Tag des offenen Denkmals 2012

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Tag des offenen Denkmals 2012
Tag des offenen
Denkmals
Historisches HOLZ – vielseitig und lebendig
9. September 2012
Inhalt
Wir machen aus
Restabfall
Strom
4
Grußwort
Programm
6 Historische und neuzeitliche Holzkonstruktionen
12 Fachwerkbauten und ihre Restaurierung
21 Holz im Innenraum: Kunstwerke, Möbel und
dekorative Elemente
39 Holz in Handwerk, Industrie und Technik
44 Lebend(ig)es Holz und Holz als „Zeitmesser“
47 Weitere Standorte
49Legende
50 Stiftung Denkmalswerter Kirchen
52Übersichtsplan
Textbeiträge
für reichlich
55
Einführung: Historisches Holz – vielseitig und lebendig
Svenja Schrickel
Flutlicht
57
Holz im Alltag – von der Geschichte eines uralten Werkstoffs Raphaela Schröter
62
Häuser aus Holz. Fachwerk- und Holzbau in und um
Dortmund bis ins 20. Jahrhundert
Thomas Spohn
68
Holz als dekorative Ergänzung der Architektur
Bruno Wittke
76
Holz im Bergbau
Tilo Cramm
82
Ein „Gefängnis“ aus Holz. Drei Sommer und drei Winter im
Zwangsarbeiterlager der Zeche Zollern
Ulrike Gilhaus
88
Archäobotanik und der besondere Stoff Holz
Henriette Brink-Kloke
92
Historische Holznutzung in Westfalen. Von der Baumkunde zur Dendrochronologie
Heribert Reif
96
Holzschädlinge an Denkmalsubstanz
Ulrich Arnold
in unserem
Stadion.
Ob private Haushalte, Gewerbebetriebe oder
öffentliche Plätze. Der Unternehmensverbund der
EDG bietet individuelle Entsorgungsdienstleistungen an, die nicht nur umfassend, sondern auch
umweltbewusst und nachhaltig sind.
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Grußwort
Der Tag des offenen Denkmals 2012:
Historisches HOLZ – vielseitig und lebendig
„Holz“ – so kurz und bündig lautet die
von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ausgegebene Losung für den
bundesweiten Tag des offenen Denkmals
2012. Damit behandelt die Veranstaltung
erstmals einen Themenschwerpunkt, der
ein Material in den Fokus der Betrachtungen stellt. Die Fülle und Qualität, in
der uns Holz unter denkmalpflegerischen
Gesichtspunkten auch im Dortmunder
Stadtgebiet begegnet, ist beeindruckend.
Es zeugt deutlich von der Tatsache, dass
der hiesige Raum lange vor der Industrialisierung bereits im Mittelalter eine wahre Blütezeit erlebte. Deshalb
stand unmittelbar fest: Auch der Dortmunder Denkmaltag wird sich dem
Thema Holz widmen.
Angesichts der großen Wandelbarkeit des Materials Holz als Naturprodukt in all seinen Formen und Einsatzmöglichkeiten entschied sich
die Stadt Dortmund jedoch, das Motto zu ergänzen: „Historisches
Holz – vielseitig und lebendig“ lautet der Titel des Tages des offenen
Denkmals 2012 in Dortmund. Damit lässt das Motto nicht nur erahnen,
wie facettenreich der Umgang mit Holz aus der Sicht der Denkmalpflege,
aber auch des Denkmaleigentümers sein kann. Es verspricht zugleich
ein besonders buntes Programm: So stehen mehr als 50 ganz unterschiedliche Denkmäler im Fokus, von denen nicht wenige erstmals der
Öffentlichkeit zugänglich sind.
Doch worauf beruht die Begeisterung der Veranstalter für das Thema? Als
Baumaterial wie als Werkstoff leistete und leistet Holz dem Handwerker
wie dem Künstler seine Dienste – und insbesondere im Umgang mit
ihm erscheinen die Grenzen zwischen Handwerk und Kunst fließend.
Kunstvolle Holzschnitzereien, von denen in Dortmund eine stattliche
Anzahl vorhanden ist, stützen diese Art der Betrachtung. Aufgrund seiner
besonderen Eigenschaften erlaubt Holz einen vielseitigen Umgang: Als
konstruktives Hauptelement findet es sich im Fachwerkbau und bei technisch anspruchsvollen wie formschönen Tragwerkskonstruktionen, bei
Dachwerken, Fenstern und Türen, als dekorative Zugabe an Gebäuden
und Gebäudeteilen, als Grundlage künstlerischer Ausgestaltung im
sakralen, öffentlichen und privaten Raum. Holz ist zugleich ein lebendiges
Material, aufgrund seiner stofflichen Struktur und Formbarkeit sowie
seiner Verformung durch klimatische Einflüsse. Als lebender Organismus
Baum erscheint es dem heutigen Menschen zunehmend schützenswert. Nicht nur als einzelnes Naturdenkmal, sondern auch als wichtiger
4
Bestandteil von denkmalgeschützten Gartenanlagen und Parks bietet sich
„lebendes Holz“ an, am Denkmaltag vorgestellt zu werden.
Die Stadt Dortmund beteiligt sich bereits zum 19. Mal an diesem Tag
zum Erkunden und Genießen von Denkmälern unterschiedlichster Art.
Die 1984 in Frankreich begründete und seit 1993 auch in Deutschland
bundesweit ausgetragene Veranstaltung zieht jedes Jahr rund 20 Millionen Gäste in ganz Europa an. Die große und ausgesprochen positive
Resonanz der Dortmunder Bürgerinnen und Bürger spricht für das
Konzept und honoriert die Anstrengungen der Stadt wie der zahlreichen
Mitwirkenden, auch am diesjährigen Denkmaltag ein umfassendes Besucherangebot zu offerieren.
Möglich gemacht wird ein Ereignis dieser Art mit seinem vielseitigen Angebot nur durch das beachtliche Engagement zahlreicher ehrenamtlicher
Helfer und Veranstalter an den einzelnen Standorten. Die Stadt Dortmund
dankt deshalb insbesondere dem Aplerbecker Geschichtsverein, dem
Ortskuratorium Dortmund/Bochum der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Förderverein Bergbauhistorischer Stätten im Ruhrrevier e.V.,
Arbeitskreis Dortmund, dem Förderverein Lindenhorster Kirchturm e.V.,
dem Verein der Freunde und Förderer des Botanischen Gartens Rombergpark., dem Fritz-Henßler-Berufskolleg, dem Geschichtskreis Scharnhorst,
dem Heimatverein Lütgendortmund 1988 e.V., dem „Lütgen-Archiv“,
dem Kulturzentrum balou e.V., dem Verein zur Förderung der Heimatpflege e.V. Hörde, dem WAB e.V. (Westfälische Almetalbahn) sowie allen
beteiligten Denkmaleigentümer/-innen und Kirchengemeinden sowie
Museen und Institutionen. Zudem danke ich allen Autorinnen und Autoren, die das vorliegende Programmheft mit interessanten Beiträgen zum
Thema bereichert haben.
Schließlich gilt mein besonderer Dank der Sparkasse Dortmund, der
Hornbach-Baumarkt AG, der Peter Rundholz GmbH & Co. KG sowie
Dreier-Immobilien, die den Tag des offenen Denkmals 2012 maßgeblich
mit einer Spende unterstützen, sowie den Unternehmen, die mit einer
Anzeige in diesem Heft zur Finanzierung der Programmbroschüre
beigetragen haben.
Ullrich Sierau
Oberbürgermeister der Stadt Dortmund
5
Historische und neuzeitliche Holzkonstruktionen
Holzturnhalle der ehemaligen Oberdorfschule
Kulturzentrum balou e.V. (Eröffnungsveranstaltung)
Ev. Paul-Gerhardt-Notkirche
(Abschlussveranstaltung)
Oberdorfstraße 23
Dortmund-Brackel
Haltestellen: Oberdorfstraße, U43 (Fußweg 4 Minuten) oder Do-Brackel S, S4
(Fußweg 7 Minuten)
Markgrafenstraße 123
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Markgrafenstraße, Linien U41, U45, U47, U49 und 453
Die Holzturnhalle von 1922 stellt
ein frühes Beispiel für die serielle
Vorfertigung von Gebäuden dar.
Sie entspricht dem Mustertyp der
sogenannten „Döcker-Turnhalle“, die
bereits 1911 auf der Internationalen
Hygiene-Ausstellung in Dresden
präsentiert wurde. Entwickelt und
gefertigt hat sie die Firma Christoph
& Unmack aus Niesky/Oberlausitz, die
zur damaligen Zeit größte europäische Holzfabrik.
Am diesjährigen Denkmaltag wird
die Halle mit ihrer sehenswerten
Deckenkonstruktion den räumlichen
Rahmen für die Auftaktveranstaltung
bilden. Das hölzerne Denkmal ist
heute Teil des Kulturzentrums balou
e.V. und wird weiterhin für sportliche
Aktivitäten genutzt.
11.00 Uhr: Eröffnung Tag des
offenen Denkmals 2012 durch
Stadtrat Martin Lürwer in der
Holzturnhalle. Ausführungen zum
Denkmal durch Rudolf Preuss,
Vorstandsvorsitzender des balou e.V.
Musikalisches Programm mit dem
Streichtrio „Blue Velvet“
6
Turnerische Darbietung in historischer Sportbekleidung.
11.00–18.00 Uhr: Das Denkmal
Holzturnhalle ist geöffnet.
11.00–15.30 Uhr: café balou ist
geöffnet.
12.00 Uhr: Ausstellungseröffnung;
Die Künstlerin Tanja Moszyk zeigt im
café balou ihre Holzschnitte
(www.ausschnitt.de).
14.00 Uhr: Führung durch die
Turnhalle mit Rudolf Preuss
14.30 Uhr: Aikido-Vorführung
www.balou-dortmund.de
Die Paul-Gerhardt-Kirche ist eine
von deutschlandweit 48 sogenannten Notkirchen, die in den Jahren
zwischen 1948 und 1950 entstanden,
um den Mangel an gottesdienstlichen
Räumen durch die Zerstörungen des
Zweiten Weltkriegs mit schnellen
und einfachen Mitteln zu beseitigen.
Als Teil dieses Notkirchenprogramms
der evangelischen Kirche, für das der
Architekt Otto Bartning mehrere Typen
von Montagegebäuden entwickelte,
entstand ab 1948 in Dortmund die
Paul-Gerhardt-Kirche als Teilfertigbau des Typs B mit polygonalem
Altarraum. Binder, Pfetten, Deckentafeln, Fenster, Türen, Sitzbänke
und elektronische Anlagen wurden
geliefert, während das zum Teil aus
Trümmerziegeln stammende Füllmauerwerk und die Dacheindeckung mit
Tonziegeln von der Gemeinde selbst
ausgeführt wurden. Der Innenraum
des 1950 ersten nach dem Zweiten
Weltkrieg eingeweihten Sakralbaus
auf Dortmunder Stadtgebiet wirkt auf
den Besucher vor allem durch seine
vorwiegend hölzernen Baumaterialien,
insbesondere durch die Holzkonstruktion des offenen Dachstuhls.
12.00–18.00 Uhr
Die Kirche ist geöffnet, Kirchenführungen nach Bedarf durch Reiner
Berghoff vom Ortskuratorium der
Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Der Dortmunder Künstler Bernd
Moenikes stellt einige seiner Holzskulpturen im Kirchenraum aus. Eine
Präsentation im Kirchenraum zeigt
weitere Notkirchen und Werke des
Architekten Otto Bartning.
15.00 Uhr
Orgelkonzert
17.00 Uhr
Abschlussveranstaltung Tag des
offenen Denkmals 2012:
Moderierte Expertenrunde rund
um das Thema Holz in seinen vielfältigen Funktionen als Konstruktionsmaterial, Werkstoff für Kunstwerke
und Instrumente und Gegenstand der
Denkmalpflege.
Musikalisches Programm:
Konzert mit Klarinette und Orgel
Kleiner Umtrunk im Windfang der
Kirche
www.pg-dortmund.de
7
Haus Wenge
Kommunalfriedhof Aplerbeck mit Friedhofskapelle
Alekestraße 4
Dortmund-Lanstrop
Haltestelle: Alekestraße, Linien 423, 424 (Fußweg 3 Minuten)
Köln-Berliner-Straße 86
Dortmund-Aplerbeck
Haltestelle: Vieselerhofstraße, Linien 437, 440 (Fußweg 2 Minuten)
Die erste Erwähnung des ehemaligen
Adelssitzes Haus Wenge reicht bis
ins Jahr 1313 zurück, vermutlich sind
die Grundmauern noch aus dieser
Zeit. Nach seiner Zerstörung durch
spanische Truppen 1598 wurde
das Gebäude unter Beibehaltung
seiner äußeren Form im gotischen
Stil wiederaufgebaut. Die Treppengiebel über den Schmalseiten des
rechteckigen Grundrisses sowie die
Steinkreuzfenster in den beiden
Hauptgeschossen sind Ausdruck hiervon. Eine ausgesprochene Besonderheit bildet der mehr als 14 m lange,
ohne Stützen freitragende hölzerne
Dachstuhl des Hauses: Es handelt sich
hier wohl um denjenigen Profanbau
mit der breitesten freistehenden
Dachkonstruktion ohne Mittelstütze
nördlich des Mains.
Nach mehrmaligem Besitzerwechsel
erwarb die Stadt Dortmund 1952
den alten Rittersitz, der aufgrund von
mangelnder Pflege und Bergschäden
nahezu abbruchreif war. In den Jahren 1962 bis 1967 ließ die Stadt das
Gebäude umfassend sanieren, wobei
auch die Gräfte teilweise wiederhergestellt wurde.
8
13.00–17.00 Uhr
Haus Wenge ist geöffnet.
Führungen nach Bedarf zur
Geschichte des Denkmals durch
Heinz Pasterny vom Geschichtskreis
Scharnhorst; ein heutiger Bewohner
des Hauses, Uli Haller, gewährt den
Besuchern eine kurze Besichtigung
des Dachbodens (bei körperlicher Beweglichkeit und mit angemessenem
Schuhwerk!), Dauer ca. 30 Minuten
13.00–17.00 Uhr
Vorführung hölzerner Handwerkskunst mit historischen Werkzeugen
durch den Tischlermeister und
geprüften Restaurator Merwig Fiedler
www.haus-wenge.de
Auf dem Aplerbecker Kommunalfriedhof befindet sich eine denkmalgeschützte Friedhofskapelle in
neugotischer Backsteinarchitektur mit
Putzgliederung aus dem Jahr 1908.
Der Friedhof selbst weist zahlreiche
historische Grabsteine und Grabdenkmale auf, seine jüdische Abteilung
mit 18 Grabmalen steht gar in ihrer
Gesamtheit unter Denkmalschutz.
Schäden an hölzernen Bauteilen
führten 2005 zur Schließung der
Kapelle. Aus diesem Grund steht das
Baumaterial Holz auch im Zentrum
der denkmalgerechten Sanierung des
Gebäudes durch den Aplerbecker
Geschichtsverein und wird wesentliches Thema bei dessen Führung in
das Innere der Kapelle sein.
12.00–13.00 Uhr
Die Friedhofskapelle ist geöffnet.
12.00 Uhr
Führung durch das sonst geschlossene Denkmal sowie zu ausgewählten Grabmalen und zum jüdischen
Teil des Friedhofs; Beginn an der
Friedhofskapelle
www.aplerbeck-portal.de
9
„Villa Froschloch“ mit Holzturnhalle
Zeche Zollern II/IV – LWL-Industriemuseum
Froschloch 14
Dortmund-Hombruch
Haltestelle: Grotenbachstraße, U42 (Fußweg 10 Minuten)
Grubenweg 5
Dortmund-Lütgendortmund
Haltestellen: Do-Bövinghausen Bf, Linie RB43 oder Industriemuseum Zollern, Linie 462
Das Gebäude, welches heute unter
dem Namen „Villa Froschloch“
bekannt ist, wurde 1927 von der
damaligen Gemeinde Kirchhörde
als Holzturnhalle mit Wohlfahrtseinrichtungen (u. a. Lungenfürsorge,
Mütterberatung) in Auftrag gegeben;
errichtet hat es die Firma Becher
& Co. Die hölzerne Konstruktion
der Turnhalle im mittleren Gebäudeteil orientiert sich an dem 1911
vorgestellten Hallentyp nach dem von
Rittmeister Döcker in den 1880er Jahren als Lazarett-Baracke entwickelten
Bausystem. Nicht nur die Turnhalle,
auch die beiden Kopfbauten sind fast
ausschließlich aus Holz konstruiert.
Sowohl das Tragwerk als auch die
Vertäfelung bzw. Verschalung der
Innen- wie Außenwände sind aus
diesem Material. Holz ist hier also
nicht allein ein dekoratives, sondern
ein konstitutives Element.
Die „Villa Froschloch“ präsentiert sich seit der Erneuerung des
Außenanstrichs im Jahr 2011 wieder
leuchtend weiß, heute dient sie dem
Stadtsportbund Dortmund als Lehrgangs- und Bildungsstätte und kann
als Gästehaus genutzt werden.
10
15.00–18.00 Uhr
Das Denkmal ist geöffnet.
15.00, 16.00 und 17.00 Uhr
Führungen durch den Kunsthistoriker und Mitarbeiter der
Denkmalbehörde Bruno Wittke.
Vorführung von Cheerleadern
Die Eltern der Cheerleader reichen
Kaffee und Kuchen.
Aufwendig gestaltete Backsteinfassaden, die einen grünen Ehrenhof
einrahmen, lassen auf den ersten
Blick eher an einen Adelssitz als an
eine Industrieanlage denken. An eben
dieser Wirkung der Schachtanlage
war ihrer Besitzerin, der Gelsenkirchener Bergwerks AG, gelegen: Das
„Schloss der Arbeit“ in DortmundBövinghausen machte sie kurz nach
1900 zur Marktführerin unter den
Zechengesellschaften. Zur Pionierin
der Industriedenkmalpflege wurde
die Anlage mit ihrer Maschinenhalle,
die ein beeindruckendes Jugenstilportal sowie weitere Jugendstilelemente im Innern besitzt und deren
mehrjährige Restaurierung nun ihrem
Ende entgegengeht.
Das LWL-Industriemuseum zur Sozialund Kulturgeschichte des Ruhrbergbaus widmet sich am diesjährigen
Denkmaltag einem ganz besonderen
Aspekt seines Schwerpunktes: In den
letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs
wurde fast ein Drittel der Belegschaft
durch Zwangsarbeiter gestellt, von denen die meisten aus Russland und der
Ukraine stammten. Sie waren unter
menschenunwürdigen Bedingungen in
einer Holzbaracke im hinteren Zechen-
bereich untergebracht. Das Museum
erzählt am Tag des offenen Denkmals
die Geschichte dieses „Gefängnisses“
aus Holz anhand von Grundrissen,
einem Modell, Zeitzeugenfilmen und
einer neuen umfangreichen Fotoserie
vom Alltag des Zwangsarbeiterlagers
auf der Zeche Emscher-Lippe in Datteln. Die aktuelle Sonderausstellung
„Zwangsarbeit. Die Deutschen, die
Zwangsarbeiter und der Krieg“, konzipiert von der Stiftung Gedenkstätten
Buchenwald und Mittelbau-Dora,
initiiert und finanziert von der Stiftung
Erinnerung, Verantwortung, Zukunft
(EVZ), kann frei besichtigt werden. Es
erwartet Sie die bisher umfangreichste
Dokumentation zur Zwangsarbeit
während des Nationalsozialismus.
10.00–18.00 Uhr
Das LWL-Industriemuseum Zeche
Zollern II/VI ist geöffnet. Der
Eintritt ist am Denkmaltag frei.
10.30, 11.30, 12.30 Uhr und 14.00,
15.00, 16.00 Uhr: Führungen zum
Thema des „hölzernen Gefängnisses“
Zwangsarbeiterbaracke
www.lwl.org
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Fachwerkbauten und ihre Restaurierung
Fachwerkhaus Große Riedbruchstraße 1
Ehemaliger Krummehof
Große Riedbruchstraße 1
Dortmund-Mengede
Haltestelle: Am Schlagbaum, Linie SB24
Am Kapellenufer 52
Dortmund-Sölde
Haltestelle: Am Kapellenufer, Linie 437 (Fußweg 6 Minuten)
Die Inschrift über dem Tennentor
besagt, dass dieses Fachwerkwohnhaus erstmals im Jahre 1773 durch
die Eheleute Melchior Jansing und
Anna Margretha Grasmann bezogen
wurde. Das Grundstück für den
Hausbau hatte der „treue Holzknecht
Melchior“ von seinem damals auf
Haus Mengede residierenden Herren
Graf Droste zu Vischering zugewiesen bekommen. Das Haus selbst ist
ein zweigeschossiger Vierständerbau
mit geknickten Kopfstreben, die sich
über zwei Gefache erstrecken. Sein
heutiger Besitzer, Herr Patric Birnbreier, erwarb das denkmalgeschützte
Gebäude aus Eichenfachwerk im September 2009 und begann daraufhin
mit dessen vorbildlicher Sanierung.
Dabei trafen sich die Auflagen des
Denkmalschutzes und die Philosophie
der beauftragten Zimmerermeister
in einer für den Eigentümer im
Wortsinn günstigen Weise: Das Bestreben, möglichst viel der originalen
Bausubstanz zu erhalten und auf
die historischen Baustoffe Lehm,
Eichenholz und Naturstein zu setzen,
wirkte sich nach Aussagen des
Eigentümers immens kostensparend
12
aus. Zum diesjährigen Denkmaltag
lädt dieser die Besucher sein, sich den
fast komplett offenen Wohnraum
mit seinen freigelegten und geölten
Eichenbalken anzuschauen.
10.00–16.00 Uhr
Das Fachwerkhaus ist für
Besucher geöffnet. In dieser Zeit
gibt der Eigentümer Patric Birnbreier
Auskünfte über Holz- und Lehmbau und steht für Fragen rund um
die Sanierung des Gebäudes zur
Verfügung.
Beim ehemaligen Krummehof handelt es sich um ein niederdeutsches
Hallenhaus in Vierständerbauweise
aus dem Jahr 1797. Im Laufe seiner
mehr als 200-jährigen Geschichte
wurde das Fachwerkgebäude nur
in Maßen verändert, so hat man
die Zwischendecke höher gesetzt
und den Längsflur auf Kosten der
Küche bis zum Stall hin verlängert.
Der heutige Hauseigentümer hat das
Fachwerkgebäude zwischen 1998
und 2005 bauhistorisch untersucht
und in Eigenregie behutsam saniert.
11.00–17.00 Uhr
Der Eigentümer Ralf Schmidt öffnet
sein Fachwerkhaus für Besucher.
Rund um den Hof werden „Speis und
Trank“ angeboten.
12.00–17.00 Uhr
Ausstellung zum Holz als
Bienenwohnung
13.30 Uhr
Vortrag des Aplerbecker Geschichtsvereins: „Aplerbecker Fachwerkhäuser und die Geschichte des
Pälkenhofes“
15.00 Uhr
Start zum Rundgang entlang Sölder
Fachwerkhäusern durch Mitglieder
des Aplerbecker Geschichtsvereins
www.imkerei-schmidt.de
13
Ehemaliger Schultenhof
Stockumer Straße 109a
Dortmund-Hombruch
Haltestelle: Schultenhof, Linien 440,
445 (Fußweg 2 Minuten)
Der ehemalige Schultenhof, der
heute noch unter diesem Namen der
Arbeiterwohlfahrt als Wohn- und
Arbeitsprojekt dient, wurde laut
Inschrift im Jahre 1818 durch Johann
Heinrich Schulte erbaut. Er ist in der
Konstruktionsweise eines niederdeutschen Hallenhauses errichtet,
dessen längs erschlossene Wohnund Wirtschaftsbereiche deutlich
erkennbar voneinander getrennt sind.
Das Fachwerk des Hauses ist aus 19
Gebinden zusammengefügt, von denen neun dem Wohnteil angehören.
Der heutige Biohof beherbergt neben
einem Hofladen auch ein Café.
11.00–15.00 Uhr
Der Schultenhof ist geöffnet, in
dieser Zeit steht auch das Café den
Besuchern offen.
