Experten Statement
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Experten Statement
Internationale Zeitschrift für ärztliche Fortbildung Nr. 24/November 2013 1 Experten-Statement Naltrexon in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit und „stoffungebundener Suchtformen“ VORSITZ: UNIV.PROF. DR. OTTO-MICHAEL LESCH, WIEN, UNIV.PROF. DR. HENRIETTE WALTER, WIEN TEILNEHMER: PRIM. UNIV.DOZ. DR. ANDREAS ERFURTH, WIEN, UNIV.PROF. DR. GABRIELE FISCHER, WIEN, PRIM. UNIV.PROF. DR. CHRISTIAN HARING, HALL I. TIROL, UNIV.PROF. DR. MANFRED MAIER, WIEN, PD DR. WERNER E. PLATZ, BERLIN, UNIV.PROF. DDR. GABRIELE SACHS, LINZ, PROF. DR. MED. GERHARD A. WIESBECK, BASEL ISSN 1726-0027 Naltrexon in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit und „stoffungebundener Suchtformen“ EINLEITUNG 2 Alkohol- und Drogenabhängigkeit zählen in Europa zu den häufigsten psychischen Störungen, wobei ca. 3,4% (Jahresprävalenz) der Bevölkerung von Alkoholabhängigkeit betroffen sind (Wittchen et al., 2011). Neben Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit gelten auch substanzungebundene Süchte wie z. B. „Spielsucht“, „Internetsucht“, „Arbeitssucht“ oder „Kaufsucht“ als epidemiologisch relevante Suchterkrankungen. Alkoholabhängigkeit ist eine komplexe chronische Erkrankung, die mit einer Fülle von somatischen und neurologischen Folgestörungen und einer deutlich erhöhten Mortalität assoziiert ist (Soyka & Kuefner, 2008). Gemäß österreichischen Daten haben Alkoholkranke eine um ca. 23 Jahre kürzere Lebenserwartung als nicht-alkoholabhängige Personen (Lesch et al., 1988). Alkoholabhängigkeit verursacht eine immense Krankheitslast und ist in der EU eine der führenden Ursachen vermeidbarer Todesfälle (Mohapatra et al., 2010; EC, 2006). Derzeit dauert es ca. sieben Jahre, bis Patienten mit Alkohol-bedingten medizinischen Problemen eine Suchttherapie erhalten (Kogoj et al., 2011). Obwohl eine Reihe etablierter psychosozialer und psychotherapeutischer Ansätze zur Behandlung der Alkoholkrankheit zur Verfügung steht, liegt die Rückfallrate selbst nach längeren Therapien meist über 50% (Soyka & Kuefner, 2008). Verbesserte Ansätze zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Alkohol-bezogenen Störungen sind daher erforderlich (Lesch & Wetschka, 2011). Neben psychosozialen Methoden können medikamentöse Strategien wesentlich dazu beitragen, die Rückfallrate bei Alkoholabhängigkeit zu reduzieren. Trotz ausreichender Evidenz werden diese Medikamente bislang allerdings zu wenig eingesetzt (Soyka, 2011). Vor diesem Hintergrund widmet sich das vorliegende Experten-Statement v. a. der medikamentös gestützten Rückfallprophylaxe und evaluiert den Stellenwert des Opiatrezeptor-Antagonisten Naltrexon im Rahmen eines umfassenden Behandlungsprogramms. NEUROBIOLOGISCHE GRUNDLAGEN DER SUCHTENTSTEHUNG (CRAVING) Die Entwicklung eines zwanghaften, übermäßigen Verlangens (Craving) entsteht durch neuroadaptive Prozesse im mesolimbischen Belohnungs- und Verstärkersystems des Gehirns und kann sowohl durch psychotrope Substanzen als auch bestimmte Verhaltensweisen bedingt sein. Durch Alkoholeinnahme werden verschiedene Neurotransmittersysteme beeinflusst, z. B. durch Blockade der Freisetzung erregender Transmitter wie Dopamin, Noradrenalin und Glutamat und Verstärkung der Wirkung hemmender Transmitter (GABA) (Feltenstein & See, 2008). Der Alkoholkonsum führt auch zur Ausschüttung von Endorphinen, stimuliert die Endorphin-Bildung und hemmt deren Abbau (Méndez et al., 2008). Endorphine, die als körpereigene Opioid-artige Substanzen sowohl im Hinblick auf die endogene Schmerzmodulation als auch das mesolimbische Belohnungssystem relevant sind, vermitteln die positiven, euphorisierenden Effekte der Alkoholwirkung (Le Merrer et al., 2009). Als Folge der Endorphin-Wirkung kommt es zur erhöhten mesolimbischen Dopamin-Freisetzung, die vermutlich in enger Beziehung zum Belohnungssystem steht. Alkohol, Nikotin und andere psychotrope Substanzen wirken auf diese Regelkreise und scheinen ihre Effekte wechselseitig zu augmentieren. Dies entspricht der Beobachtung, dass ein erhöhtes Ausmaß an Nikotinabhängigkeit mit einem erhöhten Ausmaß an Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit korreliert (Kapusta et al., 2007). Alkoholabhängigkeit entsteht durch Sensitivierung des Belohnungssystems (Neuroadaptation), infolgedessen eine Endorphin-Pulsation durch das Suchtmittel, durch Stress oder durch konditionierte Schlüsselreize getriggert werden kann (Cunningham & Noble, 1992; Robinson & Berridge, 1993). Die Endorphin-Pulsation ist mit dem zwanghaften Verlangen nach Zufuhr des Suchtmittels (Craving) assoziiert, das elementar für die Aufrechterhaltung der Trinkgewohnheiten ist. Endorphine sind nicht nur für die Entwicklung, sondern auch die Aufrechterhaltung der Abhängigkeit ausschlaggebend, da die Bahnung von Suchtverhaltensmustern auch nach erfolgreichem Entzug bestehen bleibt („Suchtgedächtnis“). Dies bedeutet, dass durch Stress oder Suchtmittel-assoziierte Reize wie z. B. Biergeruch die Endorphin-Sekretion verstärkt angeregt und somit Craving stimuliert wird, selbst wenn die betroffene Person bereits abstinent ist. Die Entwicklung eines „Suchtgedächtnisses“ erklärt, warum der Suchtmittelgebrauch selbst nach einer langen Phase der Abstinenz bei manchen Personen zur sofortigen Wiederaufnahme des ursprünglichen Suchtverhaltens führen kann. Craving-Mechanismen spiegeln sich auch in „substanzungebundenen Suchtformen“ wie z. B. Kaufsucht bzw. verschiedenen Krankheitsbildern wie Essstörungen, zwanghaftem sexuellen Verhalten oder Impulskontrollstörungen („Spielsucht“, Kleptomanie, Trichotillomanie) wider. Einem Rückfall bei Alkoholabhängigkeit liegt meist das übermäßige Verlangen nach der Droge Alkohol (Craving) zugrunde. Die Dämpfung des Cravings ist daher für die Rückfallprophylaxe von zentraler Bedeutung. ALKOHOLABHÄNGIGKEIT: DIAGNOSTIK UND VERLAUF Die Alkoholabhängigkeit entsteht aufgrund biopsychosozialer Bedingungen, wobei die unterschiedliche Gewichtung soziokultureller Faktoren (z. B. prekäre Verhältnisse), psychologischer Faktoren (z. B. frühe Verlusterlebnisse, sexueller