Gesamtdownload - Nachrichten und Kommentare aus Politik und
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www.wirtschaftskurier.de 52. Jahrgang • B7388 E € 2,00 € 2,30 (Österr.) CHF 4,00 MAI 2009 TRENDS – HINTERGRÜNDE – INNOVATIONEN 60 Jahre BRD Energie- und Lebenselixier Deutschland ist zu einer wirtschaftlichen Großmacht aufgestiegen – und setzt weiterhin auf die soziale Marktwirtschaft. AKTUELLES THEMA Seite 3/4 Deutsche Technologien sind weltweit führend bei der Aufbereitung von Wasser und in der Energiegewinnung. INDUSTRIE & MÄRKTE Neue Serie Schwerpunkt Energie Seite 9 Gestärkt aus der Krise INNO VATION Lichttapeten oder Solarzellen von …wo Deutschland spitze ist! der Rolle? Die OLED-Technologie erlaubt faszinierende neue Anwendungen. INDUSTRIE & MÄRKTE Seite 10 Auch die bayerischen Unternehmen kämpfen mit vielen Problemen – aber investieren mit aller Kraft gegen den Wirtschaftsabschwung. STANDORT BAYERN ab Seite 21 Keine tiefen Einschnitte INHALT WIRTSCHAFTSPOLITIK Forschung & Entwicklung | Finanzdienstleister und Tourismusbranche reduzieren Budgets VON ELWINE HAPP-FRANK I nnovationen sind die Hefe der wirtschaftlichen Entwicklung. Doch in der Wirtschaftskrise könnten die Unternehmen versucht sein, an diesem Kostenfaktor zu sparen. Wie entwickeln sich die Forschungsbudgets in diesem Jahr? Welche Probleme gibt es im Innovationsprozess? Welche Vorteile können innovative Unternehmen aus der derzeitigen Situation ziehen? Welche sind die innovativsten Unternehmen? Boston Consulting ist diesen Fragen in einer Untersuchung nachgegangen, an der weltweit 2 700 Führungskräfte teilgenommen haben. Die internationale Unternehmensberatung führt diese Studie seit sechs Jahren durch und kann deshalb die Einflüsse der Konjunkturkrise relativ genau abschätzen. Derzeit stellen die Firmen alles auf den Prüfstand, dazu zählen auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Doch das Thema Innovationen zählt für zwei Drittel der Manager zu den absoluten Top-Prioritäten. Deshalb werden die Unternehmen – vorausgesetzt, die Konjunktur kühlt sich nicht noch weiter ab – ihre Budgets in diesem Bereich allenfalls wenig kürzen, denn die meisten Firmen sehen einen direkten Zusammenhang zwischen Innovationen und ihrem langfristigen Erfolg. Immerhin 58 % der Umfrageteilnehmer planen in diesem Jahr sogar eine Erhöhung ihrer Forschungsausgaben. Regional gesehen hegen Firmen aus der asiatisch-pazifi- Viele Manager sind mit den Innovationserfolgen unzufrieden. schen Region recht aggressive Pläne, nach Branchen betrachtet sind vor allem Technologie- und Telekommunikationsfirmen innovationsfreudiger als der Durchschnitt. INNOVATIONSERFOLG Welchen Maßstab legt Ihr Unternehmen an? Kundenzufriedenheit 44% Gesamtertrag 41% Umsatzanteil neue Angeboten 29% Vergleich der Ziel- und der tatsächlichen Performance 25% Höhere Margen Erfolgsrate der Neueinführungen Zahl der neuen Produkte oder Dienstleistungen 23% 22% 21% 21% Rendite der F&E-Investitionen Time-to-market 19% Grafik: WirtschaftsKurier 2009 Die Zahl der Unternehmen, die ihre F&E-Investitionen erhöhen wollen, ging – schon vor der Wirtschaftskrise – in den vergangenen Jahren leicht, aber stetig zurück. Offensichtlich ist bei vielen Führungskräften eine gewisse Ernüchterung eingetreten, was die Erwartungen an den Innovationsprozess betrifft. Das könnte mit einer gewissen Frustration über das Ausbleiben von Erfolgen zu tun haben. Insofern wirken sich derzeit zwei Kräfte dämpfend auf die F&E-Ausgaben aus. Erstmals seit Beginn der Untersuchung hat sich aber die Zahl der Firmen, die ihre Aufwendungen für die Forschung aktiv kürzen wollen, sprunghaft erhöht. Insgesamt wollen 15 % die Budgets reduzieren, davon 5 % starke Einschnitte vornehmen. Solche Töne kommen vor allem aus der Tourismusbranche und von den Finanzdienstleistern – den beiden Hauptopfern Foto: BASF der Wirtschaftskrise. Regional sticht besonders Nordamerika hervor, wo immerhin 21 % der Unternehmen ihre Ausgaben herunterfahren wollen. Maßstab für die Bewertung der Innovationserfolge ist für die Unternehmen in erster Linie die Kundenzufriedenheit und das Umsatzwachstum. Doch Boston Consulting hält diese Checkliste für zu kurz. Denn viel wichtiger sei die Dauer der Produktentwicklung bis zur Marktreife. Dieses Kriterium kommt bei den meisten Unternehmen erst an letzter Stelle, nach Meinung der Analysten wird dieser Punkt von Führungskräften chronisch unterbewertet. Auf der anderen Seite, heißt es in der Untersuchung, geben viele Manager zu lange Entwicklungszeiten als größte Hürde für die Amortisation der Investitionen an. Ein weiterer Faktor, der erfolgreiche Investitionen behindert, ist eine risikofeindliche Kultur in vielen Firmen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Unternehmensführung. Denn ein Management, das sich sichtbar für Innovation einsetzt, fördert damit die kreativen Kräfte im Betrieb. Ein weiteres Problem ist der Innovationsprozess selbst. Neue Ideen gibt es in Unternehmen meist im Überfluss. Doch eine Idee ist noch keine Innovation und erst recht kein Produkt, das sich auch gut vermarkten lässt. Die Wirtschaftskrise erschwert zwar die Bereitstellung der Forschungsetats, auf der anderen Seite bietet das schwierige konjunkturelle Umfeld innovativen Unternehmen aber auch Möglichkeiten, die es sonst nicht gibt. Boston Consulting rät, diese aggressiv zu nutzen. Firmen, die eine einigermaßen gesunde finanzielle Basis haben, sollten ihr Innovationspotenzial nicht nur aufrechterhalten, sondern möglichst ausbauen – vor allem, wenn ihre Wettbewerber derzeit dazu nicht in der Lage sind. Gerade ausreichend liquide Firmen können in diesen Zeiten die Finanzklemme kleinerer Start-ups nutzen, um durch eine Übernahme günstig an gut ausgebildete Mitarbeiter, Patente, Know-how oder Produkte zu kommen. Herausragende Fachleute sind immer schwierig zu bekommen. Doch in Zeiten, in denen so manche Firma ihre Entwicklungsbudgets kürzt und keine attraktiven Zukunftsaussichten bietet, kann es leichter sein, mit einem unwiderstehlichen Angebot hoch qualifizierte Spezialisten anzulocken. Die ersten drei Plätze auf der Rankingliste der innovativsten Unternehmen weltweit haben in der Umfrage 2009 Apple, Google und Toyota eingenommen. Das waren auch schon die Sieger in den Jahren 2008 und 2007. Hauptursache für die Wahl von Apple waren „bahnbrechend neue Produkte“, von Google ein „tief greifendes Verständnis des Kunden“ und von Toyota „innovative Prozesse“. Unter den Top 50 befinden sich auch drei deutsche Unternehmen, allesamt Autohersteller. Volkswagen (18) und BMW (20) wurden ebenfalls wegen ihres Kundenverständnisses gewählt, bei Daimler (29) waren es die herausragenden Produkte. Talsohle erreicht Das Schlimmste liegt hinter uns: Interview mit dem ifo-Konjunktur2 experten Prof. Kai Carstensen. MEINUNG Kauflaune ankurbeln Der Konsument ist der Schlüssel: Kommentar von Langen v. d. Goltz, Chef der PSM Vermögensverwaltung. 4 INDUSTRIE & MÄRKTE Zuversicht in Hannover Trotz schlechter Prognosen planen viele Unternehmen für die Zeit nach der Krise. Jahr der Entscheidungen Energieversorger EWE verfolgt viele Projekte: vom Elektroauto über Brennstoffzellen bis zu Windrädern. 8 FINANZEN & BÖRSE Trendwende bei M&A Bei den meisten Bankendeals in Europa ist jetzt der Staat der größte Investor. Die KfW zieht die Konsequenzen und stellt sich neu auf: Interview mit KfW-Chef Dr. Ulrich Schröder. 17 Erfolgreich! Rekordertrag In unserer Serie über Unternehmen, die in der Krise erfolgreich sind, stellen wir den Hersteller von ab 37 Traktoren Fendt vor. Bremse für den Fortschritt? Industrie in Deutschland | Maßnahmen für verschiedene Szenarien Hightech-Rohstoffe | Verfügbarkeit in Deutschland bis 2030 D 4 195007 102003 05 Die weitere Entwicklung hängt von vielen Variablen ab. Dazu gehört die Kreditvergabepraxis der Banken, die Wirkung der Konjunkturprogramme der Regierungen sowie die Effekte der staatlichen Hilfen in China. Deshalb ist es schwierig, Voraussagen für die Wachstumsraten bis zum Jahr 2012 zu machen, denn sie können – je nach Szenario – von minus 10 % bis plus 10 % schwanken. In einer unsicheren Situation wie dieser müssen sich Unternehmen auf jede mögliche Entwicklung vorbereiten, auch für den gar nicht erwarteten, schlechtesten Fall. Eine solide Szenarioplanung beinhaltet auch, dass die Unternehmen die Chancen, die sich aus der Marktkonsolidierung ergeben, analysieren und sich darauf vorbereiten, sie auch ergreifen zu können. Absolute Priorität in der derzeitigen Situation hat die Sicherung der Liquidität. Eine weitere Maßnahme ist die Implementierung eines angemessenen Risikomanagementsystems. Denn die Tatsache, dass viele Topmanager von dem aktuellen Konjunktureinbruch überrascht wurden, deutet darauf hin, dass die Frühwarnsysteme in den Unternehmen nicht entsprechend dimensioniert waren. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young rät dazu, das Risikomanagement wieder zur Chefsache zu machen. Allzu häufig ist nach Ansicht der Berater die Überwachung der Risiken eine lästige Pflichtübung statt Ausdruck umsichtiger Führung. Ein weiterer wichtiger Strategiebaustein in schwierigen Zeiten ist eine Straffung der innerbetrieblichen Prozesse. Dabei gehö- ren Kostensenkungen, Einstellungsstopp und Reduzierung von Beständen sozusagen zum Grundrepertoire in rückläufigen Märkten. Allerdings stellen sie nur kurzfristige Lösungen dar. Unternehmen, die am Markt erfolgreich sein wollen, dürfen die längerfristige Effektivität nicht aus den Augen verlieren. Vor allem bei starken Kürzungen in den Bereichen Marketing, Forschung & Entwicklung sowie bei den operativen Prozessen kann es schwierig werden, Chancen zu nutzen, wenn die Konjunktur wieder anzieht. Zum Krisen-Handwerkszeug gehört auch die Nutzung von attraktiven Kaufmöglichkeiten. Allerdings steht bei den meisten Führungskräften in der derzeitigen Situation eher ein Verkauf von Unternehmensteilen im Fokus. Doch die gründlichen Analyse verschiedener Zukunftsszenarien sollte auch die proaktive Sondierung potenzieller Kaufziele beinhalten. Studien haben nämlich ergeben, dass Fusionen in Krisenzeiten rund 15 % mehr Wert bringen als in der Hochkonjunktur. Grundsätzlich achten die Unternehmen trotz der schwierigen Lage darauf, Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele nicht aus den Augen zu verlieren. Das ist nach Ansicht von Ernst & Young auch gut so. Kurzfristige Gewinne durch unsolide Maßnahmen mögen vielleicht heute als attraktive Option erscheinen, werden der Firma aber auf lange Sicht schaden. Denn für Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, gibt es neben der Möglichkeit zum Ausbau ihrer Marke und Reputation vermutlich auch bald wieder gute Wachstumschancen. hp H ybridautos, Dünnschicht-Photovoltaik, energieeffiziente Flachbildschirme – fast alle Zukunftstechnologien benötigen Metalle mit ganz besonderen Eigenschaften. Beispielsweise stecken Neodym-Magnete in Elektromotoren für Hybridfahrzeuge oder das Halbleitermetall Gallium wird für Mikrochips in Handys verwendet. Das Bundeswirtschaftsministerium hat in einer Studie untersuchen lassen, wie sich die Nachfrage nach diesen Stoffen bis zum Jahr 2030 entwickeln wird. Denn die deutsche Industrie ist bei Hightech-Rohstoffen beinahe vollständig von Importen abhängig. Der Erfolg Deutschlands in vielen Spitzentechnologien ist deshalb auf die störungsfreie Versorgung mit Rohstoffen zu angemessenen Preisen angewiesen. Die Lage auf den Märkten war in den zurückliegenden Jahren sehr turbulent. Neue Marktteilnehmer aus den Schwellenländern, allen voran China, haben unerwartet stark die Nachfrage gesteigert. In der Folge stiegen die Preise teilweise sprunghaft. Dabei sei es ein Irrtum, dass die Ursachen dafür in der drohenden Erschöpfung von Vorkommen liegen, so die Autoren der Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT). Als Beispiel führen die Experten Chrom an, dessen Reichweite noch 600 Jahre beträgt, oder von Titan, das für 280 Jahre vorhanden ist: Dennoch sind die Preise dieser Metalle sehr volatil. Die Marktturbulenzen seien vielmehr aus einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage entstanden. Die Fehlein- Die Versorgung mit Hightech-Metallen ist vielen Einflüssen ausgesetzt, aber gesichert. Project Photos schätzung der Märkte gingen zum einen auf die stürmische Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und dem davon ausgelösten Boom der Rohstoffnachfrage zurück. Zum anderen wurden technologische Fortschritte nicht berücksichtigt. So hat beispielsweise der Umstieg der Elektround Elektronikindustrie auf bleifreie Lote zu einem unerwartet starken Anstieg der Zinnnachfrage geführt. Die Wissenschaftler werteten 100 Zukunftstechnologien und 22 Hightech-Metalle aus. Grundsätzlich ist von einem steigenden Bedarf an Hightech-Rohstoffen auszugehen. Bei Gallium zum Beispiel, das in der Dünnschicht-Photovoltaik und für schnelle integrierte Schaltungen benötigt wird, übersteigt die Nachfrage im Jahr 2030 13 Die neue KfW Die unterschätzte Krise ie Industrie in Deutschland hat die Wirtschaftskrise unterschätzt. Noch im April 2008 antworteten bei einer groß angelegten Untersuchung der Unternehmensberatung Roland Berger 90 % der Befragten, dass die Krise wohl vor allem die Finanzindustrie betrifft. Die meisten Manager dachten, dass die Probleme weitgehend auf die USA beschränkt bleiben. Ein Jahr später zeigt sich, dass diese Einschätzung falsch war. Der Ordereingang ist im Maschinenbau um 42 % gegenüber 2008 eingebrochen. Die Automobilindustrie sowie die Zulieferer rechnen mit einem Produktionsrückgang von 20 % bis 25 %, bei Kunststoffen sind es 10 % bis 15 % und bei Stahl 5 % bis 20 %. Gleichzeitig zeigen verschiedenene Indikatoren, dass die Krise noch einige Quartale andauern könnte. Dafür sprechen drei Faktoren: Erstens wird ein großer Teil der deutschen Produktion in Länder ausgeführt, die von der Wirtschaftskrise stark betroffen sind. Zweitens zeigen alle relevanten Industriesegmente einen deutlichen Rückgang der Auslastung. Drittens befinden sich viele Hersteller in einer unangenehmen Sandwich-Position: Auf der einen Seite brechen die Auftragseingänge weg, auf der anderen Seite nimmt der Preisdruck zu. 5 das Sechsfache der heutigen Weltproduktion. Bedarfstreiber bei Neodym sind Hochleistungs-Permanentmagneten, für die im Jahr 2030 ungefähr das 3,3-Fache der heute geförderten Menge prognostiziert wird. Bei Germanium, das für die Herstellung von Glasfaserkabeln benötigt wird, beträgt der Faktor 2,4. Grundsätzlich sei die Rohstoffversorgung ein System, das vielen Einflüssen ausgesetzt ist, heißt es in der Studie. Dazu gehören Lieferverzögerungen oder Konzentrationsbewegungen globaler Konzerne, die den Wettbewerb aushebeln. Dazu zählt auch die Instabilität von Förderländern. Eine weiteres Problem ist, dass metallische Rohstoffe häufig in vergesellschafteter Form in Erzen vorkommen. Zum Beispiel ist Indium, ein extrem knapper Rohstoff, ein Koppelprodukt mit Zink. Die Schließung der japanischen Zinkhütte Toyoha im Jahr 2006 verringerte das Indiumangebot deutlich – mit entsprechenden Preisreaktionen. Überdies sind die Märkte Ziel von Spekulationsgeschäften, deren Rolle auf die Preisbildung nach Ansicht der Experten nur schwer absehbar ist. Dennoch ist nach Ansicht der Wissenschaftler bei den meisten Hightech-Rohstoffen trotz einer Nachfragesteigerung eine sichere Versorgung möglich. Je nach Komplexität vergehen fünf, zehn und mehr Jahre, bis eine neue Technologie serienreif ist. Die Zeitspanne für die Umsetzung von Bergbauprojekten beträgt fünf bis zehn Jahre. Den Rohstoffkonzernen steht also ausreichend Anpassungszeit zur Verfügung, dem technischen Wandel zu folgen. hp WIRTSCHAFTSPOLITIK 2 WirtschaftsKurier KOMMENTAR. Shareholder Value Die Schelte einer zu einseitigen Ausrichtung auf den „Shareholder Value“ ist derzeit wohlfeil und von allen Seiten zu hören: Vom Bundespräsidenten über die Kanzlerin bis zum Vorstandsvorsitzenden von Bosch – einem als Stiftung angelegten Unternehmen – heißt es unisono, eine nur auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtete Unternehmenslenkung habe nicht zuletzt die gegenwärtige Krise verursacht.Weiter gedacht, sind es also weniger die Manager, die ihre Gier nicht zügeln und ihre Spekulationen nicht beherrschen konnten, es ist vielmehr die Gesellschaftsform der Aktiengesellschaft, die ihre Vorstände dazu zwinge, Renditemaximierung als oberstes Ziel anzustreben, um ihre Aktionäre, besonders Fonds und institutionelle Anleger, angemessen bedienen zu können. Im Gegensatz dazu wurden die „guten alten“ Familienkonzerne hochgelobt, nur hier sei ein langfristiges Denken zum Wohle des Unternehmens und der Beschäftigten möglich. Doch nach dem wahrscheinlichen Verspekulieren von Unternehmensfamilien wie Merckle, Porsche, Haniel und Schaeffler, die sich zum Teil an viel größeren Aktiengesellschaften versuchten und sich daran mehr oder weniger verhoben haben, kommen erste Zweifel auf und es sind plötzlich wieder raffgierige „Milliardäre“, die ihren Hals nicht voll bekämen und nicht bei ihren Leisten blieben. „Wie hätten Sie’s denn gerne?“, ist man da gewillt zu fragen. Vor allem aber, was bedeutet „Shareholder Value“ wirklich? Eigentlich soll damit der Wert des Aktionärs, und damit die Aktie als ein Teil des Unternehmens, gestärkt werden. Eben nicht kurzfristig, sondern langfristig, denn Aktionäre beteiligen sich in der Regel über einen längeren Zeitraum an einem Unternehmen, um von dessen Wertsteigerung profitieren zu können. Auch hinter Fonds und institutionellen Anlegern verbirgt sich nichts weiter als eine Vielzahl von Kleinanlegern, deren ureigentlichstes Interesse in einer langfristigen, oftmals der Alterssicherung dienenden Anlageform liegt. Vor Jahresfrist hat bezeichnenderweise auch der Gesetzgeber in Deutschland diese Aktienanlage besonders goutiert, indem er Kursgewinne aus Aktien, die länger als ein Jahr gehalten wurden, nicht besteuerte. Statt sich zu überlegen, diese Jahresregelung auf mehrere Jahre auszudehnen, wurde sie abgeschafft. Der Gesetzgeber behandelt jetzt kurzfristige Spekulationen in Aktien, Derivate oder Zertifikate genauso wie die langfristige Investition in ein Unternehmen. Durchgesetzt von einer Großen Koalition der Steuer(selbst)gerechten. Da hören sich alle Appelle aus der Politik, die kurzfristiges Denken in der Wirtschaft anmahnen, seltsam hohl, wenn nicht verlogen an, reicht der eigene Horizont doch auch nicht weiter als bis zur nächsten Wahl! uk MAI 2009 „Der stärkste Einbruch liegt hinter uns“ Interview | Prof. Dr. Kai Carstensen, Bereichsleiter Konjunktur und Befragungen am ifo Insitut P rof. Dr. Kai Carstensen, Bereichsleiter Konjunktur und Befragungen am ifo Insitut und CESifo-Stiftungsprofessor am Lehrstuhl für Makroökonomie und Konjunkturforschung an der LudwigMaximilians-Universität in München sprach mit dem WirtschaftsKurier-Mitarbeiter Dieter W. Heumann unter anderem über die jüngst vorgestellten Frühjahrsgutachten und Deutschlands Weg zum Aufschwung. WirtschaftsKurier: Herr Professor Dr. Carstensen, Sie haben in der vergangenen Woche das Frühjahrsgutachten acht wirtschaftswissenschaftlicher Institute der Öffentlichkeit vorgestellt. Danach soll in 2009 das Wirtschaftswachstum um circa 6 % einbrechen und die Arbeitslosigkeit bis Ende 2010 auf etwa 5 Mio. Menschen ansteigen. Wo stehen wir derzeit? Prof. Dr. Kai Carstensen: Wir gehen in unserer Prognose davon aus, dass der stärkste Einbruch des Wirtschaftswachstums bereits hinter uns liegt und im vierten Quartal vergangenen Jahres sowie im ersten Quartal 2009 stattfand. Im zweiten Quartal werden wir nur noch ein geringes Minus haben. WiKu: Wäre damit die Talsohle erreicht? Carstensen: Für das dritte Quartal 2009 gehen wir davon aus, dass wir sogar ein leichtes Wachstumsplus sehen. Der Grund: Die konjunkturellen Maßnahmen werden helfen. Zudem werden wir eine außerplanmäßig hohe Rentenanpassung bekommen, die bereits beschlossen ist. Das wird den privaten Konsum vorübergehend stützen. WiKu: Die leichte Belebung wird bis zum Jahresende Bestand haben? Carstensen: Wir erwarten, dass sich im vierten Quartal die Arbeitslosenzahlen erhöhen werden. Das wird sich im privaten Konsumvertrauen negativ niederschlagen und zu einer Kürzung der Konsumausgaben führen. Dieser Konsumswing dürfte das gesamtwirtschaftliche Wachstum im vierten Quartal wieder ins Minus drehen. Wir gehen davon aus, dass sich erst 2010 eine langsame Wachstumsbelebung einstellen wird. Das konjunkturelle Niveau des Jahres 2008 werden wir erst im Jahre 2013 erreichen. WiKu: Haben Sie kein Vertrauen in die beiden Konjunkturpakete der Bundesregierung? Carstensen: Der Absturz ist mit 6 % dramatisch. Auch im Jahresdurchschnitt 2010 wird es noch leicht abwärts gehen. Wenn erst ab 2011 bis 2013 wieder aufgeholt wird, dann bedeutet das drei Jahre lang ein Wachstum von über 2 %. Gemessen an der Vergangenheit sind das sehr gute Wachstumsraten. WiKu: Überraschend gut fielen der jüngste ifo Geschäftsklimaindex, aber auch die Konjunkturaussage des ZEW in Mann- heim aus. Welcher Stellenwert ist solchen Aussagen beizumessen? Carstensen: Beides passt gut zur Frühjahrsprognose der Institute, die ja davon ausgeht, dass sich der tiefe Absturz im zweiten Quartal so nicht fortsetzen wird. Der ifo Geschäftsklimaindex verlässt langsam sein extrem niedriges Niveau. Begonnen hat dies mit den Erwartungen, die sich seit der Jahreswende leicht verbessert haben und gilt nun auch für die Lagekomponente der Unternehmen. Sie signalisiert, dass die Situation insgesamt immer noch sehr schlecht ist und die Mehrheit der Unternehmer nicht an eine schnelle Besserung glaubt. Aber es gibt heute weniger Pessimisten als zuvor. WiKu: Erschreckend ist aber auch der prognostizierte gravierende Anstieg der Arbeitslosigkeit. Ist die jetzt vermehrt genutzte Kurzarbeit nur ein Rettungsanker bis zur Bundestagswahl? Carstensen: Das Problem sehen wir auch sehr speziell. Man diskutiert ja jetzt, die Kurzarbeit von derzeit 18 auf 24 Monate zu verlängern und gleichzeitig die Arbeitgeber ganz von den Kosten zu befreien. Gelingt letzteres, dann könnte ich mir vorstellen, dass die Arbeitgeber zustimmen werden. Gerade Facharbeiter sind nach wie vor gesucht und diese so ans Unternehmen zu binden, könnte von Vorteil sein. WiKu: Aber der Grat zwischen Kurzarbeit und Subventionierung ist schmal? Carstensen: Richtig, nicht immer ist durchschaubar ob es sich um konjunkturbedingte Kurzarbeit handelt oder ob bereits eine Subventionierung vorliegt. Gelingt es einem Unternehmen nicht, sich binnen18 Monate zu stabilisieren, dann ist es sehr fraglich, ob man die Beschäftigung noch weitere sechs Monate künstlich hochhalten sollte. Dennoch macht die Kurzarbeiterregelung grundsätzlich viel Sinn, weil sonst Kosten der Arbeitsvermittlung und des Arbeitslosenseins entstehen würden, die ja auch gesamtgesellschaftlich getragen werden müssten. Aber das Instrument sollte nicht zu sehr ausgereizt werden, sonst führt die Entwicklung in die falsche Richtung. WiKu: Häufig wird behauptet, der Abschwung träfe Deutschland als traditionelle Exportnation besonders heftig. Haben wir uns zu sehr von den Ausfuhren abhängig gemacht? Carstensen: Zu sehr sicherlich nicht. Aber wir sind abhängig von unseren Exporten. Und wir haben uns auf sehr konjunkturreagible Warengruppen spezialisiert. Investitionen sind viel konjunkturvolatiler als Konsumausgaben. Das ist grundsätzlich nicht besonders problematisch. Im Gegenteil, Deutschland hat eine Spezialisierungsnische in der Weltwirtschaft gefunden und ist dort hochgradig erfolgreich. Es macht keinen Sinn – womöglich politisch diktiert – andere Nischen zu suchen. Politisch diktierte Marktnischen funktionieren sehr selten. WiKu: Ist die Politik nicht zu schnell mit Hilfen bei der Hand? Carstensen: Die Schwere der Krise war von niemandem vorhersehbar. Wir haben gleichzeitig eine Wirtschaftskrise und eine Finanzkrise. Das ist für die Bundesrepublik ein Novum. Zudem ist die gesamte Weltwirtschaft synchron erfasst worden; es gab keine Möglichkeiten für die Exporteure, auf andere Märkte auszuweichen. Ich bin zwar kein Freund von Konjunkturprogrammen, aber in diesem Fall glaube ich, es macht durchaus Sinn, dass die Regierungen weltweit mit konjunkturstimulierenden Maßnahmen eingegriffen haben. WiKu: Wann können wir wieder mit einer Belebung der Exporte rechnen und welche Wirtschaftsregionen dürften sich als erste erholen? Carstensen: Wir gehen davon aus, dass sich die Exporte bereits gegen Ende des Jahres leicht erholen werden. Deutlicher aufwärts gehen wird es Ende 2010. Nicht alle Länder sind so schwer betroffen wie Deutschland. In Europa zählt zum Beispiel Frankreich dazu. Vor allem aber können wir frühzeitig mit Ländern außerhalb des Euroraums rechnen. Dazu zählen die OPEC-Staaten, Süd-OstAsien, vor allem aber China und Indien, deren Volkswirtschaften auch derzeit wachsen. Die USA stehen dagegen vor enormen hausgemachten Problemen. Wir rechnen dort – aufgrund der getroffenen wirtschaftspolitischen Maßnahmen – mit einer Belebung im Jahresverlauf 2010. Allerdings befürchten wir in den USA ein Strohfeuer: Die strukturellen Probleme des Landes – geringe Spartätigkeit, hoher Konsum und damit einhergehend eine enorme Aus- landsverschuldung – sind nach wie vor ungelöst. WiKu: Im Ausland hört man oft, Deutschland könne es sich leisten, jetzt ein noch größeres Konjunkturpaket zu schnüren. Carstensen: Ja, man sagt Deutschland habe – eben durch die Konsolidierung – viel Luft. Aber man kann Deutschland nicht dafür bestrafen, sich konsolidiert zu haben. Zudem sind die deutschen Konjunkturprogramme, wenn man die automatischen Stabilisatoren mitberücksichtigt, bereits sehr gut. WiKu: Sie lehnen also weitere Konjunkturprogramme ab und hoffen auf Multiplikatoreffekte? Carstensen: Mit der Hoffnung auf Multiplikatoreffekte bin ich vorsichtig. Und mit Blick auf ein drittes Konjunkturpaket sollte man zunächst abwarten. Wir wissen einfach nicht, wie lange es dauern wird, bis die Investitionsprogramme durch die Kommunen umgesetzt sind und welche zusätzlichen Effekte letztlich erzielt werden. Viele Kommunen sparen. Das bedeutet, dass die Wirkungen der Konjunkturpakete durch Kürzungen, die an anderer Stelle vorgenommen werden, teilweise konterkariert werden könnten. WiKu: Die CSU will festschreiben, dass nach dem Ende der Krise ein Drittel des wirtschaftlichen Wachstums für Steuersenkungen Verwendung finden sollte. Gedacht ist vor allem an die sogenannte „Kalte Progression“. Ist das sinnvoll? Carstensen: Absolut. Die „Kalte Progression“ ist ein Unding. Sie bedeutet ja, dass jemand mehr Steuern zahlt, obwohl seine reale Leistungsfähigkeit nicht gestiegen ist, sondern nur sein nominaler Lohn. Allerdings bin ich sehr dafür, dann auch zu sagen, an welcher Stelle die Staatsausgaben weniger stark steigen sollen. WiKu: Die Abwrackprämie beglückt eine große Zahl privater Haushalte und kurzfristig auch die Konjunktur – und mittelfristig? Carstensen: Sicherlich, kurzfristig hilft sie der Konjunktur. Man muss aber relativieren: Trotz Abwrackprämie ist weiteres Geld erforderlich, um den Wagen komplett zu finanzieren. Also fehlt das Geld oftmals an anderer Stelle. Zudem werden jetzt viele Autokäufe vorgezogen, die mittelfristig fehlen werden. Auch sind die Folgen für den Gebrauchtwagenmarkt zu bedenken und die sich auftürmenden Schrotthalden, die jetzt in der Krise nicht abgebaut werden können und zum Preisverfall führen. Staatliche Eingriffe ziehen eine ganze Reihe negativer Folgen nach sich. WiKu: Deutet das derzeitige rückläufige Wirtschaftswachstum – Deutschland bildet mit Japan das Schlusslicht – auf immer noch vorhandene strukturelle Probleme hin? Carstensen: Vor dem letzten Aufschwung haben wir eine Reihe von Problemen angepackt. Stichwort: Agenda 2010, die Reformen am Arbeitsmarkt. Geholfen hat der deutschen Wirtschaft aber auch die Lohnzurückhaltung. Wir waren damals alle sehr positiv gestimmt. Jetzt geht es in die andere Richtung. Das liegt aber nicht so sehr an ungenügenden strukturellen Reformen, sondern am Nachfrageausfall – aus Gründen, die im Inland niemand zu verantworten hat. Ich bin daher auf längere Sicht zuversichtlich und glaube, dass Deutschland sehr wettbewerbsfähig bleiben und seine Marktanteile ausbauen kann, wenn am Konsolidierungskurs festgehalten wird. Nur, die weltwirtschaftliche Krise wird eben länger dauern – und dagegen kann man mit Investitionsgütern nun mal nicht anwachsen. WiKu: Wurde die Deregulierung der Banken seinerzeit zu weit gefasst? Ich denke an die Auslagerung von Risiken an speziell gegründete Gesellschaften, die ihren Sitz noch dazu im Ausland haben? Gehören nicht sämtliche Risiken in die Bankbilanzen und damit offengelegt? Carstensen: Natürlich. Nach Basel II sind – wenn es umgesetzt wird – Auslagerungen in Zweckgesellschaften nicht mehr möglich. Zudem besagt das Abschlusskommunique der G 20, dass es am Finanzmarkt künftig keine Akteure geben darf, die nicht der Kontrolle unterliegen. Alle Banken und Finanzinstitute müssen sich kontrollieren lassen und alle müssen bestimmte Standards erfüllen. Das ist sehr wichtig, denn sonst werden wir immer das Problem der RegulierungsArbitrage haben, das heisst die Banken werden sich der Regulierung in dem Maße entziehen, wie dies möglich ist. WirtschaftsKurier – Bundesweite Verbreitung – Pflichtblatt der Börse München Zwei präsidiale Kandidaten Herausgeber: WIKU Verlagsgesellschaft mbH Redaktion: Parkring 4, 85748 Garching bei München Zentrale: (0 89) 63 89 81-0 Telefax: (0 89) 63 89 81-20 ([email protected]) Chefredakteurin: Elwine Happ-Frank (verantwortl.) 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Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Rezensionsexemplare besteht kein Anspruch auf Rücksendung. Die mit (x) oder p. r. gekennzeichneten Artikel erscheinen im Auftrag der betreffenden Firmen. Anzeigen gemäß Preisliste Nr. 27 Bundespräsidentenwahl | Die Bewerber um das höchste Amt befassen sich mit den Ursachen und möglichen Folgen der Wirtschaftskrise S elten zuvor dürfte die Wahl des neuen Bundespräsidenten mit solcher Spannung erwartet werden wie in diesem Mai, denn schließlich gab es kaum eine „richtige“ Wahl, weil die Mehrheitsverhältnisse der Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten für fünf Jahre wählt, meist recht eindeutig waren. Bisher wurden allerdings alle Bundespräsidenten, die eine zweite Amtszeit anpeilten, auch wieder gewählt, wie Richard von Weizsäcker, Heinrich Lübke und Theodor Heuss. Jetzt aber hat sich mit Gesine Schwan eine – schon geübte – Herausforderin gegen den amtierenden Bundespräsidenten Horst Köhler gestellt und hat – zumindest theoretisch – die Chance, auch tatsächlich in das Berliner Schloss Bellevue einzuziehen. Die Wahl des Bundespräsidenten spielt zwar parteipolitisch keine wesentliche Rolle, gilt das Amt doch als überparteilich, aber es kann vom neuen Amtsträger doch eine gewisse „Sogwirkung“ für die Regierungsbildung ausgehen. So folgte auf den Amtsantritt des SPD-Mannes (und ehemaligen CDU-Mitgliedes) Gustav Heinemann 1969 – noch unter der (ersten) Großen Koalition – schon im gleichen Jahr die erste SPD/FDP-Regierung unter Willy Brandt und Walter Scheel. Im Übrigen war Gustav Heinemann damals nicht mit absoluter Mehrheit ins Amt gewählt worden. Im Wahljahr 2009 unterstützen CDU, CSU und FDP Horst Köhler, die SPD Gesine Schwan, die Grünen stehen eher auf der Seite von Schwan und die Linke hat mit dem Schauspieler Peter Sodann eine eigenwillige Form der Bundespräsidentschaftsbewerbung eingeschlagen. Bei der Wahl 2004 erhielt Gesine Schwan, die auch damals gegen Horst Köhler, respektable 589 Stimmen, Köhler selbst 604. Derzeit verfügen CDU/CSU und FDP über 606 Stimmen der Bundesversammlung, die absolute Mehrheit liegt aber bei 613. Auch wenn der Bundespräsident keine direkte politische Macht ausübt, so kann von ihm doch eine bestimmte Wirkung ausgehen, die aus einer Mischung von Persönlichkeit und Amt bestimmt wird. Nicht zuletzt durch die von Roman Herzog eingeführte „Berliner Rede“ erreicht ein Bundespräsident breite Schichten der Bevölkerung. Gerade Köhler übte öfter Zurückhaltung beim Unterschreiben von zu schlampig verfassten Gesetzesvorlagen der Großen Koalition, was ihm von den Parteisoldaten teilweise harsche Kritik einbrachte. Wie schätzen nun der amtierende Bundespräsident und die umtriebige Kandidatin die derzeitige wirtschaftliche Situation ein und welche wirtschaftspolitischen Einstellungen vertreten sie? Während Gesine Schwan durch ihre jüngsten Bemerkungen auf die möglichen Folgen der Krise in weiten Teilen der Parteien auf Ablehnung, bei einigen wenigen wie Christian Wulff aber auch auf Verständnis, stieß, machte Köhler vor allem in seiner letzten „Berliner Rede“ vom 23. März 2009 seinem Unmut über die Verhältnisse und deren Verursacher Luft. Hier sprach Köhler etwa davon, dass auch „angesehene deutsche Bankinstitute beim Umgang mit Risiko zunehmend Durchblick und Weitsicht verloren“ hätten. Köhler vermisste bei den Handelnden Anstand und Verantwortung. „Bis heute warten wir auf eine angemessene Selbstkritik der Verantwortlichen. Von einer angemessenen Selbstbeteiligung für den angerichteten Schaden ganz zu schweigen“, so Köhler wörtlich. Bei der Eröffnung der Hannover Messe mahnte Köhler eine weltweite Zusammenarbeit als „unentbehrliche, unverzichtbare Voraussetzung für die Überwindung der Krise“ an. Wieder auch sprach Köhler von einem „ökologischen Umbau der Weltwirtschaft“, für die es vor allem Innovation und Qualität bedürfe, beides Markenzeichen für Deutschland. Notwendig sei in diesen Zeiten der Krise und des Paradigmenwandels eine verstärkte Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. Bei allem Anspruch, die Wirtschaft solle sich weiterentwickeln und sich mit den Zukunftsthemen Effizienz und regenerative Energien befassen, legte Köhler ein eindeutiges Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft ab, die als ein Modell für die Welt verstanden wissen will. Gesine Schwan forschte in ihren „Überlegungen zur gegenwärtigen Krise“ nach den Ursachen der Krise, die sie tiefer als nur auf die Finanzmärkte und die Wirtschaft bezogen sehen will. Es handle sich im Kern vielmehr um eine „Kulturkrise“, weil (nicht nur) in Deutschland über viele Jahre hinweg eine „Kultur der entfesselten Konkurrenz und der daraus folgenden Verantwortungslosigkeit“ geherrscht habe. „Marktradikalität, Deregulierung und Entstaatlichung, das wissen wir heute, sind nur andere Worte für eine unverantwortliche Laissez-faire-Politik. Deren Folgen bekommen wir nun eindringlich vorgeführt“, so Schwan. Die Kandidatin merkte an, dass die Krise nur dann wirklich bekämpft werden könne, wenn Klarheit über die tieferen Ursachen herschte und nicht ausschließlich das Fehlverhalten einzelner Akteure betrachtet würde. Letzen Endes forderte Schwan, nicht mehr auf eine „Ethik der Leistung“ – auch in der Bildung – zu setzen, sondern auf das Solidaritätsprinzip. Im Prinzip können die „Wähler“ der Bundesversammlung, die ja vor allem ihrem Parteibuch und weniger Herz und/oder Verstand gehorchen sollen, zwischen einem optimistischen Kritiker der gegenwärtigen Situation mit vor allem technischen Lösungen und einer hoffnungsvollen Kritikerin mit weitestgehend kulturellen und gesellschaftlichen Lösungen wählen. Eines ist tröstlich: Egal ob Kandidatin oder Amtsinhaber – Deutschland verfügt über zwei würdige Verteter für das künftige Staatsoberhaupt. uk Erscheinungsweise: 11x pro Jahr. In jedem Quartal liegt dem WirtschaftsKurier ein „WK-Journal“ bei. Bezugszeit jährlich. Bezugspreis 19 Euro (inkl. MwSt. und Inlands-Zustellgebühr). Bankverbindung: Dresdner Bank AG Augsburg (BLZ 720 800 01) Konto-Nr. 0110040300 Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH Frankenallee 71–81 60327 Frankfurt am Main Diese Ausgabe beinhaltet eine Beilage des Zielgruppen-Medien Verlags und der Nürnberger Versicherungsgruppe. Abo-Service (von 9.00 bis 16.00 Uhr): Telefon: (0180) 36 84 39 16 20 (9 ct. pro Minute aus dem dt. Festnetz) [email protected] Nicht weit von der Spree mit schönem Ausblick darauf (daher der Name) liegt Schloss Bellevue, der Amtssitz des Bundespräsidenten. Drei Kandidaten würden gerne einziehen beziehungsweise bleiben: Dr. Horst Köhler, Prof. Dr. Gesine Schwan – und Peter Sodann. Foto: Wikipedia/S. Czuratis AKTUELLES THEMA MAI 2009 WirtschaftsKurier 3 Aufstieg zur wirtschaftlichen Großmacht 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland | Bewahrung der sozialen Marktwirtschaft und Verankerung in den westlichen Strukturen VON DIETER W. HEUMANN D ie Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Die Väter des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, allen voran Carlo Schmid, wussten aus eigener Erfahrung, warum sie diesen Satz, nach den Jahren der NS-Diktatur mit Terror und Verfolgung Andersdenkender und nach dem – von den Deutschen ausgelösten – Zweiten Weltkrieg, an den Anfang der neuen Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland geschrieben haben. Das Grundgesetz trat vor nunmehr 60 Jahren – am 23. Mai 1949 – in Kraft. Dem Parlamentarischen Rat oblag auf deutscher Seite die Ausarbeitung des Grundgesetzes. Sein Präsident Konrad Adenauer trat ans Mikrofon und verkündete: „Für uns Deutsche ist es der erste frohe Tag seit dem Jahr 1933.“ Über die Grundzüge der neuen Verfassung war sich der Parlamentarische Rat schnell einig: Vor allem sollten Strukturmerkmale der Weimarer Verfassung vermieden werden, die den Untergang der ersten deutschen Demokratie mit verursacht beziehungsweise begünstigt hatten. So wurden die Rechte des Staatsoberhaupts deutlich beschnitten und seine Befugnisse auf die Rolle eines „Staatsnotars“ reduziert. Ferner sollte es nicht direkt vom Volk gewählt werden, sondern durch eine Bundesversammlung. Allein der Bundestag sollte den Willen des Volkes repräsentieren. Gestärkt gegenüber Weimar wurden die Rechte der Regierung. Zwar sollte der Kanzler vom Bundespräsidenten vorgeschlagen, aber vom Parlament gewählt werden. Damit bestimmten die Abgeordneten den Kanzler und die Regierung ging aus dem Parlament hervor. Hinsichtlich der Rolle und des Gewichts der Länder in Angelegenheiten der Bundespolitik einigte man sich schließlich auf einen Bundesrat als zweite Kammer. Diesem wurde vor allem in Sachen Steuererhebung und Steuerverteilung ein Mitspracherecht an der Gesetzgebung des Bundes eingeräumt. Mit dem Grundgesetz hatte der Parlamentarische Rat eine wichtige Voraussetzung für die politische Stabilität des neuen Staates geschaffen. Allerdings blieben zunächst gewisse alliierte Vorbehaltsrechte. So bestimmten die West-Mächte nicht nur über die Souveränität, über die Außen- sowie Außenhandelspolitik und garantierten die Sicherheit – sie übten auch eine generelle Kontrolle über die Politik der neuen Republik aus. Bis 1955 wurden die meisten der Vorbehalte abgebaut. Welche Stadt sollte die neue Hauptstadt werden? Nicht nur die Verfassung sollte zum Ausdruck bringen, dass in der Bundesrepublik Deutschland nur ein Provisorium zu sehen sei, sondern auch die Wahl der Bundeshauptstadt. Berlin kam angesichts der politischen Lage nicht infrage, zur Wahl stan- den Frankfurt am Main und Bonn. Die kleine, idyllische rheinische Universitätsstadt schien den Gründungsvätern als Bundeshauptstadt besser geeignet als die wesentlich größere Mainmetropole, wo 1848 die Nationalversammlung tagte und die Verfassung des deutschen Reichs aus der Taufe gehoben wurde. Der Mann, der Bonn mit knapper Mehrheit durchgesetzt hatte, war der Politiker Konrad Adenauer. Die neue deutsche Hauptstadt müsse „unter Rebenhügeln liegen, nicht zwischen Kartoffeläckern“, so der Rheinländer. Aber Adenauers Art war es nie, all seine Gedanken auszusprechen und so mutmaßte Golo Mann, je näher die neue Hauptstadt an Frankreich und je weiter sie im Westen lag, desto lieber sei es Adenauer wohl gewesen. Adenauer, der im Dritten Reich seines Amtes als Kölner Oberbürgermeister enthoben war, die Gefängnisse der Nazis kannte und den Hohn seiner Mitbürger zu spüren bekam, sollte die deutsche Nachkriegsgeschichte jedoch noch viel schärfer prägen. In einer Rede in Luxemburg 1947 bekannte er: „Während der Jahre des Nationalsozialismus verhielt sich das deutsche Volk so, dass ich es verachtete. Aber seit 1945 habe ich wieder gelernt, mein Volk zu achten.“ Der 73-jährige Christ- demokrat wurde am 15. September 1949 zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt, mit nur einer Stimme Mehrheit, die er sich selbst gab, wie er später bestätigte. Adenauer bestimmte insgesamt über fast vier Legislaturperioden – von 1949 bis 1963 – die Richtlinien deutscher Politik. Er unterstützte die soziale Marktwirtschaft Konrad Adenauer, Bundeskanzler von 1949 bis 1963. Foto: Bundesarchiv Helmut Schmidt, Bundeskanzler von 1974 bis 1982. Foto: Wikipedia Franz Josef Strauß, Verteidigungsminister (1956 – 1962). Foto: Getty Images seines Wirtschaftsministers Ludwig Erhard. Außenpolitisch setzte er sich vor allem für die Verständigung der beiden Erzfeinde Deutschland und Frankreich ein, die er als Kern einer politischen Einigung Europas sah. Darüber hinaus strebte die Bundesrepublik unter ihm eine enge Zusammenarbeit mit den USA und die Eingliederung der Bundesrepublik in das westliche Bündnissystem an. Deshalb beließ Adenauer die „Stalin-Note“ von 1952 unbeantwortet. Darin bot der sowjetische Staatschef eine Wiederververeinigung Deutschlands an – unter der Bedingung der Neutralität des Landes. „Ohne das Vertrauen, das Adenauer der Bundesrepublik in der westlichen Welt erwarb, ohne die Entspanntheit der Atmosphäre, zu der er wesentlich beitrug, hätte der deutsche Export nie die beispiellosen Höhen erreichen können, die er seit 1950 erreichte“, ist Golo Mann überzeugt. Entscheidend für die Erfolge deutscher Außenwirtschaftspolitik und für die Integration der Bundesrepublik in die Weltwirtschaft waren aber auch die Einführung der sozialen Marktwirtschaft und die Bedingungen, die der erste Wirtschaftsminister Ludwig Erhard mit seiner konsequenten Liberalisierung des Binnen- und Außenhandels im Rahmen der Wirtschaftord- nung geschaffen hatte, die auf privatwirtschaftliche und unternehmerische Freiheit setzte. Allerdings kam auch dem Staat eine zentrale Rolle zu: Er hatte die Funktionsfähigkeit der Wirtschaftsordnung zu sichern. So sollten individuelles Profitstreben, gesellschaftspolitisches Verantwortungsbewusstsein sowie soziale Gerechtigkeit zur Deckung gebracht werden. Gerade heute, in der schärfsten Finanzkrise seit 1929, wäre die Frage wichtig: Hat auch der Staat den ihm zukommenden Part gespielt und rechtzeitig für die notwendigen Rahmenbedingungen gesorgt, um überzogene Profitgier zu unterbinden? 1963 löste der populäre Erhard den mittlerweile 85-jährigen Adenauer ab. Ablauf und Hintergrund der „Spiegel“-Affäre, in deren Mittelpunkt der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Strauß stand, führten zu einem innenpolitischen Erdbeben. Das gab den Anlass zum Rücktritt. So groß die Verdienste Erhards in der Wirtschaftspolitik waren, so wenig Fortune hatte er als Kanzler. Ihm gelang es nicht, die deutsche Außenpolitik den veränderten internationalen Rahmenbedingungen – erste Entspannungsbemühungen der Supermächte – anzupassen. Probleme gab es zudem bei Kohle und Stahl. Die erste Rezession mit Absatzproblemen und steigender Arbeitslosigkeit zog auf. Als Erhard das Haushaltsdefizit 1967 durch Steuererhöhungen schließen wollte, traten die FDPMinister aus der Regierung aus. Ende November 1966 trat Erhard zurück. Unter dem Christdemokraten Kurt Georg Kiesinger kam es zur Großen Koalition mit den Sozialdemokraten. Willy Brandt von der SPD wurde Außenminister. Der Historiker Arnulf Baring bezeichnet die erste Große Koalition als „die wahrscheinlich tüchtigste Regierung, die wir je hatten. Erste Erfolge der sozialen Marktwirtschaft Erst nach langen „Geburtswehen“ zeitigte die neue Wirtschaftsordnung erste Erfolge, die sich in der Versorgung und im Einkommen der Menschen widerspiegelten. Sie brachte die soziale Integration der Bevölkerung voran und sorgte für die Stabilisierung des politischen Systems. Zum Erfolg und der zunehmenden Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft trug wesentlich bei, dass neben den Unternehmen auch die Gewerkschaften ihren Platz in der neuen Wirtschaftsordnung fanden. D Fortsetzung auf Seite 4 ie Deutsche Vermögensberatung ist die weltweite Nr.1 der eigenständigen Finanzvertriebe und der Spezialist in Sachen Riester-Rente. 4 Millionen Bundesbürger haben bereits einen persönlichen Vermögensberater der Deutschen Vermögensberatung! Über einer Millionen Bürgern haben wir bereits eine Riester-Rente vermittelt. Nutzen auch Sie unsere erfolgreiche Beratung und sichern Sie sich die staatliche Förderung. Riester-Sparer sehen mehr vom Geld www.dvag.com AKTUELLES THEMA/MEINUNG 4 WirtschaftsKurier Fortsetzung von Seite 3 Sie war eine echte Reformkoalition, die viele notwendige Verfassungsänderungen auf den Weg brachte und, bis auf die Wahlrechtsreform, nahezu alle verwirklichte.“ Ziemlich rasch gelang auch die Überwindung der Rezession mithilfe einer aktiven Konjunkturpolitik. „Weniger positiv“ sieht Baring die zweite Phase bundesdeutscher Geschichte von 1969 bis 1989. Nach den Bundestagswahlen im September 1969 koalierten SPD und FDP. Die Annäherung wurde möglich, da sich die FDP von einer bürgerlich-mittelständischen Partei auf ein linksliberales reformerisch ausgerichtetes Profil hinbewegte. Die SPD wandelte sich – seit ihrem Godesberger Programm 1959 –, wenn auch zögerlich, von einer reinen Arbeiterpartei zur Volkspartei. Willy Brandt, SPD-Parteivorsitzender und früherer Regierender Bürgermeister Berlins, bestimmte jetzt die Richtlinien der Politik und wollte „mehr Demokratie wagen“. Die kritische junge Generation sollte mehr Mitverantwortung übernehmen und die politischen Partizipationsmöglichkeiten der Wähler verbessert werden. Mehr Chancengleichheit war das Motto für die Bildung. Und in der Rechtspolitik knüpfte die neue Regierung an die Vorhaben der Großen Koalition an. Die SPD/FDP-Koalition profitierte zunächst vom wirtschaftlichen Aufschwung. Allerdings erwies sich die Hoffnung auf volle Kassen zur Finanzierung der zahlreichen Reformen als Trugschluss. Bereits ein Jahr nach Antritt der Regierung Brandt trat Finanzminister Alex Möller angesichts großer Deckungslücken im Haushalt zurück. Nur 14 Monate später folgte Superminister Karl Schiller. Die Ansprüche seiner Kabinettskollegen schienen unzähmbar. Die Rentenreform führte 1972 zu einer Leistungsexpansion und die Gewerkschaften setzten – auch im öffentlichen Dienst – erhebliche Lohnforderungen durch. Ein umfassender Ansatz zur Modernisierung der Gesellschaft misslang mangels finanzieller Masse. Erfolgreicher war dagegen die Außenpolitik. Nach Marie-Luise Recker, Professorin für Neuere Deutsche Geschichte, lockerten der Bau der Berliner Mauer und die Kubakrise die Fronten im Ost-WestKonflikt. Dies eröffnete Chancen für die deutsche Außenpolitik, das Verhältnis zu den Nachbarn im Osten zu entkrampfen und die durch den Zweiten Weltkrieg gezogenen Grenzen anzuerkennen sowie die deutsch-deutschen Beziehungen neu zu gestalten. Allerdings standen die geplanten Verhandlungen unter dem Vorbehalt der Vier-Mächte-Verantwortung, was der Gegenseite missfiel. Als Scharnier für den außenpolitischen Neuansatz erwies sich nach Recker das Berlin-Abkommen. Konkret ging es darum, die Zuordnung Westberlins zum Bund festzuschreiben, den Zugang von der Bundesrepublik nach Westberlin zu sichern und Regelungen für den Zutritt der Westberliner nach Ostberlin und in die übrige DDR zu finden. 1971 kam es schließlich zu einer Einigung. Allerdings wurde Westberlin nicht Bestandteil der Bundesrepublik. An- MAI 2009 Nach heißen Diskussionen im Bundesrat und Bundestag wurden die Verträge schließlich mit einer Mehrheit von SPD und FDP ratifiziert. Vorausgegangen war im Bundestag der Versuch der Union, die Regierung über ein konstruktives Misstrauensvotum zu stürzen – vergeblich. Der im November 1972 stattfindende Wahlkampf anstaltet und 1979 das Europäische Währungssystem aus der Taufe gehoben, dadurch stärkten Frankreich und Deutschland ihre Vorreiterrolle in Europa. Zur harten Konfrontation kam es mit der Terrorgruppe RAF, die sich aus der APO entwickelt hatte und mit brutalster Gewalt ihre gesellschaftspolitischen Ziele zu erreichen suchte. Nach dem Selbstmord führender RAF-Häftlinge 1977 flaute die Bedrohung durch den Terrorismus ab. Zu Besorgnis führte in Westeuropa die Stationierung weit reichender russischer SS-20-Raketen. Schmidt trat für eine Nachrüstung der Nato ein. Nach dem NatoDoppelbeschluss, der schon für heftige Kritik gesorgt hatte, befürchtete die Öffentlichkeit bis tief in die SPD hinein ein Wettrüsten. Die Entfremdung zwischen Schmidt und großen Teilen der Partei terrolle sowie beim Stellenwert der Familie, in neuen Lebensstilen, Verhaltensweisen und Wertorientierungen. Die gesellschaftlichen Veränderungen der 70er- und 80erJahre führten zu neuen sozialen Bewegungen. Umwelt- und Friedensbewegungen hatten starken Zulauf, besonders aber die Atomkraftgegner. Der ökologische und pazifistische Protest formierte sich zunehmend parteilich. Den Grünen gelang der Aufstieg ins bundespolitische Establishment. Mittlerweile peilen sie Platz drei in der Parteienhierarchie an. Besondere Beachtung fand die zunehmende Globalisierung, was sich auch in kräftigeren Exportsteigerungen niederschlug. Das bundesdeutsche Wachstum stieg in den Jahren 1982 bis 1990 von 1,1 % auf 4,5 %. Indes verharrte die Arbeitslosigkeit hartnäckig auf über 2 Mio. In der Au- nur als Teil eines europäischen Umbruchs möglich, der die Vorherrschaft der Sowjetunion in Mittel- und Osteuropa beendete und zu Demokratie, Freiheit und marktwirtschaftlicher Grundordnung in ganz Europa führte. Die Anpassung der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse an westliche Gegebenheiten dauerte indes wesentlich länger als ursprünglich angenommen und ist auch heute noch nicht erfolgreich abgeschlossen. Noch ist die Produktivität im Osten niedriger als im Westen. Die Arbeitsmöglichkeiten sind begrenzt und die Arbeitslosigkeit ist entsprechend hoch. Die Lasten der Wiedervereinigung haben die Bundesrepublik vor allem finanziell deutlich mehr gefordert als ursprünglich angenommen, dem stand allerdings – gerade in den ersten Jahren – ein großer Willy Brandt, Bundeskanzler von 1969 bis 1974. Foto: Sahm Doherty/Getty Images Helmut Kohl, Bundeskanzler von 1982 bis 1998. Foto: Bundesarchiv Gerhard Schröder, Bundeskanzler von 1998 bis 2005. Foto: Nigel Trebin/ddp Angela Merkel, seit 2005 Bundeskanzlerin. Foto: Wikipedia stand im Zeichen der Ost-Verträge und führte zu kräftigen Stimmengewinnen für die Koalitionsparteien. Dennoch schied Brandt Anfang Mai 1974 aus dem Amt, nachdem einer seiner engsten Mitarbeiter als Ost-Spion enttarnt worden war. Der Sozialdemokrat Helmut Schmidt übernahm die Führung der Koalition mit der FDP. Die Amtsperiode Schmidt war von Krisen geprägt. Zwar war die Bundesrepublik mittlerweile von herausragender Bedeutung im Welthandel, bekam aber nun die weltwirtschaftlichen Stürme heftig zu spüren und geriet in eine tiefe Rezession. Die Verfügbarkeit verlässlicher Energiequellen wurde in den beiden Nahostkriegen und 1978/79 infrage gestellt. Der Ölpreis explodierte. Die Belastungen der USA durch den Vietnamkrieg führten zu hohen amerikanischen Zahlungsbilanzdefiziten. Die Folge war der Zusammenbruch der auf dem Goldstandard fußenden Weltwährungsordnung. Im März 1973 lösten die Bundesrepublik und fünf weitere europäische Länder ihre Währungen von der Dollar-Leitwährung. Die zweite Ölkrise belastete die Wirtschaft schwer und wurde mit staatlichen Sonderprogrammen bekämpft. Der Sozialpolitik wurden nach wohlfahrtsstaatlicher Expansion deutliche Zügel angelegt. Auch Schmidt kooperierte eng mit den Franzosen. In Absprache mit dem französischen Staatspräsidenten Giscard d’Estaing wurden der erste Weltwirtschaftgipfel ver- wuchs. Dadurch wurden Verlässlichkeit und Regierungsfähigkeit vom Koalitionspartner bezweifelt. Unter dem Vorwand, die Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht länger mittragen zu können, verließ die FDP das Regierungsbündnis. Am 1. Oktober 1982 kam es zum Misstrauensvotum gegen Schmidt. Der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl wurde neuer Kanzler einer CDU/CSU/FDPKoalition. Längst vorbei waren die Jahre starken Wirtschaftswachstums, großer Einkommenszuwächse und Vollbeschäftigung. In der Bundesrepublik hatte sich hartnäckige Arbeitslosigkeit ausgebreitet. Grund war der Strukturwandel, der bereits in den frühen 60er-Jahren mit dem Niedergang traditioneller Industrien wie Kohle, Eisen Stahl und Textil eingesetzt hatte. Rationalisierung und Automation gewannen an Bedeutung. Der Dienstleistungssektor expandierte, doch der Sockel der Arbeitslosigkeit wuchs ständig. Nach Recker versuchten sowohl Schmidt als auch Kohl unverhältnismäßige Kürzungen der Sozialleistungen abzubremsen, um die politische und gesellschaftliche Stabilität des Landes zu stärken. Finanziell bedeutete dies eine Hypothek auf die Zukunft. Die Gewichtsverlagerung auf den Dienstleistungssektor in den 70er- und 80er-Jahren veränderte die Gesellschaftsstruktur nachhaltig. Nach Recker zeigte sich dies im Verhältnis von Arbeit und Freizeit, in der Neudefinition der Geschlech- ßen- und Deutschland-Politik hielt sich die Regierung an die getroffenen Abmachungen ihrer Vorgänger, stimmte aber 1983 der Stationierung neuer Waffensysteme zu, was das Verhältnis zum Bündnispartner USA deutlich verbesserte. Daneben setzte Kohl auf Fortschritte in der europäischen Integration. Höhepunkt in der Kohl-Ära war aber zweifellos die Wiedervereinigung. Trotz des Anscheins politischer und gesellschaftlicher Stabilität, die nach Recker der vorherrschende Eindruck aus westlicher Sicht war, brach die DDR im Herbst 1989 binnen weniger Wochen zusammen. Nachholbedarf in Ostdeutschland gegenüber. Für Baring war mit der Wende auch ein politischer Linksrutsch in Deutschland verbunden. Für ihn brach die Phase drei an, geprägt von hoher Staatsverschuldung, den Problemen einer Parallelgesellschaft als Ergebnis fehlgeschlagener Migrationspolitik und der Entwicklung zum „Land der Alten“. Die erste gesamtdeutsche Wahl im Dezember 1990 trug Kohl, als „Kanzler der Einheit“, einen glanzvollen Sieg ein. Dennoch verblasste sein Stern im Verlauf der Legislaturperiode zusehends. Die Kosten der Einheit, die weitgehend den Sozialkassen aufgebürdet wurden, erzeugten Argwohn. Reformvorschläge zugunsten des Standorts Deutschlands wirkten wenig überzeugend und trafen auf heftigste Kritik von Gewerkschaften und Opposition. 16 Jahre Kanzlerschaft schienen genug und entwanden der Union in der Bundestagswahl 1998 die Macht. Mit Gerhard Schröder als neuem SPDKanzler und Außenminister Joschka Fischer von den Grünen kam es zum Generationswechsel. Die 68er-Protestbewegung war in der Bundesregierung angekommen. Zunächst zog die neue europäische Währung alle Aufmerksamkeit auf sich. Der Euro löste am 1. Januar 1999 – nach langen Vorbereitungen in der Ära Kohl – schließlich die von den Deutschen heiß geliebte D-Mark auch als Bargeldzahlungsmittel ab. Bevor die Regierung Schröder dann drin- dererseits konnte die DDR die völkerrechtliche Anerkennung durch die Bundesrepublik nicht durchsetzen, doch bestätigte ihr Bonn Staatscharakter und staatsrechtliche Souveränität. Zudem eröffnete der Grundlagenvertrag den Weg zur völkerrechtlichen Anerkennung der DDR durch die westlichen Staaten. Im September wurden die DDR und die Bundesrepublik Mitglied der Vereinigten Nationen. Misstrauensvotum scheitert Der Westen wird von der Entwicklung überrascht Auch der Westen war auf diese plötzliche Entwicklung nicht vorbereitet. Immer lauter wurden die Forderungen nach einer Vereinigung, für die sich die Bundesregierung schließlich einsetzte. Das Ergebnis der ersten freien Wahlen in der DDR bestätigte die Forderung nach Vereinigung. Der neue Ministerpräsident Lothar de Maizière von der der CDU nahestehenden „Allianz für Deutschland“ nahm sofort mit Bonn Verhandlungen, insbesondere über eine Wirtschafts- und Währungsunion, auf. Besonders tangiert waren die vier Siegermächte. Am 3. Oktober 1990 feierten Hunderttausende die deutsche Einheit zwischen Reichstag und Brandenburger Tor in Berlin. Die Vereinigung Deutschlands wurde gend benötigte Reformen angepackte, kam es zunächst zu kräftigem Streit um die Richtung in der Sozial- und Finanzpolitik. Der unter anderem nachfragepolitisch ausgerichtete, zu Währungsdirigismus neigende Finanzminister Oskar Lafontaine verließ im März 1999 das Kabinett. Blick auf die nächsten Wahlen Eine Steuerreform reduzierte sodann die Last der Bürger. Das Rentensystem wurde neu strukturiert. Reformen – insbesondere grüner Handschrift – gab es unter anderem in der Asyl- und Zuwanderungs- sowie der Energie- und Umweltpolitik. Schwieriger gestaltete sich die Außenpolitik. Erstmals wurden wieder deutsche Soldaten – im Rahmen der Nato – zu Kriegseinsätzen geschickt, zunächst ins Kosovo und später ins ferne Afghanistan. Die Einsätze sind bis heute umstritten. Nur ein Nein zur Teilnahme am Irakkrieg rettete die rot-grüne Regierung für weitere vier Jahre. Für heftige Unruhen in der SPD, aber auch in Teilen der Bevölkerung sorgten die Arbeitsmarktreformen und Einschnitte ins soziale Netz im Rahmen der „Agenda 2010“. Die SPD erlitt in den Landtagswahlen heftige Verluste. Schröder verlor in der SPD dramatisch an Rückhalt. Sein politischer Spielraum engte sich erheblich ein. Die nächste Bundestagswahl ging – auch durch eine erstarkte Linke, die viele traditionelle linke SPD-Wähler für sich begeistern konnte – verloren und Schröder von Bord. Angela Merkel formierte die zweite Große Koalition in der Geschichte der Bundesrepublik. Ihre Politik griff die „Agenda 2010“ auf und führte sie zunächst fort und ergänzte sie um Reformen in der Familien-, Gesundheitspolitik sowie der inneren Sicherheit. Bis zur Finanz- und Wirtschaftskrise gelang es, die Neuverschuldung deutlich zurückzuführen. Zunächst schien es, als könne die Regierung Merkel an die Erfolge der ersten Großen Koalition unter Kiesinger anschließen. Doch nach der Halbzeit der Legislaturperiode lähmten vermehrte Blicke auf die nächste Bundestagswahl den Arbeitseifer und sorgten zunehmend für Koalitionszwist. Auf internationaler Ebene punktete die Kanzlerin dagegen durch brillantes Auftreten und bei der Bevölkerung eher durch die Ablehnung eines stärkeren Kampfeinsatzes in Afghanistan. In den 60 Jahren hat sich die Bundesrepublik stark verändert. Sie ist zur wirtschaftlichen Großmacht in der Welt aufgestiegen und gilt als einer der großen Profiteure der Globalisierung. Dazu beigetragen hat, dass sich alle Bundesregierungen seit 1990, egal welcher Couleur, bemüht haben, Antworten auf die Globalisierung zu finden. Nach der Wiedervereinigung ist auch der politische Einfluss gewachsen – bleibt aber weit hinter der weltweiten wirtschaftlichen Geltung zurück. Zwar hat sich das Wohlstandswachstum im Laufe der Zeit verlangsamt, doch die Belastungen durch die Vereinigung wirken nach. Bewahrt wurde in den 60 Jahren im Prinzip die soziale Marktwirtschaft und die Bundesrepublik blieb dem Westen und seinen Organisationen eng verbunden. Der Konsument ist der Schlüssel Wege aus der Weltwirtschaftskrise | Mit Beihilfen und Gutschriften müsste die Kauflaune angekurbelt werden VON ECKART LANGEN V. D. GOLTZ* D ie Weltwirtschaft steckt in der größten Krise der Nachkriegsgeschichte. Alle Konjunkturprogramme von Regierungen und Notenbanken greifen bislang zu kurz. Sie versprechen keinen Durchbruch bei der Lösung unserer drängenden Wirtschafts- und Finanzprobleme. Man muss sich die Weltwirtschaft wie ein Unternehmen vorstellen, das hoffnungslos überschuldet ist: Ein solches Unternehmen hat nur drei Möglichkeiten zu überleben: schnell und stark zu wachsen, die Preise zu erhöhen oder Konkurs anzumelden und alle Angestellten zu entlassen. Auf die Weltwirtschaft übertragen bedeutet dies: Wachstum schaffen, inflationieren oder bankrottgehen. Was führt aus der heutigen Weltwirtschaftskrise? Keiner will die eigentlichen Ursachen der heutigen Finanzkrise wahrhaben. Auch wenn man die Banken rettet, die Schwierigkeiten bleiben. Solange die Kunden der Banken, die Verbraucher und Firmen, selbst in finanziellen Schwierigkeiten stecken, kann das Kreditgeschäft nicht wiederbelebt werden. Wie die Geschichte zeigt, leihen die Banken erst dann Geld, wenn es den Konsumenten und den Firmen wieder besser geht. Der Dreh- und Angelpunkt aller Ansätze zur Belebung der Weltkonjunktur ist und bleibt zuallererst der Konsument, auch wenn das bislang nur wenige begriffen haben. In den USA hat der Konsum einen Anteil von 70 % am Bruttosozialprodukt, in Europa sind es ca. 60 %. Leider sind die Konsumenten vor allem in den USA, aber auch in weiten Teilen Europas (zum Beispiel Großbritannien oder Spanien) ebenfalls hoch verschuldet. In der Vergangenheit konnten durch massive Zinssenkun- gen immer wieder neue Börsen- oder Immobilienhaussen angefacht werden, welche die Konsumbereitschaft der Verbraucher positiv beeinflussten. Doch auch dieser Effekt fällt im jetzigen Abschwung aus. In einer Situation, die für die meisten Menschen von Ängsten um den Arbeitsplatz und hoher Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft geprägt ist, muss zunächst die Zahlungsfähigkeit wiederhergestellt werden. Konjunkturprogramme und Investitionen sind zwar sehr wichtig, aber die Initialzündung kann nur vom Konsumenten kommen. Schließlich investiert kein Unternehmer, wenn sein Absatz stockt und seine Fabrik nicht ausgelastet ist. Erst wenn alle Hilfsmaßnahmen wieder einmal gescheitert sind – wie bis heute in Japan –, wird man erkennen, dass zuerst der Konsument wiederbelebt werden muss. Die USA haben das bereits 2008 mit Steuergutschriften von 1 000 US-Dollar pro US-Bürger versucht. Das Ergebnis war höchst unbefriedigend, weil Entlastungen aus Steuersenkungen und Steuerschecks aus Angst vor der augenblicklichen Krise zum Großteil gespart werden. China zeigt als Erster, wie man die Kauflaune der Konsumenten mit Beihilfen und Gutscheinen tatsächlich wiederherstellen kann. Peking verteilt aktuell an 700 Mio. Bürger Konsumschecks für Kühlschränke. Zudem gibt die Regierung seit Jahresanfang Konsumcoupons für Arme aus. Was wir in Zukunft brauchen, so provokant das klingen mag, sind weit größere Steuergutschriften oder besser direkte Konsumgutscheine von vielleicht 10 000 Euro oder mehr pro Konsumenten. Darüber hinaus muss die Regierung massiv in Ausbildung, Umschulungsmaßnahmen für Arbeitslose sowie in Forschung und Ent- wicklung investieren. In der jetzigen Situation müssen die Notenbanken vorübergehend die Finanzierung dieser Ausgaben übernehmen. Der Staat kann die Finanzie- Eckart Langen v. d. Goltz ist Geschäftsführer der PSM Vermögensverwaltung GmbH. Die Gesellschaft hat sich dadurch einen Namen gemacht, dass ihre Fonds im Börsencrash gut abschnitten. Foto: PSM rung nicht bewältigen, da sonst steigende Zinsen die Konjunktur sofort wieder abwürgen würden. Die Notenbanken in den USA und England kaufen bereits Staatsanleihen zur Finanzierung der Staatsdefizite. Die EZB sollte sich ein Beispiel nehmen. Selbstverständlich bringt die zum langfristigen Abbau der Weltverschuldung und zur kurzfristigen Belebung der Weltkonjunktur benötigte drastische Liquiditäts- ausweitung auf lange Sicht Inflation mit sich. Unverständlich bleibt jedoch, warum wir uns zum jetzigen Zeitpunkt mit Händen und Füßen gegen das Unvermeidbare wehren. Es ist falsch, einen gewissen Grad an Inflation in unserer heutigen Situation pauschal zu verdammen. Vielfach wird schlichtweg vergessen, dass ein wenig Inflation der effektivste Anreiz ist, um sich eher heute als morgen ein neues Haus, ein neues Auto, neue Möbel und Kleidung zu kaufen. Ein wenig Inflation hat die Konjunktur immer wieder neu belebt. Selbst die fortwährende inflationäre Entwertung des USDollars seit 1920 um etwa 98 % und der D-Mark seit 1950 um etwa 85 % haben den beispiellosen Wohlstandsgewinn nach dem Zweiten Weltkrieg nicht behindert. In der augenblicklichen Deflation ist eher das Gegenteil der Fall. Unser Wohlstand scheint akut bedroht, wenn man die Debatten um Sparmaßnahmen, Zwangsurlaub und Lohnkürzungen verfolgt. Wir sollten also lieber etwas mehr Inflation in Kauf nehmen als den Bankrott unserer Weltwirtschaft mit allen verheerenden politischen und gesellschaftlichen Folgen, die wir schon einmal während der 30er-Jahre erlebt haben. Welchen Sinn macht es, gut ausgebildete Arbeitskräfte wie in den 30er-Jahren auf die Straße zu schicken und Massenarbeitslosigkeit von 15 % und mehr zu riskieren. Eigentlich gibt es keinen Grund, eine Wirtschaftskrise hinzunehmen. Schließlich haben wir genügend Ersparnisse, Ressourcen, Fachkräfte und reichlich industrielle Kapazitäten, um unseren Wohlstand zu erhalten, ja sogar noch wesentlich auszubauen. Wir haben quasi alle Zutaten, um zu kochen, aber trauen uns nicht, die Herdplatte anzudrehen. Bis so ein Lösungsansatz jedoch Realität wird, werden wir zwei bis drei Jahre eher deflationäre Tendenzen erleben. Den Preis, den wir schließlich für die Rettung des überschuldeten Finanzsystems zahlen müssen, ist eines Tages die schrittweise Inflationierung mit der Notenpresse. Höhere Steuern zum Abbau unserer Schulden hingegen wären für die Weltwirtschaft nicht nur zum jetzigen Zeitpunkt tödlich. Die meisten Politiker und Notenbanken handeln erst dann mit der nötigen Konsequenz, wenn das Haus nicht nur brennt, sondern bereits in Schutt und Asche liegt. Durch dieses zögerliche Handeln wird die Arbeitslosigkeit in den nächsten zwölf Monaten gewaltig steigen und es werden noch mehr Hiobsbotschaften über uns herein- brechen, bevor die Verantwortlichen zu einer echten Lösung der Weltwirtschaftsprobleme gezwungen werden. Wir benötigen dringend staatliche Impulse mit der nötigen Schlagkraft. Diese müssen unsere Konsumenten wieder dazu bringen, Geld auszugeben, um so den weltweiten Wachstumsmotor neu zu starten. Eine kurzfristige Erhöhung der Staatsdefizite ist hierfür ebenso unvermeidbar wie die Akzeptanz mittelfristig höherer Inflationsraten. Eine solche Radikalkur ist unvermeidbar, wenn wir uns nicht mit lähmender Weltverschuldung und sinkendem Wohlstand abfinden wollen. *Eckart Langen v. d. Goltz ist Geschäftsführer der PSM Vermögensverwaltung GmbH KAUFKRAFTVERLUST DER D-MARK 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 Die Inflationsverluste von 1950 bis 2000 Grafik: WirtschaftsKurier 2009 INDUSTRIE & MÄRKTE MAI 2009 WirtschaftsKurier 5 Trendsetter Optimal durchleuchtet Kampfansage Leuchttapete Lange galt Diversifizierung als Schimpfwort, doch heute profitiert Bosch von seiner globalen Aufstellung in vielen Branchen. Seite 6 Das modernste Klinikum Europas in Hamburg setzt auf innovative Ultraschall-Technologien von GE Healthcare. Seite 7 Auch wenn 2009 ein schwieriges Jahr für den Energieversorger aus dem Norden wird, ist EWE gut darauf vorbereitet. Seite 8 Hauchdünne organische Schichten (OLED) revolutionieren den Lichtmarkt und benötigen dabei weniger Strom. Seite 10 In Hannover war die Zukunft das Thema Hannover Messe | Enormes Wachstumspotenzial auf den asiatischen Märkten große Wachstumsmöglichkeiten für den deutschen Maschinenbau gesehen. Der VDMA verweist in dem Zusammenhang unktionierende Finanzmärkte sind auf eine von ihm in Auftrag gegebene Studie Grundlage für eine florierende die, nach der sich in diesen Bereichen kurzWirtschaft, da waren sich auf der fristig Chancen eröffnen. Gern blicken die Hannover Messe Mitte April sowohl VertreMaschinenbauer auch in eine jüngere Progter der Wirtschaft als auch Politiker einig nos-Studie, die für Technologien zum Kliund auch Banker stimmten zu. Allerdings ma- und Umweltschutz ebenfalls sehr gute vermochte niemand zu sagen, wann es Chancen sieht. Trotz der Hoffnungen rechdenn wieder aufwärts gehen würde – mit net der Maschinenbau in diesem Jahr mit der Weltwirtschaft und der deutschen Wirteinem Abbau von 25 000 Arbeitsplätzen in schaft. Da blickte man lieber zu den Wisder Branche und einer weiteren Zunahme senschaftlern hinüber, die in der Woche der der Kurzarbeit. Andererseits suchen die Messe in Berlin ihr Frühjahrsgutachten vorMaschinenbauer immer noch nach 8 000 legten. Sie erwarten einen tiefen WachsMitarbeitern, darunter 4 000 Ingenieuren. tumseinbruch in 2009, im Laufe des komAuch die andere deutsche Elefantenmenden Jahres einen leichten, vorübergebranche, die Elektroindustrie, zeigte in henden Aufschwung und rechnen erst 2011 Hannover verhaltenen Optimismus. Hier mit einer deutlicheren Belebung, die 2013 hofft man im zweiten oder dritten Quartal, die Konjunktur endlich wieder auf das Nidie Talsohle zu erreichen. Derzeit kämpft veau von 2008 bringen soll. Zudem prasselsie mit einem herben Auftragsrückgang in te eine Studie der Unternehmensberatung Höhe von 37 %. Aber der Branchenverband Boston Consulting Group (BCG) auf MesseZVEI verweist auf die vergleichsweise breite aussteller und -Besucher hernieder, woAufstellung der Elektroindustrie. „Als Quernach der deutschen Industrie durch die schnittsbranche sei sie überall dabei“ und Wirtschaftskrise weit schwierigere Folgen werde „bei einem Wiedererstarken der Inals bisher angenommen ins Haus stehen dustrieproduktion gleich sollen. Selbst für den Fall mit von der Partie sein”, einer Erholung der Welt„Wir rechnen ab gibt sich ZVEI-Präsident wirtschaft – mit einer Jahresmitte mit Friedhelm Loh zuversichtRückkehr zu positivem lich. Durch Kurzarbeit Wachstum in der zweiten einem Ende der man ein hohes NiJahreshälfte – prognostibisherigen Talfahrt.“ habe veau an Flexibilität erziert BCG den wichtigsten Hannes Hesse, reicht. 62 % der Unternehdeutschen Industrien in der ElektroinduAuto, Metall, MaschinenHauptgeschäftsfüh- men strie arbeiten nach Verbau und Chemie dauerrer des VDMA bandsangaben derzeit hafte Auftragsrückgänge kurz. 62 % würden aber von rund 10 %. Danach auch eine Streichung von Arbeitsplätzen käme es bis 2015 zu einem Verlust von planen. Aber 85 % der Betriebe sind auf der 740 000 Arbeitsplätzen. Suche nach geeigneten Ingenieuren. Stolz Das passte wenig ins Stimmungsbild auf verweist Loh auch auf die hohe Eigenkapider Industriemesse in Hannover. Zwar war talquote in den eigenen Reihen, die derzeit es keinesfalls euphorisch, aber ein wenig im Schnitt bei 35 % liege. Man habe die gute Zuversicht war schon zu spüren. Sowohl Konjunktur der vorangegangenen Jahre geAussteller als auch Kunden konzentrierten nutzt um die Eigenkapitalbasis kräftig zu sich auf die Zeit nach der Krise. Für den stärken. Sorge macht sich Loh allerdings Verband Deutscher Maschinen- und Anlaum die Liquidität ihrer Abnehmer. Eine flägenbau (VDMA) soll sie schon bald beginchendeckende Kreditklemme vermag der Verbandsobere noch nicht zu erkennen. Die Nachfrage nach billigen Unternehmenskrediten aus den Konjunkturprogrammen verläuft indes allgemein schleppend. Bislang liegen der Förderbank KfW erst etwa 800 Anträge im Umfang von 2,4 Mrd. Euro vor, das sind gerade 6 % des gesamten Fördervolumens. Wirtschaftsverbände und die KfW beschuldigen die Hausbanken, sie würden verbilligte Firmenkredite aus den Konjunkturprogrammen nur widerwillig weiterleiten. Zur Eröffnung der Hannover Messe sagte Bundespräsident Horst Köhler: „Mittelständler berichten mir, dass zum Beispiel Kreditanträge gar nicht bei der KfW ankommen.“ Und KfW-Chef Ulrich Schröder stichelte: „Weder wir noch der Staat können die Banken zum Saufen tragen.“ Die Deutsche Bank wehrt sich, offiziell seien die Geschäftsbanken erst am 6. März über die Details zum ausgeweiteten Kreditprogramm informiert worden, sodass es einfach etwas Zeit brauche, bis die Anträge geprüft und zur KfW weitergeleitet werden könnten. Die Energiewirtschaft beklagte in Hannover, es sei schwieriger geworden. Fremdkapital für Investitionen zu erhalten. Höhere Finanzierungskosten müssten akzeptiert werden, so Hildegard Möller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Einige Unternehmen müssten bereits ihre Planungen überprüfen. Derweil hält der Boom im Kraftwerksneubau an. Derzeit sind 64 Kraftwerke in Impressionen von der Hannover Mesder Planung. Sie sollen bis 2018 fertig gese: vom Dienstleistungsroboter bis zur stellt sein. Das Investitionsvolumen der Schiffsschraube. Fotos: Hannover Messe Energiewirtschaft beläuft sich gegenwärtig auf 50 Mrd. Euro und sorgt für volle Aufnen. Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer tragsbücher. Damit ist die Energiewirtdes VDMA: „Wir rechnen ab Jahresmitte mit schaft eine wichtige Stütze sowohl für den dem Ende der bisherigen Talfahrt.“ Die Maschinen- und Anlagenbau als auch für aber war bisher heftig: Die deutschen Madie Elektronik- und Elektrotechnikbranche. schinenbauer beklagten für die ersten bei„Wir können der Anlasser für den Konden Monate in 2009 einen Produktionseinjunkturmotor sein“, verkündet optimistisch bruch von 23 % im Vergleich zum entspreeine Studie im Auftrag des Bundesverbanchenden Vorjahreszeitraum. Schneller als des Erneuerbare Energien (BEE), die auf der in früheren Konjunktureinbrüchen sei diesHannover Messe vorgestellt wurde. Vor almal der Auftragsrückgang in der Produktilem deutsche Unternehmen würden von on angekommen. Doch Hesse weiß, dass der weltweit wachsenden Stromerzeugung viele Kunden aus dem Bereich der Zuliefeaus erneuerbaren Energien profitieren. rer für Komponenten und Teile kräftigen Nach BEE-Geschäftsführer Björn Klusmann Lagerabbau betrieben haben. Der Verband wird sich das Marktvolumen für Kraftwerke rechnet für den gesamten Maschinenbau für die regenerative Energieerzeugung von spätestens ab Mai mit niedrigeren Minusraknapp 60 Mrd. Euro im Jahre 2005 auf etwa ten. Hoffnungsvoll richtet sich der Blick der 275 Mrd. Euro in 2020 vervierfachen. Im deutschen Vorzeigebranche, deren ExportPhotovoltaikbereich soll sich nach Ralf Bianteil im Durchschnitt bei 75 % liegt, zuschoff, Geschäftsführer des Bundesverdem nach Asien. Hier werden vor allem in bands Windenergie (BWE), der Umsatz den Bereichen Infrastruktur, Energieerzeuweltweit bis 2020 gar verachtfachen. gung, Energieeffizienz und Umwelttechnik VON DIETER W. HEUMANN F Gemessen an solchen Auftritten, äußerte sich der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Hannover sehr zurückhaltend. Nach BDI-Präsident Hans-Peter Keitel, spricht derzeit nichts für eine rasche Er- holung – weder in Deutschland noch anderswo. Allerdings sprach sich Keitel strikt gegen ein drittes Konjunkturprogramm aus. Nur Steuersenkungen sind nach dem BDIChef eine ordnungspolitisch saubere Lö- sung. Politiker gäben nicht das eigene Geld sondern das der Steuer- zahler aus. Zudem sei Wahlkampf und das erleichtere die Lage nicht. „Rettet Deutschland vor den Rettern“, so Keitel, der für die Bundeskanzlerin und ihre Berater eigens ein eigenes Papier entworfen hat, wo die Politik nachlesen kann, wie sie die Wirtschaft entlasten kann, ohne die öffentlichen Haushalte weiter zu belasten. INDUSTRIE & MÄRKTE 6 WirtschaftsKurier MAI 2009 Die großen Trends im Visier Autokäufe übersteigen die Produktion Bosch | Mit Vielseitigkeit und Innovationen der Krise trotzen Zu den Zukunftsthemen von Bosch gehören – neben vielen anderen – auch Großgetriebe für die Windkraft. Im Bild testet Bosch Rexroth auf Prüfständen alle Windkraftgetriebe nach strengsten Qualitätskriterien. Foto: Bosch VON ULRICH KIRSTEIN E s fiel Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, sichtlich nicht leicht, auf der Pressekonferenz in Stuttgart prognostizieren zu müssen, dass er für das laufende Jahr einen – den ersten – Verlust für sein weit verzweigtes Unternehmen erwartet. Der soll irgendwo zwischen 0 % und 3 % vom Umsatz liegen, vorausgesetzt, die Entwicklung der ersten drei Monate – ein Umsatzeinbruch von 25 % – gehe nicht ungebremst weiter. Aber, so Fehrenbach, ein Unternehmen wie Bosch verkrafte auch Verlustjahre, denn die auf die Trends der Zukunft ausgerichtete Strategie mit den Standbeinen Kraftfahrzeug- und Industrietechnik sowie Gebrauchsgüter und Gebäudetechnik stimme und brauche auch nicht neu justiert zu werden. Eindringlich prangerte Fehrenbach mit Blick auf die derzeitige Krise die „zerstörerische Kraft“ an, die in einem „kurzfristigen Denken und Handeln liegt, das auf maximalen Ertrag getrimmt ist“. Dazu könnte die Bosch-Gruppe – 92 % der Kapitalanteile liegen bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung – geradezu als idealtypischer Gegenentwurf gelten: Bosch braucht sich nicht um die Interessen von „shareholder value“ zu kümmern und kann langfristig denken, auch wenn angesichts der Krise auch kurzfristig gehandelt werden muss. Zu den Ankern von Bosch zählen zum einen die breite internationale Präsenz – auch wenn die gegenwärtige Krise kaum ein Land auslässt –, die Ausrichtung auf ganz unterschiedliche Branchen – auch wenn die Automotive-Sparte noch immer etwa 59 % vom Umsatz ausmacht –, die hohe Innovationskraft – Bosch zählt zu den Unternehmen mit den weltweit meisten Patenten, 3850 im Jahr 2008 – und die technologische und ökonomische Ausrichtung des gesamten Unternehmens nach dem Leitmotiv „Technik fürs Leben“. Gerade in der Umwelt- und Ressourcenschonung durch technische Maßnahmen sieht Bosch große Potenziale für die Zukunft. „Für Bosch ebenso wie für andere Industrieunternehmen besteht kein Anlass, die akute Wirtschaftskrise etwa gegen den Klimaschutz auszuspielen“, so Fehrenbach. Es gebe eine Zeit nach der Krise, und die sei bestimmt durch eine Abnahme der Öl- und Gasvorräte. Die „Energie der Zukunft“ spiele eine wichtige Rolle für Bosch und insofern werde am F&E-Etat nicht gespart. Auch nicht an den Köpfen dahinter – Bosch beschäftigt in der F&E-Abteilung insgesamt 32 600 Mitarbeiter, davon 18 000 in Deutschland – und überhaupt legte Fehrenbach ein Bekenntnis ab, die Stammbelegschaft wo und wie immer möglich zu halten. Sowohl Akademiker (davon 500 in Deutschland) als auch Lehrlinge (1 400) würden neu eingestellt. Bosch will sich mehr und mehr darauf konzentrieren, technologische Antworten auf ökologische Fragen zu geben. Bereits 2008 zielten 45 % der Forschungsausgaben auf Umwelt- und Ressourcenschonung ab. Das ist aber kein Selbstzweck, denn ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet Bosch inzwischen in diesem Bereich. Im Prinzip sucht Bosch, egal ob bei Mobilität oder Energie, zum einen die vorhandenen Techniken noch effizienter zu gestalten und darüber hinaus völlig neue Technologien zu finden. Oder, nach Fehrenbach: „Unser Ziel ist es, einen gleitenden Übergang in die Zukunft zu erreichen – von fossilen zu regenerativen Energien, von der schrittweisen Effizienzsteigerung zu völlig neuen Konzepten.“ So forscht und entwickelt Bosch intensiv an der Elektromobilität, geht aber davon aus, dass im Jahr 2015 gerade einmal 500 000 Neuwagen weltweit auf den Markt kommen werden. Trotzdem sucht ein Joint Venture von Bosch und Samsung SDI, die SB LiMotive, nach einer neuen, effizienten und im Auto einsetzbaren Batterietechnik auf Basis von Lithium-Ionen-Akkus. Außerdem hat Bosch von der Hybrid- bis zur Brennstoffzellentechnik sämtliche Arbeiten zur Elektrifizierung im Fahrzeug gebündelt. Hier sind derzeit 400 Ingenieure tätig, zum Jahresende sollen es 600 sein. Im Gegenzug arbeitet Bosch aber auch daran, Benzinund vor allem Dieselmotoren noch effizienter, verbrauchs- und damit CO2-ärmer zu gestalten. So spart das neue Start-StoppSystem von Bosch im Stadtverkehr bis zu 8 % Sprit ein. In einem Joint Venture mit Mahle können mittels Turboaufladung verkleinerte Motoren mit gleicher Leistung sogar 25 % bei Benzinern und 30 % bei Diesel einsparen. Auch in der regenerativen Energietechnik ist Bosch nicht erst seit der Übernahme des Erfurter Solarunternehmens ErSol tätig. Von Elektrowärmepumpen über Solarkollektoren bis hin zu Wind- und Meeresenergiesystemen reicht hier das Leistungsspektrum. Der Umsatz in diesem Bereich überschritt einschließlich ErSol 2008 erstmals die Milliardengrenze und soll im schwierigen Jahr 2009 auf 1,2 Mrd. Euro steigen. 2008 schlug die Wirtschafts- und Finanzkrise bei Bosch bereits durch: Die Umsätze gingen moderat um 2,6 % auf 45,1 Mrd. Euro zurück, wobei allein die USA mit einem Rückgang von 15 % auf 6,9 Mrd. Euro zu Buche schlugen, während Europa ein Minus von 1,9 % auf 30,3 Mrd. Euro aufwies. Nach Bereichen schlug die Krise sich vordringlich beim Umsatz der Kraftfahrzeugtechnik nieder, die um 6,9 % auf 26,5 Mrd. Euro zurückging, während die Industrietechnik noch ein Plus von 13 % auf 6 Mrd. Euro und die Gebrauchsgüter/Gebäudetechnik ein Plus von 1,4 % auf 11,7 Mrd. Euro aufwiesen. Deutlicher zeigte sich die Krise beim Ergebnis, das vor Steuern von 3,8 Mrd. Euro auf 942 Mio. Euro einbrach. Damit lag die Umsatzrendite bei 2,1 %, während Bosch 7 % bis 8 % anpeilt. Ursache war hier zum Teil ein negatives Finanzergebnis von 570 Mio. Euro – im Vorjahr wies es noch ein Plus von 630 Mio. Euro auf –, bedingt vor allem auch durch Abschreibungen im eigenen Wertpapierbestand aufgrund des Kapitalmarktumfeldes, wie Finanzgeschäftsführer Gerhard Kümmel ausführte. Priorität im schwierigen Jahr 2009 hat nach Fehrenbach in erster Linie die Aufrechterhaltung der Liquidität des Unternehmens – immerhin lag die Liquidität im März 2009 unvermindert bei etwa 8 Mrd. Euro. Insofern gelte es, strukturelle Probleme, und die seien bei einem Unternehmen in der Größenordnung von Bosch immer latent in einigen Bereichen und oder Ländern vorhanden, zu bekämpfen. Es nütze aber nichts, hektisch zu reagieren, vielmehr müsse mit Augenmaß auch die Chancen der Zeit nach der Krise gewahrt werden. „Die akute Krise trifft uns, aber auch sie stellt unsere wesentliche Ausrichtung nicht in Frage“, so Fehrenbach. Mahle | Erholung schon im zweiten Halbjahr erwartet D Die politisch wie in Kreisen der Wirter Autozulieferer Mahle GmbH schaft umstrittene Auto-„Abwrackprämie“ setzt auf eine Erholung der weltlobte Junker ausdrücklich als „richtige weiten Automobil-Produktion Maßnahme“. Die durch diese Prämie ausschon im zweiten Halbjahr 2009. „Zurzeit gelöste Stimulans der Nachfrage könne die werden weniger Autos produziert als ver„Rückkehr zu einer Balance von Verkauf kauft, um die hohen Lagerbestände abzuund Produktion“ deutlich beschleunigen – bauen“, begründete der Vorsitzende der was insbesondere auch den Zulieferern Geschäftsführung des Herstellers von Kolhelfe. Junker wies auch darauf hin, „dass ben, Zylindersystemen, Luft- und Flüssigder Anteil des deutschen Pkw-Absatzes am keitsfiltern sowie kompletter Motoren, Weltmarkt nur etwa 5 % ausmacht“. Heinz K. Junker, bei der Vorlage des Mahle-Geschäftsberichts 2008 in Stuttgart seiAuf Einkaufstour ne Zuversicht. Allerdings: Auch bei einem Anziehen der Nachfrage im Sommer werFreimütig sprach Junker über die im Vorde für das Gesamtjahr 2009 ein Umsatzjahr in erheblichem Umfang getätigten rückgang „im zweistelligen Prozentbereich „Kapazitätserweiterungen, die aus heutinicht vermeidbar sein“, so der Mahleger Sicht nicht notwendig gewesen wäChef. Im ersten Halbjahr müsse zudem ren“. Daraus könnten weder dem Mahlemit einem „negativen Konzernergebnis“ Management noch den Abnehmern der gerechnet werden. 2008 konnte das weltMahle-Komponenten Vorwürfe gemacht weit an 115 Produktionsstandorten sowie werden. Bis in den Sommer 2008 hinein in acht Forschungs- und Entwicklungshabe es in weiten Teilen der Automobilzentren derzeit rund 46 000 Mitarbeiter wirtschaft Rekordumsätze gegeben. Den beschäftigende Stiftungs-Unternehmen massiven Einbruch der Nachfrage habe den Umsatz mit knapp über 5 Mrd. Euro „niemand voraussehen können“. fast stabil halten – was vor allem dank umDie 2008 getätigten Zukäufe von Unterfangreicher Zukäufe gelang. Das Ergebnis nehmen sowie Neugründungen von Entvor Zinsen und Steuern sank aber 2008 um wicklungs- und Produktionsstätten hält 54 % auf 160 Mio. Euro. der Mahle-Chef auch im Lichte der jüngsSchon im März konnte Mahle in Teilbeten Krisen-Erfahrungen für „richtige und reichen eine leichte Erholung der seit wichtige Schritte der Zukunftssicherung Herbst 2008 „weggebrochenen“ Nachfrage unseres Unternehmens“. Die Veränderunregistrieren, berichtete Junker. Vor diesem gen von Nachfragestrukturen, KundenHintergrund erwarte er, „dass das zweite wünschen und auch den technologischen Quartal schon besser wird als das erste“. Wandel müsse ein Unternehmen wie Beim Ergebnis könne der „Break-even“ im Mahle „aktiv mitgestalten“, um dauerhaft zweiten Halbjahr 2009 erreicht werden. bestehen zu können. Im Vergleich zu 2007 Trotz dieser Erholungstenhat Mahle die „Invesdenzen müsse der Mahletitionen in Sachanla„Über Alzenau Konzern aber die eingeleitegen“ um 34 % auf hinaus denken wir 415 Mio. Euro gesteite Anpassung der Produktionsstrukturen an das gesun- in Deutschland nicht gert. 2008 erwarb Mahle kene Nachfrageniveau fortüber weitere unter anderem die setzen. Kernpunkte des „Restruk- Schließungen nach.“ Mehrheit an dem türkischen Motorteileturierungs- und KonsolidieMahle-Chef Hersteller Mopisan, rungsprogramms“ sind der Heinz K. Junker, übernahm den deutflexible Einsatz von Kurzarschen Öl- und Kühlbeit und ähnlichen Instrumittelpumpen-Produzenten Entec und menten in anderen Staaten, der Abbau den niederländischen Filter-Hersteller von rund 5 000 Arbeitsplätzen sowie die Amafilter Group Holding BV. Gemeinsam Schließung einzelner Werke. Seit Jahresmit Hirschvogel hat Mahle ein Werk zur beginn hat Mahle bereits rund 3 000 StelHerstellung von Motor-Komponenten in len abgebaut und eine ganze Reihe von Brasilien gegründet. Produktionsstätten stillgelegt. Betroffen Gemeinsam mit der Robert Bosch waren vor allem Standorte in Nord- und GmbH hat Mahle 2008 das GemeinSüdamerika sowie in Asien. In Deutschschaftsunternehmen „Bosch Mahle Turbo land arbeiten derzeit rund 7 000 der etwa Systems“ mit Hauptsitz in Stuttgart ge9 000 Mitarbeiter kurz. Als einzigen deutgründet. Aufgabe dieses Joint Ventures ist schen Standort will Mahle ein Kolbendie Entwicklung und Herstellung von TurWerk im bayerischen Alzenau mit 424 Beboladern. Von 2011 an soll das Unternehschäftigten im Sommer 2009 stilllegen. men in einer bereits im Bau befindlichen „Über Alzenau hinaus denken wir in Produktionsstätte in Kärnten jährlich bis Deutschland nicht über weitere Schliezu 1,5 Mio. Turbolader fertigen. Mahleßungen nach“, so Junker. Für den Fall, Chef Junker begründete diese Neugründass die erhoffte Erholung der Nachfrage dung mit der „Schlüsselfunktion“, die die im zweiten Halbjahr ausbleiben sollte, Abgasturbolader-Technologie für die weikonnte der Mahle-Chef aber „die Notwentere Verbrauchs- und Emissions-Optimiedigkeit weiterer Kosteneinsparungen nicht rung von Verbrennungsmotoren habe. kw ausschließen“. Keine Abstriche bei F&E „Getrunken wird immer“ Knorr Bremse | Zwei Standbeine stabiliseren das Unternehmen auch in Krisenzeiten Krones | Die Rekordserie ist fürs Erste beendet D ie Münchner Knorr Bremse AG freut sich in diesen Zeiten besonders über ihre Zwei-StandbeineStrategie, bewegt sich doch das Geschäftsfeld Schiene, es trägt 42 % zum Konzernumsatz bei, in – relativ – krisensicheren Gefilden. Insofern geht Knorr-Chef Dr. Raimund Klinkner hier auch für das laufende Jahr von einem eher stabilen Marktumfeld aus, sind hier doch öffentliche Investitionen federführend. Gerade im Bereich von Hochleistungsschnellzügen, für die Knorr Bremse innovative Bremssysteme entwickelt, sieht Klinkner sogar noch ein großes Wachstumspotenzial voraus. Gerade Japan (Shinkansen) und vor allem China (CRH – China Railways High Speed) werden hier in den nächsten Jahren gewaltig investieren. Weniger positiv gestaltet sich derzeit der Absatz bei den Bremssystemen für Nutzfahrzeuge, vor allem in den USA brach der bereits auf niedrigem Niveau befindliche Absatz von 2007 noch einmal deutlich ein. Bereits im vierten Quartal spürte Knorr den Rückgang im Lkw-Geschäft, doch dem Unternehmen kommt zugute, dass bereits im Oktober 2008 ein Sparprogramm gestartet worden war. Klinkner rechnet damit, dass bei den Lkw weltweit ein Rückgang zwischen 40 % und 60 % zu verzeichnen sein wird und erwartet demnach einen deutlichen Umsatzrückgang für 2009, den er aber nicht näher zu quantifizieren vermag. Wert legt Klinkner auf die Feststellung, dass Knorr Bremse den Innovationskurs strikt beibehalte, schließlich resultieren die weltweiten Erfolge vordringlich aus der Innovationskraft des Unternehmens. Im abgelaufenen Geschäftsjahr investierte Knorr Bremse insgesamt 171,3 (158,7) Mio. Euro in die Forschung und damit immerhin 5,1% des Umsatzes. So kann nur Knorr Bremse – wie den Journalisten eindrucksvoll am Bremsstand vorgeführt – die neueste (fünfte) Generation des Shinkansen-Schnellzugs aus Höchstgeschwindigkeit (320 Stundenkilometern) und bei star- Bremsenglühen: Die Scheibenbremse von Knorr Bremse bringt als Einzige den japanischen Hochleistungszug Shinkansen aus voller Fahrt zum Stillstand. Foto: Knorr Bremse kem Gefälle abbremsen. Die Leistungsanforderung an die Bremse kommt dabei der Energie von 15 Sportwagen gleich, die gleichzeitig aus 250 Stundenkilometern zum Stillstand gebremst werden und die Scheibenbremse aus dem Hause Knorr erhitzt sich auf bis zu 750 Grad! Anders aus- gedrückt könnte ein Einfamilienhaus zehn Tage lang aus der Energie einer Vollbremsung mit Strom versorgt werden. Für ein modular aufgebautes und dezentral angeordnetes Bremssteuerungssystem für UBahnen (EP2002) hat Knorr Bremse im April den Innovationspreis der britischen Queen, den renommierten Queen’s Award for Enterprise in der Kategorie Innovation erhalten. Entwickelt und produziert wird dieses Bremssystem im englischen Melksham, eingesetzt wird es in U-Bahnzügen in London, Bangkok und Manila, aber auch China setzt in seinen Metro-Zügen nahezu ausschließlich auf die Knorr-Technologie. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008 konnte Knorr Bremse einen Umsatz von 3,38 Mrd. Euro (plus 4,1%) und einen Jahresüberschuss von 191,9 (197,8) Mio. Euro verzeichnen. In diesem verringerten Jahresüberschuss sind bereits Aufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen in Höhe von 26,6 Mio. Euro enthalten. Aus dem Bilanzgewinn in Höhe von 211,8 (120,4) Mio. Euro sollen 101,4 Mio. Euro in Form von Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Investiert hat Knorr Bremse, zum Beispiel in ein neues, im Juni eröffnetes Werk für Schienenfahrzeugsysteme im spanischen Getafe, 134,2 Mio. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr und blieb damit deutlich über den Abschreibungen von 115 Mio. Euro. 2008 hat Knorr Bremse die Zahl der Mitarbeiter weltweit noch einmal um rund 1000 erhöht, ein Viertel davon über Akquisitionen und ein weiteres Viertel in Asien. Insgesamt gab sich Klinkner zuversichtlich für sein Unternehmen, schließlich gehöre es ja zur Kernkompetenz von Knorr Bremse, kritische Situationen zu beherrschen! uk D er Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsaktionär der in Neutraubling ansässigen Krones AG, Volker Kronseder, musste bis ins Jahr 1994 zurückdenken, um sich an einen zumindest operativen Verlust seines Unternehmens zu erinnern. Jetzt musste der Spezialist für Abfüllanlagen und Verpackungstechnik nach einem Umsatzeinbruch von 19 % im ersten Quartal 2009 einen Verlust vor Steuern in Höhe von 4 Mio. Euro verbuchen. Trotzdem gehen Kronseder und Finanzvorstand Hans-Jürgen Thaus davon aus, 2009 insgesamt möglichst keinen (so hohen) Verlust einzufahren, auch wenn sie einen solchen einkalkulieren müssen. Denn das Jahr 2009 könnte durchaus einen Umsatzrückgang von bis zu 25 % bieten. Der Grund für ihren Optimismus liegt unter anderem darin, dass Krones bereits im vierten Quartal 2008 –, als die Krise noch gar nicht in Neutraubling angekommen war, vorausschauend ein Kostensenkungsprogramm aufgelegt hatte. Unter dem Titel „Conversion“ (Umdenken und Umbauen) löste es das seit 1999 angelaufene Erfolgsprogramm Impulse ab. Zu den Maßnahmen zählen der Abbau der etwa 800 Leiharbeiter und befristet Beschäftigten, die Wiederhereinnahme von Aufträgen an Unterlieferanten durch Insourcing, der Abbau von Mehrarbeitsstunden, eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit und umfangreiche Kurzarbeit – ab Juli werden wohl nahezu alle der 6 000 Beschäftigten kurzarbeiten. Diese hohen Fixkosten waren die Hauptursache für den Verlust im ersten Quartal. Mit diesen Maßnahmen will Krones aber auf jeden Fall den Personalbestand halten, auch um das Unternehmen nach der Krise wieder schnell auf Wachstumskurs bringen zu können. Geplante Investitionen wird Krones, soweit möglich, zurückfahren. Beibehalten will Kronseder jedoch den traditionell hohen Forschungsaufwand, der wieder bei etwa 5 % vom Umsatz liegen soll. Neben diesen Sparmaßnahmen schöpft sich ein Gutteil der positiven Zukunftserwartung der Krones-Lenker vor allem auch aus der Tatsache, dass der Maschinenbauer in einem eigentlich krisensicheren Geschäft unterwegs ist, denn, so Kronseder, „getrunken wird immer“. Allein die Tatsache, dass die Weltbevölkerung jährlich um 80 Mio. Menschen zunimmt und gleichzeitig der relative Wohlstand und damit der Bedarf an abgepackten Getränken und flüssiger Nahrung steigen, bietet quasi eine „natürliche“ Steigerung der Nachfrage nach Abfüll- und Verpackungsmaschinen. Da sich viele Kunden gerade auch in der Verpackung am Point of Sale von der Konkurrenz unterscheiden wollten, wachse die Anzahl an neuen Behältern und Verpackungsformen geradezu explosionsartig, so Thaus. Thaus sieht die Zukunft von Krones in weiteren Innovationen bei den Maschinen und verbundenen Leistungen, einer verstärkten Integration von Prozess-, Anlagenund Verpackungs- sowie Materialflusstechnik und der steuernden Software. Die in diesem Jahr wieder durchgeführte internationale Messe drinktec will Krones dazu nutzen, um die Kunden in diesen schwierigen Zeiten von den eigenen Produkten zu überzeugen. Die Krise habe Krones erreicht, so Thaus, überraschend schnell und heftig, aber Krones sei kein Unternehmen in der Krise, betonte der Finanzfachmann. Untermauert haben dies die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres: Hier konnte der Umsatz noch einmal um 10,5 % auf 2,38 Mrd. Euro gesteigert werden, während das Vorsteuerer- Blicken mit Optimismus in die Zukunft, auch wenn für 2009 ein Verlust nicht ausgeschlossen wird: Vorstandsvorsitzender Volker Kronseder (links) und Finanzvorstand Hans-Jürgen Thaus (rechts). Foto: Kronseder gebnis um 2 % auf 156,1 Mio. Euro kletterte und der Jahresüberschuss um 4,6 % auf 106,5 Mio. Euro. Erste Anzeichen der Krise machten sich im Auftragsbestand bemerkbar, der zum Jahresende 2008 um 6 % abgenommen hatte. Die Aktionäre von Krones müssen im Angesicht der Krise und trotz des vergangenen Rekordjahres mit einer auf 0,60 (0,70) Euro reduzierten Dividende leben. „Wir sind der Meinung, wenn die Mitarbeiter mitsparen, sollte auch der eigentliche Eigentümer des Unternehmens – die Aktionäre – zurückhaltend sein und das Unternehmen bewusst mit einem Zeichen für die Krise stärken“, so Kronseder. uk INDUSTRIE & MÄRKTE MAI 2009 WirtschaftsKurier 7 Hightech optimal finanziert Wachstum mit System GE Healthcare | Das modernste Klinikum Europas steht in Hamburg-Eppendorf Paul Hartmann | Kombination von Produkten und Dienstleistungen hilft gegen Preisdruck W ir sind stolz darauf, mit der hochmodernen sonographischen Ausstattung auch künftig die medizinische Versorgung unserer Patienten stets auf aktuellem Niveau sicherstellen zu können“, so Prof. Dr. Jörg F. Debatin, ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums in Hamburg-Eppendorf (UKE). Das ist das UKE auch schuldig, steht es doch in dem Ruf, seinen Patienten fortschrittlichste Technologie und Spitzenmedizin zu bieten. Die Eppendorfer Uniklinik ist eine der bekanntesten Kliniken in der Bundesrepublik. Im Februar 2009 hat das UKE mit seinem „Neuen Klinikum“ sogar das modernste Klinikum Europas in Betrieb genommen. Es zählt 730 Betten und findet internationale Aufmerksamkeit durch seine prozessorientierte Bauweise. Hier wurden die Innere Medizin, Chirurgie mit OPs, Neurologie, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die zentrale Notaufnahme und die Stroke Unit zusammengefasst. Insgesamt betreut das UKE jährlich mehr als 163 000 Patienten und beschäftigt 5 800 Mitarbeiter – darunter 1 085 Ärzte und Naturwissenschaftler. In der Forschung wurden Schwerpunkte in den Bereichen Neurowissenschaften, Onkologie und Versorgungsforschung gebildet. Weitere umfassende Forschungsgebiete sind unter anderem die Herz-Kreislauf-Forschung, angeborene Stoffwechselerkrankungen und die Transplantation/Stammzelltherapie. Im Zuge des Neubaus entschied sich die Klinikleitung auch zur Erneuerung aller Ultraschallgeräte. Als exklusiven Partner hat sich das Klinikum nach einer Ausschreibung, an der mehrere Hersteller medizinischer Spitzentechnologien teilnahmen, für das Angebot der Ultraschalltechnologie mit innovativer Nutzungsvereinbarung von GE Healthcare entschlossen. Nach Dr. Christoph Herborn, Vorstandsbeauftragter für Prozessmanagement des UKE, ging es darum, ein innovatives Modernisierungskonzept ohne Kostenrisiko zu erarbeiten. Dabei habe man sich, so Debatin, für eine Technologiepartnerschaft mit GE Healthcare entschieden, die dem Klinikum sowohl medizinische als auch wirtschaftliche Vorteile verschafft. Mit der webbasierten Lösung Centricity RIS/PACS (integrierte Radiologie-Informations- und Bildarchivierungssysteme) von GE Healthcare können radiologische und klinische Arbeitsabläufe optimiert und Patienteninformationen in kürzester Zeit zur Verfügung gestellt werden. Es schafft die Voraussetzungen für den Austausch von Bildern von jedem Arbeitsplatz im Klinikum. Nach Peter Gocke, Leiter der Informationstechnologie, sei es endlich gelungen, eine reibungslose Bildverteilung im gesamten UKE sicherzustellen. Den Ausschlag, so Debatin, habe aber die Kombination mit einem überzeugenden Finanzierungsmodell gegeben. geliefert, die Arbeitsabläufe im Akuteinsatz sowie auf den Stationen, im OP und im Kreißsaal optimieren. Dabei standen für das UKE innovative Technologien im Fordergrund. Die ausgewählten Systeme erlauben ein Optimum an derzeit möglicher Detaildarstellung und bieten – dank Integration neuester Entwicklungen – diagnostische Möglichkeiten über die bisherigen Grenzen hinaus: So gestattet der brandneue Logiq E9 die ortskorrekte Einblendung von Bilddaten eines Computeroder Magnetresonanztomographen in eine Flatrate für zehn Jahre In Form einer Flatrate werden über zunächst zehn Jahre zahlreiche Leistungen zur Verfügung stehen. So sollen während der Kooperation die Geräte durch Nachfolger ersetzt und durch Updates auf dem aktuellen technischen Stand gehalten werden. Ferner sieht das Werterhaltungskonzept Einweisungs- und Schulungsmaßnahmen sowie abgestimmte Wartungsleistungen und den Service vor. Nach Dr. Rolf Lucas, Präsident und CEO der GE Healthcare Deutschland, habe die umfassende und langfristige Partnerschaft mit dem UKE ermöglicht, ein „Sonographiekonzept aus einem Guss“ zu entwickeln, das „auch auf lange Sicht Vorbildcharakter“ haben werde. Es sei gelungen, eine Reihe medizinischer und wirtschaftlicher Vorteile für das UKE zu vereinen: verbesserte Diagnosemöglichkeiten, optimale Verfügbarkeit, und Funktionalität, Effizienzsteigerung, besonders aber auch Planbarkeit sowie die Reduktion administrativer Kosten. Herborn erhofft sich Kosteneinsparungen von bis zu 50 %. In einem ersten Schritt wird GE Healthcare alle neuen Sonographiesysteme sowie die NewPoint-Software zur Befunderhebung, Archivierung und Anbindung an das Datennetz des UKE liefern. Neben Standgeräten für die Feindiagnostik und Primärsonographie werden tragbare Ultraschallsysteme mit identischer Nutzeroberfläche Nirgends ist die fortschrittlichste Technik wohl wichtiger als im Dienst am Patienten im OP – GE Healthcare und Hartmann tun dafür ihr Bestes. Foto: Hartmann laufende Ultraschalluntersuchung. Damit können die spezifischen Stärken jedes bildgebenden Verfahrens im Sinne einer besseren Erkennbarkeit von Gewebeveränderungen kombiniert werden – eine Symbiose, die künftig zu einer verbesserten Diagnostik beitragen wird. Wichtig ist für das UKE zudem, dass mit dem integrierten Datenmanagement- und Befundungssystem ViewPoint die neuen Geräte in die bereits bestehenden IT-Systeme integriert werden können. Zudem ist der untersuchende Arzt in der Lage, direkt an seinem Arbeitsplatz Rohdaten nachzuverarbeiten und den Befund zu erstellen. Befunde und Bilddaten stehen dann den behandelnden Ärzten zur Verfügung. heu 7ASAUCHIMMER3IEVORHABEN www.salzgitter -ag.de D ie Verluste ihrer Tochterfirma Consumer Medical Care (CMC) sowie Restrukturierungsaufwendungen haben das ansonsten positive Bild des Heidenheimer Pflegekonzerns Hartmann nur leicht getrübt. Sondereffekte in Höhe von 16,3 Mio. Euro ließen das Konzernergebnis zwar um 28 % auf 25,7 Mio. Euro absacken. Doch stieg der Umsatz im vergangenen Jahr um 7,5 % auf 1,38 Mrd. Euro. In den medizinischen Kernsegmenten Wund-, Inkontinenz- und OP-Management legte er sogar um 8,2 % überproportional zu. Ihr Anteil am Gesamtumsatz beträgt jetzt knapp 83 %. Dabei ist Hartmann nicht nur im Ausland gewachsen, vor allem in Osteuropa. Auch in Deutschland selbst hat das Unternehmen ein solides Umsatzplus vorgelegt, trotz staatlicher Eingriffe in das Gesundheitssystem und eines verschärften Ausschreibungsgeschäfts für die ambulante Versorgung. Allerdings belasteten außerhalb Europas ungünstige Währungseffekte das Geschäft. Profitiert hat der Konzern von seiner vor einigen Jahren beschlossenen Strategie, vorrangig Systemlösungen statt einzelne Produkte anzubieten. Damit konnte er sich speziell der Konkurrenz aus Fernost und des damit verbundenen Preisdrucks erwehren. Hartmann zählt zu den Ersten, die auf die Kombination von Produkten und Dienstleistungen für Kliniken und Arztpraxen, Altenheimen und häuslicher Pflege setzen. Darunter sind nicht nur Vorschläge zu verstehen, wie der Verwaltungsaufwand zu senken und Logistikprozesse zu vereinfachen sind. Auch nehmen kundenindividuelle Systemangebote den Häusern zunehmend die Arbeit ab, etwa Operationssets, die alle für den jeweiligen Eingriff erforderlichen Instrumente und Materialien enthalten. Bei den Sortimenten wird sogar zwischen ambulanter und stationärer Behandlung unterschieden. Diesen Geschäftszweig will Hartmann konsequent weiter ausbauen, zumal die Kliniken in immer mehr Ländern auf Einwegprodukte umstellen. Damit stehen nicht mehr Diskussionen darüber im Vordergrund, ob eine Kompresse oder Wundabdeckung nicht billiger zu haben sei, erläuterte Vorstandschef Dr. Rinaldo Riguzzi auf der Bilanzpressekonferenz das bahnbrechende Konzept. Allein durch derartige Prozesslösungen ließen sich heute noch vernünftige Resultate erzielen. Erneut als verlässlicher Umsatzträger hat sich auch das Geschäftssegment Inkontinenzmanagement erwiesen. Dabei zahlt sich eine enge Kooperation mit den Krankenhäusern aus. Der demographische Wandel bescherte der Gruppe ein Umsatzplus von 6 % auf 514 Mio. Euro. Dagegen hat sich der vergangenes Jahr gestartete Rundum-Service für ältere Menschen, Vivello, noch nicht im erhofften Umfang etabliert. Mit einem Umsatz von rund 1 Mio. Euro bleibt er hinter den anfangs gehegten Erwartungen zurück. Allerdings gebe es für qualitativ hochwertige Dienstleistungen, die privat bezahlt werden, ein echtes Bedürfnis, erklärte der Vorstandschef. Die Gruppe werde den Ansatz schon deshalb weiterverfolgen, weil „der Trend grundsätzlich stimmt“. Für das laufende Geschäftsjahr strebt die Hartmann-Gruppe ebenfalls ein profitables Wachstum an, wenn auch auf moderaterem Niveau. Für den Abbau der Verluste soll nicht zuletzt der Verkauf der defizitä- ren CMC sorgen. Den Hersteller von Wattestäbchen, Wattepads und Damenhygieneprodukten sieht Riguzzi im KonsumgüterUmfeld besser aufgehoben als in der auf Medizin und professionelle Pflege ausgerichteten Hartmann-Gruppe. Eine Stärkung der Ertragskraft erwartet er zudem von der strategischen Neuausrichtung der Tochtergesellschaft Karl Otto Braun. Ihr Auftrag ist es, weltweit die Nummer eins als Hersteller elastischer Binden zu bleiben. Auch das Restrukturierungsprogramm Hartmann 2011 zielt auf die Stabilisierung der Marktposition ab. Es ist weniger als bloßes Kostensenkungsprogramm gedacht. Vielmehr geht es dabei um konkrete Maßnahmen zur mittelfristigen Steigerung der Profitabilität. Ziel ist es, die Umsätze schneller wachsen zu lassen als die Kosten. Dazu tragen nicht zuletzt Zukäufe bei, wie die zum Jahreswechsel erfolgte Akquisition der Bode Chemie KG, eines Spezialisten für Desinfektion und Hautschutz. Dessen Produktpalette würde das eigene Angebotsportfolio sinnvoll ergänzen, unterstrich Riguzzi. Sorgfältig ausgewählte Akquisitionen sollten in Zukunft das anorganische Wachstum in den Kernsegmenten noch schneller als bisher vorantreiben. Positive Effekte gingen auch von den sinkenden Rohstoffpreisen aus. Einziger Unsicherheitsfaktor bleiben angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise die unkalkulierbaren Währungsentwicklungen, insbesondere in den osteuropäischen Ländern, in Großbritannien und Australien. Sie haben bereits im vergangenen Jahr zu Verlusten in Millionenhöhe geführt. Kaum einzuschätzen sind die Entwicklungen der staatlichen Gesundheitssysteme in den einzelnen Ländern. Dennoch sieht der Vorstandssprecher das Unternehmen dank einer nach wie vor hohen Eigenkapitalquote auf einem soliden Fundament für die weitere Entwicklung. Davon profitieren auch die Anteilseigner: Das Traditionsunternehmen hat vorgeschlagen, die Dividende von 3,50 Euro auf 3,60 Euro pro Aktie anzuheben, um seiner Strategie der Dividendenkontinuität treu zu bleiben. skud INDUSTRIE & MÄRKTE 8 WirtschaftsKurier Den US-Solarmarkt im Fokus Schwerpunkt Energie Intersolar | Internationaler Branchentreff O bwohl die Intersolar 2009 erst am 27. Mai ihre Tore in der Neuen Messe München öffnet, ist die internationale Fachmesse jetzt schon ein Erfolg. Die weltweit größte Fachmesse für Solartechnik brach bereits im Januar 2009 den Flächenrekord des Vorjahres: Während auf der Intersolar 2008 die Aussteller in sieben Hallen eine Fläche von 76 000 Quadratmetern belegten, sind in diesem Jahr in neun Hallen 100 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche (plus 31 %) verplant. Auf der Leitmesse für die Bereiche Photovoltaik und Solarthermie sind mehr Hersteller, Zulieferer, Handels- und Dienstleistungsunternehmen vertreten als in den Jahren zuvor. Rund 1 300 Aussteller präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen und mehr als 60 000 Fachbesucher aus 140 Ländern werden erwartet. „Mit der jetzt erreichten Größe spiegelt die Intersolar die internationale Bedeutung der Branche wider, die auch im kommenden Jahr maßgeblich wachsen wird“, meint Markus Elsässer, Geschäftsführer der Solar Promotion GmbH, einer der beiden Messeveranstalter. Zu den Trägern der Intersolar 2009 zählen neben dem Bundesverband Solarwirtschaft e. V. als Exklusivpartner die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e. V., die European Photovoltaic Industry Association, die European Solar Thermal Industry Federation sowie die International Solar Energy Society. Nach erfolgreichen Jahren in Freiburg findet nun die Intersolar zum zweiten Mal in München statt (27.–29. Mai 2009). Die Fachmesse hat sich seit ihrer Gründung zum internationalen Branchentreff der Solarindustrie etabliert, der sich als Plattform für Innovationen und Trends bei Herstellern, Zulieferern, Großhändlern und Dienstleistern gefestigt hat. Als Top-Event und globale Drehscheibe der Solarbranche reflektiert die Intersolar die dynamische Entwicklung in den Segmenten Photovoltaik und Solarthermie. Aufgrund ihrer weltweiten Präsenz und Bedeutung gilt die Intersolar als Gradmesser für die Innovationskraft und -fähigkeit der Solarindustrie. Die Intersolar 2009 strukturiert sich in die Bereiche Photovoltaik, Solarthermie und Solares Bauen und erlaubt dadurch eine klare Orientierung für die Aussteller und Besucher. Zum ersten Mal können Aussteller in einer gesonderten Halle ihre Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Photovoltaik-Produktion und D -Technologie vorstellen. Dieses neue Segment wird in Kooperation mit der PV Group, einer Initiative des internationalen Halbleiterverbands Semi, präsentiert. Darüber hinaus wird auch in diesem Jahr ein umfassendes Konferenz- und Rahmenprogramm – beispielsweise das „PV Industry Forum“, die „European Solar Thermal Energy Conference“ oder die Konferenz „Solar Gigawatts for North America“ – mit internationalen Experten die Fachmesse begleiten beziehungsweise schon im Vorfeld stattfinden. Neuheitenbörse stellt Innovationen vor Mit dem „U.S. Market Pavilion“ und der „Solar Gigawatts for North America“ blickt die Fachmesse unter anderem auf den USamerikanischen Photovoltaikmarkt, ein wachsender Solarenergiemarkt mit enormen Entwicklungspotenzialen. Der transatlantische thematische Brückenschlag ist auch vor dem Hintergrund der im Juli stattfindenden „Intersolar North America“ in San Francisco interessant. Einen aktuellen Überblick über die Produkte und Trends der Solarindustrie kann sich der Besucher auf der Neuheitenbörse verschaffen: Hier präsentieren die Aussteller der Fachmesse in kurzen Vorträgen ihre Innovationen. Darüber hinaus bringt die Intersolar Arbeitgeber und Arbeitsuchende auf dem Job- und Karriere-Forum zusammen. Mit zahlreichen Stellenangeboten und Beratungsmöglichkeiten durch erfahrene Berufsberater bietet das Forum eine attraktive Plattform. Zum zweiten Mal vergeben die Veranstalter der Intersolar 2009, die Solar Promotion GmbH und die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Solarwirtschaft, den Intersolar Award. Prämiert werden innovationsstarke Unternehmen, die wegweisende Produkte und Dienstleistungen in den Kategorien „Photovoltaik“ und „Solarthermie“ entwickelt haben. „Mit dem Intersolar Award möchten wir neue Entwicklungen in Forschung und Technik innerhalb der Solarbranche fördern und die Innovationskraft der Unternehmen würdigen. Wir setzen damit ein Zeichen für die Zukunftsorientierung der Branche und unterstützen die Firmen, die die weitere Entwicklung der Solartechnik am entscheidendsten prägen werden“, erklärte Elsässer. pht MAI 2009 Extrem ungewöhnliches Jahr EWE | 2008 war geprägt von hoher Ölpreis-Volatilität D as Jahr 2008 war für den Oldenburger Energieversorger EWE „extrem ungewöhnlich in jeder Form“, so EWE-Chef Werner Brinker. Er verwies auf der Jahresbilanz-Pressekonferenz des Konzerns – Ende April in Oldenburg – vor allem auf die Ölpreisentwicklung. Preisvolatilitäten von 140 bis 50 US-Dollar wie im Berichtsjahr habe er nie zuvor erlebt. Entsprechend volatil seien deshalb auch die Stromhandelspreise im Jahr 2008 gewesen. Zwar sei das Gesamtjahr von der Finanz- und Wirtschaftskrise wenig betroffen, doch im vierten Quartal begann die Wirtschaftskrise aufgrund rückläufiger Produktionen in den Branchen Automobil, Holz und Papier zu wirken. „Gemessen an diesen Rahmenbedingungen können wir mit dem Jahresergebnis 2008 zufrieden sein“, so Brinker. Auch für das laufende Jahr gab er sich vorsichtig optimistisch: „2009 wird sicher ebenfalls kein leichtes Jahr, aber ich sehe EWE sehr gut vorbereitet auf die kommenden Herausforderungen“, sagt Brinker. Deutliche Zunahme bei den Investitionen Der Gesamtumsatz des Konzerns legte 2008 um 14 % auf 5,3 Mrd. Euro zu. Im Geschäftsbereich Energie nahmen die Erlöse um über 15 % auf 4 Mrd. Euro zu. Darunter erhöhte sich der Erdgasabsatz um 8 %, während gleichzeitig der Stromabsatz um 7 % schrumpfte. Zulegen konnte auch der Umsatz im Geschäftsbereich Netz um 7 % auf 1,6 Mrd. Euro. Der Geschäftsbereich I + K (Informationstechnik und Telekommunikation) steigerte den Umsatz um 9 % auf 601 Mio. Euro. Allerdings hielt die Gewinnentwicklung nicht mit den steigenden Umsätzen mit: Der Jahresüberschuss brach im Vergleich zum Vorjahr um rund 31 % auf 207,5 Mio. Euro ein. Als wesentliche Gründe hierfür nannte Brinker steigende Zinsaufwendungen und den Wegfall eines einmaligen Steuereffekts in 2007. Zudem habe der Konzern seine Investitionen deutlich um 357 Mio. Euro auf fast 924 Mio. Euro erhöht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verringerte sich um 4,5 % auf 423 Mio. Euro. Der Oldenburger Konzern ist nach E.ON, RWE, EnBW sowie Vattenfall fünftgrößter Regionalversorger in Deutschland und ist darüber hinaus in Polen und der Türkei tätig. Die EWE betreut 770 000 Erdgaskunden und rund eine halbe Mio. Stromkunden. Zudem erreicht EWE in der Telekommunikation etwa 671 500 Kunden. Der Konzern beschäftigte Ende 2008 5 347 Mitarbeiter. Der Zuwachs um fast 14 % sei auf Verände- Sorgte auf der Hannover Messe für Aufmerksamkeit: das gemeinsam mit Karmann entwickelte Elektroauto E3. rungen sowohl im Konsolidierungskreis als auch auf Personalaufstockungen in den Konzerngesellschaften zurückzuführen, so Brinker. Im laufenden Jahr sollen Umsatz und Ertrag wieder steigen. Nach Brinker hat der Gasabsatz im besonders wichtigen ersten Quartal bereits wieder zugelegt. Beim Stromabsatz gab es – aufgrund der konjunkturellen Situation – Absatzrückgänge. Andererseits verwies Brinker auf das wachsende Auslandsgeschäft in Polen und der Türkei, wovon er sich teilweise ausgleichende Effekte für das Gesamtgeschäft verspricht. Einen Gewinnrückgang erwartet der EWE-Chef im Bereich Telekommunikation aufgrund des „preisaggressiven Wettbewerbs“. Mit einem eigenen Bündelangebot unter dem Namen „Trio“ will EWE außerdem Kunden für das Paket Strom, Erdgas und Telekommunikation aus einer Hand gewinnen. Für den Oldenburger Versorger wird 2009 aber auch ein Jahr wichtiger strategischer Entscheidungen. So will er im benachbar- nover Messe wurde das Elektroauto vorgeten Bremen die Mehrheit am dortigen stellt, das in Kooperation mit Karmann proKommunalversorger SWB erwerben. Aber duziert werden soll. Der Name des Autos noch ist nicht sicher, ob die holländische sei Programm, äußerte Essent ihre Anteile letztsich Brinker zu diesem Zulich abgeben wird. Ande„2009 wird kein sammenschluss aus Fahrrerseits gibt es Schwierigkeiten mit der Beteiligung leichtes Jahr, aber zeugentwickler und Ener„Der E3 am ostdeutschen Gasich sehe EWE sehr gieunternehmen: verkörpert unsere Vision großhändler Verbundnetz gut vorbereitet auf einer nachhaltigen EnerGas (VNG) aus Leipzig. gieversorgung durch EnerFerner hat das Kartellamt die kommenden gieeffizienz, Energieeinnoch Bedenken gegenüber einem Einstieg des Herausforderungen.“ sparung und erneuerbare Energien“, so Brinker. Der strategischen Partners EWE-Chef Viertürer soll dabei die DyEnBW mit 26 % bei den Dr. Werner Brinker namik einer SportlimousiOldenburgern. Die Entne mit einem großzügigen scheidung wird im Juni und variablen Innenraum verbinden. 2009 erwartet. Unwägbarkeiten gibt es Zu den weiteren Aktivitäten des Verbeim Offshore-Testfeld „Alpha Ventus“. sorgers zählen zudem der Bau des ForEWE hofft jedoch, dass – günstige Wetterschungszentrums „Next Energy“ an der bedingungen vorausgesetzt – die geplanUniversität Oldenburg, das „Zentrum Zuten zwölf Windräder bis zum frühen Herbst kunft“, die Brennstoffzellen-Erprobung installiert sind. „Callux“ und das Zukunftsprojekt „eTelloEWE hat ferner eine Reihe von Technogence“ in Cuxhaven. heu logieprojekten angeschoben: Auf der Han- Konzentration bringt Gewinn Energietechnik der Zukunft MCE | 2009 wird eine weitere Ergebnisverbesserung erwartet ABB | Die Herausforderungen werden auch nach der Krise bleiben ie in Linz ansässige MCE hat sich im vergangenen Jahr neu strukturiert und damit ganz auf die Wachstumstrends Energie und Prozessindustrie fokussiert. Dazu trennte sich das Unternehmen von der Sparte der Gebäudetechnik, ein Schritt, der schon im Geschäftsjahr 2008 (Umsätze plus 17,6 %, operatives Ergebnis plus 41,3 %) Früchte trug. Für die Zukunft sieht der Vorstandsvorsitzende Ludger Kramer in diesem Jahr für die MCE Gruppe trotz des schwierigen allgemeinen Umfelds gute Chancen. Kramer begründete dies mit dem hohen Auftragsbestand zu Jahresbeginn 2009, dem breiten Produktportfolio und dem starken Engagement in trotz der Krise weiterhin attraktiven Marktsegmenten wie Energietechnik oder Biotechnologie. Mehr als die Hälfte des MCE-Umsatzes wird im Energiebereich oder in energienahen Dienstleistungen erzielt und bildet damit eine solide Stütze für das Unternehmen. Doch auch in den spezialisierten Bereichen wie Biotechnologie, Pharma oder Feinchemie engagiert sich MCE weiterhin stark. Und im Bereich Industrieservices ist MCE nur in geringem Maße bei fertigungsnahen Kunden aktiv und geht so auch hier von einer stabilen Weiterentwicklung aus. Alles in allem rechnet MCE mit einem Ausbau des bisherigen Geschäftsvolumens und einer weiteren Ergebnisverbesserung – und das im Krisenjahr 2009! Die Neustrukturierung trug zu einem rundum erfolgreichen Geschäftsjahr 2008 bei: Der Auftragseingang kletterte von 846,3 Mio. Euro auf 994,8 Mio. Euro, der Umsatz von 782,1 Mio. Euro auf 919,5 Mio. Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) wuchs um rund 41 % auf 45 Mio. Euro. Diese weit überproportionale Ergebnissteigerung führte MCE im Wesentlichen auf das konsequente Projekt- und Risikomanagement und die Konzentration auf das Kerngeschäft zurück. Die Umsatzrendite (ROS) erreichte nun 4,9 (4,1) %. Mit einer nochmals um 51 % auf 186,7 Mio. Euro gesteigerten Nettoliquidität kann MCE der Krise mit relativer Gelassenheit begegnen. MCE ist nun in die sechs Unternehmensbereiche Energieerzeugung und -verteilung, Biotechnologie, Pharma und Feinchemie, Anlagentechnik und Stahlbau, Maschinen- und Apparatebau, Industrieservice sowie Personalservices, Engineering und Consulting gegliedert. Allein in der Energieerzeugung und -verteilung erwirtschaftete MCE einen Umsatz von Haben ihr Unternehmen schon vor der Krise sicher aufgestellt: Vorstandsvorsitzender Ludger Kramer (r.) und Finanzvorstand Josef Mayböck (l.). Foto: MCE 302,4 Mio. Euro (plus 27,2 %) und damit 32,9 % vom Gesamtumsatz. Hier will MCE in das Segment Pipelinebau weiter investieren, außerdem wurden neue Büroflächen in Wels, Bochum, Berlin und Wien geschaffen. Anfang Januar 2008 nahm MCE Berlin als operative Einheit für die Errichtung von Anlagen in der Energieerzeugung und -verteilung ihre Arbeit auf. Bei Biotechnologie, Pharma und Feinchemie erzielte MCE einen Umsatz von 53,3 Mio. Euro (plus 8,8 %). In den Sektor mit Sitz in Salzburg sollen umfangreiche Investitionen für Anlagen zur Herstellung von Biopharmazeutika und Diagnostika fließen. Die Anlagentechnik und der Stahlbau generierten einen Umsatz von 155,8 Mio. Euro (plus 16,4 %). Hier sorgten laufende Projekte, insbesondere in der Wasserkraft, im Brückenbau und im Spezialanlagenbau, für eine solide Auslastung, Obwohl hier mit konjunkturellen Einbrüchen zu rechnen ist, geht MCE auch in diesem Bereich von einer Zunahme des Geschäftsvolumens und der Ertragslage aus. Nicht zuletzt dürften auch die Konjunkturprogramme der Regierungen Früchte zeigen. Im Maschinen- und Apparatebau nahm der Umsatz um 4,2 % auf 54,2 Mio. Euro zu. Der Fertigungsstandort Linz ist hier bis zur Jahresmitte bereits sehr gut ausgelastet. Einen starken Zuwachs verzeichnete im vergangenen Geschäftsjahr der Bereich Industrieservice, der mit einem Wachstum von 21,5 % auf 265,7 Mio. Euro nun mit 28,9 % am Gruppenumsatz das zweite große Standbein von MCE darstellt. Auch hier geht MCE von einer moderaten Entwicklung im Instandhaltungs- und Stillstandsgeschäft aus. Die seit 2004 rechtlich selbstständige MCE Maschinen und Apparatebau basiert – unter anderem – auf der im Jahr 1989 begonnenen Neustrukturierung der verstaatlichten österreichischen Industrie und umfasst Teile von Voest-Alpine und der österreichischen ABB, außerdem wurde unter anderem die Stangl AG erworben. Seit 2001 im Besitz von Andlinger & Company erwarb die Deutsche Beteiligungs AG die Mehrheit im April 2007 und im Oktober 2008 die noch ausstehenden 25 % Anteile. uk D ie ABB AG (Deutschland) sieht sich „gut gerüstet für die Zeit nach der Krise“, erklärte Peter Smits, Vorstandsvorsitzender der größten Landesgesellschaft des weltweit tätigen schwedischschweizerischen Elektrotechnik- und Maschinenbau-Konzerns ABB bei der Erläuterung der Bilanz 2008. „Die Wirtschaftskrise wird vorübergehen“, so Smits, „die Notwendigkeiten eines technologischen Umbaus, insbesondere im Bereich der Energietechnik, bleiben.“ Gerade in „Schlüsselbereichen der künftigen Energietechnik“ sieht ABB-Deutschland-Chef Smits sein Unternehmen „gut aufgestellt“. Als Beispiele nannte er die Entwicklung und Produktion von Systemen und Komponenten der Windenergie, der Photovoltaik und der – noch im Versuchsstadium befindlichen – „intelligenten Stromnetze“, bei denen es im Kern darum geht, durch eine gezielte Steuerung von stromverbrauchenden Geräten den Energiebedarf an Schwankungen der Energieerzeugung – etwa der Windkraft – anzupassen. Engpässe bei Leitungskapazitäten Im Bereich Windenergie sieht sich ABB als „einer der führenden Anbieter“ der gesamten Kette von Komponenten und Systemen: von Generatoren, Transformatoren und Schaltanlagen bis hin zur Nah- und Fernverteilung des Stroms – etwa über Gleichstrom-Hochspannungsleitungen. Derzeit installiert ABB eine derartige Leitung vom ersten großen deutschen Offshore-Windpark „Borkum 2“ durch 134 Kilometer Nordsee bis aufs Festland. Dieses Referenzprojekt für die Übertragung einer Kapazität von bis zu 400 Megawatt hat ein Auftragsvolumen von rund 300 Mio. Euro und ist „der größte Inlandsauftrag in der Geschichte der deutschen ABB“, so Smits. Gerade in der Verbindung der „verbrauchsfernen Erzeugung“ – insbesondere der Windenergie an und vor den Küsten – mit den industriellen Ballungsräumen sieht der ABB-Deutschland-Chef „eine der größten energietechnischen Herausforderungen der Gegenwart“. Die Engpässe im Fernleitungsnetz müssten rasch überwunden werden – schon jetzt könne Wind- Foto: EWE strom nicht immer im möglichen Umfang Jahresbilanz 2008 hinterlassen: Der Orerzeugt werden, da die Leitungskapazitäderumfang sank im Vorjahr um 3,5 % auf ten nicht ausreichten. Für den – politisch 3,444 Mrd. Euro. erwünschten – stärkeren grenzüberschreiDie – nach jahrelangem Personalabbau – tenden Stromtransport fehlten ebenfalls 2007 geschaffte „Beschäftigungswende“ Leitungen und Kuppelstellen, so der Bel(ABB-Arbeitsdirektor Hendrik Weiler) gier Smits. konnte auch im Vorjahr fortgesetzt werAuch im Bereich der Photovoltaik sei den: Die Zahl der Vollzeitstellen wuchs ABB inzwischen „einer der Marktführer“, 2008 um 3,6 % auf 11 030 Stellen. Die gebetonte der Vorstandsvorsitzende. Die genwärtigen Auftrags- und ProduktionsBandbreite der ABB-Angebote in dieser rückgänge versucht ABB durch den Abbau Branche reiche von Robotern zum Einsatz von Leiharbeit, die Nicht-Verlängerung bebei der Herstellung von Solarzellen bis hin fristeter Verträge und durch Kurzarbeit zu zu Steuerungen, die schwenkbare Photoüberbrücken. Dank des überwiegend in voltaik-Panels automatisch stets in Richweniger von konjunkturellen Schwankuntung Sonne ausrichten und nachführen. gen betroffenen, langfristig geplanten ProFür die Erprobung der Möglichkeiten duktbereichen angesiedelten Portfolios der „intelligenter Stromnetze“ hat ABB – geABB mussten im ersten Quartal 2009 allermeinsam mit IBM, EnBW, SAP und der dings nur rund 900 Mitarbeiter kurzarbeiUniversität Karlsruhe – im Frühjahr ein ten. In Teilbereichen – insbesondere bei bis ins Jahr 2012 reichendes Pilotprojekt Forschung und Entwicklung – waren Ende „Smart Grids“ begonnen: Gemeinsam mit März sogar noch rund 100 nicht besetzte rund 800 Verbrauchern mit sehr unterStellen ausgeschrieben. schiedlichen Energiebedarfsprofilen soll Für das Gesamtjahr 2009 wollten weder versucht werden, durch eine gezielte der Vorstandsvorsitzende Smits noch ArSteuerung von stromverbrauchenden Gebeitsdirektor Weiler eine Prognose abgerätegruppen den Stromverbrauch an – teilben: Insbesondere im Bereich elektrotechweise simulierte – Schwankungen in der nischer Komponenten müsse auch ABB Erzeugung anzupassen. ABB-Chef Smits „auf Sicht fahren“, so Smits. In anderen Besieht in diesem Einsatz der Fernwirktechreichen, etwa im großtechnischen Energienik „ein enormes Potenzianlagenbau, habe das al eines wirtschaftlicheren Unternehmen noch ein „Die Wirtschaftskri- „solides Auftragspolster“. Einsatzes von Energieerzeugung und -verbrauch“. se wird vorüberge- Für die „sicher kommenTrotz der auch bei den Zeit nach der Krise“ hen, die Notwendig- de Auftragseingängen bereits sieht der ABB-Deutschseit Spätsommer 2008 keiten eines techno- land-Chef sein Unternehspürbaren Auswirkungen aber schon jetzt gut logischen Umbaus, men der weltweiten Wirtgerüstet: „Die guten Erschaftskrise konnte die insbesondere im Be- folge bis zum Ausbruch ABB AG im Vorjahr nochreich der Energie- der Krise belegen, dass mals neue Rekordwerte wir die richtigen Antwortechnik, bleiben.“ bei Umsatz und Ergebnis ten auf die ja bleibenden erwirtschaften: Der UmABB Deutschland- Herausforderungen eines satz der Deutschlandtechnologischen Umbaus Chef Peter Smits haben.“ Tochter des ABB-KonDer weltweite Umsatz zerns wuchs um 15,2 % der ABB Group mit Hauptsitz Zürich war auf 3,686 Mrd. Euro, das Ergebnis vor 2008 um 19,6 % auf 34,9 Mrd. US-Dollar, Steuern und Abschreibungen (EBIT) um der Auftragseingang um 11,5 % auf 38,3 21,1 % auf 373 Mio. Euro. Bei den AufMrd. US-Dollar gewachsen. Das Betriebstragseingängen hat der sich seit dem ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) vierten Quartal 2008 verschärfende und des ABB-Konzerns betrug 4,6 Mrd. USauch im ersten Quartal 2009 andauernde Dollar – 13,1 % mehr als 2007. kw Abschwung aber bereits Spuren in der INDUSTRIE & MÄRKTE MAI 2009 WirtschaftsKurier 9 Das Energie- und Lebenselexier Wasser | Deutsche Technologien sind weltweit führend bei der Aufbereitung und der Energiegewinnung Schwerpunkt VON ULRICH KIRSTEIN Energie W asser ist ein unersetzliches Lebensmittel für Mensch, Tier und Pflanze, und Wasser ist ein wichtiger und vor allem regenerativer und CO2freier Energieträger. Um ein größeres Bewusstsein zum Thema zu schaffen, hat die UN nicht nur 2003 als Jahr des Wassers und 2005 bis 2015 als Dekade des Wassers ausgerufen, jetzt soll auch noch jährlich der 22. März als Weltwassertag begangen werden. Doch nicht nur kleinere und große Kraftwerke an Flüssen, auch neuartige Projekte wie Gezeiten- und Wellenkraftwerke sind in der Erprobungsphase oder liefern bereits Strom. Auch die Problematik der Wasserreinigung und Aufbereitung des knappen Gutes Wasser bietet für innovative Unternehmen einen weiten Spielraum und große Marktchancen. Immerhin finanziert Deutschland rund 350 Mio. Euro in Hilfsprojekte zur Wasserreinhaltung in 28 Ländern. Nicht zuletzt steht auch das in vielen Großstädten teilweise marode Leitungssystem auf dem Prüfstand, weil hier Milliarden im wahrsten Sinne in den Sand gesetzt werden. So legte der Verband kommunaler Unternehmen (VkU) in einem Positionspapier zur Bundestagswahl 2009 fest, dass die hohe Wasserqualität am besten durch kommunale Betriebe gesichert werden könne. Um die Qualität dieses wichtigsten Nahrungsmittels zu sichern, müssen das Vorsorgeund das Verursacherprinzip umgesetzt werden, so der VkU. Derzeit liegt der Anteil der Wasserkraft in Deutschland an der Primärenergie bei 3,4 % oder 20,7 Terrawattstunden, das ausschöpfbare Maximalpotenzial liegt bei etwa 27 Terrawattstunden. Allerdings sind Neubauten auf diesem Gebiet kaum noch möglich, weil die Genehmigungen kaum noch erteilt werden. Allerdings könnten – vor allem im Süden Deutschlands – durch Modernisierung und Reaktivierung vorhandener Anlagen noch Leistungssteigerungen erzielt werden. Der meiste Strom – über 90 % – stammt aus 354 mittleren bis größeren Anlagen, der Rest aus rund 7 300 Kleinwasseranlagen. Nur 12 % der Anlagen sind im Besitz von Energieversorgungsunternehmen, aber diese erzeugen über 90 % des gesamten Stroms aus M solcher kosten- und personalintensiver Schritt eh kaum möglich. Die bisher größte Anlage steht aber nicht in Afrika oder Asien, sondern in Männdorf am Zürichsee in der Schweiz. Auch die Aquaworx Deutschland GmbH aus München hat sich ausreichend Trinkwasser für die Weltbevölkerung auf die Fahnen geschrieben. Ihre Filter funktionieren aus einer Kombination aus UV-Strahlung und Ultraschall und können von der Trinkwasserdesinfektion bis zur Abwasserreinigung und Filtration von Prozesswasser eingesetzt werden. Der Markt der Wasseraufbereitung wird auf etwa 30 Mrd. Euro bis zum Jahr 2010 geschätzt, der Markt für die Modernisierung und den Ausbau der Wasserver- und Abwasserentsorgung auf 200 Mrd. US-Dollar jährlich. SERIE ENERGIE Das wohl bekannteste deutsche Wasserkraftwerk am Walchensee, betrieben von der E.ON Wasserkraft. Wasserkraft. Weltweit stammen 16 % des erzeugten Stroms aus der Wasserkraft. Deutschlands größter Wasserkraftbetreiber, die E.ON Wasserkraft, verfügt über 130 eigene und betriebsgeführte Wasserkraftwerke an Donau, Inn, Isar, Main, Lech, Eder, Diemel, Fulda, Werra, Weser und Leine. Allein 10 Terrawattstunden erzeugen die Laufwasser-, Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke. Neben E.ON ist auch die RWE-Tochter LEW aus Augsburg aktiv in der Wasserkraft unterwegs und die RWE Power AG verfügt mit dem Pumpspeicherkraftwerk Herdeck an der Ruhr über eine Leistung von 153 Megawatt zur Abeckung von Spitzenlasten. Vattenfall verfügt über Kraftwerkskapazitäten von 2,9 Terrawattstunden, vor allem durch die beiden Pumpspeicher-Großkraftwerke in Goldisthal und Markersbach. Gut aufgestellt in allen Bereichen der Energiegewinnung aus Wasserkraft ist der Bereich Voith Hydro des Heidenheimer Technologiekonzerns, ein Joint Venture mit der Siemens AG. Inzwischen stammen mehr als 40 000 Generatoren und Turbinen weltweit von Voith Hydro und erzeugen damit ein Drittel des Stroms aus Wasserkraft. So erhielt Voith Hydro erst im März 2009 Aufträge über Wasserkraftwerke in China und den USA im Gesamtwert von 170 Mio. Euro. Etwa 3 500 Mitarbeiter arbeiten in diesem Konzernbereich, damit zählt Voith zu den weltweit führenden Anbietern in der Wasserkraft. Im schottischen Inverness sitzt mit Wavegen ein Kompetenzzentrum für Wellenkraftwerke, das auf der rauen Whiskey-Insel Islay bereits ein eigenes Kraftwerk mit 250 Kilowatt betreibt. Auch am Prinzip von oszillierenden Wassersäulen forscht Voith weiterhin sowie an der BreakwaterTechnologie und betreibt eine Pilotanlage in Mutriku an der spanischen Atlantikküste. Eifrig geforscht wird auch an Gezeitenkraftwerken, die aber nicht die Stauhöhe des Foto: E.ON Wassers – wozu riesige Dämme notwendig wären –, sondern die kinetische Energie aus der Meeresströmung ausnutzen. Ein erstes Projekt mit einer Nennleistung von 600 Megawatt ist bereits jetzt in der Entwicklungsphase. Der Schwarzwälder Mittelständler Wasserwerk Volk AG aus Gutach verzeichnet eine hohe Auslastung bis 2010. Spezialisiert ist Volk auf kleinere und mittlere Anlagen mit fünf verschiedenen Turbinentypen. Das Unternehmen weist auf das ideale Verhältnis von Lebensdauer einer Anlage und der erzeugten Energie bei der Wasserkraft hin: Während dieser „Erntefaktor“ bei Photovoltaik bei 1,3 liegt und bei Wind bei 19, kann die Wasserkraft mit 124 aufwarten. Ein wichtiges Thema ist die Aufbereitung von Wasser, denn weltweit sterben viele Menschen, insbesondere Kinder, am „Genuss“ von verseuchtem Wasser. Dies kann chemisch geschehen, wie im Beitrag der SüdChemie auf dieser Seite, oder etwa durch intelligente Filter. Führend in dieser Technologie ist der Siemens-Konzern unterwegs, der beispielsweise in Australien die dazu notwendigen Membranen erstellt. Mit einfach bedienbaren und tragbaren Boxen, offiziell „Skyhydranten“ genannt, können auch Erdbebenopfer schnell und problemlos sauberes Wasser erhalten. So einfach die Wirkung – so schwierig der Weg: Es brauchte über 800 Patente und zehn Jahre Entwicklung, bis der Skyhydrant funktionierte. Die am Starnberger See gelegene Inge AG ist auf die Trinkwasseraufbereitung durch Ultrafiltration spezialisiert. Dabei sind die Poren der Membrane so winzig, dass sie gerade noch Wassermoleküle, aber keinen Schmutz und auch keine Bakterien oder Viren mehr hindurchlassen. Eine Nachbehandlung auch bei stark verschmutztem Wasser ist nicht möglich, gerade in vielen Entwicklungsländern ist ein Auf unseren Schwerpunktseiten Energie Schwerpunkt werden wir uns in den nächsten Ausga- Energie ben mit den Themen CO2-freie Kohlekraftwerke und Geothermie beschäftigen: JUNI-Ausgabe: Neue Trends im Kohlekraftwerksbau, die Renaissance des Energieträgers Kohle in einem zukunftsträchtigen Energiemix und die Akzeptanzprobleme der CCS-Technologie in der Bevölkerung sind einige der Themen. JULI-Ausgabe: Die Geothermie segelt oft im Windschatten des öffentlichen Interesses, doch diese reichlich vorhandene Energiequelle aus dem Erdboden kann über Wärmepumpen zum Heizen und Kühlen von Gebäuden und mit Kraftwerken zur Stromerzeugung genutzt werden. 160 Jahre Erfahrung Chemie schafft Wasserqualität Hamburg Wasser | Der älteste kommunale Wasserversorger auf dem Kontinent Süd-Chemie | Effiziente Abwasserreinigung it Hamburg Wasser entstand 2006 in Hamburg das größte deutsche Trinkwasserversorgungs- und Abwasserbeseitigungsunternehmen in kommunaler Hand. Die im Konzern zusammengeschlossenen Firmen Hamburger Wasserwerke GmbH (HWW) und Hamburger Stadtentwässerung AöR (HSE) haben rund 160 Jahre Erfahrung im Umgang mit der Ressource Wasser. Sie sind die ältesten kommunalen Wasserver- und Abwasserbeseitigungsunternehmen auf dem europäischen Kontinent. In 2007 investierte der Konzern 144 Mio. Euro, die Umsatzerlöse beliefen sich auf rund 455 Mio. Euro. Hamburg Wasser beschäftigt etwa 2 400 Mitarbeiter, hat drei Tochtergesellschaften: Consulaqua Hamburg GmbH, Service und Technik GmbH, ServCount Abrechnungsgesellschaft mbH und ist an zwei Unternehmen beteiligt. Die Wasserversorgung für die Hansestadt Hamburg und die mitversorgten Umlandgemeinden erfolgt seit 1964 ausschließlich aus Grundwasser. Genutzt wird ein ausgedehntes, komplexes System sowohl oberflächennaher als auch tieferer Grundwasserleiter. Der Naturraum Hamburg und sein Umland sind durch verschiedene Eiszeiten geformt worden. Das Landschaftsbild ist geprägt durch die tief liegenden Marschflächen im breiten Urstromtal der Elbe und die angrenzenden Geestgebiete. Die Grundwasser führenden Schichten im Hamburger Raum bestehen vorwiegend aus Sand und Kies. Für die Grundwassergewinnung sind die eiszeitlichen Ablagerungen und die darunter lagernden älteren Schichten der oberen und unteren Braunkohlensande von Bedeutung. Die Grundwasserförderung der HWW folgt dem Grundsatz, nur Förderbrunnen für die Trinkwassergewinnung zu nutzen, deren Wasser qualitativ unbedenklich ist. Brunnen, die diesen Ansprüchen nicht genügen, werden außer Betrieb genommen. Dieser hohe Qualitätsstandard im Interesse aller Verbraucher setzt einen langfristigen und umfassenden Schutz des Grundwassers voraus. Besonders wichtig ist der Schutz der Ressource in den Wassergewinnungsgebieten, die keine ausreichenden natürlichen Deckschichten aufweisen. Für Hamburgs Wasserversorgung sind sieben Wasserschutzgebiete ausgewiesen. Weitere werden folgen. Darüber hinaus hat Hamburg Wasser sich durch die Bildung der Kooperation mit Landwirtschaft und Gartenbau in Wasserschutzgebieten entschlossen, auf die Grundwasserbelastung aus landwirtschaftlicher Flächennutzung Einfluss zu nehmen und den Grundwasserschutzgedanken bei den Betrieben zu verankern. Das von Hamburg Wasser aus rund 450 Brunnen geförderte Grundwasser ist bereits in seinem Ausgangszustand frei von Schadstoffen. Die aus dem Boden aufgenommenen Inhaltsstoffe, insbesondere Eisen, Mangan, Kalk, Kohlensäure und in geringen Mengen Schwefelwasserstoff, bedingen, dass das Grundwasser aufbereitet werden muss. So wirkt Kohlensäure aggressiv auf das Rohrnetz und führt zu Korrosion. Eisen und Mangan setzen sich an den Rohrleitungen ab. Schwefelwasserstoff hingegen ist wegen seines Geruchs und Geschmacks unerwünscht. Der den natürlichen Reinigungsvorgängen nachgebildete Aufbereitungsprozess in den Wasserwerken beinhaltet zunächst eine Belüftungsstufe, in der das Wasser mit Sauerstoff an- Das Wasserwerk Baursberg in Hamburg-Blankenese feiert als ältestes Wasserwerk in Hamburg in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Foto: Hamburg Wasser gereichert wird. Dadurch verflüchtigen sich Kohlensäure und Schwefelwasserstoff. Im Wasser gelöstes Eisen und Mangan werden oxidiert und flocken aus. Die festen Flocken werden in großen Sandfiltern entfernt. Die Rückstände in den Filtern werden regelmäßig durch Spülung ausgetrieben. Je nach Jahreszeit müssen täglich zwischen 250 000 und 400 000 Kubikmeter von den 17 Wasserwerken durch das rund 5 500 Kilometer lange Rohrnetz zu den 2 Mio. Verbrauchern transportiert werden. Um Wasserverluste durch Rohrbrüche zu minimieren und um die Sicherheit des Versorgungssystems zu gewährleisten, werden jährlich etwa 35 Mio. Euro in das Netz investiert. Nur rund 4 % des Hamburger Trinkwassers gehen auf dem Weg zum Kunden im Netz verloren – ein Spitzenwert. Zum Vergleich: In Großbritannien sind es 22 %, in Italien sogar 28 %. Abhängig von der Höhenlage muss im Rohrnetz ein entsprechender Versorgungsdruck durch elektrisch betriebene Kreiselpumpen aufgebaut sein. Die Höhenlagen in der Hansestadt liegen in einem Bereich von teilweise unter Normalnull (NN) in den Elbniederungen – bis zu 110 Metern in den Harburger Bergen. Wegen dieser großen Höhenunterschiede ist das Versorgungsgebiet in unterschiedliche Druckzonen unterteilt. Abhängig von der geodätischen Höhe liegt der Versorgungsdruck zwischen 2,0 und 6,5 bar. An den Übergängen der Druckzonen sind Pumpen zur Druckerhöhung oder regelbare Armaturen installiert. So ist es möglich, druckangepasst Trinkwasser von der einen in die andere Versorgungszone zu leiten. Das Wasserlabor von Hamburg Wasser gehört zu den größten und bestausgerüsteten in der Bundesrepublik und ist für die Kontrollaufgaben amtlich zugelassen und nimmt kontinuierlich an Ringversuchen teil. Die Qualität wird an Grundwassermessstellen, Förderbrunnen, Verdüsung, Filter und Reinwasserbehälter kontrolliert und endet an rund 200 Messstellen am Zapfhahn – verteilt im ganzen Stadtgebiet. Jährlich werden rund 58 000 Proben mit rund 640 000 Parametern analysiert. Das Hamburger Trinkwasser entsprach und entspricht jederzeit den gesetzlichen Anforderungen. Alle Werte des von Hamburg Wasser gelieferten Wassers liegen weit unter den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzen. Aufgrund der unterschiedlichen genutzten Grundwasserleiter weist das Hamburger Trinkwasser die Härtebereiche weich bis hart auf. as Prinzip aller Dinge ist Wasser“, wusste schon Thales von Milet, „aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück“. Zumindest im letzten Punkt hat sich der griechische Philosoph geirrt. Denn heute sorgen moderne Kläranlagen dafür, dass belastende Stoffe wie Phospate und Nitrate nicht zurück in den natürlichen Wasserkreislauf geraten. Dabei verbessern immer neue Verfahren die Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Anlagen. Der Schlüssel zum Schutz der lebenswichtigen Ressource Wasser sind Produkte und Verfahren aus der Chemieindustrie. Zum Einsatz kommen sie sowohl in kommunalen Kläranlagen als auch in der industriellen Abwasserbehandlung. Einer der führenden Anbieter ist die Süd-Chemie AG mit Hauptsitz in München. Der Spezialchemiekonzern entwickelt, produziert und vertreibt weltweit Additive, Adsorbentien und Katalysatoren für diverse Industrieanwendungen. D Hinzu kommen weitere Vorteile, wie eine gute Flockungswirkung und die Förderung der Klärschlammentwässerung von Klärschlamm, die das Süd-Chemie Produkt sowohl mit Blick auf die Umwelt als auch unter wirtschaftlichen Aspekten besonders attraktiv machen. Das spiegelt sich im Markterfolg wider: Ein sehr großer Anteil Mit der Kraft der Natur Gerhard Kummer, Marktleiter Europa des Süd-Chemie-Geschäftsbereichs Abwasser- und Anlagentechnik, kann maßgeschneiderte Lösungen anbieten, die von einem kompetenten Team erarbeitet werden. Foto: Süd-Chemie Einer der wichtigsten Rohstoffe des Unternehmens ist das Tonmineral Bentonit. Ein Naturprodukt, das die Süd-Chemie weltweit abbaut und anschließend veredelt – etwa durch die saure Aktivierung: Dabei wird der Bentonit mit einer mineralischen Säure erhitzt und anschließend gefiltert, gewaschen, getrocknet und vermahlen. Die Endprodukte kommen dann als Adsorptionsmittel zum Einsatz – etwa bei der Raffinierung von Speiseölen, in der Papierindustrie oder in Katalysatoren. Die saure Aktivierung löst aus dem Naturbentonit Aluminium- und Eisenionen. Beides sind wertvolle Rohstoffe, die in der Wasserbehandlung als Fällungs- und Flockungsmittel benötigt werden. Auf dieser Basis hat die Süd-Chemie das Koppelprodukt Südflock K2 entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Aluminium-EisenChlorid-Lösung, die in Kläranlagen für eine effektive Fällung der in Abwässern enthaltenen Phosphate sorgt. Durch seinen Aluminiumanteil eignet sich das Produkt auch für die Bekämpfung von Fadenbakterien. Sie führen zu Schaumbildung sowie Bläh- und Schwimmschlamm. Phänomene, die den Reinigungsprozess in Kläranlagen erschweren und deren Betriebskosten erhöhen. Zudem verhindert das in Südflock enthaltene Eisen die Schwefelwasserstoffbildung im Faulturm, so dass auf eine teure Entschwefelung der Faul- und Biogase verzichtet werden kann. der bayerischen Kläranlagen setzt Südflock ein. Entscheidend für diesen Erfolg sind die Kompetenz und das Anlagen-Know-how der Süd-Chemie. „Wir bieten ein Serviceteam aus Chemikern, Biologen, Klärwerksund Verfahrenstechnikern, das in Zusammenarbeit mit den Kunden maßgeschneiderte Lösungen entwickelt“, sagt Gerhard Kummer, Marktleiter Europa des Süd-Chemie Geschäftsbereichs Abwasser- und Anlagentechnik. Auf Basis von Südflock sind so bereits zahlreiche innovative Problemlösungen für die Wasserbehandlung entstanden. Was das bedeute, lässt sich am besten an einem Beispiel aus der Praxis zeigen. Sparpotenziale in Millionenhöhe Angesichts neuer gesetzlicher Auflagen plante das Klärwerk Landshut ursprünglich ein Ausbaukonzept zur Stickstoffelimination, veranschlagt war dafür ein Kostenvolumen von rund 30 Mio. Euro. Mithilfe der patentierten Süd-Chemie Lösungen zur Stickstoffelimination – den SDN- und Terra-N-Verfahren – konnte die Stadt jedoch auf die Baumaßnahmen verzichten, die Investitionskosten auf unter 1 Mio. Euro senken und den Stickstoffeintrag deutlich unter dem geforderten Grenzwert halten. Die Entwicklung geht weiter: Derzeit bereiten das Klärwerk und Süd-Chemie die Anlage für das Deammonifikationsverfahren vor. Anders als bei der herkömmlichen Nitrifikation und Denitrifikation wird dabei das Ammonium im Abwasser nicht zu Nitrat, sondern nur teilweise zu Nitrit oxidiert. Ammonium und Nitrit werden dann durch spezielle Mikoorganismen in Stickstoff umgewandelt. Die Vorteile: Das neue Verfahren senkt den Bedarf an Betriebsstoffen sowie den Energieverbrauch für die Klärschlammbelüftung und damit die Kosten für den Betreiber um weitere 30 %. Zudem setzen die chemischen Umwandlungsprozesse rund 90 % weniger CO2 frei. „Die Deammonifikation ermöglicht also eine besonders kostengünstige Abwasserreinigung und leistet zugleich einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel“, betont Dr. Christoph Riemer, Leiter der Geschäftsentwicklung im Süd-Chemie Geschäftsbereich Wasserbehandlung. Viele Kläranlagen nutzen die in Faultürmen freigesetzten Biogase wie Methan bereits zur Stromproduktion. Um die Methanausbeute und damit die Leistungsfähigkeit der Anlagen zu erhöhen, entwickelt die Süd-Chemie aktuell ein so genanntes Desintegrationsverfahren. Dabei wird der biologische Schlamm durch ein elektrisches Feld geleitet. Die anliegende Wechselspannung bringt die Mikroorganismen in Schwingungen, sodass große Mengen einzelner Zellen geöffnet werden. Deren Inhalt ist dann als zusätzliche Biomasse für die Methangasentwicklung verfügbar. Auch hier ist das Ergebnis ein Mehrfachgewinn für Umwelt und Betreiber: Klärwerke entwickeln sich heute zu alternativen Kraftwerken und werden vermehrt Strom ins Netz einspeisen. Das macht die Abwasserreinigung noch attraktiver. Gleichzeitig sinken die Betriebskosten, weil das Klärschlammvolumen abnimmt und seine Masse deutlich reduziert wird. Die Markteinführung des Verfahrens ist bereits für Mitte dieses Jahres geplant. Von den Vorteilen können sowohl kommunale Klärgasanwender als auch die zahlreichen privatwirtschaftlichen Biogas-Hersteller profitieren, die sich gegenwärtig ganz besonders in Bayern etablieren. Damit beweist die Süd-Chemie einmal mehr, dass sich Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit hervorragend ergänzen können und so der Gesellschaft insgesamt dienen. INDUSTRIE & MÄRKTE 10 WirtschaftsKurier MAI 2009 Lichttapeten und Solarzellen von der Rolle Organische Leuchtdioden (OLED) | Viel versprechende Zukunftstechnologie VON RAINER BURKHARDT W enn er Vorträge über die neue Lichttechnologie hält, lässt Professor Dr. Karl Leo gern ein Fläschchen mit einem unscheinbaren rotbraunen Pulver herumgehen. Wer es sieht, mag kaum glauben, dass winzige Mengen davon genügen, um Licht zu erzeugen. Umso größer ist der Aha-Effekt, wenn die Zuhörer dann die ebenfalls mitgebrachte kleine OLED-Kachel in der Hand halten und mit Batteriehilfe anknipsen. „Wer das erlebt hat, der ist begeistert“, hat Leo immer wieder beobachtet. Der hochgewachsene 48-Jährige leitet zwei eng miteinander kooperierende Zentren der deutschen OLED-Forschung: das Institut für Angewandte Photophysik (IAPP) der Technischen Universität Dresden und das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme (IPP). Von den herkömmlichen Leuchtdioden (Light Emitting Diodes, kurz LEDs) unterscheiden sich OLEDs erheblich: LEDs bestehen aus anorganischen Halbleiterkristallen und eignen sich daher ideal als helle Punktlichtquellen, wie sie zum Beispiel in modernen Autoscheinwerfern strahlen. Dagegen handelt es sich bei OLEDs um Bauelemente aus hauchdünnen organischen Schichten, die beim Anlegen einer Spannung Licht aussenden. Damit lassen sich zum Beispiel in Zukunft große und flexible Leuchtflächen herstellen, die weit weniger Strom benötigen und ein angenehmeres Licht spenden als heutige Energiesparlampen. Entdeckt wurden die ersten „leuchtenden Kunststoffe“ vor etwa 20 Jahren. Kom- SERIE INNOVATION Wie wäre es, wenn unser Wohnzimmer abends mit hellen, per …wo Deutschland spitze ist! Fingerdruck dimmbaren Tapeten beleuchtet wäre? Wenn wir fernsehen an Bildschirmen, die dünner sind als eine Kreditkarte? Wenn der Tacho an der Windschutzscheibe „klebt“? Die Entwicklung der OLED-Technologie erlaubt faszinierende Anwendungen. Experten halten sie für so viel versprechend wie die Mikroelektronik in den 60er Jahren. In einer losen Serie stellt der WirtschaftsKurier Innovationen aus Deutschland vor. INNO VATION W Eine Kachel mit OLED-Beschichtung, die damit zum Leuchten gebracht werden kann. merziell genutzt wurden sie zuerst in der Displaytechnik. Denn hier haben OLEDs einen entscheidenden Vorteil: Sie brauchen keine Hintergrundbeleuchtung und bieten aus jedem Blickwinkel ein gestochen scharfes Bild. So sind Handys, Kameras, MP3-Player und Autoradios mit OLEDDisplays ausgestattet. Die weltweit führenden japanischen und koreanischen Hersteller wie Sony oder Samsung verfolgen ein weit ehrgeizigeres Ziel: große Flachbildschirme, dünner als eine Kreditkarte. Den ersten OLED-Fernseher der Welt hat Sony bereits 2008 in Japan, den USA und Kanada auf den Markt gebracht; ganze drei Millimeter dünn ist der Elf-Zoll-Monitor. Ein Gerät mit einer Bildschirmdiagonale von 27 Zoll (knapp 69 Zentimeter) soll in diesem Jahr in Serie gehen. „Die OLED-Technologie hat das Potenzial, die heutigen LCD- und PlasmaFernseher abzulösen“, urteilt Paul Semenza, Vizepräsident der Marktforschungsfirma iSuppli. Allerdings muss dazu die Lebensdauer der organischen Leuchtdioden deutlich erhöht werden: von 5 000 bis 10 000 Stunden – wie in den gängigen OLED-Displays – auf 30 000 bis 50 000 Stunden, und zwar nicht nur im Labor, sondern auch in kostengünstiger Serienfertigung. Neben der Displaytechnik winkt ein zweiter bereits greifbarer Milliardenmarkt: neuartige Beleuchtungssysteme, die sich auf fast jeder Oberfläche anbringen lassen und ähnlich wie Tageslicht eine diffuse, angenehm empfundene Helligkeit bieten. „Großflächige Leuchtpaneele oder -tapeten an Decken und Wänden, die schönes weißes Licht geben, aber auch auf andere Farbtemperaturen einstellbar sind, werden schon in zehn Jahren Wohnungen und Büros erhellen“, erwartet Leo. Einschalten und sogar dimmen lassen sie sich direkt per Fingerdruck. Eine weitere Vision: Direkt auf dem Glas aufgebrachte OLEDStrukturen sollen Fenster möglich machen, die tagsüber Sonnenlicht hineinlassen und abends als Flächenlampe dienen. Allerdings sind auch hier – wie im Displaybereich – noch einige technologische Herausforderungen zu meistern, bis die OLEDs für den Massenmarkt reif sind, insbesondere was Effizienz und Lebensdauer, aber auch kostengünstige Massenproduktion angeht. Bei der Optimierung der OLED-Technologie ist die Dresdner Novaled AG, die 2003 Foto: Fraunhofer IPMS aus dem TU-Institut IAPP und dem Fraunhofer-IPMS hervorging, an vorderster Front dabei. Neben der Displaytechnik hat sich das junge Unternehmen, das über mehr als 440 erteilte und angemeldete Patente verfügt, auf das Thema Beleuchtung fokussiert. Trumpfkarte von Novaled ist die so genannte PIN-Technologie. Dabei wird das Material gezielt verunreinigt. Auf diese Weise lässt sich die Leistungsfähigkeit organischer Leuchtdioden stark verbessern. Novaled hat damit entscheidend zum Erfolg des europäischen Fo r s c h u n g s p r o j e k t s OLLA beigetragen, an dem 24 Forschungseinrichtungen, Universitäten und Unternehmen mitwirkten – darunter Philips, Osram Opto Semiconductors, Siemens und der Chemiekonzern Merck. In nur drei Jahren gelang es, die Lichtausbeute (Lumen pro Watt), Lebensdauer und Kachelfläche weißer OLEDs mehr als zu verdoppeln. Mit rund 50 Lumen pro Watt und einer Lebensdauer von INNO 10 000 Stunden können die 30 mal 30 Zentimeter großen Quadrate schon mit Leuchtstoffröhren mithalten. Jetzt setzen Philips, Osram und Siemens zusammen mit Novaled und dem IPMS zum nächsten Sprung an: Ziel des Projekts OLED100.eu ist es, den Wirkungsgrad zu verdoppeln, die Lebensdauer auf 100 000 Stunden, also das Zehnfache, zu steigern – und Leuchtflächen zum Quadratmeterpreis von 100 Euro zu realisieren. Die OLED-Technologie verspricht nämlich enorme Kostenvorteile. Denn im Prinzip ist die Herstellung recht simpel: „Hat man einmal die organischen Substanzen als Schichtstruktur auf ein Trägermaterial aufgebracht, dann sind, überspitzt gesagt, die OLED-Lampe oder das Display auch schon fast fertig“, skizziert Novaled-Technikvorstand Jan Blochwitz-Nimoth das Verfahren. In der Praxis heißt das freilich, anspruchsvolle Hightech-Prozesse produktionstauglich zu machen, sprich: auf verlässliche Qualität und höchste Effizienz zu trimmen. Daran arbeiten die Wissenschaftler des „Center for Organic Materials and Electronic Devices Dresden“ (COMEDD) am IPP. Im Visier: preisgünstige OLEDs von der Rolle. Gemeinsam mit Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Elektronenstrahlund Plasmatechnik (FEP), ebenfalls in Dresden, entwickeln sie dafür die Beschichtungstechnologie – im Rahmen des Projekts Rollex, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Die Vakuumanlage dafür liefert die Von Ardenne Anlagentechnik GmbH. Auch sie sitzt in der sächsischen Landeshauptstadt, die sich mit ihrem Umland inzwischen zur weltgrößten Technologiekonzentration ihrer Art, „Organic Electronic Saxony“ (OES), entwickelt hat. Rund 750 Menschen arbeiten hier in 15 Firmen und acht Forschungseinrichtungen daran, die OLED-Technologie zu verbessern und in die Anwendung zu bringen. „1995 waren es gerade mal fünf Wissenschaftler“, erinnert sich Leo an die bescheidenen Anfänge. Neben der Novaled AG, die heute 90 Mitarbeiter beschäftigt und mit ihren dreistelligen Wachstumsraten beim Umsatz zu Europas Senkrechtstartern gehört, sind weitere Gründerunternehmen entstanden. VATION …wo Deutschland spitze ist! Zum Beispiel die Heliatek GmbH, die mit dem Rolle-zu-Rolle-Verfahren extrem kostengünstige, großflächige Kunststoff-Solarzellen herstellen will – ein Vorhaben, dass so namhafte Investoren wie BASF Venture Capital und Robert Bosch angelockt hat. Derweil geht der Innovationswettlauf unvermindert weiter. Zu den Produktideen, die in deutschen Entwicklungslabors reifen, gehören zum Beispiel OLED-Minidisplays, die Dokumente fälschungssicherer machen sollen, oder halbtransparente OLED-Anzeigen auf der Windschutzscheibe; damit könnten Autofahrer gleichzeitig den Verkehr und den Tacho im Blick behalten. Noch ungeahnte Möglichkeiten birgt die Verbindung von organischen Leuchtdioden mit herkömmlicher Mikroelektronik. So kann sich Leo intelligente Etiketten vorstellen – „etwa eine Milchpackung, die rot aufleuchtet, wenn der Inhalt nicht mehr genießbar ist“. OLED IM WEB Weitere Informationen zum Thema (zum Teil in Englisch) finden Sie unter folgenden Internet-Adressen: Allgemein: www.bmbf.de unter „Forschung“ –> „Neue Technologien“ –> „Optische Technologien“ Grundlagenentwicklung (auch für Produktion): www.ipms.fraunhofer.de Organische Displays: www.oled-info.com und www.oled-display.net OLEDs für Beleuchtung: www.olla-projekt.org Sicher ist: Das Potenzial der OLED-Technologie ist noch lange nicht ausgeschöpft. „Wir stehen erst am Anfang, wie die Mikroelektronik in den 60er Jahren“, sagt Karl Leo. „Da hat auch noch niemand an den iPod gedacht.