März 1985 - Erziehungskunst

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März 1985 - Erziehungskunst
E20 546 E
Mitteleuropa
und die Waldorfpädagogik
Rose Ausländer- Dichtung
aus den Kräften der Mitte
Rhythmen im Familienleben
Vom Bauimpuls der
Waldorfkindergärten
monatssdlrift zur Padagogik
Rudolf Steiners
31 März 1985
Herausgeber: Bund der Freien Waldorfschulen
Die Erziehungskunst ist gleichzeitig Organ der Pädagogischen Forschungsstelle
beim Bund der Freien Waldorfschulen e.V., der Vereinigung •Freunde der
Erziehungskunst Rudolf Steiners e. V.• und der Vereinigung der Waldorfkindergärten e. V.
Schriftleitung: Dr. Manfred Leist, Justus Wittich
D-7000 Stuttgart 1, Libanonstraße 3, Telefon (07 11) 23 29 96
Die Verantwortung für den Inhalt der Beiträge tragen die Verfasser
INHALT
Die Aufgaben Mitteleuropas und die
Waldorfpädagogik
Dichtung aus den Kräften der Mitte.
Zur Lyrik der Rose Ausländer in der Oberstufe
In der realen Zeit leben
Zur Unterstützung der Schmetterlingswelt.
Einfache Schmetterlingszuchten für Schulzimmer
und Wohnung
Zum Informatikunterricht an Waldorfschulen (VIII)
>>Das Aussäen des pädagogischen Impulses.«
Zum 80. Geburtstag von Rudolf Grosse
Von den drei Festen des Hausbaues
Bilder von Waldorfkindergärten
Stefan Leber, Stuttgart
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Dr. Christoph Göpfert, Evinghausen 163
]ohn Davy f
170
Peter Lange, Wetzikon/Schweiz
Dr. Ernst Schuberth, Mannheim
175
181
Dr. ]ohannes Tautz, Bad Dürrheim
Dr. Helmut von Kügelgen, Stuttgart
185
197
193
LITERATURHINWEISE-BUCHBESPRECHUNGEN
Berliner Arbeitervorträge Rudolf Steiners
(R. Steiner)
Historische Miniaruren (M. J. Krück-von Poturzyn)
Die Vorträge des »Kongresses zur Völkerverständigung<< (»Europa und sein Genius<<)
Rhodesien - Zimbabwe. Die Geschichte einer
inneren Wandlung (A. Smith)
Vom Werk und der Persönlichkeit Walther K.niebes
(H. G. Häußler/G. Kniebe)
»Alle Form wird dann Gebärde sein<<- Das Werk
des Bildhauers Manfred Welzel (M. Welzel)
Kinder und Malen (E.-L. Damm)
Die Waldorfschule für Erziehungshilfe aus der
Sicht der Erziehungswissenschaft (1. Windeck)
»Das Liederboot<< (H. Baumann)
Antike und orientalische Mathematik (H. Gericke)
Valentin Wember, Stuttgart
Arnulf Bastin, Wien
188
189
Dr. Ruth Moering, Wanne-Eickel
190
Sibylle Alexander, Edinburgh
192
Dr. Manfred Leist, Stuttgart
200
Dr. Ekkehard Randebrock, Stuttgart 201
Margrit]ünemann, Stuttgart
202
Hans Fr. jaenicke, Wuppertal
Erika Diihnfort, Wuppertal
Renatus Ziegler, Arlesheim
204
205
206
AUS DER INTERNATIONALEN SCHULBEWEGUNG
Aitiara - Escola do Campe. Eine Dorfschule auf
einer biologisch-dynamischen Farm in Brasilien
Eldbj~Jrg Blaich, Botocatu!Brasilien
Theo Erik, Albuquerque/USA
Eine pädagogische Tagung im Südwesten der USA
Wesen und Erneuerung der Streichinstrumente.
Bericht von einer öffentlichen Arbeitstagung
Hans Toelle, Sexbach
Mitteilenswenes in Kürze
]. W.!A. N.
Termine, Anschriften
Beilage: •Von neuen Büchern•, Hauszeitschrift, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgan
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Die »Erziehungskunst• erscheint jeweils in der zweiten Hälfte eines Monats und kann durch jede Buchhandlung oder direkt beim Verlag bezogen werden. Jahresabonnement DM 43,- zuzüglich Porto
(Inland: DM 9,60, Ausland: DM 15,80), Srudentenabonnement DM 32,25, Einzelheft DM 4,50. Vor
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ISSN 0014-0333
Verlag Freies Geistesleben · 7000 Sruttgart 1 · Haußmannstraße 76 · Telefon (07 11) 28 32 55
ERZIEHUNGSKUNST
MONATSSCHRIFT ZUR PÄDAGOGIK RUDOLF STEINERS
Jahrgang XLIX
Heft 3
März 1985
Stefan Leber
Die Aufgaben Mitteleuropas
und die Waldorfpädagogik
George Orwells Buch mit dem Titel »1984<< hat das vergangene Jahr besonders
in das Bewußtsein der Zeitgenossen eingeschrieben 1• Dieses Buch von Orwell
schließt an eine 432 Jahre zuvor erschienene englische Vorlage an- was Orwell
sehr bewußt war-, nämlich an das Werk »Utopia<< von Thomas Morus. In dieser
Vision zeichnet Morus ein ideales Gebilde, einen Staat, der so geprägt und geformt
ist, daß die Gemeinschaft der zusammenlebenden Bürger in jeder Hinsicht menschenwürdig leben kann, wie es in England damals eben nicht möglich war. Der.
»Roman<< in Dialogform spielt an ein_em »nirgend Ort<<; die Schilderung ist so
abgefaßt, daß man nicht genau weiß, ist hier eine Wirklichkeit geschildert oder
handelt es sich um ein reines Ideal? Von diesem außerordentlich bedeutsamen und
im Beginn der Neuzeit (1516) erschienenen Buch >>Utopia<< ließ sich Orwell
tatsächlich inspirieren und zeichnet im 20. Jahrhundert eine Art Gegenutopie- nur
daß sie nichts mehr Idealistisches zeigt.
Was zeigt Orwell? Die Welt des Durchschnitts! Wer herrscht? Das Mittelmaß!
Was herrscht unwägbar und überall? Die Norm! Welche Norm? Nun, die ist
eigentümlicherweise nicht fixiert, sondern sie ist in Entwicklung. Da gibt es ein
eigenes Ministerium, das Wahrheitsministerium, das die Norm dem jeweiligen
Stand anpaßt. Der Held heißt Winston Smith (Churchill gibt vielleicht für den
Vornamen die Vorlage). Er hat in einer Abteilung des Ministeriums die Anpassung
der »Wahrheit<< an den jeweilig neuestenStand zu bewerkstelligen. Wenn man sich
dieses Buch, diese Gegenutopie, vergegenwärtigt, dann taucht im Hintergrund ein
allmächtiges Überwachungssystem auf, wo jeder in seinen Gedanken voin >>Großen Bruder<< kontrolliert wird, wo also ein außerordentlich vernetztes System
arbeitet. Apparate, Televisoren, nehmen alles auf, was da gesprochen wird, was
sich im Raum bewegt. Im Unterschied zu heutigen TV-Geräten fehlt ihnen allerdings etwas: man kann sie nicht abstellen; hingegen sprechen sie zugleich, verkünden Parolen usw.
Dieses Buch soll und kann aufrütteln! Orwell hat ja 1948 gemeint, und einfach
die Zahlen umgedreht in 1984, um zu zeigen, wie es 36 Jahre später aussehen wird,
1 Überarbeitete . Fassung eines Vonrages auf der Jahrestagung der Freien Waldorfschulen
Deutschlandsam 4. Mai 1984 in Karlsruhe.
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was er schon 1948 zu bemerken glaubte. Was schildert er? Eine Welt, die sich
fortdauernd im Krieg befindet. Alle drei Mächte, die da beschrieben werden,
brauchen den Krieg, da die Herrschaftssysteme sich durch die äußeren Angriffe
gerade im Inneren gegenseitig stützen, daß also zum Erhalt der Macht gerade die
mittelmäßigen Herrscher der fortdauernden, Kriegsführung bedürfen. Weiter ist
bei Orwell zu bemerken, daß ein Riß durch die Welt geht, daß sich gewissermaßen
die Machtblöcke um Ideologien gruppieren, die aber jeweils im Kern denselben
einzigen Inhalt haben: die Macht zu erhalten.
Vor diesem Hintergrund soll nun die Frage gestellt werden, ob der Impuls der
Mitte und Mitteleuropas etwas anderes in unsere Zeit hineinzubringen vermag als
den Gedanken der Macht. Muß nicht von 1984 an verstärkt beachtet werden, was
sich als eigentliches, positives Urbild dieses Orwellschen Negativbildes ausnimmt?
Brauchen wir nicht einen Ort - damit ist nicht ein geographischer, sondern ein
geistiger Ort gemeint-, wo erarbeitet wird, wohin in Zukunft die Entwicklung zu
gehen hat, und wo Menschen, wie das Thomas Morus anstrebte, aufblicken zu
Idealen, die sie in der Zukunft über das Gewordene hinausführen?.
In unserem Jahrhundert läßt sich nun zeigen, daß die Mitte, Mitteleuropa
nämlich, zunächst als ein topographischer Ort angesehen wurde, und daß er vom
Ersten Weltkrieg an zunehmend politisch bedeutungslos wurde. So veröffentlichte
z. B. ein Historiker in die »Zeit« Anfang Mai 1984 einen Bericht über neu
freigegebene Dokumente des Außenministeriums in England und schildert, wie im ·
Jahr 1953 Churchill, mit der Absicht, Europa noch etwas Zukünftiges einzupflanzen, versuchte, Deutschland zu neutralisieren und zwar als Einheit - unabhängig
von den Besatzungszonen. Deutschland sollte nach Churchills Willen zwischen
den Machtblöcken Ost und West eine eigene Kraft darstellen dadurch, daß es
gerade nicht in die Machtblöcke integriert gewesen wäre. Der Berichterstatter
schildert dann, wie ein deutscher Bundeskanzler, eben Konrad Adenauer, in einer
genialen Weise diese Absicht Churchills konterkarierte. Adenauer wurde von.
verschiedenen Seiten in die Hand gearbeitet, so daß dann der eine Teil Deutschlands sich völlig in den Westen integrierte und damit Ostdeutschland, dieuDDR,
ebenso in den zugehörigen anderen Machtblock. So wurde die le.tzte Chance
vertan, die bipolaren Machtblöcke von diesem geographischen Ort zurückzuhalten.
,
Im Herbst 1983 ist weiterhin eine Studie .über die Kriegszielpolitik Englands
erschienen. In dieser hat ein Historiker mit ungeheurem Fleiß auf über 500 Seiten
untersucht, welche Ziele England im Zweiten Weltkrieg gegenüber dem K.riegsverursacher Deutschland hatte, um nach Kriegsende neue Gestaltungen in Mitteleuropa hervorzurufen. Da werden sämtliche Vorstellungen - sie reichen natürlich
von einem gewaltigen Spektrum irrealer Möglichkeiten bis zu dem, was Realitätsgehalt h:~,tte - analysiert, und dann wird die Aussage gemacht, daß im Grunde ein
einziges Kriegsziel Wirklichkeit geworden ist, wiederum zurückgehend auf Churchill, den damaligen Premierminister. Er faßte, nachdem er aus J alta zurü~kge­
kehrt war, die Lage mit einem einzigen Satz zusammen: >>Eigentlich gibt es nur ein
K.riegsziel: Wir müssen Deutschland fett und dadurch impotent machen. Wir
·
müssen wirtschaftlichen Wohlstand verbreiten.<<
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In dem Geschilderten ist eine doppelte Tendenz zu beobachten: Einerseits im
Hinblick auf das Territorium Europa, wo nicht ohne Verschulden dieser Mitte und
jener Menschen, die damals politisch bestimmend waren, Deutschland durch den
selbst verursachten Krieg politisch ausgelöscht wurde. Andererseits wurde es
gerade durch seine Integration in die Machtblöcke, wirtschaftlich betrachtet, eine
bedeutende Potenz. Vor diesem Hintergrund kann man die Frage stellen, ob
Deutschland bzw. Mitteleuropa seine Aufgabe politisch oder wirtschaftlich auffassen sollte. Bei dieser Fragestellung wird aber gerade übersehen, daß die Idee
Mitteleuropas eigentlich als eine geistige Qualität verstanden werden muß. Damit
ist gemeint, daß wir sowohl im Ostblock wie im Westen eine Kultur haben- wenn
ich da Erich Fromm bemühen darf -, die auf dem aufbaut und sich abstützt, was
man bereits erarbeitet hat, also auf eine Kultur des Habens. Fromm setzt dagegen
den Begriff des Seins, der etwas umformuliert auch bedeuten kann, daß wir eine
Kultur des Werdens benötigen, die nicht ist, sondern um Entwicklung ringt. In
diesem Ringen um Entwicklung besteht jene Aufgabe Mitteleuropas als Qualität,
die unserer Zeit nottut. Wo immer sich dieses Bemühen in der Welt ereignet, ob in
Australien, in Kalifornien, ob in Frankreich, in England oder der Sowjetunion," das
ist dann »Mitteleuropa<<- eben die Mitte. Mitteleuropa ist hier als Qualität verstanden, die den Aufbruch in ein neues Jahrhundert darstellt.
Und nun macht sich die Waldorfschule anheischig- zum ersten Mal eigentlich,
wenn es da auch pädagogische Vorläufer gibt-, den Blick nicht auf das Gewordene
zu richten, sondern nun eine Wendung ·nach der anderen Seite auf die Kräfte
vorzunehmen, die Rudolf Steinereinmal die Kräfte der »Ungeborenheit« nannte.
Er bildete dabei analog zu dem selbstverständlichen Begriff der >>Unsterblichkeit«
den Begriff der Ungeborenheit. Damit wird darauf aufmerksam gemacht, daß die
menschliche Existenz durch zwei Tore eingerahmt wird. Das >>Tor des Todes«
zeigt uns irdische Vergangenheit, was erreicht wurde, zeigt uns aber auch - recht
betrachtet - eine fernere Zukunft. Würde man verfolgen, was mit dem SeelischGeistigen geschieht, das den Leib verläßt, sähe man zukünftige Entwicklung. Wie
sieht das aber bei dem >>Tor der Geburt« aus? Da sehen wir den leiblich noch sehr
unvollkommenen Zustand, geistig aber können wir bei jeder weiteren Entwicklung
des Kindes bemerken, daß da Reste anwesend sind, die eben nicht durch das
Haben, sondern nur mit dem Werden gefaßt werden können. Jedes Kind ist
umgeben, eingebettet in eine Hülle des völlig Zukünftigen, und jeder, der sich dem
offenen Sinnes hingibt, kann bemerken, da eröffnet sich beim Kind etwas, was
nicht absehbar ist, was voller Zukunft ist. Christian Morgenstern hat das in einem
Aphorismus in den >>Stufen« formuliert: >>Zitiert nicht immer Vergangenheit gegen
uns, sondern zeigt Wege der Zukunft!« Wege der Zukunft kann man aber überhaupt nur dann auffinden, ~enn man sich auf das Mysterium der Geburt einläßt,
also darauf, wo Entwicklung beginnt. Gerrau in diesem Sinne hat Rudolf Steiner
die Waldorfschule verstanden, und es dürfen hier einige Sätze von ihm zitiert
werden.
Zuvor noch eine Anmerkung: Wie ist es überhaupt möglich, daß ein solches
Zitat heute noch Bedeutung haben soll, wo doch die Entwicklung so unvergleichlich rasch vorwärtsschreitet? Was ist zwischen 1919 und heute an Wissen und
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Erkenntnis angehäuft worden? Eine atemberaubende Entwicklung! Und nun
beginnt vor über sechzig Jahren die Pädagogik Rudolf Steiners. Kann sie über. haupt noch etwas Zukünftiges in sich bergen? Wenn so äußerlich provozierend
gefragt wird, liegt die Antwort nahe, daß die Waldorfschule doch völlig überholt
sein müßte. Wendet man allerdingt den Blick von Formalien ab und auf Inhalte, so
dürfte sich die Waldorfschule, weil sie sich dem Mysterium der Geburt zuwendetinsofern es der Lehrerschaft gelingt, dieses zu enträtseln - nie veralten, denn dann
bleibt sie ständig jung, gleichsam auf der Höhe derjenigen, die immer neue Impulse
in ihre neue Erdenexistenz hereintragen. Und genau auf diesen Sachverhalt richtet
Rudolf Steinerden Blick am Ende des ersten Schuljahres der Stuttgarter Waldorfschule, wo er in einer Ansprache vor Lehrern und Schülern folgendes sarf:
,;, .. Meine lieben Kinder; wenn die Lehrer des Morgens in die Schule hereingegangen
sind, so waren sie solche Leute, welche die Aufgabe der Zeit wirklich begriffen haben und in
fleißiger Hingabe sich dem gewidmet haben, was von ihnen verlangt worden ist ... « (Und
zu den Waldorflehrern gewendet) »Ich danke Euch im Namen des Geistes der Menschheit,
den wir versuchen zu pflegen in unserer ganzen geistigen Bewegung; ich drücke Euch in
diesem Geiste die Hand für alles dasjenige, was ihr geleistet habt für die Zukunftsideale der
Menschheit . . . Neben demjenigen, was wir hier gelernt haben ... , liegt noch etwas
anderes. Das ist dasjenige, was ich nennen möchte: Der Geist der Waldorfschule! Er soll
wieder zur echten Frömmigkeit ausbilden. Es ist im Grunde genommen der Geist des
Christentums, der durch unsere Räume weht, der, von jedem Lehrer ausgehend, zu jedem
Kind hingeht, auch wenn etwas scheinbar von der Religion Fernstehendes gelehrt wird, wie
zum Beispiel Rechnen. Hier ist es immer der Geist des Christus, der, von dem Lehrer
ausgehend, in die Herzen der Kinder einziehen soll, dieser Geist, der von Liebe, von wahrer
Menschenliebe durchweht ist. Darum möchte ich, daß ihr Kinder empfindet, wie ihr nicht
nur etwas gelernt habt, sondern auch nach und nach hier empfinden gelernt habt, was Liebe
des einen zum anderen ist.«
Und nun wird das Ganze noch zusammengefaßt. Indem Rudolf Steiner die
Schüler in die Ferien entläßt, sagt er zu den Kindern: So wie man am Tag wach ist
und dann auch den Schlaft notwendig hat, hat ein Schüler auch einmal Ferien
notwendig. Und wenn er in den Ferien ist, wo er gewissermaßen im Schlafzustand
- die Schule betreffend - sich befindet, dann tauchen da vielleicht auch Gedanken
an die Schule auf. Da ermuntert Rudolf Steiner die Schüler:
»Meine Gedanken sollen hineilen zu der lieben Waldorfschule; dort wird mein Körper
gestaltet zu ~echter Tüchtigkeit und Arbeit, ·don wird meine Seele entwickelt zu starker
Lebenskraft, dort wird mein Geist erweckt zu wahrem, tüchtigem Menschentum.«
Er greift dieses Motiv dann in der Ansprache noch einmal auf: Tüchtigkeit des
Körpers, Lebenskraft der Seele, tüchtiges Menschentum für den Geist - das will
die Schule vermitteln. Damit endet diese Ansprache. Es findet später- wie sich das
an der Waldorfschule gehört - am gleichen Tag eine Konferenz statt, in der
nunmehr der ganze Inhalt der Ansprache für das Bewußtsein des Erwachsenen
erläutert wird. Es heißt in der Konferenz dann (Band I, S. 164ff.):
2
Ansprache vom 24. Juli 1920, in: Rudolf Steinerinder Waldorfschule, GA 298, Domach 1980.
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>>Wir haben die Schule begründet unter den letzten Nachwirkungen dessen, was wir von
Stuttgart vom Aprill919 an versuchten. Seit der Zeit hat sich ja so herrlich viel vollzogen ...
Vollständig ins Wasser gefallen ist dasjenige, was da unternommen werden sollte mit dem
gutgemeinten Aufruf zum Kulturrat im vorigen Jahre ... Wir werden natürlich jetzt nötig
haben in einer noch ganz anderen Weise, als wir es bisher getan haben, unsere Kräfte darauf
zu verwenden, um diesem Niedergang entgegenzuarbeiten. Das kann ja natürlich nicht von
der Waldorfschule allein ausgehen, aber durch jene Erkenntnis, die unsere Waldorflehrer
gezeigt haben, indem sie sich dieser Aufgabe gewidmet haben, sind sie die Berufenen, um
nach dieser Richtung hin ... kulturell zu wirken.<< Dem Niedergang etwas Aufsteigendes,
etwas Zukünftiges, entgegenzustellen, »das ist dasjenige<<, so setzt Rudolf Steiner fort, »was
ich heute am Schlusse des ersten Schuljahres so lebhaft empfinden mußte, was ich mit den
ernsten Worten gemeint habe, die ich in der Gegenwart der Kinder heute morgen ausgesprochen habe. Die Kinder werden die Worte nicht verstanden haben, aber das macht nichts. Wir
wisseit, daß es sich nicht darum handelt, daß nur das herangebracht wird, was die Kinder
verstehen, sondern manches, was später in den Seelen der Kinder lichtvoll aufgeht. Der
Dank, den Herr Molt ausgesprochen hat, der wird auch von mir selbst warm empfunden im
Namen desjenigen Geistes, der die Waldorfschule durchdringen soll, der immer mehr und
mehr der Geist der mitteleuropäischen Kultur werden soll.<<
Hier also formuliert Rudolf Steiner, daß die Waldorfschule eine Einrichtung sein
soll, die einen neuen mitteleuropäischen Geist, einen >>Geist des Menschentums<<,
unserer Kultur einpflanzen möchte.
Wir haben als Lehrer einer Waldorfschule diese Ideale, erreichen sie aber in
unserem Tun natürlich nur ganz außerordentlich selten. Ein Ideal ist .in diesem
Sinne etwas, was ich tatsächlich nie erreichen, das mich aber in meiner eigenen
Existenz ganz durchtränken kann. Darum wohnt ihm auch die Kraft inne, wenn
ich ein erstes Ziel erreiche, damit nicht zur Ruhe zu kommen. Das heißt also, ein
Ideal ist das einzige, was mich auf Dauer impulsieren kann, ein Werdender zu sein.
Das Ergebnis mag äußerlich in manchem gleich ausschauen, ob Ideale oder nur
vordergründige Ziele den Menschen bewegen: die Substanz, die im Geschaffenen
wirkt, ist aber ebenso wie das, was von der Seele durchgemacht wird, qualitativ
verschieden. Da kann es durchaus sein, daß das, was den Menschen geistig motiviert, moralisch impulsiert, was seine Kräfte auf ein Ziel ausrichtet, von ihm nicht
genau anzugeben ist, auch nicht festgemacht, sondern nur gestammelt werden
kann. Es liegen die Gründe nicht einfach griffbereit vor, sondern sie kommen aus
der gesamten Lebenshaltung. Diese Region kann mit dem Begriff >>Mitteleuropa«
umschrieben werden. Es ist die Absicht - was nicht nebulös, sondern als kraftvoller Einschlag gemeint ist -, den Niedergang dadurch zu wehren, daß man sich
geistig-moralische Ziele setzt, die nicht leicht zu erreichen sind. Das Unerreichbare
zu erstreben, darauf kommt es an. Die Ausrichtung der Seele benötigt heute etwas
Großes, nicht bloß die kleinen Ziele einer »politischen Wende«, die so leicht in der
Phrase über die Lippen gehen. Daß hier nicht feste Prinzipien, klare Merksätze
und deutliche Willensausrichtungen formuliert werden, ist wohl begründet. Nach
einigem Suchen habe ich aber ein treffendes Bild dafür beim jungen Rudolf Steiner
(1891) gefunden:
»Durch Jahrzehnte hindurch waren unsere Gebildeten in eine spröde Schöne verliebt. Sie
hatte ernste Züge, etwas blasse Gesichtsfarbe, dunkles Haar, war ohne Fülle: und nur selten
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war so etwas wie Leidenschaft in ihrem Antlitz zu sehen. Niemand konnte so recht warm in
ihrer Gegenwart werden. Man war auch nicht immer gern mit ihr beisammen. Nur auf den
großen Märkten, wo die öffentliche Meinung fe~geboten wird, da trat man stolz an ihrer
Seite auf. Wenn man dann einmal eine gemütliche Stunde verbringen wollte, wenn man nur
für sich und seine nächste Umgebung lebte, und seinen Wonen nicht jenen Ton beizugeben
brauchte, wodurch sie auf die Menge suggerierend wirkten, dann entledigte man sich der
Gefährtin. Man tat aber auch groß und rühmte sich gebührend des keuschen Verhältnisses.
Dieses Weib heißt >Prinzipientreue<.« (GA 31, S. 158)
Sie heißt auch »Norm«, heißt >>Ziel«, erreichbares Ziel, so könnte man hinzufügen. Rudolf Steiner kann dieser Dame nichts abgewinnen. Was sucht er dagegen?
Das müssen wir begrifflich ausdrücken, also die Welt des Bildes verlassen. Im
gleichen Jahre 1891 kündigt eine Gesellschaft für ethische Kultur in Deutschland
ihre Begründung an, besetzt mit nahmhaften Gelehrten der damaligen Zeit. Der
junge Rudolf Steiner fühlt sich aufgerufen, sich mit dieser Gründung kritisch
auseinanderzusetzen. Er bezeichnet als Grundirrtum dieser Gesellschaft den
Gedanken einer allgemein-menschlichen Sittlichkeit. Sowenig der »Mensch im
Allgemeinen« begrifflich eine Fiktion darstellt, weil er immer als ein besonderer,
unverwechselbarer auftritt, sowenig kann von einer »Ethik im Allgemeinen«
gesprochen werden. Jedes Volk, jedes Zeitalter hat im Grunde seine eigene Sittlichkeit, ja sogar jedes einzelne Individuum. Der Denker kann zwar, vom einzelnen
ausgehend, letztlich das Gemeinsame aller sittlichen Anschauungen einer Menschengruppe, eines Volkes, einer Zeit aufsuchen. Er kann auch nach den treibenden Kräften forschen, die in allen Persönlichkeiten gleich wirksam sind. Aber
nirgends mehr als im sittlichen Leben muß allein der Grundsatz gelten: »Leben
und leben lassen«, denn die jeweilige Sittlichkeit eines Menschen oder eines Zeitalters ist das Ergebnis seiner Welt- und Lebensanschauung. Kurz: Lebe doch jeder
sich nach jeder Richtung seiner Möglichkeiten hin aus, dann wird er für die
Gesamtheit mehr sein, als wenn er mit der Prätention vor sie hintritt, ihr sagen zu
können, wie sie sich verhalten soll.
»Viele unserer Zeitgenossen haben das Gerede über das, was wir tun und lassen sollen,
endlich satt, sie verlangen nach Einsicht in das Weltgetriebe«. (GA 31, S. 166).
Worauf richtet hier Rudolf Steiner den Blick? Darauf, daß in dem Maße, wie
jeder Mensch ein Ideal in sich aufruft und in einer völlig selbstverantworteten
Weise realisiert, der gesamten Gesellschaft etwas zuwächst, was ihr dringend
nottut und was sie aus sich selbst nicht finden kann, sondern wozu es des einzelnen
· Menschen bedarf- die Zukunft. Dieser knapp formulierte Erkenntnis-Ansatz wird
von Rudolf Steiner systematisch in der >>Philosophie der Freiheit« begründet und
ausgeführt.
Nun kann man diesen Gedanken selbständig weiterdenken. Das ist freilich ein
kleines Abenteuer! Wenn man sich nämlich vergegenwärtigt, was daraus folgt,
wenn der Mensch sich ganz auf sich selbst stellt, dann entsteht ein unberechenbares
Risiko des nicht Vorhersehbaren. Dann entsteht die Gefahr, daß es keiner Kultusministerkonferenz mehr gelingt zu berechnen, wieviele Absolventen der Schule in
der und jener Fachrichtung benötigt werden und wann sie mit dem Studium fertig
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werden. Dann wird notwendig, daß die ganze Kultur sich selbst überantwortet
wird und sich nicht mehr >>steuern« läßt. Liegt da nicht etwas, was jedem Prinzipiellen, jeder Prinzipientreue, eben jener dürren Heiligen, die so geliebt wird, eine
Absage erteilt? Genau diesen G~danken wendet Rudolf Steiner in seinen gesellschaftspolitischen Einsichten zur sozialen Dreigliederung ein Vierteljahrhundert
später an und 'macht es zum Kernstück der Begründung der Waldorfschule.
Vorbereitend aber äußert er sich auch schon in den 90er Jahren sö: ·
>>Wir haben nicht die Aufgabe, unserer heranwachsenden Generation Überzeugungen zu
überliefern. Wir sollen sie dazu bringen, ihre eigene Urteilskraft ihr eigenes Auffassungsvermögen zu gebrauchen. Sie soll lernen, mit eigenen Augen in die Welt zu sehen. Ob wir an
der Wahrheit dessen, was wir der Jugend überliefern, zweifeln oder nicht: darauf kommt es
nicht an. Unsere Überzeugungen gelten nur für uns. Wir bringen sie der Jugend bei, um ihr
zu sagen: so sehen wir die Welt an. Seht ihr zu, wie sie sich euch darstellt. Fähigkeiten sollen
wir wecken, nicht Überzeugungen überliefern. Nicht an unsere >Wahrheiten< soll die Jugend
glauben, sondern an unsere Persönlichkeit. Daß wir Suchende sind, sollen die Heranwachsenden bemerken. Und auf die Wege der Suchenden sollen wir sie bringen.« (GA 31, S.
mw
.
In diesen· Aussagen steckt, wenn man das philosophisch ausdrückt, ein
G~danke, der gewissermaßen ganz auf den einzelnen Menschen und das ihn
durchtränkende· Ideal abhebt, wobei das Ideal zugleich als sittlich und vor sich
selbst verantwortet gedacht wird. Nur daraus sind gesellschaftliche Kräfte zu
entbinden, die die Gesellschaft in die Zukunft hinein fruchtbar weitertragen können. Es steckt darin der Gedanke, daß im - modern ausgedrückt - Sozialisationsprozeß nicht mit Nachdruck die >>Überlieferten Werte« vermittelt werden dürfen,
daß also die Schule nicht einen festgefügten Tugend- und Wertkatalog, sittliche
Normen ur::ad Handlungsanleitungen zu vermitteln und zu verinnerlichen hat, wohl
aber den Weg, wie der einzelne dazu kommt, sich die eigene Anschauung aufzubauen. Das ist damals für die Gymnasialzeit vorgebracht worden. Daraus folgt
aber, daß zugleich die Auffassung entfällt, es gäbe eine Instanz,. die über die
Sittlichkeit zu wachen habe. Diese Ansicht ist politisch ausgedrückt; >>anarchistisch<<. In einem Briefwechsel mit dem Stirner-Forscher und Anarchisten John
Henry Mackay führt Rudolf Steiner aus, daß der· >>individuelle Anarchist<< sich
nicht hindern läßt und nicht gehindert werden will, die in ihm liegenden Kräfte zu
entfalten. Dafür hat der moderne Staat kein Verständnis. Steiner selbst aber vermeidet, dafür die Bezeichnung individuelle oder theoretische Anarchie anzuwenderl, weil das nur traditionelle Vorstellungen hervorruft. Besser sei es, die Gedanken klar auszusprechen und die Ziele, die man hat, deutlich anzugeben, nämlich
alles zur freien Entfaltung geistiger Kräfte und Fähigkeiten zu tun.
Nun kann man den Gegenpol hierzu auch gleich zitieren, er heißt in diesem Fall
etwa Kar! Marx. Er formuliert in den frühen Pariser Schriften: >>Der Mensch ist kei:n
außerhalb der Welt hockendes Wesen.<< Wenn -wie bei Rudolf Stein er- herausgearbeitet wird, daß der Quell, durch den sich Ideale in die Seele einsenken können, die
Freiheit der Individualität ist, so stößt man sofort auf das nächste Problem, daß Marx
bezeichnet, wenn er fragt: >>Was ist der Mensch?<< Und dann in der >>Deutschen
Ideologie<< antwortet: Der Mensch, das ist die Sozietät, die Gesellschaft. Er ist
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nämlich kein >>außer derWelthockendes Wesen<<, sondern eingebunden in zahlreiche
Sozialisationszusammenhänge. Wie wird der Freiheitsgedanke fertig mit diesem
Gedanken, .daß der Mensch immer auch gesellschaftliches Wesen sei?
Wo Zukunft sein soll, muß die Kraft der Individualität, die Kraft des menschlichen Ich, sich durchtränken können mit Idealen, die sich der einzelnen Persönlichkeit einschreiben. Was und wie sie das selbstgesetzte Ziel anstrebt, muß ganz ihre
Sache sein. Demgegenüber steht das andere Problem, daß der Mensch nie allein,
sondern immer in sozialen Zusammenhängen lebt! Wie kann beides - zunächst ja
Widersprüchliches - vereinbart werden? Da formuliert im Jahre 1917 Rudolf
Steiner, was er später ein mitteleuropäisches Programm genannt hat. Zu gleicher
Zeit verkündete der amerikanische Präsident Wilson sein 14-Punkte-Programm,
wo verschiedene soziale Zielsetzungen formuliert und Mitteleuropa gegenüber
postuliert wurden. Diesem Programm stellte- in der Situation des Jahres 1917Rudolf Steiner ein mitteleuropäisches Programm entgegen und weist ganz schlicht
auf folgendes hin: Es gibt drei Bereiche innerhalb der Gesellschaft. Ein Bereich ist
derjenige, in dem die Menschen wirklich ihr Tun und Lassen selbst bestimmen
müssen. Das ist der Bereich, in dem die Fähigkeiten erbildet werden, wo Menschen sich in freier Weise mit Idealen durchtränken. Genau dieser gesellschaftliche
Sektor benötigt die uneingeschränkte Selbstverwaltung. Hier nun formuliert
Rudolf Steiner zum ersten Mal den Gedanken, daß es innerhalb der Gesellschaft
einen Bereich frei sich zu einer Zielsetzung verbindender Menschen geben muß,
einen Bereich geistiger Kooperationen, in denen die geschilderte Einstellung des
»Leben und leben lassen<< innerste Angelegenheit und Praxis sein muß. Nicht, wie
ich will, daß der andere sei, soll er werden, sondern ich möchte ihm einen Raum
schaffen, daß sich seine Kräfte, die in ihm leben, frei zur Entfaltung bringen
können. Das verlangt nun aber soziale und gesellschaftliche Formen: die Selbstverwaltung. Wir haben sie bis heute nicht in der Weise, daß sich alle Einrichtungen
des Geisteslebens selbst verwalten würden. Im Gegenteil, sie hängen noch immer
an der Nabelschnur des Staates und bekommen die »nährreiche<< Lösung staatlicher Normen und Freiheitsbeengungen übermittelt. Aber auch da, wo wir uns
z. B. in den Waldorfschulen bemühen, Selbstverwaltung zu praktizieren, »haben<<
wir sie nicht, doch wir ringen darum. Wie gehen wir als soziale Gemeinschaften
miteinander um? Als Lehrerkollegien miteinander, als Elternschaften untereinander und mit den Kollegien? Wie gehen wir in den Klassen, wie gehen wir als
Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam miteinander um? Gelingt es schon, sich in
diesem Umgang zu durchtränken mit den Idealen? Gelingt es uns, an dem Neuen,
das in unsere Kultur herein will, immer wieder und in jedem Augenblick weiterzubauen? Wie werden wir zu Gemeinschaften, die sich selbst als sich entwickelnde
verstehen?
Sowie man in eine Waldorfschule kommt, merkt man: das ist eine Schule, ein
Ort des Lernens, und zwar »total<<. Sie ergreift die Menschen als ganze. Da sieht
man z. B. kurz vor einer Gebäudeeinweihung schweißtriefende Menschen, die
arbeiten vor der Eröffnung in Gemeinsamkeit. Das Wesen der Schule ergreift nicht
nur in dem Teilbereich der Wissensvermittlung den Menschen, sondern in seiner
Gesamtexistenz, zieht ihn in seinen Bann, und auch dadurch verändert er sich.
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Das kann vielleicht als ein Ideal der »Freien Schule<< gesehen werden, daß sie sich
selbst schafft, indem sie zu einer sich selbst bestimmenden Körperschaft wird. Da
geht es im Grunde nicht, daß man - bildhaft gesprochen - mit ein oder zwei
Händen in der Hosentasche zuschaut und zu den anderen sagt: »Jetzt macht mal
schön, jetzt siegt mal schön mit euren Idealen<<, sondern es verlangt innerlich, daß
sich jeder einzelne einbringt .. Die Verwirklichung eines Ideals, das aus der Vorgeburtlichkeit heraus den Menschen impulisert und danach drängt, sein Menschentum auszuprägen, wenigstens während der Schulzeit, das liegt dem Geist der
Waldorfschule zu Grunde. Die im Übersinnlichen verankerten Kräfte, die sich
ganz individuell zu äußern vermögen, wenn sie eine Stätte entsprechender Pflege
gefunden haben, müssen dann in die Gesellschaft hineinwirken. Vorhergehen muß
aber ein Ort des sozialen Übens, der nach Menschengemeinschaften verlangt, die
willens sind, nicht vom Haben her zu leben, sondern sich in Bewegung, in
Entwicklung zu bringen. Nun kann selbstverständlich gesagt werden: »Das
erreicht ihr nie!<< In der Tat. Aber gerade das Bemühen, das ist das Entscheidende!
Und dann wird man erleben, wie jede Schulgemeinschaft nach einigen Jahren einen
völlig anderen Charakter, einen völlig neuen Reifegrad hat, in dem sie so gemeinsam an diesem Ideal der Befreiung des Menschentums wirkt.
