presseheft - The Grandmaster

Transcription

presseheft - The Grandmaster
P
R
E
S
S
E
H
E
F
T
KINOSTART: 27. JUNI 2013
(Originaltitel: yi dai ZOnG shi) • hongkong-china 2013 • länge: 123 minuten • cinemascope / dolby srd
www.wildbunch-germany.de
INHALT
Besetzung04
Pressenotiz05
Kurzinhalt06
Inhalt07
Historischer Hintergrund des Films
09
Produktionsnotizen10
Interview mit Tony LEUNG Chiu-Wai
13
IP Man: Wing Chun - GroSSmeister
17
Regie, Buch, Produktion:
WONG Kar-Wai
19
Schnitt, Produktionsund Kostümdesign:
William CHANG Suk-Ping
23
Kamera: Philippe Le Sourd
24
Kampf-Choreografie: YUEN Woo-Ping
25
Tony LEUNG Chiu-Wai 26
ZHANG Zi-Yi
28
CHANG Chen
30
SONG Hye-Kyo
32
ZHAO Ben-Shan
33
IP Mans Kunst: WingTsun
34
BESETZUNG
ROLLEDARSTELLER
IP ManTony LEUNG Chiu-Wai
GONG ErZHANG Zi-Yi
The RazorCHANG Chen
ZHANG Yong-Cheng
SONG Hye-Kyo
GONG Bao-SenWANG Qing-Xiang
DING Lian-ShanZHAO Ben-Shan
MA SanZHANG Jin
San JIANG Shui
SHANG Tie-Long
FILMTEAM
RegieWONG Kar-Wai
ProduktionWONG Kar-Wai, Jacky PANG Yee-Wah
Geschäftsführende Produzenten
SONG Dai, CHAN Ye-Cheng, Megan Ellison
KoproduzentenREN Yue, CHEUNG Hong-Tat, NG See-Yuen, Michael J. Werner
DrehbuchZOU Jing-Zhi, XU Hao-Feng, WONG Kar-Wai OriginalstoryWONG Kar-Wai
KameraPhilippe Le Sourd
SchnittWilliam CHANG Suk-Ping, Benjamin Courtines, POON Hung-Yiu
Kampf-Choreografie
YUEN Woo-Ping
Produktions-Design
William CHANG Suk-Ping, Alfred YAU Wai-Ming
Kostüm-DesignWilliam CHANG Suk-Ping, Alfred YAU Wai-Ming
Musik Umebayashi Shigeru, Nathaniel Mechaly
Ton-DesignRobert Mackenzie
4
D
er mit Spannung erwartete neue Film des
Hongkonger Regiestars WONG Kar-Wai
beleuchtet Stationen auf dem von Legenden
umrankten Lebensweg des großen chinesischen
Kampfkunst-Meisters IP Man (1893-1972), der
Bruce Lee Kungfu beibrachte, vor dem Hintergrund
historischer Ereignisse in China während der
kriegerischen Übergangszeit vom Kaiserreich zur
Volksrepublik. Mit dem für ihn typischen außergewöhnlichen Stilwillen verbindet WONG in
The Grandmaster die Geschichte einer innigen,
aber unerfüllten Liebe mit Kungfu in Reinkultur,
wobei neben der gezeigten Kampfartistik auch
philosophische Aspekte betont werden. Indem
er klassische Eastern-Themen wie Verrat und
Vergeltung, Konflikte zwischen Meister und Schüler
oder die Wechselwirkung von kämpferischer
Meisterschaft und sittlich-moralischer Tugendhaftigkeit mit visionärer Bildgestaltung und
unkonventioneller Dramaturgie formvollendet
aufbereitet, hat WONG Kar-Wai mit unverwechselbarer Handschrift ein neues Kapitel im traditionsreichen Martial Arts-Genre geschrieben.
PRESSENOTIZ
„Venturing into fresh creative terrain without
relinquishing his familiar themes and stylistic
flourishes, Hong Kong auteur WONG Kar-Wai
exceeds expectations with ‚The Grandmaster‘...
Boasting the most propulsive yet etheral
realizations of authentic martial arts onsceen,
as well as a merging of physicality and philosophy
not attained in Chinese cinema since King Hu‘s
masterpieces...“ (Variety)
„Seit ZHANG Yimous ‚Hero‘ und ‚House of Flying
Daggers‘ hat man Körper nicht mehr in solcher
Schönheit aufeinanderprallen sehen. Die Beinarbeit
und die Blicke, das Gleiten, Drehen, Lauern, Stoßen
- aus Bildern wird Musik.“ (Der Tagesspiegel)
5
F
ür Fans von Meisterwerken wie TIGER & DRAGON
und HERO, beide auch mit ZHANG Zi-Yi in der
Hauptrolle, erzählt WONG Kar-Wai in seinem
poetischen Kampfkunst-Epos THE GRANDMASTER
die Geschichte von Wing Chun-Meister IP Man
(Tony LEUNG Chiu-Wai, IN THE MOOD FOR LOVE),
beginnend vor dem Hintergrund der Turbulenzen
im China der 1930er und 40er Jahre. Ungeschlagen
im Kräftemessen mit anderen Kungfu-Künstlern
wird IP Man, legendärer Lehrer und Mentor von
Bruce Lee, als Großmeister des chinesischen Südens gefeiert. Während eines Wettkampfes erringt er die Zuneigung der stolzen GONG Er
(ZHANG Zi-Yi), einer Meisterin der nordchinesischen Kampfkunst-Tradition. Doch die Besatzung
durch Japanische Truppen in Südchina trennt die
beiden. IP Man muss für das Überleben seiner Familie kämpfen, während GONG Er im fernen Norden Vergeltung für die feige Ermordung ihres Vaters sucht. Nach Kriegsende treffen sich beide in
Hongkong wieder. IP Man gründet eine KungfuSchule und GONG Er arbeitet als Ärztin - doch
die Vergangenheit hat ihre Spuren hinterlassen.
6
KURZINHALT
K
onkurrenzkämpfe, Vergeltung, Familie, Begehren,
Sehnsucht und unerfüllte Liebe: WONG Kar-Wai,
vor allem bekannt für seine romantischen, melancholischen Dramen (IN THE MOOD FOR LOVE, 2046),
schlägt mit seinem Eröffnungsfilm der Berlinale
2013 verschiedene Töne an, ohne seinen für ihn so
typischen Stil und die vertraut grandiosen Bilder
zu verlieren. Ein visuelles Meisterwerk – mysteriös,
kraftvoll, poetisch.
S
üdchina 1936. In der Stadt Foshan, ein Zentrum
der chinesischen Kampfkunst, trifft hoher
Besuch ein: Kungfu-Großmeister GONG Bao-Sen
(WANG Qing-Xiang) kommt, um offiziell seinen
Rücktritt als führender Vertreter der Kampfkunstschulen Nordchinas zu erklären und seinen
Eintritt in den Ruhestand zu verkünden. Das
Zeremoniell verlangt, dass GONG sich zum
Abschied mit dem besten Kämpfer aus dem Süden
Chinas misst. Das ist IP Man (Tony LEUNG Chiu-Wai),
der zuvor mit seiner Wing Chun genannten
Kampftechnik alle Konkurrenten geschlagen
hat. Unter den Ehrengästen in Foshans „Gold
Pavillon“, wo die Martial Arts-Meister des Südens
Hof halten, ist auch GONG Bao-Sens Tochter,
die ebenso stolze wie schöne GONG Er (ZHANG
Zi-Yi), auch sie eine ausgezeichnete Kämpferin
und Meisterin des Bagua-Kampfstils. Als IP Man
seine Überlegenheit beim Wettkampf mit
GONG Bao-Sen unter Beweis stellt, fühlt sich
GONG Er gedemütigt und fordert IP Man heraus,
um ihre Familienehre zu verteidigen.
INHALT
Im Jahr darauf bricht im Norden Chinas der
Krieg mit Japan aus. IP Man und GONG Er, die
sich beim gemeinsamen Kampfduell schätzen
und lieben gelernt haben, können nur von Ferne
per Brief miteinander kommunizieren. Als die
Japaner 1938 in Foshan einmarschieren, verlieren
IP Man und seine Familie alles Hab und Gut. Der
als Sohn und Erbe eines Grundbesitzers an ein
sorgloses Leben in Wohlstand gewöhnte IP Man
ist plötzlich bettelarm und hat Mühe, sich und
die Seinen zu ernähren. Er muss ums Überleben
kämpfen. Derweil kommt es am Wohnsitz von
Großmeister GONG in Nordchina zur Konfrontation
des alten Kungfu-Lehrers mit seinem Meisterschüler und designierten Nachfolger MA San,
der mit den japanischen Besatzern kollaboriert.
Als GONG im Streit getötet wird, schwört seine
Tochter Rache und stellt MA San in einem Bahnhof
zum Kampf.
1952 treffen sich IP Man und GONG Er in Hongkong
wieder. Beide sind in die britische Kronkolonie
emigriert, nachdem die Kommunisten in China
die Macht übernommen haben. Beide empfinden
noch immer tiefe Zuneigung füreinander, aber
durch widrige Lebensumständen ist die Kluft
zwischen ihnen so groß geworden, dass sie
nicht zueinander kommen können. GONG Er
arbeitet als Ärztin mit Mitteln der traditionellen
chinesischen Medizin. Wing Chun-Großmeister
IP Man leitet eine Kungfu-Schule und unterweist
junge Leute in seiner Kampfkunst. Einer seiner
Schüler ist ein gewisser Bruce Lee...
7
ich träume davon, die 64 hände im norden noch einmal zu sehen.
8
1911/12: Aufstände gegen die Herrschaft der
Manchu in China führen zum Ende der Qing
Dynastie (1644-1911) und zur Gründung einer neuen
Regierung in Nanjing. Vertreter aus neunzehn
Provinzen wählen den Revolutionsführer Dr. SUN
Yat-Sen am 29.12.1911 zum provisorischen Präsidenten. Am 12.2.1912 verkündet die Manchu-Regierung
in Beijing das Abdankungsedikt des Kaisers Pu-Yi,
zwei Tage später wird YUAN Shi-Kai zum Präsidenten der Republik China gewählt. Mit patriotischer
Zielsetzung wird die „Northern Martial Arts Union“
gegründet, eine Vereinigung von KampfkunstSchulen im Norden Chinas.