“ Kein Wunder, dass Staat und Industrie jetzt in die Offensive gehen: 100 Mio. Euro stellt das Bundesforschungsministerium in den nächsten Jahren für die OLED-Forschung und -Entwicklung bereit. 500 Mio. Euro wollen die an der OLED-Initiative beteiligten Unternehmen – darunter BASF, Merck, Osram und Philips – dafür investieren und eine leistungsfähige Fertigung von OLED-Produkten in Deutschland aufbauen. Think glocal Management der Zukunft Amerikaner waschen weniger EADS | Die Verteidigungssparte wächst weiter Erfolgreiche Strategien | 1. Bayreuther Ökonomiekongress WashTec | Saubere Bilanz trotz Krise enn eines krisensicher zu sein scheint, dann die Erwartung, dass eine neue Krise nicht lange auf sich warten lässt. Das zunehmende Bedürfnis der Staaten nach Absicherung ist das, was die Auftragsbücher der EADS Sparte Defence & Security seit Jahren füllt. Keine andere Division des deutsch-französischen Luft- und Raumfahrtspezialisten kann mit derart erfreulichen Zahlen und Zukunftsaussichten auftrumpfen wie die Verteidigungsspezialisten. Kein Wunder also, dass Spartenchef Dr. Stefan Zoller und seine für die Finanzen verantwortliche Kollegin Dr. Gerlinde Honold beim Financial Round Table in Unterschleißheim bei München wiederholt betonten: wir wollen und werden weiter wachsen. Die Division Verteidigung und Sicherheit ist in die vier Geschäftsbereiche Military Air Systems, Defence and Communications Systems, MBDA – EADS hält 37,5 % der Anteile am Weltmarktführer für Lenkwaffen – und Defence Electronics gegliedert. Sie alle haben zu dem Rekordergebnis des Jahres 2008 beigetragen: Beachtliche 408 Mio. Euro – ein Plus von 7,2 % – stehen unterm Strich beim operativen Ergebnis. Geht es nach dem Willen Zollers, so soll der Wachstumskurs der letzten Jahre auch 2009 beibehalten werden, denn er beabsichtige nicht, am Plan etwas zu ändern und sei sogar „durchaus optimistisch, dass wir es noch besser machen können“. Ebenfalls erfreulich stimmte Zoller, dass das Hin und Her um die dritte Tranche der insgesamt 620 Eurofighter umfassenden Lieferung an Deutschland, Italien, Großbritannien und Spanien wohl doch noch ein gutes Ende finde. Man würde sich wohl in den nächsten Tagen auf eine Lieferung von 112 der ursprünglich 236 vorgesehenen Kampfflugzeuge einigen. Grundsätzlich muss sich der CEO aber keine Sorgen um die Auslastung seiner Produktionslinie machen. Von Vorteil für die Abwehrsparte ist, dass es sich hier um ein nicht besonders volatiles Geschäft handelt, das erst mit zwei bis drei Jahren Verzögerung auf eine Krise reagiert. Außerdem erwartet Zoller nicht, dass es bei den Verteidigungsbudgets der Staaten in den nächsten Jahren zu Kürzungen kommen werde. Für die USA rechnet er – trotz der weniger Kriegs-affinen neuen Administration – mit einem Anstieg des Verteidigungsetats beziehungsweise höchstens mit einer Verschiebung der Prioritäten. Besonderes Potenzial sieht der Spartenchef aber im aufstrebenden Indien. EADS hat hier schon seine größte Eurofighter-Kampagne gestartet. Auch im Bereich Sicherheit muss bei einem Rüstungskonzern nicht mit einer Flaute gerechnet werden. Denn dann komme es vermehrt zu Migrationen, das mache ein zusätzliches Absichern von Staatsgrenzen nötig und führe zu ansteigenden Budgets. Verstärkt engagiert sich der Luftund Raumfahrtkonzern hier im Mittleren Osten, schielt aber auch mit einem Auge in Richtung Wachstumsmarkt Asien. Glauben an den Export verloren Für die Zukunft wünscht sich Zoller eine mehr globale Ausrichtung seiner Division: „Wir sind noch zu sehr eine europäische Firma“ und das könne nicht genug sein. Man müsse globaler denken. Bisher habe man sich zu sehr auf den Exportmarkt konzentriert, aber, so betont Zoller: „Ich glaube nicht mehr an den Export.“ Die Kunden würden zunehmend gerne die Verteidigungsprodukte im eigenen Land herstellen, weshalb man von der „single source supply“ wegkommen müsse. Nach den Zahlen der Defence & Security Sparte steht einer internationalen Expansion, zumindest aus monetärer Sicht, nichts entgegen. CFO Dr. Gerlinde Honold kann auf ein gut gefülltes Auftragsbuch in Höhe von etwas mehr als 17 Mrd. Euro als stabile Grundlage für die nächsten Jahre bauen. Vor diesem Hintergrund gäbe es auch keine Veranlassung, den Fahrplan nicht weiterzuverfolgen und man werde deshalb nicht aufhören, weiter zu investieren und neue Leute einzustellen, schließlich wolle EADS weiter wachsen, so Honold. Der Anstieg des operativen Ergebnisses um 18 % auf 408 Mio. Euro zeigt, dass Defence & Security die lukrativste Sparte des Konzerns ist. Immerhin entspricht dies fast 15 % des Gesamtkonzernergebnisses von 2,8 Mrd. Euro. Hierbei handele es sich nicht um einen einmaligen Effekt, es zeigen vielmehr die zahlreichen Umstrukturierungsmaßnahmen ihre Wirkung. cm D Das Audimax der Universität Bayreuth. D ie gegenwärtigen Ereignisse in der Weltwirtschaft haben zur Folge, dass die in Wissenschaft und Praxis entwickelten Managementmethoden und Vorgehensweisen auf den Prüfstand gestellt werden, um sie gezielt weiterzuentwickeln und zu optimieren. Nach dem Motto „Ein Blick ins Buch – und zwei ins Leben!“ (Johann Wolfgang von Goethe) will die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Bayreuth diesen Anlass nutzen, um mit dem 1. Ökonomie und Alumnikongress eine Plattform für Wissenschaft und Praxis zu bieten, diese Entwicklungen zu unterstützen. Der Kongress steht unter dem Leitgedanken „Managementmethoden der Zukunft – Erfolgreiche Strategien in stürmischen Zeiten” und findet am 19./20. Juni 2009 in den Räumlichkeiten der Universität Bayreuth statt. Er wendet sich an Führungskräfte von Unternehmen, öffentliche Institutionen, Vertreterinnen und Vertreter Foto: Universität Bayreuth aus Politik, Wissenschaft und Medien ebenso wie an aktuelle und ehemalige Studenten der Universität Bayreuth und an die interessierte Öffentlichkeit. Ziel ist es, den Teilnehmern des Kongresses einen spannenden und möglichst praxisnahen Einblick in aktuelle betriebswirtschaftliche Problemstellungen und deren Lösungsoptionen zu ermöglichen. Unter der Schirmherrschaft von Bundeswirtschaftsminister Dr. Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg diskutieren auf dem Kongress nationale und internationale Top-Referenten. Vor- und Querdenker der deutschen Wirtschaft kommen zu Wort. Sie behandeln die wichtigsten Zukunftstrends im Management und zeigen außerdem innovative Strategien und Konzepte auf. Damit erhalten die Teilnehmer nicht nur wertvolle Anregungen für ihren Arbeitsalltag, sondern bekommen Einsicht in top-aktuelle Managementmethoden. REFERENTEN S. D. Albrecht, Fürst zu Castell-Castell Dr. Burkhard Bamberger, CFO, Douglas Holding Anselm Bilgri, ehemaliger Prior im Kloster Andechs Michael Börnicke, Vorstand, Escada Boris Grundl, Gründer und Geschäftsführer der Grundl Leadership Akademie Wolfgang Grupp, Alleiniger Geschäftsführer und Inhaber der Trigema Marc Heß, CFO, Deutsche Postbank Andreas Hübner, Geschäftsführer, Lazard Asset Management GmbH Prof. Dr. Rolf Kreibich, Leiter des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung Dr. Herbert Meyer, Präsident der Prüfstelle für Rechnungslegung Hans Dieter Pötsch, CFO, Volkswagen Dr. Bernd Rödl, Gründer und geschäftsführender Partner, Rödl & Partner Prof. Dr. Burkhard Schwenker, CEO, Roland Berger Strategy Consultants ie Wirtschaftskrise schlägt jetzt deutlich auf den Arbeitsmarkt durch. Obwohl viele Unternehmen das Instrument der Kurzarbeit nutzen, ist die Arbeitslosenzahl im März gestiegen. Mit insgesamt 3,586 Mio. Arbeitslosen beträgt die Arbeitslosenquote nun 8,6 %. Mit Einsetzen der Frühjahrsbelebung war in den vergangenen Jahren im März die Arbeitslosigkeit immer gesunken. Erstmals seit mehr als drei Jahren ist sie gestiegen. Neben den Banken hat es die Automobilbranche besonders hart getroffen. Von General Motors bis zu BMW und Daimler – fast alle Hersteller müssen wegen des Nachfrageeinbruchs ihre Produktion drosseln, weil die Nachfrage auf der ganzen Welt wegbricht. Die Folge: Auch bei den Automobilzulieferern stehen die Bänder still. Die Lage dieser Branche spitzt sich dramatisch zu. Geiger Technologies aus Garmisch-Partenkirchen beispielsweise ist bankrott. Das Unternehmen produzierte Kunststoffkomponenten für die Automobilindustrie. Die Industrie der Autozulieferer befindet sich auf Talfahrt. Europas größter Autowaschanlagen-Hersteller WashTec dagegen präsentierte trotz Wirtschaftskrise eine saubere Bilanz für 2008. Das Augsburger Unternehmen steigerte im vergangenen Jahr seinen Umsatz um knapp 2 % auf 285 Mio. Euro. „Durch das Chemie- und Servicegeschäft haben wir ein Drittel des Umsatzes erwirtschaftet. Das sind knapp 100 Mio. Euro“, sagte Christian Bernert, Finanzvorstand von WashTec. Europaweit beschäftigt die mittelständische Firma 600 Servicetechniker, davon knapp 250 in Deutschland. „Die Anlagen müssen regelmäßig gewartet werden. Die Kunden wollen profitabel waschen und dafür ist ein guter Service notwendig“, so Bernert. Die Qualität habe sich durch neue drehbare Düsen und die Fernüberwachung von Programmen verbessert. Allein am Standort Augsburg hat WashTec 1 Mio. Euro investiert und seine Angebote weiter ausgebaut. „2008 haben wir den Chemiehersteller Auwa-Chemie übernommen. Die Chemieumsätze stiegen von 4,8 Mio. Euro auf 14,4 Mio. Euro“, freute sich Bernert. Das Betriebsergebnis wuchs auf 29,4 Mio. Euro. 2008 sei die finanzielle Entwicklung trotz Finanzkrise stabil gewesen. Allerdings sei das vierte Quartal schlecht gelaufen. „Die Kunden haben weniger Neuanlagen gekauft. Besonders auf dem nordamerikanischen Markt ist die Nachfrage gesunken“, so der Finanzvorstand, „wir liegen im ersten Quartal 2009 unter dem Umsatz des Vorjahres. Das Investitionsverhalten ist zurückhaltend“. Auch für das Gesamtjahr 2009 wird ein Absatzrückgang im Maschinengeschäft erwartet. Bernert dazu: „Wir haben bereits Kostensenkungs- und Effizienzmaßnahmen forciert, um unsere Kostenstrukturen den Umsatzschwankungen anzupassen.“ Wachstumschancen im Osteuropageschäft Im laufenden Jahr seien an dem Standort keine nennenswerten Investitionen geplant. Dafür gebe es länderspezifische Strategien zur optimalen Marktausschöpfung. „In China haben wir 2008 eine Tochtergesellschaft gegründet. Dort kaufen wir Teile und Komponenten ein“, betonte Bernert. Daneben verzeichne das Unternehmen eine positive Entwicklung in Osteuropa. „Dort werden die Autos häufig noch mit der Hand gewaschen. Die automatische Wäsche ist bisher nicht so verbreitet. Wegen des steigenden Wirtschaftsaufkommens wird die Fahrzeugdichte zunehmen und damit auch die Nachfrage nach automatischer Fahrzeugwäsche“, meinte er. Um trotz Wirtschaftskrise zu wachsen und weiterhin Marktführer zu bleiben, setzt WashTec neben der Erschließung neuer Märkte auch auf innovative Produkte und eine verbesserte Marktausschöpfung. Ob die Rechnung aufgeht, wird sich noch zeigen. Denn der Autoindustrie könnte eine ähnliche Krise drohen, wie sie die Banken in aller Welt bereits durchgemacht haben. Die Angst vor Übernahmen macht die Runde. Aus ansonsten abwegigen Überlegungen – beispielsweise entwicklen Daimler und BMW gemeinsam Motoren – könnte in Krisenzeiten schnell tatsächlich eine Fusion werden. Das mag so manchem Beobachter abstrus erscheinen. In einem Punkt sind sich die Experten aber einig: Die Finanzkrise ist in der Realwirtschaft angekommen und zwar zuerst in Deutschlands Vorzeigeindustrie. nr CONSULTER MAI 2009 WirtschaftsKurier Eine Frage der Qualität Kraft von innen Consulter | Wachstum trotz oder wegen der Krise Inhouse Consulting | Ein fester Bestandteil im deutschen Beratungsmarkt VON ULRICH KIRSTEIN I In Krisenzeiten sind Consulter genauso gefragt wie in Boomzeiten. „Nur wenn keiner weiß, wie es weitergehen wird, dann sieht es schlecht aus für die Branche”, so äußerte sich einmal Roland Berger über seine Zunft. Problem nur, dass gegenwärtig eine Krise herrscht und niemand recht weiß, wie die Zukunft aussieht! Trotzdem rechnet die Consulting-Szene mit einem Wachstum von 3 % in diesem Jahr – was nach 10,7 % im Vorjahr schon „einem Einbruch nahekommt”, so der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater, BDU. 18,2 Mrd. Euro setzten die im BDU organisierten Berater 2008 um. Dabei ist die Beraterbranche sehr heterogen gestaffelt, neben international agierenden Gesellschaften sind die knapp 86 000 Unternehmensberater in insgesamt 13 600 Beratungsunternehmen tätig – viele also in Einoder Zweimann-Büros. Nach der jüngsten Liste des Marktforschungsunternehmens Lünendonk GmbH aus Kaufbeuren über die Top-25 der Managementberatungsunternehmen in Deutschland (Stand 2007, nach Umsatzgröße) führt hier McKinsey vor Roland Berger, Boston Consulting, Deloitte Consulting, Booz Allen Hamilton, Capgemini, Storia Mummert, Bearing Point, Oliver Wyman und Bain & Comp., um die ersten zehn zu nennen. Unter die ersten 25 gehören aber auch A.T. Kearney, Droege Int. oder Dornier Consulting. Während diese Großen ganz überwiegend die Strategieberatung als wichtiges Themenfeld behandeln, sind viele gerade der mittelständischen Beratungen – laut Lünendonk sind hier Droege, Zeb/Rolfes Schierenbeck Ass. aus Münster und Simon, Kucher & Partners aus Bonn an erster Stelle zu nennen – oftmals auf weitere Spezialgebiete fokussiert. An erster Stelle dieser Spezialthemen dürfte die IT-Beratung (von der Nürnberger Datev bis zu IDS Scheer) liegen, aber auch die Personalberatung (wie Kienbaum, Pape oder von Rundstedt) und die Sanierungs- und Insolvenzberatung, Finanzierungsberatung und in jüngster Zeit die Energieberatung spielen eine immer wichtigere Rolle. Im Schatten der Siemens- und anderer Skandale werden Fragestellungen rund um den Themenkomplex Compliance überdies immer wichtiger. Doch in Zeiten der Krise werden auch immer wieder die Leistungen der Berater insgesamt hinterfragt. So haben einige Dax-Konzerne ihre Inhouse-ConsultingAbteilungen in die Initiative „dichter dran“ eingebracht. Denn die Beratung von innen Ein guter Berater sollte das Selbstverständliche in Frage stellen. Foto: Fotolia erlebte 2008 als ein sehr erfolgreiches Jahr und rechnet auch 2009 mit weiterem Wachstum. Die Unternehmen wollen diese Inhouse-Beratungen als Alternative und wichtige Ergänzung zu außen stehenden Consultern sehen. Kenntnisse der internen Strukturen, eine höhere Akzeptanz bei der Umsetzung von Vorschlägen und nicht zuletzt ein hohes Potenzial an künftigen Führungskräften in anderen Abteilungen gelten als typische Vorteile. Viele beratene Unternehmen, die nicht über die Möglichkeiten verfügen, eigene Consulting-Abteilungen zu gründen, denken darüber nach, ob die Leistungen der Consulter nicht auch erfolgsabhängig honoriert werden könnten. Verständlicherweise setzen dem die Berater eine „Bezahlung nach Aufwand“ entgegen, weil nur so die Qualität der Beratung gewährleistet werden könne. Viele der größeren Beratungsunternehmen betreiben eine intensive Erforschung von Branchen und Märkten, wobei sie die Ergebnisse dieser Studien – zum Teil gegen Entgelt – publik machen. So veröffentlicht zum Beispiel die größte Beratung, McKinsey, im „McKinsey Quarterly“ Neuigkeiten über Entwicklungen im Management – weltweit. Sonderhefte zu Themen wie China oder den Klimawandel werden darüber hinaus angeboten. Ein eigenes McKinsey Global Institute (MGI) erarbeitet als interne, eigene Wirtschaftsforschungseinrichtung mit Sitz in Washington D.C. Studien zu Wachstumsfaktoren in den Volkswirtschaften der Welt. Die Erkenntnisse sollen dabei aus einer Verbindung von Wirtschaftswissenschaft mit Unternehmensmanagement sprudeln. Das MGI arbeitet eng mit einer Vielzahl von Wissenschaftlern – darunter eine ganze Reihe von Nobelpreisträgern – zusammen, außerdem werden McKinsey-Berater aus der ganzen Welt als Fellows für sechs bis zwölf Monate zu einzelnen Projekten hinzugezogen. Doch zurück zu den unerfreulichen Tatsachen der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise: Angesichts dieser Lage sehen die BDU-Mitglieder einen hohen Beratungsbedarf vor allem bei allen Projekten rund um die Kostenreduzierung, das Risikomanagement und die Differenzierung beziehungsweise Anpassung von Geschäftsmodellen an die gegenwärtige Situation. Im Endeffekt geht es nicht um die einzig richtige Beratung von innen oder außen, es geht um die Qualität der Beratung und ihre Gewährleistung! VON DR. ALEXANDER MOSCHO* I nterne Unternehmensberatungen haben sich seit 2001 etabliert und werden immer häufiger auch als Alternative oder Ergänzung zu externen Beratern eingesetzt. Bei strategischen, operativen und administrativen Fragen nutzen große deutsche Unternehmen eigens hierfür geschaffene interne Einheiten: das Inhouse Consulting. Mittlerweile beschäftigen zwei Drittel aller DAX-30-Unternehmen eigene Berater, und auch weltweit setzen sich die Inhouse Consulting-Einheiten weiter durch. Organisiert als selbstständige Konzernunternehmen und Tochtergesellschaften oder in Form von Konzern-Serviceabteilungen, werden diese Einheiten als Alternativen oder auch als Ergänzung zu externen Beratungsteams eingesetzt. In den vergangenen Jahren zeigte Inhouse Consulting ein deutlich stärkeres Wachstum als die externen Beratungsgesellschaften – eine ähnliche Entwicklung wird für die kommenden Jahre prognostiziert. Nach einer Studie von Bayer Business Services und der European Business School (ebs) zum deutschen Inhouse Consulting-Markt gibt es derzeit in Deutschland bis zu 150 Inhouse Consulting-Einheiten in denen circa 2 000 bis 2 600 Berater arbeiten. 2007 betrug der Umsatz der Inhouse-Berater 450 bis 650 Mio. Euro. Die unternehmensinterne Position der Inhouse Consulting-Einheiten bringt die Vorteile umfangreicher Kenntnis und Vertrautheit der konzerninternen Strukturen sowie eine hohe Vernetzung innerhalb des Unternehmens und Akzeptanz bei den Mitarbeitern mit sich. Projekte können somit schneller und besser umgesetzt werden. Die hohen Unternehmenskenntnisse führen bei der Problemanalyse, der Erarbeitung von Lösungsansätzen und der nachfolgenden Durchführung ohne Zeit- und Kommunikationsverluste zu unternehmensorientierten und effizienten Ansätzen. Im Vergleich zu externen Beratern bemängeln die Auftraggeber zuweilen eine gewisse „Betriebsblindheit“ der internen Units. Dieser setzen einige Beratungseinheiten bereits Rotationsmodelle entgegen, welche internen Beratern die Möglichkeit eines „Sichtwechsels" geben. Gleichzeitig schätzen die Auftraggeber jedoch die Qualität der erbrachten Leistungen als vergleichbar ein. Weitere Verbesserungen ließen sich nach Meinungen der Auftraggeber mit mehr Industrieerfahrungen erzielen, etwa durch das Erbringen von Beratungsleistungen für externe Firmen oder durch eine größere Seniorität der Berater. Ursprünglich wurde Inhouse Consulting gegründet, um interne Strategien zu entwickeln, Kosten zu reduzieren und eine schnelle und umsetzungsstarke Eingreiftruppe zu bilden. Interne Berater erhalten laut der Umfrage bei strategischen und kurzfristigen Projekten nun häufig den Vorzug, externe Berater werden eher bei sensiblen Spezialthemen wie Restrukturierungen oder bei ressourcenintensiven Projekten beauftragt. Um einen Einblick in das neue Beratungsfeld im deutschen Markt zu ermögli- Dr. Alexander Moscho ist Leiter der Bayer Business Consulting. Foto: Bayer chen, haben sich die Inhouse ConsultingEinheiten führender deutscher Unternehmen zur Initiative „dichter dran“ zusammengeschlossen. Die Initiative verfolgt zum einen das Ziel einer stärkeren Profilierung der Inhouse Consulting-Einheiten als qualitative hochwertige Beratung. Ein weiteres Ziel ist die Steigerung der Akzeptanz und Wahrnehmung der Inhouse ConsultingEinheiten im eigenen Unternehmen und am Markt, sowie die Gewährung von Einblicken in die Arbeit der Inhouse Consulting-Einheit. Darüber hinaus ist die Steigerung der Attraktivität bei potenziellen Bewerbern und die Positionierung als attraktiver Arbeitgeber ein wichtiger Punkt in der Zielsetzung der Initiative. Innerhalb der Mitglieder soll die Initiative für den Austausch interner Informationen und Erfahrungen dienen. Mitglieder der Initiative sind: Bayer Business Consulting, BSH Bosch und Siemens Hausgeräte, Commerz Business Consulting, Managementberatung Deutsche Bahn, Deutsche Bank Inhouse Consulting, MCG Management Consulting Group (E.ON) und RWE Consulting. Inhouse Consulting-Einheiten haben sich zum Sprungbrett für den ManagementNachwuchs durchgesetzt. Aufgrund der Zugehörigkeit zum Konzern und der damit verbundenen hohen Sichtbarkeit der Arbeit des internen Beraters beim Top-Management gilt in vielen deutschen Unternehmen Inhouse Consulting als Talentschmiede. Besonders für Young Professionals und Hochschulabsolventen bieten sie einen Einstieg in spätere Führungspositionen. Die Berater, die nach ein paar Jahren im Inhouse Consulting Managementpositionen übernehmen, kennen das Unternehmen und sein Kerngeschäft. Nach der Studie zu Inhouse Consulting wechseln 66 Prozent der Berater nach drei bis vier Jahren in verantwortungsvolle Positionen des Konzerns. In den nächsten Jahren wird es für die Inhouse Consulting-Abteilungen auf allen Ebenen einen hohen Rekrutierungsbedarf geben. Persönliche Bereitschaft zur Integration in das Unternehmen, vielfältige und internationale Aufgaben, Wahrnehmung bei Entscheidungsträgern und direktes Partizipieren an den Erfolgen, mit diesen Charakteristika profiliert sich Inhouse Consulting im Personalmarkt gegenüber den externen Beratungsgesellschaften. Darüber hinaus bietet Inhouse Consulting die gesamte Bandbreite der Personalentwicklungsmöglichkeiten eines Konzerns. Dies kann auch ein Grund dafür sein, das der Frauen-Anteil im Inhouse Consulting höher ist als bei externen Beratungsgesellschaften. Nach einer Untersuchung der Initiative „dichter dran“ wiesen Inhouse-Beratungen im Jahr 2008 im Durchschnitt einen Frauenanteil von bis zu 40 % auf. Damit ist die Quote weiblicher Mitarbeiter bei diesen Unternehmensberatungen deutlich höher als bei externen: Eine Umfrage des Bundesverbands deutscher Unternehmensberater (BDU) ergab einen Frauenanteil von 18 %. Als Grund für den hohen Anteil weiblicher Berater gilt das Gleichgewicht zwischen beruflicher Herausforderung und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten sowie flexible Arbeitszeitmodelle. Ausführliche Informationen zur Initiative „dichter dran“ und Studie bietet die Webseite www.inhouse-consulting.de. *Dr. Alexander Moscho ist Leiter der Bayer Business Consulting Consulter – gefragt wie nie? Coach, Hofnarr und Analyst Wunderlich & Partner | Spezialisten für individuelle Probleme Interview | Prof. Dr. Lutz Becker von der Merkur International FH Karlsruhe I n Krisen sind Unternehmensberatungen besonders gefragt, vor allem, wenn sie neben der reinen Beratung auch Lösungsalternativen anbieten können. Der WirtschaftsKurier befragte Dr. Marc Henning Diekmann von der auf Finanzierungsberatung spezialisierten Wunderlich & Partner GmbH. Die Fragen stellte Ulrich Kirstein. WirtschaftsKurier: Herr Dr. Diekmann, Ihr Unternehmen hat sich auf die Finanzierungsberatung für den Mittelstand spezialisiert. Mit welchen Problemen kommen Unternehmen derzeit auf Sie zu? Sind die Fragen komplexer geworden? Dr. Marc Henning Diekman: Auf den ersten Blick sind die Fragen komplexer geworden. Auf den zweiten Blick – und wenn man die Fragestellung auf das Wesentliche konzentriert – sind jedoch die alten Herausforderungen auch die neuen, wobei sich ein Schwerpunkt im Bereich der Finanzierung von Umlaufvermögen herauskristallisiert hat. Wichtig bei Finanzierungsangelegenheiten ist zum einen die momentan bestehende Verunsicherung in Bezug auf die Finanzierung von Wachstumsprojekten und zum anderen die angeblich nicht existierende Kreditklemme. WiKu: Setzen Sie bestimmte Branchenschwerpunkte? Welche Größenordnungen haben Unternehmen, die von Ihnen beraten werden? Diekman: Die Wunderlich & Partner GmbH konzentriert sich auf mittelständische Unternehmen des gehobenen Mittelstandes, das heißt typischerweise Umsatzgrößenordnung zwischen 50 Mio. Euro und 500 Mio. Euro, die in der Regel auch die internen Strukturen bereits besitzen, wie ein größeres Unternehmen diese für Controlling- und Finanzierungszwecke braucht. WiKu: Sie beraten jedoch nicht nur, Sie haben auch einen eigenen Fonds, den PartnerFonds aufgelegt.Welchen Unternehmen stellen Sie damit Kapital für welche Zwecke zur Verfügung? Diekman: Aus dem PartnerFonds „Kapital für den Mittelstand“ heraus stellen wir solchen Unternehmen, sofern sie ein Rating von besser als BB und geeignete Projekte haben, Kapital zur Verfügung. WiKu: Wie genau funktioniert das Finanzierungskonzept? Diekman: Der PartnerFonds „Kapital für den Mittelstand“ ist dem Grunde nach ein Wachstumsfinanzierer. Er stellt Eigenkapital für einzelne Wachstumsprojekte zur Verfügung, die in der Regel in eigenen Projektgesellschaften zusammengefasst werden. So sind zum Beispiel die Entwicklung eines neuen Produktes oder die Markterschließung neu- Dr. Marc Henning Diekmann von Wunderlich & Partner. Foto: W&P er Märkte im Ausland und der Aufbau einer neuen Produktionsstätte Schwerpunkte des Fonds. Ergänzend dazu hat sich ein weiterer Schwerpunkt entwikkelt, das ist die Finanzierung von Umlaufvermögen im Bereich Roh-, Hilfsund Betriebsstoffe und im Bereich Fertigerzeugnisse. Hier können in Projektgesellschaften ausgelagerte Läger nicht nur die Bilanz verkürzen, sondern erhebliche zusätzliche Finanzierungsspielräume schaffen. Diese Größenordnung, mit dem sich der PartnerFonds beschäftigt, liegen an Finanzierungsvolumina zwischen 1 Mio. Euro und 60 Mio Euro. WiKu: Welche Vorteile bringt diese Art der Finanzierung den Unternehmen? Diekman: Zum einen erweitert die PartnerFonds Finanzierung, da sie in den Projektgesellschaften Eigenkapitalcha- rakter hat, den grundsätzlichen Finanzierungsspielraum der Unternehmen. Zudem können weitere positive Bilanz und GuV-Effekte generiert werden, da zum Beispiel die Kosten für selbst geschaffene immaterielle Wirtschaftsgüter bei Entwicklungsleistungen durch die Projektgesellschaft getragen werden, um so nicht die GuV des Kernunternehmens zu belasten. Bei der Finanzierung von Umlaufvermögen befinden sich die jeweiligen Produkte auch im Eigentum und in der Bilanz der Projektgesellschaft, wobei die Verfügbarkeit über die Projektgesellschaft ebenfalls gesichert ist. Neben den verbesserten Finanzierungsspielräumen entsteht auch häufig genug eine teilweise deutlich spürbare Ratingverbesserung, ein Thema, das hinsichtlich anderer Finanzierungsmöglichkeiten immer wieder eine Rolle spielt. WiKu: Spüren Sie derzeit eine verstärkte Nachfrage von Unternehmen? Müssen Sie mehr Anfragen ablehnen, weil die Unternehmen nicht qualifiziert genug sind? Diekman: Die Nachfrage von Unternehmen ist seit Herbst letzten Jahres sprunghaft angestiegen. Aber auch die Mittel des PartnerFonds sind natürlich nicht unbegrenzt, sodass wir derzeit in der Situation sind, nicht alle möglicherweise geeigneten Projekte finanzieren zu können, aber es steht weiterhin Kapital für Investitionen zur Verfügung. Natürlich gibt es immer eine gewisse Anzahl von Unternehmen, die für die Finanzierung aus dem Fonds nicht geeignet sind, da sie die Einstiegskriterien nicht erreichen können. Die Quote dieser Unternehmen ist aber in etwa konstant geblieben. WiKu: Sind Berater, die neben der reinen Beratungsleistung auch die Implementierung – und/oder Finanzierung leisten können, die eigentlichen Gewinner der Krise? Diekman: Krisensituationen bevorzugen grundsätzlich diejenigen, die schnell, flexibel und sachgerecht reagieren können. Unterstellt man alle drei Punkte als Herausforderung, so ist ein Anbieter wie Wunderlich & Partner sicherlich einer derjenigen, den die Krise nicht benachteiligt. P rof. Dr. Lutz Becker, Professor für Unternehmensführung und internationales Management an der Merkur Internationale FH Karlsruhe, hat sich als Autor zahlreicher Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen zu Technologie- und Managementfragen einen Namen gemacht. WiKu-Mitarbeiter Dr. Hans-Dieter Radecke klärt im Interview, was ein Berater eigentlich macht. WirtschaftsKurier: Was macht ein Berater? Prof. Dr. Lutz Becker: Berater ist zum Glück kein geschützter Begriff. Ich wäre geneigt, mit E. Zajec zu sagen, dass man Beratung mit Pornografie vergleichen kann. Sie entzieht sich zwar jeder Defintion, aber wenn man es sieht, weiß man genau, was es ist. Die Beraterbranche ist recht schillernd, die Spannbreite geht vom Spitzenberater bis weit in die Scharlatanerie hinein. Die Grauzone fängt im Esoterischen an und hört bei Strukturvertrieben auf. Im Kernbereich würde ich auf jeden Fall Berater auf der einen Seite und Experten oder Spezialisten auf der anderen Seite unterscheiden. WiKu: Was unterscheidet das, was Sie Experten nennen, vom Berater? Becker: Der berühmte Soziologe James March hat einmal in einem Interview gesagt, man solle einen Berater feuern, wenn er dem Manager eine Antwort auf die Frage gibt, was er, der Manager denn tun soll. Das Problem liegt für March darin, dass der Berater den Kontext und die Situation, in der der Manager steckt, nicht gut genug kenne, um für eine konkrete Situation konkrete Ratschläge geben zu können. Spezialisten handeln hingegen oft nach der Devise: „Ich sage, was ich weiß, damit ich höre, dass ich meinen Preis wert bin.“ Da hört man Ansichten, aber es fehlen oft die Einsichten. Wenn man hingegen einen Rat geben will, muss man das ganze Bild im kleinsten Detail erfassen können. WiKu: Nennen Sie doch einmal Beispiele für die von Ihnen erwähnten Experten. Becker: Auf der Expertenseite haben wir das, was man gerne die verlängerte Werkbank nennt. Ich habe schon vor Jahren vom atmenden Unternehmen gesprochen. Sie kaufen sich in Hochlastzeiten Spezialisten und Professionals ein, die man in Zeiten niedriger Auslas- tung schnell und ohne Abfindung wieder abbauen kann. Das ist nicht mehr und nicht weniger als hoch qualifizierte Leiharbeit. Dann haben wir die Know-how Träger. Mit diesen wird komplexes Spezialistenwissen oder auch Exotenwissen eingekauft. Beispiele für diese Experten sind IT-Spezialisten, Methodenberater, Projektberater, PR-Berater, aber auch Steuerberater. Eine besondere Facette sind die „dirty lines“ ihrer Auftraggeber. Diese spielen ihre Rolle als Alibi-Funktion, um Entscheidungen Objektivität zu geben. Meist arbeiten die „dirty lines“ für Manager, die für ihre Entscheidungen keine Verantwortung tragen können und wollen. Sie sind oft die, die eine Politik der verbrannten Erde umsetzen müssen. WiKu: Was macht dann der Berater? Becker: Die, die ich Experten oder Spezialisten nenne, sind in meinem Verständnis eher Verrichter, die Unternehmenspolitik mithilfe ihres mehr oder weniger ausgeprägten Expertenwissens umsetzen. Oder nach Max Horkheimer: „Das Spezalistentum ist ein Trick, um das Denken zu verhindern.“ Aufgabe des Beraters ist es nicht, mit Wissen zu prahlen, sondern den Unternehmer aus sich heraus dazu zu bewegen, neue Unternehmenspolitiken zu entwickeln, Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit zu vermitteln. Natürlich setzt er dazu auch Expertenwissen und wissenschaftliche Methoden ein, die sind aber nur Mittel zum Zweck. Viele so genannte Berater wollen ihre Konzepte auch gleich umsetzen. Klar, das erhöht die Auftragschancen, sollte dem Auftraggeber aber verdächtig vorkommen. Der Unternehmer ist für die Umsetzung verantwortlich. Er kann sich dabei Experten bedienen. Aber ein Berater sollte niemals umsetzen, sonst ist es Teil im Getriebe und kann seiner Beobachterrolle nicht gerecht werden. WiKu: Können Sie Beispiele nennen? Becker: Jeder der einmal Spitzenmanager war, weiß, dass es da oben verdammt kalt und einsam sein kann. Die Notwendigkeit, oft einsame Entscheidungen zu treffen, zehrt an jedem, der sich einen letzten Rest Selbstreflexion bewahrt hat. Lassen Sie es mich etwas pathetisch formulieren: Das Spiel des Unternehmers und des Beraters gleicht dem Spiel von Faust und Mephisto. Der Berater ist der 11 „Alter Ego“ des Unternehmers, der ihn an seine Grenzen zwingt, um neue Horizonte zu entdecken. Er ist Coach, Hofnarr und Analyst zugleich. WiKu: Was soll ein guter Berater können? Becker: Ein guter Berater sollte sechs Dinge beherrschen: Strukturiertes Vorgehen sollte selbstverständlich sein. Die Welt dreht sich, er braucht also brandaktuelles methodisches und wissenschaftliches Know-how. Jeder Berater ist unterm Strich nur so gut, wie sein Netzwerk an Experten, ohne die es im Zweifel nicht geht. Er braucht psychologisches Wissen, Empathie und die Fähigkeit, Kommunikation zu analysieren. Er sollte Erfahrungen in einer Linienfunktion haben. Er braucht, und das ist ganz wichtig, Fähigkeiten und Methoden zu antizipieren, in Szenarien zu denken. WiKu: Worauf sollte ein Manager achten? Becker: Es wäre eine Illusion zu glauben, der Berater müsse immer „gute“ oder „umsetzbare“ Ratschläge liefern. Jemand, der dem Klienten nach dem Maul redet, ist genauso wenig Berater, wie der, der direkt alles besser weiß, kein guter Berater sein kann. Berater, die ihre Konzepte „Cut & Paste“ in ganzen Industrien verbreiten, sollten mit Vorsicht genossen werden. Wo ist denn der Wettbewerbsvorteil, wenn alle Unternehmen das Gleiche machen? Und genau da setzt ein guter Berater an. Er setzt nicht auf Standardlösungen, sondern unterstützt seinen Kunden dabei, individuelle Wettbewerbsvorteile zu entwickeln. WiKu: Welches Fazit würden Sie ziehen? Becker: Ein guter Berater sieht das, was man „Big Picture“ nennt, er hat nicht den blinden Fleck des Experten. Er soll Dinge in Frage stellen, die auch seit Jahren selbstverständlich erscheinen. Er soll seinem Kunden den Spiegel vorhalten, dessen Denken in Frage stellen. Er soll Innovationen säen und die Finger auf noch nicht aufgeplatzte Wunden legen. Er soll Führungsprobleme, Organisationspathologien und verdeckte Konflikte aufdecken. Er soll Talent haben, das über den Alltags- und Expertenverstand hinaus geht. Er soll Lebenserfahrung und Reflexionsfähigkeit einbringen. Er soll Beobachterposition einnehmen, statt blind den Rules und Tools seiner Branche zu folgen. CONSULTER 12 WirtschaftsKurier MAI 2009 Professor meets Unternehmer Die Marke des Unternehmens stärken BayTech | Wissenschaftliches Know-how für die Praxis BBDO Consulting | Budgetierung in volatilen Zeiten D as Geschäftsfeld BayTech der Bayern Innovativ GmbH wurde im Januar 2000 gegründet. Im Aufgabenfeld des Technologie- und Wissenstransfers der Bayern Innovativ verbindet BayTech das wissenschaftliche Knowhow-Angebot aus Hochschulen mit dem Know-how-Bedarf der Unternehmen. In der Praxis haben sich vier Vorgehensweisen bewährt: Die BayTech Akademie ermöglicht berufsbegleitende Weiterbildungen, BayTech Consulting bietet Beratung und Coaching von Unternehmen, BayTech Engineering führt Laboruntersuchungen und Materialprüfungen durch und BayTech Events bietet Dienstleistungen und Job-Messen. In der BayTech Akademie geben renommierte Wissenschaftler ihre Erfahrungen aus der Praxis und neuestes Wissen aus Lehre und Forschung weiter. Ein besonderer Vorteil ergibt sich dadurch, dass die Referenten meist durch beratende Tätigkeiten über die aktuellen Anforderungen an Unternehmen sehr gut informiert sind und einen großen Erfahrungsschatz einbringen können. BayTech initiiert und koordiniert Seminare, Arbeitskreise, Lehrgänge und MBA Studiengänge, die Referenten aus der Wissenschaft können sich auf ihre Lehrtätigkeit konzentrieren. Die Teilnehmer sind vor allem Fach- und Führungskräfte aus Industrie und Mittelstand. Spürbar ist derzeit ein starker Trend zu Inhouse-Trainings, die individuell für die jeweiligen Unternehmensanforderungen konzipiert werden. Hochschulprofessoren für die Unternehmensberatung Ein weiterer Ansatz zum Wissenstransfer liegt in der Beratung von Unternehmen. BayTech Consulting bringt erfahrene Experten, in der Regel Professoren von Hochschulen, mit Unternehmen zusammen, die externe Unterstützung bei der Bearbeitung von Ideen, Themen oder Projekten suchen. Die administrative Abwicklung erfolgt über BayTech, die Partner aus der Wissenschaft bringen ihre Expertise ein. Die drei wesentlichen Vorteile einer Beratung durch BayTech Consulting sind: Siegfried M. Hartmann ist Leiter des Geschäftsfeldes BayTech der Bayern Innovativ GmbH. Foto: BayTech VON JAN PHILIPP DÖRNER* U WEITERE INFOS Wenn man nach der Krise gut vorbereitet an den Start geht, kann man seine Wettbewerber leicht hinter sich lassen. Foto: Fotolia Flexible und interdisziplinäre Teams werden je nach Projektanforderung aus dem BayTech Experten-Pool zusammengestellt. Bei umfangreichen Projekten können größere „Know-how-Teams“ vorteilhaft zusammenarbeiten, bei punktuellen Beratungen kann explizit auf das Fachwissen eines Experten für das benötigte Thema zurückgegriffen werden. Weitere Experten des BayTech Netzwerkes sind für neue Ansatzpunkte jederzeit hinzuziehbar. Für technische Herausforderungen kann auf die Labore der BayTech Partner zurückgegriffen werden. Die BayTech Berater sind durch ihren wissenschaftlichen Hintergrund stark themeninteressiert. Individuelle Lösungsansätze stehen im Vordergrund, „Patentlösungen“ werden nicht favorisiert. Im BayTech Netzwerk sind Experten für die unterschiedlichsten Anforderungen aktiv. Die Themen reichen von Strategieentwicklung, Prozess- und Vertriebsmanagement, der Optimierung der Unternehmenseffizienz über technische Themenstellungen wie beispielsweise Werkstoffmessungen und -prüfungen bis hin zur Entwicklung neuer technischer Produktions- und Prüfverfahren. Aktuell werden verstärkt Projekte aus den Branchen Holz, Maschinenbau und der Informations- und Kommunikationstechnologie angefragt. Siegfried M. Hartmann, Leiter des Geschäftsfeldes BayTech, erwartet künftig zudem verstärkt Beratungsanforderungen zum Thema Energie: „Aus einem effizienten Energieeinsatz ergeben sich maßgebliche wirtschaftliche Vorteile“, so Hartmann. „Wie aktuelle Studien belegen, kann auch die Unabhängigkeit von den Kosten fossiler Rohstoffe ein erheblicher Wirtschaftlichkeitsfaktor sein.“ Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise ist ein neuer Trend bei den Beratungsaufträgen für BayTech spürbar. Unternehmen investieren derzeit vor allem in die unternehmenseigene Produktivität und Effizienz. Dies ist eine deutliche Verlagerung des Beratungsschwerpunktes gegenüber dem vergangenen Jahr, in dem die Themen im Bereich Strategie und Vertrieb angesiedelt waren. Der Rückgang der Auftragsbestände und Umsätze führt in den betroffenen Unternehmen offensichtlich zu einem Umdenken – die aktuelle Situation wird positiv genutzt, Ressourcen werden zur Steigerung der internen Wertschöpfung eingesetzt. Neue Projekte befassen sich zum Beispiel damit, solche Innovationen in den Informationen zu BayTech erhalten Sie unter Tel.: 0911-20671350 oder unter www.baytech.de. Nächste Aktivitäten: Start des Lehrgangs Prozessmanagement und Prozesscontrolling am 15. Mai 2009; das BayTech Institut für Holztechnik Rosenheim, Partner im BayTech Netzwerk, präsentiert sich auf der Holzmesse Ligna ab 18. Mai 2009 in Hannover. Produktionsprozessen zu erzielen, die während der zurückliegenden Hochkonjunktur und der ständig hohen Auslastung des Maschinenparks nicht ohne große Produktionseinbußen durchführbar waren. Dazu gehört, Prozesse und Abläufe optimal auszurichten. Durch die interne Optimierung sichern sich Unternehmen nicht nur ein Höchstmaß an Effizienz und Kosteneinsparung in der derzeitigen Wirtschaftslage, sondern bereiten sich auch jetzt schon auf die Zeit nach der Finanz- und Wirtschaftskrise vor. „Es gleicht einem Start bei einem Mittelstreckenlauf“, erläutert Hartmann, „wer nach der Krise gut vorbereitet ist und sofort mit einem Höchstmaß an Effizienz und Leistungsfähigkeit an den Start geht, sichert sich nicht nur die beste Startposition, sondern wird seine Mitbewerber schnell hinter sich lassen.“ nternehmen stehen gerade in diesen schwierigen Zeiten vor einer maßgeblichen Herausforderung: im Spannungsfeld zwischen Kostenoptimierung und Stabilisierung der Wettbewerbsfähigkeit Marketingbudgets effizient zu planen. Die zentrale Fragestellung hierbei lautet: Wie reagiert man auf ein angespanntes Marktumfeld ohne unverhältnismäßig große Effektivitätsverluste im Marketing? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Antworten nicht immer gleich ausfallen. Im Jahr 2008 senkten vier der acht größten werbetreibenden Unternehmen in Deutschland ihre Kommunikationsbudgets um bis zu 19 %. Die vier anderen Unternehmen erhöhten ihre Budgets kräftig in einem Bereich von 16 % bis 27 %. In einer langfristigen Betrachtung offenbart sich jedoch ein deutlich einheitlicheres Bild. So korreliert das Gesamtvolumen der Werbeausgaben in Deutschland eindeutig mit der Veränderung des Bruttoinlandproduktes, also der konjunkturellen Entwicklung. Damit zeigt sich: Langfristig folgen Marketing-Budgets dem Konjunkturverlauf. Dieser Volatilität der Mittelverfügbarkeit im Marketing gilt es mit einer möglichst flexiblen Planungsmethodik für Maßnahmen und Budgets zu begegnen. Eine wichtige Funktion dieser Methodik muss es sein, kurzfristige Reaktionsmöglichkeiten auf der Ausgabenseite zu bieten, aber dabei die langfristigen Marketing-Ziele nicht außer Acht zu lassen. Die meisten verwendeten Planungsmethoden erfüllen diesen Anspruch allerdings nicht: Häufig wird die Budgetierung durch das Unternehmens-Controlling anhand einer einfachen Umsatz-Relation vorgenommen oder andere Ansätze mit einer ex-post Perspektive angewandt. Zielgerichtete Aktivitäten für jedes Handlungsfeld Vor diesem Hintergrund wurde die sogenannte BudgetScale-Logik entwickelt, die als flexible Planungsmethode genau andersherum – und damit um einiges effizienter – arbeitet: vom zukünftigen Bedarf hin zum Budget. Sie nimmt strategische Marketing- und Kommunikationsaufgaben als Ausgangspunkt für die Budgetplanung und grenzt in einem ersten Schritt die wesentlichen, strategischen Handlungsfelder ein. Diese Eingrenzung erfolgt entlang der Dimensionen des Kundenbeziehungspfades (Markenimage, Markenrelevanz, Kauf, Loyalität) innerhalb von definierten Zielgruppen oder bestimmten Regionen, in denen das Unternehmen tätig werden möchte. Ein Handlungsfeld könnte beispielsweise die Verbesserung des Markenimages eines Unternehmens im Segment der jungen Zielgruppe sein. In einem nächsten Schritt werden für jedes Handlungsfeld unterschiedliche Marketing-Aktivitäten festgelegt werden, die auf die Zielsetzung des Handlungsfelds einzahlen. Für unser Beispiel könnte dies eine Image-Kampagne über die diversen Kommunikationskanäle wie TV und Print, Plakat-Werbung oder ähnliche Maßnahmen aus dem bunten Kommunikationsmix sein. In einem dritten Schritt werden die einzelnen Aktivitäten mit Budgeteinschätzungen unterlegt und nach ihrer Effektivität bewertet. Jeder Aktivität werden dabei eine minimale sowie eine optimale Budgethöhe zugeordnet, innerhalb deren Grenzen die finanziellen Mittel effizient eingesetzt werden können. Anhand der Bewertung von Wirkung und Umsetzbarkeit jeder Maßnahme wird ein Ranking erstellt, das die Aktivitäten priorisiert und das Fundament für eine flexible Zuteilung des Gesamtbudgets legt. Die strukturierte Herangehensweise der flexiblen Marketingbudgetierung bietet die Möglichkeit, in einem vierten Schritt die Höhe des gesamten Mittelbedarfs des Unternehmens zu variieren. Dafür besteht bei einer Budgetreduktion zunächst die Möglichkeit das minimale Budget geringer priorisierter Maßnahmen anzusetzen. Sollte danach immer noch zu viel Budget benötigt werden, können einzelne Aktivitäten oder sogar ganze Handlungsfelder gestrichen werden. Die Budgetierungslogik funktioniert natürlich auch in die andere Richtung: Bei einer Erhöhung des Marketing-Gesamtbudgets in ökonomischen Boom-Zeiten können alle Aktivitäten mit optimalem Budget realisiert werden oder zusätzliche Aufgabenblöcke bearbeitet werden. Entgegen einer unkoordinierten Ausweitung von Marketing-Maßnahmen bietet die Methodik in dieser Situation den großen Vorteil, strategische Marketingziele systematisch weiter zu verfolgen- und unterstützt einen konsistenten Markenauftritt. Flexibilität bringt eindeutige Vorteile Unter dem Strich bietet eine flexible Budgetierungslogik bedeutende Vorteile. Durch die Festlegung einer Budgetspanne je Aktivität werden sowohl subkritische Investitionen (zu geringe Ausgaben im Vergleich zum Wettbewerb) wie auch „Overspending“ (zu hohe Ausgaben im Vergleich zum Wettbewerb) vermieden. Gleichzeitig können die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel flexibel eingeteilt werden ohne dabei wesentliche Marketingziele aus den Augen zu verlieren. Gerade in der jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise ist dieser Aspekt wichtiger denn je. *Jan Philipp Dörner ist Consultant bei der BBDO Consulting GmbH Corporate Compliance als Wettbewerbsvorteil Rödl & Partner | Unternehmenswerte in der Krise sichern ter Manager beklagen die stetige Verschärfung der rechtlichen Rahmenbedingungen und die damit einhergehende Bürokratin der aktuellen Wirtschaftspresse ist sierung, deren Bewältigung zunehmend immer wieder von Corporate Complimehr Zeit und Kapital bindet, die an andeance oder schlicht von „Compliance“ rer Stelle der Unternehmensentwicklung die Rede. Hierbei wird Compliance als verloren geht. Trotz anders lautender Zuneuere Form der Unternehmensführung sagen der Politik hat sich hieran bis heute beschrieben. Im Regelwerk für gute Unnichts geändert. Diskriminierungsschutz, ternehmensführung, dem Corporate GoAnleger- und Kapitalvernance Kodex, findet Verbrausich nunmehr auch „Die Implementierung marktschutz, cher- und WettbewerbsCompliance als Beeiner Corporate schutz, Arbeitnehmerstandteil einer guten und sachgerechten Compliance-Organisa- und Datenschutz sind nur einige Stichworte, Unter nehmensfühtion ist damit ein hinter denen sich der rung wieder. Zwar gilt der Corporate Goverwichtiger Baustein zur beschriebene Aktionismus des Gesetzgebers nance Kodex unmittelordnungsgemäßen verbirgt. Der Gesetzgebar nur für kapitalber schafft durch das marktorientierte UnCorporate beständige Fort- und ternehmen, jedoch entGovernance.“ Weiterentwickeln von faltet dieser eine mitRechtsnormen neue Ritelbare Ausstrahlungssiken für die Unternehmen sowie für ihre wirkung für sonstige Unternehmen. Bei Leitungs- und Aufsichtsorgane. Für die geAuslegungsfragen, zum Beispiel wie eine schäftsführenden Organe deutscher Kapigute Unternehmensführung aussehen talgesellschaften lässt sich bereits aus ihund welche Bestandteile sie haben muss, rer allgemeinen Sorgfaltspflicht ableiten, wird unabhängig von der Unternehmensdass diese alles zu unternehmen haben, größe und der Kapitalmarktorientierung um rechtliche Risiken von der Gesellschaft vermehrt auf den Corporate Governance abzuwenden. Die gesetzlichen NeuregeKodex zurückgegriffen. lungen führen im Ergebnis jedoch zu Aktionismus der nationalen deutlichen Haftungsverschärfungen für und internationalen Gesetzgeber Unternehmenslenker und die Aufsichtsorgane von Unternehmen. In diesem Zusammenhang bedeutet ComBeachtlich ist, dass diese Haftungsverpliance zunächst das Einhalten von Vorschärfungen insbesondere aus dem angloschriften in Form von externen und interamerikanischen Rechtskreis im Hinblick nen Regeln und damit im Grunde nichts auf die dortigen spektakulären UnternehNeues. Allerdings hat in den letzten Jahren menszusammenbrüche stammen und der Aktionismus der nationalen, supranaschließlich auch in Deutschland ihren tionalen und internationalen Gesetzgeber Niederschlag gefunden haben. Die Zielzu einem Übermaß an externen Regeln setzung ist hierbei, Unternehmenslenker geführt, die die Unternehmen mehr und und etwaige Aufsichtsorgane der Untermehr erdrücken. Fast zwei Drittel befragVON DR. JOSÉ A. CAMPOS NAVE* I nehmen zu verpflichten, Risikoprävention und Risikoüberwachungsstrukturen im Unternehmen einzuführen. Sofern dies nicht fach- und pflichtgerecht erfolgt, wird eine persönliche Haftung der Unternehmenslenker und der etwaigen Haftungsorgane des Unternehmens begründet. Eine Haftungsprivilegierung erfolgt daher nur bei pflichtgerechter Umsetzung der entsprechenden Vorkehrungsmaßnahmen. Vermehrt erkennen jedoch auch mittelständische Unternehmen, dass zunehmend im Rahmen von Rating-Bewertungen und der Vereinbarung der Kapitalzinsen mit der Hausbank das Vorhandensein von Risikofrüherkennungs- und Risikomanagementsystemen eine entscheidende Rolle bei der jeweiligen Rating-Qualifizierung und bei der Zinshöhe spielt. Corporate Compliance kann Wettbewerbskraft steigern Corporate Compliance ist nicht nur unter dem Gesichtspunkt Haftungsvermeidung, sondern vielmehr auch im Hinblick der Verbesserung des eigenen Ratings, der Verringerung der Kapitalzinsen sowie der Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit zu betrachten. Corporate Compliance kann einen sinnvollen und nachhaltigen Beitrag dazu liefern, die Wettbewerbskraft des Unternehmens im Markt zu erhalten und zu steigern. Hierzu reicht es insbesondere auch für mittelständische Ein Übermaß an Gesetzen und Vorschriften verschlingt Kapital und Zeit: Corporate Compliance kann hier eine große Hilfe sein. Foto: Fotolia Unternehmen nicht aus, einzelne Corporate Compliance-Maßnahmen umzusetzen, um somit lediglich die akuten Probleme zu beseitigen. Die Einsparungen des mittelständischen Unternehmers auf dieser Ebene stellen bei näherer Betrachtung wohl eher ein Risiko für eine rechtssichere unternehmerische Zukunft dar. Der unternehmerische Weitblick ist auch bei dieser Betrachtungsweise eine besondere Form der „Liquidität“ des Unternehmens. Statt vereinzelte Risikominimierungsmaßnahmen zu ergreifen, ist es vielmehr ratsam, eine funktionierende Corporate Compliance-Organisation im Unternehmen aufzubauen. Die Aussage „alter Wein in neuen Schläuchen“ wäre daher verfehlt, da es nicht nur um die Aufdeckung von unternehmerischen Risiken geht, sondern vielmehr um die Implementierung von Maßnahmen, die den Unternehmenswert erhalten und auch steigern. Die von der modernen Gesetzgebung geforderte professionelle Corporate Compliance-Organisation beruht auf dem Gedanken eines funktionierenden Risikomanagements im Unternehmen. Einbezogen werden hierbei zunächst nicht nur bestandsgefährdende Risiken, die eine Haftung der Gesellschaft auslösen können. Ihre Identifizierung und Kommunikation gegenüber den verantwortlichen Unternehmensleitern schärft bei diesen das Bewusstsein für die rechtlichen Rahmenbedingungen ihrer Entscheidungen und Strategien, ohne ihnen den unverzichtbaren unternehmerischen Handlungsspielraum zu nehmen. Die Implementierung einer Corporate Compliance-Organisation ist damit ein wichtiger Baustein zur ordnungsgemäßen Corporate Governance. Bei professioneller Gestaltung, Durchführung und Fortentwicklung kann die Dr. José A. Campos Nave sieht in Corporate Compliance mehr als nur „alten Wein in neuen Schläuchen“. Foto: Rödl Corporate Compliance-Organisation als offensives Mittel zur Positionierung des Unternehmens bei Banken, Kunden und Lieferanten eingesetzt werden und zum guten Ruf des Unternehmens beitragen, der sich auf Marken und Produkte und damit langfristig auch auf den Unternehmenswert überträgt. Zielsetzung der Unternehmenslenker und der Aufsichtsorgane sollte es sein, eine unternehmensbezogene leistungsfähige Corporate Compliance-Organisation zu entwickeln und im Unternehmen zu implementieren. Sicherlich eine Investition mit Weitblick, die sich jedoch erfahrungsgemäß auch für den mittelständischen Unternehmer auszahlt. *Dr. José A. Campos Nave ist Rechtsanwalt und Partner von Rödl & Partner Eschborn FINANZEN & BÖRSE MAI 2009 WirtschaftsKurier 13 Viele Altlasten Überschuss trotz Turbulenzen Einmarsch in Bayern Umbauarbeiten DZ Bank und WGZ Bank schaffen den Zusammenschluss zum Spitzeninsitut nicht – diesmal ist die Krise schuld. Seite 14 Die Generali Deutschland Gruppe kann durch ein überdurchschnittliches Wachstum ihre Marktposition ausbauen. Seite 15 Nach dem Scheitern der „Südbank“ will die LBBW in den Freistaat expandieren und reduziert auch das Auslandsgeschäft. Seite 16 Die KfW befindet sich in einer Phase der Erneuerung. Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Ulrich Schröder. Seite 17 Der Staat wird größter Investor MEHR TEMPO Banken | Finanzkrise verändert M&A-Trends VON CONSTANZE MEINDL F rüher – bevor die Wirtschaftskrise den gesamten Finanzsektor auf den Kopf stellte – investierten mehr oder weniger solvente Firmen in ein fremdes Unternehmen, um einen Wettbewerber vom Markt zu drängen oder, im Zuge einer Wasserfallstrategie, die Fühler ins Ausland zu strecken. Heute, so scheint es, wird das Geld – sofern noch vorhanden – nicht mehr mit der Intention „Wachstum“ ausgegeben. Vielmehr ist der Staat zu einem Zwangsinvestor geworden, der, besonders im Bankensektor, versucht, strauchelnde nationale Institute vor dem Ertrinken zu retten. Die Studie „Financial Services – Back to the domestic future“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers AG (PwC) ermittelte, dass rund 70 % des M&A-Transaktionsvolumens im europäischen Bankensektor des vergangenen Jahres auf den Staat entfiel. Das Ausmaß der (Teil-)Verstaatlichungen der Finanzinstitutionen wird deutlich, wenn man die 20 größten Deals des Jahres 2008 betrachtet: Hier traten zwölfmal Regierungen als Käufer auf und investierten rund 104 Mrd. Euro zur Rettung nationaler Institute (siehe Tabelle). „Die Finanzkrise hat die dominierenden M&A-Trends der zurückliegenden Jahre auf den Kopf gestellt. Bei Fusionen und Übernahmen in der Bankenbranche steht nicht mehr die Erschließung neuer Märkte und Geschäftsfelder im Vordergrund, sondern die Konsolidierung auf nationaler Ebene“, kommentierte Jens Rönnberg, Partner bei PwC im Bereich Transaction Services, die Entwicklung. Bisher waren bei Fusionen und Beteiligungen grenzüber- DIE GRÖßTEN DEALS 2008 Objekt 1. Royal Bank of Scotland 2. Fortis Bank Nederland 3. HBOS 4. ING Groep 5. Dresdner Bank 6. Fortis Holding 7. HBOS 8. Bayerische Landesbank 9. Dexia Group 10. Lloyds TSB Group 11. Citibank Privatkunden 12. Roskilde Bank 13. Fortis Bank Belgium 14. Angel Trains 15. KBC Groep 16. Aegon 17. Deutsche Postbank ... Bieter Wert (Mrd. Euro) Britisches Finanzministerium 25,5 Niederländisches Parlament 16,8 Britisches Finanzministerium 10,9 Niederländisches Parlament 10,0 Commerzbank 9,8 BNP Paribas 9,0 Lloyds TSB Group 7,7 Freistaat Bayern 7,0 Regierungen v. Belgien u. Frankreich 6,0 Britisches Finanzministerium 5,8 Crédit Mutuel 5,2 Dänische Nationalbank 5,0 Belgische Bundesregierung 4,7 Konsortium unter Führung von Babcock & Brown 4,5 Belgische Bundesregierung 3,5 Niederländisches Parlament 3,0 Deutsche Bank 2,8 Quelle: PWC Britische Banken sind besonders stark von der Finanzkrise betroffen. schreitende Transaktionen eher die Regel. 2008 allerdings wurde erstmals seit mehreren Jahren international weniger investiert als national: Waren es global 2007 noch 132 Mrd. Euro, schrumpfte dieser Betrag im vergangenen Jahr auf nur noch 41 Mrd. Euro. Inländische M&As zeigen hier genau das umgekehrte Bild: Waren es 2007 nur 76 Mrd. Euro, stiegen die Ausgaben 2008 sprunghaft auf 137 Mrd. Euro an. Für das laufende Jahr gehen von PwC befragte Branchenexperten davon aus, dass das M&A-Transaktionsvolumen weiter fallen wird, denn die staatlichen Beteili- gungen an der Bankenbranche seien für weitere Fusionen und Zukäufe eher hinderlich. Außerdem prognostizieren sie dem Bankensektor für die kommenden zwei Jahre mehr Bewegung als der Assekuranz, wobei Banken wohl häufig als Verkäufer auftreten werden: „Bei vielen Banken wird der Staat als Anteilseigner darauf drängen, dass Verkaufserlöse zur Stärkung von Eigenkapital und Liquiditätsreserven eingesetzt werden. Gleichzeitig sehen sich die Vorstände mit der ungewohnten Aufgabe konfrontiert, Übernahmen nicht nur gegenüber privaten Anteilseignern, son- dern auch Ministern und Steuerzahlern rechtfertigen zu müssen“, erklärte Rönnberg das Dilemma der M&A-Abteilungen in den nächsten Jahren. Potenzielle Käufer werden nach Expertenmeinung in nächster Zeit vermehrt Private-Equity-Investoren und Staatsfonds sein. Diese werden auf der einen Seite vom gestiegenen Verkaufsdruck aus Liquiditätsmangel und auf der anderen Seite von den drastisch gefallenen Marktbewertungen in der Finanzbranche profitieren. Starkes Wachstum prognostiziert die Studie auch dem Handel mit den soge- Foto: Fotolia nannten Non Performing Loans. Der Markt für faule Kredite wird in den kommenden Monaten deutlich wachsen, was nicht nur mit der Rezession zusammenhängt. Denn die europäischen Banken müssen in diesem Jahr Kredite mit einem geschätzten Volumen von 450 Mrd. Euro refinanzieren, 2010 sind es vermutlich nochmals 325 Mrd. Euro. Da ist der Verkauf von Non Performing Loans nicht nur eine ansprechende Alternative, um in der Bilanz aufzuräumen, sondern auch um interne Arbeitsbelastungen im Umgang mit den faulen Krediten zu verringern. Versicherer müssen heute nicht nur verstärkt mit der Konkurrenz aus dem Ausland kämpfen, die vermehrt in den Markt drängt, auch die deutlich verbesserten Vergleichsmöglichkeiten durch das Internet machen die Kundenbindung nicht einfacher. In dieser Situation gibt es nur eine Strategie, die einen Wettbewerbsvorteil sichern kann: kürzere Entwicklungszeiten für Produkte. Derzeit dauert die Time-to-MarketPhase häufig noch etwa 15 Wochen. Mit modernen IT-Systemen sind acht bis neun Wochen möglich, stellt die Unternehmensberatung PPI AG fest. Derzeit ist jede zweite Versicherung dabei, ihre IT und Prozesse so zu überarbeiten, dass sich die Phase von der Idee bis zur Produktneuheit verkürzt. Zwar sind Versicherer heute schon durchaus in der Lage, mit Produktmanagementsystemen neue Angebote schnell zu entwickeln oder auch ihre vorhandenen Versicherungslösungen in kürzeren Zyklen an neue Anforderungen des Gesetzgebers anzupassen. Diesen zeitlichen Vorteil können die Versicherer allerdings häufig nicht in vollem Umfang nutzen. Heterogene Systemlandschaften und veraltete Tools verursachen häufig unnötige Doppelarbeiten. Eine Lösung zur Prozessoptimierung könnte das Software Dynamic Product Interface (DPI) von PPI sein. Die Software interpretiert die im Produktmanagementsystem hinterlegten Informationen – wie zum Beispiel Daten, die für die Tarifentwicklung relevant sind, und stellt sie für die SAP-CRMPlattform bereit. cm Was bringt die Zukunft? Allianz | Sektor Leben bleibt Wachstumsmarkt P den, meldete die Allianz in ihrem kürzlich Mit einer Erhöhung der Beitragseinnahrognose ja oder nein? Die Diskussion erschienenen Geschäftsbericht 2008. Da men – wenn auch zulasten der Versicheüber Nutzen und Schaden von Zufür 2009 mit weniger Naturkatastrophen rungsprämie – darf auch bei der privaten kunftsaussagen wird derzeit lebhaft und Großschäden als in den vergangenen Krankenversicherung der Allianz gerechgeführt. Während die einen sie nicht mehr zwei Jahren gerechnet wird, geht das Unnet werden. Positive Impulse sollen vor hören möchten, um nicht noch mehr Öl ternehmen von einem steigenden versiallem vom neuen Bündnis KKH-Allianz ins lodernde Feuer zu gießen, halten sie cherungstechnischen Ergebnis und einer ausgehen. Hier verspricht man sich einen andere für richtig und wichtig. verbesserten Combined Ratio aus – jedoch vermehrten Absatz der privaten ZusatzDie Allianz Deutschland AG wagt denwerden sowohl operatives Ergebnis als pakete durch Vergünstigungen für Mitnoch einen – wenn auch vorsichtigen – auch Jahresüberschuss niedriger ausfallen glieder der zugehörigen gesetzlichen VerBlick auf die Geschäftsentwicklung der als im abgelaufenen Geschäftsjahr. sicherung. Auch wenn sich die GesundJahre 2009 und 2010. Zwar können auch die Optimistischer stimmt den Versicherer heitsreform zunehmend negativ auf das Volkswirte des Versicherungskonzerns Daufür das laufende Jahr der Sektor Leben. Die private Geschäft auswirkt, so rechnet der er und Ausmaß der Krise nicht vorausAllianz glaubt hier nicht nur an ein modeVersicherer doch für 2010 mit einer sagen. Doch dass Themen wie Sicherheit, rates Wachstum der Beitragseinnahmen, ansteigenden Nachfrage nach KrankenFinanzkraft eines Unternehmens und nachsondern auch – sollten sich keine zusätzvollversicherungen. Operatives Ergebnis haltige Geschäftsführung bei den krisenlichen negativen Belastungen durch die und Jahresüberschuss 2009 werden aber gebeutelten Finanzkunden jedoch zunehEntwicklung auf den Kapitalmärkten ergeunter den höheren Abschlusskosten aufmend an Wichtigkeit gewinnen, davon kann grund der Zunahme des Neugeein kapitalstarkes Unternehmen schäfts und steigender Aufwendunwie die Allianz Deutschland AG gen für Versicherungsfälle infolge zukünftig profitieren. ansteigender Kosten im GesundInsgesamt erwartet das Unterheitswesen leiden. Für das komnehmen daher einen leichten Anmende Jahr verspricht man sich stieg der Beitragseinnahmen für jedoch eine Verbesserung. 