In diesem Zusammenhang darf auf einen zweiten Bereich des »mitteleuropäischen Programms<< aufmerksam gemacht werden. Das ist der Bereich, wo Menschen sich als Gleiche - von Mensch zu Mensch - begegnen. Er. kann an einem
aktuellen Beispiel schlaglichtartig beleuchtet werden. Die Bundesrepublik ist ein
demokratischer und sozialer Rechtsstaat, wie es in der Verfassung heißt; dabei
wirken die Parteien an der Willensbildung dieser Demokratie mit. Gegenwärtig
gibt es ein gewisses Problem: die Parteispenden. Parteien sind in gewissem Umfang
auch gemeinnützig, nur wurden sie etwas an der Legalität vorbei finanziert. Ein
Minister äußerte dazu u. a., daß das entschuldbar sei, wenn die Täter sich ihrer
Schuld nicht bewußt waren. Deshalb dürfe das nicht so hart bestraft werden. Diese
etwas laxe Rechtsauffassung trägt mit dazu bei, daß sich die Bevölkerung von den
Parteien und allmählich auch vom Staat innerlich entfernt - zum mindesten ein
bewußter Teil. Damit wird aber ein grundsätzlicher Mangel sichtbar: Wie kann
tatsächliche Demokratie, das heißt aber Teilhabe der Mündigen an den bewegenden Fragen des öffentlichen Lebens, entstehen? Reicht es da aus, daß alle vier Jahre
einmal darüber befunden wird, wie die Geschicke der Nation geleitet werden
sollen, also ob diese oder jene Partei regieren soll? Ist es da nicht notwendig, daß
die Gemeinschaft der Rechtsmündigen lebendiger und unmittelbarer am Willensbildungsvorgang, aber auch an der politischen Entschlußbildung teilnehmen kann?
Schon 1917 formulierte Rudolf Steiner - er gab kein Rezept, wie das im einzelnen
aussehen soll -, daß das neuzeitliche Bewußtsein verlange, in allen politischen
Angelegenheiten des öffentlichen Lebens mitsprechen zu können, und es komme
darauf an, entsprechende Formen auszubilden, die diese Teilhabe ermögliche.
Denken wir nur einmal an die die Schülerschaft, aber auch viele Eltern, sehr
bewegende Frage des letzten Jahres, die um die Notwendigkeit der Nachrüstung
kreiste: Soll da nicht auch die Bevölkerung unmittelbar zu diesen Fragen ihre
"Stimme erheben können? Eine Teilhabe war nur in Form - notwendigerweise
161
vorübergehender Natur- von Demonstrationen möglich, die in ihrer Art immer
etwas unter dem Niveau der menschlichen Würde liegen müssen, weil sie komplexe Zusammenhänge auf Formeln wie >>ja« oder »nein«, »für« oder »gegen«
bringen müssen. Eindrucksvoll sind sie allemal gewesen. Das kann an dieser Stelle
nicht weiter ausgeführt werden.
Schließlich sei noch ein drittes Aufgabenfeld in unser Bewußtsein gerückt:
Innerhalb der wirtschaftlichen Entwicklung werden fortdauernd Menschen durch
Rationalisierungsvorgänge aus dem Arbeitsleben freigesetzt, sie finden keine
Arbeit gegen Einkommen. Arbeit gibt es zwar weiterhin die Fülle und bleibt
unerledigt liegen- jede Waldorfschule weiß das! Ihr fehlt aber die nötige Anweisung auf Arbeitskraft, das Geld. Dieser Sachverhalt gilt auch allgemein; Arbeit und
Notwendigkeiten gibt es genug, auf der anderen Seite eine große Zahl von Arbeitslosen. Wie kann dieser Widerspruch, dieses Geschwür, beseitigt werden? Es ist die
Frage, wie sich wirtschaftliche Vernunft in den Sozialzusammenhang bringen läßt.
Rudolf Steiner hat auch hierfür mögliche Einrichtungen vorgeschlagen: Einen
Wirtschaftsrat, wo die am Wirtschaftsleben Beteiligten ihre Angelegenheiten selbst
ordnen. Das wirtschaftliche Leben ist so verzweigt, kompliziert, daß es zu seiner
vernünftigen Gestaltung eines im besten Sinne kollektiven Urteilsvorgangs bedarf,
um das Problem der Arbeitslosigkeit zu lösen. Heute lösen die Unternehmen
durch Entlassung die Probleme, und was als soziale Gestaltung noch verbleibt, hat ·
da,nn der Gesetzgeber oder die Verwaltung durch die Arbeitslosenversicherungunzulänglich - zu ordnen. An den Kern der Sache kommt man so nicht heran.
Das mitteleuropäische Programm bildet die »Dreigliederung des sozialen Organismus«. Es geht von den bestehenden drei gesellschaftlichen Bereichen Kultur,
Politik und Wirtschaft aus, es strukturiert sie der Sache entsprechend. Weil die
Menschen heute ein völlig individuelles Bewußtsein haben, ist es notwendig, daß
sich der individuelle Mensch auch in dreifacher Weise, den gesellschaftlichen
Gegebenheiten entsprechend, in das soziale Dasein eingliedern kann. Mit Idealen
. als einer völlig persönlichen Angelegenheit in• das Geistesleben; als bedürftiger
Mensch in ein assoziatives Miteinander inl Wirtschaften; als mündiger Mensch
bewußter Teilhabe an der Rechtsgestaltung.
Davon haben wir allenfalls einen anfänglichen »Zipfel« im Schulwesen erreicht,
wenn wir sagen können, daß wir um die Kindheitskräfte, um die Zukunftskräfte
der Menschen herum, einen Raum sozialer Gestaltung aufbauen, so daß die Kräfte
des Vorgeburtlichen sich entfalten können. Werden sie in das Erwachsenenleben
hinübergerettet, dann können sie den Menschen auch zu sozialem Handelnauf den
Feldern der Politik und Wirtschaft impulsieren. Diese Bereiche zu ergreifen, die
außerhalb der Schule liegen, mit ihr aber so mannigfach verbunden sind, sollten .
uns mehr und mehr Ideal werden. Zunächst gilt es dabei aber den Blick aufzurichten zu einer geistigen Welt, aus der die Ideale kommen und kommen können.
Dann kann man ZU sittlichen Idealen ganz persönlicher Art gelangen und von da
aus zu freiem Handeln. So gesehen kann nach fünfundsechzig Jahren gesagt
werden, daß die Waldorfschule ihren Beitrag, ihre Aufgabe noch nicht erfüllt hat,
sondern erst am Beginn ihres Wirkens steht.
m
162
Christoph Göpfert
Dichtung aus den Kräften der Mitte
Zur Lyrik der Rose Ausländer in der Oberstufe
Die Heranbildung von »Kräften der Mitte«, aus denen der Erwachsene als freie
Individualität handelt, könnte man als die Erziehungsaufgabe schlechthin bezeichnen. Denn die Entwicklung dieser Mitte, des Ich, ist es ja, was sich in den drei
Jahrsiebten der Erziehung im Wes entliehen vollzieht. Dabei handelt es sich um
Vorgänge, die den Heranwachsenden zwischen leiblich-seelischen Polaritäten hinund herschwingen lassen.
In gewissem Sinne kann man das zweite Jahrsiebt als eine Zeit des Gleichgewichts beschreiben: das Kind läßt das Gefühl aus seiner Wesensmitte in die
Umwelt strömen, lernt aber auch, sich wieder auf sich selbst zurückzuziehen.
Dagegen steht das Alter der Oberstufe gerade unter dem Verlust dieser Ausgleichssituation, ja, man. hat manchmal den Eindruck, es müsse nach der Klassenlehrerzeit alles neu erworben werden.
Verschiedentlich ist in dieser Zeitschrift berichtet worden, in welchen Schritten
diese Neugewinnung verläuft, bis das Ich schließlich in die Lage versetzt wird,
mündig aus der Mitte heraus zu handeln (Goethe nennt es in der Novelle vom
Prokurator: »Herr im eigenen Haus sein«). Jedes Fach und jede Tätigkeit des
Oberstufenschülers liefern dabei ihren speziellen Beitrag, um die Kräfte der Mitte
im Jugendlichen wieder neu aufzubauen1 •
Im Deutschunterricht kommt hierbei der Lyrik eine intime Bedeutung zu, wird
sie doch weitgehend sprechend vom Schüler aufgenommen, d. h. durch den Atem,
in dem wir unsere Mitte ja besonders stark erleben. Aber da ein Gedicht sehr
verschiedenen Wesensschichten des Dichters entspringen kann, werden wir im
Umgang mit dem jeweiligen Werk zu diesem oder jenem Seelenpol gezogen. So
pendeln wir z. B. vom Willenspol des Stabreims, der uns im althochdeutschen
Hildebrandslied bis in die Glieder fährt, zum Gefühlspol, · wenn wir uns den
ruhigen Rhythmen des Nibelungenliedes hingeben, oder zum Gedankenpol in
einem Gedicht des reifen Schiller. Im Miterleben und künstlerischen Durchgestalten dieser Seelennuancen plastiziert sich die Wesensmitte des Jugendlichen aus.
Aber noch ein anderer Gegensatz innerhalb der Dichtung ist wichtig, vor allem,
seit die Jugendlichen nach den beiden Richtungen hin anfällig sind; man könnte
von >>oben<< nach >>Unten<< oder von einer sinnlich-materiell-politischen und einer
übersinnlich-spirituellen Dimension sprechen. Die Forderung nach Realismus und
Aktualität wird von den Jugendlichen immer wieder lautstark erhoben, und sie
haben Freude an der scharfen Sprache der Brechtsehen Lyrik (>>Fragen eines
lesenden Arbeiters<<). Der >>oberen<< Dimension begegnen die Schüler auf zweifache Weise: in den mystisch-verschwommenen Angeboten östlicher Provenienz
Gugendsekten, TM, Drogen) und in ihrer eigenen, echten Sehnsucht nach objektiv
geistigen, d. h. übersinnlichen Wahrheiten. Besonders die Achtzehnjährigen, also
1 Hürsch, Erziehungskunst 10/1983, und Suchantke, Erziehungskunst 6/1984.
163
unsere Zwölftkläßler, durchlaufen eine Entwicklungsphase, die diese Offenheit
mit sich bringt.
.
Daß die Lyrik von Nelly Sachs und Paul Celan hier Antworten gibt, die aus
jener Welt stammen, die dieJugendlichen suchen, ist seit langem bekannt, und die
Schüler werden wohl mehr und mehr damit vertraut gemach~. Vor allem wenn
man die Lebensbedingungen dieser Dichter mit einbezieht, Verfolgung und Todesnähe als Quellorte ihrer Dichtung erkennt, wird den Jugendlichen ein Element des
Ernstes vermittelt, durch das allein wirkliche Geisterfahrung möglich ist 3 •
Nun treffen wir auf die beachtenswerte Erscheinung, daß heute neben die eben
genannten Dichter andere treten, denen die übersinnliche Dimension ebenfalls
erlebbar wurde bzw. die an ihrer Grenze rütteln. Wie Rudolf Steiner es für die
zweiteJahrhunderthälfte vorausgesagt hat, läßt sich tatsächlich bei mehr und mehr
Menschen eine behutsame Öffnung gegenüber der spirituellen Welt beobachten.
Unter ihnen ist Rose Ausländer, die 83jährig im Nelly-Sachs-Altersheim in Düsseldorf lebt, in den letzten Jahren zunehmend bekannter geworden; mit der
Herausgabe ihres Gesamtwerkes hat der Fischer-Verlag begonnen.
Rose Ausländer schlägt neben Nelly Sachs und Paul Celan einen neuen Ton an,
der bemerkt werden sollte.- In den Gedichten der Nelly Sachs stürzt eine Bilderund Klangflut aus dem Umkreis auf uns ein, die unverhüllt von Welten kündet, die
uns gewöhnlich verschlossen sind, für die die herkömmlichen Worte nicht ausreichen, deren Kräfte uns aber durchziehen. Alles ist hier Bewegung, intensives,
strömendes Gefühl. - Paul Celans Sprache wirkt dagegen eher kristallin; viele
seiner Metaphern stammen aus der Schnee- und Gletscherregion. Seine Bilder
entspringen zudem mehr einem gedanklichen Element, verlangen vom Leser größere Aktivität, um aus den ungewohnten Wortzusammenfügungen das NichtSagbare herauszuhören. Celans Gedichte haben dabei etwas schonungslos Forderndes (»Mit den Sackgassen sprechen ... <<) und führen dadurch sozusagen
fortwährend vom einzelnen weg in eine Extremsituation (»Schneepart, gebäumt,
bis zuletzt ... <<) 2 •
Demgegenüber werden Rose Ausländers Gedichte wie aus einer ruhenden Mitte
geboren und sind durch sprachliche Schlichtheit und Zurückgenommenheit
gekennzeichnet; das gilt besonders für die im hohen Alter entstandenen Werke:
>>Ein Stück weiter<< (1979), »Im Atemhaus wohnen« (1981), »Mutterland. Einverständnis<<, »Mein Venedig versinkt nicht« (1982). Alles, was sie sagt, stammt aus
einer Abgeklärtheit, die auch den Schmerz und den nahenden Tod bejahen kann.
Dabei ist das bevorzugte Thema ihrer Gedichte nicht etwa Alter und Gebrechlichkeit, sondern die verborgene Schönheit der Welt in den kleinen Dingen und die
Möglichkeiten des Menschen, das Leben zu bewältigen, selbst auf einer von Terror
und Gewalt bedrohten Erde. Daß all das in persönlichem Erleben und Erleiden
wurzelt- auch sie Jüdin, vertrieben, heimatlos-, klingt immer wieder leise an, löst
aber gerade dadurch Betroffenheit in uns aus:
2 Göpfert, Erziehungskunst 6, 9/1979.
3 Chalfen, Paul Celan. Eine Biographie seiner Jugend. Frankfurt 1979. Briefe an Nelly
Sachs. Frankfurt 1984.
164
Obwohl
Obwohl
die Legende vom Leben
düster ist
wie Novembernebel
und immer dichter
der Nebel sich ballt
um unsre Zeit
lieber Mitmensch
ich gestehe
daß ich die Lebenslegende
liebe ·
die fühllose Luft
deine Augen
in denen die Erde wohnt
und der unergründliche Himmel
Und ich liebe
das Wort
das uns erschaffen hat
am grünen Tag4
Und das letzte Gedicht der bettlägerigen 81jährigen ist ein Hymnus auf den Mai,
voll von Lebenskräften und durchpulst von der Fähigkeit zur Hingabe an die Welt:
Mai I!
Mit Maiglöckchen
läutet das junge Jahr
seinen Duft
Der Flieder erwacht
aus Liebe zur Sonne
Bäume erfinden wieder ihr Laub
und führen Gespräche
Wolken umarmen die Erde
mit silbernem Wasser
da wächst alles besser
Schön ists im Heu zu träumen
dem Glück der Vögel zu lauschen
Es ist Zeit sich zu freuen
an atmenden Farben
zu trauen dem blühenden Wunder
Ja es ist Zeit
sich zu öffnen
allen ein Freund zu sein
das Leben zu rühmen 5
Sucht man die dichterischen Motive der Rose Ausländer zu ordnen, so findet
man viele »Naturgedichte«, in denen, wie im vorstehenden Beispiel, Erscheinungen der Natur, der Jahres- und Tageszeiten eingefangen sind, Gedichte, die man
auch schon am Anfang der Oberstufe sprechen und besprechen kann. Nicht immer
beschränkt sich die Dichterin dabei auf die reinen Naturvorgänge, und dem
Bewußtsein des älteren Jugendlichen kommt es entgegen, wenn sie wie in den
>>Abendversen« die zerbrechlichen Werke der Zivilisation den kosmischen Wirklichkeiten gegenüberstellt:
Abendverse
Fremde Dinge wachsen zusammen
zu ungenauen Anderheiten
Am Horizont
die Stadtkonturen leuchten
eh sie in Finsternis zerbröckeln
Sternfinger streicheln die Erdhaut·
6
0
0
0
Das Motiv des Ichs, der Mitte, tritt - ausgesprochen - nicht oft bei Rose
Ausländer auf, obgleich es ihrer Dichtung diese besondere Stille verleiht. Aber die
Dichterin läßt uns Anteil nehmen, wie sie diese Kräfte der Ruhe in sich ausbildet.
Zunächst ist es noch ein Wunsch:
4
5
6
»Ein Stück weiter«, So 54.
>>Mein Venedig versinkt nicht«, S. 131.
>>Ein Stück weiter«, S. 49.
165
Ruhen
Wär es möglich
zu ruhn in sich selbst
einen Augenblick
Schöpfer Geschöpf
vollkommen
im Gleichgewicht
wie ein Berg
ohne Erregung
im Angesicht der Gestirne
einen Augenblick
der den Atem
anhält
Wär es möglich
·den Blick ihrer Augen
aufzufangen
einen Augenblick7
Dann aber werden wir in eine Art Meditation"Finbezogen:
Atem
Dahin
Wir leben
von Atem zu Atem
Atmen arbeiten
ruhen fliegen
In allen Pflanzen und Tieren
schlägt sein Luftherz
zu Menschen kommen
wo Wörter
Worte sind 9
Wir
an sein Dasein gebunden
gehen ein mit ihm
in den Atem der Erde 8
Daß Rose Ausländer uns nicht eine heile Welt vorgaukelt, wurde schon an dem
'"oben zitierten Gedicht »Obwohl« deutlich. Sie hat verschiedene Möglichkeiten,
die Gegenwartsprobleme, auch die politischen, anzupacken. Ich stelle zwei
Gedichte zum Thema Krieg gegenüber, von denen das eine die Tatsachen hart und
geradezu prosaartig ausspricht (»Segnen«), das andere (»Die Amsel«) in den wenigen Worten jeder Zeile eine spachliche Miniatur hinzeichnet, die zum Metaphorischen offen ist (>> ••• Zelte aus grüner Zeit ... «):
Segnen
I~h möchte euch segnen
aber ich verfluche
eure Kriege
Siege und Niederlagen
und das Won »Feind«
für ein Land
wo Millionen Menschen leben
wie in eurem Land
Ich segne die wenigen Friedfenigen
oder sind es viele und nur
Wenige machen Kriege, Krüppel
·machen mich zum Feind
der Kriege
Ich segne
jedes Land 10
7 A.a.O., S. 40.
166
8
A.a.O., S. 76.
9 A.a.O., S. 142.
10 »Atemwende«, S. 52.
Die Amsel
Im Baum
die Amsel
singt
als sängen nicht
Krieger
Märsche
als wäre
noch alles beim Alten
als hätten wir
die Macht
Zelte zu bauen
aus grüner Zeit
die Großstadt
ein blühender Ort
singt
die Amsel
im Baum 11
Wie das Ich aber trotz aller Angst in der heutigen Zeit bestehen kann, wie der
Mensch immer aus seiner Wesensmitte heraus geben kann, versichert uns das
Gedicht »Noch bist du da«:
Noch bist du da
Wirf deine Angst
in die Luft
Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends
Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da
Sei was du bist
Gib was du hast12
Unscheinbarer, zarter als bei Nelly Sachs tritt der übersinnliche Bereich bei Rose
Ausländer auf, wirkt dadurch aber gewissermaßen selbstverständlicher. Wir wissen wenig über die inneren Erlebnisse dieser Persönlichkeit, da ihr Zustand
Gespräche nicht mehr zuläßt und ihre Briefe noch nicht veröffentlicht sind. Aber
in geisteswissenschaftlich sachge~äßer Art spricht sie von Seher, Hellseher und
Hüter; sie führt uns in vielen Gedichten an die Schwelle der geistigen Welt heran,
weiß von Vorgeburtlichem und N achtodlichem, von der Wiederverkörperung. In
schlichten Worten, die nicht Prosa sind, sondern dem Rhythmus der Meditation
entstammen, kündet sie von diesen tiefsten Geheimnissen und wie man mit ihnen
umgeht:
In dir
Über dir
Sonne Mond und Sterne
Hinter ihnen
unendliche Welten
Hinter dem Himmel
unendliche Himmel
11
13
Über dir
was deine Augen sehen
In dir
alles Sichtbare
und
das unendlich Unsichtbare 13
»Ein Stück weiter«, S. 58.
12 »Atemwende<<, S. 135.
»Mutterland. Einverständnis<<, S. 117.
167
Lauschen
Abschied II
Es heißt
zwischen den Zeilen
das Unsagbare
sagen
Sonne Sterne und Traum
erzählen
was vor deiner Geburt geschah
was nach deinem Tod sich ereignen wird
Abschied
vor der Geburt
Geburt
nach dem Abschied 15
Es heißt
sie belauschen14
Für den Oberstufenlehrer, dem hier für verschiedene Klassenstufen ein reicher
Schatz geschenkt ist, wird auch wichtig sein, etwas über das Leben dieses Menschen zu wissen, um es den Schülern riahezubringen. Denn Rose Ausländer gehört
wie die anderen modernen Dichter, deren Stimme wirklich Gewicht hat, zu jenen
von den Zeitläufen Umhergetriebenen, den wirklich Heimatlos-Gewordenen, die
aber gerade durch ihr Leid Erschütterungen erfahren haben, durch die ihnen das
Tor zum Übersinnlichen aufgestoßen wurde.- Fast 20 Jahre älter als Paul Celan,
stammt Rose Scherzer (geboren 1901) aus Czernowitz in der Bukowina, jener
>>Landschaft, in der Menschen und Bücher lebten« (Celan) und gehörte als
deutschsprachige Jüdin zu der kulturtragenden Schicht des damals zu ÖsterreichUngarn zählenden Gebietes. Trotz der wenigen zuverlässigen Lebenszeugnisse
über die Dichterin, zeigt sich exemplarisch, wie ihre Biographie vom Motiv der
Entwurzelung geprägt ist: Schon als Kind Flucht vor den Russen nach Wien, als
junges Mädchen Abbruch des Literatur- und Philosophiestudiums aus wirtschaftlichen Gründen und Auswanderung in die USA zusammen mit dem Freund Ignaz
Ausländer, mit dem sie wenige Jahre lang verheiratet ist. 10 Jahre, bis 1930, lebt sie
in N ew Y ork als Bankangestellte, aber in viele geistige Kreise eingebunden. Dann
kehrt sie nach Rumänien zurück, bald in ihrer. Vaterstadt Czernowitz, bald in
Bukarest wohnend. Hier wird sie vielseitig literarisch tätig, erkennt aber bald die
den Juden auch dort drohenden Gefahren. Eine Möglichkeit, wieder in die USA
auszuwandern, schlägt sie wegen ihrer kranken Mutter aus und gerät dadurch ab
1941 unter die Drangsalierungen der Nazis im Czernowitzer Ghetto. Eindrucksvoll berichtet sie darüber:
»In Czernowitz ansässig, hatte ich unter der Judenverfolgung, die im Sommer 1941
begonnen hat, sehr zu leiden. Ich war nicht nur den bekannten und menschenunwürdigen
Beschränkungen unterworfen, sondern wurde auch zu überaus schweren Zwangsarbeiten
herangezogen und im Ghetto von Czernowitz unter entsetzlichen und unhygienischen
Bedingungen festgehalten. Die Zwangsarbeiten, die ich bei Straßen- und Verladearbeiten
sowie bei verschiedenen anderen Arbeitsgelegenheiten leistete, waren sehr anstrengend, und
die Behandlung war brutal und unmenschlich. Ich wurde oft und schwer mißhandelt und
mit dem Tode bedroht. Ich lebte in namenlosem Elend und in Angst vor meinem weiteren
Schicksal und der immer wieder angedrohten Deportation nach Transnistrien.« 16
14 A.a.O., S. 38.
168
15
»Ein Stück weiter«, S. 127.
16 Vgl. Anm. 13, S. 137f.
Obgleich Rose Ausländer und ihre Mutter persönlich den Vernichtungslagern
für die rumänischen Juden entgehen, weiß sie von den Grausamkeiten, denen viele
ihrer Bekannten dort erliegen, darunter die Eltern Paul Celans, den sie im Ghetto
kennengelernt hat. Erst 1944 tritt mit der Besetzung durch die Russen eine gewisse
Erleichterung ein, die auch literarische Arbeit möglich macht. 1946 gelingt der
Dichterin die erneute Ausreise in die USA, wo sie bis 1964 lebt, viele Jahre bei
einer Speditionsfirma angestellt und nebenher dichtend - in Englisch. Eine eingeschaltete Europareise führt sie u. a. wieder mit Celan zusammen, der ihr eine neue
Welt sprachlichen Ausdrucks erschließt, den sie sich in ihren Gedichten - nun
wieder deutsch- aneignet. Nach ihrer endgültigen Rückkehr nach Europa hält sie
sich in vielen Ländern auf, vor allem im Südeuropa und Wien. Ihre Krankheiten
zwingen sie zu häufigen Kuraufenthalten. 1965 betritt sie nach dem Zweiten
Weltkrieg wieder deutschen Boden und läßt sich in Düsseldorf nieder. Aber ihr
Geist fühlt sich der ganzen Erde verwandt, und so reist sie auch jetzt noch viel, bis
ihr körperlicher Zustand das verbietet. Ein Unfall bindet die 70jährige endgültig
ans Haus.
Die Rückkehr nach Deutschland ist für Rose Ausländer aber mehr als ein
äußeres Ereignis; jetzt öffnen sich die Schleusen ihrer reichen Seele. In kurzer
Folge entstehen neue Gedichtbände, vieles wird in Zeitungen veröffentlicht, der
Droste-Preis (1977) und andere Auszeichnungen schließen sich an. Hier ist ein
Mensch wirklich zur Ruhe gekommen, nachdem er vorher die Welt durchschritten
und durchlitten hat. Denn die Realität des Leides hat auch Rose Ausländer.erst zur
Dichterin befreit.
Aus einer solchen Biographie, zu der man die von Celan, Nelly Sachs und
Solschenyzin stellen müßte, kann der Oberstufenlehrer manche Motive für eine
>>Lebenskunde« in seinem Unterricht entnehmen. Denn diese Lebensläufe sind
wirklich modern! Seit dem aufsehenerregenden Bericht von Mihailov (>>Von der
mystischen Erfahrung der Unfreiheit«) 17 wissen wir, daß äußerste Gewalt und
Existenzbedrängnis, wie sie extrem in den russischen Lagern herrschen, völlig neue
seelische Kräfte in den Betroffenen entbinden können. Die Gewißheit einer übersinnlichen Welt stellt sich ein, und wenn diese Menschen ihrer >>inneren Stimme«,
diesem neuen >>mystischen Organ« folgen, ordnen sich auch ihre äußeren Schwierigkeiten. Wirkungen und Veränderungen werden von Mihailov beschrieben, die
dem ähneln, was in den alten Kulturen durch Mysterieneinweihungen erreicht
wurde. Man gewinnt den Eindruck, daß Dichter wie die in diesem Aufsatz
genannten auf moderne Art einen Schwellenübergang vollziehen. Davon sollten
die Jugendlichen erfahren!
17
In: >>Kontinent<< 3, S. 343. Frankfurt 1975.
169
John Davy
In der realen Zeit leben
Ich wurde zu einer Zeit Vater, als junge Mütter noch oft über Füttern »nach
Bedarf<< diskutierten, wobei es um den Bedarf der Babys und nicht den der Mütter
ging''. Es gab Entbindungsstationen, auf denen Neugeborene in ihren ersten
Lebenstagen rationell in ein Vier-Stunden-Fütter-Schema gezwängt wurden, während die Mütter auf der Station ruhten. In einigen Kliniken wurde sogar vom
Stillen energisch abgeraten. Im eigenen Interesse sollten sich Mutter und Kind auch
zu Hause weiter an diese Disziplin halten.
Aber eine Befreiung lag in der Luft und brachte Naturkost, Muttermilch und
Füttern nach Verlangen mit sich. Es dauerte keine zehn Jahre, da traf man viele
»progressive<< Babys bei Abendveranstaltungen für Erwachsene in ihren Tragen.
Das Baby durfte, wann immer es Lust hatte, an der Brust der Mutter trinken,
manchmal sogar dann, wenn die Mutter gerade die Suppe der Gastgeber löffelte.
Ein ähnlicher Umschwung fand in der Erziehung statt. Es scheint lange her zu
sein - zu Dickens' Zeiten -, daß Erziehung als etwas betrachtet wurde, das man in
Kinder, die von Natur aus bösartig geboren werden, hineinprügeln muß. Inzwischen leben wir in einer Konsumgesellschaft, in der die Erziehung einem Füttern
>>nach Bedarf<< ähnlich ist. Lehrer treten als »Magazinverwalter<< auf, die sich um
die Versorgung mit Papier, Ton- und Video-Kassetten kümmern. Von dem klei. nen Kunden wird erwartet, daß er weiß, was richtig für ihn ist, und daß er das
abholt, was er möchte und wann er Lust dazu hat.
Obwohl meine Frau und ich überzeugte Anhänger des Stillens waren, konnte
ich als Vater dennoch nicht direkt etwas zur praktischen Verwirklichung beitragen.
Aber ich wurde bald unmittelbarer in andere kindliche Rhythmen einbezogen, die
auch im Leben der Eltern eine bedeutende Rolle spielen. Ich erinnere mich besonders an die Frage von Schlafen und Wachen. Hier gab es nicht ganz so viele, die
auch das dem Verlangen der Kinder überlassen wollten. Und wenn auch die
Strengen die Kinder vielleicht rigoros zu einer bestimmten Uhrzeit weckten, weil
der Zeitplan Füttern, Baden oder Spazierengehen vorsah, so hat doch bisher keiner
•f
Vorabdruck aus dem in diesem Monat erscheinenden Buch >>Familienleben- Selbstverwirklichung und Partnerschaft in der täglichen Praxis.« Herausgegeben von Gudrun Davy und Bons
Voors. Aus dem Englischen von Hildegard Leiska. 320 Seiten, kinonien, DM 28,-, Verlag Freies
Geistesleben, Stuttgart 1985. Das Buch versammelt eine Fülle von Beiträgen überwiegend englischer Autoren, u. a. den hier zum Abdruck kommenden Artikel des vor kurzem verstorbenen
Leiters des Emersen College und Generalsekretärs der »Anthroposophical Society<< in England,
John Davy. Die einzelnen Artikel wollen praktische Lebenshilfe für den Familienalltag, die
Kindererziehung, das Begehen von Festen, Fragen der Partnerschaft u.v.a. geben; Gebiete auf
denen heute, wo die Traditionen nicht mehr tragfähig sind, überall nach neuen Wegen gesucht
wird.
·
170
eine Möglichkeit entdeckt, einem Baby das Einschlafen zu befehlen (ausgenommen
mit einer Dosis Schlafmittel - was in einigen Entbindungsstationen, die darauf
bestehen, daß jeder zur richtigen Zeit wenigstens seine acht Stunden Schlaf
bekommt, nicht ganz unbekannt ist).
· Unser erstes Kind litt schon sehr früh über längere Zeit an Koliken. Als kräftiges
Baby war es bei weitem nicht erschöpft durch die Krämpfe seiner unruhigen
Verdauung, sondern sie führten zu lautstarkem, ausgedehntem Protest bei Tag und
bei Nacht. Zu der Zeit pendelte ich zur Arbeit. Wenn ich nach Hause kam, tat ich
mein Bestes und übernahm einen gerechten Anteil der Nachtschicht: Kamillentee
kochen, Wärmeflaschen auffüllen und das schreiende Kind in meinen Armen in
den Schlaf wiegen, was mir wie stundenlanges Auf- und Abgehen in einer kleinen
Gefängniszelle vorkam. Wenn ich dann am nächsten Morgen mit dem Zug wieder
in die Stadt fuhr, nickte ich ein, noch immer mit dem Schreien im Ohr. Manchmal
schien es mir, alshörteich es den ganzen Tag, und ich fragte mich, wie meine Frau,
die ja in direkter Hörweite zurückblieb, das ertragen konnte.
Es war immer ein Hoffnungsschimmer, wenn in den frühen Morgenstunden das
Weinen etwas rhythmischer wurde. Ich lernte es als Zeichen des herankommenden
Schlafes schätzen, wie eine heilsame Musik, die im Raum zu singen begann (ich
selbst sang auch, und manchmal half es).
In der Schule lachten wir über einen makabren Witz, in dem der Besucher eines
Irrenhauses einen Insassen fragt, warum er seinen Kopf gegen die Wand schlägt:
>>Weil es so schön ist, wenn ich damit aufhöre<<, war die Antwort. In gewisser
Weise traf das auch auf uns zu: Dieser selige Friede nach unruhigen Stunden wenn das Schreien in rhythmisches Weinen überging und dann in das ruhige
Atmen im Schlaf- ist uns noch immer gegenwärtig und kostbar.
Als der Verdauungsrhythmus des Kindes wieder ins Gleichgewicht gekommen
war und wir alle nach und nach zu einem ausgeglicheneren Rhythmus von Schlafen, Wachen und Essen fanden, blieb uns ein äußerst zufriedenstellendes Gefühl.
Und. deshalb wußten wir bei den späteren Kindern, worauf wir hinarbeiten wollten: Es ging weder um die Ansprüche der Kinder an uns noch um unsere Ansprüche an sie, sondern um die Kunst, für unser aller gemeinsames Leben passende
Rhythmen zu finden.
Es ist nicht so, daß uns das jemals vollständig gelungen wäre; Die meisten
Menschen scheinen zu bemerken, daß uns die Technik so viel Zeit erspart, daß wir
nie genug davon haben. Doch wenn wir ein Stück regelmäßigen, nicht gehetzten
Lebens einrichten, scheint es in Routine verfallen zu wollen; wir entwickeln dann
einen heftigen Drang auszubrechen und rasen mit dem Auto irgendwohin. Jedenfalls lernten wir sehr bald, einer Regelung des Lebens nach willkürlichem Verlangen oder nach der Uhr zu mißtrauen. Irgendwo dazwischen liegen die heilsamen
Geheimnisse lebendiger Rhythmen.
Durch einen gewissen akademischen Hintergrund in Biologie wußte ich theoretisch etwas über Rhythmen. Rhythmen sind, in fast wörtlichem Sinn, die Geheimnisse des Lebens. Jeder Teil eines lebendigen Organismus - Zellen, Gewebe,
Organe, der Körper als Ganzes - ist durchdrungen von Rhythmen. In den Zellen
gibt es Rhythmen von hoher Geschwindigkeit, die kompliziert zusammengesetzte
171
Substanzen auf- und abbauen, häufig mehrmals in der Sekunde. Zu Beginn der
Embryonalentwicklung kann man fast innerhalb von Stunden Rhythmen in und
um den winzigen Embryo feststellen, die sich allmählich zu einem Herzen formen.
Erst einige Jahre nach der Geburt gleicht sich der Herzschlag dem Puls des
Erwachsenen an. Wir machen unseren ersten Atemzug bei der Geburt und unseren
letzten, wenn wir sterben. In der Zeit dazwischen wird das Leben vom Atemrhythmus getragen, dessen Tempo zum Puls etwa im Verhältnis 1:4 steht. Die
Leber, die Niere, der Magen, auch sie haben alle ihre physiologischen Rhythmen.
Das Erstaunliche bei diesen Rhythmen ist, daß sie gerrau sind, aber nicht in der
starren Art exakt wie eine mechanische Uhr. Die Atmungs- und Herzrhythmen
ändern sich, die Verdauungs- und Schlafrhythmen können sich anpassen. Wie in
der Musik kann auch hier das Tempo sich beschleunigen oder verlangsamen,
verschiedene Teile können sich schneller oder langsamer bewegen, aber das Ganze
greift ineinander, ist harmonisch abgestimmt.
Gleichzeitig werden unsere biologischen Rhythmen nicht allein durch ihren
eigenen >>internen« Bedarf geregelt, sondern ständig wieder mit der Umgebung
abgestimmt. In den letzten Jahren wurde vieles entdeckt, was die lebendige innere
Uhr mit Rhythmen außerhalb des physischen Körpers verbindet. Freiwillige versuchten in abgeschlossenen Räumen wachen- oder monatelang ohne Anhaltspunkt
für den äußeren Zeitverlauf zu leben. Häufig lebten sie nach einem erkennbaren
Rhythmus, jedoch selten nach einem vierundzwanzigstündigen. Doch im normalen Leben werden unsere körperlichen Rhythmen von Schlafen und Wachen,
Essen und Ausscheiden ständig durch den Rhythmus von Tag und Nacht reguliert.
Wenn wir (etwa wegen einer Flugreise) unter einer Zeitverschiebung leiden, während sich unsere körperlichen Rhythmen auf eine neue Zeitzone einstellen, erleben
wir unmittelbar, daß wir uns leicht krank fühlen, wenn wir aus dem Rhythmus
kommen. Einigen häufig »herumdüsenden<< Staatsmännern, Funktionären und
Managern hat man sogar angeraten, keine wichtigen Entscheidungen zu treffen,
bevor sie nicht bis zu einem gewissen Grad wieder im Rhythmus sind. Unsere
»natürlichen<< Rhythmen werden also weder allein vom Körper verlangt, noch
werden sie uns von Sonne und Mond diktiert. Ihre wahre Natur liegt im Dialog
dazwischen. All dies ist heute in der Biologie wohl bekannt.
Weiter können wir die Kinder in ihrem Wachsturn beobachten. Atmung und
Herzrhythmus des Neugeborenen sind noch nicht so regelmäßig wie später. Die
Verdauung und andere körperliche Rhythmen passen sich nur allmählich der
äußeren Umgebung an, einschließlich der Rhythmen, die wir als Eltern festlegen.
Ein Sinn für Rhythmen in der Sprache und in der Musik erwacht allmählich, ist
aber erst beim zehnjährigen Kind voll ausgeprägt. In diesem Alter haben gesunde
Kinder wenig Schwierigkeiten mit der Zeit: sie sind selten gelangweilt oder in Eile.
Mit der Pubertät und all ihren physiologischen Veränderungen geraten einige
Rhythmen wieder ins Schwanken. Schlafen und Wachen werden auf Stunden
verlegt, die einem ordentlich lebenden Erwachsenen völlig unangebracht erscheinen. Die Nacht wird mitunter zum Tag und umgekehrt. Ich gewöhnte mir an,
abzuschalten und ins Bett zu gehen, meine Frau blieb aber wach und lauschte bis
spät in die Nacht auf heimkehrende Teenager. In diesem Alter ist auch das
172
persönliche Verhältnis zum Zeitablauf sehr sprunghaft: es gibt lange, leere Zeiten,
wo nichts geschieht und das Leben nur aus Routine besteht, dann wiederum spielt
sich alles in wenigen gedrängten Minuten oder Stunden intensiver Erlebnisse ab.
Es ist nicht zu schwierig, in solchen Extremen Anlagen für Krankheiten zu
erkennen, obwohl die meisten Jugendlichen diesen inneren Aufruhr gut überstehen. Eine erhebliche Zahl an Erwachsenen dagegen muß um ihren regelmäßigen
Schlaf kämpfen und findet nur noch durch Tabletten eine Lösung des Problems.