Missbrauch, mangelhafte Mutterbindung etc.) und biologischer Faktoren (z. B. Genetik, initiale Stress- und Alkoholsensitivität, Neuroadaptation/„Suchtgedächtnis“) zu sehr heterogenen Verläufen führen kann (Lesch, 2013). Auch primäre Vulnerabilitäten wie z. B. zyklothymes oder irritables Temperament gelten als Risikofaktoren im Hinblick auf den Alkoholmissbrauch (Unseld et al., 2012). Darüber hinaus haben Jugendliche mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ein erhöhtes Risiko, nach initialem Tabakkonsum eine Alkohol- oder andere Drogen-bezogene Störung zu entwickeln (Biederman et al., 2006). Die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit (ICD-10, F10.2 oder F17.2) ist zu stellen, wenn während des letzten Jahres ≥3 der folgenden Kriterien gleichzeitig vorhanden waren: • starker Wunsch oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren • verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich Alkoholkonsum • körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Alkoholkonsums • Nachweis einer Alkoholtoleranz • fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen/Interessen zugunsten des Alkohols • anhaltender Alkoholkonsum trotz Nachweises schädlicher Folgen Zentrale Symptome einer Abhängigkeit sind der Kontrollverlust und die fehlende Motivation zur Lebensstiländerung (Lesch, 2013). Klinische Zeichen, die auf ein Alkoholproblem hinweisen können, sind beispielsweise gerötete Konjunktiven, ödematöses Gesicht, typische Hautveränderungen (Gefäßspinnen), Tremor, vegetative Labilität (feuchte Hände), Gangunsicherheit, Magen-DarmStörungen (morgendlicher Brechreiz), Schlafstörungen, Konzentrationsmangel, objektivierbare Leistungseinbußen oder Libido- und Potenzstörungen. Das Erkennen einer alkoholbezogenen Gesundheitsstörung kann nur durch eine ausführliche Anamnese erfolgen. Für die Früherkennung können die vier Fragen des CAGE-Fragebogens hilfreich sein (Tabelle 1). Alkoholabhängige Patienten zeigen eine beträchtliche Heterogenität mit unterschiedlichen Langzeitverläufen. Um spezifischere Therapien zu gewährleisten und um die Langzeitabstinenz zu verbessern, werden Alkoholkranke nach verschiedenen Typologien unterteilt (Hesselbrock & Hesselbrock, 2006). Nach der Typologie von Jellinek, die heute nur noch historisch wichtig ist, gelten insbesondere die Typologien nach Babor, nach Cloninger und nach Lesch als therapeutisch relevant (Leggio et al., 2009). Die Typologie nach Lesch, die durch neurobiologische Forschung sowie klinische Studien validiert wurde, definiert vier Subtypen von Alkoholikabhängigkeit, wobei sowohl biographische Daten als auch das soziale Umfeld für Verlauf und Therapie ausschlaggebend sind (Lesch et al., 1988; 2011). Das Verlangen nach Alkohol (Craving) zeigt gemäß dieser Typologie mehrere Mechanismen, da die einzelnen Subgruppen Alkohol aus unterschiedlichen Gründen benützen, z. B. als Medikament gegen Entzugserscheinungen (Typ 1), als Beruhigungsmittel (Typ 2), als Antidepressivum (Typ 3), als Mittel, um die sozialen Gegebenheiten zu ertragen oder als Impulskontrollschwäche und/oder Zwangsphänomen bei zerebraler Vorschädigung im Kindesalter (Typ 4) (Lesch et al., 2011; Tabelle 2). In der klinischen Praxis wird der AlkoholabhängigkeitsSubtyp durch ein Ausschlussverfahren im diagnostischen Prozess identifiziert (Abbildung 1), wobei das computergestützte Diagnose- und Therapiemanual LAT („Lesch Alcoholism Typology“) eine praktische Hilfestellung zur raschen Bestimmung des Subtyps bietet. Das mittlerweile in 14 Sprachen übersetzte Therapiemanual LAT ist als Software kostenfrei aus dem Internet herunterzuladen (www.lat-online.at). Der Einsatz des LAT wurde auch als „Standard Operating Procedure“ (SOP) für die Aufnahme alkoholabhängiger Patienten im Krankenhaus eingeführt. Tabelle 1 Fragen zur Früherkennung von Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit (CAGE-Fragebogen) 1) Haben Sie jemals das Gefühl gehabt, Sie müssten Ihren Alkoholkonsum vermindern? („Cut down“) 2) Haben andere Personen Sie dadurch geärgert, dass diese Ihr Trinkverhalten kritisiert haben? („Annoyed“) 3) Haben Sie sich jemals schlecht oder schuldig wegen Ihres Trinkens gefühlt? („Guilt feelings“) 4) Brauchen Sie morgens Alkohol, um erst richtig leistungsfähig zu werden? („Eye-opener“) Auswertung: 1 Frage positiv => Hinweis auf schädlichen Alkoholgebrauch (weitere Abklärung) ≥2 Fragen positiv => Alkoholabhängigkeit sehr wahrscheinlich (weitere Abklärung) 3 Tabelle 2 Alkoholabhängigkeit-Typologie nach Lesch Lesch-Subtyp Funktion der Alkoholwirkung Craving-Ursache Neurobiologisches Modell Typ 1 Linderung des Entzugssyndroms Alkohol Neuroadaptation Typ 2 Alkohol als Anxiolytikum Angst, Konflikt/Stress soziales Lernen; kognitive Modelle Typ 3 Alkohol als Antidepressivum depressive Stimmung Selbstbehandlungsmodell Typ 4 Alkohol, um das soziale Umfeld zu ertragen; Alkohol als Impulskontrollschwäche und/oder Zwangsphänomen bei zerebraler Vorschädigung im Kindesalter Zwang, Kompulsion sozio-kulturelles Modell; organisches Modell Lesch et al., 2011 FOLGEERKRANKUNGEN BEI ALKOHOLABHÄNGIGKEIT Aus psychiatrisch-neurologischer Sicht sind Gedächtnisstörungen, Durchgangssyndrome (z. B. Delirium tremens), Wernicke-Enzephalopathie, Schlafstörungen, erhöhtes Schlaganfallrisiko, periphere Polyneuropathie oder Erkrankungen des Kleinhirns relevant. Depressive Syndrome und Alkoholabhängigkeit treten Alkoholabhängigkeit ist mit einer Reihe lebensbedrohlicher Störungen und Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose, gastrointestinale Neoplasmen oder ösophageale Varizen assoziiert (Singer & Tyssen, 2005; Seitz et al., 2000). Abbildung 1 Diagnostischer Prozess bei Alkoholabhängigkeit gemäß Typologie nach Lesch 4 Typ II Typ III Typ IV Typ I Schwere somatische Erkrankung vor dem 14. Lebensjahr Psychiatrische Symptome a) schwere perinatale Schädigung c) andere schwere zerebrale Erkrankungen oder d) Nägelbeißen und Stottern oder b) schwere suizidale Ideen oder Suizidversuche ohne Alkohol oder c) schwere Schlafstörungen unabhängig von der Alkoholaufnahme oder einem -entzug kein Kriterium von Typ III erfüllt oder kein Kriterium von Typ IV