2009 und 2010, aber einen Rückgang des operativen Ergebnisses Neue Vertriebsstrukturen und des Jahresüberschusses. Neue Produkte und ProdukterDer Vertrieb all dieser Allianz-Proweiterungen sollen aber helfen, dukte soll weiterhin verstärkt über die leichte Talfahrt schnellstmögdie Ausschließlichkeitsorganisation lich hinter sich zu lassen. Hier stattfinden. Dabei sollen die im wird verstärkt auf spartenüberRahmen der Vertriebsreform neu greifende Angebote wie die Eneingeschlagenen Wege weiterverkelPolice und den Schutzbrief55folgt werden: Beispiele hierfür sind Plus gesetzt. Aber auch die jündie Spezialisierung von Agenturen geren Zielgruppen sollen mehr in im Firmengeschäft und die Errichden Fokus genommen werden, Krankenversicherte der KKH-Allianz profitieren von tung von Vertriebszentren, in denen was durch Produkte mit Assisten- vergünstigten privaten Zusatzpaketen. Foto: Allianz mehrere Allianz-Vertreter mit einem ce-Anteil erreicht werden soll. gemeinsamen Agentur-Innendienst ben – an ein höheres operatives Ergebnis Bei einer genaueren Zukunftsbetrachzusammenarbeiten, wodurch eine admiund einen steigenden Jahresüberschuss. tung der einzelnen Versicherungssparten nistrative Entlastung der Mitarbeiter zuStützen lassen sich diese Annahmen mit wird wohl die Schaden- und Unfallvergunsten der Beratungszeit erreicht werdem fortgesetzten Trend zur kapitalgedecksicherung zu den weniger lukrativen Geden soll. ten Altersvorsorge, da nun die Mehrheit der schäftsbereichen des kommenden Jahres Nach dem Verkauf der Dresdner Bank an Versicherten erkannt hat, dass sich von der zählen. Verantwortlich hierfür sind zum eidie Commerzbank wird innerhalb der Algesetzlichen Rente allein der Lebensabend nen sinkende Beitragseinnahmen aus dem lianz Deutschland AG ein neues Ressort nicht finanzieren lässt. größten Versicherungszweig dieser Sparte: für das Bankgeschäft eingerichtet, in das den Kraftfahrtversicherungen. Hier wirken die traditionsreiche Oldenburgische LanNeue Produkte für sich die Absatzkrise auf dem Automobildesbank (OLB) integriert wird. Die OLB die Altersvorsorge markt und der unverändert starke Preisstellt den Kunden der Allianz Bank die wettbewerb zwischen den Versicherungstechnischen Voraussetzungen – wie etwa Durch neue Produkte wie Invest Alpha-Baanbietern negativ aus. Auch die erwartete Bankautomaten – zur Verfügung und soll lance, eine fondsgebundene Vorsorge mit Steigerung der Beitragseinnahme des Inden Versicherer künftig bei der Bereitsteleinem neuen Garantiekonzept und gesiternetversicherers Allianz 24 wird den Nelung von Bankprodukten unterstützen. Zucherter Mindestrente, sollen vor allem die gativtrend wohl nicht kompensieren könsätzlich sollen – vermutlich ab Mitte des verunsicherten Anleger angesprochen wernen. Zum anderen sorgt die anhaltende kommenden Jahres – an den Schaltern der den. Bei der steuerbegünstigten AltersvorSanierung des Flottengeschäfts für leichte Commerzbank ebenfalls Versicherungssorge im Rahmen der Basis-Rente können Beitragsrückgänge im Bereich Schaden produkte aus dem Hause des blauen Adlers künftig die Beiträge im Todesfall auch für und Unfall für 2009. Jedoch kann – bei vertrieben werden. Dieser Kooperationsnicht versorgungsberechtigte Personen einer Stabilisierung der Märkte – für 2010 vertrag wurde über 15 Jahre abgeschlosüber die BeitragsrückgewährPolice abgesimit einem Beitragsanstieg gerechnet wersen. cm chert werden. Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir machen den Weg frei. was-uns-antreibt.de D i e Vo l k s b a n k e n R a i f f e i s e n b a n k e n a r b e i t e n i m F i n a n z Ve r b u n d m i t D Z B A N K , W G Z B A N K , B a u s p a r k a s s e S c h w ä b i s c h H a l l , D G H Y P D e u t s c h e G e n o s s e n s c h a f t s - H y p o t h e k e n b a n k , e a s y C r e d i t , M ü n c h e n e r H y p o t h e k e n b a n k , R + V Ve r s i c h e r u n g , U n i o n I n v e s t m e n t , V R L E A S I N G , W L B A N K . FINANZEN & BÖRSE 14 WirtschaftsKurier MAI 2009 Keine Fusion, wenn die Basis nicht folgt DZ Bank und WGZ Bank | Die genossenschaftlichen Zentralbanken finden einfach nicht zueinander VON DIETER W. HEUMANN S chritt für Schritt kommt man sich näher, doch für eine Fusion will es einfach nicht reichen. Auch der vierte Anlauf der beiden genossenschaftlichen Zentralbanken, der Frankfurter DZ Bank und der Düsseldorfer WGZ Bank, führte nicht zur bereits sicher geglaubten Fusion beider Institute. Der Hochzeitstermin der beiden Spitzeninstitute war bereits für den 9. April anberaumt worden, da kamen den Akteuren erneut Zweifel und am 1. April lud man die Hochzeitsgäste kurzerhand wieder aus. Was wie ein Aprilscherz aussah, war ernste Realität. Genossen belieben nicht zu scherzen, schon gar nicht bei dem Dauerthema Fusion. Schließlich geht es um die akribisch verfolgte Bündelung der Kräfte im genossenschaftlichen Bankensektor. Und im Fall einer Fusion der beiden Zentralbanken hoffte man auf Synergieeffekte in Höhe von knapp 150 Mio. Euro jährlich und darauf, die drittgrößte Bank Deutschlands – mit einer Bilanzsumme von über 520 Mrd. Euro – präsentieren zu können. Doch Anfang April hieß es in Frankfurt am Main und im rheinländischen Düsseldorf kurz und bündig: „Die DZ Bank und die WGZ Bank sind übereingekommen, ihre Fusionsgespräche derzeit nicht weiter zu verfolgen.“ Der Zusatz, dass man „die gute bisherige Zusammenarbeit“ noch mehr ausbauen werde, kann nicht darüber hinwegtrösten, dass sich in der Sache nichts tut und die beiden Spitzeninstitute wie bisher getrennt weitermarschieren werden. Auch die Genossen fordern eine Bad Bank Verantwortlich für das abermalige Scheitern der Fusion sei die unverändert schwierige Situation an den internationalen Finanzmärkten, so die offizielle Begründung, die in heutiger Zeit durchaus plausibel klingt. Auch die Landesbanken machen für die Untätigkeit in Sachen Fusionen die Zustände an den Kapitalmärkten verantwortlich. Doch weit hergeholt ist die Begründung im Fall der beiden genos- senschaftlichen Zentralbanken nicht: Der Fusionsabsage waren Nachforderungen der WGZ Bank vorausgegangen. Sie hatte ihre Zustimmung zur Fusion davon abhängig gemacht, dass Altlasten beider Institute von den jeweiligen Alteigentümern getragen werden müssten. Begründet wurde die Forderung damit, dass sich viele Wertpapiere derzeit kaum bewerten lassen. Auch die Gutachten der Wirtschaftsprüfer konnten die Ungewissheiten nicht ausräumen. Die Angst der etwa 220 westfälischen Volksbanken und Raiffeisenbanken vor latenten Risiken bei der DZ Bank trat bereits bei früheren Fusionsgesprächen zutage. Wie tief das Misstrauen sitzt, zeigt, dass diesmal – hinter vorgehaltener Hand – gar eine Sanierung der DZ Bank via Fusion geargwöhnt wurde. Deshalb forderten die nordrhein-westfälischen Genossen eine besondere Abschirmung der Risiken – quasi in einer genossenschaftlichen Bad Bank –, um nach der Fusion nicht von zusätzlichen Risiken überrascht werden zu können. Der Vorstand der WGZ folgte den Bedenken seiner Eigentümer und forderte die Auslagerung und separate Bewirtschaftung von risikobehafteten Papieren beider Banken, um die neue Bank frei von Altlasten starten lassen zu können. Die DZ Bank verwies hingegen darauf, dass alle erkennbaren Risiken in den Ergebnissen der Bewertungsgutachten der – jeweils von der anderen Seite bestimmten – Wirtschaftsprüfer adäquat abgebildet worden seien. Doch die WGZ bezweifelt, dass alle Risiken der DZ Bank in die Wertgutachten eingeflossen seien, eben weil latente Risiken nicht abbildbar seien. Für Unmut auf der Seite der WGZ Bank sorgte auch, dass die DZ Bank einen Teil der geplanten Kapitalerhöhung in Höhe von insgesamt gut 1 Mrd. Euro erst nach der Fusion realisieren wollte. Damit wären auch die WGZEigentümer in der Pflicht gewesen, sich zu beteiligen. Für die DZ Bank war eine komplette Neubewertung und eine Verschiebung der Fusion auf unbestimmte Zeit Fusionstermin aber nicht haltbar, heißt es Reuters zufolge in dem Schreiben. Die WGZ Bank ließ mitteilen, die von der Initiative angesprochenen Kritikpunkte bei den weiteren Fusionsverhandlungen zu berücksichtigen. Der Interessengemeinschaft kleiner und mittlerer Genossenschaftsbanken gehören 500 der insgesamt 1 200 Genossenschaftsbanken an. Etwa ein Fünftel der Interessengemeinschaftler sind Miteigentümer der WGZ Bank und ihrer Bank eng verbunden. Zu einem besonders unfreundlichen Akt gegenüber der DZ Bank kam es Ende Februar des Jahres: WGZ-Chef Werner Böhnke stimmte als einziger der Aufsichtsräte der DZ Bank gegen eine Kapitalerhöhung der Bank durch die eigene Kraft des genossenschaftlichen Verbundes. Böhnke hatte sich dem Vernehmen nach dafür eingesetzt, den Rettungsfonds SoFFin anzuzapfen, statt die DZBank-Eigentümer zur Kasse zu bitten. Die WGZ Bank ist größter Einzelaktionär bei den Frankfurtern. DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch ist zu Recht stolz darauf, bis heute den staatlichen Rettungsfonds nicht in Anspruch nehmen zu müssen. Zerschlagenes Porzellan Hochzeit von DZ Bank und WGZ Bank: die Braut, die sich nicht traut. aber nicht akzeptabel, wie es heißt. Die Fusion platzte ein weiteres Mal. Das Scheitern der Fusion kam nicht aus heiterem Himmel, wenn auch diesmal von deren Zustandekommen ausgegangen wurde: Die Interessengemeinschaft kleiner und mittlerer Genossenschaftsbanken, die schon mehrfach durch Artikulation der Interessen der kleineren Volksbanken und Raiffeisenbanken für Ärger innerhalb des 2009 soll noch besser werden Nürnberger | Die Versicherungsgruppe wächst über dem Markt D ie Nürnberger Versicherungsgruppe ist – wie die meisten Marktteilnehmer – unsicher über die weitere Entwicklung in diesem Jahr. Sollte die Wirtschaft weiterhin in einer Rezession verharren, werde sich das auch negativ auf die Nachfrage im Versicherungsgeschäft auswirken. Sofern sich aber die Folgen der Finanzkrise im Laufe des Jahres abschwächen werden und sich das Kapitalergebnis wieder normalisieren kann, rechnen die Franken – bei durchschnittlichen Schadenverläufen – mit einem höheren Konzernergebnis als 2008. Außerdem verspricht sich die Nürnberger durch ihre gute Positionierung bei Finanzprodukten mit Garantien in diesem Bereich eine Absatzsteigerung. Zudem soll im Sektor Leben die Marktmacht weiter ausgebaut werden, besonders im Hinblick auf staatlich geförderte Produkte. Neue, ertragreiche Teilsparten wollen die Schaden- und Unfallversicherer mit den Produkten Nürnberger KlimaSchutz, UnfallSchutz und UmweltSchutz fokussieren. Für Gewerbebetriebe und mittelständische Unternehmen wurden ebenfalls neue Produkte aufgelegt. Dividende erneut angehoben 2008 konnten die Nürnberger ihre Marktposition weiter ausbauen. In allen Segmenten des Versicherungsgeschäfts überstiegen die Beitragsraten den Branchenschnitt, weshalb die Franken, trotz Finanzkrise, ein vergleichsweise gutes Konzernergebnis liefern konnten – wenn auch hinter den für 2008 gesteckten Konzernergebniszielen. Der Jahresüberschuss der börsennotierten Dachgesellschaft (Nürnberger Beteiligungs-Aktiengesellschaft) wuchs erneut, sodass auf der Hauptversammlung Ende April eine Ausschüttung an die Aktionäre in Höhe von 2,10 Euro beschlossen wurde. „Dies soll ein Dankeschön für alle unsere Aktionäre sein, die uns seit vielen Jahren die Treue halten“, erklärte Vorstandsvorsitzender Dr. Werner Rupp die wiederholt erhöhte Dividende. Das operative Geschäft in den vier Segmenten Lebens-, Kranken-, Schaden-/Un- fallversicherung und Bankdienstleistungen verlief insgesamt positiv. Die gebuchten Beitragseinnahmen wuchsen um 3,6 % (Wachstum im Marktdurchschnitt: 1 %) auf rund 3,2 Mrd. Euro bei einem Gesamtumsatz von rund 4,5 Mrd. Euro (plus 1,9 %). Das Konzernergebnis nach Steuern belief sich auf 32,3 (68,2) Mrd. Euro. Am erfreulichsten war bei den Franken die Entwicklung im Sektor Leben. Hier konnten Neugeschäft und Beitragseinnahmen gesteigert werden. Bei der Krankenversicherung konnte eine enorme Steigerung der Versichertenzahlen erreicht werden: Ein Plus von 10,8 % bedeutet, dass nun über 228 000 Versicherte der Nürnberger vertrauen. Die Beitragseinnahmen wuchsen ebenfalls über Marktniveau um 3,6 %. Beitragssteigerungen konnten im Sektor Schaden und Unfall erreicht werden. Da auch 2008 aufgrund kleinerer und mittlerer Unwetterschäden in der Jahresmitte und mehrerer Großschäden gegen Ende des Jahres vermehrt reguliert wurde, lag die Schaden-Kosten-Quote bei 96,7 %. cm Lohn konservativer Strategien WestImmo | Ausstieg aus dem Privatgeschäft D ie konservative Strategie der Westdeutschen Immobilienbank AG (WestImmo) macht sich in der Krise bezahlt. 2008 konnte die Bank, die sich auf die Finanzierung vor allem gewerblicher Bauvorhaben spezialisiert hat, ihr bisher bestes Ergebnis einfahren. Vor Steuern erzielte sie 121,2 Mio. Euro – 15 % mehr als im Vorjahr. Dies war vor allem auf den hohen Zinsüberschuss von 179 Mio. Euro (knapp 15 % über dem Vorjahr) zurückzuführen. Der Konzernjahresüberschuss stieg um 5 % auf 96,7 Mio. Euro. Abstand von Zukunftsprognosen Die Krise machte sich vor allem beim Neugeschäft bemerkbar. Dies kam nach einem normal verlaufenen dritten Quartal im vierten Quartal 2008 fast völlig zum Stillstand. Im laufenden Jahr rechnet die Bank weiterhin mit einem schwachen Neugeschäft, dafür aber mit einem hohen Bedarf an Anschlussfinanzierungen. Der Vorstandsvorsitzende Peter Knopp lehnte es ab, Zukunftsprognosen abzugeben. Er gehe davon aus, dass in der Immobilien- branche im zweiten Halbjahr 2009 und 2010 „noch einiges zu bewältigen sei“. Das gute Ergebnis der WestImmo im Jahr 2008 führte Knopp darauf zurück, dass sich die WestImmo auf ihre Kernkompetenzen konzentriert habe: ein konservatives Risikomanagement, strikte Begrenzung der Kosten etwa im EDV-Bereich und eine Fokussierung auf den gewerblichen Bereich. Außerdem verstärke das Institut seine Aktivitäten als Mittler großer Immobilientransaktionen. Die WestImmo, eine eigenständige Tochter der West-LB, hat sich Anfang des Jahres aus dem Geschäft mit Privatkunden komplett zurückgezogen. Für die Übernahme dieses Sektors fand sich bisher kein Interessent. Die WestImmo versucht nun, die entsprechenden Kredite im Wert von 4,3 Mrd. Euro zu Bündeln zu schnüren und an regionale Sparkassen zu verkaufen. In drei Jahren sollen so alle Privatkundengeschäfte abgewickelt sein. 45 Mitarbeiter waren in der Niederlassung in Münster in diesem Segment beschäftigt. Für sie wurden Lösungen gefunden, ohne Kündigungen aus- sprechen zu müssen. Die Gesamtzahl der Mitarbeiter wird 2009 bei 484 liegen. Die WestImmo setzt auf eine konsequente regionale Diversifizierung. In Großbritannien und Spanien hatte sie schon vor der Krise vorausschauend ihr Engagement vermindert. Heute bilden neben Deutschland (31 % des Portfolios) Amerika (19 %) und Asien (15 %) wichtige Märkte. Zur Refinanzierung ihrer Geschäfte gab die WestImmo in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres Pfandbriefe in Höhe von rund 800 Mio. Euro aus. Knopp zeigte sich zufrieden, dass es gelungen war, diese Papiere zu platzieren, obwohl das Geschäft mit Pfandbriefen zwischenzeitlich vollkommen zusammengebrochen war. Der WestImmo-Chef geht davon aus, dass sich die Bank in Zukunft weniger Mitbewerbern zu stellen habe. Zudem gingen die Mitbewerber weniger aggressiv vor. Aufgrund der gestiegenen Risiken werde nicht mehr mit sehr hohen Beleihungen geworben. Die WestImmo selbst hat ihre Risikovorsorge ausgebaut und die Kernkapitalquote auf 8,4 (6,1) % erhöht. cs Foto: Fotolia Sektors sorgte, bemängelte in einem Schreiben an die Vorstände sämtlicher Genossenschaftsbanken Defizite im bisherigen Fusionsprozess und forderte mehr Einfluss in der Führung des angestrebten neuen Instituts. Sie befürchtet, dass nach einer Fusion die Einflussnahme der Ortsbanken auf das neue Spitzeninstitut weiter eingeschränkt werde. Daher sei der Fusionsprozess fortzusetzen, der angestrebte Zweifellos ist durch die erneute Absage der Fusion viel Porzellan zerschlagen worden und kaum damit zu rechnen, dass bald ein erneuter Versuch unternommen wird, die beiden Zentralbanken zu einem Spitzeninstitut zusammenzuführen. Dabei hatte man nach dem Ausscheiden von Ulrich Brixner, dessen Verhältnis zu Böhnke nicht ohne Spannungen war, auf einen Durchbruch mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden der DZ Bank Kirsch gesetzt und in der Tat entwickelte sich lange Zeit ein Vertrauensverhältnis zwischen beiden. Zu Beginn der vorläufig letzten Fusionsrunde Mitte 2008 räumte sogar Christopher Pleister als Aufsichtsratsvorsitzender bei der DZ Bank und Chef des Bundesverbands Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) das Feld, weil er als Hindernis für einen erneuten Fusionsanlauf gesehen wurde. Doch weder Veränderungen im personellen Bereich noch hohe Kosten für teure Gutachten und Prüfungen sowie die Bin- dung personeller Kräfte für die Fusion haben den Weg zu einem gemeinsamen Spitzeninstitut freigemacht. Auch hätte der Druck zum Zusammengehen beider Institute aufgrund der Finanzkrise und noch weitgehend ausstehender Folgen der Rezession eigentlich nicht größer sein können als jetzt. Die DZ Bank schrieb 2008 rund 1 Mrd. Euro Verlust. Zudem verringerte sich die Neubewertungsreserve zulasten des Eigenkapitals um 1,1 Mrd. Euro. In der Neubewertungsreserve werden Korrekturen bei Wertpapierpositionen erfolgsneutral vorgenommen. Aber auch die fünfmal kleinere WGZ Bank wurde 2008 tief in die roten Zahlen gedrückt: Unter dem Strich ergab sich ein Verlust in Höhe von 195 Mio. Euro. Hauptbelastungsfaktoren waren Wertberichtigungen auf europäische Staatsanleihen im Portfolio sowie eine gestiegene Risikovorsorge im Kreditgeschäft der Bank. Die Neubewertungsreserve reduzierte sich 2008 um 53 Mio. Euro. Im Gegensatz zur DZ Bank sehen die Düsseldorfer allerdings keinen Kapitalbedarf – auch nicht bei anhaltender Krise. Die Reserven der Bank betragen immerhin 1. Mrd. Euro. Für den genossenschaftlichen Bankensektor ist das Scheitern kostspielig, aber keine existenzielle Bedrohung. Sicherlich wird die Verschmelzung der Institute weiterverfolgt werden; die Unterlassung gegenseitiger Vorwürfe deutet darauf hin. Für den BVR bleibt ein gemeinsames Spitzeninstitut ohnehin eines der strategischen Ziele des genossenschaftlichen Finanzverbundes. Die nordrhein-westfälischen Volksbanken und Raiffeisenbanken reagieren ähnlich wie viele Sparkassen gegenüber ihren in schwere See geratenen Landesbanken. Während die einen das Schiff erst gar nicht besteigen, setzen Letztere alle Hebel in Bewegung, um es zu verlassen. Gelingt langfristig eine Sanierung und eine geschäftliche Neuausrichtung der DZ Bank, dürften die Weichen neu gestellt und die nordrhein-westfälischen Genossen sachlicher Argumente gegen eine Fusion beraubt sein. Die Alternative wäre ein Vorstandschef der WGZ, dem es gelingt, die Basis vom größeren Vorteil eines gemeinsamen Spitzeninstituts zu überzeugen. KURZGEFASST. Einfachheit als Erfolgsfaktor Ein Hagel kann für einen Landwirt den Ausfall einer kompletten Ernte und damit enorme wirtschaftliche Verluste bedeuten. Bereits seit 125 Jahren verlassen sich Bauern daher auf die Hagelversicherung der Versicherungskammer Bayern (VKB). Zum Jubiläum kam Gerd Sonnleitner, Präsident des Bayerischen und Deutschen Bauernverbands, und hob die Bedeutung der Versicherung für Landwirte hervor: „Für den landwirtschaftlichen Betrieb gibt es für die Hagelversicherung als Instrument zur Einkommenssicherung von Elementarschäden nach wie vor keine Alternative.“ Heute schützt die VKB 85 % der bayerischen Betriebe mit einer Hagelversicherung. Badenia | Stärkung des Vertriebs durch DVAG Über ein exzellentes Gesamturteil im Karriere-Rating der Assekurata kann sich die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) freuen. Nicht nur im Gesamtergebnis, auch in allen vier Teilbereichen des Ratings konnte die Bestnote erzielt werden. Neben einer beruflichen Familiengemeinschaft, in der das Miteinander, der Austausch von Erfahrungen und das Voneinanderlernen einen hohen Stellenwert einnehmen, betonte Vorstandsmitglied Dr. h. c. Udo Corts auch die Verdienstmöglichkeiten. Die DVAG investiert viel in ihre Mitarbeiter: Jedes Jahr gibt sie mehr als 40 Mio. Euro für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen aus. Die Volkswohl Bund Versicherungen konnten das abgelaufene Geschäftsjahr mit einem Wachstum weit über dem Branchendurchschnitt abschließen. Die Beitragseinnahmen stiegen um 10 % auf erstmals mehr als 1 Mrd. Euro. Der Neuzugang in der Lebensversicherung erhöhte sich auf rund 4 Mrd. Euro (plus 4 %), wobei hier besonders die staatlich geförderten Produkte zum Erfolg beitrugen. Auch bei den Dortmundern gingen die Kapitalanlagenerträge infolge der Finanzmarktkrise zurück. Die Nettoneuverzinsung liegt mit 3,6 % auf Branchenniveau. Der Saldo aus Bewertungsreserven der Kapitalanlagen und der stillen Lasten ist mit 122 Mio. Euro deutlich positiv. Insgesamt betragen die Sicherheitsmittel 557 Mio. Euro oder 11,5 % der Versichertenguthaben. Für das Jahr 2009 rechnen die Volkswohl Bund Versicherungen weiterhin mit einem Wachstum über dem Branchendurchschnitt. D ie Deutsche Bausparkasse Badenia AG kann auf ein erfolgreiches abgelaufenes Geschäftsjahr blicken, in dem sie deutlich über dem Markt gewachsen ist. Profitiert hat das Karlsruher Unternehmen vor allem von den günstigen Rahmenbedingungen für Bausparer und der Erweiterung beziehungsweise Verbesserung der Produktpalette. Die Überleitung der Badenia Stammorganisation in die Deutsche Vermögensberatung – die Ende 2008 erfolgreich abgeschlossen wurde – hat das Unternehmen zusätzlich gestärkt. Zu einer ansprechenderen Produktpalette der Badenia haben vornehmlich zwei Maßnahmen beigetragen: Zum einen haben Bausparer nun die Möglichkeit, im Fall eines Darlehensverzichts einen deutlich attraktiveren Zuschlag auf die Grundverzinsung zu erhalten. Das sogenannte ZinsPlus wurde modifiziert und der Zuschlag von 100 % auf 300 % angehoben. Zum anderen bietet die Badenia nun Riester-zertifizierte Produkte für die Eigenheimrente an. In beiden Fällen wurde darauf geachtet, der bisherigen Produktpolitik treu zu bleiben: „Neben der Güte unserer Produkte ist Kontinuität und Einfachheit ein wichtiger Faktor für den Erfolg unserer Produktpolitik“, sagte Dr. Jochen Petin, Vorstandsvorsitzender der Badenia. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnete die Bausparkasse sowohl beim Bauspar- als auch beim Finanzierungsneugeschäft eine deutliche Belebung. Das beantragte Bauspargeschäft legte auf etwa 3,6 Mrd. Euro (plus 28,9 %) zu und es wurde eine Summe von fast 2,5 Mrd. Euro (plus 1,2 %) ausbezahlt. Der größte Teil des Zuwachses geht auf den stärksten und wichtigsten Vertriebspartner, die Deutsche Vermögensberatung, zurück. Ihr Anteil stieg beim eingelösten Geschäft um 71,9 %. Das Finanzierungsneugeschäft stieg ebenfalls deutlich um 40,3 % auf fast 1 Mrd. Euro. Wachstumsträger waren hier die Vorausdarlehen. Die gute Neugeschäftsentwicklung der Badenia im Jahr 2008 hat sich auch im ersten Quartal 2009 fortgesetzt. Das beantragte Neugeschäft legte um 12,7 % und das eingelöste um 23,4 % zu. cm Erfolgskurs wird fortgesetzt Augsburger Aktienbank | Bilanzsumme deutlich gestiegen D ie Augsburger Aktienbank (AAB) konnte trotz Finanzkrise das abgelaufene Geschäftsjahr deutlich positiv abschließen. Das Ergebnis aus der normalen Geschäftstätigkeit betrug 1,5 Mio. Euro. Dies ergab einen Jahresüberschuss von rund 860 000 Euro. Die geringeren Zuwächse gegenüber dem Vorjahr der Augsburger sind auf sinkende Erträge aus dem Wertpapiergeschäft und eine deutliche Zurückhaltung der Anleger infolge der Finanzkrise zurückzuführen. Das Kerngeschäft ist jedoch weiterhin äußerst risikoarm und besteht in erster Linie aus der Abwicklung von Wertpapiertransaktionen sowie dem Einlagen- und Kreditgeschäft für Privatkunden. Die starke Nachfrage nach Tagesgeld- und Festgeldprodukten konnte die Kundenzahl deutlich auf 185 000 erhöhen. Die Bilanzsumme stieg auf 1,44 Mrd. Euro (plus 36 %). Die Einführung der Abgeltungsteuer hat zu zwei Sondereffekten geführt: Fondsgebundene Vermögensverwaltungen wurden vermehrt in Dachfonds umgeschichtet. Gleichzeitig tätigten viele Kunden der Augsburger Aktienbank bereits geplante Das renovierte BeratungsCenter der Augsburger Aktienbank. Foto: AAB Wertpapiertransaktionen noch im alten Jahr. In diesem Umfeld wurde den Kunden auch die Möglichkeit zur Eröffnung eines Zusatzdepots gegeben, das die Trennung der Wertpapierbestände ermöglicht. Dies wird von Neu-, aber auch Bestandskunden intensiv genutzt. Das Online-Portal wird ebenfalls zunehmend besucht: Die Zahl der Nutzer stieg im Jahresverlauf um 61 %. Zur Steigerung des Kundennutzens wurde die Schalterhalle neu gestaltet. Kunden werden nun in einer freundlicheren Atmosphäre empfangen und den Mitarbeitern stehen mehr Büroflächen zur Verfügung. cm FINANZEN & BÖRSE MAI 2009 WirtschaftsKurier 15 Marktposition ausgebaut Umschwung mit neuen Tarifen Generali Deutschland | Dank hoher Finanzkraft bleibt die Dividende unverändert DKV | Spürbare Belebung des Wachstums enge strategische Partnerschaft mit der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) sowie der CosmosDirekt als Marktführer unie Generali Deutschland Gruppe ter den deutschen Erstversicherern. Hinzu baut ihre Position als Nummer zwei kommen die Spezialanbieter wie etwa der im deutschen ErstversicherungsRechtsschutzversicherer Advocard, die geschäft zügig aus. Hierzu tragen, wie der Bausparkasse Badenia und die KrankenVorstandsvorsitzende Dietmar Meister auf versicherung Central. der Bilanzpressekonferenz in Köln betonDoch so vielfältig der Vertriebswegemix te, alle drei Geschäftsfelder mit überder Generali Deutschland Gruppe auch ist, durchschnittlichem Wachstum bei. So eine Schiene bricht ihr im Herbst komsteigerte die Lebensversicherung ihre Beimenden Jahres weg: die Kooperation mit tragseinnahme um 3,3 % auf 9,4 Mrd. Euro, der Commerzbank. Dann nämlich läuft die Branche insgesamt brachte es ledigder auf zehn Jahre abgeschlossene Vertrag lich auf ein Plus von 0,8 %. Die Schaden-/ mit diesem Kooperationspartner aus und Unfallversicherung erhöhte ihre Prämiender wechselt zur Allianz. Zwar kommen einnahme um 0,8 % (Branche: 0,2 %) und über diese Schiene lediglich 3 % die Krankenversicherung exbis 4 % des Neugeschäfts des pandierte gar um 5,9 % (BranKonzerns. Doch ist zu vermuten, che: 2,9 %). Unter dem Strich dass die Führungsetage sich über steigerte die zu 93 % der italieeinen Ersatz intensiv Gedanken nischen Generali, Trient, gehömacht. Da die Deutsche Bank rende Generali Deutschland ebenfalls mit der DVAG, dem Gruppe mit ihren Marken Gestrategischen Partner der Aanerali in München, AachenchenMünchener, kooperiert, liegt Münchener in Aachen, Cosmos in Saarbrücken und Cenes nahe, auch mit dieser zu spretral in Köln ihre Prämieneinchen. Verständlicherweise wollte nahme um 3,4 % (Branche: sich Meister hierzu nicht äußern. 1,0 %) auf gut 14,2 Mrd. Euro In deren Kooperation mit der Zuund vergrößerte ihren Abstand rich-Gruppe scheint er kein Hinzur drittplatzierten Ergo-Grupdernis zu sehen, denn der möglipe. che Partner brauchte keineswegs Doch so zufrieden sich Meisexklusiv mit der Generali Deutschter mit dem Verlauf des operaland Gruppe zusammenzutiven Geschäfts und den hinarbeiten. Meister räumt ein, zugewonnenen Marktanteilen Seit Jahresbeginn steht das neue Konzern-Geschäftsmodell dass man sich im Sparkassenauch gibt, die Turbulenzen an der Generali Gruppe Deuschland. Genossenschaftsbereich Foto: Generali und den Finanzmärkten haben das umsehe. chen und steuern das SachversicherungsDer Chef der deutschen Generali GrupGesamtergebnis der Gruppe mit ihren Kapigeschäft von dort aus, während ihr Lebenspe ist zuversichtlich, auch im laufenden talanlagen von insgesamt rund 85 Mrd. Euro versicherungsgeschäft von Hamburg aus Geschäftsjahr besser abzuschneiden als verhagelt. Zwar stiegen die laufenden Erbetrieben wird. Auch der Generali-Standdie Branche, zumindest in der Lebens- soträge hieraus noch um 120 Mio. Euro auf ort Frankfurt bleibt erhalten, nämlich als wie in der Krankenversicherung. In der 3,5 Mrd. Euro, doch sank als Folge außerorSteuerungseinheit für die betriebliche AlSachversicherung sei man mit einem brandentlich hoher Abschreibungen und Verlustersvorsorge. Meister: „Damit steht seit chendurchschnittlichen Wachstum zufrieten von rund 2,8 Mrd. Euro das gesamte Jahresbeginn das von der Generali den. Da der Konzernabschluss nun mal aus der Kapitalanlage erzielte Ergebnis von Deutschland Gruppe angestrebte Konzernmaßgeblich vom Kapitalanlageergebnis 3,7 Mrd. Euro im Jahr zuvor auf 858 Mio. geschäftsmodell.“ Dieses basiert auf einem abhänge, sei angesichts des Umfelds eine Euro im Berichtsjahr. Dabei hatte die aus drei Säulen bestehenden Vertriebswebelastbare Prognose nicht möglich. Doch Gruppe ihren Aktienanteil von rund 10 % gemodell, dem Multikanalvertrieb der Ge„gehen wir davon aus, dass wir 2009 ein zu Beginn des Berichtsjahres auf nur noch nerali Versicherungen, dem exklusiven Verdeutlich positiveres Ergebnis als 2008 er5 % halbiert, wovon ein knappes Drittel abtrieb der AachenMünchener über deren zielen.“ gesichert worden ist. Auf das KonzernerVON PAUL KELLENBENZ D gebnis schlug das Kapitalanlageergebnis mit einem Minus von 481 Mio. Euro durch. Dennoch, so Meister, sei es gelungen, noch einen Konzernüberschuss von 4 (417) Mio. Euro auszuweisen. Dank ihrer hohen Finanzkraft sei die Generali Deutschland jedoch in der Lage, eine unveränderte Dividende von 2,90 Euro auszuschütten – vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung am 19. Mai 2009. Im Berichtsjahr hatte die Generali Deutschland Gruppe, die ihren Sitz in Aachen hat, ihre Töchter Generali in München und Volksfürsorge in Hamburg fusioniert. Diese firmieren seit Jahresbeginn als Generali Versicherungen mit Sitz in Mün- DKV-Vorstandsvorsitzender Dibbern. Günter Foto: DKV D ie Prämieneinnahme der Ergo Krankenversicherer ist im abgelaufenen Geschäftsjahr insgesamt lediglich um 0,9 % auf 4,44 Mrd. Euro gestiegen. Dabei legte zwar die Victoria um 2,8 % auf 700 Mio. Euro zu und damit nahezu in Übereinstimmung mit dem Branchenwachstum von 2,9 %. Doch die Deutsche Krankenversicherung (DKV) kam nur auf ein Plus von 0,6 % auf 3,75 Mrd. Euro. Vorstandschef Günter Dibbern räumte auf der Bilanzpressekonferenz in Köln ein, dass dies nicht zufrieden stellend sei. Zwar sei bei der DKV als altem Krankenversicherer naturgemäß der natürliche Abgang hoch, doch habe man vertrieblich derzeit nicht die Kraft, dies zu kompensieren. Deshalb seien im Konzern viele Maßnamen ergriffen worden, die Vertriebsleistung zu stärken. Die Zahl der Vollversicherten ist insgesamt um 14 700 oder 1,6 % auf 933 000 gesunken. Mit neuen Tarifen in der Vollversicherung habe man aber punkten können. Das seitherige Neugeschäft und insbesondere das Jahresendgeschäft waren demnach so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr: „Allein im Dezember lag unsere Vertriebsleistung um mehr als 50 % über dem Vorjahreswert.“ In der Zusatzversicherung, die allerdings die Vollversicherung bei Weitem nicht ersetzen kann, ist die Versichertenzahl um 1,6 % auf 3,49 Mio. gestiegen. Nicht zufrieden ist Dibbern mit dem Geschäft aus der Die künstlerisch gestaltete Eingangshalle der DKVHauptverwaltung in Köln. Fotos: Stefan Schilling Kooperation mit den gesetzlichen Kassen. Neben einigen großen Betriebskrankenkassen zählen dazu 13 der insgesamt 16 AOKs. Das hierüber vermittelte Geschäft ist demnach um die Hälfte gesunken. Die Ursache sieht er in der durch die Gesundheitsreform den Kassen erlaubten Einführung von Wahltarifen, die diese zunächst mal zur Überprüfung ihrer strategischen Positionierung und damit zum Abwarten veranlasst hätten. Vor diesem Hintergrund habe man mit den AOKs ein partnerschaftliches Tarifkonzept entwickelt, das aus leistungsbegrenzten AOK-Wahltarifen als Basis und darauf aufbauenden DKV-Zusatztarifen bestehe. Keine stillen Lasten bei den Aktien Die Versicherungsleistungen sind um 4,0% auf 3,17 Mrd. Euro gestiegen. Dieser Anstieg dürfte Dibbern zufolge geringer sein als im Branchendurchschnitt, was er mit einem neuen technischen Leistungssystem sowie mit einem effizienten Leistungsmanagement begründet. Allerdings gebe der Gesamttrend Anlass zur Sorge, insbesondere der Anstieg um 7 % im ambulanten sowie um 6 % im zahnärztlichen Bereich. Die Steigerung in der Pflegeversicherung um 8,9 % ist bedingt durch die gestiegene Zahl an Pflegebedürftigen, „aber vielleicht auch schon leicht durch höhere Auszahlungen im Rahmen des Pflegereformgeset- Rückansicht der DKVHauptverwaltung. zes“. Die Verwaltungskosten beider Krankenversicherer sind zusammen und, wie Dibbern vermutet, entgegen dem Markttrend gesunken, um 6,1 % auf knapp 123 Mio. Euro. Die Kapitalanlage stieg um 4,4 % auf 25,4 Mrd. Euro, die Alterungsrückstellungen um 7,2 % auf 23,26 Mrd. Euro. Das aus der Kapitalanlage erzielte Ergebnis hat sich knapp halbiert auf 600 Mio. Euro, bei sehr strenger Auslegung der Bilanzrichtlinien und Verzicht auf Nutzung des § 341 b HGB für den Aktienbestand mit der Konsequenz, dass es keine stillen Lasten bei den Aktien gebe, weder im Direktbestand noch in den Fonds. Den bilanziellen aktuellen Aktienanteil veranschlagt Dibbern auf 6,4 %, wovon rund ein Drittel abgesichert sei. Lasse man Renten- und Cashbestände in Aktienfonds außer Acht, sei die tatsächliche Quote deutlich niedriger. Die Nettoverzinsung von 2,4 % liegt zwar unter dem Rechnungszins von 3,5 %. Doch komme es hier auf den aktuariellen Unternehmenszins an, und dieser liegt Dibbern zufolge komfortabel über den Mindestanforderungen der Aufsicht. Der Jahresüberschuss sank auf 20,9 (97,2) Mio. Euro. Für das laufende Jahr erwartet Dibbern eine spürbare Belebung des Wachstums. Bei der Kapitalanlage ist Dibbern „vorsichtig optimistisch“ und geht von einer Normalisierung der Ergebnisse aus. kb Erfolg durch Multikanalvertrieb Zurich Deutschland | Weichen bleiben auf „profitables Wachstum” gestellt D ie Zurich Gruppe Deutschland hat ihre Prämieneinnahme im Geschäftsjahr 2008 um rund 4 % auf 6,4 Mrd. Euro gesteigert. Die Assekuranz insgesamt kam nur auf ein Beitragsplus von etwa 1 %. Wie der Vorstandsvorsitzende Eduard Thometzek in der Bilanzpressekonferenz in Bonn ausführte, resultiert dieses überdurchschnittliche Wachstum „sowohl aus erfolgreichen Wachstumsinitiativen und Kooperationen als auch aus der Akquisition der Baden-Badener Versicherung rückwirkend zum 01. Januar 2008.“ Die Zurich Gruppe Deutschland mit Sitz in Bonn gehört zur weltweit agierenden Zurich Financial Services Group. Das gewichtigste Standbein der deutschen Gruppe ist die Lebensversicherung mit einem Beitragsanstieg um 4,9 % (Branche: 0,8 %) auf 3,9 Mrd. Euro. Das Neugeschäft in der Lebensversicherung legte sogar um 2,7 % auf 469 Mio. Euro zu. Auch in der Schaden-/Unfallversicherung setzte sich die Zurich mit einem Prämienwachstum von 2,5 % auf 2,5 Mrd. Euro von der Branche (0,2 %) ab. Ohne die Industrieversicherung gerechnet, ist die Prämienein- mittlere Unternehmen. Die Schaden-/Kostenquote der lokalen Industrierisiken in Deutschland – sie zeigt an, wie viel von jedem Prämien-Euro für Schadenregulierung und Kosten ausgegeben werden – hat sich Thometzek zufolge von 75 % (2007) auf 80 % im Berichtsjahr erhöht. Doch mit 20 Cent je Beitragseuro versicherungstechnischem Gewinn ist dies ein äußerst lukrativer Geschäftsbereich. Einschließlich Industrieversicherung hat sich diese auch Combined Ratio genannte Relation in der Schaden/Unfallversicherung trotz zahlreicher Unwetterschäden in der ersten Jahreshälfte um 2,3 %-Punkte auf 90,7 % verbessert und liegt damit deutlich günstiger als in der Branche, die im Durchschnitt auf 95 % kommt, und dies, so Thometzek, bei gleichzeitig deutlich verbessertem Kundenservice. Als besonders erfolgreich bezeichnete Finanzchef Arnulf Loy dabei die Kfz-Versicherung, in der die Bonner mit dem ADAC kooperieren. Über diese Schiene sind bei knapp 700 000 Verträgen 372 000 Fahrzeuge versichert. Beim zur Gruppe gehörenden Direktversicherer Deutsche Allgemeine (DA) sind Besonders erfolgreich lief bei der Zurich Gruppe Deutschland der Bereich KfzVersicherungen. Hier kooperiert sie mit dem ADAC. Foto: Zurich Gruppe Dt. nahme sogar um 4,5 % auf 2,1 Mrd. Euro gestiegen. Auf das Industriegeschäft entfallen 385 Mio. Euro. Da hier, so Thometzek, „nur dauerhaft lukratives Geschäft gezeichnet wurde und es keine Preisnachlässe gab“, ist in diesem Geschäftsfeld die Prämieneinnahme um 6,9 % gesunken. Das Schwergewicht in der Industrieversicherung bilden vor allem Haftpflicht, Flottengeschäft, Sachversicherung, technische Versicherungszweige sowie Transport. Kreditausfall oder Sicherungsgeschäfte werden hier nicht angeboten, auch keine Kreditversicherung. Letztere gibt es jedoch für kleinere oder auch weitere 810 000 Autos versichert. Insgesamt steuert die Kfz-Versicherung mit rund 2,5 Mio. versicherten Autos knapp 1 Mrd. Euro zur Prämieneinnahme bei. Mit einer Combined Ratio von 96 % verbleibt ein nennenswerter versicherungstechnischer Gewinn. Die Branche dagegen kommt mit einer Rate von etwa 105 % unter dem Strich nur dann noch auf schwarze Zahlen, wenn sie den technischen Verlust mit Erträgen aus der Kapitalanlage überkompensieren kann. Auch mit dem Ergebnis aus der Kapitalanlage ist Thometzek zufrieden. Hier habe man sicherheitsorientiert und mit „hoher Disziplin“ agiert. Vom gesamten Anlagebe- stand in Höhe von mehr als 31 Mrd. Euro entfallen runde 28 Mrd. Euro auf die Lebensversicherung. Daran gemessen seien die Abschreibungen von 120 Mio. Euro ziemlich moderat ausgefallen, so Finanzchef Loy. Die Aktienquote liege bei unter 2 %. Zwar habe man die Möglichkeit aufgeschobener Abschreibungen in Höhe von 400 Mio. Euro genutzt, saldiert mit den stillen Reserven würde dies jedoch ausgeglichen. Thometzek begründete diese stillen Lasten damit, dass sich die Spreads bei Anleihen ausgeweitet hatten. Infolge dieser steigenden Sicherheitsaufschläge beispielsweise bei Unternehmensanleihen sind deren Kurse entsprechend gesunken und damit stille Lasten entstanden. Die aus der Kapitalanlage erwirtschaftete Nettoverzinsung ist von 4,4 % im Jahr zuvor auf 3,9 % gesunken, allerdings habe man, wie Thometzek betonte, im Berichtsjahr nur in geringem Ausmaß Kursgewinne realisiert, während diese 2007 einen halben Prozentpunkt zur Nettorendite beigesteuert hätten. Das Ergebnis vor Steuern bezifferte Thometzek mit 459 Mio. Euro, dies entspricht einem Plus von 24 %. Dieser Business Operation Profit ist eine von der Zurich genutzte fiktive Rechnung, bei der die Rückwirkungen starker Schwankungen an den Finanzmärkten geglättet werden. Diese einbezogen fällt Loy zufolge das Ergebnis um runde 100 Mio. Euro niedriger aus. Das profitable Wachstum begründet Thometzek vor allem auch mit dem Multikanalvertrieb. So steuert in der Lebensversicherung die Deutsche Bank 56 % zum Neugeschäft bei, über die Maklerschiene kommen 18 % und über Bonnfinanz 17 %. Beim eigenen Ausschließlichkeitsvertrieb sind es lediglich 17 %. In der Schaden-/Unfallversicherung liegt deren Anteil bei 28 %, während die Makler ein Viertel beisteuern. Die DA Direkt bringt 20 % und der ADAC bereits 11 %. Hier bleiben Bonnfinanz sowie die Bankenschiene mit jeweils 2 % weit zurück. Zwar lässt, so Thometzek, „das aktuelle Marktumfeld keine zuverlässige Prognose für 2009 zu“, doch blieben die Weichen der Zurich Deutschland „in allen Vertriebswegen auf profitables Wachstum gestellt“. Immerhin nannte er für die Schaden-/Unfallversicherung ein Beitragswachstum von 3%, auch wird ein unveränderter Ertrag angepeilt. Hinsichtlich einer Fortsetzung der Ende 2012 auslaufenden Kooperation mit der Deutschen Bank habe er keine Zweifel. Diese Zusammenarbeit bestehe weltweit bereits seit 20 Jahren. Was schließlich eine etwaige Akquisition anbetreffe, so halte man stets die Augen offen. kb Nehmen Sie Ihr Glück in die eigenen Wände. www.muenchenerhyp.de Die Krone der Baufinanzierung X Top-Zins X Flexible Rückzahlung X Zins-Sicherheit bis zu 30 Jahren FINANZEN & BÖRSE 16 WirtschaftsKurier MAI 2009 Gründe haben sich gewandelt Die Schwaben erobern Bayern BU-Versicherung | Entscheidungshilfe von Ratingagenturen LBBW | Gewinn im ersten Quartal VON DR. OLAF HOTTINGER* VON KLAUS G. WERTEL D N ach dem – zumindest vorläufigen – Scheitern einer Fusion von Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und BayernLB zu einer neuen „Südbank“ will die LBBW nun in Bayern einmarschieren. Anlässlich der BilanzPressekonferenz der LBBW kündigte der Vorstandsvorsitzende der größten deutschen Landesbank, Dr. Siegfried Jaschinski, die Eröffnung von „vier weiteren Filialen in den größten bayerischen Städten“ an. Zuversichtlich äußerte sich Jaschinski über die Chancen der LBBW, „die Herausforderungen der gegenwärtigen Krise zu meistern“. Nach einem Verlust von 2,1 Mrd. Euro im Jahre 2008 soll die LBBW im ersten Quartal 2009 wieder einen Gewinn von rund 200 Mio. Euro erwirtschaftet haben. Ende April haben auch alle Träger der LBBW – mit Ausnahme der Sparkassen von Rheinland-Pfalz – einer Kapitalerhöhung um 5 Mrd. Euro zugestimmt, mit der die Eigenkapitalquote der LBBW von 6 % auf 8 % bis 9 % erreicht werden soll. Das geplante Vordringen auf den bayerischen Markt begründete Jaschinski mit dem Ziel, den bereits „energisch eingeleiteten Abbau des Kreditersatzgeschäfts“ durch einen weiteren Ausbau des realen Kundengeschäfts auszugleichen. Bislang war die LBBW in Bayern ausschließlich im Bezirk Schwaben in den drei Städten Augsburg, Memmingen und Kempten mit vergleichsweise kleinen Geschäftsstellen vertreten. Jetzt sollen große Filialen in München und Nürnberg und „zwei weiteren Städten“ hinzukommen. Weitere Standorte im Visier Über ihre beiden Tochterbanken Rheinland-Pfalz-Bank und SachsenBank will die LBBW auch Teile Hessens, NordrheinWestfalens und Mitteldeutschlands (Thüringen, Sachsen-Anhalt) ins Visier nehmen. Bislang hatten die beiden ehemaligen Landesbanken der neuen Eignerin vor allem erhebliche Verluste aus Kreditersatzgeschäften beschert. Jetzt sollen die von einem LBBW-Vorstandsmitglied als „Damen ohne Unterleib“ bezeichneten Institute zu „richtigen Banken“ entwickelt werden – mit einer ähnlichen Zielrichtung, wie sie die LBBW in Bayern verfolgt: verlässliche Hausbank für mittelständische Unternehmen und Finanzpartner für solvente Privatkundschaft zu werden. In ihrem Stammland Baden-Württemberg garantiert in der gegenwärtigen Krise das – gelegentlich belächelte – Festhalten der LBBW an realen, wenn auch nicht immer die höchsten Margen bringenden Kundengeschäften das Überleben der Landesbank: Vor allem über ihre Tochter BWBank betreut die LBBW deutlich mehr als 1 Mio. Privat- und Unternehmenskunden. Dieses Anlage- und Kreditgeschäft hat der LBBW auch im Vorjahr ordentlich Geld in die Kasse gebracht: 2008 wuchs das Zinsergebnis um 9,6 % auf 2,4 Mrd. Euro. Seinen Optimismus, innerhalb und außerhalb Baden-Württembergs zusätzliche Kundschaft für die LBBW gewinnen zu können, begründete Jaschinski auch mit dem „Wegbrechen von Strukturen“ in der Bankbranche: So zögen sich vor allem aus- Die LBBW will sich keinesfalls aus dem Ausland zurückziehen – im Gegenteil: Demnächst ist die Eröffnung eines weiteren „German Center” in Moskau geplant. Foto: LBBW ländische Institute, die sich in den letzten Jahren stark um den deutschen Markt bemüht hätten, „reihenweise ganz zurück“. Im Gegensatz zur WestLB und zur BayernLB sieht die LBBW keine Veranlassung, ihre Engagements im Ausland zu reduzieren. Im Gegenteil: Das gegenwärtig weltweit 26 Standorte zählende Netzwerk von Repräsentanzen, Niederlassungen und „German Center“ soll weiter wachsen: Demnächst ist die Eröffnung eines – von der LBBW getragenen – „German Center” in Moskau geplant. Erst im Dezember hatte die LBBW eine derartige Serviceeinrichtung für Unternehmenskunden in Indien eröffnet. Gerade für die exportorientierten Unternehmenskunden der LBBW sei eine „weltweite Begleitung Teil des Geschäftsmodells der Bank“, so Jaschinski. Dazu zähle auch eine innerhalb der LBBW eingesetzte „Gruppe von Spezialisten für das Auslandsgeschäft“, die sowohl Kunden der LBBW und ihrer Töchter als auch die Kunden der Sparkassen im internationalen Geschäft betreuen. Drastisch reduzieren will der LBBW-Vorstand das Volumen des „Kreditersatzgeschäfts“, wie die nichtkundenbezogenen Kapitalmarkt-Engagements der Banken neuerdings umschrieben werden. Den Buchwert der von der LBBW Ende 2008 gehaltenen Papiere verschiedenster Risikostufen bezifferte Siegfried Jaschinski auf 93 Mrd. Euro. Innerhalb von drei Jahren – also bis Ende 2011 – soll der Umfang dieser Geschäfte halbiert und auch in den Folgejahren weiter abgeschmolzen werden. Erstmals nannte der LBBW-Chef auch eine Gesamtsumme der seit Beginn der Finanzkrise durch Abwertungen von Kreditersatzgeschäften bei der LBBW entstandenen Buchverluste: 4 Mrd. Euro habe die LBBW bislang an Belastungen verarbeitet. Jaschinski äußerte die Hoffnung, dass rund zwei Drittel dieser Buchverluste in den kommenden Jahren wieder durch entsprechende Wertsteigerungen ausgeglichen werden können: „Stand heute rechnen wir damit, dass etwa ein Drittel der Buchverluste tatsächlich ausfällt.“ 2008 haben diese Buchverluste mit knapp 2,1 Mrd. Euro die LBBW-Bilanz kräftig verhagelt. Erstmals in ihrer Geschichte musste die Bank einen Jahresfehlbetrag von ebenfalls rund 2,1 Mrd. Euro ausweisen. 2009 wieder schwarze Zahlen? Für 2009 oder gar 2010 vermieden Jaschinski und seine Vorstandskollegen jede konkrete Prognose. Das operative Kundengeschäft laufe gut. Es seien – krisenbedingt – aber deutlich steigende Belastungen durch Kreditausfälle zu erwarten. Für das erste Quartal 2009 zeichne sich eine „schwarze Null“ im Ergebnis ab, so LBBW-Chef Jaschinski. Aus terminlich nach der BilanzPressekonferenz stattfindenden GremienSitzungen der Bank war zu erfahren, dass die ersten drei Monate des Jahres 2009 sogar wieder einen Gewinn von rund 200 Mio. Euro gebracht haben sollen. Noch nicht endgültig gelöst ist die Frage einer Kapitalerhöhung. Der Grund: Die rheinland-pfälzischen Sparkassen, mit 4,9 % an der LBBW beteiligt, weigern sich, ihren 246 Mio. Euro betragenden Anteil an der – von allen anderen Trägern akzeptierten – Frischgeldzufuhr in Höhe von insgesamt 5 Mrd. Euro beizusteuern. Das eigentliche Problem dabei sind nicht die fehlenden 246 Mio. Euro: Die könnten zur Not auch die anderen Träger der LBBW – Land Baden-Württemberg (35,6 %), baden-württembergische Sparkassen (35,6 %), Stadt Stuttgart (18,9 %) und L-Bank (4,9 %) – aufbringen. Nein: Land und baden-württembergisches Sparkassenlager wollen unbedingt eine Neubewertung der LBBW in der gegenwärtigen Krisensituation vermeiden – eine solche Überprüfung wäre freilich bei einer Änderung des Anteilseigner-Kreises rechtlich unausweichlich. Derzeit laufen sowohl auf der Ebene der Landesregierungen in Stuttgart und Mainz als auch zwischen den beiden SparkassenVerbänden Sondierungsgespräche. Dabei verfolgen die Baden-Württemberger das Ziel, die Rheinland-Pfälzer von ihrem angedrohten Ausstieg aus der LBBW abzuhalten – und eine Lösung für die Bereitstel- lung der Kapitalerhöhung ohne Neubewertung zu finden. Auch die baden-württembergischen Sparkassen hatten ihren knapp 1,8 Mrd. Euro betragenden Anteil an der 5-Mrd.-Euro-Spritze nicht ohne Bedingungen akzeptiert: Im Gegenzug zur Zustimmung der badenwürttembergischen Sparkassen zur LBBWKapitalerhöhung hat sich das Land BadenWürttemberg verpflichtet, die Verantwortung für eine Auslagerung von derzeit nicht handelbaren oder stark unter Wertverlust leidenden Papieren der LBBW im derzeitigen Buchwert von 12,7 Mrd. Euro zu übernehmen. Offen ist allerdings noch die Form dieser Auslagerung: Die Landesregierung prüft derzeit zwei Alternativen: eine direkte Abschirmung dieses RisikoPortfolios durch das Land Baden-Württemberg – oder eine Einbringung in entsprechende „Bad-Bank“-Lösungen auf Bundesebene. Auch mit der EU-Kommission will die Landesregierung die Zulässigkeit der verschiedenen Varianten einer „Risiko-Immunisierung“ zu Gunsten der LBBW sondieren. ie meisten Menschen in Deutschland unterschätzen das Risiko, nicht mehr arbeiten zu können. Meistens denken sie: Mir wird das nicht passieren. Aber auch wenn die Wahrscheinlichkeit bei körperlich anstrengenden Arbeiten höher ist als bei Schreibtischarbeit: Jeder kann berufsunfähig werden. Die Zahlen der Empfänger von Berufsunfähigkeits-Renten zeigen dies: Jeder Fünfte des letzten Rentenjahrgangs des Jahres 2008 erhielt nach Angaben der deutschen Rentenversicherung eine Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Im Lauf der Jahre haben sich die Gründe für eine Berufsunfähigkeit (BU) verändert: Waren Anfang der 90er Jahre meist Rücken- und Skelett-Störungen der Grund, sind in den letzten Jahren vermehrt psychische Störungen, aber auch Erkrankungen des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes die Ursache, dass die Menschen nicht mehr arbeiten können. Ohne Berufsunfähigkeitsversicherung steht man im Fall der Fälle ganz schnell vor dem finanziellen Aus. Es gibt zwar auch eine staatliche Unterstützung bei Berufsunfähigkeit, aber die Jüngeren haben das Nachsehen: Ab dem Geburtsjahrgang 1961 kann sich in diesem Punkt niemand mehr auf gesetzliche Hilfe verlassen. Denn wer zwischen drei und sechs Stunden täglich eine Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt ausüben kann, bekommt nur eine schmale staatliche Leistung von derzeit durchschnittlich 750 Euro im Monat. Arbeitnehmer, die täglich noch mehr als sechs Stunden arbeiten können, bekommen gar nichts. Dabei spielen weder der erlernte Beruf, noch die Ausbildung oder die letzte Tätigkeit eine Rolle. Deshalb gehört der Schutz gegen Berufsunfähigkeit zu den grundlegenden Versicherungen. Mit dem Verlust der Arbeitskraft geht oft ein sozialer und finanzieller Abstieg einher. Vor allem Alleinerziehende und Arbeit- *Dr. Olaf Hottinger ist Leiter Risikomanagement bei Allianz Leben Großes Marktpotenzial Vertragsverlängerung in der Diskussion Vor dem Hintergrund der hohen Verluste der LBBW und der deshalb notwendig gewordenen Kapitalerhöhung ist die zum Jahreswechsel 2009/10 fällige Verlängerung des Vertrags des LBBW-Vorstandsvorsitzenden Jaschinski nicht unumstritten: Verwaltungsrat und Trägerversammlung der LBBW haben auf Sondersitzungen Ende April allerdings ein klares Signal für eine Vertragsverlängerung gegeben. Ministerpräsident Oettinger wurde in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Trägerversammlung beauftragt, „mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Jaschinski Möglichkeiten und Inhalte einer Vertragsverlängerung zu besprechen.“ Aus Teilnehmerkreisen war zu erfahren, dass Jaschinski nur eine Verlängerung um drei Jahre und nicht – wie bislang üblich – um fünf Jahre angeboten werden soll. Dies sei als Kompromiss mit den Kritikern des LBBW-Chefs vereinbart worden. nehmer ohne entsprechende Berufsunfähigkeitsabsicherung trifft eine Erwerbsunfähigkeit hart. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatten nur rund 24 % aller bundesdeutschen Haushalte eine private Absicherung gegen Berufsunfähigkeit. Generell gilt der Grundsatz: Je jünger, desto einfacher und günstiger ist der Abschluss einer BU-Versicherung. Der Versicherer kalkuliert zunächst aus verschiedenen Faktoren das Risiko, berufsunfähig zu werden. Wichtig ist dabei neben dem Alter der ausgeübte Beruf, der Gesundheitszustand und eventuell riskante Hobbys, wie Drachenfliegen oder Motorradrennenfahren. Aber Vorsicht bei der Wahl des Versicherers: Nicht jede Police ist gleich. Unterschiede gibt es vor allem in den Versicherungsbedingungen, im Service und bei den Hilfsleistungen im Schadenfall. Helfen können hier Ratingagenturen. Sie stellen Qualitätskriterien auf und messen die Qualität der Leistung. Durch die Reform des Versicherungsvertragsgesetzes 2008 sind diese Anforderungen weiter gestiegen. Die Ratingagentur Franke&Bornberg prüft beispielsweise die Versicherungsbedingungen. Sie wertet ausschließlich das, was in ihnen verankert ist und worauf sich der Kunde rechtsverbindlich verlassen kann. Das unabhängige Analysehaus Morgen&Morgen prüft die Bedingungen ebenfalls. Sie bestimmen das Ratingergebnis aber nur zur Hälfte. Daneben analysiert Morgen&Morgen im Teilrating Solidität die Finanz- und Reservestärke des Versicherers. Das Teilrating Kompetenz beurteilt, wie viel Erfahrung ein Versicherer mit der Risikoabsicherung einer Berufsunfähigkeit hat. Beide Ratingagenturen haben Allianz Leben zum Jahresbeginn unabhängig voneinander bei den BU Plus-Produkten erneut Bestnoten gegeben. Dialog Leben | Neue EU-Versicherung im Herbst D ie Dialog Lebensversicherungs-AG, Augsburg, erwartet, dass 2009 kein einfaches Jahr wird. Doch nach einem schleppenden Beginn habe sich das Neugeschäft in den Monaten März und April 2009 „erfreulich entwickelt“, sagte Vorstand Rüdiger R. Burchardi auf der Bilanzpressekonferenz der Gesellschaft, ohne präzise Prognosen geben zu wollen. Grundsätzlich hält die Dialog ihre Marktchancen für sehr gut. Der Bedarf an biometrischen Produkten sei ungebrochen groß. Gegenüber aktienbasierten Anlageformen hätten sie in der aktuellen Situation den Vorteil der höheren Akzeptanz. Deshalb steige das Interesse für Risikoleben-Produkte mit ihrer festen Zusage. Ein großes Potenzial bestehe auch bei der Berufsunfähigkeitsversicherung, da in Deutschland und Österreich 80 % der Erwerbs- tätigen noch nicht dagegen abgesichert sind. Im Herbst will die Dialog überdies ihr Portfolio mit einer selbstständigen Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) erweitern, die eine preislich attraktive Alternative zur BU-Versicherung sei. Mit dieser Strategie will die Dialog bis 2011 die 400 000er-Marke bei den Versicherungsverträgen knacken. Im Jahr 2008 hat die Dialog erstmals 300 000 Verträge überschritten. Insgesamt bezeichnet die Gesellschaft das Geschäftsjahr „als wiederum sehr erfolgreich“. Die Bruttobeitragseinnahmen stiegen um 8,3 % auf 188,3 Mio. Euro – und damit weit über dem Marktdurchschnitt. Die Finanzsituation der Tochtergesellschaft der Generali-Gruppe wurde sowohl von Fitch als auch von Moody’s mit „stark“ beziehungsweise „ausgezeichnet“ bewertet. hp Bilanz ohne Überraschungen Der Kaupthing-Faktor Oberbank | Konservatives Geschäftsmodell bewährt sich Sparkassenverband Bayern | Rehabilitation des Drei-Säulen-Modells W ir machen unser Geschäft wie vor 140 Jahren“, sagte Dr. Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank AG, Linz, bei der Vorstellung der Jahresergebnisse in München. In jüngster Vergangenheit galten Cost-Income-Ratio und Return-on-Equity als die wichtigsten Kennzahlen im Finanzsektor. „Heute ist die zentrale Frage, wie gut eine Bank mit Kundeneinlagen ausgestattet ist.“ Die Oberbank habe schon immer das traditionelle Geschäftsmodell einer Bank verfolgt, die ihre Kundeneinlagen als Kredite wieder vergibt. Ihre konservative Ausrichtung hat sich in der Finanzkrise bewährt. Die Oberbank hat im abgelaufenen Jahr ein weiteres Mal die Ergebnisse der Vorjahre getoppt. Deshalb ist dem Institut, das neben den Heimatmärkten Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg und Wien in Bayern eine starke Präsenz hat, nicht bange vor 2009. Zweites Element der konservativen Aufstellung ist die Regionalität. Die Expansion erfolge sehr behutsam, ein besonderer Fokus liege dabei auf Bayern. Die Region, die nach Aussagen von Gasselsberger „ein wesentliches Standbein des Gesamterfolges“ der Bank ist, hat das Potenzial, einer der Hauptergebnisbringer zu werden. In Bayern ist das Institut nach zwei Neueröffnungen in 2008 mittlerweile mit 17 Filialen vertreten, Ziel seien etwa 20 Filialen. Für Neueröffnungen seien grundsätzlich alle bayerischen Stätdte mit 20 000 bis 50 000 Einwohnern interessant. Doch entscheidend sei nicht der Standort, sondern eine pas- Dr. Franz Gasselsberger, Generaldirektor der Oberbank. Foto: Oberbank sende Führungskraft. Grundsätzlich agiert das Institut nur mit Bankpersonal aus der jeweiligen Region. Zugute kommt den Österreichern jetzt auch, dass sie relativ spät und behutsam nach Osteuropa expandiert haben. Insgesamt unterhält die Oberbank 23 Geschäftsstellen in Ungarn und Tschechien. Kürzlich erfolgte der Markteintritt als Vollbank in die Slowakei, „die logische Abrundung unseres Einzugsgebiets“, so Gasselsberger. Mit dieser Aufstellung hat die Oberbank, die sich auf den Mittelstand und das gehobene Privatkundengeschäft fokussiert, eine „überraschungsfreie“ Bilanz vorgelegt. Bei den Kundeneinlagen konnte die Bank in 2008 einen Zuwachs von 13,3 % auf 10 Mrd. Euro verzeichnen, während das Kre- ditvolumen um 8,8 % auf 9,5 Mrd. Euro zunahm. Das sei der größte Anstieg in der Geschichte der Bank, sagte Gasselsberger, und wischte damit jede Diskussion über eine Kreditklemme vom Tisch. Dieser Trend habe sich auch im ersten Quartal 2009 fortgesetzt. Das Betriebsergebnis erhöhte sich im vergangenen Jahr um 13,2 % auf 206,4 Mio. Euro, der Jahresüberschuss stieg um 0,9 % auf 114 Mio. Euro. Auch bei den FinanzmarktKennzahlen schnitt die Bank gut ab. Die Cost-Income-Ratio lag bei 52 %, während der Durchschnitt in Österreich 65 % betrug, der Return-on-Equity erreichte bei der Oberbank stattliche 12,83 %, während die 30 größten österreichischen Banken im Schnitt nur auf 5,67 % kamen. Insgesamt wurden 100 neue Mitarbeiter eingestellt, die die um 38 000 neue auf 327 000 gestiegene Zahl der Kunden betreut. In Zukunft will das Institut das Private Banking verstärken. Die Mindestanlagesumme beträgt 250 000 Euro. Dabei profitiert die Bank von dem großen Bedürfnis der Anleger nach Sicherheit. Insgesamt werde 2009 ein äußerst schwieriges Wirtschaftsjahr für viele Kunden der Oberbank. „Wenn unsere Kunden Gegenwind spüren, dann spüren wir das auch“, sagte Gasselsberger. Doch auch vor dem Hintergrund einer schwierigen wirtschaftlichen Lage will die Oberbank ihre Expansion mit der Eröffnung weiterer Filialen fortsetzen und sei deshalb weiterhin auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern und geeigneten Standorten. hp D ass sich die Sparkassen in der Finanzkrise als Stabilitätsfaktor erwiesen haben, gilt mittlerweile als Gemeinplatz. Der Sparkassenverband Bayern hat das nun auch durch die vorgelegten Zahlen untermauert: Die bayerischen Sparkassen haben im vergangenen Jahr gut abgeschnitten. Ein dicker Wermutstropfen war allerdings die Belastung aus den Abschreibungen auf den BayernLB-Anteil in Höhe von 518 Mio. Euro. Das angelaufene Jahr dürfte nicht weniger einfach werden. Ein Indiz für eine insgesamt schwache wirtschaftliche Entwicklung ist, dass Unternehmen bereits zugesagte Kreditlinien nicht in vollem Umfang abrufen. Dr. Siegfried Naser, Geschäftsführender Präsident des Sparkassenverbands Bayern, wollte deshalb keine genaue Prognose für 2009 geben. Allerdings seien die bayerischen Sparkassen zuversichtlich, „eine stabile und zufrieden stellende Geschäftsentwicklung“ zu erreichen. Heftig kritisierte Naser das Verhalten von Privatbanken, die aufgrund von staatlicher Unterstützung lukrative Angebote machen können. „Die Politik wäre gut beraten, die sicherlich notwendige und im Kern sinnvolle Stützungspolitik durch Auflagen so zu gestalten, dass Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden“, sagte Naser. Der Jahresüberschuss der 75 bayerischen Sparkassen ging im vergangenen Jahr stark zurück und sank auf 175 (272) Mio. Euro, doch das Betriebsergebnis vor Bewertung lag bei 1,34 (1,42) Mrd. Euro. Der Berichtigungsbedarf setzte sich aus mehreren Komponenten mit völlig unterschiedlicher Entwicklung zusammen. Der größte Brocken waren mit 518 Mio. Euro die Belastungen aus dem BayernLB-Debakel, die noch weit höher ausgefallen wären, wenn sie nicht durch die Hebung von stillen Reserven verringert worden wären. Das Bewertungsergebnis aus dem Wertpapiergeschäft verschlechterte sich auf minus 343 (minus 183) Mio. Euro. Dagegen zeigte sich bei der Risikovorsorge im Kreditgeschäft eine weitere Entspannung auf 140 (218) Mio. Euro. „Das war die niedrigste Kreditrisikovorsorge seit 15 Jahren“, sagte Naser. Nach seinen Aussagen wird sich die Wirtschaftskrise hier erst in ein, zwei Jahren negativ auswirken. Gelder von Auslandsbanken gehen zu Inlandsinstituten Das Kreditneugeschäft erhöhte sich im abgelaufenen Jahr um 19,3% auf 9,6 Mrd. Euro. Selbst im vierten Quartal 2008, in dem sich bundesweit eine Abschwächung der Kreditnachfrage zeigte, sei der steigende Trend zu Neukrediten bei den bayerischen Sparkassen stabil geblieben, so Naser auf der Bilanzpressekonferenz. Die Kundeneinlagen nahmen ebenfalls zu. Sie erhöhten sich um 3,9% auf 128,3 Mrd. Euro. Dabei hätten die Sparkassen davon profitiert, dass viele Privatkunden nach der Kaupthing-Pleite Gelder von Auslandsbanken abgezogen und bei heimischen Instituten angelegt hätten, erläuterte Naser. Der Sparkassenpräsident betonte, dass die Gegenüberstellung von Kundenkredi- ten (96 Mrd. Euro) und Kundeneinlagen (128 Mrd. Euro) deutlich mache, dass das Geschäft der Sparkassen nicht durch internationale Liquiditätsengpässe beeinträchtigt werde. Hier liege das Erfolgsgeheimnis des Geschäftsmodells Sparkasse: „Gelder aus der Region werden zu Krediten für die Region“, sagte Naser. Genüsslich, aber auch mit einer Portion Bitternis zitierte Naser aus einer IWF-Studie von 2003, die das Drei-Säulen-Modell in Frage stellte. Heute sei vieles anders. „Wir fragen uns heute, wie es in Deutschland und insbesondere bei der Finanzierung des Mittelstandes aussehen würde, hätte man auf all die Empfehlungen vermeintlicher Experten gehört, die die Sparkassen privatisieren und manchmal auch vertikalisieren wollten“, sagte Naser. Der Sparkassenpräsident geht nicht davon aus, dass aus den Schwierigkeiten der BayernLB weitere Belastungen auf die Mitgliedsinstitute zukommen. Nach wie vor hält Naser „eine Verdichtung“ der Landesbanken-Szene für notwendig. Allerdings kämen solche Überlegungen zu spät. Derzeit sei unklar, wohin die Reise gehe. Die bayerischen Sparkassen sind grundsätzlich weiterhin zu einer Zusammenarbeit mit der BayernLB bereit, allerdings „zu fairen Preisen“, stellte Naser klar. Sollte die Bayern LB eines Tages privatisiert werden, dann müssten die Bayerische Landesbodenkreditanstalt, die für die Ausreichung staatlicher Wohnraum-Fördermittel zuständig ist, sowie die LBS Bayern im Einflussbereich der Sparkassen bleiben. hp FINANZEN & BÖRSE MAI 2009 WirtschaftsKurier 17 Prozess der Erneuerung Interview | Dr. Ulrich Schröder,Vorstandsvorsitzender der KfW Bankengruppe D es noch zu früh, denn das erste Programm ist erst seit knapp drei Monaten in Kraft, das zweite ist gerade angelaufen. Ich bin aber davon überzeugt, dass beide Programme so konzipiert sind, dass sie den Bedürfnissen des Mittelstands entsprechen. Das erste Programm ist, wie gesagt, sehr stark auf den klassischen Mittelstand – also auf kleine und mittlere Unternehmen – ausgerichtet. Es enthält sehr hohe Haftungsfreistellungen, um den durchleitenden Hausbanken die Kreditvergabe zu erWirtschaftsKurier: Herr Dr. Schröder, eine leichtern. So nehmen wir der Hausbank der wichtigsten Kundengruppen der zu bis zu 90 % der Risiken ab. Wenn eine 100 % dem Bund und den Ländern Bank einem Mittelständler dennoch keigehörenden KfW Bankengruppe sind ne Finanzierung anbietet, dann muss sie die mittelständischen Unternehmen. schon sehr gute Gründe haben. Wie sehen diese Betriebe ihre ZuWiKu: Worauf zielt das zweite Konjunkkunft? turprogramm? Dr. Ulrich Schröder: Das KfW-ifo-MittelSchröder: Mit dem zweiten Programm biestandsbarometer zeigt, dass die mitteltet die Bundesregierung auch größeren ständischen Unternehmen ihre Zukunft Unternehmen mit einem Jahresgrupderzeit skeptisch einschätzen. Der wichpenumsatz ab 500 Mio. Euro – eine Umtigste Grund dafür ist die massiv eingesatzbegrenzung nach oben gibt es nicht brochene Auftragslage. Besonders be– Kredithilfen bis zu 300 Mio. Euro je troffen sind exportorientierte UnternehKunde an. Wie bereits eingangs gesagt men. Das hat auch negative Auswirkunist für diese Unternehmen – aus den dargen auf deren Zulieferer, also Unternehgelegten Gründen – eher die Gefahr eimen, die eher binnenwirtschaftlich ausner Kreditklemme gegeben. gerichtet sind, denken Sie zum Beispiel WiKu: Gibt es Einschränkungen? an die Zulieferer der Automobilindustrie. Schröder: Ja, für Unternehmen mit KapiWiKu: Haben Sie Hoffnung, dass die heftalmarktzugang – die also eine eigene tige konjunkturelle Talfahrt noch bis Anleihe begeben können – gilt das Prozum Sommer gestoppt werden kann? gramm nicht. Zudem ist es nur für strukSchröder: Ich beurteile die gesamtwirtturell gesunde Unternehmen gedacht schaftliche Entwicklung eher etwas und nicht für Firmen, die bereits vor skeptischer. Erstmals nach dem Krieg Ausbruch der Finanzkrise in Schwierigtreffen eine Finanz- und eine Konjunkkeiten waren. turkrise aufeinander und verstärken sich WiKu: Wie rege wird das erste Programm gegenseitig. Daher bieten die verfügin Anspruch genommen? Gibt es bereits baren Prognoseinstrumente, die ja ErErfahrungen? fahrungen aus früheren Krisen extrapoSchröder: Uns liegen Anträge für das erste lieren, keine ausreichende Grundlage, Programm in Höhe von ca. 1,2 Mrd. Euro um zuverlässige Vorhersagen für die Zuvor. Wir verzeichnen keine stürmische kunft treffen zu können. Nachfrage, aber wir sind damit durchWiKu: Glauben Sie, dass die Finanzkrise aus zufrieden. Man muss bedenken, noch weitere Überraschungen bereitdass neu konzipierte Programme einige hält? Zeit benötigen, bis sie in der Praxis der Schröder: Ich bin noch nicht davon überHausbanken – über die sie laufen müszeugt, dass die Bankenkrise bereits übersen – ankommen und in die Kundenbewunden ist und somit den Unternehratung einfließen. Wir rechnen stets mit men schon wieder in ausreichendem einer Verzögerung von acht bis zwölf Maße Kredite zur Verfügung gestellt werWochen, bevor ein Programm voll anden können. Auch bin ich hinsichtlich läuft. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Konjunkturentwicklung skeptisch: das erste Programm auch deshalb noch Der Schlüssel für einen nachhaltigen nicht so stark in Anspruch genommen konjunkturellen Aufschwung liegt vor wird, weil – entsprechend meiner These allem im gegenseitigen Vertrauen der – kleine und mittlere Unternehmen Banken. Nur wenn dieses wiederhergenoch relativ gut mit Mitteln versorgt sind stellt ist, werden sie sich in gewohntem und keinen größeren Bedarf haben. Umfang untereinander refinanzieren WiKu: Das müsste – Ihrer These zufolge – können und die Unternehmen – auch beim zweiten Programm aber anders die mittelständischen – wieder vermehrt laufen. mit Krediten versorgen. Schröder: Ja, ich gehe davon aus, dass die WiKu: Haben wir denn eine Kreditklemme Nachfrage nach dem zweiten Programm, in der Bundesrepublik oder ist die Kredas die größeren Unternehmen anditversorgung des Mittelstands ausreispricht, deutlich stärker sein wird. chend? WiKu: Welches Volumen haben die mittelSchröder: Die Situation stellt sich differenständischen Unternehmen aus den Proziert dar. Unsere aktuelle Umfrage zeigt, grammen konkret zu erwarten? dass es im Mittelstand insgesamt keine Schröder: Das erste Programm umfasst Anzeichen für eine Kreditklemme gibt. insgesamt Hilfen in Höhe von 15 Mrd. Allerdings gibt eine Reihe von MittelEuro, das zweite beläuft sich auf ein Voständlern eine Verschlechterung bei den lumen von 25 Mrd. Euro. Das maximale Konditionen an und beklagt, dass sich Volumen für einen Einzelkredit beträgt auch die Anforderungen der Banken an für das erste Programm 50 Mio. Euro pro die Besicherung verschärft haben. Unternehmen, das zweite sieht maximal WiKu: Welche Rolle spielt in diesem 300 Mio. Euro pro Unternehmen vor. Wir Zusammenhang das Konjunkturprohaben also beachtliche Kreditvolumina gramm der Bundesregierung? zur Verfügung. Im vergangenen Jahr haSchröder: Das Konjunkturprogramm I der ben wir Mittelstandskredite in Höhe von Bundesregierung richtet sich in erster 12,7 Mrd. Euro ausgereicht. Jetzt stellen Linie an Unternehmen mit einem Jahwir – allerdings für zwei Jahre – über resumsatz von bis zu 500 Mio. Euro. Es 15 Mrd. und 25 Mrd. Euro zur Verfügung. wird bislang noch eher zurückhaltend in Damit sind wir gerüstet, um in der Krise Anspruch genommen – von den kleinen auch möglichen FinanzierungsengpäsUnternehmen kaum, von den größeren sen in der deutschen Wirtschaft nachMittelständlern hingegen in größerem haltig entgegenzuwirken. Umfang. Auch unsere eigenen FörderWiKu: Sie müssen sich in den nächsten programme belegen, dass die kleineren Jahren 40 Mrd. Euro mehr an den KapiMittelständler insgesamt ausreichend talmärkten besorgen, als ursprünglich mit Fremdkapital versorgt sind. eingeplant war. Wie soll das bei den WiKu: Welche Gründe gibt es dafür? derzeitigen Kapitalmarktverhältnissen Schröder: Die vergleichsweise gute Mittelgelingen? versorgung der kleineren Unternehmen Schröder: Auch für die KfW sind die Kaberuht nach unserer Erkenntnis vor alpitalmarktbedingungen schwieriger gelem darauf, dass diese sehr stabile regioworden. Von der Subprime-Krise waren nale Hausbankverbindungen, insbesonwir in unseren Refinandere zu Sparkassen und zierungsaktivitäten noch Genossenschaftsbanken, „Ich in noch nicht nicht betroffen. Seit der aufgebaut haben. Diese Pleite von Lehman BroBanken verfügen in davon überzeugt, thers und der damit ihrem Einlagengeschäft dass die zusammenhängenden über einen sehr starken Zufluss von kurzfristigen Bankenkrise bereits drastischen Verschlechterung der Lage der BanAnlagegeldern und sind überwunden ist.“ ken steht die Refinanziesomit in der Lage, ihre rung allerdings vor neulokale Klientel mit ausen Herausforderungen. Die KfW spürt reichenden Mitteln zu versorgen. Dort, jetzt zudem starke Konkurrenz von Staawo es um größere Kreditvolumina geht, ten sowie von Kreditinstituten, die in also jenseits einer Grenze von 20 Mio. wachsendem Maße selbst mit staatsbis 30 Mio. Euro, und längerfristige Figarantierten Anleihen an den Markt trenanzierungen benötigt werden, gibt es ten. Diese schwierigeren MarktbedinEngpässe in der Kreditversorgung, denn gungen schlagen sich vor allem auch in da sind Banken gefragt, die sich über steigenden Kosten nieder. Die KfW muss den Kapitalmarkt refinanzieren müssen den Investoren jetzt mehr bezahlen als – und der ist für Finanzierungen ohne vor der Krise. Damit liegen wir aber Staatsgarantie nahezu verschlossen. immer noch relativ günstiger als die WiKu: Die KfW hat eine Schlüsselrolle bei Geschäftsbanken. Wir haben uns vorder Vergabe der Mittel aus den beiden genommen, auch in diesem Jahr ein Konjunkturprogrammen. Wie bewerten Refinanzierungsvolumen von mehr als Sie deren Wirkung? 75 Mrd. Euro aufzunehmen, um unserer Schröder: Um die Wirkung der KonjunkAufgabe gerecht werden zu können. turprogramme seriös zu beurteilen, ist ie bundeseigene Förderbank KfW baut derzeit ihr Haus um. Trotz Lehman-, der IKB- und der IslandKrise steht das Institut dank der Staatshaftung gut da und kann seinen Förderauftrag voll erfüllen. Über das Konjunkturpaket I und II sowie die Zinsentwicklung bei Förderkrediten sprach WiKu-Mitarbeiter Dieter W. Heumann mit Dr. Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der KfW Bankengruppe, Frankfurt. Die Programme der KfW Mittelstandsbank fördern Investitionen kleiner und mittlerer Unternehmen und unterstützen Existenzgründer. Foto: KfW/Thomas Klewar Die KfW IPEX-Bank agiert als Finanzierungspartner für internationale Projektund Exportfinanzierungen. Foto: KfW/Thomas Klewar Förderleistungen zählt. Deshalb gab es beim Fördervolumen insgesamt den von Ihnen angesprochenen Rückgang. Betrachten wir allein die Finanzierungen, dann haben wir also auch 2008 wieder ein Spitzenniveau erreicht. WiKu: Wie stellt sich die Eigenkapitalsituation der KfW heute dar? Schröder: Die KfW unterliegt zwar nicht dem KWG und den Bestimmungen der BaFin, aber wir lassen uns freiwillig am Grundsatz I des KWG messen und erreichen eine Eigenkapitalquote, die weit jenseits der 10 % liegt – und damit deutlich über den normierten 8 %. WiKu: Sie wollen jetzt keine Mittelstandskredite mehr an das westliche Ausland vergeben. Sind das erste Konsequenzen aus der Schieflage der Bank in der Vergangenheit? Schröder: Dieses Thema haben wir mit unseren Eigentümern strategisch noch nicht abschließend diskutiert. In Island hatten wir einer der dortigen drei führenden Banken im vergangenen Sommer ja ein Globaldarlehen gewährt, mit dem die mittelständische Wirtschaft des Landes gefördert werden sollte. Das führte zu Verlusten. Wir haben die Vergabe von Mittelstandskrediten an Westeuropa zunächst eingefroren und führen das Geschäft mit Osteuropa mit aller Vorsicht fort. Mit unseren Eigentümern werden wir im Jahresverlauf darüber diskutieren, ob wir uns dauerhaft aus der Mittelstandsfinanzierung in Westeuropa zurückziehen oder ob Deutschland – als größte Industrie- und Exportnation Europas – hier weiterhin eine Aufgabe hat, die aber nur dann wahrgenommen werden kann, wenn der deutsche Mittelstand ausreichend mit Finanzierungsmitteln versorgt ist. WiKu: Nicht zu übersehen ist für den Besucher, dass die äußere Fassade der KfW derzeit ein ganz neues Outfit erhält. Und wie sieht es im Innern aus ? Welche Konsequenzen haben Sie aus den Pannen der Vergangenheit bereits gezogen? Schröder: Auch innerhalb der KfW befinden wir uns in einem großen Prozess der Erneuerung. Wir sind dabei, die neue KfW zu schaffen. Im Vorstand wurde eine deutlich strukturierte Ressortverteilung vorgenommen. Ein Vorstandsposten ist bereits zum 1. April 2009 mit Herrn Dr. Nawrath, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, neu besetzt worden. Er wird das inländische Fördergeschäft verantworten. Die Neubesetzung der weiteren Vorstandsposition wird voraussichtlich in Kürze erfolgen. WiKu: Welche Umstrukturierungen gibt es ferner? Schröder: Wir haben unser Risikomanagement einer Analyse unterzogen und sind KfW-Chef Ulrich Schröder: „Um die Wirkung der Konjunkturprogramme seriös zu beurteilen, ist es noch zu früh.