Credit Default Swap
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Credit Default Swap
Kreditderivate c/o : Sabine Henke und Beiträge in Burghof et al. (2000/2005) 3.5 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte - Definition und Einordnung von Kreditderivaten - Grundformen von Kreditderivaten und Standardisierung - Credit Linked Notes - Vom einfachen Credit Default Swap zum strukturierten Portfolio Default Swap - Synthetische Kreditverbriefung - Exotics versus Standardisierung - Abgrenzung zu anderen Kreditrisikotransferprodukten 2 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Kreditderivate sind ... Derivative Finanzinstrumente Forward/Future Option Swap Auszahlung gekoppelt an Kreditrisiko Anleihe Basket/ Index Kredit synthetische Kreditposition Referenzaktivum Kreditderivate ermöglichen die Separierung des Kreditrisikos von der zugrunde liegenden Kreditposition und den Transfer des Kreditrisikos an Dritte 3 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Systematisierung der Kreditderivate Klassische Kreditverbriefung Kreditderivate i. e. S Asset Backed Securities (ABS) Credit Default Swaps Mortgage Backed Securities (MBS) Total Return Swaps Collateralized Debt Obligations (CDOs) Credit Spread Options Hybride Produkte Credit Linked Notes Synthetische ABS, MBS und CDOs Kreditderivate i. w. S. 4 Einsatzmöglichkeiten von Kreditderivaten Kreditrisikotransfer in der Theorie der Finanzintermediation Kreditrisikokäufer Spezielle Stellung des Finanzintermediärs verursacht Anreizprobleme beim Kreditrisikotransfer Kompensation Kreditrisiko Kredit Einleger Finanzintermediär = Kreditgeber = Kreditrisikoverkäufer Kreditnehmer Einschaltung eines Finanzintermediärs löst Anreizprobleme bei der Kreditvergabe • Kreditwürdigkeitsprüfung (Screening) • Kreditüberwachung (Monitoring) 5 Einsatzmöglichkeiten von Kreditderivaten Anreizprobleme: Adverse Selektion: Hidden Information zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses VK hat zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses private Informationen über das zu transferierende Kreditrisiko Moral Hazard: Hidden Action nach Vertragsabschluss VK kann durch sein Verhalten das Ausmaß des Kreditrisikos beeinflussen, Verhalten ist für K nicht beobachtbar Hidden Information nach Vertragsabschluss VK handelt (z.B. Erklärung des Default), K kennt zugehören Umweltzustand nicht Hold-up: unvollständiger Vertrag Kontrollstruktur im Default-Fall bei Wiederverhandlung mit dem Kreditnehmer, Rechte von K bei Wiederverhandlung 6 Einsatzmöglichkeiten von Kreditderivaten Durch die Strukturierung von Kreditderivaten können Anreizprobleme gemildert werden: Kredite an große Unternehmen Kredite an kleine und mittlere Unternehmen Geringe Informationsasymmetrie und Beeinflussbarkeit Hohe Informationsasymmetrie und Beeinflussbarkeit Einsatz von Kreditderivaten auf Einzeltitel Einsatz von Index - oder Portfolio-Kreditderivaten (synthetische ABS, Portfolio Credit Default Swaps) 7 Marktwachstum I (Nominalvolumen alle Kreditderivate) bis 2004 Mrd. US-$ 5000 4000 3000 Global (BBA) USA (OCC) Deutschland 2000 1000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 8 Marktwachstum II (lt. ISDA) nur CDS ab 2001 Mrd. US-$ 40.000 35.000 Wachstumsraten 30.000 25.000 20.000 2002 139% 2003 72% 2004 123% 2005 103% 2006 101% 15.000 10.000 5.000 0 1H01 2H01 1H02 2H02 1H03 2H03 1H04 2H04 1H05 2H05 1H06 2H06 9 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Credit Default Swap (CDS) Prämie/Spread (bps p.a.) Risikokäufer (Sicherungsgeber, Protection Seller) kein Kreditereignis Kreditereignis keine Ausgleichszahlung Ausgleichszahlung Risikoverkäufer (Sicherungsnehmer, Protection Buyer) Referenzaktivum (z.B. Anleihe oder Kredit) Risikokäufer übernimmt gegen Zahlung einer Prämie die Verpflichtung, bei Eintritt eines Kreditereignisses beim Referenzaktivum eine Ausgleichszahlung an den Risikoverkäufer zu leisten. Abgrenzung des Kreditereignisses und Gestaltung der Ausgleichszahlung können individuell zwischen den Vertragsparteien vereinbart werden Transfer des Ausfallrisikos ist lediglich in Höhe des vereinbarten Betrages und für das vertraglich vereinbarte Kreditereignis wirksam. 10 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Zur Vertragsdokumentation von Credit Default Swaps: • 1998: ISDA (International Swaps and Derivatives Association) Standarddokumentation für Credit Default Swaps • 1999 ISDA Credit Derivatives Definitions BBA Credit Derivatives Report 1999/2000: „By the end of 1999, 84% of respondents‘ credit derivatives portfolio was based on ISDA confirms.