Forschende Arzneihersteller wollen Zusammenarbeit

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Forschende Arzneihersteller wollen Zusammenarbeit
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Medical Tribune · 49. Jahrgang · Nr. 49 · 5. Dezember 2014
TRANSPARENZ IM FOKUS
SPEZIAL
IN KOOPERAT
ION
MIT DEM
Forschende Arzneihersteller wollen
Zusammenarbeit mit Ärzten offenlegen
Klarheit über Zuwendungen für Veranstaltungen, Fortbildungen und Dienstleistungen
BERLIN – Der Vorwurf ist immer
wieder zu hören: Ärzte lassen sich
durch Geschenke, Honorare oder
Fortbildungen von Pharma-Unternehmen in ihrem Verordnungsverhalten beeinflussen. Um dieses
Misstrauen abzubauen, setzen die
forschenden Pharma-Unternehmen
auf Transparenz: Sie wollen ab 2016
geldwerte Leistungen für Angehörige der Heilberufe publik machen.
Geschenke sind schon tabu, selbst
Kugelschreiber und Schlüsselanhänger werden nicht mehr abgegeben. Nun machen sich die
Unternehmen daran, zu dokumentieren, welchen Ärzten sie
z.B. Honorare und Auslagenersatz für Beratungsleistungen
gezahlt oder inwieweit sie Tagungsgebühren und Reisekosten
für Fortbildungen übernommen
haben. Die Daten des Jahres 2015
haben die Unternehmen bis
Mitte 2016 erstmals im
Internet zu veröffentlichen.
Die Zusammenarbeit von Ärzten
und Pharmafirmen ist für beide
Seiten wichtig.
Die Unternehmen sind auf
den Erfahrungsaustausch mit
den Medizinern
angewiesen,
um Arzneimittel entwickeln,
verbessern,
erproben und
letztlich auch verkaufen zu können.
Die Ärzte wiederum
benötigen Informationen, um neue
Medikamente richtig einzusetzen.
Diese Zusammenarbeit soll nicht
beendet werden. Sie soll aber transparent sein. Es geht um die „Entdämonisierung“ der Beziehung
von Verordner und Hersteller. Der
offensive Umgang mit möglichen
Interessenkonflikten soll helfen, das
Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt zu schützen.
Damit das gelingt, ist die Industrie auf die Mitwirkung der Ärzte angewiesen. Denn
wenn keine echte
Ärzte stehen im
Fokus des öffentlichen Interesses.
Foto: thinkstock
Transparenz bei der Benennung
von Kooperationen und Unterstützungen gelingt, wird es wohl weiterhin bei Misstrauen und Korruptionsverdächtigungen bleiben.
In diesem Sinne hat sich im vergangenen Jahr auch der 116. Deutsche Ärztetag für die Offenlegung
aller Zuwendungen der Industrie
an Ärzte ausgesprochen. Orientiert
am US-amerikanischen Physician
Payments Sunshine Act plädierte er
unter anderem für die Offenlegung
aller finanziellen und Sachleistungen
mit Namen, Adresse, Anbieter, Wert,
Datum und Art der Zuwendung.
Klare Spielregeln für alle begrüßen auch die niedergelassenen
Ärzte, wie die Antworten von MTLeserinnen und Lesern zeigen (s.u.).
Transparenzkodex zu medizinischen
Fachkreisen – wo kommt der her?
2004 entstand auf Initiative von Mitgliedern des Verbandes der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) der
Verein „Freiwillige Selbstkontrolle
für die Arzneimittelindustrie“
(FSA). Unter anderem überwacht er die ethisch einwandfreie Zusammenarbeit von
Arzneiherstellern mit Ärzten,
Kliniken und Apothekern.
2013 verabschiedete der
FSA den „Kodex zur Transparenz bei der Zusammenarbeit mit Angehörigen der
Fachkreise“. Er ergänzt den
seit 2004 bestehenden FSAKodex „Fachkreise“, der z.B.
Verhaltensregeln zu Werbung,
Studien und Fortbildungsveranstaltungen enthält. Die Vorlage zu dem neuen Kodex stammt
vom europäischen Dachverband
der pharmazeutischen Industrie. Das
Bundeskartellamt hat den Transparenzkodex als Wettbewerbsregel anerkannt.
Für wen ist der Transparenzkodex
überhaupt verpflichtend?
Der Kodex ist für die Mitglieder des
FSA bindend, nicht für die Ärzte.