erfüllt oder b) Contusio cerebri mit neurologischen Zeichen Schwere Entzugssymptome a) dreidimensionaler Tremor, starkes Schwitzen und schwere vegetative Symptome oder b) Krampfanfälle in der Entzugsphase kein Kriterium von Typ II erfüllt a) Major Depression oder Alkohol dient als Anxiolytikum keine Symptome, die zu einer Diagnose von Typ IV, III oder II führen oder e) schwere alkoholische periphere Neuropathie d) Periodizität des Alkoholkonsums klar erkennbar oder f) Krampfanfälle unabhängig vom Akoholkonsum ohne psychiatrische Symptome nächtliche Enuresis (6 Monate oder länger) mit psychiatrischen Symptomen modifiziert nach Schlaff et al., 2011 häufig in Kombination auf und bedürfen aufgrund hoher Komplikationsraten und schlechter Verläufe besonderer Aufmerksamkeit (Lesch & Walter, 2011); dies gilt auch für bipolare Störungen und Angsterkrankungen (Panikstörungen, Phobien). Aufgrund der typischen affektiven Symptome im Rahmen von Entzugserscheinungen (z. B. depressive Durchgangssyndrome) können echte affektive Komorbiditäten auf der Grundlage einer genauen Anamnese erst im Langzeitverlauf diagnostiziert werden. Auch subklinische Manifestationen affektiver Störungen wie zyklothymes, depressives und ängstliches Temperament scheinen negative Prädiktoren für den Krankheitsverlauf zu sein (Vyssoki et al., 2011). Zudem können dissoziale und Borderline-Persönlichkeitsstörungen sowie Schizophrenie gemeinsam mit Alkoholabhängigkeit auftreten, wobei ca. 10% aller schizophrenen Patienten die Kriterien einer Alkoholabhängigkeit erfüllen (Zeiler, 1990). Aus Sicht der Inneren Medizin gehen mit dem Alkoholmissbrauch gastrointestinale Störungen, Lebererkrankungen (erhöhte Leberwerte, Fettleber, alkoholische Hepatitis), alkoholische Kardiomyopathien, Hypertonie und Hyperhomocysteinämie einher; zudem besteht ein erhöhtes Risiko für onkologische Erkrankungen (Seitz et al., 2009; 2012; Homann et al., 2000). Gemäß einer österreichischen Untersuchung findet sich Alkoholmissbrauch bei 29% aller internen Aufnahmen und bei 12% aller chirurgischen Aufnahmen (Lesch et al., 1996). Laut einer deutschen Studie beträgt die Prävalenz des Alkoholmissbrauchs in chirurgischen Kliniken ca. 20%, wobei die Rate schwerwiegender Komplikationen wie z. B. erhöhte Infektionsraten, Sepsis, kardiale Komplikationen, Nachblutungen oder Alkoholentzugssyndrom zwei- bis fünffach erhöht ist (Spies et al., 2003). Da Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit in allen medizinischen Fächern einen ätiologischen Stellenwert haben, sind alle Ärzte mit alkoholabhängigen Patienten konfrontiert. Bei einem beträchtlichen Anteil aller internen und chirurgischen stationären Aufnahmen ist Alkoholmissbrauch nachweisbar. Insbesondere Allgemeinmediziner haben eine Schlüsselfunktion in der Früherkennung und im Schnittstellenmanagement. Eine genaue Diagnose ist anhand der ICD-10 möglich, allerdings kann dazu auch der CAGE-Test herangezogen werden (Tabelle 1). BEHANDLUNG DER ALKOHOLABHÄNGIGKEIT Die Behandlung alkoholabhängiger Patienten erfordert eine individualisierte Therapie bestehend aus pharmakologischen, psychotherapeutischen und psychosozialen Ansätzen. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist eine tragfähige Arzt-Patienten-Beziehung, um gemeinsame und realistisch erreichbare Therapieziele zu definieren. Absolute Abstinenz gilt nicht mehr als der zentrale Gradmesser für die Evaluation des Behandlungserfolgs, da gemäß Langzeitstudien nur ca. 15% der Patienten dieses Ziel erreichen können (Kogoj et al., 2011). Rückfälle sind trotz hoher Motivation und diverser therapeutischer Bemühungen als Teil der Abhängigkeit zu akzeptieren. Es wurde daher eine Hierarchie von Therapiezielen formuliert, die weit vor der Bereitschaft zum Verzicht auf Alkoholkonsum ansetzt (Lesch, 2013): • Sicherung des Überlebens • Sicherung möglichst gesunden Überlebens • Reduktion des Alkoholkonsums und anderer Suchtmittel • Aufbau alkoholfreier Phasen • dauerhafte Abstinenz • Lebensgestaltung in Zufriedenheit Eine erfolgreiche Entzugsbehandlung gilt als wesentliche Säule der Suchttherapie, da sie die Motivation für die Weiterbehandlung verbessert und zur Rückfallprävention beiträgt (Addolorato et al., 2005a; b). Im Hinblick auf die Einleitung der Behandlung spielt das Motivationsgespräch durch den Arzt eine wichtige Rolle. Der Entzug kann entweder abstinenzorientiert erfolgen oder in Form eines „Cut-down-Drinking“, bei dem eine schrittweise Verringerung der Trinkmenge empfohlen wird. Das „Cut-down-Drinking“ zielt darauf ab, durch Reduktion der Trinkmenge die Möglichkeit zu schaffen, die Motivation des Patienten im Rahmen häufiger Kontrollgespräche zu verbessern, um eine eingehende diagnostische Evaluation durchführen und dem Patienten ein individuelles Behandlungsangebot machen zu können. Die Reduktion des Alkoholkonsums kann dabei durch eine Anti-Craving-Medikation (z. B. Naltrexon) unterstützt werden, welche die euphorisierende Alkoholwirkung deutlich abschwächt. Mit Hilfe eines Trinktagebuchs und regelmäßiger, kurzfristiger Kontrollen wird das Trinkverhalten bis zur Einnahme sehr geringer Alkoholmengen dokumentiert, wobei mit Erreichen der Abstinenz kein schweres Entzugssyndrom mehr zu erwarten ist (Lesch, 2013). In der Entwöhnungstherapie und Rückfallprophylaxe stehen die Behandlung der Grundstörung, die zur Alkoholeinnahme geführt hat, sowie das Vermeiden von Rückfällen im Vordergrund. Therapieziele können auch die Reduktion des Schweregrads und der Folgen eines Rückfalls sein. Medikamentöse Therapie Die medikamentöse Therapie sollte stets Teil eines umfassenden, multimodalen Behandlungsansatzes mit psychotherapeutischen und psychosozialen Maßnahmen sein. Die medikamentöse Therapie des „Cut-down-Drinking“ basiert auf einer Anti-Craving-Therapie (z. B. Naltrexon). Zur Behandlung von Entzugssymptomen werden vor allem Benzodiazepine und Antikonvulsiva empfohlen (Lesch, 2013). In der Rückfallprophylaxe sind Anti-Craving-Substanzen nicht mehr verzichtbar. In Österreich zugelassene AntiCraving-Medikamente zur Rückfallprophylaxe bei Alko- 5 wissenschaftlich gut belegt (Sobell & Sobell, 1993; Andreasson et al., 