1916-1928: Die sogenannte Ära der Kriegsherren.
In verschiedenen Provinzen Chinas übernehmen
Militärführer mit ihren Truppen die Macht und
widersetzen sich der Zentralregierung. Die Einheit
des Landes ist gefährdet, bis der Führer der
Nationalisten, CHIANG Kai-Shek, durch Eroberungen
und Bündnisse erreicht, dass die Regierung in
Nanjing 1928 in ganz China anerkannt wird.
1931: Japanische Truppen okkupieren große Teile
Nordost-Chinas, darunter Regionen, in denen die
Manchus traditionell heimisch sind. Die Bevölkerung
leidet unter Misshandlungen durch die Besatzer.
1932: Die Japaner installieren den letzten QingKaiser, Pu-Yi als Marionettenkönig im annektierten
Gebiet, das Manchukuo genannt und am 3. März
für unabhängig und zum japanischen Protektorat
erklärt wird. Für die Verwaltung und Exekutive
werden chinesische Kollaborateure rekrutiert.
1936: In den Südprovinzen gibt es eine von den
Kommunisten unterstützte Separationsbewegung
gegen die Nationalisten. Aus dem von Japanern
besetzten Nordosten Chinas trifft Martial ArtsMeister GONG Bao-Sen in IP Mans Heimatstadt
Foshan ein, um vor den südchinesischen Martial
Arts-Meistern formell seinen Eintritt in den Ruhestand zu verkünden.
1937: Ausbruch des Krieges zwischen China und
Japan nach einer Schießerei an der Marco PoloBrücke in einem Randbezirk von Beijing. Die
japanischen Eroberungen in China erfolgen mit
außerordentlicher Brutalität. Am 12. Dezember
nehmen die Japaner Nanjing ein und richten ein
Massaker an. Nationalisten und Kommunisten
kämpfen in den Provinzen gegen die Invasoren.
Historischer
Hintergrund
des Films
1938: Die Japaner marschieren in Foshan ein und
requirieren den Wohnsitz von IP Man und seiner
Familie, die nun verarmt und unter Hunger zu
leiden haben.
1940: MA San wird zum Kollaborateur der japanischen
Marionettenregierung in Manchukuo.
1945: Die Kapitulation der Japaner im 2. Weltkrieg
führt zum Ende ihrer Herrschaft in China, wo
Kommunisten und Nationalisten um die Macht
ringen.
1946-1949: Chinesischer Bürgerkrieg. Trotz
dreifacher Truppenstärke der von CHIANG Kai-Shek
angeführten Nationalisten, in deren Dienst auch
IP Man als Polizist in Foshan steht, siegt die
kommunistische Volksbefreiungsarmee unter
MAO Tse-Tung, und am 1. Oktober 1949 wird die
Volksrepublik China ausgerufen. CHIANG flieht
mit seinen Getreuen nach Taiwan.
1950: IP Man und The Razor emigrieren unabhängig
voneinander nach Hongkong, wo GONG Er bereits
als Ärztin für traditionelle chinesische Medizin
praktiziert.
1951: Die Grenze zwischen der britischen Kronkolonie
Hongkong und der Volksrepublik China wird
geschlossen. IP Man wird seine Heimatstadt
Foshan nie wieder sehen.
9
PRODUKTIONSNOTIZEN
T
he Grandmaster ist der lang erwartete zehnte Film des von Kritikern und
Kinofans in aller Welt hochgeschätzten chinesischen Regisseurs, Autors und
Produzenten WONG Kar-Wai. In China war The Grandmaster gleich nach dem
Start ein Tophit im Kino und bescherte WONG seinen ersten veritablen Blockbuster-Erfolg. Mit diesem epischen Martial Arts-Movie über konkurrierende
Kampfkunst-Meister, Krieg, Familie, Liebe, Sehnsucht, Mord und Vergeltung ist
dem gefeierten Regisseur des meisterhaften Melodrams In the Mood For Love
wieder ein großer Wurf gelungen. Nach sechsjähriger Vorbereitungszeit und
dreijähriger Produktionszeit entstand ein hochkarätiger Action-Spielfilm über
den legendären Kungfu-Großmeister IP Man und seine Zeit. Der Handlungszeitraum
umfasst die von Unruhen erschütterte republikanische Ära in China nach dem
Ende der letzten Kaiser-Dynastie 1911 und die frühen 50er Jahre, als IP Man sich in
Hongkong als Kampfschulleiter etabliert. Eine Zeit des Chaos, der Spaltung und
des Krieges – aber auch eine Blütezeit der chinesischen Kampfkünste, die im
Westen gemeinhin als Kungfu, in China als Wushu bezeichnet werden. Gefilmt
wurde mit einigen der größten Stars des zeitgenössischen Kinos an mannigfaltigen
Drehorten, unter anderem in einem prachtvoll ausgestatteten „Gold-Pavillon“
sowie in grandiosen Naturkulissen, in schneebedeckten Landschaften NordostChinas und im subtropischen Süden des Landes.
Mit The Grandmaster schuf WONG Kar-Wai einen Kungfu-Film der Extraklasse,
wie man ihn zuvor noch nie gesehen hat und beschert dem Genre damit ein
neues Highlight. Jahrelange Recherchen vor Produktionsbeginn und eine ganze
Truppe von Kampfkunst-Trainern sorgten dafür, dass chinesische Kampfkünste
und die Welt der chinesischen Kungfu-Fighter in The Grandmaster mit vorher
nie gezeigter Authentizität dargestellt werden konnten, wobei die Kampfszenen
vom renommierten Action-Choreografen YUEN Woo-Ping (Once Upon a Time
in China 2, Matrix, Tiger & Dragon, Kill Bill) dirigiert wurden, von dem ANG Lee
sagte, er sei „der beste in China“. Bei den spektakulären Fights vollbrachten die
Darsteller Höchstleistungen, die Superstars Tony LEUNG Chiu-Wai und ZHANG
Zi-Yi sowie CHANG Chen und ZHANG Jin hatten sich zuvor durch jahrelanges,
rigoroses und extrem anstrengendes Kungfu-Training auf ihre Rollen vorbereitet.
10
Für die brillante Bildqualität sorgte der französische Chefkameramann Philippe Le
Sourd, die künstlerische Leitung oblag wieder WONG Kar-Wais langjährigem,
für seine Szenen- und Kostümentwürfe vielfach ausgezeichneten Produktionsdesigner
William CHANG Suk-Ping und seinem Mitarbeiter Alfred YAU Wai-Ming, beide
Koryphäen in ihrem Fach. The Grandmaster stellt ein neues Kapitel dar, sowohl
im Martial Arts-Genre wie auch in WONG Kar-Wais eigener, an Höhepunkten
reicher Karriere.
Die erste Idee für den Film kam WONG 1996 in Argentinien während der Dreharbeiten
zum Beziehungsdrama Happy Together (für das er bei den Filmfestspielen in Cannes
mit dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet wurde). An einem Zeitungsstand
entdeckte er ein Magazin mit Bruce Lee auf dem Cover und sah, das der KungfuStar über zwei Jahrzehnte nach seinem Tod immer noch ein globales Idol war.
„Ich sah Bruce Lees Filme, während ich aufwuchs“, erinnert sich WONG, „und
liebte sie!“ WONGs erster Gedanke war, einen Film über Bruce Lee zu machen.
Aber bei Recherchen erfuhr er immer mehr über Lees Kungfu-Lehrer in den 50er
Jahren, IP Man, und WONGs Interesse an dessen von Legenden umrankter
Lebensgeschichte wuchs. „Wenn ich mich recht entsinne“, erzählt WONG, „war
es 1999, als ich Gelegenheit hatte, ein Filmdokument zu sehen, dass IP Man drei
Tage vor seinem Tod zeigt, in seinem Wohnzimmer. Er sieht sehr schlecht aus in
seinem Pyjama, sehr alt, sehr krank, dünn wie ein Chopstick.
Und dann beginnt er mit einer Demonstration am hölzernen Wing Chun-Dummy,
eine lange Übung, 108 Kombinationen. Im Wohnraum sieht man Katzen und Kinder,
doch er ist ganz auf seine Übung fokussiert. Doch kurz vor dem Ende bricht er
sie plötzlich ab. Die Kamera zeigt sein Gesicht nicht, doch auch von hinten kann
man sehen, dass er sehr erschöpft ist und man denkt: Ist er zu müde, um weiter
zu machen oder hat er die restlichen Kombinationen einfach vergessen. Er ist
immerhin Ende siebzig. Das ist der bewegenste Moment im Film. Und dann macht
er weiter und beendet die Übung.“ Nach diesem Erlebnis war WONG entschlossen,
einen Spielfilm über IP Man zu drehen.
IP war ein gebildeter Mann aus großbürgerlicher Familie, der aus seiner Heimatstadt
Foshan nach der kommunistischen Machtübernahme in China nach Hongkong
auswanderte und eine Kungfu-Schule gründete, an der er den Wing ChunKampfstil lehrte. Sein Schüler Bruce Lee brachte es später bekanntlich zu Weltruhm.
„Ich war als Kind ein Fan von Bruce Lee. Ich sah seine Filme, als ich sieben oder acht
war“, erzählt Tony LEUNG, der den Titelhelden souverän verkörpert. „Doch in
den 60er Jahren wurde uns gesagt, dass nur Polizisten oder Gangster Kungfu
lernen. Man verband damit Kampf, Krawall oder aber Operntheater, Kino.“ - „Diese
Kampfkunstschulen hatten damals keinen guten Ruf“, ergänzt WONG Kar-Wai.
