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63. JAHRGANG – FEBRUAR 2012 – NR. 2 ISSN 1861- 9746 Verkaufspreis: 3,– Euro H 6114 Schlesischer Gottesfreund N ACHRICHTEN UND B EITRÄGE AUS DEM E VANGELISCHEN S CHLESIEN Geistliches Wort GEISTLICHES WORT 18 S. 18 BEITRÄGE Die katholische Kirche in Polen am Scheideweg S. 19 MELDUNGEN Ehrung für Dr. Christian-Erdmann Schott S. 27 Diverses S. 28 VERANSTALTUNGEN Johannes Maximilian Avenarius (1887-1954) S. 21 Veranstaltungen der Kirchlichen Stiftung Ev. Schlesien Die Cantzel auf dem Sterbe=Bette – die Cantzel im Herzen S. 23 BUCHEMPFEHLUNG AUS DER LESERGEMEINDE S. 30 Daheim im „Schlesischen ...” WEIHNACHTSRÄTSEL S. 32 S. 26 S. 27 S. 29 TITEL: Deckblatt der Grabrede Benjamin Schmolcks (Beitrag S. 23) Um Gottes Lohn W enn ich`s ein wenig anders schreibe: „um Gotteslohn” – – was ist da passiert, daß diese Redewendung einen anrüchigen, ja ausbeuterischen Klang bekommen hat?! Es scheint, dem Bericht des Matthäus-Evangeliums zufolge, nach jenem kaum beschreibbaren, kaum faßbaren Erlebnis gewesen sein, das wir Christen unter der Überschrift „Die Verklärung Jesu” kennen. Da hatten, besonders auf einen Berg mitgenommen, drei seiner Jünger einen Blick in die Herrlichkeit Gottes, in die Herkunft und die Zukunft ihres Meisters tun dürfen; nun sind sie wieder miteinander im sehr irdischen Alltag, genannt „Nachfolge”. Und als ob sie vergessen hätten, was sie hörten und erlebten, kommt diese Frage, Petrus stellt sie als Sprecher im Namen aller: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür gegeben?” Anders gesagt: lohnt sich Nachfolge? Was kriegen wir dafür? Was springt dabei heraus? Darf ein Christ so fragen? Oder muß er „um Gotteslohn” arbeiten, umsonst? Ja, er darf fragen. Wir dürfen nach dem Lohn unseres Glaubens, unserer Nachfolge, unseres Einsatzes für unseren Herrn und sein Evangelium fragen. Und die Antwort ist eindeutig: ja, wir bekommen unseren Lohn. Gott läßt niemanden umsonst für sich arbeiten. Er ist kein Ausbeuter. Was zahlt Gott? Als die Jünger fragen: „Was kriegen wir für die Nachfolge?”, hat Jesus geantwortet: „Dies sollt ihr wissen”: jeder, der seine Zeit und seine Kraft und sein Geld einsetzt für mich, jeder, der sein Haus, seine Geschwister und Eltern, seinen Besitz, auch seine Kraft und sein Engagement in meine Verfügung gibt, im äußersten und, Gott sei Dank, seltenen Fall – unser Glaube wäre ja in aller Regel völlig überfordert! – gar ganz aufgibt „um meinetwillen”, um Christi willen, der wird schon hier „hundertfach” (welch ein Zinssatz ist das!) alles bekommen, was er zum Leben braucht in dieser Welt, und zum Sterben gewiß auch. Und darüber hinaus bekommt er – wir, in der Nachfolge – „das ewige Leben.” Ewiges Leben in Gottes Welt, in Gottes Nähe und Treue, in Gottes Barmherzigkeit und Liebe: wer kann das schon bieten! Das ist doch ein konkurrenzloses Angebot! Die Chance des Lebens. Kein anderer bietet so viel. Das kann man nur ausprobieren; aber noch jeder, den ich kennengelernt habe als einen Menschen, der zu diesen Bedingungen bei Jesus eingestiegen ist und angefangen hat, hat es mir bestätigt: ja, das stimmt. Gott hat mir noch immer alles gegeben, was ich brauchte zum Leben. Die wichtigen Dinge: Wohnung und Kleidung und das tägliche Essen. Menschen, die mich begleiteten und begleiten auf meinem Wege. Sinnvolle, nützliche Aufgaben. Viel Freude. Und immer wieder: Kraft und Vergebung und neuen Anfang. Als Anzahlung gewissermaßen, als Überbrückung, für den Alltag hier bis zur vollständigen Auszahlung am Ende des Lebenswerkes. Gottes Lohn: was bekommen wir für`s Christsein? Jesus unterstützt seine Antwort auf diese Frage mit einer eigentlich unmöglichen, widersinnigen Geschichte. Sie erzählt aus dem damaligen Wirtschaftsleben, von „Tagelöhnern” in des Wortes ursprünglicher Bedeutung: morgens eingestellt, abends entlohnt und entlassen. Sie kann nachgelesen werden werden, bei Matthäus im 20. Kapitel: von den Arbeitern im Weinberg. Jesus nennt sie, das ist wohl zu beachten, eine Geschichte vom „Himmelreich”: im Wirtschaftsleben unserer Welt wäre sie unmöglich. Sie stellt fest, erstens, ich sagte es schon: Nachfolge lohnt sich. Sie stellt aber auch fest, zweitens: es muß gearbeitet werden. Wir sind nicht zur Nachfolge gerufen, um zu kassieren, sondern um zu produzieren. Faulenzer werden nicht gebraucht. Gott ruft nicht in sein Reich, damit wir unsere konstbare Zeit und Kraft mit irgendwelchem frommen Gerede vertun, sondern damit wir etwas für andere tun. Gott erwartet Leistung; die Leistung, die wir für gewöhnlich mit dem Wort „Barmherzigkeit” umschreiben: anpacken, wo es nötig ist. Im Haus, in der Schule, in der Wirtschaft, in der Nachbarschaft, in der Kirchengemeinde ... Dabei sein, mitmachen, zupacken: kaum auszudenken, was hier los wäre an lebendiger Gemeinde, wenn alle, die doch getauft sind in die Gemeinde Gottes hinein, in ihr nur ein wenig, aber treu mitmachten! Jedenfalls: im Reich Gottes wird gearbeitet. 19 BEITRÄGE Und Gott zahlt aus. Und wie er auszahlt, ist noch einmal aufregend zu hören, zu wissen. Er zahlt allen, die mitmachen, den gleichen Lohn. Denen, die schon als Kinder im Krippenspiel das Weihnachtsevangelium auf ihre Weise „gepredigt” haben wie denen, die erst auf ihre alten Tage, gar auf dem Sterbebett, noch zu Gott finden. Denen, die ihren ganzen Tag seinem Dienst geben wie denen, die noch und nur am Feierabend oder mal zwischendurch ein „Werk der Barmherzigkeit” tun. Gott zahlt, sehr zum Ärger für manche arg Frommen, allen den gleichen Lohn. Und es ist nie zu spät, noch bei ihm anzufangen. Und das muß auch so sein. Denn wenn Gottes Arbeitslohn ist: was wir brauchen zum Leben; auch Kraft und Freude, auch Geduld und Liebe, auch Glauben Gemeinschaft mit ihm selber und Vergebung der Schuld, sein Se- gen, und in der Summe dieses allen „ewiges Leben”, dann kann es nicht bei dem einen etwas mehr sein und bei dem anderen etwas weniger. Das alles gibt es, gibt ER nur ganz und vollkommen. Und Gott nimmt jeden. Und jederzeit. Immer wieder sucht er neue Leute, die für ihn arbeiten, die ihm nachfolgen. Junge und Alte, Kräftige und Schwache. Auch die bisher ihr Leben lang ohne Gott geblieben sind. Auch die bisher vergeblich gesucht haben nach einem sinnvollen Leben und womöglich resignieren und aufgeben. Gott nimmt jeden, der nur will. Und er zahlt konkurrenzlos gut: Freude und Frieden, Glauben und Hoffnung und Liebe, Vergebung der Schuld, Leben in seiner Güte und Nähe: ewiges Leben. Alles in allem: Gottes Lohn. Dietmar Neß Die katholische Kirche in Polen am Scheideweg ANDRZEJ KALUZA Anläßlich der Seligsprechung von Johannes Paul II. am 1. Mai 2011 wurde noch einmal die große Bedeutung des Papstes für viele Polen deutlich. Doch wenige Jahre nach dem Tod des „polnischen Papstes” steht der polnische Katholizismus am Scheideweg: Angesichts der Modernisierung muß sich die Kirche neuen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Dabei gilt es vor allem die Frage zu klären, ob sie auf ein Bündnis mit politisch konservativen Kräften setzen will oder ob ihr eine gesellschaftliche Öffnung gelingt. - S. K. Fortsetzung aus der Januar-Ausgabe und Schluß. Modernisierungsprozesse D ie Ohnmacht der