11.30 und 13.30 Uhr
Führungen über den Schultenhof;
bei Interesse informiert Frau Karin
Seese von der AWO die Besucher
auch über ökologische Landwirtschaft
und Gemüseproduktion.
www.awo-schultenhof.de
14
Ehemaliger Bauernhof
Schmiemann
Werzenkamp 9
Dortmund-Scharnhorst
Haltestelle: Grevel, Linie U42
(Fußweg 6 Minuten)
Das Gebäudeensemble dieses historischen Bauernhofs mit Fachwerkkonstruktion von 1855 besteht aus
Haupthaus, Scheune und Wirtschaftsgebäuden. Die Straßenfassade des
Haupthauses präsentiert sich noch
mit ihrem originalen Gebälk, während
seine nicht straßenseitigen Außenwände 1933 durch Klinkermauerwerk
ersetzt wurden. Die Raumaufteilung
in Wirtschaftsteil, Deele und zweigeschossigen Wohnteil ist hier noch in
ihrer ursprünglichen Form erhalten.
Die Scheune wurde in qualitätvoller
Klinkerbauweise realisiert.
15.00–18.00 Uhr
Der denkmalgeschützte Hof steht
den Besuchern offen.
15.00, 16.00 und 17.00 Uhr
Führungen durch den Hauseigentümer Professor Dr. Lob
Ehemaliger Kotten Neuhaus
Machariusstraße 1
Dortmund-Kirchlinde
Haltestellen: Kirchlinde Krankenhaus, Linien 460, 470, 480 oder Wasserstraße,
Linie 469 (Fußweg jeweils 8 Minuten)
Dieses Mitte des 19. Jahrhunderts
errichtete zweigeschossige Fachwerkhaus war einst ein Kotten. Das
Gebäude dokumentiert bäuerliche
Lebensart, Baukultur und Besiedlungsform, wie sie über Jahrhunderte
hinweg typisch für die Menschen der
Gegend waren. Optisch wirkungsvoll
liegt das Haus an der Gabelung von
Egilmar- und Machariusstraße und
prägt somit noch heute das Ortsbild
von Kirchlinde.
10.00–15.00 Uhr
Aufmaß: Schüler/-innen des
Bildungsganges Bautechnische
Assistenten und Assistentinnen des
Fritz-Henßler-Berufskollegs nehmen
am Fachwerkhaus ein verformungsgerechtes Aufmaß auf und erstellen
eine Bestandsaufnahme. Der Baustoff
Holz und typische Baukonstruktionen
werden an der Fassade sowie am
Grundriss des denkmalgeschützten
Hauses in den charakteristischen
Merkmalen erkundet. Die Auszubildenden erlernen und praktizieren am
Objekt die fachgerechten Herangehensweisen bei der Bestandsbeurteilung. Diese Arbeit nimmt Bezug
auf die Aufgaben in der zukünftigen
Baupraxis mit dem Schwerpunkt des
Bauens im Bestand. Damit wird der
Umgang mit gebauter Wohnumgebung und besonders mit Baudenkmälern in den Mittelpunkt gestellt.
Die konstruktiven Eigenarten von
Gebautem und vor allem von Denkmälern werden entdeckt, untersucht
und analysiert. Fachkompetente
Unterstützung erhalten die Schüler/innen durch das Ausbildungszentrum
Bau der Baugewerbe-Innung Dortmund und Lünen.
11.00 und 13.00 Uhr
Vorführungen: Die Verfahren der
Bauaufnahme und die Ergebnisse
der Bestandsbeurteilung werden am
Denkmaltag von den angehenden
Bautechnischen Assistenten und Assistentinnen am Objekt präsentiert.
www.fhbk.de
15
Haus Beckhoff, ehemaliger Kotten Beckhof
Truxhof, ehemaliger Hof zu Kirchhörde
Brackeler Hellweg 142
Dortmund-Brackel
Haltestelle: Brackel Kirche, U43
Patroklusweg 25
Dortmund-Kirchhörde
Haltestelle: Kirchhörde, Linie 450 (Fußweg 5 Minuten)
Beim heute unter dem Namen Haus
Beckhoff bekannten Fachwerkhaus
handelt es sich um den ehemaligen
Kotten Beckhof aus dem Jahr 1813.
Sein ursprünglicher Standort war der
Brackeler Hellweg 117, in den Jahren
1987/88 wurde das Gebäude jedoch
auf den Kirchplatz der evangelischen
Kirche Brackel transloziert. Im Fachwerkhaus, das der Gemeinde von
seiner Vorbesitzerin aus Dankbarkeit
vererbt wurde, befinden sich heute
ein Weltladen sowie ein Café. Am
Denkmaltag werden Auszubildende des städtischen Fritz-HenßlerBerufskollegs am Haus Beckhoff
ein verformungsgerechtes Aufmaß
durchführen. Es wird gezeigt, wie
ein aufgrund seiner hölzernen Konstruktionsweise „lebendes“ Gebäude
fachgerecht dokumentiert wird.
10.00–15.00 Uhr
Aufmaß: Schüler/-innen des
Bildungsganges Bautechnische
Assistenten und Assistentinnen des
städtischen Fritz-Henßler-Berufskollegs nehmen am Fachwerkhaus ein
verformungsgerechtes Aufmaß auf
und erstellen eine Bestandsaufnahme
(nähere Details zu dieser Aktion siehe
unter Kotten Neuhaus).
16
11.00 und 13.00 Uhr
Vorführungen: Die Verfahren der
Bauaufnahme und die Ergebnisse
der Bestandsbeurteilung werden von
den angehenden Bautechnischen
Assistenten und Assistentinnen am
Objekt präsentiert.
12.00–18.00 Uhr
Haus Beckhoff ist mit Weltladen
und Internetcafé geöffnet.
www.ev-kirche-brackel.de
Der Standort des sogenannten Truxhofes blickt auf eine über tausendjährige Geschichte zurück. Als man 964
die Reliquien des heiligen Patroklus
von Köln nach Soest überführen
wollte, suchte man nach geeigneten
Stationen für die mehrtägige Reise.
Hier in Kirchhörde fand man eine
solche und errichtete neben dem bestehenden Hof eine Kapelle, um den
Reliquien eine gebührende Raststätte
bieten zu können. Der Hof zu Kirchhörde gehörte in der 1. Hälfte des 12.
Jahrhunderts dem Benediktinerkloster
zu Deutz, danach war er Lehen der
Grafen von Dortmund, der Herren
des Hauses Wischlingen. Aus der Kapelle ist die angrenzende Patrokluskirche geworden, aus Patroklus hat der
Volksmund „Trux“ gemacht.
Das noch vorhandene Gebäude ist
ein Vierständerhaus, die Hofseite und
Hofgiebel bestehen aus massivem
Quadermauerwerk. Der Fachwerkteil mit kräftigen Ständern ist dem
Wechsel von Bruchstein zu Quadern
im Sockel zufolge wohl in zwei
Abschnitten entstanden, die Hoffassade wurde in der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts vorgesetzt.
In den letzten Jahren wurde das Außenfachwerk des Truxhofes saniert,
die Arbeiten zur Wiederherstellung
der Tenne in ihrem ursprünglichen
Grundriss sind noch im Gange.
14.00–18.00 Uhr
Besichtigungsmöglichkeit des
Truxhofes
15.00 Uhr
Vortrag: „Die Geschichte des Truxhof“ erzählt Denkmaleigentümer Dr.
Dietrich Eickelpasch.
Ab 16.00 Uhr
Holznägelsetzen mit Wolfgang und
Rudolf
In der Tenne werden Kaffee und
Kuchen sowie kalte Getränke
angeboten.
17
Häuser für Bauern, Bürger und Pastöre: Fachwerkbauten des 18. und 19. Jahrhunderts in Aplerbeck
Rundgang zu
Fachwerkhäusern in Lütgendortmund
Treffpunkt: Eingangstor des Hauses Rodenberg, Rodenbergstraße 36
Dortmund-Aplerbeck
Haltestelle: Rodenbergstraße, Linien U47 (Fußweg 3 Minuten) und 436
(Fußweg 1 Minute)
Treffpunkt: Limbecker Straße 17,
Café Bistro „Blickpunkt“
Dortmund-Lütgendortmund
Haltestellen: Do-Theresenstraße, Linie 470 (Fußweg 4 Minuten) oder
Do-Lütgendortmund S (Fußweg 7 Minuten)
Fachwerkhaus ist nicht gleich Fachwerkhaus; dies darzustellen, ist das
Ziel einer Führung durch Alt-Aplerbeck. Im Mittelpunkt steht dabei die
Ruinenstraße, die alte Hauptstraße
des Aplerbecker Ostendorfes, an
der sich noch heute mehr Fachwerkbauten finden, als auf den ersten
Blick zu erkennen ist. Denn hinter
neuem Putz verbirgt sich noch viel
historische Bausubstanz.
Die Fachwerkbauweise war über
Jahrhunderte der Standard beim
Hausbau. Die teureren Steinbauten
waren der Kirche und dem Adel
vorbehalten – was allerdings nicht
bedeutet, dass diese beiden Gruppen
Fachwerk verschmähten.
10.00 und 14.00 Uhr
Führung zu Aplerbecker Fachwerkhäusern: Vom Hof des Pächters
der Rodenbergschen Güter und Haus
Rodenberg durch die Ruinenstraße
bis zum Pastorat an der Schweizer
Allee; mit Klaus Winter, Herausgeber von www.aplerbeck-damals.de,
Dauer ca. 1 bis 1,5 Stunden, Treffpunkt am Eingangstor des Hauses
Rodenberg
Zwischen der Bartholomäus-Kirche
und dem Kloster Marienborn entstanden in Lütgendortmund Gehöfte und
Kötterhäuser, die im Gegensatz zu
Kirche und Kloster nicht massiv aus
Steinen, sondern in Fachwerkbauweise errichtet wurden. Einige dieser
Gebäude haben sich im Ortsbild
erhalten. Anhand des Modells einer
Fachwerkwand führt der Lütgendortmunder Heimatkundler Wilhelm
Mohrenstecher in die traditionelle
Bauweise ein und erzählt bei einem
Rundgang Anekdoten aus der Geschichte der Höfe und Häuser.
Die Erstellung der Fachwerkwand
wurde freundlicher Weise vom
Kulturbüro der Stadt Dortmund sowie
der Sparkasse Dortmund unterstützt.
14.00 und 16.00 Uhr
Beginn der ca. 1 ¼ -stündigen
Rundgänge
18
19
Ev. Kirche St. Reinoldi
Wischlinger Weg 50
Dortmund-Huckarde
Haltestelle: Huckarde Bezirksfriedhof, Linie 461 (Fußweg 3 Minuten)
Ostenhellweg 2
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Reinoldikirche, Linien U42, U43, U44 und U46
11.00–17.00 Uhr
Die Fachwerk-Kapelle ist
geöffnet. Informationsmaterial zur
Kapelle liegt aus.
12.00 Uhr
Vortrag „Holzschädlinge“: Der
Architekt und Sachverständige für
Holzschutz, Dipl.-Ing. Ulrich Arnold,
referiert über Schädlinge an Holz.
20
17.30 Uhr
Kammerkonzert: KlarinettenQuintett, Eintritt 5,00 €, ermäßigt
2,00 €
www.wischlingen.de
Die evangelische Stadtkirche St. Reinoldi bildet noch heute das städtebauliche Zentrum des Innenstadtbereichs und ist eines der Wahrzeichen
der Stadt. Die heutige Gestalt der
Kirche resultiert im Wesentlichen aus
ihrem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Die ältesten Bauteile,
das Lang- und Querhaus, stammen
aus der Mitte des 13. Jahrhunderts,
als die Kirche nach dem Brand ihres
Vorgängerbaus als dreischiffige
Pfeilerbasilika errichtet wurde. Eine
Zugabe aus der Wende vom 17.
zum 18. Jahrhundert ist der barocke
Kirchturm. In ihrem Innern besitzt St.
Reinoldi eine reiche Ausstattung aus
Holz: Am Eingang zum spätgotischen
Chorhaus (1420-50) wacht die
hölzerne Skulptur des Stadtpatrons
Reinoldus aus dem 14. Jahrhundert,
der flämische Hochaltar datiert aus
der Zeit um
1420 und die
Holzfigur Karls
des Großen
sowie das
Chorgestühl
aus dem 15.
Jahrhundert.
14.00–19.00 Uhr
St. Reinoldi ist geöffnet. Eine
Dokumentationsausstellung zeigt
repräsentative Dortmunder Orgeln.
14.00, 16.00 und 18.00 Uhr
Orgelmusik der Romantik an der
Walcker-Orgel mit Reinoldikantor
Klaus Eldert Müller
15.00 und 17.00 Uhr
Führungen zum Thema Holz mit
Uwe Schrader
www.sanktreinoldi.de
Vom Rittergut Haus Wischlingen,
welches 1903 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde, ist allein die 1783
errichtete Fachwerkkapelle erhalten.
Bei ihr handelt es sich um das einzige
sakrale Fachwerkgebäude Dortmunds.
Der Saalbau mit Dachreiter und polygonalem Chor beherbergt in seinem
Innern einen hölzernen Kanzelaltar
sowie Grabplatten der Familien von
Syberg und von Sydow aus dem 17.
und 18. Jahrhundert. Heute wird die
Kapelle vielfach für Hochzeiten wie
auch für Konzerte und andere Veranstaltungen des Revierparks Wischlingen genutzt.
Holz im Innenraum: Kunstwerke, Möbel und dekorative Elemente
Ev. Kapelle Wischlingen
21
Ev. St. Marien-Kirche
Ev. Kirche St. Petri
Marienkirchhof 1
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Reinoldikirche, Linien U42, U43, U44 U46, 403 und 404
Westenhellweg
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Kampstraße, Linien 403, 404, U41, U45, U47 und U49
St. Marien, die älteste der vier
Dortmunder Stadtkirchen, wurde um
1170 als spätromanische Pfeilerbasilika errichtet. Ab 1350 erhielt der
Kirchenbau einen spätgotischen Chor
sowie eine wertvolle Innenausstattung. Von dieser sind besonders der
Marienaltar des Conrad von Soest
(um 1420) sowie der Berswordt-Altar
(um 1390) erwähnenswert. Des
Weiteren beherbergt St. Marien die
sogenannte „Goldene Muttergottes
von Dortmund“, ein romanisches
Andachtsbild aus Nussbaumholz von
ca. 1230.
Das Chorgestühl aus dem 16. Jahrhundert mit seinen lebhaften Symbolfiguren wurde im Stil der niederrheinischen Spätgotik aus Eichenholz
geschnitzt.
Die gotische Hallenkirche blickt auf
eine beinahe 700-jährige Baugeschichte zurück, in der es zahlreiche
Zerstörungen und Veränderungen
am Gebäude gab. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde die bis auf die
Grundmauern zerstörte Petrikirche in
ihrer ursprünglichen Form wiederaufgebaut. Die große stadt- wie
glaubensgeschichtliche Bedeutung
der Petrikirche lässt sich deutlich
sowohl an ihrer Architektur als auch
an ihrer Innenausstattung ablesen.
Seit 1809 beherbergt die Kirche einen
Kunstgegenstand besonderer Güte,
das sogenannte „Goldene Wunder“,
einen Antwerpener Wandelaltar mit
drei unterschiedlichen Ansichten.
Entsprechend dem Ablauf des
liturgischen Kirchenjahres ist der Altar
am Denkmaltag mit seiner Gemäldeseite zu sehen, welche die Urmütter
Jesu abbildet. Das 1522 von den
Dortmunder Franziskanern in Auftrag
gegebene Schnitzkunstwerk gilt als
das größte und besterhaltene Beispiel
Antwerpener Export-Altäre.
14.00–17.30 Uhr
Die Kirche ist geöffnet.
15.00 Uhr und 17.00 Uhr
Orgelmusik des Barock an der
Steinmann-Orgel mit Reinoldikantor
Klaus Eldert Müller
22
12.00–16.00 Uhr
Die Kirche ist geöffnet.
12.00 und 14.00 Uhr
Kirchenführungen, Dauer ca. 1
Stunde
www.stpetrido.de
23
Ev. Bartholomäuskirche
Ev. Kirche St. Johann Baptist
Theresenstraße 1
Do-Lütgendortmund
Haltestellen: Do-Theresenstraße, Linie 470 (Fußweg 3 Minuten) oder
Do-Lütgendortmund S (Fußweg 6 Minuten)
Widumer Platz 1
Dortmund-Brechten
Haltestelle: Brechten Zentrum, Linien U41 und 414 (Fußweg 8 Minuten)
Die Bartholomäuskirche ist der
einzige Sakralbau Dortmunds im
Baustil des späten Klassizismus. An
ihr ist der preußische Rundbogenstil
verwirklicht, der um die Mitte des
19. Jahrhunderts in Deutschland
vorherrschte.
Mit seiner schlichten und streng
geordneten Fassadenarchitektur
stellte der Rundbogenstil eine
Weiterentwicklung des Klassizismus
dar, indem er sich an klassizistische
und frühchristliche Vorbilder sowie
solche der Romanik anlehnte und
sich zugleich aus dem Formenkanon
der antiken Baukunst bediente. Vor
dem Hintergrund der industriellen
Revolution wurde dieser Baustil als
angemessen für seine Zeit betrachtet.
Einer der einflussreichsten Vertreter
des Rundbogenstils war Karl Friedrich
Schinkel, herausragender Baumeister
preußischer Repräsentationsarchitektur. Schinkel hat den Planer der
Bartholomäuskirche, Landbaumeister
Friedrich Wilhelm Buchholtz, beraten
und seine Pläne überarbeitet. Da die
Bartholomäuskirche im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, ist ihr
Innenraum völlig neu gestaltet wor-
Ohne den Werkstoff Holz ist der mittelalterliche Kirchenbau undenkbar.
Ob nun als Tragwerkskonstruktion
für den Dachbau, als Aufhängung
für die Glocken, für die Herstellung
von Türen oder das Sichern von
wichtigen Zugängen: Holz ist jeweils
unverzichtbar. In der alten, bereits im
13. Jahrhundert erbauten Kirche St.
Johann Baptist in Brechten erhalten
die Besucher interessante Einblicke.
Es wird ein altes Türblatt vorgestellt,
das ins Mittelalter datiert wird und
den Turm als Zufluchtsort sicherte.
Ebenso wird der Glockenstuhl aus
dem Jahre 1781 besichtigt. Bei den
Kirchenführungen durch das Team
„Offene Kirche“ werden die hölzerne
Kanzel und der Altaraufsatz aus der
Barockzeit im Mittelpunkt stehen.
Gleichzeitig findet im Gemeindehaus eine Ausstellung zum Thema
„Ländliches Bauen – Fachwerkhäuser
in Dortmund-Brechten“ statt. Die
St. Johann-Baptist-Kirche selbst ist
umgeben von einem Ensemble alter
Fachwerkbauten.
Da die Klaisorgel mit einem zeitgenössischen Korpus aus Ahornholz seit
November 2011 einen neuen Akzent
24
den. Hierbei wurde Wert auf einen
harmonischen Dialog der Materialien
Holz und Stein gelegt.
14.30–18.00 Uhr
Die Bartholomäuskirche ist
geöffnet. In dieser Zeit gibt es auf
Wunsch Kirchenführungen. Zur Stärkung werden den Besuchern Kaffee
und Gebäck gereicht.
15.00–16.30 Uhr
Orgelführung mit kleinem Konzert
www.christus.vkk.org
in der Kirche setzt, wird der Kreiskantor Wolfgang Meier-Barth dieses
Instrument vorstellen und die ca. 700
Pfeifen zum Erklingen bringen.
11.00–16.00 Uhr
Die St.-Johann-Baptist-Kirche ist
geöffnet.
11.00–14.00 Uhr
Kirchenführungen durch das Team
„Offene Kirche“ jeweils zur vollen
Stunde
12.00 und 14.00 Uhr
Besichtigung der mittelalterlichen
Holztür im Turm sowie des Glockenstuhls aus dem Jahr 1781 (max. 8
Teilnehmer)
15.00 und 16.00 Uhr
Einführung in die
neue Klaisorgel
durch den Kreiskantor
Wolfgang Meier-Barth
www.ev-gemeindebrechten.de
25
Ev. Kirche Eichlinghofen – St. Margareta
Ev. Immanuel-Kirche
Eichlinghofer Straße 5
Dortmund-Eichlinghofen
Haltestelle: Eichlinghofen, Linie 440 (Fußweg 5 Minuten)
Bärenbruch 17–19
Dortmund-Marten
Haltestellen: Walbertstraße/Schulmuseum, U44 (Fußweg 8 Minuten) oder
Do-Marten Abzweig, Linie 463 (Fußweg 2 Minuten)
Die romanische Hallenkirche St.
Margareta aus dem frühen 13.
Jahrhundert markiert den Übergang
vom einräumigen Saalkirchenbau
zur dreischiffigen Hallenkirche und
vertritt somit eine frühe Entwicklungsstufe des Hallenkirchenbaus in
Westfalen. Die gangartigen schmalen
Seitenschiffe zeugen hiervon. Wegen
der steigenden Zahl von Gemeindemitgliedern wurde der Kirchenbau
in den Jahren 1898/99 durch ein
Querschiff erweitert. Die um 1700
erbaute Orgel wechselte bei dieser
Erweiterung ihre Position von der
Apsis über dem Altar auf die Empore
im Westen der Kirche. Im Chorbereich finden sich im Stil der Nazarener
Schule gestaltete bleiverglaste Fenster
aus dem Jahr 1846.
In den Jahren zwischen 1948 und
1961 wurde St. Margareta als Simul-
tankirche genutzt, d. h. hier konnten
auch katholische Glaubensschwestern und –brüder ihren Gottesdienst
feiern, bis ihnen die Kirche Maria
Königin Platz bot.
13.00–17.00 Uhr
Die Kirche St. Margareta ist
geöffnet. In dieser Zeit sind die
Veranstaltungsbesucher herzlich zu
Kaffee und Kuchen eingeladen.
13.30 Uhr
Kirchenführung zu den Prinzipalstücken durch Petra Schulz
15.30 Uhr
Orgelführung mit Erklärungen und
Musik durch Christoph Hamburger
www.kirche-do-suedwest.de
Der Bau der evangelischen ImmanuelKirche zeugt von den Bestrebungen
der 1894 selbstständig gewordenen
Gemeinde, protestantisches Selbstbewusstsein zu demonstrieren: In
den Jahren zwischen 1906 und 1908
wurde die Kirche nach Plänen des im
rheinisch-westfälischen Raum sehr
aktiven Kirchenbauers Arno Eugen
Fritsche erbaut. Über dem Grundriss
eines griechischen Kreuzes errichtete
der Architekt einen Zentralbau mit
innerer Kuppel im Stil des Historismus. In ihrem äußeren Erscheinungsbild präsentiert die Kirche mit ihren
Rundbögen und Würfelkapitellen
eindeutig Anleihen aus der Romanik,
ihr Innenraum hingegen ist geprägt
von Jugendstilelementen in einer
flächendeckenden Ausmalung bei
entsprechender Farbigkeit. Damit
kündet das Kircheninnere vom Willen, gestalterisch und konzeptionell
neue Wege im kirchlichen Bauen zu
gehen.
14.00 Uhr
Führung „Theologie und Funktionalismus begegnen sich. Der Kirchenraum als Versammlungsort der
Gottesdienst feiernden Gemeinde.“
16.00 Uhr
Führung „So farbig, so bunt – und
das soll evangelisch sein? Die flächendeckende Jugendstilausmalung der
Immanuel-Kirche.“
www.elias-gemeinde.de
14.00–17.00 Uhr
Die Immanuel-Kirche ist geöffnet.
26
27
Ev. Kirche Dorstfeld
Ev. Kirche am Hellweg
Hochstraße 10
Dortmund-Dorstfeld
Haltestellen: Wittener Straße, U43, U44 (Fußweg 7 Minuten) oder
Do-Dorstfeld S, S1 (Fußweg 2 Minuten)
Brackeler Hellweg 140
Dortmund-Brackel
Haltestelle: Brackel Kirche, U43
In den Jahren 1903 bis 1905 wurde
die evangelische Kirche Dorstfeld
nach den Entwürfen des Architekten
Arno Eugen Fritsche erbaut, der kurz
darauf auch die Martener ImmanuelKirche entwarf. Bei der Dorstfelder
Kirche orientierte sich der Kirchenbauer stilistisch an der norddeutschen
Backsteingotik.