„Eltern hüteten sich normalerweise, ihre Kinder dorthin zu schicken, sie galten
als gefährlich, als Brutstätte für Trouble.“ Und es waren Orte, wo die Hongkonger
Gangstersyndikate, die Triaden, ihren Nachwuchs rekrutierten. Verschiedene
Schulen konkurrierten miteinander, es kam zu erbitterten Rivalenkämpfen. Es
gab Straßen mit einer Vielzahl von Trainingsstätten, und WONG plante zunächst,
die Geschichte so einer Straße mit einem illustren Kungfu-Meister als Hauptfigur
zu verfilmen. Doch je mehr er über die persönliche Vergangenheit dieser Meister
11
in der republikanischen Ära Chinas (1911-1949) las, desto mehr war er fasziniert
von jener Epoche, die als Blütezeit der chinesischen Kampfkünste gilt. Viele der
Hongkonger Kampfkunst-Lehrer stammten aus Nordchina, speziell aus der lange
von japanischen Truppen besetzten Manchurei, wo die Japaner in den 1930er
Jahren ein Reich namens Manchukuo schufen, welches sie von einer chinesischen
Marionetten-Regierung verwalten ließen. WONG beschloss, seinem Film einen
großen historischen Rahmen zu geben und jene Zeit auf der Kinoleinwand wieder
aufleben zu lassen, mit all den Rivalitäten, Tragödien und esoterischen Mysterien.
Dazu stellte WONG Kar-Wai aufwändige Nachforschungen an. Er sammelte historische
Fotos und Dokumente, las Geschichtswerke und füllte Notizbücher mit schriftlichen
Aufzeichnungen, mit Textkopien und Merkzetteln. Er begab sich auf eine dreijährige
Reise (dokumentiert im Film The Road to ‚The Grandmaster‘, der im Internet schon
nach dem erfolgreichen Kinostart von The Grandmaster in China über 10 Millionen
Mal geklickt worden war). Unter Anleitung von Chinas Wushu-Nationaltrainer
Wu Bin (und Lehrer von Jet Li, dem größte Kungfu-Filmstar seit Bruce Lee) führte
die Recherche-Tour in neun Städte in China und Taiwan. WONG interviewte
eine Reihe großer Martial Arts-Meister. Sie informierten ihn nicht nur über ihre
Kampfkunst und Philosophie, sondern auch über viele Geheimnisse und Geschichten
aus der „Jiang-Hu“ genannten Martial Arts-Welt, die zuvor nur Eingeweihten bekannt
waren. WONG Kar-Wai erkannte, dass er es mit einem kulturellen Erbe zu tun hatte,
das vom Vergessen bedroht war. Er fasste den Entschluss, dieses Erbe öffentlich in
seinem Filmprojekt zu präsentieren, speziell die Kampfarten der Wing Chun-, Bagua-,
Xinji- und Baji-Kungfu-Schulen. The Grandmaster sollte ein Epos werden – mit
einer absolut authentischen Präsentation chinesischer Kampfkünste.
12
Interview mit Tony Leung chiu-wai
(Auszüge aus einem Gespräch, das Linda Jaivin mit Tony LEUNG in Bangkok führte.)
Wie haben Sie sich mental auf ihre Rolle vorbereitet?
Tony LEUNG: Der Regisseur gab mir eine Menge Bücher über die (Kungfu-) Meister
des Nordens, aber nur wenige Sachen über IP Man.
Es ist doch viel über ihn geschrieben worden.
TL: Ist es, aber er gab mir nicht viel davon zu lesen. Er selber hat natürlich viel
recherchiert. Aber er wollte, dass ich mehr über Bruce Lee lese. Die Filmfigur sollte
so eine Art Mischung aus IP Man und Bruce Lee sein. Der Film sollte nicht dokumentarisch
sein, wir wollten einen Idealtyp, einen ‚perfekten‘ IP Man kreieren. Meinem Eindruck
nach war IP Man sehr höflich mit guten Manieren, ein Denker und Gentleman. Beim
Kampf war er ganz anders, wild, fast animalisch. Ich empfand diese Mischung als
faszinierend. Ein Mann aus wohlhabender Familie, der Sohn eines Landbesitzers,
der bis zum Alter von 40 Jahren alles hatte. Dann erlebte er einen gewaltigen
Absturz, sehr traumatisch... und doch, am Ende stand er immer noch aufrecht da.
Noch nie habe ich in einem WONG Kar-Wai-Film eine so positive Figur gespielt.
Sehr optimistisch. Wie hätte er sonst aufrecht dastehen können nach allem, was
er durchgemacht hatte? Es war, als wäre er aus dem Himmel in die Hölle gelangt.
Sein Heim, sein Reichtum, seine Familie – alles weg. Seine zwei Töchter kamen
um. Mein Meister (Wing Chun-Lehrer Duncan LEUNG) erzählte mir, dass IP Man
nicht mal eine Decke zum zudecken besaß, als er in Hongkong ankam.
Er musste sich eine borgen von einem Schüler, der sie dann aber selber wieder
brauchte. Aber er war so ein Mensch, der mit einem Lächeln im Gesicht durchs
Leben ging. Das war echter Positivismus. Ich glaube, dass Kungfu sein Leben geprägt
und inspiriert hat. Bei Bruce Lee war das Gegenteil der Fall: Das Leben prägte und
inspirierte sein Kungfu. Bruce Lee beschäftigte sich mit Philosophie, Taoismus. Tatsächlich
gelangten IP Man und Bruce Lee auf unterschiedlichen Routen zum gleichen Ziel.
In seinen Schriften wies Bruce Lee oft auf IP Man hin, nannte ihn einen der Großen
in der Welt des Kungfu.
IP Man hatte ihm zu der Erkenntnis verholfen, dass Kungfu nicht bloß körperliches
Training oder ein Mittel zur Selbstverteidigung ist, es dient zur mentalen Fortbildung,
es ist eine Lebensweise. Nur indem ich selber Kungfu lernte, war es mir möglich
das wirklich zu verstehen. Erst nachdem ich diese Rolle übernahm, begriff ich
wirklich, worum es beim Kungfu geht. Ich will Jugendlichen – und ihren Eltern –
zeigen, worum es beim Kungfu wirklich geht. Den wahren Geist des Kungfu. Das
mittels harter Arbeit, Disziplin und mentalem Training Erlernte im Leben anwenden.
Im Idealfall gelangt man zu einer Ebene wie beim Zen: Du willst mit deinem Gegner
Harmonie erreichen. Er ist nicht dein Feind, ebenso wenig wie deine Umwelt dein
Feind ist. Das Ziel ist nicht der Sieg, sondern Öffnung des Bewusstseins. Je mehr
ich Kungfu studierte, desto faszinierter war ich.
13
Etwas in der Art sagt Meister GONG zu seiner Tochter. Er kritisiert, dass sie
nur ans Siegen denkt.
TL: Ja. Es geht nicht bloß ums Kämpfen. Wenn es so wäre, könnte jeder ein Großmeister
werden. Wissen Sie, diesen Film zu machen war der Hammer. Ich habe noch nie
zuvor so einen Film mit WONG Kar-Wai gemacht! Ich spiele immer diese düsteren,
gehemmten Charaktere. Aber dies ist eine so positive, lebensbejahende Rolle.
Das war sehr erfreulich. Natürlich gibt es da diese Szenen, als der Krieg ausbricht,
und ich alles verliere...
Sie weinen.
TL: Genau. Ich weine wegen des Verlusts, und auch aus Frustration. Aber am
Ende: IP Man steht noch immer aufrecht da, nicht wegen seiner Art zu kämpfen,
sondern auf Grund seiner Art der Lebensführung. Ich bin wirklich sehr glücklich
darüber, dass ich eine Figur darstellen konnte, die eine Kombination aus diesem
großen Mann und Bruce Lee ist. Jetzt, da ich über 50 bin, reizt es mich nicht mehr
so sehr, in tiefernsten Dramen mitzuspielen. Lieber spiele ich Figuren mit einer
unbeschwerteren Lebenseinstellung. So war ich sehr froh, einen so positiven
Charakter darstellen zu können, das hat mich in jeder Hinsicht glücklich gemacht.
Dabei wusste ich anfangs, vor Beginn der Dreharbeiten, überhaupt nicht, wie ich
IP Man spielen würde. Ich war nur mit meinem Wing Chun-Training beschäftigt.
Dann arbeiteten wir zunächst nur an den Kampfszenen. Ein oder zwei Jahren
drehten wir nur Kämpfe, keine von den anderen Szenen. Ich wusste nicht mal,
worum es in der Story ging! Erst in den letzten sechs Monaten der Filmaufnahmen
drehte ich die Drama-Szenen.
Eine interessante Art, einen Film zu machen.
TL: Es war verrückt! Aber so ist WONG Kar-Wai nun einmal. Doch es macht
wirklich Spaß. Jedesmal, wenn ich einen Film mit ihm mache, ist es ein Abenteuer.
Wenn ich mit ihm arbeite, schaue ich mir normalerweise nicht die bereits abgedrehten
Aufnahmen an. So habe ich keine Ahnung von der Story und weiß nicht, was die
anderen Figuren tun. Ich will es nicht wissen.
Ich befürchte, dass ich sonst anfangen würde, meine eigenen Vorstellungen
einzubringen. Aber es soll WONG Kar-Wais Film sein. Mein Job ist es, seine
Vorstellungen zu erfüllen. Als ich den Film das erste Mal sah, fand ich ihn toll.
Werden Sie ihr Kungfu-Training fortsetzen?
TL: Mmmm... bin nicht sicher. Man braucht einen Partner, um richtig zu üben. Und
es ist vielleicht nicht das Richtige in meinem Alter. Was ich wirklich gerne lernen
möchte ist Tai Chi Chuan. Das kann man noch mit über siebzig, auch länger üben.
Was ging in Ihrem Kopf vor, was hatten Sie für ein Gefühl, als sie diese großen
Kampfszenen, wie die im Regen, drehten?