Der Selbstverpflichtung haben sich
rund 80 Unternehmen unterworfen. Auf sie entfällt laut FSA über
70 % des Umsatzes mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in
Deutschland. Welche Firmen das
sind, lässt sich auf der Homepage
des Vereins nachlesen (www.fsarzneimittelindustrie.de/mitglieder).
Grundsätzlich können alle Unternehmen der Pharmaindustrie dem
Kodex beitreten.
Verstöße gegen die Verhaltenskodizes können von jedermann der
FSA-Schiedsstelle angezeigt werden.
Dort sind in der zweiten Instanz
auch Vertreter von Ärztekammern
und -organisationen beteiligt.
Bei begründeten Verstößen kann
die Schiedsstelle gegen ein Unternehmen ein Ordnungsgeld von bis
zu 400 000 Euro verhängen. In gravierenden Fällen wird der Verstoß
öffentlich gerügt. Über Beanstandungen und Entscheidungen berichtet der FSA auf seiner Homepage.
Welche Informationen werden von
Unternehmen dokumentiert?
Angehörige medizinischer Heilberufe, die vertraglich mit FSA-Mitgliedsunternehmen zusammenarbeiten, haben der Dokumentation und
ggf. Veröffentlichung von Adresse,
Zuwendungsbeträgen und Anlasskategorien zuzustimmen. Dokumentiert werden auch indirekte Vorteile,
die innerhalb eines Jahres über Drit-
te, z.B. Fortbildungsveranstalter, gewährt werden. Es geht um folgende
Bereiche:
 Spenden, einseitige Zuwendungen,
 Einladungen zu Fortbildungen
(Teilnahme-/Tagungsgebühren,
Reise-, Übernachtungskosten)
sowie Förderung (Sponsoring)
von Veranstaltungen
 Dienstleistungs- und Beratungshonorare, z.B. für wissenschaftliche Vorträge, Marktforschung
 Forschung und Entwicklung
Muster für die Dokumentation und
Veröffentlichungen findet man hier:
www.pharma-transparenz.de
Was wird auf den Homepages der
Unternehmen veröffentlicht?
Eine Nennung des Empfängers mit
Angabe der Praxisadresse ist vorgesehen bei Spenden, Zuwendungen
anlässlich von Fortbildungsveranstaltungen sowie Honoraren für
Dienstleistungen und Beratungen.
Der Arzt muss der Veröffentlichung
aus datenschutzrechtlichen Gründen
vorher zustimmen. Tut er das nicht
oder widerruft er die Zustimmung,
werden Zahlungen zusammengefasst
und anonymisiert veröffentlicht.
Bei Forschung und Entwicklung
gilt: Honorare für Ärzte, die an klinischen Studien mitwirken, werden
aggregiert, also ohne den Namen,
publiziert. Dadurch sollen Wettbewerber keine Rückschlüsse auf Forschungsprojekte ziehen können.
Die Veröffentlichung hat innerhalb von sechs Monaten nach dem
Berichtszeitraum zu erfolgen. Beginnend 2016 für das Jahr 2015. Die
Informationen sollen drei Jahre lang
zugänglich bleiben. Jedes Unternehmen veröffentlicht selbst, es gibt keine zentrale Datenbank/Publikation.
Transparenz über jeden Euro – das meinen Ärzte dazu:
Ein Transparenzkodex ist sinnvoll und erforderlich, um die
Korruptionsdiskussion zu beenden
oder wenigstens auf sachliche Füße
zu stellen. So ist es sicher richtig,
dass Beratungs- und Referentenhonorare, Sponsoring und Spenden
transparent gemacht werden und
auch im Internet nachlesbar sind.
Übertreiben sollte man es aber
nicht: Ob eine Pharmafirma den
Parkplatz eines Teilnehmers im Hotel der Fortbildungsveranstaltung
bezahlt hat, ist unerheblich und
gehört nicht ins Internet.
Außerdem muss man sich vergegenwärtigen: Da es uns Ärzten
im Vergleich zum Durchschnitt
der Bevölkerung relativ gut geht,
wird uns alles Mögliche geneidet.
Dazu gehört auch, dass wir an vielen Fortbildungsveranstaltungen
gebührenfrei teilnehmen können.
Wenn dies endet, wird auch die
Fortbildungsfreudigkeit der Ärzte,
die bekanntlich weit überdurchschnittlich ist, sinken.
