Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn, Dezember 2010

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Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn, Dezember 2010
Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
Stand: 10.12.2010
Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
"Kultur ist kein Ornament. Sie ist das Fundament, auf dem unsere
Gesellschaft steht und auf das sie baut. Es ist Aufgabe der Politik,
dieses zu sichern und zu stärken.
Nur mit öffentlicher Unterstützung kann die Kultur [...] ihre Bedeutung als identitätsfördernder Faktor in einer demokratischen
Gesellschaft erhalten. Kulturförderung ist nicht "Subvention". Sie
dient der notwendigen Grundausstattung des demokratischen
Gemeinwesens."
Aus dem Schlussbericht der Enquete-Kommision des Deutschen
Bundestages "Kultur in Deutschland" vom 11.12.2007, S. 4ff
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Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
Einleitung
Die Kulturpolitischen Leitlinien zeigen auf, was sich seit der Verabschiedung der ersten Leitlinien 1992 und ihrer Fortschreibung 1998 in der Kulturszene Stormarns verändert hat.
Die Förderung von Kultur und Kunst durch den Kreis hat in Stormarn bis in die späten 1970er
Jahre keine bemerkenswerte Rolle gespielt. Die Organisation und Finanzierung von Kulturangeboten blieben weitestgehend den Städten und Gemeinden überlassen. Durch ein geändertes
Bewusstsein der Kreis- und Landespolitik Ende der 1980er Jahre für die Förderung von Kultur auf allen Ebenen entwickelten sich die notwendigen Impulse für Veränderungen.
Kunst und Kultur waren seit jeher von großer Bedeutung für die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft und sind es bis heute. Sie fördern das Zusammenleben in den Gemeinden
und sind damit identitätsstiftend für die Region. Sie fördern die Kreativität, befähigen zur
Kommunikation und sind damit wesentliche Voraussetzung für die Integrationsfähigkeit unserer Gesellschaft. Menschen wollen ein attraktives Umfeld für ihre Freizeitaktivitäten und
für ein funktionierendes Gemeinwesen mit einem lebendigen kulturellen Leben.
Die Zahl der kulturellen Aktivitäten in den Stormarner Städten und Gemeinden hat in den
letzten Jahren deutlich zugenommen: Hier gibt es zahlreiche Vereine, Einrichtungen und/oder
Organisationen, die vom bürgerschaftlichen Engagement getragen ein vielfältiges Kulturprogramm anbieten.
Attraktive Standorte für Kultur stärken das Profil einer Region. Das zeigt sich in Stormarn
unter anderem am Schloss Reinbek oder dem Schloss Ahrensburg. Durch die finanzielle Beteiligung Dritter entwickelten sich weitere Kulturzentren von überörtlicher Bedeutung wie
z.B. das Kleine Theater in Bargteheide, der Marstall gegenüber dem Schloss Ahrensburg oder
die Wassermühle in Trittau.
Kunst und Kultur erleben stetige Veränderungen durch die Anforderungen der Gesellschaft.
Der demografische Wandel, die Globalisierung und die neuen Kommunikationssysteme fordern zu neuen Ideen bei der Entwicklung von Kulturangeboten heraus. Dazu gehören multikulturelle Veranstaltungen ebenso wie die Nutzung der neuen Medien für die Darstellung und
Vermittlung von Kunst.
Die für die regionale Identitätsfindung wichtigen Themen wie Aufarbeitung der jüngsten Geschichte wurden in Stormarn in den 1990er Jahren durch Veranstaltungen wie die Stormarner
Kultur- und Geschichtstage oder Vortragsreihen und durch zahlreiche Publikationen aufgenommen.
Das Archiv ist das Gedächtnis einer Region. Viele Unterlagen über die Stormarner Geschichte
sind verloren gegangen oder vergessen. Das Kreisarchiv versucht, diese Lücken durch Forschungsprojekte zu schließen. Es hat sich in den vergangenen Jahren zu einem über Kreisgrenzen hinweg bekannten kommunalen Archiv entwickelt. Es ist seit 1997 in modernen
Räumen untergebracht und erfüllt den 1992 vom Kreistag formulierten Auftrag, "das Gedächtnis Stormarns in all seinen Facetten von Kultur, Wirtschaft, Verwaltung bis Verdichtung
im suburbanen Umland im Südkreis u.v.m. zu bewahren und als Forschungsstelle zu dienen"1.
1
Einleitung Jahresbericht Kreisarchiv 2006, S. 3
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Das Kreisarchiv hat sich zu einer beispielhaften Stätte für regionale und lokale Forschung der
Geschichte entwickeln können, das durch Tagungen, Ausstellungen und Vortragsreihen erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit betreibt. In Ergänzung gibt der Kreis die "Stormarner Hefte"
heraus, die über Themen regionaler Geschichte informieren. Der Stormarner Heimatbund
bietet mit seinen Jahrbüchern regionalen Forschern und dem Stormarner Schriftstellerkreis,
einem Zusammenschluss von Autoren, eine Plattform, Stormarn bezogene Aufsätze zu publizieren.
Ein Stormarner Kreismuseum gibt es nicht, obwohl bereits seit 1913 ein Beschluss vorliegt,
ein Heimatmuseum zu errichten. Es gab immer wieder Anläufe zur Gründung eines RegionalMuseums. Sie scheiterten am Fehlen von Räumlichkeiten sowie einer Konzeption, die den
Ansprüchen an ein modernes Museum als Bildungsstätte gerecht wird, und letztlich an der
ungesicherten Finanzierung. In Stormarn existieren Heimatmuseen in kommunaler Trägerschaft in Bad Oldesloe, Hoisdorf, Bargteheide und Reinfeld. Sie zeichnen sich alle durch das
Engagement der ehrenamtlichen Leitung aus.
Der Schul-, Kultur- und Sportausschuss hatte 1999 eine Studie in Auftrag gegeben mit der
Aufgabe, die bestehende Situation und die Zukunftsperspektiven der Stormarner Museumslandschaft zu untersuchen. Die Studie2 liegt seit 2001 vor, beschreibt informativ die bestehenden Museen, schlüsselt Stärken und Schwächen auf und schlägt unter anderem die Gründung
eines Museumsverbundes unter Einbindung von Internet und Konzentration auf Themensammlungen vor.
Neue Impulse für die Diskussion über ein modernes Stormarn-Museum, das den Ansprüchen
an eine Bildungsstätte gerecht wird und ein Publikumsmagnet werden könnte, gibt es durch
ein angedachtes Tourismuskonzept für den gesamten Kreis und ein Arbeitspapier des Kreiskulturreferenten zur Errichtung eines Werkstattmuseums, das nach und nach durch Ausstellungen aufgebaut wird.
Eine Besonderheit in Schleswig-Holstein ist das Büchereiwesen, das durch den Büchereiverein getragen und finanziert wird. Mitglieder sind u.a. Kreise, Städte, Ämter und Gemeinden,
sofern sie eine öffentliche Bücherei unterhalten. Der Kreis ist Mitglied und finanziert anteilig
die Fahrbücherei für den Kreis Stormarn.
Viele Kultur- und Kunstprojekte sind nur mit finanzieller Förderung durch die SparkassenKulturstiftung durchführbar. Die Kulturstiftung wurde 1983 als gemeinnützige Stiftung durch
die damalige Stormarner Kreissparkasse (heute Sparkasse Holstein) gegründet und hat seitdem viele wichtige und interessante Projekte der Heimatgeschichte, im Naturschutz und in der
Kunst ermöglicht, die sonst nicht realisiert worden wären.
Die Kulturpolitischen Leitlinien für den Kreis Stormarn sind in einer interfraktionellen Arbeitsgruppe, begleitet durch den Kreiskulturreferenten Dr. Johannes Spallek, ein Jahr lang
erarbeitet worden.
2
Studie: Zukunftssicherung der Stormarner Museumslandschaft, März 2001, von Dr. Karin Gröwer
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KULTUR IN STORMARN - EIN ÜBERBLICK
1. Volks- und Brauchtumspflege
Auf kommunaler Ebene findet auf vielfältige Weise
die Volks- und Brauchtumspflege statt. Vereine,
kommunale Einrichtungen, Schulen und Kommunen
treten als Veranstalter oder Förderer auf. Sie organisieren z.B. Osterfeuer, Maitanz, Vogelschießen,
Musiknächte, Feuerwehr-, Schützen-, Sonnenwend- oder andere Volksfeste wie Markttage oder
Weinfeste. Museen oder Kommunen veranstalten
Backtage, Karpfenfeste, Mühlenfeste, Ringreiten,
Kindervogelschießen in Bad Oldesloe, 2006
Erntedank-, Advent- oder Weihnachtsfeiern. Der Kreisverband im SchleswigHolsteinischen Heimatbund, andere Heimatvereine sowie Laientheater pflegen das Plattdeutsche mit Vorträgen, Aufführungen, Lesungen oder mit den Stormarner niederdeutschen
Tagen.
Dorf- und Stadtfeste, Kindervogelschießen, Weinfeste und Kunsthandwerker- oder Weihnachtsmärkte nehmen in einigen Kommunen einen besonderen Stellenwert im Veranstaltungskalender ein.
Mit großem Engagement und viel Kreativität der Vereine oder
unterstützt oder durchgeführt von kommerziellen Unternehmen,
sind sie ein wichtiger Bestandteil des kommunalen Zusammenlebens geworden. Sie stellen im besten Sinne Mitmachkultur dar,
die für das Zusammenleben und das Zusammengehörigkeitsgefühl
nicht hoch genug einzuschätzen ist. Dennoch war und ist Stormarn
keine Hochburg der Volks- und Brauchtumspflege. Diese Tatsache ist sicher in der geschichtlichen Entwicklung des Kreises begründet. Allerdings hat die wirtschaftliche Entwicklung der letzten
sechs Jahrzehnte im mittleren und südlichen Stormarn, die moderStadtfest Bargteheide, 2005
ne Infrastruktur und der ständige Zuwachs der Bevölkerung und ihre Zusammensetzung dafür
gesorgt, dass sich eine größere Vielfalt entwickeln konnte. Mit dazu beigetragen haben
Flüchtlinge, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in den Stormarner Städten und Gemeinden
zahlreich niedergelassen haben, wie auch Migranten aus unterschiedlichsten Ländern, die
nach Stormarn eingewandert sind.
