friedliche Nutzung des Weltraums UNCOPUOS und der beiden 44 45 11 MISSIONS IN ORBIT (operational) Mission Experiment Co-I 1 / PI Co-I 2 Cassini Radio and plasma waves Univ. of Iowa, USA Obs. Paris, Meudon, F Cluster Potential control Ion spectrometer Electron beam experiment Magnetometer Electron spectrometer ESTEC, Noordwijk, NL IRAP, Toulouse, F MPE, Garching, D IC, London, UK MSSL, Holmbury, UK NDRE, Kjeller, Norway UNH, Durham, USA UNH, Durham, USA GSFC, Greenbelt, USA RAL, Didcot, UK envisat Infrared limb sounder Stellar occultation sensor Synthetic aperture radar Imaging spectrometer Along track scanning radiometer ESTEC, Noordwijk, NL ESTEC, Noordwijk, NL ESRIN, Frascati, IT ESRIN, Frascati, IT RAL, Didcot, UK KIT, Karlsruhe, D FMI, Helsinki, FI ESTEC, Noordwijk, NL ESTEC, Noordwijk, NL ESRIN, Frascati, IT most Ground station Univ. Toronto, Canada UBC, Vancouver, Canada rosetta Atomic force microscope Dust mass spectrometer Penetrator Magnetometer Magnetometer ESTEC, Noordwijk, NL MPE, Garching, D DLR, Berlin, D TUB, Braunschweig, D TUB, Braunschweig, D Univ. of Kassel, Germany FMI, Helsinki, Finland SRC, Warsaw, PL KFKI, Budapest, H IC, London, UK Venus Express Magnetometer Ion spectrometer TUB, Braunschweig, D IRF, Kiruna, Sweden IC, London, UK IRAP, Toulouse, F STEREO Radio and plasma waves Obs. Paris, Meudon, F UCB, Berkeley, USA COROT Data extractor Obs. Paris, Meudon, F IRAP, Toulouse, F COSMIC GPS occultation sensor NRC, Taipeh, TW UCAR, Boulder, USA MetOp-A GPS occultation sensor Advanced infrared sounder Advanced scatterometer EUM, Darmstadt, D CNES, Toulouse, F EUM, Darmstadt, D ESTEC, Noordwijk, NL EUM, Darmstadt, D ECMWF, UK THEMIS Magnetometer TUB, Braunschweig, D UCB, Berkeley, USA TerraSAR-X Synthetic aperture radar DLR, Oberpfaffenhofen, D Infoterra, Friedrichshafen, D COSMO-Skymed Synthetic aperture radar ASI, Roma, IT Telespazio, Roma, IT GOCE Laser ranging Gradiometer TUM, München, D ESTEC, Noordwijk, NL TU, Delft, NL TUM, München, D Herschel Camera/spectrometer MPE, Garching, D KUL, Leuven, B SMOS L-band radiometer ESRIN, Frascati, IT CNES, Toulouse, F CryoSat-2 Altimeter ESRIN, Frascati, IT UCL, London, UK TanDEM-X Synthetic aperture radar DLR, Oberpfaffenhofen, D Infoterra, Friedrichshafen, D Juno Radio and plasma waves U. of Iowa, USA TU, Dresden, D Space Agency: NASA, Target: Saturn, Launch: 1997 Space Agency: ESA, Target: Space Plasma, Launch: 2000 Space Agency: ESA, Target: Earth System, Launch: 2002 Space Agency: Canada, Target: Asteroseismology, Launch: 2003 Space Agency: ESA Target: Comet, Launch: 2004 Space Agency: ESA, Target: Venus, Launch: 2005 Space Agency: NASA Target: Sun, Launch: 2006 Space Agency: France, Target: Exoplanet and Asteroseis, Launch: 2006 Space Agency: Taiwan, Target: Atmos and Climate, Launch: 2006 Space Agency: Eumetsat, Target: Atmos and Climate, Launch: 2006 Space Agency: NASA, Target: Space Plasma, Launch: 2007 Space Agency: Germany, Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007 Space Agency: Italy, Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007 Space Agency: Italy, Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007 Space Agency: Italy, Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007 Space Agency: Italy, Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007 Space Agency: Italy, Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007 Space Agency: Italy, Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007 Space Agency: Italy, Target: Land, ocean, ice, Launch: 2007 Grafik 11: Österreichische Leitinstitute (Prime-Investigator) und die zwei wichtigsten Co-Investigatoren bei Missionen im Orbit, Quelle: IWF 12 MISSIONS UNDER DEVELOPMENT (being built) 46 Mission Experiment Co-Investor 1 / Prime Investor Co-Investor 2 RBSP Field instrument suite Univ. of Iowa, USA GSFC, Greenbelt, US BRITE Nanosatellites Univ. Toronto, Canada CAMK, Warsaw, PL METOP-B GPS occultation sensor Advanced scatterometer EUM, Darmstadt, D EUM, Darmstadt, D ESTEC, Noordwijk, NL ECMWF, Reading, UK CICERO GPS occultation sensor GeoOpt, Boulder, USA CU, Boulder, USA SENTINEL-1 Synthetic aperture radar ESRIN, Frascati, IT ESTEC, Noordwijk, NL Miller urey Microgravity experiment Univ. Leiden, NL TUB, Braunschweig, D BEPICOLOMBO Magnetometer Ion spectrometer Magnetometer TUB, Braunschweig, D LPP, St. Maur, France TUB, Braunschweig, D ISAS, Sagamihara, J MPS, Katlenburg, D IC, London, UK MMS Potential control Electron beam experiment Magnetometer ESTEC, Noordwijk, NL UNH, Durham, USA UC, Los Angeles, US NDRE, Kjeller, Norway Univ. of Iowa, USA UNH, Durham, USA Resonance Radio and plasma waves IKI, Moscow, Russia TU, Dresden, D EMS Magnetometer NSSC, Beijing, China USTC, Heifei, China XD-2:QUESS Quantum Experiment CAS, Shanghai, China USTC, Heifei, China solar orbiter Magnetometer Radio wave instrument IC, London, UK Obs. Paris, Meudon, F TUB, Braunschweig, D CST, Toulouse, F Space Agency: NASA, Target: Space Plasma, Launch: 2012 Space Agency: A/PL/Can, Target: Asteroseismology, Launch: 2012 Space Agency: Eumetsat, Target: Atmos and Climate, Launch: 2012 Space Agency: USA, Target: Atmos and Climate, Launch: 2013 Space Agency: ESA, Target: Land, ocean, ice, Launch: 2013 Space Agency: ESA, Target: Astrobiology, Launch: 2013 Space Agency: ESA/Japan, Target: Mercury, Launch: 2014 Space Agency: NASA, Target: Space Plasma, Launch: 2014 Space Agency: Russia, Target: Space Plasma, Launch: 2015 Space Agency: China, Target: Space Plasma, Launch: 2015 Space Agency: China, Target: Quantum Comm., Launch: 2016 Space Agency: ESA, Target: Sun, Launch: 2017 Grafik 12: Österreichische Leitinstitute (Prime-Investigator) und die zwei wichtigsten Co-Investigatoren bei geplanten Missionen, Quelle: IWF 47 Unterausschüsse werden in die Ausbildung an den österreichischen Universitäten integriert. Sie bieten den Studierenden Einblicke in die neuesten Entwicklungen im Bereich der Raumfahrt, die Positionen verschiedener Länder, insbesondere auch der Entwicklungsländer, sowie in die Funktionsweise internationaler Organisationen. Das Space Generation Advisory Council mit Sitz in Wien im Rahmen der UNCOPUOS-Sitzungen spricht für die weltraumengagierte Jugend. Für österreichische Studierende öffnet