Kirchenoberen bei dem „Konflikt um das Kreuz” und dessen politische Inanspruchnahme durch konservative Politiker bewirkten eine neue Entwicklung: Im August 2010 kam es zu einer ersten antiklerikalen Massenkundgebung nach der Wende. Der spontane Protest hatte keine Organisationsform, aber allein die Tatsache, daß Tausende junger Polen sich spontan zu einem „Happening” zusammenfanden, bei dem sie religiöse Symbole verunglimpften (Kreuz aus Bierdosen), ist Anlaß genug, die Situation ernst zu nehmen. Der Aufruhr kam dabei nicht etwa von den antiklerikalen Rändern der laizistischen Linken, sondern aus der katholischen Mitte der Gesellschaft. Die Protestierenden besuchten noch vor wenigen Jahren den Religionsunterricht, waren Meßdiener, gingen auf Wallfahrten. Der Protest entstand aus einem überwältigenden Gefühl der Notwendigkeit heraus, sich der Amtskirche mit ihren Ansprüchen, den öffentlichen und politischen Raum in Polen zu bestimmen, entgegenzusetzen. Auch wenn die Säkularisierung im Sinne eines Rückgangs der praktizierten Religiosität die polnische Kirche immer noch weniger trifft als die Kirchen anderer katholisch geprägter Länder wie Irland, Malta oder Italien, so beschleunigt sich dieser Prozeß seit einigen Jahren. Die 2010 veröffentlichten Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: Die Zahl der praktizierenden Gläubigen, vor allem in den Großstädten, geht sprunghaft zurück: Waren es 2006 in Warschau noch 72%, so waren es 2010 nur noch 60%. Gleichzeitig stieg im gleichen Zeitraum die Anzahl der Nicht-Praktizierenden von 11% auf 17%. Dies sieht in der Provinz anders aus, aber nicht überall. Die Landkarte der Religiosität zeigt Wunden: In Großstädten wie Warschau und Lód¿ sowie im Westen Polens nimmt die statistisch erfaßbare religiöse Praxis stark ab. Demgegenüber steht die Diözese Tarnów (östlich von Krakau) mit über 90% Teilnahme an religiösen Praktiken sowie der landesweit höchsten Quote an geistlichen Berufungen (gleichzeitig zählt die Region zu den ärmsten und rückständigsten in Polen). Besonders dramatisch ist der Rückgang der Religiosität unter Jugendlichen: zwischen 1990 und 2006 fielen deren Werte am deutlichsten von 69% auf 40%. Junge Polen deklarieren zwar – im Vergleich zum Westen – einen immer noch hohen Grad an „Gläubigkeit” (Wert in Warschau 2010: 38%), gehen aber gleichzeitig auf Distanz zu Glaubenspraktiken und zur institutionellen Kirche. Das bestätigen erstaunliche Befunde der Meinungsforschung, nach denen die Jugendlichen (auch die, die sich als „stark gläubig” bezeichnen) immer weniger von den Lehren der Kirche halten und ihre antiquierte Haltung in praktischen Lebensfragen ablehnen, während die Akzeptanz für Sex vor der Ehe, Paare ohne Trauschein, Scheidungen oder Homosexuelle wächst. Diese Situation gibt der Kirche aber auch eine Chance: Der katholische Publizist Szymon Ho³ownia meint, daß die in der Elterngeneration stark verankerte gesellschaftliche BEITRÄGE 20 Bedeutung der Kirche bei den Jugendlichen nicht mehr zähle: „Der Glaube wird zum ersten Mal nicht mehr vererbt, er wird künftig aus freien Stücken von wenigen Gläubigen bewußt gewählt.” Das Erbe des polnischen Papstes Die Bedeutung von Papst Johannes Paul II. für die polnische Kirche und Gesellschaft ist vielfach beschrieben worden. Nach allen Umfragen ist Karol Wojty³a nach wie vor der bedeutendste Pole des 20. Jahrhunderts. Die nationale Trauer nach seinem Tod im April 2005 erfaßte die Mehrheit der polnischen Gesellschaft, auch diejenigen, die auf Distanz zur Kirche standen, und ließ bei ihnen ein Gefühl der „Vaterlosigkeit” zurück. Mit der damals durch die Medien ins Leben gerufene „Generation JP2” verband die Kirche die Hoffnung auf eine Rückbesinnung der Jugend auf christliche Werte. Von diesem Schlagwort ist – wie oben beschrieben – heute nicht viel übrig geblieben. Katarzyna Wiœniewska pointierte unlängst in der Gazeta Wyborcza, daß „die Bekundung einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber dem Papst” unter jungen Leuten mittlerweile salonfähig sei, auf Warschaus Straßen flanieren Menschen mit T-Shirts, auf denen steht „Ich weinte dem Papst nicht nach”. „Santo subito” riefen viele (auch polnische) Gläubige 2005, nachdem der Papst begraben wurde. Und tatsächlich hat der Vatikan alles daran gesetzt, die Seligsprechung von Johannes Paul II. im Eiltempo durchzuführen. An dieser Geschwindigkeit stößt sich auch manch ein Katholik in Polen. Und einige polnische Gläubige (etwa in Danzig) protestierten sogar gegen die Errichtung einer neuen Kirchengemeinde, die nach dem „Seligen Johannes Paulus II."” benannt werden soll, was sicherlich zunächst eine Ausnahme bleibt. Die Seligsprechung am 1. Mai 2011 war jedoch ein wichtiger gesellschaftlicher Moment für die Polen, über das Verhältnis zu „ihrem” Papst nachzudenken. Vor diesem Hintergrund ist jedoch auch die mangelnde Rezeption der päpstlichen Lehre zu nennen, mit überwiegend unkritischer Herangehensweise. Allerdings trauen sich mittlerweile polnische Theologen zu, kompetente und von der Amtskirche unabhängige Analysen zu veröffentlichen. Einen ersten Versuch machte 2005 Stanis³aw Obirek in seinem bedeutenden Buch „Im Angesicht Gottes”, in dem er die Defizite der päpstlichen Lehre, die Unangemessenheit seiner moralischen Haltung, die Strenge seiner politischen Urteile und andere Kritikpunkte aus vielen westlichen Debatten anführte. Danach erschienen mehrere Werke, darunter eines von Tadeusz Barto?, das die päpstlichen Enzykliken kritisch unter die Lupe nahm. In beiden Fällen handelt es sich um ehemalige Priester, deren Einwände von offizieller Seite oft als „illoyal” hingestellt werden. Erwähnenswert sind noch einige aktuelle Publikationen, die manchmal etwas extreme Positionen vertreten. Der konservative Publizist Tomasz Terlikowski lotet in seinem Buch die „Päpstliche Republik” aus, die sich seiner Meinung nach aus den politischen und sozialen Stellungnahmen des Papstes erschließt. Der Autor wünscht Polen und Europa darin eine Rückkehr zur Tradition der mittelalterlichen „Christianitas”, in der es eine Einheit zwischen kirchlicher Lehre und gesetztem Recht gegeben habe. Einen Versuch, Papst Johannes Paul II. als „unchristlich” zu diskreditieren, unternahm der Schriftsteller und bekennende Protestant Tomasz Pi¹tek, dessen Pamphlet „Der Antipapst” an die Zeiten der Reformation und der Religionskriege erinnert. Seine „Thesen” richten sich u. a. gegen die stereotypen Säulen der polnischen Papstwahrnehmung als „großen Christen”, „großen Theologen”, „großen Verfechter der Ökumene” oder „großen Politiker”. Pi¹tek zweifelt auch das soziale Engagement des Papstes an, wie seine „angeblichen” Bemühungen, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils in die Tat umzusetzen. Besonders hart geht der Autor mit der Behauptung ins Gericht, der Papst würde „die Heiligkeit des Lebens” verteidigen, nicht zuletzt angesichts der AIDS-Epidemie in Afrika und des päpstlichen Verbots von Präservativen. Alles in allem spricht er Johannes Paul II. die Autorität ab, im Namen der Christenheit zu sprechen. Anzumerken ist, daß das Buch nicht etwa von der polnischen Evangelisch-lutherischen Kirche angestoßen wurde, sondern