Auch sie ringen um ihre persönliche Zeitgestaltung und suchen nach einem Gleichgewicht zwischen unausgefüllter Zeit - Monotonie, Routine, Langeweile - und
gedrängter Zeit- Hektik, rücksichtsloses Wettrennen. Auch wenn Drogen scheinbar aufmunternd oder beruhigend wirken, schlägt das Pendel nur noch immer
weiter aus, solange nicht auf andere Weise ein Rhythmus gefunden wird.
All diese Rhythmusstörungen unterstreichen den Wert der Sorge für ein rhythmisches Leben unserer Kinder und der Suche nach einem gesunden Weg zwischen
toter Monotonie und einer zufälligen Abhängigkeit von persönlichen Launen. Im
Tierreich werden die Lebensrhythmen ständig durch den Tag-Nacht-Rhythmus
und die Jahreszeiten reguliert, genau und richtig, aber ohne starre Exaktheit. Tiere
leben weder nach Lust und Laune noch nach einer äußeren Uhr, sondern im
Gleichgewicht zwischen den beiden Polen, ihr Leben verläuft weder langweilig
noch hektisch.
Wir sind anders. Wir können aus der Zeit heraustreten, sozusagen. Wir können
unsere Essens- und Schlafenszeiten ändern. Innerlich können wir auf unsere Vergangenheit zurückschauen und ebenso Pläne für die Zukunft entwerfen. Hier
können wir uns sowohl von der Natur wie von Umweltfaktoren freimachen.
(Könnte man eine Kuh auf der Weide fragen, welche Pläne sie für den nächsten Tag
habe, würde sie vermutlich antworten: >>Ich werde weiterhin eine Kuh sein.<< Man
würde sie nicht dabei ertappen, daß sie davon träumt, ein Schaf zu sein, oder sich
entschließt, zur Abwechslung Mäuse zu verspeisen.)
Weil wir uns von der Zeit emanzipieren können, als Lebewesen aber doch Teil
der Natur sind, liegt es in unserer Freiheit und unserer Verantwortung, uns auf
gesunde Weise in Beziehung zur Zeit zu setzen. Dies tun wir nicht, wenn wir uns
bloß auf die Bedürfnisse des Körpers verlassen, noch wenn wir uns durch einen
mechanischen Ersatz für Sonne und Mond, eine beharrlich tickende Uhr, regieren
lassen. Wir können aber versuchen, einen eigenen Weg im Umgang mit der Zeit als
einer Beziehung zwischen uns selbst und unserer Umgebung zu finden, eine
Beziehung, die weder chaotisch noch fremdbestimmt ist, sondern musikalisch die Kunst, so in der Zeit zu leben, wie man zur Musik tanzt.
Viele Menschen, die sich heute mit unseren Zeitkrankheiten befassen, suchen
nach Möglichkeiten, >>in der Gegenwart leben<< zu lernen. Aber wo ist die Gegenwart? Wir haben gesehen, daß sie nicht in den unwillküdichen Regungen unseres
Organismus liegt. Sie ist auch nicht in Uhren zu finden: Für ein wissenschaftliches
Uhren-Bewußtsein, das ganz auf exakt~ Messungen bedacht ist, verschwindet die
Gegenwart mehr oder weniger in einem unendlich kleinen Zeit-Splitter, der zwischen Vergangenheit und Zukunft eingeklemmt ist. So ist es nicht erstaunlich,
wenn auch wir uns von der Uhr eingeengt fühlen. Sobald wir jedoch einsehen, daß
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wir mit >>Leben in der Gegenwart« ein »Leben im Rhythmus<< memen, den
Rhythmus der wirklichen Zeit, können wir wieder frei atmen.
Gautama Buddha, als Prinz im Luxus eines Palastes geboren, wurde ermuntert,
ganz dem Verlangen seines Körpers zu leben. Jeder Wunsch wurde ihm auf den
leisesten Wink hin sofort erfüllt. Aber er rebellierte und schloß sich Asketen an,
die ihren Körper bei Tag und Nacht kasteiten. Aus der Erfahrung dieser Extreme
heraus fand er einen >>Mittleren Weg<<, eine heilsame Lebensordnung, die das
Leben in einer wahren Gegenwart zwischen Vergangenheit und Zukunft gestattet.
An anderen Stellen in diesem Buch gibt es viele praktische Vorschläge, den Tag,
die Woche, das Jahr nach einem solchen Mittelweg einzurichten, durch eine
Lebenskunst zwischen mechanischer Routine und sprunghaften Launen. Gudrun
Davy erforscht die Rhythmen einer Woche, in deren Verlauf die Inhalte von
Buddhas Achtfachem Pfad aufgegriffen werden, wie Rudolf Steiner angeregt hat.
Margret Meyerkort spricht von der Verwandlung routinemäßig absolvierter
Essenszeiten, Schlafenszeiten und Jahreszeiten in kleine Feste oder Kunstwerke.
Und ich blicke auf unser eigenes Familienleben zurück, mit besonderer Dankbarkeit gegenüber meiner Frau, die unsere Lebensrhythmen in einem viel höheren
Maß entwickelt und gefördert hat als ich (da ich die meiste Zeit in der Woche mehr
an Zug-Fahrpläne und Bürozeiten gebunden war als an Kinder).
Es sieht so aus, als ob wir uns immer mehr dafür einsetzen müssen, das Leben
der Zeit, die lebendige Zeit zu retten, einen beweglichen, tänzerischen Lebensrhythmus zur Entfaltung zu bringen. Heute haben wir Digitaluhren, die die Zeit in
elektronische Sprünge von einer Zahl zur nächsten zerstückeln. (Die alten Uhren
mit Zeigern und Zifferblatt erinnern wenigstens noch entfernt an die kreisenden
Rhythmen von Sonne und Mond, die den Tanz der Natur anführen.) Dann gibt es
»schnelle<< Fertiggerichte zur sofortigen Befriedigung des Verlangens unseres
Magens, jedoch keine Zeit für einen Dank vor und Schönheit während der Mahlzeit.
Dies sind Symptome, die Ursachen aber liegen in uns selbst. Und deshalb
müssen wir die heilende Kraft auch in uns suchen. Sobald sich mein kleiner, von
Krämpfen gequälter Sohn zu unvorhersehbaren Zeiten in der Nacht allmählich
beruhigte, konnte ich beobachten, wie seine Atmung rhythmisch wurde. Er weinte
nicht mehr herzzerreißend. Der wunderbare Tanz von Herz und Lunge, der durch
das Blut tief in den Körper hineinreicht und durch den Atem weit hinaus in die
Welt, kam ins Gleichgewicht und in Harmonie. Es waren wundervolle Momente,
die mir zeigten, wo die Mitte jenes Teils von uns ist, der in der wirklichen Zeit lebt:
in den Rhythmen von Herz und Lunge, die lebendige Uhren für unsere Lebenszeit
auf Erden sind.
174
PeterLange
Zur Unterstützung der Schmetterlingswelt
Einfache Schmetterlingszuchten für Schulzimmer und Wohnung
Im Laufe der Jahrtausende wurde die Natur durch den Menschen kultiviert.
Geeignete Pflanzen und Tiere löste er aus ihrem direkten Naturzusammenhang
heraus und nahm sie in seine Obhut. Durch die ihnen damals noch innewohnende
Bildefähigkeit gelang es dem Menschen, sie zu Kulturpflanzen und Haustieren
u~wandeln. Sie geben uns auch heute noch Nahrung, Kleidung und Behausung.
Aber nicht nur die leiblichen Bedürfnisse, sondern auch der Schönheitssinn
wollte befriedigt werden. Man begann, Blumen und andere Pflanzen in die Nähe
der menschlichen Wohnungen zu holen; zu züchten und anzupflanzen. Immer
wieder geben die Blumen Freude. Aber noch etwas, was einen in gleicher Weise
erfreuen kann, ist die Insektenwelt, welche ihre schönste Ausgestaltung im Tagschmetterling findet. Blume und Schmetterling gehören zusammen,- ein jeder kann
sich an den gaukelnden Schmetterlingen über einer Wiese, am Waldrand oder im
Garten erfreuen. Die Seele erlebt ihre Verwandtschaft mit diesen schönen Insekten. Nichtumsonst wurde der Schmetterling von den Griechen »Psyche« genannt.
Nun nimmt aber diese Insektenwelt heute immer mehr Schaden durch das
unbedachte Einwirken des Menschen auf die Natur. Anzahl und Artenvielfalt
gehen zurück. Trotz der vielfachen Bemühungen um Naturschutz durch Anlegen
z. B. von Biotopen, Hecken, Magerwiesen usw., muß man sich fragen, ob nicht
der Z~itpunkt gekommen ist, gewisse Insekten auch in die Obhut des Menschen zu
nehmen.
Die Kultur der Honigbiene und der Seidenraupe zeigt, daß dies möglich ist. Nur
ist hier der Mensch der unmittelbare Nutznießer. Die Zucht des Tagschmetterlings
als eigentlicher Urtypus der Insektenwelt, würde zu einer allgemeinen Belebung
der Natur führen.
Schon Rudolf Steinerregte 1924 im »Landwirtschaftlichen Kurs« die Zucht von
Insekten an. Ihr Fehlen würde eine gewisse Verkümmerung des Pflanzenwachstums zur Folge haben.
Eine solche Insektenpflege wird in bescheidenem Rahmen seit einiger Zeit im
Schulgarten der Rudolf-Steiner-Schule W etzikon versucht. Durch eine geschützte
Zucht unter Ausschaltung von Feinden, Krankheiten und Umwelteinflüssen
(Mensch, Vögel, Schlupfwespen, Raupenfliegen, Raubinsekten, Nässe und Kälte)
ist es nahezu möglich, 100 % der gelegten Eier bis zum Schmetterling zu bringen.
In der Natur ist dieses Verhältnis gerade umgekehrt: von 100 Eiern gelangen nur
zwei bis drei zum Schmetterling.
Mit wenig Aufwand konnten so jedes Jahr viele hundert Schmetterlinge in die
Natur entlassen .werden. Diese verteilten sich in der Umgebung, zum Teil konnten
sie auch im Garten durch Anbau von Blumen, die Insekten besonders anziehen,
gehalten werden. Durch diese Maßnahme und biologisch-dynamische Pflege kön175
nen auch viele Schmetterlinge der Umgebung angezogen werden. Jedes Jahr lassen
sich im Schulgarten neue Arten beobachten.
Von den Schulkindern wurde diese Zuchtarbeit sehr intensiv miterlebt. Durchgeführt wurde sie im Schulgarten, in den Kindergärten und in verschiedenen
Klassenzimmern. Der Vorgang der Metamorphose, das sich Verwandeln in verschiedene Daseinsformen ist für Kinder und Erwachsene ein tiefes Erlebnis. Zuei:st
ist ein kleines, unscheinbares Ei vorhanden, aus diesem schlüpft nach einer gewissen Zeit ein winziges Räupchen, wel~hes mit wahrem Heißhunger das dargebotene
Futter frißt. Von Tag zu Tag wird das Tierchen größer, hält Ruhepausen, um sich
neu zu häuten, damit es weiterwachsen kann. Dann tritt die Verwandlung ein zur
Puppe, welche nun nicht mehr viel Ähnlichkeit zeigt zur Raupe. Nach der geheimnisvollen Ruhe in der Puppe entschlüpft eines Tages der Schmetterling. Daß dieses
schöne Wesen einen Zusammenhang haben soll mit jenen, manchmal nicht gerade
hübschen Raupen- das ist wirklich etwas zum Staunen. Das Ei ist im MineralischWässrigen, die Raupe im Wässrig-Luftigen, dem Blattbereich, zu Hause. Die
Puppe wird dann im luftig-lichthaften Bereich aufgehängt und der Schmetterling
lebt im Wärme-Lichtraum.
Ein Zusammenhang mit der Pflanze kann sich dadurch ergeben, daß sich das Ei
mit dem Samen, die Raupe mit dem Blatthaften, die Puppe mit der Knospe und der
·Schmetterling mit der Blüte vergleichen läßt. Durch diese Metamorphose lassen
sich auch zum menschlichen Dasein Beziehungen finden. Rudolf Steiner bezeichnet den Schmetterling als >>ein von den Göttern selbst eingesetztes Realgleichnis«.
Durch das Erleben dieser Vorgänge kann in den Kindern ein Gegengewicht
geschaffen werden zu der in alle Lebensbereiche eindringenden Technik mit dem
dazu erforderlichen Denken.
Die nachfolgend beschriebenen Zuchten von einigen Schmetterlingsarten sind
einfach und auch ohne Vorkenntnisse möglich. Zur Vertiefung ist noch einiges an
weiterführender Literatur angegeben. Mit Beobachtung und etwas Glück kann
man das Zuchtmaterial in der Natur finden. Eier, Raupen und Puppen von den
verschiedensten Schmetterlingen sind in der Insektenbörse inseriert (siehe Literaturliste).
Kleiner Fuchs (Aglais urticae L.) und Tagpfauenauge (Inachis io L.)
Beide sind noch oft anzutreffende Schmetterlinge, schön gefärbt mit dunkler, unscheinbarer Unterseite. Je nach Witterung 2--4 Generationen pro Jahr. Überwintern als Schmetterlinge auf Dachböden, in Scheunen, in ungeheizten Zimmern: Beginnen schon zeitig im
Frühjahr zu fliegen. Ei: ab ca. Anfang Mai, bis zu 150 grünlich-gelbe Eier auf der Unterseite
der obersten Brennesselblätter. Raupen: Leben gesellig in gut erkennbaren »Nestern« auf
den Trieben der ErennesseL Anfänglich in einem leicht sichtbaren Gespinst. Die fast
erwachsenen, ca. 4 cm langen Raupen vereinzeln sich dann. Junge Raupen kann man für die
Zucht sammeln, solange sie noch im Gespinst sind. Dazu wird der Erennesseltrieb vorsichtig
samt »Nest<< abgeschnitten. Zuchtraupen sollten möglichst jung sein (Größe ca. 3--4 mm).
Sind sie größer, besteht die Gefahr, daß sie bereits durch Schlupfwespen oder Raupenfliegen
parasitiert sind. Eine Verpuppung ist dann zwar oft noch möglich, aber anstelle des Schmettetlings schlüpfen Parasiten aus.
176
Zucht: Ist in speziellen, stoffbespannten Zuchtkästen oder einfacher in großen Kartonschachteln zu empfehlen. Die Deckelteile werden in die aufrecht stehende Schachtel eingeklappt. Die offene Frontseite ist mit sehr feinem Vorhangstoff zu verschließen. (Maschengröße nicht über Y2 mm, die Parasiten können sonst eindringen). Als Verschluß hat sich eine
Schnur bewährt, zwischen welche ein Gummiband geknüpft ist. Der Boden muß mit
saugfähigem Haushaltspapier ausgelegt werden. Der Käfig sollte an einem warmen, trockenen Platz stehen, aber nicht direkter Sonnenbestrahlung ausgesetzt sein. Das Futter würde
dann zu rasch verwelken. Ein Platz in der Wohnung ist gut geeignet, da die gleichbleibende
Wärme die Zucht beschleunigt. Bei sauberer Haltung ist Geroch kaum zu befürchten.
Die Futterbeschaffung vereinfacht man sich durch Anpflanzen von Erennesseln in einer
Gartenecke. (Im Frühling einen Wurzelstock eingraben.) Das gereichte Futter darf auf
keinen Fall naß sein; aufgeweichter Kot ist eine große Infektionsgefahr für die Raupen
(Durchfall). Sollte es über längere Zeit regnen, die Pflanzen in der Wohnung zuerst abtrocknen lassen. Abgeschnittene Erennesseln gut abschütteln, damit keine Spinnen oder Raubinsekten in den Käfig gebracht werden. Dann in ein Glas mit genügend Wasservorrat stellen
und so mit Stoff oder Papier abdichten, daß keine Raupen ins Wasser fallen können.
Die >>Nester« können nun auf das Futter gelegt werden. Ist dieses verbraucht, kann ein
zweites Futterglas hineingestellt werden. Wenn auch dieses aufgebraucht ist, wird ein drittes
hineingegeben, wobei das erste wieder entfernt wird. Die Raupen wandern dem Futter nach.
Die Futtermenge sollte dem Appetit angepaßt werden. Bei Jungraupen hält das Futter einige
Tage; bei älteren, die sehr viel fressen, ist oft täglicher Wechsel nötig. Trockene Pflanzen
werden nicht mehr gefressen.
In einen Käfig mit den Maßen von ca. 40X40X70 cm sollten höchstens zwei Nester, ca.
300 Raupen eingebracht werden. Solange die Tiere noch klein sind, können es zwar auch
mehr sein, später sollten sie aber unbedingt verteilt werden in mehrere Käfige. Bei Platzmangel können Infektionen oder gar Kannibalismus auftreten. Der Käfigboden sollte von Zeit zu
Zeit gereinigt werden und immer trocken sein.
Nach einer gewissen Zeit des Fressens wird der Raupe das Kleid zu eng. Um weiter
wachsen zu können, muß sie nun die äußere, harte Haut ablegen. Dazu legt sie eine
Preßpause ein und sitzt still auf einem Blatt oder an der Käfigwand bis diese Haut platzt. Sie
schlüpft dann ganz aus ihr heraus, nach dem Erhärten geht es wieder weiter mit Fressen, bis
auch diese Haut zu eng wird. Dieser Vorgang wiederholt sich 4- bis 5mal, nach jeder
Häutung ändert sich auch das Aussehen der Raupe. Frisch gehäutete Raupen erkennt man an
der Kopfkapsel, welche im Verhältnis zum Körper groß ist; solche, bei denen die Häutung
bevorsteht, haben eine kleine KopfkapseL
Sind die Raupen nun groß geworden, so daß man kaum noch mit der Futterbeschaffung
nachkommt, wird es plötzlich still im Käfig. Das raschelnde Herumkriechen, die Preßgeräusche sind verstummt, das Futter ist kaum angerührt. Die Raupen sind verschwunden. Blickt
man dann aber zur Käfigdecke, sieht man sie alle dort versammelt, eine schön neben der
anderen aufgehängt. Sie haben sich, Kopf nach unten, mit einem feinen Seidenfaden angesponnen. Zusammengekrümmt warten sie auf die letzte Häutung, welche sie zur Puppe
verwandelt. Die Farbe ist Braun bis Grün und wie mit einem feinen Goldstaub überzogen,
der die Puppe im Sonnenlicht glitzern läßt. Betrachtet man sie genauer, so sieht man schon
den künftigen Schmetterling bis ins Feinste vorgezeichnet: Kopf, Augen, Rüssel, Beine und
die noch zusammengefalteten Flügel lassen erahnen, was einmal aus dieser Mumie ausschlüpfen wird. Unbeweglich hängt diese Puppe ca. 2 Wochen. In ihr vollzieht sich die
wunderbare Verwandlung von der unförmigen Raupe zum lichtgestalteten Schmetterling.
Die Raupe »stirbt« in die Puppe hinein; öffnet man eine solche, so findet man nur einen
schleimigen Saft, aus dem sich der Schmetterling aus ganz wenigen Organresten neu aufbaut.
177
Naht die Zeit des Schlüpfens, so schimmern bereits die farbigen Flügel durch. An einem
warmen, sonnigen Tag ist es dann soweit: die Puppe reißt am Rücken auf, ein krabbelndes
Wesen drückt und stößt sich heraus. Eilig klettert es an der Puppenhülle zur Decke herauf.
Hier ruht es einen Moment aus, bevor nun eine schwere Arbeit beginnt, die über die ganze
Zukunft des Schmetterlings entscheidet: die noch klein zusammengepackten Flügel müssen
entfaltet werden. Dazu wird Körperflüssigkeit in die den ganzen Flügel durchziehenden
feinen und feinsten Adern gepumpt. Bald nehmen die Flügel Gestalt an, formen sich. Noch
sind sie ganz weich und müssen an der Luft erhärten, dann zieht der Schmetterling die
Körperflüssigkeit aus den Flügeln zurück. Nun ist er bald bereit davonzufliegen und wir
können den Käfig öffnen.
Während der Verpuppung sollten die Raupen nicht berührt werden. Ist die Puppe nach
einigen Tagen erhärtet, kann das kleine Seidengespinst, womit sie sich angeheftet hat, mit
eine Nadel vorsichtig gelöst werden. Die Puppe kann nun in der gleichen Stellung auf einen
Karton geklebt werden, damit der Käfig für weitere Zuchten zur Verfügung steht. Noch
besser ist es, gleich zu Beginn ein Packpapier an die Decke zu heften, welches dann
abgenommen werden kann. Die Puppen sollten geschützt aufbewahrt werden, für Vögel
sind sie ein Leckerbissen.
Der frischgeschlüpfte Schmetterling scheidet eine blutrote Körperflüssigkeit aus, die gerne
bleibende Flecken hinterläßt.
Die freigelassenen Schmetterlinge legen nach der Paarung bald wieder Eier ab, und die
Zucht kann neu begonnen werden. Raupen von Landkärtchen, C-Falter, Distelfalter und
Admiral sind auch auf Brennesseln zu finden und in der Zucht ähnlich.
Nachtpfauenauge (Wilder Seidenspinner, Eudia pavonia)
Schmetterling: Groß, schön gezeichnet, verbreitet, aber selten beobachtbar, denn er fliegt
in der Dämmerung an nur wenigen Tagen im Jahr (April-Mai). Die größeren Weibchen
hängen reglos an einer Pflanze und werden von vielen Männchen stürmisch umschwärmt,
welche über große Entfernung angelockt werden. Hat man gezüchtete Weibchen, läßt sich
das gut beobachten. Man setze sie gegen 16 Uhr an eine Hauswand oder Baumstamm und
erwarte die anfliegenden Männchen. Eiablage: Die begatteten Weibchen werden in einen
Papiersack gesetzt. Diesen gut verschließen und an der Sonne aufhängen. Die Eiablage von
ca. 150-200 Stück erfolgt bald. Die Weibchen am folgenden Abend freilassen, damit sie den
Rest der Eier ablegen können. Dieser Schmetterling lebt im Gegensatz zu anderen nur
wenige Tage. Er nimmt keinerlei Nahrung auf, seine Mundwerkzeuge sind verkümmert,
weil er sie nicht braucht. Die Eier auf dem Papier ausschneiden und in einem Behälter an
einem hellen Ort ohne direkte Sonne aufbewahren. Gut geeignet sind Glace-Schachteln aus
Plastik, in den Deckel ein Fenster schneiden und wieder mit sehr feinem Vorhangstoff
verkleben. Einige immer wieder zu ersetzende Blätter von der Futterpflanze geben die nötige
Feuchtigkeit.
Raupen: Nach ca. drei Wochen schlüpfen die zuerst schwarzen, winzigen Räupchen aus.
Sie beginnen sofort zu fressen. Nun sollte das Futter bereit sein. Gut bewährt hat sich die
überall zu findende Salweide, möglich sind aber auch Blätter von anderen Weiden, Birken,
Beerensträucher (wie Himbeere). Man bietet am besten das Futter an, welches in der Nähe in
ausreichender Menge vorhanden ist. Gut beobachten, ob es auch angenommen wird! Später
darf es auf keinen Fall mehr gewechselt werden, die Raupen können sonst eingehen. Der
weitere Zuchtverlauf ist den vorstehend beschriebenen Arten gleich.
Puppe: Nach 6-10 Wochen sind die Raupen fingerdick und ca. 8 mm lang. Sie wollen sich
nun verpuppen. Es wird kein Futter mehr angenommen, und die Raupen wandern unruhig
umher. Nun sollten sie zu wenigen in kleine Schachteln verteilt werden, damit sie sich beim
178
Nachtpfauenauge
Einspinnen nicht gegenseitig behindern. Auch noch etwas Futter dazu geben. Die Raupen
spinnen einen birnenförmigen, bräunlichen Seidenkokon mit einer kunstvollen Reuse, welche das Eindringen von Feinden verhindert. Nach zwei bis drei Wochen sind die Kokons
ausgehärtet. Im nächsten Jahr werden aus den kleineren die Männchen, aus den größeren die
Weibchen ausschlüpfen. Schmetterlinge, die nicht ausschlüpfen, können 1-2 Jahre in der
Puppe überleben, wenn diese in dem Fliegengitterbehälter im Freien aufbewahrt werden.
Überwinterung: Die Puppen müssen im Freien, wo sie Kälte, Wind und Wetter ausgesetzt
sind, überwintern. Würde man sie an der Wärme behalten, wäre frühzeitiges Ausschlüpfen
die Folge. Gut hat sich ein aus Fliegengitter gebogener, röhrenförmiger Behälter bewährt,
der in einen Strauch gehängt wird. Schneidet man im März die Reuse mit einer Nagelschere
ab, wird den Schmetterlingen das Schlüpfen erleichtert. Werden die Kokons zu trocken
aufbewahrt, kann sich die Reuse verhärten. Die Puppen in den Käfig legen und das Schlüpfen abwarten.
Schwalbenschwanz (Papilio machaon L.)
Einer der schönsten einheimischen Schmetterlinge, der als ein edler, selten gewordener
Flieger an warmen und lichtvollen Sommertagen auftritt. Lebt über längere Zeit und ist
standorttreu. Zwei, manchmal sogar drei Generationen pro Jahr.
Eiablage: Paarung und Eiablage sind in Gefangenschaft nur unter bestimmten Bedingungen erreichbar. Hingegen kann man die Weibchen gut beobachten, wie sie an heißen
Sommertagen suchend über den Garten fliegen und sich auf Doldengewächse wie Karotten,
Fenchel, Liebstöckel, Dill setzen. Der Hinterleib wird dann nach unten vorne gebogen und
ein gelblich grünes Ei an die Futterpflanze geklebt. Merkt man sich diese Stelle aus Distanz,
kann das Ei gut gefunden werden. Wie schon oben beschrieben, weiter verfahren. Die
Räupchen schlüpfen nach 8-14 Tagen.
179
Schwalbenschwanz
Raupe: Die auffallend gestreiften und gefärbten Raupen können auch oft einzeln an
Doldengewächsen gefunden werden. Diese Raupe hat wenig Feinde. Beeinträchtigt wird sie
durch schlechte Witterung und oft auch durch menschliche Unvernunft. Dem Schwalbenschwanz wie bei den vorigen Arten weiterzüchten, darauf achten, daß nicht zu viele Tiere in
einem Käfig sind. Schwalbenschwanz-Raupen sind Einzelgänger.
Puppe: Nach ca. einem Monat und 4--5 Häutungen verpuppt sich die ca. 6 cm lange
Raupe. Sie hängt sich aufrecht mit einem Seidengürtel um den »Bauch<< an die Käfigwand.
Nach dem Erhärten kann sie abgenommen werden und in gleicher Stellung am Seidenfaden
mit Hilfe einer Nadel befestigt werden. Bereits nach 2-3 Wochen schlüpft die 2. Generation.
Diese Schmetterlinge legen dann wiederum Eier ab. Die durchaus geschlüpften Raupen
verpuppen sich noch im gleichen Jahr, überwintern dann aber als Puppen. Diese Puppen
können wie beschrieben aufbewahrt werden, auf keinen Fall aber in einem geheizten Raum:
die Falter schlüpfen sonst zu Weihnachten anstattim Mai!
Durch Anlage und Gestaltung eines Gartens kann viel dazu beigetragen werden, Schmetterlinge anzulocken und am Ort zu halten. Viele Blumen sind wie »Schmetterlings-Treffpunkte<<, oft kann man über längere Zeit dort täglich die gleichen Falter antreffen. Bei der
Pflanzenauswahl kann das Buch von W. Schäfer Hilfe leisten (s . Literaturverzeichnis)
Weiterführende Literatur:
R. Steiner: Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes, Dornach, GA 230. W. Schäfer: »Zum Verständnis der Schmetterlingswelt• (besonders für
Pädagogik und Naturpflege) Zbinden-Verlag, Basel 1984. Novak/Severa : Kosmos-Schmetterlingsführer. E. Friederich: Handbuch der Schmetterlingszucht, Kosmos. Sauers Naturführer :
Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt (zu empfehlen), Fauna-Verlag, Karlsfeld. Insektenbörse, A. Kernen-Verlag, Husmannshofstr. 10, Postfach 10 20 43, 4300 Essen. (Mit Inseraten
für Eier, Puppen, Schmetterlinge und Zuchtbedarf).
Dieser Artikel, erweitert um eine Pflanzenliste, Bauanleitung für einen Raupenzuchtkasten und
eine Raupengeschichte ist für 3,50 SFr. (zzgl. Porto) beim Verfasser zu beziehen: Peter Lange,
Bachstraße, CH-8330 Auslikon.
180
Ernst Schuberth
Zum Informatikunterricht an Waldorfschulen (VIII)
Im vorangegangenen Beitrag wurde an einigen wenigen Dokumenten gezeigt,
wie unter pädagogisch und sozial verantwortlich Denkenden mit Sorge die Frage
nach den humanen Auswirkungen der neuen Technologien gestellt wird. Sie
scheinen die Unbekannten in der Computer- und Mediengesellschaft der Zukunft
zu sem.
In dem sehr lesenswerten Buch von Klaus Haefner, >>Die neue Bildungskrise«
(Basel1982) werden aus der absehbaren technischen Entwicklung Forderungen für
einen notwendigen Wandel des Bildungswesens und der Gesellschaft abgeleitet.
Probleme sieht Haefner vor allem dort, wo durch breite Vermittlung einer WertePluralität ein Abbau von Normen und Werten stattfindet, wo in wechselnden
informationellen Umwelten Schwierigkeiten einer angemessenen Sozialisierung
undangesichtsder Überlegenheit der Informationstechniken ein Verlust an Selbstwertgefühl entstehen (S. 166 f.). Geraten der Mensch und technische Systeme in
Konkurrenzsituationen, so erwartet Haefner als Gefahr: »Tiefe Frustration wird
diejenigen erfassen, die dieses >falsche< Bildungsangebot genutzt haben und dann
eines Tages dem billigeren, schnelleren und wartungsfreien informationstechnischen
System gegenüberstehen, welches bereits die Arbeiten ausführt, auf die sie sich
selbst vorbereitet haben. Hier sind Entwicklungen zu erwarten, die viel gravierender sind, als z. B. Jugendprobleme wie Rauschgiftmißbrauch oder Hausbesetzungen.<< (S. 183) Er sieht voraus, daß Leistung als Basis von Selbstwert immer
schwerer erbracht werden kann. Der traditionell erzogene Mensch gerät - selbst
bei materieller Absicherung- in die Verunsicherung über sich selbst und seinen
Wert. Er zieht die Folgerung: >>Für den Menschen heißt dies, daßer-mehr als je
zuvor - sich selbst für sich selbst bilden muß. Will der Mensch als Mensch in den
komplexen Systembezügen von Gesellschaft und Wirtschaft überleben, muß er in
Zukunft mehr für seine persönliche Entfaltung tun. Die Zeit dafür wird ihm
geboten, da die >entfremdete< Arbeit für die >Systeme< automatisiert werden kannaber wird er diese Option auch nutzen? Wird das Bildungswesen hier sinnvolle
Angebote machen?« (S. 168)
Ohne hier auf die Fülle abschätzender Details einer Zukunftsentwicklung eingehen zu können, läßt sich zusammenfassend sagen: Haefner vermittelt das Bild
einer durch die Informationstechnik weitgehend bestimmten Lern- und Arbeitswelt, auf deren Beherrschung der junge Mensch geeignet vorzubereiten ist. Um in
der so gezeichneten Umwelt sinnvoll leben zu können, muß er seelisch und in
seinem Sozialverhalten stabilisiert werden. In dem Maße, wie die Maschine seiner
Rationalität überlegen ist, kann er seine Potenzen für Gefühl und Sinnlichkeit im
Dienste einer Selbstverwirklichung entwickeln. Nach Auffassung von Haefner
wird nur ein »ganzer Mensch« eine Chance haben, die rasche Entwicklung der
nächsten Jahrzehnte zu überleben. So informativ die Ausführungen Haefners sind,
lassen sie viele wesentliche Fragen offen:
181
1. Ist menschliches Erkennen Informationsverarbeitung im Sinne deF Computertechnologie? Ist dies nicht der Fall, wie lassen sich die nicht formalisierbaren
Intelligenzleistungen beschreiben und schulen?
2. Auf welchem Wege sollen die geforderten affektiven Bereiche gefördert
werden? Welches Menschenbild steht im Hintergrund dieser Forderungen?
3. Kann nicht der Erwerb von Fähigkeiten für die Entwicklung des Menschen
von Bedeutung sein, auch wenn diese in der Arbeitswelt keine Rolle mehr spielen?
So ist bekanntlich die Bewegungserziehung durch die Ausbreitung des motorisier·
ten Verkehrs nur notwendiger geworden.
4. Ist überhaupt die prognostizierte Entwicklung von der Zwangsläufigkeit, mit
der sie gesehen wird? Zweifellos sind mögliche Entwicklungen weitgehend zuverlässig erfaßt, die Akzeptanz durch künftige Generationen erscheint nicht selbstverständlich. Hartmut Köhler weist in seinem Aufsatz >>Computer als Herausforderung - zur Sklavenarbeit? Fragen zur Computerwelt und möglichen Reaktionen
durch allgemeinbildende Schulen« (MNU 1/1985, 38. Jahrg. Seite 19) auf die
Selbstbewahrheitung von Behauptungen hin, wenn nur genügend viele Menschen
die Behauptung wiederholen. Zweifellos haben wir es im Augenblick mit einer
derartigen Entwicklung auch zu tun, die zwangsläufig nach einem gewissen Höhepunkt- soweit es die Erziehung betrifft- wieder abflauen wird, um zu erkennen,
daß der Computer keine Lösung der Erziehungsprobleme bringen kann. Wenden
wir uns den aufgeworfenen Fragen im einzelnen zu.
Es war in den vorangegangenen Betrachtungen schon gezeigt worden, welcher
Weg von einer inhaltlichen Urteilsbildung zum räumlich-zeitlichen Manipulieren
mit Merkzeichen gegangen werden muß, um das Funktionieren eines Computers
im Verhältnis zum menschlichen Denken zu beschreiben. An einem konkreten
Beispiel aus der Praxis kann der Unterschied vielleicht noch einmal deutlich
gemacht werden - ohne in den Begriffszusammenhang der Gödelsehen und Finslerschen Sätze einzutreten: Um bei einem Text, der in ein Textsystem eingegeben
wurde, eine Korrektur vorzunehmen, wird ein Stück Text in der Nähe der zu
korrigierenden Stelle erneut geschrieben. Die Maschine »sucht« dann die entsprechende Stelle und man kann korrigierend eingreifen. Lautet beispielsweise ein Satz
» ... saß er, schrieb und sann. -Bald aber ließ ihn ... « und soll statt »Bald<< aus
den schwer ergrundlichen Stilempfindungen eines Autors »Binnen kurzem<< stehen, so schreibt man ein Stück des ursprünglichen Textes und läßt es anzeigen.
Würde man nur das Wörtchen »und<< eingeben, wäre es schwer, unter den vielen
vorkommenden »Und<< das richtige rasch zu finden. Man wird also dazu neigen,
größere Textstücke zu schreiben, damit die Textstelle eindeutig vom Automaten
gefunden werden kann- so jedenfalls zunächst die Neigung eines Anfängers. Um
Zeit zu sparen, ist es freilich ratsamer, ».- B<< einzugeben. Die erste Reaktion kann
sein: Das kann doch der Computer gar nicht verstehen! Und in der Tat wer aus der
Heiligen Schrift ».- B<< suchen sollte, würde wohl verzweifeln. Während der
Mensch Begriffsinhalte und Bedeutungszusammenhänge in seinem Denken erfaßt,
»prüft<< der Computer die Gleichheit von zwei Zeichenfolgen ohne jeglichen
Inhalt.
Auf das menschliche Leben übertragen würde dies etwa bedeuten, man sähe ein
182
Buch nur als eine Kombination von Symbolen, wobei qualitative Unterschiede
außer in der räumlichen Anordnung der Symbole nicht erfaßt werden könnten.
Goethes >>Faust« und die Seelenergüsse eines Jungmädchen-Buch-Schreibers stünden dann prinzipiell auf gleicher Stufe. Das heißt, daß die kombinatorischen
Begriffe, die zur Kennzeichnung von Zeichenanordnungen benutzt werden, keinerlei Aussagemöglichkeiten über die Inhalte der Schriften haben. Selbstverständlich kann ein Computer charakteristische Symbolfolgen bei Goethe oder anderen
finden, deren Wiederholung wahrscheinlich ist. Bedeutung können aber solche
Gesetzmäßigkeiten erst haben, wenn sie mit inhaltlichen Begriffen durchdrungen
werden.
Im mitmenschlichen Verkehr würde das Computerverhalten bedeuten, nur das
Räumlich-Zeitliche am anderen zu beobachten und durch das Bild der äußeren
Erscheinung nicht zu seinem Inneren vordringen zu können. Insofern ist der
Umgang eines Computers mit einem Text >>alle Menschlichkeit verachtend<<. Dies
könnte uns unberührt lassen, wenn ich die informationstechnische Beherrschung
menschlicher Ausdrucks- und Tätigkeitsformen voraussetzte, daß diese in der eben
geschilderten >>menschenverachtenden<< Form analysiert werden müssen. Es müssen also Menschen bereit sein, menschliches Tätigsein unabhängig von einem
Sinngehalt zu betrachten. Das früher gegebene fiktive Beispiel eines >>therapeutischen Gespräches<< (Folge 111) setzte eine solche Betrachtungsweise voraus.
Derartige Gegenbilder eines menschlichen Kulturverhaltens können aber gerade
den Sinn für das eigentliche Menschliche wachrufen. Steht uns ein bloßer Gegenstand gegenüber, so begreifen wir ihn, indem wir denkend uns über seinen Sinn
und seine Bedeutung klarwerden. Spricht zu uns ein Mensch, so finden wir den
Quell, der in uns sinngebend die Dinge erfaßt, in dem Gegenüber. Er geht nicht
auf in·dem, was sich unseren Augen und Ohren unmittelbar darbietet, sondern in
dem unmittelbar Dargebotenen offenbart sich ein mittelbar Gegebenes, dem
gegenüber wir nicht nur denkend tätig werden müssen, sondern wo wir unser
Denken zu einem Wahrnehmungsorgan umzugestalten haben, d. h. wir müssen
das Denken des anderen Menschen in unserem Denken aufleben lassen. Dieser
Wechselverkehr menschlichen Austausches, der ständig das äußerlich Gegebenedas letztlich doch nur Wasser, Kalk, Kohlenstoff usw. ist- überwindet, um in
unserem Inneren e~n unserer Innerlichkeit Wesensverwandtes aufleben zu lassen,
charakterisiert die Einmaligkeit der mitmenschlichen Erfahrung im Gesamtumfang
unserer Wahrnehmungen. Nennt man das Anschauen-Können von Begriffen,
>>Bedeutungsgehalten«, >>Sinngehalten« Intuition, so kann man sagen: durch Intuition kennzeichnet sich mir die eigene und mitmenschliche Erkenntnisfähigkeit.