sich auch die Chance, an der Europäischen Sommerschule über Weltraumrecht und Weltraumpolitik des European Centre for Space Law ECSL teilzunehmen. Die Bewerbung der Sommerschule und die Auswahl der österreichischen TeilnehmerInnen erfolgt durch die nationale Kontaktstelle für Weltraumrecht NPOC des ECSL an der Universität Wien. Diese stellt auch die Kontaktstelle für andere Projekte der internationalen Zusammenarbeit in Forschung und Lehre des Weltraumrechts dar. Neben dem European Centre for Space Law ECSL umfasst dies das International Institute of Space Law IISL und die International Law Association ILA; Organisationen mit dem Ziel, Völkerrecht und internationales Privatrecht zu verbreiten und weiterzuentwickeln. Es besteht auch eine Zusammenarbeit mit internationalen thematischen Vereinigungen, wie der International Astronautical Federation IAF, sowie dem jährlich stattfindenden International Astronautical Congress IAC. Österreich hat mit der Sommerschule in Alpbach, die seit 35 Jahren von der Agentur für Luft- und Raumfahrt der FFG gemeinsam mit der ESA organisiert wird, einen europäischen Standard in Ausbildungs-Aktivitäten gesetzt. Die Sommerschule Alpbach hat sich in den Jahren ihres Bestehens zur europäischen Weltraumsommerschule und Bildungsstätte des kreativen wissenschaftlichen Nachwuchses mit international anerkanntem Ruf entwickelt. Sie ist eine geschätzte und begehrte Institution geworden: eine Ideenfabrik und Kaderschmiede für die europäische Raumfahrt. So waren viele der heute führenden Persönlichkeiten der Raumfahrt selbst einmal bei einer Sommerschule in Alpbach. Im Rahmen ihrer Bildungsaufgaben unterstützt die Agentur für Luft- und Raumfahrt der FFG junge Forschende auf ihren Karrierewegen (z. B. Vermittlung von SchülerInnen und StudentInnen für Stipendienplätze bei der ESA, Unterstützung von Ausbildungsmöglichkeiten im Rahmen der Internationalen Weltraumuniversität ISU in Straßburg, Bewerbung von ESA und internationalen SchülerInnenwettbewerben in Österreich). Neben den ausbildenden Organisationen bieten Unternehmen Praxis für alle Bildungssektoren an: SchülerInnenpraktika, Praktika für Höhere Technische Lehranstalten (Maschinenbau, Mechatronik, Werkstoffe) und HTL-Matura-Diplomarbeiten, sowie Post-Docs für StudentInnen. Die universitären Institute für Astronomie und Astrophysik (Wien, Innsbruck und Graz), die technischen Universitäten (Wien und Graz), das Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und außerschulische „Weltraumorganisationen“ mit sehr starkem Forschungsbezug (z. B. Astronomie Wien) fördern das Thema Weltraum im außerschulischen Bereich, durch Medienarbeit und Veranstaltungen über aktuelle Forschungsergebnisse. Durch den Zusammenschluss der astronomischen und astrophysikalischen Institute in der Österreichischen Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik im Jahr 2002 ist eine Plattform entstanden, die die Nachwuchsförderung von Jugendlichen an Schulen zum Ziel hat. Eine Vielzahl von öffentlichen Einrichtungen wie Volkssternwarten und Planetarien hat in den letzten Jahren mit koordinierten Großveranstaltungen wie österreichweiten Astronomietagen und höchst erfolgreichen Teilnahmen an den „Langen Nächten der Forschung“ die Faszination an der Weltraumforschung einem breiten Publikum vermittelt. Damit hat sie auch das Interesse an Studien in den für Österreich so wichtigen MINT-Fächern gefördert. Auch ein Netzwerk zu Einrichtungen der Volksbildung, wie z. B. zu Astronomie Wien der VHS Wien (Volkssternwarten Kuffner und Urania sowie Planetarium Wien) sowie Vorträge von WissenschafterInnen an den Wiener Volkshochschulen über die Initiative „University Meets Public“ 19 ist etabliert. Das Technische Museum Wien plant zukünftig einen Schwerpunkt Weltraum. Das Österreichische Weltraumforum ÖWF – ein Netzwerk für RaumfahrtspezialistInnen und Weltrauminteressierte – vermittelt die Faszination Weltraum in der Öffentlichkeit durch Vorträge, Ausstellungen, Shows, Beratungstätigkeit. Es erreicht mit seinen Projekten Jugendliche in ganz Österreich, bietet raumfahrtbezogene Praktika, arbeitet mit Schulen zusammen (um z. B. das Anwendungsthema Erdbeobachtung populär zu machen) und leistet Bildungsarbeit in Kooperation mit der ESA. Das Spektrum der Tätigkeiten reicht vom Impulsreferat in Schulklassen bis zur Teilnahme an Ausstellungen mit Tausenden von BesucherInnen. Durch zahlreiche fachliche Veranstaltungen der FFG sowie einen jährlichen Space Day für das interessierte Fachpublikum und öffentlichkeitswirksame Ausrichtung von Jahrestagen der Raumfahrtgeschichte konnte der Kreis der Interessierten in den vergangenen Jahren laufend erweitert werden. ● 18 BRIMATECH Services GmbH: Ö-SPACE Österreichische Weltraumindustrie und -forschung: Datenbank der Marktteilnehmer, Wien 2011 19 Erhoben im Rahmen der Studie: Convelop: Konzeptstudie „ESERO.at“, (European Space Resource Office), Graz 2011 Leitlinien und massnahmen Leitlinien Folgende Grundsätze geben den österreichischen Positionierungen in den Verhandlungen zur Europäischen Weltraumpolitik Orientierung: 1. Europäische Weltraumpolitik und internationale Weltraumtätigkeiten Weltraum wird für Österreich auch weiterhin eine europäische und über weite Strecken internationale Aufgabe bleiben, daher ist die zielgerichtete und effektive Organisation dieser Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung. Österreich wird dieser europäischen und internationalen Entwicklung entsprechend Rechnung tragen und sich aktiv in der Gestaltung einer Europäischen Weltraumpolitik engagieren, die auf den Prinzipien der friedlichen Nutzung des Weltraums basiert und es allen, auch kleinen und mittleren Staaten ermöglicht, einen hochwertigen Beitrag – dies bezieht sich sowohl auf den technologischen Gehalt und dessen wirtschaftliche Relevanz, als auch auf die wissenschaftliche Exzellenz – bei der Umsetzung ihrer Weltraumtätigkeiten zu leisten. Österreich wird auch weiterhin ein aktiver Kooperationspartner auf internationaler Ebene bleiben, um so sicherzustellen, dass in Österreich vorhandene Expertise und Exzellenz in internationalen Vorhaben Eingang und Mitarbeitsmöglichkeit findet. Die Beratung und Formulierung dieser Positionen erfolgt durch Koordination des bmvit in der Interministeriellen Gruppe „Österreichische Raumfahrtpolitik“ zwischen den betroffenen Ressorts und ihren Agenturen. 