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Für Sie gelesen Literatur aus dem BGFA Monika Zaghow Neue Methode zum schnellen Nachweis von Allergen-Belastungen in Bäckereien entwickelt Koets M, Sander I, Bogdanovic J, Doekes G, van Amerongen A: A rapid lateral flow immunoassay for the detection of fungal alpha-amylase at the workplace. J Environ Medicine 2006; 8: 942-946. DOI: 10.1039/b605389k Die fungale alpha-Amylase wird als Mehlzusatz in Bäckereien eingesetzt, um die Qualität von Brot, Kuchen und Gebäck zu verbessern. Untersuchungen, die unter anderem auch im BGFA durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass die fungale alpha-Amylase einen bedeutenden Risikofaktor für die Entstehung von Bäckerasthma und -allergie darstellt. In diesem Zusammenhang wurden bereits Mitte der Neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts von Houba und Mitarbeitern sowie von Sander et al. Enzymimmunoassays entwickelt, um den Gehalt an alpha-Amylase in Staubproben aus Bäckereien zu bestimmen. Nachteil dieser Verfahren: Es bedarf geschulten Personals und der Ausstattung eines Labors. Dies ist jedoch vor Ort – also in den Bäckereien – nicht vorhanden, so dass die Ergebnisse einige Zeit auf sich warten lassen und adäquate Maßnahmen nicht sofort ergriffen werden können. Aus diesem Grund wurde nun ein einfacher Einschritt Immunoassay entwickelt, der nach dem Prinzip des so genannten Lateral-Flow-Immunoassay (LFIA) funktioniert (nach diesem Testprinzip funktioniert zum Beispiel auch ein gängiger Schwangerschaftstest). Für den Nachweis der fungalen alpha-Amylase wurden als Fangantikörper polyklonale Antikörper vom IRAS der Universität Utrecht und als Nachweisantikörper im BGFA hergestellte monoklonale Antikörper verwendet. Erste Messungen mit E-Staubproben und Wischproben aus Bäckereien ergaben eine Nachweisempfindlichkeit von 2 ng/mL. Die Ergebnisse konnten spätestens nach einer halben Stunde abgelesen werden. Die Vorteile dieses Assays liegen auf der Hand: Er kann schnell und unkompliziert direkt am Arbeitsplatz eingesetzt werden und es ist kein besonders geschultes Personal erforderlich, um den Test durchzuführen. Darüber hinaus ist es so möglich, direkt mit den betroffenen Personen über die Ergebnisse zu sprechen und gegebenenfalls Verbesserungen entweder durch persönliche Schutzausrüstungen oder verbesserte technische Maßnahmen zu treffen. 30 Auswirkungen von Dämpfen aus Bitumen auf Gussasphaltarbeiter Marczynski B, Raulf-Heimsoth M, Spickenheuer A, Mensing T, Welge P, Förster K, Angerer J, Pesch B, Bramer R, Käfferlein HU, Breuer D, Hahn JU, Brüning T: Ambient and biological monitoring of exposure and genotoxic effects in mastic asphalt workers exposed to fumes of bitumen. J Occup Environ Hyg 2007; 4(S1): 127-136. DOI: 10.1080/15459620701296617 Eine berufliche Exposition gegenüber Dämpfen aus Bitumen wird, insbesondere bei hohen Verarbeitungstemperaturen, als Auslöser genotoxischer und karzinogener Effekte beim Menschen diskutiert. In Westeuropa, den USA und Australien werden jährlich mehr als 700 Millionen Tonnen Bitumen produziert. Bitumen wird vor allem als Straßen-, Dach- beziehungsweise Bodenbelag, aber auch zur Abdichtung verwendet. Abhängig von der Art des verwendeten Bitumens und seiner Verarbeitungstemperatur können unterschiedliche Mengen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) freigesetzt werden. Ihre Konzentration ist jedoch im Vergleich zur Belastung in Kokereien deutlich geringer. Diese können sowohl über die Atemwege als auch über die Haut aufgenommen werden. Im Rahmen der am BGFA durchgeführten Humanstudie Bitumen wurden mögliche genotoxische Effekte nach der Exposition gegenüber Dämpfen aus Bitumen untersucht. Das bisher rekrutierte Kollektiv umfasst 202 Gussasphaltarbeiter, die gegenüber Dämpfen aus Bitumen exponiert waren und 55 Bauarbeiter ohne Bitumenexposition. Die Belastung der Arbeiter durch Dämpfe aus