Dieses intuierende Leben in Sinngehalten ist mit aller Schärfe von der kodifizierten
Form von Wissen in Zeichenketten und «grammatikalischen Regeln« zu unterscheiden. Wohl hat man Stilelemente von Hölderlin und Mozart, nachdem diese
stilschaffend tätig gewesen waren, dem Comupter eingegeben und neue »Werke«
schaffen können- aber eben erst im Nachherein.
Kein Computer schreibt die Lyrik des nächsten Jahrhunderts uns im voraus,
keiner sagt uns, welche Erfindungen in den nächsten Jahren zu erwarten sind. Dies
wird den Computern so wenig wie der Expertenkommission gelingen, die in den
183
30er Jahren für den Völkerbund die wesentlichen neuen Erfindungen voraussagen
sollte. Es war keine der wirklich umwälzenden Erfindungen dabei.
So kann man sagen: Hat menschliches Erkennen Gesetzmäßigkeiten erlaßt oder
menschliches Handeln Gesetzmäßigkeiten erhalten, so kann der kodifizierte
Bestand vom Computer übernommen und zu unerwarteten Kombinationen weiterentwickelt werden. Es wird aber im wesentlichen Vergangenheit in die Zukunft
hinein prolongiert - eines der Hauptprobleme künftiger Computerkulturen, in
denen ständig Entscheidungenaufgrund einmal gefällter Urteile (die als Bedingungen in dem Programm enthalten sind) durchgeführt werden. Ist die betroffene
Wirklichkeit durch Naturgesetze bestimmt derart, daß ein gleiches Ursachengefüge gleiche Folgen zeitigen soll, so ist dies etwa bei der Steuerung eines Produktionsvorganges oder eines Satellitenstartes weitgehend gleichgültig. Wirken aber
solche » Vergangenheitsmuster« in den menschlichen Sozialverkehr hinein, der aus
dem lebendigen Wahrnehmen immer wieder einmalige Situationen entwickeln
sollte, so führt das zu einer verheerenden Entfremdung. Alle Bemühungen, Richtertätigkeiten, ärztliche Diagnosen, therapeutische Gespräche, musikalische Interpretationen usw. aufgrund eines in der Vergangenheit erarbeiteten Regelsystems
festzuschreiben, trifft menschliche Entscheidungsfähigkeit aus der >>Geistesgegenwart<< im Kern. Der Drang, soziales Geschehen nach dem Muster naturwissenschaftlicher Zwänge zu erfassen und zu verwalten, ist die eigentliche Gefahr einer
Gesellschaft, die ihre Denkformen an der Informationstechnik geschult hat.
Durch die >>Materialisierung« menschlicher Intelligenzleistungen kann gerade
der Blick auf die immer neue Quellkraft menschlichen vorsprachliehen Denkens
bewußter gerichtet werden. Man kann erleben, daß das Denken eine eigene Inhaltlichkeit besitzt, für die alles in Zeichen Dargestellte nur hinweisenden Charakter
hat. Der - man könnte fast sagen - Legitimationdruck, welcher von den neuen
Technologien auf den Menschen ausgeht, wird nur abzufangen sein, indem der
Blick menschlichen Denkens über das gegenständlich Gegebene hinauszugreifen
vermag und nicht nur der Leere blasser Abstraktionen begegnet, sondern die
Geistigkeit findet, in der sein eigenes Wesen urständet. In den weiteren Betrachtungen soll auf die noch nicht aufgegriffenen Aspekte der oben gestellten Fragen
eingegangen werden.
184
»Das Aussäen des pädagogischen Impulses«
Zum 80. Geburtstag von Rudolf Grosse
Am 16. März vollendet Rudolf Grossesein 80. Lebensjahr. Das festliche Ereignis gibt Anlaß, auf sein langjähriges Wirken als Vorsitzender der Allgemeinen
Anthroposophischen Gesellschaft und als Leiter der Pädagogischen Sektion am
Goetheanum zurückzuschauen. Die im Bund der deutschen Waldorfschulen
zusammengeschlossenen Schulen möchten dem Pionier der pädagogischen Bewegung den herzlichen Dank sagen für seine in der Erziehungskunst erwiesene
Meisterschaft.
In den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg, als das stürmische Wachstum
der Schulbewegung begann, ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Rudolf
Grosse erwachsen. Die Stationen der gemeinsam zurückgelegten Wegstrecke tauchen in der Erinnerung auf: eine lange Reihe von Lehrertagungen in Dornach und
in Stuttgart und die Begegnungen im Haager Kreis, an dessen Beratungen Rudolf
Grosse seit den 70er Jahren teilgenommen hat. Höhepunkte treten hervor: die
Lehrertagung am Goetheanum, die Ostern 1971 erstmalig Mitglieder der internationalen Schulbewegung und der heilpädagogischen Institute mit Vertretern der
Christengemeinschaft und Ärzteschaft zusammenführte, um das Thema >>Inkarnation und Schicksalsfindung des jungen Menschen im 20. Jahrhundert<< zu bearbeiten; und dann die Neujahrstagung 1979 in Stuttgart, die an der Schwelle des
zweiten Jahrhunderts michaelischer Zeitgeist-Inspiration und ein Menschenalter
nach dem Wiederbeginn der pädagogischen Arbeit in Deutschland den Zugang zu
den spirituellen Quellen der anthroposophischen Pädagogik neu erschließen und
die Bildung eines Weltschulkollegiums impulsieren wollte. Wenn in solchen
Begegnungen die Empfindungen zusammenklangen, wurde die Erkenntnisbasierung der Gemeinschaft zum Erlebnis; und daranhat Rudolf Grosse entscheidenden Anteil. Unvergessen sind seine großangelegten, aus umfassender Kenntnis von
Rudolf Steiners Lebenswerk geschöpften Darstellungen; die durch wache Willenshaftigkeit sich auszeichnenden Einschläge in das Rundgespräch; die Frische und
Plastik anekdotischer Beiträge, Geschenke einer spirituell durchdrungenen pädagogischen Erfahrung. Was sich so impulsierend mitteilte, war- wie es im Titel
seiner Selbstbiographie heißt - >>Erlebte Pädagogik<<, errungen im Schicksalsgang
und auf dem Geistesweg einer schöpferischen Individualität; es war Lebenspädagogik, wie sie Rudolf Steiner charakterisiert als >>eine unmittelbar aus dem Leben
heraus geschöpfte Pädagogik<<, Mitteleuropa aufgegeben als >>welthistorischer
Beruf<<.
Das Erinnerungs- und Schicksalsbuch >>Erlebte Pädagogik<<, das Rudolf Grosse
zum 50-Jahr-Jubiläum der ersten Waldorfschule veröffentlicht hat, zeigt einen
Entwicklungsweg, der mit der anthroposophischen Pädagogik von Jugend an
verbunden ist. Der Zürcher Gymnasiast erwirkte den Eintritt in die zehnte, damals
185
oberste Klasse der Waldorfschule in Stuttgart. Dort wird er Schüler der von Rudolf
Steiner berufenen Lehrer. Lebensbestimmend ist die erste Parzivalepoche, die der
Geschichtslehrer Walter Johannes Stein im Januar 1923 gibt. Rudolf Steiner hospitiert im Unterricht und greift in das Lehrgespräch ein. Seine Hinweise haben
schicksalhafte Wirkungen für die Gralsforschung des Lehrers und die Lebensorientierung des Schülers. Grosse schreibt: >>Diese eine Unterrichtsstunde hatte
eine das ganze Leben hindurch fortwirkende innere Belehrung, sie versank in den
Seelentiefen, sie tauchte aus ihnen wieder auf, aber immer deutlicher von der
Zweiheit sprechend, von jener Artusritterschaft, welche nach der Ordnung des Ich
die Seelenkräfte bändigt und harmonisiert, und von jener anderen, der Gralsritterschaft, die aus der Kraft des Wortes, des Logos heraus, eine neue Menschengemeinschaft aufbaut.« Geistesschulung und Gemeinschaftsbildung stellen sich dem
Achtzehnjährigen als Lebensaufgabe.
Zwei Monate nach diesem Unterrichtsbesuch wurde zum erstenmal die Opferfeier gehalten. Als Schüler des Freien Religionsunterrichtes nahm Grosse daran
teil. Auf die Anfrage einer Schülerirr der 11. Klasse hatte Rudolf Steiner diese
kultische Handlung den drei anderen mit dem Freien Religionsunterricht verbundenen Handlungen hinzugefügt. Aber noch in einer anderen Richtung wurden die
Schüler der 11. Klasse aktiv. Ein Freundeskreis richtete eine Resolution an die
Anthroposophische Gesellschaft, daß »ein freies Hochschulwesen« 'anzustreben
sei. »In einer freien Hochschule muß aus anthroposophischem Geiste seine Fortsetzung finden, was mit der Waldorfschul-Erziehung begonnen wurde.<< An die. sem kühnen, die Zukunft antizipierenden Vorstoß war Grosse beteiligt.
Am Ende ihrer Schulzeit- Ostern 1924 - erbat die Klasse eine Berufsberatung
von Rudolf Steiner. Bei dieser Gelegenheit brachte Grosse den dezidierten Wunsch
vor, Lehrer an der Waldorfschule zu werden. Rudolf Steinergab den Rat, Vorlesungen über Philosophie und Literatur zu belegen und gleichzeitig in den vier
untersten Klassen zu hospitieren. Mentorirr wurde Caroline von Heydebrand.
Außerdem war Gelegenheit, in der Hilfsk.lasse von Karl Schubert zu famulieren.
Im September 1924 rief Rudolf Steinerden Neunzehnjährigen nach Dornach, weil
er ihm eine heilpädagogische Aufgabe zugedacht hatte. So wurde die Heilpädagogik die Grundlage eines Lebens, das dann in die Tätigkeit eines Klassenlehrers
einmündete. Mit einundzwanzig Jahren wird Grosse Lehrer an der neugegründeten Rudolf Steiner Schule in Basel, wo er drei Jahrzehnte bis zu seiner Berufung in
den Dornacher Vorstand gewirkt hat.
Rudolf Grosse ist der erste Waldorfschüler, der »Rudolf-Steiner-Leh.rer«
geworden ist, vom Geisteslehrer selbst auf die Bahn der Ausbildung und Entwicklung gebracht. Sein Leben, das in bemerkenswerter Geradlinigkeit verläuft, führte
ihn schon früh in die Goetheanum-Landschaft. Dort ist er innerlich und äußerlich
beheimatet. Schon als Schüler Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft
geworden, konnte er noch an den Vorträgen teilnehmen, in denen Rudolf Steiner
die Ergebnisse seiner Schicksalsforschung ausgebreitet hat. Sie regten Grosse zu
einem sich ständig erweiternden Studium an, aus dem seine schriftstellerischen
186
Arbeiten und die vielseitige Vortragstätigkeit hervorgingen. Als er 1956 in den
Dornacher Vorstand eintrat, in dem noch Albert SteHen und Guenther Wachsmuth wirkten, erweiterten sich die Lebenskreise. Die Aufgabe der Lehrerbildung,
die regelmäßige Seminararbeit in Skandinavien, die Leitung der Sektion für das
Geistesstreben der Jugend kamen hinzu- und seit 1966 das Amt des Vorsitzenden
der Anthroposophischen G~sellschaft und zugleich die Leitung der Pädagogischen
Sektion. Wer nach dem verbo.rgenen Lebensquell dieser weitverzweigten Tätigkeiten suchte, konnte die gestaltende Kraft bemerken, die aus der Wesensbeziehung
des Geistesschülers zum Geisteslehrer fließt. Aus dieser Quelle stammt auch das
Buch über >>Die Weihnachtstagung als Zeitenwende«, in dem Grosse das menschheitliche Handeln der fortwirkenden Geist-Individualität Rudolf Steiners zeigt.
Ein Buch, das zum Erkenntnis-Schlüssel für die spirituelle Grundsteinlegung der
Waldorfschule werden kann.
In seinem Lebensrückblick spricht Rudolf Grosse von der »Dankbarkeit dafür,
wie sehr das Schicksal das Aussäen des pädagogischen Impulses aufgenommen
hat.<< Auch die deutsche Schulbewegung empfindet eine solche Dankbarkeit für
das Aussäen des pädagogischen Impulses. Die Saatfrüchte gehen auf, die Rudolf
Grosse in so reichem Maße hingeschenkt hat. Das empfangene Gut zu .entfalten,
wird der tätige Dank der Schulbewegung sein.
]ohannes Tautz
187
Literaturhinweise- Buchbesprechungen
Berliner Arbeitervorträge Rudolf Steiners
Rudolf Steiner: Über Philosophie, Geschichte und Literatur. Darstellungen an. der Arbeiterbildungsschule und der Freien Hochschule in Berlin 1901 bis 1905. 360 Seiten, Leinen,
DM 44,50. Rudolf Steiner Vedag, Dornach 1983.
»Von dieser Stunde an wußten wir: hier war
etwas zu lernen. Nur um zu lehren, ließ er sein
~.berlegenes Wissen spüren. Es war keinerlei
Uberheblichkeit an ihm. Er sprach mit innerlicher Wärme und erfüllt von dem Stoff und seinem Wort, und so ging mühelos das Wort seinen Hörern ein, die gebannt von seiner Persönlichkeit die Ohren spitzten und ihm folgten.«
Mit diesen Worten erinnert sich A. A. Rudolph'' - ein damaliges Mitglied der von Wilhelm Liebknecht begründeten Arbeiterbildungsschule in Berlin - an den 1899 erfolgten
Beginn der Lehrtätigkeit Rudolf Steiners an dieser Schule. Von den dort gehaltenen Vorträgen
hat sich nicht sonderlich viel in Form von
schriftlichen Aufzeichnungen erhalten. Was auf
diese Art festgehalten wurde und bisher nur
verstreut zugänglich war, liegt jetzt in Band 51
der Gesamtausgabe vereinigt vor. Als erstes eine
von Rudolf Steiner selbst angefertigte Zusammenfassung von 10 Vorträgen über »Welt- und
Lebensanschauungen von den ältesten Zeiten
bis zur Gegenwart.« Diese Vorträge können für
den heutigen Leser eine aufschlußreiche Ergänzung zu dem Buch >>Die Rätsel der Philosophie«
darstellen, denn der Zugang zum Thema ist jeweils ein anderer. Für die am Marxismus geschulten bildungs- und wissensdurstigen Arbeiter spricht R. Steiner in sehr scharf umrissenen
Begriffen, die zum Mitdenken anleiten und verweist dabei immer wieder auf sozialgeschichtliche Bezüge: So wird bei der Besprechung der
Sophistik auf die zeitgleiche Lockerung der sozialen Gefüge der griechischen Staatsverbände
hingewiesen; der platonische Staat wird als »ein
kommunistischer Staat, aber mit einer streng
aristokratischen Ständegliederung» (S. 36) charakterisiert, oder es wird betont, daß man zum
Verständnis der griechischen Kultur nicht vergessen darf, »daß sich diese Kultur auf der
Grundlage der Sklaverei aufbaute.« (S. 41).
'' Johanna Mücke, Alwin A. Rudolph: Erinnerungen an Rudo!f Steincr und seine Wirksamkeit an der Arbeiterbildungsschule in Berlin 1899-1904.2. Auflage, Basel1979.
188
Die von Johanna Mücke ausgeführten Aufzeichnungen eines Vortrags über Shakespeare
zeigen, wieSteiner bei Shakespeare dessen Charakterdarstellungen als das Entscheidende anspricht. Shakespeare ging es nicht um die Veranschaulichung von Ideen, sondern um die Bildung konkreter, bestimmter Charaktere, hinter
denen der Dichter völlig zurücktreten wollte.
Wie schon die philosophiegeschichtlichen
Autoreferate, so sind auch eine erhaltene Vortragsmitschrift »Über römische Geschichte«
und 10 Vorträge zur »Geschichte des Mittelalters bis zu den großen Erfindungen und Entdeckungen« sowohl eine zumeist knappe, aber
hinweisreiche Einführung ins Thema, als auch
faszinierendes historisches und biographisches
Dokument. Vor den Arbeitern spricht Rudolf
Steiner immer wieder deren latente oder auch
ausdrückliche Fragestellungen an: Wie verhalten sich die Besitzverhältnisse zur geistigen Kultur? Wo ist eine matc;rialistische Geschichtsbetrachtung am Platz, wo ist sie verfehlt? etc.
Zugleich enthalten diese Vorträge für den Pädagogen eine Fülle von Hinweisen, nicht zuletzt
darauf, was wichtig ist und klar dargestellt werden muß für ein Verständnis der geschichtlichen
Zusammenhänge, oder was als unnötiger Wissensballast abgeworfen werden kann. Über die
behandelten Themen informieren die Inhaltsangaben zu Beginn des Bandes.
Der zweite Teil des Buchs druckt die Aufzeichnungen von zwei Vortragsreihen ab, die
Steiner an der Freien Hochschule in Berlin im
Wintersemester 1904/05 hielt: »Platonische
Mystik und Docta ignorantia« und »Schiller
und unser Zeitalter«. Unter dem erstgenannten
Titel findet man u. a. die hilfreichsten Erläuterungen dazu, wie die frühchristlichen Mystiker
das Wesen der Trinität begriffen, oder wofür
bei ihnen bestimmte Ausdrücke, z. B. der der
»unbefleckten Empfängnis«, standen.
Die Schiller-Vorlesungen können dem, der
sich auf sie einläßt zur beglückenden Freude
werden. Sie sind schlicht und einfach in ihrer
Diktion, lassen dabei aber den Leser immer
wieder in ein großes. Staunen verfallen. Hier ist
insbesondere die Betrachtung der Freundschaft
zwischen Goethe und Schiller zu nennen, die
mit den Worten schließt: >>Und Wahrheit suchten sie beide: Schiller zunächst im Herzen des
Menschen, Goethe in der ganzen Natur.« Über
solche Sätze liest man heute nur zu leicht hinweg, aber wer hören will, der hört hier Anklänge an zwanzig Jahre später vom Krankenlager
aus Geschriebenes (GA 26, S. 101 ff.).
Die dritte, als »Anhang<< bezeichnete Abteilung des Bandes bringt »Diskussionen und Vorträge Rudolf Steiners im >Giordano Bruno.Bund für einheitliche Weltanschauung< im Jahre
1902<<. Hier findet man von Rudolf Steiner Gedanken ausgesprochen, die man als teilweise geradezu herausfordernde Ergänzung zu seinen
erkenntnistheoretischen Schriften wird lesen
können: Die Wahrheit, die befruchten will,
( ... ) wird immer das Bild der Tatsachenfanatiker fälschen müssen.<< Oder: »Die Frage nach
der Gültigkeit der Weltanschauung (ist) vor
dem Forum des Lebens, nicht vor dem Forum
der Erkenntnis zu entscheiden.<< Solche Sätze
können beim Leser Denkbewegungen in Gang
bringen, die schließlich auch diesen Teil des
Buches zu einem wichtigen Arbeitsmittel werden lassen.
Valentin Wemher
Historische Miniaturen
Maria ]osepha Krück-von Poturzyn: Im Brennpunkt der Geschichte I und //. OghamBücherei Bd.14 und 15. Geb., 98 und 85 S., jeweils DM 12,80. Ogham-Verlag, Stuttgart
1983 und 1984.
Im Ogham-Verlag Stuttgart, vor einigen Jahren von Martin Sandkühler ins Leben gerufen,
erscheint unter dem Titel »Ogham-Bücherei«
eine bemerkenswerte Reihe. Die Bändchen sind
im Format 11,5X15,5 cm einheitlich gestaltet:
70 bis 120 Seiten stark mit festem farbigen Einband. Neben Gebets- und Spruchsammlungen,
Legenden und Erzählungen finden sich auch so
ausgefallene Titel wie der über das balinesische
Schattenspiel und lyrische Tagebuchaufzeichnungen von einer Indien-Reise.
Zwei Bändchen versammeln unter dem Titel
»Im Brennpunkt der Geschichte<< »historische
Miniaturen<< von MariaJosepha Krück-von Poturzyn. Es handelt sich um Gestaltungen ganz
unterschiedlicher Themen, die jeweils auf wenigen Seiten meist schlaglichtartig an einem bestimmten Vorkommnis eine Situation aus der
Geistesgeschichte lebendig werden lassen. Meisterhaft wird z. B. die Begegnung Alexanders
des Großen mit den ägyptischen Mysterien geschildert- aus der Sicht der zwischen Entsetzen
und Bewunderung schwankenden Priester. Die
Szene ist so stimmig in sich, daß es völlig irrelevant ist, ob sie wirklich so stattgefunden hat
(was man in diesem Fall natürlich nicht mit
archäologisch-historischem
Faktenmaterial
überprüfen kann). Die Autorin verfügt über die
erstaunliche Fähigkeit, ihr auf dem Hintergrund
der Anthroposophie verarbeitetes historisches
Wissen lebendig einfühlend ins Bild zu bringen.
Was in ihren großen Arbeiten wie »Der Prozeß
gegen die Templer<< und »Die Sendung des
Mädchens Jeanne d'Arc<< zu umfassenden facettenreichen Zeitgemälden verdichtet ist, wirkt
hier wie skizzenhaft angelegt, in Momentaufnahmen festgehalten. Dabei kann durchaus die
moderne »wissenschaftliche<< Skepsis etwa gegenüber . einer Erscheinung wie der heiligen
Odilie, der Schutzheiligen des Elsaß, als Kontrast mit einfließen- nur um noch deutlicher zu
machen, wie nötig Einfühlung und Offenheit
für Atmosphärisches zu einer wirklich anschaulichen Darstellung, die dann auch das Geschehen zwischen Daten und Fakten mit einfängt,
sind. So eignen sich die hier versammelten kleinen historischen Erzählungen zum großen Teil
auch zum Vorlesen oder Nacherzählen etwa im
Geschichtsunterricht der Mittelstufe. Alles in
allem - eine Entdeckung, zu der man dem Verlag, wie auch zu der ganzen Reihe, nur gratulieren kann.
Arnu/f Bastin
189
Die Vorträge des »Kongresses zur Völkerverständigung«
»Europa und sein Genius . .: Vorträge am »Kongreß der Völkerverständigung in Witten.:
1983. 184 S., kart., DM 21,-. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum,
Dornach 1984.
Ende Oktober 1983 fand in .Wirten an der
Ruhr, der »Stadt der ersten Freien Universität«,
eines Seminars für Waldorflehrer, einer Waldorfschule, aber auch Stätte der >>Wittener Tage
der neuen Kammermusik« und des >>Philharmonischen Jugendorchesters«, ein Kongreß statt
mit dem Titel >>Europa und sein Genius. Die
Volksseelenkunde der Anthroposophie - ein
Beitrag zu einem schöpferischen Frieden.« Von
manchen Mitgliedern der Anthroposophischen
Gesellschaft wurde der Plan zu diesem Kongreß
skeptisch beurteilt. Wenn man den jetzt als
Buch herausgegebenen Mitseimirr der dort gehaltenen Vorträge liest, kann man das auch verstehen; doch hat die Wirklichkeit der vier Tage
den Veranstaltern rechtgegeben: Es gab viel
mehr Anmeldungen als Plätze, schließlich kamen 1100 Teilnehmer zusammen, davon ein
Drittel Studenten und Jugendliche. Unter ihnen
waren viele aktive Mirarbeiter der Friedensbewegung, die hier nach gedanklicher Vertiefung
ihrer Gefühls- und Willensrichtung suchten. Je
nach ihrem goodwill gewannen viele in einzelnen Vorträgen und den daran anschließenden
Seminaren Erkenntnisse, die zu neuen Einsichten führten. Hinzu kamen künstlerische Veranstaltungen mit hohem Niveau: Eine EurythmieAufführung und ein Violinkonzert, die das Erlebnis einer differenzierten Seelenstimmung
vermittelten, und vor allem natürlich Begegnungen und Gespräche der Teilnehmer untereinander, die mithalfen, eine Verbindung zur
aktuellen Situation herzustellen, die für manche
in der Überfülle geisteswissenschaftlicher Mitteilungen nicht erkennbar wurde.
Manchen Lesern der gedruckten Vorträge
mag das ähnlich ergehen, zumal ihnen die Ergänzung durch die anschließenden Seminare
fehlt. Diese konnten nur mit ihrer Thematik
und den Namen der Gesprächsleiter genannt
werden. In einem Vorwort wird zwar der Verlauf der Tagung geschildert, dabei aber ihr Initiator und Vorbereiter, Ernst Wilhelm Neuhöfer, nicht erwähnt. Dieser hat das als Veranstalter genannte >>Freie Volksbildungswerk für anthroposophisch orientierte Menschenkunde,
Pädagogik, soziale Lebensgestaltung und Kunst
e. V.«, Bochum, gegründet und ist dessen Ge-
190
schäftsführer. Aus dieser Tätigkeit heraus war
er die eigendich treibende Kraft, führte die aktiv
Beteiligten zusammen und schuf die Verbindung zur Stadt Wirten. Die Anonymität bei der
Nennung des >>Volksbildungswerkes« als Veranstalter ist ein auffallendes Versäumnis und
wirkt in einem anthroposophischen Verlag besonders unverständlich. Der Wunsch nach Veröffentlichung der Kongreßvorträge sei von den
Besuchern ausgegangen, berichtet der Herausgeber Heinz Eckhoff im Vorwort. Man kann
sich fragen, wie es denen mit den gedruckten
Texten ergehen wird. Die Lektüre der Vorträge
Rudolf Steiners hat ja sehr viele Menschen daran
gewöhnt, den Unterschied zwischen gesprochenem und geschriebenem Wort kaum mehr
wahrzunehmen, ganz im Gegensatz zu Steiner
selbst, der es als sehr schmerzlich empfand und
wiederholt als Mangel betonte, daß er seine
Vortragstexte nicht für den Druck bearbeiten
konnte. Im vorliegenden Buch hat man nun
auch die vor etwa 1100 Menschen in einem gro-·
ßen Saal gesprochenen, unmittelbar an ihre
Empfindungen appellierenden Ausführungen
vor sich. Die zwischen Sprechendem und Hörenden entstehende Gemeinsamkeit fehlt. Was
von manchen, durchaus auch positiv urteilenden Teilnehmern geäußert wurde: es sei zu »insiderhaft<< gesprochen worden, fällt naturgemäß
im Buch noch stärker auf. Für wen die Begriffe
»Volksseele<<, >>Zeitgeist<<, »Kulrurepoche<<,
>>Empfindungs-, Verstandes-, Bewußtseinsseele<< nichts Konkretes bedeuten, der wird gelegentlich ratlos oder unbefriedigt bleiben. Doch
sind manche Beiträge sehr anregend und uneingeschränkt verständlich, so etwa >>Finnland als
Brücke<< von Reijo Wilenius, Professor der Philosophie und Vorsitzender des Finnischen Friedensrates, der dem negativ gemeinten Begriff
des >>Finnlandisrnus<< überzeugende Schilderungen von menschlichen und sachlichen Begegnungen zwischen Finnen und Russen entgegenhält. Damit gibt er ein anschauliches Beispiel für
die Notwendigkeit, Völker, mit denen man
Frieden halten und sich verständigen will, zunächst einmal wirklich kennenzulernen. Dabei
bringt er selbst manche neue Farbe in das Bild,
das man im allgemeinen von seinem Lande hat.
In ganz anderer Weise gegenwartsnahe erscheint Stefan Lebers Beitrag, zu dessen besonderer Aktualität er unmittelbar vor dem Vortrag
aufgefordert worden war. Seine Darstellung der
Dreigliederung des sozialen Organismus, wirkungsvoll abgehoben von der Ideenlosigkeit
derzeitiger Weltpolitiker und überzeugend unterbaut durch Rudolf Steiners Forderungen an
die Pädagogik der Schulen, ist wohl einer der
hervorragendsten Beiträge des Bandes. Demgegenüber erscheint der Abdruck des Vortrages
über >>Das Schicksal Rußlands und seine zukünftige Kultur« von Peter Tradowsky problematisch. Mit dem Ansatz »Rußland als Träger
der sechsten Kulturepoche« macht er Voraussetzungen, die demjenigen, der nicht mit Rudolf Steiners geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen vertraut ist, kaum wirklich verständlich
werden können, zumal wenn dann die geschichtlichen Wandlungen und Bewußtseinsstufen interpretiert werden und schließlich die
Möglichkeiten zu einem anderen Verlauf der
russischen Geschichte, erläutert an Schillers Demetrius-Fragment, behauptet wird. Das ist aber
auch nicht mit Rudolf Steiners Geschichtsverständnis zu vereinbaren, der z.B. in den Vorträgen über »Geschichtliche Symptomatologie<<
(GA 185) von »tragischer Notwendigkeit<< u. ä.
spricht. »Cum crano salis<< genommen, sind
Tradowskys Ausführungen verständlich und interessant, doch wem das Körnchen Salz fehlt,
der mag sich einigermaßen ratlos fühlen vor
aem Riesenpanorama, das ihm da entwickelt
wird. Dabei mag es manchem auch unbehaglich
werden angesichts der Sicherheit, mit der dieser
Darstellung ganz naiv einseitige politische Ansichten zugrundegelegt werden. Allerdings geben eine Reihe von Hinweisen auf ergänzende
und weiterführende Texte Hilfen zu eigener
Orientierung.
Ein Stück Geistesgeschichte unter interessanten Aspekten geben Gerard Klockenbrings
Schilderungen bedeutungsvoller Stätten und
Persönlichkeiten als »Beitrag Frankreichs zur
Aufgabe Europas<<, Wärme und Lebendigkeit
der Erzählung mögen ausgleichen, was an
Kenntnis z. B. des »keltischen Christentums<<
vorausgesetzt wird. Friedrich Oberkoglee ent-
wickelt den Begriff der Freiheitsmöglichkeit des
Menschen an Schillers Wilhelm Tell, wobei die
großen gesprochenen Zitate im Vortrag wohl
eine stärkere Wirkung hatten. Auf der unmittelbaren Wirkung des gesprochenen Wortes basieren auch die Beiträge von R)ldolf Grosse »Das
weiße Kreuz im roten Feld<< und Heinz Eckhciffs »Die Volksseelenkunde der Anthroposophie- eine Grundlage für eine zeitgemäße Völkerverständigung<<. Thematisch etwas herausfallend, dafür aber höchst interessant und sorgfältig redigiert erscheint der Beitrag von Manfred K.lett »Zum Verständnis europäischer Kulturlandschaften<<. Im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft sind die in langen Geschichtsepochen herausgebildeten »individuellen<< Landschaften der europäischen Völker
mehr und mehr nivelliert. K.lett äußert: »Die
Tragik der heutigen Landwirtschaft offenbart
sich vor allem darin, daß der Bauer nach Methoden handelt, die er selber gar nicht erdacht
hat. Er ist weitgehend ausführendes Organ ei. ner ihn bestimmenden Intelligenz in Wissenschaft und Industrie.<< Den Ausweg aus dieser
Situation deutet er mit dem Ausspruch eines
Landwirts an: »Ich bin ein Virtuose im Anbau
von Weizen, Gerste, Zuckerrüben und Raps,
alles andere entzieht sich meiner Kenntnis.
Morgens gehe ich in meine >Fabrik<, das ist der
Hof, nach Feierabend gehe ich nach Hause,
gehe in meinen Garten, mache Kompost und
·bin Mensch.<< Dieses bäuerlich-menschenwürdige Dasein läßt sich mit der aus Angaben von
Rudolf Steiner entwickelten biologisch-dynamischen Landwirtschaft neu begründen, wenn
ihm verständnisvolle Helfer zur Seite stehen.
Eine sanft überzeugende, friedliche Gesinnung
teilt sich hier auch noch dem Lesenden mit.
Einen starken Eindruck hat Friedeich Beneschs großer Sonntag-Vormittagsvortrag »Der
Genius Europas und der Christus-Impuls<< hinterlassen. In der gedruckten Form scheint er
recht viel an geisteswissenschaftlichen Begriffen
vorauszusetzen, doch mag es den Lesern damit
unterschiedlich gehen. Auf jeden Fall sind seine
Gesichtspunkte notwendig im Rahmen eines
Kongresses zur Völkerverständigung und einer
Zusammenkunft im Geiste des Friedens.
Ruth Moering
191
Rhodesien - Zimbabwe
Die Geschichte einer inneren Wandlung
Alec Smith: »Now I call him Brother-r. The rebel son of !an Smith tells his extraordinary
Story. Marshall Paperback, 1984.
Ja, eine außerordentliche Geschichte~ die m!t
den recht gewöhnlichen Erlebnissen emes reichen Jungen auf einer afrikanischen Farm. beginnt. Und doch enthält der sc~male Ban~ emen
Einblick in die Geschichte Afnkas und die Entwicklung eines der schönsten Länder der Erde
von weißer Vorherrschaft zur Demokratie, in
die Herzenswandlung seiner schwarzen und
weißen Bürger, wie sie selten erfahrbar ist. Wir
schauen auf die Karte Afrikas und sehen den
Namen Zimbabwe, wo früher Rhodesien stand.
Alec Smith gibt uns einen Schlüssel in die Hand,
diese Wandlung zu verstehen. Er kam persönlich nach Edinburgh, um über seine Bekehrung
zu sprechen, denn sein Weg zu Christus ermöglichte die politische Umkehr seines Vaters, ohne
die der Weg zur Freiheit für die Schwarzen
unmöglich so rasch hätte gefunden werden
können.
Alec darf als Kind mit den Söhnen der Landarbeiter spielen, doch im Hause kennt er
Schwarze nur als Diener. Seine idyllische Situation änden sich mit dem Umzug nach Salisbury, wo sein Vater zum Prime Minister erklärt
wird. Von heute auf morgen verliert Alec seinen
Namen, er wird nur noch »Ian Smith's son«
genannt, und mit seiner Identität verliert er seine Freunde. Sie ziehen sich zurück, und Opponunisten schmeicheln dem Schuljungen, verführen ihn mit Alkohol und Drogen, ruinieren
seine Laufbahn. In der weitläufigen Residenz
können wilde Panys stattfinden, ohne daß die
Eltern es merken. Die Hippie-Welle erreicht
Afrika und zieht den jungen Mann in einen
Rausch von Musik, Alkohol und Drogen. Der
Bruch mit der Familie ist unvermeidlich. Die
Disziplin der Wehrmacht erzeugt in ihm einen
Haß, den er auf seinen LSD-Trips zu vergessen
sucht. Bis zu diesem Punkt dreht sich das Buch
nur um Alec, doch vom 10. Kapitel an veränden sich der Stil, das Tempo und der Inhalt. Es
geschieht das Wunder einer Bekehrung im klassischen Ruf nach einer völligen Umkehr. Ehrlich schildert Alec wie er alles versuchte, diesem
Ruf auszuweichen, bis er den großen Hasser
Anhur Kanodereka trifft, der sein Leben dem
Kampf gegen die Weißen widmete, bis er in
diesem Sohn seines Erzfeindes den Bruder entdeckt. Ein zweites Wunder: Ian Smith empfängt
den Schwarzen im eigenen Haus und erklän
danach: >>Wenn alle schwarzen Nationalisten so
sind wie er, dann kann ich das Land morgen
übergeben.«
Es steht noch ein langer Kampf bevor, aber
die Gebete der >Brüder< Artbur und Alec, ihre
Reisen und Konferenzen in Afrika und Genf,
die neue Achtung vor schwarzen Politikern im
Staat, ermöglichen die Gründung von Zimbabwe. Ein lohnendes, ein wichtiges Buch, besonders für die junge Generation. Das Englisch ist
modern, einfach und gut lesbar in der 11. und
12. Klasse.
Sibylle Alexander
Zu den Bildern der Waldorfkindergärten
Seite 193
Seite 194
Seite 195
Seite 196
Oben: Das Haus für den Waldorfkindergarten im »Schuldorfc Witten, in dem auch die
Schulklassen jeweils zu eigenen Gebäudeeinheiten zusammengefaßt wurden; (s. »Erziehungskunst• 11/1984). Unten: Küchen- und Eßraum des Wittener Kindergartens.
Oben: Der mit Holzschindeln verkleidete Kindergarten in Göttingen. Im Untergeschoß
befinden sich weitere, hier auf dem Bild nicht sichtbare Räume. Unten links: Spielplatz vor
dem Kindergarten in Stuttgart-Sillenbuch. Unten rechts: Innengestaltung eines Gruppenraumes in Essen.
Oben links: Außenansicht des Einganges zum Kinderganen Dortmund vor dem Hintergrund des Hermann-Keiner-Aitenheimes im Pädagogisch-Sozialen Zentrum. Oben rechts:
Haupteingang zum Kindergarten in Erlangen. Unten: Dachgestaltung und Anlage des
Kindergartens in Essen in unmittelbarer Nachbarschaft der dortigen Schule.
Oben: Der Waldorfkindergarten Köln im Stil eines bergischen Bauernhauses. Unten: Spielende Kinder vor dem Kindergarten Stuttgart-Sillenbuch.
Fotos: Archiv der Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten e. V., Stuttgart.
192
Helmut von Kügelgen
Von den drei Festen des Hausbaues
Wenn alle Vorbereitungen der >>Bauherrschaft«, das Sorgen um die Finanzen,
das Ringen um die Planung zusammen mit dem Architekten abgeschlossen sind,
wenn nun endlich die Erde aufgebrochen wird mit dem ersten Spatenstich, der
auch von einer Maschine besorgt werden kann, wenn die Baugrube ausgehoben
wurde, und der zukünftige Bau sich mit dem Erdengrund verbindet, dann ist ein
erstes Anhalten, ein Festesaugenblick der Besinnung geboten: Die Grundsteinlegung.
Sie sollte eine intime Feier sein, in der sich diejenigen zusammenfinden, deren
Wille und Phantasie, deren Zukunftskraft sich für diesen Bau und seinen Zweck
einsetzt. Bisweilen wird eine stille Abendfeier der Besinnung auf das, was von dem
Leben und Wirken in diesem Haus erwartet wird, dem morgendlichen Geschehen
an der Baugrube vorausgehen, Es ist ein geistiges Atemholen, ein Bekräftigen der
Entschlüsse, noch einmal ein Bewußtmachen des Bauwillens. Seit Rudolf Steiner
ein kupfernes Pentagondodekaeder für den Grundstein des ersten Goetheanums in
die Erde versenkte, wird gerne - vielleicht von einem Handwerkslehrer einer
benachbarten Waldorfschule - ein solcher Grundstein gefertigt. Was soll er aufnehmen?