2. Wettbewerbsfähiger österreichischer Weltraumsektor Die in der Vision dargelegte gewünschte österreichische Industriestruktur wird unterstützt und entwickelt durch eine aktive österreichische Technologiepolitik in diesem Bereich: Die Umsetzung von neuen Technologien, Produkten und Verfahren auf dem Markt wird durch Beteiligung an und die Finanzierung von entsprechenden vorbereitenden Technologieprogrammen auf nationaler (Österreichisches Weltraumprogramm ASAP) wie auch internationaler Ebene, vor allem den ESA-Technologieprogrammen, aber auch künftig verstärkt in den EU-Forschungs- und Innovationsprogrammen unterstützt. Eine verstärkte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft intensiviert die Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen am Markt und 50 unterstützt die nachhaltige Entwicklung von bahnbrechenden Entwicklungen auch langfristig. Im verstärkten Ausmaß werden auch die Möglichkeiten der entsprechenden Gestaltung der Arbeitspläne der EU-Forschungs- und Innovationsprogramme genützt. Planungssicherheit und Nachhaltigkeit werden durch den von der ESA geführten Prozess der Technologieharmonisierung und die Implementierung von Technologieentwicklungen und Technologieroadmaps verbessert. Dadurch wird eine aktive und nachhaltige Vertretung und Positionierung österreichischer Interessen auch in den Beschaffungsprogrammen für die Vorbereitungs- und Betriebsphasen von Satellitenprogrammen bestmöglich begleitet und vorbereitet. Technologietransfer-Initiativen, die Spin-ins und Spin-offs begleiten, sollen in intensiver Kooperation mit bestehenden Instrumenten unterstützt werden. Die wirtschaftliche Bedeutung des österreichischen Weltraumsektors wird weiter gesteigert, sowohl in Bezug auf den Umsatz und Beschäftigte als auch deren Qualifikation mit besonderem Augenmerk auf Erhöhung des Anteils der Frauen. Dies gilt insbesondere für den Bereich der weiteren Entwicklung von weltraumbasierten Dienstleistungen, aber auch des Betriebs von Weltrauminfrastrukturen und des weiteren Engagements am kommerziellen Weltraummarkt. Die Basis des Sektors kann auch durch die nachhaltige Integration bisher nicht in der Raumfahrt tätiger Unternehmen erweitert werden. 3. Europäische Industriepolitik im Weltraumsektor Das bmvit – in Abstimmung mit relevanten Akteuren – beteiligt sich aktiv an der Diskussion zur Weiterentwicklung der Industriepolitik im internationalen Kontext. Basierend auf den positiven Erfahrungen der internationalen Beteiligungen wird insbesondere die Annäherung der verschiedenen Regularien der ESA und der EU unterstützt. Österreich wird weiterhin die Entwicklung einer wettbewerbsfähigen Industriestruktur entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Europa unterstützen. Zur Sicherstellung dieses industriellen Wettbewerbs sind u.a. entsprechende Regularien, die einen fairen und freien Zugang zu diesem Wettbewerb auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette gewährleisten, zu etablieren. Die entsprechende Einbindung von Nicht-Systemfirmen sollte damit sichergestellt werden. 51 4. Optimale Nutzung der europäischen Weltrauminfrastruktur durch österreichische Akteure Ziel ist es, satellitenbasierte Technologien und weltraumgestützte Infrastrukturen für die österreichische Bevölkerung, sowie Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft optimal zu nutzen. Das für Weltraumtätigkeiten federführende bmvit initiiert die relevante Diskussion mit den von Weltrauminfrastrukturen und der Definition einer Europäischen Weltraumpolitik betroffenen Ressorts. Die Zusammenarbeit erfolgt im Rahmen der Interministeriellen Gruppe „Österreichische Raumfahrtpolitik“. Die Definition, Harmonisierung und Zusammenfassung von Nutzeranforderungen wird in konkreten Projekten durch das Österreichische Weltraumprogramm (Förderinstrumente für Forschung, Entwicklung und Demonstration, Sondierungen) oder weitere geeignete Instrumente (Instrumente für Innovationsförderung, operative Budgets) unterstützt und gefördert. Gezielte Informationsinitiativen und die Darstellung von Pilotanwendungen unterstützen den Diffusionsprozess in die Verwaltung. Dadurch soll eine Positionierung zur Nutzung von satellitenbasierten Technologien in den Ressortagenden erfolgen. Beispielhaft wird hier die Positionierung Österreichs zur Verwendung weltraumgestützter Systeme für die Sicherheit und Verteidigung Europas erwähnt, die das Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport 2010 in einer Ressortpositionierung 20 verabschiedet hat. Diese orientiert sich an der Nutzung der europäischen Weltrauminfrastrukturen, um die Einsatzbereitschaft des österreichischen Bundesheeres zu erhöhen, das räumliche Einsatzspektrum zu erweitern, Interoperabilität auszuweiten und Informationsvorsprünge für Einsätze nutzbar zu machen. Dabei interessieren vor allem die Anwendungen Satellitenkommunikation, Satellitennavigation und Positionierung sowie Erdbeobachtung. Wissenschaftliche Weltrauminfrastruktur: Mit der Unterstützung von wissenschaftlichen Weltraummissionen trägt Österreich zum Aufbau einer weitestgehend frei zugänglichen internationalen Forschungsinfrastruktur bei, die letztlich durch internationale Kooperationen im Dienst der Wissenschaft steht. Der allgemeine Zugang zu Satellitenmissionen zur Datenakquisition oder zu internationalen Datenarchiven wird ergänzt durch garantierte Beobachtungszeiten, die man als nach internationalen Standards anerkannte wissenschaftliche MitentwicklerIn eines Instruments zugesprochen bekommt. Gerade diese stellt im internationalen Wettbewerb für die Forschung einen nicht zu unterschätzenden Vorteil dar, da solche Beobachtungen prioritär durchgeführt werden, was für die Begünstigten einen beträchtlichen zeitlichen und inhaltlichen Wissensvorsprung bedeutet. ● 20 Österreichische Militärische Weltraumpolitik GZ.: S92240/60-WFE/2010, Oktober 2010 Organisation und zusammenarbeit Folgende Maßnahmen führen zu einer klaren, transparenten und effizienten Organisation und Zusammenarbeit der an Weltraumtätigkeiten beteiligten und davon betroffenen Akteure in Österreich: 