“ dabei, Verbesserungen umzusetzen. Zudem haben wir die Strukturen und Prozesse der Bank so ausgerichtet, dass sie den neuen Aufgaben und Herausforderungen gerecht werden. Ferner ist das inländische Fördergeschäft neu aufgestellt worden – stärker service- und kundenorientiert und versehen mit einem eigenen Vertriebsbereich. Schließlich haben wir die Produkte der KfW zu drei Kundeneinheiten – Mittelstand, öffentliche sowie private Kunden – zusammengefasst. WiKu: Ist damit die Neustrukturierung des Hauses abgeschlossen? Schröder: Nein, das sind lediglich die Maßnahmen, die bereits angegangen oder abgeschlossen sind. Es gibt noch eine Reihe von Projekten, mit denen unsere Organisation weiter verbessert werden sollen. Insofern ist der Prozess noch nicht abgeschlossen, aber auf einem guten Weg. WiKu: Sollte die „Bad Bank“ doch noch kommen, könnte sie dann bei der KfW angesiedelt werden? Schröder: Auch das glaube ich nicht. Sollte es dazu kommen, rechne ich eher mit institutsnahen Lösungen. Es wird wohl kaum bankenübergreifende Lösungen geben. Die Schwierigkeit liegt doch darin, dass die Banken sehr unterschiedliche Portfolios in eine „Bad Bank“ einbringen, die alle getrennt behandelt werden müssten, sonst zögen Banken mit schlechteren Portfolios Vorteile aus den besseren Portfolios anderer Banken. Die bisherigen Überlegungen gehen auch in die Richtung institutsspezifischer Lösungen und damit würde eine Rolle für die KfW entfallen. In Baden-Württemberg ist Arbeit immer auch mit Liebe verbunden. Mit freundlicher Unterstützung der Die KfW Entwicklungsbank unterstützt Bildungsprojekte in Entwicklungsländern. Im Bild ein Klassenraum in Palästina. Foto: KfW/photothek.net WiKu: Also müssen sich die Mittelständler bei den Fördergeldern auf deutlich höhere Zinsen einstellen? Schröder: Unabhängig von der Rolle der KfW müssen alle mittelständischen Unternehmen davon ausgehen, dass bei Prolongationen oder Neukreditvergaben höhere Margen zu zahlen sind, allerdings auf der Basis eines insgesamt niedrigen Zinsniveaus. Im Vergleich zu den Geschäftsbanken bietet die KfW dennoch auch in Zukunft die relativ günstigeren Mittel an, sodass es für die Unternehmen hochattraktiv bleibt, Finanzierungsmittel der KfW einzusetzen. WiKu: Die Konjunkturprogramme sind ein echtes Glück für die KfW. In der Vergangenheit war es aber nicht immer aufseiten der Bank: Die Fast-Pleite der ehemaligen Beteiligung IKB, die fatale Überweisung an Lehman Brothers und schließlich das Island-Engagement haben die KfW Milliarden gekostet. Schröder: Wir haben im Jahresabschluss 2008 nochmals erhebliche Vorsorge für Risikoaufwendungen getroffen – sowohl im Wertpapiergeschäft als auch für die IKB. Ich gehe aber davon aus, dass das Thema IKB mit dem Jahresabschluss 2008 für uns erledigt ist und uns auch die Fälle Lehman und Island nicht weiter belasten werden. WiKu: Sind sämtliche Risiken der KfW Bankengruppe im Ergebnis 2008 enthalten? Schröder: Wir haben alle Risiken erfasst, die wir heute erkennen können. Aber die Märkte befinden sich immer noch in einer außerordentlich schwierigen Verfassung. Daher gibt es auch für den Jahresabschluss 2009 zwei große Unbekannte: Erstens: Kommt es bei Wertpapieren zu weiteren Marktverlusten? Zweitens: Wird es bei einer länger anhaltenden Krise zu größeren Bonitätsproblemen bei Kunden kommen? WiKu: Aber Sie wollen für 2009 dennoch schwarze Zahlen vorlegen? Schröder: Wir gehen davon aus, dass wir mit Blick auf die Vorsorge eine gute Grundlage geschaffen haben und daher das Jahr 2009 mit einer deutlich schwarzen Zahl abschließen werden. Wir rechnen in diesem Jahr wieder mit einem Gewinn. WiKu: Heftig gelitten hat das Eigenkapital der KfW. Hat sich das auf die Fördertätigkeit ausgewirkt? Immerhin ging 2008 das Gesamtfördervolumen auf 70,6 Mrd. Euro zurück. Im Jahr zuvor waren es noch 85,5 Mrd. Euro. Schröder: Das vergangene Jahr war – auch für uns überraschend – ein gutes Jahr hinsichtlich der Finanzierung mittelständischer Unternehmen: Das Finanzierungsvolumen lag nur leicht unter dem Niveau des bisherigen Spitzenjahres 2007. Einen heftigen Einbruch verzeichneten wir allerdings im Bereich der Verbriefungen, den die KfW zu den Die Leidenschaft, mit der man in Baden-Württemberg seiner Arbeit nachgeht, hat schon viele Firmen entstehen und wachsen lassen. Diese Begeisterung unterstützt die L-Bank mit gezielten Förderprogrammen für Unternehmer, Gründer und Übernehmer. Haben Sie auch eine große „Liebe“ und gute Ideen? Sprechen Sie mit uns! Informationen unter www.l-bank.de FINANZEN & BÖRSE 18 WirtschaftsKurier MAI 2009 Keine Sorge um Kreditklemme Schirm für den Mittelstand L-Bank | Besondere Unterstützung für langfristige Finanzierungen LfA Förderbank Bayern | Besondere Hilfen bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen VON CHRISTIAN BRAND* S pätestens seit Ende 2008 spüren wir alle, dass sich die Konjunktur abkühlt. Da wir zuvor eine Phase der Hochkonjunktur hatten und 2007 ein wirtschaftlich sehr erfolgreiches Jahr war, merken wir diesen Einbruch jetzt umso deutlicher. Daher gilt aber auch: Wenn wir die gegenwärtige wirtschaftliche Entwicklung beurteilen, sollten wir nicht die unmittelbar vorgehende Phase der Hochkonjunktur als Richtschnur heranziehen. Wenn man dagegen die Zahlen der Wirtschaft aus den vorhergehenden Jahren zum Vergleich nimmt, hilft dies, das Krisenszenario deutlich zu relativieren. Wie sieht also aktuell die Situation für die mittelständischen Unternehmen aus? Es ist verständlich, dass die Unternehmen als Folge der Finanzkrise eine Kreditklemme befürchtet haben. Doch diese Sorge war und ist unberechtigt. Allerdings sind die mittelständischen Betriebe vorerst zurückhaltend mit Investitionen, insbesondere bei Erweiterungsinvestitionen wird abgewartet. Entsprechend weniger Kreditanfragen gehen bei den Banken und auch bei den Förderinstituten ein. Gerade für Mittelständler mit guter Bonität ist das Angebot zurzeit jedoch günstig, denn das absolute Zinsniveau ist stark gesunken. Schwieriger sieht die Situation bei der Finanzierung hoher Volumina der Industrie aus. Die Hausbanken wägen hier sorgfältiger ab, welche Risiken sie übernehmen können. Denn für sie müssen Risiko und Marge im richtigen Verhältnis stehen. Genau an dieser Stelle sind die Förderbanken jetzt besonders gefragt: Wenn sie Liquidität zu einem risikoadäquaten Preis anbieten und die Risikoentlastung in den Programmen ausbauen, erleichtern die Förderinstitute die Arbeit der Hausbanken. Die L-Bank hat zum Beispiel im März 2009 in Kooperation mit der Bürgschaftsbank bei ihrem Liquiditätshilfeprogramm eine Komponente zur Risikoentlastung eingeführt. Damit trägt sie dem steigenden Betriebsmittel- und Konsolidierungsbedarf der Unternehmen Rechnung. Darüber hinaus fällt den Hausbanken die langfristige Kreditvergabe schwer, Einweihungsfeier des mittlerweile achten Bürogebäudes des STEP Stuttgarter Engineering Parks. Die Tochtergesellschaft der L-Bank gilt als Musterbeispiel eines erfolgreichen Technologieparks: Mittlerweile sind hier 100 innovative Unternehmen angesiedelt. Weitere Bauabschnitte sind in der Planung. Foto: L-Bank wenn sie nur wenige Kundeneinlagen mit entsprechenden Laufzeiten haben. Die langfristige Refinanzierung am Kapitalmarkt ist schwieriger und teurer geworden. Daher setzen sich die Förderbanken stärker für die Sicherstellung langfristiger Refinanzierungen im Mittelstand ein und entsprechen einer verstärkten Nachfrage nach Globaldarlehen und Förderdarlehen durch die Hausbanken. www.lfa.de Impulse für die Unternehmen und die Konjunktur gibt dabei nicht nur die Wirtschaftsförderung. Auch andere Förderschwerpunkte der Förderinstitute – wie Wohnungsbau, Infrastruktur sowie Klimaund Umweltschutz – wirken sich mittelbar auf die Situation der Unternehmen aus. Wenn zum Beispiel eine Investition in die Sanierung öffentlicher Gebäude angeregt wird, bedeutet das neue Aufträge für die Bauwirtschaft. Die Förderinstitute stehen also weiterhin dem Mittelstand und den Geschäftsbanken als verlässliche Partner zur Seite. Damit helfen sie, Stabilität zu schaffen. Allerdings ist diese Aufgabe für die regional orientierten Förderinstitute zum Teil auch mit Klumpenrisiken verbunden. Sie ergeben sich aus der Struktur des regionalen Mittelstands. Ein Beispiel aus Baden-Württemberg: In den letzten Jahren haben die Automobilindustrie und die Exportstärke der baden-württembergischen Unternehmen entscheidend zur Entwicklung des Standorts beigetragen. Aber zurzeit bergen sowohl die Schwierigkeiten der Branche als auch die Einbrüche bei den Exporten Risiken. Hier ist ein aktives Portfoliomanagement gefragt, damit sich diese Klumpenrisiken nicht zu stark auf die Banken auswirken. Aber die Förderinstitute stehen nicht nur für Stabilität, sondern auch für Kontinuität. Innerhalb ihrer jeweiligen Aufgabengebiete regen sie Entwicklungen an und begleiten sie. Dazu zählt auch, dass die Förderbanken in der aktuellen Krise andere Themen nicht aus den Augen verlieren. Der demografische Wandel, die Globalisierung der Märkte oder der Klimawandel erfordern jetzt Maßnahmen, damit die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch in Zukunft stimmen. Auch das sind Faktoren, die die Entwicklung der gegenwärtigen Konjunktur beeinflussen. Zusammenfassend gilt für die Arbeit der Förderbanken: Konjunkturstabilisierung und Nachhaltigkeit zählen zu ihren wichtigsten Zielen – und zwar nicht nur in Krisenzeiten. *Christian Brand ist Vorsitzender des Vorstandes der L-Bank. Darlehen, Risikübernahme und Beratung: Das sind die drei Hauptsäulen der Mittelstandsförderung der LfA Bayern. VON PHILIPP TRÖBINGER D ie Förderbank hat aus dem Katastrophenjahr der Finanzmärkte keine Schäden davongetragen. Die LfA ist und bleibt damit eine solide Bank mit hoher Risikotragfähigkeit“, sagte Michael Schneider, Vorstandsvorsitzender der Landesförderanstalt (LfA). Auch der bayerische Wirtschaftsminister und LfAVerwaltungsratsvorsitzende Martin Zeil betonte die gute Risikotragfähigkeit der Förderbank, die Unternehmen in diesen Zeiten stützen soll, um die Krise erfolgreich zu meistern. Die Kreditzusagen der LfA konnten im vergangenen Jahr um 30 % auf 2,5 Mrd. Euro gesteigert werden – das höchste Zusagevolumen in der Bankgeschichte. Die Ursachen für diese positiven Entwicklungen lagen in den starken Zuwächsen im Bereich der Konsortial- und Globaldarlehen sowie in einem hohen Niveau im Kernfördergeschäft. Bayerns Förderbank hat Programmkredite bis zu 1,15 Mrd. Euro mit attraktiven Zinssätzen an kleine und mittlere Unternehmen vergeben. So haben etwa 4 800 Betriebe 1,8 Mrd. Euro in die Erweiterung und Modernisierung der Unternehmen investiert. Mit diesen Fördermitteln wurden 65 000 Arbeitsplätze gesichert sowie 6 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. „Im Durchschnitt haben wir pro Unternehmen 240 000 Euro bereitgestellt. Diese Zahl belegt die klare Ausrichtung unserer Förderpolitik auf den klassischen Mittelstand“, sagte Schneider anlässlich der Bilanzpressekonferenz. Dabei erklärte der Vorstandsvorsitzende die wesentlichen drei Hauptsäulen der LfA-Mittelstandsförderung: Darlehen, Risikoübernahmen und Beratung. Der Leitgedanke der Förderangebote ist es, die betriebsgrößenspezifischen Nachteile im Vergleich zu Großun- ternehmen zu kompensieren und dadurch eine Chancengleichheit im Bereich der Finanzierung zu schaffen. Wachsende Nachfrage nach Risikoübernahmen Angesichts der weiter angespannten Lage an den Finanzmärkten steht die Mittelstandsfinanzierung im laufenden Jahr vor außerordentlichen Herausforderungen. Aufgrund der Prognosen für 2009 befürchten viele Mittelständler Liquiditäts- und Konsolidierungsprobleme, Umsatzeinbrüche sowie Bonitätsverschlechterungen. Hierbei erweckt der zu Jahresbeginn aufgespannte bayerische Mittelstandsschirm große Erwartungen zur Überwindung der Wirtschaftskrise. Dieses Programm hilft Unternehmen, kurzfristige Liquiditätsschwierigkeiten zu lösen und trotz unsicherer Rahmenbedingungen Kredite in Anspruch nehmen zu können. Die LfA Förderbank Bayern kann den Unternehmen über den Mittelstandsschirm bis Ende 2010 bis zu 600 Mio. Euro an neuen Bürgschaften bereitstellen. Die aktuellen Zahlen der Anträge im Jahr 2009 bestätigen eine wachsende Nachfrage nach Risikoübernahmen durch die LfA – die Kreditnachfrage für Investitionsfinanzierungen ist allerdings rückläufig. Die Rückbürgschaften des Bundes sowie des Freistaats Bayern entlasten das Eigenrisiko und führen unter anderem zur deutlichen Optimierung der LfA-Förderinstrumente – beispielsweise die Steigerung der Bürgschaftsobergrenze und des Bürgschaftssatzes, die Erweiterung von Betriebsmittelbürgschaften, die Erhöhung der Haftungsfreistellungen oder Rettungsbürgschaften. Die meisten Programmkredite der LfA Förderbank sind in den zinsgünstigen KfW-Unternehmerkredit eingebunden. Die gebündelte Bundes- und F.: LfA Landesförderung ermöglicht dem bayerischen Mittelstand eine Förderung aus einem Guss. Neben der engen Zusammenarbeit mit der KfW beabsichtigt die bayerische Förderbank eine Kooperation mit dem EIF (European Investment Fund). Dabei soll ein gemeinsamer Fonds entwickelt werden, der die Verbesserung der Mittelausstattung bayerischer Venture-CapitalFonds zum Ziel hat. Ein Gesamtvolumen von bis zu 50 Mio. Euro soll erhöhte Anreize für Frühphasenfinanzierungen schaffen und hierbei die Voraussetzungen für Unternehmensgründungen optimieren. Gewinn auf „Normalniveau“ Trotz der Auswirkungen der Finanzkrise steht die LfA Förderbank mit einer Eigenkapitalausstattung von über 900 Mio. Euro und einer Kernkapitalquote von 15,9 % solide da. Die Bilanzsumme erhöhte sich im vergangenen Jahr um 15 % auf 18,9 Mrd. Euro. Zwar reduzierte sich der Gewinn von 64 Mio. Euro im Vorjahr auf 31 Mio. Euro. LfA-Chef Schneider zeigte sich dennoch damit zufrieden, da die Gewinnsumme aus dem Jahre 2007 ein 25-jähriger Rekordwert war. Die Ertragszahlen lagen durchschnittlich betrachtet im Bereich „früherer Normaljahre“, so Schneider. Der Konjunktureinbruch hat aber dazu geführt, dass die Risikovorsorge von 14 Mio. Euro auf 40 Mio. Euro fast verdreifacht werden musste. Die Gründe hierfür waren erhöhte Wertberichtigungen und Rückstellungen aus dem Fördergeschäft aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage. Trotzdem gab sich der bayerische Wirtschaftsminister auf der Bilanzpressekonferenz zuversichtlich: „Nicht zuletzt dank der LfA als tragende Säule der bayerischen Mittelstandsförderung wird Bayern auch den kommenden Aufschwung anführen.“ Hightech-Förderung im Fokus Venture Capital | Erster bayerisch-europäischer Dachfonds A Gründung | Wachstum | Innovation | Umweltschutz | Stabilisierung Damit machbar wird, was denkbar ist. Eine gute Idee, aber zu wenig Kapital – das ist häufig eine Hürde für kleine und mittelständische Unternehmen. Deshalb fördern wir von der LfA Förderbank Bayern Ideen, die Zukunft haben. Als Spezialkreditinstitut des Freistaates Bayern haben wir in den letzten fünf Jahren dem Mittelstand über 50.000 Darlehen und Risikoübernahmen zugesagt. Sprechen Sie mit uns, wenn Ihre Gedanken Gestalt annehmen. Rufen Sie uns an unter der Nummer 01801/ 2124 24 (zum Ortstarif). Wir beraten Sie gerne. uch die Venture-Capital-Szene ist von der andauernden Finanzkrise in Mitleidenschaft gezogen. Die privaten Angebote für die Frühfinanzierung von jungen innovativen Unternehmen in Bayern seien nach wie vor nicht ausreichend, bemängelte Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil. Diesen Entwicklungen will die LfA Förderbank Bayern mit dem ersten bayerisch-europäischen Venture Capital Dachfonds von über 50 Mio. Euro entgegenwirken. Dafür arbeitet die LfA mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) zusammen, der zukünftig für das Management der Dachfondsfazilität verantwortlich ist. „Wir schaffen mit dem Dachfonds wichtige Anreize, verstärkt Venture Capital für junge technologie-orientierte Unternehmen in Bayern bereitzustellen“, so Zeil. Dieser neue Förderbaustein soll die Dynamik im Bereich der Hightech-Gründungen unterstützen und zudem die Wagniskapital-Landschaft stärken. Sowohl die LfA Förderbank Bayern als auch der Europäische Investmentfonds stellen für den Dachfonds jeweils 25 Mio. Euro bereit. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass interessierte Drittinvestoren zu denselben Bedingungen beitreten können. Die Investitionen zielen auf folgende zwei Sektoren des Venture-CapitalMarktes ab: Bei den Frühphasenfonds liegen die Hauptaktivitäten – häufig in Kooperation mit öffentlichen oder privaten Forschungseinrichtungen – im Technologietransfer. Die Fonds für Anschlussfinanzierungen im Frühphasen- und Wachstumsphasen-Segment richten sich an Folgeinvestitionen. Die Investitionsperiode des ersten bayerisch-europäischen Venture Capital Dachfonds ist auf fünf Jahre angesetzt, für die Investitionsdauer sind zehn Jahre vorgesehen. Der neue Dachfonds soll ein diversifiziertes Portfolio von kommerziell tragfähigen Venture-Capital-Fonds mit einer in- Für die Frühfinanzierung von Unternehmen stellen die LfA und der Europäische Investmentfonds jeweis 25 Mio. Euro zur Verfügung. Foto: Fotolia dustrietypischen Renditeerwartung aufbauen und betreuen. Im Unterschied zum normalen Fördergeschäft investiert die LfA bei diesem Fonds nicht direkt in bayerische Technologieunternehmen, sondern beteiligt sich an weiteren Fonds, die ebenfalls in – unter anderem auch bayerische – Unternehmen investieren. Der Vorstandsvorsitzende der LfA Förderbank Bayern, Michael Schneider, erklärte den für die LfA-Finanzierungen notwendigen „Bayerneffekt“, der sich aus nachfolgenden drei Faktoren ergibt: Erstens investiert der Dachfonds in VCFonds, die in Bayern einen Sitz oder zumindest eine Niederlassung haben. Zweitens müssen diese Fonds zumindest in gleicher Höhe wie der Dachfonds in junge bayerische Technologieunternehmen investieren. Drittens vergrößert die dadurch gestärkte VC-Szene in Bayern zugleich die Basis an potentiellen Lead-Investoren für die VC-Tochter Bayern Kapital der LfA. Das vom bayerischen Wirtschaftsministerium angestoßene Projekt hat eine enorme Hebelwirkung des finanziellen Einsatzes. Schneider verdeutlichte diesbezüglich den wirtschaftlichen Wirkungsgrad: „Die von uns eingebrachten 25 Mio. Euro verdoppeln sich zunächst durch den gleich hohen Beitrag des EIF und vervierfachen sich im Ergebnis dadurch, dass die VCFonds, in die wir investieren, unseren gemeinsamen Beitrag zu Gunsten bayerischer Unternehmen noch einmal mindestens verdoppeln müssen.“ Überdies würden zusätzliche Beteiligungen privater Investoren am Dachfonds den Hebeleffekt beträchtlich stärken. pht Wir fördern Ihr Unternehmen. Die NRW.BANK fördert kleine und mittlere Unternehmen mit zinsgünstigen Krediten, Darlehen zum Ausgleich mangelnder Sicherheiten und zur Stärkung des Eigenkapitals sowie mit Eigenkapital-Finanzierungen. Fragen Sie Ihre Hausbank – oder direkt uns: Tel. 0211 91741-4800 (Rheinland) oder 0251 91741-4800 (Westfalen-Lippe). www.nrwbank.de AKTIENSPIEGEL 20 WirtschaftsKurier DIE DAX-WERTE DAX VOM 30.04. 4 769,45 | 31.03. 4 084,76 Unternehmen letzte 30.04. Dividende Adidas 0,50 28,62 Allianz* 3,50 69,74 BASF* 1,95 28,57 Bayer* 140 37,61 Beiersdorf 0,90 31,16 BMW 0,30 26,25 Commerzbank 1,00 5,16 Daimler* 0,60 27,15 Deutsche Bank* 0,50 40,65 Deutsche Börse* 2,10 56,00 Deutsche Post 0,60 8,75 Deutsche Telekom* 0,78 9,14 E.ON* 1,50 25,64 Fresenius Medical Care 0,58 29,75 Fresenius VZ 0,71 39,04 Hannover Rück 2,30 24,57 Henkel VZ 0,53 20,53 K+S 2,40 45,55 Linde 1,80 60,33 Lufthansa NA 0,70 9,67 MAN 2,00 46,99 Merck 1,50 67,95 Metro 1,18 32,20 Münchener Rück* 5,50 104,63 RWE* 4,50 54,59 Salzgitter 1,40 53,94 SAP* 0,50 29,03 Siemens* 1,60 51,03 ThyssenKrupp 1,30 16,24 Volkswagen* 1,93 239,23 31.03. 27.02. 30.01. 30.12. 28.11. 31.10. 30.09. 25,06 63,26 22,79 36,00 33,79 21,79 4,02 19,08 30,30 45,38 8,11 9,35 20,91 29,26 34,56 24,00 20,48 34,93 51,18 8,17 32,80 66,56 24,85 91,80 52,81 42,08 26,68 43,01 13,17 231,30 23,01 53,63 21,96 38,08 32,99 19,75 2,79 18,01 20,78 36,38 7,64 9,57 20,41 32,49 40,00 28,71 18,66 35,53 50,98 8,70 32,08 59,46 23,02 96,96 49,97 49,43 25,52 40,33 14,20 188,00 27,13 66,10 22,72 41,61 38,40 18,61 3,56 22,00 20,70 39,50 9,78 9,47 25,24 35,01 41,59 22,50 20,19 37,15 52,25 9,50 34,12 66,27 28,40 103,70 60,87 57,08 27,85 43,98 15,94 249,45 27,14 75,00 27,73 41,55 42,00 19,68 6,64 26,70 27,83 50,80 11,91 10,75 28,44 33,31 41,59 22,50 22,59 39,97 59,85 11,19 38,72 65,51 28,57 111,00 63,70 55,00 25,25 52,68 18,96 250,00 24,46 65,21 25,10 40,68 43,50 20,12 7,22 24,66 27,98 56,22 11,29 10,89 27,53 34,28 43,61 18,03 22,20 35,26 57,43 10,34 35,65 65,89 24,10 106,96 66,08 54,34 26,84 47,07 15,96 280,33 27,53 58,02 26,07 43,16 41,10 27,29 8,43 26,81 29,44 61,99 8,65 11,58 29,66 35,26 50,00 19,66 22,51 30,68 65,11 10,94 38,73 69,58 25,08 102,90 64,79 51,16 27,61 46,46 15,01 499,50 27,70 96,28 33,75 51,80 44,81 28,00 10,40 35,40 49,54 63,87 14,78 10,77 35,58 36,67 51,19 25,71 25,85 48,64 75,48 13,80 47,30 75,40 35,53 106,21 67,50 70,76 37,67 65,75 21,03 278,01 Hoch Tief (52 Wochen) 46,94 21,22 134,38 45,15 48,56 17,85 57,77 32,69 55,03 28,70 38,07 16,00 24,02 2,22 53,20 17,20 79,20 15,38 108,45 29,50 22,54 6,60 12,03 8,52 45,96 17,77 38,73 25,51 58,09 31,10 37,23 13,59 31,55 17,50 97,35 26,79 97,90 46,51 187,60 7,73 104,90 26,37 93,91 53,00 52,15 16,74 127,77 76,17 84,89 46,33 143,88 37,80 40,32 20,75 79,80 33,05 46,68 11,71 1005,01 164,80 * Diese Dax-Werte gehören auch zum Euro Stoxx 50 Inflation, Deflation, Konfusion? Preisauftrieb | Konjunkturabschwächung wirkt dämpfend S eit dem vergangenen Sommer sind die Inflationsraten weltweit stark zurückgegangen, dennoch glauben viele Anleger, dass es sich dabei nur um ein kurzes Intermezzo gehandelt hat und bald wieder ein Anstieg der Preise zu erwarten ist. Begründet wird dies zum einen mit der signifikant zunehmenden Staatsverschuldung weltweit und zum anderen mit den massiven geldpolitischen Impulsen von Seiten der Notenbanken. Trotzdem – viele Ökonomen sehen in den nächsten Monaten eher deflationäre Tendenzen voraus. Was ist nun wahrscheinlicher: Inflation oder Deflation? Hauptursache des rapiden Rückgangs der Inflation ist die Konjunkturabschwächung in Folge der Krise, wobei dahinter vor allem auch der Einbruch bei vielen Rohstoffpreisen stand. Gleichzeitig sind der globale Lohnauftrieb und die Ausweitung der Gewinnmargen bei den Unternehmen empfindlich zurückgegangen. So sank die Inflationsrate in den OECD-Ländern von 4,9 % im Juli 2008 auf nur 1,3 % im Februar 2009 und damit auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Zeitreihe 1970. Allerdings fiel dieser Rückgang von Land zu Land durchaus heterogen aus, so lag die Inflationsrate in China bei minus 1,2 % und in Russland bei plus 14 %. Auch in den USA sank die Inflation auf unter null, trotzdem könne nicht von einer Deflation gesprochen werden, so die Research-Abteilung der M. M. Warburg-Bank. Dazu müsste sich der starke Preisverfall nicht nur auf einzelne Güter beschränken, sondern auf das gesamte Warenangebot beziehen. Stark gesunkene Energiepreise Allerdings, so Warburg, dominieren in den nächsten Monaten eher deflationäre als inflationäre Risiken, gerade in den USA. Dafür sind zu einem erheblichen Teil die stark gesunkenen Energiepreise verantwortlich. Diese lagen im Juli 2008 um 29 % über dem Vorjahresniveau, im März 2009 um 23 % niedriger als vor einem Jahr. Unterstellt man, dass die Energiepreise für den Rest des Jahres stabil bleiben, würden die Preise im Juli 2009 um 31 % unter dem Vorjahr und damit die Gesamtinflationsrate im DIE EURO STOXX 50-WERTE Unternehmen Aegon Air Liquide Alstom Arcelor Mittal Axa Banco Bilbao Banco Santander BNP Paribas Carrefour Credit Agricole Danone Enel ENI Fortis France Télécom GdF Suez Generali Iberdrola ING Intesa Sanpaolo L’Oréal LVMH Nokia Philips Repsol S.A. Renault Saint Gobain Sanofi-Aventis Schneider Electric Société Generale Telecom Italia Telefonica de Espana Total Unicredito Italiano Unilever Vinci Vivendi letzte Dividende 0,32 2,05 0,80 0,38 1,20 0,28 0,26 1,00 1,08 1,20 1,20 0,29 0,65 0,59 0,80 0,60 0,15 0,15 0,82 0,38 1,38 1,25 0,40 0,70 0,50 0,00 1,00 2,20 3,45 0,90 0,08 0,50 1,14 0,26 0,50 1,10 1,30 Sommer um 1,6 % unter dem Vorjahr liegen. Doch in den USA nehmen nicht nur die Preise für Energie ab, auch die für Industriegüter sind in den vergangenen Monaten kräftig unter Druck geraten. Sie gingen zwar insgesamt nur um 2,5 % zurück, aufgrund ihrer stärkeren Gewichtung im Warenkorb ist ihr Anteil an der Inflations-/Deflationsrate aber umso höher. Insofern würde die Gesamtinflationsrate schon allein deshalb um weitere 1,6 % zurückgehen, selbst wenn die Preise auf dem gegenwärtigen Niveau blieben. Als „Anker“ gegen die Inflation wirken die Preise für Nahrungsmittel und Dienstleistungen – immerhin haben letztere einen Anteil von 60 % am Warenkorb. Insofern entwickelt sich die US-Gesamtinflationsrate, wenn sich die Preise bis zum Jahresende nicht nennenswert ändern, von minus 0,4 % im März über minus 2,7 % in den Sommermonaten auf plus 0,5 % zum Jahresende. Es gibt also keine Deflation im engeren Sinne, da nicht alle Komponenten des Warenkorbes eine signifikante, negative Preisveränderungsrate aufweisen. M. M.Warburg/uk EURO STOXX 50 VOM 30.04. 2 375,34 | 31.03. 2 071,13 30.04. 31.03. 27.02. 30.01. 30.12. 28.11. 31.10. 30.09. 3,90 61,86 47,84 18,00 12,75 8,28 7,27 40,25 30,89 11,20 36,14 4,13 16,45 1,88 16,87 27,30 15,48 6,00 7,09 2,44 54,22 57,39 10,93 13,76 14,47 24,57 27,43 43,77 57,91 39,17 0,96 14,41 38,35 1,87 15,03 34,20 20,47 2,92 61,25 38,99 15,28 9,05 6,11 5,19 31,12 29,40 8,31 36,66 3,62 14,62 1,38 17,15 25,85 13,02 5,28 4,15 2,09 51,80 47,29 8,88 11,08 13,03 15,49 21,12 42,38 50,11 29,50 0,98 15,02 37,43 1,27 14,85 27,96 19,93 2,88 58,16 37,78 15,45 7,34 5,79 4,90 25,99 26,78 7,79 37,85 3,96 15,98 1,32 17,81 25,29 11,97 5,20 3,67 1,94 51,32 45,38 7,52 12,74 12,22 11,53 18,32 40,92 47,80 26,24 0,97 14,71 37,48 1,01 15,25 25,75 18,97 4,14 57,04 37,93 17,71 12,22 7,33 6,32 30,01 26,79 9,54 40,25 4,41 16,65 0,00 17,56 30,07 16,37 6,08 6,38 2,46 52,10 42,81 9,59 14,20 14,04 15,16 26,58 44,09 49,76 32,95 0,97 13,93 39,18 1,38 17,27 26,84 20,21 4,34 65,37 41,65 17,06 14,99 8,54 6,64 29,74 27,49 8,01 42,81 4,45 16,42 0,92 19,87 34,43 18,90 6,55 7,07 2,50 61,66 45,99 10,90 13,80 14,99 17,50 32,77 45,13 52,45 34,75 1,14 15,79 23,57 1,72 17,24 29,48 22,93 3,70 66,85 41,80 18,74 14,95 8,14 6,43 43,33 29,71 8,72 45,28 4,93 17,82 0,74 20,22 31,64 18,85 5,82 6,60 2,36 63,66 44,58 11,09 12,76 15,20 17,22 31,43 43,45 49,43 33,38 1,07 15,88 41,05 1,80 18,33 31,58 22,25 3,27 66,77 38,70 20,83 14,86 8,80 8,54 57,00 32,76 11,35 43,36 5,22 18,37 0,92 19,09 34,59 19,30 5,59 7,50 2,85 59,11 52,07 12,14 14,51 14,78 23,88 28,78 49,27 46,21 42,30 0,89 14,52 43,60 1,87 18,41 27,95 20,49 6,20 77,42 52,77 35,15 22,90 11,46 10,50 66,08 33,10 13,41 50,00 5,94 18,85 4,30 19,80 36,50 23,69 7,14 14,93 3,90 69,25 61,75 12,90 19,09 20,90 44,56 36,15 46,55 60,25 62,00 1,05 16,79 42,85 2,71 19,86 32,98 22,02 Hoch Tief (52 Wochen) 10,77 1,83 89,09 55,03 84,12 28,60 67,81 12,58 25,19 5,71 15,40 4,45 13,45 3,92 73,00 20,66 46,97 22,06 21,03 5,90 57,86 33,08 7,27 3,23 27,36 11,82 17,55 0,57 21,08 15,91 44,77 22,00 28,93 9,71 9,84 4,36 26,02 2,30 4,89 1,30 79,65 46,00 77,35 38,10 20,15 6,67 25,44 10,84 27,91 11,24 71,97 10,17 50,77 16,65 51,25 36,06 83,96 38,85 78,99 18,24 1,47 0,72 19,51 12,31 58,25 31,52 5,07 0,67 22,30 13,46 51,15 21,70 27,44 16,32 MAI 2009 DIE MDAX-WERTE Unternehmen Arcandor Aurubis Bauer Bilfinger Berger Celesio Continental Douglas Holding Demag Cranes Deutsche EuroShop Deutsche Postbank EADS ElringKlinger Fielmann Fraport Fuchs Petrolub Gagfah Gea Group Gerresheimer Gildemeister Hamburger Hafen Heidelberger Druckm. HeidelbergCement Hochtief Hugo Boss VZ Hypo Real Estate IVG Immobilien Klöckner & Co Krones VZ KUKA Lanxess Leoni MLP MTU Aero Engines Pfleiderer Praktiker Bau- u. H. Premiere ProSiebenSat1 VZ Puma Rational Rheinmetall VZ Rhön-Klinikum VZ SGL Carbon Stada Arzneimittel VNA Südzucker Symrise Tognum Tui Vossloh Wacker Chemie Wincor Nixdorf letzte Dividende 0 1,45 1,00 2,00 0,48 0 1,10 1,10 1,05 0,12 0,15 1,95 1,15 0,12 0,20 0,40 0,40 0,40 1,00 0,95 1,30 1,40 1,38 0 0 0 0,70 0 0,50 0,20 0,28 0,93 0,30 0,10 0 0,02 2,75 1,00 1,30 0,35 0 0,52 0,40 0,50 0,70 0,25 3,00 1,80 2,78 MDAX VOM 30.04. 5 565,28 | 31.03. 4 426,37 30.04. 31.03. 27.02. 30.01. 30.12. 28.11. 31.10 30.09. 1,80 21,45 28,60 35,98 16,79 19,59 31,17 16,00 21,45 16,20 11,09 10,97 46,30 30,55 36,82 4,74 9,96 18,25 7,44 27,29 5,48 31,90 37,09 15,20 1,40 6,54 9,97 26,31 10,30 16,34 11,21 10,60 25,50 4,25 5,50 1,85 2,20 162,25 77,07 32,04 15,92 22,08 14,21 14,67 10,36 9,26 8,34 78,01 78,38 38,00 1,67 19,11 22,02 28,47 13,88 12,56 29,79 13,10 21,70 11,95 8,84 7,50 45,99 24,23 27,30 3,70 8,03 13,79 5,84 18,60 3,64 24,67 28,51 11,00 1,24 4,54 7,43 23,98 10,21 12,83 6,84 7,90 17,64 2,66 3,96 2,07 1,20 114,27 62,03 25,61 14,00 17,95 12,32 14,51 8,91 6,56 4,02 79,89 62,53 34,11 1,36 19,85 22,91 27,63 16,40 11,75 27,91 15,50 20,80 8,79 11,65 7,63 46,55 24,70 25,50 2,39 8,55 16,65 4,63 17,98 3,27 21,00 22,00 9,70 1,04 4,04 9,07 28,57 9,82 11,81 7,13 6,53 20,51 3,32 4,18 1,90 1,41 119,52 66,50 26,02 14,89 17,66 13,37 13,66 7,29 8,01 4,46 74,81 49,75 33,45 3,09 28,00 29,45 37,32 19,40 28,88 32,20 18,80 24,30 9,42 11,60 6,96 50,25 30,91 34,00 4,02 12,15 19,50 7,85 23,50 6,05 31,70 35,74 14,40 3,05 5,72 12,29 31,07 12,67 13,73 12,99 9,80 19,58 6,60 7,80 3,72 2,40 140,30 84,40 22,90 17,07 23,90 20,50 10,87 9,98 9,00 8,05 79,49 74,71 33,71 3,09 28,00 29,45 37,32 19,40 28,88 32,20 18,80 24,30 15,50 11,60 6,95 46,59 30,91 34,00 4,02 12,15 19,50 7,85 23,50 6,05 31,70 35,74 14,40 3,05 5,72 12,29 31,07 12,67 13,73 19,99 9,80 19,58 6,60 7,80 3,72 2,40 140,30 74,71 22,90 17,07 23,90 20,50 10,87 9,98 9,00 8,05 79,49 74,41 33,71 1,82 27,06 20,28 32,14 19,99 37,29 32,79 16,52 19,91 16,05 12,44 7,09 44,00 27,19 29,30 2,33 12,15 27,10 5,94 23,41 4,45 37,37 30,45 11,09 2,77 3,70 9,66 31,82 10,07 13,03 10,98 9,74 15,96 5,93 6,98 4,57 1,67 134,01 81,18 18,34 14,90 20,44 21,26 9,93 9,27 8,60 8,77 72,50 79,34 28,96 1,85 25,29 27,96 35,69 23,18 32,36 29,32 15,09 20,17 15,91 12,92 6,42 44,00 25,32 27,50 4,37 11,83 26,64 7,44 26,80 7,40 58,25 24,23 12,40 5,18 5,19 11,43 34,76 13,69 11,94 9,79 9,69 15,26 6,87 6,21 1,83 2,34 131,43 111,58 24,08 16,77 15,27 23,88 8,80 9,63 8,62 9,54 59,90 85,67 33,92 2,33 29,84 35,50 36,66 30,71 58,30 32,24 27,83 23,04 26,66 12,00 13,50 49,60 42,00 39,19 8,95 13,66 32,21 11,85 42,00 11,07 74,57 33,47 17,03 4,15 6,79 16,07 34,94 17,24 19,36 21,35 13,00 19,39 8,56 6,49 9,45 4,76 191,71 145,89 37,94 20,60 27,28 28,28 10,30 12,00 13,83 11,66 73,04 100,35 41,49 DIE SDAX-WERTE Unternehmen Aareal Bank Air Berlin Alstria Office Reit Arques Ind. BayWa Bertrandt Biotest C.A.T OIL Centrotec Sust. Cewe Color Colonia Real Estate comdirekt bank Constantin Medien CTS Eventim Curanum Dt. Beteiligungs AG Delticom Deutsche Wohnen Deutz DIC Asset Dürr Dyckerhoff VZ Elexis Escada Gerry Weber Gesco GfK Grammer GrenkeLeasing Highlight Comm. Homag Group H&R Wasag INDUS Holding Jungheinrich VZ Koenig & Bauer KWS Saat Loewe Medion MPC Capital MVV Energie Patrizia Immo Sixt SKW Stahl-Metal. Springer Axel TAG Immobilien Takkt VBH Vivacon VTG Wacker Neuson letzte Dividende 0,50 0,52 0,51 0,40 0,80 0,36 0 1,00 0,25 0,41 0 0,61 0,10 0,40 3,00 0 0 0,30 0,70 2,00 0,48 0 0,75 2,42 0,46 1,00 0,60 0,17 0,30 0,40 1,20 0,55 0,60 1,70 0,50 0,15 0 0,80 0 0,80 0,50 4,40 0,10 0,80 0,19 0,50 0,30 0,19 Hoch Tief (52 Wochen) 12,53 1,15 38,69 18,07 71,81 17,00 65,65 23,39 38,25 13,54 82,96 10,11 35,35 26,67 39,05 11,60 28,60 17,26 64,35 6,81 17,40 8,19 26,65 5,55 53,85 39,00 47,94 21,55 69,10 22,15 12,15 1,88 26,95 7,20 37,71 13,02 23,64 4,25 59,19 16,15 18,25 2,80 113,61 19,50 77,44 19,78 40,65 8,46 24,31 0,62 28,13 3,20 41,50 5,57 60,25 22,00 26,18 8,70 33,43 10,28 36,15 6,07 14,44 5,19 31,46 12,87 14,05 2,40 16,97 2,68 10,10 1,07 10,67 0,88 256,90 101,47 144,69 56,01 54,31 16,09 23,57 13,86 50,34 13,70 48,78 10,00 15,90 7,05 16,23 7,01 19,80 6,35 18,84 3,25 99,49 45,41 169,64 45,15 54,17 26,90 SDAX VOM 30.04. 2 685,18 | 31.03. 2 374,46 30.04. 31.03. 27.02. 30.01 30.12. 28.11. 31.10. 30.09. 7,06 4,01 4,70 1,88 19,00 14,80 31,13 2,70 8,35 19,22 3,10 6,01 2,43 22,00 3,00 10,00 47,20 13,79 3,18 6,03 14,33 41,25 8,58 2,58 16,19 35,06 17,76 5,00 23,50 4,35 7,45 9,58 40,75 9,04 8,06 95,03 8,40 5,83 6,03 31,55 2,10 11,81 7,85 55,00 2,02 7,51 3,20 1,46 7,25 6,90 6,15 3,06 3,75 1,24 17,23 13,45 27,40 2,07 7,60 15,68 2,95 5,50 2,48 21,90 2,80 9,36 41,00 11,40 2,30 3,57 9,80 38,01 7,20 1,90 15,40 32,50 17,80 3,29 21,00 4,25 6,50 7,88 8,71 8,05 7,00 95,99 7,80 5,82 4,71 31,83 1,38 10,16 8,22 51,36 1,71 6,50 3,07 3,07 5,99 5,41 3,89 3,51 4,65 1,10 14,87 13,91 34,06 2,07 8,54 12,81 3,14 4,89 2,34 21,47 3,00 9,64 40,00 8,53 1,91 2,93 8,30 39,47 7,09 2,95 17,82 34,60 17,00 2,75 21,50 3,99 6,00 7,99 8,90 7,38 8,59 104,68 7,05 5,46 4,90 31,20 1,57 8,60 8,00 53,27 1,35 6,73 2,84 2,08 5,39 5,27 5,75 3,74 5,08 1,79 22,10 17,90 39,10 1,99 9,30 13,13 2,84 6,14 2,55 27,60 3,49 12,40 40,71 11,41 1,69 4,44 9,99 46,99 6,51 3,16 18,00 35,59 16,00 6,33 21,03 4,13 9,01 8,95 10,68 8,75 8,68 98,28 7,00 5,89 6,20 32,65 1,57 9,61 9,13 55,50 1,58 7,60 3,50 2,46 6,06 5,56 5,75 4,73 4,95 2,52 25,80 17,39 45,77 2,03 10,60 14,05 2,86 6,18 2,50 27,60 3,84 12,26 39,00 9,49 2,38 6,22 12,25 39,92 7,69 3,35 20,60 41,70 22,02 6,90 17,82 5,00 10,19 10,90 13,40 9,05 9,90 111,10 8,61 6,30 8,90 32,21 1,63 11,60 10,98 51,39 1,99 8,00 3,68 3,90 7,50 6,19 5,67 3,32 4,00 2,37 24,56 15,50 42,40 2,06 9,60 14,90 1,80 4,87 1,60 27,60 3,30 11,53 38,50 4,55 2,06 4,20 10,50 37,38 8,50 4,32 17,20 32,76 17,09 6,62 20,00 3,74 8,53 11,43 10,90 8,84 9,74 101,50 9,50 5,69 5,31 30,98 0,95 9,40 10,41 45,08 1,75 7,55 3,50 2,60 7,49 4,95 6,30 3,58 5,04 2,88 24,75 13,69 48,00 2,32 7,06 15,45 2,06 5,73 1,63 19,57 3,50 10,50 39,00 7,18 2,43 6,77 11,98 33,60 8,17 3,95 14,60 36,30 15,55 8,35 21,60 5,02 9,00 11,94 13,70 10,51 8,53 97,65 9,39 7,41 7,45 30,97 1,63 12,06 9,21 45,54 2,04 7,72 3,61 4,90 9,09 5,12 8,08 3,17 8,75 5,70 20,03 20,38 42,30 3,27 11,30 16,23 3,88 5,22 2,47 27,60 2,72 13,15 40,00 8,87 3,97 9,90 19,50 36,04 13,30 8,23 15,85 41,80 21,61 12,22 21,61 6,90 13,43 16,63 16,75 12,29 12,13 92,82 9,55 7,94 13,00 33,20 2,14 15,20 14,90 63,50 3,60 9,84 3,88 6,73 13,70 6,67 Hoch Tief (52 Wochen) 25,79 2,95 18,38 2,41 13,13 2,50 10,05 0,91 44,68 13,87 28,60 12,20 64,00 24,55 10,64 1,60 15,69 6,05 26,56 10,35 13,89 1,26 9,68 4,10 2,95 1,42 31,00 17,00 5,13 2,02 17,82 3,72 48,50 35,15 23,51 3,72 7,60 1,55 22,98 2,55 33,89 7,14 48,50 28,12 20,68 6,02 16,45 1,65 24,30 12,49 59,45 30,30 31,27 13,00 18,18 2,45 28,20 17,40 7,35 3,00 24,79 5,75 19,02 7,55 25,29 7,80 24,55 6,58 21,60 6,06 176,00 69,10 14,00 5,80 15,19 4,54 44,99 3,70 35,74 23,15 4,36 0,87 35,68 7,89 29,18 6,88 79,50 42,00 6,40 1,12 12,95 5,00 6,30 2,58 12,10 1,23 17,15 5,16 12,98 4,01 BAYERN MAI 2009 WirtschaftsKurier 21 Sauberer Fahrspaß Heimattreue Global Player Energische Konkurrenz Fliegender Standortvorteil In der Autoindustrie wird die gesamte Wertschöpfungskette auf Effizienz und Umweltverträglichkeit abgeklopft. Seite 23 Auch den Finanzplatz Bayern hat die Krise erschüttert – doch die Institute bauen ihre Position weiter aus. Seite 25 Im weiß-blauen Bundesland agieren mehr Stromanbieter als in manchem europäischen Staat – der Wettbewerb scheint gesichert. Seite 27 Nicht nur vom Flughafen Franz-Josef-Strauß gehen Flieger in alle Welt – auch Nürnberg und Memmingen ziehen nach. Seite 28 Bayern investiert mit aller Kraft Ministerpräsident Horst Seehofer | Gesamtvision für die Soziale Marktwirtschaft der Zukunft VON HORST SEEHOFER* W irtschaft und Politik stehen weltweit vor der größten Herausforderung der Nachkriegszeit. Wir sind konfrontiert mit der ersten wirklich globalen Krise der Wirtschaftsgeschichte. Jeder Kontinent, jede Region der Erde ist betroffen. Viele Menschen sind in Sorge um ihren Arbeitsplatz und um die Zukunft. Dem Konjunkturabschwung kann sich auch ein starkes Land wie Bayern nicht entziehen. Zuerst traf es die exportstarke bayerische Automobilwirtschaft, dann den Maschinenbau. Mittlerweile hat die Krise nahezu alle wichtigen Branchen erfasst. Auch in Bayern müssen wir in diesem Jahr mit dem stärksten Rückgang der Wirtschaftsleistung seit 60 Jahren rechnen. richtige Antwort, damit dauerhafte Belastungen für die öffentlichen Haushalte oder die Währung vermieden werden können. Auch die Bayerische Staatsregierung hat frühzeitig die Weichen zur Bekämpfung der Krise gestellt. Um eine Kreditklemme zu verhindern, haben wir beispielsweise der LfA-Förderbank über unseren Mittelstandsschirm 200 Mio. Euro für Rückbürgschaften zur Verfügung gestellt und die Konditionen beim Mittelstandskreditprogramm verbessert. Darüber hinaus haben wir in Bayern ein großes Beschleunigungsprogramm für öffentliche Investitionen gestartet. Dadurch werden staatliche Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Klimaschutz in Höhe von 1,7 Mrd. Euro vorgezogen. Auch das Konjunkturpaket II des Bundes wird helfen, den Abschwung zu dämpfen: 1,96 Mrd. Euro für neue Marktwirtschaft besteht die Hauptaufgabe des Staates darin, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu setzen. Und natürlich gehört es auch zu seinen Aufgaben, in einer Wirtschaftskrise konjunkturpolitisch stützend zu wirken. Dabei dürfen wir unsere ordnungspolitischen Grundsätze nicht aus den Augen verlieren. Der Steuerzahler kann nicht für unternehmerische Fehlentscheidungen eintreten. Aber Be- trieben, die langfristig wettbewerbsfähig sind und die ein tragfähiges Geschäftsmodell haben, wollen wir eine Brücke bauen für das Überleben und den Erhalt der Arbeitsplätze. Ich habe elf renommierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft beauftragt, konkrete Vorschläge auszuarbeiten, um einerseits für die Politik Handlungsempfehlungen zur Überwindung der aktuellen Krise zu erarbeiten sowie andererseits eine Gesamtvision für die Soziale Marktwirtschaft der Zukunft zu schaffen. Ich bin sicher: Die Zeit ist reif für ein neues und breites Bündnis für die Soziale Marktwirtschaft. Wir müssen diese große Chance jetzt nutzen. Denn es kann keinen Zweifel geben, dass unsere Soziale Marktwirtschaft mit ihrem einzigartigen Zusammenspiel von sozialer Verantwortung und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit das Erfolgsmodell der Zukunft ist. Auf dieser Basis sorgen wir nicht nur dafür, dass die bayerische Wirtschaft die Folgen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise meistern kann, sondern gestärkt aus der Krise hervorgeht! *Horst Seehofer ist bayerischer Ministerpräsident und Parteivorsitzender der CSU Unternehmen: Mittelstand Exportenzial „Die Bayerische Staatsregierung hat frühzeitig die Weichen zur Bekämpfung der Krise gestellt”, so der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer. Foto: CSU Liquiditätssorgen der Unternehmen vergrößern sich, und die Zahl der Insolvenzen steigt. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Der Arbeitsmarkt zeigt sich noch vergleichsweise stabil. Viele Unternehmen nutzen Instrumente wie Kurzarbeit oder flexible Arbeitszeitkonten, um Entlassungen zu vermeiden und den Bestand an Fachkräften zu sichern. Gewerkschaften und Betriebsräte reagieren flexibel und besonnen und tragen so zur Stabilisierung bei. Trotz positiver Faktoren wie niedriger Eurokurs, gesunkene Energiepreise und Konjunkturpakete dürfte jedoch auch in Bayern die Arbeitslosigkeit ansteigen. Das Positive: Staat, Wirtschaft und Gewerkschaften, Verbraucher und Verbände stemmen sich gemeinsam energisch gegen die Krise. Gemeinsamkeit und nicht Spaltung ist das Gebot der Stunde. Die Politik hat bisher schnell und richtig gehandelt. In praktisch allen wichtigen Industrieländern sind Konjunkturpakete geschnürt worden. Noch nie gab es international in der Konjunkturpolitik ein so rasches und koordiniertes Handeln. Die USA haben mit nahezu 800 Mrd. US-Dollar das größte Hilfsprogramm ihrer Geschichte verabschiedet, und Europa hat ebenso zügig entschieden. Allein in Deutschland sind zwei Konjunkturpakete mit einem historisch einmaligen Umfang von mehr als 80 Mrd. Euro für Investitionen und privaten Konsum in Gang gesetzt worden. Diese müssen nun greifen. Dazu kommen über den Banken- und Mittelstandsschirm hohe Milliardenbeträge an Bürgschaften. Deutschland geht bis an die Grenzen seiner finanziellen Leistungsfähigkeit, um die Konjunktur zu stützen und Arbeitsplätze zu halten. Deshalb ist es wichtig und richtig, dass mit diesem antizyklischen Maßnahmenpaket gleichzeitig ein Abbauplan für die neuen Schulden verabredet ist. Die Verankerung eines Stabilitätspaktes für neue Kredite im Grundgesetz ist die Investitionen in Kindergärten, Schulen, Hochschulen, Forschung und die Modernisierung kommunaler und staatlicher Gebäude werden jetzt in den Wirtschaftskreislauf gepumpt. Kurzum: Bayern investiert mit aller Kraft gegen den Wirtschaftsabschwung. Dabei geht es nicht nur darum, die gegenwärtige Krise zu meistern. Es geht vielmehr um die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Bayern insgesamt. Wir wollen alles dafür tun, dass wir gestärkt aus der Krise in den nächsten Aufschwung gehen. Wir werden deshalb auf Landesebene in den nächsten Jahren weiter in die Zukunftsthemen Bildung, Wissenschaft und Technologie investieren. Wir müssen die Innovationsfähigkeit der Betriebe fördern und die Modernisierung in allen Bereichen vorantreiben. Dazu gehört auch die flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet, die wir mit unserem Breitbandförderprogramm bis Ende 2011 sicherstellen. Gerade auch in der Schulund Bildungspolitik setzen wir in dieser Legislaturperiode neue Akzente. Mit mehr Lehrern, kleineren Klassen und neuen Schulmodellen stärken wir die Zukunftschancen unserer Kinder. Auch in der Krise wird Bayern beim Thema Bildung nicht sparen. Die richtige Antwort auf die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise heißt für mich auch, dass wir eine Renaissance der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland brauchen. Ohne Soziale Marktwirtschaft hätten wir weder ein Wirtschaftswunder erlebt, noch wären wir Exportweltmeister. In der Sozialen Marktwirtschaft geht es nicht nur um Marktwert, sondern auch um Menschenwürde. Die gegenwärtige Krise ist auch eine Krise ökonomischer Theorien. Zu viele haben vergessen, dass Markt und Wettbewerb allein nicht ausreichen, um nachhaltig Stabilität und Wohlstand für alle zu schaffen. In der Sozialen das; ‹mittelständ.›: Fähigkeit des deutschen Mittelstands, sein internationales Marktpotenzial zu nutzen; erfolgreich durch einen weltweit vernetzten und erfahrenen Partner. Die Deutsche Bank für den Mittelstand. Die Sprache des Mittelstands sprechen wir seit 139 Jahren in Deutschland – und nahezu ebenso lang weltweit. So wurde bereits 1872 die erste Auslandsfiliale in Schanghai gegründet. Bei der Erschließung von globalen Märkten unterstützen wir den Mittelstand in 74 Ländern mit 1600 Standorten. Wir verschaffen mittelständischen Unternehmen Zugang zu den vielfältigen Möglichkeiten des weltweiten Handelsmarkts. Unser Leistungsspektrum umfasst zum Beispiel internationale Zahlungsverkehrsdienstleistungen, Liquiditätssteuerung, Außenhandelsfinanzierung und aktives Risikomanagement. Dabei stehen wir Ihnen vor Ort beratend zur Seite. So ermöglichen wir langfristigen Erfolg auf globalen Märkten. Darauf vertraut der Mittelstand – vom Freiberufler über das Familienunternehmen bis zur Aktiengesellschaft. www.mittelstand.db.com BAYERN 22 WirtschaftsKurier MAI 2009 Eine vielseitige Unternehmenslandschaft Wirtschaft in Bayern | Von global aufgestellten Dax-Konzernen bis zu weltweit agierenden Mittelständlern VON ULRICH KIRSTEIN B ayern verfügt über eine sehr vielseitige und breit aufgestellte Unternehmenslandschaft quer durch die Branchen und vom großen Dax-Konzern bis zum innovativen Mittelständler. Daneben spielt auch das Handwerk eine nicht zu unterschätzende Rolle – bei einem Umsatzvolumen 2008 von mehr als 92 Mrd. Euro. Die Industrialisierung, die im 19. Jahrhundert mit zum Teil noch heute aktiven Weltunternehmen wie MAN oder Krauss Maffei begann, verstärkte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als zum Beispiel Siemens aus Berlin den Sitz nach München verlegte und damit der Elektronik den Weg ebnete. Auch wenn über die Jahre hinweg einzelne Branchen immer wieder kriselten – man denke nur an die Textilindustrie oder jüngst die Halbleiter – so zählte Bayern insgesamt immer zu den Krisengewinnern, eine Tradition, die sich gerne auch in der gegenwärtigen Finanzund Wirtschaftskrise bewahrheiten soll. Neben dem Zentrum und Sitz vieler Dax-Unternehmen, der Landeshauptstadt München, zählen Städte wie Nürnberg/Erlangen/Fürth, Augsburg und Regensburg zu den wirtschaftlichen Powerregionen. Heute verfügt Bayern über sieben DaxKonzerne und liegt damit hinter Nordrhein-Westfalen (neun) gemeinsam mit Hessen auf Platz zwei, obwohl München erst jüngst mit dem unaufhaltsamen Abstieg der HypoRealEstate einen Dax-Wert verloren hat. Die Dax-Konzerne spiegeln auch die breite Palette der in und aus Bayern tätigen Branchen wider: Allianz und Münchener Rück beweisen, dass München der wichtigste Finanz- und Versicherungsplatz noch vor Frankfurt ist und ganz Bayern über eine Fülle an bedeutenden Insituten des Finanz- und Versicherungswesens verfügt, wie zum Beispiel der Nürnberger Versicherungsgruppe oder der Huk Coburg, der HypoVereinsbank oder der gewichtigen Sparkasse München, der Münchener Hyp oder Münchener Bank. Siemens, MAN und Linde zeigen, dass Bayern sich längst zu einem der Industrieländer schlechthin aufgeschwungen hat, hier ließen sich etwa noch die MDax-Werte Krones, Kuka oder Pfleiderer sowie die SDaxFirmen Wacker Neuson und Rational anführen – ganz zu schweigen von den vielen familiengeführten Maschinenbau- oder Elektronikunternehmen wie Greiffenberger, Kathrein oder Linn Therm. BMW steht für das breite Angebot an Unternehmen, die sich der Mobilität verschrieben haben: Audi und Eurocopter, MTU Aero Engines oder Astrium und daneben Zulieferer wie Leoni und Brose, Grammer und Webasto, KnorrBremse oder die Schaeffler-Gruppe, die Weigl Group oder Dräxlmayer und W.E.T. Automotive Systems. Daneben haben internationale Größen wie die französische Faurecia oder die amerikanische Johnson wichtige Standorte in Bayern. Auch wenn sich diese Unternehmen derzeit heftig gegen die Krise stemmen müssen, arbeiten sie doch auch fieberhaft an dem Auto und der Mobilität der Zukunft. So verfügt KnorrBremse über ein starkes Standbein im noch relativ verschonten Schienenbereich, Audi und BMW forschen an Antrieben jenseits von Benzin und Diesel und viele Zulieferer sorgen dafür, dass Autos der Zukunft leichter und sicherer werden. Laut Invest-in-Bavaria, dem Ansprechpartner für Investoren, zählt die Autoindustrie in Bayern rund 1 000 Unternehmen, stellt etwa 16 % aller Arbeitsplätze und leistet etwa 25 % des gesamten bayerischen Industrieumsatzes – vor der Krise! Bayern wird geprägt von international aufgestellten Unternehmen. Die Region zählte in der Vergangenheit immer zu den Krisengewinnern. Foto: Krauss Maffei Die Herzogenauracher Adidas AG steht für den „Lifestyle made in Bavaria“. Neben dem Branchenriesen mit den drei Streifen zählen hier Puma und Escada, Bogner und Aigner dazu oder die in der Nähe Augsburgs sitzende Schöffel GmbH. Auch die weltweite „Marke“ FC Bayern München steht nicht nur für sportlichen sondern auch für wirtschaftlichen Erfolg. Dass Bayern auch ein attraktiver Chemiestandort ist, zeigen zwar keine DaxWerte, aber mit einem Anteil an der chemischen Produktion von kanpp 14 % ist das Land der drittgrößte Chemiestandort in Deutschland. An erster Stelle stehen hier Unternehmen wie Wacker Chemie (MDax) oder SüdChemie. Doch auch Chemieriesen wie Evonik, BASF und Clariant sind mit Forschungseinrichtungen oder Produktionsstandorten im Freistaat vertreten. Außerdem gibt es noch weit über 100 mittelständische Chemieunternehmen. Zu den größten Standorten zählt das Bayerische Chemiedreieck zwischen Inn und Salzach mit Burghausen, Mühldorf und Traunstein im Zentrum. Hier arbeiten allein 17 000 Beschäftigte in der Chemie. Auch bei den Dienstleistungen hat Bayern deutlich aufgeholt, nicht nur im Banken- und Versicherungssektor. Der Marktforschungsriese GfK hat genauso in Nürnberg seine Heimat wie der Datev e.V., der sich längst vom Dienstleister für Rechtsanwälte und Steuerberater zum hochkomplexen IT-Konzern entwickelt hat. Gerne übersehen als international aufgestellter Dienstleistungskonzern wird auch der Tüv Süd, der in den Geschäftsbereichen Industrie, Mobilität und Mensch tätig ist. Auch viele Unternehmensberatungen haben ihren Hauptsitz in Bayern, so etwa Roland Berger, Oliver Wyman, Celerant Consulting oder CSC, andere, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG oder Bearing Point, Ernst & Young und Accenture haben große Dependancen in München und bieten damit für den qualifizierten Nachwuchs eine breite Basis. Ein wesentliches Kriterium für das Funktionieren einer Volkswirtschaft ist die ausreichende Verfügbarkeit der benötigten Energie zu bezahlbaren Preisen. Hier sind im Freistaat die großen Energiekonzerne E.ON Bayern und die RWE-Tochter LEW Lechwerke aktiv. Außerdem zählen die Stadtwerke München zu den größten kommunalen Versorgern. Die Gasbeschaffungsplattform Bayerngas ist inzwischen auch direkt in der Öl- und Gasförderung tätig, um die angeschlossenen Stadtwerke mit ausreichend Gas versorgen zu können. In die Gasversorgung ist inzwischen auch der mittelständische Mineralölhändler Montana eingetreten, und die N-Ergie versorgt das Umland von Nürnberg mit Energie. Wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg Bayerns ist die hervorragende verkehrstechnische Lage zwischen Nord und Süd, Ost und West im Herzen von Europa. Autobahnen, Schifffahrtswege wie der RheinMain-Donau-Kanal und die internationalen Flughäfen in München und Nürnberg bieten eine hervorragende Anbindung. Immerhin weist die Logistikbranche in Bayern mehr als 400 000 Beschäftigte auf! Eine bedeutende Rolle als eine Art Leitbranche spielt die bayerische Bauindustrie. Bauunernehmen wie Max Aicher, Alpine Bau, Max Bögl, die Bauer AG oder Stratebau haben sich meist auf spezielle Tätigkeitsfelder fokussiert. 2008 konnte der Umsatz im Bauhauptgewerbe um 6,7 % auf 16,5 Mrd. Euro erhöht werden, während gleichzeitig die Zahl der Beschäftigten leicht um 0,9 % auf 127 525 zurückging. Weit reichende Reformen Interview | Heinrich Traublinger, HWK-Präsident W ie ist die Lage im Handwerk in der derzeitigen Situation? Der WirtschaftsKurier sprach mit Heinrich Traublinger, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern. RECHNEN SIE MIT UNS! DENN IHRE LEISTUNG UND UNSERE ENERGIE ERZEUGEN WECHSELSEITIGE WIRKUNG. Anders ausgedrückt: Als Energieversorger stehen wir zu unserer Region. Hier schaffen und erhalten wir Arbeitsplätze, hier investieren wir. 2008 betrug das Auftragsvolumen an die heimische Wirtschaft über 53 Millionen Euro. www.lew.de WirtschaftsKurier: Herr Traublinger, noch schlägt die Krise nicht auf das konsumnahe Handwerk durch. Trotzdem sinken die Umsätze. Wie könnte das Handwerk weiter unterstützt werden? Heinrich Traublinger: Wir fordern die Erhöhung des Steuerbonusses für Handwerkerleistungen auf 4 000 Euro, wie er für haushaltsnahe Dienstleistungen gewährt wird. Das hätte mehr legale Arbeit zur Folge und würde dem Staat obendrein mehr Steuereinnahmen bescheren. Eine weitere Forderung von uns, die allerdings erst 2011 umgesetzt werden könnte, ist die Einführung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für arbeitsintensive Dienstleistungen im Handwerk. So könnten bestehende Wettbewerbsnachteile in Deutschland aufgehoben und die Rahmenbedingungen verbessert werden. Zudem würde eine Mehrwertsteuerreduzierung auf arbeitsintensive Dienstleistungen diese für den Kunden billiger machen und damit zu mehr Aufträgen für die Handwerksbetriebe führen, was wiederum mit Sicherheit die Schwarzarbeit eindämmen würde. Eine weitere Forderung, die das Handwerk erhebt, ist die Umstellung von der sogenannten Soll- auf die Ist-Besteuerung bei der Umsatzsteuer. Dies brächte Entlastung und wäre schnell umsetzbar. Die Betriebe müssen nämlich bereits bei Rechnungsstellung Umsatzsteuer zahlen, obwohl sie vom Kunden noch gar kein Geld erhalten haben. Da diese Sonderregelung zum Jahresende 2009 ausläuft, fordert das Handwerk, gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Krise, dass die Grenze bundeseinheitlich auf 1 Mio. Euro angehoben wird (Heute: alte Bundesländer: ab 250 000 Euro Jahresumsatz, neue: ab 500 000 Euro). WiKu: Wie sehen Sie die Chancen für eine „Abwrackprämie auf Heizkessel”? Traublinger: Dieser Vorschlag von Sanitärund Klimatechnik-Handwerk würde meiner Meinung nach sehr viel Sinn machen. Die Binnenkonjunktur würde angeschoben und darauf sind wir in der jetzigen Wirtschaftssituation besonders angewiesen. Die Energiekosten für den Verbraucher würden gesenkt und außerdem der Schadstoffausstoß deutlich verringert, was wiederum unserer Umwelt zugutekäme. Allein mir fehlt der Glaube, dass die Umsetzung noch vor der Bundestagswahl passieren könnte. WiKu: Können die Konjunkturprogramme den prognostizierten Rückgang beim Wirtschaftsbau auffangen? Traublinger: Wir setzen große Hoffnungen auf hohe kommunale Investitionen in die Infrastruktur, wie sie im Konjunkturpaket II vorgesehen sind. Dies ist auch HWK-Präsident Traublinger. Foto: HWK dringend erforderlich, da die gewerbliche Bautätigkeit 2009 deutlich zurückgehen wird. Nach Angaben des Ifo-Instituts wird die Industrie ihre Investitionen spürbar zurückfahren und vorrangig in Ersatz und nicht in Erweiterungen fließen lassen. Deshalb ist es umso wichtiger, den privaten Wohnungsbau anzukurbeln. Die Wiedereinführung der Eigenheimzulage würde die Zahl der Baugenehmigungen erhöhen und damit der angeschlagenen Bauwirtschaft auf die Beine helfen. Ich halte es für einen schwer wiegenden Fehler, dass die Familienförderung bei der Bildung von Wohneigentum abgeschafft wurde. WiKu: Die HWK hilft den Handwerkern auch ganz direkt durch ihre Berater. Wurden diese Leistungen in letzter Zeit häufiger nachgefragt, auch bei eventuellen Problemen bei der Kreditvergabe? Traublinger: Unsere Betriebsberater berichten, dass die Zahl der Handwerker, die sich an sie wenden, in letzter Zeit steigt. Das Vertrauen der Handwerksunternehmer in ihre Banken scheint abzunehmen. Daher suchen sie vermehrt Rat bei unseren Beratern, um sich abzusichern. Es ist festzustellen, dass die Banken bei Kreditausreichungen beziehungsweise bei der Verlängerung von Kreditverträgen zögerlicher werden. Wir müssen leider auch feststellen, dass der Bürokratismus bei der Beantragung eines Kredits wächst. Wir bemühen uns deshalb, gemeinsam mit in Not geratenen Handwerkern, Finanzierungs- beziehungsweise Sanierungskonzepte zu erstellen, um bei den Banken größtmögliche Finanzierungschancen zu erhalten. WiKu: Zum Abschluss: Wo wollen Sie als Präsident der HWK in den nächsten Jahren Schwerpunkte setzen? Traublinger: Ich stelle mich im Juni der Vollversammlung zur Wiederwahl. Ich stehe dafür, mich weiter dafür einzusetzen, die Interessenvertretung für den handwerklichen Mittelstand – das Rückgrat unserer Wirtschaft – auf dem bewährt hohen Niveau zu halten. Die Kompetenz der Handwerksorganisationen muss bei der Politik in allen zentralen politischen Fragen Gehör finden. Außerdem war und ist es mir ein besonderes Anliegen, die Handwerkskammer weiterzuentwickeln. BAYERN MAI 2009 Bayerisches A utos aus Bayern tragen den Namen des Freistaats in die ganze Welt – fast jeder vierte Pkw, der ein deutsches Werk verlässt, kommt von hier. Egal auf welchem Kontinent – meist aber Asien oder Amerika –, bayerische PS-Boliden sind ein Statussymbol. Sie gelten als Synonym für Wohlstand und Fahrspaß und für viele ist der „Bi Em Dablju“ in der Garage die Erfüllung eines Lebenstraums. Im Premiumbereich sind die bayerischen Autobauer spitze. Ob ein A8 aus Ingolstadt oder die 7er-Reihe aus München, Limousinen aus Bayern gehören zu den hochwertigsten und innovativsten weltweit. Auch wenn alle Unternehmen rund ums Fahrzeug stark von der Absatzkrise betroffen sind, so versuchen die bayerischen Autobauer den Gegenwind als Chance für die Entwicklung innovativer und klimafreundlicher Kraftfahrzeuge zu nutzen, um nach (hoffentlich) baldigem Nachfrageanstieg den Anforderungen der neuen Generation von umweltbewussten Autobesitzern gerecht zu werden. Schon heute geht es nicht mehr nur um formschönes Design und „kräftig PS unter der Haube“, alternative Antriebstechniken, wie Gas- oder Hybridmotoren, sind zunehmend gefragt. Doch auch eine Reihe von Zulieferfirmen sorgt für Innovationen auf dem Automobilmarkt. Von ihnen erforschte neue Materialien machen Autos in Zukunft immer leichter und unterstützen die Autobauer bei der Umsetzung der wachsenden grünen Orientierung. Effizienz und Emissionsreduktion haben höchste Priorität Der ständige Drang zur Erforschung neuer Materialen und Antriebstechniken ist mit ein Grund, warum – trotz der äußerst schwierigen Lage auf dem Automobilmarkt – Audi auch 2008 wieder Rekordergebnisse einfahren konnte. Im vergangenen Jahr verließen 4,1 % mehr Autos das Ingolstädter Werk und bescherten so den 13. Auslieferungsrekord in Folge, was 2008 zum erfolgreichsten Jahr der Unternehmensgeschichte machte. Deshalb kann und will Audi trotz Krise in der Automobilbranche weiter in die Zukunft investieren: „Wir werden auch 2009 kräftig in neue Produkte, zukunftsfähige Technologien und Wachstumsmärkte investieren“, versprach AudiFinanzchef Axel Strotbeck auf der Jahrespressekonferenz des Autobauers. Effizienz und geringe Emissionen seien und bleiben für Audi ein Thema höchster Priorität, was zur Fortführung der Effizienzstrategie ohne Abstriche führe, prognostizierte Vorstandsvorsitzender Rupert Stadler. Die Dieseltechnologie bleibe ein wichtiger Eckpfeiler dieser Strategie und so soll noch 2009 der sauberste Diesel der Welt vorgestellt werden. Mit dem sogenannten TDI clean diesel sollen die Stickoxidemissionen um bis zu 90 % reduziert werden und so bereits heute die anvisierten Grenzwerte der Euro6-Norm, die 2014 in Kraft tritt, erreicht werden – derzeit schafft die Norm kein anderes Dieselfahrzeug. Nicht einmal 80 Kilometer trennen Bayerns erfolgreichste Autobauer voneinander. Von Ingolstadt erreicht man in gut einer Autostunde das Gelände der BMWZentrale in München, vis-à-vis des Olympiaparks, auf dessen Gelände 1972 die Olympischen Sommerspiele ausgetragen wurden. Die Bayerischen Motoren Werke wollen ebenfalls verstärkt die Umweltverträglichkeit ihrer Autos verbessern – bei möglichst steigendem Fahrkomfort. So konnte die BMW Group den Verbrauch der europäischen Flotte über die letzten beiden Modellgenerationen um 25 % senken. Dieses Paket aufeinander abgestimmter Technologien soll nicht nur die CO2-Emissionen reduzieren, sondern auch den Fahrspaß noch weiter erhöhen. Die Münchner setzen mit ihrem mehrfach preisgekrönten Innovationspaket BMW Efficient Dynamics auf neue Technologien zur Weiterentwicklung des Fahrzeugangebots. Der BMW 120i zeigt, was mit Efficient Dynamics heute schon – im Vergleich zum Vorgängermodell – erreicht werden kann: ein Liter weniger Verbrauch und eine Sekunde Verbesserung bei der Beschleunigung von 0 auf 100 Stundenkilometer. Erreicht wird die CO2-Reduktion durch Zusammenwirken mehrerer Technologien, wie beispielsweise der StartStop-Funktion, die den Motor beim Auskuppeln automatisch abschaltet, und der Schaltpunktanzeige, die in der 1er-Reihe dem Fahrer Empfehlungen zum richtigen Schaltzeitpunkt gibt, was zur weiteren Kraftstoffersparnis führt. Doch was sind die innovativsten Ideen, wenn sich niemand um Herstellung und Lieferung der Einzelkomponenten kümmert? Zahlreiche Mittelständler und Familienunternehmen forschen an neuen, leichteren oder verbrauchsärmeren Materialien und sorgen so dafür, dass ein Stück Bayern in vielen Autos dieser Welt steckt. Um von BMW zu einem der weltweit berühmtesten Hersteller von Bremsen zu kommen, lohnt es sich kaum, ins Auto zu steigen. Man folgt einfach dem Zaun des insgesamt 500 000 Quadratmeter großen Stammwerks in München Richtung Norden und stößt nach nicht einmal einem Kilometer linker Hand auf die KnorrBremse. Die geografische Nähe ist keineswegs Zufall: 1920 kaufte der Bremsenhersteller die BMW, um nach dem Ersten Weltkrieg an zusätzlichen Grund zu kommen. Nur zwei Jahre später wurde die nicht zum Kerngeschäft passende Motorensparte wieder abgestoßen. Aber auch ohne die jetzt sehr erwachsene Tochter wurde aus dem Konzern ein in jedem Kontinent vertretenes Unternehmen mit 14 000 Mitarbeitern. Knorr-Bremse ist nicht nur der weltweit führende Hersteller von Bremssystemen für Schienen- und Nutzfahrzeuge, auch Türsysteme und Klimaanlagen für Schienenfahrzeuge und Drehschwingungsdämpfer für Verbrennungsmotoren gehören zur Produktpalette. Verirrt man sich noch ein bisschen tiefer Richtung Münchner Innenstadt, trifft man einen Partner der Knorr-Bremse, der ebenfalls auf der ganzen Welt für seine Produkte bekannt ist: MAN Nutzfahrzeuge, das größte Unternehmen der MAN Gruppe, gehört zu den innovativsten seiner Branche. Gemeinsam mit dem Münchner Bremsenbauer hat MAN Nutzfahrzeuge einen vom ADAC mit dem „Gelben Engel“ ausgezeichneten elektronischen Abbiegeassistenten entwickelt, der Unfälle an Kreuzungen vermeiden soll. Dieses Assistenzsystem für Lkws soll die Fahrer gerade im oftmals hektischen Stadtverkehr beim unfallanfälligen Rechtsabbiegen unterstützen. Der Assistent warnt den Fahrer zunächst mit einem optischen Signal, wenn sich Fußgänger oder Radfahrer im schlecht einsehbaren Bereich neben der Fahrer- Nürnberg bis zum Motor aus München 1 5 2 6 kabine aufhalten. Der Abstand der Personen wird über Ultraschallsensoren an die im Fahrzeug befindliche Elektronik weitergegeben. Kommen sie zu nahe, wird der Fahrer zusätzlich akustisch gewarnt, um oftmals tödlich ausgehende Unfälle zu vermeiden. Fast 300 Kilometer und einen Ausflug quer durch den Freistaat Richtung Norden trennen die bayerische Landeshauptstadt von einem der führenden Hersteller von technischen Bauteilen in Fahrzeugtüren. Nur wenige Türen schließen ohne Technik der Brose Fahrzeugteile GmbH aus Coburg. Die Firma mit Sitz im Norden Bayerns entwickelt und produziert Verstellsysteme für Fahrzeugtüren und -sitze an 52 Standorten in 21 Ländern mit rund 14 300 Mitarbeitern. In der über 75-jährigen Firmengeschichte konnten die Coburger die Entwicklung von Fahrzeugtüren maßgeblich mitprägen und durch immer leichtere Komponenten das Gewicht ihrer Produkte – und damit den Kohlendioxidausstoß bei den Fahrzeugen – reduzieren. Wie an vielen Automobilzulieferern ist auch an Brose die Krise nicht spurlos vorübergegangen. Zwar konnte der Wachstumskurs im abgelaufenen Geschäftsjahr fortgesetzt werden, dies lässt sich aber vor allem auf die Übernahme der Motorensparte der Continental AG zurückführen. Auch wenn die ersten drei Quartale 2008 im Traditionsgeschäft sehr gut liefen, brachen die Kundenaufträge am Ende um weltweit 40 % ein, was global zu Stellenabbau führte. Dennoch blickt die Führungsriege relativ optimistisch in die Zukunft und will unbedingt am Forschungsgedanken festhalten: „Wir wollen das innovativste Unternehmen sein hinsichtlich unserer Produkte, unserer Fertigung und Organisation“, so Michael Stoschek, Enkel des Firmengründers Max Brose und Unternehmer des Jahres 2005. Fahrzeugausstattung für die Premiumliga 3 7 4 8 1) Mittelkonsole für die BMW 7erReihe aus dem Hause Grammer. 2) Eine der größten Innovationen in der Geschichte der Nutzfahrzeuge: die Knorr-Scheibenbremse. 3) Bei der Entwicklung und Fertigung anwendungsspezifischer Spezialkabel für unterschiedliche Branchen verfügt Leoni über jahrzehntelange Erfahrung. 4) MAN Nutzfahrzeuge ist in der ganzen Welt für seine Trucks bekannt. 5) Von München aus finden die Premiumkarossen von BMW in der ganzen Welt ein Zuhause. 6) Die Firma Brose setzt mit einem neuen Schließkonzept für Seitentüren Maßstäbe bei Bauteilgröße, Gewicht und Komfort. 7) Klemmkörperfreilauf mit hoher Leistungsdichte der Firma Schaeffler. 8) Der Audi A8 aus Ingolstadt ist der Premiumvertreter seiner Marke und fühlt sich überall „daheim“. Premiumfahrzeuge brauchen auch eine Premiumausstattung. Von Coburg geht’s in in Richtung Süden, nach Amberg. Etwa auf der halben Strecke nach München hat die Grammer AG ihren Sitz. Sie ist spezialisiert auf die Entwicklung und Herstellung von Komponenten und Systemen rund um die Fahrzeuginnenausstattung. Hierzu zählen neben Kopfstützen, Armlehnen und Mittelkonsolen integrierte Kindersitze, wie man sie in modernen Autos aus dem Premiumsegment findet. Aber auch Passagiersitze für Offroadfahrzeuge wie Traktoren oder Baumaschinen sowie für Lkws und Bahnen gehören zur Produktpalette. Auch die Amberger haben ein schweres zweites Halbjahr 2008 hinter sich. Zwar konnte erstmals in der Firmengeschichte ein Umsatz von mehr als 1 Mrd. Euro eingefahren werden, dennoch musste auch hier die Mitarbeiterzahl – wegen der rückläufigen Auftragszahlen aus dem Automobilsektor – angepasst werden. Bisher wurden zwar primär Mitarbeiter an den Auslandsstandorten entlassen, aber in Amberg wird Kurzarbeit nicht mehr lange die einzige Krisenkonsequenz sein: Der Vorstand hat bereits angekündigt, dass 227 Beschäftigte der Standorte Region Amberg ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Doch auch wenn der Automotive-Sektor dem Konzern erhebliche Umsatzeinbußen bescherte, erweist sich das Segment Seating Systems als Wachstumsmotor mit Poten- Business Campus | Nachfrage ist ungebrochen G Eigenkapital schafft Freiraum Der künstliche See lädt in der Mittagspause zum Verweilen ein. zept ohne Verzögerungen um“, so der Campus-Geschäftsführer. So wurde bereits im Februar 2009 der Grundstein für ein weiteres Atriumhaus in Garching-Hochbrück gelegt. Rund 13 000 Quadratmeter bietet dieser nächste Komplex. In den unteren Etagen ermöglichen Raumtiefen bis 37 Meter Großraumbüros, Callcenter, Rechenzentren oder Ausstellungszonen, während darüber an natürlich belichteten und belüfteten Galerien vom Kompaktbüro bis hin zum Software-Labor vielfältige Zuschnitte machbar sind. zial. Hier konnte die Grammer AG, so Vorstandsvorsitzender Dr. Rolf-Dieter Kempis, durch hochwertige und innovative Produkte die führende Position des Unternehmens im Bereich Nutzfahrzeugsitze weiter ausbauen. Sitze aus Amberg sorgen aber nicht nur in der heimischen Landwirtschaft für Komfort. Sie sind auch dort zu finden, wo es besonders heiß ist: in Dubai. Dort sollen künftig betuchte Scheichs, aber auch Gäste aus aller Welt bequem in der komfortabelsten Metro der Erde reisen können. Die Sitzgelegenheiten für die 395 Waggons der neuen Metro liefert das Amberger Unternehmen. Lederbezogen mit Klapptisch und Laptophalter ausgestattet, sollen sie das Gefühl bayerischer Gemütlichkeit ins Scheichtum tragen. Tradition seit 500 Jahren Nur eine knappe Autostunde westlich von Amberg bekommt das Wort Kabelsalat eine neue Bedeutung. Bei der Leoni-Gruppe in Nürnberg werden Draht, Kabel und Bordnetzsysteme in erster Linie für die Automobilindustrie entwickelt und vertrieben. Das heute weltweit tätige Unternehmen – Leoni ist mit 46 000 Mitarbeitern in 35 Ländern aktiv – entstand aus einer kleinen Drahtwerkstatt Ende des 16. Jahrhunderts. Der Franzose Anthoni Fournier begann in Nürnberg mit einer Handvoll Mitarbeitern mit der Herstellung feinster Gold- und Silberfäden für kostbare Stickereien – die sogenannten Leonischen Waren. Heute sind die Franken Weltmarktführer beim Angebot von Fahrzeugleitungen und immerhin Europas Nummer 1 bei den Bordnetzsystemen. Die Stärken im Kabelgeschäft bestehen darin, neben standardisierten auch kundenspezifische Spezialkabel und konfektionierte Systeme herzustellen. Auch wenn Leoni seit dem 1. Januar 2009 rund 4 000 Arbeitsplätze im Konzern abbauen muss, so rechnet der Kabelprofi dennoch mit einer schrittweisen Erholung auf der Nachfrageseite. So konnte bereits im Februar ein Großauftrag über die Lieferung von Motorkabelsätzen für den amerikanischen Motorenproduzenten Cummins unterzeichnet werden. Leoni wird für die Dauer von fünf Jahren eine Reihe von Dieselmotoren mit Kabelsätzen ausstatten. Knapp eine halbe Autostunde in nördliche Richtung hat der wohl derzeit bekannteste Automobilzulieferer seinen Stammsitz: die Schaeffler Gruppe. Kaum einen deutschen Zulieferer hat die Krise so gebeutelt wie den Konzern aus Herzogenaurach. Die Schaeffler Gruppe mit ihren Marken INA, LuK und FAG gehört mit weltweit 66 000 Mitarbeitern und 35 Werken zu den größten Zulieferern. Unter der Marke INA produziert sie Präzisionselemente für Motoren, Getriebe und Antriebsstränge, die Traditionsmarke FAG fertigt Standard- und Präzisionslager. Die Schaeffler Gruppe ist Engineeringpartner und Zulieferer für nahezu alle Automobilhersteller und will für ihre Kunden ständig innovativ bleiben. Deshalb überrascht es nicht, dass die Schaeffler Gruppe unter den Top 5 der erfinderischsten Unternehmen ist. Die Gruppe hat im Jahr 2008 über 1 250 Patente beim Deutschen Patent- und Markenamt angemeldet und verfügt über mittlerweile rund 14 700 Patente. Umgerechnet bedeutet die Zahl der Neuanmeldungen, dass pro Arbeitstag fünf Patente das Haus Schaeffler verlassen und somit auch die Automobilbranche in Deutschland zu einer der innovativsten weltweit macht. Wachstum, Innovation, Unternehmensnachfolge, Turn-around Nachhaltiges Standortkonzept arching-Hochbrück entwickelt sich zügig zu einem zentralen Schnittpunkt in der wachstumsstärksten deutschen Region: Nachdem sich bereits mehr als 40 Adressen flexible Mietflächen an diesem Zukunftsstandort (Endausbau: 230 000 Quadratmeter) gesichert haben, hält die Nachfrage an. Michael Blaschek, Geschäftsführer der Business Campus Management GmbH, addiert für 2008 ein Neuvermietungsvolumen von 18 000 Quadratmetern auf. Zuletzt habe sich das Vermietungsgeschäft mit den Abschlüssen Bosch-Rexroth AG (2 500 Quadratmeter), NTN Wälzlager Europa GmbH (300 Quadratmeter) sowie mit der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V. (1 200 Quadratmeter) gegen den allgemeinen Trend sogar beschleunigt. „Das erste Büro-Ensemble an unserer Wasserlandschaft ist jetzt zu mehr als 90 % vermietet.