Die Gedanken sammeln sich um die kosmische Stunde, den Stand der Sterne zur
Zeit, da morgen der Grundstein wie ein Samenkorn des ganzen Baues in die Erde
gesenkt werden wird. Wie steht die Sonne zum Gruße der Planeten? Welches Buch
oder welche Schriften sind geistiges Saatgut für die zukünftige Arbeit? Sollen die
Kinder eine Puppe als Bild des Menschen in den Grundstein tun, wenn es ein
Kindergarten wird? Wer soll die Grundsteinurkunde unterschreiben? Weichen
Spruch oder welche Sprüche wählt man aus, die den Grund festigen sollen, auf
dem sich das Haus erhebt? Fragt man die Mutterschule der pädagogischen Bewegung in Stuttgart an, ob man ihren von Rudolf Steiner gegebenen Grundstein
verwenden darf oder wenigstens ihn hinzufügen? Er spricht in zwei Fassungen von
der Erziehung als >>Menschenpflege«, die in diesem Haus geübt werden soll oder
von den Erziehern als >>Menschenpflegern«. Wie beziehungsreich ist diese Prägung
Rudolf Steiners, die die Waldorfschule auch >>Menschenschule« genannt hat. Der
Spruch enthält auch das Bekenntnis zum höchsten Schicksalsführer der Menschen,
in dessen Namen der Geist der Schule, der Geist des Kindergartens walten soll in
diesem Gebäude.
Die Bildseiten in diesem Heft und der Beitrag von Dr. Helmut von Kügelgen sind
einem zu Pfingsten 1985 erscheinenden Heft über Kindergartenbauten aus der
Reihe des internen Studienmaterials der Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten e. V. entnommen. Interessenten für dieses Heft können sich mit der
Geschäftsstelle der Vereinigung, Heubergstraße 11, 7000 Stuttgart 1, Telefon
(07 11) 43 27 41, in Verbindung setzen.
197
Grundstein-Spruchworte
für die Freie Waldorfschule Stuttgart am 16. Dezember 1921
Es walte, was Geisteskraft in Liebe,
Es wirke, was Geisteslicht in Güte
Aus Herzenssicherheit,
Aus Seelenfestigkeit
Dem jungen Menschenwesen
Für des Leibes Arbeitskraft,
Für der Seele Innigkeit,
Für des Geistes Helligkeit
Erbringen kann.
Dem sei geweiht diese Stätte:
Jugendsinn finde in ihr
Kraftbegabte, Lichtergebene
Menschenpfleger (Menschenpflege).
In ihrem Herzen gedenken des Geistes,
.der hier walten soll, die, welche
den Stein zum Sinnbild
hier versenken, auf daß
er festige die Grundlage,
über der leben, walten, wirken soll:
Befreiende Weisheit,
Erstarkende Geistesmacht,
Sich offenbarendes Geistesleben.
Dies möchten wir bekennen:
In Christi Namen
In reinen Absichten
Mit gutem Willen
(Es folgen Namen)
Was kann das Einpflanzen des Grundsteins unter der Schwelle des Hauses oder
unter dem Saal oder inmitten des Gebäudes, später vielleicht sogar im Keller durch
eine Bodenplatte noch gekennzeichnet, was kann diese Keimlegung im Schoße der
Erde bedeuten? Verbinden wir nicht einen Willen zur Zeugung mit dem empfangenden Schoß der väterlichen Schöpfung? Ist es nicht die Erde, mit deren Stoffen
der Bau emporwachsen wird, der väterliche Schöpfungsgrund mit dem wir uns da
verbinden? Die Kräfte der Tiefe, die erhaltende, Sein gestaltende Schöpfermacht
des Vatergottes möge unsere bescheidene Schöpfung sein!
Die Maurer begleiteten das Einmauern des Grundsteins. Nun ziehen sie die
Wände aus der Baugrube in die Höhe. Mehr und mehr gewinnt Umriß und
Gestalt, was Plan und Idee war. Noch gehen Regen und Wind, alle Kräfte des
Umkreises durch die unwirtlichen Räume. Jetzt kommt mit dem Dachstuhl der
Zimmermann an die Reihe. Wer einen Dachstuhl aus Holz auf die Mauern setzt,
wird dieses Wunder erleben, wie die zugeschnittenen und zubereiteten Balken
angefahren und in der Frist eines oder weniger Tage zum fertigen Dachstuhl
zusammengefügt werden. Hoch auf dem Dachfirst wird eine Stange mit dem
grünen Richtfestkranz, an dem die bunten Tücher wehen, errichtet. Wieder das
Anhalten in einem Festesaugenblick: Richtfest! Ein Richtspruch des Zimmermanns vom Dachgestühl, einTrunk-und das Glas zerschellt im Gemäuer. Jetzt
wird gespeist und getrunken mit den vom Bau scheidenden Maurern und Zimmerleuten. Festlich versammeln sich die Menschen, die den Bau gewollt, mit denen,
die ihn bewohnen, die in ihm arbeiten werden.
Wenn nun die Kräfte des Umkreises, der Sonne, des Wetters beschworen
werden, darf man an den denken, dessen Wort aus dem Himmelsumkreis die Seele
berührt, der die Menschen zusammenführt, der die noch nicht geborenen Generationen zu diesem Hause hinführen wird. Er vereinigt die Menschen, ob jung ob alt,
ob arm ob reich, ob Meister oder Lehrling: der Schicksallenkende Menschensohn,
198
der als Licht der Welt zu uns spricht und dem Sturm und den Wogen des Lebens
gebieten kann.
Nun begeben sich alle Handwerker in das Gemäuer, um Leitungen zu legen,
Türen und Fenster zu setzen, die Wände zu glätten und ihnen Farbe zu geben, die
Fußböden, die Einbaueinrichtungen in die Zimmer zu bringen, die Küchen einzurichten, die Treppen und Flure begehbar zu machen. Die künftigen Bewohner, die
Nutznießer des Hauses drängen herein in das fertig werdende Haus. Oft ist der
Einzug schon der endgültigen Fertigstellung vorausgegangen. Oft wartet man mit
dem dritten Fest, bis man das Haus schon ganz in Besitz, in Nutzung genommen
hat: dann werden die Türen aufgemacht und alles, was Anteil nahm an diesem Bau
- alle Firmen, Bauleitung und Architekt, die Bauherrschaft und die schon in dem
Hause Arbeitenden, die Geldgeber und Spender, die Behörden und Vertreter der
Gemeinden, die um ein neues Bauwerk reicher geworden sind, werden eingeladen:
Einweihung!
Was wird in den Grußworten, in den festlichen Reden ausgesprochen? Die
Baugeschichte und die Besinnung darauf, welch ein Geist die Arbeit in diesem
Haus besti"mmen und das Leben in ihm mit Sinn und Wärme erfüllen soll. Abgeschlossen kann nun die Tür nach draußen werden, da der Architekt den Schlüssel
übergeben hat; an die Fenster können Regen und Sonnenschein, Kälte und Dunkelheit heran, aber drinnen ist der Raum geschützt. Der Bau behütet seinem Sinn
und Zweck gemäß, was in dem Hause geschieht und geschehen soll. Der Geist des
Hauses wird bald - unsichtbar und doch wahrnehmbar - den Eintretenden empfangen.
Grundsteinlegung- den Segen des Vaters erbitten, wenn der Bauwille ans Werk
geht. Richtfest- der Führung des Sohnes sich anvertrauen, der aus allem Umkreis
in das noch offene Haus hereinwirken möge. Einweihung- den Geist des Hauses
einordnen in den heiligen Geist des Menschheitswerdens, in dem man sich den
Aufgaben der Zeitepoche, der Raumesumwelt, der sozialen Gemeinschaft stellt
mit dem eigenen Bemühen. So kann man die drei Feste des Baues empfinden in der
Hut der göttlichen Dreieinigkeit, die Menschendasein, Menschenschicksal und
Mensch-Werden durchdringt und geleitet.
199
Vom Werk und der Persönlichkeit Walther Kniebes
»Michael. Walther Kniebe und sein Denkmal >Michael hilf!((< Mit Beiträgen von Heinz
Georg Häußler und Georg Kniebe. 79 S. mit einem Bildteil, brosch. DM 23,50. Rudolf
Geering Verlag, Dornach/Schweiz 1984.
Im vergangenen Jahr erschien aus Anlaß seiGesamtwerkes weit über· den Rahmen dieser
nes 100jährigen Geburtstages dieser Band mit
Summe hinaus, die allenfalls die Materialkosten
Arbeiten des 1970 verstorbenen Malers und
abdeckte. »So arbeitete Kniebe in den Jahren
Bildhauers Walther Kniebe. Neben einem geseines großen Werkes gewissermaßen· unentwissen Überblick über das gesamte Schaffen
geltlich, d. h. er finanzierte es durch seine übriKniebes wird, entsprechend dem Buchtitel, vor
gen Arbeiten.«
allem dessen wohl herausragendstes Werk, seine
Das Besondere des ganzen Monumentes beMichaelstatue, zur Anschauung gebracht und
stand darin, daß es sich bei diesem Kriegerehvon ihrer Entstehung berichtet. Die Ausführunrenmal um eine Michaelfigur handelte, die mit
einem flammenden Schwert einen ihr zu Füßen
gen von H. G. Häußler hierzu sind eindrucksvoll. Diese Arbeit gehört zu den nicht eben sehr liegenden Drachen in die Schranken weist. Die
große Geste des über dem Haupt geschwungezahlreichen Kunstwerken eines aus dem Geiste
der Anthroposophie heraus schaffenden Künstnen Schwertes ist aber nicht die einer Tat der
lers, dem ein öffentlicher Auftrag seine AusfühVernichtung, es handelt sich mehr um eine
rung verdankt. Die StadtverordnetenversammFlamme, die gleichsam aus dem Haupte und
dem Willen (den kraftvollen Händen) Michaels
lung von Rheidt am Niederrhein beschloß 1928,
einen Entwurf Kniebes für ein Kriegerehrenmal
herauswächst. Man glaubt, in diesem Bild eine
zur Ausführung zu bringen. Der Herausgeber leuchtende Gedanken-Geisteskraft als das eidieses Bandes und Enkel des Künstlers, Georg
gentliche Kampfmittel zu erkennen. Der ernstKniebe, schreibt dazu: >>Bei der Lektüre des
eindringliche Blick, mit dem Michael abwärts in
Richtung auf den Drachen schaut, offenbart etProtokolls (der Stadtverordnetenversammlung)
was von Trauer und Liebe. Es ehrt die damaliwird deutlich, daß sich der Entwurf trotz der
Entscheidung der Jury ·durchsetzen mußte, . gen Vertreter des öffentlichen Lebens, daß sie
sich für dieses eindrucksvolle Geisteszeichen als
denn diese hatte ihm nicht den ersten Preis zuein Kriegerehrenmal haben entscheiden könerkannt. Man darf wohl schließen, daß die Juranden einem >vorsichtigeren< Entwurf zugenen. 1932, nach fünfjähriger intensiver Arbeit,
stimmt hatten, daß aber das Kniebesehe Modell
konnte das fertige Werk eingeweiht werden. In
den folgenden Jahren fand es verständlicherweifür einige Bewegung in der Stadt gesorgt hatte,
die auch die Stadtväter ergriff.« Die Entwürfe
se immer weniger öffentlichen Beifall, schließhatte Kniebe in der Vorphase auch Frau Marie
lich benutzten die damaligen Träger der politiSteiner in Dornach vorgelegt, die sich wohlwolschen Macht die Gelegenheit von Metallsammlend zu seinen Absichten äußerte.
lungen für Kriegszwecke im Jahre 1940, das
Dieses Ehrenmal hatte beträchtliche Ausmaihnen lästige Ehrenmal vollständig einzuße: .eine 15 m hohe Kupferplastik wölbte sich
schmelzen und die ganze Anlage zu zerstören.
Das Buch läßt uns zugleich an der ganzen
über einer Krypta mit Mosaiken aus Halbedelsteinen und Holzplastiken. Nach einem kleineBiographie von Walther Kniebe teilnehmen.
ren Gipsmodell wurde mit entsprechender VerDie Ausführungen von G. Kniebe vermitteln
größerung ein Holzmodell erstellt, das dann mit
ein wirklich lebendiges Bild. Wir hören z. B.
Kupferblechplatten von 1,5 mm Dicke beschlavon seinen Arbeiten in Radeheul und Meißen
gen wurde. Der Künstler berichtete dazu, daß
(in den 20er Jahren Tonaufbauplastiken und kedie Platten vom Holzmodell abgenommen, auf ramische Versuche); in der Galerie Arnold stellte der Künstler gemeinsam mit den Malern
den Sockel gebracht und hier erst untereinander
Schmidt-Rottluff und Pechstein aus. Für das
vernietet wurden. Diese so entstandene rohe
Form wurde von Kniebe selbst durchgearbeitet
Schloß Siebeneichen (v. Miltitz) wurden Skulpund fertiggestellt.- Die Stadtväter hatten als Koturen gefertigt. Schon 1920 hatte der Teilnehsten für das Werk RM 75 000,- ausgesetzt, damer am Weltkrieg nach mehrjährigen Vorbereimals gewiß eine beträchtliche Summe. Allertungen den Zugang zur Anthroposophie gefundings griffen dann Umfang und Aufwand des
den. Nach 1933 wurde es verständlicherweise
200.
stiller um ihn, er begründete 1934 die anthroposophische Arbeitsstätte Mucherwiese bei Bad
Honnef. Das Land um das Haus herum wurde
biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Geistige
Impulse konnten von hier aus im Verborgenen
vielen Menschen, Freunden wie Schülern, vermittelt werden. In Domach/Schweiz hatte
Kniebe noch vor dem Zweiten Weltkrieg Ausstellungen; die Behinderung der plastischen Arbeit während der NS-Zeit ließ ihn sich stärker
der Malerei zuwenden. Er entwickelte eine eigene Öltemperatechnik. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Ausstellungen des malerischen
Werkes in Dänemark, Holland, Deutschland
und in der Schweiz. 1954- beim Ringen um den
Innenausbau des großen Saales des zweiten
Goetheanum - legte er einen plastischen Modellentwurf vor.
Es sei hier darauf hingewiesen, daß in der
Osterzeit dieses Jahres im Goetheanum in Dornach eine Ausstellung der Arbeiten von Walther
Kniebe stattfindet. In ihr wird auch die Maske
des Michaelkopfes des Kriegerehrenmals ent-
halten sein, das sich im Besitz des Goetheanum
befindet. »Die Tatsache, daß die Kupferplatten
über einem Holzmodell geformt wurden, ermöglichte es Kniebe, die Maske des Michaelkopfes schon bei der Entstehung zweimal zu
schlagen, was er ahnungsvoll (im Blick auf die
spätere Zerstörung des Werkes) auch tat.«
Dieses Buch über das Schaffen Walther Kniebes vermittelt die Begegnung mit einer starken
Künstlerindividualität. Wir hören von früheren
Schülern der Rudolf-Steiner-Schule in Wuppertal, die mit ihrem Lehrer die Mucherwiese besuchten, wir hören es auch von anderen Zeitgenossen Kniebes, welche starke geistige Kraft
von ihm, von seiner Persönlichkeit und seinem
künstlerischen Werk, ausstrahlte. So ist dieser
Erinnerungsband sehr zu begrüßen und das um
so mehr, als ja das Hauptwerk heute nicht mehr
vorhanden ist; durch die Reihe der Abbildungen aber kann man doch einen sehr sprechenden
Eindruck vom Wirken Walther Kniebes gewinnen.
Manfred Leist
»Alle Form wird dann Gebärde sein« Das Werk des Bildhauers Manfred Welzel
Manfred Welzel: Plastiken, Zeichnungen, Aphorismen. Mit einer Einführung in das Werk
von Diether Rudloff 136 Seiten mit 66 Abbildungen, geb., DM 56,-. Verlag Freies
Geistesleben, Stuttgart 1984.
Mit diesem Band über Manfred Welzel ist ein
Buch erschienen, an dem man uneingeschränkte
Freude haben kann. Es stellt die Würdigung
eines künstlerischen Werkes dar, die lange fällig
war, und es bedeutet die Darstellung eines
Künstlers, der das laute Getümmel des öffentlichen Kunstbetriebes scheut, der die Stille sucht
und braucht für sein Schaffen ..
Der vorzüglich aufgemachte Band leistet ein
Doppeltes: Er ist eine bildliehe Dokumentation
des Werkes von Manfred Welzel, dargestellt in
durchweg hervorragenden Aufnahmen, die einen gut ausgewählten Überblick über sein gesamtes Schaffen geben. Er gibt zugleich durch
den Text Diether Rudloffs, der mehr ist als eine
Einführung, eine fundierte Darstellung des
Welzelschen Werkes, die durchaus in die Tiefe
führt und wesentliche Aspekte zu seinem Verständnis beibringt.
Wer den Band zur Hand nimmt, neugierig
gemacht durch das meisterhafte Titelfoto »Erwartende am Geländer<<, wird vielleicht zunächst, beim ersten Durchblättern der Bilder,
sich freuen an der Vielfältigkeit des Oeuvres
und an der Qualität der Fotos. Die Abbildungen sind nach Material und Werkgruppen geordnet, geben aber zugleich einen Einbick in die
Entwicklung und in die Verwandlungen von
Welzels Schaffen. Skulpturen in Stein, Bronzefiguren und die für sein Werk so charakteristischen, anmutigen und einfallsreichen Figurengruppen, die ihn vor allem bekannt gemacht
haben und denen soviel Charme und Humor
eigen ist, Reliefs und die Holzplastiken der
späteren Zeit mit ihren religiösen Motiven und
den Keim- und Entfaltungsformen präsentieren
sich in übersichtlicher Ordnung.
Der Text Rudloffs gibt zunächst eine feinsinnige Hinführung zum Wesen des Plastischen
auf der Grundlage der Kunstanschauung Rudolf
201
Steiners. Die Lektüre erschließt dem Leser
manches Wesentliche und läßt die Eigenart und
vor allem auch das Zukünftige in der; Sprache
dieser Skulpturen deutlich werden. Die Darstellung macht sichtbar, mit welcher Konsequenz
und inneren Sicherheit der Künstler von Anfang
an seinen eigenen Weg gegangen ist, abseits der
großen Heerstraße und ohne sich von Moden
und kurzlebigen Stilrichtungen beirren zu lassen. Zwei Pole bestimmen sein künstlerisches
Schaffen. Rudloff beschreibt sie als den Weg
»von außen nach innen, von den sinnlich wahrgenommenen Natureindrücken herkommend,
die verarbeitet und bildhauerisch gestaltet werden«, und den Weg >>VOn innen nach außen,
wobei seelisch-geistige Erfahrungen sich oft ohne Naturvorbild plastisch ausgestalten und in
neuer Form sinnenfällig in Erscheinung treten
können.« - Die Bronzefiguren und Figurengruppen sowie die Porträts auf der einen Seite,
die Werdeformen, die Keim- und Entfaltungsformen auf der anderen Seite sind wohl der
deutlichste Ausdruck dieser Polarität, die sich
aber auch in vielen vermittelnden Zwischenformen verhüllter ausspricht und sich jeder Festlegung entzieht.
Wichtiger vielleicht noch ist etwas anderes und die Darstellung Rudloffs läßt das erlebbar
werden-: Überall spürt man im Werk Welzels
das Bestreben, die Mitte und den Ausgleich
zwischen Gegensätzen und Spannungen zu finden, das Gleichgewicht zu suchen, sei es die
Spannung von Figürlichem und Unfigürlichem,
von Konkretion und Abstraktion, von Form
und Bewegung, von Umkreis und Zentrum,
von Schauen und Lauschen. Vor allem das Ineinander von Plastischem und Musikalischem
ist für Welzel bedeutsam, und damit ist ein Motiv angerührt, das in besonderer Weise in die
Zukunft deutet. Man empfindet an vielen Plastiken, daß sie gleichsam erlauscht sind, einer
Form, einer Bewegung, ja dem Stoffe selbst abgelauscht. Jede Gebärde hat ihren seelischen
Klang; und Daseinsgebärden sind es vor allem,
die Welzel darstellen will. Was Rudolf Steiner
von der Zukunft der Plastik gesagt hat, daß sie
musikalischer werden wird, in Welzels Werken
beginnt es Wirklichkeit zu werden.
Am tiefsten vielleicht berühren uns die
Holzskulpturen der späteren Jahre, ihre seit den
siebziger Jahren immer häufiger werdenden religiösen Motive und die mannigfaltigen Keimund Werdeformen. Mit ihnen betreten wir eine
transzendente Sphäre, wir beginnen eine neue
Sprache plastischer Formen zu lernen, eine verinnerlichte Sprache von starker Unmittelbarkeit.
Verdienstlich an dem Band ist nicht zuletzt,
daß sich an den Text Rudloffs eine Reihe von
Aphorismen Welzels über das künstlerische
Schaffen anschließen, die von der Bewußtheit
und Sensibilität, aber auch vom Verantwortungsbewußtsein des Künstlers Zeugnis ablegen. Sie machen deutlich, wie sehr er sich klar
darüber ist, daß alle Kunst heute mehr und
mehr auch eine therapeutische Aufgabe zu erfüllen hat.
Der Band wird alle alten Freunde der Kunst
Manfred Welzels erfreuen und wird ihm hoffentlich viele neue dazugewinnen.
Ekkehard Randebrack
Kinder und Malen
Eve-Lis Damm: Malen mit seelenpflege-bedürftigen Kindern. (Heilpädagogik aus
- anthroposophischer Menschenkunde, Band 7) 80S. mit 80 farbigen Abb., geb. DM 38,-.
Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1984.
In dem vorliegenden Band stellt die Dortmunder Heilpädagogin Eve-Lis Damm die Bedeutung und Anwendungsmöglichkeiten des
Maiens dar. Zunächst geht es ihr dabei um die
allgemein harmonisierende Wirkung der Farbe,
als Mitte zwischen Licht urtd Finsternis im
Goetheschen Sinne, und um das Malen, das den
Atemprozeß der Seele anzuregen vermag. Von
diesem mehr allgemeineren Ausgangspunkt
sucht die Autorio jene Wege auf, die auf das
202
einzelne Kind mit seinem speziellen Krankheitsbild maltherapeutisch zum Ausgleich von
Einseitigkeiten führen können.
Aufgrund einer langjährigen Erfahrung und
Arbeitspraxis. und anhand zahlreicher Beispiele
- das Buch ist mit Bildern von vormalenden
Therapeuten und ausdrucksstarken Kinderbildern ausgestattet -· demonstriert sie zwei verschiedene Methoden des· Aquarellmalens. Diese
gehen zurück auf Anregungen Rudolf Steiners,
die er einmal für den Anfangsunterricht in den
Normalklassen in Waldorfschulen (1919), und
einige Jahre später (1924) für den heilpädagogischen Bereich gegeben hat.
.
In der Unterstufe der Waldorfschule steht zunächst die Farbe selbst als Motiv im Mittelpunkt. Durch Farbklangübungen, Farbkompositionen, Farbgeschichten, erfährt das Kind beispielsweis die Gegensätzlichkeit von Gelb und
Blau, erlebt in dem einen Falle das Iichthaft
Strahlende, im anderen das Dunkle, Zurückweichende der Farbe, etc. Im Unterschied dazu
stehen die Malübungen für das heilpädagogische
Kind, die an Gegenständliches anknüpfen. Die
in dem Buch dargestellten Beispiele und Abbildungen dieser Art, sind Abwandlungen des ersten Bildes, das R. Steiner 1924 im »Heil- und
Erziehungsinstitut für Seelenpflegebedürftige
Kinder- Sonnenhof« (Arlesheim-Schweiz) mit
Aquarellfarbe einer Kindergruppe vormalte.
Das Wesentliche in dieser Malsrunde war, wie
R. Steiner dabei mit den Kindern sprach, wie er
sie beim Entstehen des Bildes mitbeteiligte. Auf
dem Malblatt trug er zunächst eine blau, ovalförmige Fläche in horizontaler Richtung auf.
Dann unterbrach er den Malvorgang, hielt die
Arme in die Höhe und fragte die Kinder, was
wohl geschähe, wenn er da oben einen Stein
hielte und dann einfach wegginge. Dabei trat e~
einen Schritt zurück und verschränkte die Arme. Ein Junge rief: »Der Stein fällt auf die Erde!« Erst jetzt wurden von R. Steiner die vier
rosenfarbenen Säulen unter die blaue Fläche gemalt, damit diese nicht herunterfalle. Ein Tisch
war entstanden. Auf diese Weise malte er nach
und nach eine sommerliche Szenerie mit einem
Baum, zwei Kindern und einem Rößlein. (Seite
6). Auf einigen Abbildungen des Buches (Seite
2~21) sieht man Themen, die nach dieser Anregung R. Steiners entstanden sind. Sie sind aus
dem unmittelbaren Erlebnisbereich der Kinder
gewählt: Eine Mutter mit ihrem Jungen in der
Küche, ein Spielplatz-Erlebnis, eine kranke
Puppe, ein Märchenmotiv aus der Geschichte
>>Das goldene Kästchen« von Herbert Hahn.
Letzteres zeigt eine fahrende Kutsche, in der
der König der Insel und sein Begleiter- ein Arzt
mit seiner Medizintasche - sitzen.
Diese Methode, vom gegenständlichen Motiv
im Malen auszugehen, wird besonders mit Kindern durchgeführt, die es schwer haben, Sinneseindrücke zu behalten. Der Heilpädagoge, der
das Bild zuerst vor ihnen entstehen läßt, muß
sich so vorbereiten, daß er nur das Wesentliche
eines Motivs herausgreift. Die Spannkraft der
Lernenden ist begrenzt, und der Vorgang darf
nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Sobald
dieser beendet ist, werden die Malsachen und
Schürzen ausgeteilt und jedes Kind nimmt jetzt
selbst den Pinsel in die Hand. Der Unterrichtende hat n'un die Aufgabe, als Therapeut helfend und regulierend einzugreifen, um alle zu
fördern.
. Neben dieser Methode, vom Gegenständlichen auszugehen, wird auch der andere Ausgangspunkt, der vom Farbklang, von der freien
Farbkomposition zum Motiv führt, gewählt.
Auf diese Weise werden mehr die Phantasiekräfte angeregt und das Vorstellungsleben in
Bewegung gebracht.
Ein nächstes Kapitel behandelt das »Epochen-begleitende Malen« im Unterricht. Für
den Heilpädagogen ist der Lehrplan der Waldorfschulen eine reiche Quelle, aus der er täglich schöpft. Die erarbeiteten Unterrichtsgebiete wie beispielsweise Tier-Pflanzenkunde,
Sprachlehre, Geographie, etc. werden in den
heilpädagogischen Gruppen, die altersgemäß
zusammengefaßt sind, am Ende einer Woche in
einem Wasserfarbenbild dargestellt, z. B. Fische, ein Steinbruch, ein Kristall, ein Industriegebiet, etc. Von dieser Malstunde geht eine belebende Wirkung auf die Schüler aus, die ihre
Gestaltungskräfte anregt und ihre Gedächtniskräfte zu stärken vermag.
Im letzten Teil des Buches geht es um die
speziellen Möglichkeiten des Maiens mit epileptischen, hysterischen, schwachsinnigen und
übernervösen Kindern. Die hier angeführten
Beispiele und Anregungen sind nicht als Rezepte gedacht. Sie sollen jeweils die Richtung zeigen, in der gesucht werden muß. Der Heilpädagoge muß die Krankheitssymptome, wie auch
die Waldorf- und Heilpädagogik Rudolf Steiners kennen. Dabei wird es immer darauf ankommen, wie er 'sich im einzelnen Falle - abgesehen von seiner Sachkenntnis- in die Seelenverfassung des einzelnen Kindes einzufühlen
vermag, um im entscheidenden Augenblick das
Richtige zu treffen.
Eve-Lis Damm schließt das Buch mit einem
Nachwort ab, in dem sie deutlich macht, daß sie
es als einen Anfang betrachtet, der vielleicht den
einen oder anderen Heilpädagogen dazu anregen kann, noch vorhandene Lücken zu schließen, aber auch in der Hoffnung, daß dieser
Anfang auch geeignet ist, Anregungen zu vermitteln, selbst erfinderisch zu werden, um geeignete Heilmöglichkeiten für Kinder zu finden, die dessen bedürfen.
203
. Die Suche nach solchen Anregungen auf diesem Gebiet ist groß. Immer wieder konnte man
in den vergangenen Jahren z. B. bei den öffentlichen Sommertagungen des Bundes der Freien
Waldorfschulen erfahren, daß gerade auf dem
maltherapeutischen Gebiet nach Literatur gesucht wurde. So ist es außerordendich zu be-
grüßen, daß dieser lebendige Beitrag jetzt vorliegt, aus dem die unmittelbare Erfahrung mit
dem seelenpflege-bedürftigen Kind den Leser
anrührt und der durch einen reichen Bildteil
veranschaulicht, wre im einzelnen gearbeitet
werden kann.
M argrit Jünemann
Die Waldorfschule für Erziehungshilfe
aus der Sicht der Erziehungswissenschaft
lngo Windeck: Förderung Verhaltensgestörter und Lernbehinderter in WaldorfschulSondereinrichtungen. 240 Seiten, DM 39,- Dürr-Verlag, Bann-Bad Codesberg 1984.
Der pädagogisch interessierte Leser wird sich
erinnern, daß gegen Ende der Sechziger Jahre
A. S. Neills Buch »Summerhill« zur Pflichtlektüre aller Pädagogikstudenten gehörte. 40 Jahre
nach Begründung seiner Internatsschule als Gegenmodell zum regressiven Schulsystem galt
Neill als Vater der antiautoritären Erziehung,
und jede Kindergärtnerin und jeder werdende
Lehrer mußte sich mit einem Schulversuch auseinandersetzen, der nur kurze Zeit nach Begründung der ersten Waldorfschule begonnen
hatte.
·
Erst in der >>Nach-Summerhillcc-Ära der Siebziger Jahre wurde das Interesse der Pädagogischen Hochschulen für die Waldorf-Pädagogik
und die anthroposophische .Heilpädagogik
wach. Während Rudolf Steinerund seine Pädagogik in den einschlägigen Geschichten der
Pädagogik und in den Vorlesungen der Hochschulen nicht oder nur kaum erwähnt wurden,
wuchs das allgemeine Interesse für Waldorfpädagogik mehr und mehr, so daß es bald zur
Pflichtlektüre vieler Pädagogik-Studenten gehörte, Steiners Schriften oder erste Veröffentlichungen über Waldorfpädagogik gelesen zu
haben. Immer häufiger kamen Studep.ten aus
den verschiedensten Ausbildungsstätten in die
Waldorfschulen, um dort zu hospitieren, zu
praktizieren und um Examensarbeiten über
Theorie und Praxis der Waldorfpädagogik zu
schreiben. - So kam dann auch 1972 der Autor
des hier zu besprechenden Buches als Student
der Sonderpädagogik an der Pädagogischen
Hochschule Ruhr in Dortmund zur ChristianMorgenstern-Schule nach Wuppertal, um ari
dieser Waldorfschule für Erziehungshilfe ein
Informationspraktikum abzuleisten. - Während
des Praktikums mit Unterrichtsversuchen und
Teilnahme an Schullagern ergaben sich bald
204
grundsätzliche Fragen nach den menschenkundlichen Grundlagen anthroposophischer
Heilpädagogik und der Waldorfschule. Gleichzeitig ergab sich eine heftige Diskussion um die
heilpädagogischen und methodischen Grundsätze der >>Waldorf-Sonderschule<c im Gegensatz zur Differenzierung des staatlichen Sonderschulwesens nach behinderungspezifischen
Schulformen, Lehrplänen und Lehrstühlen.
Schon sehr bald faßte I. Windeck den Entschluß, eine kritische Arbeit zu schreiben über
die Grundlagen anthroposophischer Heilpädagogik im Bereich der Rehabilitation verhaltensgestörter und lernbehinderter Kinder, und
die Hochschule gab 1974--76 ein Stipendium für
eine entsprechende Dissertation (zur Förderung
des wissenschaftlichen Nachwuchses der Pädagogischen Hochschule).
Irigo Windeck nutzte diese Zeit zum Quellenstudium und zu vielen Gesprächen mit Lehrern aus dem Waldorfschulbereich. Dabei wollte er- anders als die bisher bekannten Autoren
von Dissertationen- sich in seiner theoretischen
Auseinandersetzung mit den menschenkundliehen Grundlagen weitgehend auf Aussagen Rudolf Steiners stützen. 35 grundlegende Schriften
Rudolf Steiners und fast die gleiche Anzahl von
Sekundärliteratur wurden durchgearbeitet, und
die Stoffsammlung, die sich am Ende der Stipendiumszeit ergeb~n hatte, hätte für eine Abhandlung ausgereicht, die ein vielfaches der nur
vorliegenden Dissertation ausgemacht hätte. I. Windeck unterrichtete weiterhin an öffentlichen Sonderschulen, und jeweils in d~n Ferien
ging er in Klausur, um den ersten Enrwurf völlig neu zu überarbeiten. In vielen Gesprächen
wurde deutlich, daß I. Windeck sich ein umfangreiches theoretisches Wissen angeeignet
hatte, und er stand vor der schweren Aufgabe,
ein »geistiges. Band« zwischen anthroposophischem Buchwissen und heutiger Erziehungswissenschaft zu knüpfen. Erst sieben Jahre nach
dem ersten Entwurf wurde die Dissertation vorgelegt, die mittlerweile als Buch vorliegt.
Inwieweit es Windeck gelungen ist, anthroposophische erkenntnistheoretische Grundlagen und sonderpädagogische Wissenschaft und
Praxis in Einklang zu bringen, mag der interessierte Leser selbst entscheiden. - Daß Windeck
dennoch im staatlichen Sonderschulbereich tätig
ist und nicht an einer ,, Waldorf-Sonderschule<<
unterrichtet, mag ein Zeichen dafür sein, daß
der Autor die geistig-praktische Auseinandersetzung für sich noch nicht eindeutig entscheiden konnte.
Für die Waldorfschulbewegung ist das vorliegende Buch dann doch von großer Bedeutung,
weil es in seinem praktischen Teil eine sorgfältige Beschreibung der Waldorfschule für Erziehungshilfe (hier der Christian-MorgensternSchule in Wuppertal) bringt als besondere
Schulform zwischen der regulären Waldorfschule und der Schule für seelenpflegebedürftige
Kinder.
Windeck versucht in seinem Buch, den
Standort zu bestimmen, den die Waldorfschule
für Erziehungshilfe innerhalb der anthroposo-
phiseben Pädagogik zwischen der Waldorfschule auf der einen Seite und den Einriebttingen der
Heilpädagogik andererseits einnimmt. Dies geschieht vor· dem Hintergrund der Frage des
Selbstverständnisses der »W aldorf-Sonderschulen« zwischen den beiden Sektionen der Hochschule schlechthin. (Bis heute wird die Fragebrauchen wir zwischen der normalen Waldorfschule und der Schule für seelenpflegebedürftige
Kinder noch eine Zwischenform für entwicklungsgestörte Kinder? - in vielen Kollegien der
Waldorfschulen heftig und kontrovers diskutiert.)
Windeck untersucht die Ursachen, die zu
Verhaltensstörungen und Lernbehinderungen
führen, und diskutiert die Frage der gemeinsamen Unterrichtung verschieden behinderter
Kinder. Schließlich untersucht der Autor, wie
weit sich Anregungen für die Praxis an öffentlichen Sonderschulen ergeben.
Für die Waldorf-Schulbewegung, wie auch
für den Hochschulbereich, ist die vorliegende
Arbeit interessant, informativ und eine gute
sachliche Darstellung dessen, was am Beispiel
einer Waldorfschule für Erziehungshilfe aus der
Sicht der Erziehungswissenschaft diskutiert
werden kann.
Hans Fr. ]aenicke
Ein Boot, in dem es singt und klingt
Hans Baumann: Das Liederboot. Mit Bildern von Annegert Fuchshuber. DM 29,-.
Thienemann Verlag, Stuttgart 1984.
In der Nummer 12 vom Dezember 1983 dieser Zeitschrift wurde ein Heft aus dem Möseler Verlag besprochen: »Kinderlieder« von Hans
Baumann.- In Nummer 1, Januar 1984, galt es
dann, einen sinnentstellenden Druckfehler, der
sich in die Besprechung eingeschlichen hatte,
auszumerzen. Gleichzeitig konnte hingewiesen
werden auf ein weiteres, damals gerade erschienenes Folge-Heft: >>Der Zauberbalk - Der
Thienemann Verlag Stuttgart. gab im vorigen
Jahr nun einen Band heraus, der sämtliche Lieder aus den beiden genannten Heften enthält,
darüber hinaus noch einige aus der Sammlung
»Die helle Flöte« (Möseler Verlag) und zwei
funkelnagelneue Lieder. Eines davon, »Das Liederboot«, leitet die Folge der 115 Lieder ein und
gibt auch dem Band seinen Titel.- Was ist nun
neu an dieser Ausgabe, wenn sie doch weitgehend die Lieder aus bereits vorhandenen Sammlungen enthält? Da ist einiges zu nennen.
Das erste: Es kommt heutzutage nicht eben
häufig vor, daß man ein Buch seines Einbandes,
seiner gesamten Gestaltung wegen immer wieder mit Freude in die Hand nimmt. Beim »Liederboot« ist das der Fall. Annegert Fuchshuber
schuf Zeichnungen und farbige Bilder, die den
Liedern an kinderfreundlicher Phantasie nicht ·
nur nicht nachstehen, sondern ihnen gleichkommen, ihnen ganz entsprechen. Begegnet
man Illustrationen zu Liedern, die man gut
kennt, so stellt man erfreut fest: Ja, so ist das
Lied! Seine Weise und das Bild sind auf den
gleichen Ton gestimmt. - Die struppige Krähe
auf der Mülltonne beim Lied für die Mülltonnenmänner; der »große Affenzug«, bei dem ein
Affenbein und -schwanz gerade noch auf dem
vorhergehenden Blatt zu sehen sind; die tiefsinnig blickende Eule auf der Mondensichel, die
dem »Gute-Nacht-Lied« beigegeben wurde;
der hingekuschelte »rote Fuchs«, der trotz sei-
205
nes Zusammengerolltseins bis in Nasen-, Ohren- und Schwanzspitze hinein wach und pfiffig
aussieht-, das sind nur einige der eingestreuten
Bilder, die man beim Durchblättern des Buches
immer wieder mit Vergnügen anschaut. Wie lustig und überzeugend ist die Geschichte von
dem Schneemann dargestellt, dem die Sonne
seine eins zwei drei vier fünf sechs sieben acht
neun weißen Hemden auszog! Manche noch
unbekannt gebliebenen Lieder anzusehen und
zu lernen bekommt man Lust, weil die Zeichnungen dazu einladen. Und einige der großen,
ganzseitigen Bilder sind nicht einfach »Illustrationen«, sie führen aus, führen weiter, was in
den Liedern anklingt. Auch Kindern, für die
der gedruckte Text und die Noten noch ein
verschlüsseltes Geheimnis darstellen, gibt man
das Buch der Bilder wegen gerne in die Hand.