2002; Heather, 2010). Als weitere etablierte Psychotherapien bei Alkoholabhängigkeit gelten Familien- und Paartherapie, soziales Kompetenztraining sowie Hypnosetherapie, wobei die jeweils unterschiedlichen Coping-Strategien der Patienten (z. B. Geschlechterunterschiede) berücksichtigt werden sollten. holabhängigkeit sind Naltrexon und Acamprosat, für deren Einsatz die meisten klinischen Daten vorliegen. Die Wirksamkeit der beiden Substanzen ist durch zahlreiche kontrollierte Studien belegt (O’Malley et al., 1995; Krumpl et al., 2004; Anton et al., 2001; Paille & Guelfi, 1995; Whitworth et al., 1996) und in Metaanalysen bestätigt (Jarosz et al., 2013; Mason & Lehert, 2012; Maisel et al., 2013). Zu den experimentell eingesetzten Medikamenten in Österreich zählen derzeit Topiramat, Baclofen, Memantin, Ondansetron und Rimonabant (Lesch et al., 2011). Disulfiram zeigt keinen Anti-Craving-Effekt, sondern ist eine Aversiv-Medikation, die eine Alkoholunverträglichkeit erzeugt (Soyka, 2011). Disulfiram sollte nur dann gegeben werden, wenn mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem abstinenten Verlauf zu rechnen ist (Lesch, 2013). Um die medikamentöse Therapiewahl zu leiten, hat sich die Klassifikation alkoholabhängiger Patienten nach bestimmten Subtypen als nützlich erwiesen und gilt heute als wegweisend im Hinblick auf therapeutische Weiterentwicklungen (Leggio et al., 2009). Klinische Studien zeigen, dass Anticraving-Substanzen in den Untergruppen nach Lesch signifikant unterschiedliche Wirkungen haben (Lesch, 2013). So weist Naltrexon gemäß der Typologie nach Lesch die besten Behandlungsergebnisse bei Alkoholabhängigen vom Typ 3 und Typ 4 auf, während Acamprosat vor allem bei Typ-1-Alkoholabhängigen wirksam ist (Kiefer et al., 2005) (Tabelle 3). Selbsthilfegruppen Als Teil eines umfassenden Behandlungskonzepts ist auch die Einbindung der Patienten in Selbsthilfegruppen von Relevanz, dazu zählen z. B. die Anonymen Alkoholiker (AA) oder Selbsthilfegruppen für Patienten mit Depression, Angststörungen, vermindertem Selbstwertgefühl etc. Die Kombination medikamentöser Therapien und psychotherapeutischer Ansätze sowie Sozialarbeit sind wesentliche Faktoren für das Erreichen langfristiger Abstinenz (Kogoj et al., 2011). Aufgrund der massiven somatischen Schäden und hohen Sterblichkeit bei Alkoholabhängigkeit ist es wichtig, die Therapie so früh wie möglich zu beginnen. STELLENWERT VON NALTREXON Naltrexon ist zugelassen als zusätzliche Behandlungsmöglichkeit innerhalb eines umfassenden Therapieprogramms für Patienten nach Alkoholentzug zur Unterstützung der Abstinenz. Psychotherapie 6 Begleitende motivationsfördernde Therapien stellen die Grundlage der Behandlung dar (Miller et al., 2003). Die Effektivität kognitiver Verhaltenstherapien und Kurzinterventionen (z. B. „guided self-change treatment“) ist Pharmakologisches Profil von Naltrexon Naltrexon ist ein kompetitiver Antagonist an allen Opiat- Tabelle 3 Mögliche Übereinstimmungen zwischen Typologien der Alkoholabhängigkeit und Medikationen* Typologien, die von der jeweiligen Medikation mehr profitieren könnten andere binäre Typologien, die hypothetisch von der jeweiligen Medikation aufgrund von Gemeinsamkeiten** mit den Modellen in der linken Spalte profitieren könnten Naltrexon Type A Cloninger II Lesch III & IV LOA Acamprosat Cloninger II Lesch I & II Babor B EOA Ondansetron EOA Babor B Cloninger II Sertralin Babor A Cloninger I LOA Abkürzungen: EOA = early onset alcoholism (≤25 Jahre); LOA = late onset alcoholism (>25 Jahre) * Medikamente, die in der Behandlung von Alkoholabhängigkeit untersucht wurden (i. e. Topiramat, Baclofen, Gabapentin u. a.), allerdings ohne eine Typologie auf die behandelten Patienten anzuwenden, sind in der Tabelle nicht enthalten. ** Typologien mit 3, 4 und 5 Typen sind in der rechten Spalte nicht berücksichtigt modifiziert nach Leggio et al., 2009 rezeptor-Subtypen und kann sowohl endogene Liganden (Endorphine, Enkephaline, Dynorphin) als auch exogene Liganden vom Opiat-Rezeptor verdrängen. Bereits unmittelbar nach einmaliger Applikation von Naltrexon wird eine anhaltende Blockade der Endorphin-Rezeptoren erreicht (Verebey, 1981). Naltrexon ist ein lipophiles Molekül mit Nahrungsmittel-unabhängiger Resorptionsrate (99%), das in der Leber einem First-Pass-Metabolismus unterliegt. Die Bioverfügbarkeit beträgt ca. 20–40%. Der maximale Plasmaspiegel wird innerhalb einer Stunde nach oraler Gabe erreicht; die Bindung an Plasmaproteine ist gering (21%). Der Hauptmetabolit von Naltrexon (6-beta-Naltrexol) ist pharmakologisch aktiv und erreicht ca. 10-mal höhere Plasmaspiegel. Naltrexon und sein Hauptmetabolit werden vor allem über die Niere und nur zu einem geringen Teil über die Galle ausgeschieden (<5% einer Dosis in den Faeces). Die 24 Stunden anhaltende Wirkdauer von Naltrexon ist neben der Bildung des aktiven Metaboliten auf eine terminale Eliminationsphase mit einer Halbwertszeit von 96 Stunden zurückzuführen (Lee et al., 1988). Die wiederholte Gabe von Naltrexon führt zu keiner Kumulation (Verebey, 1981). Die Pharmakokinetik von Naltrexon wird durch Opiate und Alkohol nicht beeinflusst; umgekehrt wird die Metabolisierung von Opiaten und Alkohol durch Naltrexon nicht verändert (Swift et al., 1994; Bashaw et al., 1995). Einfluss von Naltrexon auf Alkoholeffekte und das Craving Bei Alkoholeinnahme hemmt Naltrexon die Bindung der Alkohol-induzierten Endorphine an die Rezeptoren. Die konsekutive Endorphin-mediierte Dopamin-Freisetzung wird durch Naltrexon dosisabhängig gehemmt, ohne die basale Dopaminaktivität oder andere Neurotransmitter wie z. B. Serotonin zu beeinflussen (Widdowson & Holman, 1992; Benjamin et al., 1993). Durch diese Antagonisierung des Endorphin-Effekts entfaltet Naltrexon seine Anti-Craving-Wirkung. Experimentelle Studien konnten den hemmenden Einfluss von Naltrexon auf die Alkoholeinnahme, aber auch auf den Gebrauch anderer Drogen wie Morphin und Kokain nach akutem Entzug demonstrieren (Ulm et al., 1995; Kornet et al., 1991; Oslin et al., 1999). Zudem wurde nachgewiesen, dass Opiatantagonisten wie Naltrexon die Alkoholeinnahme auch ohne Entzug