1. Verbesserte Koordination und Zusammenarbeit Die bestehende interministerielle Gruppe „Österreichische Raumfahrtpolitik“ 21 mit VertreterInnen aller Bundesministerien und Agenturen koordiniert die österreichischen industriell-wissenschaftlichen und außenpolitischen Positionen (auch unter dem Aspekt des Amtssitzes der Vereinten Nationen Wien) in allen Angelegenheiten der österreichischen Weltraumpolitik und ist zentrale strategische Plattform der Meinungsbildung in Österreich, sowie Ausgangspunkt der Diskussion zur Positionierung der Weltraumtätigkeiten im Rahmen der Ressortagenden. Die Umsetzung der Weltraumstrategie erfolgt durch die Agentur für Luft- und Raumfahrt der FFG. 132/2011 22 weitergeführt. Es wird ein nationales Register für Weltraumgegenstände, in das österreichische Weltraumgegenstände eingetragen werden, beim bmvit eingerichtet, sowie eine Verordnung zur näheren Ausführung von den im Gesetz festgelegten Bestimmungen erlassen. Dabei sind Fragen der internationalen Frequenzkoordinierungen in der Internationalen Fernmeldeunion ITU (International Telecommunication Union), sowie auf europäischer Ebene von besonderer Bedeutung. 5. Regulatorische Unterstützung des Weltraumsektors in Österreich Die anwendungsorientierte Nutzung von Weltraumtechnologie kann gleichzeitig als Nährboden für die Entwicklung hochwertiger Datenprodukte und darauf aufbauenden Dienstleistungen dienen und so selbst zum Wirtschaftsfaktor werden. In diesem Bereich entwickeln sich insbesondere auch für KMU mit ihrem hohen Innovationspotenzial neue Aktionsfelder. Neben der Satellitenkommunikation 2. Monitoring und Evaluierung haben die satellitengestützte Erdbeobachtung und Um die Wirksamkeit des finanziellen Mitteleinsatzes zu Navigation – sowie deren Verknüpfung zu integrierten prüfen, werden die Berichtspflichten im Rahmen des in Ausarbeitung befindlichen Themenmonitorings sowie unter Anwendungen – das Potenzial zur Erschließung neuer NutzerInnensegmente und Märkte. Zentral für eine Anwendung der Grundlagen der wirkungsorientierten effiziente Nutzung sind, neben innovativen Methoden Folgenabschätzung umgesetzt werden. Eine Evaluierung der Wirkung der Maßnahmen erfolgt in Zeitabständen von zur Datenauswertung und Informationsgewinnung, entsprechende regulatorische Rahmenbedingungen. 5–7 Jahren. Dazu gehört eine offene Datenpolitik, die einen möglichst einfachen, kostengünstigen und zuverlässigen 3. Österreichische programmatische Zugang zu satellitengestützten Daten ermöglicht, Langfristplanung sowie die Festlegung von technischen Normen und Eine langfristige programmatische Planung für Qualitätsstandards. ● Weltraumtätigkeiten im Bereich Forschung und Entwicklung, Betrieb und Nutzung unterteilt nach nationaler Förderung und Beiträgen zu europäischen Programmen (ESA, EUMETSAT, EU) gibt einen strategischen 21 Das Mandat der Gruppe und die Mitgliedsorganisation befinden sich auf der Seite 61. Rahmen. Dadurch wird die bestehende finanzielle Planung 22 www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2011_I_132/ des bmvit für die Vorbereitung der ESA-Ratstagungen auf BGBLA_2011_I_132.pdf Ministerebene ab 2012 unterstützt. 4. Umsetzung des internationalen Weltraumrechts Die nationale Umsetzung des internationalen Rechtsrahmens im Bereich Raumfahrt wird nach Veröffentlichung des Bundesgesetzes über die Genehmigung von Weltraumtätigkeiten und die Einrichtung eines Weltraumregisters (Weltraumgesetz) am 27. Dezember 2011 im Bundesgesetzblatt I Nr. 52 53 Ausrichtung der bmvitWeltraumtätigkeiten Folgende Maßnahmen führen zu einer zielgerichteten programmatischen Ausrichtung der bmvitWeltraumtätigkeiten: 1. Österreichische Beiträge zu den europäischen Programmen Finanziell wird Österreich auch in Zeiten der wirtschaftlichen Krise und damit verbundener begrenzter Budgetmittel einen seiner Wirtschaftskraft entsprechenden finanziellen Beitrag anstreben. Die finanziellen Voraussetzungen für die Teilnahme werden weiterhin über drei Säulen gewährleistet sein: Nationale Beiträge zu zwischenstaatlichen Programmen im Wesentlichen der ESA, aber auch EUMETSAT, Beiträge die aus dem EU-Haushalt bedeckt werden und das nationale „Österreichische Weltraumprogramm“ ASAP (Austrian Space Applications Programme), das ergänzend und vorbereitend zu den europäischen und internationalen Programmen wirkt. 2. Programmatische Schwerpunkte Österreichs im Rahmen der Europäischen Weltraumpolitik Österreich spricht sich für einen anwendungsorientierten Ansatz der Europäischen Weltraumpolitik aus, d.h. die Entwicklung weltraumbasierter Systeme hat sich in erster Linie an den Anwendungspotenzialen der gewonnenen Daten zu orientieren, sei dies in den unterschiedlichen wissenschaftlichen Domänen oder beispielhaft in den Bereichen der Telekommunikation, Erdbeobachtung, Klimaforschung, Meteorologie oder Navigation. zwischen ESA- und EU-Programmen wird darauf Bedacht zu nehmen sein, dass die nationale Entscheidungsfreiheit, insbesondere in finanzieller Hinsicht gewährleistet wird. 3. Schwerpunktsetzungen Österreichs im Rahmen der ESA In der Vorbereitung zu den ESA-Ratstagungen auf Ministerebene 2012 und 2015 wird die Zeichnungspolitik wie bisher nach den Prinzipien des Nutzens und des Bedarfs ausgerichtet werden. Kriterien bei der Auswahl sind: Hebelwirkung mit Berücksichtigung der angestrebten Verbreiterung der bei der ESA aktiven Unternehmen und Forschungsinstitutionen unter Berücksichtigung der Weltraumtätigkeiten der EU und EUMETSAT, sowie Hebelwirkung bezogen auf den kommerziellen Markt. In den Neuzeichnungen haben laufende Aktivitäten Priorität vor dem Beginn neuer Aktivitäten, das heißt Programme, bei denen in der Vergangenheit bereits Investitionen getätigt wurden und Positionierungen der österreichischen Industrie, Wissenschaft und Forschung erfolgreich erreicht werden konnten, wie die bisherigen Schwerpunkte im Bereich Erdbeobachtung, Technologieentwicklungen und Telekommunikation, werden vorrangig behandelt. Die Einbindung der Akteure in Wissenschaft, Forschung und Industrie in die Vorbereitungen erfolgt durch die FFG, die dem bmvit Analysen des Potenzials bezogen auf die geplanten ESA-Programme vorlegt. 