Ein weiteres, das dieser Band im Vergleich zu
den früher erschienenen Liederheften zusätzlich
enthält, sind die »Begleitungen<<. Zu einem großen Teil der Lieder schrieben Herbert Langhans
und Gottfried Weiters Sätze, die·ebenso einfach
und zugleich einfallsreich sind wie die Liedmelodien selber. Die Wahl der Instrumente macht
es möglich·, daß bei manchem Stück auch die
Kinder ohne viel Mühe als Musikanten sich be-
tat1gen können: mit Xylophon, Glockenspiel,
Triangel, Trommel. Bei einigen Sätzen begleiten
Blockflöte oder Gitarre, wieder andere Lieder
sind einfach mehrstimmig zu singen. Eine Fülle
von Anregungen für kleine Spiele und Darstellungen ergibt sich so aus dem Ganzen. Das gilt
für den häuslichen Familienkreis ebenso wie für
den Kindergarten und für die ersten Schuljahre.
(Durch die reiche Ausstattung des Bandes mit
allem, was zu sehen und zu hören ist, wird der
höhere Preis gerechtfertigt gegenüber den weit
billigeren Liederheften, die allein Texte und
Melodien enthalten.)
·
Wenn ein Wunsch übrigbleibt, so der, es
möchten aus dem Heft »Die helle Flöte<< noch
einige Stücke übernommen und eingefügt werden, z. B.: >>Wars das Schneeglöckchen, das silbern schlug?<<, »Der Mond hat leis gelacht<<,
und - ein Lied, das man schon in der Auflage
der »hellen Flöte<< von 1980 vermißte- »Der
Winter hat über Nacht/der Erde das Bett gemacht«. Bei vielen Liedern von Hans Baumann
erfährt man ähnliches wie bei schönen Volksliedern: wenn mail. mit ihnen einmal vertraut wurde, möchte man sie »behalten<<, möchte sie nicht
wieder hergeben und aus dem Gedächtnis verErika Dühnfort
lieren!
Antike und orientalische Mathematik
Helmuth Gericke: Mathematik in Antike und Orient. 292 Seiten, 140 Abb., 4 Kartenskizzen. Gebunden DM 98,-. Springer Verlag, Berlin, 1984.
An einzelnen Darstellungen zur antiken und
Besonders wertvoll sind die ausführlichen,
orientalischen Mathematik fehlt es eigentlich überschaubar angeordneten biographisch-binicht. Und trotzdem ist es zu begrüßen, wenn bliographischen Notizen, die dem Leser den
H. Gericke es unternimmt, in kundiger Weise Einstieg in die historische Fachliteratur erleicheinen Gesamtüberblick zu diesem Gebiet vortern. So kann das Buch auch als Nachschlagezulegen, wo auch Bezüge zur Naturwissenwerk verwendet werden, das einem hilft, anschafts- und Philosophiegeschichte hergestellt hand der vorhandenen Literatur den Weg zur
werden. Das aus Vorlesungen heraus entstandeAbklärung von Spezialfragen zu finden.
ne Buch erhebt keinen Anspruch auf OriginaliDie vielen aus Originalschriften entnommetät. Wie der Autor im Vorwort betont, war es nen und vollständig durchgeführten Beispiele
seine Absicht, »möglichst nahe an die Originale können dem Lehrer mannigfaltige Anregungen
heranzuführen und dabei die Art des mathemazur Befruchtung seines Unterrichts mit konkretischen Denkens der verschiedenen Völker zu ten historischen Ausführungen geben. Die ausverschiedenen Zeiten sichtbar werden zu lassen. führlichen Quellenangaben lassen zudem jederWichtiger als die vollständige Aufzählung aller zeit die Herkunft des Dargestellten nachprüfen.
mathematischen Leisrungen war mir die voll- Das vorliegende Buch kann sehr ·empfohlen
ständige Durchführung der einzelnen Beispiele. werden, handelt es sich hier doch um ein in
Dabei habe ich mich bemüht, den Gedanken- . bewundernswürdig flüssigem Stil und mit histogang lückenlos darzustellen, erwarte aber, daß rischer und sachlicher Genauigkeit verfaßtes
der Leser einfache Schlüsse und besonders ein- Werk.
fache Rechnungen selbst durchführt.<<
Renatus Ziegler
206
Aus der internationalen Schulbewegung
Aitiara - Escola do Campo
Eine Dorfschule auf einer biologisch-dynamischen Farm in Brasilien
Die biologisch-dynamische Farm »Demetria«
liegt nahe der brasilianischen Stadt Botocatu,
etwa 300 km von Säo Paulo entfernt. In mühseliger Arbeit ist hier von einer Gemeinschaft junger Menschen gegen alle äußeren und inneren
Widerstände eine blühende Landwirtschaft aufgebaut worden. - Für die Kinder der rund 60
brasilianischen Landarbeiter, die auf der Farm
mitarbeiten, ist 1984 eine Art Dorfschule eingerichtet worden, die auf der Grundlage der Waldorfpädagogik zu arbeiten versucht. Zwei einfache Gebäude sind aus europäischen und brasilianischen Spendengeldern errichtet worden, Patenschaftszahlungen ermöglichen den laufenden
Schulbetrieb.
]. W.
Unser erstes Schuljahr nähert sich seinem Ende. Es ist ein Jahr voller Erfahrungen gewesen,
init vielen Schwierigkeiten und vielen Freuden.
Die unmittelbare Arbeit mit den Kindern ist
eine sehr dankbare Aufgabe. Die Schüler empfangen den Unterricht mit offenen Seelen, und
es ist unser großes Ziel, ihnen wahre Bilder zu
geben, die ihnen in ihrer Entwicklung und bei
der Suche eines wür,digen Lebensweges helfen
können.
Wegen der schlechten Ernährung und der
harten Arbeit unter der heißen Sonne hat der
Landarbeiter oft keine Kräfte, ein Kulturleben
in seiner Familie zu pflegen. Das Leben auf dem
Lande beschränkt sich im allgemeinen auf die
Arbeit, die Ernährung und den Schlaf, und auf
das Fernsehen, das vor fünf bis zehn Jahren in
die Familien eingedrungen ist. So sind also Märchen, Geschichten, Lieder und Gedichte für
viele unserer Schüler etwas völlig Neues gewesen. Viele hatten auch noch nie mit Farben gezeichnet oder gemalt. Daher haben zu Anfang
viele achtjährige Kinder wie Vierjährige gemalt,
und die vierjährigen Kinder wie Zweijährige.
Heute sind die Wände unserer beiden Klassenräume mit wunderschönen, bunten und frohen
Bildern bedeckt. Es ist eine Freude, zu sehen,
wie die Schüler jetzt begeistert und glücklich
sind, ihre Erlebnisse und Empfindungen in Farben auf dem Papier ausdrücken zu können. Es
ist auch faszinierend, mitzuerleben, wie die
Schüler des 1. Schuljahres (offiziell als Vorschule definiert) jetzt im 2. Halbjahr mit relativer
Leichtigkeit eine neue Molodie auf der Flöte
lernen. Man muß dabei bedenken, daß viele vor
der Schule noch nie eine Flöte gesehen hatten.
Alle in dieser Gruppe haben im Laufe des
Jahres stricken gelernt. Jetzt, nachdem das
Stricken akzeptiert wurde, bringt es den Familien viel Freude. Es ist schön zu erleben, wie die
ältere Schwester oder der ältere Bruder einen
Schal oder einen Pullover für die kleine Schwester strickt. Jetzt, am Ende des Jahres, fängt der
größte Teil der Schüler der 1. Klasse mit großer
Freude an, selbständig die ersten Wörter zu lesen und zu schreiben.
In der Kindergartengruppe ist es interessant
zu sehen, wie die Kinder sich während dieses
Jahres daran gewöhnt haben, in einer Gruppe
zu sein; wie froh und erfüllt sie jetzt mit den
Spielsachen spielen, mit denen sie zuerst kaum
etwas anfangen konnten, und wie sie zusammen
Verse aufsagen, singen und alle die Bewegungen
mitmachen.
Am Anfang des Schuljahres hatten unsere
Schüler große Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und im Unterricht aufzupassen. Auch
fiel es ihnen schwer, sich an Regeln und Formen
zu halten. Mittels Übungen zur Konzentration
und zur konsequenten Durchführung gewisser
Gewohnheiten hat diese Schwierigkeit im Laufe
des Jahres abgenommen. Auch haben das Flöten und das Stricken viel in dieser Richtung
beigetragen. Diese Art von Schwierigkeiten
scheinen mit der Tatsache zusammenzuhängen,
daß die Kinder· den ganzen Tag draußen verbringen und wenig Rhythmus in ihrem Leben
haben. Das Radio, das in den meisten Häusern
der Leute auf dem Lande einen großen Teil des
Tages läuft, erschwert dem Kind sicher auch die
Möglichkeit, sich auf etwas zu konzentrieren.
Die Häuser, meistens klein und überfüllt, erlauben wenig Ruhe zum Nachdenken.
Eine andere große Aufgabe unserer Schule ist
es, in den Kindern die Liebe und die Ehrfurcht
vor der Natur zu erwecken und damit den
Wunsch und Willen, sie zu pflegen. Brasilien ist
seit der Entdeckung von vielen Völkern ausge-
207
beutet worden und daher ist die Natur in großen Teilen zerstört und verwüstet, die Bevölkerung arm. Unser Bestreben ist es, mitzuhelfen,
hier die Richtung zu ändern, daß immer mehr
Menschen anfangen, aufzubauen, anstatt zu
zerstören, und der Erde zu geben, anstatt sie
nur auszubeuten.
Wir haben während des Jahres einige Ausflüge mit den Kindern gemacht und dabei versucht, in ihnen einen Sinn für die Einzelheiten
in der Natur zu wecken. Wie hört sich zum
Beispiel das Lied des Flusses an, woher kommt
der Fluß, wo geht er hin? Wie viele schöne
Steine gibt es in einem unscheinbaren Haufen
von Steinen, wie schöne Farben in den Blättern
der Bäume. Es gibt majestätische Bäume, die
wie Könige aussehen, und andere bescheidenere, die Prinzessinnen sein könnten. Und was für
eine Vielfalt von hübschen Samen es gibt! Wir
beobachten den Flug und den Gesang der Vögel, einige ihrer Namen kennen wir, andere
werden wir erst in den nächsten Klassen lernen.
Wenn wir ein Vogelnest finden, schauen wir es
mit Liebe und Ehrfurcht an und passen sehr auf,
daß wir es nicht anfassen, weil sonst vielleicht
die Vogelmutter nicht mehr zurückkommt. Wir
beobachten die Formen der Wolken, wie sie
froh am blauen Himmel schweben, oder wie sie
vielleicht den ganzen Himmel bedecken und einen grauen Behang bilden. Wir horchen in der
Stille, wie die Blätter der Bäume sich bewegen,
wie die Fliegen und die Bienen summen, wie die
Vögel singen.
Um unsere Klassenräume haben wir einige
Bäume und Blumen gepflanzt, die die Schüler
mitverfolgen und täglich mit Liebe und Freude
pflegen. Sie rufen begeistert die Lehrerin, um
ihr eine neue Blume, eine neue Knospe oder
neue Samen zu zeigen. Sie bringen noch ein
wenig Mist, rupfen ein wenig Unkraut, streichen mit der Hand über die Blätter und Blüten
und riechen an den Blumen.
Täglich bringen die Schüler Steine, Samen,
Blumen, Zweige und Wurzeln, die meistens
dem kleinen Zwerg der Klasse geschenkt werden. Jede Woche tragen zwei Kinder die Verantwortung für das Gießen der Pflanzen, aber
oft wollen andere mithelfen. Außer dieser Aufgabe haben die Schüler der 1. Klasse die Aufgabe, das Essen zu servieren, das Geschirr zu
spülen, den Raum zu kehren und die Bäder zu
putzen. Die Aufgaben werden mit Begeisterung
und gutem Willen ausgeführt. Die Schüler sind
sich ihrer Umgebung bewußt. Sie bemerken
gleich, ob der Boden gebohnert wurde, oder ob
208
jemand mit schmutzigen Füßen hereingekommen ist.
Was die Arbeit mit den Eltern der Schüler
anbelangt, suchen wir noch einen geeigneten
Weg. Ein System mit Versammlungen ist den
Eltern vom Lande unbekannt, sie kamen nicht,
wenn sie zu einer Zusammenkunft eingeladen
wurden. Zu einem Frühlingsfest hingegen, wo
die Schüler Verse und Lieder vorgetragen haben, sind einige Eltern gekommen. Der Kontakt zwischen der Schule und den Eltern ist
hauptsächlich durch Besuche in ihren Häusern
hergestellt worden. Bei diesen Gelegenheiten
zeigen wir die Hefte vor und unterhalten uns
über die Entwicklung der Schüler. Am Anfang
des Jahres haben sowohl die Eltern wie auch die
Schüler sich über die Hefte mit den großen und
bunten Buchstaben gewundert, die so abstechen
gegen die Hefte, die gewöhnlich benutzt werden, mit Micky Maus-Figuren verziert, wo die
Schüler nur kleine und verkrampfte Buchstaben
hineinschreiben. Es war nicht einfach, den Eltern den pädagogischen Wert von Bildern und
Malereien zu erklären, aber sie fangen an, sie
gerne zu haben, und die Schüler selbst sind sehr
stolz auf ihre Hefte.
Im ersten Halbjahr haben die Schüler viel
gefehlt, meistens weil sie zu Hause helfen mußten. Jetzt, im zweiten Halbjahr, nach vielen
Gesprächen, ist die Teilnahme am Unterricht
viel regelmäßiger und erleichtert somit die Arbeit. Seit die Eltern nämlich bemerken, daß die
Kinder anfangen, einige Buchstaben und Wörter zu erkennen, hat sich 'ihre Haltung gegenüber der Schule geändert, und sie fangen jetzt
an, ihren Wert zu erkennen.
Die Landarbeiter Brasiliens haben etwas von
Nomaden in ihrem Charakter. Oft bleiben sie
nicht länger als einige Monate oder ein Jahr an
einem Ort. Auf der Demetria haben wir einige
Familien, die schon mehrere Jahre hier wohnen.
Aber es passiert immer wieder, daß auch hier
eine Familie weggeht. Wir arbeiten jedoch in
unserer Schule in der Überzeugung, daß jeder
Tag, an dem ein Kind Nahrung für seine Seele
bekommt, wertvoll für sein ganzes Leben sein
kann. Natürlich hoffen wir, alle unsere Schüler
behalten ZU können, aber wir rechnen mit der
Möglichkeit, daß eines Tages der eine oder andere unsere Schule verläßt, weil seine Familie
umziehen muß. Daher dachten wir, daß es besser wäre, wenn der Beitrag eines jeden Paten an
eine Gruppe von Kindern ginge und nicht an ein
bestimmtes Kind.
Mit der wertvollen Hilfe unserer Freunde,
innerhalb und außerhalb Brasiliens, ist unser
zweiter Klassenraum im August fertig geworden. Es ist ein sehr schöner Raum geworden,
wo zur Zeit die Kindergartengruppe ist. Nach
diesem Umzug in den neuen Raum, mit mehr
Platz und einer schöneren Atmosphäre, ist die
Gruppe ruhiger und harmonischer geworden.
Unser nächster Schritt wäre der Bau eines eigenen Raumes für den Kindergarten. Das ist einer
unserer Wünsche für 1985.
In diesem Jahr noch werden wir eine Kinder-
gartengruppe, ein 1. Schuljahr (offiziell Vorschule) und ein 2. Schuljahr haben. Leider haben wir noch keine Antwort der offiziellen Behörden auf unsere Bitte um die gesetzliche Anerkennung der Schule erhalten. Aber die Arbeit
wird unabhängig von dieser Anerkennung im
nächsten Jahr weitergehen. Um das offizielle
Schulzeugnis zu bekommen, werden die Schüler der 2. Klasse parallel noch . eine staatliche
Schule besuchen müssen. ·
Eldbjerg Blaich
Eine pädagogische Tagung im Südwesten der USA
eine Tagung von Pionieren, die ihre Begeisterung und Tatkraft mitbrachten.
Neben dem Wunsch, sich einmal wirklich
kennenzulernen, war das Tagungsziel, eine
Bildgestaltung der Gesamtsituation im Südwesten zu formen, eine gemeinsame Haltung auszuarbeiten, die realistisch hinschaut auf die
Hintergründe der Situation, die die fast kollektiven Erziehungsprobleme der jetzigen Kindergeneration des Westens hervorgebracht haben.
Herausgearbeitet wurde u. a., warum der Begriff des Milieuschadens, wie er immer noch
präzise in Mitteleuropa gefaßt werden kann (wo
sich noch Sonderschulen diesem annehmen),
warum es diesen Begriff Im westlichen Bewußtsein praktisch nicht m~hr gibt·: weil solche
Schädigungen praktisch nur noch vom Waldorflehrer erkannt werden können. So kann man
Waldorfschulen in den USA als paradiesische
Oasen der Fernsehwüste Amerika betrachten · d. h. es muß für die Erziehung dieser Kinder
Lamborn Valley School in Paonia, Colorado alles davon abhängig gemacht werden, was die'
(gegründet 1972); Austin Waldorf School, in Schule im häuslichen Leben der Kinder erreiAustin, Texas; Aiona Waldorf School in Albuchen kann. Der Akzent wurde auch gelegt auf
querque, Neu-Mexiko; Wingspan School in
die dringende Notwendigkeit, WaldorfpädagoDurango, Colorado; Taos Waldorf School in gik noch viel intensiver therapeutisch zu denTaos, Neu-Mexiko; Santa Fe Waldorf School in ken, Ärzte, Heilerzieher, Sprachgestalter und
Santa Fe, Neu-Mexiko; Shining Mountain WalEurythmie, Musik, Drama heranzuziehen dorf School in Boulder, Colorado; Willow
wenn möglich mit Vorträgen zusammen an die
Wren School, in Denver, Colorado (gegründet Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Vor allem
83/84).
muß das künstlerische Element für alles Tun im
Diese 4. Tagung im Südwesten führte 25 De- Vordergrund stehen.
Die kurzen Tage erbrachten eine Fülle von
legierte zusammen und wurde zu einem starken
Erlebnis für alle Beteiligten. Im stillen Pionier- Themen als Vorbereitung für eine kommende,
dasein durch Jahre, in z. T. ärmsten Verhältnis- für 1985 von allen Beteiligten mit Freuden ersen und Gegenden sich durchkämpfend, sind da warteten Tagung. Bei dieser wird unter andeSchulen entstanden in einer Umgebung, in der rem das Thema sein: der Halley'sche Komet
die Bevölkerung die Worte »Waldorf« oder und seine Wirkung auf das Bewußtsein und auf
Theo Erik
>>Anthroposophie« nie gehört haben. Es war die Seelenglieder.
Die Bezeichnung »Südwesten« bezieht sich
hier auf die Staaten Arizona, Utah, Colorado
und Neu-Mexiko, der sogenannte »Warm Belt«
(Wärmegürtel). Viele einzelne Miniatur-Gebirge bis zur Höhe von 4000 Metern (je höher
desto üppiger die Natur und je mehr Bäume,
desto zahlreicher die Gebirgsbäche, Elche, Pumas usw.) bilden diese Landschaft mit ihren
tiefen Caiions und immer weiten Horizonten.
In den Staaten Utah und Arizona gibt es noch
keine Waldorfinitiativen, dafür kamen Lehrer
aus der Waldorfschule in Austin, Texas, zu dieser Tagung, die 1984 in der Aiona Waldorfschule in Albuquerque, Neu-Mexiko, vom 2. bis 4.
November stattfand. Acht Schulen wurden vertreten, die alle innerhalb der letzten zwölf Jahre
entstanden sind und sich in unterschiedlichen
Stadien auch in ihrer Entwicklung zu einer Waldorfschule befinden; sie seien ihrem Griindungsalter nach aufgeführt:
209
Wesen und Erneuerung der Streichinstrumente
Bericht von einer öffentlichen Arbeitstagung
Die Sektion für Redende und Musizierende
Ein Herzstück der drei Tage bildete der Vortrag von Dietrich Marx, dem Vorsitzenden des
Künste am Dornacher Goetheanum hatte vom
10. bis 12. November 1984 auf Initiative von
Vereins zur Förderung von StreichinstrumenChristian Ginat zu einer öffentlichen Arbeitstaten, die nach Anregung von Rudolf Steiner .entgung >>Wesen und Erneuerung der Streich inwickelt werden. Der Redner würdigte die
strumente« eingeladen. Erstaunlich viele handgrundlegende Arbeit des Forschers, Akustikers
werkliche Könner, ausübende Künstler und inund handwerklichen Meisters Dr. Franz Thomastik (26. 4. 1883 - 19. 11. 1951) und wies
teressierte Zuhörer aus Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Holland und der
darauf hin, daß gerade 33 Jahre nach seinem
Schweiz waren erschienen. Dr. Hagen Biesantz,
Schwellenübergang verflossen seien, und daß
der Leiter der Sektion an der Freien Hochschule
diese Zeitspanne, die sich mit dem Erdenleben
für Geisteswissenschaft, bezeichnete in seinen
des Christus-Jesus deckt, auch im NachtodliBegrüßungsworten die Tagung als ein festliches
chen bedeutsam sei für das Wirksamwerden der
Ereignis für alle, die neuartige Instrumente bauim vorangegan~enen Erdendasein geschaffenen
en, darauf spielen und Erkenntnisse gewinnen
Impulse. Aus eigener Intuition fand Thomastik
wollen, wie im Laufe der menschlichen Entdie Grundlage für den Neubau der Streichwicklung sich auch das Hören gewandelt hat.
instrumente dadurch, daß ein Fuß des Steges
Aus dieser Umwandlung des musikalischen
nicht auf der Decke steht, sondern durch ein
Hörens kam ja der unvergeßliche Dr. ThomaSchalloch bis auf den Boden geführt wird, so
stik dazu, Rudolf Steiner für den Bau seiner daß Decke und Boden frei gegeneinander
neuen Streichinstrumente um Rat zu fragen.
schwingen können. Außerdem verfügt ein solAuf diese Weise sind große Erfolge erzielt worches Instrument, bei dem kein Stimmstock zwiden, die helfen können, einen Zweig unserer schen Decke und Boden eingeklemmt wird,
Kultur zu beleben, der im allgemeinen völlig
über einen s-förmig verlaufenden Baßbalken
traditionell festgelegt ist. Rudolf Steiner sprach
unter der Decke, der durch einen gegenläufigen
im Vergleich zur ägyptischen Kulturperiode soam Boden ergänzt wird, wodurch das Luftvolumen erregt wird und die Schwingungen weitergar von einer gewissen Dekadenz der Musikinstrumente schlechthin, die erkannt und geläugeleitet werden. Nach dem Verwendungsprintert werden müsse.
zip des neugeformten Steges gleicht eine solche
Zum Tagungsthema gab Norbert Visser Geige also der keltisch-irischen Chrotta, die
(Holland) jeweils einen geschichtlichen Abriß
aber Thomastik vorher gar nicht kannte, da sie
über das Werden und Wirken der Streichinstru- · praktisch aus dem Musikleben verschwunden
mente bis zur Geburt der traditionellen Geige in
war.
. Während des OsteWest-Kongresses 1922 in
der Cremoneser Schule durch Amati, Maggini,
Stradivari, Guarneri del Gesu mit ihrem lyrischWien besuchte Rudolf Steiner die Werkstatt
sinnlichen Ton, wie wir ihn auch bei Mattbias Thomastiks, setzte sich an eine Hobelbank und
. Klotz und Jakob Stainer finden. Er bezeichnete ließ sich von Thomastik an einer geöffneten
den Stimmstock als das Organ der Mitte zwiGeige das neue Prinzip erklären. Auf die Frage
schen den Polen Materie und Raum, Licht und
des Geigenbauers, ob diese Anordnung richtig
Wärme, Intensität und sonore Fülle. Viel Auf- sei, antwortete Rudolf Steiner dem Sinne nach:
schlußreiches hatte er darüber zu sagen, wie das
»Nein, nicht ganz, die Schwingungsimpulse
geistige Hörerlebnis in uns selbst lebendig wer- sollten so verlaufen!« Dabei hielt er in einer
Hand das Unterteil einer geöffneten Geige und
den könne. Alle Instrumente, die unter diesem
Aspekt während der Tagung gespielt werden zeigte mit der anderen Hand den Verlauf einer
konnten, etwa von Jean de Ia Ferriere, Sakari Lemniskate. Die praktische Ausführung aller
Sannamo, Helmut Bleffert, Franz van Dijk und Anregungen konnte von Thomastik nicht mehr
insbesondere von Kar! Weidler und Arthur selbst gelöst werden. Aber der damals jüngste
Bay, waren ja bemüht, das Geistige im Ton Mitarbeiter der Werkstatt, Geigenbaumeister
. Kar! Weidler, der heute 83 Jahre alt ist und zur
hörbar zu machen.
210
Freude aller Teilnehmer in voller Rüstigkeit bei
der Tagung dabei war, forschte und baute weiter im Sinne seines Lehrmeisters, und so gelangen ihm edle Instrumente, wie die berühmte
Ahorn-Geige, die der russisch-blütige, jetzt
Hamburger Prof. Goldstein spielt, der wegen
der sonoren Tonfülle der neuen Violine sogar
auf seine Amati-Geige verzichtet, die dem weltberühmten Geiger Wieniawski gehörte.
Im Gespräch zwischen Rudolf Steiner und
Franz Thomastik wurde auch berührt, welche
Schwierigkeiten auftreten, wenn eine neue Sache eingeführt werden soll, weil die Menschen
am gewohnten Alten hängen und manche Spieler von oft sehr teuer bezahlten Instrumenten
damals sagten: >>Mein altes Instrument hat einen
so warmen Ton, und Ihr neues Instrument
·klingt so anders.« Darauf antwortete Rudolf
Steiner: »Die alten Geigen haben eine Wärme,
wie wenn man sich ins Bett legt, und die neuen
haben eine Wärme, wie wenn die Sonne aufgeht.« Er bestätigte auch nach gründlicher Forschung die Richtigkeit von Thomastiks Ansicht,
die Streichinstrumente nicht alle aus Ahornholz-Boden mit Fichten-Decke zu bauen, sondern im Quartett: die erste Geige ganz aus
Ahorn, die zweite aus Kirschholz, die Viola aus
Birke und das Cello aus Eschenholz. Dadurch
ergeben sich planetarische Aspekte zum Jupiter,
Mond, zur Venus und Sonne, und so entwikkeln sich aber auch Beziehungen zu den entsprechenden physischen Organen: Leber Oupiter), Genitalsystem-Gehirn und Haut (Mond),
Nieren (Venus) und Herz (Sonne).
Tief beeindruckend war, was der Redner aus
eigener Erfahrung über die heilend-therapeutischen Wirkungen der Holzarten auf Leberschwäche, Sexualsphäre, Niereninsuffienz und
Herzinfarkte.zu berichten wußte. In den letzten
Jahren wurde auch von seitender psychosomatischen Medizin der Einfluß der Musik auf den
Menschen durch exakte Messungen bestätigt.
Auch in der Saiten- und Kolophonium-Herstellung und Verbesserung der Apparate zur Reparatur hat Kar! Weidler in 60jähriger Erfahrung
nach dem Tode Thomastiks dessen Impulse
weiterentwickelt. Seit einigen Jahren hat der
83jährige seine Kenntnisse, Patente und Lizen-
zen dem jungen Hamburger Geigenbaumeister
Arthur Bay (geh. 6. 2. 1957) weitergegeben,
der ausschließlich die neuen Thomastik-Weidler-Instrumente baut und diese, so war jedenfalls unser Eindruck, zur Vollendung geführt
hat. Er verwendet nur Klanghölzer, die nach
einem von Rudolf Steine~:: angeregten und von
dem Hamburger Hans-Jürgen Schulz entwikkelten Verfahren zunächst in blutwarmes, bewegtes Wasser gelegt und nach kurzer Nachtrocknung sofort für den Instrumentenbau verarbeitet werden können. Auf diese Weise werden während einer Mondperiode Harze, Öle,
Salze und andere Stoffe aus dem Holz herausgespült, es wird zum Teil entmaterialisiert und
dem Klangäther geöffnet.
Einen weiteren Höhepunkt schuf Reinhold J.
Buhl, Solo-Cellist von Weltgeltung, der ausschließlich auf einem Eschenholz-Cello Arthur
Bays konzertiert, mit seinem durch viele Beispiele bereicherten, geistvollen musikgeschichtlichen Vortrag von der Pentatonik eines alten,
vorchristlichen chinesischen Volksliedes, über
die kosmisch-religiöse Musik der Gregorianik
(Ordo virtutem-Reigen der zwölf Künste) der
Hildegard von Bingen, von der Vielfalt der wie
auf Goldgrund, von der Laute herrührenden,
von Fürsten, Grafen und Klosterherren bevorzugten verzweigten Gambenfamilie - (köstlich
seine Bemerkung, »der Lautenist stimmt immer, seine Laute nie«) - bis zum Übergang der
musica sacra in die musica humana (terrestis).
Schade, daß die Zeit nicht reichte: Reinhold
Buhl hätte noch so manches über die »Reizworte«, besonders das Vibrato, sagen wollen!
Den krönenden Schlußpunkt der ebenso arbeitsreichen wie zukunftweisenden drei Tage .
bildete das Konzert des von Artur Bay in den
vier verschiedenen Holzarten gebauten »Planeten-Quartetts«, dargeboten durch Wim Viersen
und Irene Güdemann (Violinen), Christian Ginat (Bratsche) und Reinhold J. Buhl (Cello) mit
Kontrapunkten aus Bachs »Kunst der Fuge«.
Die Klarheit und Durchsichtigkeit, raumgrei~
fende Fülle, dunkelgetönte Wärme, lichtvolle
Intensität und spirituelle Innerlichkeit, die hier
erzielt wurden, werden wohl jedem Teilnehmer
unvergeßlich bleiben.
Hans Toelle
211
Mitteilenswertes in Kürze
»Penny-Pool« für
südamerikanische Waldorfschulen
Rechtzeitig vor den nächsten Ferienreisen in
diesem Frühjahr und Sommer weisen die Initiatoren der neuen Hilfsaktion für Südamerikanische Waldorfschulen auf ihren »Penny Pool«
hin. Die Aktion geht von der Beobachtung aus,
daß viele Eltern und Freunde der Waldorfschulen von ihren Urlaubs- und Geschäftsreisen
Hangeid-Devisen mitbringen, die dann nutzlos
herumliegen. Werden aber z. B. in einer Schule
diese Beträge nach den Ferien gesammelt, so
sind die größeren Mengen doch umtauschbar
oder anderweitig wieder zu verwenden, so daß
oft einige hunden Mark als Erlös für die südamerikanischen Schulen übrig bleiben. U. a. in
Reudingen, Wanne-Eickel, Bremen und Heidenheim wurden so recht beträchtliche Erfolge
erzielt; die Heidenheimer konstruierten sogar
eine »Penny-Orgel«, wo jeweils abzulesen ist,
wieviel Münzen einer Landeswährung schon
beisammen sind.
Nähere Informationen und Organisation der
»Penny-Pool«-Aktion: Raphael Steiner, Odenwaldstr. 23, 3500 Kassel. Konto bei den
»Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners«, GLS Bank (BLZ 430 609 67) Nr.
13 042 010, Kennwort "Penny Pool..
Internationale Orchestertagung
für Waldorfschültr
Auf vielfachen Wunsch konnte für 1985 eine
internationale Orchestenagung für Waldorfschüler eingerichtet werden, die unter Leitung
von Gustav Gundersen vom 26. Juni bis zum
4. Juli 1985 in Trendheim stattfinden wird. Ansätze zu einer solchen musikalischen Zusammenarbeit hatte es bereits seit 1979 gegeben,
weil sich jeweils auf den Waldorfschüler- und
Ehemaligentagungen eine intensive Orchesterarbeit bildete. Die jetzt geplante Orchestertagung wird gleichzeitig mit dem von Miha Pogacnik geleiteten »Idrian-Festival« stattfinden.
So hat Pogacnik angeboten, mit dem Schülerorchester zusammen Beethovens Violinkonzen
zu spielen. Weiterhin soll voraussichdich an
Carl Nielsens »Hahnentanz« und dem Stück
eines zeitgenössischen norwegischen Komponisten gearbeitet werden. Die Kosten werden voraussichdich 80,- DM ohne Verpflegung betragen. (Ermäßigte) Eintrittskanen für das Festival
212
können bezogen werden. Anmeldungen werden
dringend bis 15. April 1985 an Gustav Gundersen, Bekkeblomveien 2, N-1450 Nesoddtangen/Norwegen, erbeten.
Hinweis auf Studienbeginn einer
Werklehrer-Bildhauer-Ausbildung
Ein nächster Studienkurs der Freien Kunstschule Munzingen für Werklehrer und Bildhauer wird am 2. September 1985 beginnen. Die
von Reimar von Bonin geleitete Kunstschule die den Untertitel »Schulungsstätte für Goetheanistisches Gestalten« trägt - wurde vor zwei
Jahren begründet und hat zur Zeit nur die Fachrichtung für Bildhauer und Werklehrer; eine
Abteilung für malerisches und graphisches Gestalten soll unter Leitung von Walther Roggenkamp hinzugefügt werden.
Öffentliche Aufmerksamkeit für
Architektur der Waldorfschulen
Die führende schwedische Zeitschrift für Architektur widmete 1984 ein ganzes Heft ( »arkitektur« 6/1984) schwerpunktmäßig dem Werk
des schwedischen Architekten Erik Asmussen.
Er wurde besonders durch seinen Bauimpuls in
Järna (s. auch »Erziehungskunst« 2/1983) bekannt, hat aber auch etwa zehn Schulen im
nordischen Raum, in England und zuletzt in
Düsseldorf geplant und gebaut. Neben vielen
anderen Aufträgen ist gegenwärtig gerade die
neue anthroposophische Vidarklinik in Järna im
Bau. In der erwähnten Zeitschriftenveröffentlichung konnte weiterhin Arne Klingborg ausführlich den Bauimpuls Rudolf Steiners und das
Goetheanum darstellen.
Verschiedentlich von der Presse registriert
wurde auch ein ganz anders geaneter Bauimpuls, der von der zweiten Waldorfschule in
Hannover-Bothfeld ausging. Aus Überzeugung
und auch aus finanziellen Gründen wurde in
Bothfeld mit viel Eigenarbeit, überwiegend
Holz und originellen Grasdächern, eine ganz
eigene Schulgestalt erzeugt. Durch den Erfolg
ermutigt, planten die Architekten Hermann
Bockhoff und Helmut Rentrop mit überwiegend Eltern der neuen Waldorfschule eine Reihenhaus-Siedlung nach dem gleichen Baumuster. Auch das gemeinsame Planen und die
Eigenleistung am Bau wurde in diesem Wohn-
Siedlungsprojekt übertragen, so daß eine sehr
menschliche
Wohnatmosphäre
entstehen
konnte.
Musiklehrgänge im Jahr der Musik
Dem proklamierten Europäischen Jahr der
Musik und Internationalen Jahr der Jugend
1985 verpflichtet fühlt sich ein vielseitiges Angebot "an Musizierwochen, Fortbildungskursen
und Fachlehrgängen, veröffentlicht mit dem
Veranstaltungsplan >>Musiklehrgänge 1985«
vom Internationalen Arbeitskreis für Musik
(IAM).
Schüler-, Jugend- und Familien-Musikwochen in den Schulferien, internationale Jugendbegegnungen im europäischen Ausland, in den
USA sowie Chor- und Instrumentalwochen
bieten zahlreiche Möglichkeiten zu gemeinsamem Singen und Musizieren für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Musikpädagogen,
Musikstudenten und interessierte Laien finden
in Fachlehrgängen (Chor- und lnstrumentalleitung, Alte und Neue Musik, Jazz, Rhythmik,
Tanz, Improvisation, Musikerziehung, Musiktherapie) und Instrumentalkursen (u. a. Gitarre, Flöte, Blockflöte, Viola da Gamba, Klavier,
Violine und Violoncello) Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für ihre musikalischen Interessengebiete.
Der Veranstaltungsplan 1985 kann (möglichst
mit Portobeigabe) angefordert werden beim
IAM, Heinrich-Schütz-Allee 33, 3500 KasselWilhelmshöhe.
]W.
Das .. Einheitssupersauberkind«
Immer mehr Kinder werden wegen ihrer
Lernschwierigkeiten oder leichter Verhaltensstörungen mit Medikamenten behandelt. Psy-
chopharmaka stimulieren das passive und
gleichgültige Kind oder beruhigen nervöse und
überaktive Schüler.
Schon in den 70er Jahren wurden in den USA
400 000 Kinder mit Psychopharmaka wie »Ritalin« u. ä. behandelt. In Japan und den USA
gehört der Psychopharmakologe bereits zum
SchulpersonaL In einer Hamburger Untersuchung konnte belegt werden, daß sich diese
Tendenzen auch in der Bundesrepublik ausbreiten. So haben in Harnburg im Jahre 1981
17,3 % von 790 befragten Schulanfängern ein
oder mehrmals Psychopharmaka erhalten. In
der Praxis eines Hamburger Kinderarztes werden 38 % der behandelten Kinder mit solchen
Mitteln wie »Ritalin« oder »Deanol«, die in der
Werbung auch als Vitaminpräparate angepriesen werden, verarztet.
»Das Kind wird ausgeglichener, umgänglicher, hilfsbereiter, weniger mürrisch. Es packt
freiwillig Dinge an, die getan werden müssen.