Dennoch dürften in Zeiten der Globalisierung und der neuen Möglichkeiten der Kommunikation durch das Internet gerade die Veranstaltungen der Mitmachkultur vor Ort von Mitbürgern
für Mitbürger einen neuen Stellenwert gewinnen.
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2. Regionalgeschichte
Die Erforschung der Stormarner Regionalgeschichte hat in
den letzten Jahren einen großen Aufschwung genommen.
Als der wichtige Kristallisationspunkt hierfür entwickelte
sich das Stormarner Kreisarchiv, das einerseits Forschungsvorhaben und Publikationen zur Stormarner Geschichte
initiiert hat oder selbst eigene Veröffentlichungen oder
Ausstellungen realisierte.
Benutzerraum des Kreisarchivs, 2008
Im Jahre 1907 erschien die erste Gesamtdarstellung Stormarns:
„Stormarn und Wandsbek. Große Ausgabe der Heimatkunde“, herausgegeben vom Lehrer Ludwig Frahm. Hier findet sich eine ausführliche Darstellung der Geschichte, Natur- und
Volkskunde für den Haus- und Schulgebrauch. Die letzte, dritte Auflage, erschien 1934.
Als zweite Gesamtdarstellung Stormarns ist das sogenannte große Stormarn-Buch zu nennen:
„Stormarn. Der Lebensraum zwischen Hamburg und Lübeck. Eine Landes- und Volkskunde als Gemeinschaftsarbeit Stormarner Heimatfreunde“, 1938 von Ludwig Frahms
Sohn Walter zusammen mit dem damaligen Landrat Constantin Bock von Wülfingen herausgebracht. Einige Darstellungen sind stark durch die nationalsozialistische Zeit geprägt und
bedürfen dringend der kritischen Aufarbeitung.
Einzelne Aufsätze zu Stormarn erschienen im „Jahrbuch für den Alsterverein“, das seit
1900 herausgegeben wird. Mit der Gebietsreform durch das Groß-Hamburg-Gesetz 1937 und
dem Ausscheiden wichtiger Gemeinden aus dem Stormarner Gemeindeverband verlor das
Jahrbuch für den Alsterverein an Bedeutung für den Kreis Stormarn.
Zu einer interessanten Informationsquelle über Stormarns Heimatkunde und Geschichte entwickelten sich die „Stormarner
Hefte“, die seit 1974 vom Kreis unter redaktioneller Leitung
des Kreiskulturreferenten herausgegeben werden. Die Hefte inzwischen respektable Bücher - berichten schwerpunktmäßig
über die Vor- und Frühgeschichte, Siedlungsgeschichte, das
Mittelalter, die Denkmalpflege, Geschichte und andere Besonderheiten des Kreises. Drei der letzten vier Stormarner Hefte
waren zugleich Dissertationen, die von der Universität Hamburg angenommen worden sind, was den wissenschaftlichen
Stormarner Heft Nr. 24, 20073
Charakter der Schriftenreihe unterstreicht.
Seit Dezember 1982 gibt der Kreisverband Stormarn im Schleswig-Holsteinischen Heimatbund das „Jahrbuch für den Kreis Stormarn“ heraus. Seitdem erscheint jährlich zum Ende
des Kalenderjahrs ein neuer Band. Das Jahrbuch umfasst ein breites Themenspektrum und
enthält Aufsätze zur Stormarner Geschichte, Naturkunde, Heimatkunde, Archäologie, Zeitgeschehen sowie Literarisches. Für die Stormarner Bevölkerung konzipiert knüpft es für die
gesamte Region von Reinbek bis Reinfeld und von Trittau bis Tangstedt ein Band der Kommunikation und Information.
Das veränderte Geschichtsbewusstsein der Bevölkerung und die Erkenntnis, dass historische
Ereignisse in die Erinnerung gerufen werden sollen und müssen, hat Gemeinden und Städte
dazu bewogen, die eigene Geschichte aufzuarbeiten oder Chroniken herausgeben zu lassen.
An einzelnen Volkshochschulen entstanden Arbeitskreise, die sich mit der Geschichte ihres
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Lohr, Axel: Die Geschichte des Gutes Jersbek von 1588 bis zur Gegenwart. (Stormarner Hefte ; 24). Neumünster 2007.
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Ortes auseinandersetzten und sie durch Publikationen, Vorträge oder Ausstellungen der Öffentlichkeit nahebringen.
Darauf aufbauend hat das Kulturleben profitiert von Theaterprojekten, historischen Rundgängen oder Kunstprojekten, die sich mit der eigenen Geschichte auseinandersetzten.
Der Kreis Stormarn initiierte zusammen mit der Stadt Reinbek zwei Studien zur Erforschung
der Geschichte des Schlosses mittels Forschungsstipendien. Die architektonische Bewertung
des Schlosses im Verhältnis zu anderen Herrschaftshäusern untersuchte Antje Wendt. Ihre
Studie „Das Schloss zu Reinbek“ gaben der Kreis und die Stadt Reinbek 1994 heraus. Zur
Wirtschafts- und Sozialgeschichte des früheren herzoglichen Amtes Reinbek legte Nicole
Meiffert die Studie „Die Geschichte des Amtes Reinbek 1576 – 1773“ vor. Diese Studie
konnten der Kreis Stormarn und die Stadt 1995 herausgeben. Beide Arbeiten wurden als Dissertation, die erstgenannte an der Universität Kiel und die zweitgenannte an der Universität
Hamburg, angenommen.
Die Studie zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Gutes Ahrensburg, die gemeinsam von
den Schlosseigentümern Stadt, Sparkasse Stormarn und dem Kreis sowie den Gemeinden
Ammersbek und Siek initiiert wurde, verfasste Angela Behrens und erschien unter dem Titel
„Das adlige Gut Ahrensburg von 1715 – 1867. Gutsherrschaft und Agrarreformen.“
2006 als Stormarner Heft Nr. 23.
Mit maßgeblicher finanzieller Unterstützung der von der Kreissparkasse Stormarn gestifteten
Kulturstiftung Stormarn, heute Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein,
erschienen in den letzten zwei Jahrzehnten wichtige Grundlagenstudien zur Stormarner Geschichte:
─
Dr. Dagmar Unverhau, Stormarn in alten Landkarten und Beschreibungen, 1984
─
Wolfgang Lange, Bibliographie Stormarn, 1992
─
Dr. Hans-Jürgen Perrey, Stormarns Preußische Jahre. Die Geschichte des Kreises
von 1867 – 1946/47, erschien 1993
─
Barbara Günther, Stormarn schwarz-weiß. Fotografien des Journalisten Raimund
Marfels. Zeitgeschichte und kommunales Leben 1949 – 1989, erschien 1999.
─
Prof. Dr. Norbert Fischer, Die modellierte Region: Stormarn und das Hamburger
Umland vom Zweiten Weltkrieg bis 1980, erschien 2000
─
Prof. Dr. Norbert Fischer, Vom Hamburger Umland zur Metropolregion – Stormarns Geschichte seit 1980, erschien 2008
Zum ersten Mal liegt für einen Landkreis in Schleswig-Holstein eine Gesamtdarstellung seiner kommunalen Geschichte von der Gründung 1867 bis in jüngster Zeit vor.
Zur „Vermittlung der Stormarner Geschichte“ haben die Stormarner Kultur- und Geschichtstage beigetragen.
Im August und September 1996 fanden die Stormarner Kulturund Geschichtstage mit über 20 Veranstaltungen zum Thema
„Überleben – Leben – Erleben. Die Nachkriegszeit und die
50er Jahre in Stormarn“ statt.
Weitere Stormarner Kultur- und Geschichtstage zum Thema
„Stormarns Weg in die Moderne“ liefen vom September bis
November 1999. In über 40 Veranstaltungen (Ausstellungen,
Vorträgen, Gesprächsrunden, geführten Rundgängen, Filmvorführungen, Lesungen, etc.) wurde Stormarns grundlegender
Wandel von einem eher agrarischen Landkreis zu einer industriell-gewerblichen Boomregion als Teil der Metropolregion
Organisatoren der Stormarner
Kultur- und Geschichtstage 19994
Hamburg behandelt.
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v.l.n.r.: Dr. Karin Gröwer, Kreiskulturreferent Dr. Johannes Spallek, Dr. Norbert Fischer, Barbara Günther,
Landrat Klaus Plöger
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Regionalgeschichte ist verstärkt auch in den letzten Jahren von wissenschaftlichen Praktikanten erforscht worden, die in kommunalen Stormarner Archiven arbeiteten. Z. B.:
Karsten Krauth: Das Oldesloer Wochenblatt und die Schleswig-Holstein-Frage, 2006
Lennart Tienken: Der Männer Gesangverein Quickborn in Lütjensee, 2007
Florian Bayer: Entschädigung verfolgter Juden und Sozialdemokraten in Stormarn nach dem
Zweiten Weltkrieg, 2008
Christoph Heusinger: Untersuchung der Industrialisierung der Stadt Bad Oldesloe von 18501913, 2009
Markus Ubben: Ausstellungskonzept zur Alltagsgeschichte der Stadt Bad Oldesloe im Ersten
Weltkriegs, veröffentlicht im Jahrbuch für den Kreis Stormarn 2010
Christa Grauel: Themenwerkstatt „Stadt am Wasser“
Das Stormarn-Lexikon
Aus der Zusammenarbeit an den Stormarner Kultur- und
Geschichtstagen heraus gründete sich unter Leitung des
Kreiskulturreferenten / Kreisarchivleiters eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe, die sich die Erforschung und
Vermittlung Stormarner Themen als Aufgabe stellte. Ihr
gehörten an: Angela Behrens vom Stadtarchiv Ahrensburg, Hannelies Ettrich vom Stadtarchiv Bargteheide, Dr.