Die Kirche ist mit zahlreichen
Holzarbeiten ausgestattet, darunter
die 1904 von dem renommierten Orgelbauer Wilhelm Sauer entworfene
und eingebaute Orgel, die ebenso
repräsentativ wie klanggewaltig ist.
Mit ihrem historistischen hölzernen
Orgelprospekt und der aus dem gleichen Holz gefertigten Empore gehört
sie zu den größten original erhaltenen Sauerorgeln und dokumentiert
die Blütezeit der Orgelbaukunst.
28
13.00–18.00 Uhr
Die Kirche ist geöffnet.
15.00 Uhr
Orgelführung mit Bernhard Poslusny
16.00 Uhr
Orgelkonzert mit Christian Dürich,
Dauer ca. 45 Minuten
www.elias-gemeinde.de
Die alte Brackeler Dorfkirche wurde
im späten 12. Jahrhundert ursprünglich als dreischiffige romanische
Pfeilerbasilika errichtet. Ende des 13.
Jahrhunderts erhielt sie ihren gotischen Chor sowie den wehrhaften
Westturm, der aus Bruchsandsteinen
aufgemauert wurde. Ende des 15.
Jahrhunderts schließlich baute man
die Kirche zu einer Hallenkirche um,
seit 1554 ist die einstmals Johannes
dem Täufer gewidmete Pfarrkirche
lutherisch.
11.00–17.00 Uhr
Die Kirche ist geöffnet.
13.00, 14.00 und 15.00 Uhr
Kirchenführungen
17.00 Uhr
Orgelkonzert
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Lindenhorster Kirchturm und ev. Kirche Lindenhorst
Kath. Kirche St. Urbanus
Alte Ellinghauser Straße 7
Dortmund-Lindenhorst
Haltestelle: Lindenhorst, Linien 410, 411 (Fußweg 3 Minuten)
Marienstraße 9
Dortmund-Huckarde
Haltestellle: Abzweig Huckarde, U47 (Fußweg 3 Minuten)
Der aus dem 11./12. Jahrhundert
stammende Turm der evangelischen
Kirche Lindenhorst ist eines der ältesten überkommenen Bauwerke im
heutigen Stadtgebiet von Dortmund.
Er gehört zu den ersten steinernen
Türmen von Dorfkirchen, die bis
dahin aus Holz gebaut waren. Dieser
Turm bildet den Rest einer mittelalterlichen Anlage, die mit dem Wohnsitz
der Herren von Lindenhorst verbunden war. Im Turm befinden sich
zudem zwei der ältesten Glocken der
Region aus dem Jahre 1405. 1911–13
entstanden nach Plänen des Hagener
Architekten Gustav Mucke der heutige Kirchenraum mit einem akustisch
hervorragenden Holzgewölbe sowie
das benachbarte Gemeindehaus.
Der Kirchenbau St. Urbanus verweist
auf zwei wesentliche Entwicklungsphasen Huckardes: Die romanische
Hallenkirche (um 1250) zeugt zusammen mit den umliegenden Fachwerkhäusern vom ursprünglichen
Siedlungskern, der neuromanische
Erweiterungsbau (1897–99) von dem
immensen Bevölkerungszuwachs zur
Zeit der Industrialisierung. Der neuere
Teil der Kirche wurde als dreischiffige
Halle errichtet, jedoch in einem deutlich vergrößerten Maßstab. Einige
Holzskulpturen und Objekte, wie
die Heiligenfigur des Kirchenpatrons
Urbanus, die Kanzel sowie die älteste
erhaltene Glocke auf Dortmunder
Stadtgebiet, haben die Zeit seit dem
Mittelalter überdauert.
Um die Lindenhorster Kirche in ihrem
baulichen Bestand erhalten und den
Turm sanieren zu können, wurden
verschiedene Umnutzungskonzepte
diskutiert. Nach den aktuellen Planungen soll hier eine Einrichtung der
Altenhilfe entstehen: Die Kirche würde zu einer Begegnungsstätte umgebaut und könnte von der Gemeinde
weiterhin für Veranstaltungen und
Gottesdienste genutzt werden.
14.00–16.00 Uhr
Kirche und Turm sind geöffnet;
Führungen nach Bedarf durch
Mitglieder des Fördervereins Lindenhorster Kirchturm e.V., Dauer ca. 20
Minuten
www.lindenhorster-kirchturm.de
30
10.00 Uhr
Festgottesdienst
12.00, 14.00 und 16.00 Uhr
Kirchenführungen und Begehung
des Glockenturms durch Mitglieder
des historisches Arbeitskreises
St. Urbanus, Dauer ca. 45 Minuten;
Ausstellung von liturgischen Geräten und Gewändern
17.00 Uhr
Bläserkonzert des Ökumenischen
Bläserkreises Huckarde
14.00–17.00 Uhr
Das Kirchencafé Urbanushaus,
Am Dieckhof 6, ist geöffnet.
www.pvamrevierpark.de
31
Kath. Kirche St. Josef
Kath. Kirche St. Bonifatius
Dasselstraße 3
Dortmund-Kirchlinde
Haltestellen: Kirchlinde Post, Linien 460,461,480 (Fußweg 11 Minuten) oder
Elsborn, Linie 470 (Fußweg 8 Minuten)
Bonifatiusstraße 3
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Markgrafenstraße, Linien U41, U45, U47, U49 und 453
Von der in den Jahren 1909/10
errichteten Bonifatiuskirche blieben
nach den Bombenangriffen des
Zweiten Weltkriegs nur die beiden
westlichen Treppentürme sowie
ein Glockenturm stehen. Einer
der bedeutendsten Vertreter des
katholischen Kirchenbaus, der
Architekt Emil Steffann (1899–1968),
verantwortete den Wiederaufbau
nach 1951. Dabei wurden einerseits
die erhaltenen Baureste des Vorgängerbaus berücksichtigt, andererseits
die Trümmersteine als Baumaterial
mitverwendet. Die stützenlose,
weitläufige Einraumkirche besitzt
zwei angegliederte Räume und
eine eindrucksvolle hölzerne Decke,
der Altar wird als Mittelpunkt des
Raumes betont.
Aufgrund der durch die Industrialisierung stark angewachsenen Zahl
von Gemeindemitgliedern ergänzte
man die romanische Hallenkirche aus
dem 13. Jahrhundert zu Beginn des
20. Jahrhunderts um eine Basilika im
neuromanischen Stil. Somit erhielt die
Kirche zwei einander gegenüberliegende Chöre. Den Mittelpunkt ihrer
Ausstattung bildet ein Schnitzaltar
aus Antwerpen: das „Goldene
Wunder von Kirchlinde“. Golden,
weil alle Teile des Altaraufbaus
blattvergoldet sind – Wunder, weil
sein Mittelpunkt das Wunder der
sogenannten Gregormesse zeigt.
Das Bildwerk wurde um 1520 in
Antwerpen für ein Minoritenkloster
geschaffen. Mündlichen Berichten
zufolge stammt es aus dem
Dortmunder Minoriten-Konvent.
12.30–16.30 Uhr
St. Bonifatius ist geöffnet.
13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Erwachsenen- und spezielle
Kinderführungen werden nebeneinander angeboten.
16.30 Uhr
Orgelkonzert mit dem Organisten
Marcel Pier
Während der Kirchenöffnungszeit
werden Kaffee und Kuchen
angeboten.
www.bonifatius-dortmund.de
11.00 Uhr
Festmesse
13.00, 15.00 und 17.00 Uhr
Kirchenführungen
18.00 Uhr
Orgelvesper
32
www.pvamrevierpark.de
33
Kath. Kirche St. Barbara
Kath. Stiftskirche St. Clara
Bergstraße 47
Dortmund-Eving
Haltestelle: Zeche Minister Stein, Linie U41 (Fußweg 7 Minuten)
Am Stift 8
Dortmund-Hörde
Haltestelle: Do-Hörde Bf, RB53, RB59, U41 (Fußweg 9 Minuten)
Die neugotische, dreischiffige Basilika
St. Barbara wurde ab 1905 in mehreren Bauabschnitten errichtet; sie
besitzt ein Querschiff, Seitenkapellen
und einen Chor mit 7/12-Schluss.
Das weiträumige Kircheninnere wird
überdeckt von Stern- und Netzgewölben mit Rippen aus rotem Sandstein.
Große Teile der Innenausstattung
sind hölzern, so neben den mit
aufwendigem Schnitzwerk verzierten
Kirchenbänken die Orgel und der
neugotische Hochaltar aus dem Jahre
1908.
34
14.00–17.00 Uhr
Die Kirche ist geöffnet.
14.00, 15.00, 16.00 und 17.00 Uhr
Kirchenführungen
14.30 und 16.30 Uhr
Orgelmusik aus dem Orgamat
www.stadtkirche-dortmund.de
Der auf der Hörder Burg wohnende
Graf Konrad von der Mark und seine
Frau Elisabeth von Kleve gründeten
1339 das Hörder Clarissenkloster.
Beim Abbruch der Klosterkirche
wurden einige Kunstwerke in die
1863–65 errichtete heutige Stiftskirche St. Clara übertragen. Neben
der historisch wertvollen SandsteinGrabplatte des Dietrich von der Mark
(14. Jh.) gehören mehrere Kunstwerke aus Holz zu den Sehenswürdigkeiten der Kirche. Herausragend
ist das im 14. Jahrhundert durch
einen unbekannten niederrheinischen
Meister geschaffene Kruzifix, das im
Triumphbogen hängt.
An den Seitenaltären finden sich die
Figuren der Gottesmutter Maria und
der Kirchenpatronin Clara von Assisi.
Unter der Orgelbühne sind die Statuen Joachims und Annas, der Eltern
Mariens, aus dem 16. Jahrhundert
zu finden, das Marienkind wurde
1939 zugearbeitet. Von der Kanzel
der Klosterkirche sind einzig die
Evangelisten Matthäus und Johannes,
ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert,
erhalten. Am Denkmaltag werden
diese hölzernen Figuren besonders
präsentiert.
14.00–17.00 Uhr
Die Stiftskirche ist geöffnet.
14.00, 15.00, 16.00 und 17.00 Uhr
Kirchenführungen
www.pv-hoerde.de
35
Altes Hafenamt
Wohnhaus im Kreuzviertel
Sunderweg 130
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Dortmund Hafen, Linie U47 (Fußweg 5 Minuten)
Kreuzstraße 97
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Kreuzstraße, Linie U43 (Fußweg 3 Minuten)
Als Kaiser Wilhelm II. am 11. August
1899 nach knapp vierjähriger Bauzeit
den Dortmunder Hafen mit seinem
repräsentativen Hafenamt einweihte,
hatte man für den hohen Besuch
im ersten Geschoss des Amtsgebäudes das sogenannte „Kaiserzimmer“ ganz nach des Monarchen
Geschmack sehr gediegen und mit
viel Holz ausgestattet. Vom dortigen
Fenster hätte der Kaiser seinen vor
dem Hafenamt und auf der Kanalbrücke ausharrenden Untertanen
zuwinken sollen – doch Wilhelm II.
eilte nach einer kurzen Ansprache
vor dem Gebäude weiter zu seinem
nächsten Termin bei der Dortmunder
Union. Was der Kaiser verpasste, können die Besucher am Denkmaltag begutachten: Das im historistischen Stil
errichtete Hafenamt zeigt im unteren
Flur ein großformatiges Bodenmosaik
mit Handelskogge, und das Fenster
des Kaiserzimmers im Obergeschoss
gewährt den Besuchern einen weiten
Blick über das Hafengebiet.
In der Entscheidungsphase für oder
wider den Bau eines Kanalhafens
in Dortmund war die Lieferung von
Grubenholz für die umliegenden Zechen ein gewichtiges Argument, um
36
den Hafenbau voranzutreiben. Und
auch heute noch zählt das Produkt
Holz im größten Kanalhafen Europas
zu den Hauptumschlagsgütern in der
Kategorie Baustoffe.
10.00–16.00 Uhr
Das Alte Hafenamt mit seiner
Dauerausstellung ist geöffnet, der
Eintritt ist frei.
10.00, 13.00 und 14.00 Uhr
Führungen am und im Alten Hafenamt durch die Kulturwissenschaftlerin
Ute Iserloh, Firma „Kulturvergnügen“,
Dauer ca. 1 Stunde
11.00–13.00 Uhr
15. Dortmunder Hafenkonzert vor
dem Hafenamt
www.dortmunder-hafen.de
Beim Gang durch das Dortmunder
Kreuzviertel lassen sich viele prächtige Hausfassaden bewundern; das
Wohnhaus mit der Nummer 97 fällt
dabei als besonderes „Schmuckstück“ ins Auge. Betritt man das
Baudenkmal, so setzt sich dieser positive Eindruck fort. Denn erst im vergangenen Jahr ließen die engagierten
Eigentümer den eindrucksvollen
Treppenraum in enger Abstimmung
mit der Denkmalbehörde restaurieren. Ein geprüfter Restaurator im
Handwerk stellte zunächst fest, wie
das Treppenhaus zur Zeit der Errichtung des Gebäudes 1909 ausgesehen
hatte – bevor bei Renovierungen
in der Zwischenzeit Treppenstufen
und –absätze mit einem schützenden
PVC-Belag beklebt und die anderen
hölzernen Elemente des Treppenhauses, u. a. Fußleisten und Türen,
farbig lackiert wurden.
Neuerdings schützt wie früher ein
Kokosläufer die hölzernen Stufen,
und Fußleisten, Treppe und Geländer
zeigen wieder den natürlichen
rötlich-braunen Farbton des Holzes.
Die Besucher können sich am diesjährigen Denkmaltag davon überzeugen,
dass das Treppenhaus erneut die vor
gut 100 Jahren von den Bauherren
angestrebte Eleganz ausstrahlt.
14.00–18.00 Uhr
Das restaurierte Treppenhaus des
Baudenkmals ist zur Besichtigung
geöffnet. Eine kundige Eigentümerin ist vor Ort und steht gern für
Auskünfte zur Verfügung.
37
Haus Dellwig mit Heimatmuseum Lütgendortmund
Hansastraße 3
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Hauptbahnhof (Fußweg 5 Minuten)
Dellwiger Straße 130
Dortmund-Lütgendortmund
Haltestelle: Haus Dellwig, Linie 470 (Fußweg 6 Minuten)
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte als ältestes Museum seiner
Art im Ruhrgebiet präsentiert sich
im ehemaligen Hauptgebäude der
Sparkasse als gelungene Kombination
aus Kunst- und Geschichtsmuseum.
Hier erlebt der Besucher auf vier
Etagen Kulturgeschichte im Zeitraffer:
von der Antike bis zum modernen
Design.
Das Museum beherbergt unter
anderem eine große Anzahl von
Möbelstücken aus verschiedenen
Epochen. Anhand von ausgewählten
Exponaten wird am Denkmaltag ein
Überblick über die in der Schausammlung ausgestellten Möbel
und Möbel-Ensembles gegeben.
Ausgehend von kunstvoll gefertigten,
spätmittelalterlichen Holztruhen
über prachtvoll verzierte Kabinettschränke des Barock oder ganze
Möbel-Ensembles aus dem Empire,
Biedermeier oder Jugendstil, schlägt
die Veranstaltung eine zeitliche
Brücke bis hin zum modernen Design
des 20. Jahrhunderts.
Neben den in der Dauerausstellung
gezeigten Möbelstücken wird eine
Vielzahl von Objekten in den Depots
aufbewahrt. Am Denkmaltag öffnet
38
das Museum ausnahmsweise auch
sein sonst geschlossenes Museumsdepot. Den Besuchern bietet sich also
die besondere Gelegenheit, einen
Blick hinter die Kulissen zu werfen
und einen Einblick in die vielfältige
Museumsarbeit zu erhalten.
10.00–17.00 Uhr
Das Museum ist geöffnet.
14.00 Uhr
Depotführung „Sehen und Staunen“
mit Dr. Brigitte Buberl, Dauer 1 Stunde; Gruppengröße max. 15 Personen.
Bitte melden Sie sich verbindlich an
unter: (0231) 50-2 60 28.
15.15 Uhr
Führung „Von der mittelalterlichen
Truhe bis zum Design-Klassiker:
Möbelkunst aus 600 Jahren“ mit
Heike Grazek, Dauer 1,5 Stunden;
Gruppengröße max. 20 Personen
Treffpunkt für Führungen an der
Information
www.dortmund.de
Das Heimatmuseum Lütgendortmund
ist im östlichen Vorhofgebäude des
Hauses Dellwig untergebracht. In
sechs Räumen wird hier gezeigt, wie
die Menschen einstmals in Lütgendortmund und Umgebung lebten und
arbeiteten. Die Ausstellungsstücke
stammen schwerpunktmäßig aus der
1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Gezeigt werden Gegenstände des
täglichen Lebens aus Handwerk,
Landwirtschaft, Arbeiterwelt und
Haushalt.
Aus dem Bereich Handwerk werden
u. a. die Berufe Tischler, Schmied,
Schlosser, Sattler, Schumacher,
Klempner, Bäcker und Friseur
vorgestellt, wobei insbesondere
dem Werkzeug des Tischlers beim
diesjährigen Denkmaltag Beachtung
geschenkt wird. Aus dem kaufmännischen Bereich sind Büromaschinen
und Büroeinrichtungen sowie weitere
Zeugnisse zahlreicher Lütgendortmunder Firmen und Geschäfte
ausgestellt. Weiterhin bietet das Heimatmuseum sehenswerte Exponate
zum Thema Bergbau wie auch zur
Geschichte des regen Lütgendortmunder Vereinslebens.
Ein Besuch des Museums ist generationenübergreifend: Die Jüngeren
können sich von den Älteren Anwendung, Funktion und Bedeutung heute
nicht mehr üblicher Gebrauchsgegenstände erläutern lassen.
11.00–16.00 Uhr
Das Heimatmuseum Lütgendortmund ist geöffnet.
11.30 und 14.00 Uhr
Führungen durch das Museum mit
anschließender Vorführung von
Werkzeugen zur Holzbearbeitung
Es gibt Erbsensuppe aus dem großen
Kessel.
www.museum-luedo.de
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Holz in Handwerk, Industrie und Technik
Museum für Kunst und Kulturgeschichte
PHOENIX West
Besucherbergwerk Graf Wittekind
Konrad-Adenauer-Allee
Dortmund-Hörde
Haltestelle: Rombergpark, Linien U49, 440 (Fußweg 10 Minuten)
Hohensyburgstraße 200
Dortmund-Syburg
Haltestellen: Syburg, Linien 432, 442, 444, 544 oder Syburg-Casino, Linien 444, 544
Treffpunkt für Führungen am Informationsstand, Eingangsbereich Parkplatz Spielcasino Hohensyburg
Nach Gründung der Hermannshütte
(heute PHOENIX See) durch den
Unternehmer Hermann Diedrich
Piepenstock 1841 erwarb dieser
1852 ein großes Areal im Westen der
Stadt Hörde an der Chaussee nach
Brünninghausen, um dort ein Hochofenwerk (PHOENIX West) anzusiedeln. In den folgenden Jahrzehnten
kam es zu kontinuierlichen Aus- und
Umbauten, um den geänderten
Produktionsbedingungen Rechnung
zu tragen. Zeitweilig waren bis zu
acht Hochöfen aktiv, die beiden
erhaltenen Hochöfen von 1962 bzw.
1969 gehören zu den ältesten ihrer
Art in der Bundesrepublik. Gemeinsam mit weiteren unter Denkmalschutz gestellten Gebäuden und
Anlagen sind sie ein wichtiger Teil
des Gesamtcharakters des heutigen
Technologieparks, der nach seiner
Stilllegung ab 1998 durch die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) bzw.
ihre Nachfolgerin, die NRW.URBAN,
unter besonderer Berücksichtigung
der vorhandenen Industriedenkmäler
entwickelt wurde.
Am diesjährigen Denkmaltag wird
insbesondere der Einsatz und die Verwendung des Materials Holz auf dem
Gelände sowie im Zusammenhang
der Produktionsprozesse thematisiert.
11.00–17.00 Uhr
Das Museum in der Hörder Burg
ist geöffnet, in dieser Zeit werden
sporadisch Filmvorführungen zu
Hörder Themen durch Heribert Wölk
angeboten.
12.00 Uhr
Konzert talentierter Nachwuchsmusiker des Internationalen Konservatoriums am Phoenixsee unter der Leitung
von Professor Alexander Ostrovski
14.00 Uhr
Führung durch den Hochofen, über
den neuen Sky-Walk, entlang von
Elias-Trasse und Emscher bis hin zur
Hörder Burg durch Stephan Bisewski
(NRW.URBAN) und Willi Garth
(Hörder Heimatverein), Dauer 1,5–2
Stunden
Auf der ruhrabgewandten Seite
des Burgbergs in Dortmund-Syburg
waren vom 16. bis 19. Jahrhundert
nacheinander drei Steinkohlezechen in Betrieb: Beckersches Feld,
Schleifmühle und Graf Wittekind.
Stollenmundlöcher und weitere
Relikte erinnern noch heute an die
bergbauhistorische Vergangenheit
dieser Gegend. Mitgliedern des
Fördervereins Bergbauhistorischer
Stätten Ruhrrevier e.V. ist es zu verdanken, dass mehr als 200 Meter der
alten Stollenanlagen mittlerweile wieder zugänglich sind. Der vom Verein
angelegte „Syburger Bergbauweg“
lädt zur Spurensuche ein.
Holz war neben Wind und Wasser
in der vor- und frühindustriellen Zeit
die einzige Energiequelle. Übermäßiges Abholzen der Wälder führte
zu einer Holzverknappung. Man
war gezwungen, neue Technologien
zu entwickeln, um die heimischen
Steinkohlenvorkommen zu nutzen.
Grubenräume wurden durch hölzerne Stützbaue gesichert. In vielen
Fällen reichte hierzu ein einfacher
Stempel aus, komplizierte Polygonzimmerungen kamen seltener
zum Einsatz. Was ursprünglich die
Wälder schützen sollte, führte in 19.
und 20. Jahrhundert zur radikalen
Veränderung der Waldlandschaft. Die
Laubwälder wichen Nadelholzmonokulturen, um den steigenden Bedarf
an Grubenholz zu decken.
11.00–16.00 Uhr
Untertageführungen nach Bedarf:
Die Besucher können zwischen drei
Führungen wählen, die sich in Dauer
und Schwierigkeitsgrad unterscheiden. Eine Kurzführung dauert
10 Minuten, eine normale Führung
45 Minuten und eine Erlebnisführung
90 Minuten.
Für die Benutzung der für die Begehung erforderlichen Schutzkleidung
wird eine Spende erbeten. Robuste
Kleidung und Schuhwerk sind für die
Teilnahme ebenso notwendig wie
eine gute Konstitution.
www.bergbauhistorischer-verein.de
40
41
Kokerei Hansa
Bahnhof Mooskamp
Emscherallee 11
Dortmund-Huckarde
Haltestelle: Parsevalstraße, Linie U47 (Fußweg 7 Minuten)
Mooskamp 23
Dortmund-Nette
Haltestelle: Obernette, U47 (Fußweg 9 Minuten)
Wie eine Landmarke erscheint heute
der riesige Löschturm auf der Kokerei
Hansa. Mit seinem „hölzernen
Gewand“ wirkt er dabei fast wie ein
Sonderling zwischen den kubischen
Backsteinarchitekturen und metallenen Rohren auf der ehemaligen
Großkokerei. Wurden Löschtürme auf
Kokereien zu Beginn noch aus Beton
gebaut, so erwies sich Holz später
als geeigneter. Der kostengünstigere
Baustoff konnte schnell und flexibel
ausgetauscht werden. Zu Betriebszeiten war der Löschturm zentraler
Bestandteil im Verkokungsprozess:
Damit der Koks, nachdem er gar war,
nicht zu Asche verbrannte, musste
er so schnell wie möglich „gelöscht“
werden. Dies geschah unterhalb des
Löschturms mit Hilfe von 24.000 Litern Wasser pro Löschvorgang – und
das etwa alle sieben Minuten. Dabei
stieg eine riesige Wasserdampfwolke,
der Löschschwaden, über der Kokerei
auf. Heute bildet der Löschturm
auf Hansa ein Ensemble mit dem
vorgelagerten Löschwasserbecken,
in dem einige Fische im Schatten
des „hölzernen Riesen“ ein neues
Zuhause gefunden haben.