“ Quelle: British Bankers‘ Association (2000) • 2001: Restructuring Supplement to the 1999 Credit Derivative Definitions • 2003 ISDA Credit Derivatives Definitions 11 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Einzelaspekte aus der Dokumentation der ISDA: Kreditereignisse (Credit Events): Artikel IV der Definitions • Bankruptcy (Insolvenzfall, …) • Failure to Pay (Zahlungsverzug) • Obligation Acceleration/Obligation Default (tätsächliche/potenzielle Fälligstellung) • Repudiation (Bewusste Nichterfüllung bzw. Verweigerung von Zahlungsverpflichtungen) und Moratorium • Restructuring (Umstrukturierung bzw. Sanierung des Referenzschuldners) Mitteilung über den Eintritt des Kreditereignisses: Artikel III der Definitions Bezugnahme auf öffentlich verfügbare Informationen 12 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Höhe der Ausgleichszahlung und Abwicklungsmethoden: Cash Settlement (Barausgleich): Artikel VII der Definitions 1. Möglichkeit: Ausgleichszahlung = Nominalwert des Referenzaktivums abzgl. Marktwert des Referenzaktivums nach dem Default (Quotation) 2. Möglichkeit: Ausgleichszahlung = vorab festgelegter Betrag (Binary Settlement) → Digital Credit Default Swap! Physical Settlement (Physische Lieferung): Artikel VIII der Definitions Risikoverkäufer liefert Referenzaktivum an Risikokäufer und erhält im Gegenzug eine Zahlung in Höhe des Nominalwertes 13 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Total Return Swap (TRS) Total Return Empfänger (Risikokäufer) Coupon + Wertsteigerungen des Referenzaktivums LIBOR + Prämie/Spread in bps p.a. Wertminderungen des Referenzaktivum Total Return Zahler (Risikoverkäufer) Anleihe oder Kredit (Referenzaktivum) Risikoverkäufer transferiert die gesamten wirtschaftlichen Erträge auf den Risikokäufer und erhält dafür synthetische Refinanzierungskosten in Form eines zumeist variablen Zinssatzes. Auszahlung knüpft direkt an die Wertveränderungen des Referenzaktivums. Separierung des Kreditrisikos von der zugrundeliegenden Position und deren Marktrisiken ist von entsprechender Gestaltung abhängig (Integration eines Zinsswaps). 14 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Credit Option Credit Options können als Kauf- oder Verkaufsoptionen auf (a) einen variabel verzinslichen Referenztitel oder (b) auf ein Asset-Swap-Paket gestaltet werden. Asset-Swap-Paket: Kombination einer kreditrisikobehafteten Kuponanleihe (Asset) mit einem Zinsswap, der die Festzinszahlungen der Anleihe in variable Zinszahlungen tauscht. Kapital und Tilgung Anleihe Kupon der Anleihe (Festzins) Asset-Swap Verkäufer Festzinszahlung in Höhe des Kupons der Anleihe Asset-Swap Käufer Zinsswap Variabler Kupon LIBOR + x bps 15 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Credit Put Credit Call: • gibt dem Käufer gegen Zahlung einer Prämie das Recht, • gibt dem Käufer gegen Zahlung einer Prämie das Recht, • einen bestimmten variabel verzinslichen Referenztitel • einen bestimmten variabel verzinslichen Referenztitel • zu einem festgelegten Preis (Strike Price, Ausübungspreis) • zu einem festgelegten Preis (Strike Price, Ausübungspreis) • an den Verkäufer der Option zu verkaufen. • vom Verkäufer der Option zu kaufen. Warum werden Credit Options auch als Credit Spread Options bezeichnet? Marktwert des Referenzaktivums wird primär bestimmt durch Credit Spread. Credit Spread = Zinsspanne zwischen dem kreditrisikobehafteten Referenztitel und einer quasi risikolosen Benchmark (bei ansonsten gleichen Konditionen und gleicher Laufzeit) oder Aufschlag auf einen entsprechenden variablen Referenzzinssatz Ausweitung des Credit Spread = Verschlechterung der Kreditqualität des Schuldners 16 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Credit Linked Note (CLN) Kombination aus Kreditderivat und Anleihe Einfachste Version: Kombination aus Credit Default Swap und Anleihe Nominalbetrag Zinsen + Prämie/Spread (BP p.a.) Risikokäufer Risikoverkäufer Nominalbetrag Nominalbetrag abzgl. Ausgleichszahlung kein Kreditereignis Kreditereignis Anleihe oder Kredit (Referenzaktivum) Refinanzierte Form des Credit Default Swap Zahlung des Nominalbetrages der Anleihe durch Risikokäufer wirkt beim Risikoverkäufer wie Barunterlegung. 