TL: Ich fühlte mich sehr unter Druck! Ich konnte mich nie entspannen. Ich war
echt besorgt, dass ich Leute verletzen könnte. Mein Meister sagte mir: Betrachte
sie nicht als Menschen, betrachte sie als Sandsäcke. Aber das ich konnte nicht.
14
In den Kampfszenen des Films wurde also richtig zugeschlagen?
TL: Ja. Sie wollten die Kungfu-Szenen nicht auf die übliche Weise filmen. Es sollte
authentisch sein. Aber ich konnte das nicht machen. Ich konnte diesen Schritt
nicht tun. Ich bin von mir selbst ein bisschen enttäuscht, dass ich nicht so weit
gehen konnte. Andererseits kämpfte die von mir verkörperte Person nicht, um
Menschen zu töten. Für sie war es eine Art Spiel. So war es nicht notwendig,
derart hart zuzuschlagen. Aber für mich war es hart, diese Szenen zu drehen.
Von all den Kampfszenen war die im Regen die härteste – in jeder Hinsicht. Wir
drehten sie in 30 aufeinanderfolgenden Nächten. Jedesmal die ganze Nacht lang.
Von sieben Uhr abends an waren wir klatschnass, konnten aber die Kleidung
nicht wechseln bis zum Drehschluss am folgenden Morgen. Ab Mitternacht zitterte
ich vor Kälte. So ging das jede Nacht. Ich begann, Medizin gegen Erkältung einzunehmen.
Ich merkte, wie ich krank und kranker wurde. Als die ganze Szene im Kasten war,
lag ich fünf Tage lang flach. Ich schluckte Arzneimittel und lebte von Reisbrei. Ich
dachte, ich hätte eine Lungenentzündung. Ich war ständig am Husten. Wie sich
herausstellte, war es eine Bronchitis. Das war das Härteste beim Dreh. Außerdem
standen wir bei den Aufnahmen manchmal knöcheltief im Wasser, und weil Bruder
Suk (William CHANG) das so genau nimmt mit den Kostümen, mussten wir Schuhe
mit Stoffsohlen tragen. Und die waren schlüpfrig. So kämpften wir da mitten im
Regen mit rutschigen Schuhen... auf so etwas wird man beim Training nicht vorbereitet!
Und es war derart kalt. Oktober, November. In der ersten Nacht wurde mir überhaupt nicht heiß, obwohl ich schwitzte beim dauernden Kämpfen. Da war mir
klar: Von nun an wird‘s schrecklich kalt. Die Drama-Szenen waren leichter. Auch
da steht man unter Druck, aber nicht so extrem.
15
16
D
er Sage zufolge sollen die traditionellen
chinesischen Kampfkünste, in China heute
üblicherweise unter dem Begriff Wu-shu
zusammengefasst, auf den buddhistischen
Lehrmeister Bodhidharma aus Indien zurückgehen, der vor rund eineinhalbtausend Jahren
nach China auswanderte und im Shaolin Kloster
ein Trainingssystem zur mentalen und physischen
Stärkung der Mönche entwickelte. Ausgehend
davon entstanden im Laufe der Jahrhunderte
verschiedene regionale Kampfkunst-Schulen
mit spezifischen Techniken.
Ip man,
wing chun groSSmeister
Wing Chun (auch: Yong Chun) ist eine südchinesische Wu-Shu-Variante für den Kampf
auf kurze Distanz, wobei besonderen Wert auf
Angriffs- und Abblocktechniken, Balance und
lockere Haltung gelegt wird; Schläge oder Tritte
zielen vor allem auf Augen, Nase, Kehle, Solarplexus,
Magen, Unterleib und Geschlechtsteile. Der Wing
Chun-Kampfstil entstand im 18. Jahrhundert,
zur Zeit der Qing-Dynastie. Kreiert wurde er
angeblich in der Provinz Fujian von überlebenden
Mönchen, namentlich Zhi Shan und Hong Xi-guan,
nach der Zerstörung des Jiulianshan Shaolin
Klosters. Eine Yong Chun genannte Halle, in der
Kampfkunst geübt wurde, diente als Namensgeber
für den neuen Wu-Shu Stil.
Weiterentwickelt wurde er durch rebellische
Artisten von den Operntheatertruppen der Roten
Dschunken. Eine andere Legende besagt, dass
eine junge Dame namens YIM Wing-Chun die
Kampfkunst von der Shaolin-Nonne NG Mui
erlernte, um einen regionalen Kriegsfürsten im
Zweikampf zu besiegen. Das gelang, und YIM
Wing-Chun brachte ihrem Gemahl LEUNG Pok-To
die später nach ihr benannte Kampftechnik bei.
Weitgehend auf gesicherte Fakten gegründet
ist dagegen die Lebensgeschichte von IP Man
(auch: YIP Man oder YIP Kai-Man), einem in ganz
China berühmten Wing Chun- Meister ersten
Ranges. Am 1. Oktober 1893 als drittes von vier
Kindern des Vaters IP Oi-Dor und der Mutter
NG Shui in eine wohlhabende Familie aus Foshan,
Provinz Guangdong (Kanton) geboren, begann
er bereits in der Kindheit mit dem Wing ChunTraining. Sein Lehrer war zunächst der bereits
70-jährige CHAN Wah-Shun, und nach CHANs
Tod dessen Meisterschüler NG Chung-Sok. Mit
16 zog der Teenager nach Hongkong, wo er das
angesehene St. Stephen‘s College besuchte und
seine Wing Chun-Ausbildung unter Anleitung
von Sifu LEUNG Bik fortsetzte. Nach seiner
Rückkehr in die Heimat wurde IP Polizist in
Foshan, seit der Han-Dynastie ein Zentrum
des Töpferhandwerks, und unterrichtete Bekannte sowie Verwandte in Wing Chun. Nach
dem Sieg der Kommunisten unter Führung von
MAO Tse-Tung über die Nationalisten unter Führung von CHIANG Kai-Shek im chinesischen Bürgerkrieg sah sich IP Man als Kuomintang-Beamter genötigt, 1949 ins britisch regierte Hongkong
zu emigrieren, wo er eine Wing Chun-Schule eröffnete, zunächst im Bezirk Sham Shui Po und
dann in der Lee Tat Street in Yau Ma Tei. IPs Reputation wuchs, als einige seiner Schüler Siege in
Kampfwettbewerben davontrugen. 1967 gründete er mit Anhängern die Wing Chun Athletic Association. Heute gibt es Wing Chun-Sportschulen in aller Welt, auch in Deutschland.
17
Der international berühmteste Schüler von
Großmeister IP Man war ein rauflustiger Teenager
namens Bruce Lee, der unweit von IPs Schule in
der Nathan Road wohnte, bevor er 1958 in die
USA übersiedelte, wo er noch als Student begann,
auf Basis seines Wing Chung-Trainings und unter
Einbeziehung weiterer Kampftechniken wie Karate
einen eigenen, höchst effektiven Kampfstil zu
kreieren, den er Jeet Kune Do nannte.
Lees Aufstieg zum größten Kungfu-Star der
Kinogeschichte erlebte IP Man noch mit, bevor
er, der angeblich lange Zeit regelmäßig Opium
rauchte, im Alter von 79 Jahren am 2. Dezember
1972 an Kehlkopfkrebs starb. Siebeneinhalb Monate
später starb auch Bruce Lee, infolge einer allergischen
Reaktion. Er wurde nur 32 Jahre alt und posthum
selbst zur Legende.
2010 folgte IP Man, Teil 2. Die Fortsetzung zeigt,
wie es IP nach seiner Emigration in der britischen
Kronkolonie Hongkong ergeht, wo er in Konflikt
mit den Kolonialherren und mit lokalen Wu-Shu
Meistern gerät. JIANG Dai-Yan verkörpert den
jungen Bruce Lee. Im gleichen Jahr erschien
IP Man Zero mit TO Yu-Hang als Hauptdarsteller,
Regie führte Herman YAU, der auch IP Man: The
Final Fight (2013) inszenierte. Mit The Grandmaster
von WONG Kar-Wai kommt nun der ambitionierteste, darstellerisch eindrucksvollste und bildmächtigste Film über den Wing Chun-Großmeister
IP Man ins Kino.
IP Man hinterließ schriftliche Aufzeichnungen
zur Geschichte des Wing Chun und Artefakte
aus seiner Wirkungszeit sind im IP Man Tong
Museum in Foshan zu besichtigen. Geschichten
aus IPs Leben wurden bereits mehrfach verfilmt:
2008 erschien IP Man mit Action-Star Donnie
YEN Chi-Yan in der Titelrolle und HongkongKinoveteran Sammo HUNG Kam-Bo als KampfChoreograf.
Es geht um konkurrierende Kampfschulen in Foshan
vor und während der japanischen Besatzungszeit,
wo Meister IP sich mit General MIURA, dem
Dolmetscher LI und dem Schurken KAM auseinandersetzen muss. IP Mans Sohn IP Chun wirkte
bei der Produktion als Berater mit, doch zur
Steigerung der Dramatik nahmen sich Regisseur
Wilson YIP und die Autoren Edmond WONG
und CHAN Tai-Li bei der Darstellung einige
Freiheiten heraus, was sich an der Kinokasse
auszahlte.
muss ich hinaus aufs meer, wird mein herz
mich immer zu dir zurück bringen.
18
Die GroSSmeister im Filmteam
Regie, Buch, Produktion
WONG Kar-Wai
Er ist eine Ausnahmeerscheinung im Hongkong-Kino. WONG Kar-Wai gehört zu
einer Handvoll Autorenfilmer, die innerhalb der kommerziellen kantonesischen
Filmindustrie eigene künstlerische Vorstellungen realisieren; dabei ist er der Einzige,
der eine unverwechselbare Handschrift entwickelt hat. Konsequent konstruiert
er seine Geschichten entgegen konventionellen Erzählstrukturen, die Handlung
ist nicht geradlinig, sondern collagenhaft segmentiert. WONGs visuelle Ästhetik
verbindet Einflüsse aus Nouvelle Vague, Avantgardekino und Genrefilm. In mancherlei
Hinsicht ähneln seine Werke manchen Filmen von Rainer Werner Fassbinder, den
WONG sehr schätzt, und dessen Vorliebe für Stilisierungen, stimmungsbetonende
Dekors und alte Popsongs auf der Tonspur WONG teilt. Bei WONGs bildgewaltigem
Opus 2046 war Fassbinders langjähriger Mitarbeiter Peer Raben zusammen mit
Umebayashi Shigeru für die Filmmusik zuständig.