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10.00–18.00
Die Kokerei Hansa ist geöffnet.
11.00, 12.00, 14.00 und 16.00 Uhr
Industriehistorische Führung
„Von hölzernen Hauben und weißen
Wolken“
13.00 und 15.00 Uhr
Familienführung „WolkenmacherGeschichten“
11.00 bis 17.00 Uhr
Ausstellung „Schichtwechsel“,
Eröffnung um 11.00 Uhr:
Projektergebnisse aus dem Kunstunterricht von Schülerinnen und
Schülern der Gustav-HeinemannGesamtschule
www.industriedenkmal-stiftung.de
Der Bahnhof Mooskamp besteht aus
der alten Lokhalle und dem Bahnhof
des früheren RAG-Revisions-Betriebswerks Mooskamp der Kokerei Hansa.
Hier befindet sich eine Fahrzeugsammlung zum schienengebundenen
öffentlichen Nahverkehr, zu der
unter anderem eines der wenigen
„beweglichen Denkmäler“ der Stadt
Dortmund zählt, der Straßenbahntriebwagen 290. Wie bei seiner
Auslieferung im Jahre 1950 verfügt
dieser über die Original-Bestuhlung
der sogenannten „Holzklasse“.
Heute ist im Bahnhof Mooskamp
der Westfälische Almetalbahn e.V.
beheimatet. Mit seinem historischen
Fuhrpark und der Wiederaufnahme
des Fahrbetriebs auf der industriegeschichtlich bedeutsamen HoeschWerkbahntrasse zwischen DO-
Huckarde und DO-Ellinghausen leistet
der Verein einen wichtigen Beitrag
zur Industrie- und Nahverkehrsgeschichte.
11.00–18.00 Uhr
Der Bahnhof Mooskamp ist geöffnet und präsentiert seine historische
Fahrzeugsammlung, zudem werden
durchgehend Führungen mit dem
Schwerpunktthema „Holzklasse“
angeboten.
Ab 11.00 Uhr fährt ein Straßenbahn-Oldtimer die Besucher zur
Kokerei Hansa, ein musikalisches
Rahmenprogramm wird die Veranstaltung begleiten. Gelegenheit zu
einem kleinen Imbiss.
www.bahnhof-mooskamp.de
43
Lebend(ig)es Holz und Holz als „Zeitmesser“
Schlosspark Bodelschwingh
Botanischer Garten Rombergpark
Schloßstraße 75
Dortmund-Bodelschwingh
Haltestellen: Do-Bodelschwingh, Linie 471 (Fußweg 8 Minuten) oder
Do-Kräutergarten, Linie 477 (Fußweg 5 Minuten)
Am Rombergpark 50
Dortmund-Brünninghausen
Haltestelle: Rombergpark, Linien U49, 440
Vermutlich handelt es sich bei Schloss
Bodelschwingh um das älteste Wasserschloss Dortmunds, denn bereits
im Jahre 1302 wurde es erstmals
urkundlich erwähnt. Seinerzeit hatte
Ritter Giselbert I., ein Gefolgsmann
des Grafen von der Mark, im
Nordwesten von Dortmund seinen
Adelssitz auf Eichenpfählen errichten
lassen. Sein heutiges Erscheinungsbild verdankt das Gebäude allerdings
im Wesentlichen Wennemar II., der
es ab Mitte des 16. Jahrhunderts im
Stil der Renaissance umbauen und
erweitern ließ.
Das Schloss selbst, auch heute noch
Sitz der Familie von Bodelschwingh
bzw. ihrer Nachfahren, wird am diesjährigen Denkmaltag nicht geöffnet
sein. Die Besucher erhalten jedoch
Einlass in die äußerst sehenswerte
Parkanlage. Nach Plänen des Landschaftsarchitekten Eduard Petzold
(1815–1891), einem Schüler des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau,
wurde die einstmals kleine barocke
Gartenanlage 1870 zu einem englischen Landschaftspark umgestaltet
und erweitert. Seit dieser Zeit schließt
der Park auch den angrenzenden
44
Wald mit ein, wobei eine Ahornallee
die dortige Familienbegräbnisstätte,
den „Tempel der Ruhe“, mit dem
Schlossgebäude verbindet.
11.00–18.00 Uhr
Der Schlosspark ist geöffnet.
Im Schlosshof:
Trommeln für Kinder
Infostand der Japangesellschaft
12.00, 13.30 und 15.00 Uhr
Führungen durch die Parkanlage
mit der Kunsthistorikerin Sarah
Romanowsky, Dauer ca. 1 Stunde;
Treffpunkt ist der Turm am Hofeingang. Die Teilnehmerzahl ist auf 35
je Führung begrenzt. Für das leibliche
Wohl werden angeboten: Weine des
Weinguts Freiherr zu Knyphausen,
Würstchen im Brötchen und Waffeln.
www.schloss-bodelschwingh.de
Für viele ist der Botanische Garten
Rombergpark der schönste Park der
Stadt. Das Geheimnis mag in seiner
herrschaftlichen Vergangenheit als
malerisch gestalteter Schlossgarten
der Familie Romberg liegen. Geplant
wurde der als englischer Landschaftspark angelegte Garten um 1818 vom
Düsseldorfer Hofgärtner Maximilian
Friedrich Weyhe, später durch eine
renommierte Pflanzen- und Gehölzsammlung ergänzt und zum Botanischen Garten ausgebaut. Das Schloss
wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört
und die Ruine abgetragen, sein Torhaus
ist hingegen erhalten.
11.00 Uhr: Begrüßung durch Heribert
Reif, Leiter des Botanischen Gartens,
am historischen Torhaus
11.00–17.00 Uhr: Infostände
am Torhaus (Botanischer Garten
Rombergpark, Naturschutz, „Freunde
und Förderer des Botanischen Gartens
Rombergpark e.V.“, Deutsche Stiftung
Denkmalschutz); Treffpunkt für Aktionen/
Führungen; Getränke-/Kuchenangebot
11.00 und 16.30 Uhr: Literarische
Führung „Auf dem Holzweg –
Baumkunde für Eilige“ mit Anne
Deiting-Vogelsang und Margret
Denecke, Dauer ca. 1,5 Stunden
11.00–16.00 Uhr: Vorführungen
zum Holzinstrumentenbau
13.00 Uhr: Archäologische Führung
Dr. Henriette Brink-Kloke stellt die
aktuellen Ausgrabungen im Bereich
des ehemaligen Schlosses vor; weitere
Führung bei Bedarf.
15.00 Uhr: Führung „Historische
Holznutzung in Westfalen – Von der
Baumkunde zur Dendrochronologie“
durch Heribert Reif, Dauer ca. 1,5 Std.
11.00–17.00 Uhr: Bogenbau und
Bogenschießen, Mitmachprogramm
für die ganze Familie mit Michael
Handick (Bogenschießplatz)
11.00–17.00 Uhr: Anfertigung
einer Xylothek; in der Schulbiologie
bauen Kinder und Jugendliche unter
Anleitung der Schulbiologen ihre
eigene „Holzbibliothek“.
45
Zeche Gneisenau Schacht 2/4
Münsterstraße 271
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Immermannstraße/Klinikzentrum, Linie 453
Altenderner Straße
Dortmund-Derne
Haltestelle: Do-Derne Bf, Linien RB50, RB51, 410, 411, 420
Die Stadt Dortmund besitzt seit
nunmehr 100 Jahren ein Museum für
Naturkunde – an seinem heutigen
Standort am Fredenbaumpark befindet es sich jedoch erst seit 32 Jahren.
Damit ist das Gebäude jung im
Vergleich zu den meisten Denkmälern
der Stadt. Was die interessierten Besucher im Museum vorfinden können,
ist hingegen deutlich älter als alles
je Gebaute. Das Museum für Naturkunde Dortmund hat seinen Gästen
eine Vielzahl von Naturdenkmälern
zu bieten. Gerade zum diesjährigen
Thema Holz gibt es einiges zu sehen:
Steinkohle aus dem Karbon, die
sich aus den riesigen Urwäldern des
Paläozoikums gebildet hat, polierte
Baumscheiben aus dem „PetrifiedForest-Nationalpark“ in Arizona und
lebende Fossilien im GeoGarten, wie
zum Beispiel Ginkgo und Mammutbäume. Die riesigen Urwälder des
Karbons stellten das Ausgangsmaterial für die Steinkohlebildung des
Ruhrgebiets dar, aus der Trias von Arizona stammen viele der versteinerten
Baumscheiben des Museums. In der
„Painted Desert“, einem Gebiet von
über 800 km², finden sich zahlreiche
Überreste eines ehemals von Flüssen
durchzogenen Schwemm- und Moor-
46
landes. Die damaligen Bäume wurden
bis zu 60 m hoch, ihr Stamm nahezu
3 m breit. Das Naturkundemuseum
beherbergt mehr als 20 polierte
Baumscheiben dieser Größe. Im neu
gestalteten GeoGarten begegnen die
Besucher lebenden Fossilien, die es
auch in der Pflanzenwelt gibt. Am bekanntesten ist dabei wohl der Ginkgo,
aber auch der Tulpenbaum aus dem
Tertiär und das Chinesische Rotholz,
ein Verwandter der Mammutbäume,
gehören zu den Gehölzen, die schon
seit mehreren Millionen Jahren auf
der Erde wachsen.
10.00–17.00 Uhr
Das Museum für Naturkunde
Dortmund ist geöffnet, der Eintritt
ist am Denkmaltag frei.
13.00 und 16.00 Uhr
Führungen zu den hölzernen Ausstellungsobjekten und durch den
neuen GeoGarten, Dauer ca. 1 Std.
Mitgebrachte Snacks können im Museum verzehrt werden, ein Automat
bietet Soft-Drinks an.
Das Steinkohlenbergwerk Gneisenau,
das zeitweise zu den größten in Europa zählte, schloss 1985 als vorletzte
Dortmunder Zeche. Erhalten blieben
der Tomson-Bock von 1885/86
nebst historistischer Schachthalle
und das markante Doppelbockgerüst über Schacht 4 von 1933 mit
den beiden Maschinenhäusern.
Die ortsbildprägenden Denkmale,
die sich seit 1998 in der Obhut der
Stiftung Industriedenkmalpflege und
Geschichtskultur befinden, sind in
eine neue städtebauliche Gestaltung
mit Stadtteilpark und gewerblicher
Nutzung eingebunden.
Der sogenannte Tomson-Bock über
Schacht 2 gilt unter Industriehistorikern als Kleinod. Bei dem aufwendig
restaurierten Denkmal handelt es sich
um das älteste erhaltene stählerne
Fördergerüst des Ruhrgebiets. In
Anlehnung an den Englischen Bock
hatte der Ingenieur C. Erdmann den
Gerüsttyp 1868 entwickelt. Benannt
wurde das Fördergerüst aber nach
dem Gneisenauer Bergwerksdirektor
Eugen Tomson, auf dessen Betreiben
der Bautyp im Ruhrgebiet weite
Verbreitung fand.
11.00–17.00 Uhr
Führungen „Ein ‚edles’ Denkmal:
Der Tomson-Bock auf Gneisenau“,
jeweils zur vollen Stunde; Gruppengröße max. 20 Personen, Zugang
über den Stadtteilpark
11.00–17.00 Uhr
Führungen „DoppelbockGeschichte(n) im Maschinenhaus“,
kontinuierlich angeboten im Maschinenhaus (Schacht 4) durch den
Förderkreis Zechenkultur Gneisenau
e.V.; Präsentation historischer Fotos,
Filmaufnahmen und Erinnerungsstücke aus dem Bergbau rund um
die Zwillingsdampffördermaschine,
Zugang über die Parkplatzanlage des
REWE-Marktes
www.bergwerk-gneisenau.de
museumfuernaturkunde.dortmund.de
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Weitere Standorte
Museum für Naturkunde Dortmund
Pumpwerk Dortmund-Evinger Bach
Ev. Kirche St. Johannes
Münsterstraße 270
Dortmund-Innenstadt
Haltestelle: Hackländerplatz, Linie 453 (Fußweg 10 Minuten)
Wickeder Hellweg 80
Dortmund-Wickede
Haltestellen: Eichwaldstraße, Linie U43 (Fußweg 1 Minute) oder Wickede-West,
Linie S4 (Fußweg 7 Minuten)
Seit 1953 sorgt das Pumpwerk
Dortmund-Evinger Bach mit vielen
anderen Pumpwerken der Emschergenossenschaft für „trockene
Füße“ in der Region. Sie leisten eine
Ewigkeitsaufgabe, die sich durch die
Konsequenzen des Bergbaus ergibt.
Der technische Fortschritt erlaubt
es inzwischen, die ehemalige
Motorenhalle für andere Zwecke
zu nutzen. So können hier heute
neben Informationen zur Technik und
zum Emscher-Umbau einzigartige
fotografische Zeitdokumente, der
Emscher Almanach von Peter Strege
und die großformatige Malerei von
Norbert Tadeusz betrachtet und der
Klanginstallation von Katja Kölle
gelauscht werden. Ganz im Zeichen
des diesjährigen Mottos „Holz“ bietet
der Ort in direkter Nachbarschaft
ein Naturdenkmal, eine der ältesten
Platanen Dortmunds.
11.00–16.00 Uhr
Das Pumpwerk ist geöffnet. In
dieser Zeit werden halbstündlich
Führungen durch Mitarbeiter der
Emschergenossenschaft zur Technik
und zur Kunst angeboten.
www.eglv.de
Die Hallenkirche entstand vermutlich
um 1220/1230, Westturm und Chor
könnten sogar ins 12. Jahrhundert
datieren. Archäologische Funde
belegen für Wickede zudem eine
sehr frühe Christianisierung: Bei
Ausgrabungsarbeiten fand man einen
frühmittelalterlichen Friedhof, dessen
Gräber auf eine Belegung aus dem
6.–9. Jahrhundert hinweisen.
Im Innern der Johanneskirche wechseln Grünsandstein und gekalkte
Wand- und Gewölbefelder einander
reizvoll ab, zahlreiche Nischen in Chor
und Langhaus verweisen auf vorreformatorische Altäre und Reliquienbehälter.
11.30–16.00 Uhr
Die Kirche St. Johannes ist
geöffnet.
11.30 und 15.00 Uhr
Kirchenführungen durch die Archivarin Marianne Dülken sowie das
Team „Offene Kirche“
13.30 Uhr
Musikalisches Rahmenprogramm
mit Orgelführung durch Kirchenmusiker Rainer Kamp
www.wickede-evangelisch.de
Legende
48
praktische Vorführung
Rundgang
barrierefrei zugänglich
Musik
kinderfreundlich
Essen/Getränke erhältlich
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Orgeln in Dortmund und Lünen
Ein Projekt der Stiftung Denkmalswerte Kirchen der Ev. Kirche in Dortmund und
Lünen zum Tag des offenen Denkmals in Zusammenarbeit mit 14 Kirchengemeinden
Bartholomäuskirche, Lütgendortmund – Dorstfelder Kirche – Paulus-Kirche,
Innenstadt Nord – Kirche am Hellweg, Brackel – Luther-Kirche, Asseln –
Ev. Kirche Husen – St. Johann-Baptist-Kirche, Brechten – Ev. Stadtkirche St. Georg,
Lünen – Ev. Stadtkirche St. Reinoldi, Innenstadt – Ev. St. Marienkirche, Innenstadt
– Grosse Kirche, Aplerbeck – Lutherkirche, Hörde – St. Margareta, Eichlinghofen –
Alte Kirche, Wellinghofen
Das „Jahr der Kirchenmusik“, das die
Ev. Kirche in Dortmund und Lünen
2012 unter dem Motto „Klangvoll“
feiert, legt nahe, im Rahmen des
Tages des offenen Denkmals 2012
mit dem Thema „Orgel“ in die
Öffentlichkeit zu gehen.
Orgeln und ihre Klänge stehen an der
Schnittstelle zwischen Architektur,
künstlerischem Handwerk, kirchlicher
Kunst und musikalischer Erlebniswelt.
Mit dem Projekt „Orgeln in Dortmund und Lünen“ wird im Rahmen
des Tages des offenen Denkmals
2012 ein repräsentativer Ausschnitt
der Instrumente vorgestellt, die in
den Kirchen in Dortmund und Lünen
zu finden sind.
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Alle Instrumente haben ihre eigene
unverwechselbare Geschichte. Sie
verbinden auf einzigartige Weise die
Elemente Klang und Technik („Musikmaschine“) sowie Gestaltung und
Architektur.
Im Rahmen dieses Tages werden die
Instrumente in all ihren Dimensionen
in Form von Orgelführungen, -vorträgen, -konzerten und -ausstellungen
zu erleben sein. Zum einen wird ihre
Bedeutung als gestalterisches und
akustisches Element der Kirchenräume anschaulich und hörbar, zum
anderen wird ihre Technik in Orgelführungen vermittelt und verständlich
werden.
Die Dortmunder Orgellandschaft wird
mit Instrumenten aus über 300 Jahren vorgestellt: Das auf den ehemaligen Reinoldikantor und Orgelbauer
Alberti zurückgehende Instrument in
Wellinghofen geht in ihrem Prospekt
und einem Teil der erhaltenen Pfeifen
auf die Zeit des Spätbarock zurück.
Der deutsch-romantische Orgelbau
ist mit dem Instrument von SchulzePaulinzella in Aplerbeck vertreten, der
spätromantische deutsche Orgelbau
mit den Instrumenten in Asseln,
Dorstfeld und Husen. Der Orgelbau
des Wiederaufbaus nach dem 2.
Weltkrieg wird durch die Instrumente
in St. Reinoldi, in St. Marien, in Hörde
und in Lütgendortmund vorgestellt.
Beispiele von Orgeln aus neuerer
Zeit sind mit der Rieger-Orgel in der
Pauluskirche und der im Dezember
2011 fertiggestellten Klais-Orgel in
der Brechtener Dorfkirche vertreten.
14 ev. Kirchen in Dortmund und
Lünen öffnen am Tag des offenen
Denkmals ihre Pforten und laden
Sie herzlich ein, die Vielfalt dieser
Orgellandschaft zu erleben!
Ergänzt wird das Programm durch
zwei geführte Orgel-Radtouren,
von denen die eine im Dortmunder
Süden entlang der Emscher-Radroute
zu drei sehr unterschiedlichen Orgeln
in Aplerbeck, Hörde und Eichlinghofen führt. Die andere Tour lädt in den
Dortmunder Nordosten zur Erkundung von drei besonderen Orgeln
nach Brackel, Asseln und Husen ein.
Am Veranstaltungstag fungiert die
St. Reinoldi-Kirche von 13.00 bis
18.00 Uhr als Informationszentrum:
Hier werden Informationsmaterialien
ausliegen, ein Kunsthistoriker
ansprechbar sein sowie eine Dokumentationsausstellung über die
teilnehmenden Kirchen der Stiftung
Denkmalswerte Kirchen präsentiert.
Die Adressen der Kirchen finden
Sie auf S. 100.
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53
Einführung
Historisches Holz – vielseitig und lebendig
Bei der Dortmunder Denkmalbehörde vergeht annähernd kein
Tag, an dem historisches Holz nicht ins Blickfeld rückt: Ob bei der
Erforschung und Erfassung von Denkmälern, wo hölzerne Konstruktionen, Bauteile oder Ausstattungsstücke oft eine wichtige
Rolle spielen. Oder in der praktischen Baudenkmalpflege, wo die
Sanierung von Fachwerkhäusern, die Reparatur von Holzfenstern
oder der Umgang mit schädlingsbefallenen Dachwerken regelmäßig auf der Tagesordnung stehen. Nicht zu vergessen ist das Aufgabengebiet Gartendenkmalpflege, in dem sich Denkmalpfleger die
Frage stellen: „Wie erhalte und pflege ich lebendes Holz?“. Und
schließlich sei die Bodendenkmalpflege genannt, denn hölzerne
Überreste von Bauten und Alltagsgegenständen verraten den
Archäologen nicht selten wichtige Details über das Wohnen und
Arbeiten in längst vergangenen Zeiten. Kurzum: Historisches Holz
ist ein zentrales Thema der Denkmalpflege – und das natürlich
nicht nur in Dortmund.
Wir beschleunigen Dortmund
Auf allen Ebenen
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Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass die Deutsche
Stiftung Denkmalschutz das Motto „Holz“ für den bundesweiten
Tag des offenen Denkmals 2012 gewählt und damit erstmals einem
konkreten Material gewidmet hat. Im Team der Dortmunder Denkmalbehörde löste das vorgeschlagene Thema sofort Begeisterung
aus: „Klasse, ein praxisbezogenes Motto!“ und „Das passt super
zu Dortmund…“ lauteten nur zwei der positiven Reaktionen. Die
Diskussion, ob sich die Stadt Dortmund dem bundesweiten Motto
anschließen solle, erübrigte sich damit. Und sogleich sprudelten
auch die Ideen für das Programm: Innovative Holztragwerke, Fachwerkhäuser, Gärten als lebende Denkmäler, hölzerne Kunstwerke
und Ausstattungen und natürlich, passend zum Thema, die Vorstellung von praktischen Methoden in der Denkmalpflege, um Holz
an Denkmälern zu erhalten, zu reparieren, zu restaurieren oder zu
erforschen. Keine Frage, an Ideen mangelte es nicht.
Am Ende des Ideenaustausches war klar: Das Thema „Historisches Holz“ ist so vielschichtig, dass es schwierig sein würde, der
Öffentlichkeit die vielen spannenden Aspekte des Mottos präsentieren zu können. Doch wie schon in den vergangenen Jahren
konnte sich die Stadt Dortmund auf die Kreativität, das Engagement und das Wissen zahlreicher Mitwirkender verlassen: Viele
Denkmaleigentümer/-innen, Kirchengemeinden, Geschichts- und
Heimatvereine, Kultureinrichtungen, das Fritz-Henßler-Berufskolleg und das hiesige Ortskuratorium der Deutschen Stiftung
Denkmalschutz waren bereit mitzumachen. Mit ihren Ideen und
eigenen Programmpunkten füllen sie auch den diesjährigen Tag
des offenen Denkmals mit Leben und laden die Öffentlichkeit ein,
„ihre Denkmäler“ kennenzulernen.
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Einführung
Holz im Alltag
An dieser Stelle erlaube ich mir eine Empfehlung: Folgen Sie den
Einladungen, denn es lohnt sich. Historisches Holz ist vielseitig und
lebendig und ganz einfach ein wunderbares Denkmaltag-Motto.
Im Namen der Denkmalbehörde wünsche ich Ihnen einen unterhaltsamen und spannenden Tag des offenen Denkmals 2012.
Svenja Schrickel
Leiterin der Denkmalbehörde
Holz im Alltag – von der Geschichte eines uralten Werkstoffs
Wie selbstverständlich nehmen wir das Frühstücksbrettchen, um
uns ein Butterbrot zu schmieren, oder legen unsere Bücher ins Regal oder setzen uns auf die schöne Teakbank im Garten unter den
prächtigen Obstbaum, oder ... oder ...
Neben vielen anderen natürlichen oder künstlichen Werkstoffen
wie Glas, Metallen, Kunststoff- oder Gummierzeugnissen gerät der
Rohstoff Holz in heutiger Zeit oft und sehr zu unrecht außer Acht.
Kaum führen wir uns heutzutage
noch vor Augen, wie entscheidend
er für die zivilisatorische Entwicklung gewesen ist, wie verbunden
er mit vielen Entdeckungen des
technischen und wissenschaftlichen Fortschritts der Menschheit
bis heute ist und wie unabdingbar
seine Existenz, seine Verwertung
und auch sein Schutz sind. Deshalb
soll an dieser Stelle die Schlüsselposition dieses nahezu universellen,
in seinen Charakteristiken und
Eigenschaften so vielfältigen Naturprodukts herausgestellt werden.