Bitumen wurde mit personengetragenen Messungen der Atemluft ermittelt. Um sowohl die inhalative PAK-Belastung durch Dämpfe als auch die Aufnahme über die Haut mit einem intergrativen Parameter zu ermitteln, wurden verschiedene PAK-Metabolite wie 1-Hydroxypyren (1-OHP) und die Summe von fünf Hydroxyphenanthrenen (OHPhe) im Urin vor und nach der Schicht bestimmt. Als Biomarker möglicher Schädigungen der DNA wurden DNA-Addukte (8-OxodGuo als Marker für oxidativen Stress und anti-BPDE als spezifisches Addukt des Benzo[a]pyrens), DNA-Strangbrüche und alkali-labile Stellen in der DNA sowie Mikronukleusfrequenzen in weißen Blutzellen bestimmt. Die Untersuchungen ergaben eine signifikante Erhöhung der Konzentrationen der PAK-Metaboliten im Urin nach der Schicht. Die Rate BGFA-Info 02/2007 FÜR SIE GELESEN von 8-OxodGuo stieg nach der Schicht ebenfalls signifikant an. Paradoxerweise sanken jedoch die DNA-Strangbruchfrequenzen nach der Schicht in beiden untersuchten Gruppen ab. Die DNA-Strangbruchfrequenzen und die DNA-Addukte in Form von 8-OxodGuo der Gussasphaltarbeiter waren deutlich höher als die der Referenzgruppe. Es wurden jedoch keine dosisabhängigen Assoziationen zwischen der Exposition gegenüber Dämpfen aus Bitumen und genotoxischen Effekten ermittelt. Insgesamt weisen die Ergebnisse auf höhere genotoxische Schädigungen bei den exponierten Beschäftigten hin, wobei die ursächliche Rolle der Exposition gegenüber Bitumen oder PAK auf Basis der untersuchten Arbeiter bislang nicht verifiziert werden konnte. Verbrennungseigenschaften an einem modernen LKW-Motor, der in einer zweiten Testreihe im Sinne der am häufigsten eingesetzten Zwei-Tank-Lösung umgerüstet war. Die Mutagenität der aus den Kraftstoffen extrahierten Partikel und Kondensate wurde mit Hilfe des Salmonella typhimurium/mammalian Mikrosome Assay getestet. Im Vergleich zum herkömmlichen Dieselkraftstoff war die Zahl der Mutationen bei beiden Rapsölkraftstoffen bis zu 50fach erhöht. Dabei zeigte das Rapsöl mit der niedrigeren Viskosität noch stärkere mutagene Eigenschaften als das höher visköse. Bei Biodiesel konnte nur eine sehr geringe Steigerung der mutagenen Eigenschaften festgestellt werden. Synthetischer Kraftstoff unterschied sich nicht signifikant von normalem Diesel. Stark mutagene Effekte von Dieselmotorenemissionen beim Einsatz von Rapsöl Diese Ergebnisse lassen Rapsöl als billige Alternative zu normalen Dieselkraftstoff als äußerst bedenklich erscheinen. Bünger J, Krahl J, Munack A, Ruschel Y, Schröder O, Emmert B, Westphal G, Müller M, Hallier E, Brüning T: Strong mutagenic effects of diesel engine emissions using vegetable oil as fuel. Arch Toxicol 2007; Epub ahead of print, DOI: 10.1007/s00204-007-0196-3 Emissionen aus Dieselmotoren werden als wahrscheinlich kanzerogen eingestuft. In den vergangenen Jahrzehnten wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um diese Emissionen zu reduzieren und somit auch ihren Gehalt an mutagenen und kanzerogenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). In dieser aktuellen Studie vergleichen Bünger et al. die mutagenen Effekte von Dieselmotoremissionen zweier Rapsöle unterschiedlicher Viskosität mit Biodiesel, synthetischem Diesel und normalem Mineralöldiesel. Getestet wurden die BGFA-Info 02/2007 Abkürzung DOI Wissen In den letzten Jahren hat das Interesse an dem Ersatz von Mineralöldiesel durch nachwachsende Rohstoffe (beispielsweise Rapsmethylester = Biodiesel) immer mehr zugenommen, unter anderem auch dadurch, dass der Ausstoß an Treibhausgasen reduziert werden kann. Rapsmethylester wird in einem aufwändigen und teuren Verfahren aus Rapsöl hergestellt. Um Kosten zu sparen, setzen immer mehr Transportunternehmen in Deutschland das Rapsöl selbst als Kraftstoff für ihre LKW ein. Mögliche Gesundheitsrisiken für den Menschen wurden dabei bislang nicht ausreichend berücksichtigt. Der Digital Object Identifier (DOI) eines Dokuments ist