4. Schwerpunktsetzungen Österreichs im Rahmen der geplanten EU-Programme Im Rahmen der Verhandlungen zum mittelfristigen Finanzrahmen der EU und den dort geplanten Die Grundlagen der Raumfahrt, wie WeltraumWeltraumtätigkeiten wird Österreich weiterhin eine aktive wissenschaften und Technologieentwicklungen, Beteiligung mittelgroßer und kleiner Mitgliedsstaaten Trägersysteme und Beiträge zur Internationalen bei Entwicklung, Bau und Betrieb von Satellitensystemen Raumstation, sowie vor allem die Entwicklung künftiger unterstützen. Darunter ist zu verstehen, dass Österreich Weltrauminfrastrukturen und die Weiterentwicklung nicht nur anteilig die Mittel für diese gesamteuropäische bestehender Weltraumkomponenten soll von interessierten Infrastruktur zur Verfügung stellen will, sondern auch Staaten im Rahmen der ESA erfolgen. Die Möglichkeiten am Aufbau dieser Infrastruktur – mit Aufträgen an die einer ausgewogenen Beteiligung der Kapazitäten in österreichische Industrie – teilhaben will. Europa sind für Österreich auch weiterhin ein Argument für die Unterstützung der ESA in deren Ausgestaltung 5. Weiterentwicklung des der künftigen Rolle. Der erfolgreiche laufende Betrieb, Österreichischen Weltraumprogramms die bedarfsorientierte Definition der Weiterentwicklung Das bmvit wird zusammen mit dem Programmder beiden Großprojekte Galileo und GMES, sowie die Management das nationale „Österreichische WeltraumAusschöpfung des Potenzials für deren Anwendungen programm“ ASAP (Austrian Space Applications Programme), werden dabei seitens der EU die volle Aufmerksamkeit das seit 2002 ein Alleinstellungsmerkmal der nationalen der nächsten Jahre erfordern. Bei der Arbeitsaufteilung Raumfahrtförderung erreicht hat und eine gute Gesamtrelation zwischen Aufwand und Nutzen der Förderung darstellt, weiterentwickeln und ausbauen. Damit ist sichergestellt, dass aufgrund nationaler Kapazitäten und Kompetenzen entsprechende technologisch hochwertige Beiträge zu den internationalen und europäischen Programmen geleistet werden können. Durch die nationale Förderung soll Exzellenz an der Spitze und Verbreiterung der Basis erzielt werden. Insbesonders gefördert werden Ideen und Technologien, die eine strategisch vorteilhafte Positionierung österreichischer Unternehmen im internationalen Wettbewerb ermöglichen. ASAP soll auch weiterhin durch seine Funktion als nationales Hebelprogramm zur weiteren Unterstützung internationaler Wettbewerbsfähigkeit und Sichtbarkeit gekennzeichnet sein und damit die nationalen Prioritätensetzungen im internationalen Kontext sicherstellen. 6. Förderung der Anwendung von satellitenbasierten Weltraumtechnologien Um die Diffusion der auf dieser Infrastruktur basierenden Dienstleistungen und eine optimale Nutzung für die öffentlichen Aufgaben sicherzustellen, werden vom bmvit mit FFG und Akteuren Anstrengungen wahrgenommen, um regionale und nationale Schwerpunktbildungen (technologische, wissenschaftliche und konzeptionelle Vorbereitungsaktivitäten) zu fördern. Dabei werden die weiteren Entwicklungen des Themenmanagements berücksichtigt, um die Potenziale der Anwendungen der satellitenbasierten Technologien für Themen des bmvit in folgenden Bereichen entsprechend zu nützen: Mobilität, Energie, Informations- und Kommunikationstechnologien, Produktion, Sicherheit und Humanressourcen, innovative Beschaffungen, sowie Technologietransfer. Durch Unterstützung von jungen Unternehmen, insbesondere von Start-ups und Spin-offs, aus anwendungsorientierten Forschungsbereichen soll die Basis in diesem Sektor in Österreich erweitert werden. 7. Österreichische Mitarbeit in der Definition der Weltrauminfrastrukturen Mittelfristig wird die Mitarbeit an der Definition der Weltrauminfrastrukturen verstärkt wahrgenommen. Dies soll zunehmend erfolgen durch: Bündelung sektoraler Politikbereiche im institutionellen Umfeld und aktive Vertretung der Interessen Österreichs in den Vorbereitungs- und Betriebsprogrammen der EU, ESA, der EU-Agenturen und anderer relevanter internationaler Organisationen. Die Bedeckung dieser betrieblichen Aufwendungen sollte unter Einbeziehung potenzieller NutzerInnen erfolgen und in voller Übereinstimmung mit dem Subsidiaritätsprinzip erfolgen. 8. Aktiver Beitrag Österreichs zu den Betriebsphasen der Weltrauminfrastrukturen Eine Teilnahme Österreichs an den künftigen Betriebsphasen soll bedarfsorientiert erfolgen. Das bmvit wird mit betroffenen Akteuren die Notwendigkeit des Aufbaus und Betriebes von innerösterreichischen Infrastrukturen prüfen, z. B. den Aufbau nationaler Strukturen zur Nutzung des öffentlich-regulierten Dienstes von Galileo und im Bereich der ersten betrieblichen Tätigkeiten des Europäischen Erdbeobachtungsprogramms GMES. Geprüft werden sollen die bestehenden Instrumentarien, inwieweit diese den Betrieb von Infrastruktur im Zusammenhang mit Weltraumtätigkeiten unterstützen können. Für eine weitere Konzentration und Fokussierung der österreichischen Weltraumtätigkeiten: Eine Bündelung von Know-how wird durch den Anreiz der Nutzung von gemeinsamer Infrastruktur gefördert. Um die Zusammenarbeit und Bündelung der österreichischen Akteure bei Weltraumtätigkeiten zu intensivieren, soll die Möglichkeit zur Errichtung und zum Betrieb von einer gemeinsam zu nutzenden Infrastruktur, gefördert durch das Österreichische Weltraumprogramm, geprüft werden. Erste Themenfelder könnten hier die Erdbeobachtung im Rahmen von GMES und Satelliten-Telekommunikation sein. Als erster Schritt der Orientierung in der Betriebsphase von GMES wird aufbauend auf bestehenden Kompetenzen in österreichischen Firmen und Forschungseinrichtungen angedacht, die Einrichtung eines „Erdbeobachtungsdatenzentrums für Wasserressourcen“ zu prüfen. Weitere Ansätze für Clusterbildung könnten aufbauend auf dem Know-how und der Testinfrastruktur in Industrie und Forschung in Österreich betreffend Bau, Test und Qualifizierung von weltraumtauglicher Hard- und Software weiter untersucht werden. 9. Schwerpunkte Österreichs im Bereich der bilateralen Kooperation Die internationalen Kooperationen Österreichs erfolgen in erster Linie mittelbar durch die Teilnahme an europäischen Programmen und hier vor allem an ESA-Programmen, im Rahmen derer Kooperationen weltweit möglich sind. Darüber hinausgehende Kooperationen auf zwischenstaatlicher Ebene sind möglich, vor allem im Bereich der transnationalen Anwendungen mit österreichischen Nachbarstaaten, die den Vorteil der österreichischen Gegebenheiten nützen, wie z. B. den Kooperationsraum Alpen, aber auch bilaterale Kooperationen basierend z. B. auf gemeinsamen wissenschaftlichen Interessen mit internationalen Partnern. 