Holz umgibt uns überall
Als Bau- und Werkstoff hat Holz den Menschen seit Beginn seiner
Existenz als kulturelles Wesen begleitet, es ist nicht aus unserer
Kulturgeschichte und auch in der Moderne nicht aus unserem
Alltag wegzudenken. Seine Bedeutung in Qualität und Quantität, aber auch die Intensität seiner Nutzung hat sich mit der Zeit
gewandelt und wurde den Bedürfnissen wie Ressourcen angepasst.
Holz kann in seiner Vielfältigkeit durch keinen anderen Werk-,
Bau- oder Naturstoff, durch kein anderes natürliches oder künstlich
produziertes Material ersetzt werden. Kein Naturprodukt ist so
vielseitig einsetzbar, so facettenreich an sich und in seiner Verarbeitung, kein Rohstoff ist so flexibel wie stabil, anpassungsfähig
wie nutzbar. Und vor allem ist kein anderes Naturprodukt dem
Menschen so bekannt und vertraut wie Holz.
Holz bildet die materielle Voraussetzung für viele fundamentale
Erfindungen in der Menschheitsgeschichte: Für Handwerkzeuge,
Jagd- und Verteidigungswaffen wie Sicheln, Äxte und Speere, Pfeil
und Bogen, für Essgeschirre und -bestecke, für Mobiliar wie Truhen, Schränke, Tische, Stühle und Bänke. Auch die Entdeckung des
Papiers bzw. der Papierherstellung geht auf die Nutzung von Holz
zurück. Aus Holz und holzverwandten Stoffen können darüber hinaus Kleidungsfasern gewonnen werden, es dient zur Fabrikation
von Fortbewegungs- und Transportmitteln wie Karren, Kutschen
und Kähnen, Flössen oder Schiffen.
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57
Holz im Alltag
Holz als natürliches Universalgenie
Nicht jedes Holz ist zum Werkstoff geeignet und kann als „alltagstauglich“ in Bezug auf seine Verwertbarkeit betrachtet und
eingesetzt werden. Abhängig von klimatischen und natürlichen
Bedingungen und Schwankungen gedeihen auch nicht überall die
gleichen Holzarten. Durch Techniken und Anwendungen zur Verarbeitung und Handhabung von Holz als Roh-, Werk- und Naturstoff
verfeinerte sich im Laufe der menschlichen Kulturgeschichte der
Umgang mit diesem „natürlichen Universalgenie“.
Im Laufe der Evolution machte der Mensch sich die vielen Eigenschaften und Charakteristiken der unterschiedlichen Hölzer zu
Nutze. Er begann, Holz als Nutzpflanze zu verarbeiten – zunächst
für sich allein stehend, später als Zwischenprodukt für andere
Gewerke, andere Produktverfahren, fortschrittliche Gewerbe und
Erzeugnisse. Wachsende Geschicklichkeit im Umgang mit dem
robusten, widerstandsfähigen und ebenso biegsamen, flexiblen
und bearbeitungsfähigen Material ermöglichte dem Menschen
vielseitigen Fortschritt und zivilisierte Entwicklung.
Das Holz von Laubbäumen wie Buche, Eiche, Erle und Ahorn diente
und dient beispielsweise als Grundstoff zur Errichtung statischer,
massiver Elemente. Seine Anwendung reicht vom Gebäudebau über Land- und Wassertransportwesen, von verschiedenen
Handwerken, Gewerken und Industrien (z. B. Zimmerei, Schmiede,
Hüttenwesen) über den Straßen- und Bergbau bis hin zum Militärwesen.
Pflaumen-, Apfel- und Kirschbaum, Holunder und Pappel oder auch
Nadelgehölze wie Tanne, Kiefer oder Fichte. Je nach Klimazone
erweitert sich die Nutzholzreihe auf „Tropenhölzer“ wie Teak-, Basal-, Palisanderholz, sowie Palmen-, Olivenbaum- oder Pinienholz,
welche oftmals auch als Luxusrohstoff geschlagen werden.
Aber auch in Bereichen des häuslichen Lebens fand und findet
Massivholz Anwendung, z. B. bei Mobiliar und Einrichtungen und
der Produktion anderer Nutzgegenstände. Zur Herstellung von
alltäglichen Gegenständen und Hilfsmitteln wie Schüsseln, Ess- und
Kochgeschirr, „primitiven“ Formen von Schuhwerk, Schmuck oder
auch Kultgegenständen, im Instrumentenbau und für Gegenstände
des häuslichen Gebrauchs werden jedoch überwiegend Holzarten
benötigt, die weicher bzw. leichter zu verarbeiten sind. Dazu
eignen sich eher Flachwurzler wie die Laub- und Obstbäume Birke,
Vernachlässigte Lebensbasis
Holz ist eine extrem vielseitige und facettenreiche Kreation der
Natur und wird mit Fug und Recht neben Wasser, Wind, Feuer und
Erde zu den wichtigsten den Menschen umgebenden und vom
Menschen benötigten Elementen und Ressourcen gezählt. Seine
weltweiten Bestände mögen zahlreich und umfassend sein; sie sind
aber mit allen anderen Elementen eng verbunden und von diesen
sowie den klimatischen Bedingungen, Schwankungen und menschlichen Eingriffen abhängig sowie ihnen ausgesetzt.
58
Holz nimmt in unterschiedlichen Kulturen und Erdteilen – so auch
im westlichen Kulturkreis – bis heute aber auch eine spirituelle
Rolle ein. Hölzerne und in manchen Fällen wie Gottheiten verehrte
Kultgegenstände oder heilige, geweihte Stätten, die einzig aus
Holz errichtet wurden, dienen als Mittler zwischen Irdischem und
Transzendentem. Auch die Nutzung von Holz in der bildenden
Kunst zur Fertigung von Skulpturen bringt dem Material eine besondere Wertschätzung entgegen. Derartige Beispiele sind Zeugnis
der Entwicklungen der Menschheit, dokumentieren ihre Geschichte
und den Wandel ihres kreativen Schaffens.
Fakt ist, dass nahezu alles, was der Mensch heutzutage aus anderen Materialien produziert, zunächst aus Holz oder Holzverbundstoffen gefertigt wurde. Auch die Ausbildung von spezialisierten
Handwerken und Gewerken geht darauf zurück. Denn schon früh
wurde erkannt, dass die Bearbeitung von Holz eine spezifische
Ausbildung von Fachmännern wie -frauen erforderte. Diese Spezialisierung existiert trotz eines rasanten technischen Fortschritts bis
heute.
59
Holz im Alltag
Bis zum heutigen Tag ist Holz im täglichen Leben allgegenwärtig
und Basis für viele menschliche Errungenschaften. Seine Nutzung
für handwerkliche wie industrielle Produkte, seine Anwendung in
der Verpackungs- und Nahrungs-/Lebensmittelindustrie, aber auch
als Energieträger und im Rohstoff- und Plantagenanbau bedingte
und bedingt aber (nicht nur) eine symbiotische, wirtschaftliche
Nutzung einer planmäßigen Wald- und Forstwirtschaft.
Die wachsende Notwendigkeit,
Holz zum alltäglichen Gebrauch zu
schlagen, brachte durch Errungenschaften in Wissenschaft und
Technik Pläne und Methoden
zur Holzökonomie hervor, die
weltweit angewendet werden.
Das Resultat ist die industrialisierte
Nutzung des Waldes. Die gestiegene Nachfrage forderte eine
stetige Anpassung des Angebots.
Um die ökonomisch und finanziell bedeutsame Ressource Holz
also nun langfristig zu erhalten,
regelten schon im 16. Jahrhundert
erste Forstordnungen die planmäßige Waldnutzung. Es sollte nicht
mehr Holz entnommen werden, als in der gleichen Zeit nachwachsen konnte. Der heute moderne Begriff der Nachhaltigkeit kommt
aus der Forstwirtschaft. Holzsparordnungen und strenge Verbote
im 18. Jahrhundert, unerlaubt Holz zu schlagen oder auch nur,
heruntergefallene Holzreste zu sammeln, deuten auf Versorgungsengpässe hin, die insbesondere durch den großen Holzbedarf der
Bergwerke und Eisenhütten hervorgerufen wurden. Die Industrialisierung erreichte auch den Wald; nach Altersklassen und Holzsorten aufgeteilte Wälder ermöglichten eine stetige Anpassung des
Angebots – mit negativen Folgen für das natürliche Gleichgewicht
und die Artenvielfalt der Gehölze.
Zunächst romantisch verklärt, dann naturwissenschaftlich untermauert: Die Menschen erkannten im 19. und 20. Jahrhundert die
Bedeutung der Wälder, auch jenseits der ökonomischen Verwertung, als landschaftliche Umgebung und natürlichen Lebensraum –
für Tiere wie für Menschen. In Kenntnis ökologischer und physikalischer Kreisläufe, angefangen beim Sauerstoff, den Bäume und
andere Pflanzen produzieren, fortgesetzt beim Wasserhaushalt,
den Bäume und Wälder regulieren, bis hin zu deren Funktion als
CO2-Speicher, ist der Schutz der Wälder heute zur weltpolitischen
Angelegenheit geworden. Und bis heute gilt: Ohne Holz würde die
Weltökonomie wie ein Kartenhaus ineinanderfallen.
Im Hinblick auf die moderne Energiewende fällt Holz als Teil der
erneuerbaren Energien nun ein neuer Aufgabenaspekt zu. Nicht
nur bei der Energieerzeugung scheint ein Umdenken notwendiger denn je. Viele Werkstoffe der Moderne basieren auf fossilen
und anderen Rohstoffen, deren natürliche Vorkommen begrenzt
sind und in absehbarer Zeit erschöpft sein werden. Holz hingegen
wächst – bei nachhaltiger und bewusster Nutzung – ständig nach.
Es hat den Anschein, als besinne sich der Mensch zunehmend wieder auf seine Wurzeln, als begänne er, wieder mehr „auf Holz zu
bauen“. Oder trügt der Schein? Durch eine gestiegene Nachfrage
werden weltweit Urwälder unwiederbringlich zerstört, der Raubbau an Wäldern bedroht Lebens- und Landschaftsräume sowie
Lebensgrundlagen. Ökonomische Interessen verdrängen weltweit
ökologische Notwendigkeiten. Eine ökologisch sinnvolle Nutzung
von Holz als Energieträger erfordert aber einen Verzicht auf Monokulturen und den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln.
Die neue Einsatzmöglichkeit von Holz als Energieträger birgt also
auch einen ökonomischen Druck und bringt die Gefahr mit sich, die
ökologischen Belange zu vernachlässigen und letztlich eben doch
auf nachhaltiges Handeln zu verzichten.
Am Tag des offenen Denkmals 2012 wird der universelle Kulturträger Holz ins Bewusstsein gerückt: was wir alles aus ihm gewinnen,
produzieren, wie wir ihn be-, aber auch ausnutzen, wie nahezu
gleichgültig und doch eben unabdingbar das Holz für uns irdische
Lebewesen ist. So intensiv, wie wir heutzutage von Holz und Holzverbundstoffen umgeben sind, so intensiv wir sie nutzen, so intensiv
sollten wir auch über seine Existenz und vor allem sein Fortbestehen
nachdenken – und ihn nicht als „alltäglich“ vergessen.
Raphaela Schröter
60
61
Fachwerk- und Holzbau
Häuser aus Holz
Fachwerk- und Holzbau in und um Dortmund bis ins
20. Jahrhundert
In der Reichsstadt Dortmund und ihrem seit alter Zeit zugehörigen
wie im später eingemeindeten Umland spielte der Steinbau eine
nicht unwesentliche Rolle. Aus Stein – bis ins 19. Jahrhundert
hinein zumeist aus Naturstein – waren nicht nur fast alle Kirchen
und Kapellen (die Fachwerkkapelle des Hauses Wischlingen aus
dem Jahr 1783 ist eine Ausnahme) sowie die Hauptgebäude der
ländlichen und städtischen Adelssitze, sondern auch in der Stadt
selbst neben den Gebäuden des Rates, der Gilden und Stiftungen
auch viele Höfe der städtischen Führungsschicht. Dennoch war für
die große Mehrheit der städtischen Gebäude das Holz als Baustoff
unverzichtbar, und für die ländlich-bäuerliche Architektur blieb
die Konstruktion mit Holz als Holzskelett- bzw. Fachwerkbau über
Jahrhunderte die obligatorische Bauweise.
Ihre Erbauer – die Zimmerleute – waren sowohl in der Stadt als
auch auf dem Land ansässig, wo ihre Namen vielfach noch an den
Bauten zu lesen sind. Das verarbeitete Holz stammte aus den nicht
geringen Waldungen, die zu den einzelnen Höfen gehörten. Freilich konnten die aufsitzenden Bauern, die ja bis in die erste Hälfte
des 19. Jahrhunderts fast nie Eigentümer, sondern nur Pächter der
Höfe waren, nicht frei, sondern nur mit Zustimmung der Adeligen
und Klöster als Eigentümer über das Holz verfügen. Auch die
Nutzung der Bestände in der bis ins frühe 19. Jahrhundert gemeinschaftlichen Mark war streng reglementiert: „So aber Jemandtz
zu Thüre oder Zimmerholtz was bedürftich, soll dem Rentmeister
Holtzrichter und Holtknechten angeben und besichtiget werden,
alßdann nach befindung der noeth und gerdage seines Marcken
Rechten mit der Scharbylen gewiesen werden,“ heißt es etwa in
der Ordnung der Großholthausener Mark im Jahr 1585.
17. und 18. Jahrhundert
Während die wenigen Gebäude der Reichsstadt, die unter dem
Veränderungsdruck des Industriezeitalters wenigstens noch die
Epoche der Fotografie erreicht hatten, im Krieg untergingen, ist
in den heute zu Dortmund gehörenden einstigen Dörfern und
Weilern am Hellweg und im südlichen Bergland sowie im nördlichen Streusiedlungsgebiet von Bodelschwingh bis Brechten eine
stattliche Zahl an Fachwerkbauten erhalten. Das Herzstück der
landwirtschaftlichen Betriebe bilden die großvolumigen Wohnwirtschaftsgebäude mit der befahrbaren Wirtschaftsdiele, je nach
Wirtschaftskraft umgeben von Nebengebäuden: Scheunen und
Speicher, Remisen und Ställe.
62
Abb. 1: Bodelschwingh,
Haupthaus von 1661
(abgebrochen 2001);
zeichnerische Rekonstruktion
des ursprünglichen Zustands
des Wirtschaftsgiebels.
Der erhaltene Bestand an Haupthäusern reicht allerdings selten
bis ins 17. Jahrhundert zurück. Ältestes bekanntes Beispiel war bis
zum Abbruch 2001 ein Haus in Bodelschwingh, das 1661 errichtet
worden war (Abb. 1). Das Fachwerk blieb bis auf die beschnitzten
Balkenköpfchen unter dem Überstand des verbretterten Giebeldreiecks sowie die Inschrift im Sturz des Dielentores schmucklos;
nur die statisch notwendigen Schräghölzer („Streben“) rhythmisierten die Fassade. Am Grundmuster der Wandaufteilung der
Wirtschaftsgiebel – je drei Gefache beiderseits des beherrschenden
Tores mit einer oder manchmal zwei separaten Stalltüren – hat sich
über viele Generationen ebenso wenig geändert wie am kargen
Erscheinungsbild, wie ein Haus von 1747 in Brackel zeigt (Abb. 2).
Abb. 2: Brackel, Brackeler
Hellweg 152 von 1747;
vermutlich um 1900 wurde
am Wirtschaftsgiebel das
Lehmflechtwerk zwischen den
konstruktiven Hölzern durch
eine Backsteinausmauerung
ersetzt; Fotografie 2012.
An den Balkenköpfen der Traufwand wird erkennbar, dass die 14 m
langen, Diele und Stallungen überspannenden Balken, welche die
16 m langen Sparren des Dachwerks tragen, weit in die Köpfe der
Fachwerkständer eingelassen („eingehälst“) wurden. Über dem
rückwärtigen, zweigeschossigen Wohnteil dagegen sind sie oben
aufgelegt (und damit in der Ansicht nicht erkennbar), um dort
63
Fachwerk- und Holzbau
komfortablere Stehhöhen zu erreichen. Ein ganz ähnliches Bild
bieten noch das Haupthaus Am Kapellenufer 52 in Sölde von 1798
und der große Fachwerkbau Patroklusweg 25 in Kirchhörde.
Erst kurz vor 1800 wird das Erscheinungsbild deutlich belebter.
wurde freilich keine gestalterische Absicht verfolgt; vielmehr bietet
die nicht winddichte Verbohlung den Vorteil einer Belüftung des
gelagerten Erntegutes.
Abb. 3: Brechten, Auf dem Gummel 69 von 1798; zeichnerische Rekonstruktion
des ursprünglichen Zustands von Wirtschafts- und Wohngiebel, die in ihrer Gestalt
durch demonstrativen Holzreichtum geprägt sind.
Abb. 4: Brechten, Scheune und Remise von 1823 als ganz verbohlter Fachwerkbau;
zeichnerische Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands der vorderen Traufwand.
Wie sowohl Wirtschafts- als auch Wohngiebel eines Haupthauses
von 1798 in Brechten zeigen (Abb. 3), blieb kaum ein Gefach ohne
Streben, sei es in Kombination von Kopf- und Fußstrebe, sei es in
Form der sogenannten Andreaskreuze in den Brüstungsfeldern
unter Fenstern und Luken oder der geschweiften Andreaskreuze
über dem Torsturz. Vermehrt ist auch die Zahl der Horizontalhölzer („Riegel“) zwischen den tragenden Ständern, und zierreicher
beschnitzt ist auch das Gestell des Dielentores. Dieser zunehmende
Holzreichtum der Fassaden, für den auch der Schultenhof in Renninghausen von 1816 ein gutes Beispiel gibt, steht so gar nicht in
Einklang mit der von vielen Zeitgenossen als bedrohlich empfundenen und beklagten Holzknappheit.
19. Jahrhundert
Dieselbe Entwicklung zunehmend dekorativer Gestaltung lässt sich
auch an den Nebengebäuden der großen Hofanlagen verfolgen.
Zu den Beispielen schmuckreicher Verstrebungen gehört der Speicher Große Riedbruchstraße 1 in Mengede mit seiner Kombination
aus – teils gekreuzten – Kopfstreben mit Fußstreben. Unter den
Nebengebäuden besonders bemerkenswert sind die Scheune mit
Querdurchfahrt Wasserstraße 1 in Huckarde sowie die Scheune mit
Remise des bereits genannten Hofs in Brechten. Erstere zeigt reich
verstrebtes Fachwerk mit Backsteinausmauerung, letztere wurde
1823 mit einem Einfahrtstor in die Scheune und zwei niedrigeren
Öffnungen zum Unterstellen von Ackergerät und Wagen komplett
aus Holz errichtet (Abb. 4). Bei diesem einzigen bekannten Beispiel
seiner Art im Dortmunder Stadtgebiet besteht nicht nur das tragende Gerüst aus Holz, sondern weitgehend auch der Abschluss
der Wandflächen aus kräftigen Bohlen. Mit dieser Holzbauweise
64
Schon seit den 1820er Jahren tritt an die Stelle der holzreichen
Zier wieder ein zunehmend nüchternes, ganz auf das konstruktiv
Notwendige reduziertes Fachwerk. Dies wird besonders deutlich
an den Häusern der kleinen Leute, deren Zahl seit der Teilung
der vordem gemeinschaftlich genutzten Marken im späten 18.
Jahrhundert schnell anwuchs. Sie prägen seitdem nicht nur die
Randbereiche der alten Dörfer, sondern auch das Bild der größeren
Überlandstraßen – etwa des Hellwegs oder der Chaussee HerdeckeUnna (heute Wittbräucker Straße, Schüruferstraße usw.). Für
diese schlichten Bauten, wie etwa Machariusstraße 1 in Huckarde,
wird die stöckige Bauweise prägend; anders als bei den älteren
Fachwerkbauten mit ihren haushohen Ständern können für die
nur stockwerkhohen Fachwerkwände kürzere und schmächtigere
Hölzer verwendet werden, was die Baukosten senkt. Wo das Haus
der Nebenerwerbslandwirtschaft oder einem Handwerk dient,
können eine von der Traufseite befahrbare Wirtschaftsdiele und
weitere Nebenräume angebaut sein, was freilich oft nur bei genauerer Betrachtung erkennbar wird – wie etwa bei einem kleinen
Anwesen von 1848 am Brackeler Hellweg (Abb. 5). Im ausgehenden
19. Jahrhundert kam dann für die bescheidenen Arbeiterhäuser aus
der Spätzeit des Fachwerkbaus auch Nadelholz zur Verwendung
(Abb. 6), das per Eisenbahn aus den Mittelgebirgen herangeführt
wurde, wo die erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts angebauten
Fichten herangereift waren.
65
Fachwerk- und Holzbau
menhangs – nicht in erster Linie durch die Aufgabe der Landwirtschaft, sondern durch den Verkauf der Flächen ohne Reinvestition
des Erlöses in das Gebäude – führt zu der absurden Situation, dass
nunmehr dem Gebäude allein ein ausreichender wirtschaftlicher
Ertrag abverlangt wird. So ist auch der Bestand des stattlichen
Fachwerkbaus in Derne, der zu den letzten Neubauten seiner Art
im heutigen Dortmunder Stadtgebiet gehört, – nunmehr umringt
von Einfamilienhäusern auf den einstigen landwirtschaftlichen
Flächen – akut gefährdet.
Abb. 5: Brackel, Brackeler Hellweg 85 von 1848; im traufenständigen Kernbau
waren der Wohnteil (links) und ein Wirtschaftsteil mit Dielentor unter einem Dach
vereint. Später wurden eine Remise und eine Werkstatt angebaut; Fotografie 2012.
Abb. 6: Aplerbeck, Ruinenstraße 38, Arbeiter-Doppelhaus aus dem späten 19.
Jahrhundert; Fotografie 2012.
Unter den großen Höfen gehört das Haupthaus Dionysiusstraße
8 in Derne – in zwei Etappen 1849 und 1887 errichtet – zu den
spätesten Vertretern des Fachwerkbaus. Die eingeschnitzte Inschrift verrät den Hauptfeind des Bauens mit Holz in der früheren
Zeit: „DURCH EIN KLEINES FÜNKLEIN FUER – ENTSTAND EIN GROSES
UNGEHEUER – DIE FLAMME ZOG MICH WÜTHENT NIEDER – GOTT
SEI DANK HIER STEHT ES WIEDER 1849“. Die aktuelle Gefährdung
alter Fachwerkhäuser lässt der leicht verwahrloste Zustand in der
Fotografie erahnen (Abb. 7). Gebaut waren die Haupthäuser als
Herzstücke des gesamten Lebens und Wirtschaftens einer vielfältigen Wirtschaftseinheit: Einerseits war das enorme Bauvolumen
durch die Größe der Wirtschaft und diese wiederum vom Umfang
der landwirtschaftlichen Nutzfläche vorgegeben, wie andererseits
Bau und Unterhalt aus den Ernteerträgen auf den Ländereien
finanziert wurden. Das willkürliche Durchschneiden dieses Zusam-
Abb. 7: Derne, Dionysiusstraße 8 von 1849/1887; traditionelles Wohn-Wirtschaftsgebäude in der schlichten Spätform des Fachwerkbaus; Fotografie 2012.
66
20. Jahrhundert
Die Ablösung des Fachwerkbaus zeichnet sich allerdings schon kurz
nach 1800 ab. In den südlichen Stadtteilen mit ihren Natursteinvorkommen sind es Bruchsteinbauten, die – beginnend in Großholthausen 1802 – die älteren Holzbauten verdrängen und etwa
in Syburg seit der Mitte des 19. Jahrhunderts das Ortsbild prägen.
In den mittleren und nördlichen Dörfern ist es der Backsteinbau,
der – nach dem ersten Beispiel im Jahr 1834 – um die Mitte des 19.
Jahrhunderts bereits bei 60 % der Neubauten Anwendung findet
und ab 1890 – verputzt oder unverputzt – obligatorisch wird.