reduzieren, wobei diese Befunde bei therapieunwilligen Alkoholikern bestätigt wurden (Kornet et al., 1991; Froehlich, 1995; O’Malley et al., 2009; Davidson et al., 1999). Durch Hemmung der euphorisierenden Endorphinvermittelten Alkoholeffekte wirkt Naltrexon den positiv empfundenen Effekten bei Alkoholeinnahme entgegen und reduziert das Verlangen nach dem Suchtmittel (Anti-Craving). Klinische Wirksamkeit von Naltrexon Naltrexon bei Alkoholabhängigkeit Die Wirksamkeit von Naltrexon hinsichtlich CravingReduktion und Rückfallprävention bei Alkoholabhängigkeit wurde in einer Reihe von klinischen Studien nachgewiesen. Zwei Placebo-kontrollierte, doppelblinde Schlüssel-Studien mit vergleichbaren demographischen Daten untersuchten den Einsatz von Naltrexon 50mg/Tag bei alkoholkranken Patienten mit langjährigem Alkoholabusus (im Mittel ca. 20 Jahre) nach erfolgtem Entzug in Kombination mit psychotherapeutischer Begleitung über jeweils drei Monate (Volpicelli et al., 1992; O’Malley et al., 1992): In der ersten Studie (n=70) wurde das Craving durch Naltrexon im Vergleich zu Placebo signifikant reduziert, wobei dieser Effekt bereits nach der ersten Behandlungswoche zu verzeichnen war (Volpicelli et al., 1992). Ein Rückfall nach drei Monaten wurde bei signifikant weniger Patienten unter Naltrexon vs. Placebo festgestellt (23% vs. 54%; p<0,01). Der stärkste Behandlungseffekt zeigte sich bei jenen Patienten, die im Laufe der Studie eine Abstinenzverletzung begingen, wobei 95% der mit Placebo und nur 50% der mit Naltrexon behandelten nicht-abstinenten Patienten rückfällig wurden (p<0,01). In der zweiten Schlüsselstudie (n=97) mit 6-monatiger Follow-up-Phase konnte gezeigt werden, dass Naltrexon verschiedene psychotherapeutische Strategien zur Verhinderung von Rückfällen wie Gesprächs- oder Verhaltenstherapie unterstützt (O’Malley et al., 1992; 1996). In der Follow-up-Phase, in der 82% der Patienten nachbeobachtet wurden, blieben einige Behandlungseffekte auch nach Beendigung der Therapie mit Naltrexon erhalten (O’Malley et al., 1996): Nach sechs Monaten wiesen weniger Patienten in der Naltrexon- vs. Placebo-Gruppe einen Rückfall auf (33% vs. 48%). Zudem zeigte Naltrexon im Vergleich zu Placebo eine präventive Wirkung bezüglich erneuter Episoden von Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit. In der kombinierten Analyse der o. a. Studien (n=186) war unter Naltrexon im Vergleich zu Placebo sowohl eine signifikant bessere kontinuierliche Abstinenz (54% vs. 31%; p=0,002) als auch eine signifikant niedrigere Rückfallrate im Gesamtkollektiv (25% vs. 52%; p<0,001) und in der Gruppe nicht-abstinenter Patienten (56% vs. 77%; p=0,005) zu verzeichnen (Abbildungen 2 und 3) (O’Malley et al., 1995). Die effiziente und dauerhafte Anti-Craving-Wirkung von Naltrexon nach erfolgreichem Alkoholentzug belegt auch eine 6-monatige offene Studie mit 113 Patienten aus österreichischen Therapiezentren (Krumpl et al., 2004): Die Craving-Intensität war unter Naltrexon gegenüber dem Ausgangswert bei allen Folgeuntersuchungen in den Monaten 1, 3 und 6 gemäß zehnteiliger Skala hoch signifikant verringert (jeweils p<0,0001). Bereits nach einem Monat Naltrexon-Therapie hatte sich das Craving um ca. 50% reduziert, nach 3 bzw. 6 Monaten wurde das Craving um weitere 25% vermindert (Abbildung 4). 7 Trinkereignis). Auch in der Gruppe Nicht-Abstinenter wurde das Risiko schweren Trinkens Rückfallsraten unter Naltrexon vs. Placebo gesenkt (RR=0,88) (Rösner et al., 2008). Zudem (kombinierte Analyse) kam es unter Naltrexon zu einer signifikanten Verringerung der Trinkfrequenz und Senkung Leberenzymwerte (Gamma-Glutamylder 100 transferase, GGT). 90 Gemäß einer Cochrane-Analyse basierend auf 80 50 doppelblinden, randomisierten, Placebo70 kontrollierten Studien mit insgesamt 7793 p<0,001 Patienten, in der alle relevanten positiven und 60 negativen Studiendaten zu Naltrexon ausge50 wertet wurden, reduziert sich das Risiko schwe40 rer Trinkepisoden unter Naltrexon im Vergleich Naltrexon (n=93) 30 zu Placebo um 17% und die Anzahl der TrinkPlacebo (n=93) 20 tage um 4% (Rösner et al., 2010). Weitere sig10 nifikante Effekte zugunsten von Naltrexon wurden auch hinsichtlich der Anzahl schwerer 0 Trinktage, der konsumierten Alkoholmenge 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 und der Leberwerte (GGT) verzeichnet. Behandlungswochen Basierend auf einer Meta-Analyse von 17 randomisierten, kontrollierten Studien erhöhte die O’Malley et al., 1996 Gabe von Naltrexon (50mg) die Abstinenzwahrscheinlichkeit und reduzierte das RückDie Wirksamkeit von Naltrexon in der Rückfallprophyfallrisiko (Jarosz et al., 2013). Die odds ratio für die Abslaxe alkoholabhängiger Patienten wird durch Metatinenzrate betrug 1,46 [95% CI: 1,07; 2,00; p=0,00182]. Analysen von randomisierten, Placebo-kontrollierten StuDie odds ratio für die Rückfallrate lag bei 0,48 [95% CI: dien bestätigt (Rösner et al., 2008; Srisurapanont & Jaru0,36; 0,64; p<0,0001]. suraisin, 2005). So führt Naltrexon gemäß einer AuswerIm Hinblick auf die erhöhte Vulnerabilität für alkoholtung von 2182 Patienten nicht nur zu einer signifikanten induzierte Schäden und Erkrankungen bei Frauen im VerSteigerung der Alkoholabstinenz mit einer Risikoreduktigleich zu Männern stellt Naltrexon auch bei Frauen eine on bezüglich des ersten Trinkereignisses bei Abstinenten geeignete Therapieoption dar (Baros et al., 2008; Ponce et (RR=0,93), sondern auch zu einer signifikanten Verrinal., 2005). gerung schwerer Trinkepisoden (>5 Standard-Drinks pro % Patienten ohne Rückfall Abbildung 2 Abbildung 3 Rückfallsraten in der Gruppe nicht-abstinenter Patienten unter Naltrexon vs. Placebo (nach Abstinenzverletzung) 100 Naltrexon (n=93) Placebo (n=93) 90 % Patienten ohne Rückfall 8 80 70 60 Durch Reduktion von Craving fördert Naltrexon die Abstinenz und verhindert Rückfälle bei alkoholkranken Patienten. Auch nach einer Abstinenzverletzung können durch die Gabe von Naltrexon signifikant mehr Patienten vor einem Rückfall geschützt werden als unter Placebo (O’Malley et al., 1995). Gemäß der Typologie nach Lesch zeigt Naltrexon die besten Behandlungsergebnisse bei Typ-3- und Typ-4-Alkoholabhängigen (Kiefer et al., 2005). 