WONG wurde am 17. Juli 1958 in Shanghai geboren. 1963 kam er nach Hongkong,
wo der von Hause aus Mandarin und Shanghainesisch sprechende Knabe sich
zunächst isoliert und einsam fühlte, weil er kein Kantonesisch konnte. Nach der
Schulzeit begann er ein Grafikdesign-Studium an der Hong Kong Polytechnic
School, belegte 1980 einen Ausbildungskurs bei Run Run Shaws Fernsehsender
TVB (Television Broadcast Ltd.), wo auch Tony LEUNGs Karriere begann. WONG
schrieb zunächst Drehbücher fürs Fernsehen und dann auch fürs Kino, wobei er
öfters mit Frankie CHAN Fun-Kei, Jeffrey LAU Chun-Wai und Patrick TAM Kar-Ming
kooperierte. Zu WONGs besten Arbeiten aus dieser Zeit zählen die Skripts für
Final Victory (1987, Regie: Patrick Tam) mit Eric TSANG Chi-Wai, Return Engagement
(1990, Regie: CHEUNG Tung-Cho) mit Alan TANG Guang-Rong, sowie das Drehbuch für
sein eigenes Regiedebüt As Tears Go By, das von Alan TANG mit dessen Produktionsfirma
In Gear finanziert wurde.
Inspiriert wurde WONGs fulminantes Gangsterdrama von Martin Scorseses
Mean Streets, die Hauptdarstellerin Maggie CHEUNG Man-Yuk verkörperte zurückhaltend Anmut und Feingefühl und wurde von WONG danach noch in vier weiteren
Filmen eingesetzt, am eindrucksvollsten in In the Mood For Love, an der Seite von
Tony LEUNG Chiu-Wai.
19
As Tears Go By ist anno 1989 der erste Hongkong-Film, der im Rahmen der „Semaine
de la Critique“ beim Filmfestival in Cannes präsentiert wird.
Der Erfolg des Debüts, sowohl bei Kritikern und Publikum, ermöglichte es dem
Newcomer, mit hochkarätiger Besetzung und für Hongkonger Verhältnisse großem
Budget einen ungemein stimmungsvollen, existenzialistischen Liebesfilm mit einer
ganz eigenen, zuvor in Hongkong nie gesehenen Bildästhetik und Dramaturgie zu
drehen: Days of Being Wild wurde bei den Berliner Filmfestspielen 1991 erstaufgeführt
und begründete den Kultstatus, den WONG Kar-Wai heute in Cineastenkreisen genießt.
In Sight & Sound, einer Publikation des British Film Institute, wird WONG auf
Rang drei in der Liste der zehn besten Regisseure der Moderne geführt. 1994
erschienen gleich zwei stilistisch und inhaltlich ganz unterschiedliche Regiearbeiten
von WONG: Ashes of Time ist eine hochgradig stilisierte chinesische SchwertkämpferSaga, ein grandioser Bilderrausch, und wurde beim Filmfestivals in Venedig für die
Beste Kamera ausgezeichnet; Chung King Express ist eine sparsam ausgestattete
Filmpoem über Fernweh, Liebessehnsucht und die Vergänglichkeit menschlicher
Bindungen. Chung King Express wurde WONGs bis dato größter internationaler
Erfolg und mit gleich vier Hong Kong Film Awards preisgekrönt (Bester Film, Beste
Regie, Bester Schnitt, Bester Darsteller: Tony LEUNG). Der in nur zwei Monaten
fertiggestellte Film festigte WONGs Ruf als „Regie-Wunderkind“. In Fallen Angels,
eine stimmungsvolle Nocturne aus dem Dickicht der Großstadt Hongkong, portraitiert
WONG visuell experimentierfreudig erneut einsame junge Menschen, deren
zwischenmenschliche Beziehungen von Bindungsscheu und emotionaler
Verstörung zeugen.
Für Happy Together, die eindringliche Beziehungsstudie zweier Hongkonger
Homosexueller in Argentinien, wurde WONG, der mit Jeff Lau längst eine eigene
Produktionsfirma namens Jet Tone Films gegründet hatte, höchste Ehre zuteil:
Der Preis für die Beste Regie in Cannes, und die Frankfurter Rundschau schwärmte:
„Von WONG Kar-Wai könnte man lernen, was Erzählen in Bildern heißt.“
Zu filmsprachlicher Meisterschaft brachte es WONG mit seinem Geniestreich In the
Mood For Love. Da deuten Schnitte in einer Einstellung subtile Gefühlsumschwünge
an, Aufnahmen durch Gitter versinnbildlichen die Eingeschlossenheit der Protagonisten
in ihren Verhältnissen; und wenn sie im Regen stehen, wird deutlich, dass ihre
Beziehung in Auflösung begriffen ist. In the Mood For Love wurde mit Preisen
überhäuft, Hauptdarsteller Tony LEUNG erhielt in Cannes den Preis als Bester
Darsteller. Auch der Nachfolgefilm 2046, ein brillant fotografierter Genre-Hybrid
aus Science Fiction- und Liebesdrama, feierte in Cannes Premiere.
20
Neben seinen eigenen Spielfilmprojekten fand WONG immer wieder Zeit, Kurzfilme,
Musikvideos und Werbeclips (u.a. für Dior, Lacoste, Philips) mit illustren Stars wie
Brad Pitt, Sharon Stone oder Clive Owen zu drehen, und zudem Filme anderer
Regisseure zu produzieren, wie die Martial Arts-Komödie The Eagle Shooting
Heroes (1993) mit einem riesigen Staraufgebot unter der Regie von Jeff LAU.
WONGs Beitrag „The Hand” gilt als der beste zum Omnisbusfilm Eros (2004), Steven
Soderbergh und Michelangelo Antonioni inszenierten die beiden anderen.
2007 steuerte er den Kurzfilm „I Traveled 9000 km to Give It to You” bei zum Projekt
Chacun son cinéma von Gilles Jacob, dem Festivaldirektor in Cannes.
Als erster Chinese überhaupt wurde WONG Kar-Wai 2006 zum Präsidenten der
Jury in Cannes bestellt, sein erster englischsprachiger Film My Blueberry Nights
mit Norah Jones, Natalie Portman, Rachel Weisz und Jude Law eröffnet im Jahr
darauf das Festival an der Cote d‘Azur. Sein Martial Arts-Epos The Grandmaster
eröffnete 2013 die Internationalen Filmfestspiele in Berlin, einmal mehr wurde
WONG mit dem Vorsitz der Wettbewerbs-Jury betraut.
Anlässlich der 100 Jahr-Feier des Hongkong Kinos wurden vom Film Awards-Komitee
die 100 besten Hongkong-Filme ausgewählt, darunter waren sechs von WONG
Kar-Wai, mehr als von jedem anderen Regisseur.
FILMOGRAFIE (Spielfilmregie):
1988 As tears Go By (Originaltitel: Wangjiao Kamen)
1990
Days of Being Wild (A-Fei Zhengzhuan)
1994
Chung King Express (Congqing Senlin)
Ashes of Time (Dongxie Xidu)
1995
Fallen Angels (Duoluo Tianshi)
1997
Happy Together (Chunguang Zhaxie)
2000
In the Mood For Love (Hua Yang Nian Hua)
2004
2046
2007
My Blueberry Nights
2008
Ashes of Time Redux (Dongxie Xidu)
2013
The Grandmaster (Yidai Zongshi)
21
22
Schnitt, Produktions- und Kostümdesign
William CHANG Suk-Ping
Er hat bei allen Filmen von WONG Kar-Wai kreativ entscheidend mitgewirkt: als
Produktionsdesigner, künstlerischer Leiter und auch, bei WONGs ersten zwei
Regiearbeiten noch ohne Credits, als Cutter. William CHANGs Einfluss auf den
Look von WONGs Filmen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sein Status
als Schnittmeister, künstlerische Leiter, Produktionsdesigner und Kostümbildner in
Personalunion bei der Produktion von The Grandmaster ist einzigartig in der
Kinoindustrie.
William CHANG wurde 1953 in Hongkong geboren. Seine Familie stammt, wie die
von WONG Kar-Wai, aus Shanghai. Die gemeinsamen Wurzeln mögen zu ihrer
fruchtbaren späteren Zusammenarbeit beigetragen haben. Nach dem Schulbesuch
ging CHANG zum Filmstudium nach Kanada. Als Regieassistent von Cecile TANG
Shu-Shuen bei The Arch (1970) und ihrem in Taiwan gedrehten und von der Zensur
zunächst verbotenen Kulturrevolutions-Drama China Behind (1974) machte
CHANG erste Praxis-Erfahrungen im Film-Metier. Zurück in Hongkong eignete
er sich Fachwissen im Modedesign an, das ihm bei seiner Arbeit als Kostümbildner
sehr zugute kam.
Beinahe im Alleingang gelang es CHANG, Filmproduzenten und Regisseure in
Hongkong von der Bedeutung professionellen Production-Designs zu überzeugen.
Zuvor war das Design eher als nebensächlich betrachtet worden und die Ausstattung
vieler Filme war miserabel.
Die ab 1979 im Hongkong Kino reüssierenden Regie-Newcomer der sogenannten
Neuen Welle hatten oft im Ausland studiert und legten Wert auf gutes
Produktionsdesign.