Damit endet für das Neubaugeschehen auch im ländlichen Umland
Dortmunds die Geschichte des Fachwerkbaus, nicht jedoch des
Holzbaus überhaupt. Er erlebt vielmehr in den 1920er Jahren eine
Wiedergeburt in Form des Holzfertigteilbaus. Vom Marktführer dieser Epoche, Christoph & Unmack in Niesky (Oberlausitz),
stammen auch zwei prominente Bauten in Dortmund. Sowohl das
Turnerheim beim Froschloch in Hombruch als auch die Turnhalle
von 1922 an der Oberdorfstraße in Brackel sind in dem 1911 vorgestellten Hallentyp nach dem von Rittmeister Döcker in den 1880er
Jahren als Lazarett-Baracke entwickelten Bausystem errichtet.
Darüber hinaus wird im ganzen 20. Jahrhundert mit neuen Formen
der Dachkonstruktion, wie dem gewölbten Zollinger-Dach, sowie
mit Trägern und Bindern aus Holz experimentiert, um stützenfrei
möglichst weite Räume zu überspannen. Bei den beiden genannten Fertigteilhallen kamen solche hölzernen Träger nach dem
System der Otto Hetzer AG („Hetzer Träger“) zur Verwendung, und
eines der schönsten öffentlich zugänglichen Beispiele neuzeitlicher
Holzkonstruktionen beeindruckt im Inneren der 1950 geweihten
Paul-Gerhardt-Kirche nach Entwurf von Otto Bartning an der Markgrafenstraße.
Ausdruck noch neuerer Zeiten sind die Blockhäuser nach dem
Vorbild alpiner Nadelholzkonstruktionen, wie sie – oftmals als Bausatz – seit einigen Jahren Einzug in die Neubaugebiete halten. Ob
spätere Generationen ihnen einen Denkmalwert zuweisen werden,
bleibt abzuwarten.
Thomas Spohn
67
Dekoratives Holz
Holz als dekorative Ergänzung der Architektur
Holzhütten, Fachwerkhäuser, Stabkirchen – immer wieder haben
die Menschen mit Holz gebaut. Selbst in den steinernen Zeugnissen
der Architekturgeschichte hat man Anklänge an die ursprüngliche
Holzbauweise gesehen, so im „Säulenwald“ gotischer Kathedralen
oder bei den Friesen der dorischen Tempel. Bei letzteren sind
zwischen den einzelnen Bildtafeln jeweils dreifach lamellenartig
gegliederte Elemente angebracht, die sogenannten Triglyphen, die
an die Balkenköpfe der ehemals in Holz gebauten Tempel erinnern
sollen. In den angesprochenen Beispielen war Holz konstruktives
Element der Architektur. Im Folgenden soll dagegen Holz als nachgeordnetes Element, als „dekorative Zugabe“ betrachtet werden,
wobei es nicht in jedem Fall funktionslos ist, wie bereits die ersten
Beispiele zeigen.
Dortmunder Beispiele aus der Zeit von 1880 bis 1960:
Historismus
Jugendstil
Expressionismus
Neue Sachlichkeit
Wandöffnungen: Türen und Fenster
Jahrhundertlang verschloss man die Zugänge zu Gebäuden mit Türen aus Holz. Nur bei besonders repräsentativen Gebäuden wählte
man Türen aus Metall. Erst nach dem 2. Weltkrieg wechselte man
verstärkt zu Materialien wie Glas, Metall und Kunststoff. Vorher
spiegelten die Türen, besonders bei herausragenden Bauwerken
wie Kirchen oder Wohngebäuden des Adels, in ihrer Form Stil und
Zeitgeschmack wider. Einfach gezimmerte Bohlentüren befestigter
Burgen, übertrieben dekorierte Portale des Manierismus, prunkhafte Barocktüren oder elegante Rokoko-Eingänge – das gut zu
bearbeitende Material Holz ermöglichte die stilistische Anpassung
an die steinerne Architektur.
Den Wunsch nach einer dekorativen Eingangstür konnte sich seit
dem 19. Jahrhundert zunehmend auch das Bürgertum erfüllen,
bevor im 20. Jahrhundert schließlich der Siedlungsbau besonders
gestaltete Türen übernahm. Deshalb findet man im Dortmunder
Stadtgebiet aus der Zeit von ungefähr 1880 bis in die 1950er
Jahre eine Fülle von Beispielen: historistische Türen mit Pilastern,
Diamantfüllungen und Gesimsen, Jugendstiltüren mit Pflanzenund Tierornamenten, dem Aufruf des Werkbunds nach schlichtem
Dekor folgende Türen mit sparsamen Zierleisten, ausdrucksstarke
expressionistische Formen oder solche im Stil der Neuen Sachlichkeit bis hin zu „schrägen“ Elementen aus den 1950ern.
1930er Jahre bis 1950er Jahre
Wie bei den Außentüren gab es
auch bei den Innentüren in der
Abfolge der Stile Variationen.
Allerdings verwendete man
vor allem im Wohnungsbau
eher standardisierte Formen
wie Türen mit Füllungen oder
Lichtgläsern. Repräsentativ und
individuell gestaltete Innentüren finden sich besonders
in öffentlichen Gebäuden wie
Amts- und Rathäusern. Dort waren die Türen zum Treppenhaus
oder zu den Sitzungssälen in
der Regel besonders aufwendig
gestaltet – wie das Beispiel aus
dem Mengeder Amtshaus zeigt.
Amtshaus Mengede
68
69
Dekoratives Holz
Ebenso wie bei den Türen lässt sich auch anhand von Fenstern die
Stilgeschichte verfolgen, wenn auch mit Einschränkungen. Zum
einen lässt die Funktion, Räume zu belichten, weniger Gestaltungsmöglichkeiten zu. Zum anderen ist die Verwendung von Holz
zeitlich eingeschränkter. Bis in die Zeit der Renaissance, in unseren
Breiten teilweise bis ins 17. Jahrhundert, bevorzugte man steinerne
Fensterteilungen; und schneller als bei den Türen verzichtete man
nach dem 2. Weltkrieg zugunsten von Metall und Kunststoff auf
Holz als Werkstoff. Wegen der kürzeren Lebensdauer und auch aus
Komfort- und Energiespargründen sind zudem weniger historische
Fenster überliefert. Man findet aber immer noch historistische
Fenster mit Anschlagleisten in Gestalt von Pilastern mit Kapitellen
in Höhe der Kämpfers, der Teilung zwischen Ober- und Unterlicht.
Weiterhin gibt es Jugendstilfenster mit der typischen kleingliedrigen Sprossenteilung im Oberlicht. In größeren Schaufensteranlagen greift der Jugendstil sogar das Prinzip des organischen Bauens
auf: Geschwungene Hölzer
vermitteln den Eindruck
eines gewachsenen Rahmens. Schaufenster wölben
sich auch aus der Front
heraus. Für das fortschrittliche Bauen der 1920er
Jahre, besonders auch für
den Expressionismus, ist ein
Leitmotiv das entgegen der
bisherigen Überlieferung in
liegende Rechtecke geteilte
Fenster, welches besonders
modern wirkte.
Historistische Fenster in Dortmund
Geschützt wurden in vergangenen Zeiten die Fenster oft durch
klappbare Holzläden. Diese boten aber nicht nur Schutz gegen
unliebsame Einflüsse von außen, sondern dienten häufig auch zur
Strukturierung sonst wenig dekorierter Wandflächen. Dies sieht
man an älteren Schlossbauten des niederen Adels. Am Anfang
des 20. Jahrhunderts, als einerseits Ornament und Dekor auf den
Wandflächen zurückgedrängt wurden, andererseits im Heimatstil
eine Rückbesinnung auf traditionelle Bauweisen der jeweiligen
Region stattfand, erlebten sie eine Renaissance als dekoratives
Stilmittel. Die Funktion schränkte den Formenreichtum ein, so dass
es im Wesentlichen nur zwei Arten gibt: die geschlossene Form und
die offene mit Lamellen.
Fensterläden zur Strukturierung der Wandfläche in Haus Dellwig und in den
Giebelflächen in der Dortmunder Gartenstadt
Zierfachwerk
Auch bei Häusern, in denen Fachwerk das konstruktive Gerüst
bildet, findet man zusätzliche dekorative Elemente. Besonders
reichere städtische Gebäude zeichnen sich durch zusätzliche Zierleisten wie Tau- oder Perlstab oder Fächerrosetten aus. Auch Figuren
wie Andreaskreuze oder der „Wilde Mann“ dienen nicht nur der
Konstruktion, sondern haben auch dekorativen Charakter. Anfang
des 20. Jahrhunderts verwendeten Architekten Fachwerk auch in
der „Steinarchitektur“, wo es keinerlei Konstruktion diente. Die
Orientierung an englischen und schweizerischen Landhäusern und
auch der Rückgriff auf den sogenannten Heimatstil führten dazu,
dass man in die Fassade Fachwerk nur wegen seiner ästhetischen
Qualitäten einsetzte. Besonders oft verwendete man zierendes
Fachwerk in Giebeln und Erkern. Da die Ständer von ihrer
tragenden Aufgabe befreit waren, konnten sie nun auch in der
anmutig gebogenen Form des Jugendstils erscheinen. In Villen im
Landhausstil fand das Fachwerk selbst Einzug in die Eingangshallen
und Treppenhäuser.
Dortmunder Beispiele für Zierfachwerk:
Ziergiebel an der alten Schule Hegemannsheide und am Wohlfahrtsgebäude
Nollendorfplatz
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71
Dekoratives Holz
Aber nicht immer empfand man Fachwerk als repräsentativ oder
schön. Besonders im 19. Jahrhundert rief man den Eindruck klassizistischer Fassaden mit Hilfe einer Holzvertäfelung hervor, die man
vor das Fachwerk hängte. Das zweifellos prominenteste Beispiel
ist das Schlösschen auf der Berliner Pfaueninsel, ein Fachwerkbau,
der dem Hof als Aufenthalt bei Landausflügen diente. Ihm ist eine
Holzfassade vorgeblendet, deren aufgemalte Quaderung eine
klassizistische Sandstein-Schauseite vorspiegelt. In Dortmund sind
nur wenige derartige Verblendungen normaler Fachwerkhäuser
bekannt. Ein besonders schönes Beispiel ist im Dortmunder Süden
erhalten: An der straßenseitigen Traufseite zeigt eine Holzverblendung eine klassizistische Schaufassade mit Quaderung, Traufgesims
und Zahnschnittfries.
Ziergiebel in Jugendstilformen am Haus der Malerinnung
Wandverkleidungen
An den Wetterseiten versuchte man das Fachwerk zu schützen.
Wenn man Material und Mittel hatte, verschieferte man zum Beispiel die Westseite oder baute sie ganz aus Stein. Das letztere war
besonders im Süden Dortmunds mit seinen Steinbrüchen beliebt.
In den nördlicheren Gegenden schützte man die Wetterseiten eher
durch Holzverschalungen aus Längsbrettern. In anderen Gegenden
Deutschlands waren auch Holzschindeln beliebt. Wind und Wetter
ließen im Laufe der Zeit das Holz nachdunkeln und gaben ihm eine
seidige Oberfläche. Inzwischen hat man die Schönheit dieses Alterungsprozesses für die moderne Architektur wiederentdeckt.
Dortmunder Fachwerkhaus mit Verbretterung der Giebel und genuteter Holzfassade,
Steinquaderung assoziierend, mit Traufgesims und unterlegtem Zahnschnitt
In den Innenräumen waren Vertäfelungen oft sehr aufwendig. Wie
bei den Türen kann man hier die ganze Abfolge der Architekturstile nachvollziehen: reich geschnitzte Wandverkleidungen und
Kassettendecken der Renaissance, verspielt-asymmetrische RokokoVertäfelungen, farbig gefasst oder in warmen hellen Holztönen,
dunkle, schwer anmutende Holztäfelungen des Historismus bis hin
zu den glatten Edel- und Tropenholzflächen der 1950er und 1960er
Jahre.
Drei Beispiele aus Dortmund: Farbig gefasste Holzverblendung unter der Traufe aus
den 1950er Jahren – Moderne horizontale Verblendung – Jüngere Verblendung mit
Holzschindeln an einem Fachwerkhaus
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Dekoratives Holz
Holzspuren
Detail der Vertäfelung im Sitzungszimmer des Amtshauses Aplerbeck – Vertäfelung
in einem Bürohaus, Anfang der 1960er Jahre
Dies war eine ganze Reihe von Beispielen für die Nutzung von Holz
in der Architektur an Stellen, wo es dekorativ, aber ohne konstruktive Notwendigkeit eingesetzt wird. Als lebendiges, wandelbares
Material hat es die Menschen immer wieder begeistert. Vor allem
seine Maserung gibt ihm einen individuellen Zug. Deshalb war es
im Grunde natürlich, dass Architekten die Spuren des Holzes auch
dort erhalten wollten, wo es nur als Hilfsmittel eingesetzt wurde
– nämlich im Betonbau. Deutlich wird dies mit einem Blick auf die
Dortmunder Nicolaikirche, die erste in Sichtbeton gebaute Kirche
Deutschlands. Bei genauem Hinsehen erkennt man dort noch
die Maserung und Astlöcher der seinerzeit zur Stabilisierung des
frischen Betons verwendeten Holzbretter.
Bruno Wittke
Rankgerüste
Eine andere Form des Einsatzes von Holz, um Gebäude zu verschönern, war besonders zu Anfang des 20. Jahrhunderts beliebt. In
dieser Zeit betrachtete man Innen und Außen des Gebäudes als Gesamtkunstwerk. Neben Möbeln und Tapeten entwarf der Architekt
auch die Gartenanlagen mit dem nötigen Zubehör wie Rankgittern, Pergolen etc. In den Entwürfen für die Dortmunder Gartenstadt kann man dies gut sehen. Hier wurden Rankgitter auch
verwendet, um Wandflächen ohne Fenster- und Türöffnungen zu
strukturieren und zu beleben.
Entwurf des Architekten Heinrich Metzendorf für die Dortmunder Gartenstadt
(1913), aus: Denkmalpflegeplan Gartenstadt Dortmund-Mitte; Beispiel der 1950er:
Holzlamellen zur Gliederung eines Anbaus, die gleichzeitig zum Beranken
verwendet werden können
Eine moderne Form findet sich übrigens am neuen Dortmunder
Rathaus. Pflanzen umranken dort große, allerdings metallene
Gitterbögen. Dies ist noch einmal ein Beispiel dafür, dass die
beschriebenen hölzernen Dekorationen in der Architektur auch in
anderen Materialien ausgeführt werden können, die aber oft nicht
die gleiche Wirkung wie Holz erzielen.
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Nicolaikirche: Abdruck der Schalungsbretter im Beton
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Grubenholz
Holz im Bergbau
Bereits in der Antike versuchte der Mensch, der Erde nutzbare
Mineralien abzuringen, wie Feuerstein, Edelmetalle, Edelsteine,
Erze und später auch Steinkohlen. Das geschah mit brunnenartigen
Schächten von der Erdoberfläche aus – im Ruhrgebiet Pütts genannt – oder durch waagerechte Stollen in die Berghänge hinein.
War das Gebirge wenig standfest, versuchte man, das Gestein mit
Ausbau am Hereinbrechen zu hindern. Die Bergleute bauten zwar
an besonders brüchigen Stellen Mauern aus Bruch- oder Ziegelsteinen, der preiswerte Holzausbau überwog jedoch bei Weitem.
Stollen und die sich anschließenden Strecken wurden mit hölzernen „Türstöcken“ gesichert, die in Abständen standen, wie sie
der Gebirgsdruck erforderte. Ein Türstock besteht aus zwei leicht
schräg gestellten Stempeln, die eine Kappe (Querholz) tragen –
ähnlich den Türen in unseren Häusern. Es gibt zwei wesentliche
Türstockarten, den deutschen mit einer Verblattung von Stempel
und Kappe, um dem Seitendruck besser widerstehen zu können,
und den polnischen, bei dem die runde Kappe in einer Auskehlung
des Stempelkopfes liegt. Dieser Türstock ist zwar durch eine Verblattung nicht geschwächt, ist aber gegen Seitendruck empfindlicher und wurde daher weniger eingesetzt. Durch Anspitzen der
Stempelfüße kann eine gewisse Nachgiebigkeit erreicht werden.
Um ihr Verrutschen zu verhindern, werden die Stempel in Bühnlöcher (Auskerbungen im Boden) gesetzt (Abb. 1 und 2).
Holz wurde unter Tage das wichtigste Ausbaumittel, insbesondere,
als es seit Anfang des 19. Jahrhunderts mit Hilfe von Dampfmaschinen auch in Deutschland gelungen war, das Grubenwasser herauszupumpen und den Mineralvorkommen mit Schächten weiter in
die Teufe (Tiefe) zu folgen. Der Schachtausbau wurden aus länger
haltbarem Eichenholz und die Schachteinbauten später zum Teil
auch aus ausländischen Harthölzern (Pitchpine) hergestellt. Wie in
den Stollen konnten in den Strecken weiterhin hölzerne Türstöcke
verwendet werden, weil in geringeren Teufen der Gebirgsdruck
noch zu beherrschen war. Die Breiten und Höhen der Strecken
wurden jedoch größer, denn es musste Platz für die Luftzu- und
-abfuhr (Bewetterung) und die Förderung geschaffen werden. Seit
etwa 1855 wurden die Schlepperjungen weitgehend durch Pferde
ersetzt.
Abb. 2: Stellen eines Deutschen Türstocks in einer Abbaustrecke der flachen Lagerung
Abb. 1: Deutscher Türstock am Streckenende der Förderstrecke Graf Wittekind,
Syburg (HGS)
76
In den Streben (Gewinnungsbetrieben) musste der Arbeitsraum
ebenfalls mit Holz gesichert werden. In der flachen, mehr oder weniger horizontalen Lagerung wurden je nach Abbauverfahren entweder Türstöcke in Reihen oder auch Einzelstempel mit Quetschhölzern gesetzt (Abb. 3). In der geneigten und steilen Lagerung
wurde der Holzausbau mit besonderer Sorgfalt eingebracht, da die
Schwerkraft schlecht gesetzte Stempel zusammen mit den Hauern
abstürzen lassen konnte. Der frisch mit dem dicken Hammer unter
die Kappe geschlagene Stempel musste „brummen“! Da die mit
der Hacke oder dem Abbauhammer gelösten Kohlen nach unten in
die Kohlenverladestelle fielen, setzte man den Kohlenstoß schräg,
um Unfälle durch Kohlenfall zu vermeiden.
77
Grubenholz
Holz ist ein gutes Mittel, Gesteinsausbrüche auszufüllen oder, in
Form von steingefüllten Holzkästen, dem Gebirgsdruck entgegenzuwirken. Man setzte früher gelegentlich teergetränkte Altschwellen der Eisenbahn ein, die jedoch wegen der Brandgefahr verboten
wurden. Heute beherrscht man den Gebirgsdruck in den Streben
besser mit hydraulischem Schildausbau, was einen Rückgang der
Unfälle durch den gefürchteten Stein- und Kohlenfall und auch
eine Leistungssteigerung mit sich gebracht hat.
Holz stand in früheren Jahrhunderten als Bau- und Feuerungsmaterial sowie für den Bergbau reichlich zur Verfügung. Zunächst
wurde in den Gruben Laubholz (vor allem Eiche und Robinie)
eingesetzt. Wegen zunehmender Holzverknappung kam etwa ab
dem 18. Jahrhundert das schnell wachsende, billige Nadelholz auf.
Vor allem die Fichte hatte den Vorteil des geraden Wuchses und
der Warnfähigkeit bei Gebirgsdruck. Während Laubholz plötzlich
brach, warnte Nadelholz zuvor durch Knistern und Knacken. Die
Bergleute konnten dann den Ausbau verstärken oder flüchten.
Abb. 3: Angespitzte Einzelstempel mit Quetschölzern in einem Streb der flachen
Lagerung
Das notwendige Ausbauholz wurde von der oberen Strecke aus
auf der Versatzböschung herabgelassen. Die Versatzberge (Steine
meistens aus der Kohlenwäsche) dienten zur Verfüllung des
ausgekohlten Raums. Bei der Arbeit in Steilbetrieben kam es auf
gute Organisation, gute „artistische“ Kondition der Bergleute und
gegenseitige Verlässlichkeit an. Besonders hohe Anforderungen
an die Bergleute stellten Steilbetriebe mit hoher Flözmächtigkeit (Dicke) von bis zu sechs Metern, wie sie zum Beispiel auf
der Dortmunder Zeche
Westhausen vorkam. Nach
dem Zweiten Weltkrieg
ließ man Versuche, die
steile Lagerung zu mechanisieren, fallen und
konzentrierte sich auf die
leichter zu mechanisierende flache Lagerung. Es
gab schließlich auch keine
Bergleute mehr, die in der
steilen Lagerung arbeiten
konnten (Abb. 4).
Abb. 4: Holzausbau in einem
Streb der steilen Lagerung
78
In den mit Holztürstöcken ausgebauten Richtstrecken, Querschlägen und Abbaubegleitstrecken kam es durch Einwirkung von
Feuchtigkeit, die Holzpilze zum Keimen und Wachsen brachte, zu
Streckenbrüchen. Die verschiedenen Holzpilze durchdrangen das
Holzgewebe und vermorschten es. Dann half nur eine Erneuerung
des Ausbaus. Um die schädliche Wirkung von Pilzen weitgehend
auszuschalten oder hinauszuschieben, wurde bereits vor etwa hundert Jahren begonnen, Grubenholz mit Salzlösungen zu tränken.
Heute herrscht Drucktränkung vor, bei der die Salze tief in das Nadelholz eindringen. Dieses Holz hat zwar eine Garantie bis zu zehn
Jahren – ganz ausschließen kann man den Pilzbefall jedoch auch
dann nicht (Abb. 5).
Abb. 5: Holzpilze in der Besuchergrube Graf Wittekind, Syburg (HGS)
79
Grubenholz
Gebirgsdruck konnte sich natürlich auch bemerkbar machen,
indem er die Stempel oder Kappen durchbog und schließlich zum
Brechen brachte. Vorbeugend stellte man in den Strecken unter
den normalen Türstock einen zusätzlichen hölzernen Polygonausbau. Dieser stützte jeweils die Mitten – die Schwachpunkte – der
Stempel und Kappen ab. Das half für eine gewisse Zeit, bis es
erforderlich wurde, die entstandene Engstelle zu beseitigen, indem
der Ausbau erneuert wurde, um den ursprünglichen Streckenquerschnitt wieder herzustellen. Die Förderwagen konnten dann wieder besser passieren und der Wetterdurchgang (die Luftbewegung)
wurde nicht mehr gebremst (Abb. 6 und 7).
Abb.6: Mit Polygonausbau unterstützte Türstöcke (BF)
Die mit widerstandsfähigerem Holz ausgebauten Schächte konnten
ebenfalls zusammenbrechen, was häufig „das Aus“ der Grube
bedeutete. Als Beispiel sei hier der rechteckige Schacht Clausthal
genannt, der 1908 einstürzte und für die Hombrucher Zeche Louise
Tiefbau das Ende bedeutete. In dieser Zeit wurden mehrere ältere
Holzausbauschächte mit Steinen verfüllt und an derselben Stelle
mit größerem Querschnitt neu geteuft, dann aber mit Ziegelsteinen oval oder kreisrund ausgemauert.
Holz herrschte trotz seiner Nachteile in Teufen bis etwa 300 bis 400
m wegen leichter Bearbeitbarkeit, geringen Gewichts und Preiswürdigkeit als Ausbau vor. In größeren Teufen ging man jedoch
wegen des wachsenden Gebirgsdrucks allmählich auf Stahlausbau
über. Zuerst kam billiger Altstahl zum Einsatz, wie abgefahrene
Eisenbahn- und Straßenbahnschienen. Zur Herabsetzung ihrer
Sprödigkeit, die plötzliche Brüche zur Folge haben konnte, wurden
die Schienenstücke vorher geglüht. Die Bergleute setzten sie dann
oft in Kombination mit Holz zu gemischten Türstöcken zusammen.