“ Zugleich halte das Interesse am zweiten Bauabschnitt an. „Im ersten Trakt dieses Typs sicherten sich einige Firmen schon während der Bauphase Mieteinheiten nach Maß. Das Interesse ist nach wie vor erfreulich“, sagt Blaschek. Weitere Verträge für das multifunktionale Atriumhaus (12 500 Quadratmeter) seien unterschriftsreif. „Wir setzen unser nachhaltiges Kon- 23 Fahrgefühl Automobilbranche | Vom Kabel aus VON CONSTANZE MEINDL WirtschaftsKurier Foto: Business Campus Parallel laufen derzeit noch die Genehmigungsverfahren für das integrierte und etwa 16 000 Quadratmeter große Nahversorgungszentrum. Es vereint eine Einkaufspassage von der Apotheke bis zum Supermarkt, vielfältige Dienstleistungen für Beschäftigte und Besucher des Campus-Geländes sowie attraktive Büroflächen unter einem Dach. Der Baustart auf dem Campus-Quartier direkt an der – bis dahin fertiggestellten – Fußgängerunterführung zum U-Bahnhof GarchingHochbrück ist für das zweite Quartal 2009 eingetaktet. Die BayBG stärkt Jahr für Jahr die Eigenkapitalbasis von nahezu 100 Unternehmen Eigenkapital. Beratung. Netzwerk. Für den Mittelstand. Telefon: 089 2198-2545 · [email protected] · www.baybg.de Bruderstraße 7 · 80538 München BAYERN 24 WirtschaftsKurier MAI 2009 Weniger Gewicht = weniger Verbrauch Webasto| Interview mit Vorstandsmitglied Dr. Holger Engelmann über Polycarbonat als neuer Werkstoff für die Autoindustrie D ie Automobilwirtschaft und hier insbesondere die Zulieferindustrie werden hart getroffen von der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise – da hilft vielen die staatliche Abwrackprämie auch nicht weiter. Der auf Dachsysteme (Cabrio-Verdecke und Schiebedächer) und Standheizungen spezialisierte Zulieferer Webasto AG aus Stockdorf bei München setzt gerade in der jetzigen Situation auf Forschung und Innovationen. Hier spielen neue Materialien und der Leichtbau eine entscheidende Rolle. Der WirtschaftsKurier sprach mit Dr. Holger Engelmann, Mitglied des Vorstands von Webasto und President der Division Convertible, Roof & Body. WirtschaftsKurier: Welchen Stellenwert hat es für den Autozulieferer Webasto, auch in Zeiten der Krise an Innovationen zu arbeiten? Dr. Holger Engelmann: Grundsätzlich geht es für uns natürlich darum, unser Unternehmen sicher durch die Krise zu steuern. Das heißt, wir fahren einen harten Sparkurs in allen Bereichen des Unternehmens. Die Sicherung der Liquidität hat Priorität. Drucksituationen wie diese fördern allerdings auch, dass wir Prozesse weiter optimieren, Standardisierungen vorantreiben und so effizient wie möglich arbeiten. Gleichzeitig darf man aber die Zukunft nicht aus dem Blick verlieren. Deshalb ist es wichtig, dass wir mit innovativen Entwicklungen die Zukunft von Webasto sichern. WiKu: Leichtbau im Automobilbereich ist ja so ein Innovationsthema. Welchen Beitrag leistet Webasto mit seinen Produkten dazu? Engelmann: Webasto bietet unterschiedliche Technologien und Werkstoffe zum Thema Leichtbau an. Einmal verarbeiten wir beispielsweise Paper Honeycomb für Beschattungssysteme für Schiebedächer. Dieser Werkstoff besteht aus Polyurethan, Pappe in Wabenstruktur und einer Glasfaserverstärkung. Die Gewichtsersparnis liegt bei 30 % bis 40 % im Vergleich zum sonst gebräuchlichen Ma- Im Kunststoff-Kompetenzzentrum in Schierling bei Regensburg findet die Produktion von Panoramadächern (zum Beispiel für den Smart) aus Polycarbonat statt – die Forschungs- und Entwicklungsabteilung sitzt in der Zentrale in Stockdorf. terial aus Polyurethan. Noch mehr Gewichtsreduktion erreichen wir mit dem Werkstoff Polycarbonat. Das geringere Gewicht von Dachsystemen aus Polycarbonat, besonders bei großen Dachsystemen, senkt den Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge. Damit wird weniger Kohlendioxid emittiert – ohne jedoch auf Sicherheit und Komfort verzichten zu müssen. Rückenwind bekommt das Thema Leichtbau durch den zunehmenden Druck aus Politik und Gesellschaft, dass Fahrzeuge nur noch eine bestimm- te Menge an CO2 emittieren dürfen. Aus diesem Grund wird der Einsatz von Polycarbonat mittelfristig stark zunehmen. WiKu: Welche besonderen Eigenschaften zeichnen Polycarbonat für den Einsatz im Dachbereich aus? Engelmann: Polycarbonat ist sehr leicht. Aufgrund der spezifischen Dichte wiegen Komponenten aus Polycarbonat rund 50 % weniger als die entsprechenden Teile aus Glas. Damit sind in Fahrzeugen erhebliche Gewichtsreduktionen durch die Substituierung von Glas durch 'X+'+ +EgdÒA^cZ EVhhioj>]gZb 7Zig^ZW# B^iCzGC7:G<:GEgdÒA^cZh^X]ZgcH^Z>]gZ7Zig^ZWhg^h^`Zc jcYY^Z>bbdW^a^Zc>]gZhJciZgcZ]bZchÓZm^WZajcY^cY^k^" YjZaaVW#:^coZacZ7VjhiZ^cZ!Y^Z\ZcVjVj[>]gZ7gVcX]ZVW" \Zhi^bbih^cY!bVX]Zc>]gZcKZgh^X]Zgjc\hhX]jioeVhhZcY# JcYYVhWZ`dbbZcH^ZVaaZhVjhZ^cZg=VcY#Ojh~ioa^X] egdÒi^ZgZcH^ZkdclZgikdaaZcHZgk^XZaZ^hijc\Zc!Y^Z>]gZ @dhiZcb^c^b^ZgZc# Gj[ZcH^ZZ^c[VX]Vc#L^gWZgViZcH^Z\Zgc# CzGC7:G<:G6aa\ZbZ^cZKZgh^X]Zgjc\h"6< DhiZcYhigVZ&%%!.%(()CgcWZg\ IZaZ[dc%.&&*(&"'.**!;Vm*(&"-&'.**dYZg IZaZ[dc%.&&*(&"'(-'!;Vm*(&"-&'(-' lll#cjZgcWZg\Zg#YZ Polycarbonat zu realisieren. Zudem punktet es durch seine hohe Schlagfestigkeit und eine entsprechende Lackbeschichtung sorgt für Kratzfestigkeit, Witterungs- und Strahlungsbeständigkeit. Die Lichtdurchlässigkeit von Polycarbonat beträgt rund 90 %, wobei es UV-Strahlung vollständig adsorbiert. Auf diese Weise lässt sich trotz hoher Transparenz ein angenehmes Innenraumklima realisieren. Nicht nur die Autofahrer, auch Fahrzeugdesigner haben Freude an dem Hightech-Kunststoff. Aufgrund sei- ner exzellenten Formbarkeit erlaubt er große gestalterische Freiheiten. Die Möglichkeiten reichen von in die Heckscheibe integrierten Antennen bis hin zu geschwungenen Scheiben – fast alles ist mit Polycarbonat realisierbar. WiKu: Seit wann engagiert sich Webasto im Bereich Polycarbonat? Engelmann: Wir haben im Jahr 2002 begonnen, das Thema Leichtbau und Polycarbonat zu forcieren – zunächst ohne konkreten Serienauftrag. Wir waren von dem Werkstoff und seinem Zukunftspotenzial überzeugt. 2004 haben wir das erste Versuchsfahrzeug gebaut. Ein Jahr später gewannen wir den Auftrag für das Smart-Dach, das wir seit 2007 produzieren. Dank der speziell entwickelten Fertigungstechnologie gelang es erstmals, eine Polycarbonatscheibe von über einem Quadratmeter Größe in einer hochwertigen Qualität herzustellen. Bis heute haben wir 200 000 Panoramadächer aus Polycarbonat für den Smart gefertigt. Für unsere Kunststoffkompetenz sind wir 2008 mit dem renommierten PACE Award, dem sogenannten KunststoffOscar, ausgezeichnet worden. WiKu: Wo findet die Entwicklung und Produktion statt? Engelmann: Die Produktion läuft in unserem Kunststoffkompetenzzentrum in Schierling bei Regensburg. Die Entwicklung und das Testing finden in unserer Zentrale in Stockdorf statt. WiKu: Wird Webasto weiter in diese Zukunftstechnologie investieren? Engelmann: Hier kann ich ein ganz klares Ja geben. Wir sind überzeugt von Polycarbonat. Als innovativer Zulieferer sehen wir es als Verpflichtung und Motivation zugleich an, zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Das ist uns mit Polycarbonat gelungen. Inzwischen haben wir vier weitere Serienaufträge gewonnen. Einer läuft noch in diesem Jahr an, die anderen drei starten im kommenden Jahr. Daher werden wir im Herbst eine zweite Produktionslinie in Schierling in Betrieb nehmen. WiKu: Für welche Fahrzeuge eignet sich Dr. Holger Engelmann verantwortet seit August 2008 als Mitglied des Vorstands die Division Convertible, Roof & Body, also das Segment Dach, der Webasto AG. Fotos: Webasto der Einsatz von Polycarbonat? Und für welche Teile? Engelmann: Fast alle Hersteller von Pkw verarbeiten heute bereits Polycarbonatteile in ihren Fahrzeugen. Derzeit beobachten wir aber auch, dass sich selbst Nutzfahrzeughersteller für Polycarbonat interessieren. Das liegt daran, dass die Fahrerkabine immer mehr zur Designfläche wird und hier Polycarbonat vielfältige Möglichkeiten bietet. WiKu: Welche Lösungen wird es in Zukunft von Webasto aus Polycarbonat geben? Engelmann: Das Potenzial von Polycarbonat ist noch längst nicht ausgeschöpft. Denkbar sind feste Seitenscheiben, Heckscheiben und Verkleidungsteile in Glasoptik. Zudem kann man über die Integration anderer Funktionen in Polycarbonat nachdenken. Hier sind beispielsweise Heizdrähte oder auch Solarzellen möglich. Mit diesen Themen beschäftigen wir uns schon heute. BAYERN MAI 2009 25 Heimattreue Global Player „Heimliche Finanzhauptstadt“ Assekuranz | Versicherungstrends aus Bayern Banken | Clusterstrategien stärken bayerische Finanzwirtschaft VON CONSTANZE MEINDL A WirtschaftsKurier uch wenn die Finanzkrise in Bayern zum Abbau von Arbeitsplätzen führt: Das ändert nichts daran, dass der Freistaat Versicherungsplatz Nummer eins und Bankenplatz Nummer zwei ist. Über 3 000 Unternehmen dieser Branche sind ins bayerische Handelsregister eingetragen und bieten rund 182 000 Menschen einen Arbeitsplatz. Besonders sticht hier die Landeshauptstadt hervor. Laut Arbeitgeberverband der Versicherungen in Deutschland ist München mit fast 31 000 Beschäftigten im Versicherungssektor deutlich auf dem ersten Platz vor Köln (26 710) und Hamburg auf Platz drei (22 140). Viele weltweit agierende Versicherer, die in der bayerischen Landeshauptstadt ihre Zentrale haben, stehen hinter diesen Zahlen. Allen voran Deutschlands größter Versicherer: die Allianz Gruppe. Vis-a-vis des Englischen Gartens werden von München aus die Aktivitäten des Konzerns koordiniert. Er ist einer der größten Finanzdienstleister weltweit und in mehr als 70 Ländern vertreten. Um diese Marktpositionen weiter ausbauen zu können, passt sich der Münchner Versicherer ständig den verändernden Kundenbedürfnissen durch neue Produkte an. So hat die Allianz beispielsweise Herrchen und Frauchen als potenzielle Assekuranzkunden entdeckt. Bei der Tierkrankenversicherung können Waldi schon ab 27 Euro und Minky ab 15 Euro im Monat gegen mögliche Operationen und sonstige tierärztliche Aufwendungen versichert werden. Aber auch bei der Krankenversicherung der „Futterdosenöffner“ geht die Allianz neue Wege. Die Fusion der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) mit der Betriebskrankenkasse der Allianz ist mittlerweile in trockenen Tüchern und beschert der KKH-Allianz mit rund 2 Mio. Versicherten Platz zehn unter den gesetzlichen Kassen. Durch eine starke Kooperation mit der privaten Krankenversicherung der Allianz soll künftig die Verhandlungsposition nicht nur gegenüber Ärzten und Krankenhäusern, sondern auch Pharmaunternehmen deutlich gestärkt werden. Auch ein anderer Global Player aus der Versicherungsbranche, die Münchener Rück, hat sich kürzlich vergrößert – allerdings in Übersee. Der Kauf des Spezialversicherers HSB Group – bislang im Besitz des angeschlagenen US-Versicherers AIG – konnte nun zum Abschluss gebracht werden. Für einen Kaufpreis von 555 Mio. Euro (739 Mio. US-Dollar) – von der Münchener Rück in bar und aus eigenen Mitteln bezahlt – baut der Versicherer seine Position auf dem US-Markt weiter aus. „Das ist Teil unserer Strategie, um auf dem wichtigsten Versicherungsmarkt der Welt, den USA, profitabel zu wachsen“, erklärte Peter Röder, Vorstandsmitglied des Münchner Rückversicherers. HSB ist einer der weltweit führenden Anbieter von Versicherungen gegen den Ausfall von Maschinen. Der Marktführer in Bayern Aber man muss seine Fühler nicht immer in die ganze Welt strecken, um ein erfolgreicher Versicherer zu sein. Mit rund 6 Mio. Kunden ist die Versicherungskammer Bayern (VKB) Marktführer im Freistaat und der Pfalz. Rund 80 % aller Wohngebäudeversicherungen in den beiden Regionen wurden bei der VKB abgeschlossen. Die Münchner machen aber nicht nur mit ihrem breit gefächerten Versicherungsangebot von sich reden. Besonders engagieren sie sich beim Thema Klimaschutz. So werden seit 2006 eine Reihe von Symposien abgehalten, auf denen Experten mögliche Lösungswege aufzeichnen. Aus diesen Diskussionen ist die KlimaKasko Versicherung hervorgegangen, ein Absicherungspaket für Wohngebäude, das neben den herkömmlichen Schäden auch solche in Folge von Elementarschäden – wie Starkregen oder Schneedruck – berücksichtigt. Auch das soziale Engagement kommt im Hause Versicherungskammer Bayern nicht zu kurz. Die Sternstunden e.V. – eine Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, die sich weltweit für Not leidende Kinder und Jugendliche einsetzt – oder die Vergabe des Bayerischen Verkehrssicherheitspreises sind nur zwei Beispiele aus dem langen Katalog von unterstützten sozialen und kulturellen Projekten. Auch wenn München Versicherungsplatz Nummer eins in Deutschland ist, so lohnt sich doch ein Blick über die historischen Stadtmauern Richtung Franken. Hier bietet die Nürnberger Versicherungsgruppe als Partner mittelständischer Betriebe und berufsständischer Versorgungseinrichtungen Produkte zur Sach- und Personenversicherung. Bereits zum siebten Mal in Folge wurde die Krankenversicherung der Nürnberger von der AssekurataRatingagentur mit A+ (sehr gut) bewertet, was dem bisherigen Wachstumskurs einen zusätzlichen Schub geben dürfte. Im abgelaufenen Geschäftjahr konnten 22 000 Neukunden geworben werden, wobei für 2009 „wegen der Änderungen in der gesetzlichen Krankenversicherung und der Einführung des Gesundheitsfonds ein noch stärkeres Wachstum“ erwartet wird, wie Alexander Brams, Vorstandsmitglied der Nürnberger Krankenversicherung, prognostiziert. Die Nürnberger versucht ständig neue Trends auf den Märkten aufzuspüren. So hat sie eine Vorreiterrolle bei der fondsgebundenen Lebensversicherung. Auch ist sie führend bei der computergestützten Beratung und verfolgt hiermit einen Kurs, den viele Experten als einen Erfolgsfaktor für die Zukunft ansehen. VON PHILIPP TRÖBINGER D er Freistaat Bayern zählt zu den wirtschaftlich stärksten Regionen Europas. Der bayerische Wirtschaftsstandort erzielt sowohl im nationalen als auch im europäischen Vergleich Spitzenwerte in vielen Wirtschaftszweigen. Im Segment der Finanzdienstleistungen nimmt Bayern innerhalb der Bundesrepublik eine herausragende Stellung ein: Der Freistaat ist Versicherungsplatz Nummer eins, Bankenplatz Nummer zwei und Börsenplatz Nummer drei in Deutschland. Gemessen an der Anzahl der Kreditinstitute ist Bayern der größte deutsche Bankenplatz. Auch in den Bereichen Asset-Management, Private Equity sowie Venture Capital spielt Bayern ebenso in der ersten Liga. Dabei nimmt in vielerlei Hinsicht die wirtschaftsstarke Metropole München eine tragende und zentrale Rolle ein. Mit der bundesweit höchsten Dichte an Privatbanken gilt die Landeshauptstadt zudem als bedeutender Standort für Private Equity, Venture Capital, Leasing-Gesellschaften, Versicherungen und Family-Offices. Namhafte Kreditinstitute wie die HypoVereinsbank, die Stadtsparkasse München, die Privatbankiers Reuschel & Co. sowie Merck Der „Walking Man” vor der Zentrale der Münchener Rück. Foto: Münchener Rück Finck & Co, die Baader Bank, die LfA Förderbank oder auch die österreichische Oberbank AG sind mit dem Münchner Standort eng verbunden – zum Teil aber auch in ganz Bayern präsent. Auch die großen deutschen Kreditinstitute wie die Commerzbank, die Deutsche Bank und die Dresdner Bank haben bedeutende Niederlassungen in München. Manche Bankenexperten betiteln die Isarmetropole als „heimliche Finanzhauptstadt“. Bezüglich der Marktkapitalisierung ist München der bedeutendste Standort für deutsche Börsen, denn hier gibt es mit Abstand die meisten Blue Chips sowie Mid- und Small-Caps. Auch in Augsburg hat das Finanzwesen eine lange Historie. Die traditionelle Fürst Fugger Privatbank – das Handelshaus Fugger wurde 1486 erstmals als „Bank“ bezeichnet – hat neben dem Hauptsitz in der Augsburger Maximilianstraße auch Filialen in München, Nürnberg und Stuttgart. Eine weitere Privatbank mit historischem Hintergrund in der „Fuggerstadt“ ist das 1914 gegründete Bankhaus Hafner. Auch die Augsburger Aktienbank prägt den Finanzsektor der Lechmetropole. Sie ist eine der ältesten Direktbanken Deutschlands und zählt zu den größten bayerischen Wertpapierbanken. Um den Erfolgskurs des bayerischen Finanzplatzes weiterhin fortzuführen, setzt der Freistaat auf Vernetzungs- und Clusterstrategien im Finanzdienstleistungssektor. Als Clusterplattform vernetzt das Bayerische Finanz Zentrum (BFZ) Versicherungsunternehmen, Kreditinstitute, die Börse, Asset-Management-Spezialisten und Private-Equity-Häuser mit wissenschaftlichen Einrichtungen. Ziel dieser Vernetzungsinitiative ist es, anwendungsorientierte Spitzenforschung bayerischer Hochschulen mit den Erfordernissen im Finanzdienstleistungsbereich respektive von Wirtschaftsunternehmen zu koordinieren. Zu den Kuratoriumsmitgliedern des BFZ zählen renommierte Unternehmen und Organisationen wie etwa die Börse München, der Bayerische Bankenverband, der Genossenschaftsverband Bayern, die Nürnberger Versicherungsgruppe, die BayernLB, die HypoVereinsbank, die Münchener Hypo- thekenbank oder der Sparkassenverband Bayern. Neben den Cluster-Aktivitäten des Bayerischen Finanz Zentrums existiert noch eine weitere Initiative, die sich auf den Münchner Raum beschränkt: die Finanzplatz München Initiative (FPMI). Hierbei handelt es sich um den Zusammenschluss von wichtigen Unternehmen, Verbänden, Institutionen, wissenschaftlichen und staatlichen Einrichtungen, die den Standort München im internationalen Finanzplatzwettbewerb stärken und fördern. Die vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gegründete FPMI vertritt die Interessen des Finanzstandortes gegenüber der Politik, bündelt gemeinsame Aktivitäten wie zum Beispiel das Standortmarketing, fördert Bildungs- sowie Forschungseinrichtungen und vernetzt die Praxis der Finanzwirtschaft mit der Wissenschaft. Da es viele gemeinsame Schnittpunkte mit den Interessen und Aktivitäten des BFZ gibt, findet eine enge Zusammenarbeit statt. Jährlich veranstaltet das BFZ gemeinsam mit der Finanzplatz München Initiative den Bayerischen Finanzgipfel. Doch in Zeiten der Finanzkrise herrscht auch in der bayerischen Finanzbranche Katerstimmung. Die negativen Meldungen häuften sich in letzter Zeit: schwere Verluste für die BayernLB sowie turbulente Zeiten bei der Hypo Real Estate. Die schlechten Nachrichten haben zwar den bayerischen Finanzplatz erschüttert, aber dennoch bietet die gute wirtschaftliche Ausgangsbasis enorme Entwicklungsperspektiven. Zu den positiven Faktoren gehören der auch in Bayern erfolgreiche Sparkassensektor, angeführt vom Sparkassenverband Bayern, mit der sehr erfolgreichen Sparkasse München sowie der vom Bausparboom profitierenden LBS Bayern. Auch die bayerischen Genossenschaftsbanken haben sich als Stabilitätsfaktor in der Finanzkrise erwiesen, selbst von der auf dem schwierigen Terrain der Immobilienfinanzierung agierenden Münchener Hypothekenbank kommen nur gute Nachrichten. Insofern hat die Marke „Bayern“ alle Chancen, sich im Finanzsektor national sowie international zu behaupten. BAYERN 26 WirtschaftsKurier MAI 2009 Mit der Hausbank sicher auf Kurs Innovationen aus Bayern Deutsche Bank | Mittelständler nutzen Förderprogramme noch nicht optimal BayBG | Kapital für den Mittelstand me erste Wahl – insbesondere bei Exporten in Länder mit hohem politischem und ökonomischem Risiko. Mittelständische Unternehmen können dabei auf eine große Zahl etablierter Angebote zur Außenwirtschaftsförderung von Bund und Land zurückgreifen. Bundesgarantien erleichtern den Zugang zu Exportmärkten und übernehmen die Absicherung von Zahlungsausfällen aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen. So werden im Rahmen des KfW/ERP-Exportfinanzierungsprogramms der KfW Ipex-Bank Kredite zur Finanzierung von Investitionsgüterexporten in Entwicklungsländer vergeben. Der Freistaat Bayern unterstützt zudem seine Unternehmen durch Finanzierungshilfen bei außenwirtschaftlichen Aktivitäten. VON DR. ROBIN BARTELS* G erade in der Rezession gilt es, unternehmerische Risiken genau zu analysieren und Exporte zu sichern – Unternehmen in Bayern können dabei auch auf öffentliche Fördermittel zurückgreifen. Weltweit befindet sich die Wirtschaft in schwerem Fahrwasser. Für das laufende Jahr 2009 rechnen alle Industrienationen mit einer Rezession und auch das Wachstum in den aufstrebenden wirtschaftlichen Schwellenländern geht deutlich zurück. Für die traditionell exportorientierte deutsche Wirtschaft kommt der Finanzierung und Absicherung von Exporten eine große strategische Rolle zu. Dies gilt insbesondere auch für den exportstarken bayerischen Mittelstand. Mit Blick auf die Schwere der derzeitigen Krise ist es für die mittelständischen Unternehmen entscheidend, sich in einem ersten Schritt einen möglichst umfassenden und ausreichend in die Tiefe gehenden Überblick über die unternehmerischen Risiken zu verschaffen. Darauf aufbauend können Auslandsprojekte dann angemessen finanziert und abgesichert werden. Staatlicher Flankenschutz ist heute gefragt Die Risikoanalyse muss ausgebaut werden Gerade in der derzeitigen Krisensituation spielt die Hausbank auch eine wichtige Rolle bei der Risikoanalyse, so Dr. Robin Bartels von der Deutschen Bank. Foto: Deutsche Bank Zu den Risiken, die Unternehmen durchleuchten sollten, gehören zunehmend auch Länder-, Währungs- und Rohstoffrisiken. Neben der Finanzabteilung sind daher auch Abteilungen wie Einkauf, Logistik und Vertrieb Teil dieser Risikoanalyse. Zentrale Fragestellungen können sein: Wie viele Kunden hat ein Unternehmen zum Beispiel in Osteuropa und besteht die Gefahr, dass ein Kunde zahlungsunfähig wird? Wie hoch ist das Währungsrisiko beim Verkauf einer Maschine, die jetzt produziert, aber erst in ein oder zwei Jahren geliefert und vom Kunden bezahlt wird? Wie steht es mit der Lieferfähigkeit meiner Lieferanten in diesen Ländern? Gerade in der aktuell schwierigen Marktlage kommt der Hausbank bei der Risikoanalyse eine große Bedeutung zu, denn diese ist mit dem Unternehmen nicht nur über die aktuelle Geschäftsentwicklung im Gespräch, sondern auch über strategische Aspekte, bei denen die Hausbank Krisenindikator ist. Um Unternehmen zu unterstützen, hat die Bundesregierung mit dem Konjunkturpaket II erweiterte Absicherungsmöglichkeiten für Exporteure beschlossen. Mittlerweile werden rund 90 % des Welthandels durch Kredite, Versicherungen und Garantien unterstützt. Die Einbindung von Kreditressourcen wie zum Beispiel öffentliche Fördermittel muss dabei aber zum Geschäft passen. Auch hier spielt die Hausbank eine wichtige Rolle, zeigt sie dem Unternehmen doch als Lotse inmitten der vorhandenen Programme den richtigen Weg. Eine Umfrage der Deutschen Bank hat gezeigt, dass nur ein Drittel der mittelständischen Unternehmen öffentliche Fördermittel nutzt. Bei längerfristigen Projekten sind öffentlich gedeckte Kredite und Förderprogram- A Staatlich flankierte Sicherheit ist gefragter denn je. Das zeigt sich etwa bei der klassischen Bestellerfinanzierung. Hierbei stellt ein Kreditinstitut dem bestellenden Unternehmen oder dessen lokaler Hausbank einen Kredit unter einer Hermes-Deckung zur Verfügung. So werden langfristig zu nutzende und über längere Zeiträume zu bezahlende Investitionsgüter finanziert, deren Wert im höheren Millionenrahmen liegen kann. Dieser Bestellerkredit ist notwendig, weil die Banken in den Zielländern, wie etwa in Osteuropa, aufgrund der verschlechterten Wirtschaftslage zunehmend Probleme mit der Refinanzierung haben. Auch beim sogenannten Exporteur- oder Lieferantenkredit kann das wirtschaftliche und politische Kreditrisiko über den Bund via Hermes abgesichert werden. Ein solcher Kredit verlängert das Zahlungsziel bei einer Lieferung ins Ausland von üblichen 90 Tagen mitunter auf mehrere Jahre. Der Exporteur kann im Zuge einer Quasi-Forfaitierung seine Forderung an eine Bank abtreten, um sich vorzeitig Liquidität zu verschaffen. S elten wurde wohl das traditionelle Pressegespräch der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft BayBG mit größerer Spannung erwartet, denn wer wüsste die Lage des bayerischen Mittelstands besser zu beurteilen als das auf die Eigenkapitalversorgung von kleineren und mittleren Unternehmen spezialisierte Institut mit Sitz in München? So viel vorab: Die BayBG investierte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/08 (30. 9.) mit 51 (35,6) Mio. Euro so viel wie nie zuvor in Unternehmen. Auf der anderen Seite waren die Erträge aus Beteiligungen mit 34,4 Mio. Euro deutlich niedriger als im Vorjahr (45,6 Mio. Euro) und Vorvorjahr (43,6 Mio. Euro). Das wollte BayBG-Sprecher Dr. Sonnfried Weber aber nicht überbewertet wissen, denn diese Ergebnisverringerung war ausschließlich den fehlenden Exiterlösen geschuldet – und es zählt nicht zum Geschäftsmodell der BayBG, auf diese Erlöse angewiesen zu sein. Vielmehr sieht sich die BayBG als nachhaltiger Investor in zukunftsfähige bayerische Firmen. Immerhin, die 536 Partnerunternehmen, bei denen die BayBG engagiert ist, setzen pro Jahr etwa 7,3 Mrd. Euro um und beschäftigen 43 000 Mitarbeiter – die überwiegende Mehrheit davon direkt in Bayern. Der gesamte Beteiligungsbestand der BayBG stieg um fast 7 % auf 297 Mio. Euro, bei einem Volumen ab 20 000 Euro (bei Start-ups) und bis zu 5 Mio. Euro in der Wachstumsfinanzierung. Für 2009 ist sich Weber sicher, auf eine ähnlich hohe Auszahlungssumme wie im vergangenen Jahr zu kommen, denn bisher wurden bereits 25 Mio. Euro an 54 Unternehmen ausbezahlt. Damit stieg der Beteiligungsbestand auf über 300 Mio. Euro. Die Risikovorsorge hat die BayBG angesichts der obwaltenden Finanzkrise von 6,8 Mio. Euro auf 11,2 Mio. Euro erhöht, wobei hier eine Einzelfallüberprüfung – die BayBG bilanziert nach HGB – stattfand, wie Geschäftsführer Günther Henrich ausdrücklich betonte. Überhaupt sieht sich die BayBG relativ unabhängig von der Finanzkrise, da sich das Unternehmen, zu deren Gesellschaftern einige Geschäftsbanken, die LfA Förderbank Bayern, die BayernLB, der Sparkassenverband und die DZ Bank gehören, nicht über den freien Kapitalmarkt finanziert. Vielmehr basiert das Konzept auf der breiten Eigenkapitalausstattung – derzeit 147 Mio. Euro – und Mitteln aus dem ERP Beteiligungsprogramm und der LfA. Die BayBG unternimmt die Überprüfung der um Beteiligungen nachfragenden Unternehmen (due diligence) selbst und ist nicht auf Rating-Agenturen angewiesen. Gründe für die erhöhten Auszahlungen erkannte Weber insbesondere im Rückzug der Anbieter von Standard-Mezzanine-Produkten – so sei der Markt für Genussscheine fast völlig zum Erliegen gekommen – als direkter Folge der Finanzkrise. Aber auch die tendenziell immer mehr sich verschärfenden Vergabekriterien bei den Fremdkapitalgebern führt dazu, dass sich die Unternehmen nach Alternativen umschauten und dabei auch mehr auf Beteiligungskapital setzten. So hätten gerade Familienunterneh- men die Vorteile von Beteiligungskapital als Eigenkapital als einen Baustein zu einer differenzierten und ausgewogenen Finanzierung erkannt. Im Trend liege außerdem, dass die BayBG als einer von mehreren Finanzierungspartnern auftrete und dabei mit CoInvestments eng mit Banken und anderen Kapitalgebern zusammenarbeite. Stolz verwies Weber überdies auf die Tatsache, dass die BayBG 2008 gewachsen sei, während der Beteiligungsmarkt insgesamt deutlich geschrumpft sei. Mit Krediten finanzierte Übernahmen funktionierten derzeit kaum noch, weil die Banken kein Kapital mehr zur Verfügung stellten. Die BayBG investiert als klassische Universalbeteiligungsgesellschaft in allen Unternehmensphasen. Der größte Bereich stellt dabei die Wachstumsfinanzierung dar, gegliedert in die Regionen Oberbayern, Franken und Niederbayern/Schwaben/ Oberpfalz. Hier liegt der Beteilgungsbestand bei jeweils etwa 73 Mio. Euro beziehungsweise 62 Mio. Euro in Franken. Daneben investiert die BayBG in die Spezialbereiche Gesellschafterwechsel/Unternehmensnachfolge sowie in Turn-around und Venture Capital/Innovation. Der Bereich Turn-around – mit 20,3 Mio. Euro Beteiligungsvolumen – gilt als eine Art eigene Kriseninterventionsabteilung. Hier ist über die reine Finanzierung hinaus auch ein hoher Beratungs- und Betreuungseinsatz erforderlich. uk Die Drei von der BayBG (v. li. n. re.): die Geschäftsführer Günther Henrich und Peter Pauli sowie Dr. Sonnfried Weber, Sprecher der Geschäftsführung. Foto: BayBG *Dr. Robin Bartels ist Mitglied der Geschäftsleitung Region Süd der Deutschen Bank und zuständig für das Firmenkundengeschäft in München und Bayern Chancen für den Mittelstand Aus Ideen werden Unternehmen Börse München | Erfolgsgeschichte M:access Fraunhofer Venture | Seit zehn Jahren erfolgreiche Gründerarbeit uf einen Index zu kommen ist für ein börsennotiertes Unternehmen – im Gegensatz zu Büchern – etwas durchaus Positives: Denn wer auf einem der meist von Börsen herausgegebenen Indizes geführt wird, erfährt eine erhöhte Aufmerksamkeit und gerät dadurch verstärkt in den Fokus von privaten wie institutionellen Anlegern. Das Problem: Wer etwa in den Dax oder seine kleineren Geschwister (MDax, SDax oder TecDax) der Frankfurter Börse aufgenommen werden will, muss nicht nur in Sachen Börsenkapitalisierung und Börsenumsatz führend sein, dem obliegt auch eine ganze Reihe an teuren und zeitaufwendigen Folgepflichten – für kleinere und mittlere Unternehmen ein Ding der Unmöglichkeit. Schon im Juli 2005 realisierte die Börse München mit M:access einen Gegenentwurf, der mit einem Regelwerk von gerade einmal 15 Paragrafen auskommt. „Dabei sind die Zulassungsvoraussetzungen und -folgepflichten ganz auf die Befürfnisse von Small und Mid Caps zugeschnitten“, so Andreas Schmidt, Geschäftsführer der Börse München und zuständig für M:access. M:access ist segmentübergreifend und spricht sowohl Börsenunternehmen des Freiverkehrs als auch des regulierten Markts an. Verlangt werden allerdings höhere Anforderungen bei der Unternehmenskommunikation, um „eine umfassende und gleichberechtigte Information der Anleger zu gewährleisten“, wie es in Para- graf 1 heißt. So muss der Emittent beispielsweise eine Website unterhalten, auf der im Tätigkeitsbereich eingetretene Tatsachen unverzüglich veröffentlicht werden, wenn sie auf die Vermögens- und Finanzlage oder auf den Geschäftsverlauf Einfluss nehmen könnten. Nicht verlangt werden aber beispielsweise Adhoc-Meldungen in deutscher und englischer Sprache sowie testierte Quartals- und Halbjahresabschlüsse. Hier reicht ein jährlicher, auf der Website veröffentlichter Emittentenbericht in deutscher Sprache. Bilanziert werden muss ausschließlich nach HGB, ein Konzernabschluss nach IFRS ist nicht erforderlich. Auch Insiderverzeichnisse müssen nicht geführt werden. Allerdings muss – oder darf – das Unternehmen einmal jährlich an einer von der Börse München durchgeführten Analystenkonferenz teilnehmen. Die Geschäftsführung der Börse München entscheidet, wer in den M:access aufgenommen wird, die Basis bildet ein vom Unternehmen gemeinsam mit einem Emissionsexperten vorgelegter Antrag. M:access ist auch für noch nicht an der Börse gelistete Unternehmen interessant, selbst wenn ein Börsengang (IPO) derzeit bei vielen Firmen nicht auf der Tagesordnung stehen mag: Aufgrund fehlenden Eigenkapitals und der restriktiveren Vergabepraktiken der Banken angesichts der Finanzkrise und wegen der Vorgaben aus Basel II sollten über kurz oder lang gerade auch kleinere Unternehmen über einen Börsengang intensiver nachdenken. Derzeit sind 25 Unternehmen in M:access gelistet, die von der Immobilienfirma Ariston Real Estate bis zur VIB Vermögen reichen. Zu den größeren und bekannteren Unternehmen zählen etwa die Solarfirmen Phönix Solar aus Sulzemoos bei München, die S.A.G. Solarstrom aus Freiburg, Solar Millennium aus Erlangen und Sunline aus Fürth. Mit dem IT-Dienstleister Artec Technologies aus Diepholz, dem Werkzeug- und Kunststofftechnik-Spezialisten emQtec aus Friedberg bei Augsburg, der GoingPublic Media und dem Baustoffhersteller Steico AG aus Feldkirchen sind die unterschiedlichsten Branchen vertreten. Mit den MiFa Mitteldeutschen Fahrradwerken ist auch der einzige börsennotierte deutsche Fahrradhersteller in M:access. Zu den Umsatzriesen dürften gerade auch die Solarfirmen zählen, verbuchte doch die auch im TecDax gelistete Phönix Solar AG im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von über 400 Mio. Euro. Mit M:access will die Börse München gerade auch den viel gepriesenen – aber selten tatsächlich geförderten – Mittelstand unterstützen, Mut zu Investitionen verleihen und damit eine unternehmerische Zukunft ermöglichen. Gerade in der gegenwärtigen Krise wird sich die Stabilität des Segments erweisen, außerdem gilt es, Unternehmen vorzubereiten, in besseren Zeiten sich wieder aufs zwischenzeitlich glatt gewordene Börsenparkett zu wagen. uk Sprachrohr für das Handwerk in München und Oberbayern Mehr unter www.hwk-muenchen.de Handwerkskammer für München und Oberbayern Max-Joseph-Straße 4 · 80333 München Telefon 089 5119 –0 · Fax 089 5119 –295 I m März feierte die Fraunhofer-Gesellschaft ihr 60-jähriges Bestehen mit einem großen Festakt in München. Die Institute – 57 Fraunhofer-Institute an 40 Standorten in Deutschland – entwickeln Technologien zum Nutzen der Gemeinschaft, sie sind heute ein anerkannter Partner und wichtiger Impulsgeber für die Industrie. In diesen Tagen feiert auch eine Tochter der Fraunhofer-Gesellschaft Jubiläum: Vor zehn Jahren wurde Fraunhofer Venture gegründet mit dem Auftrag, Unternehmensgründungen aus der Fraunhofer-Gesellschaft heraus zu ermöglichen und zu begleiten. „Damals wurde klar, dass Wissenschaftler Unterstützung brauchen, ideell, personell und finanziell, um aus einer Idee ein Unternehmen werden zu lassen“, so Thomas Doppelberger, der Leiter von Fraunhofer Venture. Forscher, die zuvor an einem Institut der Fraunhofer-Gesellschaft gearbeit hatten, sollten die Möglichkeit bekommen, ihre Entwicklungen am Markt zu platzieren. Indem das Wissen in eine eigenständige Firma ausgegründet wird, ein sogenanntes Spin-off, kommt das Know-how der Wissenschaftler mit der Erfahrung der Fraunhofer-Venture-Mitarbeiter zusammen. So wird aus einer Erfindung im Idealfall eine dauerhaft tragfähige Unternehmensgründung. Schnell wurde aus der neuen Abteilung ein respektabler, wichtiger Partner für viele Fraunhofer-Jubiläums-Truck auf der Hannover Messe. Unternehmensgründungen, über 150 Firmen wurden in ihrer Entstehungsphase begleitet, an über 70 ist Fraunhofer Venture bis heute beteiligt. Die Firmen arbeiten in vielen unterschiedlichen technischen Bereichen: Life Science, Energie und Umwelt, Fertigung und Verfahren, Information und Kommunikation, Mikroelektronik, Transport und Logistik sowie Werkstoff und Photonik. Am Anfang steht dabei immer die eine Frage, die alle kommenden Herausforderungen zusammenfasst: Trägt die Idee? „Denn Die Idee ist die Grundlage. Wenn diese Bestand hat, dann geht die Arbeit erst richtig los“, so Doppelberger. Dann wird anhand eines Routenplans gearbeitet, der sich an den Begriffen Technologietransfer, Gründung und Finanzierung orientiert. In der Phase Technologietransfer wird die Markttauglichkeit geprüft, ob die Technologie reif dafür ist, in den Markt zu gehen. Zudem werden mit dem sogenannten Technologiematching bereits vorhandene Lizenzen begutachtet und Alleinstellungsmerkmale herausgearbeitet. Als nächster Schritt wird der eigentliche Gründungsprozess eingeleitet. Die Geschäftsidee wird erneut analysiert und ein Businessplan erstellt. Anschließend geht es um die tatsächliche Finanzierung. „Jetzt erst arbeiten wir heraus, ob sich die Fraunhofer-Gesellschaft an der Unternehmensvision beteiligen wird und welche zusätzlichen Finanzierungsstrategien infrage kommen“, so Doppelberger. Naheliegend, dass die Finanzierungsfrage einen wichtigen Stellenwert einnimmt, daher ist dieser Abschnitt in der Entstehung des neuen Unternehmens oft sehr zeit- und arbeitsintensiv; unter anderem werden potenzielle Partner, wie etwa Risikokapitalgeber, angesprochen. Foto: Fraunhofer Eine Beobachtung macht Doppelberger aber immer wieder: dass nicht nur der Businessplan zählt, sondern auch der Auftritt des Gründerteams entscheidend für eine Finanzierungszusage ist. Nach erfolgreichem Finanzierungsabschluss kann dann das Abenteuer Selbstständigkeit beginnen. Und Fraunhofer Venture hat wieder eine Unternehmensgründung auf ihrem Weg begleitet. Auch nach der Gründung bleibt der Kontakt eng und partnerschaftlich. Das war auch bei der Gründung der Bio-Gate AG so. Das Medizintechnik-Unternehmen mit Sitz in Nürnberg ist darauf spezialisiert, Materialien und Oberflächen in allen Bereichen des Alltags durch Silber mit einem lang anhaltenden, medizinisch wirksamen Schutz gegen Bakterien, Pilze und andere Krankheitserreger auszustatten. Bis heute ist die Fraunhofer-Gesellschaft an der BioGate beteiligt. Keine Angst vor der Krise Die Finanzkrise sieht Doppelberger als Herausforderung für die Unternehmen, die aber die bisherige Strategie von Fraunhofer Venture nicht infrage stellt: „Unsere Aufgabe bleibt die gleiche: wissenschaftliche Neuerungen, die das Leben der Menschen verbessern, in ein Unternehmenskonzept einzubringen ist auch in Krisenzeiten ein tragfähiges Konzept“, so der Venture-Chef. Die Umsätze der Spin-offs steigen von Jahr zu Jahr, und das ist auch für die Forschung gut: Über Beteiligungen oder Lizenzgebühren (wenn das Spin-off die Lizenz zur Auswertung einer Fraunhofer-Erfindung hat) fließen Gelder zurück an die FraunhoferGesellschaft. Die mit den Geldern wiederum neue Forschungsarbeit ermöglichen kann. Nicht zu vergessen: die geschaffenen Arbeitsplätze und die Innovationsleistungen der neuen Firmen. BAYERN MAI 2009 VON STEFAN KOBURGER* E ndlich einmal gute Nachrichten! Die Preise für Erdgas sinken in diesen Tagen deutlich. Generell werden die Preise der Versorger in ganz Deutschland günstiger. Dass die fallenden Einkaufspreise auf dem Weltmarkt so schnell und konsequent für die Endkunden umgesetzt werden, hat vor allem einen Grund: Seit Oktober 2007 hat sich die Liberalisierung auf dem Erdgasmarkt in Deutschland durchgesetzt. Die ehemaligen Monopolisten haben erstmals auch Konkurrenz im Privatkundengeschäft. Als deutschlandweit erster mittelständischer Mineralölhändler wagte sich das Münchner Familienunternehmen Montana Anfang 2008 in diesen spannenden, aber auch schwierigen Erdgasmarkt. Für die ehemaligen Monopolisten eine ungewohnte Situation: Erstmals müssen sie sich einem harten Wettbewerb stellen. Für die Kunden hingegen ein unschätzbarer Vorteil: Gaspreise werden günstiger und transparenter. Der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter ist jederzeit einfach und bequem möglich. Sogar Verbraucher mit Bindung an Langzeitverträge können mit einem sogenannten Sonderkündigungsrecht bei jeder Preisänderung des bestehenden Anbieters (Erhöhung aber auch Senkung) zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Montana konnte bereits im ersten Jahr am Erdgasmarkt allein im Verbreitungsgebiet Südbayern rund Stefan Koburger, Geschäftsführer bei Montana. Foto: Montana 20 000 Kunden gewinnen. Die Gründe für einen Wechsel sind vielfältig. Natürlich ist es vor allem der Preis. Sämtliche Anbieter erwerben das Gas auf Basis der Weltmarktpreise. Sie sind dabei allen Schwankungen ausgeliefert, ein Spielraum ist kaum vorhanden. Der Gaspreis ist an den Ölpreis gekoppelt. Dieser kannte in den letzten Jahren nur den Weg nach oben, sank aber Ende vergangenen Jahres wieder deutlich. Alle Versorger können nun die Preise senken. Aber nicht immer auf das gleiche Niveau. Weiterhin gibt es große Unterschiede – beispielsweise zwischen den Tarifen der Alt-Monopolisten und deren neuer privater Wettbewerber. Das zeigt, wie wichtig neben dem Einkaufspreis für Gas ein weiterer Faktor ist: Die individuelle Kostenstruktur – und die jeweilige Effizienz des Unternehmens. Wer seit Jahren im harten Wettbewerb des Energiemarktes bestanden hat, ist es gewohnt, wirtschaftlich zu denken und seine Strukturen schlank zu halten. Beim Handel mit Heizöl und weiteren Brennstoffen, muss jeder Cent zweimal umgedreht werden. So wie jetzt auch beim Gas. Wer seine Kosten nicht im Griff hat, hat am Markt keine Chance. Für Monopolisten hingegen war Wettbewerb bis 2007 ein Fremdwort – und damit in vielen Fällen auch „effiziente, marktgerechte Kosten- und Verwaltungsstrukturen“. Das Gleiche gilt für die Kundenbindung: Wer seit Jahrzehnten um jeden Auftrag kämpfen muss, weiß, wie wichtig zufriedene Kunden sind. Die Preisgestaltung der privaten Anbieter hängt nach wie vor von den jeweiligen Netzentgelten ab, die eine entscheidende Kalkulationsgröße darstellen. Also jene Gebühren, die private Energieversorger an die Netzbetreiber zahlen müssen, um deren vorhandene Infrastruktur zur Gasversorgung zu nutzen. Viele Experten sind eigentlich von sinkenden Netzentgelten ausgegangen und damit von noch günstigeren Endkundenpreisen. Denn die Netzentgelte müssen von der Bundesnetzagentur genehmigt werden. Die Bundesbehörde hatte in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass die Gebühren noch viel zu hoch sind. Dennoch erlaubte sie im Verlauf des letzten Jahres teils deutliche Erhöhungen dieser Entgelte. In München etwa betrug das Netzentgelt für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit 25 000 Kilowattstunden Jahresverbrauch noch im April vergangenen Jahres 188,86 Euro. Nicht einmal ein Jahr später, am 1. Januar 2009, lag das Netzentgelt nach zwei Erhöhungsrunden bereits bei 231,74 Euro. Das ist eine Steigerung um 22,75 %. Noch eklatanter ist das zweite Beispiel: In der oberbayerischen Gemeinde Bad Tölz lag das Netzentgelt für unseren Beispielhaushalt bis zum 31. Dezember 2008 noch bei 254,04 Euro. Am 1. Januar 2009 stieg es auf 439,50 Euro – eine Erhöhung um 73%. Dieser Anstieg der Netzentgelte ist kaum nachzuvollziehen und muss letztendlich vom Kunden getragen werden, da sie in den Erdgaspreis eingerechnet werden. Vor allem das Angebot von wettbewerbsfähigen Preisen und einem Top-Service sind für den Kunden wichtig. Montana setzt auf eine ganzheitliche Betreuung und Beratung der Verbraucher, ist Ansprechpartner in allen Belangen von Energie und Wärme. Brennstoffe sind heute nicht mehr nur ein Produkt, sie sind Teil einer umfassenden Dienstleistung. Denn man muss davon ausgehen, dass die Kosten für Energie – Öl, Gas, Pellets und Strom – trotz des aktuellen Tiefs auf lange Sicht steigen werden. Umso wichtiger ist es, den Verbraucher zu beraten, wie er mit dem wertvollen Rohstoff effizient umgeht. Etwa durch das richtige Heizen mit modernen Heizanlagen in einem gut gedämmten Haus. Hat er eine Frage zu diesen Themen, muss ihn sein Energieversorger schnell und kompetent beraten. Dies stellt einen echten Mehrwert dar und ist zu einem wichtigen Faktor für den Erfolg eines Energieunternehmens geworden. Zum Service gehört auch, den Umstieg vom teuren zum günstigen Anbieter so einfach wie möglich zu machen. Denn vielfach wechseln Kunden nur deshalb nicht den Gaslieferanten, weil sie einen aufwendigen Anmeldeprozess scheuen oder Änderungen am Gaszähler befürchten. Dabei ist das gar nicht nötig. Auch die neuen Versorger nutzen die vorhandene Infrastruktur, speisen die nötige Menge an Gas in das Netz ein. Dafür zahlen sie die Netzentgelte. Ein Anruf mit den aktuellen Verbrauchsdaten und Zählernummer beim Wunschanbieter ist deshalb alles, was für einen Wechsel nötig ist. Daraufhin übernimmt der neue Versorger alle Kündigungs- und Wechselformalitäten – und bald wärmt günstigeres Gas die eigenen vier Wände. *Stefan Koburger ist Geschäftsführer bei der Montana Gruppe Konjunkturpaket für München Stadtwerke München | Investitionen verdreifacht I n der derzeitigen schwierigen Lage verhalten sich die Stadtwerke München (SWM) antizyklisch und verdreifachen ihr bisheriges Investitionsvolumen. In den nächsten drei Jahren werden 3 Mrd. Euro – 1 Mrd. pro Jahr von 2009 bis 2011 – im Rahmen eines umfangreichen Investitionsprogramms für eine nachhaltige Entwicklung Münchens ausgegeben. „Wir wollen Wachstum für morgen erzeugen“, so Dr. Kurt Mühlhäuser, Vorsitzender der SWM Geschäftsführung. Dieses „Konjunkturpaket“ stärke den Wirtschaftsstandort München und verbessere die Lebensqualität der Bürger. Die SWM setzen auf wichtige Zukunftsthemen wie den Ausbau der regenerativen Energieerzeugung, die Förderung klimafreundlicher Fernwärmerversorgung, die flächendeckende Ausdehnung des Glasfasernetzes, eine unabhängige Erdgasgewinnung und die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur. Um die Finanzierung des Programms zu ermöglichen, wurde der Finanzvertrag zwischen den Stadtwerken München und der bayerischen Landeshauptstadt modifiziert und die Eigenkapitalausstattung des kom- munalen Dienstleisters erhöht. In der Neuregelung der Finanzbeziehungen mit der Stadt München wird die Eigenkapitalverzinsung auf jährlich 100 Mio. Euro festgesetzt. Die Stärkung der Eigenkapitalbasis erfolgt durch die Umwandlung von Rückstellungen in Rücklagen: Dieser bilanztechnische Vorgang gestattet eine rein buchhalterische Verbesserung der Ertragsergebnisse des SWM-Jahresabschlusses von 2008. Dieser Sondereffekt optimiert die Jahresbilanz des Konzerns (Ergebnis vor Gewinnabführung 1,065 Mrd. Euro) im letzten Jahr. Notwendig wird auch eine verstärkte Kreditaufnahme – bisher hatte das kommunale Versorgungsunternehmen kaum Fremdkapital in Anspruch genommen. Alles in allem ist das „SWM-Konjunkturpaket“ ein ambitioniertes Unterfangen. Mit den zukunftsorientierten und umweltfreundlichen Projekten in den Bereichen Geothermie, Windparks, Wasserkraft oder Photovoltaik haben die SWM klare Ziele vor Augen: Alle Münchner Haushalte sollen in Zukunft mit in eigenen Anlagen erzeugtem Strom aus regenerativen Energien versorgt werden. pht 27 Mehr Stromerzeuger als in Frankreich Der Gasmarkt Bayern wird aufgefrischt Montana | Scharfer Wettbewerb für günstigere Preise WirtschaftsKurier Energieland Bayern | Der Wettbewerb ist in vollem Gang O hne ausreichend vorhandene und bezahlbare Energie ist eine kontinuierliche Entwicklung eines Landes nicht möglich. Bayern bietet eine Vielzahl von Energieversorgern und leistungsfähigen Stadtwerken auf, die auch in einem gesunden Konkurrenzverhältnis miteinander dafür sorgen, dass die Preise für die Kunden aus Industrie und Haushalten bezahlbar bleiben. Nach dem VBEW, dem Verband der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, investierten die bayerischen Stromversorger 2008 über 300 Mio. Euro in die Erzeugung, und knapp 450 Mio. Euro in die Netze. Mit 250 Stromlieferanten gibt es in Bayern mehr Anbieter als etwa in Polen (168), Frankreich (160) oder Spanien (51)! Insgesamt vertritt der erst im Juni 2008 zusammengeschlossene Verband VBEW 310 Energieunternehmen in Bayern mit einem Gesamtumsatz von 15 Mrd. Euro. Rund 30 400 Beschäftigte finden in diesem – relativ krisensicheren Sektor – ihre Arbeit. Die beiden wichtigsten Säulen der Stromerzeugung in Bayern sind die Kernenergie(etwa 66 %) und die Wasserkraft (über 15 %), damit liegt Bayern in Sachen Minimierung des CO2-Ausstoßes weit vorne. Derzeit liegt der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bei rund 20 %, wobei hier die Wasserkraft an erster Stelle liegt, gefolgt von Biomasse, Solar- und Windenergie. Erzeugt wird der Strom möglichst verbrauchernah in 15 größeren Kraftwerken mit einer Leistung von jeweils über 100 Megawatt, darunter vier Kernkraftwerke (Isar eins und zwei sowie Grafenrheinfeld und Gundremmingen). Über mehr als 288 000 Leitungskilometer fließt der Strom von den Erzeugern zu den Verbrauchern. Neben den großen Energiekonzernen wie E.ON Bayern und der RWE Tochter LEW Lechwerke sind auch eine Reihe kleinerer Anbieter wie die N-Ergie aus Nürnberg aktiv. Auf die Gasbeschaffung für Stadtwerke war lange Zeit die Bayerngas aus München spezialisiert. Inzwischen ist Bayerngas auch direkt in der Öl- und Gasförderung in Norwegen aktiv, um die angeschlossenen rativen Energieunternehmen gäbe. Laut Positionspapier der Bayerischen Staatsregierung vom Juni 2008 stehen in Bayern derzeit zwei Drittel der installierten Wasserkraft-Leistung in Deutschland, die Hälfte der Photovoltaik-Leistung, gut ein Drittel der Solarthermie-Leistung, ein Drittel der Wärmepumpen-Leistung und mehr als zwei Drittel der Tiefengeothermie-Leistung. Allein in der Solarbranche sind mit der Phönix Solar AG aus Sulzemoos bei München und der Sunline AG aus Fürth zwei Vorreiter der Branche aktiv. Daneben sind aber noch beispielsweise Carpevigo aus Holzkirchen oder die SolarTec aus Aschheim bei München. Biomasse und Geothermie werden stark ausgebaut Die bayerische Energiebranche spielt auch als Ausbilder in Zukunftsberufen eine wichtige Rolle, wie hier E.ON Bayern in Regensburg. Foto: E.ON Bayern Stadtwerke – neben München zum Beispiel noch Augsburg und Neu-Ulm/Ulm – mit ausreichend Gas versorgen zu können. Zum ernsthaften Konkurrenten auf dem bayerischen Gasmarkt avancierte das mittelständische Familienunternehmen – ursprünglich ein reiner Mineralölhändler – Montana. München soll bald ganz regenerativ versorgt werden Die Erdgas Schwaben GmbH versorgt aktuell 159 Städte und Gemeinden in (bayerisch) Schwaben mit Betriebsstellen in Augsburg, Donauwörth, Günzburg, Kaufbeuren, Kempten und Nördlingen. Erdgas Schwaben setzt auf Bio-Erdgas, Bio-Wärme und Bio-Strom aus der Region und investiert jährlich etwa 10 Mio. Euro in regenerative Energien, die bis 2020 etwa 30% vom Erdgasabsatz ausmachen sollen. Erdgas Südbayern beliefert 247 Städte und Gemeinden in Ober- und Niederbayern mit Erdgas und Wärme und bietet den Betrieb und die Instandhaltung für wassertechnische Anlagen und Leitungen. Die Thüga-Gruppe mit Sitz in München hält bundesweit Beteiligungen – meistens als Minderheitsgesellschafter – an rund 110 Unternehmen, darunter 90 Energieversorgern von der Energieversorgung Sylt bis zu den Stadtwerken Lindenberg im Allgäu. Auch an den bayerischen Unternehmen Erdgas Südbayern, Erdgas Schwaben und N-Ergie ist die Thüga beteiligt. Die wirtschaftliche Power Münchens spiegelt sich auch in der Kraft der Stadtwerke Münchens (SWM) wider – und umgekehrt sorgen die SWM dafür, dass die Landeshauptstadt prosperieren kann. Die SWM können rund 140 000 Haushalte mit Strom aus den regenerativen Energiequellen versorgen. Bis 2020 soll dies verfünffacht werden. Bayern wäre eben nicht Bayern, wenn es hier nicht eine ganze Reihe von regene- Im für Bayern wichtigen Bereich Biomasse – der Anteil von derzeit rund 5 % am Primärenergieverbrauch soll auf 8 % gesteigert werden – ist beispielsweise Schmack Biogas AG aus Schwandorf aktiv, spezialisiert auf die Errichtung von Biogasanlagen. Auch die Geothermie soll in Bayerns Energielandschaft der Zukunft eine wichtigere Rolle spielen, so will die Bayerische Staatsregierung gerade hier und bei der Biomasse deutliche Akzente setzen. Engagiert in diesem Bereich sind Unternehmen wie Rehau oder die Bauer AG, die sukzessive daran arbeitet, einen dritten, auf Energietechnik fokussierten Geschäftsbereich neben dem Tief- und dem Maschinenbau aufzubauen. Die E.ON Bayern Wärme GmbH nimmt mit ersten Bohrungen in Poing bei München ein größeres Geothermie-Projekt in Angriff mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von etwa 30 Mio. Euro. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass auch zahlreiche Maschinenbauunternehmen – wie zum Beispiel die MAN-Tochter Renk mit Windkraftgetrieben – oder der Weltkonzern Siemens sehr aktiv im Bereich der regenerativen Energien sind. Insofern ist und bleibt Bayern auch in der Energieversorgung ein Land, das Tradition – etwa die Wasserkraft – und Fortschritt kongenial verbindet. uk Sparkassen-Finanzgruppe Die, die immer für einen da sind, kann man nicht kaufen. Zum Beispiel Familie, Freunde oder die Sparkasse. Durch ihre kommunale Bindung sind Sparkassen die Institute aller Bürgerinnen und Bürger. Sie orientieren sich an den Interessen der Gemeinschaft. Daher dürfen sie auch nicht von anderen Banken übernommen werden, die nur die Rendite ihrer Aktionäre steigern wollen. Die kommunale Trägerschaft ist die Grundlage dafür, dass sich die Sparkassen überall in Deutschland für die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort engagieren können. Dem Wohlstand ihrer Region und den dort lebenden Menschen verpflichtet: die Sparkassen. Gut für Sie – und gut für die Region. guten Bankberater?“ buch heute noch sicher?“ „Wo bekomme ich eine ?“ faire Beratung?“ „Mit welcher Anlagestrategie erziele ich die beste Rendite?“ „Wird sich der Finanzsektor wieder erholen?“ Anworten zur Finanzkrise. und unter meinem am sichersten?“ ragen – wieder eine gute Rente?“ Stellen Sie uns jetzt Ihre F line unter in Ihrer Sparkasse oder on „Welche Anlageform ist für mich am besten?“ deFinanzkrise umgehen?“ schlan ichd. die deutkann www.gutfuer„Wie ch mit meiner Altersvorsorge um?“ en guten Bankberater?“ auch in 20 Jahren noch was wert?“ „Wird sich der Finanzsektor wieder erholen?“ BAYERN 28 WirtschaftsKurier MAI 2009 Vom Freistaat in die ganze Welt Luftfahrt | Wie sich Bayerns Flughäfen für die Zukunft wappnen VON CONSTANZE MEINDL B ei der Wahl eines Europa- oder Deutschland-Standorts legen Unternehmen aus der ganzen Welt zunehmend Wert auf eine günstige Anbindung ins Land der Zentrale. Hier kann Bayern mit gleich zwei internationalen Flughäfen eindeutig punkten. So ist beispielsweise die tägliche Flugverbindung von München nach Delhi mit ein Grund, warum sich in München und Umland einige indische Firmen angesiedelt haben. Aber auch das Freizeitvergnügen kommt an den bayerischen Flughäfen nicht zu kurz: Der Sommerflugplan des Flughafens Nürnberg bietet seinen Passagieren mittlerweile Non-Stop-Flugziele quer durch Europa. Und Ryanair hat Bayerns kleinsten, den Allgäu Airport, für sich entdeckt. Aber der Freistaat kann auch mit einem Sonderflughafen aufwarten: In Oberpfaffenhofen wickelt einerseits das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) seine Forschungsflüge ab, andererseits wollen die Verantwortlichen Geschäftsreisenden besonderen Komfort bieten. Seit seiner Inbetriebnahme 1992 kennt der Münchner Flughafen Franz Josef Strauß im Erdinger Moos – etwa eine halbe Autostunde vom Stadtzentrum entfernt – nur eine Richtung: steil nach oben. Dies gilt nicht nur für die auf den zwei Bahnen startenden Flugzeuge, auch Passagierzahlen – die Zahl der gewerblichen Fluggäste hat sich seit der Eröffnung fast verdreifacht –, Flugbewegungen, mehr als doppelt so viele wie 1992, und transportierte Luftfrachttonnen, mit rund 250 000 Tonnen eine Verfünffachung, wachsen Jahr für Jahr kontinuierlich an. Die Passagierdelle der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres – in erster Linie zurückzuführen auf die Wirtschaftskrise und sinkende Nachfrage im innerdeutschen Verkehr bei Geschäftsreisenden – scheint auch im ersten Quartal 2009 noch nicht überwunden: Rund 7 Mio. Passagiere bedeuten einen Rückgang im Fluggastaufkommen von fast 10 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Schlimmer trifft es nur noch den Frachtverkehr: Mit knapp 51 000 Tonnen geflogener Luftfracht wurden knapp 23 % weniger Güter umgeschlagen. Investitionen in eine grüne Flughafenzukunft Sicherheitsbereichen. So können an öffentlichen Zapfsäulen auf dem Flughafengelände nun Erdgasfahrzeuge ein umweltfreundliches Gemisch aus Biomethan und Erdgas tanken. Bei der feierlichen Eröffnung betonte der Vorsitzende der Geschäftsführung des Flughafens München, Dr. Michael Kerkloh, die Bedeutsamkeit für die nachhaltige Entwicklung des Airports: „Die vier neuen für jedermann zugänglichen Ökozapfsäulen sind ein Meilenstein im Rahmen unseres Gesamtprojekts zum Umwelt- und Klimaschutz.“ Die Rolle, die Bioenergie am Münchner Flughafen spielt, wird auch an einem weiteren Pilotprojekt im Erdinger Moos deutlich. Die Mitarbeiterkantine im Frachtterminal wird nun im Sommer mit einer energiesparenden Solarklimaanlage temperiert. Dank modernster Technik kann die Sonneneinstrahlung – die das Mittagessen in der Kantine durchaus zu einem schweißnassen Vergnügen machen kann – nun ein angenehmes Klima erzeugen. Eine flüssige Salzlösung, Lithiumchlorid, trocknet im Innern der Klimaanlage die angesaugte feucht-warme Außenluft. Dieses fortschrittliche Projekt spart jedes Jahr rund 25 Tonnen des schädlichen Kohlendioxids, das bei einer herkömmlichen Klimaanlage entstehen würde. Bayern kann jedoch nicht nur mit einem der umweltfreundlichsten Flughäfen der Republik aufwarten. Vom Airport Nürnberg kann man auch von dem beliebtesten deutschen Flughafen 60 Non-Stop-Flugziele anfliegen. Die Franken wurden 2008 wiederholt mit dem renommierten Business Traveller Award ausgezeichnet und konnten auch den ersten Platz bei einem vom Deutschen Institut für Service-Qualität im Auftrag des Nachrichtensenders n-tv durchgeführten Test erzielen. Flughafengeschäftsführer Karl-Heinz Krüger führt die Auszeichnungen auf „unsere kurzen Wege, die gute Orientierung und den überdurchschnittlichen Service“ zurück. Der vorbildliche Dienst am Kunden ist wohl mit ein Grund, warum der Airport das abgelaufene Geschäftjahr mit einem leichten Passagierplus abschließen konnte. Zu verdanken ist dies aber primär dem Winterdrehkreuz der Air Berlin, der größten Linienfluggesellschaft vor der Lufthansa am Flughafen Nürnberg. Trotz des stetigen Wachstums – 2008 nutzten rund 4,2 Mio. Passagiere den Flug- hafen, der auch bei den Franken ein zentrales Thema darstellt – sind die Nürnberger bemüht, das Gelände, soweit das möglich ist, der Umgebung anzupassen. So wurde mit dem Projekt „Bucher Landgraben“ – das derzeit größte Renaturierungsprojekt im Nürnberger Norden – ein Stück Grün in Flughafennähe geschaffen, das als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen, aber auch als Naherholungsgebiet für gestresste Nürnberger dienen soll. Die Ausgleichsmaßnahme ist Teil der strategischen Zukunftsentwicklung des Airports. Auflösen des Bruchs zwischen Tradition und Hightech Das Kernstück der Bauarbeiten beinhaltete die Renaturierung einer 1 200 Meter langen Fließstrecke. Die Kosten belaufen sich auf etwa 3,3 Mio. Euro, die Krüger aber sinnvoll angelegt sieht: „Städtebaulichgestalterisches Ziel dieser Maßnahme war es, den harten Bruch zwischen traditioneller Landwirtschaft und dem HightechStandort Flughafen aufzulösen und dem Flughafen ein landschaftsarchitektonisch ansprechendes Vorfeld zu schaffen.“ Dass diese und auch weitere Maßnahmen – wie die gasbetriebene Energiezentrale, die den Flughafen mit Wärme versorgt und der Umwelt jedes Jahr rund 160 000 Kilogramm Kohlendioxid einspart – zum Klimaschutz beitragen, belegt die jüngste Messung der Luftqualität rund um den Airport: Diese ergab, dass die Flughafenluft meist besser ist als die im Stadtgebiet. Aber Nürnberg ist nicht nur ein attraktiver Abflughafen, auch lohnt es sich wohl, nur mal kurz auf dem Rollfeld vorbeizuschauen. Dies könnte der Grund sein, warum in den vergangenen Wochen gleich zwei besondere Gäste auf einen Kurzbesuch vorbeigeschaut haben: Die elfjährige Löwin Safo aus Teneriffa legte einen Zwischenstopp im Frankenland ein, bevor sie weiter in ihr neues Zuhause im Karlsruher Zoo gebracht werden konnte. Etwas exklusiver, dafür nicht ganz so spektakulär war der Besuch von „Albert Ballin“. Der Kreuzflieger der Hapag-Lloyd, der Sitzplätze für lediglich 60 ausgewählte Passagiere bietet, verkörpert eine etwas andere, exklusivere Art zu reisen. Der kleine Bruder von München und Nürnberg ist der Allgäu Airport in Memmingen. 2004 wurde hier der zivile Flugbetrieb aufgenommen, nachdem der ursprüngliche Militärflughafen Memmingerberg 1936 erstmals in Betrieb ging. Heute übertrifft der kleinste bayerische Flughafen die Erwartungen regelmäßig. Im vergangenen Geschäftsjahr – dem ersten vollständigen – flogen 60 000 Passagiere mehr ab Memmingen als erwartet. Hier zeigt sich, dass der Airport über die schwäbischen Grenzen hinaus bei den Passagieren beliebt ist. Baden-Württemberger und Oberbayern zählen genauso zu den Fluggästen wie die Nachbarn aus Österreich und Teilen der Schweiz. „Im Raum Reutte, im Lechtal und im Tannheimer Tal sind wir der Heimatflughafen“, freut sich Geschäftsführer Ralf Schmid. Hier profitiert der Allgäuer Flughafen von seinen raschen Abfertigungszeiten, den niedrigeren Parkgebühren, der schnellen Erreichbarkeit über die A7 und die A96 und von den attraktiven Flugzielen. Neben innerdeutschen Zielen werden beliebte Urlaubsziele wie Mallorca oder die kanarischen Inseln ebenso angeflogen. Auch große Reiseveranstalter haben die Attraktivität Memmingens erkannt und planen eine regelrechte „Sommeroffensive“. Neben beispielsweise Thomas Cook und Neckermann hat die Rewe Touristikgruppe umfangreiche Kontingente auf den TUIfly-Maschinen gebucht und will auch eigene Flugzeuge einsetzen. Mit Seppelhut und Lederhose Nicht nur der größte Partner TUIfly, auch Ryanair hat seit Ende April auf den Allgäuer Airport gesetzt. Mit grauem Seppelhut und Lederhose gekleidet, verkündete Ryanair-Chef Michael O’Leary mit einer Kuhglocke bewaffnet, dass neben Großbritannien und Irland auch Italien und das spanische Festland künftig auf Memmingens Flugliste zu finden seien. Neben den Passagierflughäfen bietet Bayern aber auch den Sonderflughafen Oberpfaffenhofen, der primär der Entwicklung, Erprobung, Produktion und Wartung von Regional-, Geschäftsreise- und Militärflugzeugen sowie Hubschraubern dient. Hier werden jedoch auch Flugzeugteile für Airbus Industries montiert. Dieser Sonderflughafen steht in der Umgebung rund um Starnberg jedoch in der Kritik. Der Airport möchte zunehmend für den Geschäftsflugreiseverkehr Anflugstelle sein, da die Betreiber nur so eine Chance sehen, Doch auch die momentanen Rückgänge können den Wachstumskurs des Airports nicht bremsen: Es wird weiter kräftig in die Zukunft investiert. Hierzu zählt nicht nur das – bei den an den Flughafen angrenzenden Gemeinden nicht unumstrittene – Projekt einer dritten Start- und Landebahn. Die Münchner setzen zunehmend auf umweltschonende Technologien bei der Verfolgung ihrer Wachstumsziele – nicht nur vor, sondern auch hinter den den Fortbestand des Flughafens zu sichern. Die Bewohner der umliegenden Gemeinden befürchten aber, dass es hierdurch zu einer erheblichen Zunahme von Lärmbelastung – insbesondere weil auch Flugverkehr an Sonn- und Feiertagen geplant ist – und Umweltverschmutzung kommt. Regenbogen über Oberpfaffenhofen Oberpfaffenhofen dient aber auch der Forschung: Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) verfügt hier über fünf Flugzeuge. So waren es Forscher des DLR aus Oberpfaffenhofen, die jüngst herausfanden, dass Kondensstreifen, die von einem Flugzeug ausgehen, nicht gleich Kondensstreifen sind. Nach neuesten Erkenntnissen entstehen diese nicht nur aus den Abgasen der Getriebe, sondern – unter bestimmten Bedingungen – auch über den Tragflächen. Ursache für die zweite Art der Kondensstreifen ist der rasante Druckabfall über den Tragflächen von Flugzeugen. Hierdurch sinkt die Temperatur der Luft so rasant, dass sich, bei genügend feuchter Luft winzige Eispartikel bilden. Diese wachsen zunächst gleichförmig weiter und genau hierin sehen die Wissenschaftler die Erklärung für die regenbogenfarbigen Kondensstreifen: Gleich hinter dem Flugzeug seien die Partikel noch sehr klein und reflektieren vor allem blaues Licht, während die größeren, also die, die weiter vom Flugzeug entfernt sind, eher langwelliges Licht reflektieren. Dies ergibt die Regenbogenfarben von Blau über Grün hin zu Gelb und Rot. Welche Auswirkungen diese neue Klasse von Kondensstreifen auf den Klimawandel hat, ist noch unklar, da sie bis dato nicht in Klimamodellen berücksichtigt wurden. Ein immer wichtigeres Drehkreuz in Europa: der Flughafen München. Foto: Flughafen München Die Saat ist aufgegangen ITK-Branche | Systematischer Ausbau der Attraktivität des Standorts VON DR. HANS-DIETER RADECKE A n Hymnen auf den Standort Bayern, wenn es um die Bedeutung für die Informations- und Telekommunikationstechnologie (ITK) geht, fehlt es nicht. Das hört sich etwa bei Martin Zeil (FDP), Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie sowie stellvertretender Ministerpräsident im Kabinett Seehofer, so an: „Als einer der bedeutendsten IT-Standorte der Welt bietet Bayern beste Voraussetzungen für die Entwicklung neuer Technologien und Produkte.“ Was sich etwas vollmundig ausnimmt, deckt sich doch weitgehend mit der Realität. Die bayerische Wirtschaftspolitik hat in den letzten Jahren systematisch am Ausbau der Attraktivität des IT-Standorts Bayern gearbeitet. Und die Saat ist aufgegangen: Große internationale Unternehmen der Branche haben sich hier angesiedelt, während zugleich durch kluge Förderungspolitik auch die Gründung zahlreicher regionaler mittelständischer Betriebe und kleiner Start-ups beflügelt wurde. Die Gründe für die Attraktivität des ITKStandorts Bayern sind vielfältig. Teilweise sind sie allgemeiner Natur (hohes Bildungs- und Wohlstandsniveau, großer Freizeitwert, hervorragende Infrastruktur und eine starke Wirtschaftskraft sowie zahlreiche Forschungsstätten), teilweise aber auch besonders für die ITK-Branche interessant, etwa die enge Verflechtung mit Unternehmen, die Abnehmer der ITK-Produkte sind: Betriebe der Branchen Elektrotechnik, Maschinenbau und Fahrzeugund Luftfahrttechnik zum Beispiel. Entscheidenden Anteil an der Attraktivität des Standorts Bayern hat die hervorragende Verkehrsinfrastruktur mit dem Flughafen München als Dreh- und Angelpunkt. Es kommt nicht von ungefähr, dass inter- nationale Spitzenunternehmen der ITKBranche ihre Deutschland-Niederlassungen in Flughafennähe angelegt haben. Dazu gehört insbesondere der SoftwareRiese Microsoft, der den Hauptsitz seiner drittgrößten Auslandstochter in Unterschleißheim im Münchener Norden lokalisiert hat. Microsoft Deutschland ist für Marketing und Vertrieb der Produkte des Konzerns in Deutschland zuständig und kooperiert dazu mit rund 30 000 lokalen Partnerunternehmen. Zahlreiche mittelständische IT-Betriebe im bayerischen Umland profitieren hiervon kräftig. ster, aber auch Mechatronik-Unternehmen aus den Bereichen Virtual Reality und 3DCAD-Entwicklung. Zweifellos ist die Landeshauptstadt das Zentrum der bayerischen IT-Szene. Gemäß Komponenten sowie Endeinrichtungen und Distribution. Die 27 386 (Stand 2007) in München und dem oberbayerischen Umland gemeldeten ITK-Betriebe erwirtschafteten mit knapp Eine weit verzweigte Forschungslandschaft Nicht weit davon entfernt, in Hallbergmoos (in unmittelbarer Nachbarschaft des Flughafens), liegt der Deutschlandsitz des weltweit größten Anbieters von Lösungen zur Netzwerktechnologie, Cisco Systems. Neben der Verkehrsinfrastruktur lockt auch die im Deutschland-Vergleich einzigartige Dichte von Forschungs- und Lehreinrichtungen ITK-Unternehmen nach Bayern. Mit großen Universitäten in München, Erlangen/Nürnberg, Augsburg, Passau und Regensburg, einer ganzen Kette von Forschungseinrichtungen mit internationalem Spitzenrang wie Instituten der Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaften sowie Forschungs- und Entwicklungszentren großer und mittlerer Unternehmen verfügt Bayern über ein einzigartiges Reservoir an Spitzen-Know-how, das die ITK-Technologie stützt. Insbesondere das „Clusterprinzip“, also die Konzentration von Forschungs- und Technologie-Zentren in bestimmten Regionen, hat sich auch im ITK-Bereich bewährt. Herausragendes Beispiel hierfür ist das Garchinger Technologie- und Gründerzentrum im Münchener Norden. Hier finden sich Software-Entwickler und -Dienstlei- Zu einem der forschungsintensivsten Unternehmen zählt die Osram Opto Semiconductors mit ihren Produktions- und Forschungszentrum in Regensburg – 2007 wurden sie mit dem Deutschen Zukunftspreis belohnt. Foto: Osram der letzten IHK-Studie aus dem Jahr 2007 hat München seine Spitzenposition in der Informations- und Kommunikationswirtschaft in den vergangenen Jahren sogar noch ausgebaut. Die Analyse bietet eine Bestandsaufnahme der ITK-Wirtschaft und ihrer Teilbranchen wie Software/IT-Services, Medien, Werbung, Journalismus, Kabel- und Netzwerkbetreiber, Bauteile/ 385 000 fest angestellten und freien Mitarbeitern einen Umsatz von 74 Mrd. Euro und investierten 7 Mrd. Euro. Zu dieser starken Leistung hat nach Erkenntnissen der Studie vor allem die Medienwirtschaft beigetragen. Mit einem Umsatzplus von knapp 22 % auf 21 Mrd. Euro im Zeitraum zwischen 2004 und 2007 erwiesen sich die Medien (bei 62 000 Festangestellten allein in München) als Spitzenreiter innerhalb der ITK-Branche. Die IHK-Studie macht dem Standort auch große Hoffnungen für die Zukunft: „Die gesamte Informations- und Kommunikationswirtschaft stellt der Region ein gutes Zeugnis aus. Insgesamt sind 95 % der Unternehmen mit dem Standort München sehr zufrieden oder zufrieden. Folglich denken auch rund 90 % nicht an einen Umzug und fast ebenso viele würden sich wieder für diese Region entscheiden.“ Die Unternehmen schätzten demnach vor allem die Lebensqualität der Bayernmetropole mit ihrem Kultur- und Freizeitangebot. Überzeugt ist die Branche zudem vom Angebot an Gewerbe- und Büroflächen, von den Verkehrsverbindungen sowie der Nähe zu Lieferanten und Kunden. Sehr positiv bewerteten die Unternehmen auch den Wissensaustausch mit den Forschungszentren. Etwas kritischer fallen die Urteile der Betriebe über die Höhe der kommunalen Abgaben und der Gewerbesteuer sowie das Personalkostenniveau aus. Zweitstärkste ITK-Region in Bayern ist der Großraum Nürnberg mit seinen insgesamt rund 3,5 Mio. Einwohnern. Rund 7 000 ITK-Unternehmen mit 100 000 Beschäftigten sind hier beheimatet. Technologieschwerpunkte sind breitbandige Kommunikationssysteme und optische Übertragungstechnik, Softwarelösungen für Unternehmen, insbesondere Open Source- und Automatisierungslösungen sowie Technologie für Mobilfunk, Satellitennavigation und Medien. In Nürnberg befindet sich die größte Niederlassung von T-Mobile, Konkurrent O2 betreibt hier sein Kundenmanagement und ein Technikcenter. TK-Firmen mit Weltgeltung wie NXP Semiconductors, Ericsson, Teleca, Comneon und Qualcomm unterhalten wichtige Forschungszentren. In Nürnberg ist zudem mit dem zentralen europäischen Entwicklungszentrum von Novell (SUSE Linux) der führende Know-how-Träger des Open-Source-Betriebssystems zu Hause. Zahlreiche Softwarehäuser sind ebenfalls vor Ort, allen voran die Datev e.V. Überraschenderweise ist Regensburg, die Hauptstadt der Oberpfalz, der drittstärkste IT-Standort in Bayern. In den rund 1 000 Unternehmen des Wirtschaftsraums sind insgesamt rund 20000 Mitarbeiter beschäftigt. Damit stellt die IT-Branche jeden neunten Arbeitsplatz in Regensburg. Mit Telekom, Siemens, Infineon, Toshiba und OSRAM Opto Semiconductors sind hier Konzerne mit Weltruf tätig. Mit dem „IT-Speicher“ verfügt die Region über das größte IT-Gründerzentrum in Bayern. Gründerfirmen werden hier durch Marketingmaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit, Beratung und Integration in ein Netzwerk unterstützt. 40 Firmen haben derzeit ihren Sitz im IT-Speicher. Auch in vielen weiteren Regionen Bayerns gibt es inzwischen Gründerzentren und haben wichtige IT-Unternehmen ihren Sitz. Besonders erwähnenswert ist hierbei Fujitsu Technology Solutions in Augsburg. Der Weltkonzern will auch nach dem Ausstieg von Siemens seine Hightech-Fertigungsstätte in der schwäbischen Hauptstadt beibehalten – eine Auszeichnung nicht nur für den IT-Standort Bayern, sondern für den Standort Deutschland allgemein. Bayern ist für nationale und internationale IT-Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein attraktiver Standort – dafür spricht neben vielem anderen das hohe Ansehen Bayerns im Bereich Bildung und Forschung, die Etablierung vieler wichtiger Industrien rund um Technologie und vor allem die geografische Lage. BAYERN MAI 2009 Großes Interesse Immobilienmarkt Bayern | VON PHILIPP TRÖBINGER I n den turbulenten Zeiten an den Finanzmärkten hat die Immobilie als sichere Wertanlage an Bedeutung gewonnen. In jüngster Zeit zeigt sich ein Anstieg der Investitionen in vermietete Eigentumswohnungen und Häuser. Diese neuen Entwicklungen wurden bei der jährlichen Pressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe zum bayerischen Wohnimmobilienmarkt vorgestellt. Der Geschäftsführer der Sparkassen-Immobilien-VermittlungsGmbH (Sparkassen-Immo), Oliver Gerstner, erläuterte die Trends, die aus dem Marktbericht der Sparkassengruppe hervorgehen: „Wir stellen gerade in den letzten drei Monaten eine deutliche Belebung der Nachfrage von Kapitalanlegern fest. Kapitalanleger haben die Vorzüge von Wohnimmobilien neu entdeckt.