Und so kam es zur fruchtbaren Zusammenarbeit von William CHANG und Regisseuren
wie Patrick TAM Kar-Ming (Love Massacre, Nomad), Stanley KWAN Kam-Ping
(Love Unto Waste), Tony AU Ding-Ping (I Am Sorry), YIM Ho (Homecoming) sowie
TSUI Hark, für den CHANG Ausstattung und Kostüme entwarf beim mit gewaltigem
Aufwand produzierten Martial Arts-Märchen Zu: Warriors of the Magic Mountain
(1983), auch bei TSUIs The Blade (1995) wirkte CHANG beim Entwurf des Looks mit.
CHANG kreierte überdies die Kostüme für TSIUs fabelhafte Fantasy-Filmproduktionen
A Chinese Ghost Story Teil 2 und 3 (Regie: CHING Siu-Tung). Seit Mitte der 1990er
Jahre ist CHANG auch als Schnittmeister in der kantonesischen Kinoindustrie
sehr gefragt.
Regelmäßig hat William CHANG auch fürs Theater gearbeitet. Als Produktionsoder Kostümdesigner fürs Kino war er bei rund hundert Projekten tätig und
brachte sein immenses Know-how bei den ersten Arbeiten von Jungfilmern wie
Eric KOT Man-Fai kreativ ein. Beim Regiedebüt des Diskjockeys, Darstellers und
Sängers Jan LAMB Hoi-Fung, Out of the Blue (1995), war CHANG auch als Koproduzent
und Cutter beteiligt. Internationales Renommee erwarb sich CHANG aber vor
allem durch die schöpferische Mitgestaltung beim Dreh wie auch beim Schnitt
aller Filme von WONG Kar-Wai. Als künstlerische Leiter bei The Grandmaster
arbeitete William CHANG wieder eng mit seinem langjährigen Kollegen Alfred
YAU Wai-Ming zusammen, auch das Produktionsdesign gestalteten sie gemeinsam.
23
Kamera
Philippe Le Sourd
Für die bildschönen Aufnahmen in The Grandmaster
zeichnet Chefkameramann Philippe Le Sourd
verantwortlich. Er sorgte für stimmungsvolle
Beleuchtung bei beschaulichen Szenen mit Tony
LEUNG und ZHANG Zi-Yi, für präzise fokussierte
Einstellungen bei den Kampfsequenzen, die aus
einer Vielzahl von Blickwinkeln und oft aus
nächster Nähe aufgenommen wurden, sowie
für die grandiosen Außenaufnahmen in freier
Natur, wie beim Trauermarsch im Schnee, gefilmt
in der Gegend von Dongbei. Während bei den
in Nordchina spielenden Szenen kalte Farben
vorherrschen, bestimmen warme Töne das Bild
an südchinesischen Schauplätzen, wie dem
prachtvollen „Gold Pavillon“.
Bevor Philippe Le Sourd bei The Grandmaster mit
WONG Kar-Wai und chinesischen Kino-Idolen
wie LEUNG und ZHANG zusammen arbeitete,
hatte der Franzose bereits für Ridley Scott gedreht
(A Good Year, 2006), und zudem so berühmte
Weltstars wie Will Smith ins rechte Licht gesetzt,
bei den Aufnahmen für Seven Pounds (2008).
Außerdem war er Kameramann bei einigen Spielfilmen in französischer Sprache, bei Cantique de la
racaille (1998), Peut-être (1999), La merveilleuse
odyssée de l‘idiot Toboggan (2002) sowie bei
Atomik Circus - Le retour de James Bataille (2004)
mit Vanessa Paradis.
Philippe Le Sourd drehte desweiteren zahlreiche
Kurzfilme und lernte sein Handwerk von der
Pieke auf, als Focus Puller und Kameraassistent.
So war Le Sourd beim Kultfilm Delicatessen (1991)
Assistent von Kameramann Darius Khondji, der
bald darauf großes Ansehen und eine Oscarnominierung für Evita (1996) erlangte und später
Chefkameramann bei WONG Kar-Wais US-Film
My Blueberry Nights (2007) war.
24
Er ist ein Großmeister in der Kunst der KampfChoreografie und einer der besten und renommiertesten Martial Arts-Regisseure der Welt.
YUEN Woo-Ping verhalf Leinwandhelden wie
Jackie CHAN, Donnie YUEN und Jet LI zu Weltruhm. 1945 im südchinesischen Guangzhou geboren, kommt YUEN aus einer kinderreichen
Familie von Peking-Opernartisten – ihm war sein
Talent sozusagen in die Wiege gelegt. Sein aus
Beijing stammender Vater YUEN Siu-Tin hatte
in den 30er Jahren als Darsteller und KungfuLehrer bei verschiedenen Operntruppen gearbeitet. Später ließ er sich in Hongkong nieder
und fand in der Filmindustrie Anstellung. In den
1950er und 60er Jahren war er regelmäßig als
Kampfkunst-Experte und Schauspieler in einer
populären und langlebigen Kinofilm-Serie über
den legendären Martial Arts-Meister WONG
Fei-Hung tätig.
YUEN Siu-Tin lehrte seinen Söhnen von Kindesbeinen an Kungfu und verschaffte ihnen erste
Jobs beim Film. So war YUEN Woo-Ping 1968 in
der WONG Fei-Hung-Folge The Invincible Lion
Dancer zu sehen, auch in anderen Filmen wie
The Chinese Boxer wirkte er als Kleindarsteller
oder Stuntman mit, bevor er bei NG See-Yuens
Eastern Mad Killer 1971 erstmals offiziell als
Kampf-Choreograf genannt wird. YUEN WooPings eigenes Regiedebüt Snake in the Eagles
Shadow und sein nächster Kinohit Drunk Monkey
in the Tiger‘s Eyes, besser bekannt unter dem
Titel Drunken Master, markierten 1978 den Beginn
der Superstar-Karriere von Jackie CHAN. Auch
YUEN Woo-Pings Vater YUEN Siu-Tin wurde
dabei in der Rolle eines spleenigen alten KungfuLehrmeisters berühmt. Der phänomenale Kassenerfolg der beiden Komödien ermöglichte es
YUEN Woo-Ping sich mit der Gründung einer
eigenen Produktionsfirma, Wo Ping Films Company
Ltd., selbstständig zu machen. Zudem arbeitete er
weiter als Regisseur für große Studios wie Golden
Harvest, in The Miracle Fighters (1981) wirkte fast
der ganze YUEN-Familienklan mit.
Mitte der 80er Jahre nahm YUEN Woo-Ping einen
jungen US-Chinesen namens Donnie YEN ChiTan unter seine Fittiche. Unter YUENs Anleitung
bestritt der Newcomer, der von klein auf Kungfu
trainiert hatte, einige seiner besten LeinwandDuelle, in Filmen wie In the Line of Duty 4 (1989)
Kampf-Choreografie
YUEN Woo-Ping
oder den Tsui Hark-Produktionen Once Upon a
Time in China 2 (1992) und Iron Monkey (1993), die
zu Klassikern des Martial Arts-Genres wurden.
Jet LI ist ein anderer Superstar, der unter YUENs
Regie zu Höchstform auflief, u.a. in Filmen wie
The Last Hero in China (1993). In Wing Chun
(1994) inszenierte YUEN mit Michelle YEOH in der
Hauptrolle äußerst spektakuläre Kampfduelle,
artistischer Höhepunkt ist ein köstlicher Fight
um eine Maxi-Portion Sojaquark. Unter YUENs
Action-Regie kämpfte Michelle YEOH auch in
ANG Lees mit vier Oscars ausgezeichneten Martial
Arts-Epos Crouching Tiger, Hidden Dragon (aka
Tiger & Dragon, 2000), ein weiterer Meilenstein
in der Karriere des Kampfkunst-Choreografen
und Regisseurs YUEN Woo-ping.
Durch die von YUEN meisterhaft mit Jet LI in Szene
gesetzten Kungfu-Fights in Fist of Legend (1994)
wurden die Wachowski Brüder aus Chicago auf
Meister YUEN aufmerksam und engagierten ihn für
die Martial Arts-Choreografie ihrer phänomenal
erfolgreichen Matrix-Trilogie. Der erste Teil war
1999 YUEN Woo-Pings grandioser Einstand in
Hollywood.
Ein amerikanischer Eastern-Fan namens Quentin
Tarantino war ebenfalls höchst beeindruckt von
der Kunst des Kantonesen und so bat er ihn, die
Kungfu-Szenen für Kill Bill (2003/04) zu inszenieren.
In einer weiteren US-Produktion, The Forbidden
Kingdom (2008) lieferten sich zwei ehemalige
Protegés von YUEN, Jackie CHAN und Jet LI, unter
der Action-Regie des Altmeisters ein begeisterndes Duell in einem Tempel. Mit True Legend
realisierte YUEN Woo-Ping dann wieder einen
Film komplett in eigener Regie. Die Geschichte von
SU Qi-Er, ein Martial Arts-Meister und ehemaliger
General zu Zeit der Qing-Dynastie, wurde bei
den Internationalen Filmfestspielen in Berlin
2010 präsentiert.
25
DIE DARSTELLER
Tony LEUNG Chiu-Wai (IP Man)
Der 1962 in Hongkong geborene heutige Superstar zählt zu den vielseitigsten und
renommiertesten chinesischen Schauspielern seiner Generation, seine Filmografie
umfasst nahezu 90 Filme. Tony LEUNG Chiu-Wai (nicht zu verwechseln mit seinem
Kollegen Tony LEUNG Kar-Fai) hat in allen möglichen Genres gearbeitet: Er
spielte einen Taubstummen in HOU Hsiao-Hsiens Geschichtsepos A City of
Sadness (1989), einen Mönch in TSUI Harks Geisterfilm A Chinese Ghost Story 3
(1991), einen Undercover-Cop in John WOOs Action-Krimi Hard Boiled (1992),
einen Schwertfechter in ZHANG Yimous Martial Arts Movie Hero (2002), sowie den
„Poeten“ im Drama Cyclo (1995) vom Vietnamesen TRAN Anh-Hung. Spätestens seit
seiner Hauptrolle in John WOOs aufwändig inszenierter Geschichts-Saga
Red Cliff, die 2008 in China alle Kassenrekorde brach, ist Tony LEUNG auch in
der Volksrepublik jedermann ein Begriff, sein Konterfei prangte in Zeitschriften,
auf Plakatwänden und in Schaufenstern von Modegeschäften. Auch in Japan,
Taiwan und anderen asiatischen Ländern hat er den Status eines Top-Stars mit
vielen Fans.