50 40 p<0,001 30 Naltrexon bei Alkoholabhängigkeit und psychischen Begleiterkrankungen 20 10 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Behandlungswochen 9 10 11 12 O’Malley et al., 1996 Bei Depression und Alkoholabhängigkeit sollten nach der Entzugsbehandlung eine antidepressive Therapie und begleitende Rückfallprophylaxe erfolgen. Eine kleine, offene Pilotstudie deutete darauf hin, dass Alkoholabhängige mit komorbider Depression und Antide- Abbildung 4 Reduktion des Cravings durch die Behandlung mit Naltrexon 5 *** p<0,0001 4 3 *** *** 2 Bei alkoholabhängigen Patienten mit komorbider Depression stellt Naltrexon in Kombination mit einem Antidepressivum eine effektive Rückfallprophylaxe dar, die sich auch günstig auf die depressive Symptomatik auswirken kann (Pettinati et al., 2010). Auch bei alkoholkranken Patienten mit anderen psychischen Begleiterkrankungen wie bipolaren oder schizoaffektiven Störungen sowie Schizophrenien stellt Naltrexon eine geeignete Therapieoption dar. *** Naltrexon bei Patienten mit Essstörungen und „stoffungebundener Sucht“ 1 0 Kontrolle Monat 1 Monat 3 Monat 6 Mittelwerte (±SEM) dokumentiert gemäß zehnteiliger Skala: Kontrolle: 4,3±2,3; Monat 1: 2,4±1,6; Monat 3: 1,7±1,4; Monat 6: 1,8±1,4 Krumpl et al., 2004 pressiva-Therapie erfolgreich mit Naltrexon behandelt werden können, wobei über 12 Wochen auch eine tendenzielle Verbesserung der depressiven Symptomatik und der allgemeinen Funktionsfähigkeit zu verzeichnen war (Salloum et al., 1998). Diese Ergebnisse wurden durch eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie (n=170) über 14 Wochen bestätigt, wonach die Kombinationstherapie von Naltrexon mit einem Antidepressivum (Sertralin) bei depressiven Alkoholabhängigen im Vergleich zu den Einzelgaben von Naltrexon und Sertralin zu höheren Abstinenzraten (Kombinationstherapie: 53,7%, Naltrexon: 21,3%, Sertralin: 27,5%) und einer längeren Zeitspanne bis zu einem Rückfall (98 Tage vs. 29 bzw. 23 Tage) führt (Pettinati et al., 2010). Zudem zeigten Patienten unter der Kombinationstherapie von Naltrexon plus Sertralin im Vergleich zu den anderen Behandlungsgruppen tendenziell häufiger eine Remission der depressiven Symptomatik. Die Wirksamkeit von Naltrexon zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit bei Patienten mit bipolaren Störungen ist sowohl durch offene als auch Placebo-kontrollierte Studien nachgewiesen (Brown et al., 2006; Brown et al., 2009). Die gute Wirksamkeit von Naltrexon ist auch bei alkoholabhängigen Patienten mit anderen psychischen Begleiterkrankungen wie z. B. Schizophrenien, schizoaffektiven Störungen und Störungen der Geschlechtsidentität belegt (Maxwell & Shinderman, 2000; Krumpl et al., 2004). Bei alkoholkranken Patienten mit Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises führte Naltrexon gemäß einer offenen Pilotstudie über acht Wochen (n=19) zu einer signifikanten Reduktion der Trinktage, der Trinkmenge und des Cravings, darüber hinaus verbesserten sich sowohl die Positiv- als auch die Negativsymptomatik der Psychose (Batki et al., 2007). Doppelblinde, randomisierte sowie offene Studien belegen für die Therapie mit Naltrexon in einer Dosierung von 100mg/d oder 200mg/d eine signifikante Verbesserung des gestörten Essverhaltens bei Essstörungen wie Anorexia nervosa, Bulimie und Binge-Eating (Alger et al., 1991; Marrazzi et al., 1995; Raingeard et al., 2004). Darüber hinaus weisen offene Studien darauf hin, dass Naltrexon in Kombination mit dem SSRI Fluoxetin eine wirksame Therapie der Bulimie darstellt (Maremmani et al., 1996) und zu einer signifikanten Reduktion der durch Therapie mit Trizyklika oder Lithium bedingten Gewichtszunahme und des Nahrungscravings führen kann (Zimmermann et al., 1997). Zudem zeigen Fallberichte, offene und Placebo-kontrollierte Studien die Wirksamkeit von Naltrexon bei einer Reihe „stoffungebundener Suchtformen“ bzw. Impulskontrollstörungen wie z. B. pathologisches Spielen („Spielsucht“), Kleptomanie, Trichotillomanie, „Kaufsucht“ oder zwanghaftes sexuelles Verhalten (Grant, 2003; Grant et al., 2008, 2009; Kim & Grant, 2001; Raymond et al., 2010; De Sousa, 2008). Sicherheit und Verträglichkeit von Naltrexon Naltrexon ist im Allgemeinen sehr gut verträglich; auftretende Nebenwirkungen sind meist mild und vorübergehend (Rösner et al., 2010). Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen gastrointestinale Symptome (z. B. Übelkeit), Kopfschmerzen und Unruhe (FI Revia®, 2012). Naltrexon hat weder ein Missbrauchs- noch Abhängigkeitspotenzial und ist nicht mit Toleranzentwicklung assoziiert (Soyka, 2011). Die gute Verträglichkeit von Naltrexon wurde auch bei älteren Alkoholabhängigen (Oslin et al., 1997) sowie bei Patienten mit somatischen und psychiatrischen Begleiterkrankungen bestätigt (Croop et al., 1997). Naltrexon weist keine Arzneimittelwechselwirkungen mit häufig eingesetzten Medikamenten wie Psychopharmaka, Analgetika, Grippemitteln, Herz-Kreislauf-Medikamenten, Vitaminpräparaten und/oder Antibiotika sowie mit Alkohol auf (Croop et al., 1997; FI Revia®, 2012). Aufgrund pharmakodynamischer Wechselwirkungen sollte eine begleitende Anwendung opioidhaltiger Arzneimittel (Analgetika, Antitussiva, Antidiarrhoika, Drogenersatztherapie etc.) während der Therapie mit Naltrexon vermieden werden (z. B. bei polytoxikomanen Jugendlichen) (Fischer, 2002; Soyka, 2011). 