“ Grundsätzlich erfolgen der Kauf und Verkauf von Wohnimmobilien nahezu unabhängig von der konjunkturellen Wirtschaftsentwicklung. Vielmehr entscheiden individuelle Lebensabschnitte wie etwa Heirat, Scheidung oder Tod über die Verschiebungen oder Aktivitäten auf dem Immobilienmarkt. Davon abgesehen sind die aktuellen Finanzierungsvoraussetzungen Die Immobilie als sichere Wertanlage ist in Krisenzeiten attraktiv. Foto: Fotolia brauchte Wohnungen verkauft worden – dies sei wiederum für die durchschnittliche Preissenkung verantwortlich. Nach dem Rekordjahr 2007 konzentrierte sich der Rückgang der Immobilienumsätze in Bayern um 11,3 % auf 29 Mrd. Euro allerdings auf den Großraum München. In der bayerischen Hauptstadt sind große Transaktionen mit Gewerbe- und Wohnimmobilien deutlich geringer ausgefallen als im Vorjahr. Der Münchner Immobilienmarkt wird weiterhin vom Zuzug und von unter dem Bedarf liegenden Neubauaktivitäten geprägt sein. Die Experten der Sparkassengruppe rechnen hier mit sukzessiv anwachsenden Verkaufs- und Mietpreisen. Die regionale Entwicklung der Immobilienumsätze im Jahr 2008 im Einzelnen: Stadt und Landkreis München (minus 21 %), Oberbayern (minus 16 %), Niederbayern (minus 14 %), Oberpfalz (minus 14 %), Oberfranken (minus 7,5 %), Mittelfranken (minus 3 %), Schwaben (minus 1 %), Unterfranken (plus 7 %). Dabei zeichnet sich im Marktbericht ein weiterer Trend ab: Während der Wohnungsneubau seit Jahren schwächelt – ja sogar einen historischen Tiefpunkt erreicht hat –, erfahren Gebrauchtimmobilien eine stabile Nachfrage. So kamen beispielsweise neun von zehn Immobilien, die im Auftrag der Sparkassen-Immo von den bayerischen Sparkassen und vom LBS-Außendienst vermittelt wurden, aus dem Bestand gebrauchter Eigentumswohnungen, Reihenhäuser, Doppelhaushälften oder Einfamilienhäuser. Den lebhaften Gebrauchtimmobilienmarkt erklärt sich Gerstner durch das günstigere Preissegment und die Lage im Vergleich zu den Neubauten. Viele Menschen bevorzugen Immobilien in gewachsenen Wohngebieten gegenüber Neubaugebieten in Randlagen. Dr. Franz Wirnhier, Sprecher der Geschäftsleitung der LBS Bayerische Landesbausparkasse, begründet den Niedergang des Neubausektors vor allem mit dem Wegfall der Eigenheimzulage. Nach einer aktuellen Erwerberanalyse werden durchschnittliche Haushalte, die die Intention eines Immobilienerwerbs verfolgen, nach der Abschaffung der Zulage um zusätzliche 450 Euro im Monat belastet. „Die Wohneigentumschancen der Schwellenhaushalte haben sich also verschlechtert“, erklärte Wirnhier. WirtschaftsKurier an „Beton-Gold“ Gewachsene Wohngebiete werden bevorzugt Der Wohnimmobiliensektor als Konjunkturlokomotive? Foto: Fotolia als positiver Impuls anzusehen, die sogenannten Schwellenhaushalten den Immobilienerwerb ermöglicht. Für 2009 erwartet der Vizepräsident des bayerischen Sparkassenverbands vor dem Hintergrund der Rezession ein niedrigeres Neugeschäft bei den wohnwirtschaftlichen KfW-Programmen in Bayern. Die historisch niedrigen Zinsen gelte es aber auch 2009 zu nutzen, so Faltermeier. Gerstner bewertet die Aussichten auf dem bayerischen Immobilienmarkt für 2009 als sehr positiv. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist der Entscheidungsprozess für eine Immobilie etwas länger, aber dennoch hat sich die Nachfrage auch während der Finanzkrise im Vergleich zum Vorjahr als konstant erwiesen. Im Jahr 2009 werden stabile Umsätze erwartet, denn trotz der gesamtwirtschaftlichen Prognosen wird sich eine hohe Anzahl an Interessenten auf dem Immobilienmarkt bewegen. Der Schwerpunkt wird voraussichtlich im Bereich der gebrauchten Einund Zweifamilienhäuser sowie der großflächigen Wohnungen liegen. Das Neubauangebot wird sich auf Spezialangebote beschränken, so der Sparkassen-ImmoGeschäftsführer. In noch einem Punkt sind sich die Experten der Sparkassengruppe einig: Die Immobilie als sichere Wertanlage hat besonders in unsicheren Zeiten an Attraktivität gewonnen, denn Sachwerte sind wieder in. Mehr Neubauten wären nötig Der Münchner Immobilienmarkt: Steigende Verkaufs- und Mietpreise werden erwartet. Foto: Fotolia für Immobilienkäufe äußerst günstig. Die Zinsen lägen derzeit auf einem historisch niedrigen Niveau, bekräftigte Rudolf Faltermeier, Vizepräsident des Sparkassenverbands Bayern. Auch Faltermeier bestätigte das gegenwärtig große Interesse der Sparkassenkunden am sogenannten BetonGold. Den Marktanteil im Wohnbaukreditgeschäft mit Privatkunden konnten die bayerischen Sparkassen von 29,1 % auf 30,4 % leicht steigern. Ein allerdings deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr wurde im Bereich der Weiterleitung von Fördermitteln der KfW Förderbank erzielt: ein Plus von 10 % auf 858 Mio. Euro. Trotz der Wirtschaftskrise haben sich die bayerischen Immobilienpreise im Landesdurchschnitt stabil entwickelt. Nach dem Marktbericht der Sparkassengruppe sind die Preise für bereits bestehende Häuser im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 % gestiegen und im Segment der neu gebauten Häuser gab es eine Preiserhöhung um 1,5 %. Diese kosteten durchschnittlich 276 500 Euro, gebrauchte Häuser sind im bayernweiten Schnitt für 183 500 Euro an den Käufer gegangen. Im Bereich der Eigentumswohnungen ist die Preisdifferenz deutlich größer: Während neue Wohnungen durchschnittlich 230 000 Euro kosteten, beliefen sich die Kosten für gebrauchte Wohneinheiten auf 92 500 Euro. Die Verteuerung der Neubauwohnungen um 14 % ist auf gestiegene Baukosten und auf den Trend zu größeren Einheiten zurückzuführen. Im letzten Quartal 2008 seien allerdings mehr kleinere, günstige sowie ge- Menschen bewegen www.red.de Dr. Franz Wirnhier, Sprecher der Geschäftsleitung der LBS Bayerische Landesbausparkasse. Foto: LBS Um den prognostizierten Bedarf an neuen Wohneinheiten in Bayern zu decken, müssten nach den Einschätzungen der LBS bis 2025 jährlich etwa 55 000 Wohnungen gebaut werden. Dies würde eine Verdoppelung des aktuellen Fertigstellungsniveaus bedeuten. Vor allem in den wirtschaftlich starken Ballungsräumen seien mehr Neubauten erforderlich, um die zukünftigen Angebotsknappheiten zu bewältigen. Neben Hamburg und Baden-Württemberg hat das Bundesland Bayern mit 1,7 % den niedrigsten Wohnungsleerstand. In diesem Zusammenhang plädierte LBSChef Wirnhier für Steuererleichterungen im Wohnungsbau und für gezielte staatliche Förderung im Bereich der energieeinsparenden Sanierungsmaßnahmen im Neu- wie im Altbau. Die Verbindung der Wohnungsbauförderung mit ökologischen Zielen würde nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern auch in Zeiten der Wirtschaftskrise die Konjunktur beleben. „Ein Euro aus staatlichen Mitteln, der dem Wohnungsbau zugutekommt, setzt acht Euro im Wirtschaftskreislauf frei“, erklärte Wirnhier. Dementsprechend wurde das Konjunkturpaket I der Bundesregierung begrüßt: Dieses zielt auf die Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen ab und wird ab 2009 von 580 Mio. Euro auf fast 1,5 Mrd. Euro erhöht. Der Wohnimmobiliensektor könnte sich durch politische Maßnahmen zur Konjunkturlokomotive entwickeln. Die Rahmenbedingungen seien derzeit gut, so Wirnhier. Im Baugewerbe sowie in der Immobilienwirtschaft sind über 2,5 Mio. Erwerbstätige beschäftigt, die insgesamt 16 % des bundesdeutschen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften. In diesem Wirtschaftszweig sieht der LBS-Chef ein enormes Potenzial, das die aktuelle Konjunktur durchaus stärken könnte. Die Einbeziehung der Immobilie in die staatlich geförderte Altersvorsorge durch das Eigenheimrentengesetz sei eine entscheidende Weichenstellung gewesen, so Wirnhier. Durch die Einführung der Riester-Förderung für Wohneigentum bringt der Staat die Bereitschaft sowie die Wertschätzung zum Ausdruck, Investitionen in Immobilien zu fördern. Nach Berechnungen können mit dem Wohn-Riester-Darlehen staatliche Zulagen, Steuervorteile sowie Zinsersparnisse bis zu 50 000 Euro in Anspruch genommen werden. Wirnhier bemängelte diesbezüglich, dass diese Vorteile bisher unzureichend kommuniziert wurden. Der „Wohn-Riester“ wird vom LBS-Chef als Durchbruch zur „Rente mit 38“ gewertet, da in diesem Alter die meisten Ersterwerber im Schnitt ihre Wohneinheiten beziehen und somit schon ihre Altersvorsorge sichern. In der Gesamtheit ist die Förderung in Form des Wohn-Riesters 29 Verbindungen zu schaffen – das ist unsere Profession. Als eine der führenden europäischen Luftverkehrsdrehscheiben führen wir am Flughafen München Menschen über Ländergrenzen und Kontinente hinweg zueinander. Mit freundlichen und kompetenten Mitarbeitern, einem umfangreichen Serviceangebot und einem ebenso schönen wie funktionalen Flughafen machen wir Jahr für Jahr mehr Mobilität möglich. 2008 nutzten weit über 34 Millionen Reisende unser breites Flugangebot – mehr als jemals zuvor. Im gleichen Jahr wurden wir zum vierten Mal in Folge bei der weltweit größten Passagierbefragung zum besten Airport Europas gewählt. Schön, dass die Menschen bei uns genauso gut ankommen wie wir bei ihnen. Wir werden auch künftig für bewegende Momente am Flughafen München sorgen. www.munich-airport.de BAYERN 30 WirtschaftsKurier MAI 2009 Mit Herz, Verstand und Leidenschaft Patrizia KinderHaus-Stiftung | Nachhaltige Hilfe für Kinder und Jugendliche in aller Welt VON ULRICH KIRSTEIN D ie Stadt Augsburg ist vor allem durch eines berühmt bis heute: eine Stiftung. Die Fuggerei im Osten der Stadt wurde bereits 1521 von Jakob Fugger dem Reichen gegründet. Auch heute noch dürfen hier verarmte (katholische) Augsburger für wenig Geld – genauer 0,88 Euro Jahresmiete – wohnen, sind als Gegenleistung allerdings drei tägliche Gebete an den Gründer schuldig. Den wird es STIFTERLAND Bayern ist ein erfolgreiches, wohlhabendes Land. Das war nicht immer so und das ist vielleicht mit ein Grund dafür, dass heute mit einer Vielzahl an privaten und staatlichen Stiftungen auch jene bedacht werden, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Hier könnte eine Fülle an wichtigen privaten und unternehmerischen Stiftungen aus den Bereichen Sport, Kunst und Kultur sowie Soziales vorgestellt werden – fast 3 000 davon gibt es in Bayern. Laut Bundesverband Deutscher Stiftungen kamen allein 2008 noch einmal 162 neue hinzu. Wir haben uns dazu entschieden, eine vielleicht etwas unbekanntere, die Patrizia KinderHausstiftung, herauszugreifen und näher vorzustellen. Selbstverständlich gibt es daneben – um nur wenige zu nennen – wichtige Unternehmens- und Unternehmerstiftungen, wie die: Allianz Kulturstiftung BMW Stiftung Herbert Quandt Felix Burda Stiftung Hauck & Auffhäuser Kulturstiftung Hypo-Kulturstiftung Josef Schörghuber-Stiftung Liga-Bank-Stiftung Merck Finck Stiftung MTU Studienstiftung Sparkassenstiftung München Stahlgruber Stiftung freuen, sollen ihm diese Gebete doch den brenzligen Aufenthalt im Fegefeuer verkürzen. In Erinnerung an ihren großen und frühen Stifter feierte die Stadt Augsburg gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen den 550sten Geburtstag von Jakob Fugger dem Reichen mit einem Festprogramm samt Ausstellung „Stifterland Bayern“. Heute sind die Gründe für eine Stiftung vielleicht profaner, aber nicht weniger altruistisch und vor allem in der Wirkung – und auf die kommt es ja an – nicht weniger segensreich. So beschloss Wolfgang Egger, über seine Patrizia Immobilien AG schon in jungen Jahren aus eigener Kraft zu relativem Wohlstand gekommen, die Mittel für seine diversen privaten Spendenaktionen zu bündeln und in konkrete, selbst ausgesuchte Projekte zu stecken. Die Idee zur Patrizia KinderHaus-Stiftung war geboren. Egger wollte vor allem Menschen helfen, die sich selbst nicht helfen können und auf denen doch die Hoffnungen der Zukunft liegen: Kindern und Jugendlichen. Den finanziellen Grundstock der Stiftung bilden ein ansehnliches Patrizierpalais in Augsburg sowie ein nicht unerhebliches - aber ungenanntes - Barvermögen. Egger hatte sich bei seinen privaten Spendenaktionen immer daran gestört, dass er über den Eingang seiner Mittel nur durch einen Spendenbescheid informiert wurde, darüber hinaus jedoch selten genauere Auskunft über die Verwendung des Geldes erhielt. So wird bei seiner Stiftung sehr viel Wert auf die kontinuierliche Information über den Fortschritt der einzelnen Projekte gelegt, bekräftigt Astrid Schüler, Mitglied des Stiftungsteams und verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Patrizia KinderHaus-Stiftung. Damit jeder gespendete Euro auch wirklich dem jeweiligen Projekt zugute kommt, erhält die Stiftung Unterstützung durch Ehrenamtliche und Sponsoren, die beispielsweise die Kosten für Drucksachen übernehmen. Und: „Das Stiftungsteam ist mit Herz, Verstand und Leidenschaft tätig“, brachte es kürzlich ein Teilnehmer bei einem internationalen Workshop, in des- Dr. Alfred Biolek kocht „Bio Bohnensuppe“ im Patrizia KinderHaus in Ruanda und gibt gute Ratschläge für die Köche der Zukunft. Foto: Patrizia sen Mittelpunkt die Stiftung stand, auf den Punkt. Als erstes Projekt für seine 1999 gegründete Patrizia KinderHaus-Stiftung wählte Egger eine kleine Ansiedlung in Ostafrika aus, genauer Peramiho in Tansania. Er hatte diese von den Benediktinern und Benediktinerinnen aus St. Ottilien und Tutzing bereits seit über 100 Jahren betriebene Missionsstation mit angegliederter Schule, Lehrwerkstätten und Krankenhaus schon früher finanziell unterstützt und wollte sich nun selbst ein Bild machen, welche Hilfeleistungen hier aktuell von Nöten wären. Gemeinsam mit dem Stiftungsvorstand Mario Liebermann fuhr Egger zwei Autotagesreisen von Dar es Salaam aus in den Süden und stellte in Gesprächen mit den in Peramiho tätigen Benediktinern fest, dass das St. Joseph’s Hospital dringend eine eigene Kinderisolierstation benötigt, damit nicht immer wieder gefährliche Krankheiten, wie zum Beispiel Hirnhautentzündung oder schon einfache grippale Infekte, die in diesem Klima und angesichts der Konstitution der Kinder potenziell lebensbedrohlich sein können, innerhalb des voll belegten Hospitals weitergegeben werden. In dem daraufhin neu errichteten Nebengebäude bietet nun die von der Patrizia KinderHaus-Stiftung mit geplante und komplett finanzierte Kinderisolierstation auf einer Gesamtfläche von 800 Quadratmetern Platz für mindestens 64 Krankenbetten. Damit wurden mit dem ersten Projekt die wesentlichen Grundprinzipien der Stiftung deutlich: Die Projekte werden persönlich und kontinuierlich betreut und es wird direkt vor Ort überprüft, ob die Mittel auch tatsächlich dem vereinbarten Zweck zugute kommen. Die Stiftung plant, finanziert und errichtet einen Bau, der den Namen Patrizia KinderHaus trägt. Das Betreiben der Einrichtung erfolgt durch einen ausgewiesenen, kompetenten Partner, wie im Fall von Peramiho die Missionsbenediktiner aus St. Ottilien und Tutzing. Der Part- ner muss vertraglich garantieren, dass der von der Stiftung bereitgestellte Bau mindestens 25 Jahre ausschließlich dem vereinbarten Zweck dient. Des Weiteren fallen bei der Stiftung keine Verwaltungskosten an, jede Spende erreicht zu 100 % ihren Zweck, und die Spender erhalten regelmäßige Berichte über die Arbeit der Stiftung. Aufgrund des auch nach Projektabschluss kontinuierlichen Austauschs mit den Partnern erfuhr die KinderHaus-Stiftung zum Beispiel davon, dass die von den Benediktinern mit eigenen Mitteln vor Ort gekauften Betten in der Isolierstation in Peramiho den Belastungen von Mutter und Kind nicht stand gehalten hatten. In Absprache mit den Verantwortlichen in Peramiho kaufte die Stiftung daraufhin stabile Krankenhausbetten in Deutschland und schickte sie nach Tansania. Die Pflege der kleinen Patienten in der Kinderisolierstation ist dank dieser neuen Betten nun langfristig sicher gestellt. Doch die Patrizia KinderHaus-Stiftung wollte sich nicht nur auf die „Dritte Welt“ konzentrieren, sondern auch Not in der Heimat lindern. So entstand gemeinsam mit dem Partner „Der bunte Kreis“ aus Augsburg, der sich der Nachsorge von schwerst- oder chronisch kranken Kindern verschrieben hat, die Idee, ein eigenes Haus für die Betreuung dieser Kinder und ihrer Familien zu errichten. Denn gerade die Zeit nach dem eigentlichen Klinikaufenthalt der Kinder stellt Eltern und Geschwister vor große Herausforderungen. Ein weiterer Partner wurde in der Münchener Kinderklinik Dritter Orden gefunden, die aus der eigenen Geschichte heraus – die Schwestern des Dritten Ordens gingen ursprünglich in die Häuser und betreuten die Kranken daheim – diesem Projekt sehr offen gegenüberstand. So errichtete die Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Dritten Orden ein speziell für den Zweck der sozialmedizinischen Nachsorge konzipiertes Haus für insgesamt etwa 600.000 Euro. Initiiert und zum überwiegenden Teil finanziert wurde diese für München bislang einzigartige Einrichtung von der Patrizia KinderHaus-Stiftung. Der Dritte Orden, der auch einen Teil der Baukosten übernommen hatte, sorgt nun mit eigenen Mitteln für den Unterhalt und den Betrieb des Patrizia KinderHauses. Schon während des stationären Krankenhausaufenthaltes stehen in diesem Haus Psychologen, Sozialpädagogen und speziell geschultes Pflegepersonal schwer kranken Kindern und ihren Eltern mit Rat und Tat zur Seite. Ziel ist es aber, dass die Kinder trotz ihrer Krankheit so schnell wie möglich in ihre vertraute Umgebung, nach Hause, zurück und dort dauerhaft leben können. Inzwischen kann die Patrizia KinderHaus-Stiftung im Jahr ihres zehnjährigen Bestehens neben den Projekten in Tansania und München noch auf ein weiteres Nachsorgezentrum am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg Rahlstedt zurückblicken. In Ruanda wurde ein Schüler-Wohnheim mit angeschlossener Mensa gebaut, das gemeinsam mit den Grünhelmen des durch die Cap Anamur bekannt gewordenen Dr. Rupert Neudeck initiiert wurde. Hier in Ruanda, in einer von den Grauen des Bürgerkriegs tief getroffenen Region, entstand das Nelson Mandela Educational Center für den Unterricht von maximal 120 Schülern. Den Unterricht erteilt etwa ein Berufsschullehrer aus Aachen, später sollen dies aber Einheimische übernehmen, denn die Hilfe zur Selbsthilfe ist ein weiteres wichtiges Merkmal für die Ziele der Stiftung. Da die meisten Schüler große Entfernungen bei kaum vorhandener Infrastruktur zurücklegen müssen, war als Ergänzung zum Ausbildungszentrum der Grünhelme ein Wohnheim, das heutige Patrizia KinderHaus, dringend geboten. Als zweites Projekt in Zusammenarbeit mit Neudeck entsteht derzeit in Buyamba in Ugunda eine neue Schule, die das bisherige Provisorium ersetzen wird. Hier sollen rund 700 Kindern im Alter von fünf bis 14 Jahren bis Ende 2009 ein angemessenes Gebäude erhalten, samt kleiner Küche zur Verpflegung über Mittag. Weitere Projekte im In- wie Ausland sind in der Prüfungsphase. Dass der Stiftung einmal nötige Hilfsprojekte ausgehen könnten, ist kaum zu befürchten. In Zukunftsthemen aktiv Süd-Chemie | 2010 soll es schon wieder aufwärts gehen D ass auch „urbayerische“ Unternehmen mit einem Firmensitz mitten in der Münchner City – direkt am Lenbachplatz und damit lange Zeit nur einen Steinwurf von der Börse München entfernt – und einer über hundertjährigen Geschichte inzwischen ihr Geld ganz überwiegend im Ausland verdienen, dafür ist die Süd-Chemie ein typisches Beispiel. Längst schon definiert sich die Süd-Chemie als international aufgestellter „Umwelttechnologiekonzern“, und das nicht zu Unrecht. Das Spezialchemieunternehmen ist heute in der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Katalysatoren und von Adsorbentien und Additiven tätig, die zum Beispiel zur Reinigung von verschmutztem Wasser weltweit eingesetzt werden können. Damit zählt Süd-Chemie zwar nicht zu den ganz Großen der Branche aber mit einem Umsatz jenseits der Milliardengrenze auch nicht zu den Kleinen. Das an der Börse notierte Unternehmen ist seit 2007 mehrheitlich – der Einstieg begann bereits im Jahr 2005 – im Besitz eines Private Equity Unternehmens – One Equity Partners – eine Tatsache, die den Vorstandsvorsitzenden Dr. Günter von Au aber nicht weiter anficht. Im Gegenteil, so der Süd-Chemie-Lenker, damit habe er einen verlässlichen und voll vom Geschäftsmodell überzeugten, langfristig engagierten Investor, also das genaue Gegenteil einer Heuschrecke. Auch die Süd-Chemie traf die derzeitige Krise, doch obwohl die meisten Unternehmenslenker „auf Sicht“ fahren und sich vor Voraussagen scheuen, gab von Au eine relativ präzise Perspektive ab: Im laufenden Geschäftsjahr erwartet er einen Umsatz zwischen 1,150 und 1,2 Mrd. Euro – nach 1,191 Mrd. Euro 2008 – und ein EBIT zwischen 95 Mio. und 100 Mio. Euro – nach 117 Mio. Euro im abgelaufenen, sehr guten Geschäftsjahr 2008. 2010 will Süd-Chemie bei Umsatz und Ergebnis wieder deutlich über den Zahlen von 2008 liegen, also nur 2009 einen tatsächlichen Rückgang und schon gar keinen Verlust verbuchen. „Wir wollen zu den Gewinnern der Krise gehören“, stellte von Au fest, obwohl er „großen Respekt vor dieser Krise“ habe, wie er zugab. Der Vorstandsvorsitzende machte den Optimismus an seinen Geschäftsbereichen fest: Bei den Adsorbentien und Additiven ist die Süd-Chemie zum Beispiel Marktführer für bentonitbasierte Bleicherde, die zur Reinigung von Speiseölen gebraucht wird – und hier ist kein Rückgang infolge der Krise zu erwarten. Bei den Gießereiprodukten und Spezialharzen zählt zum Beispiel die Windkraft mit weltweiten an- Die Süd-Chemie will ihren hohen F&EEinsatz beibehalten – schließlich will das Unternehmen zu den Krisengewinnern zählen. Fotos: Süd-Chemie haltenden – wenn auch etwas zurückgefahrenen – Wachstumsraten zu den Abnehmern. Gemeinsam mit BMW wurde überdies im Werk in Moosburg ein umweltfreundliches Bindersystem (Inotec) für Gießereikerne entwickelt. In Indien hat Süd-Chemie außerdem ein Hightech-Unternehmen für Keramikfilter erworben. Im Geschäftsfeld Schutzverpackungen erwartet Süd-Chemie eine weiterhin stabile Geschäftsentwicklung und im industriellen Wassermanagement und der kommunalen Wasserbehandlung sind ebenfalls keine Abstriche zu erwarten. Trotzdem trifft die Krise auch Bereiche der Süd-Chemie, daran ließ von Au keinen Zweifel: von Papieradditiven über Gießereiprodukte für die Automobilindustrie bis hin zu Trockenmitteln für die Logistik muss Süd-Chemie mit Einschränkungen im Bereich der Adsorbentien rechnen und auch in der Katalysatoren-Technologie ist das Unternehmen zwar in ausgesuchten Wachstumsbranchen wie der Petrochemie tätig, aber muss auch hier mit vereinzelten Rückgängen rechnen. Insofern ist die Süd-Chemie mit Erfolg dabei, sich ein weiteres, inzwischen bereits rentables, Standbein in der zukunftsfähigen Energie- und Umwelttechnik zu schaffen. Beispiele sind hier die Brennstoffzellen-Technologie, die von Au gerade im stationären Bereich für bereits wettbewerbsfähig einschätzt, und bei Batteriematerialien für Hochleistungsbatterien auf Lithiumbasis. Ihren Einsatz finden diese Batterien in Hybrid- und Elektromotoren für die Automobilindustrie. Als kurzfristige Maßnahmen zur Bewältigung der Krise fährt auch die Süd-Chemie ein Kostensenkungsprogramm, das neben den typischen Einsparungen im Verwaltungsbereich vom Abbau von Leiharbeitskräften bis zur Kurzarbeit reicht. Überdies wurde das Investitionsbudget um 40 % gekappt. Trotzdem liegen die Investitionsausgaben zur Sicherung des mittelfristigen Wachstums auch 2009 noch deutlich über den Abschreibungen, betonte von Au. Immerhin wies das Unternehmen 2008 mit 124,4 Mio. Euro eine Investitionsquote von 10,4 % und eine F&E-Quote von 4,5 % auf! Den weiteren Ausbau vollzieht Süd-Chemie in China, Indien, Japan, Katar und den USA, aber auch in Deutschland werden zum Beispiel die Forschungslabore für die Katalysatoren erweitert und die Produktion von Dieselabgaskatalysatoren ausgebaut. Ziel ist es, die anspruchsvollen Vorgaben der Euro-6-Richtlinie ab 2012 – die momentan noch kein Dieselmotor erfüllt – zu erreichen. Schon 2008 tätigte Süd-Chemie fast 80 % des Umsatzes im Ausland, während über 25 % der Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt sind. Zurück geht das Unternehmen im Übrigen auf das Jahr 1857 und – unter anderen – den Münchner Chemiker Justus von Liebig. uk Schlau, wer schon da ist! %JF.JFUFSJN# VTJOFTT$BNQV T %JFTF.JFUFSIBUUFOHVUF(SàOEFTJDIGàSEFO#VTJOFTT$BNQVT[V FOUTDIFJEFO"UUSBLUJWF.JFUFOOJFESJHFSF(FXFSCFTUFVFSTUBVGSFJF "OGBISUWJFMF1BSLQMÊU[FFSTULMBTTJHFS4FSWJDFEJSFLUF6#BIO BOCJOEVOHHSP[àHJHF1BSLVOE4FFBOMBHFVOEEFNOÊDITUBVDI NJU/BIWFSTPSHVOHT[FOUSVN %JF(FXFSCFJNNPCJMJFNJUEFO7PS[àHFOWPO.àODIFOVOEEFS 8JSUTDIBGUMJDILFJUWPO(BSDIJOH 1SPWJTJPOTGSFJF7FSNJFUVOHFOEJSFLUWPN&JHFOUàNFS 5FMFGPO &.BJMJOGP!CVTJOFTTDBNQVTOFU XXXCVTJOFTTDBNQVTOFU BAYERN MAI 2009 WirtschaftsKurier 31 Wandern in der Wildnis Bayerischer Wald | Perfekt markierte Routen führen zu unvergesslichen Momenten an den schönsten Geotopen Bayerns und im ersten Nationalpark Deutschlands NADJA RURANSKI W enn in der Dämmerung zarte Nebelschwaden aufziehen und die mächtigen Bergrücken des Arbers oder des Falkensteins über den endlos scheinenden Wäldern aufragen, wird das Wandern zum Genuss und Abenteuer. Naturinteressierte können im Bayerischen Wald noch auf freier Wildbahn Hirschen, Hasen und Luchsen begegnen und eine einzigartige Flora und Fauna entdecken. Das merkt gerade, wer zu Fuß unterwegs ist. Auf dem „Grünen Dach Europas“, wie die größte zusammenhängende Waldlandschaft Mitteleuropas auch genannt wird, ziehen sich zahlreiche Wanderwege von der Donau quer durch den Bayerischen Wald bis hinein ins Böhmische. Wanderer folgen hier den Spuren der ersten Siedler, die entlang der Flusstäler ins fruchtbare böhmische Becken hinaufzogen, und von Straubing aus leitet der Baierweg die Spaziergänger über Domazlice nach Furth im Wald. Dort sehen Besucher bei einem Abstecher in der Erlebniswelt Flederwisch die größte Dampfmaschine Bayerns und eine historische Druckerei. Besonders bleibende Eindrücke sammeln Wanderer aber in der urwüchsigen Natur. Sie beobachten Füchse auf Beutezug, seltene Vögel oder Rothirsche, die in den Wäldern grasen. Auf den Wanderrouten wechseln sich Natur und Kultur sowie idyllisch gelegene Örtchen ab. Vom Kloster Niederalteich bis ins böhmische Dobra Voda folgen Urlauber auf dem Gunthersteig den Spuren des Mönchs St. Gunther, der als Volksheiliger verehrt wird. Die Paradestrecke des Bayerischen Waldes aber ist der Goldsteig, der sich auf zwei Routen einmal entlang der bayerisch-böhmischen Grenze und einmal über die Höhen des Donaukamms schlängelt – in beiden Fällen mit traumhaften Ausblicken. Unterwegs im Dreiländereck Bayern-Österreich-Tschechien Der Goldsteig erhielt vom Deutschen Wanderverband das Zertifikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“. Mit 660 km ist er der längste und vielseitigste Fernwanderweg Deutschlands, der ein Prädikat besitzt. Die Strecke zeichnet sich durch ein anspruchsvolles Wanderleitsystem, Naturattraktionen und eine hervorragende Infrastruktur aus. Immer mit im Gepäck: eindrucksvolle Fernsichten und stimmungsvolle Sonnenuntergänge. Die Route bietet viele Sehenswürdigkeiten: So können Wanderer auf der Nordroute zwischen Kaitersberg und Großem Arber an einem Tag über acht Tausender marschieren oder die Steinwelten bei Hauzenberg besuchen. Das Herzstück auf dieser Nordroute stellt das Kerngebiet des Nationalparks Bayerischer Wald dar. Zusammen mit dem an- grenzenden Nationalpark Sumava in Tschechien bildet er mit über 900 Quadratkilometern das größte Waldschutzgebiet in Mitteleuropa. Diesen zu Fuß zu durchqueren ist eine einzigartige Erfahrung: Spaziergänger sehen Farne, geheimnisvolle Hochmoore, von Felsblöcken gesäumte Gebirgsbäche und Falken, die in schwindelerregenden Höhen ihre Kreise ziehen. Die Nordroute ist insgesamt wilder und anspruchsvoller als die Südroute. Doch gibt es auf beiden Routen organisierte Touren, die sich auch um den Gepäcktransport kümmern. So lässt es sich unbeschwert wandern mit dem Wissen, dass in der nächsten Unterkunft das vorausgereiste Gepäck schon wartet. Beide Routen treffen sich nach abwechslungsreichem Verlauf am Ende in Passau, ein wahrlich würdiges Ziel für alle fleißigen Wanderer. Die Sonnenseite ist auch für Sportmuffel geeignet Die Südroute wählt dabei den Weg entlang der Sonnenseite des Bayerischen Waldes, die zur Donau hin abfällt. Auf den nach Norden hinaufsteigenden Hängen stellt sich der Frühling besonders bald ein. Narzissen und Maiglöckchen beflügeln die Spaziergänger und lassen selbst Sportmuffel die Wege mit Leichtigkeit bewältigen. Auf der Rusel, dem Hausberg Deggendorfs, blicken die Wanderer dann in den Lallinger Winkel, eine der sonnigsten Gegenden des Bayerischen Waldes. Die Region liegt klimatisch so günstig, dass die Urlauber hier eine der schönsten Landschaften Deutschlands erleben, in der die Vegetation üppiger und fruchtbarer gedeiht als anderswo. Das letzte Teilstück führt durch das wildromantische Ilztal, eine der naturbelassensten Flusslandschaften Deutschlands. Eingebettet in diese urwüchsige Landschaft finden sich im Bayerischen Wald zahlreiche Sport- und Wellnesshotels. Viele von ihnen sind mit der bayerischen Marke WellVital klassifiziert. Die Vielfalt der Hotelangebote ist genauso groß wie die der Wanderwege. Dabei müssen Urlauber noch nicht einmal allzu tief in die Tasche greifen. Die Wellnesshotels bieten häufig Pauschalangebote, Wochenarrangements oder auch Schnupperangebote an. Ein weiteres Schmankerl für Wanderer ist der Picknickservice. Er stärkt die Wanderer mit Leckerbissen aus einem Oberpfälzer Brotzeitkorb oder einem Rundum-Service in Büfett-Form. Über 60 wanderfreundliche Ge(h)nuss-Gastgeber in der Region bringen regionale Spezialitäten auf den Tisch oder in den Picknickkorb. Zum Nachtisch sollten sich Ausflügler auf keinen Fall einen Krapfen mit Aprikosenmarmeladenfüllung entgehen lassen. Wanderer genießen kulinarische Genüsse mitten im Grünen. Gestärkt für die nächste Etappe machen sie sich danach auf, um weitere Wege sowie Pflanzen- und Tierarten des Bayerischen Waldes zu erkunden. Die Braunbären sollen dort zwar seit vielen Jahrhunderten nicht mehr in ihrem angestammten Lebensraum vorkommen, aber wer weiß – vielleicht hat der ein oder andere Ausflügler Glück und bekommt ein lebendes Exemplar zu Gesicht, spätestens im Tierfreigelände des Nationalparks. Nach einem erlebnisreichen Tag schlemmen Wanderer in einer der Unterkünfte Schweinebraten mit Kraut und Knödeln, legen die Beine hoch und binden sich bei einem hochprozentigen Bärwurz auf jeden Fall gegenseitig gern mal einen Bären auf. Grenzenlos radeln Mit dem Fahrrad entlang saftig grüner Wiesen radeln und den weiten Blick auf die Berge genießen. Urlauber können sich im Bayerischen Wald beim Radwandern erholen. Sowohl sportliche Fahrer als auch Familien, die mit Kindern unterwegs sind, finden hier geeignete Strecken. Der Bayerische Wald bietet abwechslungsreiche Routen und eine erstklassige Infrastruktur. Beispielhaft für erlebnisreiches Radeln ist der Radweg von Regensburg nach Falkenstein. Der Radwanderweg führt durch die Natur des Falkensteiner Vorwaldes. Dort erleben Ausflügler die reizvolle Bach- und Hügellandschaft mit ihren Granitblöcken und dem Steinmeer des Naturparks Oberer Bayerischer Wald bis nach Falkenstein. Der Radwanderweg zwischen Wald, Wiesen und Felswänden zählt zu den schönsten Radwanderwegen, der viele Ausflugsgäste anlockt. Für besonders gewagte Radfahrer ist der Bikepark Geißkopf in Bischofsmais ein Muss. Der Bike-Parcours liefert einen Einblick in die Welt der Biker, die im DualSlalom oder auf der Downhill-Strecke zeigen, was sie können. Ein Fahrrad-Eldorado der anderen Art gibt es auf dem Nationalpark-Radweg. Dieser verläuft grenzüberschreitend durch die Nationalparkregionen Bayerischer Wald und Böhmerwald. Auf Forstwegen erleben Radfahrer eine der schönsten Landschaften Deutschlands. Urwüchsige Wälder und großflächige Hochebenen aus Wiesen und Steppenlandschaften prägen den Streckenverlauf. Ob nun Radfahren oder Wandern – der Bayerische Wald hat für jeden Urlauber und zu jeder Jahreszeit das passende Programm. INFO Weitere Informationen: Tourismusverband Ostbayern e. V., Luitpoldstr. 20, 93047 Regensburg Kostenlose Hotline: (0800) 12 12 111 Fax: (0941) 5 85 39 39 [email protected] www.bayerischer-wald.de Bayern – nicht umsonst Reiseland Nummer eins Interview | Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing GmbH B ayern ist zwar in Sachen Tourismus besonders stark, dieser Erfolg ist aber kein Zufall, sondern basiert auf strategisch geplanten Konzepten. Ein Interview mit Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing GmbH. WirtschaftsKurier: Was zeichnet Urlaub in Bayern aus? Sybille Wiedenmann: Bayern bietet eine Angebotsvielfalt, die in Deutschland einmalig ist: liebliche Mittelgebirgszüge und beeindruckende Alpengipfel, dazwischen idyllische Fluss- und Seenlandschaften sowie authentische Dörfer und quirlige Großstädte. Hier erleben Urlauber gewachsene Traditionen ebenso hautnah wie moderne Kunst und coolen Lifestyle. Alles in allem sind es aber auch das besondere bayerische Lebensgefühl mit seiner ureigenen profilierten Tradition und Kultur sowie die Herzlichkeit der Menschen, die Bayern so einzigartig machen. WiKu: Wie fördert die Bayern Tourismus Marketing die Attraktivität des Reiselands Bayern? Wiedenmann: Basis unseres Tourismuskonzepts sind die Urlaubswünsche der Gäste. Um eine transparente Übersicht im breit gefächerten Angebot zu bieten, haben wir verschiedene Produktlinien und Markenkonzepte aufgelegt und reagieren flexibel auf Reisetrends. Bestes Beispiel ist die zunehmende Beliebtheit der Kunstund Kulturreisen. Mit der Marke Sightsleeping®, unter deren Dach sich knapp 30 Schloss-, Burg- und Design-Hotels finden, nehmen wir sogar eine Vorreiterrolle ein. Die Produktlinien und Markenkonzepte bieten vor allem durch ihr eigenes Profil eine bequeme Orientierungshilfe. WiKu: Wie schafft es Bayern, sich als Reiseland Nummer eins in Deutschland und auch gegenüber ausländischen Zielen so stark zu behaupten? Wiedenmann: Zunächst profitiert das Urlaubsland Bayern von einem sehr hohen Bekanntheitsgrad und einer großen Sympathiewirkung. Durch laufende Qualitätsverbesserungen und Innovationen baut Bayern auch in Zukunft seine Stellung als Sybille Wiedenmann. führendes Urlaubsland in Deutschland aus. Mit klar definierten Zielgruppen setzt das Reiseland Bayern nicht nur Trends im deutschen Tourismus-Marketing, sondern reagiert auch frühzeitig auf die starken Veränderungen im Reiseverhalten. WiKu: Wie funktioniert die by.TM? Wiedenmann: Um in der weltweit sehr dynamischen Tourismuswirtschaft für Bayern professionell und marktorientiert agieren zu können, wurde auf Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie im Jahr 1999 die Bayern Tourismus Marketing GmbH gegründet. Die 25 Gesellschafter der by.TM bilden die gesamte bayerische Tourismus- und Freizeitwirtschaft ab. Die by.TM bietet als strategischer Impulsgeber allen bayerischen Partnern Orientierung und sichert durch zielgruppenspezifische Markenkonzepte und Auslandsaktionen eine breite Plattform für die Leistungsträger. Am 1. Januar 2000 nahm sie das operative Geschäft auf. WiKu: Welchen Einfluss hat die Wirtschaftskrise auf den Bayern-Urlaub? Wiedenmann: Die Wirtschaftskrise eröffnet Bayern auch neue Chancen. Wir müssen uns sicher besonders im Geschäftsreisebereich mit Einschnitten abfinden, aber deutsche Urlauber buchen eindeutig mehr Nahziele. Um deren Wahl auf Bay- ern zu lenken, ist eine noch schärfere Profilierung nötig. Wir werden uns weiterhin auf das Wesentliche konzentrieren, die einzigartigen, unverwechselbaren Merkmale der bayerischen Urlaubsangebote hervorkehren und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Im Bereich der internationalen Aktivitäten fokussieren wir uns auf die Kernmärkte. Die europäischen Nachbarländer gewinnen aktuell an Bedeutung für uns. Aber auch 2009 werden wir trotz der zu erwartenden Besucherrückgänge auch am wichtigen USMarkt festhalten. WiKu: Wie hoch ist der Anteil deutscher bzw. ausländischer Gäste in Bayern? Wiedenmann: Mit insgesamt 26,7 Mio. (plus 1,1 %) Ankünften und 76,9 Mio. (plus 0,9 %) Übernachtungen im Jahr 2008 ist der Tourismus eine Leitökonomie in Bayern, auch wenn die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegen Jahresende beginnen, ihre Auswirkungen zu zeigen. 2007 hatte Bayern im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung an Übernachtungen bei den ausländischen Gästen von 6,2 % und bei den deutschen Urlaubern von 1,4 %. Dieser positive Trend setzte sich 2008 in nicht ganz so großem Umfang fort. Von Januar bis Dezember 2008 wurde ein Anstieg der Auslandsübernachtungen von 0,2 % verzeichnet. Bei den inländischen Gästen gab es eine Steigerung von 1,0 %. Betrachtet man den Zeitraum 2000 bis 2008, so konnten wir bei den internationalen Übernachtungen von 13 % auf 17 % zulegen – gemessen am GesamtÜbernachtungsaufkommen in Bayern. WiKu: Wie fühlen Sie sich nach Ihren ersten 100 Tagen im Amt? Wiedenmann: Wir sind für die großen Herausforderungen in 2009 gut aufgestellt. Das Vertrauen der Gesellschafter, das ich in der gemeinsamen erfolgreichen Aufbauarbeit der letzten Jahre gewinnen konnte, hat sich in meinem neuen Amt als Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing GmbH fortgesetzt. Außerdem habe ich ja ein kompetentes und hoch motiviertes Team an meiner Seite, mit dem ich gemeinsam nach vorn schreite, um Bayern weiter national wie international als Deutschlands Reiseland Nummer eins zu positionieren. WiKu: Welche Neuheiten gibt es im Produktbereich? Wiedenmann: Mit dem jüngsten Angebot, dem Wanderevent „24 Stunden von Bayern“, setzen wir neue zukunftsgerichtete Akzente. Die Tag- und Nacht-Wanderung, die logischerweise an einem der längsten Tage des Jahres, dem 20. Juni stattfindet, erfordert von den Teilnehmern Ausdauer und einen starken Willen. Das haben wir im Vorjahr bei einem Testlauf sogar intern erprobt. Auch den bayerischen Winter konnten wir mit unserer Kampagne „Schneebayern“ ganz neu aufladen und neue Gäste gewinnen. WiKu: Welche aktuellen Trends halten Sie im Tourismus für maßgeblich? Wiedenmann: Die angestiegene Bedeutung von Gesundheitsreisen belegt, dass in wirtschaftlich angespannten Zeiten die Gesundheit mehr denn je zählt. Prävention, Medical Wellness, Kur und Wohlfühlurlaub erfahren ein zunehmendes Interesse. Die Zahl der gesundheitsorientierten Urlaubsreisen wird sich bis zum Jahr 2020 fast verdoppeln, ermittelte das Institut für Freizeitwirtschaft, München. Eine Chance, die das Urlaubsland Bayern für weiteres Wachstum nutzen wird. Zumal wir mit der Urlaubsmarke WellVital für den riesigen Markt rund um Gesundheit und Wellness bestens gerüstet sind. Für den Bayerischen Heilbäder-Verband haben wir die Kampagne „Rein ins gesunde Leben“ entwickelt und werden so dem Zukunftsthema „Prävention“ gerecht. WiKu: Bei welchen Angeboten geraten Sie selbst ins Schwärmen? Wiedenmann: „Lust auf Natur“ – die habe ich nämlich immer. Gerade nach einer stressigen Bürowoche finde ich in der Kombination aus Naturerlebnis, Kulinarik und Events alles, um abzuschalten und mit allen Sinnen zu genießen und aktiv etwas für mich zu tun. Event-Tagungen im Bodensee Lernerfolge | Zielvermittlung | Action Unsere Konzeption für Ihren Tagungserfolg! Wakeboa rd-Event n ersone zu 30 P für bis ounge 2 Lake-L ounge 2 Media-L 120 m 0m oder 12 DigestifBrennm Event beim eister Ro bert Gi erer Lounge Alpen- ner-Event) in (Grilld Das Beste · Ein Tagungsdomizil mit einem sehr kompakten Tagungsangebot: technisch hervorragend ausgestattet und professionell betreut · Umfassende Unterstützung bei der Gestaltung und Organisation von seminarergänzenden Maßnahmen Outdoor & Events Grilldinner-Event auf unserer Alpen-Lounge Wakeboard-Event auf dem Bodensee · Hervorragend für Veranstaltungen und Incentives Teambuilding-Event „Bodensee Olympiade“ · Zusammenarbeit mit Outdoorprofis garantiert eine hohe Alm-Event bei Oberstaufen Qualität bei Trainings außerhalb des Hotels. Auszug: Segway-Erlebnis Ausfahrten „Die Besten Tagungshotels in Deutschland“ Digestif-Dinner-Event mit Verkostung 40 jahre tradition! Seepromenade 3 · D-88131 Lindau / Insel Tel. 08382 9130 · Fax 08382 4004 E-Mail: [email protected] www.hotel-helvetia.com BAYERN 32 WirtschaftsKurier MAI 2009 Weiß-blaue Wellness-Geschichten Weltstars beim Jazz an der Donau Allgäu Airport: Zehn neue Ziele Das neue Programm von Jazz an der Donau steht. Es wird Auftritte von Weltstars, Geheimtipps und Überraschungsgästen geben. Zu den bejubelten Glanzlichtern des diesjährigen Festivals gehören: die Latin-Legende Carlos Santana mit seiner Band (19. Juli), L. A.-Session-Größe Lee Ritenour (18. Juli), Startrompeter Till Brönner (18. Juli) und Klaus Doldingers Passport mit „Special Guest“ Sasha (17. Juli). Dabei wird der legendäre Woodstock-Veteran Santana sein einziges Konzert in Süddeutschland geben. Aber auch die Pioniere des Acid-Jazz, The Brand New Heavies (17. Juli), die japanische Death-Jazz-Band Soil & Pimp Sessions (18. Juli) und das Richard Galliano Quartet ernteten bei fachkundigen Gästen lautstarken Zuspruch. Organisator Ralph Huber: „In diesem Jahr haben wir, denke ich, eine perfekte Mischung. Die Resonanz auf die Vorstellung der Künstler war genau so, wie ich sie mir erhofft habe: schlichtweg euphorisch.“ Mit zehn neuen Reisezielen startet der Allgäu Airport Memmingen in die Sommersaison. Der neue Flugplan wurde um Ziele in England, Irland, Spanien, Italien, Kroatien und Israel erweitert. Den Auftakt machte am 1. April die neue Verbindung der Fluggesellschaft TUIfly nach Israel. Jeden Mittwoch startet eine Boeing 737 mit 148 Sitzplätzen ins Heilige Land. Schon seit 23. Mai geht es bis Ende September einmal wöchentlich nach Rijeka. Drei neue Ziele gibt es nun auch für Passagiere des Allgäu Airport an der spanischen Mittelmeerküste. So stehen jetzt Girona und Reus – beide bei Barcelona gelegen – ebenso auf dem Plan wie die Stadt Alicante an der Costa Blanca. Neu auf dem Flugplan des Allgäu Airports steht außerdem das Ziel Lourdes: Das Bayerische Pilgerbüro plant erstmals zwei Direktflüge mit Hamburg International von Memmingen aus in den französischen Wallfahrtsort. Wohlfühlurlaub | Traumhafte Erholungs- und Beauty-Angebote Oasen für Sportbegeisterte und Erholungssuchende (v. l. n. r.): „Der Alpenhof“, „Das Kranzbach“ und „Wohlfühlhotel Ortnerhof“. VON STEFANIE MÜLLER B ayern hat die besten Voraussetzungen für einen gelungenen WellnessUrlaub. Wunderschöne Landschaften mit Wanderwegen, Skipisten, Naturparks, Schlössern, Burgen, Residenzen, Künstlerhäusern und Seen und vieles mehr gehören zu den Vorzügen des Freistaats. Und selbstredend natürlich auch einige Wellness-Oasen, von denen aus es sich zu diesen Plätzen aufbrechen lässt. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie. Ruhpolding im Chiemgau ist heute vor allem wegen der alljährlich dort stattfindenden Biathlon-Weltmeisterschaften bekannt. Gleichwohl hat sich Ruhpolding als einer der ersten Urlaubsorte zu Beginn des Tourismusbooms ab den 1950erJahren einen festen Platz erobert und behauptet ihn bis heute. Unter den Pionieren der Gastgeber in Ruhpolding befanden sich bereits damals die Familien Bichler und Stegmeier. Über die Jahre und Generationen wuchs hier mit dem „Ortnerhof“ ein Hotel- und Gaststättenbetrieb heran, der heute zu den komfortabelsten in der Region zählt, mit einer traumhaften Wellness- und Beautylandschaft: Vom Panorama-Hallenbad mit Jet-Stream-Anlage und Massagedüsen aus kann man den Blick auf den nahen, 1 670 Meter hohen Rauschberg genießen. Das Saunadörfl mit Finnischer Sauna und Kräuterdampfbad verleiht neue Kraft, zum Entspannen laden der Ruhebereich und die Vitalbar ein. Den Tag mit einer leichten Wassergymnastik, mit Swing-Stick-Übungen in der Gruppe oder einem anderen Fitness-Angebot zu beginnen, aktiviert gleich am Morgen die Lebenskräfte. Mit Beauty-, Bade- und Massageanwendungen, die keine Wünsche offenlassen, verwöhnt das hauseigene Vitalteam. Für diejenigen, die lieber im Freien einen Abschlag wagen möchten, ist der direkt angrenzende 18-Loch-Meisterschafts-Golfplatz mit direktem Blick auf das sagenhafte Bergpanorama genau das richtige. Und wenn es um kulinarische Genüsse geht, steht der Euro-Toques-Chefkoch Erwin Rennertseder mit seinem Team bereit – sogar Starkoch Johann Lafer machte jüngst halt im „Ortnerhof“ und lobte das kulinarische Angebot, dessen Highlight das Fünf-Gänge-Genießer-Menü am Abend ist. Die gut sortierte Weinkarte offeriert Kennern und Weinliebhabern darüber hinaus köstliche Tropfen aus aller Herren Länder. Zwischen Wendelstein und Tegernsee Am Fuße des Wendelsteins in Bayrischzell genießt man von jeher die Ruhe und Beschaulichkeit der bayerischen Voralpen. Sei es beim Nordic Walking, Wandern, Bergsteigen, Mountainbiken oder einfach beim Nichtstun. Nur eine Auto- INFO Die weiß-blauen Genießer-Oasen: www.ortnerhof.de www.der-alpenhof.com www.daskranzbach.de stunde vom Flughafen München entfernt haben Paul und Beate Urchs in dem 1909 als Weinwirtschaft gegründeten „Alpenhof“ eine Oase mit 30 Gästezimmern, acht einzigartigen Themensuiten sowie zahlreichen Terrassen und Balkonen mit atemberaubendem Blick auf den Wendelstein geschaffen. Ein Anziehungspunkt ist der große Spa-Bereich des Hotels: ein Schwimmbecken mit Liegebereich, Fitness-Raum, Sauna und Dampfbad, Solarium und ein direkter Zugang zum Garten, wo der Begriff Sonnenbaden eine ganz eigene Dimension bekommt. Der Spa-Charakter wird durch den Kosmetikbereich „Der Alpenhof Jungbrunnen“ vervollkommnet. Eine Oase der Ruhe und Entspannung – die Verwöhn-Behandlungen werden hier für jeden Gast persönlich und individuell zusammengestellt. Ein weiterer Höhepunkt im „Alpenhof“ ist der neu gestaltete Fitness-Bereich. Hier stehen dem Hotelgast die modernsten Trainingsgeräte zur Verfügung. Und die Kulinarik? Die ist auch hier ein Thema für sich: Patron Paul Urchs schwingt in der mit 16 Gault-Millau-Punkten und einem Michelin-Stern ausgezeichneten „Alpenstube“ den Löffel höchstpersönlich. Herz, was willst du mehr? Das Elmau-Tal Im Elmau-Tal erwacht die Natur – der Frühling grüßt mit Knospen und Blüten, mit Vogelgezwitscher und angenehmen Temperaturen. Ankommen im Hotel „Kranzbach“ bedeutet staunen, sich verwöhnen lassen und ausruhen. Enzianwiesen – so weit das Auge reicht. Und die wei- ßen Berggipfel, die sich in den Pools des Hotels spiegeln. Eine malerische Kulisse. Eine besondere Stimmung herrscht in diesem „eigensinnlichen“ Haus, das wunderbare Wellness-Ferien bietet. Es überrascht mit seiner Einrichtung und Atmosphäre und mit beeindruckenden Ausblicken aus großzügigen Zimmern hinaus in die weite Natur. Klare Bergluft auf 1 030 Meter Seehöhe verheißt Entspannung pur. In der lichtdurchfluteten Sauna- und Badelandschaft und bei der großen Auswahl an Behandlungen im „Spa in der Natur“ kann man mal so richtig abschalten und den Alltag vergessen. Danach vor prasselndem Kaminfeuer den Ausblick auf die Zugspitze und die Ruhe der Berge genießen und Fünfe gerade sein lassen. Gepflegte Kulinarik wird im Hotel „Kranzbach“ ebenfalls großgeschrieben: lange schlafen und Genießer-Frühstücksbüfett bis 11 Uhr. Beim vitalen Mittagsimbiss mit Suppe und kleinem Salatbüfett ganz bewusst genießen. Ofenfrische Kuchen am Nachmittag laden zu einer kleinen Sünde ein und die Fünf-Gänge-Wahlmenüs am Abend lassen auch die Herzen von Feinschmeckern garantiert höherschlagen. Dazu gibt es feine Weine aus dem umfangreichen Weinangebot und den Abend kann man bei einem Digestif oder einer Tasse Tee am knisternden Kaminfeuer entspannt ausklingen lassen. Und? Sitzen Sie noch immer entspannt da? Und finden, dass diese drei weißblauen Geschichten nach mehr schmecken? Dann probieren Sie es doch einfach einmal aus und erkunden die WellnessOase Bayern auf Ihre eigene Weise. N Das größte Golf-Resort Europas Das Golfodrom ist das Herzstück des Hartl Golf Resort Bad Griesbach. Hier können sich Anfänger mit einem persönlichen Pro an ihrer Seite in aller Ruhe mit den Regeln des grünen Sports vertraut machen. Bei der Runde um das kreisförmige Golfodrom, das einen Durchmesser von fast 300 Metern hat, gibt es über 200 Rasenabschlagplätze und 89 überdachte Abschlagplätze. Von dort können sie ihre Bälle zum Test auf die „Übungsgrüns“ in der Mitte spielen. Ein paar Meter außerhalb der Halle stehen 21 beheizbare Abschlagboxen für die Wintersaison bereit. I Badewassers. Das Umweltsymbol „Blaue Flagge“, das für besonders sauberes Wasser vergeben wird, lädt in allen Gewässern des Inselnordens zum Schwimmen oder Planschen ein. Die Orte an der schmalsten Stelle der Insel, von der aus Besucher von der Ostsee bis zum Achterwasser schauen können, tragen nicht umsonst den Namen Bernsteinbäder. Die Orte Zempin, Koserow, Loddin und Ückeritz reihen sich wie Perlen an einer Schnur. Die vier werden so genannt, weil an dieser Stelle der Insel das Gold des Meeres, der Bernstein, zu Hause ist. Nach einem Rad- oder auch Surfausflug ist es gar nicht so selten, einen der kostbaren Steine am Ostseestrand zu finden. Beeindruckende Bäderarchitektur Den mondänen Geist der Gründerzeit spürt man noch bei den „3 Kaiserbädern“ Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin: Glanzvolle Villen und eine beeindruckende Bäderarchitektur zeugen von der großen Vergangenheit. Wie einst im 19. Jahrhundert Berühmtheiten und Aristokraten können die Besucher auf der mit 8,5 Kilometern längsten Strandpromenade Europas heute von Ahlbeck bis Bansin flanieren – gesäumt vom endlos erscheinenden Meer und der prunkvollen Architektur eines vergangenen Jahrhunderts. Südlich der „3 Kaiserbäder“, abseits von der Quirligkeit dieser Orte, erstreckt sich das Achterland (Niederdeutsch für Hinter- land). Hier werden blühende Wiesen und stattliche Wälder immer wieder unterbrochen von kleinen Seen, Bächen und Söllen. Oft scheint es, als wolle man hinter breiten Schilfgürteln die Kleinode der Gemütlichkeit vor den Blicken Neugieriger schützen. Aber dem ist nicht so – hier in den kleinen Dörfern, wo viele Häuser noch mit Rohr gedeckt sind, ist alles noch sehr natürlich, Fischerboote liegen verträumt am Ufer, es riecht nach frisch Geräuchertem, ein Genuss, dem man nicht widerstehen kann. Woanders ragt imposant eine Bockwindmühle in den Himmel und plötzlich begegnet man einem Strauß oder Wisent, die auf Usedom eher nicht zu vermuten sind. Und hoch in den Lüften ziehen Seeadler ihre Kreise. Wer sich nach dem Segeln, Surfen oder Schwimmen gern noch einmal auf den Drahtesel schwingt, dem bieten die etwa 150 Kilometer langen Radwege der Insel die Möglichkeit, Usedom vom Fahrrad aus zu erobern. Ganze 40 Kilometer am Stück führt der Küstenradwanderweg von Peenemünde im Inselnorden zu den südlich gelegenen „3 Kaiserbädern“. Wer unterwegs schlapp macht, kann samt fahrbarem Untersatz auf die Usedomer Bäderbahn umsteigen. Gäste, die nicht auf eigene Faust losfahren möchten, entdecken bei geführten Radwanderungen noch den ein oder anderen Geheimtipp. Und wer gut zu Fuß ist, freut sich über 400 Kilometer lange Wanderwege. www.urlaub-fuer-unternehmer.de uerr Ihr Urlaubsportal für anspruchsvollen Urlaub. +++ z. B. Golfen in Österreich: 4 Tage ab 960,– € +++ oder Wellness & Beauty an der Ostsee: 3 Tage ab 215,– € usw. Bayerisches Golf & Thermenland | Hohe Anlagendichte im Freistaat irgendwo sonst in Deutschland ist – gemessen an den Einwohnerzahlen – die Golfplatzdichte höher als in Ostbayern. In der Region gibt es über 40 Golfplätze. n knapp zwei Stunden von München zur Sonneninsel Usedom – raus aus dem Alltag und ab auf die Insel – das ist in der Saison 2009 mit noch mehr Flugangeboten möglich. Von Mai bis Oktober bringt die Ostfriesische Lufttransport GmbH (OLT) Urlauber aus fünf deutschen Städten samstags ins Urlaubsparadies. Mit einer 50-sitzigen Saab 2000 geht es vom 2. Mai bis 31. Oktober 2009 von Köln/Bonn, Dortmund, Frankfurt am Main und Bremen nach Heringsdorf auf Usedom. Von München aus startet eine 32-sitzige Saab 340b ab dem 30. Mai 2009. Neu im Programm 2009 ist auch Zürich. Vom 30. Mai bis 31. Oktober fliegt eine mit 26 Sitzplätzen ausgestattete Saab 340b die Passagiere in nur 2,5 Stunden von der Schweiz an die Ostsee. Und die Reise lohnt sich. Schließlich hat die Insel neben einem 42 Kilometer langen und bis zu 70 Meter breiten Sandstrand auch den meisten Sonnenschein Deutschlands zu bieten. Das wussten auch schon Kaiser Wilhelm II., Johann Strauß, Theodor Fontane oder Kurt Tucholsky zu schätzen, wenn sie bereits im 19. Jahrhundert zur mehrwöchigen Sommerfrische anreisten. Natur pur, endlose Sandstrände sowie jede Menge Sport und Kultur bieten die Seebäder Karlshagen, Trassenheide und Zinnowitz im Norden der Insel. Neben einer seltenen Flora und Fauna mit Sümpfen, Mischwäldern und Salzwiesen lockt auch die ausgezeichnete Qualität des EXKLUSIV. INFORMATIV. NUR EINEN KLICK ENTFERNT. Golfen ohne Grenzen Neue Flugziele 2009 Insel Usedom | Aus Bayern auf Deutschlands sonnige Insel Service inklusive. Naturnahes Golfen in Niederbayern Mit 37 Pros und der Golfakademie ist Bad Griesbach das größte Golf-Resort Europas. Doch Golfclubs heißen ihre Anhänger überall im Bayerischen Golf & Thermenland willkommen: Alter Baumbestand macht das Panorama des ThermenGolf Club Bad Füssing-Kirchham besonders reizvoll. Vor Straubing liegt die Anlage des Golfclubs Gäuboden in Aiterhofen. Das flache Gelände eignet sich für alle Spielstärken und ist von interessanten Wasserhindernissen geprägt. Der Golfclub Sagmühle liegt auf ebenem Gelände an der Rott. Der Platz ist leicht zu begehen und eine faire Herausforderung für alle Golfer. Der Deggendorfer Golfclub liegt eingebettet in die reizvolle Landschaft des Bayerischen Waldes. Das Marc Aurel Spa & Golf Resort in Bad Gögging wiederum kombiniert Wellness ideal mit Golf und verfügt über einen hauseigenen 9-Loch-Platz mit Driving Range. Nur einen Abschlag von der Rottal Terme in Bad Birnbach entfernt liegt der Golfpark Bella Vista, der 18-Loch-Platz, die Driving Range und die 50 Abschlagplätze sorgen für Abwechslung. Eine Fairway-Beregnung sorgt an heißen Tagen für Bayern ist ein echtes Paradies für Golf-Begeisterte. Die Plätze bieten für jeden Anspruch beste Möglichkeiten. beste Qualität der Spielbahnen des Golfclubs Altötting Burghausen. Bekannt ist der Platz in der Nähe von Marktl – dem Geburtsort von Papst Benedikt XVI. – für seine kurzen Wege. Die anspruchsvolle 18+6-Loch-Anlage des Donau Golf Clubs Passau-Raßbach bietet der ganzen Familie erlebnisreiche Golfstunden nahe der DreiFlüsse-Stadt Passau. Bereits seit 1974 wird auf der 9-Loch-Anlage des Golf- und Landclubs Bayerwald geputtet. Die Golfanlage Bad Abbach-Deutenhof bietet ebenfalls für jedes Golfniveau optimale Trainings- und Spielbedingungen. Mit viel Liebe zum Detail – und zur Natur Naturschutz muss auch vor einem Golfplatz nicht haltmachen, im Golfclub am Nationalpark Bayerischer Wald wurden Schutzzonen für Flora und Fauna geschaffen, um die urwüchsige Landschaft des ersten deutschen Nationalparks zu erhalten. Weiter geht die Golfreise in das nahe Österreich. Ein öffentlicher 6-Loch-Platz zeichnet den Golfclub Innviertel Gut Kaltenhausen aus. Mit vielen abwechslungsreichen Details punktet auch der Golfclub Sonnberg-Kobernausserwald mit seiner 18-Loch-Anlage. Golfkenntnisse sammeln und vertiefen – das können Sportbegeisterte auf dem Inselgrün des Celtic Golf Course Schärding. Der 6-LochJosko-Academy-Course bietet ideale Bedingungen zum Üben. Mitten in der oberösterreichischen Kulturlandschaft liegt schließlich der gepflegte 18-LochMeisterschaftsplatz des Golfclubs Maria Theresia. Auf der Sonnenterrasse genießen die Besucher eine traumhafte Fernsicht vom Mühlviertel bis ins Alpenvorland. INFO Weitere Informationen: Tourismusverband Ostbayern e. V. Luitpoldstr. 20, 93047 Regensburg Kostenlose Hotline: (0800) 12 12 111 Fax: (0941) 5 85 39 39 [email protected] www.bayerisches-golf-undthermenland.de VERLAGSSONDERTHEMA MAI 2009 Auf’s Dach gestiegen Architekten und Städteplaner entdecken neue Freiräume in luftigen Höhen: Gebäudedächer bieten spektakuläre Anund Aussichten. Seite 34 Selection ’09 Das Beste aus der Welt des Corporate Publishing Kundenzeitschriften zählen zu den wirkungsvollsten Kommunikationsinstrumenten um zu zeigen, was in einem Unternehmen steckt. Mittlerweile gibt es im deutschsprachigen Raum über 15 000 dieser periodisch erscheinenden Corporate-Publishing-Medien – vom journalistisch anspruchsvoll gestalteten Hochglanzmagazin bis zum schlichten Newsletter – mit denen die Herausgeber Know-how transportieren und Vertrauen schaffen wollen. Der WirtschaftsKurier ist die erste deutsche Zeitung, die mit freundlicher Unterstützung des Branchenverbandes „Forum Corporate Publishing“ regelmäßig eine Auswahl der besten Artikel aus deutschen Kundenzeitschriften trifft und ihren Lesern zugänglich macht. WirtschaftsKurier 33 Wie das Wetter wirkt Neue Prognose-Aufgaben für Wetterfrösche: Klimakatastrophen verändern das Leben auf der Erde und die Arbeit der Versicherer. Seite 36 Kundenmedien punkten mit neuen Ideen und mehr Qualität Kommunikation | Seit zehn Jahren ist das „Forum Corporate Publishing“ Plattform einer wachstumsfreudigen und zukunftsorientierten Branche. Bester Beleg dafür: Beim „BCP Best of Corporate Publishing“, Europas größtem einschlägigem Wettbewerb, wurden 600 Publikationen eingereicht. Ein Kongress im Vorfeld der diesjährigen Preisverleihung macht Berlin am 24. Juni 2009 zum Kompetenzzentrum für Unternehmenspublikationen. S eit zehn Jahren ist das „Forum Corporate Publishing“ Plattform einer wachstumsfreudigen und zukunftsorientierten Branche. Bester Beleg dafür: Bei „BCP Best of Corporate Publishing“, Europas größtem einschlägigem Wettbewerb, wurden 600 Publikationen eingereicht. Ein Kongress im Vorfeld der diesjährigen Preisverleihung macht Berlin am 24. Juni 2009 zum Kompetenzzentrum für Unternehmenspublikationen. Die ungebrochene Bedeutung von Medien des Corporate Publishing (CP) spiegelt sich auch im siebten Jahr des BCP wider. „Gerade bei Inhouse-Medien stellen wir nicht nur eine höhere Qualität, sondern auch ein gesteigertes Interesse fest. In der Kategorie Mitarbeitermedien wurden im Vergleich zum Vorjahr 20 % mehr Titel eingereicht,“ freut sich Manfred Hasenbeck, Vorstandsvorsitzender des Forum Corporate Publishing (FCP). Auch in diesem Jahr hat die Jury des Wettbewerbs ein steigendes Qualitätsniveau der Unternehmenspublikationen konstatiert: „Insbesondere bei den elektronischen Medien wie E-Newsletter oder E-Magazines ist die Qualität deutlich nach oben gegangen,“ sagt Michael Höflich, Geschäftsführer des FCP. Seit Jahren das „Gesicht“ des BCP-Award: TV-Journalistin Judith Rakers präsentiert auch 2009 in Berlin wieder ausgezeichnete Produkte aus dem Corporate Publishing. Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg übernimmt die Schirmherrschaft über den Award 2009. "Der BCP Best of Corporate Publishing ist seit 2005 eine große Erfolgsgeschichte und spiegelt das hohe Innovationspotential von professioneller Unternehmenskommunikation wider", sagte zu Guttenberg. Beim großen Finale am 24. Juni 2009 werden alle Sieger mit dem BCP-Award ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet im Rahmen des internationalen Kongresses „Erfolgsformel Innovation – Zukunftsstrategien im Corporate Publishing” statt. Während des Festdinners wird Kurt Zimmermann, Bestsellerautor und Medienkolumnist in der legendären „Weltwoche“ aus Zürich die Innovationskraft eins traditionellen Mediums beleuchten: „Totgesagte leben länger: Die Zukunft der Printmedien.“ Preise werden in insgesamt 30 Kategorien in Business-to-Business, Business-toConsumer sowie Mitarbeiterkommunikation und Sonderpublikationen vergeben. Gemeinsam mit dem BCP-Hauptsponsor Steinbeis Papier GmbH & Co. verleiht die Jury einen Preis in der Kategorie „Recyclingpapier“. Zusätzlich stiftet der Verlag Deutscher Drucker den Sonderpreis in der Kategorie „Druckinnovation“. Der Langenscheidt Übersetzungsservice vergibt den Sonderpreis „Internationale Kommunikation“. Als Partner des BCP verleiht der Bundesverband deutscher Pressesprecher (BdP) auch 2009 die Awards für Unternehmensberichte. Der BCP-Kongress, die größte Fachtagung zum Thema Corporate Publishing in Europa, in dessen Rahmen die Preisträger gekürt werden, findet in diesem Jahr erst- mals in Berlin statt. Anlass ist das zehnjährige Bestehen des Forum Corporate Publishing FCP – dem Zusammenschluss der führenden CP-Verlage und -Agenturen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Aus der Gründungsversammlung mit 14 Dienstleistern im Jahr 1999 hat sich bis heute Europas größter Corporate-PublishingVerband mit 100 Mitgliedern entwickelt. Der Kongress gilt in der Branche als erstklassige Plattform für Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch. Erfahrene Corporate Publisher profitieren ebenso wie Einsteiger in die Materie von der breit gefächerten Themenauswahl und dem unmittelbaren Zugang zu Praxiswissen. So wird Manfred Güllner, Geschäftsführer des Forsa Instituts, den Kongress-Teilnehmern die „Macht der Zahlen“ näher bringen. In seinem Vortrag wird der Soziologe auf die demografischen Veränderungen in Deutschland eingehen und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Corporate-Publishing-Markt erläutern. „Innovationen gestalten den Markt“ – diese These bekräftigt Joe Pulizzi, Geschäftsführer von Junta42, in seiner Präsentation „Content as the future of Marketing“. Der Vorreiter des ContentMarketing und Buchautor aus New York wurde gerade vom amerikanischen Verband American Business Media zum „Custom Media Innovator of the Year“ gewählt. Liselotte Lyngsø, Geschäftführerin des Innovations- und Zukunftsunternehmens Future Navigator, aus Dänemark wird die Kongress-Teilnehmer mit ihren ungewöhnlichen Zukunftsgedanken ins Staunen versetzen. Dabei spielen der Kunde von morgen, neue Produkte und Technologien sowie die eigene Einstellung eine besondere Intensiver Austausch von Ideen, Erfahrungen und Wissen prägen den BCP-Kongress und sein Rahmenprogramm. Fotos: Gerhard Blank Rolle. Die Erfolgsformel der Innovation wird Dr. Diane Robers über „Marketinginnovation und Innovationsmanagement“ strategisch erläutern. Bei PricewaterhouseCoopers leitet die Senior Managerin und Prokuristin die Abteilung Marketing & Business Development der deutschen Beratungssparte (Advisory). Das Verhältnis zwischen Print und Online sowie die damit verbundenen neuen Erlösmodelle stehen im Mittelpunkt des Vortrags von Colin Hughes, Managing Director im Vorstand der britischen Tageszeitung „The Guardian“, einer der größten Qualitätszeitungen Europas. Mit 27 Mio. Usern im Monat gehört das Traditionsblatt heute zu den weltweit erfolgreichsten Zeitungen im Internet. Wie sich das WWW für Medienmacher nutzen lässt, etwa durch mobiles Social Networking, und welche aufregenden Möglichkeiten sich daraus ergeben, erläutert Stefanie Hoffmann, Co-Geschäftsführerin von aki-aki. Ihr Portal macht versteckte Netzwerke in Städten sichtbar, zeigt, wo das Miteinander im Interner sich ins wirkliche Leben überträgt. FCP-Präsident Manfred Hasenbeck zeigt sich mit Blick auf das Kongressprogramm nicht nur angesichts des bestehenden Innovationspotenzials zuversichtlich, dass auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Zeichen für anspruchsvolles Corporate Publishing gut stehen: „Im Jubiläumsjahr wollen wir die gesamte Bandbreite und die Leistungsfähigkeit unserer Branche demonstrieren und einen Ausblick auf die wichtigsten Trends und Entwicklungen bieten – nach dem Motto, dass derjenige die Zukunft am besten voraussagen kann, der sie selbst gestaltet.“ ÜBER BCP 2009 ÜBER FCP Der Best of Corporate Publishing (BCP) ist mit konstant über 600 eingereichten Publikationen der größte CP-Wettbewerb in Europa. Seit 2003 zeichnet das Forum Corporate Publishing die besten Unternehmenspublikationen mit dem BCP-Award aus. Ausgerichtet wird der Wettbewerb vom FCP sowie von den Medienpartnern acquisa, Horizont, w&v und der Schweizer Werbewoche. Anmeldeformulare zum Kongress sowie das Programm gibt es im Internet unter www.bcp-award.com. Im Forum Corporate Publishing (FCP) sind über 95 CP-Anbieter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammengeschlossen. Sie bieten Dienstleistungen für alle Bereiche der Unternehmenskommunikation, von klassischen Printprodukten bis hin zu neuen elektronischen Medien. Das Forum ist Europas größte Vereinigung von Corporate-Publishing-Dienstleistern und feiert 2009 sein zehnjähriges Verbandsjubiläum. Im Internet ist der Verband unter www.forum-corporate-publishing.de zu finden. Haben Sie gewusst, dass... EJF(FTBNUBVGMBHFEFSEFVUTDITQSBDIJHFO ,VOEFONBHB[JOFCFJSVOE3,1 Milliarden &YFNQMBSFOMJFHU FTJO%FVUTDIMBOEeTUFSSFJDIVOEEFS4DIXFJ[ EFS[FJUSVOE15.000,VOEFONBHB[JOFHJCU EJF$PSQPSBUF1VCMJTIJOH6NTjU[FKjISMJDI zweistelligTUFJHFO Corporate Publishing Kundenbindung in einer neuen Dimension. FUXB70 ProzentEFS$PSQPSBUF1VCMJTIJOH 1VCMJLBUJPOFOQFS1PTUWFSTFOEFUXFSEFO EFS6NTBU[EFS$PSQPSBUF1VCMJTIJOH#SBODIF CFJCFSdrei Milliarden&VSPMJFHU SVOE97 Prozent BMMFS6OUFSOFINFONJU NFISBMT.JUBSCFJUFSOJISF,VOEFONJU FJOFN.BHB[JOBOTQSFDIFO EJF.JUHMJFEFSEFT'PSVN$PSQPSBUF1VCMJTIJOH BMMFJOFFJOF+BISFTBVGMBHFWPOCFSeiner Milliarde &YFNQMBSFOQSPEV[JFSFO NFISBMT25 ProzentEFT6NTBU[XBDITUVNT EFS$PSQPSBUF1VCMJTIJOH#SBODIFBVGEJHJUBMF .FEJFOFOUGJFM Forum Corporate Publishing e.V. • Hohenzollernstr. 112 • 80796 München • Telefon: 089 / 34 07 79-77 • Telefax: 089 / 34 07 79-78 • E-Mail: [email protected] Selection ’09 34 WirtschaftsKurier VERLAGSSONDERTHEMA MAI 2009 Auf ’s Dach gestiegen Stadtentwicklung | Es geht hoch hinauf, aber der Weg lohnt sich. Neben einer spektakulären Aussicht bietet so manches Gebäudedach Überraschungen der besonderen Art. VON ANETTE KIEFER S chon Karlsson vom Dach wusste, wo es sich am besten leben lässt, und im Kassenknüller „Pretty Woman“ mietete sich Richard Gere trotz Höhenangst im Hotel immer ins Penthouse ein – „einfach weil es die beste Suite von allen ist“. Beide hatten den richtigen Riecher: Dächer genießen auch in der Immobilienbranche inzwischen ein steigendes Ansehen. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich nur Satellitenschüsseln, Rettungsleitern und vielleicht mal ein Hubschrauberlandeplatz auf dem Flachdach fand. Inzwischen kann auf den Hausdächern der Welt gebadet, gegessen und Marathon gelaufen werden; Golfplätze, Sommerkinos, Riesenräder und sogar der ein oder andere Verkehrsübungsparcours nutzen den Extraplatz, der bisher von den Stadtplanern vernachlässigt wurde. Hausdächer sind „die unterentwickeltesten Grundstücke der ganzen Stadt“, sagt der New Yorker Architekt Stephen Jacobs, dessen exklusive Wellnesslandschaft auf dem Dach des Hotel Gansevoort in Manhattan bereits eine Reihe von Auszeichnungen gewonnen hat. Trend zum Aufbau Baubranche ist in der Wirtschaftskrise gut gerüstet Perspektiven | Die Welt steht Kopf – aber in der Krise liegen auch Chancen. D ie Schlagzeilen in den Medien, die Gespräche über Firmenpleiten unter Kollegen, der besorgte Blick auf die Aktienmärkte. Der Wirtschaftskrise kann sich momentan niemand entziehen. Banken und Industrien wie die Automobilbranche und deren Zulieferer stehen momentan am stärksten unter Druck. Im Vergleich zu anderen Industriezweigen hat sich die deutsche Bauwirtschaft bislang gut behauptet. Spüren wird man die Krise aber auch hier. Vor allem im Gewerbe- und Wirtschaftsbau. Werden Mitarbeiter zu Kurzarbeit verpflichtet, denkt niemand mehr CP-STECKBRIEF DAS KUNDENMAGAZIN VON SAINT-GOBAIN BUILDING DISTRIBUTION DEUTSCHLAND AUSGABE 1 | MÄRZ 2009 an einen größeren Firmensitz. Auch beim privaten Wohnungsneubau wird es Einbußen geben. Manch einer lässt jetzt Vorsicht walten und geht lieber kein Risiko ein. Da muss das Traumhaus noch ein wenig warten. Zudem ist die Kreditfinanzierung schwieriger geworden. Schließlich überlegen sich auch die Banken sehr genau, wem sie Geld leihen. Aber es gibt auch andere Meinungen. Denn seit Aktien keine sichere Geldanlage mehr sind, lockt die eigene Immobilie als langfristige und solide Wertanlage. Günstige Zinsen bei Baukrediten erleichtern den Schritt zum eigenen Haus. Unabhängig von Spekulationen und Prognosen, wie sich die nächsten Monate entwickeln, sind die Auftragsbücher in vielen Bau- und Handwerksunternehmen noch gut gefüllt. Erste Auswirkungen der Krise wird man voraussichtlich ab Mitte 2009, vielleicht sogar erst 2010 spüren. Bei den kleineren Betrieben mit vergleichsweise niedrigen Auftragsbeständen macht sich die zurückhaltende Nachfrage sicher schon früher bemerkbar. Insgesamt wird die Branche mit einem leichten Rückgang rechnen müssen. Dennoch gibt es gute Gründe, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und dem Krisenblues zu widerstehen. Baubranche als Triebfeder PORTRÄT: EIN GIGANTISCHES PROJEKT FOKUS Erfolgreich durch die Krise AKTUELL Travertin feiert Comeback PERSPEKTIVE Das Bauhandwerk 2009 SERVICE Energie sparen Profi Report Herausgeber: Saint-Gobain Building Distribution Deutschland GmbH Produziert von: Deutscher Supplement Verlag GmbH, Nürnberg Für die Politik ist klar: Die Baubranche ist ein ganz entscheidender Pfeiler, um die Krise zu überwinden. Sie sei für die gesamte Wirtschaft immens wichtig und eine der wichtigsten Triebfedern, meint nicht nur Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee. Deshalb hat die Bundesregierung zahlreiche Maßnahmen beschlossen, die dem Bau Auftrieb verleihen werden. Die Maßnahmenpakete beinhalten Investitionen im Milliardenbereich. Straßen und Schienen werden ausgebaut, Schulen und Krankenhäuser saniert. Der Umbau zu seniorengerechten Wohnungen wird unterstützt. Auch die erneute Förderung von energetischen Sanierungen, das CO2-Gebäudesanierungsprogramm, führt zu mehr Investitionen und damit zu Aufträgen beim Handwerk. Hier stehen von 2009 bis 2011 Mittel in Höhe von 3 Mrd. Euro zur Verfügung. Außerdem winken Steuererleichterungen für Privathaushalte und den Mittelstand. Kleineren Handwerksbetrieben kommt beispielsweise zugute, dass Handwerkerrechnungen künftig in doppeltem Umfang steuerlich geltend gemacht werden können. Das dürfte Eigentümern die Auftragserteilung für ein neues Bad, die Pflasterung der Terrasse oder andere Maßnahmen erleichtern. Positiver Blick in die Zukunft Schaut man sich die einzelnen Segmente der Handwerksbetriebe an, dann blicken diese durchaus auch positiv in die Zukunft. So rechnen laut einer Umfrage die Hersteller in den Segmenten Ausbau und Installationen sogar mit einer Umsatzsteigerung. Zudem gibt es tatsächlich einen Gewinner in der Krise: Der öffentliche Bau wird dank der Maßnahmen aus dem Konjunkturpaket vermutlich sogar wachsen. Aber nicht nur wegen der politischen Maßnahmen ist die Branche gut gerüstet für die Zukunft. Der Immobilienmarkt in Deutschland ist stabil. Die Fachkräfte sind exzellent ausgebildet. Und der Traum vom Eigenheim übersteht auch diese Krise. Die Kunst wird es sein, die Wirtschaftskrise zu nutzen, um dem Betrieb den letzten Schliff zu geben. Damit man bald wieder tatkräftig durchstarten kann. ERFOLGREICH DURCH DIE KRISE Nutzen Sie die Zeit, um Ihrem Betrieb eine klare Richtung zu geben. Welche Kunden wollen Sie bedienen? Private oder gewerbliche Personen? Lohnen sich Kooperationen mit anderen Betrieben, um zum Beispiel größere Aufträge zu erhalten? Welche Leistungen bieten Sie konkret an? Wodurch unterscheiden Sie sich von Ihren Wettbewerbern? In welchen Regionen versprechen Sie sich die meisten Aufträge? Haben Sie diese Eckpunkte für sich definiert, können Sie potenzielle Kunden gezielter und besser ansprechen. Pflegen Sie Kunden, bei denen Sie schon Aufträge hatten. Oft winken Folgeaufträge, und manchmal muss man sich einfach mit einem persönlichen Anruf oder einem kurzen Brief in Erinnerung rufen. Fragen Sie nach besonderen Wünschen oder auch nach Verbesserungen. Verteilen Sie Visitenkarten. Persönliche Empfehlungen sind die beste Werbung für Ihren Betrieb. Nutzen Sie neue Vertriebswege, vor allem das Internet. Gerade private Auftraggeber schauen sich hier um und gewinnen so einen ersten Eindruck von den Betrieben. Gut sind Internetportale, bei denen Aufträge online vergeben werden, oder auch eine private Firmenhomepage, die Sie für kleines Geld erstellen lassen können. Sorgen Sie für gutes Bildmaterial und aussagekräftige Referenzen. Das schafft Vertrauen und ist in Krisenzeiten das Wichtigste. Bei finanziellen Problemen oder drohenden Insolvenzen lohnt sich ein Gespräch mit der örtlichen Schuldnerberatung, die es in fast jeder Gemeinde gibt. Die IHK bietet Kurse zum Mahnwesen an, sollten Kunden Rechnungen nicht rechtzeitig begleichen. So beugen Sie finanziellen Engpässen vor. Investieren Sie in die Weiterbildung. Auch diese Krise geht vorbei, und dann ist es hilfreich, wenn Sie gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter an Bord haben. Denken Sie außer an die fachliche Weiterbildung auch an den Umgang mit Kunden. Ein gepflegtes Auftreten, Pünktlichkeit und Sauberkeit sind für viele Kunden genauso wichtig wie eine exzellente Arbeit. Setzen Sie auf Qualität. Gute Arbeit wird auch in Zukunft immer gefragt sein. Das könnte sich in den kommenden Jahren allerdings ändern. Denn vieles spricht dafür, dass der Trend zum Dachaufbau – der nicht zu verwechseln ist mit dem fast gleichnamigen Dachausbau – gerade erst begonnen hat. „Der Wunsch, in der Stadt zu wohnen, wird wieder größer, und zwar sowohl bei jungen Leuten als auch bei älteren Stadt-Heimkehrern, die einige Jahrzehnte in den Vorstädten verbracht haben“, sagt Christof Rose, Sprecher der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. Gleichzeitig wächst auch das individuelle Platzbedürfnis des einzelnen: etwa fünf bis sieben Quadratmeter mehr pro Person als noch vor 20 Jahren rechnen Makler und Architekten inzwischen als Wohlfühlgröße für Wohnungen. Damit die Städte trotzdem genug Platz für alle Interessenten bieten, steigen die Architekten nun den Bürogebäuden und Wohnanlagen aufs Dach – „ zur Nachverdichtung des städtischen Raums“, wie es der Fachjargon trefflich formuliert. Ein großer Vorteil der neuen Baugrundstücke obendrauf: vieles ist möglich, was unten auf der Erde inzwischen gar nicht mehr vorstellbar ist. Riesige Gärten mitten in der Großstadt etwa, oder gläserne Fassaden, ohne dass der Nachbar einem auf den Esstisch schauen kann, und das alles auch noch zum Sparpreis: „Sie schaffen sich ja auf dem Dach einen Raum, der zumindest vom Quadratmeterpreis betrachtet nichts kostet“, sagt die Architektin Mechtild Friedrich-Schoenberger. Für ihren Bildband „Dachaufbauten“ hat sie Aufstockungen in ganz Deutschland in Augenschein genommen. In Ländern mit notorischem Platzmangel hat man das Potenzial der Dächer schon vor langem erkannt. In Tokio etwa drehen seit mehr als 40 Jahren die Autos einer Fahrschule auf einem großen Flachdach ihre Runden. ein Verkehrsübungsplatz auf Straßenlevel wäre angesichts der Grundstückspreise nahezu unbezahlbar – deshalb hievte die Kanamachi-Fahrschule kurzerhand 35 blaue Mazdas auf einen Supermarkt und baute noch einige Ampeln, Kreuzungen und sogar einen Bahnübergang dazu. Platzproblem gelöst, Nutzfläche verdoppelt. Ein weiterer Vorteil der Dächer: Sie müssen nicht ganzjährig genutzt werden, um Profit abzuwerfen. Das Kölner Museum Ludwig bietet in den Sommermonaten ein Open-air-Kino auf seiner Dachterrasse; danach werden die Vorführkameras und die Bestuhlung einfach wieder winterfest eingepackt. Ähnliches gilt für die provisorischen Strandbars wie die auf dem Dortmunder Kaufhof-Flachdach, das den Rest des Jahres als Parkdeck genutzt wird, und in der „Windy City“ Chicago können die Gäste des Stevens Hotel in den kurzen Sommermonaten auf dem hoteleigenen Dach-Golfplatz ihren Abschlag verbessern. Eines der spektakulärsten deutschen Projekte ist der Berliner Kunstbunker von Christian Boros. Der Wuppertaler Werbedesigner und Kunstliebhaber kaufte vor ein paar Jahren den ehemaligen Weltkriegs-Luftschutzbunker der Reichsbahn und ließ ihn zur Ausstellungsfläche für seine Privatsammlung umbauen. Wo während der Kriegsjahre oft Zehntausende Menschen Zuflucht vor den Bombenangriffen suchten, stehen jetzt die Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern wie Olafur Eliasson und Anselm Reyle. Dann setzte Boros dem Betonmonster die Krone auf: Oben auf dem riesigen Flachdach des Kolosses thront seitdem sein 500-Quadratmeter-Luxuspenthouse. Optisch ähnelt es dem berühmten Ausstellungspavillion, den Ludwig mies van der Rohe 1929 für die Weltausstellung in Barcelona entwarf. Drinnen soll Boros sich und seiner Familie angeblich Türdichtungen aus handgenähtem Kalbsleder und eine Regenwalddusche gegönnt haben. Raffiniert genutzt Selbst winzige Flächen lassen sich zu begehrten Objekten umbauen. Auf dem Dach einer ehemaligen Molkerei in Wien blieb ein Wassertank ungenutzt, weil er mit nur 18 Quadratmeter Grundfläche zu klein zum ausbauen schien. Doch die Dachterrasse und die atemberaubende Aussicht hatten es dem Eigentümer so angetan, dass er ein junges Architektenteam anheuerte, welches das unmögliche möglich machen sollte, und das gelang tatsächlich: Möbel verschwinden in der Wand, das Bett lässt sich tagsüber wegklappen und in einen angebauten Verschlag hinausschieben. Entstanden ist damit eins der begehrtesten Gästeappartements Wiens, das zum Leidwesen vieler Interessenten allerdings nicht zu vermieten ist. CP-STECKBRIEF Ausgabe 1/2009 Das Immobilienmagazin von Union Investment Finanzkrise Immobilienbranche zieht Konsequenzen Immobilienankauf Juristische Prüfung bis ins Detail Gedrosseltes Tempo Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Wachstum auf den Immobilienmärkten in Mittelund Osteuropa gebremst Raum & Mehr Das Immobilienmagazin von Union Investment Herausgeber: Union Investment Real Estate AG Produziert von: Facts & Figures GmbH, Hamburg Doch bislang bleiben in vielen Großstädten Zehntausende gut bebaubarer Flachdächer ungenutzt. „In Wien wird gerade extrem aufgesattelt“, berichtet Axel Linemayr von Pool Architektur, die das Wassertank-Appartement entworfen haben. „Das Lebensgefühl hat sich geändert, die Gesellschaft wird anspruchsvoller. Mehr Leute als früher verdienen gut und wollen sich für ihr Geld eine schöne und außergewöhnliche Wohnung leisten.