10. Schwerpunkte Österreichs in der multilateralen Zusammenarbeit im Rahmen der Vereinten Nationen Das politische Engagement Österreichs in der internationalen Zusammenarbeit in multilateralen Organisationen im Weltraumbereich, insbesondere für die friedliche Nutzung des Weltraums im Rahmen des UN-Weltraumausschusses UNCOPUOS, wird beibehalten. Als Folge der Privatisierung und Kommerzialisierung der Weltraumtätigkeiten wird Informationsaustausch über nationale Weltraumgesetze immer wichtiger, die sicherstellen, dass auch die Tätigkeiten privater und kommerzieller Akteure im Einklang mit dem Völkerrecht 54 55 und unter Einhaltung internationaler technischer Standards durchgeführt werden. Ein wachsendes Anliegen der modernen Raumfahrt ist die Vermeidung von Weltraummüll, um langfristig die Nutzung des Weltraums zu gewährleisten. Eine Bewertung der österreichischen UN-Weltraumtätigkeiten wird die österreichischen wissenschaftlich-technologischen und die außenpolitischen Ziele optimal verbinden. 11. Beitrag Österreichs zur Europäischen Weltraumpolitik Das bmvit unterstützt weiterhin das ESPI, das Europäische Institut für Weltraumpolitik, eine europäische „Denkfabrik“ für Weltraumpolitik und ein zentrales europäisches Forum zur Diskussion strategischer Fragen der Raumfahrt in Europa. Mit der Gründung des ESPI im Jahr 2003 in Wien wurde die Einbindung Österreichs in die europäischen Weltraumnetzwerke entscheidend verstärkt. 12. Förderung der exzellenten grundlagenorientierten Weltraumwissenschaften Auch weiterhin wird die Unterstützung existierender und Weiterentwicklung bzw. Etablierung international anerkannter Exzellenz in Grundlagen- und angewandter Forschung im Weltraum möglich sein. Diese Beteiligungen sind weitestgehend durch die Teilnahme an den wissenschaftlich orientierten Programmen der ESA gesichert. Kooperationen auf bi- und multilateraler Basis werden über das nationale Weltraumprogramm ASAP ermöglicht. Dies gilt sowohl für die Entwicklung von wissenschaftlichen Instrumenten für europäische und internationale Weltraummissionen, als auch bei der Gewinnung von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen im Rahmen von Weltraummissionen. Die internationale Exzellenz und Sichtbarkeit wird durch die internationalen Peer Review Prozesse der ESA, das sind spezielle Expertenbegutachtungsverfahren zur Qualitätssicherung, in den unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen sichergestellt. Die FFG wird im Rahmen der Vorbereitungen der ESA-Ratstagungen auf Ministerebene eine technisch/ wissenschaftliche österreichische Beteiligung an der Erforschung des Sonnensystems/Exploration prüfen. Diese wird sich auf Vorhaben mit hohem wissenschaftlichen Wert und technologischem Potenzial für Anwendungen in anderen Bereichen konzentrieren und die Absorptionsfähigkeit der österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen in diesem Bereich berücksichtigen. Österreich wird sich dafür einsetzen, dass vorbereitende Technologieaktivitäten im Rahmen der Europäischen Weltraumorganisation ESA dabei im Vordergrund stehen. 13. Beitrag der Weltraumforschung und der Raumfahrt für die Aus- und Weiterbildung von österreichischen ExpertInnen der Zukunft Zur Steigerung der österreichischen Wertschöpfung wird der Bedarf der österreichischen Raumfahrtakteure an Humanpotenzial analysiert, sowie deren Nutzung von bereits bestehenden Angeboten. Es ist angedacht, die Entwicklung von Ausbildungsinitiativen, Lehrkräfteschulungen und Lehrgängen im Themenbereich Weltraumforschung/Raumfahrt weiterhin zu unterstützen und die bereits initiierte Verknüpfung mit dem Querschnittsthema Humanpotenzial und dem hierzu bestehenden Förderschwerpunkt zu verstärken. Im Idealfall gelingt, es die Angebote der ESA im Bereich der Bildungsinitiativen 23 stärker in die bestehenden Angebote 24 zu integrieren, um Sichtbarkeit und Hebelwirkung zu erzielen. Entsprechend der Strategie der Humanpotenzialmaßnahmen, die Vielzahl an kleinteiligen Strukturen im (vor-) schulischen Bildungsbereich bestmöglich mit dem Innovationssystem zu vernetzen und zu bedienen, kann und soll das breitenwirksam nutzbare Thema Weltraumforschung/Raumfahrt beitragen: Ziel ist, möglichst viele Personen zu informieren und engagierte Lehrende zu motivieren, sich vermehrt der Thematik und der Anwendung der Materialien im Schulunterricht anzunehmen, durch Aufbereitung von z. B. ESA-Materialien für den Schulunterricht, Einbringung von ExpertInnen bei der Fortbildung von Lehrenden, Aufbereitung des Themas für Zielgruppen wie SchülerInnen, Bereitstellung von Praktikumsplätzen für SchülerInnen und StudentInnen, Mobilisierung der (Weltraum-) Industrie zur Beteiligung an Projekten mit Bildungseinrichtungen, u.v.m. Sinnvoll erscheint eine strukturelle Kooperation zwischen Organisationen und Netzwerken, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit Fragen der Nachwuchsförderung im MINT-Bereich befassen, um so mit noch nicht weltraumaffinen BürgerInnen in Verbindung zu treten. ● 23 www.esa.int/SPECIALS/Education/ 24 www.ffg.at/talente-der-foerderschwerpunkt-des-bmvit Anhang Glossar und Abkürzungen AIT Austrian Institute of Technology (AIT) Österreichs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung, spezialisiert auf zentrale Infrastrukturthemen ALR Agentur für Luft- und Raumfahrt der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft mbH (FFG) ASAP Austrian Space Applications Programme Österreichisches Weltraumprogramm EU Europäische Union EUMETSAT European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten. Gegründet 1986, Sitz in Darmstadt, zwischenstaatliche Organisation von 25 europäischen Staaten EUROSPACE The Association of the European Space Industry Vereinigung der europäischen Weltraumindustrie; Non-Profit-Organisation, gegründet 1961, Sitz in Paris. Die Eurospace Mitgliedsunternehmen repräsentieren 90 % des Gesamtumsatzes der