9 Naltrexon verfügt über ein gutes Verträglichkeitsprofil und ist mit einer Vielzahl anderer Medikamente kompatibel. chung erfolgen (FI Revia®, Stand Juli 2011). Bei Personen mit schwerer Lebererkrankung sollte Naltrexon nur in Absprache mit einem Leberspezialisten eingesetzt werden. Compliance Anwendung und Dosierung von Naltrexon Gemäß Fachinformation wird für die Therapie mit Naltrexon eine Behandlungsdauer von mindestens drei Monaten empfohlen. Aufgrund der Datenlage sollte Naltrexon über mindestens 6 Monate verabreicht werden, um eine Verbesserung der Langzeitabstinenz zu erreichen (O’Malley et al., 2003; Srisurapanont & Jarusuraisin, 2005); bei alkoholabhängigen Patienten mit schlechter Prognose (Typ 4 nach Lesch) ist eine Behandlungsdauer von mindestens einem Jahr, meist jedoch über mehrere Jahre erforderlich (Lesch, 2013). Bei Langzeitbehandlungen bleibt die antagonistische Wirkung von Naltrexon erhalten (FI Revia®, Stand Juli 2011). Die empfohlene Dosis von Naltrexon beträgt 1x50mg/Tag. Bei Patienten mit Essstörungen ist eine Dosis von 100mg/Tag zu empfehlen. Bei älteren Patienten sind keine altersspezifischen Dosisänderungen von Naltrexon erforderlich. Es gibt keinen Hinweis, dass Naltrexon bei leichten bis mäßigen Leber- oder Nierenfunktionsstörungen nicht verwendet werden kann. Dennoch sollte der Einsatz von Naltrexon in diesen Patientengruppen mit besonderer Vorsicht und engmaschiger Überwa- 10 Die regelmäßige Einnahme von Naltrexon ist ein wesentlicher Faktor für den Behandlungserfolg bei Alkoholkrankheit. In klinischen Studien wurde gezeigt, dass die gute Verträglichkeit und der einfache Einnahmemodus von Naltrexon (1x täglich) mit einer hohen Compliance-Rate korreliert (O’Malley et al., 1992). Prädiktoren für eine günstige Beeinflussung der Compliance sind u. a. umfassende Patientenaufklärung, gute psychiatrische Behandlung parallel zur Suchttherapie, begleitende Psychotherapie, geringe Komorbidität sowie die Überzeugung des Patienten hinsichtlich der Therapiewirksamkeit (Suh et al., 2008; Kranzler et al., 2008; Rohsenow et al., 2000). Die Compliance kann durch Dokumentation von Trinkmenge und -frequenz (Alkoholtagebuch) sowie anhand von Biomarkern aus dem Harn kontrolliert werden. Bei Hochrisikopatienten erscheint eine Kombination mehrerer Methoden sinnvoll (Wurst et al., 2008). Umfassende Patientenaufklärung ist ein wesentlicher Faktor für die Compliance im Rahmen der AntiCraving-Therapie. FACT-BOX ZU NALTREXON • Wirkmechanismus: kompetitive Blockade der Endorphin-Rezeptoren im ZNS (Anti-Craving-Wirkung) • Indikation: zusätzliche Behandlungsmöglichkeit innerhalb eines umfassenden Therapieprogramms für Patienten nach Alkoholentzug zur Unterstützung der Abstinenz • Dosierung: 1x täglich 1 Tablette (50mg/Tag) • Applikation: orale Gabe • Klinischer Einsatz: ➛ im „Cut-Down-Drinking“ zur Reduktion der Trinkmenge für alle alkoholabhängigen Patienten unabhängig von der Typologie (bei regelmäßiger Kontrolle) ➛ in der Rückfallprophylaxe für Patienten, die Alkohol als Antidepressivum verwenden (Typ 3 nach Lesch), für Patienten aus zerrüttetem sozialen Umfeld bzw. mit zerebraler Vorschädigung (Typ 4 nach Lesch) sowie im Rückfall bei Patienten, die Alkohol zur Linderung von Entzugssymptomen verwenden (Typ 1 nach Lesch)*; auch bei psychischen Begleiterkrankungen wie z. B. Depression, bipolarer Störung oder Schizophrenie geeignet • Sicherheit und Verträglichkeit: unerwünschte Wirkungen meist mild und vorübergehend (häufigste NW: Übelkeit, Sedierung und Kopfschmerzen); kein Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial; keine Toleranzentwicklung. Die gleichzeitige Gabe von opioidhaltigen Medikamenten sollte vermieden werden. * nach Lesch & Soyka, 2010 IMPRESSUM: Eigentümer, Herausgeber und Medieninhaber: Update Gesellschaft zur Förderung der ärztlichen Fortbildung und medizinischen Forschung e.V., Tigergasse 3/5, A-1080 Wien, Tel. +43/1/405 57 34, Fax +43/1/405 57 34-16. Redaktionsanschrift: Update Europe - Gesellschaft für ärztliche Fortbildung GmbH, Tigergasse 3/5, A-1080 Wien. Autoren dieser Ausgabe und für den Inhalt verantwortlich: Prim. Univ.Doz. Dr. Andreas Erfurth, Univ.Prof. Dr. Gabriele Fischer, Prim. Univ.Prof. Dr. Christian Haring, Univ.Prof. Dr. Otto-Michael Lesch, Univ.Prof. Dr. Manfred Maier, PD Dr. Werner E. Platz, Univ.Prof. DDr. Gabriele Sachs, Univ.Prof. Dr. Henriette Walter, Prof. Dr. med. Gerhard A. Wiesbeck. Titelbild: © michalzak, Fotolia.com. Auflage: 3.000 Stück. Bankverbindung: Oberbank BLZ 15080, Kto.Nr. 221-0517/82. Copyright 2013 by Update Gesellschaft zur Förderung der ärztlichen Fortbildung und medizinischen Forschung e.V. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung von Update Gesellschaft zur Förderung der ärztlichen Fortbildung und medizinischen Forschung e.V. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Empfehlungen des Experten-Panels zum Einsatz von Naltrexon • Bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit sind Opiatrezeptor-Antagonisten im „Cut-Down-Drinking“ (Reduktion der Trinkmenge) und in der Rückfallprophylaxe aufgrund der umfangreichen Datenlage und langjähriger positiver klinischer Erfahrungen heute empfehlenswert. • Der Opiatrezeptor-Antagonist Naltrexon blockiert die Opioid-Rezeptoren im ZNS und dämpft dadurch das Endorphin-vermittelte Craving. • Naltrexon stellt eine effektive Therapie für alkoholabhängige Patienten dar, die aufgrund des Anti-CravingEffekts signifikant zur Förderung der Abstinenz und zur Verhinderung von Rückfällen beiträgt. • Im „Cut-Down-Drinking“ ist Naltrexon zur Reduktion der Trinkmenge für alle alkoholabhängigen Patienten empfehlenswert. • In der Rückfallprophylaxe stellt Naltrexon insbesondere für alkoholabhängige Patienten, die Alkohol als Antidepressivum verwenden (Typ 3 nach Lesch) und für Patienten aus zerrüttetem sozialen Umfeld oder mit zerebraler Vorschädigung (Typ 4 nach Lesch) eine geeignete Therapie dar. Bei Patienten, die Alkohol zur Linderung von Entzugssymptomen verwenden (Typ 1 nach Lesch), sollte Naltrexon nur im Rückfall zum Einsatz kommen. • Durch Anwendung von Naltrexon können mitunter jene Patienten für eine Psychotherapie motiviert werden, die dafür zuvor nicht zugänglich waren. • Nach einer Abstinenzverletzung sollte die Behandlung mit Naltrexon nicht unterbrochen werden, da unter Naltrexon auch bei nicht-abstinenten Patienten ein positiver Einfluss auf Trinkmenge und Trinkdauer gegeben ist. • Auch bei alkoholkranken Patienten mit psychischen Begleiterkrankungen wie Depression, bipolare Störung oder Schizophrenie zeigt Naltrexon gemäß Datenlage eine gute Wirksamkeit. • Naltrexon stellt eine effektive Langzeittherapie dar. • Naltrexon weist ein gutes Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil auf und ist mit Alkohol sowie einer Vielzahl häufig eingenommener Medikamente kompatibel. • Aufgrund pharmakodynamischer