“ Ein praktischer Nebeneffekt: Dachaufbauten gehen oft Hand in Hand mit einer Komplettsanierung des darunter liegenden Gebäudes. In Wien sind das zumeist Gründerzeithäuser, in Ostdeutschland auch schon mal Plattenbauten. Hier werden dann einige Etagen wieder abgetragen und stattdessen der neue oberste Stock mit einer üppigen Dachterrasse ausgestattet. Die so entstehenden Penthäuser lassen sich meist teurer vermieten oder verkaufen als zuvor. „Damit rechnet sich die Instandsetzung besser, wenn die mieten die Investition schneller wieder einbringen“, erklärt Axel Linemayr. Leicht muss es sein Nur wenige Gründe können einen Dachaufbau erschweren oder verhindern. „Die Architekten müssen die umliegenden Häuser berücksichtigen, vor allem wenn es da auch schon Aufbauten gibt“, sagt Ar- RAUM & MEHR kunstbunker: Berlin-Mitte, www.sammlung-boros.de Wiener Dächer: www.christianefeuerstein.at Hotel Gansevoort: New York, www.hotelgansevoort.com Bildband: Dachaufbauten. Konstruktion und Design, moderne Aufstockungen, Mechtild Friedrich-Schoenberger, DVA architekur, 2007 chitektin Friedrich-Schoenberger. Das wichtigste Gebot: „Die Konstruktionen müssen aus leichten Materialien gefertigt werden, also aus Holz oder Stahl statt Beton.“ Denn wenn ein Aufbauprojekt scheitert, dann zumeist an der ungünstigen Statik des Hauptgebäudes. Schließlich wurden die Gebäude so konstruiert, dass sie zwar ihr eigenes Gewicht tragen können, aber nicht unbedingt noch die zusätzliche Last eines Aufbaus. Wer deshalb ganz sicher sein will, von diesem Trend profitieren zu können, der plant die Dachlandschaft von vornherein mit ein. Das New Yorker Luxushotel Gansevoort macht es vor: als es 2004 im angesagten New Yorker Meatpacking District eröffnet wurde, gehörten der Dachgarten mit Pool und der atemberaubende Blick über New York bereits zum Konzept dazu. „Sexy in the City“ lobte die Zeitung „The Times” die Dachetage, und die „New York Times” berichtete: „Im Gansevoort ist der Dachbereich nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, sondern den Hotelgästen vorbehalten. Doch einige New Yorker sind so erpicht darauf, in dem Luxusbad zu schwimmen, dass sie sich extra ein Zimmer anmieten. Das bleibt dann unbenutzt, die Gäste checken nur ein, um den Pool zu nutzen.“ Billig ist das Badevergnügen allerdings trotzdem nicht: Die günstigsten Zimmer im Gansevoort kosten 325 US-Dollar die Nacht. Wer es sich auf dem Dach gut gehen lassen will, dem sind eben nach oben keine Grenzen gesetzt – im wahrsten Sinne des Wortes. Selection ’09 VERLAGSSONDERTHEMA MAI 2009 WirtschaftsKurier 35 Tempo mit System Globalisierung | Die Logistik ist einer der wachstumsstarken Sektoren des Landes. In turbulenten Zeiten sind gerade die deutschen Dienstleister gefragte Partner. D er internationale Seemannsklub „Duckdalben“ ist eine Institution im Hamburger Hafen. Während draußen die Laufkatzen auf den riesigen Ladebrücken die Containerfracht löschen, wird bei den Seeleuten im „Raum der Stille“ Globalisierung greifbar: In friedlicher Eintracht besinnen sich Männer in den Gebetsecken. Alle denkbaren Konfessionen, getrennt nur durch ein paar Grünpflanzen. Beten, telefonieren, eine schnelle Partie Tischtennis – dann geht es wieder elbabwärts. Das Leben der Seeleute hat sich extrem beschleunigt, parallel zum immer rasanteren Güterumschlag. Hamburg, als achtgrößter Containerhafen der Welt, ist ein Muster an Effizienz und Kaimauer-Produktivität. Am hochgradig automatisierten Terminal Altenwerder liegen Schiffe, deren Ladung locker 6 000 Lkws füllt – das entspricht einem Straßenkonvoi von rund 100 Kilometern Länge. 300 000 Arbeitsstunden stecken in Altenwerder allein im Computerprogramm – das Rechenzentrum steuert ein Technikballett scher Staat einen eigenen Überseehafen besitzt und Rotterdam zu weit westlich gelegen ist, ergibt sich für die Hamburger ein gewaltiger Lagevorteil. Was Peters für sein Unternehmen postuliert, gilt branchenweit: Die Globalisierung macht die Logistikprofis zu Gewinnern. Mit dem wirtschaftlichen Erblühen vieler Schwellenländer, dem WTO-Beitritt von Staaten wie China und dem verstärkten Auslagern von Teilen der Wertschöpfungskette wächst das Transportaufkommen beträchtlich. Der Welthandel expandierte seit den 1990er Jahren bis heute fast doppelt so stark wie das globale Bruttoinlandsprodukt. „Nicht nur die Fertigung findet verteilt an vielen Orten der Welt statt – auch völlig neue Absatzmärkte werden durch ausgeklügelte Logistikketten für Anbieter erschlossen“, sagt Frank Straube, Logistikprofessor an der TU Berlin. Gerade die deutschen Dienstleister rund um das Lagern, Konfektionieren und Liefern haben sich international eine Spitzenposition erarbeitet. Das belegt auch eine Die ganze Welt in Kisten: Container bewegen die globalen Märkte. vom Feinsten: Fahrerlose Wagen buckeln die Container zur Brücke, im Lager wuseln o-beinig die automatischen Stapelkrane wie im Legoland. Eine riesige Schnittstelle zwischen See, Schiene und Straße. Ob drei Traktoren, 34 800 Gläser Spargel oder 238 Kühlschränke – in einem Standardcontainer findet fast alles Platz. Mehr als 7,3 Mio. von ihnen hievt die Hamburger Hafen und Logistik Aktiengesellschaft (HHLA) jedes Jahr über ihre Kaikante. Klaus-Dieter Peters tut alles, um den Siegeszug der Stahlbox weiter zu beschleunigen: „Wir sind Treiber und Gewinner der Globalisierung“, sagt der HHLA-Vorstandsvorsitzende selbstbewusst. Auch wenn die weltweite Wirtschaftsflaute auf die Stimmung drückt: Vorstandschef Peters sieht die HHLA mit ihren 5 000 Mitarbeitern weiterhin auf Erfolgskurs. „Trotz der zunehmenden Schwierigkeiten im wirtschaftlichen Umfeld ist unser Umsatz 2008 noch zweistellig gewachsen.“ Das Geschäft der Hafenlogistiker ist eng verknüpft mit der internationalen Arbeitsteilung – und die bleibt als Megatrend unbestritten. Zuletzt galt die Faustformel: 1 % Weltwirtschaftswachstum generiert rund 3 % Containerwachstum. „Wir werden daher nachfrageorientiert die Umschlagkapazität im Hafen erweitern“, sagt Peters. Mehr als 600 Mio. Euro wolle die HHLA in den kommenden Jahren investieren, um den umschlagstärksten Teil des Hafens – den Burchardkai – in der Kapazität zu verdoppeln. Wohlgemerkt auf gleicher Fläche und bei laufendem Betrieb, „es wird eine OP am offenen Herzen“, kündigt Peters an. Wie das gehen soll? „Nur durch technische Verbesserungen und weitere Automatisierung“, so der Plan. Im Wettbewerb der Häfen positionieren sich die Hamburger als zentrale Drehscheibe für die aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien einerseits, Zentral- und Osteuropa andererseits und den gesamten Ostseeraum. Da kein osteuropäi- Foto: Fotolia Studie von Deutsche Bank Research. Der deutsche Logistikmarkt ist mit einem Anteil von gut 20 % der größte in der EU. „Mit Umsatzsteigerungen von im Durchschnitt 4,5 % ist die Branche in den vergangenen sieben Jahren schneller gewachsen als das verarbeitende Gewerbe“, sagt Studienautor Eric Heymann. Die Logistikwirtschaft in Deutschland gehört mit rund 190 Mrd. Euro Umsatz und 2,7 Mio. Beschäftigten zu den größten Wirtschaftszweigen. Nur Handel und Automobilwirtschaft erwirtschaften mehr. Der hohe Industrialisierungsgrad und die Exportstärke Deutschlands erweisen sich neben der günstigen geografischen Lage als CP-STECKBRIEF results Das Unternehmermagazin der Deuschen Bank Herausgeber: Deutsche Bank AG, Frankfurt Produziert von: Hoffmann und Campe Verlag GmbH, Hamburg wichtige Treiber: Schließlich werden die logistischen Dienstleistungen insbesondere von der Industrie nachgefragt. Doch auch der Boom des E-Commerce und Versandhandels hat die Nachfrage nach kleinteiligen Lieferungen kontinuierlich beflügelt. Die Untersuchung von Deutsche Bank Research bekräftigt den langfristigen Aufwärtstrend: Bis 2015 sei in der deutschen Logistikbranche von jährlichen Umsatzsteigerungen von 5 % auszugehen. Freilich: Die Turbulenzen der Finanzmärkte und die Rezession gehen nicht spurlos an der Branche vorbei. Heymann erwartet unter diesen ungünstigen Vorzeichen für 2009 ein leichtes Sinken der Logistikumsätze und einen erhöhten Kostendruck für die deutschen Logistiker. In der Krise liegt auch eine Chance für die Branche: Sie zwingt dazu, die Abwicklung und Steuerung der Warenströme weiter zu optimieren. Profitieren werden jene Dienstleister, die heute schon exzellent aufgestellt sind und die begleitenden IT-Prozesse beherrschen – wie das Kemptener Familienunternehmen Dachser. „Natürlich: Rückgänge spüren auch wir“, sagt Geschäftsführer Bernhard Simon. „Aber es gehört zur Managementkunst, flexibel reagieren zu können, ohne den langfristigen Pfad zu verlassen.“ Der 48-jährige Simon steht in dritter Generation an der Spitze eines Unternehmens, das sein Großvater Thomas Dachser 1930 – mitten in der tiefsten Wirtschaftskrise – gegründet hat. Ging es damals noch darum, Allgäuer Käse ins Rheinland zu transportieren, hat der Enkel inzwischen die ehrgeizige Vision ausgegeben, Dachser zum „weltbesten Europa-Dienstleister“ zu machen. Der Lebensmittel-Logistik ist Dachser treu geblieben, doch mit dem jüngsten Generationswechsel im Jahr 2005 verband die Firmenleitung auch eine konsequente Internationalisierungsstrategie – und damit die Stärkung von Luft- und Seefracht. Herzstück des Unternehmens ist das engmaschig geknüpfte europäische Landverkehrsnetz: „Im Stückguttransport sind wir in Deutschland die Nummer eins, in Europa unter den ersten fünf“, sagt Simon. Für Dachser ist Deutschland nach wie vor der stärkste Markt – ein Pluspunkt in der Rezession: „Die Delle wird sich im Ausland stärker bemerkbar machen“, glaubt Simon. „Deutschland ist da noch ein stabilisierender Faktor.“ Simon beweist auch in schwierigen Zeiten Mut zu großen Schritten: In den kommenden fünf Jahren will das Familienunternehmen 1 Mrd. Euro investieren. Im Blick sind auch ausgewählte Auslandsmärkte: In Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn ist Dachser schon stark präsent, ebenso sind die Kemptener dabei, die aufstrebenden Märkte in Russland, Rumänien und Bulgarien zu erschließen. Der Schlüssel zum Erfolg sei es, im Hintergrund hochgradig standardisierte Prozesse laufen zu haben, aber dennoch beim Kunden auf lokale Besonderheiten einzugehen und eine individuelle Atmosphäre zu schaffen. „Interkulturelle Fähigkeiten sind daher bei uns sehr gefragt“, sagt Simon. Die dezentrale Führung und „die spezielle Dachser-Denke“ zählt Simon zu den Erfolgsbausteinen. Konkret: „Wir sehen uns als Pool für Unternehmerpersönlichkeiten der Branche, die sich entfalten wollen. Sie bekommen von der Familie die investiven Mittel zur Verfügung gestellt“, verspricht Simon. Ein positives Image als Arbeitgeber ist gerade in der Logistik wichtig – denn Fachkräfte sind begehrt. Als Arbeitgeber stehen Logistiker jedoch nicht weit oben auf der Beliebtheitsskala. Unter den beliebtesten hundert Arbeitgebern für angehende Wirtschaftswissenschaftler landeten 2008 nur drei Logistiker in der Top 100. Laut Universum Student zogen: Er meidet bei Neuansiedlungen die Survey schnitt die Flughafengesellschaft chronischen Engpassstellen. „Es ist schwieFraport am besten ab mit Platz 47 vor DHL rig, im Ruhrgebiet oder im Raum Rhein(53) und DB Schenker (78). „Unsere BranMain mit seinen unberechenbaren Staus che ist ein Enabler für Industriearbeitsplätneue Logistikzentren aufzubauen“, so Size“, sagt Professor Peer Witten, Sprecher der mon. Mit der neuen Europaplattform hat Logistik-Initiative Hamburg. „Doch uns sich Dachser daher für den saarländischen mangelt es selber an Arbeitskräften.“ Für Standort Überherrn entschieden. „In den das Aufsichtsratsmitglied der Otto Group ist strukturschwachen Gebieten stimmen die dieser Engpass nur einer der potenziellen Arbeitstugenden – und man bekommt auch Bremsfaktoren. „Vor allem müssen die Poliunbürokratisch Genehmigungen für Bautiker erkennen, dass wir Logistiker die Güter ten, was sonst häufig für unsere Branche nicht beamen können – wir brauchen Vereine hohe Hürde darstellt.“ Simons Kredo: kehrswege.“ „Gerade Kontraktlogistikzentren sind oft in Der Ausbau der Infrastruktur wird zu eistrukturschwachen Gegenden besser aufnem vitalen Standortfaktor für die Boomgehoben als in Ballungsgebieten.“ branche, das bestätigt Eric HeyDie Kontraktlogistik gilt mit ihmann von Deutsche Bank Reren innovativen Mehrsearch: „Die Güterverkehrsleiswertdiensten als Königstung auf deutschen Straßen disziplin. steigt bis 2025 um 70 %. Dabei steigt der Doch die Investitionen in Dienstleister tief ein in Fernstraßen stagnieren“ die Wertschöpfungsketund folgert: „Ohne privates te des Kunden – sei es Kapital wird die wachsende mit eigenen KapazitäInfrastrukturlücke wohl ten oder mithilfe von nicht zu schließen sein.“ Subunternehmern. Auch bei anderen Ver„Es gibt einen klaren kehrsträgern sieht er Trend zu umfassenden Engpässe: „Investitionen Logistikdienstleistunin die Hafenterminals gen aus einer Hand“, und die Hinterland-Insagt Studienautor Heyfrastruktur sind ebenfalls mann. ein Muss“, so Heymann. Längst geht es um Diese Situation treibt mehr als den reibungsden Transporteuren die losen Transport von A Zornesröte ins Gesicht – nach B. Immer stärker Ökosteuer, Mineralölsteuer und die zu Jahresübernehmen Systemanbeginn erhöhte Lkw-Maut bieter auch Verantwortung sind die Reizthemen. „Die in ehemaligen Kernbereichen Der Internethandel Finanzpolitik verhindert die beflügelt das von Industrieunternehmen, wirtschaftspolitisch notWachstum sie konfektionieren, wendigen Investitionen in bei kleinteiligen montieren und die Infrastruktur“, sagt Frachten. Foto: Fotolia veredeln. Manche Dachser-Chef Simon. „Die Dienstleister Mehreinnahmen verversorgen gansickern im Staatsze Fabriken säckel“, sagt der Unmit nötigen ternehmer. VorprodukEine Konsequenz ten und hat Simon schon geRo h s t o f - fen, andere übernehmen das Kundenauftrags-Management oder räumen die Regale ein. Im Extremfall vergeben die Hersteller bereits mit Erfolg die gesamte Organisation ihrer Wertschöpfungskette an externe Logistikdienstleister. „Während der Kampf um die einfachen Transporte mit immer härteren Bandagen ausgetragen wird, bietet die Kontraktlogistik noch großes, unausgeschöpftes Potenzial“, sagt Eric Heymann. Die genau auf den Kunden zugeschnitte- THESEN Boom: Die Logistik wächst schneller als die Industrie. Die Megatrends Globalisierung und Outsourcing bleiben als Triebfedern auch künftig intakt. Jobmotor: Mehr als 2,7 Mio. Menschen arbeiten schon jetzt in der Logistik – Tendenz steigend. Doch der Fachkräftemangel erweist sich als Bremsfaktor. Engpass: Nach allen Prognosen wächst die Verkehrslast drastisch. Nur mit kräftigen Investitionen in die Infrastruktur kann Deutschland die Spitzenrolle in Europa bewahren. nen, in der Regel hochkomplexen Lösungen haben nach Schätzungen des Fraunhofer-Instituts in Europa ein mögliches Marktvolumen von 313 Mrd. Euro, doch nur ein Viertel davon wird gegenwärtig realisiert. Gianluca Crestani, Vorstand der Andreas Schmid Logistik AG in Gersthofen, sieht vor allem eine Chance, sich gegenüber Wettbewerbern zu profilieren: „Wenn sich Preis und Qualität der Anbieter immer stärker annähern, bleibt nur Service als Differenzierungsmöglichkeit.“ Welcher Hersteller kann das Ersatzteil noch bis 16 Uhr liefern? Crestani hat keinen Zweifel: „Über solche Fragen wird es künftig gehen. Und damit ist die Logistik plötzlich das kaufentscheidende Thema.“ attraktiv… Die mittelständischen deutschen Anbieter sind gut positioniert Interview | Prof. Frank Straube ist Geschäftsführender Direktor am Institut für Technologie und Management und Leiter des Bereichs Logistik an der TU Berlin. sen in einer Phase, da der Sind die deutschen LogistikKostendruck steigt. Davon dienstleister für die komprofitieren die Logistikanbiemenden unruhigen Zeiten ter, wenngleich eine Konsoligut gewappnet? dierung nicht ausbleiben Wir haben die weltweit fühwird. renden Unternehmen. Die Sie haben vier Megatrends Top Ten hat jedoch nicht ausgemacht: Globalisierung, mehr als 20 % Marktanteil, Sicherheit, Umwelt und Inwas zeigt: Die Branche ist novationen. Welcher der mittelständisch geprägt. Trends wird in der Rezession Dank ihren Transportbesonders wichtig? netzen und intelligentem Der Trend zur Globalisierung Management sind die Prof. Frank Straube ist nach wie vor intakt und deutschen Anbieter sehr bestimmend. Ich hoffe, dass umweltgegut positioniert. rechte Logistik nun nicht dem Streben Wie hart wird die Wirtschaftskrise die Lonach Kostensenkung geopfert wird. Zugistikbranche treffen? mal die „grüne Logistik“ auch Kosten Genaue Prognosen hat zurzeit niemand. sparen kann. Trotz der sinkenden Transportvolumina In Ihrer Studie attestieren Sie: Nur 15 % ist mir allerdings nicht bange. Die Bebis 20 % der Unternehmen seien in Loreitschaft zum Outsourcing wird wach- gistikdingen exzellent aufgestellt. Wo gibt es Nachholbedarf? Branchen wie die Holz- und Metallindustrie entdecken gerade erst die Vorteile einer kundenorientierten Logistik. Aber auch in Branchen wie der Automobil- und Elektronikindustrie sind längst nicht alle Firmen logistisch gesehen fit. 10 % bis 20 % der Unternehmen in Deutschland haben die Logistik noch gar nicht entdeckt, 40 % kennen nicht mal ihre Kosten auf dem Gebiet. Der Automatisierungsgrad steigt, wie wichtig ist da noch der Mitarbeiter? Der Faktor Mensch wird in der Logistik immer wichtiger. Schon heute melden 61 % der deutschen Logistikunternehmen, dass sie offene Stellen nur unzureichend besetzen können. Insgesamt rechnen wir im Jahr 2009 mit 70 000 zusätzlichen Stellen in unserer Branche. … für Ihre erfolgreiche Kommunikation! Kundenzeitschriften | Geschäftsberichte | Mitarbeitermagazine | Hochschulpublikationen | Newsletter | E-Journals Corporate Publishing Monika Burzler | Tel: +49 (0)821 4405-423 [email protected] www.vmm-wirtschaftsverlag.de/cp Selection ’09 36 WirtschaftsKurier VERLAGSSONDERTHEMA MAI 2009 Wettervorhersage Vorsorge | Reißende Fluten, kaputte Häuser oder abgeknickte Bäume: Die Münchener Rück lernt aus der Katastrophe.Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit unterhält sie einen Think Tank zu Georisiken, dem Klimawandel und den daraus resultierenden Einflüssen auf die Kapitalmärkte. VON THOMAS SCHMITT M it dem Wetter beschäftigt sich Peter Höppe seit mehr als 30 Jahren. Deshalb weiß er wie kaum ein anderer, wovon er spricht: „Der Klimawandel kann nur noch gebremst, aber nicht mehr gestoppt werden“, lautet einer der Merksätze des Professors der Meteorologie. Seit vier Jahren verkündet er diese Weisheit im Auftrag der Münchener Rück. Dort steht der Wissenschaftler als Aushängeschild für eine kleine, aber enorm einflussreiche Expertengruppe der Georisiko-Forschung. Die Denkfabrik mit 30 Leuten hat im Wesentlichen zwei Aufgaben: Katastrophen auswerten und darin die Trends von morgen erkennen. Überlebenswichtig ist dies nicht nur für alle Versicherer. Die Arbeit liefert auch Impulse für Investoren und die Kapitalmärkte. Wie viele Katastrophen es inzwischen gibt, ist mehr als erstaunlich. Genauso wie die Regelmäßigkeit, mit der sie auftreten. Die Schäden erreichen oft Milliardenhöhe. Schon deshalb müssen Investoren die Folgen für Unternehmen und Wirtschaft künftig viel genauer im Auge behalten. Weltweit gibt es heute dreimal so viele Überschwemmungen wie 1980; die Zahl der Stürme verdoppelte sich, die Schäden haben sich seit 1980 mehr als verdreifacht. Gleichzeitig schießen die Temperaturen nach oben. Verlässliche Daten gibt es bereits seit 1856. Doch die zehn wärmsten Jahre verzeichneten die Wetterkundler der Climate Research Unit aus Großbritannien in den vergangenen elf Jahren. Für die meisten Klimaforscher ist inzwischen so gut wie sicher: Der menschliche Einfluss hat das Risiko einer Hitzewelle wie 2003 mindestens verdoppelt. Nicht nur das: Es gibt immer mehr tropische Stürme, sie dauern länger und sind um die Hälfte stärker als früher. Das sind Trends, die weiter anhalten. Aufgrund des Klimawandels haben sich die Oberflächentemperaturen der Weltmeere im Mittel um 0,5 Grad erhöht. Das klingt nach wenig, ist aber für manche theoretisch sogar dann hochschießen, wenn sich an der Intensität und Häufigkeit der Katastrophen gar nichts änderte. Eine bedeutende Rolle spielt überdies die Inflation: Versicherungsmathematiker haben das am Beispiel des Münchener Hagels vom 12. Juli 1984 einmal ausgerechnet. Der durchschnittliche Kasko-Schaden betrug 1 700 Euro. Rechnet man dies auf heute hoch, so stiege der Durchschnittsschaden auf 4 200 Euro. Das Beispiel zeigt: Klimaforscher dürfen nicht bloß Katastrophen zählen. Sie müssen bereichsübergreifend denken und alles rund um ihr Thema sammeln. Wie immer sind jene im Vorteil, die damit früh angefangen haben. Die Münchener Rück begann bereits 1974, systematisch alle Bereiche schon viel zu viel, weil mehr Wärmeenergie tropische Stürme befeuert. Je wärmer das Wasser, desto mehr Kraft entfaltet ein Wirbelsturm. Erst wenn der Orkan sich nicht weiter aufladen kann, etwa über Land oder kaltem Wasser, wird er wieder schwächer. Mancher Zuhörer mag zwar schon gar nicht mehr hinhören, wenn Peter Höppe eine Katastrophe an die nächste reiht. Doch all diese Extrem-Ereignisse akribisch zu erfassen ist wichtig. Ebenso wie die Analyse der Ursachen, um hinterher die Gelder der Versicherten und der Anleger in die beste Verwendung zu lenken. Dabei darf allerdings nicht vergessen werden: Schuld ist nicht nur das Wetter. Steigende Schäden sind auch ein gesellschaftliches Phänomen. Immer mehr Menschen besiedeln Flächen und leben in Städten auf engem Raum zusammen. Weil der Lebensstandard steigt, können Katastrophen mehr vernichten als früher, ob Autos, Wohnungen oder Computer. Da die Menschen zudem mehr versichern, würden die Schadensmeldungen Naturkatastrophen zu erfassen, als noch niemand vom Klimawandel redete. Daher verfügt sie heute über die Daten von allen großen Erdbeben, Stürmen, Überschwemmungen und Hitzewellen seit 1950. Pro Jahr registriert der Natcat-Service, so heißt die Schadendatenbank, 600 bis 850 Einzelereignisse; seit 1980 wurden mehr als 25 000 eingegeben. Dass Höppes Leute bereits 1990 mehr und stärkere Hurrikane voraussagten und dies eingetroffen ist, vermerkt er gern am Rande. Es hilft ihm jedoch nichts bei den Aufgaben, die er nun zu bewältigen hat. Er muss noch genauere Prognosen abgeben, damit seine Kollegen bessere Geschäfte mit den Versicherungskunden machen und die Investoren ihr Geld effizienter einsetzen können. Das Geschäft der Versicherung richtet der Manager nun allumfassend auf den Klimawandel aus. Das geht im Kerngeschäft los. Weil er die Risiken besser und genauer beziffern kann als früher, wissen die Entscheider des Konzerns auf allen Ebenen, welche Geschäfte sie zu welchem Preis machen sollten und welche lieber nicht. Das ist gerade für eine Rückversicherung überlebenswichtig. Denn ihr Geschäft ist es ja gerade, das letzte Glied in der Versichererkette zu sein. Wenn keiner mehr den Schaden bezahlt, dann springt oft die Rückversicherung ein – nur durch diese Streuung der Risiken lassen sich auch Schäden aus großen Katastrophen decken. Für eine Rückversicherung ist daher entscheidend, von vornherein vorsichtig zu rechnen. Wer den Klimawandel nicht NATURKATASTROPHEN Anzahl der Naturkatastrophen von 1984 bis 2004 1000 800 Geophysikalische Ereignisse: Erdbeben, Vulkanausbruch Meteorologische Ereignisse: Tropische Stürme, Wintersturm, Unwetter, Hagel, Tornade, lokale Stürme Hydrologische Ereignisse: Sturzflut, Flussüberschwemmung, Sturmflut, Massenbewegung (Erdrutsch) Klimatologische Ereignisse: Hitze, Kältewelle, Waldbrand, Dürre Zehnjahresmittel 600 400 200 0 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 Grafik: Münchner Rück, Topics Geo 2007, WirtschaftsKurier 2009 CP-STECKBRIEF Südseiten 4/08 Klima & Geld Ein Think Tank zur Risikoberechnung MiFID Umfrage: Profitieren die Kunden? Das Magazin der Börse München 4/08 Casino Morale Konzentrieren Sie Ihre Lesezeit: Das gesamte Wirtschaftssystem durchlebt eine Akzeptanzkrise – sein Vertrauenskapital steht auf dem Spiel. Südseiten Das Magazin der Börse München Herausgeber: Bayerische Börse AG Produziert von: ABW Agentur für Kommunikation GmbH, MünchenVerlag GmbH, Nürnberg Unverzichtbar für Entscheider mit Überblick! Bitte in Blockbuchstaben ausfüllen Fax: 089 / 63 89 81-0 Beratung Präsentieren mit Aha-Effekt oder im Kuvert senden an: WirtschaftsKurier, Parkring 4, 85748 Garching bei München Ja! Wirtschafts-Wesentliches interessiert mich. Bitte senden Sie mir kostenlos und unverbindlich die beiden nächstfolgenden Ausgaben. Das günstige Jahres-Abonnement von 19,– Euro inklusive Zustellgebühr und Mehrwertsteuer (Inland) möchte ich wahrnehmen. Ich zahle den Jahresbetrag nach Erhalt der Rechnung. Damit nur der Frosch klettert, aber nicht die Risiken, beschäftigen sich Klimaforscher im Auftrag von Versicherungen mit der Zukunft des Wetters auf unserem Globus. Firma richtig in die Prämie einkalkuliert, wird in einigen Jahren gewaltige Verluste schreiben. Klimaforscher bringen aber mehr als Zahlen. Sie erkennen eher als andere neue Märkte. Je unumkehrbarer der Klimawandel ist, desto lukrativer wird eine andere Energieversorgung, oder ein besserer Hochwasserschutz. Dabei denken die Klimaforscher längst über ihr Kerngeschäft hinaus. Versicherungen müssen ja auch das Geld ihrer Kunden sinnvoll und langfristig anlegen. Also warum sollten sie nicht in eine Anlage zur Meerwasserentsalzung, in Wasserpipelines oder Anlagen für erneuerbare Energien investieren? Vieles davon bringt inzwischen sogar zweistellige Renditen für Investoren – wenn man sich auskennt. Für die Münchener Rück ist derlei doppelt sinnvoll: Sie wird zum Schrittmacher für alternative Energien, was gut für das Image ist. Sie verdient andererseits am Versicherungsschutz und ermöglicht dadurch manchmal sogar erst Investitionen in Zukunftsbereichen, etwa bei der Suche nach geeigneten Standorten für Geothermie-Kraftwerke. Corporate Responsibility Das Unternehmen selbst wird überdies klimaneutral. Das heißt ganz praktisch: Weil zum Beispiel ihre Mitarbeiter nicht zugunsten des Umweltschutzes aufs Reisen verzichten können, kauft die Münchener Rück Zertifikate, die den Kohlendioxid-Verbrauch neutralisieren. Sie bezieht grünen Strom, steigert die Energieeffizienz, investiert in Forstprojekte oder installiert Solaranlagen auf ihren Dächern. Zum Teil sind das Geschäfte, bei denen Investoren kräftig mitmischen. Je mehr Unternehmen dem Beispiel folgen, umso größer werden auch die damit verbundenen Märkte, die Rendite wie Wachstum versprechen. Höppe weiß das, denn er ist einer, der das große Ganze im Blick behält. Das gute Vorbild zählt, aber begehrter noch ist sein Rat, auch in Berlin. So koordiniert die Münchener Rück zum Beispiel das Finanzforum Klimawandel im Rahmen der Hightech-Initiative der Bundesregierung. Hier werden Finanzdienstleister mit Informationen versorgt. Höppe weiß: Die Bundesregierung will die Emissionen von Treibhausgasen bis 2020 um 40 % senken. Dabei möchte sie den Anteil erneuerbarer Energien an der Elektrizitätsversorgung auf 25 % bis 30 % und an der Wärmeversorgung auf 14 % ausbauen. Das Geld der Menschen und Unternehmen soll in kohlenstoffarme oder -freie Technologien fließen. Allerdings wird dies nur gelingen, wenn die Finanzmärkte mitspielen. Wichtig ist da zum Beispiel, dass der neue Emissionsrechte-Handel langfristig funktioniert und weiter ausgebaut wird. „Die Finanzmärkte und Investoren benötigen eine Perspektive“, sagen die Risikoforscher gern. Sie wollen diese mit ihren Daten und Erkenntnissen über das Wetter liefern. Ein Erfolg ihrer Arbeit ist bereits sichtbar: Immer häufiger nehmen Analysten, Ratingagenturen und spezialisierte Investorengruppen auch die Klima-Performance von börsennotierten Unternehmen unter die Lupe. Das geht dann in Ratings ein wie in den Dow Jones Sustainability Index. Als Anbieter von Fonds für Privatanleger legen immer mehr Versicherungskonzerne und Finanzdienstleister Publikumsfonds auf, die wiederum in nachhaltige Betriebe oder in klimafreundliche Technologien investieren. Schließlich agieren die Versicherer auch selbst als Anleger am Kapitalmarkt und können mit ihren Investitionsentscheidungen gewünschte Impulse setzen. Für all diese Bereiche liefern Leute wie Höppe wichtige Einschätzungen. Die Beispiele zeigen: Der Wetterkundler kämpft heute an vielen Fronten gegen den Klimawandel. Er hat sich dabei in den letzten Jahren konsequent weiterentwickelt – vom Wissenschaftler, der gern forscht, zum Manager, der Ideen hat und in sein Unternehmen einbringt. Genauso wichtig bleibt es aber auch, einige zentrale, positive Botschaften immer wieder unter die Leute zu bringen. Drei der wichtigsten sind: „Klimaschutz rechnet sich“, „Der Klimawandel eröffnet eine Vielzahl von Chancen“ und „Wir müssen uns anpassen und die Emission von Treibhausgasen senken“. DIE GROßEN KATASTROPHEN DER VERGANGENEN JAHRE Name, Vorname Straße, Hausnummer Telefon Postleitzahl, Wohnort E-Mail Datum Unterschrift des neuen Abonnenten Widerrufsgarantie: Sie können die Bestellung innerhalb von 10 Tagen nach Bestelldatum (Poststempel) beim WirtschaftsKurier, Parkring 4, 85748 Garching bei München widerrufen. Datum, Unterschrift Hochwasser: Im August 2002 traten alle kleinen Flüsse in und um Dresden aus ihrem Bett und hinterließen gewaltige Zerstörungen. Peter Höppe bilanziert: 16 Mrd. Euro Schaden. Versichert davon waren 3,4 Mrd. Euro. Hitze: Im Jahrhundertsommer 2003 stiegen die Temperaturen über 40 Grad. Im Süden Portugals wurden am 1. August 47,3 Grad gemessen. Trockenheit und Wassermangel bedingten einander, Waldbrände häuften sich. 70 000 Hitzetote zählten die europäischen Behörden. Höppe urteilt: „Das war die größte humanitäre Naturkatastrophe in Europa seit Hunderten von Jahren.“ Wirbelstürme: Jedes Jahr jagen Hurrikane über den Golf von Mexiko und das amerikanische Festland. Nun tauchen sie auch dort auf, wo dies bisher unbekannt war. Im März 2004 fegte Katarina über die brasilianische Küste. „Das war der erste Hurrikan im Südatlantik“, stellt Höppe fest. Wetterrekorde: In Indien regnete es 2005 innerhalb von 24 Stunden so stark wie nie zuvor: 5 Mrd. US-Dollar Schaden und 1 150 Tote. Überschwemmungen in den Alpen verursachten Schäden von 3 Mrd. US-Dollar. Der Hurrikan Katrina raste über den Golf von Mexiko und New Orleans. Folge: 1 300 Tote und 140 Mrd. US-Dollar Schaden. „Das war der größte versicherte Schaden aller Zeiten durch ein Einzelereignis“, sagt Höppe. Im Oktober tauchte vor Madeira der Wirbelsturm Vince auf. Bisher war die Gegend hurrikanfrei. „Nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen gab es so viele Hurrikane und benannte tropische Wirbelstürme in einer Saison“, bilanziert Höppe das Jahr 2005. Und so ging es weiter: Eine Hitzewelle in den Niederlanden forderte mehr als 1 000 Tote. Der Orkan Kyrill brachte 10 Mrd. Euro Schaden. Halb England stand 2007 unter Wasser. Milliardenansprüche strömten auf die Versicherer ein. VERLAGSSONDERTHEMA MAI 2009 Innovationen Ob der 820 Vario oder die neue Frontladergeneration – die Produktpalette von AGCO Fendt entwickelt sich stets weiter. Mehr zu den Neuheiten auf Seite 38 Erfolgreich! Gut gewappnet: Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise sind viele Unternehmen noch immer bestens aufgestellt. Die Firmeninhaber fühlen sich von der aktuellen Entwicklung nicht bedroht, weil sie mit innovativen Produktideen, loyalen Mitarbeitern, serviceorientierter Kundennähe und strategischem Marketing Firmen, die in der Krise Stärke zeigen (Teil 2) WirtschaftsKurier optimal vorgesorgt haben. Dadurch fahren sie auch in wirtschaftlich turbulenten Zeiten überdurchschnittliche Ergebnisse ein. Der WirtschaftsKurier stellt Ihnen im zweiten Teil seiner Serie „Erfolgreich!“ den Traktorenhersteller Fendt aus Marktoberdorf im Allgäu vor, der zur US-amerikanischen AGCO-Gruppe gehört. 37 Interview Martin Richenhagen, AGCO Chairman, President und Chief Executive Officer verrät im Interview das Geheimnis des Firmenerfolgs. Seite 39 Fendt erntet Rekordertrag Umsatzwachstum | Viele Firmen melden sich wegen der weltweiten Wirtschaftskrise insolvent. Ganz anders dagegen der Traktorenhersteller Fendt aus Marktoberdorf und seine Mutter, die US-Landtechnikgruppe AGCO. Das Unternehmen fährt Spitzengewinne ein. VON NADJA RURANSKI E s gibt sie doch noch: Erfolgsgeschichten aus der Wirtschaft. Inmitten der Krise meldet Martin Richenhagen, Chairman, President und CEO der AGCO Corporation, ein Rekordergebnis. Und das, obwohl die Firma ausgerechnet in den USA beheimatet ist, dem Mutterland der Wirtschaftskrise. AGCO stellt vor allem Traktoren, Mähdrescher, Sprüh- und Saatmaschinen sowie Heugeräte her. Der Konzern, der weltweit 15 000 Mitarbeiter beschäftigt, entstand 1990 nach dem Kauf der Deutz Allis Corporation, einer USTochter der deutschen Klöckner-Humboldt-Deutz, heute Deutz AG. 1997 hat AGCO die Firma Fendt aus Marktoberdorf übernommen. Seither ist der Umsatz rasant gestiegen. Der aus Deutschland stammende Richenhagen leitet im Bundesstaat Georgia den Landmaschinen-Hersteller. Von einer Krise ist in dem Unternehmen wenig zu spüren: 23 % mehr Umsatz fuhr AGCO im vergangenen Jahr ein. Der Gewinn pro Aktie stieg um 60 % und liegt erstmals in der Firmengeschichte bei mehr als 4 US-Dollar. Der Konzern ist solide aufgestellt, nahezu schuldenfrei. Mit Traktoren lässt sich auch weiterhin Geld verdienen. „Die deutsche Marke wird in diesem Jahr beim Umsatz erneut um 10 % zulegen“, sagte Richenhagen, „unsere Auftragsbestände bei Fendt haben zum Jahresende 2008 ein Rekord-Level erreicht.“ Auf Konzernebene rechnet er dieses Jahr nur noch mit einem Umsatz von etwa 7,8 Mrd. US-Dollar nach 8,4 Mrd. US-Dollar 2008. Dieser Rückgang hat aber nichts mit der Krise zu tun, sondern ist auf Sonderfaktoren in Südamerika und auf Wechselkursänderungen zurückzuführen. Bereits 2010 werde es wieder aufwärtsgehen. Mit seinem Optimismus steht Richenhagen derzeit ziemlich alleine da. Viele Automobilhersteller trauen sich nicht einmal mehr, den Umsatz des nächsten Quar- tals vorherzusagen. AGCO ist in den vergangenen 16 Jahren vor allem durch Zukäufe gewachsen. „Unsere Industrie hat sich seit 1950 stark konsolidiert. Damals gab es allein in Deutschland über 50 unabhängige Traktorproduzenten“, meinte Richenhagen. Es gibt jedoch viele spezialisierte Nischenanbieter und regionale Familienunternehmen mit einem Umsatz von 50 Mio. Euro bis 200 Mio. Euro. „Die interessieren uns“, so der Konzernchef. Der 56-jährige gab zu, dass es spannend werden könnte, das selbst gesteckte Ziel von 7,8 Mrd. US-Dollar Umsatz, also knapp 5,9 Mrd. Euro, zu erreichen. Allzu große Hürden sieht er dabei aber nicht. Im Gegensatz zu den Autos läuft das Geschäft mit den Traktoren und Erntemaschinen weiterhin gut. Ungebremste Nachfrage Das Jahr 2009 startete planmäßig, da die Nachfrage nach Hightech-Landmaschinen weiterhin hoch ist. Richenhagen zeigte sich optimistisch, dass die Erfolgsgeschichte der Unternehmensgruppe auch künftig rund läuft: „An den wesentlichen Voraussetzungen für unsere Industrie hat sich durch die Krise nichts geändert.“ Die Weltbevölkerung wächst, während die landwirtschaftlich nutzbare Fläche immer weiter abnimmt. Jedes Jahr werden rund 80 Mio. Menschen geboren, die zusätzlich ernährt werden müssen. Die Ernährungsgewohnheiten in den Schwellenländern passen sich denen in den Industrieländern immer mehr an. In zahlreichen Ländern bewirtschaften die Bauern ihre Felder aber bisher wenig effektiv. Die Folge: Produzenten von Hightech-Landmaschinen wickeln hervorragende Geschäfte ab. „Die Weltbevölkerung wächst. Die landwirtschaftliche Produktion muss in den nächsten 20 Jahren verdoppelt werden. Der Landwirtschaft gehört die Zukunft“, freute sich Richenhagen. AGCO reagiert auf die weltweit steigende Nachfrage nach HightechLandmaschinen für Landwirte. Insgesamt investiert der Konzern viel in Forschung und Entwicklung und baut in den USA Kapazitäten auf. In Amerika und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion gibt es eine vergleichbar große Ackerfläche. In den USA werden jährlich rund 25 000 schwere Traktoren und in den osteuropäischen Staaten etwa 11 000 verkauft. „Da gibt es noch viel Potenzial. In Russland liegen 40 Mio. Hektar brach. Das kann langfristig nicht so weitergehen. Die Weizenpreise werden wieder steigen“, erläuterte der Konzernchef. Die Produktion von Biosprit verschärft das Problem und zwingt ebenfalls dazu, die Böden nachhaltiger zu nutzen. Hoch entwickelte Technologie in der Landtechnik wird sich daher weltweit immer mehr durchsetzen. In dieser Richtung hat der Konzern mit seinen vier Kernmarken Fendt, Massey Ferguson, Challenger und Valtra eine Fülle an Produkten zu bieten. Die weltweite Nummer drei der Branche – hinter dem US-Unternehmen John Deere und der Fiat-Tochter Case New Holland – konzentriert sich als einzige Firma ganz auf Landtechnik. Fendt ist die Hightech-Marke und der Innovationsstandort im AGCO-Konzern. Gerade im Bereich moderner Großtraktoren, die die Kosten pro Hektar deutlich senken können, spielt Fendt mit den Baureihen 800 und 900 Vario eine führende Rolle. Ein besonderes Projekt der Fendt-Entwicklung ist die Konzeptstudie Trisix Vario, einem Großtraktor mit drei Achsen, 544 PS und einem Leergewicht von 19 Tonnen. Damit lässt sich fast jeder Boden beackern und das mit bis zu 65 Stundenkilometern. Die Produkte werden von mehr als 2 800 unabhängigen Händlern in mehr als 140 Ländern vertrieben. Produktionskapazität ausweiten Neben den USA und Westeuropa haben sich vor allem die EU-Beitrittsländer wie Polen oder Ungarn zu lukrativen Absatzmärkten entwickelt, die von EU-Förder- mitteln und nationalen Investitionszuschüssen für die Modernisierung der Landwirtschaft profitieren. Die Traditionsmarke Fendt ist besonders stark in Westund Zentraleuropa mit dem Baltikum. Auch Afrika könnte wegen des guten Klimas und der hervorragenden Böden bald ein wichtiger Markt für AGCO sein. „Der Bedarf an preiswerten, soliden Schleppern ist hoch. Wir haben das Produkt, aber noch nicht die Produktionsstrukturen. Wir schließen deshalb den Bau eines Montagewerkes in Afrika nicht aus“, so Richenhagen. Das Problem ist die fehlende politische Stabilität. Den größten Markt für Schlepper bietet allerdings Indien. Dort ist AGCO mit Massey-Ferguson seit Jahrzehnten mit 23 % an einem Joint Venture betei- ligt. „Das ist nicht ideal, weil wir eigentlich immer Mehrheitsbeteiligungen anstreben, aber sonst ist das auch ein Modell für Afrika und China.“ Vier der 15 Produktionsstandorte von AGCO befinden sich in den USA und in Mexiko, drei in Südamerika und acht in Europa. Doch das Zugpferd des Konzerns ist die Premium-Marke Fendt. Mit den Traktoren und einem noch kleinen Anteil an Mähdreschern und anderen Geräten hat die deutsche Tochter im vergangenen Jahr 1,3 Mrd. Euro zum Gesamtumsatz von rund 6,4 Mrd. Euro geliefert. Das Unternehmen hat 15 428 Traktoren verkauft. Das sind gut 2 000 mehr als im Vorjahr. Die von Fendt entwickelten stufenlosen Vario-Getriebe werden zum Teil von allen Konzern- ABSATZENTWICKLUNG Traktoren 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Grafik: Fendt, 2009 marken übernommen. Damit kommen die deutschen Traktorgetriebe auch in Traktoren von Marken wie Massey-Ferguson oder Challenger auf der ganzen Welt zum Einsatz und der Exportanteil der deutschen Landmaschinenindustrie wird weiter ausgebaut. Bereits jetzt werden zwei von drei in Deutschland gebauten Traktoren exportiert. Dabei ist das deutsche Know-how ein enormer Wettbewerbsvorteil. Das diesjährige Ziel: 17 000 Traktoren absetzen und die Produktion bis 2012 auf 20 000 Traktoren erhöhen. Investitionsprojekte auf den Weg bringen Um das Wachstum zu sichern, erweitert AGCO nun die deutschen Fendt-Werke in Marktoberdorf und im bayerischen Asbach-Bäumenheim. Trotz Finanzkrise soll dieses Projekt mit Nachdruck vorangetrieben werden. „Bei Fendt haben wir unser bisher größtes Einzelinvestitionsprojekt auf den Weg gebracht“, erläutert Richenhagen. Die Unternehmensgruppe investiert rund 170 Mio. Euro in die beiden FendtWerke, um die Fertigung auszubauen und noch leistungsstärker zu machen. Außerdem bringt die Werkserweiterung weitere Arbeitsplätze mit sich. „Wir glauben an den Standort Deutschland“, versicherte der AGCO-Chef. Bei Fendt ist die Zahl der Mitarbeiter im vergangenen Jahr um rund 240 auf 3 321 gestiegen, bei AGCO wurden rund 1 000 neue Stellen geschaffen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 15 000 Mitarbeiter. „Mit Ausnahme Brasiliens, wo wir die Zeitarbeiter reduzieren, planen wir keinen Personalabbau“, erklärte Richenhagen. Er lobte die Unterstützung, die das Unternehmen bei seinen Investitionsvorhaben in Bayern und den beteiligten Gemeinden erfahren hat. „Es ist für uns sinnvoll, in dieser Region zu bleiben und zu investieren“, so Richenhagen, „denn die FendtMitarbeiter wissen, was die Landwirte brauchen.“ Erfolgreich! 38 WirtschaftsKurier VERLAGSSONDERTHEMA MAI 2009 Trends & Innovationen Technologie aus dem Allgäu | Premiumhersteller bei Traktoren funktionen ausgeführt werden. Der 200 Vario punktet durch Wirtschaftlichkeit und Funktionalität, weil er eine optimierte Hydraulikbedienung besitzt, mit einer optionalen Load-Sensing-Pumpe ausgestattet ist und bis zu sechs neu entwickelte doppelwirkende Steuergeräte hat. Durch die besondere Konstruktion des Vario-Getriebes ist es zudem gelungen, die Antriebs-Komponenten weitestgehend in das Hinterachsgehäuse zu integrieren. Der 200 Vario ist der erste Spezialtraktor mit einem ebenen Kabinenboden. Eine ideale Beinstellung gewährleistet nicht nur der wegfallende Getriebetunnel, sondern auch das zentrale Bedienkonzept an der rechten Seite. Durch das neigungsund höhenverstellbare Lenkrad sowie den luftgefederten Komfortsitz sitzt der Fahrer immer in der richtigen Position und bleibt so auch an langen Arbeitstagen fit. Für ein angenehmes Arbeitsklima sorgt das leistungsfähige Heizungs- und Belüftungssystem mit integrierter Klimaanlage. An kalten Tagen wird der Fahrer durch eine Warmwasserheizung gewärmt. Ein weiteres Plus: der geringe Geräuschpegel durch die Abkoppelung der Kabine vom Rumpf des Schleppers, die gedämmte Kabine und eine wassergekühlter Motor mit hoher Laufruhe. Ob nun der 200 Vario V/F/P oder die Baureihen vom 300 bis 900 Vario – Das Konzept der Fendt Traktoren überzeugt. Und so bekommt das Unternehmen eine Auszeichnung nach der anderen. Medaillenregen für innovative Lösungen M it dem „200 Vario V/F/P“ eröffnet Fendt ein neues Zeitalter im Bereich der Spezialtraktoren. Der 200 Vario vereint höchsten Fahrkomfort, optimale Effizienz und ist zudem der erste und einzige stufenlose Spezialtraktor mit Vario-Getriebe am Markt. Durch die langjährige Erfahrung bei der Entwicklung und Produktion von Getriebe und Elektronik ist es den Ingenieuren der Fendt-Entwicklung gelungen, die Spezialtraktoren mit moderner Großtraktoren-Technologie auszustatten. Um die Landwirte auch künftig mit bester Qualität bedienen zu können, fiel im Juni 2006 der Startschuss zur Entwicklung des 200 Vario. Rund 60 hoch qualifizierte Ingenieure und Konstrukteure von Fendt haben über drei Jahre an dem Premiumprodukt für den Wein-, Obst- und Hopfenanbau gearbeitet. Daneben bietet der 200 Vario auch bei vielen außerlandwirtschaftlichen Einsätzen, wie kommunalen Arbeiten oder Landschaftspflege, viele Vorteile. Dazu zählen die hervorragende Wendigkeit, die schmale Bauweise, die ergonomisch perfekt angebrachte Bedieneinheit sowie der stufenlose Antrieb der Baureihe. Hauptziel bei der Entwicklung war es, den neuen 200 Vario mit dem stufenlosen Vario-Getriebe auszurüsten, weil dieses sich für den Wein-, Obst- und Hopfenanbau besonders gut eignet. Eine echte Herausforderung für die Ingenieure war es, das stufenlose Getriebe auf kleinstem Raum wartungsfreundlich unterzubringen. Das Getriebe wurde eigens dafür entwickelt und an die festgelegte Baugröße angepasst. Die Leistungsfähigkeit des Getriebes zeigt sich auch deutlich bei der Beschleunigung: Von 0 auf 40 Stundenkilometer in nur sieben Sekunden – das spricht für sich. Die Maximalgeschwindigkeit wird bereits bei Kraftstoff sparenden 1 750 Umdrehungen pro Minute erreicht. Für eine noch wirtschaftlichere Fahrweise sorgt das Traktor-Management-System (TMS). Das TMS über- WEITERE ENTWICKLUNGEN Technologie der Superlative: Fendt setzt fortwährend neue Maßstäbe in der Erntetechnik. Technische Meilensteine wie das PowerFlow-Schneidwerk sind mittlerweile fester Bestandteil der hochklassigen Mähdrescher. Mit dem einzigartigen Konzept des „Rotormähdreschers 9460 R“ wurde eine neue Ära der Erntetechnik eröffnet. Das Geheimnis des Erfolges basiert auf dem großen Rotor, der die Dreschleistung und Strohqualität deutlich verbessert. Neue Dimension der Kraftübertragung: Mit der Konzeptstudie „Trisix Vario“ präsentiert Fendt ein weiteres Hochleistungsfahrzeug. Das Konzept vereint die Vorteile von Raupentraktoren mit denen von Hochleistungs-Radtraktoren – ohne dabei die jeweiligen Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Drei Achsen bedeuten im Vergleich zu bisherigen Radkon- zepten eine erhöhte Kraftübertragung und eine deutlich bessere Traktion. Gleichzeitig sind Fahrzeugaußenbreiten möglich, die einen uneingeschränkten Straßenverkehr erlauben. Rapsöl-betriebener Fendt-Traktor: Im Hinblick auf eine geringere CO2-Belastung und die Endlichkeit fossiler Ressourcen gewinnen Rohstoffe, die in der Landwirtschaft erzeugt werden, an Bedeutung. Fendt stellte diesem Trend entsprechend als erster Traktorenhersteller ab Werk einen mit Rapsöl betriebenen Traktor, den „820 Vario greentec“, her. Das Konzept, das gemeinsam mit dem Motorenhersteller Deutz entwickelt wurde, basiert auf einem ventilgesteuerten Zwei-Tank-System. Dieses besteht aus einem Rapsöltank mit 340 Litern Volumen und einem kleineren Dieseltank mit rund 100 Litern Volumen. nimmt die Steuerung von Motor und Getriebe. Der Fahrer gibt die Geschwindigkeit vor und das TMS passt die Motordrehzahl und die Getriebeeinstellung automatisch an, sodass der Traktor immer im wirtschaftlichen Optimum betrieben wird. Dies entlastet nicht nur den Fahrer, sondern ermöglicht eine Kraftstoffeinsparung von bis zu 10 %. Außerdem ist im 200 Vario ein wassergekühlter 3-Zylinder-Motor von AGCO Sisu Power eingebaut. Der Motor hat eine Maximalleistung von 70 bis 110 PS und einen Hubraum von 3,3 Litern. Durch die kurze Bauweise des 3-Zylinders ist es gelungen, das neue Kühlpaket unterzubringen und dennoch die kompakte Bauart der Spezialschlepper beizubehalten. Die Kühlanlage verfügt über große Ansaugflächen, was für eine bestmögliche Kühlerleistung sorgt. Der Luftfilter mit Zyklonvorabscheider garantiert hohe Filterstandzeiten und einen geringen Wartungsaufwand. Zudem ermöglicht er einen hohen Luftdurchsatz trotz des geringen Bauraumes. Mehr Komfort durch moderne Technik Schon vor der Konstruktionsphase standen die Ingenieure mit den Vertriebspartnern in engem Kontakt und sammelten Vorschläge für das neue Fahrzeug. Bedeut- sam für die Entwicklung war auch die Zusammenarbeit mit den Kunden, um genau den Traktor zu konstruieren, der dem Markt gerecht wird. Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen bezüglich des Geräteeinsatzes und den verschiedenen Betriebsgrößen in Europa war die Entwicklung des Bedienkonzeptes wichtig. Um sicherzustellen, dass das neue Bedienkonzept allen Kundenwünschen entspricht, lud Fendt Landwirte aus den wichtigsten europäischen Märkten nach Marktoberdorf ein. Das Ergebnis: Eine zentrale Bedieneinheit und die Möglichkeit, zwischen zwei Ausführungen des Fahrhebels zu wählen. Die Bedienung funktioniert mit einem Joystick, der den Traktor beschleunigt oder verlangsamt und mit dem die Wendeschaltung, der Tempomat und der Motordrehzahlspeicher betätigt werden. Der Multifunktionshebel bietet damit mehr Funktionalität als SynchronGetriebe mit bis zu vier Schalthebeln. Für komplexere Arbeiten gibt es den 200 Vario mit einem sogenannten Profi-Paket. Mit dem Profi-Fahrhebel können über die Funktionen des Joystick hinaus bis zu vier doppelt wirkende Steuerventile sowie die Heckkraftheber und Zapfwellenautomatik bedient werden. Angebaute Arbeitsgeräte können so beim Wenden ohne lästiges Umgreifen ausgehoben oder diverse Stell- Für den Innovationspreis 2009 im Rahmen der SIMA in Paris wurden mehr als 150 Innovationen eingereicht. Die Jury, bestehend aus 15 Experten aus sechs Ländern, zeichnete 25 davon mit einer Medaille aus. Fendt erhielt bei der Verleihung eine Silbermedaille für die Spezialtraktorenbaureihe 200 Vario. Prämiert wurde die Baureihe für das stufenlose Vario-Getriebe, die Plattform-Kabine und das Bedienkonzept mit Joystick. Laut der Jury bietet Fendt mit seinen Wein- und ObstbauTraktoren einen Fahr- und Arbeitskomfort sowie Wirtschaftlichkeit und Sicherheit, wie sie bisher nur in großen Traktoren möglich waren. „Ich freue mich, dass sich die Arbeit für meine Mitarbeiter gelohnt hat. Der gesamte 200 Vario-Traktor ist eine einzige Innovation, angefangen beim Vario-Getriebe über den hervorragenden Bedien- und Fahrkomfort bis hin zum Motor“, sagte Dr. Heribert Reiter, Vice President und Geschäftsführer Entwicklung und Einkauf. Die Messe AGRA in Bulgarien gleich zu Beginn dieses Jahres war für Fendt ebenfalls ein voller Erfolg. Nur eine einzige Goldmedaille wurde bei der Veranstaltung vergeben und diese erhielt der Fendt-Großtraktor „936 Vario“. Wieder waren es Bedienkomfort sowie Wirtschaftlichkeit durch innovative technische Lösungen, welche die Jury überzeugten. Begeistert waren die Experten auch vom Design. Die Vorteile von Komfort und Innovationen zur Effizienzsteigerung und zur Erleichterung der Arbeit gewinnen gerade in Osteuropa zunehmend an Bedeutung. Auch in Russland wurde der 936 Vario wegen seiner vielen Vorteile mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Der Großtraktor hatte mit hohen Leistungswerten wie 360 PS oder 60 Stundenkilomtern Höchstgeschwindigkeit, Sparsamkeit im Kraftstoffverbrauch sowie dem Fahrsicherheitssystem Fendt Stability Control die Jury überzeugt. Die Besucher waren von den Innovationen begeistert, die es Ende des vergangenen Jahres auf der ersten internationalen Fachmesse für Landtechnik Agrosalon in Moskau sah. Für Fendt war der Auftritt während der Messe ein weiterer Schritt in eine erfolgreiche Zukunft. Know-how durch Kurse Fahrertraining | Mit neuem Konzept zum Vario Profi D ie Fendt Varios sind mit modernster Technologie ausgestattet. Bei dem Fahrertraining „Fendt Expert“ lernen die Teilnehmer, diese Technologie optimal zu bedienen und damit die Wirtschaftlichkeit des Varios voll zu nutzen. Beim Fendt-Feldtag in Wadenbrunn im August 2008 stellte das Team des Fahrertrainings das neue Fahrerschulungskonzept vor. Die ersten Trainings sind bereits mit großem Erfolg und Zuspruch der Teilnehmer durchgeführt worden. Ziel des neuen Fahrertrainings „Fendt Expert” ist es, eine individuelle und angepasste Schulung anzubieten. Beim Training erfahren die Teilnehmer alle Grundlagen der Vario-Technik. In der ersten Ausbaustufe von „Fendt Expert” gibt es drei Basic-Kurse, aufgeteilt nach den Baureihen 300, 400 bis 800 oder 900 Vario. In den Trainings werden wichtige Details und Informationen zum Schlepper, zur Bedienung von Variotronic beziehungsweise dem Variocenter sowie dem Varioterminal mit Automatikfunktionen vermittelt. Die Teilnehmer lernen alle Bedienelemente und Armaturen kennen, die sich in der Kabine befinden. Besonders wichtig ist die Erläuterung unterschiedlicher Fahrstrategien, sodass klar ist, für welche Einsätze sich zum Beispiel der Tempomat oder das Fahrpedal besser eignen. Mit „Fendt Expert” lernen die Teilnehmer mit niedrigstem Verbrauch bei gleichzeitig höherer Leistung zu fahren. Lohnunternehmer und Landwirte sowie Kommunen und Bauunternehmer profitieren nicht nur im Feld und auf der Straße durch den technisch idealen Einsatz des Varios, sondern auch in der Buchhaltung. Denn sie sparen konsequent Geld ein. „Die Teilnehmer von „Fendt Expert” lernen die Hightech, die im Vario steckt, optimal zu nutzen und das Beste aus den Traktoren herauszuholen. Die Bedienung ist absolut logisch und intuitiv, sodass es uns gelingt, den Teilnehmern an nur einem Tag die wichtigsten Funktionen nahezubringen“, erklärte Roland Schmidt, Leiter der Fendt-Verkaufsförderung, „damit die Teilnehmer aber tatsächlich einen Lerneffekt erzielen und wir auch in der Basic-Schulung manche Themen vertiefen können, sollten sie schon erste Erfahrungen mit einem Vario vorweisen können.“ Für die Teilnahme an Vario Basic werden deshalb rund 100 Stunden Erfahrung mit einem Vario vorausgesetzt. Durch die Begrenzung der Teilnehmerzahl auf maximal 20 Personen ist die Qualität der Trainings auf hohem Niveau. Die Trainer können dadurch gezielter auf Fragen eingehen und spezielle Themen ausführlich erläutern. Die Kurse werden entweder direkt bei den Vertriebspartnern vor Ort oder am Fendt-Stammwerk in Marktoberdorf durchgeführt. Die Anmeldung der Teilnehmer erfolgt über die Vertriebspartner. Für weitere Informationen klicken Sie: www.fendt.com/de/fahrertraining.asp. Erfolgreich! VERLAGSSONDERTHEMA MAI 2009 WirtschaftsKurier 39 Erfolgsgeschichte Fendt Chronologie | Vom Dieselross zur Vario-Baureihe M it viel Mut und handwerklichem Geschick gingen Vater Johann Georg und Sohn Hermann Fendt 1929, mitten in der Weltwirtschaftskrise, ans Werk. Ihre Idee war ein Kleinschlepper für die Allgäuer Landwirtschaft. Als die Familie Fendt begann, in einer Schmiede Traktoren zu bauen, ahnte sie noch wenig von den großen Veränderungen, die die Traktorentechnik in diesem Jahrhundert durchlaufen sollte. Die Unternehmensrichtung stand von Anfang an fest: Die Kunden durch neue technische Lösungen, Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit zu überzeugen. 1930 war es so weit: Der erste Fendt-Dieselkleinschlepper konnte an den Landwirt Peter Guggemoos bei Seeg im Allgäu ausgeliefert werden. Im gleichen Jahr ging der zweite Fendt mit Dieselmotor, Anbaupflug und fahrunabhängigem Mähwerk an den Marktoberdorfer Landwirt und Brauereibesitzer Franz Sailer. Er nannte seinen Schlepper „Dieselross“. Damit war eine neue Marke geboren: das FendtDieselross. Durch den preiswerten Schlepper konnten es sich zum ersten Mal auch klein- und mittelbäuerliche Betriebe leisten, das Pferd zu ersetzen. 1935 wurde der Grundstein für den ersten großen Wachstumsschub gelegt, und zwar gemeinsam mit der Bayerischen Warenvermittlung (heute BayWa) als Fendt-Vertriebspartner für ganz Bayern. Nun konnten die ersten großen Produktionshallen geplant, gebaut und in Betrieb genommen werden. 1937 wurde die Xaver Fendt & Co. in das Handelsregister in Kempten eingetragen. Das Dieselross entwickelte sich immer mehr zu einer zuverlässigen Arbeitsmaschine, die bei den bayerischen Landwirten gut ankam. Bereits 1938 produzierte Fendt mit dem Dieselross „F 22“ einen Traktor, der eine Reihe von Merkmalen der Traktoren der 50er Jahre hatte: Zweizylinder-Motor, stehender Kühler und ein 4-Gang-Getriebe. Das Unternehmen verzeichnete einen rasanten Aufschwung mit einer Jahresproduktion von rund 1 000 Fendt-Dieselrössern bis Ende der 30er Jahre. Kriegsbedingt folgte dann allerdings ein dramatischer Niedergang von Produktion und Nachfrage. Dennoch versuchte Fendt aus der Not eine Tugend zu machen: Wegen der DieselölKnappheit und des Verbots, Dieselschlepper einzusetzen, entwickelte das Unternehmen 1942 einen Holzgas- generator-Schlepper, der mit Brennholz angetrieben wurde. Schnelle Expansion Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs das Unternehmen unter der Leitung der Brüder Hermann, Xaver und Paul Fendt ungewöhnlich rasch. Die strategisch wohl wichtigste Entscheidung trafen die Herren Fendt in den 50er Jahren mit dem Aufbau eigener Kapazitäten für die Entwicklung und Fertigung von Getrieben. Damit arbeitete Fendt nicht nur kostenorientiert, sondern war zeitgemäß und anderen Wettbewerbern in wichtigen Punkten stets voraus. In dieser Zeit kam es durch das angehende Wirtschaftswunder und die steigende Nachfrage nach Traktoren durch die Technisierung in der Landwirtschaft zu einer zweiten großen Wachstumsexplosion. Der Aufstieg des Unternehmens war letztlich aber nur deshalb möglich, weil sich die drei Brüder zu herausragenden Unternehmerpersönlichkeiten entwickelt hatten: Dr. Hermann Fendt war der Ideengeber für die Produktentwicklung. Xaver Fendt – ganz Praktiker – war Mitinhaber und Verantwortlicher für Produktion und Produktqualität, was zum ausgezeichneten Ruf der Fendt-Trak- 1930 1932 1937 1943 1949 1950 Die Entwicklungen der Fendt-Landtechnik von 1930 bis in die Neuzeit. toren beigesteuert hat. Paul Fendt war als jüngster der drei Brüder für den Auf- und Ausbau der Vertriebsorganisation im In- und Ausland verantwortlich und integrierte die Marke Fendt erfolgreich innerhalb des europäischen Vertriebs. Das Unternehmen genießt seit jeher weit über Europa hinaus höchstes Ansehen. Aktuelle Zahlen belegen, dass Fendt heute Imageführer in der Landtechnik-Branche ist. Nach Angaben der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wurde der Traktorenhersteller 2008 von zahlreichen Landwirten als besonders innovatives Unternehmen eingestuft. Genau das unterstreicht einmal mehr die Firmenphilosophie, fortlaufend mit neuen Technologien den Kunden den größtmöglichen Nutzen zu bieten. Führende Qualitätsmarke 1961 lief der 100 000ste Fendt vom Band. Besonders erfolgreich entwickelten sich die Geräteträger. Dabei handelt es sich um ein Mechanisierungssystem von der Saat bis zur Ernte. Ein völlig neues Marktsegment eröffneten die 1976 vorgestellten FavoritGroßtraktoren. Nur vier Jahre später brachte Fendt dann die Farmer 300erReihe auf den Markt, die mit technischen Pionierleistungen wie 40 Stundenkilometer und gummigelagerter Kabine maßgeblich zum Firmenerfolg beigetragen hat. Nach dem Motto „Wer besser sieht, kann besser arbei- ten" baute Fendt 1984 einen FreisichtTraktor mit Unterflurmotor. Das Unternehmen entwickelte sich über die Jahre stets weiter. 1985 wird der Traktorenhersteller erstmals Marktführer in Deutschland. Zahlreiche Pionierleistungen sowie nationale und internationale Auszeichnungen begleiten den Weg der Firma und Marke Fendt. Es folgen Fahrzeug-Baureihen mit 50 Stundenkilometern, hydropneumatischer Kabinen- und Vorderachsfederung sowie Turboshift in der Mittelklasse, was sowohl die Kunden als auch die Fachwelt begeisterte. Die top agrarSchlepperumfrage 2008 bestätigte, dass Fendt-Kunden mit ihrem Traktor zufrieden sind. Die Erhebung des Fachmagazins umfasste 2 000 Schlepper im Praxisurteil. Fendt schnitt in Bezug auf Qualität, Technologie und Markentreue am besten ab. 90 % der Kunden planen, der Marke treu zu bleiben, unter anderem wegen der positiven Erfahrungen mit den Händlern und mit Fendt. Bei der Bewertung von Motor, Getriebe und Hydraulik sowie der Kabine und der Wartung vergaben die Landwirte in allen Kategorien überdurchschnittliche Noten für Fendt. Neue Traktorengeneration 1996 ist für Fendt ein Meilenstein in der Entwicklung seiner Zugmaschinen: Der erste Großtraktor der Welt mit dem stufenlosen Fendt-Vario-Getriebe kommt auf den Markt. Ein Quantensprung in der Getriebetechnologie. Als führende Hightechund Qualitätsmarke wurde Fendt 1997 Teil des weltweit drittgrößten Landmaschinenkonzerns AGCO, Georgia, USA. Dabei ist Fendt die anerkannt erfolgreiche Premium-Marke im AGCO-Konzern mit Spitzenwerten bei Investitionen in den letzten acht Jahren. Über die sehr gute Marktposition in Deutschland ist es gelungen, die Exportstückzahlen deutlich zu erhöhen. Gemeinsam mit AGCO konnte das Produktangebot erstmals um die Erntetechnik erweitert werden. Laut Statistik des deutschen Kraftfahrzeugbundesamtes verzeichnete Fendt 2008 mit 5 365 Traktoren rund 10 % mehr Zulassungen als im Vorjahr. Der „820 Vario“ machte dabei mit 17 % der verkauften Fendt-Traktoren den größten Anteil aus und ist damit der meistverkaufte Traktor in Deutschland. Der kompakte Großtraktor, der im Bereich der Mittelklassetraktoren eine gehobene Serienausstattung bietet, überzeugt durch seine Wendigkeit und Flexibilität im Einsatz. Um die Nachfrage nach den VarioTraktoren weiterhin decken zu können, soll die Produktion deutlich ausgebaut werden. Auch für 2009 hält Fendt wieder neue Produkte bereit. Neben der kontinuierlichen Innovationskraft zählt die einzigartige Firmenkultur zu den Erfolgsgründen. Die Fendt-Mitarbeiter identifizieren sich mit dem Unternehmen, sind motiviert und arbeiten leistungsorientiert. „Wir haben eine gute Strategie und vor allem sehr gute Mitarbeiter!“ Interview | Martin Richenhagen, Chairman, President und CEO der AGCO Corporation satz, das herausragendste Ergebnis im Herr Richenhagen, seit fünf Jahren sind Jahr 2008? Sie Präsident der AGCO Corporation. In dieser Zeit ging es steil bergauf mit Das herausragendste Ergebnis, das wir im dem Konzern. Wie ist das gelungen? Jahr 2008 erzielen konnten, war das Ergebnis pro Aktie (EPS). Hier konnten wir Gemeinsam mit dem AGCO Board haben ein Plus von 60 % erzielen. Als AGCO wir eine gute Strategie entwickelt. Das gesamte Paket besteht aus 75 verschiegegründet wurde, haben sich die dadenen Projekten. Davon ist ein Drittel maligen Verantwortlichen langfristig bereits umgesetzt, ein Drittel ist derzeit 3 US-Dollar pro Aktie zum Ziel gesetzt. in Arbeit und ein weiteres Drittel steht In 2008 lag dieser Wert bei exakt 4 USuns noch bevor. Der wichtigste Grund Dollar. für den Erfolg unseres Unternehmens ist Zu Ihrem Aufgabengebiet gehört unter jedoch, dass wir weltweit erstklassige anderem die Betreuung der Aktionäre Mitarbeiter haben. und Analysten. Wer sind die Aktionäre bei AGCO und welchen Einfluss haben Können Sie uns ein paar Beispiele dieser sie auf das Geschehen im Konzern? Projekte nennen? Das größte Projekt in Deutschland ist Der größte Anteil unserer Aktien ist im Be„Fendt ahead“, in dessen Mittelpunkt sitz von institutionellen Investoren. Audie Kapazitätsausweitung an den Standßerdem gibt es auch weltweit Streubeorten Marktoberdorf und Bäumenheim sitz. Unsere Aktionäre haben keinen steht. Ein weiteres Projekt ist Globe. DaEinfluss auf das operative Geschäft, sind bei geht es um die Vereinheitlichung von aber mit der Entwicklung des Konzerns Prozessen und eine efsehr zufrieden. Der aktufizientere Kommunikaelle Börsenkurs gefällt ihtion innerhalb des „Beim Ergebnis pro nen natürlich nicht so Konzerns. Eine weitere sehr, er hat unter der FiAktie konnten wir bedeutende Maßnahnanzkrise, wie bei vielen 2008 ein Plus von me ist die Steigerung anderen börsennotierten des EntwicklungsbudUnternehmen, doch gelit60 % erzielen.“ gets mit vielen neuen ten. Projekten im TraktoViele Branchen stecken ren- und Erntetechnikbereich. In den aufgrund der Finanzkrise derzeit in letzten Jahren haben wir dieses Budget Schwierigkeiten. Wie sehen Sie die Zuverdoppelt. kunftsperspektiven der Landwirtschaft und des AGCO-Konzerns? Auch im vergangenen Jahr hat AGCO wieder Rekordzahlen erzielt. Was war für Zunächst möchte ich dazu sagen, dass in Sie, neben dem erneuten Rekordumden Medien leider immer noch der Grundsatz gilt: „bad news are good news“. Ich bin der Meinung, dass dies nicht der richtige Weg ist und die Medienwelt – vor allem in Krisenzeiten – auch die durchaus vorhandenen positiven Nachrichten vermelden sollte. Die fundamentalen Faktoren, die unser Marktgeschehen bestimmen, bleiben trotz der Krise stabil und haben weiterhin großen Einfluss. Die Weltbevölkerung wächst weiter und damit steigt auch der Bedarf an Lebensmitteln und Energie. Zudem wird die Fläche, die landwirtschaftlich genutzt werden kann, immer weniger. Das heißt, die vorhandene Fläche muss noch effizienter genutzt werden. Und dazu werden professionelle Maschinen mit modernster Technologie benötigt. Unserer Branche geht es weiterhin gut, ich kenne im Augenblick keinen anderen Industriezweig, dem es vergleichsweise so gut geht wie der Landwirtschaft. Natürlich gibt es auch in der Landwirtschaft in einzelnen Bereichen immer wieder Schwankungen, aber viele unserer Kunden sind solide aufgestellt. In den nächsten Jahren investiert AGCO 172 Mio. Euro in die Fendt-Standorte Marktoberdorf und Asbach-Bäumenheim. Dies ist die größte Einzelinvestition, die AGCO je getätigt hat. Was waren die Gründe für den Zuschlag? Der wichtigste Grund ist, dass sich die Mitarbeiter bei Fendt durch eine tolle Motivation, gute Fachkenntnisse sowie eine hohe Produktivität auszeichnen. Ein dass Fendt überall dort Wachstumsweiterer wichtiger Grund für diese Entchancen hat, wo professionelle Landscheidung war die solide politische Inwirtschaft betrieben wird. frastruktur in Deutschland sowie die vernünftige und gut funktionierende ZuVor Kurzem wurden Sie von der TU Dressammenarbeit mit dem Land Bayern, den zum Professor ernannt.Wie es ist es dem Landkreis Ostallgäu und der Stadt zu dieser Auszeichnung gekommen? Marktoberdorf. Die GenehmigungsproNach der Wende mussten die Universitäzesse gehen hier einfach etwas schneller ten in der ehemaligen DDR von heute voran. auf morgen statt Planwirtschaft Marktwirtschaft lehren. Der BeWas erwarten Sie in Zudarf an Professoren und kunft von Fendt? Experten war daher sehr Bei Fendt wird der „Die wichtigsten groß und so kam es, dass Schwerpunkt weiterhin Absatzmärkte ich in den neuen Bunim Traktorenbereich werden weiterhin desländern Gastvorleliegen. Doch unser Ziel zum Thema ist es, Fendt zu einem die angestammten sungen „Simply Management“ Full-Liner auszubauen. Märkte sein.“ gehalten habe. Vor etwa Wir sind dabei, die Ernvier Jahren hat dann die tetechnikpalette weiter TU Dresden ebenfalls bei mir angezu komplettieren. Derzeit wird ja von fragt. Ja, und so hat sich das Ganze und vor allem für Fendt ein Feldhäcksler entwickelt. Ich freue mich natürlich entwickelt. Auch bei der Entwicklung sehr über diese Auszeichnung. des Hybridmähdreschers ist Fendt aktiv beteiligt. Abschließend noch eine Frage: Wo sehen Sie Wachstumschancen für Welche Dinge müssen aufgrund der Fendt? derzeitigen Situation besonders beDie wichtigsten Absatzmärkte für Fendt achtet werden? werden weiterhin die angestammten Wir sollten in diesem Jahr vorsichtig und Märkte sein. Gute Chancen sehe ich in kostenorientiert wirtschaften. Wir haOst- und Zentraleuropa sowie in den ben uns Großes vorgenommen und GUS-Staaten. Wachstumschancen sehe müssen deshalb den Markt genau beich zudem in Nordamerika. Auch die obachten. dortigen Landwirte geraten durch die steigenden Ölpreise immer weiter unter Vielen Dank für das Gespräch. Kostendruck. Daher steigt das Interesse an intelligenten, Sprit sparenden Lösungen. Zusammenfassend ist zu sagen, Quelle: Fendt Focus, April 2009 Aus dem Allgäu – für die Felder der Welt Fendt: Unternehmen mit Tradition und Dynamik Fendt bietet als führende High-Tech-Marke Traktoren und Erntemaschinen für die unternehmerisch ausgerichtete Landwirtschaft und weitere interessante Aufgabengebiete. Seit 1997 ist Fendt eingegliedert in die AGCO Corporation, der weltweit drittgrößten Landtechnikgruppe mit rund 15.000 Mitarbeitern. Als Spitzenmarke des Konzerns und Innovationsführer der gesamten Landtechnikbranche steht Fendt für modernste Technologie und Qualität. Der Erfolg der Marke Fendt resultiert aus der hohen Loyalität und Leistungsbereitschaft aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Zukunft der Standorte Marktoberdorf und Asbach-Bäumenheim ist auf Wachstum ausgerichtet. Wer Fendt fährt, führt "($0(NC)t'FOEU.BSLFUJOHt.BSLUPCFSEPSGt5FMFGBYtXXXGFOEUDPN