Norbert Fischer von der Universität Hamburg, Dr. Karin
Gröwer – Kultur- und Sozialhistorikerin, Barbara Günther – Historikerin und Archivarin, Burkhard von Hennigs von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises
Stormarn, Dr. Sylvina Zander vom Stadtarchiv Bad Oldesloe und Kreiskulturreferent und Kreisarchivleiter Dr.
Johannes Spallek. Die Arbeitsgruppe konzipierte das
Projekt einer großen Kreisbeschreibung, die die aus dem
Jahre 1938 „Stormarn, der Lebensraum zwischen Hamburg und Lübeck“ ersetzen sollte. Dies Vorhaben war jeStormarn Lexikon, 2003
doch nicht finanzierbar. An die Stelle trat als realisierbare Lösung das Projekt eines „Stormarn-Lexikons“. Die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn ermöglichte hierfür großzügig die
erforderliche Finanzbasis, insbesondere für Autorenhonorare, Redaktionsarbeiten und Druckkosten. Nach mehrjähriger Arbeit erschien das 452 Seiten starke Stormarn-Lexikon im November 2003. Zugleich wurde Stormarns Geschichte grundlegend neu erforscht. Den Hauptteil der fast 700 Artikel bearbeiteten die bereits genannten Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft. Für andere Stichworte konnten mehr als 30 Fachautorinnen/autoren gewonnen werden.
Das Stormarn-Lexikon behandelt den Kreis Stormarn ab ca. 1700 für das Kreisgebiet in den
Grenzen von 1867. Prägnant und fundiert erläutert es Topografie, wichtige Personen und Ereignisse, Institutionen und Zeitperioden. Zahlreiche Abbildungen hauptsächlich aus Archiven
und Museen visualisieren die Themen und bilden zusätzlich zum Text eine zweite wichtige
Informationsebene. Das Lexikon bietet ein fundiertes vielfältiges Stormarnpanorama. Dadurch können erstmals Informationen von A bis Z leicht aufgefunden werden.
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3. Archive
Kommunale Archive
Kreise, Städte, Ämter und Gemeinden in
Schleswig-Holstein sind nach §15 des Landesarchivgesetzes5 verpflichtet, ein eigenes
Archiv einzurichten, sich einer öffentlichen
Archivgemeinschaft anzuschließen oder die
Unterlagen einem anderen öffentlichen Archiv (gegen Kostenerstattung) anzubieten.
Die entsprechenden gesetzlichen Regelungen
für die Anbietung, Bewertung, Erschließung,
den Zugang und die Langzeitsicherung der
Unterlagen gelten entsprechend.
Magazin im Kreisarchiv, 2010
Archive sind ein unentbehrlicher Bestandteil einer effizienten Verwaltung und gleichzeitig
Kultureinrichtungen der öffentlichen Erinnerungsarbeit und Orte der Geschichtsvermittlung
sowie ein wichtiger Teil der Stormarner Kulturlandlandschaft: „Öffentliche Archive dienen
der Forschung und Bildung, der Verwaltung und Rechtssicherung und ermöglichen die Auseinandersetzung mit Geschichte, Kultur und Politik. Sie schützen das öffentliche Archivgut
gegen Vernichtung und Zersplitterung und sind der Öffentlichkeit für die Nutzung zugänglich. Sie bilden das öffentliche Gedächtnis.“ (§1 LArchG) Somit sind sie die Basis der öffentlichen Erinnerung aber auch der Identität einer Kommune und jedes einzelnen Bürgers.6
In Stormarn hatten bis in die 1990er Jahre ehrenamtlich geführte Archive Tradition, zumeist
waren pensionierte Lehrer kommunale Archivpfleger, deren Tätigkeit eher die eines Heimatforschers war. Heute (2010) beschäftigt der überwiegende Teil der Stormarner Kommunalverwaltungen Personal, das im Stellenplan verankert ist. Derzeit sind tätig: fünf wissenschaftlich ausgebildete Historiker (überwiegend mit Promotionsabschluss), sechs Mitarbeiter mit
Verwaltungsausbildung mit mittleren Dienst und/oder kaufmännischer Ausbildung, sechs
ehrenamtliche Mitarbeiter/innen sowie ein ausgebildeter Dipl.-Archivar. Jedoch arbeiten nur
die drei Mitarbeiter im Kreisarchiv in Vollzeit für das Archiv (Kreisarchivar, Archivmitarbeiterin, Magaziner). Alle anderen Archivbeschäftigten in den Städten, Ämtern und Gemeinden
haben entweder weitere Funktionen (z.B. Kulturbeauftragte/r, Volkshochschulleiterin, Museumsleiter, Hauptamtsmitarbeiterin) oder sind nur in Teilzeit (z.T. von nur 5 Stunden pro Woche oder auf 400€-Basis) angestellt7. Verbeamtet ist kein einziger Archivmitarbeiter in Stormarn, obwohl es sich bei der Bewertung der Unterlagen um eine hoheitliche Aufgabe handelt.
Derzeit existieren 17 Kommunalarchive in Stormarn. Archivgemeinschaften wurden in
Stormarn gebildet zwischen den Städten Reinbek und Glinde (1989), den Gemeinden Ahrens5
Gesetz über die Sicherung und Nutzung öffentlichen Archivgutes
in Schleswig-Holstein vom 11.08.1992 (Landesarchivgesetz - LArchG). Diese gesetzlich Pflicht wurde auf
Basis des Grundgesetzes formuliert, v.a. Art. 20 Nachvollziehbarkeit von Verwaltungshandeln („Die Verwaltung
ist an Recht und Gesetz gebunden.“) sowie die Abwägung zwischen dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung (Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1) und der Forschungsfreiheit (Art. 5)
6
Der Nachweis jedes einzelnen Bürgers im Archiv wurde durch die Änderung des Personenstandsrechts zum
01.01.2009 wesentlich verstärkt. Ab jetzt müssen die älteren Geburts-, Heirats- und Sterberegister von den Standesämtern an die öffentlichen Archive abgegeben werden. Vorher mussten alle Unterlagen im Standesamt bleiben.
7
2009 wurde vom Verband der schleswig-holsteinischen Archivarinnen und Archivare eine landesweite Umfrage gemacht, die diese Zahlen für Stormarn ergab.
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burg und Ammersbek (1997) sowie dem Ämtern Trittau und Siek (2001). Weitere Gemeinschaften sind im Südkreis in Vorbereitung.
Es werden insgesamt ca. 2000 Regalmeter historisch wertvoller Unterlagen verwaltet sowie umfangreiche Sammlungsbestände. Davon sind die Fotobestände (ca. ein halbe Mio. Fotos) die umfangreichsten, die gleichzeitig auch am meisten genutzt werden.8
Trotz der vorhandenen Personalstruktur und beachtlichen Leistungen der haupt- und ehrenamtlichen Archivmitarbeiter sind noch große Defizite bei der Sicherung, Aufbewahrung und
Ordnung der Archivbestände, der Einbindung der Archive in die Verwaltung und v.a. in der
Erschließung festzustellen. Grundsätzliche Informationen (Öffnungszeiten, Ansprechpartner,
Kurzbeschreibung der Bestände) sind für alle Stormarner Kommunalarchive auf der Homepage des Kreisarchivs zu finden, eine Onlinesuche in den Findmitteln9 zu den Beständen selbst
ist aber bislang nur für das Kreisarchiv möglich.
Für die Verbesserung der Arbeit der Archive ist eine direkte Anbindung an die Verwaltung
notwendig. Die Verwaltung muss kontinuierlich Unterlagen aussortieren, deren gesetzliche
8
Darüber hinaus gibt es Sammlungen zu Plakaten, Karten/Plänen, Siegeln, Münzen und Geldscheinen, Grauer
Literatur, Kalendern, von Privatpersonen, Parteien, Firmen, Vereinen etc. Ziel ist es die Lebensrealität in Stormarn umfassend abzubilden; das ist allein aus den Verwaltungsunterlagen nicht möglich.
9
Die Archivalien aus der Kreisverwaltung werden nach Behörden getrennt und in der Datenbank erfasst. Jede
Akte wird mit kurzen formalen (Laufzeit, und inhaltlichen Angaben beschrieben. Die gesammelten Daten zu
einer Behörde werden in einem Findbuch zusammengefasst. Alle Findbücher, Karteien u.ä. zusammen werden
als Findmittel bezeichnet.
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Aufbewahrungsfristen abgelaufen sind. Anschließend entscheidet das Archiv, welche Unterlagen dauerhaft übernommen und in Datenbanken erschlossen werden und welche zur Vernichtung abgegeben werden.10 Die Verwaltung wird vom unnötigen „Ballast“ befreit und soll
schnellen Zugriff auf weiterhin relevante Informationen haben.
Die Fortbildung des Personals und die Anbindung an die Verwaltung spielt dabei eine wichtige Rolle bei zukünftigen Themen wie die Umstellung der Verwaltung auf elektronische Vorgangsbearbeitung oder die Umsetzung der Europäischen Dienstleistungsrichtlinie.
Kreisarchiv
Das Kreisarchiv wurde bis 1980 ehrenamtlich geführt, seitdem leitet es der erste hauptamtliche Kreiskulturreferent. Beginnend in den 1980er Jahren hat der Kreistag über die Einrichtung eines eigenständigen Kreisarchivs zur Archivierung der Verwaltungsakten und historisch
wichtiger Dokumente der Zeitgeschichte beraten. 1984 beauftragte der Kreisausschuss die
Verwaltung, für den Ausbau des Archivs, ein Konzept zu erarbeiten. Ein von einer Beratungsgesellschaft erstelltes Planungsgutachten wurde in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv überarbeitet und 1987 durch die Kreisgremien gebilligt.
1984 wurde eine Stelle für eine Verwaltungsmitarbeiterin geschaffen, 1990 eine Archivarsstelle, die 2002 erstmalig mit einem Dipl.-Archivar besetzt werden konnte. 2004 wurde eine
Personalstelle der aufgelösten Kreisbildstelle dem Archiv zugeordnet für Magazinaufgaben
(v.a. Verpackung und Aushebung von Akten), so dass jetzt die notwendige Personalausstattung vorhanden ist, um die Kernaufgaben erledigen zu können. Die Erschließung der umfangreichen Sammlungsbestände (v.a. der Fotos und Nachlässe) erfordert aber zusätzliches Personal.