in dem Verlag der linken und eher antiklerikalen Monatszeitschrift Krytyka Polityczna (Die politische Kritik) erschien. Eine ehrliche Würdigung des Papstes gelang Zbigniew Nosowski in einer Art „Gewissensspiegel” der Polen in Bezug auf die Lehre des Papstes. Der Publizist analysiert päpstliche Stellungnahmen in Bezug auf sensible Sachgebiete des kirchlichen, öffentlichen und privaten Lebens (etwa zum Verhältnis zwischen Kirche und Staat, zur polnischen und europäischen Identität, zur Offenheit und Dialogfähigkeit der Kirche, zur Rolle der Frau, zur Ehe, zur Ökumene), stellt Fragen, regt zur Diskussion an. Sein Fazit ist ernüchternd – „Wir sind noch nicht so weit, um die von ihm definierten Aufgaben zu meistern” –, aber nicht hoffnungslos. Nosowski plädiert für eine Kirche, die sich ständig erneuert und für die Welt öffnet, er wünscht „einen neuen Stil” des katholischen Lebens im Lande. Die Zukunft, so seine Meinung, wird nicht so sehr durch große Mitgliederzahlen, feierliche Zeremonien oder rechtliche Regelungen im Sinne der Kirche entschieden, sondern sie hängt von der Fähigkeit ab, wie souverän Menschen katholischen Glaubens ein Leben im Einklang mit ihrem Gewissen führen. Das Vermächtnis des Papstes sei ein Wegweiser dabei. Ein Wermutstropfen bleibt die niedrige Auflage des Buches: Nur wenige sind offenbar willens, sich mit dem Erbe des polnischen Papstes auseinander zu setzen. Auch sonst schwindet eher das Interesse: In vielen Städten wurden Sonderzüge nach Rom nicht richtig voll und die Warschauer fuhren am 1. Mai statt auf den Pi³sudski-Platz, wo die Seligsprechung live übertragen und eine Million Menschen erwartet wurde, lieber mit der Familie ins Grüne. Die vorstehende Analyse entnehmen wir mit freundlicher Erlaubnis der Zeitschrift „Religion & Gesellschaft in Ost und West” [Institut G2W] Nr. 9/2011. Der Vf., Dr. Andrzej Kaluza, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut in Darmstadt. Johannes Maximilian Avenarius (1887-1954) Der bedeutende schlesische Künstler und Philosoph erblickte vor 125 Jahren das Licht der Welt WOLFGANG LIEBEHENSCHEL I n Greiffenberg/Schlesien am 7. Januar 1887 als Sohn des Juristen Ludwig Avenarius geboren, wuchs er bis 1906 in seiner Heimatstadt in einer bürgerlich-künstlerischen Welt auf. Das nahe Iser- und Riesengebirge schufen den äußerlichen Rahmen seiner Kindheit und Jugendzeit. Beachtliche verwandtschaftliche Verknüpfungen sowohl mit den drei kunstbeflissenen Brüdern seines Vaters, der Justizrat war, als auch zu seiner Großmutter, Cäcilie Geyer, einer Schwester des großen deutschen Komponisten Richard Wagner, scheinen in früher Jugend auch seine tiefe Sensibilität für schöngeistige Werte und praktische künstlerische Ader gestärkt zu haben. – Daß er 1922/23 das Vestibül des Wohnhauses Wiesenstein von Gerhart Hauptmann in Agnetendorf mit expressionistischen Fresken ausmalte, erfährt jeder Tourist am Ort. Daß er im Jahre 1946 in einem Sondertransport vertriebener Schlesier nach Berlin-Müggelheim kam, am 21. 8. 1954 starb und 1959 seine Asche aus seinem Sterbeort Berlin nach Görlitz auf den von Ricarda Huch so gerühmten Nikolai-Friedhof in Görlitz übergeführt werden würde, war ihm sicher bei seinem letzten Treffen mit dem schlesischen Nobelpreisträger und Freund, dem großen Dichter und Schriftsteller Gerhart Hauptmann, am 4. April 1945, nicht im Traume denkbar. Sein „curriculum vitae” sei hier erweitert. Der erste Bruder seines Vaters, Richard Avenarius, wirkte als Philosoph in Zürich/Schweiz und war Lehrer von Carl und Gerhart Hauptmann sowie von Wladimir Iljitsch Uljanow, dem weltbekannten russischen Revolutionär Lenin. Richard Avenarius’ Philosophie war der Empiriokritizismus. Der zweite Bruder seines Vaters, Maximilian , starb als jun- ger Maler in Rußland. Seine Werke müssen noch gefunden werden. – Und der dritte Bruder schließlich, Ferdinand, war Gründer des Dürerbundes und Herausgeber der Zeitschrift „Kunstwart”. Sie alle waren darüberhinaus , wie bereits erwähnt, Neffen Richard Wagners. Johannes Maximilian Avenarius absolvierte in den Jahren 1906/07 die berühmte Kunstakademie in Dresden. Schon 1908 ging er zum Studium der Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte nach München, wo er auch ein Stipendium für eine Studienreise nach Italien erhielt, um die dortige reiche künstlerische Welt kennenzulernen. Im Jahre 1910 wurde er freischaffender Künstler, gestaltete Bücher aus, wie z.B. die „Avenarische Chronik, Blätter aus 3 Jahrhunderten – eine deutsche Bürgerfamilie” und begann mit farblich intensiven Ausmalungen von Kirchen in Schlesien, wie z.B. in der Kirche von Küpper bei Sagan mit Motiven aus der „Bergpredigt”. Er beteiligte sich 1913 an der Jahrhundertausstellung in Breslau mit einer Reihe von Porträts großer Schlesier. Diese, im Auftrag des Verkehrsverbandes für Schlesien geschaffene Sammlung von über 30 Blättern, ging 1945 in der „Festung Breslau” zum Großteil verloren. Einige der Bilder sind allerdings heute noch im Kulturhistorischen Museum Görlitz als Teil der Stiftung seiner zweiten Frau, der am 5.2.1926 in Breslau geehelichten Studienrätin Anna Marie Ronge, genannt Anita, verwahrt. Es handelt sich dabei um die Porträts von Karl von Holtei, Andreas Gryphius, Emil von SchönaichCarolath und Hans Karl von Diebitsch-Sabalkanski. (Anita wurde neben Avenarius 1974 in Görlitz beigesetzt). Infolge des Ausbruches des 1. Weltkrieges im August 1914 konnte er das vorliegende Angebot, als Austausch- BEITRÄGE professor an die Columbia-University nach New York zu gehen, nicht verwirklichen. Als Reserveoffizier wurde er bei Kriegsausbruch 1914 sofort wieder eingezogen, in Frankreich schwer verwundet und hierdurch frontuntauglich. Nach seinem Einsatz in der Kartographischen Abteilung beim stellvertretenden Generalstab erfolgte 1918 seine Entlassung aus dem kaiserlichen Heere. 1919 heiratet er Lili Reuter, seine erste Frau. Von 1919 bis 1928 ist er künstlerischer Beirat des ev. Presseverbandes für Schlesien. In dieser Zeit und bis 1939 entstehen zahlreiche Graphiken und Illustrationen, wie z.B. zu „Tanzlegretchen” von Gottfried Keller. 1921 entstehen das „Merkbüchel zur Erinnerung an meine Abstimmungsfahrt nach Oberschlesien” und eine Schrift und Bildtafel zu drei Sonetten von Gerhart Hauptmann. 1922 folgt eine Titelblattgestaltung zu „Max Pinkus und Viktor Ludwig” und die künstlerische Ausmalung des Foyers im Hause Wiesenstein, dem Wohnsitz des damals schon berühmten schlesischen Dichters Gerhart Hauptmann. Hiernach arbeitet er an Ausmalungen weiterer Hallen und Festräume in Göteborg, Berlin und Wien. Durch seine hohe Qualifikation wird er 1924 als Lehrer für Ornamentik an die Staatliche Kunstschule für Textilindustrie in Plauen berufen und schafft in der Marienkirche zu Hirschberg das Werk „Kriegerehrung”. Vielfache Bahnfahrten zwischen Schlesien und dem Vogtland führen ihn oft über Görlitz. 1925 erhält er die Berufung als Professor im Verband der Leip- 22 ziger Akademie für Graphik mit Lehrverpflichtung in Plauen. 