Stempel und Kappen wurden gegen Abrutschen mit Kappschuhen
miteinander verbunden. In druckarmen oder nur kurzzeitig benötigten Strecken wurden noch bis in die 1960er Jahre Altschienen
eingesetzt. Als der Abbau noch weiter in die Teufe vordrang, war
man auch wegen der notwendigen größeren Streckenquerschnitte
gezwungen, auf reinen Stahlausbau überzugehen. Dieser war gebogen oder sogar kreisrund und bei Einwirkung von Gebirgsdruck
vor allem in Abbaubegleitstrecken sogar nachgiebig gestaltet.
Der Holzhandel kaufte Holz in den Wäldern auf, ließ es in Sägewerken nach Längen und Durchmessern zuschneiden, auf den
Holzplätzen der Zechen lagern und lieferte es als Grubenholz aus.
Aus Holz wurde jedoch nicht nur Ausbau gefertigt, sondern von
früh an alle nur denkbaren weiteren Hilfsmittel für den Grubenbetrieb: Fahrten (Leitern), Schienen, Förderwagen, Grubenschwellen,
Werkzeugkisten, Bretterwände zur Führung der Wetter (Luft) und
vieles mehr.
Die Zechen unterhielten zur Einweisung der Auszubildenden seit
1926 über Tage Lehrwerkstätten und unter Tage Lehrbetriebe.
Noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg war es üblich, die
Jungbergleute in alle unter Tage vorkommenden handwerklichen
Tätigkeiten einzuführen. Hierzu gehörte auch die Bearbeitung
von Grubenholz. Für alle bergmännischen Facharbeiten gibt es
Musterbücher. Einige Beispiele aus dem Ausbausektor zeigen, wie
„richtig“ gebaut werden musste, um dem Gebirgsdruck wirksam
begegnen zu können. Zuletzt lag der Ausbildungsschwerpunkt
natürlich auf den stark gewandelten technischen Erfordernissen.
Tilo Cramm
Abb. 7: Mit Polygonausbau unterstützter Zürstockausbau auf einer Zeche
80
81
Holzbaracken
Ein „Gefängnis“ aus Holz
Drei Sommer und drei Winter im Zwangsarbeiterlager
der Zeche Zollern
Das „Gefängnis“, über das wir am Denkmaltag auf der Zeche
Zollern berichten, ist zugleich von außergewöhnlicher Natur und
war doch zu seiner Zeit ein Massenphänomen. Von den üblichen
Gefängnissen unterschied es sich schon auf den ersten Blick. Denn
unser „Gefängnis“ war kein dickwandiger Kerker, sondern ein
ebenerdiges, langgestrecktes Haus aus grau-braunem Holz. Sein
flachgeneigtes Satteldach war mit Teerpappe eingedeckt. Eine
trostlose Baracke schlichtester Bauart. Spartanische Fenster und
Türen verrieten, dass diese Behausung gegen Kälte wie Hitze nicht
den geringsten Schutz bieten konnte.
Auf den ersten Blick scheint ein solches „Gefängnis“ Ausbruchwilligen kaum etwas entgegensetzen zu können. Und doch hatte das
Gebäude, das heute nicht mehr steht, viel mit einem Gefängnis
gemeinsam: Es lag abseits von Straßen und Wohnungen, war mit
hohem Stacheldrahtzaun umgeben, die Fenster dicht vergittert.
Wachmannschaften schossen jederzeit gnadenlos auf die Unglücklichen, die für einen Fluchtversuch ihr Leben riskierten. Türen
waren nur von außen zu öffnen, Licht konnten nur die Wachen
zentral schalten. Den Rhythmus des Alltags gaben andere vor. Auch
hatten die Männer und Frauen, die in ein solches „Gefängnis“
einzogen, persönliche Freiheit und Identität vollkommen verloren.
Sie waren Gefangene des nationalsozialistischen Regimes, das sie
aus fast allen europäischen Ländern nach Deutschland verschleppte
und zur Arbeit zwang.
Mehr als 20 Millionen Männer und Frauen ereilte dieses Schicksal,
Kriegsgefangene, verschleppte Zivilisten, KZ-Häftlinge und Menschen jüdischer Abstammung. Um ihr „Gefängnis“, seine Geschichte und um den Lageralltag geht es bei unseren Führungen. Der
beschriebene Lageralltag könnte sich auf fast jeder Ruhrzeche so
oder ähnlich abgespielt haben, denn Zwangsarbeiter und Barackenlager gab es auf fast allen Schachtanlagen.
Die Geschichte der Baracken und Fertighäuser beginnt nach 1870.
In der Phase der Hochindustrialisierung benötigen Industrie und
Staat für den raschen Aufbau von Infrastruktur und industriellen
Anlagen Menschenmassen, die kurzfristig an wechselnden Orten
untergebracht werden müssen. Auch das Militär verlangt nach
leichten, schnell transportier- und montierbaren Lösungen für
Seuchen und Lazarettzwecke. Hier stößt das holzverarbeitende Gewerbe, das ohnehin einen harten Kampf gegen die Ziegelindustrie
führt, in eine Marktlücke. Zunächst entstehen schlichte, fast primitive Unterkünfte. Doch Pioniere wie die Fa. Christoph & Unmack
in Niesky (Oberlausitz) liefern seit 1887 flexible und maßgeschneiderte Lösungen für alle nur denkbaren Probleme.
82
Erste Fertighäuser aus Holz in Tafelbauweise kommen auf den
Markt. Bei der damaligen Tafelbauweise werden Bretter in einer
Holzrahmenkonstruktion flächig miteinander verbunden und als
„Tafeln“ auf die Baustelle geliefert. Sie sind tragende Elemente,
die bei der Montage vor Ort nur noch vertikal aufgestellt und
durch Nut- und Federkonstruktion mit Boden und Decke verbunden werden müssen. Auch Fußböden werden auf diese Weise
modular vorgefertigt. Die Methode wird bis heute in der Fertighausindustrie verwendet, inzwischen jedoch unter Einbeziehung
von Beton.
Arbeiterhäuser in Essen-Segeroth, um 1920
Größe und Aussehen der ersten Holzhäuser variieren beträchtlich, ebenso der Innenausbau. Um 1900 beschäftigen sich erste
namhafte Architekten mit der Holzbauweise. Christoph & Unmack
nehmen 1900 den Architekten Konrad Wachsmann unter Vertrag,
der später mit Einsteins Sommerhaus bei Potsdam reüssiert. Ein
Prototyp der frühen ambitionierten Holzhäuser ist sogar Ausstellungsstück auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Düsseldorf 1902. Dort präsentiert die Deutsche Barackenbau-Gesellschaft
mbH aus Köln stolz die Brümmerschen Häuser als eigenen Ausstellungsbau in der Nachbarschaft des Kruppschen Arbeiterhauses.
Vor dem Ersten Weltkrieg bereichern Block- und Wochenendhäuser in der Tradition der beliebten Schweizer Häuser sowie erste
Ein- und Zweifamilienhäuser das Sortiment. Es entstehen sogar
Bergarbeiterkolonien mit Holzhäusern dieser Sparte. Dabei kommt
nicht selten die Fachwerkbauweise mit einem klassischen Ständerwerk zum Einsatz, alternativ die Blockbauweise, bei der Holzbalken waagerecht durch Nut und Feder und die Hölzer nur an den
83
Holzbaracken
Ecken fest miteinander verbunden werden (verschränkt, verzinkt,
überblendet). Die Bergwerke „Neumühl“ und „Deutscher Kaiser“
in Duisburg beziehen um 1905 mehrere Doppelarbeiterhäuser von
der Deutschen Barackenbau-Gesellschaft. Beide Bergwerke haben
stark expandierende Belegschaften, deren Familien ein Obdach
brauchen. Auch die Fa. Krupp baut für die Schachtanlage „Hannover I“ in Bochum Arbeiterhäuser aus Holz. Die Holzhäuser scheinen
im Bergbau trotz der euphorischen Werbebotschaften kein Erfolgsmodell gewesen zu sein, sonst hätten sie dort stärkere Verbreitung
gefunden.
Arbeiterdoppelhäuser, Zeche Deutscher Kaiser, Duisburg
Arbeiterdoppelhäuser der Zeche Neumühl, Duisburg, Deutsche
Barackenbaugesellschaft mbH
Typische Mannschaftsbaracke
Zerlegbares Arbeitercasino
Die Bedarfe von Militär und Bauverwaltung werden mit Holzhäusern jedoch perfekt bedient, weil die Häuser in weniger als einem
Arbeitstag demontiert und nach rascher Desinfektion an anderer
Stelle wieder aufgebaut werden können. Größere Firmen liefern
gleich die Inneneinrichtung mit, auch sie ganz überwiegend aus
Holz: Inventar für Speise- und Schlafsäle, Umkleideräume und
Badeanstalten, Kantinen, Konferenzsäle und Casinos, Pferdeställe
und Lazarette – alles gibt es nach individuellem Wunsch und doch
„von der Stange“. Die Verwendungsmöglichkeiten für Holz sind
schier unbegrenzt.
Nach dem Ersten Weltkrieg erleben Baracken und Fertighäuser aus
Holz in der von Verarmung und Wohnungsnot gekennzeichneten
Weimarer Republik einen wahren Boom, helfen sie doch, die Wohnungsfrage schnell und preiswert zu mildern. Mit dem Nationalsozialismus ändert sich die Nachfrage: Nun werden vorwiegend Baracken für Baukolonnen, militärische Zwecke und zunehmend auch
für Lager massenhaft geordert: Arbeitslager, Konzentrationslager,
Zwangsarbeiterlager. Die Fa. Christoph & Unmack, in den 1920er
Jahren Europas größter Produzent und Exporteur von Holzhäusern,
produziert von 1939 bis 1945 fast ausschließlich für die Wehrmacht.
84
85
Holzbaracken
Die „Untermenschen“ bekommen nur deshalb ein Dach über den
Kopf, weil ihre Arbeitskraft immer unverzichtbarer für die deutsche Wirtschaft wird. So groß ist der Bedarf an Lagerbaracken, dass
immer mehr holzverarbeitende Handwerksbetriebe in das Geschäft
einsteigen. Dadurch variieren die Baracken zwar im Detail, aber
Richtlinien geben die wesentlichen Merkmale dieser „Gefängnisse“
vor: Sogar ein hofartiger „Auslauf“ ist vorgeschrieben.
Das Zwangsarbeiterlager der Zeche Zollern entsteht 1942. Im März
wird ein Bauantrag für eine „Russenbaracke“ und eine Unterkunft
für die Wachmannschaft gestellt, im Juni 1942 die zweite Baracke
beantragt. Bei Fliegeralarm müssen alle im Splittergraben Schutz
suchen. Beide Baracken vom Modell „Quaste“ liefert ein heimisches Unternehmen, die Zimmerei Quast aus Ahlen.
Der zerlegbare Holzflachbau entsteht in Tafelbauweise aus Tannenholzelementen, die sichtbaren Teile sind gehobelt. Zunächst wird
ein Pfahlrostfundament ins Erdreich getrieben; diese Gründung ist
für alle Bodenarten geeignet. Auf die Pfahlkonstruktion werden
auf Abstand gesetzte Lagerhölzer (24 mm) aufgebracht. Pfahlrostfundament und Lagerhölzer bilden die tragende Konstruktion für
die gesamte Baracke. Sie nimmt den ebenfalls aus Tafeln gefertigten Unterboden auf. Darüber folgt eine Isolierschicht aus Pappe
und Glaswolle, über ihr liegt der eigentliche Oberboden in gleicher
Bauart wie der Unterboden. Dusch- und Küchenräume haben einen
Betonboden und verfügen über einen Kanalisationsanschluss. Die
Außenwände bestehen erneut aus fertigen Wandelementen (Tafeln) von 1,25 m Breite und 2,75 m Höhe. Ihre Nut- und Federkonstruktionen erlauben einen schnellen Einbau und die Verbindung
mit den Deckleisten. Innen wie außen wird zur Isolierung eine Lage
dampfundurchlässiges Papier („Perkalor“) vor den Kantholzrahmen
einzogen, den Abschluss bildet zu beiden Seiten eine senkrechte
Bretterschalung mit Nut- und Federverbindung. Das Holz ist gegen
Fäulnis mit dem Imprägnierungsmittel „Frossit“ bzw. „Xylamon“
angestrichen. Innen- wie Außenwände sind so auf den Boden
aufgesetzt, dass ihre Position bei Bedarf schnell verändert werden
kann. Das Dach besteht aus genagelten Bindern, die auf den
Ständern der Wandelemente ruhen. An den Giebelseiten steht das
Dach leicht über. Regenwasser wird über Dachrinnen abgeführt.
Eine zweilagige Dachteerpappe bildet den Abschluss nach außen.
Fensterblendläden sind beim Modell „Quaste“ optional, auf sie
verzichtet die Betriebsdirektion auf Zollern.
Anders als in der kleinen Baracke für die Wachmannschaft bestehen in der „Russenbaracke“ einige „Wände“ nur aus Maschendraht. Lediglich Wachstube, Waschräume und Krankenrevier sind
mit Bretterwänden vom größten Teil der Baracke mit Tages- und
Schlafraum, Vorratsstube und Handwerkerraum abgegrenzt. An
Ruhe und Erholung ist so nicht zu denken. Die Einrichtung kann
86
Grundriss der Zwangsarbeiterbaracke, Zeche Zollern, Dortmund
von allen Bergwerken von der darauf spezialisierten „Gesellschaft
für Holzbauten und Einrichtungen mbH“ in Berlin bezogen werden, Verkaufsleiter bereisen ständig die Ruhrzechen. Üblich sind
grobe, doppelstöckige Betten und einfachste Tische, Bänke und
Hocker. Auf Zollern hausen in beiden „Gefängnis-Baracken“ im
Schnitt mehr als 200 Kriegsgefangene russischer Herkunft, meist
Männer aus der Ukraine. Viele überleben diese Zeit nicht.
Bei Kriegsende hinterlassen sie ein gezielt völlig verdrecktes Lager
– später Protest gegen ihre unmenschlichen Lebensbedingungen.
Amerikanische Alliierte zwingen örtliche Nazigrößen, das Lager
mit bloßen Händen zu säubern. Wie viele Zwangsarbeiterbaracken wird es in den Nachkriegsmonaten geplündert und die noch
brauchbaren Gegenstände herausgeholt – das LWL-Industriemuseum besitzt aus dieser Zeit einen Holzschemel. Andere rauben
das Holz für neue Notunterkünfte oder um Brennholz daraus
zu machen. Die solider gebaute und mit Betonboden versehene
Wachbaracke dient noch für einige Jahre einer Familie als Notunterkunft, bis auch sie abgerissen wird. Ein Schandmal soll für immer
verschwinden.
Das LWL-Industriemuseum erzählt am Tag des Offenen Denkmals
die Geschichte dieses „Gefängnisses“ aus Holz anhand von Grundrissen, einem Modell, Zeitzeugenfilmen und einer neuen umfangreichen Fotoserie vom Alltag des Zwangsarbeiterlagers auf der
Zeche Emscher-Lippe in Datteln.
Ulrike Gilhaus
87
Archäobotanik
Archäobotanik und der besondere Stoff Holz
Werkstoff und Symbol, Naturprodukt und Kunstgegenstand – Holz
ist vielseitig und vielseitig einsetzbar. Im letzten Jahrhundert durch
die Entwicklung der Kunststoffe etwas in den Hintergrund getreten, gewinnt es als nachhaltiges Produkt derzeit wieder verstärkt
an Bedeutung. In welchem Umfang Holz in den vorvergangenen
Jahrhunderten verwendet wurde, welche Weichen sein Vorhandensein oder Fehlen für naturräumliche, wirtschaftliche und soziale
Entwicklungen stellte, wird erst langsam durch die Erkenntnisse
von Historikern, Archäologen und Naturkundlern greifbar. Hier
ist noch wichtige Grundlagenforschung zu betreiben, um den gegenwärtigen genauso wie den zukünftigen Stellenwert des Stoffes
Holz zu begreifen und Überlegungen für den Umgang mit ihm
anzustellen.
Wie lange kann sich Holz überhaupt erhalten, bis in welche Zeiten
kann die Forschung zurückgreifen? Jeder Baum hat – abhängig
von Art und Standort – eine bestimmte Lebenserwartung, jedes geschlagene Holz – abhängig von den Lagerungsbedingungen – nur
eine begrenzte Haltbarkeit. Das organische Material ist feuchtigkeitsempfindlich und brandgefährdet. Nur wenn sein mikrobieller
Abbau unterbunden oder behindert wird, sind günstige Erhaltungsbedingungen gegeben. Da die meisten Zersetzer Wasser und
Sauerstoff benötigen, trägt nasses und dauerfeuchtes Milieu mit
seiner Armut an Luftsauerstoff genauso zur Erhaltung bei wie das
gegenteilige Extrem, nämlich völlige Trockenheit und starke Kälte.
Die Verkohlung von Holz ist die Grundlage für eine der wichtigsten
Überlieferungsformen, nicht zu verwechseln mit „der Kohle“. Die
Verkohlung ist ein vollständiger Verbrennungsprozess, bei dem
die Pflanzenreste nicht veraschen, sondern von der organischen
Substanz fast ausschließlich Kohlenstoff übrigbleibt. Da verkohltes
Material für Mirkoorganismen nicht verwertbar ist, bleibt es auf
unbegrenzte Zeit haltbar.
Wo kam Holz zum Einsatz, aus welchen Quellen können die Forscher schöpfen? Ein kleine Auswahl verdeutlicht die Bandbreite der
Einsatzmöglichkeiten: Rinde zur Isolierung, Ruten und Zweige für
Flechtwerk, Stammholz für Möbel und Geräte, als konstruktives
Element im Hausbau, bei der Energiegewinnung aus Holz und
Kohle.
Untersuchungsmaterial liefern oftmals die Archäologen. Sie graben
prähistorische Siedlungsplätze, mittelalterliche Städte, vorgeschichtliche Friedhöfe und antike Burgen aus, oft befinden sich darin Holzkohlen und manchmal noch Spuren von fast vergangenem
Holz. Auch in Dortmund werden seit vielen Jahren solche Ausgrabungen durchgeführt. Die Stadtarchäologie der Denkmalbehörde
fördert dabei Gründungspfähle von Wasserburgen, wie an der Hörder Burg, Haus Dellwig und Haus Rodenberg, in Bäche oder Brun88
nen gelangte Bauhölzer, wie an
der Emscher, Knüppeldämme,
wie in Asseln, Kirchderne und
Hörde, verkohlte Reste von
Herdfeuern und Scheiterhaufen,
wie in Oespel, und manchmal
auch Teile von Fässern, Löffeln,
Tellern und Schalen zutage, wie
in der Dortmunder Innenstadt.
Im Anschluss an die Ausgrabungen können dann die Spezialisten Artenbestimmungen und
zusammen mit den Archäologen
die Auswertung vornehmen.
Archäobotanik heißt die wissenschaftliche Fachrichtung, die sich
mit den pflanzlichen Überresten
aus alter Zeit beschäftigt. Pollen
aus Feuchtsedimenten sowie
verkohlte Früchte, Samen und
Ausgrabung eines mittelalterlichen
Hölzer (Anthrakologie) gehören Knüppeldamms in Dortmund-Hörde, 1925
in diese Spezialausrichtung der
Botaniker. Fragen zur Altersbestimmung von Holz werden von den
Dendrochronologen beantwortet, und Bauforscher entschlüsseln
aus den unterschiedlichen Bearbeitungstechniken von Bauholz die
historische Einordnung von Baustilen.
Wie rekonstruieren nun Archäologen und Botaniker aus dem Material Holz die Vergangenheit? Zwei Beispiele sollen das erläutern:
In dem Dortmunder Vorort Oespel wurde vor einigen Jahren ein
Urnenfriedhof aus der Bronzezeit (1.800 bis 1.200 Jahre v. Chr.)
ausgegraben. In vielen Gräbern fanden sich verkohlte Reste der
Scheiterhaufenhölzer. Die Archäobotaniker untersuchten die Funde
und stellten anhand bestimmter Charakteristika an den Bruchflächen der Holzkohlen fest, dass die Scheiterhaufen für die Leichenverbrennung jeweils aus frisch
geschlagenem, dünnem Holz
aufgeschichtet worden waren.
Die dabei verwendeten Gehölzarten (baum- und strauchförmige Weiden, Schwarzerle,
Roter Hartriegel, Faulbaum,
Gewöhnliche Esche, Stieleiche,
Feldulme, Gewöhnlicher Schneeball, Traubenkirsche, Holzapfel,
Wildbirne, Spitz- und Feldahorn,
Traubeneiche, Winterlinde,
„Spickpfähle“ (Gründungspfähle),
Rotbuche, Hainbuche, Schlehe,
gefunden im Naturschutzgebiet Bolmke
89
Archäobotanik
Vogelkirsche, Weißdornarten und Hängebirken) zeigten die möglichen Wuchsorte an: die feuchten, zeitweilig überschwemmten
Böden des nahe gelegenen Oespeler Baches und die trockenen,
teils grundwasserfernen Lößlehmflächen entlang des Hellwegs.
Während der Bronzezeit standen somit am Hellweg und Oespeler
Bach lichte, helle Wälder, und das Artenspektrum belegt, dass in
Friedhofsnähe keine natürlichen, ursprünglichen Waldgesellschaften, sondern Wirtschaftwälder und -flächen existierten.
Das andere Beispiel verweist auf die bewusste Auswahl von Holz
für den Waffeneinsatz im 6. Jahrhundert n. Chr. Aus zwei fränkischen Männerbestattungen im Vorort Asseln wurden unter
anderem eine Spatha (zweischneidiges Langschwert), ein Breitsax
(einschneidiges Kurzschwert), Lanze und Schild geborgen, die man
den Verstorbenen in die Gräber mitgegeben hatte. Die hölzernen
Bestandteile der Objekte wie Griff, Schaft und Schildbrett waren
in unmittelbarer Metallnähe nicht vollständig vergangen und
ermöglichten eine Holzartbestimmung. So hatte man für die Stiele
der Lanzen Hasel- und Eschenholz, für den Breitsax Esche, für
den Schild Eiche und für die Spathascheide Buche verwendet. Die
jeweils unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften der Hölzer
waren offensichtlich der Grund für ihre gezielte Verwendung.
Hervorragende Zähigkeit und Biegsamkeit kennzeichnen Eschenund Haselholz, ideal für Lanzenstiele. Härte, Festigkeit gegen
Stoß und Druck sowie eine leichte Spaltbarkeit ist charakteristisch
Funde aus dem Areal der Hörder Burg: hölzerne Türriegel
90
für Buchenholz und macht es geeignet für die Anfertigung von
Waffenscheiden. Nicht sinnvoll dagegen ist die Verwendung von
Eichenholz für Schilde, da es zwar fest und hart, doch auch schwer
ist. Aus zeitgleichen Grabfunden anderorts weiß man, dass die
Schilde normalerweise aus leichten Hölzern wie Linde, Erle, Pappel,
auch Ahorn angefertigt wurden. Offensichtlich war der Asselner
Schild nur für die Bestattung des Verstorbenen hergestellt worden.
Sollte er nicht im Kampf zum Einsatz kommen, spielte das Gewicht
des schweren Eichenholzes keine Rolle.
Kleine Holzstückchen erzählen von den naturräumlichen Bedingungen vorgeschichtlicher und historischer Zeiten. Sie erlauben
auch Aussagen zu den damaligen klimatischen Bedingungen und
der Fruchtbarkeit der Böden. Daraus entstehen Landschaftsbilder
für die unterschiedlichen Zeiten. Darüber hinaus berichten sie von
den Lebensbedingungen der Bewohner: Welche Gehölze standen
zur Verfügung und wie nutzte man sie?
Weiterreichende Fragen zu den Folgen der unterschiedlichen
Bewirtschaftungsformen gewinnen in heutiger Zeit immer mehr an
Bedeutung. Hier wird die Forschung noch viele Erkenntnisse liefern
müssen.