Dr. Rainer Hakimi,
Facharzt für Allgemeinmedizin,
Stuttgart
Politisch ist diese Transparenzerhöhung günstig und für die
Ärzteschaft sinnvoll. Sie sorgt dafür,
die leidige Korruptionsdebatte zu
beenden. Es gibt tatsächlich merk-
würdiges Sponsoring, z.B. die Finanzierung der Weihnachtsfeier für
Ärzte oder grandiose „Fortbildungen“ in Monaco. Das wurde
allerdings in den letzten Jahren besser. Wenn jemand so begünstigt
wird, sollte das offen gesagt werden.
Die Gefahr der „Bestechung“ ist hier
nicht ganz von der Hand zu weisen.
Eine negative Auswirkung der
Transparenzmaßnahme könnte also
sein, dass einzelne Ärzte weniger
von der Industrie erhalten. Positiv
ist, dass die Unterstützung von sinnvollen Angelegenheiten weitergeht.
Dr. Karl-Heinz Friese,
HNO-Arzt,
Weil der Stadt
Für die niedergelassenen Ärzte
wird der Transparenzkodex
keine gravierenden Veränderungen
mit sich bringen. Fortbildungen
werden auch dann noch besucht,
wenn klar ersichtlich ist, dass die
Kosten dafür von der Industrie getragen werden, wobei natürlich Veranstaltungen mit mehreren industriellen Partnern im Rahmen der
vermeintlichen Unabhängigkeit
eher besucht werden.
Für problematisch halte ich die
Veröffentlichungen bezüglich der
Bevölkerung, da das Verhältnis zum
Einkommen der Ärzte und eventuellen Boni schon immer sehr problematisch ist.
Dr. Petra Sandow,
Fachärztin für Allgemeinmedizin,
Berlin
Ich bin nicht der Auffassung,
dass die Installation eines „Internetprangers“ in irgendeiner Weise hilfreich ist. Der Umfang zulässiger Zuwendungen im Zusammenhang mit Fortbildungen und
Studien ist juristisch exakt geregelt.
Verstöße dagegen sind ein Fall für
die Staatsanwaltschaft.
Auf mein persönliches Verhalten
haben die Regelungen keinen Einfluss. Ich werde auch künftig gelegentlich an pharmagesponserten
Fortbildungen teilnehmen,
Impressum | Idee und Konzeption: Inter Medical Sonderpublikationen · Redaktion: Cornelia Kolbeck, Michael Reischmann · Chef vom Dienst: Hannelore Schell · Mit freundlicher Unterstützung von vfa – Die forschenden Pharmaunternehmen · Medical Tribune 49/2014 – 25513_1
TRANSPARENZ IM FOKUS
Medical Tribune · 49. Jahrgang · Nr. 49 · 5. Dezember 2014
„Patienten möchten einen Arzt haben,
der auf dem Stand des Wissens ist“
Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des vfa, über Vorurteile und Verhaltensstandards
?
In der Vergangenheit konnte man
den Eindruck gewinnen, Industrie
und Ärzte wollten sich bei ihrer Zusammenarbeit nicht in die Karten
schauen lassen. Jetzt setzt die Industrie auf Transparenz. Warum?
Fischer: Weil sich die Zeiten geändert haben! Es gibt heute leider viele
Vorbehalte zum Verhältnis zwischen
Ärzten und Pharmaunternehmen.
Es wird unterstellt, da läuft etwas
nicht richtig. Das geht bis zum Korruptionsvorwurf. Damit wollen wir
zusammen mit den Ärzten Schluss
machen und Transparenz über unsere Zusammenarbeit herstellen.
„Wir müssen unsere
Zusammenarbeit auf eine
neue Grundlage stellen“
erfasst und 2016 erstmals veröffentlicht werden können. Hierzu waren
und sind von den Unternehmen
komplexe IT-Systeme aufzusetzen,
die eigenen Mitarbeiter im Innenund Außendienst zu schulen und es
ist natürlich für die Unternehmen
wichtig, den Dialog mit den eigenen
Kooperationspartnern in Ärzteschaft
und Fachkreisen zu suchen.
?
Wie wird das Vorhaben der Veröffentlichung von Ärzteverbänden
und Ärztekammern gesehen?
Fischer: In Ärzteverbänden wie in
Kammern sieht es aus wie in der
Ärzteschaft insgesamt. Es gibt unterschiedliche Meinungen: pro und
kontra. Wir waren überrascht, wie
viel Zuspruch wir in der jetzigen
Phase der Umsetzung aus der Ärzteschaft und ihren Organisationen bekommen haben. Viele in Industrie
und Ärzteschaft sehen, dass wir unsere Zusammenarbeit auf eine neue
Grundlage stellen müssen, damit sie
erhalten bleiben kann.