Mit dem Einzug 1997 in den Neubau Mommsenstraße 14 ist das Kreisarchiv in dafür geeigneten Räumen untergebracht, die ausreichend Platz für das Magazin, die Nutzung durch die
interessierte Öffentlichkeit und für die Büros des Archivpersonals bieten. Die Einsichtnahme
in Unterlagen ist für Bürger zu festen Öffnungszeiten (Dienstag 09.00 – 12.00 Uhr und 14.0017.30, Donnerstag 09.00-12.00 Uhr) oder nach Vereinbarung möglich. Die Verwaltung nutzt
das Archiv ebenfalls stark. Hier werden Unterlagen entweder über die Hauspost zur Verfügung gestellt oder Anfragen per E-Mail oder Telefon beantwortet.
Das Kreisarchiv hat seit den 1980er Jahren verstärkt an der Aufarbeitung der Stormarner Geschichte mitgewirkt. So wurden Forschungsvorhaben, die an Wissenschaftler/innen der Universität Hamburg vergeben wurden, begleitet aber auch hausintern mit der Unteren Denkmalschutzbehörde eng zusammen gearbeitet. Darüber hinaus hat das Kreisarchiv Ausstellungen,
Tagungen und Vortragsreihen veranstaltet.
Seit 2005 ist das Kreisarchiv mit einer eigenen Homepage im Internet erreichbar unter
www.kreisarchiv-stormarn.de. Dort finden Forscher/innen Informationen zur Arbeit in einem
Archiv, Stormarns Geschichte, Publikationen des Kreisarchivs, Kontaktdaten und Beständebschreibungen zu allen Stormarner Kommunalarchiven. Seit 2007 werden über
www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net Findbücher online zur Verfügung gestellt und für die
Bildbestände (u.a. Fotos, Dias, Plakate, Ansichtskarten) digitale Ansichten mit Wasserzeichen. Inzwischen werden über 25.000 Datensätze und 10.000 digitale Ansichten bereitgestellt.
Im Jahr 2009 hatte die Findbuch.net-Homepage über 20.000 Aufrufe.
10
Derzeit werden etwa 5-10% der Verwaltungsunterlagen in das Archiv übernommen, somit werden ca. 90 %
vernichtet. Es handelt sich um eine mehr als deutliche Reduzierung des Ursprungsmaterials. Die Übernahme ins
Archiv ist gleichzeitig die Entscheidung, die von Verwaltungsschriftgut zum Archivgut gewordenen Unterlagen
für die Ewigkeit aufzubewahren. Eine weitere Reduzierung oder spätere Vernichtung findet nicht statt.
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Ausstellungen:
„Historische Karten“, 1984
„Alt-Oldesloe – eine Fotoausstellung anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums“, 1988
„Schiffahrt auf der Oberalster“ (zusammen mit dem Alsterverein), 1990
„Früher war alles viel besser?!“, 1992
„Eva im Nylonland“, 1993
„Der Schwan“(das Stormarner Wappentier), 1994
„Stormarn in Karten und Beschreibungen“, 1995
„Die Mauer des Schweigens abtragen … Zwangsarbeiter/innen und Kriegsgefangene in Stormarn 1940-1947“, 1996-1997
„Vergessene Opfer des NS-Regimes in Bad Oldesloe. Fallstudie zu Hans Wöltje“, 2000 (dazu
erschien ein gleichnamiges Begleitheft)
„60 deutsche Jahre, 60 deutsche Bilder“, externe Ausstellung mit 60 Pressefotos zur Geschichte der Deutschlands seit 1945 ergänzt mit einem Stormarner Regionalfenster, 2005 (dazu erschien ein Begleitheft „Stormarn 1945 - 2004“)
„Das Torhaus von Alexis de Chateauneuf und der Kirchhof von 1824 in Oldesloe“ (zusammen mit dem Stadtarchiv Bad Oldesloe), 2007 (hierzu wurden Aufsätze veröffentlicht in:
Friedhof und Denkmal. Zeitschrift für Sepulkralkultur. Heft 3/2007)
„Vor hundert Jahren nahm die Südstormarnsche Kreisbahn den Betrieb auf“, 2007 und 2008
(dazu erschien ein gleichnamiges Begleitheft)
„Kindervogelschießen in Bad Oldesloe“, 2009 und 2010 (dazu erschien 2010 ein Bildband in
Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Bad Oldesloe)
Vortragsreihe: „Zeitgeschichte ist Heimatgeschichte. Stormarn nach dem Zweiten Weltkrieg“(zusammen mit dem Stadtarchiv Bad Oldesloe), Winterhalbjahr 2009/2010
-Vortrag von Dr. Susanne Luber (Eutiner Landesbibliothek): „Slawen in Holstein“ (zusammen mit dem SHHB), 24. April 2010
Seit 2005 wurden Praktika an Studenten/innen der Universität Hamburg vergeben. Es wurden u.a. Bestände wie die Akten zu den Opfern des Nationalsozialismus erschlossen, der
überwiegende Teil der Akten des Lastenausgleichsamts, mehr als 600 Plakate, der Bestand
des Männergesangvereins Quickborn in Lütjensee, Zeitzeugeninterviews u.v.m.
Hieraus sind auch drei abgeschlossene Magisterarbeiten zu Beständen im Kreisarchiv entstanden(s. Abschnitt Regionalgeschichte); eine vierte ist in Vorbereitung. Darüber hinaus
wurde mehrfach an Frauen ein Praktikum vergeben, die auf der Suche nach einem neuen
Berufsfeld waren. Ein bis zwei Schulklassen pro Jahr besuchen das Kreisarchiv und werden mit der Arbeit von Kommunalarchiven vertraut gemacht.
Das Kreisarchiv bildet auch die Auszubildenden zur/m
Verwaltungsfachangestellten im ersten Lehrjahr mit aus. Für
jeweils einen Monat arbeiten sie im Archiv und lernen dabei
grundlegende Abläufe und Arbeitsmittel in der Kreisverwaltung kennen. In den letzten Jahren haben sie die Erschlie- Auszubildende und Anwärter/innen
ßung von Sammlungsbeständen (Fotosammlung, Diasamm- besuchten das Schloß Ahrensburg,
200911
lung) in großem Umfang unterstützt.
Die Entwicklung des Kreisarchivs wird seit 2004 in Jahresberichten zusammengefasst, die
Ergebnisse und Zielerreichung aber auch Kosten und Aufwand transparent darstellen. Diese
Berichte werden im Schul-, Kultur- und Sportausschuss den Kreistagsmitgliedern vorgestellt.
11
Maximilian Weyers, Hadrian Christiansen, Vanessa Börgers, Marie Christine Schmidt, Sophie Stielau, Museumsleiterin Dr. Tatjana Ceynowa, Magdalena Meineke, Sabrina Böhlke, Karina Miller
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Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
Insgesamt hat sich das Kreisarchiv zu einer lebendigen Kultureinrichtung und zu einem
Dienstleistungsbetrieb entwickelt, der die kulturelle Vielfalt und Geschichte Stormarns nicht
nur widerspiegelt, sondern sie auch wissenschaftlich reflektiert. Für die gute Außendarstellung des Kreises kann so viel beigetragen werden und Presse, Wirtschaft, Politik, Vereine,
Heimatforschung etc. greifen gern bei ihrer Arbeit darauf zurück.
Kulturforen/Tagungen zur Geschichtsforschung und zum Archiv
Erstes Stormarner Kulturforum: „Das Landesarchivgesetz und die Folgen für die kommunalen
Archive“, 1994
Zweites Stormarner Kulturforum: „5 Tage im Mai. Kriegsende in Stormarn“ 1995
Fünftes Stormarner Kulturforum: „Zukunftsorientierte Archive. Moderne Dienstleistungsbetriebe – ihre Aufgaben, Probleme und Perspektiven“, 1998
Tagung: „Metropolregion, Stadtregion, urbane Peripherie“ (zusammen mit dem Hamburger
Arbeitskreis für Regionalgeschichte), 22. November 2008
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Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
4. Museen
Bereits am 12. Dezember 1913 beschloss der Kreistag, ein Kreismuseum in Bad Oldesloe zu errichten.
Es sollte „dazu dienen, kommenden Geschlechtern
Kunde davon zu geben, wie ihre Voreltern gelebt
haben und welcher Gerätschaften und Werkzeuge sie
sich im Hause und bei der Arbeit bedient haben“, so
publiziert im Kreisblatt für Stormarn, Wandsbek 02.
Januar 1914. Der Erste Weltkrieg, die Nachkriegszeit
und die Weltwirtschaftskrise ließen diesen BeTreffen der Stormarner Museumsleiter, 199412
schluss, der bis heute nicht umgesetzt wurde, in Vergessenheit geraten. Der Kreis Stormarn hat sich an den Investitionskosten für die Museumsgebäude in Hoisdorf, Reinfeld, Bad Oldesloe und Reinbek beteiligt, die Übernahme der Trägerschaft jeweils abgelehnt.
Neben vier heimatkundlichen Museen in Bad Oldesloe, Bargteheide, Hoisdorf und Reinfeld, die ehrenamtlich betreut werden, und dem Museum Schloß Ahrensburg gibt es eine
Reihe interessanter Spezialsammlungen: z.B. eine Privatsammlung zur Geschichte von Büromaschinen in Barsbüttel, zur Maschinen in Lütjensee, eine Präsentation des Naturschutzes durch den Verein Jordsand in Ahrensburg und die Mennokate und Menno-SimonsGedächtnisstätte in Bad Oldesloe. Außer der Sammlung naiver Malerei, die in Reinbek im
Museum Rade untergebracht ist, gibt es kein Museum, das der Kunst und dem Kunsthandwerk gewidmet ist. Auch die Archäologie Stormarns ist nur verteilt in kleinen Auswahlstücken in den Heimatmuseen z.B. in Bad Oldesloe und Bargteheide präsentiert. Einige Funde
von Alfred Rust z.B. vom Ahrensburger Tunneltal, aus der Rentierjägerzeit und der frühen
Steinzeit, inzwischen als „ Meiendorfer und Ahrensburger Stufe“ bekannt und im Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig ausgestellt, sind im Stormarnschen Dorfmuseum ausgestellt. Stormarns bedeutende Archäologie hat kreisweit keine ständige angemessene Präsentation gefunden.