europäischen Raumfahrtindustrie. BRITE Mission Bright Star Target Explorer BRITE Constellation BRITE Constellation, die ersten Satelliten, die in Österreich gebaut, gewartet und betreut werden, sind Teil dieser Konstellation. ESPI European Space Policy Institute Europäisches Institut für Weltraumpolitik, erster europäischer Think Tank für Weltraumpolitik und Strategie (ESA Ratsbeschluss 2002), mitbegründet durch die Republik Österreich (bmvit), österr. Verein mit Sitz in Wien seit 2003 AUSTROSPACE Association of Austrian Space Industries Vereinigung zur Förderung der österreichischen Weltraumindustrie bmvit Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie 58 CNES Centre national d’études spatiales französische Raumfahrtagentur CNSA China National Space Administration Raumfahrtagentur der Volksrepublik China Galileo Im Aufbau befindliches europäisches Satellitennavigationssystem. Es soll weltweit Daten zur genauen Positionsbestimmung liefern und ähnelt im Aufbau dem USamerikanischen NAVSTAR-GPS und dem russischen GLONASS-System. GLONASS Globales Satellitennavigationssystem, das vom Verteidigungsministerium der Russischen Föderation betrieben und finanziert wird GMES Global Monitoring for Environment and Security Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung ist eine im Jahr 1998 von EU und ESA gegründete Initiative. GMES sammelt Daten, die von Erkundungssatelliten, Raum- und Bodenstationen gewonnen werden, um ein umfassendes Bild vom Zustand der Erde zu erstellen. GMES-Sentinels Fünf Weltraummissionen (Satelliten), die derzeit von der ESA speziell für GMES entwickelt werden, werden als „Sentinels“ (Wachen) bezeichnet. Diese Missionen beinhalten Radar- und Spektralaufnahmen für die Landbeobachtung sowie Überwachung der Meere und Atmosphäre. DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Deutsche Raumfahrtagentur ECSL European Centre for Space Law Europäisches Zentrum für Weltraumrecht EDA European Defence Agency Europäische Verteidigungsagentur EGNOS European Geostationary Navigation Overlay Service ist ein europäisches Differential Global Positioning System (DGPS) als Erweiterungssystem zur Satellitennavigation. Europäisches GNSS-Programm, gemeinsames Projekt der ESA, der EU und der europäischen Flugsicherung Eurocontrol; es gilt als Einstieg der Europäer in die Satellitennavigation und als Vorstufe zum europäischen Satellitennavigationssystem Galileo ESA European Space Agency Die Europäische Weltraumorganisation ist die europäische Weltraumorganisation mit Sitz in Paris. Sie wurde 1975 zur besseren Koordinierung der europäischen Raumfahrtaktivitäten gegründet. FFG Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH 59 GNSS Global Navigation Satellite System Globale Navigationssatellitensysteme; weltweite Positionsbestimmung mit geeigneten Empfangsanlagen, die die Mikrowellensignale der Navigationssatelliten verarbeiten können. Derzeit verfügbare Systeme sind das amerikanische Global Positioning System (GPS) und das russische Glonass-System. Das europäische Galileo-System wird in naher Zukunft bereitgestellt. GPS Global Positioning System Globales Navigationssatellitensystem zur Positionsbestimmung und Zeitmessung. Es wurde seit den 1970er-Jahren vom US-Verteidigungsministerium entwickelt. IAA International Acacemy of Astronautics Nichtregierungsorganisation, internat. Gemeinschaft von Experten, die sich v.a. die Förderung der friedlichen Entwicklung der Raumfahrt zum Ziel gemacht hat IAC International Astronautical Congress IAF International Astronautical Federation weltweite Vereinigung von Organisationen, die im Raumfahrtbereich tätig sind; veranstaltet den jährlichen IAC zusammen mit IAA und IISL IGS International GNSS-Service IISL International Institute of Space Law Internationales Institut für Weltraumrecht ILA International Law Association Gemeinnützige nichtstaatliche internationale Organisation, deren Ziel die Verbreitung und Weiterentwicklung des Völkerrechts und des internationalen Privatrechts ist ISU International Space University Internationale Weltraumuniversität in Straßburg IWF Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften NASA National Aeronautics and Space Administration Nationale Luft- und Raumfahrtbehörde, USA NPOC-ECSL National Point of Contact for Space Law Austria (NPOC Austria) of the ECSL Nationale Kontaktstelle für Weltraumrecht des Europäischen Zentrums für Weltraumrecht (ECSL) in Österreich ÖAW Österreichische Akademie der Wissenschaften ÖGAA (ÖGA) Österreichische Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik, eine im Jahr 2002 gegründete Vereinigung wichtiger österreichischer astronomischer Institutionen und Einzelpersonen, die sich die Förderung und Verbreitung der Astronomie und Astrophysik in Forschung, Lehre und Öffentlichkeit zum Ziel gesetzt hat ÖWF Österreichisches Weltraumforum Verein, nationales Netzwerk für RaumfahrtspezialistInnen und Weltrauminteressierte TUGSAT-1 BRITE-Austria, Österreichischer Nano-Satellit in der BRITE-Mission (Technische Universität Graz) UniBRITE Österreichischer Nano-Satellit, vom Space Flight Laboratorium der Universität Toronto/ Kanada angekaufter Nanosatellit (Institut für Astronomie der Universität Wien IfA), Teil der BRITE-Mission UN-COPUOS United Nations Committee on the Peaceful Uses of Outer Space Ausschuss der Vereinten Nationen für die friedliche Nutzung des Weltraums mit den beiden Unterausschüssen „Scientific and Technical Subcommittee“, „Legal Subcommittee“ UN-OOSA United Nations Office for Outer Space Affairs Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen UN-SPIDER United Nations Platform for Space-based Information for Disaster Management and Emergency Response Plattform der Vereinten Nationen für weltraumbasierte Informationen für Katastrophenmanagement und Notfallmaßnahmen ZAMG Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien AutorInnen 60 Ein Entwurf 25 wurde in einem breiten Konsultationsverfahrens unter Stakeholdern der österreichischen Raumfahrt-Community in insgesamt drei Workshops von Oktober 2011 bis Februar 2012 diskutiert und abgestimmt. Stellungnahmen und Kommentare der AUSTROSPACE 26 (Vereinigung zur Förderung der österreichischen Weltraumindustrie), sowie von ExpertInnen