1933 wird Avenarius aus der Kunstakademie in Plauen entlassen und wegen angeblich „kommunistischer Kunst” (Vorwurf: „entartete Kunst”) verhaftet. Bald jedoch entlassen, kehrt er nach Schlesien zurück. Hier entstehen in der Folgezeit große Bildwerke, u.a. in der Kirche in Görbersdorf – dem „Schlesischen Davos” im Kreis Waldenburg – „Die große Laienpredigt”. Die evang. Kirche in Sandberg bei Waldenburg stattet er 1935 mit Wandmalereien und einer Metallarbeit aus. Im Jahre 1936 erhält Avenarius staatliche Aufträge für Metallarbeiten in Schweidnitz, Waldenburg, Friedland und für symbolische Gestalten und Schriftbänder aus Metall an den Außenwänden und in den Kuppelräumen des Kurmittelhauses Bad Salzbrunn. So kann er im Jahre 1940 endlich in das 1936 gekaufte und ausgestaltete „Englerhaus hinterm Storchenberg” in Langwaltersdorf Kreis Waldenburg umziehen. Inzwischen nennt ihn sein Freundeskreis „Johma”. Unter diesem Namen verfaßt er 1942 zum 80. Geburtstag von Gerhart Hauptmann einen Prolog und trägt ihn vor der Uraufführung der „Iphigenie in Delphi” im Stadttheater von Görlitz unter großem Beifall vor. Aber im Jahre 1943 fällt er politisch wieder in Ungnade: Der Druck seines Romans „Schoepse-Christel” wird vom Gauleiter Hanke verhindert. Nach seiner Vertreibung aus dem schlesischen Heimatort Langwaltersdorf im Jahr 1946 arbeitet er 1947 an großen Kirchenbildern in Berlin-Köpenick und in der Kirche von Berlin-Niederschöneweide, wie „Weihnachten unter Trüm-mern”, „Himmlische Braut” In dieser Zeit entstehen auch zahlreiche Porträts und Graphiken. Im schwedischen Grippenberg Slot, einem Barockschloß, malt er 1949 den „Segen der Bauern” und – wieder in Berlin, im Jahr 1950 – ein Wandbild für die Petrikirche. Zudem gestaltet er die Ehrung für Gerhart Hauptmann am 6. Juni 1951 anläßlich des 5.Todestages des verstorbenen Dichtergenies. 1952 gibt 23 BEITRÄGE er das Gedicht „Harut und Marut” zur Würdigung des 90. Geburtstages von Gerhart Hauptmann heraus. Knapp zwei Jahre später ehrt er durch sein Buch „Sang an den Wiesenstein” die Witwe des Nobelpreisträgers, Frau Margarete Hauptmann, zu deren 80. Geburtstag. Am 21. August 1954 stirbt Johannes Maximilian Avenarius in Berlin, in den Armen seiner Frau Anita. Im April 1959 wird seine Urne nach Görlitz überführt und am 18. April dort – gut zehn Meter von dem berühmten Theosophen Jakob Böhme entfernt – auf dem Görlitzer Nikolaikirchhof beigesetzt, wo ihm das im Foto abgebildete Grabmal die letzte Ehre erweist. Sein 125. Geburtstag am 7. Januar diesen Jahres bringt ihn erneut in unser Bewußtsein zurück, und ihm sollte – nicht nur unter uns Schlesiern – endlich gebührende Würdigung gezollt und bleibende Erinnerung bewahrt werden. Abbildungen: J. M. Avenarius um 1910, Zeichnung nach einer alten Porträtphotographie: ANN; Titel Merkbüchel, Archiv ANN; Grab Avenarius, Foto: ANN Die Cantzel auf dem Sterbe=Bette – die Cantzel im Herzen Zu Benjamin Schmolcks 275. Todestag DR. STEPHAN ADERHOLD W enn ich täglich auf Arbeit gehe, denke ich an Benjamin Schmolck und an sein berühmtes Lied Tut mir auf die schöne Pforte. Mein Arbeitsplatz ist das Archiv der Schweidnitzer Friedenskirche, in dem ich, dank der überaus großzügigen Hilfe des Bundesstaatsministers für Kultur und Medien Bernd Neumann (BKM), die Musikalien sichte, katalogisiere und die Musikgeschichte der Friedenskirche erforsche. Und wenn ich dann morgens die „Pforte” des Archivs aufschließe, denke ich darüber nach, ob mir in den vielfältigen Musikalien, Akten und anderen Archivalien Benjamin Schmolck gegenübertritt. Tatsächlich begegnet er mir fast täglich, so z.B. in mir unbekannten Vertonungen seiner Texte des 18. und 19. Jahrhunderts. Deshalb ist es nur natürlich, daß ich mit diesem Beitrag an seinen 275. Todestag erinnern möchte, der sich am 12. Februar 2012 jährt. Neben meiner Tätigkeit im Schweidnitzer Kirchenarchiv arbeite ich an der wissenschaftlichen Edition seiner Lieder und Kantaten. In der Dezember-Ausgabe des Schlesischen Gottesfreundes versuchte ich eine Annäherung an eines seiner Weihnachtslieder. Dort beschrieb ich u.a. auch, daß m.E. die enorme Produktivität und Publikationsdichte Schmolcks, der Pfarrer an der heute zum UNESCO-Welterbe gehörenden Friedenskirche war, ihm als Mittel zum Benjamin Schmolck Zeitgenössische Darstellung politischen Erhalt der Friedenskirche diente. Als er 1737 starb, war die Friedenskirche dann auch nicht mehr so stark der Gefahr der Kirchenreduktion ausgesetzt, wie bei seinem Amtsantritt 1702. Das ist einer seiner Verdienste: durch seine vielzähligen Publikationen war die Schweidnitzer Friedenskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit wesentlich bekannter – und damit unangreifbarer – geworden. Im Breslauer Universitätsarchiv fand ich zwei Leichenpredigten, die für Benjamin Schmolck gedruckt wurden. In der obenstehend abgebildeten spricht, besser: predigt Schmolck ein letztes Mal zu seiner Gemeinde. In ihr findet sich sein letztes Lied – für sich selbst auf seinen Tod, wie er sagen würde: auf seinen himmlischen Wechsel gedichtet. So dann auch ihr Untertitel: „Cantzel auf dem Sterbe=Bette”. Eben dies war zeitlebens seine Leidenschaft und Berufung – die Cantzel zum predigen von Gottes Wort dort zu nutzen, wo sie gebraucht wurde. Ich bin versucht zu sagen, daß er mit dem Verfassen von Predigtlied(ern) und Liedpredigt(en) beide Gattungen zu einem Höhepunkt führte. Im übrigen war es auch 1729 Schmolck, der die heute noch vorhandene Cantzel der Friedenskirche mit der Oden-Kantate „HErr, HErr, du wohnest in der Höhe”, die im Druck mit den Worten „Hosianna bey Einweyhung der neuen | Cantzel zur Heil. Dreyfaltigkeit vor | Schweidnitz” versehen ist, einweihte. Leider ist der Druck der Leichenpredigt beschädigt und erfährt hierdurch auch einen Textverlust. Aber gerade dieses Zeichen der Vergänglichkeit, so sehr die Beschädigung für die Wissenschaft zu bedauern ist, ist ein Hinweis auf das, an was wir glauben. Daß wir nicht sterben sondern nur bis zur Auferstehung „schlafen”, wie es in ihr heißt. An dieser Stelle möchte ich die Predigt für sich allein sprechen lassen, oder sollte ich sagen: Schmolck wieder auf seine Cantzel steigen lassen, und es bleibt mir nur darauf hinzuweisen, daß 2012 mehrere Veranstaltungen in Schweidnitz an Benjamin Schmolck erinnern. Zum einen werden Tages- fahrten der Stiftung evangelisches Schlesien, in Kooperation mit dem Schlesischen Museum zu Görlitz, am 2.6.2012 und 25.8.2012 in Schweidnitz den Spuren Benjamin Schmolcks folgen, und zum anderen wird im Rahmen der diesjährigen Studienreise der Stiftung Ev. Schlesien vom 14.6.2012 bis 19.6.2012 sein Leben und Wirken gewürdigt werden Abbildungsnachweis: Die abgebildete Leichenpredigt befindet sich unter der Signatur 569179 in der Universitätsbibliothek Breslau. BEITRÄGE 26 Daheim im „Schlesischen ...” Das Schlesische Konvikt öffnet sich neuen Wohnformen CLAUDIA F. SCHMIDT tätsstadt Theologie studieren können. Heute leben in der christlichen Gemeinschaft des Hauses etwa 60 Studierende der Theologie, der evangelischen Kirchenmusik und anderer Fachrichtungen. Sie organisieren ihr gemeinsames Leben selbst – in Andachten, Hausmusikabenden, Putzaktionen, die Weihnachtsfeier oder gemeinsame Ausflüge, zum Beispiel im letzten Jahr nach Görlitz. In Vorträgen, Lesekreisen oder beim Quiz zum Sommerfest lernen die Studierenden Schlesien und seine Kultur genauer