?
Einzelne Ärzte sehen die Offenlegung erhaltener Zahlungen
allerdings mit Skepsis. Sie sagen,
Vertrauen wird in der Praxis geschaffen, wenn es gelingt, trotz
aller Zwänge die Patienten gut zu
versorgen. Durch die Transparenz
wird das Vertrauen wieder zerstört.
Fischer: Ich verstehe die Ärzte gut.
Sie befürchten einerseits, durch etwas Neues noch mehr aufgebürdet
zu bekommen. Andererseits sehen
sie sich einem Vergleich ausgesetzt,
der von den Patienten vielleicht
Offene Türen beim vfa: Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer (rechts) im Gespräch mit
MT-Mitarbeiterin Cornelia Kolbeck.
Fotos: Hans-Jürgen Wiedl
nicht im Kontext zur Leistung gesehen wird. Wenn wir Vorwürfen,
Vorurteilen oder Verdächtigungen
begegnen wollen, müssen wir nachvollziehbar machen, was Ärzte und
Industrie tun und warum sie es tun.
?
Und das muss dann auch mit der
Namensnennung des einzelnen
Arztes geschehen?
Fischer: Damit wird doch erst nachvollziehbar, was zwischen einem Unternehmensmitarbeiter und einem
Arzt passiert. Die Zusammenarbeit
zwischen Pharmaindustrie und
Ärzten ist unabdingbar für bessere
Therapien. Das Bewusstsein dafür zu
schaffen – sowohl bei allen Ärzten
als auch in der Bevölkerung – ist
eine ganz wichtige Aufgabe. Wir
haben als Industrie den Fehler gemacht, dass wir in der Vergangenheit
zu wenig über die Notwendigkeit der
Zusammenarbeit geredet haben.
?
Wird die Offenlegung von Zahlungen nicht auch Neid hervorrufen? Da wird vielleicht nicht die Zahl
der Fortbildungen, sondern nur eine
gezahlte Summe gesehen.
Fischer: Am Anfang kann es diese Neiddebatten geben, das haben
Offenlegungen auch in anderen
Bereichen gezeigt. Aber ich bin
überzeugt, dass sich die Diskussion
drehen wird und die Patienten dann
sagen, sie möchten lieber einen Arzt
haben, der auf dem Stand des Wissens ist – einen, der sich fortbildet
und vielleicht auch als Referent zur
Verfügung steht, der bei neuen Therapien einen kritischen Blick hat.
Ein solcher Arzt, der sich um seine
Fortbildung kümmert, ist ihnen lieber als einer, der nicht auf der Höhe
der Zeit ist.
„Verbindliche Maßstäbe
werden durch die Pflicht zur
Offenlegung abgerundet“
?
In diesem Sinne könnte Transparenz auch als Werbung für die
Praxis genutzt werden?
Fischer: Das ist aus meiner Sicht die
nächste Stufe.
?
„Wenn der Gesetzgeber in die
gleiche Richtung denkt, ist das
für uns ein gutes Zeichen“
?
Es gibt das politische Bestreben,
für das Gesundheitswesen im
Strafgesetzbuch einen Korruptionstatbestand einzuführen, der dann
auch für niedergelassene Ärzte gelten soll. Werden im Fall einer gesetzlichen Regelung die Selbstverpflichtungen der Industrie überflüssig?
wenn Themen und Referentenliste Erkenntnisse für meine
tägliche Arbeit erwarten lassen.
Der Nennung meines Namens
im Internet werde ich allerdings
widersprechen.
Dr. Karl-Heiner Nöllgen,
Facharzt für Allgemeinmedizin,
Flammersfeld
Als Hausarzt achtet man
auf Distanz zu den Mächten des Gesundheitswesens und
versucht seine Patienten ausreichend zu versorgen, sowohl mit
Bewährtem als auch mit innovativer Medikation. Da ist ein
Transparenzkodex, durch den
eine eventuelle Einflussnahme
und Abhängigkeit aufgedeckt
werden soll, zu begrüßen.