Wechselwirkungen sollten die Patienten vor der begleitenden Anwendung von opioidhaltigen Arzneimitteln (Analgetika, Antitussiva, Antidiarrhoika, Drogenersatztherapie etc.) während der Therapie mit Naltrexon gewarnt werden. • Die Patienten sollten darüber informiert sein, dass Übelkeit als vorübergehende Nebenwirkung von Naltrexon auftreten kann. Bei Patienten mit ausgeprägter Übelkeit sollte zur Unterstützung der Compliance erwogen werden, initial nur eine halbe Tablette Naltrexon (25mg/Tag) am Abend zu geben; ggf. kann initial auch ein Antiemetikum verabreicht werden. • Bei Einnahme von Naltrexon sollte die Compliance, die einen wesentlichen Faktor für den Therapieerfolg darstellt, engmaschig überprüft werden. FACHKURZINFORMATION:Bezeichnung des Arzneimittels: ReVia® 50 mg Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Eine Filmtablette enthält 50 mg Naltrexonhydrochlorid. Sonstige Bestandteile: Lactose-Monohydrat 204 mg. Anwendungsgebiete: Zur Anwendung als zusätzliche Behandlungsmöglichkeit innerhalb eines umfassenden Therapieprogramms fur Patienten nach Alkoholentzug zur Unterstutzung der Abstinenz. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenuber Naltrexonhydrochlorid oder einen der sonstigen Bestandteile, akute Hepatitis, schwere oder akute Lebererkrankung, schwere Nierenerkrankung, Patienten, die Opioid-Analgetika erhalten, opiatabhängige Patienten, da akute Opiatentzugssymptome auftreten können, Patienten mit Entzugssymptomen nach der Gabe von Naloxonhydrochlorid (positives Ergebnis des Naloxon Provokationstests), Patienten mit positivem Urintest auf Opioide. Hilfsstoffe: Lactose-Monohydrat, mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, hochdisperses Siliziumoxid, Magnesiumstearat, Pale Opadry Yellow. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers: Chiesi Pharmaceuticals GmbH, 1010 Wien. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen fur die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Auswirkungen auf die Verkehrstuchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen, Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: NR, apothekenpflichtig. WIRKSTOFFGRUPPE: ATC-Code: N07BB04. Erstellungsdatum/Änderungsdatum: Juli 2011 11 LITERATUR 12 Addolorato G, Leggio L, Abenavoli L, Gasbarrini G. Alcoholism Treatment Study Group. Neurobiochemical and clinical aspects of craving in alcohol addiction: a review. Addict Behav 2005a;30:1209-24 Addolorato G, Leggio L, Abenavoli L, et al. Baclofen for outpatient treatment of alcohol withdrawal syndrome. J Fam Pract 2005b;54:24 Alger SA, Schwalberg MD, Bigaouette JM, et al. 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Effect of naltrexone on weight gain and food craving induced by tricyclic antidepressants and lithium: an open study. Biol Psychiatry 1997;41:747-9 13 Experten-Meinungen Univ.Prof. Dr. Otto-Michael Lesch, Wien Alkoholabhängige, die psychotherapeutisch und medikamentös gut behandelt werden, haben eine gute Prognose. Naltrexon reduziert die Trinkmenge und erhöht Abstinenzraten. Diese Medikation eignet sich insbesondere in der Behandlung von Typ-3und -4-Patienten. Es sollte jedoch stets in einem gesamten Therapiekonzept eingebettet sein, wobei der persönliche Zugang zum Patienten äußerst wichtig ist. Univ.Prof. Dr. Otto-Michael LESCH Univ.Prof. Dr. Henriette Walter, Wien Man weiss, dass Alkohol Endorphine stimuliert, die dann das Dopamin in der zentralen Reward-Bahn erhöhen. Und man weiss, dass Naltrexon diesen Mechanismus blockiert und damit die Trinkmenge senkt. Naltrexon-Responder haben eine positive Familienanamnese hinsichtlich Alkholabhängigkeit, beginnen früh im Leben zu trinken (Early onset) und „vertragen“ anfangs mehr als andere. Univ.Prof. Dr. Henriette WALTER 14 Prim. Univ.Doz. Dr. Andreas Erfurth, Wien Nach einer differenzierten Diagnostik ist eine differenzierte Therapie der Alkoholabhängigkeit möglich und notwendig. Naltrexon führt zu einer Erhöhung der Abstinenzraten sowie zu einer signifikanten Verringerung schwerer Trinkepisoden. Prim. Univ.Doz. Dr. Andreas ERFURTH Univ.Prof. Dr. Gabriele Fischer, Wien Naltrexon in Begleitung von entweder manualisierten psychologischen Interventionen bzw. kognitiver Verhaltenstherapie stellt eine wesentliche Interventionsmöglichkeit bei Alkoholabhängigkeit dar, wobei die Effektivität natürlich auch pharmako-genomischen Einflüssen unterliegt. Univ.Prof. Dr. Gabriele FISCHER Experten-Meinungen Prim. Univ.Prof. Dr. Christian Haring, Hall i. Tirol Naltrexon bereichert die medikamentöse Behandlung von Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen enorm. Die kompetitive Blockade der Endorphinrezeptoren ermöglicht eine deutliche Reduktion des Cravings, was viele Patienten und Patientinnen bei der Einhaltung der Abstinenz spürbar unterstützt bzw. hilft, spontan die Trinkmengen zu reduzieren. Natltrexon ist zwischenzeitlich ein wesentlicher Bestandteil der Alkoholtherapie geworden. Prim. Univ.Prof. Dr. Christian HARING PD Dr. Werner E. Platz, Berlin Langjährig alkoholabhängigen Patienten mit beeinträchtigtem sozialen Empfangsraum und begleitenden forensischen Problemen kann Naltrexon sowohl zur Steigerung der Eigenmotivation für eine Entwöhnungstherapie als auch zur Reduktion der Trinkmengen empfohlen werden. Hierdurch können Aggressionsdurchbrüche (Typ II nach Lesch), die häufig trinkmengenbezogen auftreten, in Häufigkeit und Ausprägungsgrad gemindert werden. Univ.Prof. Dr. Manfred MAIER 15 PD Dr. Werner E. PLATZ Univ.Prof. DDr. Gabriele Sachs, Linz In der klinischen Praxis ist die Komorbidität von depressiver Störung und Alkoholismus häufig. Eine placebokontrollierte Studie zeigte die Überlegenheit einer Kombination von Naltrexon und Sertralin gegenüber den Einzelsubstanzen bezüglich Abstinenz und Rückfällen in schwere Trinkepisoden. Univ.Prof. DDr. Gabriele SACHS Prof. Dr. med. Gerhard A. Wiesbeck, Basel Mit der Typologie nach Lesch steht dem Kliniker ein Instrument zur Verfügung, das den spezifischeren und damit wirkungsvolleren Einsatz von Anticraving-Medikamenten ermöglicht. Prof. Dr. med. Gerhard A. WIESBECK 282/TCP/REVIA/AT/09-2012 Mit der richtigen Ausrüstung zum Erfolg!