Im Westen wurde der Kantonese vor allem durch seine Filme mit Regisseur WONG
Kar-Wai bekannt. Seit einem Kurzauftritt in WONGs zweitem Spielfilm Days of Being
Wild (1991) war er als einsamer, in Faye WONG verliebter Polizist in Chungking Express
und als beinahe blinder, fahrender Ritter in Ashes of Time (beide 1994) zu sehen; in
Happy Together (1997) spielte er an der Seite von Leslie CHEUNG einen schwulen
Drifter in Buenos Aires. Für seine kontrollierte Charakterdarstellung in WONGs
Meisterwerk In the Mood For Love (2000) wurde er bei den Filmfestspielen in Cannes
als Bester Darsteller preisgekrönt, nachdem er in Hongkong und Taiwan vorher bereits
mehrfach ausgezeichnet worden war. In WONGs vier Jahre später folgendem Film
2046 spielt Tony LEUNG erneut die männliche Hauptrolle. Bei The Grandmaster
arbeitete der vielbeschäftigte Star nun schon zum siebten Mal mit Regisseur WONG
zusammen. Um den kampfsportlichen Anforderungen seiner Rolle als Großmeister
IP Man gewachsen zu sein, trainierte LEUNG ein Jahr lang vier Stunden täglich Kungfu.
Internationales Aufsehen erregte LEUNG 2007 als skrupelloser, mit den japanischen Besatzern Ende der 1930er, Anfang der 1940er in Hongkong und Shanghai
kollaborierender Geheimdienstchef, in ANG Lees Verfilmung einer Kurzgeschichte von Eileen CHANG: Lust, Caution - Gefahr und Begierde gewann beim 64.
Filmfestival in Venedig den Goldenen Löwen als Bester Film.
26
Ohne Vater aufgewachsen in Verhältnissen, die alles andere als ideal waren, belegte
LEUNG einen Schauspielkurs bei Hongkongs größtem Fernsehsender TVB, bekam
1982 prompt einen Vertrag und begann seine Karriere als Moderator einer TV-Sendereihe
für Kinder. Es folgten Rollen in Fernsehserien, und bald war der gut aussehende junge
Mann stadtbekannt in der damals noch britischen Kronkolonie Hongkong. Mitte der
80er Jahre trat er auch auf der Kinoleinwand in Erscheinung, 1985 in Young Cops von
YAU Ka-Hung und im Jahr darauf in The Lunatics von Derek YEE sowie an der Seite
von CHOW Yun-Fat in Love Unto Waste von Stanley KWAN. Beide Regisseure waren
führende Vertreter der Neuen Welle im Hongkong Kino der 80er Jahre. Seine Leistung
in People‘s Hero (1987, Regie: Derek YEE) bringt LEUNG 1988 einen Hong Kong Film
Award als Bester Nebendarsteller ein. Regiestar John WOO engagiert den talentierten
Newcomer für das tragische Vietnamdrama Bullet In the Head (1990).
In den folgenden zwei Dekaden bewies LEUNG seine Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit in kommerziellen Mainstreamproduktionen ebenso wie in ambitionierten
Arbeiten für New Wave-Regisseure, außerdem ist er als Canto-Popsänger erfolgreich
und als Fotomodel gefragt. 1996 beispielweise posierte er mit seinem taiwanesischen
Kollegen CHANG Chen für Yamamoto Yohje. Tony LEUNG ist verheiratet mit der
Schauspielerin Carina LAU Kar-Ling, die wie ihr Gatte beim Sender TVB anfing und
sich in den 90er Jahren als wandlungsfähige Mimin profilierte, der dramatische
Frauenrollen (C‘est la vie, mon chérie) ebenso liegen wie komische Männerrollen (The
Eagle Shooting Heroes).
27
ZHANG Zi-Yi (GONG Er)
Sie sei geboren, um gefilmt zu werden, urteilte ihr Entdecker ZHANG Yimou über
ZHANG Zi-Yi, die als Hauptdarstellerin in The Road Home (Heimweg, 1999), ihren
ersten Spielfilm, gleich ins internationale Rampenlicht geriet: ZHANG Yimous
gefühlvolles Liebesdrama wurde bei der Berlinale 2000 mit dem Silbernen Bären
ausgezeichnet, Kritik und Publikum reagierten begeistert auf die beherzte
Charakterdarstellung der Debütantin, die ein Provinzmädchen spielte, das sich in
einen Lehrer aus der Stadt verliebt. ZHANG Yimou empfahl sein Protegé weiter an
seinen Regiekollegen ANG Lee, welcher der Newcomerin die Rolle der arroganten,
ungestümen Tochter eines Gouverneurs in Crouching Tiger, Hidden Dragon
(Tiger & Dragon, 2000) übertrug. Neben anderen Auszeichnungen erhielt sie für
ihre auch physisch eindrucksvolle darstellerische Leistung den Kritikerpreis in
Toronto als Beste Nebendarstellerin und den Kritikerpreis in Chicago als Vielversprechendste Schauspielerin. 2001 wurde sie mit dem MTV Movie Award für die
Beste Kampfszene ausgezeichnet. US-Printmedien wie Newsweek berichteten
über sie, im Magazin People wurde sie als eine der „50 Most Beautiful People in
the World“ genannt. Der sensationelle Erfolg des Films und das Presse-Echo
sorgten dafür, dass man in Hollywood auf ZHANG Zi-Yi aufmerksam wurde,
prompt engagierte man sie als schlagfertige Partnerin von Jackie CHAN und
Chris Tucker in der Actionkomödie Rush Hour 2 (2001).
Aufgrund ihrer kampfstarken Auftritte in Crouching Tiger, Hidden Dragon war die
agile Chinesin zunächst vorwiegend in Martial Arts-Filmen wie der koreanischen
Produktion Musa - The Warrior (2001), The Legend of Zu (2001) vom kantonesischen
Kinomagier TSUI Hark sowie Hero (2003) und House of Flying Daggers (2004) von
ihrem Mentor ZHANG Yimou zu sehen.
Der 1979 in Peking geborene Jungstar hatte in der Kindheit Turnen und Tanz trainiert
und besaß von daher die nötige Flexibilität für die Kampfakrobatik im Kino. Mit
elf begann Zi-Yi ihre Tanzausbildung an einer Schule, die dem College of Dance
angeschlossen war. 1991 wurde sie beim Nationalen Tanzwettbewerb für Jugendliche
mit dem Taoli Volkstanz Pokal preisgekrönt.
Doch nach einigen Jahren brach das ebenso ehrgeizige wie anmutige Mädchen
die Ausbildung ab, weil es der Ansicht war, dass sie als Tänzerin „nicht die beste
werden“ konnte. ZHANG Zi-Yi bewarb sich erfolgreich an der renommierten China
Central Drama Academy in Peking. Die Schauspiel-Elevin bekam zunächst Jobs in
der Werbung. In der TV Produktion „Xing Xing Dian Deng“ spielte sie 1996 eine
Tänzerin, der wegen Krebs ein Bein amputiert wird. Beim Vorsprechen für einen
Shampoo-Reklamefilm lernte sie Chinas Top-Regisseur ZHANG Yimou kennen,
der sie gut ein Jahr nach diesem ersten Treffen für The Road Home castete.
28
Inzwischen ist ZHANG Zi-Yi zu einem der international gefragtesten Stars avanciert, die das
zeitgenössische chinesische Kino hervorgebracht
hat. So wirkte sie in der koreanischen Produktion
My Wife Is a Gangster 2 (2003) und in Memoirs
of a Geisha (Die Geisha, 2005) vom Amerikaner Rob
Marshall mit. Unter der Regie ihres Landsmanns
Lou YE spielte ZHANG 2002 in Purple Butterfly eine
wegen ihrer Zuneigung zum Chef des japanischen Geheimdienstes innerlich hin und her
gerissene chinesische Widerstandkämpferin im
Shanghai der 1930er Jahre. ZHANG Zi-Yi wurde
berühmt als Heldin in Actionfilmen, doch mit
Produktionen wie der Familiensaga Jasmine
(2004) von HOU Yong oder Dangerous Liaisons
(2012, Regie: HUR Jin-Ho), eine nach Shanghai
verlegte Neubearbeitung des berühmten
Romanstoffs, hat sie sich längst auch als
Charakterdarstellerin profiliert. In My Lucky Star
(2013, Regie: Dennie Gordon) bewies sie ihr Talent
als Komikerin. Mit WONG Kar-Wai, Hongkongs
künstlerisch ambitioniertestem Regisseur, arbeitete
ZHANG erstmals bei dessen bildgewaltiger KinoFantasie 2046 (2004) zusammen. The Grandmaster
markiert ihre zweite kreative Zusammenarbeit.
29
CHANG Chen (The Razor)
Bei The Grandmaster stand CHANG Chen, Jahrgang 1976 und aufgewachsen in
Taipeh, bereits zum sechsten Mal unter der Regie von WONG Kar-Wai vor der
Kamera: In Happy Together (1997) verkörperte der Taiwaner einen Freund des
Hauptdarstellers Tony LEUNG, in 2046 (2004) war er in der Rolle des „cc 1966“ zu
sehen. Außerdem übernahm er die Hauptrollen in drei Kurzfilmen von WONG
Kar-Wai: Im Musik-Video Six Days (2002), in Deja vu (2012), und in der Episode „The
Hand“ im Omnibusfilm Eros (2004), wo er emotional anrührend einen Schneider
spielte, der mit bloßer Hand maßnimmt. Der junge Mann ist hoffnungslos verliebt
in eine schöne Edelprostituierte (GONG Li), und verleiht seinen Gefühlen Ausdruck,
indem er ein exquisites Kleid für sie kreiert.