kennen. Doch das war nicht immer so. Zwangsschließung durch den NS-Staat Ob behindert oder nicht – für die Studierenden im Schlesischen Konvikt in Halle wird sich diese Frage gar nicht stellen, wenn bald sieben neue Bewohner das Leben im Konvikt aufmischen. Mit dem Wohnprojekt „Lebens(t)raum inklusive“ werden zukünftig Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung mit Studierenden gemeinsam unter einem Dach leben. Dabei soll es nicht nur um das gemeinsame Wohnen, sondern auch darum gehen einander im Alltag besser kennen zu lernen, miteinander Unternehmungen zu machen und füreinander dazusein. Der Konviktsbetrieb wurde 1939 zwangsweise eingestellt und das Konvikt durch den NS-Staat geschlossen. Nach dem Krieg nutzte das Gebäude bis 2005 die Hochschule für Kirchenmusik. Das Schlesische Konvikt war aus der Konviktslandschaft verschwunden. Doch Generalsuperintendent Martin Herche, damals Regionalbischof in Halle- Die „Schlesier“ So werden unter den Kommilitonen jene genannt, die in Halle im Schlesischen Konvikt leben. Es ist das älteste der drei Konvikte in der Stadt. Und dabei wissen viele der Studierenden beim Einzug noch nicht einmal, wo Schlesien liegt. Doch in den Studienjahren, die sie im Schlesischen Konvikt leben, lernen sie schlesische Kultur und Geschichte kennen. Vor fast 150 Jahren gründete der Breslauer Graf Harrach das schlesische Konvikt damit junge Menschen aus seiner Heimat in der berühmten Universi- Naumburg, machte sich mit einem Kreis von Unterstützern stark für die Wiederbelebung der Stiftung Schlesisches Konvikt. Nach mühevollen Verhandlungen aktivierten sie die Stiftung des Breslauer Grafen wieder und sanierten das nötigste an dem heruntergewirtschafteten Gebäude. 2008 wurde das Konvikt endlich wieder eröffnet. Mit viel Idealismus und noch immer sanierungsbedürftiger Bausubstanz als Stiftungskapital schaffen es die Kuratoren und Studieninspektor Martin Gröger seitdem, dass die Studierenden im Schlesischen Konvikt ein lebendiges Zuhause haben. Der Lebenstraum vom Lebensraum Im Schlesischen Konvikt gestalten die Studierenden ihr Leben aktiv. Sie organisieren Feste und Ausflüge oder verabreden sich spontan zum Grillen. Zukünftig sollen sie aber auch die Augen öffnen für Menschen, die nicht ganz so unbekümmert ihren Alltag gestalten können, weil sie durch ihre Behinderung jeden Tag Unterstützung brauchen. Auch 27 MELDUNGEN Menschen mit Behinderung wollen in die eigenen vier Wände ziehen und dort bis ins hohe Alter über ihr Leben selbst bestimmen. Daß für sie der selbstbestimmte Lebensraum kein Traum bleibt, dafür setzt sich die Stiftung Schlesisches Konvikt ein. Eine komplette Etage soll barrierefrei umgebaut werden damit bald sieben junge Menschen dort ein Zuhause finden und an den vielen Veranstaltungen und der Geselligkeit im Schlesischen Konvikt teilhaben können. Im Schlesischen Konvikt wird dann keiner fragen: Wer ist hier behindert? Sondern: Was kann ich tun damit meinen Nächsten nichts behindert! Ein jeder kann Unterstützung geben und annehmen und damit das Miteinander berei- chern, egal welche Voraussetzungen er mitbringt. Das werden im Schlesischen Konvikt zukünftig alle aneinander erfahren, ob sie nun gerade studieren, durch Behinderung einen hohen Unterstützungsbedarf haben, ob sie jung oder alt sind. Die Studierenden und die zukünftigen Bewohner der Wohngemeinschaft hoffen nun darauf, daß bald genügend Spendengelder zusammengekommen sind, damit der Umbau beginnen kann. Photos auf Seite 26 : Das Schlesische Konvikt heute (li.o.); Das Schlesische Konvikt in Halle, um 1900 (li.u.); Die „Schlesier” beim Ausflug nach Görlitz (re.m.); alle Abbildungen: Schles. Konvikt. Ehrung für Dr. Christian-Erdmann Schott A m 12. Januar diesen Jahres wurden im Rahmen eines feierlichen Festaktes, ausgerichtet durch die Philosophische Fakultät der Universität Siegen, im dortigen Senatssaal verdiente Wissenschaftler, unter ihnen auch Dr. Christian-Erdmann Schott mit der Jubiläumsmedaille der „Uniwersytet Wroc³awski” ausgezeichnet. Anlaß war die Eröffnung einer Ausstellung, die die zweihundertjährige Geschichte der Universität Breslau zum Inhalt hat. Wie bereits an dieser Stelle in einer vorjährigen Ausgabe berichtet, gedachte das akademische Breslau im vergangenen Jahr ihrer Gründung durch den preußischen König im Jahre 1811 mit zahlreichen Veranstaltungen, Ausstel- lungen und Symposien. In der nun in Siegen gezeigten deutsch-polnisch beschrifteten Tafelausstellung wird die Entstehung der Universität Breslau vor dem Hintergrund der Humboldtschen Universitätsidee gezeigt. Einen Schwerpunkt bildet die Darstellung der Geschichte einzelner Studienrichtungen und der sie prägenden Wissenschaftler. In der vorliegenden Form stellt die Exposition die erste umfassende Aufarbeitung der Geschichte der Universität Breslau-Wroc³aw dar. In der Gesamtschau deutscher und nun auch polnischer Vergangenheit leistet sie einen wertvollen Beitrag zur Überwindung der Brüche in der deutschpolnischen Geschichte. ANN Veranstaltungen der Kirchlichen Stiftung Ev. Schlesien 2012 A uch in diesem Jahr kann die Kirchliche Stiftung wiederum mit einigen interessanten Angeboten aufwarten. Weniger zum Gebrauch für die Allgemeinheit, wohl aber zu deren Information sei hier vermerkt, daß sich der Stiftungsrat in der zweiten Hälfte des Aprils zu einer Sitzung in Bad Flinsberg zusammenfindet. Vorzumerken sind in jedem Fall zwei Exkursionen, die die Teilnehmer den Spuren Benjamin Schmolcks in Schweidnitz folgen läßt. In Verbindung damit erwartet diese auch ein kleines Konzert in der Friedenskirche. Reisetermine sind der 2. Juni und der 25. August 2012. Einer ausführlicheren Darstellung bedarf die diesjährige Studienreise vom 14.-20 Juni. Sie steht unter dem Motto: „Evangelisches Schlesien in Wort und Tat”. In besonderer Weise signifikant sind für das evangelische Schlesien die große Anzahl geistlicher Dichter und Schriftsteller, die vor allem in der Barockzeit hier gewirkt haben. Ihr Werk beeinflußte nicht nur das geistlich-geistigkulturelle Leben Schlesiens, sondern prägte die Dichtkunst dieser Epoche im gesamten deutschsprachigen Raum. Darüberhinaus ist es aber auch die Vielfalt des diakonischen Handelns, die Schlesien ein spezifisch evangelisches Ge- präge gegeben haben. Ziel der Studienreise ist es, den Teilnehmern dieses besondere Profil zu erschließen. Bei der Zusammenstellung des Programms fanden die anstehenden Jubiläen – Benjamin Schmolck und Gerhart Hauptmann – ebenso Berücksichtigung wie die Europameisterschaft in Breslau. Ausgangspunkt der Studienfaht wird, wie schon in den vergangenen Jahren, die Kreuzbergbaude in Jauernick-Buschbach sein. Aus dem Programm der Studienreise 14. Juni: Nach Ankunft und Kaffeetrinken in der Kreuzbergbaude wird Dr. Meyer im Schlesischen Museum Görlitz in einem Vortrag über die Schlesische Dichterschule referieren. 15. Juni: Bei der Stadtbesichtigung Bunzlaus soll Martin Opitz (1597-1639) und Ernst Gottlieb Woltersdorf (1725-61), der dort nicht nur als Lieddichter tätig war, sondern auch ein Waisenhaus nach Frankeschem Vorbild mitbegründete, besondere Aufmerksamkeit gewidmet sein. Zudem wird Dr. Schott zum Thema „Die Innere Mission in Schlesien – ein Beitrag zur Emanzipation in Kirche und Gesellschaft” sprechen. 