Henriette Brink-Kloke
Waschlöffel aus Holz
91
Baumkunde
Historische Holznutzung in Westfalen
Von der Baumkunde zur Dendrochronologie
Nicht allein Kohle, Stahl und Bier entwickelten Dortmund zur
Großstadt und zum Zentrum von Wissenschaften. Denn im Bereich
von Gartenbaugeschichte, Parks und Gärten entwickelte sich
der Botanische Garten Rombergpark mit seinem Arboretum1 ab
1926/1936 zu einem Zentrum der Dendrologie2. Dazu trugen die
Dortmunder Mitglieder der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG), Prof. Dr. H. Höfker, Gartenbaudirektor Richard Nose,
ab 1950 Dr. h.c. Gerd Krüssmann und andere bei. Der Schwerpunkt
der Baum- und Strauchsammlungen lag zunächst in der Beobachtung aller im Dortmunder Freiland ausdauernden Holzgewächse
im Hinblick auf das verrußte Ruhrgebiet mit seinen belasteten
Luftverhältnissen.
Bäume liefern Holz für vielfältige Zwecke: als Brennholz, als Bauholz für die Architektur, als Grubenholz für die Sicherheit, für die
Kunst und allgemein für unser tägliches Leben. Beim Holz fallen
die jährlichen Zuwächse als Jahresringe auf, welche durch die Änderung des Klimas von Sommer zu Winter entstehen. Tropenbäume im immer gleichen Klima haben keine Jahresringe. Ende des 19.
Jahrhunderts forschte bereits Freiherr von Seckendorff-Gudent an
den Jahresringfolgen unterschiedlicher Bäume. In den USA suchte
1929 der amerikanische Wissenschaftler Andrew E. Douglass nach
den Zusammenhängen des Erdklimas und der alle sieben Jahre
erscheinenden Sonnenflecken und lieferte einen ersten amerikanischen Holzkalender auf der Basis der Stammquerschnitte.
Grundsätzlich war schon vorher bekannt, dass die Klimaabfolge
von trockenen und feuchten Wuchsjahren sich im Holzbild der
Baumquerschnitte als kleine und große Jahresringe widerspiegeln.
Prof. Dr. Bruno Huber, ebenfalls Mitglied der DDG, forschte an
verschiedenen forstbotanischen Universitäten in Tharandt/Sachsen
und München und begründete ab 1941 die Dendrochronologie3
in Deutschland und Mitteleuropa. Prof. Dr. Huber und seinen
Mitarbeitern gelang es, mit den Jahresringen der sächsischen
Eichen im dortigen Klima einen Zeitkalender für die Jahre 1390 bis
1670 zu erstellen. Seine Mitarbeiterin Wita von Jazewitsch führte
diese Forschungsarbeiten fort und untersuchte die Spessart-Buchen
und das dortige Klima. Später häuften sich diese baumkundlichen
Forschungen, und Institute für Dendrochronologie entstanden
netzartig in Deutschland und Europa.
1
Arboretum (arbor [latein] der Baum, ein Arboretum ist eine wissenschaftliche
Baumsammlung)
2
Dendrologie (die Lehre der Baum- u. Gehölzkunde, dendron [griech.] der Baum)
3
Dendrochronologie (dendron [griech.] der Baum, chronos [griech.] die Zeit)
92
Das Prinzip des Aufbaus einer Jahrring-Chronologie durch Überlappung von
aufeinander folgenden Jahrringreihen
a: Datenquellen;
b: einzelne Holzproben mit gemeinsamen Wuchszeiträumen;
c: Jahrringreihen der einzelnen Proben;
d: Chronologie
Die Abbildung stellt die Anwendungsgebiete der heutigen Dendrochronologie
und ihre Methoden dar, hauptsächlich die Datierung der archäologischen und
historischen Holzfunde aus Grabungen, Bauten, alten Gemälden einschließlich der
Bilderrahmen sowie Holzskulpturen aller Kunstepochen. Neuerdings zählt auch die
Altersbestimmung von lebenden Bäumen, die ökologische Analyse von Bäumen
und Wäldern und die Klimarekonstruktion dazu.
Als weitere Methode wurden die Jahresringe vieler Baumarten aus
dem toten Holz der Balken alter Kirchen, Schlösser, Burgen, Häuser
oder Scheunen, aber auch bei archäologischen Ausgrabungen (z. B.
Pfahlbaudörfer der Stein- und Metallzeiten in Süddeutschland, Wikingersiedlung in Haitabu bei Schleswig) gewonnen. An lebenden
Bäumen wurden die Jahresringe mit sogenannten Zuwachsbohrern
ermittelt und mit Bäumen aus anderen Regionen verglichen. Dabei
entdeckte man, dass auch bei Überlappungen von älteren und
jüngeren Bäumen, dies auf verschiedenen Standorten, aber bei
gleicher Klimaabfolge, gleiche Jahresringfolgen erzeugt werden,
welche dann im Stil der Fieberkurven als Diagramme dargestellt
wurden.
An den dendrochronologischen Instituten forschte man nicht nur
forstwissenschaftlich, sondern z. B. in Trier und Hamburg auch im
Dienst der Archäologie, der Bau- oder Kunstgeschichte, besonders der Malerei, indem Gemälde bedeutender Künstler auf ihre
93
Baumkunde
Echtheit mit Hilfe des Holzes der Bilderrahmen oder der Bildtafeln
untersucht und datiert wurden. An der landwirtschaftlichen Universität Stuttgart-Hohenheim entwickelte man den „Hohenheimer
Jahrringkalender“, der heute ca. 14.600 Jahre zurückreicht und
den längsten dendrochronologischen Kalender der Welt darstellt.
So wurde also das Holz der Bäume zur Zeituhr, zur wissenschaftlichen Grundlage, unsere Kultur chronologisch zu ordnen.
In Dortmund wurde 1936 das von Höfker und Nose geschaffene
Arboretum für den Gebrauch durch Lehrer und Schüler eingeweiht
und 1950 durch Krüssmann wesentlich auf 55ha Größe erweitert. Krüssmann führte den Standort Botanischer Garten Rombergpark mit seinen gärtnerischen Ziergehölzen zur weltweiten
Berühmtheit. Dortmund wurde das dendrologische Zentrum der
Nachkriegszeit, wo die Gehölze auf ihre Verwendungsfähigkeit
gärtnerisch getestet und chronologisch mit Noten beschrieben und
bewertet wurden. Dr. Otto Bünemann erweiterte ab 1975 die Spezialsammlungen und führte vor 30 Jahren die Nutzung der Baumsammlungen zu schulischen Zwecken ein, indem im Botanischen
Garten das Schulbiologische Zentrum eingerichtet wurde.
als Umrandungen des Kirchhofes entweder geschnittenen oder frei
wachsend verwendet werden.
Die systematischen Untersuchungen der Baumstandorte in NRW
auf Grundlage der alten Kreiseinteilungen und historischen
Flächen, besonders an Eichen und Linden, aber auch an anderen
Baumarten in Dörfern und Städten, bezeugen interessante Zusammenhänge im Alltag unserer Kultur, der Religion, der Rechtsprechung, der Kommunikation und schließlich in Bezug auf Gedenkund Erinnerungsplätze.
Dabei kann die Beschäftigung mit dem Thema „Baum“ tief in die
menschliche Psyche führen, wie aktuell manche sehr emotionale
Stellungnahme in Politik und Bürgerbegehren zeigt.
Heribert Reif
1986 begann Heribert Reif, systematische Regionalexkursionen
der DDG in Westfalen durchzuführen. Dabei zeigte sich, dass alte
Bäume nicht ohne Systematik und bestimmte Bindungen an die
jeweiligen Geschichtsepochen und nicht willkürlich an ihren Standorten wachsen.
Linden, Eichen, Buchen, Eschen usw. wurden seit Menschengedenken nach ihrer Nutzung als Hart- oder Weichholz beurteilt, und
es entwickelten sich vielseitige Nutzungsformen. Die Archäologie kann mit wissenschaftlichen Methoden die Verwendung des
Baustoffes Holz seit der Steinzeit bis in unsere Zeit datieren und
hilft der Dendrologie, Zeiträume bestimmter Kulturen festzulegen. Dabei führt unser Blick vom toten Holz, aus Bauten und
archäologischen Grabungen, zu den lebenden Bäumen. Diese
Bäume an Bauernhöfen, zentralen Plätzen in Dörfern und Städten,
an Burgen, Kirchen und Klöstern oder als Einzelbäume in freier Landschaft (Noonbäume) waren früher Orte des Kultes, der
Religion oder des alltäglichen Arbeitslebens. So hat die Hoflinde
als trockener, regenfreier Arbeitsort oder die Eiche als Blitzfänger
an Scheunen oder Speichern eine Begründung im bäuerlichen
Arbeitsleben.
Einzelne, ungeschnittene Sommerlinden mit großen herzförmigen Blättern finden wir an katholischen Kirchen als Marienverehrung. An evangelischen Kirchen befinden sich im Gegensatz
dazu häufig Eichen mit männlicher Symbolik (z. B. Kaiser, König,
Preußen, Militär, Feuerwehr). Im sakralen Bereich stehen sie für die
Verbindung mit Gott, Jesus oder Johannes dem Täufer, aber auch
mit Martin Luther. Interessant sind zudem die im westfälischen
Raum gefundenen ring- oder eiförmigen Baumpflanzungen, die
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95
Holzschädlinge
Holzschädlinge an Denkmalsubstanz
Holz ist neben Lehm der älteste Werkstoff, mit dem gebaut wird.
Als Naturprodukt unterliegt es dem Kreislauf des Werdens und
Vergehens. Insbesondere Insekten und Mikroorganismen, allen
voran Pilze, bauen Holz zu seinen Grundsubstanzen ab. Biologen
und Ökologen sprechen von „Destruenten“1 . Im Ökosystem ist
Holzzersetzung erforderlich, damit aus den dabei entstehenden
Kohlenstoff-Verbindungen und Spurenelementen wieder neue
Biomasse aufgebaut werden kann. Wenn das Holz von Menschen
genutzt wird, soll es möglichst lange mit unveränderten Eigenschaften gebrauchstauglich bleiben. Kulturgut muss darüber
hinaus als Zeugnis von Geschichte und Kunst materiell erhalten
bleiben. Hier werden die ökologisch erforderlichen Destruenten in
unserer gesellschaftlichen Wahrnehmung als Materialschädlinge
betrachtet.
Im Denkmal kommen häufig Pilze wie Echter Hausschwamm,
Brauner Kellerschwamm, Ausgebreiteter Hausporling, Weiße
Porenschwämme und noch rund 90 weitere holzzerstörende Pilze
vor. Zerstörungen des Holzes durch Pilze führen, abhängig von der
verursachenden Pilzart, zu Braunfäule, Weißfäule oder Moderfäule. Beim Schadensbild der Braunfäule wird Zellulose abgebaut. Das
Holz verliert dadurch vor allem seine Zugfestigkeit und wird würfelbrüchig. Weil Lignin zurück bleibt, wird das Holz dunkler braun
gefärbt. Weißfäulepilze bauen sowohl Zellulose als auch Lignin ab.
Weil Holz anteilig mehr Zellulose als Lignin enthält, bleibt eine helle, faserige Struktur zurück. Moderfäule führt zu einem kleinformatigen Würfelbruch mit Längs- und Querrissen. Die den Schaden
verursachenden Pilze erzeugen Abbaukavernen im Inneren der
Zellwände. Außerdem können so genannte Bläuepilze das Holz
verfärben und Anstriche schädigen, ohne die Holzfestigkeit zu beeinträchtigen. „Schimmelpilze“ sind etwas anderes als holzzerstörende Pilze. Schimmelpilzbesiedlung wird dadurch charakterisiert,
dass ein Pilzrasen auf einer Oberfläche wächst, ohne das Material
tiefgreifend zu zerstören. Auch Schimmelpilzbesiedlungen können
zu bleibenden Verfärbungen der Holzoberfläche führen.
Holzzerstörende Insekten sind meist Larven von Käfern, die im Holz
fressen, sich verpuppen und als Käfer über ein Ausschlupfloch das
Holz verlassen. Umgangssprachlich werden die Larven fälschlicherweise als „Holzwürmer“ bezeichnet. Im Denkmal kommen häufig
die Arten Hausbock, Gewöhnlicher Nagekäfer, Gescheckter Nagekäfer oder Splintholzkäferarten vor.
Abb. 2: Aus dem Holz präparierte Larve („Holzwurm“) des Gescheckten Nagekäfers.
Abb. 1: Durch Braunfäule zerstörtes Holz mit typischem holzkohleartigem Würfelbruch. Auf der Holzoberfläche befindet sich Myzel des Echten Hausschwamms.
destruere: lat. zerstören
1
96
Seitdem Holz als Werkstoff Verwendung findet, wird versucht, es
möglichst lange zu konservieren. Dazu gibt es unterschiedliche
Strategien, wie Auswahl natürlich dauerhafter Holzarten, Vermeidung von Umgebungsbedingungen, die Holzschädlingen den Angriff auf den Werkstoff ermöglichen, Behandlung mit chemischen
Produkten als vorbeugende Schutzmaßnahme oder Modifizierung
der Holzstruktur in industriellen Verfahren.
Das Kernholz der Stiel- und Traubeneiche ist verhältnismäßig
dauerhaft gegen Schädlinge. Deshalb sind alte westfälische
Fachwerkhäuser meist aus Eichenholz gebaut. Trockenes Holz ist
verhältnismäßig gut gegen Pilze und Insekten geschützt. Deshalb
zielen die tradierten Regeln zum baulichen Holzschutz darauf ab,
Feuchtigkeit möglichst nicht an das Holz gelangen zu lassen und
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Holzschädlinge
befeuchtetem Holz die Möglichkeit zu geben, schnell wieder zu
trocknen. So werden häufig große Dachüberstände konstruiert
und Erd- oder Spritzwasserkontakt des Holzes möglichst vermieden. Tragende Holzbauteile sollten durch hinterlüftete Abdeckungen vor Regenwasser geschützt werden. Auch der chemische
Holzschutz ist bereits im Altertum angewendet worden. Mit der
Industrialisierung ging eine massenhafte Anwendung von Chemikalien zum Holzschutz einher. Erst in den 1980er Jahren wurde
der Fortschrittsglaube diesbezüglich gebremst, und die Nebenwirkungen der Mittel gelangten in den Fokus der Öffentlichkeit. Die
Modifizierung der Holzstruktur zur Erhöhung der Dauerhaftigkeit
spielt in der Denkmalpflege nahezu keine Rolle.
Wenn Holz im Baudenkmal von Schädlingen beeinträchtigt wurde,
müssen viele Beurteilungen und Abwägungen parallel zueinander
getroffen werden. Sachverständige stellen die Schadensursache
fest und erörtern Empfehlungen, um diese Ursache zukünftig
abzustellen. Außerdem klären sie, welche Schädlinge das Holz
beeinträchtigt haben und ob ein Altschaden oder aktiver Befall
vorliegt. Gleichzeitig wird unter Abwägung von denkmalpflegerischen, restauratorischen, ökologischenen und gesundheitlichen
Gesichtspunkten ein Konzept zum weiteren Umgang mit dem
Schaden entwickelt.
Dort, wo das Holz nicht mehr tragfähig ist, muss es verstärkt oder
ersetzt werden. Gelegentlich ist zu erörtern, ob ein geringfügiger
Insektenbefall toleriert werden kann. Das ist beispielsweise bei
leichtem Befall an Splintholzzonen eines Fachwerks denkbar,
während der gleiche leichte Befall an einem Altar oder einer
Orgel sowohl für die Festigkeit als auch für Farbfassungen nicht
hinnehmbaren Schadensfortschritt bedeuten würde.
Technische Regelwerke wie Normen können in der Denkmalpflege und Restaurierung nur als Richtschnur betrachtet werden. Um
möglichst wenig Originalsubstanz zu beeinträchtigen, empfiehlt
es sich manchmal, Sonderlösungen zu vereinbaren. Wenn jedoch
Holzschäden vorliegen, die die
Standsicherheit beeinträchtigen,
muss zur Gefahrenabwehr ausreichend repariert werden.
Pilzbefall im Holz lässt sich mit
Holzschutzmitteln nicht bekämpfen, weil diese das Holz nicht
vollständig durchtränken können.
Abb. 3: Ersatz eines durch Pilz- und
Insektenbefall geschädigten Fußpunkts
einer Holzsäule. Die Holzverbindung
wurde nach handwerklichen Grundsätzen
ausgeführt.
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Abb. 4: Insektenbekämpfung an einem Gebäude mittels Heißluft.
Einige Pilze sind in der Lage, Mauerwerk zu durchwachsen und
so weiter entfernt gelegenes Holz zu erreichen. Deshalb kommt
zur Bekämpfung von Echtem Hausschwamm gelegentlich auch
Schwammsperrmittel für Mauerwerk zum Einsatz. Eine Bekämpfung der Insektenlarven im Holz ist mit chemischen Bekämpfungsmitteln nur sehr eingeschränkt möglich, weil diese Mittel
begrenzte Eindringtiefen und Wirksamkeit aufweisen. Einen
Insektenbefall kann man durch Erhitzung beispielsweise mit
Heißluftmaschinen oder Mikrowellengeräten abtöten. Dazu muss
das Holz auch im Inneren erwärmt werden. Die Hitze und der dadurch einsetzende Trocknungseffekt können das Holz und andere
Baustoffe jedoch auch schädigen. Ummauertes Holz ist in der Regel
überhaupt nicht ausreichend erwärmbar. Gebäude oder Gebäudeteile können auch begast werden, um einen Insektenbefall zu
bekämpfen. Dazu sind Spezialfolien u. a. erforderlich, die das
toxische Gas im Begasungsbereich halten. Für Gebäudebegasungen
eingesetzte Gase sind für Menschen tödlich, deshalb dürfen nur
konzessionierte Fachfirmen mit ausgebildetem Personal Gebäudebegasungen durchführen. Kleinere, transportable Bauteile kann
man auch mit Stickstoff oder Kohlendioxid begasen. Diese Gase
sind nicht so gefährlich für Menschen, dafür müssen sie jedoch
über mehrere Wochen einwirken.
Trockenes Holz kann mehrere hundert Jahre gebrauchstauglich
bleiben, dazu ist regelmäßige Kontrolle und Reparatur von Schäden, die zu Feuchteeintrag führen, erforderlich. Sollte Schädlingsbefall aufgetreten sein, müssen Maßnahmen zum weiteren Umgang mit den Schäden eingeleitet werden. Holzschutzmaßnahmen
in der Denkmalpflege erfordern immer durch Fachleute speziell
abgestimmte Einzelfall-Konzepte.
Ulrich Arnold
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Teilnehmende Standorte der Stiftung Denkmalswerter Kirchen
Bartholomäuskirche
Theresenstraße 3
44388 Dortmund-Lütgendortmund
Dorstfelder Kirche
Hochstraße 10
44149 Dortmund-Dorstfeld
Paulus-Kirche
Schützenstraße 35
44147 Dortmund-Innenstadt-Nord
Kirche am Hellweg
Brackeler Hellweg 140
44309 Dortmund-Brackel
Luther-Kirche
Asselner Hellweg 118 a
44319 Dortmund-Asseln
Ev. Kirche Husen
Denkmalstraße 9
44319 Dortmund-Husen
St. Johann-Baptist-Kirche
Widumer Platz 1
44339 Dortmund-Brechten
Bildnachweis
Ulrich Arnold: Seite 96–99
Ev. Stadtkirche St. Georg
St.-Georg-Kirchplatz 1,
44532 Innenstadt Lünen
Jean Patric Birnbreier: Seite 12
Ev. Stadtkirche St. Reinoldi
Ostenhellweg
44135 Dortmund-Innenstadt
Emschergenossenschaft: Seite 48 (oben und unten links)
Ev. St. Marienkirche
Marienkirchhof 1
44135 Dortmund-Innenstadt
Tilo Cramm: Seite 76–80
Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V.: Seite 41
Uli Haller: Seite 8 (oben)
Heimatmuseum Lütgendortmund: Seite 39 (unten)
Eveline Hofmann: Seite 58 (links, CC-Lizenz)
Große Kirche
Märtmannstraße 13
44287 Dortmund-Aplerbeck
Institut für Dendrochronologie Hamburg, Prof. Dr. Dieter Eckstein: Seite 93
Lutherkirche
Kanzlerstraße 2–4
44263 Dortmund-Hörde
Karlheinz Jardner: Seite 42 (unten)
St. Margareta
Eichlinghofer Straße 5
44227 Dortmund-Eichlinghofen
Alte Kirche
An der Kirche 1
44265 Dortmund-Wellinghofen
Ute Iserloh: Seite 36 (unten)
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern II/IV: Seite 11 (Plan), 82–86
Museum für Kunst und Kulturgeschichte: Seite 38
Museum für Naturkunde Dortmund: Seite 46
Nichloas: Seite 60, 61 (CC-Lizenz)
Thaddeus Roan: Seite 59 (CC-Lizenz)
Klaus-Peter Schneider: Seite 42 (oben)
Raphaela Schröter: Seite 57
Mehr Informationen zu den Programmen der einzelnen Kirchen und
den Radtouren finden Sie unter www.denkmalswert.de und in einer
eigens erstellten Programmbroschüre, erhältlich im reinoldiforum an
der St. Reinoldi-Kirche.
seier+seier: Seite 58 (rechts, CC-Lizenz)
Thomas Spohn: Seite 63–66
Stadt Dortmund, Denkmalbehörde: Seite 13, 21 (historische Aufnahme),
22 (unten), 33 (unten), 74 (Plan), 89–91
Stadt Dortmund, Denkmalbehörde, Michael Holtkötter: Seite 6 (unten)
Stadt Dortmund, Denkmalbehörde, Günther Wertz: Seite 6 (oben), 7, 8
(unten), 9, 10, 11 (oben), 12–17, 18 (oben), 19, 20, 21 (oben und unten
rechts), 22 (oben), 23–32, 33 (oben), 34, 35, 36 (oben), 37, 39, 40, 43, 44,
45, 47, 49, 55
Ulya Waldraff: Seite 48 (unten rechts)
Klaus Winter: Seite 18 (unten)
Bruno Wittke: Seite 69–75
100
101
Sparkassen-Finanzgruppe
Unsere Kulturförderung:
Gut für die Sinne.
Gut für Dortmund.
Impressum
Herausgeber:
Stadt Dortmund, Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, Denkmalbehörde
Stadtrat Dipl.-Ing. Martin Lürwer (verantwortlich)
Redaktion:
Bettina Weiper M.A. und Dr. Frank Dengler, freie Mitarbeiter der Denkmalbehörde Dortmund
Texte:
Dipl.-Ing. Ulrich Arnold, FH Architekt, Sachverständiger für Holzschutz
Dr. Henriette Brink-Kloke, Archäologin der Denkmalbehörde Dortmund
Dipl.-Ing. Tilo Cramm, Dortmunder Bergbauexperte
Dr. Ulrike Gilhaus, Leiterin des LWL-Industriemuseums Zeche Zollern II/IV
Heribert Reif, Leiter des Botanischen Gartens Rombergpark
Svenja Schrickel, Leiterin der Denkmalbehörde Dortmund
Anna Raphaela Schröter B.A., Historikerin
Dr. Thomas Spohn, LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in
Westfalen, Referat Inventarisation und Bauforschung
Bruno Wittke, freier Mitarbeiter der Denkmalbehörde
Dortmund
Programm:
Bettina Weiper M.A. und Dr. Frank Dengler, freie Mitarbeiter der Denkmalbehörde Dortmund
Produktion, Satz, Gestaltung und Druck:
Stadt Dortmund, Dortmund Agentur – 07/2012
Aktuelle Informationen zum Programm erhalten Sie auf der
Internetseite: www.denkmalbehoerde.dortmund.de.
Für weitere Fragen zur Veranstaltung erreichen Sie die Denkmalbehörde von Montag bis Donnerstag unter den Rufnummern
(0231) 50-2 42 74 oder 50-2 55 30, sowie unter der E-Mail-Adresse
[email protected].
102
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Dortmund
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Leistungen. Vieles – in der Wirtschaft, im gesellschaftlichen Leben,
im Sport, in der Kultur – würde in Dortmund nicht stattfinden, wenn es
die Sparkasse nicht gäbe. Dafür engagieren sich 1.800 Mitarbeiter
jeden Tag in ganz Dortmund. Sparkasse. Gut für Dortmund.
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Öffnungszeiten
Mo. - Fr.: 7.00 – 18.00 Uhr
Sa.:
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