Es räumt plötzlich ohne Verlangen sein Zimmer
auf. Kurz: Das Medikament ermöglicht es dem
Kind, seine Impulse besser zu steuern, es kann
besser und länger aufpassen ... « »DogmatilSaft- das sanfte Psychopharmakon- fördert die
Einsicht und öffnet die Psyche für neue verbesserte Kontakte, läßt dem Kind die natürliche
Hemmung und baut überschießende Gehemmtheit ab.« So oder ähnlich klingen die Werbetexte der Pharmaindustrie. Dabei kommen einem
Visionen aus Huxleys »Schöne neue Welt« in
den Sinn, wo die Menschheit mit Hilfe der
Wunderdroge »Soma« beherrscht wird.
Je mehr die eigentlichen pädagogischen Maßnahmen versagen, weil sie dem Wesen des Kindes nicht gerecht werden, desto mehr wird zu
künstlichen Mitteln gegriffen. So erhält man
schließlich das »Einheitssupersauberkind«.
A. N.
Termine
Fortbildungswoche für Oberstufenlehrer m
Kassel.
agogik Rudolf Steiners.« Freier Pädagogischer
Arbeitskreis, Anmeldung und Auskunft bei
Christine Büchi, Schulhaus Ötzikon, CH-8634
Hombrechtikon/Schweiz.
8. bis 14. Apri/1985
11. Pädagogische Arbeits- und Resinnungswoche auf Schloß Wartensee/Schweiz. »Evolution und Pädagogik. Anregungen aus der Päd-
26. bis 28. Apri/1985
Jahrestagung des Bundes der Freien Waldorfschulen in Wangen, siehe ausführlichen Hinweis auf Seite 138 in Heft 2/85.
29. März bis 4. Apri/1985
213
10. bis 12. Mai 1985
Übungskurs für Pädagogen und pädagogisch
Interessierte: »Langobardische Kunst und Kultur. Von Odin über Vidar zu Michael.« Mit
Rudolf Kutzli und Christa Slezak-Schindler.
Freie Studienstätte Unterlengenhardt, Burghaldenweg 46, 7263 Bad Liebenzell 3, Telefon
(0 70 52) 35 01.
25. bis 29. Mai 1985
Mitgliederversammlung der Internationalen
Vereinigung der Waldorfkindergärten und interne Tagung für die Fortbildung der Mitarbeiter in den Waldorfkindergärten in Hannover.
Information über die Vereinigung, Heubergstraße 11, 7000 Stuttgart 1.
15. bis 23. Juni 1985
9. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche in
Wanne-Eickel. »Liebe als Erkenntnisprinzip.
Welche Aufgaben hat Erziehung heute?• Ausführliche Information in diesem HeftS. 215.
26. Juni bis 4. Juli 1985
Internationale Orchestertagung für Waldorfschüler unter Leitung von Gustav Gundersen in
Trondheim. Siehe Hinweis unter »Mitteilenswertes in Kürze«.
12. bis 20. Juli 1985
4. Öffentlich Pädagogische Arbeitswoche in
Hamburg. ,.Krise der Zeit- Krise des werden-
den Menschen«. Ausführliche Informationen in
diesem HeftS. 216.
20. bis 26. Juli 1985
Öffentlicher anthroposophischer KalevalaKongreß in Jyväskylä, Finnland. Die Tagung
richtet sich an alle, die an der Kalevala und der
Aufgabe Finnlands und Europas interessiert
sind. Programme und Anmeldungen (bis Ende
Mai 1985): Kalevala-Kongreß, Väinönkatu 21,
SF-28120 Pori/Finnland.
24. Juli bis 1. August 1985
35. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche
in Stuttgart. »Die dreifache Aufgabe des Erziehens - gestalten, beleben, erwecken. Anthroposophie als praktische Menschenkunde«. Ausführliche Informationen in diesem HeftS. 217.
21. bis 24. November 1985
Öffentliche Tagung der Anthroposophischen
Gesellschaft in Deutschland mit dem Arbeitszentrum München. •Anthroposophie als Lebenspraxis«. Vorträge von Manfred SchmidtBrabant, Stefan Leber und Christoph Lindenberg, Aufführungen der Goetheanum-Bühne
Dornach und der Eurythmie-Bühne München.
Genaues Programm im Sekretariat des Arbeitszentrum München, Leopoldstraße 46a, 8000
München 40, Telefon (0 89) 33 25 20.
Anschriften:
Stefan Leber, Esslinger Straße 29, 7302 Ostfildern
Dr. Christoph Göpfert, Schleptrup 113, 4550 Bramsehe 8
Peter Lange, Bachstraße, CH-8330 Auslikon
Dr. Ernst Schuberth, Feldbergstraße 22, 6800 Mannheim 1
Dr. Johannes Tautz, Turnerstraße 1, 7737 Bad Dürrheim 3
Dr. Helmut v. Kügelgen, Heubergstraße 11, 7000 Stuttgart 1
214
l Monlag, 17. 6.
Dlenolog. 18. 6.
Dlo Wlrtdlchkolt dor
;ollllgenWetl
Dr. Johannes W.
Schneider,
Wenno-l:lckol
Schickaal und Wlodo!Yeri<Orpel\lng
Goo<v Gllldt/er,
1/aM-Gem.trl
Leh:ung:
Fetrllnand 8fJd<inrl
Arrlklllng
E~hmlochor
Freiburg
..enz:el GMte,
Eo be{jlnnan und enden dlo einzelnen Tage der
Arbeitswoche mit eurythmlschon Demonstrationen. Sie IOhntn zum lloratehen dloaar Kunst. Ea
werden Stollen aus Werken rusalscher Denker,
Dichter und Musil<er des 20. Jahltnrnderts zur
DeiStellung kommen. Aus d . . , Werken weht
uns Mitteleuropäern ein Wille zur Menochlichkeil
m~. der uns Mut machen kann, unsere G&genwartaproblame mit gesteigerten Erkenntniskräften onzuuet-.
Wir t.olnnen uns während der Tagung auf dlo
seelischen und geistigen Aspekle der ~ und auf Ihre Gegenkrifte.
Die Vortrlge desersten TeilesderTagung enthalten Arvegungen zum Eigonsludlum der_Theosophie" von Rudo~ S1einor.lm zweiten Teil wird exemplarisch aus c11om Unlerrichl - KIUaer18tulen berictrtol. Seminare und künstlerische Kurae geben einen Einblick in Grundlagen
und M o l - der WaldO<Ipldagoglk.
Im Parttlllachon
mueeumsln Bochum
hou.on
oder des IkonenMuoeumo ln R-llng-
Blldll~.
Eurythmtachor
Ausld1111g
Or. Midlael11 G/6dcler,
Willen
Menschen?
20.30Uhr
Wolch .. Bild haben
wir vom russischen
Boauch doo Borgbou-
Yertllndung mit dem
sophlschon Elnriehtungon Im Ruhr;eblol.
gogobononi.U. ln
anthrnP~>
Yolkort Prahl,
Auekunlt und Anmeldung: Hiberniaschule, Herne 2, Telefon (0 23
25)
4 10
81.
Eurythmllld'tar
Auaklong
-
~oomblo,
Malen - Plastizieren - Hell-Dunkel-Zeichnen Fonnenzelehnen - Schnitzen - Spielzeug - Puppen Bandweben - SpiMen - Übungen zur Astronomie - Wege
zur Spiritualislerung der Mathematik - Gartenbauübungen zur Methodik und Didak~k des Kindergartens.
Plallllech-blldnerlsche KWIIB
in elementares Musizieren.
Spnlchllch-mualkllllache Kurse
Eurythmie- Spnlchgesla"ung- Spmcha und Geste im
dramatischen Spiel - Einführung in das BlockflOtansplel Gesangliche Stimmschulung - Improvisation mrt neuen
Instrumenten- Leierspiel- Bothmergymnastik- Einfülwung
---
AliHogo......
Gelegenheit :rum
12.30Uhr
Leitung:
11_00- 12-30 Uhr und 15.00- 16.30 Uhr
Künatler1ache Kurse
Ausklang
E~hmlocher
Stutt~
Kurao
20.30Uhr
Auuprachen in
Gruppen
Yolkllanl
20.30Uhr
Gomolnst:hohoblldonde Krllte
Somlnan!
18.30-20.30 Uhr
19.30-20.15 Uhr
--
KOnsllo~ICIIo
17.00-16.30 Uhr
15.00-16.30 Uhr
1. Einführung in die Anthroposophie unter besonderer Berücksichtigung des ihr zugrunde
liegenden Wi...."sc:haltsbegriffes; Pe!IN Biltow, Wanne-Eickel. - 2. Eintatvung in die
Anthroposophie als Gn1ndJage der Pädagogik; PoliN-Wolfgang Mau,..,, Wrtten. - 3. Eintahrung in die Anthroposophie: Elkenntnisweg - Menschenbild - Erziehungspraxls;
Dr. Johsnrres W. Schneldor, Wanne-Eickel. - 4. Wie werden die Grundlagen der modernen
Physik durchsichtig für spirituelle Begriffe? Or. G8org Unger, Domach (Schweiz). 5. Erkenntnis des Lebendigen an Beispielen aus Pftanzen-, Tler- und Menschenkunde;
Hans-Gerhsrd WynekBfl, Essen. - 6. Russische Uteratur - Motive zum Tagungsthama;
Svetlana G8)181', Freiburg. -7. Medizinische Aspekle derWaldorfpädagogik; Or. Michsela
Gf6ckler, Willen. - 8. Inhalt und Aufbau des Fremdsprachenunterrichtes in der Waldorfschule; DorolheiJ """ Winterfeldt, Wrtten-Annen. - 9. Klassenfütvung in den Jahren vor der
Pubertät; RosBmBJie Bütow, Wanna-Eickel. - 10. Die vier Temperamente im Unterricht der
Unterstufe; Ros8nl8lie Schlecht, Wanne-Eickel. - 11. Sinnesschädigung und Sinnaspliege als Therapiahi~e im Unterricht; Hans-Fri8dbllrt Jaenlcke, Wuppertal. - 12.•Das
kleine Kind - ganz Si~n!" Wes hat uns dieses Motiv Rudoll Steinars für die ersten
sieben Lebensjahre zu sagen? Edgar Forster. Bochum-Langendreer.
Seminare 17.00- 18.30 Uhr
M~gllod
Eurythmlst:her
Ausklang
lnGn~ppon
Dlolloranotaltung wird durchgofOhrt Im Z1111111111M11hang nlil dom wa&dorfblldungswork o.V.,
Eurythmllc:her
Aueklang
wanne-Eickel
l'eler 8Dt0t111,
des naturwluenschaftliehen Oenkem1
20.30Uhr
Auaapr.cho
20.30 Uhr
SchOiorauiiOhrung
Rudoii-StolnorSchule v.\Jppartol:
Szenen aue JNu
Ihr wollt• von
Shokospoara
~O.OOUhr
20.30Uhr
WladlmlrSolowj(llt
17.00-18.30 Uhr
Abendpauoe
\lolkalanz mit Womor Alog/en, DOaoaldorf und Helle Tirler, Wenno.Cickal
Somlnara
Ende der Toaunu
1<4.00Uhr
Auaflug zu
o.nddom plullach-olldnotlaohen-
EurythmieAuiiOhrung
-Euryth-
KOnlllorlacho K"'"" ..,. dam oprachllch-muolkallochon und dom
piUIIICII~Udno~ICIIen Borelch
-
- - Kuroo ... dem oprachllcll-mualko-
15.00-16.30 Uhr
Don Hruog
11.00-12.30 Uhr
Womor&ttod
SchluBworto
mehrerer Referenlen
Wolcholwlgabo hat
Erziehung heute?
M&nagapouso
Bochum-Langendnter
Dr.Aiodrua""'
Schwononß{Jgol,
Au. dom Phyalkuntor~chlln dor Oberatufo
12.30-15.00 Uhr
Konzort-Matinoe
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Eurythmie-Ensembles
wanntH:Ickat
-...noBOtow,
G_,aphlo
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KOnollortacho Kuroo ... dem aprachllcll-muslka~lochen und dem pllllllocMiildnorlachon BeNich
MOSheim/Ruhr
Anno Sop/lio EUuotlo,
Bei8plekt IIUI dem
Unterricht der
Kluoonl-3
Sonnleg, 23.6.
11.00-12.30 Uhr
M•urer, Witten
Plolorllt>lfgong
Somsteg, 22. 6.
Unten'lchteepochen- Ihre Zielsetzung, \tlrbereltung und Dun:hfOhnmg
F...nag, 21.6.
Wltten-Annen
Hlbemluchule
Dia Splrttuollalol\lßU
Lehrer aeln -
EinObungswe;
0onllOfOiog,20.6.
~on.E...n
desMeniiChen
Die Wooona;Uodor
9.00-10.30 Uhr BolrachlußGen zum Tegungethemo, olngelollol durch ourythmloclle Domonolrallonon
Ml1twoch,19.8.
Lisbs als Erksnntnisprinzip
UUsl[hs Aurgabsn hat Erzishung hsuts?
8.00-IU5 Uhr Erarbollung von Chorallzen- Fron• - o r . _,no-löicl<al
Sonn18g, 16. 6.
18.30-20.30 Uhr
19.30-20.15 Uhr
dem Untarrk:ht der
Darbietungen aua
15.30Uhr
BogrGBung
Somolag, 15. 6.
Wanns-Eicksl (9.Tilgunu>
15. - 23. Juni 1gss
Sonntag, 14. 7.
Seminare
10.45-12.15 Uhr
Anlhroposophisehe Einrichtungen
im Hamburger
Raum
14.00 Uhr
Ausflug
Aussprache
Stuttgart
Dr:med.
Thomas McKeen,
Innere und Außere
Bildgestenung die Wirkung neuer
Medien auf die Entwicklung des
Kindes
Dienstag, 16. 7.
Harnburg
Hanno Wember,
Wahrnehmen und
Denken- die Erkenntnisfrage der
Naturwissenschaft
Donnerstag, 18. 7.
Stuttgart
Peter-Michael
Rlehm,
Die Krisis Im musikaUsehen Kunstwerk und Ihre
Bedeutung fOr die
Padagogik
Freitag, 19. 7.
Abendpause
Künsllerisch-preklische Kurse
2. KurszeH: 17.00-18.30 Uhr
14.00-15.00 Uhr AOten: Adelheid Glesbert, Harburg
Mittagspause
Seminare
Friedrichshulde
Ekkehard Fiedler,
Erwachen am anderen Menschen Aufgabe der HellpAdagogik in
unserer Zeit
Mittwoch, 17. 7.
Stuttgart
Dr. Manlred Leist,
WIB konkretisiert
sich Wissenschaft
vom Geist? Von der
Entwicklung innerer KrAlle
Harnburg
Dr. lrmgard Hürsch,
Lehren heißt lernen
- Erzlehen heißt
sich wandeln
liane Frank, Msria Goetze, Hamburg · 7. Zum Musikunterricht in den Klassen 1-12 (allgemeine
Auskunft und Anmeldung:
Rudolf Steiner Schule Wandsbek, Rahistedler Weg 60.
2000 Harnburg 72 (Farmsen), Telefon (0 40) 6 45 10 11
schule: Uwe Hsnsen, Manfred Elson, Hsnno Wember, Harnburg · 12. Vom Fremdsprachenunterricht an der Waldorfschure - Übungen, Beispiele und menschenkundliehe Aspekte: Ruth
Eharl. Jahanna v. Usslar. Harnburg
Methodik und Didaktik m~ Lileraturbelspielen). Dazu: theoretische und prek\ischa Übungen:
Pater-Michael Riehm, Stungart · 8. Der .Lehrplan"- eine Einfüllrungin die Waldorfpädagogik:
Christoph Binder, Hatburg · 9. Erziehung und Seelenpflege: Ekkohard Fiedler, Friedrichshulde
· 10. Die Gestaltung von Krisen in der Dichtung als Thema im Jugendalter: Dr. Christoph Göpfert, Evinghausen · 11. Der mathematisch-naturwissenschaftliche Unterricht der Waldorf-
Orchester
Eurythmie
Aussprache
Evinghausen
GDpfetl,
Dr. Christopli
Wie findet die
Jugend den ZeHgeist durch modeme Dichtung
Sonnabend, 20. 7.
Evinghausen
SchOier der 12.
Klasse der Freien
Waldor1schule
Plntlz'-Nn: Psttlt' Lampasiak. Hannover; UJrich Schöne, Mannheim Malon: Renato SchiW, Hamburg; Angelika Kolbe, Marblrg; Ulrlch
SChOne. Mannnelm - Scmnra--B-Ze1-: Gtwd Riickner.
Harnburg - Formenzelc:hnen: .Andnla Alttier, Harnburg - H.ndarbeft
Liselotto Schnogelsbetg, Hamb\Jrg -Spin non: Soblne Belll.nt. Harnfelde
- Korbflec:hten: Rosemarie Hansen, Harnburg - Holzarbelt: T'hornas
Frank, Hamburg; Ludoll Kolligs, Harnburg - Kuplertrelbon: Ludoll
Kolligs, Han-burg.
Blldnerioch-plulloohoKurM:
Sprachlleh-muolkallocho K.... :
Muolk: Pe""-Michael Riehm, SMtgart; " _ HllnSMI, Hamburg;
Peter-. Viorllilfon- Euryttvnlo: Honno Jouck. V.,.,.. Sc,_, HU/11
TIJVlfdia, Fri«JWMt Krüger, u. a. - Sprwchgat.8rtung: Bllrtwll Davidd,
Dominique Zeytmsns, I/se Glismann, Harnburg - BothmergrrmaaUic
Thomss All,..,s, Einhsrd Gade, Harnburg - -ldloch-kQ.-riocTunlm~: H/kJogMriRoe-.Soblnellaschetl, Homt>urg.
------
Abschluß der
Tagung
-00-=J~-Der KOnig stirbt•
Künatlerisch-prakllsche Kurse 15.00-16.30 und 17.00-18.30 Uhr
Gerd ROckner,
Harnburg
Der Mensch Im
Spannungsfeld
architeklonischer
Gestallungen
1. Anthroposophische Grundlagen der Pädagogik: Holmut Eller, Harnburg · 2. Einführung in
Grundfragen der Anthroposophie: Dr. lrmgsrd Hürsch, Lydis Kühl, Harnburg · 3. Die Kunst des
freien Erzählens: Gabriefe Botte her, Harnburg · 4. Von den Grundlogen der Waldorlschule:
Hartwig Schiller, Harnburg · 5. Stuten der kindlicllen Entwicklung - Erziehungsaufgaben für
den Unterricht: Lothsr Steinmann, Harnburg · 6. Aus der Arbeit des Waldorfkindergartens: Ju-
Harnburg
Hartwig Schiller.
Kollegiale Selbstverwaftung als Geslaltungsprinzlp
der Waldorisch ule
Eurythmlsche Auftakte- eintOhrende Darbietungen durch Eurythmisten der Hamburger Rudolf Steiner Schulen
Seminare 10.45-12.15 Uhr
Leitung:
Carina Schmid
Schüleraufführung
Klasse 8
Rudoll Steiner
Schule Harburg
Pädagogisches Handeln findet seine Aufgabe
in der Hinwendung zum Kind und jugendlk:hen
Menschen. Die von Rudolf Steinerbegründete
Pädagogik der Waldorfschule ertährt ihre wesentltche Anregung aus einem Verständnis des
Menschenwesens, das seinen Lebenslauf als
eine Einheit betrachtet, die ständige Wandlungen eriebt. Oll sind dabei schmerzhafte Prozesse zu durchlaufen und auch Momente wirklicher Gefährdung treten auf: ohne sie kann sich
keine Entwicklung im eigentlichen Sinne vollziehen. Sie erscheinen vielmehr notwendig für
den Menschen, der ganz in seinen Zeltverhältnissen steht; sie können zu einem Schlüssel
zum Verständnis seiner Aufgabe werden.
Oie Themen der 4. Tagung nehmen von diesem
Gesichtspunkt ihren Ausgang und wollen eine
Einführung in die Pädagogik Rudo~ Steiners
geben.
Harnburg
Lothar Sleinmann,
BOhnengruppe der
Eurythmie-Schule
Harnburg
•Der Drache·
EurythmieAuffUhrung
Abendpause
18.30-20.00 Uhr
Jewgenij Schwarz
Orchester: Peter-Michael Riehm, Stuttgert
KOnstlerisch-preklische Kurse
1. Kurszelt 15.00-16.30 Uhr
13.00-14.00 Uhr
Harnburg
Gabriete BOI!cher,
TrAumen im Bild Erwachen im
Gedanken
15.00-18.30 Uhr
Darbietungen aus
dem Unterricht der
RudoH Steiner
Schule Wandsbek
Harnburg
Helmut Eller,
Harnburg
Bewußtseinsschritte des werdenden Menschen
I/se Bimsteln,
9.00Uhr
Vom Wesen und
von der Bedeutung
der Krise Im
Lebenslauf des
Menschen
Mittagspause
20.00Uhr
Was heißt heute
Erziehung zur
Menschlichkeit?
Montag. 15. 7.
8.00-8.45 Uhr Chorsingen- FriederlkeHansen, Harnburg
Sonnabend. 13. 7.
Krise dar Zeit - Krise das wardanden Manschen
Monalsfeier
16.00Uhr
ErOIInung
Freitag, 12. 7.
12. - 20. Juli 1985
Hamburg <~. Tagunu>
Donnerstag, 25. 7.
9.00-10.30 Uhr
Samstag, 27. 7.
Sonnta;. 28. 7.
Montag, 29. 7.
15.30-19.00 Uhr
16.30 Uhr
Monalsfeier
Dienstag, 30. 7.
Chrlsloph Lindont>erg,
IOn::hzarten
Dr. Johannes Tautz.
BadDOrrheim
Die Waldorfschule wurde 1919 nach dem ersten Weltkrieg von Rudolf Steiner gegründet.
Sie sollte eine Stätte neuer Erziehungskunst in
den geistigen und sozialen Aufgaben unseres
Jahrhunderts sein. Aus diesem Anfang sind
bis heute ca. 400 Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen in aller Weit entstanden. Schon
1923 hatte RudoH Steiner Erziehungstagungen eingerichtet, um von den Grundlagen und
der Praxis der neuen Erziehungskunst Kunde
zu geben. Nach dem zwe~en We~krieg
knüpfte die wiedererstehende deutsche
Schulbewegung an diese Verpflichlung an.
Mit den Themen der jährlichen Sommertagungen will die Waldorflehrerschaft zu den jeweils
gegenwärtigen Problemen der Erziehung, den
Fragen des lehrerseins, der gesellschaftlichen Wandlungen und der Schule als Quellort
neuer Ku~ur ihren Beitrag geben.
praktiache Menschenblldung im
Petar-Michael Riehm,
Stuttgan
btock. Stuftgart
Die Aufgabe der
Musik als bildende
und belebende Kraft
der manachliehen
Seele
Dr. Elrkehard Rande-
Ew.pressionismus.
Wage k0nstler1scher
Welterfahrung für den
Jugendlichen
MenSChen
(mll Uchtbildem)
lm~ssionlsmus-
Abendpa-
Dr. Rainer Patz/art,
Auslr/8/IQ
Eurythmischer
Stun;on
NattM'Wissensel'laften. - 18. Georv Kns.be: Natlftriebnis und physikalische Theorie - W11 fiitven wr das Kind an
das moderne Weltbild Mran. - 19.!ZO.: Der FrerndaprKhenunterrlentln der WDidorfl:d'lule allhand v. Beispleten. 19. Ute T.,tor: Engli~.- 20. Alailn ~oort FranzÖSisch. - 21 Peter·Mtc:h8el Rlehm: Z~ Musiklilienicht in
der W~le (allgemeine Methodik und Didaktik mrt Utefatulttelltlfelen.- 22. JohMnn H&mer: Die Bedeu·
tung der leibeser.ziehung IUr dl8 gesunde Entwtd!lung da U'ibes und d6e kele Enttartung det Penbnllehkett.
1. Ctvt.toph Undenberg: Grundfragen anthroposophischer Mensehtnencenntnis. - 2. Steten Leber: Die Scl'\ule
1m gesellschaftlichen Umfeld - FreiheitliChes Gersiesieben als Aufgabe. (ZLK sozialen Oreiglieden.mg). 3. Dr. Ernat-Mlchalll Krwnlch: Oie Verwenl:lungen dea Menschenwesens ln Ki'ldheit und Jugend- Anttvoposopl"lische Menschenerkennlr'lb und die Praxis des erziehenden Unterriehtl. - 4. Dr. rned. Latn.r Vogel: Die ersten
drei Jah"iebte in pidagogisch·ärrllleher Sieht: Eil'le mecli:bnisehe Menschenkunde fUr Ehern ul'ld Lehrer.- S. Dr.
,..lner htzt.tt. Warum lon::left AudoH Stei!W bilcl'leftes Untet'Tidtten? (mH praktischen Beispielen). - 8. Tildevon
Elft: CNe Bedeutung der Temperamentenlettn!t ffir den Erzieher. - 7. Dr. OIIII'Ofburm: Oie Titi9keit als Klusenlehrer- Eine Vertiefung und lndlvic:I'UIIIaierung kindlicher FähiQklflitan. - B: HeiN ..,.,.._,ortl'er: Einfütwung in die
AJIIJS!IMen, in den EpochenLI"'terrieht und den ALrtbau des Hauphmtemetlts. - 9. Stgrtd GrMe: Pflege det tehöpferiachen und sozialen Kriifte im zweiten Lebensjafniebt.- 10. Asbid Attrwla: Eintührung in IM Kl..,kind-Päd·
agogik - Elfehrungen aus dem Waldortklndergarten. - 11. Magda Mlller. Da Al1e Testament - Erzihlsl:otr i'l der
3. Klasse. - 12. Emat BQhl.r. Dyrlarnischa Zeichnl!ln - al5 aeeli&eh beft'llende IM"'d formende Knlft im Volkuc:hul·
alter. - 13. Thomea Hllden I Gerttard FeMer: Das entwicki~Htörte Kineillid seine Förderung im Klauenll!terricht. - 141. Dr. Johannea T8uta/ N0111 TM.Itz: Geschichtsunterrlct-11 an derWalc:ICirlsctu.rle- Unteniehtsbelapiele
und Themen'IOI"5Chhige für die Mittel- und Oberstufe. - 15. M8lte Schuel'th•rdt: Oie Aufgaben des Deutachunterrietlts im dritten Jal'niebt (9. - 12. Scnuljllhr). - 16. Dr. Ekk~ ~II: Kunst sehen lernen, Kunst verate~n lernen. Vom Si"'n des Kunstunterrichts. - 17. Wotfg•ng SeNd: Aktuele EvolutiCinstr.gen in den modernen
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Frankfurt - Veronika Peter!Peter~MicluteJ Rishm. Stungart - Jiirpen
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KOrzdörfer, Mannhelm- fngmar Stegemsnnlt<ristina Tha/hofer, Stutt;a-t
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R«<ee, Sluttgart - I/se Schuclunann, Hannover - .....n: Anke-Usche
Cfllussn, Hannover - Kenneth lmamura, Hatdenhalm - MBfVrit JiirHJ'""""· S1uttgart - Alba Unk. Engelberg - Cl6udla LOCher. Stuttgart Schwllrz~Weii-Zelc:hnen: Michael Tntmann, Stungart - Platlzleren:
Rainer Lechler, Peter Schiefer, Roland Schmid, W111friea &;hmidl, Stuttgart - Sehnttun: Ernst Bühfer, Biel - laaus ChariJius, Stungart - Manfred t<afitz, Bexbach - H•ndarbelt: Mllrtha Fink I.Arrnegret Gutbinski I
Heidrun Meyer I Uta Wacker, Stungart - Klnderprt..,..Puppen: JohanfUJ-VetOnika Picht, Slungsrt- Buctlblnden: Brunhilde L.echfer, Stuttgart - Gymnaltlk: Jottannes Hörner. Hannover - M•blltrwiben: Wiffrisd
Ulr~ch. Stullgar1
Abschluß
dO<Tagung
Künstlerische Darbietungen aus den
Tagungsku,_n
Abendpause
Künetlerlsch-praktlsche Kurse
(15.30-17.00 und 17.30-19.00 Uhr)
ca 13.00Uhr
AbIoM
KOnstlerische Kurse
der Gruppen I und n
1. Kurogruppe 15.30-17.00 Uhr, 2. Kurogruppe 17.30-19.00 Uhr
15.30-19.00 Uhr
Mina;spause
Gesamtauaap111che
llllffgong Schad,
Stutt;M
Ju;andan ...
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Wissenschaft am
Wendepunkt Verwandlung des
Denkans als Aufgabe
des Lehrers
Die Tugenden der
Wluenscheh als
Orchester und BlockIIOten
Stuttgan
Geotv Kniebe,
untenicht
Denkans im Physik-
und Erweckung des
Belebung der Sinne
Donnel'lla;. I. 8.
12.30-15.15 Uhr
Austluo
Molburg
M•n~ Schuch•rrlt,
do<Dbemule
Aufgaben des
Deutschunterrichts in
Yo9go der IchErweckun;-
Mittwoch. 31. 7.
BioeidlOten - Horst L.ßngkamm, Frankfurt - Maria Boelger, Wltten~Annen
Orchester- ~ronika Pater, Stuttgart
Euryrhmischer Ausklang: I<Unstler des Eurythmeums Stungan
Rudolf SteinerKulturimpulse aus
den Quellen über~
sinnlicher Fonachung
Anthroposophie derWeg zur LebenspAdagogik
Seminar8
Gesamtaussprache
Semlnt11'11
MiHagspause
Biel
11.00-12.30Uhr
MagdaMaier.
Stutt;on
Ernst SDhler,
\bm Uben im Unterncht
und~che-
Sprechen
Dr. Olal Oltmann,
Dr.Emat..MichiJel
Kranich, Stungan
Siefan Leber,
stutt;an
Unterricht
Fonn und Bewegung
in Erziehung und
Stun;on
esse an der YJen
der Intelligenz und
BUdung der Seele
der WaJdorfachule
Pld-H<Im
Jugendalter '.bm Aufwecken des
Menschen zum Inter-
Pubenlt- Bolabun;
Erziehung zwischen
Zahnwechsel und
anthroposophischer
Menschenerkenntnis
in der Ausgestaltung
Die Becleutun;
12.30-15.15Uhr
14.00-15.15Uhr
20.00 Uhr
Frolta;. 26. 7.
ggstaltl!n, bl!ll!bBn, l!rwl!cksn
8.00-8.45 Uhr Choreingen (Erar'beitung eines Chorwerttee) - Peter-Michaal Rlehm, Sluttgart I 8.00-8.45 Uhr BlockfiOten- Marla Soelger, Wltten-Annen
16.00 Uhr
ErOHnung
Mittwoch, 24. 7.
Stuftgart (35. Tagung>
2'1-. Juli -1. August 1985 Dil! drl!ifachl! Aufgabl! dl!s Erzil!hl!ns-
Vorträge von Rudolf Steiner (eine Auswahl)
Mysterien des Geistes, des
Sohnes und des Vaters
Eine Osterbetrachtung
Drei Vorträge, München und Berlin 1907:
I. Frühere Einweihung und esoterisches
Christentum I II. Weltgeschichtliche Bedeutung des am Kreuze fließenden Blutes I
111. Die Reinigung des Blutes von der Ichsucht durch das Mysterium von Golgatha.
1981. 72 S., kart. sFr. 11 ,50 I DM 13,50
ISBN 3-7274-5093-2
>>Die Geheimnisse«
Ein Weihnachts- und Ostergedicht von Goethe
Ein Vortrag, Köln 1907. Aus dem Inhalt: Die
Opferung der Magier als Symbolum. Die
Erkenntnis geistig-kosmischer Vorgänge
im esoterischen Christentum. Das Prinzip
christlicher Esoterik in Goethes Fragment
»Die Geheimnisse". - Mit einem Aufsatz
von Goethe über die »Geheimnisse".
1977. 40 S., kart. sFr. 7,50 I DM 8,50
ISBN 3-7274-5110-6
Geistige Osterglocken
Zwei Vorträge, Köln 1909: I. Das makrokosmische und das mikrokosmische Feuer.
Die Vergeistigung des Atems und des Blutes I II. Das Ereignis von Golgatha. Die Bruderschaft des heiligen Gral.
1984. 40 S., kart. sFr. 8,50 I DM 9,50
ISBN 3-7274-5095-9
Ostern, das Mysterium der Zukunft. Das Christentum hat begonnen als Religion, aber es ist
größer als alle Religionen
Zwei Vorträge, Ber/in 1908: I. Christus als
Vorbild für die Wiedergewinnung der alten
Erinnerungen der Vorzeit und für alle Prophetie der Zukunft I II. Der Ahnenkult und
die daraus entstehenden Religionssysteme. Das Christentum ist größer als alle Religionen.
1980. 44 S., kart. sFr. 8,50 I DM 9,80
ISBN 3-7274-5094-0
Der Baldur-Mythosund das
Karfreitag-Mysterium
Zwei Vorträge, Dornach 1915: I. Baldurs
Tod und seine Neubelebung durch den Impuls von Golgatha I II. Das Karfreitag-Mysterium: Der Christus-Kampf gegen Ahriman und Luzifer. Das Jupiterbewußtsein.
1981. 48 S., kart. sFr. 8,50 I DM 9,80
ISBN 3-7274-5096-7
Ostern, das Fest der Mahnung
Zwei -Vorträge, Dornach 1920 (aus GA 198):
I. Das Ereignis von Damaskus und die neue
Geist-Erkenntnis I II. Die Umwandelung des
Blutes und die Wiedergeburt in Christo.
1981. 44 S., kart. sFr. 8,50 I DM 9,80
ISBN 3-7274-5097-5
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RUDOLF STEIN ER VERLAG- DORNACH I SCHWEIZ
218
Studienhaus Rüspe E. V.
PROGRAMM -APRIL bis JUNI1985
APRIL
1.4.119.3017.4. 12.15
8. 4.119.30114.4. 12.15
8. 4.119.301
14.4. 12.15
14. 4.119.30118.4. 12.15
Wie bewegt ak:h der Menach?
Dr. med. L. F. C. Mees. Orfebergen I Holland
Dr. Rudolf Mees. Zeist I Holland
Eva Mees-Christeller. Orfebergen
(künstlerische Kurse)
Der anthroposophische Schulungeweg
und die Myaterlendramen
vor allem das zweite Drama)
Athys Floride. Chatou I Frankreich
Johanna Auer. Chatou. Frankreich (Malen)
Christa Schreiber, Kassel (Sprachgestaltung)
16. 5.116.00119.5. 12.15
Weaensgllederdlagnoatlk
_
w,eschlossener Fortbildungskurs für Arzte)
r. med. Otto Wolff. Arleshelm I Schlichten
Annemarle Britting. Dortmund (Eu;rehmle.
mit besonderer Berücksichtigung er hygienischen Eury1hmie)
20. 5.119.30123.5. 12.30
9. Rü'rfc::r Mualktal':.
20.
5. r9.30
21. 5.
19.30
22.5. 19.30
23.5. 11.00
Giseile Herbert. Paris (Harfe)
Martln GOss, Frankfurt (Posaune)
Marek Jerle, Prag (Violoncello),
lvan Klansky, Prag (Klavier)
1
Alexendera Wandlung und
Von der Schönhalt der Form
Professor Dr. Frledrich Zauner, Viilach
Marianne Be er, Viilach
(Piastizieren für Anfänger und Fortgeschrittene)
24.5. p9.30129. 5. 12.15
Mualk1heraple
Orientierender und weiterführender Kurs
Maria Schüppel, Berlln (Musiktherapie)
Hildegard Prym, Bartin
!l;herapie-lnstrumente)
va-Maria Nievergelt, Wiesneck (Eurythmie)
~lid-Erleben und Gelatealorachung
Ubungen zur ersten Stufe des anthroposophisehen Erkenntnisweges
Christo! Llndenau, Bochum
llse Schuckmann, Hannover (Sprachgestaltung)
29. 5. 12.15
24.5. p 9.301-
KALEVALA und die gefetlge Entwicklung des
Menschen
Professor Dr. Reijo Wilenius, Helsinki
18.4.115.30121. 4. 12.15
Mitarbeiterkonferenz der Academle
voor Eury1hmle, Den Haag
(geschlossene Veranstaltung)
18.4. p5.3ol21.4. 12.15
Ale Mensch zwlachen Himmel und Erde
Tierkreis und Planeten
Heidi Keller- von Asjen. Dornach
(mit künstlerischen Ubungen)
23. 4. p9.30128.4. 12.15
Von der Gotik zur Ranal888nce
Bildhauer und Maler im beginnenden
Zeitalter der Bewußtseinsseele ln
23. 4. p 9.30128.4. 12.15
Meditation und kilnatlerlschea Tun
Erdmuth Grosse, Zürich (Vorträge und
Eury1hmie)
Oskar Bardorf, Zürich (Malen)
28.4.119.3011. 5. 12.15
8. Rü~ Muelktsge
mit 6 onzerten International bekannter
Künstler und einführenden Vorträgen
26. 4.1985~19.30) und 29. 4. 1985 ~ 1.00):
Theodora eraets. OssI Holland ioline)
Huub NIJnens, OssI Holland (Kiav•er)
29. 4. 1985 (19.30) und 30. 4. 1985 (11.00):
Sylvia Traey, Brüssel (Klavier)
30. 4. 1985 (19.30) und 1. 5. 1985 (11.00):
Miha Pogalnlk. Wilton, N. H., USA (Violine)
Einer Steen-Nökleberg, Oslo (Klavier)
~~s~~~~~f.;~=~~e~':r~E~~a;w~~?~'~,~g
scher Sprache)
30. 5.119.3016.6. 12.15
Studienarbeit an den Grundelementen der
Laut- und Ton-Eu~mle
lngrid Assehentel t, StutWart (Eury1hmle)
Dr. Hendrlk Poldermans, tutlgart
(musikalische Beiträge)
30. 5.119.3016.6. 12.15
Anthropoeophlsche Chrlatologle ln
Verbindung mit Betrachtungen zur
Bewußtaeln=hlchte
Dr. Manlred rilger. Nürnberg
Christine Krüger, Nürnberg
~~~:b~~~oG:S~~~.LJ~~~~~~ern)
JUNI
7. 6.115.3019. 6. 12.15
7.6. p 5.3019.6. 12.15
Beg:Pcnungen mit der proJektiven Geometrie
Ange o Rovida, Zürich
Muelk und Erkenntnie
Gemeinsame Hörstudien zu aktiverem
Wahrnehmen. Erleben und Bewußtmachen
musikalischer Phänomene
Roswitha Venus, GOitingen
Elisabeth Göbel, Göttingen (Toneury1hmie)
10. 6.119.30116. 6. 12.15
Von der Geate dee Menschen zum Wort und
zum Ton
Professor Karl von Baltz, Dornach
Carina von Baltz, Dornach (Violine)
N. N. (Klavier)
10.6.119.30116.6. 12.15
Menechhehaprilfungen am Ende unserea
Jahrhunderte
Dr. Friedrich Behrmann, Dornach
Annemarie Britting, Düsseldorl (Eury1hmie)
17. 6. p9.30123.6. 12.15
Die Ro..nkrauzer-Strömung
-ihr esoterisches Wirken in der Geistesgeschichte des Abendlandes
Heinz Eckhoff. Freiburg
Sophia Timm, Harnburg g:ury1hmie)
Magdalena Eckhofl, Frei urg (Piastizieren)
24. 6.119.30130. 6. 12.15
Die Grundatelnlegung- der Aufgang der
neuen Mwerlen
Dr. med. Illern En,_?,elbrecht, Den Haag
Gertrud Mau, Den aag (Eury1hmle)
24. 6.119.30130.6. 12.15
Daa Vaterunser
Michael Heidenreich, Pforzheim
Grita Kollorz. Bochum (Eury1hmie)
MAl
2. 5. p9.3018.5. 12.15
2.5. p 9.301-
9.5. 12.15
9. 5.119.30116. 5. 12.15
9. 5. 119.30116.5. 12.15
mit 4 onzerten in ernational bekannter
Künstler und einführenden Vorträgen
Der St.-Petri·Ahar de8 Melater Bertram von
Mlnden, eine hlatorla mundl dee Mhtelaltera
an der Schwelle zur Neuzelt
Dr. med. Ernst Harnlschleger. Frankfurt
Br~ltte Gümbel, Grenzach-Wyhlen (Malen
un Zeichnen)
Grundlagen der Stimmschulung I Geeangakurs
(nach der Schule der Stimmenthüllung von
Valborg Werbeck-Svärdström)
Chrlsla Waltjen, Bochum
mit Vorträgen von Jürgen Schriefer, Witten
Schickaale-Erkenntnie vor dem Zeltgeiet
Heinz Eckhofl, Freibur~
Geesa Beil, Engelber~ Eury1hmie)
Magdalena Eckholl, reiburg (Piastizieren)
G=netandezelchnen und Aquarellieren Naß
ln
O(max.1&-20Teiln.)