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten leisten die ehrenamtlich geleiteten und mit geringem Etat
ausgestatteten Museen Beachtliches, einem Vergleich mit professionell geleiteten Museen
können sie aber nicht standhalten.
Schloß Ahrensburg, 1983
Der Kreis Stormarn war seit 1935 zusammen mit der
Kreissparkasse Stormarn, der Stadt Ahrensburg und dem
Land Schleswig-Holstein Eigentümer von Schloss Ahrensburg, die als Schlossverein Ahrensburg von 1955 bis
zum Jahre 2000 das Schlossmuseum Ahrensburg betrieben. Seitdem sind das Schloss und das Schlossmuseum
auf Initiative des Landes Schleswig-Holstein in eine eigenständige Stiftung umgewandelt worden. Seit einigen
Jahren wird es von einer wissenschaftlichen Fachkraft
geleitet. In den Räumen des Schlosses wird schleswigholsteinische Adelskultur aus dem 18. und 19. Jahrhundert am Beispiel der Familie Schimmelmann präsentiert.
Wegen seiner einmaligen Atmosphäre, der reizvollen
Umgebung und der wohnlichen Ausgestaltung besitzt das
Schlossmuseum eine große Anziehungskraft.
12
Dr. Klaus-Christoph Baumgarten, Claus Möller, Bodo Zunk, Kreiskulturreferent Dr. Johannes Spallek, Hartmut Koch, Bernd-Michael Kraske und Wilhelm Postl
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Im Dezember 1986 unternahm der Kreistag einen erneuten Vorstoß zur Gründung eines
Kreismuseums. Er beauftragte die Verwaltung, die Möglichkeiten zur Errichtung eines Geschichtsmuseums zu prüfen. Aus finanziellen Gründen empfahl der Schul- und Kulturausschuss 1991, dieses Projekt zunächst nicht weiterzuverfolgen.
Im Anschluss an die 2. Stormarner Kultur- und Geschichtstage wurde Frau Dr. Karin Gröwer beauftragt, die Stormarner Museumslandschaft zu beschreiben und Konzept für ein
Stormarner Kreismuseum zu entwickeln. Im März 2001 legte sie ihr Gutachten vor mit dem
Titel: Zukunftssicherung der Stormarner Museumslandschaft.
Zwei wesentliche notwendige Verbesserungen empfahl sie:
1. das Einrichten einer hauptamtlichen Koordinationsstelle, die die ehrenamtlichen Museen in Stormarn professionell berät und unterstützt sowie ein fachliches Netzwerk aufbaut.
2. den Aufbau eines Stormarner Kreismuseums mit der Zielsetzung eines regionalgeschichtlichen Museum nach dem Prinzip eines „Werkstattmuseums“. Dieses kann nach und
nach über einzelne themenorientierte Ausstellungen in Modulen aufgebaut werden, die
dann zur Dauerausstellung zusammenwachsen.
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5. Denkmalschutz und Denkmalpflege
Die Stormarner Denkmalliste umfasst rund 870
Objekte aus geschichtlicher Zeit (ohne Grenzsteine)
- Stand Juli 2010-, davon sind rund 230 in das
Denkmalbuch eingetragen. Unter Denkmalschutz
stehen nicht nur die beiden Renaissance-Schlösser
Ahrensburg und Reinbek sowie mehrere Kirchen,
sondern auch Zeugen der Gutswirtschaft (Herrenhäuser, Scheunen, Landarbeiterkaten), technische
Denkmale (Wind- und Wassermühlen, Wasserbehälter, Pflasterstraßen, Brücken), Meilen- und Grenz- Meilenstein an der B 75 bei Blumendorf, 1985
steine oder Park- und Gartenanlagen (z. B. die Parkanlage Jersbek als Rest des barocken Gartens), Ehrenmale, Reste mittelalterlicher Burgen und
zahlreiche vorgeschichtliche Hügelgräber. Zunehmend finden Bauten und Anlagen aus den
1930er bis hinein in die 1970er Jahre (u.a. die Berufliche Schule in Bad Oldesloe) das Interesse der Denkmalpflege.
Nach den Bestimmungen des Schleswig-Holsteinischen Denkmalschutzgesetzes geht der Kulturdenkmalbegriff nicht nur von einem „schönen, wertvollen Kunstwerk“ aus. Heute ist allgemein anerkannt, den Kulturdenkmalbegriff offen und breit zu fassen, also auch Profan- oder
Zweckbauten mit ihrem Zeugniswert für eine bestimmte Epoche einzubeziehen.13
Der Kreis ist als Untere Denkmalschutzbehörde, also im Auftrag des Landes, mit der Wahrnehmung der Aufgaben des Denkmalschutzes beauftragt. Die Einhaltung der Schutzbestimmungen für die Denkmale und deren Eintragung in das Denkmalbuch ist eine Pflichtaufgabe
und durch das Denkmalschutzgesetz geregelt.14 Wichtige Entscheidungen über Veränderungen an geschützten Denkmalen oder in deren unmittelbarer Umgebung werden in Abstimmung mit der Oberen Denkmalschutzbehörde des Landes getroffen, soweit die Aufgaben
nicht auf die unteren Denkmalschutzbehörden delegiert wurden.
Die Beratung der Denkmalseigentümer und der Gemeinden ist gesetzliche Pflichtaufgabe.
Zur Förderung der Denkmalpflege können im seltenen Einzelfall
Mittel durch das Landesamt für Denkmalpflege zur Verfügung stehen. Für die Erhaltung, Erneuerung und die funktionsgerechte Nutzung von Baudenkmalen und Bauensembles können neben den Mitteln der Denkmalförderung grundsätzlich auch Gelder aus anderen
Förderungs- oder Finanzierungsprogrammen verwendet werden.
Ebenso können die Eigentümer die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen.
Bau-, Kunst- und sonstige Denkmale sind anschauliche Zeugen der
Stormarner Regionalgeschichte. Beispielhaft zu nennen sind die das
Grabauer Gräberfeld, die Burg Ahrensfelde in Ahrensburg, der BisBraaker Mühle, 2005
marckturm in Reinbek, die Kopfsteinpflasterstraße der Kreisstraße 39
von Braak nach Meilsdorf, die Schlösser in Ahrensburg und Reinbek, der Marstall bei
Schloss Ahrensburg, der Jersbeker Barockgarten, das Herrenhaus in Nütschau und die Glinder, Grönwohlder und Trittauer Wassermühle sowie die Braaker Windmühle.
Die Übersicht zu den Denkmalen für jeden bei den Denkmalschutzbehörden einsehbar.
13
Siehe auch „Situation und Entwicklung des Denkmalschutzes“,
Drucksache 12/835 vom 25.5.90, Schleswig-Holsteinischer Landtag
14
Gesetz zum Schutze von Kulturdenkmalen i.d.F. vom 21.11.1996
(GVOBl. Schl.-H., S. 676)
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6. Kunst-Ausstellungen
Im Kreis Stormarn leben und arbeiten zahlreiche bildende Künstlerinnen und Künstler. Einige von ihnen
haben sich zu einer Initiative „Kunst für Stormarn“
zusammengeschlossen, mit dem Ziel, anspruchsvolle,
zeitgenössische Kunst verständlich und öffentlich zu
machen, Ansprechpartner zu sein und Werbung zu
betreiben für geeignete Ausstellungsräumlichkeiten im
Kreis.
Marstall, 2005
Ein anderes Konzept verfolgen die im „Kunstkreis Bargteheide“ zusammengeschlossenen
Künstlerinnen und Künstler, die im „Alten Stellwerk“ kleinere Ausstellungen zeigen. Ein weiterer Zusammenschluss von Kunstschaffenden aus mehreren Kunstsparten besteht in Reinbek,
die „Kunstgemeinschaft Sachsenwald“, die zugleich als Veranstalter des „MalerWeekends“, des Kunstmarktes und von Ausstellungen im Rathaus Reinbek und im Schloss
Reinbek auftritt.
Der „Kunstverein Glinde“ veranstaltet Ausstellungen im Glinder Gutshaus und im Bürgerhaus; u.a. die jährliche „FORM ART“, die Teilnehmer aus Europa anzieht.
Auch im Schloß Reinbek, das der Kreis Stormarn und die Stadt Reinbek als Kulturzentrum
gemeinsam unterhalten, finden Kunstausstellungen statt.
Nachdem mit maßgeblicher finanzieller Unterstützung der
Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein
es der Stadt Ahrensburg gelang, den denkmalgeschützten
Marstall beim Schloss umfangreich zu sanieren, nutzt der
„Förderverein Kulturzentrum Marstall e.V.“ die Gebäude für
ein vielfältiges Kunst- und Kulturprogramm. Seit 2001 präsentiert die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn hier regelmäßig Ausstellungen der Reihe „Zeitgenössische Kunst“. Hierzu
gibt sie auch stets einen begleitenden Katalog heraus.
Im Kulturzentrum Trittauer Wassermühle unterstützt die
Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn die Gemeinde Trittau,
ein attraktives Kulturzentrum zu führen. In dem denkmalgePlakat für Ausstellung „Ritter schützten, historischen Mühlengebäude, das 1701 erbaut wurJohnny“ von Jonathan Meese, 2006 de, findet ein kleines aber feines vielfältiges Programm statt
mit Dichterlesungen, wissenschaftlichen Vorträgen und Konzerten. Die Kunsthandwerker-Märkte an der Mühle sind weit über die Region bekannt und
finden stets einen großen Besucherzuspruch. In der Galerie der Mühle veranstalten die Gemeinde und die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn regelmäßig Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.
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Um und in der Mühle finden im Jahr zwei viel
besuchte Kunsthandwerkermärkte statt.
Die Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse
Holstein hat 1992 ein Jahresstipendium für
Künstlerinnen und Künstler aus den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg/Vorpommern in der Trittauer Wassermühle eingerichtet. Die Stipendiaten können
hier ein Jahr lang finanziell maßgeblich unterstützt mietfrei wohnen und sich ganz auf ihre
künstlerische Arbeit konzentrieren.