ein dauerhafter Code, der zur Zitierung und Verlinkung von elektronischen Dokumenten im Internet verwendet wird. Mithilfe des DOI sind die Texte langfristig auffindbar und weltweit eindeutig zu identifizieren. Der DOI ist grundsätzlich mit der ISBN bei Büchern vergleichbar, geht jedoch aufgrund seiner integrierten Lokalisierungsfunktion darüber hinaus. Weitere Informationen unter www.doi.org 31 Für Sie gelesen Internationale Literatur Lungenkrebsrisiko nach beruflicher Exposition gegenüber kristallinem Siliziumdioxid Cassidy A, 't Mannetje A, van Tongeren M, Field JK, Zaridze D, Szeszenia-Dabrowska N, Rudnai P, Lissowska J, Fabianova E, Mates D, Bencko V, Foretova L, Janout V, Fevotte J, Fletcher T, Brennan P, Boffetta P. Occupational exposure to crystalline silica and risk of lung cancer: a multicenter case-control study in Europe. Epidemiology 2007 ;18:36-43 Im Jahr 1997 stufte die International Agency for Research on Cancer (IARC) Quarz – also kristallines Siliziumdioxid – als humankanzerogen ein. Die Berufskrankheit „Lungenkrebs durch die Einwirkung von kristallinem Siliziumdioxid (SiO2) bei nachgewiesener Quarzstaublungenerkrankung (Silikose oder Siliko-Tuberkulose)“ ist seit 2002 in der Anlage zur Berufskrankheiten-Verordnung unter der Nummer 4112 aufgeführt. Cassidy und Koautoren führten zwischen 1998 und 2002 eine große multizentrische Fall-Kontroll Studie in sechs Ländern Mittel- und Osteuropas und Großbritanniens durch, um den Einfluss von Quarz auf das Lungenkrebsrisiko unter relativ geringer Exposition und unter Berücksichtigung anderer für die Lungenkrebsentstehung relevanter Faktoren zu untersuchen. Es wurden 2852 Lungenkrebsfälle mit 3104 Kontrollen verglichen. Mittels persönlicher Interviews wurden Berufsbiographien, Lebensstilfaktoren sowie andere interessierende Faktoren erhoben. 32 Die Höhe der Exposition gegenüber Quarz in verschiedenen Industrien wurde mittels Expertenschätzung und Algorithmen festgelegt. Insgesamt waren 15 Prozent der Fälle und 10 Prozent der Kontrollen gegenüber Quarz exponiert gewesen. Quarz war mit einem um 37 Prozent signifikant erhöhtem Risiko für Lungenkrebs assoziiert. Es wurden signifikante lineare Dosis-Wirkungsbeziehungen für kumulative Exposition und Lungenkrebs und Dauer der Exposition und Lungenkrebs gefunden, mit einer Risikoerhöhung von 108 und 73 Prozent in den jeweils höchsten Gruppen. Die Autoren konnten keine Interaktion zwischen Tabakkonsum und Quarzexposition jenseits des multiplikativen logistischen Modells finden, mit dem die Daten ausgewertet wurden. Kommentar: In Kohortenstudien ist es oftmals nicht möglich relevante Einflussfaktoren – wie Tabakkonsum – jenseits der interessierenden Exposition zu erfassen. Ein Ausweg bieten Fall-Kontroll Studien. In dieser sehr großen multizentrischen Fall-Kontroll Studie konnten für fast 6000 Studienteilnehmer neben der Quarzexposition, Rauchen und zusätzliche berufliche Belastungen wie Asbest und Holzstaub erfasst werden. Fraglich bleibt allerdings, wie valide die Expositionsschätzungen sind, da die Möglichkeit besteht, dass sich erkrankte Personen an Berufsphasen, in denen sie exponiert waren, eher erinnern als gesunde Kontrollen. Leider konnte in dieser Studie auch die Silikose als durch Quarz verursachte Erkrankung nicht valide erfasst werden. Aktuelle Meta-Analysen zeigen, dass Silikotiker ein höheres Lungenkrebsrisiko als Nicht-Silikotiker aufweisen. Silikose und Lungenkrebs sind also miteinander assoziiert, allerdings ist die Art des Zusammenwirkens unbekannt. Trotz dieser Einschränkungen – neben einigen Mängeln in der statistischen Analyse – spricht die Arbeit von Cassidy und Koautoren allerdings für einen positiven Zusammenhang zwischen Quarzexposition und Lungenkrebs. Die Klärung des biologischen Mechanismus sowie der Rolle der Silikose bei der Entstehung von Lungenkrebs bleibt allerdings weiterhin offen. Dipl.-Stat. Dirk Taeger BGFA-Info 02/2007