Genauso wäre eine vergleichbare Transparenz in der Beziehung zwischen Krankenkassen
und Ärzten zu begrüßen: Welche
Kollegen versorgen nach wiederholter Regressbedrohung oder in
vorauseilendem Gehorsam Patienten unzureichend, nur um
selbst nicht aufzufallen? Wann
bekommt die Versichertengemeinschaft Transparenz über
diese Seite der Einflussnahme?
Dr. Johan G.L. van Stappen,
Allgemeinmediziner,
Stolberg
Die ärztliche Fortbildung wird von
Pharmaunternehmen unterstützt.
Wird der Transparenzkodex hier etwas verändern?
Fischer: Zusammenarbeit von Industrie und Ärzteschaft ist wichtig,
auch in der ärztlichen Fortbildung.
Hersteller von Arzneimitteln sind
auf eine stete Neu- und Weiterentwicklung von Produkten angewiesen, die ohne eine enge Kooperation
in Forschung und Entwicklung sowie klinische Erprobung von Arzneimitteln nicht vorstellbar ist.
Sachgerechte Therapie- und
Verordnungsentscheidungen hängen davon ab, dass Ärzte Anschluss
an den aktuellen Forschungs- und
Wissensstand halten. Gleichzeitig ist
aber der ärztlichen Unabhängigkeit
Rechnung zu tragen.
Hier hat der vfa über die von ihm
2004 gegründete freiwillige Selbstkontrolle (FSA) bereits seit Langem
strenge Regeln für die Zusammenarbeit aufgestellt. Diese verbindlichen
Maßstäbe und Standards haben
weiterhin Bestand und werden nun
durch die neue Verpflichtung unserer Unternehmen zur Offenlegung
von Zuwendungen abgerundet.
Fortsetzung von Seite 52
Meint wirklich jemand,
dass Vertrauen von Patienten in mich als Ärztin entsteht, wenn diese irgendwo
nachlesen können, dass die Fortbildung xy samt nachfolgendem
Imbiss durch die Firma yz finanziert wurde? Das Interesse an
Fortbildung und Wissenschaftlichkeit hängt beim Arzt doch
nicht von der Fremdfinanzierung ab. Ich habe bei Fortbildungen der Pharmaindustrie
bisher nur gute Erfahrungen in
puncto fachlicher Kompetenz
der Referenten machen können.
Im Übrigen habe ich bestimmt eine Weltreise an Freizeit
und Kosten in meine Zusatzbezeichnungen Naturheilverfahren
und Akupunktur selbst investiert. Auch diese Information
müsste dann abrufbar sein.
Dipl.-Med. Petra Marschollek,
Fachärztin für Allgemeinmedizin, Königs Wusterhausen
?
Ziehen alle Mitglieder im Verband
der forschenden Pharmaunternehmen mit? Welches Feedback zum
Transparenzkodex hören Sie?
Fischer: Alle unsere Mitgliedsunternehmen sind dabei! Der neue Transparenzkodex ist im November 2013
verabschiedet worden. Seither haben
unsere Mitgliedsunternehmen einen
großen Aufwand betrieben, um die
neuen Vorgaben umzusetzen, damit
ihre Zuwendungen an Ärzte und
Fachkreisangehörige im Jahr 2015
Transparenz ...
Fischer: Wir beschäftigen uns mit
dem Thema „ethisches Marketing“
seit Gründung unserer FSA vor zehn
Jahren. Mit der Schaffung des Transparenzkodex sind wir in den letzten
beiden Jahren noch weitergegangen.
Wir haben das Thema frühzeitig erkannt und hoffen, dass es auch andere tun werden. Wenn der Gesetzgeber in die gleiche Richtung denkt,
ist das für uns ein gutes Zeichen. Wir
gehen den von uns eingeschlagenen
Weg der Vorgabe klarer Verhaltensstandards und der Transparenz weiter: freiwillig und selbstverständlich
erst recht im Rahmen geänderter
Gesetze.
Ich halte diese Art von
Pseudotransparenz für unnötig. Wem nutzt das Ganze?
Zumal durch die Zustimmungspflicht doch keine valide Datenlage geschaffen wird. Signifikante Auswirkungen auf das
Verhältnis Ärzte-Industrie sehe
ich nicht. Auch auf meine Praxis
hat es keinen erkennbaren Einfluss. Allerdings sehe ich die latente Gefahr eines erneuten
„Doctorbashings“, was nicht
gerade hilfreich ist, den ärztlichen Beruf wieder attraktiver
werden zu lassen.
Stefan E. Breit,
Facharzt für Allgemeinmedizin,
Hof
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