Trittauer Wassermühle, 2005
Zum Abschluss des Jahresstipendiums finden Präsentationen mit ausgewählten Arbeiten des
jeweiligen Stipendiaten statt. Neben der Trittauer Wassermühle hat die SparkassenKulturstiftung Stormarn ein modernes Atelierhaus errichtet, in dem ein Atelier dem Jahresstipendiaten zur Verfügung steht. Drei weitere werden an Künstlerinnen und Künstler aus der
Umgebung zu optimalen Konditionen vergeben. Im Foyer des Atelierhauses finden ebenfalls
Kunstpräsentationen statt.
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7. Büchereiwesen
Grundlage für die Förderung des öffentlichen Büchereiwesens
ist Art. 9 Abs. 2 der Landesverfassung, wonach „die Förderung
der Kultur und der Erwachsenenbildung, insbesondere des Büchereiwesens“ Aufgabe des Landes, der Gemeinden und der
Kreise ist. Die Standortgemeinden der öffentlichen Büchereien
im Kreis Stormarn sind dem Trägerverein „Büchereiverein
Schleswig-Holstein“ durch Vertrag angeschlossen.
Kreisfahrbücherei, 2009
Der Verein regelt die Literatur und Informationsversorgung, die sachgerechte Ausstattung, die
kontinuierliche Finanzierung und hält die Büchereizentrale mit qualifiziertem Personal vor.
Finanziert werden die Standortbüchereien nach vertraglichen Regelungen der jeweiligen Büchereiträger und dem Büchereiverein Schleswig-Holstein, dem vom Land Mittel zugewiesen
werden.
Folgende Standortbüchereien sind im Kreis Stormarn vorhanden:
Medienbestand/Entleihungen (2009)
Ahrensburg
ca. 46.000 / ca. 349.000
Bad Oldesloe
ca. 40.000 / ca. 316.000
Bargteheide
ca. 42.000 / ca. 150.000
Glinde
ca. 22.000 / ca. 83.000
Großhansdorf
ca. 19.000 / ca. 43.000
Oststeinbek
ca. 15.000 / ca. 12.000
Reinbek
ca. 46.000 / ca. 158.000
Reinfeld
ca. 9.000 / ca. 16.000
Trittau
ca. 13.000 / ca. 46.000
Der Kreis Stormarn hat 2006 seine Mitgliedschaft im Büchereiverein gekündigt mit der Konsequenz, dass die Städte und Gemeinden mit Standortbüchereien – insgesamt zehn – die Finanzierung tragen. Ab 2009 hat der Kreis wieder die Fahrbücherei für den Kreis Stormarn
(2009: ca. 23.000 Medieneinheiten, ca. 81.000 Entleihungen) mitfinanziert. Sie versorgt die
Bevölkerung im ländlichen Raum in einem festen Fahrplan mit Literatur. Wie auch die Gemeindebüchereien nimmt die Kreisfahrbücherei Bestellungen für besondere Buch- und Medienbestellungen an, die über die Büchereizentrale in Rendsburg erfüllt werden. Mit der Finanzierung der Fahrbücherei nimmt der Kreis Stormarn seine Ausgleichsfunktion wahr.
Über den Stand der Medien- und Informationsversorgung durch die Büchereien im Kreis
Stormarn informiert sich der Fachausschuss durch einen jährlichen Bericht der Büchereizentrale Schleswig-Holstein.
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8. Musik
Keine andere Kultursparte bietet in Stormarn ein
so breites Angebot an kreativer Freizeitgestaltung wie die Musik: Chöre unterschiedlicher
Ausrichtung, Gesangvereine, Spielmannszüge,
Orchester, Posaunenchöre, Feuerwehrkapellen,
Jugendorchester und Rock-, Pop- und Jazzbands
sowie andere freie Gruppen sorgen für eine
gruppenspezifische musikalische Betätigung,
Konzerte und Unterhaltung.
Band „Swinging Desaster“ der TheodorMommsen-Schule in Bad Oldesloe, 2009
Musische Foren an den Schulen und Schulorchester, die musikalische Erziehung an den
Volkshochschulen, zahlreiche Musikschulen auf privater Basis oder mit öffentlicher Förderung wie in Bad Oldesloe, Glinde und Reinbek bieten Instrumentalausbildung an. Veranstaltungen, wie die Oldesloer Klangstadt oder die Glinder Kulturtage bieten ein breites Angebot musikalischer Aufführungen.
Neben der Pflege der Geselligkeit stehen das gemeinsame Singen bzw. Musizieren und öffentliche
Auftritte im Vordergrund. Konzerte mit gemieteten
Symphonieorchestern, Gesangs- oder Instrumentalsolisten, die in den 1950er Jahren den Städten fester
Bestandteil des Kulturprogramms waren, werden nur
noch selten veranstaltet. Viele Chöre, einige von
ihnen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet, klagen heute über Nachwuchsmangel und
Maisingen vor dem Schloß Ahrensburg, 1992 rückläufige Mitgliederzahlen.
Im kommunalen Leben spielen Chöre, Gesangvereine und Laienorchester immer noch eine
wichtige Rolle. So ist zu erklären, dass die Stormarner Chortreffen, 1989, 1992 und 1997,
breite Zustimmung in der Öffentlichkeit erfuhren.
Aus dem Gymnasium Stormarnschule in Ahrensburg hervorgegangen sind das Jugendorchester Ahrensburg, das bemerkenswerte Leistungen auch auf überregionaler und internationaler Ebene vorweisen kann, und der Jugendkammerchor Ahrensburg, der musikalische
Spitzenqualität bietet. Übungs- und Aufführungsorte der Pop- Rock- oder Punkmusik sind
häufig die kommunalen und selbstverwaltete Jugendzentren. Der 2010 vom Kreisjugendring
Stormarn, dem Hamburger Abendblatt, unterstützt von der Sparkasse Holstein und den Stiftungen der Sparkasse Holstein veranstaltete Musicstorm-Contest hat die lebendige und vielfältige Szene verstärkt öffentlich präsentiert. Eine besondere Stellung nimmt die Kirchenmusik in Stormarn ein, die in den letzten Jahren an mehreren Orten eine Renaissance erfuhr und
durch ihre Konzerte über die Kreisgrenzen hinaus bekannt ist.
Das Schleswig-Holstein Musikfestival macht seit der Gründung jährlich Station im Schloß
Reinbek oder ab und zu in anderen Orten z.B. Bad Oldesloe, Bargteheide und Ahrensburg.
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9. Theater
Theater mit einer festen Spielzeiten gibt es in Stormarn
wegen der hohen finanziellen Belastung und des nahen
Großstadtangebots von Hamburg und Lübeck nicht.
Dorfgemeinschaftshäuser, Foren und Aulen der Schulen
dienen als Bühne für Gastspiele. Eigenständige Spielstätten mit einem vielseitigen Kulturprogramm sind z. B. das
„Sachsenwaldforum“ der Stadt Reinbek und das private „Kleine Theater“ in Bargteheide; der Festsaal der
Alfred-Rust-Schule in Ahrensburg ist Bühne für Tourneetheater und Niederdeutsches Theater. Theater- und
Konzertvereine, Kulturringe und Kulturkreise - oder die
Gemeinden selbst - bieten Theater- und KonzertProgramme an oder organisieren Fahrten zu den Veranstaltungshäusern in Hamburg und Lübeck. Steigende
Kosten für Tourneetheater und rückläufige Besucherzahlen stellen Organisatoren vor Ort häufig vor größere
Probleme, innerhalb eines angemessenen finanziellen
Rahmens ein attraktives Angebot vorzuhalten.
Kulturkreis Ammersbek zeigt Theaterstück "Hexenjagd" von Arthur Miller15
Laientheater
An vielen Orten in Stormarn gibt es Laientheatergruppen. Viele Menschen erkennen für
sich den Spaß an eigener kreativer Tätigkeit. Laientheatergruppen in Kulturkreisen wie in
Ammersbek oder in Oststeinbek, Verschönerungsvereinen oder bei der Landjugend finden
ihren Zulauf. Ihre Aufführungen werden wegen ihres persönlichen oder kommunalen Bezuges
stets von einem begeisterten Publikum aufgenommen. Dies gilt auch für die Kindertheateraufführung in der Vorweihnachtszeit, wie das der Oldesloer Bühne oder des Kleinen Theaters in
Bargteheide.
Die Initiative „Bad Oldesloe macht Theater“ hat als open air Veranstaltung Oldesloer Stadtgeschichte mit breitem Publikumszuspruch auf die Bühne gebracht. Gruppenspezifisch arbeitet das Therapietheater Reinfeld.
Hervorragend sind auch die Bemühungen der Niederdeutschen Bühne Ahrensburg - Stormarner Speeldeel e. V., die die niederdeutsche Sprache lebendig erhalten. Die Niederdeutsche Bühne hat sich weit über den Rahmen eines Laientheaters hinaus entwickelt und ist auch
außerhalb Stormarns bekannt. Auch an den Stormarner Schulen treffen sich unter Anleitung
von engagierten Theaterpädagogen Arbeitsgruppen zum Schultheater. Hier werden die Kinder und Jugendlichen schon früh an eigene kreative darstellende Kunst herangeführt.
15
John Proctor (Frank Friedrichs) wird von Pastor John Hale (Ole Dettmann) auf seine Bibelfestigkeit geprüft
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10. Neue Medien
Der Kreisjugendring Stormarn e.V. vermittelt mit
verschiedenen Angeboten oder Projekten Kenntnisse
und Erfahrungen von Medienkompetenzen bei den neuesten Techniken des Filmens, Fotografierens und des
Umganges mit dem Internet.
Das weltweite Internet hat auch in Stormarn in den
letzten 10 Jahren Einzug gehalten und steht als Angebot
fast flächendeckend für alle Haushalte sowie kulturellen
Anbietern zu Information und Kommunikation zur Ver- Reporter Kap-Ju Lee aus Südkorea interviewt Heidi Schwabe aus Großhansdorf
fügung.