Brigitte Gümbel, Grenzach-Wyhlen
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beherbergl werden. Oie Mahlzeiten werden weitgehend mit Nahrungsmitteln aus biologisch-dynamischem Anbau und mll eigenem Quellwasser
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der Waldorfpädagogik in Rheine e. V.
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Waldorfpädagogik auch Im Emsland
Wir suchen bis Ostern 1985
oder Sommer 1985 eine
Die Voraussetzungen sind hier so geschaffen, daß wir uns ab Sommer 1985
eine
Waldorfkindergärtnerin
Kindergärtnerin
möglichst mit Erfahrung zur Eröffnung
einer zweiten Kindergartengruppe.
wünschen können.
Anfragen und Zuschriften bitte an:
Förderverein für Waldorfpädagogik in
Meppen u. U. e. V.
c/o Heinz Blankenspeck
Giemensstraße 25, 4470 Meppen
Telefon (0 59 31) 65 34
Zuschriften bitte an:
Verein für Waldorfpädagogik
Pirmasens e.V.
Volksgartenstraße 21, 6780 Pirmasens,
Telefon (0 63 31) 4 44 55 oder 4 44 56
Bin örtlich ungebunden
Heilpädagoge, 27 J.,
mit Familie,
sucht neue Aufgabe
und suche, nachdem meine Kinder erwachsen sind, neuen Wirkungskreis.
Bin in der Eurythmiebegleitung tätig,
doch offen für andere Aufgaben. Gerne
auch in einem Heimzusammenhang.
(Auf volles Gehalt nicht angewiesen.)
(Schul-, Sozialtherapie-, Gruppenerfahrung) in (Heim)-Gemeinschaft.
Zuschriften bitte unter Chiffre E 4385
an den Verlag Freies Geistesleben
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Zuschriften bitte unter Chiffre E 3385
an den Verlag Freies Geistesleben
Postfach 13 11 22, 7000 Stuttgart 1
Zeit~chrift für Wissenschaft, Kunst und soziales Leben
rei
im März
John Davy: Wiedergefundene Hoffnung
Das Licht zur Seele im Schatten des Todes
lngrid Kaußler: Kreuzestod und Seelenweg- Ein Gang durch Bachs Matthäusund johannes-Passion in aufsteigender Tonartenreihe
Erhard Fucke: Freiheit für das Geistesleben
Dorothea Rapp: Die Skythen-Geweihte der Steppe
Michael Bockemühl: Spielendes Anschauen - spielendes Licht
Zu den Aquarellen von Wolfram (mit Kunstdruckteil)
Jens Heisterkamp: Beppe Assenza Zum 80. Geburtstag
Jahresabonnement DM 49,-, Studentenabonnement DM 36,75, Einzelheft DM 5,-,. zuzügl. Porto.
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Die Gründungsinitiative
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mit Seen, Mooren. Waldem und vielen
sehr lohnenden Sehenswürdlgke~en.
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sein oder eine andere technische Ausbildung haben. Sie sollte im Schulhaus für das
zweite Frühstück und die Sauberkeil verantwortlich sein
Vergütung nach AVR (BAT vergleichbar)
Dielletreuung:
Wir sind eine junge Initiative wenige km südlich von Frankfurt/M. Waldorfschule ab Schuljahr 1985186 (1. und 2. Klasse)
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Waldorfkindergarten- und Schulverein
Neu-lsenburg e. V., Zeppelinstraße 10
6078 Neu-lsenburg
Tel. (0 61 02) 3 32 97 oder (0 61 03) 20 04 86
ariga
Wir suchen für das neue Schuljahr
1985/86
eine(n) Französisch/Englischlehrer(in)
für Mittel- und Oberstufe
(1. und 2. Staatsexamen),
halbe Stelle, jedoch bald
ausbaufähig
eine(n) Klassenlehrer(in)
für die Unterstufe
eine(n) Sprachgestalter(in)
eine(n)
Heileurythmisten(in)
eine(n) Heilpädagogen(in)
für die neue Kleinklasse Grund- und
Hauptschule.
Bewerbungen mit den üblichen
Unterlagen an
FREIE WALDORFSCHULE
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6652 Bexbach, Tel. (06826) 3260
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Schlafsachen
Matratzen aus Stroh,
Sisal, Kokos, Kapok,
Roßhaar, Latex
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223
Wir suchen zum Schuljahresbeginn
1985/86 eine(n)
MENSCHENKUNDE UND
ERZIEHUNG
Musiklehrer(in)
HEINZ
MÜLLER
VON DER
HEILENDEN
KRAFT DES
WORTES
UNDDER
RHYTHMEN
Die Zeugnissprüche in der
Erziehungskunst
Rudolf Steiners.
«in dieser kleinen Schrift Ober ein schalbar abliegendes pädagogisches Spezialgebiet - die Zeugnissprüche - stehen
wir, da ein begnadeter Lehrer dieses
Thema bis ins Innerste durchlebte und
praktizierte, wieder einmal staunend vor
den Wundern der Steinersehen Menschenkunde und Pädagogik, wie sie in
den ersten Jahren der Waldorfschule
aufgeblüht waren - ein hohes Beispiel
für die Nachkommenden, die heute unter
ungleich schwierigeren Bedingungen
sich bemühen müssen, solchen Vorbildern nachzustreben ...
Mittellungen aus der
anthroposophischen Arbeit
VERlAG
3. Auflage
117 S., kart. DM 18,Menschenkunde und
Erziehung, Band 22
ISBN 3-7725-0222-9
224
FREIES
GEISTESLEBEN
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Über Ihre Bewerbung freut sich das
Kollegium der
Freien Waldorfschule St. Georgen
7800 Freiburg im Breisgau
Zechenweg 2
Wir suchen zum Schuljahr 1985/86 noch
Kollegen mit folgenden Fächerkombinationen:
Französisch/Sport
oder Englisch/Sport
Bio/Chemie, Oberstufe
Musik, Oberstufe
Rudolf Steiner-Schule ln den Walddörfern
Bergstedter Chaussee 203
2000 Harnburg 65
DIE SONNTAGSEVANGELIEN
Die den Sonntagen zugeordneten
Perikopen (Evangelien-Abschnitte)
und die Texte im Anhang für den
freien Religionsunterricht wurden
aus dem Urtext übertragen von
Friedrich Behrmann.
Ein Buch für Religionslehrer,
Klassenlehrer, Heilpädagogen
und Eitern.
Die »Sonntags-Evangelien« haben
im Anschluß an die erste Jugendfeier auch den Weg zu vielen Schülern gefunden.
3. Auflage 1980, 152 Seiten, in Leinen mit
Goldprägung sfr 14,(bei großen Sammelbestellungen
Spezialp reis)
Bestellungen sind zu richten an :
Rudolf Steiner-Schule Basel
Jakobsbergerholzweg 54
CH-4059 BASEL
Die freie Waldorfschule Heilbronn sucht
zur Mitarbeit ab dem kommenden Schuljahr Fachkollegenl-innen für den Unterricht in
Sie wünschen sich das
echte Holzhaus
Wir bauen es.
Französisch und
Mathematik/Physik
Wir sind eine Schule im Aufbau mit den
Klassen 1 bis 11 . Bitte richten Sie Ihre
Bewerbung an das Kollegium der Freien
Waldorfschule Heilbronn
Max-von-Laue-Straße 4, 7100 Heilbronn
Telefon (0 71 31) 510 12
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Für unsere sich erweiternde Arbeit fehlt
uns im kommenden Schuljahr ein
Musikerzieher (staatl. gepr.)
Musik-Kollege
mit anthroposophischer, heilpädagogischer Zusatzausbildung {Seminar Mannheim) sucht ab August 1985 Tätigkeit im
heilpäd./therapeutischen Bereich.
Wir würden uns freuen , Ihnen unser
Schulleben und das Kollegium vorstellen
zu können und Sie kennenzulernen.
Tübinger Freie Waldorfschule
Rotdornweg 30, 7400 Tübingen
Telefon (0 70 71) 6 51 18
Zuschriften bitte unter Chiffre E 5385
an den Verlag Freies Geistesleben
Postfach 13 11 22, 7000 Stuttgart 1
Die Rudolf-Stelner-Schule Siegen- Freie
Waldorfschule- sucht ihre(n)
Geschäftsführer(in)
Wir wünschen uns für diese verantwortungsvolle Aufgabe eine Persönlichkeit
mit einer umfassenden kaufmännischen
und/oder verwaltungsbezogenen Ausbildung sowie einer entsprechenden mehrjährigen Berufspraxis.
Sie sollte fähig sein , Initiativen in einem
komplexen sozialen Organismus zu entwickeln und in kollegialer Zusammenarbeit zu verwirklichen.
Wesentlich für diese Aufgabe sind
ebenso fundierte Kenntnisse der Waldorf-Pädagogik und ihrer geisteswissenschaftlichen Grundlagen .
Das Einkommen richtet sich nach der
internen Gehaltsordnung der Lehrer
unserer Schule.
Bitte senden Sie Ihre aussagefähige
Bewerbung an den
Vorstand der Rudolf-Sielner-Schule
Siegen, Marienborner Straße 151, 5900 Siegen
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Jugend-, Kinder- und Bllderbucher.
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Öffnungszeiten: Montag-Freitag 10-13 Uhr, 14-18 Uhr, Samstag 10-14 Uhr.
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Praktikantin
die Freude hat, unsere zwei Töchter
(7 und 10 Jahre) mitzubetreuen und
eine selbständige Haushaltsführung
zu erlernen.
Dr. D. und K. Spitta c/o Filderklinik
bei Stuttgart, Telefon (0711) 77 03-1
Für den Beginn der
FREIEN WALDORFSCHULE AACHEN
zum Schuljahr 1985/86 suchen wir
eine(n)
·
Eurythmistin(en)
für die Klassen 1--6.
Bewerbungen erbeten an das
Gründungs-Lehrerkollegium,
Freie Waldorfschule Aachen,
z. Z. Lüttlcher Straße 320, 5100 Aachen
Freie Waldorfschule Karlsruhe
Zur Mitarbeit ab Schuljahresbeginn 85/86 suchen wir
eine(n) Klassenlehrer(in)
für die kommende 1. Klasse
und einen qualifizierten
Freie Waldorfschule Chiemgau
sucht für sofort oder zum Schuljahresbeginn 1985/86 für die
1. Klasse
sowie für die
Oberstufenlehrer
Mittelstufe (4. Klasse)
für Geographie und
Naturwissenschaften
(2. Staatsexamen)
geeignete Persönlichkeiten als
Wir sind eine Schule mit gegenwärtig zwölf Klassen.
Bitte richten Sie Ihre Bewerbung
an das Kollegium der
Freien Waldorfschule Karlsruhe
Königsberger Straße 35A
7500 Karlsruhe 1
226
Klassenlehrer
Bewerbungen bitte an das
Schulbüro:
Bernauer Straße 34, 8210 Prien,
Telefon (0 80 51) 40 33 oder 40 34
Wir suchen zum baldmöglichen Termin
einen
Hausmeister
für unsere jetzt voll .!lusgebaute FREIE
WALDORFSCHULE WURZBURG mit soeben fertiggestelltem 2. Bauabschnitt
Hausmeisterwohnung ist vorhanden.
Bewerber mit einer entsprechenden handwerklichen Ausbildung wenden sich bitte an:
Freie Waldorfschule Würzburg
Oberer Neubergweg 14, 8700 Würzburg
Telefon (09 31) 7 20 72 oder (09 31) 8 39 57
(Herr Geiger)
Der Fördervereln Waldorfkindergarten
Helligenberg e. V., 7799 HeiligenbergUnterrehna Nr. 7, sucht zum 1. Juni oder
1. September 1985
eine Kindergärtnerin
da unsere jetzige Kindergärtnerin ein
Baby bekommt.
Telefon (0 75 54} 14 42
Die Freie Waldortschule Essllngen sucht
für das Schuljahr 1985/86 eine
Turnlehrerin
für die Oberstufe; möglichst mit der
Kombination Englisch.
Kollegium der Freien Waldortschule
7300 Essllngen, Weilstraße 90
Telefon (07 11) 38 30 95
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Ein Waldorfkindergartenverein in Harnburg sucht für Herbst 1985 eine zweite
Waldortkindergärtnerin
möglichst mit Erfahrung.
Zwei Spielgruppen und intensive Elternarbeit bereiten den Beginn vor.
Bitte wenden Sie sich an:
Frau Landshut, Telefon (0 40) 48 75 23
Postfach 20 22 06, 2000 Harnburg 20
Freie Waldorfschule Ulm
mit angeschlossenen Sonderklassen für Lernbehinderte
Wir suchen zum Herbst 1985
evtl. auch früher
Sonderschullehrer L
mit staatl. Abschluß und Erfahrung
in Waldorfpädagogik
Wir suchen eine
Waldorfkindergärternin
möglichst mit Berufserfahrung, die Freude am Aufbau eines Kindergartens in
Stade hat. Wir haben ein schönes, altes
Haus in Stade (Nähe Altes Land/Eibe) bezogen, wo schon eine Spielkreisgruppe
besteht.
Zuschriften bitte an: Verein zur
Förderung der Waldorfpädagogik e. V.
Stade, Am Amtshof 2, 2165 Harsefeld
Telefon (0 41 64) 43 82
Eurythmielehrer(in)
Heileurythmistin
Bewerbungen erbeten an das
Kollegium
Freie Waldorfschule Ulm
Römerstraße 97, D-7900 Ulm
Telefon (07 31) 3 70 71
227
Neuerscheinung
RUDOLF TREICHLER
Metamorphosen
im Lebenslauf
Amer Wld Haunah Cannl
Das unsterbliche
Klavier
Krankheit und Entwicklung
in Goethes Leben
32 Seiten, kart., SFr. 7.50 I DM 8,50
Geisteswissenschaftliche Vorträge Nr. 10
Im menschlichen Leben ist der von
Rudolf Steiner neu entdeckte ?-JahreRhythmus von größter Bedeutung. Alle
7 Jahre wird ein neues Wesensglied geboren. Nicht nur eine Reihe »Wiederholter Pubertäten" (Goethe) ereignet sich,
sondern auch eine Reihe von Geburtendem ?-Jahre-Rhythmus folgend. So wird
jedes 7. Jahr zur Schwelle von einem
neuen Entwicklungssch ritt Diese und
andere Gesetzmäßigkeiten, welche in
den Metamorphosen einer jeden Biographie walten, werden von Rudolf Treichler
exemplarisch an Goethes Lebenslauf geschildert.
·
VERLAG AM GOETHEANUM
Avner und Harrnah Carmi
Das unsterbliche
Klavier
Wer sich für soziale, pädagogische, therapeutische und handwerklich-kreative
Berufe vorbereiten will, sowie Interesse
an anthroposophisch er Gedankenarbeit
und künstlerischen Übungen (Eurythmie,
Sprachgestaltung, Zeichnen, Malen) hat,
ist herzlich willkommen.
Die abenteuerliche und wahrhaftige
Geschichte von dem verschollenen und
wiedergefundenen Siena-Klavier
328 Seiten, 14 Abb., Leinen DM 32,Dieses ist die unwahrscheinliche Geschichte eines berühmten jüdischen Klavierbauers und -stimmers, der für alle
großen Musiker seiner Zeit arbeitete von Furtwängler bis Bruno Walter, von
Horowitz bis Rubinstein, von Toscanini bis Strawinsky und viele andere. Hier erzählt Carmi seine interessante
Kindheit, vor allem aber die schier unglaubliche Suche nach dem berühmten
Siena-Klavier aus dem Besitz des italienischen Königs, das nach einer Sage aus
dem Holz von Salomos Tempel gebaut
sein soll. Fast sein Leben lang sucht er
dieses Instrument, während es in Wahrheit ihn gleichsam schon immer verfolgt, ohne daß er es ahnt, bis sich zuletzt beide doch noch durch glücklichen
»Zufall« finden.
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Schreinerei
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»der hof« Nlederursel, Alt-Niederursel 51,
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228
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und ist in Ganzleinen gebunden.
befassen, wird dem Leser die Maltherapie
in ihrer psychotherapeutischen Wirkung
auf den Menschen vorgestellt.
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Die textlichen Ausführungen werden
durch 127 farbige Abbildungen vertieft.
In diesem Buch versucht die Autorin einen Einblick in die Maltherapie zu geben.
Therapieabläufe aus der Praxis erhellen
die Wirkung der Therapie mit den bildnerischen Medien.
Nach einführenden Kapiteln, die sich mit
der Fragwürdigkeit der Gesellschafts- und
Erziehungssituation in unserer Gegenwart
und den daraus resultierenden Schäden
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229
wtlhelm Rath Friedrich Doldinger
Der Gottesfreund KaiserJulian
vom Oberland Der Sonnenbekenner
Sein Leben, geschildert auf der Grundlage der
Urkundenbücher des Johanniter-Hauses »Zum
Grünen Wörth« in Straßburg .
4. Auflage, 129 Seiten, kort. DM 16,ISBN 3-7725-0559-7
erscheint März
Es webt ein Geheimnis um die Gestalt des
Gottesfreundes vom Oberland, jenes weisen
Laien des 14. Jh., der als einfacher Mann der
Lehrer des Straßburger Theologen und Mysterikers Johannes Touler wurde.
Wilhelm Rath führt in einem ersten Kapitel seines Buches in die geistige Problematik des 14
Jh. als Schwelle der Neuzeit ein, um dann innerhalb des Rahmens das Wirken des Gottesfreundes zu zeig~n. Dieses war auf der einen
Seite nach innen gerichtet auf den Pfad zur
Weisheit und »Gottesfreundschaft«. Auf der
anderen Seite wirkte es inspirierend auf das
Geistesleben seiner Zeit, so bei der Gründung
des Johanniterstiltes »Zum Grünen Wörth« in
Straßburg. Die äußere Wirksamkeitführte bis
zu einer Begegnung mit dem damaligen Papst
Gregor XI. Das Leben des Gottesfreundes ist
geprägt von seinem Einsatz für das Christentum in Europa.
Man bekommt durch die Lektüre ein deutliches
Bild, wie eine hochbedeutsame Individualität
den Weg der christlichen Einweihung geht.
Dieser Weg mag sich in seiner Form verändert
haben, seine Substanz ist auch heute die gleiche geblieben. Darüber hinaus sind die Vorgänge am Beginn der Neuzeit von einer überraschenden Gegenwärtigkeil und Aktualität,
so daß dieses von Wilhelm Rath sorgfältig
edierte Büchlein in eine Neuauflage sicherlich
dankbar aufgenommen wird .
230
3. Auflage, 83 Seiten, kort. DM 16,ISBN 3-7725-0491-4
bereits erschienen
Julian Apostate war jener letzte »heidnische«
Kaiser, der noch einmal die antike Mysterienweisheit in seiner Sonnenlehre zu erneuern versuchte und sie dem sich bereits zur Staatsreligion entwickelnden römischen Christentum
entgegensetzen wollte. Als er erfahren muß,
daß auch die alten Mysterienquellen des
Abendlandes versiegt sind, rüstet er, wie einst
Alexander, zum Kriegszug nach Persien, um
dort, in der Urheimat des Mithraskultes, die
Einweihung in die großen Sonnenmysterien zu
suchen. Der Ausgang dieses Perserzuges bedeutet in gewissem Sinne einen entscheidenden Schluß- und Wendepunkt der ganzen Mysteriengeschichte der Menschheit.
Friedrich Deidinger hat mit diesem Buch, das
wohl zu den schönsten des Autors zählt, ein
lebendig geschriebenes Lebensbild aus der
Frühzeit des Christentums gegeben.
VERLAG
FREIES
GEISTESLEBEN
~
~~~~~ AlANHO
ARo ~~~~
Sexualität
im Lichte von
Reinkarnation und Freiheit
Alan Howard (geb.
Aus dem Englischen
von Karin Blitz und
Norbert Wengerek.
88 Seiten, kort. DM
1907) ist Engländer. Er
war Waldorflehrer und
Herausgeber der englischen Zeitschrift für
Waldorfpädagogik
»Child and Man« . Für
das »Times of London
Educational Supplement<< verfaßte er verschiedene Beiträge.
Heute lebt er in Kanada; dort und in den
USA hält er Vorträge
über Anthroposophie
und Waldorfpädagogik.
16,ISBN 3-7725-0832-4
erscheint März
Wir hoben Schwierigkeiten, über Sexualität
mit derselben Unbefangenheit und Klarheit
zu sprechen wie über
andere Dinge. Es gibt
zwar eine »Avantgarde<<, die anscheinend
keine Probleme damit
hat, was sie über Sex
spricht oder gar in dieser Beziehung tut; zwar
hat etwas von dieser
»Freiheit« auf viele von
uns abgefärbt, doch ist
das Thema für die meisten noch etwas peinlich. Es handelt sich jedoch um ein moralisches Problem, nicht
nur ein intellektuelles
oder ein sprachliches.
Sexualität ist etwas,
das wir vollziehen, eine
Betätigung; aber wir
handeln nicht nur, sondern wir denken auch
über unser Handeln
noch. Wir beurteilen
unsereTaten im Hinblick auf ihre positiven
oder negativen Auswirkungen auf unser
gesamtes Leben und
das anderer. Und das
ist ein moralisches Urteil. Einfach so darüber
nochdenken ist aber
nicht genug. »Aufgeklärte« Zeitgenossen
denken zweifellos auch
viel darüber nach. Es
ist jedoch nicht notwendigerweise schon
ein moralisches
Denken.
Der Wert, dem man
dem Sexuellen beimißt,
hängt sehr davon ab,
worin man den Sinn
der menschlichen Existenz überhaupt sieht.
Wird der Mensch aufgefaßt als ein Wesen,
das in wiederholten Erdenleben die Entwicklung zu höheren Bewuf}tseinsstufen durchläuft und dabei im
Spannungsfeld von instinktiven Naturtrieben
und geistigem Streben,
von Zwang und Freiheit steht, relativiert
sich dieser Wert. Der
veränderte Sinnzusommenhong, der sich aus
einer spirituellen, »kosmischen« Perspektive
ergibt, ermöglicht dem
einzelnen einen bewußteren und auch
wirklich freieren Umgang mit der Sexualität.
Inhalt:
Der Ausgangspunkt:
Reinkarnation. Das
Problem: Trieb und spirituelle Entwicklung.
Der menschliche Leib.
Zeugung. »Freie Liebe«. Jenseits von lnstinkt und Liebe. Der
Weg zur Freiheit. Die
Philosophie der
Freude.
Freiheit liegt im
Motiv, aus dem
wir etwas tun,
und nurwenn
wir individuelle
moralische
Motive für die
sexuelle Betätigung haben,
kann von Freiheit in dieser
Sphäre die Rede sein.
VERLAG
FREIES
GEISTESLEBEN
~
231
Wir suchen für Sommer 1985 (oder früher) eine neue Kindergartenleiterin:
Waldorfkindergärtnerin
mit Berufserfahrung erwünscht; ferner
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Leopoldstraße 32, 4930 Detmold
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Geschäftsstelle, Rauchstraße 20
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We are a rapidly growing Waldorf School in
South Australla. We started in 1978 with a Kindergarten and three classes.
We start 1985 with three Kindergartens and
nine classes and 250 children.
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Waldorf) Physics and Maths teacher to build
these subjects up in our upper school,
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ab 1. Oktober 1985.
Zuschriften bitte unter
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Fortbildungstagung für
Kunsttherapeuten
vom 7. 7. bis 10. 7. 1985
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»Schlafen, Träumen, Wachen«.
Katharina Gutknecht, Berlin: Malen
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(Holland): Plastizieren
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Dr. Marie Luise Petersen:
Medizinische Menschenkunde
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Dr. Heide Nixdorff: Anthroposophie
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Anmeldung wird bestätigt.
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~(.HT DR.IHGENO
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Rudolf Steiner-Schule Pötzleinsdorf
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Telefon (02 22) 47 31 21
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Die sieben Gemeinden der Apokalypse.
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6CSCtttcrtTE I
6u.&HICIITE
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Leitung: Dr. Hartmut Fischer
6Ct:1GICIIPIIIE
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CHEHIE
lstanbul -Troja- Pergarnon - Ephesos
Priene- Milet- Didyma
Pamukkale- apokalyptische Gemeinden.
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Baden-Württemberg
BE.kiDf.SIJNGDf 8f'lrE AN DAS /a1UL61CIH DER.
R.IJOOLF .5TEIHE/l. .SCHULE WIEH
A-1138 WIEH1 ~d~eul~. 100 Iid: t:1J.1%-M<f17S'
Leitung: Dr. Hartmut Fischer
Anmeldung und weitere Information:
Frau Gabriele Habicht, Rosenweg 1
7325 Boll, Telefon (0 71 64) 38 84
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Theologie und Religion - Neuausgaben
Rudolf Frieling
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~
-' , ·· ··:;:l:s·r~\lr:'-:1 .. ",~--·l
Psalmen
Welten-Schau. Der Weg des Lebens.
Das neue Lied.
Gesammelte Schriften zum Alten und Neuen
Testament Band 2.
384 Seiten, Leinen DM 46,- (Mai)
,.:vJ
;-_·...~
. : .. _- .
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, ·. ,· _; ~
li
Psalmen
Rudolf Frieling hat es in seinem Uetzt um 6
Betrachtungen erweiterten) Werk unternommen, die Welt der Psalmen für das heutige
Bewußtsein neu aufzuschließen. Mit seinen
eigenen Übersetzungen führt Frieling den Leser in den geistigen Kosmos dieser Texte hinein, ohne abstraktes Philosophieren und ohne
falsche Gefühligkeit , ganz konkret am Wortlaut entlang, wobei er es wie kaum jemand
sonst versteht, gerade das schlichte Wort neu
und vertieft hörbar zu machen.
IVtllm-SrllmJ
Dtr H~g tfu Ltbnu
Das""" LiLtl
URACHHAUS
Üben der Seele Üben der Sinne
Leben mit den
Wochentagen
Zusammengestellt von Marianne Piper
64 Seiten, Pappband DM 16,-
Von Friedrich Doldinger
128 Seiten, Pappband DM 19,80
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Gedichten, Sprüchen, Aphorismen.
Ein Weg zum Kennenlernen der Wochentage in ihrem Charakter.
Friedrich Rittelmeyer
Das Vaterunser
Ein Weg
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160 Seiten,
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Urbeginn und Ziel
Der gemeinsame Weg
von Erde und Mensch
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~~ufäChhaus~~
234
Johann Wolfgang
von Goethe
Das Märchen
Mit Bildern von
Werner Diedrich
Mit einem Essay von Emanuel Zeylmans van Emmichoven
72 Seiten, 13 ganzseitige Farbtafeln, Pappband DM 28,- (Ende März)
Dieses schöne Buch enthält
den Text des Goetheschen
Märchens von der grünen
Schlange und der schönen Lilie sowie dreizehn ganzseitige
farbige Aquarelle von Werner
Diedrich. In einem angefügten Essay erschließt Emanuel
Zeylmans van Emmichoven
das Märchen dem Verständnis des Lesers, indem er entscheidende und weiterführende Fragen an den Text
und seine Bildsprache stellt,
ohne dabei der Gefahr zu
verfallen, den Inhalt symbolistisch festzunageln. An einigen Beispielen zeigt er, wie
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man die Gestalten des Märchens als Ausdruck seelischer
Kräfte und ihrer Entwicklung
verstehen kann. Tiefer noch
führt dann der Hinweis, daß
man in Aufbau und Ablauf
der Handlung die gleichen
Stufen erkennen kann, die aller Einweihung in den großen
Mysterien wie auch dem
christlichen Kultus zugrunde
liegen. Damit wird, fußend
auf Hinweisen und Zitaten
Rudolf Steiners, die esoterische Schicht dieses GoetheWerkes angerührt.
Ein außergewöhnliches und
inhaltsreiches Buchgeschenk!
235
Wolfgang Latrille Rainer Patzlaff.:=:~
Assoziative
Wirtschaft
Ein Weg zur
sozialen
Neugestaltung
Blldschirmtechnik und
Bewußtseinsmanipulation
Die pragmatischen Aspekte
der sozialen Dreigliederung
200 Seiten, kort. DM 19,(Zeichen der Zeit, Bd. 5)
ISBN 3-7725-0827-8
erscheint April
Wolfgang Latrille, Diplom-Volkswirt mit jahrzehntelanger Berufserfahrung vor allem in Südamerika, gibt in seinem Buch eine zusammenfassende und allgemein verständliche Darstellung
der assoziativen Wirtschaft. Ihm geht es nicht um
ein akademisches, theoretisches Konzept, sondern um die Darstellung der Handlungsansätze,
die sich aus Rudolf Steiners Anregungen auf diesem Gebiet ergeben.
Zunächst wird herausgearbeitet, worin die Neuartigkeit von Steiners laeen im Unterschied zu
den älteren Wirtschaftstheorien besteht.
Der Hauptteil befaßt sich mit der Neuorganisatio~ der Wirtschaft, also einer Frage, die heute,
be1 strukturellen Krisen und konstant hoher oder
noch steigender Arbeitslosigkeit, für viele Betroffene existenzielle Be.deutung hat. Der besondere
Vorzug des Buches 1st, daß konkrete Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie hier und jetzt ein
Anfang gemachtwerden kann.
236
80 Seiten, kort. DM 12,(Zeichen der Zeit, Band 6)
ISBN 3-7725-0847-2
Soeben erschienen!
Auf vielfachen Wunsch werden die Vorträge, die
Reiner Patzlaff mehrfach an verschiedenen Orten gehalten hat, nun in Buchform vorgelegt.
Patzlaff schildert die Stellung des heutigen Menschen im Spannungsfeld von künstlicher, seelenloser Intelligenz, die in unzähligen Computern
primitive Operationen mit atemberaubender
Schnelligkeit vollzieht, und der Notwendigkeit einer meditativen Bewußtseinserweiterung.
Dem Schritt in neue seelisch-geistige Bereiche
stehen vor allem die elektronischen Medien im
Weg. Die suggestiven Scheinbilder, die auf dem
Bildschirm flimmern und mit Kathodenstrahlen in
die »Hirne« geschossen werden, sind das negative Gegenstück zu den lebendigen und vom
Menschen selbst hervorgebrachten Imaginationen.
VERlAG
FREIES
GEISTES·
LEBEN
~
Michael Bockemühl/RoH Kerler
Gemeinschafts-
bank
80 Seiten, kort.
DM6,80
ISBN 3-7725-0846-4
Soeben erschienen!
Schon seit vielen Jahren arbeitet die Gemeinschaftsbank,
Hauptsitz in Bochum,
und sie arbeitet erfolgreich: Die Mitgliederzahlen ihrer Einrichtungen, die Einlagen und
Kreditvergabe wachsen. Immer mehr Menschen suchen in ihr die
wirtschaftlichen Voraussetzungen zur Verwirklichung ihrer Initiativen. Sie suchen hierbei aber vor allem die
menschliche Zusammenarbeit, in der der
anonyme Geldverkehr,
das Profitprinzip, das
kalte Management
überwunden wird- zugunsten des freien und
brüderlichen Menschen. Daß diese idealistische Haltung zugleich auch praktisch
und effektiv ist, zeigt
das Leben dieser neuen Bank!
Die Fragen, mit denen
sich die Menschen an
die Gemeinschaftsbank wenden, werden
in diesem Buch beantwortet: Was ist die Gemeinschaftsbank?Worin unterscheidet sie
sich von anderen Banken?- Was heißt:
GLS?- Wie richtet man
ein Sparkonto ein, wie
kann man darüber ver-
NeueFormen
im Umgang
mit Geld
fügen, welche Zinsen
sind zu erwarten?Was macht die Bank
mit meinem Geld?Wer bekommt Kredite,
wie werden sie vergeben?- Muß man erst
Mitglied der Bank werden und Genossenschaftsanieile erwerben, um einen Kredit zu
erhalten?- Warum bekommt man keine privaten Kredite?- Was
sind Wirtschaftsgemeinschaften?- Wenn
ich ein Konto bei der
Gemeinschaftsbank
eröffne- was bewirke
ich damit?- Weshalb
braucht man fürs
Schenken eine Bank?
Diese Schrift möchte Auskunft
geben über:
Aufgaben und Tätigkeitsbereiche der Gemeinschaftsbank.
Die verschiedenen Einrichtungen der Gemeinschaftsbank. Arbeitsweise, Grundlagen und Ziele der Gemeinschaftsbank. Ansätze zu sozialen Techniken, wie sie sich aus
der Arbeit entwickelt haben.
Möglichkeiten, mit der Gemeinschaftsbank zusammenzuarbeiten. Möglichkeiten, im
Sinne eines geisteswissenschaftlich orientierten Bankwesens tätig zu werden.
VERLAG
FREIES
GEISTESLEBEN
g
~Familienleben---Selbst~erwirklichung
und Partnerschaft
in der täglichen
Praxis
Aus dem Englischen
von Hildegard leiska .
320 Seiten, kort.
DM28,ISBN 3-7725-0831-6
erscheint März
Auch wenn die Suche
nach Freiheit für jeden
ein persönliches Problem ist, müssen wir es
nicht allein lösen. So
liegt auch der Ursprung dieses Buches
in einem Kreis von
Frauen (und Männern),
die sich einige Jahre
lang in einem Dorf in
Sussex (England) trafen . Viele von ihnen
suchten nach einem
neuen Sinngeholtfür
die Familie, einem neuen Blick für die Bedeutung des »Zuhause«,
das kein Gefängnis ist,
sondern ein Stützpunkt
für alle Beteiligten, Kinder und Erwachsene,
auf ihren Lebenswegen. Es war eine kosmopolitische Gruppe,
die sich ständig veränderte und im Laufe der
Zeit neue Richtungen
einschlug.
Im wesentlichen geht
es in diesem Buch mehr
um die Frage eines inneren als eines äußeren Wandels. Grundsätzliche, auch unbequ.eme Fragen werden
behandelt: Warum erziehen wir Kinder? Damit sie unsere Erwartungen erfüllen, oder
damit sie uns mit ihren
eigenen, einzigartigen
Beiträgen zum Leben
überraschen? Die Aufsätze in diesem Buch
herausgegeben von
GudrunDavy
und Bons Voor~
wig : Die alleinerziehende Mutter; Steven
Briault: Der alleinerziehende Vater; Robert &
Barbora Sim: Rollentausch; Signe Schoefer: Familiäre Beziehungen; Ernestine lngenhousz: Wer soll geboren werden? Joy
Mansfield: Geld in der
Ehe; Kevin McCarthy:
JobSharing
II. Familie
John Davy: ln der Gegenwart leben; Margret Meyerkort: Schlafen und Wachen; Bons
Voors: Religiöses Leben in der Familie;
John Davy: Warum Feste? Bons Voors : Geburtstage
wurden aus der Überzeugung geschrieben,
daß für den erwachenden Blick das Zuhause
nicrt 1u einem Kerker,
sonc ·n zu einem Universun wird ; Kinder
und Eltt-rn können voneinandel lernen; das
Jahr kanr, seine Alltagsroutine verlieren
und mit Staunenswertem und Geheimnissen
erfüllt, eine unendliche
Reise voller Abenteuer
und Entdeckungen
werden.
111. Kinder
Ann Druitt: Die Temperamente; Margret
Meyerkort: Schöpferische Disziplin; Airnut
Bockemühl: Zur Bildersprache der Märchen;
Cecil Harwood : Kin derfragen; Wendy
Cook: Ernährung der
Familie; Gudrun Davy:
Krankheiten; Stephanie
Westphal : Ein Kind im
Krankenhaus; Roswitha Spence: Selber
Schneidern
Aus dem Inhalt:
John Davy: Einführung
I. Eitern
Margli Matthews: Die
Bedeutung der Mutterschaft; Gudrun Davy:
Schulungsweg einer
Mutter; Welmoed Torenstro : Mütterhilfsgruppen; Trudy Der-
Gesamtherstellung: Greiseidruck Rastalt
VERlAG
FREIES
GEISTES·
LEBEN
~