Einem großen Publikum weltweit bekannt wurde er als verliebter junger Räuberhauptmann Lo in ANG Lees mehrfach Oscar-preisgekröntem Martial Arts-Movie
Crouching Tiger, Hidden Dragon (Tiger & Dragon, 2000), an der Seite von ZHANG Zi-Yi.
Sein Kinodebüt gab CHANG Chen, der zweite Sohn des Schauspielers CHANG
Kuo-chu, als Vierzehnjähriger in A Brighter Summer Day (1991) von Edward YANG,
wo er einen frustrierten Teenager verkörpert, der seine Freundin ermordet. Der
Filmvater wurde von CHANGs leiblichem Vater dargestellt.
1995 spielte CHANG in Mahjong, erneut unter YANGs Regie, einen kulturell entwurzelten
Jugendlichen, der für die Ideale der Eltern und ihre Moral wenig Verständnis hat.
In John WOOs monumentalem Schlachtenepos Red Cliff (2008) trat CHANG einmal mehr mit Tony LEUNG auf, als SUN Quan, ein mit Selbstzweifeln ringender
Landesfürst zur Zeit der Drei Reiche. Bei den Dreharbeiten zum Kinodrama Wu
Wen Xi Dong (2013) in der südchinesischen Provinz Yunnan arbeitete der Taiwaner
erneut mit seiner Pekinger Kollegin ZHANG Zi-Yi zusammen.
30
31
SONG Hye-Kyo (ZHANG Yong-Cheng)
SONG Hye-Kyo, geboren am 26.2.1982 (lt. Korean Film Council), zählt in ihrer Heimat
Südkorea zu den populärsten Darstellerinnen, bekannt aus Film und Fernsehen.
Sie begann bereits als Model zu arbeiten, während sie noch die Mittelschule besuchte.
Ihre TV-Karriere begann mit einer Rolle als burschikose Tochter eines Arztes in
„Sunpung Clinic“.
In der Fernsehserie „Autumn In My Heart“ spielte sie dann einen ganz anders
gearteten Charakter, eine tragische Figur: einen unglücklich in ihren Halbbruder
verliebten Teenager. Durch diese Filmreihe wurde SONG über die Landesgrenzen
ihrer Heimat hinaus in China, Japan, den Philippinen und anderswo in Asien berühmt,
wo koreanische TV-Serien sehr beliebt sind. SONG wirkte weiterhin mit in „Hotelier“,
„All In“, „Sunlight Pours Down“ sowie „Full House“ mit dem Pop-Idol Rain als Partner, die allesamt hohe Einschaltquoten verzeichneten und SONGs Popularität
weiter steigerten. Wegen der Vollbeschäftigung in Fernsehreihen dauerte es eine
Weile, bis die fotogene Actrice 2005 auf der großen Leinwand debütierte: In der
High-School-Romanze My Girl And I spielte sie unter der Regie von JEON Jun-Su
einen verliebten Teenager.
2007 bezauberte SONG das Publikum in der Titelrolle des Kostümfilms HWANG
Jin-Yi. HWANG war eine legendäre, verführerische Kurtisane zur Zeit der JoseonDynastie, versiert in der Dichtkunst, begehrt von
den Männern und beneidet von den Frauen. In
Make Yourself At Home (2008) verkörpert SONG
eine zeitgenössische Koreanerin in New Jersey, die per
Ehevermittlung einen Amerikaner mit koreanischen
Wurzeln geheiratet hat und versucht, mit der fremden
Kultur klarzukommen. Als Filmproduzentin, die ihren
Verlobten bei einem tödlichen Verkehrsunfall mit
Fahrerflucht verliert, war sie 2011 im Drama O-Neul
zu sehen. Im gleichen Jahr wurde SONG zur Besten
Schauspielerin bei der Women In Film Korea Preisverleihung gekürt.
32
ZHAO Ben-Shan (DING Lian-Shan)
In China ist ZHAO Ben-Shan populär vor allem als Darsteller in Komödien, aber auch
im dramatischen Fach hat er Bemerkenswertes geleistet. Zudem war der beliebte
Mime Produzent und Regisseur der TV-Serie „Xiang cun ai qing“, in der er auch selber
mitwirkte. Im deutschen Sprachraum bekannt wurde ZHAO vor allem durch seine
Hauptrolle in der gesellschaftskritischen Tragikomödie Happy Times von ZHANG
Yimou, die 2002 außer Konkurrenz im Wettbewerb der Berlinale präsentiert wurde
und später regulär im Kino startete. ZHAO spielt in Happy Times einen knauserigen,
engstirnigen, mittellosen Pensionär, der eine materiell anspruchsvolle Matrone in
den Ehehafen lotsen will.
Um sie für sich einzunehmen, gibt er sich als erfolgreicher Hotelier aus und verspricht
ihrer blinden Stieftochter einen Arbeitsplatz – bis der Schwindel auffliegt und dem
Freier fast das Leben kostet. Von ZHAOs schauspielerischer Leistung angetan,
engagierte ZHANG Yimou ihn erneut für die köstliche, farbenfrohe Farce A Woman, a
Gun And a Noodle Shop (2009), ein ebenfalls auf der Berlinale präsentiertes, volkstümlich-chinesisches Remake von Blood Simple, dem Regiedebüt der Coen-Brüder.
Im opulent ausgestatteten, historischen Kostümdrama The Emperor And the Assassin
(1998) vom chinesischen Top-Regisseur CHEN Kaige, das unter dem Titel Der Kaiser
und sein Attentäter im Dezember 1999 auch in deutschen Kinos anlief, übernahm
ZHAO die Rolle des GAO Jian-Li.
Eine schauspielerische Glanzleistung lieferte ZHAO Ben-Shan in der schwarzen
Komödie Nicht ohne meine Leiche (2007, Regie: ZHANG Yang), die bei den Berliner
Filmfestspielen gezeigt wurde und auf einen realen Vorfall basiert, der sich 2006
in China ereignet hatte. Er spielt darin einen Wanderarbeiter, der die Leiche seines
bei einem Saufgelage verstorbenen Freundes zurück in ihren weit entfernten Heimatort bringt. Im Geschichtsdrama The Founding of a Party (2011), das die Gründung
der Kommunistischen Partei in China aus Sicht der heutigen Machthaber darstellt,
wirkte er neben Topstars wie Andy LAU in einer Nebenrolle als DUAN Qi-Rui mit.
Als Hauptdarsteller in der witzigen Kungfu-Komödie Just Call Me Nobody (2010, OT:
Da Xiao Jiang Hu) stimulierte ZHAO Ben-Shan die Lachmuskeln des Publikums und
sammelte Erfahrungen im Martial Arts-Genre, die ihm beim Dreh von WONG Kar-Wais
The Grandmaster (2013) zugute kamen. 2012 war er in der Komödie The Lion Roars 2
zu sehen. Weitere Filme mit ZHAO Ben-Shan sind Xingfu shiguang (2000), You hua hao
hao shuo (1997), Lai de dou shi ke (1990), Xian shi huo bao (1990), Bie jiao wo ba li (1987).
33
Ip Mans Kunst
gibt es auch in
Deutschland
WingTsun als Studienfach
Obwohl Kernspecht fast jeden Tag der Woche
unterrichtet, findet er noch Zeit, sich international
für die Kampfkunst einzusetzen. So arbeitet er an
einem eigenen Forschungsprojekt, das es sich
zur Aufgabe gemacht hat, alternative Wege zur
„Deeskalation der Gewalt“ zu finden. Seine Untersuchungen bleiben dabei keineswegs nur schöne
Theorie. Im Alltag der europäischen Elite-Polizeien,
die er kontinuierlich berät, haben sie sich nachweislich bewährt.
Ip Man hat WingTsun unterrichet, ein System,
das vor ca. 300 Jahren von einer Frau entwickelt
wurde, um sich gegen stärkere Angreifer verteidigen zu können. Wer diesen Kungfu-Stil erlernen
möchte, muss aber schon lange nicht mehr nach
China reisen. Früher als Geheimnis nur ausgewählten Schülern weitergegeben, zählt WingTsun
heute zu den beliebtesten Kampfkünsten überhaupt. Und was viele nicht wissen: Das dichteste
Netz an WingTsun-Schulen weltweit gibt es
mittlerweile in Deutschland, Österreich und der
Schweiz. Allein in diesen drei Ländern ist die Europäische WingTsun Organisation (EWTO) mit
mehr als 1000 Schulen vertreten und bietet
Kurse für Frauen, Männer und Kinder an.
Geleitet wird die EWTO von Prof. Dr. Keith Kernspecht. Dieser war als erster Europäer überhaupt Großmeister des WingTsun-Stils und
hat bereits hunderttausende Schüler in dieser
Kunst unterrichtet.
34
Aktuell hat Kernspecht mit englischen und bulgarischen Universitäten akademische Studiengänge
zum Bachelor in „Theorie & Praxis der Kampfkünste“ bzw. zum Magister in „Theorie & Praxis
des WingTsun“ initiiert – womit Ip Mans Kampfkunst eine der wenigen weltweit ist, in der man
einen akademischen Grad erlangen kann.
Neben diversen WingTsun- und Selbstverteidigungsbücher, die Großmeister Kernspecht persönlich verfasst hat, ist er auch Herausgeber
des Buches „Die Geschichte des Ip Man Stils“.
Bei Interviewanfragen für Professor Kernspecht
zum Thema WingTsun oder die Person Ip Man
wenden Sie sich bitte an die EWTO-Pressestelle:
WingTsun-Pressekontakt:
André Karkalis
Tel 0211-46959915
[email protected]
Verleih
Wild Bunch Germany GmbH
Holzstrasse 30
80469 München
+49 89 444 55 66–0
[email protected]
Pressebetreuung
Filmpresse Meuser
Niddastrasse 64H
60329 Frankfurt am Main
+49 69 40 58 04 - 0
[email protected]
Vermietung
Central Film Verleih GmbH
Keithstraße 2-4
10787 Berlin
+49 30 880 91 700
[email protected]