16. Juni: Für Johann Christian Günther (1695-1723), einem der bedeutendsten Vorläufer des Sturm und Drang gilt MELDUNGEN/VERANSTALTUNGEN 28 das Interesse beim Besuch von Striegau. Im Anschluß daran gibt es in Muhrau Wissenswertes zum aktuellen Stand diakonischer Arbeit in Schlesien zu erfahren. Schweidnitz mit Besuch der Friedenskirche und Vortrag zu Werk und Wirken Schmolck’s beschließen den dritten Tag. 17. Juni: Bevor das Interesse mit dem Besuch von Agnetendorf und Schreiberhau ganz auf die Gebrüder Hauptmann gerichtet sein soll, steht der Besuch des Gottesdienstes in der Kirche Wang und ein Gespräch mit Pfarrer Pech zur Arbeit der Diakoniestation auf dem Programm. 18. Juni: Andreas Gryphius (1616-64) steht im Mittelpunkt dieses Tages, mit der Besichtigung von Glogau. Auch soll die Gelegenheit genutzt werden, in Glogau die ev. Gemeinde kennenzulernen und eine Behinderteneinrichtung zu besuchen. 19. Juni: Niesky und Rothenburg/OL mit den diakonischen Einrichtungen „Emmaus” bzw. Martinshof sind Ziele, die am vorletzten Tag angesteuert werden. Weitere Informationen: Tel.: 03581-744 205 ANN „Exodus des Bartschtals” wird in Breslau gezeigt D ie Ausstellung hat jetzt schon dem Anspruch einer Wanderausstellung alle Ehre gemacht. Nach fünf Stationen in Niederschlesien und weiteren fünf in Deutschland sollte sie auf Einladung des Marschalls der Woiwodschaft Niederschlesien nach Breslau gehen. Nach einer Absage des Staatsarchivs als Ausstellungsort wird sie nun in der „Mediateka”, Plac Teatralny 5 (Theaterplatz 5) am 22.2.2012 um 11 Uhr eröffnet werden. ANN Diverses Friedrich der Große steht im Zentrum der diesjährigen Tagung des Vereins für schlesische Kirchengeschichte. Sie findet vom 2. bis 5. September in Berlin statt, in Zusammenarbeit mit dem Berlin-Brandenburger Kirchengeschichtsverein. In Bad Warmbrunn sind im zurückliegenden Jahr die dringend erforderlichen Instandsetzungsarbeiten am sehr maroden Dach der evangelischen Bethauskirche ein wesentliches Stück vorangekommen. Es war der Erika-Simon-Stiftung (Rinteln) im Verein mit mehreren anderen Stiftungen, privaten Spendern und den Denkmalsschutzbehörden gelungen, die dafür erforderlichen Geldmittel zusammenzutragen. Die Schäden durch Fäulnis und Durchfeuchtungen waren schon im Inneren zu bemerken gewesen. Wer im Spätherbst dort war, konnte die Arbeitsfortschritte am Kirchendach mit verfolgen. Angelika Marsch, von Beruf eigentlich Naturwissenschaftlerin, hat sich einen exzellenten Namen gemacht als Spezialistin für „historische Bildkunde”: Veduten, alte Stiche von Städten und Landschaften. Für uns Schlesier liegt ihr wertvollster wissenschaftlicher Beitrag ohne Zweifel in der grundlegenden Arbeit über den Breslauer Kupferstecher Friedrich Bernhard Werner, dessen (erhaltenes) Gesamtwerk sie in einer umfänglichen Bilddokumentation gewürdigt hat. Am 4. Oktober 2011 ist sie im 80. Lebensjahr in Hamburg verstorben. Das Bistum Görlitz, die kleinste und jüngste der katholischen Ddiözesen Deutschlands, hat wieder einen Bischof: Wolfgang Ipold. Der in Gotha 1954 Geborene wurde in der Görlitzer Kathedrae St. Jakobus durch den Berliner Erzbischof geweiht und in sein Amt eingeführt. Zu den Gästen gehörte der Bischof der polnischen Nachbardiözese Liegnitz ebenso wie der evangelische Generalsuperintendent Martin Herche; „nur gemeinsam sind wir wirklich glaubwürdig” sagte er in einem Grußwort. Das Bistum Görlitz, nach dem Krieg und bis 1994 kirchenrechtlich „nur” eine „Apostolische Administratur”, umfaßt ein Territorium, das von Eisenhüttenstadt bis Görlitz und im Westen von Storkow bis Ruhland reicht, hat etwa 30.000 Mitglieder, bis auf die Enklave um Wittichenau herum zumeist in der Diaspora. Der Wahlspruch im Wappen des Bischofs: „Den Duft der Erkenntnis Christi verbreiten” nach einem Wort des Apostels Paulus im 2. Korintherbrief, Kap. 2,15. „Jüdisches Leben in Breslau und Niederschlesien” lautet der Titel einer Ausstellung und der dazu herausgegebenen Broschüre (die allerdings ´Breslau` durch ´Wroc³aw` ersetzt!) Die Ausstellung wurde in der Synagoge „Zum Weißen Storch” gezeigt. Zugleich fand auch eine viertägige internationale Tagung in Breslau statt, die sich in einer breiten Vielfalt der Themen der Geschichte, dem Schicksal und der kulturellen Bedeutung des Judentums in Schlesien widmete. Reisen und Studientagungen bietet auch im Jahre 2012 wieder die „Evangelische Gesellschaft für Ost-West-Begegnung e.V.” (früher Evg. Jugenddienst für Ost-Westbegegnung/EJD), wie er in seinem neuen Info-Brief mitteilt. In ihm heißt es: „Die EGB wird wieder einmal eine Reise nach Bulgarien anbieten, in ein Land, das wir zuletzt vor den Revolutionen im ehemaligen Ostblock besucht haben. Bei der Vorbereitung dieser Reise haben Mitglieder, die über besonders gute Kenntnisse über dieses Land verfügen, ihre Mitarbeit angeboten. Auch unsere Jahrestagung wird sich mit Bulgarien befassen. Weiter sind geeplant eine Studien- und Begegnungsreise in das Posener Land und eine weiter nach Odessa und Kiew. Die Termine: Bulgarien vom 27. Juli bis 6. August 2012; Posener Land vom 28. September bis 2. Oktober; Odessa und Kiew vom 23. Juli bis 5. August 2012; Jahrestagung vom 14. bis 16. September in Heiligenstadt. Informationen: www.egb-info.de; [email protected]; Postanschrift: Auf dem Hagen 23, 37079 Göttingen. 29 BUCHEMPFEHLUNG „Es bleiben Gottesfurcht und Brüderschafts- und Heimatliebe...” Ein kleines Büchlein gibt Auskunft über die erstaunliche Geschichte der Ortschaft Petersgrätz ANDREAS NEUMANN-NOCHTEN D ie Geschichte von Petersgrätz hängt eng mit der der Böhmischen Brüder zusammen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein sahen sich die Evangelischen in Böhmen und Mähren äußerster Bedrückung und Verfolgung ausgesetzt. Das führte immer wieder dazu, daß sie als Exulanten in Schlesien „böhmische Kolonien” gründeten, unter anderem im Jahre 1752 in der Nähe von Malapane den Ort Friedrichsgrätz. Der karge Boden dort gab kaum genug her, um die 100 angekommenen Familien zu ernähren. Daran änderte sich auch nichts in den folgenden knapp 80 Jahren, da die Einwohnerzahl beständig stieg, die Lebensumstände aber schier unerträglich wurden. Das führte schließlich zur Gründung von Petersgrätz nahe Himmelwitz. Wie es im Einzelnen dazu kam und welchen Schwierigkeiten die Umsiedlungswilligen zu begegnen hatten, wie sich der neue Ort – eine evangelische, tschechischsprachige Enklave in mehrheitlich deutsch, minderheitlich polnisch besiedeltem, insgesamt aber katholischem Umfeld – entwickelte und behauptete, kann in einem kleinen Buch nachgelesen werden, das nun auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Es ist eine Sammlung von Aufsätzen und Beiträgen zur Geschichte von Petersgrätz, initiiert durch den Pfarrer der heute katholischen Gemeinde. Und es ist erstaunlich und wohltuend zugleich, wenn er in seinem Vorwort zwei Glaubenszeugen zu Wort kommen läßt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Roman Brandtstätter, den zum Katholizismus konvertierten Juden und Jan Hus, den frühen Reformator und „Vater” der Böhmischen Brüder. Und auch der in der Überschrift zitierte