wurden eingearbeitet. Eine Abstimmung des Textes erfolgte in der Interministeriellen Gruppe „Österreichische Raumfahrtpolitik“ des bmvit. A Ackerler Elisabeth B Baumjohann Wolfgang Berndorfer Johanna E Eder Valentin F Foelsche Ulrich G Geist Thomas Gitsch Michaela Grömer Gernot Güdel Manuel HHofer Ludwig Hoffmann Christian Hofmann-Wellenhof Bernhard Hoheneder Waltraud I Imhof Barbara J Jankowitsch Peter K Kaltenbaek Rainer Kerschbaum Franz Kirchengast Gottfried Klaffenböck Elisabeth Koudelka Otto Kowatsch Max Kurz Andrea L Langensteiner Karl Lentsch Aron M Marboe Irmgard Mayer Stephan Merstallinger Andreas P Poellmann Gerald Posch Harald Pramhas Gerhard R Rhomberg Wolfgang Rott Helmut S Schardt Mathias Schmidt Rudolf Schrogl Kai-Uwe Seybold Jürgen Steiner Hans Martin T Tajmar Martin Triebnig Gerhard U Ursin Rupert W Wagner Wolfgang Walli Andreas Weber Robert Wieser Manfred Z Zeilinger Anton 25 ESA ÖAW BRIMATECH Services GmbH Liquifer Systems Group Universität Graz FFG-ALR FFG-ALR Universität Innsbruck Universität Wien FFG-ALR GeoVille Information Systems GmbH Technische Universität Graz Liquifer Systems Group Liquifer Systems Group FFG-ALR Universität Wien Universität Wien Universität Graz FFG-ALR Technische Universität Graz RUAG Space GmbH BRIMATECH Services GmbH Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG Orbspace Universität Wien FFG-ALR Aerospace & Advanced Composites GmbH (AAC) Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG FFG-ALR Fachhochschule Wiener Neustadt BRIMATECH Services GmbH Universität Innsbruck Joanneum Research ESA ESA Teleconsult Austria GmbH Siemens AG Österreich Fachhochschule Wiener Neustadt EOX IT Services GmbH Universität Wien Technische Universität Wien GeoVille Information Systems GmbH Technische Universität Wien Technische Universität Graz Universität Wien Textrecherche und Textredaktion: Johannes Steiner, Andrea Kleinsasser auf Basis eines Konsultationsverfahrens unter Stakeholdern der österreichischen Raumfahrt-Community 26 Austrospace bezweckt die umfassende Information über die österreichische Weltraumindustrie und Weltraumforschung sowie die Vertretung der gemeinsamen Interessen der Mitglieder gegenüber der öffentlichen Hand und internationalen Organisationen. www.austrospace.at 61 MITGLIEDSORGANISATIONEN der Interministeriellen Gruppe „Österreichische Raumfahrtpolitik“ Aufgrund seiner Ressortverantwortung für Raumfahrt und Programme organisiert das bmvit seit Beginn 2004 interministerielle Besprechungen, um einen österreichischen Koordinationsprozess zur Europäischen Raumfahrtpolitik zu erzielen. Der Aufgabenbereich der Gruppe wurde weiterentwickelt zur Koordinierung der österreichischen Raumfahrtpolitik und umfasst die Themen Europäische Weltraumpolitik, Europäische Weltraumorganisation ESA, Galileo, das europäische Erdbeobachtungsprogramm GMES (Global Monitoring for Environment and Security), Eumetsat, Weltraumforschung, Raumfahrt und Sicherheit, sowie weitere sich entwickelnde Themen. Ziel des Prozesses ist • eine frühzeitige Information und Einbindung aller nationalen Entscheidungsträger zur Erlangung einer auf einem breiten Konsens basierenden österreichischen Position, • eine optimale Abstimmung der verschiedenen Ressorts zur bestmöglichen Vertretung der Interessen der österreichischen Industrie und Wissenschaft, • eine österreichische Diskussion strategischer und politischer Fragen der Raumfahrt, Technologien und ihrer Anwendung und frühzeitige Einbindung der Nutzer dieser Technologien. Die Gruppe stellt einen kontinuierlichen Informationsfluss und eine vertiefende inhaltliche Diskussion zu verschiedenen Themen der Raumfahrtpolitik und Programme mit allen von Weltraumtätigkeiten und Raumfahrt betroffenen Ressorts und Agenturen sicher. Derzeit sind dies: BEV BKA BMeiA BMeiA BMF BMI BMJ BMLFUW BMLVS BMVIT BMWF BMWFJ FFG FFG-ALR UBA WKO ZAMG Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Bundeskanzleramt Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten Ständige Vertretung Österreichs bei der Europäischen Union, Brüssel Bundesministerium für Finanzen Bundesministerium für Inneres Bundesministerium für Justiz Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Lebensministerium) Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH Agentur für Luft- und Raumfahrt der FFG Umweltbundesamt GmbH Wirtschaftskammer Österreich Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik grafiken 62 Grafik 1 Das österreichische ESA-Budget 2011 Quelle: FFG 13 Grafik 2 Österreichische Schwerpunkte in der ESA, Beteiligungsportfolio 2008 Quelle: FFG 13 Grafik 3 Rückflüsse von Aufträgen aus ESA-Programmen an österreichische Akteure Quelle: FFG 13 Grafik 4 Österreichischer Anteil an rückholbaren Fördermitteln im 6. und 7. EU-Forschungs-Rahmenprogramm Quelle: PROVISO 14 Grafik 5 Österreichisches Weltraumprogramm ASAP Förderungen 2005–2011 Quelle: FFG 14 Grafik 6 Das Österreichische Weltraumprogramm als Hebel zu internationalen und europäischen Weltraumprogrammen Quelle: FFG 16 Grafik 7 Verteilung der Weltraumindustrie und -forschung in Österreich Quelle: Brimatech Services GmbH 17 Grafik 8 Die 12 am häufigsten zitierten Nationen im Bereich Erforschung des Sonnensystems Quelle: ÖAW-IWF 26 Grafik 9 Die Entwicklung der Kundenbeziehungen der österreichischen Weltraumindustrie 2000–2011 Quelle: AUSTROSPACE 36 Grafik 10 Die Entwicklung der Kooperationsbeziehungen der österreichischen Universitäts-und Forschungsinstitute 2000–2011 Quelle: AUSTROSPACE 43 Grafik 11 Österreichische Leitinstitute (Prime-Investigator) und die zwei wichtigsten Co-Investigatoren bei Missionen im Orbit Quelle: IWF 45 Grafik 12 Österreichische Leitinstitute (Prime-Investigator) und die zwei wichtigsten Co-Investigatoren bei geplanten Missionen Quelle: IWF 46 impressum Eigentümer, Herausgeber und Medieninhaber Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie Bereich Innovation Renngasse 5, 1010 Wien AutorInnen siehe Anhang Bilder iStockphoto Koordination und Redaktion Andrea Kleinsasser, bmvit Lektorat Christa Bernert, bmvit Design Qarante Brand Design GmbH Schloßgasse 13, 1050 Wien Druck Druckerei Robitschek & Co. Ges.m.b.H. Schloßgasse 10–12, 1050 Wien Wien, November 2012 GZ BMVIT-615.100/0021-III/I5/2012