Dessen Bedeutung für die kulturelle Rezeption und das traditionelle kulturelle Leben ist gegenwärtig kaum abzuschätzen und wird voraussichtlich zukünftig mit weiterer technischer
Fortentwicklung eine immer stärkere nahezu unverzichtbare Rolle spielen.
Für europäische oder internationale Partnerschaften auf kommunaler oder Vereinsebene
dürfte es die Arbeit zukünftig wesentlich erleichtern.
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11.
Fort- und Weiterbildung
Eine wesentliche Säule der Fortbildung sind die Volkshochschulen.
Volkshochschulen sind öffentliche Einrichtungen der Weiterbildung, im Kreis Stormarn zumeist in kommunaler Trägerschaft, verankert in der Landesverfassung, die allen Bürgern die Chance bieten, zu sozialverträglichen, Teilkosten deckenden Gebühren lebenslang zu lernen, um die Herausforderungen des gesellschaftlichen
und technologischen Wandels, aber auch der persönlichen Lebensphasen zu meistern. Die Volkshochschulen handeln im öffentlichen
Auftrag, frei von parteipolitischen, religiösen, ideologischen und
kommerziellen Interessen. Sie vernetzen sich zunehmend mit anderen Trägern zu kommunalen Bildungslandschaften und gewährleisten auch auf diese Weise ein breitgefächertes Angebot allgemeiner, Programm der Volkshochpolitischer, beruflicher, gesundheitlicher und kultureller
schule Ahrensburg, 2008
Weiterbildung für alle Altersklassen, Schichten und Milieus. Das offene Programm fächert
sich in die sechs Programmbereiche „Gesellschaft und Leben“, „Beruf und Karriere“, „Sprachen und Verständigung“, „Gesundheit und Fitness“, „Kultur und Gestalten“ sowie „Spezial“.
Die Vielfalt der Volkshochschule spiegelt sich auch in den Typen und Zeitfenstern der Veranstaltungen: Kurse zu allen Tageszeiten und am Wochenende, Wochenkurse auch mit Anerkennung als „Bildungsurlaub“, zielführende Kurse (Schulabschluss, Zertifikate), Workshops,
Vorträge, Gesprächskreise, Lesungen, Aufführungen, Filmabende, Konzerte, Ausstellungen,
Studienfahrten und Studienreisen. Das überwiegende Angebot versteht sich als sozialintegrativ und bietet so die Chance, alle Milieus und Generationen zu Lerngruppen zusammen zu
führen; ein Teil des Angebots richtet sich zielgenau an Heranwachsende (Junge VHS), Frauen, Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderte. Neben offenen Angeboten führen Volkshochschulen auch Kurse im Auftrag von Verwaltungen, Firmen und Vereinen zu anderen Preiskonditionen durch.
Im Kreis Stormarn existieren elf Volkshochschulen: in den Mittelstädten Ahrensburg, Bad
Oldesloe und Reinbek sowie in Bargteheide, Barsbüttel, Glinde, Großhansdorf, Oststeinbek,
Reinfeld, Tangstedt, Trittau. Aktuell bieten sie von den elf Kreisen des Landes SchleswigHolstein das zweitstärkste Weiterbildungsprogramm („Weiterbildungsdichte“).
Im Jahr 2009 wurden im Kern 3.209 Kurse mit 64.193 Unterrichtsstunden und 36.401 Belegungen durchgeführt; die Rangfolge:
Platz 1:
Platz 2:
Platz 3:
Platz 4:
Platz 5:
Platz 6:
Sprachen (20 Sprachen):
Gesundheit:
Kultur und Gestalten:
Beruf:
Politik, Gesellschaft:
Grundbildung:
23.122 Unterrichtsstunden
19.080 Unterrichtsstunden
11.094 Unterrichtsstunden
7.517 Unterrichtsstunden
2.504 Unterrichtsstunden
876 Unterrichtsstunden
Ergänzend zum offenen Kursprogramm für Erwachsene wurden durchgeführt:
277 Kurse für Kinder bis 15 Jahren mit 2.265 Belegungen
257 Einzelveranstaltungen mit
7.622 Besuchern
27 Studienfahrten mit
627 Teilnehmern
Kulturelle Weiterbildung im engeren Sinne bieten die Veranstaltungen des Programmbereichs
„Kultur und Gestalten“. In den theoretischen Kursen wird durch Vortrag und Diskurs ein vertieftes Verständnis für Literatur, Kunst und Musik erarbeitet. In den praktischen Kursen werSeite 23 von 29
Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
den künstlerische und kunsthandwerkliche Fähigkeiten entwickelt: Malen, Zeichnen, Theaterspielen, Töpfern, Werken, Goldschmieden, Textiles Gestalten, Tanzen, Fotografieren und
Filmen (u.a.) stehen auf dem Programm. Im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses regen die Kurse zur kreativen Entfaltung an und gleichen die oft einseitigen Belastungen
der Berufs- und Alltagsroutine aus. Ganz besonders im Übergang von der Berufs- zur Rentenphase erschließen die Kurse für viele Teilnehmer neue, sinnvolle Tätigkeiten in einer sozialen Gruppe. In diesem Sinne wirkt auch die Ensemblearbeit in den Orchestern, Theatergruppen, Fotogruppen und anderen Formationen der Volkshochschule.
Gemeinnütziger Verein Volkshochschulen im Kreis Stormarn e.V.
Zur Wahrnehmung übergreifender Aufgaben haben sich die elf Stormarner Volkshochschulen
zum gemeinnützigen Verein „Volkshochschulen im Kreis Stormarn e.V.“ zusammengeschlossen. Schwerpunkte der Arbeit sind:





Koordination der Weiterbildungsangebote im Kreis
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für kreisrelevante Veranstaltungen
Homepage www.vhs-stormarn.de
Kursleiterfortbildungen
eigene Veranstaltungsreihen mit wechselnden Standorten
Weitere Bildungseinrichtungen
Darüber hinaus gibt es weitere Einrichtungen und Angebote der beruflichen und allgemeinen
Weiterbildung, wie die Jugendaufbauwerke, die örtlichen Sektionen der Universitätsgesellschaft Schleswig-Holstein, den Verein Jordsand, das Reservat Himmelhorst, den Kreisjugendring, das Haus am Schüberg und das Haus Sankt Ansgar in Nütschau.
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12. Die Kulturstiftung Stormarn der Sparkasse Holstein
Am 31. Dezember 1983 gründete die damalige Kreissparkasse Stormarn die
Kulturstiftung Stormarn, eine gemeinnützige, rechtsfähige Stiftung des privaten
Rechtes. Aus kleinen bescheidenen Anfängen mit einem Gründungskapital von rd. 100.000
DM entwickelte sie sich dank der großzügigen Unterstützung der Stifterin ständig weiter.
Heute zählt sie zu den größten Sponsoren der
Kultur im Kreis Stormarn. Die Stiftung fördert
die Kultur in einem breiten Spektrum. Hauptzwecke sind die Förderung der Kunst und
Kultur, der Heimatkunde und Heimatpflege
sowie des Naturschutzes. Die Förderung der
historischen Forschung ist an anderer Stelle
der Kulturpolitischen Leitlinien bereits erwähnt.
Auch im Bereich der Denkmalpflege war die
Stiftung sehr aktiv. Sie rettete in einer beispielhaften Aktion die gotischen Deckengemälde der
Kirche in Zarpen.
Chor mit gotischer Deckenbemalung in
der Zarpener Kirche, ca. 1990
Mit Gutachten förderte sie die Restaurierung des Herrenhauses Blumendorf und des Herrenhauses Nütschau. Ebenfalls förderte sie ein Gutachten für das inzwischen bedauerlicher Weise
abgebrochene historische Torhaus Tangstedt. Zur Rettung des historischen Marstalls bei
Schloss Ahrensburg legte sie den finanziellen Grundstock, der der Stadt Ahrensburg maßgeblich half, die heruntergekommene Gebäude Stallhalle und Reithalle zu erhalten und zu einem
modernen Kulturzentrum auszubauen.
Die vom Verfall bedrohte Röper-Kate in Grönwohld wurde durch
maßgebliche Hilfe der Kulturstiftung vor dem Verfall und Abriss
gerettet. Eine Armenkate aus Dahmsdorf bei Zarpen wurde mit
Unterstützung der Stiftung in das schleswig-holsteinische Freilichtmuseum nach Molfsee bei Kiel transportiert und dort wieder
errichtet.
Darüber hinaus wurden zahlreiche historische Forschungsarbeiten
von der Sparkassen-Kulturstiftung finanziell gefördert. Zusätzlich
hat sie eigene Projekte initiiert.
s. Abschnitt „Regionalgeschichte“
Umschlag des Stormarner
Hefts 21, 1998
Einen weiteren Schwerpunkt der Stiftungsarbeit stellt die Förderung von Künstlerinnen
und Künstler bzw. der zeitgenössischen Kunst dar. Auch hier kann die Stiftung auf eine
beachtliche Bilanz zurückblicken. Sie selbst hat über 75 Ausstellungen an verschiedenen Orten im Kreis Stormarn veranstaltet. Mindestens 150 Künstlerpersönlichkeiten wurden so direkt gefördert. Wie erwähnt, veranstaltet die Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Trittau in der Galerie der Trittauer Wassermühle ein regelmäßiges Ausstellungsprogramm. Seit dem Jahr 2000 veranstaltet die Kulturstiftung in der Stallhalle vom Marstall bei
Schloss Ahrensburg jährlich vier Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst. Eine beeindruSeite 25 von 29
Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
ckende Bilanz zog die Kulturstiftung mit dem Projekt „Kennfaden Kunst“, einer Präsentation
im Jahre 2009, die an verschiedenen Orten im Kreis Stormarn gezeigt wurde.
Einen weiteren kulturellen Akzent setzt die Kulturstiftung mit dem Jahresstipendium für
bildende Künstlerinnen und Künstler in der Trittauer Wassermühle. Seit Renovierung des
denkmalgeschützten Gebäudes wurden hier bisher 18 junge Künstler auf großzügige Weise
gefördert.