17 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Zwischenschaltung einer Zweckgesellschaft bei der Emission von Credit Linked Notes: Risiko Credit Default Swap Par Bank Referenzaktivum Prämie: x bps Bedingte Ausgleichszahlung Investor Zweckgesellschaft LIBOR + y bps Par minus Nettoverluste Aaa/AAA Wertpapiere Quelle: Neske (2000) 18 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Vom einfachen Credit Default Swap zum strukturierten Basket bzw. Portfolio Default Swap Basket bzw. Portfolio Credit Default Swap ⇒ Underlying des CDS ist ein Basket bzw. Portfolio von Referenztiteln! Einfachste Form: Dokumentation mehrerer einzelner Credit Default Swaps wird in einer einzigen Vertragsdokumentation zusammengefasst: Gestaltungsvarianten mit Schwellenkriterien: First-to-Default Credit Default Swap First-Loss Credit Default Swap • nur der erste Ausfall im Referenzportefeuille wird kompensiert • nach dem ersten Credit Event wird der First-to-Default CDS terminiert ⇒ eher für eine kleine Anzahl von Referenztiteln geeignet • Jeder eingetretene Verlust wird bis zum Erreichen einer Verlustschwelle anteilig vergütet ⇒ Eher für größeres Portefeuille geeignet 19 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Beispiel: First and Second Loss Credit Default Swap Bank Portfolio Second Loss Prämie Position Investor 2 (90%) Default-Zahlung First Loss Position (10%) Prämie Investor 1 Default-Zahlung Quelle: Watzinger (2000) 20 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Synthetische Verbriefung Verbriefung (Asset Securitization): Strukturierungsprozess, bei dem die Zahlungsansprüche von (zumeist illiquiden, nicht handelbaren) Kreditforderungen oder anderer Vermögensgegenstände (Assets) umgestaltet und in verbriefter Form als Asset Backed Securities (ABS) an den Kapitalmarkt verkauft werden. Asset Backed Securities (ABS) i.w.S. Mortgage Backed Securities (MBS) Collateralized Debt Obligations (CDO) Residential MBS Collateralized Loan Obligations CLO Commercial MBS Asset Backed Securities i.e.S. Collateralized Bond Obligations CBO 21 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Grundstruktur einer synthetischen Securitization-Transaktion unter Verwendung eines Special Purpose Vehicle (SPV) Verpfändung KreditPortfolio des Originators Collateral Pool SeniorTranche (AAA) JuniorTranche (A) Credit Default Swap Swap Fee SPV Cash Erlös ABSEmission JuniorTranche (BB) EquityTranche (N.R.) Quelle: Hüttemann (2000) 22 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Grundstruktur einer synthetischen Securitization-Transaktion ohne Verwendung eines SPV Collateral Pool Kreditportfolio des Originators ‘RatingUnterstützung’ Credit Linked Notes Emission SeniorTranche (AAA) JuniorTranche (A) JuniorTranche (BB) Cash Erlös EquityTranche (N.R.) Quelle: Hüttemann (2000) 23 Kreditderivate als Kreditrisikotransferprodukte Grundstruktur einer synthetischen Securitization-Transaktion mit Super Senior CDS Credit Default Swap Swap Fee KreditPortfolio des Originators CDS SPV Swap Fee Collateral Pool ABSEmission Super-Senior CDS USBank SeniorTranche (AAA) JuniorTranche (A) JuniorTranche (BB) EquityTranche (N.R.) Quelle: Hüttemann (2000) 24 Trend 1: Indizierung Seit Juni 2000: iTraxx • „Index“ auf liquide CDS • Preis wird nicht berechnet, sondern ist ein Marktpreis auf entsprechenden Basket • Indexfamilie: iTraxx EU (125 liquideste Titel/Adressen, feste Branchenstruktur) iTraxx HiVol (30 Titel daraus mit größtem spread) iTraxx XO (Crossover: 50 Sub-Investementgrade-Titel) … (insbesondere auch Asien) • CDOs auf iTraxx mit standardisierter Tranchierung 25 Trend 2: Komplexere Produkte Komplexe Struktur • CDO² („CDO-squared“): CDO aus Tranchen anderer CDOs ⇒ Komplexe Korrelationsstruktur Dynamische Gestaltung • CPPI (Constant Proportion Portfolio Insurance): Versicherung eines Mindestwerts des Portefeuilles, Multiplier für riskante Investition • CPDO (Constant Proportion Debt Obligation): Hoher Leverage, aber Risikoreduktion durch Roll over auf die jewiels kürzeste Indexlaufzeit Riskante Investion jeweils in Itraxx, CDX oder „bespoken Index“ 26 Einsatzmöglichkeiten von Kreditderivaten Wer kann Kreditderivate nutzen? Alle Institutionen, die Kreditrisiken ausgesetzt sind und diese absichern möchten oder Kreditrisiken übernehmen wollen • Banken • Industrieunternehmen • Versicherungen • Institutionelle Investoren Einsatzmotive: • Hedging • Spekulation • Arbitrage 27 Einsatzmöglichkeiten von Kreditderivaten Anwendungsmöglichkeiten: ¾ Eigenhandel ¾ Risikomanagement • Kreditlinienmanagement • Kreditportfoliomanagement • Management von Kontrahentenrisiken • Optimierung des ökonomischen Eigenkapitals ¾ Festschreibung zukünftiger Refinanzierungskosten bei Aufnahme von FK ¾ Optimierung des regulatorischen Eigenkapitals 28