Satz von Paul Karliczek aus dem Jahre 1932 zeugt davon, daß der Herausgber frei von nationalen und konfessionellen Vorurteilen bemüht ist, der besonderen Frömmigkeitsgeschichte von Petersgrätz Aufmerksamkeit und Achtung zu zollen. In zwei kurzen einführenden Kapiteln erfährt der Leser zum einen etwas über die hierzulande weitestgehend unbekannte Geschichte der Böhmischen Brüder in Polen und zum anderen über die Grundlagen und Strukturen der reformierten Kirche im allgemeinen. Großen Raum nimmt im 69seitigen Textteil die sehr gelungene und vollkommen wertfrei verfaßte Darstellung der Geschichte von Petersgrätz ein. Im Anschluß daran sind einige Dokumente aus dem Pfarrarchiv abgebildet, ebenso das Einwohnerverzeichnis aus dem Jahre 1943 und zahlreiche Photos abbildend die in der heutigen Kirchhofsmauer eingelassenen alten Grabplatten. Ein kurzer Exkurs „Petersgrätz in der Zeit der Volksabstimmung und der schlesischen Aufstände” läßt in seiner Abfassung – wenn auch um Sachlichkeit bemüht – dennoch erkennen wem die Sympathien des Autors gelten. Ein farbiger Bildteil beschließt die Publikation. Neben vielen Abbildungen der heute katholischen Pfarrkirche und Bildern, die das reiche religiöse Leben illustrieren sollen, zeigt er uns aber auch den toleranten Umgang der heutigen Bewohner mit der wechselhaften Geschichte ihrer Heimat: das Gefallenendenkmal für die Opfer des I. und II. Weltkriegs, eine Gedenkstätte auf dem Friedhof und eine in den alten drei Ortssprachen abgefaßte Erinnerungstafel an den Gründer der Gemeinde Pfarrer Peter Schikora belegen das hinlänglich. Beim Lesen der Geschichte von Petersgrätz fällt auf, daß in diesem Jahr zwei wichtige Jubiläen anstehen. Das eine ist der 180. Geburtstag der Gemeinde am 25./26 August 2012 und das andere das 120. Kirchweihjubiläum. Die Beiträge des Büchleins stammen von polnischen und tschechischen Autoren. Die Publikation selbst erschien erstmals 2008 in polnischer Sprache unter dem Titel „Pietrówka”. Die Herausgabe in deutscher Sprache ist dem in Deutschland ansässigen „Förderverein Petersgrätz e.V.” und dessen Vorsitzendem, Herrn Dieter Utikal, zu verdanken. Gegründet im Jahr 2005 – dem „Jahr der deutsch-polnischen Zusammenarbeit” – von Nachfahren der Dorfgrün- MELDUNGEN der von Petersgrätz und heutigen Bürgern von Piotrówka, hat er es sich zur Aufgabe gemacht im Bereich Kultur und Kommunikation fördernd tätig zu werden. Einen besonderen Schwerpunkt nimmt hierbei die Vernetzung deutschpolnischer Jugendarbeit ein, um durch Bildung und Begegnung, Schul-,Stadt- u. Gemeindepartnerschaften ein gutes Miteinander zu entwickeln. Desgleichen gilt dessen Aufmerksamkeit der Bewahrung und Erforschung von Heimatgeschichte, durch Sammlung und Pflege des heimatlichschlesisch-böhmischen Kulturgutes und Brauchtums. Daß darüber hinaus die Erhaltung und Pflege von Denkmalen in Piotrówka und Grodziec (Friedrichsgrätz) unterstützt wird, bedarf eigentlich nicht der gesonderten Erwähnung. Das Buch kann unter nachfolgend genannter Adresse zum Preis von 10 Euro (8,50 + 1,50 Porto, Verpackung) erworben werden. Förderverein Petersgrätz e.V., Lerchenfeldstraße 3, 82294 Oberschweinbach [email protected] EVANGELISCHE GOTTESDIENSTE IN DEUTSCHER SPRACHE IN SCHLESIEN Breslau: an jedem Sonntag um 10 Uhr in der Christophorikirche, pl. Św. Krzyzstofa 1. Lauban: an jedem 4. Sonntag um 9 Uhr in der Frauenkirche, ul. Kombatantów. Liegnitz: am 1. und 3. Sonntag um 13 Uhr in der Liebfrauenkirche, pl. Mariacki 1. Schweidnitz: an jedem 4. Sonnabend um 9 Uhr in der Friedenskirche, pl. Pokoju 6. Waldenburg: an jedem 2. Sonntag und jedem 4. Sonnabend um 14 Uhr in der Erlöserkirche, pl. Kościelny 4. Bad Warmbrunn: an jedem 2. Sonnabend und jedem 4. Sonntag in der Erlöserkirche, pl. Piastowski 18. Jauer Friedenskirche Auf Anfrage: Park Pokoju 2, 59-400 Jawor. Tel. (+4876) 870 51 45. E-Mail: [email protected] Pfarramt: ul. Partyzantów 60, 51-675 Wrocław. Tel. 0048 - 71-3484598. Pfarrer Andrzej Fober VERANSTALTUNGEN DER GEMEINSCHAFT EVANGELISCHER SCHLESIER Hamburg Schlesischer Gemeindenachmittag Freitag, 3. Februar (Wellwurstessen) und Freitag, 2. März jeweils um 16 Uhr im Gemeindesaal von St. Petri, Altona, Schmarjestraße 33. 30 Stuttgart Gottesdienst nach schlesischer Liturgie Sonntag, 26. Februar um 14.30 Uhr in der Schloßkirche. GEBURTSTAGE AUS DER LESERGEMEINDE 94. Am 01.02. Frau Ilse Müller, 44866 Bochum, Theodor-Körner-Str. 3, früher Goldberg. 92. Am 18.02. Herr Hans Scholz, 39261 Zerbst, Friedrich-Naumann-Str. 45, früher Grünberg/Schl.. 91. Am 08.02. Frau Charlotte Fiala, 98617 Meiningen, Am Mittleren Rasen 9, früher Wüstegiersdorf. Am 09.02. Herr Forstdirektor i.R. Joachim Viebig, 69412 Eberbach, Dr.Weiß-Str. 21, früher Breslau. 90. Am 07.02. Frau Margarete Scholz, 51065 Köln, Graf-Adolf-Str. 14-16, früher Breslau. Am 10.02. Frau Lenore Gerst, 75417 Mühlacker, Hindenburgstr. 12, früher Obernigk. Am 27.02. Frau Else Weske, 34127 Kassel, Udenhäuser Str. 20, früher Volkersdorf/Lauban. 89. Am 04.02. Frau Gisela Worm, 50226 Frechen, Augustinusstr. 10, früher Tauer, Krs. Glogau. 88. Am 03.02. Frau Waltraud Hauke, 70565 Stuttgart, Behringstr. 25, früher Laasan/Schweidnitz. Am 08.02. Frau Margarete Hahn, 39261 Zerbst, Neue Brücke 9, früher Breslau. Am 10.02. Frau Ursula Wiesner, 74076 Heilbronn, Schickhardtstr. 52. Am 18.02. Herr Pastor i.R. Will-Feodor v. Neumann, 31162 Bad Salzdetfurth, Am Kirchberg 6, früher Kl.Muritsch/Trebnitz. 87. Am 03.02. Frau Ingeborg Rokitte, 71638 Ludwigsburg, Hindenburgstr. 106, früher Breslau. Am 21.02. Herr Siegfried Hornig, 26388 Wilhelmshaven, Insterweg 11, früher Dittersbach/Waldenburg. 86. Am 07.02. Herr Hans-Joachim Wendland, 60599 Frankfurt, Balduinstr. 68, früher Weigelsdorf, Krs. Reichenbach. Am 20.02. Herr Diakon i.R. Kurt Niebisch, 33649 Bielefeld, Ostlandstr. 21, früher Klein Jenkwitz. Am 22.02. Frau Annelies Tzschoppe, 02829 Neißeaue, Dorfallee 58, früher Breslau. Am 27.02. Frau Gisela Ritter, 85221 Dachau, Reichenberger Str. 1, früher Langenöls. 83. Am 12.02. Herr Joachim Kempe, 31167 Bockenem, Buchholzmarkt 20, früher Hannover. Am 19.02. Frau Eva Maria Tange, 24534 Neumünster, Werderstr. 35, früher Helmstedt. 82. Am 27.02. Frau Helga Weinhold, 68199 Mannheim, Rottfeldstr. 44, früher Schweidnitz. 81. Am 08.02. Herr Pastor i.R. Peter Leuchtmann, 32312 Lübbecke, Am Zollamt 9, früher Grasse/Falkenberg OS. Am 16.02. Herr Dankwart Jüngling, 79576 Weil, Lettenweg 7, früher Sagan. Am 28.02. Herr Dekan i.R. Klaus Loreck, 91154 Roth, Am Stadtpark 1, früher Sagan. 80. Am 10.02. Frau Brigitte Schubel, 32339 Espelkamp, Chemnitzer Weg 7, früher Mertschütz, Kr. Liegnitz. Am 29.02. Frau Eveline v. Rennenkampff, 31655 Stadthagen, Leinenweberstr. 1, früher Oppeln. 79. Am 14.02. Frau Christa Kohli-Dietrich, 02826 Görlitz, Sonnenstraße 16. 78. Am 05.02. Herr Helmut Dudel, 14089 Berlin- 31 Spandau, Sakrower Kirchweg 16 D, früher Breslau. Am 12.02. Frau Gisela Kitzig, 58708 Menden, Hermann-LönsStr. 59, früher Waldenburg. Am 21.02. Herr Alexander Engler, 06502 Thale-OT Neinstedt, Am Rumberg 1, früher Schönau/Katzbach. Am 23.02. Herr Karl Kuschick, 50389 Wesseling, Finkenweg 9, früher Langemark/Glogau. 77. Am 05.02. Herr Alfred Norbert Hufnagel, 67549 Worms-Hochheim, Schillingstr. 