Im Juli 2006 eröffnete die Kulturstiftung das von ihr neu erbaute Atelierhaus bei der Trittauer Wassermühle, das eine
über 100 Jahre alte verfallene Scheune ersetzte. Das Haus
beherbergt vier Ateliers sowie ein Foyer, das für Ausstellungen genutzt wird, und einen Lagerraum.
Eröffnung des Atelierhauses, 2006
Ein weiterer Schwerpunkt der Förderarbeit der Kulturstiftung
der Sparkasse liegt im Bereich des Naturschutzes. Herausragendes Projekt ist hier das „Naturerlebniszentrum Grabau“,
das die Stiftung im Mai 2009 eröffnen konnte. Sie ließ u.a.
einen Waldlehr- und Erlebnispfad, Spielplätze und Seminargebäude errichten. Unter Anleitung pädagogisch geschulter
Försterinnen und Förster können hier Stormarner Kinder aus
den Kindergärten und Grundschulen die Natur erleben und
Grundgedanken des Naturschutzes erfahren.
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Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
KULTURPOLITISCHE LEITLINIEN
Die Kommunen nehmen ihre Verantwortung für die Kultur und Kunst im Rahmen der verfassungsgemäßen Daseinsfürsorge wahr. Kommunale Selbstverwaltung bestimmt eigenverantwortlich, wie und in welchem Umfang Kultur und Kunst ihr kommunales Leben prägen.
Der Kreis Stormarn fördert mit dem Leitgedanken, ein vielfältiges kulturelles Leben in Stormarn zu ermöglichen, nach Maßgabe und Möglichkeiten des Haushalts und der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel die Kulturarbeit im Kreis Stormarn. Sofern keine ausreichenden Mittel zur Verfügung stehen, ist die Finanzierung abhängig von der Bereitschaft Dritter.
1. Regionalgeschichte
Vorrangig ist es anzustreben, das Stormarn-Lexikon zu aktualisieren und eine Internetbearbeitung und Publikation, d.h. Aufbau und Zugriff, auf ihre inhaltlichen und technischen Möglichkeiten abzuklären.
Die „Stormarner Hefte“ sollen unter der redaktionellen Leitung der Kreiskulturreferentin /
des Kreiskulturreferenten erscheinen. Mit Studien zu verschiedenen Schwerpunktthemen sollen sie zur Information der Bevölkerung über kulturhistorische, kulturelle, geschichtliche,
naturkundliche und sonstige Besonderheiten im Kreis beitragen.
Zur weiteren Erforschung und Vermittlung der Stormarner Geschichte sollen Projekte oder
Studien u.a. vom Kreisarchiv Stormarn initiiert werden. Zu Lehrstühlen an den Universitäten
in Kiel und Hamburg soll der Kontakt gesucht und verstetigt und Magisterarbeiten und Dissertationen zu ausgesuchten Themen angeregt werden.
Die Möglichkeit der Vergabe von Stipendien für Studien oder Promotionen ist zu prüfen.
2. Kreisarchiv
Das Kreisarchiv setzt Bestandsbildung und Erschließung der Verwaltungsunterlagen fort.
Der Kontakt zu den Behörden und die Dienstleistungsqualität sind weiter auszubauen.
Aufgrund des enormen Rückstaus der Erschließung in die Archivdatenbank aber auch durch
steigende Anfragen konnten bislang nur etwa 5 % der vorhandenen Unterlagen verzeichnet
und verpackt werden.
Die Erschließung der Sammlungsbestände, zu denen auch die sehr stark genutzten Fotos gehören, konnte bislang nur in geringem Umfang erfolgen. Hier ist eine Personalverstärkung
unbedingt erforderlich.
Mittelfristiges Ziel sollte die Erschließung und Onlinestellung möglichst vieler Findmittel
sein. Langfristig ist anzustreben, im Internet ein Stormarner Informationsportal aufzubauen,
das wichtige Daten aus den Verwaltungsunterlagen mit denen aus privaten Sammlungen anreichert. Dabei sollte die Verknüpfung mit anderen Stormarner Informations- und Bildungsangeboten berücksichtigt werden (z.B. Bibliothekskataloge).16
Das Kreisarchiv soll Vereine, Verbände, Firmen, Parteien, Stiftungen sowie Privatpersonen
und private Institutionen, die selbst keine Archive vorhalten, dazu anregen, historisch wertvolle Dokumente an ein öffentliches Archiv abzugeben.
16
Plattformen im Internet können nur mit standardisierten Austauschformaten aufgebaut werden, um eine effektive Datenbankabfrage zu ermöglichen. Hierfür wiederum müssen die Daten von qualifiziertem Personal erfasst
werden.
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Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
Um das Bewusstsein für die Geschichte Stormarns zu fördern, sollen geeignete Veranstaltungen wie Vortragsreihen oder Ausstellungen angeboten werden. Auch Projekte mit neuen Medien wie dem Internet sollen initiiert werden.
Das Kreisarchiv veranstaltet jährlich zur Fortbildung, Vernetzung und zum Gedankenaustausch für Stadt-, Amts- und Gemeindearchive die Tagung der Stormarner Archivarinnen und
Archivare.
3. Denkmalpflege
Über die geschützten Denkmale und die Förderung der Denkmalpflege durch den Kreis soll
die Öffentlichkeit in geeigneter Weise informiert werden.
4. Ausstellungen
Für Kunstausstellungen verfügt der Kreis über wenig geeignete Räumlichkeiten. Er ist deshalb auf die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen und der Sparkassen-Kulturstiftung
Stormarn angewiesen.
Das Schloss Reinbek, das die Stadt und der Kreis im gemeinsamen Eigentum unterhalten,
soll verstärkt in die Planung einbezogen werden.
Die Trittauer Wassermühle, das Foyer zum Atelierhaus bei der Trittauer Wassermühle
sowie der Marstall bei Schloss Ahrensburg haben sich als Veranstaltungsorte etabliert. Der
Kreis ist daran interessiert, dass diese Kulturzentren ausgewiesene eigene Profile als Veranstaltungsorte weiter entwickeln bzw. pflegen.
Wünschenswert ist es, eine „Stormarn-Galerie“ aufzubauen, die durch Ausstellungsprogramm und eigene Sammlung als ein selbstständiger Raum ein eigenes Profil entwickelt und
für die Bildende Kunst als Sammlungszentrum und Präsentationsraum dient.
5. Stormarner Kulturtage
Der Kreis veranstaltet Stormarner Kulturtage in einem Rhythmus von ca. drei bis vier Jahren mit einem wechselnden Themenschwerpunkt, um Kultur aus allen Bereichen vorzustellen
und das Verständnis zu vermitteln und zu vertiefen. Vorbilder sind die Veranstaltungen im
Rahmen des 125-jährigen Jubiläums des Kreises im Jahre 1992 und die „Stormarner Kulturund Geschichtsjahre“ im Jahr 1996 und 1999. Das Konzept für die inhaltliche, finanzielle und
organisatorische Ausgestaltung wird auf Vorschlag der Kreiskulturreferentin / des Kreiskulturreferenten vom Schul-, Kultur- und Sportausschuss beschlossen.
6. Förderung der Literatur
In Zusammenarbeit mit Verlagen, Büchereien und dem Buchhandel soll das Konzept geprüft
werden, ob Literaturtage veranstaltet werden. Denkbare Schwerpunkte sind Dichterlesungen, Workshops für die Nachwuchsförderung und Diskussionen über das Verhältnis von Gesellschaft, Politik und Literatur. Hierfür könnte das Schloß Reinbek als Zentrum und Kristallisationspunkt eine führende Rolle entwickeln.
Die gezielte Förderung von Schriftstellerinnen und Schriftstellern durch geeignete Projekte
wird der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn als förderungswürdiges Projekt anempfohlen.
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Kulturpolitische Leitlinien für den Kreis Stormarn
7. Stormarner Kulturforum
Der Kreis Stormarn veranstaltet möglichst jährlich ein Stormarner Kulturforum zu kulturpolitisch relevanten Themen. Ziel ist es, die Kulturpolitik in den Mittelpunkt der öffentlichen
Diskussion zu rücken, brisante Themen aufzugreifen sowie Kulturschaffende und Kreispolitiker zu Diskussionsrunden zusammenzuführen, um das gegenseitige Verständnis zu fördern
und für die beiderseitige Tätigkeit Anregungen zu geben.
8. Büchereiwesen
Die Fahrbücherei, die für das kulturelle Angebot im ländlichen Raum von größter Bedeutung ist, wird im bisherigen Rahmen und im festgelegten Modus weiter gefördert.
9. Weiterbildung
Um den Bildungsauftrag der Volkshochschulen in den Gemeinden sicherzustellen, stellt der
Kreis seine Einrichtungen und Haushaltsmittel zur Verfügung, soweit die Haushaltsberatungen sie ergeben.
10. Förderung der Musik
Musik-Projekte von überörtlicher Bedeutung werden auf Einzelantrag durch den Kreis geprüft.
11. Kreismuseum
Ein Konzept für ein historisches Regionalmuseum, das der Vernetzung der bestehenden
musealen Einrichtungen dient und als Kooperationsstelle fachkundig berät, ist zu entwickeln.
Der Aufbau des Kreismuseums ist in einzelnen Modulen schrittweise zu planen. Vorzugsweise sind folgende Themenschwerpunkte zu berücksichtigen: Stormarn und die Metropolregion
Hamburg (Stadt-Landbeziehung am Beispiel Stormarn-Hamburg), Mobilität und Verkehrsgeschichte, Krieg und Frieden, Energie aus Wind und Wasser (Mühlen und andere Formen der
Energienutzung und -gewinnung).
12. Vernetzte Kulturarbeit
Die kommunale Kulturarbeit in den Gemeinden, Ämtern und Städten sowie auf Kreis- und
Landesebene ist bisher nicht ausreichend vernetzt. Für die im Kulturbereich Tätigen sollte die
Möglichkeit zum Informationsaustausch geschaffen werden mit dem Ziel, den professionellen
Gedankenaustausch zu führen und projektbezogene oder strukturelle Zusammenarbeit zu planen, um potentielle Synergien zu erschließen.
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