9. Am 08.02. Herr Arnulf Knappe, 65207 Wiesbaden, Tannenring 11, früher Strehlen. 76. Am 11.02. Herr Sup. i. R. Hans-Wolfgang Hennig, 02906 Niesky, Schlossergasse 4. Am 13.02. Herr OKR i. R. Eberhard Völz, 02826 Görlitz, Augustusstr. 6, früher Görlitz. Am 15.02. Herr Ulrich Goede, 31848 Bad Münder, Wermuthstr. 6, früher Grünberg. Am 20.02. Herr Professor Dr. Jürgen Böhm, 55130 Mainz, AlexanderDiehl-Str. 11, früher Schleswig. Am 23.02. Frau Elfriede Heckenthaler, 50259 Pulheim, Paulstr. 45, früher Dorfbach-Falkenberg. Am 24.02. Frau Monika Bacher, 60435 Frankfurt, Homburger Landstr. 204 A, früher Breslau. 75. Am 05.02. Herr Fritz Böhm, 82491 Grainau, Griesener Str. 13a, früher Fellkammer. Am 05.02. Herr Wolfgang Rokitte, 31789 Hameln, Reichardstr. 4, früher Weißensee, Oels. Am 10.02. Frau Hildegard Graf, 73117 Wangen, Mozart-Str. 10, früher Liegnitz. Am 13.02. Frau Christa Burghardt, 35683 Dillenburg, Danziger Str. 10, früher Kohlfurt/Görlitz. Am 14.02. Herr Wolfgang Prahl, 71634 Ludwigsburg, Theurerstr. 25. Am 19.02. Herr Pastor i. R. Reinhard Fiebig, 31848 Bad Münder, Am Glockensiek 4, früher Breslau. 74. Am 11.02. Sr. Renate Boldt, 30171 Hannover, Marienstr. 90, früher Hannover. Am 16.02. Herr Helmut Bittner, 38889 Blankenburg, Karl-Zerbst-Str. 5, früher Breslau. Am 22.02. Herr Pfarrer i. R. Eberhard Hinze, 73278 Schlierbach, Steingaustr. 54. Am 24.02. Frau Irmgard Spittler, 40822 Mettmann, Eichendorffstraße 24, früher Dorfbach/Eulengbg. Am 27.02. Agathe Gräfin v. Wedel, 14552 Michendorf, Schmerberger Str. 13. 73. Am 02.02. Frau Anna-Elisabeth Kramer, 30890 Barsinghausen, Im Lindenfeld 9, früher Ober Struse/Breslau. 72. Am 29.02. Herr Helmut Schubert, 06502 Thale, Wotanstraße 8a, früher Gutschdorf b. Striegau. 71. Am 06.02. Frau Helga Hufnagel, geb. Waberczeck, 67549 Worms-Hochheim, Schillingstr. 9, früher Breslau. 70. Am 13.02. Frau Ulrike Müller-Goerth, 55124 Mainz, Elsa-Brändström-Str. 1, früher Breslau. 69. Am 12.02. Herr Diakon Gottfried Tepper, 02929 Rothenburg/OL, Horkaer Str. 21 A, früher Frankenstein/Schl. Am 28.02. Herr Pastor i. R. Wilfried Waschek, 26127 Oldenburg, Hackenweg 99, früher Großburg, Krs. Strehlen. 67. Am 16.02. Herr Gerhard Hartmann, 38259 Salzgitter, Im Tale 1, früher Kammerswaldau, Hirschberg. Am 25.02. Herr Jürgen Waschek, 26123 Oldenburg, v. Lützowstr. 12, früher Bayreuth. AUS DER LESERGEMEINDE Beitrittserklärung: Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Gemeinschaft evangelischer Schlesier e. V. bei einem Mitglieder-Jahrebeitrag von aktuell 30 Euro für das laufende Kalenderjahr; im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft erhalte ich die Zeitschrift „Schlesischer Gottesfreund” kostenfrei. Ich möchte kein Mitglied werden, bestelle aber die Monatszeitschrift „Schlesischer Gottesfreund” zum Abo-Preis von 36 Euro pro Jahr. Bitte senden Sie mir eine Probenummer der Zeitschrift „Schlesischer Gottesfreund” zu. Datum: Unterschrift: Titel: Nachname: Vorname: Straße: PLZ, Ort: Geburtsdatum/-ort: Beruf: persönlicher bzw. familiärer schlesischer Herkunftsort: Sollten Sie nicht mit der Veröffentlichung einiger Ihrer persönlichen Daten in der Geburtstagsliste des „Gottesfreundes” einverstanden sein, kreuzen Sie es bitte in den entsprechenden Kästchen an. Bitte einsenden an: Gemeinschaft evangelischer Schlesier e.V. Postfach 1410, D – 32440 Porta Westfalica oder Bankverbindung: Stiftung Evangelisches Schlesien Schlaurother Straße 11, D – 02827 Görlitz Stadtsparkasse Porta Westfalica BLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997 Impressum Herausgeber: Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V. D 32440 Porta Westfalica, PF 1410, Tel.: 0571-971 99 74, Bankverbindung: Stadtsparkasse Porta Westfalica BLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997 E-mail: [email protected] Verantwortlich für den Inhalt: Mag. phil. et theol. Dietmar Neß Wittichenauer Straße 11a, D - 02999 Groß Särchen, Tel./Fax: 03 57 26 - 5 56 75 E-mail: [email protected]. Andreas Neumann-Nochten Hotherstraße 32, D - 02826 Görlitz Tel.: 03581 - 878988 E-mail: [email protected] Beiträge/Grafik/Satz/Layout: Andreas Neumann-Nochten Herausgegeben in Zusammenarbeit mit der Stiftung Evangelisches Schlesien und der Evangelischen Diözese Breslau/Wroclaw. Druck: MAXROI Graphics GmbH, Görlitz 32 WEIHNACHTSRÄTSEL 6 3 1 2 5 4 Was es (nicht) alles NICHT gab! Z ugegeben, wirklich schwer war es nicht, dieses Weihnachtsrätsel zu lösen. Denn schon die Frage nach dem Namen des Mannes, dem es in besonderer Weise darum zu tun war, allein der durch die Schrift bezeugten Botschaft wieder Geltung zu verschaffen, war für manchen schon Hinweis genug. Natürlich gab es die ganz Bibelfesten, die es sich nicht nehmen ließen, freundlich darauf zu verweisen – obwohl ich im Begleittext entsprechend vorgewarnt hatte –, daß von Engeln über dem Stall in der Bibel nichts zu lesen sei. An den Täubchen und dem neugierigen Huhn nahm dankbarerweise niemand Anstoß. Hier nun also die Auflösung mit ein paar erhellenden Ausführungen. Das erste Wort lautete Laterne (1). Freilich gab es zur Zeit Jesu bereits Straßenbeleuchtung. Allerdings bestand diese seinerzeit u.a. aus ölgefüllten Gefäßen mit Hanfdochten oder Fackeln. Laternen, wie die abgebildete, sind erst seit dem 17. Jahrhundert üblich. Die NUckelflasche (2) kann auch schon auf ein beachtliches Alter zurückblicken. Ihre Vorläufer sind bereits in der Antike belegt. Die, die auf der Krippe steht, gehört zu jenen, die erst seit den 1930er Jahren in Gebrauch sind. Auch der VenTilator (3) ist viel älter, als man meinen möchte. Bereits Leonardo da Vinci hat „Geräte” entworfen, die in ähnlicher Bauweise für den Luftaustausch sorgen sollten, wie die heute üblichen – wenn auch seinerzeit durch schwitzende Diener in Bewegung gehalten. Der Hydrant (4), wie er am rechten unteren Bildrand zu sehen ist, stammt aus den 1950er Jahren. Allerdings ist ein erster dieser Art 1801 in Philadelphia (USA) in Betrieb gegangen. Auf eine wirklich lange Geschichte kann der KoffEr (5) verweisen. Des Wortes Ursprung ist im Lateinischen zu finden: cophinus, was im Wortsinne Weidenkorb bedeutet. Ins Französische übertragen entstand daraus Coffre, ein Begriff, der für einen oft mit Leder bezogenen kleinen Holzkasten stand, der wichtige Reiseutensilien enthielt. Der uns bekannte Reisekoffer – ein hölzernes Gestell, bezogen mit fester Leinwand oder Leder und mit Scharnieren und Schnallen versehen – taucht erstmals in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf. Schließlich und endlich wäre da noch über den Turm hinter der Laterne zu sprechen. Es ist ein MinaRett (6). Wann das erste errichtet wurde, ist unbekannt. Da aber die legendäre Ankunft des Propheten Mohamed in Medina um das Jahr 624 n.Chr. datiert, was wiederum die Geburtsstunde des Islams markiert, dürfte das älteste dieser Bauwerke erst danach entstanden sein. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle das Lösungswort genannt. Es lautet, fügt man die betreffenden Buchstaben zueinander, LUTHER. Die Gewinner und Preise werden in der kommenden Ausgabe bekannt gegeben. Herzlicher Dank allen, die sich am Rätsel beteiligt haben. ANN